Hochschuljahr 12/13 - Universität Bremen
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Hochschuljahr 12/13 - Universität Bremen
Erfahrungsbericht LLP/Erasmus 2012/13 Ich stehe nun am Ende meines einjährigen Aufenthalts an der University of Glasgow und kann nur sagen, dass ich nun um einige wichtige Lebenserfahrungen reicher bin. Ich denke, dass ich mich während meines Auslandsjahres nicht nur fachlich, sondern auch privat weiterentwickelt habe. In einem anderen Land eine WG zu finden, dort zu studieren und mit völlig neuen Systemen umgehen zu lernen ist eine sehr lehrreiche Erfahrung gewesen, die ich nur jedem ans Herz legen kann. Schon zu Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich auf jeden Fall eine Zeitlang im Ausland studieren wollte. Ich habe mich bewusst für das englischsprachige Ausland und somit für die University of Glasgow entschieden. Ein wichtiges Kriterium war hier natürlich die Sprache. Englisch ist heutzutage die Sprache der Wissenschaft und cih dachte mir es sei doch durchaus sinnvoll sich schon früh im Studium damit auseinander zu setzen. Auch möchte ich gerne ein englischsprachiges Masterprogramm absolvieren. Das Auslandsjahr sollte also zumindest zu Teil eine Art Test sein, inwieweit ich mit dem Studieren auf Englisch klarkomme. Ein anderes Argument war natürlich, dass ich mich gerne weitgehend problemlos mit den Einheimischen unterhalten und Vorlesungen ungehindert folgen können wollte. Natürlich hätte ich auch eine andere Fremdsprache lernen können, jedoch schienen mir zwei Jahre Sprachkurs neben dem Studium nicht als ausreichend. Das hätte gerad einmal für smalltalk gereicht, nicht aber für ernsthafte Konversationen oder gar das Studium. Anstatt eine ganz neue Sprache zu lernen, habe ich mich also darauf konzentriert mein Englisch zu verbessern. Ich habe zwei Sprachkurse am Fremdsprachenzentrum belegt und war sogar ein Jahr vor Antritt meines Auslandsaufenthaltes auf einer Sprachreise in England. Für den Sprachnachweis habe ich dann außerdem einen IELTS Test gemacht, den ich mit einer overall band score von 8,0 bestand. Man sollte sich somit am besten schon früh darüber klar werden ob, wann und wo man ein oder zwei Auslandssemester absolvieren möchte und mit der sprachlichen Vorbereitung beginnen. Bei der Wahl der Universität ist dann natürlich nicht nur die Landessprache wichtig, sondern auch das Kursangebot. Man sollte sich also dringen fragen: Was für Kurse will/muss ich belegen? Und: werden diese oder zumindest gleichwertige Kurse dort angeboten? Zu diesem Zwecke habe ich stundenlang die Internetseiten der entsprechenden Partnerhochschulen nach den jeweiligen Kursangeboten durchforstet. Man sollte damit wirklich rechtzeitig anfangen. Sowas kann mehr Zeit in Anspruch nehmen als man denkt, zumal die Kurswahl mit den jeweiligen Modulverantwortlichen abgesprochen werden muss. Hat man also die Zusagen für die gewünschte Partneruni, sollte man sich möglichst zeitnah um alle möglichen Unterlagen kümmern. Die letztendliche Bewerbung an der Partneruni liegt bei einem selbst. Die University of Glasgow wollte ein englisches trascript of records, einen Sprachtest, eine Ausweiskopie, die confirmation of nomination, das learning agreement, sowie Passbilder. All diese Unterlagen mussten bis Ende Mai hochgeladen werden. Zusätzlich war eine online application auszufüllen. Die University of Glasgow bietet für Incoming ERASMUS students eine step-by- Abb. 1: University of Glasgow - Hauptgebäude 1 step Anleitung zu diesem Zwecke an. Damit kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Bei der Kurswahl an der Partneruni hatte ich kaum Beschränkungen und konnte frei aus dem Kursangebot der Uni Glasgow wählen. Wenn all das geklappt hat und man die Zusage hat kommt gleich die nächste Herausforderung: die Suche nach einer passenden Unterkunft. Ich hatte mich schon im Voraus online über die von der Uni angebotenen Studentenunterkünfte erkundigt und mcih dann dagegen entschieden. Diese liegen leider