InfoBrief Teheran
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InfoBrief Teheran Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer ﺍﺗﺎﻕ ﺑﺎﺯﺭﮔﺎﻧﻲ ﻭ ﺻﻨﺎﻳﻊ ﺍﻳﺮﺍﻥ ﻭ ﺁﻟﻤﺎﻥ AKTUELLE WIRTSCHAFTSINFORMATIONEN AUS DEM IRAN Herausgegeben von der AHK Iran Inhalt: Seite Fokusthema: Die Deutsch-Iranische Industrie– und Handelskammer wird 40 2 Meldungen aus der Presse 5 Wirtschaftsmeldungen 10 Aktuelle Handelszahlen 13 Devisenkurse 14 Impressum/ Kontaktdaten 15 » http://iran.ahk.de Sehr geehrte Leserinnen und Leser unseres InfoBriefs! kurz vor dem Ende der Verhandlungsfrist über das iranische Atomprogramm wollen wir Sie mit unserem aktuellen InfoBrief auf dem Laufenden halten. Die Erwartungen sind allenthalben hoch, besonders bei der iranischen Bevölkerung sowie bei den Geschäftsleuten im Iran und außerhalb. Nicht nur, was den Inhalt der Vereinbarung angeht, sondern auch was die Zeitachse der erhofften Lockerungen der Sanktionen betrifft. Dass die in der Öffentlichkeit geäußerten Forderungen von sofortiger Aufhebung, über Snap-back im Fall von Verstößen gegen die Vereinbarung bis hin zu Sanktionsverschärfungen reichen, trägt nicht zu einer Beruhigung der Lage bei. Daher sehen wir uns als Auslandshandelskammer veranlasst, stets ein möglichst realistisches Bild der Lage, der rechtlichen Situation sowie der vorhandenen Chancen ebenso wie der Risiken zu zeichnen. Selbst bei bestmöglichem Verlauf mit einer sofortigen und umfassenden Aufhebung von Sanktionen ist allein aus praktischer Sicht nicht damit zu rechnen, dass die Sanktionen über Nacht Geschichte sein werden. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die deutsche Exportwirtschaft noch einige Jahre mit dem Thema „Exportkontrolle Iran“ auf Handelsware befasst bleiben wird. Nuklear– und Waffentechnik ist dabei völlig ausgeklammert. Auch auf dem Gebiet der Finanzdienstleistungen kann getrost unterstellt werden, dass eine Normalisierung der Bankkontakte zwischen den iranischen Banken und ihren Partnern im Ausland noch mindestens zwölf Monate auf sich warten lassen wird. Bei aller Ungeduld bleibt die enorme Verbesserung der Lage seit 2013 ein Grund zu Zuversicht und Erhöhung der Anstrengungen bei der Bearbeitung des iranischen Marktes. Die Potentiale für Produkte aus Deutschland zur modernisierung der Industrie des Iran, die enormen Ressourcen und die Lage des Iran werden auf lange Sicht aber sicher zu einer positiven Entwicklung des Landes und seiner Geschäftsbeziehungen beitragen. Ich selbst werde die Entwicklung künftig von außen betrachten dürfen, da meine Dienstzeit nach bald 8 Jahren in Teheran zuende geht und ich künftig in Kuala Lumpur tätig sein werde. Es war mir eine Ehre, Sie gemeinsam mit dem Team der AHK Iran über die Jahre zu beraten und mit Informationen zu versorgen. Ich hoffe, Sie bleiben unserer Kammer und dem Iran gewogen und wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und gutes Gelingen. Ihr Daniel Bernbeck InfoBrief Teheran | Seite 1 Nr. 26 | Juni 2015 Fokusthema: Die Deutsch-Iranische Industrie– und Handelskammer wird 40 40 Jahrfeier der AHK Iran Bericht zur 40Jahrfeier der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer Die Deutsch-Iranische Industrieund Handelskammer (AHK Iran) feierte am 26. April 2015 das 40. Jahr ihres Bestehens in Teheran mit einem großen Festakt. Wie es sich für die AHK Iran mit ihren gut 2000 Mitgliedsunternehmen als einer der mitgliederstärksten AHKs im Netzwerk des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gehört, nahmen an der Feier knapp 800 Mitglieder, Förderer und Partner aus Deutschland u n d d e m I r a n t e i l . Unter den Ehrengästen waren unter vielen anderen der Gründungsanwalt und Ehrenpräsident der AHK Iran, Herr Dr. Reza Tonekaboni, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Iran, Michael Freiherr von Ungern-Sternberg, sowie Herr Dr. Walther Leisler Kiep (ehemaliger Wirtschaftsminister von Niedersachsen und Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG), Frau Dr. Petra Roth (ehemalige Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main), Dr. Volker Treier, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Dr. Rudolf Gridl, Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft undInfoBrief Energie, Herr Dr.2 Noghrekar Shirazi, Teheran | Seite Generalsekretär der Iran-Kammer für Industrie, Handel, Berg- Bergbau und Landwirtschaft, Dr. Ali Ashraf Afkhami, Vorstandsvorsitzender der Bank of Industry and Mine, sowie Dr. Gerhard Vogel, Präsident der IHK Rhein-Neckar in Mannheim. Unter der Moderation von Daniel Bernbeck, Geschäftsführer der AHK Iran, richteten einige der Ehrengäste Grußworte und Festansprachen an das Publikum, in denen sie an die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der iranischen Wirtschaft erinnerten. Natürlich blieben auch die nun schon mehr als ein Jahrzehnt andauernden Belastungen der Geschäftsbeziehungen durch die Sanktionsvorschriften und die darüber hinaus gehenden Effekte der angespannten politischen Beziehungen wurde nicht ausgespart. Besonderes Augenmerk lag jedoch dabei auf den erst jüngst erreichten politischen Vereinbarungen zwischen dem Iran und der E3+3-Verhandlungsgruppe, bestehend aus den UN-Sicherheitsratsmitgliedern und Deutschland. Die infolgedessen für den weiteren Lauf des Jahres 2015 erhofften Lockerungen der Sanktionen lassen bereits jetzt deutliche Zeichen der Zuversicht und ein wachsendes Interesse an einer baldigen Wiederbelebung der Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen und iranischen Kaufleuten erkennen. Vor diesem Hintergrund wurde deutlich, dass die AHK Iran über vier Jahrzehnte ihre bedeutende Rolle als einzige offizielle Vertretung der deutschen Wirtschaft im Iran und als erste Anlaufstelle für Repräsentanten beider Wirtschaftsräume sehr erfolgreich wahrgenommen hat. Im Zentrum eines sehr breiten Netzwerks im Iran ebenso wie in Deutschland stellt sie die optimale Plattform für Unternehmensberatung und bilateralen und interkulturellen Austausch zwischen den Bürgern beider Länder dar. Für fundierte Marktrecherchen aus erster Hand, für die reibungslose Organisation von Delegationsreisen in den Iran, als Anbieter von vielfältigen Veranstaltungen im Bereich der beruflichen Bildung und vieles mehr ist die AHK Iran darüber hinaus ein Garant für den Fortbestand der zukunftsweisenden Kooperation zwischen Deutschland und dem Iran. Die erwartete Wiederaufnahme der engen Beziehungen der deutschen Industrie mit iranischen Partnern bietet nicht nur die Chance zur Erschließung der enormen Potenziale des Iran, sondern hat daneben eine über den Iran hinausreichende stabilisierende Wirkung in der Region Mittlerer Osten. Nr. 26 | Juni 2015 Der feierliche Festakt zum 40-jährigen Bestehen der AHK Iran bot einen würdigen Rahmen, stolz auf das Erreichte zurückzuschauen und einen hoffnungsvollen Ausblick in eine vielversprechende Zukunft zu wagen. Aktuelle Lage der Automobilindustrie Die iranische Automobilindustrie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und ist nach der Öl- und Gasindustrie der zweitwichtigste Industriezweig des Landes. Nach Statistiken der „Internationalen Organisation der Motorfahrzeughersteller“ (OICA) stehen die iranischen Autohersteller mit 743.680 produzierten Fahrzeugen im Jahre 2013 weltweit auf Platz 20. Der Iran hat sich mit seiner massiven Nachfrage nach Automobilen und Automobil-Ersatzteilen in den letzten Jahren zu einem der vielversprechendsten Märkte im Nahen und Mittleren Osten entwickelt. Dennoch sank die einheimische Automobilproduktion im ersten Halbjahr des iranischen Jahres 1391 (2012/13) gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 792.286 produzierten Fahrzeugen um 66,2 % auf 459.440 Fahrzeuge. Im Jahre 2014 wurde geplant, die Autoproduktion um 58,2 % zu steigern; so konnten monatlich 107.487 PKWs produziert werden, während im gleichen Monat des Vorjahres 80.693 PKWs produziert wurden. Mohsen Salehinia, der Vize-Minister für Industrie, Bergbau und Handel, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur ISNA: „Das Problem der zwei großen Hersteller ist nicht die Sicherstellung der Materialien und Ersatzteile, sondern die der Liquidität.