Case Study: Cunard Line
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Case Study: Cunard Line
Cunard Line Ltd.: Integrierte MarketingKommunikation Vortrag im Rahmen der Vorlesung Dienstleistungsmarketing Sabine Göttner 06.07.2006 Gliederung 1 Cunard Line Ltd. – Kurzvorstellung des Unternehmens und der betrachteten Branche 2 Zentrale Problemstellung 3 3.1 Folgerungen Typologie der vorgestellten Dienstleistung 3.2 Implikationen für das Management der Dienstleistung 4 Industrieanalyse und Ausblick 06.07.2006 Sabine Göttner 2 CUNARD We´re not the best because we´re the oldest. We´re the oldest because we´re the best. 06.07.2006 Sabine Göttner 3 1 Cunard Line – Kurzvorstellung des Unternehmens und der Branche „Wenn Reisen Genuss bedeutet, sollte das Überqueren der Ozeane eine majestätische Erfahrung sein, nicht lediglich ein kleiner Sprung über den Teich. Für Reisende dieser Überzeugung ruft nur ein Name die Freuden eines goldenen Zeitalters hervor: Cunard Line.“ (Cunard Homepage) 1839: Gründung durch den kanadischen Geschäftsmann Samuel Cunard (erstes transatlantisches Passagierschiff (Britannia, 1840)) bis 1850: weitere Schiffsneubauten und mehrere Rekorde; Beherrschung des Nordatlantik 1919: Verlegung des Firmensitzes nach Liverpool ab 1948: wöchentlicher transatlantischer Liniendienst mit den 80.000-Tonnern Queen Mary und Queen Elizabeth ab 1960: 1968: Nachfragerückgang in der Transatlantik-Schifffahrt bedingt durch die wachsende Konkurrenz durch den Flugverkehr Queen Elisabeth II (größtes Passagierschiff bis 1996) Î Wandel von der Dampfschiffahrtslinie (Transport) zum Anbieter von Luxusferien ab 1970: 1971: 06.07.2006 Einstellung des Linienverkehrs aufgrund dauerhaft hoher Verluste und Einstieg ins Kreuzfahrtgeschäft Aufkauf durch den britischen Industriekonzern Trafalgar House Investments Sabine Göttner 4 1 Cunard Line Ltd. (2) 1983-1993: Ankäufe verschiedener Kreuzfahrtlinien (1983: Norske-Amerikalinje AS; 1986: Norske Cruise AS; 1993: Royal Viking Line AS) 1990: 1991: 150- jähriges Bestehen Nachfragerückgang im Zuge der allgemein schwächeren Wirtschaftslage, aber insbes. bedingt durch den 1. Irak-Konflikt Î Fallstudie 1996: 1998: seit 1998: Aufkauf und Zerschlagung des Trafalgar-Konzerns Übernahme durch die Carnival Corporation (Marktführer Kreuzfahrten) Fusionierung mit Seabourn Cruise Line zu Cunard Seabourn Ltd. (Positionierung als Premiummarke der Carnival Corp.) 2001: 2004: 2007: 06.07.2006 Allianz der World's Leadíng Cruise Lines (Seabourn Cruise Line, Carnival Cruise Lines, Holland America Line, P & O Princess (2003), Costa Cruises und Windstar Cruises) unter dem Dach der Carnival Corporation Nachfrageeinbruch durch die Ereignisse des 11. 9.2001 Queen Mary 2 (größtes und teuerstes Passagierschiff ) Erweiterung der Flotte: Queen Victoria 2 Sabine Göttner 5 Cunard – die Flotte QE 2 (Luxuskategorie, 5*) Sagafjord/ Vistafjord (Luxuskategorie, 5*) Cunard Princess/ -Countess (Premiumkategorie, 4*) Sea Goddess I/ II („intime“ Luxusyachten,5*) 06.07.2006 Sabine Göttner 6 Unternehmenssituation (Anfang der 90er Jahre) Marktposition: ca. 4 Mio. jährliche Buchungen in der gesamten Kreuzfahrt-Industrie Ö davon im Luxussegment: ca. 8% (~ 320.000) Konkurrenz im Luxussegment (1992): ¾ Seabourn Cruise Line (2 Schiffe); Royal Viking AS (2); Crystal Cruise (1) ¾ Cunard: 2 Segmente: 5*-Luxuskategorie; 4*-Premiumkategorie