Olympia 2012 - Stadionwelt
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Stadionwelt Olympia 2012 Alles rund um die Olympischen Spiele in London Konzept | Sportstättenportraits | Interviews | Ausblick Stadionwelt | www.stadionwelt.de Stadionwelt Olympia 2012 Impressum: Inhalt: Nachhaltig und inspirierend: die Olympischen Spiele 2012 in London 3 „Hinter jeder Medaille steckt eine hervorragende Leistung“ Interview mit Hans-Peter Krämer, DOSB-Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen 7 Übersicht der olympischen Sportstätten 10 Olympic Stadium Das gigantische Einweg-Stadion 13 Aquatics Center Im Herzen des Rochen 14 Basketball Arena Nächster Halt Rio de Janeiro? 15 Copper Box Unscheinbar farbenfroh 15 Velodrome Heaven is a Halfpipe 16 Royal Artillery Barracks Geschichte trifft Moderne 17 Riverbank Arena Farbenprächtige Hockey-Spielwiese 18 Water Polo Arena Premiere beim Wasserball 18 „Jeder Gastgeber trägt seine eigene Handschrift“ Interview mit Imke Duplitzer, Degenfechterin und im deutschen Olympia-Team 2012 19 North Greenwich Arena Im Zeichen der Zeit 21 Herausgeber Stadionwelt® Ingo Partecke (V.i.S.d.P) Schloßstraße 23 D-50321 Brühl Tel. +49 (0)2232 5772-0 Fax +49 (0)2232 5772-11 www.stadionwelt.de [email protected] Redaktion/Konzeption: Anke Albrecht Lars Wertgen Marketing/Anzeigen: Christopher Pauer Jan Prümper Ganesh Pundt Layout: Roman Jahn Kilian Schlang Titelfotos: London 2012, euroluftbild.de/Grahn ©Stadionwelt Juli 2012 Die olympischen Fußballstadien Wembley Stadium Hampden Park City of Coventry Stadium Millennium Stadium Old Trafford 24 25 26 27 28 Rückblick in die Geschichte 29 Rio 2016: Neue olympische Wege 30 Die von Stadionwelt zugänglich gemachten Textund Bildmaterialien sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung. Für die Inhalte von Firmenpräsentationen im Anbieterverzeichnis (insbesondere für Fotos, Zeichnungen, Texte, etc.) sind die jeweiligen Firmen, die in den Präsentationen dargestellt werden, verantwortlich. Stadionwelt erstellt die Präsentationen im Auftrag der jeweiligen Firmen. Stadionwelt Olympia 2012 Der Olympiapark wurde auf dem Gelände des ehemaligen Fabrikenviertels Stratford errichtet. Bild: London 2012 Nachhaltig und inspirierend: die Olympischen Spiele 2012 in London Die europäische Millionenmetropole folgt dem „grünen“ Trend und versucht mit der Ausrichtung des Großereignisses, die Jugend für den Sport zu begeistern. U nter dem Motto „Inspire a generation“ finden vom 27. Juli bis 12. August die 30. Olympischen Sommerspiele in London statt. Neben den sportlichen Wettkämpfen stehen vor allem der Umweltschutz und die nachhaltige Nutzung der Sportstätten im Vordergrund. London ist nach 1908 und 1948 bereits zum dritten Mal Ausrichter dieses Großevents, was bisher noch keiner anderen Stadt gelungen ist. „Inspire a generation“ Zwei Wochen lang werden sich Sportler aus den verschiedensten Ländern in der britischen Hauptstadt messen. Insgesamt stehen 302 Wettkämpfe in 26 Sportarten und 38 Disziplinen auf dem Programm. Erstmals bei den Olympischen Sommerspielen dürfen in diesem Jahr auch Frauen in den Ring steigen. Die Boxerinnen treten in den Klassen Fliegengewicht, Halbweltergewicht und Halbschwergewicht an. Auch in den anderen Sportarten wurden Disziplinen eingeführt, manche jedoch auch gestri- chen. So wurden etwa im Kanurennsport die 500-Meter-Wettbewerbe der Männer durch 200-Meter-Wettbewerbe ersetzt. Im Tennis wird nach 88 Jahren wieder das Mixed-Doppel ins Programm aufgenommen. Zwei Sportarten fallen gegenüber Peking ganz weg. Sowohl Softball als auch Baseball sind nicht mehr olympisch. Das Motto der Olympischen Spiele, „Inspire a generation“, das 100 Tage vor Eröffnung der sportlichen Großevents offiziell bekannt gegeben wurde, soll das 2005 gegebene Versprechen, mehr Jugendliche in Großbritannien zum Sport zu animieren, widerspiegeln. Je erfolgreicher die Olympischen Spiele sein werden, so erhofft man sich, desto engagierter werden sich junge Menschen diesem wichtigen gesellschaftlichen Bereich zuwenden und auch auf anderen Gebieten Höchstleitungen zeigen. Das Motto soll jedoch auch über die Grenzen Großbritanniens hinaus Wirkung zeigen und zu einem sozialen Wandel beitragen. Hierzu wurde im Vorfeld des Großereignisses das „International Inspiration programme“ entwickelt. Zwölf Millionen Kinder in 20 Ländern sollen hierdurch zum Sporttreiben ermutigt werden, um deren Entwicklung auch in anderen Lebensbereichen positiv zu beeinflussen. Nachnutzung der Sportstätten In unmittelbarer Nähe zu den Sportstätten befinden sich temporäre Trainingsmöglichkeiten. Bild: Röder GmbH 3 London konnte sich jedoch auch auf Grund seines ökologischen und nachhaltigen Konzepts gegenüber seinen Mitbewerbern Moskau, New York City, Madrid und Paris bei der Entscheidung am 6. Juli 2005 durchsetzen. Im Stadtteil Stratford im Osten Londons wurden im Zuge Stadionwelt Olympia 2012 Der neu errichtete Fernbahnhof Stratford International und das Westfield Shopping Centre Bilder: London 2012 der Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele Säuberungs-, Aufbereitungs- und Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, da dort sowohl das Olympische Dorf als auch der Olympiapark mit dem Olympiastadion und viele weiteren Wettkampfstätten entstand. Das ehemalige Fabrikenviertel mit Hafendocks und Slums soll hierdurch nicht nur der attraktive Mittelpunkt der Olympischen Spiel bilden, sondern auch nachhaltig verändert und in eine grüne Oase verwandelt werden. Nachhaltigkeit und Umweltschutz waren ebenfalls die Themen, die bei der Errichtung und Nutzung neuer sowie bereits bestehender Sportstätten eine große Rolle spielen. Das Londoner Konzept sieht eine Mischung aus bereits bestehenden Veranstaltungsstätten und Neubauten vor, die nach den Olympischen Spielen allesamt für weitere Zwecke genutzt werden. So soll beispielsweise das Olympiastadion von 80.000 Plätzen auf 60.000 reduziert werden und zukünftig weiteren Sportarten zur Verfügung stehen. Aus dem Athletendorf entsteht ein Wohnkomplex mit 2.900 Wohneinheiten und das 30.000-Journalisten fassende Pressezentrum wird in ein Bürogebäude umgewandelt. Die Basketball Arena wird ganz abgebaut und für die kommenden Olympischen Sommerspiele 2016 nach Rio de Janeiro 2016 transportiert. Auch während des Großereignisses versucht London, verschiedenste Umweltmaßnahmen umzusetzen. Die Toiletten im Olympischen Dorf werden beispielsweise mit Regenwasser gespült. Der Transport von Athleten und Offiziellen erfolgt mit Niedrig-Emissions- oder gar mit vollkommen emissionsfreien Fahrzeugen. Zonen: die Olympic Zone, die River Zone und die Central Zone. Diese befinden sich allesamt im Londoner Stadtgebiet. Neben der Olympic Zone im Stadtteil Stratford liegt die River Zone an den Ufern der Themse im Osten Londons. Die Central Zone ist als einzige im Westen der Stadt angesiedelt. Zu den bekanntesten, bereits bestehenden Locations gehören zweifellos das neue WembleyStadion, die Tennisanlage in Wimbledon, der Millenium-Dome und die berühmten Parks im Herzen Londons – der Regent‘sund der Hyde Park. Das Olympiastadion, das Aquatics Centre, die Basketballarena oder auch das Velodrome wurden neben anderen Wettkampfstätten eigens für die Olympischen Spiele errichtet. Außerhalb Londons finden die Segelveranstaltungen in Weymouth-Portland statt. Doch auch die anderen Länder Großbritanniens unterstützen das Großevent: Glasgow und Cardiff sind ebenso Austragungsorte einiger Fußballvorrundenspiele wie die englischen Städten Manchester, Newcastle und Birmingham. Die Verkehrslage Londons stellt die Verantwortlichen vor eine große Herausforderung. Dauerstaus und überfüllte UBahnen sind in der Millionenmetropole keine Seltenheit – auch ohne die bis zu sechs Millionen erwarteten zusätzlichen Gäste. Dem drohenden Verkehrschaos versuchen die Organisatoren mit verschiedensten Maßnahmen entgegen zu wirken, doch nicht mit allen ist auch die Londoner Bevölkerung einverstanden. So wird es eine eigene Spur für Athleten, Offizielle und Journalisten geben, damit diese rechtzeitig zu den Wettkampfstätten gelangen. Ziel ist es, dass etwa 80 Prozent der Athleten ihre Sportstätten in maximal 20 Minuten erreichen können. Die restlichen Verkehrsteilnehmer müssen sich auf deutliche längere Fahrtzeiten einstellen. Dennoch profitiert London auch in diesem Bereich von der Ausrichtung der Olympischen Spiele. Im Stadtteil Stratford, der noch vor wenigen Jahren nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war, wurde ein neuer Bahnhof erbaut, an dem auch EurostarZüge halten sollen. Zusätzlich zum Ausbau der bestehenden oberirdischen Zugverbindungen wird der Shuttle-Schnellzug Javelin eingeführt. Für diese neue Linie sind eigens für die Olympischen Spiele Hochgeschwindigkeitszüge angeschafft worden. Eine Seilbahn über der Themse verbindet die O2 arena und mit dem das ExCel exhibition centre. Mehr Soldaten als in Afghanistan Die Sicherheitsvorkehrungen bei den Olympischen Spielen in London haben im Hinblick auf die Ereignisse der letzten Jahre eine herausragende Bedeutung. So wurde die britische Hauptstadt 2005 gezielt Opfer mehrerer Terroranschläge, bei denen 56 Menschen ums Leben kamen. Die ursprünglich geplanten 10.000 Sicherheitskräfte wurden in Folge dessen auf etwa 23.700 aufgestockt – darunter auch 13.500 Soldaten aus verschiedenen Teilstreitkräften und damit deutlich mehr, als 2001 in Afghanistan im Einsatz waren. Die Soldaten unterstützen unter anderem die Polizei bei ihren Aufgaben. Zudem werden private Sicherheitsleute, zwei Kriegsschiffe, Boden-Luft-Raketen, zahlreiche Hubschrauber und Euro- Drei Olympische Zonen Dem Konzept folgenden entstand eine Einteilung der Wettkampfstätten in drei Die Basektball-Arena ist mit 20.000 Quadratmeter recyclebarem PVC bedeckt. 4 Stadionwelt Olympia 2012 Für die Olympischen Spiele wurde das Londoner Verkehrsnetz zwischen Canning Town und der Stratford International Station ausgebaut. fighter zum Schutz aller Beteiligten eingesetzt. Das ohnehin schon stark ausgeprägte Videoüberwachungsnetz soll ebenfalls zur Gefahrenabwehr und -prävention beitragen. