Dezentrale Lüftung in Bürogebäuden – Mikroklimatische
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Dezentrale Lüftung in Bürogebäuden – Mikroklimatische
Bergische Universität Wuppertal Energieoptimiertes Bauen: Dezentrale Lüftung in Bürogebäuden – Mikroklimatische und baukonstruktive Einflüsse Förderkennzeichen: 0327386A Schlussbericht Projektnehmer Bergische Universität Wuppertal Fachbereich Architektur Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung, b+tga Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Haspeler Str. 27 42285 Wuppertal Projektgruppe Bergische Universität Wuppertal Siegenia-Aubi KG, Wilnsdorf Schüco International KG, Bielefeld Wuppertal, Dezember 2010 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 1 Vorwort Der vorliegende Abschlussbericht bezieht sich auf das Forschungsprojekt „Energieoptimiertes Bauen: Dezentrale Lüftung in Bürogebäuden – Mikroklimatische und baukonstruktive Einflüsse“. Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages unter dem Förderkennzeichen 0327386A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. Im Kontext dieses Forschungsprojekts wird eine Dissertation erstellt, die im Jahr 2011 veröffentlicht wird. Die Projektbeteiligten: Bergische Universität Wuppertal Fachbereich D, Abteilung Architektur Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Haspeler Str. 27 42 285 Wuppertal Schüco International KG Postfach 10 253 33 525 Bielefeld Siegenia Aubi KG Industriestr. 1 - 3 57 234 Wilnsdorf-Niederdielfen Der Bericht umfasst 161 Seiten. Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Dezember 2010 ................................................. Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss .................................................. Dipl.-Ing. Tjado Voß Projektleitung Seite 2 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 2 Kurzfassung Zunehmend wurden in den letzten Jahren Nichtwohngebäude mit dezentralen, außenwandintegrierten Lüftungssystemen ausgestattet. Die Luft wird dabei nicht mehr zentral zugeführt und konditioniert, sondern dezentral, am Gerät im jeweiligen Raum. Viele dieser Geräte, integriert in Außenwand oder Fußboden, können individuell geregelt und somit genau auf betriebliche Erfordernisse sowie Wärme- und Komfortansprüche der Beschäftigten angepasst werden. Neben solchen Vorteilen ist ihr Nachteil die hohe Komplexität in Verbindung mit der dezentralen Wartung- und Instandhaltung einer Vielzahl von Geräten. Anforderungen zur Vermeidung von Schallemission der eingebauten Ventilatoren erfordern spezielle Aufwendungen. Neben solchen komplexen, aktiven Geräten mit integrierter Heiz- und Kühlfunktion kommen auch passive Zuluftelemente in Verbindung mit zentralen Abluftanlagen zum Einsatz. Sämtlichen Konzepten gemeinsam – und oft planerisch vernachlässigt – ist die Tatsache, dass die Funktion und der Energieeinsatz stark von den mikroklimatischen Verhältnissen an der Fassade abhängig. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich auf die Klärung der relevanten Einflüsse auf die mikroklimatischen Verhältnisse an Fassaden und die daraus Literaturrecherche resultierende Bedeutung für die Zulufttemperatur bei dezentralen Lüftungssystemen. Feldmessungen Experimentalfassade Simulation Analyse und Dokumentation Den Schwerpunkt der vorliegenden Forschungsarbeit bilden die experimentellen Untersuchungen. Dazu wurden sowohl Feldmessungen durchgeführt als auch Detailmessungen an einer spezielle dafür errichteten Experimentalfassade auf dem Campus der Universität Wuppertal. Dabei lag der Fokus auf Anlagen mit passiv arbeitenden Zuluftelementen. Die experimentellen Arbeiten wurden durch Simulationsrechnungen ergänzt, um abschließend Planungsempfehlungen auszuarbeiten. Planungs- und Produktempfehlungen Abb. 1: Projektstruktur Für die Feldmessungen wurden 8 Bürogebäude (5 Neubauten, 3 Bestandsgebäude, davon 2 saniert) innerhalb Deutschlands ausgewählt, die sich in folgenden Punkten stark unterscheiden: Klimaregion, bauliches Umfeld, Fassadengestaltung sowie Bauform und Anordnung der Lüftungselemente. Ziel war es, einen repräsentativen Querschnitt praxisrelevanter Fälle abzubilden. An den Gebäuden wurden jeweils die mikroklimatischen Verhältnisse an den Fassaden und die thermische Beeinflussung der Zuluft beim Durchströmen der Lüftungselemente gemessen. Das standortspezifische Referenzklima wurde mittels einer mobilen Wetterstation erfasst. Neben den Feldmessungen wurde ein Messraum errichtet. Durch zwei Lüftungselemente, austauschbare Fassadenverkleidungen und der Möglichkeit zur Integration von Phasenwechselmaterial in den Zuluftweg, ließen sich unterschiedliche Situationen nachbilden. Die messtechnische Ausstattung war eng an die der Feldmessungen angelehnt. Im Unterschied zu den Feldmessungen konnte im Messraum durch automatisierte Steuerung der technischen Anlagen definierte Versuchsreihen durchgeführt werden. Seite 3 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Im Nachgang zu den Experimenten wurden dynamische Simulationsrechnungen durchgeführt und mit den experimentellen Ergebnissen verglichen. Dabei wurden Zusammenhänge zwischen der solaren Einstrahlungsintensität an der Fassade, den Windgeschwindigkeiten, der Fassadenbeschaffenheit und den Ansaugtemperaturen erkannt. Aus der Zusammenführung der Ergebnisse aus der experimentellen und theoretischen Untersuchung der Phänomene wurden besonders vorteilhafte Lösungsansätze der Konstruktion und Gestaltung von dezentralen Lüftungssystemen entwickelt und Planungsempfehlungen für den Einsatz in Bürogebäuden hergeleitet. Diese Planungsempfehlungen stellen unter anderem zusammen, unter welchen Bedingungen mit welchen Temperaturänderungen in der Praxis gerechnet werden muss. Diese Angaben fließen in Auslegungsrechnungen für wärme- und kältetechnische Anlagen bzw. raumklimatische Simulationen ein. Seite 4 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 1 Vorwort .............................................................................................................................. 2 2 Kurzfassung ...................................................................................................................... 3 3 Stand der Forschung ........................................................................................................ 7 3.1 Lage ............................................................................................................................ 7 3.2 Fassade ....................................................................................................................... 9 3.3 Außenluftansaugung & Fassadendurchführung ......................................................... 10 3.4 Vor- und Nachteile dezentraler Lüftungstechnik ......................................................... 11 4 Feldmessungen an in Betrieb befindlichen Bürogebäuden ........................................ 13 4.1 Verwendete Messtechnik ........................................................................................... 13 4.2 Untersuchte Gebäude (Gebäudeportraits) ................................................................. 15 APO 23, Geschäfts- und Wohnhaus, Neheim ......................................................... 15 Athmer, Bürogebäude, Arnsberg ............................................................................ 17 Haspel, Universitätsgebäude, Wuppertal ................................................................ 19 KfW-Bank, Bürogebäude, Frankfurt a.M. ................................................................ 21 REB, Bürogebäude, Remscheid ............................................................................. 23 SIC, Mehrzweckgebäude, Freiburg ......................................................................... 25 TRI-Haus, Büro- und Geschäftshaus, Neheim ........................................................ 27 Imtech, Bürogebäude, Hamburg ............................................................................. 29 4.3 Typologie der Mess-Objekte ...................................................................................... 31 4.4 Durchführung der Messungen (Objektdetails) ............................................................ 32 Athmer, Bürogebäude, Arnsberg ............................................................................ 32 Haspel, Universitätsgebäude, Wuppertal ................................................................ 33 APO23, Geschäftshaus, Neheim ............................................................................ 34 TRI-Haus, Geschäftshaus, Neheim ........................................................................ 35 REB, Bürogebäude, Remscheid ............................................................................. 36 KfW-Bank, Bürogebäude, Frankfurt a.M. ................................................................ 37 SIC, Mehrzweckgebäude, Freiburg ......................................................................... 38 Imtech, Bürogebäude, Hamburg ............................................................................. 38 4.5 Typologie der Messungen .......................................................................................... 39 4.6 Messungen und Analysen .......................................................................................... 39 Athmer, Bürogebäude, Arnsberg ............................................................................ 41 Haspel, Universitätsgebäude, Wuppertal ................................................................ 46 APO23, Geschäftshaus, Neheim ............................................................................ 51 TRI-Haus, Geschäftshaus, Neheim ........................................................................ 55 REB, Bürogebäude, Remscheid ............................................................................. 60 KfW-Bank, Bürogebäude, Frankfurt a.M. ................................................................ 64 SIC, Mehrzweckgebäude, Freiburg ......................................................................... 69 Imtech, Bürogebäude, Hamburg ............................................................................. 76 Zusammenfassung ................................................................................................. 80 Seite 5 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 5 Experimentelle Untersuchungen an einem Messraum ................................................ 84 5.1 Konstruktion und Ausstattung .................................................................................... 84 5.2 Verwendete Messtechnik ........................................................................................... 88 5.3 Anlagensteuerung ...................................................................................................... 89 5.4 Mess-Konfigurationen ................................................................................................ 91 5.5 Typologie der Messkonfigurationen ........................................................................... 94 5.6 Messungen und Analysen .......................................................................................... 94 Diagramm-Erläuterungen........................................................................................ 94 Oberes Lüftungsgerät ............................................................................................. 98 Unteres Lüftungsgerät .......................................................................................... 102 Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementplatten ....................................... 106 Unteres Lüftungsgerät + weiße Faserzementplatten ............................................. 110 Unteres Lüftungsgerät + PCM .............................................................................. 114 Unteres Lüftungsgerät + leere PCM-Box .............................................................. 118 Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementplatten + PCM ........................... 122 Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementpl. + leere PCM-Box .................. 126 Zusammenfassung ............................................................................................... 130 6 Analyse der Messergebnisse mittels Thermischer Gebäudesimulation................... 134 6.1 Simulations-Modell „BTGA-Box“ .............................................................................. 134 6.1.1 Konstruktion und Bauteile............................................................................134 6.1.2 Berechnung der Wärmeübergangskoeffizienten ..........................................137 6.1.3 Berechnung der Zulufttemperaturen ............................................................138 6.1.4 Technische Anlagen und deren Steuerung ..................................................141 6.1.5 Klimatische Randbedingungen ....................................................................143 6.1.6 Validierung ..................................................................................................144 6.2 Ergebnisse der Simulationen ................................................................................... 147 6.2.1 Einflüsse aus Wahl der Wetterdaten ...........................................................147 6.2.2 Einflüsse der Ansaugkonfiguration ..............................................................149 6.3 Zusammenfassung .................................................................................................. 151 7 Fazit und Planungsempfehlungen ............................................................................... 155 7.1 Lüftungselemente .................................................................................................... 155 7.2 Fassadengestaltung ................................................................................................ 156 7.3 Umgebung ............................................................................................................... 157 8 Literatur- und Quellenangaben .................................................................................... 