International Heliophysical Year
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International Heliophysical Year
DVR: 0875538 Nr.1/2007; ISSN: 1992-9889 Unabhängiges Magazin der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen und des Akademischen Forums für Außenpolitik 1 | 2007 3 EURO International Heliophysical Year GLOBAL VIEW is grateful for the support of: Liebe Leserin! Lieber Leser! D as GLOBAL VIEW wird 10 Jahre alt. Als 1997 der US Midterm Elections im November 2006. Vom die erste Ausgabe vor dem damaligen Chefre- neuen Botschafter wird nun eine größere Kooperati- dakteur gelegen ist, hat er sich wahrscheinlich nicht onsbereitschaft der USA bei den VN erwartet. gedacht, dass eine Dekade später eine große Party zu Ehren des Magazins gefeiert wird. Seither ist viel Das World Economic Forum hielt in Davos seine passiert. Das Magazin wurde professioneller und jährliche Hauptversammlung ab. Dieses Jahr ohne zwar in jeder Hinsicht. Damit die Feierlichkeiten auch nennenswerter berühmter Beteiligung, nicht wie in ihren tieferen Sinn bekommen, wurden sie für den den letzten Jahr mit Angelina Jolie und anderen. In Vorabend des Weltpressefreiheitstages organisiert. einem kalten Davos sollten Maßnahmen gegen den Dieser gedenkt heuer am 3. Mai den vielen ermor- Klimawandel festgeschrieben werden. Angela Mer- derten Journalisten. kel eröffnete wie schon im letzten Jahr die Konferenz, diesmal auch als EU Ratsvorsitzende. Aber nicht nur das GLOBAL VIEW feiert heuer. Die UNO begeht das International Heliophysical Year Die EU eröffnete in einem feierlichen Akt die EU (IHY), also einfach ausgedrückt das Jahr der Sonne. Grundrechteagentur, die die Beobachtungsstelle von Vor 50 Jahren wurde das Internationale Geophysika- Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ersetzen soll. lische Jahre gefeiert. An Aktivitäten und Erfolge von In Frankreich geht der Wahlkampf indessen in die damals sollen im IHY angeknüpft werden. heiße Phase und die Kandidaten haben das Internet für ihre Zwecke entdeckt. Bei den Vereinten Nationen in New York zog mitt- Titelblatt der 1. GLOBAL VIEW Ausgabe 1997 lerweile ein neuer US Botschafter ein. Der gemäßig- Irene B. Stöckl, MA te Khalizad ersetzt den zurückgetretenen Botschaf- Chefredakteurin ter John Bolton. Der Wechsel war eine direkte Folge Impressum Herausgeber: Österreichische Liga für die Vereinten Nationen und Akademisches Forum für Außenpolitik Eigentümer und Verleger: Akademisches Forum für Außenpolitik - Österreich, Hochschulliga für die Vereinten Nationen (AFA) Büro: A - 1010 Wien, Johannesgasse 2/2/32 | Tel./Fax: +43 /1/ 512 85 21 | http://www.globalview.at | [email protected] Chefredakteurin: Irene B. Stöckl, MA Mag. (FH) Klaudia Feurle; Josef C. Ladenhauf; Mag. Cäcilia S. Smekal Illustration: Josef C. Ladenhauf Layout: Irene B. Stöckl, MA Nicht gekennzeichnete Bilder: Redaktion oder Autor; Titelbild: International Heliophysical Year, http://www.ihy2007.org Druck: Friedrich VDV Linz Offenlegung der Blattlinie gem. § 25 Abs. 4 Mediengesetz Herausgeber: Österreichische Liga für die Vereinten Nationen und Akademisches Forum für Außenpolitik Eigentümer und Verleger Akademisches Forum für Außenpolitik, Hochschulliga für die Vereinten Nationen (AFA) Sitz: Johannesgasse 2/2/32, A-1010 Wien Unternehmer: unabhängiger, eingetragener Verein (ZVR: 330335717)/ Vorstand vertreten durch Michael F. Pfeifer (Präsident) Das GLOBAL VIEW ist das unabhängige und überparteiliche Magazin der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen und des Akademischen Forums für Außenpolitik und versteht sich als Informations- und Diskussionsplattform zu außen- und weltpolitischen Themen. Der Inhalt stellt die Meinung der jeweiligen Autoren dar. Auch wenn im Text aus Gründen der besseren Lesbarkeit weibliche Formen nicht explizit ausgeschrieben werden, beziehen sich alle personenbezogenen Formulierungen auf weibliche, wie männliche Personen. GLOBAL VIEW 1/2007 Autoren GLOBAL VIEW 1/2007 ÂSA GUNVÈN, MA (Hon.) studierte Politikwissenschaften und Wirtschaft an der Edinburgh Universität. Zur Zeit ist sie Vizepräsidentin der Jungen Europäischen Föderalisten (JEF). THOMAS OBERSTEINER studiert Rechtswissenschaften an der Universität Wien und Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und schreibt zur Zeit fürs GLOBAL VIEW. HADMAR HÖLZL studierte Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien und schreibt zur Zeit an seiner Diplomarbeit im Fachbereich Internationale Politik. Er war freier Mitarbeiter der OÖ Rundschau und des ORF und ist derzeit u.a. als freier Journalist tätig. Prof. Dr. HELMUT O. RUCKER ist Österreichischer Repräsentant des International Heliophysical Years 2007. Er ist Abteilungsleiter der Abteilung für Physik des erdnahen Raums des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW. Außerdem ist er wissenschaftlicher Co-Investigator an den NASA Cassini/ RPWS und STEREO/WAVES Experimenten. Mag. HUBERT KICKINGER studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Vrije Universiteit Amsterdam. Seine Begeisterung gilt neben dem Schreiben der Musik und der Fotografie. Hubert Kickinger lebt und arbeitet in Wien. CHRISTIAN SCHUSTERSCHITZ studierte Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. Von 2001 bis 2003 leitete er als Vorstandsvorsitzender das AFA Innsbruck. Zur Zeit schreibt er fürs GLOBAL VIEW. ERIC LIND studied philosophy and religious studies at Arizona State University before working for an NGO in South Africa. As a Fulbright Scholar at the Division for Freedom of Expression, Democracy and Peace at UNESCO, he currently works on World Press Freedom Day and other projects relating to freedom of expression. JOHANNA WEBERHOFER, MA hat an der Universität von St. Andrews Internationale Beziehungen und Arabisch studiert. Sie hat Erfahrungen an den UN-Standorten New York, Genf sowie Wien gesammelt und arbeitet derzeit als Volontärin an der Ständigen Vertretung Österreichs bei der UNO in Wien. 2006 war sie Co-Chair der Economic Commission for Africa bei der VIMUN 2006. Mag. FABIO MAURER studierte Jus in Paris und Wien. Während seines Studiums hatte er Gelegenheit an Österreichischen Vertretungen und internationalen Organisationen in Los Angeles, New York, Paris und Warschau zu arbeiten. Im Sommer 2006 machte er ein Praktikum an der UNODC in Wien. Momentan absolviert er sein Gerichtsjahr, studiert Slawistik und schreibt an einer Dissertation. Dr. AXEL WÜSTENHAGEN war von 1972-2003 in der Öffentlichkeitsarbeit der UNO. Er leitete die UNO Informationsdienste in Athen, Wien und Bonn und fungiert seit 1997 als Medienkoordinator der jährlichen Weltklimakonferenzen. Von 19671972 war er Generalsekretär der Österr. Liga für die Vereinten Nationen, deren Vorstander seit 1962 angehört. Inhalt 06 Mitte Februar 2007 fand in der Wiener UNO City die Auftaktveranstaltung zum International Heliophysical Year 2007 statt. Artikel S.12 Dr. Axel Wüstenhagen UN Ticker 10 Irene B. Stöckl, MA Der globale Blick 12 Prof. Helmut O. Rucker From Earth to Sun 16 Eric Lind World Press Freedom Day 20 Fabio Maurer 50 Years IAEA 22 Johanna Weberhofer, MA Saving the Might at the UN 24 Irene B. Stöckl, MA Power to the People 28 Feurle u. Obersteiner World Economic Forum Davos 32 Hubert Kickinger Arbeiter ohne Rechte 34 MMag. Stephan Koppányi Enemies Become Friends 36 Tim Trangkathumkul Dos&Donts - Thailand 38 Mag. Cäcilia S. Smekal Abtreibung, der ewige Zyklus 39 Josef C. Ladenhauf Cartoon 40 Die EU Grundrechteagentur soll die EU Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdfeindlichkeit ersetzen. Article p.40 Europa 40 Hadmar Hölzl EU Grundrechteagentur 42 Âsa Gunvén Belarus' Big Brother 44 Julie A. Demel Je blogue donc je suis 46 Matthias C. Kettemann Interview mit Botschafter Petritsch 48 Hadmar Hölzl To the Point: 50 Jahre Römische Verträge 50 Österreich 50 Irene B. Stöckl, MA Raising Awareness 52 Irene B. Stöckl, MA Promi-Politik auf dem Prüfstand 54 Kultur/Gesellschaft 54 Christian Schusterschitz Rund um die Welt 56 Kouji Oshiro Kochi Big in Peru 58 Wiener HAK Schülerinnen bilden in ihrer Schule in einem einjährigen Projekt Bewußtsein über das Thema Fairtrade. Article p.50 UNO/International 06 AFA 58 Michael F. Pfeifer UNO Üben 60 Barbara Mazelle AFA supports Newcomers 61 Thomas Tödtling Übung macht den Meister 63 Irene B. Stöckl, MA People GLOBAL VIEW 1/2007 UN TICKER Jänner - März 2007 von Dr. Axel Wüstenhagen Abrüstung Ban Ki-moon setzt Schwerpunkte Am 13. Februar begrüßte Ban die bei den Am 8. Jänner bezeichnete UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor dem Sicherheitsrat die Beile- Sechsparteiengesprächen in Beijing erzielte gung der Darfurkrise als seine höchste Priorität. Neue Dynamik sei für die Suche nach Frie- Einigung als ersten wichtigen Schritt zu einer den und Stabilität im Nahen Osten erforderlich, sagte Ban und regte eine diesbezügliche Ini- atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel. tiative des Nahost-Quartetts an. Afghanistan, Kosovo, Terrorismus, HIV/Aids und die extreme An den Gesprächen nahmen die Demokrati- Armut stehen ebenfalls auf der Dringlichkeitsliste des UN-Generalsekretärs, der auch auf die sche Volksrepublik Korea, China, Japan, die besonderen Herausforderungen der Fälle Iran und Nordkorea verwies. Weiters müsse für die Republik Korea, Russland und die Vereinig- nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung, die Konfliktvorbeugung und Friedenssicherung ten Staaten teil. Mehr als 4 Jahre nach der mehr getan werden. Ausweisung der UN-Inspektoren und dem Rückzug Nordkoreas aus dem Atomsperrver- Kosovo trag hat die Demokratische Volksrepublik Der albanischen Mehrheit in der serbischen Provinz soll das Selbstregierungsrecht zugespro- jetzt IAEO-Generaldirektor Mohamed ElBara- chen werden, einschließlich des Rechtes zum Abschluss internationaler Abkommen und zur dei zu einem Besuch im März eingeladen. Mitgliedschaft in Internationalen Organisationen. Eine internationale Zivil- und Militärpräsenz soll zu Frieden und Stabilität beitragen. Das sieht ein UNO-Plan vor, der am 2. Februar veröf- Frauenfragen fentlicht wurde. Die der serbischen und der albanisch-kosovarischen Seite vom Sonderbeauf- Der Sicherheitsrat hat am 7. März neuerlich tragten für den künftigen Status des Kosovo, Martti Ahtisaari, vorgelegte Zusammenfassung die entscheidende Rolle der Frauen bei der des Planes spricht allerdings nicht ausdrücklich von einer Unabhängigkeit der Provinz, die von Vorbeugung und Beilegung von Konflikten der UNO verwaltet wird, seit westliche Militärkräfte 1999 die jugoslawischen Truppen nach sowie bei der Friedenskonsolidierung bekräf- ethnischen Gräueltaten aus dem Gebiet vertrieben hatten. Serbien hat sich stets gegen eine tigt und die Mitgliedstaaten und den Gene- Unabhängigkeit der Provinz ausgesprochen, die zu 90% eine ethnisch albanische Bevölkerung ralsekretär aufgefordert, die verstärkte Ein- aufweist. Nach dem Vorschlag Ahtisaaris soll ein Sonderbeauftragter der EU die höchste In- bindung der Frauen in die diesbezüglichen stanz für alle zivilrechtlichen Fragen bilden, während eine Europäische Mission für Sicherheit Entscheidungsprozesse zu unterstützen. In und Verteidigungspolitik alle Bereiche der Rechtstaatlichkeit überwachen und zum Aufbau ei- einer Erklärung des Ratspräsidenten wird die ner effizienten, fairen und repräsentativen Polizei, Justiz und Strafgerichtsbarkeit beitragen Bedeutung der gleichberechtigten Teilnahme soll. Schließlich soll eine internationale Militärpräsenz unter der Führung der NATO für ein si- der Frauen und ihre volle Einbindung in alle cheres Umfeld und die Konsolidierung der kosovarischen Institutionen sorgen. Nach weite- Bemühungen zur Aufrechterhaltung und För- ren Verhandlungen in Wien sagte Ahtisaari am 12. März, dass weder die albanische noch die derung von Frieden und Sicherheit betont. serbische Seite Bereitschaft zu einer Lösung über den künftigen Status gezeigt hätten. Klimawandel Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen sowie auf Gletschern und Polarkappen zeigen, dass sich die Welt aufgrund von Aktivitäten des Menschen erwärmt. Diese Feststellung traf der Zwischenstaatliche Beirat der UNO für Klimawandel (IPCC) in seinem am 2. Februar in Paris präsentierten Bericht. Der IPCC bestätigt darin, dass der von Menschen verursachte Ausstoß von CO2, Methan, NOx und anderer Treibhausgase mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Großteil des seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachteten Temperaturanstiegs veranwortlich sei. Deshalb könne nicht mehr daran gezweifelt werden, dass die Menschheit vor Gefahren steht, denen unverzüglich begegnet werden müsse, erklärte der Exekutivsekretär der UNO-Rahmenkonvention über Klimawandel (UNFCCC), Ivo de Boer. Er rief die Regierungen auf, die unter der Schirmherrschaft der UNO geführten Verhandlungen voranzubringen. GLOBAL VIEW 1/2007 UNO 7 Darfur Tschad Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen kündigte am 26. Jänner die Entsendung einer Angesichts anhaltender Zusammenstöße hochrangigen Mission unter Leitung der Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams in die Kri- zwischen Regierungstruppen und aus dem senregion Darfur an, um dort die Lage der Menschenrechte zu untersuchen. Die Mission Sudan kommender Rebellen im Osten des musste jedoch aufgrund nicht ausgestellter Visa abgesagt werden. Tschad, wiederholter Überfälle durch Miliz- Am 12. Februar trafen der Sondergesandte des Generalsekretärs für Darfur und ehemalige verbände und ethnischer Gewalt hat UN-Ge- Generalversammlungspräsident Jan Eliasson und Salim Ahmed Salim von der Afrikanischen neralsekretär Ban am 23. Februar die Bildung Union in Khartum ein, um gemeinsam zu versuchen, den ins Stocken geratenen Friedenspro- einer 11.000 Mann-starken Friedenssiche- zess in der Krisenregion wieder in Gang zu bringen. Seit 2003 sind in der Region Darfur rund rungsmission zum Schutz der Zivilbevölke- 200.000 Menschen ums Leben gekommen; zwei Millionen Menschen wurden aus ihren Dör- rung und zur Verhinderung von Grenzüber- fern vertrieben. griffen vorgeschlagen. Die Anwesenheit von 232.000 sudanesischen Flüchtlingen und 120.000 Binnenvertriebenen im Osten des Tschad stellen die Region vor eine mehrfa- Irak che Sicherheitskrise und schwierige humani- Am 16. März berieten rund 100 Delegationen von Mitgliedstaaten, humanitären Hilfsorgani- täre Lage. sationen und Regionalorganisationen in New York eine langfristige Inititiave zur Konsolidierung des Friedens im Irak für die nächsten fünf Jahre. Der Pakt konzentriert sich auf die lang- Afghanistan fristige wirtschaftliche Entwicklung des Landes, ohne die notwendigen Fortschritte im Während es bei der Koordinierung der natio- politischen und Sicherheitsbereich aus den Augen zu verlieren. Er soll der Regierung beim nalen Entwicklungsbemühungen Fortschritte Aufbau einer sicheren, vereinigten und demokratischen Nation helfen, die auf der Grundlage gegeben habe, würden die zunehmende Ge- von Freiheit und Gleichberechtigung Frieden und Wohlstand für alle Bürger bringt. walt in Afghanistan und seine Partner in eine Bei einem Überraschungsbesuch in Bagdad führte Generalsekretär Ban am 22. März Gesprä- sehr kritische Lage bringen, heisst es in ei- che mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nouri al-Maliki und anderen politischen Füh- nem am 19. März veröffentlichten UN-Be- rungskräften. Er traf auch mit ausländischen Diplomaten und UNO-Mitarbeitern zusammen richt. Die Welt müsse ihr Engagement für Af- und erörterte die UN-Hilfspläne für die irakische Bevölkerung. Ban betonte, dass alle politi- ghanistan erneut bekräftigen und rasch für schen Gruppen in den politischen Prozess eingebunden sein sollten und wies auf die Bedeu- eine Konsolidierung des bisher Erreichten tung der Einhaltung internationaler Menschenrechtsnormen hin. sorgen, forderte UN Generalsekretär Ban in dem Bericht an den Sicherheitsrat. Nepal Naher Osten Am 10. Jänner sprach sich Generalsekretär Am 2. Februar zeigte sich das "Diplomatische Quartett" für den Nahen Osten zutiefst besorgt Ban für die Bildung einer kleinen politischen über die Explosion der Gewalt zwischen den Palästinensergruppen. Gleichzeitig unterstützten UN-Mission in Nepal aus, die mit unbewaff- die Vertreter der USA, Russlands, der Europäischen Union und der Vereinten Nationen die neten Militärinspektoren, Wahlexperten, Po- amerikanischen Bemühungen zur Wiederaufnahme der Friedensgespräche zwischen Israel lizeieinheiten und Zivilverwaltungspersonal und den Palästinensern in Washington. die Friedensvereinbarung zwischen der Re- Am 21. Februar sah das Quartett Anzeichen für Fortschritte in der Lage im Nahen Osten und gierung und den maoistischen Rebellen bekräftigte seine Entschlossenheit zur Förderung des Dialoges zwischen Israel und den Pa- überwachen soll. Bei dem vorangegangenen lästinensern. Bei der Tagung in Berlin ging es um die Anfang Februar erzielte Einigung über jahrzehntelangen Konflikt waren 13.000 eine neue palästinensische Regierung. Sofern sich diese "zur Gewaltlosigkeit, zur Anerken- Menschen ums Leben gekommen; Tausen- nung Israels und zur Annahme früherer Vereinbarungen und der Road Map" bekenne, könne de wurden vertrieben. Der Sicherheitsrat bil- sie auf die Unterstützung des Quartetts zählen. ligte am 23. Jänner die neue Mission. GLOBAL VIEW 1/2007 8 UNO Iran Generalsekretär Ban Ki-Moon in Wien UN-Generalsekretär Ban bezeichnete am 21. UN-Generalsekretär Ban Ki-mooon traf am 22. Februar zu seinem ersten offiziellen Besuch in Februar die iranische Nuklearfrage als erns- Wien ein, wo er zunächst mit Außenministerin Ursula Plassnik zusammentraf. Anschließend tes Anliegen der internationalen Gemein- nahm er zu Mittag an einem von der Außenministerin gegebenen Arbeitsessen teil, bei dem schaft. Er rief die iranische Regierung auf, un- auch die Außenminister Ungarns, Sloweniens, der Slowakei, der Tschechischen Republik und eingeschränkt Sicherheitsrat Polens anwesend waren. Erörtert wurden regionale Belange, sowie die Kosovofrage, der Iran zusammen zu arbeiten und die Verhandlun- und der Nahe Osten. Noch am gleichen Tag stattete der Generalsekretär Bundespräsident gen fortzusetzen. Vergangenen Dezember Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Nationalratspräsidentin Barbara Pram- hatte der Rat Sanktionen gegen den Iran mit mer einen Besuch ab. dem Hinweis verhängt, sein Nuklearpro- Am 23. Februar hatte Ban ein Frühstückstreffen mit seinem Sondergesandten für den künf- gramm sei auf die Entwicklung von Atom- tigen Status des Kosovo, Martti Ahtisaari. Danach traf er im Internationalen Zentrum Wien waffen ausgerichtet - eine Behauptung, die mit UNOV-Generaldirektor Antonio Maria Costa und leitenden Mitarbeitern des UNO-Büros für von der Regierung des Iran beharrlich bestrit- Drogen- und Verbrechensbekämpfung zusammen und führte Gespräche mit den Präsidenten ten wird. In einem Bericht an den Sicher- der Personalvertretungen der im VIC ansässigen Organisationen, sowie mit den Vorsitzenden heitsrat hat der Generaldirektor IAEO, Moha- der regionalen Gruppen und den Leitern anderer Organisationen. Im Rahmen eines "townhall med ElBaradei, am 28. Februar festgestellt, meetings" mit Mitarbeitern der UN-Organisationen in Wien wurden die UN 21 Anerkennungs- dass der Iran sein Programm zur Urananrei- preise für beispielhafte und innovative Leistungen einzelner Mitarbeiter vergeben. cherung fortgesetzt habe. Ohne Kontrollen Am Nachmittag des 23. Februars standen Gespräche mit IAEO-Generaldirektor Mohamed El- vor Ort könne nicht festgestellt werden, ob Baradei auf dem Programm, der den Generalsekretär über seine Einladung in die Demokrati- das Nuklearprogramm ausschließlich friedli- sche Volksrepublik Korea unterrichtete. Ban begrüßte diesen Schritt als wichtige Entwicklung chen Zwecken diene. Am 8. Mai setzte der zur Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel. Bei einer anschließenden Pressekonferenz Gouverneursrat der IAEO 22 Projekte der nahm der Generalsekretär zu Fragen über Korea, den Iran, den Nahen Osten, Kosovo und die technischen Hilfe im Einklang mit den Sank- Reform der Vereinten Nationen Stellung. Danach traf Ban mit UNIDO-Generaldirektor Kandeh tionen des Sicherheitsrates aus. ElBaradei Yumkella zusammen. Den Abschluss seines Wienprogramms bildete am Abend des 23. Feb- hat eine "Auszeit" vorgeschlagen, um weite- ruar ein Arbeitsessen mit Vertretern der österreichischen Wirtschaft. Dabei kam es auch zu ei- re Gespräche zu ermöglichen. nem kurzen Treffen mit seinem Amtsvorgänger Altbundespräsident Kurt Waldheim. Am 24. mit dem Februar flog Ban Ki-moon nach New York zurück. Somalia Am 9. Jänner kündigten die UNO die Entsendung einer Mission zur Bewertung der hu- Drogenmissbrauch manitären Lage an der Grenze Somalias zu Der unregulierte Verkauf gefälschter Medikamente auf Straßenmärkten oder über das Inter- Kenia an, wo Tausende Binnenvertriebene net gefährdet weltweit Menschenleben, stellt der am 28. Februar veröffentlichte Jahresbe- Zuflucht vor den Kämpfen der Übergangsre- richt des Internationalen Suchtstoffkontrollrat (INCB) fest. "Medikamente, die über unregulier- gierung mit den Anhängern der Union Islami- te Märkte bezogen werden, können tödliche Folgen für die Patienten haben, wenn es sich scher Gerichte gesucht haben. dabei nicht um das Originalprodukt handelt oder diese Mittel ohne ärztliche Aufsicht einge- Am 20. Februar ermächtigte der Rat die Afri- nommen werden", warnt Dr. Philip O. Emafo, Präsident des in Wien ansässigen Drogenrates kanische Union zur Entsendung einer Frie- bei der Präsentation des Jahresberichtes 2006. Um dieser Gefahr zu begegnen, sollen die Ver- densmission, um in dem krisengeschüttel- tragsstaaten der Drogenkontrollverträge alle gesetzgeberischen Maßnahmen ausschöpfen ten Land, das seit mehr als 15 Jahren über und Produktion und Verkauf