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S E G E LT Ö R N I B R I T I S H V I R G I N I S L A N D S
Wo ist Shirley?
Glücklicherweise verfügt das Team Reisemagazin über
einen hochseetauglichen Redakteur, der auch nach
mehreren Rum Punch nicht schlappmacht. Das ist bei
einer Segelregatta auf den British Virgin Islands ein
großer strategischer Vorteil!
TEXT UND FOTOS HOMOLKA
Smugglers Cove auf Tortola – der Strand,
an dem sich Mattie’s Bar befindet; die Kleine
ist aber nicht vom Rum Punch gedopt.
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B R I T I S H V I R G I N I S L A N D S I S E G E LT Ö R N
6 Uhr früh: Morgenspaziergang
am Strand vor dem Long Bay
Beach Vacation Club
Laissez-faire! Die Fahrt zum Long Bay Resort, wo ich nächtigen
darf, solange unser Boot noch nicht bereit ist, macht mich mit der
Topografie der Insel vertraut – und mit dem Fahrstil seiner Bewohner. Angeblich verlaufen die Straßen entlang alter Maultierpfade. Die armen Viecherln müssen ziemlich ins Schnaufen geraten sein, so gebirgig wie Tortola, die Hauptinsel, ist.
Da hat es Vance mit seinem V8-Chevy-Kleinbus schon leichter. Sein Atem reicht aus, um uns, während wir in finsterer Nacht
die Küstenstraße entlangcruisen, mit den wichtigsten Schulen,
Kirchen und Krankenhäusern vertraut zu machen. Der dröhnende Calypso aus dem Autoradio trägt zwar nicht zum besseren
Verständnis bei, ergibt aber den perfekten Soundtrack.
Federbomber im Sturzflug
Apropos Sound. Die Beachfront-Cabañas des Long Bay Beach
Vacation Club stehen auf Stelzen direkt am Traumstrand. Nur
Amis nutzen die Klimaanlage, ich bevorzuge den steten Luftzug
und das beruhigende Rauschen des Ozeans – paradiesisch! Für
mich. Nicht jedoch für meine Nachbarn, ein deutsches Filmteam,
die haben alles dichtgemacht: „Mann, kann ich gar nich ab, dieses Getöse“, mault der Regisseur in der Früh. Auf das morgendliche Bad am einsamen Strand verzichtet er auch, dabei ist es
ganz friedlich, abgesehen von den Pelikanen, die ihr Frühstück aus
großer Höhe im klaren Wasser erspähen und blitzartig im Sturzflug darauf niederstoßen. Haben hoffentlich gute Augen, denke
ich, 20 Kilo Geflügel, die knapp neben mir ins Wasser donnern,
würden mich sonst schon ein bisserl beunruhigen.
I
ch weiß ja nicht, ob Sie gerne segeln – ich tu’s jedenfalls.
Schein hab ich keinen, aber irgendwer findet sich immer, der
versucht, eine Crew zusammenzustellen, um ein Schiff zu
mieten. Klappt aber nicht immer, oft ist das Revier nicht familientauglich, und wenn dann endlich eine Mannschaft gefunden ist,
kann das Wetter schon herbstlich frisch werden. Da kommt die
Einladung eines alten Segelfreundes, an der BVI-Spring-Regatta
teilzunehmen, wie gerufen. Jörg Mössnang, Skipper und vielfacher
Meister, sucht eine Crew, um seinen schon dreimal errungenen
Sieg bei dieser Regatta zu verteidigen. BVI steht übrigens für British Virgin Islands, eine Handvoll Inseln in den Windwards –
nicht gerade das hässlichste Eck der Welt. Das große B macht den
feinen Unterschied, denn es gibt auch noch Virgin Islands mit US
vorne dran, aber die sind nicht mehr jungfräulich.
Doch auch auf den BVI hat der große Bruder seine Spuren hinterlassen. Landeswährung ist vorteilhafterweise der Dollar, beim
derzeitigen Kurs kein Schaden. Dafür benutzt man auf allen Jungfraueninseln beim Verkehr die linke Fahrbahn, aber keine rechtsgelenkten Kraftfahrzeuge. Das hat Vorteile, wenn man zum Beispiel am Straßenrand einen Bekannten erspäht, für ein Plauscherl
haben die Menschen hier immer gern Zeit. Überhaupt: Zeit! Sollte man haben und sich lassen. Bereits bei der Anreise lernt man,
was unter Caribbean Style zu verstehen ist. Man erreicht dieses
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Zeit! Sollte man hier
haben und sich lassen.
