Seniorenzeitschrift 2010 - Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd

Transcription

Seniorenzeitschrift 2010 - Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd
Seniorenzeitschrift
Seniorenzeitschri 2010
Zeitschrift der katholischen Seniorengemeinschaft St. Gertrudis Lingen-Bramsche
4. Jahrgang
|
Dezember 2010
Ausgabe Nr. 4
Eine Hundegeschichte vom alten Flugplatz in Plantlünne
Seite 16
Johannes Paul II.
Sterben und Tod als globales Ereignis
Seite 19
Bankgeschichte in Bramsche
Seite 26
Seniorenzeitschri 2010
ANZEIGE
Aus dem Inhalt
In eigener Sache
3
Das Maß der Dinge
4
Pfarrer in St. Gertrudis
5
Richtig lagern, länger genießen
6
Aus dem Dekanat Emsland-Süd
7
Leben mit Demenz
8
Erntedank 2010
10
Erntedank früher
11
Die Jugend von gestern - und die
Senioren von morgen
12
Der Trick mit dem Enkel
14
Halbtagsfahrt der Senioren
15
Eine Hundegeschichte vom alten
Flugplatz in Plantlünne
16
Waffeln mit Herz gemacht
17
Der Christbaumständer
Marienklause im Pfarrgarten
27
18
Was ist eigentlich ein Diakon?
Johannes Paul II.
30
19
Gehirnjogging
Theater in Bramsche
31
22
23
Vorsorgevollmacht / Betreuungsverfügung / Patientenverfügung
25
Wir gratulieren
Die „Tempo-Schnäuztypologie“
Bebilderte Liebeserklärung
Bankgeschichte in Bramsche
26
|2|
33
34
———————————
Seniorenzeitschri 2010
In eigener Sache
Liebe Leserinnen und Leser,
wir, die Seniorengemeinschaft St. Gertrudis LingenBramsche, freuen uns sehr, Euch / Ihnen seit 1997 nun
zum vierten Mal eine neue Ausgabe unserer Seniorenzeitschrift übergeben zu können.
Hierfür möchten wir uns zunächst herzlich bei den Werbenden bedanken, die für das Einstellen ihrer Anzeigen
einen wichtigen Beitrag für das Erscheinen der Seniorenzeitschrift ermöglichen. Für „Nachahmungstäter“
sind wir immer aufgeschlossen.
Unser Dank gilt aber natürlich auch allen freiwilligen
Helfern, die durch die Erledigung der unterschiedlichsten Aufgaben zum Gelingen unserer Seniorenzeitschrift
beitragen.
Viel Spaß mit der aktuellen Ausgabe
wünscht das Seniorenteam
Geleitwort
Liebe Gemeinde,
miteinander unterwegs zu
sein - das kennzeichnet eine Generation. Gemeinsame Erfahrungen, gemeinsame Feste, gemeinsame
Trauer und ein gemeinsam
geteilter Alltag. Sicher kann
man sich schnell über gemeinsam vergangene Zeiten verständigen und erzählen, aber jeder hat es doch
noch einmal anders erlebt. Ganz persönlich und privat.
So fand ich folgenden kleinen Text, der diese Erfahrung
umschreibt im Horizont des Glaubens:
Gemeinschaft
Nicht gleiche Antworten
aber die gleichen Fragen,
nicht gleiche Wege,
aber das gleiche Ziel,
nicht gleiche Frömmigkeit,
aber den gleichen Herrn,
nicht alle gleich,
aber alle eins,
sich geliebt wissen
und liebend.
So ist die Kirche in den Jahrhunderten unterwegs mit
ganz unterschiedlichen Erfahrungen; Hoffnungen wie
Enttäuschungen. Auch unsere Zeit ist von einem großen
Umbruch charakterisiert, in dem neue Formen des Kirche– und Gemeindeseins erprobt werden. Neue Wege
haben wir im vergangenen Jahr begonnen mit der Pfarreiengemeinschaft. Die Zukunft wird zeigen, was dem
Aufbau der Gemeinde dient und wo Korrekturen nötig
sind.
Veränderungen kann man am Besten erleben, wenn
man einen Kreis von Menschen hat, der einen begleitet
und mit dem man Erfahrungen austauschen kann. So
ist der Seniorenkreis unserer Gemeinde in Bramsche
ein Ort, wo man miteinander unterwegs ist, um die Gegenwart zu besprechen aus der Perspektive des Glaubens.
So wünsche ich allen gute Begegnungen, die vom Geist
dessen geleitet sind, der uns begleitet durch unsere Zeit
und unser Leben!
Ihr F.B. Lanvermeyer, Pfarrer
( W. Hoffmann )
|3|
Seniorenzeitschri 2010
Das Maß der Ewigkeit
Wenn die Seele jung hält
Von Eva Baumann-Lerch
Aus: „Die Mitarbeiterin“
Werkheft der kfd, Ausgabe 4/2010
Die siebzigjährige Lady Ester sitzt vor
dem Spiegel, betrachtet ihr faltiges Gesicht und fragt: „Wie kann ein so junger
Mensch nur in solch einem alten Körper stecken?" Diese köstliche Szene
stammt aus dem Roman „Brautflug"
von Marieke van der Pol und ist nicht so
sonderbar, wie sie erst einmal klingt.
Denn Ester beschreibt hier eine paradoxe Erfahrung, die auch viele an-dere
Menschen kennen: Sie fühlen sich viel
jünger, als sie eigentlich sind. Auch
wenn ihr Körper alt wird, erfahren sie
sich innerlich manchmal ganz offen,
frisch und unverbraucht. Und hinter
dieser Erfahrung tut sich eine tiefgründige Frage auf: Wenn unser Körper alt
wird, altert die Seele dann zwangsläufig
mit?
„Man ist so alt, wie man sich fühlt",
heißt es im Volksmund. Auch
dieser gebräuchliche Spruch
macht deutlich, dass das Alter
eines Menschen nicht allein vom
Geburtsdatum abhängt. In der
Medizin hat man seit Längerem
festgestellt, dass Körper in unterschiedlichem Tempo altern. Ärzte
sprechen deshalb vom „biologischen Alter", das vom Zustand
der Knochen, Muskeln und Gefäße bestimmt wird und sich erheblich vom kalendarischen Alter
unterscheiden kann. Aber auch
Menschen, bei denen die körperlichen Kräfte tatsächlich sehr
nachlassen, können innerlich
frisch und jugendlich sein.
Beseelte Menschen
wirken jünger
Das Alter des Körpers und das Alter der
Seele ist offensichtlich nicht dasselbe.
Es gibt Jugendliche, die tagelang
schlapp und antriebslos vor dem Fernseher hängen, als sei ihr Lebensgeist
schon erloschen. Oder 40-jährige Manager, die mit toten Augen durch die Welt
rennen, leblos und verbraucht. Zugleich
strahlen uralte Menschen schon mal
eine umwerfende Lebendigkeit aus. Die
Bilder von Nelson Mandela, der sein
Leben lang für die Rechte der Schwar-
|4|
zen in Südafrika gekämpft hat und auch
in Jahrzehnten als politischer Gefangener nicht verbittert ist, zeigen so einen
jungen Menschen. Sein Gesicht ist fast
glatt, seine Augen blitzen und er hat
immer noch viele Ziele: „Es gibt noch
mehr Arbeit zu tun", rief er an seinem
90. Geburtstag.
Auch Frere Roger Schütz hatte so ein
junges Gesicht. Der Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taize war
bis zu dem gewaltsamen Tod, den er
mit 90 Jahren erleiden musste, eine
Symbolfigur für ein junges, unverstaubtes Christentum, immer umringt von
Tausenden Jugendlichen aus aller Welt.
Und wer die 94-jährige Kinderbuchautorin Astrid Lindgren gesehen hat, der
fand unter ihren weißen Haaren stets
noch die Unbeugsamkeit und den kindlichen Schalk einer Pippi Langstrumpf,
deren geistige Schöpferin sie war. Solche Gesichter zeigen deutlich, wie jung
ein „beseelter“ Mensch ist.
Testaments, „der ist wie ein Baum, der
an frischen Wassern gepflanzt ist. Und
dessen Blätter nicht welken." Noch
deutlicher macht es dann wenig später
der Psalm 103:,, Lobe den Herrn, meine
Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes
getan hat: Der dein Leben vor dem Untergang rettet. Wie dem Adler wird dir
die Jugend erneuert." Da singt die Seele
das Lob auf ihren Ursprung, der sie neu
macht, Tag für Tag - auf einen Gott, der
sie jung macht.
Dass wir nicht alt werden, wenn wir uns
nicht ängstlich an das Alte binden, hat
auch der Schriftsteller Hermann Hesse
in dem bekannten Gedicht „Stufen"
beschrieben: „Der Weltgeist will nicht
fesseln uns und engen, er will uns Stuf'
um Stufe heben, weiten!" Und so ist der
Dichter voller Hoffnung, dass die Seele
auch dann ihre Jugend behält, wenn sie
den Körper verlassen muss: „Es wird
vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegensenden!"
Gelassen älter werden
Vor diesem Hintergrund erscheint
der überbordende Körper- und Jugendkult unserer Tage schon ein
wenig lächerlich: Wir färben unentwegt die grauen Haare, schmieren
Hormoncremes auf die Cellulite,
quälen im Fitnessstudio die erschlaffenden Muskeln und müssen
doch am langfristigen Erfolg all
dieser Mühen verzweifeln. Wo wir
aber im Tiefsten unsere Ewigkeit
erahnen können, fällt es vielleicht
etwas leichter, den Alterungsprozess unseres Körpers und damit
auch seine Sterblichkeit anzunehmen.
Die alterslose Seele
Wenn die Seele unsterblich ist - wie wir
Christen glauben - warum sollte sie
dann auch altern? Sie stammt doch aus
der unendlichen Lebensquelle, die wir
Gott nennen. Ihre Zeit wird nicht von
Jahren, sondern von der Ewigkeit geprägt. Ihre Jugend wird vom Maß unserer Freude bestimmt, von der Kraft unseres guten Willens und dem Feuer
unseres Herzens. Ein Mensch, der Gott
sucht, heißt es im Psalm 1 des Alten
Dass wir länger jung bleiben, wenn
wir engagiert und beseelt sind, hat auch
die „Kindernothilfe" festgestellt und
sich vor ein paar Jahren in einer ungewöhnlichen Spendenkampagne zu Nutze gemacht: „Ist es Ihnen schon aufgefallen, dass Menschen, die sich für andere einsetzen, so viel jugendlicher wirken als andere?" fragte die Hilfsorganisation. Und schlug deshalb vor, das
Geld nicht für Antifaltencremes auszugeben, sondern besser für einen guten
Zweck.
Seniorenzeitschri 2010
Pfarrer in St. Gertrudis
Eine kurze Übersicht
Bramsche an der Ems wird bereits im
13. Jahrhundert als Parochie, also Pfarre, benannt. Der Ursprung ist in der
Gertrudis-Kapelle zu sehen.
Johann Caspar Möller, von 1870 bis
1899
Sie finden nachfolgend ein Verzeichnis
der katholischen Pastöre, soweit deren
Namen bekannt sind. In weiteren Ausgaben der „Seniorenzeitschrift“ sollen
dann das Leben und Wirken einzelner
Pfarrer näher beschrieben werden. Die
wichtigste Quelle für diese Liste bildete
für die Angaben bis Ende des 19. Jahrhunderts die „Geschichte der vormaligen Grafschaft Lingen“, die von Pastor
Johann Caspar Möller aus Bramsche
erstellt und 1874 veröffentlicht wurde.
August Tewes, von 1901 bis 1915
Alfons Thörner, von 1990 bis 2000
Heinrich Jansen, von 1899 bis 1901
Uwe Vossmann, von 2000 bis 2009
Johannes Nolte, von 1915 bis 1928
Georg Geers, 1928 bis 1947
Johann Houese, um 1415; er wurde
1420 Pastor von Beesten
F.B. Lanvermeyer, seit 2009
Godert Sloys, um 1463
Heinrich Becker, von 1530 bis 1544
Johann Beemeers, um 1609
Pater Andreas Sommer mit weiteren
Jesuiten aus dem Kloster zu Meppen,
von 1651 bis 1669
Johannes Lambersteipen, von 1947 bis
1968
Lambertus Schulte, von 1669 bis 1690
Reinerus Duvelig, von 1690 bis 1691
Johann Höcker, von 1691 bis 1694
Nicolaus Heinrich Dreesmann, von
1694 bis 1700; er wurde dann Pastor von
Mettingen
Georg Stallkamp, von 1968 bis 1980
Johann Burchard Hettermann, von
1700 bis 1726; er wurde dann Pastor zu
Beesten
Gerhard Georg Böckmeyer, von 1729
bis 1741
Hermann Heinrich Wennecker, von
1748 bis 1775
Heinz-Jürgen Schäfer, von 1981 bis
1990
Johann Uhlenberg, von 1775 bis 1801
Gerhard Hermann Weyer, von 1801 bis
1833
St. Gertrudis Lingen-Bramsche
Bernard Grote, von 1855 bis 1870
|5|
Seniorenzeitschri 2010
Richtig lagern, länger genießen
Jeder Fünfte putzt seinen Kühlschrank nur ein- bis zweimal im Jahr
Es soll ja Menschen geben, die mit ihrem Kühlschrank sprechen—wie zum
Beispiel der Journalist Axel Hacke mit
seinem Freund "Bosch". So viel Aufmerksamkeit bekommt das unverzichtbare Haushaltsgerät allerdings selten.
Selbst das von Hygieneexperten vorgegebene Minimalziel - einmal monatlich
mit Essigwasser reinigen – erreichen
wenige. Nur jeder dritte Deutsche putzt
seinen Kühlschrank einmal im Monat
oder öfter. Jeder Fünfte reinigt die kalte
Lagerstätte für Verderbliches nur einbis zweimal im Jahr. So das Ergebnis
einer aktuellen Forsa- Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK).
Knapp zwei Drittel der Befragten räumen ihren Kühlschrank komplett aus,
um ihn sauberzumachen, der Rest reinigt abschnittsweise nach Bedarf. Besonders in Berlin, Brandenburg und
Mecklenburg- Vorpommern leben die
|6|
Freunde der flüchtigen Reinigung (57
Prozent), während ihre Nachbarn in
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überdurchschnittlich oft die gründliche Methode bevorzugen (70 Prozent).
"Damit der Kühlschrank nicht zur
Keimschleuder wird, sollte neben der
regelmäßigen Reinigung auch jedes
kleine Malheur zwischendurch gleich
beseitigt werden, zum Beispiel wenn
Fleischsaft oder Auftauwasser ausgetreten sind", rät Ernährungswissenschaftlerin Nicole Battenfeld von der TK.
Sonst bestehe die Gefahr, dass Lebensmittel, die vor dem Verzehr nicht erhitzt
werden, mit Salmonellen oder anderen
gefährlichen Keimen in Kontakt kommen.
Herrscht außerdem Chaos im Kühlschrank, erschwert das nicht nur die
Suche. Auch die Qualität der Lebens-
mittel kann darunter leiden, und manches verdirbt schneller als nötig. Auch
liegen oft Dinge im Kühlschrank, die
dort eigentlich gar nicht hingehören.
Battenfeld erläutert, wie man Äpfel,
Butter, Käse und Co. am besten lagert,
damit diese ihre wertvollen Inhaltsstoffe behalten und nicht zur Gesundheitsgefahr werden.
"Auch wenn der Kühlschrank eine wunderbare Möglichkeit bietet, Verderbliches länger aufzubewahren, gilt: nicht
überfüllen!", sagt Battenfeld. Wenn
kein Platz mehr zwischen den einzelnen
Produkten bleibe, könne die Luft nicht
ausreichend zirkulieren. Die Folge ist,
dass die Lebensmittel nicht optimal
gekühlt werden und schneller verderben. Bei herkömmlichen Geräten ist die
Temperatur im Kühlschrank nicht
überall gleich. Am kältesten ist es in der
Nähe des so genannten Verdampfers,
Seniorenzeitschri 2010
also an der Rückwand und der darunterliegenden Glasplatte. Nach oben hin
wird es kontinuierlich wärmer. Auch in
den Gemüse- und Türfächern herrschen
mildere Temperaturen. " Damit die
Lebensmittel länger haltbar sind, gehört jedes Produkt an den richtigen
Platz", erklärt die TK-Ernährungsexpertin:
 Obst und Gemüse in den dafür vorge



sehenen Fächern aufbewahren - am
besten getrennt.
Leicht verderbliche Produkte wie
Fisch, Frischfleisch oder Wurst auf
der Glasplatte lagern.
Eine Etage höher lassen sich Milchprodukte wie Joghurt und Sahne gut
aufbewahren.
Ganz oben haben Käse, zubereitete
Speisereste oder Geräuchertes ihren
Platz.
Lebensmittel, die nur leicht gekühlt
werden müssen, wie Butter, Eier oder
Marmelade, sind in der Kühlschranktür am besten aufgehoben.
Auch Getränke, Dressings oder Tuben finden dort ihren Platz.
Brot oder Speiseöl muss nicht in den
Kühlschrank. Auch manche Obst- und
Gemüsesorten reagieren auf die darin
herrschenden Temperaturen mit Kälteschäden oder verlieren ihr Aroma. Ananas, Avocados, Bananen, Mangos, Papayas, Zitrusfrüchte und Melonen sollten
in einer möglichst dunklen und kühlen
Ecke aufbewahrt werden, falls kein Keller oder keine Speisekammer verfügbar
ist. Und: "Äpfel müssen immer getrennt
von anderem Obst oder Gemüse gelagert werden, da sie das Reifehormon
Ethylen produzieren", erklärt Nicole
Battenfeld. Umgekehrt könne man gezielt eine schnellere Reifung von noch
grünen Bananen oder Tomaten bewirken, wenn man sie neben Äpfel legt.
Tomaten gehören übrigens ebenso wenig in den Kühlschrank wie Auberginen, Gurken, grüne Bohnen, Kartoffeln,
Kürbis, Paprika und Zucchini.
"Pflanzliche Lebensmittel schmecken
frisch am besten und haben nur dann
ihren vollen Nährstoffgehalt. Hier gilt:
lieber öfter kleinere Portionen einkaufen und direkt verzehren", rät die TKExpertin.
Speisereste sollte man schnell abkühlen und in fest verschlossenen Behältern in den Kühlschrank stellen. Grundsätzlich ist es besser, Lebensmittel immer gut verpackt zu lagern. So vermeidet man, dass etwa Wurst oder Käse
austrocknen und Milchprodukte fremde Gerüche annehmen. "Auch aus hygienischen Gründen gehören Frischfleisch oder Fisch in verschließbare
Verpackungen. Geöffnete Konserven
sollte man umfüllen", empfiehlt Battenfeld.
Ein Artikel der Techniker Krankenkasse
auf Basis einer von ihr beauftragten
repräsentativen Umfrage durch das
Forschungsinstitut Forsa.
Aus dem Dekanat Emsland-Süd
Wahlen zur Dekanatssprecherin
Aus der Lingener Tagespost
„Wir möchten Jung und Alt dazu aufrufen, miteinander die Gemeinschaft von
Morgen zu gestalten!“ Mit diesem Appell begrüßte Gertrud Schütte aus
Bramsche die Seniorenverantwortlichen aus den 36 Gemeinden des neuen
Dekanats Emsland-Süd in der St.Gertrudis-Kirche zu Bramsche.
