cedric chen ist verschwunden
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cedric chen ist verschwunden
impresso 4| 2015 Z E IT S CHR IF T FÜR Z E IT S CHR IF TENM ACHER Frecher, jünger, lebendiger Fachmedien werden für Journalisten der Publikumspresse attraktiver – und umgekehrt. Mehr Mut zur Meinung, moderneres Auftreten und Investition in Inhalte schärfen das Profil der Business-Titel – und können auch im Anzeigengeschäft helfen. > Seite 4 Raphaels Geschenk Titelfiletierung Fotos lügen doch Hinter dem Fachverlag HW-Studio aus dem pfälzischen Leimersheim steckt eine ganz besondere Geschichte > Seite 10 Neue Online-Kioske, die nur einzelne Artikel verkaufen, versuchen sich am Markt zu etablieren > Seite 18 Vorsicht! Manipulierte Bilder. Hier lesen Sie, wie man sie schon mit einfachen Mitteln aufspüren kann > Seite 40 12. Jahrgang Inhalt Nr. 4 / 2015 Dezember 2015 Seite V E R L AG S LE I T U N G Fachmedien: Stärken und Trends Frecher, jünger, lebendiger 4 Porträt: Hans Weber, Verleger aus Leimersheim Raphaels Geschenk 10 Mit neuen Online-Kiosken wird experimentiert Die Filetierung der Titel 18 Zwischen Fachverlagen entstehen immer mehr Kooperationen Gemeinsam stark 26 Interview mit Klaus Kresse: Journalist, Verleger, impresso-Autor und Lehrbeauftragter Blick vom Spielfeldrand 32 Rechts-Rath.28 Einmal Freier immer Freier? 38 Redakteure müssen Bilder sorgfältiger prüfen Fotos lügen doch 40 Die sieben schlimmsten Fehler bei Geschäfts-E-Mails Klick und weg 44 Schlusswort / Impressum 50 PE R S O N A L R E DA K T I O N 4 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 5 4 · 2 0 15 Fachmedien: Stärken und Trends Frecher, jünger, lebendiger Fachmedien werden für Journalisten der Publikumspresse attraktiver – und umgekehrt. Mehr Mut zur Meinung, moderneres Auftreten und Investition in Inhalte schärfen das Profil der Business-Titel – und können auch im Anzeigengeschäft helfen. ehn Jahre lang war Holger Externbrink Ressortleiter beim Wirtschaftsmagazin Impulse, ehe er die Chefredaktion des Branchentitels Handwerk Magazin von Holzmann Medien übernahm. Seit Mitte dieses Jahres führt Externbrink nun die Geschäfte des Verlags Siegfried Rohn, einer Toch- Z Foto: Fotolia ter der Rudolf Müller Mediengruppe in Köln, wo er zuvor schon als Verlagsleiter tätig war. Nun soll der Diplom-Volkswirt das Portfolio, zu dem die drei Fachzeitschriften Baumarktmanager, Motorist und Markt in grün gehören, neu ausrichten und den Verlag fit machen für die digitale Zukunft. Von Roland Karle, Freier Journalist, Neckarbischofsheim 6 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 7 4 · 2 0 15 Seit September vergangenen Jahres ist Matthias Oden stellvertretender Chefredakteur von Werben & Verkaufen. Er hat zuvor bei der Financial Times Deutschland volontiert, arbeitete als Redakteur im Finanzen- und Agenda-Ressort, danach für Capital und wurde 2013 schließlich Redaktionsleiter des WirtschaftLifestyle-Magazins Business Punk, ehe er zur Fachzeitschrift nach München wechselte. Fachmedien werden für Journalisten interessanter Seit gut zwei Jahren bildet Hagen Seidel zusammen mit Michael Werner die Chefredaktion der Textilwirtschaft, die zu den drei werbeumsatzstärksten Fachtiteln in Deutschland gehört. Seidel war zuvor Leiter des Korrespondentenbüros Nordrhein-Westfalen der Welt-Gruppe in Düsseldorf und insgesamt fast 14 Jahre lang für die Tageszeitung des Axel Springer Verlags tätig, nachdem er bei der WAZ Mediengruppe seine journalistische Laufbahn gestartet hatte. Externbrink, Oden, Hagen, dazu Uwe Vorkötter (siehe Interview) – vier von zahlreichen Personalien, die illustrieren: Fachmedien sind für gestandene Journalisten aus der Publikumspresse ein attraktives Berufsfeld. Umgekehrt gilt: Fachverlage zeigen zunehmend Interesse an Redakteuren von Wirtschaftsmagazinen und Zeitungen, die sich an die Zielgruppe Entscheider wenden. Denn Unternehmer, Führungs- und Fachkräfte sind die bevorzugte Klientel der sogenannten Business-to-Business-Medien – mit ihnen zu kommunizieren, ist eine Hauptaufgabe von Fachredakteuren. Und um attraktive, wertvolle Inhalte zu schaffen, braucht es kompetente Journalisten. „Wir geben heute mehr für die Redaktion aus als noch vor einigen Jahren“, erklärt Matthäus Hose, Verlagsleiter WEKA Fachmedien. Lange galten Fachmedien als zweite oder dritte Wahl Fachpresse bei Führungskräften die Nummer eins Welche Mediengruppen Entscheider für ihre berufliche Tätigkeit als wichtig einstufen Mediengruppe Nennungen in % Branchenspezifische Fachzeitschriften 77 Internetseiten von Herstellern, Händlern, Dienstleistern 52 Überregionale Tages- und Wochenzeitungen 42 Politik- und Wirtschaftsmagazine 37 Internetseiten der Zeitschriften und Zeitungen 36 Soziale Netzwerke 29 Fernsehen 18 Nichts davon 10 Quelle: LAE 2015 Lange Zeit galten Fachzeitschriften als zweite oder gar dritte Wahl für ambitionierte Journalisten. Die Verlage altmodisch, die Blätter verstaubt, die Kommunikation auf Fachchinesisch – solche Klischees hielten sich hartnäckig. Bis heute gibt es B-to-B-Magazine, die dieses Vorurteil bestätigen. Aber sie sind nicht mehr die Regel. „Gerade in den vergangenen Jahren haben sich etliche Titel enorm weiterentwickelt“, sagt Horizont-Chefredakteur Uwe Vorkötter, der fast sein gesamtes Berufsleben bei Tageszeitungen verbracht hat. Während die kräftig gegen Schrumpfung kämpfen, geht es der Fachpresse vergleichsweise gut. Im vergangenen Jahr haben die Fachzeitschriften einen Umsatz von rund 1,85 Milliarden Euro erwirtschaftet. Laut Statistik der Deut- Auf steigendem Ast Fünf-Jahres-Umsatztrend bei Fachzeitschriften Jahr FachzeitschriftenUmsatz gesamt* in Mio. Euro Veränderung zum Vorjahr in % davon Anzeigenumsatz in Mio. Euro davon Vertriebsumsatz in Mio. Euro Verhältnis Anzeigenzu Vertriebsumsatz in % (gerundet) 2014 1853 1,0 869 879 50:50 2013 1835 3,2 889 857 51:49 2012 1779 -0,7 858 832 51:49 2011 1792 -0,6 875 836 51:49 2010 1802 3,3 856 859 50:50 *Anzeigen-, Vertriebs- und sonstige Erlöse ohne Fachbücher, Loseblatt, Elektronische Medien, Dienstleistungen Basis: Befragung der Mitglieder der Deutschen Fachpresse. Quelle: Deutsche Fachpresse schen Fachpresse ist das der höchste Wert seit 2008. Und: Erstmals übersteigen die Erlöse aus dem Verkauf der Publikationen den Anzeigenumsatz. Das bestätigt den Trend, wonach vor allem Publikationen gefragt sind, die sich bestimmten Themen und klar definierten Nischen widmen. Obwohl B-to-BKommunikation heute verstärkt über digitale Kanäle stattfindet, führt das nicht automatisch zu Printsterben. Im Gegenteil: 2014 registrierte die Deutsche Fachpresse 3824 Titel und im dritten Jahr hintereinander einen Zuwachs, nur vier Mal seit 2001 gab es mehr Fachzeitschriften. Die verbreitete Auflage beträgt 507 Millionen, das ist der drittbeste Wert in diesem Zeitraum. Auch die „Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung“ (LAE), wichtigste Markt-Media-Studie für die Werbeplanung in Entscheidermedien, attestiert den Fachtiteln eine robuste Rolle. Danach gefragt, welche Medien für ihre berufliche Tätigkeit wichtig sind, nannten 77 Prozent der Entscheider „branchenspezifische Fachzeitschriften“ – in keiner anderen Kategorie gab es mehr Zustimmung. Internetseiten von Herstellern, Händlern, Dienstleistern (52 Prozent) und Überregionale Tagesund Wochenzeitungen (42 Prozent) folgen, erst danach kommen Politik- und Wirtschaftsmagazine (37 Prozent) sowie Internetseiten von Zeitschriften und Zeitungen (36 Prozent). Fachtitel: Von Werbungtreibenden oft unterschätzt Ein Ergebnis, das Harald Müsse nicht überrascht. Der Mediaberater und ehemalige Chef der Verlagsgruppe Handelsblatt findet, dass Fachmedien gerade auch von Werbungtreibenden unterschätzt werden. „Führende Fachzeitschriften haben eine hohe Qualität und produzieren eine starke Leserbindung. Sie werden auch künftig die Grundlage für zuverlässigen Werbeerfolg bilden.“ Je nach Zielgruppe sind Business-Titel großen Magazinen sogar überlegen. Ein Beispiel aus der LAE: Das Handwerk Magazin erreicht über eine verbreitete Auflage von gut 80.000 Exemplaren im Durchschnitt des vergangenen Jahres 136.000 Selbstständige, während Der 8 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 9 4 · 2 0 15 Spiegel mit rund 894.000 Exemplaren in dieser Kategorie eine niedrigere Reichweite von 127.000 erzielt. Anders gesagt: Mehr als jeder zweite Leser des Handwerk Magazins (52 Prozent) ist selbstständig, eine solche Quote schafft kein anderer LAE-Titel. Nah dran kom- men Markt und Mittelstand (40 Prozent) und Der Handel (39 Prozent), deren Konzept ebenfalls auf die Belange von Firmeninhabern zielt. Die Fachverlage tun gut daran, ihre Stärken auszubauen. Denn „ein Fachmedi- Interview mit Uwe Vorkötter „Modernisierung muss zur Daueraufgabe werden“ Der langjährige Zeitungsjournalist und jetzige Horizont-Chefredakteur Uwe Vorkötter über die unterschätzte Bedeutung von Fachmedien, wo sie gegenüber Publikumstiteln im Vorteil sind und wo sie Nachholbedarf haben. Z eitungen machen, das liegt Uwe Vorkötter im Blut. Über Jahrzehnte hinweg führte er Regie bei renommierten Blättern, war Chefredakteur der Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau und Stuttgarter Zeitung. Seit dem Frühjahr 2014 steht der promovierte Volkswirt an der Spitze von Horizont, dem wöchentlichen Fachblatt für Entscheider aus Marketing, Werbung und Medien. Im impresso-Interview erzählt der 62-Jährige, warum Fachmedien oft unterschätzt werden, wo sie noch besser werden müssen und was er selbst gelernt hat. Herr Vorkötter, Sie waren vor Ihrem Start bei Horizont als Berater des DuMont-Schauberg-Vorstands und als Managing Partner von Consultum Communications tätig. Wie kam es zur Rückkehr in den Journalismus und den Einstieg in die Fachpresse? Uwe Vorkötter: Fachmedien waren in meiner beruflichen Lebensplanung eigentlich nicht vorgesehen. Ich habe aber auch schnell gemerkt, dass mir im Beraterjob etwas fehlte – der Redaktionsschluss. Als dann das Angebot von Horizont kam, konnte ich mich sehr schnell mit dieser verlockenden Perspektive anfreunden. Was hat Sie besonders überrascht als renommierter Journalist und zugleich Neuling in der Fachpresse? Es ist schon außergewöhnlich, wie viel fachliche Qualifikation in dieser Redaktion steckt. Für den Tageszeitungs-Journalisten beginnt die Recherche häufig am Morgen bei null. Fachjournalisten sind dagegen meist tief verwurzelt und gehen mit beachtlichen Vorkenntnissen an die Recherche heran. Und ich stelle fest, dass Leser der Redaktion von Fachmedien mit einem hohen Maß an Respekt begegnen. Auch das ist in der Tagespresse nicht selbstverständlich. Auf den Medienseiten der überregionalen Zeitungen kommen Fachmedien nicht vor, da wird eher über ein neues Format im indischen Frühstücksfernsehen berichtet. Das haben Sie vergangenes Jahr in einer Kolumne geschrieben. Woran liegt das eigentlich? Die Medienredaktionen der Publikumstitel haben oft einen verengten Blick. Sie schauen auf die großen Leitmedien der Republik, dann natürlich auf Fernsehen und Internet. Weil sie ein breiteres Publikum ansprechen, ist das durchaus zu verstehen. Allerdings ist die Entwicklung der Fachmedien sehr spannend, und es gibt keinen Grund, sie zu ignorieren. Was ist denn so spannend an den Fachmedien? Allein schon das riesige Spektrum an Titeln und Themen. Da gibt es für jede Branche und viele Branchenzweige ganz spezielle Angebote. Was heute so gerne als Community bezeichnet und als neue Erfindung im Internet-Zeitalter hervorgehoben wird, das praktizieren die Fachmedien schon seit jeher. Dabei sind die Unterschiede zum Teil erheblich – vom edel gestalteten Magazin, das auch optisch mit der Hochglanzpresse mithalten kann, bis um muss sich Relevanz in seinem Markt erarbeiten“, betont Matthäus Hose. Der Verlagsmanager nennt als Beispiel den WEKA-Wochentitel Computer Reseller News (CRN), der sich zum Meinungsmacher-Magazin weiterentwickelt habe, indem er „frecher, pointierter und profi- zum recht bieder daherkommenden Schriftwerk. Spannend ist, was sich aus der spitzen Positionierung ableitet: Für jede Berufsgruppe gibt es Fachmedien, die für sie nahezu unverzichtbar sind. Wer wissen will, was in der Branche läuft, informiert sich in seiner Fachzeitschrift und den angeschlossenen digitalen Kanälen. Ein Vorteil, den viele der sogenannten General-Interest-Medien nicht haben? Tageszeitungen und breit informierende Zeitschriften haben mit dem Problem sinkender Relevanz zu kämpfen. Deshalb verlieren sie seit Jahren an Lesern und Anzeigenerlösen. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich hingegen Fachmedien und Special-Interest-Publikationen in der Tendenz stabil entwickeln. Sie decken einen wachsenden Bedarf an einem zunehmend differenzierteren Informationsinteresse, das sich durch die gesamte Gesellschaft zieht und durch das Internet befeuert wird. Fachmedien sind für ihre Zielgruppen hoch relevant, das bestätigen auch Studien immer wieder. Allerdings: In ihrer Mehrheit sind sie nicht gerade Trendsetter des Journalismus. Ach, da will ich schon differenzieren. Gerade in den vergangenen Jahren haben sich etliche Titel enorm weiterentwickelt, sowohl was die optische Anmutung als auch die redaktionel- lierter geworden ist“. Das nutzt auch der Anzeigenvermarktung, sagt Hose. „Wir stellen eine Renaissance klassischer Werbekampagnen fest, vermutlich als Antwort auf die Flut des Onlinemarketings, der die Branchenprofis ausgesetzt sind.“ len Formate betrifft. Inhaltlich bewegten sie sich ohnehin schon immer auf hohem Niveau. Trotzdem gibt es noch Fachzeitschriften mit seitenlangen Bleiwüsten und verwackelten Bildern. Mag sein, aber es werden weniger. Fachverlage tun natürlich gut daran, wenn sie in Redaktion, Inhalte und Gestaltung investieren. Auch, um im Werbemarkt an Attraktivität zu gewinnen. Denn es kommt nicht vor, dass sich ein Leser meldet und übers Layout beschwert, übrigens auch bei Publikumsmedien nicht. Umso mehr gilt: Modernisierung muss zur Daueraufgabe werden, damit man nicht irgendwann ganz alt aussieht. Wie weit sind die Fachmedien in ihrer Entwicklung hin zu multimedialen Marken? Da gibt es erhebliche Unterschiede, was auch mit dem Kommunikationsverhalten verschiedener Berufsgruppen zusammenhängt. Insgesamt betrachtet, hat unsere Branche da sicher noch Nachholbedarf. Bei der digitalen Transformation muss mehr Tempo gemacht werden. Fachredakteure, so hieß es immer, müssten sich in ihrem Metier auskennen, aber keine Edelfedern sein. Was dazu geführt hat, dass Texte für den Leser oftmals sehr schwer verständlich und verdaulich waren. Hat sich daran etwas geändert? Es ist sicher auch heute noch so, dass bei vielen Kollegen das Fachwissen und der analytische Ansatz dominieren. Aber ich habe den Eindruck, dass vielerorts auf gute Schreibe und verständliche Vermittlung von Inhalten mehr Wert gelegt wird als früher. Das halte ich für unbedingt erforderlich, wobei es ja längst eine Vielzahl exzellenter Autoren in den Fachmedien gibt. Sie selbst sind als renommierter Zeitungsjournalist zu einem Fachmedium gewechselt, auch einige andere Kollegen haben diesen Weg eingeschlagen. Sind das deutliche Indizien, dass sich die Fachpresse journalistisch professioneller aufstellt? Ja, das sehe ich durchaus so. Ich glaube, in vielen Fachverlagen ist die Erkenntnis gereift, dass sie sich mehr denn je in einem Wettbewerb der Inhalte befinden. Und dass die Angreifer heute nicht nur aus anderen Verlagen kommen, denn es war noch nie so einfach wie jetzt, als Einzelner oder mit kleinem Team zum Publisher zu werden, wie an etlichen Blogs zu sehen ist. Außerdem beschreiten Hersteller, Händler und Dienstleister im Internet eigene Pfade, um mit ihren Zielgruppen in Kontakt zu kommen. Da müssen die Fachmedien aufmerksam sein und ihre Rolle noch besser ausfüllen als bislang. Das Interview führte Roland Karle 10 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 11 4 · 2 0 15 Porträt: Hans Weber, Verleger aus Leimersheim Raphaels Geschenk Hans Weber hat vor mehr als einem Vierteljahrhundert einen kleinen Fachverlag im pfälzischen Leimersheim gegründet. Dort erscheinen drei Zeitschriften, das Geschäft ist auskömmlich, ohne Auffälligkeiten. Und doch steht eine ganz besondere Geschichte dahinter. er 1. April 1985 ist ein Montag, der sich von seiner freundlichen Seite zeigt. Die Sonne lächelt schon ein bisschen über den Horizont, der Frühling kündigt sich an. Für Hans Weber und seine junge Familie, die im pfälzischen Leimersheim gerade ein Haus gebaut hat, beginnt scheinbar eine Woche wie viele andere zuvor. Nichts deutet darauf hin, dass sich ihr lieb gewonnener Alltag, der unbeschwerte Blick in die Zukunft, ja, ihr ganzes Leben schlagartig ändern werden. D Am helllichten Tag kommt es zur Katastrophe. Raphael, ihr dreieinhalbjähriger Sohn, tollt gerade noch fröhlich auf dem Spielplatz. Kurz darauf ein Knall: Er wird von einem Auto erfasst und lebensgefährlich verletzt. Der Junge erleidet schwere Hirnverletzungen, muss maschinell beatmet werden. Die Hoffnung, dass sich sein Zustand verbessert, schwindet mit jeder Minute. Raphael steht dem Tod näher als dem Leben. Foto: hw-studio weber Heute ist Raphael 34 Jahre alt. Im HW-Studio, dem familieneigenen Verlag, hat er seinen Platz gefunden. Direkt neben den Geschäftsräumen in einem ebenerdigen Gebäude, das 2000 errichtet und 2011 erweitert wurde. Hier ist sein Zuhause, in Nachbarschaft zum Vater. Der kann ihn durch die Fensterscheiben seines Büros sehen. Im Gegensatz zu früher, als Raphael jeweils für mehrere Jahre in speziellen Einrichtungen in Kandel, Mannheim und Speyer untergebracht war, lässt sich nun jederzeit Nähe herstellen. Der junge Mann ist präsent, nur wenige Meter von der Familie entfernt. Ihn besuchen und mit ihm Kontakt aufnehmen zu können, das hat inzwischen etwas Selbstverständliches. Wenn er seinen Sohn anspricht, mit Worten und Gesten, wenn er ihn anschaut, ihn berührt, dann fühlt sich Hans Weber eng mit ihm verbunden. Manchmal lächelt sein Sohn zurück. „Das“, sagt Hans Weber, „empfinde ich als Geschenk.“ Von Roland Karle, Freier Journalist, Neckarbischofsheim 12 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 13 4 · 2 0 15 Familie Weber: Rechts der Vater, links die Mutter. Hinten der Sohn Fabrice, und in der Mann, der nicht aufgibt. Einer, der viel aushält. Und sich seinen Optimismus nicht nehmen lässt. Mitte Raphael mit seinen Schwestern Saskia und Joana Raphaels Zustand ist unverändert. Von dem schweren Unfall hat er sich nie erholt. Direkt danach verbrachte das Kind vier Jahre auf der Intensivstation, ohne wirklich Fortschritte zu machen. Seit mehr als 30 Jahren liegt Raphael fortwährend im Wachkoma und wird beatmet. Rund um die Uhr muss er betreut werden, ist komplett auf fremde Hilfe angewiesen. Dass aus dem gelernten Verlagskaufmann ein zufriedener Unternehmer geworden ist, hat ganz unmittelbar mit Raphael zu tun. Treffender gesagt: Ohne Raphael wäre sein Vater heute vermutlich nicht Verleger von drei Fachzeitschriften. Zwei davon – Not und Beatmet leben – behandeln Inhalte, mit denen sich Hans Weber und seine Frau Martina aus leidvoller Erfahrung bestens auskennen. „Wir sind vom Fach“, bemerkt er nüchtern. „Durch den Schicksalsschlag und seine Folgen haben wir einen direkten, persönlichen Zugang zu den Themen unserer Zeitschriften.“ Die Magazine Not und Beatmet leben wenden sich an die Angehörigen Es ist ein beschwerliches Dasein, für alle. „Wir wollen ihn so gut versorgen, wie es nur geht. Ich glaube trotz allem, dass sich Raphael glücklich fühlt in seinem Leben“, sagt Hans Weber. Er ist ein und Pfleger von Hirnverletzten und Schlaganfallpatienten. Außerdem: Der Zoologische Zentral Anzeiger zza 15 Fragen an den Verleger Hans Weber Sagen Sie mal, Herr Weber ... Welches Buchlesen Sie gerade? Keines, ich konzentriere mich auf das Lesen von Fachzeitschriften. Mit welchen Medien beginnen Sie den Tag? Mit unserer regionalen Tageszeitung. Von wem haben Sie beruflich am meisten gelernt? Von einem ehemaligen Redaktionskollegen vor meiner Selbstständigkeit. Was treibt Sie an? Mein Ehrgeiz, neue Ideen in hochwertiger Qualität umzusetzen. Ihr Lieblingsberuf nach Verleger? Inneneinrichtungsarchitekt. Ihr Lebensmotto? Nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden kann. Ihr größtes Laster? Gutes Essen, guter Wein und das Feierabend-Bier. Auf welchen Internetseiten verweilen Sie am längsten? Auf allen Seiten, die mit Motorsport zu tun haben. Die (berufliche) Entscheidung, auf die Sie besonders stolz sind? Neue Fachzeitschriften in Nischenbereichen initiiert zu haben. Die (berufliche) Entscheidung, die Ihnen am meisten Ärger brachte? Die Zusammenarbeit mit einem Selbsthilfeverband. Was tun Sie, wenn Sie nicht arbeiten? Gartenpflege, gemütlich auf der Terrasse sitzen und gerne motorsportliche Events verfolgen. Die wichtigste Fähigkeit eines Verlegers? Vorausschauend Entwicklungen am Markt zu erkennen. In welcher Stadt fühl(t)en Sie sich am wohlsten? Früher München und Hamburg, heute eher auf Borkum. Ihr bislang interessantester Gesprächspartner? Dr. Hannelore Kohl. Welchen Wunsch wollen Sie sich unbedingt noch erfüllen? Meine Kinder erfolgreich als Nachfolger im Verlag einführen. Fotos: hw-studio weber 14 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 15 4 · 2 0 15 Die zza präsentiert sich bei der Interzoo in Nürnberg mit einem Redaktionsbüro Die 1992 gegründete, zweimonatlich erscheinende Not befasst sich mit „Hirnverletzung, Schlaganfall und sonstigen erworbenen Hirnschäden“, wie es auf dem Cover heißt. Für Außenstehende sind die Heftthemen mitunter schwer verdauliche Kost, zum Beispiel: Wachkoma – eine Form des Daseins. Basale Stimulation. Behandlung mit extrakorporalen Stoßwellen. Der Laufroboter in der neurologischen Rehabilitation. „Wir wollen Hirnverletzten und Schlaganfallpatienten helfen und Ratgeber für deren Angehörige sein, um ihr Leben lebenswerter und qualitativer zu machen“, betont Weber. Ein Anliegen, dem sich auch die Fachzeitschrift Beatmet leben verschreibt. Sie berichtet für und über Menschen, die dauerhaft auf maschinelle Beatmung angewiesen sind. Nachdem Not über außerklinische Beatmung öfter berichtete und später einige Specials veröffentlicht hatte, wurde daraus 2009 ein eigenständiges Magazin, das ebenfalls zweimonatlich herauskommt. „Die Medizintechnik hat sich in diesem Feld stark weiterentwickelt. Die Zeit war reif für eine kontinuierliche Berichterstattung“, sagt Weber. Um die Redaktion kümmert sich verantwortlich seine Frau Martina. Sie und ihr späterer Ehemann haben sich bei der Arbeit kennengelernt. Beide absolvierten eine kaufmännische Lehre im G. Braun Verlag in Karlsruhe, der damals neben den bekannten Telefonbüchern auch Fachzeitschriften herausgab. Magazine zu produzieren, zu vermarkten und zu vertreiben, das wurde für Hans Weber schnell mehr als eine gewöhnliche Erwerbstätigkeit. Er entdeckte darin seine Leidenschaft und war entsprechend frustriert, als er nach seinem Wehrdienst in den Verlag zurückkehrte und seine frühe Stelle anderweitig besetzt war. Nun musste er im Adressbuch-Verlag Karteikarten aktualisieren und sortieren. „Das war eine echte Strafarbeit für mich“, erinnert sich Weber. Aus der Hinterlassenschaft des elterlichen Spiel- und Papierwarengeschäfts hatte seine Frau derweil ein nebenberufliches Standbein geschaffen, das sie von zu Hause aus betrieb. Weber klinkte sich mit ein, fand Gefallen an der Selbstständigkeit, suchte aber nach einer verlegerischen Aufgabe. „Mein Herz schlägt halt für die Medien.“ Aus einem früheren Kontakt zum Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ergab sich der Auftrag, deren Zeitschrift zu produzieren, zu vermarkten und zu vertreiben. Der monatlich erscheinende Zoologische Zentral Anzeiger ist somit die Wurzel des Kleinverlags und gehört mit über 8000 verbreiteten Heften heute noch zum Portfolio. Die beiden selbst gegründeten Hefte kommen halb so häufig heraus, sind aber etwas auflagenstärker. Sowohl von Not als auch von Beatmet leben werden rund 10.000 Exemplare pro Ausgabe verbreitet, rund die Hälfte davon sind verkaufte Abonnements. Die Überschneidung der Leser beider Titel liegt bei geringen etwa 20 Prozent. Gut für den Verlag, weil das zusätzliche Abon- „Durch den Schicksalsschlag und seine Folgen haben wir einen direkten, persönlichen Zugang zu den Themen unserer Zeitschriften.