Pflegerische Interventionen in der letzten Lebensphase
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Pflegerische Interventionen in der letzten Lebensphase
Weiterbildungslehrgang Palliative Care Kursjahr 2009/10 Hausarbeit Pflegerische Interventionen in der letzten Lebensphase, Schwerpunkt Mundpflege Verfasserin: Maria Adelheid Brunnert Aldegreverweg 18 59227 Ahlen [email protected] Datum der Fertigstellung: 14. Februar 2010 Weiterbildungsinstitut: Universitätsklinikum Münster Weiterbildungsstätte für Intensivpflege & Anästhesie und Pflege in der Onkologie Schmeddingstraße 56 48129 Münster Inhaltsverzeichnis 01. Einleitung 5 02. Der Mund und seine Eigenschaften 5 03. Physiologische Mundflora und ihre Schutzmechanismen 6 04. Faktoren für pathologische Mundschleimhautveränderungen 8 05. Auftretende Mundschleimhautprobleme 9 05. 5.1. Borkenbildung 9 05. 5.2. Xerostomie 9 5.3. Mundsoor 10 5.4. Orale Mukositis (auch Stomatitis) 10 5.5. Aphthen 11 5.6. Rhagaden 11 5.7. Halitosis 11 5.7.1. Allgemeine Ursachen der Halitosis 11 5.7.2. Halitosis – Maligne Tumore als Ursache 12 5.7.3. Halitosis – weitere Ursachen 12 06. Darstellung der Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden 12 06. 6.1. Therapie von Borken 12 6.2. Therapie der Xerostomie 13 6.3 Therapie des Mundsoor 15 6.4 Therapie der oralen Mukositis (Stomatitis) 16 6.5. Therapie der Aphthen 17 6.6. Therapie der Rhagaden 17 6.7. Therapie der Halitosis 17 6.7.1 Therapie der allgemeinen Ursachen der Halitosis 17 6.7.2. Therapie der durch maligne Tumore verursachten Halitosis 17 6.7.3 Therapie weiterer Ursachen, die Halitosis begünstigen 18 07. Mundpflege in der letzten Lebensphase 18 19 7.1. Rehabilitationsphase 7.1.1. Ängste und Sorgen des Patienten 19 7.1.2. Welche Rolle spielen die Angehörigen 20 7.1.2.1. Ängste und Sorgen der Angehörigen 20 7.1.2.2. Was können die Angehörigen tun? 20 7.1.3. Aufgaben der Pflegenden 20 1 7.2. Terminalphase 21 7.2.1. Ängste und Sorgen des Patienten 21 7.2.2. Welche Rolle spielen die Angehörigen 21 7.2.2.1. Ängste und Sorgen der Angehörigen 21 7.2.2.2. Was können die Angehörigen tun? 22 7.2.3. Aufgaben der Pflegenden 22 7.3. (Prae-)Finalphase oder Sterbephase 23 7.3.1. Ängste und Sorgen des Patienten 23 7.3.2. Welche Rolle spielen die Angehörigen 23 7.3.2.1. Ängste und Sorgen der Angehörigen 24 7.3.2.2. Was können die Angehörigen tun? 24 7.3.3. Aufgaben der Pflegenden 25 08. Mundpflegemaßnahmen im St. Franziskus-Hospital Ahlen 26 8.1.1. Allgemeine Mundtrockenheit 26 8.1.2. Borkenbildung 26 8.1.3. Mukositis 26 8.1.4. Technische Hilfsmittel zur Behandlung der Patienten 27 09. Erstellung eines Mundpflegesets zur praktischen Anwendung auf der Station 27 10. Schlussfolgerung 28 11. Literaturverzeichnis 29 12. Anhang 32 32 12.1. Handzettel für das Pflegepersonal 12.1.1. Pflegerische Maßnahmen bei Borkenbildung 32 12.1.2. Pflegerische Maßnahmen bei Soor 33 12.1.3. Pflegerische Maßnahmen bei Halitosis 33 12.1.4. Pflegerische Maßnahmen bei Stomatitis 34 12.1.5. Pflegerische Maßnahmen bei Xerostomie (Mundtrockenheit) 35 12.1.6. Wirkungsweise von Teesorten und physiolog. Kochsalzlösung 35 12.2. Photos des zusammengestellten Pflegesets 36 12.2.1. Abbildung 1: Ausgewählte Beispiele technischer Hilfsmittel 36 12.2.1. zur Mundpflege 12.2.2. Abbildung 2: Ausgewählte Beispiele für pflegerische Hilfsmittel 2 12.2.2. bzw. Beispiele für deren Herstellung 37 12.2.3. Abbildung 3: Auswahl pflegerischer Hilfsmittel: Tees und 12.2.3. eingewickelte Fruchtstücke 38 12.2.4. Abbildung 4: Beispiel für ein praktisches, tragbares Pflegeset 39 3 Kurzfassung Die vorliegende Hausarbeit handelt von pathologischen Mundschleimhauterkrankungen und ihren pflegerischen Therapiemöglichkeiten. Insbesondere die Mundpflege in der letzten Lebensphase steht im Vordergrund. Aus den zu Tage gebrachten Informationen wurde ein Mundpflegeset zum Einsatz im Krankenhaus entwickelt. Hierzu gehören konkrete Anwendungshinweise in Form von Handzetteln für das Pflegepersonal. Auch die pflegenden Angehörigen sollen davon profitieren. Hierdurch soll die Mundpflege und die Lebensqualität für den Schwerkranken bzw. Sterbenden verbessert werden. 4 1. Einleitung Während meiner langjährigen Tätigkeit als Krankenschwester im Krankenhaus ist mir häufig aufgefallen, dass Mundpflege bei Schwerkranken und Sterbenden gar nicht oder nur unzureichend vom Pflegepersonal durchgeführt wird. Überwiegend müssen dann mit vielen Unannehmlichkeiten für den Patienten die entstandenden Mundprobleme, wie z.B. Borken, behandelt werden. Bekannt ist, dass Mundpflege eine pflegerische Arbeit ist, die nicht gerade gerne verrichtet wird und eine gute Mundpflege auch eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Oft ist das Pflegepersonal auch nicht genügend angeleitet, um die Mundpflege durchzuführen. Doch auch das Bewußtsein, dass für den Schwerkranken ein gepfleger Mund einen hohen Stellenwert hat, geht bei der Anhäufung von Arbeit im Krankenhaus mehr und mehr verloren. Häufig fehlen aber auch Ideen sowie die technischen Hilfsmittel, die insbesondere zur Anleitung pflegender Angehöriger sehr hilfreich sein können. Ich habe zudem beobachten können, dass auf diesem Gebiet zu wenig Einsatz gezeigt wird, um zum Wohle des Patienten beizutragen. Zunächst wird somit in der vorliegenden Hausarbeit der Intimbereich Mund, also der tatsächliche Bereich der Pflege, beschrieben. Dann werden pathologische Mundbefunde und deren pflegerische Therapiemöglichkeiten dargestellt. Schwerpunktmäßig werden Probleme behandelt, die gehäuft auftreten. Anschließend befasse ich mich mit der letzten Lebensphase und der Mundpflege von Schwerkranken in dieser Phase. Es werden mit Schwerpunkt (Prae-)Finalphase die auftretenden Probleme und Aufgaben von Schwerkranken, pflegenden Angehörigen und Pflegenden beleuchtet. Auf Basis dieser Schritte wird abschließend ein pflegerisches Hilfsmittelset erarbeitet, das im Krankenhaus praktische Anwendung finden kann. 2. Der Mund und seine Eigenschaften Der Mund steht unter anderem im Mittelpunkt des Gesichtes. Er ist für jeden Außenstehenden sofort sichtbar. Ein gesunder Mund vermittelt laut Gottschalck [1] und Dassen [2] Wohlbefinden, Sicherheit, Vitaliät, Gesundheit, Freiheit – und vieles mehr. Er ist der natürliche Weg zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Er dient als Kommunikationsorgan – verbal und nonverbal. Er dient zum Austausch von Zärtlichkeiten, somit zählt der Mund zum Intimbereich des Menschen. Der Mund trägt somit eine Fülle von Aufgaben und ist zudem ein hochsensibles Organ. Knipping [3] zufolge befinden sich in der Zunge mehr sensible Sensoren als an 5 den Fingerkuppen. Wenn man den gesamten menschlichen Körper betrachtet verfügt die Zunge über die höchste Dichtigkeit der sensiblen Rezeptoren. Vergleicht man weiterhin die Rückenhaut mit der im Bereich des Mund-Nasen-Dreieckes, so findet man im letzteren mehr als die hundertfache Anzahl von sensiblen Nervenendigungen. Der Mund bzw. der Mundbereich gehört also, wie von Kern [4] beschrieben, zu den wahrnehmungsstärksten Zonen unseres Körpers. 