BVA International - Bundesverwaltungsamt
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BVA International - Bundesverwaltungsamt
BVA International Das Bundesverwaltungsamt geht über Grenzen Ausgabe 1 – Juli 2014 IN DIESER AUSGABE Editorial1 Twinning aktuell 2 Delegationsbesuche4 Im Interview 5 Einsatzberichte7 Kurz gesagt 11 Rund-um Twinning und TAIEX 13 Impressum14 Editorial Liebe Freunde der internationalen Zusammenarbeit, liebe Leserinnen und Leser, internationale Einflüsse und Kontakte sind aus der deutschen Bundesverwaltung, und damit auch aus der täglichen Arbeit des Bundesverwaltungsamtes, längst nicht mehr wegzudenken. In einigen Referaten des BVA gehören der Kontakt zu ausländischen Partnern und die Mitarbeit in internationalen Arbeitsgruppen seit Jahren zum Tagesgeschäft. In anderen Bereichen erscheint ein internationaler Austausch zunächst nicht ganz so naheliegend. Ein zentrales Anliegen der Europäischen Union (EU) ist es jedoch, sowohl die Verwaltungszusammenarbeit der EU-Staaten untereinander als auch die Kooperation mit Nicht-EU-Ländern konsequent zu stärken, um Bundesverwaltungsamt Der zentrale Dienstleister des Bundes Stabsstelle für Internationale Angelegenheiten: Johanna Holst, Dieter Miebach, Birgit Frieler-Woll und Kerstin Schrader (v.l.n.r.) europaweit leistungsstarke und effiziente Verwaltungsstrukturen zu gewährleisten. 2 BVA International Nr. 1/2014 Mit Twinning und TAIEX (Technical Assistance and Information Exchange Instrument) koordinieren wir in der Stabsstelle für Internationale Angelegenheiten (Stab I) im BVA zwei zentrale EU-Instrumente der Verwaltungszusammenarbeit zwischen EU-Mitgliedstaaten und Beitrittskandidaten sowie mit weiteren Ländern, die unter die Europäische Nachbarschaftspolitik fallen. Stab I hat sich zum Ziel gesetzt, die Instrumente Twinning und TAIEX zunehmend im BVA zu etablieren. Dabei begreifen wir die Vermittlung unserer Inhouse-Experten in kurzfristige internationale Einsätze nicht nur als Prestigegewinn für das BVA als moderne Verwaltungseinrichtung, sondern ebenso als wichtiges und interessantes Instrument der Mitarbeitermotivation und -förderung. Die länderübergreifende Zusammenarbeit bereichert den Erfahrungsschatz der beteiligten Behörden wie auch die persönliche Entwicklung der eingesetzten Expertinnen und Experten, die sich in vielen Fällen zunächst auf Neuland bewegen und mit wertvollen fachlichen und persönlichen Eindrücken von einem Auslandseinsatz zurückkehren. Bei dieser Publikation handelt es sich um eine künftig halbjährlich erscheinende Sammlung von Berichten und Erfahrungswerten, die BVA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unterschiedlichen Einsätzen gesammelt haben. Hiermit möchten wir dazu beitragen, die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für das BVA mit Leben zu füllen, um zum einen die Einsatzbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zu würdigen, die sich im Namen des BVA in einem Twinning- oder TAIEX-Einsatz engagieren; zum anderen möchten wir Ihnen und anderen Kolleginnen und Kollegen die Entscheidung zu erleichtern, sich möglicherweise selbst in einem der nächsten Einsätze zu engagieren. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre! Ihr Stab I Twinning aktuell EU-Twinning in Montenegro und Mazedonien Ein Projekt ging erfolgreich zu Ende, ein neues geht an den Start! Die vergangenen zwei Jahre waren bei unserem BVATwinning-Team Dieter Miebach und Kerstin Schrader (beide bei Stab I) vor allem von der gemeinsamen Arbeit an einem Twinning-Projekt geprägt: 2012 hatte sich das BVA mit einem aus zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Bundes- und Landesbehörden bestehenden Expertenteam erfolgreich auf eine EU-Twinning-Projektausschreibung in Montenegro beworben. Gegenstand des Projekts war es, den montenegrinischen Projektpartner, das Directorate for AntiCorruption Initiative (DACI), bei der Umsetzung der nationalen Strategie zur Korruptionsbekämpfung und -prävention zu unterstützen („Support the implementation of the anti-corruption strategy and action plan“). Das Projekt konnte nun im April dieses Jahres erfolgreich zu Ende gebracht werden: Am 14. und 15. April 2014 fanden unter reger internationaler Beteiligung die Abschlussveranstaltungen in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica statt. Hier hielten die deutschen und montenegrinischen Projektteams Rückschau auf die geleistete Projektarbeit und informierten die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der EU, von Botschaften und internationalen Organisationen sowohl über die im Projekt erzielten Erfolge als auch über Projektbestandteile, die noch weiterer Anstrengungen der montenegrinischen Partner bedürfen. Eine „zero currency note“: Öffentlichkeitsarbeit im Anti-Korruptions-Projekt in Montenegro BVA International Nr. 1/2014 Ziel einer solchen Abschlussveranstaltung ist nicht nur die Präsentation der Projekterfolge, sondern auch, internationale Geldgeber für die Fortsetzung wichtiger Projektaktivitäten zu gewinnen, um so für eine größere Nachhaltigkeit der erbrachten Erfolge zu sorgen. Nachdem die montenegrinischen Projektpartner bereits im April erste Unterstützungszusagen neuer Förderer erhalten hatten, kann sich unser Twinning-Team im BVA jetzt mit gutem