In der Karibik kennt
man keine Hektik.
kleine Paradies nur durch eine Art Fegefeuer. Der Flug im angeblich kooniglichen KLM-Jumbo in Gesellschaft von Bierdosen verschlingenden, in bunte Team-Hemden gewandeten und artig coiffierten Segelcrews schlägt sich mir ein wenig auf den Magen,
vielleicht war’s aber auch nur die eingeschweißte Bordverpflegung. Zielflughafen ist Sint Maarten. Man könnte auch mit Air
France fliegen, dann landet man auf Saint-Martin, klingt ein bisserl distinguierter, ist aber die gleiche Insel. Meist treffen die Flugzeuge gleichzeitig ein, dazu noch eine Maschine der American
Airlines, macht ca. 1200 Passagiere auf einmal. Ergibt ein kleines
Chaos, aber der Anschlussflug, der unerreichbar scheint, verkehrt
ohnehin schon nach Carribean Time. No problaim, mistaa!
Schon gar nicht auf den BVI. Der Beef Island International Airport ist überschaubar, hier landen ausschließlich kleine Inselhüpfer und Private Jets. Also doch keine Rede von Kuhdorf, auch
wenn sich das Wortspiel andient. Dafür endlich karibisch relaxtes
Wenn Pelikane fischen,
muss man als Badender
auf ihre Zielsicherheit
vertrauen.
Mein Frühstück fällt flach, Teambesprechung und Einkleidung
stehen an. Jörg kommt direkt vom Flughafen (by the way: Bei der
Anreise über Puerto Rico bekommt man es mit den US-Einreisebehörden zu tun!) nach Smugglers Cove, zwar unausgeschlafen,
aber an Matty’s Bar erholt er sich schnell mit ein, zwei Rumpunch, einem der Hauptnahrungsmittel hier auf den Virgins.
Matty hat die Bar von seinem Opa Bob Denniston geerbt. Der
hatte 1968, aus Iowa kommend, hier sein persönliches Paradies
gefunden und ein kleines Hotel erstanden. Nach dem zweiten
Hurricane hatte es allerdings, wie er formulierte, ein „durchgehendes Schiebedach“ und Bob keine Lust mehr, es wieder neu zu
decken. Also begnügte er sich mit einer kleinen Bar, die heute
noch steht, gründete die erste Kurzwellenradiostation der BVI
und restaurierte an seinem Mercedes-Oldtimer herum.
Der ist dann 2002 tatsächlich wieder angesprungen, Bob ist
nach Hause gefahren, hat sich hingelegt, und, na ja, am nächsten
Morgen war Matty Eigentümer der Smugglers Cove Bar. Und
nun erzählt er im Schatten der Palmen die Geschichte von jenem
völlig verrosteten Lincoln Cabrio, das hinterm Haus vor sich hin
rostet und langsam vom Dschungel verschlungen wird: P
Dieses Lincoln Cabrio hat definitiv schon
bessere Tage gesehen. Die Queen würde
jedenfalls höchstwahrscheinlich nicht
noch einmal einsteigen.
Sehr coole Duschkabine am Bootssteg
in Leverick Bay
P
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Kapitän Jörg Mössnang kurz nach
dem Manöverschluck
1976 war es das schönste Cabrio auf der Insel, und so durfte die
Queen anlässlich ihres Besuchs zum Thronjubiläum daraus ihren
Untertanen zuwinken. Sieht man ihm heute gar nicht mehr an.
Wir dürfen nicht winken, jedenfalls nicht in die Kamera, die
uns fürs deutsche Fernsehen filmt, wie wir „ganz natürlich“ unsere Taktik besprechen und unsere Team-Shirts ausfassen. Von
nun an darf ich als Segelprofi auftreten – und jeder kann mich unschwer als Mitglied des „Team Germany“ identifizieren. Ein kleines Opfer für ein großes Segelerlebnis.
Mein Leben als Putzerfisch
Fehlt nur noch ein Schiff! Und das sollen wir nun in der Marina
in Road Town übernehmen. Uns wird ein Boot von einem großen
Charterunternehmen zur Verfügung gestellt, wie auch allen anderen Teams, die vom BVI Tourist Board eingeladen wurden.
