Seniorenzeitschrift 2010 - Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd
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Seniorenzeitschrift 2010 - Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd
Seniorenzeitschrift Seniorenzeitschri 2010 Zeitschrift der katholischen Seniorengemeinschaft St. Gertrudis Lingen-Bramsche 4. Jahrgang | Dezember 2010 Ausgabe Nr. 4 Eine Hundegeschichte vom alten Flugplatz in Plantlünne Seite 16 Johannes Paul II. Sterben und Tod als globales Ereignis Seite 19 Bankgeschichte in Bramsche Seite 26 Seniorenzeitschri 2010 ANZEIGE Aus dem Inhalt In eigener Sache 3 Das Maß der Dinge 4 Pfarrer in St. Gertrudis 5 Richtig lagern, länger genießen 6 Aus dem Dekanat Emsland-Süd 7 Leben mit Demenz 8 Erntedank 2010 10 Erntedank früher 11 Die Jugend von gestern - und die Senioren von morgen 12 Der Trick mit dem Enkel 14 Halbtagsfahrt der Senioren 15 Eine Hundegeschichte vom alten Flugplatz in Plantlünne 16 Waffeln mit Herz gemacht 17 Der Christbaumständer Marienklause im Pfarrgarten 27 18 Was ist eigentlich ein Diakon? Johannes Paul II. 30 19 Gehirnjogging Theater in Bramsche 31 22 23 Vorsorgevollmacht / Betreuungsverfügung / Patientenverfügung 25 Wir gratulieren Die „Tempo-Schnäuztypologie“ Bebilderte Liebeserklärung Bankgeschichte in Bramsche 26 |2| 33 34 ——————————— Seniorenzeitschri 2010 In eigener Sache Liebe Leserinnen und Leser, wir, die Seniorengemeinschaft St. Gertrudis LingenBramsche, freuen uns sehr, Euch / Ihnen seit 1997 nun zum vierten Mal eine neue Ausgabe unserer Seniorenzeitschrift übergeben zu können. Hierfür möchten wir uns zunächst herzlich bei den Werbenden bedanken, die für das Einstellen ihrer Anzeigen einen wichtigen Beitrag für das Erscheinen der Seniorenzeitschrift ermöglichen. Für „Nachahmungstäter“ sind wir immer aufgeschlossen. Unser Dank gilt aber natürlich auch allen freiwilligen Helfern, die durch die Erledigung der unterschiedlichsten Aufgaben zum Gelingen unserer Seniorenzeitschrift beitragen. Viel Spaß mit der aktuellen Ausgabe wünscht das Seniorenteam Geleitwort Liebe Gemeinde, miteinander unterwegs zu sein - das kennzeichnet eine Generation. Gemeinsame Erfahrungen, gemeinsame Feste, gemeinsame Trauer und ein gemeinsam geteilter Alltag. Sicher kann man sich schnell über gemeinsam vergangene Zeiten verständigen und erzählen, aber jeder hat es doch noch einmal anders erlebt. Ganz persönlich und privat. So fand ich folgenden kleinen Text, der diese Erfahrung umschreibt im Horizont des Glaubens: Gemeinschaft Nicht gleiche Antworten aber die gleichen Fragen, nicht gleiche Wege, aber das gleiche Ziel, nicht gleiche Frömmigkeit, aber den gleichen Herrn, nicht alle gleich, aber alle eins, sich geliebt wissen und liebend. So ist die Kirche in den Jahrhunderten unterwegs mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen; Hoffnungen wie Enttäuschungen. Auch unsere Zeit ist von einem großen Umbruch charakterisiert, in dem neue Formen des Kirche– und Gemeindeseins erprobt werden. Neue Wege haben wir im vergangenen Jahr begonnen mit der Pfarreiengemeinschaft. Die Zukunft wird zeigen, was dem Aufbau der Gemeinde dient und wo Korrekturen nötig sind. Veränderungen kann man am Besten erleben, wenn man einen Kreis von Menschen hat, der einen begleitet und mit dem man Erfahrungen austauschen kann. So ist der Seniorenkreis unserer Gemeinde in Bramsche ein Ort, wo man miteinander unterwegs ist, um die Gegenwart zu besprechen aus der Perspektive des Glaubens. So wünsche ich allen gute Begegnungen, die vom Geist dessen geleitet sind, der uns begleitet durch unsere Zeit und unser Leben! Ihr F.B. Lanvermeyer, Pfarrer ( W. Hoffmann ) |3| Seniorenzeitschri 2010 Das Maß der Ewigkeit Wenn die Seele jung hält Von Eva Baumann-Lerch Aus: „Die Mitarbeiterin“ Werkheft der kfd, Ausgabe 4/2010 Die siebzigjährige Lady Ester sitzt vor dem Spiegel, betrachtet ihr faltiges Gesicht und fragt: „Wie kann ein so junger Mensch nur in solch einem alten Körper stecken?" Diese köstliche Szene stammt aus dem Roman „Brautflug" von Marieke van der Pol und ist nicht so sonderbar, wie sie erst einmal klingt. Denn Ester beschreibt hier eine paradoxe Erfahrung, die auch viele an-dere Menschen kennen: Sie fühlen sich viel jünger, als sie eigentlich sind. Auch wenn ihr Körper alt wird, erfahren sie sich innerlich manchmal ganz offen, frisch und unverbraucht. Und hinter dieser Erfahrung tut sich eine tiefgründige Frage auf: Wenn unser Körper alt wird, altert die Seele dann zwangsläufig mit? „Man ist so alt, wie man sich fühlt", heißt es im Volksmund. Auch dieser gebräuchliche Spruch macht deutlich, dass das Alter eines Menschen nicht allein vom Geburtsdatum abhängt. In der Medizin hat man seit Längerem festgestellt, dass Körper in unterschiedlichem Tempo altern. Ärzte sprechen deshalb vom „biologischen Alter", das vom Zustand der Knochen, Muskeln und Gefäße bestimmt wird und sich erheblich vom kalendarischen Alter unterscheiden kann. Aber auch Menschen, bei denen die körperlichen Kräfte tatsächlich sehr nachlassen, können innerlich frisch und jugendlich sein. Beseelte Menschen wirken jünger Das Alter des Körpers und das Alter der Seele ist offensichtlich nicht dasselbe. Es gibt Jugendliche, die tagelang schlapp und antriebslos vor dem Fernseher hängen, als sei ihr Lebensgeist schon erloschen. Oder 40-jährige Manager, die mit toten Augen durch die Welt rennen, leblos und verbraucht. Zugleich strahlen uralte Menschen schon mal eine umwerfende Lebendigkeit aus. Die Bilder von Nelson Mandela, der sein Leben lang für die Rechte der Schwar- |4| zen in Südafrika gekämpft hat und auch in Jahrzehnten als politischer Gefangener nicht verbittert ist, zeigen so einen jungen Menschen. Sein Gesicht ist fast glatt, seine Augen blitzen und er hat immer noch viele Ziele: „Es gibt noch mehr Arbeit zu tun", rief er an seinem 90. Geburtstag. Auch Frere Roger Schütz hatte so ein junges Gesicht. Der Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taize war bis zu dem gewaltsamen Tod, den er mit 90 Jahren erleiden musste, eine Symbolfigur für ein junges, unverstaubtes Christentum, immer umringt von Tausenden Jugendlichen aus aller Welt. Und wer die 94-jährige Kinderbuchautorin Astrid Lindgren gesehen hat, der fand unter ihren weißen Haaren stets noch die Unbeugsamkeit und den kindlichen Schalk einer Pippi Langstrumpf, deren geistige Schöpferin sie war. Solche Gesichter zeigen deutlich, wie jung ein „beseelter“ Mensch ist. Testaments, „der ist wie ein Baum, der an frischen Wassern gepflanzt ist. Und dessen Blätter nicht welken." Noch deutlicher macht es dann wenig später der Psalm 103:,, Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: Der dein Leben vor dem Untergang rettet. Wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert." Da singt die Seele das Lob auf ihren Ursprung, der sie neu macht, Tag für Tag - auf einen Gott, der sie jung macht. Dass wir nicht alt werden, wenn wir uns nicht ängstlich an das Alte binden, hat auch der Schriftsteller Hermann Hesse in dem bekannten Gedicht „Stufen" beschrieben: „Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!" Und so ist der Dichter voller Hoffnung, dass die Seele auch dann ihre Jugend behält, wenn sie den Körper verlassen muss: „Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden!" Gelassen älter werden Vor diesem Hintergrund erscheint der überbordende Körper- und Jugendkult unserer Tage schon ein wenig lächerlich: Wir färben unentwegt die grauen Haare, schmieren Hormoncremes auf die Cellulite, quälen im Fitnessstudio die erschlaffenden Muskeln und müssen doch am langfristigen Erfolg all dieser Mühen verzweifeln. Wo wir aber im Tiefsten unsere Ewigkeit erahnen können, fällt es vielleicht etwas leichter, den Alterungsprozess unseres Körpers und damit auch seine Sterblichkeit anzunehmen. Die alterslose Seele Wenn die Seele unsterblich ist - wie wir Christen glauben - warum sollte sie dann auch altern? Sie stammt doch aus der unendlichen Lebensquelle, die wir Gott nennen. Ihre Zeit wird nicht von Jahren, sondern von der Ewigkeit geprägt. Ihre Jugend wird vom Maß unserer Freude bestimmt, von der Kraft unseres guten Willens und dem Feuer unseres Herzens. Ein Mensch, der Gott sucht, heißt es im Psalm 1 des Alten Dass wir länger jung bleiben, wenn wir engagiert und beseelt sind, hat auch die „Kindernothilfe" festgestellt und sich vor ein paar Jahren in einer ungewöhnlichen Spendenkampagne zu Nutze gemacht: „Ist es Ihnen schon aufgefallen, dass Menschen, die sich für andere einsetzen, so viel jugendlicher wirken als andere?" fragte die Hilfsorganisation. Und schlug deshalb vor, das Geld nicht für Antifaltencremes auszugeben, sondern besser für einen guten Zweck. Seniorenzeitschri 2010 Pfarrer in St. Gertrudis Eine kurze Übersicht Bramsche an der Ems wird bereits im 13. Jahrhundert als Parochie, also Pfarre, benannt. Der Ursprung ist in der Gertrudis-Kapelle zu sehen. Johann Caspar Möller, von 1870 bis 1899 Sie finden nachfolgend ein Verzeichnis der katholischen Pastöre, soweit deren Namen bekannt sind. In weiteren Ausgaben der „Seniorenzeitschrift“ sollen dann das Leben und Wirken einzelner Pfarrer näher beschrieben werden. Die wichtigste Quelle für diese Liste bildete für die Angaben bis Ende des 19. Jahrhunderts die „Geschichte der vormaligen Grafschaft Lingen“, die von Pastor Johann Caspar Möller aus Bramsche erstellt und 1874 veröffentlicht wurde. August Tewes, von 1901 bis 1915 Alfons Thörner, von 1990 bis 2000 Heinrich Jansen, von 1899 bis 1901 Uwe Vossmann, von 2000 bis 2009 Johannes Nolte, von 1915 bis 1928 Georg Geers, 1928 bis 1947 Johann Houese, um 1415; er wurde 1420 Pastor von Beesten F.B. Lanvermeyer, seit 2009 Godert Sloys, um 1463 Heinrich Becker, von 1530 bis 1544 Johann Beemeers, um 1609 Pater Andreas Sommer mit weiteren Jesuiten aus dem Kloster zu Meppen, von 1651 bis 1669 Johannes Lambersteipen, von 1947 bis 1968 Lambertus Schulte, von 1669 bis 1690 Reinerus Duvelig, von 1690 bis 1691 Johann Höcker, von 1691 bis 1694 Nicolaus Heinrich Dreesmann, von 1694 bis 1700; er wurde dann Pastor von Mettingen Georg Stallkamp, von 1968 bis 1980 Johann Burchard Hettermann, von 1700 bis 1726; er wurde dann Pastor zu Beesten Gerhard Georg Böckmeyer, von 1729 bis 1741 Hermann Heinrich Wennecker, von 1748 bis 1775 Heinz-Jürgen Schäfer, von 1981 bis 1990 Johann Uhlenberg, von 1775 bis 1801 Gerhard Hermann Weyer, von 1801 bis 1833 St. Gertrudis Lingen-Bramsche Bernard Grote, von 1855 bis 1870 |5| Seniorenzeitschri 2010 Richtig lagern, länger genießen Jeder Fünfte putzt seinen Kühlschrank nur ein- bis zweimal im Jahr Es soll ja Menschen geben, die mit ihrem Kühlschrank sprechen—wie zum Beispiel der Journalist Axel Hacke mit seinem Freund "Bosch". So viel Aufmerksamkeit bekommt das unverzichtbare Haushaltsgerät allerdings selten. Selbst das von Hygieneexperten vorgegebene Minimalziel - einmal monatlich mit Essigwasser reinigen – erreichen wenige. Nur jeder dritte Deutsche putzt seinen Kühlschrank einmal im Monat oder öfter. Jeder Fünfte reinigt die kalte Lagerstätte für Verderbliches nur einbis zweimal im Jahr. So das Ergebnis einer aktuellen Forsa- Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Knapp zwei Drittel der Befragten räumen ihren Kühlschrank komplett aus, um ihn sauberzumachen, der Rest reinigt abschnittsweise nach Bedarf. Besonders in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern leben die |6| Freunde der flüchtigen Reinigung (57 Prozent), während ihre Nachbarn in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen überdurchschnittlich oft die gründliche Methode bevorzugen (70 Prozent). "Damit der Kühlschrank nicht zur Keimschleuder wird, sollte neben der regelmäßigen Reinigung auch jedes kleine Malheur zwischendurch gleich beseitigt werden, zum Beispiel wenn Fleischsaft oder Auftauwasser ausgetreten sind", rät Ernährungswissenschaftlerin Nicole Battenfeld von der TK. Sonst bestehe die Gefahr, dass Lebensmittel, die vor dem Verzehr nicht erhitzt werden, mit Salmonellen oder anderen gefährlichen Keimen in Kontakt kommen. Herrscht außerdem Chaos im Kühlschrank, erschwert das nicht nur die Suche. Auch die Qualität der Lebens- mittel kann darunter leiden, und manches verdirbt schneller als nötig. Auch liegen oft Dinge im Kühlschrank, die dort eigentlich gar nicht hingehören. Battenfeld erläutert, wie man Äpfel, Butter, Käse und Co. am besten lagert, damit diese ihre wertvollen Inhaltsstoffe behalten und nicht zur Gesundheitsgefahr werden. "Auch wenn der Kühlschrank eine wunderbare Möglichkeit bietet, Verderbliches länger aufzubewahren, gilt: nicht überfüllen!", sagt Battenfeld. Wenn kein Platz mehr zwischen den einzelnen Produkten bleibe, könne die Luft nicht ausreichend zirkulieren. Die Folge ist, dass die Lebensmittel nicht optimal gekühlt werden und schneller verderben. Bei herkömmlichen Geräten ist die Temperatur im Kühlschrank nicht überall gleich. Am kältesten ist es in der Nähe des so genannten Verdampfers, Seniorenzeitschri 2010 also an der Rückwand und der darunterliegenden Glasplatte. Nach oben hin wird es kontinuierlich wärmer. Auch in den Gemüse- und Türfächern herrschen mildere Temperaturen. " Damit die Lebensmittel länger haltbar sind, gehört jedes Produkt an den richtigen Platz", erklärt die TK-Ernährungsexpertin: Obst und Gemüse in den dafür vorge sehenen Fächern aufbewahren - am besten getrennt. Leicht verderbliche Produkte wie Fisch, Frischfleisch oder Wurst auf der Glasplatte lagern. Eine Etage höher lassen sich Milchprodukte wie Joghurt und Sahne gut aufbewahren. Ganz oben haben Käse, zubereitete Speisereste oder Geräuchertes ihren Platz. Lebensmittel, die nur leicht gekühlt werden müssen, wie Butter, Eier oder Marmelade, sind in der Kühlschranktür am besten aufgehoben. Auch Getränke, Dressings oder Tuben finden dort ihren Platz. Brot oder Speiseöl muss nicht in den Kühlschrank. Auch manche Obst- und Gemüsesorten reagieren auf die darin herrschenden Temperaturen mit Kälteschäden oder verlieren ihr Aroma. Ananas, Avocados, Bananen, Mangos, Papayas, Zitrusfrüchte und Melonen sollten in einer möglichst dunklen und kühlen Ecke aufbewahrt werden, falls kein Keller oder keine Speisekammer verfügbar ist. Und: "Äpfel müssen immer getrennt von anderem Obst oder Gemüse gelagert werden, da sie das Reifehormon Ethylen produzieren", erklärt Nicole Battenfeld. Umgekehrt könne man gezielt eine schnellere Reifung von noch grünen Bananen oder Tomaten bewirken, wenn man sie neben Äpfel legt. Tomaten gehören übrigens ebenso wenig in den Kühlschrank wie Auberginen, Gurken, grüne Bohnen, Kartoffeln, Kürbis, Paprika und Zucchini. "Pflanzliche Lebensmittel schmecken frisch am besten und haben nur dann ihren vollen Nährstoffgehalt. Hier gilt: lieber öfter kleinere Portionen einkaufen und direkt verzehren", rät die TKExpertin. Speisereste sollte man schnell abkühlen und in fest verschlossenen Behältern in den Kühlschrank stellen. Grundsätzlich ist es besser, Lebensmittel immer gut verpackt zu lagern. So vermeidet man, dass etwa Wurst oder Käse austrocknen und Milchprodukte fremde Gerüche annehmen. "Auch aus hygienischen Gründen gehören Frischfleisch oder Fisch in verschließbare Verpackungen. Geöffnete Konserven sollte man umfüllen", empfiehlt Battenfeld. Ein Artikel der Techniker Krankenkasse auf Basis einer von ihr beauftragten repräsentativen Umfrage durch das Forschungsinstitut Forsa. Aus dem Dekanat Emsland-Süd Wahlen zur Dekanatssprecherin Aus der Lingener Tagespost „Wir möchten Jung und Alt dazu aufrufen, miteinander die Gemeinschaft von Morgen zu gestalten!