Europas neue Mitte - Deutschland

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Europas neue Mitte - Deutschland
LogisticsPEOPLE
01/2013
Europas neue Mitte
Logistiklösungen für Osteuropa
INHALT 01/2013
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Wilna – Zwischen Ost und West
Hauptstadt Litauens blüht nach
Unabhängigkeit des Baltikums auf
Liebe Leserinnen und Leser,
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Passende Produktangebote als Garant für Erfolg in Osteuropa
Fokussiert aufgestellte Einheiten bringen Mehrwert
für den Kunden
Willy Brandt merkte in seinen Memoiren an: „Die Geschichte kennt kein
letztes Wort.“ Insofern kann auch fast zweieinhalb Jahrzehnte nach dem
Fachliches Know-how trifft lokale Expertise
Ende der europäischen Teilung kein finales Urteil über den Verlauf der
Spezialisierte Netze
Transformationsprozesse in den ehemals planwirtschaftlich geführten Län-
in Osteuropa
dern Osteuropas gefällt werden. Zum einen sind diese noch nicht überall
abgeschlossen. Zum anderen ändert der fortlaufende Gang der Entwicklun-
Klemens Rethmann
gen ständig den Blick auf Erfolge und Fehlschläge, auf vertane Chancen und
Vorstandsvorsitzender
sich bietende Möglichkeiten.
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Rhenus in Kürze
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Passende Produktangebote als Garant für Erfolg in
Osteuropa
Fokussiert aufgestellte Einheiten bringen Mehrwert für den
Kunden
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Fachliches Know-how trifft lokale Expertise
Spezialisierte Netze in Osteuropa
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Päckchen aus Posen
Wolters Kluwer konsolidiert Logistik am Rhenus-Standort in
West-Polen
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„Bei Rhenus stehen alle Türen offen“
Über steigende Mitarbeitererwartungen und neue Perspektiven
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Gemeinsamer Kraftakt
Multimodaler Schwerguttransport von Westeuropa nach Russland
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Soweit die Flüsse tragen
Binnenschifffahrt als bedeutender Bestandteil des Modal Splits
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Wilna – Zwischen Ost und West
Die Hauptstadt Litauens blüht nach Unabhängigkeit des
Baltikums auf
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Impressionen
Aus meiner Sicht stellt sich eine Frage für die Rhenus ganz besonders: Wie
Impressum
Logistics PEOPLE
Kundenmagazin der Rhenus-Gruppe
Ausgabe 01/2013
Herausgeber:
Rhenus AG & Co. KG
Rhenus-Platz 1
59439 Holzwickede
Deutschland
Kontakt:
Telefon +49 (0)2301 29-0
Telefax +49 (0)2301 29-1215
E-Mail [email protected]
www.rhenus.com
Verantwortlich für Konzept und Redaktion:
Annette Schotters
Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Medienbüro am Reichstag GmbH
Matthias Arnhold
Stephanie Lützen
Astrid Unverricht
www.mar-berlin.de
Gestaltung:
gimmickmedia GmbH
Hamburg
www.gimmickmedia.de
Bilder:
Bildarchiv Rhenus, iStockphoto.com/rhenus, fotolia.com
Erscheinungsweise:
Zweimal im Jahr
Sprachen:
Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch
Online-Version:
http://de.rhenus.com/logistics-people
Auszüge oder inhaltliche Wiedergaben aus dieser Publikation sind nur
nach vorheriger Genehmigung durch die Redaktion und ausschließlich
mit Quellenangabe und Belegexemplar gestattet.
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Titel
Inhalt
können wir als Dienstleister gemeinsam mit unseren Kunden die Potenziale
der Länder fördern und nutzen, die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs in
seien sie hier noch einmal als altes Europa bezeichnet, nicht ausruhen.
Richtung Marktwirtschaft streben?
Immer wieder müssen wir unsere Dienstleistungen effizient und im Sinne der Kunden organisieren, so dass wir
„Wir freuen uns auf die künftigen Herausforderungen in Osteuropa. Gemeinsam mit unseren Kunden
und den dortigen Rhenus-Mitarbeitern möchten wir
in diesen dynamischen Märkten wachsen.“
qualitativ überzeugen und im Wettbewerb bestehen können. Ist dies der Fall,
können im Dialog mit unseren osteuropäischen Kollegen und vor allem den
dortigen Kunden darauf aufbauende
Lösungen gefunden werden. Natürlich
nicht, ohne die nationalen oder lokalen
Gegebenheiten aus den Augen zu lassen,
um die Services auf die jeweiligen Anfor-
Unser Engagement gestalten wir nicht in einem Vakuum. Wir sind nicht
derungen auszurichten. So werden wir gemeinsam erfolgreich sein und oft
allein mit unseren Kunden. Wir arbeiten in einem gesamtgesellschaftlichen,
können dann wir, die wir aus dem westlichen Europa stammen, aus den im
sich weiter globalisierenden Umfeld. Gelingt es der Europäischen Union
erweiterten Europa gefundenen Lösungen etwas lernen.
nicht, sich ein stringentes Regelwerk zu geben und dieses dann adäquat
durchzusetzen, verliert das europäische Einigungsprojekt auch für die auf-
Auf diese Herausforderung freuen wir uns. Gemeinsam mit den sehr gut
strebenden Volkswirtschaften Osteuropas an Faszination. Die Schuldende-
qualifizierten und leistungsbereiten Mitarbeitern unserer osteuropäischen
batte ist hierfür das offensichtlichste Beispiel. Krisenszenarien absorbieren
Organisationen möchten wir die Möglichkeiten, die uns unsere Kunden in
viele Kräfte, die besser in den Aufbau neuer Projekte investiert werden soll-
den neuen Märkten geben oder die wir ihnen aufzeigen können, zielstrebig
ten. Der mich begeisternde Optimismus beim Lösen von Problemen, die
realisieren. Beispiele, wie uns das bereits gelungen ist, und Projekte, die
gute Haushaltsführung und die konsequente Verbesserung der Infrastruktur,
es in der kommenden Zeit anzugehen gilt, liefert Ihnen die neue Ausgabe
wie sie beispielsweise Polen oder die baltischen Staaten vorleben, spielen
unseres Kundenmagazins. Auch unsere Geschichte in dieser Region kennt
leider bei uns nur eine untergeordnete Rolle in der Berichterstattung.
kein letztes Wort.
Ich sehe durchaus Parallelen bei der Erweiterung von politischen Organisationen wie der EU und der Expansion von Wirtschaftsunternehmen. Die
Fragestellungen sind vielfach ähnlich: Wer ist in welchem Maße Vorbild,
wer lebt welche Prinzipien vor und von wem können bestimmte Prozesse
gelernt werden? Die Ziele und Richtungen dürfen nicht statisch vorgegeben
Ihr Klemens Rethmann
sein. Die Orientierung soll nicht nur rückwärtsgewandt erfolgen. Daher gilt
Vorstandsvorsitzender
auch für die Rhenus: Wir dürfen uns auf den Erfolgen in den Kernmärkten,
Editorial
Titel
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Rhenus in Kürze
Wesel
Gemeinsam mit den Stadtwerken Wesel stellte Rhenus die Weichen für die erfolgreiche
Zukunft des Stadthafens Wesel: Im Oktober
2012 unterzeichneten die Stadtwerke und
Rhenus einen Vertrag zur Errichtung einer
neuen Kaimauer, der Sanierung von Bahnanlagen sowie über Investitionen in die
Suprastruktur des Hafengeländes.
Schweiz
Seit Jahresbeginn ist Rhenus Traffic Solutions, bislang als Abteilung geführt, ein eigenes Tochterunternehmen von Rhenus in der Schweiz.
Rhenus Traffic Solutions bietet Baulogistiklösungen für Großbaustellen genauso wie für kleinere Bauvorhaben. Dazu zählen zum Beispiel
Großprojekte für Pharmaunternehmen in der Nordwestschweiz und das Projekt Andermatt Swiss Alps der Orascom Development Holding.
Niederlande
COO der Aktiengesellschaft mit Sitz in Basel ist Dirk Hochtritt.
Der Dokumentenlogistiker Rhenus Office Systems kaufte im Januar 2013 das niederländische Unternehmen DocuCare B.V. Die mobilen Schredderfahrzeuge des Unternehmens zur sicheren Vernichtung von Akten und Datenträgern ergänzen seither die stationäre Aktenvernichtung der
Rhenus Office Systems in den Niederlanden. Die Fahrzeuge sind auch für die Vernichtung von Festplatten geeignet.
Niedersachsenbrücke
Premiere an der Niedersachsenbrücke in
Wilhelmshaven: Der erste voll beladene
Capesizer steuerte im November 2012 die
modernisierte Umschlagsanlage der Rhenus
Midgard an. An Bord: die größte Menge an
Kohle, die jemals in einen deutschen Seehafen transportiert worden ist. Als einziger
Hafen in Deutschland kann Wilhelmshaven
voll beladene Capesize-Schiffe mit einem
Tiefgang von bis zu 18,50 Metern und einer
Tragfähigkeit von bis zu 250.000 Tonnen
Eisenach
Kohle aufnehmen.