Darunter befindet sich auch eine Mannschaft von den Inseln, die
nutzen ihren Heimvorteil gleich weidlich aus und organisieren
sich ihren Kahn woanders. Und dann ist da noch das Team Great
Britain. Deren Skipperin hat es dem Vernehmen nach satt, dauernd gegen Jörg Mössnang zu verlieren. Immerhin hat Shirley
Robertson als zweimalige Olympia-Goldmedaillengewinnerin einen Ruf zu verteidigen. Ihre Erfolge basieren wohl nicht zuletzt
auch auf gründlicher Planung: Sie war schon vor Tagen hier und
hat sich die Rosine aus der Flotte gepickt; dann sind wohl einige
zahlende Gäste gekommen, und so müssen wir mit der einzigen
Beneteau 473 vorliebnehmen, die noch am Steg hängt. Jörg ruft
nach einem Bootsjungen, um sich zu vergewissern, dass das Un-
Teilnehmer der Spring Regatta am
Start vor Nanny Cay (Tortola);
hier fahren die Millionäre (teure Segel),
wir starteten in der Touristenklasse
(treue Seepocken).
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Es ist dem Speed nicht
zuträglich, wenn sich
Flora und Fauna an den
Rumpf klammert.
terwasserschiff auch schön glatt ist, der Boy leuchtet mit seiner
Maglite brav ein Stückerl Bug an, schaut okay aus. Jetzt noch Proviant bunkern, und morgen Früh kann’s losgehen.
Oder auch nicht. Die Organisatoren haben einen TV-Termin
mit Jean-Michel Cousteau vereinbart, Sohn des legendären Jacques-Yves, und ich steh in der Früh mit ihm im lokalen Divestore
und fasse meine Ausrüstung aus. Toll – tauchen mit Cousteau!
Im kristallklaren Wasser der Karibik Koffer-, Kugel- und anderen
Fischerln zuschauen, das wär wahrlich ein Genuss. Wäre? Nun,
Jörg ist bei Tageslicht den Schlawinern auf die Schliche gekommen, die nur das kleine Fleckerl feinsäuberlich geputzt haben,
welches wir gestern im Schein der Taschenlampe betrachten
konnten – der Rest unseres Rumpfes ähnelt einem Riff.
Mein Tauchgang wird zwar zwei Stunden dauern, auch viele
Riffbewohner werde ich kennenlernen, aber meine Tauchtiefe beträgt höchstens 2,80 Meter, Sicht gleich null. Salut, Jean-Michel,
auf ein andermal! Captain Jörg belohnt uns Putzerfische dann auf
dem Schlag zur Startlinie der ersten Wettfahrt mit einem Abstecher nach Peter Island, einem Resort allererster Klasse, Karibik at
it’s best. Wir ankern in der Bucht, schwimmen an den schnee-
Bitter End Yacht Club, im North
Sound vor Virgin Gorda
Barmann in Mattie’s Bar,
gläubiger Rasta
Wer ein schwerfälliges
Boot fährt, muss mit
cleverer Taktik punkten.
Wind hilft aber immer.
weißen Strand und stärken uns dort im Gourmetrestaurant an
fangfrischen Thunfischköstlichkeiten. Schon fein, diese amerikanische Etiquettelosigkeit – bloßfüßig in nassen Shorts Haubenmenüs genießen, das geht halt nur hier.
Wegpunkte wie aus dem Piratenfilm
Zum Einstimmen steht eine Regatta auf dem Programm, die uns
durch den Sir Francis Drake Channel zwischen Tortola und Virgin Gorda zum Bitter End Yacht Club führen wird. Das Ziel liegt
zwischen Mosquito und Necker Island. Wir gewinnen den Start,
obwohl unsere größte Konkurrentin unter voller Maschine an die
Linie rauscht, erst in letzter Minute abschaltet und sich damit
einen Vorteil erschwindelt. Wir bewahren als echte Gentlemen
Contenance. Und bleiben im Gegensatz zu allen anderen in der
Mitte des Kanals – dort sollte der schwache Wind ein bisserl auffrischen. An der Küste schleicht ein Schiff nach dem anderen an
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uns vorbei. „Wo ist Shirley?“, will Jörg wissen. Team Great Britain
liegt schon weit voraus, vielleicht reiten sie auf einer Strömung,
mutmaßen wir. „Wenn net boid a Wind kimmt, kemma eipåckn!“
Unser Captain schwankt zwischen Angriffslust und Resignation,
er vermutet, dass unsere Yacht nicht zufällig etwas schwerfällig ist.