“ Aus diesem Grund hat die iranische Zentralbank im April 2014 angekündigt, dass es iranischen Automobilproduzenten fortan möglich sein soll, zum offiziellen Wechselkurs von IRR 25.500/USD zu tauschen, um Produktionsteile vergünstigt im Ausland erwerben zu können. Die Nachfrage auf dem heimischen Markt ist jedoch ungebrochen. Für das Jahr 2014 ging man von einem Anstieg um 4 % aus, für 2015 gar 5 %. Berichten zufolge wurden in den ersten fünf Monaten des vorherigen iranischen Jahres 190.394 Pkws produziert , davon 77.618 Pkws - Pride Nasim und Saba, 20.011 Pkws -Peugeot Pars, 19.768 Pkws - Peugeot 405, 14.242 Pkws - IKCO Samand („nationales“ Auto und großer Stolz des Irans), 11.877 Pkws - Pride Tiba und 10.457 Pkws Renault Tondar 90. Neben den einheimischen Automobilmarken nahm in letzter Zeit auch die Anzahl importierter ausländischer Luxusautos auf den Straßen Teherans immer stärker zu. Bis auf wenige Ausnahmen sind sich internationale Automobilkonzerne dem Potenzial im boomenden iranischen Automobilmarkt bewusst und auch weiterhin bereit, den Handel mit dem Iran a uf rec ht zu er ha lt en. Di e de uts ch e Automobilindustrie hat nach ihrer asiatischen Konkurrenz, den größten Anteil im iranischen Import Automarkt. Die Autoimporte nahmen im Jahr 2014, nach der Lockerung der Sanktionen, um 115 % zu. Allein im Jahr 2012 wurden über 3.000 Pkws aus Deutschland in den Iran importiert. Einem Bericht der InfoBrief Nachrichtenagentur zufolge wurden in Teheran | SeiteISNA 3 Demnach sind vier deutsche Automarken importiert worden, darunter Mercedes Benz, BMW, Volkswagen und Porsche, wobei Mercedes mit 64 % den größten Anteil am Markt besitzt. Im vorangegangenen Jahr wurden 2.041 Pkws der Marke Mercedes Benz, im Wert von 130,1 Mio. USDollar, 602 Pkws der Marke BMW im Wert von 29,7 Mio. US-Dollar, 518 Porsche im Wert von 60,7 Mio. US-Dollar und 21 VW's im Wert von 779.000 USDollar in den Iran eingeführt. Obwohl die deutsche Automobilindustrie einen wesentlich geringeren Anteil am iranischen Automarkt als koreanische oder japanische Autos hat, zählen die deutschen Autos zu den teuersten importierten Autos des Landes. Die ersten drei Plätze der teuersten importierten Autos im Iran innerhalb der letzten Jahre belegten drei deutsche Automodelle, und zwar das 2012er Modell des schwarzen Mercedes S500L im Wert von 320.604 US -Dollar, der Porsche Panamera Turbo, Baujahr 2012 in weiß im Wert von 211.934 US-Dollar und das weiße 2012er Modell des Porsche Panamera Turbo, mit 8 Zylindern im Wert von 210.603 USDollar. Aufgrund der internationalen Sanktionen des Auslands sind die Importzahlen, insbesondere von Pkws der Luxusklasse, eingebrochen. Hinzu kommen die iranische Wirtschaftskrise und der rapide Wertverlust des Rials gegenüber Devisen, wodurch Importe enorm verteuert wurden. Doch im Jahre 2014 hat sich der Markt etwas erholt. Die Sanktionen gegen die Autoindustrie, die vom US‑Präsidenten verhängt wurden, sind im Januar aufgehoben wurden. Dementsprechend sind im Zeitraum zwischen März und September 2014, im Vergleich zum gleichen Zeitraum letzten Jahres, sowohl die Produktion (74 %) als auch der Import (115 %) gestiegen. So war die Automobilindustrie für einen großen Teil des positiven Wirtschaftswachstum im Frühling 2014 verantwortlich. „Je weiter die Weltgemeinde sich in Richtung Sanktionen bewegt, desto unabhängiger werden wir. Wenn wir etwas nicht mehr von einem Land bekommen, dann bekommen wir es eben anderswo“, so heißt das Motto von offizieller Seite im Iran. Die Realität scheint diesem Recht zu geben: Kaum haben sich europäische Autohersteller, wie der deutsche Großkonzern Daimler aus dem Iran-Geschäft zurückgezogen, drängen die chinesischen Anbieter auf den Markt. In den letzten drei Jahren haben mehr als 10 chinesische Autohersteller wie Chery, Geely, JAC, Lifan, Great Wall, FAW, BAIC und MG den iranischen Markt erschlossen. Allerding stellen gerade Konkurrenten aus dem Ausland, durch zunehmenden Preiswettbewerb eine massive Herausforderung für die lokalen Produzenten, die unter einem massiven Anstieg der Produktionskosten und dem Mangel an Importteilen leiden, dar. Renault hat die erste Produktion im Iran schon Nr. 26 | Juni 2015 Ende 1976 begonnen und ist seit März 2004 als Renault Pars im Iran aktiv. Renault Pars gilt als die offizielle Niederlassung des Renaults-Konzerns. Das Unternehmen ist durch eine Joint-Venture zwischen den beiden größten iranischen Automobilherstellern Iran Khodro und Saipa mit Renault entstanden. Das Unternehmen ist zuständig für die Steuerung der Montage von Renault Logane (unter der Marke Tondar 90) durch seine zwei lokalen Partnern. Renault hat im Jahre 2012 rund 100.000 Autos im Iran verkauft und verbuchte im Sommer wegen der verschärften Sanktionen gegen das Land 512 Mio. Euro an Rückstellungen. Die französischen Konzerne Peugeot und Renault zählen zusammen mit den koreanischen Marken Kia und Hyundai zu den Marktführern im Iran. Nach Schätzung des Peugeot -Finanzchefs Jean-Baptiste de Chatillon haben die Sanktionen den Konzern jährlich etwa 120 Millionen Euro an operativem Gewinn gekostet. Auch Renault begrüßt die angekündigte Aufhebung der Sanktionen ausdrücklich. Iran Khodro und Saipa dominieren zu etwa 90 % den Markt und verzeichneten im Jahr 2013 einen Produktionseinbruch von etwa 50 %. Weitere 20 Automobilhersteller wie Kerman Khodro und Modiran Khodro sowie Importeure wie Asan Motor (Hyundai) und Atlas Khodro (Kia) teilen sich gemeinsam den restlichen 10 %-igen Marktanteil. Die iranischen Autohersteller haben den Markt unter sich aufgeteilt und zwar nach der Preisspanne; so gehört beispielsweise das unterste Segment Iran Khodro und Saipa mit Automodellen wie Samand und Pride. Um diese Monopolisierung zu verringern, möchte die iranische Regierung „einen dritten Pol“ ins Leben rufen, dass sogenannte „Tis Kco“. Zwei Investoren aus dem In- und Ausland sollen sich in der Freihandelszone Chabahar in einem 400.000 m2 großen Grundstück zusammentun. Gerüchten zufolge ist „Nissan“ einer der Kandidaten mit guten Chancen. Der Leiter des „dritten Pols“ Ghiyasoddin Taheri teilte diesbezüglich mit, dass Kosten von etwa 35.000 Mrd. Rials mit der Inbetriebnahme des „Tis Kco“Projektes verbunden sind, welche in Kooperation mit dem Privatsektor gedeckt werden sollen. Es werden etwa 20.000 neue Arbeitsstellen in der Freihandelsregion Chabahar entstehen. Bis zum iranischen Fiskaljahr 1404 möchte der Iran jährlich etwa 3 Mio. Autos herstellen. Momentan ist man von diesem Ziel noch weit entfernt, dennoch könnte eine Aufhebung der Sanktionen die Produktion stark ankurbeln. Schon im Jahre 2010 berichteten die iranischen Medien von ca. 3,5 Mio. Fahrzeugen in Teheran. Ihre Anzahl erhöht sich jährlich um ca. 500.000 Neuzulassungen – kein Wunder also, dass selbst die vierspurigen Stadt-Autobahnen Teherans weniger einer Verkehrsader mit fließendem Verkehr als vielmehr riesigen Parkplätzen gleicht. InfoBrief Teheran | Seite 4 Boeing rechnet mit starker Nachfrage aus dem Iran (IRIB, Samstag, 23 Mai 2015) Teheran (Iran Daily) - Der Luftfahrtkonzern Boeing rechnet mit einer starken Nachfrage an Passagiermaschinen aus dem Iran, berichtet der iranische TV-Sender Press TV unter Verweis auf Äußerungen von Martin Bentrott, dem BoeingVizepräsidenten für den Handel im Nahen Osten, Russland und Zentralasien. "Zwar sind die gegen Iran verhängten Sanktionen, die es uns unmöglich machen, Flugzeuge in den Iran zu verkaufen, noch in Kraft", wird Bentrott von Press TV zitiert, "doch wir hoffen, dass sich nach einem erfolgreichen Ende der Atomverhandlungen zwischen der G5+1 und Iran alles zum Besseren ändern wird. Ali Reza Jahangirian, der Chef der iranischen Luftfahrtgesellschaft, sagte kürzlich, der Iran benötige in den kommenden zehn Jahren bis zu neue 500 Passagiermaschinen, um seine Luftfahrtflotte zu erneuern. Seit den 1970er Jahren hindern Sanktionen den Iran daran, im Westen Flugzeuge und Ersatzteile zu kaufen. Nachdem Iran und die G5+1 im November 2013 eine vorläufige Vereinbarung im Atomkonflikt getroffen hatten, erteilte das USFinanzministerium Boeing zwar im April 2014 die Erlaubnis, Ersatzteile für Passagiermaschinen an den Iran zu verkaufen, doch ist es dazu in der Praxis nur in einem relativ geringen Umfang gekommen. Nr. 26 | Juni 2015 Iranische Regierung gibt grünes Licht für Handelsbeziehungen mit USA Gholam-Reza Shafei, (ehem.) Präsident der Iran-Kammer Die iranische Regierung hat den Privatunternehmen erlaubt, Handelsbeziehungen mit der US-Wirtschaft aufzubauen. Dies teilte der Chef der iranischen Industrie- und Handelskammer Gholam-Reza Shafei am Samstag der Nachrichtenagentur Mehr mit. „Inoffizielle Beziehungen werden den Weg zur Bildung gemeinsamer Handelskammer zwischen dem Iran und den USA bahnen“, zitierte der Senders Press TV Shafei. Die iranische Wirtschaft habe mit der Regierung über die Idee einer gemeinsamen Handelskammer mit den USA gesprochen. „Uns wurde empfohlen, zuerst Kontakte im Privatsektor aufzubauen.