3. Physiologische Mundflora und ihre Schutzmechanismen Die physiologische Mundflora setzt sich zusammen aus Mikroorganismen, die in der Mundhöhle günstige Bedingungen vorfinden. Sie ist warm und feucht und darüber hinaus reich an Nährstoffen. Schutzfaktoren der physiologischen Mundflora sind eine intakte Mundschleimhaut, ein Geichgewicht der Bakterien, ein gesundes Immunsystem, eine intakte Speichelproduktion, eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Maßnahmen zur Mundhygiene. In der Mundhöhle befindet sich eine Vielzahl von Mikroorganismen. Diese bilden die physiologische Mundflora. Die Mundhöhle wird gebildet von den Lippen, den Wangen (hier befinden sich die Ausführungsgänge der Ohrspeicheldrüsen), dem harten und weichen Gaumen (mit den Ausführungsgängen der Unterkieferspeicheldrüse und der Unterzungenspeicheldrüse). Zähne, Zahnfleisch und Zunge füllen die Mundhöhle aus. Der Mundraum ist vollständig mit Schleimhaut ausgekleidet [5]. Die Mundschleimhaut (Mucosa) besteht aus einem dünnen, mehrschichtigen Plattenepithel wo Schleim produzierendes Drüsengewebe eingebettet ist. Es ist gleichzeitig Bildungsort von Kohlenhydrat spaltenden Enzymen wie Amylase. Die Mucosa verfügt über zahlreiche sensible Nervenfasern, hat ein rosafarbenes Aussehen und eine feuchte Oberfläche. Unterhalb der Mucosa befindet sich Bindegewebe [5][6]. Das Plattenepithel verfügt über eine Lebensdauer von etwa zehn bis zwölf Tagen. Ein Großteil der Zellen befindet sich ständig in der Erneuerungsphase (Mitose). Während dieser Phase sind die Epithelzellen besonders empfindlich gegenüber besonderen Einflüssen, wie z.B. Chemotherapie oder Bestrahlung. Die physiologische Erneuerung wird gestört. Es kann zu pathologischen Veränderungen kommen, wie z.B. Stomatitis oder Soorbefall [5]. Die Ansiedlung der Mikroorganismen erfolgt durch den Kontakt des Menschen mit seiner natürlichen Umwelt, z.B. Luft, Nahrung oder Mensch. So kann z.B. schon nach der Geburt der Streptokokkus mutans von der Mutter auf das Kind übertragen 6 werden. Weitere Mikroorganismen sind z.B. Streptokokkus sanguis, Streptokokkus mitior, Candida albicans und Lactobazillen. Die Zusammensetzung der oralen Mundflora wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Alter, Ernährung, Zahnstatus, Mundhygiene, Schwangerschaft, Rauchen, Immunfaktoren, sowie genetische und ethische Faktoren [7]. Jeder Mensch trägt seine eigene, individuelle Mundflora. Es gibt Untersuchungen, die beschreiben, dass es über 500 verschiedene Mikroorganismen gibt, die sich in der Mundhöhle befinden können. Die Mehrheit der Bakterien besitzen eine positive Schutzfunktion. Ausnahmen sind hier aber z.B. die Paradontose und Karies verursachenden Streptokokkus mutans und Streptokokkus sobinus. Auch nimmt der Hefepilz Candida albicans bei günstigen Bedingungen schnell überhand und verursacht Soor. Beim gesunden Menschen reguliert und kontrolliert sich die Mundflora selbst. Unterstützung erhält sie durch eine gesunde Mundschleimhaut und ein intaktes Immunsystem. Das Gleichgewicht der Mundflora kann durch zu wenig Speichelproduktion, ein Überangebot an Zucker, Chemotherapie, Bestrahlung im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich sowie eine schlechte Mundhygiene gestört werden [7][8]. Der Speichel hat eine große Bedeutung für die Mundflora. In einem Milliliter Speichel befinden sich zirka 10.000.000 Bakterien. Das Bakterienwachstum der Mundflora wird durch den Speichel reguliert und im Gleichgewicht gehalten. Das geschieht durch bestimmte Faktoren wie z.B. die Immunglobuline und durch antibakterielle Substanzen wie z.B. Lysocym, Laktoferin und Laktoperoxydase. Täglich werden circa ein bis zwei Liter Speichel produziert. Je mehr Speichel produziert wird, umso schneller können die Bakterien aus der Mundhöhle gespült werden. Je weniger Speichel produziert wird, ums größer ist die Gefahr der Ansiedlung von Infektionsherden. Die Speichelproduktion kann durch z.B. Medikamente, Chemotherapie, Bestrahlung oder hohes Alter gestört werden. Im Mund herrscht bei gesunden Menschen ein neutrales Milieu vor (pH-Wert 7). Bei Schwankungen des Wertes, d.h. in Richtung eines eher sauren oder eher basischen Milieus, wirkt das Puffersystem des Speichels dahin gehend, dass der ursprüngliche gesunde, neutrale Bereich wieder eingestellt wird. Es handelt sich hierbei um eine Selbstschutzfunktion des Mundes [7]. Der Biofilm oder auch Plaque besteht aus einem Bakterienbelag mit einer ca. zehn tausendfach höheren Bakterienkonzentration als in der freien Mundflüssigkeit. Er entsteht durch einen komplizierten Reifungsprozess und setzt sich an Zunge, 7 Zahnfleisch und Zähnen fest. Entfernen lässt er sich nicht; nur der Reifungsprozess kann unterbrochen werden. Dieses geschieht am wirksamsten durch gründliches Zähneputzen. Nach etwa 24 Std. hat sich der Film wieder erneuert. Der Biofilm ist vorrangig für die Entstehung von Zahn-und Zahnfleischerkrankungen verantwortlich. Findet diese Flut an Bakterienansammlungen günstige Bedingungen vor wie z.B. eine Immunschwäche, Chemotherapie, Nikotinabusus und Vernachlässigung der Mundpflege, kann es zu Gingivitis, Parodontose und zum Zahnverlust kommen [7]. 4. Faktoren für pathologische Mundschleimhautveränderungen Die folgenden ausgewählten sechzehn Punkte verdeutlichen die Vielzahl an Einflüssen, die sich negativ auf die Gesundheit der Mundschleimhaut auswirken können. Diese Aspekte, die auf Feichtner [9], Kern [10] und Gottschalck [11] zurückgehen, deuten an, wie groß das Spektrum der Einflußfaktoren ist. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Tumorerkrankungen im Mundbereich hochdosierte Chemotherapie Strahlentherapie im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich Medikamente wie Antibiotika, Anticholinerika, Opiate und Psychopharmaka Dehydration Exikose fehlende oder unzureichende Mundpflege durch Pflegepersonal geschwächtes Immunsystem z.B. durch AIDS oder fieberhafte Infektionserkrankungen 9. durch hohes Alter bedingte eingeschränkte Speichelsekretion und unzureichende eigenständige Mundpflege 10. Krankheiten, die zu Dysphagie führen, wie z.B. Parkinson oder ALS 11. Probleme im Zahnbereich; schlecht sitzende Zahnprotesen 12. Verletzungen im Mundbereich; z.B. hervorgerufen durch Verbrennungen durch heiße Nahrung, falsches Absaugen durch Pflegepersonal oder Nutzung zu harter Zahnbürsten 13. Offene Mundatmung 14. Orale Zufuhr von Sauerstoff mit Hilfe einer Sauerstoffbrille 15. Angst 16. Gastrointestinale Erkrankungen 5. Auftretende Mundschleimhautprobleme Bei der Pflege von Schwerkranken und Sterbenden sind Schleimhautprobleme häufig anzutreffen. Aufgrund der Schwere der Erkrankung sind die Betroffen oft selbst nicht in der Lage, die Mundpflege selbst durchzuführen. Sie sind auf Hilfe angewiesen. Hierbei ist laut Bausewein/Roller/Voltz [12] vorrangig zu beachten, dass der Betroffene die Pflege akzeptiert und damit ein angenehmes Gefühl verbindet. Pflegerische Ziele wie eine feuchte, intakte Mundschleimhaut sind Kern zufolge [10] nur bedingt zu erreichen. 8 Das Pflegepersonal muss sich auf folgende wichtige Mundschleimhautprobleme einstellen, da sie gehäuft auftreten. Im Folgenden werden Ursachen und Symptome dieser kurz beschrieben. Im darauf folgenden Kapitel werden anschließend therapeutische Maßnahmen zur Linderung vorgestellt. 5.1. Borkenbildung Borken sind grauweiße bis gelbbraune Ablagerungen bevorzugt auf der Zunge und dem Gaumen. Zu beobachten sind diese Beläge bei schwerkranken und sterbenden Patienten. Die Speichelproduktion ist herabgesetzt und der Kaumechanismus findet nur unzureichend statt. Nahrung und Flüssigkeitsaufnahme sind erschwert oder gar nicht mehr möglich. Bedingt durch eine Einnahme von Morphin leiden die Patienten unter eine Xerostomie. Die Patienten sind oft dehydriert und atmen häufig durch den Mund,(verstärkt zusätzlch die Mundtrockenheit). Die Borken verursachen eine Halitosis (starker Mundgeruch). Die Betroffenen können die Mundpflege nicht mehr selbständig durchführen. Die Bildung von Zungenbelag kann auch dadurch entstehen, dass der Patient die Mundpflege von Pflegenden nicht akzeptiert oder dass das Pflegepersonal nicht ausreichend geschult ist [12]. 