Im neu eröffneten Lager in Eisenach bündelt die RhenusGruppe seit August 2012 ihre Dienstleistungen für die
Handelsverbundgruppe EK/servicegroup. Der Multi-UserStandort verfügt über 37.000 Quadratmeter gedeckte Lagerfläche, 42 Tore und 35.000 Palettenstellplätze. Dank
einer neuen Warehousing-Lösung erreichen Aufträge, die
bis 15:30 Uhr eingehen, nun per Schnellversand ihren
Empfänger bereits am folgenden Werktag.
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Rhenus in Kürze
Rhenus in Kürze
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China
Forum Partnerschaft
Im Oktober 2012 transportierte Rhenus Project Logistics 45 Rotorblät-
Über 150 Gäste feierten am 13. November 2012 den
ter für Onshore-Windenergieanlagen von China bis Cuxhaven. Den dorti-
100. Geburtstag der Rhenus. Ort der Feierlichkeiten:
gen Umschlag übernahm der Hafendienstleister Cuxport und verbuchte
Frankfurt am Main, die Geburtsstätte des Unterneh-
damit seinen bislang größten Einzelauftrag für den Rotorblatt-Umschlag.
mens. Unter den Gästen waren zahlreiche Wegbeglei-
Mit Lkw und Küstenmotorschiff ging es von Cuxhaven aus ins Landes-
ter, Kunden und Persönlichkeiten aus der Welt der Lo-
innere und weiter nach Italien. Die Klarierung übernahm der europa-
gistik, die an den Vorträgen und Gesprächsrunden zum
weit tätige Befrachter und Reeder Rhenus Maritime Services (RMS).
Thema „Partnerschaftliche Bindungen“ teilnahmen.
Nachhaltig
Höchste ökologische Standards verspricht das neu gebaute
Jubiläums-BMW
Logistikzentrum, das die Rhenus-Gruppe nahe Frankfurt am
Im Beisein des Cuxhavener Oberbürgermeisters, Vertretern der BMW Group sowie der Reederei United European Car Carriers (UECC) schlug der
Main im November 2012 bezog. Innerhalb von drei Monaten
Hafendienstleister Cuxport Ende November 2012 den einmillionsten BMW an seinem Terminal um. Seit Anfang 2012 bietet Cuxport gemeinsam
wurden 12.000 Paletten vom bisherigen Standort in die Ge-
mit den Reedereien UECC und FLOTA SUARDIAZ bis zu vier zusätzliche wöchentliche Abfahrten für Neufahrzeuge nach Großbritannien an. Die
meinde Linsengericht gebracht. Hier können bis zu 35.000
Fahrt für den Jubiläums-Pkw ging ins südenglische Southampton.
Paletten gelagert werden. Das Logistikzentrum dient zudem als
Sicherheitslager für Luftfrachtsendungen. Auch Gefahrgut und
Health-Care-Produkte dürfen in den unterschiedlichen Lagerbereichen aufbewahrt werden.
Freie Fahrt
Nach europaweiter Ausschreibung konnte sich die Regionalbus Oberlausitz GmbH (RBO) im November 2012 für die kommenden zehn Jahre
als Busverkehrsdienstleister im nördlichen Teil des Landkreises Görlitz
durchsetzen. 14 neue Busse wurden für das zukünftige Bediengebiet
übernommen. RBO ist eine gemeinsame Gesellschaft der Rhenus Veniro
und des Landkreises Bautzen.
Medizintechnik
„Supply Chain Management als Innovationspotenzial in der Medizintechnik“
lautete der Titel des Managementworkshops, den Rhenus gemeinsam mit den
FABRIKtestern im September 2012 in der Berliner Charité ausrichtete. In
Erweiterung
moderierten Diskussionsrunden wurden Produktionsversorgung und Lieferan-
Mit einem neuen Standort im Ruhrgebiet baute der High-Tech-Logis-
tenbeziehungen analysiert und Lösungen gesucht, um die Prozesskomplexität
tikspezialist Rhenus Midi Data sein Distributionsnetzwerk aus. Ende
noch besser zu beherrschen. Im Zentrum der Veranstaltungsreihe steht der
Oktober 2012 nahm das Unternehmen in Dortmund einen rund 3.000
praxisorientierte Erfahrungsaustausch von Experten der Medizintechnik mit
Quadratmeter großen Logistik- und Technikterminal in Betrieb. Rhenus
fachfremden Managern.
Midi Data bietet dort technische Installations- und Transportdienstleistungen an.
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Rhenus in Kürze
Rhenus in Kürze
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Logistik für Osteuropa
Passende Produktangebote als
Garant für Erfolg in Osteuropa
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Logistik für Osteuropa
Logistik für Osteuropa
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Fokussiert aufgestellte Einheiten
bringen Mehrwert für den Kunden
Kaum 25 Jahre ist es her, da kennzeichneten die Grenzen zu den Ostblockstaaten das Ende des freien Warenverkehrs. Heute summiert sich der deutsche Osthandel auf über 300 Milliarden Euro mit zweistelligen
Wachstumsraten. In weniger als einem Vierteljahrhundert hat sich dieser Markt zu einem starken Zugpferd
für die Geschäfte vieler westeuropäischer Firmen entwickelt. Das gilt auch für die Rhenus-Gruppe, die heute
umfänglich in den Ländern Osteuropas tätig ist.
Ungeachtet der Eurokrise blickt Klemens Rethmann, Vorstandsvorsitzender der Rhenus-Gruppe, positiv auf
die wirtschaftliche Entwicklung in Osteuropa: „Dieser noch junge Markt birgt ein enormes Potenzial und
damit große Chancen für unsere Auftraggeber, denen wir in logistischer Hinsicht den Weg in diese Zukunft
ebnen wollen.“
Schon allein die Tatsache, dass viele der dortigen Volkswirtschaften über große Vorkommen an natürlichen
Ressourcen verfügen, macht diese wirtschaftlich attraktiv. Neben dem für den Export interessanten steigenden Konsumgüterbedarf der Osteuropäer verfügen viele der Staaten über zahlreiche Bodenschätze wie
landwirtschaftliche Rohstoffe, fossile Energieträger, Metalle und Erze. Insbesondere im Bereich der Landwirtschaft berichten die osteuropäischen Länderdivisionen von Rhenus einhellig über einen zunehmenden
Bedarf an Maschinen, Ersatzteilen und Pflanzenschutzmitteln einschließlich der daraus resultierenden
vernetzten Logistiklösungen.
Generell hält Klemens Rethmann fest: „Unsere starke Positionierung auf diesem Markt beruht auf einem
dezentralen und fokussierten Ansatz, mit dem wir uns die Flexibilität bewahren, Chancen für unsere Kunden zu realisieren.“
Eine der osteuropäischen Rhenus-Keimzellen liegt im Nachbarland Polen, das heute mit Russland an
der Spitze der größten Handelspartner Deutschlands in Ost- und Mitteleuropa rangiert. Seit 20 Jahren ist
der Logistikdienstleister in dem Land mit seinen 38 Millionen Einwohnern präsent, das bereits 2004 der
EU beigetreten ist. Seine Vorreiterrolle im Osteuropa-Geschäft fasst Marcin Bartosz, Geschäftsführer der
Rhenus Logistics in Polen, zusammen. „Die Übertragung der aus Westeuropa bekannten tiefen Dienstleistungspalette ist gelungen.“ Seine Ziele für 2013 decken sich mit denen seiner westeuropäischen Kollegen.
Ein Fokus liegt dabei auf dem Ausbau des E-Commerce-Geschäfts mit aktuellen Wachstumsraten von bis
zu 30 Prozent jährlich.
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Logistik für Osteuropa
Logistik für Osteuropa
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Rhenus Office Systems
in der Dokumenten- und Informationslogistik einer der Marktführer in Polen
Auch in dem Spezialmarkt der Dokumenten- und Informationslogistik gelang der Einstieg in Osteuropa über den polnischen Markt, in dem das Unternehmen mittlerweile einer der Marktführer ist.
„Die ersten Behälter zur Aktenvernichtung hat der dortige Geschäftsführer Anfang 2000 eigenhändig
verkauft“, berichtet Gerrit Merten, Internationaler Leiter der Rhenus Office Systems. Seitdem entwickelte man sich vom Akten- und Datenträgervernichtungsdienstleister zum Informationslogistiker
mit den Schwerpunkten Archivmanagement, Digitalisierung, Mailroom-Services bis hin zu Business
Process Outsourcing sowie Office-Prozessmanagement.
Sukzessive folgte der Aufbau des Geschäfts in Ungarn, der Tschechischen Republik, Russland und
der Ukraine. Die Dienstleistungen zeichnen sich durch einen länderübergreifend einheitlichen Sicherheitsstandard aus, der sich an den deutschen Vorgaben orientiert.
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Logistik für Osteuropa
Logistik für Osteuropa
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Russland:
Neue Chancen durch rasche Modernisierung des Zollwesens
Während Rhenus die Definition einheitlicher und verlässlicher Standards auf betriebswirtschaftlicher Ebene selbst in der Hand hat, ist sie auf volkswirtschaftlicher Ebene von der Politik der dortigen
Länder abhängig.