“ Laut Shafei zeigt die US-Wirtschaft großes Interesse an Handelsbeziehungen mit dem Iran. Unternehmer aus beiden Staaten hätten sogar eine inoffizielle Industrie- und Handelskammer gegründet. Shafei fügte hinzu: "US -amerikanische Geschäftsleute zeigen großes Interesse am Aufbau der Handelsbeziehungen mit dem Iran, besonders da sie sehen, dass nun die meisten westlichen Länder großen Handelsdelegationen in den Iran schicken. Die Technologie und Maschinen der europäischen und südostasiatischen Länder sind im Vergleich mit der US-amerikanischen Maschinen nicht von niedriger Qualität. Aber Handelsbeziehungen mit Amerika sind für den iranischen Export wichtig, weil es in diesem Land einen guten Mark für unsere traditionellen Waren gibt." wirtschaft und neuen Umwelttechnologien zum Ausdruck. Österreich verfüge über ein großes methodisches Potential, während es im Iran besonders viele qualifizierte Experten gibt, sagte der stellvertretende Geschäftsführer der österreichischen Handelskammer, Richard Schenz der Nachrichtenagentur Fars. Die iranische Seite zeigte sich einerseits besonders an den österreichischen Erfahrungen im Bereich des Wassermanagements und der Wiederaufbereitung von Abwässern und andererseits an einer Zusammenarbeit im Bereich der Stahlindustrie interessiert. Startups – von Silicon Valley bis Teheran In Teheran sind in den letzten zwei Jahren zahlreiche Internetportale mit innovativen Geschäftsideen entstanden. Andere iranische Städte folgen diesem Trend. Sie heißen Cafe Bazar, Taskalu, Hamijoo, Mamanpaz, Shafajoo, oder Digikala. Die Namen klingen schrill, bunt und vielversprechend, da unterscheiden sich die iranischen Startups kaum von ihren US-amerikanischen Vorgängern. Teheran wird auch als Silicon Valley des Iran bezeichnet. Nach jenem Gebiet südlich von San Francisco, das international als Geburtsort vieler Startups bekannt ist. Apple, Intel, AMD, Google, Facebook, Ebay, HP, Dell, Yahoo, Amazon sind unter anderem dort entstanden. Startups sind neugegründete Firmen im Bereich Hightech und Informationstechnologie, die meist nach einem groben Schema entstanden sind: innovative Geschäftsidee und schnelles Wachstum. Irans Hauptstadt ist mit 46 Prozent Neugründungen der beliebteste Standort junger Aufsteiger. Die Provinz Isfahan im Zentraliran folgt mit 8 Prozent. Nach Informationen des Instituts für die Entwicklung elektronischen Handels vom Ministerium für Technik, Bergbau und Handel sind in der Islamischen Republik insgesamt 8.700 Online -Gewerbe angemeldet. Positive Beispiele Iranisch-österreichische Kooperation im Bereich der Stahlindustrie Teheran (Iran Daily) – Mit einer österreichischen Wirtschaftsdelegation, die in Teheran zu Gast war, wurden ausführliche Gespräche über Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der Stahlindustrie, des Schienenverkehrs, der medizinischen Ausrüstung und der Abwasserbeseitigung geführt. Dabei brachten die Gäste aus Österreich auch ihr Interesse an einer Zusammenarbeit in den Bereichen LandInfoBrief Teheran | Seite 5 Digikala, eines der erfolgreichsten OnlineUnternehmen des Iran, hat 700 MitarbeiterInnen Nr. 26 | Juni 2015 Durch die internationalen Sanktionen gibt es keine ausländischen Onlinefirmen im Iran. Doch auch die heimische Konkurrenz ist stark, sodass viele der Neugründungen pleite gehen. Als bekanntestes und erfolgreichstes Online-Unternehmen ragt „Digikala“ mit rund 700 MitarbeiterInnen hervor. Digikala wird 750.000 Mal pro Tag angeklickt und sogar von manchen als „Amazon“ des Iran bezeichnet. Asma Karrubi ist der Gründer und Geschäftsführer. Für ihn besteht die Anziehungskraft von Startups in der Herausforderung, täglich neue Erfahrungen zu machen, bei denen man entsprechende Entscheidungen treffen muss. Der 28-jährige leitet außerdem Intensivseminare zu den primären Bedingungen, die für das Umsetzen einer Idee bis zur Gründung eines Unternehmens notwendig sind. Die Workshops fangen beim Erkennen von Marktlücken und Teamarbeit an und führen bis hin zu Krisenmanagement und Marketing in den sozialen Netzwerken. Herausforderung für iranische Startups Fereydoon Koorangi ist Gründer und Geschäftsführer von Maps, einer Firma, die Webseiten im Bereich Bildung und Gesundheit anbietet, etwa das Portal „Shafaju“. Auch er begleitet Jungunternehmer von der ersten Geschäftsidee bis zur Selbständigkeit. Nachdem er 40 Jahre lang in den USA gelebt und gearbeitet hat, kehrte er vor vier Jahren mit dem technischen Knowhow in den Iran zurück. Seine Seminare bewirbt er mit dem Slogan „Finde deinen eigenen Weg“. Dass das mitunter nicht ganz so einfach ist, weiß er: „Ein Gewerbe anzumelden, eine Steuernummer zu bekommen, einen Geschäftsnamen eintragen zu lassen, eine Arbeitslosenversicherung abzuschließen – das braucht Monate. Hinzu kommt der miserable Zustand der Internetverbindung im Iran.“ Eines der Wahlversprechen des moderaten Präsidenten Hassan Rouhani war die Aufhebung der Internetzensur, doch in solchen Fragen ist seine Regierung nicht alleiniger Entscheidungsträger. Auch die konservative Justiz und andere Organe, die dem religiösen Führer unterstehen, mischen mit. Das veraltete Handelsgesetz, das schon seit 60 Jahren besteht, sei ein weiteres Problem, so Koorangi. Doch als größtes Hindernis für Innovationen und die Entwicklung der IT-Branche nennt der Unternehmer „das ungeklärte Urheberrecht“ im Iran. „Oft sind die Richter unbeholfen im Umgang mit Urheberrecht, das als Eigentum einer Idee gilt, die sichtlich nicht existiert“, beklagt Koorangi: „Auf diese Weise gehen die iranischen Fachkräfte nach Silicon Valley und versuchen dort ihr Glück“. Fachkräftemangel, fehlende technische Basis wegen der Wirtschaftssanktionen und mangelnder Devisenhandel erschweren den Jungunternehmern den Aufstieg. Gleichzeitig verlangen diese InfoBrief Teheran | Seite 6 „Startup Weekend“ – die Zusammenkunft von startup- Koorangi ist sicher, dass die Aufhebung von internationalen Wirtschaftssanktionen für die Entwicklung des E-Commerce im Iran gut wäre. Dadurch werde zwar der iranische Markt für ausländische Firmen geöffnet. Dennoch: „Wettbewerb bringt langfristig Positives mit sich“, glaubt er. Trotz der vielen Probleme schreibt der OnlineHandel schwarze Zahlen. Die Verbreitung des Internets im Iran beträgt 57,2 Prozent. Das macht 46 Millionen, das heißt fast die Hälfte der InternetnutzerInnen im Mittleren Osten aus. Konferenz in Berlin Eine Gruppe etablierter IT-Firmen veranstaltet vom 4. bis 6. Juni in Berlin eine Konferenz unter dem Namen „I-Bridges“. Sie soll den iranischen Fachkräften der Branche ein Forum zur gegenseitigen Vernetzung bieten und auch Gelegenheit sein, sich internationalen Investoren vorzustellen. „I-Bridges“ hat 180 iranische Firmen aus dem In- und Ausland eingeladen, über Innovationen und neue Geschäftsmodelle im Iran zu diskutieren. Es soll das größte Treffen dieser Art der vergangenen 30 Jahren