159 Seite 6 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 3 Stand der Forschung 3.1 Lage Die Lage eines Gebäudes lässt sich zunächst nach überregionalen klimatischen und windtechnischen Merkmalen klassifizieren. So ist Deutschland nach DIN 4108-2 [29] in sommerkühle, gemäßigte und sommerheiße Regionen eingeteilt (vgl. Abb. 2). Eine vergleichbare Einteilung in 4 Windzonen wurde in DIN 1055-4 [2] vorgenommen (vgl. Abb. 3). Daneben stellt der Deutsche Wetterdienst für Deutschland eine Karte mittlerer Windgeschwindigkeiten zur Verfügung [1]. Abb. 2: Sommer-Klimaregionen für den sommerlichen Wärmeschutznachweis. (Bild: DIN 4108-2) Abb. 3: Windzonenkarte nach DIN 1055-4 zur Bestimmung von Windlasten an Gebäuden. (Bild: DIN 1055-4) Die Klassifikation der Gebäudelage wird durch das Umfeld weiter verfeinert. Hier lassen sich ländliche, vorstädtische, städtische und innerstädtische Lagen unterscheiden. In [4] ist eine Temperaturverteilung aufgezeigt, die ausgehend vom ländlichen Umland hin zum Stadtkern steigende Temperaturen prognostiziert. Im Innenstadtbereich können demnach an sonnigen Nachmittagen die Lufttemperaturen bis zu 2,5K höher als im Umland sein. In [5] werden für Berlin in Sommerperioden sogar bis zu 10K bzw. im Jahresmittel 3K höhere Innenstadttemperaturen genannt. Ursache für die Ausbildung solcher „Wärmeinseln“ ist die starke Absorption von solarer Strahlung an Gebäuden und versiegelten Flächen [4]. Verstärkt wird der Effekt durch die Abwärme von Klimaanlagen im Sommer [7] bzw. die Gebäudebeheizung im Winter. Zusätzlich ist der durch Verdunstung an Pflanzen hervorgerufene Kühleffekt auf Grund geringer Vegetationsdichten in städtischen Lagen sehr gering [4]. Nachts ist es in Städten ebenfalls wärmer. Ursächlich ist die im Vergleich zu Grünflächen höhere thermische Speicherkapazität von Gebäuden und asphaltierten Flächen. Begünstigt wird sowohl die Erwärmung am Tage als auch die verzögerte Abkühlung in der Nacht durch reduzierte Windgeschwindigkeiten in stark bebauten Lagen. In [6] sind Formeln dargestellt, mit denen Windgeschwindigkeiten von meteorologiSeite 7 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss schen Messstationen auf die größeren Bodenrauhigkeiten in Städten bzw. auf andere Höhen umgerechnet werden können. Abb. 4: Temperaturverteilung über einer Stadt am Nachmittag eines sonnigen Tages. (Bild: [4]) In einem weiteren Verfeinerungsschritt wird die unmittelbare Umgebung eines Gebäudes betrachtet. Hier können Nachbargebäude oder Bäume einzelne Fassadenbereiche verschatten. Auch kann die Anordnung von Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung die Windverhältnisse beeinflussen. In [6] sind verschiedene Gebäudeanordnungen und deren qualitative Auswirkungen auf die Windströmungen dargestellt. Besonders starke Beeinflussungen von Wind- und Temperaturverhältnissen treten in Straßenschluchten auf. Dazu wurde in [8] ein Computermodell entwickelt, mit dessen Hilfe aus meteorologischen Wetterdaten die Verhältnisse in Straßenschluchten abgeschätzt werden können. Die dort zu erwartenden Windgeschwindigkeiten können mit einem in [9] präsentierten Computer-Modell prognostiziert werden. Abb. 5: Beispiel für die qualitative Beeinflussung von Windströmungen durch Gebäude. (Bild: [6]) Bei der detaillierten Betrachtung eines Standortes ist ferner zu berücksichtigen, dass ein (neu zu errichtendes) Gebäude seine Umgebung selber beeinflusst [33]. Großen Einfluss haben hier neben der Geometrie des Baukörpers die Gestaltung von Fassaden, Dachflächen und Wegen sowie die Anordnung von Pflanzen und Bäumen im Nahbereich. Seite 8 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 3.2 Fassade Die Gebäudehülle prägt neben dem optischen Erscheinungsbild eines Gebäudes auch maßgeblich das Innenraumklima. Hier sind neben dem Fensteranteil insbesondere Wärmedämmung, Farbe und Wärmekapazität der opaken Fassadenbestandteile maßgeblich. Dunkle Fassadenflächen absorbieren viel Solarenergie. In Folge dessen erwärmen sie sich und die angrenzende Luftschicht stark. Die dabei entstehenden Auftriebsströmungen bilden mit zunehmender Gebäudehöhe eine dicker werdende Grenzschicht. Ohne störende Windeinflüsse erreicht sie bei einer Temperaturdifferenz von 20K zwischen Luft und Fassadenoberfläche in 20m Gebäudehöhe bereits eine Ausdehnung von knapp 1m [10]. Die thermisch induzierten Vertikalströmungen können sich nur bei Windgeschwindigkeiten unter 2 bis 3m/s entwickeln [11]. Solch geringe Windgeschwindigkeiten treten jedoch in sommerlichen Schönwetterphasen vermehrt auf. Messtechnische Untersuchungen zur Ausbildung von thermischen Grenzschichten an 3 Berliner Hochhaus-Fassaden sind in [12] dargestellt. Dabei wurden bis zu einem Abstand von 20cm von der Fassadenoberfläche wesentliche Temperaturänderungen gemessen. Abb. 6: zeitlicher Temperaturverlauf an der Fassade der 8. Etage des rechts abgebildeten berliner Hochhauses. (Bilder: TU-Berlin) In verschiedenen Studien wurde die Bedeutung der Fassadenfarbe auf die Oberflächen- und Raumtemperaturen untersucht. So wurde in [13] gezeigt, dass ein weißer Anstrich bei Gebäuden in massiver Bauweise die Innenraumtemperatur gegenüber grauen Fassadenoberflächen um 3K reduziert. Bei Testraumzellen in Leichtbauweise wurden Innenraumtemperaturunterschiede von 12K zwischen schwarz und weiß gestrichenen Fassaden gemessen [14]. Beide Untersuchungen wurden an kaum wärmgedämmten Objekten durchgeführt. Heute in Deutschland übliche Wärmdämmstandards führen zu deutlich geringeren transmissionsbedingten Solareinflüssen auf die Raumtemperaturen. Als besonders effektiv zur Reduktion der Oberflächentemperaturen hat sich der Anstrich mit sog. „kühlen Farben“ erwiesen. Diese Farben unterscheiden sich im sichtbaren Spektrum nicht von herkömmlichen, reflektieren jedoch Infrarotstrahlung wesentlich stärker. Der große Kühleffekt kommt zu Stande, weil mehr als 50% der Solarenergie im Infrarotbereich eingestrahlt wird [4]. In [16] wurden 14 solcher Farben verglichen. Dabei lagen die Oberflächentemperaturen besonders wirkungsSeite 9 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss voller weißer Farben nur 2K über denen der umgebenden Luft. Die untersuchten silbrigen Farbtöne wiesen deutlich höhere Oberflächentemperaturen auf. In der Nacht kühlten sich alle Oberflächen etwa 6K unter die Lufttemperaturen ab. Es zeigte sich jedoch, dass im Verlauf der dreimonatigen Studie das Reflektionsvermögen einiger Farben durch Witterungseinflüsse und Verschmutzung nach ließ. Änderungen der Reflektionsgrade nach 3 Jahren sind auch in [4] dokumentiert. In [17] wurden die Auswirkungen von stark infrarot-reflektierenden Anstrichen auf 2 fensterlose Raumzellen untersucht. Dabei traten im Sommer gegenüber dem mit einer herkömmlichen Farbe versehenen Referenzraum bis zu 20K niedrigere Oberflächen- und um 2K niedrigere Raumtemperaturen auf. Im Winter lagen die mittleren Oberflächentemperaturen an der Süd-Fassade etwa 8K bzw. die Innenraumtemperaturen 2K unter denen des Referenzraums. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass der Einsatz hoch reflektierender Farben am Untersuchungsort Shanghai auf Grund der reduzierten solareren Wärmeeinträge im Winter einen erhöhten Jahresenergieverbrauch zur Folge hat. Eine adaptive Möglichkeit die sommerliche Fassadenerwärmung zu reduzieren, im Winter aber solare Gewinne zu nutzen bietet die Fassadenbegrünung. Hier wird die Fassadenoberfläche im Sommer durch Pflanzenblätter vor solarer Strahlung geschützt, zusätzlich werden durch Verdunstungskühle die Temperaturen im fassadennahen Bereich gesenkt. Im Winter, wenn der Bewuchs seine Blätter verloren hat, wird die Fassade, besonnt. Untersuchungen zur Fassadenbegrünung wurden an der Humboldt Universität in Berlin durchgeführt [18]. Dieser Ansatz birgt jedoch Probleme bezüglich des Brandschutzes und der Luftreinheit, insbesondere bei geöffneten Fenstern (Eindringen von Insekten). 3.3 Außenluftansaugung & Fassadendurchführung Bei dezentralen, außenwandintegrierten Lüftungssystemen wird die Zuluft an der Fassade des jeweiligen Raumes angesaugt. Dies kann bei starken Windan- und abströmungen zu variierenden Volumenströmen führen. Wird eine hohe „Verfügbarkeit“ der Lüftung verlangt, ist nach [6] eine entsprechende Geräteklasse zu wählen. Bei geringen Windgeschwindigkeiten und hohen Strahlungsintensitäten, ist die unmittelbar an der Fassadenoberfläche angesaugte Luft deutlich wärmer als die Umgebungsluft (vgl. Abb. 6). Im Winter, wenn geringe Windgeschwindigkeiten jedoch vergleichsweise selten auftreten, reduziert dies den Heizenergiebedarf. Im Sommer muss die zusätzliche thermische Energie im Lüftungsgerät oder im Raum abgebaut werden, andernfalls führt sie zu er- bzw. überhöhten Raumtemperaturen. Nach [10] ist der Temperaturzuwachs in der Fassadengrenzschicht gegenüber der Umgebungsluft so groß, dass er bei der thermischen Gebäudesimulation bzw. der Auslegung des Kühlsystems berücksichtig werden muss. Außerdem wird zur Kompensation dringend eine Zuluftkühlung empfohlen. Eine Möglichkeit dies mit Hilfe von Latentwärmespeichern, ohne Kaltwassernetz, zu realisieren wird in [20] gezeigt (vgl. auch Abb. 8). Es bestehen auch konstruktive Möglichkeiten, die Ansaugtemperaturen zu reduzieren. So führt die Anordnung der Ansaugöffnungen oberhalb Seite 10 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss von weniger stark absorbierenden, also potenziell kühleren Flächen, wie z.B. Fenstern, zu niedrigeren Eintrittstemperaturen [19]. Darüber hinaus haben die Form der Ansaugöffnung und die Ansauggeschwindigkeit Einfluss darauf, aus welchen Grenzschichtregionen die Luft angesaugt wird. Dies ist von Bedeutung, da die Grenzschichttemperaturen bereits im geringen Abstand zur Fassadenoberfläche stark abnehmen (vgl. Abb. 7). Basierend darauf wird in [10] dargelegt, dass eine runde Ansaugöffnung (Durchmesser 10cm) bei gleichem Volumenstrom mehr Luft aus weiter entfernten Bereichen (bis zu 10cm) ansaugt als eine schlitzförmige Ansaugöffnung (2,00m x 0,02m). Dies führt bei der runden Ansaugöffnung zu 2 bis 3K niedrigeren Ansaugtemperaturen. Noch effektiver wäre eine Luftansaugung außerhalb der Fassadengrenzschicht. Solche „Ansaugrüssel“ lassen sich architektonisch jedoch schwer umsetzen. Einen möglichen Ansatz zeigt Abb. 8. Abb. 7: Verlauf der Grenzschichttemperaturen in Abhängigkeit des Abstandes zur Fassadenoberfläche. (Bild: [21]) Abb. 8: Konstruktionsvorschlag für die Luftansaugung außerhalb der Fassadengrenzschicht. (Bild: [21]) 3.4 Vor- und Nachteile dezentraler Lüftungstechnik Außenwandintegrierte Lüftungssysteme weisen gegenüber klassischen Klimatisierungssystemen einen geringeren Raumbedarf auf. Durch den Wegfall eines Zu- und ggf. auch Abluftkanalnetzes können Technikzentralen kleiner dimensioniert werden und Deckenabhängungen größten Teils entfallen [6]. Den Einsparungen bei den Rohbaukosten bzw. Gewinnen aus gesteigerter vermietbarer Fläche stehen höheren Unterhaltskosten durch die Wartung einer Vielzahl von Geräten gegenüber [24]. Bei ausbleibender Wartung können u.U. die Anforderungen an die Luftqualität (z.B. durch nicht getauschte Filter) bzw. an die Schallemissionen (defekte Lager in Ventilatoren) nach DIN EN 13779 [32] nicht eingehalten werden. Der Energieverbrauch dezentral belüfteter Gebäude hängt stark vom Kühlkonzept ab: werden passive Kühltechniken, wie z.B. Nachtlüftung, eingesetzt, sind große Sparpontentiale zu erwarten. Wird die Luft hingen in den Lüftungsgeräten thermodynamisch behandelt, stellen sich ähnliche Energieverbräuche wie bei zentralen Klimatisierungssystemen ein [24]. Außerdem erhöht sich mit dem Grad der Komplexität der Lüftungselemente ihre Fehleranfälligkeit bzw. der Wartungsaufwand. Zu dem erfordert die thermodynamische Behandlung der Zuluft meist den mit einem größeren Installationsaufwand verbunden Anschluss an ein Rohrnetz (Warm- und/oder Kaltwassernetz, Kondensatableitung etc). Seite 11 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Auf der anderen Seite ist eine spätere Aufrüstung um thermodynamische Behandlungsfunktionen kaum möglich. Für den Winterfall ist darauf zu achten, dass die Lüftungselemente zentral gesteuert verschlossen werden können, um nächtliche windinduzierte Lüftungsverluste zu vermeiden [23]. Die flexible, raumweise Bedienung dezentraler Lüftungssysteme bietet dem Nutzer größere Einflussmöglichkeiten und führt daher oft zu einer höheren Nutzerakzeptanz des Gebäudes [6]. Relevant für den erfolgreichen Einsatz dezentraler Lüftungssysteme sind vor allem die Bedingungen an der Fassade. Neben den zuvor genannten Winddruck und -sog-Effekten bzw. der Grenzschichtproblematik, sind auch die Luftqualität und die Lärmbelastung zu berücksichtigen. Die Luftqualität kann z.B. durch nahegelegene vielbefahrene Strassen oder Grünflächen (Pollenflug) beeinträchtigt sein. Dezentrale Lüftungssysteme bieten hier keine Möglichkeit den Ort der Luftansaugung entsprechend anzupassen. Werden die Räume fassadenseitig sowohl be- als auch entlüftet ist zusätzlich auf die Vermeidung von Lüftungskurzschlüssen (Ansaugung der Abluft eines anderen Raumes) zu achten [22]. Die Lärmbelastung ist relevant, weil die Lüftungselemente das Schalldämmmaß der Fassade reduzieren [25]. Außerdem ist bei aktiven Zuluftelementen die Schallemission der eingebauten Ventilatoren zu beachten [24]. Brandschutzanforderungen sind auf Grund der kleineren oder entfallenden Kanalnetze leichter einzuhalten (z.B. weniger Brandschutzklappen) [6]. Seite 12 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 4 Feldmessungen an in Betrieb befindlichen Bürogebäuden Es wurden Messungen an 8 im Betrieb befindlichen Büro- und Geschäftshäusern durchgeführt. Die Messkampagnen dauerten witterungsabhängig zwischen 2 und 4 Wochen an. Für die Untersuchungen wurden, sofern sinnvoll, alle 4 Fassaden mit Globalstrahlungs- und Oberflächentemperatursensoren ausgerüstet. Um den Installationsaufwand gering zu halten, kam hierfür ein funkbasiertes Mess-System zum Einsatz. An der Südfassade wurden zusätzlich in der Fassadengrenzschicht Lufttemperaturen und Strömungsgeschwindigkeiten gemessen. Im Gebäudeinneren wurden exemplarisch einige Räume mit autarken Kleinloggern ausgerüstet. Diese maßen die Lufttemperaturen und rel. Luftfeuchten an den Zuluft- und Abluftelementen. Zu- und Abluftgeschwindigkeiten konnten nicht gemessen werden. Das lokale Wettergeschehen wurde mit einer mobilen Wetterstation erfasst, die – sofern möglich – auf dem Dach des jeweiligen Messobjekts aufgebaut wurde. Die Daten der verschiedenen Messplattformen wurden auf Normalzeit (Winterzeit) konvertiert, mittels einer selbstentwickelten Software auf Stundenwerte gemittelt und anschließend zusammengeführt. Die Auswertung erfolgte für alle Messobjekte in kohärenter Form durch Erstellen von charakteristischen Kennlinien und Kennfeldern. 