gefälschter Medikamente wirksam bekämpfen. keine funktionierende Regierung verfügt, zur Über die Verwendung von Drogen wird in den Medien viel zu oft im Zusammenhang mit be- nationalen Versöhnung und zur Unterstüt- kannten Persönlichkeiten und viel zu wenig mit Blick auf die schädlichen Folgen berichtet, zung der humanitären Hilfe beizutragen. An- klagte der Exekutivdirektor des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung gesichts der anhaltenden gewaltsamen Zu- (UNODC), Antonio Maria Costa, am 12. März anlässlich der Eröffnung einer Tagung der UN- sammenstösse rief der Sicherheitsrat am Drogenkommission in Wien. Er verwies dabei auf einen alarmierenden Anstieg des Drogen- 23. März zu einem politischen Dialog über missbrauchs in einigen europäischen Ländern, in denen die Zahl der Drogensüchtigen zu den die Beendigung der Gewalt und den Beginn höchsten weltweit gehört. Costa sprach sich in diesem Zusammenhang vor allem gegen den eines dauerhaften Friedens in Somalia auf. falschen Starrummel bei Fällen von Kokainmissbrauch aus. GLOBAL VIEW 1/2007 UNO 9 UNO Generalsekretär ernennt sein Spitzenteam UNO Reform Die tansanische Außenministerin Asha-Rose Migiro wurde als zweite Frau in der Geschichte Am 5. Februar legte Generalsekretär Ban zur stellvertretenden Generalsekretärin der Vereinten Nationen ernannt. Ban Ki-moon würdig- den Mitgliedstaaten Vorschläge zur Verbes- te bei ihrer Bestellung ihre außerordentlichen Managementfähigkeiten und ihre reiche Erfah- serung der Arbeit der UNO auf dem Gebiet rung in sozio-ökonomischen Themen und Entwicklungsfragen. der Friedenssicherung und der Abrüstung Als Untergeneralsekretärin für Management holte sich der Generalsekretär die mexikanische vor. Angesichts der Rekordzahl von Friedens- Expertin für nachhaltige Entwicklung, Alicia Bárcena Ibarra. Sie war seit 2005 Kabinettschefin sicherungseinsätzen der Vereinten Nationen seines Amtsvorgängers Kofi Annan und davor stellvertretende Exekutivsekretärin der UN- und der steigenden Nachfrage danach schlug Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC). der Generalsekretär die Schaffung einer ei- Zum neuen Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten wurde der amerikanische Di- genen Hauptabteilung für eine effizientere plomat B. Lynn Pascoe ernannt, der zuletzt Botschafter der Vereinigten Staaten in Indonesien Einsatzunterstützung vor. Für die nachhalti- war. Davor war Pascoe stellvertretender Beigeordneter Außenminister für Europäische und gere Befassung mit Abrüstungsfragen soll Eurasische Angelegenheiten und Chefverhandler der USA für den Nagorno-Karabach-Konflikt. ein Hoher Repräsentant für Abrüstungsfra- Der Asienexperte war auch Direktor des Amerikanischen Instituts inTaiwan und stellvertreten- gen bestellt werden. Am 15. März stimmte der Missionschef in Beijing. die Generalversammlung diesen Vorschlägen Als neuer Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator wird zu. Die Präsidentin der Generalversammlung der britische Diplomat John Holmes fungieren. Der Brite war zuletzt Botschafter in Frankreich. hat am 8. Februar die Botschafter Tunesiens, 1975 war er an der britischen UN-Mission in New York tätig. Weitere Stationen seiner mehr Zyperns, Kroatiens, Chiles und der Nieder- als 30-jährigen diplomatischen Laufbahn waren Moskau, Neu Delhi und Lissabon. lande mit der Führung der weiteren Beratun- Der Chinese Sha Zukang wurde zum Untergeneralsekretär für Wirtschaftliche und Soziale An- gen über die Reform des Sicherheitsrates gelegenheiten ernannt. betraut. Sie sollen Gespräche über die künf- Bisher war Sha Zukang Chinas UNO-Botschafter in Genf. Er ist Experte für Abrüstungsfragen tige Mitgliedschaft, das Vetorecht, die regio- und hat reiche Erfahrung in Fragen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Er war Vor- nale Verteilung der Sitze, die Größe des er- sitzender der Regierungsvertreter im Verwaltungsrat der Internationalen Arbeitsorganisation weiterten (ILO) und bekleidete leitende Funktionen im Rahmen der Handels- und Entwicklungskonfe- methoden und sein Verhältnis zur General- renz (UNCTAD). versammlung leiten. Rates sowie seine Arbeits- Die Hauptabteilung Presse und Information wird der Japaner Kiyotaka Akasaka als Untergeneralsekretär für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit leiten. Akasaka war bisher stellvertretender Generalsekretär der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- Myanmar lung (OECD); davor stellvertretender Generaldirektor im japanischen Außenminmisterium für Am 12. Jänner legten China und Russland ihr multilaterale Zusammenarbeit und einer der Spitzenverhandler seines Landes bei der Klima- Veto gegen einen Resolutionsentwurf im Si- konferenz in Kyoto. 2000/2001 vertrat er sein Land als UNO-Botschafter in New York. cherheitsrat ein, der Myanmar zur Freilas- Der Ägypter Muhammad Shaaban wurde Untergeneralsekretär für Angelegenheiten der Ge- sung aller politischen Gefangenen, zur Auf- neralversammlung und Konferenzmanagement. Davor war er Nationaler Koordinator für Re- nahme eines umfassenden Dialogs und zur forminitiativen im Nahen Osten. Shaaban war beigeordneter Außenminister für Europäische Einstellung aller Menschenrechtsverletzun- Angelegenheiten und Nationaler Koordinator für Euro-Mediterrane Partnerschaft, das Medi- gen gegen ethnische Minderheiten auffor- terrane Forum und die OSZE. Von 1984 bis 1988 vertrat er Ägypten im Zweiten Hauptaus- dern sollte. Der von den USA und Großbri- schuss der Generalversammlung, im Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) und im Entwick- tannien eingebrachte Entwurf wurde von lungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP). weiteren 7 Staaten unterstützt; 3 Staaten Der Inder Vijay Nambiar wurde zum neuen Kabinettschef des Generalsekretärs ernannt. Mi- enthielten sich der Stimmen. Südafrika chele Montas, eine Journalistin aus Haiti, wurde neue Pressesprecherin Ban Ki-moons. stimmte mit China und Russland gegen den Neben den Neuernennungen behielt UNO Generalsekretär Ban aber auch einige Spitzenfunk- Antrag; sie wandten ein, dass Myanmar trotz tionäre seines Amtsvorgängers Kofi Annan in seinem Team, darunter den Untergeneralsekre- seiner offensichtlichen sozialen und wirt- tär für Friedenssicherungseinsätze, Jean-Marie Guéhenno, den Untergeneralsekretär für schaftlichen Probleme keine Gefahr für den Rechtsfragen und obersten Rechtsbeamten der UNO, Nicolas Michel, den Untergeneralse- Weltfrieden darstelle und die Frage daher kretär für Sicherheitsfragen, David Veness, und die Untergeneralsekretärin für interne Auf- nicht im UNO Sicherheitsrat behandelt wer- sichtsdienste, Inga-Britt Ahlenius. den sollte. GLOBAL VIEW 1/2007 International 11 Der globale Blick Was vor 10 Jahren begonnen hat, entwickelte sich zu einem führenden Magazin über UNO Themen in Österreich. Text Irene B. Stöckl, MA UN Photo/Mark Garten M it 1996 wurde das Vorgängermagazin jährlich stattfindende UNO Simulationskon- "The Face" zum letzten Mal veröffent- ferenz des AFA die VIMUN (Vienna Interna- licht. Als Nachfolger war das Magazin GLO- tional Model United Nations) fehlten von An- BAL VIEW bestimmt. Zu einem Zeitpunkt als fang an nicht. Damals wie heute konnten dessen Herausgeber das Akademische Fo- bekannte Persönlichkeiten als Gastkommen- rum für Außenpolitik (AFA) etwas mehr als 5 tatoren für das Magazin gewonnen werden. Jahre existierte. In der ersten Ausgabe gab immerhin Andre- Der Grund für den Start des Magazins war as Unterberger ein Interview. ganz einfach. Auf Grund der Vielzahl der Ver- Europäische Themen standen ebenfalls von anstaltungen des Vereins musste ein geeig- Beginn im Mittelpunkt. Wird in aktuellen neter Weg gefunden werden, diese zu be- Ausgaben über eine Studienreise des AFA werben. und auf den Balkan 2007 berichtet, wurde bereits E-Mailverteiler noch keine Option. Deshalb 1997 von einer Reise nach Bosnien eines Re- wurde an einen Newsletter gedacht, der dakteurs und seinen Besuch der SFOR Trup- mehrmals im Jahr die Mitglieder des AFA pen (heute EUFOR) geschrieben. auf die kommenden Events aufmerksam Heute umfasst das Magazin 64 Seiten und machen sollte. Der Anteil an internationaler erscheint vier Mal im Jahr. Was als Politik und dessen Berichterstattung stand Schwarz/Weiß Publikation seinen Anfang noch nicht so sehr im Mittelpunkt. Allerdings nahm, wurde zu einem bunten Magazin ent- waren die täglichen Probleme eines jeden wickelt. Im Jahr 2007 deckt das Heft eine Vereins allgegenwärtig. Die Veröffentlichung Sparte in Österreich ab, die bisher von ande- des Newsletters konnte mit der Aktualität ren deutschsprachigen Magazinen nur spär- der Veranstaltungen nicht mithalten. Aus die- lich bedient wird. Dass das GLOBAL VIEW sem Grund entwickelte sich das Magazin im- sowohl englische als auch deutsche Artikel mer mehr zu einer Publikation für internatio- veröffentlicht, hat den Vorteil, dass auch das nale Politik, Europäische Themen und die internationale Publikum immer wieder Gele- österreichische Außenpolitik. genheit bekommt, sich über aktuelle The- Der Zeitpunkt war insgesamt sehr wichtig. men zu informieren. Für die Zukunft stehen Denn der Organisation stand kein adäquates dem Magazin viele Möglichkeiten offen. Soll- Publikationsorgan zur Verfügung. Wie auch te es die finanzielle Lage ermöglichen (Un- die restlichen Tätigkeiten im AFA, war auch terstützung durch Inserenten), hat sich das die eingebrachte Arbeit im GLOBAL VIEW Magazin zum Ziel gesetzt, eine breitere Öf- von Anfang an eine ehrenamtliche. Mit acht fentlichkeit über internationale und europäi- Ausgaben wurde bereits im ersten Jahr voll sche Themen sowie Themen der österrei- durchgestartet. Die erste Ausgabe beschäf- chischen Außenpolitik zu informieren. Bis tigte sich mit so wichtigen Themen wie dem dahin is das Magazin und sein Redaktions- Kampf der Kulturen und den Thesen von team bemüht die Qualtität weiter auszubau- Samuel Huntington. Aber auch GLOBAL en - international, jung, dynamisch. VIEW Klassiker wie die Berichte über die << Damals war das Internet Das GLOBAL VIEW im Wandel der Zeit GLOBAL VIEW 1/2007 12 UNO From Earth to Sun The International Heliophysical 2007 will be build on the success of the International Geophysical Year from 1957. Text Prof. Helmut O. Rucker T he "Fire of Heaven", one of the most The First International Polar Year was the a series of worldwide activities trading under fascinating phenomena connected to idea of the Austro-Hungarian Naval lieute- a new initiative, the IHY 2007. solar-terrestrial relationships, are the polar nant Karl Weyprecht who, in 1875 proposed In continuation of an international cooperati- lights, and more than 650 years ago, around to the Austrian Academy of Sciences the on five decades ago, which involved about the year 1350, the very first and precise des- establishment of an international collaborati- 60.000 scientists from more than 60 nati- cription of an auroral display can be found in on for a systematic exploration of the arctic ons, and which focused on the study of glo- "The Book of Nature" written by the scholar region. Following his proposal, the "First In- bal phenomena at the Earth and near-Earth Konrad von Megenberg. Still lacking physical ternational Polar Year 1882/83" was initiated. Space, the International Heliophysical Year explanation, this was a remarkable step for- Our understanding of physical processes, in 2007 extends Geophysics to Heliophysics, ward in view of the fact that in the early days particular on the aurora physics, the con- comprising the sun, earth, and the outer rea- of mankind those auroral phenomena have nection to external forces and their origin at ches of the heliosphere, and even includes been interpreted as signs of God, heralding our sun, has definitely increased and made a the interaction of the solar wind plasma with the forthcoming end of the world. First inter- significant leap forward during the Internatio- the interstellar medium, involving scientists national cooperations on a broad basis is al- nal Geophysical Year 1957. The fiftieth anni- and engineers from all Member States of so based on the physics of polar regions. versary of the IGY 1957 will be celebrated in the United Nations. GLOBAL VIEW 1/2007 Although "heliophysics" strictly speaking is li- coronal mass ejections (CMEs) reaching bulk been defined as follows: Development of ba- mited to the physics of the sun, the curren- velocities up to 2000 km/s. In this case, if di- sic science of heliophysics through cross- tunderstanding of "heliophysics" is the phy- rected towards Earth, this high speed plas- disciplinary studies of universal processes, sics of that space in which the sun and the ma reaches Earth within one day and may determination of the response of terrestrial solar wind plasma as expanding solar atmo- compress magnetospheric and planetary magnetospheres and atmo- sphere dominate the physical processes, boundary (generally located at around 10 spheres to external drivers, promotion of the reaching the vast realms of our solar system Earth radii distance from the center of Earth) research on the sun-heliosphere system out- and interacting with stellar wind plasma. This down to geostationary orbit (at approximate- ward to the local interstellar medium - the range is under detailed investigations where ly 6 Earth radii), potentially damaging geosta- new frontier, fostering the international in a multitude of national and international tionary satellites. This is the scenario where scientific cooperation in the study of helio- activities the International Heliophysical Year "Space Weather" gets importance with re- physical phenomena, preservation of history 2007 is defined. The solar wind, mainly con- gard to disturbances of terrestrial satellite and legacy of the International Geophysical sisting of electrons and protons, gets accele- communication and ground-based power li- Year on its 50th anniversary and communica- rated in the close vicinity of the sun (some ne influence. tion of unique IHY results to the scientific solar radii) and expands into interplanetary Exactly 125 years after the First International community and the general public. space with a bulk speed of on average 300 - Polar Year, and 50 years after the legacy of Out of those objectives four elements have 800 km/s. The solar wind interacts with mag- the International Geophysical Year, the at pre- been defined which form the IHY program: netized planets in a way that the planetary sent starting IHY 2007 focuses on scientific (1) Science of universal processes by perfor- magnetic field lines get compressed on the objectives, which have been discussed at ming Coordinated Investigation Programs dayside and stretched on the nightside into a the First IHY 2007 Science Meeting in the (CIPs), (2) establishment of a distributed long cylindrically shaped magnetic structure, premises of the Austrian Academy of Sci- small instrument program reaching new ob- the so-called magnetotail. This magnetically ences, Vienna, on February 20, 2007, just servational capability, (3) enhancing educati- dominated space around a magnetized pla- one day after the Opening Ceremony of the on and public outreach, promoting space re- net is termed a "magnetosphere". Explosive IHY 2007 at the United Nations, Vienna Inter- search and (4) preservation of IGY history, events at the sun however can develop into national Center. Main IHY objectives have keeping history of space physics in mind. the dayside GLOBAL VIEW 1/2007 14 UNO In order to meet, e.g., the request of "Deter- gations. Scientists from the Space Research propagation path of solar radio emissions, mination of the response of the terrestrial Institute are also engaged in co-investigator accompanying shock structures which have magnetosphere to external drivers", corres- positions of the NASA/STEREO mission, in been released by the sun. The multi-satellite ponding research activities at the Space Re- leading positions of the ESA/Cluster, the CLUSTER, Double Star, and THEMIS missi- search Institute Graz, Austrian Academy of ESA/CSA Double Star or the most recent ons are in orbit around Earth, responsible for Sciences, have been performed since years. NASA/THEMIS missions. The satellites STE- the global as well as detailed observations of Studies of solar plasma physics, the develop- REO-A and STEREO-B are two almost iden- the magnetospheric response to external ment and evolution of Coronal Mass Ejecti- tical spacecraft in orbit around sun, STEREO- (solar) forces. Also in this field the Space Re- ons, and the impact of these high speed so- A slightly ahead of Earth, STEREO-B behind search Institute is strongly involved in expe- lar wind streams on planetary environments, Earth, and both looking towards the sun and rimental and theoretical tasks. in the case of Earth the dramatic changes in the solar environment from a stereoscopic Other Austrian contributions to IHY regard the magnetospheric configuration with all ef- vantage point. The Space Research Institute the observations of the sun at Observatory fects on geostationary satellites and power Graz has fully calibrated the STEREO/WA- Kanzelhöhe and corresponding theoretical in- lines on the ground, summarized as Space VES antenna system which enables a cor- vestigations carried out at Karl-Franzens Uni- Weather, are in the focal point of our investi- rect determination of source locations and versity Graz, and the study of stellar (astero)- GLOBAL VIEW 1/2007 UNO 15 seismology at the University Vienna (see International Year of Planet Earth (IYPE), the website An electronic Geophysical Year (eGY), the Inter- overview on worldwide activities can be ob- national Polar Year (IPY), and finally, with a tained via http://ihy2007.org. high potential of synergy, the EC project EU- Regarding public outreach, preparations are ROPLANET. All those activities are aiming to- under way to join the worldwide Open Doors wards a close cooperation on a global level. Day June 10, 2007, by various activities Besides the enhancement of scientific un- around this date, by public presentations al- derstanding of heliophysics, the most intri- so in Austria, at institutes, observatories, pla- guing aspect of the International Heliophysi- netaria, museums, and schools. Correspon- cal ding announcements will be posted well in collaborative spirit, well represented by the advance at the website of IHY-Austria. United Nations, providing a global view on In addition to IHY 2007 other international the beauty and relevance of heliophysics to activities have to be mentioned, which are our world. << http://ihy-austria.oeaw.ac.at). important in the context of global efforts: The Year 2007 is the international Links to websites: http://ihy2007.org/ http://ihy-austria.oeaw.ac.at/ http://www.ihy2007.org/science/science_themes.shtml http://www.lesia.obspm.fr/IHY/kickOFF/index.html http://www.iwf.oeaw.ac.at/english/welc ome1024_e.html http://www.yearofplanetearth.org http://www.egy.org http://www.ipy.org http://europlanet.cesr Photos: http://www.ihy2007.org, http://www.ipy.org GLOBAL VIEW 1/2007 16 UNO Press Freedom, Safety of Journalists and Impunity n October 7, 2006 the Russian journa- O · There were over 150 murders, assassinati- were local journalists. Never in recorded his- list Anna Politkovskaya was shot dead ons and unexplained deaths of journalists tory has there been such a large-scale killing in the elevator of her Moscow apartment. and media workers in 2006. of journalists. Anna was an award-winning investigative re- · There were 1, 472 incidents recorded in The dramatic escalation of violence against porter who was known internationally for the 2006 where journalists were physically atta- media professionals and the high percentage hundreds of articles she published on the cked or threatened. of impunity for these crimes are an immedia- conflict in Chechnya. Anna's pursuit of truth The majority of crimes committed against te threat to press freedom and freedom of brought her both prominence and peril - ulti- journalists and other media professionals re- expression throughout the world. Press free- mately, it cost her life. main uninvestigated and unpunished. Accor- dom and freedom of expression are basic The murder of Anna Politkovskaya attracted ding to the International News Safety Institu- rights indispensable to the exercise of demo- international condemnation and offered a te, the killers of media personal were not cratic citizenship. Every aggression against a brief glimpse into a pressing global problem identified in two-thirds of cases and were journalist is an attack against our fundamen- that concerns us all. Anna's story is typical of never prosecuted in nine out of ten cases. tal freedoms; the safety of journalists is an those journalists killed for providing indepen- As long as this pervasive culture of impunity issue that affects us all. dent information and outspoken reporting. exists, journalists will remain easy targets. As the only UN agency with a mandate to Most of these stories go untold and without It conflict zones, the leading cause of death defend press freedom, UNESCO has been justice - this is especially true when lesser for media personal is not cross-fire, indiscri- actively engaged in efforts to improve press know journalists or local journalists in con- minate attacks or "collateral damage", as one freedom and freedom of expression. World flict situations are killed. might suspect. Media personal, despite their Press Freedom Day on May 3rd is one such It is a grave reality that media professionals status as civilians under international huma- effort to raise awareness about press free- are harassed, attacked, detained and murde- nitarian law, are primarily killed as deliberate dom. In light of the growing dangers and in- red in many countries around the