Erfahrungsbericht Université René Descartes, Paris V/ Sorbonne
Transcription
Erfahrungsbericht Université René Descartes, Paris V/ Sorbonne
Erfahrungsbericht Université René Descartes, Paris V/ Sorbonne 1. Einleitung Paris – die Stadt der Liebe… Paris – die Stadt der Lichter… Paris – die Seinemetropole… So wird oft in Reiseführern von Paris gesprochen. Ich habe nun ein halbes Jahr richtig in Paris gelebt und dabei nicht nur die Reiseführerseite erlebt. Das bedeutete zum einen die häufige Auseinandersetzung mit der „gefürchteten“ französischen Bürokratie, aber zum anderen auch 6 Monate lang das Privileg in einer für mich tollsten Städte der Welt leben zu dürfen –die ich bislang auch nur als Reiseführertourist kannte– und an ihrem Leben teilhaben zu dürfen. Insbesondere die Vorbereitung und die erste Zeit in Paris waren für mich nicht immer nur mit Vorfreude verbunden. Mit diesem Erfahrungsbericht möchte ich euch ein paar Tipps und Anregungen mit auf den Weg geben, die ich für mich während meiner Zeit als sinnvoll erachtet habe. 2. Vorbereitung Zum Thema Vorbereitung gibt es verschiedene Aspekte, die ich ansprechen möchte. Dringend empfehlen würde ich, frühzeitig mit der Wohnungssuche zu beginnen. Ich persönlich habe damit Mitte Juli, also 1 ½ Monate vor Beginn meines Auslandssemesters begonnen. Auf den Punkt Wohnungssuche werde ich später noch genauer eingehen. Zur sprachlichen Vorbereitung habe ich während meines 4. Semesters einen Französischkurs belegt, der vom Fremdsprachenzentrum in Zusammenarbeit mit dem Institut Francais an der Contrescarpe angeboten wird. Mir persönlich hat dies ganz gut geholfen, meinem Französisch ein wenig „auf die Sprünge“ zu helfen. Zwar hatte ich in der Schule sehr lange Französisch, die letzten drei Jahre auch als Leistungskurs, jedoch waren meine Kenntnisse nach dem Abitur ein bisschen eingestaubt. Wer möchte kann sich vom Fremdsprachenzentrum auch einen Tandempartner vermitteln lassen. Als sehr nützlich kann es sich erweisen, ein Konto bei der Deutschen Bank zu eröffnen. Die Nützlichkeit ist davon abhängig, ob man sich dazu entschließt, ein französisches Konto einzurichten oder nicht. Sollte man sich dagegen entscheiden, ist eine Eröffnung eines Kontos bei der Deutschen Bank unbedingt empfehlenswert: Die Pariser Bank BNP Paribas stellt eine Art Partnerbank der Deutschen Bank dar. Das bedeutet, dass mit einer Kontokarte der Deutschen Bank gebührenfrei an einem Automaten der BNP Paribas Geld abgehoben werden kann. Die Gebühren betragen sonst saftige 4, 80 € pro Abhebung. Ich habe mich dazu entschieden, ein französisches Konto zu eröffnen und somit kein Konto bei der Deutschen Bank eingerichtet. Mein Konto bei der Postbank habe ich mit der Option Onlinebanking ausgerüstet, was mich dazu befähigte, kostenlos Geld zwischen meinem deutschen und meinem französischen Konto hin und her zu überweisen. Außerdem wichtig ist es, mit seiner Krankenkasse abzuklären, ob ein Europaweiter Versicherungsschutz besteht. Gegebenenfalls kann dies problemlos per Zusatzversicherung gewährleistet werden. Einen weiteren sehr wichtigen Aspekt der Vorbereitung betrifft, sich rechtzeitig um sämtliche Nachweise und Unterlagen zu kümmern, die die französische Universität verlangt. 