“ Mit diesem Appell begrüßte Gertrud Schütte aus Bramsche die Seniorenverantwortlichen aus den 36 Gemeinden des neuen Dekanats Emsland-Süd in der St.Gertrudis-Kirche zu Bramsche. In einem einleitenden Impuls machte sie noch einmal die Bedeutung der Wahl der Dekanatssprecher oder Dekanatssprecherinnen deutlich, zu der sich die Seniorenverantwortlichen der Altdekanate Freren und Lingen zum dritten gemeinsamen Dekanatstreffen versammelt hatten. So rief sie Jung und Alt dazu auf, sich beispielsweise aktiv an den Wahlen zu den Gemeinderäten und Kirchenvorständen zu beteiligen. Unsere Gemeinden brauchten die Energie und den frischen Mut der Jüngeren ebenso wie die Erfahrung und das ausgewogene Urteil der Älteren. Deshalb begrüße sie es, wenn in manchen Gemeinden auf den neuen Listen für die Gemeinderatswahlen Schüler und junge Erwach- sene zu finden seien, aber die Älteren dürften nicht abgeschrieben und in den Hintergrund gedrängt werden. Zwar müsse man dem Neuen mit aller Offenheit und nach reiflicher Überlegung eine Chance geben, aber ebenso am Verlässlichen und Bewährten festhalten. Nach dem gemeinsam gesungenen Kanon „Lobet und preiset ihr Völker…“ ging es hinüber in Die neue Dekanatssprecherin für die Senioren Gertrud das Pfarrheim St. GertruSchütte (rechts), zusammen mit den weiteren Sprecherinnen sowie Günter Oberthür (zweite Reihe rechts) und Diadis, wo eine Kaffeetafel kon Ulrich Lehmann gedeckt war. Hier stellte sich der Diakon Ulrich Lehmann mit humorvollen und perSchütte als Dekanatssprecherin sowie sönlichen Worten vor, ehe Günter Martha Schwegmann aus Schepsdorf, Oberthür, Diözesanreferent für das Elfriede Snaadt, Beesten, und Ursula „dritte und vierte Lebensalter“, zuDriever, Messingen, als weitere Sprenächst seine Vorstellungen von der cherinnen. Alle nahmen die Wahl an. Struktur der Seniorenvertretungen von den Gemeinden über das Dekanat bis Günter Oberthür hielt einen Vortrag in die Diözese erläuterte. Bei der Wahl zum Thema „Vom Wort des Lebens ergab sich folgendes Bild: Gertrud sprechen wir“. |7| Seniorenzeitschri 2010 Leben mit Demenz Lebensqualität verbessern und Pflegende unterstützen Das Wort „Demenz“ hat eine geradezu beängstigende Wirkung bei Menschen jeden Alters. Der Begriff spaltet die Gesellschaft in zwei Gruppen: diejenigen, die dement sind, und diejenigen, die sich davor fürchten, es zu werden. Von Herminia Heilker Gerade pflegende Angehörige fühlen sich oftmals überfordert und alleine gelassen, wenn Ärzte feststellen, dass es sich bei ihren Familienmitgliedern um eine Demenz, d.h. um ein typisches Muster von geistigen Leistungseinschränkungen und Verhaltensänderungen handelt. Oftmals wird in diesem Zusammenhang dann von einer „Mischform der Demenz“ gesprochen – für Außenstehende nur schwer zu verstehen. Was bedeutet Demenz genau und welche Strategien gibt es, um den Angehörigen wie auch den Betroffenen selbst ein größtes Maß an Entlastung zu ermöglichen? Zunächst ist festzuhalten, dass es eine ganz normale Vergesslichkeit im Laufe des Lebens gibt, bei einigen Menschen mehr, bei anderen weniger stark. Dies ist aber noch längst kein Grund zur Beunruhigung. Treten allerdings häufig und über längere Zeit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Orientierung auf (der Betroffene findet beispielsweise den Weg vom Bäcker nach Hause nicht mehr), so ist dies sehr wohl ein Grund einen Arzt aufzusuchen. Bei der Diagnose Demenz gilt es dann in einem weiteren Schritt die Ursachen zu klären. Das Wort „Demenz“ bedeutet „Entgleisung“ und ist eigentlich diskriminierend. Korrekter ist es, von kognitiven |8| Defiziten zu sprechen, also von Schwächen im Bereich des Erkennens. Aber auch emotionale und soziale Fähigkeiten sind betroffen und können zu einer Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen führen. Vor allem ist das Kurzzeitgedächtnis, ferner das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik, bei einigen Formen auch die Persönlichkeitsstruktur betroffen. Hauptsymptom aller Demenz-Erkrankungen ist vor allem die Störung des Kurzzeitgedächtnisses. Bei weiterem Fortschreiten treten auch andere hirnbedingte Symptome hinzu, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen und Störungen der Raumwahrnehmung, sodass sich die Betroffenen häufig verlaufen. Im weit fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen schließlich ihre engsten Angehörigen nicht wieder. Die Demenz schränkt die Lebenserwartung ein. Sie ist selbst jedoch keine Todesursache, sondern die durch die Demenz begünstigten Erkrankungen. Heute sind verschiedene Ursachen von Demenzen geklärt; einige Formen können in gewissem Umfang behandelt werden, d.h. die Symptome können im Anfangsstadium einer Demenz verzögert werden. Man unterscheidet zwischen sekundären Demenzen, die auf eine andere Grunderkrankung zurückzuführen sind, und primären Demenzen, bei denen das Krankheitsgeschehen direkt im Gehirn stattfindet. Bei sekundären Demenzen geht das Krankheitsbild teilweise zurück, wenn die Grundkrankheit behandelt wird. Für die meisten primären Demenzen ist keine Heilung möglich. Wohl aber gibt es Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheiten verlangsamen und die Symptome lindern können. Die am häufigsten auftretende Form der primären Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Die zweithäufigste Ursache mit zirka 20 Prozent ist die gefäßbedingte Demenz (vaskuläre Demenz). Bekannt ist, dass die ersten Demenz-typischen Veränderungen im Gehirngewebe bereits im jungen Erwachsenenalter auftreten und mit zunehmendem Lebensalter stetig zunehmen. Zur Demenz kommt es erst, wenn ein großer Teil der Gehirnzellen zerstört ist. Die Erkrankungszahlen steigen mit dem Lebensalter. Die Zahl der Erkrankten wird deshalb künftig ansteigen, weil immer mehr Menschen ein hohes Alter erreichen. Wenn der Arzt die Diagnose Demenz gibt, streitet der Betroffene dies meist vehement ab – keineswegs verwunderlich, da dies einem sozialen Todesurteil gleichkommt. Depressionen sind oftmals schon im Vorfeld der Diagnose ein häufiges Problem, wenn die Betroffenen ihren geistigen Verfall wahrnehmen. Was alle Demenzbetroffenen brauchen, sind liebevolle Zuwendung, Geduld, Verständnis und Offenheit von den Menschen, mit denen sie Umgang haben. Isolation und Rückzug verstärken die Symptome nur. Aber auch die pflegenden Angehörigen selbst müssen sich mit dem nötigen Rüstzeug ausstatten, um der emotional starken Belastung der Pflege seiner Nächsten standhalten zu können. Das häufige Problem der Weglauftendenz, und auch so grundlegende Themen wie der plötzlich fehlenden Zeit um der eigenen Arbeit nachzugehen, sind dabei nur ein kleiner Teil der Erschwernisse. Hierzu gibt es glücklicherweise aber eine Vielzahl von nützlichen Informationen für Betroffene und Angehörige, vor allem auch über konkrete Unterstützungsangebote in Wohnortnähe. Herminia Heilker verfügt zudem mit ihrem Pflegedienst Humanitas seit über 17 Jahren über Erfahrung mit dem Umgang von demenzerkrankten. Eine Kernkompetenz ihres Teams ist hier eine verantwortliche Einzel- und Gruppenbetreuung als zusätzliche Versorgungsform für Menschen, die ambulant betreut und gepflegt werden. Der Pflegedienst ergänzt das bestehende Spektrum dieses Angebotes und trägt so zu einer Verbesserung der regionalen Strukturen in der Versorgung Demenzkranker bei. In einer wertschätzenden und toleranten Atmosphäre werden die Kranken in ihrer Andersartigkeit angenommen. So werden Frustrationen und Überforderungen sowie Versagensängste weitgehend vermieden. Diese positiven Erfahrungen führen zu Veränderungen im Erleben und Verhalten der De- Seniorenzeitschri 2010 einer Pflegefachkraft zu motivieren. Um den Patienten ein größtmögliches Maß an Individualität zu bewahren, ist die Senioren- und Behinderten-Wohngemeinschaft in der Margarethe-Heinze 1 in Lingen mit Sicherheit für viele Ältere eine sinnvolle Alternative zum Heim. In den geräumigen Zimmern kann Frau Heilker eine individuelle und persönliche Pflege und Betreuung gewährleisten. Aber natürlich kann auch in ihrem vertrauten Umfeld die Pflege von zu Hause angeboten werden – sicherlich zwei gute Alternativen zur Entlastung oder Teilentlastung pflegender Angehöriger. All diese Maßnahmen dienen dem Ziel, der Demenzerkrankung mit weniger Angst und dafür mit mehr Selbstbewusstsein gegenüber zu treten. Eine große Zahl von Institutionen wie der Pflegedienst Humanitas kann Betroffenen daher kompetent zur Seite stehen. Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e.V., Marburg menzkranken. Ein wichtiges Schlagwort ist hier die so genannte Biographie- und Erinnerungsarbeit. Durch Biografiearbeit kann man erfahren, welche Bedeutung bestimmte Verhaltensweisen für den dementen Menschen haben. Je gründlicher die Gewohnheiten und Eigenheiten eines Menschen bekannt sind, umso leichter kann man ihn verstehen. Hierzu sind eine gründliche Dokumentation und eine enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen notwendig. Weit zurückliegende Lebenserinnerungen sind für Betroffene der letzte Halt im Strom des Vergessens. Durch die Erinnerungsarbeit werden positive Lebensenergien und Selbstbewusstsein geweckt. Die Betreuungskraft soll sich daher auf die Erlebniswelt ihres Gegenübers einlassen und versuchen, sich in den Menschen mit seiner Geschichte hineinzuversetzen. Weiterführend hierzu bietet HUMANITAS als Entlastung auch Betreuungsgruppen und Einzelbetreuung für pflegenden Angehörige an. Ausgebildete Fachkräfte und geschulte Helfer(innen) betreuen für einige Stunden am Tag oder auch am Abend die Pflegebedürftigen in einer kleinen Gruppe oder auch einzeln. Angestrebt wird, ehrenamtliche Helfer und Freiwillige unter Anleitung Weiterführende Informationen können Sie beispielsweise der „InternetPlattform der Initiative Altern in Würde im Deutschen Grünen Kreuz e. V.“ entnehmen. Sie erreichen die Internet-Plattform unter der Internet-Adresse „http://www.altern-in-wuerde.de/“ ANZEIGE |9| Seniorenzeitschri 2010 Erntedank 2010 Der Seniorennachmittag „Dankt unserem Gott, lobsinget ihm“ - unter diesem Leitgedanken stand das Erntedankfest der Senioren. Zu diesem alljährlich stattfindenden Fest waren auch die Senioren aus den übrigen Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft eingeladen. Und sehr viele Senioren folgten diesem Ruf! Die festlich geschmückte Kirche Der Nachmittag begann zunächst mit einem festlich vorbereiteten Gottesdienst in der Kirche. Der Altarraum war mit den Blumen und Früchten des Jahres geschmückt. Nicht zu übersehen war die Erntekrone, die die Menschen - damals wie heute - an ihre Abhängigkeit und ihr Gebundensein an die Natur erinnern soll. Nach der kirchlichen Feier ging es dann zum gemeinsamen Kaffee und Kuchen in den Saal Heskamp. Sketche und Dönkes durch Mitglieder der Seniorengemeinschaft Die Senioren erwarteten hier festlich dekorierte Tische, die mit zahlreichen begann dann mit der Tanzgruppe des leckeren Torten und frischgebackenem Heimatvereins Darme. Zwischendurch Brot gedeckt waren. Empfangen wurwurden viele alte Lieder gesungen, beden die Senioren zudem durch die Kingleitet durch einen gut aufgelegten Muder aus dem Kindergarten, die ihre Liesiker. Viel Beifall und manche Lachstürder und Tänze zum Erntedank präsenme ernteten die Frauen unserer Seniotierten. Das eigentliche Festprogramm rengemeinschaft, die ihre Dönkes und Sketche zum Besten gaben. Auf dem Höhepunkt des Nachmittags begann dann die bereits mit Spannung erwartete Tombola. Manches Los fand sich dann in schwitzender Hand. Wegen der zahlreichen Gewinne ging fast niemand leer aus. Zum Schluss sangen alle dann „Dass wir uns hier in diesem Saal noch treffen so viel hundertmal, Gott mag es lenken, Gott mag es schenken, er hat die Gnad.“ Zahlreiche Senioren aus den Gemeinden unserer Pfarreiengemeinschaft besuchten das Erntedankfest | 10 | Auseinander ging man mit dem festen Vorsatz, sich im nächsten Jahr wieder zu treffen. Seniorenzeitschri 2010 Erntedank früher Vorbereitungen in Wesel - Eine fotografische Erinnerung r Ar Der Anfang alle arsch voran beit—im Gänsem Wir sind bereit! Die Arbeit kann be ginnen! Fleißige Frauen und Männer bei der Ernte eG eden Zufri Die erste Garbe ist ter esich gebunden | 11 | Der Sensemann in Aktion Es ist geschafft! Seniorenzeitschri 2010 Die Jugend von gestern - und die Senioren von morgen Ursula Lehr Aus: „Politik und Zeitgeschichte“ (B 20/ 2003) Wir leben in einem alternden Volk, ja in einer alternden Welt. Immer mehr ältere Menschen stehen immer weniger jüngeren gegenüber. So waren in Deutschland im Jahr 2000 24 % der Bevölkerung 60 Jahre und älter, aber nur 21 % jünger als 20 Jahre. Im Jahr 2030 wird der Anteil der über 60 -Jährigen (35 %) etwa doppelt so hoch sein wie jener der unter 20-Jährigen (17 %). Aber auch der Anteil der über 80-, 90 - und Hundertjährigen nimmt zu. Der prozentuale Anteil der über 80-Jährigen wird sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln; er steigt von 3,6 auf 7,4 %, um im Jahr 2050 13,2% erreicht zu haben. Zurzeit leben in Deutschland knapp 10 000 Hundertjährige und Ältere; im Jahre 2025 werden es bereits 44 000 und im Jahre 2050 sogar über 114 000 sein, so der „World Population Aging“-Bericht 1950 – 2050 der Vereinten Nationen. Während sich die meisten Menschen darüber freuen, dass sie selbst und ihre Angehörigen eine höhere Lebenserwartung haben, wird auf der gesellschaftlichen Ebene genau dieselbe Entwicklung für vielfältige negative Trends verantwortlich gemacht. So spricht man mittlerweile von „Rentenlast“ und „Pflegelast“ und beklagt das „Langlebigkeitsrisiko“. Ältere Menschen werden verantwortlich gemacht für finanzielle Schwierigkeiten in den Renten-, Kranken- und Pflegekassen. Der demographische Wandel: „Überalterung“ / „Unterjüngung“? Zunächst einmal ist festzustellen, dass der demographische Wandel nicht nur durch die längere Lebenserwartung, sondern auch durch den Rückgang der Geburtenzahlen bedingt ist. Und daran sind unsere heutigen Seniorinnen und Senioren gewiss nicht schuld. Sie haben zwei, drei und manchmal mehr Kinder auf die Welt gebracht, trotz Krieg und schwieriger Nachkriegszeit, trotz Hungers- und Wohnungsnot sowie sehr trister Zukunftsaussichten damals. Sie haben ihre Kinder groß gezogen – ohne Azubi-Gehalt und BAföG (im Gegenteil, | 12 | sie mussten auch für die Lehre ihrer Kinder noch selbst zahlen). Von den 1950 geborenen Frauen blieben nur 11 % kinderlos, von den 1960 Geborenen sind es bereits 22 % und von den 1965 Geborenen werden nach Hochrechnungen 35 % kinderlos bleiben. Der demographische Wandel, das Altern unseres Volkes, ist also zum größten Teil durch die mittlere und jüngere Generation ausgelöst. Wir haben keine „Überalterung“ (wo ist hier die Norm?), sondern eine „Unterjüngung“ durch zu wenige Kinder! Das Ja zum Kind fällt den jüngeren Frauen und Männern heute offenbar schwer. Hier wirken viele Gründe zusammen: Einmal sind es die besseren Möglichkeiten der Familienplanung (Pille), sodann haben Kinder ihren „instrumentellen Charakter“ verloren (Kind als Arbeitskraft, Kind für die persönliche Alterssicherung, Kind als „Stammhalter“, als Namensträger). Außerdem werden in der Politik Kinder häufig nur als „Kostenfaktor“ diskutiert; es wird viel zu wenig herausgestellt, dass Kinder neben allen Lasten auch Freude machen, das persönliche Leben bereichern. Sicher spielen die Unsicherheit in Bezug auf Erhalt des Arbeitsplatzes, die Angst vor Arbeitslosigkeit sowie ungünstige Wohnverhältnisse auch eine Rolle neben anderen. Bessere Möglichkeiten zu schaffen, Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können, wäre hier effektiver als nur finanzielle Unterstützung. Ein weiterer Grund ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Ehen ohne Trauschein, die das Heiratsalter oft bis ins vierte Lebensjahrzehnt hinein verschiebt. Hier sind schon aus biologischen Gründen einem Kinderreichtum Grenzen gesetzt. Schließlich liegt heute – im Gegensatz zu den Zeiten unserer Mütter und Großmütter – zwischen dem Verlassen des Elternhauses und der Heirat eine längere Phase des selbständigen Alleinwohnens, die sicher der individuellen Entwicklung zugute kommt, in der sich eigene Lebensstile, eigene Gewohnheiten bilden und verfestigen, die eine Anpassung schon an einen Partner, erst recht aber an Kinder zweifellos erschweren. So werden wir wohl auch in Zukunft nicht mit einer erheblichen Steigerung der Geburtenrate rechnen können. Der demographische Wandel als Ursache des Dilemmas – eine einseitige Schuldzuweisung Die zunehmende Langlebigkeit der Älteren einerseits und die abnehmende Geburtenrate bei den Jüngeren andererseits werden vielfach für das Rentendilemma verantwortlich gemacht („wer soll die Renten für morgen erarbeiten?