Denkstätte Widerstand Weingarten

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Denkstätte Widerstand Weingarten
Denkstättenkuratorium
NS Dokumentation
Oberschwaben
Denkstätte
Widerstand Weingarten
Campus Weiße Rose
Denkstättenkuratorium
Widmungshäuser
NS
Dokumentation
Oberschwaben
Dank der Herausgeber
Der Dank der Herausgeber dieser – vor allem dem regionalen
und dem studentischen Widerstand gegen das NS-Unrechtsregime gewidmeten – Schrift gilt allen MitbürgerInnen, die
gestern,heute und morgen Gestaltung und Pflege des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus stellvertretend für
unser Gemeinwesen geleistet haben und leisten: auch denen,
die durch Text und Bild zu dieser Gedenkarbeit beigetragen
haben. Unser Dank gilt auch allen, die sich des studentischen
Widerstandes in der Epoche des Stalinismus in der SBZ und
frühen DDR, dem über 70 junge Menschen und Demokraten
zum Opfer fielen, ehrend erinnern.
Der Dank gilt auch allen Sponsoren der Erinnerungsarbeit
unseres Kuratoriums.
Vor allem aber gedenken wir der Opfer. Wir vergessen sie
nicht und handeln in ihrem Sinne, wenn wir gegen ungerechte
Gewalt und für Demokratie eintreten.
Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben
www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de
[email protected]
Studentenwerk Weiße Rose e.V.
www.studentenwerk-weisserose.de
[email protected]
Grußwort des Ministerpräsidenten
Winfried Kretschmann
Die Lebensgeschichten der Menschen, die Widerstand leisteten und
sich der menschenverachtenden, unterdrückerischen Diktatur der
Nationalsozialisten widersetzten, könnten unterschiedlicher nicht
sein. Sie stammten aus dem Arbeiter-, dem bürgerlichen, kirchlichreligiösen, militärischen oder politischen Milieu und doch ist ihnen
eines gemein: Sie alle nahmen das Risiko in Kauf und brachten
den Mut auf, dem nationalsozialistischen Unrechtsregime die Gefolgschaft zu verweigern und sich zur Wehr zu setzen. Sie machten
für viele in Bedrängnis geratene Mitmenschen den Unterschied aus
gegenüber der schweigenden Mehrheit der Bevölkerung, gegenüber
den überzeugten Anhängern, den Mitmachern und Mitläufern.
Diese Menschen sind heute noch eine Inspiration für uns. Wir sind
es ihnen schuldig, dass wir ihr Andenken für künftige Generationen lebendig halten. Denn Hass und Intoleranz sind nicht besiegt,
sondern müssen in jeder Generation neu überwunden werden.
Die „Widmungshäuser“ der „Denkstätte Widerstand Weingarten
(DWW)“ werden diesem Auftrag gerecht, indem sie den oberschwäbischen Widerstand in unser direktes Lebensumfeld holen
und insbesondere jungen Menschen vergegenwärtigen – damit das
Gedenken weiter Substanz behält.
Viele haben in der Vergangenheit mit Kraft, Kenntnis und Idealismus daran mitgewirkt, diese Idee der DWW-Widmungshäuser zu
entwickeln und umzusetzen. Die Stadt Weingarten, die Hochschulregion und die Diözese Rottenburg-Stuttgart ziehen hier gemeinsam an einem Strang. Nachdrücklich und kompetent begleitet
und unterstützt das DENKstättenkuratorium NS Dokumentation
Oberschwaben das ambitionierte Vorhaben. Allen, die an der
Realisierung des Projektes beteiligt sind und es aus der Mitte der
Gesellschaft heraus tragen, danke ich für ihr Engagement zugunsten einer gelebten Erinnerungskultur in unserem Land.
Winfried Kretschmann,
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg
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Grußwort des OB Ewald (Weingarten)
Grußwort: Markus Ewald
Oberbürgermeister der Stadt Weingarten
Das Projekt der „Widmungshäuser“ in
Weingarten ergänzt das Projekt der
Denkorte an oberschwäbischen Erinnerungswegen. Mit der Begründung der
Denkstätte Widerstand Weingarten ehren wir die Menschen des Widerstands.
Menschen, die sich mutig und entschlossen gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime gestellt haben.
Markus Ewald
Die Denkstätte Widerstand Weingarten
soll ein Appell sein, ihr Erbe, das Erbe von Eugen Bolz, Edith
Stein, Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp aufzugreifen und
sich für eine offene Gesellschaft einzusetzen.
Für die studentische Generation in der Hochschulstadt Weingarten ist der Martinsberg für die Dauer ihres Studiums ein
Mittelpunkt von Arbeit und Leben. Für die Studierenden, die
auch hier wohnen, Tisch und Bett haben, gilt dies in besonderer Weise.
Dass sie die Zeit ihres Studiums in geistiger Nähe und Nachbarschaft mit Menschen wie Sophie Scholl und Edith Stein,
Christoph Probst und Dietrich Bonhoeffer erleben können,
mögen sie als Chance für ihr eigenes Leben begreifen.
Ich danke dem Denkstättenkuratorium für seine Arbeit gegen das Vergessen und Verdrängen der NS-Gewaltherrschaft,
ebenso wie für sein Vertrauen in die heutige studentische Generation, sich an den Menschen des Widerstands orientieren
zu können.
Markus Ewald
Oberbürgermeister der Stadt Weingarten
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Grußworte der Träger von Widmungshäusern
Grußwort: Professor Dr. Werner Knapp,
Rektor der Pädagogischen Hochschule Weingarten
Die jungen Leute, die heute hier auf dem
Campus leben und studieren, werden
durch die Denkstätte Widerstand an die
Menschen erinnert, die sich gegen das
Nazi-Regime gewehrt haben und die ihm
zum Opfer gefallen sind. Sie erhalten die
Möglichkeit, sich aktiv mit diesen Menschen und ihren Schicksalen zu beschäftigen. Daraus können sie viel lernen über
Werner Knapp
Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit
– Grundwerte, auf denen unsere demokratische Gesellschaft heute beruht.
Grußwort: Prof. Dr. Ing: Thomas Spägele,
Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten
Gebäude der Weingartner Hochschulen
und Studierendenwerke sind mutigen
und wachsamen Menschen des NS-Widerstandes gewidmet. Namen wie Eugen
Bolz, Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer stehen dabei für Aufrichtigkeit, Zivilcourage und Mitmenschlichkeit.
Die Gedenktafeln sollen uns mahnen und
uns stets an unsere Verantwortung erinThomas Spägele
nern, junge Menschen mitzunehmen und
auszubilden für eine gute Zukunft, die
geprägt ist durch unveräußerliche Werte
und Toleranz.
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Grußworte der Träger von Widmungshäusern
Grußwort: Gerd Gerber
Vorsitzender Studentenwerk Weiße Rose e. V.
Das Studentenwerk Weiße Rose, Träger von
Studentenheimen in Weingarten und Ravensburg, erinnert mit seinem Namen an die Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe,
die ihren Protest gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime einst mit dem Leben bezahlten. Die Werte, für die sie und die anderen
Widerstandskämpfer eintraten, nämlich Mut
zur Wahrhaftigkeit, Zivilcourage und OpferGerd Gerber
bereitschaft um der Mitmenschlichkeit willen
,sollen uns und künftigen Generationen stets
Mahnung und Verpflichtung zu gesellschaftlicher Wachsamkeit und zu aufrechtem bürgerschaftlichem Gang sein.
Möge die Denkstätte Widerstand Weingarten
diesem Ziel dienen.
Grußwort: Helmut Baumgartl
Geschäftsführer Seezeit Studierendenwerk Bodensee
Als Studierendenwerk sind wir der Neutralität verpflichtet. Als wir die erste Teilnahmeanfrage für die Widmungshäuser bekommen haben, waren wir daher zunächst eher
zurückhaltend.
Doch mit der Erkenntnis des großen Zuspruches in der Region, verbunden mit
dem zunehmenden Respekt vor den Widerstandskämpfern gegen das Unrechtsregime,
Helmut Baumgartl
wuchs unser Wunsch, mit dabei zu sein.
So freuen wir uns heute, dazu beizutragen,
die Erinnerung wach zu halten. Gerne erlauben wir uns auch, den Studierenden einen
Anstoß zu bieten, sich ebenso mit unserer
Vergangenheit zu befassen.
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Inhaltsverzeichnis
Grußwort des Ministerpräsidenten. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 1
Grußwort von OB Ewald (Weingarten). . . . . . . . . . . . . Seite 2
Grußworte der Träger von Widmungshäusern. . . . . . Seite 3-4
Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 5
Einführung:
Gedanken zur Weißen Rose, zu Widmen, Widmungshäusern
und zur Denkstätte Widerstand Weingarten. . . . . . . Seite 6-10
Zur Topographie der Widmungshäuser. . . . . . . . . . . . Seite 11
Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR):
Denkstätte Weiße Rose a. Lichthof d. LMU München. Seite 12
Crailsheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 13
Forchtenberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14
Vhs-Ulm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 15
Schulen als Pflanzstätten der Erinnerung. . . . . . . . . . Seite 16
Campus Weiße Rose Weingarten . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17
Campus Weiße Rose Geschwister-Scholl-Bau. . . . . Seite 18-19
Campus Weiße Rose Kurt-Huber-Bau. . . . . . . . . . . Seite 20-21
Campus Weiße Rose Willi-Graf-Bau. . . . . . . . . . . . . . Seite 22
Campus Weiße Rose Hans-Conrad-Leipelt-Bau . . . . . Seite 23
Campus Weiße Rose Christoph-Probst-Bau . . . . . . . . Seite 24
Campus Weiße Rose Alexander-Schmorell-Bau. . . . . Seite 25
Denkstätte Widerstand Weingarten (DWW) – Widmungshäuser
Eugen-Bolz-Wohnheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26-27
Edith-Stein-Bau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 28-29
Dietrich-Bonhoeffer-Bau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 30-31
Alfred-Delp-Bau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 32-33
Georg-Elser-Haus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34-35
Widerstandswürdigung durch Jutta Limbach. . . . . . . Seite 36
Fridolin-Endraß-Haus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 37
Paul-Grüninger-Haus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38-39
Hans-David-Elkan-Haus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 40-41
Naphtali-Berlinger-Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 42-43
Hermann-u. Barbara-Levinger-Haus . . . . . . . . . . . Seite 44-45
Franz-Klauser-Haus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 46-47
Haus-Ummenwinkel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 48-49
Geschw.-Scholl-Schule des KBZO. . . . . . . . . . . . . . Seite 50-51
Edith-Stein-Schule Ravensburg & Aulendorf. . . . . Seite 52-53
Mensa Weingarten: Ort offenen Gedenkens. . . . . . Seite 54-55
Studentischer Widerstand im Geist der Weißen Rose
gegen die NS-Gewaltherrschaft und die Strukturen
neuer Diktatur in der SBZ/DDR . . . . . . . . . . . . . . . Seite 56-57
Das DENKStättenkuratorium stellt sich vor . . . . . . Seite 58-60
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Einführung
Gedanken zur Weißen Rose,
zu Widmen, Widmungshäusern
und zur Denkstätte Widerstand Weingarten
Freunde gaben ihrer Gemeinschaft den Namen „Weiße Rose“.
Weist der in romantische Gründe? Schätzt er die Reinheit im
Weiß? Oder die Widerständigkeit in den Dornen? Ist er pragmatische Tarnung für revolutionäres Handeln? Oder ehrt er
- bar allen Instrumentalisierens – sinnvolles Leben auf der
„Waage des Daseins“ (Guardini)? Kurz nach dem 2. Weltkrieg
verneigte sich Winston Churchill in seiner Züricher Rede
vor den Menschen der Weißen Rose als dem edelsten Widerstand, den es in Deutschland gegen die Gewaltherrschaft der
Nazis gab. Viele Schulen in Deutschland tragen inzwischen
die Namen von Angehörigen der Weiße Rose Gruppe. Kommt
es nicht darauf an, dass junge Menschen die Erinnerung an
die Weiße Rose im blutigen Rot der Hakenkreuzjahre bewahren und sie aufblühen lassen? In Weingarten war seit einem
knappen Jahrzehnt und knappen finanziellen Ressourcen
ein nichtöffentliches Studentenwerk unterwegs, das an den
Freunden der Weißen Rose Maß nahm und nun endlich das
1. Studierendenwohnheim widmen kann, das allen Ermordeten der Weiße Rose Gruppe gilt und ihnen gleichen Dank
und gleiche Ehre erweisen möchte. Da ist auch Hans Conrad
Leipelt dabei: Wien, Hamburg und München vereint. Und die
70 Studentinnen und Studenten aus der SBZ und frühen DDR,
die ihren Widerstand im Geist der Weißen Rose gegen die
Anfänge einer neuen Diktatur mit ihrem Leben bezahlen
mussten: auch sie werden in diese Erinnerung aufgenommen.
Widmen, Wert und Würde
Buchautoren widmen ihr Werk Lesern. Komponisten widmen
ihr Werk Hörern oder den unverzichtbaren Menschen – Instrumentalisten, Sängern, Orchestern, Chören, Dirigenten – die es
zur Aufführung bringen. Liebende widmen ihren Geliebten
Gaben. Wer widmet gibt etwas – was ihm in gewissem Maße
gehört, was ihm etwas wert ist – einem Anderen. In der Regel
geht ihm das Gewidmete dabei für sich nicht verloren. Dem
Widmenden vermag der Dank des Widmungsadressaten und
der Eigenwert des freigegebenen Widmungsinhalts zurückzugeben, sodass er durch Widmung nicht verarmt. Wer widmet
bekundet, dass Widmungsadressat und Widmungsinhalt ihm
6
Einführung
etwas wert sind. So ist Widmen ein achtsamer zwischenmenschlicher Beziehungsvorgang im Bereich des Wertens,
der Werte und von Würde. Wer widmet achtet die Würde des
Menschen.
Widmen und Erinnern
Widmen verlangt Präsenz. Widmende schauen ihren Adressaten ins Auge wenn sie widmen. Wenn aber Widmende und
Widmungsadressaten nicht mehr präsent sind, stehen dann
die Widmungen wie Ruinen nutzlos und vergessen im Land
herum? Nicht wenn wir erinnern. Das Erinnern vermag für
alles Vergangene Präsenz herzustellen. Verdient alles Vergangene, dass ihm Präsenz durch Erinnerung verschafft wird?
Wohl nicht. Wenn wir widmungsfähigen Heutigen jedoch
Menschen wie Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein, Paul Grüninger, Naphtali Berlinger und die 7 Ermordeten der Weißen Rose
erinnern – dann stellen wir Gegenwart für Menschen her, die
menschliche Würde unter Konditionen der Unmenschlichkeit
gerettet haben, und die geeignet sind Orientierung für uns alle
– Junge wie Alte – auch heute zu geben.
Voraussetzungen zu Widmungshäusern
in Weingarten
In Weingarten gab es über viele Jahrzehnte in verschiedenen Stadtbereichen zwei Kasernenkomplexe. Sie waren die
Basis für die Tradition Weingartens als Garnisonstadt. Die
Auflösung beider Kasernen wurde von Vielen als Katastrophe empfunden. Die dann jedoch vollzogene Konversion der
militärischen Gelände und Baulichkeiten in zivilgesellschaftliche Nutzung kam dem Bildungs- insbesondere dem Hochschulbildungsbereich und dem Bereich des Sozialwesens, dem
Körperbehindertenzentrum Oberschwaben zugute. Im Zusammenhang mit diesem Konversionsvorgang eröffnete sich
die Möglichkeit, anonymen Bestandsbauten einen Namen zu
geben. Sowohl die Hochschule Ravensburg-Weingarten als
auch das KBZO als neue und überwiegende Nutzer solcher
Bauten waren bereit, in Kooperation mit dem Denkstättenkuratorium von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Das
Seezeit Studierendenwerk Bodensee schloss sich dem an. Das
Studentenwerk Weiße Rose konnte auf diesem Gelände die Erweiterung um seine Neubauten durchführen. Seine Intention
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Themenbereich
Einführung
war seit Jahren darauf gerichtet, den Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose München seine Alt- und Neubauten
namentlich zu widmen.