world. In targets. Although international journalists securities journalists face, this year's World fact, being a journalist has never been more seize the media spotlight, local journalists Press Freedom Day will address the intimate dangerous. According to press freedom or- are the overwhelming majority of victims - connection between press freedom, safety ganizations, 2006 was the bloodiest year on according to the Committee to Protect Jour- of journalists and impunity. record with over 150 media killings. Most of nalists, local journalists comprise 85% of Some four hundred journalists, editors, me- these are not accidental deaths but targeted media casualties in conflict zones. dia professionals, researchers and non-go- killings. Hundreds more journalists, editors The present situation in Iraq is a horrific vernmental organizations will participate in and publishers were arrested, threatened or example. For the forth consecutive year, Iraq the two-day conference. The conference will attacked because of their work. Consider a is the most dangerous country to practice articulate the rising challenges to the safety few appalling statistics: journalism. Last year alone there were 69 of media professionals, identify the specific · 1000 journalists and support staff have died media professionals killed. Over 170 media dangers journalists face when working in trying to report the news around the world in professionals have been killed in Iraq since conflict areas, consider the problem of impu- the past 10 years: an average of two a week the invasion in April 2003 - 75% of deaths nity with regard to attacks on journalists, and GLOBAL VIEW 1/2007 Photo: UNESCO, Seth Frantzman This year's World Press Freedom Day will commemorate all those journalists who have died just because they wanted to report what was happening. Text Eric Lind 18 UNO explore measures that can be taken to im- Guillermo Cano Press Freedom Prize. Her ween securing the safety of journalists and prove the safety of journalists. tragic story illustrates the necessity to raise realizing our own freedoms. Our ability to act This year's celebration will be held in Medel- awareness about the safety of journalists. as informed citizens of the world depends on lin, Colombia due to the 10th anniversary of World Press Freedom Day is one such occa- a media that can work freely and safely." UNESCO/Guillermo Cano Press Freedom Pri- sion. The words of UNESCO Director-Gene- << ze - named honoring the Colombian journalist ral, Koïchiro Matsuura, capture the spirit of Guillermo Cano, who was killed in 1986 for this day: "As we celebrate World Press Free- criticizing the country's powerful drug lords. dom Day, let us reflect on ways to propaga- Created in 1997, the Prize is intended to "ho- te values that respect the media's vital role nour, each year, a person, organization or in- in promoting sustainable peace, democracy stitution that has made a notable contributi- and development. Let us commemorate on to the defence and/or promotion of press media professionals who have lost their freedom anywhere in the world, especially if lives, and honour those who bring us infor- this involves risk." Anna Politkovskaya will be mation despite danger and risk. Above all, let awarded posthumously the 2007 UNESCO/ us appreciate the intimate relationship bet- GLOBAL VIEW 1/2007 UNO 19 Assasinated Journalists and Media Workers since the beginning of 2006. Since the end of 2002 almost 200 have died, most of them in Iraq and the Philippines. This chart shows their names, their time of death and their countries of origin and where they died. Mohan al-Zaher Brad Will 09-09-2006 13:15 mocratic) Philippines Iraq 04-03-2007 8:00 27-10-2006 16:00 Iraq Alaa Hassan Ahmed Kadhem Munsuf Abdallah al- Iraq Mexico Mohammed Ahmed 07-07-2006 13:00 10-05-2006 7:00 Khaldi Jamal al-Zubaidi Saed Mahdi Shalash 05-09-2006 12:00 Iraq Iraq 13-03-2006 11:01 03-03-2007 9:00 26-10-2006 16:00 Sudan Sampath Lakmal de Muazaz Ahmed Iraq Iraq Iraq Jesús Flores Rojas Silva 08-05-2006 7:40 Ilya Zimin Jean-Rémy Badio Raed Qaies 23-08-2006 12:00 01-07-2006 12:00 Iraq 26-02-2006 11:00 19-01-2007 15:00 14-10-2006 16:00 Venezuela Sri Lanka Laith Mashaan Russia Haiti Iraq Atilano Segundo Pé- Martin Adler 08-05-2006 7:00 Khaled Mohsen Godwin Agbroko Anna Politkovskaya rez Barrios 23-06-2006 7:00 Iraq 22-02-2006 12:30 22-12-2006 14:00 07-10-2006 10:00 22-08-2006 12:00 Sweden died in So- Abed Shaker al Demaimi Iraq Nigeria Russian Federation Colombia malia 07-05-2006 7:00 Atwar Bahjat Ponciano Grande Christian Struwe Sinnathamby Hayatullah Khan Iraq 22-02-2006 12:25 07-12-2006 13:00 06-10-2006 15:15 maharajah 16-06-2006 12:00 Mohammed Khamaf Iraq Philippines Germany 20-08-2006 10:00 Pakistan 07-05-2006 7:00 Adnan Khairallah Fadhila Abdelkarim Karen Fischer Sri Lanka Aran Narayan Dekate Iraq 22-02-2006 12:00 26-11-2006 16:00 06-10-2006 15:00 Yevgeny Gerasimenko 10-06-2006 12:50 Saud M'Zahim Al- Iraq Iraq Germany 26-07-2006 14:00 India Hedaithi Saúl Suárez Sandoval Raad Jaafar Hamadi Jassem Hamad Ibrahim Russian Federation Ali Jaafar 05-05-2006 7:50 14-02-2006 15:35 22-11-2006 16:00 04-10-2006 10:00 Ajuricaba 31-05-2006 12:00 Iraq Ecuador Iraq Iraq de Paula Iraq Saad Shammari José Luis León Desiderio Luma Mohammad Siva- Monassa 24-07-2006 14:00 Paul Douglas 05-05-2006 7:00 13-02-2006 15:00 Reyad Hussein Brazil 29-05-2006 12:40 Iraq Ecuador 17-11-2006 11:00 03-10-2006 10:00 Layal Nagib Iraq Rajaratnam Ranjith Ronald Waddell Iraq Iraq 23-07-2006 15:00 James Brolan 02-05-2006 20:55 30-01-2006 12:00 Fadia Mohammed Abid Ogulsapar Muradova Lebanon 29-05-2006 12:00 Bastian George Sa- Guyana 15-11-2006 11:00 14-09-2006 11:00 Suleiman al-Chidiac Iraq gayathas (Suresh) Mahmoud Za'al Iraq Turkmenistan 22-07-2006 15:00 Munir Ahmed Sangi 02-05-2006 20:00 23-01-2006 14:00 Muhammad al-Ban Bellal Hossain Dafadar Lebanon 29-05-2006 12:00 Sri Lanka Iraq 13-11-2006 14:00 14-09-2006 10:25 Abdul Qodus Pakistan Gustavo Rojas Gabalo Graciano Aquino Iraq Bangladesh 22-07-2006 6:00 Herliyanto 29-03-2006 10:00 21-01-2006 9:00 Aswan Lutfallah Safa Isma'il Enad Afghanistan 22-05-2006 14:00 Colombia Philippines 13-11-2006 13:00 12-09-2006 13:10 Armando Pace Indonesia Jaime Arturo Overa Rolly Cañete Iraq Iraq 18-07-2006 7:00 Fernando "Dong" Batul Bravo 20-01-2006 9:00 Misael Tamayo Her- Hadi Anawi al-Joubouri Philippines 22-05-2006 14:00 14-03-2006 16:20 Philippines nández 12-09-2006 13:00 Bapuwa Mwamba Philippines Mexico Prahlad Goala 10-11-2006 10:00 Iraq 08-07-2006 12:00 Albert Orsolino Muhsin Khudhair 06-01-2006 15:00 Mexico Abdel Karim al-Rubai Congo (Republic De- 16-05-2006 12:00 13-03-2006 14:00 India Azad Muhammad GLOBAL VIEW 1/2007 20 UNO It's Not About Age When in 2005 the International Atomic Energy Agency (IAEA) together with its Director General Dr. Mohamed ElBaradei won the Nobel Peace Prize, many people were not all too familiar with the organization's mission. Text Fabio Maurer S ince that day the constant media cove- cy is, in accordance with the Atoms for change for their consideration to disarm their rage on the nuclear programmes of Iran Peace vision of then U.S. President Dwight atomic weapons arsenal, one does not have or North Korea may have changed this fact. D. Eisenhower in 1954, to keep the number to wonder if other states would also appre- Still a great part of the work of the organiza- of states with atomic weapons as low as ciate the same negotiation power to support tion remains unknown to many. On the occa- possible, but on the other hand to make the their interests. Illusions aside one cannot ex- sion of its 50th anniversary this article looks benefits of the peaceful and safe use of nu- pect an organization that is limited to the im- back at events in history that shaped the clear technology, i.e. in power generation, plements of international law to safeguard IAEA as well as at the organization's contri- medicine, alimentation, agriculture, environ- the proliferation of atomic material, to be bution to civil society. What started 50 years mental protection or in the process of water stronger than the international law itself. ago in a few rooms of a Viennese city hotel recycling, available to as many people as Well illustrated in the case of North Korea: in is now an organization, whose 2200 staff possible. Can we then say that the work of 1992 the IAEA detected in North Korea di- members occupy an entire 28 story building the IAEA has not been effective enough sim- screpancies between the amounts of decla- at the Vienna International Centre as well as ply by the fact that the number of states pos- red fissionable material and the amounts offices and laboratories around the globe. sessing atomic weapons tripled from 1957 measured by the laboratories of the IAEA. This perhaps best illustrates the develop- to 2007? (U.S., GB, Russia, China, France, In- After no agreement could be met, the IAEA ment of the IAEA from a technical Secretari- dia, Pakistan, North Korea and Israel). Or do Governors Council reported to the UN Secu- at to an Agency at the epicentre of the global we have to congratulate the organization for rity Council. As a consequence North Korea Peace and Security Policy. The IAEA is the the fact that the number of nuclear weapon resigned from the IAEA and the Treaty of only UN related organization that annually re- states is still considerably low and smaller Non-Proliferation (NPT). The IAEA together ports the General Assembly and can notify than expected by many. If one followed the with the U.S. could consider themselves for- the Security Council in case of non-complian- recent negotiations with the People's Repu- tunate that North Korea was later willing to ce of a member state regarding their obliga- blic of North Korea from the point of how conclude agreements that today allow limi- tions as well as in matters relating to Interna- much global attention and valuable proposals ted inspections giving some control over the tional Peace and Security. This fact alone were offered from the international commu- regimes nuclear activities. Given this de- speaks for the organization's importance. nity to North Korea, a dictatorship previously monstration of de-facto powerlessness of Simply speaking the main idea of the Agen- branded as part of the axis of evil, in ex- the international community facing the decision of a sovereign state and the fact that about 30 more states would have the means to develop atomic programs, we should rather compliment the IAEA together with the international community for their common effort to have successfully convinced these potential states through words, conventions and various other stimuli to refrain from their nuclear ambitions. Arguably the most important step was the Treaty of Non Proliferation (NPT) of 1970. The Treaty, today signed by 188 countries, allows the five nuclear powers of that time (U.S., GB, Russia, China and France) to possess nuclear weapons.They, however, agree not to transFotos IAEA fer nuclear weapons or technology to nonnuclear weapon states. The latter on their hand promise not to seek nuclear weapons; in return they receive, while constantly subGLOBAL VIEW 1/2007 UNO 21 jected to inspection, assistance in the peace- peaceful use of nuclear technology to the expectation of the 1950s to have found the ful use of nuclear technology, i.e. nuclear re- greatest possible global benefit. In setting solution to many global problems was disen- actors for energy generation. Furthermore, security standards for atomic power plants chanted. For many experts the main problem Article VI of the NPT obliges the nuclear the IAEA contributes largely to the global was that only a small number of states had powers to slowly disarm their nuclear arse- safety. The IAEA developed a database inclu- the knowledge and the necessary infra- nals, an obligation that none of the five "nu- ding all nuclear incidents and its cause as structure to benefit from the achievements clear" states has met to date. Beside this, well as emergency plans to be followed by of nuclear technology. In response the IAEA Pakistan, India and Israel have not signed the the states in case of a nuclear catastrophe. supported many talented young scientists NPT and meanwhile have become nuclear Since we are currently facing a change of po- from developing countries through scholar- weapon states. North Korea withdrew from licy in Europe and a growing demand of nu- ships or by bringing those together with the NPT before deciding to become a fully- clear power in emerging countries such as leading fledged nuclear state. China and India and some developing coun- knowledge. The developing countries could If there was one event that changed the role tries, the importance of globally accepted become the main beneficiaries using nuclear of the IAEA towards an organization in the safety standards is very much in our interest. technology in their fight against malnutrition, centre of Global Peace and Security Policy, it In promoting nuclear energy for power gene- environmental pollution and shortage of re- was the discovery of nuclear activities in Iraq ration, the IAEA is also subject to criticism, sources. in 1991, a fact that took the world and the activists claim that the organization is playing The IAEA is coordinating the work of the Agency by surprise. This very moment the down the danger of power plants and by as- FAO and the WHO in this matter. Once this IAEA realized that it did not have the means sisting countries in their civil programmes gi- fight will be won, the nutriment for radical to deal with states that are not cooperating ves them the chance to gain knowledge for ideologies, which are built on poverty and or providing false information about their nu- an eventual non-civil programme. Fact is that desperation, will cease to exist. At that point clear programs. As a consequence the IAEA no country, while subjected to inspections, in time, regardless how many countries will was mandated to monitor Iraq (later North has managed to convert the civil programme have signed the NPT, nuclear weapons will Korea and Iran). In order to strengthen the into a military one. As for nuclear energy, be most likely displayed in museums as re- NPT, the IAEA established an additional Pro- one should open a new public discussion, licts from a left-behind time. Until that day tocol 93+2 which came into effect in 1995. what 20 years after Chernobyl the dangers we can only hope that the IAEA shows the This Treaty largely extended the information (i.e. nuclear incident, nuclear waste) really same commitment and the sageness of 50 duties of the member states and private are and what the possible benefits (i.e. lower years to ban the danger of nuclear weapons, companies as well as the inspection manda- emission values for greenhouse gas, world which are, so former U.S. President Ronald te of IAEA personnel. As of today only 70 of stability through less oil dependence?). What Reagan, "totally irrational, totally inhumane, the 140 IAEA member states have signed concerns the peaceful use of atoms, other good for nothing but killing, possibly de- the NPT-additional Protocol. In Europe, than power generation, the overoptimistic structive of life on earth and civilisation". << scientists to spread existing France and the UK did not sign. While many experts say that the NPT in combination with the additional Protocol would be sufficient, if universally ratified, the U.S., without having ratified the additional Protocol, calls for a strengthening of the NPT. Arguably today the even bigger danger than from states comes from the threat of terrorist networks using traditional bombs containing radioactive material, so called dirty bombs . Thanks to the worldwide inspections through IAEA personnel, high-tech machinery or even satellite pictures as well as the cooperation of the member states lead to a complete and coherent database, this way movements or losses of such material can be soon detected and backtracked. The second important responsibility of the IAEA is the safe and GLOBAL VIEW 1/2007 22 UNO Saving the Might at the UN Zalmay Khalilzad rose to fame in US politics. Now he replaced John Bolton as Ambassador of the US to the United Nations. Text Johanna Weberhofer, MA T he results of the mid-term elections Paul Wolfowitz, then director of Policy Plan- sitions on the National Security Council, and of November 2006 sent out a clear sig- ning, who in turn was a protegé of Albert two ambassadorial appointments: US Am- nal: the end of the temporary appointment Wohlstetter at the University of Chicago bassador to Afghanistan and to Iraq (since of John R. Bolton as US Permanent Repre- An abridged version of Zal´s career history August 2005). Also take note of the fact that, sentative to the UN-New York and the end of reads as follows: Special Advisor on Afgha- in 1998, Khalilzad - like Bolton! - was one of the era of one of the most controversial US nistan 1985-1989, Special Assistant to the the signatories of a PNAC (Project for a government officials ever. Bolton, temporari- President for SW Asia, the Near East and ly appointed during a Congressional recess North Africa under presidents Reagan and in 2005, never received official confirmation Bush Sr., Senior Defence Department offici- New American Century) letter to President Clinton in favour of a US military intervention in Iraq. by the US Senate. Anticipating that the for- al for policy planning, Advisor for UNOCAL What can we expect of Khalilzad regarding mal resubmission of his nomination might (giant oil company planning a Trans-Afghanis- his contribution to future US-UN relations? contradict the much demanded "new directi- tan gas pipeline project) in the mid-90s, Di- He will start with a significant bonus in the on" of US foreign policy, John R. Bolton final- rector of the Strategy, Doctrine and Force Muslim world, a region crucial to the work of ly announced at the end of 2006 that he Structure Programme for the RAND Corpora- the UN as it hosts some of the most intracta- would not stand for the NY post any longer. tion´s Project Air Force 1993-1999, senior po- ble conflicts. It is widely hoped that Zal´s Within days, the number of potential successors to John Bolton increased by leaps and bounds, and soon Zal Khalilzad´s name was in the prominent company of Alejandro Wolff (Acting Permanent Representative to the UN in NY) or Joe Lieberman, Republican candidate for US Vice President in 2000. Let's throw a detailed glance at the man who "is a skilled and experienced diplomat with proven ability to lead from principle, to build consensus and to get results" (Secretary of State Condoleezaa Rice upon announcing Khalilzad´s nomination) and who will be the first Muslim member of the US Cabinet? Born in 1951 in Mazar-i-Sharif in Afghanistan, Zalmay "Zal" Khalilzad attended high school in Kabul, and left for Lebanon to study at Beirut´s American University before receiving his PhD from the University of Chicago in the late 1970s. Chicago brought Zal into close intellectual contact with Albert Wohlstetter, a proponent of nuclear deterrence thinking. Finally, 5 years into his assistanceship in political science at Columbia University, Khalilzad ar (1984), he was awarded a one-year fellowship for temporary assignment to the State Department - during this post he worked for GLOBAL VIEW 1/2007 Photo: http://www.state.gov acquired US citizenship. In the very same ye- UNO 23 personal background will allow him to con- lateral fora. Pivotal to Khalilzad´s record as this administration, and who has served in vince key players in the region to collaborate US Permanent Representative might be his our toughest post." Someone, who is said more closely with the UN, and to engage in ability to give US interests a strong voice at not to be wanting to erode the credibility of direct consultation and negotiations with the UN without appearing overtly unsympa- the UN. each other. thetic areas of the world that are severe cri- Is Khalilzad on to a new trouble spot then? His appointment could also be viewed as a tics of the US foreign policy. And was it advantageous of the US to ap- change in the position of the White House With extensive diplomatic experience outsi- point a Muslim to the NY post? Less con- towards the UN from a feeling of supremacy de the US counting on his reputation as an frontational than Bolton, and less inclined to and of favouring unilateralism to one of mu- "independent, smooth and high-flying opera- view international affairs in terms of black tually beneficial assistance, away from the tor" (NY Times), Zal would certainly contribu- and white? It is safe to say that he will be hitherto critical attitude of the US towards te a comprehensive understanding of a large welcomed by the UN, not only because of the UN, which saw the UN being sidelined part of the Muslim world to US-UN relations, his wealth of valuable experience, but also occasionally during the first term in office of or, in the words of a bipartisan Iraq study because he will replace John Bolton "who Bush Jr. and do things single-handedly in ca- group: "[...] are taking the UN seriously and broke a lot of crockery", according to Mitchell se no agreement could be reached in multi- sending somebody who has real weight with B. Reiss from the College of William & Mary. Sources say that Khalilzad is fondly remembered for being a highly successful deal broker who has proved his competency. His career until now reveals a neo-conservative diplomat, fully committed to furthering America´s position as a global superpower. In a recent State Department media note on usinfo.org Zal said if the Senate approves his nomination, he hopes to continue efforts to reform the UN and "strengthen its ability to fulfill