Mit Riesenschritten auf den westlichen Markt zu bewegt sich seit einiger Zeit das konsumstarke
Russland. „Wenn sich mittelfristig die Zölle verringern, ergeben sich durch höhere Margen für Exporteure aus Westeuropa neue Chancen. Wir erwarten definitiv höhere Transportaufkommen“, erklärt
Olaf Metzger, Geschäftsführer der Rhenus-Tochter OOO Rhenus Revival Express. Seine Einschätzung
basiert auf den sich spürbar verbessernden Rahmenbedingungen. Die Änderung der Zollpolitik der
Russischen Föderation wurde erst 2009 eingeleitet. Bereits im Juli 2010 trat die Zollunion zwischen
Russland, Weißrussland und Kasachstan in Kraft. Inzwischen laufen Gespräche über deren Erweiterung unter anderem mit der Ukraine. Ein weiterer Meilenstein folgte im Sommer 2012 mit dem
Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation (WTO). Allerdings sagen Experten voraus, dass sich
die Preissenkungen bei Importwaren erst nach und nach einstellen werden.
Einen kurzfristigen Vorteil nennt Olaf Metzger: „Bereits der gesteckte Rahmen bringt mehr Sicherheit für die Abfertigungsprozesse und damit für die Kostenplanungen sowie die Geschäftsstrategien
westeuropäischer Unternehmen.“ Auch für Rhenus eröffnen sich durch die geänderte Zollpolitik
neue Möglichkeiten.
Dem Beschluss der russischen Regierung folgend verlegte Rhenus sein Zolllager aus der Hauptstadt
in grenznahes Gebiet. Die Wahl fiel auf die Stadt Smolensk an der weißrussischen Grenze mit direktem Anschluss an die Autobahn M1, über die täglich 3.000 Lkw nach Russland fahren.
Für fast acht Millionen Euro baute Rhenus dort 2012 als erster Spediteur ein modernes Zolllager,
das im Frühjahr in Betrieb ging. Die Kapazität ist darauf ausgelegt, 133 Lkw täglich zu verzollen.
Kurze Wege zum Zoll sind dabei vorgeschrieben, denn die Voraussetzung für den Betrieb ist die
Überwachung durch Zollbeamte vor Ort. Die ersten Staatsdiener seien bereits in das Rhenus-Gebäude
eingezogen, so Olaf Metzger.
Die Verzollung direkt an der Außengrenze eröffnet dem Logistiker auch die Möglichkeit zum Einstieg
in das Sammelgutgeschäft in Russland. „Wir wollen Smolensk als Hub für den Anschluss Russlands
an das internationale Rhenus-Netzwerk ausbauen“, erklärt Olaf Metzger.
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Logistik für Osteuropa
Logistik für Osteuropa
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MAXX Intermodal Systems
macht sich mit eigener Containerflotte unabhängig
Fest im Blick hat der ebenfalls in Russland tätige Raf de Schutter die Stabilität für die Kunden, die ihr
Geschäft gen Osten ausdehnen. Als Geschäftsführer von MAXX Intermodal Systems in Moskau zeichnet
er für multimodale Containertransporte zwischen West- und Osteuropa bei Bedarf über Zentralasien
bis nach China verantwortlich. Auf den noch fragilen und volatilen jungen Ostmärkten schwankten die
Volumen und Raten stark, auch die Rahmenbedingungen seien im Wandel, berichtet er über die vom
Unternehmen nicht beeinflussbaren Faktoren. Umso mehr beschäftigen ihn die Hebel, die er für seine
Auftraggeber in Bewegung setzen kann. Dazu zählt Raf de Schutter die eigene umfassende Containerflotte bestehend aus 8.000 Boxen, die er stetig ausbaut. „Als Eigentümer der Container machen wir uns
unabhängig von anderen Operateuren, können flexibel, zuverlässig und mit wettbewerbsfähigen Raten
agieren“, benennt er die Vorteile. Eine ähnliche Strategie fährt er im Bereich der Bahntransporte. Für den
Betrieb nutzt Raf de Schutter durchschnittlich 300 von Rhenus angemietete private Waggons. Der Markt
für Eisenbahnwaggons öffne sich seit gut zwei Jahren, ein großer Anteil sei bereits privatisiert.
Ein interessanter Korridor für multimodale Bahnverkehre Richtung Osten entwickle sich aktuell zwischen
der Slowakei und Russland. „Auf dieser Verbindung realisieren wir bereits einmal wöchentlich einen
Ganzzug für die Automobilbranche. Bald werden es zwei Abfahrten pro Woche sein“, so Raf de Schutter.
Abgesehen von einzelnen Ganzzugprojekten bleibt die Hauptverkehrsstrecke nach Osten auch weiterhin
die Meeresautobahn durch die Baltische See nach Finnland oder Sankt Petersburg.
Als Faustregel zur Nutzung der Schiene im russischen Hinterlandverkehr hält Raf de Schutter fest:
„Ausgehend von Sankt Petersburg lohnt sich die Nutzung der Schiene erst hinter dem Ural.“ Das bedeutet, der Break-Even ist bei einer Distanz von 2.000 Kilometer erreicht, in Westeuropa rechnet sich der
Schienentransport durchschnittlich ab einer Entfernung von 300 Kilometern. Damit verbleibt das Gros
der Volumen innerhalb Russlands auf der Straße. Das Binnenschiff ist nur während der sechs Monate
andauernden eisfreien Zeit eine Alternative.
Dem Ostmarkt bescheinigt Raf de Schutter ein hohes Optimierungspotenzial und große Chancen. „Neben
unserem Hauptmarkt Russland werden die so genannten STAN-Länder, darunter Kasachstan als größter
Binnenstaat der Welt, und insbesondere auch Usbekistan mittelfristig an Bedeutung gewinnen.“ Ein
Blick in seine Zahlen spiegelt die gute Entwicklung wider: „Seit unserer siebenjährigen Zugehörigkeit zu
Rhenus sind wir kontinuierlich und teilweise sprunghaft gewachsen.“
Ukraine
wächst durch Referenzprojekte und Bestandskundenpflege
Geringer fällt das Wachstum aktuell auf dem ukrainischen Markt aus. „Bei durchschnittlichen Monatseinkommen von 150 Euro und Produktpreisen auf Westniveau stagnieren der Konsum und demzufolge
auch die Auslandsinvestitionen“, weiß der Geschäftsführer der Rhenus Revival Ukraine, Gleb Akchurin.
Als gebürtiger Ukrainer mit 20-jähriger internationaler Berufserfahrung bringt er die westeuropäischen
Ansprüche in Einklang mit den örtlichen Gegebenheiten. So schafft er es, die Services für die zum Großteil aus dem Westen stammenden Bestandskunden auch in einem vom harten Wettbewerb gekennzeichneten Markt auszubauen. Diversifiziert aufgestellt in den Logistikbereichen Chemie, Mode, High-Tech
und Verlagsdistribution gelingt der Einstieg meistens über die klassische Spedition. „Hat der Kunde
Stärken kombinieren: westliche Standards gepaart mit lokalem Bedarf
Vertrauen, überträgt er uns sukzessive weitere tiefer gehende Dienstleistungen wie die Verzollung, Lagerbewirtschaftung und Verteilung“, erklärt Gleb Akchurin. Insbesondere profitiere er von Referenzprojekten
Der beispielhafte Blick in die vier stark fokussiert aufgestellten Unternehmenseinheiten MAXX Inter-
und Verbundeffekten innerhalb der internationalen Rhenus-Gruppe.
modal, Rhenus Office Systems, Rhenus Logistics und Rhenus Revival in Osteuropa zeigt, wie individuell
die Dienstleistung auf den jeweiligen lokalen Bedarf zugeschnitten ist. Die unternehmerische Begründung liegt
für Klemens Rethmann auf der Hand: „Wir wollen nur dort tätig sein, wo wir einen Mehrwert für den Kunden schaffen
können.“
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Logistik für Osteuropa
Logistik für Osteuropa
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Interview
Fachliches Know-how
trifft lokale Expertise
Welche Herausforderungen gilt es bei der Übertragung erfolgreicher Geschäftsmodelle auf neue nationale Märkte zu beachten?
Valentin Binder: Selbstverständlich grei-
fen wir auf das vorhandene Wissen und
die Erfahrungen unserer Muttergesell-
schaften zurück. Jedoch bleibt es uner-
lässlich, sich auf die spezifische Kultur
des einzelnen Landes, auf die dort von
Kunden geäußerten Bedürfnisse einzu-
stellen.
Spezialisierte Netze in Osteuropa
Valentin Binder
Jacek Dudkiewicz: Ergänzend sind die
nationalen Gesetzgebungen zu nennen,
die sich vielfach unterscheiden. Zu Be-
ginn unserer Tätigkeit gab es in Polen beispielsweise keine mit dem deutDer Pole Jacek Dudkiewicz, Geschäftsführer der Rhenus Data Office Polska, und der Rumäne Valentin Binder, verantwortlich für die Rhenus Midi Data in Mittel-
schen Recht vergleichbaren Normen für den Datenschutz. Dieses Bewusst-
und Osteuropa, im Gespräch über das Wesen wirtschaftlichen Handelns in ihren Heimatländern sowie die Etablierung spezialisierter Netze.
sein für den sicheren Umgang mit Informationen musste erst geschaffen
werden.
