Die Bäckereien in der Gemeinde Jonschwil
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Die Bäckereien in der Gemeinde Jonschwil
Die Bäckereien in der Gemeinde Jonschwil Bericht erstellt von Paul Gämperli, Dorfchronist, 9243 Jonschwil Vorbemerkung: Im Jahre 1905 bestanden in der politischen Gemeinde Jonschwil 7 Bäckereien und im Jahre 2005 bei dieser Berichterstattung besteht nur noch eine einzige, die Bäckerei Spitzli in Jonschwil mit Filiale (Verkaufsladen) in Schwarzenbach. Folgende 7 Bäckereien belieferten die damaligen 1200 Einwohner der politischen Gemeinde Jonschwil mit Brot. Jonschwil: Bäckerei Forster, an der Lütisburgerstrasse, in Jonschwil Bäckerei Artho, in der Mühle, in Jonschwil Bäckerei Bruggmann, zur Krone, in Jonschwil Bäckerei Züblin, zum Kreuz, in Jonschwil Bäckerei Sprenger, gerade eröffnet, zum Hirschen, in Jonschwil Schwarzenbach: Bäckerei Meienhofer, zum Löwen, in Schwarzenbach Oberrindal Bäckerei Rimensberger, in Oberrindal Bei einer damaligen Einwohnerzahl von 1200 bestanden im Jahre 1905 7 Bäckereien und bei einer Einwohnerzahl von 3200 im Jahre 2005 ist es nur noch eine. Ich bin nun etwas den Fragen nachgegangen, wo befanden sich örtlich die Bäckereien, welche Eigentümer sind festzustellen, wann sind sie eingegangen etc. (Auch Kommentare fehlen wie üblich nicht.) Dazu diente mir einerseits das Lagerbuch der politischen Gemeinde Jonschwil, welches seit 1875 besteht und in dem ab diesem Jahr sämtliche Gebäude der Gemeinde aufgelistet wurden, dann die freiwilligen Eintragungen vor dem Obligatorium im Jahre 1875 (1863 freiwillige Aufführung durch die Gemeinde Jonschwil) und andererseits betr. der Personenbeschreibungen, die vorhandenen Nekrologe. Selbstverständlich ist die Vollständigkeit der Daten absolut nicht gewährleistet, doch ev. kommen doch einige interessante Aspekte zum Vorschein und Vergleiche von damals mit heute sind unter der Leserschaft stets gefragt, wie ich in meiner Tätigkeit als Chronist seit 9 Jahren immer wieder feststellen darf. Wann die gewerblichen Bäckereien in der Gemeinde Jonschwil ihren Anfang nahmen, ist nicht bekannt. Doch ist es sicher, dass das Bäckereigewerbe, wie die Käserei oder Metzgerei, oder die Küferei und Schuhmacherei zu den ältesten Betrieben zählen und ihr Ursprung schon weit zurück liegt. Meine Beschreibungen mit Ausschweifungen zu den einzelnen Bäckereien erfolgt nach den festgestellten Daten aus dem Lagerbuch der Gemeinde. Interessant ist dabei, dass in allen 3 Dörfern Jonschwil, Schwarzenbach wie Oberrindal vor 1863 schon je eine Bäckerei bestanden hat. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass zu jener Zeit, die Versorgung der Bevölkerung ausschliesslich durch das G:\ga\Chronikstube\Diverses\Baeckereien.doc Seite 2 Gewerbe im gleichen Dorfe geschah. Bevor z. B. die Eisenbahn 1855 errichtet wurde, waren die Menschen absolut nicht mobil. Vor 1863 Bäckerei Löwen in Schwarzenbach Die Liegenschaft ehemaliges Restaurant und Bäckerei Löwen ist in den letzten Jahren des öftern betreffend seiner Schutzwürdigkeit (Art. 5 der Schutzverordnung der politischen Gemeinde Jonschwil) im Rampenlicht heftiger Diskussionen gelegen. Das Pro und Contra ist mehrmals in den Zeitungen dargelegt worden. Als Chronist hatte ich im Kurzgutachten von Heinz Pantli, Institut für Bauforschung, Inventarisation und Dokumentation in Winterthur (über 30 Seiten) auch meine gefundenen Daten über diese Liegenschaft Löwen abzugeben. Die erstellte Besitzer- und Nutzungsgeschichte lege ich der Einfachheit halber bei. (Beilage: Schwarzenbach, Wilerstr. 