Seine Taktik: Risiko! „Woi wamma gleich fåhrn wia ålle, hamma
koa Chance. Oba, segts die Woikn duatn? Da kimmt a Wetter!“
Tatsächlich, über Virgin Gorda, der „fetten Jungfrau“, türmen
sich schwarze Wolken. Binnen weniger Minuten erhebt sich ein
veritabler Sturm. Jörgs Plan geht auf: Weil wir weit draußen segeln, erwischen wir die Böen zuerst.
Im stömenden Regen brüllt er Kommandos gegen den Wind,
wir wenden hin und her, sehen kaum 20 Meter, machen endlich
Fahrt. Hinter Great Dog Island ist der Spuk vorbei – so plötzlich
der Wind da war, so schnell ist er auch wieder weg.
„Wo ist Shirley?!“ Keine Ahnung. Kein Boot in Sicht. Aber da
waren doch mindestens zwölf vor uns, sollten wir den falschen
Kurs erwischt haben? Nein, ganz im Gegenteil! Unsere hochprofessionellen Manöver haben uns weit nach vorn gespült – erst
nach und nach segeln Shirley und Konsorten unangestrengt wieder an uns vorbei, wir erreichen trotzdem noch als Dritte das Ziel
vor Bitter End im Gorda Sound. Ein kleiner Erfolg immerhin,
P
es sollte aber unser größter bleiben.
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Manchmal muss man
sein Ziel aus den Augen
verlieren, um glücklich
anzukommen.
The Baths, Ausflugsziel Nr. 1
auf Virgin Gorda
Nach der Wettfahrt das Schiff versorgen,
und dann einen Pain Killer
Team Germany hat das Nachsehen,
aber selbstverständlich nur weil das
Schinakel eine lahme Ente war.
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Unsere Chancenlosigkeit hatte aber auch einen unbestreitbaren Vorteil: Wir konnten uns auf das Wesentliche konzentrieren. Das italienische Team diente uns dabei als leuchtendes Vorbild. Mitten in einer Wettfahrt kam ein Funkspruch,
in wunderbar italianisiertem Englisch („Regattaleitung, bitte
kommen, hier spricht Team Italy, wir kochen jetzt Pasta und
ziehen uns vom Rennen zurück! Over and out.“).
Und so haben auch wir den Fokus unserer Anstrengungen
etwas verlagert. Schließlich segeln wir hier in einem Revier,
das alle Annehmlichkeiten bietet, die man sich nur wünschen
kann. Eine Insel ist schöner als die andere, und wenn sie
nicht unter Naturschutz stehen, beherbergen sie traumhafte
Resorts, Bars und Restaurants. Nicht ohne Grund hat sich
Sir Richard Branson, der alte Feinspitz, gleich ganz Necker
Island unter den Nagel gerissen; der Virgin-Chef kann sich
jetzt seine Besucher aussuchen, Naomi Campbell darf sich
am Strand räkeln, wenn sie sich benimmt, und die Stones
schauen auch gern mal vorbei.
Mrs. Smith sagt, wo’s langgeht
Uns wurde die Ehre nicht zuteil, aber es gibt ja Alternativen.
Nach dem Empfang beim Governor, der hier die gute alte
Queen vertreten darf, besuchen wir Pusser’s Landing, den InTreff auf Tortola. Pusser’s Rum wurde seit 1655 auf den
Schiffen der Royal Navy als tägliche Ration ausgeschenkt, vor
Seeschlachten (und nach gewonnenen) auch in doppelter
Dosis. Als sich die Krone 1979 von diesem Brauch verabschiedete, erstand der Unternehmer, Weltumsegler und LordNelson-Fan Charles Tobias die Marke, um ein Stück Tradition zu retten und dieses wundervolle Getränk auch Zivilisten
zugänglich zu machen. Das ist ihm gut gelungen.
Weil die BVI Inseln sind, wo man die Sklaverei 1843 erfolgreich abgeschüttelt hat, andererseits aber auch brav den
Geburtstag der Queen feiert, kann man hier mit einer interessanten lokalen Society ins Gespräch kommen. So gewährte
mir die überaus elegante Mrs. Lorna Smith tiefe Einblicke
in Politik und Wirtschaft und stellte mir anschließend beim
Konzert von Reggae-Star Quito Rymer im Regatta Village
diesen als nächsten Chief Minister vor. Wieso sie da so sicher
sei? Weil auch der derzeitige Regierungschef ihre Idee gewesen sei, im Übrigen ihr Ehemann.