Wirtschaftliches Handeln ist ohne den Blick auf die Volkswirtschaft nicht
Herr Dudkiewicz, Herr Binder, für Sie beide ist der komplette Neuaufbau einer Unternehmenseinheit nichts Unbekanntes?
denkbar, oder?
Jacek Dudkiewicz: Das stimmt. 2002
Jacek Dudkiewicz: Richtig. Polen gehört sicher zu den Musterknaben unter
begann die Rhenus-Gruppe unter mei-
den früheren Planwirtschaften Osteuropas. So sind die vorhandene Rechts-
ner Leitung damit, in Polen die Doku-
sicherheit oder die Infrastrukturinvestitionen stets wichtige Standortvortei-
mentenlogistik aufzubauen. Dies ge-
le gewesen. Nach dem EU-Beitritt Polens rückte das Land noch mehr in
schah zu einem Zeitpunkt, als das
den Fokus, so dass sich viele international aufgestellte Unternehmen hier
Outsourcing im Bereich des Dokumenten-
mit ihren Aktivitäten neu ansiedelten. Dies bietet auch uns viele Chancen.
managements an einen Dienstleister
hier überhaupt noch nicht bekannt
Valentin Binder: Rumänien, zweieinhalb Jahre nach Polen der EU beigetreten, ist da leider vielfach noch nicht so weit. Die EU-Fördermittel, die notwendig
war. Heute bietet die Rhenus Data
wären, um das Wachstum weiter anzukurbeln, werden noch zu selten abgerufen. Nichtsdestotrotz ist das Land ein sehr bevölkerungsstarker Markt, in
Office
mehr
dem wir viel Potenzial für unseren Service sehen. Das merken wir auch bei der Nachfrage nach unseren Dienstleistungen in der High-Tech-Logistik, für
wegzudenkenden Service für Kunden
die es keinen anderen spezialisierten Anbieter gibt, der wie wir von Lagerung, Pre-Installation, Distribution bis hin zur Montage und Inbetriebnahme mit
aus vielen Branchen.
spezialisiertem Personal und Equipment alles offerieren kann.
Jacek Dudkiewicz
Polska
einen
nicht
Valentin Binder: Mit zehn Jahren Differenz stehen wir mit der Rhenus Midi
Wo sehen Sie relevante Aufgaben in der Zukunft?
Data in Mittel- und Osteuropa vor einer ähnlichen Aufgabe. Wir wollen das
Osteuropa-Know-how der Rhenus und die fachliche Expertise des Anfang
Jacek Dudkiewicz: Eine wichtige Rolle spielt das Thema Personal. Durch
Valentin Binder: Wir stehen mit der Rhenus Midi Data in Mittel- und Ost-
2012 in die Unternehmensgruppe integrierten High-Tech-Logistikers mit-
die Auswahl und die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter, sowohl im
europa noch am Anfang, aber ich würde die Bedeutung des Rhenus-Netz-
einander verbinden, um neue Märkte zu erschließen. Wir befinden uns am
Fachlichen als auch in punkto der sogenannten Soft Skills legen wir zu
werks für ein solches Greenfield-Projekt als sehr bedeutend einstufen. Die
Beginn der operativen Arbeit, in der wir einen Kundenstamm aufbauen
einem ganz großen Teil den Grundstein für den weiteren Erfolg der Rhenus
vorhandenen Niederlassungen und Kompetenzen in Rumänien sowie die
und die angeboteten Produkte weiter optimieren. Bei interessierten Firmen
Data Office Polska. Nur so gelingt es uns, den Weg von der Aktenver-
Unterstützung aus unserem flächendeckenden High-Tech-Netz in Europa
unsere Lösungen vorzustellen, hat momentan Priorität.
nichtung über die Archivierung in die Digitalisierung und Sachbearbeitung
tragen dazu bei, unsere eigenen spezialisierten Angebote künftig fest zu
konsequent fortzusetzen.
etablieren.
Jacek Dudkiewicz: Das war bei uns vor einem Jahrzehnt ähnlich. Vielfach
war einfach noch nicht bekannt, was ein Logistiker gerade bei spezialisierten Dienstleistungen zu leisten im Stande ist und welchen Mehrwert dies
dem Auftraggeber bietet.
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Interview
Interview
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Trends & Märkte
Posen als Verteilerzentrum
„Beim Aufbau des Geschäfts für Wolters Kluwer in Polen kamen zwei
Dinge zueinander“, resümiert Alfred Becht, Geschäftsführer der Rhenus
Media Services. „Polen hat sich aufgrund seines ökonomischen Aufschwungs in den vergangenen Jahren zu einem sehr interessanten Buch-
Päckchen aus Posen
markt entwickelt, der auch für unsere Medienlogistikdienstleistungen
vielfältige Chancen bietet und deshalb unsere Aufmerksamkeit für einen
Markteintritt hatte.“
„Es galt, für die Konzentration der Aktivitäten beider Länder in Westpolen
einige Hürden zu nehmen. Gemeinsam mit der Rhenus haben wir es je-
Wolters Kluwer konsolidiert Logistik
am Rhenus-Standort in West-Polen
doch geschafft, die Auftragsabwicklung so umzusetzen, dass sehr schnelle
Lieferzeiten gewährleistet sind“, drückt Adrianus G. Verhoef, Regional CFO
Posen
Deutschland
Legal & Regulatory Central Europe bei Wolters Kluwer, seine Zufriedenheit
Polen
aus.
Logistikstandort Polen mit guter Netzanbindung nach Deutschland
„Bei diesem und anderen Projekten, gerade im Bereich E-Commerce, wurden erneut die Vorzüge Polens als logistischem Standort deutlich. Die gute
geografische Position für Distributionsprozesse im Herzen Europas gehört
dazu ebenso wie die stabile wirtschaftliche und politische Lage, die das
Land auszeichnet. Des Weiteren hat sich die Infrastruktur, wenn ich an
„Zeitgleich fragte Wolters Kluwer 2011 bei uns an“, so Alfred Becht wei-
den Ausbau des Straßennetzes denke, in den vergangenen Jahren deutlich
ter, „ob es möglich wäre, seine von Rhenus in Deutschland betriebene
verbessert“, fasst Marcin Bartosz, Geschäftsführer der Rhenus Logistics
Distribution gemeinsam mit denen von Wolters Kluwer Polen aus einem in
S.A. in Polen, zusammen.
Polen gelegenen Verteilerzentrum heraus zu organisieren.“
Ein weiterer wichtiger Faktor ist gut ausgebildetes Personal. Die bis ins
Aufbauend auf einer vorhandenen Infrastruktur, den administrativen Ein-
mittlere Management anzutreffende Mehrsprachigkeit ermöglicht oftmals
heiten des bisherigen Engagements im Land und den Erfahrungen in der
erst die Umsetzung von internationalen Projektvorhaben. „Gerade für die
Buchbranche erarbeitete die Rhenus mit ihrem Kunden ein tragfähiges
Abbildung spezialisierter logistischer Services, wie wir sie unter anderem
Konzept für diese Aufgabe. Seit August 2012 werden nun die für den Han-
mit der Office Systems, der Media Services oder der Home Delivery in
del oder die Endkunden in Polen beziehungsweise Deutschland bestimm-
Polen anbieten, sind entsprechend qualifizierte und motivierte Mitarbeiter
ten, mehr als 10.000 polnischen und deutschen Titel über die Rhenus-
unverzichtbar“, urteilt Marcin Bartosz.
Niederlassung in Posen ausgeliefert.
Wolters Kluwer
Wolters Kluwer n.v. ist ein international operierendes Verlagsunternehmen mit Sitz in Alphen aan den Rijn (Niederlande). Der Informationsdienstleister ist auf die Märkte Recht, Wirtschaft, Steuern,
Rechnungswesen, Unternehmens- und Finanzdienstleistungen sowie das Gesundheitswesen spezialisiert. Im Jahr 2011 wies Wolters
Die Rhenus-Gruppe ist einerseits langjähriger Partner von Wolters Kluwer in Deutschland und offeriert andererseits seit nunmehr 20 Jahren in Polen, einem der
Kluwer einen Jahresumsatz von 3,4 Milliarden Euro aus, das Un-
bevölkerungsreichsten Länder der EU, ihre Logistikdienstleistungen. Jetzt sind beide Stärken kombiniert worden: Die Arbeit für den Verlag Wolters Kluwer zeigt
ternehmen beschäftigt weltweit rund 19.000 Mitarbeiter und ist in
beispielhaft, wie die Standvorteile Polens zur Realisierung von Kundenbedürfnissen bei der Europadistribution beitragen.
über 40 Ländern vertreten.
