Pittsburg State University

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Pittsburg State University
30.01.15
Erfahrungsbericht über meinen Auslandsaufenthalt an der Pittsburg State University in
Pittsburg, Kansas
Vor dem Auslandsaufenthalt:
Da ich mich ursprünglich für eine andere Universität beworben hatte, wusste ich, als ich meine
Zusage für Pittsburg erhielt, recht wenig über die Pittsburg State University. Im Internet stieß ich
dann zwar auf einige Videos, die den Universitätscampus zeigten, konnte mir aber trotzdem nicht
konkret vorstellen, wie es ist, in einer amerikanischen Kleinstadt wie Pittsburg zu leben und dort zur
Uni zu gehen.
Ich entschied mich ziemlich schnell ins Wohnheim zu gehen, anstatt eine Privatwohnung zu suchen,
da ich mir davon erhoffte bessere Kontakte mit anderen Studenten, vor allem mit Amerikanern,
knüpfen zu können. Es war in jedem Fall die richtige Entscheidung, nicht nur, weil ich 2
amerikanische Mitbewohnerinnen hatte und so tatsächlich mehr Amerikaner kennenlernte, sondern
vor allem auch, weil ich nicht das Problem hatte eine Wohnung zu finden, denn es gibt zwar viele
Unterkunftsangebote in Pittsburg, vor allem Häuser, die man auch günstig mieten kann, allerdings
sind diese meist nicht möbliert und als kurzzeitiger Austauschstudent lohnt es sich nicht wirklich,
eine Vollausstattung an Möbeln zu kaufen.
Das Wohnheim für das ich mich daraufhin bewarb war "Crimson Commons", welches das neueste
Wohnheim auf dem Campus ist und meiner Meinung nach auch mit Abstand das beste. In diesem
Wohnheim muss man sich nämlich kein Zimmer teilen, so wie das bei den anderen (außer "Willard")
der Fall ist, sondern man hat ein großes 4-Zimmer-Apartment mit Küche und Bad (wobei die Küche
leider nur aus einem Kühlschrank und einer Mikrowelle besteht), das man sich mit 3 Mitbewohnern
teilt.
Bei der Wahl des Wohnheimes muss man sich auch für einen "Mealplan", der dir Zugang zur Dining
Hall mit All-You-Can-Eat-Menü gewährt, entscheiden. Für jeden "Resident", der im Wohnheim lebt,
ist ein Mealplan Pflicht. Dabei ist die günstigste Variante die "700-Dining-Dollars", bei der man 700
Dollar für das ganze Semester kauft und damit nicht nur den Eintritt zur Dininghall (i.H.v. 7 Euro),
sondern auch Kaffee und Snacks auf dem gesamten Campus kaufen kann. Dies ist sehr vorteilhaft,
wenn man nicht vorhat immer nur in der Dininghall zu essen, sondern auch mal zur Abwechslung in
den Restaurants des Studentcenters essen gehen möchte. Dadurch, dass man ja keine richtige Küche
hat, ist man sonst nämlich sehr von der Dininghall abhängig. Die teuerste Variante des Mealplans ist
der "7-Tage-Zugang-Plan", bei der man unbeschränkten Zugang zur Dininghall hat. Ich entschied
mich für die zweitgünstigste Variante, den "10-Access-Plan", mit dem ich 10mal die Woche in der
Dininghall essen gehen konnte. Dies war meiner Meinung nach mehr als genug, da ich auch des
Öfteren mal ins Restaurant essen ging oder einfach zuhause aß.
Des Weiteren muss man sich vor dem Auslandsaufenthalt natürlich schon für seine Kurse
entscheiden. Hier kann ich nur empfehlen sich klar zu machen, dass die Nummerierung der Kurse
anhand des Fortgeschrittenengrades erfolgt. Die Kursbeschreibung im Internet ist ziemlich knapp,
deswegen ist es wichtig zu wissen, dass Kurse, die mit einer 1 oder 2 beginnen, meist
Orientierungsphasenkurse sind und stattdessen eher die Kurse ab 3 aufwärts für uns relevant sind.