“). Doch hier sind auch gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Faktoren mit zu berücksichtigen. Die Ausdehnung der Jugendzeit und die Vorverlegung des Seniorenalters trotz besserer Gesundheit und vorhandener Kompetenz führt zu einer Schrumpfung des eigentlichen aktiven mittleren Erwachsenenalters. Zunächst einmal haben wir eine verlängerte Jugendzeit: Nicht mit 15 Jahren tritt man in das Berufsleben ein, sondern viele Jahre später. Bei der anteilsmäßig immer größer werdenden Gruppe der Studierenden ist ein Berufseintritt an der Schwelle des 30. Geburtstages keine Seltenheit. Erst dann zahlt man voll in die Renten- und Krankenkassen ein. Umgekehrt sieht es mit dem Ausscheiden aus dem Beruf aus; hier ist das reguläre Rentenalter von 65 Jahren mittlerweile die große Ausnahme. Viele Betriebe kennen keinen über 55- oder gar 50-jährigen Mitarbeiter mehr. Interessanterweise wird die Begründung, dass sich 50-Jährige als wenig flexibel und eingeschränkt leistungsfähig erweisen, oft von Menschen geäußert und im wirtschaftlichen Alltag durchgesetzt, die vom Alter her selber unter ihr eigenes Diktum fallen würden. Aber möglicherweise gelten solche Aussagen immer nur für andere und man ist selber die Ausnahme. Im Jahr 2001 standen nur 36,8% aller 55- bis 64-Jährigen in Deutschland im Erwerbsleben, während es beispielsweise in Norwegen 67,4%, in der Schweiz und in Schweden 67,1% waren. Mancher 55-Jährige und ältere würde gerne in die Rentenkassen einzahlen und nicht aus der Rentenkasse seinen Lebensunterhalt beziehen, wenn er nur Arbeit hätte. Beide problematischen Faktoren zusammen – später Seniorenzeitschri 2010 Berufsanfang und frühes Berufsende – führen zu erheblichen Belastungen der Sozialkassen. Insofern ist der demographische Wandel nur ein, wenn auch wichtiger Aspekt für die Zukunftsfähigkeit unseres Sozialstaates. Andere – politisch durchaus gestaltbare Faktoren – spielen mindestens eine ebenso bedeutsame Rolle, wie zum Beispiel – eine Wirtschaftspolitik, die Arbeit schafft; – eine Bildungspolitik, die bei kürzeren Ausbildungszeiten zu beruflichen Qualifikationen führt, die auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden; – eine kontinuierliche Personalplanung mit über das ganze Berufsleben verteilter Fortbildung, die ältere Arbeitnehmer im Arbeitsleben behält anstatt sie „freizusetzen“. Wir sind heute länger jung und früher alt (gemacht!) – und das auf Kosten des eigentlichen Erwachsenenalters! Bis 35 zählt man als „Jugendlicher“, kann man in den Jugendgruppen aller Parteien tätig sein; ab 45 ist man dann schon „älterer Arbeitnehmer“; ab 50 gilt man schon als „zu alt“ und hat keine Berufschancen mehr, und mit „55plus“ wird man zu den Senioren abgeschoben – obwohl man weit gesünder und kompetenter ist, als es unsere Eltern und Großeltern waren! Wir beschneiden das eigentliche, aktive mittlere Erwachsenenalter von beiden Seiten und lassen es auf nur noch zehn bis 15 Jahre zusammenschrumpfen, ohne die immensen Folgen für die gesamte Gesellschaft – für Jung und Alt – zu bedenken! Ein negatives Altersbild ist in unserer Gesellschaft – besonders in der Wirtschaft und Politik – immer noch weit verbreitet, trotz vieler Reden über die bedeutende Rolle älterer Menschen. Wie sehr wird jeder „Generationswechsel“ gelobt, jede „Verjüngung der Mannschaft“ gepriesen! Dabei brauchen wir doch in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und auch in der Politik das Miteinander aller Generationen! Wir brauchen das Wissen, die Erfahrung, die Übersicht, die besonderen Problemlöse- Fähigkeiten der Älteren, die gleichzeitig sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen erfassen und soziale Verknüpfungen erkennen. Vom 3-GenerationenVertrag zum 5-Generationen-Vertrag Es gibt heute eine Vielzahl von Barrieren, die älteren Arbeitnehmern eine aktive Teilnahme am Erwerbsleben erschweren. Manche Regulierungen, die zum Wohl der Älteren gedacht waren, haben einen Bumerang-Effekt und erschweren die Situation derjenigen, die als 45/50Jährige ihren Job verloren haben und arbeitslos sind. Das durchschnittliche Rentenzugangsalter liegt bei 59 – 60 Jahren. So ist es natürlich verständlich, dass die 25- bis 59-Jährigen, die im Arbeitsleben stehen, über zu hohe Belastungen klagen. Aus dem 3- Generationen-Vertrag ist ein 5-Generationen-Vertrag geworden: Die mittlere Generation zahlt manchmal für zwei Generationen, die noch nicht im Berufsleben stehen (mancher 30-jährige Student hat sein Kind im Kindergarten), und oft für zwei Generationen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Vater und Sohn, Mutter und Tochter – beide im Rentenalter: Das ist keine Seltenheit heutzutage. Doch diese belastete mittlere Generation sollte wenigstens bedenken, dass manche Rentner von heute gar nicht freiwillig in Rente gingen, sondern von Vorruhestand, Frühpensionierung, Altersteilzeit und dergleichen Gebrauch gemacht haben, um den Jüngeren einen Arbeitsplatz zu sichern. Dann darf man ihnen jetzt aber die „Rentenlast“ nicht zum Vorwurf machen! Weiterhin bedenke man: Viele der heutigen Rentner waren 45 Jahre lang berufstätig – ein Zeitraum, den die jüngere Generation von heute nur sehr selten schaffen wird! Einige der älteren heutigen Rentner kannten noch die 60Stunden-Woche, bestimmt aber die 48und die 45-Stundenwoche! Heutige Rentner kennen den Samstag als vollen Arbeitstag und hatten bis 1957 einen tariflich festgelegten Jahresurlaub von zwölf (!) Tagen, Samstage mit einberechnet! Wer von den Jüngeren möchte damit tauschen? Heutige Senioren hatten weit weniger Bildungs- und Weiterbildungs-Chancen! Wir haben in unserem Land noch nie so viel für Bildung ausgegeben für die jüngere Generation wie heutzutage. Man sollte diese Unterschiede und das durch die jetzige Rentnergeneration für die Jüngeren Erarbeitete bei einem Generationenvergleich nicht verdrängen und vergessen. Zunehmende Langlebigkeit – eine Herausforderung für jeden Einzelnen und die Gesellschaft Unsere Gesellschaft, wir alle werden älter von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr. Dass wir älter werden, daran können wir nichts ändern. Aber wie wir älter werden, das lässt sich schon beeinflussen! Es kommt ja nicht nur darauf an, wie alt wir werden, sondern wie wir alt werden: Es gilt, nicht nur dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben zu geben. Altern ist ein lebenslanger Prozess. Wie wir uns als Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsener verhalten, das beeinflusst unseren Alternsprozess im Seniorenalter. Jeder Einzelne hat alles zu tun, um möglichst gesund und kompetent alt zu werden. Damit erhöht er nicht nur seine eigene Lebensqualität im Alter, sondern auch die seiner Angehörigen, seiner Familie – und spart letztendlich der Gesellschaft Kosten. Aber auch die Gesellschaft sollte sich hier verantwortlich fühlen und Möglichkeiten zu einem gesunden, kompetenten Altern nicht gerade einschränken. Das es vor allem aber auch ganz stark darauf ankommt, schon in jungen Jahren die Fähigkeiten zu entwickeln, sich mit Stress und Belastungen auseinander zu setzen, damit adäquat umzugehen, das vergisst man gerne. Und wir werden uns sogar zu fragen haben, ob manche gut gemeinten Erziehungsweisen, die von dem Kind und Jugendlichen Stress und Belastungen fern halten wollen, die ihnen alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, ihnen damit letztendlich die Chance nehmen, aktive Auseinandersetzungsformen mit Problemen einzuüben. Darüber hinaus hat Wohlbefin- | 13 | Seniorenzeitschri 2010 den im Alter etwas mit „Gebrauchtwerden“ zu tun. Dazu gehören berufliche und familiäre Aufgaben, aber auch das Engagement für andere. Dieses wird von Seniorinnen und Senioren besonders ernst genommen. Viele Vereine, viele Pfarrgemeinden und auch die politischen Parteien müssten einen großen Teil ihres Angebotes streichen, wenn nicht ältere Menschen aktiv und selbstverständlich einen großen Beitrag leisteten. Doch ein „soziales Pflichtjahr“ für Senioren, wie gelegentlich gefordert, ist kein Beitrag zur Lösung des Problems. Solange man ältere Menschen trifft, die sich in Beruf und Ehrenamt engagieren wollen und dies mangels Gelegenheit nicht können, erübrigen sich solche Vorschläge ohnehin. Gesellschaft gestalten mit der älteren Generation Jeder, der alt ist, war einmal jung. Die Jungen wollen alt werden (wenn auch oft nicht alt sein). Das heißt: Alt und Jung sind auch die Jugend von gestern und die Senioren von morgen. Allein daraus sollte sich schon selbstverständlich eine Solidarität der Generationen ergeben. Noch gibt es sie sowohl in den Familien als auch in der Gesellschaft, wie viele Untersuchungen belegen. Aber dieser Zusammenhalt ist durchaus gefährdet. Gerede über einen Generationenkampf oder Schuldzuweisungen für soziale oder finanzielle Probleme an eine Altersgruppe können die Solidarität der Generationen durchaus beeinträchtigen. Solange sich „Anti-Aging“ nur gegen Falten wendet, mag es zwar (sprachlich) souverän, aber unproble- matisch sein. Für den Zusammenhalt unserer Generationen ist jedoch – nicht zuletzt auch im Interesse der Jüngeren – eine positivere Einstellung zum Älterwerden und damit auch zu den Älteren notwendig! Die Autorin: Ursula Lehr Prof. Dr. phil. Dr. h. c., geb. 1930; 1988 bis 1991 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit; Ehrenmitglied vieler internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften für Psychologie und für Gerontologie/ Geriatrie. Der Trick mit dem Enkel Neue Broschüre informiert, wie sich Senioren vor Betrügern schützen können Erika Aigner fiel nicht auf den Trick herein. Im Mai rief bei der 72-Jährigen eine Frau an und meldete sich wie eine gute, etwas erkältete Freundin: „Hallo Erika, wie geht es Dir?“ Ihren Namen nannte sie nicht. Erika Aigner wurde skeptisch und testete die Anruferin. Sie tat so, als glaube sie an einen Anruf ihrer Freundin Conny. „Conny, bist du das?“, fragte sie. Die Anruferin bejahte und sagte, sie sei gerade in der Stadt beim Notar. Von da an war sich Erika Aigner sicher: Das kann nicht meine Freundin sein, die meldet sich immer vorher, wenn sie zu mir kommt. So wunderte sich Erika Aigner auch nicht, dass Conny sie wenig später um 27.000 Euro bat. Erika Aigner versprach zu helfen und verständigte die Polizei. Die Täter konnten zwar nicht gefasst werden, aber ihr Geld hat Erika Aigner heute noch. Immer mehr ältere Menschen bekommen Anrufe von Betrügern, die sich als Verwandte oder Bekannte vorstellen und um Geld bitten. Doch gegen den sogenannten Enkeltrick und andere Trickbetrügereien kann man sich wehren. Die neue Broschüre „Rate mal, wer dran ist“, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, beschreibt, wie die | 14 | Täter vorgehen, wie man sie erkennt und was zu tun ist, um sich vor Trickdieben und Betrügern zu schützen. Die Täter setzen allerlei Lügen, Tricks und Täuschungen ein: Sie geben sich am Telefon als Verwandte aus, treten an der Haustür als Handwerker auf oder täuschen eine Notlage vor, in der sie dringend Geld benötigen. Zum Abholen erscheint dann natürlich nie der Enkel, sondern immer eine „absolut vertrauenswürdig“ angekündigte Person. Und das Geld ist weg. Ein weiterer, oft angewandter Trick: Die Betrüger stellen einen hohen Gewinn in Aussicht. So hatten sich Hunderte Betroffene bei der Verbraucherzentrale über ein telefonisches Gewinnversprechen eines gewissen „Friedrich von Haber“ und einer „Carmen Götz“ beschwert. Eine Computerstimme, die täuschend echt und seriös klang, teilte dem Angerufenen mit, er habe einen BMW gewonnen inklusive Spritgeld und Versicherung für ein Jahr im Wert von 30.000 Euro oder einen Geldbetrag in gleicher Höhe. Um den angeblichen Gewinn zu erhalten, sollten die Betroffenen innerhalb von 48 Stunden verschiedene 0900-Nummern anrufen. Wer das tat, erhielt aber keinen Gewinn, sondern wurde endlos lange in einer Warteschleife gehalten und zahlte pro Minute bis zu drei Euro. „Die Masche ist nicht neu, aber lukrativ“, sagt Verbraucherschützerin Ute Bitter. Sie rät dringend vom teuren Rückruf ab. Stattdessen sollten Betroffene die vermeintliche „Nummer zum Glück“ notieren und sie der Bundesnetzagentur weiterleiten, die die 0900er-Anschlüsse abschaltet. Wer bereits vergeblich versucht hat, den Gewinn abzurufen und nun die hohe Telefonrechnung in den Händen hält, sollte mit Hilfe der Verbraucherzentrale oder eines Anwalts versuchen, das Geld bei seinem Netzbetreiber wieder zurückzufordern. Bei der Wahl ihrer Opfer verwenden die Täter, so verrät es die Broschüre der Bundesregierung, einen einfachen Trick: Sie schauen im Internet oder Telefonbuch nach altertümlich klingenden Vornamen. Eines der Mittel, um sich vor betrügerischen „Enkeln“ oder vor angeblichen Gewinnversprechen zu schützen, lautet daher: Den Vornamen im Telefonbuch nur mit dem Anfangsbuchstaben abdrucken lassen – und natürlich die Broschüre lesen. Sie will dazu beitragen, dass Senioren nicht getäuscht werden, sondern die Täter sich täuschen – indem sie glauben, sie hätten leichtes Spiel. Wie im Fall von Erika Aigner. Seniorenzeitschri 2010 Halbtagsfahrt der Senioren Auf Erkundung in der Samtgemeinde Lengerich Am 9. Juni war es wieder soweit. Zahlreiche Seniorinnen und Senioren begaben sich auf die mittlerweile traditionelle Halbtagsfahrt. Das diesjährige Ziel war die Samtgemeinde Lengerich. Zuvor aber wurde der ehemalige Bramscher Pfarrer Uwe Voßmann an seiner Wirkungsstätte in Meppen besucht. Nach einem gemütlichen Kaffeetrinken, dem Besichtigen der dortigen Kirche sowie einem Abschiedssegen fuhren die Senioren für die Erkundung der Samtgemeinde Lengerich nach Langen. Hier standen zwei Gästeführerinnen (Frau Maria Küterluks aus Handrup und Frau Hedwig Wilken-Keeve aus Wettrup) zur Verfügung, die die Geschichte und Sehenswürdigkeiten der einzelnen Gemeindeteile erläuterten. Vor Beginn der Besichtigung wurde die Samtgemeinde kurz vorgestellt. Danach hat die SG Lengerich aktuell 9.122 Einwohner und umfasst eine Fläche von etwa 143 qkm. Alle Mitgliedsgemeinden wurden um 890 erstmals erwähnt und so konnte man 1990 die 1.000-JahrFeier begehen. Auffällig ist der Anteil junger Menschen unter 18 Jahren; diese Gruppe macht etwa 23% der Gesamtbevölkerung aus. Die SG Lengerich fühlt sich dementsprechend als „junge Kommune“. Erstes Ziel der Halbtagsfahrt war die Gemeinde Langen. Langen liegt im Südwesten der Samtgemeinde hat 1.433 Einwohner, die auf einer Fläche von etwa 34 qkm leben. Die Bezeichnung „Langen“ setzt sich aus den beiden althochdeutschen Bezeichnungen lang– und –en zusammen und in etwa langgestreckte Flurfläche oder Ansiedlung bedeutet. Mittelpunkt der Gemeinde ist die St. Matthias-Kirche. Langen ist erst seit 1961 eine eigenständige Pfarrei; allerdings wird jetzt ein Pfarreiverbund mit Lengerich gegründet. Weiterhin existiert eine Privatkapelle, die dem Heiligen Ferdinand geweiht ist, und auf dem Gut Grumsmühlen steht. Dieses war um 1300 im Besitz der Grafen von Tecklenburg und ist seit 1923 im Besitz des Prinzen v. Croy. Der Heimatverein Langen hat im Gemeindezentrum - dem ehemaligen Hof Manning aus dem Jahr 1815 - eine Dauerausstellung über das dörfliche Leben und die Entwicklung der Heuerleute eingerichtet. bindung gebracht. Das Grundwort bezeichnet eine Ansiedlung bzw. ein Dorf. Es könnte also eine Ansiedlung in einem relativ nassen Gelände bedeuten. Dies wird in der Literatur als die wohl wahrscheinlichste Bedeutung angenommen. Viele kennen das „Wettruper