werden, das sich ungeachtet der Politik und Religion mit dem Sachgebiet Hightech und IT beschäftigt. Die Ultrakonservativen im Iran stehen “I-Bridges“ misstrauisch gegenüber. Die den Hardlinern nahestehenden Medien bezeichnen die zwei Initiatoren Kamran Elahian und Hamid Biglari als „Agenten Israels“. Die Regierung Rouhani hingegen verspricht sich von der Konferenz wirtschaftlichen Aufschwung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Den TeilnehmerInnen wurde zugesichert, dass sie keine Nachteile zu befürchten hätten. Quelle: DW Persian Übersetzt und überarbeitet von Omid Shadiwar Nr. 26 | Juni 2015 Meldungen aus der Presse Ölexport soll wieder den Stand von vor den Sanktionen erreichen (Quelle: Böll, Iran-Report, 6/2015) Iran hofft, mit der Aufhebung der Sanktionen rasch den Ölexport auf den Stand von vor der Verhängung der Sanktionen steigern zu können. Dieses Ziel soll nach Angaben des VizeErdölministers, Rokneddin Dschawadi, bereits drei Monate nach Aufhebung der Sanktionen erreicht werden. Die von der UNO, den USA und der EU verhängten Sanktionen gegen Iran haben seit 2012 zu einem drastischen Einbruch des Ölexports geführt. In der Zeit vor den Sanktionen exportierte Iran rund 2,5 Millionen Barrel pro Tag. Inzwischen liegt der Export bei rund einer Million Barrel pro Tag. Dschawadi, der am 18. Mai an der asiatischen Öl- und Gas-Konferenz teilnahm, sagte am Rande der Konferenz, Iran habe die Absicht, verlorene Marktanteile in Asien wieder zu gewinnen. Die iranische Regierung hofft auf einen Erfolg der Atomverhandlungen. Eine Einigung, die nach iranischem Wunsch die sofortige Aufhebung der Sanktionen zufolge haben sollte, werde die seit Jahren andauernde Wirtschaftskrise beenden und zu einem beachtlichen Aufschwung der Wirtschaft führen, meinen Wirtschaftsexperten. Ob aber bis zur festgesetzten Frist, dem 30. Juni, eine Einigung erzielt werden kann, ist längst nicht ausgemacht. Milliarden-Strafe für israelische Ölgesellschaft (Quelle: Böll, Iran-Report, 6/2015) Der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA zufolge hat ein Schweizer Gericht eine israelische Ölgesellschaft zu 1,1 Milliarden US-Dollar Entschädigung an Iran verurteilt. Das Urteil wurde nach mehr als zwanzig Jahren Streit zwischen den beiden Ländern ausgesprochen. Gegenstand des Streits war der Anteil Irans an dem Unternehmen Eilat Ashkelon Pipeline Company, die den Bau einer Ölpipeline vom Roten Meer zum Mittelmeer plante. Die Gesellschaft wurde 1968 gegründet. Das gemeinsame Projekt sollte den Export iranischen Öls nach Europa erleichtern. Damals war der Suez-Kanal wegen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Ägypten geschlossen. Eine Pipeline zwischen Eilat im Norden des Roten Meers zum israelischen Hafen Ashkelon am Mittelmeer verhieß damals eine günstige Alternative für den iranischen Ölexport nach Europa. Zurzeit der iranischen Revolution (1979) befanden sich rund 800.000 Tonnen iranischen Rohöls in der Pipeline und den dazugehörigen Reservelagern, deren damaliger Wert nach Angaben von Haaretz bei 120 Millionen Dollar lag. Die Hälfte davon gehörte Iran. Doch die neu gegründete Islamische Republik kümmerte sich bis 1980 nicht darum. In den Jahren danach wurden die KompensationsForderungen Irans von Israel7 abgewiesen. InfoBrief Teheran | Seite Schließlich wandte sich Iran an internationale Schiedsgerichte in Genf und Paris. Israel muss nun 1,1 Milliarden Dollar Entschädigung an Iran zahlen. Dazu erklärte Israels Finanzminister laut der "Times of Israel", dass die geltenden Handelsgesetze Israels Geldüberweisungen an ein Feindesland verböten. Handelsabkommen mit Indien (Quelle: Böll, Iran-Report, 6/2015) Trotz einer Warnung aus den USA haben Indien und Iran am 6. Mai ein vorläufiges Abkommen über den Ausbau des Chabahar-Hafens am Meer von Oman und dem Indischen Ozean vereinbart. Das Abkommen wurde von Irans Minister für Straßenund Städtebau, Abbas Akhundi, und Indiens Minister für Schifffahrt, Nitin Gadkari, unterzeichnet. Sollte tatsächlich ein Vertrag zustande kommen, erhielte Indien zwei Anlegestellen, die es als Terminal nutzen kann. Indien und Iran hatten sich bereits 2003 sich über den Ausbau des Hafens verständigt. Doch die von der UNO, den US und der EU verhängten Sanktionen gegen Iran hatten die Fortsetzung der Verhandlungen blockiert. Nun scheinen beide Seiten entschlossen zu sein, trotz den Protesten der USA, zu einer Einigung zu gelangen. Wendy Sherman, Vizeaußenministerin der USA und Verhandlungsführerin der US-Delegation bei den Atomverhandlungen mit Iran, warnte bei Ihrem Indien-Besuch vor übereilten Handelsabkommen mit Iran. "Beeilen Sie sich nicht, noch haben wir mit Iran keine Einigung erzielt", sagte sie. Sie könne nachvollziehen, dass "niemand am Ende der Schlange stehen" möchte. "Wenn die Sanktionen aufgehoben werden, will jeder der Erste sein." Akhundi erklärte: "Die neue Regierung Indiens ist entschlossen, große Investitionen zum Ausbau des Hafens von Chabahar zu tätigen." (s. auch unter Wirtschaftsmeldungen) Goftogu — Dialog | DeutschIranische Studenteninitiative Marburg sucht nach MitGründern und Sponsoren für eine Agentur für iranische Kultur in Deutschland Kontakt: Martin Werner | c/o Goftogu | Fuchspaß 28 | Zi.331 | 35039 Marburg [email protected] | 0176 320 725 27 www.uni-marburg.de/iranistik/goftogu | www.facebook.com/Goftogu Nr. 26 | Juni 2015 Ausländische Unternehmen hoffen auf lukrative Aufträge (Quelle: Böll, Iran-Report, 5/2015) Die Aussicht auf eine Einigung im Atomkonflikt lässt deutsche Unternehmen auf lukrative Geschäfte mit Iran hoffen. "Die Vereinbarung wird von der deutschen Wirtschaft als ermutigendes Signal bewertet", sagte der Außenwirtschaftsexperte des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK) Felix Neugart laut einer Meldung der Agentur Reuters vom 3. April. Sollte die festgesetzte Frist, der 30. Juni, eingehalten werden und ein Abkommen zustande kommen, "könnte das Iran-Geschäft ab dem zweiten Halbjahr deutlich an Dynamik gewinnen". Das Exportvolumen könnte sich sogar innerhalb weniger Jahre verdoppeln, meinte Neugart. Bereits die im vergangenen Jahr erfolgten Zugeständnisse an Iran und die Lockerung der Sanktionen hatten den deutschen Export nach Iran um 30 Prozent auf 2,4 Milliarden erhöht. "Langfristig könnte der Handel durchaus in zweistelligen Milliardenbereich liegen", sagte Neugart. "Iran bietet nicht nur aufgrund seines Rohstoffreichtums und seiner großen Bevölkerung ein Potenzial." Die in Deutschland produzierten Waren und deutsche Dienstleistungen seien traditionell sehr gefragt. "Insbesondere das Interesse an deutsche Maschinen und Anlagen ist nach wie vor sehr hoch." Große Chancen sieht der Experte für die Autoindustrie, die chemische Industrie, die Pharmazie, die Medizintechnik sowie für erneuerbare Energien. "Um jedoch die Potenziale vollständig ausschöpfen zu können, müssen sowohl die EU als auch die USA den Sanktionsabbau möglichst schnell vorantreiben." Die Schweiz hatte bereits 2014 mit dem Abbau von Sanktionen gegen Iran begonnen. Nun sollen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern rasch ausgebaut werden. Am 25. April begab sich eine Wirtschaftsdelegation unter der Leitung der früheren Schweizer Botschafterin Livia Leu zu viertägigen Konsultationen nach Teheran. Im vergangenen Jahr lag das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern bei 640 Millionen Franken (ca. 617 Millionen Euro). Auch die westlichen Ölkonzerne stehen in den Startlöchern. Diese hatten im Laufe der letzten Jahrzehnte nach und nach Iran verlassen. Zunächst waren es die USKonzerne, die infolge der von den 1979 verhängten Sanktionen gegen Iran dem Land den Rücken kehren mussten. Mit den Sanktionen der UNO und der EU, die 2006 verhängt wurden, beendeten auch die europäischen Konzerne nacheinander ihre Aktivitäten in Iran. Zuletzt verließ der französische Konzern Total 2008 Iran. Die Sanktionen haben in den letzten Jahren zu einer drastischen Abnahme des iranischen Ölexports geführt. 