“ nenten bringt und auch die Zahl der Anzeigenkunden erweitert. Die Einnahmen aus dem Werbemarkt sind der wichtigste Teil des Geschäftsmodells, sie machen zwischen 70 und 80 Prozent der gesamten Zeitschriftenerlöse aus. Der Firmenumsatz bewegt sich bei knapp einer Million Euro im Jahr, den deutlich überwiegenden Anteil steuern die drei Magazine bei. Der Rest resultiert aus der Auftragsproduktion von Hauszeitungen, Verbands- und Vereinsschriften, Büchern und Broschüren, Messekatalogen und -zeitungen. So hat sich das HW-Studio Weber zu einem Kleinverlag mit integrierter Medienagentur entwickelt – und ist ein echter Familienbetrieb. Neben Hans Weber, der die Firma 1989 gründete und bis heute als ihr Denker und Lenker fungiert, arbeiten seine Frau Martina und Die Mannschaft: Vier Familienmitglieder und fünf Festangestellte arbeiten im Verlag Weil sich eine Alternative im Betrieb nicht rasch ergab, wechselte er zu einer kleinen Druckerei („Da habe ich viel über Technik und Produktion gelernt, wovon ich später profitiert habe“) und danach zum Dähne Verlag in Ettlingen, unter anderem bekannt für DIY, das Fachmagazin für die Do-it-yourselfBranche. Dort arbeitete er mehr als zehn Jahre lang, stieg zum Anzeigenund Verlagsleiter auf. Während dieser Zeit passierte das Unglück mit Sohn Raphael. Ein Grund, weshalb Weber einen Job im Außendienst begann, aber schnell merkte, dass er der falsche Mann am falschen Ort war. Fotos: hw-studio weber 16 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 17 4 · 2 0 15 zwei der vier Kinder mit. Fabrice, 24, gelernter Medienkaufmann, kümmert sich um die Anzeigenvermarktung, während Tochter Saskia, 38, ausgebildete Verlagskauffrau, den Vertrieb steuert und sich um Aufgaben in der Geschäftsleitung kümmert. Ob die jüngste Tochter Joana, 15, auch mal im Verlag landen wird – wer weiß. Neben den vier Familienmitgliedern beschäftigt der Verlag noch fünf weitere festangestellte Mitarbeiter. „Ich sehe meine Aufgabe darin, meinen Kindern das unternehmerische Rüstzeug mitzugeben, um den Verlag erfolgreich weiterzuführen.“ Fest steht aber, dass Hans Weber sich in den nächsten Jahren allmählich zurückziehen will. Er ist jetzt 61, vital und engagiert wie eh und je, keine Spur von nachlassender Leidenschaft. Das gilt auch für seinen sozialen Einsatz. Die Webers haben nach dem Unfall ihres Sohnes alle Hebel in Bewegung gesetzt, 1996 wurde dem Ehepaar Weber das Bundesverdienstkreuz für ihr soziales Engagement verliehen dass Menschen mit Hirnverletzungen besser und auch zu Hause betreut werden können. Sie haben auf die Probleme aufmerksam gemacht, sich in der Selbsthilfe eingebracht. Schon 1996 wurde ihnen dafür das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, noch heute gibt es Kontakte und Veranstaltungen mit öffentlichen Personen aus Sport, Film und Politik. Besonders eng ist die Verbindung zur ZNS – Hannelore Kohl Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems. Beruflich hat Hans Weber eine recht klare Vorstellung von der Zukunft – und er weiß, dass sich vor allem durch die digitale Entwicklung neue Fragen stellen. „Zur Onlinewelt hat die junge Generation eindeutig den besseren Draht“, sagt er. Bislang kommen seine Zeitschriften ganz gut mit einem flankierenden Digitalangebot aus, das gedruckte Heft ist für Leser und Werbekunden nach wie vor erste Wahl. Sich darauf zu verlassen, dass das so bleibt, wäre fahrlässig. Abzuwarten, was passiert und dann erst zu reagieren – auch Ohne damit Geld zu verdienen, veranstaltet der Verlag zusammen mit der HanneloreKohl-Stiftung auf Messen Fachforen Den will er in den kommenden Jahren gerne noch ausbauen. Ob durch die Übernahme von Zeitschriften anderer Verlage, durch Aufträge von Verbänden oder die Gründung eines weiteren Magazins – da legt er sich nicht fest. „Es gibt Möglichkeiten zu wachsen und den Verlag auf ein noch breiteres Fundament zu stellen“, sagt Hans Weber. Einmal, es ist schon etliche Jahre her, sind die Webers zusammen mit Raphael in die Ferien nach Österreich gefahren. Kaum dort angekommen, erreichte den Verleger der Anruf eines Interessenten, den er schon lange als Anzeigenkunden gewinnen wollte. Ein Treffen mit der Mediaagentur sei anberaumt, und das sei eine gute Gelegenheit, um ins Geschäft zu kommen. Weber setzte sich ins Auto, fuhr von den Alpen stundenlang ins Weserland – nach Bremen. „Die Besprechung hat dann nicht lange gedauert“, erzählt Weber. Aber sie lohnte sich, denn daraus erwuchs ein Anzeigenauftrag in gut fünfstelliger Höhe. Er selbst sieht sich dabei als Antreiber, der seine Kontakte und Kompetenzen einbringt. Und als tatkräftiger Ratgeber, der den Übergang managt. Aber er übt auch schon mal, wie es sein wird, wenn er den Rückzug antritt. Beispiel: Dieses Jahr waren die Eheleute Weber mit dem Reisemobil in Skandinavien unterwegs. Sie haben dreieinhalb Wochen Urlaub gemacht – fast einen Monat lang, das ist Rekord. „In der Regel nehmen wir maximal eine Woche frei, und die passen wir dem Erscheinungsrhythmus unserer Zeitschriften an“, gesteht Weber. Natürlich würde Weber das wieder tun. Aber er kann auch loslassen, zumindest schon ein bisschen. Es gibt inzwischen Wochenenden, die gestaltet er komplett arbeitsfrei und fährt nicht mal eben von zu Hause ins nahe gelegene Büro. Sorgen muss man sich aber nicht machen um den Fleißigen. Beim 19-maligen deutschen Motoball-Meister MSC Taifun Mörsch lebt er seine Begeisterung für den Motorsport aus. Weber ist seit Jahren Vorsitzender des Clubs in seinem Heimatort. „Und in einem Verein“, sagt der Verleger mit Ruhestandsperspektive, „da gibt es immer viel zu tun“. das ist riskant. Ein Grund mehr, den eigenen Nachwuchs bald in die Verantwortung zu bringen. Weber: „Ich sehe meine Aufgabe darin, meinen Kindern das unternehmerische Rüstzeug mitzugeben, damit sie den Verlag erfolgreich weiterführen können.“ Fotos: hw-studio weber 18 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 19 4 · 2 0 15 Mit neuen Online-Kiosken wird experimentiert Die Filetierung der Titel Blendle, Pocketstory, Readly und Pressreader: Am Markt versuchen sich derzeit neuartige Online-Kioske zu etablieren. Sie bieten den Usern nicht mehr die ganze Ausgabe, sondern den Abruf einzelner Artikel. Verlage experimentieren mit diesen neuartigen Paid Content Modellen. ier Wochen nach dem Start in Deutschland haben es die Gründer von Blendle erst einmal richtig krachen lassen. „Ich bin dieses Wochenende mit dem ganzen Team aufs Land gefahren. Wir gingen mountainbiken im Wald, machten die Rutschen im Wasserpark unsicher und tanzten die Nächte durch“, erzählte Co-Gründer Marten Blankesteijn gut gelaunt in seinem Blog. Irgendwann habe er dann wieder den Laptop aufgeklappt und die Zahlen angesehen, die seine Partylaune so richtig beflügelten: Rund 500.000 Menschen nutzen Blendle inzwischen, davon 400.000 in Holland, wo man vor rund einem Jahr an den Start ging. Und die Wachstums r aten in Deutschland sind ebenfalls vielversprechend: viermal so schnell wie in den Niederlanden. V Mit genauen Zahlen hält sich Blankesteijn freilich zurück. Zu jung ist das Start-up, als dass man sich jetzt schon genau in die Karten schauen lassen möchte. Doch es sieht so aus, als ob mit Blendle tatsächlich ein Paid-Content-Konzept Fuß fassen könnte, das anders als die bisherigen Geschäftsmodelle funktioniert. Bislang haben sich die Verlage darauf konzentriert, ganze Abos oder zumindest einzelne AusgaFoto: iStockphoto Shutterstock– Composing: Nina Bauer ben als Digitalversion zu verkaufen. Blendle aber zerlegt die Titel feinsäuberlich in ihre Bestandteile: Verkauft werden an den User einzelne Artikel. Fühlt der sich durch die Überschrift in die Irre geführt, erhält er nach der Lektüre sein Geld zurück. Rund 50.000 Artikel habe man auf diese Weise in Deutschland bereits verkauft, sagen die Blendle-Macher. Allerdings wurden im Zuge des Markteintritts auch reihenweise 5-EuroGutscheine verschenkt. 70 Prozent der Einnahmen bleiben den Verlagen Im Durchschnitt kostet ein Artikel 20 Cent, den genauen Preis bestimmen die Verlage, bei denen auch 70 Prozent der Einnahmen verbleiben. Rund 20 Zeitschriftentitel aus Deutschland beteiligen sich bislang an dem Experiment, darunter Spiegel, Stern, Wirtschaftswoche, Capital, Focus, Brigitte, Gala, aber auch die SZ mit ihrem Magazin oder Computer Bild. Und viele weitere haben sich angemeldet, an der digitalen Filetierung ihrer Ausgaben mitzumachen: Wired, GQ oder Auto Motor und Sport. „Besonders interessant ist die Zielgruppe, die Blendle anspricht“, sagt ein Sprecher von Gruner + Jahr. „Neue, junge Leser können von hochwertigen Inhalten begeistert werden.“ Tatsächlich sind die Menschen, die Blendle nutzen, eher jünger, das zeigt eine Auswertung: Danach ist die Hälfte der Nutzer zwischen 15 und 35 Jahren alt, nur jeder fünfte Leser ist älter als 45. Und sie hegen offenbar eine Vorliebe für Von Helmut van Rinsum, Medienjournalist, München 20 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 21 4 · 2 0 15 Der Digitalkiosk Blendle jubelt: Die Wachstumsraten Die meistverkauften Artikel auf Blendle in Deutschland entwickeln sich vielversprechend 1. „Nahost 2035“ Analyse zur Zukunft des Nahen Ostens Autor: Wilfried Bucht Titel: Cicero anspruchsvollere, längere Artikel: Der in Deutschland meist verkaufter Beitrag war – Stand 12. Oktober – die Story „Nahost 2035“, eine Analyse zur Zukunft des Nahen Ostens von Wilfried Bucht, veröffentlicht im Magazin Cicero. Ansonsten finden sich unter den beliebtesten Artikeln die Flaggschiffe der deutschen Verlagslandschaft: Zeit, Spiegel, FAS (siehe Kasten). Wieso die ganze Zeitschrift kaufen?, denken viele Leser Es scheint also durchaus ein Potenzial interessierter Leser zu geben, die Qualitätsjournalismus im Internet häppchenweise nutzen möchten. Sie schätzen keine ganzen E-Paper-Ausgaben, auch keine aufwändig produzierten Multimedia-Versionen von Zeitschriftentiteln, in denen man sich verliert. Es ist das iTunes-Prinzip, das sie auf die Zeitschriften-Landschaft angewendet sehen möchten: Wieso die ganze CD kaufen, wenn man eigentlich nur ein oder zwei Songs hören will? Wieso den ganzen Spiegel, wenn man eigentlich nur das Interview lesen will? Gefördert wird dieses Mediennutzungsverhalten durch ein gezieltes Empfehlungsmarketing: Registrierte User werden über einen Newsletter täglich auf neue Artikel hingewiesen, die zu ihren Interessen passen – eine Marketingmechanik, die im Web schon lange zum Standard gehört. Ebenso wie der schnoddrige Ton, mit dem die Beiträge angepriesen werden. „Wir haben ein gutes Stück über die Hoffnungen junger Türken gefunden, da wird ja morgen gewählt. Und ganz unten findest du das Interview, über das das halbe Land spricht: Günter Walraff im SZ Magazin.“, heißt es da beispielsweise. „Aber lass uns erstmal in die Psyche einer Selbstmörderin schauen...