Kochbuch“. Mit den Erlösen aus dem Verkauf dieses Buches wurde die Gestaltung des Kirchengartens unterstützt. Der „Peijaz“, der zum Scheibenschießen im Februar mit einem weißen Anzug in Aktion tritt, ist eine begehrte Persönlichkeit; die unverheirateten Männer bieten jedes Jahr für diese Aufgabe viel Geld. Gut erhaltenen Fachwerkgiebel können noch auf den Höfen Freese und Lampen (aus den Jahren 1794 und 1797) bewundert werden. Weiter ging die Fahrt nach Gersten. Hier leben auf einer Fläche von etwa 30 qkm 1.280 Einwohner. Gersten besteht aus der Bauerschaft und Drope. Der Name „Gersten“ wird mit dem altnordischen gerstr verbunden, das soviel wie Faul– oder Brachwasser bedeutet. Interessant ist sicherlich, dass die Bewohner Gerstens aus Ostfriesland eingewandert sein sollen (Quelle: Lehrerverein der Diözese Osnabrück 1905). Durch die Kleinbahn, die von Lingen über Gersten und Wettrup nach Quakenbrück führte, erlebte GersDie Halbtagsfahrt ten einen großen wurde mit einem BeDas Wappen wurde vom Rat der Samtgemeinde Lengerich am 24.04.1978 Aufschwung. Eine such der Gemeinde beschlossen. Nach Anhörung des Niebesondere ErzähHandrup beendet. dersächsischen Staatsarchivs in Osnablung gibt es zur Das Dorf hat 890 Einrück wurde es mit Verfügung vom 14. Entscheidung des wohner auf einer Flä07.1978 durch den Landkreis Emsland Standplatzes der che von etwa 15 qkm. genehmigt. Herz-Jesu-Kirche. Am bekanntesten ist Danach stellte eine sicherlich das Herzgewisse Frau Lindemann ein entspreJesu-Kloster Handrup, das 1923 von chendes Grundstück zur Verfügung, Pater Stanislaus Loh und Bruder Boniwenn ihr drei Freiplätze in der zu errichfatius Berger gegründet wurde. Hiermit tenden Kirche überlassen würden. Mit verbunden ist auch der Schul– und Indem Bau der Kirche von 1921 bis 1923 ternatsbetrieb. Mit Beginn des Schulverlagerte sich der Ortskern von Drope jahres 1964/65 wurde die Schule von zum heutigen Standort. Der Heimatver"Gymnasium Missionshaus Handrup" ein hat sein Domizil im Backhaus nein des jetzige "Gymnasium Leoninum" ben der Gaststätte Lindemann. Ein umbenannt. Aktuell werden etwa 1.300 schöner Bauerngarten und eine große Schüler betreut. Scheune mit Geräten und Maschinen gehören zum Anwesen des HeimatverDie Halbtagsfahrt wurde in Gersten im eins. Gasthaus Köbbe bei einem leckeren Spargelessen beendet. Sollten Sie auch Von Gersten ging es dann in die kleinste einmal Lust verspüren, mit anderen Gemeinde. Wettrup hat derzeit 570 Senioren einen schönen und aufregenEinwohner auf einer Fläche von etwa 13 den Tag zu verbringen, dann sollten Sie qkm. Der Name „Wettrup“ wird mit an dieser regelmäßig stattfindenden dem angelsächsischen Wort wet, welHalbtagsfahrt teilnehmen. Sie sind ches niedrig, feucht bedeutet, in Verganz herzlich willkommen. | 15 | Seniorenzeitschri 2010 Eine Hundegeschichte vom alten Flugplatz in Plantlünne Von Joachim Eickhoff Wie man weiß, befand sich fast das ganze Gelände des ehemaligen Flugplatzes Plantlünne auf Bramscher Gebiet. Deshalb gehört der Flugplatz Plantlünne - wie auch seine Geschichten – zu Bramsche und können hier erzählt werden. Diese wahre Geschichte vom Flugplatz Plantlünne begann eigentlich ganz woanders, nämlich im Juli des Jahres 1942 in Nordafrika. Truppen des deutschen Afrikakorps griffen bei El Alamein die britischen Stellungen an und konnten sie zum großen Teil durchbrechen. In einem der verlassenen englischen Schützengräben fand der Unteroffizier Böckl einen kleinen Hundewelpen. Der Welpe war halb verhungert und der Unteroffizier nahm ihn mit und zog ihn auf. Als Unteroffizier Böckl Urlaub nach Deutschland bekam, brachte er Fiffi, so nannte er seinen Hund, mit nach Hause, wo Fiffi eine neue Heimat in Groß Otschehau im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren fand. Als im Sommer 1944 ein weiterer Sohn der Familie, der Feldwebel und Flugzeugführer Adolf Böckl seine Eltern besuchte, nahm er Fiffi mit zur 12. Staffel des Jagdgeschwaders 26. Als Adi Böckl Ende Oktober 1944 versetzt wurde, kam Fiffi in die Hände von Unteroffizier Willibald Malm aus Limburg und so im November 1944 mit der III. Gruppe des Jagdgeschwaders 26 zum Flugplatz Plantlünne. Unteroffizier Malm, damals 21 Jahre alt und Fiffi wurden unzertrennliche Freunde. Wenn Malm mit seinem Flugzeug im Einsatz war, saß Fiffi einsam in der Flugzeugbox und wartete auf sein Herrchen. Wenn das Flugzeug dann wieder in die Box gerollt wurde, reichte Malms erster Wart den kleinen Fiffi oft ins Flugzeug, wo sich Fiffi maßlos über die Rückkehr seines Herrchens freute. So kam der Unteroffizier Malm eines Tages auf die Idee, seinen Fiffi im Flugzeug mitzunehmen. | 16 | Womit niemand gerechnet hatte, dieser Flug wurde zum Feindflug und Unteroffizier Malm befand sich mit Fiffi in der Kabine mitten im Luftkampf. Gerissene Kurven, Loopings, rauf und runter, Rückenflug, alles machte Fiffi mit. Er saß auf Malms Schoß, fiel auf die Innenseite des Kabinendachs, geriet zwischen die Ruderpedale und flog gegen den Rückenpanzer. Aber all das machte ihm nichts aus, beim nächsten Flug wollte Fiffi wieder mit. Allerdings war zu jener Zeit die Chance der deutschen Flugzeugführer bei den dauernden Feindflugeinsätzen abgeschossen zu werden sehr groß. Man erlebte es mit, wenn die Kameraden vom Einsatz nicht zurückkehrten und war oft genug hautnah Zeuge des Abschusses. Wenn man als Flugzeugführer realistisch dachte, konnte man sich ausrechnen, wann man selber „dran war“, wie die Soldaten sagten. So überlegte sich der Unteroffizier Malm, wie er seinen Fiffi bei einem Abschuss oder Absturz retten könnte und bastelte für seinen Hund aus drei Teilen Fallschirmseide einen kleinen Fallschirm, den Fiffi beim Einsatz umgeschnallt bekam. „Wenn ich abgeschossen worden wäre, hätte ich Fiffi mit seinem Fallschirm zuerst aus dem Flugzeug geworfen und wäre dann selber ausgestiegen“, sagte Malm. Ein Hund war schon etwas Besonderes bei einem Flugzeugführer im Krieg. Ihm konnte man alles erzählen, was man mit seinen Kameraden nicht besprechen konnte. Mit Kameraden rede- te man nicht über Todesangst, über Liebeskummer, über eine Zukunft, die es vielleicht gar nicht geben würde. Mit einem Fiffi ging das alles und man bekam Wärme und Zuneigung des Tieres ohne Vorbehalt dazu und konnte sie zurückgeben, ohne bei den Kameraden als „Schlappschwanz“ oder „Angsthase“ zu gelten. Fiffis Plantlünner Hundegeschichte endete traurig. Am 18. März 1945 verlegte die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 26 nach Delmenhorst zum Flugplatz „Große Höhe“. Willibald Malm hatte seine Maschine mit seinen Habseligkeiten und die seines ersten Wartes vollgeladen. Für Fiffi war kein Platz mehr im Flugzeug. Da erbot sich der Leutnant Jan Schild, den Hund in seinem Flugzeug mitzunehmen und schickte Unteroffizier Malm mit seiner Maschine zum Start. Malm hatte Leutnant Schild extra gebeten, Fiffi an die Leine zu nehmen, damit Seniorenzeitschri 2010 Fiffi nicht Unteroffizier Malms startender Maschine nachläuft, aber Fiffi lief Leutnant Schild weg und ließ sich nicht wieder einfangen. Schließlich gaben die Soldaten die vergeblichen Versuche auf, den Hund an die Leine zu legen und so blieb Fiffi alleine auf dem Flugplatz Plantlünne zurück. Es ist anzunehmen, dass er in der Box von Unteroffizier Malms Flugzeug auf die Rückkehr seines Herrchens gewartet hat. Vergeb- lich. Anfang April 1945 werden dann die auf dem Flugplatz Plantlünne einfallenden britischen Piloten einen halb verhungerten kleinen Hund gefunden haben. Vielleicht war es so, aber das weiß niemand so genau. Der zum Feldwebel beförderte Willibald Malm hat den Krieg überlebt und besuchte mit mir viele Jahre später seine Flugzeugbox auf dem ehemaligen Flug- platz Plantlünne. Er stand lange dort und schaute in die Vergangenheit. Er erzählte mir dann nichts über Flugzeuge, Luftkämpfe, Not und Tod, er erzählte mir von seinem Fiffi, ein liebenswerter, humorvoller älterer Herr und so behalte ich ihn für immer in Erinnerung, meinen Freund Willi Malm mit seinem Hund Fiffi. Waffeln mit Herz gemacht 10 Grundregeln 1. Alle Zutaten sollten Raumtemperatur haben. 2. Verrühren Sie zunächst Ei, weiche oder zerlassene Butter, Zucker, Vanillezucker etc. sorgfältig. 3. Vermischen Sie das Mehl mit der angegebenen Menge Backpulver. Durch zu viel Backpulver entsteht ein unangenehmer Nachgeschmack. 4. Wir empfehlen Wasser statt Milch. Mineralwasser mit viel Kohlensäure hat dieselbe Wirkung wie Backpulver und macht daher die Waffeln besonders locker. Durch die Verwendung von Mineralwasser kann die angegebene Menge Backpulver reduziert werden. 5. Geben Sie Wasser und Mehl im Wechsel in den Teig. Geben Sie jedes Mal nur so viel Mehl hinzu, dass Sie es vollständig unterrühren können, bevor Sie wieder Wasser hinzufügen. Vermeiden Sie, dass Mehl direkt auf Wasser trifft, da der Teig sonst Klumpen bildet. 6. Rühren Sie soviel Wasser unter, dass der Teig noch dickflüssig ist, aber gut vom Löffel fließt. 7. Geben Sie Zutaten wie Mandeln, Nüsse, Aromen oder Alkohol erst zum Schluss in den Teig. 8. Lassen Sie den Teig mindestens 25 Minuten, jedoch nicht länger als eine Stunde stehen. Der Teig wird während dieser Zeit dickflüssiger. Rühren Sie den Teig danach nicht mehr um und verbrauchen Sie ihn auf einmal. Längeres Lagern des Teigs führt zu schlechteren Backergebnissen. 9. Fetten Sie den Waffelautomaten nur vor dem Backen der ersten Waffel mit Butter ein. Bei den meisten Waffelteigen ist für die weiteren Waffeln in der Regel kein Einfetten mehr notwendig. 10. Legen Sie die fertigen Waffeln auf ein Rost. Stapeln Sie frische Waffeln nicht, da sie an der Oberfläche weich werden. Waffeln schmecken am besten, wenn sie frisch serviert werden. Waffeln backen ist ein Jahrhunderte altes Kulturgut. So vielfältig wie die Rezepte, so sind auch die Meinungen über die richtige Zubereitung: Butter oder Margarine? Wasser, Milch oder sogar Sahne? Einfetten? Mit Butter oder sogar mit der Speckschwarte? Stapeln oder auf einem Rost? Lagern, nur frisch oder sogar einfrieren? Diskussionen hierüber ganz ohne Emotionen gibt es wohl nicht, denn niemand lässt etwas auf sein altes Familienrezept kommen. Und das ist auch richtig so! Es gilt: Erlaubt ist, was schmeckt und was sich bewährt hat. Trotzdem sind im Folgenden einige Tipps und Regeln zusammengestellt, wie Waffeln am besten gelingen. Das klassische Waffelrezept Zutaten: 6 Eier, 1 Fläschchen Zitronenaroma, 1 Fläschchen Rumaroma, 1 Päckchen Backpulver, 1 Päckchen Vanillezucker, 200 g Zucker, 200 g Butter oder Margarine, 500 g Mehl, 125 ml Mineralwasser (mit Kohlensäure) Zubereitung: Folgen Sie zunächst den 10 Grundregeln. Geben Sie jedoch zunächst nur den Eidotter hinzu. Schlagen Sie das Eiweiß zu steifem Eisschnee und heben diesen zum Schluss unter. Waffeln für den Sonntagstisch Zutaten: 250 g Butter, 200 g Zucker, 3 Eier, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 EL Rum, 125 g geriebene Mandeln, 450 g Mehl, ca. 180 ccm Wasser (wenn nötig), abgeriebene Zitronenschale (unbehandelt) oder 1 Fläschchen Zitronenaroma, 1/2 Päckchen Backpulver Buttermilchwaffeln Zutaten: 125 g Butter, 4 Eier, 240 g Mehl, 2 TL Backpulver, ca. 3/8 Liter Buttermilch, 1 Prise Salz, 4 EL Zucker, 2 Päckchen Vanillezucker Zubereitung: Folgen Sie zunächst den 10 Grundregeln. Die Buttermilch geben Sie, wie das Wasser im Wechsel mit dem Mehl in den Teig. Anstatt der Eier können Sie auch zum Schluss Eisschnee unterheben. Zubereitung: Folgen Sie zunächst den 10 Grundregeln. Anstatt der ganzen Eier können Sie auch zum Schluss Eisschnee unterheben. | 17 | Seniorenzeitschri 2010 Marienklause im Pfarrgarten Die Geschichte ihrer Entstehung Von Paul Moss Die Marienstatue, die heut im Pfarrgarten in einer Klause untergebracht ist, stammt ursprünglich aus der Bramscher Pfarrkirche St. Gertrudis und war vor Erweiterung der Kirche im Jahr 1954 im alten Kirchenschiff untergebracht. Später gelangte die Marienstatue in das Lingener Kreisheimatmuseum, von wo sie Mitte der 80er-Jahre zurück erworben wurde. Nach dem Gutachten eines Sachverständigen dürfte die Skulptur aus dem 19. Jahrhundert stammen und der so genannten „Wiedenbrücker Schule“ zuzuordnen sein. Die bekrönte Figur ist aus Holz gefertigt. Der rechte Arm, das Jesuskind und das Zepter fehlten ursprünglich. Eine Familie der Pfarrgemeinde hat die erforderlichen Kosten für die Restaurierung (zum damaligen Zeitpunkt etwa 5.000 DM) übernommen. Um der kunstvoll gestalteten Mutter-Gottes-Statue einen geeigneten Bestimmungsort zu geben, empfahl der Kirchenvorstand, im Pfarrgarten auf einer leichten Anhöhe eine neue Klause zu errichten. In freiwilliger, fleißiger Arbeit wurde die Baumaßnahme durch viele Gemeindemitglieder durchgeführt. „Maria, Vorbild im Glauben“ steht als Inschrift auf dem Grundstein der Marienklause, welche zusammen mit der Mutter-GottesStatue von Pfarrer Alfons Thörner unter großer Beteiligung der Gläubigen aus den Kirchengemeinden St. Gertrudis Bramsche und Christ-König Darme am Sonntag, den 11.08.1996 feierlich eingeweiht wurde. In dem herrlich schattig gelegenen Pfarrgarten gab es bei der anschließenden Begegnung noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen und Austausch. Die Wiedenbrücker Schule Mit "Wiedenbrücker Schule" wird das in Wiedenbrück im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts blühende Kunsthandwerk bezeichnet. Es handelte sich um einen lokalen Verbund von Werkstätten mit sich gegenseitig ergänzenden Spezialisierungen. In den Werkstätten wurde kirchliche Ausstattungskunst hergestellt. Die hohen Anforderungen der kirchlichen Auftraggeber führten bald zu einer Spezialisierung der Werkstätten. Es gab Altarbauwerkstätten, Bildhauer, Ornamentiker und Maler. Der gute Ruf der Werkstätten ging bis nach Übersee und zeugte für hohe handwerkliche und gestalterische Qualität. Gegen 1900 arbeiteten in Wiedenbrück etwa 15 große Werkstätten. | 18 | Bisher konnten Informationen über mehr als 1.700 Aufträge von etwa 700 Kirchen gesammelt werden, die mit Altären, Kanzeln, Kommunionbänken, Kreuzwegen, Beichtstühlen, Altarbildern, Heiligenfiguren und ganzen Ausmalungen ausgestattet wurden. Aus dem Ruhrgebiet, dem Rheinland, dem Sauerland und Münsterland, aber auch aus dem Eichsfeld kamen viele Aufträge. In Berlin gehörten mehr als 10 Kirchen zu den Kunden. Dort sind einige berühmte Kirchen, z.B. die Rosenkranzbasilika und St. Elisabeth, noch heute im alten Zustand erhalten. Sogar in Königsberg, in Kanada, den USA, Südamerika und China finden sich Erzeugnisse der Wiedenbrücker Werkstätten. Seniorenzeitschri 2010 Johannes Paul II. Sterben und Tod als globales Ereignis Vor Jahren war Leben und Sterben eines Papstes vor allem Sache der Römer, heute nehmen Millionen Menschen daran teil, Tod und Begräbnis finden weltweites Interesse, und schon zu Lebzeiten sah sich Johannes Paul, der »Medienpapst«, sehr oft im Mittelpunkt. Als er mit 58 Jahren in den Vatikan einzog, tat er dies mit flotten und energischen Schritten, ein kraftvoll und gesund wirkender Mann, der im Winter zum Skilaufen fuhr und mit seiner vitalen Ausstrahlung viele Jugendliche in seinen Bann zog. Seine Personalpolitikfand Widerspruch, schadete aber keineswegs seiner Popularität. Er fuhr keinen Schmusekurs mit dieser Welt, seine Ansprachen hatten oft den gleichen Inhalt, die klare Lehre der Kirche wie gehabt; schon der Ansatz einer Missdeutung war ihm suspekt, und so zwang er die deutschen Bischöfe zum Ausstieg aus der staatlich subventionierten Schwangerenberatung. Er zeigte ihnen klar, wer der Papst ist und wer in der Kirche bis ins Detail seinen Willen durchsetzt. Karol Woytila hatte Freude an seinem Amt, ging gerne auf Reisen und ließ sich feiern, erwartete viel Zulauf bei seinem Kommen, war ein Meister von Großveranstaltungen. Und er hatte viel Zeit zum Gestalten, das zweitlängste Pontifikat der Geschichte, mancher Papst in früheren Zeiten hätte gerne ein paar Jahre von ihm gehabt, er hat einer Epoche seinen Stempel aufgedrückt, hat die wesentliche Führungselite der katholischen Kirche ernannt und die Weichen weit in die Zukunft gestellt. Krankheiten setzen dem Papst zu Die neunziger Jahre des Papstes sind gezeichnet durch mancherlei Krankheiten, wobei er weiterhin mit Energie und Zähigkeit auf seinen vielen Reisen weltweit unterwegs war. Nach der Entfernung eines Darmtumors im Jahre 1992 erlitt Johannes Paul ein Jahr später Knochenbrüche, die Hüftoperation von 1994 und die 1996 erfolgte Blinddarmoperation. Seinen Polenbesuch von 1999 musste er wegen heftiger Fieberanfälle abbrechen. Bis in die jüngste Vergangenheit galten die Ärzte, denen die Sorge um den Papst anvertraut war, als äußerst verschwiegen. Sie mieden jeglichen Kontakt mit den Medien. Erst in den letzten Jahren haben mehrere nichtvatikanische Ärzte, in deren Behandlung sich Papst Johannes Paul II. begeben musste, eine in früheren Zeiten unvorstellbare Beredsamkeit an den Tag gelegt, die oft schon die Frage nach der ärztlichen Schweigepflicht aufkommen ließ. Schon früh fiel hier das Wort von der Parkinsonschen Krankheit. Alle Informationen wurden von den Medien begierig aufgegriffen. Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Dr. Joaquin Navarro Valls, selbst Mediziner, war redlich bemüht, die Privatsphäre des Papstes zu schützen. Die ärztliche Betreuung der päpstliche Leibarzt Verantwortlich für die medizinische Betreuung war der päpstliche LeibarztDoktor Renato Buzzonetti, der für seine Diskretion und Bescheidenheit bekannt ist. Noch nie hat Buzzonetti ein Interview gegeben. Was sollte er auch sagen? Der 81-Jährige lässt sich gern mit den Worten zitieren: »Der Papst ist mein Patient. Ich rede nie über die Gesundheit meiner Patienten.«Seit dem Beginn von Johannes Pauls Pontifikat war der Mediziner an der Seite des Kirchenoberhaupts, und auf vielen Fotos von den Auslandsreisendes Papstes ist Buzzonettis inzwischen ergrautes Haupt mit der dicken Brille zu sehen. Als einfacher Patient galt Johannes Paul II. nicht, und es war Doktor Buzzonetti, der ihn Anfang Februar zum Gang ins römische Gemelli-Krankenhaus bewegte. In seinen Verantwortungsbereich fällt die Wahl der Chirurgen, die Hand an den Papst legen dürfen. Nach dem Attentat auf dem Petersplatz 1981 suchte er den Arzt aus, der dem Papst die Kugeln aus dem Leib operierte. Außerdem hält sich der Doktor immer über die neuesten Behandlungsmethoden für die Parkinsonkrankheit auf dem Laufenden, die dem Papst in den vergangenen Jahren zusehends zusetzt. Der Arzt gilt als Teil des Vatikanischen Haushalts, des engsten Zirkels um Johannes Paul II., dem der Kammerdiener Angelo Gugel und fünf polnische Nonnen angehören, von denen eine, Schwester Tobiana, Medizin studiert hat. Dreißig Jahre lang arbeitete Dr. Buzzonetti im römischen Aus: „Das Sterben der Päpste“ von Alois Uhl Patmos Verlag 2007 ISBN: 978-3-491-35000-7 Spital San Camillo, zuerst als Assistenzarzt und dann als Oberarzt für die Innere Medizin. Parallel zu dieser Arbeit begann er seit 1965 auch eine Tätigkeitim Vatikan. Dort stieg er bald zum Direktor des Gesundheitsdienstes des Kirchenstaates auf. In manchen Medien war zu lesen, der Papst sei ein schlechter Patient gewesen, ein ungeduldiger Kranker, mit der Tendenz, sich allzu schnell wieder an die Arbeit zu machen, statt zu ruhen. Renato Buzzonetti rückt diese Bild nun zurecht. Im Gespräch mit Radio Vatikansagte er: »Johannes Paul war ein guter Patient. Er ließ sich bereitwillig untersuchen, sagte genau, was ihn wo schmerzte. Überhaupt war er ein höchst aufmerksamer Beobachter seiner größeren und kleineren Leiden. Denn er wollte schnell gesund werden und dem Arzt helfen, einen Auswegaus dem Geflecht seiner Krankheiten zu finden. Wie alle Patienten mochte Johannes Paul keine Injektionen. Aber der Rest der Behandlungen, auch wenn sie eigentlich schwerer zu ertragen waren als Injektionen, nahm er in Gelassenheit an, selbst den Luftröhrenschnitt. Er bat mich, ihm zu erklären, was dabei geschieht, und nach einigen Minuten des Nachdenkens und der Stille stimmte er zu.«In einem im März 2006 erschienen Buch »Lasciatemi andare: La forzanella debolezza di Giovanni Paolo II« hat Buzzonetti seine Erinnerungen an die Zeit mit dem sterbenden Papst aufgeschrieben. Das in Protokollformgehaltene Buch bietet keine neuen Erkenntnisse, sondern stellt im Wesentlichen eine gestraffte, überarbeitete Dokumentation des vatikanischen Amtsblattes dar, das der Vatikan im September 2005 veröffentlicht hatte. In einem Interview sagte Renato Buzzonetti : »Meine Erinnerungen an Johannes Paul reichen von fröhlichen, unbeschwerten Momenten bis hin zu extrem schwierigen. Eine Erfahrung, die mein Leben geprägt hat, war natürlich, als Arzt und als Christ den Tod des Papstes zu begleiten. Ich hatte das Privileg, die Ehre, seine Hand zu halten. Den Körper des sterbenden Papstes zu berühren, das bedeutete auch, seine Wunden zu berühren. Von diesen blutenden Wunden ist später nie gesprochen worden.«Buzzonetti betont, er habe viel von | 19 | Seniorenzeitschri 2010 Johannes Paul gelernt: »Er hat mir geholfen, ein besserer Arzt zu werden. Durch ihn habe ich wirklich verstanden, dass der Arzt dem Menschen dient. Durch ihn habe ich auch glauben gelernt, etwas von seinem tiefen Geist des Glaubens mitgenommen.»Lasst mich ins Haus des Vaters gehen!«Die Fingerzeige über die Hinfälligkeit des Papstes wurden immer deutlicher. Am Anfang als »Athlet Gottes« apostrophiert, waren seine letzten Jahre von Krankheiten überschattet, und der physische Verfall schritt mit erschreckender Geschwindigkeit voran. Das Endstadium der ParkinsonErkrankung zeichnete sich ab. Man sah den Körper des Papstes, der gleichsam auf den Seziertisch der Neugier gelegt wurde. Etwas mehr Diskretion hätte man den engsten Mitarbeitern empfehlen mögen. Aber wer hat das Sagen, wenn der Papst zusehends hilflos wird? Offenbar wollte der 84Jährige trotz anderer Empfehlungen seiner Ärzte nicht auf die Begegnung mit den Gläubigen verzichten. Schon Wochen vor dem 2. April zeichnete sich das Ende des Papstes ab und der Vatikan veröffentlichte fortlaufend Details über den Gesundheitszustand des ster- onsführern und Staatsoberhäuptern aus aller Welt enthalten. Vorangestellt ist ein rund vierseitiges Protokoll, beginnend mit der Einlieferung des 84 Jährigen in die Gemelli-Klinik am 31.Januar bis zu seinem Tod am 2. April. Am 31. Januar teilte der Pressesaal des Heiligen Stuhls mit, dass die für jenen Tag vorgesehenen Audienzen wegen Symptomen einer Grippeerkrankung des Heiligen Vaters abgesagt wurden. Das Krankheitsbild komplizierte sich durch eine akute KehlkopfundLuftröhrenentzündung und die durch einen Kehlkopfkrampf ausgelöste Krise, die sich am Abend des 1. Februar verschlimmert hatte. Das machte die Noteinlieferung in die Gemelli-Klinik erforderlich. Dort wurde Johannes Paul den Therapien zur Behebung der Atembeschwerden und den erforderlichen klinischen Kontrollen unterzogen. Der klinische Verlauf war positiv. Der Papst feierte in seinem Krankenzimmer täglich die Heilige Messe. Am Aschermittwoch streute sein Sekretär dem Heiligen Vater während der Eucharistiefeier die von ihm gesegnete Asche auf die Stirn. Nach Abschluss aller diagnostischer Untersuchungen, einschließlich Papst Johannes Paul II. aufgebahrt vor dem Petersdom benden Karol Wojtyla. All das ist nachzulesen in einer Sonderausgabe des Amtsblatts «Actaapostolicae sedis» über Krankheitsverlauf, Tod und Beisetzung von Papst Johannes Paul II., veröffentlicht mit Da-tum vom 17. April 2005; in dieser Dokumentation sind auch das Testament des Papstes sowie die Beileidsschreiben von Bischöfen, Religi- | 20 | einer Computertomographie, kehrte der Heilige Vater am 10. Februar in den Vatikan zurück. In den folgenden Tagen kam es zu einem Rückfall der Atemwegserkrankung und zum erneuten Auftreten von Anfällen akuter Atemnot. Der Papst wurde erneut in die GemelliKlinik eingeliefert, wo ein Luftröhrenschnitt vorgenommen wurde. Die post- operative Phase verlief ohne Komplikationen: Es wurde schon bald die Rehabilitation der Atmung und der Stimmbildung aufgenommen und am Sonntag, den13. März, kehrte der Papst in den Vatikan zurück. Die Privatwohnung des Papstes wurde komplett mit Apparaten und Instrumenten ausgestattet, die allen technischen Anforderungen moderner Medizin entsprachen. In den folgenden Tagen ging die langsame Erholung des Gesundheitszustands weiter, wurde aber erschwert durch die großen Schwierigkeiten beim Schlucken und die sehr beschwerliche Stimmbildung, durch die mangelnde Nahrungsaufnahme und den merklichen Kräfteverfall. Am Sonntag, dem 20. März, und Mittwoch, dem 23. März, zeigte sich der Heilige Vater am Fenster seines Arbeitszimmers, blieb stumm und beschränkte sich auf den Segen mit der rechten Hand. Am Ostersonntag, 27. März, verweilte der Papst einige Minuten am offenen Fenster über dem Petersplatz, auf dem sich die Gläubigen dicht gedrängt in Erwartung der Osterbotschaft eingefunden hatten. Er versuchte erfolglos, die Worte des Apostolischen Segens zu sprechen, und erteilte schweigend mit der rechten Hand der Stadt Rom und dem Erdkreis den Segen. Am 30. März wurde in einem Kommunique mitgeteilt, dass durch Daueranbringung einer NasenMagen-Sonde die künstliche Ernährung eingeleitet sei. Am selben Tag, einem Mittwoch, zeigte sich der Heilige Vater am Fenster seines Arbeitszimmers und segnete, ohne zu sprechen, die Menge und dies war sein letzter öffentlicher Auftritt. Am Donnerstag, den 31. März, kurz nach 11.00 Uhr, bekam der Papst, der sich zur Feier der Heiligen Messe in die Kapelle begeben hatte, einen Schüttelfrost, gefolgt von einem Fieberanstieg. Darauf erlitt er einen schweren septischen Schock mit Kreislaufkollaps infolge einer Infektion der Harnwege. Sofort wurden alle erforderlichen therapeutischen Maßnahmen und eine Herz-Atmungshilfe eingeleitet. Der Kardinal der Lateiner von Lemberg spendete ihm die Krankensalbung. Am Freitag, den 1. April, feierte der Papst um 6.00 Uhr morgens bei vollem Bewusstsein und gelassen die Heilige Messe. Die Situation war von beträchtlichem Ernst, da sich eine alarmierende Seniorenzeitschri 2010 Veränderung der biologischen und lebenswichtigen Parameter abzeichnete. Es entstand ein sich verschlimmerndes Krankheitsbild, das auf ein Versagen des Herz-Kreislaufsystems, des Atmungsapparates und der Nieren hinwies. Am Samstag, den 2. April, wurde um 7.30 Uhr die Heilige Messe in Anwesenheit des Heiligen Vaters gefeiert, der Anzeichen eines beginnenden Bewusstseinsverlustes erkennen ließ. Am späten Vormittag empfing er zum letzten Mal den Kardinal-Staatssekretär. Danach kam es zu einemplötzlichen Anstieg der Körpertemperatur. Gegen 15.30 Uhr bat der Heilige Vater, mit ganz schwacher Stimme murmelnd, auf Polnisch: «Lasst mich ins Haus des Vaters gehen.«Kurz vor 19.00 Uhr fiel er ins Koma. Der Monitor zeigte das fortschreitende Verlöschen der Lebensfunktionen an. Einer polnischen Tradition gemäß erleuchtete eine kleine Kerze den im Halbdunkel liegenden Raum, wo der Papst im Sterben lag. Um 20.00 Uhr begann sein Sekretär Stanislaw Dziwisz im Sterbezimmer die Feier der Heiligen Messe mit einigen polnischenGeistlichen und den Nonnen. Polnische religiöse Gesänge begleiten die Messfeier, und so erlebte Johannes Paul ein fast privates Sterben im kleinen Kreis, als Karol Wojtyla hört er polnisch, nicht Kirchenlatein, Lieder in der Sprache seiner Kindheit begleiten ihn aus dieser Welt. Um 21.37 Uhr entschlief Johannes Paul II. im Herrn. Der von Dr. Renato Buzzonetti ausgefertigte Totenschein hat folgenden Wortlaut:»Feststellung des Todes von Seiner Heiligkeit Johannes Paul II. Ichbestätige, dass Seine Heiligkeit Johannes Paul II. (Karol Wojtyla), geboren in Wadowice (Krakau, Polen) am 18. Mai 1920, wohnhaft in der Vatikanstadt, Vatikan-Bürger, am 2. April 2005 um 21.37 Uhr in seiner Wohnung im Apostolischen Palast (Vatikan Stadt) gestorben ist an Septischem Schock und irreversiblem Herzkreislauf -Kollaps. Der Betroffene litt an: Parkinson-Krankheit, Akuter fortschreitender Atemnot und nachfolgendem Luftröhrenschnitt, Gutartiger ProstataVergrößerung verstärkt durch Harnwegentzündung, Bluthochdruck und Blutarmut. Die Feststellung des Todes ist durchgeführt worden mittels eines EKG zur Todesbestätigung, das über 20 Minuten dauerte. Ich erkläre, dass die Todesursache nach meinem Wissen und Gewissen die oben genannten sind. Vatikanstadt, 2. April 2005.Der Direktor der Leitung des Gesundheits- und Hygienedienstes des Staates der Vatikan- stadt Dr. Renato Buzzonetti« An diesem Samstagabend hatte sich der Petersplatz immer mehr mit Menschen gefüllt, eine eigenartige Stimmung machte sich breit, das Rosenkranzgebetklang verhalten über den Platz, während die Menschen nach oben schauten zu den berühmten Fenstern der Papstwohnung, die plötzlich hell erleuchtet waren, und gegen 22.00 Uhr tritt Erzbischof Sandri an das Mikrophon, um der schweigenden Menge mitzuteilen, »il Santo Padreha tornato alla casa del Signore«, der Heilige Vater ist in das Haus des Herrn eingekehrt. Die ganze Nacht über bleiben Menschen hier, vor allem auch viele Jugendliche. Zeremoniell und Ritus Was nun zu geschehen hat, ist alles genau geregelt, die einzelnen Abläufe hat der Verstorbene in einer Konstitution festgelegt und wesentlich vereinfacht. Danach muss der Camerlengo, es ist dies der spanische Kardinal Eduardo Martinez Somalo, offiziell den Tod des Papstes feststellen. Anschließend versiegelt der Camerlengo das Arbeitszimmer und die Privaträume des verstorbenen Papstes. Zudem müssen der Fischerring und das Bleisiegel vernichtet werden, mit denen die Apostolischen Schreiben versehen wurden. Der Leichnam wird mit den liturgischen Gewändern bekleidet, unter anderem mit einem roten Messgewand und einer weißen Mitra. Über die Einbalsamierung wurde nichts veröffentlicht, es liegt aber nahe, dass sie von den bekannten Brüdern Signoracci vorgenommen wurde. Von ihnen wurden die letzten drei verstorbenen Päpste z. B. mit einer 15%igen Formalinlösung anstelle des Blutes konserviert. Der Leichnam von Johannes XXIII. war nach 37 Jahren noch erhalten wie am ersten Tag, konnte der Präparator Massimo Signoracci feststellen. Zwölf Männer trugen das Kirchenoberhaupt auf einer offenen Bahre durch die Gänge und über die Treppen des Apostolischen Palastes. Der letzte Weg des Papstes, von den Gesängen der Allerheiligen-Litanei begleitet, führte über die »Scala Nobile« und die »Prima Loggia«, die erste Etage des VatikanPalastes, in Richtung Sixtinischer Kapelle. Dann stieg der Zug über die »Scala Regia« zum Petersplatz herunter. Angeführt wurde der Zug vom Camerlengo und dem Päpstlichen Zeremoniar, Erzbischof Piero Marini. Schweizergardisten mit Helmbusch und Hellebarde flankierten die Bahre; daneben gingen Mitglieder einer Bruderschaft mit Ker- zen. Beim Eintreffen der Prozession, die den Petersplatz durch das Bronzetorbetrat, brandete - nach italienischer Sitte Applaus auf. Unter den Gläubigen waren auch viele Besucher aus der polnischen Heimat des Papstes, die ihre Flagge schwenkten. Der aufgebahrte Leichnam wurde durch das Mittelschiff des Petersdoms bis zum Papstaltar getragen, vor dem er auf einem Katafalk niedergelegt wurde. Schweizergardisten übernahmen die Ehrenwache. Kardinal Martinez ehrte den Toten mit Weihrauch und besprengte ihn noch einmal mit Weihwasser. Millionen nehmen Abschied Vier Millionen Menschen nahmen in den folgenden Tagen im Vatikan vom toten Papst Abschied und ließen die Trauerfeierlichkeiten zu einem globalen Ereignis werden, das in alle Welt übertragen wurde. Es bleibt ein Rätsel, wieso derart viele Jugendliche sich emotional so stark mit Papst Johannes Paul II. verbunden fühlten. Viele Tausende übernachteten im Freien, um an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen zu können. Bis zuletzt haben Jugendliche dem Sterbenskranken ihre Sympathie bezeigt, seine Identität