Gewissen einer neuen Aufgabe zuwenden. Projektstart in Mazedonien Noch während der Projektdurchführung in Montenegro hatte sich das BVA im Namen der Bundesrepublik Deutschland und in Kooperation mit polnischen Partnern (die i.d.Z.v. 2005-2009 ihrerseits vom BVA beraten wurden) erfolgreich auf ein weiteres Twinning-Projekt zur Korruptionsbekämpfung, diesmal in Mazedonien, beworben und am 17.10.2013 den Zuschlag erhalten. Darauf sind wir durchaus stolz, denn wir konnten uns im Bewerbungsverfahren gegen gemeinsame Projektbewerbungen der EU-Mitgliedstaaten Frankreich und Italien, Spanien und Kroatien, Finnland und Rumänien sowie Großbritannien und Ungarn durchsetzen – ein schöner Erfolg für das BVA und Deutschland! Seither hat das deutsche Projektteam mit den mazedonischen Projektpartnern und der EU die konkreten Projektinhalte ausgehandelt, sodass der Projektvertrag im Juni unterschrieben werden konnte und das Projekt zum 01.07.2014 an den Start ging. Der Projektleiter, Holger-Michael Arndt (BVA), mit der Botschafterin der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, I.E. Frau Kornelija Utevska-Gligorovska 3 Unter anderem werden im Projekt der rechtliche und organisatorische Rahmen der Korruptionsbekämpfung in Mazedonien zu überarbeiten sein, das System der Parteien- und Wahlkampffinanzierung an europäische Standards herangeführt werden müssen und interdisziplinäre Mitarbeiterschulungen durchzuführen sein. Zu den Aufgaben im Projekt zählen die Konzeption und Umsetzung einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit sowie die Entwicklung mehrerer maßgeschneiderter IT-Lösungen (Aufbau von Datenbanken/Registern, Gestaltung von Websites, automatisierter Datenabgleich zwischen Datenbanken u.a.m.). Insbesondere in den Bereichen Organisation und IT verfügt das BVA über herausragende Kompetenzen und Fähigkeiten, die für das Projekt und die strategische Entwicklung des Hauses von großem Interesse sind. Das BVA ist dankbar, für das Projekt neben eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen breiten und kompetenten Expertenpool aus Polizisten, Richtern, Staatsanwälten, Steuerbeamten, Dozenten von Aus- und Fortbildungseinrichtungen sowie PR-Experten aus dem In- und Ausland gewonnen zu haben. Noch vor der publikumswirksamen Kick-off-Veranstaltung im September 2014 werden wir mit der Projektumsetzung beginnen und in allen Aufgabenbereichen des Projekts eine Bestandsaufnahme vornehmen, erste Verbesserungsvorschläge unterbreiten und ggf. den Projektplan nachjustieren. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren deutschen, polnischen und mazedonischen Partnern und halten Sie, liebe Leserinnen und Leser, gerne über die weitere Entwicklung des Projekts auf dem Laufenden! >> Einen umfassenden Bericht über die Abschlussveranstaltungen in Podgorica und die im Twinning-Projekt erzielten Ergebnisse finden Sie auf den Internetseiten des BVA unter: www.bva.bund.de 4 BVA International Nr. 1/2014 Delegationsbesuche Ein Informationsbesuch der mazedonischen Datenschutzbehörde im Bundesverwaltungsamt Von Franz Albert Groß (S I 5) Am 19. März 2014 besuchte eine Delegation der mazedonischen Datenschutzbehörde das Bundesverwaltungsamt im Rahmen einer Studienreise mit dem Ziel des bilateralen Erfahrungsaustausches. Insgesamt drei Vertreter der Datenschutzbehörde aus Skopje kamen zum BVA nach Köln, um sich beim Ausländerzentralregister (AZR) die Vorgehensweise bei der datenschutzgerechten Erfassung von Ausländern und Visaantragstellern in behördlichen Datenbanken schildern zu lassen. in die Aufgaben des Referats S I 5 und der hier geführten Datenbestände ein und Herr Olav Knies stellte dar, wie die datenschutzrechtlichen Anforderungen des AZR-Gesetzes im Ausländerzentralregister technisch und organisatorisch umgesetzt sind. Zum Abschluss gab Herr André Heryschek (S I 4) einen Überblick über das Visaverfahren mit seinen komplexen Verknüpfungen zu internen und externen Systemen. Die mazedonische Datenschutzbehörde arbeitet derzeit an einem Projekt zur grundlegenden Überarbeitung des mazedonischen Asylverfahrens mit all seinen unterschiedlichen Facetten, insbesondere in Sachen rechtlicher und technischer Angleichung an europäische Standards. Sie ist daher bei der Suche nach Best PracticeBeispielen insbesondere interessiert an den rechtlichen Hintergründen und der technischen Infrastruktur der von der Abteilung S betriebenen Fachverfahren und dem dazugehörigen Erfahrungsschatz des BVA. Nachdem Herr Vizepräsident Schwerdtfeger die Gäste im Bundesverwaltungsamt herzlich in Empfang genommen und auf die schon bestehende und noch fortzuführende gute Zusammenarbeit mit Mazedonien in einem bald beginnenden EU-Twinning Projekt hingewiesen hatte, bot Frau Kerstin Schrader (Stab I) zunächst einen Überblick über das Aufgabenspektrum und das umfangreiche Gesamtportfolio des BVA. Anschließend gab Herr Olav Knies (S I 5) ausführlich Auskunft über Geschichte und Entwicklung des Ausländerzentralregisters und Herr Ralf Leonhard (Z II 2) informierte umfassend über das hauseigene Konzept der Register Factory. Daran anknüpfend stellte Frau Andrea Telöken (S I 1) die umfassende Fachsystemlandschaft der Abteilung S dar, deren Systeme auf der Grundlage der Register Factory errichtet wurden. Nach einer