In einem einleitenden Impuls machte
sie noch einmal die Bedeutung der
Wahl der Dekanatssprecher oder Dekanatssprecherinnen deutlich, zu der sich
die Seniorenverantwortlichen der Altdekanate Freren und Lingen zum dritten gemeinsamen Dekanatstreffen
versammelt hatten.
So rief sie Jung und Alt dazu auf, sich
beispielsweise aktiv an den Wahlen zu
den Gemeinderäten und Kirchenvorständen zu beteiligen. Unsere Gemeinden brauchten die Energie und den
frischen Mut der Jüngeren ebenso wie
die Erfahrung und das ausgewogene
Urteil der Älteren. Deshalb begrüße sie
es, wenn in manchen Gemeinden auf
den neuen Listen für die Gemeinderatswahlen Schüler und junge Erwach-
sene zu finden seien, aber
die Älteren dürften nicht
abgeschrieben und in den
Hintergrund gedrängt
werden. Zwar müsse man
dem Neuen mit aller Offenheit und nach reiflicher Überlegung eine
Chance geben, aber ebenso am Verlässlichen und
Bewährten festhalten.
Nach dem gemeinsam
gesungenen Kanon „Lobet und preiset ihr Völker…“ ging es hinüber in
Die neue Dekanatssprecherin für die Senioren Gertrud
das Pfarrheim St. GertruSchütte (rechts), zusammen mit den weiteren Sprecherinnen sowie Günter Oberthür (zweite Reihe rechts) und Diadis, wo eine Kaffeetafel
kon Ulrich Lehmann
gedeckt war. Hier stellte
sich der Diakon Ulrich
Lehmann mit humorvollen und perSchütte als Dekanatssprecherin sowie
sönlichen Worten vor, ehe Günter
Martha Schwegmann aus Schepsdorf,
Oberthür, Diözesanreferent für das
Elfriede Snaadt, Beesten, und Ursula
„dritte und vierte Lebensalter“, zuDriever, Messingen, als weitere Sprenächst seine Vorstellungen von der
cherinnen. Alle nahmen die Wahl an.
Struktur der Seniorenvertretungen von
den Gemeinden über das Dekanat bis
Günter Oberthür hielt einen Vortrag
in die Diözese erläuterte. Bei der Wahl
zum Thema „Vom Wort des Lebens
ergab sich folgendes Bild: Gertrud
sprechen wir“.
|7|
Seniorenzeitschri 2010
Leben mit Demenz
Lebensqualität verbessern und Pflegende unterstützen
Das Wort „Demenz“ hat eine geradezu beängstigende Wirkung bei Menschen jeden Alters. Der Begriff spaltet
die Gesellschaft in zwei Gruppen:
diejenigen, die dement sind, und
diejenigen, die sich davor fürchten,
es zu werden.
Von
Herminia
Heilker
Gerade pflegende Angehörige fühlen
sich oftmals überfordert und alleine
gelassen, wenn Ärzte feststellen, dass es
sich bei ihren Familienmitgliedern um
eine Demenz, d.h. um ein typisches
Muster von geistigen Leistungseinschränkungen und Verhaltensänderungen handelt. Oftmals wird in diesem
Zusammenhang dann von einer
„Mischform der Demenz“ gesprochen –
für Außenstehende nur schwer zu verstehen. Was bedeutet Demenz genau
und welche Strategien gibt es, um den
Angehörigen wie auch den Betroffenen
selbst ein größtes Maß an Entlastung zu
ermöglichen?
Zunächst ist festzuhalten, dass es eine
ganz normale Vergesslichkeit im Laufe
des Lebens gibt, bei einigen Menschen
mehr, bei anderen weniger stark. Dies
ist aber noch längst kein Grund zur
Beunruhigung. Treten allerdings häufig
und über längere Zeit Störungen des
Kurzzeitgedächtnisses und der Orientierung auf (der Betroffene findet beispielsweise den Weg vom Bäcker nach
Hause nicht mehr), so ist dies sehr wohl
ein Grund einen Arzt aufzusuchen. Bei
der Diagnose Demenz gilt es dann in
einem weiteren Schritt die Ursachen zu
klären.
Das Wort „Demenz“ bedeutet „Entgleisung“ und ist eigentlich diskriminierend. Korrekter ist es, von kognitiven
|8|
Defiziten zu sprechen, also von Schwächen im Bereich des Erkennens. Aber
auch emotionale und soziale Fähigkeiten sind betroffen und können zu einer
Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen führen. Vor allem ist
das Kurzzeitgedächtnis, ferner das
Denkvermögen, die Sprache und die
Motorik, bei einigen Formen auch die
Persönlichkeitsstruktur betroffen.
Hauptsymptom aller Demenz-Erkrankungen ist vor allem die Störung des
Kurzzeitgedächtnisses. Bei weiterem
Fortschreiten treten auch andere hirnbedingte Symptome hinzu, wie zum
Beispiel Wortfindungsstörungen und
Störungen der Raumwahrnehmung,
sodass sich die Betroffenen häufig verlaufen. Im weit fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen schließlich ihre engsten Angehörigen nicht
wieder. Die Demenz schränkt die Lebenserwartung ein. Sie ist selbst jedoch
keine Todesursache, sondern die durch
die Demenz begünstigten Erkrankungen.
Heute sind verschiedene Ursachen von
Demenzen geklärt; einige Formen können in gewissem Umfang behandelt
werden, d.h. die Symptome können im
Anfangsstadium einer Demenz verzögert werden. Man unterscheidet zwischen sekundären Demenzen, die auf
eine andere Grunderkrankung zurückzuführen sind, und primären Demenzen, bei denen das Krankheitsgeschehen direkt im Gehirn stattfindet. Bei
sekundären Demenzen geht das Krankheitsbild teilweise zurück, wenn die
Grundkrankheit behandelt wird. Für
die meisten primären Demenzen ist
keine Heilung möglich. Wohl aber gibt
es Medikamente, die das Fortschreiten
der Krankheiten verlangsamen und die
Symptome lindern können. Die am häufigsten auftretende Form der primären
Demenz ist die Alzheimer-Krankheit.
Die zweithäufigste Ursache mit zirka 20
Prozent ist die gefäßbedingte Demenz
(vaskuläre Demenz). Bekannt ist, dass
die ersten Demenz-typischen Veränderungen im Gehirngewebe bereits im
jungen Erwachsenenalter auftreten und
mit zunehmendem Lebensalter stetig
zunehmen. Zur Demenz kommt es erst,
wenn ein großer Teil der Gehirnzellen
zerstört ist. Die Erkrankungszahlen
steigen mit dem Lebensalter. Die Zahl
der Erkrankten wird deshalb künftig
ansteigen, weil immer mehr Menschen
ein hohes Alter erreichen.
Wenn der Arzt die Diagnose Demenz
gibt, streitet der Betroffene dies meist
vehement ab – keineswegs verwunderlich, da dies einem sozialen Todesurteil
gleichkommt. Depressionen sind oftmals schon im Vorfeld der Diagnose ein
häufiges Problem, wenn die Betroffenen ihren geistigen Verfall wahrnehmen. Was alle Demenzbetroffenen
brauchen, sind liebevolle Zuwendung,
Geduld, Verständnis und Offenheit von
den Menschen, mit denen sie Umgang
haben. Isolation und Rückzug verstärken die Symptome nur. Aber auch die
pflegenden Angehörigen selbst müssen
sich mit dem nötigen Rüstzeug ausstatten, um der emotional starken Belastung der Pflege seiner Nächsten standhalten zu können. Das häufige Problem
der Weglauftendenz, und auch so
grundlegende Themen wie der plötzlich
fehlenden Zeit um der eigenen Arbeit
nachzugehen, sind dabei nur ein kleiner Teil der Erschwernisse.
Hierzu gibt es glücklicherweise aber
eine Vielzahl von nützlichen Informationen für Betroffene und Angehörige,
vor allem auch über konkrete Unterstützungsangebote in Wohnortnähe. Herminia Heilker verfügt zudem mit ihrem
Pflegedienst Humanitas seit über 17
Jahren über Erfahrung mit dem Umgang von demenzerkrankten. Eine
Kernkompetenz ihres Teams ist hier
eine verantwortliche Einzel- und Gruppenbetreuung als zusätzliche Versorgungsform für Menschen, die ambulant
betreut und gepflegt werden. Der Pflegedienst ergänzt das bestehende Spektrum dieses Angebotes und trägt so zu
einer Verbesserung der regionalen
Strukturen in der Versorgung Demenzkranker bei. In einer wertschätzenden
und toleranten Atmosphäre werden die
Kranken in ihrer Andersartigkeit angenommen. So werden Frustrationen und
Überforderungen sowie Versagensängste weitgehend vermieden. Diese positiven Erfahrungen führen zu Veränderungen im Erleben und Verhalten der De-
Seniorenzeitschri 2010
einer Pflegefachkraft zu motivieren.
Um den Patienten ein größtmögliches
Maß an Individualität zu bewahren, ist
die Senioren- und Behinderten-Wohngemeinschaft in der Margarethe-Heinze
1 in Lingen mit Sicherheit für viele Ältere eine sinnvolle Alternative zum Heim.
In den geräumigen Zimmern kann Frau
Heilker eine individuelle und persönliche Pflege und Betreuung gewährleisten. Aber natürlich kann auch in ihrem
vertrauten Umfeld die Pflege von zu
Hause angeboten werden – sicherlich
zwei gute Alternativen zur Entlastung
oder Teilentlastung pflegender Angehöriger. All diese Maßnahmen dienen dem
Ziel, der Demenzerkrankung mit weniger Angst und dafür mit mehr Selbstbewusstsein gegenüber zu treten. Eine
große Zahl von Institutionen wie der
Pflegedienst Humanitas kann Betroffenen daher kompetent zur Seite stehen.
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e.V., Marburg
menzkranken. Ein wichtiges Schlagwort
ist hier die so genannte Biographie- und
Erinnerungsarbeit.
Durch Biografiearbeit kann man erfahren, welche Bedeutung bestimmte Verhaltensweisen für den dementen Menschen haben. Je gründlicher die Gewohnheiten und Eigenheiten eines
Menschen bekannt sind, umso leichter
kann man ihn verstehen. Hierzu sind
eine gründliche Dokumentation und
eine enge Zusammenarbeit mit den
Angehörigen notwendig. Weit zurückliegende Lebenserinnerungen sind für
Betroffene der letzte Halt im Strom des
Vergessens. Durch die Erinnerungsarbeit werden positive Lebensenergien
und Selbstbewusstsein geweckt. Die
Betreuungskraft soll sich daher auf die
Erlebniswelt ihres Gegenübers einlassen und versuchen, sich in den Menschen mit seiner Geschichte hineinzuversetzen.
Weiterführend hierzu bietet HUMANITAS als Entlastung auch Betreuungsgruppen und Einzelbetreuung für pflegenden Angehörige an. Ausgebildete
Fachkräfte und geschulte Helfer(innen)
betreuen für einige Stunden am Tag
oder auch am Abend die Pflegebedürftigen in einer kleinen Gruppe oder auch
einzeln. Angestrebt wird, ehrenamtliche
Helfer und Freiwillige unter Anleitung
Weiterführende Informationen können
Sie beispielsweise der „InternetPlattform der Initiative Altern in Würde
im Deutschen Grünen Kreuz e. V.“ entnehmen.
Sie erreichen die Internet-Plattform
unter der Internet-Adresse
„http://www.altern-in-wuerde.de/“
ANZEIGE
|9|
Seniorenzeitschri 2010
Erntedank 2010
Der Seniorennachmittag
„Dankt unserem Gott, lobsinget ihm“
- unter diesem Leitgedanken stand
das Erntedankfest der Senioren. Zu
diesem alljährlich stattfindenden
Fest waren auch die Senioren aus den
übrigen Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft eingeladen. Und
sehr viele Senioren folgten diesem
Ruf!
Die festlich geschmückte Kirche
Der Nachmittag begann zunächst mit
einem festlich vorbereiteten Gottesdienst in der Kirche. Der Altarraum war
mit den Blumen und
Früchten des Jahres
geschmückt. Nicht
zu übersehen war die
Erntekrone, die die
Menschen - damals
wie heute - an ihre
Abhängigkeit und ihr
Gebundensein an die
Natur erinnern soll.
Nach der kirchlichen
Feier ging es dann
zum gemeinsamen
Kaffee und Kuchen
in
den Saal Heskamp.
Sketche und Dönkes durch Mitglieder der Seniorengemeinschaft
Die Senioren erwarteten hier festlich
dekorierte Tische, die mit zahlreichen
begann dann mit der Tanzgruppe des
leckeren Torten und frischgebackenem
Heimatvereins Darme. Zwischendurch
Brot gedeckt waren. Empfangen wurwurden viele alte Lieder gesungen, beden die Senioren zudem durch die Kingleitet durch einen gut aufgelegten Muder aus dem Kindergarten, die ihre Liesiker. Viel Beifall und manche Lachstürder und Tänze zum Erntedank präsenme ernteten die Frauen unserer Seniotierten. Das eigentliche Festprogramm
rengemeinschaft, die ihre Dönkes und
Sketche zum Besten
gaben.
Auf dem Höhepunkt
des
Nachmittags
begann dann die
bereits mit Spannung
erwartete
Tombola. Manches
Los fand sich dann
in
schwitzender
Hand. Wegen der
zahlreichen Gewinne ging fast niemand leer aus.
Zum Schluss sangen
alle dann „Dass wir
uns hier in diesem
Saal noch treffen so
viel
hundertmal,
Gott mag es lenken,
Gott mag es schenken, er hat die
Gnad.“
Zahlreiche Senioren aus den Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft besuchten das Erntedankfest
| 10 |
Auseinander
ging
man mit dem festen
Vorsatz, sich im
nächsten Jahr wieder zu treffen.
Seniorenzeitschri 2010
Erntedank früher
Vorbereitungen in Wesel - Eine fotografische Erinnerung
r Ar
Der Anfang alle
arsch voran
beit—im Gänsem
Wir sind bereit!
Die Arbeit kann be
ginnen!
Fleißige Frauen und Männer bei der Ernte
eG
eden
Zufri
Die erste Garbe ist
ter
esich
gebunden
| 11 |
Der Sensemann in Aktion
Es ist geschafft!
Seniorenzeitschri 2010
Die Jugend von gestern - und die
Senioren von morgen
Ursula Lehr
Aus: „Politik und Zeitgeschichte“
(B 20/ 2003)
Wir leben in einem alternden Volk, ja
in einer alternden Welt. Immer mehr
ältere Menschen stehen immer weniger jüngeren gegenüber.
So waren in Deutschland im Jahr 2000
24 % der Bevölkerung 60 Jahre und älter, aber nur 21 % jünger als 20 Jahre.
Im Jahr 2030 wird der Anteil der über 60
-Jährigen (35 %) etwa doppelt so hoch
sein wie jener der unter 20-Jährigen (17
%). Aber auch der Anteil der über 80-, 90
- und Hundertjährigen nimmt zu. Der
prozentuale Anteil der über 80-Jährigen
wird sich in den nächsten 20 Jahren
verdoppeln; er steigt von 3,6 auf 7,4 %,
um im Jahr 2050 13,2% erreicht zu haben. Zurzeit leben in Deutschland
knapp 10 000 Hundertjährige und Ältere; im Jahre 2025 werden es bereits 44
000 und im Jahre 2050 sogar über 114
000 sein, so der „World Population
Aging“-Bericht 1950 – 2050 der Vereinten Nationen. Während sich die meisten Menschen darüber freuen, dass sie
selbst und ihre Angehörigen eine höhere Lebenserwartung haben, wird auf der
gesellschaftlichen Ebene genau dieselbe Entwicklung für vielfältige negative
Trends verantwortlich gemacht. So
spricht man mittlerweile von „Rentenlast“ und „Pflegelast“ und beklagt das
„Langlebigkeitsrisiko“. Ältere Menschen werden verantwortlich gemacht
für finanzielle Schwierigkeiten in den
Renten-, Kranken- und Pflegekassen.
Der demographische Wandel:
„Überalterung“ / „Unterjüngung“?
Zunächst einmal ist festzustellen, dass
der demographische Wandel nicht nur
durch die längere Lebenserwartung,
sondern auch durch den Rückgang der
Geburtenzahlen bedingt ist. Und daran
sind unsere heutigen Seniorinnen und
Senioren gewiss nicht schuld. Sie haben
zwei, drei und manchmal mehr Kinder
auf die Welt gebracht, trotz Krieg und
schwieriger Nachkriegszeit, trotz Hungers- und Wohnungsnot sowie sehr
trister Zukunftsaussichten damals. Sie
haben ihre Kinder groß gezogen – ohne
Azubi-Gehalt und BAföG (im Gegenteil,
| 12 |
sie mussten auch für die Lehre ihrer
Kinder noch selbst zahlen). Von den
1950 geborenen Frauen blieben nur 11
% kinderlos, von den 1960 Geborenen
sind es bereits 22 % und von den 1965
Geborenen werden nach Hochrechnungen 35 % kinderlos bleiben. Der demographische Wandel, das Altern unseres
Volkes, ist also zum größten Teil durch
die mittlere und jüngere Generation
ausgelöst. Wir haben keine „Überalterung“ (wo ist hier die Norm?), sondern eine „Unterjüngung“ durch zu
wenige Kinder!
Das Ja zum Kind fällt den jüngeren
Frauen und Männern heute offenbar
schwer. Hier wirken viele Gründe zusammen: Einmal sind es die besseren
Möglichkeiten der Familienplanung
(Pille), sodann haben Kinder ihren
„instrumentellen Charakter“ verloren
(Kind als Arbeitskraft, Kind für die persönliche Alterssicherung, Kind als
„Stammhalter“, als Namensträger).
Außerdem werden in der Politik Kinder
häufig nur als „Kostenfaktor“ diskutiert; es wird viel zu wenig herausgestellt, dass Kinder neben allen Lasten
auch Freude machen, das persönliche
Leben bereichern. Sicher spielen die
Unsicherheit in Bezug auf Erhalt des
Arbeitsplatzes, die Angst vor Arbeitslosigkeit sowie ungünstige Wohnverhältnisse auch eine Rolle neben anderen.
Bessere Möglichkeiten zu schaffen,
Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können, wäre hier effektiver
als nur finanzielle Unterstützung. Ein
weiterer Grund ist die gesellschaftliche
Akzeptanz von Ehen ohne Trauschein,
die das Heiratsalter oft bis ins vierte
Lebensjahrzehnt hinein verschiebt.
Hier sind schon aus biologischen Gründen einem Kinderreichtum Grenzen
gesetzt. Schließlich liegt heute – im
Gegensatz zu den Zeiten unserer Mütter
und Großmütter – zwischen dem Verlassen des Elternhauses und der Heirat
eine längere Phase des selbständigen
Alleinwohnens, die sicher der individuellen Entwicklung zugute kommt, in
der sich eigene Lebensstile, eigene Gewohnheiten bilden und verfestigen, die
eine Anpassung schon an einen Partner, erst recht aber an Kinder zweifellos
erschweren. So werden wir wohl auch in
Zukunft nicht mit einer erheblichen
Steigerung der Geburtenrate rechnen
können.