its mission." He would advance an agenda that promotes common interests. "[I seek] a world in which we take collective action against threats to security, in which freedom and democracy are expanding, in which the rule of law becomes more widespread, and in which all nations enjoy economic prosperity." The recent diplomat shuffling with Khalilzad's appointment for New York amongst other things will create a strong team of senior US government officials. Be that as it may, the real test will be what sort of strategy President Bush will put forward with regard to foreign affairs. Without a strong diplomatic component, "having Zal at the UN [...] is going to make a whole lot less difference." << GLOBAL VIEW 1/200/ 24 International Power to the People Seit Mitte der 1980er Jahre nimmt sich die Populärkultur vermehrt Themen der klassischen internationalen Politik an. Text Irene B. Stöckl, MA as Ziel des am 13. Juli 1985 stattfin- D ten Songs des Live Aid Konzerts war der fi- nicht im Bereich der Menschenrechte und denden Konzerts Live Aid war es hun- nale Beitrag "We are the World" von "USA for anderer Themen vermuten würde, starten gernden Kindern in Äthiopien zu helfen. Africa" in Philadelphia. Aber auch Österreich Kampagnen genau zu diesen Themen. Als Mehr als 16 Stunden lang traten Künstler konnte ein Lied beitragen und zwar "Wa- gutes Beispiel gilt der unter Jugendlichen be- der Popszene sowohl im Wembley Stadion rum?" von "Austria for Africa". Der Erfolg des liebte Musiksender MTV, der ähnlich wie in London als auch im John F. Kennedy Sta- Konzertes Live Aid motivierte die Bewegung CNN im Bereich der Nachrichten, in beinahe dion in Philadelphia auf. Das Konzert spielte eine Reihe von weiteren Konzerten zu orga- allen Ländern und Regionen der Erde prä- innerhalb eines Tages Millionen an Spenden- nisieren. Erstens das BAND AID II Konzert sent ist. Gegründet im Zuge der Einführung geldern ein. Die Resonanz des Publikums 1989 und zweitens BAND AID 20 als 20-jäh- von Musikvideos organisiert die Stiftung des und der Bevölkerung war gigantisch. Seither riges Jubiläum 2004. Am 2. Juli 2005 veran- Senders, die MTV Foundation, Kampagnen gilt Initiator Bob Geldorf als Inbegriff der staltete Bob Geldorf schließlich das Konzert zu einer Reihe von Themen. Diese reichen Pop- und Rockkünstler, die sich vermehrt in Live 8 anlässlich des G8 Gipfels in Edin- von Menschenhandel bis hin zu HIV/AIDS Bereichen der Menschenrechte und der Ent- burgh. Aus der Idee, dass berühmte Künstler und weltweiter Trinkwasserversorgung, be- wicklungshilfe engagieren. Das Live Aid ein Thema einer breiten Öffentlichkeit sehr fassen sich aber auch mit klassischen Ju- Konzert war die Fortsetzung des Band Aid gut verkaufen können, ist mittlerweile eine gendthemen wie den Kampf gegen den ille- Projektes, das in Bangladesh in Form eines ganze Industrie geworden. Die Vereinten Na- galen Drogenkonsum. Auf der Internetseite von Bob Geldorf organisierten Konzertes tionen bedienen sich sogenannter Goodwill des Musiksenders kann sich der Interessier- seinen Anfang nahm. Einer der bekanntes- Ambassadors und Industriezweige, die man te über die Plattform thinkMTV informieren. GLOBAL VIEW 1/2007 Darauf werden Jugendliche auch aufgerufen, keine Einbahnstrasse, denn durch MTV be- nen bedienen sich immer häufiger der welt- selbst Hand anzulegen. Spring Break ist in kommt die Organisation ein Sprachrohr ohne weiten Prominenz. Mit der Internetplattform den USA zu einem Synonym für einwöchige das sie die Message nicht so weiters an den www.musicforhumanrights.org in den USA Partys und zügellose Saufgelage geworden. Mann bringen könnte. Die UNODC bedient und noise.amnesty.org besitzt die größte Nun soll sich der Student/die Studentin alter- sich zwar wie fast jede andere UN Organisa- nicht-staatliche Menschenrechtsorganisation nativ engagieren. BreakAway ist eine Platt- tion auch dem Instrument Goodwill Ambas- Amnesty International (AI) ein Portal, wo sie form, auf der sich amerikanische Jugendliche sador mit der Schauspielerin Julia Ormond all jene Künstler auflistet, die die Bewegung zu ehrenamtlichen Tätigkeiten während ihrer und dem Fotografen Alessandro Scotti, aber in der einen oder anderen Form unterstüt- Semesterferien anmelden können. MTV ein Fernsehsender wie MTV erreicht genau zen. Immerhin zählt Amnesty International nimmt sich allerdings auch schwerer zu die Zielgruppe, die die UNODC auch anspre- fast zwei Millionen Mitglieder. Der ursprüng- transportierender Themen an - wie Men- chen möchte. Ein Jugendlicher sieht mit gro- liche Kernbereich wurde von AI mittlerweile schenhandel. MTV Europe klärt über die Pro- ßer Wahrscheinlichkeit häufiger MTV als die auch stark ausgeweitet. Es wird nicht mehr blemlage auf. In einfach erklärten Unterkapi- UNODC Global Youth Network Internetseite nur für Inhaftierte und die Verletzung der teln wird Menschenhandel definiert und zu besuchen. Das Global Youth Network ist Menschenrechte in Bezug auf Haftbedingun- dem jungen Leser vermittelt, wieso das Gan- ein Datenbankprojekt der UN Drogenbe- gen protestiert. Für den Internationalen Frau- ze gerade ihn oder sie angeht. Dass diese kämpfungsbehörde, in der sämtliche Anti- entag am 8. März wurde eigens ein Video Kampagne Hand und Fuß hat, beweist schon Drogeninitiativen angeführt werden. Gleich- produziert, das sich jeder sofort ansehen allein das Faktum, dass die UN Behörde für zeitig der kann, sobald er die Seite von Make Some Drogen- Kriminalitätsbekämpfung internationalen Ebene verstärkt in die Ent- Noise öffnet. Dort wird auf das Thema Ge- (UNODC) die Kampagne unterstützt. Diese wicklung von Präventivmaßnahmen einge- walt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Unterstützung ist allerdings für die UNODC bunden werden. Aber auch andere Institutio- Jüngst startete Amnesty International in den und sollen Jugendliche auf GLOBAL VIEW 1/2007 26 International MTV das UN Office on Drugs and Crime Bilder http://www.takingitglobal.org (UNODC) mit ihrer Kampagne unterren Ausmaße bisher keinen Platz in den stützt, wird der Jugendliche nie erfah- Medien gefunden haben. Zur gleichen ren, was die UNODC ist, geschweige Vereinigten Staaten die "Instant Karma - Zeit spendet die Musikgruppe Nickel- denn was ihre Aufgabe ist und welche The Campaign to Save Darfur". Möglich back ihre gesamten Erlöse aus den CD Entscheidungen für die/den Einzelne/n gemacht wurde dieses Projekt durch Verkäufen der Single "If Everyone Ca- daraus entstehen. Mit einem 26 Sekun- die Kooperation mit Yoko Ono. Die ver- red" Amnesty International und Interna- den Spot läßt sich eben nur ein be- zichtete auf sämtliche Urheberrechte, tional Children's Award Canada. Das Vi- schränkter Inhalt vermitteln. Dass die- die sie an den Soloalben ihres verstor- deo wird zwecks der Werbung extra auf ser dann aber oft auch sehr über- benen Mannes John Lennon besaß zu- einer eigenen Webseite gezeigt, die zeichnet ist, ist leider ein trauriger Ne- gunsten Amnesty Internationals. Grup- sich sofort öffnet, sobald man auf der beneffekt. Sieht man sich die Video- pen wie R.E.M., Green Day und offiziellen Fanpage der Gruppe “Watch spots über Menschenhandel auf der Christina Aguilera nahmen nun ein CD Video” anklickt. Den Sinn des Videos MTV Exit Kampagne an und betrachtet mit zusammengestellten versteht dann auch jede/r, auch wenn man sich die Webseite genauer, muss Songs auf. Am 12. März 2007 wurde er/sie die Musik dazu nicht hört bzw. man zwangsläufig zu dem Schluss kom- schließlich die erste Single Auskoppe- falls er/sie den englischen Text nicht ver- men, dass jede/r, die/der einen Job im lung mit "Dream", interpretiert von steht. Am linken Bildrand befindet sich Ausland sucht, letztendlich Opfer von R.E.M., veröffentlicht. schließlich eine Art Fieberthermometer, Menschenhandel wird. Auf der anderen Die Kampagne soll auf die Krise in Dar- auf dem angezeigt wird, wie viele CDs Seite kann man MTV nicht unterstellen, fur aufmerksam machen, die bisher schon verkauft wurden und wieviel Geld dass sie rein populistische Propaganda mehr als 300 000 Menschen das Leben noch in den Klingelbeutel muss. an den Mann bzw. an die Frau bringen kostete. 2,5 Millionen wurden vertrie- Allerdings kann die Unterhaltungsindus- wollen. Jeder Spot wird vor der öffentli- ben und 4,5 Millionen sind in Gefahr ei- trie nur einfache Inhalte transportieren. chen Erstausstrahlung an verschiede- ner Hungerkatastrophe zum Opfer zu Und obwohl die Themen hoch politisch nen Personengruppen auf ihre Verträg- fallen. Eine humanitäre Katastrophe sind, ist es schwer die genauen Hinter- lichkeit getestet. Die Medien, über die bahnt sich zur Zeit in der Region an, de- gründe zu vermitteln. Denn obwohl diese Werbespots schließlich ausgestrahlt den neu GLOBAL VIEW 1/2007 eingesetzt werden. Organisationen wie die werden, sind genauso verschieden, wie die Diese Armut soll mit den zu Beginn des Jahr- UNODC und das World Food Programme Herangehensweise der verschiedenen Insti- tausends ins Leben gerufenen Millenium können davon lernen und haben mittlerweile tutionen die Aussage ihrer Werbung zu ver- Development Goals bekämpft werden. Die ihre Strategien und PR Kampagnen ange- mitteln. Während die MTV Spots, wie könn- UNO hat aus diesem Grund eine eigene Mil- paßt. Auf der anderen Seite wird durchaus te es auch anders sein, hauptsächlich auf lenium Campaign mit dem Titel "No Excuse die internationale Politik positiv unter Druck dem eigenen Musiksender ausgestrahlt wer- 2015 - Voices against Povery "ins Leben geru- gesetzt, ihre Versprechen umzusetzen. "The den, versucht z.B. die UNODC das Publikum fen, die Staaten dazu aufruft, die acht Ziele World is watching". Konzerne wie BP fürch- des Nachrichtensenders CNN zu erreichen. zu erfüllen. Auf der ganzen Welt wurden des- ten bereits Kampagnen, wie die von Green- In den Ausstrahlungen der UN Institutionen halb Menschen 2006 am International Day peace gegen die Ölplattform Brent Spar, die ist dem Seher von Beginn an klar, was der for the Eradication of Poverty dem 17. Okto- zu enormen Umsatzeinbrüchen des Kon- Werber mit dem Spot aussagen will, bei den MTV Spots jedoch zerns geführt hat. Zu hoffen ist je- "Never doubt that a small group of committed people can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has." Margret Mead doch, dass der Populismus in die- sem Bereich keinen Platz findet. wird zunächst eine klischeehafte heile Welt nachgestellt, die meistens mit ber aufgerufen aufzustehen. Über 23 Millio- Trotz aller medienwirksamen Kampagnen einem "Schocker" endet. nen folgten dann auch diesem Aufruf. von MTV und Prominenz sollte der Inhalt Im Mittelpunkt steht jedoch immer der Pro- Wie weit die Initiativen von Bob Geldorf ei- nicht aus den Augen verloren werden. Denn minente. Für die MTV Exit Kampagne hat der nen Einfluss auf die Weltpolitik haben, kann die Ergebnisse können auch negativer Natur Musikkanal Angelina Jolie verpflichtet, um sicherlich nicht in Zahlen ausgedrückt wer- sein und das ursprüngliche Problem verstär- als Moderatorin durch einen ganzen Film zu den. Klar ist, dass Prominente und die Popu- ken. Damit solche Dinge wie beim ersten führen. Dass die berühmte Schauspielerin je- lärkultur ihren Teil dazu beitragen können, in- Band Aid Konzert nicht mehr passieren kön- doch durch die Adoption von Kindern aus al- ternational wichtige und politische Themen nen, dass im Endeffekt hauptäschlich äthiopi- len Erdteilen das Thema in der ganzen Welt einfach zu transportieren. Ihre Erfahrungen sche Rebellengruppen unterstützt werden, populär macht, wird allerdings dann zur trau- mit Marketingstrategien und Instrumenten, die in keinster Weise die Bekämpfung der rigen Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass die dazu notwendig sind, ein Produkt von Hungerkatastrophe gehabt haben, sondern bereits Säuglinge durch illegale Adoption zu Musiktiteln bis zu Hollywoodfilmen zu ver- nur ihr eigenes Wohlergehen und ihren mili- Opfern von Menschenhandel werden. Diese markten und sich im Konkurrenzkampf der tärischen Erfolg. Kinder sind dann auch meist aus Entwick- Musik- und Filmindustrie durchzusetzen, << lungsländern, in denen Menschen in absolu- können auch effizient im Bereich der Men- ter Armut leben. schenrechts- und Entwicklungshilfethemen GLOBAL VIEW 1/2007 28 Global Views Improve the State of the World Das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos steht jedes Jahr in den Schlagzeilen. Für die einen ist es Lösung für Probleme der Welt für die anderen kontroversielles Medienereignis. Text: Klaudia Feurle und Thomas Obersteiner bwohl die Schweiz jährlich mehrere rer Diskussionsrunden und Vorträge. Der premier Schimon Peres. Erwartungsgemäß Millionen Schweizer Franken für die Si- scheidende britische Premier Tony Blair nutz- zeigte keine der Parteien in ihren Reden ein cherheit aufbringen muss, waren die traditio- te die Plattform, um in seiner Rede ein wei- Entgegenkommen in der strittigen Frage der nellen proteste gegen das WEF im Gegen- teres Mal die Umsetzung eines Klimaabkom- Grenzziehung eines möglichen palästinensi- satz zu früheren Treffen erstaunlich gering. mens nun schen Staates. Friedensnobelpreisträger Pe- Von der bisherigen breiten Ablehnung der notwendigerweise auch die USA, China und rez rief in einer emotionsgeladenen Rede Schweizer Zivilbevölkerung war kaum mehr Indien anschließen sollten. Laut Blair sei die vor den Wirtschaftsführern dazu auf, in die etwas zu spüren. Durch konsequentes Mit- Stimmung in den USA soweit, um einen Grenzregionen zwischen Jordanien, Israel einbeziehen von Vertretern großer NGOs "Quantensprung" zu machen und er richtete und Palästinensern zu investieren, um allen wie Greenpeace und Amnesty International seiner ebenfalls anwesenden deutschen Kol- Parteien eine gemeinsame wirtschaftliche sowie Globalisierungskritikern wie Wirt- legin Angela Merkel aus, er erwarte eine Entwicklung zu ermöglichen. Als Abbas im schaftsnobelpreisträger und Erfolgsautor Jo- neue Initiative im Rahmen der G8-Präsident- Anschluss darauf seinen Gegenüber auf seph Stiglitz scheint es gelungen zu sein, schaft Deutschlands. Konkrete Anhaltspunk- dem Podium umarmte und auf beide Wan- viele kritische Stimmen verstummen zu las- te zur Umsetzung waren aufgrund der man- gen küsste, waren die Zuhörer begeistert. sen. Wer sich vom WEF jedoch noch immer gelnden Am Davosersee herrschte für einige Minu- langfristige Lösungen für die großen Proble- vertretern aber nicht zu erwarten. ten Weltfrieden. me der Welt erwartet, wird weiterhin ent- Eine der wenigen unbestrittenen Errungen- Medial überschattet wurden die Themen- täuscht sein. Gründer Klaus Schwab bestä- schaften des WEF ist das Zusammenführen schwerpunkte von Ergebnissen eines infor- tigt in seiner Pressekonferenz, Davos sei von Konfliktparteien in einem neutralen und mellen Ministertreffens zur Wiederaufnah- weniger ein Ort, an dem Entscheidungen zu friedlichen Umfeld. Zum wiederholten Male me erwarten sind, als ein Forum, an dem späte- galt die Aufmerksamkeit dem Nah-Ost-Kon- Doha-Runde der WTO. Die Handelsminister re entscheidungen vorbereitet werden. flikt und dem angereisten Präsidenten der aus 30 Staaten zeigten sich kompromissbe- Schwerpunkte waren der Klimawandel, der palästinensischen Autonomiebehörde, Mah- reit, die Verhandlungen zur Liberalisierung Frieden im Nahen Osten und die Energiesi- mud Abbas, sowie der israelischen Vertre- des Agrarhandels wieder aufzunehmen. cherheit. Der Klimawandel war Inhalt mehre- tung, Außenministerin Tzipi Livni und Vize- Dies gelang im speziellen durch die europäi O GLOBAL VIEW 1/2007 zu fordern, Präsenz an von dem sich US-Regierungs- der seit Juli 2006 ausgesetzten Global Views 29 sche Zusage, die EU-Agrarsubventionen um meistens nur im Bereich der Wirtschaft und das Forum aufgrund fehlender Finanzmittel weitere 10 % zu senken. Allerdings wird im nicht im sozialen Bereich. Bei einmal getrof- beinahe gescheitert. Ein positives Resultat Gegenzug verlangt, dass die Entwicklungs- fenen Entscheidungen muss im Besonderen des WSF ist die Vernetzung der immer grö- länder ihre Einfuhrzölle für Industriewaren die mangelnde demokratische Legitimation ßer gewordenen Zivilgesellschaft mit zahlrei- reduzieren sowie ihren Dienstleistungssek- kritisiert werden. chen afrikanischen, sozialen Bewegungen tor auch für ausländische Investitionen zu- Kritiker und Gegner des WEF sind allerdings und Organisationen. Zudem formierte sich in gänglich machen. Wieviele Entscheidungen nicht tatenlos. Seit 7 Jahren organisieren sie Nairobi der Widerstand gegen die geplanten, und Handlungsanleitungen im Schweizer einen Gegengipfel - das Weltsozialforum bilateralen Wirtschaftsabkommen zwischen Luftkurort aber außer Diskussionsrunden, (WSF). Ziel dieses weltweiten Treffens ist es der EU und den AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Vorträgen und Debatten wirklich fallen bzw. unter anderem, alternative Möglichkeiten Pazifik). getroffen werden, ist schwer in Frage zu stel- zum vorherrschenden neoliberalen Wirt- Allerdings war auffallend, dass die diesjähri- len. Zudem gibt es auch eine große Gegner- schaftsmodell aufzuzeigen und auszuarbei- ge Gästeliste ohne Aufsehen erregender Na- schaft des WEF. ten. Das diesjährige WSF fand eine Woche men aus der Pop- und Filmbranche, wie et- Von Globalisierungskritikern wird das WEF vor dem WEF in Nairobi (Kenia) statt. Dort wa 2006 mit Angelina Jolie und Brat Pitt, oft als neoliberale Organisation und als "Sym- diskutierten Delegierte aus über 100 ver- auskam. Damit wurde der aufkeimenden öf- bol des Kapitalismus" gesehen. Die Kritik be- schiedenen Ländern, Nichtregierungsorgani- fentlichen und internen Kritik Rechnung ge- steht unter anderem an der hohen Beitritts- sationen und soziale Bewegungen über ähn- zollt, dass Forum verkomme zu einer Oscar- gebühr des WEF, die normal verdienenden liche Themen wie beim WEF. Allerdings lag Verleihung der Entwicklungshilfe. Personen den Beitritt unmöglich macht. Zu- der Themenfokus beim WSF mehr bei sozia- haben in den vergangenen Jahren soge- dem kommen über zwei Drittel der Teilneh- ler Gerechtigkeit, Armutsreduzierung und nannte Stars eingeladen, weil sie Wichtiges mer aus Europa und Nordamerika und nur et- der Kritik an der bestehenden Wirtschafts- zu sehr speziellen Themen sprachen" sagte wa 8 % der Teilnehmer vertreten Non-Profit- ordnung. Ein großes Ziel des WSF war es vor Klaus Schwab auf einer Pressekonferenz. Organisationen. Weiters verfügt das Forum allem auch die Schwierigkeiten und Realitä- Dieses Jahr sollte das Interesse wieder auf über keine wirklichen Kompetenzen, wenn ten Afrikas einer möglichst breiten Öffent- Wirtschaftsgeschehen und Globalisierung Entscheidungen getroffen werden - dann lichkeit vor Augen zu führen. Allerdings wäre gerichtet sein und so wurde, ausgenommen "Wir GLOBAL VIEW 1/2007 30 Global Views Bono und Peter Gabriel, auf Stars und Sternchen verzichtet. Zudem diskutierten nun auch schon die Teilnehmer des WEF selbst über die Kritik an der Globalisierung, die nicht mehr zu ignorieren ist. Unternehmenschefs und Wirtschaftsexperten werden sich der negativen Aspekte der bis heute verfolgten Wirtschaftslogik: "Abbau von Handelshemmnissen" bewusst. Durch Verstärkung der weltweiten Handelsliberalisierung ergibt sich in den entwickelten, westlichen Industrieländern nicht nur ein steigendes Wirtschaftswachstum sondern auch vermehrt die Angst vor Arbeitsplatzverlusten, da diese Konzerne zum Teil in Billiglohnländer abwandern. Wenn der Freihandel allerdings vom Großteil der Wählermasse als schädlich erachtet wird, besteht eventuell die "Gefahr" dass auch in Europa und Nordamerika wieder protektionistischere Regierungen an die Macht kommen, wie dies unter anderem auch in Lateinamerika zu beobachten ist. Erstmalig unternahmen die Organisatoren mittels WEB 2.0. den Versuch, auch Menschen abseits ihres elitären Clubs an den Geschehnissen teilhaben zu lassen. So wurden in der Web-Gemeinde bekannte Blogger nach Davos eingeladen, um täglich neue Videos und Berichte über eine eigene Website (http://davosconversation.org) der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Höhepunkt der neuen Initiative war die Zusammenarbeit mit der Nachrichtenagentur Reuters und der rasant expandierenden Online-Simulation "Second Life". Diese ermöglichte unter anderem die virtuelle Beteiligung an Diskussionen oder Unterhaltungen mit dem Avatar eines prominenten Gastes. Besonders Mutige durften darüber hinaus hinter dem Rednerpult mit dem WEF-Logo Platz nehmen und ihren weltpolitischen Visionen freien Lauf lassen. Der vielfach geäußerte Vorwurf der Intransparenz und der Abgehobenheit der realen Davoser Zusammenkunft wird sich dadurch schwer entkräften lassen. Fakt ist, dass viele der heutigen globalen und regionalen Probleme zu groß und komplex sind, um von den betroffenen Menschen oder auch Staaten alleine gelöst zu werden. Kritik und Input von allen Seiten ist wichtig, wenn nicht sogar unumgänglich um gemeingültige und gemeinnützliche Lösungen zu finden. << GLOBAL VIEW 1/2007 Global Views 31 About: Das Weltwirtschaftsforum (WEF - World Economic Forum) ist eine nach Schweizer Recht eingetragene internationale Non-Profit Organisation, die heute von über 1000 weltweit führenden Wirtschaftsunternehmen getragen wird. Sie wurde 1971 als Privatstiftung von dem Genfer Wirtschaftsprofessor Klaus Schwab gegründet. Einflussreiche Unternehmer wurden in entspannter Atmosphäre zur "European Management Conference" eingeladen, um über internationale Themen zu diskutieren. Damit füllte er eine Marktlücke, denn eine bessere Gelegenheit für globalen Lobbyismus gab es noch nie. So entwickelte sich das jährliche Treffen. Die Organisation wurde 1987 zum World Economic Forum, oder deutsch "Weltwirtschaftsforum". Die Mitgliedschaft im WEF ist in drei Kategorien aufgeteilt. In der ersten befinden sich jene Unternehmen, die wesentlich zum Erfolg des Forums beitragen - Strategic Partners. Derzeit sind etwa 70 Unternehmen Mitglied, u.a. ABN AMRO Bank, Credit Suisse, JPMorgan Chase, Nestlé, Reuters, Unilever und Volkswagen. Die zweite Kategorie umfasst die Event Partners. Jene die das jährliche Treffen des Forums unterstützen. 