5.2. Xerostomie Die Xerostomie ist laut Kern [10] und Hasemann [16] das häufigste Symptom einer Schleimhautveränderung in der palliativen Pflege von Schwerkranken und Sterbenden. Die Mundtrockenheit entsteht dadurch, dass die Speichelproduktion vermindert oder sogar ganz eingestellt ist. Ursachen der Funktionsstörung sind häufig Medikamente, Bestrahlung und Chemotherapie (vgl. Kapitel 3). Schleimhautveränderungen wie z.B. Soor, Stomatitis und ulcerierende Tumorerkrankungen können zudem die Speichelfunktion erheblich stören [10][17]. Andere Ursachen, die die Xerostomie begünstigen sind z.B. Dehydration, Mundatmung, künstliche Sauerstoffzufuhr, Angst, hohes Alter und Depression. Die Patienten leiden unter Trockenheit im Mund, wodurch die Zunge förmlich am Gaumen klebt. Sie klagen über permanentes Durstgefühl, Zungenbrennen, Geschmacksveränderung, Schwierigkeiten beim Kauen und Sprechen sowie Schluckstörungen und Fissurenbildung in den Mundwinkeln [11]. Merkmale der Xerostomie sind zäher, dicker, manchmal fehlender Speichel. Die physiologische Mundflora kommt aus dem Gleichgewicht. Dadurch bedingt ist das Risiko einer Infektionsbildung erhöht. Nicht selten kommt es zur Borkenbildung [10]. 9 5.3. Mundsoor Der Mundsoor wird durch den Hefepilz Candida albicans verursacht. In einer gesunden Mundschleimhaut kommt dieser Pilz zu einem gewissen Grad stets vor. Durch begünstigte Faktoren nimmt der Hefepilz Überhand und verursacht Schleimhautprobleme. Faktoren zur Entwicklung von Mundsoor können Krankheiten sein, die das Immunsystem beeinträchtigen wie z.B. Karzinome, Leukämien und die Immunschwächekrankheit AIDS. Des weiteren führen Bestrahlungen im Hals-NasenOhren-Bereich, Chemotherapie, Medikamente wie Antibiotika und kortisonhaltige Aerosole, Xerostomie und schlechte Mundhygiene zu Mundsoor [18]. Kennzeichen von Mundsoor sind cremigweißer, fleckenförmig auftretender Belag, der hauptsächlich am Gaumen, an der Zunge und an den Wangentaschen haftet. Unter dem Belag befindet sich eine Wunde. Nicht befallene Schleimhaut ist gerötet und neigt zu Blutungen. Die Patienten leiden unter Zungenbrennen, Schmerzen, Schluckstörungen, Geschmacksveränderungen, Appetitlosigkeit und einem Pelzigkeitsgefühl im Mund [14][19]. 5.4. Orale Mukositis (auch Stomatitis) Tumorpatienten leiden nicht selten unter einer oralen Mukositis. Sie tritt häufig als Nebenwirkung einer Chemotherapie und einer Bestrahlung im Hals-Rachenbereich auf. Nach Goldhammer/Rössing [20] heilt eine orale Mukositis, die aufgrund einer Chemotherapie entstanden ist, nach Beendigung der Therapie wieder aus (nach ca. 14 Tagen), wogegen eine orale Mukositis, die durch eine Bestrahlung hervorgerufen wird, häufig Dauerschäden wie z.B. Xerostomie und Geschmacksveränderungen hinterlässt. Weitere Faktoren einer oralen Mukositis sind ein schlechter Ernährungszustand, eine herabgesetzte Immunabwehr, Mundtrockenheit, schlecht sitzende Zahnprothesen, mangelnde Mundhygiene sowie Nikotinabusus, wie Knipping und Gottschalck [21] berichten. Die orale Mukositis verursacht Symptome wie Rötungen, brennendes Gefühl, Geschmacksveränderungen, Soorbelag, Ulzerationen und starke Schmerzen. Die Beschwerden können dazu führen, dass die orale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist. Die natürliche Reinigung der Mundhöhle ist nicht mehr gewährleistet und die sich ansiedelnden Bakterien können zu Komplikationen wie Pneumonie oder einer 10 Sepsis führen [22]. 5.5. Aphthen Aphthen sind linsengroße, weißgelbliche Bläschen, begrenzt durch einen roten Saum. Sie können in allen Teilen der Mundhöhle vorkommen und erhebliche Schmerzen verursachen, so dass dadurch die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt werden kann. Aphthen entstehen plötzlich aus bislang noch ungeklärten Ursachen. Angenommen werden jedoch vielfältige Faktoren. Darunter fallen Verletzungen z.B. durch Zahnspangen oder Zahnbürsten, Unverträglichkeit von Zahnpasta, Vitamin B12Mangel und HIV-Infektionen. Die Heilung erfolgt nach ca 7-14 Tagen von alleine [23]. 5.6. Rhagaden Rhagaden sind schmerzhafte Einrisse an den Mundwinkeln und an den Lippen. Sie werden durch eine Überdehnung der Haut, Eisen- und Vitaminmangel, Exikose und chronischen Erkrankungen, wie z.B. Leberzirrhose, verursacht [13]. 5.7. Halitosis 5.7.1. Allgemeine Ursachen der Halitosis Häufig geht der Mundgeruch von der Zunge aus, da die Mundgeruch verursachenden Bakterien gerade hier perfekte Lebensbedingungen auffinden. Gottschalck [24] drückt es folgendermaßen aus: „Sie ist ein feuchtwarmes Biotop aus Speichelbestandteilen, Nahrungsresten, abgestoßenen Schleimhautzellen und Mikroorganismen. Tiefe Furchen in der Zunge begünstigen das Bakterienwachstum und schränken zudem den Selbstreinigungsprozess ein.“ Verursacht wird der Mundgeruch dann dadurch, dass dieses „Biotop“ nicht regelmäßig entfernt wird und somit die Bakterien wachsen können. Es liegt also an einer schlechten Mundhygiene. Die betroffenen Patienten nehmen häufig den Mundgeruch nicht mehr wahr, da ein gewisser Gewöhnungsprozess statt gefunden hat. 5.7.2. Halitosis – Maligne Tumore als Ursache Ursächlich für die Halitosis (übel riechender Atem bzw. Mundgeruch) sind u.a. maligne Tumore im Mundrachenbereich. Diese Tumore ziehen oft ein exulcerierendes Wachstum mit sich, wodurch es durch Zerfall des Tumores zur starken Geruchsbildung kommt. 11 5.7.3. Halitosis – weitere Ursachen Weitere Ursachen die Halitosis begünstigen sind z.B. Stomatitis, Xerostomie, Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Leberzirrhose, Nierenerkrankungen) sowie Erkrankungen im gastrointestinalen Bereich oder ein schlechter Zahnstatus. 6. Darstellung der Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden 6.1 Therapie von Borken Zur Beseitigung der Borken und Zungenbeläge können verschiedenartige Lebensmittel eingesetzt werden. Sie dienen dem Pflegepersonal also nunmehr als Pflegemittel, das auf die persönlichen Vorzüge der Betroffenen hin ausgewählt werden kann. So stehen laut Jochum/Mört/Nies et.al. [13], Goldhammer [14] und Kern [15] beispielsweise Sahne, Mandelöl, Butter, Mineralwasser, Bier, Cola, Sekt, Rosenhonig, Würfelzucker, Ahoibrause, Brausetabletten und Naturjoghurt zur Auswahl. Zum Lösen der Beläge werden die flüssigen oder streichfähigen Pflegemittel mittels Watteträger in die Mundhöhle eingebracht. Nach einer Wirkungszeit wird mit einer weichen Zahnbürste oder mit einer Kompresse umwickelten Zahnbürste der Mundraum ausgewischt. Eine behutsame Vorgehensweise ist hier das oberste Gebot, um Kontaktblutung zu vermeiden. Bei Vorliegen einer Dysphagie muss die Aspirationsgefahr berücksichtigt werden. Es sollte deshalb nicht zu viel Flüssigkeit in die Mundhöhle eingebracht werden und ein Absauggerät sollte griffbereit stehen. Je nach Zustand des Patienten kann der Betroffene auch selbst mit kohlensäurehaltigen Getränken die Mundspülung durchführen. Bei Bedarf sollten die Maßnahmen wiederholt werden, eventuell mit längerer Einwirkungszeit, je nach Toleranz des Patienten. Als letzte Maßnahme kann der Mund vorzugsweise mit Bepanthenlösung ausgepinselt werden, um den Heilungsprozess anzuregen. Der Würfelzucker kann dazu genutzt werden, um den Zungenbelag abzureiben. Ahoi Brause sowie C-Bion-Brausetabletten werden auf die Zunge gelegt (ggf. angefeuchtet). Es wird durch die Schaumbildung ein Aufweichen der Borken erreicht. Brausehaltige Lutscher können dem Patienten ebenfalls gereicht werden. Bei Vorliegen einer Stomatitis sollten die brausehaltigen Pflegemittel jedoch mit Vorsicht genutzt werden, da die Säure schmerzfördernd wirkt. Um weitere Borkenbildung zu vermeiden ist es notwendig, die Mundhöhle feucht zu halten. Dieses Ziel kann auf verschiedene Art und Weise unterstützt werden. 