“ Erstaunlich ist nur, warum ein Angebot wie Blendle erst jetzt auf den Markt kommt. Und wieso so ein Angebot von einem kleinen Start-up aus den Niederlanden stammt. Suchen nicht die Verlage seit Jahren ständig nach Investitionen, die sie auf ihrem Weg der digitalen Transformation voranbringen? Welche Einsichten haben die Manager eigentlich von ihren vielen Reisen ins Silicon Valley mit ins Büro genommen? Nur Axel Springer ist an Blendle finanziell beteiligt Als einziger Publisher hat sich Axel Springer mit drei Millionen Euro an Blendle beteiligt. Das ist im Vergleich zu anderen Investitionen ins digitale Business keine große Nummer. Aber ein Zeichen. Und immerhin: Julia Jäkel, die Markt, veranstaltet aber keinen so großen Wirbel. Auch Pocketstory sammelt auf seiner Plattform Artikel aus meinungsbildenden Medien und bietet sie dem User einzeln zum Kauf an. 50 Zeitungs- und Zeitschriftenmarken – darunter Zeit und 2. „Naivität des Bösen“ Spiegel – hat die Plattform unAnalyse zur Angst vor Flüchtlingen ter Vertrag, rund 1500 Artikel Autor: Bernd Ulrich stehen bislang zur Auswahl. Titel: Die Zeit Eine kleine Redaktion entscheidet täglich darüber, wel3. „Straight Outta Kontext“ Zur Entbündelung der Medien che Beiträge aufgenommen Autor: Stefan Niggemeier werden. Voraussetzung: Sie Titel: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung müssen gewisse inhaltliche Ansprüche erfüllen, dürfen 4. „Heidi und die Brandstifter“ nicht newsgetrieben sein und Geschichte einer Aussteigerin aus dem eine Mindestlänge von 5000 “Bund Heimattreuer Jugend”, ein Nazi-Camp Zeichen umfassen. „Die Artikel Autoren: Daniel Müller, Christian Fuchs sollten eine gewisse ZeitlosigTitel: Die Zeit keit besitzen und über den Tag hinaus Bestand haben“, erklärt 5. „Die Hetzerjagd“ Höge. Für einen Beitrag mit Zuhause bei einem wegen rassistischer 5000 Zeichen muss der User Posts gefeuerten Facebook-Nutzer 39 Cent bezahlen, für weitere Autoren: Laura Backes und Jonas Leppin Titel: Der Spiegel 1000 Zeichen mehr erhöht sich der um jeweils einen Cent. Stand: 12. Oktober, Quelle: Blendle 30 Prozent der Einnahmen verbleiben beim Start-up. Theoretisch könnten die VerlaCEO von Gruner + Jahr, sitzt im Adviso- ge den Preis ihrer Artikel selbst bestimry Board von Blendle. Viel mehr ist der- men. Doch der überwiegende Teil hält zeit aber auch nicht. „Verlage investieren sich an diese von den Machern vorgeleider mit ihren Venture-Armen kaum in schlagene Preisstrategie. Publishing-Projekte. Finanzielle Beteiligungen aus dieser Richtung sind eher Pocketstory wirkt frischer schwierig“, bedauert Thorsten Höge. und näher an den Usern „Aus dieser Richtung rechnen wir mit keiner finanziellen Beteiligung mehr.“ Dies ist nicht der einzige Unterschied. Während bei Blendle die Artikel den Höge war mal der erste Volontär von Zeitschriftentiteln zugeordnet sind, konSpiegel Online und ist heute einer von kurrieren bei Pocketstory die einzelnen drei Gründern des Online-Kiosks Po- Medien untereinander. Blendle bietet cketstory und könnte das Geld eigent- dem User die Artikel in der typischen lich gut gebrauchen. Das Hamburger E-Paper-Optik an, Pocketstory offeriert Start-up verfolgt ein ähnliches Konzept sie in ansprechendem Layout. Außerwie Blendle, ist schon seit Mai auf dem dem reichert Pocketstory seine Beiträge 22 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 23 4 · 2 0 15 mit gut formulierten Teasern und dem Hinweis auf die Lesedauer an. Blendle dagegen ist aktueller, die Artikel aus dem Spiegel erscheinen am selben Tag wie die Printausgabe, bei Pocketstory erst eine Woche später. Das mögen Nuancen sein, dennoch wirkt Pocketstory mit seinem Angebot deutlich frischer und näher an den Ansprüchen, die User an Publishing-Angebote im Netz stellen. Das Angebot entfernt die Artikel aber auch weiter von ihrer Absendermarke. Die Beiträge sind nach Ressorts geordnet, nicht nach den Verlagstiteln. Vielleicht ist dies auch der Grund für die Zurückhaltung, die Verlage diesem Angebot entgegen bringen: Ihre Marke steht nicht mehr im Mittelpunkt der publizistischen Leistung, sondern wird eher in die Rolle des Zulieferers für eine Plattform gedrängt. Höge hält allerdings wenig von solchen Bedenken. „Im Prinzip bieten wir eine Leistungsschau des Journalismus“, sagt er. „Wir decken ein breites Meinungsportfolio ab, haben eine Vielfalt an Inhalten und bieten die unterschiedlichsten journalistische Formate wie Features, Interviews oder Reportagen.“ Bei Pocketstory denkt man derzeit intensiv darüber nach, ob man den Einzel abruf nicht durch eine Flatrate ergänzen könnte, so wie es beispielsweise der Streamingdienst Spotify für Musik anbietet. Für einen Monatsbeitrag von 9,99 Euro kann sich der User dort nach Belieben in der viele tausend Songs umfassenden Musikbibliothek bedienen. Für Verlage, die sich gerade erst mühsam zum Einzelverkauf ihrer Titel durchgerungen haben, wäre dies ein weiterer, großer Schritt. „Der Verkauf von Einzelartikeln ist ein völlig anderes Geschäftsmodell als das Anbieten von Verbundprodukten in einer Flatrate“, sagt Anja zum Hingst, Leitung Kommunikation und Werbung beim Spiegel Verlag. „Letztere bietet für journalistische Premiumprodukte keine ausreichende Erlösperspektive.“ Readly bietet seinen Kunden eine Lese-Flatrate an Nicht alle Verlage sind dieser Ansicht. Seit einem Jahr ist in Deutschland der schwedische Dienst Readly verfügbar, der genau mit so einem Flatrate-Angebot Leser lockt. Für 9,99 Euro im Monat kann sich der User aus inzwischen Readly arbeitet mit einem Flatrate-Modell, was in der Branche nicht unumstritten ist 168 deutschsprachigen Magazinen bedienen, darunter vor allem die Titel des Bauer Verlags und der Funke Gruppe, aber auch Axel Springer mit Computer Bild und Sport Bild oder Weka Media. Zudem hat Readly eine Kooperation mit der Telekom, deren Kunden den Dienst dazu buchen können. Weltweit habe man allein im September 135 Millionen gelesene Seiten gezählt, verbreiten die Macher in einer Mitteilung. Die durchschnittliche Nutzungszeit betrage 20 Minuten pro Magazin. Auf den Medientagen in München wies Deutschland-Geschäftsführer Philipp Graf Montgelas darauf hin, dass bereits sechs deutsche Zeitschriften mit Readly mehr Geld verdienen würden als mit ihrer gedruckten Ausgabe. Laterpay: Erst lesen, dann zahlen Eine Möglichkeit, einzelne Artikel im Internet zu monetarisieren, bietet das Start-up Laterpay aus München. Es beruht dabei auf der Idee, dass der Leser Kleinstbeträge – beispielsweise 40 Cent für einen Artikel – nicht sofort bezahlen muss. Das System erkennt den User, wenn er die Website neuerlich aufsucht und addiert die von ihm bestellten Artikel wie auf einer Restaurantrechnung. Erst wenn der Betrag von fünf Euro erreicht ist, muss er sich registrieren und bezahlen. Er kann dabei websiteübergreifend einkaufen: Je mehr sich also an dem System beteiligen, umso größer ist damit die Chance, dass es sich durchsetzt. Von den Einnahmen behält Laterpay 15 Prozent für sich, der Rest geht an die Inhalteanbieter. Der Charme der Lösung besteht auch in seiner einfachen Implementierung – für Wordpress ist es beispielsweise als Plugin verfügbar. Bei Pocketstory sind die Beiträge nach Ressorts geordnet, nicht nach den Titeln, die dahinter stehen Genutzt wird das System von der Hamburger Morgenpost oder der Fachzeitschrift Journalist. Der Titel hat Laterpay im Juni erstmals installiert, weil man, so Chefredakteur Matthias Daniel, kein großes Bezahlsystem einrichten wollte. Die Erkenntnis seitdem: Leser sind tatsächlich dazu bereit, für umfangreichere Beiträge wie Interviews zu bezahlen. Die Texte kosten rund einen Euro, womit sich der Journalist ein paar Zusatzerlöse sichert, die sich freilich noch in überschaubarem Rahmen bewegen. Wichtig sei es jetzt, so Daniel, dass sich das System weiter verbreite, damit dessen Akzeptanz steige. Denn für die Fachzeitschrift, die auch auf der Plattform Blendle präsent ist, ist es eine weitere Möglichkeit, sich dem Leser zu nähern. „Es gibt nicht den einen Weg“, so Daniel. „Wir müssen auf die unterschiedlichen Kundenwünsche eingehen.“ 24 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 25 4 · 2 0 15 Konkurrenz aus Kanada: Pressreader arbeitet ebenfalls mit dem FlatratePrinzip und kooperiert jetzt mit dem Bauer Verlag Seit kurzem hat Readly mit diesem Konzept einen Konkurrenten: Im Oktober gab der kanadische Online-Kiosk Press reader bekannt, der ebenfalls nach dem Flat-Prinzip arbeitet, dass er mit dem Bauer Verlag kooperiert. Damit konnte Pressreader sein Angebot für den deutschen Markt deutlich aufbessern. Denn bislang waren dort vornehmlich regionale Tageszeitungen wie die Rheinische Post oder die Passauer Neue Presse zu finden: Nun kann man dort auch in den digitalen Ausgaben von Cosmopolitan, InTouch, Bravo und Joy blättern. „Um Reichweite und Erträge zu maximieren, haben wir uns entschlossen, neben traditionellen Vertriebsportalen und App-Stores unsere Zielgruppe auf neuen Wegen zu erreichen“, so Cedric Atta, Director International ePublishing bei der Bauer Media Group. Damit zeichnet sich eine Trennlinie ab. Einmal mehr vertreten die Verlage mit Blick auf digitale Paid-Content-Modelle unterschiedliche Strategien. Während Bauer keine Berührungsängste mit Modellen hat, die nach dem Prinzip „AllYou-Can-Read“ arbeiten, haben Spiegel, Zeit und Gruner + Jahr eher Bedenken, sich daran zu beteiligen. Sie fürchten, in diesem Umfeld und zu diesen Konditionen ihre Artikel zu entwerten und damit ihre Marken zu beschädigen. Irgendwo dazwischen agiert Springer, die mit unterschiedlichen Titeln die verschiedenen Plattformen testen. „Wir prüfen laufend unterschiedlichste Vertriebsoptionen auf ihre strategische Relevanz, Attraktivität des Angebots und natürlich auch im Hinblick auf wirtschaftliche und vertriebliche Rahmenbedingungen“, so Sprecher Michael Schneider. „Auf dieser Basis entscheiden wir, welche digitalen Vertriebskanäle wir bedienen.“ Und so tasten sich die Verlage erst einmal langsam an die neuen Paid-Con tent-Formen heran. Es sei zunächst einmal wichtig, an möglichst vielen Orten mit den Lesern in Kontakt zu kommen, sagt ein Sprecher von Gruner + Jahr. Welche Rolle dabei der Verkauf einzelner Artikel im Erlösmix eines Verlages einmal spielen werde, lasse sich aber momentan nicht sagen. Man müsse die Plattformen testen, um zu lernen, wie sich Kundenbedürfnisse entwickeln, heißt es beim Spiegel. Das Beispiel der Musikindustrie zeigt, dass diese Entwicklung Richtung Einzelverkauf und Flatrate gehen könnte. Dort haben sich die Player lange dagegen gewehrt und mussten sich am Ende doch den Wünschen der Kunden beugen. Die Fragmentierung der Medienlandschaft, sie könnte schon bald auch die einzelnen Zeitschriften-Titel erfassen. 26 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 27 4 · 2 0 15 Die Zeit des Einzelkämpfertums scheint bei Fachverlagen der Vergangenheit anzugehören. Zumindest dann, wenn es opportun erscheint. Kooperationen werden immer beliebter. ir maßen uns nicht an, alles alleine zu können“, hat Arnd-Christian Kulow, Sprecher des Richard Boorberg Verlags, einmal gesagt. Kooperationen sind schon lange ein Mittel der Wahl, um das Wachstum eines Unternehmens zu unterstützen. Zusammen mit anderen lassen sich Stärken sowohl im Leser- als auch im Werbemarkt oft besser ausspielen. Auch fehlende Ressourcen oder fehlendes (IT)Know-how lassen sich auf diese Weise kompensieren. In letzter Zeit steigt die Zahl der Partnerschaften auffällig. „Die Medienbranche ist erheblich offener für Kooperationen geworden“, bestätigt Alfons Schräder, Geschäftsführer von Heise Medien. Für besonders sinnvoll erachtet er Kooperationen „bei sinnvollen Ergänzungen von unterschiedlichen Geschäftsmodellen“ sowie bei „ähnlichen Partnern in unterschiedlichen Ländern“. W stemmen Zwischen Fachverlagen entstehen immer mehr Kooperationen Gemeinsam stark Grenzüberschreitend hat Heise Medien vor Kurzem eine Kooperation mit der Online Technology Plattform The Register vereinbart. Ziel ist es, die von Heise unterstützte Veranstaltung Continuous Lifecycle Conference, eine Fach-Veranstaltung für Softwareentwickler, nach England zu exportieren. Die erste Continuous Lifecyle London wird im Mai Foto: Shutterstock Von Susanne Broos, Redaktionsbüro Susanne Broos; Hamburg 28 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 29 4 · 2 0 15 2016 stattfinden, durchgeführt von The Register und Heise Medien. Eine längere Kooperation besteht bereits mit der Maker Media Inc. aus Kalifornien, eine Plattform für die stetig wachsende Maker-Szene. Die deutsche Marke Make, publiziert im Heise-Medien-Tochterunternehmen Maker Media GmbH, und die Maker Media Inc. arbeiten eng zusammen. „Aus unserer Sicht ist die Bewegung erst durch die internationale Kooperation mehrerer Partner so stark geworden, wie sie sich bereits heute darstellt“, sagt Schräder. Nicht Kreativpotenzial, sondern ITKnow-how steht im Zentrum der Kooperationen, die beispielsweise Brain yoo mit Verlagen eingeht. Brainyoo, hervorgegangen aus einer Lernsoftware, ist eine Lernplattform im Internet. „Wir sehen die Kooperation als partnerschaftliche Zusammenarbeit“, so Geschäftsführer Patrick Schmidt. „Unsere Verlagspartner können gut Content, wir können gut Software– so wird dann ein Schuh daraus.