Schnell noch die Bestellung per Mausklick im Internet abgeschickt und bereits am nächsten Tag liegt das angeforderte Buch im Briefkasten. Die dahinter
stehende Logistik bedarf im Online-Geschäft einer ausgeklügelten Planung. Für die international aufgestellte Verlagsgesellschaft Wolters Kluwer übernimmt die Rhenus-Gruppe seit vergangenem Jahr von einem einzigen Standort aus die Auslieferung des Produktangebots für Polen und Deutschland.
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Trends & Märkte
Trends & Märkte
Titel
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Nachgefragt
Arbeitgeber stellen zunehmend höhere Anforderungen an die Qualifikation von
Bewerbern. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren auch die Erwartungen der
„Bei Rhenus stehen
alle Türen offen“
Bewerber gestiegen. Inwiefern ist das in der Praxis spürbar?
Michael Appelhans: Qualifizierte Berufs-
einsteiger haben heute häufig mehrere
Jobangebote. Wir müssen mehr als frü-
her tun, um uns als Arbeitgeber ins Ge-
spräch zu bringen. Wenn das Interesse
des Bewerbers erst einmal geweckt ist,
können wir durch die tollen Perspekti-
ven in einem wachstumsstarken, inter-
national agierenden Familienunterneh-
Michael Appelhans
men mit kurzen Entscheidungswegen
oftmals überzeugen.
Claus Eckmann: Unsere Anforderungen an die Bewerber sind in der Tat
gestiegen, weil auch unsere Kunden mehr von uns erwarten. Bewerber
wissen heute aber auch, dass sie auf Grund des demografischen Wandels zu einem knappen Gut geworden sind. Darüber hinaus haben sich
die gesellschaftlichen Werte verändert. Es geht nicht nur um finanzielle
Sicherheit, sondern um Spaß an der Arbeit, Sinnhaftigkeit der Tätigkeit,
individuelle Freiräume und eine gute Balance zwischen Arbeit, Familie
Was zeichnet eine erfolgreiche Mitarbeiterführung aus und welche Bedeutung
und sozialem Umfeld.
hat sie in der heutigen Arbeitswelt?
Mit welchen Angeboten gelingt es der Rhenus, Mitarbeiter auch langfristig an
beitsplatz verbringen, wollen sie sich dort auch wohlfühlen – und dazu
sich zu binden?
kann gute Mitarbeiterführung einen ganz wesentlichen Beitrag leisten. Das
Michael Appelhans: Vor allem jüngere Mitarbeiter legen großen Wert auf
muss im persönlichen Kontakt geschehen, denn Sie können Ihre Mitarbei-
Eigenverantwortung und individuelle Weiterentwicklung. Mit unseren fla-
ter nicht per E-Mail führen. Die gemeinsamen Ziele und Werte, die uns
chen Hierarchien und Handlungsfreiräumen bieten wir gute Entfaltungs-
die Gesellschafter der Rhenus vorleben, geben einen klaren Orientierungs-
möglichkeiten für Eigeninitiative und eine große Vielfalt von Einsatzmög-
rahmen vor. Wichtig ist darüber hinaus die individuelle Würdigung des
lichkeiten in den verschiedenen Geschäftsfeldern.
Engagements und der Leistung des Einzelnen durch den jeweiligen Vor-
Michael Appelhans: Da die Mitarbeiter einen großen Teil ihrer Zeit am Ar-
gesetzten. Ein kleines Lob zur rechten Zeit kann dabei Wunder wirken…
Claus Eckmann: Neben der Perspektive, die wir unseren Mitarbeitern bieten
können, sind es viele kleine Dinge, die
Claus Eckmann: Richtig: Der Spruch: „Nicht geschimpft ist gelobt genug“
die Arbeit in der Rhenus-Gruppe auch
hat wahrlich ausgedient. Jeder Mitarbeiter kann von seiner Führungsper-
langfristig attraktiv machen. Dazu zäh-
sönlichkeit Wertschätzung erfahren. Dabei ist aber besonders wichtig: nicht
len im direkten Arbeitsumfeld Kollegi-
nur reden, sondern auch zuhören, Maßnahmen und deren Hintergründe
alität, gute Führung und fachliche He-
erklären und Feedback geben, damit der Mitarbeiter weiß, inwieweit er
rausforderungen sowie darüber hinaus
die Erwartungen erfüllt. Zu einer positiven Feedbackkultur gehört übrigens
zum Beispiel die Möglichkeit, sich mit
auch, unangenehme Themen aufzugreifen und klar anzusprechen, dies
Kollegen aus anderen Geschäftsfeldern
aber stets wertschätzend zu tun.
in Seminaren oder anderen Netzwerk-
Über steigende Mitarbeitererwartungen
und neue Perspektiven
veranstaltungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Wir können zudem
Claus Eckmann
damit überzeugen, dass wir einen sicheren Arbeitsplatz in einem Unternehmen bieten, das seine Versprechen
hält und sich an langfristigen Zielen orientiert.
Michael Appelhans arbeitet seit 20 Jahren bei Rhenus und gehört seit 2009 zur Geschäftsleitung der Rhenus Port Logistics. Als Leiter des Service Center Personal
Michael Appelhans: In Gesprächen versuche ich immer, den Kandidaten zu
ist Claus Eckmann seit Juli 2012 für die Personalarbeit in der Rhenus-Gruppe zuständig.
vermitteln, was Rhenus in erster Linie auszeichnet: ihr großer Gestaltungsspielraum. Es stehen einem innerhalb der Rhenus alle Türen offen. Hier
Gutes Personal zu finden und langfristig zu binden, ist die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Durch den demografischen Wandel
kann ich wirklich etwas bewegen. Diese Mittelständigkeit, die wir uns bei
werden Arbeitnehmer zunehmend begehrter, während sich ihre Bedürfnisse und Ansprüche spürbar wandeln.
aller Größe bewahrt haben, gefällt mir ausgesprochen gut.
22
Nachgefragt
Nachgefragt
Titel
23
Reportage
Gemeinsamer Kraftakt
Multimodaler Schwerguttransport
von Westeuropa nach Russland
Im Auftrag des dänischen Herstellers Haarslev übernahm die Rhenus-Gruppe im Sommer 2012 den Transport einer Industrieanlage von Westeuropa ins russische Jelabuga und deren Verzollung. Die Produktionsanlage ist für die erste russische Niederlassung der Rhenus-Schwester SARIA bestimmt und dient der
Verwertung von tierischen Nebenprodukten. Für die Umsetzung dieses Auftrags bündelte Rhenus Project Logistics die Kompetenzen der Logistikspezialisten
mehrerer Rhenus-Gesellschaften.
Neben 70 konventionellen Lkw-Ladungen mussten auch 13 bis zu 90 Tonnen schwere Übermaß-Packstücke aus Spanien, Portugal und Dänemark mit einer Größe und Breite von bis zu vier Metern nach Jelabuga in die Teilrepublik Tatarstan befördert werden. Während die 70 Lkw
über Deutschland, Polen und Weißrussland bis nach Russland fuhren, entwickelte das Projektlogistik-Team der Rhenus für das Schwergut ein
alternatives Transportkonzept.
„Wir haben von Beginn an keine reine Straßenlösung favorisiert, denn auf Grund der russischen Infrastruktur ist es schwierig, die Straßen mit
derart hohen Gewichten zu befahren. Da die Strecke von den russischen Seehäfen bis zur Baustelle im Landesinneren sehr weit ist, haben wir
einen Großteil des Transportweges per Binnenschiff zurückgelegt. Unsere Alternative war damit nicht nur nachhaltiger, sondern konnte auch
preislich überzeugen“, begründet Marcus Böcher, Projektverantwortlicher der Rhenus Project Logistics.
Professionelle Vorbereitung und Umsetzung
24
Nach ersten Gesprächen mit Haarslev im September 2011 began-
„Größere Überraschungen hat es bei der Durchführung nicht gegeben,
Zufriedenes Schwesterunternehmen
nen die intensiven Vorbereitungen im Frühling 2012, darunter Stre-
denn wir haben vorab sehr eng mit unserem Kunden und dessen Kunden
Auch die SARIA-Gruppe, international tätig in der Verarbeitung von tie-
ckenprüfung, Beantragung von Genehmigungen und Kontaktierung
zusammen gearbeitet und sorgfältig geplant. Ein derartiges Großprojekt
rischen Nebenprodukten, lobt die Projektdurchführung: „Mit der neuen
der Partner. Im Juni und Juli des vergangenen Jahres erfolgten dann
verläuft jedoch nie völlig reibungslos. Wichtig ist aber, dass wir als
Anlage errichten wir in der Wirtschaftszone einen der modernsten Ver-
die Transporte für das Schwergut, so genannte Großcolli, die in
Rhenus etwa im Fall von Verspätungen mit unserem Netzwerk flexibel
wertungsbetriebe in Osteuropa“, erläutert Liudvikas Morkunas, verant-
Barcelona, Porto sowie dem dänischen Søndersø abgeholt und per
darauf reagieren und damit das Projekt erfolgreich abschließen können“,
wortlich für die SARIA-Aktivitäten in Russland. „Optimale Unterstützung
Spezialtransport, Fähre oder Küstenmotorschiff, Binnenschiff sowie
erläutert Marcus Böcher. „Wir sind mit der Vorbereitung und logistischen
haben wir dabei nicht nur von unserem Lieferanten Haarslev erfahren“,
neuen Standort gemäß Zeitplan in Betrieb nehmen konnten.“ Neben der
Straßensondertransport nach Jelabuga gebracht und dort via elektro-
Transportabwicklung der Rhenus äußerst zufrieden“, resümiert daher
freut sich der Regionalleiter Post-Sowjetunion. „Von der Planung der
Kapazität der neuen Anlage ist auch die Sicherheit ein entscheidender
nischer Deklarierung verzollt wurden.
