PD Dr. Johannes Schmitt
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PD Dr. Johannes Schmitt
Wesensmerkmale einer totalitären Diktatur Totalitäre Systeme gelten als neuartige politische Strukturen, die mit den bekannten Typen des Despotismus und der Autokratie nicht vergleichbar sind. Wesentlich ist die komplette Ausschaltung persönlicher Freiheit. Der/die Einzelne soll vollständig im Rahmen eines Massenkonzepts aufgehen. Ziel ist die revolutionäre Durchsetzung einer neuen Ideologie mit dem Anspruch umfassender Welterklärung. Nach Hannah Arendt „The Origins of Totalitarism“ (1951) ist wesentlich: - Verbindung von Ideologie und Terror: Pluralität wird mit Gewaltmitteln unterbunden - An Stelle traditioneller Legitimation tritt: Das Recht der Natur (Nationalsozialismus) Das Gesetz der Geschichte (Kommunismus) Idealtypische Merkmale nach Carl Joachim Friedrich/Zbigniew Brzezinki „Totalitarian Dictatorship and Autocracy“ (1956): - Eine alle lebenswichtigen Aspekte der menschlichen Existenz umfassende, auf einen idealen Endzustand der Menschheit gerichtete Ideologie. - Eine einzige, straff hierarchisch organisierte, der Staatsbürokratie übergeordnete oder mit ihr verflochtene Massenpartei - ein durch Partei- und Geheimpolizeikontrolle verwirklichtes, sich moderner psychologischer Erkenntnisse bedienendes System psychischen oder physischen Terrors - ein Monopol der Massenkommunikationsmittel in den Händen von Partei und Staat - desgleichen ein Waffenmonopol - eine zentrale bürokratische Überwachung und Lenkung der gesamten Wirtschaft Der Neue Brockhaus. Allbuch in vier Bänden und einem Atlas. Leipzig 1937, Bd. 3, Abb. „Rassen der Menschheit“, S. 656f. Der Neue Brockhaus. Allbuch in vier Bänden und einem Atlas. Leipzig 1937, Bd. 3, Abb. „Rassen der Menschheit“, S. 656f. Arische Idole in Nazideutschland Arische Idole in Nazideutschland Die HJ wurde 1926 als Jugendorganisation der NSDAP gegründet und 1933 aufgegliedert in - Jungvolk (10-14 jährige) und HJ einerseits (14-18 jährige) - Jungmädelbund (10-14 jährige) und BdM (14-18 jährige) Mit Gesetzgebung vom 1.12.1936 wurden alle Jugendliche des Reiches in der HJ zusammengefasst und galten seit dem März 1939 als deren Zwangsmitglieder. Das Jungvolk wurde auch als die "Pimpfe" bezeichnet. Die Veranstaltungen von Jungvolk, HJ, Jungmädel und BdM gliederten sich in Heimabende, Sportnachmittage, Tagesfahrten, Zeltlager, Feierstunden, und Sportfeste auf. Die Schulungen fanden auf den Heimabenden statt und waren geschlechtsspezifisch differenziert. Während die Jungen militärische Ausbildung genossen, wurden die Mädchen auf ihre spätere Mutterrolle vorbereitet. Die HJ war immer uniformiert. Motto: "Jugend führt Jugend." Nationalsozialistische Erziehungsziele: Wichtigstes Erziehungsziel war es, schon Kinder an den Krieg zu gewöhnen um sie auf die „Stunde X“ vorzubereiten. Sie sollten lernen, ihr Leben für "Führer, Volk und Vaterland" zu opfern. Die wichtigsten Punkte: miltärisches Denken bedingungsloser Mut blinder Gehorsam Draufgängertum absolute Treue Einsatz Opferbereitschaft Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst Photographie München, 24. Juli 1942 © George J. Wittenstein, Santa Barbara Photograph: George J. Wittenstein Sophie Scholl (*1921), Studentin Biologie und Philosophie, 18.2.43 festgenommen 22.2.43 verurteilt und enthauptet 22.2.2003 Büste in der Walhalla Vor Gericht: "Einer mußte ja schließlich damit anfangen." Willi Graf (*1918), Medizinstudent, 18.2.43 festgenommen 