Der demographische Wandel als
Ursache des Dilemmas –
eine einseitige Schuldzuweisung
Die zunehmende Langlebigkeit der
Älteren einerseits und die abnehmende
Geburtenrate bei den Jüngeren andererseits werden vielfach für das Rentendilemma verantwortlich gemacht („wer
soll die Renten für morgen erarbeiten?“). Doch hier sind auch gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche
Faktoren mit zu berücksichtigen. Die
Ausdehnung der Jugendzeit und die
Vorverlegung des Seniorenalters trotz
besserer Gesundheit und vorhandener
Kompetenz führt zu einer Schrumpfung
des eigentlichen aktiven mittleren Erwachsenenalters. Zunächst einmal haben wir eine verlängerte Jugendzeit:
Nicht mit 15 Jahren tritt man in das
Berufsleben ein, sondern viele Jahre
später. Bei der anteilsmäßig immer
größer werdenden Gruppe der Studierenden ist ein Berufseintritt an der
Schwelle des 30. Geburtstages keine
Seltenheit. Erst dann zahlt man voll in
die Renten- und Krankenkassen ein.
Umgekehrt sieht es mit dem Ausscheiden aus dem Beruf aus; hier ist das reguläre Rentenalter von 65 Jahren mittlerweile die große Ausnahme. Viele
Betriebe kennen keinen über 55- oder
gar 50-jährigen Mitarbeiter mehr. Interessanterweise wird die Begründung,
dass sich 50-Jährige als wenig flexibel
und eingeschränkt leistungsfähig erweisen, oft von Menschen geäußert und
im wirtschaftlichen Alltag durchgesetzt,
die vom Alter her selber unter ihr eigenes Diktum fallen würden. Aber möglicherweise gelten solche Aussagen immer nur für andere und man ist selber
die Ausnahme. Im Jahr 2001 standen
nur 36,8% aller 55- bis 64-Jährigen in
Deutschland im Erwerbsleben, während es beispielsweise in Norwegen
67,4%, in der Schweiz und in Schweden
67,1% waren. Mancher 55-Jährige und
ältere würde gerne in die Rentenkassen
einzahlen und nicht aus der Rentenkasse seinen Lebensunterhalt beziehen,
wenn er nur Arbeit hätte. Beide problematischen Faktoren zusammen – später
Seniorenzeitschri 2010
Berufsanfang und frühes Berufsende –
führen zu erheblichen Belastungen der
Sozialkassen. Insofern ist der demographische Wandel nur ein, wenn auch
wichtiger Aspekt für die Zukunftsfähigkeit unseres Sozialstaates. Andere –
politisch durchaus gestaltbare Faktoren
– spielen mindestens eine ebenso bedeutsame Rolle, wie zum Beispiel – eine
Wirtschaftspolitik, die Arbeit schafft; –
eine Bildungspolitik, die bei kürzeren
Ausbildungszeiten zu beruflichen Qualifikationen führt, die auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden; – eine kontinuierliche Personalplanung mit über
das ganze Berufsleben verteilter Fortbildung, die ältere Arbeitnehmer im Arbeitsleben behält anstatt sie „freizusetzen“. Wir sind heute länger jung und
früher alt (gemacht!) – und das auf Kosten des eigentlichen Erwachsenenalters! Bis 35 zählt man als „Jugendlicher“, kann man in den Jugendgruppen aller Parteien tätig sein; ab 45 ist
man dann schon „älterer Arbeitnehmer“; ab 50 gilt man schon als „zu alt“
und hat keine Berufschancen mehr,
und mit „55plus“ wird man zu den Senioren abgeschoben – obwohl man weit
gesünder und kompetenter ist, als es
unsere Eltern und Großeltern waren!
Wir beschneiden das eigentliche, aktive
mittlere Erwachsenenalter von beiden
Seiten und lassen es auf nur noch zehn
bis 15 Jahre zusammenschrumpfen,
ohne die immensen Folgen für die gesamte Gesellschaft – für Jung und Alt –
zu bedenken! Ein negatives Altersbild
ist in unserer Gesellschaft – besonders
in der Wirtschaft und Politik – immer
noch weit verbreitet, trotz vieler Reden
über die bedeutende Rolle älterer Menschen. Wie sehr wird jeder „Generationswechsel“ gelobt, jede „Verjüngung der Mannschaft“ gepriesen! Dabei
brauchen wir doch in der Gesellschaft,
in der Wirtschaft und auch in der Politik das Miteinander aller Generationen!
Wir brauchen das Wissen, die Erfahrung, die Übersicht, die besonderen
Problemlöse- Fähigkeiten der Älteren,
die gleichzeitig sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen erfassen und
soziale Verknüpfungen erkennen.
Vom 3-GenerationenVertrag zum
5-Generationen-Vertrag
Es gibt heute eine Vielzahl
von Barrieren, die älteren
Arbeitnehmern eine aktive
Teilnahme am Erwerbsleben
erschweren. Manche Regulierungen, die zum Wohl der
Älteren gedacht waren, haben einen Bumerang-Effekt
und erschweren die Situation derjenigen, die als 45/50Jährige ihren Job verloren
haben und arbeitslos sind.
Das durchschnittliche Rentenzugangsalter liegt bei 59 –
60 Jahren. So ist es natürlich
verständlich, dass die 25- bis
59-Jährigen, die im Arbeitsleben stehen, über zu hohe
Belastungen klagen. Aus
dem 3- Generationen-Vertrag
ist ein 5-Generationen-Vertrag geworden: Die mittlere Generation zahlt
manchmal für zwei Generationen, die
noch nicht im Berufsleben stehen
(mancher 30-jährige Student hat sein
Kind im Kindergarten), und oft für zwei
Generationen, die aus dem Berufsleben
ausgeschieden sind. Vater und Sohn,
Mutter und Tochter – beide im Rentenalter: Das ist keine Seltenheit heutzutage. Doch diese belastete mittlere Generation sollte wenigstens bedenken, dass
manche Rentner von heute gar nicht
freiwillig in Rente gingen, sondern von
Vorruhestand, Frühpensionierung,
Altersteilzeit und dergleichen Gebrauch
gemacht haben, um den Jüngeren einen
Arbeitsplatz zu sichern. Dann darf man
ihnen jetzt aber die „Rentenlast“ nicht
zum Vorwurf machen!
Weiterhin bedenke man: Viele der heutigen Rentner waren 45 Jahre lang berufstätig – ein Zeitraum, den die jüngere
Generation von heute nur sehr selten
schaffen wird! Einige der älteren heutigen Rentner kannten noch die 60Stunden-Woche, bestimmt aber die 48und die 45-Stundenwoche! Heutige
Rentner kennen den Samstag als vollen
Arbeitstag und hatten bis 1957 einen
tariflich festgelegten Jahresurlaub von
zwölf (!) Tagen, Samstage mit einberechnet! Wer von den Jüngeren möchte
damit tauschen? Heutige Senioren hatten weit weniger Bildungs- und Weiterbildungs-Chancen! Wir haben in unserem Land noch nie so viel für Bildung
ausgegeben für die jüngere Generation
wie heutzutage. Man sollte diese Unterschiede und das durch die jetzige Rentnergeneration für die Jüngeren Erarbeitete bei einem Generationenvergleich
nicht verdrängen und vergessen.
Zunehmende Langlebigkeit –
eine Herausforderung für jeden Einzelnen und die Gesellschaft
Unsere Gesellschaft, wir alle werden
älter von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr. Dass wir älter werden, daran können wir nichts ändern.
Aber wie wir älter werden, das lässt sich
schon beeinflussen! Es kommt ja nicht
nur darauf an, wie alt wir werden, sondern wie wir alt werden: Es gilt, nicht
nur dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben zu geben. Altern ist ein lebenslanger Prozess. Wie wir uns als
Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsener verhalten, das beeinflusst
unseren Alternsprozess im Seniorenalter. Jeder Einzelne hat alles zu tun, um
möglichst gesund und kompetent alt zu
werden. Damit erhöht er nicht nur seine
eigene Lebensqualität im Alter, sondern
auch die seiner Angehörigen, seiner
Familie – und spart letztendlich der
Gesellschaft Kosten. Aber auch die Gesellschaft sollte sich hier verantwortlich
fühlen und Möglichkeiten zu einem
gesunden, kompetenten Altern nicht
gerade einschränken. Das es vor allem
aber auch ganz stark darauf ankommt,
schon in jungen Jahren die Fähigkeiten
zu entwickeln, sich mit Stress und Belastungen auseinander zu setzen, damit
adäquat umzugehen, das vergisst man
gerne. Und wir werden uns sogar zu
fragen haben, ob manche gut gemeinten Erziehungsweisen, die von dem
Kind und Jugendlichen Stress und Belastungen fern halten wollen, die ihnen
alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, ihnen damit letztendlich die
Chance nehmen, aktive Auseinandersetzungsformen mit Problemen einzuüben. Darüber hinaus hat Wohlbefin-
| 13 |
Seniorenzeitschri 2010
den im Alter etwas mit „Gebrauchtwerden“ zu tun. Dazu gehören berufliche und familiäre Aufgaben, aber auch
das Engagement für andere. Dieses
wird von Seniorinnen und Senioren
besonders ernst genommen.
Viele Vereine, viele Pfarrgemeinden
und auch die politischen Parteien
müssten einen großen Teil ihres Angebotes streichen, wenn nicht ältere Menschen aktiv und selbstverständlich einen großen Beitrag leisteten. Doch ein
„soziales Pflichtjahr“ für Senioren, wie
gelegentlich gefordert, ist kein Beitrag
zur Lösung des Problems. Solange man
ältere Menschen trifft, die sich in Beruf
und Ehrenamt engagieren wollen und
dies mangels Gelegenheit nicht können, erübrigen sich solche Vorschläge
ohnehin.
Gesellschaft gestalten
mit der älteren Generation
Jeder, der alt ist, war einmal jung. Die
Jungen wollen alt werden (wenn auch
oft nicht alt sein). Das heißt: Alt und
Jung sind auch die Jugend von gestern
und die Senioren von morgen. Allein
daraus sollte sich schon selbstverständlich eine Solidarität der Generationen
ergeben. Noch gibt es sie sowohl in den
Familien als auch in der Gesellschaft,
wie viele Untersuchungen belegen. Aber
dieser Zusammenhalt ist durchaus gefährdet. Gerede über einen Generationenkampf oder Schuldzuweisungen für
soziale oder finanzielle Probleme an
eine Altersgruppe können die Solidarität der Generationen durchaus beeinträchtigen. Solange sich „Anti-Aging“
nur gegen Falten wendet, mag es zwar
(sprachlich) souverän, aber unproble-
matisch sein. Für den Zusammenhalt
unserer Generationen ist jedoch – nicht
zuletzt auch im Interesse der Jüngeren –
eine positivere Einstellung zum Älterwerden und damit auch zu den Älteren
notwendig!
Die Autorin:
Ursula Lehr
Prof. Dr. phil. Dr. h. c., geb. 1930;
1988 bis 1991 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit;
Ehrenmitglied vieler internationaler
wissenschaftlicher Gesellschaften für
Psychologie und für Gerontologie/
Geriatrie.
Der Trick mit dem Enkel
Neue Broschüre informiert, wie sich Senioren vor Betrügern schützen können
Erika Aigner fiel nicht auf den Trick
herein. Im Mai rief bei der 72-Jährigen
eine Frau an und meldete sich wie eine
gute, etwas erkältete Freundin: „Hallo
Erika, wie geht es Dir?“ Ihren Namen
nannte sie nicht. Erika Aigner wurde
skeptisch und testete die Anruferin. Sie
tat so, als glaube sie an einen Anruf
ihrer Freundin Conny. „Conny, bist du
das?“, fragte sie. Die Anruferin bejahte
und sagte, sie sei gerade in der Stadt
beim Notar. Von da an war sich Erika
Aigner sicher: Das kann nicht meine
Freundin sein, die meldet sich immer
vorher, wenn sie zu mir kommt. So wunderte sich Erika Aigner auch nicht, dass
Conny sie wenig später um 27.000 Euro
bat. Erika Aigner versprach zu helfen
und verständigte die Polizei. Die Täter
konnten zwar nicht gefasst werden,
aber ihr Geld hat Erika Aigner heute
noch.
Immer mehr ältere Menschen bekommen Anrufe von Betrügern, die sich als
Verwandte oder Bekannte vorstellen
und um Geld bitten. Doch gegen den
sogenannten Enkeltrick und andere
Trickbetrügereien kann man sich wehren. Die neue Broschüre „Rate mal, wer
dran ist“, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, beschreibt, wie die
| 14 |
Täter vorgehen, wie man sie erkennt
und was zu tun ist, um sich vor Trickdieben und Betrügern zu schützen. Die
Täter setzen allerlei Lügen, Tricks und
Täuschungen ein: Sie geben sich am
Telefon als Verwandte aus, treten an der
Haustür als Handwerker auf oder täuschen eine Notlage vor, in der sie dringend Geld benötigen. Zum Abholen
erscheint dann natürlich nie der Enkel,
sondern immer eine „absolut vertrauenswürdig“ angekündigte Person. Und
das Geld ist weg.
Ein weiterer, oft angewandter Trick: Die
Betrüger stellen einen hohen Gewinn in
Aussicht. So hatten sich Hunderte Betroffene bei der Verbraucherzentrale
über ein telefonisches Gewinnversprechen eines gewissen „Friedrich von
Haber“ und einer „Carmen Götz“ beschwert. Eine Computerstimme, die
täuschend echt und seriös klang, teilte
dem Angerufenen mit, er habe einen
BMW gewonnen inklusive Spritgeld
und Versicherung für ein Jahr im Wert
von 30.000 Euro oder einen Geldbetrag
in gleicher Höhe. Um den angeblichen
Gewinn zu erhalten, sollten die Betroffenen innerhalb von 48 Stunden
verschiedene 0900-Nummern anrufen.
Wer das tat, erhielt aber keinen Gewinn,
sondern wurde endlos lange in einer
Warteschleife gehalten und zahlte pro
Minute bis zu drei Euro. „Die Masche ist
nicht neu, aber lukrativ“, sagt Verbraucherschützerin Ute Bitter. Sie rät dringend vom teuren Rückruf ab. Stattdessen sollten Betroffene die vermeintliche
„Nummer zum Glück“ notieren und sie
der Bundesnetzagentur weiterleiten, die
die 0900er-Anschlüsse abschaltet.
Wer bereits vergeblich versucht hat, den
Gewinn abzurufen und nun die hohe
Telefonrechnung in den Händen hält,
sollte mit Hilfe der Verbraucherzentrale
oder eines Anwalts versuchen, das Geld
bei seinem Netzbetreiber wieder zurückzufordern. Bei der Wahl ihrer Opfer
verwenden die Täter, so verrät es die
Broschüre der Bundesregierung, einen
einfachen Trick: Sie schauen im Internet oder Telefonbuch nach altertümlich
klingenden Vornamen. Eines der Mittel, um sich vor betrügerischen
„Enkeln“ oder vor angeblichen Gewinnversprechen zu schützen, lautet daher:
Den Vornamen im Telefonbuch nur mit
dem Anfangsbuchstaben abdrucken
lassen – und natürlich die Broschüre
lesen. Sie will dazu beitragen, dass Senioren nicht getäuscht werden, sondern
die Täter sich täuschen – indem sie
glauben, sie hätten leichtes Spiel. Wie
im Fall von Erika Aigner.
Seniorenzeitschri 2010
Halbtagsfahrt der Senioren
Auf Erkundung in der Samtgemeinde Lengerich
Am 9. Juni war es wieder soweit. Zahlreiche Seniorinnen und Senioren
begaben sich auf die mittlerweile
traditionelle Halbtagsfahrt. Das diesjährige Ziel war die Samtgemeinde
Lengerich.
Zuvor aber wurde der ehemalige Bramscher Pfarrer Uwe Voßmann an seiner
Wirkungsstätte in Meppen besucht.
Nach einem gemütlichen Kaffeetrinken, dem Besichtigen der dortigen Kirche sowie einem Abschiedssegen fuhren die Senioren für die Erkundung der
Samtgemeinde Lengerich nach Langen.
Hier standen zwei Gästeführerinnen
(Frau Maria Küterluks aus Handrup und
Frau Hedwig Wilken-Keeve aus Wettrup) zur Verfügung, die die Geschichte
und Sehenswürdigkeiten der einzelnen
Gemeindeteile erläuterten.
Vor Beginn der Besichtigung wurde die
Samtgemeinde kurz vorgestellt. Danach
hat die SG Lengerich aktuell 9.122 Einwohner und umfasst eine Fläche von
etwa 143 qkm. Alle Mitgliedsgemeinden
wurden um 890 erstmals erwähnt und
so konnte man 1990 die 1.000-JahrFeier begehen. Auffällig ist der Anteil
junger Menschen unter 18 Jahren; diese
Gruppe macht etwa 23% der Gesamtbevölkerung aus. Die SG Lengerich fühlt
sich dementsprechend als „junge Kommune“.
Erstes Ziel der Halbtagsfahrt war die
Gemeinde Langen. Langen liegt im
Südwesten der Samtgemeinde hat 1.433
Einwohner, die auf einer Fläche von
etwa 34 qkm leben. Die Bezeichnung
„Langen“ setzt sich aus den beiden althochdeutschen Bezeichnungen lang–
und –en zusammen und in etwa langgestreckte Flurfläche oder Ansiedlung
bedeutet. Mittelpunkt der Gemeinde ist
die St. Matthias-Kirche. Langen ist erst
seit 1961 eine eigenständige Pfarrei;
allerdings wird jetzt ein Pfarreiverbund
mit Lengerich gegründet. Weiterhin
existiert eine Privatkapelle, die dem
Heiligen Ferdinand geweiht ist, und auf
dem Gut Grumsmühlen steht. Dieses
war um 1300 im Besitz der Grafen von
Tecklenburg und ist seit 1923 im Besitz
des Prinzen v. Croy. Der Heimatverein
Langen hat im Gemeindezentrum - dem
ehemaligen Hof Manning aus dem Jahr
1815 - eine Dauerausstellung über das
dörfliche Leben und die Entwicklung
der Heuerleute eingerichtet.
bindung gebracht. Das Grundwort bezeichnet eine Ansiedlung bzw. ein Dorf.
Es könnte also eine Ansiedlung in einem relativ nassen Gelände bedeuten.
Dies wird in der Literatur als die wohl
wahrscheinlichste Bedeutung angenommen. Viele kennen das „Wettruper
Kochbuch“. Mit den Erlösen aus dem
Verkauf dieses Buches wurde die Gestaltung des Kirchengartens unterstützt. Der
„Peijaz“, der zum
Scheibenschießen im
Februar mit einem
weißen Anzug in Aktion tritt, ist eine begehrte Persönlichkeit;
die unverheirateten
Männer bieten jedes
Jahr für diese Aufgabe
viel Geld. Gut erhaltenen Fachwerkgiebel
können noch auf den
Höfen Freese und
Lampen (aus den Jahren 1794 und 1797)
bewundert werden.
Weiter ging die Fahrt nach Gersten.
Hier leben auf einer Fläche von etwa 30
qkm 1.280 Einwohner. Gersten besteht
aus der Bauerschaft und Drope. Der
Name
„Gersten“
wird mit dem altnordischen gerstr
verbunden, das soviel wie Faul– oder
Brachwasser bedeutet. Interessant ist
sicherlich, dass die
Bewohner Gerstens
aus
Ostfriesland
eingewandert sein
sollen (Quelle: Lehrerverein der Diözese
Osnabrück
1905). Durch die
Kleinbahn, die von
Lingen über Gersten und Wettrup
nach Quakenbrück
führte, erlebte GersDie
Halbtagsfahrt
ten einen großen
wurde mit einem BeDas Wappen wurde vom Rat der Samtgemeinde Lengerich am 24.04.1978
Aufschwung. Eine
such der Gemeinde
beschlossen. Nach Anhörung des Niebesondere ErzähHandrup
beendet.
dersächsischen Staatsarchivs in Osnablung gibt es zur
Das Dorf hat 890 Einrück wurde es mit Verfügung vom 14.