Jonas Rotbøl, Head of Shipping bei Haarslev. So sind weitere gemeinsa-
Wegstrecken über den Transport der Maschinenteile bis zur Zollabferti-
Wettbewerbsvorteil, denn die Verarbeitung von tierischen Nebenproduk-
me Projekte, darunter ein Anlagentransport nach Brjansk, geplant.
gung hat unsere Rhenus die Abläufe bestens organisiert, so dass wir den
ten findet bei SARIA getrennt und außerhalb der Schlachthöfe statt.
Titel
Reportage
Reportage
Titel
25
Tag 20:
Per Binnenschiff nach Nischnekamsk
Mittels Spezialkränen werden die Colli von der Kaje auf ein Binnenschiff
umgeladen. „Der Umschlag muss Hand in Hand gehen, da alles während
der knappen Liegezeit des Schiffes verladen und gelascht sein muss“, erläutert Marcus Böcher. Alles in allem umfassen die Packstücke 670 Kubikmeter, das entspricht einem Volumen von rund 20 Standardcontainern.
Vorbei an den Städten Nischni Nowgorod, Tscheboksary und Kasan erreicht
das Schiff über die russischen Flüsse Wolga und Kama nach 15 Tagen die
am Ufer des Flusses Kama liegende Stadt Nischnekamsk, 240 Kilometer
Transport-Tagebuch
östlich von Kasan.
Tag 36:
Nachtlicher Spezialtransport zum
Zollamt
Letzte Meile zur Baustelle
:
Tag 1:
Tag 35:
:
Auf der Strasse zum nachsten Hafen
In tiefer Nacht erreichen die Fahrzeuge das Zollamt am Eingang der Son-
Nach dem Eintreffen in Nischnekamsk erfolgt abermals eine Umladung
derwirtschaftszone von Jelabuga. Am Folgemorgen beginnt die Anmeldung
Ausgangspunkt für den Transport der Großcolli sind die Produktionsstätten
der Packstücke, nun auf sechs Spezialtransporter. Ein Teil der Ware bleibt
der importierten Ware, die Überprüfung der Lieferliste und der Abgleich
des Anlagenherstellers Haarslev in Spanien, Portugal und Dänemark. Unter
zunächst in Nischnekamsk und wird später nachgeholt. Die Fahrzeugko-
mit den Packstücken und ihren Abmessungen sowie Wertbeträgen.
den Packstücken befinden sich drei 90 Tonnen schwere Trockner sowie
lonne muss eine Strecke von 60 Kilometern zurücklegen. Kein Kinderspiel:
Dampfkessel, Heizanlagen und Tanks. Ziel ist es, dass das Schwergut spä-
Straßen müssen gesperrt, Brücken überquert und ein Damm einzeln pas-
Gegen Mittag kann nach der Verzollung schließlich die Weiterfahrt zur
ter in einem Zeitfenster von zwei Tagen auf der Baustelle eintrifft.
siert werden. „Wir haben die Strecke vorab mehrfach geprüft, Vermessun-
Baustelle erfolgen. Die Anlagenteile werden per Kran abgeladen, die lee-
gen durchgeführt und Rücksprache mit den Behörden gehalten“, berichtet
ren Fahrzeuge fahren zurück nach Nischnekamsk, um die restlichen Colli
Marcus Böcher.
abzuholen.
Während die portugiesischen Tanks per Straßenspezialtransport nach Kiel
gefahren werden, werden die spanischen Waren in Bilbao auf eine Fähre
verschifft und via Zeebrügge ebenfalls nach Schleswig-Holstein gebracht.
Wegen der Abmessungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schwer-
Für die dänischen Colli, darunter die drei Trockner, geht es zum nächstge-
guttransporte dürfen sich die Konvois von Spezial-Lkw, Begleitfahrzeugen
legenen Hafen in Fredericia.
der russischen Polizei sowie Hubsteigern erst um 22 Uhr am Abend in Be-
Tag 10:
:
Mit Seeschiff und Fahre nach
St. Petersburg
Hand in Hand
wegung setzen. Die Bühnenfahrzeuge sind immer dann gefordert, wenn es
-Rhenus Project Logistics in Hanau übernahm die Gesamtkoordination
gilt, Freileitungen und Straßenlampen anzuheben, die in Russland oftmals
und bündelte die Leistungen der jeweiligen Rhenus-Gesellschaften.
über die Straße gespannt werden. Rund fünf Stunden dauert die Fahrt.
Das Team beauftragte zudem die Sondertransporte ab Portugal,
Dänemark und Spanien und stimmte sich mit den Zollbrokern ab.
-Rhenus Spanien stimmte Termine mit den Lieferanten ab und
In Kiel erfolgt die Bündelung der spanischen sowie portugiesischen La-
erstellte Ausfuhrgenehmigungen für die spanischen Sendungen.
dung. Mit Mafi-Trailern werden die Übermaß-Colli in Kiel auf eine Fähre
Der Projektspezialist
-Rhenus Maritime Services kümmerte sich um den Seefracht-
verladen, die Kurs auf Sankt Petersburg nimmt.
Rhenus Project Logistics ist innerhalb der Unternehmensgruppe der
Transport von Fredericia nach Sankt Petersburg.
Spezialist für nationale und internationale Schwergut- und Projekt-
-Rhenus Revival in Jekaterinburg übernahm den Umschlag in Sankt
Die Trockner sind auf Grund ihres hohen Gewichts hingegen zu schwer für
logistik. Das Team rund um die Geschäftsführer Tobias König und
Petersburg, die Fahrt mit dem Binnenschiff sowie die Sonder-
die Rampen eines Fährschiffs. Daher müssen die dänischen Packstücke
Carsten Schröter besteht aus erfahrenen Mitarbeitern, die die Kom-
transporte auf russischem Boden.
am Hafen von Fredericia auf ein gechartertes Seeschiff umgeladen werden,
petenzen des Rhenus-Netzwerkes über die Geschäftsfelder hinweg
-Rhenus Revival in Sankt Petersburg unterstützte den Umschlag in
das ebenfalls den Zielhafen Sankt Petersburg anfährt.
bündeln. Ihr Tätigkeitsfeld ist vielseitig: von Baustellenlogistik in den
Sankt Petersburg.
USA über den Transport von Rotorblättern für Offshore-Anlagen in
-Rhenus Revival in Großschirma organisierte die Bereitstellung der
der Nordsee bis hin zum Abbau von Industrieanlagen in Indonesien.
rund 70 Planensattel für das Zubehör.
Dort angekommen werden sämtliche mit der Fähre und dem Seeschiff
transportierten Großcolli an einem gemeinsamen Terminal mit Schwergutplattform nahe der Anlandeplätze zusammengefasst. Das spart für den
-Den Zuschlag für die Verzollung erhielt Rhenus Revival in Moskau,
Das Team erreichen Sie unter: [email protected]
die über eine eigene Zollbrokerlizenz in Russland verfügt.
weiteren Ablauf Zeit und reduziert Transportkosten.
26
Titel
Reportage
Reportage
Titel
27
Branchen
St. Petersburg
So weit die Flüsse
tragen
Binnenschifffahrt als
bedeutender Bestandteil
des Modal Splits
Moskau
Smolensk
Nischni Nowgorod
Moskwa
a
Kam
Oka
Samara
Wo
lga
Berlin
Kiew
ein
Rh
Main
Kelheim
Dnj
epr
Bratislava
Budapest
Don
Dona
Galati
u
Giurgiu
Nachhaltiger und kostengünstiger als mit dem Binnenschiff – die Anbindung an die Inlandswasserwege vorausgesetzt – lassen sich Güter und Rohstoffe kaum
Constanta
Russe
transportieren. Die Rhenus-Gruppe verfügt dabei nicht nur in ihrer historischen Heimat an Rhein und Main über Hafenanlagen und eigenen Schiffsraum. Die
rumänischen und bulgarischen Donaustandorte und der multimodale Containerterminal Rhenus-Yuzhny Port in Moskau stehen exemplarisch für das Engagement
im östlichen Teil Europas.