19.4.43 verurteilt 12.10.43 enthauptet glaubte, dass "in jedem schweren Geschick ein bestimmter Sinn liegt" Hans Scholl (*1918), Medizinstudent, 18.2.43 festgenommen 22.2.43 verurteilt und enthauptet Letzter Satz: „Es lebe die Freiheit“ Prof. Dr. Kurt Huber (*1893) Psychologe mit musikwissenschaflichem Schwerpunkt, 19.4.43 verurteilt 13.7.43 enthauptet wollte "die Wahrheit hinausrufen in die deutsche Nacht" Christoph Probst (*1919), Medizinstudent, verheiratet, 3 Kinder 19.2.43 festgenommen 22.2.43 verurteilt und enthauptet schrieb im Gefängnis: "Wenn ich es recht bedenke, war es ein Weg zu Gott" Alexander Schmorell (*1917), Medizinstudent, 24.2.43 festgenommen 19.4.43 verurteilt 13.7.43 enthauptet 4.2.2012 Heiligsprechung durch die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland Geschichte der „Weißen Rose“ - 1942 Gründung der „Weißen Rose“ durch Alexander Schmorell und Hans Scholl. - Die ersten vier Flugblätter werden Ende Juni bis Mitte Juli 1942 verfasst und anonym an Intellektuelle im Raum München verschickt. Im Winter diesen Jahres wird die Gruppe um Sophie Scholl und Willi Graf erweitert. - Vom 23. Juli bis 30. Oktober 1942 müssen Graf, Scholl und Schmorell als Sanitäter an die Ostfront. Das fünfte Flugblatt „Aufruf an alle Deutsche!“ (Auflage zwischen 6000 und 9000) wird zwischen 27. und 29. Januar 1943 durch Kurierfahrten in mehreren süddeutschen und auch in einigen österreichischen Städten verteilt. - Dez 1942 Kontakt mit Prof. Kurt Huber - Ende Januar 1943 geht die Schlacht um Stalingrad verloren. Für die „Weiße Rose“ ist dies der Anstoß zu ihrem sechsten Flugblatt „Kommilitoninnen! Kommilitonen!“ - Durch Helmuth von Moltke gelangt dieses Flugblatt über Skandinavien nach England. Hunderttausende davon werden von britischen Flugzeugen Ende 1943 über Deutschland abgeworfen. - In anderen Städten arbeiten Freunde in kleinen Gruppen und verteilen Flugblätter. - am 3., 8. und 15. Februar 1943 an der Universität und an anderen Gebäude in München Farbaufschriften „Nieder mit Hitler“ und „Freiheit“ (Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf). - 18. Februar 1943 Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Lichthof der Münchner Universität (Festnahme durch Hörsaaldiener Jakob Schmid), Todesurteil (auch gegen Christoph Probst) und Vollstreckung am 22.2. - Kurt Huber und Alexander Schmorell werden am 19. April 1943 ebenfalls zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 enthauptet. - Enthauptung Willi Grafs erfolgte am 12. Oktober 1943, nachdem die Gestapo über Monate hinweg versucht, von ihm weitere Namen zu erfahren - In den folgenden Jahren werden noch 10 weitere Mitglieder aus München und Hamburg verurteilt und enthauptet. „Flugblätter der Weißen Rose I“ von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Juni 1942. Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique "regieren" zu lassen. (...) Daher muß jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewußt in dieser letzten Stunde sich wehren, soviel er kann, arbeiten wider die Geißel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates. (…) Leistet passiven Widerstand - Widerstand -, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt! (...) Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuverteilen! „Flugblätter der Weißen Rose II“ von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Juni 1942. Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist. … …schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des Mitmenschen angewiesen (….) Nicht über die Judenfrage wollen wir in diesem Blatte schreiben, keine Verteidigungsrede verfassen - nein, nur als Beispiel wollen wir die Tatsache kurz anführen, die Tatsache, daß seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialischste Art ermordet worden sind (...) Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig! (…) Bis zum Ausbruch des Krieges war der größte Teil des deutschen Volkes geblendet, die Nationalsozialisten zeigten sich nicht in ihrer wahren Gestalt, doch jetzt, da man sie erkannt hat, muß es die einzige und höchste Pflicht, ja heiligste Pflicht eines jeden Deutschen sein, diese Bestien zu vertilgen. (...) „Flugblätter der Weißen Rose III“ von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Juli 1942. "Salus publica suprema lex" Alle idealen Staatsformen sind Utopien. (...) Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen möglichen Staatsformen, die Demokratie, die konstitutionelle Monarchie, das Königtum usw. Nur eines will eindeutig und klar herausgehoben werden: jeder einzelne Mensch hat einen Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit sichert. Denn der Mensch soll nach Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel, sein irdisches Glück in Selbständigkeit und Selbsttätigkeit zu erreichen suchen. Unser heutiger "Staat", aber ist die Diktatur des Bösen. (...) Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung unterlegen, daß Ihr vergeßt, daß es nicht nur Euer Recht, sondern Eure sittliche Pflicht ist, dieses System zu beseitigen? (…) Und jetzt muß sich ein jeder entschiedene Gegner des Nationalsozialismus die Frage vorlegen: Wie kann er gegen den gegenwärtigen "Staat" am wirksamsten ankämpfen, wie ihm die empfindlichsten Schläge beibringen? Durch den passiven Widerstand - zweifellos. Sabotage auf allen wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen Krieges tätig sind - sei es in Universitäten, Hochschulen, Laboratorien, Forschungsanstalten, technischen Büros…. „The Unanimous Declaration of The Thirteen United States of America“ proklamiert am 4. Juli 1776 „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden,… Daß zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; daß sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen,…. (…) und demnach hat die Erfahrung von jeher gezeigt, daß Menschen, so lang das Uebel noch zu ertragen ist, lieber leiden und dulden wollen, als sich durch Umstossung solcher Regierungsformen, zu denen sie gewöhnt sind, selbst Recht und Hülfe verschaffen. Wenn aber eine lange Reihe von Mißhandlungen und gewaltsamen Eingriffen, …, einen Anschlag an den Tag legt sie unter unumschränkte Herrschaft zu bringen, so ist es ihr Recht, ja ihre Pflicht, solche Regierung abzuwerfen, und sich für ihre künftige Sicherheit neue Gewähren zu verschaffen.“ „Flugblätter der Weißen Rose IV“ von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Juli 1942. …Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint er den Krieg, und wenn er in frevelhaftester Weise den Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan. Sein Mund ist der stinkende Rachen der Hölle, und seine Macht ist im Grunde verworfen. Wohl muß man mit rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen Terrorstaat führen; wer aber heute noch an der realen Existenz der dämonischen Mächte zweifelt, hat den metaphysischen Hintergrund dieses Krieges bei weitem nicht begriffen. Hinter dem Konkreten, hinter dem sinnlich wahrnehmbaren, hinter