Marktanteil Cunard: ~ 50% (5 Schiffe im Luxussegment) Ø Belegung (1990/ 1993): 90%, davon ca. 65% Vollzahler Ø Wachstumsrate bis Ende der 80er Jahre: ~ 10 % p.a. Ö „bedarfsorientiertes“ Segment (Unterkapazitäten) Ö Akquisitionen/ Ende 1991: Nachfrageeinbruch aufgrund konjunktureller Schwankungen, Überkapazitäten und insbes. des 1. Irak-Kriegs in der Folge: Preisaktionen, Rabatte auch im Luxus-/ Premiumsegment 06.07.2006 Sabine Göttner 7 Unternehmenssituation (2) Zielmärkte bzw. Zielgruppen: Passagiere mit sehr hohem Bildungsniveau, verheiratet, Leser spezieller Magazine Zielgruppen variieren leicht zwischen den Segmenten: - 5*-Schiffe: > 55 J.; im obersten Einkommenssegment (oberste 3-5%) - 4*-Schiffe: > 45 J.; höhere Einkommensklasse (obere 10-25%) ca. 60 % des Unternehmensgeschäfts im US-amerikanischen Raum ca. 95 % der Buchungen über Reisebüros 06.07.2006 Sabine Göttner 8 2 Problemstellung -zentrale Aspekte der Fallstudie Cunard Line Ltd., die weltweit älteste Reederei und Marktführer für Luxuskreuzfahrten, sah sich Anfang der 90er Jahre hinsichtl. ihrer Marketing- bzw. MarketingKommunikations-Strategie mit folgenden Problemen konfrontiert: das Verhältnis zwischen strategischer, positionierender Werbung (Imagebildung) und operativer, d.h. kurzfristiger, verkaufsorientierter Kommunikation bzgl. der einzelnen Cunard Schiffe im Rahmen des TQM (z.B. "push" vs. "pull" communications). die Betonung der Corporate Identity des Unternehmens in Relation zur Fokussierung auf die Identität der einzelnen Schiffe (Marken) als Schwerpunkt der MarketingKommunikation Ö Strategie der integrierten Marketing-Kommunikation: d.h. die einzelnen Kommunikationsinstrumente werden parallel eingesetzt und sowohl in ihrer Aussage, Sprache und ihrem „look“ aufeinander abgestimmt. Ziel ist dabei eine größt mögliche Wirkung der Kommunikation durch Synergieeffekte. 06.07.2006 Sabine Göttner 9 Integrierte Marketing-Kommunikation Idealphasenmodell Quelle: Berndt/ Hermanns, Handbuch Marketing-Kommunikation (1993), S. 23 06.07.2006 Sabine Göttner 10 Grundsätze der Marketing-Kommunikation Corporate Culture: aus unternehmenspolitischen Leitlinien und Normen bestehende Unternehmensphilosophie (Fundament der Corporate Identity) umfassendes Konzept für sämtliche systematischen (internen/ externen) Aktivitäten Ö Kommunikationsziele/ -strategien, Kommunikationsinstrumenten-Mix gemäß der Unternehmensphilosophie, organisatorische Regelungen, aber auch die grundsätzliche Festlegung des Betriebsablaufs und der Standards an Bord ¾ Cunard: Kommunikation der Corporate Identity und der Ziele innerhalb des Konzerns Handbuch mit Methoden zur Kommunikation und graphischen Darstellung des Markennamens, Vorgaben, Muster/ Logos, Ansprechpartner etc. für alle Mitarbeiter und Vertriebspartner (Reiseagenturen) Slogan: 1990: CUNARD „We´re not the best because we´re the oldest. We´re the oldest because we´re the best“ 2006: CUNARD „The most famous ocean liners in the world.