2007 waren 17 Unternehmen Partner des WEF. Darunter waren Firmen wie DuPont, EDF, LUKOIL Oil Company, MasterCard und Sicpa Holdings. Die dritte Kategorie umfasst die Industriepartner, die die größte Gruppe mit mehr als 150 Unternehmen ausmacht. Die vehemente Kritik der aufkommenden Anti-Globalisierungsbewegung Ende der 1990-er Jahre und die Teilnahme diverser Hollywood Stars 2005 und 2006 rückte das Forum in das Blickfeld der Medien und machte es zu einem Großereignis mit einem Umsatz von über 100 Mio. Schweizer Franken (ca. 62 Mio EUR). Das Weltwirtschaftsforum trifft sich allerdings nicht nur einmal im Jahr, es finden auch auf regionaler Ebene regelmäßig Konferenzen statt. Das Hauptthema des diesjährigen Forums, das bereits zum 37. Mal stattfand, lautete: Fotos: http://www.wefourm.org "The Shifting of Power Equation". GLOBAL VIEW 1/2007 32 International Arbeiter ohne Rechte Seit über 30 Jahren stellen Exportproduktionszonen (EPZs) in der internationalen entwicklungspolitischen Debatte ein umstrittenes Thema dar. Freihandel und billige Arbeitskräfte reichen nicht, wenn die entsprechende Industriepolitik fehlt. Denn am Ende können andere immer noch billiger produzieren. Text Hubert Kickinger A uf das Wellblech am Grenzzaun zwi- einem der Wirtschaftsmotoren Mexikos ge- sen, viele Unternehmen sind abgewandert in schen Mexiko und den USA ist "Gerech- worden. 49 Industrieparks gibt es hier mit noch billigere Regionen, vor allem nach Chi- tigkeit in der Maquila, sofort!" gemalt. Am mehr als 600 Fabriken. Das 1965 gestartete na. Fast ein Viertel aller Fabrik-Arbeitsplätze Montag ist Rene Mendoza in die mexikani- Maquiladora-Programm erlaubt Unterneh- wurden eingespart oder ausgelagert. Dass sche Stadt Tijuana gekommen. Ohne Ar- men, zollfrei Teile zu importieren, zusam- Zuwanderer wie Rene Mendoza immer noch beistplatz, ohne jemanden zu kennen und menzusetzen und gleich wieder zu exportie- Arbeit finden, scheint rein rechnerisch nicht ohne Karte der Zweimillionenstadt. Heute ist ren. eine möglich, liegt aber schlicht daran, dass die Donnerstag und er hat seinen ersten Ar- Freihandelszone. Multinationale Konzerne Fluktuation in den Maquiladoras sehr hoch beitstag hinter sich. Zehn Stunden lang hat können so vor allem den US-Markt beliefern, ist. Die Arbeiter/-innen halten die in der Re- er Terminkalender mit Plastikdeckeln verse- ohne aber die dortigen Löhne zu zahlen. Tag gel monotone Arbeit nicht lange durch, ihre hen. Den Namen seines Arbeitgebers weiß für Tag kommen tausende Migrant/-innen, teils befristeten Arbeitsverträge laufen aus er noch nicht auswendig, sein Tageslohn be- aus dem Hinterland, um hier Arbeit zu finden oder sie wechseln in den informellen Sektor. trägt 100 Pesos, umgerechnet knapp acht und Geld zu verdienen. Es gibt aber ein Pro- Diese ist nur eine von vielen Geschichte, wie Euro. Jobsuche ist keine langwierige Angele- blem: Der Motor ist ins Stottern geraten. In sie Journalist Carsten Volkery berichten genheit, sofern man nicht anspruchsvoll ist. den letzten Jahren wurden in der Gegend könnte. Weltweit gibt es nach Schätzungen Tijuana ist in den vergangenen 30 Jahren zu um Tijuana mehr als 250 Fabriken geschlos- der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Jede Fabrik ist praktisch GLOBAL VIEW 1/2007 Foto: http://www.fairtrade.at Nur faire Arbeitsbedingungen garantieren einen maximalen Output an Leistungsfähigkeit der Arbeiter und optimale Qualität der Produkte. International 33 über 2.700 dieser Exportproduktionszonen Nachfrage für die erzeugten Produkte we- (EPZ) mit mehr als 63 Millionen Beschäftig- sentliche Faktoren, um Investoren langfristig ten. Die Mehrzahl davon sind Frauen. Ein im Land zu halten", so Karin Küblböck von Exportproduktionszonen (EPZs) sind Ter- und dasselbe Phänomen hat viele Namen. der Österreichischen Forschungsstiftung für ritorien, meist in Entwicklungsländern, Exportproduktionszonen werden auch Freie Entwicklungshilfe (ÖFSE). Dass anderswo in denen soziale und arbeitsrechtliche Exportzonen, Freihandelszonen, Maquilado- immer noch billiger produziert werden kann, Regelungen keine Anwendungen fin- ras oder Sonderwirtschaftszonen genannt. übt auf die Regierungen Druck aus. "Um die den. Deshalb können die Löhne auf ei- Seit Mitte der 60-er Jahre richten vor allem Unternehmen davon abzuhalten, den Betrieb nem sehr niedrigen Niveau gehalten Entwicklungs- und Schwellenländer auf ihren an andere, noch kostengünstigere Standorte werden. Arbeiter/-innen besitzen keine Territorien EPZs ein. Die Regierungen hoffen zu verlagern, muss die Attraktivität des der- Rechte und sind den Arbeitgebern oft dadurch Wachstumsimpulse für die einheim- zeitigen Standortes ständig aufrechterhalten schutzlos ausgeliefert. ische Wirtschaft zu generieren. Die Arbeits- oder noch verbessert werden", wie der ehe- Sie werden sehr häufig auch als Sonder- losigkeit soll gesenkt werden, Devisen sol- malige Generalsekretär, des Internationalen wirtschaftszonen bezeichnet. So ent- len ins Land gebracht werden, und es soll zu Bundes Freier Gewerkschaften (IBFG), Bill standen seit der 1960-er Jahren ganze einem Technologietransfer sowie der Förde- Jordan sagt. Kritiker/-innen von EPZs sehen Städte. In der Ukraine wurde nach der rung und Ausbildung der heimischen Arbeits- in der Konkurrenz um internationale Unter- Tschernobyl Katastrophe die Stadt Sla- kräfte kommen. nehmen auch den Grund, weshalb oftmals wutytsch als Ersatz für die verstrahlte Arbeiter/-innen in China arbeiten für unge- Sozial- und Umweltstandards, zugunsten der Stadt Prypjat als EPZ gegründet. fähr ein Viertel des mexikanischen Lohns. Standortattraktivität, vernachlässigt werden. Selbst in Deutschland wurde erwägt ei- Das Land der Mitte ist heute, mit rund 40 Neben der Zollfreiheit und dem vergleichs- ne Million Beschäftigten in den Sonderwirt- weise niedrigen Lohnniveau liegen die Anrei- deutschland einzurichten, um die Wirt- schaftszonen, die "Fabrik der Welt". Textilien, ze der Exportproduktionszonen vor allem in schaft anzukurbeln. Elektronik, Spielzeug - Chinas Exporte stei- der (befristeten) Steuerbefreiung und oft- gen stetig. Die Global Player leiten Investitio- mals gelten in den EPZs andere Arbeits- und nen und Arbeitsplätze in den vermeintlichen Sozialgesetze, als im Rest des Landes. in Tijuna hoffen, dass vor allem arbeitsinten- Markt der Zukunft um. Die Unternehmen Die Nebenwirkungen der exportbasierten In- sive Maquiladoras der ersten Generation versuchen ihre Investitionsgüter in jene Län- dustrialisierung werden nun in Tijuana beson- (wie etwa der Textilindustrie) abwandern und der bzw. Exportproduktionszonen zu lenken, ders sichtbar. Die Infrastruktur der Stadt die besser bezahlten Elektro-Arbeitsplätze welche die höchsten Profitraten erwarten kann mit dem Bevölkerungswachstum nicht bleiben. Allerdings gibt auch China in den lassen. Im Jahr 2003 betrugen die weltwei- Schritt halten. 20 Prozent der Einwohner ver- Technologie-Branchen die Richtung vor. Zwei ten Direktinvestitionsflüsse (FDI) 560 Milliar- fügen über kein Trinkwasser, 150.000 sind Drittel aller weltweit produzierten Kopierge- den US Dollar, wovon etwa 30 % in Ent- offiziell obdachlos. Und trotz der Anwesen- räte, Mikrowellen, DVD-Player und Schuhe wicklungsländer heit dutzender Global Player mangelt es der sowie mehr als die Hälfte aller digitalen Ka- Milliarden nach China. Stadt an Geld, da die in den Exportprodukti- meras werden heute in China gefertigt. Bei Wie Tijuana zeigt genügt Freihandel gekop- onszonen angesiedelten Unternehmen kei- Spielzeug ist China inzwischen der weltgröß- pelt mit Billiglöhnen nicht, um Investoren im ne Mehrwert- und kaum Einkommensteuer te Produzent. Land zu halten. Denn: Am Ende können an- zahlen. Weshalb es schwierig ist, die beste- Am Ende können andere immer noch billiger. dere immer noch billiger. "Freie Exportzonen hende Infrastruktur auszubauen und Fragen "Es wäre entwicklungspolitisch empfehlens- haben in keinem Land als einzelnes Instru- der Stadtentwicklung zu beantworten. Denn wert, dass Exportproduktionszonen gar nicht ment zu einer Entwicklungsdynamik geführt, bisher richtete sich die Ausdehnung der erlaubt sind, und überall Mindestsozial- und sondern eventuell nur, wenn diese in breite- Stadt vor allem nach dem Standort neuer In- Umweltnormen eingehalten werden müs- re industriepolitische Strategien eingebettet dustrieparks. sen. Die Internationale Arbeitsorganisation waren. Wie die hohen Foreign Direct Invest- Zwei Standortvorteile bleiben Tijuana: die Nä- (ILO) und das Umweltprogramm der Verein- ment-Raten in Industrieländern zeigen, sind he zu den USA, die besonders bei größeren ten Nationen (UNEP) sollten deshalb Sankti- gut qualifizierte Arbeitskräfte, sozialer Friede, Gütern wie Autos von Vorteil ist, und der 30 onsmacht funktionierende Institutionen und genügend Jahre alte Elektronik-Cluster. Die Menschen Küblböck von der ÖFSE. << flossen. Alleine 53,5 In Brief Sonderwirtschaftszone erhalten", in resümiert Ost- Karin GLOBAL VIEW 1/2007 34 International Enemies Become Friends Twice within three decades, two neighbouring countries in the Horn of Africa have fought each other. Yet, the difficult relationship between Ethiopia and Somalia may have a unique chance for improvement. Text MMag. Stephan M. Koppányi lmost thirty years ago, Ethiopia and Korea and other communist or anti-American north. These events lead to a severe civil Somalia carried out an armed conflict, states, got the upper hand and besieged the war. Several UN operations took place in the the so-called Ogaden War. During this war, Somali troops. In March 1978, Somali troops country during the 1990s but were not very which lasted from 1977 to 1978, the two left Ethiopia. The war was over. successful, so that international forces with- countries fought for the Ogaden region In December 2006, the Somalis and Ethiopi- drew in 1995. Warlords continued ruling the which belonged to Ethiopia but was mainly ans fought each other again. What had hap- country, and there was no prospect of a sta- inhabited by Somalis. Somalia took advan- pened? Before answering this question, one ble government in sight. In 1998 another re- tage of Ethiopia's weakness at the time due has to look at how Somalia has developed gion in the north, Puntland, declared its in- to internal disputes, and invaded the Ogaden since the Ogaden war. In the 1980s, Siad dependence, and in 2002 south-western on 23 July 1977. It was the plan of Somalia's Barre's regime got more and more totalitari- Somalia got de facto autonomy. President Mohamed Siad Barre to conquer an, including mass murder of clans opposed In 2004, a Transitional Federal Government the province and incorporate it into a so-cal- to the ruling regime. Resistance move- of the Somali Republic was founded in Ke- led Greater Somalia, a country that would fi- ments, encouraged by Ethiopia, sprang up nya. Its influence remained minor. The power nally include former French Somaliland (Dji- around the country. In 1991, Barre was for- of a group called Islamic Courts Union (ICU) bouti), former British and Italian Somaliland ced to leave Somalia's capital Mogadishu. grew stronger. (Somalia), north-eastern Kenya and eastern Further rivalries between different clans fol- Courts which united themselves to form a ri- Ethiopia. The plan did not turn into reality: Et- lowed, leading also to the secession of the val administration to the Transitional Federal hiopia, supported by the USSR, Cuba, North non-recognized state of Somaliland in the Government. By June 2006, the ICU was in UN Photo/Martine Perret A GLOBAL VIEW 1/2007 This is a group of Sharia International 35 control of Somalia's capital Mogadishu and this and operations by ICU combatants at sending AC-130 gunships to attack Islamist by the end of that year they controlled most the Somali-Ethiopian border caused Ethiopia positions. During this and following interven- of southern Somalia. Only the northern regi- to act in December 2006. With the aim of tions many were killed. It is now up to the in- ons Puntland and Somaliland and the fur- protecting itself, but also of backing Soma- ternational community to secure stability in thest interior regions of the south were not lia's Transitional Government and bringing an the country and to make sure that Islamists under their control. end to the Somali civil war, Ethiopian troops do not take over Somalia again. Several It was at that time that one of ICU's leaders, started fighting the ICU. The long-time ene- countries have already agreed to deploy Sheikh Hassan Dahir Aweys, declared: "We mies were at war again. Ethiopian forces troops under the lead of the African Union. will leave no stone unturned to integrate our operated on the ground and in the air, bom- An UN-mission might follow. What about Et- Somali brothers in Kenya and Ethiopia and barding several airports, among them Moga- hiopia? The answer is: Ethiopians, the longti- restore their freedom to live with their an- dishu airport on December 25. Some days of me enemies, are invited to leave rather than cestors in Somalia." The ICU also claimed heavy fighting followed. On December 28, to stay. Yet, it was them who helped Soma- that Ethiopia, with its long history as an im- the Ethiopian and Transitional Government al- lia's UN backed Transitional Government to perial power, sought to occupy Somalia, or lied forces entered Mogadishu. The Islamists regain control over the capital and wide parts rule it by proxy. On October 9, the ICU decla- fled south. They were attacked in early Ja- of the country. This fact must not be forgot- red Jihad on Ethiopia after accusing its nuary 2007 by allied forces and driven into ten and might result in closer co-operation in troops of capturing a town taken by the ex- the hills and forests. On January 9, the Uni- future. Can enemies become friends? Per- tremists one month before. Statements like- ted States openly intervened in Somalia by haps. Only time will tell. << UN Photo GLOBAL VIEW 1/2007 36 International Dos & Don'ts: Thailand Thailand literally means Land of the Free. Indeed, people of Thailand preserve their freedom-loving and 'sabai sabai' (easy going) type of character throughout centuries, the character which every visitor will experience in several occasions once entering the Kingdom. The dynamic modernization of its economy and 'globalisation' of Thai society do not, however, change this popular character, nor traditional values and customs that embody the soul of the people of Thailand. Here are some tips to ensure the most pleasant stay in Thailand. Text: Tim Trangkathumkul Dos - Thailand has not been called 'the land of smile' without reason. Thai people like to smile even there is no reason to do so, and value smile very highly. Smiling can help you in difficult situation as well as encourage the communication with shy Thais. Thai people dismay 'hot-headed', ruthless and too assertive a manner. So smiling would signalise your 'cool mind' - 'Wai' is a Thai verb to describe the combined action of the hand performing a praying gesture, the lower arms and the hands touching the upper body and the head bending forward. Wai is performed towards people you meet to signalise 'Hello', 'Sorry', 'Thank you', 'You're welcome' and 'goodbye', especially towards the elderly who will suddenly find you sympathetic. - Depending on the situation, Wai should be accompanied by the word 'Sawaddee khrab (for men) and kha (for women)' for greeting. Put 'Khrab' and 'Kha' at the end of your sentence to render more politeness, which is indispensable in any communication in Thailand. - Take of your shoes before entering Thai houses or Buddhist temples. In countryside, you could also wash your feet with water provided specifically for this purpose. - Thailand upholds a social structure characterized by the respect of seniority and certain hierarchy. Thus, the elderly and the priests of any religion are to be honoured and treated respectfully. For example, bowing yourself if you pass by a monk is regarded as appropriate GLOBAL VIEW 1/2007 International 37 Don'ts - Thai people revere His Majesty the King and the royal family more than anything (you will soon or later find out that the picture of the King is practically in every household. You should be careful not to step on banknotes on which the King's picture is depicted. Talking in a disrespect manner about the royal family would result in an immediate disaffection from Thai people. - Rejecting a sincere and generous offer, usually in material terms, by the elderly is considered arrogant. - Feet are considered the lowest, the most unworthy and dirtiest part of the body. Please do not put your feet in the way that they could be perceived as pointing to someone, do not use feet to call for something or somebody, and never put your feet on the table. - In contrast, head is the most respected part of the body. Unless you receive an expressed permission, do never touch the head of someone older or so old as you. Even among friends, 'dealing' with head is a delicate issue. Placing things that belong to a lower part of the body (socks, underwear, shoes) higher than head-level is not appropriate. - In most occasions, being talking or walking loudly is not welcome in Thailand. GLOBAL VIEW 1/2007 Abtreibung, der ewige Zyklus von Mag. Cäcilia S. Smekal http://www.takingitglobal.org GLOBAL VIEW 1/2007 Soso, isse wieder da. Das konjunkturelle Auffla- ten Methoden eine Abtreibungsklinik in den ckern der Abtreibungsdebatte hat wieder ein- Ruin zu stürzen. Dabei tragen die "Lebensschüt- mal heimische Lande beehrt. Und wieso? Da zer" in Österreich noch Glacé-Handschuhe. In hat doch tatsächlich eine Klinik geöffnet, an der den USA werden trotz in der Verfassung seit man die straffreie Möglichkeit eines Schwan- 1973 verankertem Abtreibungsrecht Ärzte tat- gerschaftsabbruchs wahrnehmen kann! Grund sächlich ermordet. So weit zum Schutze des Le- genug auf die Barrikaden zu gehen, denken sich bens. In Südamerika sitzen Frauen wegen Ab- kirchliche Vereine, die in ihrer "göttlichen Missi- treibungen bis zu 30 Jahre ein. Doch um on" auch gerne einmal Bande knüpfen mit mili- antiliberale Stellvertreterkriege um Machtaus- tanten religiösen Fundamentalisten. Wie un- übung und Kontrolle zu beobachten, müssen christlich. Anfang Februar 2007 eröffnete in wir gar nicht über den großen Teich blicken, son- Wien ein sexualmedizinisches Zentrum, in dem dern nur in unser eigenes EU-Parlament: Da for- man auch eine Abtreibung vornehmen lassen miert sich zur Zeit, seit 2004 mit Unterstützung kann. Somit ist diese Klinik die 3. private Ein- Maltas und Polens (mit eigener rechter "Famili- richtung in Wien, die konform zur 1975(!) be- enpartei"), eine neue Lobby des Backlash, die schlossenen Fristenregelung Frauen nach vo- die bis dato liberale EU-Linie zu unterwandern rangegangener Beratung hilft, ihre "reproduk- sucht. So geschehen in Portugal, das bis vor tive Gesundheit" wahrzunehmen - und das auf kurzem noch höchst restriktive Regelungen hat- legale Weise. te. Erst Anfang 2007 wurde über die Einführung Natürlich schrillen sofort die Alarmglocken im der Fristenlösung abgestimmt, nachdem der Mikrokosmos der sogenannten Lebensschüt- Abtreibungstourismus nach Spanien zu auffällig zer: Da werden Demonstrationen in schwarzer wurde. Im katholischen Porugal mussten bis Trauerkleidung organisiert und dem Verwalter dahin 11.000 Frauen jährlich ärztliche Hilfe nach des Mietvertrages mit der Klinik mit kirchen- verpatzten Abtreibungen in Anspruch nehmen, rechtlich ungerechtfertigter Exkommunikation über 100 fanden in den vergangenen zehn Jah- gedroht. Es ist von Abtreibung als verabscheu- ren deshalb den Tod. Keine Einzelfälle, wie die ungswürdigem Verbrechen die Rede und frei- Weltgesundheitsorganisation bestätigt: Jedes lich wird die Müttergeneration zitiert, die sich Jahr sterben 70.000 Frauen durch die Folgen trotz aller Widrigkeiten auch nicht so angestellt von Abtreibungsverboten. habe beim Kinderkriegen. Wie viele dieser Müt- Eines steht fest: Es wird immer abgetrieben, zu ter unter den Händen von "Engelmacherinnen" jeder Zeit und überall, heimlich oder legal. Die bei illegalen Abtreibungen verblutet sind, wird Frage ist nur: Muss man dabei ein Klima schaf- tunlichst verschwiegen. Und dies nicht von we- fen, in dem sich Frauen dafür schämen müssen nigen irregeleiteten Radikalinskis, sondern von und in gesundheitliche Gefahr begeben? Keiner höchsten Exponenten der katholischen Kirche Frau macht es Spaß abtreiben zu lassen; dass in Österreich. In ihrer Logik zählen Menschen- die Kirche hier immer wieder Leichtsinn unter- rechte für ein fötales Zellkonglomerat eben stellt ist eine Frechheit, die weiter nicht von der mehr als für Frauen. Ist doch alles halb so wild, Wahrheit entfernt sein könnte. Das schlechte werden Sie sich denken, die Abtreibungsfrage Gewissen war eben seit jeher eine der erfolg- ist doch längst rechtlich geregelt. Da können reichsten Strategien. Portugal hat die Kurve ge- doch so ein paar Hardliner nichts ausrichten?! kratzt, doch werden sich die Frauen wie auch in Mitnichten. Die so genannte Pro-Life-Bewe- Österreich wohl noch lange Anfeindungen der gung hat andere Wege gefunden, ihren Einfluss katholischen Rechten aussetzen müssen, ist geltend zu machen. In Österreich hat sie es z.B. die Abtreibung bei uns doch schon 32 Jahre geschafft, mit illegalen und anderen zweifelhaf- lang erlaubt. 