Während des Auslandsaufenthaltes:
Als ich am Freitag vor Beginn der Orientierungswoche in Pittsburg ankam, hatte ich schon eine
24stündige Reise hinter mir, da ich, nicht wie von der Uni empfohlen nach Joplin, der
nächstgrößeren Stadt im Umkreis von Pittsburg, flog, sondern aufgrund des günstigeren Preises nach
Kansas City und von da den Greyhoundbus nach Joplin nahm, was ich nicht unbedingt empfehlen
würde. Ich kam dann erst spät in der Nacht in Joplin an und wurde von 2 Studenten des
internationalen Büros abgeholt und nach Pittsburg gebracht. Dort verbrachte ich die Nacht erst
einmal im Hotel, wo ich schon die ersten internationalen Studenten kennenlernen durfte, konnte
aber am nächsten Tag schon das Wohnheim beziehen.
Am Montag fing dann die Orientierungswoche an, wo man endlich auf alle neuen internationalen
Studenten traf, die Leute, mit denen man in den kommenden Monaten sehr viel Zeit verbringen
würde. Die Uni ist sehr international, so schloss ich Freundschaften mit Studenten aus der ganzen
Welt, Europa, Südamerika, Afrika und Asien. Das ist etwas, was ich sehr an der PSU schätzte.
Die Orientierungswoche sah wie folgt aus: Es gab Präsentation am Vormittag, am Nachmittag waren
wir jeden Tag in einer anderen Kirche zum Essen eingeladen. Das war ein tolles Angebot, da die
Dininghall zu diesem Zeitpunkt noch zu war und man so sein Geld sparen konnte und nicht auswärts
essen musste. Außerdem hatte man die Möglichkeit ungezwungen die anderen "Internationals"
kennenzulernen.
Die Kurse begannen dann genau eine Woche später. Was mir gleich auffiel war, dass alles viel
verschulter ist, als bei uns. Es gibt kleine Klassenräume, in denen der Professor Unterricht gibt. Es ist
nicht so wie bei uns, dass es getrennte Übungen und Vorlesungen gibt, sondern der Professor
unterrichtet die Theorie sowie die Praxis, wobei allerdings alles viel praxisorientierter ist, was
bedeutet, dass mehr mit konkreten Beispielen gearbeitet wird, als mit komplexen theoretischen
Modellen. Es gab außerdem in vielen Kursen Anwesenheitspflicht und striktes Handyverbot. In allen
Kursen sollte ich ein Buch kaufen. Die Lehrer sagten dann auch meistens an, dass es tatsächlich
notwendig wäre, das Buch zu erwerben. Ich machte allerdings andere Erfahrungen. Da ich insgesamt
6 Kurse belegte, hätte ich Bücher im Wert von über 1000 Dollars kaufen müssen. Also entschied ich
mich schlussendlich dafür, einfach gar kein Buch zu kaufen. Wenn es dann mal eine Hausaufgabe aus
dem Buch gab, fragte ich einfach einen Kommilitonen, ob er mir sein Buch ausleihen könnte. Zum
Lernen allerdings brauchte ich wirklich nie das Buch, in keinem der 6 Kurse. Es reichte stattdessen
aus, mit den Vorlesungsfolien zu lernen. Natürlich ist es von Kurs zu Kurs anders. Ich will nicht sagen,
dass man in keinem Kurs Bücher braucht. Aber mein Tipp ist erst einmal abzuwarten, ob es wirklich
notwendig ist, bevor man sich das Buch kauft.
Ein weiterer Unterschied zu unserem Unisystem hier ist, dass es nicht nur eine Prüfung gibt, die die
Gesamtnote in dem Kurs bestimmt, sondern die Note sich aus verschiedenen Teilleistungen
zusammensetzt. Je nach Kurs gibt es entweder Hausaufgaben, Quizze, Projekte oder mehrere
Examen im Semester, die die Note bestimmen. Quantitativ war das Studium deswegen teilweise ein
größerer Aufwand, da man häufig Hausaufgaben oder Projekte machen musste. Qualitativ war es
aber leichter zu bewältigen, als bei uns, da aufgrund der mehrfachen Prüfungen nur eine kleinere
Menge abgefragt wurde, vor allem aber auch, da meiner Meinung nach das Niveau in den USA
allgemein niedriger ist, als bei uns. So kam es, dass ich in allen 6 Kursen ein A schaffte. Wie gesagt,
ich musste zwar natürlich auch etwas dafür tun, aber ich denke, dass es qualitativ für fast jeden
deutschen Studenten machbar ist, überall mit "sehr gut" abzuschneiden.
