alm programmbericht 2007
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alm programmbericht 2007
ALM PROGRAMMBERICHT 2007 IM PR E SSU M Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Herausgeber Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland – ALM Verantwortlich: Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM); Prof. Dr. Norbert Schneider, Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) Copyright © 2008 by Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland – ALM Wissenschaftliche Begleitung Prof. Dr. Hans-Jürgen Weiß, Freie Universität Berlin Redaktion GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam Redaktionsbüro Schuckert, Potsdam Redaktionsbeirat Walter Demski (MSA), Susanne Grams (mabb), Angelika Heyen (TLM), Dr. Joachim Kind (LMK), Johannes Kors (BLM), Claudia Neumann (MA HSH), Sven Petersen (brema), Andreas Richter (SLM), Jana Richter (LFK), Susanne Rieger (LRZ), Werner Röhrig (LMS), Annette Schriefers (LPR), Uta Spies (NLM), Antje vom Berg (LfM) Vorsitz: Mechthild Appelhoff (LfM) Verlag VISTAS Verlag GmbH Goltzstraße 11, 10781 Berlin Telefon: 030 / 32 70 74 46 Fax: 030 / 32 70 74 55 [email protected] www.vistas.de Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-89158-475-0 Visuelle Konzeption und Layout Heide Plath, Hamburg Satz Martina Richter, Berlin & Bertil Schwotzer, Fribourg/Schweiz Druck Bosch-Druck, Landshut INHALT EINFÜHRUN G 11 Dürfen die das? – Ein nicht ganz fiktiver Dialog Norbert Schneider 16 Verspartung und Entgrenzung – Fernsehen in Deutschland 2006/2007 Bertil Schwotzer und Hans-Jürgen Weiß PROGRA MMFOR SCHUNG KONTINUIERLICHE FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG DER LANDESMEDIENANSTALTEN 37 Private Fernsehvollprogramme 1998-2007 Hans-Jürgen Weiß 67 Unterhaltungspublizistik in Fernsehvollprogrammen und ihre Nutzung im Frühjahr 2007 Torsten Maurer 84 Merchandising und Gewinnspiele in Fernsehvollprogrammen Bertil Schwotzer und Jens Vogelgesang 99 Fernsehprogramme in der Konkurrenz Jens Woelke und Joachim Trebbe EINZELSTUDIEN DER LANDESMEDIENANSTALTEN 121 Auf der Suche nach dem Zuschauer. Die Zukunft der TV-Programmplanung Julia Flasdick und Günter Clobes 137 Die Regionalfenster von RTL und Sat.1 im Jahr 2006 Helmut Volpers, Christian Salwiczek und Detlef Schnier PROGRA MMD ISKUR S STREITPUNKTE – STANDPUNKTE 157 Private Fernsehvollprogramme – Ein Auslaufmodell? 161 Private Vollprogramme zwischen Anspruch und Wirklichkeit Annette Kümmel 164 Privater Rundfunk und gesellschaftspolitische Verantwortung Manfred Helmes 167 Kirche im Fernsehen: Digitales Experiment vs. integrative Tradition 170 Unabhängig und vielfältig: Neue Wege des Religionsfernsehens Bernd Merz 174 Wider den Weg in die Nische: Religion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Bernhard Nellessen QUALITÄTSSTANDARDS – QUALITÄTSFORSCHUNG 179 Probleme und Standards der Wirtschaftsberichterstattung Klaus Beck und Rolf Amann 194 FLIMMO – Fernsehen mit Kinderaugen Michael Gurt und Bidjan Vakili PROGRAMMAUFSICHT 203 Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz DOKU MEN TATION DIE ALM-STUDIE 211 Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007 Hans-Jürgen Weiß FORSCHUNGSBIBLIOGRAPHIE 265 Fernsehprogrammforschung in Deutschland 2006/2007 Jens Vogelgesang AUTORENVERZEICHNIS VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser, wann ist ein Programm ein Vollprogramm? Und wann ist es keines mehr? Diese Fragen leiteten den öffentlichen Diskurs im Sommer 2007 im Fall Sat.1. Auslöser war der Wegfall von Sendungen mit fernsehpublizistischen Inhalten und die damit verbundene Forderung, Sat.1 aufgrund eines zu wenig an gesetzlich vorgeschriebener Information den Status des Vollprogramms abzuerkennen. Der aktuelle ALM Programmbericht greift diese Diskussion auf und trägt die verschiedenen Sichtweisen zusammen: Die „Kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten“, die die bedeutendsten acht Fernsehvollprogramme in Deutschland seit 1998 in einer Langzeitperspektive untersucht, wirft einen wissenschaftlichen, programmanalytischen Blick auf die Programmentwicklung der vergangenen zehn Jahre. Dabei werden die gesetzlichen Anforderungen und das reale Programm aller acht Vollprogramme gespiegelt und ihre Leistungen und Defizite beleuchtet. In dem Kapitel Standpunkte – Streitpunkte wird dann die zugespitzte wissenschaftliche Sichtweise um die Perspektiven der Aufsicht und eines Veranstalters ergänzt. Neben diesem Schwerpunktthema fokussiert die weitere Auswertung der „Kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten“ in diesem Bericht auf unterhaltungspublizistische Programmangebote. Ferner wird die Expansion von Merchandising und Gewinnspielen nachgezeichnet. In Fortführung des Novums des letzten Programmberichts findet erneut ein Datenvergleich über die Landesgrenzen hinweg statt: Auf der Basis des Analyseschemas der ALM-Studie wird das öffentlich-rechtliche System in Österreich im Vergleich zur deutschen Situation genauer betrachtet. Ergänzt wird der Bericht auch in diesem Jahr um weitere programmliche Fragestellungen, die im Auftrag von Landesmedienanstalten wissenschaftlich untersucht wurden. Im zweiten Streitpunkt wird in Anlehnung an eine Fachtagung der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) das Thema „Kirche im Fernsehen“ aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Schließlich gibt der Bericht seinen Lesern einen Einblick in die aufsichtlichen Aktivitäten der Landesmedienanstalten. Thomas Langheinrich Prof. Dr. Norbert Schneider Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz EINFÜHRUNG • EIN NICHT GANZ FIKTIVER DIALOG 11 Dürfen die das? Ein nicht ganz fiktiver Dialog über die Erwartungen unbefangener Zeitgenossen an Programmkontrolle Norbert Schneider Gibt man sich unter Branchenfremden als jemand zu erkennen, der an der Kontrolle des privaten Fernsehens beteiligt ist, dann löst das mindestens jedes dritte Mal einen Dialog wie diesen aus: „Aha!“ – „Was meinen Sie mit: Aha?“ „Na ja, dann sind Sie für diesen ganzen Schrott verantwortlich, der sich jeden Tag über uns ergießt.“ – „Nein, verantwortlich dafür ist der Sender.“ „Ja, gut, aber Sie sollen ihn doch kontrollieren. Oder habe ich da was falsch verstanden?“ – „Nein, das haben Sie schon richtig verstanden. Aber kontrollieren heißt ja nicht verbieten. Oder habe ich da Sie nicht richtig verstanden?“ „Was heißt es dann? Es kann ja auch nicht heißen, dass Sie das alles durchwinken, diese ganzen Sex- und Crime-Programme, denen Werte völlig wurscht sind. Hauptsache, die Leute gucken hin. Was tun Sie denn gegen diesen ganzen Flachsinn, gegen diese Dschungelshows, wenn ich Sie erinnern darf, oder diesen unsäglichen Bohlen, der die Kandidaten anmacht, wenn Sie es nicht verbieten?“ – „Sie haben recht, dagegen tun wir ganz selten etwas, weil das meiste von dem, woran Sie jetzt denken, durch den Artikel 5 geschützt wird, weil das in die Rundfunkfreiheit fällt, die das Grundgesetz nun einmal gewährleistet.“ „Rundfunkfreiheit, Grundgesetz, machen Sie es sich da nicht ein wenig einfach? Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt, haben Sie es nicht eine Nummer kleiner?“ – „Leider nicht, das muss man so grundsätzlich sehen, weil da eine Menge auf dem Spiel steht. Rundfunkprogramme kann ich nicht einfach verbieten, weil sie mir gegen den Strich gehen, weil ich sie für geschmacklos oder für peinlich halte. Ich kann ja verstehen, dass Ihnen das nicht gefällt. Mir gefällt es manchmal auch nicht. Doch das muss man ertragen. Wenn man hier anfangen würde, dies oder jenes zu verbieten, wäre bald kein Halten mehr. Da muss man wirklich ganz genau sein.“ „Na gut, dann folge ich mal Ihrer Logik, dass es da um eine ganz große Freiheit geht. Aber wenn das so ist, muss sich ja auch der, der sich auf diese Freiheit beruft, an Grenzen halten. Es gibt keine Freiheit ohne Grenzen, soweit ich weiß. Da macht das Fernsehen also keine Ausnahme. Man kann diese Freiheit ja auch missbrauchen. EINFÜHRUNG • EIN NICHT GANZ FIKTIVER DIALOG 12 Oder ist das auch erlaubt?“ – „Nein, natürlich nicht. Und da kommt dann die Aufsicht, so wie Sie sich das wünschen, ins Spiel, wenn es zu einem solchen Missbrauch kommt.“ „Aber wenn diese unsäglichen Programme, die ich genannt habe – und ich könnte andere den ganzen Abend lang aufzählen – wenn die kein Missbrauch sind, was sind sie dann? Und was ruft die Aufsicht dann auf den Plan, wann schreiten Sie ein?“ – „Das tun wir etwa dann, wenn ein Programm die Würde eines Menschen verletzt.“ „Und das tut Herr Bohlen nicht?“ – „Nein, er tut ja manches, aber das tut er nicht. Der ruppige Umgang mit Menschen ist noch keine Verletzung der Menschenwürde. Die Menschenwürde ist nicht dasselbe wie Gefühle, die jederzeit verletzt werden können in einem Massenmedium, weil ja auch die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Gefühlen zuschauen. Da ist eigentlich immer einer, der sich verletzt fühlt. Religiöse Gefühle zum Beispiel werden sehr oft verletzt.“ „Gibt es solche Menschenwürde-Verletzungen dann überhaupt?“ – „Zugegeben, sie sind selten. Man wird etwa davon sprechen müssen, wenn jemand gezeigt wird, wenn er stirbt. Oder wenn jemand eines körperlichen Gebrechens wegen öffentlich verspottet würde.“ „Und da würden Sie dann einschreiten, sagen Sie. Wie müsste ich mir das konkret vorstellen? Erfahre ich davon als Zuschauer?“ – „Also, wenn Sie das so genau wissen wollen, dann wird es jetzt ein wenig bürokratisch. Wir prüfen so einen Fall und wenn wir der Meinung sind, dass eine solche Verletzung vorliegt, dann sprechen wir eine Programmbeschwerde aus. Das ist ein Verwaltungsakt. Dagegen kann der Betroffene klagen. Er muss also so gut begründet werden, dass auch ein Gericht diese Begründung für richtig halten kann. In manchen Gesetzen steht, dass ein Sender eine solche Beschwerde dann im eigenen Programm auch veröffentlichen muss. Und wenn sich nachweisen lässt, dass ein Sender einen solchen Beschwerdefall kalt geplant hat, dann ist das etwas, was wir eine Ordnungswidrigkeit nennen. Die ist dann mit einer Bußgeldzahlung verbunden.“ „Das ist ja interessant. Aber oft kommt das sicher nicht vor.“ – „MenschenwürdeVerletzungen sind tatsächlich sehr selten. Aber wir schreiten auch ein, wenn wir auf Rassismus stoßen oder auf Gewaltverherrlichung, was übrigens nicht immer ganz leicht von einer durchaus notwendigen Darstellung von Gewalt zu unterscheiden ist. Wir schreiten ein, wenn Antisemitismus zu beobachten ist. Und um es nicht zu vergessen: Auch Pornografie ist im Fernsehen verboten. Zwar streiten sich die Rechtsgelehrten auch in dieser Frage und kommen bei einzelnen Erotikprogrammen zu sehr unterschiedlichen Bewertungen. Aber im Großen und Ganzen ist klar, was Pornografie ist. Und die ist verboten wie Rassismus. Schwieriger als verschiedene Definitionen ist, dass es Veranstalter gibt, die von außen einstrahlen, und da wird es dann ziemlich kompliziert. Vor allem, wenn sie nicht in Ländern der EU sitzen, EINFÜHRUNG • EIN NICHT GANZ FIKTIVER DIALOG 13 sondern etwa in Ägypten oder im Libanon. Da können wir in der Regel auch dann nichts machen, wenn deutsches Recht bestimmte Inhalte verbietet.“ „Also, was Pornografie ist, will ich jetzt auch gar nicht wissen. Viel wichtiger ist für mich: Kommt das sehr häufig vor, wovon Sie jetzt gesprochen haben, oder eher selten?“ – „Eher selten. Sie müssen ja auch bedenken, dass in den Sendern Leute am Werk sind, die nicht pausenlos darüber nachdenken, wie sie das Gesetz brechen können. Das sind Leute, die in der Regel sehr genau wissen, dass man die Rundfunkfreiheit nicht permanent auf ihre Schmerzgrenzen testen sollte.“ „Also, ich glaube, das habe ich jetzt verstanden. Einschreiten tun Sie nicht sehr oft, weil es doch nur eine überschaubare Zahl von Fällen gibt. Aber sagen Sie mir, ist das die ganze Aufsicht?“ – „Es ist nett, dass Sie fragen. Nein, es ist nicht die ganze Aufsicht. Mindestens so wichtig ist der große Bereich Jugendschutz, der inzwischen in einer Kommission bearbeitet wird, die für die Aufsicht in ganz Deutschland arbeitet. Und auch der Jugendschutz ist in der Verfassung erwähnt, verlangt also eine sehr genaue Prüfung. Und Verletzungen der Vorschriften sind kein Kavaliersdelikt. Dabei sollten Sie auch noch wissen, dass der Jugendschutz auch auf einem so weiten Feld wie dem Internet eingehalten werden, also auch kontrolliert werden muss. Da lernen wir jeden Tag etwas Neues. Und dann kontrollieren wir auch die Einhaltung der Werberegeln und achten dabei zum Beispiel auf solche Sachen wie Schleichwerbung, die man zwar leicht vermuten, aber meistens nur schwer oder gar nicht beweisen kann. Und wir sind auch auf Gebieten tätig, die neu sind, wie etwa bei den Gewinnspielen.“ „Sind das die, wo eine barbusige Moderatorin nach Autos mit A fragt?“ – „Ganz recht. Aber da interessieren wir uns nicht für die schwache Bekleidung des Personals, sondern dafür, ob die Zuschauer die Spielregeln überhaupt erkennen können, ob sie eine Chance haben zu gewinnen oder ob man ihnen nur das Geld aus der Tasche zieht und sie viel zu oft telefonieren lässt.“ „Und die Barbusige fällt unter schlechten Geschmack?“ – „So ist es. Die müssen wir ertragen wie so manches andere, was ebenfalls keinen Preis für guten Geschmack bekommen würde.“ „Also, wenn Sie schon von diesen Gewinnspielen reden, da bringen Sie mich auf etwas. Neulich habe ich etwas gesehen, da habe ich zu meiner Frau gesagt: Das gibt es doch gar nicht. Da hat ein Kartenleser einem Zuschauer, der am Telefon war und ihn fragte, ob er sich morgen früh operieren lasse solle, gesagt, nein, er dürfe sich – nach Befragung der Karten – nicht operieren lassen. Da habe ich gedacht: Was ist das denn? Da geht es um Leben und Tod und dann liest einer in den Karten und spielt Schicksal. Was sagen Sie denn dazu?“ – „Ich kenne solche Programme auch. Ich habe schon große Mühe, das für Fernsehen zu halten. Dafür spricht eigentlich nur, dass solche, sagen wir mal: Beratungen auf dem Bildschirm stattfinden. Auch das wird man im Zweifel nicht verbieten können. Astrologie zu betreiben ist in unse- EINFÜHRUNG • EIN NICHT GANZ FIKTIVER DIALOG 14 rer Gesellschaft erlaubt. Auch hier hilft es eher, dem Publikum, der Kundschaft klarzumachen, worauf sie sich da einlässt. Und man muss sich fragen: Wo hat es da an vertretbarem Rat gefehlt, wer macht sich da eine soziale Lücke zunutze und macht daraus dann ein Geschäft? Und dann sage ich noch etwas, was ich nicht gerne sage: Wer sich solchen Rat holt, ist natürlich für die Folgen auch selbst verantwortlich. Ich will beileibe keine Publikumsbeschimpfung betreiben. Auch der Anbieter trägt ein hohes Maß an Verantwortung. Aber der Nutzer eben auch. Da würde ich mir eine Stiftung Medientest wünschen, die den Wert einer solchen Art von Lebensberatung feststellen würde und die man fragen könnte, ob das etwas bringen kann.“ „Da bringen Sie mich noch mal auf den Anfang unseres Gesprächs. Jetzt weiß ich zwar, dass man solche Programme nicht einfach verbieten kann, auch wenn mir der Gedanke missfällt, weil er mir völlig gegen den Strich geht. Aber ich muss akzeptieren, dass Sie auch nicht mehr machen können, als Ihre Gesetze erlauben. Trotzdem bleibt bei mir die Frage: Kann man gar nichts sonst dagegen unternehmen? Fernsehen ist doch ein wichtiges Medium. Es beeinflusst meine Meinung, meine Haltung, eigentlich alles, meine Vorbilder, meine Feindbilder. Das alles sehen doch auch unsere Kinder. Und wir sind uns da sicher einig: Das ist nicht gerade gut für sie. Aber auch für Erwachsene ist das nicht förderlich. Muss man das alles wirklich über sich ergehen lassen, im Namen der Freiheit, wie ich jetzt gelernt habe? Legt die Aufsicht da wirklich die Hände nur in den Schoß?“ – „Wenn Sie schon so fragen, dann sage ich ihnen: Wir haben zwar Hände, aber keinen Schoß. Aber ganz im Ernst: Was wir neben unserer Auslegung und Anwendung der Gesetze machen, ist, solche Programmfragen immer wieder anhand einzelner Fälle in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Zum Beispiel vor einiger Zeit, als eine satirische Comic-Reihe namens Popetown zu sehen war. Da rufen dann alle erstmal nach Verboten. Doch dann stellt sich heraus, dass es keinen Grund für ein Verbot gibt, aber viele gute Gründe für eine öffentliche Debatte. Das ist dann zwar nicht, was man harte Aufsicht nennen kann. Es ist der Versuch, etwas, was anstößig ist, ins öffentliche Bewusstsein zu heben, die Debatte über das, was sein darf und was nicht geht, am Fall selbst zu führen, die Argumente zu suchen und zu schärfen. Das wirkt zwar nicht unmittelbar, aber auf Dauer bildet sich so ein Gefühl heraus, auch eine Stimmung, die Fernsehveranstalter nicht einfach ignorieren werden, weil nichts schlimmer ist, als die Gefühle des Publikums zu verachten.“ „Gehen Sie mit so was auch zum Beispiel in Schulen?“ – „Ja, manchmal auch in Schulen, aber das ist schwierig. Die Schüler interessieren sich für diese Themen nicht so besonders und sie nehmen auch nicht Anstoß, ganz im Gegenteil. Bohlen und seine Sprüche etwa finden sie toll. Aber warum fragen Sie?“ „Ach, das habe ich jetzt ganz vergessen zu sagen, aber das haben Sie doch sicher gemerkt: Ich bin Lehrer.“ EINFÜHRUNG • EIN NICHT GANZ FIKTIVER DIALOG 15 Das ist, wie gesagt, ein Dialog der häufigeren Art. Im Einzelnen verlaufen solche Gespräche natürlich sehr unterschiedlich. Oft brechen sie schon kurz nach Eröffnung zusammen, weil die Rückfrage nach konkreten Programmbeispielen der schlimmen Art ins Leere gehen. Wenn man zum Beispiel auf einen Juristen stößt, muss man sich allerlei anhören. Einen leichteren Stand hat man als Aufseher bei Hotelbesitzern und Finanzinvestoren, auch wenn selbst diese Berufsgruppen mit einem Bild vom Fernsehen im Kopf herumlaufen, die einen in tiefes Grübeln stürzen kann. Ich muss zugeben, dass mich berufserklärende Hinweise, die man in solchen Gesprächen vielfach zu hören bekommt, vor allem alles, was mit Worten wie Papiertiger, Gutmensch oder Weichei belegt wird, zunächst immer schwer ärgern. Doch wenn mein Ärger verraucht ist, denke ich fast immer den viel schöneren Gedanken: Was haben wir Regulierer den Leuten getan, dass sie so viel von uns erwarten? Dürfen wir ihnen überhaupt etwas schuldig bleiben? Und gibt es nicht vielleicht doch noch mehr Möglichkeiten, um sie nicht zu enttäuschen? Vor allem die Lehrer? EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 16 Verspartung und Entgrenzung – Fernsehen in Deutschland 2006/2007 Bertil Schwotzer und Hans-Jürgen Weiß Im Folgenden werden aktuelle Rahmendaten zum Fernsehen in Deutschland skizziert. In drei Abschnitten wird über (1) die technischen Grundlagen der Programmverbreitung und des Programmempfangs, (2) die Zahl und Grundcharakteristik der in Deutschland ausgestrahlten Fernsehprogramme und (3) ihren Erfolg auf dem Zuschauermarkt berichtet. Der Beitrag schreibt die Dokumentation von Strukturdaten zum deutschen Fernsehen im ALM Programmbericht 2006 fort.1 Eine der wichtigsten Quellen für diese Dokumentation ist das ALM Jahrbuch 2006, in dem die strukturelle Entwicklung des privaten Rundfunks in Deutschland bis Ende 2006 dokumentiert wird.2 Weitere Quellen für die Beobachtung struktureller Entwicklungen auf dem deutschen Fernsehmarkt sind - - 1 2 3 4 5 6 der Digitalisierungsbericht 2007 der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang (GSDZ) der ALM,3 die Informationen zu in Deutschland lizenzierten Fernsehprogrammen und Programmveranstaltern auf der Homepage der ALM,4 die Dokumentation marktrelevanter Programmentwicklungen und Programmveranstalterdaten auf der Homepage der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK),5 die Informationen zu Empfangsebenen und Marktdaten im Fernsehsektor auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft für Fernsehforschung (AGF),6 und schließlich die von Media Perspektiven herausgegebenen Basisdaten zur Mediensituation in Deutschland 2007.7 Vgl. Schwotzer, Bertil/Hans-Jürgen Weiß (2007): Analog und digital: Fernsehen in Deutschland 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 25-38. Vgl. Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland – ALM (Hrsg.) (2007): ALM Jahrbuch 2006 – Landesmedienanstalten und privater Rundfunk in Deutschland. Berlin, Abschnitt B, Privates Fernsehen, S. 191-302. Vgl. Gemeinsame Stelle Digitaler Zugang (GSDZ)/Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) (Hrsg.) (2007): Digitalisierungsbericht 2007. Weichenstellungen für die digitale Welt. Der Markt bringt sich in Position. Berlin. Vgl. http://www.alm.de → Fernsehen → TV-Sender-Datenbank. Vgl. http://www.kek-online.de und als Broschüre publiziert: Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich/KEK (2007): Zehnter Jahresbericht. Berichtszeitraum 1. Juli 2006 bis 30. Juni 2007. Potsdam. Vgl. http://www.agf.de. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 17 1. Verbreitung und Empfang von Fernsehprogrammen Fernsehen lässt sich längst nicht mehr nur über ein analoges Fernsehgerät mit einer Hausantenne empfangen. Schon seit Jahren wird Fernsehen sowohl analog als auch digital übertragen. Dabei lassen sich, ebenfalls seit längerem, drei Verbreitungswege unterscheiden: Kabel, Satellit und Terrestrik. Neu hinzugekommen ist nun aber das Internet, sei es die Übertragung per Live-Stream oder als Web-Casting. Neben dem klassischen Fernsehgerät tritt so der Computer als Empfangsstation hinzu – und als neueste Entwicklung bieten auch Mobiltelefone Empfangsmöglichkeiten für Fernsehübertragungen (DVB-H, T-DMB, UMTS). Diese Ausdifferenzierung der Übertragungswege und Übertragungsarten macht es zunehmend schwerer, einen verlässlichen Überblick über die Empfangssituation für das Fernsehen in Deutschland zu geben. Die Ausweisung der Empfangssituation erfolgt üblicherweise auf der Basis von Haushalten. Jedoch sind die Haushalte in Deutschland bei weitem nicht mehr nur mit einem Fernsehgerät ausgestattet. Im Jahr 2006 verfügten 98 Prozent aller Haushalte über mindestens ein Fernsehgerät, immerhin knapp 40 Prozent besaßen aber auch zwei oder mehr.8 Der Fernsehapparat ist derzeit immer noch das Empfangsgerät erster Wahl. Doch verfügt inzwischen jeder fünfte privat genutzte Computer über eine TV-Karte, die den Empfang von Satelliten-, Kabel- oder Antennen-Fernsehen ermöglicht. Immerhin 1,6 Mio. Fernsehhaushalte nutzen inzwischen (auch) diese Möglichkeit.9 Auch die Fernsehnutzung über das Internet hat noch keine große Bedeutung, lediglich 2 Prozent der Onlinenutzer geben an, mindestens einmal wöchentlich Fernsehen live im Internet zu schauen.10 Der Digitalisierungsbericht weist 0,3 Prozent der Fernsehhaushalte als Empfänger von DSL-TV, der Nutzung von über das Internet übertragenen Signalen auf dem Fernsehgerät, aus.11 Auch das Handy wird bislang kaum als Fernsehempfangsgerät genutzt. Zwar ist in zwölf Großstädten ein Fernsehempfang über den DMB-Standard möglich,12 jedoch kann nur jeder zwanzigste Handybesitzer mit seinem Handy Fernsehen empfangen.13 Zusammengenommen heißt das, dass das Fernsehen in Deutschland immer noch vorwiegend über die drei „klassischen“ Übertragungswege – Kabel, Satellit und 7 8 9 10 11 12 13 Vgl. Media Perspektiven (Hrsg.) (2006): Basisdaten. Daten zur Mediensituation in Deutschland 2006. Frankfurt/M. Vgl. Gerhards, Maria/Walter Klingler (2007): Mediennutzung in der Zukunft. Eine Trendanalyse auf der Basis heutiger Datenquellen. In: Media Perspektiven, Heft 6, S. 295-309, hier S. 295. Vgl. Digitalisierungsbericht 2007, S. 58. Vgl. ARD/ZDF (Hrsg.) (2007): ARD/ZDF-Onlinestudie 2007. Erste Ergebnisse. URL: http://www.daserste.de/service/onlinestudie-2007-vorab.pdf [21.8.2007]. Vgl. Digitalisierungsbericht 2007, S. 58. Vgl. ARD/ZDF-Projektgruppe Mobiles Fernsehen (2007): Mobiles Fernsehen: Interessen, potenzielle Nutzungskontexte und Einstellungen der Bevölkerung. Ergebnisse einer repräsentativen Studie der ARD/ZDF-Medienkommission. In: Media Perspektiven, Heft 1, S. 11-19, hier S. 12. Vgl. ARD/ZDF-Projektgruppe Mobiles Fernsehen 2007, S. 13f. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 18 Terrestrik – in die Haushalte kommt. Dabei ist der Kabelanschluss die am weitesten verbreitete Empfangsart (vgl. Tab. 1). Über die Hälfte aller Haushalte in Deutschland empfängt Fernsehen auf diesem Weg. An zweiter Stelle steht der Satellitenempfang mit gut 40 Prozent. Den terrestrischen Empfang nutzen etwas mehr als 10 Prozent der Haushalte.14 FERNSEHEN IN DEUTSCHLAND: EMPFANGSEBENEN UND DIGITALISIERUNG Tab. 1 (Haushalte in Mio. und in Prozent - Mehrfacherfassung) Empfangsebene Digitalisierung HH in Mio. HH in Prozent1 HH in Mio. Emp. in Prozent2 Kabel3 Satellit Terrestrik 19,9 15,7 4,2 53,7 42,5 11,5 3,2 9,0 3,6 16,2 57,3 86,0 GESAMT 37,0 100 14,8 39,9 1 Prozentuierungsbasis: 36,981 Mio. Privathaushalte in Deutschland (einschließlich aller Ausländerhaushalte); Mehrfacherfassung der Empfangsebenen und Empfangsarten. Quelle: Digitalisierungsbericht 2007, S. 50ff. 2 Anteil der Digitalisierung pro Empfangsebene. 3 Einschließlich Empfang über Satellitengemeinschaftsantennen-Anlagen. Innerhalb der drei Empfangsebenen nimmt der Anteil der Haushalte in unterschiedlicher Geschwindigkeit zu, die Fernsehen digital empfangen können. Nach den Zahlen des Digitalisierungsberichts 2007 haben derzeit insgesamt 40 Prozent aller Haushalte digitale Empfangsmöglichkeiten. Am höchsten ist der Digitalisierungsgrad der Satellitenhaushalte (57 Prozent). Vergleichsweise langsam kommt dagegen die Digitalisierung der Kabelhaushalte voran (16 Prozent). Umgekehrt ist es mit dem terrestrischen Empfang, der durch die Einführung von DVB-T mittlerweile zu 86 Prozent digitalisiert ist. Der Ausbau zur digitalen Vollversorgung und gleichzeitigen Abschaltung der analogen terrestrischen Ausstrahlung schreitet weiter voran.15 Im Zuge der RRC 06, der internationalen Frequenzplanungskonferenz in Genf im Juni 2006, haben die Technische Kommission der Landesmedienanstalten und die Produktions- und Technik Kommission von ARD, ZDF und Deutschlandradio gemeinsame Leitlinien für die Frequenznutzung verabschiedet. Nach diesen ist angestrebt, dass für die öffentlich-rechtlichen Angebote eine flächendeckende Versorgung mit DVB-T14 15 Vgl. Digitalisierungsbericht 2007, S. 52. Die Daten des Digitalisierungsberichts beziehen sich seit 2007 auf alle „deutschsprachigen Privathaushalte in Deutschland“, d.h. die Hochrechnung der Umfragedaten wurde „nicht mehr nur auf Basis der deutschen, sondern auch der ausländischen Haushalte vorgenommen“ (S. 63). Hieraus, durch die Mehrfacherfassung von Fernsehgeräten und Empfangsmöglichkeiten pro Haushalt in der GSDZ-Studie sowie durch unterschiedliche Definitionen der Empfangsmöglichkeiten erklären sich die unterschiedlichen Angaben von AGF und GSDZ zur Fernsehverbreitung. So werden im ALM Jahrbuch 2006 auf Basis der AGF-Fernsehforschung 56 Prozent für den Kabelempfang, 40 Prozent für Satellitenempfang und 4 Prozent für den terrestrischen Empfang angegeben (vgl. ALM Jahrbuch 2006, S. 223). Vgl. ALM Jahrbuch 2006, S. 39. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 19 Signalen vorgesehen ist, während für die privaten Angebote zunächst nur die Versorgung der Ballungsräume angestrebt wird.16 Dass DVB-T nicht nur eine Plattform für die öffentlich-rechtlichen Programme und eingeschränkt für die bundesweiten privaten Angebote bleiben wird, zeigt ein Pilotprojekt der SLM in Leipzig. Dort wird bis Ende 2007 ein kleinzelliges DVBT-Netz aufgebaut, das kostengünstiger als die bislang verbreitete Technik arbeiten und somit die Verbreitung von privaten lokalen und regionalen Programmen über DVB-T ermöglichen soll.17 2. Anzahl und Typologie der Fernsehprogramme In der TV-Sender-Datenbank der ALM werden die in Deutschland lizenzierten privaten Fernsehprogramme sowie die Programme der öffentlich-rechtlichen Fernsehveranstalter in Deutschland dokumentiert.18 Die Datenbank wird in Halbjahresintervallen aktualisiert, die folgenden Angaben beruhen auf der Aktualisierung der Programm- und Veranstalterdaten zum 30. April 2007. Zu diesem Stichtag weist die Datenbank 459 Eintragungen aus.19 Um dieses Angebot systematisch darzustellen, müssen Kategorien des Programmrechts (privat vs. öffentlich-rechtlich) und Kategorien der Programmverbreitung (Free vs. Pay TV) als Gruppierungsmerkmale herangezogen werden (vgl. Tab. 2). DAS FERNSEHPROGRAMMANGEBOT IN DEUTSCHLAND 2007 Tab. 2 (Anzahl der Programme)1 ORGANISATIONSFORM Privat-kommerzielle Programme Free TV Pay TV Gesamt 328 44 372 Nicht-kommerzielle private Programme ("Bürgerfernsehen") 64 - 64 Öffentlich-rechtliche Programme 23 - 23 415 44 459 GESAMT 1 Quelle: TV-Sender-Datenbank der ALM; Stichtag der letzten Aktualisierung: 30.4.2007 (vgl. http://www.alm.de → Fernsehen → TV-Sender-Datenbank). 16 17 18 19 Vgl. Technische Kommission der Landesmedienanstalten/Produktions- und Technik Kommission von ARD, ZDF und Deutschlandradio (2006): Leitlinien zu einem Frequenznutzungskonzept für den digitalen Rundfunk und Telemediendienste in der Bundesrepublik Deutschland nach der RRC 06 in den Frequenzbändern III, IV und V. URL: http://www.blm.de/apps/press/data/frequenznutzungskonzept_4_1.pdf [21.8.2007], S. 6; ALM Jahrbuch 2006, S. 39. N.N. (2007): Rückkehr der Terrestrik. In: Themen + Frequenzen. MTM-Spezial 2007, S. 4-7, hier S. 5. Vgl. http://www.alm.de → Fernsehen → TV-Sender-Datenbank. Mit Ausnahme national verbreiteter Teleshopping-Kanäle sind sog. Telemedien in der Datenbank nicht erfasst. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 20 Dabei zeigt sich erstens, dass die meisten in Deutschland zugelassenen und ausgestrahlten Programme frei empfangbar sind (415 Programme). Mit 44 Eintragungen in der Datenbank ist die Zahl der in Deutschland lizenzierten Pay-TVAngebote dagegen immer noch relativ bescheiden.20 Zweitens wird das deutsche Fernsehen – von der Angebotsseite her betrachtet – von privat-kommerziellen Programmen dominiert (372 Programme). Dem privat-kommerziellen Fernsehen stehen zwei Programmtypen gegenüber, die ausschließlich frei zu empfangen sind: Ebenfalls privat lizenziert, jedoch nicht kommerziell betrieben werden die unter dem Begriff „Bürgerfernsehen“ zusammengefassten Offenen Kanäle sowie das Ausbildungs- und Hochschulfernsehen (insgesamt 64 Programme). Dazu kommt, als Gegenpol zum privaten, das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit 23 Programmen. - - Im Folgenden wird zunächst das Segment des deutschen Fernsehmarkts genauer betrachtet, auf dem privat-kommerzielle Programmveranstalter und öffentlichrechtliche Rundfunkanstalten direkt miteinander konkurrieren: der Bereich des frei empfangbaren Fernsehens (Free TV). Im Anschluss daran wird in einem gesonderten Abschnitt die Entwicklung der deutschen Fernsehlandschaft von 1954 bis 2007 rekonstruiert. Mit einer Chronologie der bisherigen Programmstarts soll nicht nur die Fernsehprogrammgeschichte dokumentiert werden. Mindestens ebenso interessant ist es zu untersuchen, ob sich in den Lizenzierungen der letzten Jahre Programmtrends erkennen lassen, die das aktuelle Gesicht des Fernsehens in Deutschland prägen. 3. Frei empfangbares Fernsehen – Free TV Die sehr große Zahl der in Deutschland für den freien Empfang zugelassenen Programme relativiert sich dann, wenn man nach Verbreitungsgebieten und in diesem Zusammenhang wiederum nach technischer Reichweite unterscheidet (vgl. Tab. 3): - Die Zahl der national verbreiteten Fernsehprogramme liegt weit unter hundert. Ihnen stehen weit über zweihundert Programme gegenüber, die für regionale Verbreitungsgebiete unterschiedlicher Größenordnung produziert und in der Regel auch ausschließlich in diesen verbreitet werden.21 Nationale Fernsehprogramme Im April 2007 wurden in der TV-Sender-Datenbank der ALM 61 Eintragungen für national in Deutschland verbreitete Fernsehprogramme gezählt (vgl. Tab. 3). Dazu kommen mit ARTE und 3sat zwei weitere Programme, die sowohl national als auch 20 21 Dabei werden allerdings die verschiedenen Premiere-Angebote als ein Fall gezählt. Als wichtige Ausnahme sind die sog. Dritten Programme der ARD zu nennen, die in größerem Umfang, insbesondere per Kabel, auch außerhalb ihrer ursprünglichen Senderegion zu empfangen sind. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 21 in anderen Ländern (Frankreich, Österreich und der Schweiz) verbreitet werden.22 Auch dieser Teil des deutschen Fernsehmarkts wird, gemessen an der Zahl der ausgestrahlten Programme, von privaten Anbietern beherrscht, die 51 Programme ausstrahlen. Ihnen stehen unter Einbezug von ARTE und 3sat zwölf öffentlichrechtliche Programme gegenüber.23 TYPOLOGIE DER FREE TV-PROGRAMME 2007 Tab. 3 (Anzahl der Programme)1 PRIVAT-KOMMERZIELLES FERNSEHEN Nationale Programme n=51 Regionale Programme n=262 Vollprogramme n=15 Spartenprog. n=33 Fensterprog. n=3 ÖFFENTLICH-RECHTLICHES FERNSEHEN Nationale Programme n=10 Regionale Programme n=10 Transnationale / Auslandsprog. n=3 Landesweite Programme3 n=60 Vollprogramme n=2 Landesweite Programme4 n=10 Transnationale Programme n=2 Subregionale Programme n=202 Spartenprog. n=8 Sonstige2 n=15 Auslandsfernsehen n=1 Reichweite > 100 Tsd. n=44 Reichweite = 10–100 Tsd. n=75 Reichweite < 10 Tsd. n=83 1 Quelle: TV-Sender-Datenbank der ALM; Stichtag der letzten Aktualisierung: 30.4.2007 (vgl. http://www.alm.de → Fernsehen → TV-Sender-Datenbank). 2 Darunter 12 Teleshopping-Kanäle. 3 Einschließlich der für die Verbreitung in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg lizenzierten Programme (mit einem Sonderfall in Berlin: für den sog. „Mischkanal“ wurden 31 Einzellizenzen vergeben). 4 Einschließlich der Fensterprogramme von Radio Bremen (im NDR Fernsehen) und Saarländischem Rundfunk (im SWR Fernsehen). Vom Programmtyp her gesehen liegt der Schwerpunkt des nationalen Fernsehens auf insgesamt 41 Spartenprogrammen; 33 von ihnen werden von privaten Anbietern und acht auf öffentlich-rechtlicher Basis produziert und verbreitet. Die Zahl der sog. Fernsehvollprogramme ist deutlich geringer, in der Gunst der Zuschauer stehen sie 22 23 Außerdem verzeichnet die Datenbank 12 national verbreitete Teleshopping-Kanäle, die allerdings nicht als Rundfunk, sondern als Telemedien lizenziert sind (sie werden in Tab. 3 der Kategorie „Sonstige privat-kommerzielle Programme“ zugeordnet). Auf die Besonderheit der hohen nationalen Präsenz der eigentlich regionalen Dritten Programme der ARD wurde schon hingewiesen. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 22 jedoch, wie noch zu zeigen sein wird, weit vorne. Von diesem Angebotstyp weist die Datenbank der ALM 15 private und zwei öffentlich-rechtliche Programme aus. Im Rundfunkstaatsvertrag wird ein Vollprogramm (in Abgrenzung zu sog. Spartenprogrammen „mit im Wesentlichen gleichartigen Inhalten“24) als ein „Rundfunkprogramm mit vielfältigen Inhalten“ charakterisiert, „in welchem Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden“.25 Die rundfunkrechtliche Kategorie des Vollprogramms beinhaltet normative Anforderungen (1) an die strukturelle Vielfalt der Programmsparten und (2) an die inhaltliche Vielfalt der in den Programmen vertretenen Meinungen sowie der zu Wort kommenden politischen, gesellschaftlichen und weltanschaulichen Gruppen.26 Die prominentesten Beispiele für national verbreitete Fernsehvollprogramme sind auf der öffentlich-rechtlichen Seite das Erste Programm der ARD und das ZDF, auf der privaten Seite RTL, RTL II und VOX (RTL Group) und Sat.1, ProSieben und kabel eins (ProSiebenSat.1 Media AG).27 Während man transnationale Programme (ARTE und 3sat) und auch das Auslandsfernsehen (Deutsche Welle TV) nur im öffentlich-rechtlichen Sektor findet, sind national verbreitete Fensterprogramme eine Besonderheit des privaten Fernsehens. Es gibt drei Veranstalter (AZ Media TV, dctp und News and Pictures), deren Programme auf den Frequenzen von RTL, Sat.1 und VOX ausgestrahlt werden.28 Regionale und lokale Fernsehprogramme Unterhalb der nationalen Ebene verzeichnet die Datenbank der ALM derzeit 262 privat-kommerzielle sowie zehn öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme.29 Auf der Ebene der Bundesländer werden insgesamt 60 private und zehn öffentlich-rechtliche Programmangebote gezählt. Die Konkurrenzsituation zwischen diesen beiden Programmgruppen ist allerdings relativ unausgewogen. Von den öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten werden voll ausgebaute Landesprogramme, zum Teil mit landesspezifischen Programmfenstern, ausgestrahlt.30 Sie 24 25 26 27 28 29 30 Vgl. § 2 Abs. 2 Satz 2 RStV 2007 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Neunten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. März 2007). Vgl. § 2 Abs. 2 Satz 1 RStV 2007. Vgl. dazu unter anderem § 25 Abs. 1 Satz 2 RStV 2007. Allerdings wurden auch Lizenzen für private Fernsehvollprogramme vergeben, die sich bisher auf dem deutschen Fernsehmarkt nicht nachhaltig etabliert haben. Neben drei deutschen Programmen [bw familiy.tv, DMAX (als Nachfolgeprogramm von XXP) und NBC Europe] handelt es sich dabei um fünf Programme für in Deutschland lebende Türken [DTTV, FOX Türk (vormals TGRT-Europe), Kanal 7 INT, TD 1 und Türk Show] sowie ein persischsprachiges Programm (MITV). Im Fall der auf den Frequenzen von RTL und Sat.1 ausgestrahlten Fensterprogramme handelt es sich um „Sendezeit für unabhängige Dritte“ im Sinne von § 31 RStV 2007. Dazu kommt, wie schon erwähnt, das ebenfalls in lokalen und regionalen Verbreitungsgebieten ausgestrahlte nicht kommerzielle Bürgerfernsehen mit weiteren 64 Programmen, auf die jedoch im Folgenden nicht eingegangen wird. Bayerisches Fernsehen, BR-alpha, hr-fernsehen, mdr fernsehen, NDR Fernsehen (in Kooperation mit Radio Bremen TV), rbb Fernsehen, SWR Fernsehen (in Kooperation mit SR Fernsehen) und WDR Fernsehen. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 23 konkurrieren vorwiegend mit privaten Regionalfensterprogrammen, die in national verbreitete Programme integriert sind und über relativ wenig Sendezeit verfügen.31 Außerdem ist die in der Datenbank aufgeführte Zahl von 60 privaten Regionalprogrammen zwar formal korrekt (denn in der Datenbank werden Programmlizenzen gezählt), in der Sache ist sie jedoch etwas irreführend. Allein 31 dieser Lizenzen entfallen auf eine einzige Frequenz, den sog. „Mischkanal“ in Berlin. Fasst man diese zu einem Fall zusammen, kommt man in Deutschland – unter Einrechnung der lokalen Programmangebote in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg – auf 30 landesweit verbreitete private Programme und Programmfenster. Unterhalb der Ebene landesweit verbreiteter Fernsehprogramme, im Sektor des subregionalen und lokalen Fernsehens, gibt es in Deutschland ein ausgesprochen reichhaltiges, allerdings ausschließlich in privater Rechtsform veranstaltetes Programmangebot. Damit existiert auf dieser Verbreitungsebene – in der Regel32 – auch keine Systemkonkurrenz. Die Datenbank verzeichnet bei diesem Programmtyp derzeit 202 Eintragungen. Die meisten dieser Programme verfügen nur über geringe technische Reichweiten, ihre Wirtschaftskraft ist dementsprechend niedrig einzustufen. Nur 44 lokale und subregionale Fernsehprogramme haben ein Reichweitepotenzial von mehr als 100 Tausend Haushalten. Fasst man die lokalen Fernsehangebote mit einem höheren Reichweitepotenzial und die privaten Fernsehfrequenzen in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg zusammen, hat man andererseits einen vergleichsweise großen Kreis von Programmen, denen unter dem Stichwort Ballungsraum-Fernsehen zumindest prinzipiell größere Erfolgschancen auf metropolen Zuschauermärkten zugesprochen werden können. Die Abgrenzung dieses Programmtyps von anderen lokalen Fernsehprogrammen mit hoher technischer Reichweite ist jedoch, trotz der Intensität der Diskussionen über das Ballungsraum-Fernsehen in Deutschland,33 relativ schwierig. In einer Übersicht des ALM Jahrbuchs 2006 werden unter dieser Kategorie 15 Programme ausgewiesen.34 Sieht man von Bayern ab, ist das private Lokalfernsehen insbesondere in den neuen Bundesländern verbreitet. Etwa zwei Drittel aller (und der weitaus größte Teil der reichweiteschwachen) lokalen Fernsehprogramme werden in den fünf ostdeutschen Flächenstaaten ausgestrahlt. Relativ reichweitestarke Lokalprogramme sind dagegen vorwiegend in den alten Bundesländern entstanden, mehr als ein Drittel davon wird in bayerischen Regionen ausgestrahlt. Rein quantitativ betrachtet ist Sachsen das Land mit den meisten lokalen Fernsehprogrammen (63), gefolgt von 31 32 33 34 Vgl. dazu den Beitrag „Die Regionalfenster von RTL und Sat.1 im Jahr 2006“ von Helmut Volpers u.a. in diesem Band. Als Ausnahmen sind z.B. Köln oder Düsseldorf zu nennen. Dort konkurrieren die lokalen Fernsehprogramme von Center TV mit lokalen Programmfenstern des WDR Fernsehens. Vgl. dazu Vogelgesang, Jens (2007): Studien der Landesmedienanstalten zum Lokal- und Regionalfernsehen in Deutschland – Eine Synopse. In: ALM Programmbericht 2006, S. 145-168 (insbesondere die Literaturhinweise in Anm. 4 und 5). Vgl. ALM Jahrbuch 2006, S. 263. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 24 Bayern (43), Brandenburg (28), Thüringen (17), Mecklenburg-Vorpommern (15) und Sachsen-Anhalt (13). 4. Chronologie der Programmstarts 1954–2007 Folgt man der Systematik der TV-Sender-Datenbank der ALM, sind zwischen dem Sendestart des Ersten Programms der ARD im Jahr 1954 und der letzten Aktualisierung der Datenbank Ende April 2007 in Deutschland 558 Fernsehprogramme auf Sendung gegangen.35 Derzeit ausgestrahlt werden 459 Programme – d.h. ca. hundert Fernsehprogramme wurden im Verlauf der letzten fünfzig Jahre auch wieder eingestellt. Auf den ersten Blick vermittelt die in Tabelle 4 zusammengefasste Chronologie der Sendestarts deutscher Fernsehprogramme vor allem den Eindruck, dass das Tempo der Programmvermehrung in Deutschland rapide zunimmt. So wurden in den letzten drei Jahren über 120 Fernsehprogramme neu auf dem deutschen Fernsehmarkt positioniert. Interessant ist aber vor allem die Frage, welche Programmtypen wann auf den deutschen Fernsehmarkt kamen und ob daraus Trends für zukünftige Programmentwicklungen in Deutschland abzuleiten sind. Phase I: 1954–1983 Knapp dreißig Jahre hatten die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Zeit, auf nationaler Ebene und in den Bundesländern das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu etablieren. Seit Ende der sechziger Jahre konnten die Zuschauer zwischen sieben – zwei national und fünf in den Bundesländern verbreiteten – Programmen wählen. Phase II: 1984–1993 Mit der Einführung der dualen Rundfunkordnung in den achtziger Jahren stieg nicht nur die Zahl der empfangbaren Fernsehprogramme drastisch an: Zwischen 1984 und 1993 sind knapp über 100 Programmstarts zu verzeichnen. Auch das Spektrum der Programmtypen wurde spürbar erweitert. Unter anderem kamen transnationale Fernsehprogramme und Auslandsfernsehen, Spartenprogramme, Pay TV, lokales Fernsehen und Bürgerfernsehen zu den bisherigen Programmangeboten dazu. Gemessen an der Zahl neuer Programme ist diese Zeit vom lokalen und regionalen Fernsehen geprägt. In diesem Sektor gingen 60 private Programme auf Sendung. Dabei machte sich ab Anfang der neunziger Jahre die deutsche Wiedervereinigung bemerkbar. Ab 1992/93 kamen vor allem in den neuen Bundesländern lokale Programme auf den Markt, zumeist Programme mit geringen technischen Reichweiten. Interessant ist schließlich, dass die wichtigsten Strukturen des deutschen Fernsehmarkts schon in den ersten zehn Jahren der dualen Rundfunkordnung festgelegt wurden: 35 Einschließlich Bürgerfernsehen und Teleshopping-Kanälen. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 25 - - Tab. 4 Im Bereich des frei empfangbaren Fernsehens etablierten sich zwischen 1984 und 1993 diejenigen privaten Programme, die auch noch heute, zusammen mit ARD/Das Erste und ZDF, auf den ersten Rängen des deutschen Zuschauermarkts positioniert sind: RTL, RTL II und VOX sowie Sat.1, ProSieben und kabel eins. Auch auf dem Pay-TV-Markt in Deutschland spielt heute noch die ProgrammPlattform eine wichtige Rolle, die schon im Jahr 1991 eingerichtet wurde: Premiere. PROGRAMMSTARTS 1954-2007 19541983 19841993 19942003 2004- Keine eingeGesamt 2007 Angabe stellt aktiv ÖFFENTL.-RECHTL. FREE-TV 7 7 10 2 - 26 3 23 Nationale Vollprogramme Nationale Spartenprogramme Regionale Programme Transnat. / Auslandsprogr. 2 5 - 1 3 3 8 2 - 2 - - 2 9 12 3 1 2 - 2 8 10 3 PRIVATES FREE-TV - 74 223 87 10 394 78 316 Nationale Vollprogramme Nationale Spartenprogramme Nationale Fensterprogramme Regionale/Lokale Programme Sonstige - 7 4 1 60 2 3 7 3 206 4 6 23 58 - 10 - 16 34 4 334 6 1 1 1 72 3 15 33 3 262 3 PAY-TV - 1 14 31 - 46 2 44 TELESHOPPING - - 5 9 - 14 2 12 BÜRGERFERNSEHEN - 24 45 2 7 78 14 64 GESAMT 7 106 297 131 17 558 99 459 Phase III: 1994–2003 Nominell ist das die Zeit mit der größten Programmvermehrung auf dem deutschen Fernsehmarkt, insgesamt werden fast 300 Programmstarts gezählt. Faktisch sind sie in diesem Zeitraum jedoch (1) zu 70 Prozent auf den regionalen und lokalen Fernsehmarkt beschränkt und in diesem Kontext (2) insbesondere auf die neuen Bundesländer sowie (3) auf Programme mit geringer technischer Reichweite. Abgesehen davon sind zwischen 1993 und 2003 drei weitere Trends festzuhalten: - Mit 45 dokumentierten Programmstarts wird das Bürgerfernsehen in dieser Zeit auf fast 70 Programme ausgebaut. Die Zahl der Pay-TV-Programme nimmt mit 14 Programmstarts deutlich zu. Und auch die ersten Teleshopping-Kanäle gehen auf Sendung. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 26 Phase IV: 2004–2007 Zwischen Januar 2004 und April 2007 wurden 130 Fernsehprogramme neu gestartet. Das sind ca. 40 Programme pro Jahr. Dieser Wert wurde in früheren Jahren nie erreicht, auch nicht, als kurz nach der Wiedervereinigung der Lokalfernsehmarkt in den neuen Bundesländern aufgebaut wurde. Sieht man von dem – nach wie vor sehr lebendigen36 – Lokal- und Regionalfernsehmarkt mit 58 Programmstarts ab, liegt der Schwerpunkt der aktuellen Programmentwicklung eindeutig im Pay-TV-Sektor (in den letzten drei Jahren 31 neue Programme) und im Bereich der frei empfangbaren Spartenprogramme (23 Starts). Außerdem wird offensichtlich der Teleshopping-Markt weiter ausgebaut (9 Starts). 5. Verspartung des Programmangebots – Entgrenzung des Rundfunks? Der deutsche Fernsehmarkt ist in seiner aktuellen Entwicklung nicht nur durch eine rapide quantitative Zunahme der ausgestrahlten Programme geprägt. Im Zusammenhang damit ist vielmehr auch ein eindeutiger Trend zur Verspartung des Programmangebots in Deutschland zu verzeichnen. Dieser Befund stützt sich nicht nur auf die Zahl der in der TV-Sender-Datenbank explizit als Spartenangebote im Free TV ausgewiesenen Programme. Auch der größte Teil der Pay-TV-Programme und sogar ein Teil der Programmangebote auf regionaler Ebene, insbesondere in BadenWürttemberg und Berlin, ist nichts anderes als Spartenfernsehen. Wenn man diese Programme im Einzelnen durchgeht, wird schnell deutlich, dass die wenigsten von ihnen auf Information und Meinungsbildung ausgerichtet sind – sofern man diese beiden Schlüsselkategorien des deutschen Rundfunkprogrammrechts nicht (nur) auf die private Lebenswelt, sondern im Anschluss an die Präambel des Staatsvertrags (auch) auf die Gesellschaft, auf öffentlich relevante Meinungsbildung bezieht.37 Der weitaus größte Teil dieses Programmsegments besteht aus unterschiedlichen Variationen von Unterhaltungs-, Spiel-, Lifestyle- und Lebenshilfe-Angeboten, die immer mehr in Verbindung mit neuen Geschäftsmodellen, jenseits der klassischen Einnahmequellen des privaten Fernsehens, stehen. Nur einige Beispiele: - - 36 37 38 9Live, im Jahr 2001 auf Sendung gegangen, hat maßgeblichen Anteil an der Etablierung des „Gewinnspiels“ im deutschen Fernsehen. Wie die Nachahmung und Ausweitung dieses Programmformats zeigt, ein offensichtlich profitables Geschäftsmodell. Astro TV, seit 2004 ausgestrahlt, ist im Grunde ein Werbefenster zur Vermarktung übersinnlicher Dienstleistungen per Internet und Telefon.38 Help TV Man muss allerdings bedenken, dass von den bis dahin in diesem Sektor gestarteten 334 Programmen derzeit nur noch 262 auf Sendung sind. Das heißt, dass hier mit 72 Programmen der „Schwund“ so groß ist wie in keinem anderen Segment des deutschen Fernsehmarkts. Vgl. RStV 2007, zweiter Absatz der Präambel. In diesem Sinne dürfte auch das jüngste, wenn auch hinreichend unklare Urteil des EU-GH zu sehen sein, der zumindest eine Einstufung als Teleshopping für möglich hält. Allerdings findet auf dem Bild- EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 27 (2006) und JobTV24 (2006) verfolgen im Grundsatz denselben Trend zur Lebenshilfe, wenn auch stärker im Diesseits verankert. Und auch die Geschäftsmodelle von Lifestyleprogrammen wie tv.gusto (2004), wein tv (seit 2004) oder Body in Balance (2006) etc. liegen auf der Hand. - Gegen das Argument, dass es für private Spartenprogramme geradezu charakteristisch ist, Nischen zu definieren und darin den wirtschaftlichen Erfolg zu suchen, ist im Grundsatz nichts einzuwenden. Und auch § 25 Abs. 1 RStV 2007 kann nicht widersprochen werden, wenn dort private Spartenprogramme in Abgrenzung zu privaten Vollprogrammen explizit von Anforderungen freigestellt werden, die gesellschaftlich relevante Informationsleistungen betreffen. Ein Problem jedoch bleibt: Was unterscheidet diese Programme noch von den sog. Telemedien? Wenn die publizistische Relevanz der Programmangebote das zentrale Kriterium für Rundfunk ist und Rundfunk gegenüber Telemedien durch seine „für den öffentlichen Meinungsbildungsprozess relevanten Kommunikationsinhalte“39 abgegrenzt wird, dann stellt sich bei vielen der neueren Spartenprogrammen durchaus die Frage, wie viel Rundfunk in dieser Form des Fernsehens noch enthalten ist. Angesichts der enormen quantitativen Zunahme dieses Programmtyps ist das ein Problem, das den Fernsehmarkt in Deutschland als Ganzes betrifft. 6. Zuschauermarktanteile der Fernsehprogramme im ersten Halbjahr 2007 Im Zuge einer umfassenden Beschreibung des Fernsehmarkts in Deutschland ist nicht nur das Angebot an Fernsehprogrammen zu betrachten, sondern auch ihr Erfolg auf dem Zuschauermarkt. In Abschnitt 2 wurde gezeigt, dass die Zahl der in Deutschland lizenzierten Fernsehprogramme gerade in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Im Folgenden wird untersucht, ob sich die quantitative Programmvermehrung auch auf das Zuschauerverhalten, die Nutzung der angebotenen Programme, ausgewirkt hat. Als Maßzahl hierfür werden die sog. „Marktanteilswerte“ von Fernsehprogrammen verwendet.40 Zunächst wird die Situation im ersten Halbjahr 2007 analysiert. Anschließend wird die Entwicklung des Zuschauermarkts vor dem Hintergrund der zunehmenden Tendenz zur Verspartung des Programmangebots betrachtet. Im ersten Halbjahr 2007 liegt der gesamte Marktanteil aller privaten Programme, deren Nutzung im Rahmen der AGF/GfK-Fernsehforschung erfasst wird, knapp über 50 Prozent. Die öffentlich-rechtlichen Programme kommen zusammen 39 40 schirm von Astro TV auch etwas statt, was von den Zuschauern zur Unterhaltung oder „Horizonterweiterung“ konsumiert wird und womit die Medienaufsicht unter inhaltlichen Gesichtspunkten einige Probleme hat. Gersdorf, Hubertus (2007): Der Rundfunkbegriff. Vom technologieorientierten zum technologieneutralen Begriffsverständnis. München (Schriftenreihe der LPR Hessen; Bd. 24), S. 53. „Der Marktanteil gibt den relativen Anteil der Sehdauer einer Sendung/eines Werbeblocks/eines bestimmten Zeitintervalls an der Gesamtsehdauer aller Programme zum jeweiligen Zeitintervall an“. AGF – Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2002): Fernsehzuschauerforschung in Deutschland. Frankfurt/M., S. 31. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 28 auf einen Marktanteil von 43 Prozent (vgl. Tab. 5). Damit ist zunächst zu konstatieren, dass die wesentlich geringere Anzahl öffentlich-rechtlicher Programme in Deutschland im Durchschnitt ein deutlich größeres Publikum bindet als das quantitativ umfangreichere private Programmsegment. Unterteilt man das Fernsehangebot nach den oben beschriebenen Programmtypen, zeigt sich, dass über zwei Drittel der Fernsehnutzung auf die nationalen Fernsehvollprogramme entfallen. Sowohl im privaten als auch im öffentlich-rechtlichen Programmsegment stehen diese Programme unangefochten auf dem ersten Rang. Dabei haben die privaten Angebote mit über 42 Prozent der Marktanteile einen deutlichen Vorsprung vor den beiden öffentlich-rechtlichen Programmen, ARD/Das Erste und ZDF (26 Prozent). Tab. 5 MARKTANTEILE DER PROGRAMMTYPEN IM ERSTEN HALBJAHR 20071 Privat-kommerzielles Fernsehen Öffentl.-rechtliches Fernsehen Gesamt Nationale Vollprogramme Nationale Spartenprogramme Nationale Fensterprogramme Landesweite Regionalprogramme Subregionale/lokale Programme Transnationale Programme 42,1 8,8 –2 –3 0,04 –5 26,4 2,0 –5 13,3 –5 1,6 68,5 10,8 – 13,3 0,0 1,6 GESAMT 50,9 43,3 94,2 PROGRAMMTYP 1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr. Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (eigene Berechnung nach KEK 2007, S. 290). 2 Nicht ausgewiesen. 3 Nicht erhoben. 4 Nur TV Bayern (Zusammenschluss 15 regionaler Fernsehstationen in Bayern) erhoben. 5 Nicht zutreffend. Ganz offensichtlich ist es also immer noch so, dass die Zuschauerinteressen mehrheitlich von solchen Programmen befriedigt werden, die eine Vielzahl von Programmsparten in ihrem Angebot haben. Aus der Perspektive der Zuschauer kann demnach kaum von einem eindeutigen Trend zur Nutzung von Spartenprogrammen gesprochen werden. Neben den nationalen Vollprogrammen sind insbesondere die landesweiten Regionalprogramme der ARD, die sog. Dritten Programme, sehr erfolgreich. Mit kumulierten 13 Prozent erreichen sie knapp die Hälfte des Marktanteils der beiden national verbreiteten öffentlich-rechtlichen Vollprogramme. Wenn man sich allerdings die Programmangebote dieser Programme einmal genauer anschaut, wird man feststellen, dass sie alle Anforderungen des RStV an ein „Vollprogramm“ erfüllen: Sie bieten vielfältige Inhalte mit wesentlichen Anteilen an Information, Bildung, EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 29 Beratung und Unterhaltung.41 Dazu kommt die privilegierte Einspeisung dieser Programme in die Kabelnetze, auch außerhalb ihrer primären Sendegebiete, mit der ihre Nutzungswahrscheinlichkeit deutlich erhöht wird. Zur Nutzung der privaten Regionalprogramme kann an dieser Stelle nicht viel gesagt werden: Die regionalen Programmfenster werden im Rahmen der AGF/GfK-Fernsehforschung nicht gesondert erhoben und die anderen landesweiten Regionalfernsehprogramme, wie z.B. FAB oder der „Mischkanal“ in Berlin, erreichen so geringe Marktanteile, dass die für sie ermittelten Daten statistisch nicht verlässlich sind. Einen Hinweis auf die Nutzung der privaten Regionalfenster liefert aber die Funkanalyse Bayern 2007. Sie weist für das Sat.1-Fenster „17:30 live für Bayern“ (im Bezug auf die Sendezeit Mo–Fr, 17.30–18.00 Uhr und den bayerischen Zuschauermarkt) einen Marktanteil von knapp 14 Prozent aus.42 Der Funkanalyse Bayern sind auch Hinweise zur Nutzung lokaler Fernsehprogramme zu entnehmen. So erreichten 2006/2007 alle bayerischen Lokalfernsehprogramme zusammen werktags eine Tagesreichweite43 von knapp 9 Prozent.44 Schließlich ist noch über den Markterfolg derjenigen Programme zu berichten, die vermeintlich die Zukunft des Fernsehens darstellen: die Spartenprogramme. Im ersten Halbjahr 2007 nehmen sie zusammen gut ein Zehntel des deutschen Zuschauermarkts für sich ein. Im Wesentlichen geht es dabei um private Programmangebote (9 Prozent). Interessant wären an dieser Stelle Daten zu den Marktanteilen der privaten Pay-TV-Angebote, die als Spartenprogramme klassifiziert werden können. Diese Daten gibt es jedoch nicht. Zu ihrer Schätzung kann man allerdings von den Daten der Programme ausgehen, deren Nutzung durch die AGF/GfKFernsehforschung erfasst und ausgewiesen wird: Sie summieren sich auf insgesamt 94 Prozent des deutschen Zuschauermarkts. Damit bleibt für alle übrigen Programme – darunter auch die Pay-TV-Spartenangebote – ein Restwert von 6 Prozent als Marktpotenzial. 7. Entwicklung der Zuschauermarktanteile 1998–2007 Die Betrachtung der Marktanteile nach Programmtypen hat ergeben, dass Fernsehvollprogramme im ersten Halbjahr 2007 gut zwei Drittel des deutschen Zuschauermarkts abdecken. Dieser Wert ist nahezu identisch mit dem kumulierten Marktanteil von acht Programmen (vgl. Tab. 6). 41 42 43 44 Vgl. § 2 Abs. 2 Satz 1 RStV 2007. Vgl. Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) (Hrsg.) (2007a): Funkanalyse Bayern. URL: http://funkanalyse.tns-infratest.com/2007/2_tv/1nutzung/1TVInternet_gesamt.pdf [20.8.2007], S. 11. „Zur ‚Tagesreichweite’ eines bestimmten Programms zählen Personen, die laut Tagesablauferhebung das Programm am Stichtag mindestens eine Viertelstunde lang gesehen haben, bzw. angegeben haben, das Programm vor 16.00 Uhr oder nach 23.00 Uhr gesehen zu haben.“ Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) (Hrsg.) (2007b): Funkanalyse Bayern. Glossar Fernsehen. URL: http://funkanalyse.tns-infratest.com/2007/2_tv/ 5glossar/index_5glossar.asp#014 [20.8.2007]. Vgl. BLM 2007a, S. 9 (Tagesreichweite in Prozent 2006/2007, Mo–Fr, Bevölkerung ab 14 Jahren in Bayern gesamt). EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 30 Vier Programme erreichen einen kumulierten Marktanteil von knapp 50 Prozent: die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF und die beiden privaten Programme RTL und Sat.1. Dabei fällt Sat.1 mit einem Marktanteil von 9,5 Prozent gegenüber den anderen drei Marktführern (12,6 bis 13,5 Prozent) etwas ab. Tab. 6 MARKTANTEILE DER FREE TV-PROGRAMME IM ERSTEN HALBJAHR 20071 PROGRAMM ARD/Das Erste ZDF RTL Sat.1 ProSieben VOX RTL II kabel eins Super RTL KIKA DSF 3sat ARD/Dritte Programme MA MA kumuliert 13,5 12,9 12,6 9,5 13,5 26,4 39,0 48,5 6,6 5,5 3,8 3,6 55,1 60,6 64,4 68,0 2,6 1,1 1,1 1,0 13,3 70,6 71,7 72,8 73,8 87,1 4 Programme ≈ 50% 8 Programme = 68% 20 Programme = 87% 1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr. Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (eigene Berechnung nach KEK 2007, S. 290). Auf weitere knapp 20 Prozent kommen die vier privaten Programme ProSieben und kabel eins sowie VOX und RTL II. Angeführt wird diese Gruppe von ProSieben (6,6 Prozent) und VOX (5,5 Prozent). Diese acht Programme stehen auch an erster Stelle, wenn es um die Marktanteile der konkurrierenden privaten und öffentlich-rechtlichen Systeme und die Positionierung der beiden führenden privaten Senderfamilien, RTL Group und ProSiebenSat.1 Media AG, auf diesem Markt geht (vgl. Tab. 7). Wenn man bedenkt, dass der Zuschauermarkt in Deutschland von nur 20 Programmen dominiert wird, die fast 90 Prozent der Zuschauermarktanteile auf sich vereinigen, dann ist der Gegensatz zwischen der großen Zahl angebotener und der offensichtlich kleinen Zahl intensiv genutzter Programme eklatant. Die Frage ist, wie fest gefügt die Fernsehgewohnheiten der deutschen Zuschauer sind, auf denen diese Marktdaten basieren. Die Antwort ist dann doch etwas überraschend. Betrachtet man die Entwicklung der Marktanteile der acht Vollprogramme und der Dritten Programme der ARD über einen längeren Zeitraum, dann hat ihr gemeinsamer „Marktwert“ in den letzten zehn Jahren – nicht rapide und auch nicht dramatisch, aber eindeutig – abgenommen. Die kumulierten Marktanteile der acht Vollprogramme sind von 1998 bis EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 31 2007 von über 75 auf unter 70 Prozent gesunken; nimmt man die Dritten Programme dazu, ist ein Rückgang von knapp 90 Prozent auf einen Wert zu verzeichnen, der knapp über 80 Prozent liegt (vgl. Abb. 1). Am stärksten sind die fünf Marktführer – Tab. 7 MARKTANTEILE DER PRIVATEN SENDERFAMILIEN IM ERSTEN HALBJAHR 20071 RTL Group MA ProSiebenSat.1 Media AG MA RTL VOX RTL II Super RTL n-tv 12,6 5,5 3,8 2,6 0,7 Sat.1 ProSieben kabel eins 9Live N24 9,5 6,6 3,6 0,2 0,9 GESAMT 25,2 GESAMT 20,8 1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr. Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (eigene Berechnung nach KEK 2007, S. 290). ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben – von dieser Entwicklung betroffen, mit Verlusten von jeweils ca. 2 Prozentpunkten. Gegen den Trend können sich dagegen vor allem VOX (+2,7 Prozentpunkte), aber auch die Dritten Programme der ARD behaupten (im Mittel +1,2 Prozentpunkte). ENTWICKLUNG DER MARKTANTEILE: VOLL- UND DRITTE PROGRAMME Abb. 1 (Marktanteile pro Halbjahr in Prozent)1 100 90 80 ARD /Dritte 70 kabel e ins RTL II VOX 60 ProSieben 50 Sat.1 40 RTL 30 20 ZDF 10 0 ARD/Das Erste I II 1998 I II 1999 I II 2000 I II 2001 I II 2002 I II 2003 I II 2004 I II 2005 I II I 2006 2007 1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr. Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (eigene Berechnung nach KEK 2007, S. 288ff. und http://www.kekonline.de/cgi-bin/esc/zuschauer.html [18.10.2007]). EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 32 Die Chronologie der Programmstarts in Abschnitt 4 hat gezeigt, dass das quantitative Angebot an Fernsehprogrammen seit 1994 deutlich zugenommen hat und insbesondere immer mehr private Spartenprogramme auf Sendung gegangen sind. Die Konkurrenz für die nationalen Fernsehvollprogramme hat also deutlich zugenommen. Auch wenn die Betrachtung des Fernsehzuschauermarkts im Frühjahr 2007 gezeigt hat, dass die Vollprogramme weiterhin eine unbestreitbar starke Position einnehmen, ist in der Langzeitperspektive doch festzuhalten, dass die zunehmende Programmkonkurrenz ihre Spuren hinterlässt (vgl. Abb. 2). ENTWICKLUNG DER MARKTANTEILE: VOLL- UND SPARTENPROGRAMME Abb. 2 (Marktanteile pro Monat in Prozent)1 60 50 40 30 20 10 0 1998 1999 2000 Private Vollprogramme 2001 2002 2003 2004 Öffentlich-rechtliche Vollprogramme 2005 2006 I 2007 Spartenprogramme 1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr. Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (eigene Berechnung nach KEK 2007, S. 288ff. und http://www.kekonline.de/cgi-bin/esc/zuschauer.html [18.10.2007]). Interessanterweise sind es in erster Linie die privaten Fernsehvollprogramme, die von dieser Konkurrenz betroffen sind und deutlich an Marktanteilen einbüßen. Ihr Anteil am Fernsehzuschauermarkt ist in den letzten zehn Jahren von ca. 50 Prozent auf ca. 40 Prozent abgesunken. Wohin die Fernsehzuschauer abwandern, zeigt die Marktanteilsentwicklung der Spartenprogramme, die nicht ausschließlich, aber wesentlich auf die Nutzung privater Programmangebote zurückzuführen ist. So gesehen sind dann doch Auswirkungen der „Verspartung“ des Programmangebots auf dem deutschen Fernsehmarkt festzustellen – wenn auch verlangsamt und vor allem in Form von Umverteilungen im privaten Marktanteilssegment. EINFÜHRUNG • VERSPARTUNG UND ENTGRENZUNG 33 Literatur AGF – Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2002): Fernsehzuschauerforschung in Deutschland. Frankfurt/M. Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland – ALM (Hrsg.) (2007): ALM Jahrbuch 2006 – Landesmedienanstalten und privater Rundfunk in Deutschland. Berlin. ARD/ZDF (Hrsg.) (2007): ARD/ZDF-Onlinestudie 2007. Erste Ergebnisse. URL: http://www.daserste.de/service/onlinestudie-2007-vorab.pdf [21.8.2007]. ARD/ZDF-Projektgruppe Mobiles Fernsehen (2007): Mobiles Fernsehen: Interessen, potenzielle Nutzungskontexte und Einstellungen der Bevölkerung. Ergebnisse einer repräsentativen Studie der ARD/ZDF-Medienkommission. In: Media Perspektiven, Heft 1, S. 11-19. Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) (Hrsg.) (2007a): Funkanalyse Bayern. URL: http://funkanalyse.tns-infratest.com/2007/2_tv/1nutzung/1TV Internet_gesamt.pdf [20.8.2007]. Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) (Hrsg.) (2007b): Funkanalyse Bayern. Glossar Fernsehen. URL: http://funkanalyse.tns-infratest.com/2007/ 2_tv/5glossar/index_5glossar.asp#014 [20.8.2007]. Gemeinsame Stelle Digitaler Zugang (GSDZ)/Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) (Hrsg.) (2007): Digitalisierungsbericht 2007. Weichenstellungen für die digitale Welt. Der Markt bringt sich in Position. Berlin. Gerhards, Maria/Walter Klingler (2007): Mediennutzung in der Zukunft. Eine Trendanalyse auf der Basis heutiger Datenquellen. In: Media Perspektiven, Heft 6, S. 295-309. Gersdorf, Hubertus (2007): Der Rundfunkbegriff. Vom technologieorientierten zum technologieneutralen Begriffsverständnis. München (Schriftenreihe der LPR Hessen; Bd. 24). Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich/KEK (2007): Zehnter Jahresbericht. Berichtszeitraum 1. Juli 2006 bis 30. Juni 2007. Potsdam. Media Perspektiven (Hrsg.) (2006): Basisdaten. Daten zur Mediensituation in Deutschland 2006. Frankfurt/M. N.N. (2007): Rückkehr der Terrestrik. In: Themen + Frequenzen. MTM-Spezial 2007, S. 4-7. Schwotzer, Bertil/Hans-Jürgen Weiß (2007): Analog und digital: Fernsehen in Deutschland 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 25-38. Technische Kommission der Landesmedienanstalten/Produktions- und Technik Kommission von ARD, ZDF und Deutschlandradio (2006): Leitlinien zu einem Frequenznutzungskonzept für den digitalen Rundfunk und Telemediendienste in der Bundesrepublik Deutschland nach der RRC 06 in den Frequenzbändern III, IV und V. URL: http://www.blm.de/apps/press/data/frequenznutzungskonzept_4_1.pdf [21.8.2007]. Vogelgesang, Jens (2007): Studien der Landesmedienanstalten zum Lokal- und Regionalfernsehen in Deutschland – Eine Synopse. In: ALM Programmbericht 2006, S. 145-168. KONTINUIERLICHE FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG DER LANDESMEDIENANSTALTEN PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 37 Private Fernsehvollprogramme 1998–2007 Eine 10-Jahres-Bilanz der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten Hans-Jürgen Weiß Im Sommer 2007 hatte ein Begriff kurzzeitig Konjunktur im öffentlichen Mediendiskurs, der dort nur selten auftaucht: Fernsehvollprogramm. Anlass dafür war die Streichung von drei Informationssendungen bei Sat.1. Kurz nach der Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch die Finanzinvestoren Permira und KKR im Juni 2007 wurden im Juli 2007 „Sat.1 am Mittag“ und „Sat.1 am Abend“ sowie „Sat.1 – die Nacht“ abgesetzt.1 Diese Maßnahme und die damit verbundenen Mitarbeiterentlassungen führten zu einer in den Medien ausgetragenen Debatte über die Rechtsgrundlagen von Sat.1 – einem Programm, das ebenso wie RTL seit 1984, dem Jahr des „Urknalls“ für das Privatfernsehen in Deutschland, ausgestrahlt und seitdem zu den Säulen dieses Systems gerechnet wird.2 Tatsächlich ist die Erfolgsgeschichte des Privatfernsehens in Deutschland durch einen Programmtyp geprägt, der in der Begrifflichkeit des Rundfunkprogrammrechts als Fernsehvollprogramm bezeichnet wird.3 Sat.1 und RTL machten 1984 den Anfang – bis 1997 folgten vier weitere Fernsehvollprogramme, die mit Sat.1 bzw. RTL unternehmerisch verbunden sind: ProSieben (1989) und kabel eins (1992/1997) sowie RTL II (1993) und VOX (1993).4 Diese sechs Programme sichern sich seit Jahren auf dem deutschen Zuschauermarkt einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent.5 Sie sind damit „die“ private Konkurrenz zu den beiden öffentlich-rechtlichen Programmen, ARD/Das Erste und ZDF, die ebenfalls – wenn auch 1 2 3 4 5 „Sat.1 am Mittag“ war seit 2006 auf Sendung. „Sat.1 am Abend“ wurde ebenfalls seit 2006 als Nachfolgesendung von „17:30“ parallel zu den regionalen Fensterprogrammen ausgestrahlt. „Sat.1 – die Nacht“ war seit 2001 im Programm. Vgl. Hinterberger, Markus (2007): ProSiebenSat1 spart am Programm. Drei Sendungen und 180 Jobs werden gestrichen. Die Aktionäre äußern leise Kritik, die Politik ist empört. In: Der Tagesspiegel vom 18. Juli 2007. Zur Zahl und zu den Marktanteilen der privaten Vollprogramme vgl. den Beitrag „Verspartung und Entgrenzung – Fernsehen in Deutschland 2006/2007“ in diesem Band. kabel eins wurde 1992 zunächst als Spartenprogramm zugelassen und erhielt erst 1997 eine Lizenz als Vollprogramm. In den letzten Jahren wurden weitere Lizenzen für private Fernsehvollprogramme vergeben, die sich auf dem deutschen Fernsehmarkt jedoch nicht nachhaltig etabliert haben. Im Durchschnitt des Jahres 2007 waren es insgesamt 41,7 Prozent (vgl. o.V.: Deutsche sahen 2007 weniger fern. In: Der Tagesspiegel vom 4. Januar 2008). PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 38 erst seit Bestehen des Rundfunkstaatsvertrags6 – als Fernsehvollprogramme bezeichnet werden und einen Zuschauermarktanteil von mehr als 25 Prozent auf sich vereinigen. Aber was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wenn Journalisten aus Anlass einer Programmänderung bei Sat.1 die Frage stellen, „wie weit […] man Nachrichtensendungen ausdünnen [darf], ohne die auf einem TV-Vollprogramm basierende Sendelizenz zu gefährden“7 und Politiker die Landesmedienanstalten auffordern, „genau zu prüfen, ob die Sender mit den Streichungen nach wie vor die Kriterien für ein Vollprogramm erfüllen“8, stellt sich diese Frage mit einiger Dringlichkeit. Aus der Perspektive der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten ist sie allerdings nicht neu. Im Gegenteil, die Rechtskonstruktion eines Fernsehvollprogramms und die Realisation dieses Konstrukts im Fernsehalltag stehen seit Ende der 1990er Jahre im Mittelpunkt dieser Forschung. Was ist das Besondere an privaten Fernsehvollprogrammen? Überspitzt formuliert könnte man sagen: Die Lektüre der einschlägigen Formulierungen im deutschen Rundfunkprogrammrecht vermittelt erstens den Eindruck, dass Vollprogramme „pars pro toto“ diejenigen Leistungen erbringen sollen, die der Gesetzgeber als öffentlichen Auftrag des Rundfunks in seiner Gesamtheit begreift. Hierbei geht es um die Sicherung (a) der gegenständlichen bzw. strukturellen sowie (b) der meinungsmäßigen bzw. inhaltlichen Vielfalt der Programmangebote.9 Zweitens werden diese Erwartungen nicht nur gegenüber öffentlich-rechtlichen, sondern explizit auch im Bezug auf private Fernsehvollprogramme formuliert. Die normative Grundlage zur Sicherung der strukturellen Vielfalt von Vollprogrammen ist eine Begriffsbestimmung im Rundfunkstaatsvertrag. In Abgrenzung zu Spartenprogrammen wird ein Vollprogramm als „ein Rundfunkprogramm mit vielfältigen Inhalten“ (§ 2 Abs. 2 Satz 1 RStV 2007) charakterisiert. Konkretisiert wird diese Norm im zweiten Teil der Definition: „Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung“ bilden „einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms“ (§ 2 Abs. 2 Satz 1 RStV 2007). Auf den ersten Blick erscheint es nicht besonders schwierig, jedem dieser Begriffe bestimmte Programmsparten aus dem Hörfunk- und Fernsehbereich zuzuordnen. Bei genauerer Betrachtung der sich ja auch ständig wandelnden 6 7 8 9 Vgl. § 19 Abs. 1 RStV 2007 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Neunten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. März 2007). Magenheim, Thomas (2007): Ein Feigenblatt für die Lizenz? ProSieben-Sat.1 streicht bei Sat.1 fast alle Nachrichtensendungen, um Kosten zu sparen. In: Frankfurter Rundschau vom 18. Juli 2007. Pressemitteilung der Bündnis 90/Grünen-Abgeordneten im Deutschen Bundestag, Grietje Bettin, vom 17. Juli 2007. Vgl. 6. Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 83, 238); zum Folgenden: Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT 1 und PRO 7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein Westfalen; Bd. 15), S. 21-28. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 39 Realität des Hörfunk- und Fernsehalltags wird jedoch deutlich, wie tief die Kluft zwischen diesen Rechtsbegriffen und der Programmrealität tatsächlich ist.10 Das inhaltliche Vielfaltsgebot für Vollprogramme ist eng mit der „Medium- und Faktorfunktion“ verknüpft, die dem Rundfunk in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nach wie vor zugesprochen wird.11 Vor dem Hintergrund der Forderung, dass auch im privaten Rundfunk „inhaltlich die Vielfalt der Meinungen im Wesentlichen zum Ausdruck zu bringen“ ist (§ 25 Abs. 1 Satz 1 RStV 2007), werden private Vollprogramme in besonderer Weise in die Pflicht genommen: „Die bedeutsamen, politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen müssen in den Vollprogrammen angemessen zu Wort kommen; Auffassungen von Minderheiten sind zu berücksichtigen“ (§ 25 Abs. 1 Satz 2 RStV 2007). Zwischen struktureller und inhaltlicher Programmvielfalt gibt es insofern einen Zusammenhang, als durch die Programmstruktur der quantitative Rahmen festgelegt wird, innerhalb dessen sich meinungsrelevante Programmangebote entfalten können. Zwar bezieht sich die inhaltliche Vielfaltsnorm nicht exklusiv auf die Strukturkategorie der Fernsehinformation; auch andere Programmangebote können Prozesse der Meinungsbildung auslösen.12 Dennoch ist der Informationssparte in diesem Zusammenhang eine Schlüsselfunktion zuzusprechen. Dieser Gesichtspunkt wird im Rundfunkgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen aufgegriffen, wenn in Fortführung einer mit § 25 Abs. 1 Satz 2 RStV übereinstimmenden Formulierung gefordert wird: “Jedes Vollprogramm soll in der Berichterstattung angemessene Zeit für die Behandlung kontroverser Themen von allgemeiner Bedeutung vorsehen.“13 Da die Berichterstattung über politische Ereignisse und Probleme im Mittelpunkt dieser Programmnorm stehen dürfte, sind von Fernsehvollprogrammen programmstrukturelle Vorkehrungen (d.h. die Einrichtung von Sendeplätzen und Sendungen) zu erwarten, die eine kontinuierliche politische Berichterstattung sicherstellen. Konkret dürfte es hierbei vor allem um Nachrichtensendungen gehen. Einzuräumen ist, dass man mit solchen Überlegungen schon bei der Exegese des Rundfunkprogrammrechts angekommen ist. Begriffe wie „politische Berichterstattung“ oder „Nachrichtensendung“ findet man im Rundfunkprogrammrecht nämlich nicht.14 Unsicher ist jedoch nicht nur die Umsetzung programmbezogener 10 11 12 13 14 Vgl. Weiß, Hans-Jürgen (1994): Programmforschung zwischen Programmrecht und Programmrealität. Entscheidungshilfen für die Normanwendung. In: Media Perspektiven, Heft 10, S. 497-504. Zur Problematik der Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe vgl. allgemein Middelschulte, Christiane (2007): Unbestimmte Rechtsbegriffe und das Bestimmtheitsgebot. Eine Untersuchung der verfassungsrechtlichen Grenzen der Verwendung sprachlich offener Gesetzesformulierungen. Hamburg. Vgl. Eifert, Martin (2007): Gebührenurteil: Die Bedeutung liegt in der Kontinuität. Anmerkungen zum Rundfunkgebührenurteil des BVerfG. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 602-607 (bes. S. 603-605). Vgl. dazu das 2. Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 31, 314); vgl. auch Keller, Harald (2007): Die erklärte Flut. Ein Thriller über den Wetterwandel beweist, wie informativ Fiktion sein kann. In: Frankfurter Rundschau vom 31. August 2007. Vgl. § 31 Abs. 4 Satz 4 LMG NW 2007 (Landesmediengesetz Nordrhein-Westfalen in der Fassung vom 5. Juni 2007). Ausgenommen davon sind lediglich einige konkretere Ausführungen des Rundfunkstaatsvertrags zu „anerkannten journalistischen Grundsätzen“ (§ 10 Abs. 1 RStV 2007). PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 40 Rechtsbegriffe in praxisrelevante Kategorien der Programmproduktion, Programmplanung und Programmausstrahlung. Allgemein gehalten sind vor allem auch die Anforderungen an den Umfang bestimmter Programmleistungen. Formulierungen wie „wesentlicher Teil des Gesamtprogramms“, „angemessen zu Wort kommen“ oder „angemessene Zeit“ scheinen für (fast) jede Interpretation offen zu sein. Wie problematisch der Versuch ist, solche Interpretationen auf der Grundlage von Daten der Programmforschung vorzunehmen, wird in einer Stellungnahme von zwei Verfassungsrechtlern zu den Ergebnissen eines Forschungsprojekts deutlich, das sich mit der Konkretisierung der o.e. Bestimmung des nordrhein-westfälischen Landesmediengesetzes befasste.15 Ihre Kernaussage lautete folgendermaßen: „Der Begriff der Angemessenheit ist ein unbestimmter Rechtsbegriff. Zur Beurteilung der Angemessenheit ist eine Abwägung zwischen den Anforderungen an die Vielfalt der jeweils in Rede stehenden Programme und der rechtlichen Position der Veranstalter unter Einbeziehung der Realität vorzunehmen.“16 In diesem Zusammenhang könne Programmforschung der Aufsichtsbehörde zwar Anhaltspunkte für die Angemessenheit der Programmleistungen eines privaten Veranstalters geben – aber eben nur als ein Indikator unter mehreren. In die Abwägung einer sich dynamisch entwickelnden Realität müsse insbesondere die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu den Vielfaltsanforderungen an private Programme einbezogen werden, die den Grundversorgungsauftrag des öffentlichrechtlichen Rundfunks zum Hintergrund habe. Die kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten Seit 1998 werden deutsche Fernsehvollprogramme im Rahmen der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten beobachtet (im Folgenden kurz „ALM-Studie“). Im Mittelpunkt der Programmaufzeichnungen und Analysen stehen die acht Programme, die seit Jahren die Ranglisten der Fernsehzuschauerforschung anführen. Auf der privaten Seite sind das RTL, RTL II und VOX (RTL Group) sowie Sat.1, ProSieben und kabel eins (ProSiebenSat.1 Media AG), auf der öffentlich-rechtlichen Seite ARD/Das Erste und ZDF. Ebenso wie die Auswahl der Programme ist die Konzeption dieser Forschung darauf ausgerichtet, die Landesmedienanstalten in ihren Aufsichtsaufgaben über das private Fernsehen zu unterstützen. Im Rahmen dieser Konzeption wurden die im vorstehenden Abschnitt diskutierten Schlüsselbegriffe des Rundfunkrechts in Kategorien der empirischen Sozialforschung „übersetzt“. Diese werden im Rahmen von Stichprobenerhebungen auf die Programmrealität – die Strukturen und Inhalte der acht Fernsehvollprogramme – bezogen. Faktisch geht es bei den Programmanalysen 15 16 Vgl. Weiß/Trebbe 1994 (damals bezogen auf § 12 Abs. 3 Satz 3 LRG NW). Starck, Christian/Karl Eberhard Hain (1994): Ergänzende Anmerkungen: Zum Begriff der Angemessenheit gemäß § 12 Abs. 3 S. 3 LRG NW. In: Weiß/Trebbe 1994, S. 187. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 41 darum, zu drei rundfunkrechtlich bedeutsamen Programmaspekten empirische Daten beizubringen:17 - - zur strukturellen Programmvielfalt, d.h. zum Umfang der verschiedenen Programmsparten, Programmgattungen, Programmgenres etc. und deren Produktionsgrundlagen, zur inhaltlichen Programmvielfalt, d.h. zu Umfang, Themen und Formen der im weitesten Sinne informierenden Programmangebote sowie zur gesellschaftlichen Relevanz dieser Informationsangebote, d.h. insbesondere auch zum Anteil der tagesaktuellen und nicht tagesaktuellen Fernsehberichterstattung über politische Ereignisse und Probleme. Das Archiv- und Datenmaterial, das in zehn Jahren kontinuierlicher Programmforschung für die Landesmedienanstalten angesammelt wurde, ist viel zu umfangreich, als dass es möglich wäre, in einer auf wenige Seiten beschränkten Bilanz alle Aspekte dieser Forschung anzusprechen. Insofern ist der kurze öffentliche Diskurs über die Leistungserwartungen an private Fernsehvollprogramme, der im Sommer 2007 durch Programmänderungen bei Sat.1 ausgelöst wurde, ein willkommener Anlass für einen selektiven Blick auf die Ergebnisse dieser Forschung. Allerdings wird im Folgenden nicht nur auf den Kern dieser Debatte eingegangen, bei der es allgemein um die Informationsleistung von privaten Fernsehvollprogrammen und konkret um das Nachrichtenangebot sowie die Politikberichterstattung ging. Zunächst soll vielmehr ein besonderer Aspekt der strukturellen Programmvielfalt angesprochen werden, der eng mit der Rundfunkökonomie verknüpft ist: die Produktionscharakteristik der ausgestrahlten Fernsehsendungen. Im Zusammenhang betrachtet spiegelt sich in diesen beiden Schwerpunkten nicht nur der Doppelcharakter dieser Medienbranche als Dienstleistungs- und Kulturbetrieb. Sie repräsentieren auch das Spannungsverhältnis zwischen zwei unterschiedlichen Perspektiven, aus denen sich – je nach Standpunkt – unterschiedliche Kriterien zur Beurteilung der bisherigen Entwicklung und aktuellen Situation der privaten Fernsehvollprogramme in Deutschland ableiten lassen. Zur Produktionscharakteristik privater Fernsehvollprogramme Programmökonomie Die Marktanteilswerte von Fernsehprogrammen sind heutzutage sehr viel mehr als technische Daten für die Spezialisten des Media Marketing. Öffentlich werden sie inzwischen als „die“ Indikatoren für Publikumserfolg kommuniziert. Aus ökonomischer Perspektive signalisieren sie Wirtschaftsstärke oder -schwäche, aus rundfunkrechtlicher Perspektive Meinungsmacht, die es im Fall privater Fernsehvollprogramme gegebenenfalls zu kontrollieren gilt. 17 Vgl. dazu. den Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007“ in diesem Band. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 42 Vor diesem Hintergrund ist nicht nur von Interesse, dass sich die Rangordnung zwischen den drei erfolgreichsten privaten Fernsehvollprogrammen in den letzten zehn Jahren nie verändert hat – mit RTL auf dem ersten, Sat.1 auf dem zweiten und ProSieben auf den dritten Platz (vgl. Abb. 1). Berichtenswert ist auch, dass jedes dieser drei Programme seit 1998 Marktanteile im Umfang von ca. 2 Prozentpunkten verloren hat. Der Anteil von Sat.1 liegt seit dem zweiten Halbjahr 2006 unter der 10Prozent-Marke. Das einzige private Vollprogramm, das seinen Marktwert in den letzten Jahren deutlich gesteigert hat, ist VOX. MARKTANTEILE DER PRIVATEN VOLLPROGRAMME (1998–2007) Abb. 1 (Halbjahreswerte in Prozent)1 20 15 10 5 0 I II 1998 I II 1999 RTL I II 2000 VOX I II 2001 RTL II I II 2002 I II 2003 Sat.1 I II 2004 I II 2005 ProSieben I II I 2006 2007 kabel eins 1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent, Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr. Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (eigene Berechnung nach KEK 2007, S. 288ff. und http://www.kek-online.de/cgi-bin/esc/zuschauer.html [18.10.2007]). Die Ursachen für die Reichweiteverluste privater Fernsehvollprogramme sind in der Gesamtentwicklung des deutschen Fernsehmarkts zu finden: in der zunehmenden Zahl der Programme und in der Verspartung der Programmangebote. Auch die öffentlich-rechtlichen Vollprogramme, ARD/Das Erste und ZDF, sind davon betroffen. Man würde allerdings zu kurz greifen, wenn man die wirtschaftliche Stärke privater Fernsehvollprogramme ausschließlich an der Entwicklung der Zuschauerzahlen festmachen wollte. Erstens sind die damit verbundenen Werbeeinnahmen schon lange nicht mehr die einzige Ertragsquelle in den Geschäftsmodellen der Programmveranstalter. Und zweitens sollte man die Kostenseite dieser Geschäftsmodelle nicht vergessen, auch wenn sie der unabhängigen wissenschaftlichen Analyse nur schwer zugänglich ist. Zu einigen dieser Kosten lassen sich in den Programmdaten der ALM-Studie immerhin Anhaltspunkte finden. Sie sind zwar nicht direkt in Programmkosten umzurechnen, jedoch gibt der Programmvergleich Hinweise auf un- PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 43 terschiedliche Investitionen in das Programm sowie unterschiedliche Formen der Programmbeschaffung. Programmvolumen Ein erster programmökonomisch relevanter Indikator ist der zeitliche Umfang der täglich ausgestrahlten Fernsehsendungen. Es geht dabei um den Kern der Kosten verursachenden Sendezeit. Derzeit besteht bei den privaten Fernsehvollprogrammen etwa ein Viertel der Sendezeit aus Spotwerbung, Teleshopping-Sendungen, Sponsorhinweisen und On-Air-Promotion (vgl. Tab. 1). Damit bleiben im Durchschnitt ca. 18 Stunden pro Tag für die Ausstrahlung von Fernsehsendungen im engeren Sinn. Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen sind es vor allem aufgrund der Werbebeschränkungen vier bis fünf Stunden mehr. SENDEZEITEN DER VOLLPROGRAMME IM FRÜHJAHR 2007 Tab. 1 (Sendezeit pro Tag in Std.:Min.) ALLE SENDUNGEN ./. Drittprogramme ./. Programmübernahmen1 EIGENE SENDUNGEN ./. Wdh. im Tagesintervall ./. Wdh. im Wochenintervall NETTO-SENDEZEIT2 RTL VOX RTL II Sat.1 ProSieben kabel eins ARD ZDF 17:46 17:27 17:32 18:17 18:43 17:52 22:35 22:55 1:06 - 2:24 - - 0:51 - - - 1:44 1:44 16:40 15:03 17:32 17:26 18:43 17:52 20:51 21:11 3:41 1:53 2:15 1:51 2:36 1:06 1:01 0:44 2:32 2:01 0:45 1:32 2:22 0:50 1:51 0:59 11:06 10:57 13:50 15:41 14:10 15:35 17:39 18:21 1 ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm gemittelt. 2 Eigene Sendungen ohne Werbespots, Sponsorhinweise, Teleshopping, Programmtrailer etc. sowie ohne kurzfristige Wiederholungen. Doch auch diese „Kernsendezeit“ wird nicht von allen Programmveranstaltern vollständig ausfinanziert. So sind die beiden reichweitestärksten privaten Fernsehvollprogramme, RTL und Sat.1, aufgrund der Bestimmungen des Rundfunkstaatsvertrags zur Sicherung der Meinungsvielfalt (§§ 25ff. RStV 2007) dazu verpflichtet, für regionale Fensterprogramme sowie für sog. „Unabhängige Dritte“ Sendezeit bereitzustellen. Insgesamt geht es dabei um etwa eine Stunde Programm pro Tag. Im Fall von VOX liegen die Verhältnisse etwas anders.18 Im Zuge der Umgestaltung des Programmangebots in den 1990er Jahren entwickelte sich dctp von einem unabhängigen Lizenznehmer, der Sendungen auf der Frequenz von VOX 18 Vgl. Stahl, Antonia (2003): VOX – Die Entwicklungsgeschichte eines „informationsorientierten“ Fernsehvollprogramms. Freie Universität Berlin (unveröff. Magisterarbeit); Link, Christine (2007): Der Beitrag von dctp zur Erhöhung der Vielfalt des Fernsehprogrammangebots in Deutschland. Freie Universität Berlin (unveröff. Magisterarbeit). PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 44 ausstrahlt, zu einem „Lizenzpartner“ von VOX. Durch eine Art Frequenznutzungsgemeinschaft von VOX und dctp soll insgesamt der Charakter eines Fernsehvollprogramms sichergestellt werden. Derzeit trägt dctp mit Sendungen im Umfang von ca. zweieinhalb Stunden pro Tag zum Programmangebot auf dieser Frequenz bei. In der Folge wird bei VOX der zeitliche Rahmen erheblich verringert, der mit eigenfinanzierten Programmleistungen ausgefüllt werden muss. Nach Abzug der dctp-Sendungen bleiben 15 Stunden pro Tag. RTL kommt auf unter 17, Sat.1 auf unter 18 Stunden. Im Übrigen hat auch der Programmaustausch von ARD/Das Erste und ZDF am Vormittag seine wirtschaftliche Seite. Er führt dort zu einer Reduzierung des eigenfinanzierten Programmvolumens auf 87–88 Prozent der täglichen Sendezeit. Sendungswiederholungen Bevor untersucht wird, wie die eigenfinanzierten Programme beschafft werden, wird ein Mittel zur Reduzierung von Programmkosten in den Blick genommen, über das die Programmveranstalter mehr oder weniger beliebig verfügen können: die Wiederholung von Fernsehsendungen. Dabei müssen wir uns allerdings auf die Analyse kurzfristiger Wiederholungen beschränken, d.h. auf Wiederholungen, die sich zwischen Tages- und Wochenintervallen bewegen. Diese lassen sich im Rahmen der ALMStudie zuverlässig ermitteln und werden seit 1998 dokumentiert. Zu anderen, aus rundfunkökonomischer Perspektive ebenfalls hochinteressanten Zeitrhythmen und Formen der Sendungswiederholung können an dieser Stelle keine Angaben gemacht werden.19 Wie die Daten in Tabelle 1 zeigen, wird das Einsparungspotenzial der kurzfristigen Sendungswiederholungen von allen Vollprogrammen genutzt, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Bei RTL hat diese Form der Kostenreduzierung in letzter Zeit so stark zugenommen, dass die tägliche Sendezeit des nicht kurzfristig wiederholten Programms ohne die in und zwischen den Sendungen ausgestrahlten Werbespots, Sponsorhinweise, Programmtrailer etc. (im Folgenden kurz „NettoSendezeit“) mittlerweile unter die 50-Prozent-Marke gesunken ist. Das ist der Bereich, in dem sich das ausschließlich VOX zuzurechnende Programmangebot (also ohne die dctp-Sendungen) schon immer bewegte (vgl. Abb. 2).20 Die beiden privaten Senderfamilien unterscheiden sich in dieser Dimension des Kostenmanagements erheblich. Wenn man das quantitative Volumen der NettoSendezeit in den sechs privaten Fernsehvollprogrammen vergleicht, rangieren die drei Programme der RTL Group mit 46–58 Prozent am unteren Ende, die drei Programme der ProSiebenSat.1 Media AG mit 59–65 Prozent am oberen Ende der Skala. Während RTL nahezu ein Viertel der täglichen Sendezeit mit kurzfristigen 19 20 Gemeint sind nicht nur Wiederholungen innerhalb einzelner Programme, sondern auch der Programmaustausch innerhalb der Senderfamilien (wie z.B. bei den öffentlich-rechtlichen und hier wiederum besonders den Dritten Programmen der ARD). Diese Entwicklung lässt sich unschwer mit dem Wechsel von Anke Schäferkordt von VOX in die Geschäftsführung von RTL im Jahr 2005 in Verbindung bringen. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 45 Wiederholungen bestreitet, beträgt der Umfang der kurzfristigen Wiederholungen bei Sat.1 weniger als zwei Programmstunden (vgl. Abb. 3). NETTO-SENDEZEITEN BEI SAT.1, RTL UND VOX (1998–2007)1 Abb. 2 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent) 75 50 25 0 1998 1999 2000 2001 2002 Sat.1 2003 2004 2005 RTL 2006 2007 VOX 1 Eigene Sendungen ohne Werbespots, Sponsorhinweise, Teleshopping, Programmtrailer etc. sowie ohne kurzfristige Wiederholungen. KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN BEI SAT.1, RTL UND VOX (1998–2007)1 Abb. 3 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent) 30 20 10 0 1998 1999 2000 Sat.1 2001 2002 2003 2004 RTL 2005 2006 2007 VOX 1 Kurzfristige Wiederholungen ohne Programmübernahmen und Drittprogramme. Eigen-, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen Abgesehen vom Programmvolumen und der Wiederholungspolitik ist das Kostenmanagement von Fernsehprogrammen vor allem mit der Entscheidung verbunden, PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 46 welche Programmstoffe auf welche Weise beschafft werden. Auch hierzu finden sich im Rundfunkstaatsvertrag Bestimmungen, die sich gleichermaßen auf private wie öffentlich-rechtliche Programme beziehen. Sie sollen der „Sicherung von deutschen und europäischen Film- und Fernsehproduktionen als Kulturgut sowie als Teil des audiovisuellen Erbes“ dienen (§ 6 Abs. 1 RStV 2007). Eine der beiden Bestimmungen ist speziell an Fernsehvollprogramme adressiert; diese „sollen einen wesentlichen Anteil an Eigenproduktionen sowie Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen aus dem deutschsprachigen und europäischen Raum enthalten“ (§ 6 Abs. 3 Satz 1 RStV 2007). Wie die Daten der ALM-Studie belegen, haben sich die privaten Fernsehvollprogramme in dieser Hinsicht enorm entwickelt. Selbst wenn man die Einhaltung dieser Bestimmung einer sehr strengen Prüfung unterzieht und den Berechnungen nicht die gesamte, sondern die (im letzten Abschnitt eingeführte) Kategorie der Netto-Sendezeit zugrunde legt, kommt man zu einem Befund für das Jahr 2007, der sich eindeutig von den Anfängen des Privatfernsehens in Deutschland unterscheidet (vgl. Abb. 4).21 EIGEN-, AUFTRAGS- UND KOPRODUKTIONEN DER VOLLPROGRAMME IM FRÜHJAHR 2007 Abb. 4 (Netto-Sendezeit pro Tag in Std.:Min.)1 16:00 12:00 8:00 4:00 0:00 RTL VOX RTL II Sat. 1 Fiktionale Unterhaltung Nicht tagesaktuelle Fernsehpublizistik Sonstiges ProSieben kabel eins ARD ZDF Nonfiktionale Unterhaltung Tagesaktuelle Fernsehpublizistik 1 Eigene Sendungen ohne kurzfristige Wiederholungen; ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm 2007 gemittelt; VOX inkl. dctp. Sat.1 hat mit dem Umfang seiner eigen-, auftrags- oder koproduzierten Sendungen (im Tagesdurchschnitt 13,5 Stunden) fast das Niveau der beiden öffentlichrechtlichen Vollprogramme erreicht (14–15 Stunden). RTL und ProSieben kommen 21 Vgl. Weiß, Hans-Jürgen u.a. (1991): Produktionsquoten privater Fernsehprogramme in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Programmanalyse im Frühjahr 1990. Düsseldorf (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 1). PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 47 auf mehr als acht, VOX (unter Einbeziehung der dctp-Sendungen) auf sechs Stunden. Der geringste Umfang an Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen ist bei kabel eins und RTL II festzustellen, aber auch hier sind es immerhin täglich ca. vier Stunden. Angesichts solcher Werte ist eine Debatte darüber, ob es sich dabei jeweils um „angemessene Anteile“ handelt, kaum zu erwarten. Deutlich wird aber die unterschiedliche Positionierung der einzelnen Programme innerhalb ihrer Senderfamilie: Die Marktstellung und das Volumen der eigen-, auftrags- oder koproduzierten Sendungen korrelieren in hohem Maße (vgl. Abb. 5). Außerdem sind die Differenzen zwischen den beiden privaten Senderfamilien auffallend. Die ProSiebenSat.1 Media AG setzt bei ihren Vollprogrammen – mit zusammengenommen 26 Stunden pro Sendetag – sehr viel stärker auf Eigen-, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen, als das bei der RTL Group der Fall ist (19 Stunden). Der Blick auf die letzten zehn Jahre zeigt, dass die im Frühjahr 2007 für Sat.1, ProSieben und kabel eins ermittelten Daten das Ergebnis stetiger Zuwachsraten sind. EIGEN-, AUFTRAGS-, UND KOPRODUKTIONEN DER VOLLPROGRAMME (1998–2007) Abb. 5 (Netto-Sendezeit pro Tag in Std.:Min.)1 16:00 12:00 8:00 4:00 0:00 1998 1999 RTL Sat.1 2000 2001 2002 VOX ProSieben 2003 2004 RTL I I kabel eins 2005 2006 2007 ARD ZDF 1 Eigene Sendungen ohne kurzfristige Wiederholungen; ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm 2007 gemittelt; VOX inkl. dctp. Die insgesamt hohe Quote der Sendungen, die in den deutschen Fernsehvollprogrammen das Ergebnis von Eigen-, Auftrags- oder Gemeinschaftsproduktionen sind, hat ihren Ursprung vor allem in Sendungsformaten der Fernsehpublizistik und der nonfiktionalen Unterhaltung. Sie ist nicht mit entsprechenden Produktionsquoten im Bereich der fiktionalen Unterhaltung gleichzusetzen. Tatsächlich strahlen nur die beiden öffentlich-rechtlichen und drei private Fernsehvollprogramme eigen-, auf- PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 48 trags- oder koproduzierte Filme und Serien aus – und das in sehr unterschiedlichem Umfang (vgl. Abb. 6): - - - Die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF weisen seit 1998 in diesem Programmsektor relativ konstant Netto-Sendezeiten von ca. vier Stunden pro Tag auf. Seit 2005 scheinen sie sich etwas auseinanderzubewegen, mit mehr eigen-, auftrags- oder koproduzierte Filmen und Serien auf Seiten der ARD. RTL und Sat.1 verfolgten im Vergleich zur öffentlich-rechtlichen Konkurrenz lange Zeit eine „50-Prozent-Strategie“ mit einer Eigen-, Auftrags- oder Koproduktionsquote von etwa zwei Stunden pro Tag. Seit 2003 legte Sat.1 deutlich zu und nähert sich inzwischen den öffentlich-rechtlichen Quoten an. Mit einem Vergleichswert von weniger als einer Stunde pro Tag spielt ProSieben in diesem Zusammenhang eine eher marginale Rolle. Vollkommen am Rande, d.h. ohne jede Eigen-, Auftrags- oder Koproduktion im fiktionalen Bereich, rangieren aber drei andere Vollprogramme: VOX, RTL II und kabel eins. EIGEN-, AUFTRAGS-, UND KOPRODUKTIONEN DER VOLLPROGRAMME IM BEREICH SERIEN UND FILME (1998–2007) Abb. 6 (Netto-Sendezeit pro Tag in Std.:Min.)1 6:00 4:00 2:00 0:00 1998 1999 RTL 2000 2001 2002 Sat.1 2003 ProSieben 2004 2005 ARD 2006 2007 ZDF 1 Eigene Sendungen ohne kurzfristige Wiederholungen. Europäische Produktionen Unabhängig vom Programmtyp, also auch nicht exklusiv auf Vollprogramme bezogen, ist die zweite Bestimmung des Rundfunkstaatsvertrags zur Sicherung von deutschen und europäischen Film- und Fernsehproduktionen. Sie betrifft den Anteil europäischer Produktionen an den ausgestrahlten Programmen: PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 49 „Zur Darstellung der Vielfalt im deutschsprachigen und europäischen Raum und zur Förderung von europäischen Film- und Fernsehproduktionen sollen die Fernsehveranstalter den Hauptteil ihrer insgesamt für Spielfilme, Fernsehspiele, Serien, Dokumentarsendungen und vergleichbare Produktionen vorgesehenen Sendezeit europäischen Werken entsprechend dem europäischen Recht vorbehalten“. (§ 6 Abs. 2 RStV) Diese Bestimmung scheint relativ konkret formuliert zu sein; der Begriff „Hauptteil“ verweist zumindest auf eine relative, eigentlich auf eine absolute Mehrheit. Als Problem erweist sich jedoch die Eingrenzung des Programmsegments, auf das sie sich bezieht. Ohne Zweifel stehen die verschiedenen Programmgattungen der fiktionalen Fernsehunterhaltung im Mittelpunkt von § 6 Abs. 2 RStV. Mit der Formulierung „Dokumentarsendungen und vergleichbare Produktionen“ wird jedoch die Tür zu Formaten der Fernsehpublizistik (z.B. Reportage- und Magazinsendungen) und auch der nonfiktionalen Unterhaltung (z.B. Doku-Soaps) aufgestoßen. Folgt man der Fernsehrichtlinie der EU aus dem Jahr 1989, ist nur sicher, dass neben Werbung und Videotext Nachrichten, Sportberichterstattung und Spielshows aus dem Programmsegment ausgeschlossen sind, auf das sich diese Regelung bezieht.22 EUROPÄISCHE WERKE IN DEN VOLLPROGRAMMEN IM FRÜHJAHR 2007 Abb. 7 (Anteil an der quotenrelevanten Sendezeit in Prozent)1 100 75 50 25 0 RTL t=7:52 VOX t=11:10 Deutsche Werke RTL II t=10:32 Sat.1 t=9:31 Europäische Werke ProSieben kabel eins ARD t=9:25 t=13:54 t=12:44 US-Produktionen ZDF t=12:35 Sonstiges 1 Quotenrelevante Sendezeit = Netto-Sendezeit für Filme, Serien und alle Formate der nicht tagesaktuellen Fernsehpublizistik; VOX inkl. dctp. Für die empirische Beantwortung der Frage, ob die Vollprogramme der RTL Group und der ProSiebenSat.1 Media AG diese – letztlich im Europarecht verankerte – Bestimmung des Rundfunkstaatsvertrags erfüllen, sind solche Vorüberlegungen nur von eingeschränkter Bedeutung. In vier Fällen sind die Verhältnisse klar. Unabhängig davon, in welchem Bezugsrahmen die Quotenberechnungen durchgeführt werden, kommt man bei ihnen immer wieder zu demselben Ergebnis. Lediglich bei zwei 22 Vgl. Weiß u.a. 1991, S. 2-6. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 50 Programmen wirkt sich die Wahl des Bezugsrahmens darauf aus, ob sie mit ihren Quoten mehr oder weniger knapp oberhalb oder unterhalb der 50-Prozent-Marke liegen (vgl. Abb. 7).23 Anders als noch zu Beginn der 1990er Jahre sind die Programmangebote von RTL und Sat.1 inzwischen stark durch den Anteil europäischer Werke geprägt. Dabei handelt es sich vorwiegend um deutsche Produktionen. In dieser Hinsicht gibt es keine substanzielle Differenz mehr zwischen den Marktführern im privaten Fernsehsegment, RTL und Sat.1, und den beiden öffentlich-rechtlichen Programmen, ARD/Das Erste und ZDF. Konträr zu diesem positiven Befund sind die Ergebnisse für RTL II und kabel eins. Selbst wenn man alle Sendungen dieser beiden Programme in die Berechnung einbeziehen würde, wären sie von einer auch nur annähernden Erfüllung der Quotenvorgabe des Rundfunkstaatsvertrags weit entfernt. Der Hauptteil ihres – quotenrelevanten wie gesamten – Programmangebots besteht nicht aus europäischen Werken, sondern aus US-amerikanischen Produktionen (RTL II: 60 Prozent, kabel eins: 75 Prozent). Zwischen diesen beiden Extremen bewegen sich die Befunde für VOX und ProSieben. Hier ist tatsächlich der Bezugsrahmen von Bedeutung, innerhalb dessen man die Quote europäischer Werke errechnet: - - Der Anteil europäischer Werke bei VOX (einschließlich der dctp-Sendungen) und ProSieben liegt knapp unter 50 Prozent, wenn man die Berechnungen auf die beiden Programmsparten der fiktionalen Unterhaltung und der nicht tagesaktuellen Fernsehpublizistik stützt. Dabei ist es gleichgültig, ob die kurzfristigen Wiederholungen mit einbezogen werden oder nicht. Beide Programme kommen über diesen Wert (am eindeutigsten ProSieben), wenn man alle Programmsparten, also auch die nonfiktionalen Unterhaltungsformate und die tagesaktuelle Fernsehpublizistik, sowie alle Wiederholungen berücksichtigt. Der relativ große Anteil US-amerikanischer Film- und Serienproduktionen wirkt sich besonders stark auf die Produktionsbilanz von ProSieben, aber auch auf die von VOX aus. Das ist in beiden Fällen allerdings nicht so extrem ausgeprägt wie bei RTL II und kabel eins. Zusammenfassung Die Daten der ALM-Studie, die in diesem Abschnitt vorgestellt wurden, belegen die wirtschaftliche Dynamik, die durch die Einführung der dualen Rundfunkordnung 23 In Abb. 7 ist die Netto-Sendezeit aller Sendungen ausgewiesen, die den fiktionalen Programmsparten und der nicht tagesaktuellen Fernsehpublizistik zuzurechnen sind. Das heißt: Werbung, Teleshopping, Programmtrailer etc., Drittprogramme (mit Ausnahme der dctp-Sendungen bei VOX) und Programmübernahmen sowie kurzfristige Wiederholungen sind aus der Analyse ausgeschlossen. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 51 den Fernsehmarkt in Deutschland erfasst und verändert hat.24 Die sechs privaten Fernsehvollprogramme, die dabei betrachtet wurden, sind zentrale, aber nicht gleichwertige Akteure auf diesem Markt. Jedes einzelne private Vollprogramm nimmt in seiner Senderfamilie eine relativ fest „zementierte“ Marktposition ein. Diese Struktur scheint sich den Daten der ALM-Studie zufolge in den finanziellen Investitionen in diese Programme widerzuspiegeln. Aus der Perspektive der Programmaufsicht ist festzuhalten, dass die sechs privaten Fernsehvollprogramme den Bestimmungen des Rundfunkstaatsvertrags zur Produktionscharakteristik von Fernsehprogrammen, die an der Schnittstelle zwischen (deutscher bzw. europäischer) Wirtschafts- und Kulturförderung angesiedelt sind, in unterschiedlicher Intensität nachkommen. Den unterschiedlichen Umfang der Eigen-, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen in diesen Programmen kann man noch einfach zur Kenntnis nehmen, da der „Sockelwert“, den die in dieser Hinsicht schwächeren Programme erreichen, mit ca. vier Programmstunden pro Tag sicher nicht zu beanstanden ist. Von Interesse ist eher die Beobachtung, wie unterschiedlich die beiden privaten Senderfamilien und hier wiederum insbesondere ihre „Flaggschiffe“, RTL und Sat.1, in diesem Sektor agieren. Auf den ersten Blick ist es schon erstaunlich, dass RTL trotz sehr hoher Wiederholungsquoten und einem (sowohl insgesamt als auch im Film- und Serienbereich) deutlich niedrigeren Anteil an eigen-, auftrags- und koproduzierten Sendungen in der Zuschauergunst so weit vor Sat.1 rangiert. Hier wäre ein weiterer Untersuchungsschritt hilfreich, der die Kostenrechnungen und Zuschauererfolge einzelner Programmsparten bei den beiden Konkurrenten vergleichend in den Blick nimmt. Ganz anders ist es mit dem Anteil europäischer Werke an den Programmausstrahlungen. Hier liegen zwei private Vollprogramme – RTL II und kabel eins – weit außerhalb des im Rundfunkstaatsvertrag geforderten Rahmens, zwei weitere – VOX und ProSieben – im Grenzbereich. Pikanterweise ist das nun allerdings eine Programmnorm, die sich gar nicht exklusiv auf Fernsehvollprogramme bezieht. Man sollte allerdings meinen, dass ihre Erfüllung zu den „Standards“ dieses ansonsten so herausgehobenen Programmtyps zählt. Zur Informationsleistung privater Fernsehvollprogramme Was ist Fernsehinformation? Wenn – wie bei Sat.1 geschehen – in einem Fernsehprogramm zwei Magazine und eine Nachrichtensendung abgesetzt werden, wird man das ohne weiteres Nachdenken als eine Reduzierung des Informationsangebots dieses Programms verbuchen. Aber was heißt das konkret? Was ist tatsächlich weggefallen?25 24 25 Vgl. Hans-Bredow-Institut in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München (AKM) (2006): Beschäftigte und wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2004. Berlin (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 33). Eine konkrete Antwort auf diese Frage geben die auf der Homepage der ALM einsehbaren Stichprobenberichte der ALM-Studie (Dokumentation, Kap. IV: „Sendungsformate und Themenschwerpunkte der Fernsehpublizistik“). Vgl. zuletzt GöfaK Medienforschung GmbH (2007): ALM-Fernsehpro- PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 52 Wie diffus der Begriff der Fernsehinformation tatsächlich ist, zeigte sich in der öffentlichen Debatte über die Streichungen bei Sat.1 im Sommer 2007. Während die Kritik am „Nachrichten-Aus“ implizit den Verlust politischer Informationsangebote unterstellte, sollte der Hinweis des Veranstalters, dass lediglich zwei Boulevardsendungen und ein Nachtmagazin gestrichen würden, signalisieren, dass es vorwiegend um Information am Rande zur Unterhaltung ginge.26 Damit wird einmal mehr deutlich, dass der Begriff der Fernsehinformation ohne weitere Spezifikation nicht dazu geeignet ist, Programmleistungen substanziell zu beschreiben bzw. inhaltlich zu qualifizieren.27 Hinter jeder pauschalen Informationsquote von Fernsehprogrammen verbirgt sich die Zusammenfassung formal und inhaltlich heterogener Programmangebote. Zu Recht sind diese Quoten umstritten, da unterschiedliche Definitionen und Messregeln zu unterschiedlichen Quoten führen und sich in ihnen nicht selten die Interessenlagen der Quotierer widerspiegeln. Da ist es besser, von vornherein zwischen inhaltlich-thematisch klar eingrenzbaren Informationssparten zu unterscheiden und diese getrennt auszuweisen. Annäherung: Fernsehpublizistik Dieser Logik folgt die Informationsanalyse der ALM-Studie.28 In einem ersten Untersuchungsschritt werden diejenigen Sendungen bestimmt, in dem alle möglichen Formen und Inhalte von Fernsehinformationen auftreten können. Um Missverständnisse und vorschnelle Fehlinterpretationen zu vermeiden, wird dieses Programmsegment nicht als Information, sondern als „Fernsehpublizistik“ bezeichnet und gegenüber eindeutig unterhaltenden Programmangeboten wie Filmen und Serien („fiktionale Unterhaltung“) oder Shows und Spielen („nonfiktionale Unterhaltung“) abgegrenzt. Das formale Kennzeichen der Fernsehpublizistik sind Sendungsformen, die zumindest von ihren Ursprüngen her dem Fernsehjournalismus zuzuordnen sind: Nachrichten-, Magazin- und Reportage-, Dokumentations-, Gesprächs-, Diskussionssendungen etc. Welche Inhalte in diesen Formaten aufbereitet und ausgestrahlt werden und ob diese einen eher informierenden oder eher unterhaltenden Charakter haben, bleibt auf dieser Untersuchungsstufe zunächst noch offen. Bei Sat.1 kann man zum Beispiel feststellen, dass der Stellenwert der Fernsehpublizistik in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat (vgl. Abb. 8). Während Filme und Serien in den 1990er Jahren noch an erster Stelle standen und zwischen 26 27 28 grammanalyse. Stichprobenbericht Frühjahr 2007. Potsdam (als PDF-Datei abrufbar unter http://www.alm.de → Medienforschung/Publikationen → TV-Programmforschung). Vgl. o.V.: Sat.1 streicht beliebte Nachrichten – ab sofort. In: Spiegel Online vom 16. Juli 2007 (URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-494769,00.html [17.7.2007]) sowie die Pressemitteilung der ProSiebenSat.1 Media AG vom 18. Juli 2007: Sat.1 verändert sein Programmschema, ersetzt zwei Boulevard-Magazine und „Sat.1 – Die Nacht“ (URL: http://www.prosiebensat1.de/pressezentrum/ sat1/2007/07/18/25749 [26.12.2007]). Vgl. Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode kontinuierlicher Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/ Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse – Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. Vgl. dazu Abschnitt 2 des Beitrags „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007“ in diesem Band. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 53 2000 und 2005 in etwa denselben Umfang wie die Fernsehpublizistik hatten, geht die Schere danach auseinander. Die fiktionale Unterhaltung ist auf etwa ein Viertel eines Sendetags gesunken, die Fernsehpublizistik auf knapp 40 Prozent angestiegen. DIE PROGRAMMSTRUKTUR VON SAT.1 (1998–2007) Abb. 8 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent)1 50 40 30 20 10 0 1998 1999 2000 2001 Fernsehpublizistik 2002 2003 2004 Fiktionale Unterhaltung 2005 2006 2007 Nonfiktionale Unterhaltung 1 Gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. FERNSEHPUBLIZISTIK BEI PRIVATEN UND ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN VOLLPROGRAMMEN (1998–2007) Abb. 9 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent)1 60 50 40 30 20 10 0 1998 1999 2000 Private Programme 2001 2002 2003 2004 2005 Öffentlich-rechtliche Programme 1 Gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. 2006 2007 Sat.1 PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 54 Damit liegt Sat.1 in einem für alle privaten Fernsehvollprogramme typischen Trend (vgl. Abb. 9). Während die beiden öffentlich-rechtlichen Programme, ARD/Das Erste und ZDF, schon seit Jahren durchschnittlich die Hälfte eines Sendetags mit fernsehpublizistischen Programmangeboten gestalten, stieg der durchschnittliche Anteil der Fernsehpublizistik in den sechs privaten Vollprogrammen von 19 Prozent im Jahr 1998 auf 27 Prozent im Frühjahr 2007. Vertiefung: Themenstruktur der Fernsehpublizistik Die entscheidende Frage ist nun allerdings, welche Programminhalte in den einzelnen Sendungsformaten der Fernsehpublizistik verbreitet werden. Die Antwort auf diese Frage liefert eine Themenanalyse aller fernsehpublizistischen Programmangebote. Dabei werden – was nicht nur im Fall von Nachrichten- oder Magazinsendungen unerlässlich ist – alle thematisch unterscheidbaren Sendungsbeiträge gesondert erfasst. Auf diese Weise kann ermittelt werden, mit welchen „Gegenständen“ sich diejenigen Sendungen privater Fernsehvollprogramme tatsächlich beschäftigen, die im Prinzip zur Aufbereitung und Verbreitung von Fernsehinformation geeignet sind. Im Rahmen dieses Beitrags werden drei Themenfelder29 festgelegt, denen unterschiedliche Funktionen (durchaus im Sinne unterschiedlicher Informationsqualitäten) zugeschrieben werden: - - - Die fernsehpublizistische Behandlung „kontroverser Themen von allgemeiner Bedeutung“ (mit dem Schwerpunkt der Politikberichterstattung) ist ein Indikator für gesellschaftlich relevante Informationsleistungen, die im Prozess der individuellen und öffentlichen Meinungsbildung von Bedeutung sind. Die fernsehpublizistische Behandlung von Sach- und Lebensweltthemen ist ein Indikator für individuell relevante, zum Teil mit Bildungs- und Beratungsfunktionen verknüpften Informationsleistungen. Die fernsehpublizistische Behandlung von Human-Touch-Themen und der Sportberichterstattung ist ein Indikator für individuell relevante Informationsleistungen, die der Entspannung oder Spannung der Fernsehzuschauer dienen und demnach zugleich eine Unterhaltungsfunktion haben. Defizitär: Berichterstattung über kontroverse Themen Untersucht man die Struktur und Entwicklung der Fernsehpublizistik von Sat.1 unter thematischen Gesichtspunkten, ist nicht zu übersehen, dass hier die Unterhaltungspublizistik mit Sendungen und Beiträgen zu Human-Touch- und Sportthemen im Vordergrund steht (vgl. Abb. 10 und 11). Seit Jahren nutzt Sat.1 im Durchschnitt täglich mehr als ein Fünftel der gesamten Sendezeit, um diese „unterhaltenden Informationsangebote“ auszustrahlen. Alle anderen Informationssparten haben demgegenüber bei Sat.1 eine nachrangige Bedeutung. 29 Faktisch wird die Themenstruktur der Fernsehpublizistik sehr viel differenzierter erfasst und untergliedert. Vgl. dazu den Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007“ in diesem Band sowie das in den Stichprobenberichten (vgl. Anm. 25) dokumentierte Codebuch. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 55 An zweiter Stelle ist die sog. Sach- und Lebensweltinformation zu nennen, deren Anteil an der gesamten Sendezeit von 6 Prozent im Jahr 1998 auf 9 Prozent im Frühjahr 2007 angestiegen ist. THEMENSTRUKTUR DER FERNSEHPUBLIZISTIK BEI SAT.1 (1998–2007) Abb. 10 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent)1 30 20 10 0 1998 1999 2000 2001 Kontroverse Themen 2002 2003 2004 2005 Sach- und Lebensweltthemen 2006 2007 Human-Touch und Sport 1 Gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. THEMENSTRUKTUR DER FERNSEHPUBLIZISTIK IN DEN VOLLPROGRAMMEN IM FRÜHJAHR 2007 Abb. 11 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent)1 60 50 40 30 20 10 0 RTL VOX RTL II Kontroverse Themen Sat.1 ProSieben kabel eins Sach- und Lebensweltthemen 1 Gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. ARD ZDF Human-Touch und Sport PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 56 Ganz am Ende rangiert die Berichterstattung über kontroverse Themen und als Teil hiervon die politische Berichterstattung. Sie hat seit 1998 zu keinem Zeitpunkt die 3-Prozent-Marke überschritten. Im Frühjahr 2007 erreichte sie 2,3 Prozent der täglichen Sendezeit. Das ist wenig mehr als eine halbe Stunde pro Tag. Im Querschnittsvergleich zeigt sich, dass Sat.1 damit keineswegs ein Sonderfall unter den sechs privaten Fernsehvollprogrammen ist – im Gegenteil (vgl. Abb. 11). So paradox es klingen mag, aber kein privates Fernsehvollprogramm berichtete im Frühjahr 2007 umfangreicher über kontroverse Themen als Sat.1. Sieht man von RTL (2,1 Prozent der täglichen Sendezeit) und VOX (1,0 Prozent) ab, haben alle anderen Programme eine Null vor dem Komma: RTL II 0,6 Prozent, ProSieben 0,5 Prozent und kabel eins 0,3 Prozent. Das sind Werte zwischen viereinhalb und neun Minuten pro Tag. Politische Fernsehpublizistik Das gegen solche Zahlen häufig vorgetragene Argument, es handle sich dabei um einen (wohlweislich nicht im statistischen Sinne verstandenen) „Zufallsbefund“ einer nicht repräsentativen Stichprobe, verliert an Überzeugungskraft, wenn man die langfristigen Programmentwicklungen in diesem Bereich verfolgt. Fokussiert man die weitere Analyse auf das Zentrum der Berichterstattung über kontroverse Themen, auf die politische Fernsehpublizistik, ist in der Langzeitperspektive festzuhalten, dass sich kein einziges privates Fernsehvollprogramm in diesem Programmsegment stark profiliert hat.30 Auffallender als Differenzen im Detail sind die Parallelen in der Grundausrichtung der politischen Publizistik dieser Programme (vgl. Abb. 12): - - Der Umfang der politischen Fernsehpublizistik lag stets unterhalb von 6 Prozent der täglichen Sendezeit. Würde man die Stichproben im Jahr des Irakkriegs (2003) außer Acht lassen, wäre der Grenzwert noch niedriger. Dann käme kein Programm über 4 Prozent; das wäre eine politische Fernsehpublizistik im Umfang von etwa einer Stunde pro Tag. Seit 2005 sind ca. 30 Minuten politische Berichterstattung das Maximum, das ein privates Fernsehvollprogramm pro Tag erreicht. Erst jenseits dieses Befunds, der alle privaten Fernsehvollprogramme betrifft und die quantitative Einschränkung der politischen Berichterstattung in diesem Segment des Fernsehmarkts nachhaltig belegt, ist eine Erörterung von Unterschieden zwischen den Programmen angemessen: - Nicht zu übersehen sind krasse Leistungsdifferenzen zwischen den Marktführer-Programmen der beiden privaten Senderfamilien auf der einen und den 30 Vgl. Maurer, Torsten (2005a): Fernsehnachrichten und Nachrichtenqualität. Eine Längsschnittstudie zur Nachrichtenentwicklung in Deutschland. München; Ders. (2005b): Marktversagen: Politische Information im privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 62-78; Ders. (2006): Das Nachrichtenangebot deutscher Fernsehvollprogramme im Tagesverlauf. In: ALM Programmbericht 2006, S. 60-81. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 57 - - restlichen privaten Vollprogrammen auf der anderen Seite. Nur RTL und Sat.1 erreichen das zuvor erwähnte Maximum von ca. 30 Minuten politischer Berichterstattung pro Tag, bei den restlichen Programmen sind es 20 bis 25 Minuten weniger. Der „Konvergenzpunkt“ für den Umfang der politischen Berichterstattung in den Programmen von VOX, RTL II, ProSieben und kabel eins liegt seit 2004 bei jeweils ca. sieben Minuten pro Tag. Das entspricht im Durchschnitt etwa fünf politischen Beiträgen täglich – damit könnte keine regionale Tageszeitung ihre Titelseite füllen. RTL hat lange Zeit umfangreicher als Sat.1 über Politik berichtet und Krisenthemen wie den Kosovokrieg im Jahr 1999 und besonders den Irakkrieg im Jahr 2003 intensiver aufgegriffen. In den letzten Jahren hat die politische Berichterstattung von RTL jedoch ständig abgenommen – mit dem Ergebnis, dass in der Frühjahrsstichprobe 2007 bei Sat.1 eine geringfügig umfangreichere Politikberichterstattung gemessen wurde (2,3 Prozent) als bei RTL (2,1 Prozent). POLITIKBERICHTERSTATTUNG PRIVATER VOLLPROGRAMME (1998–2007) Abb. 12 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent)1 6 5 4 3 2 1 0 1998 1999 2000 RTL Sat.1 2001 2002 2003 VOX ProSieben 2004 2005 2006 2007 RTL II kabel eins 1 Gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. Aktuelle Politikberichterstattung und Fernsehnachrichten Angesichts des insgesamt geringen Umfangs der politischen Fernsehpublizistik liegt die Vermutung nahe, dass sich die privaten Vollprogramme weitgehend auf politische Fernsehnachrichten beschränken. Diese Vermutung wird bestärkt, wenn man zwischen aktueller und nicht aktueller politischer Berichterstattung unterscheidet und aus diesem Blickwinkel die Gesamtentwicklung der Politikberichterstattung in den privaten Fernsehvollprogrammen verfolgt (vgl. Abb. 13). PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 58 Abbildung 13 ist nicht nur zu entnehmen, dass seit etwa fünf Jahren die gesamte Politikberichterstattung der privaten Fernsehvollprogramme kontinuierlich abgenommen hat (wenn man einmal von dem „Ausnahme-Peak“ des Jahres 2003 absieht, der durch die Irakkriegsberichterstattung verursacht wurde). Man sieht auch, dass seit dem Jahr 2002 die Decke der nicht aktuellen politischen Hintergrundberichterstattung extrem dünn geworden ist. Zuvor hatten vor allem noch einige dctpFormate auf VOX (wie der dctp-Nachtclub, Spiegel TV Special, Der Grüne Salon etc.) einen spürbaren Beitrag zur nicht aktuellen politischen Fernsehpublizistik privater Vollprogramme geleistet. AKTUELLE UND NICHT AKTUELLE POLITIKBERICHTERSTATTUNG PRIVATER VOLLPROGRAMME (1998–2007) Abb. 13 (Durchschnittlicher Anteil an der Sendezeit pro 24-Stunden-Tag in Prozent)1 3 2 1 0 1998 1999 2000 2001 2002 Aktuelle Politikberichterstattung 2003 2004 2005 2006 2007 Nicht aktuelle Politikberichterstattung 1 Gesamte Sendezeit von RTL, VOX, RTL II, Sat.1, ProSieben und kabel eins einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. Aus den Programmanalysen von Torsten Maurer geht eindeutig hervor, dass die quantitativen Defizite der privaten Fernsehvollprogramme im Bereich der politischen Berichterstattung in erster Linie programmstrukturell bedingt sind.31 Zum einen werden nur wenige Sendungsformate ausgestrahlt, in denen die politische Fernsehpublizistik einen Platz hätte. Zum anderen wirkt sich ein geringes Nachrichtenvolumen vor allem dann fatal aus, wenn politische Fernsehpublizistik primär auf aktuelle politische Themen und Ereignisse reduziert wird. Das erklärt jedoch nicht den sinkenden Anteil der aktuellen politischen Berichterstattung in den privaten Fernsehvollprogrammen. Denn insgesamt gesehen hat dort der quantitative Umfang der Nachrichten in dieser Zeit nicht abgenommen (vgl. Abb. 14). Er ist vielmehr seit Jahren konstant gering. Dabei muss man sogar noch einmal zwischen den beiden 31 Vgl. Maurer 2005a, 2005b, 2006. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 59 Marktführern, RTL und Sat.1, auf der einen und den restlichen privaten Vollprogrammen auf der anderen Seite unterscheiden. DAS NACHRICHTENANGEBOT DER VOLLPROGRAMME (1998–2007) Abb. 14 (Anteil an 24 Std./Tag in Prozent)1 14 12 10 8 6 4 2 0 1998 1999 RTL Sat.1 2000 2001 2002 2003 VOX ProSieben 2004 RTL II kabel eins 2005 2006 2007 ARD ZDF 1 Gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen. Bis zum Frühjahr 2007 hatten die Nachrichten bei RTL und Sat.1 jeweils einen Gesamtumfang von ca. einer Stunde pro Tag. Mit der Streichung von „Sat.1 – die Nacht“ reduzierte Sat.1 das Nachrichtenvolumen auf durchschnittlich 45 Minuten pro Tag.32 Andererseits enthält der Wert von RTL die Wiederholung des Nachtmagazins, das sind bezogen auf einen durchschnittlichen Sendetag 19 Minuten.33 Noch sehr viel geringer ist jedoch der Stellenwert der Nachrichten in den restlichen privaten Fernsehvollprogrammen. Sie haben dort einen Umfang, der je nach Programm seit Jahren zwischen 10 und 20 Minuten pro Tag liegt. Nachrichten sind jedoch nicht unmittelbar mit aktueller politischer Berichterstattung gleichzusetzen, auch wenn diese – umgekehrt betrachtet – in den privaten Fernsehvollprogrammen fast ausschließlich in Nachrichtensendungen stattfindet.34 Bei einem relativ konstanten Nachrichtenvolumen ist der Rückgang der aktuellen politischen Berichterstattung in diesen Programmen daher nur durch Veränderungen der Nachrichtenpolitik dieser Programme zu erklären. 32 33 34 „Sat.1 – die Nacht“ wurde Montag- bis Freitagnacht mit einem Umfang von ca. 20 Minuten pro Sendung ausgestrahlt. Unter Einbeziehung aller Wochentage ist das ein Tagesdurchschnitt von knapp 15 Nachrichtenminuten. Das „RTL-Nachtjournal“ wird Montag- bis Freitagnacht mit einem Umfang von ca. 27 Minuten ausgestrahlt. Unter Einbeziehung aller Wochentage ist das ein Tagesdurchschnitt von ca. 19 Nachrichtenminuten. Vgl. Maurer 2005b, S. 68. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 60 Tatsächlich ist in den Stichproben der ALM-Studie seit Jahren eine langsame, aber stetige (und nur 2003, im Jahr des Irakkriegs, kurzzeitig unterbrochene) Abnahme der politischen Beiträge in den Nachrichtensendungen der privaten Fernsehvollprogramme festzustellen (vgl. Abb. 15). Die Frühjahrsstichprobe 2007 markiert hierbei einen vorläufigen Tiefpunkt, der in den Programmen der RTL Group noch stärker ausgeprägt ist als in den Programmen der ProSiebenSat.1 Media AG. Nur ein Fünftel der Sendezeit von „RTL aktuell“ und auch nur ein Drittel der Sendezeit der „Sat.1 News“ dienten zu diesem Zeitpunkt der Berichterstattung über politische Ereignisse und Probleme. Im Mittelpunkt standen stattdessen Boulevardthemen und Sport (RTL: 49 Prozent, Sat.1: 32 Prozent). DURCHSCHNITTLICHER POLITIKANTEIL IN NACHRICHTENSENDUNGEN PRIVATER UND ÖFFENTLICH-RECHTLICHER VOLLPROGRAMME (1998–2007) Abb. 15 (Durchschnittlicher Anteil an der Sendezeit universeller Nachrichtensendungen in Prozent) 80 60 40 20 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Politikanteil in universellen Nachrichten privater Programme Politikanteil in universellen Nachrichten öffentlich-rechtlicher Programme Diese Zahlen sind sehr vorsichtig zu interpretieren, da sie auf Stichprobenerhebungen basieren. Sie werden jedoch in ihrer Grundtendenz durch eine Vollerhebung gestützt, die im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission durchgeführt wird.35 Im Ergebnis dieses „InfoMonitors“ wurde für “RTL aktuell“ ein Politikanteil von 19 Prozent im Jahresdurchschnitt 2006 ermittelt (2005: 23 Prozent). Bei den „Sat.1 News“ waren es 24 Prozent (2005: 26 Prozent). Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die thematische Struktur aller Nachrichtensendungen im Fernsehen von zwei Faktoren bestimmt wird: von (1) der Nachrichtenlage und (2) den Nachrichtenauswahlkriterien in den Redaktionen. Was 35 Im Rahmen der Vollerhebung werden seit 2005 vier Hauptnachrichtensendungen und zwei Nachrichtenmagazine aufgezeichnet und ausgewertet. Vgl. Krüger, Udo Michael (2007): InfoMonitor 2006: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1. In: Media Perspektiven, Heft 2, S. 58-82; Ders. (2006): Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1: Strukturen, Themen und Akteure. In: Media Perspektiven, Heft 2, S. 50-74. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 61 an dieser Stelle interessiert, sind die Auswahlkriterien und die Frage, ob sich in dieser Hinsicht bei bestimmten Programmen bestimmte Tendenzen feststellen lassen. Abbildung 15 zeigt, dass beide Faktoren den Umfang der politischen Nachrichtengebung beeinflussen. Die relativ konstante Differenz zwischen dem Politikanteil in privaten und in öffentlich-rechtlichen Nachrichten verweist eindeutig auf unterschiedliche „Nachrichtenphilosophien“ in beiden Systemen, die parallelen Schwankungen im Zeitverlauf vorwiegend auf Effekte der Nachrichtenlage. Der in den letzten Jahren in beiden Systemen feststellbare Rückgang politischer Nachrichten könnte jedoch auch einen Trend signalisieren, der sich auf die Nachrichtengebung von Fernsehvollprogrammen in ihrer Gesamtheit bezieht. Während in den Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Programme Politik dennoch unbestritten an erster Stelle steht (nach den Daten des „InfoMonitors“ im Jahr 2006 bei der „Tagesschau“ mit 51 Prozent, bei „heute“ mit 41 Prozent), gibt die aktuelle Entwicklung in den privaten Fernsehvollprogrammen durchaus Anlass, von einer Tendenz zur Marginalisierung der politischen Nachrichtengebung zu sprechen. Zusammenfassung Die Informationsleistung eines Fernsehprogramms kann mit einem einzigen Kennwert nicht zufriedenstellend beschrieben werden, der Vergleich der Informationsleistung mehrerer Programme ist auf dieser Grundlage nicht aussagekräftig. Fernsehinformation ist eine inhaltlich und formal so breit aufgefächerte Programmkategorie, dass einer pauschalen Informationsquote jede Trennschärfe zu den Unterhaltungsangeboten des Fernsehens fehlt. Im Gegenteil, der Trend zur Verschmelzung der Informations- und Unterhaltungstraditionen des Fernsehens in immer wieder neu erfundenen „Hybridformaten“ macht es erforderlich, genau zu benennen, was man meint, wenn man von Fernsehinformation spricht. Das Programmsegment, das in der ALM-Studie als „Fernsehpublizistik“ bezeichnet wird und das unterschiedliche Formen und Inhalte der Fernsehinformation umfasst, ist bei den meisten privaten Fernsehvollprogrammen in den letzten zehn Jahren deutlich breiter geworden. Bei den Marktführern, RTL und Sat.1, hat die Fernsehpublizistik die fiktionale Fernsehunterhaltung (Filme, Serien etc.) sogar vom ersten Rang verdrängt. Analog zu den im ersten Abschnitt dieses Beitrags betrachteten Produktionskategorien gilt auch hier: je besser die Marktposition innerhalb der jeweiligen Senderfamilie, desto höher der Anteil der Fernsehpublizistik. Als Informationsquote eignet sich die Kategorie der Fernsehpublizistik – für sich genommen – nicht. Man kann jedoch das relative Gewicht der Themenkomplexe bestimmen, auf die sich die Sendungen und Beiträge im Programmsegment der Fernsehpublizistik beziehen. Dabei zeigt sich als zentrales, auf alle privaten Fernsehvollprogramme gleichermaßen zutreffendes Ergebnis, dass die im weitesten Sinne politische Fernsehpublizistik in diesem Teil des deutschen Fernsehmarkts nach wie vor kein Profil erreicht hat. Anders als Sendungen und Beiträge zu Human-TouchThemen und Sport, aber auch zu nichtpolitischen Sach- und Lebensweltthemen profitierte das politische Informationsangebot in keiner Weise von der Ausweitung PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 62 der Fernsehpublizistik dieser Programme. Im Gegenteil, es geht in der Tendenz immer weiter zurück – bei einigen Programmen gegen Null. Die erste Ursache dafür ist, dass es in den privaten Fernsehvollprogrammen kaum Sendungsformate für eine politische Hintergrundberichterstattung gibt, sodass die politische Fernsehpublizistik hier vorwiegend auf aktuelle Berichterstattung reduziert ist. Die zweite Ursache besteht in dem geringen Volumen der Nachrichtensendungen, in denen diese aktuelle Politikberichterstattung stattfinden könnte. Und die dritte Ursache ist schließlich eine Nachrichtenphilosophie in den Nachrichtenredaktionen der privaten Vollprogramme, bei der die Berichterstattung über politische Probleme und Ereignisse von nachrangiger Bedeutung ist. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Fernsehpublizistik der privaten Fernsehvollprogramme individuelle Bedürfnisse nach Spannung und Entspannung bedient und durchaus Beratungs-, vielleicht sogar Bildungsfunktionen (wenn man diese nicht elitär definiert) übernimmt. Von einer substanziellen Mitwirkung am Prozess der öffentlichen und individuellen Meinungsbildung kann jedoch keine Rede sein. Dass die Entpolitisierung der Fernsehinformation innerhalb der beiden Senderfamilien abgestuft ist und die Programme in nachrangiger Marktposition stärker betrifft als die beiden Marktführer, RTL und Sat.1, ist vor diesem Hintergrund eher eine Marginalie. Diskussion Die in diesem Beitrag vorgestellten Daten der ALM-Studie dokumentieren zwei Gesichter des privaten Fernsehens in Deutschland: ein funktionierendes und ein nicht funktionierendes Segment des Fernsehmarkts. Die privaten Fernsehvollprogramme sind das Herzstück dieses Markts, der sich bis ins Jahr 2000 stark entwickelt und seit 2004 – nach einem Einbruch zwischen 2001 und 2003 – auch wieder gut erholt hat.36 Produktionsquoten Ein eng mit der wirtschaftlichen Seite des Fernsehens verknüpfter Indikator für eine positive Programmentwicklung ist das Volumen der eigen-, auftrags- und koproduzierten Sendungen der Konkurrenten auf dem deutschen Fernsehmarkt. Es hat im Vergleich zu den Anfängen des Privatfernsehens bei allen privaten Vollprogrammen stark zugenommen. Insbesondere RTL, Sat.1 und ProSieben sind mit ihren Produktionsquoten dem gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen durchaus ebenbürtig. Aus den Wettbewerbsbedingungen des deutschen Fernsehmarkts resultiert also offensichtlich eine Produktionsdynamik, die in der Konkurrenz um die Fernsehzuschauer strategisch eingesetzt wird. Auch das ist „Programmqualität“, wenn auch 36 Vgl. Hans-Bredow-Institut et al. 2006, S. 26 und S. 71; Seufert, Wolfgang et al. (2007): Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006. München. URL: http://www.blm.de/apps/press/data/ zusammenfassung_lage_des_rundfunks_06.pdf [20.1.2008]. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 63 ausschließlich im Hinblick auf eine bestimmte Form der Programmbeschaffung (die nicht automatisch mit inhaltlicher Programmqualität gleichgesetzt werden darf). Als Alternative zum Ankauf von Serien und Filmen, vor allem aus den USA, kommen Eigen-, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen bei den privaten Vollprogrammen zwar nur begrenzt zur Geltung – am stärksten noch bei Sat.1. Im Bereich der nonfiktionalen Unterhaltung und der unterhaltenden Information haben sie jedoch zunehmend an Bedeutung gewonnen. Hier wird intensiv an einer eigenen „Handschrift“ der Entertainment- und Infotainment-Formate als Mittel der Programmprofilierung gearbeitet.37 Dass trotz dieser dynamischen Entwicklung zwei private Vollprogramme in Deutschland die im Rundfunkstaatsvertrag vorgegebene europäische Produktionsquote so eindeutig verfehlen, erscheint wie ein kleiner Betriebsunfall. Faktisch kommt an dieser Stelle jedoch die Wirtschaftsrechnung der privaten Senderfamilien ins Spiel. Zu belegen ist auf jeden Fall, dass die Produktionscharakteristik der privaten Vollprogramme eng mit ihrer Marktstellung – generell und im Verhältnis zu den anderen Programmen der eigenen Senderfamilie – korreliert. Daher ist es kein Zufall, wenn Programme in nachgeordneter Marktposition wie RTL II und kabel eins vergleichsweise wenige eigen-, auftrags- und koproduzierter Sendungen ausstrahlen und damit die europäische Produktionsquote verfehlen. Gesellschaftlich relevante Informationsleistungen Anders als zum Beispiel der privatwirtschaftliche Zeitungsmarkt hat der Markt der privaten Fernsehvollprogramme in Deutschland keine profilierten Informationsleistungen hervorgebracht, die im engeren Sinn der Medium- und Faktorfunktion des Fernsehens zuzurechnen sind. Der Beitrag der privaten Vollprogramme zu demjenigen Teilsegment der Fernsehpublizistik, das für die individuelle und öffentliche Meinungsbildung zu gesellschaftlich relevanten Themen von Bedeutung ist, war stets gering. Und dabei ist es auch in den letzten zehn Jahren geblieben. Insbesondere im Bereich der politischen Information, Analyse und Kommentierung haben die privaten Fernsehvollprogramme den Wettbewerb mit den öffentlich-rechtlichen Programmen nie ernsthaft aufgenommen. Sendeplätze und Sendungsformate für diese Inhalte und Formen der Fernsehinformation wurden und werden unzureichend gepflegt.38 Die Konsequenz ist, dass die privaten Fernsehvollprogramme nur Bruchteile ihrer Sendezeit für die Behandlung gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch kontroverser Themen bereitstellen. Dazu kommt die Tendenz, den für politische Informationsleistungen theoretisch vorhandenen Raum, wie 37 38 Dieser Trend spiegelt sich beispielhaft in den Business-Reports und -Interviews des Medien Bulletins; vgl. dazu Heft 11/07 mit Beiträgen über die “Krimioffensive bei Sat.1“ und boomende „Non-fiktionale Entertainment-Formate“ oder Heft 12/07–1/08 mit Beiträgen über „Neue Volks-TV-Reality bei RTL“ und „Real People-Doku“ mit „politisch-kulturellen Themen – wie ‚Raus aus den Schulden’“. In den Worten eines der Gründungsväter des Privatfernsehens in Deutschland, Helmut Thoma: „Nachrichtensendungen sind extrem teuer, bringen aber Privatsendern keine Werbeeinnahmen und auch nur selten hohe Quoten.“ Vgl. o.V.: Ex-RTL-Chef lobt das Nachrichten-Aus. In: Spiegel Online vom 17. Juli 2007. URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,495015,00.html [21.7.2007]. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 64 zum Beispiel die Nachrichtensendungen, praktisch eher für die Berichterstattung über andere Themen zu nutzen. Man kann hier nicht von einer Entwicklung, sondern muss von einem Zustand sprechen. Er wird durch die Daten der ALM-Studie seit Jahren dokumentiert und von der Forschungsgruppe, die für die Studie verantwortlich ist, mit dem Begriff des „Marktversagens“ belegt.39 Vor diesem Hintergrund entbehrt die öffentliche Debatte, die im Sommer 2007 durch die Programmänderungen bei Sat.1 ausgelöst wurde, nicht einer gewissen Ironie. Das Problem liegt gewiss nicht in punktuellen Programmmaßnahmen und auch nicht bei einzelnen Programmen. Daher kommt man in dem konkreten Fall von Sat.1 auch zu dem paradoxen Befund, dass die kritisierten Programmmaßnahmen erstens zu keiner wesentlichen Veränderung im Bereich der politischen Informationsleistungen geführt haben (wobei die Ausgangsdaten das Problem sind) und dass zweitens andere private Fernsehvollprogramme, selbst RTL, hier noch schlechter dastehen. Perspektiven der Rundfunkpolitik Der übliche Reflex auf Ereignisse wie die „Causa Sat.1“ im Sommer 2007 ist der Ruf nach kurzfristigen programmaufsichtlichen Maßnahmen der Landesmedienanstalten gegenüber einzelnen Akteuren auf dem Fernsehmarkt. Die typische Gegenreaktion ist der Verweis auf das Rundfunkprogrammrecht, das Begriffe wie „politische Informationsleistungen“ gar nicht kennt. Angesichts der langfristigen Programmentwicklung bzw. Programmstagnation, die hinter solchen Einzelereignissen steht und die sich parallel zur Etablierung der privaten Vollprogramme auf dem deutschen Fernsehmarkt über 15 bis 20 Jahre hinweg eingeschliffen hat, ist es an der Zeit, diese Debatte grundsätzlicher zu führen.40 Zu fragen ist nach den strukturellen Ursachen des Defizits an politischer Information in den privaten Fernsehvollprogrammen und danach, wie mit diesem Defizit rundfunkpolitisch angemessen umzugehen ist. Zusätzlich zur Ursachenanalyse geht es um eine Reflexion der Ziele und Mittel der Ordnungspolitik in diesem Mediensektor. Das heißt, das Rundfunkprogrammrecht sollte weniger nach den „Buchstaben des Gesetzes“ als vielmehr nach der Idee befragt werden, die hinter dem Konzept des Vollprogramms im Allgemeinen und dem des privaten Fernsehvollprogramms im Besonderen steht – und vor allem danach, ob und wie sich diese Idee mit der Realität des Privatfernsehens mehr als 20 Jahre nach dem „Urknall“ vereinbaren lässt. Der Kontext, in dem diese Debatte zu führen ist, liegt auf der Hand. Die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert des Rundfunks, die vor einigen Jahren in Großbritannien angestoßen wurde, hat Deutschland längst erreicht.41 Obwohl derzeit noch 39 40 41 Vgl. zuletzt Maurer 2005b. Vgl. dazu auch den Abschnitt „Streitpunkte – Standpunkte“ in diesem Band. Vgl. Woldt, Runar (2006): Der Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der digitalen Ära. Neue Royal Charter für die BBC. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 598-606; Bauer, Helmut G./Anna Bie- PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 65 primär auf die öffentlich-rechtlichen Akteure in der dualen Rundfunkordnung fokussiert, könnte sich das Schlagwort vom „Public Value“ des Rundfunks auch als produktiver Kontext für eine Diskussion erweisen, bei der es sowohl um angemessene Leistungen der privaten Fernsehvollprogramme als auch um angemessene Erwartungen der Öffentlichkeit an diese Leistungen geht. Literatur Bauer, Helmut G./Anna Bienefeld (2007): Der Public Value Test. Ein Vergleich zwischen dem BBC-Modell und dem geplanten Verfahren beim ZDF. In: Funkkorrespondenz, Ausgabe 49 vom 7. Dezember 2007, S. 3-11. Eifert, Martin (2007): Gebührenurteil: Die Bedeutung liegt in der Kontinuität. Anmerkungen zum Rundfunkgebührenurteil des BVerfG. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 602-607. GöfaK Medienforschung GmbH (2007): ALM-Fernsehprogrammanalyse. Stichprobenbericht Frühjahr 2007. Potsdam (als PDF-Datei abrufbar unter http://www. alm.de → Medienforschung/Publikationen → TV-Programmforschung). Hans-Bredow-Institut in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München (AKM) (2006): Beschäftigte und wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2004. Berlin (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 33). Hinterberger, Markus (2007): ProSiebenSat1 spart am Programm. Drei Sendungen und 180 Jobs werden gestrichen. Die Aktionäre äußern leise Kritik, die Politik ist empört. In: Der Tagesspiegel vom 18. Juli 2007. Keller, Harald (2007): Die erklärte Flut. Ein Thriller über den Wetterwandel beweist, wie informativ Fiktion sein kann. In: Frankfurter Rundschau vom 31. August 2007. Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich/KEK (2007): Zehnter Jahresbericht. Berichtszeitraum 1. Juli 2006 bis 30. Juni 2007. Potsdam. Krüger, Udo Michael (2006): Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1: Strukturen, Themen und Akteure. In: Media Perspektiven, Heft 2, S. 50-74. Krüger, Udo Michael (2007): InfoMonitor 2006: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1. In: Media Perspektiven, Heft 2, S. 58-82. Link, Christine (2007): Der Beitrag von dctp zur Erhöhung der Vielfalt des Fernsehprogrammangebots in Deutschland. Freie Universität Berlin (unveröff. Magisterarbeit). Magenheim, Thomas (2007): Ein Feigenblatt für die Lizenz? ProSieben-Sat.1 streicht bei Sat.1 fast alle Nachrichtensendungen, um Kosten zu sparen. In: Frankfurter Rundschau vom 18. Juli 2007. nefeld (2007): Der Public Value Test. Ein Vergleich zwischen dem BBC-Modell und dem geplanten Verfahren beim ZDF. In: Funkkorrespondenz, Ausgabe 49 vom 7. Dezember 2007, S. 3-11. PROGRAMMFORSCHUNG • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME 1998–2007 66 Maurer, Torsten (2005a): Fernsehnachrichten und Nachrichtenqualität. Eine Längsschnittstudie zur Nachrichtenentwicklung in Deutschland. München. Maurer, Torsten (2005b): Marktversagen: Politische Information im privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 62-78. Maurer, Torsten (2006): Das Nachrichtenangebot deutscher Fernsehvollprogramme im Tagesverlauf. In: ALM Programmbericht 2006, S. 60-81. Middelschulte, Christiane (2007): Unbestimmte Rechtsbegriffe und das Bestimmtheitsgebot. Eine Untersuchung der verfassungsrechtlichen Grenzen der Verwendung sprachlich offener Gesetzesformulierungen. Hamburg. o.V.: Deutsche sahen 2007 weniger fern. In: Der Tagesspiegel vom 4. Januar 2008. o.V.: Ex-RTL-Chef lobt das Nachrichten-Aus. In: Spiegel Online vom 17. Juli 2007. URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,495015,00.html [21.7.2007]. o.V.: Sat.1 streicht beliebte Nachrichten – ab sofort. In: Spiegel Online vom 16. Juli 2007. URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-494769,00.html [17.7.2007]. Seufert, Wolfgang et al. (2007): Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006. München. URL: http://www.blm.de/apps/press/data/zusammenfassung_ lage_des_rundfunks_06.pdf [20.1.2008]. Stahl, Antonia (2003): VOX – Die Entwicklungsgeschichte eines „informationsorientierten“ Fernsehvollprogramms. Freie Universität Berlin (unveröff. Magisterarbeit). Starck, Christian/Karl Eberhard Hain (1994): Ergänzende Anmerkungen: Zum Begriff der Angemessenheit gemäß § 12 Abs. 3 S. 3 LRG NW. In: Weiß/Trebbe 1994, S. 187. Weiß, Hans-Jürgen u.a. (1991): Produktionsquoten privater Fernsehprogramme in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Programmanalyse im Frühjahr 1990. Düsseldorf (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 1). Weiß, Hans-Jürgen (1994): Programmforschung zwischen Programmrecht und Programmrealität. Entscheidungshilfen für die Normanwendung. In: Media Perspektiven, Heft 10, S. 497-504. Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT 1 und PRO 7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15). Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode kontinuierlicher Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse – Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. Woldt, Runar (2006): Der Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der digitalen Ära. Neue Royal Charter für die BBC. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 598-606. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 67 Unterhaltungspublizistik in Fernsehvollprogrammen und ihre Nutzung im Frühjahr 2007 Torsten Maurer Bei der Ausgestaltung ihres Informationsauftrags werden die bundesdeutschen Fernsehvollprogramme seit jeher von Rundfunkaufsicht, Politik und Wissenschaft kritisch begleitet. Im Zentrum des Interesses steht die politische Informationsgebung und es wird hinterfragt, ob die Programmveranstalter in ausreichender Quantität und Qualität über Politik berichten. Die Konzentration auf die politische Berichterstattung ist folgerichtig, da sie in der demokratisch verfassten Gesellschaft von besonderer Bedeutung ist. So sind die Medien als „Medium und Faktor“ im Kommunikationsprozess in besonderer Weise dazu verpflichtet, die politische Willensbildung zu ermöglichen und damit zur Bestandssicherung der Demokratie beizutragen.1 Diese herausgehobene Bedeutung wird auch in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts deutlich, welches im Falle von Kollisionen mit anderen Schutzrechten den Schutz der Kommunikationsfreiheit differenziert, je nachdem, wie groß die Nähe zur politischen Kommunikation ist.2 Unabhängig davon bezieht sich der Informationsauftrag der Fernsehvollprogramme nicht nur auf die politische Berichterstattung, sondern auch auf andere Bereiche. Ausführungsbedürftig ist allerdings, wie stets bei unbestimmten Rechtsbegriffen des Rundfunkprogrammrechts, um welche Bereiche es dabei konkret gehen könnte. So unstrittig die Zuordnung politischer Berichterstattung zum Informationsauftrag des Fernsehens ist, so diskussionswürdig ist bei Fernsehbeiträgen zu anderen Themen, ob es sich dabei um Informations- oder um Unterhaltungsangebote handelt. Eben diese Frage nach der Trennung von Information und Unterhaltung ist in jüngster Zeit vermehrt Gegenstand der Kommunikationswissenschaft geworden, wobei grundsätzlich zwei Perspektiven zu unterscheiden sind. Aus der Rezeptionsperspektive sind Information und Unterhaltung miteinander verbundene Erlebnisqualitäten, d.h. „Unterhaltungserlebnisse“ können sowohl aus der Rezeption von Unterhaltungsangeboten als auch aus der Rezeption von Informationsangeboten resultieren. Gleiches gilt für das „Informationserleben“. Werner Früh führt beispielsweise im Rahmen seines unterhaltungstheoretischen Konzepts 1 2 Vgl. BVerfGE 57, 295. Vgl. Hoffmann-Riem, Wolfgang/Wolfgang Schulz (1998): Politische Kommunikation – Rechtswissenschaftliche Perspektiven. In: Jarren, Otfried/Ulrich Sarcinelli/Ulrich Saxer (Hrsg.): Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft. Opladen, S. 154-172; BVerfGE 34, 269 und 59, 231. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 68 aus, dass das Unterhaltungserleben erst im Zusammenspiel zwischen Medienangebot, Merkmalen der Rezipienten und dem situativen / gesellschaftlichen Kontext entsteht.3 Aus angebotsorientierter Perspektive ist eine klare Trennung von Information und Unterhaltung in Zeiten einer zunehmenden Hybridisierung der Programmangebote schwierig. Sie ist jedoch im Rahmen einer Programmforschung, bei der Fernsehinhalte daraufhin untersucht werden, ob sie den normativen Anforderungen des Rundfunkprogrammrechts entsprechen, schlichtweg unerlässlich. Grundlegend für die Unterscheidung von Informations- und Unterhaltungsangeboten ist die Überlegung, dass spezifische Angebotskonstellationen eine größere Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Rezeptionserleben nach sich ziehen.4 Aufgrund dessen lassen sich manche Programmangebote relativ eindeutig dem Informationssegment oder dem Unterhaltungssegment zuordnen. Zu Ersterem gehören die bereits angesprochene Politikberichterstattung und die Berichterstattung über Themen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur oder Natur. Zum zweiten Bereich gehören dagegen unzweifelhaft fiktionale Programmgattungen (Filme und Serien) und die Sparte der nonfiktionalen Unterhaltungsangebote (Shows und Spiele). Darüber hinaus gibt es aber auch Angebote, bei denen eine eindeutige Zuordnung zu einem der beiden Segmente schwerfällt – so z.B. die Sportberichterstattung und alles, was dem sog. HumanTouch-Bereich bzw. der „Boulevardisierung“ des Fernsehens zugerechnet wird. Eine genauere Betrachtung dieses Übergangsbereichs zwischen den eindeutigen Informations- und Unterhaltungsangeboten im Fernsehen ist medienpolitisch höchst interessant. So wird seit Einführung des privaten Rundfunks in der medienpolitischen Debatte neben der Dominanz von Unterhaltungsangeboten im Gesamtprogramm (nicht nur der privaten Anbieter) immer wieder die zunehmende Unterhaltungsorientierung der Fernsehinformation thematisiert.5 Das bezieht sich zum einen auf den vermehrten Einsatz unterhaltender Elemente in der politischen Berichterstattung (Sprache, Präsentations- und Gestaltungsmerkmale etc.). Zum anderen wird kritisiert, dass von den Fernsehveranstaltern zunehmend auf Unterhaltung in Form von Themen aus dem Boulevardbereich gesetzt wird. Als Grund für diese thematische Verschiebung wird angeführt, dass Sendungen und Beiträge zu HumanTouch-Themen in (werbe-)relevanten Zielgruppen höhere Quoten versprechen als die politische Informationsgebung. 3 4 5 Vgl. Früh, Werner (2002): Unterhaltung durch das Fernsehen. Eine molare Theorie. Konstanz; Früh, Werner (2003): Triadisch-Dynamische Unterhaltungstheorie (TDU). In: Früh, Werner/Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.): Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer Diskurs. Köln, S. 27-56. Vgl. Brosius, Hans-Bernd (2003): Unterhaltung als isoliertes Medienverhalten. Psychologische und kommunikationswissenschaftliche Perspektiven. In: Früh, Werner/Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.): Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer Diskurs. Köln, S. 74-88. Vgl. Weinacht, Stefan/Ralf Hohlfeld (2007): Das Hofnarren-Komplott. Deskriptiv-theoretische Herleitung von Entgrenzung und Selbstthematisierung im Journalismus. In: Scholl, Armin/Rudi Renger/ Bernd Blöbaum (Hrsg.): Journalismus und Unterhaltung. Theoretische Ansätze und empirische Befunde. Wiesbaden, S. 157-207. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 69 Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich genau mit dieser Behauptung: der – angeblichen – Präferenz der Fernsehzuschauer für unterhaltungspublizistische Programmangebote. Ausgehend von einer inhaltlichen und formalen Charakterisierung der Unterhaltungspublizistik in Fernsehvollprogrammen soll die Frage beantwortet werden, ob sich die Zuschauer tatsächlich eher den Human-Touch-Themen als der „harten“ Information zuwenden. Hierzu werden Programmangebotsdaten der ALMStudie mit Zuschauerdaten der AGF/GfK-Fernsehforschung verknüpft.6 Dabei wird nicht wie in bisherigen, vergleichbaren Studien die Nutzung solcher Sendungen analysiert, die vermutlich bzw. gewöhnlich Human-Touch-Themen behandeln. Die Methode der Analyse garantiert vielmehr, dass sich Aussagen darüber machen lassen, wie Sendungen genutzt wurden, die tatsächlich unterhaltungspublizistische Angebotselemente enthalten. Im Folgenden wird zunächst erläutert, was in der ALM-Studie als unterhaltende Information bzw. Unterhaltungspublizistik begriffen wird (Abschnitt 1) und welche unterhaltungspublizistischen Angebote es im Frühjahr 2007 in den deutschen Fernsehvollprogrammen gab (Abschnitt 2). Anschließend wird deren Nutzung im Vergleich zu anderen Programmangeboten analysiert (Abschnitt 3) und diskutiert (Abschnitt 4). 1. Die Kategorisierung informierender und unterhaltender Programmangebote Im Rahmen der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung, die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) durchgeführt wird, werden seit 1998 acht bundesdeutsche Fernsehvollprogramme zweimal pro Jahr inhaltsanalytisch untersucht: ARD/Das Erste und ZDF, RTL, VOX und RTL II sowie Sat.1, ProSieben und kabel eins. Die Konzeption und Methode der ALM-Studie wird seit ihren Anfängen ebenfalls kontinuierlich erläutert und dokumentiert.7 Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich daher im Wesentlichen auf das Verfahren zur Differenzierung zwischen informierenden und unterhaltenden Programmangeboten.8 Die Programmanalyse erfolgt in zwei Schritten. In einem ersten Schritt wird eine Spartenanalyse aller Sendungen des Gesamtprogramms durchgeführt. Schon auf dieser Ebene lassen sich die Sendungen eindeutig identifizieren, die der fiktionalen (Filme, Serien etc.) sowie der nonfiktionalen Unterhaltung (Show-, Quiz-, Musiksendungen etc.) zuzuordnen sind.9 Anders verhält es sich mit der Programmsparte der Fernsehpublizistik: den Nachrichten-, Magazin-, Reportage-, Talksendungen etc. 6 7 8 9 Die Zuschauerdaten wurden zu diesem Zweck von Media Control, Baden-Baden, erworben. Vgl. dazu aktuell den Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007“ von Hans-Jürgen Weiß in diesem Band. Vgl. dazu auch Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode der kontinuierlichen Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg): Inhaltsanalyse. Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. Vgl. dazu Abb. 2 in dem Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007“ in diesem Band. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 70 Erst durch eine detaillierte Analyse der Themenstruktur der Sendungen, die zu dieser Programmsparte zusammengefasst werden, kann der Informations- bzw. Unterhaltungsgehalt dieser Sendungen beurteilt werden. Im Fall von Mehrthemensendungen wie Nachrichten oder Magazinen muss dabei jeder thematisch unterscheidbare Beitrag einzeln erfasst werden. Zu diesem Zweck wird in einem zweiten Untersuchungsschritt eine Themenanalyse der Fernsehpublizistik durchgeführt. Wenn man die Ergebnisse dieser beiden Teilerhebungen der ALM-Studie zusammenführt, kann man zwischen drei Angebotsfeldern unterscheiden, wenn es um die Charakterisierung der Informations- und Unterhaltungsleistungen der acht Fernsehvollprogramme geht: - - Eindeutig als Unterhaltung werden (a) alle fiktionalen Programmsparten und (b) die Formate der sog. nonfiktionalen Fernsehunterhaltung eingestuft. Eindeutig als Information wird derjenige Teil der fernsehpublizistischen Programmangebote bezeichnet, der sich (a) auf gesellschaftlich kontroverse und insbesondere politische Themen sowie (b) auf Sach- und Lebensweltthemen bezieht. Dem Übergangsbereich zwischen Information und Unterhaltung werden (a) die sog. Unterhaltungspublizistik mit Programmangeboten zu Human-Touch-Themen sowie (b) Sportsendungen und -übertragungen zugeordnet. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags steht die Unterhaltungspublizistik. Dabei werden nicht nur die Angebotsstrukturen der unterhaltungspublizistischen Programmangebote in deutschen Fernsehvollprogrammen beschrieben. Untersucht wird auch der Stellenwert, den diese Programmangebote bei den Fernsehzuschauern haben. 2. Unterhaltungspublizistische Programmangebote im Frühjahr 2007 2.1 Unterhaltungspublizistik in der Gesamtsendezeit Betrachtet man die Programmangebote im Frühjahr 2007 über die Sendergrenzen hinweg (vgl. Abb. 1), zeigt sich, dass der größte Teil der Gesamtsendezeit (ca. 46 Prozent) auf das Unterhaltungssegment entfällt, gefolgt von eindeutigen Informationsangeboten (ca. 20 Prozent) und dem Übergangsbereich zwischen Information und Unterhaltung (ca. 12 Prozent).10 In diesem Übergangsbereich kommt dem Sport – möglicherweise auch aufgrund der im letzten Abschnitt beschriebenen Stichprobentechnik der ALM-Studie – eine vergleichsweise geringe Bedeutung zu (ca. 1 Prozent). Der Vergleich der einzelnen Programme offenbart aber deutliche Unterschiede bei der Akzentuierung der drei Angebotssegmente. So ist die Bedeutung der reinen Fernsehunterhaltung beim ZDF, bei RTL und bei Sat.1 am geringsten. Das heißt, diese drei Programme strahlen insgesamt gesehen weniger Filme und Serien sowie Show- und Spielsendungen aus als ihre privaten und 10 Die restliche Sendezeit besteht aus nicht redaktionellen Programmelementen (Werbung, Sponsoring, Programmtrailer etc.). PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 71 öffentlich-rechtlichen Konkurrenten. Auch die Positionierung der privaten Sender innerhalb ihrer Programmfamilien ist je nach Marktstellung unterschiedlich. Bei den Programmen in Erststellung (RTL, Sat.1) ist der Umfang dieses Programmsegments am geringsten, bei den Programmen in Drittstellung (RTL II, kabel eins) am höchsten. Das reine Informationssegment ist bei den öffentlich-rechtlichen Programmen mit Abstand am stärksten ausgeprägt, und bei diesen beiden Programmen ist auch in ansehnlichem Ausmaß politische Berichterstattung zu finden. Aus der Gruppe der privaten Vollprogramme ragt vor allem VOX mit seinem, allerdings weitgehend unpolitischen, Informationsangebot heraus. UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE IM FRÜHJAHR 2007 GESAMTSENDEZEIT Abb. 1 (Sendezeit 3–3 Uhr in Prozent) Information 37,9 46,7 23,3 20,4 12,8 Information und Unterhaltung 10,6 1,4 4,9 4,3 7,3 5,1 10,5 24,1 1,0 4,8 Gesamt 15,1 4,1 57,7 45,2 ARD 43,0 33,5 34,3 ZDF RTL Fiktionale Unterhaltung Unterhaltungspublizistik 9,5 11,2 23,3 Unterhaltung 45,7 11,5 VOX 52,2 0,9 62, 0 38,1 RTL II Nonfiktionale Unterhaltung Sach-, Lebensweltpublizistik Sat.1 ProSieben kabel eins Sportsendungen und -beiträge Politische Publizistik Die meisten unterhaltungspublizistischen Angebote weisen RTL (24 Prozent), Sat.1 (23 Prozent) und ProSieben (15 Prozent) auf. Damit kommt bei diesen drei Programmen der Unterhaltungspublizistik ein höherer Stellenwert zu als den reinen Informationsangeboten. Bei den übrigen drei privaten Anbietern ist die Bedeutung der Unterhaltungspublizistik dagegen ziemlich gering (VOX: 5 Prozent, RTL II: 4 Prozent, kabel eins: 1 Prozent). Innerhalb des gesamten Übergangsbereichs zwischen Information und Unterhaltung bieten sowohl ARD/Das Erste als auch ZDF in ähnlich großem Umfang sowohl Sport als auch Unterhaltungspublizistik an (jeweils ca. 4–7 Prozent). Es sind ja auch die einzigen Vollprogramme mit regelmäßig ausgestrahlten Sportsendungen wie „Sportschau“ oder „Das aktuelle Sportstudio“. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 72 2.2 Unterhaltungspublizistik in der Prime Time Die Programmangebote in der Prime Time unterscheiden sich deutlich von den Durchschnittswerten für die Gesamtsendezeit. Dabei lassen sich zum Teil ganz unterschiedliche Programmstrategien identifizieren (vgl. Abb. 2). UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE IM FRÜHJAHR 2007 PRIME TIME Abb. 2 (Sendezeit 18–23 Uhr in Prozent) Information 20,3 27,5 33,4 29,5 14,7 13,8 17,8 18,6 7,1 Information und Unterhaltung 5,3 1,3 1,0 6,5 Unterhaltung 55,5 52,5 Gesamt ARD 5,6 1,3 50,3 ZDF 16,1 1,8 5,9 43,3 44,4 RTL VOX 1,6 8,3 3,1 0,4 58,6 58,2 55,1 54,7 RTL II Sat.1 ProSieben kabel eins Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen und -beiträge Unterhaltungspublizistik Sach-, Lebensweltpublizistik Politische Publizistik Die öffentlich-rechtlichen Programme erhöhen in der Hauptsendezeit zwischen 18 und 23 Uhr den Anteil ihrer Unterhaltungsangebote zu Lasten der Information. Beispielsweise liegt beim ZDF der Anteil an fiktionalen und nonfiktionalen Unterhaltungsangeboten in der Prime Time 17 Prozent über demjenigen in der Gesamtsendezeit, der Anteil an reiner Information ist dagegen um 14 Prozent niedriger. Auch die Marktführer der privaten Programmfamilien, RTL und Sat.1, erhöhen in der Prime Time den Anteil fiktionaler und nonfiktionaler Programmsparten. Bei Sat.1 beträgt die Steigerungsrate gegenüber den Durchschnittswerten für die Gesamtsendezeit 20 Prozentpunkte (RTL: 9 Prozentpunkte). Diese Schwerpunktsetzung geht bei beiden Sendern allerdings nicht zu Lasten der reinen Informationsangebote, sondern vor allem zu Lasten der Unterhaltungspublizistik. Bei den privaten Anbietern in Zweitstellung fallen die Steigerungsquoten des Unterhaltungsangebots in der Prime Time eher moderat aus. Bei VOX ist es 1, bei ProSieben sind es 3 Prozentpunkte. Die Programme in Drittstellung mit ohnehin PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 73 deutlicher Unterhaltungsorientierung vermindern den Anteil dieser Programmsparten in der Prime Time sogar etwas (RTL II) bzw. stark (kabel eins). Die Akzentuierungen der vier letztgenannten Programme in der Prime Time betreffen weniger die Unterhaltung als vielmehr Informationsangebote zu Sach- und Lebensweltthemen. So ist bei ProSieben der Informationsanteil in der Prime Time um 8 Prozent höher als in der Gesamtsendezeit, bei kabel eins sind es 7, bei VOX 6 und bei RTL II 3 Prozent. So verschieden die Programmakzente der Fernsehvollprogramme in der Prime Time auch sind, so sehr gleichen sie sich darin, dass die Unterhaltungspublizistik in dieser Sendezeit in geringerem Maße vorkommt als in der Gesamtsendezeit. Am ausgeprägtesten gilt dies für die drei privaten Programme mit den höchsten Zuschauerreichweiten: Sat.1 (minus 15 Prozent), ProSieben (minus 12 Prozent) und RTL (minus 8 Prozent). Bei den restlichen Programmen liegt die Reduzierung in einem Bereich zwischen 1 und 4 Prozent – mit einer Ausnahme: Einzig VOX weist in der Prime Time einen geringfügig höheren Anteil an Unterhaltungspublizistik auf als an einem durchschnittlichen 24-Stunden-Tag. 2.3 Formate der Unterhaltungspublizistik Untersucht man, in welchen Formaten unterhaltungspublizistische Programmangebote ausgestrahlt werden, treten vor allem drei Sendungsformen in den Vordergrund: Magazine, Reportagen/Dokumentationen sowie Talksendungen. Aber auch Nachrichtensendungen sind in nicht unerheblichem Umfang der „Rahmen“ für diese fernsehspezifische Form der Verknüpfung von Information und Unterhaltung. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, in welchem Maße es überhaupt noch fernsehpublizistische Sendungen gibt, die gänzlich auf solche Themen verzichten (unabhängig davon, ob die ganze Sendung oder nur ein kleiner Teil davon aus Beiträgen zu Human-Touch-Themen besteht). Die auf die Beantwortung dieser Frage bezogene Sendungsstatistik macht zunächst deutlich, dass in sämtlichen universellen Nachrichtensendungen Unterhaltungspublizistik zu finden ist (vgl. Tab. 1).11 Das heißt, in der Untersuchungswoche gibt es keine Nachrichtensendung, in der nicht in zumindest geringem Maße Human-Touch-Berichterstattung vorkommt. Von den Magazinsendungen behandelt knapp die Hälfte Human-Touch-Themen. Eine hohe Anzahl solcher Magazinsendungen weisen RTL (8), ZDF (7), ARD/Das Erste, Sat.1 und ProSieben (jeweils 6) auf. Bei Sat.1 kommt damit von insgesamt sieben Magazinen nur ein einziges ohne Unterhaltungspublizistik aus. Ähnlich sind die Proportionen bei Talksendungen und sonstigen Formaten, die sich jeweils knapp zur Hälfte mit Human-Touch-Themen 11 Der Begriff der (universellen) Nachrichtensendung wird hier für Sendeplätze von Nachrichten verwendet, d.h. die täglichen Ausgaben der „Tagesschau“ um 15, 17 und 20 Uhr werden als drei Nachrichtensendungen gezählt. Themenspezifische Nachrichten werden im vorliegenden Kontext nicht berücksichtigt (Sport, Wetter, Wirtschaft). PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 74 beschäftigen. Lediglich bei den Reportagen und Dokumentationen ist der unterhaltungspublizistische Anteil mit ca. 20 Prozent geringer. Während bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern die typischen Boulevardthemen nahezu ausschließlich in Nachrichten und Magazinen zu finden sind, bieten insbesondere RTL, Sat.1 und ProSieben in größerem Umfang auch nicht aktuelle, monothematische Formate der Unterhaltungspublizistik an (Reportagen, Talksendungen, Gerichtssendungen). SENDUNGEN MIT UNTERHALTUNGSPUBLIZISTISCHEN ANTEILEN IM FRÜHJAHR 2007 Tab. 1 (Anzahl unterschiedlicher Sendungsformate pro Woche)1 FORMATE Gesamt ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.1 Pro- kabel Sieben eins Themat. univers. Nachrichten davon mit Unterhaltungspubl. 34 34 9 9 10 10 4 4 2 2 2 2 3 3 2 2 2 2 Magazine davon mit Unterhaltungspubl. 79 37 17 6 20 7 12 8 7 2 4 1 7 6 7 6 5 1 Reportagen, Dokumentationen 101 20 davon mit Unterhaltungspubl. 14 1 16 - 10 5 20 3 14 4 7 2 9 4 11 1 Talkformate davon mit Unterhaltungspubl. 17 8 5 2 4 1 4 2 - - 4 3 - - Sonstige Formate davon mit Unterhaltungspubl. 24 11 4 1 8 2 3 3 1 - 1 - 5 3 2 2 - GESAMT davon mit Unterhaltungspubl. 255 110 49 19 58 20 33 22 30 7 21 7 26 17 20 14 18 4 1 Aufgeführt ist die Anzahl unterschiedlicher Sendungsformate bzw. Sendeplätze (nicht die Anzahl von Einzelsendungen), die insgesamt von dem jeweiligen Programm angeboten werden. Interessant ist an dieser Stelle der Vergleich der Unterhaltungspublizistik mit der politischen Fernsehpublizistik in den Fernsehvollprogrammen. Betrachtet man programmübergreifend die Gesamtzahl der Sendungen, die Beiträge zu diesen beiden Themenkomplexen enthalten, so unterscheiden sich die Werte bei den Nachrichten-, Magazin- und Talksendungen nicht: In allen universellen Nachrichtensendungen kommt politische Berichterstattung vor, und auch in etwa der Hälfte der Magazinund Talksendungen hat sie ihren Platz. Magazine und Talksendungen mit unterhaltungspublizistischen Anteilen werden jedoch vorwiegend von privaten Programmveranstaltern ausgestrahlt, während diese Formate bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern überwiegend politische Themen haben: 26 von 39 Magazinen und alle Talksendungen mit politischen Inhalten kommen von ARD und ZDF. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 75 3. Die Nutzung unterhaltungspublizistischer Programmangebote Wenn im Durchschnitt mehr als 10 Prozent der Sendezeit von Fernsehvollprogrammen der Unterhaltungspublizistik zuzurechnen sind und am Zuschauermarkt erfolgreiche Programme wie RTL und Sat.1 sogar mehr als 20 Prozent ihrer Sendezeit mit solchen Programmangeboten ausfüllen, drängt sich die Frage nach den Fernsehzuschauern auf: Wie erfolgreich sind diese Programmangebote, wie stark werden sie genutzt? Die hierzu durchgeführte Analyse beruht auf einer Fusion von Angebotsdaten aus der ALM-Studie mit Zuschauerdaten der AGF/GfK-Fernsehforschung. Als Indikator für die Nutzung dient die durchschnittliche Sehbeteiligung in Prozent. Sie gibt an, „wie viele Personen während einer Sendung / eines Werbeblocks / eines bestimmten Zeitintervalls durchschnittlich ferngesehen haben. […] Jede Person wird mit dem Anteil gezählt, der ihrer Sehdauer im Verhältnis zur Dauer der Sendung entspricht. Dieser Quotient aus Sehdauer zu Sendungsdauer wird mit dem Gewicht pro Person zur individuellen Sehbeteiligung verrechnet. Die Summe aller individuellen Sehbeteiligungen über alle Personen ist die durchschnittliche Sehbeteiligung der Sendung / des Werbeblocks“.12 Die Fallbasis für die Analyse sind die Untersuchungseinheiten der Programmanalyse. Dabei wird jedem Sendungsteil, der in der ALM-Studie ermittelt und codiert wurde, die durchschnittliche Sehbeteiligung als aggregierter Nutzungswert zugeordnet. Dasselbe gilt für die – ggf. thematisch unterschiedlichen – Beiträge innerhalb fernsehpublizistischer Sendungen. Auch ihnen wird die Sehbeteiligung der jeweiligen Sendung zugewiesen, in deren Rahmen sie ausgestrahlt wurden.13 3.1 Die Ausgangsdaten Wenn man auf der im letzten Abschnitt beschriebenen Grundlage Nutzungswerte für einzelne Programmsparten berechnet, ist der Blick auf die Daten für die Gesamtsendezeit nicht besonders informativ, da aus den Zuschauerzahlen aller einschlägigen Sendungen – unter Einschluss der generell nutzungsschwachen Tageszeiten, Wiederholungen etc. – Durchschnittswerte berechnet werden. Wenn also beispielsweise ein Programm wie RTL II die Nachtstrecke, in der vergleichsweise wenige Menschen fernsehen, mit fiktionalen Angeboten füllt, wirkt sich dies zwangsläufig negativ auf die Durchschnittswerte für die Nutzung aller fiktionalen Angebote dieses Programms aus. Allgemein kann man jedoch festhalten, dass die Nutzung der Unterhaltungspublizistik zumeist eher auf mittleren bis hinteren Plätzen rangiert. Am stärksten genutzt werden bei fast allen Programmen die „reinen“ Unterhaltungsangebote: sei es die nonfiktionale Unterhaltung, die beim ZDF, bei RTL und bei VOX mehr als 12 13 URL: http://www.agf.de/glossar/?name=Sinus [10.1.2008]. Insofern gehen die Nutzungsdaten von fernsehpublizistischen Sendungen mit gemischten Themenstrukturen (also insbesondere die der Nachrichten- und Magazinsendungen) mehrfach in die Angaben zur Nutzung der unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte der Fernsehpublizistik ein. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 76 die anderen Angebote genutzt wird, oder die fiktionale Unterhaltung, die bei Sat.1 und ProSieben auf den ersten Rangplätzen liegt. Auch aus den Nutzungswerten in der Prime Time ist eine dominierende Unterhaltungsorientierung der Fernsehzuschauer abzulesen (vgl. Tab. 2). Wenn man zunächst nur die höchsten Nutzungswerte der konkurrierenden Programme betrachtet, erreichen vier von ihnen (ZDF, RTL, VOX und ProSieben) in der Sparte der nonfiktionalen Unterhaltung die meisten Zuschauer.14 Bei Sat.1 steht die fiktionale Unterhaltung an erster Stelle. Ausnahmen von der „Unterhaltungsregel“ betreffen das Erste Programm der ARD (Sportpublizistik knapp vor fiktionaler Unterhaltung) sowie RTL II und kabel eins. Dort rangiert die Sach- und Lebensweltpublizistik knapp vor der nonfiktionalen (RTL II) bzw. fiktionalen Unterhaltung (kabel eins). PROGRAMMNUTZUNG IN DER PRIME TIME IM FRÜHJAHR 2007 Tab. 2 (Durchschnittliche Sehbeteiligung in Prozent) ANGEBOTSSEGMENTE UNTERHALTUNG Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung INFORMATION UND UNTERHALTUNG Sportsendungen Sportbeiträge Unterhaltungspublizistik INFORMATION Sach-, Lebensweltpublizistik Politik, Kontroverse Themen Gesamt ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.1 Pro- kabel Sieben eins 3,6 3,6 3,6 5,4 5,5 4,3 7,6 6,4 14,3 5,3 5,1 5,9 2,7 2,6 2,9 1,3 1,2 1,5 3,1 3,3 2,5 2,4 2,2 2,9 1,3 1,4 1,1 3,3 5,6 4,8 3,5 1,4 1,1 2,2 1,4 0,4 5,8 4,2 2,8 5,8 5,3 4,4 4,5 4,9 4,6 3,4 1,4 1,0 1,1 2,3 2,1 1,1 1,4 0,4 2,7 2,3 3,9 4,0 3,6 4,3 3,8 3,6 4,0 3,8 3,7 4,5 1,7 1,7 - 1,6 1,6 1,1 2,6 2,7 2,4 1,7 1,7 1,1 1,5 1,5 - Die Unterhaltungspublizistik hat für die Fernsehzuschauer in der Prime Time offensichtlich eine ähnliche Bedeutung wie in der Gesamtsendezeit. Unterhaltungspublizistische Programmangebote kommen auf Zuschauerzahlen, die in den jeweiligen Programmen zwischen Rang 3 und Rang 6 liegen. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Programmen in der Hauptsendezeit prägnanter als in der Gesamtsendezeit. Die höchsten Werte erreichen die öffentlich-rechtlichen Anbieter (ARD/Das Erste: 4,4 Prozent, ZDF: 4,9 Prozent), gefolgt von RTL (3,4 Prozent) und Sat.1 (2,1 Prozent). Bei RTL II, VOX und ProSieben liegen sie zwischen 1,1 und 1,4 Prozent. kabel eins kommt in diesem Bereich auf eine Sehbeteiligung von nur 0,4 Prozent. Um diesen, vielleicht überraschenden Befund einordnen zu können, muss man prüfen, welche Sendungen sich konkret hinter den Nutzungswerten verbergen (vgl. 14 Der hohe Wert beim ZDF resultiert aus der Ausstrahlung von „Wetten dass …“ in der Stichprobenwoche. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 77 Tab. 3). Wie die zuvor dargestellten Werte bereits vermuten lassen, finden sich unter den meistgenutzten Sendungen mit unterhaltungspublizistischen Programmangeboten vor allem solche von ARD/Das Erste, ZDF und RTL. Die Geschlossenheit der Rangreihe ist bemerkenswert. So sind unter den zwanzig am häufigsten genutzten Sendungen mit unterhaltungspublizistischen Anteilen nur zwei Sendungen eines anderen Programms (Sat.1: „Akte 2007“ und „Sat.1 News“). Tab. 3 DIE SENDUNGEN MIT UNTERHALTUNGSPUBLIZISTISCHEN ANTEILEN UND DEREN PROGRAMMNUTZUNG IN DER PRIME TIME IM FRÜHJAHR 2007 SENDUNGEN Programm Format Tagesschau Aktenzeichen XY … ungelöst RTL Aktuell heute Frontal 21 Teenager außer Kontrolle heute-journal Stern TV Umzug in ein neues Leben RTL Aktuell – Weekend Exclusiv – Weekend Fakt Akte 2007 Exclusiv – Das Star-Magazin Explosiv – Weekend Tagesthemen Hallo Deutschland Leute heute Sat.1 News Explosiv – Das Magazin Spiegel TV Blitz Spezial Prominent Deutschl. sucht d. Superstar – Magazin Spiegel TV Thema Germany’s Next Topmodel – Magazin ProSieben Newstime RTL II News Focus-TV Spezial Abenteuer Leben – täglich Wissen ARD ZDF RTL ZDF ZDF RTL ZDF RTL RTL RTL RTL ARD Sat.1 RTL RTL ARD ZDF ZDF Sat.1 RTL RTL Sat.1 VOX RTL VOX ProSieben ProSieben RTL II VOX kabel eins Nachrichten Sonstiges Format Nachrichten Nachrichten Magazin Reportage, Doku. Nachrichten Talkformat Reportage, Doku. Nachrichten Magazin Magazin Magazin Magazin Magazin Nachrichten Magazin Magazin Nachrichten Magazin Magazin Reportage, Doku. Magazin Magazin Reportage, Doku. Magazin Nachrichten Nachrichten Reportage, Doku. Magazin Durchschnittl. Anteil UnterSehbeteiligung haltungspubl. (in Prozent) (in Prozent) 6,9 6,1 5,1 5,0 4,9 4,8 4,7 4,6 4,2 4,1 3,8 3,6 3,3 3,2 2,9 2,9 2,9 2,7 2,4 2,3 2,3 1,9 1,9 1,8 1,7 1,5 1,1 1,1 0,9 0,4 6 96 27 9 26 98 2 20 97 24 75 22 26 80 70 6 67 58 25 65 30 97 89 92 99 55 47 36 99 21 Die Betrachtung einzelner Sendungen deckt auch wichtige Zusammenhänge zwischen der Charakteristik unterhaltungspublizistischer Programmangebote und ihrer Nutzung auf. So bietet das Erste Programm der ARD während der Stichprobenwo- PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 78 che nur drei Sendungen mit unterhaltungspublizistischen Beiträgen in der Prime Time an. Der Anteil der Unterhaltungspublizistik an den jeweiligen Sendungen ist relativ gering (6 bis 22 Prozent), ihre Nutzung jedoch durchweg hoch. Das gilt für die „Tagesschau“ (6,9 Prozent), „Fakt“ (3,6 Prozent) und die „Tagesthemen“ (2,9 Prozent). Damit erklärt sich der relativ hohe Durchschnittswert für die Nutzung der unterhaltungspublizistischen Programmangebote der ARD. Innerhalb des deutlich umfangreicheren Angebots des ZDF werden die Nachrichtensendungen („heute“: 5 Prozent; „heute-journal“: 4,7 Prozent) und die Magazinsendung „Frontal 21“ (4,9 Prozent) stark genutzt. Die höchste Sehbeteiligung weist jedoch die Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ auf (6,1 Prozent). Ergänzt wird das ZDF-Angebot durch die stark auf Human-Touch-Themen ausgerichteten Magazine „Hallo Deutschland“ und „Leute heute“, deren Nutzungswerte knapp unter 3 Prozent liegen. An der Spitze der Nutzung des umfangreichen und breit gefächerten Spektrums unterhaltungspublizistischer Programmangebote von RTL steht die Hauptnachrichtensendung „RTL aktuell“ mit einer durchschnittlichen Sehbeteiligung von 5,1 Prozent. Dazu kommen sechs Reportage-, Dokumentations-, Nachrichten- und Magazinsendungen mit Sehbeteiligungen über 3 Prozent sowie weitere drei Magazine mit Sehbeteiligungen zwischen 2 und 3 Prozent. Nur mit einer einzigen unterhaltungspublizistischen Sendung („Deutschland sucht den Superstar – Das Magazin“) verfehlt RTL in der Prime Time knapp die 2-Prozent-Marke. Diese 2-Prozent-Marke ist andererseits kennzeichnend für die Nutzung des unterhaltungspublizistischen Angebots der „kleineren“ Programme: VOX, RTL II, ProSieben und kabel eins. In der Prime Time erreichen bei keinem dieser vier Programme Sendungen mit Human-Touch-Anteilen eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 2 Prozent oder mehr. 3.2 Ansätze zur Erklärung der Programmnutzung Abschließend soll untersucht werden, welchen Einfluss die „Rahmenstruktur“ von Fernsehprogrammen (also die Festlegung der Programmcharakteristik, insbesondere des Umfangs der zentralen Programmsparten) auf das Einschaltverhalten und die Sehbeteiligung der Fernsehzuschauer hat. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags ist dabei von besonderem Interesse, ob durch die Vermehrung unterhaltungspublizistischer Programmangebote die Sehbeteiligung tatsächlich gesteigert wird. In dem Kausalmodell, das dieser Untersuchung zugrunde liegt, ist die zu beeinflussende Kriteriumsvariable die Sehbeteiligung („abhängige Variable“). Zusätzlich zur durchschnittlichen Sehbeteiligung aller Zuschauer ab 3 Jahre wird auch die Sehbeteiligung innerhalb von sechs Altersgruppen als abhängige Variable analysiert. Als Einflussfaktoren auf die Sehbeteiligung werden – allgemein gesprochen – die Programmstrukturen, konkret: die zuvor erläuterten Programmkategorien der ALM- PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 79 Studie betrachtet („unabhängige Variablen“).15 Darüber hinaus haben die vorangegangenen Ausführungen hinreichend verdeutlicht, dass die Sehbeteiligung maßgeblich durch den Ausstrahlungszeitpunkt und das ausstrahlende Programm beeinflusst wird. Daher wird die Zuordnung einer Sendung zur Hauptsendezeit („Prime Time“)16 sowie die Platzierung eines Programms auf den ersten vier Rangplätzen der Marktanteilsskala („Hauptsender“)17 in das Analysemodell in Form von Kontrollvariablen einbezogen. Tab. 4 EINFLUSSGRÖSSEN AUF DIE NUTZUNG DES GESAMTPROGRAMMS IM FRÜHJAHR 20071 ERKLÄRENDE VARIABLEN Gesamt2 Altersgruppen 14–19 20–29 30–39 40–49 50–64 65+ Prime Time Hauptsender (RTL, Sat.1, ARD, ZDF) .59 .32 .48 n.s. .52 n.s. .55 .10 .58 .25 .54 .38 .42 .39 Fernsehpublizistik Fiktionale Unterhaltung Non-fiktionale Unterhaltung .09 .16 .09 n.s. .18 .15 n.s. .16 .14 n.s. .13 .10 n.s. .16 .08 .07 .13 n.s. .12 .13 .05 ERKLÄRTE VARIANZ (KORR. R²) .44 .27 .29 .33 .40 .42 .32 1 Multiple Regression; BETA-Koeffizienten (p<.05; N=3.879). 2 Sehbeteiligung aller Fernsehzuschauer ab 3 Jahre. Betrachtet man (a) die Programmsparte, (b) den Ausstrahlungszeitpunkt und (c) den ausstrahlenden Sender als Einflussfaktoren auf die Sehbeteiligung, werden – in Bezug auf alle Fernsehzuschauer ab 3 Jahre – insgesamt 44 Prozent der Varianz der Sehbeteiligung an allen Programmangeboten erklärt (vgl. Tab. 4). Den größten Einfluss haben allerdings nicht die (nach formalen und inhaltlichen Kriterien in Programmsparten unterteilten) Programmangebote, sondern vor allem die Sendezeit (standardisierter Regressionskoeffizient BETA = .59) und das ausstrahlende Programm (BETA = .32). Von Bedeutung ist jedoch auch die Grundstruktur des Programmangebots. So wird von den drei Programmsparten die fiktionale Unterhaltung am stärksten gesucht (BETA = .16). Die Bedeutung der beiden anderen Sparten ist zwar geringer, aber ebenfalls signifikant (BETA = .09). Für die Programmplaner mag dieser Befund auf den ersten Blick trivial erscheinen, er ist es aber nicht. Er ist ein Beleg dafür, dass 15 16 17 Im Fall der Themenschwerpunkte der Fernsehpublizistik handelt es sich um dichotome Variablen (Mehrfachcodierung). Die Ausprägung 1 bedeutet, dass eine Sendung mindestens einen Beitrag zu dem entsprechenden Themenschwerpunkt aufweist – unabhängig davon, ob sie auch Beiträge zu anderen Schwerpunkten enthält. Dichotome Variable, bei der eine Sendung die Ausprägung 1 zugewiesen bekommt, wenn sie in der Hauptsendezeit zwischen 18 und 23 Uhr ausgestrahlt wird. Dichotome Variable, bei der eine Sendung die Ausprägung 1 zugewiesen bekommt, wenn sie bei ARD/Das Erste, ZDF, RTL oder Sat.1 ausgestrahlt wird. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 80 mit der Entscheidung für bestimmte, spartenspezifische Programmangebote unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten verbunden sind, bestimmte Zuschauerquoten zu erreichen. Natürlich variieren diese Wahrscheinlichkeiten je nach Zielgruppe – auch das wird durch die Ergebnisse der Regressionsanalysen für die einzelnen Altersgruppen belegt. Nur noch zwei der insgesamt fünf überprüften Einflussfaktoren wirken sich signifikant auf die Sehbeteiligung aller Altersgruppen aus. Am wichtigsten ist dabei der Umstand, ob eine Sendung innerhalb oder außerhalb der Prime Time gesendet wird, insbesondere in denjenigen Altersgruppen, die verhältnismäßig viele Berufstätige aufweisen. Ebenfalls (fast) altersunspezifisch ist offensichtlich die Attraktivität fiktionaler Programmangebote. Für die restlichen drei Einflussfaktoren gilt nicht nur, dass sie für die verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich wichtig sind – sie sind für einige Zielgruppen der Fernsehveranstalter überhaupt kein Grund, sich ihren Programmangeboten zuzuwenden: - - - Die Zuordnung der Programmangebote zu einem der Hauptsender (RTL, Sat.1, ARD/Das Erste und ZDF) wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger, für die Zuschauer unter 30 Jahren ist sie ohne jede Bedeutung. Nonfiktionale Programmangebote verlieren bei den Fernsehzuschauern mit zunehmendem Alter an Attraktivität; in der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen scheinen sie bedeutungslos zu sein. Die Fernsehpublizistik schließlich (hier zunächst als thematisch heterogene, formal durch typische Sendungsformate „zusammengehaltene“ Programmsparte betrachtet) bringt ganz offensichtlich die werbe-attraktive Zielgruppe der unter 50-Jährigen nicht vor den Bildschirm. Diese Formate sind vorwiegend für die Generation 50+ attraktiv. Wie in den vorstehenden Abschnitten beschrieben, werden im Rahmen der ALMStudie unter dem Dach der „Fernsehpublizistik“ Sendungen mit ganz unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten zusammengeführt. Während die beiden anderen Programmsparten den Fernsehzuschauern eindeutige Unterhaltungsangebote machen, sind die Angebote der fernsehpublizistischen Sendungen im Prinzip auf einem Kontinuum zwischen „harter Information“ und „Infotainment“ zu verorten. Der Einfluss dieser inhaltlichen Komponente der Fernsehpublizistik auf das Zuschauerverhalten wird nun gesondert analysiert. Es wird untersucht, ob das Angebot von Beiträgen zu bestimmten Themenschwerpunkten eine Auswirkung auf die Sehbeteiligung hat. Dabei wird zwischen (a) Human-Touch-Themen bzw. Unterhaltungspublizistik, (b) Sach- und Lebensweltpublizistik, sowie (c) kontroversen Themen bzw. politischer Publizistik unterschieden. Ähnlich wie bei der Regressionsanalyse zur Erklärung der Nutzung des Gesamtprogramms erklärt das Modell 45 Prozent der Varianz der Nutzung fernsehpublizistischer Programmangebote, bezogen auf alle Fernsehzuschauer ab 3 Jahre (vgl. Tab. 5). Von besonderer Bedeutung ist auch hier kein programminhaltlicher, sondern ein formaler Gesichtspunkt: die Sendezeit (BETA = .65). Ebenfalls zweitstärkster Ein- PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 81 flussfaktor (BETA = .28) ist die Zuordnung der Sendungen zu einem der vier „Hauptsender“, obwohl sich hinter diesem Gesamtwert starke Unterschiede zwischen den Altersgruppen verbergen. Diese Altersunterschiede sind auch für die Effektcharakteristik der einzelnen Themenschwerpunkte der Fernsehpublizistik bedeutsam. Wenn man diese jedoch zunächst vernachlässigt, ergibt sich in Bezug auf alle Fernsehzuschauer ein nicht besonders starker, aber doch eindeutiger und vor allem signifikanter Gegensatz: Unterhaltungspublizistik findet in der Gesamttendenz eher Zuwendung, politische Publizistik wird in der Gesamttendenz eher gemieden. Tab. 5 EINFLUSSGRÖSSEN AUF DIE NUTZUNG DER FERNSEHPUBLIZISTIK IM FRÜHJAHR 20071 ERKLÄRENDE VARIABLEN Prime Time Hauptsender (RTL, Sat.1, ARD, ZDF) Unterhaltungspublizistik Sach-, Lebensweltpublizistik Politische Publizistik, Kontroverse Themen ERKLÄRTE VARIANZ (KORR. R²) Gesamt2 Altersgruppen 14–19 20–29 30–39 40–49 50–64 65+ .65 .28 .46 - .13 .51 - .09 .59 n.s. .64 .19 .61 .33 .49 .35 .09 n.s. - .04 .19 - .08 - .16 .17 n.s. - .22 .10 - .05 - .18 .09 - .08 - .19 .07 n.s. n.s. n.s. n.s. .08 .45 .27 .31 .37 .43 .43 .35 1 Multiple Regression; BETA-Koeffizienten (p<.05; N=1.781). 2 Sehbeteiligung aller Fernsehzuschauer ab 3 Jahre. Ohne Zweifel ist es erforderlich, dieses Ergebnis nach Alterszielgruppen zu differenzieren. Erstens zeigen sich schon bei der Senderauswahl (in Bezug auf fernsehpublizistische Programmangebote) nicht nur Unterschiede, sondern auch Gegensätze zwischen den Zuschauern unter 30 und über 39 Jahren: Die Jüngeren wenden sich eher den kleineren Sendern als den vier Marktführern zu. Und zweitens zeigen sich starke Alterseffekte auf die Zuwendung zu bzw. auf die Abwendung von bestimmten Themenschwerpunkten der Fernsehpublizistik. So ist im Fall der politischen Publizistik zu konstatieren, dass diese nur noch in der Altersgruppe der über 65-Jährigen auf „aktive Zuwendung“ stößt. Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren sind die Vorzeichen der Koeffizienten dagegen negativ, was auf die Vermeidung politischer Information im Fernsehen verweist. Lediglich die nicht politischen Fernsehbeiträge zur Sach- und Lebensweltpublizistik werden aus der altersspezifischen Nutzungsperspektive nur „leicht negativ“ oder gar nicht – weder positiv noch negativ – eingeschätzt. Anders ist es bei der Unterhaltungspublizistik, die bei allen Altersgruppen eine positive Auswirkung auf die Sehbeteiligung hat – wenn man von den über 65-Jährigen absieht. Unterhaltungspublizistische Angebote führen also zu einer höheren Nutzung, wobei dieser Effekt bei den Zuschauern zwischen 14 und 29 Jahren besonders stark ausfällt. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 82 4. Fazit Im Mittelpunkt des Beitrags stand die Frage, wie die unterhaltungspublizistischen Angebote im Vergleich zu anderen Programminhalten genutzt werden bzw. ob die Programmveranstalter tatsächlich durch die Berichterstattung über Human-TouchThemen höhere Nutzungswerte erzielen können. Vor der eigentlichen Nutzungsanalyse wurde in einem ersten Schritt das vorliegende unterhaltungspublizistische Angebot charakterisiert. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Programmen im Hinblick auf den Umfang und die Formatstruktur der Human-Touch-Berichterstattung. Umfangreiche und im Hinblick auf ihre Formate vielfältige unterhaltungspublizistische Angebote finden sich bei RTL, Sat.1 und ProSieben. Andere Anbieter wie z.B. kabel eins behandeln derartige Themen dagegen kaum. Programmübergreifend bleibt aber festzuhalten, dass zum einen der unterhaltungspublizistische Anteil zur Hauptsendezeit reduziert und der Anteil an fiktionaler und nonfiktionaler Unterhaltung erhöht wird. Zum anderen tritt die Präsenz der Human-Touch-Themen innerhalb des fernsehpublizistischen Programmsegments hervor. So finden Angst- und Zerstreuungsthemen mittlerweile Platz in sämtlichen Nachrichtenformaten und fast in der Hälfte aller Magazin-, Talkund sonstigen Sendungen. Im Rahmen der Nutzungsanalyse wurden nach der Beschreibung der Sehbeteiligung unterhaltungspublizistischer Programmangebote Regressionsanalysen durchgeführt, um die Stärke des Einflusses verschiedener Programmangebote vergleichen zu können. Die Analyse zeigt in Bezug auf den Einfluss der Programmsparten auf die Sehbeteiligung zunächst einmal einen starken Effekt der fiktionalen Unterhaltung. Während diese Unterhaltungsform von allen Altersgruppen gleichermaßen gesucht wird, wird der positive Effekt der nonfiktionalen Unterhaltungsangebote auf die Sehbeteiligung der Fernsehzuschauer mit zunehmendem Alter deutlich geringer. Dieses Ergebnis macht, verbunden mit der Zielgruppenorientierung der (privaten) Programme, die Programmakzentuierungen in der Prime Time nachvollziehbar. So werden die bei den jüngeren Zuschauern nachgefragten Programminhalte (fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung) zur Hauptsendezeit vermehrt angeboten. Zum Einfluss der verschiedenen Themenschwerpunkte der Fernsehpublizistik auf die Sehbeteiligung kommt die Analyse zu einem eindeutigen Befund. Im Gegensatz zu den politischen Angeboten des Fernsehens, die primär von älteren Zuschauern nachgefragt werden, hat die Unterhaltungspublizistik einen durchgehend positiven Effekt auf die Sehbeteiligung. Zuschauer unter 65 Jahren und ganz besonders Zuschauer unter 30 Jahren wenden sich tatsächlich eher Boulevardthemen als der „harten“ politischen Information zu. Nicht nur die potenziellen, sondern auch die faktischen Rückwirkungen dieser „Mehrheitstendenz“ in der Programmauswahl der Fernsehzuschauer auf die Gestaltung von Fernsehprogrammen liegen auf der Hand.18 Sie betreffen vor allem diejeni18 Vgl. dazu den Beitrag „Private Fernsehvollprogramme 1998 – 2007“ von Hans-Jürgen Weiß in diesem Band. PROGRAMMFORSCHUNG • UNTERHALTUNGSPUBLIZISTIK IN FERNSEHVOLLPROGRAMMEN 83 gen Programme, die – wie die privaten Fernsehvollprogramme in Deutschland – vorwiegend durch Werbung finanziert und damit wirtschaftlich am stärksten vom Zuschauerverhalten abhängig sind. Die Tendenz der Veranstalter dieser Programme, Angebote zu vermeiden, die weniger nachgefragt werden, ist im Grundsatz nachvollziehbar. Sofern es dabei jedoch um gesellschaftlich relevante und politische Informationsleistungen geht (und darum geht es ganz offensichtlich!), ist auch am Ende dieses Beitrags die Frage nach den – nicht ausschließlich am Zuschauerverhalten orientierten – Verpflichtungen der privaten Fernsehvollprogramme zu stellen, die aus ihrer öffentlichen Aufgabe resultieren. Literatur Brosius, Hans-Bernd (2003): Unterhaltung als isoliertes Medienverhalten. Psychologische und kommunikationswissenschaftliche Perspektiven. In: Früh, Werner/ Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.): Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer Diskurs. Köln, S. 74-88. Früh, Werner (2002): Unterhaltung durch das Fernsehen. Eine molare Theorie. Konstanz. Früh, Werner (2003): Triadisch-Dynamische Unterhaltungstheorie (TDU). In: Früh, Werner/Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.): Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer Diskurs. Köln, S. 27-56. Hoffmann-Riem, Wolfgang/Wolfgang Schulz (1998): Politische Kommunikation – Rechtswissenschaftliche Perspektiven. In: Jarren, Otfried/Ulrich Sarcinelli/Ulrich Saxer (Hrsg.): Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft. Opladen, S. 154-172. Weinacht, Stefan/Ralf Hohlfeld (2007): Das Hofnarren-Komplott. Deskriptivtheoretische Herleitung von Entgrenzung und Selbstthematisierung im Journalismus. In: Scholl, Armin/Rudi Renger/Bernd Blöbaum (Hrsg.): Journalismus und Unterhaltung. Theoretische Ansätze und empirische Befunde. Wiesbaden, S. 157-207. Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode der kontinuierlichen Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse. Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 84 Merchandising und Gewinnspiele in Fernsehvollprogrammen Bertil Schwotzer und Jens Vogelgesang Mit dem Einbruch des Werbemarkts in den Jahren 2000 bis 2004 – die drei reichweitestärksten privaten Programme RTL, Sat.1 und ProSieben haben in dieser Zeit rund 18 Prozent ihrer Nettowerbeeinnahmen eingebüßt1 – begannen die Fernsehveranstalter, ihre Geschäftsmodelle zu diversifizieren. Neue Absatzformen und Sendeformate entstanden, bereits bestehende Zusatzerlösmodelle wurden ausgebaut.2 Heutzutage sind Call-In-Sendungen, Teleshopping, Merchandising-Produkte und Gewinnspiele aus dem Programmalltag des deutschen Fernsehens nicht mehr wegzudenken. In diesem Beitrag werden zwei dieser werbe-affinen Sendeformate in deutschen Fernsehvollprogrammen in den Blick genommen: Merchandising und Gewinnspiele. Dabei wird jeweils nur ein Teilsegment dieser Formate untersucht: Das Merchandising der Sender kann in Form expliziter Werbung, aber auch in Form von sog. „Begleitmaterialien“ erfolgen, die lt. Rundfunkstaatsvertrag ausdrücklich nicht als Werbung gelten.3 Aus der Perspektive der Programmbeobachtung ist das entscheidende Differenzierungsmerkmal die feststellbare bzw. nicht feststellbare Werbekennzeichnung. Die empirischen Daten in diesem Beitrag beziehen sich dementsprechend ausschließlich auf nicht explizit als Werbung gekennzeichnete Hinweise auf Produkte, die einen Sender- oder Sendungsbezug haben. Wenn diese Hinweise im Folgenden als „Merchandising“ bezeichnet werden, dann deckt sich diese Begriffsdefinition im Prinzip mit dem rundfunkrechtlichen Begriff der Begleitmaterialien. Allerdings wird nicht der Frage nachgegangen, ob bei allen Fällen, die auf dieser Definitionsbasis in den Programmstichproben der ALM-Studie ermittelt wurden, die rechtlichen Bestimmungen für Begleitmaterialien eingehalten worden sind oder nicht. Gewinnspiele im Fernsehen erhielten vor allem durch die Debatte über die Spielregeln von Call-In-Sendungen, wie sie z.B. von 9Live ausgestrahlt werden, öffentliche Aufmerksamkeit. Darauf beziehen sich die in diesem Beitrag präsentierten empirischen Daten jedoch nicht. In Fernsehvollprogrammen begegnen uns Gewinn1 2 3 Vgl. Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (2005): Werbung in Deutschland 2005. Berlin, S. 280. Vgl. Goldhammer, Klaus/Michael Lessig (2005): Call Media: Mehrwertdienste im Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 138-156; Kliment, Tibor/Jaroslaw Kasperczyk (2004): Jenseits der Spots – Sonderwerbeformen im Fernsehen. In: Gertler, Martin (Hrsg.): Kommunikation oder Unterhaltung? Aufgabenstellungen der Medien. Baden-Baden, S. 209-232. Vgl. § 45 Abs. 3 RStV 2007 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Neunten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. März 2007). PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 85 spiele vielmehr vorwiegend in Form von relativ einfachen Rate- und Quizformaten, die mit Preisauslobungen verbunden sind. Beide Formate, die in diesem Beitrag dargestellt und diskutiert werden, sind ohne Zweifel werbe-affin. Dementsprechend fließend sind die Übergänge zur Schleichwerbung – die damit verbundenen Probleme der Programmaufsicht liegen auf der Hand.4 Systematisch betrachtet sind sie Teil der On-Air-Promotion der Programmveranstalter, die aus der Perspektive des Rundfunkprogrammrechts ebenfalls nicht als Werbung zu betrachten ist.5 Damit ist der Spielraum skizziert, in dem sich das Merchandising durch Begleitmaterialien sowie Gewinnspiele mit Preisauslobungen in Fernsehvollprogrammen bewegen. 1. Merchandising in Form von Begleitmaterialien Merchandising-Produkte drücken seit fast 20 Jahren der Fernsehlandschaft ihren Stempel auf. Bereits 1994 setzten die deutschen Fernsehveranstalter rund 500 Millionen Mark mit Merchandising-Produkten um.6 Beispielsweise verkaufte Sat.1 im Jahr 1995 von der Buchversion der Serie „Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg“ mit Uschi Glas innerhalb eines Monats mehr als 100.000 Exemplare. Im Jahr 2007 verkauften sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten Sender eine Vielzahl unterschiedlicher Merchandising-Produkte wie etwa die DVD-Dokumentation „Die Wehrmacht“ (ZDF), den Musik-CD-Sampler „Die ultimative Chart-Show“ (RTL) oder die Beauty Cases der Casting-Show „Germany’s Next Top Model“ (ProSieben). Enthielten vor rund 20 Jahren die Hinweise auf diese Begleitmaterialien im laufenden Programm noch eine Bestelladresse oder zusätzlich einen Verweis auf eine Videotexttafel, verweisen die Sender zum Vertrieb der Begleitmaterialien inzwischen vor allem auf ihre Internetseiten (z.B. allgemein: ZDF-Shop7, sendungsspezifisch: GZSZ-Shop8). Die privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehveranstalter wissen dabei das Rundfunkprogrammrecht auf ihrer Seite. Gemäß § 16 Abs. 4 sowie § 45 Abs. 3 RStV 2007 gelten „Hinweise des Rundfunkveranstalters auf eigene Programme und auf Begleitmaterialien, die direkt von diesen Programmen abgeleitet sind“, nicht als Werbung, weshalb ihr Umfang und ihre Platzierung keinerlei Beschränkungen unterliegen. Diese Hinweise sind keine Werbung, solange der direkte Programmbezug gewahrt ist und sie nicht „mit dem Ziel, den Absatz von Waren oder die Erbringung 4 5 6 7 8 Vgl. dazu den Beitrag zur Tätigkeit der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der Landesmedienanstalten in diesem Band. Vgl. § 45 Abs. 3 RStV 2007. Vgl. Bähr, Günther (1995): Merchandising. Sender als Warenhäuser. In: Focus Magazin vom 29. April 1995, S. 244-245. Vgl. http://shop.zdf.de/categories/0. Vgl. http://gzsz.rtl.de/serie_shop.php. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 86 von Dienstleistungen, einschließlich unbeweglicher Sachen, Rechte und Verpflichtungen, gegen Entgelt zu fördern“ (§ 2 Abs. 2 Satz 5 RStV 2007), gesendet werden.9 In den Werberichtlinien der Landesmedienanstalten ist für die privaten Veranstalter geregelt, was als Hinweis auf das eigene Programm und auf Begleitmaterialien gilt.10 Gemäß Nr. 15 Abs. 2 der Werberichtlinien ist Sender- bzw. Eigenpromotion keine Werbung, sondern dient der Zuschauerbindung und kann sich „auf das Gesamtprogramm und einzelne Sendungen sowie auf die in ihnen handelnden Personen oder auf Veranstaltungen sowie sonstige Ereignisse außerhalb der Programme des Veranstalters beziehen“. Als Begleitmaterialien gelten nach Nr. 15 Abs. 4–5 der Werberichtlinien die „Wiedergaben von Fernsehsendungen des Veranstalters auf Audio- und Videokassetten, Schallplatten und ähnliche Bild- und Tonträger“ und „Bücher, Schallplatten, Videos und andere Publikationen, wie z.B. Spiele […] wenn durch sie der Inhalt der Sendung erläutert, vertieft oder nachbearbeitet wird“. Außerdem ist in Nr. 15 Abs. 6 der Werberichtlinien festgelegt, dass MerchandisingTrailer nur im „Zusammenhang mit der Sendung oder mit Programmankündigungen“ gesendet werden dürfen. Die nicht werbliche Ausstrahlung von Hinweisen auf Merchandising-Produkte ist bis heute medienpolitisch wenig kontrovers diskutiert worden – rundfunkrechtlich unumstritten war sie aber nicht. Insbesondere die Frage, ob Klingeltöne als Begleitmaterial zulässig sind, beschäftigte die Landesmedienanstalten. Seit 2006 definiert ein vom Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) und Gemeinsamer Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) erarbeiteter Leitfaden die Möglichkeiten, unter denen Klingeltöne als Begleitmaterialien zu Sendungen zulässig sind – und trägt damit dem Umstand Rechnung, dass auch technische Weiterentwicklungen das „alte“ Medium Buch als klassisches Begleitmaterial ergänzen und in der juristischen Bewertung Berücksichtigung finden müssen.11 2. Gewinnspiele in Form von Preisauslobungen Die medienkritische Diskussion um Gewinnspiele im deutschen Fernsehen drehte sich intensiv um die Ausstrahlungs- und Moderationspraxis bei sogenannten Call-InQuizsendungen. Im Mittelpunkt der Kritik standen vor allem Call-In-Sendungen von Spartenprogrammen wie 9Live. Bemängelt wurden dabei u.a. der künstlich aufgebaute Zeitdruck durch die Moderation, eine fehlende Dokumentation der ausgezahlten Gewinne, die mangelnde Chancengleichheit und die unklaren Referenzen 9 10 11 Zur Problematik der Abgrenzung dieser Hinweise gegenüber Werbung vgl. Meyer-Harport, Dirk (2000): Neue Werbeformen im Fernsehen. Eine Untersuchung besonderer Werbeformen anhand deutschen und europäischen Rundfunk- und Medienrechts. Frankfurt/M., S. 201-207. Vgl. Gemeinsame Richtlinien der Landesmedienanstalten für die Werbung, zur Durchführung der Trennung von Werbung und Programm und für das Sponsoring im Fernsehen in der Neufassung vom 10.02.2000. Vgl. GSPWM-Pressemitteilung, 13. Dezember 2006: Zwischen Schleichwerbung, Sportwetten und Klingeltönen: Die Arbeit der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz der Landesmedienanstalten im Jahr 2006. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 87 bei Wortsuchspielen.12 Die Landesmedienanstalten haben auf diese medienpolitische Kontroverse reagiert und die Anwendungs- und Auslegungsregeln der Landesmedienanstalten für die Aufsicht über Fernseh-Gewinnspiele präzisiert.13 Bei den Gewinnspielen, die im Rahmen von Fernsehvollprogrammen ausgestrahlt und in diesem Beitrag untersucht werden, handelt es sich in der Regel nicht um Call-In-Sendungen mit Inszenierungscharakter, sondern um relativ einfache Quizfragen, die mit einer Preisauslobung verknüpft sind. Zur Durchführung dieser Spielform in privaten Programmen wird in Nr. 18 der Werberichtlinien der Landesmedienanstalten festgelegt, dass „bei der Auslobung von Geld- und Sachpreisen in Verbindung mit Gewinnspielen und Quizveranstaltungen, die redaktionell gestaltet sind […] eine zweimalige Nennung der Firma bzw. zur Verdeutlichung des Produkts auch eine zweimalige kurze optische Darstellung des Preises in Form von Bewegtbildern zulässig [ist]“. In der Regel sieht die Ausstrahlungspraxis der privaten Sender so aus, dass unmittelbar vor der Werbeunterbrechung einer Sendung auf ein Gewinnspiel hingewiesen wird, an dem sich die Zuschauer per Anruf oder SMS beteiligen können. Typisch für diese Form ist die „Zuschauerfrage“ bei der RTL-Sendung „Wer wird Millionär?“.14 Es kommt aber auch vor, dass Gewinnspiele im Rahmen von Programm-Events regelrecht inszeniert werden. So konnten die Zuschauer im sendungsbegleitenden Telefon- und SMS-Gewinnspiel zur Livesendung „TV total Stock Car Crash Challenge“ am 20. Oktober 2007 auf ProSieben z.B. einen Neuwagen im Wert von über 40.000 Euro gewinnen. Die Zuschauer sollten folgende Frage beantworten: „Was geben die Fahrer auf der Rennstrecke?“ Die Antwortvorgaben waren: „A: Vollgas“ oder „B: Vollmilch“. Der Moderator der Sendung wies vor jedem Werbeblock (insgesamt sechsmal) auf das Gewinnspiel hin. Während er aus dem „Off“ die technischen Daten des Autos nannte, war der Sachpreis jedes Mal vor der Einblendung der Frage und der Telefonnummer ca. 30 Sekunden im Bewegtbild zu sehen. Zusammengerechnet betrug die Dauer des Gewinnspiels während dieser Sendung fast sechs Minuten, wobei die Zuschauer den Sachpreis insgesamt knapp vier Minuten im Bewegtbild sehen konnten. 12 13 14 Vgl. Titze, Miriam/Arne Lieb (2007): Der Countdown läuft. Bessere Regeln für Call-In-Spiele: Landesmedienanstalten zitieren Sender und Produktionsfirmen zur Konferenz. In: Süddeutsche Zeitung vom 20. März 2007, S. 15. Vgl. Anwendungs- und Auslegungsregeln der Landesmedienanstalten für die Aufsicht über FernsehGewinnspiele (GewinnSpielReg) vom 19. Juni 2007. Vor der Werbeunterbrechung richtet sich der Moderator an die Fernsehzuschauer und stellt ihnen die bis dahin ungelöste Kandidatenfrage – als Preis winken dem Zuschauer bei richtiger Antwort 5.000 Euro. Die richtige Antwort erfahren die Zuschauer dann nach der Werbeunterbrechung durch die Antwort des Kandidaten, der Gewinner wird noch während der Sendung bekannt gegeben. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 88 3. Die Erfassung von Merchandising und Gewinnspielen in der ALM-Studie In der ALM-Studie werden Merchandising und Gewinnspiele auf zwei Ebenen identifiziert: Hinweise in Form von kurzen Spots. Diese kurzen, vorproduzierten Spots werden zumeist vor oder nach einem Werbeblock ausgestrahlt und im Folgenden als Merchandising- bzw. Gewinnspiel-Trailer bezeichnet. Sie werden in den Stichprobenerhebungen der ALM-Studie seit dem Jahr 2000 vollständig – rund um die Uhr und in allen Programmsparten – erfasst. Ihre Kategorisierung erfolgt im Rahmen der ersten Stufe der ALM-Studie, der Programmstrukturanalyse.15 Hier wird neben Sendungen, Sponsorhinweisen und werblichen Elementen auch zwischen verschiedenen Formen nicht werblicher Trailer unterschieden: Sendungspromotion. Sie umfasst alle Formen von Hinweisen auf später ausgestrahlte Sendungen. Senderpromotion. Dabei geht es um alle Formen von Eigenwerbung für das Gesamtprogramm eines Senders, vom Imagespot über die Mitveranstaltung von Konzerten bis hin zu Gewinnspielen. Cross-Promotion. Das sind Hinweise auf Sendungen in anderen Programmen des Veranstalters bzw. der Programmfamilie. Promotion von dritter Seite, d.h. unentgeltlich ausgestrahlte Aufklärungsspots („Social Advertising“). Hinweise auf (staatliche oder gemeinnützige) Lotterien. Merchandising-Trailer. - - Redaktionelle Hinweise. Dabei geht es um – oft von Moderatoren gesprochene – Hinweise auf Merchandising-Produkte in den Sendungen sowie um in den Sendungen angekündigte bzw. zum Teil auch live mit Zuschauern am Telefon ausgespielte Gewinnspiele. Diese werden in der ALM-Studie seit 2006 partiell, nämlich ausschließlich im Rahmen der Analyse der fernsehpublizistischen Programmangebote wie Nachrichten-, Magazin-, Reportage- oder Talksendungen etc. erfasst. Im Zuge der Analyse der Sendungen dieser Programmsparte wird jeder Beitrag daraufhin untersucht, ob darin ein Hinweis auf ein Gewinnspiel und/oder ein Hinweis auf ein Merchandising-Produkt enthalten ist. Bei Gewinnspielen wird sowohl der Aufruf zur Beteiligung als auch das Spiel selbst bzw. die Bekanntgabe der Gewinner als Gewinnspiel (-hinweis) gezählt. 4. Fragestellung und Methode Die Untersuchung beschäftigt sich mit folgenden Aspekten des Merchandisings und der Gewinnspiele in den acht reichweitestärksten Fernsehvollprogrammen (RTL, VOX und RTL II, Sat.1, ProSieben und kabel eins sowie ARD/Das Erste und ZDF): 15 Vgl. zur Methode den Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007“ von Hans-Jürgen Weiß in diesem Band. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 89 Im Rahmen der Trailer-Analyse wird zunächst gefragt, wie sich Merchandising und Gewinnspiele in den Kontext der gesamten On-Air-Promotion einordnen (Abschnitt 5.1). Anschließend wird zuerst für Merchandising durch Begleitmaterialien (Abschnitt 5.2), dann für Gewinnspiele mit Preisauslobungen (Abschnitt 5.3) dokumentiert, in welchem Umfang hierzu Trailer im Frühjahr 2007 ausgestrahlt wurden und wie sich die Ausstrahlungshäufigkeit seit dem Jahr 2000 entwickelt hat. In Abschnitt 6 wird schließlich der Frage nachgegangen, wie viele Gewinnspiele und Hinweise auf Merchandising-Produkte in fernsehpublizistischen Sendungen im Frühjahr 2007 enthalten sind und in welchen Arten von Sendungen sie zu finden sind. 5. Merchandising und Gewinnspiele im Kontext von Programmtrailern 5.1 Der Kontext: On-Air-Promotion Der Bereich der On-Air-Promotion wird von einer Trailer-Form dominiert: der Sendungspromotion. Im Frühjahr 2007 besteht bei allen acht Fernsehvollprogrammen die Gesamtheit der On-Air-Promotion-Trailer zu mehr als 50 Prozent aus solchen Hinweisen auf spätere Sendungen (vgl. Abb. 1). Bezogen auf alle Fernsehvollprogramme beträgt der Anteil der Sendungspromotion an der gesamten On-AirPromotion im Durchschnitt gut 70 Prozent. Die zur Zuschauerbindung und Imagebildung der Sender ausgestrahlte Senderpromotion umfasst durchschnittlich 15 Prozent. Über alle acht Sender betrachtet machen die Merchandising- und Gewinnspiel-Trailer gerade mal gut 10 Prozent der gesamten On-Air-Promotion aus. Das hier analysierte Programmsegment ist demnach in der Gesamtschau aller Programmelemente eher ein randständiges Phänomen des Programmalltags. Die absoluten Zahlen zeigen jedoch, dass der Zuschauer pro Sendetag sehr wohl eine gute Chance hat, einen Merchandising- oder Gewinnspiel-Trailer zu sehen. In der Stichprobenwoche wurden in allen acht Vollprogrammen insgesamt 449 Merchandising-Trailer und 111 Gewinnspiel-Trailer ausgestrahlt. Bei sechs der acht Programme haben sowohl die Merchandising- (4–7 Prozent) als auch die Gewinnspiel-Trailer (1–2 Prozent) in etwa den gleichen Stellenwert innerhalb der On-Air-Promotion. Wesentlich größere Bedeutung kommt diesen Programmformen bei RTL und RTL II zu: Bei RTL machen die MerchandisingTrailer 11 Prozent und die Gewinnspiele 3 Prozent von allen ausgestrahlten Trailern aus. Bei RTL II ist sogar knapp jeder vierte Trailer ein Merchandising-Trailer. Das seltene Vorkommen von Merchandising- und Gewinnspiel-Trailern im Programmalltag ist keine Besonderheit der Frühjahrsstichprobe 2007 (vgl. Abb. 2). Auch in den letzten sieben Jahren dominierte das Format der Sendungspromotion innerhalb des Segments der On-Air-Promotion. Allerdings hat sich der Anteil der Sendungspromotion sukzessive verringert und zwar von knapp 80 Prozent im Jahr 2000 auf 70 Prozent im Jahr 2007. Abgesehen von einem leichten Anstieg im Jahr 2003 bewegen sich die Gewinnspiel-Trailer immer um den Wert von 3 Prozent. Bei Merchandising-Trailern ist hingegen über die Zeit hinweg eine ansteigende Tendenz auszumachen: Während im Jahr 2000 nur jeder zwanzigste ausgestrahlte Trailer PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 90 einen Hinweis auf ein Merchandising-Produkt enthielt, traf dies 2007 schon auf jeden zehnten zu. FORMEN DER ON-AIR-PROMOTION 2007 Abb. 1 (Anzahl pro Woche in Prozent) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 RTL VOX RTL II Sat.1 n=808 n=637 n=703 n=589 ProSieben kabel eins Merchandising-Trailer Social Ad, Crosspromotion, Sonstiges Sendungspromotion n=791 n=788 ARD ZDF Gesamt n=282 n=359 n=4.957 Gewinnspiel-Trailer Senderpromotion ENTWICKLUNG DER FORMEN DER ON-AIR-PROMOTION 2000–2007 Abb. 2 (Anzahl pro Woche in Prozent – Durchschnitt über 8 Programme) 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2000 2001 2002 2003 Merchandising-Trailer Social Ad, Crosspromotion, Sonstiges Sendungspromotion 2004 2005 2006 2007 Gewinnspiel-Trailer Senderpromotion 5.2 Merchandising-Trailer Wenn man ihren prozentualen Anteil über alle acht Programme hinweg betrachtet, haben die Merchandising-Trailer im Bereich der On-Air-Promotion in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 91 Um dieses insgesamt gesehen prozentual jedoch eher randständige Programmphänomen näher zu beschreiben, wird nachfolgend auf die Verteilung der 449 Merchandising-Trailer im Frühjahr 2007 zwischen Sendungen eingegangen. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Programmen (vgl. Abb. 3). Zuschauer von ARD/Das Erste und ZDF sind im Programmalltag besonders selten mit Merchandising-Trailern konfrontiert. Die Programmfamilien der privaten Anbieter unterscheiden sich in der Programmpraxis: Die Sender der ProSiebenSat.1 Media AG senden deutlich weniger Merchandising-Trailer als die Sender der RTL Group. Innerhalb der Programme der ProSiebenSat.1 Media AG ist kabel eins mit 52 Merchandising-Trailern (sieben Trailer pro Tag) in der Stichprobenwoche der Sender mit der höchsten Ausstrahlungsfrequenz, während ProSieben mit 42 und vor allem Sat.1 mit nur 26 deutlich weniger solcher Trailer ausstrahlten. Die Anzahl der gesendeten Merchandising-Trailer verhält sich somit spiegelverkehrt zum Erfolg der Sender auf dem Zuschauermarkt. MERCHANDISING-TRAILER 2007 Abb. 3 (Anzahl pro Woche) 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 162 89 43 RTL VOX 26 RTL II Sat.1 42 52 ProSieben kabel eins 20 15 ARD ZDF Auch in der RTL Group ist es ein „kleiner“ Sender, der die meisten MerchandisingTrailer ausstrahlt: RTL II mit 162 Trailern. Dies entspricht 23 MerchandisingTrailern pro Tag oder durchschnittlich einem pro Stunde! Damit sendet RTL II allein mehr Merchandising-Trailer in einer Woche als alle Programme der ProSiebenSat.1 Media AG zusammen. Aber auch das Programm des „Flagschiffs“ RTL enthält 89 Ausstrahlungen pro Woche. Lediglich VOX bewegt sich mit 43 Trailern auf dem Niveau der Programme der ProSiebenSat.1 Media AG. Die Betrachtung der Entwicklung über die letzten sieben Jahre zeigt, dass die Momentaufnahme im Frühjahr 2007 kein zufälliges Ergebnis ist (vgl. Abb. 4): Es ist ein ansteigender Trend für alle Sender zu verzeichnen. Dieser Trend wird aber hauptsächlich durch die Merchandising-Politik von drei Programmen verursacht. Während VOX und kabel eins die Ausstrahlungsfrequenz kontinuierlich leicht gesteigert haben, ist es in der Hauptsache das Programm von RTL II, das konsequent PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 92 immer mehr auf Merchandising-Trailer setzt. Deren Anzahl hat sich dort in den Jahren 2000 bis 2007 nahezu verdreifacht. Eine gegenläufige Entwicklung zeigt Sat.1, wo sich die Anzahl von rund 70 im Jahr 2000 auf 26 Trailer pro Woche im Jahr 2007 mehr als halbiert hat. Die unsteten Entwicklungslinien von RTL und ProSieben lassen vermuten, dass die Ausstrahlung von Merchandising-Trailern eventuell von temporären Programmereignissen (wie z.B. „Deutschland sucht den Superstar“) abhängt. ENTWICKLUNG DER MERCHANDISING-TRAILER 2000–2007 Abb. 4 (Anzahl pro Woche) 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2000 2001 RTL VOX RTL II 2002 2003 2004 Sat.1 ProSieben kabel eins 2005 2006 2007 ARD ZDF Schnitt 5.3 Gewinnspiel-Trailer Schon die Betrachtung des gesamten Segments der On-Air-Promotion hat gezeigt, dass Merchandising-Trailer im Frühjahr 2007 viermal so häufig ausgestrahlt wurden wie Gewinnspiel-Trailer. Die Verteilung der 111 Gewinnspiel-Trailer auf die acht analysierten Vollprogramme zeigt das gleiche Bild wie bei den MerchandisingTrailern – aber auf niedrigerem Niveau (vgl. Abb. 5). Die öffentlich-rechtlichen Programme und Sat.1 setzen diese Form der Zuschauerbindung selten ein. Alle drei Programme senden durchschnittlich weniger als einen Gewinnspiel-Trailer pro Tag. Innerhalb der ProSiebenSat.1 Media AG ist es wiederum kabel eins, das die meisten Gewinnspiel-Trailer ausstrahlt. Auch die Analyse der Gewinnspiel-Trailer der Programme der RTL Group zeigt eine ähnliche Ausstrahlungspolitik wie bei den Merchandising-Trailern. Während VOX das gleiche Niveau wie ProSieben erreicht, ragen RTL II mit 34 und RTL mit 25 Gewinnspiel-Trailern in der Woche deutlich heraus. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 93 Die für das Frühjahr 2007 festgestellte Ähnlichkeit der senderspezifischen Ausstrahlungspolitik in Bezug auf Merchandising- und Gewinnspiel-Trailer ist im Zeitverlauf der letzten sieben Jahre so nicht erkennbar (vgl. Abb. 6). Es zeigt sich vielmehr, dass die Ausstrahlung von Gewinnspiel-Trailern bei keinem Programm einem Trend GEWINNSPIEL-TRAILER 2007 Abb. 5 (Anzahl pro Woche) 40 20 34 25 12 4 0 RTL VOX RTL II Sat.1 12 17 ProSieben kabel eins 5 2 ARD ZDF ENTWICKLUNG DER GEWINNSPIEL-TRAILER 2000–2007 Abb. 6 (Anzahl pro Woche) 70 60 50 40 30 20 10 0 2000 2001 RTL VOX RTL II 2002 2003 2004 Sat.1 ProSieben kabel eins 2005 2006 2007 ARD ZDF Schnitt folgt. Es kann unterstellt werden, dass die Platzierung solcher Trailer im Programm von temporären Programmereignissen abhängig ist. Im Durchschnitt aller acht Programme pendelt sich die Anzahl zwar bei 20 Gewinnspiel-Trailern pro Woche ein, aber dies resultiert nur aus temporären Anstiegen bei einigen Programmen bei gleichzeitiger Abnahme bei anderen Programmen. Das scheinbar eindeutige Ergebnis der Frühjahrsstichprobe 2007 kann also nicht generalisiert werden. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 94 6. Merchandising und Gewinnspiele in fernsehpublizistischen Sendungen Nach der Analyse der Ausstrahlungspolitik bei Merchandising- und GewinnspielTrailern außerhalb von Sendungen wird nachfolgend deren Vorkommen innerhalb von Sendungen untersucht. Aufgrund der Erhebungs- und Analysestrategie der ALM-Studie kann diese Auswertung nur für Sendungen der Fernsehpublizistik erfolgen. Ein Ergebnis dieser Auswertung lautet, dass Hinweise auf MerchandisingProdukte innerhalb von fernsehpublizistischen Sendungen nahezu nicht vorkommen. Insgesamt wurden in der Stichprobenwoche 40 solcher Hinweise identifiziert. Allein 16 davon entfallen auf das Format „Besser Essen – Leben leicht gemacht“ von ProSieben. In den Sendungen von RTL, ARD/Das Erste, Sat.1 und des ZDF fanden sich zwischen zwei und sieben Merchandising-Hinweise. VOX und kabel eins bewerben innerhalb ihrer Sendungen keinerlei Merchandising-Produkte. Im Gegensatz dazu finden sich innerhalb der fernsehpublizistischen Sendungen relativ viele Gewinnspiele. Im Frühjahr 2007 wurden in allen acht Programmen zusammen 368 Gewinnspiele bzw. Hinweise darauf gezählt. RTL II – „Spitzenreiter“ bei der Ausstrahlungshäufigkeit von Merchandisingund Gewinnspiel-Trailern zwischen Sendungen – sendet kaum Gewinnspiele in seinen fernsehpublizistischen Sendungen. Auch in den Sendungen von VOX findet sich durchschnittlich nur ein Gewinnspiel pro Tag. Als einziges Programm der RTL Group strahlt RTL vermehrt Gewinnspiele innerhalb von Sendungen aus: Mit 74 in der Woche bzw. über zehn pro Tag weist die Auswertung für RTL den zweitgrößten Wert aller Programme auf. Während die Programme der ProSiebenSat.1 Media AG im Vergleich zu den privaten Konkurrenten weniger häufig Trailer sendeten, sind Gewinnspiele innerhalb von Sendungen deutlich stärker in ihren Programmen verankert. Analog zu RTL ist es auch hier das „Flagschiff“ Sat.1, das mit 134 pro Woche bzw. knapp 20 pro Tag die meisten Gewinnspiele ausstrahlt. Im Programm von ProSieben können die Zuschauer durchschnittlich fünf Gewinnspiele pro Tag sehen. Mit dieser Ausstrahlungspolitik liegt ProSieben sogar unter den Werten der öffentlich-rechtlichen Programme. Während ARD/Das Erste und das ZDF kaum Merchandising und Gewinnspiele in Form von Trailern platzieren, senden sie Gewinnspiele innerhalb fernsehpublizistischer Sendungen, um ihre Zuschauer zu binden und Einnahmen zu generieren. Die schlichte Anzahl dieser Hinweise ist allerdings kein verlässlicher Indikator für den Grad der Zuschauerbindung. Entscheidend ist letztlich die Frage, wie viele Sendungen ein Gewinnspiel enthalten – und zwar unabhängig davon, ob innerhalb der Sendung mehrfach auf dieses Gewinnspiel hingewiesen wird. Sat.1 weist in der Frühjahrsstichprobe 2007 die meisten fernsehpublizistischen Sendungen mit mindestens einem darin enthaltenen Gewinnspielhinweis auf, gefolgt von RTL und dem ZDF. Die Anzahl der Sendungen ist dabei deutlich geringer als die Anzahl der in diesen Sendungen ausgestrahlten Gewinnspielhinweise (vgl. Abb. 7 und 8). Das zeigt, dass die Programme häufig mehrfach pro Sendung auf ein Ge- PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 95 winnspiel verweisen. In jeder fernsehpublizistischen Sat.1-Sendung, die ein Gewinnspiel enthält, sehen die Zuschauer durchschnittlich 4,5 Hinweise darauf. Bei RTL, ARD/Das Erste und dem ZDF sind es in etwa drei Hinweise pro Sendung. Dieses GEWINNSPIELE IN SENDUNGEN 2007 Abb. 7 (Anzahl der Beiträge pro Woche) 140 120 100 80 134 60 40 74 20 45 37 0 RTL 7 2 VOX RTL II 61 8 Sat.1 ProSieben kabel eins ARD ZDF SENDUNGEN MIT GEWINNSPIELEN 2007 Abb. 8 (Anzahl der Sendungen pro Woche) 35 30 25 30 22 21 20 15 14 12 10 5 7 3 1 0 RTL VOX RTL II Magazine Frühstücksfernsehen Sat.1 ProSieben kabel eins ARD ZDF Talk-, Koch-, Serviceformate Reportagen, Dokumentationen Ergebnis ist zum einen durch die Art der Erfassung bedingt, da sowohl der Aufruf zur Beteiligung als auch das Spiel selbst bzw. die Bekanntgabe der Gewinner als Gewinnspielhinweis gezählt werden. Zum anderen bestätigt dies das oben genannte Beispiel aus der „TV total Stock Car Crash Challenge“ von ProSieben: Innerhalb einer Sendung wird in der Regel mehrfach auf ein und dasselbe Gewinnspiel hingewiesen. Abbildung 8 zeigt auch, in welcher Art von fernsehpublizistischen Sendungen die Gewinnspiele platziert werden. Bei den privaten Programmen sind es nahezu ausschließlich Magazinformate, die Gewinnspiele enthalten. Bei RTL und Sat.1 fin- PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 96 det sich zusätzlich eine nennenswerte Zahl von Sendungen im Segment der Studioformate wie Talk-, Service- und Kochsendungen (z.B. „Britt“, „Die Oliver Geissen Show“). Gleiches gilt für die öffentlich-rechtlichen Programme (z.B. „ARD-Buffet“, „Volle Kanne – Service täglich“). Die Ausstrahlung von Gewinnspielen ist außerdem typisch für das Frühstücksfernsehen (ARD/Das Erste, ZDF, Sat.1). Wenig überraschend ist an dieser Stelle das Fehlen eines zentralen Formats der Fernsehpublizistik – der Nachrichtensendungen. Alle untersuchten Vollprogramme verzichten auf die Ausstrahlung von Gewinnspielen innerhalb von Nachrichtensendungen. SENDUNGEN MIT UND OHNE GEWINNSPIELE 2007 Abb. 9 (Anzahl der Sendungen pro Woche) 120 105 100 100 80 73 68 60 78 71 45 40 33 20 0 RTL VOX RTL II Sat.1 ProSieben kabel eins ARD ZDF Sendungen mit Gewinnspiel: Magazine Talk-, Koch-, Serviceformate Frühstücksfernsehen Reportagen, Dokumentationen Sendungen ohne Gewinnspiel: Magazine Talk-, Koch-, Serviceformate Frühstücksfernsehen Reportagen, Dokumentationen Welchen Stellenwert die Platzierung von Gewinnspielen in den einzelnen Formaten der fernsehpublizistischen Sendungen tatsächlich hat, ist dann erkennbar, wenn man pro Format die Anzahl der Sendungen mit und ohne Gewinnspiel gegenüberstellt (vgl. Abb. 9). Die vier auf dem Zuschauermarkt weniger erfolgreichen Programme VOX, RTL II, ProSieben und kabel eins platzieren ihre Gewinnspiele wie oben gezeigt in ihren Magazinformaten. Jedoch ist es keineswegs so, dass sie dies in der Mehrheit dieser Formate tun. Dagegen enthält bei RTL nahezu jede zweite Magazinsendung ein Gewinnspiel (17 von 38). Bei Sat.1 finden sich kaum Magazinsendungen ohne Gewinnspiel (2 von 19). Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen ist das Bild gerade umgekehrt: Hier wird nur ein ganz kleiner Teil der Magazinsendungen mit Gewinnspielen verbunden. ARD/Das Erste und das ZDF agieren in dieser Hinsicht dagegen verstärkt im Bereich der Talk- und Service-Formate. Über alle Formate hinweg ist Sat.1 das Programm, das seine Sendungen am häufigsten mit Gewinnspielen verbindet. In 41 Prozent der Sendungen von Sat.1 PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 97 finden sich Gewinnspiele. Bei RTL, ARD/Das Erste und im ZDF ist es in etwa jede fünfte Sendung, während die weiteren Programme relativ gewinnspielfrei daherkommen. Bei ProSieben sind es noch 17 Prozent der Sendungen, bei VOX und kabel eins um die 10 Prozent und bei RTL II – dem „Marktführer“ der Gewinnspiele zwischen Sendungen – nur gerade einmal 2 Prozent. 7. Fazit Die vorgelegte Analyse belegt, dass Merchandising und viel mehr noch Gewinnspiele nicht nur in Spartenprogrammen, sondern auch in Vollprogrammen präsent sind. Hinweise auf Merchandising-Produkte bzw. Begleitmaterialien werden vorwiegend als Trailer zwischen Sendungen und Sendungsteilen ausgestrahlt. Vor allem RTL II und RTL verfolgen eine Programmpolitik, die auf Merchandising-Trailer setzt. Gewinnspiele mit Preisauslobungen werden – anders als Merchandising-Hinweise – eher redaktionell in die Sendungen integriert. Zumindest trifft dies auf das Programmsegment der Fernsehpublizistik zu. Vermutlich jedoch würden die ermittelten Werte deutlich ansteigen, wenn alle Programmsparten in die Analyse einbezogen werden könnten. Die exklusive Fokussierung der hier vorgelegten Teilerhebung auf die Fernsehpublizistik ist möglicherweise auch der Grund dafür, dass Gewinnspiele auf redaktioneller Ebene vorrangig bei Sat.1, RTL, ARD/Das Erste und dem ZDF identifiziert wurden. Denn alle vier Sender haben in ihrem Programm einen überdurchschnittlich großen Anteil an fernsehpublizistischen Formaten. Die Längsschnittanalyse zeigt aber auch, dass Gewinnspiel-Trailer kein fester Bestandteil der Programmpolitik der Sender sind. Die These, dass die Sender ihre Gewinnspiele außerhalb von Sendungen – wenn überhaupt – nur temporär im Zusammenhang mit besonderen Programmereignissen (z.B. Fußball-WM 2006, „Deutschland sucht den Superstar“ usw.) platzieren, kann anhand der stichprobenbasierten Daten der ALM-Studie allerdings nicht geprüft werden. Ein Ergebnis der medienökonomischen Bestandsaufnahme 20 Jahre nach Einführung des privaten Rundfunks von Marie-Luise Kiefer war, dass die Sender sich mehr und mehr auf den Zuschauermarkt konzentrieren.16 Die derzeitige Merchandising- und Gewinnspielpraxis der Sender ist eines der Resultate dieser medienökonomischen Strategie. Die privaten Sender diversifizieren ihr Geschäftsmodell, indem sie ihre Einnahmen nicht mehr nur über den Werbemarkt erzielen, sondern zusätzlich auch die Zuschauer zu ihren Kunden machen. Die Ausstrahlung von Merchandising-Hinweisen und Gewinnspielen hat dabei eine doppelte Funktion. Neben der Generierung von Einnahmen werden die Zuschauer gleichzeitig an das Programm gebunden, indem sie zu Hause etwa das begleitende Buch zur Sendung lesen (wodurch sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie die Sendung wieder einschalten) oder indem sie – wenn sie an einem Gewinnspiel teilgenommen haben – die Sen- 16 Vgl. Kiefer, Marie-Luise (2004): 20 Jahre privater Rundfunk. Versuch einer Bestandsaufnahme aus medienökonomischer Perspektive. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 558-568. PROGRAMMFORSCHUNG • MERCHANDISING UND GEWINNSPIELE 98 dung aufmerksamer als vielleicht sonst bis zur Bekanntgabe des Gewinners verfolgen. Da On-Air-Promotion vom Gesetzgeber ausdrücklich (und – wenn man sich die Funktionsweise des Free TV vergegenwärtigt – sinnvollerweise) gegenüber Werbung abgegrenzt wird, gilt das zwingend auch für diejenigen Formen des Merchandising und der Gewinnspiele, die der On-Air-Promotion zuzurechnen sind und die in diesem Beitrag analysiert wurden. Dass die „Regulierungsdichte“ für Merchandising in Form von Begleitmaterialien und für Gewinnspiele in Form von Preisauslobungen geringer ist als für Werbung oder Sponsoring, ist eine logische Konsequenz dieser Zuordnung. Sicherlich gab und gibt es Anlässe, wie z.B. im Fall der Klingeltöne, über weiter reichende Regulierungskonzepte nachzudenken. Solange jedoch weder eine exzessive Zunahme beider Formate noch eine wachsende Tendenz zu Grenzüberschreitungen in Richtung Werbung festzustellen ist, ist die Erfordernis für solche Maßnahmen eher gering. Literatur Bähr, Günther (1995): Merchandising. Sender als Warenhäuser. In: Focus Magazin vom 29. April 1995, S. 244-245. Goldhammer, Klaus/Michael Lessig (2005): Call Media: Mehrwertdienste im Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 138-156. Kiefer, Marie-Luise (2004): 20 Jahre privater Rundfunk. Versuch einer Bestandsaufnahme aus medienökonomischer Perspektive. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 558-568. Kliment, Tibor/Jaroslaw Kasperczyk (2004): Jenseits der Spots – Sonderwerbeformen im Fernsehen. In: Gertler, Martin (Hrsg.): Kommunikation oder Unterhaltung? Aufgabenstellungen der Medien. Baden-Baden, S. 209-232. Meyer-Harport, Dirk (2000): Neue Werbeformen im Fernsehen. Eine Untersuchung besonderer Werbeformen anhand deutschen und europäischen Rundfunk- und Medienrechts. Frankfurt/M. Titze, Miriam/Arne Lieb (2007): Der Countdown läuft. Bessere Regeln für Call-InSpiele: Landesmedienanstalten zitieren Sender und Produktionsfirmen zur Konferenz. In: Süddeutsche Zeitung vom 20. März 2007, S. 15. Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (2005): Werbung in Deutschland 2005. Berlin. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 99 Fernsehprogramme in der Konkurrenz Programmkonstellationen und Programmstrategien des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Österreich Jens Woelke und Joachim Trebbe In Europa war Fernsehen einmal mit Antennenempfang und – sofern nicht gänzlich staatlich organisiert (wie in den sozialistischen Staaten oder auch in Italien, Spanien etc.) – mit der alleinigen Existenz öffentlich-rechtlicher Fernsehprogramme verbunden. Solange diese exklusiv auftraten und sich die technischen Empfangsmöglichkeiten weitgehend an nationalen Grenzen ausrichteten, bestand Konkurrenz allenfalls, wenn eine Sendeanstalt mehrere Programme zur Verfügung stellte (Österreich), wenn mehrere öffentlich-rechtliche Veranstalter eines Landes Programme anboten (Deutschland) oder, im Fall von Überschneidungen zwischen Ländergrenzen und Sprachräumen, in den unmittelbaren Grenzregionen auch zwischen Programmen verschiedener Länder (Österreich und Deutschland). Aufgrund ähnlicher Finanzierungsgrundlagen, strenger Werberegulierungen und einer ausreichend großen Nachfrage durch Zuschauer hatten diese Konkurrenzkonstellationen aber vergleichsweise geringe Konsequenzen für die Programmökonomie. Mit der Umstellung auf duale Rundfunksysteme auch im Fernsehen, d.h. der Zulassung privater Anbieter, vor allem aber auch durch die Verbreitungswege Kabel und Satellit, haben sich die Konkurrenzkonstellationen in Europa grundlegend verändert. Allein zwischen 1983 und 1989 hat sich die Zahl der Fernsehprogramme in Europa um etwa 50 Prozent erhöht und 2004 wurden nahezu 4.000 Fernsehprogramme gezählt.1 Dies hatte und hat vielfältige Konsequenzen: Der Wettbewerb um Zuschauer und Werbegelder hat sich verschärft, attraktive Programmmaterialien sind knapp, lizenzrechtliche Überlegungen haben höhere Relevanz und determinieren z.T. die Formen der technischen Verbreitung und de facto stehen national organisierte Programme in einem länderübergreifenden Konkurrenzverhältnis. Während die Konkurrenzbeziehungen zwischen inländischen Programmen in der kommunikationswissenschaftlichen Debatte erhebliche Aufmerksamkeit erfuhren, wurden länderübergreifende Konkurrenzkonstellationen – abgesehen von der rechtlichen Diskussion um Grundversorgung, Wettbewerb und Programmkoordinierung oder um das Spannungsverhältnis zwischen europäischen Rundfunkrichtlinien und nationalen Rundfunkordnungen – seltener thematisiert.2 1 2 Vgl. Open Society Institute (2005): Television across Europe: Regulation, policy and independence. Budapest, S. 6. Ausnahmen bilden etwa die Studie von Schrape oder Analysen aus Skandinavien. Vgl. Schrape, Klaus (1987): Fernsehprogrammbedarf und Programmversorgung. In: Media Perspektiven, Heft 6, S. 345- PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 100 Der vorliegende Beitrag greift das Thema Programmkonkurrenz in länderübergreifender Perspektive auf, wenn er zunächst typische Konkurrenzkonstellationen in Europa nicht nur aus Regulierungs-, sondern auch aus der Nutzungsperspektive anspricht und dies am Beispiel Österreichs und des Österreichischen Rundfunks (ORF) empirisch ausführt. Der Beitrag stützt sich auf Daten aus einer gemeinsamen Analyse deutschsprachiger, landesweiter Fernsehvollprogramme Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zu Programmstrukturen und Programminhalten, die fallweise um konkrete Sendungsdaten ergänzt werden.3 Ziel des Beitrags ist es aber nicht nur, die Konkurrenzkonstellation der beiden öffentlich-rechtlichen Programme in Österreich in internationaler Perspektive zu beschreiben. Der Beitrag soll darüber hinaus eine Grundlage für weitere komparatistische Analysen liefern – perspektivisch für die Konkurrenzkonstellationen zwischen Programmen der Schweiz und Deutschlands, aber auch (auf regionaler Ebene) zwischen Programmen der Schweiz und Österreichs in den grenznahen Regionen Vorarlberg, Graubünden und St. Gallen, zwischen Programmen Österreichs und Italiens in Tirol und Südtirol oder zwischen Programmen der Schweiz und Frankreichs in der Westschweiz. 1. Ebenen und Determinanten von Programmkonkurrenz Konkurrenz zwischen Fernsehprogrammen ist gleichzeitig Ursache und Folge eines Interessenkonflikts, der Ausdruck im Wettbewerb um a) Zuschauer, b) Werbekunden und c) attraktive Programmmaterialien findet. Programmkonkurrenz setzt nicht zwangsweise voraus, dass verschiedene Anbieter Fernsehprogramme in einem Fernsehmarkt ausstrahlen. Denn selbst wenn nur ein einziger Anbieter in einem nationalen Fernsehmarkt sendet, ist die Nachfrage nach TV-Programmen an alltagskulturelle Muster gebunden, die u.a. durch die Zeitbudgets der Zuschauer bestimmt sind und in denen Fernsehen mit anderen Freizeitaktivitäten oder anderen Medienangeboten konkurriert. Daher müssen Veränderungen in der Programmnutzung durch Zuschauer immer auch vor dem Hintergrund der Zeitbudgets für Arbeit und Freizeit geprüft werden. Programmkonkurrenz im engeren Sinne kann nur dort entstehen, wo gleichzeitig mehrere Fernsehprogramme empfangbar sind. Diese Annahme mag trivial erscheinen, da im Zeitalter von Kabel- und Satellitenübertragung die alten, an Nationalstaaten orientierten Grenzen für die technische Verbreitung nicht mehr bestehen und theoretisch jedes Programm an jedem Ort empfangbar ist. Tatsächlich jedoch ist 3 353, und Hujanen, Tajsto (2004): Programming and Channel Competition in European Television. In: Wieten, Jan/Graham Murdock/Peter Dahlgren (Hrsg.): Television across Europe. London, S. 65-83. Es handelt sich um eine Forschungskooperation des durchführenden Instituts der ALM-Studie, GöfaK Medienforschung Potsdam, mit der Universität Salzburg/A und der Universität Fribourg/CH; vgl. Trebbe, Joachim/Jens Woelke (2007): Fernsehen in der Schweiz und in Österreich. Auf dem Weg zu einer ländervergleichenden Programmforschung. In: ALM Programmbericht 2006, S. 82-105, und Woelke, Jens (2007a): TV-Programmanalyse. Fernsehvollprogramme in Österreich 2006. Wien (Schriftenreihe der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH; Bd. 1/2007). PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 101 die Empfangbarkeit durch die konkrete Ausstattung der Haushalte bedingt, die sich eben nicht europaeinheitlich entwickelt hat, sondern von regionalen Besonderheiten, wie etwa dem Kabelverbreitungsgrad oder der terrestrischen Versorgung, abhängt.4 Darüber hinaus sind einige Programme aufgrund lizenz- oder urheberrechtlicher Vorschriften von der Verbreitung in anderen Ländern ausgeschlossen. Somit ist die Frage der technischen Empfangbarkeit trotz potenziell unbegrenzter infrastruktureller Möglichkeiten noch immer eine Determinante von Programmkonkurrenz bzw. eine Erklärungsgröße, wenn eine mögliche Programmkonkurrenz sich nicht verwirklicht. Der Hinweis auf die technisch weitgehend unbegrenzten Möglichkeiten der Programmverbreitung spricht eine dritte Determinante von Programmkonkurrenz an: die Sprachbindung. Die Ausstrahlung der Programme in ausschließlich einer Sprache – und das ist der Normalfall in Europa – bewirkt eine Segmentierung der Fernsehmärkte nach Sprachregionen, auch über nationale Grenzen hinweg. Dabei ist unerheblich, ob diese Märkte durch Zugehörigkeit der Zuschauer verschiedener Länder zum selben Sprachraum entstehen oder durch historische oder programmstrukturelle Besonderheiten begründet sind, etwa wenn inländische Programme traditionell auch fremdsprachige Sendungen ausstrahlen. 2. Typische Konkurrenzkonstellationen in Europa Wenn man die Konkurrenzkonstellationen zwischen Fernsehprogrammen aus der Perspektive der drei Kriterien a) Anteil der TV-Nutzung am gesamten Zeitbudget der Zuschauer, b) technische Empfangsmöglichkeiten und c) Segmentierung des gesamteuropäischen Fernsehmarkts in sprachregionale Fernsehmärkte betrachtet, lassen sich für die Länder Europas drei idealtypische Konstellationen ausmachen. Eine erste Fallgruppe bilden Staaten, in denen ungeachtet der europaweiten Veränderungen in der TV-Landschaft langfristig stabile Konkurrenzverhältnisse unter den dort veranstalteten Programmen bestehen. Hierunter fällt etwa Dänemark, wo die Programme DR1 (öffentlich-rechtlich) und TV2 (seit 1988 als kommerzieller Anbieter zugelassen) traditionell sehr hohe Reichweiten erzielen.5 Daneben weisen ausländische, fremdsprachige Programme (terrestrisch empfangbar wie die deutschen Programme im Süden Dänemarks oder über Satellit und/oder Kabel wie NBC, BBC oder MTV) seit Jahren stabile Marktanteile von etwas über 12 Prozent auf. Zu einer zweiten Fallgruppe gehören Länder, in denen sich die Konkurrenzsituation für bestehende Programme durch Markteintritte inländischer Anbieter dynamisch verändert hat, während dort empfangbare ausländische Programme vergleichsweise konstante Nutzungszahlen aufweisen. Hierzu zählen die meisten Länder im Norden 4 5 Vgl. Hasebrink, Uwe/Anja Herzig (2004): Mediennutzung im internationalen Vergleich. In: HansBredow-Institut (Hrsg.): Internationales Handbuch Medien 2004/2005. Baden-Baden, S. 136-158, hier S. 140f. Vgl. Prehn, Ole (2004): Medien in Dänemark. In: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.): Internationales Handbuch Medien 2004/2005. Baden-Baden, S. 234-245, hier S. 240-242. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 102 Europas und Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien6 sowie einige der neuen EU-Mitgliedstaaten in Süd- und Osteuropa. In Schweden ist die Abnahme der Marktanteile der öffentlich-rechtlichen Sender SVT1 und SVT2 von 37 bzw. 46 Prozent im Jahr 1990 auf 22 bzw. 26 Prozent im Jahr 1997 im Wesentlichen auf Gewinne der privaten Anbieter TV3 (Marktanteil 1990: 5 Prozent, 1997: 10 Prozent) und TV4 (1991: 5 Prozent, 1997: 27 Prozent) zurückzuführen. Gleiches gilt für Finnland, wo der öffentlich-rechtliche Sender TV1 zwischen 1990 und 1997 knapp 10 Prozent Marktanteil verlor, während der kommerzielle Anbieter TV3/MTV3 mehr als 30 Prozent hinzugewann.7 In Deutschland verloren die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF – einst alleinige Anbieter mit Marktanteilen von über 40 Prozent – in der ersten Phase der Dualisierung Mitte der 1980er Jahre (Sendestarts von RTL und Sat.1) erheblich und erreichten Anfang der 1990er Jahre Marktanteile von nur noch um die 20–25 Prozent. Mit dem Start der privaten Programme der zweiten Generation (ProSieben, kabel eins, RTL II, VOX) verloren sie erneut deutlich Marktanteile und kämpfen seitdem mit RTL um die Marktführerschaft mit Anteilen zwischen 13 und 15 Prozent.8 Die schon zuvor bzw. Ende der 1980er Jahre empfangbaren ausländischen Programme (Fernsehen der DDR, Eurosport, MTV etc.) wiesen vergleichsweise konstante Nutzungszahlen auf. Programme wie jene des ORF aus Österreich oder von SF1 aus der Schweiz waren in Deutschland aufgrund lizenzrechtlicher Regelungen anfangs nur in den Grenzregionen, spätestens seit der Etablierung privater Anbieter aber selbst dort fast gar nicht mehr empfangbar. Der nach der Transformation der Gesellschaftssysteme in Ost- und Südosteuropa entstandene Wettbewerb um Zuschauer führte in vielen dieser Länder zu einer Programmkonkurrenz zwischen den früher staatlich und nunmehr öffentlichrechtlich organisierten Programmen und den neuen inländischen privaten Programmveranstaltern. Beispielhaft ist die Situation in Ungarn, wo die privaten Programme seit dem Sendestart im Jahr 1997 sehr hohe Reichweiten erzielten (1997: TV2/25 Prozent, RTLClub/20 Prozent; 2000: TV2/41 Prozent, RTLClub/30 Prozent). Die öffentlich-rechtlichen Sender (Reichweiten MTV1 1996: 50 Prozent, 1997: 29 Prozent, 2000: 11 Prozent) wurden dadurch wirtschaftlich so weit zurückgedrängt, dass sie unter den aktuellen gesetzlichen Bedingungen kaum in der Lage sind, ihre öffentlich-rechtlichen Aufgaben zu erfüllen.9 6 7 8 9 In Südtirol hat die RAI zudem Konkurrenz durch die deutschsprachigen Programme des ORF. Vgl. Hitthaler, Carolin (2007): Jenseits der Grenzen. Die Bedeutung des ORF-Fernsehens für die Region Südtirol. In: Steininger, Christian/Jens Woelke (Hrsg.): Fernsehen in Österreich. Konstanz, S. 335-345, hier S. 341. Vgl. Hujanen 2004, S. 82. Vgl. Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich/KEK (2007): Zehnter Jahresbericht. Berichtszeitraum 1. Juli 2006 bis 30. Juni 2007. Potsdam, S. 288. Vgl. Szekfü, Andras (2002): Das Mediensystem Ungarns. In: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.): Internationales Handbuch Medien 2002/2003. Baden-Baden, S. 632-642, hier S. 635. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 103 Eine dritte Fallgruppe bilden Länder in einem gemeinsamen Sprachraum. Dies sind z.B. Irland als Nachbar von Großbritannien, Belgien und die Schweiz mit ihren französischsprachigen Teilen oder im deutschen Sprachraum Österreich und die Schweiz. Zwar hat die Dualisierung verbunden mit dem Sendestart inländischer privater Anbieter die Programmkonkurrenz in diesen Ländern bereits erhöht, wesentliche Konkurrenz entstand den dort etablierten öffentlich-rechtlichen Sendern jedoch vor allem durch öffentlich-rechtliche und erheblicher noch durch private Programme aus den Nachbarländern. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Irland etwa erhält massive Konkurrenz durch die gleichsprachigen fünf Hauptprogramme aus Großbritannien BBC one und BBC TWO, die ITV-Programme sowie Channel 4 und Channel Five, die sämtlich terrestrisch empfangbar sind. Hinzu kommt in Multichannelhaushalten noch die Konkurrenz durch gebührenpflichtige wie frei empfangbare Satellitenprogramme aus Großbritannien oder anderen Ländern. In Großbritannien selbst erhielten die öffentlich-rechtlichen Programme BBC one und BBC TWO und auch die bereits 1954 gestarteten Programme des privaten ITV-Networks in den vergangenen zehn Jahren weniger Konkurrenz durch inländische Sender wie das kommerziell finanzierte, jedoch öffentliche Programm Channel 4 (Sendestart 1982) oder das private Programm Channel Five (Sendestart 1997)10 als durch ausländische, englischsprachige Programme aus Asien, USA und anderen Ländern (vgl. Tab. 1). Ursache dafür waren und sind die zunehmende Verbreitung von Kabel und Satellit als Verteilplattform für diese Programme,11 die deutlicheren Reichweitengewinne der ausländischen Programme in den Kabel- und Satellitenhaushalten gegenüber neuen inländischen Kabel- und Satellitenprogrammen sowie die Programmstrukturen von BBC one und BBC TWO. Beide Sender waren bis zur Reform von BBC one im Jahre 2000/200112 eher komplementär statt parallel programmiert: Während BBC one eher Unterhaltungsangebote ausstrahlte, hatte BBC TWO vorwiegend Nachrichten, Dokumentationen und Sport im Programm. Die Typologie zeigt deutlich, dass das Ausmaß der länderspezifischen Fernsehnutzung, die Entwicklung der technischen Empfangsmöglichkeiten und die Segmentierung des europäischen Fernsehmarkts nach Sprachregionen zur Ausbildung unterschiedlicher Konkurrenzkonstellationen geführt hat. Verschieden starke Regulierungsbemühungen der nationalen Gesetzgeber, die Größe der nationalen Zuschauer- und Werbemärkte und der Zeitpunkt der Einführung dualer Systeme sind 10 11 12 Channel 4 hat seit 1988 nahezu konstante Marktanteile um 10 Prozent, Channel Five ab dem zweiten Jahr nach Sendestart 1997 konstant um die 5 Prozent. Vgl. Broadcasters Audience Research Board (2007a): TV Facts. Annual % Shares of Viewing (Individuals) 1981-2006. URL: http://www.barb.co.uk/tvfacts.cfm?fullstory=true&includepage=share&flag=tvfacts [18.10.2007]. Von 1992 bis Januar 2007 hat sich die Zahl der Kabel- und Satellitenhaushalte von 2,3 Millionen auf 11,7 Millionen erhöht. Vgl. Broadcasters Audience Research Board (2007b): TV Facts. Multi-Channel Development 2002-2007. URL: http://www.barb.co.uk/tvfacts.cfm?fullstory=true&includepage= multichannel&flag=tvfacts [18.10.2007]. Vgl. Humphreys, Peter (2002): Das Mediensystem Großbritanniens. In: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.): Internationales Handbuch Medien 2002/2003. Baden-Baden, S. 330-341, hier S. 337. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 104 weitere Gründe dafür, dass öffentlich-rechtliche Anbieter in den einzelnen Ländern jeweils spezifischen Konkurrenzkonstellationen ausgesetzt sind. MARKTANTEILE DER SENDER IN GROSSBRITANNIEN (1981–2006) Tab. 1 (in Prozent)1 PROGRAMM ALLE EMPFANGSHAUSHALTE 1981 1986 1991 1996 2001 2003 2005 2006 2 BBC one BBC TWO ITV Channel 4 Channel Five andere 39 12 49 - 37 11 44 8 - 34 10 42 10 4 33,5 11,5 35,1 10,7 9,2 26,9 11,1 26,7 10,0 5,8 19,5 25,6 11,0 23,7 9,6 6,5 23,6 23,3 9,4 21,5 9,7 6,4 29,7 22,8 8,8 19,6 9,8 5,7 33,3 NUR HAUSHALTE MIT KABEL-, SATELLITEN- ODER DVB-T-EMPFANG3 Sky (Movies, Sports, Travel, Arts) UK (u.a. Bright Ideas, Documentary, Drama, Food, Gold, G2, Gardens, E 4) Discovery, Disney, Eurosport - - k.A. k.A. k.A. k.A. 12,6 3,2 11,2 5,6 9,8 4,9 8,8 4,7 - - k.A. k.A. 1,6 2,5 2,5 2,6 1 Quelle: Broadcasters Audience Research Board 2007a und 2007c. 2 Marktanteile im Jahresdurchschnitt. 3 Marktanteile für den Monat Mai der jeweiligen Jahre – Werte liegen erst seit 1998 vor. 3. Situation und Umfeld des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Österreich Der ORF zählt zur Fallgruppe derjenigen öffentlich-rechtlichen Sender, die unter einem besonders starken Konkurrenzdruck durch ausländische Fernsehprogramme stehen. Dabei handelt es sich in Vorarlberg um die öffentlich konzessionierten Programme der Schweiz, SF1 und SFzwei, sowie landesweit um die öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF bzw. die privaten Programme der ProSieben-/Sat.1- und der RTL-Gruppe aus Deutschland. Ferner steht der ORF in einem Spannungsverhältnis zwischen optimaler Programmgestaltung im Hinblick auf Maximierung von Zuschauerquoten einerseits und der Einhaltung des ORFGesetzes andererseits, das diesen an einen öffentlich-rechtlichen Programmauftrag zusammen mit strengeren Programmrichtlinien als für private Anbieter bindet. Zum Verständnis der spezifischen Rahmenbedingungen der ORF-Fernsehprogramme werden im Folgenden zunächst die Entwicklung des Fernsehens in Österreich, die Bedingungen am österreichischen Werbemarkt, die Programmstrukturen der einstrahlenden deutschsprachigen Programme aus Deutschland und die Finanzierungsgrundlagen des ORF kurz dargestellt. Danach wird die Marktanteilsentwicklung des ORF-Fernsehens nachgezeichnet. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 105 3.1 Entwicklung des Fernsehens in Österreich Die Liberalisierung des Fernsehmarkts erfolgte in Österreich vergleichsweise spät. Bis zum Erlass des Privatfernsehgesetzes im Jahr 2001 war Fernsehen in Österreich weitgehend mit dem Namen ORF verbunden. Als alleiniger Fernsehveranstalter strahlte der ORF zwei terrestrische TV-Programme (ORF 1 und ORF 2) aus und behauptete über Jahrzehnte die Marktführerschaft. Seit 1997 betreibt der ORF zusätzlich das Fernsehspartenprogramm TW1 mit Informationen für Freizeit, Wetter und Tourismus, das aufgrund seiner Produktionscharakteristik (keine Lizenzübernahmen ausländischer Programme) unverschlüsselt auch über Satellit und in deutschen Kabelnetzen empfangbar ist. Hinzu kam im Mai 2006 das Spartenprogramm ORF Sport plus, das als Fensterprogramm auf TW1 ausgestrahlt wird. Erst im Juni 2003 startete mit ATVplus (heute ATV) das erste österreichweit empfangbare terrestrische Privatfernsehprogramm und erweiterte zusammen mit den privaten Ballungsraumsendern Salzburg TV (Start 2002), LT1 für Linz (Start 2003) und Puls City TV für Wien (Start 2004) das österreichische Fernsehangebot. Auch wenn im Vergleich zu den größeren, weil bevölkerungsreicheren Fernsehmärkten in Europa vor allem die nationale Konkurrenz eher schwach ausgeprägt ist, wird man Österreich wegen seiner Sparten- und Regionalprogrammangebote eher nicht zu den Ländern mit einer eingeschränkten Sendervielfalt zählen können. 3.2 Aus dem Ausland einstrahlende deutschsprachige Programme Bereits vor der Zulassung inländischer privater Fernsehprogramme konnte das österreichische Fernsehpublikum landesweit andere deutschsprachige Programme als ORF 1 und ORF 2 empfangen. Denn mit der großflächigen Einführung von Kabelanschlüssen Ende der 1980er Jahre waren nicht nur in den Grenzregionen zu Bayern, Baden-Württemberg, Südtirol, St. Gallen oder Graubünden Alternativen gegeben, sondern Programme wie ARD/Das Erste, ZDF, Sat.1, RTL, ProSieben, RTL II oder KI.KA auch in ganz Österreich verfügbar. Aus Sicht der privaten deutschen Veranstalter war Österreich anfänglich nur ein Zusatzmarkt oder, rein betriebswirtschaftlich gesehen, ein Teilmarkt innerhalb einer Gesamtstrategie, die unabhängig von nationalen Überlegungen strukturiert war. Zunächst nur mit eigenen Werbefenstern und Werbezeitenvermarktung bedient, erfuhr der österreichische Fernsehmarkt in letzter Zeit vor allem seitens der ProSieben-/Sat.1-Gruppe erhöhte Aufmerksamkeit. Deren Programme in Österreich unterscheiden sich nicht nur in den Werbefenstern von den Ausstrahlungen in Deutschland, sondern umfassen eigenständige Programmangebote wie Frühstücksfernsehen („Cafe Puls“ auf Sat.1 und ProSieben), Talkshows („Austria Top Talk“) oder Nachrichtensendungen („AustriaNews“ auf ProSieben). Mit der Digitalisierung haben sich die Empfangsbedingungen der Haushalte in Österreich erneut verändert: Viele Haushalte wechseln mit der Umstellung von analogem auf digitales Antennenfernsehen gleich auf digitales Satellitenfernsehen PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 106 oder bestellen ihr Kabel ab, was die Programmauswahlmöglichkeit noch einmal nachhaltig verändert und weitere deutsch- und fremdsprachige Programme verfügbar macht. Das dürfte – so auch die aktuellen Marktanteilsentwicklungen – Auswirkungen auf die Konkurrenzsituation des ORF haben. 3.3 Finanzierungsrahmen des ORF: Gebühren und Werbemarkt Der ORF steht als öffentlich-rechtliche Anstalt eines bevölkerungsmäßig kleinen Landes vor dem Problem, mit einem vergleichsweise geringen Gebührenaufkommen Sendungen produzieren zu müssen, die hinsichtlich ihrer Qualität an Sendungen von öffentlich-rechtlichen Anbietern mit einer deutlich besseren Finanzierungsstruktur gemessen werden. Zudem kann der ORF nur knapp die Hälfte seines Budgets aus Gebühren bestreiten, die andere Hälfte muss er über Werbung und Sonstiges (Programmkooperationen, Batering etc.) erwirtschaften.13 Er ist also stärker von Reichweitenentwicklungen und vom Werbemarkt abhängig als andere öffentlich-rechtliche Programme in Europa. Zudem bestehen auf dem Programm- und Werbemarkt Besonderheiten, die den ORF von öffentlich-rechtlichen Anbietern anderer Länder unterscheiden. Nicht nur, dass der Werbemarkt in Österreich ein deutlich geringeres Volumen aufweist als in Deutschland.14 Die unterschiedliche Größe der Fernsehmärkte Österreichs und Deutschlands bringt die in Deutschland veranstalteten und nach Österreich einstrahlenden Programme auch in eine vorteilhaftere Position, da diese die notwendigen Lizenzrechte für die Ausstrahlung von Kauf- und Fremdproduktionen in ihren Programmen im Nachbarland Österreich quasi im Paket mit den Lizenzrechten für Deutschland erwerben bzw. die zusätzlichen Lizenzgebühren günstig refinanzieren können. Diese Option hat der ORF nicht, dessen Programme umgekehrt zwar durchaus interessant für die Zuschauer in Deutschland wären, dort aber nicht empfangbar sind. Verglichen mit den Budgets anderer öffentlich-rechtlicher TV-Anstalten scheinen die Möglichkeiten des ORF für eine konkurrenzfähige Programmgestaltung begrenzt: Das Programm mit Kaufproduktionen zu bestreiten, kann ökonomisch sinnvoller sein, als Eigenproduktionen zu finanzieren, mit der Folge, dass dann die Gebührenerhebung wegen fraglicher Erfüllung des nationalen Programmauftrags zunehmend zur Disposition gestellt wird. 13 14 Vgl. Ring, Wolf-Dieter (2001): Entwicklung eines dualen Fernsehsystems in Österreich. Gutachterliche Stellungnahme erarbeitet im Auftrag des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). München/Wien. URL: www.voez.at/download.php?id=153 [20.10.2007], S. 31, sowie ORF (Hrsg.) (2006): Das Geschäftsjahr 2005. Wien. URL: http://derneue.orf.at/service/publikationen/gb_2005.pdf [18.10.2007]. Vgl. Trappel, Josef (2001): Fernsehen in Österreich und der Schweiz: Wenig Licht im deutschen Marktschatten. In: Media Perspektiven, Heft 6, S. 306-314, hier S. 314. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 107 3.4 Marktanteilsentwicklung des ORF Die Marktanteilsentwicklungen des Fernsehens in Österreich und die Tatsache, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ORF 1 und ORF 2 nicht nur in Konkurrenz zum inländischen Anbieter ATV, sondern vor allem in Konkurrenz zu Programmen aus Deutschland und der Schweiz stehen, sind nicht nur der Zugehörigkeit zum selben Sprachraum geschuldet – sie sind wesentliche Folge der Entwicklung der technischen Empfangsbedingungen in Österreich. Erst mit der Einführung von Kabelanschlüssen in den österreichischen Haushalten – deren Anteil lag gleich nach dem Start bei etwa 13 Prozent und stieg in den 1990er Jahren rasch an15 – verdoppelten die ausländischen deutschsprachigen Programme ihre Marktanteile von 1991 bis 2005, während sich die Marktanteile der beiden öffentlich-rechtlichen Programme kontinuierlich verringerten (vgl. Abb. 1). Abb. 1 ÖSTERREICH: MARKTANTEILSENTWICKLUNG DER SENDER VOR DEM HINTERGRUND DES VERBREITUNGSGRADS VON KABEL UND SATELLIT1 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 ORF 1 Ausländische Programme ORF 2 ATV/ATV+ Haushalte mit Kabel- und/oder Satellitenempfang 1 Eigene Darstellung nach ORF-Medienforschung (2006). Die Marktanteilsverluste betrafen vor allem ORF 1, was im Übrigen kein Sonderfall ist, sondern eine Entwicklung wie in Großbritannien, wo das ähnlich formatierte Programm BBC one deutlicher verlor als BBC TWO (vgl. Tab. 1). Zeitgleich mit dem Sendestart von ATV sanken die Marktanteile der ORF-Programme zwar noch 15 Vgl. Statistik Austria (2007): Ausstattungsgrad der Haushalte – Zeitvergleich. Wien. URL: http://www.statistik.at/web_de/static/ergebnisse_im_ueberblick_021850.pdf [18.10.2007]. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 108 einmal ein wenig, gleiches gilt aber auch für die ausländischen Programme. Wegen der insgesamt geringen Reichweiten von ATV waren die Verluste allerdings nicht so dramatisch wie bei der Einführung des Kabelfernsehens. 4. Konkurrenzkonstellationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Österreich 4.1 Binnenkonkurrenz zwischen ORF 1 und ORF 2 Im Vergleich der Programmprofile von ORF 1 und ORF 2 (vgl. Abb. 2 und 3) fällt zunächst eine Besonderheit der beiden öffentlich-rechtlichen Programme auf. Wie bei der BBC sind ORF 1 und ORF 2 Programme mit deutlich unterschiedlicher Programmstruktur: Während ORF 2 unzweifelhaft ein Vollprogramm mit vielfältigem Angebot unterschiedlichster Programmformate und Programmbereiche (Beiträge zu Kontroversen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Sach-, Lebenswelt- und Servicebeiträge, fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung) darstellt, ist ORF 1 ein Unterhaltungssender (Verhältnis von Unterhaltung zu Information 2006: 86 zu 7 bzw. 88 zu 5 Prozent; 2007: 81 zu 12 bzw. 86 zu 7 Prozent16), der aktuelle Kinospielfilme, viele Serien aus den USA und Deutschland und einige aufwendig gemachte österreichische bzw. europäische Fernsehfilmproduktionen zeigt. Was bedeutet das für die Konkurrenzkonstellation zwischen den beiden österreichischen Programmen? UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE VON ORF 1 IM APRIL 2007 Abb. 2 (Sendezeit 3–3 Uhr in Prozent) 4% 3% 7% 5% Unterhaltung 74% Fiktionale Unterhaltung 7% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung 4% Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 1% Unterhaltungspublizistik Information 6% Sach-, Lebensweltpubl./Service 1% Polit. Publizistik/Kontr. Themen 81% Sonstiges 0% Restliches Programm 4% Programmtrailer/-überbrückungen Werbung, Teleshopping, Sponsoring 16 Je nach dem, ob man die Angebote der Unterhaltungspublizistik dem Programmbereich Information oder dem Bereich Unterhaltung zurechnet. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 109 ORF 2 vermittelt die Kompetenz des ORF in Sachen österreichspezifischer Informationen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft (Nachrichten- und Magazinsendungen) und bei Berichten über Sach- und Lebensweltthemen (Reportagen und Dokumentationen). Zudem bietet ORF 2 aufwendige Unterhaltungsproduktionen mit österreichischem Kulturbezug (Fernsehfilme, Fernsehserien und Shows). ORF 1 fehlen dagegen relevante Informationsanteile. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil fernsehpublizistischer Sendungen im Frühjahr 2007 zwar um zwei Prozentpunkte gestiegen, mit 6 Prozent am Gesamtprogramm ist er aber nach wie vor minimal. Zudem fehlen einige Formate der Fernsehpublizistik bzw. kommen nur in sehr geringem Umfang vor (etwa Interview- oder Talksendungen, Reportagen, Dokumentationen). UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE VON ORF 2 IM APRIL 2007 Abb. 3 (Sendezeit 3–3 Uhr in Prozent) 3% 17% 40% Unterhaltung 35% Fiktionale Unterhaltung 5% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung - Sportsendungen 1% Zusätzliche Sportpublizistik 11% Unterhaltungspublizistik Information 16% Sach-, Lebensweltpubl./Service 12% Polit. Publizistik/Kontr. Themen 28% 12% Sonstiges 2% Restliches Programm 15% Programmtrailer/-überbrückungen Werbung, Teleshopping, Sponsoring Dagegen präsentiert ORF 1 neben den internationalen Kinospielfilmen, TV-Movies und Serien ein umfangreiches Kinderprogramm und qualitativ hochwertige sowie selbstproduzierte Unterhaltungsformate, die zum einen massenkompatibel sind (Shows wie „Dancing Stars“, „Musical“), zum anderen aber auch hochwertige Unterhaltung jenseits des Mainstreams („Die Sendung ohne Namen“, „Willkommen Österreich auf ORF 1“) bieten. Aus der Rezipientenperspektive ist eine Nutzung von ORF 1 zusätzlich zu ORF 2 eine sinnvolle Option, da durch komplementäre Inhalte eine höhere Angebotsvielfalt entsteht, die durch die ausschließliche Nutzung eines der beiden Programme nicht gegeben wäre. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 110 4.2 Binnenkonkurrenz durch inländische Fernsehanbieter: ORF-Fernsehen und ATV Mit der Einführung des privaten österreichischen Programms ATV im Jahr 2003 hat das ORF-Fernsehen zwar erneut an Reichweite verloren, das betraf aber auch andere, nämlich die außerhalb Österreichs veranstalteten deutschsprachigen Programme. Insgesamt waren die Verluste jedoch eher minimal. Ursache dafür war zunächst, dass ATV wie vorausgesagt aufgrund der Dominanz des ORF bei österreichischen Themen und im Marktschatten der deutschen Programme bis dato keine sehr hohen Reichweiten aufbauen konnte.17 Doch geben beide Beobachtungen – geringe Verluste für ORF 1 und ORF 2 einerseits und höhere Verluste für die deutschen privaten Programme der dritten Generation (RTL II, kabel eins, VOX) andererseits – erste Hinweise auf die spezifische Programmstruktur von ATV (vgl. Abb. 4). UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE VON ATV IM APRIL 2007 Abb. 4 (Sendezeit 3–3 Uhr in Prozent) 25% Unterhaltung 36% Fiktionale Unterhaltung 13% Nonfiktionale Unterhaltung 49% Information und Unterhaltung 1% Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 7% Unterhaltungspublizistik Information 5% Sach-, Lebensweltpubl./Service 0% Polit. Publizistik/Kontr. Themen 13% 5% 8% Sonstiges 1% Restliches Programm 12% Programmtrailer/-überbrückungen Werbung, Teleshopping, Sponsoring ATV ist wie ORF 1 ein weitgehend in Richtung Unterhaltung formatiertes Programm und setzt auch in seinen wenigen fernsehpublizistischen Angeboten (Anteil am Gesamtprogramm 2006: 5 Prozent, 2007: 13 Prozent) eher auf Human-Touchund Unterhaltungsthemen statt auf kritische Berichterstattung aus Politik und Wirtschaft (Anteil der kontroversen Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft 2006: 2,3 Prozent, 2007: 2,5 Prozent). Der deutliche Anstieg der Fernsehpublizistik 2007 im Vergleich zu 2006 ist im Wesentlichen Ergebnis der Zunahme des Anteils an Reportagen und Dokumentationen (2006: 2,4 Prozent, 2007: 4,1 Prozent), von Human-Touch- und Lebenswelt-Berichten (2006: 1,9 Prozent, 2007: 5,3 Prozent) 17 Vgl. Trappel 2001, S. 314. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 111 sowie des Anstiegs kurzfristiger Wiederholungen (von 0,2 auf 4,4 Prozent) und hat keine substanzielle Erhöhung der publizistischen Vielfalt bewirkt. Zudem fehlt ATV ein ebenso umfassender, aktueller wie aufwendig produzierter Bereich an fiktionaler Unterhaltung, wie ihn ORF 1 aufweist: Gezeigt werden einige weniger erfolgreiche Kinospielfilme, Serien älteren Datums und wie bei ORF 1 ältere Sitcoms aus den USA. Stattdessen hat ATV hohe Anteile an nonfiktionaler Unterhaltung im Programm, einige Comedy- oder Reality-Shows und mit 10 Prozent der täglichen Sendezeit noch immer sehr viele Call-In- und Quizsendungen, wenngleich diese, auf den Vorjahreszeitraum bezogen (2006: 15 Prozent), insgesamt weniger Gewicht bekommen. Alles in allem betrachtet spricht ATV Zuschauerbedürfnisse an, die von keinem der beiden ORF-Programme bisher bedient wurden. So gesehen dürften Reichweitengewinne von ATV Verluste sowohl für ORF 1 als auch für ORF 2 mit sich bringen. Da der ORF als einstiger Monopolist seine Standortvorteile ausspielen kann, sind die Verluste für ihn noch gering. Der Grund für die Verluste ist auch darin zu suchen, dass neue Sender in einem gesättigten Markt nahezu automatisch geringere Quoten für bestehende Angebote bedeuten. Ausnahmen betreffen schon heute ganz spezifische Zielgruppeninteressen, aber auch jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer, deren mediale Dispositionen sich gerade erst ausbilden bzw. Änderungspotenziale aufweisen. Die im Vergleich zu ORF 2 schon heute beachtlichen Reichweiten von ATV in diesem Alterssegment geben Ausblick auf künftige Entwicklungen.18 4.3 Außenkonkurrenz: ORF-Fernsehen im Kontext der Programme aus Deutschland In Medienrecht und Fernsehpraxis gern angeführt wird die Idee, dass im Wettbewerb mit den kommerziellen Sendern auf die Unverwechselbarkeit der öffentlichrechtlichen Programme zu achten sei. Was die Präsentationsformen und formale Qualität betrifft, mag das für das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Österreich auch aus grenzüberschreitender Perspektive zutreffen – aus struktureller und inhaltlicher Perspektive lässt sich dies jedoch nicht zweifelsfrei feststellen. ORF 2 reiht sich vom Programmprofil eindeutig in den Kanon öffentlichrechtlicher Programme wie ARD/Das Erste, ZDF oder SF1 ein und bietet ein differenziertes Vollprogramm (vgl. Tab. 2), das den Sender sowohl vom privaten Konkurrenten ATV als auch von den deutschen privaten Sendern klar unterscheidet. Aufgrund ähnlicher Zuschauerstrukturen besteht Konkurrenz denn auch eher zu den öffentlich-rechtlichen Programmen Deutschlands. Aus verschiedenen Gründen ist die tatsächliche Konkurrenz aber gering, sodass Reichweitensteigerungen dieser Programme – anders als bei ORF 1 – relativ folgenlos für die Marktanteile von ORF 2 waren (vgl. Abb. 1). Zu den Gründen zählen aus programmstruktureller Sicht: 18 Vgl. Woelke 2007a, S. 21. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 112 - - - ein mit ARD und ZDF vergleichbarer Anteil an Kaufproduktionen (26 Prozent) und von außerhalb Europas produzierten Sendungen (11 Prozent), viele Koproduktionen mit deutschen Sendern bei populären Genres (Serien und Telenovelas 2007: „Ein Fall für Zwei“, „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, „Wege zum Glück“) und Formaten (Fernsehfilm 2007: „Die Frauen der Parkallee“), ein hoher Österreichbezug bei den selbstproduzierten Tagesmagazinen („Seitenblicke“, „Heute in Österreich“), bei sonstigen Magazinen („Alpen-DonauAdria“, „Heimat fremde Heimat“, „Land und Leute“) und in Reportagen („Am Schauplatz“, „Erlebnis Österreich“, „Österreich-Bild“) sowie Kaufproduktionen aus dem Ausland, die in Österreich spielen (2006: „Mein Schatz ist aus Tirol“, 2007: „Schlemmerreise Alpen“) bzw. österreichaffine Motive behandeln (2007: „Tanz auf dem Regenbogen“). FERNSEHUNTERHALTUNG UND FERNSEHINFORMATION IM APRIL 2007 Tab. 2 (Sendungs- und Beitragsanalyse, Zeitumfang pro Tag in Prozent)1 PROGRAMMCHARAKTERISTIK ORF 1 ORF 2 ATV SF1 ARD ZDF RTL Sat.1 VOX RTLII UNTERHALTUNG 81 Fiktionale Unterhaltung 74 Nonfiktion. Unterhaltung 7 Pro- kabel Sieben eins 40 35 5 49 36 13 30 19 11 46 43 3 35 30 5 34 29 5 39 26 13 43 36 7 57 43 14 52 31 21 62 55 7 5 12 8 6 9 12 25 23 5 4 15 1 4 0 1 1 11 1 0 7 1 0 5 1 3 5 1 4 7 1 24 0 23 0 5 0 4 0 15 1 7 28 5 38 37 46 13 11 23 11 10 11 6 16 5 25 22 32 11 9 22 10 9 11 1 12 0 13 15 14 2 2 1 1 1 0 SONSTIGES Restliches Programm Programmtrailer etc. 4 0 4 17 2 15 13 1 12 21 3 18 6 2 4 6 3 3 7 2 5 8 3 5 7 2 5 6 1 5 7 1 6 6 0 6 WERBUNG, TELESHOPPING, SPONSORING 3 3 25 5 2 1 21 19 22 22 16 20 INFORMATION UND UNTERHALTUNG Sportsendungen Zusätzl. Sportpublizistik Unterhaltungspublizistik INFORMATION Sach-, Lebensweltpublizistik/Service Politische Publizistik/ Kontroverse Themen GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Stichprobe: 16. – 22. April 2007. Vorausgesetzt, die Sendungspräferenzen der jüngeren Kohorten bleiben vergleichbar mit denen der gegenwärtigen Zielgruppen, dürfte sich an dieser Konkurrenzkonstellation für ORF 2 kurzfristig wenig ändern. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 113 Anders die Situation bei ORF 1: Es ähnelt vom Gesamtlayout am ehesten einem privaten Programm, wenngleich keines der privaten Vollprogramme aus Deutschland einen so geringen Informationsanteil aufweist. ORF 1 ist de facto ein Spartensender, dem wesentlich das fehlt, was ein nationales Fernsehvollprogramm ausmacht – ein hoher Anteil landesspezifischer Programmangebote. Im Frühjahr 2006 machten Sendungen, die in Österreich oder unter österreichischer Beteiligung produziert wurden, nur 13 Prozent eines durchschnittlichen 24-Stunden-Sendetags aus. Auch wenn deren Anteil mit der Programmreform 2007 auf fast 19 Prozent gesteigert werden konnte, dominieren amerikanische Kaufproduktionen noch immer ganze Format- und Genrestrecken: Alle zehn Sitcoms, zehn von 14 Spielfilmen, 24 der 30 Serien(folgen) und nahezu die Hälfte der gezeigten Zeichentrick- und Animationssendungen in der 2007 untersuchten Kalenderwoche stammten von dort. Lediglich im Bereich der non-fiktionalen Unterhaltung überwogen österreichische Produktionen (sechs von acht Sendungen). So viel Internationalität bringt ein Programm in eine erhebliche Problemlage: Es wird austauschbar gegen andere Programme mit ähnlichen Strukturen und Angeboten. Deshalb verwundert es kaum, dass vor allem ORF 1 unter der zunehmenden Verbreitung von Kabel und Satellit und damit der landesweiten Empfangbarkeit deutschsprachiger (privater) Vollprogramme aus dem Ausland litt und seit 1991 etwa 50 Prozent seines Marktanteils verloren hat. Gerade bei der Programmierung von ORF 1 sind erhebliche Planungsüberlegungen und „Kunstgriffe“ notwendig, um ein hinsichtlich der Zuschauerreichweiten gegenüber den deutschen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen (vor allem ARD/Das Erste, ProSieben, RTL, VOX, RTL II) konkurrenzfähiges Fernsehangebot anbieten zu können. 5. Programmstrategien des ORF Programmstrategien lassen sich immer nur bis zu einem gewissen Grad an Programmdaten herausarbeiten, da sie Handlungsoptionen der beteiligten Akteure abbilden, die es zu befragen gälte. Die Reichweitendaten der Programme in Österreich19 und die analytisch-deskriptive Betrachtung der konkreten Sendungen in der länderübergreifenden Programmstudie erlauben jedoch Einblicke in Programmierungsweisen, die als sichtbare Folgen dieser Strategien zu verstehen sind. Abschließend werden diese nunmehr exemplarisch beleuchtet. Alterszielgruppenspezifische Programmierung. In der Beschreibung der Konkurrenzsituation des ORF (vgl. Abschnitt 4) wurden einige zentrale Programmstrategien des ORF-Fernsehens bereits angesprochen: Bei ORF 2 sind das ein gemessen am Gesamtprogramm geringer Anteil an Kaufproduktionen (mit Ausnahme solcher, die in Österreich spielen oder österreichaffine Themen behandeln), ein hoher Österreichbezug bei den selbstproduzierten Tagesmagazinen, bei sonstigen Magazinen und in Reportagen. Bei ORF 1 ist es das umfassende Unterhaltungsangebot bestehend aus 19 Vgl. Woelke 2007a, S. 20f. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 114 im Kino sehr erfolgreichen oder aktuellen Spielfilmen, aus vielen aktuellen Serien aus den USA und Deutschland sowie einigen aufwendig gemachten österreichischen bzw. europäischen Fernsehfilmproduktionen. Aus der Analyse dieser Programmstrukturen (siehe Abb. 2 und 3) und aufgrund der Folgen der Markteintritte anderer Sender für die Reichweitenentwicklung insbesondere von ORF 1 wird deutlich, dass öffentlich-rechtliches Fernsehen in Österreich konsequent altersgruppenspezifisch programmiert ist und ein eventuell angedachtes Konzept von Vielfalt durch Außenpluralität nur noch eingeschränkt funktionieren dürfte. Das Konzept eines Vollprogramms auf eine ältere Zielgruppe abzustimmen und in einem der beiden öffentlich-rechtlichen Programme (ORF 2) zu verwirklichen, macht die Situation für das andere öffentlich-rechtliche Programm (ORF 1) problematisch: Zwar kann die Umgestaltung des Informationsangebots aufgrund der Programmreform 2007 durchaus als Erfolg gewertet werden. Was den Bereich Unterhaltungssendungen betrifft – in der nonfiktionalen Unterhaltung kann ORF 2 mit seiner starken Österreich-Orientierung noch punkten –, sind die (jüngeren) ORF 1Zuschauer aber bereits so weit internationalisiert, dass der gerne bemühte Heimatbezug nicht mehr fehlerfrei funktioniert. So wurde das mit großem Aufwand gestartete fiktionale Unterhaltungsformat „Mitten im Achten“, eine Serie, die im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt spielt, nach nur wenigen Folgen mangels Quote aus dem Programm genommen. Informationsoffensive in der Prime Time. Auch wenn dieser Umstand im Hinblick auf den Public-Value des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Österreich bisher wenig beachtet wurde, ist es eine Besonderheit, dass beide Programme des ORFFernsehens – wie SF1 und anders als die meisten anderen deutschsprachigen Programme20 – in der Prime Time den Anteil ihrer fernsehpublizistischen Sendungen erhöht haben und noch weiter erhöhen. Dies war für die Stichprobe 200621 zu beobachten und gilt auch für die Untersuchung 2007 (Anteile der fernsehpublizistischen Sendungen im Vergleich Gesamtsendezeit zur Prime Time: 6 Prozent zu 14 Prozent bei ORF 1 und 41 Prozent zu 55 Prozent bei ORF 2). ORF 1 und ORF 2 bieten dort selbstproduzierte Informationssendungen (mit österreichspezifischem Schwerpunkt) an, wo die meisten Zuschauer Fernsehprogramme nutzen, statt dieses Zeitsegment mit Unterhaltungs- oder Werbeangeboten zu füllen.22 Ob diese Informationsoffensive als Nachweis der öffentlich-rechtlichen Programmauftragserfüllung ausreicht, wird sich in der zukünftigen medienpolitischen Diskussion zeigen, denn schließlich fällt das ORF-Fernsehen durch eine weitere Besonderheit seiner Programme auf. 20 21 22 Vgl. Weiß, Hans-Jürgen (2007): Programmkonkurrenz in der Prime Time. In: ALM Programmbericht 2006, S. 43-59. Vgl. Woelke, Jens (2007b): Fernsehen in Österreich. Befunde einer TV-Programmanalyse von ORF1, ORF2 und ATV. In: Steininger, Christian/Jens Woelke (Hrsg.): Fernsehen in Österreich 2007. Konstanz, S. 49-96, hier S. 73. Bei den deutschen öffentlich-rechtlichen Programmen spielt hier natürlich das Werbeverbot nach 20 Uhr eine entscheidende Rolle. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 115 Abb. 5 PARALLELE PROGRAMMIERUNGEN IN KW 14 / 2006 UND KW 16 / 2007 ORF 1 ORF 2 Parallele Ausstrahlung bei 2006 (Kalenderwoche 14) MO-FR (VOR- UND NACHMITTAGSPROGRAMM) 10:15 Uhr Julia-Wege zum Glück1 15:10 Uhr Julia-Wege zum Glück ZDF (10:30 Uhr)1 ZDF (16:15 Uhr) MONTAG, 03.04. 20:15 Uhr Märchenstunde 20:15 Uhr Millionenshow ProSieben RTL2 MITTWOCH, 05.04. 20:15 Uhr Wetten Dass? – 25 Jahre ZDF DONNERSTAG, 06.04. 20:15 Uhr Scharf wie Chili ProSieben FREITAG, 07.04. RTL2 20:15 Uhr Millionenshow SONNTAG, 09.04. 20:15 Uhr Bruce Allmächtig 20:15 Uhr Ferienarzt in der Toskana RTL ZDF 2007 (Kalenderwoche 16) MO-FR (VOR- UND NACHMITTAGSPROGRAMM) 10:15 Uhr Wege zum Glück1 15:10 Uhr Sturm der Liebe 16:25 Uhr Charmed 18:30 Uhr Die Simpsons ZDF (10:30 Uhr)1 ARD ProSieben (16:00 Uhr) ProSieben MONTAG, 16.04. 20:15 Uhr Millionenshow RTL2 SONNTAG, 22.04. 20:15 Uhr Hellboy 20:15 Uhr Die Frauen der Parkallee ProSieben ZDF 1 Wiederholungen vom Vortag. 2 Als „Wer wird Millionär“ mit anderem Moderator, Kandidaten und Fragen. Parallele Programmierung. Schon in der programmstrukturellen Analyse 200623 war diese Besonderheit des österreichischen Fernsehens erkennbar. Sie wird jedoch in der Betrachtung der konkreten Programmschemata der untersuchten Kalenderwochen 2006 und 2007 besonders augenfällig (vgl. Abb. 5): die Ausstrahlung von Sen23 Vgl. Woelke 2007a, S. 107. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 116 dungen, die zeitgleich oder nur um wenige Minuten versetzt ebenfalls in den öffentlich-rechtlichen oder privaten Programmen Deutschlands gesendet werden bzw. die zeitgleiche Ausstrahlung von Sendungen, die formatgleich zu dort gezeigten Angeboten sind (z.B. „Millionenshow“ zeitgleich zu „Wer wird Millionär“ auf RTL). Im Jahr 2006 betrug der Anteil der am gleichen Sendetag auch bei ARD/Das Erste, ZDF und den deutschen privaten Programmen gezeigten Sendungen 10 Prozent bei ORF 1 und 13 Prozent bei ORF 2,24 2007 liegt er bei 14 Prozent für ORF 1 und erneut bei 13 Prozent für ORF 2. Während 2006 eher Sendungen in der Prime Time parallel geschaltet wurden, findet die Parallelisierung 2007 zunehmend auch in den Vor- und Nachmittagsprogrammen statt. Zusätzlich zur zeitgleichen Ausstrahlung von „Wege zum Glück“ (2006: „Julia – Wege zum Glück“) zum ZDF werden „Sturm der Liebe“ zeitgleich zu ARD/Das Erste sowie „Charmed“ und später „Die Simpsons“ zeitgleich zu ProSieben gesendet. Die Vorteile dieser Programmierungsweise liegen auf der Hand: Der ORF darf seine Sendungen nicht durch Werbung unterbrechen, was dazu führt, dass die in den privaten deutschen Programmen parallel, jedoch mit Werbeunterbrechung ausgestrahlten Sendungen erhebliche Reichweitenverluste erleiden. Als ORF 1 z.B. am 6. April 2006 um 20.15 Uhr den Film „Scharf wie Chili“ zeitgleich zu ProSieben sendete, sanken dort die Reichweiten im Zeitintervall 20 Uhr bis 23 Uhr bei den Erwachsenen 12 Jahre und älter (25.000 Personen) im Vergleich zur durchschnittlichen Jahresreichweite 2006 (44.000 Personen) um ca. 43 Prozent – Werbeeinnahmen flossen vermehrt dem ORF zu. 6. Fazit Die theoretische Diskussion hat gezeigt, dass für die Beurteilung der derzeitigen Konkurrenzkonstellationen zwischen Fernsehprogrammen in Europa nicht nur die Programmstrukturen selbst, sondern mindestens drei weitere Kriterien von Bedeutung sind: a) die Anteile der Fernsehnutzung am gesamten Zeitbudget der Zuschauer, b) die technischen Empfangsmöglichkeiten in den Haushalten und c) die Segmentierung des gesamteuropäischen Fernsehmarkts in sprachregionale und lokale Fernsehmärkte. Unterschiedliche Regulierungsbemühungen der nationalen Gesetzgeber, die Größe des nationalen Fernsehmarkts und der Zeitpunkt der Einführung dualer Systeme wurden ferner als Gründe dafür identifiziert, dass sich öffentlichrechtliche Anbieter in den einzelnen Ländern jeweils unterschiedlichen Konkurrenzkonstellationen ausgesetzt sahen und sehen. Der ORF ist zur Fallgruppe derjenigen Sender zu zählen, die in einem Konkurrenzverhältnis sowohl zu inländischen privaten TV-Vollprogramm (ATV) stehen, als auch in Konkurrenz zu ausländischen Programmen: Regional sind dies etwa in Vorarlberg die öffentlich-rechtlichen Programme der Schweiz SF1 und SFzwei, landesweit die öffentlich-rechtlichen Programme von ARD/Das Erste und ZDF bzw. die privaten Programme der ProSieben-/Sat.1- und der RTL-Gruppe. Darüber hinaus steht der ORF in einem Spannungsverhältnis zwischen optimaler Programm24 Vgl. Woelke 2007b, S. 69. PROGRAMMFORSCHUNG • FERNSEHPROGRAMME IN DER KONKURRENZ 117 gestaltung im Hinblick auf die Maximierung von Zuschauerquoten einerseits und der Einhaltung des ORF-Gesetzes andererseits. Auf diese Herausforderungen hat der ORF bisher mit unterschiedlichen Strategien zur Programmgestaltung reagiert, deren Wirksamkeit vor dem Hintergrund veränderter Fernsehempfangsmöglichkeiten, rechtlicher Regelungen, einer veränderten Finanzierungsbasis, aber auch der Entwicklungen der Sendungspräferenzen der verschiedenen Zuschaueraltersgruppen für ORF 1 und ORF 2 als sehr unterschiedlich einzustufen ist. Inwiefern sich Strategien wie ein (abgesehen von Ausnahmen) geringer Anteil an Kaufproduktionen bei ORF 2 und umgekehrt ein sehr hoher Kaufproduktionsanteil bei ORF 1-Unterhaltungssendungen, ein starker Österreichbezug bei fernsehpublizistischen Sendungen, die altersgruppenspezifische Programmierung, d.h. die Trennung in ein Vollprogramm für ältere Zuschauer (ORF 2) und ein Unterhaltungs(sparten)programm für jüngere Zuschauer (ORF 1), die Informationsoffensive in der Prime Time und eine auffallend häufige parallele Programmierung in Zukunft als erfolgreich im Hinblick auf die Konkurrenzkonstellationen erweisen, darf abgewartet werden. Literatur Broadcasters Audience Research Board (2007a): TV Facts. Annual % Shares of Viewing (Individuals) 1981-2006. URL: http://www.barb.co.uk/tvfacts.cfm? fullstory=true&includepage=share&flag=tvfacts [18.10.2007]. Broadcasters Audience Research Board (2007b): TV Facts. Multi-Channel Development 2002-2007. 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Mittels eines Mehrmethodenansatzes, in dessen Mittelpunkt eine Expertenbefragung mit 33 Medienvertretern stand, wurden die Konsequenzen eines wachsenden, demografiebedingten Zuschauerschwunds für die Entwicklung des Fernsehprogramms und seiner Nutzung erörtert. Der vorliegende Beitrag stellt die Ergebnisse der Studie ausführlich dar. 1. Leitfragen, Ziele und Methode der Studie Welche Auswirkungen hat die demografische Entwicklung auf das Fernsehprogramm und seine Nutzung? Welchen entscheidenden Fragen muss sich die Fernsehbranche im Hinblick auf die programmliche Zukunft stellen? Was müssen Programmplaner und -macher zukünftig bedenken, welche Anhaltspunkte haben sie für die Projektierung ihrer Programme und Formate? Was müssen sie mittel- und langfristig berücksichtigen, um den Publikumsgeschmack zu treffen, der von dieser demografischen Entwicklung direkt abhängig ist? Diese und weitere Fragen zum Themenkomplex „Demografiewandel und Fernsehnutzung“ standen im Fokus des gleichnamigen Forschungsprojekts, das im April 2007 abgeschlossen wurde. Ziel der Studie war es, geeignete Programmszenarien für Sender und Produzenten zu entwickeln und somit eine Planungsgrundlage für eine „demografie-sensible“ Programmentwicklung zur Verfügung zu stellen. Dementsprechend wurden vor allem die Veränderungen der Produktion und Rezeption audiovisueller Medien analysiert und die daraus resultierenden Konsequenzen für Programmverantwortliche aufgezeigt. Dabei stand das Fernsehen im Mittelpunkt; Online-Medien wurden ebenfalls berücksichtigt. 1 Grundlage des Beitrags ist eine Studie, die im Auftrag der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen), der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) und der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) vom Adolf Grimme Institut und MMB-Institut für Medienund Kompetenzforschung durchgeführt wurde. Vgl. Clobes, Günter/Lutz P. Michel/Julia Flasdick (2007): Ein Blick in die Zukunft. Demografischer Wandel und Fernsehnutzung. Marl/Essen. URL: http://www.lpr-hessen.de/files/Studie_DemografischerWandelundFernsehnutzung.pdf [23.8.2007]. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 122 Das Kernstück des qualitativen Mehrmethodendesigns bildete eine Expertenbefragung, die in der Zeit von September 2006 bis Januar 2007 mit insgesamt 33 Vertretern von Fernsehsendern, Produktionsfirmen, Werbezeitenvermarktern sowie mit freien Autoren und Wissenschaftlern durchgeführt wurde. Die Leitfragen der rund dreiviertelstündigen, mündlich-persönlichen Interviews wurden zuvor auf Basis einer umfangreichen Sekundäranalyse zu den Themen Demografieentwicklung, Mediennutzung und Medienfunktionen im Alter, Senioren als Werbezielgruppe und Medienangebote für die Zielgruppe 50plus generiert. Die ersten Ergebnisse der Expertenbefragung wurden im Rahmen eines Validierungsworkshops mit ausgewählten Branchenvertretern zur Diskussion gestellt. Die Statements und Anregungen der Teilnehmer wurden bei der Durchführung weiterer Interviews berücksichtigt. Auf Basis der Befunde wurde schließlich ein Prognosekonzept erstellt, um die medienbezogenen Bedürfnisse älterer Mediennutzer zu ermitteln und mittelfristige Programmstrategien entwickeln zu können. 2. Ergebnisse der Expertenbefragung Die im Rahmen der leitfadengestützten Experteninterviews erhobenen Äußerungen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Dort, wo dies möglich war, wurde neben der zusammenfassenden Analyse sämtlicher Aussagen zusätzlich eine separate Auswertung nach den verschiedenen Stufen der Fernseh-Wertschöpfungskette vorgenommen. Dies erlaubt eine differenzierte Darstellung der Einschätzungen unterschiedlicher Branchenvertreter und beleuchtet so die Forschungsproblematik aus unterschiedlichen Perspektiven. 2.1 Implikationen des demografischen Wandels Der Einstieg in die Experteninterviews erfolgte über die Frage nach den generellen Konsequenzen sowie den wichtigsten gesellschaftlichen Trends angesichts des Demografiewandels für das Jahr 2015. Für das Gros der befragten Experten stellen die Aufrechterhaltung und Finanzierung des Gesundheitssystems die größten Herausforderungen des Demografiewandels dar – trotz steigenden Renteneintrittsalters und der vielfach erwarteten Arbeitszeitausdehnung für Höherqualifizierte. Viele der Befragten befürchten zudem, dass sich die Gesellschaft im Zuge einer generell negativen Wirtschaftsentwicklung zunehmend in Ober- und Unterschicht aufspalten könnte. Insbesondere die älteren Menschen, so die Vermutung, könnten in steigendem Maße von Armut betroffen sein. Jedoch werden diesen mittellosen Senioren dann auch wohlhabende Altersgenossen gegenüberstehen, die weltoffen sind und ein offensiveres Konsumverhalten an den Tag legen als ihre heutigen Altersgenossen. Mit dem steigenden Bevölkerungsanteil älterer Menschen, so eine mehrfach geäußerte These, werde sich Deutschland zukünftig auch vom „Jugendwahn“ verabschieden müssen – eine Problematik, die nach Ansicht eines Film- und Fernsehproduzenten schließlich auch von den Werbetreibenden beachtet werden müsse. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 123 2.2 Auswirkungen auf Zeitbudgets und Freizeitverhalten Um die Konsequenzen des Demografiewandels für die Zeitbudgets und das Freizeitverhalten zu ergründen, wurden den Befragten in einem nächsten Schritt fünf entsprechende Statements zur Beurteilung vorgelegt. Die Antworten der Gesamtstichprobe sind in Abbildung 1 dargestellt. Diese zeigt, dass eine stärkere Angleichung des Freizeitverhaltens von Alt und Jung von den Experten mehrheitlich für möglich gehalten wird (Zustimmung: n=27); entsprechend kann sich das Gros von ihnen auch eine Schwerpunktverlagerung der Freizeitindustrie zugunsten der älteren Konsumenten vorstellen (Zustimmung: n=21). Häufig werden diese beiden Einschätzungen damit begründet, dass sich die ältere Generation zukünftig stärker an der jüngeren orientieren wird. Auch die Beobachtung, dass die „neuen Alten“ gesünder, leistungsfähiger und wohlhabender sind als ihre Vorgängergeneration, spielt für dieses Urteil eine wichtige Rolle. Insgesamt äußern sich die befragten Sendervertreter in dieser Frage jedoch deutlich skeptischer als die übrigen Studienteilnehmer (vgl. Abb. 1). EINFLUSS DES DEMOGRAFIEWANDELS AUF ZEITBUDGETS UND FREIZEITVERHALTEN Abb. 1 (Zahl der Nennungen, n=33) 27 Freizeitverhalten von Jung und Alt gleicht sich immer mehr an 6 23 Zeitbudgets für Mediennutzung dehnen sich deutlich aus 10 Freizeitindustrie verlagert Angebotsschwerpunkt allmählich auf Ältere 21 12 Intergenerationelle Kontakte nehmen wieder zu 17 16 Gesamtgesellschaftliche Freizeitbudgets steigen 17 16 0 10 Trifft zu 20 30 Trifft nicht zu Darüber hinaus halten die Befragten, insbesondere die Medienplaner, eine deutliche Ausdehnung des für die Mediennutzung aufgewendeten Zeitbudgets überwiegend für wahrscheinlich (Zustimmung: n=23), weisen jedoch auch auf die zielgruppenspezifischen Unterschiede bei dieser Entwicklung hin. Ihre Einschätzung schreiben sie unter anderem dem generell wachsenden Freizeitbudget zu; auch die spezifischen Muster jugendlicher Mediennutzung, der selbstverständliche Umgang der jüngeren Generation mit dem Internet („Digital Natives“) sowie die wachsende Beliebtheit von „mo- PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 124 bile media“ spielen dabei eine zentrale Rolle. Uneinig sind sich die Experten aller Wertschöpfungsstufen indes in ihrer Bewertung der Statements über das Ansteigen des gesamtgesellschaftlichen Freizeitbudgets und über die Zunahme intergenerationeller Kontakte – eine Divergenz, die sich auch in den vorab offen abgefragten Folgen des Demografiewandels widerspiegelt. Begründet wird der Zweifel an wachsenden Freizeitbudgets mit der Annahme, dass bei allgemein sinkenden Einkommen auch der gegenläufige Trend denkbar ist: dass nämlich die verfügbare Zeit stärker für existenzsichernde Aktivitäten wie zum Beispiel Nebentätigkeiten aufgewendet wird. 2.3 Auswirkungen auf die Mediennutzung Die meisten Befragten teilen die Auffassung, dass sich auch die Mediennutzung in den kommenden Jahren deutlich verändern wird – obschon sie dies nicht zwingend der gesellschaftlichen Überalterung zuschreiben, sondern vielmehr gewandelten Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung der Verbreitungs- und Empfangswege ermöglicht eine (inter-)aktivere, selbstbestimmtere und selektivere Mediennutzung – ein Trend, der sich in den Augen der befragten Experten zukünftig weiter verstärken wird. Entsprechend, so die Ansicht vieler, werde sich die Mediennutzung in den kommenden Jahren deutlich individueller und zeitlich flexibler gestalten. Dies könne auch für die ältere Generation gelten – vorausgesetzt, technologische Hürden würden überwunden und die dafür notwendige Medienkompetenz würde erworben. Der „Programmdirektor Zuschauer“, so ein Experte aus der Stichprobe, sei unter diesen Bedingungen auch verstärkt in der Zielgruppe 50plus anzutreffen. Neben dem Trend zur parallelen Nutzung verschiedener Medien beobachten die befragten Experten eine zunehmende Verdrängung von Printprodukten durch das Internet. Besonders in den jüngeren Altersgruppen wird der Fernsehkonsum zugunsten einer extensiveren Internetnutzung etwas reduziert, während sich die Bedeutung des Fernsehens für Ältere nach Expertenmeinung in den kommenden Jahren nicht gravierend verändern wird. Insgesamt wird die große Bedeutung des Fernsehens auch zukünftig bestehen bleiben, weil dieses Medium nach wie vor auch gemeinsame Erlebnisse verschafft. Dieser Bewertung steht jedoch die von einigen Experten prognostizierte stärkere Verspartung des Fernsehprogramms entgegen. In allen Zielgruppen, so eine verbreitete Einschätzung, werden sich außerdem die Zeitbudgets für die Mediennutzung gegenüber früher deutlich ausdehnen. Doch obwohl die Jugendlichen weiterhin als Trendsetter gelten und die Mediensozialisation in ihren Grundzügen das entsprechende Verhalten im Alter bestimmt, geht die veränderte Medienwelt auch an den älteren Konsumenten nicht spurlos vorbei: Moderne Kommunikationsmedien, so glauben einige Experten, werden zukünftig auch für Ältere mehr und mehr zu einem selbstverständlichen Alltagsbegleiter. Zu den wichtigsten Trends, die nach Meinung von Branchenkennern zunehmend auch von Vertretern der Zielgruppe 50plus genutzt werden, zählen insbesondere mobile Medien sowie On-Demand-Inhalte, deren Attraktivität dank wachsender Ausdiffe- PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 125 renzierung der Verbreitungswege und steigender Benutzerfreundlichkeit der benötigten Technologien auch für Senioren immer größer werden wird. 2.4 Die Zielgruppe 50plus in der Medien- und Werbewirtschaft Ihr Anteil an der deutschen Fernsehzuschauerschaft ist überdurchschnittlich, im Zuge des Demografiewandels wächst ihr Bevölkerungsanteil zusehends. Doch sind die Älteren auch für die Medien- und Werbewirtschaft von Relevanz? Welche Bedeutung hat diese Zielgruppe für die Programmveranstalter, und wie wird sie von Fernsehproduzenten, Mediaplanern und Werbezeitenvermarktern eingeschätzt? Aktuelle Relevanz der Zielgruppe In der Beantwortung dieser Fragen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den befragten Experten der drei Gruppen: So monieren beispielsweise die Fernsehproduzenten, dass die Generation 50plus heute noch viel zu sehr vernachlässigt wird, obwohl sie über hohes Eigenkapital und somit über große Kaufkraft verfügt. Vor allem die Privatsender, so die häufig geäußerte Kritik, konzentrierten sich immer noch auf die Gruppe der 14- bis 49-Jährigen, die jedoch eigentlich eher eine Verrechnungseinheit denn eine Zielgruppe darstelle, denn bei der Mediaplanung würden die höheren Altersklassen sehr wohl berücksichtigt. Allerdings weisen einige Experten aus der TV-Produktionsbranche darauf hin, dass sich diese Altersgruppe nur sehr schlecht „kapitalisieren“ lässt, da die werbetreibende Industrie diese Gruppe nicht in Tausenderkontaktpreisen berechnet, sprich: Mit der Zielgruppe 50plus lässt sich kein Geld verdienen, womit sich das Dilemma der Werbefinanzierung in seiner vollen Tragweite zeigt (vgl. Kasten). Auch die befragten Fernsehanbieter sind mehrheitlich der Auffassung, dass die Relevanz der älteren Zuschauer unterschätzt wird, haben dabei jedoch nicht nur die Strategien der Werbezeitenvermarktung, sondern auch ihren Grundversorgungsauftrag im Blick. Das Problem einer altersorientierten Programmgestaltung, so der Hinweis eines Experten, seien jedoch zu große Einbußen in den jüngeren Zielgruppen. Umgekehrt habe man bei einer eher jugendlichen Ausrichtung nicht den Verlust älterer Zuschauer zu befürchten, da sich diese normalerweise auch für „junge“ Programme wie beispielsweise Daily Soaps interessierten.2 Folglich sehen besonders die privaten TV-Anbieter keine Notwendigkeit, anlässlich des Demografiewandels mehr bzw. überhaupt seniorengerechte Programme anzubieten. Die Mediaagenturen, so eine mehrfach geäußerte Einschätzung, gäben in dieser Hinsicht klar die Regeln vor, die bei Programmentscheidungen dann auch in Betracht gezogen werden müssten. 2 Durchschnittliches Zuschaueralter von Daily Soaps im Jahr 2006, z.B.: „Verliebt in Berlin“ (Sat.1) = 45 Jahre, „Verbotene Liebe“ (ARD) = 55 Jahre. Vgl. SevenOneMedia (2006): Altersstruktur des deutschen Fernsehens. Online-Publikation; URL: http://www.prosiebensat1.com/imperia/md/imported/ pressezentrum/sevenonemedia/2006/04/18/21763/21763.pdf [20.8.2007]. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 126 Das Dilemma der Werbefinanzierung Besonders für die privatwirtschaftlichen Fernsehsender, die sich komplett aus Werbeeinnahmen finanzieren, ist es wichtig, ein für Markenartikler attraktives Programmumfeld mit möglichst vielen, kaufkräftigen Zuschauern zu schaffen. Diese werden von den produzierenden Unternehmen zumeist in der Kategorie „14 bis 49“ verortet, wo man eine höhere Markenwechselbereitschaft und somit eine größere Effektivität bei der Werbeansprache als bei den älteren Zuschauern vermutet. Der Garant für eine gute Quote – sprich: hohe Zuschauerzahlen – ist indes häufig nicht in den niedrigeren, sondern in den höheren Altersklassen zu suchen, da diese den größten Anteil der deutschen TV-Seherschaft stellen, die längsten Fernsehnutzungszeiten aufweisen und zudem über ein hohes Wachstumspotenzial verfügen. Somit sind die Fernsehsender einerseits auf Ältere angewiesen, um einen hohen Zuschauermarktanteil zu erzielen, adressieren andererseits jedoch bewusst an die jüngeren Seher, um ihre Werbekunden zu befriedigen. Trotz dieser Fixierung erreichen Kampagnen für das Standardzielpublikum auch 80 Prozent der Über-50Jährigen – die ältere Zielgruppe gibt es für die Werbekunden sozusagen kostenlos dazu. Dass sich diese Haltung einmal ändern könnte, glauben einige der befragten Filmund Fernsehproduzenten und verweisen dabei auf die immer größer werdende Gruppe der Über-50-Jährigen. Irgendwann, so die Argumentation, könne dieses Bevölkerungssegment allein aufgrund seiner Größe nicht mehr ignoriert werden; bereits heute werde die tatsächliche Relevanz dieser Zielgruppe heruntergespielt. Um jedoch eine Veränderung herbeizuführen und die Kernzielgruppe „14 bis 49“ den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen – also sie nach oben zu erweitern –, müssten die Verantwortlichen in den Fernsehsendern ein deutliches Signal setzen, meinen die Experten aus Film- und TV-Produktion. In spätestens acht bis zehn Jahren, so ihre Prognose, würde die aktuelle „Währung“ der Werbetreibenden ihre Gültigkeit verlieren und umformuliert werden müssen. Den Zeithorizont für einen deutlichen Relevanzzuwachs der Zielgruppe 50plus für die Fernsehanbieter veranschlagen die befragten Mediaplaner und Werbezeitenvermarkter jedoch deutlich großzügiger: Für eine durchgreifende Veränderung kalkulieren sie zwischen 15 und 20 Jahren. Bis dahin stünden weiterhin die Jüngeren im Fokus der Programmgestaltung, während die Über-50-Jährigen weiterhin implizit adressiert würden. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 127 Relevanz der Zielgruppe für die Fernsehanbieter im Jahr 2015 Im Anschluss an diese offen abgefragte Beurteilung wurde die Relevanz der älteren Fernsehzuschauer für die Programmveranstalter zusätzlich anhand von Statements erhoben. Dabei wurden die Experten aufgefordert, ihren Blick auf das Jahr 2015 zu richten. ROLLE DER ZIELGRUPPE 50PLUS FÜR DIE FERNSEHANBIETER IM JAHR 2015 Abb. 2 (Zahl der Nennungen, n=33) Für Publikumskategorisierung werden altersunabhängige Kategorien wichtiger 30 3 29 Zielgruppe 50plus differenziert sich zunehmend aus 4 10 Fernsehangebot für Jung und Alt nivelliert sich inhaltlich 23 11 Segment 50plus gewinnt nicht nennenswert an Bedeutung 22 0 10 Trifft zu 20 30 Trifft nicht zu Wie Abbildung 2 zeigt, erfuhren zwei der vier Statements eine deutliche Zustimmung, während die anderen beiden stark polarisierten: So erwartet das Gros der Befragten eine spürbare Ausdifferenzierung der Zielgruppe 50plus in heterogene Nutzerprofile mit unterschiedlicher TV- und Internetnutzung (Zustimmung: n=29). Als ursächlich dafür wurden die unterschiedlichen Mediensozialisationsprofile einer „Zwittergeneration“ benannt, die verschiedene Erfahrungen mit Medien gemacht hat und Grundzüge ihrer Mediensozialisation auch im höheren Alter beibehält. Entsprechend werden in den Augen der meisten Experten dann auch andere als altersbezogene Kriterien für die Publikumsklassifikation eine wichtige Rolle spielen (Zustimmung: n=30). Eine adäquate Einteilung könnte beispielsweise mittels MilieuAnsätzen oder Typologien vorgenommen werden, aber auch Einkommen, Bildung, Themeninteresse sowie individueller Lebensstil werden nach Ansicht einiger Befragter in diesem Zusammenhang an Relevanz gewinnen. Die Annahme einer verstärkten Segmentierung des Fernsehpublikums 50plus bildet vermutlich auch den Hintergrund für die tendenzielle Ablehnung (n=23) des Statements, dass sich das Fernsehangebot für Jung und Alt inhaltlich immer stärker nivellieren werde. Im Gegenteil: Mehrheitlich erwarten die befragten Experten eine fortschrei- PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 128 tende Diversifizierung des bestehenden Angebots, da junge und alte Zuschauer ihrer Meinung nach auch zukünftig unterschiedliche Programmerwartungen hegen und sich die Generationen auch weiterhin bewusst voneinander abgrenzen werden. Hiervon sind vor allem die Mediaplaner und Werbezeitenvermarkter überzeugt, während sich die Gruppe der Vertreter von Fernsehproduktionsfirmen und Sendern in diesem Punkt eher heterogen präsentiert. Neben zielgruppenspezifischen Angeboten, insbesondere zusätzlich für die Zielgruppe 50plus, erwarten die Befragten jedoch auch das parallele Fortbestehen sogenannter „Fernseh-Events“3, die Zuschauer jeglicher Altersgruppen vor dem Bildschirm versammeln. Und obwohl die Zielgruppe 50plus in den wirtschaftlichen Überlegungen der Fernsehanbieter noch häufig vernachlässigt wird, prognostiziert das Gros der befragten Experten (n=22) für diese Zuschauergruppe einen Bedeutungszuwachs innerhalb der kommenden Jahre. Von diesem Trend sind besonders die Programmproduzenten überzeugt. Einfluss der Fernsehwerbung auf Senderstrategien Im Zuge des demografischen Wandels verändert sich auch in der Fernsehwerbung allmählich die Darstellung der älteren Zielgruppe: Ältere Menschen werden nicht mehr zwangsläufig mit Gebrechlichkeit und mangelnder Aktivität, sondern zunehmend auch mit Genuss und Lebensfreude assoziiert. So sorgt beispielsweise bei „Media Markt“ die „Mutter aller Schnäppchen“ für niedrige Preise oder bei „Nivea“ eine attraktive, grauhaarige Dame für steigende Umsätze mit Anti-Falten-Creme. Noch einen Schritt weiter wagt sich die neue „Dove“-Kampagne, die mit nackten, älteren Models für eine Pflegeserie namens „pro age“ wirbt – und dabei nicht nur visuell, sondern auch sprachlich ungewohnte Wege der Konsumentenansprache einschlägt. Doch welche Konsequenzen hat die sich wandelnde Darstellung Älterer in der Werbung für die Programmstrategien der Fernsehsender? Die Einschätzungen der Experten zu diesem Thema sind recht heterogen und lassen sich gut nach ihrer jeweiligen Position in der TV-Wertschöpfungskette differenzieren. So glauben die Mediaplaner und Werbezeitenvermarkter nicht, dass durch die veränderte Werbeansprache signifikante Veränderungen des Programmangebots indiziert werden: Nur wenige Unternehmen, so ein in diesem Zusammenhang geäußertes Argument, schalteten derzeit Spots mit „jugendlichen Alten“; außerdem erlaube die aktuelle Seherstruktur bereits heute die problemlose Platzierung von Werbung für die Zielgruppe 50plus. Demgegenüber erkennen die Programmverantwortlichen in den Fernsehsendern durchaus die Notwendigkeit, die wachsende Gruppe der älteren Zuschauer bei der Gestaltung des Angebots zu berücksichtigen, sei es nun aus Gründen der Grundversorgung (öffentlich-rechtliche Anbieter) oder angesichts ökonomischer Zwänge (private Anbieter). Das Hauptsignal in diesem Wandlungsprozess, so ein Befragter aus dieser Gruppe, müsse jedoch vom Dialog mit den Mediaagenturen ausgehen. 3 Dies können sowohl Quiz- oder Samstagabend-Shows als auch Fernsehfilme oder sogar Soap Operas sein. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 129 Dieses Dilemma haben auch die befragten Film- und Fernsehproduzenten im Blick, sind jedoch dessen ungeachtet mehrheitlich der Überzeugung, dass die Sender mittelfristig ein anderes Programmumfeld etablieren müssen, in dem ältere Zuschauer eine stärkere Berücksichtigung und deutlichere Anknüpfungspunkte an ihre Lebenswelt finden. Die Zielgruppe „14 bis 49“, so glauben Vertreter dieser Gruppe, werde irgendwann zugunsten einer erweiterten Altersgrenze „bis 60“ fallen. Gleichzeitig dürften die Sender jedoch ihr jüngeres Publikum auf diese Weise nicht vernachlässigen – vielmehr erwartet man eine zunehmende Profilierung bzw. Verspartung der Sender in „jung“ und „alt“. Die hier beschriebenen Veränderungen werden sich nach Ansicht der Experten recht langsam vollziehen. Herbeigeführt werden sie indes nicht durch gesellschaftliche Umbrüche, sondern durch die Bedingungen der Fernsehwerbung. 2.5 Medienangebote für Ältere Insbesondere die Printmedien haben die besonderen Bedürfnisse der älteren Zielgruppe schon länger erkannt und dementsprechende Publikationen auf den Markt gebracht. Findet sich dieses Phänomen auch im Fernsehangebot? Gefragt nach ihnen eventuell bekannten seniorenspezifischen TV-Programmen konnten die interviewten Experten keine expliziten Beispiele benennen. Sendungen mit „alter“ Anmutung bzw. Adressierung wie Volksmusiksendungen, Ratgeber, Gesundheitsmagazine oder auch die Regionalprogramme der ARD wurden hingegen recht häufig in diesem Zusammenhang erwähnt. Blickt man über die Landesgrenzen hinaus, sind spezielle TV-Angebote für Senioren andernorts längst Realität – so beispielsweise in den USA, wo nach Expertenkenntnis Spartenkanäle wie „Life Time“ ihr Programm bewusst auf die grauhaarigen Rezipienten zuschneiden.4 Auf die Frage, ob das ältere Publikum spezifische TV-Angebote ihrer Ansicht nach wünsche, reagieren die befragten Experten mehrheitlich mit Ablehnung, da sie in diesem Fall eine Stigmatisierung und Ausgrenzung der älteren Zielgruppe befürchten. Alte, so ein häufig angeführtes Argument, wollten sich nicht alt fühlen. Daher müsse es vielmehr darum gehen, auch altersspezifische Themen so aufzubereiten, dass sich die Senioren dort angemessen repräsentiert und vor allem ernst genommen fühlten. Aus diesem Grund plädiert die Mehrheit der Befragten für eine Platzierung von TV-Angeboten, die sich an Ältere wenden, im Mainstream-Programm. Sie sollten außerdem eine ansprechende Anmutung besitzen und ihre Rezipienten eher von ihrer aktuellen Lebenssituation ablenken, anstatt sie permanent mit ihrem Alter zu konfrontieren. Auch die Auswahl passender Moderatoren halten die Befragten für ein wichtiges Erfolgskriterium von Sendungen, die ältere Rezipienten gewinnen möchten. Dies müssten jedoch nicht unbedingt „Best Ager“ sein. Neben der allgemeinen Einschätzung, dass die meisten gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Themen auch für ältere Zuschauer interessant sind, vertritt 4 Diesem Muster folgt die Initiative von Max Schautzer, der mit dem Spartenkanal „Bono TV“ demnächst gezielt älteres Publikum ansprechen will. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 130 das Gros der Experten die Ansicht, dass ein adäquates Fernsehangebot einen Bezug zum Alltag der Zielgruppe besitzen und deren Lebenswelt in den Blick nehmen sollte. Insbesondere Ratgeber- und Servicebeiträge, die konkrete Hinweise zur Lebensgestaltung im Alter geben, werden – neben den stets stark nachgefragten Gesundheitsthemen – in den Augen einiger Befragter zukünftig weiter an Relevanz gewinnen. Auch eher „junge“ Themen in entsprechender Aufbereitung könnten bei den Senioren auf Interesse stoßen. Ebenso könnten – insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Singularisierung – Eskapismusformate bei Älteren immer beliebter werden. Grundsätzlich ist also ein breites Themenspektrum denkbar, um explizit ältere Zuschauer zu adressieren. Auch hinsichtlich der zu bedienenden Genres sehen die Befragten praktisch keine Einschränkung – solange die Verpackung stimmt. 2.6 Demografiewandel und Programmplanung Nachdem das Thema „Demografiewandel und Fernsehnutzung“ in den ersten Abschnitten des Leitfadeninterviews vorwiegend aus einer Metaperspektive erörtert wurde, beschäftigt sich der nachfolgende Teil mit Aspekten der konkreten Planung und Realisierung von Programmangeboten. Doch zunächst steht die Frage im Vordergrund, welche Relevanz das Themenfeld „Demografische Entwicklung und Mediennutzung“ für die Arbeit der Befragten bzw. deren Unternehmen überhaupt besitzt.5 Relevanz des Demografiewandels für die Arbeit der Befragten Insgesamt messen die Befragten diesem Thema eine durchschnittliche Relevanz für die eigene Arbeit bei: Auf einer Skala von eins („gar keine Relevanz“) bis sechs („sehr hohe Relevanz“) wurde ein Mittelwert von 3,9 erzielt, wobei mehr als die Hälfte der Befragten die Einstufung am oberen Skalenende (5 bzw. 6) vornahm. Die getrennte Analyse der Relevanzeinstufungen nach Gruppen offenbart kaum Abweichungen: Für die TV-Sender besitzt das Thema „Demografiewandel und Fernsehnutzung“ mit einem Durchschnittswert von 4,0 praktisch keine höhere Bedeutung als für die Film- und Fernsehproduzenten (Mittelwert=3,9) und für die Mediaplaner/Werbezeitenvermarkter (Mittelwert=3,9).6 Insbesondere für die Werbetreibenden ist die Zielgruppe 50plus immer noch von untergeordnetem Interesse – der Fokus liegt nach wie vor auf der jüngeren Zielgruppe, deren geändertes Mediennutzungsverhalten die Branche nun zu neuen Werbestrategien zwingt. Die Verantwortlichen in den öffentlich-rechtlichen TVSendern stehen den älteren Rezipienten jedoch aufgeschlossener gegenüber, da sie verpflichtet sind, diese Klientel aufgrund ihres Grundversorgungsauftrags anzusprechen. Doch das vergleichsweise hohe Durchschnittsalter öffentlich-rechtlicher Fern5 6 Diese Frage wurde den Meta-Experten nicht gestellt, weshalb die Abschnitte in diesem Kapitel auf einer etwas geringeren Fallzahl beruhen (n=30). Dies mag jedoch auch den unterschiedlichen Größen der Teilstichproben geschuldet sein. Bei etwa gleich großen Subgruppen hätte man eventuell eine stärker differenzierte Bewertung erhalten. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 131 sehzuschauer gibt auch Anlass zu Maßnahmen der Programmverjüngung, um ein „Nachwachsen“ des Publikums zu gewährleisten. Indes konzentriert man sich bei den Privatsendern nach wie vor stark auf die Rezipienten der unteren Altersklassen. Aus diesem Grund sehen sich die Film- und Fernsehproduzenten auch oft nicht in der Lage, ihre altersorientierten Programmideen umzusetzen. Die Sender, so ein mehrfach geäußertes Argument, seien an solchen Konzepten nicht interessiert, sie verkauften sich nicht – weshalb die wachsende Gruppe der älteren Zuschauer aktuell auch für die Arbeit vieler Programmproduzenten keine große Rolle spielt. Contententwicklung für die Zielgruppe 50plus Ungeachtet ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Unternehmenstypen, die auf unterschiedlichen Stufen der TV-Wertschöpfungskette angesiedelt sind, stimmen die befragten Experten in der Ansicht überein, dass es für die Contententwicklung 50plus keine festen, verallgemeinerbaren Regeln gibt. Vielmehr müssten Ideen direkt aus der Lebenswelt älterer Menschen aufgegriffen werden, die durch Alltagsbeobachtung evident wird. Und da die Marktforschung allein keine Trends liefern könne, müsse außerdem das Nutzerverhalten der Zielgruppe kontinuierlich beobachtet und deren Bedürfnisse analysiert werden. Wichtig für den Erfolg zielgruppenspezifischer Programme ist einigen Experten zufolge außerdem der Einsatz von Medienpersonen (beispielsweise als Schauspieler oder Moderatoren) mit einem hohen Identifikationspotenzial. Entsprechend dieser Einschätzung benötigen Programmmacher vor allem Interesse an Menschen und ihren Lebenswelten, Wissen über Alltag und eventuelle Probleme der Zielgruppe sowie generell eine hohe Sensibilität für adäquate Themen. Auch die Kenntnis der einschlägigen Statistiken und des Mediennutzungsverhaltens, der Konsum- und Freizeitgewohnheiten ist nach Meinung der Experten hilfreich, um erfolgreiche Programmangebote für die Zielgruppe 50plus zu konzipieren. Von Nutzen sein könnte es in den Augen einiger Befragten zudem, wenn Produzenten selbst über ein höheres Alter verfügten, um sich besser in das von ihnen adressierte Publikum hineinversetzen zu können. Eine spezielle Qualifikation halten die meisten Experten in diesem Zusammenhang nicht für erforderlich. Geeignete Programmformen für seniorenspezifische Angebote Zwar ist nach Ansicht der meisten Experten keine Programmform gänzlich ungeeignet, um sie mit seniorenspezifischen Inhalten zu füllen. Dennoch folgt die von den Experten vorgenommene Bewertung der „Alterstauglichkeit“ verschiedener Programmformen7 einer immanenten Logik: So führen informierende, nonfiktionale TV-Angebote wie Nachrichten, Magazine oder Dokumentationen/Reportagen die Liste an, gefolgt von fiktionalen Programmformen wie TV-Movies und Serien (vgl. Abb. 3). Den Schluss bilden Talkshows und Shows, also jeweils nonfiktionale Un- 7 Zur Erörterung dieser Frage wurde den Befragten eine Liste mit verschiedenen Programmformen vorgelegt. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 132 terhaltungsangebote, die von den Befragten ebenfalls als geeignet erachtet werden, die Programminteressen von älteren Zuschauern adäquat zu bedienen. Als weitere bzw. spezifisch geeignete Programmformen wurden insbesondere Sport und Comedy, aber auch Real Life-Formate, Weekly, Sitcom, Krimi, LateNight- und Kochsendungen sowie TV-Events („große Abendunterhaltung“) benannt. Einige Experten beobachten zudem einen wachsenden Trend zu HybridFormaten wie beispielsweise Doku-Soaps oder Infotainment. EIGNUNG VON PROGRAMMFORMEN FÜR DIE ZIELGRUPPE 50PLUS Abb. 3 (Arithmetisches Mittel, n=33) 5.5 Nachrichten 5.1 Magazine 5.0 Dokumentationen / Reportagen 4.7 TV-Movies 4.6 Serien 4.5 Talkshows 4.4 Shows 1 überhaupt nicht geeignet 2 3 4 5 6 sehr geeignet Wichtig sei, so betonen mehrere Befragte, bei der Produktion seniorengerechter Programme einen generationenverbindenden Ansatz zu verfolgen und dabei die verschiedenen Lebensgefühle der älteren Zielgruppe widerzuspiegeln. Vorschläge für ein seniorenspezifisches TV-Programm Wenn man den Befragten die Möglichkeit geben würde, ein seniorenspezifisches Fernsehprogramm zu entwerfen – wie würde dieses aussehen?8 Obwohl die Programmideen der Befragten sehr unterschiedlich ausfallen, haben sie eines gemeinsam: Sie nehmen die Lebenswirklichkeit der älteren Zuschauer in den Blick und orientieren sich sowohl bei der thematischen Auswahl als auch bei der konkreten Ausgestaltung ihrer Vorschläge stark am Alltag der Über-50-Jährigen. Insbesondere Vertreter von Fernsehsendern sowie Film- und Fernsehproduzenten möchten ein 8 Diese Frage wurde allen Experten gestellt, die in der Erhebungsphase nach dem Validierungsworkshop befragt wurden, auch denjenigen, die normalerweise in ihrem Beruf nicht mit der Konzeption von Fernsehprogrammen befasst sind (wie z.B. Mediaplaner und Werbezeitenvermarkter). PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 133 Stück „Lebenswirklichkeit“ ihres älteren Publikums dokumentieren, indem sie etwa Orientierung durch zielgruppengerechte Service-Magazine bieten oder außergewöhnliche Freizeitaktivitäten (z.B. bestimmte Sportarten oder Abenteuerreisen) dokumentieren. Überhaupt scheint das Außergewöhnliche auch bei der Adressierung von Zuschauern höheren Alters im Trend zu liegen und sich dabei auf kein bestimmtes Genre zu konzentrieren – sei es in Reise-, Ratgeber- oder auch in Comedy-Formaten, die sich speziell an Ältere richten. Gleichzeitig griffen einige der befragten Experten bei der Frage nach seniorentypischen Programmkonzepten jedoch auch auf Bewährtes zurück und schlugen klassische Formate wie Spielsendungen oder auch Fernsehshows vor, deren Vorbild aufgrund der monothematischen Ausrichtung und der ansprechenden Moderation beispielsweise „Wetten, dass… ?!“ sein könnte. 3. Ein Blick in die Zukunft: Das Prognosemodell Die vorgestellten Ergebnisse verdeutlichen die Komplexität des Themas „Fernsehen und demografischer Wandel“ und zeigen gleichzeitig, dass noch keine umfassenden Rezepte für eine adäquate Programmplanung existieren. Um eine entsprechende Diskussion zu befördern und die im Rahmen der empirischen Studie gewonnenen Erkenntnisse für die künftige Programmentwicklung handhabbar zu machen, wurde auf Basis der Befunde ein multifaktorielles Prognosemodell entwickelt. 3.1 Möglichkeiten und Grenzen von Prognosen Im Gegensatz zu statistikbasierten Prognosen, die häufig in ökonomischen Zusammenhängen erstellt werden, sind die Vorhersagen für soziale Systeme überwiegend qualitativer Natur. Sie basieren zumeist auf Expertenurteilen, konzentrieren sich auf ausgewählte Faktoren und verwenden Szenario-Techniken. Mit welcher Wahrscheinlichkeit diese Szenarien in der Zukunft tatsächlich vorzufinden sein werden, vermag man auf Basis eines solch qualitativen Verfahrens nicht exakt vorauszusagen. Vielmehr ermöglicht das im Rahmen der vorliegenden Studie etablierte Prognosemodell, relevante Faktoren zukünftiger Rezeption und Produktion medialer Inhalte zu identifizieren und somit verschiedene Schlaglichter auf diesen Themenkomplex zu werfen. Die auf diese Weise entwickelten Szenarien sollen TV-Programmverantwortlichen einen Überblick über das Spektrum von Einflussfaktoren geben, die für ihre weiteren Aktivitäten maßgeblich sein können. 3.2 Szenarien zukünftiger Medienrezeption Für das Prognosemodell wurden aufgrund der Komplexität des Themas „Fernsehen und demografischer Wandel“ zunächst diejenigen Variablen identifiziert, denen auf Basis der gewonnenen Studienbefunde der größte Einfluss auf die künftige Entwicklung der Mediennutzung unterstellt werden konnte. Diese wurden in die Kategorien „Individualfaktoren“ und „Mediale Rahmenbedingungen“ unterteilt, wobei der Faktor „Demografie“ stets als Hintergrundfolie fungierte. Zu den Individualfaktoren PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 134 zählen Milieus, Sozialisation, Einkommen, Genre- und Senderpräferenzen und die Fernsehnutzung 50plus. Unter der Überschrift „Mediale Rahmenbedingungen“ wurden Kosten der Mediennutzung, Distributionsplattformen, Programmschemata, Senderimages, der TV-Markt sowie Mediapläne und Werbezielgruppen subsumiert. In den nachfolgenden Abschnitten werden zwei ausgewählte der insgesamt vier Szenarien präsentiert. Szenario A: Demografische Entwicklung Der Blick auf die Bevölkerungsprognosen für die kommenden Jahrzehnte lässt keinen Zweifel an einschneidenden demografischen Entwicklungen: Bereits im Jahr 2020 wird ein Drittel der deutschen Bevölkerung 60 Jahre und älter sein, während der Anteil der Unter-40-Jährigen beständig sinkt. Für die Fernsehwirtschaft bedeutet dies, dass sich das werberelevante Segment der 14- bis 49-Jährigen in den kommenden Jahren um geschätzte 15 Prozent reduzieren wird. Mit den zwischen 1958 und 1969 geborenen „Babyboomern“ gerät dann die erste konsumkräftige Kohorte nach dem Krieg sukzessive aus der Kernzielgruppe: Im kommenden Jahr werden die ältesten Vertreter dieser Kohorte die werberelevante Altersgrenze überschreiten, und bis zum Jahr 2020 wird ihnen der letzte Babyboomer gefolgt sein. Doch schon heute korrespondiert die mediaplanerische Grundlage einer Kernzielgruppendefinition „14 bis 49“ immer weniger mit den demografischen Realitäten. Sie muss daher aus Sicht von Experten neu definiert bzw. begründet werden. Dies stellt eine Herausforderung für alle Akteure in der TV-Wertschöpfungskette dar – von den Stoffentwicklern bis zu den Media-Agenturen sowie den Werbetreibenden, die letztendlich die Spielregeln für werbefinanzierte Programme definieren. Szenario B: Genrepräferenzen und Plattformen Zu den wichtigen Einflussfaktoren zukünftiger Fernsehnutzung gehören auch die unterschiedlichen Genrepräferenzen in den verschiedenen Altersgruppen und Milieus. Schreibt man die heute bekannten Vorlieben älterer Zuschauer für informierende, dokumentierende und serviceorientierte Programme fort, so wird sich diese Präferenz im Prognosezeitraum – mit Blick auf die gesamte Zuschauerschaft – weiter festigen und ausdehnen. Mit dem Stichwort „Interaktivität“ lässt sich ein weiteres Phänomen bezeichnen, das bei der Mediennutzung und Programmgestaltung an Relevanz gewinnt. Denn die wachsende Zahl und Ausdifferenzierung von Distributionsplattformen treibt nicht nur die Segmentierung des Publikums voran, sie stellt auch erhöhte Anforderungen an die Rezipienten: Der beim Fernsehen gewohnte „Lean Back“-Modus wird durch die Nutzung von interaktiven Programmangeboten9 zunehmend durch die – bisher computerspezifische – „Lean Forward“-Haltung ersetzt. Berücksichtigt man außerdem die wachsende Medienkompetenz älterer Menschen, so kann man 9 So fokussierte beispielsweise der WDR im Rahmen seiner auf Publikumsverjüngung zielenden Programmoffensive (2006) auf Internet und Handy-TV. Außerdem wurden die jugendlichen Zuschauer dazu aufgerufen, eigene Beiträge zur Verfügung zu stellen. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 135 davon ausgehen, dass auch in der Altersgruppe 50plus „Interaktivität“ kein Fremdwort bleiben wird. Ob gleichzeitig die klassische „Lean Back“-Haltung komplett an Bedeutung verlieren wird, darf hingegen angezweifelt werden: Insbesondere bei der Fernsehrezeption, die häufig von der Suche nach Entspannung und Unterhaltung geprägt ist, wird sie vermutlich auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. 3.3 Fazit Anhand der durch das Prognosemodell ermittelten Zukunftsszenarien ist deutlich geworden, wie vielfältig das Spektrum potenzieller Einflussfaktoren der zukünftigen Rezeption und Produktion von Medien ist. Verschiedene Faktorenkombinationen führen zu unterschiedlichen Zukunftsvisionen, die maßgeblich auf folgende Themen zurückzuführen sind: Mediensozialisation: Auch im Alter bestimmt die Mediensozialisation weitgehend das Mediennutzungsverhalten und die Senderpräferenzen. Dies bedeutet, dass der Anteil „werbefinanziert-sozialisierter“ Fernsehzuschauer an der Gesamtzuschauerschaft in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen wird. Milieus: Analog zu den gesellschaftlichen Veränderungen werden sozialwissenschaftliche Milieu-Klassifikationen regelmäßig neu berechnet. Mit ihrer Hilfe lassen sich wandelnde Rezipientenbedürfnisse antizipieren. Das im Rahmen der Studie unterstellte Wachstum von etabliertem und „prekärem“ Milieu lässt für die Zukunft auch bei den älteren Rezipienten zunehmend heterogene Nutzerprofile erwarten. Plattformen: Vor dem Hintergrund des technologischen Fortschritts differenzieren sich die Distributionsplattformen für mediale Inhalte zunehmend aus. Die wachsende Plattformvielfalt fördert die Segmentierung des Publikums (Kosten, Rezeptionsmodus, Programmpräferenz, zeitliche Verfügbarkeit etc.) Aufgrund wachsender Medien- und Technikkompetenz profitieren auch Senioren von den neuen Angeboten. 