1 Als etwas verwirrend stellte sich für mich die Tatsache dar, dass zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Unterlagen hergerichtet werden sollten. Zu einem ersten Zeitpunkt wurde mir Mitte April eine e-mail geschickt, in der die benötigten Unterlagen aufgelistet wurden, welche bis zum 1. Mai an die Psychologie Fakultät in Paris geschickt werden mussten. Eingeschickt werden sollte folgendes: • • • • • • Das ausgefüllte und unterschriebene (Student + Frau Born + IO) Learning Agreement Kopie des aktuellen Studentenausweises Eine Aufstellung der bereits an der Heimatuni erbrachten Scheine und Prüfungen Ein Schreiben, welches die finanzielle Absicherung während des Auslandsaufenthaltes seitens der Eltern bestätigt Bestätigungen einer europaweiten Krankenversicherung (mit Krankenrücktransport) Bestätigung einer Haftpflichtversicherung Mich persönlich hat es etwas verwirrt, dass diese Unterlagen bereits zum 1. Mai nach Paris geschickt werden sollten. So weit ich weiß, war dies auch nur an der Université René Descartes der Fall. Zu einem zweiten Zeitpunkt, nämlich bei der Anmeldung im Internationalen Büro der Psychologie Fakultät, müssen noch einmal einige Unterlagen und Dokumente eingereicht werden. Diese werden noch einmal im sog. „fiche information“ aufgelistet, welches im Internet über die Homepage einsehbar ist, welches einem aber auch per mail und per Post zugeschickt wird. Überdies enthält diese Broschüre übrigens noch allerhand weitere nützliche Informationen – ist also durchaus lesenswert. Für die Uni wichtige Unterlagen und Dokumente: (am besten auch Kopien anfertigen) • • • • • • • Personalausweis Passfotos Aktueller Studentenausweis der Bremer Uni Anmeldebestätigung der Université René Descartes Bestätigung einer europaweiten Krankenversicherung (auch auf französisch) Bestätigung einer Haftpflichtversicherung (auch auf französisch) Beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde (Achtung!! Dies kann nur das zuständige Standesamt eurer Geburtsstadt machen, also unbedingt rechtzeitig drum kümmern) Auch unabhängig von der Uni gibt es einige Dokumente und Unterlagen um die man sich rechtzeitig vor dem Parisaufenthalt kümmern sollte. Diese erweisen sich dann zum Beispiel bei der Wohnungssuche als nützlich. Ansonsten hilfreiche Unterlagen und Dokumente: • • • • noch mehr Passfotos Kopie der Personalausweise der Eltern Bestätigungsschreiben der Eltern bezüglich finanzieller Absicherung Beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde • Gesundheitszeugnis 2 3. Wohnungssuche Wie bereits kurz angesprochen zähle ich die Wohnungssuche zu den wichtigsten Vorbereitungspunkten für ein bevorstehendes Auslandssemester. In Paris herrscht akuter Wohnungsmangel, weshalb die Konkurrenz groß und das Preisniveau für unsere Verhältnisse ziemlich überteuert ist. Da ich bereits im Juli mit der Suche begonnen hatte, kam mir der Wohnungsmarkt und „der Kampf um die Zimmer“ noch relativ ruhig und das Angebot noch verhältnismäßig vielfältig vor. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Paris zu leben. Neben Wohngemeinschaften und Studentenwohnheimen gibt es zum Beispiel auch die sog. „Cité Internationale Universitaire de Paris“ kurz Cité U. Dieses sehr große Gelände befindet sich im Süden der Stadt und bietet Studenten unterschiedlichster Nationalitäten in verschiedenen Häusern Wohnraum. Das deutsche Haus heißt „Heinrich Heine“. Informationen wie Bewerbungsfristen und notwendige Unterlagen sind im Internet zu finden (www.maison-heinrich-heine.org). So weit ich weiß, gestaltet sich die Bewerbung relativ aufwendig. Von der Pariser Universität habe ich per mail das Angebot erhalten, mich für einen Platz in einem der Wohnheime zu bewerben. Diese befinden sich über das gesamt Stadtgebiet verstreut. Jedoch gibt es bei weitem nicht ausreichend Plätze für alle Studenten, sodass man sich nicht darauf verlassen sollte, dort unter zu kommen. Informationen dazu kann man ebenfalls im Internet erhalten: www.crous-paris.fr. Ich persönlich hatte mich sehr schnell dazu entschlossen, in einer Wohngemeinschaft leben zu wollen. Die Psychologie Fakultät befindet sich in Boulogne Billancourt. Dies ist der Außenbezirk, der sich südwestlich an das Pariser Stadtgebiet anschließt. Aus diesem Grund hatte ich den Wunsch möglichst in einem der näher gelegenen Arrondissements (14. 