“ Lernsoftware liegt bei Verlagen im Trend Die Zusammenarbeit bringe für beide Seiten eine Menge Kreativpotenzial, Ideen für redaktionelle Inhalte, Ideen für die Maker-Faire-Veranstaltungen und Ideen für Make-Projekte und -Produkte. Lohnen muss sie sich natürlich auch. „Aus unserer Sicht ist immer wichtig, dass sich der Aufwand für beide Seiten rechnet – wir schauen dabei sehr auf zusätzliche Umsätze und zusätzliche Reichweiten.“ Hersteller von LernSoftware eignen sich gut als Partner für Verlage Rund 15 Verlage nutzen bereits das Brainyoo-System und den dazugehörigen Marketplace. Über die E-Learningplattform und die Zusammenarbeit, die individuell ausgestaltet werden kann, erschließen sie für ihre Produkte in diesem Bereich unter anderem einen weiteren Absatzmarkt. Nicht nur in Richtung Endkunden, sondern auch in Richtung Corporate Learning, denn etliche Unternehmen, Akademien und Bildungsinstitute seien gerade dabei, so Schmidt, Brainyoo intern als standort unabhängiges Lernsystem einzuführen. Zusätzliche Reichweite, das Erschließen neuer Wachstumspotenziale und attraktive(re) Angebote für alte und neue Zielgruppen mit sich verändernden Bedürfnissen steht bei vertrieblichen Content-Partnerschaften im Mittelpunkt, vor allem, wenn es um digitale Medien geht. „Unsere Kunden wollen Content zunehmend elektronisch verfügbar haben, um den einfach und effizient in die eigenen Workflows einbauen zu können. Und dabei will der Kunde nicht in unterschiedlichen Plattformen recherchieren und einkaufen müssen, sondern alles, was er braucht, an einer Stelle finden“, hat der scheidende Geschäftsführer des Bundesanzeiger-Verlags, Fred Schuld, bereits vor zwei Jahren festgestellt. Auf diesen Kundenwunsch nach einer Lösung reagieren Fachmedienanbieter verstärkt, indem sie dafür Kooperationen mit Wettbewerbern eingehen. Ein noch recht neues Phänomen in der Fachmedienlandschaft. Ein Beispiel dafür ist die verlagsübergreifenden Recherche-Plattform für Steuerkanzleien, die Haufe und fünf weitere Fachverlage im Mai vergangenen Jahres gelauncht haben. Die Lösung, die technologisch auf der Wissensmanagement-Lösung Haufe Suite basiert, vereint relevantes Steuerfachwissen der beteiligten Partner unter einer Oberfläche. Inzwischen ist die Zahl der Partner auf neun angewachsen. Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr der Deubner Verlag, Fachmedien Recht und Wirtschaft, ein Fachbereich der dfv Mediengruppe, und der Richard Boorberg Verlag. Sie alle bringen ausgewählte Inhalte in die Lösung ein, die offen ist für weitere Contentpartner. „Die Anforderungen an Steuerexperten steigen. Immer schneller sollen Foto: Fotolia Verlagsübergreifende ContentPartnerschaften im Fachmedienmarkt (Auswahl) •ESVcampus www.esvcampus.de •Handelsblatt Fachmedien www.der-betrieb.de/inhalte/partnerinhalte •Jurion www.jurion.de •Juris www.juris.de •Verlagsübergreifende Recherche Plattform für Steuerkanzleien www.recherche-plattform.haufe.de •VetCenter www.vetcenter.de sie fundierte Auskünfte erteilen können. Dieses höhere Arbeitstempo müssen Tools wie Nachschlagewerke und Fachinformationen heute abbilden können. In dem Konzept, umfassendes Fachwissen unterschiedlicher renommierter Anbieter unter einer Oberfläche anzubieten, sehen wir deshalb eine optimale Möglichkeit, Steuerberatern die tägliche Arbeit zu erleichtern“, so Gerhard Großmann, Prokurist beim Richard Boorberg Verlag über das Engagement. Vorbild für RecherchePlattformen war Jurion Vorbild für die verlagsübergreifenden Recherche-Plattform für Steuerkanzleien war in gewisser Weise die Wissensmanagementlösung Jurion von Wolters Kluwer. Sie richtet sich an Juristen und bietet ihnen als ein Feature Zugriff auf ausgewählten Content der Fachverlage, die mit Jurion kooperieren. Content-Partnerschaften sind auch das Herzstück des vor kurzem komplett überarbeitete Rechtsportal Juris. Es 30 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 31 4 · 2 0 15 Verlage bringen ihr gebündeltes Fachwissen in Form von Zeitschriften, Handbüchern etc. ein vereint digitale Fachinformationsangebote von derzeit sieben Fachverlagen, die zusammen die sogenannte JurisAllianz bilden. Einer davon ist der Bundesanzeiger Verlag, ein anderer der Erich Schmidt Verlag. „Kooperationen sind für uns ein zentraler Baustein der Unternehmensstrategie“, sagt Geschäftsführer Joachim Schmidt. „Im Erich Schmidt Verlag pflegen wir insbesondere bei den elektronischen Produkten in fast jedem unserer Verlagsbereiche erfolgreiche Content-Partnerschaften mit anderen Verlagshäusern.“ Der Verlag selbst betreibt mit ESVcampus ein Portal, das offen ist für Inhalte anderer Verlage, einer der Partner ist der Hueber Verlag. Eine „zentrale Kooperation für Zielgruppen im Unternehmensbereich“ ist die kürzlich vereinbarte Zusammenarbeit mit Handelsblatt Fachmedien, für deren Fachportale der Erich Schmidt Verlag verschiedene Zusatzmodule beisteuert. Die Zielgruppe Steuerberater wird mit der erwähnten verlagsübergreifenden Recherche-Plattform für Steuerkanzleien adressiert, die juristischen Kernmärkte mit dem Portfolio der JurisAllianz, bei der sich alle Beteiligten, so Schmidt, perfekt ergänzen. „Juris liefert die Normen und Entscheidungen sowie die Datenbanktechnologie und die Vertriebskraft, die Fachverlage bringen ihr gebündeltes Fachwissen in Form von Kommentaren, Handbüchern, Zeitschriften und weiteren Standardwerken ein.“ Ein komplexes Unterfangen, wie vermutlich auch bei den anderen verlagsübergreifenden Plattformen und Kooperationen. „Neben dem guten Willen müssen Kooperationen insbesondere operativ gelebt werden“, betont Schmidt. „Nur auch operativ funktionierende Kooperationen werden gelebte Kooperationen“. Es sei deshalb von Anfang an darauf zu achten, dass sich strategische Absichten in der täglichen Arbeit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten umsetzen lassen. Mitunter die Herkulesaufgabe Drei Tipps von Alfons Schräder, Geschäftsführer von Heise Medien 1. Offene und ehrliche Kommunikation und sich in den potenziellen Partner hineindenken. 2. Mut zum Risiko – wie jedes Geschäft kann auch eine Kooperation mal in die Hose gehen. 3. Sich nicht zu sehr von der ersten Euphorie anstecken lassen, sondern nüchtern Aufwand und Nutzen abwägen. Wie Mieze und Hund richtig behandelt werden, erfahren Tierärzte im Onlineportal VetCenter schlechthin, die jedoch allzu oft der blinde Fleck des strategischen Blicks sei. Der Fachverleger geht davon aus, dass die Zusammenarbeit mit anderen Fachverlagen zum Vorteil der Leserinnen und Leser beziehungsweise Nutzerinnen und Nutzer in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. „Nur wer mit möglichst vielen Perspektiven denkt und handelt, wird auf Dauer in seinen Geschäftsfeldern erfolgreich sein.“ Gut möglich, dass Kundenwünsche diese Entwicklung in weiteren Segmenten pushen werden. So wurde im Frühjahr dieses Jahres auf ausdrücklichen Wunsch von Tierärzten das Onlineportal VetCenter aus dem Enke Verlag erweitert. Sie können seitdem nicht nur auf Fachwissen aus dem Enke und dem Sonntag Verlag zugreifen, sondern auch auf Inhalte von Urban & Fischer Verlag/ Elsevier. Ein erster Schritt zu einer umfassenden verlagsübergreifenden Lösung. Weitere Kooperationen seien in Planung, entsprechende Gespräche würden bereits geführt. Unabhängig davon, wie die jeweilige Kooperation ausgestaltet ist und welche konkreten Ziele verfolgt werden, sie birgt immer Risiken. Gute Verträge, offene Worte und regelmäßige Kontakte Foto: Fotolia, Shutterstock sind in den Augen von Schräder wichtig, ansonsten würden sich Kooperationen auch schnell wieder auseinanderleben. Nicht immer einfach zu beantworten ist auch die Frage „Mit wem?“. „In erster Linie schauen wir auf eine ähnliche Sichtweise in Bezug auf Qualität und Glaubwürdigkeit und auf die Möglichkeiten, gemeinsam durch die Kooperation stärker zu werden“, sagt Schräder von Heise Medien. Wichtig sei aber auch die Chemie zwischen den Partnern und ob der potenzielle Partner vertrauensvoll erscheint und das Gefühl vorhanden sei, mit ihm gut zusammenarbeiten zu können. Also: Nicht zu sehr von der ersten Euphorie anstecken lassen, lautet deshalb auch ein Tipp von ihm (siehe Kasten). Gemeinsam stärker werden kann eine Gratwanderung sein, vor allem wenn der potenzielle Partner ein echter Wettbewerber ist. „Je stärker die Ergänzung und je geringer die Konkurrenz, desto mehr Aussicht auf dauerhaften Erfolg hat die Kooperation“, lautet hier die Erfolgsformel von Schmidt. „Kooperationen sind immer dann langfristig erfolgreich, wenn die Partner sich gut in zentralen Kompetenzfeldern ergänzen und am Ende das Ganze sowie alle Beteiligten davon profitieren.“ 32 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 33 4 · 2 0 15 Interview mit Klaus Kresse: Journalist, Verleger, impresso-Autor und Lehrbeauftragter Klaus Kresse (68) Journalistische Ausbildung. Von 1971 bis 1977 Redakteur bei Tageszeitungen, zuletzt Badische Zeitung. 1977 bis 1989 im Burda-Konzern tätig, zunächst als Reporter und Ressort-Leiter, dann als Textchef und stellvertretender Chefredakteur. 1989 mit Geschäftspartnerin Heike Discher Gründung des CorporatePublishing-Unternehmens Kresse & Discher GmbH (heute 40 Festangestellte plus Freelancer, Standorte: Offenburg, Stuttgart und München). Seit 1992 Lehrauftrag an der Journalisten-Akademie Stuttgart, bis 2007 auch an der Burda-Journalistenschule. Seit 1994 zusätzlich als Verlagsberater tätig – mit den Themen Workflow-Optimierung und Redaktionssysteme. err Kresse, im Dezember gehen Sie in den Ruhestand. Sie waren bei Tageszeitungen und bei Publikumszeitschriften. Sie haben viele Fachverlage in Sachen Zeitschriften-Produktion beraten. Und Sie haben vor 25 Jahren mit Heike Discher ein inzwischen erfolgreiches Unternehmen gegründet, die Kresse & Discher Corporate Publishing GmbH. Ist Ihre To-do-Liste abgearbeitet? Klaus Kresse: Nein. Vor 35 Jahren hatte ich bei Bunte mit drei Kollegen geschworen, einmal die Zeile „Der Papst kommt nicht nach Castrop-Rauxel“ in eine dann auch gedruckte Magazin-Geschichte zu schmuggeln. Das ist mir bis heute nicht gelungen. H Blick vom Spielfeldrand Seit mehr als vier Jahrzehnten beobachtet Klaus Kresse die Medienbranche – in unterschiedlichen Funktionen. Sein Optimismus ist dem Verleger nie abhandengekommen. Print wird nicht sterben, ist er überzeugt und bedauert es, die neuen Entwicklungen ab jetzt nur noch von außen beobachten zu können. Jetzt ernsthaft: Gibt es noch etwas, dem Sie nachtrauern? Nachtrauern ist das falsche Wort. Ich bedaure den Umstand, dass ich von der Gnade der frühen Geburt wenig profitiere. Denn ich weiß, dass auf die Macher im Mediengeschäft sehr spannende Zeiten zukommen. Dass sich viele interessante Perspektiven eröffnen. Und das werde ich leider nur noch vom Spielfeld rand aus erleben. Aber Sie wollen doch wohl nicht aufhören, weiter an der Journalisten-Akademie in Stuttgart zu unterrichten? Natürlich nicht. Es macht viel Spaß, mit jungen Leuten zu tun zu haben. Es betrübt mich nur, dass viele von ihnen so pessimistisch sind. Ein Beispiel: Wenn ich vortrage, was sich in der Medienwelt schon alles verändert hat und in nächster Zeit noch verändern wird, höre ich oft die verzagte Frage: Das ist ja schlimm! Wie kann man das denn stoppen? Ich antworte dann immer lapidar: Stoppen geht nicht! Seht lieber die Chancen, die die aktuellen Entwicklungen euch bieten. Aber leben wir nicht tatsächlich in Zeiten der Disruption? Das Mediageschäft ist massiv eingebrochen. Geschäftsmodelle wackeln. Und Jobs sind bedroht … Vielleicht sollten die Pessimisten mal Joseph Schumpeter lesen, den Ökonomen, der das Wort von der schöpferischen Zerstörung