Entscheidung des
wohner auf einer Flä07.1978 durch den Landkreis Emsland
Standplatzes
der
che von etwa 15 qkm.
genehmigt.
Herz-Jesu-Kirche.
Am bekanntesten ist
Danach stellte eine
sicherlich das Herzgewisse Frau Lindemann ein entspreJesu-Kloster Handrup, das 1923 von
chendes Grundstück zur Verfügung,
Pater Stanislaus Loh und Bruder Boniwenn ihr drei Freiplätze in der zu errichfatius Berger gegründet wurde. Hiermit
tenden Kirche überlassen würden. Mit
verbunden ist auch der Schul– und Indem Bau der Kirche von 1921 bis 1923
ternatsbetrieb. Mit Beginn des Schulverlagerte sich der Ortskern von Drope
jahres 1964/65 wurde die Schule von
zum heutigen Standort. Der Heimatver"Gymnasium Missionshaus Handrup"
ein hat sein Domizil im Backhaus nein des jetzige "Gymnasium Leoninum"
ben der Gaststätte Lindemann. Ein
umbenannt. Aktuell werden etwa 1.300
schöner Bauerngarten und eine große
Schüler betreut.
Scheune mit Geräten und Maschinen
gehören zum Anwesen des HeimatverDie Halbtagsfahrt wurde in Gersten im
eins.
Gasthaus Köbbe bei einem leckeren
Spargelessen beendet. Sollten Sie auch
Von Gersten ging es dann in die kleinste
einmal Lust verspüren, mit anderen
Gemeinde. Wettrup hat derzeit 570
Senioren einen schönen und aufregenEinwohner auf einer Fläche von etwa 13
den Tag zu verbringen, dann sollten Sie
qkm. Der Name „Wettrup“ wird mit
an dieser regelmäßig stattfindenden
dem angelsächsischen Wort wet, welHalbtagsfahrt teilnehmen. Sie sind
ches niedrig, feucht bedeutet, in Verganz herzlich willkommen.
| 15 |
Seniorenzeitschri 2010
Eine Hundegeschichte vom alten Flugplatz in Plantlünne
Von Joachim Eickhoff
Wie man weiß, befand sich fast das
ganze Gelände des ehemaligen Flugplatzes Plantlünne auf Bramscher
Gebiet. Deshalb gehört der Flugplatz
Plantlünne - wie auch seine Geschichten – zu Bramsche und können hier
erzählt werden.
Diese wahre Geschichte vom Flugplatz
Plantlünne begann eigentlich ganz woanders, nämlich im Juli des Jahres 1942
in Nordafrika. Truppen des deutschen
Afrikakorps griffen bei El Alamein die
britischen Stellungen an und konnten
sie zum großen Teil durchbrechen. In
einem der verlassenen englischen
Schützengräben fand der Unteroffizier
Böckl einen kleinen Hundewelpen. Der
Welpe war halb verhungert und der
Unteroffizier nahm ihn mit und zog ihn
auf. Als Unteroffizier Böckl Urlaub nach
Deutschland bekam, brachte er Fiffi, so
nannte er seinen Hund, mit nach Hause, wo Fiffi eine neue Heimat in Groß
Otschehau im damaligen Protektorat
Böhmen und Mähren fand.
Als im Sommer 1944 ein weiterer Sohn
der Familie, der Feldwebel und Flugzeugführer Adolf Böckl seine Eltern
besuchte, nahm er Fiffi mit zur 12. Staffel des Jagdgeschwaders 26. Als Adi
Böckl Ende Oktober 1944 versetzt wurde, kam Fiffi in die Hände von Unteroffizier Willibald Malm aus Limburg und
so im November 1944 mit der III. Gruppe des Jagdgeschwaders 26 zum Flugplatz Plantlünne.
Unteroffizier Malm, damals 21 Jahre alt
und Fiffi wurden unzertrennliche
Freunde. Wenn Malm mit seinem Flugzeug im Einsatz war, saß Fiffi einsam in
der Flugzeugbox und wartete auf sein
Herrchen. Wenn das Flugzeug dann
wieder in die Box gerollt wurde, reichte
Malms erster Wart den kleinen Fiffi oft
ins Flugzeug, wo sich Fiffi maßlos über
die Rückkehr seines Herrchens freute.
So kam der Unteroffizier Malm eines
Tages auf die Idee, seinen Fiffi im Flugzeug mitzunehmen.
| 16 |
Womit niemand gerechnet hatte, dieser
Flug
wurde
zum
Feindflug und Unteroffizier Malm befand
sich mit Fiffi in der
Kabine mitten im
Luftkampf. Gerissene
Kurven, Loopings, rauf
und runter, Rückenflug, alles machte Fiffi
mit. Er saß auf Malms
Schoß, fiel auf die
Innenseite des Kabinendachs, geriet zwischen die Ruderpedale und flog gegen den
Rückenpanzer. Aber
all das machte ihm
nichts aus, beim
nächsten Flug wollte
Fiffi wieder mit.
Allerdings war zu jener
Zeit die Chance der
deutschen Flugzeugführer bei den dauernden Feindflugeinsätzen abgeschossen zu
werden sehr groß.
Man erlebte es mit, wenn die Kameraden vom Einsatz nicht zurückkehrten
und war oft genug hautnah Zeuge des
Abschusses. Wenn man als Flugzeugführer realistisch dachte, konnte man
sich ausrechnen, wann man selber
„dran war“, wie die Soldaten sagten.
So überlegte sich der Unteroffizier
Malm, wie er seinen Fiffi bei einem Abschuss oder Absturz retten könnte und
bastelte für seinen Hund aus drei Teilen
Fallschirmseide einen kleinen Fallschirm, den Fiffi beim Einsatz umgeschnallt bekam.
„Wenn ich abgeschossen worden wäre,
hätte ich Fiffi mit seinem Fallschirm
zuerst aus dem Flugzeug geworfen und
wäre dann selber ausgestiegen“, sagte
Malm.
Ein Hund war schon etwas Besonderes
bei einem Flugzeugführer im Krieg.
Ihm konnte man alles erzählen, was
man mit seinen Kameraden nicht besprechen konnte. Mit Kameraden rede-
te man nicht über Todesangst, über
Liebeskummer, über eine Zukunft, die
es vielleicht gar nicht geben würde. Mit
einem Fiffi ging das alles und man bekam Wärme und Zuneigung des Tieres
ohne Vorbehalt dazu und konnte sie
zurückgeben, ohne bei den Kameraden
als „Schlappschwanz“ oder „Angsthase“
zu gelten.
Fiffis Plantlünner Hundegeschichte
endete traurig.
Am 18. März 1945 verlegte die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 26 nach Delmenhorst zum Flugplatz „Große Höhe“.
Willibald Malm hatte seine Maschine
mit seinen Habseligkeiten und die seines ersten Wartes vollgeladen. Für Fiffi
war kein Platz mehr im Flugzeug. Da
erbot sich der Leutnant Jan Schild,
den Hund in seinem Flugzeug mitzunehmen und schickte Unteroffizier
Malm mit seiner Maschine zum Start.
Malm hatte Leutnant Schild extra gebeten, Fiffi an die Leine zu nehmen, damit
Seniorenzeitschri 2010
Fiffi nicht Unteroffizier Malms startender Maschine nachläuft, aber Fiffi lief
Leutnant Schild weg und ließ sich nicht
wieder einfangen. Schließlich gaben
die Soldaten die vergeblichen Versuche
auf, den Hund an die Leine zu legen
und so blieb Fiffi alleine auf dem Flugplatz Plantlünne zurück. Es ist anzunehmen, dass er in der Box von Unteroffizier Malms Flugzeug auf die Rückkehr
seines Herrchens gewartet hat. Vergeb-
lich. Anfang April 1945 werden dann die
auf dem Flugplatz Plantlünne einfallenden britischen Piloten einen halb verhungerten kleinen Hund gefunden haben. Vielleicht war es so, aber das weiß
niemand so genau.
Der zum Feldwebel beförderte Willibald
Malm hat den Krieg überlebt und besuchte mit mir viele Jahre später seine
Flugzeugbox auf dem ehemaligen Flug-
platz Plantlünne. Er stand lange dort
und schaute in die Vergangenheit. Er
erzählte mir dann nichts über Flugzeuge, Luftkämpfe, Not und Tod, er erzählte mir von seinem Fiffi, ein liebenswerter, humorvoller älterer Herr und so
behalte ich ihn für immer in Erinnerung, meinen Freund Willi Malm mit
seinem Hund Fiffi.
Waffeln mit Herz gemacht
10 Grundregeln
1.
Alle Zutaten sollten Raumtemperatur haben.
2.
Verrühren Sie zunächst Ei, weiche oder zerlassene Butter, Zucker, Vanillezucker etc.
sorgfältig.
3.
Vermischen Sie das Mehl mit der angegebenen Menge Backpulver. Durch zu viel Backpulver entsteht ein unangenehmer Nachgeschmack.
4.
Wir empfehlen Wasser statt Milch. Mineralwasser mit viel Kohlensäure hat dieselbe
Wirkung wie Backpulver und macht daher die
Waffeln besonders locker. Durch die Verwendung von Mineralwasser kann die angegebene Menge Backpulver reduziert werden.
5.
Geben Sie Wasser und Mehl im Wechsel in
den Teig. Geben Sie jedes Mal nur so viel Mehl
hinzu, dass Sie es vollständig unterrühren
können, bevor Sie wieder Wasser hinzufügen.
Vermeiden Sie, dass Mehl direkt auf Wasser
trifft, da der Teig sonst Klumpen bildet.
6.
Rühren Sie soviel Wasser unter, dass der Teig
noch dickflüssig ist, aber gut vom Löffel fließt.
7.
Geben Sie Zutaten wie Mandeln, Nüsse, Aromen oder Alkohol erst zum Schluss in den
Teig.
8.
Lassen Sie den Teig mindestens 25 Minuten,
jedoch nicht länger als eine Stunde stehen.
Der Teig wird während dieser Zeit dickflüssiger. Rühren Sie den Teig danach nicht mehr
um und verbrauchen Sie ihn auf einmal. Längeres Lagern des Teigs führt zu schlechteren
Backergebnissen.
9.
Fetten Sie den Waffelautomaten nur vor dem
Backen der ersten Waffel mit Butter ein. Bei
den meisten Waffelteigen ist für die weiteren
Waffeln in der Regel kein Einfetten mehr notwendig.
10. Legen Sie die fertigen Waffeln auf ein Rost.
Stapeln Sie frische Waffeln nicht, da sie an
der Oberfläche weich werden. Waffeln
schmecken am besten, wenn sie frisch serviert werden.
Waffeln backen ist ein Jahrhunderte altes Kulturgut. So vielfältig
wie die Rezepte, so sind auch die
Meinungen über die richtige Zubereitung: Butter oder Margarine?
Wasser, Milch oder sogar Sahne?
Einfetten? Mit Butter oder sogar
mit der Speckschwarte? Stapeln
oder auf einem Rost? Lagern, nur
frisch oder sogar einfrieren?
Diskussionen hierüber ganz ohne Emotionen gibt es wohl nicht, denn niemand lässt etwas auf sein altes Familienrezept kommen. Und das ist auch
richtig so! Es gilt: Erlaubt ist, was schmeckt und was sich bewährt hat. Trotzdem sind im Folgenden einige Tipps und Regeln zusammengestellt, wie
Waffeln am besten gelingen.
Das klassische Waffelrezept
Zutaten:
6 Eier, 1 Fläschchen Zitronenaroma, 1 Fläschchen Rumaroma, 1
Päckchen Backpulver, 1 Päckchen
Vanillezucker, 200 g Zucker, 200 g
Butter oder Margarine, 500 g Mehl,
125 ml Mineralwasser (mit Kohlensäure)
Zubereitung:
Folgen Sie zunächst den 10 Grundregeln. Geben Sie jedoch zunächst
nur den Eidotter hinzu. Schlagen
Sie das Eiweiß zu steifem Eisschnee
und heben diesen zum Schluss unter.
Waffeln für den Sonntagstisch
Zutaten:
250 g Butter, 200 g Zucker, 3 Eier, 1
Päckchen Vanillezucker, 1 EL Rum,
125 g geriebene Mandeln, 450 g
Mehl, ca. 180 ccm Wasser (wenn
nötig), abgeriebene Zitronenschale
(unbehandelt) oder 1 Fläschchen
Zitronenaroma, 1/2 Päckchen Backpulver
Buttermilchwaffeln
Zutaten:
125 g Butter, 4 Eier, 240 g Mehl, 2 TL
Backpulver, ca. 3/8 Liter Buttermilch, 1 Prise Salz, 4 EL Zucker, 2
Päckchen Vanillezucker
Zubereitung:
Folgen Sie zunächst den 10 Grundregeln. Die Buttermilch geben Sie,
wie das Wasser im Wechsel mit
dem Mehl in den Teig. Anstatt der
Eier können Sie auch zum Schluss
Eisschnee unterheben.
Zubereitung:
Folgen Sie zunächst den 10 Grundregeln. Anstatt der ganzen Eier können Sie auch zum Schluss Eisschnee unterheben.
| 17 |
Seniorenzeitschri 2010
Marienklause im Pfarrgarten
Die Geschichte ihrer Entstehung
Von Paul Moss
Die Marienstatue, die heut
im Pfarrgarten in einer
Klause untergebracht ist,
stammt ursprünglich aus
der Bramscher Pfarrkirche
St. Gertrudis und war vor
Erweiterung der Kirche im
Jahr 1954 im alten Kirchenschiff untergebracht. Später gelangte die Marienstatue in das Lingener Kreisheimatmuseum, von wo sie
Mitte der 80er-Jahre zurück
erworben wurde.
Nach dem Gutachten eines
Sachverständigen dürfte
die Skulptur aus dem 19.
Jahrhundert stammen und
der so genannten „Wiedenbrücker Schule“ zuzuordnen sein. Die bekrönte Figur ist aus Holz gefertigt.
Der rechte Arm, das Jesuskind und das Zepter fehlten
ursprünglich. Eine Familie
der Pfarrgemeinde hat die
erforderlichen Kosten für
die Restaurierung (zum
damaligen Zeitpunkt etwa
5.000 DM) übernommen.
Um der kunstvoll gestalteten Mutter-Gottes-Statue
einen geeigneten Bestimmungsort zu geben, empfahl der Kirchenvorstand,
im Pfarrgarten auf einer
leichten Anhöhe eine neue
Klause zu errichten. In freiwilliger, fleißiger Arbeit
wurde die Baumaßnahme
durch viele Gemeindemitglieder durchgeführt.
„Maria, Vorbild im Glauben“ steht als Inschrift auf
dem Grundstein der Marienklause, welche zusammen mit der Mutter-GottesStatue von Pfarrer Alfons
Thörner unter großer Beteiligung der Gläubigen aus
den Kirchengemeinden St.
Gertrudis Bramsche und
Christ-König Darme am
Sonntag, den 11.08.1996
feierlich eingeweiht wurde.
In dem herrlich schattig
gelegenen Pfarrgarten gab
es bei der anschließenden
Begegnung noch reichlich
Gelegenheit zu Gesprächen
und Austausch.
Die Wiedenbrücker Schule
Mit "Wiedenbrücker Schule" wird das in
Wiedenbrück
im
19.
Jahrhundert
und Anfang des 20. Jahrhunderts blühende Kunsthandwerk bezeichnet.
Es handelte sich um einen lokalen Verbund von Werkstätten mit sich gegenseitig ergänzenden Spezialisierungen. In den
Werkstätten wurde kirchliche Ausstattungskunst hergestellt. Die hohen Anforderungen der kirchlichen Auftraggeber
führten bald zu einer Spezialisierung der
Werkstätten. Es gab Altarbauwerkstätten, Bildhauer, Ornamentiker und Maler.
Der gute Ruf der Werkstätten ging bis
nach Übersee und zeugte für hohe handwerkliche und gestalterische Qualität.
Gegen 1900 arbeiteten in Wiedenbrück
etwa 15 große Werkstätten.
| 18 |
Bisher konnten Informationen über mehr
als 1.700 Aufträge von etwa 700 Kirchen
gesammelt werden, die mit Altären, Kanzeln, Kommunionbänken, Kreuzwegen,
Beichtstühlen, Altarbildern, Heiligenfiguren und ganzen Ausmalungen ausgestattet wurden.
Aus dem Ruhrgebiet, dem Rheinland, dem
Sauerland und Münsterland, aber auch
aus dem Eichsfeld kamen viele Aufträge.
In Berlin gehörten mehr als 10 Kirchen zu
den Kunden. Dort sind einige berühmte
Kirchen, z.B. die Rosenkranzbasilika und
St. Elisabeth, noch heute im alten Zustand erhalten. Sogar in Königsberg, in
Kanada, den USA, Südamerika und China
finden sich Erzeugnisse der Wiedenbrücker Werkstätten.
Seniorenzeitschri 2010
Johannes Paul II.
Sterben und Tod als globales Ereignis
Vor Jahren war Leben und Sterben eines
Papstes vor allem Sache der Römer,
heute nehmen Millionen Menschen
daran teil, Tod und Begräbnis finden
weltweites Interesse, und schon zu Lebzeiten sah sich Johannes Paul, der
»Medienpapst«, sehr oft im Mittelpunkt.
Als er mit 58 Jahren in den Vatikan einzog, tat er dies mit flotten und energischen Schritten, ein kraftvoll und gesund wirkender Mann, der im Winter
zum Skilaufen fuhr und mit seiner vitalen Ausstrahlung viele Jugendliche in
seinen Bann zog. Seine Personalpolitikfand Widerspruch, schadete aber keineswegs seiner Popularität. Er fuhr keinen Schmusekurs mit dieser Welt, seine
Ansprachen hatten oft den gleichen
Inhalt, die klare Lehre der Kirche wie
gehabt; schon der Ansatz einer Missdeutung war ihm suspekt, und so zwang
er die deutschen Bischöfe zum Ausstieg
aus der staatlich subventionierten
Schwangerenberatung. Er zeigte ihnen
klar, wer der Papst ist und wer in der
Kirche bis ins Detail seinen Willen
durchsetzt. Karol Woytila hatte Freude
an seinem Amt, ging gerne auf Reisen
und ließ sich feiern, erwartete viel Zulauf bei seinem Kommen, war ein Meister von Großveranstaltungen. Und er
hatte viel Zeit zum Gestalten, das zweitlängste Pontifikat der Geschichte, mancher Papst in früheren Zeiten hätte gerne ein paar Jahre von ihm gehabt, er hat
einer Epoche seinen Stempel aufgedrückt, hat die wesentliche Führungselite der katholischen Kirche ernannt
und die Weichen weit in die Zukunft
gestellt.