allen sachlichen, logischen Überlegungen steht das Irrationale, d. i. der Kampf wider den Dämon, wider den Boten des Antichrists. .. überall und zu allen Zeiten der höchsten Not sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk zur Umkehr mahnten. (…) Für Hitler und seine Anhänger gibt es auf dieser Erde keine Strafe, die ihren Taten gerecht wäre. Aber aus Liebe zu kommenden Generationen muß nach Beendigung des Krieges ein Exempel statuiert werden, daß niemand auch nur die geringste Lust je verspüren sollte, Ähnliches aufs neue zu versuchen. (…) Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose läßt Euch keine Ruhe! „Flugblätter der Widerstandsbewegung in Deutschland“ nach einem Entwurf von Hans Scholl und Alexander Schmorell mit Korrekturen von Kurt Huber, Januar 1943. Aufruf an alle Deutsche! Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. (…) Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis! haben sie auf ihre Fahne geschrieben. (…) Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war? Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. (…) Wilhelm von Humboldt, (* 22. Juni 1767 in Potsdam; † 8. April 1835 in Tegel) war Gelehrter, Staatsmann und als Geheimer Staatsrat und Direktor der Sektion für Kultus und Unterricht im Ministerium des Inneren (1809-10) Mitgründer der Berliner Universität (heute Humboldt-Universität) „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“ (1792): „Der wahre Zweck des Menschen (…) ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste und unerläßliche Bedingung. (…) Gerade die aus der Vereinigung Mehrerer entstehende Mannigfaltigkeit ist das höchste Gut, welches die Gesellschaft gibt, und diese Mannigfaltigkeit geht gewiß immer in dem Grade der Einmischung des Staates verloren. Es sind nicht mehr eigentlich die Mitglieder einer Nation, die mit sich in Gemeinschaft leben, sondern einzelne Untertanen, welche mit dem Staat, d. h. dem Geiste, welcher in seiner Regierung herrscht, in Verhältnis kommen, und zwar in ein Verhältnis, in welchem schon die überlegene Macht des Staats das freie Spiel der Kräfte hemmt. Gleichförmige Ursachen haben gleichförmige Wirkungen. Je mehr also der Staat mitwirkt, desto ähnlicher ist nicht bloß alles Wirkende, sondern auch alles Gewirkte. (…) Wer aber für andere so räsoniert, den hat man, und nicht mit Unrecht, in Verdacht, daß er die Menschheit mißkennt und aus Menschen Maschinen machen will.“ „Kommilitoninnen! Kommilitonen!“ nach einem Entwurf von Kurt Huber mit Korrekturen von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Februar 1943. Kommilitoninnen! Kommilitonen! Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir! (…) In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen. HJ, SA und SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht. "Weltanschauliche Schulung" hieß die verächtliche Methode, das aufkeimende Selbstdenken und Selbstwerten in einem Nebel leerer Phrasen zu ersticken. Eine Führerauslese, wie sie teuflischer und zugleich bornierter nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen zu gottlosen, schamlosen und gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur blinden, stupiden Führergefolgschaft. Wir Arbeiter des Geistes, wären gerade recht, dieser neuen Herrenschicht den Knüppel zu machen. Frontkämpfer werden von Studentenführern und Gauleiteraspiranten wie Schulbuben gemaßregelt, Gauleiter greifen mit geilen Späßen den Studentinnen an die Ehre. (...) Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Max v. Schenkendorf: „Frühlingsgruß an das Vaterland“ (1814): „…Traute deutsche Brüder, höret meine Worte alt und neu: Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu!“ Ein Deutsches Flugblatt / Manifest der Münchner Studenten Englisches Abwurfflugblatt, das Auszüge aus dem sechsten Flugblatt der "Weißen Rose" enthält Großbritannien, Juli 1943 Druck 21,5 x 13,3 cm Kreideaufschrift: „Feindpropaganda“ © DHM, Berlin Sophie Scholl Geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg/Württemberg, zum Tode verurteilt und enthauptet am 22. Februar 1943 in München. - Sophie Scholl ist anfangs noch begeistert vom Gemeinschaftsideal, das die Nationalsozialisten propagieren. - Im Januar 1934 tritt sie den Ulmer „Jungmädeln“ bei und übernimmt bald Führungsaufgaben. Doch dann geraten ihre Geschwister und sie selbst wegen "bündischer Umtriebe" mit dem Gesetz in Konflikt. - 1937 werden sie von der Gestapo kurzzeitig verhaftet, ein Jahr später verliert Sophie ihren Rang als Gruppenführerin. Nach dem Abitur im März 1940 beginnt Sophie Scholl eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Sie hofft, damit dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen. Doch die Ausbildung wird nicht als Ersatz anerkannt. - Sie muss zum Arbeitsdienst und darf erst im Mai 1942 zum Biologie- und Philosophiestudium nach München ziehen. Sie besucht die Vorlesungen Kurt Hubers und diskutiert philosophische und religiöse Fragen, etwa inwiefern Christen als politisch denkende und handelnde Menschen gefordert sind. Inspirierend ist hier der katholische Publizist Theodor Haecker, der unter den Nationalsozialisten nicht mehr veröffentlichen darf. - Inwieweit Sophie im Sommer 1942 bereits an den Flugblatt-Aktionen ihres Bruders und seines Freundes Alexander Schmorell beteiligt ist, ist ungewiss. Kurt Huber geb. am 24. Oktober 1893 in Chur (Schweiz) ab 1912 Studium Musikwissenschaften, Philosophie und Psychologie. 1917 Promotion über Ivo de Veneto (Münchner Hofkapellmeister des 16. Jhrds.). 1920 Habilitation im Fach Psychologie „der Ausdruck der musikalischen Elementarmotive“, 1920 Privatdozent, 1926 außerordentlicher Professor. („Philosophie mit Lehrauftrag für experimentelle Psychologie, einschl. Tonund Musikpsychologie und psychologische Volksliederkunde“ Venia vom 14.10.1926) Die Berufung auf einen ordentlichen Lehrstuhl wird mit Verweis auf seine physische Konstitution abgelehnt. : „Wir können nur Professoren brauchen, die auch Offiziere sein können“ Anfang 1943 wird von ihm das 6. Flugblatt verfasst, bei dessen Verteilung am 18. Februar 1943 Hans und Sophie Scholl inhaftiert werden. Kurt Huber wird am 27. Februar verhaftet und am 19. April 1943 zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wird am 13. Juli 1943 in München-Stadelheim vollstreckt. 1937 Aufbau des Volksmusikarchivs in Berlin Ablehnung im Gutachten von Herbert Gerigk (Einsatzstab „Reichsleiter Rosenberg“): „Hubers Bindungen zum Katholizismus und sogar eine ausgesprochen parteifeindliche Haltung sind eindeutig erwiesen“. (1937) Ab 1938 Antrag und ab 1940 Mitgliedschaft in der NSDAP. Es folgt daraufhin die Erhöhung seiner Bezüge. Huber wird widerständig, als er glaubt, dass das „Wahre“ und „Anständige“ des Nationalsozialismus verlorenging. (Vertgeidigungsrede) Semestereröffnung LMU-München 1938 Theodor Haecker, religionsphilosophischer Schriftsteller - *4.6.1879, +9.4.45 - 1905 Studium in München - 1921 zum Katholizismus konvertiert, veröffentlicht