15. 16.) zu wohnen. Angebote kann man auf verschiedenen Seiten im Internet studieren. www.colocation.fr und www.appartager.fr waren die Seiten, die ich am meisten frequentiert habe. Die Daten wie e-mail-Adresse und Telefonnummer der Inserenten kann man für 24 Stunden einsehen, wenn man eine gebührenpflichtige SMS an eine auf der Seite aufgeführte Nummer schickt und sich mit dem als Antwort auf die SMS empfangenen Code einloggt. Außerdem kann man selbst kostenlos eine Anzeige unter „Gesuche“ aufgeben. Wenn ihr es irgendwie einrichten könnt, würde ich euch eine Sache unbedingt ans Herz legen: Fliegt für ein paar Tage nach Paris und betreibt die Wohnungssuche vor Ort. Zwar kann man dadurch leider noch immer nicht alle bestehenden Gefahren und Risiken ausräumen, jedoch kann man sich die zur Wahl stehenden Objekte persönlich ansehen. Dadurch entgeht man zum Beispiel Wohnungen und Zimmer, die dreckig und verwahrlost sind und kann sicherstellen, dass die in Inseraten beschriebenen Wohnmöglichkeiten auch tatsächlich das darstellen, was versprochen wurde. Außerdem kann man natürlich eine erste Idee davon bekommen, wie und in welcher Gegend man wohnen wird. Ich bin Ende Juli für 4 Tage in Paris gewesen. Vorher hatte ich über www.colocation.fr schon einige für mich interessante Inserate ausfindig gemacht und mit den entsprechenden Inserenten Besichtigungstermine abgemacht. In Paris angekommen habe ich meine Suche außerdem an der Eglise Américaine fortgesetzt. Diese befindet sich direkt an der Seine am Quai d´Orsay N° 65. Dort kann man sehr viele verschiedene Inserate mit den entsprechenden Kontaktdaten finden. Außerdem trifft man dort ständig auf Makler, die verschiedene Zimmer im Angebot haben. Über die Eglise Américaine habe ich letztendlich auch mein Zimmer gefunden: Ein ca. 14 Quadratmeter großes Zimmer in einer Wohnung in Montparnasse im 14. Arrondissement. Für das Zimmer zahlte ich monatlich 455€. Dieses Zimmer habe ich schwarz als Untermieterin bewohnt, jedoch würde ich jetzt im Nachhinein auf eine Sache mehr Acht geben: Das ich einen Mietvertrag unterschreibe. Der 3 fehlende Mietvertrag hatte nämlich den Nachteil, dass ich kein CAF (Caisse d´allocations familiales) beantragen konnte. Hierbei handelt es sich um eine Art Wohngeld, das der französische Staat als Unterstützung auszahlt. Die Summe richtet sich meines Wissens nach dem Mietpreis und der Quadratmeteranzahl des Zimmers. Ein entsprechendes Antragsformular gibt es glaube ich im Internet, aber so ganz genau kann ich das nicht sagen. Ein Mietvertrag erleichtert überdies noch andere Bürokratische Angelegenheit, wie die Eröffnung eines französischen Bankkontos, aber dazu später mehr. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit erst mit Beginn des Auslandssemesters die Zimmersuche in Angriff zu nehmen. Einige Leute, die ich kennen gelernt habe, wohnten zunächst in Hostels oder provisorisch bei jemandem zur Untermiete und haben von dort aus ernsthafte Zimmersuche betrieben. Allerdings wird das Angebot mit fortschreitender Zeit keineswegs besser und außerdem habe ich gerade die anfängliche Zeit als sehr aufregend und ereignisreich empfunden, sodass ich froh war, mein Zimmer schon gefunden zu haben. Im 14. Arrondissement habe ich mich sehr wohl gefühlt. Es ist ein für meine Begriffe sehr lebendiges Viertel mit netten Bars, Restaurants und Cafés, guten Einkaufsmöglichkeiten und einer sehr guten Metroanbindung. Zur Universität habe ich mit der Metro etwa eine Dreiviertelstunde gebraucht. 4. Weitere Formalitäten Wie schon erwähnt, würde ich jetzt vermehrt darauf achten, ein Zimmer mit Mietvertrag zu nehmen. Die Erleichterungen, die dieser mit sich bringt beziehen sich neben dem CAF insbesondere auf die Eröffnung des französischen Bankkontos. Es hat sehr lange gedauert, bis ich auf Umwegen mein französisches Konto eröffnen konnte. Dies lag insbesondere daran, dass irgendwie ein Nachweis hermusste, der bestätigt, dass ich in dieser Wohnung wohne. Ich bin glücklicherweise an eine ausgesprochen nette Bankangestellte geraten, die alle Möglichkeiten für mich ausgeschöpft hat. Letzten Endes wurde von der Bank ein Einschreiben an meine Adresse gerichtet, welches ich bei Erhalt unterschreiben musste. Dies genügte dann als Bestätigung. Als Geldinstitut empfehle ich die BNP Paribas, da diese einen Vertrag mit der Université René Descartes hat. Das bedeutet, dass man als dort angemeldeter Student ein kostenloses Konto, eine kostenlose Kontokarte sowie 20€ als „Startguthaben“ bekommt. Zur Eröffnung des Kontos sollte deshalb unbedingt die Anmeldebestätigung der Pariser Uni mitgebracht werden, um diese Tatsache zu unterstreichen. Die Auflösung des Kontos nach dem Aufenthalt funktioniert sehr unkompliziert. Man teilt seinem zuständigen Mitarbeiter lediglich die deutschen Kontodaten mit und lässt sich das auf dem französischen Konto verbliebene Geld einfach überweisen. 5. Université René Descartes Die Université René Descartes teilt sich in verschiedene Fakultäten, die über das Pariser Stadtgebiet verstreut sind. Die Psychologie Fakultät befindet sich wie bereits erwähnt in Boulogne Billancourt, südwestlich vom Pariser Stadtgebiet gelegen. Weder von Außen noch von Innen ist das Gebäude eine Augenweide. Via e-mail bekam ich im Sommer das Angebot, an einer 2-wöchigen Einführungsveranstaltung teilzunehmen. Die Anmeldung hierzu erfolgt dann über das Internet. Diese Einführungsveranstaltung begann genau zwei Wochen vor Beginn der Univeranstaltungen und fand an einer Fakultät in Saint-Germain-des-Prés statt. Diese erste Phase war so organisiert, dass die Studenten vormittags in verschiedenen Gruppen Sprachkurs 4 hatten. Hierzu machte am ersten Tag jeder einen Einstufungstest am Computer und wurde dann einem passenden Sprachniveau zugeordnet. Nachmittags wurde kulturelles Programm angeboten. Es gab einige kostenlose Führungen, die mir persönlich gut gefallen haben. Am Tag nach dem Spracheinstufungstest hatten wir einen Tag frei, den ich dazu genutzt habe, im Internationalen Büro der Psychologie Fakultät vorzusprechen und meine Immatrikulation vorzunehmen. Die zuständige Dame heißt Sylvie Staedel und ist die Sekretärin der ErasmusKoordinatorin. Im Endeffekt hat man nur mit ihr zu tun, die eigentliche Koordinatorin habe ich nur einmal bei einer kurzen Begrüßungsveranstaltung gesehen. Für die Immatrikulation sollte man alle Dokumente und Unterlagen dabei haben, die einem die Universität vorher als erforderlich mitgeteilt hat (Siehe auch Punkt 1. Vorbereitung). Bekanntermaßen lieben die Franzosen die Bürokratie und da macht auch Madame Staedel keine Ausnahme. Nachdem alles Bürokratische abgewickelt ist dauert es noch etwa zwei Wochen, bis man den Studentenausweis im gleichen Büro abholen kann. Die Vorlesungsverzeichnisse für Licence (=1.