12 Erstens kann die Mundschleimhaut mittels Flüssigkeiten befeuchtet werden, mit Getränken nach Vorlieben des Patienten aber vorzugsweise Wasser und Pfefferminztee 1 . Je nach Zustand des Patienten kann selbst gespült werden oder es werden Hilfsmittel wie Sprühflasche, Pipetten oder auch Kompressen genutzt, um die Flüssigkeiten in die Mundhöhle einzubringen. Zweitens kann die Speichelsekretion angeregt werden. Dieses kann geschehen durch Lutschen von gefrorenen Ananasstückchen oder gefrorenen Getränkewürfel z.B. Fruchtsäfte, Kaffee, Bier, Sekt. Je nach Zustand des Patienten können diese Eis- und Fruchtstückchen auch in einem Kompressesäckchen angeboten werden. Diese gefüllten Säckchen werden in die Wangen des Patienten gelegt, so dass die Kompressenenden an den Mundwinkeln heraushängen. Bei dieser Methode dürfen die Patienten nicht allein gelassen werden. Weiterhin kann der Speichelfluss aber noch angeregt werden durch Massage der Speicheldrüsen, oder mittels ätherischen Ölen und Verwendung einer Aromalampe. Hier hat Zitronenöl eine Gute Wirkung [14][15]. 6.2. Therapie der Xerostomie Die Durchführung der Mundpflege ist vom allgemeinen Zustand des Betroffenen abhängig. Häufig muss die Mundpflege vom Pflegepersonal übernommen werden. Es ist von vorrangiger Bedeutung für die Patienten, dass die Mundpflege regelmäßig und ausreichend oft durchgeführt wird. Hierbei betont Goldhammer [14]: „Die Linderung von Durst und Mundtrockenheit ist nicht von der Menge der zugeführten Flüssigkeit abhängig, sondern von der Häufigkeit der pflegerischen Intervention.“ Bei der Therapie der Xerostomie ist laut Feichtner [9] eine Anzahl von Aspekten zu beachten. Es sollte zunächst generell überdacht werden, ob Xerostomie verursachende Medikamente ersetzt werden können. Überdies sollte die Mundschleimhaut feucht gehalten werden. Das geschieht einerseits durch häufiges Trinken sofern die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr noch möglich ist. Vorzugsweise säurehaltige Teesorten (z.B. Malventee 2 ) sollten gereicht und wasserreiche Lebensmittel bevorzugt verzehrt werden. Andererseits kann dieses generell durch regelmäßiges Anfeuchten von außen durch Einsatz ausgewählter Pflegemittel erreicht werden. Hier sollten die Vorlieben des Patienten bekannt sein und 1 Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, werden die Wirkungsweisen der Teesorten bzw. der Kochsalzlösung einmal kurz in Fußnoten genannt. Die Informationen stammen aus den Schriften von Goldhammer, Kern und Löser. Wirkungsweise des Pfefferminztees: schwach antiseptisch, desodorierend. 2 Wirkungsweise des Malventees: schmerzlindernd, entzündungshemmend, heilend 13 bei der eingesetzten Therapie Beachtung finden. Anzuwendende Hilfsmittel sind Watteträger, Pipetten und Sprühflaschen. Überdies bieten sich aber auch Mundspülungen mit Bouillons, physiologische Kochsalzlösung 3 oder verschiedene Teesorten an. Uneingeschränkt einsetzbar sind die Sorten Kamille 4 und Thymian 5 . Bei Salbeitee ist darauf zu achten, dass dieser zwar aufgrund seiner großen therapeutischen Wirkung 6 verwendet wird, jedoch eine austrocknende Wirkung aufweist [25][14]. Soll die Wirkung eines Tees voll genutzt werden, ist darauf zu achten, dass nur loser Tee aus eventuell biologischem Anbau zubereitet wird. Hier sind die Inhaltsstoffe noch weitgehend erhalten und die Belastung mit Schadstoffen ist gering. Hierauf weist insbesondere Kern [26] hin. Zweitens kann gelegentlich auch synthetischer Speichel verwendet werden kann. Wiederum sollte der Einsatz patientenorientiert stattfinden, da der mucinhaltige Speichel aus Schweinemucosa gewonnen wird und deshalb nicht für muslimische Patienten geeignet ist. Drittens sollte, wie Gottschalck [27] deutlich macht, immer etwas zum Lutschen bereit stehen, wie z.B. säurehaltige (zuckerfreie) Bonbons, Kaugummis oder gehackte Kräuter. Auch können je nach Vorliebe mundgerecht zugeschnittene gefrorene Fruchtstückchen (z.B. Mandarine oder Ananas) oder gefrorene Getränke gelutscht werden. Hierbei kann man auf Hilfsmittel wie Eiswürfelbeutel oder entsprechende Gefrierformen zurückgreifen. Zudem können Labormonovetten mit Stil als praktische Form eingesetzt werden. Viertens kann man Öle und Fette verwenden. Das bewirkt, dass die Schleimhaut den Speichel besser speichern kann. Ähnliche fetthaltige Pflegemittel wie unter Kapitel 5.1 genannt können auch hier verwendet werden. Nicht außer Acht zu lassen ist die Befeuchtung der Raumluft, da eine trockene Raumluft den Mund austrocknen läßt. Zudem sollten die Speicheldrüsen angeregt werden. So kann Aromatherapie in Einsatz gebracht werden (z.B. Zitronenöl) oder eine Massage der Speicheldrüsen erfolgen. Hierdurch werden die körpereigenen Selbstschutzfunktionen aktiviert. Bei Xerostomie sowie bei allen Mundschleimhautproblemen sind auch die Lippen betroffen. Eine sorgfältige Lippenpflege ist daher notwendig und wird, wie von Feichtner [9], Goldhammer [14] und Gottschalck [29] beschrieben, mit fetthaltigen Pflegemitteln wie Butter, Panthenolsalbe, Lippenpflegestiften oder ausgewählten Ölen 3 4 5 6 Wirkungsweise der physiolog. Kochsalzlösung: reinigend, speichelanregend, nicht austrocknend Wirkungsweise des Kamillentees: antiphlogistisch, antibakteriell, beruhigend, schmerzlindernd Wirkungsweise des Thymiantees: durchblutungsfördernd, antibakteriell, fungistatisch, desodorierend Wirkungsweise des Salbeitees: antibakteriell, fungistatisch, virostatisch, adstringierend, austrocknend durch Gerbsäure. Tschapke [28] zufolge ist Salbei auch entzündungshemmend. 14 (z.B. Rosen-, Oliven-, Sonnenblumen- oder Sesamöl) durchgeführt. Von Pflegeprodukten, die den Stoff Glycerin beinhalten, ist laut Löser [30] abzuraten, da dieser das Austrocknen fördern kann. 6.3 Therapie des Mundsoor Die Behandlung einer Soorinfektion liegt vor allem im medikamentösen Bereich. Diese wird nach ärztlicher Anordnung durchgeführt. Medikamente wie z.B. „Ampho Moronal“ oral oder eine systemische Behandlung wie z.B. Nystantin oral und iv kommen hier zum Einsatz [14][19]. Die Mundpflege verliert bei der medikamentösen Therapie nicht an Gewicht, sondern wird ergänzend durchgeführt. Zur Mundspülung eignen sich hier Salbei- und Thymiantee (Wirkungen vgl. Kapitel 6.2.). Salbeitee sollte zusätzlich mit Ringelblumenöl und Honig versetzt werden, um die austrocknende Wirkung herabzusetzen [28]. Vor Mundspülungen oder Anwendung von Suspensionen sollte die Mundhöhle gereinigt werden. Zahnprothesen sollten nach Säuberung über Nacht in desinfizierende Lösung gelegt werden und vorerst nur bei Bedarf getragen werden. Nach Verzehr von Milchprodukten ist der Mund zu reinigen, da sich sonst die Milchreste mit den Pilzbelägen verkleben [24]. 