Warum „Häuser widmen“?
Ein Industriewerk, ein Sportstadion, eine Universität, eine
Kirche, eine Stadt tragen einen Namen: sie sind damit einem Zweck, einer Person „gewidmet“. Natürlich können auch
„Häuser“ gewidmet werden. Ein gewidmetes Haus steht öffentlicher, nachhaltiger und gemeinschaftsbezogener vor dem
Auge des Betrachters als ein gewidmetes Buch, zugeklappt
und im privaten Bücherregal stehend. Mehrere solcher „Widmungshäuser“ erfüllen diese Erwartungen noch deutlicher: im
städtebaulichen Verbund werden Widmungshäuser unübersehbar, ist das was sie zu sagen haben schwerer zu vergessen,
wird die nachhaltige Erinnerung an ihren Sinn leichter. Deshalb widmen wir in Weingarten im Jahr 2015 über 20 Häuser
Menschen des Widerstandes gegen das menschenfeindliche
NS-Regime, Menschen die ihr Anderssein gegenüber ihren
Mördern mit ihrem Leben bezahlt haben. Die Weingartener Widmungshäuser bleiben im Eigentum ihrer Besitzer. Sie
erfüllen auch unbelästigt ihre bisherigen Funktionen. Die
meisten von ihnen sind Wohnheime für Studierende. Andere
dienen Hochschulzwecken und damit gleichfalls unserer studentischen Generation: deutschen Studierenden und Studierenden aus aller Welt. Sie werden von ihren Besitzern lediglich
„gewidmet“. Freilich legt damit jeder Widmende ein Zeugnis
der Achtung vor den Opfern ab, die der Widerstand gegen den
Nationalsozialismus gefordert hat. Für dieses Zeugnis danken
wir: Dem Land Baden-Württemberg, dem Landkreis Ravensburg, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, dem Körperbehindertenzentrum Oberschwaben, dem Seezeit Studierendenwerk
Bodensee, dem Studentenwerk Weiße Rose e.V. Weingarten.
Nutzer der Widmungshäuser sind vor allem die Studierenden
unserer Hochschulen in Weingarten und Ravensburg und Lehrende dieser Hochschulen. Wir laden sie herzlich ein, sich mit
den Namensgebern der Häuser in denen sie leben, wohnen
und studieren zu befassen und geistig auseinander zu setzen. Wir übergeben ihnen diese Broschüre, um ihnen diese
Begegnung zu erleichtern und erhoffen, dass die Menschen
des Widerstandes unseren Studierenden von heute in deren
eigenem Lebensweg zu Freunden werden können. Nutzer von
8
Einführung
Widmungshäusern sind aber auch Asylbewerber und Flüchtlinge aus aller Welt. Die starke Fluktuation der Bewohner dieser
Häuser lässt nicht zu ihnen Namen zu geben, die einen Bezug
zu einer bestimmten Herkunftskultur dieser Bewohner schaffen.
Deshalb haben wir einen Widmungsbezug zu Opfergruppen in
der NS-Zeit hergestellt, die das Merkmal der „Ausgrenzung“ mit
dem Schicksal der Flüchtlinge von Heute verbindet. Die vier in
Frage kommenden Häuser sind den Opfergruppen der im Holocaust ermordeten Juden, der sich durch Suizid der Vernichtung
entzogen habenden NS-Verfolgten, der Homosexuellen und der
dem NS-Genozid unterworfenen Sinti und Roma zugeordnet.
„Ausgegrenzte anerkennen“ leitet uns dabei als politische und
moralische Intention, und wir vertrauen darauf, durch eine weltoffene und solidarische studentische Nachbarschaft Verständnis
und Unterstützung für gelingende Eingliederung ausgegrenzter
Fluchtopfer finden zu können.
Was soll und kann eine
„Denkstätte Widerstand Weingarten“ ?
Kann es sie geben, weil in Weingarten der Widerstand besonders
intensiv war? Oder weil es hier
besonders viele Opfer einer Gewaltherrschaft gegeben hat, welcher der Widerstand von tapferen
Menschen zu Recht aber leider zu
wenig entgegengesetzt wurde?
Beides ist nicht der Fall. Weingarten war keine Hochburg des
Nazismus, vielmehr eine normale angepasste schwäbisch-deutsche Stadt. Es gab hier keine Hekatomben von Opfern wie an
Orten der Vernichtungslager oder in Dachau oder Grafeneck. Hier
gibt es einen Stolperstein für den im KZ-Mauthausen ermordeten Mitbürger Joachim Brunner aus der Wilhelmstraße. Und hier
liegt eine Stolperschwelle für „lediglich“ 156 während des Krieges umgekommene Zwangsarbeiter aus dem Osten: „normal“ für
ein deutsches Gemeinwesen jener Zeit, in dem die industrielle
Kriegswirtschaft weiter funktionieren musste, dem Motto bei der
Reichsbahn entsprechend: „Räder müssen rollen für den Sieg“.
Hier gibt es aber Menschen, denen diese Normalität nicht
schmeckt: Studierende, Lehrende, Bürgerinnen und Bürger. Zumeist Menschen der Kinder- und Enkelgeneration der Zeitzeugen
9
Einführung
von damals – natürlich aber auch welche von diesen – sie
haben keine persönliche Schuld am damaligen Geschehen,
sind aber bereit, sich einem Generationen übergreifenden Verantwortungszusammenhang einzufügen. Sie entwickeln Empathie mit den Opfern. Sie bitten um Vergebung für Vorgänge,
an denen sie nicht unmittelbar beteiligt waren, deren Auswirkungen sie aber noch heute schmerzlich umwabern. Sie bitten um Vergebung anstelle der Täter, die darum nicht gebeten
haben, oder es nicht mehr können. So kann eine „Denkstätte
Widerstand Weingarten“ entstehen.
Entsteht sie, lassen sich zusätzliche Reflexionen anstellen: Ist
es nicht angemessen, dass Weingarten, die Stadt des Hlg. Blutes, die Stadt der alljährlichen Blutreiterprozession auch der
Blutopfer gedenkt, die eine NS-Gewaltherrschaft hinterlassen
hat? Ist es nicht erfreulich, dass die Konversion von Stätten
militärischer zu Stätten zivilgesellschaftlicher Nutzung in
Weingarten so dynamisch in die Richtung von Hochschulentwicklung, Menschenbildung und des sozialen Engagements
des KBZO weist? Ist es nicht gut, dass das Martinsdenkmal,
das Bürgermeister Braun von Elisabeth Stapp bald nach dem
2. Weltkrieg mit der Inschrift „Barmherzigkeit des Herrn ist
es, dass wir nicht vernichtet sind“, erstellen ließ, einen Martin
zeigt, dem es gelingt, ohne die Existenz und die Gewalt eines
Schwertes das Gewand zu teilen, mit dem hinfort der Arme
und er selbst sich zu umhüllen vermag? Steht somit nicht eigentlich das Martinsdenkmal und seine Intention am Anfang
der Konversion des Martinsberges und seines Garnisonshinterlands? Und hatten wir nur noch nicht bemerkt, dass damit
Widerständigkeit in Weingarten bereits eine Orts-Chance zum
Nachdenken erhalten hatte?
Wolfgang Marcus
10
Einführung
Topographie der Widmungshäuser
Die Widmungshäuser der Denkstätte Widerstand Weingarten
liegen in ihrer Mehrzahl im unteren Abschnitt der Lazarettstr.
(Sie tragen die postalischen Nummern 1, 3, 5, die Nummern 2,
4, 6. 8 und die Nummern 2/1, 2/2, 4/1 und 4/2 der Lazarettstr.)
Die Lazarettstr. schneidet im rechten Winkel und mittig die
Hochschulachse Weingartens zwischen dem PH-Komplex auf
dem Martinsberg und dem Schwerpunktgelände der Hochschule Ravensburg–Weingarten im Töbele (Doggenriedstr.)
und der früheren Welfenkaserne.
Das Eugen-Bolz-Studentenwohnheim (Eugen-Bolz-Weg 2)
und die Alt- und Neubauten im Campus Weiße Rose (bisher
Briachstr. 10) arrondieren das zentrale Gelände der Widmungshäuser innerhalb der Weingartener Hochschullandschaft.
Dezentral hierzu liegt die Geschwister-Scholl-Schule des
Körperbehindertenzentrums Oberschwaben im Bereich der
früheren Argonnenkaserne in Weingarten und liegen die
beiden Komplexe der Edith-Stein-Schule in Ravensburg und
Aulendorf.
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Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)
DenkStätte Weiße Rose am Lichthof
der Ludwig-Maximilians-Universität München
„…aus Liebe zu kommenden
Generationen
muss nach Beendigung
des Krieges ein Exempel
statuiert werden, daß
niemand auch nur die
geringste Lust je verspüren wollte, Ähnliches
aufs neue zu versuchen.“
(Flugblatt IV)
Die DenkStätte Weiße Rose ist ein Erinnerungs- und Lernort
zur Widerstandsgruppe Weiße Rose. Sie liegt am Lichthof der
Ludwig-Maximilians-Universität München in unmittelbarer
Nähe zum historischen Ort, an dem Hans und Sophie Scholl
am 18. Februar 1943 verhaftet wurden. Sie wurde 1997 vom
Rektor der Universität, Prof. Dr. Andreas Heldrich, und dem
Vorsitzenden der Weiße Rose Stiftung e.V., Franz J. Müller,
eingerichtet. Seitdem wird die DenkStätte von einer jährlich
wachsenden Besucherzahl aus dem In- und Ausland besucht.
Sie alle nutzen das Informationsangebot aus einer umfangreichen Dauerausstellung, Exponaten, einer Sehstation und
fünf Hörstationen, wechselnden Einzelausstellungen und Audioguides, um sich über die Kerngruppe des studentischen
Widerstandskreises in München, ihren Mitstreitern in anderen Städten sowie mit ihren Aktionen, Zielen und Motiven zu
beschäftigen. Besonders eindrucksvoll sind die Erinnerungen
von Zeitzeugen der Weißen Rose, die in der DenkStätte in
Film- und Hördokumenten zugänglich sind. Für Schulklassen
und andere Besuchergruppen werden Führungen in Deutsch,
Englisch, Italienisch und Französisch angeboten. Erläutert
werden auch die Denkmäler an der Universität, die Flugblattverteilung von Hans und Sophie Scholl und deren Festnahme
im Lichthof der Universität.
Geleitet wird die DenkStätte Weiße Rose von der Weiße Rose
Stiftung e.V. Ein Team von Ehrenamtlichen betreut während
der Öffnungszeiten die Besucher.
Text: Weiße Rose Stiftung e. V.
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Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)
Crailsheim
Am 29. Juli 1892
wurde Eugen Grimminger, Finanzier des
5. und 6. Flugblatts
der Weißen Rose in
Crailsheim geboren.
Am 22. September
1918 wurde HANS
SCHOLL im heutigen
Crailsheimer Stadtteil
Ingersheim,
Schollenberg 6 geboren.
Eine Gedenktafel an
seinem Geburtshaus
weist darauf hin. In
der
nahegelegenen
Geschwister-SchollSchule gibt es ein
Scholl-GrimmingerZimmer mit Mobiliar aus der Wohnung der Fam. Scholl am Ulmer Münsterplatz und aus dem Besitz von Eugen Grimminger und seiner
in Auschwitz ermordeten jüdischen Frau Jenny, geb. Stern.
Im Crailsheimer Rathaus im Stadtzentrum wurde eine Vitrine
eingerichtet mit wechselnden Exponaten, die sich auf die Geschwister Scholl und Eugen Grimminger beziehen.
Am 23.11.2000 gründete sich aus bürgerschaftlicher Initiative der „Weiße Rose Arbeitskreis Crailsheim e.V.“. Er setzte
sich die Aufgabe, das eindrucksvolle Beispiel mutiger Frauen und Männer, die sich in Wort und Tat gegen das Unrecht
und die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur in
Deutschland engagierten, weiterzutragen und im öffentlichen
Bewusst-Sein zu verankern.
Seit dem Jahr 2000 findet jährlich in zeitlicher Nähe zum Geburtstag von Hans Scholl der Crailsheimer Tag der Weißen
Rose statt. U. a. sprach hier der heutige Bundespräsident Joachim Gauck. – Zusammen mit dem Crailsheimer Stadtarchiv
hat der Arbeitskreis die Wanderausstellung „Beweist durch die
Tat, dass Ihr anders denkt. Der Widerstand der Weißen Rose“
erarbeitet und stellt sie Interessenten zur Verfügung.
Text: Ursula Mroßko
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Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)
Forchtenberg
Im romantischen Städtchen
Forchtenberg, das sich mit
seinen Gassen und Treppen an den Schlossberg
schmiegt, wurde die spätere
Widerstandskämpferin Sophie Scholl am 9. Mai 1921
in der Rathauswohnung geboren. Die Familie Scholl
lebte von 1920 bis Mitte des Jahres 1930 in der geräumigen
Stadtschultheisenwohnung im Rathaus, wo sich zugleich die
Dienstzimmer des Vaters, des Stadtschultheisen befanden. Die
Familie Scholl mit ihrer großen Kinderschar, Inge, Hans, Elisabeth, Sophie, Werner und Thilde lebte gerne in dem Städtchen.
Sie liebten die Natur und verlebten glückliche Kindheitstage. Aus Anlass des 85. Geburtstages von Sophie Scholl, 2006,
richtete die Stadt Forchtenberg zusammen mit der Weiße Rose
Gedenkstätte, geleitet von der Privatinitiatorin Renate S. Deck,
einem Freundeskreis und der örtlichen Industrie einen Erinnerungsweg ein. Der Erinnerungsweg, der Hans und Sophie
Scholl-Pfad, zeigt auf Tafeln, die an mehreren öffentlichen
Gebäuden angebracht wurden, Spuren der Kindheit von Hans
und Sophie Scholl. Unterwegs auf dem Pfad durch das mittelalterlich geprägte Städtchen finden sich als Symbol, gepflanzte weiße Rosen. Eine weiße Rose wurde 2005 auf den Namen
Sophie Scholl (Rosenhof Schultheis) getauft und am Erinnerungspfad gepflanzt als „Wurzeln der Kindheit“. Auf eigene
Entdeckungsreise kann der Besucher mit kleinen Texten von
Ort zu Ort von den Schollkindern erfahren und zugleich etwas
von der Stadtgeschichte. „Lebendige Geschichte“ erlebbar machen, das Interesse an der Geschichte wecken, das möchten die
Initiatoren vermitteln. Inzwischen gehört der Pfad als herausragender Anziehungspunkt zu den attraktiven Reisezielen in
Hohenlohe. Regelmäßig zu Geburts- und Todestagen werden
vielschichtige Programme angeboten: Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Weiße Rose Stadtführungen. Die Veranstaltungen werden als Kooperation der Stadt mit Bürgermeister
Gysin und Renate S. Deck der Leiterin der Gedenkstätte organisiert. In der Weiße Rose Gedenkstätte, die im Würzburger Stadttor untergebracht und seit 1998 besteht, gibt es eine
kleine Ausstellung zum Thema.