-3. Studienjahr) und Master (=die darauf folgenden Studienjahre) erhält man ebenfalls bei Madame Staedel, sie sind aber auch im Internet einsehbar. Die Erasmus-Studenten dürfen aus diesen Verzeichnissen ihre Kurse frei wählen. Es gibt keinerlei Vorschriften oder Leitfäden, welche Kurse man am besten besuchen sollte. Dies empfand ich als Vor- und Nachteil gleichzeitig: Natürlich ist es gut, wenn man freie Hand hat und absolut das machen kann, was einen interessiert, aber andererseits saß ich gerade deswegen anfangs etwas hilflos vor den Vorlesungsverzeichnissen. So hat es bei mir relativ lange gedauert, bis ich meinen Stundenplan für mich zusammengestellt hatte, weil ich mich zu Beginn probeweise in sehr viele Kurse gesetzt habe. Letztendlich habe ich einige sog. Optionen aus dem dritten Licence-Jahr (5. Semester) besucht sowie Veranstaltungen aus dem Master 1 (7. Semester). Die Optionen sehe ich deshalb als empfehlenswert an, weil es sich dabei um zweistündige Veranstaltungen ohne Vorlesung handelt, welche vom Aufbau her den deutschen Seminaren am nächsten kommen. Die Vorlesungen sind in den meisten Fällen mit einem sog. TD (= Travail dirigé) verbunden, welches man in Deutschland als Seminar bezeichnen würde. Als Erasmus-Student muss man sich in keine Veranstaltung eintragen. Ich bin in den Veranstaltungen immer vorher oder in der Pause zu den Professoren gegangen, habe mich kurz vorgestellt und gefragt, ob ich den Kurs besuchen darf. Die meisten Professoren waren sehr freundlich, manche haben sich sogar total darüber gefreut, Erasmus-Studenten im Kurs zu haben. Ich habe es jedoch auch erlebt, dass ich einen Spruch bekam, wie „Na wenn Sie meinen, das wird hier aber schwierig für Sie werden“. Da ich wie gesagt sehr lange gesucht habe, bis ich meine Veranstaltungen fest beisammen hatte, war ich dann mit dieser Auswahl auch recht zufrieden. Jedoch unterscheidet sich die Art der Gestaltung einer Vorlesung oder eines Seminars generell stark von dem, was ich aus Deutschland kannte. In den meisten Vorlesungen findet ein „Diktat im großen Stil“ statt. Die französischen Studenten schreiben Satz für Satz mit, was ihnen der Professor im Schritttempo diktiert. Diskussionen, Referate oder sonstiges sind eher selten Bestandteil einer Veranstaltung. Der Arbeitsaufwand in den verschiedenen Veranstaltungen richtet sich nach dem jeweiligen Professor und kann nicht pauschalisiert werden. Häufig jedoch besteht der Schein, den man erwerben möchte aus mehreren Einzelleistungen, meist aus einer sog. contôle continue (einer Klausur etwa in der Mitte des Semesters) und einem examen final. Ich habe in zwei meiner Veranstaltungen jeweils einen multiple choix Test als contrôle continue und eine Klausur, bzw. eine schriftliche Ausarbeitung als examen final geschrieben. In einem anderen Kurs bestand der Schein aus einer contrôle continue in Form einer 5-seitien Hausarbeit und ebenfalls einer Klausur als examen final. Ein weiterer Kurs verlangte nur die Abschlussklausur. 