“ 06.07.2006 Sabine Göttner 11 Strategisches Marketing und MarketingKommunikation Marketing-Strategie: individuelle Positionierung, Vermarktung und Imagebildung der einzelnen Kreuzfahrtschiffe/ Marken durch die jeweiligen Marketing-Manager Entwicklung/ Etablierung eines einheitlichen Firmenimages „Cunard“ (Corporate Identity) und Gestaltung aller externen Marketing-Mitteilungen für die gesamte Flotte durch die Marketing-Kommunikationsabteilung Werte, wie „exzellenter Service“ und „Eleganz“ dominieren in der Vermarktung („Everything we do is very British and very, very proper“); strikte Vermeidung jeglichen „bad taste[s]“ in der Kommunikations- und Preispolitik, d.h. eines „glitzy“ Image bzw. einer aggressiven Verkaufsstrategie Ziele: einheitliches Darstellung („look and touch“) aller Werbeanstrengungen unter der Dachmarke „Cunard“ Sicherung des nachhaltigen Erfolgs durch hohen Wiedererkennungswert annähernd 100%-ige Auslastung jedes Schiffes 06.07.2006 Sabine Göttner 12 Operative Marketingplanung: Medien Maßnahmen: gezielte Medienstreuung Entwicklung eines spezifischen Layouts für Magazinwerbung (stärkster Werbeträger): Ö „Page Plus A Column“-Größe Ö hochwertige, „elegante“ Hochglanzfotos, sprachliche Superlative Ö Bewerbung der einzelnen Schiffe (schiffsspezifische Informationen) eingebettet in das einheitliche graphische Konzept der Dachmarke (Logo, „Look“, Slogan) Werbung in Hochglanz-Magazinen Ö Generierung bzw. Stabilisierung eines speziellen „look, touch and feel“ der einzelnen Schiffe/ Marken wie auch ihrer Cunard-Identität (strategische Ausrichtung) Zeitungsanzeigen Ö Nutzung hauptsächlich zu operativen Marketingzwecken (Stimulation der kurzfristigen Nachfrage unter Beibehaltung der Botschaften („elegance“ und „very British“)) Ö zusammen ca. 35 % des Kommunikationsbudgets 06.07.2006 Sabine Göttner 13 Operatives Marketing: Direktmarketing Broschüren Ö Visualisierung des Angebots, des Image und der Besonderheiten der individuellen Schiffe Ö ca. 25 % des Kommunikationsbudgets Direktmarketing: Einsatz von Mailings Ö Versuch, näher am Kunden zu agieren ¾ v.a. beim Nahen der Reservierungs-Deadline für einzelne Kreuzfahrten ¾ zur Stärkung des in der Hochglanzwerbung erzeugten „fühlenden“ Eindrucks ¾ zur Neukundengenerierung Ö ca. 25 % des Kommunikationsbudgets Aufbau und intensive Pflege (Aktualität!) eines effektiven Database-Managements: ¾ Profilerstellung für Cunard-Kundenstamm ¾ Verarbeitung von Informationen über potenzielle Kunden Ö Fokussierung auf einkommensstarke, exklusive Zielgruppen Effektivität des Direktmarketing im 5*-Bereich höher als im 4*-Bereich 06.07.2006 Sabine Göttner 14 Operatives Marketing: Budgetierung Budgetierung: Planung/ Budgetierung der Marketing-Kommunikationsaktivitäten je Schiff/ Marke durch den jeweiligen Marketingplanungs-Manager Marketing-Budgetierungsprozess „bottom-up“ (je Schiff/ Marke) zentrale Kontrolle der Budgetverteilung Gesamtbudget: ~ $ 20 Mio. (in etwa hälftig für strategische und operative Maßnahmen) (zusätzl.) Betrag in Höhe von ~ $ 500.000 für Vermarktung des Corporate Image / Branding 06.07.2006 Sabine Göttner 15 Integrierte Marketing-Kommunikation - Cunard bis Mitte 1992: weitgehende Integration der meisten Kommunikationsmittel in ein einheitliches Konzept und in das Markenimage „Cunard“ Ö erfolgreiche Marketingaktionen (z.B. „One-Day-Sale – Cruising to the sun“, März 1992) aber: anhaltender Druck bzgl. kurzfristiger Werbemaßnahmen Konflikt zwischen dem upper-class-Image der Hochglanzannoncen und der Notwendigkeit zu nachfragewirksamen, aktionsorientierten Anzeigen Ö mögliche Verwässerung der Dachmarke, Gefahr eines Reputationsverlustes, „negatives“ Signaling Ö daher nur dezente Kommunikation des Preisaspekts 06.07.2006 Sabine Göttner 16 