Krankheiten setzen dem Papst zu
Die neunziger Jahre des Papstes sind
gezeichnet durch mancherlei Krankheiten, wobei er weiterhin mit Energie und
Zähigkeit auf seinen vielen Reisen weltweit unterwegs war. Nach der Entfernung eines Darmtumors im Jahre 1992
erlitt Johannes Paul ein Jahr später Knochenbrüche, die Hüftoperation von
1994 und die 1996 erfolgte Blinddarmoperation. Seinen Polenbesuch von
1999 musste er wegen heftiger Fieberanfälle abbrechen. Bis in die jüngste
Vergangenheit galten die Ärzte, denen
die Sorge um den Papst anvertraut war,
als äußerst verschwiegen. Sie mieden
jeglichen Kontakt mit den Medien. Erst
in den letzten Jahren haben mehrere
nichtvatikanische Ärzte, in deren Behandlung sich Papst Johannes Paul II.
begeben musste, eine in früheren Zeiten unvorstellbare Beredsamkeit an den
Tag gelegt, die oft schon die Frage nach
der ärztlichen Schweigepflicht aufkommen ließ. Schon früh fiel hier das Wort
von der Parkinsonschen Krankheit. Alle
Informationen wurden von den Medien
begierig aufgegriffen. Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Dr. Joaquin
Navarro Valls, selbst Mediziner, war
redlich bemüht, die Privatsphäre des
Papstes zu schützen.
Die ärztliche Betreuung der päpstliche Leibarzt
Verantwortlich für die medizinische
Betreuung war der päpstliche LeibarztDoktor Renato Buzzonetti, der für seine
Diskretion und Bescheidenheit bekannt
ist. Noch nie hat Buzzonetti ein Interview gegeben. Was sollte er auch sagen?
Der 81-Jährige lässt sich gern mit den
Worten zitieren: »Der Papst ist mein
Patient. Ich rede nie über die Gesundheit meiner Patienten.«Seit dem Beginn
von Johannes Pauls Pontifikat war der
Mediziner an der Seite des Kirchenoberhaupts, und auf vielen Fotos von den
Auslandsreisendes Papstes ist Buzzonettis inzwischen ergrautes Haupt mit
der dicken Brille zu sehen. Als einfacher
Patient galt Johannes Paul II. nicht, und
es war Doktor Buzzonetti, der ihn Anfang Februar zum Gang ins römische
Gemelli-Krankenhaus bewegte. In seinen Verantwortungsbereich fällt die
Wahl der Chirurgen, die Hand an den
Papst legen dürfen. Nach dem Attentat
auf dem Petersplatz 1981 suchte er den
Arzt aus, der dem Papst die Kugeln aus
dem Leib operierte. Außerdem hält sich
der Doktor immer über die neuesten
Behandlungsmethoden für die Parkinsonkrankheit auf dem Laufenden, die
dem Papst in den vergangenen Jahren
zusehends zusetzt. Der Arzt gilt als Teil
des Vatikanischen Haushalts, des engsten Zirkels um Johannes Paul II., dem
der Kammerdiener Angelo Gugel und
fünf polnische Nonnen angehören, von
denen eine, Schwester Tobiana, Medizin studiert hat. Dreißig Jahre lang arbeitete Dr. Buzzonetti im römischen
Aus:
„Das Sterben der Päpste“ von Alois Uhl
Patmos Verlag 2007
ISBN: 978-3-491-35000-7
Spital San Camillo, zuerst als Assistenzarzt und dann als Oberarzt für die Innere Medizin. Parallel zu dieser Arbeit
begann er seit 1965 auch eine Tätigkeitim Vatikan. Dort stieg er bald zum
Direktor des Gesundheitsdienstes des
Kirchenstaates auf. In manchen Medien
war zu lesen, der Papst sei ein schlechter Patient gewesen, ein ungeduldiger
Kranker, mit der Tendenz, sich allzu
schnell wieder an die Arbeit zu machen,
statt zu ruhen. Renato Buzzonetti rückt
diese Bild nun zurecht. Im Gespräch
mit Radio Vatikansagte er: »Johannes
Paul war ein guter Patient. Er ließ sich
bereitwillig untersuchen, sagte genau,
was ihn wo schmerzte. Überhaupt war
er ein höchst aufmerksamer Beobachter seiner größeren und kleineren Leiden. Denn er wollte schnell gesund werden und dem Arzt helfen, einen Auswegaus dem Geflecht seiner Krankheiten zu finden. Wie alle Patienten mochte Johannes Paul keine Injektionen.
Aber der Rest der Behandlungen, auch
wenn sie eigentlich schwerer zu ertragen waren als Injektionen, nahm er in
Gelassenheit an, selbst den Luftröhrenschnitt. Er bat mich, ihm zu erklären,
was dabei geschieht, und nach einigen
Minuten des Nachdenkens und der
Stille stimmte er zu.«In einem im März
2006 erschienen Buch »Lasciatemi andare: La forzanella debolezza di Giovanni Paolo II« hat Buzzonetti seine Erinnerungen an die Zeit mit dem sterbenden
Papst aufgeschrieben. Das in Protokollformgehaltene Buch bietet keine neuen
Erkenntnisse, sondern stellt im Wesentlichen eine gestraffte, überarbeitete
Dokumentation des vatikanischen
Amtsblattes dar, das der Vatikan im
September 2005 veröffentlicht hatte. In
einem Interview sagte Renato Buzzonetti : »Meine Erinnerungen an Johannes
Paul reichen von fröhlichen, unbeschwerten Momenten bis hin zu extrem
schwierigen. Eine Erfahrung, die mein
Leben geprägt hat, war natürlich, als
Arzt und als Christ den Tod des Papstes
zu begleiten. Ich hatte das Privileg, die
Ehre, seine Hand zu halten. Den Körper
des sterbenden Papstes zu berühren,
das bedeutete auch, seine Wunden zu
berühren. Von diesen blutenden Wunden ist später nie gesprochen worden.«Buzzonetti betont, er habe viel von
| 19 |
Seniorenzeitschri 2010
Johannes Paul gelernt: »Er hat mir geholfen, ein besserer Arzt zu werden.
Durch ihn habe ich wirklich verstanden,
dass der Arzt dem Menschen dient.
Durch ihn habe ich auch glauben gelernt, etwas von seinem tiefen Geist des
Glaubens mitgenommen.»Lasst mich
ins Haus des Vaters gehen!«Die Fingerzeige über die Hinfälligkeit des Papstes
wurden immer deutlicher. Am Anfang
als »Athlet Gottes« apostrophiert, waren
seine letzten Jahre von Krankheiten
überschattet, und der physische Verfall
schritt mit erschreckender Geschwindigkeit voran. Das Endstadium der ParkinsonErkrankung zeichnete sich ab.
Man sah den Körper des Papstes, der
gleichsam auf den Seziertisch der Neugier gelegt wurde. Etwas mehr Diskretion hätte man den engsten Mitarbeitern
empfehlen mögen. Aber wer hat das
Sagen, wenn der Papst zusehends
hilflos wird? Offenbar wollte der 84Jährige trotz anderer Empfehlungen
seiner Ärzte nicht auf die Begegnung
mit den Gläubigen verzichten. Schon
Wochen vor dem 2. April zeichnete sich
das Ende des Papstes ab und der Vatikan veröffentlichte fortlaufend Details
über den Gesundheitszustand des ster-
onsführern und Staatsoberhäuptern
aus aller Welt enthalten. Vorangestellt
ist ein rund vierseitiges Protokoll, beginnend mit der Einlieferung des 84
Jährigen in die Gemelli-Klinik am
31.Januar bis zu seinem Tod am 2. April. Am 31. Januar teilte der Pressesaal
des Heiligen Stuhls mit, dass die für
jenen Tag vorgesehenen Audienzen
wegen Symptomen einer Grippeerkrankung des Heiligen Vaters abgesagt wurden. Das Krankheitsbild komplizierte
sich durch eine akute KehlkopfundLuftröhrenentzündung und die durch einen
Kehlkopfkrampf ausgelöste Krise, die
sich am Abend des 1. Februar verschlimmert hatte. Das machte die
Noteinlieferung in die Gemelli-Klinik
erforderlich. Dort wurde Johannes Paul
den Therapien zur Behebung der Atembeschwerden und den erforderlichen
klinischen Kontrollen unterzogen. Der
klinische Verlauf war positiv. Der Papst
feierte in seinem Krankenzimmer täglich die Heilige Messe. Am Aschermittwoch streute sein Sekretär dem Heiligen Vater während der Eucharistiefeier
die von ihm gesegnete Asche auf die
Stirn. Nach Abschluss aller diagnostischer Untersuchungen, einschließlich
Papst Johannes Paul II. aufgebahrt vor dem Petersdom
benden Karol Wojtyla. All das ist nachzulesen in einer Sonderausgabe des
Amtsblatts «Actaapostolicae sedis» über
Krankheitsverlauf, Tod und Beisetzung
von Papst Johannes Paul II., veröffentlicht mit Da-tum vom 17. April 2005; in
dieser Dokumentation sind auch das
Testament des Papstes sowie die Beileidsschreiben von Bischöfen, Religi-
| 20 |
einer Computertomographie, kehrte
der Heilige Vater am 10. Februar in den
Vatikan zurück. In den folgenden Tagen
kam es zu einem Rückfall der Atemwegserkrankung und zum erneuten Auftreten von Anfällen akuter Atemnot. Der
Papst wurde erneut in die GemelliKlinik eingeliefert, wo ein Luftröhrenschnitt vorgenommen wurde. Die post-
operative Phase verlief ohne Komplikationen: Es wurde schon bald die Rehabilitation der Atmung und der Stimmbildung aufgenommen und am Sonntag,
den13. März, kehrte der Papst in den
Vatikan zurück. Die Privatwohnung des
Papstes wurde komplett mit Apparaten
und Instrumenten ausgestattet, die
allen technischen Anforderungen moderner Medizin entsprachen. In den
folgenden Tagen ging die langsame
Erholung des Gesundheitszustands
weiter, wurde aber erschwert durch die
großen Schwierigkeiten beim Schlucken und die sehr beschwerliche
Stimmbildung, durch die mangelnde
Nahrungsaufnahme und den merklichen Kräfteverfall. Am Sonntag, dem
20. März, und Mittwoch, dem 23. März,
zeigte sich der Heilige Vater am Fenster
seines Arbeitszimmers, blieb stumm
und beschränkte sich auf den Segen mit
der rechten Hand. Am Ostersonntag,
27. März, verweilte der Papst einige Minuten am offenen Fenster über dem
Petersplatz, auf dem sich die Gläubigen
dicht gedrängt in Erwartung der Osterbotschaft eingefunden hatten. Er versuchte erfolglos, die Worte des Apostolischen Segens zu sprechen, und erteilte
schweigend mit der rechten
Hand der Stadt Rom und dem
Erdkreis den Segen. Am 30.
März wurde in einem Kommunique mitgeteilt, dass durch
Daueranbringung einer NasenMagen-Sonde die künstliche
Ernährung eingeleitet sei. Am
selben Tag, einem Mittwoch,
zeigte sich der Heilige Vater am
Fenster seines Arbeitszimmers
und segnete, ohne zu sprechen,
die Menge und dies war sein
letzter öffentlicher Auftritt. Am
Donnerstag, den 31. März, kurz
nach 11.00 Uhr, bekam der
Papst, der sich zur Feier der
Heiligen Messe in die Kapelle
begeben hatte, einen Schüttelfrost, gefolgt von einem Fieberanstieg. Darauf erlitt er einen
schweren septischen Schock
mit Kreislaufkollaps infolge
einer Infektion der Harnwege.
Sofort wurden alle erforderlichen therapeutischen Maßnahmen und
eine Herz-Atmungshilfe eingeleitet. Der
Kardinal der Lateiner von Lemberg
spendete ihm die Krankensalbung. Am
Freitag, den 1. April, feierte der Papst
um 6.00 Uhr morgens bei vollem Bewusstsein und gelassen die Heilige Messe. Die Situation war von beträchtlichem Ernst, da sich eine alarmierende
Seniorenzeitschri 2010
Veränderung der biologischen und lebenswichtigen Parameter abzeichnete.
Es entstand ein sich verschlimmerndes
Krankheitsbild, das auf ein Versagen
des Herz-Kreislaufsystems, des Atmungsapparates und der Nieren hinwies. Am Samstag, den 2. April, wurde
um 7.30 Uhr die Heilige Messe in Anwesenheit des Heiligen Vaters gefeiert, der
Anzeichen eines beginnenden Bewusstseinsverlustes erkennen ließ. Am späten Vormittag empfing er zum letzten
Mal den Kardinal-Staatssekretär. Danach kam es zu einemplötzlichen Anstieg der Körpertemperatur. Gegen
15.30 Uhr bat der Heilige Vater, mit
ganz schwacher Stimme murmelnd, auf
Polnisch: «Lasst mich ins Haus des Vaters gehen.«Kurz vor 19.00 Uhr fiel er ins
Koma. Der Monitor zeigte das fortschreitende Verlöschen der Lebensfunktionen an. Einer polnischen Tradition gemäß erleuchtete eine kleine Kerze den im Halbdunkel liegenden Raum,
wo der Papst im Sterben lag. Um 20.00
Uhr begann sein Sekretär Stanislaw
Dziwisz im Sterbezimmer die Feier der
Heiligen Messe mit einigen polnischenGeistlichen und den Nonnen. Polnische
religiöse Gesänge begleiten die Messfeier, und so erlebte Johannes Paul ein fast
privates Sterben im kleinen Kreis, als
Karol Wojtyla hört er polnisch, nicht
Kirchenlatein, Lieder in der Sprache
seiner Kindheit begleiten ihn aus dieser
Welt. Um 21.37 Uhr entschlief Johannes
Paul II. im Herrn. Der von Dr. Renato
Buzzonetti ausgefertigte Totenschein
hat folgenden Wortlaut:»Feststellung
des Todes von Seiner Heiligkeit Johannes Paul II. Ichbestätige, dass Seine
Heiligkeit Johannes Paul II. (Karol
Wojtyla), geboren in Wadowice (Krakau,
Polen) am 18. Mai 1920, wohnhaft in
der Vatikanstadt, Vatikan-Bürger, am 2.
April 2005 um 21.37 Uhr in seiner Wohnung im Apostolischen Palast (Vatikan
Stadt) gestorben ist an Septischem
Schock und irreversiblem Herzkreislauf
-Kollaps. Der Betroffene litt an: Parkinson-Krankheit, Akuter fortschreitender
Atemnot und nachfolgendem Luftröhrenschnitt, Gutartiger ProstataVergrößerung verstärkt durch Harnwegentzündung, Bluthochdruck und Blutarmut. Die Feststellung des Todes ist
durchgeführt worden mittels eines EKG
zur Todesbestätigung, das über 20 Minuten dauerte. Ich erkläre, dass die
Todesursache nach meinem Wissen
und Gewissen die oben genannten sind.
Vatikanstadt, 2. April 2005.Der Direktor
der Leitung des Gesundheits- und Hygienedienstes des Staates der Vatikan-
stadt Dr. Renato Buzzonetti« An diesem
Samstagabend hatte sich der Petersplatz immer mehr mit Menschen gefüllt, eine eigenartige Stimmung machte sich breit, das Rosenkranzgebetklang
verhalten über den Platz, während die
Menschen nach oben schauten zu den
berühmten Fenstern der Papstwohnung, die plötzlich hell erleuchtet waren, und gegen 22.00 Uhr tritt Erzbischof Sandri an das Mikrophon, um der
schweigenden Menge mitzuteilen, »il
Santo Padreha tornato alla casa del Signore«, der Heilige Vater ist in das Haus
des Herrn eingekehrt. Die ganze Nacht
über bleiben Menschen hier, vor allem
auch viele Jugendliche.
Zeremoniell und Ritus
Was nun zu geschehen hat, ist alles
genau geregelt, die einzelnen Abläufe
hat der Verstorbene in einer Konstitution festgelegt und wesentlich vereinfacht. Danach muss der Camerlengo, es
ist dies der spanische Kardinal Eduardo
Martinez Somalo, offiziell den Tod des
Papstes feststellen. Anschließend versiegelt der Camerlengo das Arbeitszimmer und die Privaträume des verstorbenen Papstes. Zudem müssen der Fischerring und das Bleisiegel vernichtet
werden, mit denen die Apostolischen
Schreiben versehen wurden. Der Leichnam wird mit den liturgischen Gewändern bekleidet, unter anderem mit einem roten Messgewand und einer weißen Mitra. Über die Einbalsamierung
wurde nichts veröffentlicht, es liegt aber
nahe, dass sie von den bekannten Brüdern Signoracci vorgenommen wurde.
Von ihnen wurden die letzten drei verstorbenen Päpste z. B. mit einer 15%igen Formalinlösung anstelle des Blutes
konserviert. Der Leichnam von Johannes XXIII. war nach 37 Jahren noch erhalten wie am ersten Tag, konnte der
Präparator Massimo Signoracci feststellen. Zwölf Männer trugen das Kirchenoberhaupt auf einer offenen Bahre
durch die Gänge und über die Treppen
des Apostolischen Palastes. Der letzte
Weg des Papstes, von den Gesängen der
Allerheiligen-Litanei begleitet, führte
über die »Scala Nobile« und die »Prima
Loggia«, die erste Etage des VatikanPalastes, in Richtung Sixtinischer Kapelle. Dann stieg der Zug über die »Scala
Regia« zum Petersplatz herunter. Angeführt wurde der Zug vom Camerlengo
und dem Päpstlichen Zeremoniar, Erzbischof Piero Marini. Schweizergardisten mit Helmbusch und Hellebarde
flankierten die Bahre; daneben gingen
Mitglieder einer Bruderschaft mit Ker-
zen. Beim Eintreffen der Prozession, die
den Petersplatz durch das Bronzetorbetrat, brandete - nach italienischer Sitte Applaus auf. Unter den Gläubigen waren auch viele Besucher aus der polnischen Heimat des Papstes, die ihre
Flagge schwenkten. Der aufgebahrte
Leichnam wurde durch das Mittelschiff
des Petersdoms bis zum Papstaltar getragen, vor dem er auf einem Katafalk
niedergelegt wurde. Schweizergardisten
übernahmen die Ehrenwache. Kardinal
Martinez ehrte den Toten mit Weihrauch und besprengte ihn noch einmal
mit Weihwasser.
Millionen nehmen Abschied
Vier Millionen Menschen nahmen in
den folgenden Tagen im Vatikan vom
toten Papst Abschied und ließen die
Trauerfeierlichkeiten zu einem globalen Ereignis werden, das in alle Welt
übertragen wurde. Es bleibt ein Rätsel,
wieso derart viele Jugendliche sich emotional so stark mit Papst Johannes Paul
II. verbunden fühlten. Viele Tausende
übernachteten im Freien, um an den
Trauerfeierlichkeiten teilnehmen zu
können. Bis zuletzt haben Jugendliche
dem Sterbenskranken ihre Sympathie
bezeigt, seine Identität von Amt und
Person ließen ihn zum Weltstar werden,
er war ein Mensch mit Charisma, der
Enthusiasmus entfachen konnte. Der
Freitag, der 8. April, begann mit einer
schlichten Zeremonie. Der päpstliche
Privatsekretär Stanislaw Dziwisz bedeckte das Gesicht des Toten mit einem
weißen Seidentuch. Bevor Dziwisz den
Sarg schloss, legte er ein Säckchen mit
Bronze- und Silbermünzen aus der Zeit
des 26-jährigenPapst-Pontifikats und
eine Rolle mit dessen Lebensdaten in
lateinischer Sprache hinein. Als dann
der nur mit einem Kreuz und dem
Buchstaben M für Maria verzierte Zypressensarg ins Freie getragen und vor
dem Altar auf den Boden gestellt wurde,
kam Beifall auf. Auf dem Sarg lag das
Evangelienbuch, in dessen Seiten der
Wind spielte, in seiner schlichten Natürlichkeit ein ergreifender Anblick. Der
Sarg mit den sterblichen Überrestendes
Papstes befindet sich in einem Erdgrab
nur wenige Meter vom Grab des Apostels Petrus entfernt, in dessen Nachfolge sich die Päpste sehen. Der Papst
selbst hatte in seinem Testament ausdrücklich einen Marmorsarkophag
abgelehnt.