4. Ausblick Insgesamt hat die Studie deutlich gezeigt, dass die Relevanz der älteren Zuschauer in der Fernsehbranche aktuell unterschätzt wird. Zwar wird der durch den demografischen Wandel induzierte Handlungsbedarf von den befragten Medienexperten erkannt, spielt für ihre konkrete Arbeit jedoch (noch) keine herausragende Rolle. Entsprechend mangelt es aktuell noch an umfassenden Konzepten für die zukünftige Programmplanung. Die Strategiediskussion über den richtigen Umgang mit der sich verändernden Zuschauerstruktur, so ein wichtiger Studienbefund, befindet sich offenbar erst am Anfang. Die Autoren hoffen, mit den Ergebnissen des Forschungsprojekts „Ein Blick in die Zukunft. Demografischer Wandel und Fernsehnutzung“ hilfreiche Impulse und Anregungen für eine „demografie-sensible“ Programmgestaltung gegeben zu haben. PROGRAMMFORSCHUNG • AUF DER SUCHE NACH DEM ZUSCHAUER 136 Literatur Arbeitsgemeinschaft Internetforschung (AGOF) (2007): Sonderbericht „Silver Surfer“ zu den internet facts 2006-II. Frankfurt/M. Blödorn, Sascha/Maria Gerhards (2005): Die ältere Generation und die Medien. Gegenwart und zukünftige Entwicklungstendenzen. In: ARD-Jahrbuch 2005. Frankfurt/M., S. 89-94. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2005): Alterssurvey 2005. Bonn. Burmeister, Klaus/Cornelia Daheim (2004): Demografische Entwicklung – Konsequenzen für Medien und Werbung. Der Wandel von Werten und Lebenswelten durch die Bevölkerungsentwicklung. In: Media Perspektiven, Heft 4, S. 176-183. Clobes, Günter/Lutz P. Michel/Julia Flasdick (2007): Ein Blick in die Zukunft. Demografischer Wandel und Fernsehnutzung. Marl/Essen. URL: http:// www.lpr-hessen.de/files/Studie_DemografischerWandelundFernsehnutzung.pdf [23.8.2007]. Engel, Bernhard/Thomas Windgasse (2005): Mediennutzung und Lebenswelten 2005. Ergebnisse der 9. Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie „Massenkommunikation“. In: Media Perspektiven, Heft 9, S. 449-464. Feldmeier, Sonja (2006a): Das Komplott der Konsum-Methusalems. In: Werben & Verkaufen, Heft 41, S. 72-73. 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PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 137 Die Regionalfenster von RTL und Sat.1 im Jahr 2006 Ergebnisse einer kontinuierlichen Programmanalyse Helmut Volpers, Christian Salwiczek und Detlef Schnier1 Der Gesetzgeber hat auch im Neunten Rundfunkänderungsstaatsvertrag daran festgehalten, dass in „den beiden bundesweit verbreiteten reichweitenstärksten Fernsehvollprogrammen [...] Fensterprogramme zur aktuellen und authentischen Darstellung der Ereignisse des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens“2 aufzunehmen sind. RTL und Sat.1 sind somit zur Ausstrahlung von Regionalfenstern „im zeitlichen und regional differenzierten Umfang der Programmaktivitäten zum 1. Juli 2002“3 verpflichtet. Entsprechend werden nach wie vor in den folgenden Bundesländern auf den Kabelfrequenzen von RTL und Sat.1 montags bis freitags im Vorabendprogramm halbstündige Regionalfenster gesendet: Hamburg, SchleswigHolstein, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. In den Teilen Deutschlands, für die keine Regionalfensterangebote im Kabel bestehen, sowie über die jeweiligen Satellitenkanäle von RTL und Sat.1 wird ein Alternativprogramm ausgestrahlt. Bis zur Programmumstrukturierung am 16. Juli 2007 handelte es sich bei Sat.1 um das Magazin „Sat.1 am Abend“, welches – vergleichbar mit der Vorgänger-Sendung „17:30 – Der Deutschlandreport“ – u.a. Berichte aus verschiedenen Regionen beinhaltete. Seitdem werden auf diesem Sendeplatz TV-Serien ausgestrahlt. Bei RTL wird seit dem 4. September 2006 parallel zu den Regionalfenstern das Boulevardmagazin „Explosiv – Das Magazin“ gesendet. Ein Sonderfall ist das Bundesland Bayern. Dort wird lediglich auf Sat.1 mit „17:30 live für Bayern“ ein landesweites Fenster ausgestrahlt. Auf den RTL-Kanälen in den bayerischen Kabelnetzen werden stattdessen insgesamt 17 lokale Fensterprogramme verbreitet. Hierbei handelt es sich um halbstündige lokale Informationsmagazine der bayerischen Lokalfernsehanbieter. Am Wochenende wird zusätzlich noch 1 2 3 Grundlage des Beitrags ist eine Inhaltsanalyse landesweit ausgestrahlter Regionalfenster im Programm privater Fernsehveranstalter, die – nach mehreren Vorstudien – seit 2005 kontinuierlich durchgeführt wird. Auftraggeber: Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM); Auftragnehmer: Institut für Medienforschung Göttingen&Köln (IM•GÖ); Projektleitung: Prof. Dr. Helmut Volpers. § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV 2007 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Neunten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. März 2007). § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV 2007. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 138 die Sendung „Bayern Journal“ auf RTL (So. 17.45–18.45 Uhr) und Sat.1 (Sa. 17.30– 18.30 Uhr) ausgestrahlt. Die Fensterprogrammveranstalter haben eine gesonderte Zulassung und sollen vom Hauptprogrammveranstalter redaktionell unabhängig sein.4 Der medienpolitische und medienrechtliche Hintergrund für die inhaltlichen Anforderungen an die regionalen Fensterprogramme ist komplex und unter dem Aspekt der „Sicherung der Meinungsvielfalt“ zu sehen. So werden die Regionalfenster den Hauptprogrammveranstaltern auf ihre „Drittsendezeit“ angerechnet, die sie aufgrund ihres Zuschaueranteils zur Verfügung stellen müssen.5 Ferner werden ihnen 2 Prozent Zuschaueranteil vom tatsächlichen Wert in Abzug gebracht, sodass unter Umständen hierdurch die kritische Grenze von 30 Prozent, die laut Rundfunkstaatsvertrag eine vorherrschende Meinungsmacht begründen würde, nicht erreicht wird.6 Vor diesem Hintergrund ist die Ausstrahlung der Regionalfenster für die Hauptprogrammveranstalter konzentrationsrechtlich von erheblicher Bedeutung. Die im Rundfunkstaatsvertrag formulierten Anforderungen an die Regionalfensterprogramme lassen im Hinblick auf die Gestaltung der Sendungen nur einen Schluss zu: Sie müssen das Profil tagesaktueller Informationssendungen mit einer landesspezifischen Berichterstattungsregion haben. Selbstverständlich sind an Informationssendungen, die über das politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben regionaler Sendegebiete tagesaktuell berichten sollen, bestimmte Anforderungen hinsichtlich der Berichterstattungsbreite und -tiefe, der Aktualität, der Rechercheleistungen und der Präsentation zu stellen, sonst bliebe der eingangs formulierte Programmauftrag der Regionalfenster eine Leerformel. Die Landesmedienanstalten haben in der Vergangenheit mehrere Inhaltsanalysen durchführen lassen, in denen untersucht werden sollte, ob und in welchem Umfang diesen Anforderungen Rechnung getragen wird.7 Diese Form der wissenschaftlich gestützten Programmbeobachtung wurde im Jahr 2005 verstetigt. Seitdem werden die Regionalfenster kontinuierlich untersucht. Der vorliegende Beitrag gibt die zentralen Ergebnisse für den Erhebungszeitraum 2006, z.T. im Vergleich zu den Vorjahresdaten, wieder. 1. Medienpolitischer Hintergrund, Zielsetzung und Methode der kontinuierlichen Inhaltsanalyse Trotz der erheblichen medienpolitischen und medienrechtlichen Bedeutung der Regionalfenster sehen die Hauptprogrammveranstalter diesen Programmbestandteil als Störfaktor für ihre Einschaltquote und den Audience Flow an. Entsprechend hat es in der Vergangenheit zahlreiche Versuche gegeben, sich von diesem Ballast zu 4 5 6 7 Vgl. § 25 Abs. 4 Satz 2 RStV 2007. Vgl. § 31 Abs. 2 Satz 2 RStV 2007. Vgl. § 26 Abs. 2 Satz 3 RStV 2007. Vgl. hierzu Vogelsang, Jens (2007): Studien der Landesmedienanstalten zum Lokal- und Regionalfernsehen in Deutschland – Eine Synopse. In: ALM Programmbericht 2006, S. 150ff. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 139 befreien8 oder zumindest den Regionalfensterprogrammen die Anmutung von Unterhaltungsmagazinen zu verleihen. Der jüngste Versuch einer Modifikation des Status Quo besteht in dem Vorschlag des Hauptveranstalters RTL, seine Regionalfensterprogramme in einen digitalen Spartenkanal auszulagern. Anders als bisher würden die Fenster in diesem Fall nicht mehr zeitgleich zwischen 18.00 und 18.30 Uhr ausgestrahlt, sondern nacheinander in einer Kernzeit zwischen 17 und 20 Uhr mit anschließenden Wiederholungen (in Form einer Sendeschleife) – vergleichbar dem Repeat-TV-Konzept lokaler Fernsehsender. Das jetzige RTL-Budget für die Regionalfenster soll in seiner Höhe von rd. 30 Mio. Euro unangetastet bleiben. RTL erhofft sich durch eine derartige Auslagerung der Regionalfenster mehr Freiheiten in der Programmierung der Vorabendsendezeit und einen entsprechenden „ökonomischen Mehrwert“. Einer größeren Öffentlichkeit wurden entsprechende Überlegungen und Pläne erstmalig bei den Medientagen Nord am 22. November 2006 in Kiel vorgestellt.9 Inwieweit eine solche Auslagerung der Regionalfenster in einen digitalen Spartenkanal von der Medienpolitik tatsächlich akzeptiert und als gleichwertige Regelung angesehen wird, ist momentan noch nicht absehbar. Festzuhalten bleibt, dass sowohl die Frage nach der Notwendigkeit als auch nach dem publizistischen Gehalt der Regionalfensterprogramme zu einem gewissen Dauerkonflikt zwischen den beaufsichtigenden Landesmedienanstalten und den Veranstaltern geführt hat. Insbesondere waren immer wieder der Umfang der Regionalberichterstattung und die thematische Fokussierung strittig. Zur Normkonkretisierung der im Rundfunkstaatsvertrag formulierten programmlichen Anforderungen hat daher die Direktorenkonferenz im Jahr 2005 die „Gemeinsamen Richtlinien der Landesmedienanstalten zur Sicherung der Meinungsvielfalt durch regionale Fenster in Fernsehvollprogrammen nach § 25 RStV (Fernsehfensterrichtlinie – FFR)“ formuliert. Die FFR bildet seitdem den definitorischen Rahmen, an dem sich die kontinuierliche Inhaltsanalyse orientiert. Im Kontext der ersten Erhebung nach dem Vorliegen der FFR wurden im Jahr 2005 die Anforderungen der FFR im Hinblick auf die Inhaltsanalyse operationalisiert und mit den beteiligten Landesmedienanstalten sowie der GSPWM abgestimmt. Die Untersuchung des Jahres 2006, deren Ergebnisse nachfolgend vorgestellt werden, orientiert sich in ihrer methodischen Vorgehensweise an derjenigen der 8 9 Vgl. hierzu Volpers, Helmut/Christian Salwiczek/Detlef Schnier (2000): Regionalfenster im Programm von RTL und SAT.1. Eine vergleichende Inhaltsanalyse von Programmangeboten und journalistischer Qualität. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 35), S. 11, sowie Vogelsang 2007, S. 153. Bei einer Zustimmung für die Auslagerung der Regionalfenster, d.h. inklusive sämtlicher Bonusregelungen für den Sender, bietet RTL – nach Aussage des RTL-Bereichsleiters für Medienpolitik Tobias Schmid – die Produktion eines zusätzlichen regionalen Fensters an. Entsprechende Wünsche existieren u.a. im Saarland, das sich dadurch eine umfangreichere Berichterstattung in den privaten Programmen erhofft, und auch aus dem Bereich der neuen Bundesländer, in denen bis dato noch keine Regionalfenster ausgestrahlt werden. Die Produktion des fünften Fensters soll jedoch kostenneutral, d.h. ohne Budgeterhöhung erfolgen. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 140 Vorgängerstudie. Die Programmanalyse erfolgte auf der Grundlage einer insgesamt vierwöchigen Stichprobe mit zwei Erhebungszeiträumen: 6.–17. Februar 2006 und 4.–15. September 2006. Für die Sendegebiete Niedersachsen/Bremen und Bayern gab es im Herbst abweichende Stichprobenzeiträume. Aufgrund der Kommunalwahlen in Niedersachsen am 10. September 2006 wurde von den dortigen Regionalfenstern eine Ersatzstichprobe vom 18.–29. September 2006 aufgezeichnet. In Bayern war die Ereignislage durch den Besuch des Papstes in diesem Bundesland vom 9.–14. September 2006 verzerrt. Hier wurde stattdessen die Erhebungswoche vom 18.–22. September 2006 aufgezeichnet und ausgewertet. Untersuchungsgegenstand sind die in Abbildung 1 dargestellten zehn Regionalfenster, die in den Programmen von RTL und Sat.1 ausgestrahlt werden. Abb. 1 UNTERSUCHTE REGIONALFENSTER SENDER1 Hamburg/ Schleswig-Holstein Niedersachsen/Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen RTL Sat.1 Guten Abend RTL Hamburg/Schleswig-Holstein Guten Abend RTL Niedersachsen/Bremen Guten Abend RTL Nordrhein-Westfalen Guten Abend RTL Hessen 17:30 live Hamburg/Schleswig-Holstein 17:30 live Niedersachsen/Bremen 17:30 live Nordrhein-Westfalen – Rheinland-Pfalz/Hessen – 17:30 live Rheinland-Pfalz/Hessen Rheinland-Pfalz/ Baden-Württemberg RNF Life 2 – Bayern – 17:30 live Bayern 1 RTL sendet sein Magazin montags bis freitags von 18.00 bis 18.30 Uhr und Sat.1 von 17.30 bis 18.00 Uhr. 2 Bei RNF Life handelt es sich um ein Ballungsraumangebot, das auf der Frequenz von RTL in Baden-Württemberg und in Teilen von Rheinland-Pfalz verbreitet wird In der kontinuierlichen Inhaltsanalyse wird zunächst geprüft, ob die Regionalfenster die folgenden zeitlichen und inhaltlichen Anforderungen nach § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV im Sinne der FFR Punkt 1 Abs. 2 Satz 2–6 erfüllen: - Eine Bruttosendezeit von 30 Minuten, 20 Minuten Nettosendezeit mit „redaktionell gestalteten Inhalten [...] aus der Region, für die das Regionalprogramm bestimmt ist“, im Durchschnitt einer Woche mindestens 10 Minuten regionale und aktuelle und ereignisbezogene Inhalte. Da die Veranstalter im Kontext der Regionalfenster Werbung und Trailer für das Hauptprogramm ausstrahlen, reduziert sich der Umfang der redaktionell gestalteten PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 141 Sendezeit. Die FFR begrenzt die Sendezeit der nichtredaktionellen Elemente auf 10 Minuten. Zugleich wird als Bezugsraum der Berichterstattung das Ausstrahlungsgebiet festgelegt. Mindestens 20 Minuten des redaktionellen Programms jeder einzelnen Sendung müssen sich hier verorten lassen. Der Punkt 3 fordert, allerdings lediglich im Wochendurchschnitt (also nicht für jede Sendung), eine Berichterstattung, die sich auf aktuelle und tatsächliche Ereignisse des Sendegebiets bezieht. Hiermit soll ein Mindestmaß an journalistischem Rekurs auf die Ereignisagenda gewährleistet werden. Den Hintergrund für diese Konkretisierung bietet die Produktionspraxis früherer Jahre, ganz allgemeine Themen mit Daueraktualität ohne erkennbaren Regionalbezug (vorrangig Human Touch, persönliche Schicksale, Erotik etc.) in den Regionalfenstern zu platzieren, und die entsprechenden Filmberichte zwischen den Regionalfenstern auszutauschen. Mit dem Erbringen dieser formalen Bedingungen sind die Anforderungen der FFR noch nicht hinlänglich erfüllt. Vielmehr ist auch zu fragen, ob die Regionalfenster tatsächlich eine „authentische Darstellung des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens“ der Region leisten, wie in Punkt 1 der FFR gefordert. Die kontinuierliche Inhaltsanalyse untersucht daher neben den formalen Anforderungen auch die publizistischen, die ungleich schwerer zu operationalisieren sind als die formalen. Im Kern geht es hierbei darum, die Berichterstattungsgegenstände den o.g. Kategorien zuzuordnen, um zu prüfen, ob eine thematische Vielfalt gegeben ist. Der Hintergrund für diese Forderung ist wiederum in der früheren Programmpraxis zu sehen, in der eine starke Fokussierung auf Human-Touch-Themen bzw. Unterhaltungspublizistik – bei gleichzeitiger Vernachlässigung seriöser Berichterstattungsgegenstände – festzustellen war. Die Operationalisierung bzw. Zuordnung einzelner Beiträge zu einem Themenbereich war zwischen dem Forschungsteam und den betroffenen Redaktionen immer wieder Gegenstand von Kontroversen. Wenngleich sich das Kategorienschema an die Standarduntersuchung zur kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten anlehnt und bereits in der Regionalfensterstudie des Jahres 2000 ausführlich expliziert wurde, haben die Veranstalter die Zuordnungskompetenz der Forschungsgruppe immer wieder infrage gestellt. Inzwischen wird allerdings nach einigen Workshops, in denen Fallbeispiele diskutiert wurden, und durch die Anschlusskommunikation nach der Präsentation der Ergebnisse das Zuordnungsprinzip von den Veranstaltern weitgehend akzeptiert. Die Durchführung der kontinuierlichen Inhaltsanalyse wird von etlichen Redaktionen der Regionalfenster sogar begrüßt, da sie zur Durchsetzung einer publizistischen Qualitätssteigerung in der Diskussion mit dem Hauptprogrammveranstalter genutzt werden kann.10 Nachfolgend werden zunächst die allgemeine Programmstruktur der Regionalfenster erläutert und im Anschluss daran die Ergebnisse der Inhaltsanalyse in Bezug auf die formalen und publizistischen Merkmale der Sendungen dargestellt. 10 Entsprechende Äußerungen wurden von einigen Redaktionsleitern an das Forscherteam herangetragen. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 142 2. Sendungsübergreifende Strukturmerkmale der Regionalfenster 2.1 Die Struktur der Regionalfenster auf der Frequenz von RTL Die Struktur der auf RTL montags bis freitags von 18.00 bis 18.30 Uhr ausgestrahlten Regionalfenster ist weniger einheitlich, als dies bei den Sat.1-Regionalfenstern der Fall ist (s.u.). Die RTL-Regionalfenster in Hamburg/Schleswig-Holstein und in Niedersachsen/Bremen beginnen ohne Trailer mit der Themenvorschau, die RTLRegionalfenster in Nordrhein-Westfalen und Hessen teasern zwei Themen in Form von Filmausschnitten mit Ton aus dem Off an. Die Moderatorin/der Moderator begrüßt dann das Publikum zu „Guten Abend RTL“, verbunden mit der Nennung des jeweiligen Bundeslands. Anschließend gibt es zwei Varianten des Sendungsbeginns: Entweder wird der erste Beitrag anmoderiert oder aber es erfolgt eine zweite kurze Themenvorschau (hierbei werden zwei Themen angeteasert im Film mit OffTon, verbunden mit dem Insert „Gleich“ oder „Jetzt“); dann schließt sich der Werbeblock an. Während drei RTL-Regionalfenster einen Nachrichtenblock haben, verzichtet das Regionalfenster in Niedersachsen/Bremen auf einen geschlossenen Nachrichtenblock und streut stattdessen einzelne Sprechermeldungen in das Programm ein. Das RTL-Regionalfenster in Hessen hat zwei Nachrichtenblöcke, wobei der zweite Block ein Serviceblock mit Verbrauchermeldungen ist. Sämtliche RTL-Regionalfenster enthalten pro Sendung im Durchschnitt sechs Filmbeiträge, die jeweils mit einer Anmoderation präsentiert werden. Die Gestaltung der Wetterberichte ist uneinheitlich. Bemerkenswert sind jedoch die überlangen Wetterberichte mit (wetterfremden) Filmeinspielungen bei drei Regionalfenstern; eine Ausnahme bilden die Sendungen in Nordrhein-Westfalen mit einem nur 30-sekündigen Wetterbericht. Von den drei bis fünf Minuten langen Wetterberichten der anderen drei Fenster macht die eigentliche Vorhersage nur einen Bruchteil aus (max. eine Minute). Gewinnspiele sind bei den RTL-Regionalfenstern kein tragendes Programmelement. In Hessen und Niedersachsen/Bremen gibt es überhaupt keine Gewinnspiele, in Hamburg/Schleswig-Holstein treten sie eher sporadisch in Erscheinung. Lediglich in Nordrhein-Westfalen ist das „NRW-Glücksbaby“ wesentlicher Programmbestandteil. RNF Life (Rhein-Neckar Fernsehen) Das auf der Frequenz von RTL ausgestrahlte Programm RNF Life (RheinlandPfalz/Baden-Württemberg) ist als Ballungsraumfernsehen für das Rhein-NeckarDreieck ein Sonderfall im Kontext der Regionalfenster. Die Sendungen beginnen jeweils mit einem Trailer, allerdings ohne Themenübersicht. Nach der Begrüßung leitet der Moderator direkt zum ersten Beitrag über. Pro Sendung werden drei bis fünf Filmbeiträge ausgestrahlt, deren Platzierung im Sendungsablauf variabel ist. Das Magazin enthält zwei Nachrichtenblöcke: Der erste Block umfasst fünf bis sieben Meldungen, der zweite drei bis fünf. Die Nachrichten werden in erster Linie als Sprechermeldungen präsentiert, seltener als Nachrichtenfilme (Filmeinspielung mit Off-Ton). Der Umfang beider Nachrichtenblöcke beträgt zusammen durchschnittlich fünfeinhalb Minuten pro Sendung. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 143 Der Wetterbericht befindet sich am Sendungsende, ist eingerahmt von Sponsorhinweisen und dauert nur 20 Sekunden. Die eigentliche Vorhersage umfasst lediglich fünf Sekunden, die restliche Zeit wird mit kurzen Filmeinspielungen aufgefüllt (Passanten, Naturimpressionen). Bei RNF Life gibt es keine klassischen Gewinnspiele, allerdings werden gelegentlich Karten für regionale Veranstaltungen, Konzerte, Sportereignisse etc. verlost. Pro Sendung gibt es zwei Werbeblöcke, deren Umfänge jeweils zwei bis vier Minuten betragen. Im Sendungsabspann findet eine kurze Verabschiedung durch den Moderator statt; im Splitscreen werden dabei in der anderen Bildhälfte die Moderatoren- und Studioausstatter genannt. Des Öfteren wird auf Sendungen des Folgetags hingewiesen; Trailer für anschließende Sendungen kommen nicht vor. RNF Life hat eine völlig andere Anmutung als die sonstigen auf der RTLFrequenz ausgestrahlten Regionalfenster. Dies resultiert einerseits aus der Anwesenheit eines Studiopublikums, das in die Sendung einbezogen wird, sowie häufig auch von Studiogästen aus der Region. Andererseits werden oftmals Künstler (manchmal auch Sportler) im Studio präsentiert, teilweise mit längeren Liveauftritten. 2.2 Die Struktur der Regionalfenster auf der Frequenz von Sat.1 Die fünf auf der Frequenz von Sat.1 montags bis freitags von 17.30 bis 18.00 Uhr ausgestrahlten Regionalfenster haben im Sendungsaufbau eine weitgehend identische Struktur. Sie beginnen immer mit der Themenübersicht, in der drei Themen (im Sat.1-Regionalfenster Nordrhein-Westfalen nur zwei) mit einem kurzen Filmausschnitt und einem Sprecher aus dem Off angeteasert werden. Anschließend erfolgt die offizielle Bezeichnung des Sat.1-Regionalfensters mit „17:30 live ...“ und der Nennung des jeweiligen Bundeslands. Erst dann erscheint der Moderator/die Moderatorin mit der Begrüßung und Anmoderation des ersten Beitrags im Bild. In der Regel enthalten die Sat.1-Regionalfenster einen Nachrichtenblock mit überwiegend regionalen Informationen. Eine Ausnahme bildet das Fenster von Hamburg/Schleswig-Holstein, in dem zwei Nachrichtenblöcke enthalten sind. Die Gestaltung und Dauer der Nachrichtenblöcke ist jedoch von Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich. Neben den Nachrichtenblöcken erfolgt die regionale Berichterstattung in durchschnittlich jeweils sechs anmoderierten Filmbeiträgen pro Sendung. Die Wetterberichte beschränken sich bei allen Sat.1-Regionalfenstern auf die eigentliche Vorhersage, ohne dass auf umfangreiche Filmeinspieler mit Wetterreportern zurückgegriffen wird, wie dies bei drei RTL-Fenstern der Fall ist. Der Umfang der Wetterberichte ist entsprechend gering und beträgt jeweils nur eine Minute. Gewinnspiele kommen in vier der fünf Regionalfenster von Sat.1 vor (Ausnahme: Rheinland-Pfalz/Hessen). Durch die mehrfachen Hinweise in den Sendungen sowie das eigentliche Gewinnspiel nimmt dieses Programmelement einen nicht unerheblichen Raum ein, wobei auch hier fensterspezifisch deutliche Unterschiede feststellbar sind. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 144 Die Abmoderation der Sendungen ist als Splitscreen gestaltet: Der Moderator wird in der linken Bildschirmhälfte, die Sponsoren bzw. Ausstatter werden in der rechten Hälfte gezeigt. Es folgt ein Trailer für das nichtregionale Folgeprogramm (z.B. „Schmetterlinge im Bauch“, „Schillerstraße“), dann der Werbeblock und schließlich ein weiterer Trailer für eine nachfolgende nichtregionale Sendung (z.B. „Blitz“, „Sat.1 News“). Der Umfang des Scharnier-Werbeblocks nach dem Ende der redaktionellen Programmfläche beträgt im Durchschnitt fünf Minuten. 3. Die Umsetzung der formalen Anforderungen der FFR in der Programmpraxis Bezogen auf die zentralen Anforderungen der FFR nach einem Regionalbezug von 20 Minuten einerseits und nach aktueller regional- und ereignisbezogener Berichterstattung von jeweils 10 Minuten andererseits sind folgende Befunde zu konstatieren: - - - Im Untersuchungszeitraum haben alle Veranstalter die Verpflichtung erfüllt, werktäglich außer samstags ein Regionalfenster mit einer Bruttosendezeit von 30 Minuten auszustrahlen. In den untersuchten Regionalfenstersendungen wurde der Anforderung, redaktionell gestaltete Inhalte mit Regionalbezug im Umfang von 20 Minuten auszustrahlen, weitgehend nachgekommen: Die Regionalfenster auf der Frequenz von Sat.1 erfüllen an allen 20 Untersuchungstagen diese Anforderung, mit Ausnahme einer Sendung bei „Sat.1 17:30 live für Bayern“. Bei den auf RTL ausgestrahlten Regionalfenstern erfüllt lediglich das für Niedersachsen/Bremen mit einer Sendung diese Anforderung nicht. Die weitere Anforderung der FFR, im Durchschnitt einer Woche mindestens 10 Minuten aktuelle, ereignis- und regionalbezogene Inhalte zu senden, ist von allen untersuchten Regionalfenstern erfüllt worden. Für die landesweit ausgestrahlten Regionalfenster von Sat.1 und RTL kann also zusammenfassend festgestellt werden, dass sie die formalen Anforderungen der FFR – von zu vernachlässigenden minimalen zeitlichen Unterschreitungen abgesehen – erfüllen. Bei der Mittelwertbetrachtung über alle Regionalfenster ist im Vergleich zum Jahr 2005 ein leichter Anstieg um 1,4 Prozent im Umfang des publizistischen Kerns der Regionalprogramme festzustellen (vgl. Abb. 2). Die Dauer von Gewinnspielen und Trailern ist hingegen leicht zurückgegangen. Dies ist notabene eine Mittelwertbetrachtung, die den allgemeinen Trend beschreibt. 4. Die Umsetzung der publizistischen Anforderungen der FFR in der Programmpraxis Ausgangspunkt für die nachfolgend dargestellten Ergebnisse der Analyse sind diejenigen Sendestrecken der Fensterprogramme, die bei der formalen Prüfung als regionale Programmelemente definiert wurden. Durchschnittlich sind dies – im Mittelwert aller Regionalfenster – mehr als 20 Minuten der Bruttosendezeit. Dieser regionale Bestandteil des Programms lässt sich allerdings nicht vollständig als themenbezogene Berichterstattung erfassen. Er enthält daneben Gewinnspiele, Moderationsstrecken PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 145 ohne Bezug zu Einzelthemen (z.B. Abmoderation der Sendung) und Trailer. Der nach Abzug dieser Programmelemente verbleibende publizistische Kern bildet die Basis für die Betrachtung der Themenvarianz der jeweiligen Regionalfensterberichterstattung. Die Abbildungen 3 und 4 geben die Themenagenda aller Regionalfenster jeweils für 2005 und 2006 zusammengefasst wieder. ANTEILE REGIONALER PROGRAMMELEMENTE IN PROZENT Abb. 2 (Vergleich der Mittelwerte von 2006 vs. 2005)1 100 91,8 90,4 90 80 70 60 50 40 30 20 10 1,1 1,1 4,8 5,1 2,3 3,5 0 Publizistischer Kern des Regionalprog. Sendungsbezogene Moderationen Gewinnspiele 2006 Trailer für regionale Programmelemente 2005 1 Basis: Regionale Programmelemente aller untersuchten Regionalfenster insgesamt. Für die Darstellungen in Abbildung 3 und 4 gilt, dass diese Betrachtung lediglich eine heuristische Funktion erfüllt, insofern sie einen möglichen Trend bei der Entwicklung der Regionalfenster insgesamt aufzeigt. Im Vergleich zum Erhebungsjahr 2005 sind leichte Unterschiede erkennbar: Die Berichterstattung im Themenfeld der regionalen Politik ist minimal um 1,4 Prozent auf nunmehr 16,8 Prozent angestiegen. Hier ist also eine Stabilisierung feststellbar – wenngleich auf niedrigem Niveau. Das breite Feld der unpolitischen gesellschaftsbezogenen Themen ist um ca. 5 Prozent auf 32,8 Prozent gesunken. Dies ist überwiegend auf den Rückgang der Berichterstattung über wirtschaftliche Themen von 10,3 im Jahr 2005 auf nunmehr lediglich 4,7 Prozent zurückzuführen. Zudem hat die Berichterstattung über kulturelle Themen um 1,8 Prozent zugenommen. Die Human-Touch-Berichterstattung ist nochmals um 2,8 Prozent auf 32,3 Prozent angestiegen. Bei den Themenbereichen Private Lebenswelt und Wetter sind jeweils leichte Rückgänge zu verzeichnen. Deutlich umfangreicher geworden ist hingegen die Sportberichterstattung. PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 146 THEMENAGENDA DER BERICHTERSTATTUNG 2006 Abb. 3 (Mittelwerte der Sendezeit in Prozent)1 50 45 40 32,8 35 30 25 20 32,3 7,6 Kultur 16,8 15 20,5 Soziales Leben 10 5 4,7 Wirtschaft 0 Politik Gesellschaft 19,2 Kriminalität 13,1 Zerstreuung Human Touch 4,9 6,8 6,3 0,3 Private Lebenswelt Sport Wetter Sonstige Themen 1 Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms aller Regionalfenster. THEMENAGENDA DER BERICHTERSTATTUNG 2005 Abb. 4 (Mittelwerte der Sendezeit in Prozent)1 50 45 40 35 30 32,7 5,8 Kultur 25 20 15 15,4 29,5 21,6 Soziales Leben 10 9,3 Kriminalität 20,2 Zerstreuung 6,3 10,3 Wirtschaft 5 7,1 3,9 0,1 0 Politik Gesellschaft Human Touch Private Lebenswelt 1 Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms aller Regionalfenster. Sport Wetter Sonstige Themen PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 147 POLITIKBERICHTERSTATTUNG Abb. 5 (Abweichungen vom Mittelwert in Prozent)1 -15 -10 -5 Mittelwert 0 5 16,8 10 6.1 17:30 live Hamburg/Schleswig-Holstein -3.6 Guten Abend RTL Hamburg/Schleswig-Holstein 10.4 17:30 live Niedersachsen/Bremen -5.2 Guten Abend RTL Niedersachsen/Bremen 1.0 17:30 live Nordrhein-Westfalen -7.7 Guten Abend RTL Nordrhein-Westfalen Guten Abend RTL Hessen 15 -10.2 13.5 17:30 live Rheinland-Pfalz/Hessen -0.1 RNF Life -3.4 17:30 live Bayern 1 Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms jedes Fensters. Erläuterung: Dargestellt werden jeweils die Unterschiede gegenüber dem Mittelwert aller Regionalfenster. BERICHTERSTATTUNG ÜBER HUMAN-TOUCH-THEMEN Abb. 6 (Abweichungen vom Mittelwert in Prozent)1 -15 17:30 live Hamburg/Schleswig-Holstein -10 -5 Mittelwert 0 5 32,8 -9,5 9,9 Guten Abend RTL Hamburg/Schleswig-Holstein 17:30 live Niedersachsen/Bremen 3,6 -3,3 Guten Abend RTL Niedersachsen/Bremen 17:30 live Nordrhein-Westfalen 1,6 9,2 Guten Abend RTL Nordrhein-Westfalen Guten Abend RTL Hessen 17:30 live Rheinland-Pfalz/Hessen RNF life 17:30 live Bayern 10 -0,5 -10,5 -9,2 3,2 1 Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms jedes Fensters. Erläuterung: Dargestellt werden jeweils die Unterschiede gegenüber dem Mittelwert aller Regionalfenster. 15 PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 148 Dieser generelle Befund ermöglicht es nun, die fensterspezifischen Abweichungen zu beschreiben und hierbei die jeweiligen publizistischen Profile genauer in den Blick zu nehmen. Die Abbildungen 5 und 6 zeigen exemplarisch für die Themenbereiche Politik und Human Touch, dass eine generalisierende Betrachtung der Regionalfensterprogramme schnell an ihre Grenzen stößt, da die Programmprofile durchaus variieren. Zugleich wird deutlich, dass die Regionalfenster entsprechend ihrer jeweiligen Hauptveranstalter Ähnlichkeiten aufweisen (vgl. hierzu das Fazit). 5. Exemplarische Betrachtung der räumlichen Dimension der Berichterstattung In der FFR werden Anforderungen an die räumliche Dimension der Berichterstattung in Punkt 1 Abs. 2 nur implizit formuliert: Es soll eine authentische Darstellung der Ereignisse „aus der Region, für die das Regionalfenster bestimmt ist“, stattfinden. Es liegt nahe, dass hiermit das Sendegebiet insgesamt und nicht lediglich einzelGUTEN ABEND RTL NORDRHEIN-WESTFALEN REGIONALE VERTEILUNG DER SENDEGEBIETSBEZOGENEN BEITRÄGE Abb. 7 (Fälle in Prozent)1 Weniger als 1 Prozent 1 bis 2,5 Prozent 2,5 bis 5 Prozent 1 Basis: Sendegebietsbezogene Berichterstattung nach Kreisen (=201 Fälle). Über 5 Prozent PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 149 ne Städte bzw. die Ballungsräume gemeint sind. Von der Berichterstattung eines Regionalmagazins ist eine publizistische Abdeckung des gesamten Sendegebiets zu erwarten. In der kontinuierlichen Inhaltsanalyse werden daher die Ereignisorte der Berichterstattung erfasst, um die räumliche Abdeckung der Sendegebiete nachzeichnen zu können. SAT.1 – 17:30 LIVE NORDRHEIN-WESTFALEN REGIONALE VERTEILUNG DER SENDEGEBIETSBEZOGENEN BEITRÄGE Abb. 8 (Fälle in Prozent)1 Weniger als 1 Prozent 1 bis 2,5 Prozent 2,5 bis 5 Prozent Über 5 Prozent 1 Basis: Sendegebietsbezogene Berichterstattung nach Kreisen (=180 Fälle). Generalisierend lässt sich für alle Regionalfenster feststellen, dass die Berichterstattung stark auf einzelne Städte oder Ballungsräume fokussiert ist. Dieser weitgehende Verzicht auf eine flächendeckende Berichterstattung ist sicherlich ein Reflex auf die personelle und ökonomische Ausstattung der Redaktionen, die studionahe Filmberichte erzwingt. Andererseits ist sie mit der Ereignislage und der Themenagenda verknüpft. Ohne Zweifel bieten die Landeshauptstädte und -metropolen eine umfangreichere Ereignislage, auf die es journalistisch zu reagieren gilt, als ländliche Regionen. Dass jedoch in weiten Teilen einzelner Sendegebiete keinerlei für ein PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 150 Regionalfenster publizistisch relevantes Ereignis vorliegt, ist mehr als unwahrscheinlich. Vielmehr spiegelt sich in der mangelnden Raumabdeckung die Engführung in der Themenagenda wider, die von Boulevardthemen dominiert wird. Die Akteure entsprechender Beiträge können problemlos aus beliebigen Orten des Sendegebiets stammen. Bei einer Berichterstattung, die auf die seriöse Ereignisagenda rekurriert, erzwingt hingegen das Ereignis den Drehort. Insbesondere in den großräumigen Flächenländern ist eine entsprechende Themenselektion für die Redaktionen jedoch personell kaum leistbar. SAT.1 – 17:30 LIVE BAYERN REGIONALE VERTEILUNG DER SENDEGEBIETSBEZOGENEN BEITRÄGE Abb. 9 (Fälle in Prozent)1 Weniger als 1 Prozent 1 bis 2,5 Prozent 2,5 bis 5 Prozent Über 5 Prozent 1 Basis: Sendegebietsbezogene Berichterstattung nach Kreisen (=273 Fälle). Die beschriebene regionale Engführung in der Berichterstattung ist allerdings in den einzelnen Regionalfenstern unterschiedlich. Im Hauptbericht der kontinuierlichen PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 151 Inhaltsanalyse wird daher für jedes Sendegebiet eine auf Kreise bezogene Auswertung des Raumbezugs der Berichterstattung vorgenommen (nach Fällen und nach Sendezeit). Nachfolgend wird dies exemplarisch für die Regionalfenster NordrheinWestfalen und Bayern (nach Fällen) beschrieben. Die Abbildungen 7 und 8 stellen kartographisch die Berichterstattungsschwerpunkte und -lücken der Regionalfenster in Nordrhein-Westfalen dar. Es zeigen sich in der Raumabdeckung beider Regionalfenster etliche weiße Flecken und eine deutliche Fokussierung auf die Rhein- und Ruhrmetropolen. Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen sämtlicher vorhergehenden Inhaltsanalysen. Allerdings ist beim Sat.1-Regionalfenster (im Vergleich zum Erhebungszeitraum 2005) die Streuung der räumlichen Berichterstattung breiter geworden. Das Sat.1-Regionalfenster hat insgesamt auch eine größere Raumabdeckung als das RTL-Fenster. In diesem entfallen nahezu 20 Prozent aller ortsbezogenen Berichte auf Köln und über 15 Prozent auf Düsseldorf, im Sat.1-Fenster sind es dagegen 11 Prozent für Köln und 8 Prozent für Düsseldorf. Im großen Flächenland Bayern wird die Problematik der schwachen Raumabdeckung besonders deutlich (vgl. Abb. 9). Hier wurden viele Regionen des Bundeslands – trotz der im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen höheren Fallzahl – im Erhebungszeitraum von immerhin vier Wochen kaum von der Berichterstattung wahrgenommen. Besonders stark ist mit fast 30 Prozent der Fälle die Konzentration auf München. 6. Fazit Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Steuerungsfunktion der FFR Wirkung in der Programmpraxis zeigt: Die Veranstalter der Regionalmagazine richten – offenbar in Kenntnis der kontinuierlichen Programmanalyse – ihre redaktionellen Konzepte an den Anforderungen der FFR aus. Auf der formalen Ebene sind daher für den Berichtszeitraum kaum Abweichungen von den Sollwerten festzustellen. Auch hat es gegenüber dem Erhebungszeitraum 2005 keine Ausweitung der Gewinnspiele und Trailer gegeben. Die in 2005 feststellbaren ausufernden Wetterberichte sind im Mittelwert über alle Regionalfenster zwar leicht zurückgegangen, haben aber bei einigen RTL-Regionalfenstern einen Umfang, der nicht weiter überschritten werden sollte. Ansonsten wäre der hohe Anteil der Wetterberichte an der Erfüllung der zehnminütigen regionalbezogenen Berichterstattung mit Ereignisbezug und Aktualität im Wochendurchschnitt kaum noch zu tolerieren. Weitaus differenzierter ist die Entwicklung der eigentlichen publizistischen Leistung zu betrachten. Vereinfacht man die im Hauptbericht für jedes Regionalfensterprogramm vorgenommene Detailbetrachtung auf die zentralen Befunde, ergibt sich folgendes Bild: - Die Regionalfenster auf RTL haben sich in publizistischer Hinsicht nahezu gegenläufig zu denjenigen auf Sat.1 entwickelt. Die Berichterstattung über das Themenfeld Politik bewegt sich auf niedrigem Niveau und ist bei einigen Regionalfenstern erheblich reduziert worden. Innerhalb der Regionalberichterstattung werden Hard-News-Themenfelder zumeist äußerst knapp behandelt. Die Regi- PROGRAMMFORSCHUNG • DIE REGIONALFENSTER VON RTL UND SAT.1 IM JAHR 2006 152 - - onalität wird häufig durch lange Filmberichte in Form von Doku-Soaps oder überlangen Wetterberichten erbracht. Die RTL-Regionalfenster sind ohne Zweifel im Vergleich zum Jahr 2003 – vor dem Vorliegen der FFR – regionaler geworden und tauschen auch (zumindest im Erhebungszeitraum) keine Beiträge zwischen den Regionalfenstern mehr aus. Insofern greift offenbar auch hier die Steuerungsfunktion der FFR. Insgesamt bewegen sich die RTL-Regionalfenster allerdings in publizistischer Hinsicht eher im Grenzbereich dessen, was die FFR vorgibt. Hierbei gilt es nochmals zu differenzieren: Im RTLRegionalfenster Hamburg/Schleswig-Holstein ist die skizzierte negative Entwicklung schwächer ausgeprägt als in den anderen drei Regionalfenstern. Das Programmangebot von RNF Life hat als Ballungsraum-TV eine grundlegend andere Struktur als die sonstigen auf der RTL-Frequenz ausgestrahlten Magazine. Auch hier zeigt sich auf der formalen Ebene eine Verbesserung gegenüber dem Erhebungszeitraum 2005. Deutlich ausgewogener und breiter als bei den o.g. RTL-Regionalfenstern ist hier die publizistische Abdeckung der Themenagenda. Die Regionalfenster auf Sat.1 sind in ihrer publizistischen Leistung bezogen auf die Regionalberichterstattung stabil geblieben oder haben diese sogar deutlich gesteigert. Ihre Themenagenda ist ausgewogen und umfasst auch landesspezifische politische Ereignisse. Mit Ausnahme des bayerischen Magazins haben alle Regionalfenster den Umfang ihrer politischen Berichterstattung – teilweise gravierend – erhöht. Rückläufig ist allerdings die Wirtschaftsberichterstattung. Da die Ursache dafür nicht in der Ereignislage begründet sein kann, sollte dieser Sachverhalt weiter im Blick behalten werden. Insgesamt ist die Entwicklung der Sat.1-Regionalfenster vor dem Hintergrund der Anforderungen der FFR jedoch als positiv zu bezeichnen. Trotz einiger positiver Entwicklungen scheint es erforderlich zu sein, die Programmpraxis der Regionalfenster, insbesondere im Hinblick auf ihre publizistische Leistung, auch in Zukunft regelmäßig zu beobachten und ggf. im Einzelfall auf die Veranstalter aufsichtlich einzuwirken. Literatur Vogelsang, Jens (2007): Studien der Landesmedienanstalten zum Lokal- und Regionalfernsehen in Deutschland – Eine Synopse. In: ALM Programmbericht 2006, S. 145-168. Volpers, Helmut/Christian Salwiczek/Detlef Schnier (2000): Regionalfenster im Programm von RTL und SAT.1. Eine vergleichende Inhaltsanalyse von Programmangeboten und journalistischer Qualität. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 35). STREITPUNKTE – STANDPUNKTE PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 157 Private Fernsehvollprogramme – Ein Auslaufmodell? Wenn man normale Fernsehzuschauer – also Menschen, für die „Fernsehen“ nichts anderes ist als eine von vielen Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben bzw. sie zu nutzen, um sich zu unterhalten oder zu informieren – mit dem Begriff des Fernsehvollprogramms konfrontiert, wird man nur Unverständnis ernten. Wenn man ihnen jedoch die Frage stellt, welche Programme sie tagtäglich einschalten, werden sie vor allem die Namen von Vollprogrammen nennen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Zahlen der Fernsehzuschauerforschung sprechen eine eindeutige Sprache. Acht Vollprogramme – zwei öffentlich-rechtliche (ARD/Das Erste und ZDF) und sechs private (RTL, VOX und RTL II; Sat.1, ProSieben und kabel eins) – stehen auf den ersten Rangplätzen des deutschen Zuschauermarkts.1 Die sechs privaten Vollprogramme teilen 40 Prozent dieses Markts unter sich auf. „Relevanz“ kann man ihnen daher mit Sicherheit nicht absprechen. Sie sind ein prägender Bestandteil eines zentralen Bereichs in unserer Gesellschaft, in dem starke wirtschaftliche und kulturelle Interessen aufeinanderstoßen, sich durchdringen und abstoßen. Wir sprechen vom Rundfunk bzw. – enger gefasst – vom Fernsehen in Deutschland. Die Kategorie des Vollprogramms ist ein Produkt der rechtlichen Neuordnung des Rundfunks Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. Mit ihr wird für einen einzelnen, aus der Sicht der Gesetzgeber besonders herauszuhebenden Programmtyp gefordert, was man auch grundsätzlich als „Philosophie“ der Rundfunkordnung in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnen kann: Rundfunk nicht nur als privates Geschäft zu realisieren, sondern auch im öffentlichen Auftrag der Gesellschaft. Auf den ersten Blick scheint die Geschäfts- und Auftragsverteilung unter dem Dach der dualen Rundfunkordnung klar geregelt zu sein. Die öffentlich-rechtlichen Programmveranstalter verzichten auf das Geschäft und widmen sich dem öffentlichen Auftrag. Dafür werden sie mit Gebühren alimentiert. Die private Seite ist für das Geschäft verantwortlich. Aber, was gerne übersehen wird: nicht unter Wegfall des öffentlichen Auftrags. Sie soll und darf ihn vielmehr so realisieren, dass er nicht geschäftsschädigend ist – d.h. weniger in die „Tiefe“ und „Breite“ gehend, als dies von der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz erwartet wird. 1 Vgl. dazu den Beitrag „Verspartung und Entgrenzung – Fernsehen in Deutschland 2006/2007“ in diesem Band. PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 158 Das ist nun genau die Stelle, an der sich die medienpolitische Debatte über die Leistungserwartungen gegenüber dem Privatfernsehen in Deutschland und über die Qualität privater Fernsehprogramme immer wieder entzündet. Die privaten Fernsehvollprogramme stehen aus zwei Gründen im Mittelpunkt dieser Debatte. Erstens, weil der Gesetzgeber von ihnen mehr erwartet als z.B. von Spartenprogrammen. Das betrifft vor allem ihren Beitrag zur individuellen und öffentlichen Information und Meinungsbildung und damit nicht zuletzt Quantität, thematische Struktur und Qualität ihrer Informationsangebote. Zweitens, weil sie (bzw. ein Teil von ihnen2) eben, wie schon gesagt, von so vielen Menschen eingeschaltet werden. Umstritten ist, welche konkreten Programmleistungen von ihnen legitimerweise, abgesichert durch das Rundfunkprogrammrecht, zu erwarten sind. Welche Erwartungen sind hingegen überzogen, zu konkret und im Rundfunkprogrammrecht nicht hinreichend begründet? Gefragt wird, ob die Landesmedienanstalten bei der Lizenzierung und Beaufsichtigung der privaten Fernsehvollprogramme ihre Gestaltungs- und Interventionsmöglichkeiten angemessen ausschöpfen. Außerdem wird bezweifelt, dass die Dynamik der Programmrealität des privaten Fernsehens mit den Normen des deutschen Programmrechts überhaupt noch in Einklang zu bringen ist. Heißt das dann, dass man grundsätzlich über strukturelle Veränderungen dieser Rechtsvorschriften nachdenken muss? Letztlich auch über die Aufgabe der Rechtskonstruktion des privaten Fernsehvollprogramms? Wenn man sich dieses breite Spektrum möglicher Problematisierungen vergegenwärtigt, verlief die öffentliche Debatte über den „Fall Sat.1“ im Sommer 2007 relativ konventionell. Weil Defizite im Informationsangebot von Sat.1, speziell im Bereich der politischen Berichterstattung und der Nachrichtengebung, als Konsequenz von Programmänderungen befürchtet wurden, wurde der VollprogrammStatus von Sat.1 öffentlich infrage gestellt. Die Programmveranstalter, aber auch die zuständige Landesmedienanstalt wiesen diese Argumentation mit Hinweisen auf den Umfang des (verbleibenden) Informationsangebots von Sat.1 zurück. In den folgenden zwei Beiträgen wird diese Debatte aufgegriffen und aus der Sicht des Programmveranstalters sowie der aufsichtführenden Landesmedienanstalt fortgesetzt. Dabei geht es um die grundsätzliche Frage, ob das Konstrukt des Fernsehvollprogramms unter den aktuellen und zukünftigen Bedingungen der Rundfunkentwicklung beibehalten werden kann bzw. beibehalten werden soll – oder nicht. Die Frage ist allerdings, ob diese Kontroverse, die die Entwicklung der privaten Fernsehvollprogramme von Anfang an begleitet hat, heute noch als Hintergrundfolie zur Beurteilung und Gestaltung der Realität des Fernsehens aus normativer Sicht geeignet ist. Im Prinzip kann und muss man an die Beantwortung dieser 2 Wirklich reichweitestark sind nur die sechs Vollprogramme der RTL Group und der ProSiebenSat.1 Media AG. Daneben gibt es aktuell zehn weitere, mit einer Ausnahme erst in den letzten Jahren lizenzierte Vollprogramme, die sich auf dem deutschen Fernsehmarkt nicht nachhaltig etabliert haben und vermutlich auch in Zukunft keine großen Reichweiten erzielen werden. Vgl. http://www.alm.de → Fernsehen → TV-Sender-Datenbank (Stand: 31. Oktober 2007). PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 159 Frage von zwei Seiten herangehen: aus der Perspektive der Norm und aus der Perspektive der Realität. Hierzu eine kurze Gedankenskizze. Die Realität der privaten Fernsehvollprogramme ist nicht „eine“ Realität, auch wenn der öffentliche Diskurs sie so konstruiert. Man sagt Vollprogramm und meint RTL oder Sat.1, allenfalls noch ProSieben, d.h. die Marktführer der beiden führenden privaten Senderfamilien, RTL Group und ProSiebenSat.1 Media AG. Zehn Jahre Fernsehprogrammforschung der ALM belegen, dass sich die ersten beiden Programme in ihren Strukturen und Leistungen einigermaßen ähnlich sind und (mit der – allerdings schwerwiegenden – Ausnahme defizitärer Leistungen im Bereich der gesellschaftlich und politisch relevanten Information) gut in das Idealprofil privater Fernsehvollprogramme passen.3 Für ProSieben und auch VOX gilt das schon nicht mehr so eindeutig. Und wenn man die Vollprogramme der beiden Senderfamilien mit der geringsten Zuschauerreichweite, RTL II und kabel eins, betrachtet, dann sieht es noch ganz anders aus. Sie ähneln eher Spartenprogrammen im Bereich der Unterhaltung als dem Idealtyp eines Fernsehvollprogramms. Über die restlichen Vollprogramme redet man in diesem Zusammenhang am besten gar nicht. Diese Realität hat eine lange Geschichte, aber sie hat sich durchgesetzt – wie immer man das bewerten mag. Sie hat vorwiegend rundfunkökonomische Ursachen und wird sich aus anderen als rundfunkökonomischen Gründen auch nicht substanziell ändern. Die Zuschauer haben sich in dieser Realität auf ihre Weise eingerichtet, sie sind lernfähiger als mancher glaubt.4 Bei RTL II und kabel eins werden sie nicht mehr das suchen, was sie bisher dort auch nicht gefunden haben – z.B. eine solide politische Nachrichtengebung. Die Zuschauerzahlen der „K1 Nachrichten“ sprechen Bände. Kleinere, regulativ erzwungene Programm-Remeduren werden ihr eigentliches Ziel, eine vielfältigere Informationsdistribution, nicht erreichen. Schon allein aus dieser Perspektive stellt sich die Frage, welchen gesellschaftspolitischen Nutzen eine Regulierungsstrategie hat, die jedes Vollprogramm gleich behandelt (bzw. im Prinzip gleich behandeln muss!). Aber es kommt ein weiterer, möglicherweise noch wichtigerer Gesichtspunkt dazu. Mein Eindruck ist, dass der derzeitige Rechtsstatus der privaten Fernsehvollprogramme viel mit einer Vorstellung von Außenpluralismus zu tun hat, die dem Pressesektor entlehnt ist. Das einzelne Programm wird (zumindest im Hinblick auf seine publizistischen Leistungen) als unabhängiger Akteur betrachtet, der einen selbstständigen Beitrag zur Vielfalt der Information und Meinungsbildung in unserer Gesellschaft leistet. Abgesehen davon, dass das Prinzip der publizistischen Vielfalt auch in der Presse durch die Bildung von Redaktionspools zunehmend an Bedeutung verliert: Als Leitbild für das private Fernsehen war es schon immer untauglich.5 3 4 5 Vgl. dazu den Beitrag „Private Fernsehvollprogramme 1998-2007. Eine 10-Jahres-Bilanz der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten“ in diesem Band. Vgl. Zubayr, Camille/Heinz Gerhard (2007): Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2006. In: Media Perspektiven, Heft 4, S. 187-199. Vgl. Schütz, Walter J. (2007): Redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse. Übersicht über den Stand 2006. In: Media Perspektiven, Heft 11, S. 589-598. PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 160 Besonders gut lässt sich das an der – gar nicht mehr so neuen6 – „Informationsökonomie“ der ProSiebenSat.1 Media AG belegen. Der Nachrichtenkanal N24 ist die Nachrichtenzentrale für alle Programme der Senderfamilie und wird als solche weiter ausgebaut. „Rund zehn Millionen Euro will man für die Technik ausgeben. Profitieren soll davon nicht nur das Programm von N24. Auch die Nachrichten von Sat.1, Pro 7 und Kabel eins werden hier produziert.“7 Konkret heißt das schon heute, dass ein in der N24-Zentrale produzierter Beitrag vertikal durch die einzelnen und horizontal durch die verschiedenen Programme des Konzerns wandert – vom Frühstücksfernsehen auf Sat.1 über „taff“ auf ProSieben bis zu den Hauptnachrichten von kabel eins. Wenn man von den unterschiedlichen Logos absieht, sind z.B. die Spätnachrichten von ProSieben und kabel eins schon längere Zeit identisch. Wie ist mit solchen Entwicklungen umzugehen, wenn man auf einem öffentlichen Auftrag des privaten Fernsehens beharrt? Es gibt gute Gründe, die aktuelle, in Großbritannien angestoßene Debatte um „den öffentlichen Wert“ des Rundfunks auf Deutschland zu übertragen und dabei nicht nur den öffentlich-rechtlichen, sondern – ganz in der Tradition der deutschen Rundfunkordnung – auch den privaten Sektor einzubeziehen.8 Allerdings gibt es auch gute Gründe für das Argument, dass die Kategorie des Vollprogramms in ihrer derzeitigen rechtlichen Fassung und ohne weitere Spezifizierung nicht das geeignete Instrument ist, um auf dem freien privaten Fernsehmarkt ein „Public-Value-Konzept“ durchzusetzen. Auszuhandeln ist diese Forderung auf der Ebene der marktbeherrschenden Fernsehunternehmen und in diesem Zusammenhang sollten primär die leistungsstärksten Fernsehvollprogramme dieser Unternehmen in den Blick genommen werden. Dieses Argument orientiert sich an den Bestimmungen des Rundfunkstaatsvertrags, die der Sicherung der Meinungsvielfalt bzw. der Abwehr vorherrschender Meinungsmacht im Bereich des privaten Fernsehens gelten. Denn auch diese Regelungen beziehen sich strukturell auf die marktbeherrschenden Unternehmen und inhaltlich auf die relevantesten (= reichweitestärksten) Programme. Es spricht alles dafür, dieser Systematik zu folgen, wenn man ein modernes „Public-Value-Konzept“ für das private Fernsehen in Deutschland auf der Ebene des Programmrechts entwickeln will, das mit den Mitteln der Programmaufsicht durchsetzbar ist. Hans-Jürgen Weiß 6 7 8 Vgl. dazu den Streitpunkt „Nachrichtensynergie vs. Nachrichtenvielfalt“ im ALM Programmbericht 2005, S. 161-168. O.V.: Sichtbare News: N24 produziert am Potsdamer Platz. In: Der Tagesspiegel vom 29. Januar 2008. Vgl. Woldt, Runar (2006): Der Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der digitalen Ära. Neue Royal Charter für die BBC. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 598-606. PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 161 Private Vollprogramme zwischen Anspruch und Wirklichkeit Annette Kümmel Ein Vollprogramm ist gemäß Rundfunkstaatsvertrag ein Programm mit vielfältigen Inhalten, wobei Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden. Der Kommentar zum Staatsvertrag1 geht davon aus, dass es bei unterschiedlich denkbaren Wortlautauslegungen gemäß Sinn und Zweck der Regelung notwendig sei, dass die in der Definition genannten Genres kumuliert mindestens einen Anteil von 50 Prozent am Gesamtprogramm ausmachen und dass innerhalb der vier Genres unterschiedliche Themen gewählt werden können und sich die Themenauswahl an keinem inhaltlichen Schwerpunkt orientieren muss. Außerhalb der Legaldefinition gibt es eine Reihe von inhaltlichen Vorgaben und Verpflichtungen, die Vollprogrammen auferlegt werden. Die Sendeverpflichtungen wie Regionalfenster und Drittsendezeiten einmal außer Acht gelassen, statuiert § 25 Rundfunkstaatsvertrag, dass die bedeutsamen politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen zu Wort kommen müssen und Auffassungen von Minderheiten zu berücksichtigen sind, und fordert § 41 einen angemessenen Anteil an Information, Kultur und Bildung als Beitrag zur Vielfalt im europäischen Raum ein. Diese ergänzenden Vorgaben zu Meinungsvielfalt und europäischer Vielfalt helfen bei der Begriffsbestimmung als solcher allerdings nicht weiter. Sie können nicht selbst zum Bestandteil der Definition werden, da sie erst dann greifen, wenn der Status des Vollprogramms bereits erreicht ist, da dies die Voraussetzung für die Wirkung dieser Vorgaben ist.2 Was macht die Unterscheidung zwischen Voll- und Spartenprogramm eigentlich noch aus? Vielfältige Anteile, angemessene Anteile, inhaltliche Schwerpunkte – nicht erst heute, im Jahre 2008, sondern bereits seit Jahren, seitdem die Anzahl der TV-Sender sowie die Vielfalt anderer fernsehähnlicher Medienangebote, wie z.B. Streaming Video oder Video-on-Demand oder einfach „nur“ die Verlängerung der Markenwelten der Sender (zu denen auch Information gehört) online, eine Vielzahl von multimedialen Unterhaltungs- und Informationsformaten geschaffen haben, fällt es immer schwerer, die trockene Theorie mit der sich immer schneller verändernden Praxis in einen Zusammenhang zu bringen. Der Umgang mit dem Konstrukt „Vollprogramm“ erinnert dabei ein wenig an das Prädikat „mit guter Butter“ aus den Nachkriegsjah1 2 Hartstein, Reinhard/Wolf-Dieter Ring/Johannes Kreile/Dieter Dörr/Rupert Stettner (2007): Rundfunkstaatsvertrag. Kommentar. Teil B5 Einzelkommentierung § 2 RStV Rz. 27. Vgl. Stellungnahme nach § 38 Abs. 3 S. 2 RStV der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) zur Beanstandung der Landesmedienanstalt Saarland (LMS) nach § 38 Abs. 3 Satz 1 RStV vom 30. Juli 2007. Ludwigshafen, 13. August 2007. URL: http://www.lmk-online.de/fileadmin/ webdateien/PDF/ Presse/Stellungnahme_LMK_LMS.pdf [28.1.2008]. PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 162 ren – wobei später Geborenen nicht auf Anhieb ersichtlich ist, was damit eigentlich ausgedrückt werden soll bzw. durch welche Kriterien sich das eine von welchem anderen abgrenzt. Zielrichtung der Unterscheidung ist – dies zeigt sich auch in den inhaltlichen Vorgaben – immer der von den Programmen geleistete Beitrag zur Meinungsbildung, der bei einem Vollprogramm per se als höher angesehen wird. Daraus folgte, dass Vollprogrammen ein bevorrechtigter Zugang zu Verbreitungswegen bei Belegungsentscheidungen aus Gründen der Kapazitätsknappheit gewährt wurde. Im Zuge der Anpassung der Belegungsvorgaben an die Vorgaben der Europäischen Universaldiensterichtlinie wurde deutlich, dass eine Vorrangstellung eines Vollprogramms nicht mehr grundsätzlich gegeben sein muss. Die Diskussionen in Brüssel im Zuge der Novellierung des Telekommunikationspakets zeigen, dass zukünftig nicht nur Vollprogramme ohne bevorrechtigten Zugang dastehen können, sondern dass sogar dem Rundfunk als solches kein zwangsläufiger Vorrang eingeräumt werden könnte. Auch wenn die faktische Bedeutung des Vollprogramms dadurch inzwischen erodiert ist, eignet sich der Begriff offensichtlich immer noch als rotes Tuch, wenn es darum geht, Diskussionen um Programmqualität oder Programmansprüche zu führen. Im übertragenen Sinne „am eigenen Leib“ konnten wir bei Sat.1 erleben, wie im Sommer 2007 wegen der Entscheidung, die Nacht-News und zwei Boulevardmagazine nicht weiter auszustrahlen, die Wogen der Entrüstung hochschlugen. Auf einmal stand die Forderung nach dem Wegfall des Status des Vollprogramms im Raum, kam es sogar zu verfahrensrechtlich nicht unproblematischen Auseinandersetzungen zwischen Medienanstalten. Überrascht hatte mich diese Forderung schon. Nicht zuletzt deshalb, weil wir die vorgenommene Programmentscheidung selbstverständlich vorab auf medienrechtliche Vertretbarkeit geprüft hatten. Was soll bzw. was muss für die Zukunft eigentlich erreicht werden? Die Statements und Diskussionsbeiträge dienen, so scheint mir, unterschiedlichen Zielen: Einerseits stehen Forderungen nach mehr harten Nachrichten im Raum, andererseits gibt es Forderungen nach einer relevanteren Programmqualität. Bei der Bewertung des Informationsanteils der privaten Vollprogramme ist zunächst festzustellen, dass die Klassifizierung der Sendungen, die unter Information subsumiert werden, sowohl für den öffentlich-rechtlichen als auch den privaten Rundfunk in den inhaltsanalytischen Studien von Udo Michael Krüger und HansJürgen Weiß identisch ist, will heißen: Auch Boulevardmagazine u.Ä. werden dem Genre Information zugeschrieben. Festzuhalten ist, dass der Anteil an Information bzw. Fernsehpublizistik in unseren beiden Vollprogrammen der ersten Generation im Vergleich der Jahre 1996/973 zu 20064 gestiegen ist.5 Berücksichtigt man zudem, 3 4 Vgl. Weiß, Hans-Jürgen (1997): Programmalltag in Deutschland. Eine Analyse von sieben Fernsehvollprogrammen im April 1997. In: ALM Programmbericht 1996/97, S. 158-204, hier S. 188 (Tab. 7). Vgl. Weiß, Hans-Jürgen (2007): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 205-259, hier S. 233 (Tab. 11). PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 163 dass zusätzliche Sender, z.B. N24, hinzugekommen sind und die Nutzer heute mehr Möglichkeiten haben, Informationen bzw. Nachrichten schnell und aktuell in unterschiedlichen Medien abrufen zu können, muss dies den Eindruck verstärken, dass die Fernsehpublizistik auch im privaten Fernsehen ernst genommen und ohne medienrechtlichen Zwang angeboten wird. Auch ein Vergleich des Anteils reiner Nachrichten zeigt keine Verschlechterung – zugegeben bei einem ohnehin geringen Anteil. Will man mit der Forderung nunmehr ein vermeintliches Versäumnis der letzten zehn Jahre aufarbeiten? Oder steht nicht vielmehr generell ein anderes Thema im Vordergrund? Kern der Diskussion ist in allen Fällen das Spannungsfeld des privaten Rundfunks zwischen Kultur- und Wirtschaftsgut. Diese Diskussion ist seit jeher systemimmanent und hat durch den wirtschaftlichen Erfolg der privaten Veranstalter als zum Teil börsennotierte Wirtschaftsunternehmen, die zudem den Gesetzmäßigkeiten der Finanzmärkte unterliegen, und durch von Finanzinvestoren geprägte Gesellschafterstrukturen erneut an Bedeutung gewonnen. Ich fordere hier sehr deutlich eine differenzierte Betrachtung ein. Die Eigentümer eines börsennotierten Unternehmens werden im eigenen Interesse immer auf die Unternehmenspolitik Einfluss nehmen. Diese Einflussnahme kann eine inhaltliche sein. Sie kann sich auf wirtschaftliche Aspekte wie Renditevorgaben beschränken. Diese sind Kern eines privatwirtschaftlich arbeitenden Unternehmens. Die jetzigen Gesellschafter von ProSiebenSat.1 haben betont, dass sie ihre Aufgabe darin sehen, das Unternehmen in seiner strategischen Ausrichtung zu unterstützen. Dies darf nicht einseitig in Gegensatz gebracht werden zur Programmverantwortung des Rundfunkveranstalters oder deren Gesellschafter. Zudem ist zu hinterfragen, ob die politischen Forderungen nach Verschärfung der rundfunkstaatsvertraglichen Regelungen erforderlich sind. Das in Auftrag gegebene DLM-Gutachten zu Finanzinvestoren überprüft erstmals explizit die Auswirkungen der finanzmarktgegebenen Renditeziele auf die Medienunternehmen und die Programminhalte.6 Wir begrüßen dies. Es wird dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen und nach meinem Dafürhalten zu entschärfen. Die Programmstrukturen, die Programminhalte, die Programminvestitionen werden eine deutliche Sprache sprechen, wie dies bereits heute die inhaltsanalytischen Auswertungen des ALM Programmberichts belegen. Auch die strategischen Ziele der ProSiebenSat.1-Gruppe spiegeln dies wider. Vor allem anderen steht Programm: die Entwicklung von neuen Inhalten und die Stärkung des Kerngeschäfts Free TV. Deshalb hat ProSiebenSat.1 2007 rund 1,6 Milliarden Euro ins Programm investiert, 3 Prozent mehr als im Vorjahr, allein 1,1 Milliarden Euro im deutschsprachigen Kernmarkt. Fast 60 Prozent des Gesamtbudgets der deutschen Sender wurden 2007 für Eigen- und Auftragsproduktionen in 5 6 Sat.1, 1997: 30 Prozent; 2006: 35,2 Prozent. ProSieben, 1997: 15,2 Prozent; 2006: 30,8 Prozent. Vgl. Ausschreibungsunterlagen zum Gutachten Finanzinvestoren. URL: http://www.alm.de/ fileadmin/ Dateien/AusschreibungsunterlagenFinanzinvestoren2.pdf [28.1.2008]. PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 164 Deutschland ausgegeben. Die Anzahl der Entwicklungsprojekte hat sich verdreifacht. In N24 werden zweistellige Millionenbeträge investiert, um N24 zu Europas modernstem Nachrichtenkanal auszubauen, und das in einem sich abzeichnenden kritischen Wettbewerbsumfeld durch den Markteintritt von ARD EinsExtra und ZDFinfokanal. Der internationale Programmfokus liegt auf Qualitätsprogrammierung. Wie sieht die Zukunft für Vollprogramme aus? Die vorstehende Herleitung des Begriffs „Vollprogramm“ zeigt, dass die Kategorisierung nicht geeignet ist, die Vorstellungen der Politik in Bezug auf Programmgestaltung zu verwirklichen. Die Betrachtung des Gesamtprogramms der Sender zeigt aber – und dies wird meines Erachtens auch das zitierte DLM-Gutachten deutlich machen –, dass die Differenzierung des Rundfunks in Voll- und Spartenprogramme oder die Verschärfung bzw. Konkretisierung von bestehenden Definitionen nicht erforderlich und damit unangemessen wäre. Die Gesetzmäßigkeiten und die Entscheidungsparameter der Programmverantwortlichen haben sich in den letzten 20 Jahren nicht nach den abstrakten medienrechtlichen Vorgaben gerichtet. Dennoch haben wir in Deutschland eine qualitativ hochwertige Programmstruktur und Rundfunklandschaft. Positiv ausgedrückt: Die Programme von Sat.1, ProSieben und kabel eins würden – lässt man die echten Sendeverpflichtungen einmal ehrlicherweise außen vor – heute nicht anders aussehen, wenn es eine Unterscheidung zwischen Voll- und Spartenprogramm oder eine Definition derselben nicht gäbe. Wir als private Veranstalter tragen unseren Anteil zum Meinungsbildungsprozess in Deutschland bei, übernehmen diese Verantwortung und haben gezeigt, dass wir sie übernehmen können. Wir brauchen dafür keine konkretisierten oder erweiterten Regelungen im Rundfunkstaatsvertrag, sondern einen flexiblen Rechtsrahmen, der uns die Eigenverantwortung überlässt, die wir wahrnehmen wollen. Einer sachgerechten gesellschaftlichen Debatte und Diskursen über das Programm stellen wir uns dabei fraglos jeder Zeit gerne. Privater Rundfunk und gesellschaftspolitische Verantwortung Manfred Helmes Der Urzustand des deutschen Fernsehens war ein öffentlich-rechtliches Programm, das rückblickend vielfach als „Volkshochschule der Nation“ abgetan wird. Es hat jedoch ein Vorbild geschaffen, das in Breite und Tiefe des Angebots über alle Genres und Inhalte hinweg ein Muster umfassender Darstellung des Lebens in seiner Zeit in allen seinen Facetten war. Diese Art von Programm ist ausgestorben wie der Tyrannosaurus Rex. PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 165 Ein Nukleus hat überlebt. Es ist die Vorgabe des Rundfunkstaatsvertrags, dass nur ein Rundfunkprogramm „mit vielfältigen Inhalten, in welchem Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden“, sich als Vollprogramm bezeichnen darf. Diese gesetzliche Definition ist unter vielfachen Ansatzpunkten klärungsbedürftig: Was ist ein wesentlicher Teil? In welchem Verhältnis müssen die vier Genres vertreten sein? Gibt es Mindestquoten? Den schwierigsten Teil der Definition bildet die Information. Was lässt sich noch unter diesen Begriff fassen, wenn die Information auch mit der Unterhaltung zu Infotainment verheiratet werden kann? Welche Bastarde schlagen eher dem einen, welche dem anderen Elternteil nach? Und was ist Information überhaupt? Dabei ist unzweifelhaft, dass es sich gerade bei diesem Bestandteil eines Vollprogramms um einen gesellschaftspolitisch zentralen Faktor handelt. Die öffentlich-rechtlichen Programme kann man für eine Auslegung nicht heranziehen, weil nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 73, 118, 157f.; BVerfGE 74, 297, 324f.) „an die Breite des Programmangebots und die Sicherung gleichgewichtiger Vielfalt im privaten Rundfunk nicht gleich hohe Anforderungen zu stellen [sind] wie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk“. Diese abgesenkte Anforderung gegenüber dem privaten Rundfunk, solange die erhöhten Anforderungen durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erfüllt werden, wird an anderer Stelle noch deutlicher. Dort wird gerade als Kennzeichen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hervorgehoben, dass er „dem dargelegten Auftrag des Rundfunks nicht nur zu einem Teil, sondern voll entspricht“ (BVerfGE 74, 297, 326). Die rechtstatsächlichen Grundlagen für diese Differenzierung hat das Bundesverfassungsgericht frühzeitig und treffend prognostiziert (BVerfGE 83, 238, 311): Ein von Werbeeinnahmen abhängiger Rundfunkveranstalter muss darauf Rücksicht nehmen und seine Programmplanung in starkem Maß an Einschaltquoten ausrichten. Damit sind aber gerade jene Ansprüche an die Programmgestaltung gefährdet, die sich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus der Grundversorgungsaufgabe ergeben und dem System der Gebührenfinanzierung zugrunde liegen. Angesichts dieser klar unterschiedenen Anforderungen an öffentlichrechtlichen und privaten Rundfunk verbietet es sich, aus dem Kernbereich des Auftrags für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Schlussfolgerungen für entsprechende Vorgaben für den privaten Rundfunk zu ziehen. Ungeachtet dessen müssen private Vollprogramme auch inhaltlich der Funktion des Rundfunks in einer demokratischen Gesellschaft gerecht werden. Auch sie sind „Medium und Faktor“ der Meinungsbildung und müssen dieser Anforderung Rechnung tragen. Schon deshalb wäre es unzulässig, die aus dieser Funktion erwachsenden Verpflichtungen allein durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erfüllen zu wollen. Insbesondere bedeutet dies, dass in Vollprogrammen Nachrichten ausgestrahlt werden müssen. Der Nachrichtenbegriff ist enger als der der Information und setzt relevante Themen der Gesellschaft voraus. Die Berichterstattung über die Eskapa- PROGRAMMDISKURS • PRIVATE FERNSEHVOLLPROGRAMME – EIN AUSLAUFMODELL? 166 den von Britney Spears und Konsorten erfüllen die Voraussetzungen nicht. Angesichts der Diskussionen zum Informationsbegriff im Rahmen der VollprogrammDefinition könnte es sinnvoll sein, eine entsprechende Präzisierung im Rundfunkstaatsvertrag vorzunehmen. Der Begriff des Vollprogramms kann aber die Anforderungen an das, was im privaten Rundfunk inhaltlich zu leisten ist, nicht erschöpfen. Mindestens in den großen Programmen gehören dazu auch regionale Informationen, so wie derzeit in den Regionalfenstern von Sat.1 und RTL. Die Auslagerung dieser Regionalität in einen Satellitenkanal, wie teilweise befürwortet, ist die Einrichtung eines Ghettos im digitalen Nirwana, das letztlich zur Bedeutungslosigkeit führt. Nur die Einbindung in den Programmablauf für große Publika gewährleistet die fortdauernde Wahrnehmbarkeit und damit Relevanz der Regionalinformationen. Die zum Vollprogramm qualifizierenden Informationsinhalte kosten Rechercheaufwand und Personal und sind deshalb nicht billig. Zudem sind die Werbemöglichkeiten eingeschränkt. Die Sendungen sind nicht beliebig wiederholbar, also schwer zu refinanzieren. Diese ausschließlich wirtschaftliche Betrachtungsweise ist aber angesichts der gesellschaftlichen Anforderungen an den Rundfunk unzulässig. Sie wird allerdings nicht nur durch Rendite-Denken von Investoren als Senderbetreiber, sondern auch durch die rein wirtschaftliche Betrachtungsweise des Rundfunks als Dienstleistung aus Brüssel gefährdet. Gerade angesichts der Tatsache, dass die jungen Zuschauer weit überwiegend die privaten Sender frequentieren, ist es erforderlich, dort auch Inhalte anzubieten, die demokratie-politisch unverzichtbar sind. Wenn man bedenkt, dass eine Informationssendung wie „Galileo“ (ProSieben) die drittbeliebteste Sendung der Jungen zwischen 13 und 19 Jahren ist, so ist es nur eine Frage der Machart, auch andere Informationsinhalte so aufzubereiten, dass sie genutzt werden. Zudem wäre zu überlegen, ob nicht private Vollprogramme, insbesondere solche mit hohem Nachrichtenanteil, in besonderer Weise weiterhin Privilegierungen genießen sollten. Die bisherige bevorzugte Stellung bei der Nutzung der Kapazitäten von Terrestrik und Kabel verliert an Attraktivität. Hier könnte eine Vorrangstellung dadurch geschaffen werden, dass z.B. derartige Programme an vorderster Rangstelle in EPGs (Elektronischen Programmführern) der digitalen Empfänger ausgewiesen werden oder dass sie privilegierten Zugang zu Kapazitäten für mobile Empfangsgeräte erhalten. Es gilt auch für die Zukunft sicherzustellen, dass im privaten Rundfunk nicht nur Geld verdient, sondern auch gesellschaftliche Grundverpflichtungen relevanter Kommunikation eingehalten werden. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 167 Kirche im Fernsehen: Digitales Experiment vs. integrative Tradition In der säkularisierten Gesellschaft Deutschlands genießen die christlichen Kirchen noch immer eine privilegierte Stellung, auch im Rundfunk. Der Gesetzgeber räumt ihnen ein Verkündigungsrecht in Radio und Fernsehen, bei öffentlich-rechtlichen wie auch privaten Programmveranstaltern ein. Auch das Judentum hat daran teil, nicht aber Glaubensgemeinschaften wie der Islam, weil diese (noch) nicht öffentlichrechtlich verfasst sind. Gemäß einer Kann-Bestimmung werden sie allenfalls „angemessen“ berücksichtigt. „Anspruch auf Sendezeit“ ist der betreffende § 11 (3) im ZDF-Staatsvertrag überschrieben. Er lautet: „Den Evangelischen Kirchen, der Katholischen Kirche und den Jüdischen Gemeinden sind auf Wunsch angemessene Sendezeiten für die Übertragung gottesdienstlicher Handlungen und Feierlichkeiten sowie sonstiger religiöser Sendungen, auch solcher über Fragen ihrer öffentlichen Verantwortung, zu gewähren. Andere über das gesamte Bundesgebiet verbreitete Religionsgemeinschaften des öffentlichen Rechts können angemessen berücksichtigt werden.“ Dieses sog. Drittsenderecht findet sich in allen Landesrundfunk- und Landesmediengesetzen. Alle öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten und das Erste Programm der ARD, das ZDF sowie die privaten Veranstalter haben es den Glaubensgemeinschaften zu gewähren. Privatsender können zum Ausgleich von Nachteilen die Erstattung ihrer Selbstkosten für Produktion und Ausstrahlung von den Kirchen verlangen. Der Gesetzgeber gewährt dieses Recht allerdings nicht für die mediale Selbstbehauptung und Selbstwerbung der verfassten Kirchen als Institutionen, sondern aus Einsicht in die sozialintegrative Wirkung von Glaubensbotschaften, die naturgemäß zum sittlich-religiösen Fundament der christlich-abendländischen Gesellschaft gehören. Wenn die Kirchen ihr verbürgtes Senderecht wahrnehmen, so sind sie idealerweise zu „Engagement ohne Eigennutz“ aufgefordert, um ein Wort des ersten Fernsehbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Robert Geisendörfer, zu zitieren.1 Seit den 1950er Jahren nehmen die Kirchen ihr Senderecht wahr und richten Fernsehgottesdienste eigens für die Bild-Bedürfnisse des Mediums aus. Die Belange von Glauben und Kirche werden aber auch in informativ-reflektierenden Sendebei1 Vgl. Schulz, Otmar (2000): Engagement ohne Eigennutz. Robert Geisendörfer – Ein Leben für die Publizistik, Frankfurt/M. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 168 trägen und -reihen thematisiert. Die Kirchen haben eigens sog. Senderbeauftragte zur Betreuung der Kirchensendungen ernannt. Im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks üben Kirchenfunkredakteure ihre Arbeit bewusst unabhängig aus, ohne an amtskirchliche Rücksichtnahmen gebunden zu sein. Zwei Internetportale, das evangelische www.tv-ev.de und das katholische www.kirche.tv, demonstrieren die Vielfalt heutiger Kirchenpräsenz in Fernsehen und Radio und dienen den Interessierten als elektronische Programmführer. Die Fülle des Angebots nachzuzeichnen ist hier nicht der Platz. Hingewiesen sei nur auf neuere Gesprächsformate wie „Tacheles“ auf Phoenix (zwölf Folgen in zwei Jahren) oder „Um Gottes Willen – N24-Ethik“, immer sonntagmorgens im privaten Nachrichtensender N24. Bei allen diesen Angeboten handelt es sich um Zielgruppenangebote, die aber in den Kontext von Vollprogrammen (bzw. Spartenprogrammen wie im Falle von Phoenix und N24) eingebettet sind. Für die Kirchen hatte dieses Integrationsmodell immer den unschätzbaren Vorteil relativ hoher Zuschauer- und Hörerreichweiten, weil sie vom „audience flow“ der massenattraktiven Umfeldangebote profitierten und vor allem auch kirchenferne Zufallsrezipienten für ihre Botschaften interessieren konnten. Dieses Modell einer Partnerschaft zwischen Rundfunk und Kirche wird aber zunehmend in Zweifel gezogen, seit die Kirchen eigenständige Medienaktivitäten entfalten und seit jüngstem insbesondere ins digitale Spartenfernsehen streben. Die drohende Entfremdung deutet sich seit etwa zehn Jahren an. Schon als 1997 einzelne Kräfte innerhalb der evangelischen Kirche das christliche Berliner Radio Paradiso mitbegründeten, äußerten sich ARD-Verantwortliche wie der damalige NDRIntendant Jobst Plog, übrigens ein engagierter Protestant, ablehnend: „Abenteuer wie Radio Paradiso sind kontraproduktiv.“2 Auch das vor fünf Jahren gegründete Bibel TV, wiewohl kein Kirchensender, sondern eine private Initiative, stieß von Anfang an auf Skepsis. Seit nun die katholische Kirche die Gründung eines eigenen Satellitensenders plant und Bibel TV mit [tru:] young television ein zweites Programm gestartet hat, das über ASTRA 1G und Web-TV die Jugend erreichen will, formulieren RundfunkVerantwortliche offen ihr Unverständnis und sprechen sogar Warnungen aus. Der ARD-Koordinator für kirchliche Sendungen, SWR-Fernsehdirektor Bernhard Nellessen, plädiert in diesem Band „wider den Weg in die Nische“. Nellessen ist keine kritische Einzelstimme, er weiß Intendanten hinter sich. WDR-Intendantin Monika Piel sagte dem katholischen Fachdienst „Funkkorrespondenz“ im August 2007: „Wenn die Kirchen eigene Kanäle haben, wofür brauchen sie dann noch die Sendeplätze bei ARD und ZDF? […] Ich meine, dass die Kirchen mit ihrem Drittsenderecht im öffentlichrechtlichen Fernsehen und im Radio wirklich die Chance haben, Menschen zu erreichen, und zwar ein relatives Massenpublikum. Darunter sind sicher auch viele Menschen, die ansonsten oft nichts mit der Kirche zu tun haben, dann aber aus einer persönlichen Situation oder anderen Gründen doch bei den kirchlichen Sendungen aufmerksam werden. Demge2 „Im Gespräch: Jobst Plog“, in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 23. Mai 1997. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 169 genüber erreicht man mit Spartenkanälen eigentlich nur die Leute, die man ohnehin schon gewonnen hat und nicht mehr zu überzeugen braucht. […] Das Geld für solche Spartenprogramme wäre wahrscheinlich zum Fenster hinaus geworfen.“3 In die gleiche Richtung argumentierte RBB-Intendantin Dagmar Reim, nachdem sie von der Deutschen Bischofskonferenz um eine Stellungnahme zu dem kirchlichen Satellitenprojekt gebeten worden war. Die Kirchen liefen Gefahr, so Reim in einem Interview mit dem evangelischen Fachdienst „epd medien“, ihre jetzige privilegierte Stellung bei ARD und ZDF zu verlieren. Reim merkte ironisch an, die Kirchen wären mit einem eigenen TV-Digitalsender „auf Platz 344 der Fernbedienung gut auffindbar“.4 Offenbar wertet der öffentlich-rechtliche Rundfunk eigene kirchliche Spartenangebote in Hörfunk und Fernsehen als eine potenzielle Konkurrenz. Auch weil die wettbewerbsorientierte Programmierung heute immer auch einen internen Verteilungskampf um die besten Sendezeiten – sei es für Unterhaltung, sei es für Information und Kultur – bedeutet, sehen manche Intendanten und Programmdirektoren nicht mehr ein, wieso in diesem komplizierten Prozess des Austarierens von Angeboten und Interessen die Kirchen noch bevorzugt werden sollten. Zumal sich die Sendeplätze für Religiöses tendenziell auch deshalb verknappen, weil in Wahrnehmung des Integrationsauftrags der Islam inzwischen medial ebenfalls berücksichtigt wird. Bei reinen Internetangeboten für Muslime5 wird es auf Dauer nicht bleiben. Zwar ist für die absehbare Zukunft nicht wahrscheinlich, dass insbesondere der gemeinwohlverpflichtete öffentlich-rechtliche Rundfunk versuchen könnte, die Kirchen ganz herauszudrängen. Der gesetzliche Auftrag steht dagegen, und in Zeiten einer partiellen Renaissance des Religiösen6 wird sich der Wille des Gesetzgebers nicht ändern. Aber: ARD und ZDF sowie die Privatsender sind gesetzlich nur zur Bereitstellung „angemessener“ Sendezeiten verpflichtet. Über Art und Weise und das zeitliche Ausmaß können sie in Wahrnehmung der Programmautonomie frei entscheiden – und die bisherigen Qualitäten und Quantitäten revidieren. Bernd Merz, der bisherige Rundfunkbeauftragte der EKD und jetzige Geschäftsführer des christlichen TV-Jugendkanals [tru:] young television, sucht die Befürchtungen zu zerstreuen. Aus seiner Sicht sind Spartenangebote keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu den „nicht ausreichenden“ Kirchensendungen in 3 4 5 6 „Ich habe einen langen Atem“. Interview mit WDR-Intendantin Monika Piel, in: Funkkorrespondenz Nr. 35/2007, S. 10f. „Strahlkraft“. Ein epd-Interview mit RBB-Intendantin Dagmar Reim, in: epd medien Nr. 36/2008, S. 8. Vgl. das Internet-Video „Forum am Freitag“ (URL: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/25/ 0,1872,5555481,00.html [21.1.2008]) sowie die Internet-Hörreihe des SWR auf SWR con.tra (URL: http://www.swr.de/contra/-/id=7612/nid=7612/did=1983650/mpdid=1983652/1cgjfqd/index.html [21.1.2008]), beides auch als Podcasts abruf- und abonnierbar. Vgl. auch Merz’ teils befürwortende, teils kritische Bewertung der neuen Islam-Angebote in einem epd-Interview Ende 2006 (URL: http:// www.epd.de/medien/medien_index_46826.html [21.1.2008]). Vgl. den von der Bertelsmann-Stiftung 2007 erhobenen „Religionsmonitor“. URL: http://www. bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F14-A710E277/bst/hs.xsl/nachrichten_84470.htm [21.1.2008]. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 170 öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen. Merz also will mehr. Für ihn bedeutet die Gründung eigenständiger Religionskanäle keine Abkehr vom bisherigen Integrationsmodell, sie soll der Beginn einer Komplementärstrategie sein. Aber auch sein Projekt wird sich letztlich am Markt bewähren müssen: Es braucht hinreichend Zuschauer und eine verlässliche Finanzierung. Ob das zusammengeht, bleibt abzuwarten. Inhaltlich wird sich die Entwicklung religiös inspirierter Spartenprogramme um die Frage der Kenntlichkeit des Religiösen drehen. Tendiert die Programmmischung stark in Richtung Missionsfernsehen nach amerikanischem Vorbild, wie beim projektierten Sender Trinita TV7 absehbar, wird die Zuschauerzahl extrem gering bleiben. Spartenfernsehen bleibt Minderheitenfernsehen. Zielen die Programmmacher aber konsequent auf den Massenmarkt, wie es beispielsweise Radio Paradiso in Berlin tut, so wird Religion im Programm trotz der SenderEtikettierung als „christlich“ doch wieder zu einer Schwundgröße. Laut einer Hörfunk-Programmanalyse der Medienanstalt Berlin-Brandenburg bringt Radio Paradiso – bei insgesamt gesteigertem Wortanteil – pro Tag nur eine halbe Minute aus dem Bereich Religion und Weltanschauung.8 Ist dies der Fall, so stellt sich die Frage nach dem Sinn der ganzen Unternehmung: Was eigentlich wird für die Verbreitung des Evangeliums erreicht? Die Skeptiker sagen: Wenig bis nichts. Die gläubigen Befürworter: Jeder Versuch lohnt. Volker Lilienthal Unabhängig und vielfältig: Neue Wege des Religionsfernsehens Bernd Merz Grenzenlose Freiheit herrscht auf deutschen TV-Bildschirmen. Vieles kann man zu Beginn des dritten Jahrtausends digitalisiert im deutschen Fernsehen sehen und alles scheint erlaubt: Horoskop-Fernsehen mit dubiosen Ratschlägen in existenziell bedrohlichen Lebenssituationen, Gewinnspiele mit wenig Sinn, auf jeden Fall ohne Verstand, dafür aber zur Gewinnmaximierung des Senders, Sex in allen Variationen. Im Markt der bewegten Bilder, in dem der Wettbewerb herrscht und immer mehr „Special-Interest“-Angebote auftauchen, ist die Aufregung über diese Inhalte eher gering. Außer wenn es um Religion geht. Das Stichwort „Kirchenfernsehen“ 7 8 Trinita TV wollte ursprünglich unter anderen Namen starten und hat seinen Sendestart trotz vorliegender rundfunkrechtlicher Genehmigung mehrfach verschoben. Auf der Homepage www.trinitatv.de heißt es derzeit (21.1.2008): „Gutes Fernsehen für die ganze Familie… wie früher! Kommt in Kürze aus Dresden…“. Wichert, Lothar (2007): Radioprofile in Berlin und Brandenburg. Die privaten und öffentlichrechtlichen Programme im Vergleich. Berlin (Schriftenreihe der mabb; Bd. 21), S. 37f. und S. 72. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 171 führt zu Diskussionsveranstaltungen von Landesmedienanstalten und zu kritischen Äußerungen von öffentlich-rechtlichen Intendantinnen und Intendanten. Allerdings werden unter diesem Stichwort ganz unterschiedliche Dinge subsumiert. Die Landesmedienanstalten haben sich im Zusammenhang mit dem Lizenzantrag eines Senders, der nach Umbenennungen schließlich als Trinita TV christliche Inhalte verbreiten wollte, in einer langen Debatte mit den Themen Kirche/Religion/ Missionierung beschäftigt. Inzwischen, so heißt es, will Trinita in einer anderen als der angekündigten Form, nämlich als weltweiter Internetsender „Global Faith Television Network“ mit deutschen Anteilen sein Programm anbieten. Den Auslöser der Debatte wird es in der ursprünglich geplanten Form also gar nicht geben. Das Experiment Trinita kann man aber genauso wenig als Kirchensender bezeichnen wie den seit fünf Jahren mit Erfolg real existierenden Sender Bibel TV. Auch wenn Produktions- und Beteiligungsfirmen der evangelischen und katholischen Kirchen bzw. Bistümer neben vielen anderen Gesellschafter der Bibel TV Stiftung gGmbH sind, so ist der Sender Bibel TV absolut unabhängig. Neben Werbeeinnahmen wird er durch die Spenden seiner Zuschauer finanziert, im Jahr 2007 waren das über 3 Millionen Euro. Unabhängig ist auch der zweite Sender, der unter dem Dach von Bibel TV gestartet ist: [tru:] young television. Dieser christliche Jugendkanal ist ohne Probleme von der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein lizenziert worden und ging nach extrem kurzer Planungszeit bereits am 26. Dezember 2007 erfolgreich an den Start. Beide Sender sind kein Kirchenfernsehen, beide sind unabhängig und werden auch weiterhin ökumenisch ausgerichtet sein, selbst wenn die katholische Deutsche Bischofskonferenz die Möglichkeiten erörtert, einen eigenen katholischen Sender zu etablieren. Dahinter steckt die nicht unberechtigte Sorge des Vorkommens christlicher, in diesem Fall katholischer, Inhalte in einer durch die Digitalisierung vielfältig gewordenen Medienwelt. Dies aber wäre dann in der Tat ein „Kirchenkanal“. Dem kann ich allerdings nur ablehnend gegenüberstehen und ich würde es auch tun, wenn er ein Sender der Evangelischen Kirche wäre. Institutionen können und sollten keine Fernsehsender betreiben. Unabhängigkeit und Freiheit sind in der Welt der Medien und in meinem Glauben ein so hohes Gut, dass sie nicht den Interessen einer Organisationsform des christlichen Glaubens untergeordnet werden dürfen. Die Gefahr, dass nicht das Interesse des Zuschauers, sondern der Absender die Inhalte bestimmt, ist enorm hoch. In der Diskussion sollte also zwischen religiösen Programmen und Kirchenprogrammen differenziert werden. Religiöse Programme wird es vermehrt geben, Bibel TV wird nicht der einzige christliche Sender bleiben bzw. ist es jetzt schon nicht, wenn man sich die Satellitenprogramme vergegenwärtigt. Grundsätzlich freue ich mich über jeden, der Geschichten des Glaubens medial weitergeben will. Und Konkurrenz ist immer anregend. Ob Christen sich gemeinsam nicht deutlicher und überzeugender durchsetzen würden, ist eine andere Frage. Oder vielleicht auch nur eine Vision. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 172 Warum aber soll es überhaupt christliche Fernsehkanäle in einem Land geben, in dem das Vorkommen christlicher Inhalte bei den öffentlich-rechtlichen Sendern staatsvertraglich geregelt ist und bei den großen kommerziellen Sendern, bedingt durch Lizenzierungsauflagen, doch ebenfalls vorgesehen ist? Und wo in beiden Systemen partnerschaftlich miteinander gearbeitet wird. Wo aufwendige Gottesdienstübertragungen ebenso möglich sind wie christliche Talkshows. Wo direkte Verkündigung ebenso stattfindet wie Reportagen über Themen von Ethik und Nächstenliebe gesendet werden. Da ist die Glaubenswelt doch in Ordnung und man könnte sagen: Es ist gut so. Das alles ist auch nicht schlecht. Das alles ist auch wichtig. Das alles soll und muss in den massenattraktiven Programmen auch zu sehen sein. Aber es kann doch noch mehr davon bzw. die Inhalte christlichen Glaubens zu sehen geben, die es woanders gar nicht gibt. Der christliche Glaube gehört mitten in unsere säkular gewordene Welt. Dabei ist ein Weg, ihn zu vermitteln, der bestehende in den säkularen Programmen, die von vielen geschaut werden. Ein zweiter, durch die Digitalisierung möglich gewordener Weg ist das Angebot für die Zuschauer, die mehr erwarten. Und die in der Masse gar nicht so ungläubig sind wie – gerne auch in den Medien – immer behauptet wird. Zumindest belegt dies eine neue Bertelsmann-Studie, in der sich 70 Prozent der Bundesbürger als religiös und jeder fünfte sich als hochreligiös bezeichnet. Bibel TV zeigt, dass Menschen dezidiert christliche Programme schauen, wenn man sie ihnen anbietet. Und sie zahlen – freiwillig(!) – dafür. Dass bei der Lizenzierung von neuen, rein religiösen Sendern immer ausführlich und präzise überlegt wird, hängt neben allen rechtlichen Grundlagen auch damit zusammen, dass diese Anbieter mit ihren Sendungen eine Deutungshoheit für das Transzendente beanspruchen. Das ist nicht so einfach fassbar, das kann, wie wir leider wissen, ideologisch missbraucht werden. Und Vorsicht ist deshalb durchaus angebracht. Aber wenn die Programminhalte unseren freiheitlichen Demokratiebedingungen unterliegen (was sie bisher in allen bekannten Sendern auch tun müssen), ist die Gefahr relativ gering. Gefährlich ist es, Menschen Geschichten des Glaubens, die zum Leben helfen, vorzuenthalten. Gut, dass christlicher Glaube in Verkündigung wie kritischer Betrachtung in den großen Sendern vorkommt. So ist er auf dem Marktplatz, wo er hingehört. Wer sich aber die Programmplanung von ARD oder ZDF für eine Woche anschaut, sieht viele bunte Flächen, mit Farben für Sport, Show und Unterhaltung. Die Religionsflächen sind in einem schematisierten Wochenprogramm nicht leicht erkennbar. Bei der ARD kommt Glauben einige wenige Male im Jahr am Mittwochabend vor, jede Woche hingegen am Sonntagnachmittag in einem kleinen 30-MinutenKästchen, wenn es nicht wegen Sport ausfällt. Auch sind diese „Gott und die Welt“Sendungen nicht durchgängig dezidiert christliches Programm. Aufgrund der vielen Redaktionen wird sehr individuell der Bezug zu Glaubensgrundlagen hergestellt. Zudem ist dies ein die Religionen und nicht die christliche Religion allein betreffender Sendeplatz. Am Samstagabend dann der kleine Balken mit dem „Wort zum PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 173 Sonntag“. Und an den großen Feiertagen – und nur an denen – gibt es in der ARD einen 60-Minuten-Gottesdienst. Am 1. Advent ist Eröffnung von „Brot für die Welt“. Dieser Gottesdienst wird dann aber auch schon mal in seiner Anfangszeit durch eine geplante Biathlon-Übertragung bedroht. Allerdings verzichtete die ARD nach Briefwechsel auf diese christlich unbekannte Tradition des Adventsschießens zur Gottesdienstzeit. Betonen möchte ich, dass die im Gesamtprogramm äußerst wenigen Sendeplätze mit christlichen Inhalten aufgrund eines übermächtigen Quotendrucks im Einzelnen immer wieder zur Disposition stehen. Im ZDF ist es nicht viel anders. Die Verantwortung für die Reihe „37°“ und damit die Auswahl der Inhalte teilt sich die Redaktion Kirche und Leben mit anderen Fachredaktionen, ein genuin christlicher Hintergrund ist nicht Wesensmerkmal dieser Reihe. Jeden Sonntag gibt es einen 45-minütigen Gottesdienst und davor die 15-minütige redaktionelle Sendung „sonntags“, sodass auch dort immerhin jeden Sonntag eine Stunde in der Programmzusammenschau vorkommt. Dokumentationen wie z.B. über Dietrich Bonhoeffer laufen im ZDF nach Mitternacht. Bei RTL, ProSieben, Sat.1 und N24 sind die Balken im Programmschema noch dünner und erfordern eine gewisse Sehschärfe, um sie im Wochenablauf zu erkennen. Natürlich gibt es Themen des Glaubens auch in anderen Formaten, mal in der Unterhaltung, mal im Fiktionalen, jedoch immer nur punktuell und eher zufällig. Serien wie Pfarrer Braun kann man ernsthaft jedoch nicht dazu zählen, selbst wenn ein katholischer Kollege als Berater im Abspann auftaucht. Doch ist dies nur eine Bestandsaufnahme und keine Klage. Es ist alles richtig und gut, auch wenn es besser sein könnte. Nur: Warum sollten Veranstalter christlicher Programme nicht mehr anbieten, wenn doch wie bei Bibel TV die Zuschauer da sind, die diese Programme ansehen. Es gibt immer mehr Kanäle, dabei sehr viel „more of the same“. Sowohl Bibel TV als auch der neue, erfolgreich gestartete werteorientierte und christlich basierte Sender [tru:] young television sind dagegen „something special“. Letzterer versucht mit jugendaffinen Programmformaten das einzulösen, was in Talkshows immer wieder gefordert wird: jungen Menschen nachvollziehbar Werte und Lebensgrundlagen zu vermitteln. Er tut das nicht nur mit christlicher Rock- und Popmusik, sondern beispielsweise auch mit Reportagen über junge Menschen, die mithilfe des Glaubens den Ausstieg aus ihrer Drogenabhängigkeit schafften. Oder er tut das wie in dem einzigartigen Interview mit einer jungen christlichen Musikerin, die das Massaker in der Bibliothek der Columbine High School überlebt hat. In der Sendung hat sie über ihre Vergebungshaltung erzählt, die sie gegenüber den Eltern des Todesschützen an der Virginia High Tech in Blacksburg Anfang dieses Jahres einnehmen würde. Kurze Beispiele von vielen Programmelementen, die zeigen, dass ein christliches Jugendprogramm qualitativ gut sein kann, seine Berechtigung hat und medienpolitisch stärker unterstützt werden sollte. Das Vorkommen religiös-christlicher Programme bei den großen Sendern ist gut und richtig, aber es ist nicht ausreichend. Das ist nicht tragisch, nur sollte es PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 174 zugegeben werden, statt gegen ergänzende christliche Kanäle zu argumentieren. In meiner Zeit als Rundfunkbeauftragter des Rates der EKD haben wir von kirchlicher Seite zahlreiche Programmvorschläge gemacht, die überzeugend waren, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert wurden. Da muss man doch froh sein, wenn es Senderalternativen gibt. Religiöse Menschen wollen sich auch im Fernsehen ihres Glaubens vergewissern. Menschen, die auf der Suche nach Antworten auf existenzielle oder auf sozialgesellschaftliche Fragen sind, wollen diese Antworten auch im Fernsehen angeboten bekommen. Biblische Geschichten sind prägende Grundlagen für das Miteinander in diesem Land, Eltern möchten sie ihren Kindern auch mithilfe des Fernsehens weitergeben. Wenn man den Zuschauer nicht nur als Quotenbringer, sondern auch als religiöses Wesen sieht, dann haben religiöse Sender ihre Berechtigung. Und wenn christlich geprägte Formate, was schon mal vorkommt, nach der Ausstrahlung im KI.KA, bei RTL oder N24 auch bei den Bibel TV-Sendern laufen, ist der Kontroverse die Spitze und das Interesse der Zuschauer ernst genommen. Wider den Weg in die Nische: Religion im öffentlichrechtlichen Fernsehen Bernhard Nellessen Religion im Fernsehen hat Tradition. In der ARD begleiten seit 1954 Sprecherinnen und Sprecher der beiden großen Kirchen in Deutschland mit ihrem ganz persönlichen „Wort zum Sonntag“ ihre Zuschauer in den beginnenden Sonntag. Selbst angesichts starker Konkurrenz im Spielfilm- und Sportbereich finden diese Kurzpredigten am späten Samstagabend noch immer regelmäßig ein Publikum knapp unter der ZweiMillionen-Marke. Religion im Fernsehen hat Erfolg. Im Jahr 2006 lag der Marktanteil für die Ostermesse und den Ostersegen aus Rom bei 18,4 Prozent. Ein Jahr später – der deutsche Papst war nun schon ein wenig länger im Amt – hatten dennoch 13,7 Prozent der Zuschauer den Knopf für das Erste gedrückt. Auch die sonntäglichen Fernsehgottesdienste im ZDF erreichen durchschnittliche Marktanteile zwischen 11 und 15 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das bis zu eine Million Zuschauer, eine Gemeinde von nicht zu übersehenden Dimensionen. Religion im Fernsehen hat die Zuschauer auf ihrer Seite. Während sich in den meisten Sendungen aller Kanäle eine hektische Kultur des Zappens entwickelt hat, bleibt das Publikum, das sich für Religion im Fernsehen entschieden hat, weitgehend seiner Wahl treu: Die Verweildauer bei Gottesdienstübertragungen liegt weit über dem Durchschnitt. Etwa jeder zweite Zuschauer, der am Beginn einer Übertragung eingeschaltet hat, verfolgt die Liturgie auch bis zum Schluss. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 175 Drei Pluspunkte für das Thema „Religion“ im deutschen Fernsehen. Sowohl die Verkündigungssendungen als auch die redaktionellen Beiträge zu religiösen und kirchlichen Fragen sind aus dem Gesamtbouquet der ARD nicht mehr wegzudenken. Was spräche also dafür, diese Erfolgsgeschichte zu beenden und Gottesdienstübertragungen, das „Wort zum Sonntag“ sowie etwa die erfolgreiche dokumentarische Reihe „Gott und die Welt“ zum freudlosen Dasein in der digitalen Nische eines reichweitenarmen Spartenkanals zu verurteilen? Ganz einfach: Nichts. Denn eines muss allen Teilnehmern der Diskussion auf kirchlicher Seite klar sein: Sobald es einen eigenen Kirchenkanal gibt, würden die kirchlichen Sendungen im Ersten und in den Dritten Programmen der ARD so kaum noch zu halten sein. Selbst den überzeugtesten Verfechtern kirchlicher Angebote im öffentlichrechtlichen Fernsehen, zu denen ich mich zähle, würde damit das wichtigste Argument aus der Hand genommen. Warum sollte einer gesellschaftlichen Gruppierung, die selbst als Programmveranstalter auf dem TV-Markt auftritt, im gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen weiter eine so prominente Fläche eingeräumt werden? Kirchenvertreter, die einen eigenen Spartenkanal anstreben, würden damit ohne Not den Kontakt zu Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern aufs Spiel setzen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass diejenigen, die das „Wort zum Sonntag“ im Ersten schauen, die Sendung auch im unüberschaubaren Dickicht der Spartenkanäle zwischen Kanal 450 und 452 auf der Fernbedienung noch finden. Die kirchlichen Sendungen profitieren davon, dass das Erste das meistgesehene deutsche Fernsehprogramm ist. Hier haben Kirchen die Chance, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Wer in der ARD einen spannenden Fernsehfilm sieht, bleibt vielleicht auch bei der folgenden Dokumentation zu religiösen Fragen „dran“, und wer die „Tagesthemen“ eingeschaltet hat, wird möglicherweise neugierig gemacht auf das „Wort zum Sonntag“. Den Spartenkanal jedoch finden nur die ohnehin religiös interessierten Zuschauer, die ihn bewusst suchen. Es gibt keinen Anlass, am Willen und Engagement von ARD und ZDF zur Integration religiöser oder religionskundlicher Sendungen ins Programm zu zweifeln – dazu genügt schon ein Blick in die gesetzlichen Grundlagen und die Erklärungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. So heißt es beispielsweise in den derzeit gültigen „Leitlinien für die Programmgestaltung“ der ARD unmissverständlich: „Zum Kulturauftrag der ARD gehört auch ein vielfältiges Sendeangebot zu allen Themen des Glaubens.“1 Wer sich so deutlich in der Öffentlichkeit äußert und wer ein solches Papier auch intern breit und mit verpflichtendem Charakter diskutiert, der dokumentiert mit diesem Vorgehen wohl kaum die Absicht, in seinen Programmen Sendungen mit religiösen Inhalten an den Rand drängen oder gar ganz eliminieren zu wollen. Zumindest für die ARD – nicht weniger aber natürlich auch für das ebenfalls öffentlich-rechtliche ZDF – wird mit diesen Papieren von Sat1 Bericht der ARD über die Erfüllung ihres Auftrags, über die Qualität und Quantität ihrer Angebote 2005/2006 sowie über die geplanten Schwerpunkte 2007/2008, hrsg. v. d. Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen, Ismaning 2006, S. 57. PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 176 zungsrang die Relevanz des Themas „Religion“ in den eigenen Programmen eindeutig und nahezu unverrückbar festgeschrieben. Ausschließlich eine Folge gesetzgeberischer Vorgaben ist dieses Handeln indes nicht, denn vorrangig orientiert es sich an den Interessen – immer noch – breiter Schichten des Publikums. So können nach den jüngsten Ergebnissen des „Religionsmonitors“ der Bertelsmann-Stiftung 70 Prozent der Deutschen als religiös eingestuft werden, jeder fünfte Deutsche gilt nach den Kriterien der Untersuchung sogar als „tiefreligiös“. Sich mit Motiven und Inhalten des Glaubens zu beschäftigen – sowohl in der eher affirmativen Form der Übertragung gottesdienstlicher Handlungen wie in dokumentierenden Sendungen kritisch-journalistischen Zuschnitts – erwartet auch laut dem in den Anstalten eingehenden Publikumsecho nach wie vor eine Vielzahl der Zuschauer von ihren Rundfunkanstalten; sie fordert dies teilweise sogar mit Nachdruck ein. Diese Erwartungen zu enttäuschen wäre kontraproduktiv und geradezu sträflich. Ein öffentlich-rechtliches Vollprogramm kann sich daher in seinen Sendungen nicht auf ein bloßes Ablichten der empirisch vorfindlichen Realität beschränken. Es muss gleichzeitig versuchen, mit seiner Arbeit zumindest einen Widerschein dessen einzufangen, was Menschen zu ihren Handlungen bewegt, was sie motiviert, woran sie glauben und was sie erhoffen. Vor diesem Hintergrund erscheint es dann schon fast symptomatisch, dass die beiden Sendungen mit der längsten Tradition auf deutschen Bildschirmen nur auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind. Bischof Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, fasst dieses Faktum in die Worte: „Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die ‚Tagesschau’ und das ‚Wort zum Sonntag’ die ältesten Sendungen im deutschen Fernsehen sind: der berichtende Blick auf die Welt und der kommentierende, deutende, persönliche und suchende Blick.“2 ARD und ZDF gehorchen bei unzweifelhaft hoher professioneller Ethik einer notwendigerweise journalistischen Logik, die im eigenen wie im Interesse des Publikums immer wieder neu ihre Unabhängigkeit behaupten muss. Dies bedingt selbstverständlich und unverzichtbar auch die Freiheit, sich religiösen oder kirchlichen Themen ohne vorheriges „Imprimatur“ der Kirchen zu widmen und über Skandale oder Fehlentwicklungen vor und hinter den Kirchenportalen kritisch zu berichten. Wer wie jede Religionsgemeinschaft den Anspruch erhebt, ewige Wahrheiten zu verkünden, dem mag das fremd bleiben, es ist indes der Preis der Glaubwürdigkeit. Der niederländische Journalist Leo Fijen, der in seinem Heimatland selbst bei einem katholischen Fernsehsender beschäftigt ist, fand für diesen Zwiespalt die prägnanten Worte: „Die Zuschauer glauben die guten Nachrichten nur, wenn auch den schlechten ein Platz eingeräumt wird.“3 2 3 Huber, Wolfgang: „50 Jahre Wort zum Sonntag – Wie sieht die Zukunft aus?“, Rede am 6. Mai 2004. URL: http://www.ekd.de/vortraege/huber/040506_huber_wort_zum_sonntag.html [21.1.2008]. Fijen, Leo: Referat auf der Jahrestagung des Europäischen Bischöflichen Komitees für die Medien, Luxemburg 2007 (unveröff. Redemanuskript). PROGRAMMDISKURS • KIRCHE IM FERNSEHEN 177 Doch selbst wenn sie schlechte Nachrichten aus dem kirchlichen Leben verbreiten, steht für ARD und ZDF außer Zweifel, dass sie denselben Werten verbunden sind wie die großen Kirchen im Land. Wie diese sind sie dem Gemeinwohl verpflichtet, sie teilen die Einschätzung ethischer Postulate und die daraus abgeleiteten Ziele. Entsprechend verantwortungsvoll gehen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland mit ihren durch gesellschaftliche Übereinkunft eingeräumten besonderen Rechten und Pflichten um. Diese Tatsache wird selbst von den Gegnern auf den gegenüberliegenden Bänken des dualen Systems eingeräumt. Bei den kommerziellen Konkurrenten kann ein solcher Umgang leider nicht immer vorausgesetzt werden. Wenn religiöse Themen in den Programmen privater Anbieter, die ja vorrangig den Verwertungsinteressen ihrer Kapitalgeber gehorchen müssen, überhaupt einen nennenswerten Raum finden, werden die Kirchen darauf zu achten haben, hier nicht in Zusammenhänge zu geraten, die ihrem eigenen Anspruch und ihren Aufgaben zuwiderlaufen. In seiner Ansprache zum „Welttag der sozialen Kommunikationsmittel“ sah sich Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 zu deutlichen Worten veranlasst. Unter dem Titel „Die Medien – ein Netzwerk für Kommunikation, Gemeinschaft und Kooperation“ warnte er vor „Verzerrungen, die sich ergeben, wenn die Medien-Industrie zum Selbstzweck wird oder nur gewinnorientiert arbeitet und den Sinn für die Verantwortlichkeit gegenüber dem Gemeinwohl verliert“.4 Weder die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten noch die Kirchen können also ein Interesse daran haben, das Thema „Religion“ aus den Vollprogrammen zu verbannen. Ganz im Gegenteil: Vor allem die Zuschauer, aber auch die Kirchen und die Sender profitieren davon, wenn ARD und ZDF ihre Aufgaben und ihre Verantwortung ernst nehmen, wenn sie das Leben in seiner ganzen Vielfalt und nicht nur in seinen publikumsträchtigsten Ausschnitten darstellen und wenn sie selbst zu „guten“ Sendezeiten Raum und Gelegenheit für spirituelle Erfahrungen zur Verfügung stellen. Religion nur noch in Spartenkanälen? Die Antwort ist ebenso eindeutig wie einfach. Zwar stammt der Ausspruch „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“5 von Jesus selbst, der christliche Messias dürfte andererseits aber auch nichts dagegen gehabt haben, mit seiner Botschaft eine etwas größere Anzahl von Menschen zu erreichen. ARD und ZDF bieten dafür Gewähr. 4 5 Papst Benedikt XVI.: Botschaft zum 40. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, Vatikan, 24.1.2006. Mt 18,20. QUALITÄTSSTANDARDS – QUALITÄTSFORSCHUNG PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 179 Probleme und Standards der Wirtschaftsberichterstattung Eine Analyse der Investment-Tipps von n-tv, N24 und Bloomberg TV Klaus Beck und Rolf Amann1 Umfang und Bedeutung der Wirtschaftsberichterstattung in den Medien haben in den letzten beiden Jahrzehnten merklich zugenommen. Dies gilt für die Entwicklung spezialisierter Printmedien wie der „Financial Times Deutschland“ oder „Brand eins“ ebenso wie für Web-Angebote und für die Fernsehberichterstattung. Spätestens seit der Ausgabe von sog. Volksaktien (Telekom) und der jäh zerplatzten NewEconomy-Blase können auch kommerzielle Fernsehprogrammveranstalter auf ein weiter verbreitetes Interesse an Themen rechnen, die zuvor überwiegend der Fachpresse vorbehalten waren: Von Publikumsinteresse dürften nicht nur allgemeine Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten sein, sondern zunehmend auch Unternehmensinformationen und Berichte über den sich diversifizierenden Markt von Finanzdienstleistungen und Kapitalanlagen. In dem Maße, wie einerseits das Kapital der Erbengeneration für Investitionen zur Verfügung steht und andererseits private Altersvorsorge jenseits der gesetzlichen Rente immer bedeutsamer wird, dürfte der Bedarf an Berichterstattung, aber auch an Beratung in den Medien wachsen. Nun gehören Magazin- und Ratgebersendungen zu Wirtschaft- und Finanzfragen schon lange zum Programmangebot öffentlich-rechtlicher Anstalten, doch in den letzten Jahren sind im dualen Fernsehsystem vor allem die NachrichtenSpartensender n-tv, N24 sowie der Wirtschaftskanal Bloomberg TV mit einschlägigen Angeboten in Erscheinung getreten. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht interessieren zunächst einmal die Grundstrukturen der Wirtschaftsberichterstattung in diesen drei Fernsehprogrammen, etwa der Anteil von Wirtschaftsthemen an der Gesamtberichterstattung, die journalistische Aufbereitung, die genutzten Quellen, das Verhältnis von Nachricht 1 Grundlage des Beitrags ist eine Studie, die im Auftrag der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) durchgeführt wurde. Vgl. Beck, Klaus u.a. (2006): Wirtschaftsberichterstattung in den Programmen von n-tv, N24 und Bloomberg TV. Eine Analyse der Programmgestaltung von Wirtschaftsinformationen im Hinblick auf die Einhaltung der Regelungen des Rundfunkstaatsvertrages. Berlin/Greifswald. ULR: http://www.alm.de/fileadmin/forschungsprojekte/GSPWM/Wirtschaftsber._Teil_I.pdf [20.8.2007]. An dem Forschungsprojekt haben außer den Autoren maßgeblich Dr. Ute Nawratil (München/ Greifswald) und Sebastian Breßler M.A. (House of Research, Berlin) mitgewirkt. Ihnen sowie Herrn Dipl.Pol. Dirk Martens (House of Research, Berlin) und den zahlreichen CodiererInnen gilt unser ausdrücklicher Dank. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 180 und Bericht einerseits zu Kommentar und Beratung andererseits. Bislang kaum empirisch erforscht ist aber auch, welche Rolle Werbung und Sponsoring im Programm – und damit letztlich für dessen Finanzierung – spielen. Aus kommunikationspolitischer und -ethischer Sicht und insbesondere aus der Perspektive der Medienaufsicht treten spezielle Fragen auf. Die Landesmedienanstalten sind bei ihren kontinuierlichen Programmbeobachtungen im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Börsen und Kapitalmärkte auf eine Reihe von Einzelfällen gestoßen, die medienrechtlichen Diskussionsstoff bieten. Ein besonders spektakulärer Fall ging jüngst durch die Presse und zeigt, wo die Probleme der Börsenund Kapitalmarktberichterstattung sowie -ratgebung liegen: N24 setzte am 16. Juni 2007 die Ausstrahlung der „Make Money“-Show mit dem „Börsenguru“ Markus Frick ab. Die Sendung wurde vom Deutschen Anleger Fernsehen (DAF) produziert und durch den Online-Broker Flatex gesponsert. Umstritten ist aber nicht nur, ob die Hinweise auf den Sponsor den medienrechtlichen Bestimmungen zum Trennungsgebot (Schleichwerbung) genügen, sondern ob es sich bei der gesamten Konstruktion nicht um einen Fall von unerlaubter Schleichwerbung handelt. Markus Frick unterhält nicht nur eine kommerzielle Website, auf die in der N24-Sendung wiederholt hingewiesen wurde, er bietet auch einen E-Mail-Newsletter zum Abonnementpreis von rund 900 Euro an, in dem unter anderem die Investition in drei zweifelhafte und mittlerweile „abgestürzte Kleinunternehmen“ empfohlen wurde. Die Empfehlung gab er zwar nicht im Fernsehen, aber dort wurde auf die Website und damit indirekt auf den Newsletter verwiesen – ein zweifelhafter Medienverbund, der auf ein grundlegendes Problem verweist.2 Es stellt sich nämlich die Frage, wie Programmveranstalter und Redaktionen sicherstellen können, dass Beratung in sensiblen Finanzfragen nicht nur mit der gebotenen Fachkompetenz, sondern tatsächlich unabhängig und neutral erfolgt. Besonders groß ist hierbei die Gefahr von Interessenkonflikten, d.h. befragte Experten, Finanz- und Börsenanalysten oder gar sog. Börsengurus vertreten hauptberuflich entweder (a) die wirtschaftlichen Interessen von Anbietern auf dem Markt der Kapitalanlagen und Finanzdienstleistungen, also die Sell-Side. Oder sie vertreten (b) die wirtschaftlichen Interessen anderer privater oder institutioneller Anleger, also die Buy-Side, beispielsweise als Vermögensverwalter. Auch hier gilt, dass ein Anlagetipp im Fernsehen, wenn er denn massenhaft befolgt wird, zu einer Kurssteigerung führt, von der wiederum diejenigen Anlieger profitieren, die – auf Anraten des Buy-SideAnalysten – frühzeitig investiert haben. Vergleichbares gilt schließlich (c) für die wirtschaftlichen Eigeninteressen der Experten und Gurus: Ihr persönlicher Marktwert als Experte und damit auch Preise für ihre Dienstleistungen, Newsletter, Börsenbriefe usw. steigen in dem Maße, wie sie Erfolge nachweisen können. Werden zunächst der zahlenden Klientel entsprechende Tipps gegeben und anschließend die 2 Vgl. Hock, Martin (2007): Verspekuliert. N24 nimmt den „Börsenguru“ Markus Frick vom Sender. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 145, 26.6.2007, S. 38, sowie: Balzli, Beat/Isabell Hülsen (2007): Bezahlte Fenster. In: Der Spiegel, Nr. 26, 25.6.2007, S. 98. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 181 gleichen Aktien, Wertpapiere, Rohstoffe, Zertifikate usw. im Fernsehen einem unverhältnismäßig größeren Publikum empfohlen, so kann sich der Anlagetipp zur Self-fullfilling-Prophecy entwickeln – zum Nutzen der zahlenden Klientel und des Gurus, aber mit allenfalls beschränktem Nutzen für die Kleinanleger vor dem Fernsehschirm, die letztlich die medial erzeugte Hausse finanzieren. Im Auftrag der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) haben die Berliner Medienforscher von House of Research und der Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Universität Greifswald vor diesem Hintergrund erstmals die Börsen- und Kapitalmarktberichterstattung der drei Fernsehprogramme Bloomberg TV, N24 und n-tv empirisch vergleichend untersucht, um sowohl Aufschluss über die Grundstrukturen von Wirtschafts- und Finanzberichterstattung sowie -ratgebung als auch eine vertiefende analytische Einsicht in die konkrete Programmpraxis zu erhalten. Zu diesem Zweck wurde eine quantifizierende Inhaltsanalyse mit qualitativ-hermeneutischen Einzelfallstudien kombiniert. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse zu beiden Untersuchungsbereichen vorgestellt, nachdem zuvor kurz das methodische Vorgehen skizziert wurde. 1. Methode Mithilfe der quantitativen Inhaltsanalyse wurden zunächst die allgemeinen Strukturen der im Beobachtungszeitraum 12. bis 18. Juli 2006 zwischen 6 und 24 Uhr von n-tv, N24 und Bloomberg TV ausgestrahlten und komplett aufgezeichneten Programme untersucht.3 Nur so konnten die relevanten Programmbestandteile bestimmt werden. Um später ggf. Rückschlüsse auf eine unzureichende Trennung von werblichen und redaktionellen Programmen ziehen zu können, wurden auch alle Werbe- und Sponsorkunden anhand der Kennzeichnungen im Programm identifiziert. Erfasst wurden auch die Aussageträger, also die Urheber einer Aussage, auch wenn es sich lediglich um zitierte Quellen handelte und nicht um O-Töne von Interviewpartnern usw. Jeder Wechsel des Aussageträgers markierte eine der über 22.000 Untersuchungseinheiten. Und die Herkunft bzw. Zuordnung des Aussageträgers entschied bei diesem Verfahren auch darüber, ob es sich um Wirtschaftsberichterstattung bzw. -ratgebung handelt, die weiter analysiert wurde. Besonders interessierte dabei die Frage, ob und ggf. welchen Einfluss Werbekunden und Sponsoren auf die journalistische Berichterstattung und Beratung nehmen. Um die zweite Forschungsfrage nach dem redaktionellen Umgang mit Interessenkonflikten beantworten zu können, war im Weiteren ein qualitatives Vorgehen notwendig. Die als relevant ermittelten Programmbestandteile wurden explorativen Fallstudien unterzogen, d.h. mithilfe von bild- und textinterpretierenden hermeneutischen Verfahren wurden die Tendenz der Berichterstattung und die Art und Weise 3 Im Gegensatz zu einigen anderen Studien im Rahmen der Konvergenzdebatte wurde also die reale Struktur des gesendeten Programms und nicht lediglich das angekündigte Programm erfasst. Die beobachteten Abweichungen bestätigen, dass sich dieses Verfahren trotz des hohen Aufwands lohnt. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 182 der Gesprächs- bzw. Interviewführung untersucht. Die Interpretation erfolgte dann im Kontext der Erkenntnisse über Werbekunden und Sponsoren sowie von Hintergrundinformationen über die Aussageträger, wozu aufwendige Webrecherchen notwendig waren. Nur auf diese Weise kann man potenziellen Interessenkonflikten auf die Spur kommen und typische redaktionelle bzw. journalistische Problemfälle verstehen. 2. Ergebnisse 2.1 Profile und Strukturen der Programme von n-tv, N24 und Bloomberg TV Themenschwerpunkte und -profile der Programme Die drei untersuchten Programme unterscheiden sich deutlich im Hinblick auf ihre Themenschwerpunkte4: Während bei Bloomberg TV 82,5 Prozent der redaktionellen Sendezeit (6 bis 24 Uhr, ohne Werbe- und Sponsorenspots) über Wirtschaft berichtet wird, sind es bei n-tv 16,3 Prozent und bei N24 lediglich 6,5 Prozent. Im Wochenverlauf schwankt der Themenmix erheblich. So sendet n-tv werktags mit 21 Prozent Zeitanteil deutlich mehr Wirtschaftsberichterstattung als am Wochenende (3,9 Prozent), bei N24 sind es 8,4 Prozent zu 1,9 Prozent, bei Bloomberg TV hingegen liegt der Wirtschaftsanteil auch am Sonntag noch bei 77,3 Prozent (vgl. Tab. 1). THEMENSCHWERPUNKTE DER PROGRAMME Tab. 1 (Sendedauer redaktionelles Programm in Prozent) Bloomberg TV n-tv N24 Wirtschaft Politik Kultur Sport Gesellschaft Sonstiges 82,5 3,4 0,5 0,0 0,8 12,8 16,3 31,8 0,1 17,4 13,8 20,6 6,5 21,4 1,2 7,1 33,9 29,9 GESAMT 100 100 100 Werbung und Sponsoring Auch hinsichtlich der Werbung lassen sich markante Unterschiede zwischen den drei Programmen feststellen: Bei n-tv beträgt der Werbeanteil 10,5 Prozent, bei N24 7,4 Prozent und bei Bloomberg TV nur 2 Prozent – ein deutlicher Hinweis auf unterschiedliche Geschäfts- und Finanzierungsmodelle. Bei n-tv und N24 nimmt die Werbung werktags ab 18 Uhr sowie am Wochenende deutlich zu. 4 Die Themenschwerpunkte wurden von uns detailliert auf der Ebene der Präsentationsformen (z.B. Interview, Studiogespräch, Bildnachricht, Infografik usw.), also deutlich unterhalb der Beitragsebenen, codiert. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 183 Mehr als ein Fünftel der Werbung auf n-tv stammt von Finanzdienstleistern, bei N24 sind es 15,3 Prozent (vgl. Tab. 2). An Werk- und Börsentagen zwischen 9 und 12 Uhr stammen sogar 48,1 Prozent der Werbung bei n-tv von Finanzdienstleistern. Die größten Werbekunden im Untersuchungszeitraum sind jedoch Anbieter von Telefondiensten, eine Fluglinie sowie – bei Bloomberg TV klar dominierend – Wohlfahrtsorganisationen. Auch wenn die potenzielle Abhängigkeit der drei Anbieter von Werbekunden aus dem Banken- und Finanzsektor damit wohl begrenzt ist, befinden sich unter den zehn wichtigsten Inserenten immerhin vier Banken und Vermögensverwaltungen. HERKUNFT DER WERBUNG/WERBEKUNDEN NACH BRANCHE Tab. 2 (Werbedauer in Prozent) Bloomberg TV n-tv N24 Finanzdienstleistungen Versicherungen Sonstige Dienstleistungen Konsumgüter Sonstige 6,1 0,0 20,4 4,1 69,4 20,9 6,9 27,1 40,7 4,4 15,3 3,2 36,0 35,5 10,0 GESAMT 100 100 100 Beim Sponsoring ergibt sich ein ähnliches Bild: Nur 1,8 Prozent der Sendezeit von Bloomberg TV sind gesponsert, bei N24 jedoch 18,3 Prozent und bei n-tv über ein Viertel (26,3 Prozent). Noch bedeutsamer ist das Sponsoring von Wirtschaftssendungen bzw. -beiträgen: Bei n-tv werden 53,9 Prozent dieser Programme gesponsert, bei N24 immerhin noch 22,8 Prozent (vgl. Tab. 3). Die finanzielle Abhängigkeit von Programmsponsoren dürfte also gerade bei n-tv durchaus gegeben sein. Allerdings ANTEIL GESPONSERTER PRÄSENTATIONSFORMEN Tab. 3 (Zeitanteil in Prozent) Gespons. Präsentationsformen gesamt Gespons. Präsentationsformen Wirtschaft Bloomberg TV n-tv N24 1,8 1,8 26,3 53,9 18,3 22,8 handelt es sich bei den Hauptsponsoren der drei Programme um Fluglinien, einen Garagentorhersteller und eine Versicherung. Wenngleich sich darunter auch börsennotierte Unternehmen befinden, ergibt sich hier hinsichtlich des Trennungsgebots bei Wirtschaftsberichterstattung und Anlageberatung insgesamt kein Bild starker Abhängigkeit oder potenzieller Einflussnahme auf redaktionelle Tendenzen. Im Untersuchungszeitraum treten „Börse Frankfurt Smart Trading“ (elf Sponsorships bei Bloomberg TV), Credit Suisse sowie CMC-Markets (zwölf- bzw. neunmal bei PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 184 n-tv, insbesondere der „telebörse“) als Sponsoren von thematisch einschlägigen Programmbestandteilen auf. Die Großbank ABN Amro sponsert zehnmal Wirtschaftsprogramme bei n-tv, viermal bei N24 und einmal bei Bloomberg TV. 2.2 Anlagetipps im Umfeld gesponserter und werbefinanzierter Programme Börsen- und Anlagetipps im Fernsehen Im Zentrum der Untersuchung steht die Ratgeberfunktion des Wirtschaftsjournalismus im Fernsehen, insbesondere die expliziten Anlageempfehlungen in den Wirtschaftssendungen der drei untersuchten Fernsehangebote. Zunächst muss zwischen impliziten und expliziten Empfehlungen unterschieden werden. Grundsätzlich kann nicht nur jede Wirtschaftsnachricht, sondern auch eine Meldung aus Politik (etwa über internationale Konflikte, die staatliche Beschaffung von Kriegswaffen usw.), Kultur (Verleihung des Literaturnobelpreises oder des „Oscar“) und sogar Sport (Erfolg eines Werbeträgers usw.) von wirtschaftlicher Relevanz sein und von einzelnen Rezipienten als Hinweis auf eine lohnende Investition verstanden werden. Die Lancierung falscher Nachrichten oder deren instrumentelle Aktualisierung kann sicherlich auch genutzt werden, um Einfluss auf das Börsen- und Kapitalmarktgeschehen zu nehmen. Es handelt sich dabei aber um implizite Empfehlungen und nicht um explizite Anlagetipps mit einer klaren, manifesten Botschaft. Nur solche expliziten Empfehlungen, kurz: konkrete Anlagetipps, haben wir in unserer Analyse berücksichtigt. Auch durchaus kursrelevante Unternehmensnachrichten, etwa über die geplante Entlassung von Mitarbeitern, haben wir nicht als redaktionell zu verantwortende explizite Anlagetipps eingeordnet. Jedes andere Vorgehen hätte eine sinnvolle Begrenzung der Untersuchung unmöglich gemacht und der Spekulation über Ursachen und Urheber Tür und Tor geöffnet. Aufgrund dieser vergleichsweise engen, eher formal als funktional gefassten Definition5 konnten im Untersuchungszeitraum insgesamt 141 explizite Anlagetipps identifiziert werden. Die große Mehrzahl (104) wurde auf Bloomberg TV ausgestrahlt, 34 auf n-tv, N24 war diesbezüglich nahezu bedeutungslos. Um nun die Qualität der Fernseh-Anlagetipps beschreiben zu können, sind wir zunächst den folgenden Fragen nachgegangen: Wie werden in den drei Fernsehprogrammen Börsen- und Anlagetipps konkret gestaltet? Wer kommt zu Wort und ins Bild (Aussageträger) und wie wird die Empfehlung journalistisch aufbereitet und präsentiert? Werden auch abweichende Meinungen oder Empfehlungen präsentiert und wie ist der Tenor insgesamt, d.h. gibt es nur Empfehlungen oder auch zurückhaltende und warnende Hinweise? Werden die Anlageprodukte von Sponsoren und Werbekunden im redaktionellen Programm bevorzugt und wird auf Interessenkonflikte, die aus der Auswahl der befragten Ratgeber und Analysten resultieren, in geeigneter journalistischer Form hingewiesen? 5 Wir gehen also vom manifesten Medieninhalt aus und können keine Aussagen über Art und Ausmaß von Medienwirkungen machen. Die Ergänzung der hier geschilderten Studie durch eine rezipientenzentrierte Sicht wäre sicherlich lohnend. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 185 Bei den expliziten Anlagetipps von Bloomberg TV dominiert die dialogische Form (92 Prozent), vor allem das Interview mit senderexternen Analysten und Experten (71 Prozent). Bei n-tv verhält es sich ähnlich: 75 Prozent der Anlagetipps erfolgen in Dialogform, 55 Prozent werden im Interview durch Experten geäußert. Diese Experten stammen überwiegend aus Banken, die bekanntermaßen auch massive eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen: So sind bei n-tv zwei Drittel der Aussageträger bei Banken beschäftigt, bei Bloomberg TV vier Fünftel. Es überwiegt damit ganz eindeutig die Sell-Side, die im Zweifel ganz andere Interessen vertritt als die der privaten Anleger. Neutrale Experten, etwa Wirtschafts- und Finanzwissenschaftler, aber auch Anlageberater und Vermögensverwalter (Buy-Side) kommen hingegen nur sehr selten zu Wort: Bei n-tv sind 10 Prozent der Ratgeber Steueroder Finanzberater bzw. Wirtschaftswissenschaftler, letztere äußern sich dabei eher zu makroökonomischen Themen. Negative Bewertungen von Aktien, Zertifikaten und anderen Anlageprodukten finden sich im Untersuchungszeitraum nur bei Bloomberg TV, und auch dort nur vereinzelt. Auch die von Journalisten ausgesprochenen Bewertungen auf Bloomberg TV sind durchgehend positive Empfehlungen, während sich die Journalisten bei n-tv mit Tipps und Kommentaren völlig zurückhalten und diese ganz den Gesprächspartnern überlassen. Weil Interviews mit externen Finanzanalysten und Anlageexperten so eine zentrale Stellung bei der medialen Anlageberatung im Fernsehen einnehmen, lohnt ihre genauere qualitative Untersuchung. Wir haben inhaltsanalytisch drei Formen der Gesprächsführung unterschieden: (a) Das kritische Interview stellt das vom Gesprächspartner Gesagte infrage und konfrontiert auch einen Experten mit Zweifeln, Einwänden, Nachfragen, aufgetretenen Widersprüchen usw. (b) Das affirmative Interview ist ein harmonisches und durchweg harmloses Gespräch, bei dem sich Journalist und Analyst wechselseitig die Bälle zuspielen. Journalisten und Moderatoren fungieren zumindest phasenweise als reine Stichwortgeber oder sie tragen das nach, was der Befragte vergessen hat. Es besteht reichlich Gelegenheit, vorgefertigte Statements zu verkünden – notfalls auch völlig ohne Zusammenhang zur Ausgangsfrage. Beantwortet werden auch gerne selbstgestellte Fragen oder die – vermutlich zuvor abgesprochenen – Suggestivfragen der Journalisten. (c) Das neutrale Interview schließlich vermeidet die beiden Extreme, es wird sachlich und informationsorientiert geführt. Die Rollen von Interviewer und Interviewtem sind klar erkennbar, sodass sich ein ehrliches Frage- und Antwortverhalten entwickeln kann. Bei der Wirtschafts- und Finanzberichterstattung aller drei Veranstalter dominiert eindeutig und erwartungsgemäß die neutrale Interviewführung (vgl. Tab. 4). Die affirmative Gesprächsführung nimmt vor allem bei N24 und bei n-tv einen erheblichen Anteil ein, und – vielleicht noch auffälliger – eine kritische Gesprächsführung ist auf n-tv bei Wirtschaftsthemen nicht feststellbar, bei Bloomberg TV ist sie allenfalls marginal vertreten und auch bei N24 ist der Wert von gut 6 Prozent nicht gerade beeindruckend. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 186 Als Zwischenfazit lässt sich also festhalten, dass nicht-journalistische Experten und Analysten der Sell-Side eine dominierende Rolle bei den Fernseh-Anlagetipps spielen, die durchweg positiv ausfallen und meist in Interviews mit Journalisten geäußert werden. Kritische Stellungnahmen und neutrale bzw. Buy-Side-Analysten sind Mangelware. Vielleicht, weil sie das konsumfreundliche Klima sowie das sponsor- und werberelevante Umfeld beeinträchtigen könnten. STIL DER GESPRÄCHSFÜHRUNG BEI WIRTSCHAFTSRELEVANTEN INHALTEN Tab. 4 (Zeitanteil in Prozent) Bloomberg TV n-tv N24 Kritische Gesprächsführung Neutrale Gesprächsführung Affirmative Gesprächsführung 1,7 90,7 7,6 0,0 87,1 12,9 6,2 76,9 16,9 GESAMT 100 100 100 Das Kernproblem: Interessenkonflikte Wenn die Verkäufer, Händler oder Broker von Aktien, Zertifikaten und andere Anlageprodukten zugleich auch die Ratgeber im Fernsehen spielen, dann sind Interessenkonflikte vorprogrammiert: Das öffentliche Interesse an möglichst objektiver und ausgewogener Information sowie das private Interesse individueller Anleger aus dem Fernsehpublikum kann leicht in Konflikt geraten mit dem wirtschaftlichen Interesse der Sell-Side, aber auch der institutionellen Großanleger auf der Buy-Side. Es ist also sicherlich auch objektiv schwierig, neutrale Experten und unabhängige Analysten für Anlagetipps im Fernsehen zu gewinnen. Die klassische Lösung des Qualitätsjournalismus, die wir ganz selbstverständlich von Politikredakteuren erwarten, ist bei den Wirtschaftsjournalisten im Fernsehen offenbar weithin unbekannt: Wir haben unter den 141 analysierten Anlagetipps kein Beispiel dafür gefunden, dass zwei widersprüchliche Expertenmeinungen miteinander konfrontiert werden. Selbst kritische Nachfragen und Widersprüche durch die Wirtschaftsjournalisten und Moderatoren bleiben – wie oben gezeigt – Ausnahmen. Wenn sich also Interessenkonflikte nicht vermeiden lassen, aber die Programmveranstalter aufgrund der Publikumsnachfrage nach eindeutigen Tipps auf diese Art von Ratgeberpublizistik nicht gänzlich verzichten möchten, dann stellt sich die Frage, wie man das Publikum auf diese bestehenden Konflikte zumindest hinweist. In der untersuchten Programmwoche wurde bei 14 ausgestrahlten Anlagetipps (davon neun Wiederholungsausstrahlungen) explizit auf Interessenkonflikte hingewiesen: Auf n-tv wurde ein Insert mit dem Verweis auf die Website „www.bhfbank.com/interessenkonflikte“ eingeblendet, zusätzlich wies der Moderator auf das Problem hin. Ruft man die Website auf, dann erscheint ein längerer, juristisch formulierter Disclaimer zur Abwehr von Haftungsansprüchen. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 187 Auch Bloomberg TV setzt Inserts im Splitscreen-Verfahren ein. Zudem wird auf den Unterschied zwischen journalistischer Meinungsäußerung und reportierter Meinung hingewiesen, wenn der Text „Analystenmeinungen geben nicht die Meinung von Bloomberg wieder“ erscheint. Außerdem wurden von Bloomberg TV vereinzelt auch generelle Warnhinweise eingeblendet, wie „Investoren handeln auf eigenes Risiko. Aktienkurse können steigen oder fallen“. Obgleich also das Problem der Interessenkonflikte zumindest bei zwei Anbietern grundsätzlich durchaus bekannt ist und sogar publizistisch thematisiert wird, lohnt eine weiterführende Detailanalyse (vgl. den Abschnitt „Eine Fallstudie“). Zur Einflussnahme von Sponsoren und Werbekunden auf den Ratgeberjournalismus Bevor wir uns konkrete Fälle detaillierter ansehen, geht es darum, mögliche Zusammenhänge zwischen Werbung oder Sponsoring auf der einen Seite und redaktioneller Berichterstattung und Ratgebung auf der anderen Seite zu rekonstruieren, soweit dies inhaltsanalytisch überhaupt möglich ist. Verdeckte Einflussnahmen auf redaktionelle Inhalte – etwa durch Unternehmen, die im betreffenden Programm gar nicht offen als Werbetreibende oder Sponsoren in Erscheinung treten – können inhaltsanalytisch nicht nachgewiesen werden. Feststellen lassen sich allenfalls eine auffallend einseitige positive Berichterstattung oder Anlageempfehlungen. Wir haben jedoch nicht alle expliziten Anlageempfehlungen inhaltsanalytisch untersucht, um dann über mögliche verdeckte Einflussnahmen zu spekulieren. Stattdessen haben wir einige evidente Fälle von möglichen Interessenkonflikten einer Detailuntersuchung unterzogen. Hierfür kamen insbesondere die Fälle infrage, in denen über Finanzdienstleistungen oder Produkte berichtet wurde, die von Werbekunden oder Sponsoren angeboten werden, oder wo solche Produkte Gegenstand von Empfehlungen waren. So wurden beispielsweise drei Produkte der Deutschen Bank (DWS) im redaktionellen Programm von n-tv empfohlen, wobei DWS auch als n-tv-Sponsor aktiv ist und 45 Werbespots schaltete. In derselben Woche wurden aber auch zwei Produkte der Deutschen Bank auf Bloomberg TV besprochen, und hier sponserte und warb DWS nicht. Für eine systematische Einflussnahme von Werbekunden und Sponsoren auf die Thematisierung ihrer Produkte oder gar die Tendenz ihrer Bewertung geben auch unsere Fallstudien keine Hinweise. Kriterien für den redaktionellen Umgang mit Interessenkonflikten und zur Trennung von Werbung und Programm im Fernsehen Um konkrete Fallbeispiele hinsichtlich der Frage beurteilen zu können, ob und in welchem Maße sie gegen das Trennungsgebot verstoßen, bedarf es bei einer qualitativen Analyse (ebenso wie bei einer quantitativen) möglichst klarer Kriterien und Maßstäbe. Im Rundfunkstaatsvertrag (§§ 7 u. 8) als grundlegendem medienrechtlichen Dokument ist zwar ein klares Verbot der inhaltlichen Einflussnahme durch Werbetreibende und Sponsoren ebenso verankert wie das Verbot, in gesponserten Sendungen zum Kauf, Verkauf usw. von Erzeugnissen und Dienstleistungen des Sponsors, aber auch von Dritten, aufzurufen. Der Rundfunkstaatsvertrag und die PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 188 Richtlinien der Landesmedienanstalten liefern aber keine konkreten Indikatoren für die Programmbeobachtung. Solche Analyse- und Bewertungskriterien mussten für unsere Analyse erst einmal aus der kommunikationswissenschaftlichen und medienrechtlichen Fachliteratur extrahiert werden. Das Trennungsgebot ist auch in den Landespressegesetzen (§ 10) und im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG, §§ 1 u. 3) verankert, aber es fehlen die medien- bzw. fernsehspezifischen Konkretisierungen. Nach Dommermuth, die den Stand der Rechtsprechung analysiert hat, wird das Trennungsgebot so lange nicht verletzt, wie die sachliche Information des Rezipienten über Waren und Dienstleistungen im Vordergrund steht und „die damit einhergehende Werbewirkung sich nur als unabweisliche Folge darstellt“. Entscheidend ist „das Ausmaß der einseitig lobenden Erwähnung“ und wie für die Rechtsprechung dürfte auch für die wissenschaftliche Inhaltsanalyse „die Gesamtwürdigung von Anlass und Inhalt des einzelnen Berichtes“6 empfehlenswert sein, was ein qualitativ-interpretatives Verfahren nahelegt. Neben dem Tatbestand der Bezahlung für eine Publikation gelten als inhaltsanalytisch operationalisierbare Indikatoren bei den Printmedien die übermäßige Herausstellung von Unternehmen und Produkten durch optische Akzentsetzung, Nennung von Produktnamen, wo dies für Informationszwecke nicht notwendig erscheint, oder eine „für Prospekte typische Darstellungsweise“ ohne kritische Distanz.7 Auch der Bundesgerichtshof hat in seinen Entscheidungen auf die äußere Gestaltung und formale Unterscheidbarkeit Bezug genommen, damit nicht der „unrichtige Eindruck geweckt“ wird, „es handele sich um eine fachkundige Äußerung eines unbeteiligten Dritten“8, wo es tatsächlich um die Bemäntelung eigener ökonomischer Interessen geht. Dabei meint „eigene Interessen“ nicht allein die Interessen von Journalisten, die möglicherweise als sog. Sekundär-Insider einen wirtschaftlichen Privatnutzen aus ihrem Informationsvorsprung ziehen (vgl. hierzu auch die im Jahr 2000 neu gefasste Ziffer 7 der Publizistischen Grundsätze des Deutschen Presserats) oder gar durch gezielt tendenziöse Berichterstattung strafbares „Scalping“ betreiben, also zum eigenen Nutzen Einfluss auf die Kursentwicklung von Anlagen nehmen, die sie privat besitzen. Rechtlich und medienethisch problematisch ist es auch, wenn Redaktionen Dritten solche Verhaltensweisen ermöglichen. Auch für die Börsen- und Finanzberichterstattung gilt selbstverständlich die journalistische Sorgfaltspflicht, d.h. Wahrheit, Inhalt und Herkunft von Nachrichten müssen geprüft werden, wobei mit Dommermuth gilt, dass alle Angaben von Marktteilnehmern, „insbesondere aus Wirtschaftsunternehmen [...] grundsätzlich Zweifeln unterworfen“9 werden sollten. 6 7 8 9 Dommermuth, Stefanie (2003): Publizistische Sorgfaltspflichten und haftungsfreies Ermessen bei redaktionellen Presseäußerungen im Rahmen der Wirtschaftsberichterstattung. Berlin, S. 74. Dommermuth 2003, S. 74-75. Bornkamm, Joachim (2004): Redaktionelle Werbung? Zur Trennung von Werbung und Programm. In: Baerns, Barbara (Hrsg.): Leitbilder von gestern? Zur Trennung von Werbung und Programm. Wiesbaden, S. 47-49. Dommermuth 2003, S. 85. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 189 Gesetzlichen und ethischen Normen unterliegen übrigens nicht nur Journalisten, sondern auch Public-Relations- und Investor-Relations-Manager: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat auf der Grundlage des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) einen Emittentenleitfaden10 publiziert, der auch für „etwaige externe Personen, die mit der Außendarstellung des Unternehmens betraut sind“, gilt und diese u.a. auf wahrheitsgemäße Aussagen verpflichtet. Allerdings können sich Journalisten nicht unbedingt darauf verlassen, dass alle Unternehmenssprecher und Broker sich an diese Bestimmungen halten. Vielmehr müssen Interessenkonflikte, wo sie nicht durch die Auswahl anderer oder zusätzlicher Analysten verhindert werden können, zumindest kenntlich gemacht werden. Hierfür ist das Einblenden des Namens dann nicht ausreichend, wenn der Rezipient nicht auch erfährt, welche Funktion der Sprecher hat und welches potenzielle Interesse er somit vertritt. Publizistische Sorgfalt bei der Auswahl und beim Umgang mit Analysten ist grundsätzlich auch deshalb geboten, weil ihre Prognoseleistung insgesamt umstritten ist. Rolke und Wolff beschreiben auf der Grundlage empirischer Befunde, dass die Verlautbarungen von Analysten noch einmal deutlich positiver ausfallen als die ohnehin schon positive Grundtendenz der Wirtschaftsberichterstattung,11 bei der offenbar nicht mit dem aus der Politikberichterstattung bekannten NegativismusFaktor zu rechnen ist. Zum Teil sind die Erfolgsquoten verschiedener Analysten sogar statistisch erfasst, d.h. Redakteure hätten die Möglichkeit, sich besonders um die Experten mit guter Performance zu bemühen, und sie könnten – zum Beispiel auf den Websites der Sender – ihre Rezipienten auf das Ranking der Analysten und ihre allemal begrenzte Prognosefähigkeit hinweisen.12 Hidding, Gerke und Wolff stellen an Wirtschaftsjournalisten hinsichtlich ihrer Beratungs- und Aufklärungsfunktion höhere Ansprüche als an Fachjournalisten in den Spezialmedien. Neben sorgfältiger Recherche und Gegenrecherche schlagen sie auch allgemeine und allgemeinverständliche Warnhinweise über „Risiken und Nebenwirkungen“ der verschiedenen Geldanlageformen vor.13 10 11 12 13 BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Hrsg.) (2005): Emittentenleitfaden der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Frankfurt/M. URL: http://www.bafin.de/schreiben/89_2005/ emittentenleitfaden.pdf [20.8.2007]. Vgl. Rolke, Lothar/Volker Wolff (2000): Kurspflege durch Meinungspflege – Das Geschäft mit dem Vertrauen. In: Dies. (Hrsg.): Finanzkommunikation. Kurspflege durch Meinungspflege. Die neuen Spielregeln am Aktienmarkt. Frankfurt/M., S. 15. Vgl. Wolff, Volker (2000): Garanten des Vertrauens? Die besondere Verantwortung von Finanzjournalisten. In: Rolke/Wolff (Hrsg.), S. 103, und Döring, Claus (2000): Finanzpresse und Finanzanalysten. In: Rolke/Wolff (Hrsg.), S. 127. Vgl. Hidding, Bruno (2000): Journalisten und Analysten – zum Nutzen der Anleger. In: Mittler der Märkte. Wirtschaftsjournalismus zwischen Anspruch und Alltag. Festschrift für Hans K. Herdt. Frankfurt/M., S. 107; Gerke, Wolfgang (2000): Mißbrauch der Medien zur Aktienbeeinflussung. Ehrenkodex für Analysten und Journalisten. In: Rolke/Wolff (Hrsg.), S. 153 u. 169, sowie Wolff 2000, S. 103. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 190 Eine Fallstudie Beim inhaltsanalytischen Abgleich zwischen Werbetreibenden und Sponsoren auf der einen Seite und Anbietern von im redaktionellen Teil thematisierten Finanzprodukten14 auf der anderen Seite fällt die niederländische Großbank ABN Amro auf, die bei n-tv sehr aktiv als Sponsor (von insgesamt sieben Präsentationsformen) ist und im Untersuchungszeitraum auch 29 Werbespots schalten ließ. Im gleichen Zeitraum sind im Programm von n-tv vier Anlageprodukte von ABN Gegenstand von Berichterstattung und Beratung, was zunächst schon aufgrund der Kongruenz von Werbezielgruppe und Themenöffentlichkeit sowie der Größe der Bank nicht ungewöhnlich erscheinen muss.15 Zumindest die Tatsache, dass ein ABN-Amro-Produkt in einer Sendung auf n-tv empfohlen wird, die durch dasselbe Unternehmen gesponsert ist, lässt eine tiefergehende Analyse aber lohnend erscheinen. An der n-tv-Sendung „Investment-Check“ am 12. Juli 2006 nehmen Sell- und Buy-Side-Analysten als Experten an einem neutral geführten Interview teil. Neben dem Produkt des Sponsors wird auch ein Produkt einer anderen Bank empfohlen, deren Vertreter als (Sell-Side-)Analyst zu Wort kommt, ohne dass auf den zweifellos bestehenden Interessenkonflikt hingewiesen wird – was übrigens auch nicht hinsichtlich des Sponsors der Sendung geschieht. In der insgesamt zwanzigminütigen Sendung werden zwar acht unterschiedliche Experten, darunter auch ein neutraler Wirtschaftswissenschaftler, befragt, doch kommt es keineswegs zu einer wechselseitigen Bezugnahme auf Argumente und ggf. abweichende Einschätzungen und Bewertungen. Neben einem Buy-Side-Analysten (Vermögensberater) und dem Wirtschaftswissenschaftler vom Kieler Institut für Weltwirtschaft zählen auch Vertreter der Handelskammer und eines internationalen Softwareunternehmens zu den Experten, genauso wie ein indischer Filmproduzent und ein Bankenvertreter, der das eigene Produkt empfiehlt. Die durchaus fachkundigen Äußerungen dieser bunten Schar bleiben jedoch weitgehend unvermittelt nebeneinander stehen. Verbunden (oder eben: getrennt) werden sie lediglich durch eher pitoreske denn informative Filmbeiträge aus den BRIC-Märkten Brasilien, Russland, Indien und China. Eine Debatte oder gar ein Diskurs kommt nicht zustande, kritische Nachfragen seitens der qualifizierten Wirtschaftsjournalisten bleiben aus, Hintergründe, Interessen und Interessenkonflikte im Dunkeln. 3. Zusammenfassung und Fazit Die Programmprofile von Bloomberg TV, n-tv und N24 unterscheiden sich erheblich: lediglich Bloomberg TV ist ein ausgesprochener Wirtschaftssender, während Wirtschaft, Börse und Finanzen bei n-tv und vor allem bei N24 weitaus geringere Bedeu14 15 Durch relativ aufwendige Hintergrundrecherchen musste zunächst ermittelt werden, welche Produkte von wem angeboten werden. Eine eindeutige Zuordnung ist meist aufgrund der Wertpapierkennnummer (WKN) möglich. Für eine quantitative, die Signifikanz prüfende Analyse sind Untersuchungszeitraum und Samplegröße zu gering. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 191 tung haben. Auch hinsichtlich Werbung und Sponsoring fallen die Unterschiede ins Auge: Bloomberg TV ist nahezu werbefrei und auch Sponsoring spielt keine große Rolle, beides ist bei N24 und vor allem bei n-tv deutlich anders. In der Wirtschaftsberichterstattung insgesamt, aber auch bei den hier besonders interessierenden Börsen- und Anlagetipps, dominieren dialogische Präsentationsformen, also Interviews und Studiogespräche usw., die vor allem mit senderexternen Experten und Analysten geführt werden. Dabei dominieren Sell-Side-Analysten oder kommerzielle Experten, die andere (oder gar eigene) wirtschaftliche Interessen vertreten als diejenigen der fernsehenden Kleinanleger vor dem Bildschirm. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass es wirklich neutrale Analysten zwar kaum geben kann, dass aber in allen drei Programmen wissenschaftliche Experten oder Buy-SideAnalysten kaum zu Wort kommen, womit grundsätzlich Interessenkonflikte vorprogrammiert sind. Daher stellt sich die Frage, wie diese publizistisch bewältigt werden. Auch wenn eine systematische Einflussnahme von Werbekunden und Sponsoren auf die Finanzberichterstattung und mediale Anlageberatung in den Programmen nicht nachgewiesen werden kann, bedeutet dies keineswegs, die gängige Programmpraxis sei unproblematisch. Zum einen wird auf Interessenkonflikte nur hin und wieder explizit hingewiesen und im Einzelfall lässt sich sogar nachweisen, dass tatsächlich Produkte von Sponsoren und Werbekunden in der gesponserten Sendung thematisiert und positiv kommentiert wurden, und zwar von Unternehmensvertretern (Sell-Side). Zum anderen fallen aber grundlegende Qualitätsmängel, die für den Wirtschaftsjournalismus immer wieder konstatiert wurden, auch bei den Börsen- und Anlagetipps ins Auge: So dominiert ein unkritischer, bisweilen sogar sorgloser Umgang mit den befragten Experten. Dies betrifft sowohl die bevorzugte Auswahl von SellSide-Analysten und die mangelnde Gegenrecherche bzw. das Versäumnis, auch weitere Analysten mit abweichenden Einschätzungen zu Wort kommen zu lassen. Das betrifft aber auch die durchweg unkritische, zuweilen sogar affirmative Gesprächsführung, bei der sich Journalisten und Moderatoren zu bloßen Stichwortgebern von InvestorRelations-Managern degradieren, die vorgefertigte Werbetexte verbreiten. Vergleicht man dieses Vorgehen mit den Standards des politischen Journalismus (sogar im Fernsehen), bieten alle Programme hier ein eher unprofessionelles Bild. Zu untersuchen wäre daher nicht zuletzt, welche Glaubwürdigkeit den TV-Börsentipps von den Rezipienten beigemessen wird und ob sie den befragten bzw. lediglich präsentierten Analysten wirklich vertrauen. Seit einigen Jahren bereits fordern verantwortungsvolle Medienpraktiker und -kritiker einen reflektierteren Umgang der Fernsehredaktionen mit Börsentipps und den Äußerungen von Finanz- und Kapitalmarktexperten insgesamt. Die Programmveranstalter könnten hier mehr tun, um über die grundsätzlichen Unzulänglichkeiten von Prognosen, die unterschiedliche Qualität von Analysen und schwankende Performance von Analysten sowie vorhandene Interessenkonflikte aufzuklären. Die namentliche Kennzeichnung von Gesprächspartnern ist dafür dann nicht ausreichend, wenn für den durchschnittlichen Rezipienten nicht ersichtlich wird, mit welchem potenziellen Interesse der Experte über ein Anlageprodukt spricht oder ob er PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 192 nicht möglicherweise gerade die Investition in eines der eigenen Produkte empfiehlt. Um mehr Transparenz zu schaffen, bieten sich Inserts und verbale Hinweise im Programm an, die auf den Websites der Programmveranstalter dann weiter erläutert und vertieft werden können. Publizistische Sorgfaltspflichten gelten auch für den Wirtschaftsjournalismus und besitzen besondere Bedeutung, wenn es um die Ratgeberfunktion zumal im sensiblen Bereich von Finanzen und privater Altersvorsorge geht. Wie bei der politischen Berichterstattung dürfte es auch hier im Interesse des Publikums liegen, mehr als nur eine Expertenmeinung zu hören und vor allem auch neutrale und Buy-Side-Analysten befragt zu sehen. In allen drei untersuchten Programmen mangelt es nicht an wirtschaftskompetenten Journalisten, wohl aber an kritischer Nachfrage und kontroversem Austausch von Argumenten. Insgesamt wird ein konsumfreundliches Klima erzeugt, in dem fast nur Kauf- und Anlageempfehlungen ausgesprochen werden – Metabotschaft und Tenor der TV-Finanzratgeber erscheinen noch positiver als die Wirtschaftsberichterstattung im Allgemeinen. Literatur BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Hrsg.) (2005): Emittentenleitfaden der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Frankfurt/M. URL: http://www.bafin.de/schreiben/89_2005/emittentenleitfaden.pdf [20.8.2007]. Balzli, Beat/Isabell Hülsen (2007): Bezahlte Fenster. In: Der Spiegel, Nr. 26, 25.6.2007, S. 98. Beck, Klaus u.a. (2006): Wirtschaftsberichterstattung in den Programmen von n-tv, N24 und Bloomberg TV. Eine Analyse der Programmgestaltung von Wirtschaftsinformationen im Hinblick auf die Einhaltung der Regelungen des Rundfunkstaatsvertrages. Berlin/Greifswald. ULR: http://www.alm.de/fileadmin/ forschungsprojekte/GSPWM/Wirtschaftsber._Teil_I.pdf [20.8.2007]. Bornkamm, Joachim (2004): Redaktionelle Werbung? Zur Trennung von Werbung und Programm. In: Baerns, Barbara (Hrsg.): Leitbilder von gestern? Zur Trennung von Werbung und Programm. Wiesbaden, S. 43-58. Dommermuth, Stefanie (2003): Publizistische Sorgfaltspflichten und haftungsfreies Ermessen bei redaktionellen Presseäußerungen im Rahmen der Wirtschaftsberichterstattung. Berlin. Döring, Claus (2000): Finanzpresse und Finanzanalysten. In: Rolke/Wolff (Hrsg.), S. 118-127. Gerke, Wolfgang (2000): Mißbrauch der Medien zur Aktienbeeinflussung. Ehrenkodex für Analysten und Journalisten. In: Rolke/Wolff (Hrsg.), S. 151-170. Hidding, Bruno (2000): Journalisten und Analysten – zum Nutzen der Anleger. In: Mittler der Märkte. Wirtschaftsjournalismus zwischen Anspruch und Alltag. Festschrift für Hans K. Herdt. Frankfurt/M., S. 97-108. Hock, Martin (2007): Verspekuliert. N24 nimmt den „Börsenguru“ Markus Frick vom Sender. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 145, 26.6.2007, S. 38. PROGRAMMDISKURS • PROBLEME UND STANDARDS DER WIRTSCHAFTSBERICHTERSTATTUNG 193 Rolke, Lothar/Volker Wolff (Hrsg.) (2000): Finanzkommunikation. Kurspflege durch Meinungspflege. Die neuen Spielregeln am Aktienmarkt. Frankfurt/M. Rolke, Lothar/Volker Wolff (2000): Kurspflege durch Meinungspflege – Das Geschäft mit dem Vertrauen. In: Dies. (Hrsg.), S. 10-18. Wolff, Volker (2000): Garanten des Vertrauens? Die besondere Verantwortung von Finanzjournalisten. In: Rolke/Wolff (Hrsg.), S. 96-106. PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 194 FLIMMO – Fernsehen mit Kinderaugen Michael Gurt und Bidjan Vakili FLIMMO berät seit über zehn Jahren Eltern und professionell Erziehende bei der alltäglichen Fernseherziehung. Herausgeber ist der gemeinnützige Verein „Programmberatung für Eltern e.V.“. Der Verein wurde am 25. November 1996 auf Initiative der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in München gegründet, um zusammen mit anderen Landesmedienanstalten und weiteren fachlich kompetenten Partnern medienpädagogische Hilfestellung zu leisten. Mitglieder des Vereins sind Institutionen, die ihre Erfahrung in der Vermittlung von Medienkompetenz einbringen. Dies sind zunächst 13 Landesmedienanstalten, die mit dem FLIMMO ihr größtes gemeinsames medienpädagogisches Projekt realisieren.1 Außerdem zählen die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie in Bensheim sowie das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk zu den Mitgliedern des Vereins. Mit der Durchführung des Projekts FLIMMO wurde das „JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis“ aus München betraut, das seine jahrzehntelange Forschungserfahrung im Bereich Kinder und Fernsehen einbringt. Das positive Feedback und die stetig steigende Nachfrage zeigen, dass mit dem FLIMMO eine tragfähige und alltagstaugliche Beratungsinstanz geschaffen wurde, die dem Anspruch gerecht wird, ein Angebot mit „Breitenwirkung“ zu sein. Für eine effektive Fernseherziehung brauchen Eltern Unterstützung, die ihr Wissen über den kindlichen Umgang mit dem Fernsehen mehrt und die ihr Bewusstsein für die Probleme schärft, die Kindern aus dem Fernsehen erwachsen können, und die schließlich ihr Repertoire an sinnvollen Erziehungsstrategien erweitert. Damit nicht genug, muss sich ein Ratgeber zur Fernseherziehung zugleich an professionelle Erziehungsinstanzen wie an Kindergarten und Schule wenden, um medienpädagogische Kompetenzvermittlung sinnvoll zu verzahnen. 1. Die Voraussetzungen Um einen Ratgeber zur Fernseherziehung pädagogisch sinnvoll zu gestalten, muss eine Reihe von Voraussetzungen berücksichtigt werden: zum einen auf Seiten des Mediums – in diesem Fall des Fernsehens –, zum anderen auf Seiten der Zielgruppen Eltern und professionell Erziehende. Bezogen auf das Medium Fernsehen sind zwei Punkte zentral: Untersuchungen zum Fernsehumgang von Kindern zeigen, dass Kinder nicht nur Kinderprogramme sehen, sondern mit zunehmendem Alter und je nach familiä1 Nicht beteiligt ist die Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern (LRZ). PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 195 rer Situation auch Erwachsenenprogramme. Demzufolge kann sich ein Ratgeber wie der FLIMMO nicht auf das Kinderprogramm beschränken, er muss vielmehr das komplette Programm berücksichtigen, mit dem Kinder zwischen drei und 13 Jahren in Berührung kommen. Das Fernsehen als dynamisches Medium ist einem stetigen Wandel unterworfen. Neue Formate werden entwickelt, Themen kommen in Mode, neue Programmschienen oder Sender tauchen auf usw. In dieser unübersichtlichen Landschaft ist es für Laien nicht immer leicht, den Überblick zu bewahren. Umso wichtiger ist es, mit einem Fernsehratgeber Orientierungspunkte zu setzen und sich veränderten Gegebenheiten des Programms anzupassen. Bezogen auf die Zielgruppen der Fernseherziehung gilt es, folgende Punkte in Rechnung zu stellen: Die zentrale Instanz für die Fernseherziehung sind die Eltern. Sie müssen im Prinzip täglich entscheiden, was ihre Kinder sehen dürfen und was nicht, und sich mit ihnen darüber auseinandersetzen. Kinder werden mit dem Medium Fernsehen als „Familienmitglied“ von klein auf konfrontiert. Der Fernsehumgang der Bezugspersonen hat in hohem Maße Vorbildcharakter. Dabei gilt die Regel: je niedriger das Bildungsmilieu, umso größer das Ausmaß des Fernsehkonsums, umso untauglicher die familiären Vorbilder und umso problematischer das bevorzugte Programm. Erziehende und Lehrkräfte können Korrektive für die familiäre Fernseherziehung bieten und die Entwicklung von Medienkompetenz bei Kindern unterstützen. Leider sind Pädagoginnen und Pädagogen oft nicht auf dem Laufenden, was die Medienwelt von Kindern angeht. Die eigene Distanz zu populären Medieninhalten spielt hier ebenso eine Rolle wie Defizite in der Ausbildung des pädagogischen Fachpersonals. Deshalb ist gerade im Kontext professioneller Erziehung Beratung und Know-how zum Thema Fernseherziehung dringend erforderlich. 2. Zwei Wege zu den Zielgruppen FLIMMO erreicht die Zielgruppen auf zwei Wegen: FLIMMO-Broschüre Die FLIMMO-Broschüre ist ein niedrigschwelliges Angebot „zum Mitnehmen“ für interessierte Personen und Institutionen, die auf das Thema Kinder und Fernsehen aufmerksam gemacht werden, und für Eltern aus eher niedrigeren Bildungsmilieus. Die Vorteile dieses Verbreitungswegs sind: - vielfältiger Zugang z.B. über Kontaktstellen wie Schulen, Kinderärzte usw.; schneller Überblick über regelmäßige, für Kinder relevante Angebote; kompakte Orientierung zum Thema Kinder und Fernsehen. FLIMMO-Online Die Online-Version des FLIMMO bietet eine umfassende, aktuelle Programmberatung. Aus unserer Erfahrung sind die Zielgruppen der Online-Version primär pro- PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 196 fessionell Erziehende sowie interessierte und versierte Eltern die v.a. in höheren Bildungsmilieus zu finden sind. Die Vorteile dieses Verbreitungswegs sind: - - 3. Aktualität: Das Online-Angebot ist immer aktuell bestückt mit Sendungsbesprechungen aller kinderrelevanten Angebote (also auch Spielfilme, Shows usw.), und zwar zwei Wochen im Voraus. Außerdem können aktuelle Ereignisse thematisiert werden, die bei Eltern Fragen aufwerfen (z.B. Berichterstattung zum Irakkrieg). Individuelle Handhabung: Die Nutzerinnen und Nutzer können sich die Informationen selbst zusammenstellen, speichern, ausdrucken usw. Zugang zu Hintergrundinformationen: Das Online-Angebot umfasst zusätzliches Material wie z.B. Textarchive, Berichte der Kinderbefragungen, ein Filmlexikon usw. Das inhaltliche Fundament Grundlagen des FLIMMO sind: - - - 4. Ergebnisse empirischer Studien mit medienpädagogischer Orientierung. Neben der Berücksichtigung von Untersuchungen zum Thema Kinder und Fernsehen werden andere Studien ausgewertet und für den FLIMMO nutzbar gemacht, z.B. regelmäßig die Ergebnisse der KIM-Studien. Darüber hinaus werden einschlägige Nachbardisziplinen beobachtet wie die Entwicklungspsychologie, die Frühpädagogik, die Familiensoziologie usw. Erfahrungen aus der medienpädagogischen Arbeit mit Kindern, Eltern und pädagogischem Fachpersonal, die das JFF seit Jahrzehnten durchführt. Ergebnisse der Beobachtung des Fernsehmarkts. Dies wird gewährleistet durch eine systematische Programmbeobachtung, durch die Auswertung von GFKDaten, die Aufbereitung einschlägiger Quellen wie Fachzeitschriften sowie die Sichtung von Tageszeitungen, Fernsehzeitschriften usw. Eigene Kinderbefragungen. Zweimal im Jahr führt das JFF im Auftrag des Vereins „Programmberatung für Eltern e.V.