Organisatorische Umstrukturierungen (ab 1992) Neuorganisation der Marketing-Kompetenzen (Vorschlag): ¾ vorher: - je ein Marketingplanungs-Manager je Schiff mit umfangreichen Befugnissen - Marketing-Kommunikations-Abteilung: zentrale Entwicklung/ Ausführung/ Kontrolle des Werbeprogramms, Broschürendesign und PR durch die Marketing-Kommunikations-Abteilung ¾ neu: organisatorische Ausrichtung der Schiffe (nach Art Schiffstyp und angebotenem Service/ Entertainment) – 4 Geschäftsbereiche: 1. elegant, 5*-cruising – QE 2 2. ultra-deluxe, 5*-cruising – Sagafjord, Vistafjord 3. less formal, somewhat less expensive cruising (destinationenorientiert; 4*) – Cunard Countess/ -Princess 4. Yacht-like (luxury cruising; 5*) – Sea Goddess I/ II Ö Zuordnung eines speziellen Zielmarkts mit untersch. Angeboten/ Anreizen je Segment Ö ein Marketingmanager je Segment (zuständig für strategische und taktische Planung) Ö zentrale Planung aller Marketing-Kommunikations-Aktivitäten 06.07.2006 Sabine Göttner 17 Organisatorische Umstrukturierungen (2) Begründung: Fokussierung auf einen speziellen Zielmarkt mit einem individuellen Produktkonzept/ Message je Geschäftsbereich bzw. Segment unter eigenem Ressourceneinsatz/ -kontrolle ¾ hoher Wiedererkennungswert; starkes Signaling ¾ bessere Zusammenarbeit mit den Reiseagenturen Risiken: 06.07.2006 ¾ (weitere) Verwässerung der Dachmarke durch interne „Konkurrenz“ ¾ u. U. Kontrollverlust bei zentralen Marketing-Aktivitäten durch eine weitgehende Übertragung der Gewinnverantwortung auf die Geschäftsbereichsmanager ¾ mögliche Schwächung des IMK über die versch. Produkte und Medien hinweg Sabine Göttner 18 2 Dilemmas Problem der Aufrechterhaltung der Effektivität, Integration und Koordination der Cunard Marketing-Kommunikations-Aktivitäten: beständiger Preisdruck Ö Reaktion erforderlich, z.B. „low-price add-ons“ schwierig v.a., da deutlich unterschiedliche Positionierung der Schiffe, wenngleich innerhalb höherer Einkommens-Klassen „einkommensabhängige“ vs. preisorientierte, kurzfristige Werbung (Verteilung im Kommunikationsmix) problematisch insbes. bei weniger bekannten Schiffen als der QE 2 trotzdem klare Differenzierung zwischen den versch. Segmenten notwendig (Ö Qualitätssicherung) Budgetierung der einheitlichen Vermarktung (interne Verrechnungspreise) gemeinsame, einheitliche Vermarktung der verschiedenen Schiffe/ Geschäftsbereiche (GB) unter der Dachmarke Cunard („Corporate feeling“ der Werbeserie) Ö anteilige „Bezahlung“ der GB für die schiffsspezifische Gestaltung (Fotos; Spalte, S.1) der Anzeige 06.07.2006 Sabine Göttner 19 3 Folgerungen 3.1 Typologie der vorgestellten Dienstleistung 3.2 Implikationen für das Management der Dienstleistung 06.07.2006 Sabine Göttner 20 3.1 Typologie der vorgestellten Dienstleistung (1) Allgemeine Definition: Dienstleistungen sind angebotene Tätigkeiten bzw. Leistungen, die im wesentlichen immaterieller Natur sind und i.d.R. keine direkten Besitz-/ Eigentumsveränderungen mit sich bringen. Seereisen/ Kreuzfahrten: Angebot einer zentralen Dienstleistung („Freizeitgestaltung“ bzw. „Personenbeförderung“) mit einem nicht unbedeutenden Anteil an Sachleistungen (z.B. exklusive Menüs als wichtiger Faktor bei Cunard), sowie eines kapitalintensiven materiellen Produkts (Kreuzfahrtschiff), das maßgeblich für die Leistungserstellung ist 06.07.2006 Sabine Göttner 21 3.1 Typologie