5 Das Ende der Veranstaltungen ist eine Woche vor Weihnachten. In den Optionen finden die Abschlussklausuren generell in der letzten Veranstaltung statt, in den Masterkursen im Januar. Ich empfand den Prüfungsstoff als recht umfangreich und habe viel für die Prüfungen gelernt. Diese gestalteten sich dann in ihrer Fragestellung in den meisten Fällen relativ offen, sodass ich viel schreiben konnte. In der Regel dauern die Prüfung 2 Stunden. Einige Unklarheiten gab es bezüglich der Erlaubnis für die Erasmus-Studenten, ein Wörterbuch benutzen zu dürfen. Zu Beginn wurde uns bei einer kurzen Begrüßungsveranstaltung mitgeteilt, dass der Gebrauch von Wörterbüchern an der Psychologie Fakultät verboten sei. In den Masterkursen die ich besucht habe wurde dieses Verbot auch „durchgezogen“. In den Optionen jedoch erlaubten die Professoren spontan den Gebrauch von Wörterbüchern. Nun noch einige allgemeine Informationen: - Unisport: Die Université René Descartes bietet ein breit gefächertes Sportprogramm an. Die angebotenen Kurse stehen in einer Broschüre die auch in der Psychologie Fakultät ausliegt. Die Anmeldung hierzu erfolgt beim SUAPS (was das ausgeschrieben bedeutet weiß ich nicht mehr) in der rue des medcines. Neben einem weiteren Passbild muss ein Gesundheitszeugnis abgegeben werden. Man kann sich für bis zu drei Kurse anmelden, zahlt eine gemeinsame Gebühr und ist dann für ein ganzes Jahr eingeschrieben. - Mensa: Auf dem Campus der Psychologie Fakultät befindet sich eine Mensa, die zum einen über eine Cafeteria und zum anderen über ein Studentenrestaurant verfügt. Für das Studentenrestaurant können 10er Tickets gekauft werden. Für 2,70€ bekommt man ein Tellergericht mit Nachtisch und Salat, die selbstständig ausgesucht werden können. Mir persönlich hat das Mensaessen nicht besonders gut geschmeckt und ich habe mir daher meistens lieber ein Sandwich oder ähnliches in der Cafeteria gekauft. - Bibliothek: Die Unibibliothek befindet sich im Keller des Gebäudes. Sie ist vom Bücherund Magazinbestand her gut ausgestattet. Außerdem gibt es sehr viele Arbeitsplätze sowie einige Arbeitsräume. Hier befinden sich auch einige Computer mit Internetzugang, wer möchte kann sich auch mit dem eigenen Laptop in das W-LAN der Universität einloggen. Zum Drucken und Kopieren muss man sich eine Karte kaufen, welche an einem Automaten in der Bibliothek erworben werden kann und die immer wieder aufgeladen werden kann. Hierfür braucht man eine französische Kontokarte. - Ansprechpartner: Wie bereits erwähnt ist Madame Sylvie Staedel, Assistentin der ErasmusKoordinatorin, zuständig für die Erasmus-Studenten und ihre Angelegenheiten. Sie hat von Montag bis Donnerstag sowohl vormittags als auch nachmittags Sprechstunde. Sie ist zuweilen mit Vorsicht zu genießen, da sie öfters schlecht gelaunt ist. Dies sollte man am besten ignorieren, stets freundlich lächeln und ihr nicht Contra bieten. - Sprachkurs: Es besteht die Möglichkeit am TCL (Centre Technique de Langue) während des Semesters Sprachkurse verschiedenen Niveaus zu belegen. Diese finden an der Fakultät in Saint-Germain-des-Prés statt. Es werden hierzu Karten gekauft, die dann vom ensprechenden Professor abgestempelt werden. 4 Stunden kosten 20 Euro, die 5. Stunde ist immer gratis. 6 6. Leben in Paris Als letzten Punkt möchte ich noch ein paar Dinge zum allgemeinen Leben in Paris schreiben. 6.1 Metro Die Metro ist DAS Verkehrsmittel in Paris. Zur Psychologie Fakultät in Boulogne fährt die Linie 9, Haltestelle ist Marcel Sembat. Diese befindet sich in Zone 2, es reicht also aus, sich eine Karte für 2 Zonen zu kaufen. Ich habe mir für den Monat September die Carte Orange gekauft und gleich zu Beginn das Abonnement der sog. Carte Imagine R beantragt. Ein entsprechendes Formular kann man sich an den Informationsschaltern der Metrostationen besorgen. Neben dem ausgefüllten Antragsbogen muss abermals ein Passbild, eine Kopie der Anmeldebestätigung der