Über der Grabstätte steht auf einer
schlichten weißen Marmorplatte:
»Johannes Paulus II 1920 - 2005«.
| 21 |
Seniorenzeitschri 2010
Theater in Bramsche
Von Manuela Wallmann
Zum Theater selbst und damit zu der
Frage, was es ist, das ansonsten mehr
oder weniger ernsthafte und seriöse
jüngere oder ältere Mitbürger dazu
bewegt, sich in merkwürdige Kostüme zu zwängen und in aller Öffentlichkeit seltsame Dinge zu treiben.
Ein Zitat aus dem Internet: Das Theaterspielen entspringt der Lust daran, „… in
fremde, nichtalltägliche Rollen zu
schlüpfen und sich in diesen auszuprobieren, gemeinsam Spaß zu haben und vor allem – sich selbst nicht immer allzu
ernst zu nehmen“.
Wenn in dieser Definition der
„Spaßfaktor“ im Mittelpunkt steht, so
trifft das für das ländliche Laientheater
und ganz speziell sicher für unser
Bramscher Ensemble den Nagel ziemlich treffend auf den Kopf. Wer die Mitglieder kennt, der weiß es.
Aber das Theaterspielen hat daneben
durchaus auch eine ernsthaftere, tiefergreifendere Seite, die bei allem Spaß an
der Sache immer auch mitschwingt. Bei
„Wikipedia“ heißt es dazu: „Theater-
spielen fördert die Persönlichkeitsentwicklung sowie das Bewusstsein für
Kultur und zeitgenössische Themen. Es
bietet Zugang zu Literatur, Musik und
Tanz und regt zum Umgang mit Sprache an. Theater ermutigt zur Auseinandersetzung mit anderen Menschen und
Kulturen und eröffnet Raum für eigene
Bilder und Geschichten. Kreativität und
Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt.“
Ohne dass man den Anspruch an unsere Bramscher Theatergruppe im Sinne
einer solchen, eher abgehobenen Definition zu hoch hängt, kann man, glaube
ich, sagen, dass auch das dörfliche Laientheater, wie es unser Ensemble Jahr
für Jahr bietet, ein echter, wichtiger
Beitrag zur dörflichen Kultur, zur Gemeinschaftskultur ist. Diese Art der
Kultur ist ein aktiver Beitrag zur Lebensgestaltung - aus der Mitte des Dorfes für
das Dorf -, und zwar jenseits des offiziellen, kommerziellen Kunst- und Kulturbetriebs der Städte. Eine solche Kultur
stiftet örtliche Identität und Gemein-
| 22 |
sinn, ist Aktivkultur im Gegensatz zur
Angebotskultur.
So verstanden kann es eigentlich nicht
verwundern, dass das Dorftheater auch
in Bramsche von den Aktiven, also den
Schauspielern und Helfern hinter der
Bühne, und vom Publikum so begeistert
angenommen wird. Und dieses Theater
hier bei uns hat Tradition, eine viel längere, als vielen bekannt ist.
Die Anfänge des Theaterspielens in
Bramsche reichen offenbar weit zurück,
viel weiter, als sich heute noch recherchieren lässt. Ein erstes Stück nach dem
Krieg ist offenbar unter dem Dach der
damaligen Landjugend wohl schon von
Lehrer Ahlers, den einige von Euch sicher noch kennen, eingeübt worden.
Das, was wir heute kennen, hat seine
Wurzeln aber dann in den 50er Jahren.
Genauer gesagt 1952, als mit der Gründung der Kolpingfamilie Bramsche sich
unter deren Dach – unter dem sie seit
dieser Zeit und bis heute immer noch
angesiedelt ist - auch schon eine Theatergruppe etablierte.
Im ersten Jahresbericht des Vorsitzenden der neuen Bramscher Kolpingfamilie findet sich dazu folgender handschriftlicher Eintrag (Zitat):
„Zu Beginn des Jahres (1952) trat die
Theatergruppe mit dem Schauspiel
„Solang noch lebt dein Mütterlein“ an
die Öffentlichkeit. Unter Leitung des
Kolpingbruders Georg Kley wurde dieses Stück zu einem großen Erfolg“ .
In den Jahren danach gab es mehr oder
weniger regelmäßige Aufführungen
von zumeist humorigen Stücken aus
dem Bereich des plattdeutschen Bauerntheaters, es sollen aber auch einige
durchaus ernsthafte, seriöse Stücke
dabei gewesen sein:
„Die Heimat ruft“
„Wenn die Mutter betet für ihr Kind“
„Gefangen in Maurischer Wüste“
„Das Grab in der Steppe“
Diese kleine Auswahl an Titeln aus dieser Zeit spricht für sich.
Die erste Bühne für die Aufführungen
stand wohl in Dietrichs Scheune, später
ging es weiter in der Gaststube der Gaststätte Möller und im alten Jugendheim
(der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft)
sowie im Saal der Gaststätte Heskamp.
Das Ganze lief dann wohl bis
1969/1970, als die Theater-Gruppe sich
wieder auflöste und sich in einen längeren Winterschlaf verabschiedete.
Einen Neubeginn gab es dann erst wieder 18 Jahre später, im Jahre 1987, als
Seniorenzeitschri 2010
Technik, Souffleusen, Regie, Bühnenbauer und vieles mehr. Unter der Regie
von Anja wurden unter anderem folgende Stücke aufgeführt :
„Riesmoschee mit Nougatcreme“
„Verrückte hebbt dat ok nich licht“
„De Titanik dröff nich unnergohn“
Auch im nächsten Frühjahr soll wieder
ein Theaterstück vorgeführt werden.
Die ersten Vorbereitungen laufen bereits und die Theatergruppe hofft, wieder vor einem großen Publikum spielen
zu dürfen.
sich auf Initiative von Alfred Kramer ein
neues Ensemble von Theaterfreunden
zusammenfand. Zunächst unter der
Regie von Alfred Kramer, später dann
geleitet von dessen Bruder Gregor und
Reinhard Sandmann: Titel wie . . .
„Meine Frau ist gleichberechtigt“
„Kattenspöök“ und „“Hexenhoff“
„Willi der Fruchtbare“
„Kein Tiet föer Opa“
sind Beispiele für Stücke aus diesem
Zeitraum, die erahnen lassen, dass hier
deftiger Spaß und zünftige Unterhaltung im Mittelpunkt standen. Gespielt
wird seit dieser Zeit im neuen Pfarr- und
Jugendheim an der Kirche.
Seit ungefähr fünf Jahren liegt die Verantwortung jetzt in der Hand von Anja
Brüning. Die Theatergruppe besteht zur
Zeit aus 12 aktiven Schauspielern, hinzu
kommen Statistenrollen, Ton- und
Eine große Ehre wurde der Theatergruppe im Januar 2010 zuteil: Stellvertretend für alle Schauspieler, nahm
Anja Brüning die Urkunde „Ehrenbürger des Jahres“ in Empfang. Die
Theatergruppe Bramsche ist also, wenn
man sie aus dieser historischen Warte
betrachtet und sieht, wie viele Einwohner insgesamt schon einmal dabei gewesen sind, eigentlich weit, weit größer
als das heutige aktive Ensemble. Und so
kann sich jeder Ehemalige mit den aktuellen Aktiven geehrt fühlen, der früher einmal auf den Brettern gestanden
hat, die die (kleine Bramscher) Welt
bedeuten.
Die „Tempo-Schnäuztypologie“
Das Schnäuzverhalten der Deutschen
Wie putzen sich die Deutschen die
Nase? Machen sie dabei Geräusche?
Und gibt es Unterschiede zwischen
Männern und Frauen, Westdeutschen und Ostdeutschen? Tempo
wollte es zum 80. Geburtstag des
Tempo Taschentuchs ganz genau
wissen und führte gemeinsam mit
der GfK eine "Tempo Schnäuztypologie" durch.
Die Studie ergab, dass über die Hälfte
der Befragten "Zweihandschnäuzer"
sind, es in Hamburg viele "Schnäuzbohrer" gibt und Männer lautere
Schnäuzgeräusche als Frauen machen.
Außerdem steigt mit dem Alter der
Befragten die Wahrscheinlichkeit, dass
sie ein Taschentuch bei sich haben.
"Schnäuzbohrer" und "Abtupfer"
55 Prozent* der deutschen Bevölkerung
bezeichnet sich als "Zweihandschnäuzer", rund ein Viertel putzt sich nur mit
einer Hand die Nase. Der Typ
"Schnäuzbohrer", der sich beim Nase
putzen mit dem Taschentuch in der
Nase bohrt, ist eher wenig verbreitet:
Nur 4 Prozent der Befragten gaben diese Schnäuzvorliebe an. Anders sieht es
in Hamburg aus: 23 Prozent der befragten Hansestädter bezeichnen sich
selbst als "Schnäuzbohrer" - in allen
anderen Bundesländern bewegt sich
diese Angabe im einstelligen Bereich.
Die dezentere Variante des "Abtupfens"
gab 12 Prozent der Befragten als übliche Praxis an. Zwei Drittel davon sind
Frauen.
Mann: trompetet, Frau: schnaubt
Auch was die Geräuschkulisse beim
Schnäuzen angeht, gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern:
40 Prozent der befragten Männer bezeichnen sich selbst als "laute Trompeter" - dies gaben nur 7 Prozent der Frauen an.
Die Gegenvariante, das "leise Ausschnauben", bevorzugen 45 Prozent der
Frauen und 17 Prozent der Männer.
Generell ist die dezente Version eher in
Ostdeutschland verbreitet: 41 Prozent
der Befragten in den neuen Bundesländern ziehen das "leise Ausschnauben"
vor, während es in den alten Bundesländern nur 29 Prozent sind.
Stefan Oberndörfer, Senior Product
Manager Tempo, erklärt, welche
Schnäuz-Art die gesündeste ist: "Am
besten ist es, wenn man sich ein Nasenloch zuhält und ohne viel Kraft
schnaubt. Beim "Trompeten" kann
nämlich leicht Sekret in die Nebenhöh-
| 23 |
Seniorenzeitschri 2010
len und in den Verbindungsgang
zum Mittelohr gelangen. Das
erhöht die Entzündungsgefahr."
das Taschentuch einmal mittig
und 2 Prozent basteln ein Dreieck.
Fremde Taschentücher - nein
danke
"Igitt niemals", antworteten 74
Prozent auf die Frage, ob sie in
das benutzte Taschentuch von
jemand anderem schnäuzen würden. Aus Sicht von Tempo Experte Oberndörfer die richtige Antwort: "Man sollte ein Papiertaschentuch nach jedem Gebrauch
wegwerfen, um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Als
Tempo vor 80 Jahren erfunden
wurde, war die hygienische Einmalbenutzung eine bahnbrechende Innovation."
Ostdeutsche und Ältere haben
häufig Taschentücher dabei
Nur wenige falten
das Taschentuch
Damit ein Taschentuch schnell
mit einer Hand aus der Packung
entnommen und mit einem Griff
auseinandergefaltet werden
kann, hat Tempo schon 1975 die
Z-Faltung eingeführt. Darüber was
nach dem Auseinanderfalten mit dem
Taschentuch passiert, sind sich die
ANZEIGE
| 24 |
Befragten größtenteils einig: Über 50
Prozent falten nicht und schnäuzen
einfach in die Mitte, 13 Prozent falten
66 Prozent der Befragten haben
immer ein Taschentuch bei sich.
Ob es an der Handtasche liegt,
dass 82 Prozent der Frauen stets
eines dabei haben? Das wäre ein
naheliegender Schluss, denn nur
0,1 Prozent des weiblichen Geschlechts gab an, niemals ein
Taschentuch dabei zu haben.
Außerdem haben die Befragten
mit zunehmendem Alter häufiger
Taschentücher bei sich. Bei den
über 70-jährigen haben 84 Prozent immer eines dabei, während
es bei den 14- bis 19-jährigen nur
42 Prozent sind. Und auch hier
gibt es regionale Unterschiede:
80 Prozent der Ostdeutschen und
nur 63 Prozent der Westdeutschen haben immer Taschentücher bei sich. In MecklenburgVorpommern liegt die Quote
sogar bei 95 Prozent, das sind 40 Prozent mehr als in Hamburg und Niedersachsen.
Seniorenzeitschri 2010
Bebilderte Liebeserklärung
Buch stellt Lingener Ortsteil Bramsche mit zahlreichen Fotos vor
Aus der Lingener Tagespost
„Bramscher Bilderreigen"
heißt der neue Bildband, mit
dem sich der Lingener Ortsteil Bramsche nicht nur als
attraktives Dorf mit hoher
Lebensqualität präsentiert.
Er ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an seine vielen
aktiven Menschen, die imponierend große Zahl ehrenamtlich Tätiger und die vielen Vereine und Gruppen,
die das Leben im Ort in
Schwung halten.
Das Buch wurde während des
Bürgerempfangs im Saal Heskamp in Bramsche der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei ging
Ortsbürgermeister Rudolf
Holterhues auch auf die Entstehungsgeschichte des Bandes ein.
So sei der Anstoß für die Schaffung des „Bramscher Bilder„Ein gelungenes Werk!“ So lautete das Urteil über den „Bramscher Bilderreigen“. Das Bild zeigt
reigens" auf die Aktion „Tatort
Vertreter des Arbeitskreises bei der Vorstellung des Buches.
- Dorfmitte" des Landkreises
Emsland zurückgegangen.
Damit habe man generationenüberder Lingener Tagespost unter dem
herzliches Dankeschön allen denjenigreifende Projekte anregen wollen, um
Titel „Schöne Bilder aus Bramsche
gen, die zum Gelingen des Projektes
auf die sich durch den demografischen
gesucht". Die Schönheiten des Lingebeigetragen haben". meinte Gertrud
Wandel ändernden Strukturen vorzuner Ortsteiles und die Vitalität seiner
Schütte. Das Ergebnis dieser schönen
bereiten, sagte Holterhues.
Bewohner sollten in einem Bildband
Aktion, nämlich den „Bramscher Bilvorgestellt werden, wurde in dem Aufderreigen", könne jeder hier sehen
Ziel war es, einen Bildband zu schafruf erläutert.
oder noch besser beim Ortsrat oder
fen, der Vielfalt, Schönheit und LePfarrbüro für 15 Euro erwerben.
bensqualität des Ortsteiles ausweist.
Die Resonanz auf den Aufruf sei einDie Organisation des Projektes lag in
fach überwältigend gewesen, erläuterPersönlich meine sie. dass der Bildden Händen eines Arbeitskreises, gete Gertrud Schütte von der Seniorenge-band in den vielen Fotos immer nur
bildet aus Vertretern der Seniorengemeinschaft. Weit über 1000 Fotos seizufriedene Gesichter zeige. Das sei
meinschaft, der Gertrudisjugend, der
en zugeschickt worden. Dafür sage sie
doch ein Zeichen, dass es sich in BramPfarrgemeinde und des Ortsrates.
herzlichen Dank all den Bramschern,
sche gut wohnen lasse und man bei
die ihre teilweise seltenen und auch
aller Verschiedenheit doch eine große
Möglichst viele Bürger sollten beteiligt
exquisiten Kostbarkeiten für die ErstelGemeinschaft bilde.
werden. Deshalb lancierte der Arbeitslung des Bildbandes aus den Händen
kreis im Sommer 2009 einen Aufruf in
gegeben hätten. Sie sage „ein ganz
| 25 |
Seniorenzeitschri 2010
Bankgeschichte in Bramsche
Von Georg Wenzel
Unter Verwendung von „100 Jahre
Volksbank Lingen 1893 - 1993“
Die Gründung der Genossenschaftsbank in Bramsche ist wesentliches Verdienst von Pastor August Tewes, der von
1901 bis 1915 in dieser Ortschaft als
Seelsorger tätig war.
Pastor Tewes
kümmerte
sich tatkräftig auch um
die
wirtschaftlichen
Belange
in
Bramsche. So
rief er nicht
nur die Sparund
Darlehnskasse
Pastor Tewes
im Jahre 1904
ins Leben; seiner Initiative ist beispielsweise auch die Gründung der ländlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft zu verdanken.
Wesel, Colon Bernhard Trepohl, Mundersum, Colon Heinrich Tegeder,
Rottum, Colon Wilhelm Rensmann,
Sommeringen und Kaufmann Gerhard
Reiners, Bramsche.
Der von jedem Genossen aufzubringende Geschäftsanteil an der Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung
betrug anfänglich 50 Mark. Die Höchstsumme der Anleihen und Spareinlagen
wurde auf 50.000,00 Mark begrenzt; als
Obergrenze bei Krediten galten
2.000,00 Mark. Doch diese Grenzen
konnten schon bald höher gesetzt werden - ein Zeichen dafür, dass die Genossenschaftsbank schnell Fuß fasste.
In den 20er Jahren allerdings geriet die
Bank in eine Krise. Ausgelöst wurde sie neben der Inflation - wohl auch durch
die Entscheidung 1926, auf eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes um den
Scheck- und Überweisungsverkehr zu
verzichten. Die Zahl der Genossen ging
stark zurück; 1934 zählte die Bank nur
noch 17 Mitglieder bei einem Eigenkapital von 85 Reichsmark. Im Geschäftsbericht für 1933 hieß es: "Der Geschäftsbetrieb liegt fast völlig still". Die
Das Gründungsprotokoll der Bramscher Bank datiert vom 20, März 1904.
Die offizielle Eintragung in
das Genossenschaftsregister erfolgte am 12. April
1904 beim Amtsgericht
Lingen. An der Gründungsversammlung, zu der man
als Fachmann den Wanderlehrer Fricke vom
"Verband der Hann.landw.
Genossenschaften Hannover" herangezogen hatte,
nahmen 35 Bramscher
Bürger teil. Sie bestimmten den Schuhmacher Hermann Revermann zum
l. Vorsitzenden und den
Lehrer Heinrich Gravel
zum 2. Vorsitzenden. Erster Rendant wurde der
Pächter und spätere Gastwirt Bernhard Heskamp;
außer ihm gehörte noch
der Gastwirt Jungehülsing
dem ersten Vorstand an. In
den Aufsichtsrat gewählt
wurden Pastor August Tewes (1. Vorsitzender), CoGründungsprotokoll
lon August van Werde,
| 26 |
Mitglieder des alten Vorstandes und des
Aufsichtsrates legten ihre Ämter nieder.
Doch noch im selben Jahr wurde die
Genossenschaft mit zäher Arbeit wieder
aufgebaut. 1938 - inzwischen war auch
der Scheck- und Überweisungsverkehr
in die "Produktpalette" der Bank aufgenommen worden - verzeichnete die Spar
- und Darlehnskasse bereits wieder einen Umsatz von 462.000,00 Reichsmark
und Spareinlagen in Höhe von
64.000,00 Reichsmark. Parallel dazu
erhöhte sich die Zahl der Mitglieder auf
64. Als Geschäftsführer trug Bernhard
Timmer maßgeblich mit zu dieser Aufwärtsentwicklung bei.