der vorgestellten Dienstleistung (3) Immaterialität (des Leistungsergebnisses) Uno-actuo-Prinzip: Simultanität der Leistungserstellung und des Konsums Nichtlagerfähigkeit: Ö fehlende Eigentumsübertragung Ö Unsicherheit: ¾ Sucheigenschaften: relativ hohes individuelles Risiko der potenziellen Kunden durch wenige - vor Reiseantritt - überprüfbaren Sucheigenschaften (hoher Anteil an Erfahrungs-, aber auch Vertrauenseigenschaften) Beurteilung vor Kauf/ Buchung anhand tangibler Merkmale Ö Destination, Schiffsdesign (Prospekte), Menükarten etc. Ö *-Klassifizierung, u.U. Preis als Qualitätsindikator ¾ Erfahrungseigenschaften: Beurteilung erst bei oder nach Inanspruchnahme Ö Leistungseigenschaften, wie z.B. (erlebte) Servicequalität bei der Buchung und an Bord, Erholungsqualität, Komfort ¾ Vertrauenseigenschaften: u.U. auch nach Inanspruchnahme keine Beurteilung möglich Ö Messwerte, wie z.B. Zuverlässigkeit, Sicherheit, Einhaltung vorgegebener Umweltstandards, Datensicherheit 06.07.2006 Sabine Göttner 22 3.1 Typologie der vorgestellten Dienstleistung (3) Integration des externen Faktors: Interaktivität: Einbeziehung des Kunden in den Leistungserstellungsprozess Ö wahrgenommenes Leistungsergebnis abhängig von der Interaktion zwischen Kunden und Leistungsersteller Ö Qualitätsschwankungen nicht auszuschließen Prozessorientierung: Interne (z.B. Schiff, Personal, Ausstattung) und externe Faktoren (z.B. Passagier) werden im Rahmen eines Erstellungsprozesses kombiniert. Kreuzfahrt als Prozess im Mittelpunkt der Kaufentscheidung Individualisierungsgrad: Verhältnis zwischen standardisierten Prozessen/ Leistungen und individueller Kundenorientierung, d.h. kundenbezogene Spezifikation der Bereitstellungsleistung und des anschließenden Leistungserstellungsprozesses Ö Kreuzfahrten sind sehr personalintensiv; Kundenkontakt nur sehr bedingt standardisierbar 06.07.2006 Sabine Göttner 23 3.2 Implikationen für das Management (1) Immaterialität: (des Leistungsergebnisses) Ergebnisbeurteilung des Prozesses (nach Inanspruchnahme) Mitarbeiter, Preis und Signale als Qualitätsindikatoren saisonale Nachfrageschwankungen: durch mangelnde Lagerfähigkeit kommt es in „schwachen“ Zeiten zu Leerkapazitäten (Unterbelegung) Ö hohe Leerkosten durch großen Anteil der Bereitstellungsfixkosten bei relativ geringen variablen Kosten - Materialisierung der Dienstleistung (Ö Signaling, „Qualität demonstrieren“) - flexible Planung von Dienstleistungskapazitäten (z.B. Servicepersonal) - Aktionen zur kurzfristigen Nachfragesteuerung (preis- und kommunikationspolitische Maßnahmen) - usw. 06.07.2006 Sabine Göttner 24 3.2 Implikationen für das Management (6) Reduktion der Unsicherheit: Signaling Abbau von Informationsasymmetrien durch Ö Demonstration von Qualität („Hochglanzfotos“; Menübeispiele; virtuelle Schiffsrundgänge etc.) Ö Imagebildung/ Markierung (Markennamen, Qualitätspreise, Gütesiegel, usw.) Bereitstellung hochwertiger Information für Kunden und Reisevermittler Aufbau von Reputation durch einheitlichen Markenname Förderung des Word-of-mouth durch intensive Kundenbetreuung, Aufbau von Internetforen usw. 06.07.2006 Sabine Göttner 25 3.2 Implikationen für das Management (2) Einbeziehung des externen Faktors Transportproblem des externen Faktors (Beförderung zum/ vom Hafen) Standardisierungsprobleme Probleme der asymmetrischen Information Marketingorientierung