zum Teil in eher schlechteren Stadtvierteln und sind zudem oftmals mindestens eine halbe Stunde Fußweg vom Campus entfernt. Zwar verkehrt ein Shuttlebus, dieser ist jedoch oftmals restlos überfüllt, sodass man mitunter nicht mitgenommen werden kann. Als ich dann noch las, dass es in manchen Häusern Ratten und ähnliches geben soll, habe ich mich schnell dagegen entschieden. Eine kurze Suche nach WG-Zimmern ergab dann auch, dass diese sich kostentechnisch im gleichen Rahmen bewegten. Entsprechende Angebote findet man eigentlich recht unkompliziert. Ich habe damals einfach die Worte flatshare und Glasgow gegooglet. Absehen sollte man hier nur von Internetseiten auf denen man vorher ein Nutzerprofil erstellen muss. Das eigentliche Problem bei der Zimmersuche ist nun nicht unbedingt entsprechende Wohnungsangebote zu finden, sondern ein solches auch zu bekommen, da man von Deutschland aus natürlich schlecht Wohnungsbesichtigungen durchführen kann. Und selbst wenn man dann die Zusage hat wird es schwierig ohne britisches Konto eine Wohnung zu mieten. Die Agentur bei der ich war „Grant Property“ wollte nicht nur ein Mietzeugnis meines letzten Vermieters, und das auch noch auf Englisch, sondern auch einen Guarantor innerhalb der UK. Da ich zu dem Zeitpunkt niemanden innerhalb der UK kannte, musste ich stattdessen eine deutlich höhere Kaution hinterlegen. Außerdem wurden sämtliche Vorgänge online abgewickelt. Die fälligen Beträge werden alle per direct debit vom Konto des zukünftigen Mieters eingezogen. Das geht natürlich nur mit einem britischen Konto, oder aber einer Kreditkarte. Wenn man im Ausland studiert, kann man neben dem Mobilitätszuschuss auch noch Auslandsbafög beantragen. Das wird anders berechnet als das normale Bafög und es lohnt sich somit auch für Sudenten, die normalerweise keinen Bafög Anspruch haben sich da mal genauer zu erkundigen. In Großbritannien muss man sich als EU Bürger nicht bei der Polizei registrieren lassen. Man sollte sich aber bei der City Council als Student anmelden, da man ansonsten council tax zahlen muss. Ein Bankkonto ist leicht zu bekommen. Man muss lediglich an der Uni ein Formular ausfüllen und unterschreiben lassen und kann dann sofort bei der Bank seiner Wahl ein Konto eröffnen. Nachdem ich auch diese Hürde genommen hatte konnte das Abenteuer „Auslandssemester in Schottland“ endlich losgehen. Vor Antritt muss man bei der University of Glasgow online einige Informationen zur International Orientation Week ausfüllen. Es werden, neben generellen Informationsveranstaltungen und speziellen Veranstaltungen für ERASMUS Studenten, auch Stadtführungen zu Fuß und mit dem Bus, sowie einige Tagesausflüge wie zum Beispiel nach Edinburgh oder Dundee angeboten. Auch ein Caileigh, eine typisch schottische Tanzveranstaltung steht immer mit auf dem Programm. Ich habe schon am ersten Tag der Orientierungswoche schnell Anschluss gefunden und die gut strukturierte Einführungswoche war mir eine große Hilfe. Als weitere Unterstützung, auch nach der Orientierungswoche, gibt es die ISoc „Glasgow International Society“. Diese bietet nicht nur wöchentliche Pub nights, sondern auch zahlreiche Day-Trips und Weekend-Trips. Meine Freunde und ich waren mit der ISoc auf der Isle of Skye, der Isle of Arran und einem Highland Trip. Abbildung zwei zeigt meine Freunde und mich während unseres Highland Trips im Oktober 2012. Unsere Gruppe bestand zumeist aus 14 Leuten aus 8 verschiedenen Ländern (Deutschland, Kanada, Norwegen, Schweden, USA, GB, Brasilien, Türkei). Ich habe während meines Aufenthaltes in Schottland Menschen aus aller Welt kennen gelernt und sehr viele neue Freundschaften geschlossen. 