gemeinsamen Mittagspause führte Herr Franz Albert Groß (S I 5) die mazedonischen Gäste Vertreterinnen und Vertreter der mazedonischen Datenschutzbehörde und des Bundesverwaltungsamtes in Köln Nahezu alle Präsentationen mündeten in einen produktiven Austausch zwischen unseren Experten und der mazedonischen Delegation und konnten unseren Besuchern insgesamt ein umfassendes Bild unserer Arbeit im Bundesverwaltungsamt und wertvolle Hinweise für die eigene Tätigkeit in Mazedonien vermitteln. Am Ende des Tages zeigten sich die Gäste aus Mazedonien dankbar für die für sie sehr interessanten Präsentationen und Gespräche und äußerten großes Interesse, den Gedankenaustausch zu gegebener Zeit auszubauen. Gerade die deutsche Herangehensweise im Ausländer- und Asylverfahren biete für sie einen interessanten Ansatz für eigene Vorhaben. 5 BVA International Nr. 1/2014 Im Interview „So soll das also funktionieren?“ Ein Interview mit Michaela Dorow (Z I 1) zu ihrem Twinning-Light-Experteneinsatz im Kosovo Liebe Frau Dorow, Sie sind derzeit im Referat Z I 1 des BVA tätig und leiten dort das Sachgebiet „Demografie und Personalentwicklung“. Bitte erzählen Sie mir kurz etwas zu Ihrer Aufgabe … Fr. Dorow: „Sehr gerne. Das Sachgebiet ist aus der im Jahr 2010 gegründeten PG Demografie und Personalentwicklung mit dem Auftrag hervorgegangen, demografiesensible Personalentwicklung für das BVA zu konzipieren, in ausgewählten Teilprojekten zu pilotieren und schließlich zu evaluieren. Zurzeit beschäftigen wir uns u.a. mit Teilmodulen zur Einführung neuer Beschäftigter, zur kompetenzbasierten Einsatz- und Fortbildungsplanung und zum Transfer von Wissen und Erfahrung mit dem Ausscheiden von Beschäftigten aus einer Aufgabe. Bei der kompetenzbasierten Einsatz- und Fortbildungsplanung geht es darum, dass aufgabenbezogene Anforderungen mitarbeiterbezogenen Kompetenzen gegenüber gestellt werden. Eventuelle Defizite können ausgeglichen werden, oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können durch gezielte Maßnahmen der Personalentwicklung auf bestimmte Einsätze vorbereitet werden. Dies ist aber natürlich nur möglich, wenn man zunächst einmal ermittelt, wo denn Defizite oder Notwendigkeiten bestehen.“ Zu genau diesem Thema waren Sie im Rahmen eines Twinning-Light-Projekts im Kosovo tätig. Wie kam es dazu? „Genau – Herr Miebach, ein Kollege aus dem Stab I, hatte mich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mich an einem Twinning-Light-Projekt im Kosovo zu beteiligen. Twinning-Light-Projekte sind kürzer angelegte Projekte als die ‚normalen‘ Twinnings. Das Projekt, in dem ich eingesetzt war, dauerte insgesamt sechs Monate (von Herbst 2013 bis Frühjahr 2014) und bot für mich eine tolle Gelegenheit, es einfach mal zu versuchen. Gegenstand des Projekts war genau mein Thema bei Z I 1, nämlich kompetenzbasierte Einsatz- und Fortbildungsplanung. Im Englischen Michaela Dorow (BVA) haben wir von Capacity Building gesprochen, aber im Endeffekt läuft es auf das Gleiche hinaus, nämlich den Vergleich von aufgabenbezogenen Anforderungen und mitarbeiterbezogenen Kompetenzen, die übereinander gelegt werden und dann in die weiteren Planungen einfließen können. Für mich war es ein spannender Gedanke, unser Kompetenzmodell in einem internationalen Kontext zu erproben.“ Hätten Sie sich vor zwei Jahren vorstellen können, einmal als Beraterin im Kosovo tätig zu sein? „Nein, das hätte ich mir nie träumen lassen; und auch im Nachhinein bin ich Herrn Miebach und allen Beteiligten einfach dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ich finde es sehr gut, dass mittlerweile über Twinning und TAIEX umfassend informiert wird, denn als Herr Miebach mich damals angesprochen hatte, kannte ich Twinning dem Namen nach, aber was sich da genau hinter verbirgt, wusste ich bis dato nicht.“ Wie haben Sie sich auf den Einsatz vorbereitet? Welche Unterstützung haben Sie erfahren? „Das ist einfach ganz hervorragend gelaufen und war einfacher, als ich überhaupt gedacht hatte. Nachdem meine Beteiligung am Projekt intern abgesprochen war, habe ich Kontakt zu dem Projektleiter, Herrn Prof. Dr. Erdmann von der FH Bund, aufgenommen. Dank der räumlichen Nähe zur FH Bund in Brühl haben wir uns 6 BVA International Nr. 1/2014 zur inhaltlichen Vorbereitung meiner Projektreisen einige Male persönlich in Brühl treffen können. Erfreulicherweise stellten wir gleich zu Beginn fest, dass unsere Herangehensweisen an das Thema zusammen passten wie die sprichwörtliche ‚Faust aufs Auge‘. Insgesamt mündete unser Austausch also in eine sehr gute Zusammenarbeit. Ganz abgesehen davon ist Klaus Erdmann ein ganz, ganz netter Mensch, mit dem ich persönlich sehr gut zusammenarbeiten konnte.