6.4 Therapie der oralen Mukositis (Stomatitis) Das vorrangige Ziel bei einer oralen Mukositis ist die orale Nahrungsaufnahme so lange wie möglich zu erhalten. Dieses ist durch eine gezielte Schmerztherapie zu erreichen. Vielfach kommen hierbei starke Opiate zum Einsatz [22]. Zur Ernährung sind nur mild gewürzte, kaum gesäuerte, weiche und kühle Nahrungsmittel anzubieten z.B. Kleinkinderkost, Kartoffelbrei, passierte Suppen [9]. Zusätzlich zur Schmerztherapie kommen lokale Maßnahmen zur Anwendung wie z.B. medikamentöse Mundspülungen, wie die folgende Aufzählung zeigt: - Bepanthen-Lösungen (entzündungshemmend) - Metronidazollösungen (antibakteriell) - Mukositislösungen - Teebaumölspülung (Herstellung: Vermischung von 10 ml Bepanthen-Lösung und 5 Tropfen Teebaumöl (antibakteriell, antimykotisch, analgetisch)) 15 Bei der Therapie können Xylocainsprays zum Einsatz kommen, sowie laut Bausewein/Roller/Voltz [31] selbst hergestellte Eislutscher, bestehend aus Lokalanästhetika, sowie anästhesierender Reisschleim (Herstellung: Vermischung von 300 ml Reisschleim, 30 ml Xylocain, 8 mg Dexamethason und 1 Beutel Ulcogant; er muss kurz vor der Anwendung hergestellt werden, da er sonst bitter schmeckt) [26]. Unterstützend zu den medikamentösen Mundspülungen kann mit Teespülungen therapiert werden. Tees die Anwendung finden sind Salbei-, Thymian-, Kamillen-, Malven- und Ringelblumentee 7 (Wirkungen vgl. Kapitel 6.2., 6.4.) [14]. Zur Behandlung der betroffenen Schleimhaut kann diese überdies mit Myrrhen- und Melissentinktur bepinselt werden, diese Anwendung hat eine antiseptische und analgetische Wirkung. Ebenso können laut Goldhammer [14] gefrorene Ananasstücke gelutscht werden. Sie wirken entzündungshemmend und abschwellend. Darüber hinaus sind folgende allgemeine pflegerische Maßnahmen zu beachten: Bei der täglichen Mundpflege sollte eine weiche Zahnbürste vorzugsweise mit Kinderzahnpasta benutzt werden. Nach der Durchführung der Mundpflege ist es wichtig, dass der Mund gründlich mit Wasser ausgespült oder mit einer Kompresse ausgewischt wird. Es sollten keine alkoholhaltigen Pflegemittel benutzt werden, da diese zusätzlich Schmerzen auslösen. Alle aufgeführten Pflegemaßnahmen können regelmäßig und nach Bedarf angewendet werden. 6.5. Therapie der Aphthen Die Linderung der Beschwerden der Aphthen können Mundspülungen mit Salbei- und Thymiantee (Wirkungen vgl. Kapitel 6.2.) erfolgen. Zudem müssen die Ursachen, die die Aphthen hervorrufen, beseitigt werden (Wechsel der Zahnpasta, der Zahnbürste, ...). Vor der Nahrungsaufnahme sollten schleimhautanästhesierende Lutschtabletten eingenommen werden, z.B. Dolo Dobendan, oder mit Bepanthen-Lösungen gespült werden [13]. 6.6. Therapie der Rhagaden Das Eincremen der Lippen und die Flüssigkeitszufuhr lindern die durch die Rhagaden hervorgerufenen Beschwerden. Laut Beipackzettel von Salviathymol kann dieses Präparat unverdünnt Anwendung finden. 7 Wirkungsweise von Ringelblumentee: desinfizierend, schmerzlindernd, adstringierend, abwehrsteigernd 16 6.7. Halitosis 6.7.1 Therapie der allgemeinen Ursachen der Halitosis Durch eine allgemeine sorgfältige Mundpflege, unter besonderer Beachtung der Zunge (Reinigung mit Zungen- oder Zahnbürste), kann das Pflegepersonal die Halitosis wirksam bekämpfen. 6.7.2. Therapie der durch maligne Tumore verursachten Halitosis Wird der Mundgeruch durch exulcirierenden Tumorwachstum verursacht ist eine Geruchsbeseitigung kaum mögliche, wohl aber eine Geruchsreduzierung [15]. Maßnahmen, die zur Geruchsreduzierung beitragen können: - Regelmäßige, vorsichtige Mundhygiene, mittels weicher Zahnbürste (Kontaktblutungen sind zu vermeiden) - Häufig erfrischende Mundspülungen durchführen, mit z.B. Salbei-, Pfefferminzund Ringelblumentee - Spülungen mit ätherischen Ölen, wie z.B. Eukalyptus- oder Teebaumöl (nur jeweils einige Tropfen; als Trägerlösungen dienen Bepanthenlösungen oder Wasser). Mundspülungen mit Antibiotika-Wirkung bewirken eine Verringerung des Geruchs der durch bakterielle Infektionen ausgelöst wird. Es wird eine unverdünnte AntibiotikaLösung, z.B. Metronidazol, die normaler Weise intravenös verabreicht wird, zur Spülung benutzt. Der Geschmack ist nicht angenehm, wird aber aufgrund der guten Wirkung, von den Betroffenen toleriert [15]. Anwendungen von Chlorophyll-Dragees verfügen über eine geruchbindende und desodorierende Wirkung. Eine Grünfärbung der Zunge und Zähne ist hierbei zu beachten. Zusätzlich werden Aromalampen mit ätherischen Ölen eingesetzt, um den unangenehmen Geruch im Raum zu binden. Hier werden neben Pfefferminzöl auch Zedern-, Patschuli-, oder Lemongrasöl verwendet. Wie Schmitz [32] hervorhebt ist darauf zu achten, dass die ätherischen, natürlichen Öle nicht über 50 Grad erwärmt und nicht untereinander gemischt werden. 6.7.3. Therapie weiterer Ursachen, die Halitosis begünstigen Wenn möglich sollten die oben aufgeführten Grunderkrankungen behandelt werden. 17 Damit verschwindet auch die als Begleiterscheinung auftretende Halitosis. Ansonsten treten die Behandlungsmaßnahmen in Kraft, wie sie bereits unter der Borken-, Xerostomie- und Stomatitis- Therapie beschrieben wurden (Kapitel 6). Auch dann verschwindet der durch diese Symptome hervorgerufene Mundgeruch. 7. Mundpflege in der letzten Lebensphase Die letzte Lebensphase wird laut Martina Kern in drei Phasen unterteilt. Die Rehabilitationsphase, die Terminalphase und die (Prae-)Finalphase. Weiter schreibt sie, dass die genannten Begriffe nicht überall Anwendung finden, aber in der Pallativ Care gebräuchlich sind. Im Folgenden werden die einzelnen Phasen kurz beschrieben und jeweils die Patienten, die Angehörigen und die Pflegenden betrachtet. Das geschieht hauptsächlich mit Fokus auf die Mundpflege. Intensiv wird die (Prae-)Finalphase in Augenschein genommen. Es wird bei den Schilderungen davon ausgegangen, dass der Patient im Vorfeld nicht pflegebedürftig war und er ein gutes Verhältnis zu seinen Angehörigen pflegt. 7.1. Rehabilitationsphase Die Rehabilitationsphase umfasst die letzten Monate, selten Jahre, in der trotz Erkrankung ein normales Leben möglich ist. In dieser Phase werden noch palliative Krebstherapien durchgeführt wie Chemotherapie und Bestrahlung, aber im Vordergrund steht die symptomorientierte Behandlung [33]. 7.1.1. Ängste und Sorgen des Patienten 8 Ängste und Sorgen des Betroffen bieten ein riesiges Spektrum angefangen von Fragen wie „wie geht es meinen Angehörigen mit meiner Krankheit?“ bis hin zu „wie wird meine Beerdigung sein?“. Trotz all dieser Sorgen, muss sich der Betroffene auch um sein allgemeines Wohl kümmern verbunden mit Essen und Trinken. Er kann sich dadurch ein Stück seiner Lebensqualität erhalten. Durch ausgewogene und ausreichende Ernährung wird die körperliche Kraft und das Immunsystem gestärkt. Daraus kann sich eine längere Selbständigkeit und ein 8 Die folgenden Ausführungen beruhen überwiegend auf Erfahrungswerten, die ich während meiner langjährigen Tätigkeit als Krankenschwester im Umgang mit schwerkranken bzw. sterbenden Patienten und deren pflegenden Angehörigen erlebt habe. Das gilt für die Kapitel 7.1. bis 7.3. einschließlich Unterkapitel. 18 Schutz gegenüber Begleiterkrankungen ergeben. Essen und Trinken beschränken sich aber nicht nur auf das rein körperliche Befinden, vielmehr vermittelt Essen und Trinken z.B. Lust, Genuss und Lebensfreude einschließlich anderer Aspekte wie Geselligkeit, Kommunikation und Rituale [34][35]. Eine ausreichende Ernährung einschließlich aller oben genannten Aspekte kann aber nur mit einer gesunden Mundschleimhaut wahrgenommen werden. Um die Mundschleimhaut gesund zu erhalten ist es wichtig dass der Betroffene über umfangreiches Wissen verfügt wie z.B. Schleimhautprobleme erkennen können, geeignete Pflegemittel kennen und diese auch einsetzen können. Weiterhin ist es von Nutzen, das Rauchen und das Trinken von Alkohol in Maßen zu halten, auf regelmäßige Mundpflege zu achten und bei Bedarf die Nahrung anzupassen. Dieses Wissen hat eine besondere Bedeutung nach einer palliativen Krebstherapie wie Bestrahlung oder einer Operation um den Hals-Rachenbereich. 7.1.2. Welche Rolle spielen die Angehörigen Die Angehörigen bieten ein sicheres Umfeld für den Betroffen. Sie können ihm vielfältig zur Seite stehen, sei es in beratender, organisatorischen oder in motivierender Funktion. 