40 Europa Alte Wege, neue Perspektiven Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) nimmt den Platz der früheren Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) in Wien ein. Text Hadmar Hölzl m 1. März 2007 hat die EU-Agentur für A daher zu wenig, argumentiert Winkler. kämpft werden. Dies erfordere ein entschie- Grundrechte mit Sitz in Wien ihre Tätig- Die Zusammenarbeit zwischen der FRA und denes Vorgehen der Regierung sowie die keit gemäß dem früheren Mandat der EUMC den EU-Mitgliedstaaten erfolgt über nationa- Unterstützung von NGOs, Arbeitgebern, Ge- aufgenommen. Die FRA kann somit als die le Verbindungsbeamte. Bereits die EUMC werkschaften und der Allgemeinheit, sagt erweiterte "Neuversion" der EUMC verstan- hatte Beziehungen zur Europäischen Kom- Direktorin Winkler. den werden, eine unabhängige Einrichtung mission gegen Rassismus und Intoleranz Zu den Hauptschwerpunkten der neugegrün- der Europäischen Union zu dem Zweck, der (ECRI) und zum Europarat geknüpft, diese deten Agentur zählen 1) die Sammlung und Europäischen Union und ihren derzeit 27 Verflechtungen sollen zukünftig ausgebaut Analyse von Informationen und Daten, 2) ei- Mitgliedstaaten bei der Durchführung des werden. Für Anastasia Crickley, Vorsitzende ne verstärkte Zusammenarbeit mit der Zivil- Gemeinschaftsrechts zu unterstützen und ih- des Interimverwaltungsrates, eine logische gesellschaft und 3) eine Beratung der Orga- nen Fachkenntnisse bereitzustellen. Dabei Konsequenz aus den aktuellen Erhebungen: ne der EU und der Mitgliedstaaten. Die arbeitet die FRA mit anderen nationalen und Einer jüngsten Eurobarometer-Erhebung zu- Kernpunkte im Detail: internationale Stellen und Organisationen zu- folge sei die große Mehrheit der Menschen 1. Die gewonnenen Informationen sollen sammen, insbesondere mit dem Europarat. in der EU (73 Prozent) der Meinung dass die Aufschluss über die Entwicklung der Lage Dass eine derartige Einrichtung in Europa Union beim Schutz der Grundrechte eine der Grundrechte in der EU geben. Eine Wei- durchaus ihre Notwendigkeit besitzt, ist größere Rolle spielen sollte, so Crickley bei terentwicklung von Methoden und Stan- unbestritten. Laut einer aktuellen Eurobaro- der Eröffnungsfeier der neuen Agentur. Da- dards soll zudem eine bessere Qualität und meter-Umfrage sind mehr als zwei Drittel der rüber hinaus werden in Menschenrechtsan- Vergleichbarkeit von Daten auf europäischer Europäer der Meinung, dass Diskriminierung gelegenheiten zukünftig Kooperationen mit Ebene erzielen. auf Grund ethnischer Herkunft in ihrem Hei- den Einrichtungen der OSZE und der UNO, 2. Die Förderung des Dialogs mit der Zivil- matland weit verbreitet ist, und nur wenige vorrangig der UNESCO, möglich. gesellschaft soll maßgeblich für den Erfolg kennen ihre Rechte, sollten sie Opfer von Die FRA baut dabei auf die Arbeit der frühe- der neuen Agentur sein. Zu diesem Zweck Diskriminierung werden. Für Beate Winkler, ren EUMC auf, und zwar nicht nur durch die wird ein Kooperationsnetz für Grundrechte kommissarische Direktorin der neu errichte- Fortführung deren Tätigkeit in Hinblick auf die eingerichtet. Ziel ist eine Sensibilisierung der ten Agentur für Grundrechte, ein alarmieren- Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeind- Öffentlichkeit für die Grundrechtsfragen. des Zeichen: "Unsere Berichte zeigen, dass lichkeit und Antisemitismus, sondern auch, 3. Schlussfolgerungen und Gutachten wer- Rassismus, Diskriminierung strukturelle Be- indem sie aus deren Erfahrungen bezüglich den für die Organe der EU und deren Mit- nachteiligung, rassistische Gewalt und Be- Datenerhebungsmechanismen und der Ko- gliedstaaten ausgearbeitet und veröffent- lästigungen für viele Menschen in Europa operation mit Regierungen und internationa- licht. Zudem soll ein jährlich erscheinender nach wie vor eine Alltagserfahrung sind." Der len Organisationen lernt. Erweitert werden Jahresbericht Auskunft über die Grund- Schutz vor Rassismus und anderen Formen sollten zudem die Zusammenarbeit mit der rechtsfragen innerhalb der EU geben. von Diskriminierung sei fest im europäischen Zivilbevölkerung und eine Sensibilisierung Noch mehr als bei der EUMC steht bei der und internationalen Recht verankert. Nur Ge- der Öffentlichkeit. Rassistische Verhaltens- FRA also zukünftig die Arbeit mit der Zivilbe- setze gegen Diskriminierung zu erlassen, sei weisen und Gesinnungen müssten aktiv be- völkerung im Vordergrund. Ein ehrgeiziges GLOBAL VIEW 1/2007 Europa 41 weiligen Mitgliedstaaten verweisen, bei de- About : ropäischen Institutionen oftmals mangelnde nen sie Hilfe, Beratung und auch juristische established under Regulation (EC) n° "Volksnähe" unterstellt wird. Tatsächlich soll Unterstützung erhalten. 168/2007. The Agency provides relevant die Zusammenarbeit mit den nationalen In- Den Erfolg der neuen Agentur kann man vor- institutions and authorities of the Com- stitutionen gefördert werden, ein Kooperati- ab wohl nicht feststellen. Doch allein das Be- munity and its Member States when onsnetz wird eingerichtet, um den Aus- streben, zukünftig enger und intensiver mit implementing Community law with as- tausch von Informationen zu ermöglichen. den Teilorganisationen der Zivilbevölkerung sistance and expertise relating to funda- Für Direktorin Winkler eine Herausforderung, zusammenarbeiten zu wollen, kann durch- mental rights in order to support them die sie gerne annimmt: "Angesichts des 50- aus als ausgesprochen positives Zeichen ei- when they take measures or formulate jährigen Jubiläums der Europäischen Union ner neuen Öffnung der Europäischen Union courses of action within their respective kann niemand im Kampf gegen Rassismus verstanden werden. Der Versuch, eine Sensi- spheres of competence to fully respect neutral bleiben. Eine der Hauptaufgaben der bilisierung der Teilöffentlichkeiten in den Mit- fundamental rights. Tasks: Information FRA wird weiterhin die Beobachtung und Be- gliedstaaten zu erreichen, ist ein ehrgeiziges, and data collection, Advice to EU institu- kämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlich- aber schwer zu erreichendes Ziel. Ob dieses tions and Member States; Co-operation keit und Antisemitismus sein. Gleichbehand- Kooperations-Angebot auch als solches an- with civil society and awareness-rai- lung ist ein Recht, kein Privileg." genommen wird, und in wie weit die Bezie- sing. The Agency is NOT em- powered Was kann die FRA also tun, sollten Einzelbe- hungen zwischen der Agentur und der Zivil- to examine individual complaints. The schwerden an sie herangetragen werden? bevölkerung aufblühen, wird nicht zuletzt Agency focuses on the situation of fun- Die Agentur ist zwar nicht bemächtigt, indivi- von der Art und Weise abhängen, wie gut damental rights in the EU and its 27 duelle Beschwerden zu untersuchen und auf diese gegenseitige Kommunikation aufge- Member States. Candidate Countries diese Einzelfälle einzugehen, aber bei Beläs- nommen, und nicht als gegenseitige Beein- and countries which have concluded a tigungen oder Diskriminierungen kann die flussung missverstanden wird. stabilisation and association agreement FRA in Einzelfällen zukünftig eine beratende << with the EU can be invited to participa- Rolle einnehmen, die Betroffenen im Hin- te following a special procedure. (see blick auf ihre Grundrechte aufklären und sie http://fra.europa.eu) falls notwendig an Organisationen in den jeGLOBAL VIEW 1/2007 Bild: http://www.europa.eu Ziel in Anbetracht der Tatsache, dass den eu- 42 Europe Belarus' Big Brother Lukashenka has not only managed to secure his position through flawed elections last year but has also efficiently removed the foundations for a functioning opposition to emerge through a series of new laws, through control of the media and a KGB which continues to be highly active. Text Âsa Gunvén ons were condemned as severely flawed by for democracy and civil liberties. On the L ukashenka, has since his election to the Organisation for Economic Co-operation night after the presidential elections last ye- president in 1995 positioned himself and Development (OECD) and the internatio- ar, 40 000 people opposed the authorities against the rest of Europe while pursuing a nal community. The elections gave Lukas- and joined the main opposition leader Milin- so called "third way" between communism henka over 80% of the vote - a result that kevich in a peaceful demonstration on the and capitalism. By continuously drawing at- even Lukashenka himself has since admitted Kastrychnitskaya Square, which ended in tention to similar problems in many other to have been falsified. The opposition was harsh security measures being taken and transition states and backed by strong state harassed, the media controlled, activists ar- hundreds of activists being detained. This ye- propaganda, Lukashenka has on the one rested and the imprisoned opposition candi- ar, an estimated 10 000 joined Milinkevich to hand enjoyed a large amount of support, date Kozulin has not been released to this mark Freedom day (25th of March) despite especially from the older generation in Bela- date. In January 2007 local elections with a high security measures and the detention of rus. But many international and national ob- similar pattern took place. The fact that there over hundred activists before the demons- servers are alarmed by the strong concentra- were only about 300 candidates for the 1700 tration. In conjunction with the elections last tion of power, which has come about constituencies, many of which later with- year Lukashenka also staged a referenda, through the removal of power of the legisla- drew, is a good illustration of the lack of plu- changing the constitution to the effect that ture, the control of media and the harass- ralism. Despite large support for Lukashenka he may govern Belarus without restrictions ment and intimidation of opposition and civil on the one side, that according to observers to terms in office. Just prior to this, Lukas- society by a police force, which ironically is would probably have granted him around henka had introduced a series of new laws, named KGB. Last year Belarus held its first 60% of the vote in the election legitimately, removing the foundations of opposition and elections, which were open to more candida- discontentment is rising and activists are ex- a civil society thus guaranteeing that his tes then Lukashenka since 1995. The electi- posing themselves to big risks in their fight power will remain unchallenged. Indeed today opposition and civil society still remain weak and a Rose or Orange revolution, as those that took place in Georgia and Ukraine, seem unlikely to take place in Belarus any time soon. To start with, the freedom of expression is severely limited, making opposition work next to impossible. Any criticism of the president or the state is punished with hard sentences under the Criminal Code. In addition to this, new laws have effectively prevented the existence of civil liberty movements, organizations and networks, making any meeting of more then 10 people and the existence of non-registered Non Governmental Organisations (NGO's) illegal. The continuous intimidation and suppression of journalists, students, activists, NGOs and opposition has in this way been given legal backing, which has removed any basis for opinion building, free exchange of ideas or even active citizens' participation. GLOBAL VIEW 1/2007 Europe 43 For example the former national youth coun- present in Belarus. During recent months pared to stand by the side of the suppressed cil RADA, which acted as umbrella organiza- the repression inside Belarus has been on people of Belarus? The EU has decided to tion for the youth civil society movement, the rise, potentially coinciding with the alie- prolong its sanctions, which include the blo- was forced into illegality and efforts are now nation of Russia that has formerly supported cking of visas for Lukashenka and other top under way to set it up in exile. Another Belarus with low cost energy that has allo- officials following last year's elections. But example is the pressure put on trade unions wed Lukashenka to finance his popularity. whereas this can serve as a symbolic mes- that clearly don't have any space in Lukas- Not only have the new laws been implemen- sage, Europe needs to take a much more henka's "Third way" vision of Belarus. ted with more intensity, mass arrests of civil pro-active stance by being more critical Another important tool for securing Lukas- society activist have taken place under bran- about the situation of our neighbours and al- henka's power has been the control of infor- dings such as "hooliganism" or even "brothel so through concretely backing up of this mation with a journalist climate characterized activity". There have also been cases where message. Europe must help to strengthen by Journalists Without Borders as among the activists have been placed by force in to psy- the civil society and opposition in Belarus by 10 worst in the world. Media and information chiatric institutions or simply "disappeared", increasing support for training events, ex- flows are being controlled through harass- something which is clearly outside of the le- changes, youth activities and also by provi- ment, detentions, beatings, intimidations gal framework. The KGB has also increasing- ding an increased number of places in uni- and even "disappearances" of journalists are ly summoned students and activists to "con- versities for students such as in the exiled said to occur regularly. In this way Lukashen- versations" during recent months, where European Humanities University now set up ka manages to maintain his monopoly over they are encouraged to change friend circles, in Lithuania. To facilitate this important ex- the flow of information to secure his continu- to name other activists or to sign statements change and improve the information flow, ous support. Today, printed independent me- condemning their own actions. Often hints the doubling of the visa fees decided upon dia is unavailable in most of the country, but of getting on the "black list" or losing your pla- last year by the European Union member an important role is being taken by indepen- ce at university are added to these "conver- states is a clear step in the wrong direction. dent internet based media like www.char- sations" to strengthen psychological pressu- Instead free visa travel for students and civil ter97.org or Radio Liberty. Since February re.During the protests on Freedom Day this society activists is needed to support plura- this year all internet use in Belarus is also year, Milinkevich highlighted the importance lism, exchange and activism in Belarus. monitored as universities, libraries and inter- of support from neighbours, stressing to the But civil society can never grow from above, net cafes are obliged to register every inter- brave demonstrators that: "We are not alone. and whereas the European governments net user and report every domain address vi- We have many friends in Europe." must commit to giving the material and fi- sited to the authorities. Big Brother is So is Milinkevich right? Is Europe really pre- nancial backing, civil society in the rest of Europe must take an active role in supporting their counterparts inside Belarus and to keep the issues on the European agenda. European civil society must not only give moral support but also engage in joint projects, exchanges and training events with Belarusian civil society partners and to a much larger extent dare to do this inside Belarus to generate bigger output of these efforts. On the anniversary of Lukashenka's flawed elections, 19th March, youth in over 60 cities across Europe followed the example of the Young European Federalists (JEF) and took to the streets to gag statues, symbolizing the situation of the gagged Belarusians. The Pan-European civil society action aimed at giving a voice to the citizens of Belarus took place across the borders of a Europe that is unfortunately, for a large part, still unaware and unconcerned about the situation in neighbouring Belarus - a country branded as Europe's last dictatorship. << GLOBAL VIEW 1/2007 Je blogue donc je suis Die französischen Präsidentschaftskandidaten haben das Internet für ihren Wahlkampf entdeckt. Text Julie A. Demel A m 22. April und am 6. Mai 2007 wer- licht, dass jeder Internetlaie mühelos Texte Royal bereits jetzt schon als Medienpräsi- den die Franzosen aufgefordert, einen und Bilder, mittlerweile auch Videos und Mu- denschaftskandidatin gekürt, muss jedoch neuen Präsidenten zu wählen. Der Wahl- sik ins Internet stellen kann. Blogs über Lite- auch aufpassen, dass diese Medium sich kampf spitzt sich zunehmend auf einen Drei- ratur, Kultur und Politik sind wie Pilze aus nicht gegen sie richtet. Ihre faux pas im Aus- kampf zwischen Ségolène Royal (PS), Nico- dem Boden geschossen. land werden nämlich auch im Videoblog fest- las Sarkozy (UMP) und Francois Bayrou Ségolène Royal hatte sich - bevor sie von der gehalten: zB der Libanonaufenthalt, in China, (UDF) zu. Der Wahlkampf ist sehr dyna- eignen Partei als Präsidentschaftskandiatin und in Québec. Auf segoleneroyal.tv kann misch, denn die Präsidentschaftskandidaten gekürt worden war, im virtuellen Netz als solche man alle Episoden live verfolgen. haben ein neues Medium entdeckt: das In- deklariert. Auf ihrer hochprofessionellen Sarkozy beschäftigte sich schon seit 2 Jah- ternet und die zahlreichen Möglichkeiten Webseite http://www.desirsdavenir.org hat ren mit den Möglichkeiten des Internets: Zur des Web 2.0. sie die Franzosen aufgefordert, sich an der Hilfe kam ihm das Angebot des jungen Un- Die Franzosen sind, was das Internet betrifft, partzipativen Demokratie virtuell zu beteili- ternehmers Loic le Meur, ein Absolvent der nicht immer am neuesten Stand. Es muss gen. Als erste Internetkandidatin hat sie vier elitären Wirtschaftsuniversität Hec. Loic le nicht unbedingt eine Rache für das Export- Prioritäten gesetzt: die Bildung, die Stärkung Meur bat den Innenminister Nicolas Sarkozy verbot des Roquefort in die USA gesehen der Kaufkraft, die Sicherheit und die Umwelt. zu einem Internetinterview. Während dieses werden. Es verhält sich eher so wie mit den Wer sich tatsächlich freiwillig einschreibt, um Interviews machte Sarkozy seine Deklarati- Fremdsprachen. Alles was kompliziert ist, eine Newsletter zu erhalten, bekommt fast on zur Präsidentschaftskandidatur. Zu dem d.h. nicht französisch, wird nonchalant um- täglich eine Nachricht von Ségolène in seine Zeitpunkt, wo Lionel Jospin mit einem Fax gangen oder arrogant gesnobt. Jedoch seit Mailbox reingeflattert. Sogleich haben sich seine Präsidentschaftsabsichten offenbahrte, die Franzosen vor etwa zwei Jahren die neu- die Journalisten einem Wortspiel hingeben saß Sarkozy ungezwungen neben Loic le en Möglichkeiten des Blogs, d.h. dem Online und Sie als "virtuelle" Präsidentin dargestellt. Meur im Videoblog und sprach über Blog, Internettagebuch entdeckt haben, hat eine Virtuell bezieht sich sowohl auf das virtuelle Ipod und Internet. Loic le Meur hat dann of- Blogomanie das Herz der Franzosen erfasst: Medium als auch auf den virtuellen Inhalt ih- fiziell auch seine Dienste dem UMP angebo- ein Blog ist ein System, das auf einem Con- re Medienkampagne, der manchmal als zu ten und verschieden Chatrunden via Blog tentmanagement system basiert und ermög- abgehoben und abstrakt wirkt. Ségolene und Internet veranstaltet. GLOBAL VIEW 1/2007 Europa 45 Unter anderem hat auch die Dokumentation Blog die Information sofort korrigieren. Die- da es zu "freien Interpretierungen" kam. Zahl- von France 5 ins Web gestellt, die beweisen ses neue Medium wird sicherlich nicht alle reiche Journalisten haben sich ebenfalls das soll, dass Sarkozy eigentlich nicht wirklich Franzosen gleichermaßen erreichen, denn Internet zu Nutze gemacht und geben ihre das Wort racaille (das Gesindel) im Bezug auf die ältere Generation weiß mit dem Internet Kommentare, wie z.B. jener Blog von Chris- die randalierenden Jugendlichen gesagt hat. nur wenig anzufangen. Die breite Masse der tophe Barbier, von L’Express. Durch die Blo- Auch auf der offiziellen Webseite der UMP Jungwähler, die so genannte iPod Generati- gosphere erscheint der Wahlkampf frischer nutzt der Kandidat alle Möglichkeiten des on ist jedoch für diese Medium sehr emp- und jünger. Er gibt der verstaubten V. Repu- Web 2.0. Die UMP Kandidaten wurden zur fänglich. Allerdings stellt sich die Frage wer blik eine neue Dynamik. Durch die zahlrei- internen Präsidentschaftskanditaturwahl via wird durch dieses Medium am besten punk- chen Videos im Internet kann sich der Wähler Internetvoting aufgefordert. Auf Daily Moti- ten? Madame Royal hat ein Präsident- auch selbst aussuchen, welches Interview on, dem französischen Version von Youtube, schaftspaket mit 100 Punkten zusammenge- er sehen will und vor allem wie lange. erhält man via Via Videoblog Einblicke hinter stellt, der aber in seinen Formulierungen Der Schriftsteller Alexandre Jardin hat einen die Kulissen der UMP. Auf einer Seite mit sehr nach Mitterand klingt. Sarkozy war zwar Übersichtsblog erstellt: Auf einer Internetsei- dem herausfordernden Titel Imaginons la schon mehrmals Minister, aber hat letztes te versucht er den Inhalt der Programme der France d´après (der eine Anspielung auf Dé- Jahr während der Unruhen Kritik für sein un- Kandidaten zu vergleichen. Ob die Verwen- sir d´avenir nicht verleugnet) kann man als gehobeltes Vorgehen einstecken müssen. dung des Blogs im Wahlkampf die Wahlbe- Wähler seinen eigenen partizipativen Blog Bereits während der Unruhen im November teiligung erhöhen wird und wem dieses Me- erstellen. Man kann verschiedene Videos 2005 wurde für Sarkozy ein satirischer Blog dium tatsächlich nützt, wird sich erst am 6. auch via podcasting downloaden. le sarkostique eingerichtet. Hier werden alle Mai herausstellen. Tatsache ist, dass das vir- Francois Bayrou, der als letzter in den Wahl- Heldentaten von Sarkozy karikaturistisch be- tuelle Blog das Interesse an der Wahlkampf- kampf eingestiegen ist, hat auch seinen leuchtet und sind mausklickbereit nachzusur- schlacht ungemein belebt und den Anforde- Blog, der hoch professionnel ist. Monsieur fen. Alle drei Präsidentschaftskandidaten ha- rungen der Demokratie des virtuellen 21. 