“ Soviel zu Ihrer fachlichen Vorbereitung. Wie haben Sie sich persönlich auf den Einsatz vorbereitet? „Angesichts dessen, dass die Arbeitssprache vor Ort Englisch war und ich lange kein Englisch mehr gesprochen hatte, wollte ich Unsicherheiten so weit es geht vermeiden. Ich habe also zunächst probiert, englische Konversation zu betreiben und mich in Alltagssituationen zurechtzufinden. Darüber hinaus habe ich dann natürlich auch seitens der EU und seitens des Twinning-Partners etliche Dokumente zur Verfügung gestellt bekommen, in die ich mich einlesen musste. Die Notwendigkeit ist einfach gegeben, sich intensiv mit dem Fachvokabular auseinanderzusetzen. Das ist vielleicht zunächst etwas mühsam, aber es hilft vor Ort ungemein! Auch hat es mir geholfen, einen engeren Draht zu gewissen EU-Prozessen zu bekommen, welche Planungen z. B. notwendig sind, bevor ein Land EU-Mitglied werden oder nur den Beitrittsstatus bekommen kann. Ich würde sagen, wenn man sich im Wortschatz einigermaßen zurechtfindet und mit den EU-Institutionen und ihrem organisatorischen Aufbau in Ansätzen vertraut ist, ist das die halbe Miete, und der Einsatz vor Ort kann eigentlich nur noch ein Erfolg werden.“ Ich höre heraus, dass Sie mit Ihrem Einsatz vor Ort sehr zufrieden sein konnten … „Ja, unbedingt! Ich habe meinen Einsatz als absolute Bereicherung empfunden. Das kann ich gar nicht anders beschreiben. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie eigene Ideen auch bei anderen ankommen, und wie konstruktiv damit dann umgegangen wird. Dass unsere Ansätze bei einigen Projektpartnern zunächst vielleicht sogar Irritationen oder Verwunderungen ausgelöst haben (‚So soll das also funktionieren?‘) – und man dann feststellt: Es funktioniert wirklich! Dieser ‚Wow-Effekt‘, der ist etwas Herrliches! Dieses Erlebnis gönne ich jedem. Es ist eine Form der Wertschätzung, die erfährt man so nicht immer und überall. Insgesamt habe ich es sehr genossen, in einem internationalen Team zu arbeiten. Neben uns deutschen Experten waren auch polnische Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Bei meinem letzten Einsatz trafen wir einen ungarischen Experten, der uns erklären konnte, wie die Dinge in Ungarn laufen, und welche Fehler z. B. auch dort gemacht wurden, die man künftig vermeiden wollte. Das waren insgesamt sehr interessante Gespräche mit erheblichen Mehrwerten für die Arbeit zu Hause, die sich auch durchaus bis an den Abendbrottisch fortgesetzt haben. Und es war schön zu sehen, dass es für mich selbst zu einer völligen Selbstverständlichkeit wurde, Englisch zu sprechen und auch zu denken! Auf einmal wurde völlig unerheblich, ob einem jede Vokabel passgenau einfällt oder nicht; die anderen machten es im Zweifel auch nicht besser, und verständigt haben wir uns alle Male!“ Das klingt wirklich charmant! D. h. Ihr nächster TwinningEinsatz steht schon in Aussicht? „Ich hoffe! Ich bin von der GIZ, die den organisatorischen Teil meines Twinnings abwickelte, angeschrieben worden, dass sich das BMWi auf ein Projekt ähnlichen Inhalts in Mazedonien bewerben möchte, und wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, erneut an Bord zu sein. Das habe ich auch zugesagt und habe meinen Lebenslauf zur Verfügung gestellt, damit die GIZ diesen zum Zwecke der Bewerbung nutzen kann. In der Regel vergeht nun aber von dem Angebot bis zum Zuschlag in etwa ein drei-viertel Jahr, d.h. sofern Deutschland den Zuschlag zur Projektdurchführung bekommt, wäre für mich ein Projekteinsatz ab Anfang 2015 möglich. Ein weiteres Twinning-Angebot in Ägypten musste ich dann doch leider absagen, weil es zeitgleich mit dem avisierten Mazedonien-Projekt stattgefunden hätte.“ Liebe Frau Dorow, ich danke Ihnen für dieses Gespräch! (Das Interview führte Johanna Holst, Stab I) 7 BVA International Nr. 1/2014 Einsatzberichte Beratung und Unterstützung Kroatiens im Bereich des europäischen Visainformationssystems (VIS) Von Manuel Koll (S I 6) Im Zeitraum vom 22.-25. April 2014 reiste ich für einen Experteneinsatz im Rahmen des EU-Instruments TAIEX zum kroatischen Außenministerium nach Zagreb. Das übergeordnete Ziel meines Einsatzes war die Beratung und Unterstützung der kroatischen Kollegen bei der Anbindung ihres nationalen an das europäische Visainformationssystem (VIS). Kroatien wird voraussichtlich Anfang kommenden Jahres Schengenmitglied und ist dann auch verpflichtet, sein nationales Visasystem an das europäische Visainformationssystem anzuschließen. Deutschland ist einer der treibenden Kräfte im europäischen VIS-Umfeld und hat nicht zuletzt aufgrund verschiedener Workshops und der Beteiligung an diversen Testphasen umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit dem VIS sammeln können. Der kroatische VIS-Verantwortliche Boris Breznik nimmt bereits seit Anfang 2013 an den von der europäischen ITAgentur eu-LISA organisierten Treffen der VIS Advisory Group in Tallinn teil und kam im Februar 2014 anlässlich eines solchen Treffens auf das BVA zu und bat um kurzfristige Unterstützung und Beratung. Dank der unkomplizierten Zusammenarbeit zwischen der Fachabteilung und Stab I konnte das Projekt kurzfristig als TAIEX-Einsatz durchgeführt werden. TAIEX (Technical Assistance and Information Exchange Instrument) ist ein Instrument der Europäischen Kommission und unterstützt Länder im Hinblick auf die Angleichung, Umund Durchsetzung der EU-Gesetzgebung. Die Planung und Vorbereitung des Projekts fand in enger Absprache mit den kroatischen Verantwortlichen statt. Vor Ort wurde zunächst das gegenseitige Grundverständnis für die jeweiligen nationalen Visaverfahren geschaffen. Dann wurde der Fokus auf die eigentliche Anbindung des nationalen an das europäische System gelegt. Hierbei wurden sowohl fachliche, technische als auch rechtliche Aspekte vorgestellt, beleuchtet und diskutiert. Auch spezielle Einzelaspekte wie