7.1.2.1. Ängste und Sorgen der Angehörigen Die Ängste und Sorgen des Angehörigen umfassen ein weites Feld. Auftretende Fragen können z.B. sein: Wie wird der Verlauf der Krankheit sein? Wie groß wird die Belastung für meinen Angehörigen und für mich selber sein? Habe ich genug Wissen, mit der Krankheit meines Angehörigen umzugehen? Kann ich ihn richtig pflegen? Sie machen sich aber auch darüber Gedanken, was sie für die Lebensqualität des Betroffenen tun können. 7.1.2.2. Was können die Angehörigen tun Die Angehörigen haben Zeit, sich auf die Ereignisse vorzubereiten. Leben sie mit dem Betroffenen zusammen, gleiten sie automatisch in die Rolle der pflegenden Angehörigen (zzt. noch überwiegend Frauen mit ihren Kindern). Es wird von der WHO ausdrücklich gewünscht, dass sich die Angehörigen in die Versorgung der Betroffen einmischen. Den pflegenden Angehörigen muss bewusst sein, dass dieses eine große Belastung darstellen kann [16]. 19 In dieser Phase können die Angehörigen bezüglich der gesunden Mundschleimhaut des Betroffenen Sorge tragen indem sie z.B. ausgewogene, angepasste Nahrung zubereiten, ihn evtl. zur regelmäßigen Mundpflege anregen und sich Informationen einholen über Mundpflege und Nahrungszubereitung. 7.1.3. Aufgaben der Pflegenden Das Pflegepersonal kann in dieser Phase dem Betroffenen und seinen Angehörigen eventuelle als Informationsquelle zur Seite stehen, durch z.B. Aushändigen von Informationsmaterial über Mundpflege, Hinweis auf Internetquellen und Selbsthilfegruppen oder auch selbst weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. 7.2. Die Terminalphase Die Terminalphase umfasst die Zeit von einigen Wochen, manchmal Monaten vor dem Tod. Aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung verliert der Betroffene zunehmend an Aktivität, wobei Schmerzen und andere belastende Symptome gut unter Kontrolle sind. Der Übergang von der Terminalphase in die (Prae-)Finalphase kann manchmal sehr schnell gehen. Diese Phase sollten Arzt und Pflegepersonal nutzen, um wichtige Dinge zu besprechen, wie z.B. Therapieverzicht, Flüssigkeitssubstitution und Sedierung [36][33]. 7.2.1. Ängste und Sorgen des Patienten Ängste und Sorgen kreisen im Wesentlichen um seine eigenen Bedürfnisse wie z.B. Körperpflege, Nahrungsaufnahme und Ausscheidung. Hinzu kommen laut MüllerBusch [37] Ängste vor zunehmender Hilfsbedürftigkeit oder vor Kontrollverlust, Schmerzen und Luftnot. Der Patient verliert das Interesse an Essen und Trinken und auch an seiner Umwelt; reagiert aber insgesamt sehr sensibel. In der Terminalphase durchlebt der Patient häufig die Phasen der „Endgültigen Akzeptanz“ nach Elisabeth Kübler-Ross wie Verleumdung, Aggressivität, Verhandeln, deprimierte Verstimmung und Annahme [ 37]. 7.2.2. Welche Rolle spielen die Angehörigen für den Patienten Die Rolle der Angehörigen ist im wesentlichen mit jener in der (Prae-)Finalphase gleichzusetzen (siehe 7.3.2.). 20 7.2.2.1. Ängste und Sorgen der Angehörigen Ängste und Sorgen sind überwiegend identisch mit Ängsten und Sorgen in der (Prae)Finalphase. Im Vordergrund stehen aber in dieser Phase häufig noch die Angst vor dem zunehmenden Kräfteverfall des Betroffenen. Es fällt den pflegenden Angehörigen schwer zu begreifen, dass der Angehörige in dieser Phase kaum noch essen und trinken kann. Das Pflegepersonal sollte sie über folgendes informieren: Erstens, dass der Körper durch die fortgeschrittene Erkrankung nicht mehr in der Lage ist die zugeführte Nahrung zu verstoffwechseln und zweitens dass eine häufige Flüssigkeitszufuhr auch eine Belastung für den Betroffenen darstellen kann, so ist es z.B. möglich das Eintreten eines Lungenoedems zu beschleunigen. Mit diesem Wissen können die pflegenden Angehörigen dann wesentlich besser umgehen, sie sind dann nicht enttäuscht wenn von dem Lieblingsessen, was sie extra zubereitet haben nichts oder nur wenig gegessen wurde. Wiederholtes Auffordern doch etwas zu essen oder zu trinken unterlassen sie dann. Überwiegend nutzen die pflegenden Angehörigen dann die Zeit gemeinsam mit ihren Angehörigen, etwas sinnvolle Dingen zu tun [35][14]. 7.2.2.2. Was können die Angehörigen tun Die pflegenden Angehörigen können ihren Angehörigen eine hilfreiche Stütze sein, indem sie häufig anwesend sind. Sie müssen ihnen aber auch Ruhepausen gönnen. Sie sollten akzeptieren, dass Essen und Trinken für ihre Angehörigen an Bedeutung verliert. Um die Lebensqualität zu verbessern ist es aber durchaus sinnvoll, kleine Portionen an Lieblingsspeisen mitzubringen, damit ihr Angehöriger dieses Gericht noch einmal schmecken kann. Jetzt tritt eine feuchte und gesunde Mundschleimhaut in den Vordergrund. Sie kann deutlich zum Wohlbefinden des Patienten beitragen. Durch unterstützende Hilfestellung bei der Mundpflege können die pflegenden Angehörigen zur Steigerung der Lebensqualität ihres Angehörigen beitragen [34][35]. Wichtig ist gerade jetzt, eventuell noch Probleme anzusprechen und vor allem angenehme Dinge zu unternehmen. Gemeinsames Lachen und das Verspüren von Freude sind kein Tabu. Der bedeutende deutsche Philosoph Immanuel Kant bringt es auf den Punkt: „Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen“ (Immanuel Kant, zitiert in: [37]). 21 7.2.3. Aufgaben des Pflegepersonals Die Aufgaben sind nahezu identisch mit den Aufgaben des Pflegepersonals in der (Prae)Finalphase. Hier ist aber noch folgendes zu ergänzen: Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber dem Patienten und seinen Angehörigen stellen eine wesentliche Grundlage dar, um eine vertrauensvolle Basis zu schaffen. Auf Wunsch des Patienten ist diese Phase vom Arzt und dem Pflegepersonal zu nutzen, um Pflegeprobleme wie z.B. Essen und Trinken in der letzten Lebensphase, zu besprechen. Diese Wünsche müssen dem Pflegeteam bekannt sein und auch die pflegenden Angehörigen sollten darüber informiert werden. Der Patient kann aber seine Entscheidung zu jeder Zeit rückgängig machen. Es ist von wesentlicher Bedeutung für den Patienten, wenn das Pflegepersonal über die Phasen der „Endgültigen Akzeptanz“ (E. Kübler-Ross; vgl. Kapitel 7.2.1.) informiert ist und auch die Fähigkeit besitzt, damit umzugehen [38]. 7.3. (Prae-)Finalphase oder die Sterbephase Diese Phase umfasst die letzten 72 Stunden des Lebens [33]. In der Sterbephase leiden die Betroffen am häufigsten unter folgenden Symptomen: Schmerzen, Angst, Unruhe, Verwirrtheit, Durst und Mundtrockenheit, Dyspnoe, Rasselatmung und Miktionsstörungen [3]. In den überwiegenden Fällen sind die Schwerkranken in dieser Phase auf fremde Hilfe angewiesen. 7.3.1. Ängste und Sorgen des Patienten Viele Patienten haben im Verlauf ihrer Erkrankung bzgl. der Mundpflege negative Erfahrungen gemacht. Sei es, dass sie besonders schlecht schmeckende Mundspülungen verwenden müssten oder dass an ihnen unsachgemäße Mundpflege durchgeführt wurde. Die schlechten Erfahrungen können zu Angst führen und eine Ablehnung oder Verweigerung der mundpflegerischen Maßnahmen bewirken. Oft gesellt sich bei zunehmendem Kräfteverfall das Gefühl hinzu, dem Pflegepersonal hilflos ausgesetzt zu sein. Es bedarf hier eines hohen Maßes an Sensibilität und Kreativität der Pflegenden, um das Wohlbefinden der Patienten zu wahren – oder es gar aufzubauen [4]. 