er seitdem v.a. katholisch geprägte kulturkritische Essays in den Zeitschriften „Der Brenner“ und „Hochland“ (Verleger Carl Muth). Aus derselben Haltung gingen auch seine kulturphilosophischen Bücher hervor, z. B. „Vergil. Vater des Abendlands“ (1931). - 1936 Publikationsverbot wegen seiner klaren Absagen an die faschistische „Kulturerneuerung“. Während dieses verordneten Schweigens schreibt Haecker 1939 bis 1945 die Aufzeichnungen der Tag- und Nachtbücher nieder, die 1947 postum veröffentlicht werden. Haeckers Notizen zählen zu den bedeutendsten Zeugnissen der inneren Emigration deutscher Intellektueller in der Nazi-Zeit. - 1941 Hauptschriftleiter des Schreiber-Verlags. Sophie Scholl in einem Brief an ihren Verlobten Fritz Hartnagel vom 7.2.43: „Seine Worte fallen langsam wie Tropfen, die man schon vorher sich ansammeln sieht, und die in diese Erwartung hinein mit ganz besonderem Gewicht fallen. Er hat ein sehr stilles Gesicht, einen Blick, als sähe er nach innen. Es hat mich noch niemand so mit seinem Antlitz überzeugt wie er.“ Prominente Widerstandsgruppen im Vergleich Weiße Rose: Willi Graf (1918-43) Kurt Huber (1892-43) Christoph Probst (1919-43) Alexander Schmorell (1917-43) Hans Scholl (1918-43) Sophie Scholl (1921-43) Kreisauer Kreis: Alfred Delp (1907-45) Eugen Gerstenmaier (1906-86) Julius Leber (1891-45) Helmut James Graf v. Moltke (1907-45) Adolf Reichwein (1898-44) Adam v. Trott zu Solz (1909-44) Peter Graf Yorck v. Wartenburg (1904-44) Rote Kapelle: Harro Schulze-Boysen (1909-42) Arvid Harnack (1901-42) Mildred Harnack (1902-43) 20.Juli 1944 Ludwig Beck (1880-44) Carl F. Goerdeler (1884-45) Wilhelm Leuschner (1888-44) Hans Oster (1888-45) Fritz-Dietlof Graf v. d. Schulenburg (1902-44) Claus Graf Schenk v. Stauffenberg (1907-44) Henning v. Tresckow (1901-44) Erwin v. Witzleben (1881-44) Studentischer Freundeskreis in München ergänzt durch den Psychologie-Professor Kurt Huber; sittlich-religiös motivierter Widerstand durch Flugblatt-Aktionen und Wand-Parolen Christlich orientierte Gruppe, die einen konservativ-sozialen Ausgleich anstrebt. Enge Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen. Erarbeitung von Grundsatzpapieren für die zukünftige Staats- und Gesellschaftsordnung. Kommunistische Widerstands- und Spionageorganisation mit internationalen Kontakten. Flugblatt-Aktionen. Bereits Aug. 1938 erste Staatsstreichpläne führender Offiziere. Auslandskontakte. Nach Ausbruch WK II Zusammenarbeit mit Politikern (Goerdeler) und Gewerkschaftern (Leuschner). Nach Hitlers Beseitigung sollte eine neue Regierung gebildet werden. Jokob Schmid, (*25. Juli 1886 in Traunstein; +16. August 1964) Hausschlosser und Hörsaaldiener der LMU Gerald Alexander Held in der Rolle des Robert Mohr (*5.April 1897 Bisterschied; +5.2.1977 Ludwigshafen) Kriminalobersekretär GeStaPo Leitstelle München Johann Reichhart (*29. April 1893 in Wichenbach; +26. April 1972 in Dorfen) Scharfrichter 19241946 Mehr als 3000 Vollstreckungen Walther Wüst (* 7. Mai 1901 in Kaiserslautern; † 21. März 1993 in München) 1941-45 Rektor der LMU Roland Freisler (*30. Oktober 1893 Celle; +3. Februar 1945 Berlin) 1942-45 Präsident des Volksgerichtshofs Mitglieder der Weißen Rose: die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie deren Kommilitonen Christoph Probst, Willi Graf und Alexander Schmorell, außerdem der Universitätsprofessor Kurt Huber. Sympathisanten: Traute Lafrenz, Hans Conrad Leipelt, Marie-Luise Jahn, Hans Hirzel, Susanne Hirzel, Heinz