55, Seite 7 und 8). Vor 1863 Bäckerei zum Kreuz in Jonschwil Die Eigentümer: 1863: J. B. Heuberger 1886: Alois Rütsche 1897: Johann Georg Züblin 1909: Johann Lehner 1920: Josef Hug 1922: Konrad Widmer 1928: Alfred Widmer dann über Sohn Franz Widmer, zu Beat Bollhalder und Ende der 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts ging die Bäckerei ein. Vor der Gründung des Kantons St. Gallen im Jahre 1803 sind im Staatsarchiv des Kantons St. Gallens bei der politischen Gemeinde Jonschwil 4 Wirtschaften aufgeführt. Zum Rössli in Jonschwil (abgebrochen 1963), dem Rössli in Schwarzenbach, welches noch besteht, wie dem Rössli in Oberrindal, welches auch noch besteht, ist das Restaurant Kreuz erwähnt. Der erst-erwähnte Bäcker J. B. Heuberger, Jonschwil gehört einem alten Jonschwiler-Bürgergeschlecht an. Erste Erwähnung ist das Jahr 1407. Rütsche Alois, Jonschwil, welcher von 1886-1897 Eigentümer des Kreuzes war, betätigte sich auch als Liegenschaftshändler und Holzhändler (Beilage: Eine Rechnung an die Schulgemeinde Jonschwil aus dem Jahre 1894) Dass der Holzpreis im Jahre 2005 ganz im Keller ist, beweist doch die Tatsache, dass jetzt 12 Ster Holz (4 Klafter) nach Erkundigungen des Chronisten ca. Fr. 500.— kosten und vor 100 Jahren die gleiche Lieferung schon Fr. 85.—kostete. So ist es verständlich, dass die Waldeigentümer im Moment ganz und gar nicht zu beneiden sind. Vergleich: Damals war der Jahreslohn eines Arbeiters Fr. 1'000.--. Beim Holz somit um 6 mal höher, beim Lohn um 50 mal höher als 1894. Aus einem Konkurs des Franz Anton Bernet sel. erwirbt Alois Rütsche im Jahre 1893 zusätzlich zum Kreuz das Besitztum Schloss Feldegg beim Dorf Jonschwil, nämlich: - Das Schloss Feldegg mit zwei Wohnungen assek. Fr. 4'000.— - Eine freistehende Scheune mit gewölbtem Keller, assek. Fr. 800.— - 10 aren Hofstatt und Platz Alles zusammen für Fr. 2'650.--. G:\ga\Chronikstube\Diverses\Baeckereien.doc Seite 3 Vor 1863 Bäckerei in Oberrindal Die Eigentümer: 1863: Sebastian Wild 1876: Johannes Brunner 1877: Johann Josef Edelmann 1880: Jakob Wenk 1893: Heinrich Marthaler 1897: Emil Brunner 1898: Albert Rimensberger 1924: Alois Hug Alois Hug war wohl der letzte Bäcker in Oberrindal. Die Bäckerei ist dann Ende der 50-er Jahre eingegangen. Aus dem Lebenslauf über Frau Paulina Hug-Kaiser, 1886-1965 in Oberrindal, sind betr. Bäckerei folgende Notizen vorhanden: „Am 3. Mai 1913 heiratete sie den jungen Bäcker Alois Hug, Das Ehepaar nahm seinen Wohnsitz am Fusse des Nollens. Im Jahre 1924 siedelte sie mit ihrer Familie in die Pfarrei Jonschwil nach Oberrindal. Die kleine, abgelegene Bäckerei erforderte den vollen Einsatz der Frau. Der Verdienst war äusserst gering. 6 Kinder waren zu ernähren. Im Jahre 1959 gaben sie ihr kleines Geschäft auf.“ 1873 Bäckerei Forster, an der Lütisburgerstrasse, Jonschwil Die Eigentümer: 1873: Kauf des Hauses durch Huldreich Forster, von Andwil TG. Einrichtung einer Bäckerei 1900: Huldreich Forster jun. 1916: Die Bäckerei geht ein. Über die Eigentümer Weibel-Storchenegger und alsdann Hegelbach wird dieses Haus im Zuge der Kiesausbeutung und der Verbreiterung der Lütisburgerstrasse anfangs der 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts abgebrochen. Diese Liegenschaft ehemals an der Lütisburgerstrasse in Jonschwil hat geschichtlich wie personell eine sehr interessante Vergangenheit. Aus der Sicht des Chronisten handelte es sich bei dieser Liegenschaft um das schönste Toggenburgerhaus in der Gemeinde Jonschwil (Eine Fotokopie liegt bei). Der 2. Gemeinderatsschreiber von Jonschwil hiess Johannes Stadler, geb. 1801 und gestorben 1862. Von 1830 bis 1862 war er Gemeinderatsschreiber in Jonschwil (nähere Beschreibung in der ChronikStube unter „Die Gemeinderatsschreiber im 19. Jahrhun-dert.