Ich muss gestehen, wenn Mrs. Lorna Smith empfiehlt,
Mr. Rymer zu wählen, würde ich das tun. Aber mich von der
Schönheit ihrer Heimat überzeugen zu wollen wäre gar nicht
mehr nötig gewesen. Unverbaute weiße Palmenstrände, wohlig warmes, türkisfarbenes Wasser und der eine oder andere
a
Rum Punch haben das schon für sie erledigt.
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INFO BRITISH VIRGIN ISLANDS
Karibik at it’s best!
Blick auf Virgin Gorda und seine
Hauptstadt Road Town
Long Bay Beach Vacation Club
Tortola, T 0870/160/96 55, www.longbay.com;
DZ mit VP ab USD 205,– (€ 160,–)
P Vom weißen Strand den tropisch bewaldeten Hang
hinauf erstreckt sich diese Hotelanlage wie ein kleines
Dorf. Wer den Tag gerne mit einem Sprung ins Meer
beginnt, wird die Beach Cabañas wählen; von den Jacuzzi Junior Suites genießt man aus seinem privaten
kleinen Pool den Ausblick auf den Atlantik. Es werden
einige interessante Special Packages angeboten, zum
Beispiel 3 Tage Tauchen inklusive Ausrüstung, Mietwagen und Vollpension ab USD 1850,– (€ 1450,–).
Peter Island Resort
Peter Island, T 770/476 99 88, www.peterisland.com;
DZ mit VP ab USD 655,– (€ 515,–)
P Der „Condé Nast Traveller“ zählt die Insel zu den
20 schönsten der Welt, das Resort selbst zu einem der
besten Plätze der Welt. „Relaxed Elegance“ lautet das
Motto hier. Deadman’s Beach Bar & Grill sorgt für Gaumenfreuden (Fusion-Küche mit karibischen, asiatischen
und italienischen Akzenten). „Women on the Edge of
Paradise“ heißt eines der vielen interessanten Spezialangebote: Bis zu acht Damen werden in der Crow’s Nest
Villa von persönlichen Yogatrainern, Spa-Therapeuten,
Bartendern und einem Koch verwöhnt. Die fünf Nächte
für acht Frauen kosten USD 60.000,– (€ 47.000,–).
P Anreise aus Europa mit Air France (www.airfrance.at)
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE
British Virgin Islands Tourist Board
Schwarzbachstraße 32, Mettmann bei Düsseldorf,
T 0049/2104/28 66 71, www.britishvirginislands.de
ÜBER DIE INSELN
Die britischen Jungferninseln sind eine Inselgruppe in
den Kleinen Antillen und britisches Überseegebiet.
Wirtschaftlich sind sie eng mit den US Virgin Islands
verbunden, der US-Dollar ist seit 1959 Landeswährung.
Es herrscht Linksverkehr, doch die meisten Fahrzeuge
sind wie bei uns linksgelenkt. Die Inseln sind mit einer
Ausnahme steil und felsig und stehen größtenteils unter Naturschutz. Die meisten der traumhaften Buchten
sind ausschließlich mit dem Boot zu erreichen, die
Distanzen zwischen den Inseln sehr gering. Die Wetterund Windverhältnisse sind, außer in der Hurrikanzeit
(Juli bis Oktober), stabil und gemäßigt, sodass die BVI
als ideales Familien-Segelrevier gelten. Es werden
keinerlei Impfungen für die BVI benötigt.
ANREISE
Der internationale Flughafen der BVI, mit dem schönen
Namen Beef Island International, ist von Österreich
aus nicht direkt erreichbar.
British Virgin Islands
Kuba
Dom. Rep.
Haiti
Anegada
Puerto Rico
British Virgin Islands
Kolumbien
Venezuela
Jost van Dyke
Virgin Gorda
Tortola
Peter Island
US Virgin Islands
Norman Island
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über Paris oder mit KLM (www.klm.at) via Amsterdam
nach Sint Maarten (etwa 40 Flugminuten von den BVI
entfernt). Condor (www.condor.de) fliegt Charter nach
Antigua (etwa 90 Minuten zu den Virgins).
Tickets jeweils ab ca. € 800,–.
P Nach Tortola gelangen Sie mit Liat (www.liatairline.com), ca. USD 100,– (€ 80,–) ab Sint Maarten,
von Antigua aus ca. USD 160,– (€ 125,–).