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele ist für die Stadt London ein kostspieliges Vorhaben. Die ursprünglich geplanten 2,4 Milliarden Pfund (etwa drei Milliarden Euro) erwiesen sich schnell als unrealistisch und mussten verdreifacht werden. Die geschätzten Kosten belaufen sich derzeit auf 9,345 Milliarden Pfund, umgerechnet also rund 11,2 Milliarden Euro. Wie teuer das Großereignis jedoch letztendlich sein wird, wird sich wohl erst nach dem 12. August feststellen lassen. Schon jetzt werden Stimme laut, die von mehr als elf Milliarden Pfund (rund 13 Milliarden Euro) sprechen. Hauptgrund für die gestiegenen Kosten sind laut einem Bericht britischer Parlamentarier die gestiegenen Sicherheitskosten, die ursprünglich auf 600 Millionen Pfund beziffert wurden, mittlerweile jedoch auf etwa eine Milliarde Pfund angewachsen sind. Viele sind glücklich darüber, dass die Olympischen Spiele mit der Vergabe an London ins Herzen Europas zurückgekehrt sind. In der multikulturellen Stadt tobt das Leben und die Spiele werden sicherlich eine Bereicherung für alle Beteiligten darstellen – dass es mit einer an Sicherheit grenzenden Wahr- Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind die bestimmenden Themen bei den Spielen in London. scheinlichkeit zu einem Verkehrschaos kommen wird, ist dabei nicht zu ändern, wird aber auch für die Ausrichtung eines solchen Großevents gerne in Kauf genommen. Olympic Park - Zeitraffervideo der Baustellencam Ticketing: bestätigungen an Bewerber verschickt, die gar keine Tickets zugeteilt bekommen hatten. Auch mussten viele Interessenten über mehrere Stunden warten, bis ihr Kauf bestätigt wurde oder konnten telefonisch nicht durchgestellt werden. Für alle Sportarten sind Tickets ab 32 Euro verfügbar. Für die Eröffnungsfeier müssen jedoch mindestens 243 Euro bezahlt werden. Spitzenplätze kosten bis zu 2.543 Euro. Auch Hospitality-Pakete werden verkauft. Für einen Luxusplatz beim beliebtesten Wettkampf der Olympischen Spiele, dem 100-Meter-Finale der Männer, müssen 7.800 Euro investiert werden – der Champagner ist inklusive. Auch wenn es laut Christian Klaue, Pressesprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes, „der erfolgreichste Kartenvorverkauf in der Geschichte der Olympischen Spiele“ ist, so sind es doch gerade die besten Karten, die sich schlecht verkaufen lassen. Dies ist eine Folge des in Großbritannien eingeführten Anti-Korruptions-Gesetzes, nachdem nur angemessene Hospitality betrieben werden darf. Seitens der Unternehmen wird jetzt befürchtet, dass sie gegen dieses Gesetz verstoßen, wenn sie zu leichtfertig Tickets verschenken. Tickets für die Olympischen Spiele 2012 in London können unter folgendem Link bestellt werden: www.tickets.london2012.com Für die Olympischen Sommerspiele standen insgesamt 8,8 Millionen Tickets zur Verfügung, 6,6 Millionen hiervon für die britische Öffentlichkeit. Etwa 1,2 Millionen Tickets gingen an die Nationalen Olympischen Komitees der über 200 teilnehmenden Nationen. Die übrigen Tickets sind für Sponsoren oder Lizenznehmer für Fernsehübertragungen reserviert. Der Vorverkauf startete im März 2011 und wurde in mehreren Phasen durchgeführt. Bereits in der ersten überstieg die Anfrage weit die drei Millionen zum Verkauf angebotenen Tickets, was die Vergabe über ein Losverfahren notwendig machte. In einer zweiten Phase waren binnen Stunden mehr als 500.000 Karten abgesetzt. Insgesamt wurden in den zehn Tagen weitere 2,3 Millionen Tickets verkauft. Trotz des großen Runs auf die Tickets, wurden Anfang Juni 2012 nochmals 43.000 Karten vom Organisationskomitee LOCOG freigegeben – weitere Verkaufsphasen sollen folgen. Wer also bei den Titelkämpfen dabei sein möchte, hat noch gute Chancen, ein Ticket zu ergattern. Nicht benötigte Karten können über einen offiziellen Wiederverkauf zurückgegeben werden. Während der Verkaufsphasen kam es auf Grund des riesigen Ansturms immer wieder zu Schwierigkeiten. Der Server brach wiederholt zusammen und es wurden fälschlicherweise Kauf5 Ratgeber Ticketing | Zutrittskontrolle | Bezahlsysteme Print 84 Seiten 9,90 € Der neue Ratgeber ist ein Kompendium, das sämtliche Bereiche des Ticketings abdeckt und als nützlicher Begleiter für Veranstalter und Locationbetreiber durch die TicketingPraxis führt. Anhand von Fallbeispielen, Interviews und Kostenbeispielen zu den unterschiedlichsten Themenfeldern bekommt der Leser aus erster Hand wertvolle Praxisinformationen zur eigenen Umsetzung. 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Krämer: Ich bin mir sicher, dass es phantastische Spiele auf hohem Niveau werden. Die Engländer sind ein tolles Publikum. Sie lieben den Sport, sind fair, begeisterungsfähig und regelkundig. Und was ganz wichtig ist: Sie bleiben objektiv, auch was die Leistung Anderer betrifft. Der Besuch des Olympischen Dorfes wird ebenfalls ein Erlebnis sein. Ich bin davon überzeugt, dass dort eine herausragende Atmosphäre herrschen wird. Stadionwelt: Haben die Mitglieder der deutschen Mannschaft, wie auch andere Delegationen, die Möglichkeit, alle Wettkämpfe als Zuschauer zu sehen? Krämer: Für die Sportler werden immer Kontingente freigehalten. Diese werden auch immer gern in Anspruch genommen. Die Athleten genießen die Atmosphäre bei Olympia und feuern sich gegenseitig an, wenn sich die Gelegenheit bietet. Von den Olympischen Sommerspielen in Athen 2004 ist mir in besonders schöner Erinnerung geblieben, wie die deutschen Schwimmer und Leichtathleten unsere Handballer angefeuert haben. Deutschland gewann damals die Silbermedaille. In diesem Jahr sind sie ja leider nicht dabei. Sydney präsentierte sich als begeisterter Gastgeber. Stadionwelt: Über welche deutschen Erfolge in London würden Sie sich besonders freuen? Krämer: Ich würde mich freuen, wenn die Ruderer vorne mitmischen könnten. Sie trainieren mehr und härter als viele anderen, stehen mit ihrer Sportart aber meist im Schatten und haben überwiegend einen Amateur-Status. Für den Reitsport habe ich mich auch schon immer begeistern können. Er ist schon seit vielen Jahren das Aushängeschild der Deutschen bei den Olympischen Spielen. Generell ist aber eine unterschiedliche Wertigkeit bei Medaillen nicht gegeben. Hinter jeder Medaille steckt eine hervorragende Leistung. Für die deutschen Sportler gilt es, die Zielvorgabe für London zu erreichen. In Peking haben wir mit 41 Medaillen, darunter 16 Goldene, Platz fünf im Ländervergleich erreicht. Wir dürfen gespannt sein, wie es in diesem Jahr ausgeht. Großbritannien hat sicherlich einen Heimvorteil und wird nach dem vierten Platz 2008 ein harter Konkurrent sein. Auch Australien war Deutschland mit nur zwei Goldmedaillen weniger dicht auf den Fersen. China, die USA und Russland werden wohl auch in London nicht einzuholen sein. Stadionwelt: In welcher Weise gestaltet der DOSB den Auftritt von Olympia in London mit? 7 Bild: Jimmy Harris Krämer: Wir sind mit dem Deutschen Haus hervorragend bei den Olympischen Spielen vertreten. Es befindet sich in den Docklands, einem mittlerweile prächtig entwickelten Wohnviertel und Geschäftszentrum im Osten Londons. Wir wurden hierfür schon von vielen anderen Nationen gelobt. Dort werden nicht nur die Pressekonferenzen des DOSB stattfinden, sondern es wird auch als der Treffpunkt deutscher Sportler, Medien, Politiker und anderer Persönlichkeiten schlechthin dienen. Das Kreuzfahrtschiff MS Deutschland ist die zweite Begegnungsplattform der Deutschen in London. Das eigens für diesen Anlass in die Innenstadt manövrierte Schiff liegt im Londoner Hafen in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Haus und beherbergt vor allem die Partner der deutschen Olympiamannschaft. Stadionwelt: Haben Sie einen Überblick, wie viele Fans aus Deutschland nach London reisen werden? Krämer: Bei den Olympischen Spielen werden zwischen 15.000 und 20.000 deutsche Fans dabei sein, was natürlich eine tolle Unterstützung für unsere Athleten ist. Es werden jedoch nicht alle in London übernachten. Manche reisen auch nur für einen Tag aus Deutschland an oder haben anderswo in England eine Unterkunft gebucht. Stadionwelt Pekings Prunkbau: das „Vogelnest“ Bild: Stadionwelt Stadionwelt: Immer wieder kommt die Frage auf, auch im Kontext von UEFAund FIFA-Turnieren, ob einige Gastgeberländer mit Investitionen in die Infrastrukturen für große Sportereignisse überfordert sind. Krämer: Diese Frage muss von Land zu Land unterschiedlich beantwortet werden. Eine Investition in die Sportstätteninfrastruktur ist nur dann sinnvoll, wenn deren Nachnutzung gegeben ist. Der Olympiapark in München ist hier ein positives Beispiel. Er wurde und wird auch nach dem Großereignis weiter genutzt und in bestem Zustand gehalten. Dies war nicht überall der Fall, auch in einigen europäischen Metropolen nicht. Der Betrieb der Olympischen Sportstätten kann nach dem Großereignis hohe Kosten verursachen. In kleinen Ländern ist die Investition in Sportinfrastruktur volkswirtschaftlich gesehen sinnvoll, da die Kosten für den Bau von Sportstätten durch das Budget des Organisationskomitees gedeckt werden und meist sogar noch ein Überschuss entsteht. Wo jedoch bereits viel an Sportinfrastruktur vorhanden ist, ist dieser volkswirtschaftliche Nutzen weniger gegeben. Die weiteren in diesen Ländern entstehenden Kosten, beispielsweise für die Verkehrsinfrastruktur, werden nicht über dieses Budget finanziert, sondern müssen vom Land selbst getragen werden. Das ist natürlich nur von Ländern zu stemmen, die finanziell dazu in der Lage sind. Andererseits kann, wenn diese Infrastruktur nach den Olympischen Spielen weiterhin genutzt wird, einen nachhaltigen Effekt für dieses Land haben. Olympia 2012 Krämer: Es ist nicht Aufgabe des IOC, dies zu beurteilen. Es liegt im Ermessen jedes einzelnen Landes, welchen Aufwand es für die Olympischen Spiele betreiben will. Wenn Peking viel Geld für Prunkbauten investiert und Russland für die Winterspiele in Sotschi Stadien am Schwarzen Meer mit Wettkampfstätten in den Bergen verbindet und dabei riesige Bauprojekte durchführt, dann werden sie daran auch nicht gehindert. Stadionwelt: Sie begleiten große SportEreignisse seit Jahrzehnten – welche Olympischen Spiele haben Sie aus welchen Gründen in guter Erinnerung? Und welche Sportstätten? Krämer: Bei den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 soll die Begeisterung überdurchschnittlich groß gewesen sein. Ich selbst war nicht vor Ort, meine Kollegen haben jedoch davon berichtet. Im gesamten Land soll eine herausragende Stimmung geherrscht haben. Die Menschen dort haben den Olympischen Geist verinnerlicht und gelebt. Zudem waren das Vogelnest und die Schwimmhalle in Peking unbestreitbar zwei der herausragendsten und sehenswertesten Sportstätten, die es bei den Spielen je gegeben hat. Stadionwelt: In Deutschland wurden schon zahlreiche große Schauplätze der Leichtathletik zu Gunsten des Fußballs umgebaut. Hat die Leichtathletik die Chance auf ein Comeback? Krämer: Dieses Problem ist sehr vielschichtig und