2008 lag der Export noch bei vier Millionen Barrel pro Tag, 2014 wurden nur noch 1,1 Million Barrel pro Tag InfoBrief Teheran | Seite 8 Iran verfügt nicht nur im Bereich Erdöl über ein großes Potenzial, das Land verfügt auch über die zweitgrößten Gasreserven in der Welt. Doch die Rückkehr der Ölkonzerne nach Iran wird auch nach der Aufhebung der Sanktionen nicht unproblematisch sein. Die Agentur AFP weist in einem Bericht vom 3. April auf einige Schwierigkeiten hin. Iran müsse zunächst sein gelagertes Öl auf den Markt werfen. Auch der schlechte Zustand der Raffinerien müsse behoben werden, was ohne das Engagement ausländischer Investoren kaum zu schaffen sein wird. Die Bedingungen für Investoren seien jedoch nicht günstig. International sei es üblich, dass in der Ölbranche Verträge "als Konzessionen oder mit einer Aufteilung der Produktion abgeschlossen werden", schreibt die Agentur. Iran verlange bisher "Buy-back-Verträge“, bei denen die Unternehmen gemäß den Investitionen, die sie vornehmen, vergütet werden. Das wolle Teheran nun ändern, um ausländischen Unternehmen größere Anreizen für Investitionen zu bieten. Amerikanische Unternehmen in Teheran (Quelle: Böll, Iran-Report, 5/2015) Offenbar glauben die amerikanischen Unternehmer mehr noch als die Politiker an eine baldige Lösung des Atomkonflikts beziehungsweise an eine rasche Aufhebung der Sanktionen. Die beiden Zeitungen New York Times und Financial Times berichteten am 16. April über eine Reise einer USUnternehmergruppe nach Iran. Zwar hatten Vertreter amerikanischer Unternehmen bereits zuvor in Europa und in Staaten des Nahen Ostens iranische Unterhändler getroffen. Dies war aber das erste Mal, dass sie offiziell nach Iran reisten. Organisiert wurde die Reise von dem Verband Junger Unternehmer, der ein Netz von Experten bildet, die er an Unternehmen vermittelt. Ein Vereinsmitglied, das an der Reise nach Iran teilnahm, sagte der New York Times: "Wir sind Touristen, aber einige die mitgereist sind, leiten große Geschäfte." Das Treffen der Gruppe mit iranischen Geschäftsleuten fand aus Sicherheitsgründen in einem Restaurant statt. Die iranischen Teilnehmer schilderten ihren amerikanischen Kollegen die Lage auf dem iranischen Markt, legten Informationen über das iranische Kommunikationsnetz vor und sprachen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Gruppe besuchte auch die Stadt Schiraz und die heilige Stadt Ghom. "Wir sind hier sehr beliebt", sagte ein Mitreisender der Zeitung. Er habe in Ghom einen Geistlichen gefragt, warum die Parole "Tod den USA" immer noch gerufen werde. Der Geistliche habe geantwortet, diese Parole gehöre der Vergangenheit an, "was Sie hier erleben, ist der neue Iran". Ein westlicher Diplomat sagte der Financial Times, die amerikanischen Unternehmen müssten mit dem Iran-Geschäft bis zu den Wahlen 2016 warten. Nr. 26 | Juni 2015 In den iranischen Medien wurde der Besuch der Gruppe aus den USA nicht erwähnt. - Wirtschaftsmeldungen Die Zukunft der Zementindustrie des Iran Die Zementherstellung stellt einen wichtigen Bestandteil des Wohnungsbaus dar und ist gleichzeitig aus Sicht der Wertigkeit einer der größten Industriezweige in der Bauindustrie. In Anbetracht des enormen Potenzials der iranischen Zementindustrie soll in diesem Artikel ein Ausblick auf die Chancen und Herausforderungen der Branche gegeben werden. Die iranische Zementindustrie blickt auf eine fast 80-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Dr. Mehdi Ghazanfari, der ehemalige Minister für Industrie, Bergbau und Handel, teilte schon im iranischen Fiskaljahr 1391 (2011/12) mit: „Das Land zählt im Bereich der Zementherstellung zu den zehn führenden Ländern der Welt“, die über 2 % der weltweiten Zementgewinnung darstellt. Die erste Zementfabrik wurde 1312 (1933/34) mit einer Produktionskapazität von 100 Tonnen pro Tag in der Umgebung von Teheran gegründet. Heute sind landesweit 69 Fabriken aktiv. Mohammad Hassan Pourkhalil, Sekretär der iranischen Zementgesellschaft, teilte der Nachrichtenagentur IRNA mit: „Im Jahr 1391 (2011/12) wurden über 67 Mio. Tonnen Zement produziert.“ Im gleichen Jahr betrugen die Exporte von Zement und Zementklinker über 9,5 Mio. Tonnen im Wert von etwa 695 Mio. US-Dollar. Damals sagte Mohammad Fatemian, der Generaldirektor der Abteilung für Mineralindustrie des iranischen Ministeriums für Industrie, Bergbau und Handel: „Die Zementindustrie macht etwa 10 % der gesamten Wertschöpfung im Bereich Industrie aus. Rund 33.520 Personen sind direkt und 211.000 Personen indirekt in der Zementindustrie tätig.“ Die Zementherstellung dient nicht nur dem Eigenbedarf Irans, sondern auch den Nachbarländern Aserbaidschan, Afghanistan, Turkmenistan und Irak. In den ersten 4 Monaten des Jahres 1392 (2013/14) wurden insgesamt 25.654.859 Tonnen Zement und 25.213.383 Tonnen Zementklinker produziert, davon 5.519.057 Tonnen Zement und 1.156.250 Tonnen Zementklinker exportiert. Rückblickend auf die letzten zehn Jahre produzierte der Iran im Jahr 2004 30 Millionen Tonnen Zement. Im Jahr 2013 stieg dieser Wert um 45 Millionen Tonnen an, sodass das Land bereits zu dem Zeitpunkt, als viertgrößter Produzent der Welt, 75 Millionen Tonnen herstellte. Im selben Zeitraum verzeichnete die weltweite Zementindustrie ebenfalls eine signifikante Steigerung der Produktion. So betrug die weltweite Produktion 2004 noch 2 Milliarden und 130 Millionen Tonnen, während im Jahr 2013 bereits 4 Milliarden Tonnen produziert wurden. In Folge dessen stiegen auch die Exporte um 36 Prozent an. InfoBrief Teheran | Seite 9 Diese positive Entwicklung lässt den Schluss zu, dass auch in Zukunft, hinsichtlich der Erholung der Weltwirtschaft, der Bedarf und damit auch der Export an Zement steigen wird. Dies lässt sich unter anderem anhand der Zahlen des vergangenen Jahres belegen. Die iranische Zementgesellschaft zur Folge betrug die Zahl des Exports an Zement im iranischen Fiskaljahr 1393 (2014/15) in den ersten acht Monaten 11.797.385 Tonnen. Damit steigerten sich die Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 3,41 Prozent. Na ch A us s a g e d es Vo rs i tze nde n des Arbeitgeberverbandes der Zementindustrie Irans, Abdolreza Sheikhan, steigerten sich die Exporte auf 14.500.770 Tonnen innerhalb von neun Monaten des gleichen Jahres. Davon wurden 9.972.166 Tonnen Zement und 2.528.406 Tonnen Zementklinker exportiert. Weiteren Berichten zur Folge betrug die Ausfuhr sogar knapp 18 Millionen Tonnen auf das ganze Jahr verteilt. Im gesamten Jahr produzierte die Industrie 79.406.077 Tonnen Zement und 78.573.300 Tonnen Zementklinker. Somit stieg der Iran zu dem drittgrößten Zementproduzenten der Welt auf und baute seine Stellung als größter Produzent und Exporteur der Region aus. Aufbauend auf diesen Zahlen gab das Ministerium für Industrie, Bergbau und Handel vier verschiedene mögliche Szenarien bis zum Jahr 1404 (2025-2026) heraus, welche die Entwicklung der Zementproduktion Irans vorhersagen sollen. Das erste Szenario sieht vor das innerhalb der nächsten zehn Jahre die Menge der Produktion bei 175 Millionen Tonnen liegen wird. Demgegenüber steht ein eventueller Verbrauch von 150 Millionen Tonnen. Außerdem wird mit einem Ausfuhranteil von 15 Prozent gerechnet, welcher den Wert von 175 Millionen Tonnen erklärt. Damit könnte der Iran einen Export von ungefähr 25 Millionen Tonnen erreichen und würde die positiv steigende Tendenz der Exporte beibehalten. Das zweite Szenario orientiert sich an der durchschnittlichen Entwicklung der Weltproduktion an Zement, bei welchem das Ministerium eine Produktionsmenge von 170 Millionen Tonnen bei einem jährlichen Anstieg von 3,5 Prozent angibt. Das dritte Szenario sieht sogar die Produktionsmenge von 260 Millionen Tonnen vor. Dieser Wert richtet sich nach den Zahlen der vergangen 10 Jahren, in denen die Produktion des Iran jährlich um 11 Prozent zugenommen hatte. Der angegebene Wert scheint jedoch unwahrscheinlich, da man nicht davon ausgeht, dass die Produktion die gleiche enorme Entwicklung nehmen wird wie in