Lambert Beach Resort
Tortola, T 01/284/495 28 77, www.lambertbeachresort.com; Villa ab USD 127,– (€ 100,–), Vollpension
USD 70,– p. P. (€ 55,–)
P In der Nähe des Beef-Island-Flughafens und von
Maya Coves, wo sich die Charterbasis Hodges Creek
Marina befindet, von der aus die meisten Anbieter
operieren. Die Villen liegen direkt am Strand in einem
Palmenhain und sind verhältnismäßig billig. Diese
Tatsache und die vorteilhafte Lage machen sie zu einer
ausgezeichneten Location für einen Landurlaub vor
oder nach dem Segeltörn
TELEFONIEREN
P Derzeit bietet kein österreichischer Mobilfunkbetrei-
ber Roaming an. Es ist aber möglich, für den Aufenthalt oder einen Törn ein sogenanntes Boatphone zu
mieten (www.bareboatsbvi.com/bvi_boat_phone.html).
Eine Minute nach Europa kostet USD 6,– (€ 4,70).
P Für die öffentlichen Telefonapparate benötigt man
reichlich Kleingeld, manche Apparate akzeptieren
auch Kreditkarten. Die Verbindung kommt aber nicht
immer zustande.
Bitter End Yacht Club
WOHNEN
Am schönsten für begeisterte Segler wohnt sich’s
natürlich auf einem Schiff, doch das große Angebot
an fantastischen Resorts ermöglicht es, auch an
Land die Inseln zu genießen.
Katitche Point Greathouse
Virgin Gorda, www.katitchepoint.com; 7 Nächte
(ab 10 Gästen!) ab USD 13.000,– (€ 10.200,–)
P Das Katitche ist tatsächlich ein great house!
Erstens, weil es wie ein großes Privathaus auf einer
Klippe über der Mango Bay thront, und zweitens,
weil es jeden Luxus bietet, den man sich wünschen –
und bei dem gesalzenen Preis auch erwarten – kann.
Die Liste der Angebote reicht von A wie Akupunktur,
bis Z wie Zodiac, den Sternbildern, die man vom sogenannten Krähennest beobachten kann. Das Haus gilt
als eines der schönsten der Karibik, die europäische
Führung garantiert Service auf höchstem Niveau.
CHARTER
Wer auf den BVI ein Schiff chartert, darf mit Service
rechnen, wie Amerikaner es sich erwarten: Die Betten
sind bezogen, die Tanks gefüllt, Schnorchelausrüstung
gibt es kostenlos, und das Informationsmaterial reicht
locker aus, die schönsten Plätze zu finden, ohne großartige eigene Studien anstellen zu müssen. Zur Vorbereitung empfohlen: Im „Cruising Guide Virgin Islands“
(beziehbar über Freytag & Berndt, € 29,90) finden
sich alle Inseln, Strände und Buchten, sodass man
schon bei der Planung des Törns ins Träumen kommen
kann. In den Chartergebühren nicht enthalten ist die
Bordkasse, aus der die Verpflegung, auch für einen
Skipper, sowie Kraftstoff und Wasser zu berappen sind.
Überdies heben die lokalen Behörden auch noch Gebühren ein, das reicht von der Nationalparkgebühr von
USD 20,– (€ 16,–) pro Woche bei einer Besatzung
von vier Personen über eine Cruisetax von USD 1,55
(€ 1,20) pro Tag und Crewmitglied bis zur British Virgin Islands Search and Rescue Tax, die USD 0,80
(€ 0,63) je Person und Charter beträgt. Außerdem wird
bei der Ausreise eine Departure Tax fällig. Sollten Sie
planen, auch die US-Virgins anzulaufen, ist jedenfalls
ein US-Visum fällig!
ANBIETER
ifsec on waters Yachtcharter
Hernalser Hauptstraße 50, 1170 Wien,
T 01/720 33 33 33, www.iow.at
P Ifsec bietet Törns mit Sunsail ab Tortola an und
organisiert auch die Anreise ab Österreich. Eine Sun
Odyssey 35 für 6 Personen kostet je nach Saison zwischen € 1600,– und 2700,–; wer sich nicht für einen
Seebären hält, kann sich für € 160,– pro Tag einen
Skipper leisten oder sich einer Gruppe anschließen.