2 Die University of Glasgow liegt etwas außerhalb des Stadtkerns im Stadtteil „Hillhead“ und ist mit Bus und Bahn sehr gut zu erreichen. Die nächste Haltestelle der Galsgow Subway, eine der ältesten U-Bahnen Europas, ist lediglich fünf Gehminuten vom Campus entfernt. Der Campus ist in einen etwas neueren Teil und den alten Teil mit dem wunderschönen, fast Ehrfurcht einflößendem Hauptgebäude (Abb.1) gegliedert. Auch wenn der Campus auf den ersten Blick etwas unübersichtlich zu sein scheint, lernt man relativ schnell sich dort zurecht zu finden. Eine richtige Mensa so wie man es von der Uni Bremen kennt gibt es hier nicht. Ersetzt wird dies durch viele kleinere food courts. Diese findet man sowohl in den Abb. 2: Highland Trip im Oktober 2012. Im Hintergrund ist eine der so verschiedenen Gebäuden, als genannten drei Schwestern von Glencoe zu sehen. auch in den beiden Studentenverbindungen QMU (Queen Margaret Union) und GU (Glasgow Union) findet. Am häufigsten habe ich das Fraser Building, das gleichzeitig als Verwaltungsgebäude dient und in welchem sich auch eine Arztpraxis, eine Apotheke, sowie ein Buchladen befinden. Zu Beginn seines Aufenthaltes sollte man sich unbedingt beim nächsten GP (general practitioner) registrieren lassen. Das kann nie schaden und im Notfall erleichtert dies den Artzbesuch ungemein. In Großbritannien werden alle Arztkosten von der NHS übernommen. Die Bibliothek ist elf Stockwerke hoch und somit kaum zu übersehen. Es gibt in Glasgow, anders als an der Uni Bremen keinen separaten Bibliotheksausweis. Alles unirelevante funktioniert mithilfe der Student Card. Die Bibliothek verfügt über ein Cafe, Gruppenarbeitsräume und eine große Anzahl PC-Arbeitsplätze. Neben Büchern finden sich hier auch CDs, DVDs und sogar E-Pianos, die vor Ort mithilfe von Kopfhörern gespielt werden können. Gegen einen Unkostenbeitrag von 40 Pfund pro Jahr kann man im campuseigenen Sportstudio Mitglied werden. Neben den gängigen Fitnessgeräten finden sich hier auch ein Schwimmbad, sowie eine Sauna. Zusätzlich lässt ein breitgefächertes Kursangebot wirklich keine Wünsche offen. Von Reiten über Yoga und Golf ist wirklich alles dabei. Auf dem Campus der Uni Glasgow befinden sich vier Museen: Das Hunterian Museum, das Anatomy Museum, das Zoology Museum, sowie die Hunterian Art Gallery inklusive dem Macintosh House. Der Unialltag war nach meinem Dafürhalten gut durchgeplant. Ich hatte verschiedene Blockkurse und Blockpraktika. Sämtliche Informationen wurden zumeist im Voraus auf der Moodle Seite meines Kurses zur Verfügung gestellt. Der jeweilige Wochenplan stand auf „MyCampus“ bereit. Ich hatte mich für den ganzjährigen Kurs Biochemistry 3 entschieden und rechnete eigentlich fest mit einigen sprachlichen Problemen. Diese blieben zum Glück weitgehend aus…zumindest in Bezug auf die Vorlesungen. Das schottische Englisch und hier vor allem das in Glasgow gesprochene „Glaswegian“ unterschieden sich doch signifikant von dem britischen oder amerikanischen English das ich bis dahin gewohnt war. Mit meinen 3 Kommilitonen gab es somit zunächst ein paar kleinere Kommunikationsprobleme, welche sich aber zum Glück schnell erledigt hatten. Das Beruhigende war hier, dass auch meine anderen Freunde und darunter vor allem auch die Muttersprachler aus den USA und Kanada die gleichen Erfahrungen machten. Die an der Uni Glasgow erbrachten Studienleistungen werden von der Universität Bremen zu 100% anerkannt. Leider hatte bzw. habe ich ganz andere Probleme mit dem ERASMUS Programm. Da ich während der Prüfungsphase an einer schweren Nierenentzündung litt, konnte ich zwei der Klausuren leider nicht mitschreiben und muss dies nun im August nachholen. Somit kann ich zum Abgabefrist aller Unterlagen am 31.7.2013 kein endgültiges Transkript vorlegen. Auch hatte ich in Glasgow Probleme mir mein Certificate of ERASMUS period unterschreiben zu Abb.3: Glasgow City Centre (links) und West End (rechts). lassen, da man mir zunächst sage, dass dies erst sieben Tage vor meiner endgültigen Abreise möglich sei. Ich habe es nun zwar geschafft mir ein solches ausstellen zu lassen, jedoch leider wohl zu spät. Generell muss ich sagen, dass mir dieses Auslandssemester sehr viel gegeben hat. Der Mensch wächst an seinen Aufgaben und ich denke, dass ich während meiner Zeit in Glasgow sehr viel dazu gelernt habe. 4