Universität sowie ein sog. RIB mitgeschickt werden. Dies ist ein Dokument, welches man von seiner Bank nach Eröffnung des Kontos bekommt und welches alle wichtigen Kontodaten beinhaltet. Bei der Carte Imagine R handelt es sich um eine Metrokarte für Studenten, welche eigentlich für ein ganzes Jahr abonniert wird. Es besteht jedoch die Möglichkeit, das Abonnement bereits nach einem halben Jahr zu kündigen. Neben der Kündigung muss dann eine entsprechende Bescheinigung von der Universität an die Agentur werden. Diese gibt es bei Madame Staedel. Die Carte Imagine R kostest 32, 90€ im Monat, ist somit fast 20 Euro billiger als die Carte Organe und hat außerdem den Vorteil, dass sie nicht jeden Monat neu gekauft werden muss, sondern dass monatlich der Betrag vom Konto abgebucht wird. An Sonn- und Feiertagen kann man übrigens mit der Carte Imagine R in der ganzen Île de France, also in allen Zonen fahren. An Werktagen fährt die Metro in der Regel bis 1.00 Uhr, am Wochenende bis 2.00 Uhr. Danach fahren Nachtbusse, die sog. Noctilien. Entsprechende Pläne bekommt man ebenfalls an den Informationsschaltern der Metrostationen. 6.2 Einkaufen Supermärkte sind insgesamt teurer als in Deutschland. Es gibt verschiedene Ketten, die gängigsten sind Monoprix, Franprix und ED. Alle bieten hauseigene Marken, die preislich günstiger sind als andere Marken. Der billigste Supermarkt ist der ED. Ich hatte von jeder der erwähnten Ketten eine Filiale bei mir in der Nähe. Meistens habe ich bei ED eingekauft und Obst und Gemüse bei einem entsprechenden Laden gekauft. Außerdem gibt es in Paris ziemlich viele Märkte, die im Schnitt an 2 Tagen in der Woche öffnen. Um Kleidung oder ähnliches zu kaufen gibt es in Paris einige Einkaufszentren wie das les Halles oder das les 4 saisons an der Défense sowie einige Kaufhäuser wie das BHV (Basar de l´Hôtel de Ville), das Printemps und die Galéries Lafayette. Als Einkaufsstraßen würde ich darüber hinaus die Rue Rivoli und die Rue de Rennes bezeichnen. 6.3 Kulturelles Paris bietet eine kulturelle Vielfalt, die schier unglaublich ist. Ich habe keine genaue Ahnung, wie viele Museen es eigentlich gibt. Besonders empfehlen würde ich das Musée Marmottan, das Musée Rodin, das Musée Picasso und das Centre Pompidou. Aber auch an anderen historischen Gebäuden, Kirchen und so weiter findet man in Paris eigentlich immer noch etwas, was man noch nicht besichtigt hat. Wer den Eintrittgeldern entgehen will, kann an jedem ersten Sonntag im Monat zahlreiche Museen und andere Gebäude umsonst besuchen. Jedoch muss man sich auf Menschenmassen und lange Warteschlangen einstellen. Aus diesem Grund habe ich Besichtigungen meist an Werktagen unternommen und dann halt bezahlt, es gibt fast immer Studententarife. 7 Am 3. Septemberwochenende gibt es jedes Jahr den sog. Journée de Patrimoine. An diesem Tag öffnen zahlreiche Gebäude, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Ebenfalls im Herbst findet die sog. Nuit Blanche statt. Hier kann man eine ganze Nacht lang verschiedene Ausstellungen und Inszenierungen, die über das innere Stadtgebiet verstreut sind besuchen. Informationen über Veranstaltungen und Ausstellungen sowie das Kinoprogramm bieten kleine Heftchen wie „Pariscope“, die man günstig am Kiosk erstehen kann. Ein weiterer Tipp: Jeden Freitagabend ist der Louvre von 19 – 22 Uhr für Leute unter 26 kostenlos zu besichtigen. 