geprägt hat. Wobei die Betonung auf „schöpferisch“ liegt. Denn Neues entsteht nur, wo Altes verschwindet. Weshalb ich den Satz so schön finde, wonach man – wenn man einen Sumpf trocken legen will – nicht mit den Fröschen sprechen darf. 34 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 35 4 · 2 0 15 Wie haben Sie denn Disruption erlebt? Mein Vater wollte, dass ich Zahnarzt werde. Aber ich bin bei einer Tageszeitung gelandet. Was ich nie bereut habe. Mit klassischem Volontariat und so. Das war noch in der Bleizeit. Abends wurden in der Mettage die Seiten umbrochen. Und wer den Metteuren nicht immer mal eine Flasche Bier mitbrachte, hatte schlechte Karten. Klaus Kresse als Presseoffizier bei der Luftwaffe Also Umbrüche, lange bevor uns das Internet beschert wurde? Richtig. Aber auch daran ist die Medienwelt nicht gestorben. Im Gegenteil. In der Bunte-Redaktion lernte Kresse (rechts) eine neue Zeitschriften-Welt kennen. Gearbeitet wurde manchmal bis Mitternacht Nochmal ein Blick zurück: Nach sieben Jahren bei zwei Tageszeitungen wechselten Sie zu Burda, und zwar zu Bunte. Wie war denn das? Eine komplett andere Welt. Ich habe zum ersten Mal begriffen, was es wirkUnd dann? lich heißt, für den Leser zu schreiben. Dann verschwanden die Lynotype- Und zwar nur für den Leser! Wer gegen Setzmaschinen. Und die Setzer auch. diese Regel verstößt, wird vom Markt An ihre Stelle rückten Tasterinnen, von gnadenlos abgestraft. Ganz schnell im denen die Fotosatz-Maschinen gefüttert Einzelverkauf am Kiosk. Oder, etwas wurden. Und Seiten wurden nicht mehr zeitversetzt, dafür umso härter, mit den in Blei auf dem Schiff umbrochen, son- Reichweite-Zahlen der MA. dern geklebt. Waren das harte Jahre für Sie? Eine Revolution … Hart – ich weiß nicht. Obwohl wir oft … nein, nur ein Intermezzo. Die Revo- bis Mitternacht und an den Wochenenlution kam Anfang der 80er. Ich erinnere den gearbeitet haben. Also nichts mit mich noch, als auf einer Ifra, der Zei- 40-Stunden-Woche. Doch hart würde tungs- und Medien-Fachmesse, die ich diese Jahre nicht nennen, eher lehrMacs von Apple und DTP mit Pagema- reich. Ich durfte viele Jahre unter Hubert ker vorgestellt wurden. Parallel ließen die Burda arbeiten, einem – wie ich finde – Leute von Berthold die Fachbesucher der bemerkenswertesten Verleger. Unwissen, dieses Desktop Publishing sei ter und von ihm habe ich viel gelernt – doch Kinderkram. In der Profi-Welt wer- ohne das dabei gewonnene Know-how de mit Berthold-Satztechnik gearbeitet. wäre später das eigene Unternehmen Kurze Zeit später war Berthold pleite. nicht so erfolgreich geworden. Am meisten hat mich bei Burda beeindruckt, Das ist Disruption in der Nussschale. dass er ein außergewöhnlicher Visionär ist. Und ein Verleger im klassischen Sinne, weil er die Welt nicht nur durch die Brille eines Controllers sieht. Ich habe Burda viel zu verdanken. Als Hubert Burda von seinem Vater, dem Senator, zunächst die Chefredaktion von Bunte übernommen hatte, umgab er sich ja mit vielen außerordentlichen Blattmachern … Ja, ich habe noch Will Tremper erlebt, einen seiner Favoriten aus der Anfangszeit. Und dann solche Profis wie Ulrich Blumenschein und Norbert Sakowski (beide vorher beim Stern), Manfred Geist, der von der Wams gekommen war, und den vor kurzem verstorbenen Paul Sahner. Mit Hans-Hermann Tiedje, der auch mal Bild-Chefredakteur war, habe ich einige Zeit sogar das Zimmer geteilt. Nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig, aber unvergesslich waren die Monate, in denen ich den als Gossen-Goethe apostrophierten Franz Josef Wagner erleben durfte. Nach Bunte waren Sie auch im Haus von Aenne Burda? Ja, ganze sechs Jahre. Eine Frau, die ebenso charmant wie glashart sein konnte. Vor ihr ziehe ich noch heute den Hut, weil sie aus kleinsten Anfängen den größten Modeverlag der Welt aufgebaut hatte. Springen wir ins Hier und Jetzt. Alle reden von der Medienkrise. Leiden Sie auch darunter? Leiden nicht. Aber wir spüren bei Kresse & Discher natürlich auch die Veränderungen. Und zwar die beiden Seiten der Medaille. Die eine Seite ist das weiterhin schwächelnde Anzeigengeschäft, weshalb wir die von uns selbst verlegten (und vorrangig durch Anzeigen finanzierten) Objekten verkauft haben. Die andere, sehr erfreuliFotos: privat, E. Mörk che Seite ist das Corporate Publishing, oder – wie es immer häufiger genannt wird – Content Marketing. Da boomt es ungebrochen. Und es ist auch klar, warum: Weil immer mehr Unternehmen ihre Etats von paid media zu owned media umschichten. Denn es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mit eigenen Kommunikations-Kanälen das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis oft besser ist als mit dem Schalten klassischer Werbung. Eine komplett andere Welt als Zeitung und Publikumszeitschrift? Ja und nein. Ja, weil es immer die Dreier-Beziehung Leser-Auftraggeber-Dienstleister gibt. Das ist nicht komplizierter als die Dreier-Beziehung Verlag-Leser-Anzeigenkunde, aber anders. Nein, weil die Erfolgsrezepte etwa bei Kundenzeitschriften die gleichen sind wie bei Publikumszeitschriften. Zumindest, was die Qualität des Blattmachens angeht. Kurze Frage, kurze Antwort: Stirbt Print? Nein. Print tut sich nur dort schwer, wo es sich nicht verändert. In der crossmedialen Welt des „anything anytime anywhere“ muss Print eine neue Rolle finden. Dass dies gelingen kann, haben 36 V E R L AG S LE I T U N G V E R L AG S LE I T U N G 4 · 2 0 15 37 4 · 2 0 15 nicht nur Start-ups bewiesen, sondern auch etablierte Verlage. Und die Mehrzahl der Corporate Publisher. Aber neue Rolle heißt natürlich auch neue Inhalte und neue Workflows. Bei SZV-Veranstaltungen war Klaus Kresse oft ein gefragter Redner Geht es konkreter? Ja, klar. Beispiel Inhalte: Wer crossmedial erfolgreich sein will, muss begreifen, dass das Storytelling in Print anders funktioniert als online. Print-Leute denken traditionell in Erscheinungszyklen, was auch völlig richtig ist. Zum Erscheinungstermin sollte daher eine Geschichte möglichst auserzählt sein. Im Online-Publishing gibt es keine Erscheinungstermine. Viele Geschichten werden daher ständig weiter erzählt. Und andere wieder sind einfach quick and dirty. Wo gar individualisiert wird, muss der Inhalt zum Smart Content werden, also intelligent. Er muss zum Beispiel für unterschiedliche Personas optimiert werden und sich – durch entsprechendes Tagging – beim Ausspielen automatisch den jeweiligen Personas oder Profilen zuordnen lassen. Auch die Formate sind anders. In der einen Welt ist Bewegtbild ein Muss, in der anderen würde es nicht einmal Sinn machen. Und wie ist das mit den neuen Workflows? Ich will jetzt nicht zu technisch werden. Nur so viel: Wer den gerade beschriebenen Weg gehen will, landet zwangsläufig im XML-Workflow und bei der medienneutralen Datenhaltung. Er sollte sogenannte Content Architekten an Bord haben und ein Redaktionssystem einsetzen. Doch genau das ist überall dort immens schwierig, wo heute noch – etwa in Print – wie vor 30 Jahren mit dem Workflow Text vor Layout gearbeitet wird. Dabei gab es selbst zur Bleizeit schon innovative Tageszeitungs-Redaktionen, in denen vor dem Schreiben der ersten Zeile erst einmal die Seiten gespiegelt wurden. Jetzt der Blick in die Zukunft: Würden Sie jungen Menschen empfehlen, in den Journalismus zu gehen? Ja, und zwar ohne zu zögern. Ich sehe allein deshalb sehr gute Chancen, weil die Anforderungen an Journalisten nicht kleiner, sondern größer werden. Denn inzwischen ist es ja fast in Echtzeit möglich, Erfolg oder Misserfolg einer Geschichte zu dokumentieren. Bei der Huffington Post wird das konsequent durchgespielt. Hat ein Beitrag nach 30 Minuten nur lausige Klick-Zahlen, wird er umgeschrieben, bekommt eine neue Zeile oder eine andere Optik. Und wenn es dann immer noch nicht schnackelt, fliegt das Stück raus und wird durch einen neuen Beitrag ersetzt. Das ist der Beginn einer Entwicklung, die ich hoch spannend finde. Und wo ist der Haken? Ich sehe keinen. Schon der alte Heraklit wusste: Alles fließt! Deshalb mache ich mir nur Sorgen um jene, die schon mit 25 im Kopf steinalt und unbeweglich sind. Wer innovativ unterwegs ist, wer weniger das Risiko, sondern eher die Chance erkennt, wer Veränderung als Herausforderung begreift – auf den kommen goldene Zeiten zu. 38 PE R S O N A L PE R S O N A L 4 · 2 0 15 39 4 · 2 0 15 RECHTS §RATH.28 Einmal Freier immer Freier? s ist Not am Mann, in der Redaktion, im Verlag. Da wird schon mal schnell jemand beauftragt, eine Geschichte zu schreiben, ein Foto zu machen, in der Anzeigenabteilung, bei der AboVerwaltung auszuhelfen. Man ist sich über die Bezahlung einig, Schriftliches gibt es nicht. Und weil es so gut klappt, wird der „freie Mitarbeiter“ immer häufiger gerufen, er hilft in Urlaubszeiten aus, als Schwangerschaftsvertretung, und am Ende gehört der Freie, ohne dass man dies irgendwie bemerkt hätte, jedenfalls gefühlt zur Stammbesatzung. E Rechtsanwalt Dr. Michael RathGlawatz, Hamburg In unserer mehrteiligen Serie schreibt der Medienrechts experte Rath-Glawatz über knifflige Rechtsfragen aus der verlegerischen Praxis Was aber, wenn man die Zusammenarbeit doch beenden möchte? Ist der Freie immer noch ein freier Mitarbeiter, oder eben doch festangestellter (Teilzeit-) Arbeitnehmer? Und kann der vermeintlich Freie eventuell sogar die Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen verlangen, oder aber der Verlag, wenn der Freie tatsächlich Arbeitnehmer ist, die Rückzahlung zu hoher Honorare einfordern? Um dies zu entscheiden, ist immer auf die Umstände des tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisses abzustellen. Selbst wenn es zu Anfang eine Vereinbarung über freie Mitarbeit gegeben haben sollte, bzw. der Freie immer ein Honorar, nie ein Gehalt oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bzw. Urlaub(-sgeld) bekommen hat, keine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt wurden, ist dies gleichwohl ohne Belang, wenn er – von Anfang an oder aber nach gewisser Zeit – tatsächlich wie ein Arbeitnehmer beschäftigt wurde. Bei der Frage, ob ein Freier nicht in Wahrheit Arbeitnehmer ist, gilt es in der Medienbranche zunächst zwischen journalistischen Tätigkeiten und Arbeiten für den Verlag zu unterscheiden. Bezogen auf redaktionelle Zuarbeit ist der Spielraum, in denen jemand als Freier arbeiten kann, sicherlich größer als bei Tätigkeiten im Verlagsbereich. Verrichtet der Freie jedoch exakt dieselben Tätigkeiten, die ein für ihn fest angestellter Redakteur/Verlagsmitarbeiter wahrzunehmen hätte, dann ist er in Wahrheit Arbeitnehmer. Freie Mitarbeiter sind oft unentbehrlich. Ohne dass man es merkt, wachsen sie in das Team hinein. Was aber, wenn man die Zusammenarbeit beenden möchte? Ist ein Freier dann immer noch ein Freier oder plötzlich ein festangestellter Arbeitnehmer? Maßgebend ist damit die Frage, wie fest der vorgeblich oder tatsächlich Freie in die Arbeitsabläufe, den Produktionsprozess innerhalb von Redaktion bzw. Verlag eingebunden ist. Muss der Freie zu vorgegebenen Zeiten weisungsgemäß Aufträge erledigen, kann er sie nicht ablehnen, dann ist er unselbstständig, fremdbestimmt und abhängig tätig, also ein Arbeitnehmer. Dies gilt erst recht dann, wenn der vorgeblich Freie tatsächlich nur für einen Verlag tätig ist, also von dessen Aufträgen lebt. Weiter sind als Indizien für eine angestellte Tätigkeit zu werten, wenn der Freie kein eigenes Arbeitsgerät benutzt (benutzen kann/darf), sondern auf das Redaktions- und/oder Satzsystem des Verlages zurückgreift, der Freie seine Tätigkeit jedenfalls in Teilen auch in den Geschäftsräumen des Unternehmens ausüben, dort regelmäßig zu (Redaktions-) Konferenzen erscheinen muss. Andererseits kann ein freies Mitarbeiterverhältnis im redaktionellen Bereich selbst dann noch gegeben sein, wenn der Freie an feste AbgaFotos: Bilderbox, Privat bezeiten für Themenvorschläge gebunden ist, die inhaltlichen Schwerpunkte für die Zuarbeit vom Verlag vorgegeben werden und das Layout für die Berichterstattung bindend ist. Bleibt