Pittsburg ist eine typische Kleinstadt im mittleren Westen der USA. Sie hat eigentlich wenig zu
bieten, ein Kino, eine Mall, eine Bar, wo sich jeden Donnerstag alle Studenten treffen. Aber dadurch,
dass ich sowieso auf dem Campus lebte und mit so vielen Studenten aus allen Ländern zu tun hatte,
wurde es nie langweilig. Es gab immer etwas zu tun, entweder eine der zahlreichen
Univeranstaltungen, wie Grillpartys oder Eventabende oder natürlich vor allem private Treffen mit
Freunden.
Was auch sehr typisch amerikanisch an Pittsburg ist, dass es, obwohl Pittsburg eine Kleinstadt ist,
teilweise sehr große Distanzen gibt. Der Weg zu Walmart, wo man alle wichtigen Lebensmittel und
Haushaltsdinge bekommt, ist daher so weit, dass man ihn leider nicht zu Fuß bewältigen kann. Auch
deswegen ist es gut amerikanische Mitbewohner oder Freunde zu haben, die einen dann auch mal
hinfahren können. Ansonsten gibt es noch den unieigenen Bus, der allerdings nur selten, zu
bestimmten Uhrzeiten fährt.
Das Wetter in Pittsburg ist sehr wechselhaft. Im Sommer ist es sehr heiß. Als ich im August ankam,
waren es gut 38 Grad Celsius und so blieb es dann auch bis Ende September. Danach, ab Oktober
ungefähr, gab es starke Temperaturschwankungen. In Pittsburg kann es sein, dass es eine Woche
lang richtig heiß ist und dann das Wetter von einem auf den anderen Tag um 20 Grad Celsius sinkt.
Man muss wirklich auf alles gefasst sein, auch auf Tornados, die in dieser Gegend häufig
vorkommen. Ich bekam zum Glück keinen mit. Im Winter dann wird es richtig kalt. Es schneite dieses
Jahr bereits im November, danach stiegen die Temperaturen aber wieder. Als ich im Dezember
zurückflog, waren es vielleicht um die 0 Grad. Ich hab allerdings von vielen Leuten gehört, dass es
erst im Januar und Februar richtig kalt wird, teilweise - 20 Grad Celsius.
Zum Universitätsleben gibt es viel zu sagen. Insgesamt kann ich sagen, dass ich eine wunderbare Zeit
hatte, eine der besten Zeiten in meinem Leben sogar. Man läuft auf dem Campus und kennt fast
jeden, da die Uni auch so klein ist. Und alle sind superfreundlich, grüßen einen sogar schon von
weitem. Im campuseigenen Fitnessstudio trifft man auch immer Leute die man kennt, mit denen
man dann zusammen Tischtennis, Badminton und alles Mögliche spielen kann.
Als internationaler Student hat man tatsächlich häufig mehr mit anderen internationalen Studenten
zu tun, da das Fremdsein einen irgendwie verbindet und man sich gemeinsam über das "schlechte"
Essen und die "schlechten" Angewohnheiten der Amerikaner (wie z.B. die Klimaanlage auf eiskalt zu
drehen und überall mit dem Auto hinzufahren) austauschen kann. Allerdings hatte ich persönlich das
Glück sowohl mit internationalen, als auch mit amerikanischen Studenten befreundet zu sein. So
kam es dann auch, dass mich eine Freundin über Thanksgiving zu ihrer Familie einlud und ich ein
typisches Thanksgiving in einer amerikanischen Familie verbringen durfte. Bei einer anderen
Freundin aus Kansas City konnte ich die letzten Tage vor meinem Abflug von Kansas City aus
verbringen. Ich erhielt so verschiedene Einblicke in das Leben von typischen Amerikanern und lernte
sehr viel über die amerikanische Kultur und Lebensweise. Das war sehr schön und interessant.
Um möglichst viel Leute kennenzulernen würde ich empfehlen, an so vielen Events und
Veranstaltungen wie möglich teilzunehmen. Bei den Veranstaltungen des Wohnheims lernt man
viele Amerikaner kennen, bei den Veranstaltungen der ISA (International Student Association) lernt
man wiederum internationale Studenten kennen. Ich würde ebenfalls empfehlen zu Don Smith
(einem Leiter vom Campus Christians) zu gehen und mir ein Fahrrad auszuleihen (dies ist völlig
umsonst) und auch an seinen Ausflügen teilzunehmen, die immer viel Spaß machen und bei denen
man auch immer sehr viele internationale Studenten kennenlernt.