beispielsweise das deutsche Vorgehen bei der Verlinkung von Visaanträgen, das Konzept des Registerportals des Bundesverwaltungsamtes, der Einsatz von Biometrie im VIS und die Erfahrungen und Best Practices der Auswirkungen von VIS auf die Grenzkontrollen an Flug- und Seehäfen wurden dabei gezielt hervorgehoben. Bei allen Themen wurde neben der theoretischen Prozessdarstellung immer wieder auch auf praktische Tipps, Probleme und natürlich die entsprechenden (deutschen) Lösungsansätze eingegangen. BVA-Mitarbeiter Manuel Koll und Kollegen des kroatischen Außen- und Innenministeriums Neben den Fach- und IT-Kollegen des ausrichtenden kroatischen Außenministeriums nahmen auch Experten des kroatischen Innenministeriums teil. Darüber hinaus wurde von der EU-Kommission eine Dolmetscherin (Deutsch <> Kroatisch) gestellt, deren zeitweise Unter- 8 BVA International Nr. 1/2014 stützung in einigen Bereichen sehr hilfreich war, da sich nicht alle kroatischen Kollegen im Englischen heimisch fühlten. Mit dem Experteneinsatz in Kroatien wurden für beide Seiten Ziele auf verschiedenen Ebenen erreicht. Die kroatischen Kollegen erhielten einen umfassenden Gesamtüberblick über das VIS und die damit zusammenhängenden Themen. Das BVA gewinnt durch die Kooperation einen europäischen Partner, der ein vergleichbares Verständnis von Anforderungen an das zentrale VIS-System hat. Die Unterstützung anderer Mitgliedstaaten ist insbesondere auch gegenüber der ITAgentur eu-LISA und der EU-Kommission hilfreich und notwendig, um die Rolle Deutschlands und des BVA zu stärken und den nationalen Interessen auf EU-Ebene Gehör verschaffen zu können. Das BVA wird hier als Berater und Unterstützer anderer europäischer Staaten bei der Umsetzung europäischer Rechtsnormen wahrgenommen. Und nicht zuletzt fördert eine solche herausfordernde und interessante Aufgabe auch die persönliche und berufliche Weiterentwicklung der BVA-Mitarbeiter. Das kroatische Außenministerium ITIL, Projektmanagement und Lieferantenmanagement in Pristina Von Thomas Lodzinski (BIT I 5) Vom 27.-30.04.2014 war ich über die Europäische Kommission als Experte im Rahmen eines TAIEX-Workshops bei der Finanzverwaltung des Kosovo eingesetzt. Zusammen mit drei weiteren Experten aus Finnland, Belgien und Österreich gestalteten wir eine zweitätige Veranstaltung, bei der die Themen IT Infrastructure Library (ITIL), Projekt- und Programmmanagement sowie Lieferantenmanagement auf der Agenda standen. Die kosovarische Finanzverwaltung hat in einer Grundsatzentscheidung beschlossen, in ihrem Ressort die IT nach dem de-facto Standard der IT Infrastructure Library auszurichten. Aufgrund meiner im BVA und in ressortübergreifenden Projekten gesammelten Erfahrung sowie der in diesem Themenbereich erworbenen Zertifizierungen war es für mich eine spannende Herausforderung, diesen Workshop als Experte mitzugestalten. Galt es doch, nicht weniger als einem gesamten Ressort die Vorteile einer prozessorganisierten IT nahe zu bringen und dabei die unterschiedlichen organisatorischen, kulturellen und technischen Rahmenbedingungen unter einen Hut zu bekommen. Die Vorbereitung des Workshops und die Abstimmung der Agenda über die verantwortlichen Stellen für TAIEX und Twinning in der Europäischen Kommission verliefen reibungslos. Der Workshop fand in Pristina in einem Tagungshotel statt, bei dem neben Englisch auch Alba- Die kosovarische Finanzverwaltung (Gebäude links) nisch als Konferenzsprache zugelassen war. Ein kompetentes Dolmetscherteam half uns dabei, Sprachbarrieren zu überwinden. Neben Vorträgen und Praxisberichten zu den Themen ITIL, Projektmanagement und Lieferantenmanagement fanden Gruppenarbeiten und Diskussionen zu den Themen statt. Dabei stand für die Kollegen aus dem Kosovo neben den von uns vermittelten theoretischen und me- 9 BVA International Nr. 1/2014 thodischen Grundlagen auch die Umsetzungserfahrung in der öffentlichen Verwaltung im Vordergrund. Die von uns Experten im Rahmen von Auditgesprächen am zweiten Tag des Workshops gestellten Fragen und Antworten halfen uns dabei, ein besseres Verständnis der Voraussetzungen und Bedürfnisse der Kollegen der Finanzverwaltung des Kosovo zu bekommen. Mit Hilfe dieser Informationen erstellten wir als Ergebnis des Workshops eine Meilensteinplanung für die Implementierung von Prozessen und Inhalten des IT Service Managements in der Finanzverwaltung des Kosovo. Die Implementierung der Prozesse und Inhalte sowie der Transfer des Wissens zu den Themen haben mit dem Workshop eine erste Initialzündung bekommen. Alle Beteiligten waren sich daher einig, dass die Einführung und Umsetzung der Themen einer weiteren Fortführung der Unterstützung über TAIEX bedarf. Für mich persönlich war der Einsatz im internationalen Umfeld eine sehr spannende und herausfordernde Sache. Im Rahmen der Beratungstätigkeit konnte ich sowohl meine fachlichen Kenntnisse wie auch die Fähigkeit interkulturell arbeiten zu können unter Beweis stellen. Neben dem fachlichen Austausch mit den Kollegen der öffentlichen Verwaltung war es interessant in einem sehr jungen und dynamischen Land tätig zu sein, das zwar zu den ärmsten Ländern des europäischen Kontinents zählt, dessen meist sehr junge Bevölkerung aber eine mitreißende Zuversicht und Optimismus ausstrahlt. Ich