Der Autor Richard Deiss hat in seinem Buch „So weit die Flüsse tragen“
In der Gegenwart ist die Binnenschifffahrt aufgrund des technischen Fort-
einige Beinamen bekannter Wasserwege zusammengetragen: Mütterchen
schritts unabhängiger von den natürlichen Gegebenheiten der Flussläufe
Wolga, Vater Rhein oder Mutter Chinas für den Gelben Fluss sind nur ei-
und Uferlandschaften geworden, ihren Wert für den Transport von Gütern
nige seiner Beispiele, die zeigen, welche große Bedeutung die Menschen
und Rohstoffen hat sie im Laufe der Jahrhunderte jedoch beibehalten
den Flüssen beimessen. Viele Metropolen auf der ganzen Welt hätten ohne
beziehungsweise aufgrund der internationaler gewordenen Arbeitsteilung
ihre günstige Lage am Ufer eines mächtigen Stroms und somit als Kno-
sogar ausgebaut. Nicht nur Branchenvertreter prognostizieren ihr aufgrund
tenpunkt wichtiger Handelsrouten wohl eine gänzlich andere Entwicklung
stark befahrener Eisenbahnstrecken und staubelasteter Straßen ein weite-
genommen. Moskau und die Moskwa, Budapest und die Donau, Kiew und
res Wachstum im Modal Split.
der Dnjepr – die Liste ließe sich nicht nur für den osteuropäischen Raum
nahezu beliebig verlängern.
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Branchen
Branchen
29
Vorteil Binnenschiff
Geglücktes Joint Venture
„Der Verkehrsträger Binnenschiff überzeugt durch eine Vielzahl
Einen Rückblick auf Erreichtes erlaubt in einem anderen Teil Osteuropas
von Vorzügen“, stellt Thomas Maaßen, Mitglied der Geschäfts-
ein vor der Tür stehendes kleines Jubiläum. Im November 2008 gründe-
leitung der Rhenus Port Logistics, fest. Patrick Schäffer, bei
ten die OAO Yuzhny Rechnoy Port und die OOO Rhenus Port Logistics
der Rhenus für den Donauraum verantwortlich, ergänzt: „Den
in Moskau das Joint Venture OOO Rhenus-Yuzhny Port. Gelegen ist der
Ladungsgrößen und -formen sind kaum Grenzen gesetzt, die
von Rhenus betriebene multimodale Containerterminal im gut 30 Hekt-
Ökobilanz ist hervorragend, der Sicherheitsstandard der Trans-
ar umfassenden Moskauer Südhafen. Ende der 1930er-Jahre entstanden,
porte ist sehr hoch, die Investitionssummen für den Ausbau der
entwickelte sich der Südhafen bis heute zu einem der zentralen Güter-
Infrastruktur sind verhältnismäßig niedrig und die Kapazitäten
umschlagsorte für die russische Hauptstadt und deren Peripherie.
auf Europas Flüssen sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft.“
Die Europäische Kommission nennt auf ihrer Homepage zum
St. Petersburg
Beispiel einen Energieverbrauch pro Tonnenkilometer, der nur
„Wenige Monate vor dem 5. Geburtstag unseres Joint Ventures können
rund 17 Prozent des für den Straßen- und 50 Prozent des für
wir feststellen, dass unsere damalige Entscheidung, ein westeuropäisch
den Schienentransport aufgewendeten Kraftstoffs aufweist.
geführtes Binnenhafencontainerterminal im engeren Kreis des Moskauer
Moskau
Gerade auf längeren Distanzen ist die aus der Größe der Schiffe
und dem Treibstoffverbrauch resultierende Kosteneffizienz des
Smolensk
Binnenschiffes nahezu unschlagbar. Laut Bundesverband der
Deutschen Binnenschifffahrt kompensiert ein modernes Binnenschiff mit einer Länge von 110 sowie einer Breite von gut
Samara
Wo
lga
Ural
Kiew
ein
Rh
Main
Kelheim
Strategische Positionierung
stehen exemplarisch für diesen Wachstumskurs.“
a
Kam
Berlin
Einsatz von 150 einzelnen Lkw.
der die Entwicklung des Standortes maßgeblich begleitete. „Sowohl die
Steigerungen bei den Umschlagszahlen als auch der Ausbau der Flächen
Moskwa
Oka
elf Metern und einer Ladungsmenge von 3.000 Tonnen den
Stadtgebiets zu etablieren, absolut aufgegangen ist“, so Thomas Maaßen,
Nischni Nowgorod
epr
nunmehr Flächen von gut 28.000 Quadratmetern im Moskauer Süden zur
Verfügung – und das Vollcontainerhandling ist Teil des Produktangebots.
Der Terminal ist dabei einerseits über die Moskwa beziehungsweise den
Moskwa-Wolga-Kanal an den europäischen Teil der russischen Inlandswasebenso die Anbindung an das Straßen- und Schienennetz des riesigen
Don
Dona
Jahrzehnt auf einem Areal von 3.000 Quadratmetern begonnen, stehen
serwege angeschlossen, bietet aber in seiner multimodalen Ausrichtung
Dnj
Bratislava
Budapest
Hatte die Rhenus das Leercontainergeschäft vor einem knappen halben
Landes.
Galati
u
Zu den bedeutendsten Binnenwasserwegen Europas gehört die Donau.
Niederlassungen in Deutschland und Österreich auch den südosteuropä-
Auf mehr als 2.800 Kilometern, 2.400 davon schiffbar ab dem bayeri-
ischen Teil der Donau.“ Die Rhenus-Gruppe positionierte sich nach dem
schen Kelheim, fließt der Strom von seiner Quelle im Schwarzwald bis zur
Fall des Eisernen Vorhangs aus strategischer Sicht sukzessive in der Slo-
Giurgiu
Constanta
Mündung im Schwarzen Meer. Allein zehn Länder Mittel- und Osteuropas
wakei (Bratislava), Bulgarien Russe
(Russe) und Rumänien (Giurgiu, Galati und
haben unmittelbaren Kontakt zum zweitlängsten Fluss des Kontinents –
Constanta), um durch die jeweilige Lage ihrer Standorte nicht nur über
entweder als direkter Anrainer oder zumindest durch seine Funktion als
entsprechende Hafenanlagen mit multimodalen Anbindungen zu verfü-
natürliche Grenze. Die Einwohnerzahl des Einzugsgebiets der Donau wird
gen, sondern von diesen Niederlassungen aus, die Vor- und Nachläufe des
auf 100 Millionen Menschen geschätzt.
Warenexports und -imports für wichtige Regionen des Donauhinterlandes
organisieren zu können.
Stark profitierte der Wasserweg von der Öffnung der ehemals planwirt-
„Aufgrund der klimatischen Bedingungen sind die Zeitfenster für das Bin-
schaftlich geführten Nationen Ost- und Südosteuropas Ende der 1980er-
Die Aufgaben der kommenden Jahre skizziert der Logistiker wie folgt: „Wir
nenschiff in Russland leider begrenzt. Der lange Winter erlaubt dessen
Jahre. Hinzu kam 1992 die Fertigstellung des Main-Donau-Kanals, der
wollen erstens unser Geschäft an den bestehenden Niederlassungen weiter
Nutzung in aller Regel nur zwischen April und November“, erklärt Kon-
nunmehr durchgehende Transporte vom Schwarzen Meer bis zur Nordsee
ausbauen. So schauen wir unter anderem in Richtung Türkei, einem der
stantin Anisimow, Geschäftsführer der Moskauer Binnenreedereien und
ermöglichte. Konservative Schätzungen gehen für die vergangenen Jahre
Anrainer des Schwarzen Meeres. Die Evaluierung und der Aufbau neu-
Mitglied des Board of Directors der OOO Rhenus-Yuzhny Port die besonde-
von rund 50 Millionen Tonnen Gütern aus, die im Durchschnitt jährlich auf
er trimodaler Standorte, exemplarisch dafür wäre die zuletzt erhaltene
ren Umstände im östlichsten Part Europas. „Nichtsdestotrotz ist der Ver-
der Donau transportiert werden.
Konzession für einen Hafen im rumänischen Medgidia, sind ein zweiter
kehrsträger auch hier gefragt, um mit einem hohen Nachhaltigkeitseffekt
Kernpunkt unserer Planungen. Drittens möchten wir unsere Aktivitäten in
große Warenvolumen kostensparend an ihre Zieldestinationen zu transpor-
„Angesichts des gewaltigen Potenzials, den der Fluss aus logistischer
der Binnenschifffahrt stärken und dies auch durch Investitionen in unser
tieren“, schaut Thomas Maaßen optimistisch auf die steigende Zahl der
Sicht bietet, ist es selbstverständlich, dass sich die Rhenus-Gruppe hier
eigenes Equipment forcieren“, blickt Patrick Schäffer voraus.
Abfahrten von der 900 Meter langen Kaikante am Rhenus-Yuzhny Port. Ob
intensiv engagiert“, betont Patrick Schäffer. „Das betrifft neben unseren
Moskwa, Donau, Wolga oder Rhein – die großen Flüsse sind und bleiben
aus logistischer Perspektive unersetzliche Trassen des innereuropäischen
Verkehrsnetzes.