hat meiner Meinung nach nicht mit viel mit einer Verdrängung durch den Fußball zu tun. Die Leichtathletik wird nur dann eine Chance auf ein großes Publikum haben, wenn sie wieder Leistung zeigt und dadurch attraktiver wird. Damit meine ich jedoch nicht den Hammer- oder Speerwurf und auch nicht den Stabhochsprung, auch wenn die Leistungen in diesen Disziplinen aller Ehren wert sind. Was für das Fernsehen und das große Publikum zählt, sind Erfolge in den populären Laufdisziplinen, vor allem über die 100 Meter. Diese fehlen heutzutage einfach. Der deutsche 100-Meter-Rekord wurde bereits 1960 von Armin Hary aufgestellt. Auch Namen wie Manfred Germar und Martin Lauer sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Sie alle liefen die Sprints damals noch auf einer Aschebahn. Tartanbahnen sind viel schneller, und trotzdem hat es bis heute kein Deutscher geschafft, diesen Rekord zu unterbieten. Es fragt sich, ob die Trainingsmethoden in unserem Land die richtigen sind. Deutschland war eine große Läufernation, davon ist nichts geblieben. Stadionwelt: Sind immer Gold-Medaillen und Top-Stars nötig, um die TV-Präsenz der jeweiligen Sportarten zu erhöhen? Krämer: Wenn manche Sportarten bereit wären, sich den Medien und vor allem dem Fernsehen anzupassen, dann wären solche Erfolge nicht zwingend erforderlich. Viele Sportarten verweigern sich jedoch Reformen in Richtung telegenerer Wettkampfformate und sind sich der Tragweite dieser Passivität nicht bewusst. Die Einnahmen durch TV-Gelder tragen ja auch zur Förderung der Sportarten bei und können so umgekehrt Erfolge unterstützen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Biathlon in Deutschland. Er hat sich im Fernsehen etabliert, wodurch auch die Top-Athleten zu hohem Ansehen gekommen sind. Im Handball sieht das schon anders aus. Hier gibt es eine wahre Inflation an Wettbewerben, und die Spieltage finden nicht kompakt an den Wochenenden statt. Das ist extrem unvorteilhaft für eine mediale Vermarktung. Der Fußball geht damit viel professioneller um und baut seine Spitzenposition immer weiter aus. Das muss man anerkennen. Stadionwelt: London präsentiert sich mit dem Motto der Nachhaltigkeit, unter anderem sollen die Sportstätten keine „weißen Elefanten“ werden – ist dies eine PR-Maßnahme oder wird das Konzept ernsthaft umgesetzt? Krämer: Ich sehe das nicht als PR-Maßnahme. In London wurde ein tolles Konzept entwickelt und ich bin mir sicher, dass dieses auch umgesetzt wird. Stadionwelt: London tritt hinsichtlich der Prestigebauten deutlich bescheidener auf als zuletzt Peking. Ist es für das IOC ein Kriterium, in welchem Stil sich ein Gastgeberland mit seinen Bauten präsentiert? Nachnutzung: Münchens Olympiapark ist ein positives Beispiel. 8 Bild: euroluftbild.de Stadionwelt Olympia 2012 Stadionwelt: Wie ließen sich Ihrer Meinung nach zum Beispiel Laufdisziplinen besser präsentieren? Krämer: Etwa beim 10.000-Meter-Lauf besteht ja hauptsächlich das Problem, dass er erst in der letzten Runde spannend wird, weil die Läufer erst vor der Ziellinie das Tempo steigern, wenn nur der Sieg zählt und nicht die Zeit. Die übrigen 24 Runden taktiert man. Änderungen im Wettkampfformat müssten also genau dort ansetzen. Pro Runde könnte beispielsweise der letzte Läufer ausscheiden, was während der gesamten gut 25 Minuten Spannung erzeugen würde. Stadionwelt: Wann und unter welchen Voraussetzungen wird Deutschland wieder Schauplatz Olympischer Spiele sein können? Krämer: Man muss hier zwischen Sommer- und Winterspielen unterscheiden. Die Sommerspiele werden allerfrühestens 2028 oder vielleicht 2032 wieder in Deutschland stattfinden. Ich halte das aber für eine vage Hoffnung. Ob wir uns für die Winterspiele 2022 bewerben werden, hängt davon ab, wie erfolgversprechend diese Bewerbung ist. Nur wenn die Olympischen Sommerspiele 2020 nach Tokio vergeben werden und nicht nach Istanbul, was ich für eher unwahrscheinlich halte, haben wir als Europäer eine Chance. Auch müsste die USA auf ihre Bewerbung 2022 verzichten, sonst sieht es für Deutschland schlecht aus. Stadionwelt: Wie blicken Sie auf die zuletzt gescheiterte Olympiabewerbung zurück? Krämer: Natürlich ist es extrem wichtig, dass das gesamte Land hinter der Bewerbung steht und auch den Olympischen Geist lebt, so wie das beispielsweise in Sydney der Fall war. In Deutschland war die Politik nicht geschlossen für die Olympischen Spiele im eigenen Land. Vor allem die Grünen waren auf Grund des ihrer Meinung nach nicht ausgereiften ökologischen Konzepts gegen die Bewerbung. Auch die Medien haben die Situation falsch dargestellt und damit Stimmung gegen die Bewerbung gemacht. Es war von einer drohenden Enteignung vieler Grundstückbesitzer die Rede. Davon konnte aber keine Rede sein. Tatsächlich handelte es sich nur um einen Hektar Land, der versiegelt worden wäre und nicht seiner ursprünglichen Nutzung wieder hätte zugeführt werden können. Was in den Medien dagegen kaum Beachtung fand, waren die Vorteile, die durch die Austragung der Olympischen Spiele in München entstanden wären. Neben dem achtspurigen Ausbau der A8 zwischen München und Salzburg hätte Garmisch eine bessere Verkehrsanbindung bekommen und wäre damit wieder zu einem attraktiven Gewerbestandort geworden. Auch für junge Menschen wäre die Stadt wieder interessant geworden. Das IOC hat diese Vorteile erkannt. Generell kam die Münchner Bewerbung dort sehr gut an. Die Verhinderungsmentalität ist jedoch typisch für die Deutschen. Wäre die Eisenbahn nicht schon erfunden, würde sie in Deutschland wohl nie ankommen. Hohe Kosten, wenig Nachhaltigkeit: das Olympiastadion in Athen Bild: Stadionwelt/Mardo - Anzeige - www.stadionwelt.de s l a n e s s i W Experten ad o l n w o D s i t a Gr Mehr Stadionwelt-Fachwissen gibt es online Banden Beleuchtung Beschallung/Sound Fanartikel/Merchandise • Stadionwerbung • LED-Banden/LCD-Displays • Drehbanden • Hard- und Software • Flutlichtplanung • Gestaltung mit Licht • Lichtmanagement • Hallenbeleuchtung • Tribünenbeschallung • Installationen in Sportstätten • Sound-Anlagen für Events • Veranstaltungstechnik • Fanschals und mehr • Tipps für den Druck • Das Merchandising-Sortiment • e-Commerce und Logistik 9 www.stadionwelt.de Stadionwelt Olympia 2012 OP OLYMPISCHE SOMMERSPIELE 2012 Copper Box OP BMX Track OP Velodrome OP Water Polo Arena Sportstätten in London und Umgebung OP Kapazität: 7.000 Handball, Fechten im Modernen Fünfkampf Olympic Stadium OP Wembley Stadium 4 1 3 5 Horse Guards Parade 8 4 7 8 ExCeL Kapazität: 6.000 - 10.000 Boxen, Fechten, Judo, Tischtennis, Taekwondo, Gewichtheben, Ringen 11 OP Marathon, Gehen, Straßenradfahren Riverbank Arena 14 City of Coventry Stadium Kapazität: 15.000 Hockey Kapazität: 32.500 Fußball 14 17 15 5 Earls Court Kapazität: 15.000 Volleyball Lord‘s Cricket Ground 9 The Royal Artillery Barracks 3 Kapazität: 6.500 Bogenschießen 6 Wimbledon Kapazität: 30.000 Tennis 10 Hyde Park Kapazität: 3.000 Triathlon, Freiwasserschwimmen 7 North Greenwich Arena (The O2) Kapazität: 20.000 Kunstturnen, BasketballEndrundenspiele, Trampolinspringen Greenwich Park Hampton Court Palace Kapazität: 7.500 Schießen 11 Hampden Park (Glasgow, Schottland) Kapazität: 52.000 Fußball 15 Millennium Stadium Kapazität: 23.000 Dressur, Springreiten, Vielseitigkeitsreiten, Reiten im Modernen Fünfkampf 12 St. James‘ Park (Newcastle) Kapazität: 52.400 Fußball 16 Lee Valley White Water Centre Straßenrad-Zeitfahren 13 Old Trafford (Manchester) Kapazität: 76.000 Fußball 17 Eton Dorney Basketball Arena 13 18 Kapazität: 5.000 Wasserball 9 The Mall 16 2 Olympic Park 10 3 OP Wembley Arena Kapazität: 6.000 Badminton, Rhythmische Sportgymnastik Kapazität: 15.000 Beachvolleyball 6 12 1 Kapazität: 90.000 Fußball Kapazität: 17.500 Schwimmen, Turmspringen, Synchronschwimmen, Schwimmen im Modernen Fünfkampf 2 Kapazität: 6.000 Bahnradfahren Aquatics Centre 1 Kapazität: 80.000 Leichtathletik, Eröffnungsund Schlusszeremonie Kapazität: 6.000 BMX-Radfahren Kapazität: 12.000 Basketball, Handball 18 Hadleigh Farm (Cardiff, Wales) Kapazität: 74.600 Fußball 19 London Bilder: Stadionwelt, London 2012, Simon Kirwan www.simonkirwan.com, Werner Meyer, Thomas Duesing 10 (Hadleigh) Kapazität: 20.000 Mountain Bike Kapazität: 30.000 Rudern, Kanu-Sprint Weymouth and Portland 19 OP = Olympic Park Kapazität: 12.000 Kanu-Slalom Kapazität: 4.600 Segeln Weitere Informationen zu den Sportstätten finden Sie auf den folgenden Seiten dieses OnlineSpecials. Stadionwelt Olympia 2012 OLYMPISCHE SOMMERSPIELE 2012 Die Sportstätten im Olympic Park 1 2 4 3 6 7 5 8 1 Olympic Stadium 3 Water Polo Arena 5 Basketball Arena 7 Velodrome 2 Aquatics Centre 4 Copper Box 6 Riverbank Arena 8 BMX Track Bild: EG Focus 11 1-0 für die Umwelt 2-0 für Sie Was ist das Besondere an unseren auf „PLA“ Rohstoff basierenden Bierbechern? • Die Rohstoffe kommen aus nachwachsenden Ressourcen pflanzlichen Ursprungs • Alle Produkte sind biologisch abbaubar • Alle Produkte werden ausschließlich in Europa hergestellt • Es gibt umweltfreundliche Entsorgungsmöglichkeiten wie z.B. energetische Verwertung, Recycling oder industrielle Kompostierung Neben diesen nachhaltigen Startbedingungen bieten Ihnen die Bierbecher weitere Vorteile: • • • • Garantierte Hygiene! Bruchsicher! Leicht! Kundenspezifisch bedruckbar! 