“) Gemeinderatsschreiber Stadler wohnte in diesem Haus und somit war da auch die Gemeindekanzlei. Anscheinend florierte die Bäckerei Forster nie. Am 6. April 1891 stellte H. Forster das Gesuch an den Gemeinderat um Erlass der Gemeindesteuer, da die Bäckerei wegen der grossen Konkurrenz nur noch einen kleinen Verdienst abwerfe. „Beschluss des Gemeinderates: Der Gemeindrat findet das Gesuch berechtigt und entspricht demselben.“ Etwas ganz Besonderes war es damals für das katholische Dorf Jonschwil, dass mit Huldreich ForsterHardegger und dessen Kinder eine protestantische Familie in Jonschwil Wohnsitz nahm. Die Ehefrau Elisabeth Hardegger war katholischen Glaubens. Es war dann für den Ortspfarrer Bischofberger eine G:\ga\Chronikstube\Diverses\Baeckereien.doc Seite 4 Freude, als im Jahre 1882 die mütterlichen Bemühungen belohnt wurden, dass ihre Kinder am 24. April 1882 in den Schoss der Katholischen Kirche aufgenommen wurden. Aus einem Nekrolog: „Traugott war damals 9 Jahre alt. Der geweckte Knabe fühlte sich im Religionsunterricht des Hochw. Ortspfarrers Karl Bischofberger besonders angezogen durch das helle Licht des Glaubens und der Gnade Gottes. Seine Studienjahre erlebte er in Schwyz und Stans, später das Theologie-Studium in Innsbruck und Luzern.“ Im Jahre 1901 feierte er in Jonschwil die Primiz. (Im gleichen Jahre war noch eine weitere Primiz aus der Pfarrei Jonschwil: Jakob Germann, 1875-1946, vom Hirschen in Schwarzenbach feierte ebenfalls die Primiz in der Pfarrkirche Jonschwil. Diese Primizfeiern in Jonschwil gehören längst der Vergangenheit an. Waren es 1901 noch deren 2, so war dann im Jahre 1971 die letzte von Josef Buchmann aus Schwarzenbach, im Jahre 2005: Pfarrer in Schänis). Traugott Forster war dann Pfarrer in Lommis, Villmergen und Dietwil. Er starb im Jahre 1953 und ist auf dem Friedhof in Jonschwil beerdigt (Priestergrab neben dem Kirchturm). Als Vater Huldreich Forster im Jahre 1900 starb, wurde die Bäckerei durch dessen Sohn Huldreich weitergeführt. Im Jahre 1916 ging dann die Bäckerei zufolge Konkurs ein. 1880 Bäckerei zur Krone in Jonschwil Die Eigentümer: 1880: Jakob Anton Bruggmann, 1848-1921, von Oberrindal, Gemeinde Lütisburg erwirbt das Restaurant Krone und errichtet zum Restaurant eine Bäckerei 1912: Jakob Robert Bruggmann übernimmt die Krone von seinem Vater 1919: Johann Bruggmann, der jüngste Bruder von Jakob Robert kauft die Krone 1950: Paul Bruggmann, der ältere Sohn von Johann übernimmt die Krone 1962: Die Krone brennt nieder und wird wieder aufgebaut. 1981: Bruggmanns verkaufen die Krone; die Bäckerei geht ein. 1995: Emil Bucher ist Eigentümer der Krone (nur noch Restaurant und eine Wohnung). Das kinderlose Ehepaar Josef Anton Storchenegger-Truniger, führte die Wirtschaft zur Krone ab 1842 bis 1880. Josef Anton Storchenegger war damals auch Kirchenverwal-tungsratspräsident. Durch Bürgschaften, eingegangen dank seiner Gutmütigkeit, verlor er sein ganzes Vermögen und starb in Armut im Jahre 1869. Eine Reminiszenz, was die Krone und Johann Bruggmann betrifft, sei zu Papier gebracht. Es war während der Kriegsjahre 1939-1945. Die Nahrungsmittel waren knapp. Im Herbst war es dann üblich, dass die Schüler vor dem Schulbeginn einen Apfel zu Bäckermeister Bruggmann in die Krone bringen konnten, welcher dann daraus einen Apfelweggen herstellte. Denselben konnten dann die Schüler in der Pause gegen eine Backgebühr von 5 Rappen abholen. Dies war jeweils ein grosses Fest. Doch woher hatten die Bettenauer-Buben, und dazu gehörte auch der Chronist, die Aepfel??? Auf dem Hinweg von Bettenau über das Feldkreuz kamen die Schüler an der Liegenschaft von Aug WeibelScheiwiler vorbei. Der hatte