habe durch diesen Einsatz sehr viel für mich persönlich gewonnen und freue mich auf weitere Herausforderungen im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit. Prozessmanagement in der ägyptischen Verbraucherschutzbehörde Von Sabrina Agethen und Sina Fischer In der Woche vor Weihnachten des letzten Jahres (14.20.12.2013) sind wir, zwei Mitarbeiterinnen der Abteilung VMB, als Expertinnen für Prozessmanagement zu der ägyptischen Verbraucherschutzbehörde (Consumer Protection Agency, CPA) nach Kairo geflogen. Geplant war dieser Einsatz im Rahmen eines EU-Twinning-Projekts bereits für Juni 2013; er musste jedoch aufgrund der kritischen Sicherheitslage in Kairo verschoben werden. Zwar haben wir uns während unseres Aufenthalts zu keiner Zeit unsicher oder gefährdet gefühlt – allerdings haben Panzer und Stacheldraht am Tahrir Platz daran erinnert, dass die Sicherheitslage im Land leider nicht stabil ist, wie auch die aktuellen Ereignisse in Ägypten weiterhin zeigen. Die Leitung des Twinning-Projekts oblag dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Das Projekt hatte eine Laufzeit von zwei Jahren und endete im April dieses Jahres. Vor Ort in Kairo war ein Langzeitexperte der Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen eingesetzt. Dieser begleitete das Projekt seit Beginn und war bis zu unserem Einsatz in Kairo sehr heimisch geworden. Er konnte uns zielsicher zu den guten einheimischen Restaurants führen (die Gerichte waren alle sehr schmackhaft) und uns zeigen, wo wir uns sicher aufhalten konnten. Grundsätzlich bat er uns, ohne seine Begleitung die im Nil liegende Insel Gezira, auf der wir wohnten, nicht zu verlassen. Hintergründe dafür waren, neben der nicht stabilen Sicherheitslage, auch unsere fehlenden Orts- und Sprachkenntnisse. In dem Hauptsitz der CPA verständigten wir uns größtenteils auf Englisch. Sofern die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kein Englisch sprachen, wurde vom Englischen ins Arabische und umgekehrt übersetzt. Dies gestaltete sich nicht immer einfach, da kein ausgebildeter Dolmetscher zur Verfügung stand, sondern die Übersetzung durch einen Mitarbeiter der CPA erfolgte. Wir hatten hier teilweise den Eindruck, dass dieser die Ausführungen des Interviewpartners (im Arabischen) nicht ganz nachvollziehen konnte bzw. selbst zusammenfasste und dadurch die Übersetzung missverständlich war. 10 BVA International Nr. 1/2014 Im Fokus unseres einwöchigen Einsatzes bei der CPA stand der organisatorische Ablauf der Bearbeitung von Verbraucherbeschwerden. Um einen Eindruck von den Strukturen und Prozessen vor Ort zu gewinnen, führten wir Interviews mit den verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bzw. Führungskräften. Nach drei Tagen Interviewmarathon hatten wir noch eineinhalb Tage, um den Sachverhalt zu analysieren und Optimierungsvorschläge zu unterbreiten. Zum Abschluss unseres Einsatzes präsentierten wir unsere Vorgehensweise und die möglichen Optimierungspotentiale bei der Bearbeitung von Verbraucherbeschwerden vor der CPA-Behördenleitung. 5 Arbeitstagen Aufenthalt vor Ort) alle eigentlich notwendigen Arbeitspakete zu schaffen, war fast unmöglich. Wir mussten im Nachhinein noch einige Arbeiten (Mission Report schreiben etc.) hier in Deutschland abschließen. Darüber hinaus fielen bei den wenigen Tagen vor Ort dennoch viele Arbeitsstunden an (auch Nacharbeiten im Hotel), sodass kaum Zeit blieb, sich Kairo genauer anzuschauen. Dennoch ziehen wir für uns auf jeden Fall eine sehr positive Resonanz aus unserem Einsatz im Twinning-Projekt und würden uns den Herausforderungen auch gerne ein weiteres Mal stellen. Insgesamt verbrachten wir in Kairo eine ebenso eindrucksvolle wie arbeitsreiche Zeit. In einer Woche (bzw. TAIEX-Missionen zu Fragen der Aus- und Fortbildung in Albanien Von Dr. Jan Martin Hoffmann (VMA 7) Angehörige des Referats VMA 7 haben im Mai 2014 dank der Unterstützung durch Stab I an zwei TAIEX-Missionen teilgenommen und als Sachverständige die Kolleginnen und Kollegen der albanischen Verwaltungsschule (Albanian School of Public Administration – ASPA) zu Ausund Fortbildungsthemen beraten. Die Teilnehmerinnen und Teilnahmer des TAIEX-Austauschs in Albanien Die erste Reise führte Herrn Frank Dahmen und Herrn Dr. Jan Martin Hoffmann in der Zeit vom 19.-23. Mai nach Tirana, um im Rahmen einer Sachverständigenmis- sion gemeinsam mit den örtlichen Fachverantwortlichen ein Curriculum zu erarbeiten. Im Zuge einer grundlegenden Reform des öffentlichen Dienstrechts in Albanien wurden u.a. auch die Angehörigen des so genannten Top-Level Management (vergleichbar u.a. der Staatssekretärsebene in Deutschland) zu einer 280-stündigen Fortbildung verpflichtet, die durch die ASPA vollständig zu entwickeln und durchzuführen war. Anhand der Vorträge von Herrn Dahmen und Herrn Dr. Hoffmann entspann sich eine sehr fruchtbare und ergebnisorientierte Diskussion, die zum Ende der Woche in ein vollständig ausgearbeitetes Curriculum für die Top-Level Management-Fortbildung mündete. Am 29. und 30. Mai nahm Frau Sandra Weinhold an einem Workshop in der ASPA als Vortragende teil. Gegenstände ihres Beitrags waren Unterrichtsmethoden und deren Anpassung an die jeweiligen Anforderungen eines Aus- oder Fortbildungsgangs sowie die Organisation des Unterrichts insgesamt. Auch diesbezüglich stehen die albanischen Kolleginnen und Kollegen vor der großen Herausforderung, ihr Angebot an moderne Standards heranzuführen und dabei den neuen rechtlichen Grundlagen gerecht zu werden. 