Text: Renate S. Deck
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Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)
Ulmer DenkStätte Weiße Rose/ vhs Ulm
Die Ulmer „DenkStätte Weiße Rose“ befindet sich mit ihrer
Dauerausstellung „wir wollten das andere“ im Foyer der Ulmer Volkshochschule, Kornhausplatz 5 und wurde dort am
19. April 2000 eröffnet. Die Ulmer Volkshochschule steht in
der Tradition der „Weißen Rose“, da Inge Scholl, die Schwester von Hans und Sophie Scholl, im April 1946 die vh „...im
Geiste der Gemordeten“ mit Otl Aicher und anderen gegründet
hat. Initiator der Ausstellung ist Franz J. Müller, der 1943 in
Ulm Flugblätter der „Weißen Rose“ verteilte und lange Jahre
Vorsitzender der „Weiße Rose Stiftung e. V.“ in München war.
Die Ausstellung zeigt neben Hans und Sophie Scholl 26 Ulmer
Jugendliche, die im Nationalsozialismus auf ihren Verstand
gesetzt haben und nicht in Reih und Glied marschiert sind.
Manche waren schlicht eigensinnig, andere leisteten Widerstand. Sie verhalfen Zwangsarbeitern zur Flucht, schrieben
und verteilten Flugblätter, verweigerten den Eid auf Hitler,
versteckten jüdische Jugendliche in ihren Jugendgruppen, zogen ihre bündischen, christlichen und kommunistischen Gruppen der HJ und dem BDM vor und gerieten auf unterschiedlichste Art in Konflikt mit dem NS-Staat. Die Ausstellung
reißt schlaglichtartig junge Individuen aus der Anonymität.
Es wird deutlich, dass man nicht mitlaufen musste, wenn man
nur bereit dazu war, weiterzudenken. Der Inhalt der Ausstellung ist nahezu zeitlos, denn unabhängig vom historischen
Zusammenhang geht es um die Bedeutung von Zivilcourage
und politischem Handeln heute.
Text: Andreas Lörcher
Beuys, Barbara: Sophie Scholl. Biographie. München, 2010.
Breyvogel, Wilfried: Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwiderstand im Nationalsozialismus. Bonn, 1991.
Hirzel, Susanne: Vom Ja zum Nein. Eine schwäbische Jugend 19331945. Tübingen, 1998.
Jens, Inge (Hrsg.): Hans Scholl, Sophie Scholl. Briefe und Aufzeichnungen. Frankfurt, 1984
Klaus, Martin: Mädchen im Dritten Reich. Der Bund Deutscher Mädels.
Köln, 1998.
Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre
Gegner. Köln, 1999.
Scholl, Inge: Die Weiße Rose. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt, 1982.
Barbara Schüler: »Im Geiste der Gemordeten...«. Die »Weiße Rose« und
ihre Wirkungen in der Nachkriegszeit. Paderborn, 2000.
Zankel, Sönke: Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um
Hans Scholl und Alexander Schmorell. Köln, 2008.
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Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)
Schulen als Pflanzstätten der Erinnerung
Wenn Zeitzeugen von Ereignissen – Augen- und Ohrenzeugen – schwinden und abtreten, bedarf geschichtswirksame
Vergegenwärtigung solcher Ereignisse vermehrt der Arbeit
der Erinnerung. In allen Schriftkulturen wurde diese Arbeit
vornehmlich in SCHULEN geleistet: Hier stehen gesellschaftsbeauftragte Traditionswahrer – Lehrer – bereit, die Kulturkontinuität durch Erinnerungsarbeit zu wahren. Zunehmend
öffnet sich die schulische Institutionswelt auf die Pluralität
aller Medien hin und bezieht deren Vertreter in diesen Vermittlungsprozess ein.
Leistet eine Schule
nicht nur gelegentliche Erinnerungsarbeit an erinnerungswürdigen
Menschen, sondern
bekennt sie sich in
ihrer Gänze durch
Übernahme ihres
Namens zu diesen
Personen, darf davon Stärkung des Gedenkens erwartet werden.
Weltweit gibt es z. Zt. etwa 270 Anne-Frank-Schulen, davon
100 in Deutschland. Die Zahl der Schulen, die die Namen von
Angehörigen der Weiße Rose Gruppe tragen ist ebenfalls dreistellig. Im Arbeitsbereich unseres Denkstättenkuratoriums gibt
es Schulen, die den Geschwistern Scholl, Eugen Bolz, Reinhold
Frank und Edith Stein gewidmet sind. Bei diesen Schulen kann
unterstellt werden, dass hier die Pflanzarbeit der Erinnerung
besonders intensiv betrieben wird. Aber auch eine Schule wie
die Münsterschule in Zwiefalten leistet Vorbildliches: hier hat
die Geschichte einer von den Nazis von einer Heilanstalt zu
einer T4-Station pervertierten Einrichtung erstaunliche Kräfte
heilender Erinnerung entbunden. Vergleichbares ist von einer
Schule zu sagen, die den Namen eines Politikers und Märtyrers trägt, der hier als „Heimatsohn“ geachtet ist: das Reinhold
Frank Schulzentrum in Ostrach.
Entscheidend sind stets engagierte Lehrer – an welcher Schule
auch immer sie wirken.
Text: Wolfgang Marcus
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Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)
Campus Weiße Rose Weingarten
Noch nicht im Status einer „Exzellenzuniversität“ entwickeln
sich seit den 60er Jahren des 20. Jh. im Raum RavensburgWeingarten junge, überaus dynamische Hochschulen zu Wissenszentren des vorwiegend ländlichen oberschwäbischen
Raumes.
Hier ist der Sitz des DENKStättensekretariats des Kuratoriums
der NS-Dokumentation Oberschwaben, in dem die gesellschaftspolitisch-konzeptionelle, wissenschaftliche und administrative Arbeit des Kuratoriums koordiniert wird.
Von hier kommt auch der Impuls zur Dokumentation von
über 80 authentischen Denkorten an Geschehnisse während
der NS-Zeit in Oberschwaben und ihre Verbindung durch die
Anlage der „Oberschwäbischen Erinnerungswege“: die bisher
dichteste NS-Dokumentation in einer deutschen ländlichen
Großregion.
Im Campus Weiße Rose liegt der Ursprungsort der Denkstätte
Widerstand Weingarten, in der mit Hilfe des didaktischen Instruments der Widmungshäuser die Eigenart des Widerstands
unter einem regionalen Aspekt ins Bild gesetzt und mit der
Dokumentation des studentischen Widerstands verknüpft
wird.
An Orten wie Ulm, Weingarten, Aulendorf, Leutkirch und
Krauchenwies weiß sich Oberschwaben schon bisher und zunehmend mit dem „Geist der Weißen Rose“ verbunden: einem Geist, der die Anstrengung spezialisierten Wissens nicht
scheut, dabei aber nicht in Fachidiotentum abgleitet, weil er
bemüht ist , mit Sozialkompetenz und Verantwortung für das
Gemeinwohl einherzugehen, den demokratischen Dienst an
Frieden und Menschenrechten nicht aus dem Blick zu verlieren.
In Weingarten, wo bisher schon Häuser studentischen Wohnens nach Widerstandskämpfern gegen die Nazidiktatur benannt waren: nach Eugen Bolz und der Münchner Weiße Rose
Gruppe, weitere dem regionalen Arbeiterwiderstand und dem
jüdischen Schicksal gewidmet werden, soll nach Kuratoriumsbeschluss ein Mahnmal des studentischen Diktaturwiderstands
gegen zwei Diktaturen in deutscher Geschichte entstehen: gegen die NS-Diktatur und gegen den Stalinismus in der SBZ
und frühen DDR (dort haben 70 Studierende und Demokraten
ihr Leben als Opfer ungerechter Gewalt verloren).
Text: Wolfgang Marcus
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Geschwister-Scholl-Bau
Hans Scholl wurde 1918 in Ingersheim
in Württemberg geboren und wuchs mit
fünf Geschwistern in einem liberalen
protestantischen Elternhaus in Ulm auf.
1933 trat er in die Hitler-Jugend ein. Als
begeisterter Jungvolkführer stieg er 1935
zum Fähnleinführer auf. Als Anführer
war er sehr beliebt, er galt als naturverbunden und suchte mit seiner Gruppe Abenteuer. Nach seiner
Verhaftung wegen „bündischer Umtriebe“ Ende 1937 ging er
zunehmend auf Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie
und Politik. Immer wichtiger wurden jetzt der Zusammenhalt
in der Familie und der Austausch mit unabhängig denkenden
Freunden.
Nach Reichsarbeits- und Wehrdienst studierte Hans Scholl ab
Sommer 1939 an der Universität München Medizin und wurde der 2. Studentenkompanie zugeteilt. In München suchte er
Gespräche mit katholischen Religionsphilosophen. Carl Muth
wurde neben Theodor Haecker bzw. dem Regimegegner Josef
Furtmeier ein wichtiger Mentor. Sie bestärkten ihn in seiner
christlich-humanistischen Haltung, die Fundament seines Widerstands wurde. 1940 wurde er in Frankreich als Sanitätssoldat eingesetzt. Im Juni 1941 lernte er Alexander Schmorell
kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Genau
ein Jahr später riefen Scholl und Schmorell in München mit
den ersten vier Flugblättern der Weißen Rose zum passiven
Widerstand gegen die NS-Diktatur auf; nachdrücklich forderten sie Freiheit und die sofortige Beendigung des Krieges.
Wie auch Alexander Schmorell und Willi Graf wurde Hans
Scholl im Herbst 1942 für drei Monate als Sanitätssoldat in
der Sowjetunion eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr intensivierten sie ihren Widerstand. Mit Unterstützung weiterer Freunde
produzierten und verteilten sie das fünfte Flugblatt. Anfang
Februar 1943 schrieben sie Parolen wie „Freiheit“ oder „Hitler
Massenmörder“ an Münchner Hausfassaden. Am 18. Februar
1943 wurden Hans und Sophie Scholl bei der Verteilung des
sechsten Flugblattes im Lichthof der Münchner Universität
verhaftet. Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, verurteilte der Volksgerichtshof sie und Christoph Probst zum Tode.
Noch am selben Tag wurden sie durch das Fallbeil hingerichtet.
Text: Weiße Rose Stiftung e. V.
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Geschwister-Scholl-Bau
Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 in
Forchtenberg geboren. 1934 trat sie in
den „Bund Deutscher Mädel“ der Ulmer
„Hitler-Jugend“ ein und galt bald als rigorose Gruppenführerin, die die Mädchen
für abenteuerliche Fahrten zu begeistern
verstand. 1937, nach der Verhaftung ihres
Bruders Hans Scholl und seiner Freunde
wegen „bündischer Umtriebe“, begann sie, sich kritisch mit
dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Nach dem
Abitur 1940 machte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.
Nach Reichsarbeitsdienst und Kriegshilfsdienst studierte sie ab
Mai 1942 in München Biologie und Philosophie.
Dem Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 sah
Sophie Scholl mit Schrecken entgegen. Sie konnte es nicht
begreifen, dass nun dauernd „Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen“, wie sie in einem Brief
an ihren Freund Fritz Hartnagel schrieb. Kritisch setzte sie sich
mit seiner Rolle als Berufssoldat auseinander. Im Mai 1942
bat Sophie Scholl ihn um 1000 Reichsmark und einen Bezugsschein für einen Vervielfältigungsapparat – ein konkreter
Hinweis auf ihre frühe Bereitschaft zum Widerstand.
Im Januar 1943 wirkte Sophie Scholl an der Herstellung und
Verbreitung des fünften Flugblattes mit. Sie besorgte dafür
Papier, Briefmarken und Adressen und brachte es nach Augsburg, Stuttgart und Ulm. Am 18. Februar 1943 verteilte sie mit
ihrem Bruder Hans Scholl das sechste Flugblatt im Lichthof
der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie wurden
entdeckt und festgenommen. Im Verhör gab sie standhaft zu
Protokoll: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan
zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich
bereue daher meine Handlungsweise nicht und will die Folgen
(…) auf mich nehmen.“
Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, wurden Sophie und
Hans Scholl mit Christoph Probst vom Volksgerichtshof in
München zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim durch das Fallbeil hingerichtet.
Text: Weiße Rose Stiftung e. V.
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Kurt-Huber-Bau
Kurt (Ivo, Theodor) Huberwurde am 24.10.1893 in Chur
(Graubünden) geboren, studierte in München Musikwissenschaft und Philosophie;
Promotion 1917 summa cum
laude über den Münchner
Komponisten Ivo di Vento
(1543-1575); 1921 Habilitation über Phänomenologie
der musikalischen Wahrnehmung; 1926 außerordentlicher Professor. 1929 heiratete
er Clara Schlickenrieder, mit
der er zwei Kinder hatte.
Das Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit war die Musik: Wahrnehmung von Klängen, Tonpsychologie, Musikästhetik, allgemeine Ästhetik.
Daneben las er über Psychologie und Philosophie und zum
Schluss über ideologisch unverfängliche formale Logik.
Zusammen mit Kiem Pauli wanderte er durch die bayerischen
Berge und schrieb die vielleicht
letzten Reste alter Volksmusik
auf: Mehrstimmige Lieder, die a
capella und ohne Text gesungen
wurden. Er machte Musikaufnahmen in Bosnien und in der
Gottschee, einer alten deutschen
Sprachinsel. Vorübergehend leitete er das Staatliche Institut Kurt Huber als Wanderer
für deutsche Musikforschung in in Sachen Volksmusik
Berlin.
1942 schloss er sich der Widerstandsgruppe Weiße Rose an,
redigierte das fünfte Flugblatt und verfasste das sechste. Im
Sommersemester 1942 hielt er eine Vorlesung über „Leibniz
und seine Zeit“, bei der sich die Studenten der Weißen Rose
trafen. Am 27. Februar 1943 wurde er verhaftet und seine
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Frau kam in Sippenhaft. Sein Todesurteil war vom Vorsitzenden des VGH als Geburtstagsgeschenk für den Führer gedacht.
Kurz vor seiner Hinrichtung am 13. Juli 1943 schrieb er im
Gefängnis:
„Wenn ich mich frag: Was hab ich hinterlassen?
Konzepte. Skizzen nur – Papierne Massen.
Kaum eine Reinschrift. Reinschrift meines Lebens
Ist nur der Tod – und der war nicht vergebens.“
Text: Wolfgang Huber
Tierfreund Kurt Huber
Literatur:
Kurt Huber: Ivo de Vento (ca. 1540-1575) 1918. Diss. München; Der
Ausdruck musikalischer Elementarmotive. Eine experimental psychologische Untersuchung, Leipzig 1923, Habilitationsschrift; Die
Doppelmeister des 16. Jahrhunderts. Eine methodologische Skizze;
in: Festschrift Sandberger, München 1918; Herders Begründung der
Musikästhetik, in: Archiv f. Musikforschung 1936; Zusammen mit Paul
Kiem: Oberbayerische Volkslieder mit Bildern und Weisen, München
1930; Gottschee-Fahrt 1935, Dt. Akademie München 1935; Zusammen
mit Walther Wünsch: Bosnienfahrt, in: Dt. e Musikkultur 1938; Joseph
Geysers Stellung in Logik und Erkenntnistheorie, in: Philosophia perennis, Regensburg 1930; Kurt Huber (posthum); Leibniz – Der Philosoph
der universalen Harmonie 1951, 1989, ed. I. Köck und Clara Huber
(Piper) München; Grundbegriffe der Seelenkunde – Einführung in die
allgemeine; Psychologie 1953 – ed. Aloys Wenzl; Ästhetik 1954 – ed.
Otto Ursprung; Musikästhetik 1954 - ed. Otto Ursprung. (Buch-Kunstverlag Ettal) Ettal; „... der Tod war nicht vergebens“, (Nymphenburger)
München. Rosemarie Schumann, 2007. Leidenschaft und Leidensweg.
Kurt Huber im Widerspruch zum Nationalsozialismus (Droste Verlag
Düsseldorf); Wolfgang Huber 2009; Kurt Huber vor dem Volksgerichtshof (Die Blaue Eule) Essen.
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Willi-Graf-Bau
Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 in
Kuchenheim bei Euskirchen geboren und
wuchs mit zwei Schwestern in einem katholischen, unpolitischen Elternhaus auf.