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Titel
Branchen
Branchen
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Metropolen
Wilna
– Zwischen Ost und West
Die Hauptstadt Litauens blüht
nach Unabhängigkeit des Baltikums auf
Als erste der damaligen Sowjetrepubliken erklärte Litauen 1990 seine Unabhängigkeit von der Zentralmacht in Moskau. 2004 stellte der Beitritt des Landes zur
Europäischen Union und zur NATO einen wichtigen Schritt auf dem Weg der bereits 1991 begonnenen euro-atlantischen Integration dar. Aus historischen Gründen
von den Kulturen seiner Nachbarn in Ost und West maßgeblich beeinflusst, ist nicht zuletzt die Hauptstadt Wilna ein Ort der Begegnung.
Der Legende nach, die mit der Gründung der Stadt Wilna verbunden ist, träumte der litauische Großfürst Gediminas von einem eisernen Wolf auf einem
Hügel, den er nicht besiegen konnte, weil sein Pfeil am stählernen Körper des Tieres zerschellte. Der Herrscher bat einen Hohepriester um eine Deutung.
Dieser empfahl dem Großfürsten eine aus Eisen geschmiedete Burg auf dem Hügel zu errichten und an deren Fuße eine Stadt. Daraus soll das heutige
Wilna entstanden sein.
Das Zentrum Litauens
Nachgewiesen ist die erste Erwähnung Wilnas in einem Brief des besag-
schlossenen
ten Großfürsten Gediminas aus dem Jahr 1323. Schon damals war in
Ländern zu den größ-
diesem Schriftstück von der Königsstadt Wilna die Rede und sie blieb
ten Staaten Europas zählte,
trotz der wechselhaften Historie des Landes bis zum heutigen Tage das
erblühte Wilna zu einem der Handels-,
Zentrum Litauens. Etwas mehr als eine halbe Million Menschen leben
Industrie- und Kulturzentren Europas. Die
heute in Litauens bevölkerungsreichster Stadt, die an der Mündung der
Universität Vilnius, 1579 gegründet, gehört zu den
Vilnia in die Neris im Südosten in einer bewaldeten Hügellandschaft
ältesten auf dem Kontinent. Gekennzeichnet sind Stadt
gelegen ist. „Viele Besucher sprechen von einer angenehmen Ruhe,
und Land jedoch auch von mehr als anderthalb Jahrhunderten
die die Stadt mit ihren großen Grünflächen ausstrahlt“, erzählt Arūnas
Fremdherrschaft in den vergangenen 200 Jahren. Das Russland der
Bertašius, Geschäftsführer der litauischen Landesgesellschaft Rhenus
Zaren, das Deutsche Reich und später die Sowjetunion unterdrückten
Svoris UAB.
in den verschiedenen Epochen in Litauen das Recht auf Selbstbestimmung mehr oder minder stark, bis mit der erfolgreichen „Singen-
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Metropolen
Unruhig und unheilvoll, aber auch glanzvoll ist die Geschichte der Stadt.
den Revolution“ 1990/91 das Schicksal wieder in die eigenen Hände
Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, als Litauen mit seinen ange-
überging.
Metropolen
33
Niederlassungen
In Wilna selbst ist die Rhenus Svoris UAB mit einer Niederlassung vertreten. Hinzu kommt ein
weiterer Standort in Kaunas. Aufgrund seiner Lage an der Außengrenze der Europäischen Union
gehört Litauen beziehungsweise das gesamte Baltikum, in dem die Rhenus-Gruppe ebenfalls in
den Hauptstädten Estlands (Tallinn) und Lettlands (Riga) vertreten ist, zu den wichtigsten Transitregionen.
Die Rhenus Svoris bietet ihren Kunden, die aus allen Bereichen der Wirtschaft stammen, ein umfassendes Dienstleistungsportfolio an. Diese Angebote umfassen sowohl Lösungen aus dem Geschäftsbereich der Contract Logistics als auch der
Freight Logistics. So stehen in Wilna 8.500 Quadratmeter Fläche für Lagerservices bereit und dient ein 1.500 Quadratmeter großes
Cross-Docking-Lager für die nationale wie internationale Distribution von Gütern.
Modernisierung Wilnas
Eines der ältesten Viertel der Hauptstadt ist Užupis. Einst arme Vorstadt,
„Wer gut isst, arbeitet gut“ lautet eine alte Volksweisheit. Die Litauer be-
befindet sich hier jetzt eine sogenannte „Republik der Künstler“ – mit
vorzugen eine herzhafte Küche und Cepelinai, mit Fleisch- oder Speckfül-
„Vielfach wird unser Land noch zu sehr in der europäischen Peripherie
nunmehr nach marktwirtschaftlichen Prämissen operierenden Ökonomie
eigener Hymne und einem eigenen Präsidenten. Konzerte, Ausstellungen,
lung gekochte Kartoffelklöße, die in einer deftigen Buttersoße aus Speck
verortet, aber auf das Leben im heutigen Wilna, 2009 übrigens Kultur-
Litauens. So ist der Europa Tower im Stadtteil Šnipiškės einer der ers-
Poesielesungen und Theateraufführungen füllen den reichhaltigen Veran-
und Zwiebeln gereicht werden, fehlen auf kaum einer Speisekarte.
hauptstadt Europas, trifft dies nicht mehr zu. Es unterscheidet sich nicht
ten Wolkenkratzer im Baltikum und Sinnbild des neu bebauten Teils des
staltungskalender.
Tipp: Das einheimische Bier besitzt einen exzellenten Ruf und das staat-
wesentlich von dem in anderen Städten dieser Größe auf unserem Konti-
Stadtzentrums.
Tipp: Am Beginn der Paupio-Straße kann an einem Zaun jedermann die
liche Tourismusbüro bietet Rundreisen zu einigen der besten Brauereien
„Verfassung der Republik Užupis“ nachlesen.
an.
Sightseeing und Einkaufen gehen auf dem Gedimino prospektas ineinan-
Ein reichhaltiges Ausgehangebot erwartet die Gäste Wilnas – vom Besuch
der über. Sie gilt als Hauptstraße der größten Stadt Litauens. In ihr be-
des Nationalen Dramatheaters oder der Nationalphilharmonie bis zum Ab-
finden sich neben attraktiven Shopping-Möglichkeiten, wie den Einkaufs-
tauchen in einer lebendigen Bar- und Clubszene ist für jeden etwas dabei.
zentren „Gedimino9“ und „Flagman“, auch viele kulturelle Einrichtungen.
Tipp: Es lohnt sich, den Abend in der „Sky Bar“ des Radisson Blu Hotel
Tipp: Die litauischen Bernsteinkünstler sind Meister ihres Fachs: Ein aus
Lietuva bei einem Drink zu beschließen, da diese einen tollen Ausblick
dem „Gold der Ostsee“ gefertigtes Schmuckstück dient als ideales Erinne-
über die Hauptstadt bietet.
nent“, so Arūnas Bertašius, der seit neun Jahren hier lebt. Nur 800 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt zum Beispiel, ist die litauische Haupt-
Die wechselvolle Historie Litauens ist auch zu Beginn des 21. Jahrhun-
stadt ein beliebtes Ziel für Städtereisen.
derts noch in der Bevölkerungsstruktur Wilnas spürbar. Knapp 60 Prozent
der Einwohner sind Litauer, rund 19 Prozent Polen, 14 Prozent Russen
Zwar findet das Auge des Besuchers im Stadtbild noch immer einige
und 4 Prozent Weißrussen. Die jüdische Gemeinschaft, Ende des 19. Jahr-
schmucklose Gebäude aus der Sowjetära, aber die Liberalisierung der Ge-
hunderts die größte ethnische Gruppe, umfasst heute nur noch ein halbes
sellschaft und das freie Wirtschaften nach dem Erkämpfen der Unabhän-
Prozent. „Die Multinationalität der Stadt äußert sich in einer entspannten
gigkeit geben der Hauptstadt der jungen parlamentarischen Demokratie
Atmosphäre. Hier treffen sich vielfach Menschen mit unterschiedlichem
ein frisches Gesicht. Auf der einen Seite wurde die Renovierung der histo-
Hintergrund, um durch diese Begegnungen möglicherweise noch existie-
rischen Bausubstanz vorangetrieben, die der 1994 von der UNESCO zum
rende Vorurteile abzubauen und somit gemeinsam an einer europäischen
Weltkulturerbe erklärten Altstadt ein wunderbares Flair verleihen. Auf der
Zukunft zu arbeiten, die die zu lange vorhandene Trennung von Ost und
anderen Seite entstanden viele neue Wohn- und Geschäftshäuser in der
West überwindet“, sieht Arūnas Bertašius nach vorne.
rungsstück an den Aufenthalt.
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Metropolen
Metropolen
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Mitarbeiter feiern weltweit
den 100. Geburtstag der Rhenus,
September 2012
36
Impressionen
Impressionen
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Eröffnung des
Logistik-Zentrums
Main-Kinzig,
November 2012
Kundenevent
100 Jahre Rhenus,
November 2012
Rhenus auf dem
BVL-Kongress Berlin,
Oktober 2012
38
Impressionen
Impressionen
39
Rhenus AG & Co. KG
Rhenus-Platz 1
59439 Holzwickede
Telefon +49 (0)2301 29-0
E-Mail [email protected]
www.rhenus.com
DE-60-01-0413
Deutschland