den 10 vorherigen Jahren. Nr. 26 | Juni 2015 Das vierte Szenario basiert auf der Vorhersage von Moavenate Setadi, welche eine Produktionsmenge von mindestens 135 Millionen Tonnen vermutet. Alle vier Szenarien weisen folglich auf ein stetiges Wachstum der Produktionsmenge hin. Im Bezug auf den Export der Zementindustrie liegt der Schwerpunkt dieser in den Nachbarländern des Iran. So exportiert die Zementindustrie 80 Prozent ihrer Waren in den Irak. Um jedoch eine Abhängigkeit zu diesem Markt zu vermeiden, ist die Erschließung einer Vielzahl von neuen Märkten geplant. Nach Bericht der Nachrichtenagentur IRNA, wurde beispielsweise eine Fabrik zur Herstellung von Zement und Zementklinker in Venezuela eröffnet. Eine Ausweitung derartiger Projekte könnte im Zusammenhang mit dem weltweit steigenden Bedarf einen positiven Effekt auf die Exporte bedeuten. Der Zeitung Eghtesad zur Folge untersteichen die Zahlen für das Jahr 2015 den weltweit zunehmenden Verbrauch von Zement und Zementklinker. Dieser soll voraussichtlich im Durchschnitt um 5,3 Prozent steigen. Dadurch würde der weltweite Verbrauch bei 4.3 Milliarden Tonnen mit einem Wert von 335 Milliarden Dollar liegen. Daraus schlussfolgernd ist auch für dieses Jahr mit einer Zunahme der Exporte zu rechnen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Zementindustrie ihr großes Potenzial bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt hat; aber auch die Vorhersagen für die Entwicklung dieses Industriezweiges sind äußerst vielversprechend. Für die Zementproduktion gilt es in Zukunft, basierend auf den weltweit steigenden Bedarf und der fortlaufenden Zunahme des Wohnungsbaus im Iran, ihre Kapazitäten auszuweiten. Mit Blick auf die mögliche Aufhebung der Sanktionen und den daraus resultierenden Erleichterungen des Handels sowie der Wirtschaft birgt dieser Industriezweig enorme Chancen in der Stärkung der heimischen Industrie sowie der Erhöhung der Exporte, welche zur Verbesserung der Handelsbilanz beitragen würden. Diese Erleichterungen würden sich in der Senkung der Transportkosten, womit die Erschließung neuer Märkte vereinfacht würde, wiederspiegeln. Bezugnehmend auf den Import von Ersatzteilen von Maschinen in der Zementproduktion würde auch die Produktion selbst durch die Aufhebung der Sanktionen profitieren. Folglich blickt die Zementindustrie in eine aussichtsreiche Zukunft und obwohl die Exporte von Erdöl und Erdgas mittelfristig den weitaus größten Anteil an der iranischen Wirtschaft ausmachen dürften, ist die Zementindustrie in der Lage, eine Diversifizierung in der iranischen Wirtschaft zu schaffen, da nach Aussage des Vorstandsmitglieds des Zementindustrieverbandes Shahriar Geravandi bereits jetzt der Export von Zement und Zementklinker 10 Prozent der Gesamtexporte des Landes betragen. InfoBrief Teheran | Seite 10 Überblick über den Energiesektor des Iran Einführung Der Iran mit einer jährlichen Stromproduktion von 67,806 MW ist auf Platz 14 der weltweiten Stromerzeuger und Nummer eins im Mittleren Osten. Seit dem Jahr 2010, mit der Einführung des Subventionsabbaus im Iran, sind die iranischen Energiepreise stark gestiegen. Innerhalb von zwei Jahren haben sich somit die Energiepreise verdreifacht. Der Strompreis für Endverbraucher ist von durchschnittlich 0,016 USD/kWh auf 0,045 USD/kWh gestiegen; dennoch liegt der Strompreis aktuell sowohl für Endverbraucher als auch für die Industrie stark unter dem durchschnittlichen Strompreis in Europa von 0,2047 EUR/kWh für Privatkunden und 0,117 EUR/kWh für Industriekunden. Im Jahr 2012 wurden im Iran rund 221 Mrd. kWh Strom erzeugt, wovon gemäß des Business Monitor International (BMI) in etwa 70 % durch Gas, 25 % durch Öl und die restlichen 5 % durch Kohle und erneuerbare Energien sowie einem marginalen Anteil an Atomenergie erzeugt wurden (Grund hierfür ist, dass das produzierende Kraftwerk erst seit 2013 an das kommerzielle Stromnetz angeschlossen wurde). Insgesamt wurden von den Primärenergien 99 % durch Öl und Gas erzeugt und lediglich 1 % durch Kohle und erneuerbare Energien. Im Jahr 2010 wurden 37 % der Energien nicht gewerblich verbraucht, 22 % in der Industrie, 27 % im Transport, 4 % in der Landwirtschaft und 11 % für nicht energetische Zwecke. Im Rahmen des Abbaus der Subventionen kündigte die iranische Regierung im Jahr 2014 an, dass die Strompreise um weitere 25 % steigen werden. Ziel ist die landesweite Reduktion des Stromverbrauchs und die Schaffung freier Marktpreise. Dennoch zeigen Schätzungen einen weiteren Anstieg des Stromverbrauchs an. Um den infolge des Subventionsabbaus steigenden Preisen entgegenzuwirken, werden die gesparten Gelder an die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgezahlt. Die Industrie, welche zum größten Teil auf der Grundlage der Subventionen von Kapital, Steuern und Energie aufgebaut wurde, wird von der Regierung nur marginal an den staatlichen Auszahlungen beteiligt. Die erhöhten Energiepreise können folglich nicht durch staatliche Auszahlungen getilgt werden; dies führt zu einer höheren Relevanz von energieeffizienten Maßnahmen im Industriesektor. Die iranische Regierung plant derzeit, ein weiteres Atomkraftwerk zusätzlich zu dem in Buschehr zu installieren; jedoch ist aufgrund der Sanktionen eine Abweichung dieses Planes nicht unwahrscheinlich. Um die ansteigende Stromnachfrage – aufgrund der wachsenden Einwohnerzahlen – zu decken und den Stromexport zu den Nachbarstaaten aufrechtzuerhalten wäre es folglich notwendig alternative Stromquellen zu erschließen. Nr. 26 | Juni 2015 Der Trend zu den alternativen Stromquellen und energieeffizienten Technologien findet auch immer mehr Anklang, sowohl bei der Regierung als auch in der Öffentlichkeit. So hat die iranische Regierung bereits Pläne zur Förderung der Stromproduktion durch erneuerbare Energien eingeleitet. Dem fünften Fünfjahresplan (2010 2015) zufolge sollen bereits im März 2016 1,5 % des iranischen Energiemixes durch erneuerbare Energien gespeist werden. Erneuerbare Energien Um unabhängig von fossilen Energien zu werden und der steigend Luftverschmutzung des Irans entgegenzuwirken, hat die iranische Regierung die Förderung erneuerbarer Energien bestätigt. Zur Unterstützung privater Investoren hat der iranische Energieminister Chitchian im Frühjahr 2014 bekannt gegeben, dass erneuerbare Energien mit zahlreichen Subventionen gefördert werden und bis zum Jahr 2018 5 GW erneuerbare Energien durch Wind und Solarkraft dem iranischen Stromnetz hinzugefügt werde sollen. Eine dieser Subventionen ist die Garantie, dass der Staat Strom aus erneuerbaren Energien zum Weltmarktpreis abnimmt. Aktuell liegt der Preis für Strom aus erneuerbaren Energien bei ca. 0,15 EUR/kWh. Der Iran verfügt dank seiner geografischen Lage und der großen unbewohnten Fläche über hervorragende Bedingungen zur Installation und Nutzung erneuerbarer Energietechnologien. Am 11.01.2015 gab Homayoun Haeri, Geschäftsführer von „Iran Power Generation and Transmission Company“ (TAVANIR) bekannt, dass die iranische Regierung plant die Stromerzeugung durch Wind- und Solarenergie zu verdoppeln. SWOT-Analyse – erneuerbare Energien im Iran Stärken: Existenz des fünften Fünfjahresplans große Möglichkeiten durch Investitionsprogramme wie „Green Climate Fund“ Rechtsvorschriften über die Notwendigkeit der Herstellung von erneuerbaren Energien (z. B. 20.000 MW erneuerbare Energien bis zum Jahr 2025) die Existenz von Instiutionen zur Unterstützung des Fortschritts im Bereich der erneuerbaren Energien, z.B. SUNA, SABA, Energy Research Institute, Energy Technology Development Centre etc. sehr gute Voraussetzungen für den Einsatz von erneuerbaren Energien Hoher Energieverbrauch trotz steigender Energiepreise Existenz von Energiestandards in großen Industrien (z. B. in der Zementindustrie) Existenz von speziellen Tarifen für erneuerbare Energien (z. B. gesicherte Abnahme des Stroms zum Weltmarktpreis) InfoBrief Teheran | Seite 11 Schwächen: Niedrige Energiepreise Aufgrund des Öl-Reichtums besteht eine fehlende