Bis 1936 war Willi Graf Mitglied im katholischen Schülerbund Neudeutschland
und später in der illegalen katholischen
Jugendorganisation „Grauer Orden“.
Konsequent weigerte er sich, in die Hitler-Jugend einzutreten.
Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst begann er 1937, in Bonn
Medizin zu studieren. Im Rahmen einer Verhaftungswelle gegen die „bündische Jugend“, mit der auch kirchliche Jugendorganisationen zerschlagen werden sollten, kam er im Januar
1938 einige Wochen in Untersuchungshaft.
Wenige Monate nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Willi Graf zur Wehrmacht eingezogen und als Sanitätssoldat in Belgien, Südfrankreich, Kroatien, ab Mai 1941 in Polen und ab Sommer 1941 in der Sowjetunion eingesetzt. Die
Grausamkeit des Krieges löste bei ihm Entsetzen aus, das er
in seinen Briefen und Tagebucheinträgen andeutete. Im April 1942 konnte Willi Graf sein Medizinstudium in München
fortsetzen. In der 2. Studentenkompanie lernte er Hans Scholl
und Alexander Schmorell kennen, mit denen er Ende Juli bis
Ende Oktober 1942 an der Ostfront eingesetzt wurde. Nach der
Rückkehr beteiligte sich Willi Graf an der Vervielfältigung und
Verbreitung des fünften und sechsten Flugblattes. Mit Flugblättern und einem Vervielfältigungsgerät im Gepäck, warb
er in seinem alten Freundeskreis in Saarbrücken, Köln, Bonn
bzw. Freiburg um Mitstreiter. Mit Hans Scholl und Alexander
Schmorell schrieb er Parolen wie „Freiheit“ und „Hitler Massenmörder“ an Münchner Hausfassaden.
Willi Graf wurde am 18. Februar 1943 festgenommen und gemeinsam mit Prof. Kurt Huber und Alexander Schmorell am
19. April 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und
am 12. Oktober 1943 im Gefängnis München-Stadelheim mit
dem Fallbeil hingerichtet.
Text: Weiße Rose Stiftung e.V.
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Hans-Conrad-Leipelt-Bau
Hans Leipelt kam am 18. Juli 1921 als
Kind des katholischen Dipl. Ing. Konrad
Leipelt (15.5.1886) und seiner evangelischen Frau Dr. Katharina Leipelt, geb.
Baron, (*28.5.1892) zur Welt.
Nach seinem Abitur meldete er sich 1938
zum Reichsarbeitsdienst. Im Zweiten
Weltkrieg kämpfte er als Infanterist zunächst 1939 in Polen und dann 1940 in Frankreich. Im August
1940 wurde er aus rassischen Gründen – seine Mutter galt in
der nationalsozialistischen Terminologie als `Volljüdin´ – trotz
zahlreicher militärischer Auszeichnungen – unehrenhaft aus
der Wehrmacht entlassen.
Das war nicht die erste – und erst recht nicht die letzte – Diskriminierung, unter der er zu leiden hatte. Die Sondergenehmigung, mit der er im Herbst 1940 zunächst seine Zulassung
zum Chemiestudium in Hamburg erworben hatte, wurde im
Wintersemester 1941/42 nicht verlängert. Daraufhin setzte er sein Studium am Chemischen Institut der Münchener
Universität fort, wo der dortige Institutsleiter Prof. Dr. Heinrich Wieland sich mutig über die verordnete Diskriminierung
„halbjüdischer“ Studenten hinwegsetzte. An diesem Ort lernte
Hans Leipelt auch seine Freundin Marie-Luise Jahn kennen.
Im Sommer 1942 musste er tatenlos zusehen, wie seine Großmutter mütterlicherseits nach Theresienstadt deportiert wurde.
Am 18. Februar 1943 fand der Chemiestudent in München das
sechste Flugblatt der Weißen Rose in seiner Post. Als er bald
darauf die Nachricht von der Hinrichtung der Geschwister
Scholl und ihres Freundes Christoph Probst las, entschloss er
sich, ihren Widerstand unter dem Motto „…und ihr Geist lebt
trotzdem weiter!“ zusammen mit seiner Freundin Marie-Luise
Jahn fortzusetzen.
Im Herbst 1943 wurden Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn und
weitere Freunde verhaftet. Katharina Leipelt war zwei Tage
nach ihrer Verhaftung nicht mehr am Leben. Im Oktober 1944
verurteilte der Volksgerichtshof den Studenten zum Tode. Das
Urteil wurde am 29. Januar 1945 vollstreckt.
Text: Klaus Möller
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Christoph-Probst-Bau
Christoph Probst wurde am 6. November
1919 in Murnau geboren. Sein Vater, Hermann Probst, war Privatgelehrter, seine
Mutter Lehrerin. Nach der Trennung der
Eltern war seine Schulzeit von häufigen
Ortswechseln bestimmt. 1928 heiratete der Vater Elise Rosenthal, eine Jüdin.
Nach dem Tod von Hermann Probst im
Mai 1936 war Elise Probst antisemitischer Verfolgung ausgesetzt; mit Hilfe einer Familie aus Ruhpolding-Zell konnte sie
überleben.
1935 lernte Christoph Probst auf dem Neuen Realgymnasium
München Alexander Schmorell kennen, mit dem ihn eine enge
Freundschaft verbinden sollte. Nach Reichsarbeitsdienst und
Wehrdienst begann er als Sanitätsgefreiter der Luftwaffe in
München Medizin zu studieren. 1940 wurde sein erster Sohn
Michael geboren, ein Jahr später sein Sohn Vincent. Sein Frau
Herta Dohrn kam aus einer regimekritischen Familie. Im Januar 1943 gebar sie das dritte Kind Katharina.
Wahrscheinlich wurde Christoph Probst schon früh in die Widerstandspläne von Hans Scholl und Alexander Schmorell
eingeweiht. Als junger Vater hielt er sich zunächst aus den
gefährlichen Widerstandsaktionen heraus. Nach der Landung
der Westalliierten in Nordafrika und der Einschließung der 6.
Armee in Stalingrad entwarf Christoph Probst ein Flugblatt,
das jedoch nicht mehr vervielfältigt und verteilt wurde. Die
Gestapo fand diesen hochpolitischen Text nach der Verhaftung bei Hans Scholl. Daraufhin wurde Christoph Probst am
19. Februar 1943 in Innsbruck festgenommen und am 22. Februar 1943 gemeinsam mit Hans und Sophie Scholl vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag wurde er
in München-Stadelheim hingerichtet.
Text: Familie Probst
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DWW im Campus Weiße Rose Weingarten
Alexander-Schmorell-Bau
Alexander Schmorell, 1917 in der russischen Stadt Orenburg am Ural geboren,
entstammt einer deutsch-russischen Familie, die nach ihrer Flucht ab 1921 in
München lebte. Schon als Jugendlicher
begann er, in der russischen Literatur
seine eigene Welt zu suchen, die er dem
immer stärker empfundenen Zwang im
nationalsozialistischen Deutschland entgegensetzte. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, der als
rassenideologischer Eroberungs- und Vernichtungskrieg geführt wurde, belastete ihn persönlich.
Nach dem Abitur 1937 wurde Alexander Schmorell zum
Reichsarbeitsdienst verpflichtet. Seine Ablehnung des NSSystems wuchs. Radikal wandte er sich gegen die ideologische
Vereinnahmung. Musizieren, Zeichnen und Bildhauerei waren
für ihn auch Ausdruck seiner geistigen Unabhängigkeit. Mit
Christoph Probst war er seit Schulzeiten eng befreundet.
Nach dem Wehrdienst begann Alexander Schmorell 1939
in Hamburg Medizin zu studieren. Als junger Rekrut war er
im März 1938 beim Einmarsch in Österreich und im Oktober 1938 im Sudentenland eingesetzt. 1939 wechselte er an
die Münchner Universität und wurde der 2. Studentenkompanie zugeteilt. Im Juni 1941 lernte er Hans Scholl kennen, mit
dem er im Sommer 1942 mit den ersten vier „Flugblättern der
Weissen Rose“ zum Widerstand aufrief. Im zweiten Flugblatt
verurteilten sie die Gewaltverbrechen gegen die jüdische Bevölkerung in Polen als „das fürchterlichste Verbrechen an der
Würde des Menschen“. Nach seinem Einsatz als Sanitätssoldat
an der Ostfront beteiligte sich Alexander Schmorell im Januar
und Februar 1943 an der Herstellung, Vervielfältigung und
Verteilung des fünften und sechsten Flugblattes.
Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 versuchte Alexander Schmorell zu fliehen. Er wurde
am 24. Februar in München festgenommen, am 19. April vom
Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 im
Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet.
Text: Weiße Rose Stiftung e.V.
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Eugen-Bolz-Wohnheim
Eugen Bolz wurde am 15. Dez.
1881 in Rottenburg/N. geboren. Als Zentrumspolitiker war
er von 1912-23 Mitglied des
Reichstags, von 1913-33 Mitglied des Württbg. Landtags.
Von 1919-23 wirkte er als
Justiz- und von 1923-33 als
Innenminister Württembergs.
Von1928-33 war er Staatspräsident von Württemberg.
Juni 1933 legte er sein Landtagsmandat nieder und wurde
geschf. Vorstand der Zentrumspartei auf Reichsebene.
Sein Kontakt zum Goerdeler-Kreis trug ihm die Verhaftung
am 12. Aug. 1944, Gefängnis in Stuttgart, Ra- vensbrück und
Berlin und das Urteil Freislers zum Tod durch das Fallbeil ein.
Das Urteil wurde am 23. Januar 1945 in Bln.-Plötzensee vollstreckt.
Eugen Bolz hat sein Leben gegen die nationalsozialistische
Diktatur eingesetzt und wurde Opfer ihrer Unrechtsjustiz.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Württembergs
Staatspräsident Eugen Bolz eine prägende Persönlichkeit im
deutschen Südwesten. Der Zentrumspolitiker Eugen Bolz
spielte jedoch auch auf Reichsebene eine führende Rolle. Ihm
war es als einzigem Politiker gestattet, parlamentarische Mandate sowohl im Landtag wie im Reichstag wahrzunehmen.
Bolz erscheint als ein Mann mit strengen persönlichen Grundsätzen, festem Glauben und fundierter juristischer Kompetenz.
Als 1932 eine Regierungskoalition zwischen Zentrum und NSDAP erörtert wird, leiten ihn politische Erwägungen, wenn er
einen nüchternen Umgang mit der Partei empfiehlt. 1933 wird
er zum Mahner, verliert Positionen und Machtbefugnisse, wird
bespitzelt und verhaftet. Sein Weg in den aktiven Widerstand
wird nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 von den NS-Schergen aufgedeckt und geahndet. Text: Stefanie Wahle-Holoch
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Eugen Bolz vor Freislers Gericht
Das Eugen-Bolz-Wohnheim und der Alfred-Delp-Bau der
Denkstätte Widerstand Weingarten weisen über sich hinaus
auf das im deutschen Südwesten dichtere Widerstandspotential aus katholisch-kirchlichen Traditionen als in anderen Landesteilen hin. Hier ist nicht nur der „Bekennerbischof“ Johann
Baptist Sproll zu nennen, sondern Menschen wie die Jesuiten
Pater Rupert Mayer, Pater Rösch, der von den Nazis vertriebene Erzabt von Beuron Raphael Walzer OSB: vor allem aber
die für den traditionellen Katholizismus nahezu exotische
katholisch-pazifistische Gruppe der Christkönigsgesellschaft/
Meitingen ihres Gründers Max Josef Metzger, der auch der
Oberschwabe Josef Ruf und der Allgäuer Michael Lerpscher
angehörten, die allesamt – dem Oberösterreicher Franz Jägerstetter ähnlich – dem NS-Fallbeil zum Opfer fielen.
Literatur:
Köhler, Joachim (Hg.), Christentum und Politik. Dokumente des Widerstands, Sigmaringen 1985
Ders., Eugen Bolz, in: Joachim Mehlhausen (Hg.), Zeugen des Widerstands, Tübingen 1996, S. 111-141
Frank Raberg, Eugen Bolz, Zwischen Pflicht und Widerstand= Prägende
Köpfe aus dem Südwesten, Bd. 3, Leinfelden 2009
Joachim Sailer, Eugen Bolz und die Krise des politischen Katholizismus
in der Weimarer Republik, Tübingen199
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Edith-Stein-Bau
Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in
Breslau als Jüdin geboren. Sie war die Jüngste unter sieben Geschwistern. 1911 nimmt
sie – nach dem Abitur – ihr Studium der
Philosophie, Psychologie, Germanistik und
Geschichte in Breslau auf, das sie von 191315 in Göttingen fortsetzt und mit dem Staatsexamen beschließt. Nach Lazarettdienst im
1. Weltkrieg und Referendariat in Breslau promoviert sie 1916
bei dem phänomenologischen Philosophen Edmund Husserl
in Freiburg i. Br. mit Auszeichnung (summa cum laude), was
ihr eine Lehrtätigkeit an der Univ. Freiburg, eine Assistenz
bei Husserl und weitere wissenschaftliche Arbeit eröffnet
(1916-1923).
Das Jahr 1921 wird zum Jahr ihrer
Bekehrung zum Christentum – nach
einer 15-jährigen Phase des Atheismus. Edith Stein hatte sich bereits
vor Aufnahme ihres Studiums vom
Glauben ihres Elternhauses abgewandt. Nun lässt sie sich 1922 tauEdith-Stein-Geburtshaus
in Breslau
fen und wird von 1923-31 Lehrerin
an der Lehrerinnenbildungsanstalt
der Dominikanerinnen in Speyer, Referentin zur Frauenfrage,
und 1932-33 ist sie Dozentin in Münster. 1933 tritt sie als
Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz in das Kölner Karmelkloster ein. 1938 übersiedelt sie in das Karmelkloster von
Echt/Niederlande. Von da wird sie 1942 von den Nazis nach
Auschwitz deportiert und dort ermordet. Unter dem Eindruck
der NS-Judenverfolgung bekennt sich Edith Stein als Christin
zu ihrem jüdischen Volk und sieht ihren Tod als Opfer für
dieses Volk an. 1987/98 wird Edith Stein selig- und heiliggesprochen, 1999 als Mit-Patronin Europas geehrt. Edith Stein
hinterlässt ein bedeutendes – vor allem philosophisches, aber
auch biographisches, pädagogisches, anthropologisches und
mystisches – Werk, das in 28 Bänden der ESGA (Edith SteinGesamtausgabe bei Herder) wissenschaftlich ediert wurde.
Text: Beate Beckmann-Zöller
28
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Ziele der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e. V. (ESGD)
1. Die Erinnerung an die hl. Edith Stein als Tochter des jüdischen Volkes, als Philosophin und als Karmelitin vertiefen;
ihr philosophisches, pädagogisches und religiöses Erbe zu
erschließen und zu pflegen.
2. Völkerverständigung und Verwirklichung eines vereinten
Europa, in dem die Menschenrechte unabhängig von bestehenden Grenzen und nationalen, religiösen, politischen
oder wirtschaftlichen Unterschieden geachtet werden; besonders: christlich-jüdischer und deutsch-polnischer Dialog, sowie Dialog mit der säkularen Welt.
Kontakt: Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e.V.,
Postfach 1180, 67326 Speyer.
Tel. (+49)-62 32- 10 22 81.
E-Mail: [email protected];
Internet: www.Edith-Stein-Gesellschaft.de
Dr. Beate Beckmann-Zöller (Vize-Präsidentin)
Literatur: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Unerbittliches Licht. Edith
Stein: Philosophie, Mystik, Leben, Mainz 1999
Andreas Uwe Müller, Maria Amata Neyer: Edith Stein über das Leben
einer ungewöhnlichen Frau. Düsseldorf 2002
Beckmann-Zöller, Beate / Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara: Edith Stein
-Themen, Kontexte, Materialien, Dresden 2015
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Dietrich-Bonhoeffer-Bau
„Dietrich
Bonhoeffer
wurde am 4.