dem Journalisten gleichwohl die Möglichkeit, Vorschläge abzugeben, frei zu entscheiden, ob und in welchem Umfang er wann tätig werden will, so ist er nicht in dem Maße wie ein Arbeitnehmer weisungsgebunden und damit ein freier Redakteur. Soll also der Status als Freier erhalten bleiben, tut der Verlag gut daran, sich genau zu überlegen, wie fest er den Mitarbeiter einspannt. Es mag irgendwann den Produktionsnotwendigkeiten geschuldet sein, Freie wie Arbeitnehmer zu behandeln. Über die arbeitsrechtlichen Konsequenzen sollte sich der Verlag dann klar sein. Legt jedoch der Mitarbeiter über Jahre selbst gesteigerten Wert darauf, als Freier behandelt zu werden, so kann es durchaus rechtsmissbräuchlich sein, wenn er dann plötzlich (und auch noch rückwirkend) als Arbeitnehmer eingestuft werden will. 40 R E DA K T I O N R E DA K T I O N 4 · 2 0 15 41 4 · 2 0 15 Redakteure müssen Bilder sorgfältiger prüfen Fotos lügen doch Merkel in Bayreuth: Angela Merkel winkt im Manipulierte Fotos gehören zum politischen Alltagsgeschäft. Stalin hat es gemacht. Goebbels hat es gemacht. Assad gibt fast täglich Fälschungen in Auftrag. Doch auch mancher Bürgermeister lässt nacharbeiten, bevor er ein Bild an die Presse gibt. Manipulationen lassen sich nachweisen. Man kommt ihnen schon mit den in jeder Redaktion vorhandenen Bordmitteln auf die Spur. Allein: Oft fehlen Wille und Know-how. Juli 2003 neben ihrem Mann Joachim Sauer vor dem Bayreuther Festspielhaus den Journalisten zu – mit einem Schweißfleck unter dem Arm. So wurde das Bild von der erzeit reißt die Bilderflut von der Balkanroute und aus Syrien nicht ab. Mal zeigen die Fotos Dörfer nach einem angeblichen russischen Luftangriff. Die fotografierte Luftmine mit kyrillischen Buchstaben soll das belegen. Mal sind angeblich Angehörige der freien syrischen Armee zu sehen, die gerade Soldaten der Regierungstruppen massakrieren. D Die Fotos stammen aus sehr unterschiedlichen Quellen. Und ein Großteil von ihnen ist erheblich manipuliert. So Farbwerte und Schatten sind enorm aussagekräftig Die Sensoren der digitalen Kameras messen nur die Helligkeit. Farbe erhält das Foto erst durch das Farbfilterfeld. Die Farbwerte werden dabei aus Helligkeits- und Temperaturwerten errechnet, interpoliert nennen die Fachleute das. Deshalb wird vom zu prüfenden Foto ein Interpolationsmuster genommen und mit den gängigen Mustern der Kameramodelle verglichen. Bereits die Stärke des vorliegenden Musters gibt Hinweise auf nachträgliche Bearbeitung. Auch die auf einem Foto feststellbaren Schatten und Lichtbedingungen werden von den Forensikern genau untersucht. Zunächst wir dabei analysiert, woher das Licht in der Gesamtaufnahme kommt. Danach wird genau geschaut, ob es Bildteile gibt, die diesen Lichtbedingungen mit entsprechenden Schattenwürfen nicht entsprechen. Hat der Bildrechercheur es zum Beispiel mit einer Szenerie zu tun, die sich insgesamt unter wolkigem Himmel abspielt, und wird dieses diffuse Licht in einem Bildteil durch klar von rechts einfallendem Licht durchbrochen, weiß er, das hier eine Bildpartie aus einer anderen Aufnahme hineinkopiert wurde. soll der jeweilige Kriegsgegner belastet werden. Es handelt sich also um reine Propagandabilder. Da ist dann schon mal ein Aufständischer aus einem anderen Bild mit Photoshop herausgeschnitten und mitten in eine grausame Szene hineinmontiert worden. Mal wurde einem Soldaten der syrischen Armee eine Granate virtuell in die Hand gelegt. Redakteure, denen Fotos zugeliefert werden, sollten nicht nur bei Bildern aus Syrien kritisch prüfen, ob ein Manipulationsverdacht gegeben ist. Ein Blick auf die Metadaten der Bilddatei gehört dabei zu den ganz grundlegenden Dingen. Jedes Bildverarbeitungsprogramm verrät zumindest, mit welcher Kamera das Foto wann mit welcher Blende aufgenommen wurde. Weiterhin lässt sich so in Erfahrung bringen, ob das Foto mit einem Bildverarbeitungsprogramm bearbeitet wurde und gegebenenfalls mit welchem. Presseagentur DPA verbreitet ... ... Nur auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks So haben zum Beispiel Bildauswerter der britischen Investigativ-Plattform Bellingcat zwei Satellitenfotos untersucht, die das russische Verteidigungsministerium auf einer Pressekonferenz am 21. Juli 2014 vorgelegt hat. Das „Bild 5“ genannte Foto in einer hochauflösenden und einer normalen Fassung sollte belegen, dass zwei ukrainische BUK-Raketenwerfer südlich des Dorfes Zaroschenskoje in Schussposition zum abgeschossenen Malaysia-Airlines-Flug erschien die Aufnahme ohne Schweißfleck. Nachdem die Manipulation aufgedeckt worden war, verschwand das geschönte Bild von der Internetseite Fotos: Fotolia / dpa Picture Alliance 42 R E DA K T I O N R E DA K T I O N 4 · 2 0 15 43 4 · 2 0 15 MH17 gestanden haben. Das andere „Bild 4“ genannte Foto sollte als Beweis dienen, dass in der ukrainischen Raketenwerfereinheit A-1428 nördlich von Donezk ein BUK-Raketenwerfer fehlte. Die Erkenntnisse der Bildforensiker: Beide Bilder sind vor dem 17. Juli 2014 aufgenommen worden. Die Bilder sind mit Photoshop nachträglich verändert worden, sind also manipuliert worden. Die Bellingcat-Forensiker haben sich zunächst die Metadaten angeschaut. Das sollte auch zum grundlegenden Repertoire in jeder Redaktion zählen. Mit der Prüfung der Metadaten der Bilddatei wurde ermittelt, dass ein Bild verkleinert, nämlich mit 600 mal 900 Pixeln abgespeichert wurde und dass es komprimiert wurde. Außerdem sind beide Bilder mit der Bildbearbeitungssoftware Photoshop aus der Creative Suite 5 bearbeitet worden. Damit lässt sich in der Tat nur Sensor-Fehler identifizieren jedes Bild Geübte Bildforensiker prüfen bei Fotos standardmäßig das sogenannte Bildrauschen, typische Interpolationsmuster bei den Farben, die durch Kompressionen verursachten Blockartefakte und Abbildungsfehler vor allen Dingen in der Beleuchtung. Jeder Sensor in Digitalkameras reagiert nämlich anders auf das einfallende Licht. Anders gesagt: Jeder Sensor macht seine ganz individuellen Fehler, die aber bei jeder Aufnahme, die mit diesem Sensor gemacht wurde, gleich sind. Das führt zu einem spezifischen Rauschanteil im fotografierten Bild. Eben dieser Rauschanteil ist über mehrere Aufnahmen einer Handykamera oder Spiegelreflexkamera ziemlich stabil, variiert aber von Gerätemodell zu Gerätemodell. Inzwischen existieren regelrechte Referenzrauschmuster der unterschiedlichen Kameramodelle, mit denen sich das Rauschsignal auf dem zu prüfenden Foto vergleichen lässt. Damit kann der Rechercheur nicht nur überprüfen, mit welchem Kameramodell das Foto gemacht wurde, sondern auch, ob es Abweichungen im Rauschanteil gibt, die von Bildbearbeitungsprogrammen wie zum Beispiel Photoshop verursacht wurden. nachweisen, dass die Bilder nachträglich bearbeitet wurden, also Manipulationen möglich sind. Nur wenn es sich um Kamera-Originaldateien mit allen Metadaten handelt, kann von einem authentischen Bild ausgegangen werden. Häufig finden sich unter den Metadaten der Bilddatei auch Positionsdaten. Mit deren Hilfe kann der Ort genau bestimmt werden, an dem die Aufnahme gemacht wurde. Damit wurde beispielsweise ein Bild als Fälschung entlarvt, das zeigen sollte, wie Angehörige einer kurdischen Einheit im irakischen Erbil von ihren Instrukteuren in gängige Foltermethoden eingewiesen wurden. Die in den Metadaten enthaltenen Positionsdaten belegten, dass das Foto in der Nähe des osttürkischen Städtchens Van aufgenommen worden war. Eine Manipulation lag also nahe. Weit über 200 Metadaten, aber auch weitere forensische Analysen liefert die Prüf-Plattform www.fotoforensics.com, auf die fragliche Bilder hochgeladen werden können. Die Ergebnisse stehen zumeist nach fünf bis zehn Minuten bereit und liefern zumindest Anhaltspunkte, ob weitere forensische Analysen sinnvoll oder sogar erforderlich sind. Die können dann von ausgebildeten Bildforensikern in Spezialagenturen gemacht werden. Vergleichsfotos im Internet zu suchen, lohnt sich Auch empfiehlt es sich, zugelieferte Fotos mit anderen Bildern im Netz zu vergleichen. Nicht selten findet sich sogar das Original des zugelieferten gefälschten Bilds. Solch eine Vergleichssuche nennen die Fachleute „Reverse Image Search“. Internet-Plattformen wie zum Beispiel tineye.com bieten das kostenlos an. Unverzichtbar ist die Analyse der Bildinhalte. Stimmen die auf dem Foto zu sehenden Häuser, Fahrzeuge, Flag- gen, Schriften oder Symbole beziehungsweise auch die Kleidung mit dem Landesüblichen überein? Schon allein wegen eines falschen Ortshinweisschildes haben Journalisten Bilder aus der Ostukraine als Fälschungen entlarvt und dann natürlich auch nicht gedruckt. Die Wetterverhältnisse einfach überprüfen Ähnlich schnell lässt sich das am angeblichen Aufnahmetag herrschende Wetter am Ort der Aufnahme überprüfen. Behaupten die Einsender des Bildes zum Beispiel, das Bild sei in der nordafghanischen Provinz gemacht worden, und es zeigt sengende Sonne, lässt sich anhand der archivierten Wetterdaten leicht feststellen, ob das Wetter auf dem Bild den vor Ort herrschenden Wetterverhältnissen entspricht oder nicht. Das an einem bestimmten Tag an einem Ort herrschende Wetter lässt sich anhand der Archive nationaler Wetterdienste überprüfen oder über im Internet vorhandene Wetter-Plattformen wie zum Beispiel wunderground.com. Doch auch diese sehr einfachen Fotoanalysen, die deutliche Hinweise auf Bildmanipulationen oder sogar raffinierte Fälschungen liefern, werden in den meisten Zeitschriften-Redaktionen nicht gemacht. Redakteure und Verlagsleitungen vertrauen einfach darauf, dass die eingereichten Fotos schon stimmen werden, oder berichten nicht über sensiblere Themen, bei denen Bildmanipulationen zu befürchten sind. In den Grundlagenseminaren für Volontäre und Seiteneinsteiger an Zeitschriften, einem Gemeinschaftsprojekt von Südwestdeutschem Zeitschriftenverleger-Verband (SZV) und Deutschem Journalisten-Verband (DJV) werden die Grundlagen der Bildanalyse für Redakteure bereits seit dem Manipuliert oder nicht? Die Dateistruktur sagt alles Die meisten Fotos werden im Dateiformat JPEG abgespeichert. Das Formatkürzel geht dabei auf die Joint Photographic Experts Group zurück, die die Standards für dieses Dateiformat für Bilddateien entwickelt hat. Bilddateien, die als JPEGs abgespeichert werden, werden komprimiert. Und bei dieser Kompression entsteht eine eigene Dateistruktur, die sogenannte Blockstruktur. Werden Bildausschnitte in ein JPEG-Bild hineinkopiert, verändert sich die Blockstruktur der Datei. Diese Veränderung ist nachweisbar und kann nur durch pixelweises Kopieren vermieden werden. Das aber ist ein äußerst aufwändiges Verfahren der Bildmanipulation, das die meisten Foto-Fälscher scheuen. Wird ein Bildteil aus einem komprimierten Bild in ein unkomprimiert gespeichertes Bild hineinkopiert, fehlen in der neu entstandenen Bilddatei bestimmte Bildblöcke. Das gilt auch für Kopien von Material aus unkomprimierten Dateien in JPEG-Dateien. So lässt sich zumindest nachweisen, dass montiert wurde. Am ehesten lässt sich das Einmontieren von Menschen über eine Analyse der Pixelwerte für Haare nachweisen. Denn Haare haben keine scharfen Konturen und lassen sich an den Rändern nicht scharf abbilden, sondern verlaufen regelrecht in den Hintergrund hinein. So wird das Haar von innen nach außen zunehmend transparent. Wenn nun ein Kopf auf einen anderen Körper montiert wird, so werden vom Algorithmus marktgängiger Bildbearbeitungssoftware die Transparenzwerte für die einzelnen Haarpixel in der Regel unzureichend berechnet. Der Transparenzpixelwert für deckendes Haar müsste also von innen nach außen gleichmäßig abnehmen. Doch einzelnen Pixeln im Zielbild bleibt der volle Wert für die Sichtbarkeit zugeordnet, obschon sie sich am Außenrand der Haare befinden. Das ist ein weiteres sicheres Indiz, dass manipuliert wurde. Jahr 2010 im Rahmen des Moduls Online-Recherche vermittelt. Andere journalistische Bildungseinrichtungen sind hier leider noch etwas zögerlich. Dabei stimmen die Praktiker der Journalistenausbildung, Bildforensiker und Fotojournalisten sowie Bildredakteure in einem Punkt völlig überein: Ohne Grundlagenkenntnisse der Bildauswertung und -forensik können Redakteure nicht entscheiden, ob ein Foto veröffentlicht werden soll und kann oder nicht. 