6.4 Weggehen Auch an Möglichkeiten abends etwas zu unternehmen mangelt es in Paris keinesfalls. Besonders in den zentraleren Bezirken gibt es zahlreiche Bars und Cafés, wo man gemütlich etwas trinken gehen kann. Diskotheken gibt es auch sehr viele. Generell sind sie sehr teuer, was sowohl den Eintritt (meistens zwischen 10 und 20 Euro) als auch die Getränke betrifft. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, umsonst in eine Diskothek zu kommen. Zum einen gibt es mehrmals in der Woche an verschiedenen Orten Erasmus-Partys, bei denen ErasmusStudenten bis 0.00 Uhr freien Eintritt bekommen. An Werktagen haben außerdem viele Clubs entweder für alle oder für manche Gruppen freien Eintritt: Das „67“ in der Nähe der Champs Elysées mittwochs für Frauen, Ausländer und Studenten, Das „Queen“ auf den Champs Elysées mittwochs für Frauen, Das „Favela Chic“ in der Nähe der Place de la République hat meines Wissens die ganze Werkwoche, aber auf jeden Fall donnerstags freien Eintritt, das „Showcase“ bietet sogar samstags bis 0.00 Uhr für Frauen freien Eintritt. Eine weitere Möglichkeit, gratis Eintritt zu bekommen, sind Gästelisten, die manche Clubs auf ihren Homepages im Internet zugänglich machen. 6.5 Arbeiten Einige meiner Erasmus-Kollegen, die ich kennen gelernt habe, verdienten sich während ihres Auslandssemesters etwas Geld mit Babysitting dazu. An die Jobs kamen sie über das Internet oder über Anzeigen bzw. Aushänge. Ich habe während des Studiums nicht gearbeitet, mir jedoch überlegt, nach Ende der Univeranstaltungen noch eine Weile in Paris bleiben und dann arbeiten zu wollen. In Bremen habe ich einen Job als Servicekraft/ Hostess bei einer Firma für Event-Management. Da mir dadurch das Terrain nicht unbekannt war und ich davon gehört hatte, man habe dort ganz gute Chancen, habe ich im Januar begonnen, mich bei verschiedenen Hostess-Agenturen zu bewerben. Die Adressen dazu fand ich im Internet. Insgesamt habe ich 10 Bewerbungen geschrieben, wobei sich rund die Hälfte bei mir gemeldet und sich interessiert gezeigt hat. Drei Tage nach Abschicken der Bewerbungen hatte ich meinen Job. Der bürokratische Aufwand hielt sich extrem in Grenzen, wichtig waren nur mein Personalausweis und meine Sozialversicherungsnummer. Ich arbeitete rund 1 ½ Monate für eine Hostessen-Agentur, die mich je nach Auftragslage anrief und mir ein Jobangebot machte. So arbeitete ich auf verschiedenen Veranstaltungen wie beispielsweise Messen und Kongresse und gewann dadurch immer neue Eindrücke in ein noch anderes Pariser Leben. 8 7. Fazit Ich würde ein solches Auslandssemester immer wieder antreten und bin unglaublich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Während des halben Jahres habe ich unglaublich viele Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen gesammelt, die in der Summe sehr wertvoll für mich und meine persönliche Entwicklung waren. Paris ist jetzt so etwas wie eine zweite Heimat für mich geworden und ich werde mich bei einer zukünftigen Reise dort heimisch und wohl fühlen Was mir weniger gut gefallen hat war das studentische Miteinander an meiner Fakultät. Ich hatte das Gefühl, dass dort ein ziemlicher Konkurrenzkampf unter den Studenten herrscht. Mir war von vorne herein klar, dass es schwierig werden würde, an die Franzosen heran zu kommen, aber zuweilen habe ich mich regelrecht von ihnen abgelehnt gefühlt. Ein Beispiel: Das erwähnte Verbot der Wörterbücher für Erasmus-Studenten während der Klausuren stammte aus einem Beschluss der Studenten. Glücklicherweise erging es meinen Erasmus-Kollegen an anderen Fakultäten besser, sodass ich während des halben Jahres auch Franzosen kennen lernte und somit der Erasmus-Falle gerade noch entkommen konnte. 9