Februar 1906
in
Breslau
geboren. Zusammen mit
seiner Zwillingsschwester und sechs
weiteren GeDietrich Bonhoeffer mit seinen Geschwistern
schwistern
wuchs er seit
1912 in Berlin auf, da der Vater Professor für Psychiatrie an
der Charité geworden war. Bonhoeffer studierte Evangelische
Theologie; nach früher Promotion und Habilitation schien eine
akademische Karriere naheliegend. Als Pastor begeisterte er
junge Konfirmanden aus proletarischen Familien, als Dozent
sammelte er einen Kreis von Theologiestudierenden um sich.
1933 gründete Bonhoeffer mit anderen den Pfarrernotbund,
aus dem 1934 die »Bekennende Kirche« entstand. Er selbst
ging 1933 ins Auslandspfarramt nach London und engagierte
sich intensiv in der Ökumene mit dem Aufruf an die Kirchen
gegen einen
drohenden
Krieg einzutreten.
1935 kehrte er zurück,
um ein Predigerseminar der Bekennenden
Kirche
in
Finkenwalde bei Stet- Bonhoeffer mit seinem Freund Eberhard Bethge
tin zu leiten.
Eberhard Bethge wurde Bonhoeffers kongenialer Mitarbeiter
und Freund. Nach Schließung des Seminars durch die Gestapo
1937 arbeitete man bis 1940 in illegalen „Sammelvikariaten“
weiter.
30
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Nach Kriegsausbruch beteiligte
er sich, durch seinen Schwager
Hans von Dohnanyi vermittelt,
am politischen Widerstand um
Admiral Canaris.
Im Februar 1943 wurde Bonhoeffer verhaftet. Kurz zuvor
hatte er sich mit der 18 Jahre
jüngeren Maria von Wedemeyer verlobt. Nachdem bekannt
geworden war, dass Bonhoeffer
zu der Attentatsgruppe des 20.
Juli 1944 gehörte, brachte man
ihn in das berüchtigte Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße, später ins KZ Buchenwald.
Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg erhängt“.
Die internationale Bonhoeffer-Gesellschaft (ibg) wurde 1973
in Düsseldorf gegründet. Sie ist eine wissenschaftliche Vereinigung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Erbe des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zu bewahren und für die Gegenwart fruchtbar zu machen.
Die deutschsprachige Sektion hat zurzeit über 450 Mitglieder.
Weitere Sektionen gibt es in Brasilien, Japan, Südkorea, den
Niederlanden, Polen und den USA. Darüber hinaus bestehen
Kontakte zu zahlreichen Einzelpersonen und Gruppen in aller
Welt.
Die ibg veranstaltet regelmäßig Tagungen, fördert Untersuchungen zu Bonhoeffers Leben und Werk und steht bei Anfragen von Einzelpersonen, Gemeinden, Universitäten u.a. zur
Beratung zur Verfügung. Die Arbeitsgruppen Gedenkstätten
und Schulen vernetzen Gedenkorte und sichten Arbeitsmaterialien zu Bonhoeffer. Die ibg gibt drei- bis viermal im Jahr
einen Rundbrief heraus mit eigenen Beiträgen, Nachrichten,
Hinweisen auf Neuerscheinungen und Tagungsberichten. Sie
war maßgeblich beteiligt an der Herausgabe der Dietrich Bonhoeffer Werke, die seit 1998 in einer 17-bändigen Gesamtausgabe (erschienen im Chr. Kaiser Verlag/Gütersloher Verlagshaus) vorliegen.
Text: Christiane Tietz
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Alfred-Delp-Bau
Alfred Delp wurde am
15. September 1907 in Mannheim als Sohn eines protestantischen Vaters und einer
katholischen Mutter geboren.
Katholisch getauft, protestantisch erzogen und konfirmiert
wuchs er in kleinbürgerlichen
Verhältnissen in Südhessen
auf. Durch seinen Anschluss
an den aus der Jugendbewegung hervorgegangenen
katholischen „Bund NeuDeutschland“ im Konvikt in
Alfred Delp mit jungen Menschen
Dieburg entzog er sich dem
auf der Kampenwand bei Aschau
konfessionalistischen Gezänk
am Chiemsee
in seiner Familie: er suchte
eine in Christus gründende Einheit jenseits der Konfessionen.
Früh trat er in den Jesuitenorden ein, in dessen Spiritualität er sich bereits im Jugendbund ND eingelebt hatte. Seine
Priesterweihe 1937 stand unter dem Eindruck der Enzyklika
„Mit brennender Sorge“, in der sich Papst Pius XI mit dem
Nationalsozialismus auseinander setzte. Delp war von seinem
Orden zur weiteren Ausbildung für soziale Fragen ausersehen. Als Redakteur der angesehenen Zeitschrift „Stimmen der
Zeit“ machte er sich in kurzer Zeit einen Namen als Interpret der kath. Soziallehre. Nach ihrem Verbot durch den NSStaat beauftragte ihn sein Ordensoberer 1942 zur Mitarbeit im
„Kreisauer Kreis“, in dem Delp Konzepte für den Neuaufbau
Deutschlands und Europas nach der Überwindung des NSSystems entwickelte. Nach dem misslungenen Attentat vom
20. Juli wurde Delp mit anderen Kreisauern verhaftet und in
Plötzensee am 2. Februar 1945 erhängt. Seine im Gefängnis
mit gefesselten Händen geschriebenen Meditationen – bereits
1947 unter dem Titel „Im Angesicht des Todes“ veröffentlicht,
haben ungezählten Menschen Orientierung gegeben. Sie gehören zum „geistlichen Weltkulturerbe“. Delp im letzten Brief
an seine Freunde: „Es sollen andere einmal besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“
Text: Günther Saltin
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Die ALFRED-DELP-GESELLSCHAFT MANNHEIM E.V.
Im Hinblick auf das Jahr 2007 – 100. Geburtstag Alfred Delps
– gründeten 19 Bürger die Alfred-Delp-Gesellschaft Mannheim e. V. Sie hat sich dem Ziel verschrieben, die Erinnerung
an diesen großen „Sohn Mannheims“ lebendig zu erhalten
und sein geistiges Erbe zu aktualisieren. Ersterem dient z. B.
die Stiftung einer Delp-Büste des Künstlers Karlheinz Oswald
(Mainz/Rom) für die Mannheimer Jesuitenkirche (Taufgemeinde Delps), letzterem das seit 2005 erscheinende AlfredDelp-Jahrbuch (LIT Verlag Münster/Berlin).
Kontakt: lic. theol. Günther Saltin, Weidenstr. 27,
67141 Neuhofen/Pfalz, 06236 53593, [email protected]
Kassiber Delp‘s vom 10. Dezember 1944 aus der Haftanstalt Tegel
an einen Kreis von Helferinnen außerhalb des Gefängnisses
(Quelle für Bild und Kassiber: Archiv der Deutschen Provinz der
Jesuiten, München)
Literatur:
Roman Bleistein: Alfred Delp – Geschichte eines Zeugen. Frankfurt am
Main 2. Auflg.(1985)
Günter Brakelmann: Helmut James von Moltke 1907-1945. Eine Biographie. München 2007
Günther Saltin: Gesang im Feuerofen. Die ökumenische Bibellektüre
von Helmuth James von Moltke, Alfred Delp, Eugen Gerstenmaier und
Joseph Ernst Fugger von Glött in der Haftanstalt Tegel. Würzburg 2014
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Georg-Elser-Haus
Georg Elser war eine herausragende Persönlichkeit im Kampf gegen
den Nationalsozialismus, die spät
erst ihren Platz in der Geschichte
fand. Er kam dem Ziel, Adolf Hitler
zu töten, so nahe wie Jahre später
Graf Stauffenberg. Dabei wurde
er von starkem Gerechtigkeitssinn
getrieben und wollte den schon
begonnenen Krieg verhindern.
Elser – Jahrgang 1903 – wuchs
in Königsbronn im Kreis Heidenheim auf und erwarb als Schreiner den Ruf eines Perfektionisten.
Der Handwerker, von Anbeginn Gegner des Regimes, wählte
mit sicherem Blick den „Bürgerbräukeller“ in München als Ort
des Attentats, höhlte in über 30 Nächten die Säule am Rednerpult aus und baute seinen Sprengapparat ein. Diese Bombe
explodierte am 8. November 1939, dem Tag der Rede Hitlers
vor „alten Kameraden“, nach Plan um 21.20 Uhr. Doch überraschend hatte der „Führer“ 13 Minuten zuvor den Saal verlassen. Wegen des geplanten Angriffs auf Frankreich wollte er
rasch nach Berlin. Bei der Explosion starben acht Menschen,
mehr als 60 wurden verletzt.
Am gleichen Abend wurde Elser auf der Flucht in Konstanz
festgenommen. Er wurde gefoltert, die Gestapo vermutete
den britischen Geheimdienst hinter dem Anschlag, doch er
beharrte auf seiner Alleintäterschaft. Im Konzentrationslager
Sachsenhausen sollte er für einen Prozess nach dem „Endsieg“
bereit gehalten werden. Als sich das Kriegsende abzeichnete,
wurde er am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet.
Noch nach dem Krieg wurde Elser ein Opfer der Propaganda
der Nazis und ihrer Gegner: Die einen hielten ihn für einen
Handlanger ausländischer Mächte, die anderen für ein Werkzeug der Nationalsozialisten, die den Anschlag selbst inszeniert hätten. Erst ab dem Jahr 1970 – da wurde das Protokoll der Vernehmung Elsers veröffentlicht – kam mühsam die
Wahrheit ans Licht, die sich in den 1990er Jahren endgültig
durchsetzte. Heute gilt Elser als rehabilitiert: In 70 Städten
wurden Straßen nach ihm benannt, an vielen Orten erinnern
Denkmale an ihn.
Text: Ulrich Renz
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn
Skulptur von Georg Elser in Königsbronn
(siehe die Würdigung von Jutta Limbach Seite 36)
Literatur: Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn:
Band 1 – 13; Gruchmann, Lothar: Autobiographie eines Attent äters,
Stuttgart 1989; Haasis, Hellmut G.: Den Hitler jag´ ich in die Luft, Hamburg 2009; Renz, Ulrich: Georg Elser – Allein gegen Hitler, Stuttgart
2015; Peter Steinbach/Johannes Tuchel: Georg Elser – Der Hitler-Attentäter, Berlin 2010.
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Jutta Limbach: Würdigung des Widerstands
„einfacher Leute“ (aus Anlaß der Elser Skulptur)
„Keiner der Attentäter, die Hitlers Leben gewaltsam beenden
wollten, ist so missachtet und unterschätzt worden wie Georg
Elser. Vielen erschien es undenkbar, dass sich ein einfacher
Mann aus dem Volke zu einer solchen Tat aufraffen und – völlig auf sich gestellt – das Todeswerkzeug konstruieren und installieren konnte. Man bezweifelte vor allem, dass ein aus einfachsten Verhältnissen stammender Handwerksgeselle die Gefahr
erkannt hat, die die Herrschaft Hitlers für den Weltfrieden bedeutete. Doch der unersättliche Expansionsdrang Hitlers war
sein erklärter Beweggrund zur Tat. Diese Voraussicht künftigen Unheils beschämte offenbar – man möchte fast sagen:
kränkte – all jene, die den verbrecherischen Charakter des Nationalsozialismus angeblich nicht oder zu spät erkannt haben.
Hier liegt wohl der tiefere Grund dafür, dass Elsers Anschlag
auf Hitler gern vergessen oder auf angebliche Hintermänner
zurückgeführt worden ist. Denn Elsers Feinnervigkeit und Entschlusskraft stellten die Glaubwürdigkeit und den Verantwortungssinn vieler seiner Zeitgenossen in Frage. Georg Elser ist
uns in vieler Hinsicht ein Vorbild. Er zeichnete sich durch Mut,
Verantwortungsbereitschaft und Friedenssehnsucht aus. Dem
einfachen Mann aus dem Volke war ein feinfühliges Gewissen
eigen. Er nahm sich die Freiheit heraus, als Einzelner einem
staatlich gewandeten Rassisten und Mörder das Handwerk
zu legen. Nur sehr allmählich hat sich in der Bundesrepublik ein Umdenken angebahnt. Seit den neunziger Jahren sind
wir dabei, nicht nur dem „kleinen“ Widerstand, sondern auch
einem aufbegehrenden Mann aus dem Volke wie Georg Elser
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen Der Ungehorsam und die
Gegenwehr der „kleinen Leute“ boten moralische Gegenbilder
zu dem angstbeherrschten Opportunismus in Zeiten der Diktatur. Das Erinnern an Georg Elser ermahnt uns alle, unsere
staatsbürgerlichen Rechte aktiv wahrzunehmen und durch
unseren Widerspruchsgeist Eingriffe in Verfassungsrechte abzuwehren. Auf dass wir staatlichen Machtmissbrauch nicht
erst dann abzuwehren versuchen, wenn es zu spät ist, weil
bereits Angst und Schrecken das gesellschaftliche Denken und
Meinen beherrschen.“
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Fridolin-Endraß-Haus
Fridolin Endraß, geboren am
5.3.1893 in Eriskirch am Bodensee, wohnhaft in Friedrichshafen und von Beruf
Schlosser, durchlief alle damals für einen Arbeiter typischen Stationen: Lehre mit
gleichzeitigem Besuch der
Gewerbeschule, Wanderschaft,
Millitärdienst im 1. Weltkrieg,
wo er zum Unteroffizier befördert wurde, Aufbau einer beruflichen Existenz. Im Reichsbahn-Ausbesserungswerk in
Friedrichshafen, wo er schließlich arbeitete, stieg er rasch zum
Vorhandwerker auf. Mitglied einer Partei wurde Endraß nicht,
auch wenn er der SPD gesinnungsmäßig nahe stand. In der
Eisenbahnergewerkschaft engagierte er sich dafür überdurchschnittlich und brachte es 1931 sogar zum Bevollmächtigten
in Friedrichshafen. In dieser 1933 aufgelösten Gewerkschaft
liegt auch die Wurzel von Endraß‘ Widerstandsarbeit gegen
das NS-Regime. Er wurde zu einem wichtigen Mitglied der
vor allem in Südwürttemberg im Untergrund agierenden sogenannten Molt-Gruppe, die hauptsächlich aus ehemaligen
Eisenbahnergewerkschaftern bestand und ihre Aufgabe darin
sah, einerseits durch die Verteilung von Druckschriften vor
allem aus der Schweiz die Arbeiter von der Arbeiterfeindlichkeit des Nationalsozialismus zu überzeugen und andererseits
durch das Sammeln und Weitergeben von entsprechenden
Informationen Hitlers heuchlerische Friedensbeteuerungen zu
entlarven und sein wahres Ziel, Krieg um jeden Preis, offenzulegen.
Nachdem es der Gestapo gelungen war, einen Spitzel in seine Gruppe einzuschleusen, wurde Endraß am 21. Juli 1938
verhaftet, am 25. November 1939 wegen Landesverrat und
Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und am
23. Februar 1940 in Plötzensee hingerichtet. Er hinterließ seine
Frau und eine Tochter. Text: Gerhard Raichle, Friedrichshafen
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Paul-Grüninger-Haus
In Diepoldsau, auf der Brücke zwischen Österreich und der Schweiz,
wird seit 2012 an den einstigen St.
Galler Polizeikommandanten Paul
Grüninger erinnert: Hauptmann
Grüninger (1891–1972) rettete in
den Jahren 1938 und 1939 einige
hundert, vielleicht mehrere tausend
jüdische und andere Flüchtlinge
vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre
nahm er sie im Kanton St. Gallen auf, missachtete die Weisungen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge
zu schützen.