4.1 Verwendete Messtechnik Für die Feldmessungen wurde ein Messtechnik-Set bestehend aus einer mobilen Wetterstation und verschiedenen Fassaden- und Innenraumsensoren eingesetzt. Die zumeist auf dem Dach des jeweiligen Messobjektes aufgestellte Wetterstation diente neben der Erfassung des lokalen Wettergeschehens auch der zentralen Speicherung aller Außensensordaten. Dafür stehen in der Wetterstation 2 Datenlogger (Eltek Serie 1000) zur Verfügung. Einer dient der Aufzeichnung der Wetterdaten und eines per Kabel angebundenen Grenzschichtsensors. Der 2. Logger empfängt per Funk die Messdaten der restlichen Fassaden-Sensoren und eines Innenraumsensors. Abb. 9: Mobile Wetterstation zur Erfassung lokaler Wetterdaten am Gebäude. Abb. 10: Kombinierter Global- und Direktstrahlungssensor an der mobilen Wetterstation Abb. 11: Sensor zur Erfassung von Lufttemperatur, rel. Feuchte, Wind- & Niederschlagsdaten. Seite 13 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Die Funksensoren messen an allen 4 Gebäudeseiten jeweils die auf die Fassade auftreffende Globalstrahlung und die Fassadenoberflächentemperatur. An einer südlich orientierten Fassade kommt zusätzlich ein kabelgebundener Grenzschichtsensor zum Einsatz, der in definierten Abständen von der Fassadenoberfläche die Lufttemperaturen und vertikalen Strömungsgeschwindigkeiten misst. Um die Auftriebsströmung möglichst ungestört zu erfassen, wurde der Profilsensor – sofern möglich – nahe der Fassadenmitte angebracht. Der Einsatz eines funkbasierten Mess-Systems an der Fassade und autarker Kleinlogger im Gebäudeinneren verkürzte die Auf- und Abbauzeiten erheblich. Jedoch erwies sich die Funkübertragung der Messdaten als störanfällig. Es kam immer wieder zu Abbrüchen der Funkverbindung und in deren Folge zu Datenlücken. Außerdem mussten im Abstand von etwa 3 Wochen die Batterien in den z.T. schlecht zugänglichen Fassaden-Funksensoren gewechselt werden. Auch der ursprünglich geplante Fernzugriff über GSM-Modems auf die Datenlogger in der Wetterstation funktionierte nicht, so dass keine Fernüberwachung der Messung möglich war. In Folge dessen war der Einsatzradius der Messtechnik stark eingeschränkt bzw. der Wartungsaufwand bei weiterer entfernt gelegenen Messobjekten erheblich. Abb. 13: Sensor zur Erfassung des Temperatur- und Strömungsprofils an süd-orientierten Fassaden. Abb. 12: Batteriebetriebene Kleinlogger zur dezentralen Erfassung von Temperatur und Luftfeuchte. Abb. 14: Batteriebetriebener Funk-Fassaden-Sensor zur Messung der Gesamtstrahlung an der Fassade und der Fassadenoberflächentemperatur. Seite 14 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 4.2 Untersuchte Gebäude (Gebäudeportraits) APO 23, Geschäfts- und Wohnhaus, Neheim Gebäude: Der 2007 fertig gestellte, 5-etagige Gebäuderiegel ist in eine Baulücke eingefügt. Die Fassaden sind nach Süd-Westen und Nord-Osten orientiert, die beiden verbleibenden Gebäudeseiten schließen direkt an die Nachbarbebauung an. Das Gebäude mit einer Länge von 32m und einer Breite von 16m weicht von der idealen Süd-Ausrichtung um 35° nach Westen ab. Im EG befinden sich Ladenlokale, das 1. und 2. OG ist für Büronutzung vorgesehen und im 3. und 4. OG sind 4 Wohneinheiten vorhanden. Abb. 15: Süd-West-Fassade des Wohn- und Geschäftshauses APO23. Lage: Das Gebäude liegt an einer ca. 15m breiten, beidseitig bebauten Straße in unmittelbarer Nähe zum Ortskern von Neheim. Die dichte umliegende Bebauung ist 3 bis 4 Etagen hoch. Sie besteht aus Wohnhäuser mit Ladenlokalen im Erdgeschoss. Das umliegende Gelände ist eben. Abb. 16: APO 23 (zum Zeitpunkt der Aufnahme noch im Bau) liegt in einem dicht bebauten Umfeld an einer beidseitig bebauten Straße. (Bild: MS Bing Maps) Seite 15 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Die opaken Brüstungsbereiche der Süd-West-Fassade sind mit grauen Faserzementplatten ausgerüstet. Die Bereiche zwischen den Fenstern sind mit Edelstahl-Lochblechen (1. und 2. OG) bzw. hellgrauen Faserzementplatten abgedeckt. Die außenseitige Luftansaugung erfolgt im 1. und 2. OG ca. 10cm hinter den Lochblechen mittels passiver Lüftungselemente vom Typ Aeromat 150. Die schallgedämmten Lüftungselemente sind vertikal deckennahe eingebaut und können manuell verschlossen werden. Die Abluft wird durch Tellerventile in der abgehängten Decke einer zentralen Abluftanlage zugeführt. Die Wohnungen im 3. und 4. OG sind mit einer Zu- und Abluftanlage ausgerüstet. Betriebsweise der Lüftungsanlage: Tagbetrieb: 1-facher Luftwechsel zur Sicherung der Raumluftqualität. Nachtbetrieb: 2-facher Luftwechsel zur Entwärmung der Räume. Abb. 17: Zuluftelemente vom Typ Aeromat 150 im 1. OG. Untersuchter Raum: Die Messungen fanden an einer ca. 100m² großen, ungenutzten Mieteinheit im 2. OG statt. Der Raum am westlichen Gebäuderand erstreckt sich von der Süd-West- bis zur Nord-Ost-Fassade. Die Wände sind in massiver Bauweise erstellt, die Decken vollflächig abgehängt und der Boden ist mit Parkett ausgelegt. Die Fenster sind sowohl mit einem außenliegenden Sonnenschutz (Jalousie) als auch mit einem innenliegenden Blendschutz (Raffelstoren) ausgestattet. Neben großen nicht öffenbaren Fenstern gibt es auch kleinere Dreh-Kipp-Fenster. Weil der Raum zum Zeitpunkt der Messung nicht genutzt wurde, sind keine nennenswerten internen thermischen Lasten aufgetreten. Abb. 18: Fassadenseitige Lochblechverblendung der Lüftungselemente. Der Abstand zwischen Lochblende und Wand beträgt etwa 10cm. Aus diesem Zwischenraum wird die Zuluft angesaugt. Abb. 19: Der mit Messtechnik ausgestattete Raum wurde während der Messung nicht genutzt. Abb. 20: Fassadenausschnitt: Die Zuluftelemente sind hinter Edelstahl-Lochblechen zwischen den Fenstern eingebaut. Seite 16 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Athmer, Bürogebäude, Arnsberg Gebäude: Das Verwaltungsgebäude der Fa. Athmer besteht aus einem 2-etagigen Kubus. Im Zentrum befindet sich ein Atrium, über das die nach SüdOsten bzw. Nord-Westen orientiert Büros und der nach Nord-Ost orientierte Konferenz- (OG) bzw. Werkstattraum (EG) erschlossen sind. Das 1998 fertig gestellte Gebäude weist eine Länge von 25m und eine Breite von 17m auf. Die Süd-Ost-Fassade weicht von einer idealen SüdOst-Ausrichtung um 5° nach Süden ab. Abb. 21: 1998 fertig gestelltes Verwaltungsgebäude der Fa. Athmer. Lage: Das Verwaltungsgebäude steht in einem Ensemble mehrer flacher Firmengebäude, zumeist Hallen, in freier Lage in einer in Süd-WestRichtung verlaufenden Talmulde. Im Westen grenzt eine Freifläche mit dahinter liegendem Wald an, im Süden eine große Rasenfläche. Auf der Ostseite befindet sich in einem ca. 6m hohen Wall das Ende eines Kanals, da hinter gibt es spärliche Wohnbebauung. Im Norden steht ein Komplex weiterer Firmengebäude. Abb. 22: Firmengelände mit dem Verwaltungsgebäude und nähere Umgebung (Bild: Google Earth) Seite 17 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Das Gebäude ist im Bereich der Büroräume mit schwarzen Tonkacheln verkleidet; das nord-östliche Drittel, in dem der Konferenz- und Werkstattraum liegen, hat eine Bleiblech-Fassade. Die außenseitige Luftansaugung erfolgt durch passive Lüftungselemente, von denen in jedem Zellenbüro 2 bzw. in den doppelt so großen Gruppenbüros 4 im Brüstungsbereich angeordnet sind. Der Ansaugbereich ist durch ein unlackiertes Edelstahlgitter abgedeckt. Die Luft wird in einem Kunststoffrohr mit einem Durchmesser von ca. 15cm auf kürzestem Wege durch die Fassade in eine raumseitig montierte Auslasskonstruktion geführt. Diese verfügt zum Schutz vor Pollen über einen Luftfilter, eine Schalldämmung ist auf Grund der ruhigen Lage nicht erforderlich und auch nicht integriert. Der Luftdurchlass lässt sich manuell über eine in das Rohr eingebaute Flügel-Drosselklappe regeln bzw. verschließen. Die Abluft aus den Büros wird durch Überströmöffnungen auf der jeweiligen Raumrückseite dem Atrium zugeführt. Von dort wird sie mit einer zentralen Abluftanlage im Dach des Atriums aus dem Gebäude transportiert. Die Abluft des Konferenzraums bzw. des Werkstattbereichs wird über Tellerventile abgeführt. Abb. 23: Zulüftelement im Brüstungsbereich eines Büroraums. Betriebsweise der Lüftungsanlage: Tagbetrieb: 0,8-facher Luftwechsel zur Sicherung der Raumluftqualität. Nachtbetrieb: 2-facher Luftwechsel zur Entwärmung der Räume. Untersuchte Räume: Die untersuchten Büroräume im 2. OG sind mit einem Parkett-Fußboden ausgestattet. Die Wände sind in Leichbauweise erstellt. Die Decke ist in Sichtbeton ausgeführt, so dass viel thermische Speicherkapazität für die Nachtlüftung nutzbar ist. Der Sonnen- und Blendschutz ist in Form einer von unten nach oben verfahrbaren Folie zwischen den Scheiben der nicht öffenbaren Hauptfenster realisiert. Auf beiden Seiten sind diese mit sehr schmalen aufschwenkbaren, nicht jedoch kippbaren, Milchglas-Fenstern flankiert. Die internen Wärmelasten werden hauptsächlich von ein bis zwei Personen pro Zellenbüro, einer gleichen Anzahl Computern mit TFTDisplays und der Beleuchtung mittels Leuchtstoffröhren verursacht. Abb. 25: Fassadenausschnitt: gut erkennbar sind die Zuluftelemente, der zwischen den Scheiben liegende Sonnenschutz und die schmalen öffenbaren Fenster. Abb. 24: Überströmöffnung aus einem Büro ins Atrium. Dort wird die Abluft im Deckenbereich zentral abgesaugt. Abb. 26: Büro auf der Süd-Ost-Seite. Gut erkennbar ist der Sonnen- bzw. Blendschutz sowie die in Sichtbeton hergestellte Decke. Seite 18 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Haspel, Universitätsgebäude, Wuppertal Gebäude: Das Gebäude des Fachbereichs Architektur besteht aus einem 6-etagigem Gebäuderiegel, dessen Räume nach Nord-Osten und Süd-Westen orientiert sind. Das 1966 fertig gestellte Gebäude mit einer Länge von 45m und einer Breite von 20m weicht von einer idealen Süd-Ausrichtung um 43° nach Westen ab. An der Nord-West-Seite schließt es an ein älteres Universitätsgebäude an. Abb. 27: Gebäude des Fachbereichs Architektur an der Universität Wuppertal (SüdWest-Fassade) Lage: Der Campus befindet sich in der Wuppertaler Talachse, östlich des Stadtkerns, in einer Stadtrandlage. Im Nord-Westen grenzen die Wupper und dahinter ein steiler, ca. 50m hoher Hang an das Uni-Gelände. Im Süd-Osten wird es durch eine 4-spurige Hauptstraße begrenzt. Das bauliche Umfeld ist geprägt durch mitteldichte Bebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern, sowie einigen Gewerbebetrieben. Das untersuchte Gebäude bildet zusammen mit seinem Nachbargebäude den nordöstlichen Rand des Campus. Ein Großteil der Nord-OstFassade ist durch Bäume verschattet, die eine angrenzende Stichstraße und einen Parkplatz säumen. Im Süd-Westen grenzt eine asphaltierte Verkehrs- und Parkplatzfläche an, die im Süd-Osten und Süd-Westen durch 4-etagige Gebäude begrenzt wird. Abb. 28: Campus Haspel und Umgebung. (Bild: MS Bing Maps) Seite 19 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Die Fassaden an den Gebäudelängsseiten bestehen aus einer mit Faserzementplatten abgedeckten Betonkonstruktion. In den Brüstungsbereichen sind hinterlüftete, hell graue Faserzementplatten angeordnet. Die Bereiche vor Decken und Stützen sind dunkelgrau verkleidet. Das Gebäude hat keine Lüftungsanlage, es wird ausschließlich über große Dreh-Kipp-Fenster belüftet. Zu Testzwecken wurde an der Süd-West-Seite ein Gruppenbüro mit einem aktiven Lüftungsgerät vom Typ Siegenia-Aubi Aeromat 150 ausgestattet. Betriebsweise des Lüftungsgerätes: Konstanter Zuluft-Volumenstrom durch den in das Lüftungsgerät eingebauten Ventilator: 72m³/h ≈ 0,5-facher Luftwechsel Untersuchte Räume: An der Süd-West-Seite wurden im 3. OG ein fenstergelüfteter, ca. 42m² großer Seminarraum und das mit einem Lüftungsgerät ausgestattete Gruppenbüro gleicher Größe untersucht. Zusätzlich wurde der gegenüberliegende studentische Arbeitsraum mit Messtechnik ausgestattet. Die Wände sind jeweils in Leichtbauweise erstellt, die Decken sind vollflächig abgehängt und die Böden bestehen aus schwimmendem Estrich mit PVC-Belag. Die Fenster im Gruppenbüro sind mit einer innen liegenden Jalousie ausgestattet, die Fenster im Seminarraum und im studentischen Arbeitraum nur mit einem Vorhang. Alle Fenster lassen sich öffnen. Die internen thermischen Lasten resultieren aus den anwesenden Personen, deren Arbeitshilfen und der Beleuchtung mittels Leuchtstoffröhren. Der Seminarraum wurde nur zeitweise genutzt. Abb. 29: Zu Testzwecken in ein Gruppen-Büro eingebautes Lüftungsgerät. Abb. 30: Nord-Ost-Fassade Abb. 31: Seminarraum auf der Süd-West-Seite. Abb. 32: Fassadenausschnitt mit Lüftungsgerät. Seite 20 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss KfW-Bank, Bürogebäude, Frankfurt a.M. Gebäude: Das untersuchte Gebäude ist ein Mittelhaus in einem Ensemble von vier mit einander verbundener 10- bis 15-etagiger Bürohochhäuser. Es hat einen quadratischen Grundriss mit einer Kantenlänge von etwa 22m. Die Büroräume sind exakt nach Osten und Westen orientiert. Der 1968 fertig gestellte Gebäudekomplex wurde von 2003 bis 2006 umfassend saniert. Abb. 33: Haupthaus der KfWBank bestehend aus 4 an einander grenzenden Hochhäusern. (Bild: Uni Karlsruhe) Lage: Der Gebäudekomplex befindet sich am nördlichen Rand der Frankfurter Innenstadt. An den Komplex schließt im Osten und Süden dichte, 5- bis 6-etagige Wohnbebauung an, im Westen befindet sich ein größerer Gewerbebetrieb. Auf der Nordseite grenzt ein Park mit großen Wasserflächen an. Untersucht wurde das am weitesten nach Westen versetzte der 4 Hochhäuser. Die Hochhäuser werden im Osten und Westen von einem 6etagigen Eck-Riegel umschlossen. Im Westen grenzt die Baustelle eines vielgeschossigen Gebäudes an. Abb. 34: Gebäudekomplex der KfW-Bank und Umgebung. (Bild: MS Bing Maps) Seite 21 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Im Zuge der Sanierung ist das Gebäude bis auf den Rohbau entkernt und mit einer Glasfassade ausgestattet worden. Integraler Bestandteil der Fassade ist der Sonnenschutz. Er besteht aus zwei Glasscheiben zwischen denen Streckmetall einlaminiert ist. Die starren Sonnenschutzelemente sind im unbenutzten Zustand vor die Brüstung der jeweils darüberliegenden Etage gefahren. Sie können sowohl vom Nutzer als auch zentral über die GLT heruntergefahren und im heruntergefahrenen Zustand ausgeklappt werden. Zusätzlich sind die Fenster mit einem von unten nach oben verfahrbaren Blendschutz aus Stoff ausgestattet. Die Belüftung erfolgt über motorisch verschließbare, speziell für diese Fassade entwickelte, Lüftungselemente oberhalb jedes 2. Fensters. Die Abluft wird auf der Raumrückseite über Schattenfungen der abgehängten Decke aus dem Raum abgesaugt und über die zentrale Abluftanlage des jeweiligen Turms aus dem Gebäude abtransportiert. Abb. 35: Fassade der KfWBank mit hochgefahrenem Sonnenschutz. (Foto: www.enob.info) Betriebsweise der Lüftungsanlage: Tagbetrieb: 40m³/(h Person) Zuluftvolumenstrom zur Sicherung der Raumluftqualität. Nachtbetrieb: 3-facher Luftwechsel zur Entwärmung der Räume. Neben der Nachtlüftung werden die Räume durch Kühldecken gekühlt. Untersuchte Räume: Es wurden in dem am weitesten westlich gelegenem Büroturm im 5. OG 4 Büros auf der Westseite