im Dienstleistungsprozess im Rahmen des TQM Demarketing bei verrichtungssimultanen Dienstleistungen 06.07.2006 Sabine Göttner 26 3.2 Implikationen für das Management (3) Qualitätsschwankungen: objektives Qualitätsrisiko Einhaltung des Leistungsversprechens / Qualitätsmängel erst nach erster Nutzung erkennbar Ö Qualitätsurteil schwierig Faktor Mensch unterliegt Schwankungen in Skill und Effort Qualität/ Ergebnis abhängig von der Interaktion mit dem Kunden (also auch vom Kunden selbst) keine Nachbesserung möglich subjektive Wahrnehmung des qualitativen Ergebnisses (Kulturunterschiede!) 06.07.2006 Sabine Göttner 27 3.2 Implikationen für das Management (4) TQM ¾ erfolgreiches Beschwerdemanagement ¾ ständige interne Qualitätskontrolle/ -verbesserung („max. Zufriedenheit“) ¾ Kundenbindung ¾ Beachtung der kulturellen Unterschiede Personalpolitik: ¾ kundenorientierte Organisationsstrukturen („bottom-up“-Ansatz) ¾ spezifische organisatorische Einbindung von Mitarbeitern mit direktem Kundenkontakt (Schulungen, gute interne Informationsversorgung, „Beschwerde-Budget“) ¾ hohe Qualifikation der Mitarbeiter ¾ hohe Bedeutung von Soft Skills ¾ 06.07.2006 Mitarbeiterzufriedenheit wirkt sich pos. auf Leistungserstellung aus Ö Steigerung des individuell wahrgenommenen Nutzens (Passagier) Sabine Göttner 28 3.2 Implikationen für das Management (5) Preispolitik: Preis als Qualitätsindikator (aber schwierige Ermittlung individueller Preisbereitschaften) Kosten vorab oft schwer kalkulierbar Ö Senkung der Fixkosten z.B. durch flexible Beschäftigung/ Entlohnung Marketing: enger Zusammenhang zwischen Produktion, Personal und Absatz (internes, externes Marketing) – Uno-actuo-Prinzip hohe Akquisitionskosten Ö Kundenbindung sehr wichtig (vgl. Cunard World Club) starke Betonung des Direktmarketings (v.a. zur Überbrückung von Leerkapazitäten) Aufbau einer starken Marke bzw. einer Corporate Identity (Ö Image, Signaling) einheitliche Darstellung der Dachmarke, Servicestandards (v.a. bei Reisevermittlern) Gestaltung der Werbebotschaft/ Kommunikationsmix i.S.d. des angestrebten Images Produktdifferenzierung integrierte Marketing-Kommunikation 06.07.2006 Sabine Göttner 29 Maßnahmen der Konkurrenz Carnival: TQM ausgeprägte Expansionsabsichten Sog. „Fun“-Schiffe für speziell jüngere Zielgruppen mit Kindern Rigoroser Preiskampf mit Dumping-Angeboten Holland America Kreuzfahrten: Rigoroser Preiskampf mit Dumping-Angeboten 1989: Übernahme durch Carnival Corp. (Eintritt ins Premiumsegment) Seabourn Cruise Line: 5*- Luxusyachten als (damals) neues Kreuzfahrt-Konzept (Produktdifferenzierung) 1992: Übernahme durch Carnival 06.07.2006 Sabine Göttner 30 4 Industrieanalyse – Entwicklung in den 90er Jahren weltweit ungebrochenes Wachstum der Kreuzfahrt-Industrie (am schnellsten wachsendes Tourismussegment) v.a. USA: Abkehr von traditionellen Angebotsmustern („Fun Ships“Ö Generierung einer völlig neuen Zielgruppe von Schiffsreisenden (40% der Neukunden unter 35 Jahren)) BRD: Kreuzfahrten mit dem Image einer teuren, elitären, auf Senioren ausgerichteten Urlaubsform beständiges, aber sehr geringes Wachstum seit 1989 (ca. 1%; Wachstumspotenzial: ca. 9 %) Trend zu exotischen Destinationen Trend zu immer größeren Schiffen Globalisierung: vermehrte Internationalisierung der Reedereien große Anzahl von Aufkäufen, Zusammenschlüssen, aber auch Bankrotten 06.07.2006 