In Diepoldsau, wo die meisten jüdischen Flüchtlinge über die Grenze kamen, wurde für sie ein Auffanglager
eingerichtet. Viele reisten später weiter und überlebten in der
Schweiz, in Frankreich, in England, im damaligen Palästina
oder in Amerika. Auf Betreiben der Eidgenössischen Fremdenpolizei wurde Paul Grüninger im Frühjahr 1939 von der
St. Galler Regierung fristlos entlassen. 1940 verurteilte ihn das
Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzung und
Urkundenfälschung. Grüninger wurde verfemt und bald vergessen; mit seiner Frau lebte er lange Zeit in bitterer Armut.
Erst ab 1968 gab es wieder Stimmen, die öffentlich für Paul
Grüninger eintraten. Rufe nach einer Rehabilitation wurden
laut, Yad Vashem in Israel zeichnete den St. Galler Polizeihauptmann als «Gerechten» aus. Wenige Monate vor seinem
Tod erklärte Paul Grüninger auf die Frage eines Reporters, er
würde in der selben Situation genau das gleiche noch einmal
tun. Paul Grüninger starb – in der Welt bereits hochgeachtet,
aber in St. Gallen nicht rehabilitiert – im Februar 1972 im
Rheintaler Dorf Au, wo er die letzten Jahrzehnte in der Nähe
seiner Tochter gewohnt hatte.
Polizeikommandant Paul Grüninger (1891-1972) liegt auf dem
Friedhof von Au neben seiner Frau Alice Grüninger-Federer
begraben. Die letzte Ruhestätte wurde vor einigen Jahren vom
Künstler Norbert Möslang gestaltet. Im Rheintaler Dorf Au
ist auch das letzte Wohnhaus Paul Grüningers mit einer Tafel
gekennzeichnet (gegenüber dem Gemeindehaus). Nach einer
langen politischen Kampagne und der historischen Rekonstruktion seiner Geschichte entschloss sich die St. Galler Kan-
38
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
tonsregierung 1993 doch noch, den Flüchtlingsretter politisch
zu rehabilitieren.
1994 hat der Schweizer Bundesrat eine Ehrenerklärung für Paul Grüninger veröffentlicht.
1995 hat das
Bezirksgericht St. Gallen Hauptmann Paul Grüninger mit der
Wiederaufnahme seines Prozesses und mit einem Freispruch
auch juristisch rehabilitiert.
1998 stimmte der Grosse Rat des
Kantons St. Gallen einer materiellen Wiedergutmachung zu
und entschädigte die Nachkommen Paul Grüningers für die
durch die fristlose Entlassung des Hauptmanns entstandenen
Lohn- und Pensionseinbußen. Der ganze Betrag wurde von
den Nachkommen des Hauptmanns in die Paul Grüninger Stiftung eingebracht.
Diese verleiht seither periodisch einen Preis
für besondere Menschlichkeit und besonderen Mut im Sinne
Paul Grüningers. Die Stiftung unterstützt auch Projekte zur
Erforschung und Darstellung von historischen und gegenwärtigen Bestrebungen im Dienste der Menschenrechte.
An vielen Stellen sind heute
Gedenkorte für
Paul Grüninger
errichtet:
Eine
Grenzbrücke
zwischen Hohenems und Diepoldsau,
eine
Schule in Wien,
Ruth Roduner auf der Brücke ihres Vaters
Straßen in Zürich und Stuttgart, ein Platz und eine Straße in Israel, ein
Platz, ein Weg und ein Fußballstadion in St. Gallen wurden
nach dem Mann benannt, dem so viele Opfer des Nationalsozialismus ihr Leben verdankten.
Nunmehr ist auch ein Wohnheim für Studierende im oberschwäbischen Weingarten nach Paul Grüninger benannt – es
lädt junge Menschen ein an seinem Mut Maß zu nehmen.
Text: Stefan Keller
Literatur: Stefan Keller: Grüningers Fall, Rotpunkt Verlag Zürich,
4. Auflage 1998
Wolf Bickenbach: Gerechtigkeit für Paul Grüninger, Böhlau Verlag Köln,
Weimar, Wien 2009
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Hans-David-Elkan-Haus
Hans Elkan wurde im Jahr
1900, als Sohn des letzten Vorstehers der Israelitischen Kultusgemeinde Theodor Elkan,
geboren. Er studierte, u. a. bei
Heidegger und Husserl, Philosophie an der Universität Freiburg – eine für Vorarlberger
Verhältnisse ungewöhnliche,
aber der aufklärerischen Tradition des liberalen Hohenemser Judentums entsprechende
Wahl. Dieses Studium schloss
er mit einer Dissertation über
Platon ab. 1934 erlangte er die österreichische Lehrbefugnis
an der Universität Innsbruck und unterrichtete einige Jahre
als Probelehrer (ohne Bezahlung). Eine ordentliche Lehrerstelle wurde ihm jedoch verweigert.
Gleichzeit schrieb er an Aufsätzen, wie dem zum 175. Geburtstag von Friedrich Schiller, las Wilhelm von Humboldt,
Hölderlin, Mörike und Kierkegaard und er arbeitete an einer
historischen Kartensammlung für das Landesarchiv.
Auf das Haus seiner Familie in Hohenems wurde von illegalen
Nationalsozialisten einer der berüchtigten Böller-Anschläge
verübt, eine Warnung vor dem, was noch kommen sollte.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten durfte Elkan nicht mehr unterrichten. In seinen letzten Jahren beschäftigte er sich viel mit Gartenpflege.
Gemeinsam mit seinem Vater kümmerte er sich um die letzten Gemeindeangelegenheiten. So versuchten sie nach 1939
die Torarollen aus der Hohenemser Synagoge vergeblich nach
St. Gallen in Sicherheit zu bringen. Außerdem kümmerten sie
sich um den alleine und verlassen in der Nervenheilanstalt
dahin vegetierenden Lehmann Lev Heilbronner, der dort bald
sterben sollte. Elkan und seine Eltern wollten Hohenems nicht
verlassen – im Mai 1940 wurden sie nach Wien zwangsumgesiedelt. 1942 wurde die Familie ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie 1944 zu Tode gebracht wurden.
Text: Thomas Fruhmann
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Die Jüdin Hannah Arendt und der Jude Hans Elkan haben
Martin Heidegger in Freiburg als Philosophielehrer erlebt.
Noch bevor er seine Rektoratsrede gehalten hat, von der wir
– nach Erscheinen der „Schwarzen Hefte“, der Bände 94 –96
der Gesamtausgabe – wissen, dass sie kein Betriebsunfall
gewesen ist. Beide sind von seinem philosophisches Denken
beeindruckt gewesen. Von Elkan sind mir keine abschätzigen
Wertungen Heideggers bekannt.
Der feinsinnige und zutiefst in deutscher Geistes- und Kulturgeschichte, Literatur und Kunst verwurzelte Hebräer Hans
Elkan aus der Hohenemser liberalen Israelitischen Kultusgemeinde, dessen Freiburger Dissertation zu Platon ihn als gediegen Wissenden um die geistigen Wurzeln Europas ausweist,
bleibt in seiner Melancholie großmütig und in seinem tragischen Weg in den Tod von Theresienstadt verwurzelt in der
Treue zum Bundesgott seines Volkes.
Wenn Philosophie zwar auch eine Wissensform – aber mehr
noch eine reflektierende und meditierende Lebensform ist, begegnen wir in Hans Elkan einem staunensfähigen philosophischen Menschen. Der die Intentionen der Husserlschen Phänomenologie glaubwürdiger umgesetzt hat als sprachspielende
Artisten im Umgang mit dem Jargon der Eigentlichkeit und
fragwürdigem archaischem Bodengewurzel.
Die Philosophen-Gemeinde rund um den See und in weiteren
vorderösterreichischen Gefilden – von Freiburg bis Weingarten und von Meßkirch über Konstanz, St. Gallen nach Hohenems – ehrt nicht nur den Gärtner und Philosophen Elkan: sie
liebt ihn. Und sie nimmt – vergleichbar mit der von Hannah
Arendt wahrgenommenen Banalität des Bösen – die Banalität einer politischen Kultur zur Kenntnis, in der partiell geniale Leistung unintegriert neben primitiven antisemitischen
oder antiziganischen Denkkonstrukten in den Gehirnregalen
menschlicher Köpfe zu stehen vermag – und der Kopf eines
Martin Heidegger oder eines Richard Wagner davon nicht ausgenommen werden kann.
Text: Wolfgang Marcus
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Naphtali-Berlinger-Haus –
Ein Mann der Weisheit und der Thora
Naphtali Berlinger wurde am
4. Dezember 1876 in Braunsbach
am Kocher geboren. Nach seinem Studium trat er 1902 eine
Stelle als Lehrer und Vorsänger
in Hohebach an, bevor er 1908
nach Buttenhausen umzog, in
die Heimat seiner Frau Hanna,
die er 1901 geheiratet hatte. Sehr
schnell erwarb sich Berlinger in
seiner neuen Gemeinde durch
seine Klugheit und seinen unerschütterlichen Glauben großen
Respekt.
Mit Beginn der NSDiktatur trafen auch
Berlinger die ersten Schikanen. 1933
wurde er aus dem
Schuldienst entlassen,
wenig später musste
er auch seine Dienstwohnung
aufgeben
und mit seiner Familie Hanna und Naphtali Berlinger
ins Rabbinatsgebäude
umziehen. 1934 starb Berlingers Frau Hanna an einem Gehirnschlag und ließ ihren Mann mit 8 Kindern allein zurück.
Im Zuge des Novemberpogroms brannte auch in Buttenhausen
die Synagoge ab; Berlinger musste dem machtlos zusehen.
Ehepaar Berlinger mit seinen 8 Kindern
42
Während es fast allen Kindern Berlingers gelang,
rechtzeitig ins Ausland zu
emigrieren, wollte er in
der schweren Zeit bei seiner Gemeinde bleiben. So
wurde er mit dem letzten
Transport Buttenhausener Juden am 22. August
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er ein halbes Jahr
später verstarb. Aus 4 Briefen, die er von dort an seine Kinder
schrieb, geht hervor, dass er den schweren Weg mit Gottvertrauen zu Ende ging.
Text: Eberhard Zacher
Berlinger mit seiner Schulklasse 1927
Berlinger an seinem
Schreibtisch im Rabbinat
1) Deigendesch, Roland (Hrsg.), Juden in Buttenhausen, Ständige
Ausstellung in der Bernheimer‘schen Realschule, Ausstellungskatalog,
Münsingen 2004
2) Efinger, Manfred, Das Leben des Dr. Jakob Berlinger, in: Münsinger
Jahrbuch, hrsg. vom Geschichtsverein Münsingen, 3./4. Jg. 1010/11
3) Friz, A., Geschichte und Entwicklung der Juden in Buttenhausen,
Diss. Hohenheim, 1938
4) Gut, Jetta, Zürich, Brief vom 26.3.1980 an die Klasse 10b der Realschule Engstingen
5) Marx, Werner L., The history of a former German-Jewish Community,
Personal reflections and recollections, 1996
6) Randecker, G., Juden und ihre Heimat Buttenhausen, Hrsg. von der
Stadt Münsingen, 1987
7) Weglein, Resi, Als Krankenschwester im KZ Theresienstadt, Erinnerungen einer Ulmer Jüdin, hrsg. von Silvester Lechner und Alfred Moos,
Schriftenreihe des Dokuzentrums Oberer Kuhberg e.V., Bd. 2, Stuttgart
1988
8) Zacher, Eberhard, Der Pogrom des 9./10. November 1938 in Buttenhausen, in: Münsinger Jahrbuch, 2.Jg., hrsg. vom Geschichtsverein
Münsingen 2009
9) Zacher, Eberhard, „Wir als Juden können diese Zeit nie vergessen“,
Die Juden von Buttenhausen - Vom Leben und Untergang einer Landgemeinde in Württemberg, Materialien der Landeszentrale für politische
Bildung, Stuttgart, 2. Auflage 2013
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Hermann- und Barbara-Levinger-Haus
Hermann Levinger stammte aus einer jüdischen Familie aus Karlsruhe und
wurde 1865 geboren. Er
konvertierte schon während seines Jurastudiums
zum protestantischen
Christentum, von 1898
Hermann und Barbara Levinger (rechts) bis 1902 war er als Amtim Kurgelände von Überlingen
mann beim Bezirksamt
in Überlingen angestellt.
Zwischen 1902 und 1908 arbeitete Hermann Levinger am
Bezirksamt Mannheim.
1902 heiratete er die verwitwete Maria Karolina von Bünau,
geborene Staib. Am 26.12.1904 wurde die Tochter Barbara
Levinger geboren.
Von 1908 an war Hermann Levinger Amtsvorstand des
Bezirksamts in Überlingen. In der Zeit seines Wirkens bis
1930, während der großherzoglichen bzw. Kaiserzeit ebenso
wie während der republikanischen Weimarer Zeit, bewirkte
er viel Positives in der Stadt Überlingen und im Amtsbezirk
bzw. Landkreis, unter anderem war er einer der Mitbegründer
der Unteruhldinger Pfahlbauten. Die Familie Levinger lebte
im Obergeschoß des Bezirksamts in der Bahnhofstraße, hier
wuchs auch Barbara Levinger auf, die in den zwanziger Jahren als Schriftstellerin und Schauspielerin tätig war.
Nach seiner Pensionierung im September 1930 zog Hermann
Levinger mit seiner Familie nach Wiesbaden. Dort lebte die
Familie zurückgezogen, Maria Levinger starb 1933. Hermann
Levinger galt nach den rassistischen Gesetzen des Dritten
Reiches als Jude, Barbara Levinger als Halbjüdin. Als den beiden die Deportation bevorstand, nahmen sie sich im Dezember
1944 mit Gift das Leben.
Beide hatten bis an ihr Lebensende engen Kontakt zu Menschen in Überlingen gepflegt, sie hatten auch dafür gesorgt,
daß sie, wie schon zuvor Maria Levinger, in Überlingen bestattet wurden. Überlingen war die Heimat und der Lebensmittelpunkt dieser Familie.
Text: Oswald Burger
44
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Zur NS-Opfergruppe
der in den Suicid Gegangenen:
In „Selbstmord im Dritten Reich“ (Suhrkamp, Berlin) fügt
Christian Goeschel zwei Aspekte von Freitod während dieser
Epoche zusammen: den Freitod von Verfolgten der Nazis und
deren eigenen Freitod in der Verlustphase ihrer Gewaltherrschaft 1945.
In der Zeit der Deportationen zwischen 1941 und 1943 gingen
mehrere tausend Juden in den Freitod. Ihr Motiv war nicht
nur das Ausweichen vor wohl noch schmerzvollerem Schicksal, sondern der Freitod als Akt der Selbstbehauptung. „Ich
will nicht leben ohne Vaterland, ohne Heimat, ohne Wohnung,
ohne Bürgerrecht, geächtet und beschimpft“. Dies schrieb die
Berliner Jüdin Hedwig Jastrow kurz nach der Reichspogromnacht in einem Abschiedsbrief vor ihrem Freitod. Auch politische Gegner der Nazis, Homosexuelle und andere Ausgegrenzte wählten diesen Weg zur Bewahrung von Würde und
Selbstbestimmung.
Auf seinem Weg zur Macht sprach Hitler verachtungsvoll von
der Zunahme von Selbstmorden während der Weimarer Republik – ein Zeichen ihrer Dekadenz. Die kranke Psyche von
Selbstmördern war für ihn Ausdruck eines kranken Systems.
Als es 1945 auf ihr eigenes Ende zuging, töteten sich nicht
nur die obersten Repräsentanten der NS-Führung, sie rissen
vielmehr weit in die Reihen ihrer Gefolgschaft ihre Opfer in
den Untergangsstrudel mit herein.