Nach der Währungsreform 1948 konnte
die Bramscher Bank mit einem DMBetrag von 4.127,62 neu starten. Als
1954 das 50jährige Bestehen gefeiert
wurde, verzeichnete die Bank 117 Mitglieder, einen Monatsumsatz von
250.000,00 DM und Spareinlagen in
Höhe von 111.628 DM auf 242 Konten,
Der Vorstand bestand damals aus vier
Mitgliedern (Vorsitzender Ferdinand
Nölker), der Aufsichtsrat aus sechs
(Vorsitzender Hermann Kley), Das Amt
des Rendanten übte weiterhin Bernhard
Seniorenzeitschri 2010
Timmer aus. Ihm folgte bald darauf das
spätere Vorstandsmitglied der Lingener
Volksbank, Georg Wenzel, Unter seiner
Ägide erfolgte 1957 auch die feierliche
Inbetriebnahme eines neuen Bankgebäudes.
Im weiteren Verlauf kam es dann zu
einem solch erfolgreichen Geschäftsverlauf - die Bilanzsumme verzehnfachte
sich -, dass 1967 ein neues Bankgebäude erstellt werden musste. Das bis dahin genutzte Haus wurde an die Gemeindeverwaltung Bramsche veräußert.
1970 kam es dann zur Fusion der Raiffeisenbank Bramsche mit Lingen, Holthausen-Biene und Lohne, die zum 01.
Januar 1970 den Geschäftsbereich der
Lingener Genossenschaftsbank beträchtlich ausweitete.
Rechnung getragen wurde mit diesem
weitsichtigen Zusammenschluss der
wirtschaftlichen Entwicklung, die es
erforderte, auch seitens der Genossenschaftsbanken größere Einheiten zu
bilden. Selbst die recht dynamische
Raiffeisenbank in Lingen war zu klein
geworden, um vom Volumen her den
Kredit- und Beratungsansprüchen aus
dem Bereich der expandierenden Wirtschaft zu genügen. Dazu kamen deutlich höhere Anforderungen auf dem
ganzen Feld der Dienstleistungen, die
zur Bündelung von Kräften zwang,
Überlegungen, die auch heute wieder
sehr aktuell sind, Überdies sahen sich
kleinere Geldinstitute vor das Problem
gestellt, neuen gesetzlichen Pflichten
nachzukommen - wie etwa dem
"Vieraugenprinzip", demzufolge jede
Bank fortan von zwei hauptamtlichen
Vorstandsmitgliedern geführt werden
musste.
Mit der Fusion der Raiffeisenbanken
Lingen, Biene-Holthausen, Bramsche
und Lohne-Wietmarschen wurde zu
Beginn der70erJahre ein schlagkräftiges
Unternehmen gebildet, das den Herausforderungen der Zukunft und dem konkurrierenden Markt gewappnet war. Die
markantesten "Kennziffern" dieser neuen, großen Bank im südlichen Emsland: 1,2 Milliarden DM Umsatz, 35
Millionen DM Bilanzsumme, 30 Millionen DM Einlagen, 26 Millionen DM
Ausleihungen, 1,6 Millionen DM Eigenkapital und 60 Mitarbeiter.
Bei der Fusion wurden die Bankleiter
Wellmann, Wenzel und von der Haar
(Lohne) in den Vorstand der Bank ge-
wählt. Wenzel verließ die Geschäftsstelle Bramsche 1970, um
mit Wellmann die Leitung der
Bank von der Hauptstelle aus zu
übernehmen. Von der Haar wirkte im Vorstand mit und führte
die Geschäftsstelle LohneWietmarschen. Der Leiter der
Raiffeisenbank Biene-Holthausen, Sunder, verunglückte kurz
nach der Fusion tödlich.
Vorstand und Aufsichtsrat
"speckten" in der Folgezeit kontinuierlich ab, bis schließlich
der hauptamtliche Vorstand nur
noch aus Wellmann, Wenzel,
von der Haar mit dem ehrenamtlichen Vorsitzenden Otto Bünker
bestand.
In der Rückschau betrachtet,
Das erste eigene Bankgebäude mit v.lks. Gertrud
vollzog sich die Fusion der RaiffVissmann (Dall), Georg Wenzel, Hedwig Faust (Dall),
eisenbanken Lingen, Bramsche,
Hans Graef
Holthausen-Biene und LohneWietmarschen alles in allem
harmonisch. Der Zusammenschluss
ehemaligen Mitarbeiter der Volksbank
verlieh der Bank eine Schubkraft, von
wurden voll übernommen.
der sie noch heute profitiert. Mit Fug
und Recht darf festgestellt werden, dass
Nach dieser "Flurbereinigung war auch
diese Vereinigung eine der entscheider Weg frei für die beabsichtigte Umdendsten Weichenstellungen in der
benennung der Raiffeisenbank in
nun 107jährigen Geschichte des Linge„Volksbank Lingen eG“. Ein entsprener Kreditinstitutes darstellt.
chender Beschluss der Vertreterversammlung besiegelte diesen Schritt am
Nach der Vereinigung mit Lohne, Bram27. Juni 1979.
sche und Holthausen-Biene vollzog die
Raiffeisenbank Lingen eine weitere
Nach der Pensionierung von Heinrich
rasante Aufwärtsentwicklung. Schon
von der Haar und dem Wechsel von
der erste Geschäftsbericht nach der
Otto Bünker in das Amt des AufsichtsFusion weist enorme Steigerungen von
ratsvorsitzenden nach dem plötzlichen
1971 zu 1972 auf: Gesamtumsatz von
Tod von Anton Klaus und Alfons Well1,2 auf 1,7 Milliarden DM, Bilanzsummann 1985 bestand der Vorstand der
me von 36 Millionen DM auf 51 MillioLingener Bank dann nur noch aus den
nen DM, Zunahme der Kundeneinlagen
zwei hauptamtlichen Mitgliedern,
um 16 Prozentauf40 Millionen DM und
Wenzel und Korte .
der Spareinlagen um 14 Prozent auf 26
Millionen DM, Die Zahl der Mitglieder
Seit dem Zusammenschluss erweiterte
durch die Fusion mit der Volksbank
kletterte auf 3,200.
Bawinkel erneut ihr Geschäftsgebiet
und wächst kontinuierlich Jahr für Jahr
Entsprechend der Ausweitung des Arzu einer der größten Volksbanken im
beitsumfangs platzte die Hauptstelle
Raum Weser-Ems. Zur Zeit ist sie im
der Raiffeisenbank am Lingener MarktWirtschaftsraum Lingen mit 13 Filialen
platz bald aus allen Nähten, zumal es
vertreten und 180 Mitarbeiter sind für
sich als notwendig erwiesen hatte, Perdie Kunden da.
sonal für zentrale Aufgaben als Folge
der Fusion hierzu konzentrieren.
Der derzeitige Vorstand besteht aus
Hermann Arens, Ludger Preun und
Durch eine schnelle Identifizierung der
Jürgen Hölscher. Die Filiale Bramsche
ehemaligen Kunden der Osnabrücker
wird von Reinhard Siering geleitet. SeiVolksbank mit der Raiffeisen-Bank Linne Vorgänger waren Bernhard Schwargen konnte früher als erwartet - bereits
te, Aloys Vogt und Hans Graef.
zum 30. April 1979 - die Zweigstelle Marienstraße geschlossen werden. Die
| 27 |
Seniorenzeitschri 2010
Der Christbaumständer
Der Wunsch, etwas Gutes zu tun
Beim Aufräumen des Dachbodens - ein
paar Wochen vor Weihnachten entdeckte ein Familienvater in einer
Ecke einen ganz verstaubten, uralten
Weihnachtsbaumständer. Es war ein
besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten
Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen
konnte man das Lied "O du fröhliche"
erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit
herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch da kam ihm ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser
sich auf einmal wie in uralter Zeit zu
drehen begänne und dazu "O du fröhliche" spielte. Nicht nur Großmutter, die
ganze Familie würde staunen.
Es gelang ihm, mit dem antiken Stück ungesehen in seinen Bastelraum zu verschwinden. Gut gereinigt,
eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus wieder
funktionieren, überlegte er.
Abends zog er sich jetzt geheimnisvoll in seinen Hobbyraum zurück, verriegelte
die Tür und werkelte. Auf
neugierige Fragen antwortete er immer nur "Weihnachtsüberraschung". Kurz
vor Weihnachten hatte er es
geschafft. Wie neu sah der
Ständer aus, nachdem er
auch noch einen Anstrich
erhalten hatte.
Baum hing. Vater hatte wirklich an alles
gedacht. Der Stern von Bethlehem saß
oben auf der Spitze, bunte Kugeln,
Naschwerk und Wunderkerzen waren
untergebracht, Engelhaar und Lametta
dekorativ aufgehängt. Die Feier konnte
beginnen.
Vater schleppte für Großmutter den
großen Ohrensessel herbei. Feierlich
wurde sie geholt und zu ihrem Ehrenplatz geleitet. Die Stühle hatte er in einem Halbkreis um den Tannenbaum
gruppiert. Die Eltern setzten sich rechts
und links von Großmutter, die Kinder
nahmen außen Platz. Jetzt kam Vaters
großer Auftritt. Bedächtig zündete er
Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. "Und jetzt kommt die große
Überraschung", verkündete er, löste die
Sperre am Ständer und nahm ganz
schnell seinen Platz ein.
„Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!“
Jetzt aber gleich los und einen prächtigen Christbaum besorgen, dachte er.
Mindestens zwei Meter sollte der messen. Mit einem wirklich schön gewachsenen Exemplar verschwand Vater dann
in seinem Hobbyraum, wo er auch
gleich einen Probelauf startete. Es funktionierte alles bestens. Würde Großmutter Augen machen!
Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikwalze "O du
fröhliche". War das eine Freude! Die
Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Oma hatte Tränen der Rührung in
den Augen. Immer wieder sagte sie:
"Wenn Großvater das noch erleben
könnte, dass ich das noch erleben darf."
Mutter war stumm vor Staunen.
Endlich war Heiligabend. "Den Baum
schmücke ich alleine", tönte Vater. So
aufgeregt war er lange nicht mehr. Echte Kerzen hatte er besorgt, alles sollte
stimmen. "Die werden Augen machen",
sagte er bei jeder Kugel, die er in den
Eine ganze Weile schaute die Familie
beglückt und stumm auf den sich im
Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch
sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein
Zittern durchlief den Baum, die bunten
| 28 |
Kugeln klirrten wie Glöckchen. Der
Baum fing an, sich wie verrückt zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es
hörte sich an, als wollte "O du fröhliche"
sich selbst überholen. Mutter rief mit
überschnappender Stimme: "So tu doch
etwas!" Vater saß wie versteinert, was
den Baum nicht davon abhielt, seine
Geschwindigkeit zu steigern. Er drehte
sich so rasant, dass die Flammen hinter
ihren Kerzen herwehten. Großmutter
bekreuzigte sich und betete. Dann murmelte sie: "Wenn das Großvater noch
erlebt hätte."
Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das
Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann auf Felix, den Dackel, der dort ein Nickerchen hielt. Der
arme Hund flitzte wie von der Tarantel
gestochen aus dem Zimmer in die Küche, wo man von ihm nur
noch die Nase und ein Auge
um die Ecke schielen sah.
Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten wie ein Kettenkarussell
am Weihnachtsbaum. Vater
gab das Kommando "Alles in
Deckung!" Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs
Zimmer, nicht wissend, was
er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, gefüllter Schokoladenschmuck und andere
Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer
und platzten beim Aufschlagen auseinander.
Die Kinder hatten hinter Großmutters
Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf
mit den Armen schützend. Mutter jammerte in den Teppich hinein: "Alles
umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!" Vater war das alles sehr peinlich.
Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten
mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den
Sinn, als dieser 14-18 in den Ardennen
in feindlichem Artilleriefeuer gelegen
hatte. Genau so musste es gewesen
sein. Als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte,
Seniorenzeitschri 2010
registrierte sie trocken "Kirschwasser"
und murmelte: "Wenn Großvater das
noch erlebt hätte!" Zu allem jaulte die
Musikwalze im Schlupfakkord "O du
fröhliche", bis mit einem ächzenden
Ton der Ständer seinen Geist aufgab.
Durch den plötzlichen Stopp neigte sich
der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs
kalte Buffet, die letzten Nadeln von sich
gebend. Totenstille! Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker
Konfettiparade, erhob sich schweigend.
Kopfschüttelnd begab sie sich, eine
Lamettagirlande wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie: "Wie gut, dass Großvater
das nicht erlebt hat!"
Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: "Wenn
ich mir diese Bescherung ansehe, dann
ist deine große Überraschung wirklich
gelungen." Andreas meinte: "Du, Papi,
das war echt stark! Machen wir das jetzt
Weihnachten immer so?"
Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite,
als du sie bisher sahst. Denn das heißt, ein neues Leben beginnen.
Kluge Wörter berühmter Älterer
Alt werden heißt sehend werden
Marc Aurel
Marie von Ebner-Eschenbach
Wir Menschen sind wie Wein. Beim Älterwerden können wir entweder zu Essig werden - oder zu großer
Köstlichkeit reifen.
Johannes XXIII.
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain zog kurz
vor seinem Tod Bilanz und sagte: „Ich bin ein alter
Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das
meiste ist nie passiert.
Quelle unbekannt
Altwerden ist wie auf einen Berg steigen. Je höher
man kommt, desto mehr Kräfte sind verbraucht, aber
umso weiter sieht man.
Ingmar Bergmann
Die Grundlage aller Lebensweisheit ist: daß in der
richtigen Weise nur alt wird, wer das Altwerden innerlich annimmt.
Romano Guardini
ANZEIGE
Unser Hofladen und Früchte zum Selbstpflücken
In unserem Hofladen erhalten Sie, je
nach Saison, frische Produkte aus
unserem eigenen Anbau, wie Spar‐
gel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Him‐
beeren, Kartoffeln, Eier und hausge‐
machte Köstlichkeiten wie Einge‐
machtes (Marmeladen, Sä e, Ge‐
lees), Süßsaures (eingelegtes Gemü‐
se, Gurken, rote Bete), Liköre (selbst
aufgesetzt), Honig, selbstgebacke‐
nes Brot und eingekochte Fleischge‐
richte, Eintöpfe und Suppen. Wir
bieten Ihnen von alt eingesessenen
Herstellern hausgemachte und lan‐
destypische Genüsse wie Wurst, Schin‐
ken, Käse, Weine und viele andere leckere
Spezialitäten an. Außerdem führen wir
auch dekora ve Geschenke und kleine
Präsente im Hofladen.
Auf unseren Feldern laden wir Sie ein,
selbst die Früchte nach Herzenslust zu
pflücken.
Mahlzeit oder eine Stärkung auf einer
Radtour, gerne decken wir für Sie den
Tisch mit unseren hausgemachten
Spezialitäten.
Machen Sie bi e auch von unseren
Tischreservierungen für kleine und
große Gesellscha en gebrauch.
Unser Hofcafe In unserem Hof‐Café bieten wir regional‐
typische Speisen an, die wir täglich frisch
zubereiten. Der Anbau hierfür erfolgt
überwiegend auf unserem eigenem Hof.
Nach Saison und Jahreszeit stellen wir
bes mmte Kuchen und Speisen in den
Vordergrund. Ob Geburtstags‐
Caféklatsch, ein Frühstück, eine krä ige
Unser Gästehaus ruhige Lage
Einkauf, Auto Tanken und
Bankgeschä : 1km En ernung
unsere Gastronomie und
Hofladen: 1km
unmi elbar an der Fahrradroute
Freizeitmöglichkeiten an der Ems und
Swinggolf im Nachbarort
unmi elbar an der großen Aa und am
Dortmund Emskanal zum Angeln, Kanu
fahren etc.
9 km zur Gemeinde Emsbüren
8 km zur Stadt Lingen
| 29 |
Seniorenzeitschri 2010
Was ist eigentlich ein Diakon?
Von
Ulrich-Michael Lehmann, Diakon
Am 1. August dieses Jahres habe ich in
der Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd
meinen Dienst als hauptamtlicher Diakon begonnen. In einigen Gesprächen
wurde ich gefragt, welche Aufgaben
eigentlich ein Diakon hat. Gerne nutze
ich die Möglichkeit, an dieser Stelle
einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Amtes bzw. in die
zentralen Arbeitsfelder zu geben.
Jesus, der exemplarische Diakon
Der Diakonat hat sein Vorbild im Dienen Jesu selbst, der sich selbst als
„diakonos“, d.h. Diener, und sein Wirken als „diakonia“ (d.h. Dienst) bezeichnet. „Welcher von beiden ist größer: wer
bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt. Ich bin aber
unter euch wie der, der bedient.“ (Lk 22,
27). Im Dienen sieht Jesus das Grundgebot für deine Jünger, die ihm in dieser
Haltung nachfolgen sollen. Seine Hinwendung gilt besonders den Menschen,
die nach den gängigen Vorstellungen
von Ordnung, Rang und sozialer Anerkennung als die Geringsten gelten und
entsprechend abwertend behandelt
werden. Der liebende Dienst Jesu gipfelt
in seine Lebenshingabe am Kreuz. Mit
Recht darf man in Jesus den ersten und
exemplarischen Diakon sehen.
Bezeugt im Neuen Testament
und in der frühen Kirche
Der Dienst von Diakoninnen und Diakonen als geistgewirkter Dienst zur Aufer-
Die ersten sieben Diakone
„In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich
ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen
die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung.
Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen:
Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber
das Wort Gottes vernachlässigen. Darum, ihr lieben Brüder, seht
euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf
haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen
wollen zu diesem Dienst. Wir aber wollen ganz beim Gebet und
beim Dienst des Wortes bleiben.“
(Apostelgeschichte 6, 1-4)
Bei den im Neuen Testament genannten sieben Diakonen handelt
es sich im Einzelnen um:
Stephanus
Stephanus ist der erste, von dem überliefert wird, dass er wegen
seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde. Damit gilt er
als der erste Märtyrer oder auch Erzmärtyrer. Im Bericht von seiner
Hinrichtung heißt es: Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß ... Saulus aber war mit
dem Mord einverstanden. Die Steinigung des Stephanus war der
Auftakt zu einer Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich Saulus, der spätere Apostel Paulus, besonders eifrig beteiligte. Der 26.
Dezember ist im Kalender der römisch-katholischen Kirche der
Gedenktag des heiligen Stephanus.
Philippus
Während der Zeit der ersten Christenverfolgung in Jerusalem wirkte Philippus in Samaria. Die Menschen hörten auf seine Predigten.
Er heilte Lahme und Krüppel. Aus vielen Besessenen fuhren unreine Geister unter lautem Geschrei aus. Er wirkte ebenso in der Gegend von Cäsarea, zuletzt gemeinsam mit seinen vier Töchtern im
phrygischen Hierapolis. Dort sollen nach nichtbiblischen Berichten
die fünf ergriffen, gekreuzigt und dabei auch gesteinigt worden
sein.
Prochorus
Sein Name entstammt dem Griechischen und bedeutet
„Vortänzer“. Petrus habe ihn später als Bischof von Nikomedia in
Antiochien eingesetzt; zwischenzeitlich sei er als Sekretär des
Apostels Johannes tätig gewesen. Nach seiner Rückkehr nach
Nikomedia soll Prochorus das Martyrium erlitten haben. Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche der 28. Juni.
| 30 |
Bernardo Daddi: Das Martyrium des Stephanus,
Fresko, 1324, in der Kirche Santa Croce in Florenz
Nikanor
Einer alten Überlieferung zufolge erlitt er am selben Tag wie der
heilige Stephanus im Jahr 76 auf Zypern das Martyrium. Sein Gedenktag ist der 28. Juli.
Timon
Nach der Überlieferung starb er während einer Missionsreise in
Korinth den Tod am Kreuz.