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Wie auf einer Halbinsel gelegen, wird das Olympiastadion größtenteils von einem Kanal umfasst. Zuschauer erreichen daher über insgesamt fünf Brücken Zugang zum Stadion, das für wenige Wochen zum Nabel der Sportwelt wird. Exakt 2012 Stunden vor dem Beginn der Spiele wurde der rund 600 Millionen Euro teure Neubau nach vier Jahren Bauzeit am 5. Mai 2012 vor gut 40.000 Zuschauern feierlich eröffnet. Bis zu 80.000 Besucher werden dagegen zur Eröffnungszeremonie in der Sportstätte erwartet, deren architektonische Konzeption sinnbildlich für das grüne und nachhaltige Motto der Spiele stehen soll. Noch nie wies ein Olympiastadion eine so umfangreiche Mischung aus permanenten und temporären Elementen auf. Der Unterrang als permanente Basis des Stadions mit einem Fassungsvermögen von 25.000 Zuschauern wurde wie eine Schüssel in den Boden eingelassen – auch, um Baumaterial zu sparen. Dafür wurden insgesamt 800.000 Tonnen Erde ausgehoben, die anschließend überwiegend in anderen Bereichen des Parks wiederverwendet wurden. Auf die untere Ebene des Stadions setzte man im Anschluss einen temporären Stahl- und Beton-Oberrang auf, der 55.000 Besuchern Platz bietet. Dieser kann theoretisch nach den Spielen entfernt werden. Die Stahl- und Betonkonstruktion ist mit einer Textilhülle verkleidet. Zwischenzeitlich wurden diese Planungen aufgrund von Sparmaßnahmen verworfen, letztendlich jedoch realisiert, da das Olympiastadion ansonsten „nackt“ ausgesehen hätte, so die Vorwürfe der Kritiker. Insgesamt 336 Stoffbahnen mit einer Breite von 2,6 Metern und einer Länge von 25 Metern bilden daher die Stadionverkleidung, die auch als eindrucksvolle Projektionsfläche genutzt werden kann. Da der Oberrang nur als temporäre Einheit vorgesehen ist, wurde der Cateringund Sanitär-Bereich nicht wie gewohnt im Inneren des Stadions, sondern in temporären Einrichtungen außerhalb des Stadions platziert – und soll die Nachhaltigkeit genauso unterstreichen wie die verwendeten Ressourcen. Mit etwa 10.000 Tonnen Stahlverarbeitung liegt London deutlich unter den Werten von anderen Olympiastadien. Das Dach selbst wird außerdem von umfunktionierten Gasrohren gehalten. Die wichtigsten Leichtathletik-Wettbewerbe werden im Olympiastadion ausgetragen. errichtet wurde. Die außergewöhnliche Skulptur soll während der Spiele zu einer touristischen Attraktion werden. Nachdem das Olympische Feuer am 12. August Richtung Zuckerhut zieht, sollen hier verschiedene Veranstaltungen ausgetragen werden. Darunter auch die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2017. Bereits 2014 soll ein Nachmieter das Stadion beziehen. Insgesamt vier Bewerber sind als Interessenten verblieben. Darunter auch der Fußballclub West Ham United, der bereits einmal den Zuschlag erhalten hatte, der aufgrund von Korruptionsvorwürfen jedoch wieder entzogen wurde. Nichts für die Ewigkeit Trotz des nachhaltigen Konzeptes und der Tatsache, dass das Olympiastadion von Befürwortern als Stadion der Zukunft gefeiert wird, ernten die Verantwortlichen zahlreiche negative Kritiken. Dem Stadion aus dem Baukasten fehle jeglicher Charme und Esprit. An Inspiration mangelte es zumindest nicht den Architekten des ArcelorMittal Orbit, einem 115 Meter hohen, roten Aussichtsturm, der direkt neben dem Olympiastadion 13 Olympic Stadium - Zeitraffervideo der Baustellencam Stadionwelt Olympia 2012 Während der Sommerspiele leidet die Optik des Aquatics Center unter den temporären Tribünen. Bild: euroluftbild.de/Grahn Aquatics Center Im Herzen des Rochen V oraussichtlich werden zwei Drittel der Besucher den Olympic Park über den südöstlichen Eingang betreten und dort vom wohl spektakulärsten Bauwerk der Olympischen Spiele empfangen. Mit dem Entwurf der irakischen StarArchitektin Zaha Hadid gelang es, eine perfekte Symbiose zwischen Architektur und Sportart zu schaffen. Das Aquatics Center, das einem majestätisch über den Meeresboden gleitenden Rochen ähnelt, beherbergt die Wassersprung- und Schwimmwettbewerbe. Die Bauarbeiten der Schwimmarena begannen im Juli 2008, bevor im Februar 2012 die 269 Millionen Pfund (mehr als 333 Millionen Euro) teure Arena als letzter Baustein der Olympischen Spiele offiziell eingeweiht wurde. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen mit etwa 80 Millionen Euro kalkuliert. Obwohl erste Entwürfe ein deutlich größeres Bauwerk vorsahen, ist das Schwimm- zentrum, das direkt mit der Water Polo Arena verbunden ist, mit 160 Metern Länge und 80 Metern Breite immer noch länger als das milliardenteure Terminal 5 am Londoner Flughafen Heathrow. Der Veranstaltungsort verfügt über ein 50 Meter langes Wettkampfbecken, ein 25 Meter langes Becken – jeweils in höhenund breitenverstellbarer Ausführung – für die Sprungwettbewerbe sowie einen Aufwärmpool und einen trockenen Aufwärmbereich. Vor eine komplexe technische Herausforderung wurden die Bauarbeiter bei der Installation der Dachkonstruktion gestellt. Die Skelettstruktur ruht lediglich auf zwei Betonstützen am nördlichen Ende des Gebäudes sowie einer tragenden Mauer am südlichen Ende. Das Stahlgerüst wurde daher ursprünglich auf temporären Stützen gebaut, bevor die gesamte 3.000-Tonnen-Konstruktion um 1,3 Meter angehoben und auf ihre ständigen Be- Temporäre Trainingshalle Im Namen des Futurismus tonstützen gestellt wurde – ein beträchtliches Gewicht, das die geschwungene Dachform elegant zu vertuschen weiß. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass die vermeintlich schönste Sportstätte von London 2012 ein trauriges Los gezogen hat. Über zwei keilförmige Zusatztribünen an den Längsseiten wird die Zuschauerkapazität der ursprünglich 2.500 Besucher fassenden Arena auf ein Fassungsvermögen von 17.500 Zuschauern aufgestockt und zerstört in den Zeiten, in denen die gesamte Sportwelt auf London schaut, den architektonischen Glanz des Aquatics Center. Erst nach den Spielen wird der Rochen von seiner temporären Last erlöst und kann seine ganze Wirkung entfalten. Bis zu 800.000 Freizeit-, Schul- aber auch Elite-Schwimmer werden dann jährlich in der Schwimmarena erwartet, die neben dem Schwimmbereich auch über ein Restraunt und Café sowie eine Kinderbetreuung verfügt. Aquatics Centre - Zeitraffervideo der Baustellencam Bild: Röder GmbH 14 Bild: London 2012 Stadionwelt Olympia 2012 Basketball Arena Nächster Halt Rio de Janeiro? D ie Londoner Basketball-Arena ist die größte temporäre Sportstätte, die je für Olympische Spiele errichtet wurde. In einer Rekordzeit von drei Monaten wurde der 1.000-Tonnen-Stahl-Riese als erste Spielstätte des Olympiaparks errichtet. Umhüllt wird die Arena von insgesamt 20.000 Quadratmetern recyclingfähigen PVC, wodurch die Fassade am Abend als Leinwand für spektakuläre Lichtshows verwendet werden kann. Während die Stahlkonstruktion von außen kaum zu erkennen ist, setzen die Architekten im Innenraum ein selbstbewusstes Statement für die Nachhaltigkeit. Und obwohl die Stahlgerüste deutlich sichtbar sind, schafften die Verantwortlichen die Symbiose aus einer nachhaltigen Lösung und visuellen Highlights. Die schwarzen und orangefarbenen Sitze etwa repräsentieren die Farben eines Basketballs. Die 47,2 Millionen Euro teure Arena wird einer der stark genutzten Veranstaltungsorte im Olympiapark sein. Unter anderem die Basketballer und später auch die Handballer werden in der Arena um Goldmedaillen spielen. Fast täglich finden unterschiedliche Wettbewerbe statt, sodass die Arena regelmäßig binnen weniger Stunden auf ein neues Event vorbereitet werden muss. Die Basketball Arena bietet Platz für 12.000 Zuschauer. Um Räume und Ressourcen effizient nutzen zu können, teilt sich die Arena mit dem anliegenden Velodrome und dem BMX-Track zahlreiche Einrichtungen wie den Catering- und Medienbereich. Da für die Zeit nach den Sommerspielen keine dauerhafte Lösung gefunden werden konnte, wie man die Basketball Arena in London verwenden könnte, wird die Arena nach den Spielen komplett wieder abgerissen. Zumindest Teile der Materialien sollen jedoch an anderer Stelle wiederverwendet werden. Vielleicht zieht es die Basketball Arena auch nach Brasilien. Die Organisatoren der Olym- Bild: euroluftbild.de/Grahn pischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro sollen Interesse angemeldet haben. Basketball Arena - Zeitraffervideo der Baustellencam Copper Box Unscheinbar farbenfroh U mringt von futuristischen Bauten wie dem Aquatics Center oder dem Velodrome, wirkt die Copper Box wie das Mauerblümchen des Olympic Parks. Ganz unscheinbar liegt die 3.000 Quadratmeter große Fassade aus recyceltem Kupfer zwischen den prachtvollen Nachbarn. Bei einem Blick ins Innere der Copper Box ergibt sich aber ein überraschendes Bild: Ein buntes Farbenmeer erstreckt sich über das Rund der Arena. Die 7.000 Sitzschalen erstrahlen unter anderem in grünen, gelben, roten und blauen Farben. Zusätzlich wird das Spielfeld förmlich von natürlichem Licht überflutet. Insgesamt 88 Lichtröhren, die Tageslicht in die Halle leiten, sorgen für die nötige Helligkeit und verringern den Bedarf an elektrischem Licht um jährlich 40 Prozent. Ein weiteres Attribut der Arena, das das nachhaltige Konzept der Olympischen Spiele noch einmal unterstreicht: Der Wasserbedarf wird um ein Fünftel reduziert, da das vom Dach gewonnene Regenwasser im Betriebswasserzyklus gefiltert und in die Toilettenspülungen eingespeist wird. Die Außenfassade der Copper Box gehört zu den schlichten Modellen der Sommerspiele. Nachdem die Bauarbeiten im Juli 2009 aufgenommen worden waren, konnte die Copper Box im Mai 2011 als dritte Wettkampfstätte auf dem Gelände des Olympic Parks fertiggestellt werden. Dank versenkbarer Sitze ist die Copper Box sehr flexibel und erleichtert die verschiedensten Sportarten während der Spiele. Die ersten Partien des Handballs sowie Disziplinen aus dem Modernen Fünfkampf werden hier ausgetragen. Und auch nach den 15 Bild: London 2012 Spielen wird die „Kupferkiste“ multifunktional genutzt. Unter anderem Basketball, Handball, Badminton, Boxen, Kampfsport, Korbball, Tischtennis, Rollstuhl-Rugby und Volleyball stehen dann im Belegungsplan. In der dann 6.000 Zuschauer fassenden Arena sollen aber auch Business- und Kulturveranstaltungen stattfinden. Virtuelle Tour Stadionwelt Olympia 2012 Im beeindruckenden Velodrome werden die Bahnrad-Wettbewerbe ausgetragen. Bild: London 2012 Velodrome Heaven is a Halfpipe I m Norden des Olympiaparks reiht sich der Velodrome, in dem die Bahnradwettbewerbe ausgetragen werden, in die Reihe der eleganten und nachhaltigen Austragungsorte der Spiele 2012 in London ein. Nahezu an jeder Ecke der Sportstätte wurde versucht, eine nachhaltige Lösung umzusetzen. Diese ökologisch ökonomischen Planungen gehen von der aus Holz gefertigten Rennstrecke sowie der aus dem Ertrag einer nachhaltigen Forstwirtschaft gefertigten Außenfassade über ein ausschließlich natürliches Belüftungssystem, das eine Klimaanlage überflüssig machte, bis hin zu einer Fülle an natürlichem Licht, das in den Velodrome dringen kann und den Bedarf an künstlicher Beleuchtung verringert. Außerdem wird gesammeltes Regewasser in ein Wassersystem eingespeist, wodurch der Wasserverbrauch um mehr als 70 Prozent reduziert wird. Darüber hinaus reduziert die Kabel-Dachkonstruktion, die ähnlich gespannt ist wie die Besaitung eines Tennisschlägers, die Menge des benötigten Materials. Auch die Bauzeit wurde durch diesen Clou um 20 Wochen verkürzt. Optisch ähnelt die Form – auch aufgrund des Holz-Fassade – einer Halfpipe und passt durchaus in die Rollsport-Szene. Im Inneren ergibt sich dann der Himmel für Radrennfahrer. Bei der Konzeption des Velodromes arbeiteten die Designer unter anderem mit der britischen Radlegende Chris Hoy zusammen. Das Ziel der Architekten war es, in Zusammenarbeit mit einem aktiven Sportler eine rekordverdächtige Renn- Zum