Literatur: Die Levingers
Bild: Fotoalbum Fam. Egon Kohler, Überlingen
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Franz-Klauser-Haus
Franz Klauser wurde am 11. März
1907 in Seebach im Kreis Bühl in
Baden geboren. Dort ging er auch in
die Schule. Er wurde Hausdiener in
verschiedenen Hotels und Krankenhäusern. Am 8. Mai 1937 begann er
seine Arbeit als Hausdiener im spitälischen Krankenhaus in Überlingen.
Er hatte auch sein Zimmer im Krankenhaus in der St. Ulrichstr. 20.
Franz Klauser,
Franz Klauser war katholisch und
Anfang der 30iger Jahre
sehr religiös. Seine Homosexualität
brachte ihn in schwere moralische Konflikte. Am 8. Januar
1942 wurde er „nach der Messe abgefangen und verhaftet“,
wie sich seine Nichte erinnert. Es wurde ihm „widernatürliche Unzucht“ mit einem anderen Mann vorgeworfen, die
nach dem damals geltenden § 175 des Strafgesetzbuches mit
Gefängnis bestraft wurde (der § 175 galt bis 1994). Es muss
sich um einen sexuellen Kontakt zu einem erwachsenen Mann
gehandelt haben, denn wenn Franz Klauser sich an Abhängigen oder Jugendlichen vergriffen hätte, wäre er nach § 175a
zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden. Das Landgericht
Konstanz verhängte am 20. März 1942 gegen Franz Klauser
eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten, die
er im Gefängnis in Mannheim abbüßen musste .
Er wurde aber danach nicht in die Freiheit entlassen, sondern
vom Gefängnis am 31. Mai 1944 in das KZ Natzweiler im
Elsass überstellt. Von dort kam er mit einem Transport von
250 Häftlingen am 25. September 1944 in das KZ Dachau, wo
er die Häftlingsnummer „111 522 Homosexuell“ erhielt. Einen
Monat später wurde er für nur wenige Tage in das KZ Neuengamme bei Hamburg verlegt. Schon am 1. oder 2. November
1944 kam er in das Außenlager Ladelund. Dort starb er bereits
am 6. November als Siebenunddreißigjähriger.
Der SS-Oberscharführer Friedrich Otto Dörge gab dem Standesamt als Todesursache „Pneumonie“ an. Auf einer Gedenktafel auf dem Friedhof Ladelund wird sein Name neben 300
anderen Toten des Lagers Ladelund genannt. An seinem letzten frei gewählten Wohnort Überlingen wird nun auch an ihn
erinnert.
Text: Oswald Burger
Bild: Stadtarchiv Überlingen
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Zur NS-Opfergruppe
der deutschen Homosexuellen:
Im 3. Reich wurden über 100000 schwule Männer in den „rosa
Listen“ polizeilich erfasst. Grundlage dazu war die 1935 vollzogene Verschärfung des § 175 des RStGB, die homosexuelle
Handlungen u. a. von Vergehen zu Verbrechen werden ließ.
Auf dieser juristischen Basis wurden 53000 Urteile ausgesprochen. Hunderte schwuler Männer wurden gemäß gerichtlicher
Anordnung kastriert. Eine nicht bekannte Zahl wurde in psychiatrische Anstalten eingewiesen. Nach Rüdiger Landmann
sind 10-15000 homosexuelle Männer in Konzentrationslager
verschleppt worden. Sie wurden mit dem „rosa Winkel“ gekennzeichnet, vegetierten auf der untersten Ebene der KZLagerhierarchie: die Hälfte von ihnen kam um.
Die NS-Homosexuellenpolitik war nicht aus einem Guss, sie
blendete Lesben aus und war auch von ihrer männerbündlerischen Entstehungsgeschichte (Ernst Röhm und die SA)
her widersprüchlich. Am schlüssigsten wirkt sie, wenn sie
als Produkt der NS-Rassenideologie interpretiert wird: für
die Fruchtbarkeit des arischen Herrenvolkes waren Schwule
„bevölkerungspolitische Blindgänger und damit Staatsfeinde“.
Zusätzlich galt es im arischen Volkskörper die Minderwertigen
und Entarteten zu bekämpfen und sie daran zu hindern die
Gesunden anzustecken.
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Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Haus Ummenwinkel
Ravensburger Sinti
Seit der zweiten
Hälfte des 19.
Jahrhunderts
wurde Ravensburg für zahlreiche
SintiFamilien zum
Ausgangspunkt
für ihre gewerbliche Tätigkeit
und zum Standort ihrer Wägen. Unter den Ravensburger Sinti waren die
Familien Reinhardt und Guttenberger, die als Holzschnitzer,
Musiker, Schirmhersteller und Handelsleute arbeiteten, besonders stark vertreten. Die Standorte ihrer Wägen waren beim
Bruderhaus, bei den Sandsteinhöhlen an der Berger Straße,
am Weißenauer Schuttplatz, in der städtischen Kiesgrube, der
Oberzeller Straße, der Kanalstraße, an der Mühlbruck und im
Ummenwinkel.
1937 wurden die 117 Ravensburger Sinti von den nationalsozialistischen Machthabern ihrer Wägen und damit ihrer Mobilität beraubt und im eigens errichteten Barackenlager Ummenwinkel zusammengepfercht. In dem eingezäunten Lager
wurden sie kontrolliert, schikaniert, diskriminiert, zu Zwangsarbeiten gezwungen und zahlreicher Elemente ihrer Kultur
beraubt.
Am 13. März 1943 wurden 35 Ravensburger Sinti, Frauen,
Männer und Kinder, in das Konzentrationslager AuschwitzBirkenau deportiert, 29 der Ravensburger Sinti wurden dort
ermordet, sechs Ravensburger Sinti haben die Torturen des
Vernichtungslagers überlebt.
Trotz dieser traumatischen Erfahrungen haben die Ravensburger Sinti nach dem Zweiten Weltkrieg im Ummenwinkel eine
neue Lebensgrundlage aufgebaut.
Auf Anregung von Dorothea Kiderlen wurde in Zusammenarbeit mit den Ravensburger Sinti, der Stadt Ravensburg und der
Pfarrgemeinde St. Jodok im Jahre 1999 ein Mahnmal zur Erinnerung an die in Auschwitz ermordeten Ravensburger Sinti
errichtet. Den Namen der 29 Opfern der NS-Gewaltherrschaft
ist der Text vorangestellt: Zum Gedenken an die 29 Ravens-
48
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
burger Sinti, die am 13. März 1943 in das Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Jahren 1943 und
1944 ermordet wurden. Sie alle waren Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ravensburg und gehörten zur Pfarrgemeinde St.
Jodok.
Text: Andreas Schmauder
Sichtwand im Mahnmal für die europäischen Sinti und Roma
in Reichstagsnähe in Berlin
Zur NS-Opfergruppe der deutschen und europäischen Sinti
und Roma:
In unmittelbarer Nähe des Berliner Reichstags erinnert eine
würdige Gedenkstätte an den Genocid, den der NS-Rassenwahn an 500000 Roma und Sinti im zeitweiligen europäischen Machtbereich der Nazis zwischen 1941 und 1945 vorgenommen hat, und dem auch die Ravensburger Sinti aus dem
Ummenwinkel zum Opfer fielen.
Geschätzt sechs Millionen Romanes sprechende Menschen leben heute in den Staaten der EU ohne eigenen Nationalstaat
und als sozialschwache, weithin diskriminierte Minderheit.
Die Definition eines „sicheren Herkunftslandes“ geht an ihren
Lebensumständen völlig vorbei. Ihre jeweiligen Mehrheitsvölker und deren Staaten sind ihnen gegenüber zunächst im
Obligo. Darüber hinaus aber schuldet die europäische Union ihnen Subsidiarität in einem gemeinsamen europäischen
Sozialprogramm.
49
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Geschwister-Scholl-Schule der Stiftung KBZO:
Mehr als nur ein Schulname
Seit dem 8. Juli 2011 hören die allgemeinbildenden Schulen
der Stiftung KBZO auf den Namen Geschwister-Scholl-Schule.
Benannt nach Sophie und Hans Scholl, den bekanntesten Mitgliedern der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“. Ihre Auflehnung richtete sich gegen das diktatorische Nazi-System, das
auch die Rechte und die Würde von Menschen mit Behinderung auf unmenschlichste Weise missachtete.
„Ein Name, der verpflichtet und der zu uns passt“, sagt der
Vorstandsvorsitzende der Stiftung KBZO, Dr. Ulrich Raichle.
„Denn die Geschwister Scholl sind Vorbilder für selbstständiges, eigenverantwortliches und kritisches Handeln und den
Mut, für eigene Überzeugungen einzustehen.“ Sie stehen damit für erzieherische Werte, die im direkten Zusammenhang
gesehen werden können mit der im Leitbild der Stiftung KBZO
formulierten zentralen pädagogischen Aufgabe, „die Kinder
und Jugendlichen in ihrer Individualität zu erfassen, soziale
und lebenspraktische Fähigkeiten zu vermitteln mit dem Ziel,
in weitest gehender Selbstständigkeit ein eigenständiges und
eigenverantwortliches Leben zu gestalten“.
Schüler und Lehrer hatten sich bei der Vorbereitung auf die
Namensgebung viele Gedanken gemacht und in Wort, Bild
und Gesang mit dem Thema auseinandergesetzt. Ein Höhepunkt dabei: Der Briefwechsel von Schülern mit Franz J. Müller, dem damals letzten noch lebenden Mitglied der Widerstandsgruppe.
Müller, der am 31. März 2015 im Alter von 90 Jahren verstorben ist, schrieb den Schülern: „(…) Ich erfuhr als Jugendlicher
von der Tötung, vielmehr der Ermordung geistig Behinderter: In unmittelbarer Nähe, keine zwei Kilometer entfernt von
unserem Bauernhof in Einsingen bei Ulm lag der ,Riedhof‘.
Man erzählte, dass von dort geistig Behinderte abtransportiert
würden und nie wieder etwas von ihnen gehört wurde. Meine
Mutter sagte damals: ,Von denen kann man auch nichts mehr
hören. Sie werden umgebracht.‘ Bei Nacht und Nebel wurden
sie abgeholt, weil die Bevölkerung nichts mitbekommen sollte.
Ich hörte die Leute aber trotzdem davon reden, dass die sensiblen Behinderten scheinbar wohl geahnt hatten, was ihnen
bevorstand und sich deshalb laut schreiend gegen den Abtransport zu wehren versucht hätten. Das bestärkte mich in
meiner Anti-Haltung gegen Hitler und seine Nazis. (…)“
50
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Franz J. Müller, damals Mitglied der „Ulmer Abiturientengruppe“ der Weißen Rose und 1986 Gründer der Weiße Rose
Stiftung, lobte die Intensität, mit der sich die KBZO-Schülerinnen und Schüler der Thematik widmeten. Weshalb er sich
zuversichtlich äußerte, dass „die Schule dem Namen sicherlich
gerecht werden“ wird.
„Gelebte Erinnerungskultur“
Darauf sind Kollegium und Schülerschaft
auch
bedacht. Ein großformatiges Bild in
der Eingangshalle
erinnert an die Namenspatrone und
damit zugleich an
das Thema Verantwortung; Gedenktage zu entsprechenden
Daten werden mit Schülerveranstaltungen begangen; die zur
Schultaufe gepflanzten weißen Rosen werden rührig umsorgt.
„Wir wollen aber keine schlichte Gedenkkultur, sondern gelebte Erinnerungskultur“, betont der stellvertretende Schulleiter der Heimsonderschule, Wolfgang Greshake. „Verantwortung für sich und andere übernehmen“ laute das in diesem
Zusammenhang pädagogisch überdauernde Thema. „Das passt
sehr gut zu unserem Gesamtauftrag, Aktivität und Teilhabe‘“,
sagt Greshake.
„Wir wünschen uns, dass wir die Schule stachelig wie Rosen,
aber mit einer weißen Weste verlassen“, sagte Daniel aus der
9. Realschulklasse am 8. Juli 2011 anlässlich der feierlichen
Schultaufe.
Text: Clemens Riedesser
51
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Edith-Stein-Schule
Edith
Stein
wurde am 12.
Oktober
1891
in Breslau als
elftes Kind einer
jüdischen Familie geboren.
Sie konvertierte
1922 zur katholischen Kirche.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie zum Opfer des
Holocaust und am 9. August 1942 im Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau in den Gaskammern ermordet. Papst Johannes Paul II. sprach Teresia Benedicta vom Kreuz (so ihr
Ordensname) am 1. Mai 1987 selig und am 11. Oktober 1998
heilig. Ihr römisch-katholischer und evangelischer Gedenktag
ist der 9. August.
Die ursprünglich Haus- und Landwirtschaftliche Schule
Ravensburg trägt seit dem 19. März 1983 den Namen
EDITH-STEIN-SCHULE.
Zur Namensfindung wurden Schüler- und Lehrerschaft sowie
Eltern aufgerufen. Der Prozess dauerte ca. ein Jahr. In den
Unterlagen der Schule werden für die Wahl des Namens
EDITH-STEIN-SCHULE folgende Gründe angegeben:
„Wir wünschen für Schüler und Lehrerkollegium einen Schulnamen mit Vorbildwirkung: Edith Stein vereint in ihrem
Charakter, Schaffen und Lebensweg verschiedenste Aspekte
wünschenswerter menschlicher Tugenden und menschlicher
Größe.“
Diese für uns zentralen Aspekte ihrer Persönlichkeit haben wir
in einem Text, der an einer gut sichtbaren Stelle im Schulhaus
angebracht ist, zusammengefasst: Als Philosophin war sie eine
große Wahrheitssuchende, die sich mit vordergründigen und
oberflächlichen Antworten nicht zufrieden gab.
Als emanzipierte Frau war sie eine der ersten Frauen in
Deutschland, die studiert und promoviert hat und die als Rednerin und Dozentin entschieden für die Rechte und die Bildung der Frau eingetreten ist.
Als Lehrerin an einer Bildungsstätte der Dominikanerinnen
hat sie acht Jahre lang Mädchen in Deutsch, Geschichte und
Pädagogik mit großer Hingabe unterrichtet.
52
Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser
Als Opfer der Judenverfolgung des Nationalsozialismus, dessen Ungeist sie von Anfang an klar durchschaut hat, soll sie
uns Mahnung sein, dass ihr Schicksal in unserem Land niemandem mehr zugefügt werden darf.
Zu Beginn eines jeden Schuljahres werden die Schülerinnen
und Schüler, die neu an unsere Schule kommen, mit Edith
Stein vertraut gemacht. Dabei ist auch der oben aufgeführte
Text von Bedeutung. Diese Annäherung erfolgt im Religionsbzw. Ethikunterricht, wo über die Kenntnisnahme von Edith
Steins Lebenslauf hinaus nach Impulsen gefragt wird, die die
Schülerinnen und Schüler in die heutige Zeit umsetzen können. Diese Auseinandersetzung gewinnt angesichts der Tatsache, dass an unserer Schule ein deutlicher Mädchenüberhang
vorhanden ist und unsere Profile und Ausbildungsberufe auf
dem sozialen und gesundheitlichen Sektor angesiedelt sind,
besondere Bedeutung. Hinzu kommt, dass wir in den letzten
Jahren vor der Herausforderung stehen, die wachsende Zahl
an Migrantenklassen in unsere Schulgemeinschaft zu integrieren. Wie Edith Stein sind sie auf der Flucht. Unsere Aufgabe
ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Schulgemeinschaft diese
Menschen willkommen heißt. Auch hier ist Edith Stein Mahnung und Vorbild zugleich.