11 BVA International Nr. 1/2014 Die Sprachbarriere zu überwinden – beide Veranstaltungen fanden ausschließlich in englischer Sprache statt – fiel angesichts der überaus freundlichen und offenen Atmosphäre leicht. Beide Missionen konnten durch das besondere Engagement der BVA-Vertreterinnen und Vertreter gut vorbereitet und erfolgreich abgeschlossen werden. Auch der Leiter der ASPA teilt diese Einschätzung und hat bereits in Aussicht gestellt, einen Folgeantrag an die EU-Kommission zu richten; aus seiner Sicht wäre eine Studienreise u.a. zum BVA durchaus wünschenswert. Kurz gesagt Peter Wiethoff (BIT I 2) Die Projektleiterin eines Twinning-Projektes der Türkei bat das BVA vor einiger Zeit um Unterstützung für ein Teilprojekt, welches ins Trudeln gekommen war. Zufälligerweise kam diese Anfrage auch auf meinen Tisch, und da mein Interesse – schon in meiner ‚vor-BVA-Zeit‘ – auch in internationaler Projekttätigkeit lag, war ich direkt begeistert, und dankeswerterweise ermöglichte mir das BVA die Teilnahme an diesem Projekt. In den vergangenen acht Jahren war ich so an EU-Twinning-Projekten in der Türkei, Kroatien, Serbien und zuletzt in Ägypten beteiligt und habe als sog. Short Term Expert (STE) im Ausland gearbeitet. Mein Fokus lag hierbei auf der IT-Beratung zu Themen wie Content Management Systeme (Internet, Extranet, Intranet), Beschwerdemanagement-Systeme und Knowledge Management zwischen staatlichen Institutionen und NGOs. Oft habe ich es schon erlebt, dass man mit einem klaren Plan in Richtung Beneficiary aufgebrochen ist, mit der ein oder anderen zu Hause schon vorbereiteten Präsentation im Koffer. Beim ersten Beisammensein mit dem RTA (oft am Vorabend des ersten Arbeitstages) bekam ich dann aber mitgeteilt, dass das, was vorbereitet ist, alles prima sei, die Gemengelage sich aber in der Zwischenzeit ein wenig geändert habe … – persönliche Flexibilität und das Eingehen auf konkrete Bedarfe vor Ort ist daher in jedem Fall gefordert – man ist ja schließlich Dienstleister! Peter Wiethoff (BVA) Auch wenn der Arbeitstag vor Ort weit mehr als acht Stunden hat und man die Abende oft mit Nach- und Vorbereitungen verbringt, konnte ich aus den Einsätzen persönlich, aber auch beruflich immer sehr viel mit nach Hause nehmen. Kontakte, besonders zu anderen deutschen Experten, davon viele aus anderen Bundesbehörden und Universitäten, bestehen heute noch und sind mir durchaus hilfreich bei meiner täglichen Arbeit im BVA. Frank Dahmen (VMA 7) Es kommt nicht oft vor, dass man als Mitarbeiter des BVA im Ausbildungsreferat VMA 7 Auslandsdienstreisen durchführt. Wenn es dann noch im Rahmen einer TAIEXMission nach Albanien gehen soll, ist die Vorfreude und Spannung doppelt groß, denn für mich war Albanien bis dahin „ein großes schwarzes Loch“. Eher ungewöhnlich und dazu passend lautete dann auch der Auftrag der EUKommission: „Erstellen Sie eine 280-stündige Schulung für das Top Level Management der albanischen Zentralverwaltung.“ Kaum vorstellbar, dass sich in Deutschland ein Staatssekretär oder ein Abteilungsleiter eines Ministeriums in diesem Umfange beschulen ließe! Die Herausforderung bestand also darin, ein adäquates Curriculum für diese Zielgruppe zu erarbeiten und dabei im Wege von E-Learning-Modulen so viele Stunden 12 BVA International Nr. 1/2014 Frank Dahmen (BVA) wie möglich frei zu schaufeln, die nicht in einer Verwaltungsschule zugebracht werden müssen. Glücklicherweise waren die albanischen Trainingsmanager mit uns diesbezüglich einer Meinung und sprachlich derart gewandt, dass die inhaltlichen Erfolge der fünftägigen, ausschließlich englischsprachigen Mission vergessen ließen, dass Gastfreundschaft nicht in jedem Land des Balkans groß geschrieben wird. Ansonsten bot die Stadt Tirana das Flair einer südlichen Metropole des Savoir Vivre in einer eher pittoresken Umgebung, wobei der Mangel an der in anderen europäischen Metropolen sonst üblichen Fastfoodketten- und Einkaufsmeilen- Architektur von mir als durchaus erholsam wahrgenommen wurde. Gegen ein Follow-up wäre daher nichts einzuwenden, auch wenn für mich die Frage offen bleibt, ob Albanien ein reifer EU-Beitrittskandidat ist. Irmtraud Blohm (Datenschutzbeauftragte) Im Mai 2014 fand im Rahmen eines TAIEX-Projekts ein dreitägiger Studienaufenthalt der vor fünf Jahren geschaffenen albanischen Datenschutzbehörde, dem Gegenstück der deutschen Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), in Bonn und Mainz statt. Die albanische Delegation informierte sich über die unterschiedlichen Rollen und Aspekte des deutschen Datenschutzes anhand von Besuchen bzw. Kontakten bei und mit der BfDI, der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e.V. (GDD), der Deutschen Telekom AG und dem Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz. Und als Beispiel für die Rolle des behördlichen Datenschutzes in einer Bundesbehörde fungierte das BVA, vertreten durch mich als die behördliche Datenschutzbeauftragte, die zusammen mit der BfDI den zweiten Tag der Veranstaltung bestritt. Die albanische