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KULTURNACHRICHTEN AUS DER MZ
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MELDUNG VOM 23.12.2006
„Tanz der Vampire“ brachte Erfolg
Lucy Scherer aus Regensburg spielt in Berlin die
Hauptrolle in Polanski-Musical
Von Uta von Maydell, MZ
REGENSBURG/BERLIN. Ein vormals „Englisches Fräulein“
ist auf dem besten Weg, Karriere zu machen – nicht etwa in
der Wissenschaft oder bei den Fischer-Chören, sondern im
knochenharten Showgeschäft. Die Rede geht von einer
gewissen Lucy Scherer, in München geboren und ganz klein
über Miesbach nach Regensburg gekommen. Jetzt kommt
sie ganz groß raus in Berlin, spielt, singt, tanzt die Sarah im
Grusical „Tanz der Vampire“ von Jim Steinman und Michael
Kunze, nach Roman Polanskis prachtvollem LeinwandSchocker zum Musical aufgemischt.
Nach der Uraufführung in Wien (1997) hat das erschröckliche
Opus Millionen von Zuschauern begeistert, geriet nur am
Broadway zum Flop – hatte doch der New York-TimesKritiker wissen lassen, es sei „...weder Parodie, noch was
Ernsthaftes sondern ein Monstrum.“ Nicht so verkrampft
sehen das die Berliner. Seit der adventlichen Premiere im
Theater des Westens, an der auch Roman Polanski
persönlich teilnahm, heißt es jeden Abend „Full House“ im
ehrwürdigen Gemäuer an der Kantstraße; man kommt mit
scharfen Eckzähnen und schwarzem Umhang. Die Fassade
wird zum Einbruch jeder Schreckensnacht per aufwendiger
Projektionstechnik in ein Schloss verwandelt – und mitten
drin Lucy Scherer, von der Kritik einhellig aus „stimmsicher“
und bestens anzusehen gelobt.
Anfänge beim Musikpodium
Anstrengend sei es, aber ein Riesenspaß, ließ sie während
der Endproben wissen: „Der ganze Körper tut mir weh wie
Hölle. Aber es ist toll.“ Das finden auch zwei Frauen, die in
Lucys Leben eine ganz besondere Rolle spielen, ihre Mutter
Brigitte und Ballettmeisterin Sumiaty Widjaja. Die beiden
hatten sich zur Premiere nach Berlin aufgemacht, und die
Leiterin des Musikpodiums sagt im Nachhinein: „ Ich hab‘
gedacht: ‚Schau, die Kleine hat es geschafft.‘ Mein Magen
hat einen richtigen Krampf gekriegt.“
Filmregisseur Roman Polanski kam persönlich zur MusicalPremiere in Berlin: Lucy Scherer und ihr Bühnenpartner
Thomas Borchert Foto: dpa
Wenn sie das so sagt, schwingt auch Stolz mit, und das nicht
ohne Grund: Sie hatte im Gespür, dass Lucy etwas
Besonderes ist, als sie zum Regensburger Musikpodium
kam. „Sie war so klein, die Ballettstange noch viel zu hoch;
aber sie w o l l t e einfach. Da war viel Material.“ So ist die
kleine Maus mit dem Wuschelkopf schon sehr früh ganz
allein aus der Reihe getanzt, als Schwester in Widjajas
„Aschenputtel“-Choreographie etwa oder als kleines
Mädchen in Michael Bleiziffers legendärer „Faust“Inszenierung.
Brigitte Scherer hat viele Stürme und Aufregungen im
Gedächtnis, was des Töchterleins Entwicklung angeht, aber
der Ballett-Bazillus (Schülerin von Michi Krippner) sitzt auch
in ihr fest. Und so bekam Lucy mütterliche Rückendeckung
auf Vaters Muss-das-denn-sein-Fragen.
Ein Austausch-Jahr in Cincinnati/Ohio nach dem Abschied
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von den „Englischen“ brachte ihr an der „School for Creative
an Performing Arts“ ein erstes Diplom; dann machte sie brav
Abitur am Von-Müller-Gymnasium und entschwand
zielstrebig nach Berlin zum Studium an der Universität der
Künste.
Vier Jahre später konnte sie sich ein Diplom mit
Auszeichnung (Musical/Show) an die Wand hängen und
hatte schon allerhand Bühnenerfahrung: Als Melanie Flut in
„Erwin Kannes – Trost der Frauen“ an der Neuköllner Oper,
als Kit-Kat-Girl in „Cabaret“ oder als Furie in „Orpheus in der
Unterwelt“ . In diese Zeit fallen auch erste TV-Erfahrungen im
„Tatort“ – man sieht: eine ebenso zielstrebige wie erfolgreiche
junge Dame – so, wie sie es von kleinauf war.
Ballett allein war ihr schon als Schulmädchen nicht genug.
Gesangsunterricht bei Frau Caradimas vom Theater
Regensburg gab ein solides Fundament, und nun hat sie
tatsächlich den großen Sprung geschafft auf Bretter, die doch
immerhin Berlin bedeuten – und ganz vorn im HochglanzProspekt. 39 Damen und Herren werden da im Bild
vorgestellt; Lucy Scherer lächelt anmutig-verschmitzt als
Nummer Zwei gleich unter Thomas Borcherts Konterfei, der
den rätselhaften Grafen von Krolock gibt. Er hat seit 1990 (
Rum Tum Tugger in den Hamburger „Cats“) eine rasante
Musical-Karriere abgespult. Den schönen Alfred liefert
Alexander Klaws, anno 2003 Bohlen-Liebling und CastingErster bei „Deutschland sucht den Superstar“. Zu lesen ist, er
habe danach in Hamburg auch Gesangsunterricht
genommen. Nicht zu seinem Schaden offenbar, denn im
Theater des Westens kommt er jetzt bestens an.
Neue Rolle in „Les Miserables“
Neben so viel Musical-Prominenz fühlt Lucy Scherer sich
mächtig aufgeregt und manchmal ganz schon klein. Aber ihr
fulminantes Duett „Draußen ist Freiheit“ mit Alexander Klaws
wird schon jetzt als Ohrwurm gefeiert. Absolutes Highlight für
sie war aber sicher die Begegnung mit Roman Polanski.
Während der Proben soll er in einen der Steinsärge
gesprungen mit der Forderung: „Macht den Deckel zu!“ Dann
habe er gesungen. Und vielleicht hat er Lucy – nicht im Sarg,
vielleicht nach dem Casting - sogar einen Kuss gegeben,
zufrieden mit dieser Besetzung der Sarah. Zur Erinnerung:
Im großen Film von 1967 spielte Sharon Tate die badelustige
Wirts-Tochter mit Hang zu Party-Freuden im Grafenschloss.
Bombensache also für die junge Musical-Lady; sie kann ihre
Zähne in besten Kreisen schärfen, und fürs nächste Jahr hat
kein Geringerer als Matthias Davids sie nach St. Gallen
verpflichtet, als Eponine in „Les Miserables“. Sie kommt also
ganz schön rum und denkt auch schon mal über Hollywood
nach – aber manchmal auch sehnsüchtig an das Restaurant
„Hochrad“ im schönen Naabtal, das ihre Eltern betreiben –
Wirtstochter eben nicht nur auf der Bühne.
Mittwoch, 10.12.2008
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