Bereitschaft der Bevölkerung erneuerbare Energien zu nutzen, Unzureichende Informationen und dokumentierte Daten über die existierenden Möglichkeiten des Irans im Bereich der erneuerbaren Energien Sanktionen (z. B. Finanzsanktionen) Fehlende Standards zur Unterstützung der technischen Entwicklung Unzureichendes Patentrecht Großteil der Industriesektoren sind im Besitz des Staates oder staatsnaher Organisationen Chancen laufende Energiepreisreform (steigende Konkurrenzfähigkeiten der erneuerbaren Energien zu konventionellen Energieträgern) hohe Zahl junger und gut ausgebildeter Akademiker unterentwickelte Turbinenindustrie Risiken lange und komplexe Importwege politische Risiken und der Effekt auf die institutionelle Barrieren internationale Sanktionen Investitionsmöglichkeiten in der Region Chabahar Hintergrund Chabahar (Stadt: 71.070 in 13.837 Familien, Distrikt: 214.017 Einwohner in 41.532 Familien (2006)) ist eine Hafenstadt im äußersten Südosten des Irans, in der Provinz Sistan und Baluchestan an der Grenze zu Pakistan. Im Jahr 1992 wurde in Chabahar eine Freihandelszone eingerichtet, in welcher besondere Regularien eingeführt wurden, die den Handel erleichtern und den Anreiz von Investitionen in der Region fördern sollen. Diese Regularien beinhalten beispielsweise, dass vor der Einreise in die Freihandelszone kein Visum benötigt wird, sondern dieses vor Ort ausgestellt werden kann. Des Weiteren muss 20 Jahre lang keine Körperschaftsteuer gezahlt werden und der Export und Import von Gütern wird nicht mit Zöllen belegt. Außerdem können Grundstücke von ausländischen Investoren geleast werden und Güter zollfrei in Warenlager aufbewahrt werden. Der Hafen von Chabahar ist eine wichtige Brücke zum Handel mit den benachbarten Golfstaaten, insbesondere Oman, aber auch Pakistan. Zudem ermöglicht der Hafen den Zugang zu internationalen Gewässern und erleichtert den Transport für die südostasiatischen Länder, sowie Transit in Länder des Kaukasus und Zentralasiens. Es ist der einzige Tiefwasserhafen des Iran und gewährleistet somit auch als einziger die Anbindung großer Schiffe zum Indischen Ozean. Nr. 26 | Juni 2015 Um ausländischen Investoren mehr Investitionsmöglichkeiten zu bieten, ist die Erweiterung des Hafens geplant. So sind 13 Projekte sowie ein 5-Phasen-Plan angesetzt worden, um die Kapazitäten des Hafens zu erhöhen. Der Hafen liegt nur 72 Kilometer vom Gwadar Hafen in Pakistan entfernt, welcher mit finanzieller Hilfe Chinas konzipiert wurde und damit in direkter Konkurrenz zum Hafen in Chabahar steht. Da jedoch die Infrastruktur in Chabahar bezüglich des Transports stärker ausgebaut ist, als die in Pakistan und Indien, ist Chabahar momentan im Vergleich zu Gwadar im Vorteil. Die Regierung in Teheran ist bemüht, die Investitionsmöglichkeiten in der Freihandelszone hervorzuheben. So betonte Präsident Rohani bei dem Besuch der Hafenstadt die geostrategische Bedeutung der Region und die Unterstützung der Regierung durch die Etablierung von 99 Projekten in sämtlichen industriellen Sektoren, sowie der Infrastruktur mit 3,475 Milliarden Dollar. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass es ein großes Interesse der ausländischen Investoren gibt, welche in Chabahar investieren wollen. Aber auch die exzellente Lage der Freihandelszone steigert die Attraktivität der Region. Dies zeigt sich auch im Interesse Indiens bei der Entwicklung des Hafens mitzuwirken und gleichzeitig den Bau der Eisenbahnstrecke Chabahar-Zahedan-Mashhad mit zu unterstützen; diese wird es Indien ermöglichen, Güter direkt nach Afghanistan und Zentralasien zu exportieren. So wurde im April eine Vereinbarung zwischen Iran und Indien unterzeichnet, welche eine Investitionssumme von 86 Millionen Dollar durch indische Unternehmen vorsieht. Außerdem mietet Indien zwei Anlegeplätze am Chabahar Port und baut diese aus. Aber auch in der Industrie investieren mehrere indische Unternehmen, beispielsweise in die Petrochemie. Dies macht Indien zu dem größten Investor in Chabahar. Auch andere Länder zeigen Interesse. Für Afghanistan und anderen zentralasiatische Staaten bildet die Route über Chabahar den sichersten Weg nach Indien. Weiterhin ist der Bau von mehreren Gaspipelines, die von Turkmenistan über Chabahar bis nach Pakistan führen sollen, geplant. Daraus folgt, dass Pakistan selbst von der Entwicklung Chabahar profitiert. Nicht nur asiatische, sondern auch arabische und europäische Investoren sehen Chabahar als neuen Standort an. So besuchten im September 2014 hochrangige Vertreter des französischen Unternehmens Bolloré den Standort bekundeten großes Interesse an einem Engagement. Vor allem aber die Industrie profitiert in der Freihandelszone von ausländischen Direktinvestitionen. Iran plant demzufolge 21 InfoBrief Teheran | Seite 12 Petrochemieanlagen mit finanzieller und technologischer Unterstützung Chinas. Des Weiteren ist eine dritte Autoproduktionsstätte in Chabahar geplant. Für die deutsche Wirtschaft stellt diese Freihandelszone damit ebenfalls einen vielversprechenden Standort dar. Deutschland kann technologische Hilfe leisten und Produktionsmaschinen bereitstellen, was der Autoindustrie in Iran einen enormen Auftrieb geben würde, wobei deutsche Unternehmen wiederum von der Steuerund Investitionsvorteilen profitieren können. Außerdem erzielen die iranische Stahl- und Zementindustrie in Chabahar, auf Grund der Gegebenheiten der Freihandelszone und der ausgezeichneten Anbindung zum internationalen Markt, gleichermaßen Vorteile. Auch der Bildungssektor wird in Chabahar ausgebaut. Mittlerweile gibt es mehrere Universitäten und weitere Ausbildungsstätte. Unter Anderem wurde 2002 die International University of Chabahar gegründet. Die Universität bietet Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft, Business Management, Informatik, Architektur, Englische Literatur, sowie Bauingenieurwissenschaften. Zusätzlich existiert auch eine Seefahrtschule in Chabahar, welche von der Sistan and Baluchestan University angeboten wird. Die guten Wetterbedingungen und die Vielfalt der Natur ermöglichen es Chabahar ebenfalls eine Tourismusbranche zu etablieren. Die touristischen Attraktionen umfassen historische Gebäude, das Dorf Tis, die Makran Küste, welche Strände, Berge und Höhlen zu bieten hat. Zusätzlich ist der Bau einer Touristenanlage geplant, welche den Anforderungen des Tourismus gerecht werden soll. Zusammenfassend kann man feststellen, dass Chabahar auf Grund seiner Lage und der Einrichtung einer Freihandelszone, eine aussichtsreiche Zukunft bevorsteht. Dies zeigte sich auch im Jahr 2014, in dem sich die inländischen Investitionen um 47 % steigerten. Es gilt in Zukunft die ausländischen Investitionen zu erhöhen, die angesetzten Projekte umzusetzen und die Zone weiter zu entwickeln, um weitere Anreize für Investoren zu schaffen. Weiterhin würde die Anbindung Chabahars an den Nord-Süd Korridor, welcher von Indien bis Russland führt, Prämierte Trekking–, Expeditions- und WüstenReisen in den Iran http://www.nomad-reisen.de/ +49-6591-94 99 80 Nr. 26 | Juni 2015 Aktuelle Handelszahlen 2015 (Jan.-März) 2014 (Jan.