Die Edith-Stein-Schule heute ist auf 2 Standorte verteilt:
auf das Hauptgebäude auf der Burachhöhe in Ravensburg
und auf die Außenstelle Aulendorf. In Ravensburg besuchen
ca. 900 Schülerinnen und Schüler berufliche Vollzeitschulen
vom Berufseinstiegsjahr bis zum beruflichen Gymnasium mit
5 unterschiedlichen Profilen. In Aulendorf sind es knapp 1000
Berufschülerinnen und –schüler in Gesundheitsberufen sowie
dem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium.
Es ist eine Ehre für unsere Schule, den Namen EDITH STEIN
führen zu dürfen. Text: Hildegard Sorg-Köberle / Silke Freund
53
Mensa Weingarten: Ort offenen Gedenkens
Gäste erinnern den Widerstand der Familie
von Haeften: Agnes, Hans-Bernd und Werner
Eine Mensa ist offen für alle. Es gibt
keine nummerierten Plätze. Jeder
kann sich setzen.
Es gibt Essen und
Trinken. Hier erleben wir Gemeinschaft, Austausch,
Freundschaft. In
der
familiären
Atmosphäre der
Mensa Weingarten finden sich immer wieder Gäste zusammen, die um das „offene Haus“, um die Gastfreundschaft der
Familie von Haeften – insbesondere der Mutter Agnes aber
auch ihrer Söhne Hans-Bernd und Werner von Haeften wissen, Beide Brüder waren unmittelbar am Attentat vom 20.
Juli 1944 beteiligt: sie wollten das durch die Nazis isolierte
deutsche Volk in die Tischgemeinschaft der friedlichen Völker
zurückbringen.
Nicht weit von der Mensa Weingarten entfernt, in Großschönach im Linzgau oberhalb des Bodensees, befindet sich das
Grab der Agnes von Haeften, geborene Brauchitsch (17.11.1869
– 05.12.1945). Ihr Bruder Walther von Brauchitsch war Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres zwischen
1939 und 1941. Agnes heiratete 1903 den späteren Generalmajor Hans von Haeften. Er gründete das Bild- und Filmamt
(Bufa), aus dem 1918 die UFA hervorging, und war bis 1934
Präsident des Reichsarchivs
Der protestantische Glaube bildete ein wichtiges Fundament
der Familie von Haeften. Die beiden ältesten Kinder Elisabeth
und Hans-Bernd von Haeften wurden 1921 gemeinsam mit
Dietrich Bonhoeffer in Berlin-Grunewald konfirmiert. HansBernd und Werner engagierten sich später in der Bekennenden
Kirche bei Pfarrer Martin Niemöller in Berlin-Dahlem.
Hans-Bernd von Haeften, 1905 geboren, studierte Jura und
ging in den diplomatischen Dienst. Nach Stationen in Kopen-
54
Mensa Weingarten: Ort offenen Gedenkens
hagen, Wien und Bukarest wechselte er ins Auswärtige Amt
nach Berlin. Aus der Ehe mit Barbara Curtius, Tochter des früheren Außenministers Julius Curtius, entstammten fünf Kinder. Hans-Bernd von Haeften gehörte zum „Kreisauer Kreis“
und wurde am 23. Juli 1944 verhaftet. Vor dem Volksgerichtshof bezeichnete er Adolf Hitler als „Vollstrecker des Bösen“.
Wegen seiner Beteiligung am Staatsstreich wurde er zum Tode
verurteilt und am 15. August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Der 1908 geborene Werner von Haeften, ebenfalls Jurist, war
im Zweiten Weltkrieg Oberleutnant im 154. Infanterieregiment. Nach einer schweren Verwundung 1942 vor Leningrad
wurde er Adjutant von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Generalstab des Befehlshabers des Ersatzheeres.
Hier war er maßgeblich an der Planung und Ausführung der
„Operation Walküre“ vom 20. Juli 1944 beteiligt. Nach deren Scheitern wurde er noch in der Nacht zum 21. Juli 1944
zusammen mit Stauffenberg, General Ludwig Beck, General
Friedrich Olbricht und Oberst Albrecht Mertz von Quirnheim
im Hof des Bendlerblockes standrechtlich erschossen.
Die leidgeprüfte Mutter Agnes von Haeften wurde mit ihrer
Tochter Elisabeth – seit 1929 mit dem Mediziner Hans Harmsen verheiratet- sowie der Schwiegertochter Barbara in Sippenhaft in Berlin-Moabit genommen. Nach Kriegsende ermöglichte der Gründer der Schule Schloss Salem, Kurt Hahn,
ihre Übersiedlung an den Bodensee. Auf dem Hermannsberg,
dem ehemaligen Besitz von Kurt Hahn, starb Agnes von Haeften am 5. Dezember 1945 und wurde auf dem Schönacher
Friedhof beerdigt.
Text: Rieke C. Harmsen
Literatur:
Barbara von Haeften: Aus unserem Leben 1944 – 1950, im Eigenverlag,
Tutzing, 4. Aufl. 1989.
Barbara von Haeften: „Nichts Schriftliches von Politik“ – Hans Bernd
von Haeften. Ein Lebensbericht, Verlag C.H. Beck, München 1997.
Kurzbiografien zu Werner und Hans-Bernd von Haeften in: Harald
Schultze, Andrea Kurschat (Hrsg.): „Ihr Ende schaut an…“ Evangelische
Märtyrer des 20. Jahrhunderts, Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig
2008.
55
Studentischer Gewissenswiderstand
Studentischer Widerstand im Geist der Weißen
Rose gegen die NS-Gewaltherrschaft und die
Strukturen neuer Diktatur in der SBZ/DDR:
SIE FOLGTEN IHREM GEWISSEN
Das Verhalten der mit universitären Karrieren verbundenen
deutschen Intelligentsia in den Zeiten des NS-Unrechtsregimes
ist kein Ruhmesblatt der deutschen Sozialgeschichte. Die
durch Entjudung und politische Säuberungen freiwerdenden
Planstellen und beruflichen Positionen eröffneten parteinahen
Artbewussten mit auskömmlichen Einkommen verbundenes
gesellschaftliches Ansehen. In der zielstrebigen totalitären Jugendpolitik der Nazis kam dem NSDStB eine zentrale Rolle zu.
Bereits kurz nach 33 hatten die NS-Studenten die Allgemeinen
Studentenausschüsse „erobert“, im Sinne des NS-Systems umstrukturiert und begannen ihre Kontroll- und Druckposition
gegenüber weltanschaulich noch zurückhaltenden Teilen der
Hochschullehrkörper und Kommilitonen „unterentwickelten“
Bewusstseins deutscher Art zu entwickeln.
Der sehr einsame Widerstand der Weiße-Rose-Studenten muss
auf diesem Hintergrund gesehen und in seiner Größe gewürdigt werden. Ebenso das Handeln von Kurt Huber.
Der Widerstand von Studierenden in der SBZ/frühen DDR ab
Eröffnung der Hochschulen 1945/46 stand von vornherein
unter offeneren Bedingungen. Die studentische Nachkriegsgeneration der SBZ/DDR hatte eine Diktatur und ihr Ende
erlebt, erhoffte Teilhabe und Demokratie und war gewillt,
auch unter sowjetischer Besatzung für ihre politischen Ideale
einzutreten. Die Hochschulgruppen der von der Besatzungsmacht zugelassenen „bürgerlichen Parteien“ (vor allem LDPD
und CDU) entfalteten eine erhebliche Dynamik, die früher oder
später für die Staatspartei und für die Besatzungsmacht die
„Machtfrage“ auslöste. In dem noch nicht durch die Mauer getrennten Berlin prallten die Gegensätze besonders heftig aufeinander. An Institutionen wie der Humboldtuniversität, der
FU in Dahlem und der DHfP kam dies zu strittigem Austrag.
Bis zum Tode Stalins 1953 erstreckte sich dieser Prozess. in
dem die studentische Opposition der SBZ/DDR unter Einsatz
von Gewalt und Repressalien zum Schweigen gebracht wurde.
Unsere Weingartener – dem studentischen Diktaturwiderstand
gewidmete – Denkstätte erinnert an 76 Todesopfer – Studen-
56
Studentischer Gewissenswiderstand
tinnen und Studenten – die es für wert hielten, sich staatlicher
und parteilicher Unterdrückung um geistiger und politischer
Freiheit willen zu widersetzen. Dabei stehen den sieben Ermordeten der Weißen Rose rund siebzig Hingerichtete und
Umgekommene aus dem Osten unseres gemeinsamen Vaterlandes zur Seite. Zu der einen Frau – Sophie Scholl – treten
drei hinzu: Edeltraud Eckert (Berlin), Jutta Erbstösser (Leipzig)
und Christel Aurich. Zu den fünf männlichen Studenten der
Weißen Rose kommen 36 – zumeist in Moskau durch Erschießen Hingerichtete – und weitere 31 – vornehmlich in Lagern
umgekommene und ermordete – Studenten aus allen Hochschulregionen der SBZ/DDR und Gesamtberlins.
Die Bundesländer Baden-Württemberg und der Freistaat Sachsen verbindet seit der Wiederherstellung der deutschen Einheit
1990 eine Länderpartnerschaft. In deren Rahmen zeigte sich
der Sächsische Landtag an einer gemeinsamen Ehrung des
studentischen Widerstandes gegen zwei Diktaturen in deutscher Geschichte – zusammen mit den im Denkstättenkuratorium vertretenen vier Fraktionen des Landtags von BadenWürttemberg interessiert. Die Eröffnung des Campus Weiße
Rose in Weingarten am 9. November 2015 öffnet die Tür zu
dieser Ehrung.
Wolfgang Marcus
Flugblätter der Weißen Rose: Bodendenkmal vor dem Haupteingang der Ludwig-Maximilians-Universität in München
57
Wissenschaftlicher Beirat
Das Kuratorium beschloss am 11.02.2011 einen Wissenschaftlichen Beirat einzusetzen. Folgende – im deutschen Sprachraum führenden – wissenschaftlichen Institute waren bereit,
im Wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums zusammenzutreten. Seine Direktoren bzw. deren Vertreter wurden vom
Vorsitzenden Rudolf Köberle, Minister für den ländlichen
Raum Baden-Württbg., in den Beirat berufen :
Institut für Zeitgeschichte München – Berlin
Direktor Prof. Dr. Andreas Wirsching
Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien
Direktor Prof. DDr. Oliver Rathkolb
Seminar für Zeitgeschichte an der Univ. Tübingen
Direktor Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung
an der TU Dresden
Direktor Prof. Dr. Günther Heydemann
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur
an der Univ.Leipzig
Direktor Prof. Dr. Dan Diner
Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören ferner an :
Prof. Dr. Waldemar Grosch, PH Weingarten,
Fachbereich Zeitgeschichte
Dr. Stefan Feucht , Gesellschaft Oberschwaben e.V.
Prof. Dr. Wolfgang Marcus, Beauftragter des Kuratoriums für
das Denkstättensekretariat.
Dr. Stefan Feucht
Prof. Dr. Wolfgang Marcus
58
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Dr. Andreas Wirsching
Prof. DDr. Oliver Rathkolb
Prof. Dr. Günther Heydemann
Prof. Dr. Dan Diner
Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel
Prof. Dr. Waldemar Grosch
59
Bisherige Vorsitzende des Kuratoriums
Minister a. D. Rudolf Köberle
2011 – 2012
Ministerin Theresia Bauer
ab 2012
Mitglieder
Mitglieder des DENKStättenkuratoriums zur NS-Dokumentation Oberschwaben/ DENKStätte Widerstand Weingarten
1) – 4) Die vier Fraktionen des Stuttgarter Landtags (CDU, GRÜNE, SPD, FDP)
5)
Sächsischer Landtag
6)
Landkreis Ravensburg
7)
Landkreis Bodenseekreis
8)
Landkreis Sigmaringen
9)
Landkreis Biberach
10)
Landkreis Alb-Donau
11)
Landkreis Reutlingen
12)
Landkreis Lindau
13)
Stadt Aulendorf
14)
Stadt Bad Buchau
15)
Stadt Bad Saulgau
16)
Stadt Bad Schussenried
17)
Stadt Bad Waldsee
18)
Stadt Bad Wurzach
19)
Stadt Biberach
20)
Stadt Forchtenberg
21)
Stadt Friedrichshafen
22)
Stadt Gammertingen
23)
Stadt Hohenems (A)
24)
Stadt Isny
25)
Stadt Laupheim
26)
Stadt Leutkirch
27)
Stadt Münsingen (Buttenhausen)
28)
Stadt Ravensburg
29)
Stadt Sigmaringen
30)
Stadt Tettnang
31)
Stadt Überlingen
32)
Stadt Ulm
33)
Stadt Wangen
34)
Stadt Weingarten
35)
Gemeinde Aitrach
36)
Gemeinde ALtshausen
37)
Gemeinde Baienfurt
38)
Gemeinde Blaustein
39)
Gemeinde Herdwangen-Schönach
40)
Gemeinde Ilmensee
41)
Gemeinde Königsbronn
60
Mitglieder
42)
43)
44)
45)
46)
47)
48)
49)
50)
51)
52)
53)
54)
55)
56)
57)
58)
59)
60)
61)
62)
63)
64)
65)
66)
67)
68)
69)
70)
71)
72)
73)
74)
75)
76)
77)
78)
79)
80)
81)
82)
83)
84)
85)
86)
87)
88)
89)
90)
91)
92)
93)
94)
95)
96)
97)
98)
99)
100)
101)
Gemeinde Krauchenwies
Gemeinde Maselheim
Gemeinde Meckenbeuren
Gemeinde Ostrach
Gemeinde Salem
Gemeinde Schemmerhofen
Gemeinde Stetten a. k. M.
Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen
Gemeinde Waldburg
Gemeinde Wilhelmsdorf
Gemeinde Zwiefalten
Hochschule Biberach
Pädagogische Hochschule Weingarten
Hochschule Ravensburg-Weingarten
UStA der PH Weingarten
UStA der Hochschule Ravensburg-Weingarten
Seezeit Studierendenwerk Bodensee
Studentenwerk Weiße Rose e.V.
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Sächsische Landeszentrale für politische Bildung
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Akademie für politische Bildung Tutzing
Weiße Rose Stiftung e.V. München
Denkstätte Weiße Rose/vh Ulm
Arbeitskreis Weiße Rose e.V. Crailsheim
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Evangelische Landeskirche in Württemberg (Präl. Ulm)
Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (irgw)
Zentralrat deutscher Sinti und Roma
Paul Grüninger Stiftung, St. Gallen (CH)
Jüdisches Museum Hohenems (A)
Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Laupheim
Gesellschaft f. Christl.-Jüd. Begegnung in Oberschwaben e.V.
Diyanet – Türkisch-Islamischer Kulturverein Ravensburg e.V.
DRK Landesverband Baden-Württemberg
Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP)
Stiftung Liebenau
St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee
Stiftung Körperbehindertenzentrum Oberschwaben (KBZO)
Mariaberg e.V. / Klosterhof 1, 72501 Gammertingen
Die Zieglerschen e.V.- Wilhelmsdorfer Werke evgl. Diakonie
Diakonie Pfingstweid e.V., Tettnang
Christkönigs-Institut, Meitingen
Pax Christi (Diözese Rottenburg-Stuttgart)
Katholisches Schulwerk Ravensburg-Weingarten e.V.
Schule Schloss Salem
Haus Unterm Regenbogen e.V. Blaustein
Gedenkstätte Grafeneck e.V.
Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm
Doku-Stätte Goldbacher Stollen / KZ Aufkirch e.V., Überlingen
Georg-Elser-Gedenkstätte Königsbronn
Gegen das Vergessen – für Demokratie e.V.
Gesellschaft Oberschwaben e.V.
Geschichtsverein Zwiefalten e.V.
Freundeskreis Mooshausen e.V.
Adolf Reichwein-Verein
Alfred Delp Gesellschaft e.V. Mannheim
Edith Stein Gesellschaft Deutschland
DGB Bezirksverband Südwürttemberg
Südwestmetall Bezirksgruppe Bodensee-Oberschwaben