Brenner, Franz J. Müller, Eugen Grimminger, Jürgen Wittenstein, Lilo Ramdohr und der später auch als Regisseur bekannt gewordene Falk Harnack. Hinzu kommen Harald Dohrn (der Schwiegervater von Christoph Probst), der Architekt Manfred Eickemeyer, in dessen Atelier sich die Weiße Rose getroffen hatte, der Kunstmaler Wilhelm Geyer, der Eickemeyers Atelier mietete und Hans Scholl den Schlüssel zu den Räumen überlassen hatte, der Buchhändler Josef Söhngen, dessen Keller als Versteck für die Flugblätter diente. Weitere Unterstützer: Wilhelm und Heinrich Bollinger, Rudolf Alt, Helmut Bauer, August Sahm, Hellmut Hartert, Michael Brink (Emil Piepke), Lilo Dreyfeldt, Hubert Furtwängler, Werner Bergengruen, Josef Furtmeier, Fritz Leist, Günter Ammon, Fred Thieler u. v. a. Mehrere Mitglieder kamen aus der Bündischen Jugend, so aus der dj.1.11, dem Bund Neudeutschland oder dem Grauen Orden. In Berlin wurden Flugblätter von der Gruppe „Onkel Emil“ verbreitet, in Hamburg hatten sich Studenten um Heinz Kucharski und Margaretha Rothe zu einer Gruppe zusammengefunden, die nach 1945 als Weiße Rose Hamburg bezeichnet wurde. Operation Iraqi Freedom 2003 „Saving Private Jessica Lynch“ Vergewaltigungssequenz aus „The Birth of a Nation“, Regie: David Wark Griffith, USA 1915 Mae Marsh als „Flora Cameron“ Walter Long als „Gus“ Henry B. Walthall als „Ben Cameron“ Bedrängt von farbigen Marodeuren aus „The Birth of a Nation“ Regie: David Wark Griffith, USA 1915 Elmer Clifton als „Phil Stoneman“ Miriam Cooper als „Margaret Cameron“ Spottiswoode Aitken als „Dr. Cameron“ Johannes Schmitt Lynchs Heiratsantrag aus „The Birth of a Nation“, Regie: David Wark Griffith, USA 1915 Lillian Gish als „Elsie Stoneman“ George Siegman als „Der Mulatte Silas Lynch“ „The Birth of a Nation”, Regie: David Wark Griffith, USA 1915 Finale: Vergewaltigungssequenz aus „Jud Süß“, Regie: Veit Harlan, Dtld. 1940 Kristina Söderbaum als „Dorothea Sturm“ Ferdinand Marian als „Joseph Süß Oppenheimer“ Leo von Klenze im Auftrag König Ludwig I: Walhalla, 1842 Bereits seit 1807 Herstellung von Büsten „rühmlich ausgezeichneter Teutscher“ Geehrt sind 195 Personen, darunter 12 Frauen: 1811 Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen 1817 Amalia, Landgräfin von HessenKassel 1831 Katharina II die Große, Zarin von Russland 1998 Karolina Gerhardinger, Ordensschwester, Gr. der Schulschwestern 2003 Sophie Scholl, Widerstandskämpferin 2009 Edith Stein, Ordensfrau und Philosophin Gedenktafeln: Veleda, Theudelinde, Mathilde d. Heilige, Hrosvit, Hildegard v. Bingen, Elisabeth v. Thüringen Wolfgang Eckert (dt. Bildhauer geb. 1964): „Sophie Scholl Widerstandskämpferin“ aufgestellt am 22. Februar 2003 zum 60. Todestag Nicolai Tregor (schweizer Bildhauer, geb. 1946) Büste: „Sophie Scholl“ Aufgestellt im Lichthof der LMU 2007 Marlene Dietrich mit dem Komponist Irving Berlin am Rande der USTruppenbetreuung 1944 in Italien Charles Chaplin, geb. am 16.4.1889 / Adolf Hitler, geb. am 20.4.1889 ca. 1914 1932 ca. 1923 Max v. Schenkendorf: „Frühlingsgruß an das Vaterland“ (1814): „…Traute deutsche Brüder, höret meine Worte alt und neu: Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu!“ Charles Chaplin in „The Great Dictator“, USA 1940 Vorgeschichte: Die ChaplinFigur als Soldat im Ersten Weltkrieg Haupthandlung: Die Chaplin-Figur in einer Doppelrolle 1. Als „Jüdischer Friseur“ 2. Als „Adenoid Hynkel“, Diktator von „Tomanien“ Charles Chaplin in „Shoulder Arms“ 1918 / Adolf Hitler als Soldat im Ersten Weltkrieg