7.3.2. Welche Rolle spielen die Angehörigen für die Patienten In den überwiegenden Fällen stellen die Angehörigen eine Sicherheit für die Patienten dar, d.h., sie können ihnen vertrauen. Sie stehen dem Patienten sehr nahe und haben 22 deshalb gute Kenntnisse über ihn. Die Angehörigen halten aktiven Kontakt zum Pflegepersonal und sind das Sprachrohr des Patienten. Durch die enge Beziehung leiden die Angehörigen überwiegend sehr. 7.3.2.1. Ängste und Sorgen der Angehörigen Die Angehörigen befürchten, dass die Schwerkranken unter Schmerzen leiden, sie u.a. nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden oder dass sie verdursten bzw. verhungern. Sie befürchten häufigen Wechsel von Arzt und Pflegepersonal und dass dadurch bedingt wichtige Informationen verloren gehen. Sie befürchten aber auch, dass zu wenig Pflegepersonal anwesend ist und die Schwerkranken nicht ausreichend Fürsorge erhalten. Sie befürchten weiterhin, selbst hilflos am Bett des kranken Verwandten oder Freundes zu sitzen. Sie machen sich darüber Gedanken, was sie selbst noch tun können. Das sprechen sie selbst auch so aus. Sie haben Angst und Scheu, in die Intimsphäre des kranken Angehörigen einzudringen und möchten diese Aufgabe eher dem Pflegepersonal überlassen. Sie befürchten durch die von ihnen durchgeführte Mundpflege Verletzungen und Schmerzen hervorzurufen. Sowohl durch Bewußtwerden der Rollenverteilung (z.B. Sohn pflegt seinen Vater) als auch durch Bewußtwerden der zunehmenden Hilflosigkeit des Schwerkranken kann Angst aufkommen. Es wird realisiert, dass der nahe Angehörige nicht mehr lange lebt. 7.3.2.2. Was können die Angehörigen tun? In erster Linie ist es für die Schwerkranken wichtig, dass die Angehörigen da, d.h. anwesend und damit auch eine seelische Stütze sind. In dieser Situation sind die Angehörigen und die Patienten dankbar für ein Gespräch mit einer vertrauten Pflegeperson, wird ihnen doch dadurch das Gefühl vermittelt mit ihren Ängsten und Sorgen nicht alleine zu sein. Häufig ist die Situation so, dass die pflegenden Angehörigen das Nur-Da-Sein nicht aushalten, sie möchten etwas sinnvolles tun. Sie sind dankbar, wenn sie vom Fachpersonal zu pflegerischen Tätigkeiten angeleitet werden, und überwiegend bereit, diese auch durchzuführen. Hier bietet sich das pflegerische Feld der Mund- und Lippenpflege an. Das Pflegepersonal sollte den Angehörigen vermitteln, dass sie durch diese Tätigkeit wesentlich zur Lebensqualität des Patienten beitragen. Zudem besteht die Möglichkeit noch unausgesprochene Probleme durch non-verbalen Kontakt zu lösen, kommen sie doch durch diese Pflege ihren Angehörigen sehr nahe. [39] 23 7.3.3. Aufgaben des Pflegepersonals Das Pflegepersonal sollte über Kenntnisse verfügen, welche Medikamente Mundtrockenheit auslösen. Sie sollten wissen, dass das Durstgefühl nicht durch parenterale Flüssigkeitszufuhr zu lindern ist, sondern nur durch häufige, sorgfältige Mundpflege und Anfeuchten der Mundschleimhaut [40]. Darüber hinaus sollten sie darüber informiert sein, dass in dieser Phase die künstliche Sauerstoffzufuhr keinen effektiven Nutzen hat. Die Sauerstoffbrille stellt oft sogar eine zusätzliche Belastung dar [3]. Sie sollten über die Vielfalt der einzelnen Mundpflegemittel informiert sein und Vorlieben und Abneigungen des Patienten kennen. Sie sollten die evtl. vorliegenden Mundschleimhautprobleme erkennen können, diese dokumentieren und einen Pflegeplan erstellen. Kern [41] bezieht dieses insbesonder auf die Xerostomie: „Den Pflegenden sollte bewusst sein, dass eine unreine Mundschleimhaut und auch die Symptome einer Xerostomie die Lebensqualität des Betroffenen deutlich reduzieren können.“ Den Pflegenden sollte immer bewusst sein, dass sie es bei der angewandten Mundpflege mit einem hochsensiblen Organ, dem Intimbereich Mund (vgl. Kapitel 1), zu tun haben. Die Mundpflege sollte nur zum Wohl des Patienten Anwendung finden. Es ist ratsam, dass die Pflegenden überdenken, für wen die Mundpflege durchgeführt wird. Sie müssen akzeptieren, ihr selbst gesetztes Ziel, eine saubere und feuchte Mundschleimhaut zu erhalten, nicht erreichen zu können. Dieses kann der Fall sein, wenn der Patient die Mundpflege verweigert, oder wenn die Mundschleimhaut bereits vorgeschädigt ist. Sie sollten aber auch nicht zu schnell aufgeben, und durch wiederholtes Anbieten von kreativen Pflegemitteln den Patienten locken [41] – Gewalt darf niemals Anwendung finden. Ein Vorteil besteht darin, wenn Pflegemittel genutzt werden, für die der Patient gewisse Vorlieben hat. Es ist zu vermeiden, auf Pflegemittel zurückzugreifen, die die Pflegenden mit Vorliebe nutzen. Die Wahl des Pflegemittels hat nämlich nicht oberste Priorität: Im Vordergrund steht, dass der Patient die Pflege zulässt und er damit ein angenehmes Gefühl verbindet [41]. Um eine vertraute und sichere Atmosphäre zu schaffen, wäre es von allen Beteiligten von Vorteil, häufigen Personalwechsel zu vermeiden und in dieser Phase keinen Ortswechsel zu veranlassen [16]. Neben der Linderung der Beschwerden darf die menschliche Zuwendung nicht außer Acht gelassen werden. Den Patienten und deren pflegenden Angehörigen muss 24 das Gefühl vermittelt werden, in dieser Situation nicht alleine zu sein. Werden die pflegenden Angehörigen zur Durchführung der Mundpflege angeleitet, sollte die Anleitung mit Ruhe und Zeit geschehen. Das Pflegepersonal muss sich rückversichern, dass die Anleitung verstanden wurde. Der pflegende Angehörige darf sich nicht überfordert fühlen. Das Pflegepersonal sollte aber auch Verständnis äußern, wenn die Angehörigen die Mundpflege nicht durchführen können. Die Pflegenden sollten den Angehörigen spüren lassen, dass ihre Mithilfe gewünscht ist und diese auch wertschätzen. Sie sollten sich keinesfalls als allwissend präsentieren. Eine gute Zusammenarbeit kann nur zum Vorteil des Patienten sein, da die Angehörigen unter anderem auch als wichtige Informationsquelle dienen [16]. 8. Mundpflegemaßnahmen im St. Franziskus-Hospital Ahlen Durch eine Umfrage beim Pflegepersonal auf den Stationen des St. FranziskusHospitals in Ahlen konnte in Erfahrung gebracht werden, dass folgende Maßnahmen und technische Hilfsmittel zur Mundpflege Anwendung finden. 8.1.1. Allgemeine Mundtrockenheit Bei Mundtrockenheit werden gelegentlich Spülungen mit Wasser, Pfefferminz- und Kamillentee (Wirkungen vgl. Kapitel 6.1., 6.2.) durchgeführt. Zudem kommt zeitweise synthetischer Speichel zum Einsatz, welcher jedoch aufgrund des ungewohnten Geschmacks häufig nicht von den Patienten toleriert wird. Die Patienten greifen alternativ auf Wasser zurück. Zur Aktivierung der Speicheldrüsenfunktion wird das Wasser teilweise mit Zitronensaft angereichert. 8.1.2. Borkenbildung Bei Borkenbildung wird Butter und auch Honig in die Mundhöhle gegeben, wobei auf Abneigungen und Vorlieben des Patienten Rücksicht genommen wird. 8.1.3. Mukositis Bei Mukositis werden Bepanthen-Lösungen eingesetzt. Gelegentlich kommt Salviathymol zum Einsatz. 8.1.4. Technische Hilfsmittel zur Behandlung der Patienten Es werden Zahnbürsten, Klemmen und Finger, die jeweils mit einer Kompresse 25 umwickelt sind, zum Auswischen der Mundhöhle benutzt. Um den Mund neu zu befeuchten werden Watteträger genutzt. 