“ Kinderbefragungen durch, die sich unterschiedlichen Themen widmen. Dabei werden – je nach anvisierter Zielgruppe – entsprechende Methoden gewählt: Bei älteren Kindern kommen teilstandardisierte Fragebögen zum Einsatz, bei Vorschulkindern wird mit Spielanreizen und Gestaltungsanregungen gearbeitet. Die pädagogischen Leitlinien Das übergreifende Ziel des FLIMMO ist es, Fernseherziehungskompetenz von Eltern und pädagogisch Tätigen zu fördern. Durch die Kompetenzsteigerung der Bezugspersonen soll zugleich den Kindern die Chance auf einen sinnvollen, kritischen und selbstbestimmten Umgang mit dem Medium Fernsehen eröffnet werden. PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 197 Zur Erreichung dieses Ziels wird - - - 5. die Kindersicht auf Fernsehen vermittelt, um nachvollziehbar zu machen, was Kinder am Fernsehen fasziniert, aber auch, an welchen Stellen mit Problemen zu rechnen ist; pädagogische Orientierung gegeben, um Erziehenden Anregungen zu liefern, die entsprechend eigener Vorstellungen von Erziehung und Medienumgang modifiziert werden können; medienpädagogisches Know-how vermittelt, das speziell aufs aktuelle Programm bezogen ist oder grundsätzlichere und umfassendere Informationen zum Thema Kinder und Fernsehen enthält. Das FLIMMO-Konzept FLIMMO will Eltern und Erziehende in die Lage versetzen, aufgrund eigener fundierter Einschätzungen den Fernsehumgang von Kindern kompetent zu begleiten. Aus diesem Grund werden keine Patentrezepte geboten, sondern Kenntnisse über den kindlichen Fernsehumgang vermittelt, und es wird darauf hingewiesen, welche Problemfelder es in Bezug auf das Fernsehen gibt. Dies geschieht durch die Einordnung des Programms in drei Rubriken: „Kinder finden’s prima“ Diese Rubrik enthält, was in den Augen von Kindern „gutes Fernsehen“ ist und wogegen es aus pädagogischer Sicht keine ernsthaften Einwände gibt. Die Kindersicht kommt in der Beschreibung des Sendungsinhalts zum Tragen. Sie konzentriert sich nämlich auf die Elemente, die für Kinder besonders interessant sind, z.B. turbulente Verwicklungen, tapfere Helden, humorvolles Familienleben. Die pädagogische Orientierung wird in den Besprechungstext integriert: Der Altersverlauf zeigt, welches Alter sich von der Sendung besonders angesprochen fühlen kann. Kenntlich gemacht wird dies durch eine farbliche Abstufung für drei Altersgruppen (3–5, 6–10 und 11–13 Jahre). Darüber hinaus verweist ein hervorgehobener Zusatz auf eine eventuelle Überforderung für jüngere Kinder. Zuordnungskriterien für diese Rubrik sind u.a.: - inhaltliche Elemente, die das jeweilige Unterhaltungsbedürfnis von Kindern bedienen, ihre Sinne und Emotionen angemessen anregen; Figuren, an denen Kinder sich orientieren können, die Identifikationsangebote machen und Anregung für tragfähige Handlungsmuster bieten; Geschichten, Handlungsstrukturen usw., die den jeweiligen Verstehensfähigkeiten und Sichtweisen entgegenkommen; Informationen, die die Erweiterung des Blickwinkels von Kindern auf ihre nahe und weitere Umwelt ermöglichen; verständliche und anschauliche Aufbereitung von Wissen und Informationen. PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 198 „Mit Ecken und Kanten“ Sendungen dieser Rubrik werden zwar von Kindern ebenfalls als reizvoll betrachtet, enthalten aber auch Elemente, die ihnen aus pädagogischer Warte auf Dauer nicht zuträglich sind. Auch hier werden im Besprechungstext die für Kinder attraktiven Elemente herausgestellt, seien es Beziehungsaspekte, besondere Attribute von Helden, deren Kampfgeschick oder technische Ausstattung, die action- und temporeiche Handlung usw. Die pädagogische Orientierung wird explizit deutlich gemacht durch einen entsprechenden Hinweis darauf, welche Aspekte der Sendung Ecken und Kanten bergen. Zuordnungskriterien sind u.a.: - problematischer Umgang mit Gewalt als legitime und erfolgversprechende Art der Konfliktlösung; einseitiger und diskriminierender Umgang mit Geschlechterrollen; das Zur-Schau-Stellen von Personen in ihrer Privatsphäre oder in Extremsituationen; Darstellungsweisen, die gezielt Realität und Fiktion vermischen. „Für Kinder schwer verdaulich“ Sendungen in dieser Rubrik enthalten Bestandteile, die Kinder überfordern, ängstigen oder verunsichern können. Die Zuordnung in diese Rubrik sagt nichts über die Qualität der jeweiligen Sendung aus, denn auch qualitätsvolles Programm kann Kinder überfordern. Die Kindersicht wird in dieser Rubrik mit der pädagogischen Orientierung gekoppelt. Die Beschreibung der Sendung konzentriert sich auf inhaltliche Elemente, die für Kinder „schwer verdaulich“ sein können. Unter anderem sind das drastische Gewaltdarstellungen, unheimliches Geschehen usw. Zuordnungskriterien sind u.a.: - drastische und reißerische Darstellung von Gewalt und deren Folgen; Darstellung von Gewalt, die sich in für Kinder realitätsnahen Kontexten abspielt; Welt- und Menschenbilder, die stark verzerrend oder diskriminierend sind; Proklamierung einer gewalttätigen und gefahrvollen Welt. Zusätzlich bietet FLIMMO medienpädagogisches Wissen und Handlungsanregungen im redaktionellen Teil. Dabei ist es das Ziel, Eltern und Erziehenden medienpädagogisches Know-how in kurzen, verständlichen Texten nahezubringen. Behandelt werden u.a.: - Grundsätzliches zum Thema Kinder und Fernsehen in Form von ausführlichen Titelthemen; Sendungen, die Kindern Besonderes zu bieten haben und die aus pädagogischer Sicht aus dem Programm herausragen; Hinweise und Erklärungen zu problematischen Angeboten; aktuelles Geschehen, das mit dem Thema Kinder und Fernsehen in Verbindung steht (z.B. Kriegsberichterstattung, Terrorakte usw.); PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 199 - Erklärungen zur Einordnung bestimmter Sendungen oder Genres in die einzelnen Rubriken; Tipps zur Fernseherziehung; Hintergrundinformationen zum Fernsehen, zu Genres, Inhaltsaspekten oder Gestaltungselementen; Informationen über Anschlussmedien zum Fernsehen. Im FLIMMO-Online finden sich über die Besprechungen und die redaktionellen Texte hinaus vertiefende Angebote, die den Nutzerinnen und Nutzern weitere Zugangsweisen eröffnen: - - - 6. Das Archiv der Titelthemen und redaktionellen Texte ermöglicht die gezielte Suche nach Informationen und Themen (z.B. zum Unterschied im Fernsehumgang von Mädchen und Jungen). Es werden sämtliche Berichte zu den Kinderbefragungen als PDF-Dateien eingestellt. Hier können interessierte Nutzerinnen und Nutzer mehr über Fragestellungen und Erhebungsmethoden sowie die detaillierten Ergebnisse nachlesen. Ein Filmlexikon bündelt alle Daten zu den bisher besprochenen Spiel- und Zeichentrickfilmen. Die Verbreitung FLIMMO hat sich zum Ziel gesetzt, einer möglichst großen Zahl von Eltern Orientierungshilfen bei der Fernseherziehung ihrer Kinder zu bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird zum einen inhaltlich auf eine kurze und verständliche Formulierung der Beiträge und Sendungsbesprechungen geachtet. Zum anderen soll bei der Verbreitung sichergestellt werden, dass die FLIMMO-Broschüre an möglichst vielen Orten ausliegt, die von Eltern frequentiert werden. Zudem wird das Beratungsangebot kostenlos zur Verfügung gestellt, um die Bereitschaft zur Nutzung weiter zu erhöhen. Da der gemeinnützige Verein „Programmberatung für Eltern e.V.“ als Herausgeber nur über ein begrenztes Budget zur Realisierung des Projekts verfügt, war auf einen möglichst kostengünstigen Verbreitungsweg zu achten. Daher wurde der Weg über Multiplikatoren gewählt. Institutionen, die den FLIMMO an Eltern weitergeben oder die Broschüre öffentlich auslegen, können das Heft kostenlos bestellen. Der FLIMMO wird den Bestellern jeweils nach Neuerscheinen in der gewünschten Menge zugesandt. Bei der konkreten Auswahl von Multiplikatorengruppen wurden solche Institutionen berücksichtigt, bei denen von einer großen Kontaktwahrscheinlichkeit mit Eltern auszugehen war. Dieser Kontakt kann entstehen, indem der FLIMMO von professionell Erziehenden an Eltern weitergegeben wird oder indem die Broschüre von Eltern selbstständig entdeckt wird. Beim Aufbau des Verteilers wurde darauf geachtet, dass beide Möglichkeiten realisiert werden können. Zunächst wurde die Broschüre daher an Schulen und Kindertageseinrichtungen bekannt gemacht. PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 200 Gleichzeitig wurden Institutionen gesucht, die eher im beiläufigen Sinne als Multiplikatoren fungieren. Dabei hat sich der Weg über Wartezimmer in Arztpraxen und die Auslage in Apotheken als sinnvoll erwiesen. Im Zeitablauf sind weitere öffentlich zugängliche Bezugsstellen wie etwa Bibliotheken hinzugekommen, über die die FLIMMO-Broschüre kostenlos erhältlich ist. Für Interessierte besteht die Möglichkeit, über die Eingabe ihrer Postleitzahl solche öffentlichen Bezugsstellen in ihrer näheren Umgebung zu suchen. Auf Wunsch kann der FLIMMO jedoch auch direkt über ein Abonnement bezogen werden. Da die Einzelversendung mit deutlich höheren Kosten verbunden ist, fällt für Abonnements ein geringer Kostenbeitrag an. Dieses Verbreitungssystem hat sich in der Praxis als sehr erfolgreich erwiesen. Das Interesse an dem Beratungsangebot nahm in einem Maße zu, dass die zulässige Höchstbestellmenge zeitweise begrenzt werden musste, um sämtliche Besteller berücksichtigen zu können. Versendet wird der FLIMMO ausschließlich aufgrund konkreter Bestellungen. Zudem wird mit jeder Ausgabe das weitere Interesse am Erhalt der Broschüre abgefragt und ggf. um die Anpassung der Bestellmenge gebeten. Damit soll die Gefahr einer nicht bedarfsgerechten Verteilung möglichst gering gehalten werden. Inzwischen wird der FLIMMO bundesweit an rund 22.000 Besteller versendet. Dabei geht fast jede zweite Broschüre an Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindertagesstätten. Weitere knapp 40 Prozent der Broschüren werden von medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen, Apotheken und therapeutischen Einrichtungen z.B. von Logopäden und Ergotherapeuten bestellt. Eine weitere bedeutende Multiplikatorengruppe stellen öffentliche Bibliotheken dar. Seit einigen Jahren wird die FLIMMO-Broschüre zudem in vielen Bundesländern an die Eltern aller Erstklässler ausgegeben. Solche Aktionen haben sich als überaus sinnvoll erwiesen, da Eltern gerade in den ersten drei Schuljahren ihrer Kinder besonders interessiert an medienpädagogischen Fragen sind. Solche Erstklässler-Aktionen bieten die Möglichkeit, einen gesamten Jahrgang von Eltern für das Thema Medienerziehung zu sensibilisieren und auf den FLIMMO hinzuweisen. Die erste Ausgabe von FLIMMO erschien im Jahr 1997 mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren. Inzwischen hat sich die Auflage auf rund 400.000 Hefte pro Ausgabe vervierfacht. Pro Jahr erscheinen drei reguläre Ausgaben, seit 2003 zusätzlich eine Sonderausgabe zu Weihnachten, die sich ausschließlich mit dem erweiterten Fernsehprogrammangebot während der Weihnachtsferien beschäftigt. Ebenfalls im ersten Halbjahr 1997 startete fast zeitgleich zur Printausgabe das Online-Angebot von FLIMMO, das von den Nutzern sehr gut angenommen wird. Inzwischen wurden die Seiten bereits zweimal gründlich überarbeitet und erweitert. Im Vergleich zur Broschüre ist das Angebot im Internet deutlich umfangreicher und aktueller. So wird dort das komplette Fernsehprogramm besprochen, also auch einmalige Angebote wie Spielfilme und Dokumentationen. Neben einem Archiv aller bisher erschienenen Beiträge können zudem auch die Ergebnisse der bisherigen Kinderbefragungen abgerufen werden. Umfangreiche Recherchemöglichkeiten und ein Filmlexikon mit allen bisher von FLIMMO besprochenen Spiel- und Zeichen- PROGRAMMDISKURS • FLIMMO – FERNSEHEN MIT KINDERAUGEN 201 trickfilmen runden das Angebot ab. Darüber hinaus bestehen im Bereich „Mein FLIMMO“ zahlreiche Möglichkeiten für die Zusammenstellung einer persönlichen Auswahl an Sendungen, Texten und Links sowie von Suchprofilen. PROGRAMMAUFSICHT PROGRAMMDISKURS • GEMEINSAME STELLE PROGRAMM, WERBUNG UND MEDIENKOMPETENZ 203 Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz Auf Beschluss der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) wurde im Jahr 2003 die Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) gegründet. Sie ist die zuständige Stelle für aktuelle Fälle und Grundsatzfragen zu Zulassungen, Programm, Werbung und Medienkompetenz. Vorsitzender: Mitglieder: Geschäftsstelle: Prof. Dr. Norbert Schneider (LfM) Dr. Gerd Bauer (LMS), Manfred Helmes (LMK), Dr. Victor Henle (TLM, bis Mai 2007), Jochen Fasco (TLM, ab Juni 2007), Thomas Langheinrich (LFK), Wolfgang Schneider (brema), Prof. Dr. Wolfgang Thaenert (LPR Hessen) c/o Landesanstalt für Medien NRW, Zollhof 2, 40221 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 77007-135, www.gspwm.de, [email protected] Einen großen Aufgabenbereich der GSPWM stellen die bundesweiten Zulassungsangelegenheiten im Fernsehbereich dar. Hier hat die GSPWM zum einen den Auftrag, Empfehlungen über eine Zulassung für die Lizenzanstalten vorzubereiten. Zum anderen befindet sie über die Abgrenzung von Rundfunkangeboten und Mediendiensten. Dieser Aufgabenbereich wird stetig umfangreicher. So gab es 2006 insgesamt 59 neue Anträge, von denen 37 den Rundfunk betrafen mit insgesamt 51 Programmen sowie 22 Mediendienste mit 24 Angeboten (zum Vergleich: 2005 gab es 40 Anträge, davon 25 TV-Programme und 15 Mediendienste). Oftmals handelt es sich bei den neuen Angeboten um Spartenangebote, also um Rundfunkprogramme mit im Wesentlichen gleichartigen Inhalten, wie beispielsweise Unterhaltung oder Information. Die Entscheidungen über die Zulassung sind zumeist komplex. So ergeben sich häufig Nachfragen u.a. in Bezug auf die Einhaltung der Jugendschutz- und Werberegelungen. Die diesbezüglich getroffenen Schutzvorkehrungen mussten des Öfteren seitens der Antragsteller nachgebessert, das Programmschema geändert werden. 2006 betrafen solche Nachfragen insbesondere den Lizenzantrag von Trinity TV, jetzt Trinita TV, dessen Annahme von der Gemeinsamen Stelle zunächst nicht empfohlen wurde. Zu einer positiven Entscheidung kam es erst, nachdem deutliche Korrekturen, vor allem im Programmbereich, vorgenommen worden waren. Da Religion und damit die Frage religiöser Werbung im Fernsehen an Bedeu- PROGRAMMDISKURS • GEMEINSAME STELLE PROGRAMM, WERBUNG UND MEDIENKOMPETENZ 204 tung gewinnt, hat die GSPWM das Thema aufgegriffen und im Rahmen der Fachtagung „Message im Medium – Zur Zulässigkeit religiöser Fernsehprogramme“ im Herbst 2006 eingehend diskutiert. Zudem beschäftigt sich die GSPWM zunehmend mit fremdsprachigen Programmen, wie etwa türkischen oder persischen Programmen, die in Deutschland produziert und speziell für Migranten ausgestrahlt werden. Gelegentliche Bewertungen sollen sicherstellen, dass diese Programme den Programmgrundsätzen des Rundfunkstaatsvertrags entsprechen. Problematischer als die in Deutschland produzierten Programme sind allerdings die Programme, die im Ausland produziert werden und per Satellit nach Deutschland einstrahlen. Geschieht dies aus dem europäischen Ausland, unterliegt das Programm zunächst der Aufsicht durch den Sendestaat. Das Programm darf insoweit auch nicht von der deutschen Medienaufsicht kontrolliert und beanstandet werden. Programme, die über Satelliten nach Deutschland gelangen, auf die das EURecht keine Anwendung findet, bleiben auch dann unbehelligt, wenn sie gegen deutsches Recht verstoßen. Dieser Problematik widmete sich ein weiterer Workshop der GSPWM im Frühjahr 2007 mit dem Titel „Fremde Welten – Ausländisches Fernsehen in Deutschland“. Die GSPWM hat sich in dieser Sache auch an die EU gewendet, um auf eine Lösung gegen die Verbreitung antiisraelischer und antisemitischer Propaganda über Drittstaaten-Satelliten hinzuwirken. Aber nicht nur in diesem Kontext hat die GSPWM den Kontakt zur EU gesucht. So wurde die Arbeit der Gemeinsamen Stelle in den Jahren 2006 und 2007 erneut durch die Diskussion um die Europäische Fernsehrichtlinie geprägt. Im Mittelpunkt stand hier das Thema Produktplatzierungen. Die GSPWM stand dem ersten Entwurf der Europäischen Kommission – in dem Produktplatzierungen generell zugelassen wurden – kritisch gegenüber. Hierzu führte sie 2006 zahlreiche Gespräche, u.a. mit Vertretern privater Rundfunkveranstalter und Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Die GSPWM setzte sich dafür ein, Produktplatzierungen generell zu verbieten und nur in sehr engen Grenzen Ausnahmen zuzulassen. So sprach sie sich für zahlreiche Konkretisierungen des zunächst veröffentlichten Entwurfs der EU aus, vor allem im Hinblick auf die mögliche Verpflichtung der Veranstalter, auf Produktplatzierungen deutlich hinzuweisen. Als klar wurde, dass innerhalb der EU die Zulassung von Produktplatzierungen möglich sein würde, suchte die GSPWM Ende 2006 das Gespräch mit Programmveranstaltern, um Details zu klären, wie z.B. Hinweise auf Produktplatzierungen aussehen müssen, um den Zuschauer hinreichend zu informieren. In den Jahren 2006/2007 führte die GSPWM außerdem mehrere Gespräche mit Experten und Veranstaltern zu neuen technischen Entwicklungen im Rundfunk, um hier auf künftige Zulassungsproblematiken vorbereitet zu sein. So hat sie sich 2007 insbesondere mit den Themen IPTV und Internet Radio beschäftigt und dazu festgestellt, dass Rundfunkangebote, die im Internet übertragen bzw. per Internetprotokoll in anderen Übertragungswegen verbreitet werden, grundsätzlich Rundfunk sind. Im Einzelfall können allerdings die Art der technischen Verbreitung, die Zahl PROGRAMMDISKURS • GEMEINSAME STELLE PROGRAMM, WERBUNG UND MEDIENKOMPETENZ 205 der gleichzeitigen Zugriffe oder der Sendeumfang Gründe dafür sein, solche Angebote zumindest vorerst nicht als Rundfunk einzustufen. Da das Internet sich zunehmend als Übertragungsweg für Rundfunkangebote durchsetzt, hat die Gemeinsame Stelle auf die Zuständigkeit und Aufsichtstätigkeit der Landesmedienanstalten in der Öffentlichkeit noch einmal besonders hingewiesen. Zudem oblag der GSPWM die Federführung bei der Vorbereitung länderübergreifender DVB-H-Erprobungsprojekte. DVB-H steht für Digital Video Broadcasting Handheld und ist ein international standardisiertes Übertragungsverfahren, das Fernsehen, Hörfunk und Telemedien auf mobilen Empfangsgeräten ermöglicht. Mit dem DVB-H-Standard können ca. 16 Programmplätze mit TV-, Hörfunk- und Telemedienangeboten verbreitet werden. Die GSPWM hat dafür zusammen mit der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang (GSDZ) die Ausschreibung vorbereitet und ist seit Abschluss der Ausschreibungsfrist dabei, für die DLM das Konzept auszuwählen, das am besten geeignet erscheint, die Projektziele zu verwirklichen. Start des Projekts soll im Frühjahr 2008 sein. Schließlich hat sich die Gemeinsame Stelle 2007 auch mit dem interaktiven Fernsehen befasst, der Möglichkeit, fortlaufend zwischen linearen Angeboten und Video-on-Demand-Diensten zu wechseln. Neben den Zulassungsfragen und der Beschäftigung mit neuen technischen Entwicklungen im Fernsehbereich lag ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit der GSPWM auf der Programmkontrolle – zum einen mit Blick auf die Einhaltung allgemeiner Programmgrundsätze, zum anderen hinsichtlich der Regulierung von Werbung in Rundfunkangeboten. Zu dieser Aufsichtstätigkeit gehört die jährliche Programmanalyse der sog. Regionalfenster in den Programmen von Sat.1 und RTL. Dabei ergab die Untersuchung für 2006, dass die Regionalfenster insgesamt die formalen Anforderungen der Fernsehfensterrichtlinie (FFR) erfüllen. Die inhaltliche Ausgestaltung verschiedener Fensterprogramme lag jedoch teilweise im Grenzbereich. So waren vor allem wirtschaftliche und politische Themen in einigen Programmen unterrepräsentiert. Dies ist mit den Veranstaltern erörtert worden. Einen Schwerpunkt der Programmaufsicht bildete daneben 2007 die Kontrolle der Call-In-Formate, der Gewinnspielsendungen. Zu diesen Programmen gab es zahlreiche Zuschauerbeschwerden. So wurde u.a. moniert, dass Lösungswörter nicht gefunden werden können und über lange Strecken kein Teilnehmer durchgestellt wird, bis die Gewinnsumme wieder abgesenkt wird. Aufgrund dessen hat die GSPWM zunächst die im Herbst 2005 verabschiedeten Anwendungs- und Auslegungsregeln der Landesmedienanstalten für die Aufsicht über Fernsehgewinnspiele (GewinnSpielReg) aktualisiert. Über Änderungen dieser Normen hat sie mit den Veranstaltern und dem Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) intensive Diskussionen geführt, die darin mündeten, dass die Veranstalter selbst Maßnahmenkataloge mit spezifischen Regeln für ihre Gewinnspiele entwarfen. Die Auslegungsregeln wurden im Ergebnis konkreter gefasst und beinhalten auch neue Regelungen bezüglich des Jugendschutzes. Zudem wurde ein ständiger Austausch über neue technische Entwicklungen vereinbart und beschlossen, mit dem Gesetz- PROGRAMMDISKURS • GEMEINSAME STELLE PROGRAMM, WERBUNG UND MEDIENKOMPETENZ 206 geber in Gespräche über eine konkretisierende Ermächtigungsgrundlage im Rundfunkstaatsvertrag einzutreten, die den Gesichtspunkten des Verbraucherschutzes Rechnung trägt und auf deren Grundlage künftig Richtlinien erlassen und Beanstandungen in Bezug auf Call-In-Formate erfolgen können. Auch das Thema Gewinnspiele im Hörfunk nahm in der GSPWM in den Jahren 2006/2007 einen breiten Raum ein. So wurde von dem für Hörfunk zuständigen Direktor der LMS, Gerd Bauer, eine Handreichung der Landesmedienanstalten für die Handhabung von Hörfunkgewinnspielen entwickelt. Ziel dieser Handreichung ist – ebenso wie bei den Regeln für Gewinnspiele im Fernsehen – die größere Transparenz für Zuschauer und Hörer sowie ein stärkerer Schutz der Minderjährigen. Hierfür hat auch die Kommission für Jugendschutz (KJM) neue Regelungen entwickelt. In Werbeangelegenheiten führte die Gemeinsame Stelle im Jahr 2006 Programmanalysen zu Themen wie Schleichwerbung und Klingeltönen durch. Im Frühjahr 2007 nahm sie eine detaillierte Analyse der Spartensender vor. Darüber hinaus bearbeitete die GSPWM zahlreiche Verstöße gegen die Werbeund Sponsorregelungen des Rundfunkstaatsvertrags. Dabei wurde sie 2006 in insgesamt 45 Fällen tätig. In 41 Fällen empfahl sie der jeweiligen Lizenz gebenden Medienanstalt rechtsaufsichtlich tätig zu werden bzw. ein Verfahren einzuleiten. Alle Feststellungen wurden zwischenzeitlich durch eine Beanstandung oder durch einen rechtsförmlichen Hinweis an die Veranstalter abgeschlossen. Bei zwei Fällen von Schleichwerbung führte die Beanstandungsempfehlung der Gemeinsamen Stelle zur Einleitung eines sog. Ordnungswidrigkeitenverfahrens, das mit der Verhängung eines Bußgelds verbunden ist. So wurde Super RTL aufgrund von Schleichwerbung in der Unterhaltungssendung „Das große Barbie-ABC“ von der LfM mit einem Bußgeld in Höhe von 12.000 Euro belegt. Sat.1 wurde aufgrund der Promi-Ostershow „Jetzt geht’s um die Eier“ ein Bußgeld angedroht, das daraufhin eingeleitete Gerichtsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Auch 2007 hat die GSPWM mehrere Beanstandungen durch die zuständigen Lizenzanstalten angeregt. Hervorzuheben sind Werbeverstöße bei der Sendung „WOK WM“ im Programm von ProSieben sowie in der Sendung „Doppelpass“ im Programm von DSF. Die Beanstandungsverfahren sind zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Berichts noch nicht abgeschlossen. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der GSPWM war die Überprüfung der Rechtmäßigkeit von Sportwettenwerbung im Privatfernsehen. Auslöser war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März 2006 zum Glücksspielmonopol. Aus dieser Entscheidung zogen zahlreiche Länder als zuständige Aufsichtsbehörden für das Glücksspielwesen u.a. den Schluss, dass die Werbung für Sportwetten verboten werden müsse. Zur Überprüfung dieser Annahme hat die Gemeinsame Stelle zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Länder und der privaten Rundfunkveranstalter geführt, mit dem Ergebnis, dass die Werbespots seither einen begleitenden Hinweis auf die möglichen Suchtgefahren von Sportwettangeboten und auf die Altersgrenze zur Teilnahme enthalten. PROGRAMMDISKURS • GEMEINSAME STELLE PROGRAMM, WERBUNG UND MEDIENKOMPETENZ 207 Schließlich hat sich die GSPWM eingehend mit dem Thema Wirtschaftsberichterstattung beschäftigt. Hierzu vergab sie 2006 eine Analyse zur Überprüfung der Programme von n-tv, N24 und Bloomberg TV im Hinblick auf die Einhaltung der Regelungen des Rundfunkstaatsvertrags. Die Sendungen wurden insbesondere auf das Trennungsgebot von Werbung und Programm, auf die journalistische Sorgfaltspflicht sowie die Auswahl der Analysten untersucht. Im Ergebnis bewegten sich die untersuchten Anbieter im Rahmen des Zulässigen. Allerdings stellte die GSPWM auch fest, dass die Verantwortlichen weiterhin sehr sorgfältig bei der Programmproduktion agieren müssen. Im Interesse der Zuschauer ist dabei nach Auffassung der Gemeinsamen Stelle ein Maximum an Transparenz nötig. Die Ergebnisse der Studie wurden im Frühjahr 2007 eingehend mit den Veranstaltern besprochen. Zudem wurde zu diesem Themenkomplex ein Gespräch mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geführt. Die Studie wurde im Internet publiziert. Im Bereich der „Förderung von Medienkompetenz“ übernimmt die GSPWM koordinierende Aufgaben, um die unterschiedlichen, insbesondere bundesweiten Aktivitäten der einzelnen Landesmedienanstalten einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Hierzu zählte 2007 u.a. die Präsentation der Angebote bei Fachmessen wie der Bildungsmesse „Didacta“ in Köln, um Erziehenden, Pädagogen und Lehrkräften die vielfältigen Medienkompetenz fördernden Angebote der Landesmedienanstalten vorzustellen. Zum zweiten Mal waren die Landesmedienanstalten bei der „Games Convention“, der Messe für Computer- und Videospiele, in Leipzig vor Ort. Kinder, Jugendliche und ihre Eltern wurden hier von den vier Gemeinschaftsprojekten Flimmo, Internet ABC, Klicksafe und Handysektor über einen kompetenten und sicheren Umgang mit den Medien Fernsehen, Internet und Handy informiert. DIE ALM-STUDIE DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 211 Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007 Hans-Jürgen Weiß Seit dem Start der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten im Jahr 1998 werden die konzeptionellen und methodischen Grundlagen dieser Studie1 in Publikationen der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) sowie in wissenschaftlichen Veröffentlichungen dargestellt, diskutiert und dokumentiert.2 Im Folgenden werden die allgemeinen konzeptionellen Grundlagen dieser Forschung zusammengefasst; außerdem werden die spezifischen methodischen Bedingungen der Datenerhebung im Berichterstattungszeitraum des ALM Programmberichts 2007 (Frühjahr 2006 bis Frühjahr 2007) erläutert. 1. Forschungskonzeption Im Rahmen der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten werden seit 1998 acht bundesweit verbreitete Fernsehprogramme analysiert, die mit einem Zuschaueranteil von derzeit knapp 70 Prozent im Zentrum des deutschen Fernsehmarkts stehen.3 Untersucht werden - drei Programme der RTL Group (RTL, RTL II und VOX), drei Programme der ProSiebenSat.1 Media AG (Sat.1, ProSieben und kabel eins) sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF. Diese Programme werden in der Terminologie des deutschen Rundfunkprogrammrechts als Fernsehvollprogramme bezeichnet; an sie stellt der Gesetzgeber besondere Anforderungen. Sie betreffen zum einen die strukturelle Vielfalt der ausgestrahlten Programmsparten. Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung sollen „einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden“.4 Zum anderen wird von Fernsehvollprogrammen ein substanzieller inhaltlicher Beitrag zur individuellen und gesell1 2 3 4 Die kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten, im Folgenden kurz: ALM-Studie, wird im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) unter Federführung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM NRW) durchgeführt. Vgl. dazu die Publikationsliste in diesem Beitrag. Zu den Marktanteilen der einzelnen Programme und Programmgruppen vgl. den Beitrag „Verspartung und Entgrenzung: Fernsehen in Deutschland 2006/2007“ von Bertil Schwotzer und Hans-Jürgen Weiß in diesem Band. § 2 Abs. 2 Satz 1 RStV 2007 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Neunten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. März 2007). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 212 schaftlichen Meinungsbildung erwartet. „Die bedeutsamen politischen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen müssen in den Vollprogrammen angemessen zu Wort kommen“.5 Diese normativen Vorgaben sind der theoretische Ausgangspunkt der ALMStudie, deren praktische Aufgabe es ist, die Landesmedienanstalten in ihrer Aufsichtsfunktion über den privaten Rundfunk zu unterstützen. Aus ihnen wurden drei Qualitätsdimensionen von Fernsehprogrammangeboten abgeleitet, zu denen kontinuierlich empirische Programmdaten im Sinne von Qualitätsindikatoren erhoben werden (vgl. Abb.1): Abb. 1 QUALITÄTSDIMENSIONEN UND QUALITÄTSINDIKATOREN DER ALM-STUDIE Qualitätsdimensionen Qualitätsindikatoren Strukturelle Programmvielfalt Programmspartenanalyse (Sendungen) Gesamtprogramm Programmgattungen Inhaltliche Programmvielfalt Programminhaltsanalyse (Beiträge) Fernsehpublizistik Themenstruktur Gesellschaftliche Programmrelevanz Programminhaltsanalyse (Beiträge) Politische Fernsehpublizistik Gesellschaftlich relevante und kontroverse Themen 1. Die Analyse der strukturellen Programmvielfalt geht von den Definitionsmerkmalen von Vollprogrammen aus und untersucht die Relation zwischen im weitesten Sinne informierenden (d.h. ggf. auch bildenden oder beratenden) Programmangeboten auf der einen und unterhaltenden Programmsparten auf der anderen Seite. 2. Die Analyse der inhaltlichen Programmvielfalt schließt an das Gebot politischer, weltanschaulicher und gesellschaftlicher Meinungsvielfalt an. Sie wird nicht auf alle Programmsparten, sondern ausschließlich auf die informierenden Programmangebote bezogen. Dabei wird insbesondere die Themenstruktur dieser Programmangebote ermittelt. 3. Die Analyse der gesellschaftlichen Relevanz der Programmangebote betrifft ebenfalls den informierenden Programmsektor. Gefragt wird nach dem relativen Anteil der öffentlich bzw. gesellschaftlich relevanten – und hier wiederum der politischen – Informationsangebote in den untersuchten Fernsehprogrammen. 5 § 25 Abs. 1 Satz 2 RStV 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 213 2. Analysekonzept Die auf diese drei Qualitätsindikatoren bezogenen Programmanalysen sind als ein zweistufiges Verfahren konzipiert. Die erste Untersuchungsstufe umfasst das gesamte Aufzeichnungsmaterial. Das Ziel dieser Teilanalyse ist es, einen systematischen Überblick über die jeweilige Gesamtstruktur der acht Fernsehprogramme zu erhalten. Auf der zweiten Untersuchungsstufe wird dann ein Teilsegment des Programmangebots – die fernsehjournalistischen (bzw. in der Begrifflichkeit der ALM-Studie: „fernsehpublizistischen“) Sendungen – unter inhaltlichen Gesichtspunkten analysiert. Ermittelt wird vor allem die Themenstruktur der in diesen Programmformaten ausgestrahlten Beiträge (vgl. Abb. 2). Abb. 2 ANALYSEMODELL UND UNTERSUCHUNGSKATEGORIEN DER ALM-STUDIE Erste Teilerhebung: Sendungsanalyse Spartenanalyse des Gesamtprogramms Zweite Teilerhebung: Beitragsanalyse Inhaltsanalyse der Fernsehpublizistik Öffentlich relevante Themen: Politische Themen Information und Meinungsbildung I Spielhandlungen (=Fiktionale Unterhaltung) IV Fernsehpublizistik (Informations- und/oder Unterhaltungsangebote) II Shows und Spiele (=Nonfiktionale Unterhaltung) III Sportsendungen Sachthemen Information und Bildung Privat relevante Themen: Lebensweltthemen Information und Beratung Human-Touch-Themen Information und Unterhaltung 2.1 Erste Untersuchungsstufe: Spartenanalyse des Gesamtprogramms Die auf dieser Untersuchungsstufe durchgeführte Programmstrukturanalyse dient der Ermittlung der strukturellen Programmvielfalt der untersuchten Fernsehvollprogramme. Hierzu werden alle in der Stichprobenwoche ausgestrahlten Programmangebote erfasst und kategorisiert. Untersuchungseinheiten sind Sendungen bzw. Sendungsteile, Werbeblöcke, Programmtrailer etc., daher auch die Bezeichnung dieser Untersuchungsstufe als Sendungsanalyse. Abgesehen von der Kategorisierung werblicher Angebote sowie der On-Air-Promotion wird im Grundsatz zwischen vier redaktionellen Programmsparten unterschieden: DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 214 - fiktionale Unterhaltung (Filme, Serien etc.), nonfiktionale Unterhaltung (Shows, Musik, Spiele etc.), Sportsendungen und Sportübertragungen und Fernsehpublizistik (Nachrichten- und Magazinsendungen, Reportagen etc.).6 Die Sendungen des Aufzeichnungsmaterials werden diesen Programmsparten zugewiesen und dann im Detail unter inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten beschrieben bzw. – im Fachjargon der empirischen Sozialforschung – „codiert“.7 2.2 Zweite Untersuchungsstufe: Inhaltsanalyse der Fernsehpublizistik Im Mittelpunkt der auf dieser Untersuchungsstufe durchgeführten Teilerhebung stehen Analysen zur inhaltlichen Vielfalt und gesellschaftlichen Relevanz der Fernsehpublizistik, die von den acht Vollprogrammen ausgestrahlt wird. Als Hauptindikatoren für die inhaltliche Vielfalt und gesellschaftliche Relevanz fernsehpublizistischer Programmangebote werden die Themen der in dieser Programmsparte ausgestrahlten Sendungen erfasst. Es handelt sich dabei vor allem um Nachrichten-, Magazin-, Reportage-, Dokumentations- und Gesprächssendungen, d.h. häufig um Sendungen, in denen mehrere, nach formalen und inhaltlichen Gesichtspunkten unterscheidbare Beiträge ausgestrahlt werden. Eine hierauf bezogene Themenanalyse muss an diesen Beiträgen ansetzen. Als Untersuchungseinheiten für diese Teilerhebung der ALM-Studie wurden daher thematisch unterscheidbare Beiträge festgelegt. Zur Ermittlung der Themenstruktur der fernsehpublizistischen Programmangebote wurde ein Codierschema entwickelt, mit dessen Hilfe diese in vier inhaltlich unterscheidbare Programmsegmente unterteilt werden: - 6 7 8 im weitesten Sinne politische Publizistik8 (Funktionsbereich: Information und Meinungsbildung), Sachpublizistik (Funktionsbereich: Information und Bildung), Lebensweltpublizistik (Funktionsbereich: Information und Beratung) und Unterhaltungspublizistik (Funktionsbereich: Information und Unterhaltung).9 Ebenfalls erfasst werden die nur in geringem Umfang ausgestrahlten religiösen Sendungen, Gottesdienstübertragungen etc. Das Kinderprogramm wird so codiert, dass es sowohl separat ausgewiesen als auch den Basiskategorien (fiktionale Unterhaltung etc.) zugeordnet werden kann. Zu den Variablen und Codes der Sendungsanalyse vgl. zuletzt GöfaK Medienforschung GmbH (2007): ALM-Fernsehprogrammanalyse. Stichprobenbericht Frühjahr 2007. Potsdam, Dokumentation Teil V: Codebuch zu den Programmanalysen. URL: http://www.alm.de/fileadmin/Medienforschung/Programmbericht2007/Fruehjahr2007/Daten/Codebuch.pdf [2.10.2007]. Politische Publizistik ist im Kategoriensystem der ALM-Studie eine Unterkategorie der sog. „kontroversen Themen“, mit denen im Rundfunkgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen der gesellschaftlich und politisch relevante Teilbereich der Fernsehberichterstattung umschrieben wird (vgl. § 12 Abs. 3 Satz 3 LRG NW). Zur Begründung vgl. Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT 1 und PRO 7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 215 Hinter dieser Systematik steht die Zielsetzung, die empirisch ermittelten Angebote der untersuchten Programme im Bereich der Fernsehpublizistik den normativen Kategorien des Rundfunkprogrammrechts (insbesondere im Hinblick auf im weitesten Sinne informierende Angebote auf der einen und unterhaltende Angebote auf der anderen Seite) zuordnen zu können. In diesem Zusammenhang wurde gerade auch die Kategorie der „Unterhaltungspublizistik“ bewusst gewählt, da diese je nach Analyseperspektive sowohl der Sparte der Fernsehunterhaltung als auch den Informationsleistungen eines Programms zugerechnet werden kann.10 Die beiden Teilerhebungen der Studie können nicht nur separat ausgewertet und dargestellt werden. Wenn es um einen Gesamtüberblick über das unterhaltende und informierende Angebot der untersuchten Programme geht, werden die Daten der beiden Untersuchungsstufen zusammengeführt (vgl. dazu Abschnitt 5.2). 3. Programmstichproben 2006/2007 3.1 Stichprobenkonzept Die ALM-Studie bezieht sich ausschließlich auf den Markt der in Deutschland ausgestrahlten Fernsehvollprogramme. Formal besteht dieser Markt im Jahr 2007 aus insgesamt 17 Programmen. Für den Wettbewerb auf dem nationalen Zuschauermarkt sind jedoch nur acht Vollprogramme von Bedeutung, die im ersten Halbjahr 2007 zusammen 68 Prozent des gesamten Fernsehzuschauermarkts in Deutschland auf sich vereinigten: RTL, RTL II und VOX, Sat.1, ProSieben und kabel eins sowie ARD/Das Erste und ZDF.11 Diese acht Programme sind die Grundgesamtheit der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. Die Stichprobenlogik der ALMStudie wurde im ALM Programmbericht 2005 ausführlich erörtert.12 Sie wird daher an dieser Stelle nur noch zusammenfassend skizziert. Grundlage der Programmbeobachtung sind Stichprobenerhebungen, die seit 1998 zweimal pro Jahr durchgeführt werden (vgl. Abb. 3). Jede Teilstichprobe besteht aus einer bewusst ausgewählten, zusammenhängenden („natürlichen“) Programmwoche. Im Regelfall wird hierfür im Frühjahr und Herbst jedes Jahres eine Kalenderwoche von Montag bis Sonntag aufgezeichnet. 9 10 11 12 Ergänzend dazu werden die Sportbeiträge und Serviceangebote erfasst, die zum Standardangebot von Nachrichtensendungen und Tageszeitmagazinen (wie z.B. des Frühstücksfernsehens) zählen. Vgl. Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode kontinuierlicher Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse – Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. Die restlichen neun Lizenzen wurden für private Fernsehvollprogramme vergeben, die sich bisher auf dem deutschen Fernsehmarkt nicht nachhaltig etabliert haben. Neben drei deutschen Programmen [bw familiy.tv, DMAX (als Nachfolgeprogramm von XXP) und NBC Europe] handelt es sich dabei um fünf Programme für in Deutschland lebende Türken [DTTV, FOX Türk (vormals TGRT-Europe), Kanal 7 INT, TD 1 und TürkShow] sowie ein persischsprachiges Programm (MITV). Vgl. Weiß, Hans-Jürgen (2005): Konzeption und Methode der ALM-Studie. In: ALM Programmbericht 2005, S. 213-228 (insbesondere S. 218-224). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 216 Publikationen zur kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten Programmberichte und Jahrbücher der Landesmedienanstalten Maurer, Torsten (2007): Das Nachrichtenangebot deutscher Fernsehvollprogramme im Tagesverlauf. In: ALM Programmbericht 2006, S. 6081. Trebbe, Joachim/Jens Woelke (2007): Fernsehen in der Schweiz und in Österreich. Auf dem Weg zu einer ländervergleichenden Programmforschung. In: ALM Programmbericht 2006, S. 82-105. Weiß, Hans-Jürgen (2007): Programmkonkurrenz in der Prime Time. In: ALM Programmbericht 2006, S. 43-59. Weiß, Hans-Jürgen (2007): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 205-259. Maurer, Torsten (2005): Marktversagen: Politische Information im privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 62-78. Trebbe, Joachim (2005): Cross-Media Links: Internetverweise im Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 79-89. Weiß, Hans-Jürgen (2005): Konkurrenz: Programmwettbewerb auf dem deutschen Fernsehmarkt. In: ALM Programmbericht 2005, S. 43-61. Weiß, Hans-Jürgen (2005): Konzeption und Methode der ALM-Studie. In: ALM Programmbericht 2005, S. 213-228. Trebbe, Joachim (2005): Programmliche Entwicklung der TV-Vollprogramme. In: ALM Jahrbuch 2004, S. 202-208. Weiß, Hans-Jürgen (2003): Fernsehvollprogramme 2001-2002. Mit einem Blick auf das Programmangebot zu Beginn des Irakkriegs 2003. In: ALM Jahrbuch 2003, S. 182-227. Weiß, Hans-Jürgen (2001): Programmalltag in Deutschland. Das Informations- und Unterhaltungsangebot der deutschen Fernsehvollprogramme 1999-2001. In: ALM Programmbericht 2000/2001, S. 115-174. Weiß, Hans-Jürgen (1999): Programmalltag in Deutschland. Ein Werkstattbericht aus der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. In: ALM Programmbericht 1998/99, S. 69-126. Weiß, Hans-Jürgen (1997): Programmalltag in Deutschland. Eine Analyse von sieben Fernsehvollprogrammen im April 1997. In: ALM Programmbericht 1996/97, S. 158-204. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 217 Stichprobenberichte auf der Homepage der ALM zuletzt GöfaK Medienforschung GmbH (2007): ALM-Fernsehprogrammanalyse. Stichprobenbericht Frühjahr 2007. Potsdam (abrufbar unter http://www.alm.de → Medienforschung → TV-Programmforschung). Schriftenreihe der Landesmedienanstalten Trebbe, Joachim (2004): Fernsehen in Deutschland 2003-2004. Programmstrukturen – Programminhalte – Programmentwicklungen. Berlin (Bd. 31). Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2000): Fernsehen in Deutschland 1998-1999. Programmstrukturen – Programminhalte – Programmentwicklungen. Berlin (Bd. 18). Weiß, Hans-Jürgen (1998): Auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. Eine Evaluationsund Machbarkeitsstudie. Berlin (Bd. 12). Sonstige Publikationen Trebbe, Joachim/Torsten Maurer (2007): „Unterhaltungspublizistik“ – Journalistische Gratwanderungen zwischen Fernsehinformation und Fernsehunterhaltung. In: Scholl, Armin/Rudi Renger/Bernd Blöbaum (Hrsg.): Journalismus und Unterhaltung. Theoretische Ansätze und empirische Befunde. Wiesbaden, S. 211-231. Maurer, Torsten/Joachim Trebbe (2006): Fernsehqualität aus der Perspektive des Rundfunkprogrammrechts. In: Weischenberg, Siegfried/ Wiebke Loosen/Michael Beuthner (Hrsg.): Medien-Qualitäten. Öffentliche Kommunikation zwischen ökonomischem Kalkül und Sozialverantwortung. Konstanz (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft; Bd. 33), S. 37-52. Maurer, Torsten (2005): Fernsehnachrichten und Nachrichtenqualität. Eine Längsschnittstudie zur Nachrichtenentwicklung in Deutschland. München (Schriftenreihe Angewandte Medienforschung; Bd. 32). Trebbe, Joachim (2005): Stichprobenkonzepte der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung in Deutschland. Forschungslogische Probleme und forschungspraktische Lösungen. In: Gehrau, Volker/Benjamin Fretwurst/Birgit Krause/Gregor Daschmann (Hrsg.): Auswahlverfahren der Kommunikationswissenschaft. Köln, S. 117-137. Park, Joo-Yeun (2004): Programm-Promotion im Fernsehen. Konstanz (Medien und Märkte; Bd. 13). Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode kontinuierlicher Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse – Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 218 Bei der Definition von Sendetagen wird die Konvention der kontinuierlichen Fernsehzuschauerforschung in Deutschland übernommen. Das heißt, die Sendetage der ALM-Studie beginnen jeweils um 3 Uhr und enden um 3 Uhr des Folgetags. Abb. 3 STICHPROBEN DER ALM-STUDIE 1998-20071 Laufende Nr. Zeitraum Kalenderwoche Datum 01 Frühjahr 1998 19. KW 04.05. – 10.05.1998 02 Herbst 1998 46. KW 09.11. – 15.11.1998 03 Frühjahr 1999 15. KW 12.04. – 18.04.1999 04 Herbst 1999 42. KW 18.10. – 24.10.1999 05 Frühjahr 2000 11. KW 13.03. – 19.03.2000 06 Herbst 2000 42. KW 16.10. – 22.10.2000 07 Frühjahr 2001 14. KW 02.04. – 08.04.2001 08 Herbst 2001 45. KW 05.11. – 11.11.2001 09 Frühjahr 2002 15. KW 08.04. – 14.04.2002 10 Herbst 2002 42. KW 14.10. – 20.10.2002 11 Frühjahr 2003 13./14. KW 27.03. – 02.04.2003 12 Herbst 2003 43. KW 20.10. – 26.10.2003 13 Frühjahr 2004 12. KW 15.03. – 21.03.2004 14 Herbst 2004 43. KW 18.10. – 24.10.2004 15 Frühjahr 2005 15. KW 11.04. – 17.04.2005 16 Herbst 2005 42. KW 17.10. – 23.10.2005 17 Frühjahr 2006 14. KW 03.04. – 09.04.2006 18 Herbst 2006 41. KW 09.10. – 15.10.2006 19 Frühjahr 2007 13. KW 26.03. – 01.04.2007 1 Untersuchte Programme: RTL, RTL II und VOX, Sat.1, ProSieben und kabel eins sowie ARD/Das Erste und ZDF. Die aufgezeichnete Programmstichprobe wird im Rahmen einer Stichprobenkorrektur an die Standardformate der untersuchten Programme angepasst. Hierzu werden Abweichungen der Programmaufzeichnungen von den Standardformaten – in der Regel handelt es sich dabei um Sportsondersendungen, die in den Programmschemata nicht fest verankert sind – durch Ersatzaufzeichnungen (normalerweise vom gleichen Wochentag der Folgewoche) ersetzt. Aus diesem Stichprobenkonzept resultiert eine „kontrollierte Unterschätzung“ des Sportanteils in denjenigen Programmen, in denen Sportübertragungen einen hohen Stellenwert haben (für das Jahr 2006 vgl. Tab. 1). Sie wird allerdings durch ein Gewichtungsverfahren in Analysen aufgehoben, die einen Jahresüberblick über das gesamte Informations- und Unterhaltungsangebot dieser Programme geben.13 13 Als Ausgangsparameter für die Gewichtung werden die Programmdaten der GfK-Fernsehforschung herangezogen. In diese Vollerhebung von Programmprotokollen gehen alle innerhalb eines Jahres ausgestrahlten Sportsendungen ein, auch die Übertragungen. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 219 SPORTSENDUNGEN BEI ARD/DAS ERSTE, ZDF, RTL UND SAT.1: JAHRESDURCHSCHNITTSWERTE 2006 Tab. 1 (in Prozent)1 Stichprobe2 Vollerhebung3 Differenz ARD ZDF RTL Sat.1 1,1 7,9 1,2 7,5 – 2,3 – 0,2 –6,8 –6,3 –2,3 –0,2 1 Prozentuierungsbasis: 24 Std./Tag. 2 Daten der ALM-Studie. 3 Daten der GfK-Fernsehforschung. 3.2 Ereigniskontext Keine der drei Programmstichproben, die zwischen Frühjahr 2006 und Frühjahr 2007 aufgezeichnet und für die ALM-Studie ausgewertet wurden, wurde massiv von einem einzelnen, national oder international herausragenden Ereignis überschattet.14 Im Frühjahr 2006 war der erstmalige Ausbruch der Vogelgrippe in einem deutschen Nutztierbetrieb ein zentrales Medienthema. Innenpolitisch ging es dabei um die Einrichtung eines Krisenstabs von Bund und Ländern, außenpolitisch um ein Exportverbot der EU. Im Vordergrund der Medienberichterstattung im Herbst 2006 standen zwei Themen: ein in Nordkorea durchgeführter Atombombentest und der Fall eines zweijährigen Kindes, das in Bremen tot in der Kühltruhe seines drogensüchtigen Vaters aufgefunden wurde. Dabei ging es um das Versagen der zuständigen Behörden sowie um ein Frühwarnsystem zur Verhinderung solcher Fälle. Und das zentrale Thema der Stichprobenwoche im Frühjahr 2007 war eine internationale Krise, die durch die Festnahme von fünfzehn britischen Marinesoldaten durch den Iran ausgelöst wurde. Insgesamt gesehen sind es jedoch – im Sinne von Jens Wolling15 – eher Normal- als Spezialzeiten, auf die sich die Programmdaten der ALM-Studie im Untersuchungszeitraum zwischen dem Frühjahr 2006 und dem Frühjahr 2007 beziehen. 14 15 Vgl. dazu im Detail die Ereignisübersichten in den Stichprobenberichten der ALM-Studie (http://www.alm.de → Medienforschung/Publikationen → TV-Programmforschung). Vgl. Wolling, Jens (2005): Normalzeit vs. Spezialzeit. Besondere Ereignisse als Problem der Stichprobenziehung bei Inhaltsanalysen von Medienangeboten. In: Gehrau, Volker/Benjamin Fretwurst/ Birgit Krause/Gregor Daschmann (Hrsg.): Auswahlverfahren der Kommunikationswissenschaft. Köln, S. 138-157. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 220 4. Programmcodierung 2006/2007 4.1 Praxis der Programmcodierung Die Codierung der aufgezeichneten Fernsehprogramme wird von einer – in der Regel – siebenköpfigen Forschungsgruppe durchgeführt, auf die das Untersuchungsmaterial nach Wochentagen aufgeteilt wird. Die Programmaufzeichnungen sind mit einem Datums- und Zeitcode versehen, der eine sekundengenaue Vermessung der untersuchten Sendungen und Beiträge erlaubt. Zusätzlich zu den Programmaufzeichnungen werden den Codierern weitere Materialien zur Unterstützung der Programmauswertung zur Verfügung gestellt. Neben den Programmprotokollen von „Media Control“ und Programmankündigungen der Sender sind das vor allem zwei Fernsehprogrammzeitschriften („HÖRZU“, „TV Hören und Sehen“) für die Untersuchungswoche und die Wochen vor und nach diesem Zeitraum. Die Anknüpfung an die Codierung früherer Programmstichproben wird durch eine detaillierte Übersicht über die Codierungsdaten für jede bisher analysierte Sendung sichergestellt. 4.2 Reliabilität der Programmcodierung Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die methodische Qualität einer als Langzeitstudie angelegten Programmanalyse ist es, die Reliabilität bzw. Zuverlässigkeit der Programmcodierung – im Vergleich der Codierer und im Vergleich der Stichproben – zu gewährleisten. Dieser Zielsetzung dienen umfangreiche Schulungen der Codierer zu Beginn der Analyse (pro Stichprobe und Untersuchungsstufe im Umfang von jeweils ca. 14 Tagen) sowie standardisierte Reliabilitätstests zu Beginn und im Verlauf der Programmcodierung. Die Intercoder-Reliabilität wird durch gesonderte Analysen von Programmaufzeichnungen überprüft, die pro Test ca. 50–70 Untersuchungseinheiten umfassen. Es handelt sich dabei um vier unterschiedliche Tests, die getrennt voneinander durchgeführt und ausgewertet werden. Zwei beziehen sich auf die Festlegung der Untersuchungseinheiten der Sendungs- und der Beitragsanalyse. Die beiden anderen Tests haben die Codierung der Variablen der Sendungs- und der Beitragsanalyse zum Gegenstand. Bei der Auswertung der Tests wird zwischen mehrheitlicher und vollständiger Übereinstimmung der Codierer unterschieden. Die Ergebnisse dieser Tests sind über die Jahre hinweg relativ konstant. Die Ausnahmesituation im Frühjahr 2006 zeigt allerdings, dass die Reliabilität der Codierung mit der Zahl der Codierer variiert. Mit elf Codierern wurden schlechtere Werte erreicht als mit sieben. Verallgemeinert heißt das: Mit der Zahl der Codierer steigt die Zahl potenzieller Abweichungen.16 Im Anschluss an die Frühjahrsstichprobe 2006 wurde wieder zur Standardlösung mit sieben Codierern zurückgekehrt. Es gibt jedoch zwei weitere für die Relia16 Im Frühjahr 2006 wurden in einem größeren Projektverbund elf, anstatt – wie sonst üblich – sieben Codierer/innen für die ALM-Studie eingesetzt. Vgl. dazu Weiß, Hans-Jürgen (2006): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 217. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 221 bilität der Codierung relevante Gesetzmäßigkeiten, die besondere Erwähnung (und Beachtung bei der Codiererschulung) verdienen: Erstens sind die Reliabilitätskoeffizienten für die Sendungsanalyse durchgängig höher als diejenigen der Beitragsanalyse. Das ist insofern nicht verwunderlich, als formale Programmstrukturen (= Sendungsanalyse) mit Sicherheit leichter zu kategorisieren sind als thematisch definierte bzw. zu definierende Programminhalte (= Beitragsanalyse). Für die Praxis der Programmcodierung bedeutet das, dass der Schulungsaufwand für die Beitragscodierung deutlich höher ausfallen muss als für die Sendungsanalyse, wenn man eine zufriedenstellende Reliabilität der Codierung erreichen will. Zweitens ist die Übereinstimmung der Codierer bei der Codierung der Variablen der Sendungs- und Beitragsanalyse stets größer als bei der Festlegung der Untersuchungseinheiten für diese beiden Teilanalysen. Die Festlegung der Untersuchungseinheiten ist bei jeder Teilanalyse dem eigentlichen Codierprozess vorgelagert; sie muss aber mithilfe des Codierinstruments (durch sog. „Filtervariablen“) vorgenommen werden. Im Blick auf die Reliabilitätskoeffizienten, die in den letzten Jahren erreicht wurden, ist das im Fall der Sendungsanalyse methodisch unproblematisch. Die übereinstimmende Festlegung der Untersuchungseinheiten ist ausgesprochen hoch. Im Fall der Beitragsanalyse ist diese Übereinstimmung allerdings deutlich schwerer zu erreichen. Tatsächlich sind die Codierregeln, die hierbei zu beachten sind (Wann beginnt, wann endet eine „thematisch definierte Untersuchungseinheit“? Unter welchen Bedingungen ist ein Themenwechsel zu konstatieren, der zur Festlegung einer neuen Untersuchungseinheit führt?), relativ „konstruktivistisch“ und damit für die Codierer mit einem hohen Interpretationsaufwand verbunden. Dementsprechend hoch ist auch hier die Schulung anzusetzen, um einen zufriedenstellenden Reliabilitätskoeffizienten zu erreichen. Dass sich dieser Aufwand lohnt, zeigen – nach dem Sonderfall der Frühjahrsstichprobe 2006 – die Werte für die Stichproben im Herbst 2006 und Frühjahr 2007. Hier nun die Ergebnisse der Reliabilitätstests im Einzelnen (vgl. Tab. 2): - - Bei der Sendungscodierung wurden in den letzten drei Stichproben Reliabilitätskoeffizienten ermittelt, die – in Bezug auf die vollständige Übereinstimmung aller Codierer – zwischen .87 und .95 liegen. Die vollständige Übereinstimmung aller Codierer bei der Beitragscodierung lag zwischen 76 und 89 Prozent. Auf beiden Analyseebenen nahm die Übereinstimmung der Codierer von der Frühjahrsstichprobe 2006 bis zur Frühjahrsstichprobe 2007 schrittweise zu. Für die Festlegung der Untersuchungseinheiten der Sendungsanalyse wurden Reliabilitätskoeffizienten zwischen .82 und .93 ermittelt (ebenfalls in Bezug auf die vollständige Übereinstimmung aller Codierer). Im Fall der Beitragsanalyse konnte die Quote der vollständigen Übereinstimmung aller Codierer in den beiden letzten Stichproben auf 78 Prozent gesteigert werden. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 222 Zusätzlich zu den Reliabilitätstests wird für die Programmstrukturanalyse ein Einzelfallabgleich aller codierten Sendungen, die zu den mehrfach pro Woche ausgestrahlten Sendungsformaten (Tagesformate, Serien, Reihen etc.) zählen, vorgenommen. Dadurch wird sichergestellt, dass diese Sendungen sowohl innerhalb einzelner Stichproben als auch über alle Stichproben hinweg identisch codiert werden. Tab. 2 RELIABILITÄTSKOEFFIZIENTEN DER ALM-STUDIE 2006/2007 Mehrheitliche Übereinstimmung Fj. 061 He. 062 Fj. 072 Vollständige Übereinstimmung Fj. 061 He. 062 Fj. 072 FESTLEGUNG DER UNTERSUCHUNGSEINHEITEN Sendungsanalyse Beitragsanalyse .94 .73 .95 .93 .97 .86 .82 .53 .89 .78 .93 .78 CODIERUNG DER UNTERSUCHUNGSEINHEITEN Sendungsanalyse Beitragsanalyse .99 .96 1.00 .99 1.00 .99 .87 .76 .93 .84 .95 .89 1 Bezogen auf elf Codierer/innen. 2 Bezogen auf sieben Codierer/innen. 5. Auswertungsroutinen und Ergebnispräsentation 5.1 Die dynamische Perspektive: Zeitreihendaten Im Mittelpunkt der Datenanalysen der ALM-Studie und der Berichterstattung über ihre Ergebnisse steht eine „dynamische“ Untersuchungsperspektive. In dieser Perspektive werden die Daten der seit 1998 aufgezeichneten Programmstichproben – bis zum Frühjahr 2007 sind das 19 Messzeitpunkte – als Zeitreihe ausgewertet. Typische Darstellungsform für die Ergebnisse dieser Analysen sind Liniendiagramme. Ihre empirische Grundlage sind die Einzelstichproben, aus denen, wie in Abschnitt 3.1 erläutert, Sportübertragungen extrahiert und durch formatgerechte Sendungen ersetzt wurden. Das gilt auch dann, wenn diese Liniendiagramme geglättet und die jeweilige Frühjahrs- und Herbststichprobe zu Jahresdurchschnittswerten zusammengefasst werden. Dieselbe empirische Grundlage haben die Tabellen im Anhang zu diesem Beitrag, in denen die aktuelle Programmentwicklung im Berichterstattungszeitraum 2006/2007 dokumentiert wird. Hierzu werden die Daten der Frühjahrsstichprobe 2007 den Durchschnittswerten aus der Frühjahrs- und Herbststichprobe 2006 gegenübergestellt. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 223 5.2 Die statische Perspektive: Integrierte Modellierung von Jahresdaten Zusätzlich zur separaten Darstellung programmstruktureller Entwicklungen auf der einen Seite (= Ergebnisse der Sendungsanalyse) und inhaltlicher Entwicklungen der Fernsehpublizistik auf der anderen Seite (= Ergebnisse der Beitragsanalyse) ist es möglich, die Daten beider Teilanalysen zusammenzuführen und im Rahmen eines integrierten Analysemodells auszuwerten. In diesem Modell werden die Kategorien der Sendungs- und Beitragsanalyse so miteinander verknüpft, dass die jeweiligen Proportionen der Unterhaltungs- und Informationsangebote der untersuchten Programme in Form von „Spektraldiagrammen“ sichtbar gemacht werden können. Der zeitliche Bezugsrahmen für die Zusammenführung der Ergebnisse der beiden Teilanalysen der ALM-Studie sind Kalenderjahre. Da sich Programmstatistiken in der Regel auf Kalenderjahre beziehen, kann man in diesem Bezugsrahmen, wie in Abschnitt 3.1 dargestellt, externe Daten von Programmvollerhebungen als Gewichtungsparameter zur Korrektur von Stichprobenfehlern der ALM-Studie nutzen. Bezogen auf das Jahr 2006 werden diese Diagramme im Anhang zu diesem Beitrag dokumentiert. 5.3 Die Stichprobenberichte Eine wichtige Plattform für die kontinuierliche Dokumentation der methodischen Grundlagen und Ergebnisse der ALM-Studie sind die Stichprobenberichte, die in den vorstehenden Abschnitten mehrfach erwähnt wurden. Sobald die Auswertung einer Stichprobenerhebung abgeschlossen ist, wird ein Bericht auf die Homepage der ALM gestellt; ältere Berichte werden im Archiv der ALM-Homepage gespeichert.17 Neben der Dokumentation der Untersuchungsergebnisse in Form von Tabellen, Abbildungen und Übersichten sind den Berichten alle zentralen Informationen zur Methode der ALM-Studie (u.a. zu den Ereigniskontexten der Stichproben und den Ergebnissen der Reliabilitätstests) sowie die Codepläne für die beiden Teilanalysen zu entnehmen. Literatur GöfaK Medienforschung GmbH (2007): ALM-Fernsehprogrammanalyse. Stichprobenbericht Frühjahr 2007. Potsdam, Dokumentation Teil V: Codebuch zu den Programmanalysen. URL: http://www.alm.de/fileadmin/Medienforschung/ Programmbericht2007/Fruehjahr2007/Daten/Codebuch.pdf [2.10.2007]. Weiß, Hans-Jürgen (2005): Konzeption und Methode der ALM-Studie. In: ALM Programmbericht 2005, S. 213-228. 17 Vgl. http://www.alm.de → Medienforschung/Publikationen → TV-Programmforschung. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 224 Weiß, Hans-Jürgen (2006): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 205-259. Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT 1 und PRO 7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15). Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode kontinuierlicher Programmanalysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse – Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49-71. Wolling, Jens (2005): Normalzeit vs. Spezialzeit. Besondere Ereignisse als Problem der Stichprobenziehung bei Inhaltsanalysen von Medienangeboten. In: Gehrau, Volker/Benjamin Fretwurst/Birgit Krause/Gregor Daschmann (Hrsg.): Auswahlverfahren der Kommunikationswissenschaft. Köln, S. 138-157. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 225 ANHANG Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007 DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 226 ANHANG – Teil 1 Vergleichstabellen zur Entwicklung deutscher Fernsehvollprogramme 2006/2007 ERGEBNISSE DER SENDUNGSANALYSE 2006/2007 Tabelle 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zeitumfang der Basiselemente der Sendungsanalyse Basiselemente der Sendungsanalyse / Gesamtsendezeit Basiselemente der Sendungsanalyse / Prime Time Anzahl der Programmelemente: TV-Sendungen und TV-Clutter Zeitumfang der Programmelemente: TV-Sendungen und TV-Clutter Lizenzprogramme, Regionalfenster, Programmkooperationen Kurzfristige Programmwiederholungen Zeitformate der Erstsendungen Produktionsformen Produktionsländer Programmstruktur / Gesamtsendezeit Programmstruktur / Prime Time Programmstruktur ohne kurzfristige Wiederholungen Formate des Kinderprogramms Genres des fiktionalen Kinderprogramms Formate der gesamten fiktionalen Fernsehunterhaltung Genres der gesamten fiktionalen Fernsehunterhaltung Formate der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung Formate der Fernsehpublizistik Nachrichtenformate ERGEBNISSE DER BEITRAGSANALYSE 2006/2007 Tabelle 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Zeitumfang der Basiselemente der Beitragsanalyse Basiselemente der Beitragsanalyse / Gesamtsendezeit Basiselemente der Beitragsanalyse / Prime Time Themenstruktur der Fernsehpublizistik / Gesamtsendezeit Themenstruktur der Fernsehpublizistik / Prime Time Themenstruktur der Fernsehpublizistik ohne kurzfristige Wiederholungen Themenstruktur der Nachrichtensendungen Themenstruktur der Magazinsendungen und Reportagen Themenstruktur der Interview- und Talkformate Aktualität der Themenbereiche der Fernsehpublizistik DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 227 ZEITUMFANG DER BASISELEMENTE DER SENDUNGSANALYSE Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Std.:Min. pro Sendetag)1 Tabelle 1.1 RTL BASISELEMENTE Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 17:25 17:45 17:42 18:16 22:39 22:35 22:49 22:55 1:15 1:15 - 1:15 1:15 - 1:14 1:11 0:03 1:17 1:16 0:01 0:57 0:33 0:24 1:01 0:31 0:30 0:51 0:33 0:18 0:46 0:34 0:12 WERBUNG3 Spotwerbung Teleshopping Dauerwerbesendungen4 5:16 3:44 1:32 - 4:56 3:22 1:34 - 5:00 3:34 1:25 0:01 4:24 3:39 0:44 0:01 0:20 0:20 - 0:21 0:21 - 0:17 0:17 - 0:17 0:17 - SPONSORING5 Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring 0:04 0:03 0:01 0:04 0:03 0:01 0:04 0:03 0:01 0:03 0:02 0:01 0:04 0:04 0:00 0:03 0:03 0:00 0:03 0:03 0:00 0:02 0:02 - 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Programmverbindungen Programmüberbrückungen 2 GESAMT Tabelle 1.2 ProSieben BASISELEMENTE VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 18:59 18:43 17:08 17:27 17:24 17:32 17:56 17:52 1:22 1:16 0:06 1:24 1:20 0:04 1:30 1:00 0:30 1:19 1:01 0:18 1:10 1:07 0:03 1:13 1:12 0:01 1:16 1:10 0:06 1:18 1:11 0:07 WERBUNG3 Spotwerbung Teleshopping Dauerwerbesendungen4 3:37 3:14 0:23 - 3:50 3:07 0:43 0:00 5:19 2:59 2:20 - 5:12 2:48 2:24 - 5:22 3:55 1:26 0:01 5:10 3:44 1:26 - 4:47 3:22 1:25 - 4:48 3:23 1:25 - SPONSORING5 Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring 0:02 0:01 0:01 0:03 0:02 0:01 0:03 0:03 0:00 0:02 0:02 0:00 0:04 0:04 0:00 0:05 0:04 0:01 0:01 0:01 0:00 0:02 0:02 0:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Programmverbindungen Programmüberbrückungen GESAMT 2 1 Berechnungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Als Programmverbindungen werden Programmtrailer, Programmhinweise etc., als Programmüberbrückungen Videoschleifen, WebCams, Wetterbilder etc. zusammengefasst. 3 Vgl. §§ 2, 7, 15, 16, 18 und 44–45a RStV (2007). 4 Ab Tabelle 4 werden die Dauerwerbesendungen den übrigen, nichtwerblichen Sendungen zugeordnet. 5 Vgl. §§ 2 und 8 RStV (2007). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 228 BASISELEMENTE DER SENDUNGSANALYSE / GESAMTSENDEZEIT Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 2.1 RTL BASISELEMENTE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Programmverbindungen Programmüberbrückungen 2 WERBUNG3 Spotwerbung Teleshopping Dauerwerbesendungen4 SPONSORING5 Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring GESAMT Tabelle 2.2 SENDUNGEN WERBUNG3 Spotwerbung Teleshopping Dauerwerbesendungen4 SPONSORING5 Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring GESAMT 2 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 72,6 74,0 73,7 76,1 94,4 94,1 95,1 95,5 5,2 5,2 - 5,2 5,2 - 5,2 5,0 0,2 5,3 5,2 0,1 4,0 2,3 1,7 4,2 2,2 2,0 3,5 2,2 1,3 3,2 2,4 0,8 21,9 15,5 6,4 - 20,5 14,0 6,5 - 20,8 14,8 5,9 0,1 18,4 15,2 3,1 0,1 1,3 1,3 - 1,5 1,5 - 1,2 1,2 - 1,2 1,2 - 0,3 0,2 0,1 0,3 0,2 0,1 0,3 0,2 0,1 0,2 0,2 0,0 0,3 0,3 0,0 0,2 0,2 0,0 0,2 0,2 0,0 0,1 0,1 - 100 100 100 100 100 100 100 100 ProSieben BASISELEMENTE PROGRAMMTRAILER ETC. Programmverbindungen Programmüberbrückungen Sat.1 VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 79,1 77,9 71,4 72,7 72,5 73,0 74,7 74,4 5,7 5,3 0,4 5,9 5,6 0,3 6,3 4,2 2,1 5,5 4,2 1,3 4,8 4,6 0,2 5,1 5,0 0,1 5,2 4,8 0,4 5,4 4,9 0,5 15,0 13,5 1,5 - 16,0 13,0 2,9 0,1 22,1 12,4 9,7 - 21,7 11,7 10,0 - 22,4 16,3 6,0 0,1 21,6 15,6 6,0 - 20,0 14,0 6,0 - 20,1 14,1 6,0 - 0,2 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,0 0,1 0,1 0,0 0,3 0,3 0,0 0,3 0,3 0,0 0,1 0,1 0,0 0,1 0,1 0,0 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Als Programmverbindungen werden Programmtrailer, Programmhinweise etc., als Programmüberbrückungen Videoschleifen, WebCams, Wetterbilder etc. zusammengefasst. 3 Vgl. §§ 2, 7, 15, 16, 18 und 44–45a RStV (2007). 4 Ab Tabelle 4 werden die Dauerwerbesendungen den übrigen, nichtwerblichen Sendungen zugeordnet. 5 Vgl. §§ 2 und 8 RStV (2007). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 229 BASISELEMENTE DER SENDUNGSANALYSE / PRIME TIME Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 3.1 RTL BASISELEMENTE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Programmverbindungen Programmüberbrückungen 2 WERBUNG3 Spotwerbung Teleshopping Dauerwerbesendungen4 SPONSORING5 Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring GESAMT Tabelle 3.2 SENDUNGEN WERBUNG3 Spotwerbung Teleshopping Dauerwerbesendungen4 SPONSORING5 Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring GESAMT 2 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 75,5 77,1 76,2 74,6 91,9 91,5 92,0 92,0 5,2 5,2 - 5,0 5,0 - 4,8 4,8 - 5,6 5,6 - 2,9 2,9 - 2,8 2,8 - 3,0 3,0 - 3,2 3,2 - 18,8 18,8 - 17,6 17,6 - 18,7 18,6 0,1 19,6 19,5 0,1 4,7 4,7 - 5,1 5,1 - 4,7 4,7 - 4,6 4,6 - 0,5 0,4 0,1 0,3 0,2 0,1 0,3 0,3 0,0 0,2 0,2 0,0 0,5 0,5 0,0 0,6 0,6 0,0 0,3 0,3 - 0,2 0,2 - 100 100 100 100 100 100 100 100 ProSieben BASISELEMENTE PROGRAMMTRAILER ETC. Programmverbindungen Programmüberbrückungen Sat.1 VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 76,0 76,8 78,0 81,1 74,3 75,4 74,2 74,2 6,4 6,4 - 6,1 6,1 - 5,2 5,2 - 4,9 4,9 - 6,2 6,2 - 6,9 6,9 - 6,4 6,4 - 6,5 6,5 - 17,3 17,2 0,1 - 16,8 16,7 0,1 16,4 16,4 - 13,6 13,6 - 19,0 19,0 - 17,2 17,2 - 19,3 19,3 - 19,2 19,2 - 0,3 0,3 0,0 0,3 0,3 0,0 0,4 0,4 0,0 0,4 0,4 0,0 0,5 0,5 0,0 0,5 0,4 0,1 0,1 0,1 0,0 0,1 0,1 0,0 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 5 Stunden pro Tag (18–23 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Als Programmverbindungen werden Programmtrailer, Programmhinweise etc., als Programmüberbrückungen Videoschleifen, WebCams, Wetterbilder etc. zusammengefasst. 3 Vgl. §§ 2, 7, 15, 16, 18 und 44–45a RStV (2007). 4 Ab Tabelle 4 werden die Dauerwerbesendungen den übrigen, nichtwerblichen Sendungen zugeordnet. 5 Vgl. §§ 2 und 8 RStV (2007). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 230 ANZAHL DER PROGRAMMELEMENTE: TV-SENDUNGEN UND TV-CLUTTER Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (Fallzahlen in Prozent)1 Tabelle 4.1 RTL Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN2 31,2 29,7 36,1 35,3 45,5 45,1 43,5 44,4 PROGRAMMTRAILER ETC. Sendungspromotion Senderpromotion Crosspromotion Merchandising Glücksspiele/Lotterien Social Advertising Programmüberbrückungen 33,3 24,0 5,7 3,1 0,5 - 40,2 30,7 5,0 4,4 0,1 - 32,6 25,0 3,4 2,3 1,1 0,8 32,7 26,3 3,7 0,8 1,4 0,5 27,2 19,4 3,8 0,9 1,4 0,3 0,3 1,1 27,4 19,7 3,4 0,9 1,8 0,3 1,3 33,7 27,3 4,2 0,6 0,9 0,1 0,6 38,5 32,5 3,0 0,7 1,6 0,7 WERBUNG UND SPONSORING Spotwerbung Teleshopping Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring 35,5 22,1 2,3 8,6 2,5 30,1 18,9 1,9 7,1 2,2 31,3 19,8 1,5 8,6 1,4 32,0 21,6 1,0 8,2 1,2 27,3 8,5 18,7 0,1 27,5 11,2 16,2 0,1 22,8 6,6 16,1 0,1 17,1 7,6 9,5 - GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMELEMENTE Tabelle 4.2 n=4046 n=2012 n=3639 n=1828 n=2346 n=1082 n=2233 n=951 ProSieben VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN2 30,7 28,8 27,4 28,3 29,6 27,4 31,6 28,7 PROGRAMMTRAILER ETC. Sendungspromotion Senderpromotion Crosspromotion Merchandising Glücksspiele/Lotterien Social Advertising Programmüberbrückungen 41,8 26,3 9,3 2,1 3,1 1,0 43,4 26,2 10,2 4,0 2,3 0,7 42,4 35,9 4,0 1,7 0,0 0,8 40,3 33,0 3,8 2,7 0,8 34,6 21,4 5,2 7,2 0,5 0,3 38,2 19,4 9,1 8,8 0,8 0,1 43,5 35,7 4,4 1,9 0,7 0,0 0,8 47,3 29,7 9,0 4,7 3,1 0,0 0,8 WERBUNG UND SPONSORING Spotwerbung Teleshopping Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring 27,5 19,5 0,3 5,2 2,5 27,8 19,4 0,3 5,4 2,7 30,2 19,8 1,6 7,8 1,0 31,4 20,4 3,9 6,1 1,0 35,8 20,6 1,4 13,2 0,6 34,4 17,8 2,3 13,5 0,8 24,9 20,3 1,1 2,7 0,8 24,0 17,1 1,4 5,3 0,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMELEMENTE n=3640 n=1852 n=3378 n=1613 n=3403 n=1848 n=3160 n=1694 1 Prozentuierungsbasis: Anzahl der in den Stichproben ermittelten Programmelemente. 2 Ab Tabelle 4 werden die Dauerwerbesendungen den übrigen, nichtwerblichen Sendungen zugeordnet. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 231 ZEITUMFANG DER PROGRAMMELEMENTE: TV-SENDUNGEN UND TV-CLUTTER Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 5.1 RTL PROGRAMMELEMENTE Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 72,6 74,0 73,8 76,2 94,4 94,1 95,1 95,5 5,2 4,1 0,8 0,2 0,1 - 5,2 4,0 0,8 0,4 0,0 - 5,2 4,1 0,6 0,2 0,1 0,2 5,3 4,5 0,5 0,1 0,1 0,1 4,0 1,9 0,2 0,1 0,1 0,0 0,0 1,7 4,2 1,9 0,2 0,0 0,1 0,0 2,0 3,5 2,0 0,2 0,0 0,0 0,0 1,3 3,2 2,2 0,1 0,0 0,1 0,8 WERBUNG UND SPONSORING Spotwerbung Teleshopping Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring 22,2 15,5 6,4 0,2 0,1 20,8 14,0 6,5 0,2 0,1 21,0 14,8 5,9 0,2 0,1 18,5 15,2 3,1 0,2 0,0 1,6 1,3 0,3 0,0 1,7 1,5 0,2 0,0 1,4 1,2 0,2 0,0 1,3 1,2 0,1 - GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 SENDUNGEN 2 PROGRAMMTRAILER ETC. Sendungspromotion Senderpromotion Crosspromotion Merchandising Glücksspiele/Lotterien Social Advertising Programmüberbrückungen Tabelle 5.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN2 79,1 78,0 71,4 72,7 72,6 73,0 74,7 74,4 5,7 3,9 1,0 0,2 0,2 0,4 5,9 4,1 1,2 0,2 0,1 0,3 6,3 3,5 0,6 0,1 0,0 2,1 5,5 3,4 0,7 0,1 1,3 4,8 3,4 0,8 0,4 0,0 0,2 5,1 2,8 1,5 0,6 0,1 0,1 5,2 4,2 0,5 0,1 0,0 0,0 0,4 5,4 3,7 0,8 0,2 0,2 0,0 0,5 WERBUNG UND SPONSORING Spotwerbung Teleshopping Sendungssponsoring Sonstiges Sponsoring 15,2 13,5 1,5 0,1 0,1 16,1 13,0 2,9 0,1 0,1 22,3 12,4 9,7 0,2 0,0 21,8 11,7 10,0 0,1 0,0 22,6 16,3 6,0 0,3 0,0 21,9 15,6 6,0 0,3 0,0 20,1 14,0 6,0 0,1 0,0 20,2 14,1 6,0 0,1 0,0 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. Sendungspromotion Senderpromotion Crosspromotion Merchandising Glücksspiele/Lotterien Social Advertising Programmüberbrückungen 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Ab Tabelle 4 werden die Dauerwerbesendungen den übrigen, nichtwerblichen Sendungen zugeordnet. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 232 LIZENZPROGRAMME, REGIONALFENSTER, PROGRAMMKOOPERATIONEN Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 6.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Eigenprogramm Lizenzprogramme2 Regionalfenster3 ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm 72,6 68,1 3,4 1,1 - 74,0 69,4 3,5 1,1 - 73,8 70,8 1,8 1,2 - 76,2 72,6 2,4 1,2 - 94,4 80,1 14,3 94,1 79,7 14,4 95,1 80,8 14,3 95,5 81,1 14,4 - - - - 7,1 7,2 14,4 7,1 7,2 14,4 In Verantwortung der ARD In Verantwortung des ZDF 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING PROGRAMMTRAILER ETC. 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tabelle 6.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Eigenprogramm Lizenzprogramme2 79,1 79,1 - 78,0 78,0 - 71,4 58,8 12,6 72,7 62,7 10,0 72,6 72,6 - 73,0 73,0 - 74,7 74,7 - 74,4 74,4 - PROGRAMMTRAILER ETC. 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Gesondert lizenzierte Programme, die wie z.B. dctp auf den Frequenzen von RTL, Sat.1 und VOX ausgestrahlt werden. 3 Gesondert lizenzierte Regionalfenster auf den Frequenzen von RTL und Sat.1 (Auseinanderschaltung, werktäglich 30 Minuten). Pro Programm wird eine Fensterversion erfasst. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 233 KURZFRISTIGE PROGRAMMWIEDERHOLUNGEN Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 7.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Erstsendungen Kurzfristige Wiederholungen 72,6 48,7 23,9 74,0 49,6 24,4 73,8 60,2 13,6 76,2 68,9 7,3 94,4 83,4 11,0 94,1 80,7 13,4 95,1 83,1 12,0 95,5 83,7 11,8 16,7 7,2 15,8 8,6 8,6 5,0 4,2 3,1 7,9 3,1 9,9 3,5 8,1 3,9 7,7 4,1 Wiederholungen im Tagesintervall Wiederholungen im Wochenintervall 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING PROGRAMMTRAILER ETC. 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tabelle 7.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Erstsendungen Kurzfristige Wiederholungen 79,1 53,0 26,1 78,0 59,0 19,0 71,4 42,6 28,8 72,7 52,9 19,8 72,6 56,6 16,0 73,0 57,6 15,4 74,7 64,1 10,6 74,4 65,0 9,4 14,7 11,4 10,6 8,4 18,6 10,2 11,3 8,5 12,6 3,4 10,8 4,6 5,8 4,8 3,1 6,3 Wiederholungen im Tagesintervall Wiederholungen im Wochenintervall 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING PROGRAMMTRAILER ETC. 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 234 ZEITFORMATE DER ERSTSENDUNGEN Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 8.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Tagesformat2 48,7 27,3 49,6 27,1 60,2 39,3 68,9 45,6 83,4 41,5 80,7 37,2 83,1 39,2 83,7 38,8 23,3 4,0 20,9 6,2 31,3 8,0 37,1 8,5 31,1 10,4 29,1 8,1 34,3 4,9 34,7 4,1 17,6 15,6 14,6 17,2 18,0 19,8 24,8 24,3 10,1 7,5 9,9 5,7 8,5 6,1 8,4 8,8 12,5 5,5 14,5 5,3 15,3 9,5 16,1 8,2 1,1 2,7 6,9 1,2 5,1 0,3 5,8 2,8 21,1 2,3 21,4 5,5 13,6 0,7 19,9 23,9 24,4 13,6 7,3 11,0 13,4 12,0 11,8 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Regelmäßige Ausstrahlung/Reihe Serie Wochenformat3 Regelmäßige Ausstrahlung/Reihe Serie Andere Zeitformate Einzelsendungen KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 8.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Tagesformat2 53,0 28,8 59,0 32,1 42,6 15,9 52,9 27,0 56,6 24,4 57,6 25,0 64,1 30,7 65,0 35,5 24,5 4,3 27,9 4,2 7,3 8,6 11,7 15,3 10,8 13,6 10,2 14,8 7,0 23,7 10,4 25,1 10,8 11,7 17,3 20,4 23,8 20,6 18,3 17,2 6,2 4,6 6,6 5,1 13,3 4,0 15,7 4,7 15,2 8,6 13,4 7,2 6,8 11,5 5,4 11,8 Andere Zeitformate Einzelsendungen 1,4 12,0 5,0 10,2 0,5 8,9 5,5 1,2 7,2 3,6 8,4 0,9 14,2 3,4 8,9 KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN 26,1 19,0 28,8 19,8 16,0 15,4 10,6 9,4 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Regelmäßige Ausstrahlung/Reihe Serie Wochenformat3 Regelmäßige Ausstrahlung/Reihe Serie PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 In der Regel tägliche oder werktägliche Ausstrahlung; in wenigen Ausnahmefällen vier Sendetage pro Woche. 3 In der Regel wöchentliche Ausstrahlung; in wenigen Ausnahmefällen zwei oder drei Sendetage pro Woche. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 235 PRODUKTIONSFORMEN Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 9.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen Kaufproduktionen 48,7 40,1 8,6 49,6 39,3 10,3 60,2 52,3 7,9 68,9 60,3 8,6 83,4 69,2 14,2 80,7 65,1 15,6 83,1 70,2 12,9 83,7 70,4 13,3 KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen Kaufproduktionen 23,9 19,9 4,0 24,4 21,2 3,2 13,6 12,5 1,1 7,3 6,9 0,4 11,0 10,9 0,1 13,4 13,2 0,2 12,0 10,6 1,4 11,8 10,1 1,7 PROGRAMMTRAILER ETC. 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tabelle 9.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen Kaufproduktionen 53,0 32,8 20,2 59,0 36,0 23,0 42,6 17,4 25,2 52,9 25,0 27,9 56,6 18,8 37,8 57,6 18,9 38,7 64,1 12,6 51,5 65,0 15,7 49,3 KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen Kaufproduktionen 26,1 19,2 6,9 19,0 13,2 5,8 28,8 11,3 17,5 19,8 9,6 10,2 16,0 3,9 12,1 15,4 4,2 11,2 10,6 5,5 5,1 9,4 2,7 6,7 PROGRAMMTRAILER ETC. 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 236 PRODUKTIONSLÄNDER Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 10.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Europäische Produktionen 48,7 40,7 49,6 39,3 60,2 53,2 68,9 60,3 83,4 73,0 80,7 71,4 83,1 76,1 83,7 74,2 40,1 0,6 39,3 - 53,2 - 60,3 - 70,0 3,0 66,8 4,6 71,2 4,9 71,7 2,5 8,0 10,3 7,0 8,6 10,4 9,3 7,0 9,5 8,0 - 10,3 - 7,0 - 8,6 - 9,7 0,7 9,0 0,3 6,7 0,3 9,3 0,2 23,9 19,9 4,0 24,4 21,2 3,2 13,6 12,6 1,0 7,3 6,9 0,4 11,0 10,9 0,1 13,4 13,2 0,2 12,0 11,5 0,5 11,8 10,7 1,1 Deutschland 2 Sonstige europäische Länder 3 Produktionen außerhalb Europas USA 4 Sonstige Länder KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN Europäische Produktionen Produktionen außerhalb Europas PROGRAMMTRAILER ETC. 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tabelle 10.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PRODUKTIONSCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Europäische Produktionen 53,0 33,9 59,0 36,7 42,6 21,4 52,9 28,4 56,6 20,5 57,6 20,2 64,1 16,7 65,0 21,0 32,8 1,1 36,7 - 17,0 4,4 24,6 3,8 18,8 1,7 19,7 0,5 13,1 3,6 17,0 4,0 19,1 22,3 21,2 24,5 36,1 37,4 47,4 44,0 19,1 - 21,6 0,7 19,0 2,2 17,3 7,2 26,9 9,2 29,3 8,1 46,3 1,1 43,5 0,5 26,1 19,2 6,9 19,0 14,0 5,0 28,8 13,2 15,6 19,8 10,5 9,3 16,0 4,7 11,3 15,4 4,2 11,2 10,6 6,1 4,5 9,4 4,8 4,6 Deutschland 2 Sonstige europäische Länder 3 Produktionen außerhalb Europas USA 4 Sonstige Länder KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN Europäische Produktionen Produktionen außerhalb Europas 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Alle Produktions- und Kooperationsformen mit deutscher Beteiligung (inkl. DDR). 3 Alle Produktions- und Kooperationsformen mit Beteiligung eines europäischen Landes – unter Ausschluss der Produktions- und Kooperationsformen mit deutscher Beteiligung. 4 Alle Produktions- und Kooperationsformen mit Beteiligung der USA – unter Ausschluss der Produktions- und Kooperationsformen mit Beteiligung Deutschlands oder eines anderen europäischen Landes. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 237 PROGRAMMSTRUKTUR / GESAMTSENDEZEIT Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 11.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Fernsehpublizistik 72,6 40,0 74,0 39,6 73,8 34,3 76,2 37,9 94,4 43,6 94,1 44,2 95,1 54,3 95,5 57,1 4,2 12,0 8,0 6,0 9,8 4,4 12,6 9,2 6,3 7,1 3,8 12,2 1,5 5,7 11,1 3,9 14,2 2,0 8,3 9,5 11,7 17,9 7,8 3,2 3,0 9,8 21,5 7,6 2,8 2,5 11,6 23,3 7,6 5,4 6,4 9,6 24,3 10,6 5,7 6,9 22,6 8,8 1,2 28,2 5,0 1,2 24,5 14,9 - 24,8 12,4 0,9 38,0 3,9 1,1 7,8 39,6 2,0 1,2 7,1 28,2 4,5 1,2 6,4 26,8 4,1 1,1 5,8 1,2 - 1,2 - - 0,9 - 4,9 2,9 3,6 3,5 3,5 2,9 2,6 3,2 Nachrichtensendungen Magazinsendungen Reportagen, Dokumentationen Interview- und Talkformate Sonstige Formate Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen Kindersendungen Fiktionale Unterhaltung Sonstiges Religiöse Sendungen - - 0,1 0,2 0,0 0,0 0,5 0,6 PROGRAMMTRAILER ETC. 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tabelle 11.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Fernsehpublizistik 79,1 31,6 78,0 25,8 71,4 27,7 72,7 29,1 72,6 23,3 73,0 14,8 74,7 12,4 74,4 12,2 1,0 16,8 13,3 0,5 0,7 10,9 13,6 0,6 1,5 5,3 18,3 0,2 2,4 1,2 5,6 21,2 1,1 1,6 2,4 18,5 0,8 1,5 2,4 10,4 0,5 0,8 5,6 6,0 - 0,8 4,9 6,5 - 29,9 15,8 1,8 28,7 20,7 2,8 38,6 4,5 - 36,3 6,7 - 32,1 8,3 8,9 35,7 14,2 8,3 49,8 6,1 6,4 49,2 7,3 5,7 1,8 - 2,8 - - - 8,2 0,7 7,8 0,5 6,2 0,2 5,5 0,2 - - 0,6 0,6 - - - - Nachrichtensendungen Magazinsendungen Reportagen, Dokumentationen Interview- und Talkformate Sonstige Formate Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen Kindersendungen Fiktionale Unterhaltung Sonstiges Religiöse Sendungen PROGRAMMTRAILER ETC. 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 238 PROGRAMMSTRUKTUR / PRIME TIME Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 12.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Fernsehpublizistik 75,5 30,7 77,1 33,9 76,3 16,1 74,7 16,5 91,9 28,2 91,5 30,2 92,0 37,0 92,0 41,7 6,8 16,8 5,3 1,7 0,1 7,4 19,2 4,2 1,7 1,4 5,7 8,9 1,3 0,2 6,0 7,5 2,9 0,1 13,8 5,9 3,4 4,3 0,8 13,9 6,6 5,5 3,9 0,3 15,1 11,0 7,1 1,8 2,0 13,2 10,5 10,9 3,6 3,5 27,8 17,0 - 33,7 9,5 - 39,6 20,6 - 45,5 12,7 - 44,3 13,9 5,4 0,1 49,6 6,0 5,5 0,2 45,8 6,4 2,8 - 43,1 7,2 - Nachrichtensendungen Magazinsendungen Reportagen, Dokumentationen Interview- und Talkformate Sonstige Formate Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen Kindersendungen Religiöse Sendungen PROGRAMMTRAILER ETC. 5,2 5,0 4,8 5,6 2,9 2,8 3,0 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 19,3 17,9 18,9 19,7 5,2 5,7 5,0 4,8 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tabelle 12.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 SENDUNGEN Fernsehpublizistik 76,0 22,0 76,9 21,7 78,0 32,9 81,1 36,7 74,3 29,7 75,4 16,8 74,2 19,8 74,2 19,5 4,1 15,2 2,7 - 1,8 18,5 1,4 - 0,1 8,6 19,1 5,1 8,8 22,6 5,3 4,5 4,2 21,0 - 4,6 4,1 8,1 - 12,2 7,6 - 6,9 12,6 - 36,7 9,1 8,2 - 31,8 12,9 10,5 - 33,6 11,5 - 28,3 16,1 - 37,3 7,3 - 39,2 19,4 - 46,8 7,6 - 41,9 12,8 - Nachrichtensendungen Magazinsendungen Reportagen, Dokumentationen Interview- und Talkformate Sonstige Formate Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen Kindersendungen Religiöse Sendungen 6,4 6,1 5,2 4,9 6,2 6,9 6,4 6,5 WERBUNG UND SPONSORING 17,6 17,0 16,8 14,0 19,5 17,7 19,4 19,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 5 Stunden pro Tag (18–23 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 239 PROGRAMMSTRUKTUR OHNE KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 13.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Fernsehpublizistik 48,7 29,4 49,6 27,6 60,2 29,4 68,9 36,4 83,4 38,5 80,7 39,1 83,1 47,0 83,7 51,5 2,9 9,8 5,7 3,2 7,8 3,1 10,1 6,6 3,4 4,4 3,8 11,6 1,0 5,7 7,3 3,9 14,2 1,8 8,3 8,2 11,6 15,3 6,0 2,8 2,8 9,8 17,8 6,5 2,5 2,5 11,5 19,6 6,6 3,7 5,6 9,6 21,4 9,9 4,3 6,3 12,6 5,5 1,2 17,5 3,3 1,2 19,2 11,5 - 21,8 9,7 0,9 33,4 3,4 1,1 7,0 32,2 2,0 1,1 6,3 24,9 4,0 1,2 5,5 23,1 2,4 1,1 5,0 1,2 - 1,2 - - 0,9 - 4,5 2,5 3,2 3,1 3,3 2,2 2,2 2,8 Nachrichtensendungen Magazinsendungen Reportagen, Dokumentationen Interview- und Talkformate Sonstige Formate Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen Kindersendungen Fiktionale Unterhaltung Sonstiges Religiöse Sendungen KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN - - 0,1 0,1 0,0 0,0 0,5 0,6 23,9 24,4 13,6 7,3 11,0 13,4 12,0 11,8 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 13.