P Wer etwas Besonderes sucht, ist bei Müller in Linz
an der richtigen Aresse. Neben Sunsail und Horizon
bietet man hier auch die von der Zeitschrift „Cruising
World“ regelmäßig zum „best cruise boat“ gewählten,
luxuriösen Voyage-Katamarane an. Und das schon für
USD 2300,– bis 7200,– (€ 1810,– bis 5670,–)!
ESSEN, TRINKEN, AUSGEHEN
Bomba’s Shack
Cappoon’s Bay, North Shore, Tortola
P Die Vollmondpartys in Bomba’s Shack sind Legende.
Bomba, dessen Spitzname von einem puerto-ricanischafrikanischen Musik- und Tanzstil herstammt, hat in
den wilden Siebzigerjahren damit begonnen, am Strand
vor seiner Hütte aus Treibholz und alten Surfboards eine Bar zusammenzunageln, seit 1986 veranstaltet er
seine heißen „Full Moon Parties“. Das Schild über der
Bar („Ladies, get naked for Bomba – get a free t-shirt“)
erklärt das ungewöhnliche Dekor der Location: Hunderte BHs und Slips baumeln an den Balken. Kaufen kann
man die T-Shirts angeblich nicht, und Bomba soll ein
ausgesprochener Gentleman sein. Sollten Sie zu Vollmond dort sein, gnädige Frau, würden wir uns über Informationen aus erster Hand freuen …
CSI Yachtcharter-Service
Keplergasse 7/3/7, 1100 Wien, T 01/603 45 39,
www.csi-yachtcharter.at
P CSI verchartert Schiffe von Sunsail und Horizon,
die Preise bewegen sich in ähnlichem Rahmen wie bei
ifsec. Als luxuriöse Option könnte man hier zum Beispiel eine Lagoon 500 wählen, einen Katamaran mit
reichlich Platz, der kostet dann zwischen USD 7800,–
und 11.000,– (€ 6100,– bis 8700,–).
Yachtcharter Müller
Kleinwörth 26, 4030 Linz, T 0732/65 10 05,
www.mueller-yacht-linz.at
Pusser’s Landing
Bomba’s Shack
Pusser’s Landing
West End, Soper’s Hole, Tortola, www.pussers.com
P Pusser’s Rum wurde über drei Jahrhunderte auf den
Schiffen der Royal Navy ausgeschenkt, und als dieser
schöne Brauch 1973 als anachronistisch abgeschafft
P
wurde, erstand Charles Tobias, ein alter Lord-Nel-
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SEHENSWERT
Unverzagter Jogger am Strand
von Long Bay, Tortola; für die
Strecke durchs Bild brauchte er
eine knappe Viertelstunde.
Callwood Rum Distillery
Cane Garden Bay, Tortola
P Diese Rumdestillerie aus dem 18. Jahrhundert ist
eines der wenigen Zeugnisse industrieller Arbeitsmethoden auf der Insel. Seit etwa 200 Jahren im Besitz
der Familie Callwood, wird hier nach traditionellen
(manche meinen auch archaischen Methoden) diese
wichtigste aller karibischen Flüssigkeiten gewonnen.
Der Rum wird aus reinem Rohrzucker ohne Zusätze
hergestellt, und Michael Callwood versichert, dass sein
Getränk, das unter dem Namen „Arundel Cane Rum“
auf den Markt gelangt, deshalb medizinische Wirkung
entfalten würde.
Fort Recovery
Tortola
P Fort Recovery, am West End von Tortola gelegen,
hat einen Steinturm, von dem angenommen wird,
dass er von den ersten holländischen Siedlern erbaut
wurde, die 1648, nach der Übernahme der Inseln von
den Spaniern, am Soper’s Hole anlegten. 1672 kamen
dann die Engländer, führten die Sklaverei ein und
bauten so praktische Dinge ein wie „the dungeon“,
also ein Verlies, wie es sich ganz in der Nähe im gleichnamigen Fort noch schaudernd bewundern lässt.
son-Fan, die Markenrechte und die Brennerei und zog
auf die Inseln. Aus den bescheidenen Anfängen wurde
ein kleines Imperium – sogar in München unterhält er
eine Ausschank für seinen Painkiller.
Saba Rock
North Sound, Virgin Gorda, T 284/495 99 66,
www.sabarock.com
P Ein winziges Inserl, gleich neben der Privatinsel von
Richard Branson – näher werden Sie dem Jetset kaum
kommen. Liegeplätze für die Yacht kosten 20 Dollar, dafür gibt’s 250 Gallonen Wasser und einen großen Sack
Eiswürfel dazu – den Fisch am Teller haben wir kurz zuvor noch im Scheinwerferlicht im Wasser vor der Mole
schwimmen gesehen. Nach dem Dessert wird das Lokal
zur Disco, die gerne von den Beautyfull People der umliegenden Resorts und Yachtclubs besucht wird.