9. Erstellung eines Mundpflegesets zur praktischen Anwendung auf der Station Durch diese Arbeit bin ich auf verschieden Möglichkeiten der Mundpflege bei Schwerkranken bzw. Sterbenden gestoßen. Einige der Maßnahmen sind dem Pflegepersonal zwar bekannt, aber finden kaum Anwendung, weil die Hilfsmittel und Pflegemittel überwiegend nicht auf den Stationen vorhanden sind. Es wird dann schnell auf traditionelle Anwendungsmöglichkeiten zurückgegriffen. Bereits bekannte Maßnahmen geraten so schnell in Vergessenheit und es wird dadurch wenig kreative Mundpflege angeboten. Die dargestellten und fotografierten Pflege- und Hilfsmittel sollen als Beispiel dienen und mittels beigefügter Handzettel eine kreative und patientenorientierte Mundpflege erleichtern (siehe Anhang 12.1. und 12.2.): In Abb. 1 werden technische Hilfsmittel dargestellt, wie z.B. Sprühflaschen, Monovetten und Pipetten. In Abb. 2 und 3 sind Pflegemittel aufgeführt, um verschiedene Mundschleimhautprobleme zu behandeln. Hier sind auch verschiedene Hilfsmittel für die Herstellung von gefrorenen Flüssigkeiten in mundgerechter Form dargestellt. In Abb. 4 wurde ein praktisches, tragbares Pflegeset zusammengestellt, welches groß genug ist, um alle notwendigen Hilfsmittel aufzunehmen. Die Anleitung pflegender Angehöriger durch das Pflegepersonal kann durch den Einsatz des Sets und der Handzettel vereinfacht werden. Somit wird es zum Wohlergehen des Patienten und auch der Angehörigen beitragen. Im Krankenhaus kann ein Depot mit verschiedenen Hilfsmitteln wie z.B. Sprühflaschen, Pipetten, weiche Zahnbürsten und Handzetteln errichtet werden, so dass sich das Pflegepersonal ein individuelles Pflegeset selbst zusammenstellen kann. 10. Schlussfolgerung Durch diese Arbeit ist deutlich geworden, dass gerade die Mundpflege bei Schwerkranken und Sterbenden eine hoch sensible Aufgabe für die Pflegenden darstellt. Die Mundpflege kann nur im Einvernehmen des Patienten erfolgen. Sie darf dem Betroffenen nicht aufgedrängt oder gar aufgezwungen werden. Es ist aber auch deutlich geworden, dass durch patientenorientierte kreative und einfühlsame Mundpflege 26 erheblich zum Wohlbefinden des Patienten beigetragen werden kann und dafür oft nur einfache Hilfs- und Pflegemittel benötigt werden Durch Vorstellung verschiedener, oft auftretender Mundschleimhautprobleme und deren Folgen ist verdeutlicht worden, welchen Stellenwert eine gesunde Mundschleimhaut für den sterbenskranken Menschen darstellt. Da sich herausgestellt hat, dass im St. Franziskus-Hospital in Ahlen überwiegend auf traditionelle Pflegemittel zurückgegriffen wird, wurden pflegerische Maßnahmen zu Behandlung der Schleimhautprobleme erarbeitet und ein Pflegeset zur praktischen Anwendung einschließlich Handzettel hergestellt, worauf das Pflegepersonal zurückgreifen kann. Auch können die Angehörigen durch die erstellten Hilfsmittel besser angeleitet werden und somit gezielt zum Wohle des Patienten beitragen. 27 11. Literaturverzeichnis [1] Gottschalck T. Einleitung. In: Gottschalck T. Mundhygiene und spezielle Mundpflege. Bern: Huber, 2007: 11 [2] Dassen T. Geleitwort. In: Gottschalck T. Mundhygiene und spezielle Mundpflege. Bern: Huber, 2007: 9 [3] Knipping C. Palliative Betreuung in den letzten Lebenstagen und -stunden. In: Knipping C (Hrsg). Lehrbuch Palliative Care. Bern: Huber, 2007: 465-482 [4] Kern M. Palliativpflege – Richtlinien und Pflegestandards. Bonn: Pallia Med, 2006: 5 f [5] Gottschalck T. Mundhygiene und spezielle Mundpflege. Bern: Huber, 2007: 15 ff [6] Bücker, J. Anatomie und Physiologie. Lehrbuch für ärztliches Hilfspersonal. 24. Stuttgart, Thieme, 1992 [7] Gottschalck T. Mundhygiene und spezielle Mundpflege. Bern: Huber, 2007: 21 ff [8] Löser A. P. Die Mundpflege – ein wichtiges pflegerisches Handlungsfeld. 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Feuchthalten der Mundhöhle, dazu eignen sich: - Alle Getränke für die der Patient Vorlieben hat, vorzugsweise Wasser und Pfefferminztee (Hilfsmittel: Pipetten, Sprühflaschen, Watteträger, Kompressen) - Kompressesäckchen mit Ananasstückchen oder gefrorene Getränkewürfel (Fruchtsäfte, Kaffee, Sekt, Bier - je nach Vorlieben des Patienten) in die Wangentaschen einlegen, so dass die Kompresse-Enden an den Mundwinkeln heraushängen (den Patienten nicht allein lassen; Angehörige mit einbeziehen) Zusätzliche Anregung des Speichelflusses, dazu eigenen sich: - Massage der Speicheldrüsen - Einsatz von Aromalampen zur Raumbeduftung mit ätherischen Ölen (z.B. Zitronenöl) 12.1.2. Pflegerische Maßnahmen bei Soor Die Therapie liegt vorwiegend im medikamentösen Bereich. 31 Mundspülungen wirken ergänzend, dazu eignen sich: - Thymiantee und Salbeitee (bei Salbeitee die austrocknende Wirkung beachten!) Vor den Mundspülungen die Zunge, die Zähne und die Schleimhaut reinigen. Prothesen wenn möglich vorerst nur zu den Mahlzeiten tragen und nachts in desinfizierende Lösungen z.B. Clorhexidin legen. Die Nahrung sollte geschmackintensiv und appetitanregend sein. Nach Verzehr von Milch und Milchprodukten Mundpflege durchführen. 12.1.3. Pflegerische Maßnahmen bei Halitosis Um die Halitosis zu verringern, ganz lässt sie sich häufig nicht beseitigen, eignen sich: - Mundspülungen mit: o Salbeitee (austrocknend!), Pfefferminztee, Ringelblumentee, Teebaumöl (5 Tr.Teebaumoel und 10 ml Bepanthenlösung) o Eukalyptusoel (nur einige Tr. Eukalyptusoel in Wasser oder Bepanthenlösung) o Metronidazollösung pur - die Einnahme von Chlorophyll Dragees (Grünfärbung der Mundhöhle beachten ) - eine sorgfältige Mundpflege unter besonderer Beachtung der Zunge - Unangenehme Gerüche im Raum können mittels Aromalampen und ätherischen Ölen gebunden werden, folgende Öle finden Anwendung: Pfefferminzoel, Zedernoel, Patschuki, Lemongrasoel (Öle nicht vermischen und nicht über 50° erwärmen) 12.1.4. Pflegerische Maßnahmen bei Stomatitis: - Schmerzmittel (nach Anordnung) - Orale Nahrungszufuhr so lange wie möglich beibehalten, Nahrung anpassen 32 Folgende Maßnahmen finden Anwendung: - Mundspüllösungen mit o Bepanthenlösung o Mukositislösung (kann in der Apotheke bestellt werden) o Salviathymol(20Tr./100ml H2O /für 3-4 x tgl.) o Teebaumöl (10 Tr./10ml Bepanthenlösung) - Auspinseln der Mundschleimhaut mit Melissen und Myrrhentinktur - Lutschen von gefrorenen Ananasstückchen und Honigwürfeln - Einnahme von anästhesierendem Reisschleim (300ml Reisschleim/ 30ml Xylocain/ 8mg Dexamethason und evtl.1 Btl. Ulcogant - vor den Mahlzeiten oder je nach Bedarf einnehmen, kurz vor Anwendung herstellen, schmeckt sonst bitter) - folgende Teesorten können genutzt werden: Thymian Salbe (austrocknend!), Kamille, Malven, Ringelblumen (alle Teesorten kurz vor der Anwendung herstellen und lauwarm reichen. Möglichst nur losen Tee nutzen, da die Wirkstoffe voll und weniger Fremdstoffe enthalten sind) 12.1.5. Pflegerische Maßnahmen bei Xerostomie (Mundtrockenheit) - O2 Gabe sowie Xerostomie verursachende Medikamente sollten überdacht werden - Häufiges Anfeuchten der Mundschleimhaut mit verschiedenen Teesorten vorzugsweise säurehaltig wie: o Malven und Hagebutte oder Kamille und Thymian 33 o lauwarmes Wasser mit einer Prise Salz (Hilfsmittel:Sprühflasche,Pipette,Watteträger oder Kompressen) - Durch Einfetten der Mundschleimhaut mit Olivenöle, Mandelöl, Butter oder Sahne Bouillon kann der Speichel besser gespeichert werden Es sollte immer etwas zum Lutschen zur Verfügung stehen z.B. säurehaltige zuckerfreie Bonbons, Kaugummi, gehackte Kräuter gefrorene Fruchtstückchen z.B. Ananas, Birne, Mandarine oder gefrorene Getränkewürfel z.B. Kaffee, Cola, Bier, Säfte. (Hilfsmittel: Milkaherzenform, Eiswürfelformen und -beutel, Labormonovetten als Eislutscher) 12.1.6. Wirkungsweise von Teesorten und physiolog. Kochsalzlösung Kamille: antiphlogistisch, antibakteriell, beruhigend, schmerzlindernd Salbei: antibakteriell, fungistatisch, virostatisch, adstringierend, austrocknend Thymian: durchblutungsfördernd, antibakteriell, fungistatisch, desodorierend Ringelblumen: desinfizierend, schmerzlindernd, adstringierend, abwehrsteigernd Malve: schmerzlindernd, entzündungshemmend, heilend Pfefferminze: schwach antiseptisch, desodorierend Isotonische Kochsalzlsg.: reinigend, speichelanregend, nicht austrocknend 34 12.2. Photos des zusammengestellten Pflegesets 12.2.1 Abbildung 1: Ausgewählte Beispiele technischer Hilfsmittel zur Mundpflege 35 12.2.2. Abbildung 2: Ausgewählte Beispiele für pflegerische Hilfsmittel bzw. 12.2.2. Beispiele für deren Herstellung 36 12.2.3. Abbildung 3: Auswahl pflegerischer Hilfsmittel: Tees und eingewickelte 12.2.3. Fruchstücke 37 12.2.4. Abbildung 4: Beispiel für ein praktisches, tragbares Pflegeset 38