Sabine Göttner 31 Marktanteile Nordamerika 2005 9% 34% 57% Carnival Corp. Royal Caribbe an (RCL) Norwe gian Cruis e Line (NCL) Quelle: 06.07.2006 Sabine Göttner 32 Carnival Corp. Carnival Corp. ist die weltweit größte Kreuzfahrtlinie 12 verschiedene Kreuzfahrt-Marken: Nordamerika: Carnival Cruise Lines, Holland America Line, Princess Cruises, Seabourn Cruise Line, Windstar Cruises UK: P & O Cruises, Cunard Line, Ocean Village and Swan Hellenic Deutschland: AIDA (Marktführer) Südeuropa: Costa Cruises Australien: P & O Cruises Aktienkursentwicklung der Carnival Corp. (2004 – 2006) 06.07.2006 Sabine Göttner 33 Direkte Wettbewerber CCL RCL Star Cruises Ltd. (NCL) TUI AG Industry Market Cap: 31.73B 7.79B N/A N/A 698.34M Employees: 67,000 38,800 14,9001 57,7161 139 Qtrly Rev Growth (yoy): 2.70% -1.80% N/A N/A 7.40% Revenue (ttm): 11.15B 4.88B 1.64B1 24.62B1 404.09M Gross Margin (ttm): 43.68% 62.45% N/A N/A 50.81% 3.51B 1.22B N/A N/A 193.03M 23.30% 16.62% N/A N/A -4.20% Net Income (ttm): 2.19B 645.85M -9.00M1 666.00M1 -14.69K EPS (ttm): 2.631 2.949 N/A N/A N/A P/E (ttm): 14.17 12.47 N/A N/A 14.17 PEG (5 yr expected): 0.91 0.89 N/A N/A 1.52 P/S (ttm): 2.86 1.57 N/A N/A 2.53 06.07.2006 Sabine Göttner EBITDA (ttm): Oper Margins (ttm): 34 4 Industrieanalyse – Entwicklung in diesem Jahrzehnt Mittelklasse-Markt zusätzlich zum traditionellen Oberklassemarkt: Erschließung neuer Zielgruppen Ö Ausweitung des relevanten Marktes ständige Verringerung des Durchschnittalters und des -Einkommens 1996: 1. deutsches „Fun-Schiff“ Aida, Clubschiff-Konzept Ö deutl. Veränderungen auch in D drastischer Buchungsrückgang durch die Terroranschläge des 11.09.2001: Konkurs mehrerer kleinerer Reedereien Konsolidierung der Geschäftstätigkeiten (Fusionen, Rückzug aus best. Gebieten) wichtige strategische Maßnahmen im Hinblick auf den Massentourismus: Einrichtung von Stützpunkten an Land (Carnival z.B. in Orlando, Las Vegas) Vermarktung der Kreuzfahrtschiffe selbst als Urlaubsziel („künstliche“ Inseln) verstärkt Standardisierung des Angebots Ö Erleichterung des Vertriebs unablässig harter Preiswettbewerb der Branchenriesen (insbes. Carnival) preisgünstige „Schnupperreisen“ 06.07.2006 Sabine Göttner 35 Marktanteile 2005 (Deutschland) 06.07.2006 Sabine Göttner 36 4 Ausblick Deutscher Markt: Rückzug mehrerer deutscher Reiseriesen aus dem Kreuzfahrt-Geschäft durch grundlegenden strukturellen Wandel der letzten 10 Jahre Ö Marktbeherrschung durch Carnival (Aida, Arosa, Costa) und MSC Mediterranean Shipping Cruises (ITA) erfolgreiche Nischenanbieter mit Ausrichtung auf ein besonders hohes und individuelles Servicebild (Hapag-Lloyd Kreuzfahrten: MS Europa, Deilmann Reederei: MS Deutschland) 2005: Hochsee-Kreuzfahrten in Deutschland erzielten trotz eines anhaltend schwachen Konsumklimas über 1,22 Milliarden Euro Umsatz (Steigerung um 7,2% über dem Vorjahr) Erwartungen für 2006 (drv): Steigerung der Passagier- und Umsatzzahlen 4 zusätzl. Schiffe (exklusiver Einsatz auf dem deutschen Markt) Weltmarkt: durch die anhaltend schwierige Lage im Nahen Osten Ö Verlagerung der Passagen in die Karibik und nach Alaska Erschließung neuer Destinationen erforderlich (z.B. Australien) die noch existenten erfolgreichen Reedereien (Konzerne) haben sich bereits früh auf kundenorientiertes DL-Marketing konzentriert! 06.07.2006 Sabine Göttner 37 Danke für die Aufmerksamkeit!