20 % wirkt nicht so aggressiv wie seine bei- ben Jahrhundert gerecht wird. << den Kontrahenten. Sein Blog ist auch über- Wikipedia ihren Lebenlauf zu veröffentlichen. sichtlicher. Auch hier kann sich ein Internaute Die Seiten wurden von Wikipedia geschützt, es natürlich nicht versäumt auf virtuell beteiligen und via Videoblog alle Informationen mitverfolgen. Als ehemaliger Europaparlementarier hat eine sehr überzeugende Auffassung von Europa. Der Literaturprofessor macht keine Versprechungen, sondern zeichnet seine Vision in seinem Buch Projet d´Espoir auf. Da er aus ländlichen Verhältnissen kommt, kommt er viel wärmer rüber als der etwas steife Technokrat Sarkozy und die manchmal etwas hölzerne ENA-Absolventin Royal. Bilder: http://www.takingitglobal & UNESCO Der Blogwahlkampf minimiert Tendenzen wie z.B. Negativcampaigning, denn beide Kandidaten zeigen sich auf Ihrem Blog im besten Licht und brauchen erst gar nicht den anderen anzugreifen. Jemanden frontal anzugreifen, ist Frankreich sowieso verpönt. So ist das Blog das ideale Medium um sich als Präsidentschaftskandidat ins beste Licht zu rücken und ist nicht auf das Gutdünken der klassischen Medien angewiesen. Passiert ein kleines Missverständnis kann man via GLOBAL VIEW 1/2007 46 Europa Sinn für globale Gerechtigkeit Der österreichiche UNO-Botschafter in Genf, Wolfgang Petritsch, wünscht der Welt weniger Unilateralismus, der EU mehr Verständlichkeit und Österreich eine pragmatische und prinzipientreue Außenpolitik. Im Gespräch mit Matthias C. Kettemann erklärt der Spitzendiplomat, warum das Völkerrecht nicht zahnlos ist. Text: Matthias C. Kettemann ettemann: Österreich versah im ersten K lehrten Rudolf von Ihering nehmen, der Möglichkeit geben muss, mit den Menschen Halbjahr 2006 die EU-Präsidentschaft. schon im 19. Jahrhundert verlangt hatte, in der EU zu kommunizieren, sie einander Wie wird ein relativ kleines Land wie Öster- dass der Gesetzgeber denken soll wie ein näher zu bringen. Visa-Erleichterungen sind reich mit den beachtlichen organisatorischen Philosoph, aber reden wie ein Bauer. Nur so dafür letztlich nur ein logischer erster Schritt; Herausforderungen fertig? könne es gelingen, Gesetze, Normen ver- konkrete Schritte sind notwendig. Ich möch- Petritsch: Österreich kann mit seiner EU- ständlich zu machen. Bei der EU kommt te in diesem Zusammenhang die österreichi- Präsidentschaft zufrieden sein. Wir haben noch hinzu, dass sie von ihren Bürgern wohl sche Initiative erwähnen, serbischen Studen- auf allen Ebenen durchaus solide Arbeit ge- nur dann positiv bewertet wird, wenn auch ten ein Schengen-Visum samt Interrail-Ticket leistet. Allein schon der logistische Aufwand ihre positiven Seiten kommuniziert werden. zur Verfügung zu stellen, um ihnen solcherart einer solchen Präsidentschaft ist gewaltig. Dazu gehört schon einmal der eigentlich epo- die Möglichkeit zu geben, "Europa" persön- So hatten wir bei der österreichischen Vertre- chale Erfolg der EU als Friedensprojekt. Dem lich - und nicht bloß via TV - kennen zu lernen. tung in Genf ca. 600 EU-Koordinationssitzun- Kriegskontinent Europa ist es gelungen, Die enthusiastischen Reaktionen sollten alle gen zu bewältigen. Das sind mehr als vier nach zwei barbarischen Weltkriegen auf dem bewussten Europäer motivieren, diesem Sitzungen pro Arbeitstag eines Halbjahres. Gebiet integrierten Frieden zu schaffen. Die Beispiel zu folgen. Jede dieser Sitzungen muss natürlich nicht Vollendung dieses europäischen Friedens- Kettemann: Nun zu einem ihrer Arbeitsin- nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich projektes harrt allerdings auf dem Balkan strumente, dem Völkerrecht. Diesem wird vorbereitet und geleitet werden, und fast je- noch seiner Vollendung. vielfach der Vorwurf gemacht, zahnlos de dieser Sitzungen bewirkt dann noch die Kettemann: Beim EU-Außenministertreffen gegenüber Menschenrechtsverletzungen zu Notwendigkeit eines Follow-up. Denkt man in Salzburg im März 2006 wurde die EU-Per- sein. Wie haben Sie die Wirkung des Völker- dann noch an die enorme Bandbreite der zu spektive als Reformmotor für den Westbal- rechts im Laufe ihrer Tätigkeit empfunden? behandelnden Themen, also z.B. Menschen- kan bestätigt. Der österreichische Vorsitz hat Petritsch: Der Vorwurf an das Völkerrecht, rechte, Weltgesundheitsver- diese Perspektive gemeinsam mit der Kom- dass es zahnlos sei, wird dadurch, dass er sammlung, bis hin zu WTO etc., dann wird mission konkretisiert. Sind Visa-Erleichterun- oft vorgebracht wird, nicht richtiger. Erstens klar, dass eine solche Aufgabe nur mit einem gen für Bosnien und Herzegowina ein viel gibt es in dieser Welt keine einzige Rechts- exzellenten und engagierten Team bewerk- versprechender erster Schritt? ordnung, die immer und unter allen Umstän- stelligt werden kann. Gleichzeitig muss ei- Petritsch: Kurzfristig entscheidend ist die den eingehalten bzw. in der alle Regelverstö- nem auch klar sein, dass keine Präsident- Lösung des serbisch-albanischen Konfliktes ße immer geahndet werden; man braucht schaft während ihrer sechs Monate Wunder im Kosovo als Voraussetzung für die regiona- hier nur an rote Fußgängerampeln oder Kurz- bewirken kann; dies vor allem auch dann le Befriedung. Mittelfristig ist die volle EU- parkzonen zu denken. Zweitens hat die Völ- nicht, wenn sich die EU wie jetzt in einer Mitgliedschaft der Staaten des westlichen kerrechtsordnung sogar eine besonders gute schwierigen Phase befindet. Balkans das Ziel. Dieses aber kann nur in ei- "compliance", besser vielleicht als jene vieler Kettemann: Sie haben die Informationskam- ner gemeinsamen europäischen Kraftan- innerstaatlicher Rechtsordnungen. Verges- pagne zum EU-Beitritt Österreichs geleitet. strengung erreicht werden. Um es kurz zu sen wir nicht, dass etwa jede Zustellung ei- Aktuell wird von einem Kommunikationsdefi- sagen: Bosnien und Herzegowina brauchen nes zit gesprochen, an dem die EU leide. Wie eine verlässliche europäische Perspektive - grenzüberschreitende Telefonat, jeder Flug in stehen Sie dazu? eine klare europäische Chance. Bosnien ist ein anderes Land, aber auch praktisch alle Petritsch: Ich glaube, man kann das Problem heute in Wahrheit ein Entwicklungsland an Auslieferungen von mutmaßlichen Verbre- ganz leicht in einem Satz zusammenfassen: der Schwelle der EU - ein Land demnach mit chern, die Vermeidung der Doppelbesteue- Wenn wir wollen, dass Europa verstanden einer Fülle ungelöster Probleme. Gleichzeitig rung, usw. auf Grundlage des Völkerrechts wird, dann müssen wir es verständlich ma- ist es aber auch ein Land der Chancen, und basiert - gleichsam gelebtes Völkerrecht ist. chen. Das ist natürlich nicht immer einfach, um deren Nutzung zu ermöglichen, ist es Drittens hat die Völkerrechtsordnung gerade auch weil die anstehenden Probleme zum notwendig, Bosnien und Herzegowina an in den letzten Jahren eine ungeahnte Ent- Teil sehr komplex sind. Vielleicht können wir Europa heranzuführen. Das bedeutet auch, wicklung erlebt. Dazu zählt vor allem die kla- eine Anleihe bei dem bekannten Rechtsge- dass man den Menschen in diesem Land die re Verankerung einer individuellen strafrecht- Abrüstung, internationalen Schriftstücks, jedes Europa 47 lichen Verantwortlichkeit nach dem Völker- Petritsch: recht für bestimmte, besonders schwere Schuss Pragmatismus; Sinn für das Machba- Prinzipien und ein kräftiger Delikte sowie die Schaffung internationaler re, gepaart mit konkreten Visionen, wie die- Gerichte, die eben diese Delikte zu verfol- ses Österreich in Europa - das über die gen haben. Die Fälle Milosevic, Pinochet gegenwärtigen Grenzen der EU hinausreicht und erst kürzlich Taylor, der ehemalige Präsi- - und der Welt positioniert werden soll. Es dent von Liberia, haben deutlich gemacht, geht einerseits um die Zukunftsfähigkeit un- dass die Tatsache, dass eine Person einmal seres Landes, unserer Bürger, in einem sich Staatschef war, sie heute nicht mehr vor integrierenden Europa. Solidarität mit den Strafverfolgung schützt. Eines muss den- weniger Privilegierten in Europa, ich denke noch klar gesagt werden: Diese positiven dabei insbesondere an den Balkan, aber Entwicklungen dürfen nicht über bestehen- auch außerhalb unseres Kontinentes, in der de Probleme hinwegtäuschen. Dazu zählen so genannten Dritten Welt, ist die ebenso aus meiner Sicht insbesondere das Verhält- wichtige Kehrseite einer richtig modernen nis zwischen Macht und Recht und die Fra- Außenpolitik. Darunter verstehe ich vor al- ge, wie sichergestellt wird, dass sich auch lem, den Sinn für globale Gerechtigkeit zu der Stärkere an das Recht hält. schärfen, der uns in der Ära des Neolibera- Kettemann: Seit einiger Zeit drängt sich in lismus etwas abhanden gekommen ist. den internationalen Beziehungen der Ein- Staat und Gesellschaft, aber auch der Einzel- druck auf, dass manche Staaten dem Unila- ne, haben je spezifische Aufgaben und eine teralismus den Vorzug geben. Wie sehen Sie Verantwortung, die es ständig zu überprüfen dies als Missionschef an einer multilateralen und an die sich allzu rasch verändernden Um- Vertretung? stände anzupassen gilt. Wir sollten uns für Petritsch: Jede Bewegung löst eine Gegen- eine faire Globalisierung ebenso einsetzen - bewegung aus. Der ausschließliche Unila- etwa in den Vereinten Nationen, der WTO, teralismus beweist täglich, dass er nicht in der Weltbank und im Währungsfonds. Chan- der Lage ist, die anstehenden Probleme zu cen auf Erfolg jedoch können wir nur als "Ge- lösen. Ja, dass er zur Verschärfung des Pro- meinsames Europa" haben, ein Europa, das blems beiträgt, manchmal selbst zum Teil über Sonntagsreden hinaus dem Begriff des Problems wird. Denken Sie nur an das "Friedensprojekt" neues Leben einhaucht. Problem des Klimawandels, das nur durch Kettemann: Was macht einen guten Diplo- die Zusammenarbeit der internationalen Ge- maten aus? Muss man dazu geboren sein? meinschaft gelöst werden kann. Einseitiges Petritsch: Zunächst: keiner von uns ist als Ignorieren multilateraler Bemühungen ist Diplomat auf die Welt gekommen. Ich würde hier äußerst kontraproduktiv. Gerade kleine- als Hauptfähigkeiten für eine Diplomatenkar- re Staaten tun gut daran - und sei es nur aus riere einmal den "politischen Kopf" und die Eigennutz -, effektive Formen der multilate- persönliche Neugier in den Vordergrund stel- ralen Zusammenarbeit zu fördern und zu len. Das Interesse an anderen Ländern, an propagieren. Dass auch größere Staaten deren Kulturen, und die Lust sich immer wei- nicht in der Lage sind, anstehende Probleme ren Sprachen, und die Lust sich immer wei- alleine zu lösen, wird auch immer klarer. ter zu bilden. Bei all dem ist eine solide Aus- Kettemann: Sie sind für eine "berechenbare bildung und ein breites Allgemeinwissen, vor Außenpolitik" Österreichs eingetreten. Was allem in den Bereichen Politik, Recht, inter- macht eine derartige Außenpolitik aus? nationale Beziehungen, Geschichte, Wirt- schaft, Kultur von großer Bedeutung. Schließlich aber sind Engagement und Empathie, Emotion und ratio Voraussetzung, um nicht der "deformation professionelle" des traditionellen Diplomaten-Daseins zu verfallen. Diplomatie heute ist gewiss weit mehr als Parkett und Cocktail, es ist ziemlich harte Knochenarbeit und Plackerei - so gesehen kann der Beruf des Diplomaten jenseits der zeitgeistigen Investmentbanker, Werbegurus und Spin-Doktoren eine sinnvolle Beschäftigung sein. Diesen "Sinn" aber muss jeder, der diesen Beruf wählt, in sich selbst entdecken. << GLOBAL VIEW 1/2007 48 To The Point 50 Jahre Römische Verträge Es war der 19. September 1946, als der britische Premierminister Winston Churchill in seiner Zürcher Rede die Schaffung "einer Art Vereinigte Staaten von Europa" angedacht hatte. Elf Jahre wurde daran gefeilt, bis sich das formte, was man heute als den Beginn der Europäischen Union bezeichnet. Was aber tatsächlich aus Churchills Idee resultierte, ist nicht nur Teil europäischer Geschichte, sondern vor allem ein mutiges und einmaliges Konstrukt ehrgeiziger Ziele. Text: Hadmar Hölzl 1 Zusammenarbeit in Europa im Schatten des Weltkrieges 1945 markierte das Ende des zweiten Weltkrieges. Unermessliches Leid und Zerstörung waren in ganz Europa allgegenwärtig, unzählige Grenzschranken symbolisierten sowohl die tiefen Gräben zwischen den einzelnen Staaten als auch die Einflussnahme und Teilung Europas durch die beiden Großmächte. "Zusammenarbeit" sollte das politische Schlüsselwort werden, eine neue Europa-Begeisterung sollte für den nötigen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. 2 Die Gründung der EGKS - Die Geburtsstunde europäischer Integration 1950 einigten sich die ehemaligen Kriegsgegner Deutschland und Frankreich, in der kriegsentscheidenden Kohle- und Stahlproduktion zusammenzuarbeiten, die Geburtsstunde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS- auch "Montanunion"). Zusammen mit Italien, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden ratifizierten sie am 18. April 1951 das Vertragswerk. Ein gemeinsamer Markt sollte erschaffen, Zölle innerhalb der Union abgebaut werden. Die EGKS war visionär, in der Präambel wurden der Weltfriede, ein Zusammenschluss anstelle jahrhundertealter Rivalitäten sowie ein organisiertes Europa festgehalten. 3 Die römischen Verträge "Wir einigen keine Staaten, wir bringen Menschen einander näher" - Jean Monnet, Gründer der EGKS Doch das Friedensprojekt selbst erlitt Rückschläge; der Versuch, eine europäische Verteidigungsgemeinschaft aufzubauen, scheiterte 1954. Das meiste Potential zur Zusammenarbeit erkannte man im wirtschaftlichen Bereich. Am 25. März 1957 unterzeichneten die sechs EGKS- Gründungsstaaten die "römischen Verträge" und einigten sich somit auf eine Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Ziel der Vertragswerke sollte es sein, den Grundgedanken der EGKS weiter zu tragen, einen freien Markt aufzubauen, eine Zollunion zu installieren, Handelshemmnisse abzubauen und einen gemeinsamen Außenzoll einzuführen. Zudem sollte die zivile Nutzung der Atomenergie zukünftig gemeinsam geregelt werden. 4 Wirtschafts- und Währungsunion "Die EWG ist Motor, Wächter und Makler" - Walter Hallstein, erster EWG-Kommissionspräsident Erstmals gab es in Europa einen integrierten Wirtschaftsraum von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital, eine gemeinsame Handels, Verkehrs-, Agrar- und Wettbewerbspolitik wurde errichtet. Staaten übertrugen Souveränitätsrechte auf eine europäische Ebene, eine erste überstaatliche Rechtsgemeinschaft entstand. Man erkannte rasch das Potential einer politischen und friedlichen Integration, die freiwilligen Abhängigkeitsstrukturen erhöhten sich, die Wirtschaftsgemeinschaft wurde zu einem Geflecht gegenseitiger Interdependenzen. Heute ist der Binnenmarkt der Europäischen Union der größte der industrialisierten Welt, und die wirtschaftlichen Vorteile sind groß: Freier Warenverkehr, Produktvielfalt, freier Wettbewerb, Verbraucherschutz und die Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung im Jahr 2002 sind nur wenige Beispiele dafür. GLOBAL VIEW 1/2007 http://www.europa.eu To the Point 49 5 Grenzfall Europa Politisch und wirtschaftlich wuchs Europa zusammen: 1989 löste Ungarn den Grenzzaun zu Österreich auf, die Tschechoslowakei demontierte ihre Grenzbefestigungen und die Berliner Mauer fiel. Nach vielen Jahren des Eisernern Vorhangs startete 2004 die Osterweiterung der EU. Aus wirtschaftlicher Sicht wurde das Schengen-Abkommen 1985 zum Synonym des Grenzabbaus. Die Einheitliche Europäische Akte (EEA), trat 1987 in Kraft sorgte für den freien Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital; Warengrenzkontrollen wurden 1993 beseitigt. Im Maastricht- Vertrag vom 7. Februar 1992 wurde die Europäische Union (EU) festgeschrieben und eine die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) festgelegt. 6 Die EU als Bürgerunion Seit der Ratifizierung der römischen Verträge ist in Europa kein Stein auf dem anderen geblieben. Gerne beschreibt man Europa als "Erfolgsmodell". Es wäre vermessen, die vergangenen 50 Jahre nur mit den wirtschaftlichen Leistungen der Europäischen Union aufzuwiegen. Jeder einzelne Bürger jedes Mitgliedstaates war und ist von den politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen betroffen. Die Europäische Union ist nicht nur eine Wirtschaftsunion, sondern stellt auch eine Wertegemeinschaft dar. In der europäischen Union herrschen die Grundsätze wie die der Nichtdiskriminierung, wie Geschlecht, Rasse, Alter oder Religion. Die Unantastbarkeit der Würde, das Verbot der Todesstrafe oder der Folter sind Grundwerte, die vor 60 Jahren noch nicht selbstverständlich waren. 7 Politische Transparenz als Aufgabe des 21. Jahrhunderts Am 25. März 2007 jährte sich zum 50. Mal die Unterzeichnung der römischen Verträge. Die Vision der Gründerstaaten, Europa wirtschaftlich und politisch zu vereinen, hat im Laufe der Jahrzehnte Gestalt angenommen. Heute besteht die Europäische Union aus 27 Mitgliedstaaten, mit knapp 500 Millionen Bürgern. Die gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion ist Realität, in 13 Mitgliedstaaten ist der Euro bereits alleiniges Zahlungsmittel. Trotz aller Erfolge fällt es den Bürgern noch schwer, diese große Institution auch tatsächlich zu begreifen. Zwar wird das europäische Parlament seit 1979 direkt von der Bevölkerung gewählt, eine Europa-Verdrossenheit lässt sich dennoch feststellen. Zu "bürokratisch", zu "technokratisch" erscheint vielen die Union, und es muss die Aufgabe der EU sein, mehr Transparenz zu schaffen, um die europäische Idee im Bewusstsein ihrer eigenen Bürger zu festigen. 8 Eine Verfassung für Europa? "Europa ist unsere gemeinsame Zukunft" - Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin Die Vielfalt Europas ist wohl die größte Bereicherung Europas, wie Ratspräsidentin Angela Merkel in der Berliner Erklärung anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der römischen Verträge festgehalten hat. Die Vielfalt der Kulturen, der Sprachen und Regionen stellt aber zugleich eine große Herausforderung dar, und könnte sich noch zur "Achillesferse" der Europäischen Union entwickeln. Statt Visionen bestimmen heute Kompromisse das politische Klima in Europa. Das Nein der Franzosen und Niederländer im Jahr 2005 legte die Verfassungs-Debatte auf Eis, bis 2009 soll ein neuer Verfassungsvertrag vorliegen. Ob dieser Vertrag alle 27 Länder unter einer Verfassung einen kann, ob der letzte Schritt zu einer politischen Integration gesetzt werden kann, ist wünschenswert, bleibt aber noch abzuwarten. GLOBAL VIEW 1/2007 GLOBAL VIEW 1/2007 Österreich 51 Raising Awareness Fotos: http://www.fairtrade.at Was im März 2006 als Maturaprojekt begann, entpuppte sich als Kampagne zur Bewusstseinsbildung über Fairtrade von Schülern für Schüler, Lehrer, Eltern und eine Vielzahl von anderen Personen. Text Irene B. Stöckl, MA N achdem die Schülerinnen Manuela, se andererseits bei konkreten Veranstaltun- zunächst ein Businessplan erstellt. Das Tamara, Patricia, Denise und Svetlana gen angewandt. Den ersten Höhepunkt der Event sollte ja zumindest kein Verlust sein. sich für ein Projekt für ihre Maturaarbeit ent- Kampagne bildete eine Informationsveran- Alle Produkte, die verkauft wurden, waren schieden hatten, konnten sie beweisen, was staltung im Zuge des World Fair Trade Days biologisch und Fairtrade. "Besonders gut ha- sie in den Jahren an ihrer Schule gelernt hat- im Juni 2006. Am Schwedenplatz wurden ben uns die Schoko-Bananen Muffins ge- ten. Zunächst ging es darum, sich nicht nur Passanten über das Thema Fairtrade aufge- schmeckt. Ganz toll, dass sich die Schülerin- mit dem Thema zu beschäftigen, sondern klärt und diese mit kompetenten Argumen- nen soviel Arbeit gemacht haben," sagte ein auch Projektmanagement Instrumente anzu- ten überzeugt, wieso sie besser Produkte Besucher des Buffet. Informationsblätter wenden - ganz wie die Großen im wahren mit dem bunten Siegel kaufen sollten. Für sollten den Konsumenten/-innen erklären, Leben. Immerhin war ihr Studienzweig Inter- sechs Stunden war an einem heißen Sams- was es mit dem Thema auf sich hat. Letzt- national Business. tag der Schwedenplatz fest in Fairtrade endlich wurde das Buffet zum Erfolg. Die Das Thema war daher deshalb für sie so in- Hand. Mit Bannern, Aufklebern, Postern und Schülerinnen konnten sogar eine kleinen Ge- teressant, weil es wirtschaftliche Aspekte Informationsbroschüren verließ niemand un- winn erzielen. mit sozialen verband und von den Projekten wissend den Stand. Angespornt von diesem Damit war das Maturaprojekt allerdings noch der anderen Gruppen hervorstach. Jedoch Erfolg wurde die Kampagne nach den Som- nicht abgeschlossen. Im Februar 2007 war wollten sie nicht allein zum Sprachrohr für merferien fortgesetzt. Obwohl der offizielle es dann soweit. Vor einem Auditorium beste- die Idee Fairtrade werden, sondern wollten Beginn des Maturaprojektes erst im Herbst hend aus Schüler/-innen, Lehrer/-innen und diese auch von einem rein wirtschaftlichen 2006 war, startete die Gruppe (mit veränder- Außenstehenden präsentierte die Gruppe Blickpunkt betrachten. Was kann Fairtrade zu ter Mannschaft, diesmal mit Manuela, Svet- die Ergebnisse des Projekts. Nach einer kur- einem wirtschaftlichen Erfolg führen, dass lana, Dorothea, Tamara), motiviert von den zen Einführung in das Thema mit einer Slide- jede/r im Laden hauptsächlich zu diesen Pro- Aktivitäten im Sommer 2006, im September show durfte jede abwechselnd das Getane dukten greift? Dazu war es notwendig, die 2006 voll durch. Ziel war es das Hauptereig- vorstellen. Zur Freude aller waren die Profes- derzeit bestehende Situation mit verschiede- nis der Kampagne vor zu bereiten - den Tag sorin begeistert. Mittlerweile wurde die Fra- nen Indikatoren zu messen. Eine Befragung der Offenen Tür. Und was verkauft sich bes- ge, wo man denn nun Fairtrade Produkte und Marktanalyse wurden durchgeführt und ser, als zu beweisen, dass Fairtrade Produk- kaufen kann zum Gesprächsthema in der die Kundenfreundlichkeit der Produkte analy- te auch wirklich gut schmecken. Deshalb Schule. Fairtrade hat nun auch in einer Schu- siert. Aus dieser Analyse wurden einerseits entschieden sich die Schülerinnen für ein le mit internationaler Wirtschaft als Schwer- Verbesserungsvorschläge erarbeitet und die- Buffet. In wochenlanger Vorbereitung wurde punkt Einzug gehalten. << GLOBAL VIEW 1/2007 52 Österreich Promi-Politik auf dem Prüfstand Um bei Wahlen die Nase vorn zu haben, werden Quereinsteiger in der Politik immer häufiger zum Instrument von Parteien. Text Irene B. Stöckl, MA U rsula Stenzel gehört wahrscheinlich Im 2. Teil widmen sich Wolf/Frank deshalb zu den bekanntesten Beispielen von den einzelnen Porträts dieser Promi-Politiker. Prominenten in der Politik. Bei den EU Wah- Interessant ist zu erkennen, wie viele mittler- len 1996 gewann sie für die ÖVP die meisten weile in Österreich gibt. Mehr vielleicht als in Mandate und sicherte der Partei den ersten anderen Ländern. Haben doch Quereinstei- Platz. Doch sie ist nur eine von vielen. Nicht ger in die Politik in Deutschland nicht so gro- jede österreichische Partei setzt gleich oft ße Chancen. auf diese Karte und nicht immer ist diese Ob jedoch diese Promi-Politik auf Dauer auch ein gutes Blatt. Das Buch von Armin Schule machen wird und die Probleme Wolf und Euke Frank beleuchtet von einem Österreichs lösen kann, sei dahingestellt. Au- neutralen Blickpunkt dieses Phänomen. In 2 ßerdem stellt sich die Frage, ob diese Art der Hauptteilen wird dem Leser das Thema nä- Wahlkampfstrategie, oder besser gesagt her gebracht. Auf der einen Seite soll ein his- diese Form des Window Dressings, auf Dau- torischer Rückblick helfen, die Änderungen er Erfolg haben wird und die steigende An- im Wählerverhalten zu erklären. Diese Ände- zahl der Nichtwähler in Zukunft nicht aufhal- rung ist ein Hauptfaktor für die strategischen ten kann.