von Amt und Person ließen ihn zum Weltstar werden, er war ein Mensch mit Charisma, der Enthusiasmus entfachen konnte. Der Freitag, der 8. April, begann mit einer schlichten Zeremonie. Der päpstliche Privatsekretär Stanislaw Dziwisz bedeckte das Gesicht des Toten mit einem weißen Seidentuch. Bevor Dziwisz den Sarg schloss, legte er ein Säckchen mit Bronze- und Silbermünzen aus der Zeit des 26-jährigenPapst-Pontifikats und eine Rolle mit dessen Lebensdaten in lateinischer Sprache hinein. Als dann der nur mit einem Kreuz und dem Buchstaben M für Maria verzierte Zypressensarg ins Freie getragen und vor dem Altar auf den Boden gestellt wurde, kam Beifall auf. Auf dem Sarg lag das Evangelienbuch, in dessen Seiten der Wind spielte, in seiner schlichten Natürlichkeit ein ergreifender Anblick. Der Sarg mit den sterblichen Überrestendes Papstes befindet sich in einem Erdgrab nur wenige Meter vom Grab des Apostels Petrus entfernt, in dessen Nachfolge sich die Päpste sehen. Der Papst selbst hatte in seinem Testament ausdrücklich einen Marmorsarkophag abgelehnt. Über der Grabstätte steht auf einer schlichten weißen Marmorplatte: »Johannes Paulus II 1920 - 2005«. | 21 | Seniorenzeitschri 2010 Theater in Bramsche Von Manuela Wallmann Zum Theater selbst und damit zu der Frage, was es ist, das ansonsten mehr oder weniger ernsthafte und seriöse jüngere oder ältere Mitbürger dazu bewegt, sich in merkwürdige Kostüme zu zwängen und in aller Öffentlichkeit seltsame Dinge zu treiben. Ein Zitat aus dem Internet: Das Theaterspielen entspringt der Lust daran, „… in fremde, nichtalltägliche Rollen zu schlüpfen und sich in diesen auszuprobieren, gemeinsam Spaß zu haben und vor allem – sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen“. Wenn in dieser Definition der „Spaßfaktor“ im Mittelpunkt steht, so trifft das für das ländliche Laientheater und ganz speziell sicher für unser Bramscher Ensemble den Nagel ziemlich treffend auf den Kopf. Wer die Mitglieder kennt, der weiß es. Aber das Theaterspielen hat daneben durchaus auch eine ernsthaftere, tiefergreifendere Seite, die bei allem Spaß an der Sache immer auch mitschwingt. Bei „Wikipedia“ heißt es dazu: „Theater- spielen fördert die Persönlichkeitsentwicklung sowie das Bewusstsein für Kultur und zeitgenössische Themen. Es bietet Zugang zu Literatur, Musik und Tanz und regt zum Umgang mit Sprache an. Theater ermutigt zur Auseinandersetzung mit anderen Menschen und Kulturen und eröffnet Raum für eigene Bilder und Geschichten. Kreativität und Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt.“ Ohne dass man den Anspruch an unsere Bramscher Theatergruppe im Sinne einer solchen, eher abgehobenen Definition zu hoch hängt, kann man, glaube ich, sagen, dass auch das dörfliche Laientheater, wie es unser Ensemble Jahr für Jahr bietet, ein echter, wichtiger Beitrag zur dörflichen Kultur, zur Gemeinschaftskultur ist. Diese Art der Kultur ist ein aktiver Beitrag zur Lebensgestaltung - aus der Mitte des Dorfes für das Dorf -, und zwar jenseits des offiziellen, kommerziellen Kunst- und Kulturbetriebs der Städte. Eine solche Kultur stiftet örtliche Identität und Gemein- | 22 | sinn, ist Aktivkultur im Gegensatz zur Angebotskultur. So verstanden kann es eigentlich nicht verwundern, dass das Dorftheater auch in Bramsche von den Aktiven, also den Schauspielern und Helfern hinter der Bühne, und vom Publikum so begeistert angenommen wird. Und dieses Theater hier bei uns hat Tradition, eine viel längere, als vielen bekannt ist. Die Anfänge des Theaterspielens in Bramsche reichen offenbar weit zurück, viel weiter, als sich heute noch recherchieren lässt. Ein erstes Stück nach dem Krieg ist offenbar unter dem Dach der damaligen Landjugend wohl schon von Lehrer Ahlers, den einige von Euch sicher noch kennen, eingeübt worden. Das, was wir heute kennen, hat seine Wurzeln aber dann in den 50er Jahren. Genauer gesagt 1952, als mit der Gründung der Kolpingfamilie Bramsche sich unter deren Dach – unter dem sie seit dieser Zeit und bis heute immer noch angesiedelt ist - auch schon eine Theatergruppe etablierte. Im ersten Jahresbericht des Vorsitzenden der neuen Bramscher Kolpingfamilie findet sich dazu folgender handschriftlicher Eintrag (Zitat): „Zu Beginn des Jahres (1952) trat die Theatergruppe mit dem Schauspiel „Solang noch lebt dein Mütterlein“ an die Öffentlichkeit. Unter Leitung des Kolpingbruders Georg Kley wurde dieses Stück zu einem großen Erfolg“ . In den Jahren danach gab es mehr oder weniger regelmäßige Aufführungen von zumeist humorigen Stücken aus dem Bereich des plattdeutschen Bauerntheaters, es sollen aber auch einige durchaus ernsthafte, seriöse Stücke dabei gewesen sein: „Die Heimat ruft“ „Wenn die Mutter betet für ihr Kind“ „Gefangen in Maurischer Wüste“ „Das Grab in der Steppe“ Diese kleine Auswahl an Titeln aus dieser Zeit spricht für sich. Die erste Bühne für die Aufführungen stand wohl in Dietrichs Scheune, später ging es weiter in der Gaststube der Gaststätte Möller und im alten Jugendheim (der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft) sowie im Saal der Gaststätte Heskamp. Das Ganze lief dann wohl bis 1969/1970, als die Theater-Gruppe sich wieder auflöste und sich in einen längeren Winterschlaf verabschiedete. Einen Neubeginn gab es dann erst wieder 18 Jahre später, im Jahre 1987, als Seniorenzeitschri 2010 Technik, Souffleusen, Regie, Bühnenbauer und vieles mehr. Unter der Regie von Anja wurden unter anderem folgende Stücke aufgeführt : „Riesmoschee mit Nougatcreme“ „Verrückte hebbt dat ok nich licht“ „De Titanik dröff nich unnergohn“ Auch im nächsten Frühjahr soll wieder ein Theaterstück vorgeführt werden. Die ersten Vorbereitungen laufen bereits und die Theatergruppe hofft, wieder vor einem großen Publikum spielen zu dürfen. sich auf Initiative von Alfred Kramer ein neues Ensemble von Theaterfreunden zusammenfand. Zunächst unter der Regie von Alfred Kramer, später dann geleitet von dessen Bruder Gregor und Reinhard Sandmann: Titel wie . . . „Meine Frau ist gleichberechtigt“ „Kattenspöök“ und „“Hexenhoff“ „Willi der Fruchtbare“ „Kein Tiet föer Opa“ sind Beispiele für Stücke aus diesem Zeitraum, die erahnen lassen, dass hier deftiger Spaß und zünftige Unterhaltung im Mittelpunkt standen. Gespielt wird seit dieser Zeit im neuen Pfarr- und Jugendheim an der Kirche. Seit ungefähr fünf Jahren liegt die Verantwortung jetzt in der Hand von Anja Brüning. Die Theatergruppe besteht zur Zeit aus 12 aktiven Schauspielern, hinzu kommen Statistenrollen, Ton- und Eine große Ehre wurde der Theatergruppe im Januar 2010 zuteil: Stellvertretend für alle Schauspieler, nahm Anja Brüning die Urkunde „Ehrenbürger des Jahres“ in Empfang. Die Theatergruppe Bramsche ist also, wenn man sie aus dieser historischen Warte betrachtet und sieht, wie viele Einwohner insgesamt schon einmal dabei gewesen sind, eigentlich weit, weit größer als das heutige aktive Ensemble. Und so kann sich jeder Ehemalige mit den aktuellen Aktiven geehrt fühlen, der früher einmal auf den Brettern gestanden hat, die die (kleine Bramscher) Welt bedeuten. Die „Tempo-Schnäuztypologie“ Das Schnäuzverhalten der Deutschen Wie putzen sich die Deutschen die Nase? Machen sie dabei Geräusche? Und gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Westdeutschen und Ostdeutschen? Tempo wollte es zum 80. Geburtstag des Tempo Taschentuchs ganz genau wissen und führte gemeinsam mit der GfK eine "Tempo Schnäuztypologie" durch. Die Studie ergab, dass über die Hälfte der Befragten "Zweihandschnäuzer" sind, es in Hamburg viele "Schnäuzbohrer" gibt und Männer lautere Schnäuzgeräusche als Frauen machen. Außerdem steigt mit dem Alter der Befragten die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Taschentuch bei sich haben. "Schnäuzbohrer" und "Abtupfer" 55 Prozent* der deutschen Bevölkerung bezeichnet sich als "Zweihandschnäuzer", rund ein Viertel putzt sich nur mit einer Hand die Nase. Der Typ "Schnäuzbohrer", der sich beim Nase putzen mit dem Taschentuch in der Nase bohrt, ist eher wenig verbreitet: Nur 4 Prozent der Befragten gaben diese Schnäuzvorliebe an. Anders sieht es in Hamburg aus: 23 Prozent der befragten Hansestädter bezeichnen sich selbst als "Schnäuzbohrer" - in allen anderen Bundesländern bewegt sich diese Angabe im einstelligen Bereich. Die dezentere Variante des "Abtupfens" gab 12 Prozent der Befragten als übliche Praxis an. Zwei Drittel davon sind Frauen. Mann: trompetet, Frau: schnaubt Auch was die Geräuschkulisse beim Schnäuzen angeht, gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: 40 Prozent der befragten Männer bezeichnen sich selbst als "laute Trompeter" - dies gaben nur 7 Prozent der Frauen an. Die Gegenvariante, das "leise Ausschnauben", bevorzugen 45 Prozent der Frauen und 17 Prozent der Männer. Generell ist die dezente Version eher in Ostdeutschland verbreitet: 41 Prozent der Befragten in den neuen Bundesländern ziehen das "leise Ausschnauben" vor, während es in den alten Bundesländern nur 29 Prozent sind. Stefan Oberndörfer, Senior Product Manager Tempo, erklärt, welche Schnäuz-Art die gesündeste ist: "Am besten ist es, wenn man sich ein Nasenloch zuhält und ohne viel Kraft schnaubt. Beim "Trompeten" kann nämlich leicht Sekret in die Nebenhöh- | 23 | Seniorenzeitschri 2010 len und in den Verbindungsgang zum Mittelohr gelangen. Das erhöht die Entzündungsgefahr." das Taschentuch einmal mittig und 2 Prozent basteln ein Dreieck. Fremde Taschentücher - nein danke "Igitt niemals", antworteten 74 Prozent auf die Frage, ob sie in das benutzte Taschentuch von jemand anderem schnäuzen würden. Aus Sicht von Tempo Experte Oberndörfer die richtige Antwort: "Man sollte ein Papiertaschentuch nach jedem Gebrauch wegwerfen, um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Als Tempo vor 80 Jahren erfunden wurde, war die hygienische Einmalbenutzung eine bahnbrechende Innovation." Ostdeutsche und Ältere haben häufig Taschentücher dabei Nur wenige falten das Taschentuch Damit ein Taschentuch schnell mit einer Hand aus der Packung entnommen und mit einem Griff auseinandergefaltet werden kann, hat Tempo schon 1975 die Z-Faltung eingeführt. Darüber was nach dem Auseinanderfalten mit dem Taschentuch passiert, sind sich die ANZEIGE | 24 | Befragten größtenteils einig: Über 50 Prozent falten nicht und schnäuzen einfach in die Mitte, 13 Prozent falten 66 Prozent der Befragten haben immer ein Taschentuch bei sich. Ob es an der Handtasche liegt, dass 82 Prozent der Frauen stets eines dabei haben? Das wäre ein naheliegender Schluss, denn nur 0,1 Prozent des weiblichen Geschlechts gab an, niemals ein Taschentuch dabei zu haben. Außerdem haben die Befragten mit zunehmendem Alter häufiger Taschentücher bei sich. Bei den über 70-jährigen haben 84 Prozent immer eines dabei, während es bei den 14- bis 19-jährigen nur 42 Prozent sind. Und auch hier gibt es regionale Unterschiede: 80 Prozent der Ostdeutschen und nur 63 Prozent der Westdeutschen haben immer Taschentücher bei sich. In MecklenburgVorpommern liegt die Quote sogar bei 95 Prozent, das sind 40 Prozent mehr als in Hamburg und Niedersachsen. Seniorenzeitschri 2010 Bebilderte Liebeserklärung Buch stellt Lingener Ortsteil Bramsche mit zahlreichen Fotos vor Aus der Lingener Tagespost „Bramscher Bilderreigen" heißt der neue Bildband, mit dem sich der Lingener Ortsteil Bramsche nicht nur als attraktives Dorf mit hoher Lebensqualität präsentiert. Er ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an seine vielen aktiven Menschen, die imponierend große Zahl ehrenamtlich Tätiger und die vielen Vereine und Gruppen, die das Leben im Ort in Schwung halten. Das Buch wurde während des Bürgerempfangs im Saal Heskamp in Bramsche der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei ging Ortsbürgermeister Rudolf Holterhues auch auf die Entstehungsgeschichte des Bandes ein. So sei der Anstoß für die Schaffung des „Bramscher Bilder„Ein gelungenes Werk!“ So lautete das Urteil über den „Bramscher Bilderreigen“. Das Bild zeigt reigens" auf die Aktion „Tatort Vertreter des Arbeitskreises bei der Vorstellung des Buches. - Dorfmitte" des Landkreises Emsland zurückgegangen. Damit habe man generationenüberder Lingener Tagespost unter dem herzliches Dankeschön allen denjenigreifende Projekte anregen wollen, um Titel „Schöne Bilder aus Bramsche gen, die zum Gelingen des Projektes auf die sich durch den demografischen gesucht". Die Schönheiten des Lingebeigetragen haben". meinte Gertrud Wandel ändernden Strukturen vorzuner Ortsteiles und die Vitalität seiner Schütte. Das Ergebnis dieser schönen bereiten, sagte Holterhues. Bewohner sollten in einem Bildband Aktion, nämlich den „Bramscher Bilvorgestellt werden, wurde in dem Aufderreigen", könne jeder hier sehen Ziel war es, einen Bildband zu schafruf erläutert. oder noch besser beim Ortsrat oder fen, der Vielfalt, Schönheit und LePfarrbüro für 15 Euro erwerben. bensqualität des Ortsteiles ausweist. Die Resonanz auf den Aufruf sei einDie Organisation des Projektes lag in fach überwältigend gewesen, erläuterPersönlich meine sie. dass der Bildden Händen eines Arbeitskreises, gete Gertrud Schütte von der Seniorenge-band in den vielen Fotos immer nur bildet aus Vertretern der Seniorengemeinschaft. Weit über 1000 Fotos seizufriedene Gesichter zeige. Das sei meinschaft, der Gertrudisjugend, der en zugeschickt worden. Dafür sage sie doch ein Zeichen, dass es sich in BramPfarrgemeinde und des Ortsrates. herzlichen Dank all den Bramschern, sche gut wohnen lasse und man bei die ihre teilweise seltenen und auch aller Verschiedenheit doch eine große Möglichst viele Bürger sollten beteiligt exquisiten Kostbarkeiten für die ErstelGemeinschaft bilde. werden. Deshalb lancierte der Arbeitslung des Bildbandes aus den Händen kreis im Sommer 2009 einen Aufruf in gegeben hätten. Sie sage „ein ganz | 25 | Seniorenzeitschri 2010 Bankgeschichte in Bramsche Von Georg Wenzel Unter Verwendung von „100 Jahre Volksbank Lingen 1893 - 1993“ Die Gründung der Genossenschaftsbank in Bramsche ist wesentliches Verdienst von Pastor August Tewes, der von 1901 bis 1915 in dieser Ortschaft als Seelsorger tätig war. Pastor Tewes kümmerte sich tatkräftig auch um die wirtschaftlichen Belange in Bramsche. So rief er nicht nur die Sparund Darlehnskasse Pastor Tewes im Jahre 1904 ins Leben; seiner Initiative ist beispielsweise auch die Gründung der ländlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft zu verdanken. Wesel, Colon Bernhard Trepohl, Mundersum, Colon Heinrich Tegeder, Rottum, Colon Wilhelm Rensmann, Sommeringen und Kaufmann Gerhard Reiners, Bramsche. Der von jedem Genossen aufzubringende Geschäftsanteil an der Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung betrug anfänglich 50 Mark. Die Höchstsumme der Anleihen und Spareinlagen wurde auf 50.000,00 Mark begrenzt; als Obergrenze bei Krediten galten 2.000,00 Mark. Doch diese Grenzen konnten schon bald höher gesetzt werden - ein Zeichen dafür, dass die Genossenschaftsbank schnell Fuß fasste. In den 20er Jahren allerdings geriet die Bank in eine Krise. Ausgelöst wurde sie neben der Inflation - wohl auch durch die Entscheidung 1926, auf eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes um den Scheck- und Überweisungsverkehr zu verzichten. Die Zahl der Genossen ging stark zurück; 1934 zählte die Bank nur noch 17 Mitglieder bei einem Eigenkapital von 85 Reichsmark. Im Geschäftsbericht für 1933 hieß es: "Der Geschäftsbetrieb liegt fast völlig still". Die Das Gründungsprotokoll der Bramscher Bank datiert vom 20, März 1904. Die offizielle Eintragung in das Genossenschaftsregister erfolgte am 12. April 1904 beim Amtsgericht Lingen. An der Gründungsversammlung, zu der man als Fachmann den Wanderlehrer Fricke vom "Verband der Hann.landw. Genossenschaften Hannover" herangezogen hatte, nahmen 35 Bramscher Bürger teil. Sie bestimmten den Schuhmacher Hermann Revermann zum l. Vorsitzenden und den Lehrer Heinrich Gravel zum 2. Vorsitzenden. Erster Rendant wurde der Pächter und spätere Gastwirt Bernhard Heskamp; außer ihm gehörte noch der Gastwirt Jungehülsing dem ersten Vorstand an. In den Aufsichtsrat gewählt wurden Pastor August Tewes (1. Vorsitzender), CoGründungsprotokoll lon August van Werde, | 26 | Mitglieder des alten Vorstandes und des Aufsichtsrates legten ihre Ämter nieder. Doch noch im selben Jahr wurde die Genossenschaft mit zäher Arbeit wieder aufgebaut. 