44 R E DA K T I O N R E DA K T I O N 4 · 2 0 15 45 4 · 2 0 15 Die sieben schlimmsten Fehler bei Geschäfts-E-Mails Klick und weg Viele Berufstätige erhalten täglich Dutzende GeschäftsMails – und schreiben selber welche. Dabei kann man eine Menge Fehler machen. Diese Tipps bewahren Sie vor den schlimmsten E-Mail-Sünden. Von Markus Reiter, Schreibtrainer, Stuttgart www.klardeutsch.de acebook, Twitter, WhatsApp hin oder her – im Geschäftsverkehr ist die E-Mail nicht totzukriegen. Jeder Berufstätige in Deutschland erhält im Durchschnitt 18 geschäftliche E-Mails am Tag, ergab eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom. Bei Journalisten dürften es wegen der zahllosen Pressemitteilungen noch mehr sein. Nur jeder fünfte Deutsche im Berufsleben erhält gar keine Mails; jeder zehnte dafür mehr als 40. Das summiert sich nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Radicati Group in diesem Jahr auf voraussichtlich über 112 Milliarden Business-E-Mails weltweit. Grund genug, die eigene elektronische Post so effizient wie möglich zu verfassen. F Fotos: Shutterstock Denn die meisten Mails werden nur flüchtig wahrgenommen. Ein Lidschlag dauert 300 bis 400 Millisekunden. So lange braucht der Mensch für eine sogenannte Fixation, also um mit einem Blick zwei bis drei Wörter zu lesen. Und so lange nimmt sich der durchschnittliche Berufstätige Zeit für die Betreffzeile einer E-Mail. Dann entscheidet der Empfänger, ob er sie öffnet oder ungelesen im virtuellen Papierkorb des Mailprogramms verschwinden lässt. Wer seine Mails öffnet, steht nicht selten vor einer echten Herausforderung: ellenlange ungegliederte Texte; wirre hin- und herspringende Gedankenführung; gequältes Deutsch und zahllose Rechtschreib- und Kommafehler. Nicht zu vergessen Fehler durch die Auto-Korrektur des Rechtschreibprogramms, die im schlimmsten Fall aus „Mit besten Grüßen“ ein „Wir beten Grüße“ macht. 46 R E DA K T I O N R E DA K T I O N 4 · 2 0 15 47 4 · 2 0 15 Für Geschäfts-Mails gilt das gleiche, was der Journalistenlehrer Wolf Schneider über Artikel sagt: Einer muss sich quälen – der Autor oder der Leser. Weil der Absender verstanden und ernstgenommen werden will, ist es gut, wenn er einige Sorgfalt auf seine Mails verwendet. Hier sind die sieben schlimmsten Sünden bei Geschäfts-E-Mails: 1. Mangelnde Sorgfalt Eine Geschäfts-Mail ist nicht das gleiche wie ein kurzer Chat über WhatsApp. Während man es bei dem Kommunikationsdienst nicht so genau nimmt, hinterlassen Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler in der Mail einen schlechten Eindruck beim Empfänger. Selbst wer mühsam auf dem Bildschirm seines Smartphones eine E-Mail verfasst, sollte sich deshalb an die elementaren Regeln der Rechtschreibung halten. Dazu gehört auch die Groß- und Kleinschreibung. Die Autokorrektur und Autovervollständigung vieler Mail-Programme kann sehr hilfreich sein, sie neigt aber zu ulkigen Fehlern (aus „Autokorrektur“ hätte sie hier zum Beispiel „Autokauf“ gemacht). Besonders sollte man darauf achten, Namen richtig zu schreiben. Empfänger, deren Name in der Anrede verstümmelt wurde, fühlen sich nämlich nicht ernst genommen. 2. Undurchsichtige Betreffzeile „Don’t judge a book by its cover“, sagen die Engländer. Was so viel heißt wie sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen. Leider machen die meisten Menschen bei Geschäfts-E-Mails genau das: Sie entscheiden über deren Relevanz anhand der Betreffzeile. Dabei gilt, sich möglichst knapp zu fassen und das wichtigste Stichwort an den Anfang zu stellen. Also nicht: „ Meeting der Marketinggruppe wird auf den Dienstag in zwei Wochen verschoben“, sondern: „Terminänderung: Marketing-Meeting jetzt Dienstag, 30. Juni“). Betreffzeilen wie „AW: AW: AW: WL: AW: Treffen“ sind denkbar ungeeignet. Im Wirrwarr der Antwort- und Weiterleitungsabkürzungen findet sich irgendwann keiner mehr zurecht. Die erste Antwort sollte man noch mit einem automatischen Antwort-Kürzel („AW“ oder „Re“) zurückschicken. Dann weiß der Empfänger, dass es sich um die Antwort auf seine Mail handelt. Danach sollten Sie die Betreffzeile löschen und mit neuen Stichworten versehen. Es gibt ein Gegenargument. Manche Empfänger würden durch die beibehaltene Betreffzeile die Mails besser einem Sachverhalt zuordnen können. Aber mal ehrlich: Wer würde bei dem oben genannten Beispiel noch erkennen können, in welcher Mail die relevanten Informationen zum „Treffen“ zu finden waren. Drei Tipps: So lässt sich Ihre E-Mail leichter scannen • Fetten Sie in jedem Absatz einen zentralen Begriff, der dem Leser vermittelt, um was es in diesem Absatz geht. • Setzen Sie Zwischenüberschriften, die Ihren E-Mail-Text gliedern. • Nutzen Sie Aufzählungszeichen wie Bullett Points und Spiegelstriche. schen schnell mal zwischendurch auf dem Smartphone. Deren kleine Bildschirme stellen erhöhte Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis. Kleine Schrift und fehlender Kontext machen das Lesen mühsamer. Umso wichtiger wird es, sich vorher zu überlegen, was man sagen will – und das dann Punkt für Punkt logisch und übersichtlich abzuhandeln. Softener werden höfliche, wenngleich im Grunde überflüssige Formulierungen bezeichnet („herzlichen Dank für Ihre E-Mail“ oder ähnliches). Sie sind in vernünftigem Maße sinnvoll. Als Anrede gilt „Sehr geehrte…“ inzwischen als ziemlich steif. „Guten Tag, Herr Soundso“ hat sich, außer bei sehr formellen Mails, durchgesetzt. „Liebe Frau Soundso“ sollten Sie in der ersten Mail, solange Sie die Person noch nicht kennen, vermeiden. Auch „Hallo“ setzt ein höheres Maß an Vertrautheit voraus. 3. Ungeordnete Gedanken Heinrich von Kleist schrieb 1805 ein Essay über die „allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“. Einige Autoren von Geschäfts-E-Mails neigen offenbar zur allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Schreiben. Die Folge: Den E-Mails fehlt der rote Faden. Die Empfänger sind gezwungen, gedanklich hin und her zu springen. Das ist nicht besonders hilfreich, wenn man bedenkt, dass die Lesegeschwindigkeit am Bildschirm bis zu dreimal höher ist als bei Texten auf Papier. 4. Der falsche Ton „Hochverehrter Herr Geschäftspartner, ich erlaube mir Ihnen mitteilen zu dürfen…“ So schreibt heute keiner mehr. Der Ton in der geschäftlichen Korrespondenz ist lockerer geworden. Schreiben Sie flüssig und natürlich. Dabei sollten allerdings gewisse formelle Standards eingehalten und der Ton nicht zu flapsig werden. Wer seine Geschäfts-E-Mail mit Emoticons überflutet, so dass sie aussieht wie die WhatsApp-Nachricht einer 14-jährigen Schülerin, disqualifiziert sich und sein Anliegen. Klingt selbstverständlich? Ist es aber nicht. Zumindest in den ersten Mails sollten Sie ganz auf Emoticons verzichten. Mit wachsender Vertrautheit, darf auch einmal ein Smiley auftauchen. 5. Zu wenig Absätze Manche Ratgeber für Geschäftskorrespondenz empfehlen, E-Mails kurz zu halten. „Fasse Dich kurz“ ist an und für sich ein guter Rat. Er hilft aber wenig, wenn man viel mitzuteilen hat. Wenn Sie eine längere E-Mail schreiben müssen, sollten Sie auf jeden Fall ausreichend Absätze setzen. Faustregel: Alle zwei bis drei Sätze ein Absatz. Das Gehirn nutzt Absätze, um das Gelesene zusammenzufassen und es auf seinen Sinngehalt zu reduzieren. So wird das Arbeitsgedächtnis entlastet und das Lesen erleichtert. Zudem weiß man aus der Leserforschung, dass E-Mails besonders flüchtig gelesen werden. Meistens werden sie nur gescannt. Daher ist es entscheidend, dem Leser einen schnellen Überblick zu ermöglichen. Zudem checken viele Arbeitnehmer ihre E-Mails inzwi- Umgekehrt kann es auch problematisch werden, wenn Sie den Empfänger im zackigen Kasernenhof-Ton anschreiben. Linguisten haben nachgewiesen, dass sogenannte Softener auch in der schriftlichen Kommunikation eine wichtige psychologische Rolle spielen. Als Wichtige Informationen durch Fettschreibung, Unterstreichung oder mit Aufzählungspunkten hervorzuheben ist übrigens gut. Allerdings sollten Sie sich zügeln. Wer die Hälfte seines E-Mail-Textes fettet, weil er alles für wichtig hält, macht ihn unübersichtlicher. Foto: Shutterstock 48 R E DA K T I O N R E DA K T I O N 4 · 2 0 15 49 4 · 2 0 15 6. Zu komplizierte Sätze Ein Teilnehmer eines Schreibseminars stellte sich einmal mit den Worten vor: „Ich bin ein großer Freund von Thomas Mann – und schreibe auch solche Sätze.“ Der Literaturfreund in allen Ehren, aber Geschäfts-E-Mails sind ein ungeeigneter Ort, sich an Zauberberg-Prosa zu üben. Kurze, überschaubare Sätze und einfache Wörter erleichtern es, E-Mails zu überfliegen und trotzdem die wichtigsten Informationen herauszuziehen. Faustregel: Zwei Drittel Hauptsätze. Der Rest Hauptsatz-Nebensatz-Konstruktionen. Auf eingeschobene Nebensätze verzichten Sie am besten ganz. Auch sie sind eine Herausforderung für das Arbeitsgedächtnis. Besonders der Verzicht auf das Schreiben im Nominalstil erhöht die Verständlichkeit, wie Neurowissenschaftler in Experimenten zur Erkenntnis gebracht haben. Diese Erkenntnis schreiben Sie besser so: E-Mail-Schreiber soll ten möglichst Verben benutzen, um besser verstanden zu werden. Das haben Wissenschaftler herausgefunden. 7. Fehlende Signatur Am Ende der Geschäfts- E-Mail muss eine Signatur stehen. Sie enthält den Namen der Firma, den An- sprechpartner, die Adresse und am besten eine Telefonnummer. In erster Linie erleichtert das dem Empfänger eine schnelle Kommunikation mit dem Absender. Bei Geschäftsbriefen, zu denen auch E-Mails zählen, handelt es sich um eine gesetzliche Vorschrift. Je nach Rechtsform der Firma sind noch weitere Angaben notwendig, zum Beispiel die Namen der Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzenden. Im Großen und Ganzen gilt jeder schriftliche Kontakt zum Beispiel mit Lieferanten und Kunden als Geschäftsbrief im Sinne der Gesetze. Oft beantworten Mitarbeiter GeschäftsE-Mails heute von Ihrem Smartphone. „Gesendet von meinem iPhone“ ist aber keine Signatur, die den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Stellen Sie also auch auf diesen Endgeräten eine korrekte Signatur ein. PS. Früher wurde das Postskriptum bei Briefen auf Papier besonders intensiv wahrgenommen. Das haben Blickverlaufsstudien ergeben. Bei E-Mails gilt das Gegenteil: Das „PS.“ geht beim Empfänger unter, vermutlich weil er es für einen Teil der Signatur hält. Verzichten Sie deshalb darauf. der o n e d e spen r: n i l n o Jetzt erden unte f.de r o Pate w d r e d n sos-ki SOS-Kinderdorf Weil jeder eine Familie braucht! 50 S C H LU S SWO R T • I M PR E S S U M 4 · 2 0 15 Die Demokratie braucht den massenmedial organisierten und damit geordneten öffentlichen Raum nicht nur als Kontrollinstrument gegen verdeckten Machtmissbrauch, sondern um überhaupt als Demokratie sichtbar und wirksam werden zu können. Udo Di Fabio, ehemalige Verfassungsrichter I M PR E S S U M Herausgeber: Südwestdeutscher Zeitschriftenverleger-Verband e.V. (SZV) Hospitalstraße 22 - 24 70174 Stuttgart Tel. 0711 / 290618 Fax 0711 / 221915 [email protected] Redaktion: Michaela Schnabel (Chefredaktion) Patrick Priesmann (verantwortlich i.S.d.P.) Autoren dieser Ausgabe: Susanne Broos, Roland Karle, Michael Rath-Glawatz, Markus Reiter, Helmut von Rinsum, Peter Welchering Beiträge von Fremdautoren geben die Meinung des Verfassers und nicht unbedingt die des Verbandes wieder. Die in impresso enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Vervielfältigung und Verwertung ohne Einwilligung des SZV nicht gestattet. Bezug: impresso (Print) erscheint viermal jährlich als Mitgliederzeitschrift exklusiv für Mitglieder des SZV sowie für ausgewählte Meinungsbildner der Branche. Layout und Produktion: Gerhard Typo und Design GmbH, Königsallee 35, 71638 Ludwigsburg Druck: Göhring Druck GmbH, Seewiesenstraße 27, 71334 Waiblingen