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 ERSTSENDUNGEN Fernsehpublizistik 53,0 20,1 59,0 20,1 42,6 17,2 52,9 21,3 56,6 19,1 57,6 12,9 64,1 8,1 65,0 10,2 1,0 10,6 8,2 0,3 0,7 9,0 10,1 0,3 1,5 2,7 11,5 0,2 1,3 1,2 3,3 15,7 1,1 1,5 1,8 15,0 0,8 1,5 2,0 8,9 0,5 0,8 3,1 4,2 - 0,8 3,8 5,6 - 20,2 10,9 1,8 21,7 14,4 2,8 22,2 2,6 - 26,5 4,6 - 22,1 6,7 8,7 24,4 12,2 8,1 44,7 4,9 6,4 42,9 6,2 5,7 1,8 - 2,8 - - - 8,2 0,5 7,8 0,3 6,2 0,2 5,5 0,2 Nachrichtensendungen Magazinsendungen Reportagen, Dokumentationen Interview- und Talkformate Sonstige Formate Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung Sportsendungen Kindersendungen Fiktionale Unterhaltung Sonstiges Religiöse Sendungen KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN - - 0,6 0,5 - - - - 26,1 19,0 28,8 19,8 16,0 15,4 10,6 9,4 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 240 FORMATE DES KINDERPROGRAMMS Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 14.1 PROGRAMMCHARAKTERISTIK RTL Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 1,2 1,2 1,2 1,2 - 0,9 0,9 7,8 4,9 7,1 3,6 6,4 3,5 5,8 2,6 0,5 0,7 0,8 0,4 - 0,9 - 2,4 2,5 1,5 2,1 0,9 2,6 0,2 2,4 - - - - 0,7 2,2 1,2 2,3 1,1 1,8 1,1 2,1 71,4 72,8 73,8 75,3 86,6 87,0 88,7 89,7 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 KINDERPROGRAMM Fiktionale Unterhaltung Fernsehfilme und Fernsehserien Zeichentrick- und Animationsformate Nonfiktionale Unterhaltung Information und Infotainment SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 14.2 PROGRAMMCHARAKTERISTIK ProSieben VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 1,8 1,8 2,8 2,8 - - 8,9 8,2 8,3 7,8 6,4 6,2 5,7 5,5 1,8 2,8 - - 8,2 7,8 0,3 5,9 5,5 - - - - 0,7 0,5 0,0 0,2 0,0 0,2 77,3 75,2 71,4 72,7 63,7 64,7 68,3 68,7 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 KINDERPROGRAMM Fiktionale Unterhaltung Fernsehfilme und Fernsehserien Zeichentrick- und Animationsformate Nonfiktionale Unterhaltung Information und Infotainment SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 241 GENRES DES FIKTIONALEN KINDERPROGRAMMS Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 15.1 PROGRAMMCHARAKTERISTIK RTL Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 1,2 1,0 0,2 - 1,2 1,0 0,2 - - 0,9 0,9 - 4,9 1,4 1,2 1,3 1,0 3,6 1,2 0,5 0,9 1,0 3,5 0,8 0,6 1,1 1,0 2,6 0,1 0,7 0,7 1,1 71,4 72,8 73,8 75,3 89,5 90,5 91,6 92,9 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 FIKTIONALES KINDERPROGRAMM Spannung, Action Spaß, Unterhaltung Kindheit, Jugend, Familie, Alltag Fantasy, Märchen SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 15.2 PROGRAMMCHARAKTERISTIK ProSieben VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 1,8 1,8 - 2,8 2,8 - - - 8,2 7,8 0,4 - 7,8 7,3 0,3 0,2 6,2 3,0 2,0 0,9 0,3 5,5 2,9 1,7 0,7 0,2 77,3 75,2 71,4 72,7 64,4 65,2 68,5 68,9 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 FIKTIONALES KINDERPROGRAMM Spannung, Action Spaß, Unterhaltung Kindheit, Jugend, Familie, Alltag Fantasy, Märchen SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 242 FORMATE DER GESAMTEN FIKTIONALEN FERNSEHUNTERHALTUNG1 Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)2 Tabelle 16.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FIKTIONALE UNTERHALTUNG Kinospielfilme Fernsehfilme, TV-Movies Fernsehserien Telenovelas Sitcom-Serien Zeichentrickserien und -filme Sonstige Animationsformate 23,8 2,9 16,0 3,8 1,1 - 29,4 3,7 3,3 19,3 1,1 2,0 - 24,5 2,8 2,3 13,8 4,9 0,7 - 25,7 0,9 4,5 16,9 2,1 1,3 - 42,9 12,8 10,4 11,9 5,3 2,2 0,3 43,2 11,5 12,2 7,8 9,6 2,1 - 31,7 9,5 5,6 8,6 5,4 2,6 - 29,4 9,8 5,3 7,7 4,2 2,4 - SONSTIGE SENDUNGEN 48,8 44,6 49,3 50,5 51,5 50,9 63,4 66,1 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 16.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FIKTIONALE UNTERHALTUNG Kinospielfilme Fernsehfilme, TV-Movies Fernsehserien Telenovelas Sitcom-Serien Zeichentrickserien und -filme Sonstige Animationsformate 31,7 13,9 4,8 7,9 1,9 0,9 2,3 - 31,5 18,1 0,9 7,8 0,2 0,6 3,9 - 38,6 13,3 1,2 19,6 4,5 - 36,3 9,3 23,5 2,6 0,9 - 40,3 10,4 1,7 11,3 0,4 7,3 9,2 - 43,5 11,5 1,8 10,7 10,9 8,6 - 56,0 14,8 2,0 17,8 15,5 5,8 0,1 54,7 12,7 2,6 14,5 19,4 5,1 0,4 SONSTIGE SENDUNGEN 47,4 46,5 32,8 36,4 32,3 29,5 18,7 19,7 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Einschließlich fiktionaler Programmangebote für Kinder (vgl. Tabelle 11). 2 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 243 1 GENRES DER GESAMTEN FIKTIONALEN FERNSEHUNTERHALTUNG Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)2 Tabelle 17.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FIKTIONALE UNTERHALTUNG Spannungsgenres Komödien Unterhaltungsgenres 23,8 8,0 6,6 9,2 29,4 12,6 4,0 12,8 24,5 12,4 4,2 7,9 25,7 14,3 5,0 6,4 42,9 11,8 3,5 27,6 43,2 7,5 9,9 25,8 31,7 13,2 2,7 15,8 29,4 14,2 2,5 12,7 SONSTIGE SENDUNGEN 48,8 44,6 49,3 50,5 51,5 50,9 63,4 66,1 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 17.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FIKTIONALE UNTERHALTUNG Spannungsgenres Komödien Unterhaltungsgenres 31,7 17,8 8,0 5,9 31,5 10,7 18,4 2,4 38,6 16,1 8,5 14,0 36,3 13,5 9,3 13,5 40,3 25,3 12,9 2,1 43,5 18,2 16,1 9,2 56,0 25,8 21,7 8,5 54,7 17,0 29,3 8,4 SONSTIGE SENDUNGEN 47,4 46,5 32,8 36,4 32,3 29,5 18,7 19,7 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Einschließlich fiktionaler Programmangebote für Kinder (vgl. Tabelle 11). 2 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 244 FORMATE DER NONFIKTIONALEN FERNSEHUNTERHALTUNG Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 18.1 PROGRAMMCHARAKTERISTIK NONFIKTIONALE UNTERHALTUNG Shows Quiz-, Unterhaltungs-Shows Call-In-Quiz, Astro-Shows Late-Night-, Comedy-, Satire-Shows ”Versteckte Kamera“-, Pannen-Shows Sonstige nonfiktionale Unterhaltung Musiksendungen RTL Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 8,8 7,0 5,0 2,6 14,9 14,3 12,4 11,4 3,9 3,3 2,0 1,6 4,5 3,0 4,1 4,1 4,7 1,5 0,7 0,1 0,8 1,2 0,1 0,5 2,1 5,0 6,0 1,2 - 2,2 5,1 3,6 0,5 - 2,8 0,5 - 1,0 0,6 - 2,3 0,7 - 3,2 0,9 - 0,5 2,4 0,6 1,0 0,4 0,1 1,3 - Musik-Magazine Musik-Shows Musik-Übertragungen Videoclip-Sendungen 0,5 - 2,4 - 0,6 - 1,0 - 0,4 - 0,1 1,3 - - Sonstige Wortgenres 1,3 - - - 0,2 0,3 0,2 - 0,1 1,2 - - - 0,2 - 0,3 - 0,2 - - 63,8 69,0 58,9 63,8 90,5 92,1 90,6 91,4 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Kabarett, Satire Preisverleihungen SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 18.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 NONFIKTIONALE UNTERHALTUNG Shows 15,8 15,8 20,7 20,7 4,5 4,3 6,7 6,7 8,3 8,2 14,2 14,2 6,1 6,1 7,3 7,3 1,3 3,0 5,2 4,2 2,1 3,4 3,6 5,8 6,1 1,8 4,3 6,7 3,5 1,6 3,1 3,0 11,2 1,1 3,4 1,6 - 3,8 3,5 - Quiz-, Unterhaltungs-Shows Call-In-Quiz, Astro-Shows Late-Night-, Comedy-, Satire-Shows ”Versteckte Kamera“-, Pannen-Shows Reality-Shows Musiksendungen - - 0,2 - 0,1 - - - Musik-Übertragungen Videoclip-Sendungen - - 0,2 - - 0,1 - - - Sonstige Wortgenres - - - - - - - - 63,3 57,3 66,9 66,0 64,3 58,8 68,6 67,1 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 245 FORMATE DER FERNSEHPUBLIZISTIK Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 19.1 RTL Sat.1 ARD ZDF PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Nachrichtensendungen 40,0 4,2 39,6 4,4 34,3 3,8 37,9 3,9 43,6 11,7 44,2 9,8 54,3 11,6 57,1 9,6 Universelle Nachrichten Spezifische Nachrichten 4,0 0,2 4,2 0,2 3,5 0,3 3,5 0,4 9,4 2,3 9,2 0,6 8,3 3,3 8,0 1,6 10,2 9,4 10,8 13,1 13,2 15,1 16,4 18,5 5,7 0,5 4,0 5,6 3,8 5,5 2,3 1,2 1,8 8,3 2,4 1,2 1,2 7,5 2,8 2,9 9,2 2,8 3,1 7,5 2,8 2,2 3,9 9,2 2,8 2,2 4,3 1,8 8,0 4,1 1,9 0,0 9,8 3,2 9,2 4,2 2,1 7,1 1,4 1,5 5,3 0,4 0,0 11,1 1,1 2,0 7,4 0,9 9,5 4,7 7,8 0,0 3,2 0,3 2,7 6,4 7,6 2,8 2,5 6,9 7,6 5,4 0,2 6,2 5,8 10,6 5,7 6,9 32,6 34,4 39,5 38,3 50,8 49,9 40,8 38,4 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tagesmagazine Frühstücksfernsehen Tageszeitmagazine Regionalmagazine Boulevardmagazine Sonstige Magazine Reportagen, Dokumentationen Tägliche Interview- und Talkformate Sonstige Interview- und Talkformate Sondersendungen Sonstige Formate SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 19.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins PROGRAMMCHARAKTERISTIK 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Nachrichtensendungen 31,6 1,0 25,8 0,7 27,7 1,5 29,1 1,2 23,3 1,6 14,8 1,5 12,4 0,8 12,2 0,8 Universelle Nachrichten Spezifische Nachrichten 1,0 0,0 0,7 0,0 1,5 0,0 1,2 0,0 1,6 0,0 1,5 0,0 0,8 0,0 0,8 0,0 14,3 9,4 1,0 1,1 0,2 - 2,3 2,2 7,4 6,9 6,5 2,9 1,0 1,1 0,2 - 2,3 2,2 Sonstige Magazine Reportagen, Dokumentationen Tägliche Interview- und Talkformate Sonstige Interview- und Talkformate Sondersendungen Sonstige Formate 2,5 13,3 0,5 1,5 13,6 0,6 4,3 18,3 0,2 2,4 4,5 21,2 1,1 2,2 18,5 0,8 2,4 10,4 0,5 3,3 6,0 - 2,7 6,5 - SONSTIGE SENDUNGEN 47,5 52,2 43,7 43,6 49,3 58,2 62,3 62,2 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Tagesmagazine Boulevardmagazine Sonstige Tagesmagazine PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 246 NACHRICHTENFORMATE Sendungsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 20.1 PROGRAMMCHARAKTERISTIK RTL Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 NACHRICHTENSENDUNGEN Universelle Nachrichten 4,2 4,0 4,4 4,2 3,8 3,5 3,9 3,5 11,7 9,4 9,8 9,2 11,6 8,3 9,6 8,0 Nachrichten 2 Nachrichtenmagazine Schlagzeilen/Kurznachrichten 3 1,3 2,5 0,2 1,4 2,6 0,2 1,2 1,0 1,3 1,1 1,0 1,4 4,2 2,6 2,6 4,0 2,6 2,6 3,5 2,5 2,3 3,6 1,9 2,5 0,2 0,2 0,3 0,4 2,3 0,6 3,3 1,6 0,2 - 0,2 - 0,3 - 0,4 - 1,3 0,2 0,8 - 0,5 0,1 - 1,0 0,1 0,8 0,7 0,7 0,1 0,8 0,7 68,4 69,6 70,0 72,3 82,7 84,3 83,5 85,9 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Spezifische Nachrichten Wetternachrichten Wirtschaftsnachrichten Sportnachrichten Regionalnachrichten Themenspezifische Nachrichten SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 20.2 PROGRAMMCHARAKTERISTIK ProSieben VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 NACHRICHTENSENDUNGEN Universelle Nachrichten 1,0 1,0 0,7 0,7 1,5 1,5 1,2 1,2 1,6 1,6 1,5 1,5 0,8 0,8 0,8 0,8 Nachrichten 2 Nachrichtenmagazine Schlagzeilen/Kurznachrichten 3 0,8 0,2 0,5 0,2 1,0 0,5 0,7 0,5 1,6 - 1,5 - 0,6 0,2 0,6 0,2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 - 0,0 - 0,0 - 0,0 - 0,0 - 0,0 - 0,0 - 0,0 - 78,1 77,3 69,9 71,5 71,0 71,5 73,9 73,6 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Spezifische Nachrichten Wetternachrichten Wirtschaftsnachrichten Sportnachrichten Regionalnachrichten Themenspezifische Nachrichten SONSTIGE SENDUNGEN PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Sendungsdauer: mindestens 6 Minuten. 3 Sendungsdauer: weniger als 6 Minuten. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 247 ZEITUMFANG DER BASISELEMENTE DER BEITRAGSANALYSE Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Std.:Min. pro Sendetag)1 Tabelle 21.1 RTL Sat.1 ARD ZDF BASISELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Themenbeiträge2 Moderationen, Trailer etc.3 Unterhaltungsbeiträge4 9:36 9:08 0:18 0:10 9:30 9:05 0:21 0:04 8:14 7:30 0:20 0:24 9:06 8:24 0:25 0:17 10:28 10:02 0:19 0:07 10:37 10:11 0:19 0:07 13:02 12:30 0:24 0:08 13:42 13:10 0:26 0:06 SONSTIGE SENDUNGEN 7:49 8:15 9:29 9:11 12:11 11:58 9:47 9:13 PROGRAMMTRAILER ETC. 1:15 1:15 1:14 1:17 0:57 1:01 0:51 0:46 WERBUNG UND SPONSORING 5:20 5:00 5:03 4:26 0:24 0:24 0:20 0:19 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 GESAMT Tabelle 21.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins BASISELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Themenbeiträge2 Moderationen, Trailer etc.3 Unterhaltungsbeiträge4 7:36 7:15 0:13 0:08 6:11 5:56 0:10 0:05 6:39 6:28 0:11 0:00 7:00 6:46 0:13 0:01 5:35 5:22 0:12 0:01 3:34 3:25 0:08 0:01 2:59 2:54 0:04 0:01 2:56 2:52 0:04 0:00 SONSTIGE SENDUNGEN 11:23 12:32 10:29 10:27 11:50 13:58 14:57 14:56 PROGRAMMTRAILER ETC. 1:22 1:24 1:30 1:19 1:10 1:13 1:16 1:18 WERBUNG UND SPONSORING 3:39 3:53 5:22 5:14 5:25 5:15 4:48 4:50 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 GESAMT 1 Berechnungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Die Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse sind thematisch unterscheidbare Beiträge. Ihre Festlegung erfolgt anhand einer in elf Themenbereiche gegliederten Klassifikationsvariablen. 3 In den untersuchten Sendungen integrierte Aussagen, Einspielungen etc., die eine Übersicht über die Sendung bzw. Teile der Sendung geben. 4 In den untersuchten Sendungen integrierte Gewinnspiele, Filmausschnitte, Sketche, Musik etc. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 248 BASISELEMENTE DER BEITRAGSANALYSE / GESAMTSENDEZEIT Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 22.1 RTL Sat.1 ARD ZDF BASISELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Themenbeiträge2 Moderationen, Trailer etc.3 Unterhaltungsbeiträge4 40,0 38,1 1,3 0,6 39,6 37,9 1,4 0,3 34,3 31,2 1,4 1,7 37,9 35,0 1,7 1,2 43,6 41,8 1,3 0,5 44,2 42,4 1,3 0,5 54,3 52,1 1,7 0,5 57,1 54,9 1,8 0,4 SONSTIGE SENDUNGEN 32,6 34,4 39,5 38,3 50,8 49,9 40,8 38,4 5,2 5,2 5,2 5,3 4,0 4,2 3,5 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 22,2 20,8 21,0 18,5 1,6 1,7 1,4 1,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 22.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins BASISELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Themenbeiträge2 Moderationen, Trailer etc.3 Unterhaltungsbeiträge4 31,6 30,2 0,9 0,5 25,8 24,7 0,7 0,4 27,7 26,9 0,8 0,0 29,1 28,2 0,9 0,0 23,3 22,4 0,8 0,1 14,8 14,2 0,5 0,1 12,4 12,0 0,3 0,1 12,2 11,9 0,3 0,0 SONSTIGE SENDUNGEN 47,5 52,2 43,7 43,6 49,3 58,2 62,3 62,2 5,7 5,9 6,3 5,5 4,8 5,1 5,2 5,4 WERBUNG UND SPONSORING 15,2 16,1 22,3 21,8 22,6 21,9 20,1 20,2 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Die Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse sind thematisch unterscheidbare Beiträge. Ihre Festlegung erfolgt anhand einer in elf Themenbereiche gegliederten Klassifikationsvariablen. 3 In den untersuchten Sendungen integrierte Aussagen, Einspielungen etc., die eine Übersicht über die Sendung bzw. Teile der Sendung geben. 4 In den untersuchten Sendungen integrierte Gewinnspiele, Filmausschnitte, Sketche, Musik etc. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 249 BASISELEMENTE DER BEITRAGSANALYSE / PRIME TIME Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 23.1 RTL Sat.1 ARD ZDF BASISELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Themenbeiträge2 Moderationen, Trailer etc.3 Unterhaltungsbeiträge4 30,7 29,0 1,3 0,4 33,9 32,6 1,2 0,1 16,1 15,3 0,6 0,2 16,5 15,8 0,6 0,1 28,2 27,3 0,9 0,0 30,2 29,4 0,8 - 37,0 35,5 1,4 0,1 41,7 40,3 1,4 - SONSTIGE SENDUNGEN 44,8 43,2 60,2 58,2 63,7 61,3 55,0 50,3 5,2 5,0 4,8 5,6 2,9 2,8 3,0 3,2 WERBUNG UND SPONSORING 19,3 17,9 18,9 19,7 5,2 5,7 5,0 4,8 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. Tabelle 23.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins BASISELEMENTE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Themenbeiträge2 Moderationen, Trailer etc.3 Unterhaltungsbeiträge4 22,0 20,9 0,8 0,3 21,7 21,1 0,5 0,1 32,9 31,9 1,0 - 36,7 35,5 1,0 0,2 29,7 28,7 0,9 0,1 16,8 15,6 0,9 0,3 19,8 18,9 0,6 0,3 19,5 19,0 0,4 0,1 SONSTIGE SENDUNGEN 54,0 55,2 45,1 44,4 44,6 58,6 54,4 54,7 6,4 6,1 5,2 4,9 6,2 6,9 6,4 6,5 WERBUNG UND SPONSORING 17,6 17,0 16,8 14,0 19,5 17,7 19,4 19,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 PROGRAMMTRAILER ETC. 1 Prozentuierungsbasis: 5 Stunden pro Tag (18–23 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Die Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse sind thematisch unterscheidbare Beiträge. Ihre Festlegung erfolgt anhand einer in elf Themenbereiche gegliederten Klassifikationsvariablen. 3 In den untersuchten Sendungen integrierte Aussagen, Einspielungen etc., die eine Übersicht über die Sendung bzw. Teile der Sendung geben. 4 In den untersuchten Sendungen integrierte Gewinnspiele, Filmausschnitte, Sketche, Musik etc. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 250 THEMENSTRUKTUR DER FERNSEHPUBLIZISTIK / GESAMTSENDEZEIT Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 24.1 RTL Sat.1 ARD ZDF THEMENBEREICHE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Kontroverse Themen 40,0 3,2 39,6 2,1 34,3 1,7 37,9 2,3 43,6 14,6 44,2 14,6 54,3 13,9 57,1 13,8 Politik Wirtschaft und Gesellschaft 2,0 1,2 1,4 0,7 1,1 0,6 1,8 0,5 9,9 4,7 10,2 4,4 9,0 4,9 9,5 4,3 Nichtpolitische Sachthemen 4,1 6,2 5,1 6,1 13,2 14,4 19,1 22,1 4,0 0,1 5,8 0,4 5,0 0,1 6,0 0,1 12,8 0,4 13,7 0,7 18,7 0,4 21,6 0,5 26,0 24,1 21,7 23,3 5,9 4,9 10,5 7,3 17,9 8,1 19,8 4,3 10,3 11,4 14,1 9,2 2,7 3,2 2,5 2,4 6,4 4,1 3,5 3,8 3,5 3,9 1,9 2,6 4,2 3,5 4,7 6,1 3,1 0,4 2,9 1,0 1,4 0,5 1,9 0,7 2,6 1,6 2,8 0,7 3,4 1,3 5,7 0,4 0,7 0,6 1,9 1,0 0,6 1,7 0,4 0,4 3,1 0,2 0,5 2,9 2,0 1,9 1,8 3,1 1,9 1,8 2,2 1,7 2,2 4,0 1,6 2,2 RESTLICHES PROGRAMM 60,0 60,4 65,7 62,1 56,4 55,8 45,7 42,9 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Gesellschaft Mensch/Welt/Natur Human-Touch-Themen Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) Lebensweltthemen Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen Sport Servicethemen (Wetter etc.) Thematisch nicht klassifizierbar2 Tabelle 24.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins THEMENBEREICHE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Kontroverse Themen 31,6 0,7 25,8 0,5 27,7 0,5 29,1 1,0 23,3 0,8 14,8 0,6 12,4 0,4 12,2 0,3 Politik Wirtschaft und Gesellschaft 0,4 0,3 0,4 0,1 0,4 0,1 0,2 0,8 0,4 0,4 0,5 0,1 0,3 0,1 0,3 0,0 Nichtpolitische Sachthemen 12,1 5,4 17,5 15,5 10,4 6,4 9,0 9,7 12,0 0,1 5,2 0,2 14,6 2,9 14,7 0,8 9,0 1,4 3,9 2,5 8,6 0,4 8,7 1,0 12,7 15,2 1,7 4,8 8,9 4,1 1,7 0,9 11,8 0,9 14,6 0,6 0,8 0,9 2,6 2,2 4,6 4,3 0,8 3,3 0,8 0,9 0,8 0,1 4,6 3,5 7,0 6,8 2,2 3,0 0,8 0,9 4,4 0,2 3,3 0,2 6,7 0,3 6,5 0,3 2,2 0,0 2,5 0,5 0,8 - 0,9 - 0,0 0,1 1,4 0,0 0,1 1,1 0,1 0,1 0,8 0,0 0,1 0,9 0,1 0,0 0,9 0,1 0,0 0,6 0,0 0,1 0,4 0,1 0,3 RESTLICHES PROGRAMM 68,4 74,2 72,3 70,9 76,7 85,2 87,6 87,8 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Gesellschaft Mensch/Welt/Natur Human-Touch-Themen Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) Lebensweltthemen Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen Sport Servicethemen (Wetter etc.) Thematisch nicht klassifizierbar2 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Summe der nicht themenspezifischen Moderations- und Unterhaltungsbeiträge (vgl. Tabelle 22, Anmerkungen 3 und 4). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 251 THEMENSTRUKTUR DER FERNSEHPUBLIZISTIK / PRIME TIME Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 25.1 RTL Sat.1 ARD ZDF THEMENBEREICHE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Kontroverse Themen 30,7 3,2 33,9 2,5 16,1 2,7 16,5 2,9 28,2 16,0 30,2 16,0 37,0 15,0 41,7 16,6 Politik Wirtschaft und Gesellschaft 2,1 1,1 1,3 1,2 2,0 0,7 2,1 0,8 11,5 4,5 12,0 4,0 10,8 4,2 10,9 5,7 Nichtpolitische Sachthemen 5,3 7,7 4,2 2,7 6,0 9,3 12,6 14,3 5,2 0,1 7,7 - 4,2 0,0 2,5 0,2 6,0 0,0 7,3 2,0 12,1 0,5 14,3 - 15,2 16,1 6,7 8,3 1,7 1,0 4,2 5,6 13,3 1,9 14,3 1,8 5,1 1,6 7,6 0,7 0,6 1,1 1,0 2,3 1,9 1,7 3,9 3,6 3,8 0,8 1,2 1,0 0,3 1,5 1,3 2,8 0,8 2,3 1,5 0,8 0,0 0,9 0,3 0,3 0,7 0,3 - 1,3 0,2 1,3 - 1,1 0,6 1,7 1,8 0,7 1,3 0,4 0,5 0,8 0,3 0,4 0,7 0,7 1,9 0,9 1,0 1,8 0,8 0,9 1,3 1,5 1,3 1,2 1,4 RESTLICHES PROGRAMM 69,3 66,1 83,9 83,5 71,8 69,8 63,0 58,3 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Gesellschaft Mensch/Welt/Natur Human-Touch-Themen Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) Lebensweltthemen Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen Sport Servicethemen (Wetter etc.) Thematisch nicht klassifizierbar2 Tabelle 25.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins THEMENBEREICHE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK Kontroverse Themen 22,0 1,8 21,7 0,4 32,9 0,0 36,7 - 29,7 0,8 16,8 1,0 19,8 - 19,5 - Politik Wirtschaft und Gesellschaft 1,2 0,6 0,3 0,1 0,0, 0,0 - 0,6 0,2 0,8 0,2 - - Nichtpolitische Sachthemen 13,8 15,7 16,3 11,2 15,1 8,1 15,5 17,1 13,4 0,4 15,0 0,7 12,7 3,6 11,1 0,1 15,1 - 8,1 - 14,7 0,8 12,4 4,7 3,9 3,1 1,8 5,9 10,9 1,6 3,0 0,4 3,0 0,9 2,7 0,4 1,7 0,1 3,4 2,5 9,2 1,7 1,0 0,6 0,8 2,2 0,4 - 1,1 1,5 13,8 18,4 1,6 4,6 0,4 1,5 1,1 0,0 0,9 0,6 13,5 0,3 17,2 1,2 1,6 - 4,4 0,2 0,4 - 1,5 - 0,2 0,1 1,1 0,2 0,2 0,6 0,0 1,0 0,0 1,2 0,2 0,1 1,0 0,2 0,1 1,2 0,0 0,9 0,5 RESTLICHES PROGRAMM 78,0 78,3 67,1 63,3 70,3 83,2 80,2 80,5 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Gesellschaft Mensch/Welt/Natur Human-Touch-Themen Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) Lebensweltthemen Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen Sport Servicethemen (Wetter etc.) Thematisch nicht klassifizierbar2 1 Prozentuierungsbasis: 5 Stunden pro Tag (18–23 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2007. 2 Summe der nicht themenspezifischen Moderations- und Unterhaltungsbeiträge (vgl. Tabelle 23, Anmerkungen 3 und 4). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 252 THEMENSTRUKTUR DER FERNSEHPUBLIZISTIK OHNE KURZFRISTIGE WIEDERHOLUNGEN Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 26.1 RTL Sat.1 ARD ZDF THEMENBEREICHE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK: ERSTSENDUNGEN Kontroverse Themen 29,4 2,2 27,6 1,5 29,4 1,7 36,4 2,3 38,5 13,3 39,1 13,2 47,0 12,5 51,5 12,9 Politik Wirtschaft und Gesellschaft 1,5 0,7 1,0 0,5 1,1 0,6 1,8 0,5 8,9 4,4 9,3 3,9 8,5 4,0 8,8 4,1 Nichtpolitische Sachthemen 3,2 4,4 4,5 5,9 11,1 12,0 16,6 20,0 3,1 0,1 4,2 0,2 4,5 0,0 5,8 0,1 10,8 0,3 11,3 0,7 16,3 0,3 19,7 0,3 19,1 16,0 17,5 22,0 4,8 4,0 8,3 6,0 11,9 7,2 12,4 3,6 9,9 7,6 14,1 7,9 1,9 2,9 1,9 2,1 4,7 3,6 2,8 3,2 2,3 2,9 1,9 2,6 3,8 3,2 3,8 4,9 2,0 0,3 2,3 0,6 1,4 0,5 1,9 0,7 2,3 1,5 2,8 0,4 2,5 1,3 4,5 0,4 0,6 0,5 1,5 0,9 0,5 1,4 0,4 0,4 3,0 0,2 0,5 2,9 2,0 1,9 1,6 3,1 1,9 1,7 2,2 1,6 2,0 4,0 1,6 2,1 FERNSEHPUBL.: WIEDERHOLUNGEN 10,6 12,0 4,9 1,5 5,1 5,1 7,3 5,6 RESTLICHES PROGRAMM 60,0 60,4 65,7 62,1 56,4 55,8 45,7 42,9 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 Gesellschaft Mensch/Welt/Natur Human-Touch-Themen Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) Lebensweltthemen Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen Sport Servicethemen (Wetter etc.) Thematisch nicht klassifizierbar2 Tabelle 26.2 ProSieben VOX RTL II kabel eins THEMENBEREICHE 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 FERNSEHPUBLIZISTIK: ERSTSENDUNGEN Kontroverse Themen 20,1 0,6 20,1 0,5 17,2 0,5 21,3 0,7 19,1 0,8 12,9 0,6 8,1 0,3 10,2 0,3 Politik Wirtschaft und Gesellschaft 0,4 0,2 0,4 0,1 0,4 0,1 0,2 0,5 0,4 0,4 0,5 0,1 0,2 0,1 0,3 0,0 Nichtpolitische Sachthemen 7,5 4,5 11,0 12,0 8,0 6,3 5,7 8,1 7,4 0,1 4,3 0,2 9,2 1,8 11,8 0,2 6,6 1,4 3,8 2,5 5,5 0,2 7,1 1,0 7,9 11,1 1,2 2,7 7,2 2,8 1,4 0,9 7,2 0,7 10,6 0,5 0,6 0,6 1,5 1,2 4,4 2,8 0,8 2,0 0,6 0,8 0,8 0,1 3,1 3,1 3,9 5,1 2,2 2,6 0,4 0,5 2,9 0,2 2,9 0,2 3,8 0,1 4,8 0,3 2,2 0,0 2,5 0,1 0,4 - 0,5 - 0,0 0,1 0,9 0,0 0,1 0,8 0,1 0,1 0,4 0,0 0,1 0,7 0,1 0,0 0,8 0,1 0,0 0,5 0,0 0,1 0,2 0,1 0,3 Gesellschaft Mensch/Welt/Natur Human-Touch-Themen Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) Lebensweltthemen Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen Sport Servicethemen (Wetter etc.) Thematisch nicht klassifizierbar2 FERNSEHPUBL.: WIEDERHOLUNGEN 11,5 5,7 10,5 7,8 4,2 1,9 4,3 2,0 RESTLICHES PROGRAMM 68,4 74,2 72,3 70,9 76,7 85,2 87,6 87,8 GESAMT 100 100 100 100 100 100 100 100 1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). Stichproben: Zwei Kalenderwochen im Jahr 2006, eine im Frühjahr 2007. 2 Summe der nicht themenspezifischen Moderations- und Unterhaltungsbeiträge (vgl. Tabelle 22, Anmerkung 3 und 4). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 253 THEMENSTRUKTUR DER NACHRICHTENSENDUNGEN Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 27.1 THEMENBEREICHE RTL 2006 Sat.1 Fj.07 2006 ARD Fj.07 2006 ZDF Fj.07 2006 Fj.07 t=1:01 t=1:04 t=0:55 t=0:57 t=2:48 t=2:22 t=2:47 t=2:18 KONTROVERSE THEMEN Politik Wirtschaft und Gesellschaft 40,4 29,7 10,7 33,2 21,1 12,1 35,1 27,7 7,4 38,3 31,6 6,7 49,2 38,3 10,9 63,3 48,3 15,0 46,9 36,6 10,3 54,0 45,9 8,1 NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Gesellschaft Mensch/Welt/Natur 13,3 12,6 0,7 10,2 10,2 - 8,9 8,4 0,5 9,6 8,0 1,6 11,2 10,8 0,4 8,9 8,6 0,3 13,2 13,0 0,2 14,4 14,1 0,3 HUMAN-TOUCH-THEMEN Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) 21,9 2,8 19,1 18,5 5,1 13,4 34,5 7,6 26,9 30,0 9,9 20,1 14,7 1,1 13,6 10,1 1,0 9,1 14,8 1,1 13,7 12,5 1,7 10,8 3,4 2,1 1,3 13,0 9,5 3,5 1,7 1,5 0,2 6,7 4,8 1,9 1,0 0,4 0,6 0,2 0,2 - 0,4 0,2 0,2 1,3 1,3 8,8 LEBENSWELTTHEMEN Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen 11,1 15,4 8,2 3,5 8,2 6,1 10,9 SERVICETHEMEN (WETTER ETC.) 5,9 6,4 9,2 9,7 13,5 8,8 10,6 5,3 MODERATIONEN, TRAILER ETC. 4,0 3,3 2,4 2,2 2,2 2,6 3,2 3,7 UNTERHALTUNGSBEITRÄGE - - - - - - - - 100 100 100 100 100 100 100 100 SPORT GESAMT Tabelle 27.2 THEMENBEREICHE ProSieben 2006 Fj.07 VOX 2006 RTL II Fj.07 2006 kabel eins Fj.07 2006 Fj.07 t=0:14 t=0:10 t=0:21 t=0:18 t=0:22 t=0:22 t=0:12 t=0:12 KONTROVERSE THEMEN Politik Wirtschaft und Gesellschaft 33,7 27,8 5,9 30,8 25,2 5,6 35,2 28,2 7,0 28,8 17,2 11,6 21,3 15,2 6,1 26,2 21,0 5,2 32,2 30,9 1,3 39,0 34,2 4,8 NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Gesellschaft Mensch/Welt/Natur 18,2 18,2 - 8,6 8,6 - 16,6 16,6 - 7,9 7,6 0,3 31,9 31,5 0,4 26,2 26,2 - 11,7 11,7 - 9,4 9,4 - HUMAN-TOUCH-THEMEN Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) 27,5 5,1 22,4 36,1 20,6 15,5 33,4 4,2 29,2 38,6 16,0 22,6 33,2 13,1 20,1 33,8 19,5 14,3 31,9 5,4 26,5 34,1 19,8 14,3 LEBENSWELTTHEMEN Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen 4,9 4,2 0,7 5,3 2,6 2,7 2,1 1,5 0,6 11,5 6,4 5,1 3,7 3,7 - 3,4 3,4 5,4 5,4 - 2,6 2,6 - SPORT 4,1 6,3 3,7 1,8 4,1 4,9 4,2 - SERVICETHEMEN (WETTER ETC.) 6,0 8,3 4,5 4,8 2,2 1,9 9,0 7,2 MODERATIONEN, TRAILER ETC. 5,6 4,6 4,5 6,6 3,6 3,6 5,6 7,7 UNTERHALTUNGSBEITRÄGE - - - - - - - - 100 100 100 100 100 100 100 100 GESAMT 1 Prozentuierungsbasis: Jeweiliger Zeitumfang der als Nachrichtensendungen klassifizierten Sendungen in Std.:Min. pro Sendetag. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 254 THEMENSTRUKTUR DER MAGAZINSENDUNGEN UND REPORTAGEN Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 28.1 THEMENBEREICHE KONTROVERSE THEMEN Politik Wirtschaft und Gesellschaft RTL 2006 t=4:47 Sat.1 Fj.07 t=5:15 2006 t=3:17 ARD Fj.07 t=3:53 2006 ZDF Fj.07 2006 Fj.07 t=6:11 t=6:59 t=7:25 t=8:22 6,0 3,3 2,7 2,8 1,9 0,9 3,0 0,6 2,4 3,2 1,9 1,3 27,3 17,2 10,1 21,0 15,3 5,7 21,6 13,7 7,9 18,4 10,4 8,0 NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Gesellschaft Mensch/Welt/Natur 14,2 14,0 0,2 20,3 20,3 - 29,5 29,3 0,2 27,9 27,6 0,3 41,3 40,7 0,6 44,2 42,1 2,1 45,9 44,7 1,2 47,1 46,7 0,4 HUMAN-TOUCH-THEMEN Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) 55,5 50,3 5,2 54,2 49,5 4,7 37,4 33,4 4,0 39,3 37,9 1,4 15,5 9,2 6,3 12,4 7,3 5,1 17,2 9,3 7,9 12,9 6,6 6,3 LEBENSWELTTHEMEN Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen 15,3 14,6 0,7 14,0 11,4 2,6 10,2 8,9 1,3 14,1 10,5 3,6 7,0 5,3 1,7 6,1 4,9 1,2 6,7 4,2 2,5 6,7 6,0 0,7 SPORT 1,2 1,6 0,5 - 3,9 8,8 3,2 7,7 SERVICETHEMEN (WETTER ETC.) 1,6 1,5 0,4 0,7 0,9 3,1 1,1 2,8 MODERATIONEN, TRAILER ETC. 3,7 4,2 7,3 8,4 3,0 3,2 3,2 3,3 UNTERHALTUNGSBEITRÄGE 2,5 1,4 11,7 6,4 1,1 1,2 1,1 1,1 100 100 100 100 100 100 100 100 GESAMT Tabelle 28.2 THEMENBEREICHE KONTROVERSE THEMEN Politik Wirtschaft und Gesellschaft ProSieben 2006 t=7:14 Fj.07 t=5:53 VOX 2006 t=5:41 RTL II Fj.07 t=6:26 2006 t=5:02 kabel eins Fj.07 t=3:05 2006 t=2:47 Fj.07 t=2:44 1,3 0,5 0,8 1,3 1,1 0,2 - 2,2 2,2 2,0 0,7 1,3 1,4 1,1 0,3 0,8 0,8 - NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Gesellschaft Mensch/Welt/Natur 39,0 38,5 0,5 20,7 20,0 0,7 72,0 59,6 12,4 57,5 54,5 3,0 47,1 40,5 6,6 46,6 26,8 19,8 77,1 73,7 3,4 84,8 76,3 8,5 HUMAN-TOUCH-THEMEN Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) 40,6 38,4 2,2 60,3 58,6 1,7 5,2 3,2 2,0 16,0 9,0 7,0 40,2 21,1 19,1 28,0 3,8 24,2 12,4 6,6 5,8 5,3 5,3 - LEBENSWELTTHEMEN Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen 14,6 14,0 0,6 13,7 12,7 1,0 19,6 18,2 1,4 21,1 20,2 0,9 6,6 6,6 0,0 19,3 15,9 3,4 6,8 6,8 - 7,7 7,7 - SPORT 0,0 - 0,1 - 0,1 0,5 - - SERVICETHEMEN (WETTER ETC.) 0,0 0,0 0,0 0,1 0,0 0,1 0,1 0,1 MODERATIONEN, TRAILER ETC. 2,7 2,5 3,0 2,9 3,7 3,6 2,1 1,8 UNTERHALTUNGSBEITRÄGE 1,8 1,5 0,1 0,2 0,3 0,5 0,7 0,3 100 100 100 100 100 100 100 100 GESAMT 1 Prozentuierungsbasis: Jeweiliger Zeitumfang der als Magazinsendungen und als Reportagen/Dokumentationen klassifizierten Sendungen in Std.:Min pro Sendetag. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 255 THEMENSTRUKTUR DER INTERVIEW- UND TALKFORMATE Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 29.1 THEMENBEREICHE RTL 2006 Fj.07 2006 ARD Fj.07 2006 ZDF Fj.07 2006 Fj.07 t=1:30 t=1:22 t=1:59 t=0:46 t=0:40 t=1:18 t=1:22 4,6 2,0 2,6 - - - 54,3 28,7 25,6 82,0 35,6 46,4 27,2 4,4 22,8 32,0 20,9 11,1 NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Gesellschaft Mensch/Welt/Natur 11,5 11,5 - 19,4 13,8 5,6 3,9 3,9 - 10,5 10,5 - 18,1 13,8 4,3 9,3 9,3 - 25,3 25,3 - 49,3 45,1 4,2 HUMAN-TOUCH-THEMEN Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) 72,1 71,6 0,5 71,8 71,8 - 92,1 92,1 - 85,5 85,5 - 7,6 7,6 - 7,4 7,4 - 42,6 42,6 - 6,6 6,4 0,2 LEBENSWELTTHEMEN Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen 4,9 2,1 2,8 3,9 3,9 - - 17,5 17,5 - 3,0 2,5 0,5 10,2 10,2 - SPORT - - - - - - - - SERVICETHEMEN (WETTER ETC.) - 0,3 - 0,1 0,0 - - 0,1 MODERATIONEN, TRAILER ETC. 4,4 4,5 2,3 2,8 2,5 1,3 1,9 1,8 UNTERHALTUNGSBEITRÄGE 2,5 0,1 1,7 1,1 - - - - 100 100 100 100 100 100 100 100 KONTROVERSE THEMEN Politik Wirtschaft und Gesellschaft GESAMT Tabelle 29.2 THEMENBEREICHE t=1:26 Sat.1 ProSieben 2006 Fj.07 VOX 2006 RTL II Fj.07 2006 kabel eins Fj.07 2006 Fj.07 t=0:00 t=0:00 t=0:03 t=0:00 t=0:00 t=0:00 t=0:00 t=0:00 KONTROVERSE THEMEN Politik Wirtschaft und Gesellschaft - - - - - - - - NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Gesellschaft Mensch/Welt/Natur - - 100,0 100,0 - - - - - - HUMAN-TOUCH-THEMEN Zerstreuungsthemen (Personality etc.) Angstthemen (Kriminalität etc.) - - - - - - - - LEBENSWELTTHEMEN Verbraucherthemen Physis- und Psychethemen - - - - - - - - SPORT - - - - - - - - SERVICETHEMEN (WETTER ETC.) - - - - - - - - MODERATIONEN, TRAILER ETC. - - - - - - - - UNTERHALTUNGSBEITRÄGE - - - - - - - - GESAMT - - 100 - - - - - 1 Prozentuierungsbasis: Jeweiliger Zeitumfang der als Interview- und Talkformate klassifizierten Sendungen in Std.:Min pro Sendetag. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 256 AKTUALITÄT DER THEMENBEREICHE DER FERNSEHPUBLIZISTIK Beitragsanalyse 2006 / Frühjahr 2007 (in Prozent)1 Tabelle 30.1 KONTROVERSE THEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT HUMAN-TOUCH-THEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT LEBENSWELTTHEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT ALLE VIER THEMENBEREICHE Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT RTL Sat.1 ARD ZDF 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 t=0:46 t=0:30 t=0:25 t=0:33 t=3:30 t=3:31 t=3:20 t=3:18 72,0 10,4 17,6 83,0 17,0 83,1 5,7 11,2 77,2 22,8 66,5 11,4 22,1 66,6 8,4 25,0 68,9 6,9 24,2 65,4 3,6 31,0 100 100 100 100 100 100 100 100 t=0:59 t=1:29 t=1:13 t=1:28 t=3:10 t=3:27 t=4:35 t=5:18 35,2 9,0 55,8 35,5 3,5 61,0 12,7 12,6 74,7 21,7 13,3 65,0 21,6 4,1 74,3 33,9 4,4 61,7 21,5 11,7 66,8 22,9 5,4 71,7 100 100 100 100 100 100 100 100 t=6:15 t=5:46 t=5:12 t=5:36 t=1:25 t=1:10 t=2:32 t=1:46 13,2 4,0 82,8 19,3 4,1 76,6 11,5 2,0 86,5 14,6 2,8 82,6 65,0 3,4 31,6 59,9 2,8 37,3 49,1 7,2 43,7 55,6 5,2 39,2 100 100 100 100 100 100 100 100 t=0:50 t=0:56 t=0:28 t=0:37 t=1:01 t=0:51 t=1:07 t=1:27 5,6 0,8 93,6 9,1 7,1 83,8 9,5 9,2 81,3 15,0 9,4 75,6 8,8 91,2 27,1 11,6 61,3 15,1 1,4 83,5 15,0 11,4 73,6 100 100 100 100 100 100 100 100 t=8:50 t=8:41 t=7:18 t=8:14 t=9:06 20,0 4,8 75,2 24,7 4,1 71,2 15,7 4,5 79,8 20,2 4,9 74,9 44,2 6,4 49,4 49,5 6,4 44,1 40,6 8,3 51,1 38,7 5,6 55,7 100 100 100 100 100 100 100 100 t=8:59 t=11:34 t=11:49 1 Prozentuierungsbasis: Zeitumfang der Beiträge pro Sendetag, die dem jeweiligen Themenbereich zuzurechnen sind (ohne Service, Sport, Moderations- und Unterhaltungsbeiträge). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 257 Tabelle 30.2 KONTROVERSE THEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT NICHTPOLITISCHE SACHTHEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT HUMAN-TOUCH-THEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT LEBENSWELTTHEMEN Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT ALLE VIER THEMENBEREICHE Tagesaktuell Wochenaktuell Nicht aktuell GESAMT ProSieben VOX RTL II kabel eins 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 2006 Fj.07 t=0:10 t=0:08 t=0:07 t=0:14 t=0:11 t=0:08 t=0:05 t=0:05 76,7 9,8 13,5 64,6 35,4 90,7 9,3 - 37,2 62,8 41,2 22,3 36,5 72,7 27,3 - 71,9 3,4 24,7 100,0 - 100 100 100 100 100 100 100 100 t=2:55 t=1:17 t=4:13 t=3:44 t=2:29 t=1:32 t=2:10 t=2:20 5,7 6,2 88,1 11,1 4,6 84,3 1,4 0,8 97,8 0,7 2,3 97,0 3,5 2,9 93,6 4,8 5,7 89,5 4,7 2,2 93,1 2,4 1,5 96,1 100 100 100 100 100 100 100 100 t=3:02 t=3:38 t=0:25 t=1:09 t=2:08 t=0:59 t=0:25 t=0:13 12,4 3,2 84,4 8,5 1,8 89,7 26,2 7,6 66,2 15,0 1,8 83,2 5,1 1,6 93,3 11,6 2,7 85,7 15,2 84,8 32,0 68,0 100 100 100 100 100 100 100 100 t=1:06 t=0:51 t=1:41 t=1:38 t=0:32 t=0:43 t=0:12 t=0:13 0,5 0,2 99,3 0,7 99,3 0,2 0,1 99,7 1,1 0,1 98,8 0,1 0,3 99,6 1,3 0,6 98,1 2,4 97,6 2,5 97,5 100 100 100 100 100 100 100 100 t=7:13 t=5:54 t=6:26 t=6:45 t=5:20 t=3:22 t=2:52 t=2:51 9,4 4,1 86,5 9,2 2,1 88,7 4,4 1,2 94,4 4,5 1,6 93,9 5,1 2,8 92,1 8,9 4,7 86,4 8,1 1,7 90,2 7,4 1,3 91,3 100 100 100 100 100 100 100 100 DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 258 ANHANG – Teil 2 Kuchendiagramme zum Spektrum der Unterhaltungs- und Informationsangebote deutscher Fernsehvollprogramme 2006 BASISDATEN 2006 Tabelle 1 Fernsehunterhaltung und Fernsehinformation 2006 UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 Abbildung 1 ARD/Das Erste 2 ZDF 3 RTL 4 Sat.1 5 VOX 6 RTL II 7 ProSieben 8 kabel eins Die Abbildungen in diesem Teil des Anhangs beruhen auf den fusionierten Daten der beiden im Kalenderjahr 2006 aufgezeichneten und ausgewerteten Programmstichproben, die zum Teil – wie in Abschnitt 3.1 dieses Beitrags dargestellt – anhand externer Gewichtungsparameter korrigiert wurden. Durch die Verknüpfung der Kategorien der Sendungs- und der Beitragsanalyse werden die jeweiligen Proportionen der Unterhaltungs- und Informationsangebote der sechs privaten und zwei öffentlich-rechtlichen Programme in Form von „Spektraldiagrammen“ sichtbar gemacht. Den Abbildungen wird eine Vergleichstabelle mit den Basisdaten für die grafische Einzeldarstellung der acht Programme vorangestellt. DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 259 FERNSEHUNTERHALTUNG UND FERNSEHINFORMATION 2006 Tab. 1 (Sendungs- und Beitragsanalyse, Zeitumfang pro Tag in Prozent, gewichtet)1 PROGRAMMCHARAKTERISTIK ARD ZDF RTL Sat.1 VOX RTL II ProSieben kabel eins UNTERHALTUNG Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung 44 40 4 35 30 5 32 23 9 40 25 15 43 39 4 48 40 8 48 32 16 62 56 6 INFORMATION UND UNTERHALTUNG Sportsendungen Zusätzliche Sportpublizistik Unterhaltungspublizistik 15 8 2 5 19 7 2 10 28 2 1 25 22 0 0 22 2 0 2 9 0 9 12 0 12 2 0 0 2 INFORMATION 33 38 11 9 26 14 18 10 20 25 8 7 25 13 17 10 13 13 3 2 1 1 1 0 SONSTIGES Restliches Programm Programmtrailer etc. 6 2 4 7 3 4 7 2 5 8 3 5 7 1 6 6 1 5 7 1 6 6 1 5 WERBUNG, SPONSORING 2 1 22 21 22 23 15 20 100 100 100 100 100 100 100 100 Sach-, Lebensweltpublizistik / Service Politische Publizistik / Kontroverse Themen GESAMT 1 Ausgangsparameter für die Gewichtung sind die Jahresdurchschnittswerte der GfK-Fernsehforschung für das Angebot an Sportsendungen (einschließlich Übertragungen). DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 260 Abb. 1 DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 6% ARD/Das Erste 2% Unterhaltung 40% Fiktionale Unterhaltung 4% Nonfiktionale Unterhaltung 44% 33% Information und Unterhaltung 8% Sportsendungen 2% Zusätzliche Sportpublizistik 5% Unterhaltungspublizistik Information 20% Sach-,Lebensweltpubl./Service 13% Polit.Publizistik/Kontr. Themen Sonstiges 2% Restliches Programm 4% Programmtrailer 15% Abb. 2 Werbung, Teleshopping, Sponsoring DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 7% ZDF 1% Unterhaltung 35% 30% Fiktionale Unterhaltung 5% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung 7% Sportsendungen 2% Zusätzliche Sportpublizistik 10% Unterhaltungspublizistik 38% Information 25% Sach-,Lebensweltpubl./Service 13% Polit.Publizistik/Kontr. Themen Sonstiges 19% 3% Restliches Programm 4% Programmtrailer Werbung, Teleshopping, Sponsoring DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 261 Abb. 3 DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 RTL 22% Unterhaltung 32% 23% Fiktionale Unterhaltung 9% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung 2% Sportsendungen 1% Zusätzliche Sportpublizistik 25% Unterhaltungspublizistik 7% Information 8% Sach-,Lebensweltpubl./Service 3% Polit.Publizistik/Kontr. Themen 11% Sonstiges 2% Restliches Programm 5% Programmtrailer 28% Werbung, Teleshopping, Sponsoring Abb. 4 DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 Sat.1 21% Unterhaltung 25% Fiktionale Unterhaltung 15% Nonfiktionale Unterhaltung 40% Information und Unterhaltung 0% Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 22% Unterhaltungspublizistik 8% Information 7% Sach-,Lebensweltpubl./Service 2% Polit.Publizistik/Kontr. Themen Sonstiges 9% 3% Restliches Programm 5% Programmtrailer Werbung, Teleshopping, Sponsoring 22% DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 262 Abb. 5 DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 VOX 22% Unterhaltung 39% Fiktionale Unterhaltung 4% Nonfiktionale Unterhaltung 43% 7% Information und Unterhaltung - Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 2% Unterhaltungspublizistik Information 25% Sach-,Lebensweltpubl./Service 1% Polit.Publizistik/Kontr. Themen Sonstiges 26% Abb. 6 1% Restliches Programm 6% Programmtrailer 2% Werbung, Teleshopping, Sponsoring DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 RTL II 23% Unterhaltung 40% Fiktionale Unterhaltung 8% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung 48% 6% - Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 9% Unterhaltungspublizistik Information 13% Sach-,Lebensweltpubl./Service 1% Polit.Publizistik/Kontr. Themen Sonstiges 14% 1% Restliches Programm 5% Programmtrailer 9% Werbung, Teleshopping, Sponsoring DOKUMENTATION • KONZEPTION, METHODE UND BASISDATEN DER ALM-STUDIE 263 Abb. 7 DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 ProSieben 15% Unterhaltung 32% Fiktionale Unterhaltung 16% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung 7% - Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 12% Unterhaltungspublizistik 48% Information 17% Sach-,Lebensweltpubl./Service 1% Polit.Publizistik/Kontr. Themen 18% Sonstiges 1% Restliches Programm 6% Programmtrailer 12% Werbung, Teleshopping, Sponsoring Abb. 8 DAS SPEKTRUM DER UNTERHALTUNGS- UND INFORMATIONSANGEBOTE 2006 kabel eins 20% Unterhaltung 56% Fiktionale Unterhaltung 6% Nonfiktionale Unterhaltung Information und Unterhaltung 0% Sportsendungen 0% Zusätzliche Sportpublizistik 2% Unterhaltungspublizistik 6% Information 10% Sach-,Lebensweltpubl./Service 0% Polit.Publizistik/Kontr. Themen Sonstiges 1% Restliches Programm 5% Programmtrailer Werbung, Teleshopping, Sponsoring 62% 10% 2% FORSCHUNGSBIBLIOGRAPHIE DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 265 Fernsehprogrammforschung in Deutschland 2006/2007 Jens Vogelgesang Dieses Kapitel schließt systematisch und chronologisch an die Bibliographien an, die für die letzten beiden ALM Programmberichte erstellt wurden.1 Im ersten Abschnitt werden die Studien dokumentiert, die 2006/2007 im Auftrag der Landesmedienanstalten zur Erforschung von Fernsehprogrammangeboten durchgeführt wurden. Ergänzend dazu informiert der zweite Abschnitt über Publikationen der akademischen Fernsehprogrammforschung, die im selben Zeitraum erschienen sind. 1. Studien der Landesmedienanstalten zur Fernsehprogrammforschung 2006/2007 Quellenbasis der in diesem Teil der Bibliographie dokumentierten Studien ist die Forschungsdatenbank der Landesmedienanstalten, auf die über die Homepage der ALM zugegriffen werden kann.2 Ausgewiesen werden alle Forschungsprojekte, die sich ausschließlich oder partiell, direkt oder indirekt mit den Fernsehprogrammangeboten in Deutschland befassen – sofern sie (1) in den Jahren 2006/2007 abgeschlossen oder (2) zwischen 2006 und Juni 2007 in Auftrag gegeben wurden. Die Dokumentation ist nach den Abschlussdaten der Studien geordnet; vorangestellt sind zwei Projekte mit kontinuierlicher Datenerhebung. Kontinuierliche Fernsehprogrammforschung Forschungsziel: Langzeitanalyse der Programmleistungen von acht bundesweit ausgestrahlten Fernsehvollprogrammen: RTL, RTL II und VOX, Sat.1, ProSieben und kabel eins sowie ARD/Das Erste und ZDF. Methode: Quantitative Programmstruktur- und Programminhaltsanalysen. Auftraggeber: Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) unter Federführung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Auftragnehmer: GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam. Projektleitung: Prof. Dr. Joachim Trebbe, Prof. Dr. Hans-Jürgen Weiß. Laufzeit: Seit 1998 fortlaufend. Publikation: Vgl. dazu die Publikationsliste auf der Homepage der ALM.3 1 2 3 Vgl. Vogelgesang, Jens (2005): Fernsehprogrammforschung in Deutschland 2003-2005. In: ALM Programmbericht 2005, S. 263-276; Ders. (2007): Fernsehprogrammforschung in Deutschland 2005/ 2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 261-276. Vgl. http://www.alm.de → Medienforschung/Publikationen → Forschungsprojekte. Der Beitrag basiert auf der Aktualisierung zum 30. Juni 2007. URL: http://www.alm.de/fileadmin/Dateien/kontinuierliche_Fernsehprogrammforschung-Publikationen.pdf [28.8.2007]. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 266 Inhaltsanalyse landesweit ausgestrahlter Regionalfenster im Programm privater Fernsehveranstalter Forschungsziel: Langzeitanalyse der Programmleistungen der auf den Frequenzen von RTL und Sat.1 ausgestrahlten regionalen Programmfenster. Untersucht wird, ob die Programmveranstalter das Gebot der vielfältigen Berichterstattung aus den jeweiligen Ländern angemessen umsetzen und mit welcher publizistischen und journalistischen Qualität die Regionalberichterstattung erfolgt. Methode: Quantitative Inhaltsanalyse. Auftraggeber: Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) unter Federführung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM). Auftragnehmer: Institut für Medienforschung (IMGÖ), Göttingen/Köln. Projektleitung: Prof. Dr. Helmut Volpers. Laufzeit: Seit 2005 fortlaufend. Publikation: Vgl. dazu den Beitrag von Helmut Volpers in diesem Band. Begleitung und Evaluation des Projekts „Vernetzung von Lokalfernsehen in Sachsen“ Forschungsziel: Projekt- und Verlaufsanalyse der satellitengestützten Vernetzung zum Zweck des Programmaustausches und der Bestückung von Kabelkopfstationen mit regelmäßigen Programmangeboten des sächsischen Lokalfernsehens. Methode: Projektanalyse, Verlaufsanalyse. Auftraggeber: Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM). Auftragnehmer: GoldMedia GmbH, Berlin. Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Dr. André Wiegand, Christian Veer. Laufzeit: Januar 2006 bis Dezember 2009. Qualitative Inhaltsanalyse der in Rheinland-Pfalz zugelassenen persischsprachigen Fernsehprogramme MI TV und Iran Music Forschungsziel: Analyse der Thematisierung und Darstellung von Politik und Religion in den beiden persischsprachigen Programmen (Mohajer International Television: Vollprogramm, Iran Music: Musikspartenprogramm) sowie Einordnung und Bewertung dieser Programmleistungen vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation im Iran. Methode: Qualitative Inhaltsanalyse. Auftraggeber: Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz. Auftragnehmer: COMDAT GmbH, Münster. Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Merten. Laufzeit: April bis September 2007. Typologisierung werbenaher Kommunikationsangebote im Fernsehen Forschungsziel: Analyse von redaktionellen Hybridformen in Voll- und Spartenprogrammen, die im Grenzbereich zwischen Programm und Werbung liegen. Das qualitative Spektrum persuasiver Kommunikationsangebote im Fernsehen wird in seinen aktuellen Erscheinungsformen eingeschätzt. Im Sinne des Nutzerschutzes sollen werberechtlich problematische Angebote identifiziert werden. Methode: Programmanalyse („Input-Output-Analyse“) und Expertenbefragung. Auftraggeber: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Auftragnehmer: Institut für Medienforschung (IMGÖ), Göttingen/Köln. Projektleitung: Prof. Dr. Helmut Volpers. Laufzeit: Januar bis September 2007. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 267 Lokales Fernsehen in Thüringen 2006. Die Programme und ihre Reichweiten – Ergebnisse einer Inhaltsanalyse aus dem November und Dezember 2006 Forschungsziel: Analyse der redaktionellen Berichterstattung (Umfang, Darstellungsformen, Themen, Akteure, Lokalbezüge) und der Werbung (Umfang, Regionalität) in 17 Programmen lokaler Fernsehveranstalter in Thüringen. Methode: Quantitative Inhaltsanalyse. Auftraggeber/Auftragnehmer: Eigenprojekt der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM). Projektleitung: Angelika Heyen. Laufzeit: November 2006 bis September 2007. Analyse der lokalen Fernsehsender in Mecklenburg-Vorpommern („Lokale Fernsehanalyse 2006/2007“) Forschungsziel: Analyse programm- und marktrelevanter Daten der sechs größten privaten, lokal und regional begrenzt ausstrahlenden Fernsehsender in MecklenburgVorpommern mit einer technischen Reichweite von mindestens 20.000 angeschlossenen Wohneinheiten. Methode: Quantitative Inhaltsanalyse der einzelnen und der gemeinsamen Programme, Analyse der Zuschauerstruktur, des Zuschauermarkts, der technischen Potenziale und deren Ausnutzung sowie des Umgangs der Veranstalter mit den neuen technischen Herausforderungen, Reichweiten- und Werbewirkungsanalyse. Auftraggeber: Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern (LRZ). Auftragnehmer: Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus – Institut für Marketing & Dienstleistungsforschung an der Universität Rostock. Projektleitung: Prof. Dr. Martin Benkenstein. Laufzeit: Dezember 2006 bis April 2007. Problematik von gewalthaltigen und pornographischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen Forschungsziel: Untersuchung der in der Öffentlichkeit unter den Stichworten „Happy Slapping“ und „E-Bullying“ verhandelten Problematik, die mit auf Mobiltelefonen von Jugendlichen gespeicherten gewalthaltigen und pornografischen Videoclips verbunden ist, und die Entwicklung von Handlungsoptionen für Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen, Gesetzgeber und Medienaufsicht sowie weitere medienpädagogische Multiplikatoren. Methode: Rechtsgutachten, telefonische Befragung (800 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren), qualitative Face-to-Face-Interviews (30 bis 40 Jugendliche). Auftraggeber: Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH, d.h. ursprünglich ULR). Auftragnehmer: Institut für Medienwissenschaft und Content GmbH, München. Projektleitung: Prof. Dr. Petra Grimm. Laufzeit: September 2006 bis April 2007. Gutachten über die Deutungshoheit und die Feldabhängigkeit der Fachdisziplinen in der Debatte um die Wirkung von Mediengewalt Forschungsziel: Klärung der Frage, in welchem Maße die Debatte über die Wirkung von Mediengewalt durch die unterschiedlichen Fachdisziplinen – vor allem durch die Medienpsychologie und die Kommunikationswissenschaft – bestimmt wird. Methode: Literaturexpertise, qualitative und quantitative Inhaltsanalysen. Auftraggeber: Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz. Auftragnehmer: DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 268 Universität München, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung. Projektleitung: Prof. Dr. Hans-Bernd Brosius. Laufzeit: Mai 2006 bis April 2007. Ein Blick in die Zukunft. Demographischer Wandel und Fernsehnutzung Forschungsziel: Forschungsleitende Fragestellung der Studie ist, wie sich Fernsehplaner auf die gravierenden demographischen Veränderungen beim Fernsehpublikum einstellen. Programmveranstalter und -produzenten sollen über potenzielle Veränderungen in der Zuschauerschaft und über deren Programmpräferenzen informiert werden. Außerdem sollen Kriterien für künftige Steuerungs- und Beurteilungsmöglichkeiten entwickelt werden. Methode: Sekundäranalyse, Expertenbefragung, Workshops. Auftraggeber: Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen, federführend), Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) RheinlandPfalz, Thüringer Landesmedienanstalt (TLM). Auftragnehmer: Adolf Grimme Institut, Marl; MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen. Projektleitung: Günter Clobes, Dr. Lutz P. Michel. Laufzeit: Juni 2006 bis Februar 2007. Publikation: Vgl. dazu den Beitrag von Julia Flasdick und Günter Clobes in diesem Band. Wirtschaftsberichterstattung in den Programmen von n-tv, N24 und Bloomberg TV Forschungsziel: Analyse der Strukturen der Programmgestaltung sowie der Berichterstattung und Beratung über Börsen und Kapitalmärkte im Hinblick auf die Einhaltung der einschlägigen Regelungen des Rundfunkstaatsvertrags. Methode: Quantitative und qualitative Inhaltsanalyse. Auftraggeber: Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz der DLM unter Federführung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Auftragnehmer: House of Research GmbH Markt- und Medienforschung, Berlin. Projektleitung: Dipl.-Soz. Rolf Amann. Laufzeit: Juli bis November 2006. Publikation: Vgl. dazu den Beitrag von Klaus Beck und Rolf Amann in diesem Band. Evaluation des Bürgerfernsehens in Nordrhein-Westfalen Forschungsziel: Evaluation von Leistungen und Funktionen des Bürgerfernsehens in Nordrhein-Westfalen im Hinblick auf handelnde Akteure (Nutzerinnen und Nutzer sowie die Arbeitsgemeinschaften, die sie bei der Produktion beraten und technischgestalterische und journalistisch-redaktionelle Qualifizierungen anbieten), auf zugrunde liegende Organisations- und Handlungsstrukturen, auf die produzierten Inhalte und auf die von einigen Arbeitsgemeinschaften durchgeführten Schwerpunktprojekte. Methode: Programmanalyse, qualitative Leitfadeninterviews, schriftliche Befragung. Auftraggeber: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Auftragnehmer: Institut für Medienforschung (IMGÖ), Göttingen/Köln; Fachhochschule Köln, Institut für Informationswissenschaft. Projektleitung: Prof. Dr. Helmut Volpers, Prof. Dr. Petra Werner. Laufzeit: Januar bis September 2006. Publikation: Volpers, Helmut/Petra Werner (Hrsg.) (2007): Bürgerfernsehen in NordrheinWestfalen. Eine Organisations- und Programmanalyse. Berlin (Schriftenreihe Medienforschung der LfM Nordrhein-Westfalen; Bd. 56). DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 269 2. Publikationen zur Fernsehprogrammforschung 2006/2007 Im Folgenden werden Studien vorgestellt, die sich mit in Deutschland empfangbaren Fernsehprogrammangeboten befassen. Dieser Teil der Bibliographie bezieht sich auf Beiträge in deutschen Fachzeitschriften und Sammelbänden und auf Monographien, die in den Jahren 2006/2007 publiziert worden sind.4 Die Dokumentation dieser Studien ist in zwei Abschnitte gegliedert. Im ersten Abschnitt werden Studien annotiert, die sich mit politischen Programmangeboten (und in diesem Zusammenhang insbesondere mit der Wahlkampfberichterstattung), der Islamberichterstattung und der Behandlung der Migrationsproblematik im deutschen Fernsehen befassen. Die übrigen Studien, die im Berichterstattungszeitraum zur Fernsehprogrammforschung ermittelt worden sind, werden im zweiten Abschnitt lediglich bibliographisch dokumentiert. 2.1 Politik, Islam und Migration im deutschen Fernsehen Bundestagswahl 2005 Böttcher, Karin (2007): „Säbel, Florett und Pistole“: Geschlechteraspekte im „Kanzlerduell“. In: Scholz, Sylka (Hrsg.): „Kann die das?“ Angela Merkels Kampf um die Macht. Geschlechterbilder und Geschlechterpolitiken im Bundestagswahlkampf 2005. Berlin, S. 117-131. Fragestellung: Die Autorin analysiert in ihrer Fallstudie die Reproduktion von Geschlechterrollen und -klischees im Rahmen des TV-Duells der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Gerhard Schröder im Bundestagswahlkampf 2005. Methode: Mittels einer qualitativen Sequenzanalyse untersucht sie am Beispiel von drei Sendungsausschnitten Redebeiträge und sprachbegleitende Gestik und Mimik der Kanzlerkandidaten und Moderatoren. Ergebnisse: Die Autorin zeigt, dass Angela Merkel während der Sendung verschiedene Frauenrollen einnahm. In der Auseinandersetzung um die Rolle von Doris Schröder im Wahlkampf hatte Angela Merkel eine eher passiv-defensive Haltung. Auf die Geschlechterorientierung des designierten FDPKoalitionspartners Guido Westerwelle angesprochen, argumentierte sie hingegen in nachdrücklichem Ton und begleitet von offensiver Gestik, dass in Deutschland die Vorstellung einer Bundeskanzlerin inzwischen gesellschaftlich genauso akzeptiert sei wie – hier führte sie den sich offen dazu bekennenden homosexuellen SPD-Politiker Klaus Wowereit an – ein homosexueller Spitzenpolitiker. 4 Die Dokumentation beruht auf Recherchen in folgendem Quellenmaterial: (1) einschlägige wissenschaftliche Fachzeitschriften (Publizistik, Medien & Kommunikationswissenschaft, Media Perspektiven usw.), (2) „Literaturdatenbank Massenkommunikation“ der Fachinformationsstelle Publizistik (IPM) an der Freien Universität Berlin, (3) 31. Jahresband „Aufsatznachweis aus Zeitschriften und Sammelwerken“ des Westdeutschen Rundfunks, (4) überregionaler Online-Bibliothekskatalog des Karlsruher Virtuellen Katalogs (KVK), (5) Online-Verzeichnisse kommunikationswissenschaftlicher Fachverlage (Halem, KoPäd, Nomos, R. Fischer, UVK, Vistas, VS-Verlag usw.) sowie (6) LexisNexis®-Datenbank „Wirtschaft“. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 270 Holtz-Bacha, Christina/Eva-Maria Lessinger (2006): Wie die Lustlosigkeit konterkariert wurde: Fernsehwahlwerbung 2005. In: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2005. Wiesbaden, S. 164-182. Fragestellung: Die Autorinnen untersuchen, wie sich die Parteien im Bundestagswahlkampf 2005 in ihrer Fernsehwahlwerbung selbst darstellen und wie sich ihre Kampagnenstile und Selbstdarstellungsstrategien im Wahlkampf entwickelt haben. Methode: Die Analyse von insgesamt 38 Wahlwerbespots, die zwischen dem 22. August und dem 18. September 2005 ausgestrahlt wurden, erfolgt anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse. Die Wahlwerbung wird sowohl im Hinblick auf ihre formale Struktur auf Spotebene als auch auf der Ebene einzelner Spotsequenzen analysiert, wobei die Spotsequenzen aus einer oder mehreren Einstellungen bestehen und durch Schnitt oder Überblendungen voneinander getrennt sind. Ergebnisse: Von den 38 untersuchten Spots wurden 31 Spots im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesendet.5 Im Gegensatz zum Bundestagswahlkampf 2002 haben die Parteien im Bundestagswahlkampf 2005 weniger Werbeaufwand im Fernsehen betrieben und nur eine kleinere Zahl unterschiedlicher Spots produziert. Die Sequenzanalyse zeigt, dass in einem Drittel aller Sequenzen ein Kandidat zu sehen ist. Bei den Spots der im Bundestag vertretenen Parteien stehen Kandidaten stärker im Mittelpunkt als bei kleineren Parteien, deren Wahlwerbung themenzentrierter konzipiert ist. Anders als in früheren Bundestagswahlkämpfen haben die beiden Volksparteien ihre Fernsehwerbung erstmals teilweise als Negativkampagnen konzipiert – eine Strategie, die bislang vor allem von kleineren Parteien genutzt worden ist. Schulz, Winfried/Reimar Zeh (2006): Die Kampagne im Fernsehen – Agens und Indikator des Wandels. Ein Vergleich der Kandidatendarstellung. In: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2005. Wiesbaden, S. 277-305. Fragestellung: Die Autoren überprüfen, inwiefern sich die in zahlreichen empirischen Studien seit 1990 nachgewiesenen Personalisierungs- und Dramatisierungstrends der Berichterstattung über die Kanzlerkandidaten in Bundestagswahlkämpfen auch im Jahr 2005 fortgesetzt haben. Zusätzlich interessieren sich die Forscher dafür, ob die unterschiedlichen Geschlechter der Kandidaten im Bundestagswahlkampf 2005 die Fernsehberichterstattung beeinflusst haben. Methode: Das Studiendesign ist methodisch an die Vorgängerstudie des einen Autors angeschlossen.6 Der Untersuchungszeitraum der quantitativen Inhaltsanalyse umfasst die letzten vier Wochen vor der Bundestagswahl 2005. Untersuchungsgegenstand sind die Hauptnachrichtensendungen von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1, wobei die Detailcodierung auf alle Nachrichtenbeiträge fokussiert ist, in denen die Kanzlerkandidaten von Union und SPD im Text erwähnt und/oder im Bild gezeigt werden. Ergebnisse: Der Anteil der 5 6 Dieser Unterschied erklärt sich aus den gesetzlichen Rahmenbedingungen, wonach die Parteien – je nach Größe – kostenfreie Sendeplätze in den öffentlich-rechtlichen Sendern erhalten. Werbezeit der privat-kommerziellen Sender müssen die Parteien dagegen kaufen. Vgl. Vogelgesang, Jens (2005): Fernsehprogrammforschung in Deutschland 2003-2005. In: ALM Programmbericht 2005, S. 275-276. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 271 Nachrichtenbeiträge mit Wahlkampfbezug an allen politischen Sendungsbeiträgen ist seit 1990 von Jahr zu Jahr größer geworden. Anders noch als in den neunziger Jahren liegt der Anteil der Nachrichtenbeiträge mit Kandidatenpräsenz an allen politischen Sendungsbeiträgen seit dem Wahljahr 2002 jeweils über 50 Prozent, worin die Autoren ein Indiz für eine zunehmende Personalisierung sehen. Bezogen sich im Wahljahr 1990 noch 77 Prozent der Nachrichtenbeiträge mit Kandidatenpräsenz auf den damaligen Bundeskanzler, nimmt dieser Wert bis zum Wahljahr 2005 kontinuierlich ab – parallel dazu nimmt der Anteil der Nachrichtenbeiträge mit doppeltem Kandidatenbezug stetig zu. Diese Zunahme setzen die Autoren in Bezug zu den jeweiligen Berichterstattungsanlässen und können so zeigen, dass es sich dabei nicht um eine im Verständnis von Qualitätsjournalismus besonders ausgewogene Berichterstattung handelt, sondern dass – im Sinne eines „horse race journalism“ – mehr und mehr der Wettbewerb zwischen beiden Kanzlerkandidaten im Mittelpunkt der Nachrichtenberichterstattung steht. Bei der Auswertung der Kandidatenbewertungen im Wahljahr 2005 beobachten die Autoren, dass beide Kanzlerkandidaten durchweg eher positiv bewertet wurden, wobei im Vergleich Gerhard Schröder tendenziell sogar noch besser bewertet wurde als seine Opponentin. Tapper, Christoph/Thorsten Quandt (2006): „Trotzdem nochmal nachgefragt, Frau Kirchhof…“. Eine dialoganalytische Untersuchung des Fernsehduells im Wahlkampf 2005. In: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2005. Wiesbaden, S. 246-276. Fragestellung: Die Autoren untersuchen das dialogische Verhalten der Kanzlerkandidaten und der Moderatoren beim einzigen Fernsehduell des Bundestagswahlkampfs 2005. Zentrale Untersuchungskategorien der Dialoganalyse sind die Redeanteile der Kandidaten und Moderatoren, die Duellthemen sowie die Struktur der Diskussion (z.B. Unterbrechungen, Störungen, erfolglose Sprechversuche usw.). Methode: Die dialoganalytische Auswertung erfolgt mittels eines Transskripts des TV-Duells, das anhand einer Videoaufzeichnung erstellt worden ist und das neben der reinen Sprechakte auch gleichzeitiges Reden, Redeabbrüche, Pausen und Modulationen des Tonfalls dokumentiert. Ergebnisse: Die Redeanteile der beiden Kanzlerkandidaten an der Gesamtsendezeit waren gleich groß, wobei der SPD-Kandidat Gerhard Schröder anteilig deutlich mehr einzelne Sprechakte vollzog als die CDU-Kandidatin Angela Merkel. Gerhard Schröder präsentierte sich insgesamt nicht nur als aktiverer Gesprächsteilnehmer, sondern auch mit einem aggressiveren Gesprächsstil: Im Vergleich zu Angela Merkel reagierte er doppelt so häufig unaufgefordert auf seine Gegnerin und begann rund drei Viertel seiner Sprechakte, während ein anderer Gesprächsteilnehmer – meistens Angela Merkel – noch sprach. Thematisch war das Duell von der schwierigen wirtschaftlichen Lage Deutschland geprägt: Besonderen Anteil an der Gesamtgesprächsdauer hatten die Themen Steuer- und Finanzpolitik (18 Prozent), Arbeitsmarktpolitik (15 Prozent) und Energiepreise (13 Prozent). DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 272 Wied, Kristina (2007): Der Wahlabend im deutschen Fernsehen. Wandel und Stabilität der Wahlberichterstattung. Wiesbaden. Fragestellung: Im Rahmen ihrer historisch-deskriptiven Studie untersucht die Autorin am Beispiel von ARD/Das Erste, ZDF, Sat.1 und RTL, wie sich die Berichterstattung der Sondersendungen am jeweiligen Wahlabend seit dem Wahljahr 1961 entwickelt hat.7 Zentrale Untersuchungskategorien der Studie sind Form und Inhalte der Berichterstattung, die journalistischen Produktionsbedingungen und die Rolle einzelner Akteure (Politiker, Journalisten, Experten, Bürger usw.). Methode: Das Mehrmethodendesign der Studie umfasst neben einer Dokumentenanalyse und einer Analyse der Sekundärliteratur auch Leitfadeninterviews mit Experten sowie eine quantitative Inhaltsanalyse der Wahlsondersendungen. Letztere erfolgt sowohl auf Beitrags- als auch auf (Kamera-)Einstellungsebene. Die Beitragsstichprobe umfasst insgesamt rund 1.400 Untersuchungseinheiten, die Einstellungsstichprobe rund 1.200 Untersuchungseinheiten. Ergebnisse: Zeitübergreifend konstitutive Bestandteile der Berichterstattung von Wahlsondersendungen sind die Präsentation von Wahlergebnissen und Stellungnahmen von Spitzenpolitikern dazu. Kennzeichnend für die Sondersendungen am Wahlabend sind außerdem die Vermittlung der Wahlergebnisse anhand von Grafiken, das Führen von Einzelinterviews, zentrale Wahlstudios, das Hinüberschalten zu den Wahlpartys der Parteien sowie redaktionelle Beiträge zur Erläuterung der Wahlergebnisse und ihrer Konsequenzen. Obwohl seit 1987 mehr und mehr Journalistinnen vor der Kamera zu beobachten sind, bezeichnet die Autorin die Wahlberichterstattung zwischen 1961 und 2002 dennoch als „Männerdomäne“ (S. 384). Politik-, Kriegs- und Krisenberichterstattung Gombert, Ute (2006): Tradition contra Show. Inhaltsanalyse der Politikberichterstattung in öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichtensendungen am Beispiel von Tagesschau und RTL aktuell. Berlin. Fragestellung: Die forschungsleitende Fragestellung der Inhaltsanalyse lautet, ob die unterschiedlichen Systemlogiken – öffentlich-rechtlich versus privat-kommerziell – der Fernsehsender mit einer unterschiedlichen Politikvermittlung in den Nachrichtensendungen einhergeht. Methode: Mittels quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse untersucht die Autorin die Hauptnachrichtensendungen von ARD/Das Erste und RTL. Die Stichprobe umfasst alle Ausgaben von „tagesschau“ und „RTL aktuell“ in der Zeit vom 16. bis 22. Januar 2006. Die Stichprobe beinhaltet – bis auf die Sport-, Wetter- und Lottoberichterstattung – alle Nachrichtenbeiträge. Ergebnisse: In der Hauptnachrichtensendung von ARD/Das Erste wurde insgesamt umfangreicher über Politik berichtet als bei RTL. Die Marginalisierung von Politik bei RTL, so die Autorin, spiegelt sich insbesondere im überdurchschnittlichen Anteil an Aufmachern aus den Themenbereichen Unfälle und Kriminalität wider. Auch traten im Rahmen 7 Die Wahlsondersendungen von Sat.1 sind erst ab dem Wahljahr 1987, von RTL ab dem Wahljahr 1990 dokumentiert. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 273 der Politikvermittlung in „RTL aktuell“ im Vergleich zur „tagesschau“ mehr private Einzelpersonen als staatliche Akteure auf. Kuppertz, Nicole (2007): Die Konstruktion des Krieges. Eine Gegenüberstellung verschiedener Nachrichtensendungen. Saarbrücken. Fragestellung: Rekurrierend auf die Systemtheorie Niklas Luhmanns und dessen Position zum Realitätsgehalt in den Massenmedien untersucht die Autorin, inwiefern die Hauptnachrichtensendungen von ARD/Das Erste und RTL eine eigene Realität des Irakkriegs 2003 beschreiben. Konkret werden Umfang sowie Bilder, Töne und die Sprache der Kriegsberichterstattung der „tagesschau“ und von „RTL aktuell“ untersucht. Methode: Für den Zeitraum vom 20. März bis 1. Mai 2003 ermittelt die Autorin mittels quantitativer Inhaltsanalyse den thematischen Anteil der Kriegsberichterstattung an der Gesamtberichterstattung der beiden Hauptnachrichtensendungen. Einzelne Nachrichtenbeiträge werden zusätzlich einer qualitativen Sprach-, Ton- und Bilderanalyse unterzogen. Ergebnisse: Der thematische Umfang der Kriegsberichterstattung war bei „tagesschau“ und „RTL aktuell“ im Jahr 2003 recht ähnlich: Zu Beginn des Kriegs dominierte die Kriegsberichterstattung die Gesamtberichterstattung beider Hauptnachrichtensendungen, danach nahm sie kontinuierlich ab – lediglich zum Zeitpunkt der Einnahme Bagdads stieg der Umfang der Kriegsberichterstattung nochmals kurzfristig an. Schultz, Tanjev (2006): Geschwätz oder Diskurs? Die Rationalität politischer Talkshows im Fernsehen. Köln. Fragestellung: In der Studie wird das journalistische Handeln von Fernsehmoderatoren im Hinblick auf deren Moderationsaktivität, die journalistische Kritik sowie die inhaltliche Substanz der Moderation untersucht. Methode: Untersuchungsbasis der quantitativen Inhaltsanalyse sind jeweils zehn Ausgaben von „Sabine Christiansen“ (ARD), „Presseclub“ (ARD), „Berlin Mitte“ (ZDF) und „19zehn“ (3sat). Analysiert werden sämtliche Sprechsequenzen von Moderatoren. Ergebnisse: Moderatoren nehmen trotz ihrer in der Regel im Vergleich zu ihren Gästen kürzer ausfallenden Beiträge in politischen Gesprächssendungen eine herausgehobene Sprecherposition ein. Überwiegend zielt die Fragerichtung der Moderatoren auf sachbezogene Meinungen und Rechtfertigungen, wobei jeweils rund ein Viertel der Moderationsfragen im Sinne interpretierenden oder kritischen Nachhakens gestellt werden. Die Moderationsbeiträge in „19zehn“ und „Presseclub“ bringen überdurchschnittlich viel inhaltliche Substanz in die Sendung ein. Für die immer wieder von der Medienkritik behauptete Verflachung politischer Kommunikation findet sich in der Studie kein Indiz. Weichert, Stephan A. (2006): Die Krise als Medienereignis. Über den 11. September im deutschen Fernsehen. Köln. Fragestellung: Aus einer medienanthropologisch-interdisziplinären Forschungsperspektive untersucht der Autor die Berichterstattung der Fernsehsondersendungen am und nach dem 11. September 2001 im Hinblick auf inhärente Ritualisierungs- DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 274 merkmale. Methode: Die Ritualanalyse ist als dreistufige Mehrmethodenstudie angelegt: Untersuchungsgegenstand der quantitativen Programmstrukturanalyse sind thematisch einschlägige Informationssendungen, die aus Anlass der Terroranschläge zwischen dem 11. September und dem 25. Oktober 2001 von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 ausgestrahlt wurden.8 Zusätzlich führt der Autor eine qualitative Programminhaltsanalyse anhand von Sendungsmitschnitten der Terrorberichterstattung der vier Sender zwischen dem 11. und dem 13. September 2001 sowie eine interpretative Textanalyse der Hauptnachrichtensendungen von ARD/Das Erste und RTL für den genannten Zeitraum durch. Ergebnisse: Kennzeichnend für die Krisenberichterstattung ist eine Abweichung aller untersuchten Sender vom ursprünglichen Sendeschema zugunsten einer umfassenden Sonderberichterstattung infolge des Terroranschlags. Die qualitative Programminhaltsanalyse der drei detailliert analysierten Sendetage zeigt, wie sich die Krisenberichterstattung von einer unschematisierten Live-Phase zu einer von journalistischen Rahmungen und Deutungen geprägten Phase der Ästhetisierung des Krisenereignisses wandelt, in der sich bereits erste Erzählmuster eines Gut-Böse-Gegensatzes manifestieren. Die detaillierte Textanalyse der beiden Hauptnachrichtensendungen belegt eine Verschiebung des Berichterstattungsschwerpunkts weg von einer reinen Ereignis- und Krisenbeschreibung am 11. September hin zu einer Täter- und Opferberichterstattung sowie einer auf Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland bezogenen Inlandsberichterstattung. Islamberichterstattung und Migrationsproblematik Hafez, Kai/Carola Richter (2007): Das Gewalt- und Konfliktbild des Islams bei ARD und ZDF. Eine Untersuchung öffentlich-rechtlicher Magazin- und Talksendungen. Erfurt: Universität Erfurt.9 Fragestellung: In der Studie wird untersucht, in welchen Zusammenhängen der Islam in Informationssendungen von ARD/Das Erste und ZDF thematisiert wird. Die forschungsleitende Fragestellung lautet, inwiefern diese Informationssendungen zu einer Vermittlung und Vertiefung der politischen Kenntnisse und zur Meinungsbildung der Bürger zu dieser Thematik beitragen. Methode: Für den Zeitraum zwischen dem 1. Juli 2005 und dem 31. Dezember 2006 haben die Autoren für 37 ausgewählte Magazin- und Reportagesendungen und Talkshows der beiden Sender (wie z.B. „Beckmann“, „Bericht aus Berlin“, Presseclub“, „Aspekte“ oder „Länderspiegel“ usw.) insgesamt 133 Einzelsendungen mit Islambezug identifiziert. Ergebnisse: Den größten Anteil an Islambezügen wiesen die Auslandsmagazine der Sender auf. Das Islambild der Informationssendungen von ARD/Das Erste und ZDF, so die Autoren, vermittle den Eindruck, dass „der Islam weniger eine Religion als vielmehr eine politische Ideologie und einen gesellschaftlichen Wertekodex darstellt, der mit den Moralvorstellungen des Westens kollidiert“ (S. 5). Fast ein Viertel der identifizierten 8 9 Die Untersuchungseinheiten wurden anhand von Sendungsprotokollen und aktuellen Programmhinweisen einer Tageszeitung identifiziert. URL: http://www2.kommunikationswissenschaft-erfurt.de/uploads/bericht_islam_in_ard_und_zdf_ 2005_2006.pdf [20.8.2007]. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 275 Informationssendungen mit Islambezug thematisierten die Aspekte Terrorismus und Extremismus. Insgesamt waren die Agenden der untersuchten Informationssendungen mit Islambezug bei ARD/Das Erste und ZDF stark von konfliktgeladenen Themen wie internationale Konflikte (17 Prozent), Integrationsprobleme (16 Prozent) und religiöser Intoleranz (10 Prozent) geprägt. Ortner, Christina (2007): Tatort: Migration. Das Thema Einwanderung in der Krimireihe Tatort. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 55, Heft 1, S. 5-23. Fragestellung: Die Autorin untersucht, wie häufig „Migration“ als Haupt- oder Nebenthema in der Krimireihe vorgekommen ist und wie die filmische Umsetzung von Migration in ausgewählten Folgen erfolgte. Zentrale Untersuchungskategorien der Inhaltsanalyse sind die Thematisierung von Vorurteilen und Fremdenhass, die Darstellung von Migrantenfiguren, die Gewichtung dieser Figuren in den Tatort-Filmen, die erzählerisch vermittelten Vorstellungen von gesellschaftlicher Zugehörigkeit und die Rollenmodelle des Umgangs zwischen Deutschen und Migranten. Methode: Aus einer Grundgesamtheit von 566 Tatort-Filmen identifiziert die Autorin anhand von Inhaltsangaben insgesamt 92 Filme, in denen mindestens eine Figur mit Migrationshintergrund aufgetreten ist. Von 32 dieser 92 Filme, bei denen das Einwanderungsthema im Mittelpunkt der Handlung steht, werden als „typische Fälle“ fünf einzelne Filme anhand von Szenenprotokollen qualitativ genauer untersucht. Ergebnisse: Insbesondere in den neunziger Jahren wurden überdurchschnittlich viele Tatort-Filme mit Migrationsbezug produziert, was nach Ansicht der Autorin auf die zahlreichen Anschläge auf Migrantenwohnheime Anfang der neunziger Jahre zurückzuführen ist. In den 32 Filmen, in denen das Einwanderungsthema zentral für die Handlung ist, geht es am häufigsten um internationalen Frauen- und Kinderhandel, rechtsradikale Übergriffe oder illegale Beschäftigung ausländischer Arbeiter – generell handelt es sich immer um gesellschaftliche Problemkontexte. Die qualitatitve Szenenanalyse zeigt zudem, dass die Filmfiguren in der Handlung gemeinhin explizit als In- und Ausländer markiert werden. Im Gegensatz zu den eher eindimensional angelegten Filmfiguren mit Migrationshintergrund spielen deutsche Filmfiguren dagegen häufiger die Hauptrolle, wodurch die Zuschauer auch mehr über deren fiktive Berufsund Alltagslebenswelt erfahren. 2.2 Sonstige Publikationen zur Fernsehprogrammforschung 2006/2007 Friedrich, Jasper A./Hans-Jörg Stiehler (2006): Fußball in Sportmagazinen des Fernsehens: Wieviel Spiel bekommen wir zu sehen? In: Müller, Eggo/Jürgen Schwier (Hrsg.): Medienfußball im europäischen Vergleich. Köln, S. 186-201. Gerhards, Maria/Walter Klingler (2006): Programmangebote und Spartennutzung im Fernsehen 2005. Kontinuität oder Brüche durch den medialen Wettbewerb? In: Media Perspektiven, Heft 11, S. 572-584. Götz, Maja (2006): Die Hauptfiguren im deutschen Kinderfernsehen. In: Televizion, Heft 19, S. 4-7. Grimm, Jürgen (2006): Die Super Nannys. Ein TV-Format und sein Publikum. Konstanz. DOKUMENTATION • FERNSEHPROGRAMMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND 2006/2007 276 Hannover, Irmela (2006): Alleinerziehende Powerfrauen und selbstbewusste Kinder: Haben sich die Familienbilder im Fernsehen verändert? In: MedienConcret – Magazin für die pädagogische Praxis, S. 18-21. Hannover, Irmela/Arne Birkenstock (2006): Multitasking-begabte Powerfrauen und einsame Wölfe. Familienbilder in fiktionalen und nicht-fiktionalen Fernsehformaten. In: merz. medien + erziehung. zeitschrift für medienpädagogik, Jg. 50, Heft 2, S. 23-29. Horky, Thomas (2006): Das schnelle Ende der Ehe von RTL und Beachvolleyball: Zur Inszenierung von Sport im Fernsehen. In: merz. medien + erziehung. zeitschrift für medienpädagogik, Jg. 50, Heft 6, S. 29-40. Jonas, Caroline (2006): Das sprachliche Verhalten von Moderatoren in Talk- und Quizshows. Eine diskursanalytische Untersuchung zu Frageverhalten und Wortwahl. Frankfurt/M. Keppler, Angela (2006): Mediale Gegenwart. Eine Theorie des Fernsehens am Beispiel der Darstellung von Gewalt. Frankfurt/M. Knop, Karin (2007): Comedy in Serie. Medienwissenschaftliche Perspektiven auf ein TV-Format. Bielefeld. Krüger, Udo Michael (2006): Frühstücksfernsehen bei ARD/ZDF, RTL und SAT.1. Formen und Inhalte öffentlich-rechtlicher und privater Frühmagazine. In: Media Perspektiven, Heft 12, S. 607-621. Krüger, Udo Michael (2007): InfoMonitor 2006: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1. Strukturen, Themen und Politikerpräsenz. In: Media Perspektiven, Heft 2, S. 58-82. Krüger, Udo Michael/Thomas Zapf-Schramm (2007): Sparten, Sendungsformen und Inhalte im deutschen Fernsehangebot 2006. Programmanalyse von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben. In: Media Perspektiven, Heft 4, S. 166-186. Lücke, Stephanie (2007): Ernährung im Fernsehen. Eine Kultivierungsstudie zur Darstellung und Wirkung. Wiesbaden. Milde, Jutta/Georg Ruhrmann (2006): Molekulare Medizin in deutschen TVWissenschaftsmagazinen. Ergebnisse von Journalisteninterviews und Inhaltsanalysen. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54, Heft 3, S. 430-456. Mühlfeld, Emily (2006): Literaturkritik im Fernsehen. Wien u.a. Pinseler, Jan (2006): Fahndungssendungen im deutschsprachigen Fernsehen. Köln. Schütte, Christian (2006): Matchwinner und Pechvögel: Ergebniserklärung in der Fußballberichterstattung in Hörfunk, Internet, Fernsehen und Printmedien. Hamburg. Senokozlieva, Maria/Oliver Fischer/Gary Bente/Nicole Krämer (2006): Of Frames and Cultures – A Cross-Cultural Comparison of TV Newscasts. In: Zeitschrift für Medienpsychologie, Heft 4, S. 160-173. AUTORENVERZEICHNIS AUTORENVERZEICHNIS 278 Rolf Amann, Dipl.-Soz. Wissenschaftlicher Leiter der House of Research GmbH, Berlin Prof. Dr. Klaus Beck Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin Günter Clobes Leiter der Adolf-Grimme-Akademie am Adolf-Grimme-Institut, Marl Julia Flasdick, M.A. Projektleiterin am MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen Michael Gurt, M.A. Verantwortlicher FLIMMO-Redakteur; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München Manfred Helmes Direktor der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz, Ludwigshafen Annette Kümmel Direktorin Medienpolitik bei der ProSiebenSat.1 Medien AG, Unterföhring Dr. Volker Lilienthal Verantwortlicher Redakteur des Fachdienstes epd medien, Frankfurt/Main Dr. Torsten Maurer Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin Bernd Merz Pfarrer und Geschäftsführer von Bibel TV / [tru:] young television, Hamburg Bernhard Nellessen SWR-Fernsehdirektor und ARD-Koordinator für kirchliche Sendungen, Baden-Baden Christian Salwiczek, Dipl.- Sozialwirt Bereichsleiter Medienforschung bei forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, Berlin, davor Projektleiter am Institut für Medienforschung Göttingen & Köln (IM•GÖ) Prof. Dr. Norbert Schneider Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der ALM AUTORENVERZEICHNIS 279 Detlef Schnier, Dipl.-Sozialwirt Freiberuflicher Kommunikationswissenschaftler, u.a. Projektleiter am Institut für Medienforschung Göttingen & Köln (IM•GÖ) Bertil Schwotzer, M.A. Diplomassistent am Departement für Gesellschaftswissenschaften, Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaft, der Universität Fribourg/Schweiz Prof. Dr. Joachim Trebbe Professor am Departement für Gesellschaftswissenschaften, Fachbereich Medienund Kommunikationswissenschaft, der Universität Fribourg/Schweiz Bidjan Vakili, Dipl.-Kfm. Geschäftsführer des Vereins Programmberatung für Eltern e.V., München Jens Vogelgesang, M.A. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin Prof. Dr. Helmut Volpers Professor am Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln; Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Medienforschung Göttingen & Köln (IM•GÖ) Prof. Dr. Hans-Jürgen Weiß Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin; Wissenschaftlicher Leiter der GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam Dr. Jens Woelke Wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg/Österreich