untersucht. Alle Räume sind mit vollflächig abgehängten Decken (mit integrierten Kühlsegeln) und Teppichboden ausgestattet. Die Trennwände sind in Leichtbauweise erstellt. Die Fenster verfügen über den oben beschriebenen außenliegenden Sonnenschutz und innen liegenden Blendschutz. Interne thermische Lasten wurden durch Personen und Arbeitshilfen sowie die Beleuchtung verursacht. Abb. 37: Zweier-Büro im Haupthaus der KfW-Bank. (Foto: Uni Karlsruhe) Abb. 36: Fassade mit (teilweise) herunter gefahrenen Sonnenschutz-Elementen. (Foto: www.enob.info) Abb. 38: Schema der thermischen Raumkonditionierung. (Bild: www.enob.info) Seite 22 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss REB, Bürogebäude, Remscheid Gebäude: Das Verwaltungsgebäude der Remscheider Entsorgungsbetriebe (REB) besteht aus einem 3-etagigen Gebäuderiegel, dessen Büros nach Norden und Süden orientiert sind. Das Gebäude mit einer Länge von 70m und einer Breite von 16m weicht von der idealen Süd-Ausrichtung um 25° nach Westen ab. Im Jahr 2006 wurde das Gebäude von Grund auf saniert und teilweise umgebaut. Die Sanierung wurde unter besonderer Berücksichtigung energetischer Einsparungen durchgeführt. In Folge dessen ist das Gebäude in das Forschungsprogramm „EnSan“ aufgenommen worden. Abb. 39: Verwaltungsgebäude der Remscheider Entsorgungsbetriebe nach der Sanierung im Jahr 2006. (Foto: Tomas Riehle, Köln) Lage: Das Gebäude steht am Rande des Remscheider Stadtkerns in einem nach Nordenosten stark abfallenden Gelände. Es grenzt auf der Südseite an eine zweispurige Hauptstraße und dahinter an einen Friedhof. Auf der Nordseite schließt sich ein tiefer gelegenes bewaldetes Gebiet an. Abb. 40: Gebäude und nähere Umgebung (Foto: Virtual Earth) Seite 23 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Im Zuge der Sanierung im Jahr 2006 wurde das Gebäude bis auf den Rohbau entkernt, mit einer Abluftanlage ausgerüstet und mit einer werkseitig vormontierten Holzleichtbaufassade versehen. Die Fassade ist außenseitig mit Mehrfachstegplatten aus Polycarbonat abgedeckt. Der dahinter sichtbare Bereich ist weiß gestrichen. Die außenseitige Luftansaugung für die Büroräume erfolgt jeweils nahe der Raummitte in den nach westen orientierten vertikalen Fensterlaibungen. Der Ansaugbereich ist durch ein anthrazitfarbiges Metallgitter abgedeckt. Die Luft wird unter der äußeren Fassadenhaut durch 3 ca. 30cm lange Lüftungskanäle einem schallgedämmten, vertikal eingebauten Lüftungselement vom Typ Aeromat 150 zugeführt. Bei den Lüftungselementen handelt es sich um lüfterlose Ausführungen, die, durch die GLT gesteuert, elektrisch verschlossen werden können. Innenseitig strömt die Luft gegen eine Heizfläche und wird umgelenkt. Abb. 41: Die Luftansaugung erfolgt in der vertikalen Fensterlaibung. Die Abluft wird auf der Raumrückseite durch ein Tellerventil mittels einer zentralen Abluftanlage abtransportiert. Betriebsweise der Lüftungsanlage: Tagbetrieb: 0,6-facher Luftwechsel zur Sicherung der Raumluftqualität. Nachtbetrieb: 2-facher Luftwechsel zur Entwärmung der Räume. Untersuchte Räume: Die untersuchten Räume im 2. OG sind mit einem Parkett-Fußboden ausgestattet. Die Wände sind in Leichbauweise erstellt. Die nicht abgehängte Decke bildet die Unterseite der Holzdachkonstruktion. Um für die Nachtlüftung mehr thermische Speicherkapazität zur Verfügung zu stellen, wurden die Decken aus PCM-versetzen Gipskartonplatten hergestellt. Als Sonnen- und Blendschutz sind die Süd-Büros mit einer außenliegenden, sowohl vom Raum aus als auch über die GLT steuerbaren, Jalousien ausgestattet. Die Fenster lassen sich lediglich aufschwenken, nicht jedoch kippen. Die internen Wärmelasten werden hauptsächlich von ein bis zwei Personen pro Büro, einer gleichen Anzahl energieeffizienter TerminalComputern mit TFT-Displays und der tageslichtgesteuerten Beleuchtung mittels Leuchtstoffröhren gebildet. Die beiden untersuchten Büros hatten neben einer Tür zum Korridor auch jeweils eine Tür zu einem Nachbarbüro. Abb. 43: untersuchtes Süd-Büro. Abb. 42: Luftführung durch 3 ca. 30cm lange Lüftungskanäle zum Lüftungselement Abb. 44: Nord-Büro Seite 24 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss SIC, Mehrzweckgebäude, Freiburg Gebäude: Das 2003 fertig gestellte SIC besteht aus einem 6-etagigem Gebäuderiegel an den hufeisenförmig 2 weitere Gebäudeflügel auf der Süd-WestSeite anschließen. Das Hauptgebäude hat eine Länge von 87m und eine Breite von 15m. Die Räume sind nach Nord-Osten bzw. nach Süd-Westen orientiert. Am Nord-Westlichen Ende schließt der 60m lange und 15m breite Westflügel rechtwinklig an. Er ist wie das Hauptgebäude 6 Etagen hoch, seine Räume sind nach Süd-Osten und Nord-Westen orientiert. Dem gegenüber liegt auf der Süd-Ost-Seite der 48m lange und 14m breite Ost-Flügel. Seine Höhe reduziert sich über 2 Abstufungen nahe dem Haupthaus auf 4 Etagen. Im Erdgeschoss ist auf der Süd-Ostseite über die gesamte Länge eine 14m breite Halle angebaut. Abb. 45: Hauptgebäude und West-Flügel des SIC (Foto: www.enob.info) Lage: Das SIC liegt am nördlichen Stadtrand von Freiburg, in einem Gebiet mit wenigen großen Gebäuden und vielen Freiflächen. Im Nord-Westen grenzt hinter einer 4-spurigen Straße ein Universitätscampus, im Norden ein Flughafen für Kleinflugzeuge und im Nord-Osten ein Messegelände mit großen asphaltierten Flächen und einem Hallenkomplex an. Im SüdOsten liegt hinter einer Eisenbahntrasse und einer Kleingartenanlage ein großer Friedhof. Süd-westlich befindet sich hinter einem Eisenbahndamm das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme mit einem Komplex 3-etagiger Gebäude. Im Süden grenzt eine Wohnsiedlung mit 3-etagigen Wohngebäuden und zugehörigen Gärten an. Abb. 46: Das SIC von Süden aus fotografiert. Gut erkennbar sind die Freiflächen. (Bild: MS Bing Maps) Seite 25 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Die Fassade besteht aus einem gelb gestrichenen WärmedämmVerbundsystem. Die außenseitige Luftansaugung erfolgt mittels passiver Lüftungselemente oberhalb der Fenster, hinter den Jalousiekästen. An den straßenseitigen Fassaden sind schallgedämmte Elemente vom Typ Aeromat 150 eingebaut, die restlichen Fassaden sind mit einfachen Lüftungselementen ohne Schalldämmung ausgestattet. Alle Lüftungselemente lassen sich manuell verschließen. Die Abluft wird durch Tellerventile auf der Raumrückseite mittels einer zentralen Abluftanlage abgesaugt. Betriebsweise der Lüftungsanlage: Tagbetrieb: 40m³/(h Person) Zuluftvolumenstrom zur Sicherung der Raumluftqualität. Nachtbetrieb: 2-facher Luftwechsel zur Entwärmung der Räume. Abb. 47: Schallgedämmtes Zuluftelement vom Typ Aeromat 150 in einem straßenseitigen Büro. Untersuchte Räume: Im 5. OG des Westflügels wurden jeweils zwei Büroräume auf der NordWest- und auf der Süd-Ost-Seite untersucht. Die Räume sind mit Parkettböden ausgestattet. Die Wände sind in Leichtbauweise erstellt. Die Decken sind nicht abgehängt. Jedes zweite Fenster ist kipp- und schwenkbar. Alle Fenster verfügen über einen außenliegenden Sonnenschutz in Form einer Jalousie. Die internen Wärmelasten resultierten aus den anwesenden Personen, deren Arbeitshilfen und der Beleuchtung. Abb. 48: Einfaches Lüftungselement ohne Schallschutz in einem zum Innenhof orientierten Büro. Abb. 49: Die Fassade des SIC ist mit einem gelb gestrichenen Wärmedämm-Verbundsystem ausgerüstet. Die fassadenseitige Luftansaugung erfolgt hinter den Jalousie-Kästen. Abb. 50: eines der untersuchten Zellenbüros mit Orientierung zum Innenhof. Seite 26 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss TRI-Haus, Büro- und Geschäftshaus, Neheim Gebäude: Das TRI-Haus besteht aus einem 5-etagigem Kubus mit dreieckigem Grundriss. Die 5. Etage bildet ein Penthaus, an das sich im Osten und Westen 2 Dachterrassen anschließen. An der Süd-Ost- und Süd-WestSeite befinden sich Büro- und Praxis-Räume. Die Süd-Ost- und Süd-West-Fassade des 2004 fertig gestellten Gebäudes sind etwa 25m lang, die Nord-Fassade etwa 35m. Von einer idealen Süd-West-Ausrichtung weicht die Süd-West-Fassade um 15° nach Süden ab. Abb. 51: Süd-Ost- und SüdWest-Fassade des TRIHauses. Lage: Das TRI-Haus liegt am nördlichen Rand des Stadtkerns von Neheim. Im Norden grenzt an das TRI-Haus ein großes, stark bebautes Werksgelände an. Vor der Süd-Ost- und Süd-West-Fassade verlaufen 2-spurige Straßen mit Baumbepflanzung. Dahinter schließt sich jeweils 2 bis 3 etagige Wohnbebauung an. Abb. 52: TRI-Haus und Umgebung. (Bild: MS Bing Maps) Seite 27 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Die Fassade besteht aus einer Holzunterkonstruktion, die mit schwarzen Faserzementplatten (1. bis 3. OG) bzw. hellen Glas-Fassadentafeln (EG und Penthaus) verkleidet ist. Die außenseitige Luftansaugung erfolgt durch passive Lüftungselemente. Im EG sind schallgedämmte Lüftungselemente vom Typ Aeromat 150 deckennah eingebaut. Im 1. bis 3. OG sind runde Lüftungselemente, ähnlich denen bei der Fa. Athmer, im Brüstungsbereich eingesetzt. Die Luft wird auf kürzestem Wege einem brüstungshohen Holzkasten zugeführt, der mit PCM-Platten bestückt werden kann. Die raumseitige Zuluftöffnung lässt sich durch eine Holzklappe auf der Brüstungsoberseite verschließen. Die Abluft wird durch Tellerventile auf der Raumrückseite mittels einer zentralen Abluftanlage abgesaugt. Betriebsweise der Lüftungsanlage: Tagbetrieb: 0,8-facher Luftwechsel zur Sicherung der Raumluftqualität. Nachtbetrieb: 2-facher Luftwechsel zur Entwärmung der Räume. Die Obergeschosse können neben der Nachtlüftung auch über eine Fußbodenkühlung bzw. –heizung temperiert werden. Untersuchte Räume: Es wurden im 3. OG zwei ca. 15m² große Praxisräume an der SüdWest-Fassade und im EG der sich über die gesamte Gebäudebreite erstreckende Verkaufsraum einer Apotheke untersucht. Die untersuchten Praxisräume sind mit Parkett, der Verkaufraum mit einem Steinfußboden ausgestattet. Die Wände sind in Leichbauweise erstellt. Die Decken sind im rückwärtigen Bereich zur Aufnahme der Abluftkanäle partiell abgehängt. Die nicht öffenbaren Hauptfenster der Praxisräume sind mit einem manuell bedienbaren, innenliegenden Sonnen- und Blendschutz in Form einer Folie ausgestattet. Die darunter liegenden, schmalen Fenster sind kippbar. Sie verfügen über keinen Sonnenschutz, ebenso wie die Fenster im Verkaufsraum der Apotheke. Die internen Wärmelasten resultieren hauptsächlich aus den anwesenden Personen und der Beleuchtung. Abb. 55: Der Fassadenausschnitt: zeigt die die runden Zuluftelemente im Brüstungsbereich des 1. OG und die schallgedämmten Elemente vom Typ Aeromat 150 oberhalb der Fenster im EG. Abb. 53: Zuluftöffnung in der Fensterbank in einem Behandlungsraum im 3. OG. Der Brüstungskasten kann mit PCM-Platten zur Kühlung der Zuluft ausgerüstet werden. Abb. 54: Einbau-Situation der Zuluftelemente im Verkaufsraum der Apotheke. Abb. 56: Der Verkaufsraum der Apotheke im EG. Der Steinfußboden und die in weiten Teilen freiliegende Decke verleihen dem Raum thermische Schwere. Seite 28 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Imtech, Bürogebäude, Hamburg Gebäude: Das Verwaltungsgebäude der Fa. Imtech wurde 2006 fertig gestellt. Es besteht aus einem in Nord-West-Richtung verlaufenden 66m langen Rückriegel, an den sich am südlichen Ende und in der Mitte 32m lange Querriegel anschließen. Den nördlichen Gebäudeabschluss bildet ein Vförmiger Gebäudeteil, der parallel zu den angrenzenden Straßen die Enden des Rück- und des mittleren Querriegels verbindet. Alle Riegel sind ca. 14m breit und 6 Etagen hoch. Die Längsachse des Gebäudes weicht von der Nordrichtung um 25° nach Westen ab. Abb. 57: Gebäudegrundriss (Bild: Google Earth) Abb. 58: Nord-Ansicht der Imtech-Firmenzentrale. (Bild: www.enob.info) Lage: Das Gebäude befindet sich in einer Stadtrandlage im Hamburger Stadtteil Eilsbeck, ca. 5km nord-östlich des Hamburger Altstadtkerns. Im Osten und Süden grenzt kleingliedrige Wohnbebauung an, im Westen und Norden herrscht eine Mischung aus Bürogebäuden und Gewerbebetrieben vor. Abb. 59: Imtech-Firmenzentrale und Umgebung aus nördlicher Richtung. (Bild: Bing Maps) Seite 29 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade/Lüftung: Das Gebäude ist mit einer hinterlüfteten Vorhang-Fassade aus rotbraunen Ziegeln verkleidet. Die Außenluft wird an der Unterkante einer umlaufenden Edelstahlverblendung unterhalb der Fenster angesaugt. Die Luft wird von dort Brüstungsgeräten zugeführt, die im Sommer mittels Latentwärmespeichern die Luft kühlen und im Winter bei Anschluss an das Heizungsnetz erwärmen können. Zur Sicherstellung der Volumenströme sind die Geräte mit einem Ventilator ausgerüstet. Tagsüber wurde die Hälfte der Geräte zur Raumkühlung im Umluft- und die andere Hälfte im Zuluftbetrieb gefahren. Steigen die Ansaugtemperaturen z.B. in Folge solarer Einstrahlung an der Fassade stark an, takten die Geräte ihre Betriebszeit. Dadurch wird der hygienisch nötige Mindestluftwechsel gewährleistet, die PCM-Speicher aber nicht unnötig stark geladen. Im Nachtlüftungsfall wurden zur Entladung der geräteeigenen PCMSpeicher und der thermischen Speichermassen im Raum alle Geräte als Zuluftelemente mit größt möglichem Volumenstrom betrieben. Die Abluft wird durch Lüftungsgitter an der Raumrückseite von einer zentralen Abluftanlage abgesaugt. Abb. 60: Detailansicht der Fassade: das Edelstahlband oberhalb der Fenster beherbergt die Jalousien, sein Pendant unterhalb der Fenster die Außenluftansaugung. (Foto: Imtech) Betriebsweise der Brüstungsgeräte: Tagbetrieb: 6:00 bis 22:00Uhr Zuluftbetrieb: zur Sicherung der Raumluftqualität: i.d.R. 75m³/(h Gerät) = 2-facher Luftwechsel 40m³/(h Person) bei hoher Ansaugtemperatur Umluftbetrieb: zur Raumkühlung 75m³/h bis 180m³/h je nach erforderlicher Kühlleistung. Nachtbetrieb: 180m³/(h Gerät) = 8-facher Luftwechsel bei Ansaugtemperaturen < 22°C zur Entladung der PCMSpeicher und Entwärmung der Räume. Untersuchte Räume: Im 5. OG wurden Räume mit unterschiedlichen Fassadenorientierungen untersucht. Für die Analyse wird die süd-orientierte Fassade betrachtet. Die Räume sind mit aufgeständerten Böden ausgerüstet, die Wände in Leichtbauweise erstellt. Die Decken sind zur Speicherung thermischer Energie nicht abgehängt. Jedes Fenster ist kipp- und schwenkbar. Alle Fenster verfügen über einen außenliegenden Sonnenschutz in Form einer Jalousie. Die internen Wärmelasten resultierten aus den anwesenden Personen, deren Arbeitshilfen und der Beleuchtung. Abb. 62: Einbausituation der Brüstungsgeräte in einem der untersuchten Räume. (Bild: Imtech) Abb. 61: Betriebsweise der Brüstungsgeräte während des Tagbetriebs. (Bild: Imtech) Abb. 63: Schematische Darstellung der Luftwege durch die Fassade bzw. das Brüstungsgerät. (Bild: www.enob.info) Seite 30 