Parmenas
Der Historiker Dorotheus gibt an, Parmenas sei nur wenige Jahre
nach seiner Wahl verstorben. Andere antike Quellen berichten,
dass er in Makedonien unter Trajan als Märtyrer ums Leben gekommen sei. Den Gedenktag des heiligen Parmenas begeht die
katholische Kirche jährlich am 23. Januar.
Nikolaus
Der Name leitet sich vom Altgriechischen ab: „Nikólaos“ entstand
aus nikáo „siegen“ und laós „Volk“. Daraus resultierte die Bedeutung „Sieger des Volkes“. Der Diakon Nikolaus ist nicht zu verwechseln mit dem hl. Nikolaus von Myra, dessen Gedenktag wir am
6. Dezember begehen.
Seniorenzeitschri 2010
bauung der Gemeinde ist im Neuen
Testament gut belegt. Der Diakon ist
unmittelbarer Helfer und sozusagen die
„rechte Hand“ des Bischofs bei dessen
Aufgaben der Gemeindeleitung, des
Sozialdienstes und der Verkündigung.
Um die Jahrhundertwende bildet sich
das dreißiggliedrige hierarchische Leitungsamt heraus, das den Diakon einschließt. Bischof Ignatius bezeichnet
die Diakone als seine engsten Mitarbeite. Eine alte syrische Kirchenordnung
nennt den Diakon „Auge, Mund, Herz
und Seele des Bischofs“. Der Diakon der
alten Kirche versteht sich als Anwalt der
Armen, deren Not er sieht und sich zum
Anliegen macht.
Wiederherstellung durch das
II. Vatikanisches Konzil
Der Diakonat ist in der abendländischen Kirche bis zum 5. Jahrhundert
ein blühendes Amt. Danach gerät es aus
verschiedenen Gründen weitgehend in
Vergessenheit. Es reduziert sich auf
eine Durchgangsstufe zum Priestertum.
Erst das II. Vatikanische Konzil (1962
bis 1965) führt den Ständigen Diakonat
angesichts der wachsenden seelsorglichen du sozialen Aufgaben der Kirche
wieder ein. Vor allem aber auch, um
den dienenden Auftrag der Kirche zu
betonen. Eine Zahl zur Orientierung: In
Deutschland waren laut Statistik zum 1.
Januar 2010 genau 2.318 Diakone aktiv
im Dienst, davon 1.459 mit Zivilberuf
und 872 hauptberuflich.
Aufgabenbereiche
Grundsätzlich gestaltet sich der Dienst
nach den drei Grundvollzügen der Kirche.
a. Liebesdienst
Der Diakon soll sich vor allem jener
Menschen annehmen, die am meisten
Hilfe brauchen. So sorgt er sich vor allem um alte und kranke Menschen und
solche, die in Not geraten sind. Er versucht, andere für menschliche Not zu
sensibilisieren und zur tätigen Mithilfe
anzuregen.
b. Liturgie
In den liturgischen Feiern macht der
Diakon deutlich, dass der Dienst am
Menschen und der Gottesdienst zusammengehören (Verkündigung des Evangeliums, Predigt und liturgische Assistenz). Bei Taufe, Trauung, Begräbnis
und Wortgottesdiensten vertritt er aufgrund seines Amtes die Gemeinde. Er
bringt mit seinem Dienst und seinem
Leben die Erfahrungen der Menschen
in die Liturgie ein.
c. Verkündigung
Der Diakon eröffnet Glaubenden und
Suchenden den Zugang zum Wort Gottes durch seinen Dienst innerhalb der
Gemeinde, in der Katechese, in der Predigt und im Glaubensgespräch.
Durch die Weihe tritt der Diakon in ein
besonderes Treueverhältnis zu seinem
Bischof und zur Diözese und übernimmt auch im persönlichen geistlichen Leben Verpflichtungen (Stundengebet etc.).
Der Diakon besitzt eine Brückenfunktion: einerseits hat er das Weihesakrament empfangen, andererseits sieht er
sich durch Ehe, Familie und Beruf herausgefordert, sinnvolle Aufgaben auf
die Fragen zu geben, die der Alltag
stellt. Durch diese besondere Position
kann er mithelfen, erstarrte Grenzen zu
überwinden und einen Beitrag zum
Aufbau eine auf die Welt und den
Nächsten hin offenen Kirche zu leisten.
Ich hoffe, dass ich Ihnen ein paar Informationen geben konnte, die manche
Fragen zum Dienst des Diakons beantworten können.
Gehirnjogging
Quiz und Rätsel - nicht nur - für Senioren
Buchstabensalat
Hier sind die Buchstaben durcheinander gemixt. Finden Sie das richtige
Wort:
Quiz
1. Monikas Vater hat 4 Töchter: Lala,
Lili, Lulu. Wie heißt die vierte?
Antwort:
6. Du bist mein Sohn, aber ich nicht
dein Vater. Wer sagt das?
Antwort:
EIERSPALT
=
GASTBETRUG
=
2. Heißt es die, der oder das gerade
Kurve?
Antwort:
7. Köln schreibt man am Anfang mit -Kund hinten mit -h- ...Stimmt das?
Antwort:
LUTSCHNER
=
BANANENMUT
=
ABBRUCHEI
=
3. Wenn du die Zahlen von 1 bis 100
schreibst, wie häufig schreibst du
dann die 9?
Antwort:
8. Kann man Wasser in einem Sieb
tragen?
Antwort:
ATOMRECHTE
=
HALSTUDCH
=
MAUERFINKE
=
PERLTAUSCHER =
SAFTKELSCHE
=
4. Ein Bauer hat 17 Schafe. Alle bis auf
9 sterben. Wie viele hat er noch?
Antwort:
9. Wenn hier 5 Bananen sind und du
nimmst 2 weg. Wie viele hast du
dann?
Antwort:
5. Kann eine Frau, die in Hamburg lebt,
in München begraben sein?
Antwort:
10. Ein Obsthändler ist stark gebaut
und ist 1,83m groß. Was wiegt er?
Antwort:
| 31 |
Seniorenzeitschri 2010
Rätsel
5 nebeneinander liegende Reihenhäuser auf der Kölner Straße haben die
Hausnummern (von links nach rechts):
4.
12 14 16 18 20
Keine der 5 Personen trinkt das
gleiche Getränk, raucht die gleiche
Zigarettenmarke oder hält das gleiche Tier wie einer seiner Nachbarn.
Es gibt folgende Hinweise:
Der Besitzer des gelben Hauses
raucht Dunhill.
Der Mann, der im mittleren Haus
wohnt, trinkt Milch.
Der Brite lebt im roten Haus.
Der Mann, der ein Pferd hält, wohnt
neben dem, der Dunhill raucht.
Der Norweger wohnt im ersten
Haus.
Das grüne Haus steht (direkt) links
vom weißen Haus.
Der Winfield-Raucher trinkt gerne
Bier.
Der Marlboro-Raucher wohnt neben
dem, der eine Katze hält.
Der Däne trinkt gerne Tee.
Der Norweger wohnt neben dem
blauen Haus.
Der Marlboro-Raucher hat einen
Nachbarn, der Wasser trinkt.
Der Deutsche raucht Rothmanns.
Der Besitzer des grünen Hauses
trinkt Kaffee.
Der Schwede hält einen Hund.
Die Person, die Pall Mall raucht, hält
einen Vogel.
Frage:
Welche Familie wohnt in welchem
Haus?
Hinweise:
Familie Kaiser und Kunz sind
Nachbarn.
Familie Moos wohnt nicht im
Haus Nr.12
Familie Kunz wohnt nicht in einem
Eckhaus.
Dr.Jägger ist neben Familie Roth
eingezogen.
Familie Kunz ist kein direkter
Nachbar zur Familie Moos.
Dr.Jägger lebt nicht in der Mitte der
5 Häuser.
Familie Moos wohnt nicht neben
Familie Kaiser.
Das Einstein-Rätsel
Albert Einstein verfasste dieses Rätsel
im letzten Jahrhundert. Angeblich sollen 98% der Weltbevölkerung nicht in
der Lage sein, es zu lösen. Vielleicht
gehören wir doch zu den 2 Prozent der
Weltbevölkerung?
Es gelten folgende Regeln:
1. Es gibt fünf Häuser mit je einer
anderen Farbe.
2. In jedem Haus wohnt eine Person
einer anderen Nationalität.
3. Jeder Hausbewohner bevorzugt ein
bestimmte Getränk, raucht eine
bestimmte Zigarettenmarke und
hält ein bestimmtes Haustier.
Gesucht wird die Person,
die einen Fisch hält!
Natürlich lassen wir Sie mit den offenen Fragen nicht alleine!
Die Lösungen zum Buchstabensalat, zu Quiz, Rätsel und Einstein-Rätsel finden Sie auf Seite x.
Etwas über „Wat und Dat“
Wenn Ihr mich fragt, „wat" unser aller Weltwort ist, dann
sag ich „wat und dat". Dieses Wort kann man für alles
gebrauchen. Wisst Ihr überhaupt, wat „wat und dat“ ist?
„Wat", ja - dat ist einfach „wat". Und aus „wat" kann man
halt „wat“ machen. Wenn ein junger Bursche heiraten
will, dann Muss er sich „wat" suchen; ein Mädchen, „dat"
„wat" hat, „wat" kann und „wat" vorstellt und „wat“ mitbringt. Und wenn er so „wat" endlich gefunden hat, dann
hat er ganz bestimmt „wat" - „wat" für's Herz, „wat" für's
Gemüt und „wat" für's ganze Leben.
Und dann wird Hochzeit gefeiert. Die darf natürlich „wat"
kosten, damit man sieht, „dat" „wat" da ist. Denn Ihr wisst
ja, wo „wat" ist, da kommt gewöhnlich noch „wat" dazu.
Dann geht man auf Hochzeitsreise - die kostet „wat".
Aber da sieht man „wat" und erlebt „wat", da kann man
auch „wat" kaufen und „wat“ mit nach Hause bringen.
Und die Zeit geht weiter. Man schafft „wat", man tut
„wat", man erlebt „wat" und auf einmal erwartet man
„wat". Die Nachbarschaft hat natürlich schon lange „wat"
gemerkt; die sagt schon seit Wochen, wir glauben, die
kriegen bald „wat". Und dann kriegen sie wirklich „wat"
und dann haben sie „wat".
Wenn dann „dat" Kind im Bettchen schreit, dann fehlt
ihm bestimmt „wat", meistens „wat" zu essen. Wenn es
aber weiter schreit, dann fehlt ihm bestimmt „wat" anderes. Vielleicht hat et auch nur „wat" gemacht. Später
kommt „dat" Kind in die Schule - damit et auch „wat"
lernt und „wat" wird. Und wenn der Lehrer fragt und es
„wat" nicht weiß oder „wat" falsch macht, dann kriegt es
vielleicht „wat" auf die Finger oder „wat" hinten drauf.
Und wenn et dann aus der Schule kommt, Muss et noch
„wat" weiter lernen, damit et „wat" kann und „wat" verdient und „wat“ ist. Damit es dann später als alter
Mensch „wat" zum Beißen und „wat" zum Nagen hat,
eben „wat" für's Alter.
„Dat" alles ist „wat" über „wat" und „dat"!!!
| 32 |
Seniorenzeitschri 2010
Vorsorgevollmacht / Betreuungsverfügung / Patientenverfügung
Mit zunehmendem Alter steigt auch das
Risiko, im Falle von Krankheit und Betreuungsbedürftigkeit nicht mehr in
vollem Umfang entscheidungs- und
handlungsfähig zu sein. Damit Sie auch
sicher sein können, im Falle von Entscheidungs- und Einwilligungsunfähigkeit Ihre Dinge so geregelt zu wissen,
wie Sie es wünschen, sollten Sie in gesunden Tagen dafür Vorsorge treffen.
Es gibt drei Arten von Vollmachten bzw.
Verfügungen:
 Vorsorgevollmacht
 Betreuungsverfügung
 Patientenverfügung
Was kann in der Vorsorgevollmacht
geregelt werden?
Mit einer Vorsorgevollmacht ermächtigt
man eine Person seines Vertrauens, für
einen zu handeln, falls man wegen
Krankheit oder schwerer Pflegebedürftigkeit nicht mehr selbst in der Lage ist,
wichtige Entscheidungen zu treffen. Die
Vorsorgevollmacht kann sich dabei auf
verschiedene Bereiche beziehen, wie
z.B. Verträge, Bankangelegenheiten
oder den Einzug in ein Pflegeheim, aber
auch auf ganz individuelle, persönliche
Angelegenheiten. Um der Vorsorgevollmacht Durchsetzungskraft zu verleihen,
sollte man sie notariell beglaubigen
lassen. Eine notarielle Beglaubigung ist
nicht allgemein vorgeschrieben, aber
juristisch dann erforderlich, wenn sie
zum Erwerb oder zur Veräußerung von
Grundstücken oder zur Aufnahme von
Darlehen berechtigen soll, mithin also
in allen Angelegenheiten, die Bankgeschäfte betreffen. Die Vorsorgevollmacht sollte von Zeit zu Zeit daraufhin
überprüft werden, ob die einstmals
getroffenen Aussagen auch weiterhin
Gültigkeit haben sollen. Die Fortgeltung
sollte durch Unterschrift eines Zeugen
mit aktuellem Datum bestätigt werden.
Da eine Vorsorgevollmacht ganz auf den
einzelnen zugeschnitten ist, gibt es für
die Form auch einen großen Gestaltungsspielraum.
Wann brauche ich eine
Betreuungsverfügung?
Wenn Sie infolge eines Unfalls oder
einer psychischen Krankheit oder einer
körperlichen, geistigen oder seelischen
Behinderung Ihre Angelegenheiten
ganz oder teilweise nicht mehr selbst
besorgen können und keine Vorsorgevollmacht getroffen haben, kann die
Bestellung eines "Betreuers" für Sie
notwendig werden. Zuständig ist das
Vormundschaftsgericht. Durch Erlass
einer Betreuungsverfügung in gesunden
Tagen können Sie Vorsorge treffen, dass
später tatsächlich eine oder auch mehrere Personen Ihres Vertrauens in Ihren
Angelegenheiten tätig werden können.
Die Betreuungsverfügung sollte in jedem Fall schriftlich abgefasst werden.
Sie kann auch mit einer Vorsorgevollmacht verbunden werden: Sie können
beispielsweise verfügen, dass die von
Ihnen bevollmächtigte Person auch im
Falle einer Betreuungsnotwendigkeit
als Betreuer ausgewählt werden soll.
Mit einer Betreuungsverfügung können
Angelegenheiten in den folgenden Bereichen geregelt werden:
 Untersuchung des Gesundheitszu




stands, ärztliche Heilbehandlungen
und Eingriffe
Bestimmungen des Aufenthalts und
die Organisation der Pflege
Wohnungsangelegenheiten, z.B.
Wohnungsauflösung bei Heimeinzug
Abschluss eines Heimvertrags
Bankgeschäfte und Vermögensverhältnisse
Unterbringung ( z.B. mit gerichtlicher Genehmigung erfolgende Einweisung in eine geschlossene oder
geschützte Einrichtung) und "unterbringungsähnliche Maßnahmen",
z.B. freiheitsentziehende Maßnahmen
Was ist eine Patientenverfügung?
In einer Patientenverfügung wird geregelt, welche Schritte jemand im Krankheitsfall in Bezug auf seine ärztliche
Versorgung wünscht und welche Schritte unterbleiben sollten. Die Patientenverfügung sollte mindestens folgendes
enthalten:
 Eingangsformel
 Möglichst genaue Beschreibung der
Situation(en), für welche die Patientenverfügung gelten und zur Anwendung gebracht werden soll, z.B.








"Wenn ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess befinde"
oder "Wenn ich mich im Endstadium
einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde"
Festlegungen zu ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen, z.B. lebenserhaltende Maßnahmen, Schmerzund Symptombehandlung, Künstliche Ernährung
Wünsche zu Sterbeort und -begleitung, z.B. Sterben in vertrauter Umgebung
Aussagen zur Verbindlichkeit, zur
Auslegung, zur Durchsetzung und
zum Widerruf
Hinweise auf weitere Vorsorgeverfügungen
Eventuell Hinweis auf OrganspendeBereitschaft
Schlussformel
Datum, Unterschrift
Aktualisierung(en), versehen mit
Datum und Unterschrift
Seit September 2009 ist die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen gesetzlich geregelt. Patientenverfügungen
 können nur von einwilligungsfähigen Volljährigen verfasst werden.
 müssen schriftlich vorliegen, können
aber jederzeit formlos widerrufen
werden.
 gelten unabhängig von Art und Stadium der Erkrankung.
 dürfen nicht die Bedingung für die
Aufnahme in einem Heim sein
(Kopplungsverbot).
 definieren eine medizinische Behandlung. Diese muss von Ärzten,
Betreuern und Bevollmächtigten
umgesetzt werden, wenn die Behandlungs- und Lebenssituation eintritt,
für die die Verfügung ausgestellt
wurde. Passt die Verfügung nicht auf
die Krankheitssituation oder liegt
keine Patientenverfügung vor, müssen Arzt, Betreuer und Bevollmächtigte gemeinsam zu einer Entscheidung kommen.
Bei Meinungsverschiedenheit entscheidet das Betreuungsgericht.
| 33 |
Seniorenzeitschri 2010
Wir gratulieren
Goldene Hochzeit Geburtstag 96 Eupheme Bonnekessel Thea und Josef Lüken Geburtstage 85 Anne Vieth Franz Brüning Irmgard Tybortschek Heinrich Heskamp Elisabeth Schulte | 34 |
Seniorenzeitschri 2010
ANZEIGE
Hier finden Sie die Lösungen
zu den Rätseln auf Seite 31 und 32
Buchstabensalat
EIERSPALT = Ratespiel
GASTBETRUG = Geburtstag
LUTSCHNER = Schultern
ZIEGENUHR = Erziehung
BANANENMUT = Tannenbaum
ABBRUCHEI = Bierbauch
ATOMRECHTE = Tachometer
HALSTUDCH = Dachstuhl
MAUERFINKE = Kaminfeuer
PERLTAUSCHER = Lautsprecher
SAFTKELSCHE = Sektflasche
Quiz
1. Antwort: Monika
2. Antwort: Kurven sind nie gerade!
3. Antwort: 20 mal
4. Antwort: 9 Schafe
5. Antwort: Nein, sie ist noch am Leben
6. Antwort: Die Mutter
7. Antwort: Ja, es stimmt. -K-öln und
-h-inten...
8. Antwort: Ja, als Eis…
9. Antwort: 2
10. Antwort: Obst…
Rätsel
Antwort:
12=Kaiser;
14=Kunz;
16=Roth;
18=Jägger;
20=Moos
Einstein-Quiz
1. Haus
2. Haus
3. Haus
4. Haus
5. Haus
Gelb
Blau
Rot
Grün
Weiß
Norweger
Däne
Brite
Deutscher
Schwede
Dunhill
Marlboro
Pall Mall
Rothmans Winfield
Wasser
Tee
Milch
Kaffee
Bier
Katze
Pferd
Vogel
Fisch
Hund
| 35 |
ANZEIGE
Impressum
Seniorenzeitschri 2010
Herausgegeben vom
Seniorenteam der katholischen Pfarrgemeinde St. Gertrudis Lingen‐Bramsche
vertreten durch Gertrud Schütte, Telefon: 05906/436
Erscheinungsweise: einmal jährlich
Auflage: 200 Stück