VeloPark gehört neben dem Velodrome auch der BMX-Track. strecke zu kreieren. Damit der Bahn möglichst schnell wird, wurde neben einer maßgeschneiderten Streckenform unter anderem auch die Umgebungstemperatur berücksichtigt. Das Velodrome bietet Platz für 6.000 Zuschauer, deren Bereich sich auf zwei Ebenen unterteilt. Eine komplett umlaufende Glaswand ermöglicht ein interessantes Wechselspiel: Während die Besucher des Velodromes einen 360-Grad-Blick auf den Olympic Park erhalten, haben Besucher der Parkanlage freien Blick in die Sportstätte. Der Velodrome gehört zum VeloPark, wo unter anderem auch der BMX-Track und ein Café sowie Fahrradverleih eingerichtet sind – schließlich war das Lower Lea Valley, in Virtuelle Tour 16 Bild: euroluftbild.de/Grahn dem die moderne Sportstätte errichtet wurde, zuvor schon eine beliebte Radstrecke. Nach den Spielen wird der Veranstaltungsort an das Lee Valley Regional Park Authority übergeben und soll langfristig das Herzstück des VeloParks bilden und von Hobby-, Vereins- und Spitzensportlern genutzt werden können. Velodrome - Zeitraffervideo der Baustellencam Stadionwelt Olympia 2012 Royal Artillery Barracks Geschichte trifft Moderne Auf dem Gelände der historischen königlichen Artillerie-Kaserne wurden für die Wettbewerbe im Schießen drei temporäre Locations errichtet. In ausreichender Entfernung zu den ehrwürdigen Fassaden ist eine der futuristischsten Anlagen der Olympischen Spiele 2012 entstanden. Beim Anblick der Sportstätte selbst könnten schnell Verwechslungen entstehen – die Hallen wirken wie ein Zelt auf einem Rave-Festival. Bunte kreisförmige Vorsprünge ragen aus der äußeren Struktur hervor. Die krakenartigen Saugnäpfe geben den Hallen nicht nur eine einmalige Identität, sondern dienen als Lüftungsöffnungen. Insgesamt können 7.500 Zuschauer die Wettkämpfe der Sportschützen verfolgen. Nach den Spielen soll die Anlage schnellstmöglich abgebaut und die Moderne wieder der königlichen Geschichte weichen. Die Hallen selbst sollen an noch nicht benannter Stelle wieder neu errichtet werden. Die futuristischen Auswölbungen dienen als Eingänge und Lüftungsöffnungen. Bild: euroluftbild.de/Grahn - Anzeige - SMG Sportplatzmaschinenbau GmbH Robert-Bosch-Strasse 3 89269 Vöhringen/Germany Tel +49 (0) 7306 - 96 65 0 Fax +49 (0) 7306 - 96 65 50 [email protected] www.smg-gmbh.de PlanoMatic P228 SandMatic B1505 17 StrukturMatic S122D CareMax CM2 Stadionwelt Olympia 2012 Riverbank Arena Farbenprächtige Hockey-Spielwiese Das Besondere der im Olympiapark Anfang 2012 fertiggestellten Riverbank Arena offenbart sich erst, wenn der Zuschauer den Weg hoch auf die Tribünen gefunden hat: grell leuchtet ihm das Spielfeld in Blau und Pink entgegen. Doch das kommt nicht von ungefähr. Zum einen soll die Farbkombination das Farbschema der Spiele in London widerspiegeln, zum anderen hat dies einen rein praktischen Zweck: In der Zeit vom 27. Juli bis zum 12. August werden dort die Titelkämpfe im Hockey ausgetragen, die mit einem gelben Ball bestritten werden. Dieser wird auf Grund der ungewöhnlichen Farbkombination des Kunstrasen-Spielfeldes Zum ersten Mal bei Olympia wurde das traditionelle Grün des Spielfelds durch andere Farben ersetzt. Einweihung im Mai 2012 Bilder: London 2012/Justin Setterfield Bild: euroluftbild.de/Grahn gut zu sehen sein. Neben dem Hauptfeld der 16.000 Zuschauer fassenden Arena gibt es noch ein weiteres Spielfeld, das als Aufwärmzone genutzt wird. Nach den Olympischen Spielen wird die Sportstätte in den Norden des Olympiaparks versetzt, wo sie das Sport- und Freizeitgelände Eton Manor ergänzt. Water Polo Arena Premiere beim Wasserball Die 5.000 Zuschauer fassende Water Polo Arena ist die erste reine WasserballArena, die für Olympische Spiele gebaut wurde. Innerhalb von nur 13 Monaten schoss die Arena regelrecht aus dem Boden. Kernpunkt der Sportstätte, die im südöstlichen Teil des Olympiaparks liegt, ist das 37 Meter große Wettkampfbecken sowie ein Aufwärmbereich. Über eigene Einrichtungen für Catering, Medien und Sicherheit verfügt die Arena dagegen nicht. Sie ist dafür mit dem anliegenden Aquatics Centre verbunden, und beide Sportstätten teilen sich diese Bereiche. Um den Besuchern einen freien Blick zu ermöglichen, wurde das keilförmige Design so geneigt, dass es von sechs bis 25 Meter ansteigt. Die verwendeten Rohstoffe der Arena zeichnen sich durch ihre Nachhaltigkeit aus. So besteht etwa die silberne Haut des Daches aus umweltfreundlichem und recycelbarem PVC. Nach den Spielen wird das Leichtgewicht wieder abgebaut und soll an neuer Stelle gegebenenfalls wieder verwendet werden. Freie Sicht: Die steilen Ränge hinterlassen nicht nur optisch einen starken Eindruck. 18 Stadionwelt Olympia 2012 Imke Duplitzer im EM-Finale 2010 in Leipzig Bilder: Olaf Wolf/W@COM „Jeder Gastgeber trägt seine eigene Handschrift“ Interview mit Imke Duplitzer, Degenfechterin und im deutschen Olympia-Team 2012 Stadionwelt: Mit welchen Erwartungen reisen Sie zu den Olympischen Spielen nach London? Duplitzer: Sportlich erhoffe ich mir einen guten Wettkampf, und ich möchte mit einer Medaille nach Hause kommen. Nicht nur, weil es die Imke Duplitzer Olympischen Spiele sind, sondern weil ein großes Team dahinter steht, das viel investiert hat. Hoffentlich erleben wir bei den Wettkämpfen viele begeisterte Leute, auch wenn derzeit politisch und wirtschaftlich graue Wolken aufziehen. Stadionwelt: Welche Probleme meinen Sie genau? Duplitzer: Im Vorfeld von London 2012 wurde versprochen, einen wirtschaftlichen Aufschwung auszulösen. Alles sollte bezahlbar sein. Es scheint nach den letzten Stimmen aber alles mal wieder viel teurer zu werden. Demnach gibt es eine wahre Kostenexplosion. Das trübt etwas die Stimmung, und man sollte die Entwicklung im Auge behalten. Denn nach Olympia fragt keiner mehr, was genau von den Ankündigungen umgesetzt wurde. Die Sommerspiele in Athen etwa waren wohl die ruinösesten Spiele der Geschichte, in Sydney trifft man auf ein sportbegeistertes Volk, aber die Einrichtungen werden nicht ausreichend genutzt. Und über Peking brauchen wir gar nicht reden. Ich hoffe, dass London diesen nachhaltigen Prozess besser meistert. Stadionwelt: Beschreiben Sie bitte das Gefühl, wenn man das erste Mal im Olympischen Dorf ankommt und später das erste Mal die Fechtarena betritt. Duplitzer: Es ist natürlich etwas Besonderes und das, was Olympia ausmacht. Die Sportstätten sind schön und professionell ausgestattet. Gerade für die jungen Athleten ist es ein gigantisches Event, wenn man die Möglichkeit erhält, Tisch an Tisch mit Superstars wie Usain Bolt zu essen. Wenn man schon öfters 19 teilgenommen hat, wird Olympia zu einer Familienfeier, auf der man Athleten aus anderen Sportarten wiedertrifft, mit denen man sich vor vier Jahren anfreunden konnte, der Kontakt dann aber danach wieder zerlief, weil jeder wieder an anderen Orten seine Wettkämpfe bestreitet. Stadionwelt: Sie waren bereits 1996 in Atlanta, 2000 in Sydney, 2004 in Athen und 2008 in Peking Teil der Olympischen Spiele. Was waren Ihre bisherigen Höhepunkte und Tiefpunkte? Duplitzer: Bei mir liegen Höhe- und Tiefpunkt sehr dicht beieinander. Die Sommerspiele 2000 in Sydney lebten von einer eindrucksvollen Atmosphäre. Die Leute haben förmlich für diese Spiele gebrannt. Sportlich erlebte ich aber den bittersten Moment meiner Karriere. Mein Blackout kostete der Mannschaft die Medaille. Danach wurde ich ziemlich alleine gelassen. Aber wenn man sich sagt, dass das Leben weiter geht und wieder aufsteht, dann wächst man durch diese Erlebnisse enorm. Stadionwelt Stadionwelt: Welche ist ihre Lieblingsanekdote? Duplitzer: Wir kommen auch immer wieder zum Weltcup nach Sydney, und ich habe mal freie Minuten genutzt, um mir meine ehemalige Wohnung anzugucken. Da sprach mich auf einmal ein Mann an, warum ich so gucken würde. Ich sagte ihm, dass ich ein ehemaliger Bewohner bin. Er brauste auf, dass seine Mutter von Anfang an hier gewohnt hätte. Nachdem ich ihm den Hintergrund erklärte, lud er mich in die Wohnung ein. Stadionwelt: Wie haben sich die olympischen Sportstätten, und die Fechtanlage im Besonderen, aus Ihrer Sicht im Laufe der Jahre entwickelt? Duplitzer: Die Architektur jedes Gastgeberlandes trägt seine eigene Handschrift, und es ist auffällig, dass immer mehr Star-Architekten engagiert werden, die versuchen immer neue Superlative zu schaffen. Als Fechter selbst bekommt man im Innenraum der Arena nicht so viel mit. Für uns Athleten ist die Bahn immer gleich lang und breit sowie der Rest relativ abgedunkelt. Stadionwelt: Sie gehören zu den erfahrensten Sportlern, können Sie in irgendeiner Form mit Anmerkungen und Vorschlägen Einfluss auf die Organisation des Wettbewerbs nehmen? Duplitzer: Das kommt auf die Sportart an. Konservative Sportarten und dazu zähle ich das Fechten sind hierarchisch orientiert. Die Entscheidungsträger setzen ihre Meinungen und Ansichten um. Stadionwelt: Welche Anforderungen stellt ein Sportler an eine Spielstätte, um sich wohlzufühlen? Duplitzer: Ich denke, als Fechter braucht man nicht wirklich etwas Besonderes, um sich wohlzufühlen. Neben einer Bahn zum Einfechten gehört ein Ruheraum dazu wie auch die Sanitäranlagen. Die Duschen und Toiletten waren etwa in Athen sehr spartanisch ausgestattet. Stadionwelt: Hat sich der olympische Geist weiterentwickelt? Duplitzer: Ich denke schon, dass sich der olympische Geist verändert hat – nur nicht unbedingt zum Positiven. Das klassische Credo „Dabei sein ist alles“ hat sich zum „Dabei bleiben ist alles“ gekehrt. Einige Sportarten werden nahezu bis zur Unkenntlichkeit modifiziert, um die nötige mediale Aufmerksamkeit zu erreichen. Ich bin da vielleicht etwas konservativ, aber das ist eine Medialisierung, die manchen Sportarten nicht gut tut. Im Fünfkampf starten die Athleten etwa nicht mehr im Pulk, sondern einzeln. Im Fech- Olympia 2012 ten wurde das Signalkabel abgeschafft. Dessen Klang beim Bodenkontakt war ein charakterliches Merkmal des Sports. Heute hat man einen leuchtenden Sensor am Helm, um dem Zuschauer schnellstmöglich eine Info geben zu können. Der Leistungssport hat sich in meinen Augen weg vom Sportler hin zu wirtschaftlichen Interessen entwickelt, und das tut dem Sport nicht unbedingt gut. Stadionwelt: Das Herz der olympischen Sportstätten ist immer der Olympic Park. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Parks? Duplitzer: In Peking erinnerte mich der Park an eine leuchtende Elektronik- und Automesse, das musste ich nicht unbedingt haben. Sydney dagegen war sehr idyllisch und weitläufig, da bin ich gerne spazieren gegangen. Ich bin gespannt, wie es in England sein wird. Stadionwelt: Wie sehen die zeitlichen Vorgaben während der Spiele aus? Duplitzer: Im Olympischen Dorf selbst können wir uns natürlich frei bewegen. Vor den Wettkämpfen ist der Zeitplan jedoch bis auf die Sekunde durchgeplant. Von der Ankunft in der Halle, dem Betreten des Callrooms bis zum Einmarsch und dem Beginn des Wettkampfs. Stadionwelt: Sind die Rituale, die Sportler vor jedem Wettkampf durchleben, durch die Sicherheitsvorkehrungen und den Zeitplan eingeschränkt? Duplitzer: Man muss lernen, seine Rituale an den Zeitplan anzupassen und sich nach den Vorgaben zu richten. Das wird im Vorfeld Teil des Trainings, wo wir unter anderem auch an den Ablauf vor dem Kampf gewöhnt werden. Stadionwelt: Wie ist der Kontrast zwischen dem Fechtalltag und dem Großevent Olympia? Duplitzer: Die Olympischen Spiele sind nur alle vier Jahre und genießen eine unglaubliche mediale Aufmerksamkeit. Das beeindruckt besonders junge Sportler. Für alte Hasen wie mich hat sich dagegen mittlerweile etwas wie Routine eingeschlichen. Denn im Grunde ist es ja auch nur ein Wettkampf wie jeder andere auch. Das nimmt die Aufregung und schürt nicht so einen großen Druck. Ich kann aber nicht bestreiten, dass das Zuschaueraufkommen für einen Fechter gigantisch und imposant ist. Für einen Fußballer ist es vielleicht nicht so besonders, wenn er in ein Stadion vor 60.000 Zuschauern läuft. Für uns ist das der Wahnsinn. Auch bei den Wettbewerben selbst ist es etwas Außergewöhnliches, vor so vielen Zuschauern zu fechten. 20 Stadionwelt: Der Turmspringer Patrick Hausding lobte im März die perfekte Organisation bei der Generalprobe, kritisierte aber die strengen Regeln für die Sportler, die die Wettkämpfe zusammengeschart in einem Tunnel verbringen mussten. Welche Erfahrungen haben Sie bezüglich der Sicherheitsauflagen? Gibt es bei den Fechtern noch einmal gesonderte Vorgaben? Duplitzer: Im Grunde bleibt für uns während der Wettkämpfe alles gleich. An der Anordnung der Wettkampfbahnen oder Beleuchtung ändert sich ja nichts. Diese Dimensionen sind ja größtenteils vorgegeben. Die minutiös geplante Inszenierung für die TV-Übertragung und die immer neuen Reglementierungen rund um die Veranstaltungen kommen jedoch dazu und nehmen teils absurde Züge an, die den Sportlern die Routine nimmt. Letztes Jahr gab es in Sheffield eine Generalprobe für die Spiele. Der Weltverband gibt neue Sicherheitsauflagen vor. Über eine Wirbelstromanlage werden zum Beispiel die Klingen zur Sicherheit auf Haarrisse durchleuchtet. So eine Anlage hat man als Sportler jedoch nicht zu Hause, und so kann es sein, dass vor Ort plötzlich dein Equipment als defekt eingestuft wird. Sollte man im Call Room noch etwas benötigen oder Probleme mit der Waffe haben, kommt man nicht mehr raus, die Betreuer dürfen aber auch nicht mehr rein. Da das Olympische Programm nicht mehr Teilnehmer vorsieht, darf vor den Wettkämpfen auch nicht wie gewohnt hin und hergewechselt werden. Nach einem Tausch ist das Team endgültig fix. Verletzt sich ein Sportler, ist daher die komplette Mannschaft aus dem Wettkampf. Steckbrief: Imke Duplitzer Geburtsdatum: 28. Juli 1975 Geburtsort: Karlsruhe Sportart: Degenfechten Größte Erfolge: 4x Teilnehmerin an den Olympischen Spielen 1x Mannschafts-Silber bei den Sommerspielen in Athen 1x Vize-Weltmeisterin 2x Europameisterin 8x Deutsche Meisterin 2x Militärweltmeisterin Mehrfache Medaillengewinnerin mit der Mannschaft bei Welt- und Europameisterschaften Stadionwelt Olympia 2012 Zeit als Motto: Die North Greenwich Arena verläuft unmittelbar am Nullmeridian. Bild: euroluftbild.de/Grahn North Greenwich Arena Im Zeichen der Zeit D irekt am Ufer der Themse auf der Greenwich-Halbinsel liegt die North Greenwich Arena – besser bekannt unter ihrem kommerziellen Namen, The O2. Während der Olympischen Spiele werden in der Arena, die bereits Schauplatz zahlreicher groß angelegter Sportund Unterhaltungsveranstaltungen war, die Wettbewerbe im Kunst-und Trampolinturnen sowie einige Spiele im Basketball und später auch im Rollstuhlbasketball veranstaltet. Ursprünglich war der Millenium Dome anlässlich der Feierlichkeiten zum Jahrtausendwechsel errichtet worden und ist einer der führenden britischen Veranstaltungsorte. Die architektonischen Ansätze der über 990 Millionen Euro teuren Arena sind in ihrer Lokalität begründet. Unmittelbar am Nullmeridian verlaufend, erhielt The O2 ein innovatives Design, das sich an die Zeitrechnung anlehnt. Das 4.500 Tonnen schwere Dach hat einen Durchmesser von 365 Metern – jeder Meter steht für einen Jahrestag. Selbst bei der maximalen Höhe des Glasfaserdaches wurde die kalendarische Idee verwirklicht. Die 52 Meter repräsentieren jeweils eine Woche des Jahres. Insgesamt zwölf 100 Meter hohe gelbe Stahlmasten ragen aus der Außenhülle heraus und sollen die zwölf Monate eines Jahres sowie die zwölf Zif- fern einer Uhr symbolisieren. Gemeinhin wird das Dach als Kuppel bezeichnet, tatsächlich handelt es sich aber lediglich um ein mastgestütztes, kuppelförmiges Kabelnetz. Insgesamt besteht die Konstruktion aus über 70 Kilometern Verkabelung. The O2 verfügt über eine weitere Besonderheit: Die Symmetrie der Arena wird durch ein Loch unterbrochen, aus dem ein Lüftungsschacht für den teilweise unter der Arena verlaufenden Blackwall Tunnel steigt. Heutzutage wird eine Sportstätte schnell als Multifunktionsarena bezeichnet. The O2 allerdings prägt diesen Status wie kaum eine andere Arena. Unter dem Dach des 20.000-Sitzers eröffnet sich eine wahre Erlebniswelt. Ganze Restaurantpassagen, Bars, Kinos, ein Indoor-Strand und weitere kleinere Veranstaltungsorte, die sich über mehrere Ebenen erstrecken, bieten Unterhaltungsmöglichkeiten. Allein das Messegelände ist über zwei Ebenen angeordnet und umfasst 6.500 Quadratmeter. Selbst das bis zu 50 Meter hohe Dach wird mittlerweile als Erlebnisfläche genutzt. Auf einem Walkway können neuerdings Besuchergruppen auf dem Arenadach spazieren gehen. Kostenpunkt: rund 28 Euro. Der Ge21 Eingangsbereich der Arena Bild: Ben Sutherland samtumfang der bis zu 50 Meter hohen Arena beträgt einen Kilometer. Während eine Vielzahl der olympischen Sportstätten nach den Spielen komplett oder zumindest teilweise zurückgebaut werden, geht The O2 lediglich in den gewohnten Entertainment-Alltag über – nur wenige Tage nach den letzten Wettbewerben stehen im Kalender einer der weltweit größten Arenen bereits die ersten Sport- und Showtermine. Advertorial Olympia2012 Up at The O2 Rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Spiele bietet London eine neue Attraktion: ein Laufsteg über den O2-Dome. D er als Millennium Dome bekannt gewordene Kuppelbau in Greenwich, London, mit seinen markanten 12 Masten wird jetzt von einem 350 Meter langen Laufsteg überspannt. Auf diesem können wagemutige Kletterer zu einer Aussichtsplattform auf der Spitze des Domes gelangen. Von dort bietet sich ein einmaliger Panoramablick über die Themse und die Londoner Skyline. Der „O2 Roofwalk“ stellte die Planer und Konstrukteure vor viele Herausforderungen. Im Gegensatz zum bekannten „Sydney Harbour Bridge Climb“ kann der O2Dome nicht direkt betreten werden. Die Lösung konnte demnach nur ein separater Laufsteg sein. Er führt die Besucher auf der einen Seite zu der in 60 Metern Höhe befindlichen Aussichtsplattform hinauf und auf der anderen Seite wieder herunter. Der Laufsteg musste wie der Dome eine gespannte Membrankonstruktion sein, damit sie mit The O2 eine visuelle und architektonische Einheit bildet. Bilder:BaseStructures hen Anforderungen an das Material des Laufstegs auf Dauer erfüllen können. Die Ingenieure und Techniker führten das Know-how aus dem umfangreichen Produktportfolio, wie Architektur und Bootsmaterialien, zu einem Bauprojekt zusammen. Sie entwickelten MaterialPrototypen, die in umfangreichen Testreihen auf alle geforderten Werkstoff-Eigenschaften geprüft wurden. Es entstand ein PVC-beschichtetes Polyestergewebe für Architekturanwendungen, dessen Trägergewebe auf einer neu entwickelten Web-Technologie beruht. Besondere Bedeutung kam der Oberflächenprägung bei, die einen hohen Gleitwiderstand und ein außergewöhnliches Anti-Rutschverhalten aufweisen musste. Die Prägung, die sonst für Schlauchbootböden verwendet wird, war stark genug, sowohl für das hohe Flächengewicht und die Materialstärke, als auch für die Schlusslackierung. Dieser Speziallack verzögert langfristig die Abnutzung durch das Begehen. Das Projekt wurde von den Architekten Rogers Stirk Harbour + Partners mit Ingenieur-Büro Happold entworfen und berechnet. Diese beauftragten dann den Spezialisten für gespannte Konstruktionen Base Structures mit der Ausführung. Eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten war der äußerst enge Zeitrahmen, musste die Attraktion doch rechtzeitig vor Beginn der Olympischen Spiele fertig sein. Mehler Texnologies erhielt den Auftrag, Membrane zu liefern, die die extrem ho- Aus diesem technischen Gewebe wurde der Laufsteg mit einer Fläche von 1.175 Quadratmetern konfektioniert. Hinzu kamen die seitlichen und unterhalb des Laufstegs angebrachten Sicherungsnetze, die aus dem von Mehler Texnologies neu entwickelten TF 400 Mesh-Gewebe gespannt wurden. Dieses Material weist eine hervorragende Witterungsbeständigkeit und eine extrem starke mechanische Belastbarkeit auf – wichtige Eigenschaften für die Ingenieure und den Sicherheitsbeauftragten. Um ein sicheres Bege22 hen des Laufstegs zu gewährleisten – der steilste Winkel beträgt 30 Grad – wurde ein Testteilstück des Laufsteges in Originalgröße gebaut, auf dem freiwillige Kletterer die Begehbarkeit erprobten. Das „Englische Wetter“ in seiner schlimmsten Form wurde dabei mit Regen aus Gartenschläuchen simuliert. Der Walkway besteht aus 75 Teilstükken. Diese waren vorkonfektioniert und wurden mit Hilfe eines eigens hierfür konstruierten Schlittensystems in Position gebracht. Die Montage erfolgte mittels einer Seilkonstruktion „freischwebend“, da die Dachfläche des Domes keine Lasten aufnehmen kann. Am 23. Mai 2012 wurde „Up at The O2“ fertiggestellt. Damit steht einem abenteuerlichen, aber sicherem Kletter-Erlebnis nichts mehr im Wege. Ausgerüstet mit speziellen „Aufstieganzügen“ und mit Klettergurten, die über ein Führungskabel und dem mittigen Handlauf mit der Plattform verbunden sind, kann sich jeder Wagemu tige seinen persönlichen Kick holen. Kontakt: Mehler Texnologies GmbH Rheinstraße 11 D - 41836 Hückelhoven Tel: +49 2433 4590 E-Mail: [email protected] Internet: www.mehler-texnologies.de