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 4.3 Typologie der Mess-Objekte Gebäude / Lage Nutzung Fertigstellung Standort Sommer-Klimaregion Bauform Höhe Umgebung Gelände Fassaden Material Reflektionsgrad Wärmekapazität Fenster öffenbar Sonnen Blendschutz Lüftungselemente Typ / Luftführung Luftweg Einbaulage Bauform Besonderheiten: Apo23 Athmer BTGA-Box Wohn- & Geschäftshaus 2007 Neheim n. gemäßigt DIN 4108-2 Reihenmittelhaus 4 Etagen Stadtlage: enge, zumeist 4-etagige Wohnbebauung, Straßenschlucht Bürogebäude 1998 Arnsberg gemäßigt freistehend 2 Etage Waldrand: nahegelegene 1-etagige Bebauung an SW- & NWSeite, sonst Freiflächen Messraum 2006 Wuppertal gemäßigt freistehend 1 Etage dichte Bebauung: umliegend dichte 5 bis 6 etagige Bebauung, Boden weitgehend versiegelt eben Talsohle in Nord-SüdRichtung graue Faserzement-Platten mittel gering jedes 2. Fenster, dreh- & kippbar Jalousie (außen) Vorhang-Lamellen (innen) schwarze Ton-Kacheln schallgedämmte Lüftungselemente lang vertikal, deckennahe zw. Fenstern rechteckig, ca. 1m hoch Luftansaugung hinter Lochblech untersuchter Raum Nutzung keine (Raum war nicht vermietet) Orientierung süd Kühlung Luftwechselraten Nachtlüftung tags: 1-fach nachts: 2-fach KfW-Bank Imtech-Haus REB SIC Hochschulgebäude 1966 Wuppertal gemäßigt Reihenendhaus 6 Etage Stadtrandlange: 5-6 etagige Uni-Gebäude an SW- & NW-Seite, 2-3 etagige Wohnbebau-ung an den restl. Seiten. eben, 70m hoher Berg-kamm eben, 70m hoher Berg-kamm 200m nord-westlich 200m nord-westlich Bürogebäude 1968, Sanierung 2006 Frankfurt a.M. sommerheiß Mittelhaus 8 Etagen Stadtrandlage: Parkanlage auf der Nordseite, 4 bis 5 etagige Wohnhäuser an den restl. Seiten eben Bürogebäude 2005 Hamburg gemäßigt freistehend 6 Etage Stadtrandlage: 2- bis 3- etagige Wohnbebauung an Süd- & Ost-Seite, dichte 6-8 etagige Bebauung an restl. Seiten eben Bürogebäude 1968, Sanierung 2006 Remscheid sommerkühl freistehend 3 Etage Stadt-Rand: Grünanlagen an der Süd- und Nordseite, 3 bis 4 etagige Wohnbebauung an den restl. Seiten nord-ost-Hang Multifunktionsgebäude, mit hohem Geschäftshaus Büroanteil 2003 2004 Freiburg Neheim sommerheiß gemäßigt freistehend freistehend 6 Etage 4 Etage + Penthaus spärlich bebautes Umfeld: Stadtrandlage: wenige große Gebäude mit großes Werksgelände auf der große zwischenliegenden Nordseite, 3 bis 4 etagige Freiflächen. Wohnbebauung an den restlichen Seiten. eben eben Vakuum-Paneele, zeitw. vorgehängte Faserz.-Plat. mittel gering schmale Seitenfenster, dreh- & kippbar Jalousie außen --- blass-grüne Faser-Zementplatten mittel gering jedes, kippbar Jalousie (innen) Vorhänge innen graue Glas-Paneele mittel mittel 1 Fenster pro Büro, dreh- & kippbar Streckmetall-Paneele Folie rot-braune Klinker, hinterlüftet gering hoch jedes Fenster, dreh- & kippbar Jalousie (außen) --- grüne PC-Stegplatten, graue Faserzementplatten mittel gering jedes, drehbar Jalousie (außen) --- gelbes WärmedämmVerbundsystem hoch mittel jedes 2. Fenster, dreh- & kippbar Jalousie (außen) --- schwarze Faserzementplatten gering gering flache Fenster unterhalb der Hauptfenster direkte Fassadendurchführung kurz schallgedämmte Lüftungselemente lang schallgedämmte Lüftungselemente lang Luftumlenkung zur Schalldämmung mittel dir. Fassadendurchführ., angeschl. PCM-Kühlung kurz schallgedämmte Lüftungselemente lang oberer Brüstungsbereich über + unter Mittelfenster unter Fenster über Fenster Brüstungsbereich vertikal in Brüstungshöhe SO-Seite: ohne Schalld. NW-Seite: mit Schalld. SO-Seite: kurz NW-Seite: lang über Fenster rund, Durchm. ca. 15cm, raumseitiger Pollenfilter --- rechteckig, 1,50m breit rechteckig, ca. 1m breit rechteckig, ca. 1m breit k.A. rechteckig, ca. 1m hoch oberes Lüftungsgerät bei hohen Sonnenständen d. Jalousiekasten verschattet Luftansaugung ragt 5cm aus Fassadenebene heraus Blechdeckenpaneele stoßen an Alu-Einfassung der Lüftungselemente angeschlossenes PCM-Kühlgerät in Brüstungskasten Ansaugöffnung in nordwestl. Fensterlaibung SO-S.: rechteck, 30cm br. NW-S.: rechteckig, 1m br. Ansaugöffnung hinter Jalousiekasten OGs: dir. Durchf.,Br.kasten EG: schallgedämmt OGs: mittel EG: lang OGs: oberer Brüstungsb. EG: deckennahe rund, Durchm. ca. 15cm zur Teeküche umgenutztes Büro süd-ost ausschließlich für Meßzwecke süd Gruppenbüro und Besprechungsraum süd-west Büro Büro Büro Büro west süd-west süd-ost / nord-west Nachtlüftung tags: 0,8-fach nachts: 2-fach Nachtlüftung zeitw. PCM in Zuluft tags: 0,9-fach nachts: 3,5-fach Nachtlüftung tags: 0,5-fach nachts: 0,5-fach süd Nachtlüftung, kombiniert mit PCM-KühlBrüstungsgeräten tags: 75-140m³/h nachts: 180m³/h Nachtlüftung, PCM in Deckenabhäng. tags: 0,6-fach nachts: 2-fach Nachtlüftung tags: 40m/(h Person) nachts: 2-fach gering hoch schmale Seitenfenster, drebar Folie (innen) HC-Gebäude Kühlsegel, Nachtlüftung tags: 40m³/(h Person) nachts: 3x-fach TRI-Haus Folie (innen) OGs: Luftführung durch Brüstungskasten, teilw. mit PCM-Platten bestückt. OG: ärztl. Behandlungsr. EG: Verkaufsraum süd-west Nachtlüftung, teilw. PCM in Zuluft, Fußbodenkühlung tags: 0,8-fach nachts: 2-fach Seite 31 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 4.4 Durchführung der Messungen (Objektdetails) Auf Grund unterschiedlicher Gebäudeformen, Montagemöglichkeiten, Einschränkungen durch die Betreiber, Verfügbarkeit der Messtechnik etc. konnte die Messtechnik nicht an jedem Gebäude in gleicher Weise aufgebaut werden. Im Folgenden sind die verwendeten Mess-Systeme und die Anordnung der Sensoren bei den einzelnen Messobjekten kurz beschrieben. Athmer, Bürogebäude, Arnsberg Die Messung fand in der Zeit vom 10.07.2007 bis zum 06.08.2007 statt. Es kam die in 4.1 beschriebene Messtechnik vollständig zum Einsatz. Wetterstation: Abweichend von der sonst üblichen Positionierung auf dem Gebäudedach, war die Wetterstation hier auf einer Plattform auf einem Kanaldamm ca. 20m nord-östlich des Gebäudes, etwa in Dachhöhe, aufgestellt. Fassaden-Sensorik: Weil das Gebäude etwa um 45° zu den Haupthimmelsrichtungen gedreht ist und sich nur an der Süd-Ost- und der Nord-WestSeite Büroräume befinden, wurde für die Hauptuntersuchungen die Süd-Ost-Seite ausgewählt. Alle Fassaden-Sensoren wurden im Brüstungsbereich des 1. OG installiert. Innenraum-Sensorik: Im Gebäudeinneren wurden ein zur Teeküche umgenutztes Zellenbüro auf der Süd-Ost-Seite, ein als Büro genutztes Zellenbüro auf der Nord-West-Seite und ein Konferenzraum auf der NordOst-Seite mit Klein-Loggern vom Typ HOBO ausgestattet. Im Süd-Ost-Büro war zusätzlich noch ein Innenraum-Funk-Sensor installiert. Es wurden jeweils die Zulufttemperaturen direkt an den Austrittsöffnungen der Lüftungselemente sowie die Ablufttemperaturen an den Überströmöffnungen zum Atrium bzw. an einem Tellerventil im Konferenzraum gemessen. Abb. 64: Strahlungssensor mit angeschlossenem Oberflächentemperaturmesskopf. Abb. 65: Wetterstation auf einer nahegelegenen Deich-Plattform. Abb. 66: Messtechnik im Brüstungsbereich der untersuchten Teeküche an der Süd-Ost-Fassade. Seite 32 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Haspel, Universitätsgebäude, Wuppertal Die Messung fand in der Zeit vom 22.06.2007 bis zum 09.07.2007 statt. Es kam die in 4.1 beschriebene Messtechnik zum Einsatz. Wetterstation: Die Wetterstation war auf der süd-östlichen Dachseite, mittig zwischen Süd-Ost-Fassade und Technikraum, aufgestellt. Fassaden-Sensorik: Die Nord-Ost-, Süd-Ost- und Süd-West-Fassade wurde jeweils im Brüstungsbereich des 3. OG mit Strahlungs- und Oberflächentemperatursensoren ausgestattet. Der Profilsensor wurde auf gleicher Höhe an der Süd-WestFassade, etwa in der Gebäudemitte, angebracht. Die Nord-West-Fassade wurde nicht untersucht, weil hier ein Nachbargebäude unmittelbar angrenzt. Innenraum-Sensorik: In diesem Gebäude gibt es keine Lüftungsanlage. Ersatzweise wurde auf der Süd-West-Seite in einem 4-Personen-Büro im 3. OG ein aktives Lüftungsgerät vom Typ Aeromat 150 installiert. Dessen eingebauter Ventilator erzeugte während des gesamten Messzeitraums einen konstanten Volumenstrom. Es wurden die Zuluft- und Raumtemperaturen gemessen. In Ermangelung einer dezidierten Abluftöffnung ließen sich keine Ablufttemperaturen erfassen. Parallel dazu wurden 2 Räume mit manueller Fensterlüftung in gleicher Weise untersucht: ein 42m² großer Seminarraum an der Süd-West-Seite und ein etwa doppelt so großer studentischer Arbeitsraum an der Nord-Ost-Seite. Abb. 67: aktives Lüftungselement in einem Gruppenbüro auf der SW-Seite. Abb. 68: Messtechnik am Lüftungsgerät. Abb. 69: Strahlungs- und Temperaturprofil-Sensor an der SW-Fassade. Seite 33 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss APO23, Geschäftshaus, Neheim Die Messung fand in der Zeit vom 14.08.2007 bis zum 10.09.2007 statt. Es kam die in 4.1 beschriebene Messtechnik zum Einsatz. Wetterstation: Die Wetterstation war auf dem Dach der von Westen aus betrachtet 2. Wohneinheit, etwa 3m von der süd-westlichen Dachkante entfernt, aufgestellt. Fassaden-Sensorik: An der Süd-West-Fassade wurde die Sensorik, bestehend aus Strahlungs-, Temperatur- und Profilsensor, auf dem Lochblech zwischen den beiden westlichen Mieteinheiten befestigt. Auf der Nord-Ost-Seite wurde ein Strahlungssensor und der zugehörige Temperaturmesskopf im Brüstungsbereich unterhalb eines Fensters nahe dem westlichen Gebäuderand installiert. Die beiden verbleibenden Gebäudeseiten schließen an die Nachbarbebauung an und standen deshalb für Messungen nicht zur Verfügung. Innenraum-Sensorik: Für die Innenraummessungen stand eine nicht genutzte Mieteinheit, bestehend aus einem über die gesamte Gebäudetiefe reichenden Raum, zur Verfügung. In diesem wurden die beiden Zuluftöffnungen an der Süd-West-Fassade und alle 3 AbluftTellerventilen in der Decke, etwa in der Raummitte, mit Sensoren ausgerüstet. Die Nord-Ost-Fassade weist keine Zuluftöffnungen auf, dementsprechend war dort auch keine Sensorik installiert. Anmerkungen: - Der untersuchte Raum wurde während der Messungen nicht betreten; die Tür zu genutzten Gebäudebereichen war permanent verschlossen. - Der Raum ist deutlich größer als die sonst untersuchten Zellenbüros. Abb. 71: Wetterstation auf dem Dach. Abb. 72: Messtechnik an der SüdFassade. Abb. 70: Temperatursensoren an einem Zuluftelement auf der SüdSeite. Seite 34 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss TRI-Haus, Geschäftshaus, Neheim Die Messung fand in der Zeit vom 11.09.2007 bis zum 24.09.2007 statt. Auf Grund der zeitlichen Überschneidung mit der Messung bei Apo 23 konnte nur ein reduziertes Messtechnik-Set eingesetzt werden. Wetterstation: Weil die üblicherweise eingesetzte Wetterstation nicht zur Verfügung stand, wurde eine Kleinwetterstation zur Messung der Lufttemperatur und Globalstrahlung auf der westlichen Dachterrasse aufgestellt. Fassaden-Sensorik: Wegen fehlender Montagemöglichkeiten an der glatten Fassadenoberfläche, konnten keine Fassaden-Sensoren angebracht werden. Innenraum-Sensorik: Auf der Süd-Seite wurden im 3.OG 2 Behandlungsräume einer Arztpraxis mit autarken Klein-Loggern an den Zu- und Abluftöffnungen ausgerüstet. Während der Messung waren in einem der beiden Räume PCM-Platten im Brüstungskasten zur Kühlung der Zuluft eingebaut. Im EG wurde der über die gesamte Gebäudebreite reichende Verkaufsraum einer Apotheke mit Loggern an den Zu- und Abluftöffnungen ausgerüstet. Anmerkungen: - Es standen in beiden untersuchen Praxis-Räumen permanent die Türen zum Foyer auf. Während der Praxis-Öffnungszeiten war die Tür vom Foyer zum Treppenhaus im geöffneten Zustand arretiert. Abb. 73: Wetterstation auf westlicher Dachterrasse. Abb. 74: Klein-Logger an einem Zuluftelement in der Apotheke im EG. Abb. 75: Klein-Logger am Abluft-Tellerventil in einem Behandlungsraum. Seite 35 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss REB, Bürogebäude, Remscheid Weil dieses Gebäude auch Gegenstand eines am Lehrstuhl durchgeführten Monitorings ist, konnten hier 2 Messungen durchgeführt werden: - 06.06.2008 bis 03.11.2008 - 24.07.2009 bis 09.11.2009 Es kam die in 4.1 beschriebene Messtechnik vollständig zum Einsatz. Wetterstation: Die Wetterstation war auf dem Gebäudedach, auf einem Gebäudevorsprung an der Süd-Fassade, aufgestellt. Fassaden-Sensorik: Alle Fassaden waren mit Funkmodulen ausgerüstet. An der Süd-, West- und Nord-Fassade waren die Strahlungssensoren an Querstreben im Brüstungsbereich vor den raumhohen Fenstern im 2. OG montiert, die Oberflächentemperatursensoren waren auf den Polycarbonatplatten, etwa 30cm neben den Fensterlaibung, befestigt. Die Südfassade war zusätzlich mit dem ProfilSensor ausgerüstet. An der fensterlosen Ostfassade waren Strahlungssensor und Temperaturmesskopf etwa 50cm unterhalb der Attikakante auf der Polycarbonatoberfläche angebracht. Innenraum-Sensorik: Es wurde auf der Gebäudenord- und -südseite jeweils ein Büroraum mit Messtechnik ausgerüstet. In beiden Büros wurden die Lufttemperaturen an den Ein- und Auslassöffnungen der Zuluftelemente sowie an den Abluft-Tellerventilen gemessen. Abb. 76: Wetterstation auf dem Dach des REB-Gebäudes. Abb. 77: Fassaden-Sensor zur Messung der Lufttemperaturen in den fassadennahen Luftschichten an der Süd-Fassade. Abb. 78: Kleinlogger zur Messung der Lufttemperatur im Ansaugkanal. Seite 36 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss KfW-Bank, Bürogebäude, Frankfurt a.M. Es wurden 4 Büroräume im 5. OG auf der Westseite des westlichst gelegenen Büroturms untersucht. Die Messung dauerte vom 19.06.2008 bis zum 16.07.2008. Wetterstation: Die lokalen Wetterdaten wurden von einer Wetterstation der Universität Karlsruhe auf dem Dach eines höheren, direkt angrenzenden Nachbargebäudes erfasst. Fassaden-Sensorik: An der West-Fassade wurden Temperatursensoren an den Ansaugöffnungen der Zuluftelemente installiert. Weitere FassadenMesstechnik ließ sich auf Grund der Fassadenstruktur nicht anbringen. Innenraum-Sensorik: In den Räumen wurden jeweils die Zulufttemperaturen direkt an der raumseitigen Zuluftöffnung und die Raumlufttemperaturen auf gleicher Höhe etwa 1m von der Fassade entfernt gemessen. GLT-Daten Für den Zeitraum vom 24.06.08 bis 16.07.08 wurden Daten über die Betriebszustände der Lüftungsanlage und des Sonnenschutzes von der Universität Karlsruhe zur Verfügung gestellt. Abb. 79: Kleinlogger zur Messung der Raumtemperatur mit externem Messkopf an der Zuluftöffnung. Abb. 80: Kleinlogger an der Zuluftöffnung mit externem Messkopf zur Erfassung der Raumlufttemperaturen. Seite 37 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss SIC, Mehrzweckgebäude, Freiburg Am SIC wurden Untersuchungen auf beiden Längsseiten des Westflügels, jeweils im 5. Stock, durchgeführt. Vom 26.7.2008 bis zum 25.08.2008 wurden 2 Büroräume an der SüdOst-Seite untersucht. Anschließend