-März) Mio. € 1.000 t Mio. € 1.000 t Wert Gewicht Deutsche Exporte 464 309 540 705 -14% -56% Iranische Exporte 111 44 90 16 23% 175% davon Erdöl und Erdgas 0 0 0 0 0% 0% Nichtölprodukte 111 44 90 16 23% 175% Handelsvolumen 353 265 450 689 -22% -62% Veränderungen Quelle: Statistisches Bundesamt Aktuelle Handelszahlen In 2014 verzeichnet die deutsche Zollstatistik einen Zuwachs der Iran-Exporte von knapp 30%. Diese Zunahme dürfte vor allem auf Nachholeffekte zurückzuführen sein und auf den Umstand, dass 2013 die seit langem niedrigsten Exportzahlen aufgewiesen hatte. Anfang 2015 hat sich gezeigt, dass diese Zunahme noch nicht ein wirklicher Trend war. Das jetzt zu verzeichnende Minus darf aber seinerseits wohl nicht als Trendumkehr betrachtet werden, sondern eher als Konsolidierung, als Verschnaufpause vor den bevorstehenden Änderungen der Lage. Die Substitution deutscher Lieferanten durch solche aus asiatischen Staaten hält an, allerdings ist auf ministerieller Ebene klar erkennbar, dass es ausdrücklicher Wunsch der Staatsführung ist, europäische und insbesondere deutsche Lieferanten für die dringend benötigte Modernisierung der Industrie zu gewinnen. Allerdings bleiben die weiteren politischen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Atomprogramm und der erhofften Lockerung der Sanktionen abzuwarten. Im Juli 2012 wurde der ohnehin nur selten nennenswerte Volumina erreichende Ölexport vom Iran nach Deutschland vollständig eingestellt, so dass die entsprechenden Daten hier nicht mehr aufgeführt werden. Auch im Fall einer Lockerung der Sanktionen auf die Ölexporte des Iran ist davon auszugehen, dass Deutschland nicht zu einem großen Importeur von iranischem Öl werden wird, da Deutschland über Kontrakte insbesondere mit Saudi-Arabien verfügt. Indirekt werden die Importe aus Deutschland aber vrsl. stark von der Lockerung der Sanktionen auf die Exporte von Öl-, Gas– und Petrochemieprodukten profitieren, da der Staatshaushalt des Iran weiterhin sehr stark von den Erlösen aus dem Export dieser Produkte abhängt. MENA LEGAL ADVISERS | Wirtschaftskanzlei für den Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika. MENA LEGAL ADVISERS ist eine multinationale Anwaltskanzlei mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht des Nahen und Mittleren Ostens und Nordafrika, einschließlich des Iran (MENA Region). TEHRAN: In association with Law Offices of Dr. Hassan AMIRSHAHI (Esq.) & Associates; Magnolia Alley; Tehran 1588613917, Iran; [email protected] FRANKFURT/MAIN: Darmstädter Landstraße D-60598 Frankfurt am Main; +49 (0) 69 66 42 89 64; +49 (0) 69 66 40 88 10; [email protected] InfoBrief Teheran | Seite 13 Nr. 26 | Juni 2015 Die Entwicklung der Devisenkurse von 2011 - Juni 2015 Datum US$ Zentralbankrate(n) US$ Marktrate Euro Zentralbankrate(n) Euro Marktrate 01. Jan. 2011 10.334 10.770 13.838 14.140 02. Juli 2011 10.638 11.600 15.451 16.750 01. Jan. 2012 11.164 15.320 14.466 19.850 01. Juli 2012 12.260 19.950 15.521 25.100 01. Jan. 2013 12.260/24.576* 32.550 16.186/32.444* 43.100 01. Juni 2013 12.260/24.780* 36.400 15.936/32.209* 47.500 01. Okt. 2013 24.807 30.600 33.604 41.050 01. Jan. 2014 24.773 29.920 34.045 41.100 01. Juni 2014 25.580 32.760 34.875 44.830 01. Sep. 2014 26.616 31.500 34.922 41.550 01. Dez. 2014 26.825 33.800 34.042 41.850 01. Jan. 2015 27.174 35.050 32.874 42.550 01. Mar. 2015 27.744 34.300 31.062 38.850 01. Juni 2015 28.890 33.250 31.640 36.600 07. Juni 2015 28.949 33.220 32.177 37.000 23. Juni 2015 29.200 32.700 32.915 36.950 Nach der 30%-Abwertung des Rial im Herbst 2012 gegenüber dem US-$ und dem Euro stabilisierte sich die Währung im Winter-Frühjahr auf hohem Niveau. Um die massiv verteuerten Importe zu steuern, hielt die Zentralbank mit ihrem „dritten Devisenkurs“, der non-preferential rate oder nerkh -e gheyr-e marjah *) dagegen. Diese Maßnahme brachte jedoch keinen nennenswerte Entspannung, Die Konfusion darüber, welche Rate nun für welche Produkte gelten sollte, nahm zu, während der Mangel an Devisen im Markt (und bei den Banken) blieb. Gerüchte über den Import von Luxusgütern (Sportwagen) zu subventionierten Kursen, während für die dringend benötigten Pharmazeutika und andere humanitäre Güter die zugesagten Devisen fehlten und demzufolge die viel höhere Wechselkurz gezahlt werden musste, machten die Runde. Der Export iranischer Güter, wie z.B. Rohstahl, Pkw, Konsumgüter, wurde durch den gesunkenen InfoBrief Teheran | Seite 14 Außenwert des Rial dagegen attraktiv und der Handel mit den Nachbarstaaten boomt seither. Im Januar 2014 bewirkte die — bis heute andauernde — punktuelle Suspendierung der Sanktionen keine weitere Aufwertung. Offenbar schätzen die Märkte die makroökonomische Bedeutung dieser Suspendierung als eher gering ein. Die Fundamentaldaten der iranischen Volkswirtschaft werden von Fachleuten bis auf weiteres als unverändert negativ eingestuft. Der Ausgang der Verhandlungen über das iranische Atom-Programm, die mit dem Ende des laufenden Monats zu einem Ergebnis kommen sollen, ist weiterhin nicht klar. Die Unsicherheit in der iranischen Bevölkerung sowie ausländischen Handelspartnern schlägt immer wieder in Nervosität und Hoffnungslosigkeit um. Auch diese Umständen haben gegenwärtig Einfluss auf die Wechselkurse und wird auch künftig einen starken Einfluss behalten. Nr. 26 | Juni 2015 InfoBrief Teheran | Seite 15 Nr. 26 | Juni 2015 Publikationen Deutsch-Iranischer Wirtschaftsspiegel Die Kammerzeitschrift, „Deutsch-Iranischer Wirtschaftsspiegel“ erscheint alle zwei Monate und wird kostenlos an alle Mitglieder der Kammer verschickt. Für Nicht-Mitglieder kostet ein Jahresabonnement für Empfänger mit Sitz im Iran 200.000 Rial und für Empfänger mit Sitz in Deutschland 100 Euro. Kontaktieren Sie uns für Informationen zu Abonnements und Inseraten: [email protected] Nachschlagewerke/Ratgeber Niederlassungen, Repräsentanzen und Vertretungen deutscher Unternehmen im Iran 2013/Verzeichnis von ausgewählten Unternehmen mit Deutschlandbezug (DIN-A-5 gebunden, 64 Seiten) (ein Exemplar frei für Mitglieder / € 30.– für Nicht-Mitglieder) Auflage 2014 erscheint in wenigen Wochen. Leitfaden „Investieren im Iran“ (nur auf Deutsch) 2014 / Überblick über die wichtigsten juristischen und institutionellen Grundlagen des deutsch-iranischen Handels und Ihre Umsetzung (DIN-A-4 Ringbindung, 110 Seiten) (€ 120 für Mitglieder / € 150 für Nicht-Mitglieder) Leitfaden „Leben und Arbeiten im Iran“ (nur auf Deutsch) 2014 / Handbuch für Geschäftsreisende und nützlicher Ratgeber für den Einstieg in den sowie einen längeren Aufenthalt im Iran (DIN-A-4 Ringbindung, 140 Seiten) (€ 30 für Mitglieder / € 60 für NichtMitglieder) Dienstleistungen nach Maß Der Geschäftseinstieg im Iran gestaltet sich nicht zuletzt wegen der oft umständlichen Behördengänge und Sprachbarrieren schwierig. Die Deutsch-Iranische Industrie– und Handelskammer zu Teheran steht Ihnen hier mit Rat und Tat zur Seite. Je nach Bedarf beschaffen wir für Sie auf Wunsch Einfuhrdokumente und aktuelle Zollinformationen und lassen diese für Sie übersetzen, wir holen für Sie Handelsauskünfte ein oder suchen nach geeignetem Personal. Damit ist das Portfolio unserer Dienstleistung nicht erschöpft, da wir stets bemüht sind, auf die Nachfrage unserer Kunden und Mitglieder mit einem professionellen Angebot im Rahmen geltender Vorschriften und Gesetze zu reagieren. Die Liste unserer regelmäßig angebotenen Serviceleistungen finden Sie auf unserer Website: http://iran.ahk.de Sollten Sie die von Ihnen benötigten Services dort nicht finden, so zögern Sie nicht uns zu kontaktieren: [email protected] InfoBrief Teheran | Seite 16 Impressum Herausgeber: Deutsch-Iranische Industrie– und Handelskammer Nelson Mandela (ex Africa) Ave. 17 Navak Building Tehran—Iran Tel: (0098—21) 8133 1000 Fax: (0098—21) 8866 3211 [email protected] http://iran.ahk.de Redaktion: Daniel Bernbeck Der InfoBrief Teheran erscheint monatlich und wird in elektronischer Form an eine kontrollierte und diskret gehaltene Liste von Interessenten verschickt. Er enthält Texte in deutscher und englischer Sprache Nachdruck ist, sofern nicht anders vermerkt, unter Angabe der Quelle „Deutsch-Iranische Industrie– und Handelskammer“ erlaubt. Der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der gemachten Angaben. Zuschriften und Bildmaterial an die Redaktion sind willkommen und sollten adressiert werden an: [email protected] Sollten Sie eine Zusendung nicht mehr wünschen, genügt eine kurze Mitteilung an uns. Bestellen Sie unseren Newsletter per E-Mail Anfrage an: [email protected] M i tg li e d e r d e r De u t s c h Iranischen Industrie– und Handelskammer und öffentliche Organisationen erhalten den InfoBrief gratis. Kontakt Deutsch-Iranische Industrie– und Handelskammer Nelson Mandela (ex Africa) No. 17 Navak Building Tehran—Iran Tel: (0098—21) 8133 1000 Fax: (0098—21) 8866 3211 [email protected] http://iran.ahk.de Nr. 26 | Juni 2015