Delegation zeigte sich sehr gut vorbereitet und ganz außerordentlich aufgeschlossen und interessiert. Neben einem Vortrag, dessen nicht unaufwändige Vorbereitung im Detail eine willkommene Gelegenheit zur rechtlichen Reflexion auch der eigenen Rolle bot, erwiesen sich Diskussion und Erfahrungsaustausch als über die Maßen interessant. Dank der teilnehmenden Persönlichkeiten eine beeindruckende, tolle Erfahrung, die sich gerne wiederholen ließe … Peter Weis (Finanzministerium Rheinland-Pfalz) Ich war vom 1. April 2013 bis 30. April 2014 für das BVA als Langzeitberater (Resident Twinning Advisor, RTA) in dem Twinning-Projekt „Support the implementation of the anti-corruption strategy and action plan“ in Podgorica tätig. Es war das eindrucksvollste Berufsjahr meines Lebens. Das hat dienstliche und private Facetten. Neben vielen anderen Aktivitäten haben wir in dem Projekt eine überaus wahrnehmbare Öffentlichkeitskampagne veranstaltet. Fernseh- und Radiospots, Plakataktionen, Flyer, Null-Euro-Geldscheine und Veranstaltungen standen im Mittelpunkt des Geschehens gegen Korruption. Nach dem Ergebnis einer Umfrage hat die Kampagne 54 Prozent der Bevölkerung erreicht. Und wir nehmen an: 100 Prozent der Verwaltungsmitarbeiter. Nach einem Jahr hatte sich die Position Montenegros auf dem Corruption Perception Index (PCI) von Transparency International (TI) etwas verbessert. Mit 44 Integritätspunkten hat es sich für 2013 auf Peter Weis (Finanzministerium Rheinland-Pfalz) 13 BVA International Nr. 1/2014 Platz 67 vorgearbeitet, gegenüber 41 Punkten und Platz 75 im Jahr 2012. Da es sich beim PCI um einen Wahrnehmungsindex handelt, sei der Rückschluss erlaubt, dass unser Projekt dazu einen entscheidenden Beitrag geliefert hat. Darauf können wir stolz sein. Meine privaten Eindrücke waren geprägt von der Offenherzigkeit und Wärme der montenegrinischen Gesell- schaft. Ich war sehr schnell in unterschiedliche soziale Gruppen integriert und als deutscher Berater freundlich respektiert. Das tat gut angesichts einiger Schwierigkeiten im Verwaltungsablauf und der Arbeitsweise montenegrinischer Behörden, und letztlich kam ich mit dem Gesamteindruck nach Deutschland zurück: Es war ein gutes Jahr! Kerstin Schrader (Stab I) Stab I hat sich im Namen des BVA im Februar 2014 als institutionelle Kontaktstelle für das EU-Förderinstrument TAIEX (Technische Hilfe und Informationsaustausch) in die Expertendatenbank der Europäischen Kommission eingetragen. Durch die Registrierung wurden die Fachgebiete und die breite Expertise des BVA in der Datenbank abgelegt, und Stab I kann nun Kerstin Schrader (BVA) unmittelbar von der Europäischen Kommission kontaktiert werden, wenn diese auf der Suche nach geeigneten Expertinnen und Experten für Seminare oder Workshops in EU-Kandidatenländern oder Nachbarschaftsstaaten sowie Gastgeberbehörden für die Durchführung von Studienbesuchen ist. Erfreulicherweise konnten seit März bereits zwei Studienbesuche sowie fünf Experteneinsätze über TAIEX durchgeführt und finanziert werden. Wir bedanken uns bei den jeweiligen Vorgesetzten für die genehmigten Freistellungen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die gute Zusammenarbeit und freuen uns auf weitere TAIEX-Einsätze in der zweiten Jahreshälfte. Rund-um Twinning und TAIEX Twinning im Internet EU-Twinning im Bundesverwaltungsamt: www.bva.bund.de EU-Twinning auf den Seiten des BMWi (Nationale Kontaktstelle): www.bmwi.de EU-Twinning auf den Seiten der Kommission: www.ec.europa.eu/enlargement Downloads EU-Twinning-Infoblatt des BVA EU-Twinning-Broschüre der Europäischen Kommission Im BVA-Intranet Infos zu EU-Twinning im BVA-Intranet Aktuelle Meldungen aus dem BVA-Twinning-Bereich Interessenbekundung zum Einsatz in internationalen Projekten Linkliste: Wie werde ich Twinning-Experte BVA International Nr. 1/2014 14 TAIEX im Internet TAIEX auf den Seiten der Kommission: www.ec.europa.eu/enlargement TAIEX Experten-Datenbank der Kommission Im BVA-Intranet Infos zu TAIEX im BVA-Intranet Interessenbekundung zum Einsatz in internationalen Projekten Linkliste: Wie werde ich Twinning/TAIEX-Experte Impressum Herausgeber Bundesverwaltungsamt 50728 Köln Internet: www.bundesverwaltungsamt.de Kontakt Stabsstelle Internationale Angelegenheiten Birgit Frieler-Woll (stellv. Leitung der Stabsstelle) Telefon: 022899358-1936 E-Mail: [email protected] Konzept und Redaktion Johanna Holst (Konzeption, Koordination, Redaktion), Birgit Frieler-Woll (Redaktion), Kerstin Schrader (Koordination) Unser herzlicher Dank geht an alle Kolleginnen und Kollegen, die diese Publikation mit persönlichen Beiträgen unterstützt haben. In dieser Ausgabe: Sabrina Agethen, Irmtraud Blohm, Frank Dahmen, Michaela Dorow, Sina Fischer, Franz Albert Groß, Dr. Jan Martin Hoffmann, Manuel Koll, Thomas Lodzinski, Dieter Miebach, Peter Weis, Peter Wiethoff. Layout und Satz Astrid Schulz Bildnachweis Titelseite © Johanna Holst; S. 2 BVA, S. 3 Kerstin Schrader, S. 4 Franz Albert Groß, S. 5 Michaela Dorow, S. 7-8 Manuel Koll, S. 8 Thomas Lodzinski (unten), S. 10 Frank Dahmen, S. 11 Peter Wiethoff, S. 12 Frank Dahmen (oben), Peter Weis (unten), S. 13 Kerstin Schrader Nachdruck und Vervielfältigung sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. © Bundesverwaltungsamt Köln, Juli 2014