1938 - inzwischen war auch der Scheck- und Überweisungsverkehr in die "Produktpalette" der Bank aufgenommen worden - verzeichnete die Spar - und Darlehnskasse bereits wieder einen Umsatz von 462.000,00 Reichsmark und Spareinlagen in Höhe von 64.000,00 Reichsmark. Parallel dazu erhöhte sich die Zahl der Mitglieder auf 64. Als Geschäftsführer trug Bernhard Timmer maßgeblich mit zu dieser Aufwärtsentwicklung bei. Nach der Währungsreform 1948 konnte die Bramscher Bank mit einem DMBetrag von 4.127,62 neu starten. Als 1954 das 50jährige Bestehen gefeiert wurde, verzeichnete die Bank 117 Mitglieder, einen Monatsumsatz von 250.000,00 DM und Spareinlagen in Höhe von 111.628 DM auf 242 Konten, Der Vorstand bestand damals aus vier Mitgliedern (Vorsitzender Ferdinand Nölker), der Aufsichtsrat aus sechs (Vorsitzender Hermann Kley), Das Amt des Rendanten übte weiterhin Bernhard Seniorenzeitschri 2010 Timmer aus. Ihm folgte bald darauf das spätere Vorstandsmitglied der Lingener Volksbank, Georg Wenzel, Unter seiner Ägide erfolgte 1957 auch die feierliche Inbetriebnahme eines neuen Bankgebäudes. Im weiteren Verlauf kam es dann zu einem solch erfolgreichen Geschäftsverlauf - die Bilanzsumme verzehnfachte sich -, dass 1967 ein neues Bankgebäude erstellt werden musste. Das bis dahin genutzte Haus wurde an die Gemeindeverwaltung Bramsche veräußert. 1970 kam es dann zur Fusion der Raiffeisenbank Bramsche mit Lingen, Holthausen-Biene und Lohne, die zum 01. Januar 1970 den Geschäftsbereich der Lingener Genossenschaftsbank beträchtlich ausweitete. Rechnung getragen wurde mit diesem weitsichtigen Zusammenschluss der wirtschaftlichen Entwicklung, die es erforderte, auch seitens der Genossenschaftsbanken größere Einheiten zu bilden. Selbst die recht dynamische Raiffeisenbank in Lingen war zu klein geworden, um vom Volumen her den Kredit- und Beratungsansprüchen aus dem Bereich der expandierenden Wirtschaft zu genügen. Dazu kamen deutlich höhere Anforderungen auf dem ganzen Feld der Dienstleistungen, die zur Bündelung von Kräften zwang, Überlegungen, die auch heute wieder sehr aktuell sind, Überdies sahen sich kleinere Geldinstitute vor das Problem gestellt, neuen gesetzlichen Pflichten nachzukommen - wie etwa dem "Vieraugenprinzip", demzufolge jede Bank fortan von zwei hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern geführt werden musste. Mit der Fusion der Raiffeisenbanken Lingen, Biene-Holthausen, Bramsche und Lohne-Wietmarschen wurde zu Beginn der70erJahre ein schlagkräftiges Unternehmen gebildet, das den Herausforderungen der Zukunft und dem konkurrierenden Markt gewappnet war. Die markantesten "Kennziffern" dieser neuen, großen Bank im südlichen Emsland: 1,2 Milliarden DM Umsatz, 35 Millionen DM Bilanzsumme, 30 Millionen DM Einlagen, 26 Millionen DM Ausleihungen, 1,6 Millionen DM Eigenkapital und 60 Mitarbeiter. Bei der Fusion wurden die Bankleiter Wellmann, Wenzel und von der Haar (Lohne) in den Vorstand der Bank ge- wählt. Wenzel verließ die Geschäftsstelle Bramsche 1970, um mit Wellmann die Leitung der Bank von der Hauptstelle aus zu übernehmen. Von der Haar wirkte im Vorstand mit und führte die Geschäftsstelle LohneWietmarschen. Der Leiter der Raiffeisenbank Biene-Holthausen, Sunder, verunglückte kurz nach der Fusion tödlich. Vorstand und Aufsichtsrat "speckten" in der Folgezeit kontinuierlich ab, bis schließlich der hauptamtliche Vorstand nur noch aus Wellmann, Wenzel, von der Haar mit dem ehrenamtlichen Vorsitzenden Otto Bünker bestand. In der Rückschau betrachtet, Das erste eigene Bankgebäude mit v.lks. Gertrud vollzog sich die Fusion der RaiffVissmann (Dall), Georg Wenzel, Hedwig Faust (Dall), eisenbanken Lingen, Bramsche, Hans Graef Holthausen-Biene und LohneWietmarschen alles in allem harmonisch. Der Zusammenschluss ehemaligen Mitarbeiter der Volksbank verlieh der Bank eine Schubkraft, von wurden voll übernommen. der sie noch heute profitiert. Mit Fug und Recht darf festgestellt werden, dass Nach dieser "Flurbereinigung war auch diese Vereinigung eine der entscheider Weg frei für die beabsichtigte Umdendsten Weichenstellungen in der benennung der Raiffeisenbank in nun 107jährigen Geschichte des Linge„Volksbank Lingen eG“. Ein entsprener Kreditinstitutes darstellt. chender Beschluss der Vertreterversammlung besiegelte diesen Schritt am Nach der Vereinigung mit Lohne, Bram27. Juni 1979. sche und Holthausen-Biene vollzog die Raiffeisenbank Lingen eine weitere Nach der Pensionierung von Heinrich rasante Aufwärtsentwicklung. Schon von der Haar und dem Wechsel von der erste Geschäftsbericht nach der Otto Bünker in das Amt des AufsichtsFusion weist enorme Steigerungen von ratsvorsitzenden nach dem plötzlichen 1971 zu 1972 auf: Gesamtumsatz von Tod von Anton Klaus und Alfons Well1,2 auf 1,7 Milliarden DM, Bilanzsummann 1985 bestand der Vorstand der me von 36 Millionen DM auf 51 MillioLingener Bank dann nur noch aus den nen DM, Zunahme der Kundeneinlagen zwei hauptamtlichen Mitgliedern, um 16 Prozentauf40 Millionen DM und Wenzel und Korte . der Spareinlagen um 14 Prozent auf 26 Millionen DM, Die Zahl der Mitglieder Seit dem Zusammenschluss erweiterte durch die Fusion mit der Volksbank kletterte auf 3,200. Bawinkel erneut ihr Geschäftsgebiet und wächst kontinuierlich Jahr für Jahr Entsprechend der Ausweitung des Arzu einer der größten Volksbanken im beitsumfangs platzte die Hauptstelle Raum Weser-Ems. Zur Zeit ist sie im der Raiffeisenbank am Lingener MarktWirtschaftsraum Lingen mit 13 Filialen platz bald aus allen Nähten, zumal es vertreten und 180 Mitarbeiter sind für sich als notwendig erwiesen hatte, Perdie Kunden da. sonal für zentrale Aufgaben als Folge der Fusion hierzu konzentrieren. Der derzeitige Vorstand besteht aus Hermann Arens, Ludger Preun und Durch eine schnelle Identifizierung der Jürgen Hölscher. Die Filiale Bramsche ehemaligen Kunden der Osnabrücker wird von Reinhard Siering geleitet. SeiVolksbank mit der Raiffeisen-Bank Linne Vorgänger waren Bernhard Schwargen konnte früher als erwartet - bereits te, Aloys Vogt und Hans Graef. zum 30. April 1979 - die Zweigstelle Marienstraße geschlossen werden. Die | 27 | Seniorenzeitschri 2010 Der Christbaumständer Der Wunsch, etwas Gutes zu tun Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten entdeckte ein Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied "O du fröhliche" erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch da kam ihm ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in uralter Zeit zu drehen begänne und dazu "O du fröhliche" spielte. Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen. Es gelang ihm, mit dem antiken Stück ungesehen in seinen Bastelraum zu verschwinden. Gut gereinigt, eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus wieder funktionieren, überlegte er. Abends zog er sich jetzt geheimnisvoll in seinen Hobbyraum zurück, verriegelte die Tür und werkelte. Auf neugierige Fragen antwortete er immer nur "Weihnachtsüberraschung". Kurz vor Weihnachten hatte er es geschafft. Wie neu sah der Ständer aus, nachdem er auch noch einen Anstrich erhalten hatte. Baum hing. Vater hatte wirklich an alles gedacht. Der Stern von Bethlehem saß oben auf der Spitze, bunte Kugeln, Naschwerk und Wunderkerzen waren untergebracht, Engelhaar und Lametta dekorativ aufgehängt. Die Feier konnte beginnen. Vater schleppte für Großmutter den großen Ohrensessel herbei. Feierlich wurde sie geholt und zu ihrem Ehrenplatz geleitet. Die Stühle hatte er in einem Halbkreis um den Tannenbaum gruppiert. Die Eltern setzten sich rechts und links von Großmutter, die Kinder nahmen außen Platz. Jetzt kam Vaters großer Auftritt. Bedächtig zündete er Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. "Und jetzt kommt die große Überraschung", verkündete er, löste die Sperre am Ständer und nahm ganz schnell seinen Platz ein. „Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!“ Jetzt aber gleich los und einen prächtigen Christbaum besorgen, dachte er. Mindestens zwei Meter sollte der messen. Mit einem wirklich schön gewachsenen Exemplar verschwand Vater dann in seinem Hobbyraum, wo er auch gleich einen Probelauf startete. Es funktionierte alles bestens. Würde Großmutter Augen machen! Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikwalze "O du fröhliche". War das eine Freude! Die Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Oma hatte Tränen der Rührung in den Augen. Immer wieder sagte sie: "Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf." Mutter war stumm vor Staunen. Endlich war Heiligabend. "Den Baum schmücke ich alleine", tönte Vater. So aufgeregt war er lange nicht mehr. Echte Kerzen hatte er besorgt, alles sollte stimmen. "Die werden Augen machen", sagte er bei jeder Kugel, die er in den Eine ganze Weile schaute die Familie beglückt und stumm auf den sich im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten | 28 | Kugeln klirrten wie Glöckchen. Der Baum fing an, sich wie verrückt zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an, als wollte "O du fröhliche" sich selbst überholen. Mutter rief mit überschnappender Stimme: "So tu doch etwas!" Vater saß wie versteinert, was den Baum nicht davon abhielt, seine Geschwindigkeit zu steigern. Er drehte sich so rasant, dass die Flammen hinter ihren Kerzen herwehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete. Dann murmelte sie: "Wenn das Großvater noch erlebt hätte." Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann auf Felix, den Dackel, der dort ein Nickerchen hielt. Der arme Hund flitzte wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer in die Küche, wo man von ihm nur noch die Nase und ein Auge um die Ecke schielen sah. Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum. Vater gab das Kommando "Alles in Deckung!" Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, gefüllter Schokoladenschmuck und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander. Die Kinder hatten hinter Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend. Mutter jammerte in den Teppich hinein: "Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!" Vater war das alles sehr peinlich. Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 14-18 in den Ardennen in feindlichem Artilleriefeuer gelegen hatte. Genau so musste es gewesen sein. Als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, Seniorenzeitschri 2010 registrierte sie trocken "Kirschwasser" und murmelte: "Wenn Großvater das noch erlebt hätte!" Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord "O du fröhliche", bis mit einem ächzenden Ton der Ständer seinen Geist aufgab. Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs kalte Buffet, die letzten Nadeln von sich gebend. Totenstille! Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie: "Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!" Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: "Wenn ich mir diese Bescherung ansehe, dann ist deine große Überraschung wirklich gelungen." Andreas meinte: "Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?" Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als du sie bisher sahst. Denn das heißt, ein neues Leben beginnen. Kluge Wörter berühmter Älterer Alt werden heißt sehend werden Marc Aurel Marie von Ebner-Eschenbach Wir Menschen sind wie Wein. Beim Älterwerden können wir entweder zu Essig werden - oder zu großer Köstlichkeit reifen. Johannes XXIII. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain zog kurz vor seinem Tod Bilanz und sagte: „Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das meiste ist nie passiert. Quelle unbekannt Altwerden ist wie auf einen Berg steigen. Je höher man kommt, desto mehr Kräfte sind verbraucht, aber umso weiter sieht man. Ingmar Bergmann Die Grundlage aller Lebensweisheit ist: daß in der richtigen Weise nur alt wird, wer das Altwerden innerlich annimmt. Romano Guardini ANZEIGE Unser Hofladen und Früchte zum Selbstpflücken In unserem Hofladen erhalten Sie, je nach Saison, frische Produkte aus unserem eigenen Anbau, wie Spar‐ gel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Him‐ beeren, Kartoffeln, Eier und hausge‐ machte Köstlichkeiten wie Einge‐ machtes (Marmeladen, Sä e, Ge‐ lees), Süßsaures (eingelegtes Gemü‐ se, Gurken, rote Bete), Liköre (selbst aufgesetzt), Honig, selbstgebacke‐ nes Brot und eingekochte Fleischge‐ richte, Eintöpfe und Suppen. Wir bieten Ihnen von alt eingesessenen Herstellern hausgemachte und lan‐ destypische Genüsse wie Wurst, Schin‐ ken, Käse, Weine und viele andere leckere Spezialitäten an. Außerdem führen wir auch dekora ve Geschenke und kleine Präsente im Hofladen. Auf unseren Feldern laden wir Sie ein, selbst die Früchte nach Herzenslust zu pflücken. 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August dieses Jahres habe ich in der Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd meinen Dienst als hauptamtlicher Diakon begonnen. In einigen Gesprächen wurde ich gefragt, welche Aufgaben eigentlich ein Diakon hat. Gerne nutze ich die Möglichkeit, an dieser Stelle einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Amtes bzw. in die zentralen Arbeitsfelder zu geben. Jesus, der exemplarische Diakon Der Diakonat hat sein Vorbild im Dienen Jesu selbst, der sich selbst als „diakonos“, d.h. Diener, und sein Wirken als „diakonia“ (d.h. Dienst) bezeichnet. „Welcher von beiden ist größer: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt. Ich bin aber unter euch wie der, der bedient.“ (Lk 22, 27). Im Dienen sieht Jesus das Grundgebot für deine Jünger, die ihm in dieser Haltung nachfolgen sollen. Seine Hinwendung gilt besonders den Menschen, die nach den gängigen Vorstellungen von Ordnung, Rang und sozialer Anerkennung als die Geringsten gelten und entsprechend abwertend behandelt werden. Der liebende Dienst Jesu gipfelt in seine Lebenshingabe am Kreuz. Mit Recht darf man in Jesus den ersten und exemplarischen Diakon sehen. Bezeugt im Neuen Testament und in der frühen Kirche Der Dienst von Diakoninnen und Diakonen als geistgewirkter Dienst zur Aufer- Die ersten sieben Diakone „In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen. Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst. Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.