solch schöne ertragreiche Apfelbäume. Schnell unter dem Lattenhag hindruch und schon hatten die Schüler sich einen prächtigen Apfel geschnappt und zugegeben, wenn keiner am Boden lag, was machten die Bettenauer wohl? Auf alle Fällle, so glaubt der Chronist, hat Weibel dies den Bettenauer-Buben längst verziehen. Eine Gegenleistung hatten dann die Bettenauer-Kinder doch noch zu erbringen. Immer wenn das Zeugnis in der Schule ausgeteilt wurde, stand Aug. Weibel vor seiner Scheune und die Bettenauer mussten ihm Einsicht in die Zeugnisse gewähren. In einem Fall soll sich ein Schüler so geäussert haben (2. Klässler): Bei mir steht noch etwas, ich kann es zwar nicht lesen. Es hiess: steigt bedingt. Als Geschenk für die Einsichtnahme erhielten dann die Schüler ganz legal von Weibel einen Apfel. Der mundete dann doch nicht mehr so, wie die jeweils gestohlenen. Dies ist auch klar, die frischen Äpfel G:\ga\Chronikstube\Diverses\Baeckereien.doc Seite 5 wurden im September behändigt und die dann ausgeteilten im März-- diese waren dann schon ganz „schrumpfelig“. 1891 Bäckerei zur Mühle in Jonschwil, ab 1943 Verlegung der Bäckerei ins Unterdorf von Albert Spitzli-Thaler, Jonschwil. Die Eigentümer: 1891: Harder Ludwig, kauft von Hungerbühler die Mühle und errichtet da eine Bäckerei. (Dadurch wurde die Konkurrenz im Dorf mit Krone, Kreuz, und Mühle für Forster zuviel und deshalb das Gesuch um Steuererlass und wie es ausging, siehe bei Bäckerei Forster) 1896: Engelbert Artho erwirbt von Harder die Mühle mit Bäckerei 1943: Engelbert Artho lässt seinen Bäckereibetrieb gegen eine Entschädigung von Fr. 2500.— eingehen. 1943: Die Bäckerei verlegt ihren Standort: Bäckermeister wird Albert Spitzli-Thaler. 1983: Guido Spitzli erwirbt von seinem Vater die Bäckerei. Es wird ein Neubau und in Schwarzenbach eine Filiale erstellt. Wörtlich aus dem Jahrbuch der Gemeinde Jonschwil von 1993 zum 50-jährigen Jubiläum der Bäckerei Spitzli: „Der Grossvater des heutigen Besitzers (es ist Guido Spitzli-Näf) hatte im Haus an der Unterdorfstrasse eine Stickerei. Da in der Mühle aus baulichen Gründen keine Bäckerei mehr betrieben werden durfte, wurden die Lokalitäten in einen Bäckereibetrieb umgewandelt und im November 1943 eröffnet.“ Weitere Details sind aus dem Jahrbuch der Gemeinde von 1993 zu entnehmen. Erhältlich beim ThurVerlag Jonschwil. Diese Bäckerei war einst in einem besonders geschichtsträchtigen Haus eingebaut worden, denn die Mühle ist seit 1643 in Jonschwil nachzuweisen. Dass sie dann im Jahre 1943 in ein wiederum geschichtsträchtiges Haus einzog, ist erwähnenswert, denn in diesem Doppelhause wohnte der berühmte Gemeindammann Cornelius Bösch 1811-1900.(Bekannt in Hch. Federers Bücher: als der Kaiser.) 1905 Bäckerei zum Hirschen an der Bachstrasse in Jonschwil Die Eigentümer: 1905: Paul Sprenger-Weibel, Bäckermeister, baut die Wirtschaft mit Bäckerei zum Hirschen. 1947: Sohn Paul, der ledigen Standes blieb, übernimmt vom Vater die Bäckerei. 1962: Paul Sprenger stirbt erst 48 Jahre alt. Die Bäckerei geht ein. Zur Person von Paul Sprenger-Weibel, Hirschen Jonschwil: Paul Sprenger, Bäckermeister, wurde im Jahre 1873 in Gossau geboren. Nach der Primar- und Realschule in Gossau erlernte er den Beruf als Bäcker. Nach der Lehre griff er zum Wanderstab und weilte in der Westschweiz und 2 Jahre in Frankreich und dann nochmals 5 Jahre in Gossau. Im Jahre 1902 schloss er den Ehebund mit Berta Weibel von und in Jonschwil. Er liess die Wirtschaft und Bäckerei zum Hirschen bauen. Im Jahre 2005 lebt noch die jüngste Tochter Hedwig, 93-jährig, im Pflegeheim Bütschwil. Jonschwil, 1. Februar 2005 Paul Gämperli G:\ga\Chronikstube\Diverses\Baeckereien.doc