Weiterer Link zum Thema: http://www.basestructures.com/projects/ up-at-the-o2.html Stadionwelt Olympia 2012 Markenzeichen des Wembley Stadium: der geflochtene Bogen Bild: euroluftbild.de/Grahn Wembley Stadium Alte und neue Kathedrale des Fußballs W enn vom Wembley Stadium die Rede ist, gilt es, zwischen zwei Bauten zu unterscheiden: Dem 1923 errichteten, ursprünglichen Stadion und dem Neubau, der 2007 auf demselben Gelände eröffnet wurde. Das alte, 1923 eröffnete Wembley Stadium, hieß ursprünglich Empire Stadium. Wegen der zwei charakteristischen Türme am Portal wurde es in der Bevölkerung auch Twin Towers genannt. Von Beginn an galt das Stadion als eine der größten und bedeutendsten Sportstätten der Welt. Bis zu seinem Abriss 2003 fanden dort fünf Europapokal-Finalspiele, die Endspiele der WM 1966 und der EM 2006, die Olympischen Spiele 1948 und jährlich das englische Pokalfinale statt. Der Zuschauerrekord stammte aus dem Jahr 1923, als beim FA-Cup-Finale 126.947 Menschen ins Stadion strömten, obwohl die Kapazität eigentlich „nur“ bei 100.000 lag. Die legendärsten und umstrittensten Sekundenbruchteile der bewegten englischdeutschen Fußballgeschichte ereigneten sich hier – als 1966 das „Tor von Wembley“, England zum bislang einzigen Mal zum Weltmeister machte und Deutschland das Nachsehen hatte. Ein Stück Genugtuung für die Nationalmannschaft des DFB bedeutete dann aber der Sieg im EMFinale 1996 auf demselben Rasen. Im Oktober 2000 wurde das alte Wembley geschlossen und 2002 abgerissen (das Abschiedsspiel gewann Deutschland gegen England). Erst im März 2007 konnte der Bauherr und Eigentümer, der englische Fußball-Verband FA, die Eröffnung des Neubaus feiern. Nicht nur der Zeitplan war völlig aus den Fugen geraten, sondern auch die Kostenkalkulation. Am Ende standen 1,5 Milliarden Euro für das Gesamtprojekt voller Pleiten, Pech und Pannen zu Buche. Am Ende aber bekam London auf diesem Wege ein Vorzeigestadion der Superlative. Der Neubau ist vier Mal so hoch und mit einem Brutto-Rauminhalt von vier Millionen Kubikmetern insgesamt doppelt so groß wie sein Vorgänger. Würde man die 90.000 Stadionsitze in Reihe aufstellen, ergäbe sich eine Strecke von 54 Kilometern. Das charakteristische äußere Merkmal des neuen Wembley Stadiums ist ein 134 Meter hoher, aus Stahlrohren Im weiten Rund des Stadions finden 90.000 Zuschauer Platz. Bild: Werner Meyer 24 geflochtener Bogen, der sich über eine Länge von 317 Metern spannt. Diese stolze Konstruktion trägt das Dach – es lässt sich einfahren, um dem wohl prestigeträchtigsten Fußballrasen der Welt zu ausreichend UV-Einstrahlung zu verhelfen. Das Stadion ist multifunktional ausgelegt und damit auch Gastgeber von Großkonzerten – die Zuschauer im Innenraum sind hierbei jedoch den Launen des Londoner Wetters ausgesetzt und erfreuen sich nicht einer vollständig verschließbaren Überdachung. Seit der Eröffnung ist das Endspiel um den FA-Cup, das während der Bauzeit in Cardiff stattfand, wieder nach Wembley zurückgekehrt. Auch die englische Nationalmannschaft trägt – wie schon vor dem Neubau – den größten Teil ihrer Partien in der „Kathedrale des Fußballs“ aus, wie Pelé das Vorgänger-Stadion einst nannte. Deutschland gewann übrigens auch seine erste Partie im neuen Wembley wieder gegen England. 2012 sind es die Olympischen Fußballer, die sich hier messen. Und auch beim nächsten Großereignis, der Rugby-WM 2015 in England, wird das zweitgrößte Stadion Europas dabei sein. Darüber hinaus hat die UEFA, nachdem Wembley bereits 2011 Gastgeber des Champions-League-Finales war, das Endspiel von 2013 als Präsent zum 100. Geburtstag der FA erneut nach London vergeben. Stadionwelt Olympia 2012 Glasgow ist der am weitesten von London entfernte Austragungsort. Bild: Stadionwelt Hampden Park Eine Ahnung einstiger Größe I m Kreis der namhaften Glasgower Stadien nimmt der Hampden Park eine Sonderstellung ein. Und dies aus einer Vielzahl von Gründen. Es war einst das wohl größte Stadion der Welt, es ist heute das schottische Nationalstadion, es befindet sich im Besitz eines unterklassigen Vereins – und es hat seine Laufbahn behalten. Auch die engen Ibrox Park und Celtic Park hatten ursprünglich eine. Erst in den letzten drei Dekaden wurden die Arenen in Schottland so umgebaut, dass die Tribünen möglichst nah ans Spielfeld rückten. Hampden indes ist bis heute ein sehr weitläufiges Rund. Nur deshalb konnte es seinen Platz in den Annalen als Stadion der Rekorde einnehmen. Regelmäßige Zuschauerzahlen über 100.000 waren in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts keine Seltenheit. Einmal sollen angeblich sogar 170.000 da gewesen sein, von denen freilich „nur“ 149.415 eine Eintrittskarte besaßen. Sie alle wollten 1937 Schottland – England sehen – ein Europarekord für die Ewigkeit. Die Historie des Stadions geht auf das Jahr 1867 und einen Standort in der Nachbarschaft des heutigen Hampden Park zurück. Dieser besteht seit 1903 und erfüllte von Beginn an alle Bedingungen für ein Stadion von Weltgeltung: Wuchtige Stehränge, auf denen angeblich die Wellenbrecher erfunden wurden, eine Tribüne vom Allerfeinsten aus der Hand des Architekten Archibald Leitch. Auch Logen kannte Hampden Park schon: Die ganz wichtigen Gäste verfolgten die Spiele aus dem Clubraum heraus. Seit 1949 schrumpft der Hampden Park. Nach finanziellen Klimmzügen zur Erhaltung des Stadions setzten die Bagger in den Achtzigern zum Abriss der Nordtribüne an, während alle anderen von Grund auf renoviert wurden. Heute ist Hampden Park eine komplett überdachte All Seater Arena für gut 52.000 Besucher. Besitzer des Areals ist seit über 100 Jahren kurioserweise ein Namenloser des internationalen Fußballs: der Amateurverein Queen’s Park. Der Club der ersten Stunde spielte schnell nur noch eine untergeordnete Rolle im schottischen Fußball. Dennoch vermochte er es, das repräsentative Rund bis heute trotz zwischenzeitlicher Finanzengpässe in seinem Besitz zu halten. Es ist seit dem April 2000 für 20 Jahre an die Scottish Football Assocation Der Hampden Park ist Austragungsort mehrerer Fußballpartien. Bild: Werner Meyer 25 (SFA) verpachtet, eine Option auf weitere 20 Jahre besteht. Betreiber der Arena ist die Hampden Park Limited Gesellschaft, die hier auch das Museum Of Scottish Football unterhält. Die letzten größeren Erneuerungen erfuhr Hampden Park 1998. Seine Katakomben erscheinen seither fast ein wenig übertrieben mondän. Kein Wunder, denn die enorme Grundfläche des Stadions ist geblieben – und irgendetwas musste man ja hineinbauen in das alte Gemäuer. Deshalb sorgen im Hampden Park gleich sechs Kabinen, ausgelegt auf Fußball-, Rugby- und Footballmannschaften, für eine fast wohnliche Atmosphäre. Eine Aufwärmhalle und das Museum komplettieren das Bild eines würdigen Nationalstadions. In den Jahren 1960 und 1976 wurde hier das Finale des Europapokals der Landesmeister ausgespielt, mit einem deutschen Triumph des FC Bayern. 2002 verlor Bayer Leverkusen im Finale der Champions League knapp gegen Real Madrid. Neben den Zuschauern von Queen’s Park und seinen Gästen profitiert vor allen Dingen die schottische Fußball-Nationalmannschaft vom Komfort des UEFA-5-Sterne-Stadions, in dem auch die Tourneen der Weltstars aus dem Show-Business Station machen. Für die Olympischen Sommerspiele 2012 sind sieben Vorrundenspiele und ein Viertelfinale des Fußballturniers im Hampden Park vorgesehen. Stadionwelt Olympia 2012 City of Coventry Stadium Im Land des Drittligisten D ie Fußballmannschaften der Olympischen Spiele kehren für ihre Wettbewerbe in einige der ruhmvollsten Stadien der Insel. Auch ein Stadion, das im Alltag die Heimat eines Drittligisten ist, wurde sechs Mal in den olympischen Kalender aufgenommen – das City of Coventry Stadium. Fernab der Olympischen Spiele trägt das Stadion den Namen des japanischen Unternehmens Ricoh und ist der einzige Austragungsort, der in Midlands liegt. Das mit 32.000 Sitzplätzen ausgestattete Stadion verfügt neben einem integrierten Hotel, einem der größten Casinos England, einem durchgängig geöffneten Bistro sowie mehreren Konferenz und Tagungsräume zusätzlich noch über eine Ausstellungsfläche von über 6.000 Quadratmetern, der Jaguar Exhibition Hall, auf der neben Messeveranstaltungen auch regelmäßig Konzerte mit internationalen Musikgrößen stattfinden. Das City of Coventry Stadium (oder: RICOH Arena) ist die Heimat von Coventry City. Das mehrmals für sein Design ausgezeichnete Stadion wurde 2005 gebaut und offiziell am 24. Februar 2007 eröffnet. Ab- Bild: London 2012 gesehen vom Abbau des Ricoh-Brandings sind für die Olympischen Spiele daher keine Maßnahmen erforderlich. - Anzeige - Neue Banden? Neue Sitze? Neue Videowall? Gesucht, gefunden! Über 1.000 Einträge von spezialisierten Firmen im Branchenbuch. Print 126 Seiten 5€ Jetzt im Stadionwelt-Shop bestellen: Stadionwelt.de 26 Stadionwelt Olympia 2012 In Cardiff finden die ersten Wettkämpfe der Sommerspiele statt. Bild: Simon Kirwan/www.simonkirwan.com Millennium Stadium Pure Flexibilität D as Millennium Stadium (zu Deutsch: „Jahrtausend-Stadion“) in der walisischen Hauptstadt Cardiff war bei seiner Eröffnung im Jahr 1999 das erste Stadion in Großbritannien, das über ein komplett verschließbares Dach verfügte. Auf der Insel und auch im restlichen Europa setzte es damit, zumindest bis zum Neubau des Wembley-Stadions, Maßstäbe. Nachdem Wales 1995 den Zuschlag für die Ausrichtung der Rugby-WM erhalten hatte, wurde mit den Planungen für ein neues, mehrzwecktaugliches Nationalstadion begonnen. Zwischen 1997 und 1999 erbaut, war die Rugby-WM sogleich das erste Highlight im neuen Tempel. Die Gastgeber unterlagen dem späteren Weltmeister Australien allerdings bereits im Viertelfinale. Ursprünglich sollte das Millennium Stadium ein Stück außerhalb der Stadt gebaut werden, letztendlich wurde das stolze Prunkstück des kleinen Wales jedoch mitten in der City, nur fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, am Ufer des Flusses Taff errichtet. Es befindet sich auf demselben Gelände, auf dem zuvor das National Stadium gestanden hatte. Dieses war erst 1984 fertig gestellt worden, erwies sich aber schnell als Fehlplanung denn für die Rugby-WM wurde es bereits als zu klein befunden. Der Abriss erfolgte fast komplett – mit Ausnahme der Nordtribüne. Sie wur- de in das neue Stadion als Relikt eingegliedert, nachdem das Spielfeld aus Platzgründen um 90 Grad gedreht worden war. Die Nordtribüne ist daher etwas niedriger als der der Rest des riesigen Gebäudes und besteht nur aus zwei Zuschauerrängen. Traditionsbewusstsein war jedoch nicht der Grund für diese ungewöhnliche Vorgehensweise. Vielmehr weigerte sich der im unmittelbar angrenzenden Cardiff Arms Park spielende Rugbyclub RFC Cardiff, sein Stadion für den Bau des Millennium Stadiums abzureißen, was den Bau einer größeren Tribüne unmöglich machte. Dennoch zählt das riesige Gebilde für 74.500 Zuschauer mit seinen vier charakteristischen, jeweils 90 Meter hohen Trägern auch 13 Jahre später noch zu den führenden Multifunktionsarenen Europas. Sportliche Großereignisse finden hier regel- Das Millenium Stadium gehört zu den führenden Multifunktionsarenen Europas. Bild: Thomas Düsing 27 mäßig statt, denn im kleinen Wales ist das Millennium Stadion gleichzeitig das Nationalstadion für Fußball und Rugby. Dass es sich über eine Tochtergesellschaft im Besitz der Welsh Rugby Union befindet, ist indes ein Hinweis auf die Kräfteverhältnisse zwischen Rugby und Fußball in Wales. Dennoch gelang den Betreibern der Coup, sogar das Finale des ältesten Pokalwettbewerbs der Welt, des FA-Cups, von 2001 bis 2006 nach Cardiff zu holen, als das Wembley Stadium in London neu gebaut wurde. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft konnte im Millenium Stadium 2002, 2007 und 2009 bereits drei Siege einfahren und blieb dabei jeweils ohne Gegentor. Durch seine multifunktionale Ausrichtung ist das Millennium Stadium, das sich mittels Schiebedach innerhalb von 20 Minuten in eine vollständig geschlossene Arena verwandeln lässt, darüber hinaus auch für außersportliche Großereignisse immer wieder attraktiv. Die Rolling Stones, The Eagles, Robbie Williams oder Madonna sind nur einige der Weltstars, die sich hier bereits die Ehre gaben. Der nächste sportliche Höhepunkt sind die Olympischen Spiele, bei denen das UEFAFünf-Sterne-Stadion einer der Austragungsorte für das Olympische Fußballturnier sein. Insgesamt elf Fußball-Partien der Frauen und Männer werden hier ausgetragen. Darunter auch die Begegnung um die BronzeMedaille im Männer-Wettbewerb. Stadionwelt Olympia 2012 Im Old Trafford finden 76.212 Zuschauer einen Sitzplatz. Bild: Simon Kirwan/www.simonkirwan.com Old Trafford Das Theater der Träume S eit über 100 Jahren trägt der Manchester United FC seine Heimspiele im Old Trafford südwestlich des Stadtzentrums von Manchester aus. Den Spitznamen „Theatre of Dreams“ soll Bobby Charlton dem Old Trafford in Anlehnung an die zahlreichen großen Partien gegeben haben, die im größten englischen Clubstadion stattfanden. Bei den Olympischen Spielen kommt ein neues Stück Geschichte hinzu. Insgesamt neun Fußball-Begegnungen der Frauen und Männer werden in Manchester ausgetragen. Wenige Orte des Fußballs bergen so viele Erinnerungen im Stadionumfeld wie das Old Trafford an der Warwick Road. Zahlreiche Gedenktafeln und Statuen erinnern an Das Stadion ist die drittgrößte Sportstätte der Olympischen Spiele 2012. Bild: Michael Schrader die berühmten „Busby Babes“, die junge, erfolgreiche Mannschaft des schottischen Trainers Matt Busby in den 1950er und 60er Jahren. Die Munich Clock an der Stadionfassade ruft auch heute den Tag des „Munich Air Desaster“ im Jahr 1958, als sich die Mannschaft von Manchester United sowie Begleitpersonal, Fans und Sportjournalisten an Bord eines verunglückten Flugzeugs befanden, ins Gedächtnis. Eine Gedenktafel am Stadion erinnert zudem an die 23 Opfer der Katastrophe. Der ursprüngliche Entwurf des Old Trafford stammte vom renommierten schottischen Stadion-Baumeister Archibald Leitch, der zuvor schon bemerkenswerte Stadien wie das an der Anfield Road von Liverpool FC oder die Londoner Craven Cottage gestaltet hatte. So verkörpert auch sein Werk in Manchester die typische Form eines britischen Fußballstadions: Die Zuschauerränge sind nah an das Spielfeld gebaut, die Tribünen überwiegend schlicht gehalten und mit offenen Ecken errichtet. Letztere wurden erst später im Zuge notwendiger Modernisierungen geschlossen. Der Zweite Weltkrieg bedeutete zwischen 1941 und 1949 nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für das Stadion eine Zeit der harten Prüfungen. Zu dieser Zeit war der Spielort, der inmitten des Indu28 striegebietes am Bridgewater Kanal liegt, in Folge von schweren Bombenangriffen der Deutschen nicht bespielbar, sodass man an die Maine Road des Lokalrivalen Manchester City ziehen musste. Nach dem Wiederaufbau erhielt das Old Trafford im Jahr 1957 Flutlicht, und im Laufe der Zeit wurden auch die Tribünen vollständig überdacht. Mit einem Fassungsvermögen von 76.212 Personen ist die Heimat der „Red Devils“ bei den Olympischen Spielen die drittgrößte Sportstätte, hinter dem Wembley Stadium und dem neuen Olympic Stadium. Früher gehörte die Tribüne „Stretford End“ mit mehr als 20.000 Plätzen zu den größten Stehplatztribünen der Welt. 1939 sahen 76.962 Zuschauer das FA-Cup-Halbfinale zwischen den Wolverhampton Wanderers und Grimsby Town. Im März 2007 kamen zum Heimspiel gegen Blackburn 75.769 Zuschauer. Dies bedeutet bis heute Premier-LeagueRekord. Da die Auslastung der Spielstätte seit Jahren ungebrochen hoch ist, steht zurzeit ein Ausbau auf über 95.000 Sitzplätze im Raum. Das „Theatre of Dreams“ ist eine der großen lebenden Legenden unter den Fußballstadien in der ganzen Welt – und es ist eine seiner größten Geldmaschinen, so lange die Fans bereit sind, die immensen Eintrittspreise zu bezahlen. Stadionwelt Olympia 2012 Rückblick in die Geschichte Am 27. Juli 2012 beginnen in der Weltmetropole London die 30. Olympischen Sommerspiele der Geschichte. Stadionwelt erinnert noch einmal an die Olympiastadien der letzten drei Jahrzehnte: Jahr Ort Name Kapazität* 1984 Los Angeles Los Angeles Memorial Coliseum 1988 Seoul Olympiastadion Seoul 1992 Barcelona Estadi Olímpic Lluís Companys 55.926 1996 Atlanta Centennial Olympic Stadium (Turner Field) 85.000 2000 Sydney Stadium Australia (heute ANZ Stadium) 2004 Athen Olympiastadion Spyridon Louis 71.030 2008 Peking Nationalstadion 91.000 93.607 100.000 110.000 *Während der Olympischen Spiele Bild: David Iliff Bild: Nagyman Los Angeles, 1984 Barcelona, 1992 Atlanta, 1996 Sydney, 2000 Bild: Peter23 Bild: Kanakari Bild: Brian Pracy Seoul, 1988 Athen, 2004 Peking, 2008 29 Stadionwelt Olympia 2012 Für die Olympischen Spiele in Rio wird das Estádio Olímpico João Havelange modernisiert. Bild: Dodoedo Rio 2016: Neue olympische Wege Im dänischen Kopenhagen fiel am 2. Oktober 2009 die Entscheidung: Die 31. Olympischen Spiele finden in Rio de Janeiro statt. Als IOC-Präsident Jacques Rogge gegen 19 Uhr Ortszeit das Ergebnis verkündete, war klar, dass es Zeit für etwas Neues wird: Erstmals in der Geschichte werden die Olympischen Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent ausgerichtet. F ür die sportbegeisterten Brasilianer wird es das dritte Großereignis innerhalb einer Dekade: 2007 war Rio de Janeiro Veranstalter der Panamerikanischen Spiele und 2014 wird der bevölkerungsreichste Staat Südamerikas die Fußball-Weltmeisterschaften ausrichten. In vier Zonen (sowie den Stadien außerhalb Rio de Janeiros) ist geplant, die Wettbewerbe der insgesamt 28 Sportarten auszutragen. Bekannteste Veranstaltungsorte sind sicherlich die Copacabana und das Maracana-Stadion, das neben den FußballWettkämpfen auch den Eröffnungs- und Abschlussfeiern als Schauplatz dienen wird. Damit sorgen die Organisatoren für ein weiteres Novum: Erstmalig werden die Feierlichkeiten zur Eröffnung und zum Abschluss der Spiele nicht in dem Stadion stattfinden, das auch die Leichtathletik-Wettbewerbe beheimatet. Vier Anläufe nahm Rio de Janeiro zuvor, um die Olympischen Sommerspiele an den Zuckerhut zu bringen. Sowohl 1936 (Berlin) und 1940 (Tokio, dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen) als auch 2004 (Athen) und 2012 (London) scheiterte die Bewerbung deutlich. Zu groß waren die Bedenken bezüglich der Infrastruktur, der Sicherheit und der allgemeinen Kompetenz, solch eine Großveranstaltung organisieren zu können. Je stärker die Olympische Bewegung wuchs, je höher die Anforderungen an die Ausrichter der Spiele wurden, je mehr sich das IOC dem Olympischen Motto „citius, altius, fortius“ (schneller, höher, weiter) widmete, desto unwahrscheinlicher schienen Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent, besonders in Brasilien, zu werden. Mit der Ausrichtung der Panamerikanischen Spiele 2007, bei denen Rio de Janeiro mit den größten Panamerikanischen Spielen der Geschichte überzeugte, wendete sich jedoch das Blatt: Die Stadt gewann beim IOC an ernsthafter Aufmerksamkeit und setzte sich letztendlich erfolgreich gegen sechs weitere Bewerber durch. Seitdem feststeht, dass der OlympiaTross 2016 Richtung Zuckerhut zieht, freut sich die Stadt Rio de Janeiro – trotz aller Zweifel und Hindernisse – auf eine rund acht Milliarden Euro teure Runderneuerung. Inwiefern allerdings infrastrukturelle Mängel sowie Probleme mit der Kriminalitätsrate, der Umsiedlung der Armenviertel und den als heruntergekommen geltenden Hotels, gelöst werden können, wird die Zukunft zeigen. Ein großer und aufschlussreicher Testlauf werden sicherlich die Fußball-Weltmeisterschaften 2014. Bereits die Spiele in London bieten den Brasilianern die Möglichkeit, Eindrücke für die eigene Planung mitzunehmen. Zumindest in punkto Nachhaltigkeit ist dies bereits heute der Fall: Das Organisationskomitee hat Interesse an der temporären Basketball-Arena angemeldet, die nach den Spielen 2012 abgebaut wird. 30 Daten & Fakten Motto: Viva sua Paixao (Live Your Passion) Zeitraum: 5. bis 21. August 2016. Anzahl der Bewerber: Rio de Janeiro setzte sich gegen die Mitbewerber Chicago, Madrid und Tokio durch. Zuvor war den Bewerbungen aus Baku (Aserbaidschan), Doha (Katar) und Prag (Tschechien) eine Absage erteilt worden. Sportstätten: Es ist geplant, die Olympischen Spiele in vier Bereichen (Barra da Tijuca, Copacabana, Deodoro und Maracana) innerhalb der Stadt abzuhalten. Ähnlich war dies bereits bei den Panamerikanischen Spielen 2007 praktiziert worden. Dazu werden die Fußballwettbewerbe neben dem traditionsreichen Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro in weiteren vier Städten ausgetragen (Belo Horizonte, Brasilia, Salvador und São Paulo). Teilnehmer: Es wird erwartet, dass etwa 10.500 Athleten aus 205 Ländern antreten werden. Events: In Rio de Janeiro werden Sportler in 28 Sportarten an den Start gehen. Neue Disziplinen: Neu in das Olympische Programm wurden 7er-Rugby und Golf aufgenommen. Die Anträge auf die Aufnahme beziehungsweise Rückkehr ins Programm der Sportarten Squash, Inline-Skating, Karate sowie Base- und Softball wurden abgelehnt.