Leverick Bay Restaurant
North Sound, Virgin Gorda, T 284/495 71 54,
www.therestaurantatleverickbay.com
P Alexander Sattler heißt der österreichische Chef hier,
der über Küchen am Arlberg und in der Schweiz nach
Tahiti gelangt ist, seither am Schiff lebt und so nur
noch in Luxusrestaurants mit eigenem Liegeplatz wirkt.
Sofern Sie Ihre Blutgruppe wissen, wird er das Menü
auf diese abstimmen. Schmeckt trotzdem ganz ausgezeichnet! Und in der eigenen Marina gibt’s, wie gewohnt, Wasser, Eis und eine einzigartige Dusche am
Steg, die allein schon den Besuch rechtfertigt!
Leverick Bay
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Quito’s Gazebo
Cane Garden Bay, North Shore, Tortola,
T 284/495 48 37, www.quitorymer.com
P Quito Rymer, der Reggae-Superstar der Virgins,
verbreitet Rasta-Flair mit seiner Band, während seine
karibisch-amerikanische Küche den Gaumen kitzelt.
Am Weekend auch sehr beliebt bei den Locals,
die ihre „Mama Love Baby Back Ribs“ mit einem
„Feel Alright“ runterspülen.
Mount Healthy National Park
Brewer’s Bay, Tortola
P Der Mount Healthy National Park über Brewer’s Bay
verfügt über die intakten Überreste einer dickwandigen
Windmühle aus Stein, die einst zu einer Zuckerplantage aus dem 18. Jahrhundert gehörte. 1983 zum Naturpark erklärt, stellt er das letzte Zeugnis der Ära dar,
in der der Zuckerrohranbau die Wirtschaft der Inseln
prägte.
The Baths
Pirates Bight Bar & Restaurant
Norman Island, T 284/496 78 27, VHF Channels 16
and 69, www.normanislandpirates.com
P Direkt am Strand in einer perfekten Bucht zum Ankern gelegen, gibt es hier nicht nur ein ausgezeichnetes Restaurant und einen Souvenirladen mit allerhand
T-Shirts und Nippes in Piratendesign, die Bar wirbt
auch mit zwei Happy Hours, sodass man sowohl vor,
als auch nach dem Dinner kaum umhinkommt, reichlich den karibischen Rum-Cocktails zuzusprechen.
Foxy’s Bar
Great Harbour, Jost van Dyke, www.foxysbar.com
P „Wir sind an 18.43° N und 64.71° W“ liest man auf
der hilfreichen Homepage dieser Bar und dass „nichts
die friedliche Stille auf dieser paradiesischen Insel
stört, außer der Partys im Foxy’s“! Macht aber nichts,
weil sowohl die Kariben als auch die Amerikaner gerne
früh zu Bett gehen. Klingt doch nach einem hervorragenden Liegeplatz, oder?
Rosa ist ihre Farbe.
The Baths
Virgin Gorda
P Auf der südöstlichen Seite der Insel befinden sich
die berühmten Baths, riesige rundliche Vulkanfelsen,
angeblich aus Batholith. Man erreicht den Strand von
der Straße nur zu Fuß durch ein kurzes Waldstück;
da dies auch ein National Park ist, werden USD 3,–
Gebühr fällig – aber nur, wenn die Kassa geöffnet ist.
Gebückt und knöcheltief im Wasser durch die malerischen Grotten watend erreicht man den Strand. Ein
wunderbarer Ort! Die Strömung hier ist ziemlich stark,
wer mit dem Schiff kommt, findet vor der Devils Bay
sichere Muringe zum Anlegen.
Anegada
P Anders als ihre vulkanischen Jungfrauenschwestern
ragt Anegada als Koralleninsel nur sieben Meter über
die Wasseroberfläche. Dafür zeichnet sie sich durch einen 20 Kilometer langen Sandstrand aus, und das die
Insel umgebende Korallenriff ist eines der längsten der
Welt. Also ideal für einen Badetag oder zum Schnorcheln, Tauchen und Fischen. Die Langusten des Riffs
werden weithin exportiert – aber so frisch und preiswert
wie hier lassen sie sich nirgendwo genießen!