Das internationale Büro der PSU gibt sich wirklich immense Mühe, dass sich die internationalen
Studenten gut einleben und dass ein Wir-Gefühl entsteht. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, in
denen der Kulturaustausch zwischen den Studenten gefördert wird. Wichtig hier zu erwähnen sind
die internationalen "Gatherings", bei denen immer Studenten aus einem Land eine Präsentation
über ihr Land halten und es davor ein Treffen mir Buffet und Essensproben aus dem jeweiligen Land,
natürlich kostenlos, gibt. Wir, also die 8 deutschen Studenten, waren die ersten in diesem Semester,
die so ein Gathering organisieren durften. Es hat sehr viel Spaß gemacht, eine Präsentation über sein
Land halten zu dürfen. Nach der Präsentation haben wir überwältigendes Feedback und Lob
bekommen. Der Organisationsaufwand hat sich also wirklich gelohnt. Auch die anderen Gatherings
von anderen Ländern waren immer sehr unterhaltsam, da sie immer als Treffpunkt für alle
internationalen Studenten dienten.
Ein anderes Event wo sich immer alle Studenten, nicht nur internationale, sondern insbesondere
Amerikaner, trafen, war das "Tailgating". So nennt man es, wenn sich die Zuschauer eines
Footballspiels vor dem Spiel auf dem Parkplatz vom Footballstadion treffen und dort zusammen
grillen bis das Spiel anfängt. Die PSU hat ein sehr gutes Footballteam. Wir haben in diesem Semester
alle Spiele, bis auf eins, gewonnen. Die Tickets für so ein Spiel sind für Studenten umsonst. Man darf
sich also nicht entgehen lassen zu mindestens einem PSU Spiel und auch zum Tailgating davor zu
gehen.
Das Reisen von Pittsburg aus bietet sich sehr gut an, da Kansas ja im Zentrum der USA liegt, also alles
mit dem Auto erreicht werden kann. Einen echten Roadtrip mit dem Auto zu machen würde ich
wirklich jedem ans Herz legen, da es einfach nichts Besseres gibt, als mit seinen Freunden über
mehrere Stunden durch die USA zu reisen, dabei Musik zu hören und die Landschaft zu genießen. Ich
bin während meiner Zeit in den USA zweimal richtig gereist. Einmal mit dem Auto 11 Stunden nach
Chicago und einmal nach Las Vegas und San Diego, teilweise mit Flugzeug, teilweise mit einem
Mietwagen. Da Benzin in den USA nicht teuer ist, ist es wirklich günstig so einen Roadtrip zu machen,
wenn man die Kosten mit mehreren Freunden teilt.
Zum Schluss will ich noch einmal ausdrücklich betonen, dass es wirklich eine tolle Sache ist, die
Chance haben zu dürfen, ein Auslandssemester in Pittsburg, Kansas machen zu dürfen. Ich habe jede
Sekunde meiner Zeit dort genossen und nie bereut, dort hingegangen zu sein. Die Zeit ist unglaublich
schnell vergangen, sodass ich am Ende nicht glauben konnte, dass viereinhalb Monate schon vorbei
sind. Wie gesagt, ich hab sehr viele Freundschaften geschlossen und kann nun sagen, dass ich
Freunde auf jedem Kontinent der Erde habe und bestimmt auch einige von ihnen mal besuchen
werde. Auch wenn man, beim Recherchieren der Uni und der Stadt im Internet, vielleicht erst einmal
denkt, dass es dort nichts gibt und dass es dort schnell langweilig werden kann, darf man sich nicht
von diesem Eindruck täuschen lassen. Gerade weil die Uni und die Stadt so klein sind, wird meiner
Meinung nach das Gemeinschaftsgefühl mehr gefördert, sodass man stattdessen kaum allein ist,
sondern immer von Leuten umgeben. Dieses Gemeinschaftsgefühl und die Herzlichkeit der
Menschen
an
der
PSU,
werde
ich
immer
in
Erinnerung
behalten.