“ (Apostelgeschichte 6, 1-4) Bei den im Neuen Testament genannten sieben Diakonen handelt es sich im Einzelnen um: Stephanus Stephanus ist der erste, von dem überliefert wird, dass er wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde. Damit gilt er als der erste Märtyrer oder auch Erzmärtyrer. Im Bericht von seiner Hinrichtung heißt es: Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß ... Saulus aber war mit dem Mord einverstanden. Die Steinigung des Stephanus war der Auftakt zu einer Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich Saulus, der spätere Apostel Paulus, besonders eifrig beteiligte. Der 26. Dezember ist im Kalender der römisch-katholischen Kirche der Gedenktag des heiligen Stephanus. Philippus Während der Zeit der ersten Christenverfolgung in Jerusalem wirkte Philippus in Samaria. Die Menschen hörten auf seine Predigten. Er heilte Lahme und Krüppel. Aus vielen Besessenen fuhren unreine Geister unter lautem Geschrei aus. Er wirkte ebenso in der Gegend von Cäsarea, zuletzt gemeinsam mit seinen vier Töchtern im phrygischen Hierapolis. Dort sollen nach nichtbiblischen Berichten die fünf ergriffen, gekreuzigt und dabei auch gesteinigt worden sein. Prochorus Sein Name entstammt dem Griechischen und bedeutet „Vortänzer“. Petrus habe ihn später als Bischof von Nikomedia in Antiochien eingesetzt; zwischenzeitlich sei er als Sekretär des Apostels Johannes tätig gewesen. Nach seiner Rückkehr nach Nikomedia soll Prochorus das Martyrium erlitten haben. Sein Gedenktag ist in der katholischen Kirche der 28. Juni. | 30 | Bernardo Daddi: Das Martyrium des Stephanus, Fresko, 1324, in der Kirche Santa Croce in Florenz Nikanor Einer alten Überlieferung zufolge erlitt er am selben Tag wie der heilige Stephanus im Jahr 76 auf Zypern das Martyrium. Sein Gedenktag ist der 28. Juli. Timon Nach der Überlieferung starb er während einer Missionsreise in Korinth den Tod am Kreuz. Parmenas Der Historiker Dorotheus gibt an, Parmenas sei nur wenige Jahre nach seiner Wahl verstorben. Andere antike Quellen berichten, dass er in Makedonien unter Trajan als Märtyrer ums Leben gekommen sei. Den Gedenktag des heiligen Parmenas begeht die katholische Kirche jährlich am 23. Januar. Nikolaus Der Name leitet sich vom Altgriechischen ab: „Nikólaos“ entstand aus nikáo „siegen“ und laós „Volk“. Daraus resultierte die Bedeutung „Sieger des Volkes“. Der Diakon Nikolaus ist nicht zu verwechseln mit dem hl. Nikolaus von Myra, dessen Gedenktag wir am 6. Dezember begehen. Seniorenzeitschri 2010 bauung der Gemeinde ist im Neuen Testament gut belegt. Der Diakon ist unmittelbarer Helfer und sozusagen die „rechte Hand“ des Bischofs bei dessen Aufgaben der Gemeindeleitung, des Sozialdienstes und der Verkündigung. Um die Jahrhundertwende bildet sich das dreißiggliedrige hierarchische Leitungsamt heraus, das den Diakon einschließt. Bischof Ignatius bezeichnet die Diakone als seine engsten Mitarbeite. Eine alte syrische Kirchenordnung nennt den Diakon „Auge, Mund, Herz und Seele des Bischofs“. Der Diakon der alten Kirche versteht sich als Anwalt der Armen, deren Not er sieht und sich zum Anliegen macht. Wiederherstellung durch das II. Vatikanisches Konzil Der Diakonat ist in der abendländischen Kirche bis zum 5. Jahrhundert ein blühendes Amt. Danach gerät es aus verschiedenen Gründen weitgehend in Vergessenheit. Es reduziert sich auf eine Durchgangsstufe zum Priestertum. Erst das II. Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) führt den Ständigen Diakonat angesichts der wachsenden seelsorglichen du sozialen Aufgaben der Kirche wieder ein. Vor allem aber auch, um den dienenden Auftrag der Kirche zu betonen. Eine Zahl zur Orientierung: In Deutschland waren laut Statistik zum 1. Januar 2010 genau 2.318 Diakone aktiv im Dienst, davon 1.459 mit Zivilberuf und 872 hauptberuflich. Aufgabenbereiche Grundsätzlich gestaltet sich der Dienst nach den drei Grundvollzügen der Kirche. a. Liebesdienst Der Diakon soll sich vor allem jener Menschen annehmen, die am meisten Hilfe brauchen. So sorgt er sich vor allem um alte und kranke Menschen und solche, die in Not geraten sind. Er versucht, andere für menschliche Not zu sensibilisieren und zur tätigen Mithilfe anzuregen. b. Liturgie In den liturgischen Feiern macht der Diakon deutlich, dass der Dienst am Menschen und der Gottesdienst zusammengehören (Verkündigung des Evangeliums, Predigt und liturgische Assistenz). Bei Taufe, Trauung, Begräbnis und Wortgottesdiensten vertritt er aufgrund seines Amtes die Gemeinde. Er bringt mit seinem Dienst und seinem Leben die Erfahrungen der Menschen in die Liturgie ein. c. Verkündigung Der Diakon eröffnet Glaubenden und Suchenden den Zugang zum Wort Gottes durch seinen Dienst innerhalb der Gemeinde, in der Katechese, in der Predigt und im Glaubensgespräch. Durch die Weihe tritt der Diakon in ein besonderes Treueverhältnis zu seinem Bischof und zur Diözese und übernimmt auch im persönlichen geistlichen Leben Verpflichtungen (Stundengebet etc.). Der Diakon besitzt eine Brückenfunktion: einerseits hat er das Weihesakrament empfangen, andererseits sieht er sich durch Ehe, Familie und Beruf herausgefordert, sinnvolle Aufgaben auf die Fragen zu geben, die der Alltag stellt. Durch diese besondere Position kann er mithelfen, erstarrte Grenzen zu überwinden und einen Beitrag zum Aufbau eine auf die Welt und den Nächsten hin offenen Kirche zu leisten. Ich hoffe, dass ich Ihnen ein paar Informationen geben konnte, die manche Fragen zum Dienst des Diakons beantworten können. Gehirnjogging Quiz und Rätsel - nicht nur - für Senioren Buchstabensalat Hier sind die Buchstaben durcheinander gemixt. Finden Sie das richtige Wort: Quiz 1. Monikas Vater hat 4 Töchter: Lala, Lili, Lulu. Wie heißt die vierte? Antwort: 6. Du bist mein Sohn, aber ich nicht dein Vater. Wer sagt das? Antwort: EIERSPALT = GASTBETRUG = 2. Heißt es die, der oder das gerade Kurve? Antwort: 7. Köln schreibt man am Anfang mit -Kund hinten mit -h- ...Stimmt das? Antwort: LUTSCHNER = BANANENMUT = ABBRUCHEI = 3. Wenn du die Zahlen von 1 bis 100 schreibst, wie häufig schreibst du dann die 9? Antwort: 8. Kann man Wasser in einem Sieb tragen? Antwort: ATOMRECHTE = HALSTUDCH = MAUERFINKE = PERLTAUSCHER = SAFTKELSCHE = 4. Ein Bauer hat 17 Schafe. Alle bis auf 9 sterben. Wie viele hat er noch? Antwort: 9. Wenn hier 5 Bananen sind und du nimmst 2 weg. Wie viele hast du dann? Antwort: 5. Kann eine Frau, die in Hamburg lebt, in München begraben sein? Antwort: 10. Ein Obsthändler ist stark gebaut und ist 1,83m groß. Was wiegt er? Antwort: | 31 | Seniorenzeitschri 2010 Rätsel 5 nebeneinander liegende Reihenhäuser auf der Kölner Straße haben die Hausnummern (von links nach rechts): 4. 12 14 16 18 20 Keine der 5 Personen trinkt das gleiche Getränk, raucht die gleiche Zigarettenmarke oder hält das gleiche Tier wie einer seiner Nachbarn. Es gibt folgende Hinweise: Der Besitzer des gelben Hauses raucht Dunhill. Der Mann, der im mittleren Haus wohnt, trinkt Milch. Der Brite lebt im roten Haus. Der Mann, der ein Pferd hält, wohnt neben dem, der Dunhill raucht. Der Norweger wohnt im ersten Haus. Das grüne Haus steht (direkt) links vom weißen Haus. Der Winfield-Raucher trinkt gerne Bier. Der Marlboro-Raucher wohnt neben dem, der eine Katze hält. Der Däne trinkt gerne Tee. Der Norweger wohnt neben dem blauen Haus. Der Marlboro-Raucher hat einen Nachbarn, der Wasser trinkt. Der Deutsche raucht Rothmanns. Der Besitzer des grünen Hauses trinkt Kaffee. Der Schwede hält einen Hund. Die Person, die Pall Mall raucht, hält einen Vogel. Frage: Welche Familie wohnt in welchem Haus? Hinweise: Familie Kaiser und Kunz sind Nachbarn. Familie Moos wohnt nicht im Haus Nr.12 Familie Kunz wohnt nicht in einem Eckhaus. Dr.Jägger ist neben Familie Roth eingezogen. Familie Kunz ist kein direkter Nachbar zur Familie Moos. Dr.Jägger lebt nicht in der Mitte der 5 Häuser. Familie Moos wohnt nicht neben Familie Kaiser. Das Einstein-Rätsel Albert Einstein verfasste dieses Rätsel im letzten Jahrhundert. Angeblich sollen 98% der Weltbevölkerung nicht in der Lage sein, es zu lösen. Vielleicht gehören wir doch zu den 2 Prozent der Weltbevölkerung? Es gelten folgende Regeln: 1. Es gibt fünf Häuser mit je einer anderen Farbe. 2. In jedem Haus wohnt eine Person einer anderen Nationalität. 3. Jeder Hausbewohner bevorzugt ein bestimmte Getränk, raucht eine bestimmte Zigarettenmarke und hält ein bestimmtes Haustier. Gesucht wird die Person, die einen Fisch hält! Natürlich lassen wir Sie mit den offenen Fragen nicht alleine! Die Lösungen zum Buchstabensalat, zu Quiz, Rätsel und Einstein-Rätsel finden Sie auf Seite x. Etwas über „Wat und Dat“ Wenn Ihr mich fragt, „wat" unser aller Weltwort ist, dann sag ich „wat und dat". Dieses Wort kann man für alles gebrauchen. Wisst Ihr überhaupt, wat „wat und dat“ ist? „Wat", ja - dat ist einfach „wat". Und aus „wat" kann man halt „wat“ machen. Wenn ein junger Bursche heiraten will, dann Muss er sich „wat" suchen; ein Mädchen, „dat" „wat" hat, „wat" kann und „wat" vorstellt und „wat“ mitbringt. Und wenn er so „wat" endlich gefunden hat, dann hat er ganz bestimmt „wat" - „wat" für's Herz, „wat" für's Gemüt und „wat" für's ganze Leben. Und dann wird Hochzeit gefeiert. Die darf natürlich „wat" kosten, damit man sieht, „dat" „wat" da ist. Denn Ihr wisst ja, wo „wat" ist, da kommt gewöhnlich noch „wat" dazu. Dann geht man auf Hochzeitsreise - die kostet „wat". Aber da sieht man „wat" und erlebt „wat", da kann man auch „wat" kaufen und „wat“ mit nach Hause bringen. Und die Zeit geht weiter. Man schafft „wat", man tut „wat", man erlebt „wat" und auf einmal erwartet man „wat". Die Nachbarschaft hat natürlich schon lange „wat" gemerkt; die sagt schon seit Wochen, wir glauben, die kriegen bald „wat". Und dann kriegen sie wirklich „wat" und dann haben sie „wat". Wenn dann „dat" Kind im Bettchen schreit, dann fehlt ihm bestimmt „wat", meistens „wat" zu essen. Wenn es aber weiter schreit, dann fehlt ihm bestimmt „wat" anderes. Vielleicht hat et auch nur „wat" gemacht. Später kommt „dat" Kind in die Schule - damit et auch „wat" lernt und „wat" wird. Und wenn der Lehrer fragt und es „wat" nicht weiß oder „wat" falsch macht, dann kriegt es vielleicht „wat" auf die Finger oder „wat" hinten drauf. Und wenn et dann aus der Schule kommt, Muss et noch „wat" weiter lernen, damit et „wat" kann und „wat" verdient und „wat“ ist. Damit es dann später als alter Mensch „wat" zum Beißen und „wat" zum Nagen hat, eben „wat" für's Alter. „Dat" alles ist „wat" über „wat" und „dat"!!! | 32 | Seniorenzeitschri 2010 Vorsorgevollmacht / Betreuungsverfügung / Patientenverfügung Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, im Falle von Krankheit und Betreuungsbedürftigkeit nicht mehr in vollem Umfang entscheidungs- und handlungsfähig zu sein. Damit Sie auch sicher sein können, im Falle von Entscheidungs- und Einwilligungsunfähigkeit Ihre Dinge so geregelt zu wissen, wie Sie es wünschen, sollten Sie in gesunden Tagen dafür Vorsorge treffen. Es gibt drei Arten von Vollmachten bzw. Verfügungen: Vorsorgevollmacht Betreuungsverfügung Patientenverfügung Was kann in der Vorsorgevollmacht geregelt werden? Mit einer Vorsorgevollmacht ermächtigt man eine Person seines Vertrauens, für einen zu handeln, falls man wegen Krankheit oder schwerer Pflegebedürftigkeit nicht mehr selbst in der Lage ist, wichtige Entscheidungen zu treffen. Die Vorsorgevollmacht kann sich dabei auf verschiedene Bereiche beziehen, wie z.B. Verträge, Bankangelegenheiten oder den Einzug in ein Pflegeheim, aber auch auf ganz individuelle, persönliche Angelegenheiten. Um der Vorsorgevollmacht Durchsetzungskraft zu verleihen, sollte man sie notariell beglaubigen lassen. Eine notarielle Beglaubigung ist nicht allgemein vorgeschrieben, aber juristisch dann erforderlich, wenn sie zum Erwerb oder zur Veräußerung von Grundstücken oder zur Aufnahme von Darlehen berechtigen soll, mithin also in allen Angelegenheiten, die Bankgeschäfte betreffen. Die Vorsorgevollmacht sollte von Zeit zu Zeit daraufhin überprüft werden, ob die einstmals getroffenen Aussagen auch weiterhin Gültigkeit haben sollen. Die Fortgeltung sollte durch Unterschrift eines Zeugen mit aktuellem Datum bestätigt werden. Da eine Vorsorgevollmacht ganz auf den einzelnen zugeschnitten ist, gibt es für die Form auch einen großen Gestaltungsspielraum. Wann brauche ich eine Betreuungsverfügung? Wenn Sie infolge eines Unfalls oder einer psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung Ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht mehr selbst besorgen können und keine Vorsorgevollmacht getroffen haben, kann die Bestellung eines "Betreuers" für Sie notwendig werden. Zuständig ist das Vormundschaftsgericht. Durch Erlass einer Betreuungsverfügung in gesunden Tagen können Sie Vorsorge treffen, dass später tatsächlich eine oder auch mehrere Personen Ihres Vertrauens in Ihren Angelegenheiten tätig werden können. Die Betreuungsverfügung sollte in jedem Fall schriftlich abgefasst werden. Sie kann auch mit einer Vorsorgevollmacht verbunden werden: Sie können beispielsweise verfügen, dass die von Ihnen bevollmächtigte Person auch im Falle einer Betreuungsnotwendigkeit als Betreuer ausgewählt werden soll. Mit einer Betreuungsverfügung können Angelegenheiten in den folgenden Bereichen geregelt werden: Untersuchung des Gesundheitszu stands, ärztliche Heilbehandlungen und Eingriffe Bestimmungen des Aufenthalts und die Organisation der Pflege Wohnungsangelegenheiten, z.B. Wohnungsauflösung bei Heimeinzug Abschluss eines Heimvertrags Bankgeschäfte und Vermögensverhältnisse Unterbringung ( z.B. mit gerichtlicher Genehmigung erfolgende Einweisung in eine geschlossene oder geschützte Einrichtung) und "unterbringungsähnliche Maßnahmen", z.B. freiheitsentziehende Maßnahmen Was ist eine Patientenverfügung? In einer Patientenverfügung wird geregelt, welche Schritte jemand im Krankheitsfall in Bezug auf seine ärztliche Versorgung wünscht und welche Schritte unterbleiben sollten. Die Patientenverfügung sollte mindestens folgendes enthalten: Eingangsformel Möglichst genaue Beschreibung der Situation(en), für welche die Patientenverfügung gelten und zur Anwendung gebracht werden soll, z.B. "Wenn ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess befinde" oder "Wenn ich mich im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde" Festlegungen zu ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen, z.B. lebenserhaltende Maßnahmen, Schmerzund Symptombehandlung, Künstliche Ernährung Wünsche zu Sterbeort und -begleitung, z.B. Sterben in vertrauter Umgebung Aussagen zur Verbindlichkeit, zur Auslegung, zur Durchsetzung und zum Widerruf Hinweise auf weitere Vorsorgeverfügungen Eventuell Hinweis auf OrganspendeBereitschaft Schlussformel Datum, Unterschrift Aktualisierung(en), versehen mit Datum und Unterschrift Seit September 2009 ist die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen gesetzlich geregelt. Patientenverfügungen können nur von einwilligungsfähigen Volljährigen verfasst werden. müssen schriftlich vorliegen, können aber jederzeit formlos widerrufen werden. gelten unabhängig von Art und Stadium der Erkrankung. dürfen nicht die Bedingung für die Aufnahme in einem Heim sein (Kopplungsverbot). definieren eine medizinische Behandlung. Diese muss von Ärzten, Betreuern und Bevollmächtigten umgesetzt werden, wenn die Behandlungs- und Lebenssituation eintritt, für die die Verfügung ausgestellt wurde. Passt die Verfügung nicht auf die Krankheitssituation oder liegt keine Patientenverfügung vor, müssen Arzt, Betreuer und Bevollmächtigte gemeinsam zu einer Entscheidung kommen. Bei Meinungsverschiedenheit entscheidet das Betreuungsgericht. | 33 | Seniorenzeitschri 2010 Wir gratulieren Goldene Hochzeit Geburtstag 96 Eupheme Bonnekessel Thea und Josef Lüken Geburtstage 85 Anne Vieth Franz Brüning Irmgard Tybortschek Heinrich Heskamp Elisabeth Schulte | 34 | Seniorenzeitschri 2010 ANZEIGE Hier finden Sie die Lösungen zu den Rätseln auf Seite 31 und 32 Buchstabensalat EIERSPALT = Ratespiel GASTBETRUG = Geburtstag LUTSCHNER = Schultern ZIEGENUHR = Erziehung BANANENMUT = Tannenbaum ABBRUCHEI = Bierbauch ATOMRECHTE = Tachometer HALSTUDCH = Dachstuhl MAUERFINKE = Kaminfeuer PERLTAUSCHER = Lautsprecher SAFTKELSCHE = Sektflasche Quiz 1. Antwort: Monika 2. Antwort: Kurven sind nie gerade! 3. Antwort: 20 mal 4. Antwort: 9 Schafe 5. Antwort: Nein, sie ist noch am Leben 6. Antwort: Die Mutter 7. Antwort: Ja, es stimmt. -K-öln und -h-inten... 8. Antwort: Ja, als Eis… 9. Antwort: 2 10. Antwort: Obst… Rätsel Antwort: 12=Kaiser; 14=Kunz; 16=Roth; 18=Jägger; 20=Moos Einstein-Quiz 1. Haus 2. Haus 3. Haus 4. Haus 5. Haus Gelb Blau Rot Grün Weiß Norweger Däne Brite Deutscher Schwede Dunhill Marlboro Pall Mall Rothmans Winfield Wasser Tee Milch Kaffee Bier Katze Pferd Vogel Fisch Hund | 35 | ANZEIGE Impressum Seniorenzeitschri 2010 Herausgegeben vom Seniorenteam der katholischen Pfarrgemeinde St. Gertrudis Lingen‐Bramsche vertreten durch Gertrud Schütte, Telefon: 05906/436 Erscheinungsweise: einmal jährlich Auflage: 200 Stück