<< Überlegungen von Parteien Prominente in ihrem Wahlkampf einzusetzen. Dabei ist es oft egal, ob der Star an der Spitze qualifiziert genug ist oder nicht. Oft hat der Wähler mehr Vertrauen in den Quereinsteiger als in den altgedienten Politiker. Das vor allen Dingen in Zeiten, in denen auf der Kompetenzskala der Beruf des Politikers weit unten liegt. Umfragen zeigen, dass die Personen davon ausgehen, dass man als Politiker keine hohen Qualifikationen in sein Amt mitbringen muss. Das macht es vielleicht für Quereinsteiger auch einfacher, sich auf den Kutschbock des Wahlkampftrosses zu setzen. Jedoch gibt es laut Wolf/Frank nicht nur Erfolgsgeschichten. Personen wie Richard Lugner oder Reinhard Jesionek mussten schmerzvoll erfahren, dass Prominentsein keine Garantie für eine Wahlerfolg ist. GLOBAL VIEW 1/2007 Bio: Armin Wolf: arbeitet seit 1985 für den ORF. Sein Hauptgebiet ist die Außenpolitik. Zur Zeit ist er Chefredakteur der “Zeit im Bild” und moderiert die ZiB2. 2004 wurde er mit dem Preis “Journalist des Jahres” ausgezeichnet, 2005 mit dem renommierten “Concordia Preis für Pressefreiheit”, mit dem Fernsehpreis “Romy” und schließlich mit dem “Robert Hochner-Preis 2006” Das Buch Promi-Politik beruht auf seiner Dissertationsarbeit. Euke Frank: ist Chefredakteurin von WOMAN und leitet die Ressorts Aktuell, Politik und Wirtschaft. Ihre Karrierelaufbahn beinhaltet Tätigkeiten bei PROFIL sowie bei NEWS. g_fkfjm\egljjnXc[s^iXg_`Z[\j`^ek`eXqf\Z_c`e^ ,1)250$7,216:h67(" */2%$/9,(:(5g))1(73(563(.7,9(1;-b+5/,&+*5$7,67(67$%2JOREDOYLHZ#DIDDW 'DV0DJD]LQIU,17(51$7,21$/(32/,7,.',3/20$7,(XQG.8/785 „Prototo“ – und das Leben wird günstiger! ■ „Mehr fürs Geld, mehr vom Leben!“, unter dieser Zielsetzung wurde der Verein „PROTOTO – Leben & Wohnen“ gegründet. Eine noch nie da gewesene Verbraucherplattform (pro toto = „für alle“), die mit Beginn 2007 die Pforten geöffnet hat. Und so einfach geht es: Jedes Mitglied erhält eine Karte, die dazu berechtigt, bei allen Partnerunternehmen mit Vergünstigungen einzu kaufen. Schon bereits jetzt gibt es eine Palette von Unternehmen. Angefangen von Bekleidung, Gastronomie, Immobilien, Reisebüros und sogar Werbeagenturen konnte der Verein Prototo als Partner gewinnen. Über die Internetseite www.prototo.at im Bereich „Karte“ sind alle Partnerunternehmen zu finden, die im Gegenzug für ihre Rabatte auf der Internetseite ihre Angebote bewerben dürfen. Und es werden immer mehr! „Prototo“ steht noch am Anfang, doch die Mitarbeiter sind unermüdlich unterwegs um mit neuen Partnerunternehmen Rabatte auszuverhandeln. Das ist jedoch bei weitem noch nicht alles! Mitglieder von „Prototo“ sollen sehr bald schon über die Internetseite eine Bewertung über ein Produkt vornehmen dürfen. Wie gut ist das Preis/Leistungsverhältnis? Stimmen die versprochenen Produktangaben? Wie gut ist der Service des Herstellers? Zu solchen Fragen und anderen wird jedes Mitglied von Prototo seine persönliche Meinung abgeben können, von der nicht nur die anderen Mitglieder sondern auch die Partnerunternehmen profitieren können. Selbes Prinzip gilt auch für die Unternehmensbewertung. Im Bereich „InfoEcke“ will „Prototo“ Wissenswertes über viele Themen (z.B. Gesundheit, Versicherungen, rechtliche Belange) zur Verfügung gestellt. Mitglieder können Fragen stellen, die von Experten beantwortet werden. Bei der eingerichteten Tauschbörse können kostenlos Anzeigen geschaltet werden. Tauschen, verschenken, verkaufen oder kaufen und Kontakte knüpfen ist hier möglich. Ist „Prototo“ stark genug gewachsen soll mit Groß- INFO-Nummer: +43 650 888 78 87 ten Sie mit Prototo sucht auch neue Mitarbeiter!! Arbei in einem engagierten Team! unternehmen (wie Stromlieferanten) über Preisreduktionen oder die Gewährung von Großkundenkonditionen verhandelt werden. Alles was hier erreicht wird, kommt soll zur Gänze den Mitglieder zu Gute kommen. Robert Lizar >>> Wenn Sie bei „Prototo“ als Mitglied und/oder Partnerunternehmen mitmachen wollen, wenden sie sich bitte an links stehende InfoNummer. GLOBAL VIEW 1/2007 54 Kultur Rund um die Welt Ein Kanadier umwandert seit 6 Jahren die Welt - "Für den Frieden der Kinder". Text Christian Schusterschitz A m 18. August 2000 brach der damals Idee, zu Fuß um die Welt zu marschieren fließend auf Englisch verständigen, Medien 45 jährige Jean Béliveau zu einer Reise kam ihm eines Tages beim Joggen im hei- wie "Der Spiegel" oder CNN berichteten über mit einem besonderen Ziel auf. Er beabsich- matlichen Montreal, erzählt Jean während er seinen Marsch und seine Frau unterstützt tigte, innerhalb von 12 Jahren die Welt von in der kanadischen Botschaft an einer Tasse ihn bereitwillig. Sie greift ihm finanziell unter seiner Heimatstadt Montreal aus zu Fuß zu Kaffee nippt. Die Umsetzung dieser exzentri- die Arme und kümmert sich um seine Web- umrunden. Etwa sechs Jahre, 40.000 Kilo- schen Idee war aber anfänglich mit einigen site. Ab und zu stattet sie ihm während sei- meter und dreißig ausgelatschte Paar Schu- Schwierigkeiten verbunden. Seine Frau war ner Reise einen Besuch ab. Doch meistens he später kam der Weltenbummler im De- naturgemäß wenig begeistert, auch das Inte- ist Jean allein unterwegs, das Wichtigste zember von Tschechien kommend nach resse der Medien hielt sich in Grenzen. Er- wie Wasser, warme Kleidung und ein Zelt Wien. Während seines eher kurzen Aufent- schwerend kam hinzu, dass er nur Franzö- schiebt er in einem Dreiradbuggy vor sich haltes in der Österreichischen Hauptstadt sisch aber kaum Englisch sprechen konnte. her. Auf diesem befindet sich eine kanadi- plauderte Jean Béliveau mit dem Global Jean ließ sich aber von derlei Erschwernis- sche Flagge und ein Schild mit dem Motto View über seine ungewöhnliche Reise. Die sen nicht beirren. Mittlerweile kann er sich der Reise - "Für den Frieden der Kinder". GLOBAL VIEW 1/2007 Kultur 55 UN Photo/Shelley Rotner "Jeans Reise fällt nämlich zeitlich mit dem bis nach Brasilien, wo ihm ein großzügiger antwortet Jean: "Ich werde mehr Zeit mit von der UNESCO ausgerufenen Jahrzehnt Sympathisant ein Flugticket nach Südafrika meiner Familie verbringen. Und ich werde der "Kinder der Welt" zusammen. Kinder sind spendierte. Dort konnte er sich kurz mit Nel- zum Psychiater gehen - nach ein paar Sitzun- unser größter Schatz" meint Jean lächelnd, son Mandela unterhalten. In Algerien hatte gen mit mir wird er seine Koffer packen und doch er verheimlicht nicht, dass die Reise ur- er allerdings gesundheitliche Probleme und auf Weltreise gehen, während ich seinen Job sprünglich ein reiner Ego-Trip war. Sein Job musste eine Prostataoperation über sich er- übernehme. Reisen ist die beste Therapie, als Neonschildverkäufer schien eine ziemlich gehen lassen. Die führte ein freundlicher die es gibt". monotone Zukunft zu versprechen und so Chirurg kostenlos durch. Mehr Informationen über den Marsch von suchte er sich eben eine neue Herausforde- Österreich ist das 40. Land, das er auf seiner Jean rung. Sein Fußmarsch umfasst insgesamt Reise besucht, von dort marschiert er weiter htpp://www.wwwalk.org. << 40.000 Kilometer. Pro Tag legt er ungefähr durch die Slowakei, Südosteuropa und dreißig bis vierzig Kilometer zurück. Von Asien. Befragt nach seinen Plänen wenn er Montreal aus marschierte er durch die USA 2012 wieder zu Hause in Montreal sein wird, Béliveau gibt's im Internet auf GLOBAL VIEW 1/2007 Art Around the Globe 57 Big in Peru Text: Kouji Oshiro Kochi My name is Héctor Kouji Oshiro Kochi. I was born in Lima - Perú in 1978. I´m a descendant of Japanese inmigrants. My grandparents were from Okinawa. I traveled to Japan in 1993 and 1996. My parents and my brother are there since 1989. I worked with my father in a japanese factory when I was 17 years old, it was a good experience, then I returned to Perú to study at the university. Someday I´ll travel to Japan again to live some years. I like the kind of life there. I studied graphic design in the faculty of arts at the Pontificia Universidad Católica del Perú. I finished in the first place of my class in 2004. I like visual arts (animation, comics, painting, movies, photography), I also like sculpture. My favorite artists are: H. R. Giger, Salvador Dalí, David Ho, Dave Mc Kean, Luis Royo, Ashley Wood, Boris Vallejo, Alex Ross,... Since 2005, I´m working in a peruvian news TV channel. I like my job. Everyday have something new and I use my creativity to make pictures. I would like to make animations in the future. My hobbies are: play soccer, run, draw and watch movies. Finally, I´d like to say: "I do what I am". << GLOBAL VIEW 1/2007 58 AFA UNO Üben Was macht eigentlich die UNO den ganzen Tag? Oder, allgemeiner, wie funktioniert internationale Diplomatie? Text Michael F. Pfeifer GLOBAL VIEW 1/2007 AFA 59 A ntworten auf diese und andere Fra- gendliche, Studierende und Jungakademiker VIMUN 2007 Committees & Themen: gen lassen sich durch eine Teilnahme aus etwa 40 verschieden Nationen nehmen Security Council (SC) - Decision on an ur- an Model United Nations (MUNs) finden. teil und wählen dabei eines von sieben gent political crisis Diese MUNs finden seit vielen Jahrzehnten Committees, um zum gegebenen Thema Commission on Crime Prevention and Cri- in aller Welt statt und spielen Verhandlungen über eine Resolution zu verhandeln. Die minal Justice (CCPCJ) - "Ensuring Good der Vereinten Nationen nach. Die Teilnehmer Konferenzsprache ist ausschließlich Eng- Governace in the Balkans by Fighting Cor- müssen sich dabei in die Rolle eines Staa- lisch. ruption and Organized Crime" tenvertreters versetzen und dessen Regie- Im Gefüge aller Model United Nations welt- Human Rights Council (HRC) - "Special rungsposition vertreten. Da die Delegierten weit kommt der VIMUN eine besondere Rol- Session: On the Human Rights Situation in aber nicht das Land ihrer eigenen Staatsan- le zu. Die Veranstaltung findet nämlich in der North Korea" gehörigkeit wählen dürfen, sind sie mit der Wiener UNO-City, also gewissermaßen am UNIDO - "Energy for Sustainable Develop- Aufgabe konfrontiert, sich vorher eingehend "Originalschauplatz" statt. Außerdem wird ment to Alleviate Poverty and Foster Eco- mit dem fremden Land und seiner Politik den Delegierten auch ein - für internationale nomic Growth" vertraut zu machen. Wiener Konferenzen typisches - Rahmen- Peacebuilding Commission (PBC) - "The Si- Im Zuge der Konferenz erkennen die Teilneh- programm geboten. Denn beim Welcome tuation of Liberia" mer auch, wie diplomatische Verhandlungen Dinner, bei Empfängen im Wiener Rathaus Counter Terrorism Committee (CTC) - De- ablaufen und wie die UNO funktionieren. Ne- und der Diplomatischen Akademie oder spä- cision on an urgent matter benbei werden Kenntnisse in Rhetorik, Argu- testens beim traditionellen Abschluss-Club- ICJ - Decision on a current case mentationstechnik und internationaler Politik bing löst sich die eine oder andere politische Kontakt: trainiert. Eine der international wichtigsten Differenz durch den persönlichen Kontakt oft Akademisches Forum für Außenpolitik - MUNs ist die Vienna International Model besser als im Verhandlungssaal. United Nations Youth and Student Associ- United Nations (VIMUN), die seit 1995 all- Nach Abschluss der Konferenz erhalten die ation of Austria jährlich vom Akademischen Forum für Au- Delegierten entsprechende Certificates, die Generalsekretär Gregor Waldhauser ßenpolitik (AFA), der Jugend- und Studieren- jede Bewerbungsmappe bereichern. Und A-1010 WIEN, Johannesg. 2/2/32 denorganisation der, vom früheren UN vielleicht treffen sich die "Leaders of Tomor- E-Mail: [email protected] Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim geleite- row" eines Tages am Verhandlungstisch wie- Internet: http://www.vimun.at od. ten, Österreichischen Liga für die Vereinten der, dann aber unter Umständen nicht nur, http://afa.at Nationen veranstaltet wird. Rund 250 Ju- um zu simulieren. << GLOBAL VIEW 1/2007 60 AFA AFA Supports Newcomers The United Nations Youth and Student Association of Austria (AFA) not only organizes Model United Nations (MUNs) and Debating Clubs itself and sends delegations to MUNs all over the world but also supports MUN and debating activities in Austria. A report of a new initiative in Graz. Text Barbara Mazelle D ebate Club - Model United Nations" tugal, Qatar, Russia, Switerland, Togo, Turkey, is the titel of a project carried out by stu- UK, USA and Venezuela. The conference was dents of class 5ak international business held at the impressive Headquarters of BHAK Grazbachgasse, Graz (Sara Ruderstal- UNESCO. ler, Alexandra Steyer, Barbara Mazelle, Chris- Despite the conference the Austrian delega- tian Gruber and Andreas Kölldorfer). The pro- tion got some insights to Parisian life and ject team is supported by their project had time to admire the cultural heritage of stakeholders and teachers Mag. Regina Ru- this beautiful city. The Opening Ceremony dorfer-Sommer and MMag. Waltraud Pirker. started with a touching documentation In order to achieve the aims of the project about child soldiers in Africa, followed by an the students published 3 Guides, one about interesting key-note speech delivered by Dr. United Nations, one concerning Model Uni- d'Orville. Some music led the 750 delegates ted Nations (Rules of Procedure, resolutions, from all over the world into their commit- etc.) and an Audio-Guide. tees. They had two days Two other elements co-fi- to debate in 7 commit- nancing the participation tees (ECOSOC, Security at future MUN-confernces Council, Environmental 1 and the establishment of and 2, Human Right, Dis- an association called "Ers- armament and Political). ter österreichischer MUN Each committee had two Debattier Klub", which will current topics and all par- organize educational trips UN Photo/Andrea Brizzi GLOBAL VIEW 1/2007 ticipants worked hard to as well as other educational events. Another create good resolutions, that can be presen- very important part is the training for all ted to the UN. The represented countries of members of the Debate Club to create a the Austrian delegation were Andorra, Alba- good basis for a successful participation at a nia and Argentina. During the second day conference. every committee, except the Security Coun- The members of the project team organize cil, had to deal with a crisis scenario. During workshops and mockdebates. The first work- the social event at Planet Hollywood, shops and debates were held from October Champs Elysées, on Saturday evening dele- to December 2006 to prepare for the Paris gates got lots of private contacts to other de- Model United Nations Conference 2006. legates and hopefully will keep these up. Af- BHAK Grazbachgasse participated in this ter the General Assembly where the conference for the third time and sent a de- Security Council, at least of MUN, was refor- legation of 13 delegates, one press officer med, the conference ended with the Closing and one observer. These 15 students were Ceremony where one of the delegates, Alixe the only ones from Austria, other delegates Turner, presented the PAMUN song "Lock came from Belgium, Columbia, Denmark, and Key". The project team is very proud to Egypt, France, Germany, Greece, Israel, Italy, participate at PAMUN 2006 and hopes that Jordan, Mexico, Morocco, Netherlands, Por- the Debate Club will flourish. << AFA 61 Übung macht den Meister Seit Oktober 2004 gibt es den AFA-Debattierclub und im März feierte er sein 20. Jubiläum. Text Thomas Tödtling "Was mich betrifft, so werde ich bei der Schilderung des idealen Redners ein solches Bild entwerfen, wie es vielleicht niemand verwirklicht hat." Die Frage, ob es knapp 2000 Jahre später jemanden gelungen ist, die Ansprüche Ciceros zu erfüllen, darf bezweifelt werden. Weniger zweifelhaft erscheint heute die Bedeutung, von sicherem Auftreten und freiem Reden. Egal ob es sich um Politiker, Unternehmer oder Pädagogen handelt: Sie alle bedienen sich rhetorischer Mittel um in einer Gesellschaft, in der das Gut "Aufmerksamkeit" rar geworden ist, nicht unterzugehen. Debattierclubs bieten Studenten die Möglichkeit diese Fähigkeit in einer lockeren Atmosphäre zu trainieren. Während an Universitäten wie Oxford, Cambridge oder Harvard solche Debatten zum Fixprogramm zählen, erfahren sie in Österreich eine eher stiefmütterliche Beachtung. Im Oktober 2004 startete das Akademi- schen Forum für Außenpolitik (AFA) das Debattierclub-Projekt. Seitdem eröffnet der AFA-Debattierclub auch jenen die bisher wenig mit öffentlichen Reden zu tun gehabt haben, die Chance erste Erfahrungen zu sammeln. Dabei stehen sich zwei Teams (Pro bzw. Contra) gegenüber und versuchen das Publikum in wechselseitiger Rede vor allem rhetorisch aber auch inhaltlich zu überzeugen. Außerdem kann jeder Zuhörer durch eine kurze Ergänzungsrede an der Debatte teilnehmen. Selbstsicheres Argumentieren und schnelles Reagieren auf Angriffe der Gegenseite stehen dabei im Mittelpunkt. Neben der Möglichkeit im Rahmen des Debattierclubs Soft Skills zu verbessern, thematisiert er ebenso aktuelle politische Ereignisse und trägt dazu bei, dass sich sowohl Debatanten als auch das Publikum mit der politischen Materie auseinandersetzen müssen. Zwanzig Mal standen einander bisher die beiden Teams zu Themen wie dem Beitritt der Türkei zur EU, der Abschaffung der Wehrpflicht oder Sozialarbeit statt Studiengebühren gegenüber, wobei einige Male heftige Emotionen geweckt wurden. So auch beim Jubiläumsevent anlässlich der 20. Debatte. Die Diskussion über die Frage, ob Menschenrechten eine universelle Geltung zukommen sollte, sorgte nicht nur bei den Diskutanten auf der Couch, sondern auch beim Publikum für heftige Wortmeldungen. Die Argumentation erstreckte sich von der Kritik am eurozentristischen Blick der Menschenrechte bis hin zur Chance jedes Menschen frei von Angst leben zu können oder Opfer staatlicher Übergriffe werden. Einig war man sich darüber, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen und im 21. Jahrhundert der Diskurs um die Menschenrechte keinesfalls weniger kompliziert ausfallen würde. Im Vorfeld des 20. Jubiläums ergaben sich kleinere Neuerungen, wobei die Augenscheinlichste mit Sicherheit die Einführung des eigenen Logos darstellte. Im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre nahmen über 100 Redner und noch mehr Zuhörer an den monatlichen AFA-Debattierclubs teil. Das Interesse von Jugendlichen ihre Rhetorik zu verbessern, ist vorhanden. Es wird die primäre Aufgabe des AFA-Debattierclubs sein, diesen Interessierten auch in Zukunft ein Forum dafür zu bieten. Reden lernt man nur durch Reden", wie Cicero betonte und so wird es wohl auch weiterhin studentische Versuche geben, sein rhetorisches Ideal zu erreichen. << GLOBAL VIEW 1/2007 People LIGA - AFA 63 Jour Fixe Lunch with the Director General of ORF, Dr. Alexander WRABETZ 16.01.2007 General Assembly and Board Elections of AFAVIENNA, 25. 02. 2007 1st Vienna International Historic Model United Nations (HISTOMUN) at the Diplomatic Academy in Vienna, 18.03.2007 - 22.03.2007 Participation at the at the launch of the European Union Agency for Fundamental Rights at Palais Niederösterreich in Vienna 01.03.2007 GLOBAL VIEW 1/2007 www.bawag.com www.bawagpskfonds.at Mit Sicherheit bessere Erträge genießen BAWAG P.S.K. Investmentfonds I I I maßgeschneiderte Fondskonzepte flexibles Ansparen jederzeit verfügbar Jetzt fbauen! u a n e g Vermö Die aktuellen Verkaufsprospekte liegen in jeder BAWAG- und Postfiliale für Sie bereit. Ihr Betreuer berät Sie gerne in jeder BAWAG- und Postfiliale.