wurde die Messtechnik in 2 Büroräume auf der Nord-West-Seite umgebaut und dort bis zum 10.10.2008 weiterbetrieben. Es kam ein reduziertes Messtechnik-Set zum Einsatz, ergänzt um Wetterdaten vom nahegelegenen Fraunhofer ISE. Wetterstation: Das Fraunhofer ISE stellte Wetterdaten seiner etwa 200m südlich vom SIC gelegenen Wetterstation zur Verfügung. Fassaden-Sensorik: Die Fassaden wurden mit einem batteriebetriebenen MessSystem, bestehend aus einem Globalstrahlungs- und einem strahlungsgeschützten Temperatursensor, ausgerüstet. Zusätzlich wurden Temperatursensoren an den fassadenseitigen Ansaugöffnungen hinter den Jalousiekästen angebracht. Innenraum-Sensorik: In den Räumen wurden jeweils die Zuluft- und Raumlufttemperaturen gemessen. Abb. 81: Klein-Logger mit externem Temperaturmesskopf am Auslass eines Lüftungselementes an der SüdOst-Fassade. Abb. 82: Modul zur Messung von Gesamtstrahlung und Lufttemperatur an der Fassade. Abb. 83: Kleinlogger an einem schallgedämmten Lüftungselement an der Nord-West-Fassade. Imtech, Bürogebäude, Hamburg Es wurden Messdaten vom 24.07.2006 bis zum 31.07.2006 und vom 11.09.2006 bis zum 17.09.2006 von der Fa. Imtech zur Verfügung gestellt. Detaillierte Informationen zur Messkonfiguration liegen nicht vor. Eine Auswertung in Hinblick auf die Funktionsfähigkeit der Geräte ist [20] zu entnehmen. Seite 38 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 4.5 Typologie der Messungen Im Folgenden sind die Messgrößen der einzelnen Feldmessungen tabellarisch zusammengestellt. Auf Grund unterschiedlicher Randbedingungen konnten nicht alle Messgrößen bei jedem Messobjekt erfasst werden. (Details s. Abs. 4.4) Tab. 1: Tabellarische Zusammenstellung der Messpunkte Imtech-Haus, Haspel, Wuppertal Athmer, APO23, Tri-Haus, REB, KfW-Bank, SIC, Hamburg Kurzzeitm. Langzeitm. Arnsberg Neheim Neheim Remscheid Frankfurt a.M. Freiburg Wetter-Daten Lufttemperatur Direktstrahlung Globalstrahlung Windgeschwindigkeit Windrichtung x --x1) x1) x1) x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x --x ----- x x x x x x --x x x x2) --x x --- Fassaden-Daten Gesamtstrahlung, Fassade Grenzschichttemperaturen Fassadenoberflächentemp. Frischlufttemperatur Zulufttemperatur --------x x x x --x x3) ----x x x x x x x x x x5) x x --------x x x x x x ------x x x x4) --x x Raum-Daten Raumlufttemperatur Ablufttemperatur ----- x --- x --- --x --x --x --x x --- x --- 1) DWD-Daten, da keine lokalen Messwerte vorliegen Wetterdaten vom 200m entfernten Fraunhofer ISE. 3) ab 24.03.2009 4) Grenzschicht wurde nur im Abstand von 4cm von Fassadenoberfläche gemessen 5) Messung am Lochblech 2) 4.6 Messungen und Analysen Im Folgenden werden die Messkampagnen kurz vorgestellt und die Messwerte in grafischer Form präsentiert. Anschließend werden die Messergebnisse analysiert und interpretiert. Nomenklatur der Temperatursensorik in den Auswerte-Grafiken: Wetterstation: lokale Wetterstation, meist auf dem Dach des Messobjekts. Grenzschicht: Lufttemperatur 4cm vor der Fassadenoberfläche in der Nähe der Luftansaugung. Frischluft: Temperatur der angesaugten Luft unmittelbar nach Eintritt in das Lüftungselement. Zuluft: Temperatur der Zuluft am raumseitigen Auslass des Lüftungselementes. Abluft: Temperatur der Abluft im Tellerventil. Diagramm-Erläuterungen: Witterung: Zuerst vermittelt die Darstellung des zeitlichen Verlaufs der Temperaturen, der solareren Einstrahlung und der Windgeschwindigkeiten einen Eindruck von der Witterung im Untersuchungszeitraum (1. Diagramm). Detaillierte Verläufe relevanter Messgrößen sind der nachgestellten Ausschnittsvergrößerung zu entnehmen (2. Diagramm). Zur Bewertung der Verhältnisse am Gebäudestandort sind die Summenhäufigkeiten der pro Tag eingestrahSeite 39 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss lten Solarenergie, der Tageshöchsttemperaturen und der Windgeschwindigkeiten Messwerten der nächstgelegenen DWDWetterstation und Klimadaten aus der Wetterdatenbank „MeteoNorm 5“ [36]gegenübergestellt (3. bis 6. Diagramm). Umgebungstemperatur-Einflüsse: Die nächsten beiden Diagramme (7. und 8. Diagramm) zeigen Korrelationen zwischen äußeren und inneren Lufttemperaturen. Es sind – getrennt nach Tag und Nacht – die unmittelbar am Einlass des Lüftungselementes gemessenen Temperaturen (Frischluft) sowie die Zu- und Ablufttemperaturen in Abhängigkeit der Lufttemperaturen an der Wetterstation aufgetragen. Diese Darstellung gibt die Einflüsse solarer Strahlung nur unzureichend wieder. Weil diese jedoch die Ausbildung mikroklimatischer Unterschiede stark fördert, sind die in den folgenden Diagrammen dargestellten Temperaturdifferenzen auf die Gesamtstrahlung an der Fassade bezogen. (Bei fehlenden Einstrahlungsdaten von der Fassade wurde Bezug auf die Globalstrahlung genommen.) Windeinflüsse: Das 9. Diagramm zeigt Windeinflüsse auf die Temperaturen an der Ansaugöffnung des Lüftungselementes (Frischlufttemperatur). Es ist die Temperaturdifferenz dieser Messstelle zur Lufttemperatur an der Wetterstation in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung dargestellt. Windeinflüsse werden durch die Einteilung in 3 Geschwindigkeitsklassen (0 bis 2m/s, 2 bis 4m/s, über 4m/s) erkennbar. Lüftungselement-Einflüsse: Die beiden nachfolgenden, nebeneinander platzierten Grafiken (10. und 11. Diagramm) zeigen die thermische Beeinflussung der Zuluft beim Durchströmen des Lüftungselementes und der Temperaturdifferenz zur Raumluft. Im linken Diagramm sind die Temperaturdifferenzen zwischen Ein- und Auslass des Zuluftelementes in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung an der Fassade dargestellt. Das rechte gibt die Temperaturdifferenzen von Zu- und Raumluft wieder. Der Vergleich der Diagramme zeigt, ob die thermische Beeinflussung im Lüftungselement durch die Raumtemperatur hervorgerufen wird. Kumulation der Einflüsse: Die Temperaturdifferenz zwischen der Zuluft am untersuchten Raum und der Umgebungsluft an der Wetterstation spiegelt die Summe der Einflüsse aus dem Mikroklima, der Fassadengestaltung und dem Lüftungselement wieder (12. Diagramm). Ergeben sich hier große Unterschiede, wären diese bei der Simulation der Raumtemperaturen bzw. bei der Auslegung einer Raumkühlung zu berücksichtigen. Lufttemperaturen [°C] 40 35 30 25 20 15 Grenzschicht (4cm) bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Abluft bei Tag 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 84: Beispiel-Diagramm: Messwerte auf der Diagonalen entsprechen den Umgebungstemperaturen, Messwerte oberhalb der Diagonalen zeigen wärmere, Messwerte unterhalb kühlere Temperaturen. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] 16 14 R2 = 0,9064 12 R2 = 0,9105 10 8 R2 = 0,8845 6 4 2 0 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s -2 -4 -6 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 85: Beispiel-Diagramm: dargestellt sind die Messwerte und die Regressionsgeraden, zugehörige Windgeschwindigkeiten sind durch Farben kenntlich gemacht. Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,6215 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 86: Beispiel-Diagramm: dargestellt sind die Temperaturdifferenzen in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung und die Regressionsgerade. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 R2 = 0,6343 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 87: Beispiel-Diagramm Seite 40 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Athmer, Bürogebäude, Arnsberg Vom 10.07.2007 bis zum 06.08.2007 wurde das Bürogebäude der Firma Athmer in Arnsberg untersucht. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 10.7.07 0 13.7.07 16.7.07 19.7.07 22.7.07 25.7.07 28.7.07 31.7.07 3.8.07 6.8.07 Datum Abb. 88: Zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Fassadenoberflächentemp. Grenzschichttemperatur (4cm) Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 14.7.07 15.7.07 0 17.7.07 16.7.07 Datum Abb. 89: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Bei Globalstrahlungsintensitäten zwischen 800 und 900W/m² und Windgeschwindigkeiten von 2 bis 3m/s erwärmt sich die Fassadenoberfläche auf bis zu 49°C. In Folge dessen sind die Fassadengrenzschicht-, die Ansaug- und die Zulufttemperatur 4K bis 5K höher als die Umgebungstemperatur. Beim Durchströmen der Fassade wird die Luft unter diesen Bedingungen um ca. 1K abgekühlt. Das deutliche Absinken der Zulufttemperatur gegen Mittag des 16.7. ist auf das Öffnen eines Fensters und der damit verbundenen reduzierten Durchströmung des Lüftungselementes zurückzuführen. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 90: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: an 61% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die DWD- und MeteoNorm-Daten sind ähnlich den lokal gemessenen. 10 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 91: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: an 25% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Die DWDund MeteoNorm-Daten weichen nur geringfügig ab. Seite 41 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Anteilige Summenhäufigkeit loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 100% Lufttemperaturen anderer Mess-Stationen [°C] 40 35 80% 30 60% 25 20 40% 15 10 20% DWD-Lufttemperatur 5 MeteoNorm-Lufttemperatur 0% 0 0 1 2 3 4 5 0 5 10 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der lokalen Wetterstation [°C] Abb. 92: Anteilige Summenhäufigkeit der mittleren Windgeschwindigkeiten: an der lokalen Wetterstation wurden während 15% der Messzeit Windgeschwindigkeiten über 2m/s gemessen. Die DWD- und MeteoNorm-Daten zeigen wesentlich höhere Windgeschwindigkeiten. Abb. 93: Streuung der vom DWD und MeteoNorm gelieferten Lufttemperaturen um die lokal gemessenen: die DWDDaten streuen i.A. mit einer Bandbreite von +/-1,5K um die lokal gemessenen Temperaturen. Die Streuung der MeteoNorm-Daten ist wesentlich größer, im Mittel sind hier die Temperaturen etwas niedriger. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Abluft bei Tag 0 Abluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 0 5 10 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 94: Lufttemperaturen am untersuchten Raum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Bei hohen solaren Strahlungsintensitäten ist die aus der erhitzen Fassadengrenzschicht angesaugte Frischluft bis zu 15K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Beim Durchströmen der Fassade wird die Zuluft dann um 1K bis 2K abgekühlt. Nachts sind die Ansaugtemperaturen etwa 1K höher als die Umgebungstemperaturen. Im Lüftungselement wird die Zuluft weiter um 1K erwärmt, so dass sie mit einem Temperaturzuwachs von 2K in den Raum einströmt. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] 16 14 Abb. 95: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: es ist eine starke R = 0,7806 Korrelation zwischen der solaren Einstrahlung an der Fassade und R = 0,8664 der Erwärmung der angesaugten Luft zu erkennen. Während bei geringer Einstrahlung die Ansaugtemperatur im Mittel etwa 1K über der Umgebungstemperatur liegt, erhöht sich der Temperaturunterschied mit steigender Strahlungsintensität auf Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s bis zu 12K. Windgeschwindigkeiten Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s zwischen 2m/s und 4m/s reduzieWindgeschw.: v ≥ 4,0 m/s ren diesen Temperaturzuwachs im 200 300 400 500 600 700 800 Mittel auf 9,5K. Windgeschwindigkeiten über 4m/s sind im MesszeitGesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] raum nicht aufgetreten. 2 12 10 2 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 0 100 Seite 42 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TAbluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,3327 0 100 200 300 400 500 600 700 800 R2 = 0,4052 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 96: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des Lüftungselementes: Bei geringer Einstrahlung und niedrigen Ansaugtemperaturen wird die Luft um ca. 1K erwärmt, bei starker Einstrahlung und dementsprechend hohen Ansaugtemperaturen wird sie um bis zu 2K abgekühlt. Die vereinzelt auftretenden Messwerte mit außergewöhnlich starker Abkühlung, sind auf mangelnde Durchströmung des Lüftungselementes bei geöffnetem Fenster zurückzuführen. Abb. 97: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: in Folge der geringen thermischen Beeinflussung der Zuluft im Lüftungselement (vgl. Abb. 96) treten zwischen der Zuund der Raumluft große Temperaturunterschiede auf: Bei geringer Einstrahlung und kühler Witterung ist die Zuluft bis zu 12K kälter, bei starker Einstrahlung und hohen Ansaugtemperaturen bis zu 12K wärmer als die Raumluft. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 R2 = 0,6343 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 700 Abb. 98: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: Es ist eine deutliche Korrelation zwischen dem Temperaturzuwachs und der solaren Strahlungsintensität zu erkennen: bei geringer Einstrahlung bedingen eine leichte Grenzschichterwärmung und die Vorwärmung im Lüftungselement einen Temperaturzuwachs von zusammen 2K. Bei 550W/m² solarer Einstrahlung führen die starke Erwärmung der Fassadengrenzschicht 800 und die geringe Kühlung im Lüftungselement zu einem mittleren Temperaturunterschied von 7,9K. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 90 zeigt, traten an 17 der 21 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen an 7 Messtagen über 25°C und an zweien über 30°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Arnsberg-Neheim Winddaten: Werl (Distanz zum Messobjekt: 17 km) Strahlungsdaten: Bochum (Distanz zum Messobjekt: 55 km) Der Vergleich der solaren Energieeinträge und Lufttemperaturen mit den lokal gemessenen Werten zeigt eine gute Übereinstimmung. Die im Messzeitraum am Gebäude gemessenen WindgeSeite 43 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss schwindigkeiten sind jedoch deutlich niedriger als an der DWDWetterstation Werl bzw. in den MeteoNorm-Daten. Ursache hierfür ist die Lage des Gebäudes am Grund einer in Nord-SüdRichtung verlaufenden Talsohle. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Bei Gesamtstrahlungsintensitäten an der Fassade um 650W/m², Umgebungstemperaturen um 30°C und Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 3m/s erwärmt sich die aus schwarzen Tonfliesen bestehende Fassadenoberfläche auf 45°C bis 49°C. Es lässt sich eine rasche Erwärmung der süd-ost-orientieren Fassade am Vormittag und eine deutlich langsamere Abkühlung am Nachmittag erkennen. Ursache hierfür ist die hohe solare Strahlungsleistung bei direkter Besonnung in der Erwärmungsphase und die deutlich geringere Wärmeabstrahlung in die (besonnte) Umgebung in der Abkühlungsphase. Insbesondere die Auskühlung wird durch die hohe Wärmekapazität der Fassadenfliesen verzögert. Bei der Erwärmung ist dieser Dämpfungseffekt auf Grund der starken Solarstrahlungsabsorption an den dunklen Fliesen wesentlich schwächer ausgeprägt. Die hohen Fassadenoberflächentemperaturen verursachen eine starke Erwärmung der fassadennahen Grenzschicht (bis zu 8K gegenüber den Lufttemperaturen an der Wetterstation bei 4cm Abstand zur Fassadenoberfläche) bzw. die Ausbildung großer Grenzschichtdicken (im Abstand von 22cm von der Fassadeoberfläche ist die Luft bei Gesamtstrahlungen von 700W/m² verglichen mit der an der Wetterstation im Mittel 4K wärmer.) Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 4m/s reduzieren die Erwärmung der Fassade bei hohen Strahlungsintensitäten im Mittel um bis zu 7K und die der Grenzschicht (gemessen 4cm vor der Fassadenoberfläche) um 2K. Fassadendurchtritt Die Fassadendurchführung besteht aus einem durch Flügelklappen verschließbaren Rohr, dessen fassadenseitige Öffnung mit einem Gitter und dessen raumseitige Öffnung mit einem Kunststofftopf mit integriertem Luftfilter abgedeckt ist. Der kurze Luftweg bedingt eine geringe thermische Beeinflussung der Luft im Lüftungselement. So weicht die Zulufttemperatur von der Ansaugtemperatur um maximal 2K ab (vgl. Abb. 96). Möglich wäre auch, dass ein Großteil der Temperaturänderung nicht im Rohr sondern im raumseitigen Kunststofftopf stattfindet. Abb. 99: fassadenseitige Ansaugöffnung Abb. 100: manuell verschließbare Fassadendurchführung Abb. 101: raumseitige Zuluftöffnung, abgedeckt mit einem Kunststofftopf. Seite 44 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Im Messzeitraum lagen die Zulufttemperaturen im Mittel zwischen 2K (bei geringer Solarstrahlung) und 9K (bei starker Solarstrahlung) über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Dabei setzte sich der Temperaturanstieg bei geringer Einstrahlung aus der Ansaugung an der Fassade erwärmter Luft (+1K) und der Vorwärmung im Lüftungselement (+1K) zusammen. Bei starker solarer Einstrahlung bewirkten die hohen Ansaugtemperaturen (+11K) und die Kühlung im Lüftungselement (-2K) den Temperaturanstieg. Die Streuung der Messwerte resultiert hauptsächlich aus der Überlagerung von Außentemperaturschwankungen und Windeinflüssen. Seite 45 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Haspel, Universitätsgebäude, Wuppertal Vom 22.06.2007 bis zum 09.07.2007 wurde das Gebäude der Architektur-Fakultät auf dem Campus Haspel der Universität Wuppertal in Wuppertal untersucht. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 0 22.6.07 24.6.07 26.6.07 28.6.07 30.6.07 2.7.07 4.7.07 6.7.07 8.7.07 10.7.07 Datum Abb. 102: Zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Raumtemperaturen Windgeschwindigkeit Fassadenoberflächentemp. Grenzschichttemperatur (4cm) Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 1.7.07 0 3.7.07 2.7.07 Datum Abb. 103: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Bei Gesamtstrahlungsintensitäten um 450W/m² und Windgeschwindigkeiten von 2 bis 3m/s erwärmen sich die hinterlüfteten Faserzementplatten der süd-westorientierten Fassade auf 31 bis 36°C. Die Grenzschicht ist ca. 3K wärmer als die Umgebungsluft. Die Zulufttemperatur ist bei Besonnung des Lüftungselementes etwa 3K und nachts etwa 2K höher als die Umgebungstemperatur. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 104: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: an 47% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die Abweichungen zu den DWD- und MeteoNorm-Daten sind gering. 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 105: Anteilige Summehäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: Die Temperaturen blieben im Messzeitraum stets unter 25°C. Die Abweichungen zu den DWD-Daten sind sehr gering. Die MeteoNorm-Temperaturen sind hingegen durchschnittlich 1,5K höher. Seite 46 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Anteilige Summenhäufigkeit loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 100% Lufttemperaturen anderer Mess-Stationen [°C] 40 35 80% 30 60% 25 20 40% 15 10 20% DWD-Lufttemperatur 5 MeteoNorm-Lufttemperatur 0% 0 1 2 3 4 5 0 0 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der lokalen Wetterstation [°C] Abb. 106: Anteilige Summehäufigkeit der mittleren Windgeschwindigkeiten: an der lokalen Wetterstation wurden während 48% der Messzeit Windgeschwindigkeiten über 2m/s gemessen. An der DWD-Station traten insgesamt wesentlich höhere Geschwindigkeiten auf. Die MeteoNorm-Daten zeigen eine ähnliche Verteilung für Windgeschwindigkeiten unter 2m/s, aber deutlich höhere Häufigkeiten für hohe Windgeschwindigkeiten. Abb. 107: Streuung der vom DWD und von MeteoNorm gelieferten Lufttemperaturen um die lokal gemessene: die DWD-Temperaturen streuen gleichmäßig um die lokal gemessenen, die MeteoNorm-Daten sind im Mittel geringfügig höher. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Grenzschicht (4cm) bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Grenzschicht (4cm) bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Abluft bei Tag Abluft bei Nacht 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 108: Lufttemperaturen am untersuchten Raum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: In Folge starker solarer Einstrahlung erwärmt sich die Grenzschicht bis zu 8,5K. Bei geringer Einstrahlung und nachts ist die Grenzschicht stets ca. 1K wärmer als die Umgebung. Die Zulufttemperaturen übersteigen die Lufttemperaturen an der Wetterstation bei Besonnung des Lüftungselementes um etwa 4K. Unabhängig von Strahlungseinflüssen ist die Zuluft etwa 1K wärmer als Grenzschicht. Abb. 109: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Grenzschichttemperaturen: es ist eine klare Korrelation zwischen der solaren Einstrahlung an der Fassade und der Erwärmung der Grenzschichttemperatur erkennbar. Bei geringer Einstrahlung liegen die Grenzschichttemperaturen unabhängig von der WindgeschwindigR = 0,6354 keit um 1K über den UmgebungsR = 0,6692 temperaturen. Bei Strahlungsintensitäten von 500W/m² wird die Grenzschicht bei Windgeschwindigkeiten unter 2m/s im Mittel um Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s 6,5K erwärmt, bei höheren WindWindgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s geschwindigkeiten lediglich um 4K. Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s Bei Strahlungsintensitäten um 50W/m² und geringen Windge200 300 400 500 600 700 800 schwindigkeiten sinkt die GrenzGesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] schichttemperatur gelegentlich bis zu 1,5K unter die Lufttemperatur an der Wetterstation. Tempertaturdifferenz TGrenzschicht - TWetterstation [K] 16 14 12 10 8 2 6 2 4 2 0 -2 -4 -6 0 100 Seite 47 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TGrenzschicht [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,3645 0 100 200 300 400 500 600 700 800 R2 = 0,1879 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 110: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen der Fassade: Bei geringer Einstrahlung und niedrigen Umgebungstemperaturen ist die Zuluft 1 bis 2K wärmer als die Grenzschicht. (Die deutlich über 2K liegenden Temperaturdifferenzen bei Gesamtstrahlungen unter 150W/m² sind auf zeitweises Abschalten des Lüftungselementes zurückzuführen. ) Bei Strahlungsintensitäten von 500W/m² ist die Zuluft etwa 2K kühler als die Grenzschicht. Abb. 111: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: Bei geringer Einstrahlung ist die Zuluft im Mittel 5,5K kühler als die Raumluft. Mit zunehmender Strahlungsintensität reduziert sich der Temperaturunterschied bis auf 1K. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 R2 = 0,0416 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 700 Abb. 112: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungslift an der Wetterstation: Der Temperaturunterschied wird nur in sehr geringem Maße von der Gesamtstrahlung an der Fassade beeinflusst. Bei geringer Einstrahlung ist beträgt der Unterschied 2,2K, bei hoher Einstrahlung 3,4K. Die vereinzelt auftretenden Temperaturunterschiede nahe 0K bei Strahlungsintensitäten um 50W/m² sind auf kühle morgendliche Grenzschichttemperaturen zurückzu800 führen (vgl. Abb. 109). Abweichungen über 5K traten bei abgeschaltetem Lüftungsgerät auf. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 104 zeigt, traten an 8 der 17 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungstemperaturen blieben jedoch stets unter 25°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Wuppertal Winddaten: Essen (Distanz zum Messobjekt: 24 km) Strahlungsdaten: Bochum (Distanz zum Messobjekt: 25 km) Seite 48 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Die lokal gemessenen solaren Energieeinträge stimmen weitgehend mit denen der DWD-Station und denen aus MeteoNorm überein. Die lokal und vom DWD gemessenen Tageshöchsttemperaturen unterscheiden sich kaum. Beide sind aber im Mittel etwa 1,5K niedriger als die aus mehrjährigen Mittelwerten gebildeten MeteoNorm-Werte. Die lokal gemessenen Windgeschwindigkeiten sind zwischen 0,5 und 1m/s geringer als die an der DWD-Wetterstation. Weil die Verteilung der Häufigkeiten ähnlich ist, ist anzunehmen, dass Dachaufbauten und/oder ein etwa 200m nord-westlich gelegener, 70m hoher Bergrücken die Windmessungen beeinflusst haben. Die von MeteoNorm gelieferten Windgeschwindigkeiten sind bis 2m/s ähnlich verteilt wie die lokal gemessenen. Darüber hinaus weisen die MeteoNorm-Daten auch gegenüber den DWD-Daten wesentlich höhere Häufigkeiten für z.T. deutlich höhere Windgeschwindigkeiten auf. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Bei Gesamtstrahlungsintensitäten um 450W/m², Windgeschwindigkeiten von 2 bis 3m/s und Umgebungstemperaturen von 23°C erwärmen sich die hinterlüftet vor einer Betonbrüstung montierten blass-grünen Faserzementplatten auf bis zu 36°C. Dabei korreliert der zeitliche Verlauf der Oberflächentemperaturen direkt mit dem Verlauf der solaren Einstrahlung an der Fassade. Ursache hierfür ist die geringe thermische Speicherkapazität der Fassadenplatten in Kombination mit einem hohen konvektiven Wärmeübergang (direkte Windanströmung und Konvektionsflächen auf der Rückseite der Faserzementplatten) (vgl. Abb. 103). Die Fassadengrenzschicht erwärmt sich bei Strahlungsintensitäten von 500W/m² und Windgeschwindigkeiten unter 2m/s im Mittel um 6,5K, höhere Windgeschwindigkeiten (2 bis 4m/s) reduzieren die Erwärmung um 2,5K. Bei Gesamtstrahlungsintensitäten um 50W/m² und niedrigen Windgeschwindigkeiten treten vereinzelt Grenzschichttemperaturen bis 1,5K unter den Umgebungstemperaturen auf (vgl. Abb. 109). Dazu kommt es vormittags, wenn das Umfeld der Wetterstation in Folge solarer Einstrahlung bereits erwärmt und die Süd-West-Fassade noch verschattet ist. (Details s. Auswertung der Messung an der KfW-Bank bzw. an der Nord-WestFassade des SIC.) Fassadendurchtritt Die Luft wird fassadenseitig durch ein aktives, schallgedämmtes Lüftungsgerät (Aeromat 150) oberhalb der Brüstung angesaugt und direkt einem großen Büroraum zugeführt. Die Ansaugöffnung des Lüftungsgerätes ragt 5cm über die Fassadenoberfläche hinaus. Weil das Universitätsgebäude nicht mit einer Lüftungsanlage ausgestattet ist, wurde der eingebaute Motor (Leistungsaufnahme: 25W) dauerhaft genutzt, um einen Volumenstrom von ca. 60 bis 70m³/h (je nach dem ob die Raumtüren geöffnet oder geschlossen waren) zu fördern. Seite 49 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Die thermische Beeinflussung der Zuluft ist für ein schallgedämmtes Lüftungselement, mit langem internen Luftweg zum Abbau von Schallenergie, ungewöhnlich gering (vgl. Abb. 108, Abb. 110). Berücksichtigt man zusätzlich die Motorabwärme, die, je nach Volumenstrom, einen Anstieg der Zulufttemperatur von 1 bis 1,2K verursacht, würde das Lüftungsgerät bei passiver Betriebsweise in dieser Konfiguration bei geringer Einstrahlung einen Temperaturanstieg von lediglich 1K bewirken. Erklären lässt sich dies durch eine freie, luftumspülte Lagerung. Die bei den Feldmessungen in anderen Gebäuden untersuchten Geräte dieses Typs, die als passive Elemente deutlich höhere Temperaturbeeinflussungen zeigten, waren stets in die Fassade integriert. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Ansaugöffnungen dort stets in der Fassadenebene lagen, während sie hier 5cm über diese nach außen ragt. Es ist also zu vermuten, dass Luft nicht bzw. nur zu einem geringen Anteil aus der bei Besonnung erwärmten Fassadengrenzschicht angesaugt wurde. Gestützt wird diese Vermutung durch das Auftreten von Zulufttemperaturen um 27°C bei Grenzschichttemperaturen von über 31°C (vgl. Abb. 108). Die oben festgestellte thermische Beeinflussung im Lüftungselement allein reicht nicht aus, um diesen Temperaturunterschied zu erklären. Außerdem ist zu beobachten, dass der zeitliche Verlauf der Zulufttemperaturen nicht den Grenzschichttemperaturen folgt, sondern den Umgebungstemperaturen folgt (vgl. Abb. 103). Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Die Temperaturunterschiede zwischen Umgebungs- und Zuluft steigen mit zunehmender solarer Einstrahlung an der Fassade leicht an. Bei geringer Einstrahlung ist die Zuluft 2,2K wärmer als die Umgebungsluft, bei 500W/m² im Mittel 3,4K. Davon sind 1 bis 1,2K auf die Abwärme des eingebauten Ventilatormotors zurückzuführen. Seite 50 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga APO23, Geschäftshaus, Neheim Vom 14.08.2007 bis zum 10.09.2007 wurde das Wohn- und Geschäftshaus APO23 in Neheim untersucht. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 14.8.07 0 17.8.07 20.8.07 23.8.07 26.8.07 29.8.07 1.9.07 4.9.07 7.9.07 10.9.07 Datum Abb. 113: Zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Fassadenoberflächentemp. Grenzschichttemperatur (4cm) Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 23.8.07 24.8.07 0 26.8.07 25.8.07 Datum Abb. 114: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Bei Globalstrahlungsintensitäten zwischen 650 und 700W/m² und Windgeschwindigkeiten von 1 bis 2m/s erwärmt sich die Fassadenoberfläche (graue Faserzementplatten) auf bis zu 50°C. In Folge dessen übersteigt die Fassadengrenzschichttemperatur die Umgebungstemperatur um 5K. Die angesaugte Frischluft ist, je nach solarer Einstrahlung und Windgeschwindigkeit, bis zu 5K wärmer als die Grenzschicht. Die Zulufttemperaturen liegen bis zum frühen Nachmittag auf dem Niveau der Fassadengrenzschicht, übersteigen diese nachmittags jedoch um etwa 2K. Nachts sind die Zulufttemperaturen 4K und die Grenzschicht- und Fassadenoberflächentemperaturen 1 bis 1,5K wärmer als die Umgebungsluft. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 115: Anteilige Summehäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: an 29% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die DWD- und MeteoNorm-Daten spiegeln die lokalen Messdaten wieder. 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 116: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: die Temperaturen blieben im Messzeitraum stets unter 25°C. Die DWD-Temperaturen sind gleich, die MeteoNorm-Werte im Mittel 3 bis 4K höher. Seite 51 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Anteilige Summenhäufigkeit loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 100% Lufttemperaturen anderer Mess-Stationen [°C] 40 35 80% 30 60% 25 20 40% 15 10 20% DWD-Lufttemperatur 5 MeteoNorm-Lufttemperatur 0% 0 0 1 2 3 4 5 0 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der lokalen Wetterstation [°C] Abb. 117: Anteilige Summenhäufigkeit der mittleren Windgeschwindigkeiten: an der lokalen Wetterstation wurden während 30% der Messzeit Windgeschwindigkeiten über 2m/s gemessen. Die in freier Lage ermittelten DWD- und MeteoNorm-Daten zeigen deutlich höhere Windgeschwindigkeiten. Abb. 118: Streuung der vom DWD und von MeteoNorm gelieferten Lufttemperaturen um die lokal gemessenen: die DWD-Daten um +1 bis -1K um die lokal gemessenen Temperaturen. Die auf mehrjährigen Mittelwerten beruhenden MeteoNorm-Daten zeigen, dass die Temperaturen im Messzeitraum sehr niedrig waren. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Abluft bei Tag 0 Abluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 119: Lufttemperaturen am untersuchten Raum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Bei hohen solaren Strahlungsintensitäten ist die aus der Fassadengrenzschicht angesaugte Luft um bis zu 10K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Beim Durchströmen der Fassade wird die Zuluft bei hohen Ansaugtemperaturen leicht gekühlt, bei niedrigen um etwa 3K erwärmt. Nachts war die Lüftungsanlage auf Grund der kalten Witterung meist abgeschaltet. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] 16 14 Abb. 120: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: es ist eine starke Korrelation zwischen der solaren R = 0,9064 Einstrahlung an der Fassade und der Erwärmung der angesaugten R = 0,9105 Luft zu erkennen. Während bei geringer Einstrahlung die AnsaugR = 0,8845 temperatur im Mittel etwa 1,5K über der Umgebungstemperatur liegt, erhöht sich der der Temperaturunterschied mit steigender Strahlungsintensität auf bis zu 12K. Windgeschwindigkeiten zwischen 2 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s und 4m/s reduzieren diesen TemWindgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s peraturzuwachs um 1K. WindgeWindgeschw.: v ≥ 4,0 m/s schwindigkeiten über 4m/s führen 200 300 400 500 600 700 800 zu einer weiteren Reduktion. Für eine quantitative Analyse liegen Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] jedoch zu wenige Messwerte vor. 2 12 2 10 8 2 6 4 2 0 -2 -4 -6 0 100 Seite 52 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TAbluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,6215 0 100 200 300 400 500 600 700 800 R2 = 0,4901 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 121: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des Lüftungselementes: bei geringer Einstrahlung und niedrigen Ansaugtemperaturen wird die Luft um ca. 2,5K erwärmt, bei starker Einstrahlung und dementsprechend hohen Ansaugtemperaturen wird sie um bis zu 4K abgekühlt. Abb. 122: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: bei geringer Einstrahlung und kühler Witterung ist die Zuluft im Mittel 4K kälter, bei starker Einstrahlung und hohen Ansaugtemperaturen ist sie bis zu 6K wärmer als die Raumluft. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 R2 = 0,4121 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 700 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 123: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: es zeigt sich eine klare Korrelation zwischen dem Temperaturzuwachs und der solaren Strahlungsintensität an der Fassade: bei geringer Einstrahlung bedingen die Grenzschichterwärmung und die Vorwärmung im Lüftungselement einen Temperaturzuwachs von zusammen 4K. Bei 550W/m² solarer Einstrahlung führen die Erwärmung der Frischluft an der Fassade und am 800 Lochblech sowie die Abkühlung im Lüftungselement zu einem mittleren Temperaturzuwachs von 8,2K. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 115 zeigt, traten an 8 der 28 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen blieben stets unter 25°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Arnsberg-Neheim Winddaten: Werl (Distanz zum Messobjekt: 12 km) Strahlungsdaten: Bochum (Distanz zum Messobjekt: 52 km) Der Vergleich der DWD-Daten mit den lokal gemessenen solaren Energieeinträge und Lufttemperaturen zeigt eine gute Übereinstimmung. Die auf mehrjährigen Durchschnittswerten basierenSeite 53 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss den MeteoNorm-Daten zeigen, dass die Temperaturen im Messzeitraum deutlich unter dem Durchschnitt lagen (vgl. Abb. 116). Die im Messzeitraum am Gebäude gemessenen Windgeschwindigkeiten sind deutlich niedriger als an der DWD-Wetterstation Werl bzw. in den MeteoNorm-Daten. Ursache hierfür könnte das stark bebaute Umfeld sein. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Bei Gesamtstrahlungsintensitäten an der Fassade von 500W/m² und Windgeschwindigkeiten um 1,5m/s erwärmt sich die aus grauen Faserzementplatten bestehende Fassadenoberfläche auf bis zu 50°C. Dabei korreliert der zeitliche Verlauf der Oberflächentemperaturen direkt mit dem Verlauf der solaren Einstrahlung an der Fassade. Ursache hierfür ist die geringe thermische Speicherkapazität des Fassadenmaterials. Auf Grund des stetig mit 1 bis 2m/s wehenden Windes erwärmt sich die Grenzschicht trotz der hohen Oberflächentemperatur lediglich um maximal 5,5K. Fassadendurchtritt Die Luft wird fassadenseitig durch ein Lochblech angesaugt, durchströmt einen ca. 10cm tiefen Hohlraum und wird dann durch schallgedämmte Lüftungselemente dem Raum zugeführt. Der lange Luftweg bedingt eine starke thermische Beeinflussung der Zuluft. So wir die die Luft bei geringer solarer Einstrahlung an der Fassade im Mittel um 3K erwärmt und bei einer Strahlungsintensität von 600W/m² um 4K gekühlt (vgl. Abb. 121). Die geringe Streuung der Messwerte sowie die Aussage des Gebäudebetreibers, dass die Lüftung für die leer stehenden Mieteinheit aktiviert war, deuten daraufhin, dass die Lüftungselemente kontinuierlich durchströmt wurden. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Im Messzeitraum lagen die Zulufttemperaturen im Mittel zwischen 4K (bei geringer Solarstrahlung) und ca. 8K (bei starker Solarstrahlung ) über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Dabei setzte sich der Temperaturanstieg bei geringer Einstrahlung aus der Ansaugung an der Fassade erwärmter Luft (+1,5K) und der Vorwärmung im Lüftungselement (+2,5K) zusammen. Hierbei ist zu beachten, dass der untersuchte Raum auf Grund der kühlen Witterung zeitweise beheizt wurde. Bei starker solarer Einstrahlung bewirkten die hohen Ansaugtemperaturen (+12K) und die Kühlung im Lüftungselement (-4K) den Temperaturanstieg. Die Streuung der Messwerte resultiert aus der Überlagerung von Außentemperaturschwankungen, Windeinflüssen und Effekten aus dem zeitweisen Heizbetrieb im Messraum. Seite 54 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga TRI-Haus, Geschäftshaus, Neheim Vom 11.09.2007 bis zum 25.09.2007 wurde das Geschäftshaus TRIHaus in Neheim untersucht. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 11.9.07 12.9.07 13.9.07 14.9.07 15.9.07 16.9.07 17.9.07 18.9.07 19.9.07 20.9.07 21.9.07 22.9.07 23.9.07 0 24.9.07 Datum Abb. 124: Zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Zulufttemperatur, Raum 4 Zulufttemperatur, Apotheke Globalstr. auf Horizontale Zulufttemperatur, Raum 5 Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 21.9.07 22.9.07 0 24.9.07 23.9.07 Datum Abb. 125: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: bei Globalstrahlungsintensitäten von 600W/m² wurden in den untersuchten Räumen Zulufttemperaturen um 30°C gemessen. Der zuerst geringe und ab 9:00Uhr steile Anstieg der Globalstrahlung resultiert aus der Aufstellung der Wetterstation auf der westlichen Dachterrasse. Der Strahlungssensor war so bis etwa 9:00Uhr durch das Penthaus bzw. der auf dem Penthausdach installierten PV-Anlage verschattet. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 126: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: lediglich an 7% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die DWDund MeteoNorm-Daten weichen geringfügig von den lokalen Messwerten ab. 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 127: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: an 13% der Messtage überschritten sie an der lokalen Wetterstation 25°C. Die DWD- und MeteoNormDaten weisen erkennbar niedrigere Tageshöchsttemperaturen aus. Seite 55 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen in Raum 4 [°C] Lufttemperaturen in Raum 5 [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Abluft bei Tag 0 Abluft bei Tag 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 128: Tagsüber gemessene Zu- und Ablufttemperaturen in 2 gleichgroßen Praxisräumen an der Süd-West-Fassade: in Raum 4 (links) wird die an der Fassade angesaugte Luft über einen leeren Brüstungskasten dem Raum zugeführt, in Raum 5 (rechts) ist der Brüstungskasten mit PCM-Platten zur Kühlung der Zuluft ausgerüstet. Der Vergleich der beiden Grafiken zeigt identisches Temperaturverhalten in beiden Räumen. Eine Kühlwirkung durch die PCM-Platten ist nicht erkennbar: in beiden Räumen übersteigen die Zulufttemperaturen 30°C, die Ablufttemperaturen erreichen 28°C. Außerdem fallen die starke Streuung der Zulufttemperaturen und der starke Temperaturzuwachs gegenüber den Umgebungstemperaturen auf. All dies deutet darauf hin, dass die Zuluftelemente nicht durchströmt wurden. Lufttemperaturen in Raum 4 [°C] Lufttemperaturen in Raum 5 [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Abluft bei Nacht 0 Abluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 129: Nachts gemessene Zu- und Ablufttemperaturen in 2 gleichgroßen Praxisräumen an der Süd-West-Fassade: es ist, wie bei den über Tage gemessenen Temperaturen, kein Unterschied zwischen dem mit PCM-Elementen im Zuluftstrom ausgerüsteten Raum (Raum 5, rechts) und dem Vergleichsraum ohne PCM-Elementen (Raum 4, links) erkennbar. Ohne solare Strahlungseinflüsse ist die Streuung der Messwerte deutlich geringer. Der Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebung ist mit 2 bis 4K größer als beim Verkaufsraum der Apotheke (s.u.) aber wesentlich kleiner als am Tage. Die Ablufttemperaturen pendeln zwischen 20 und 25°C. Lufttemperaturen in Apotheke [°C] Lufttemperaturen in Apotheke [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Abluft bei Tag 0 Abluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 35 40 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 130: Tagsüber (links) und nachts (rechts) gemessene Zu- und Ablufttemperaturen im Verkaufsraum einer Apotheke im Erdgeschoss: auch bei Zulufttemperaturen um 30°C steigen die Ablufttemperaturen auf maximal 25°C. Dabei ist die Streuung der Messwerte wesentlich geringer als bei den untersuchten Praxisräumen. Nachts beträgt der Temperaturzuwachs zwischen Zu- und Umgebungsluft 1 bis 3K. Seite 56 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz, Raum 4 TZuluft - TWetterstation [K] Temperaturdifferenz, Raum 5 TZuluft - TWetterstation [K] 14 14 12 12 10 10 8 8 6 6 R2 = 1E-05 4 4 2 2 0 0 -2 -2 -4 -4 -6 -6 -8 R2 = 0,0002 -8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 0 100 Globalstrahlung [W/m²] 200 300 400 500 600 700 800 Globalstrahlung [W/m²] Abb. 131: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft bei den Praxisräumen: es zeigen sich keine nennenswerte Unterschiede zwischen Raum 4 (links, ohne PCM) und Raum 5 (mit PCM im Zuluftweg): unabhängig von der Globalstrahlung (gemessen an der Wetterstation auf der westlichen Dachterrasse) streuen die Temperaturzuwächse um einen Mittelwert von 6K. Die extrem starke Streuung und die fehlende Korrelation zur solaren Einstrahlung deuten wieder darauf hin, dass die Zuluftelemente nicht durchströmt wurden Temperaturdifferenz, Apotheke TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 R2 = 0,0202 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 Globalstrahlung [W/m²] 600 700 Abb. 132: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft beim Verkaufsraum der Apotheke: mit zunehmender solarer Einstrahlung nimmt der Temperaturunterschied im Mittel leicht, von 2,5 auf 3,4K zu. Die Streuung ist dabei geringer als in den Praxisräumen. Die geringe Korrelation zur Solarstrahlung ist auf die Anordnung des Lüftungselementes in der Süd-West-Fassade und auf die zeitweise Verschattung durch einen Gebäudeüberhang bzw. umliegende Bebauung zurückzuführen. Außerdem sind hier, wie 800 bei anderen Messobjekten, Kühleffekte im Lüftungselement zu vermuten. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 126 zeigt, trat lediglich an einem der 15 Messtage ein hoher solarer Wärmeeintrag auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen an 2 Messtagen über 25°C, blieben aber stets unter 30°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Arnsberg-Neheim Winddaten: Werl (Distanz zum Messobjekt: 11 km) Strahlungsdaten: Bochum (Distanz zum Messobjekt: 52 km) Seite 57 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Der Vergleich der lokal gemessenen solaren Energieeinträge mit den DWD- und MeteoNorm-Daten zeigt eine annähernde Übereinstimmung (vgl. Abb. 126). Die am TRI-Haus gemessenen Umgebungstemperaturen sind 2 bis 4K höher als die der Vergleichsdaten (vgl. Abb. 127). Ursache hierfür könnte neben lokal eng begrenzten Effekten (z.B. Abwärme vom benachbarten Werksgelände) auch ein Wärmestau am der Aufstellungsort der Wetterstation auf einer Dachterrasse sein. Für eine abschließende Klärung benötigte Vergleichsdaten aus der unmittelbaren Umgebung ließen sich nicht beschaffen. Abb. 133: Klein-Wetterstation zur Messung von Globalstrahlung und Lufttemperaturen auf der westlichen Dachterrasse. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Hierzu liegt keine Analyse vor, weil am TRI-Haus keine Oberflächen-, Grenzschicht- oder Ansaugtemperaturen gemessen werden konnten. Fassadendurchtritt In den Behandlungsräumen im 3.OG wird die Außenluft durch runde Lüftungsgitter angesaugt und durch ein Rohr einem raumseitig installierten Brüstungskasten zugeführt. Der Brüstungskasten im Raum 5 war zu Vergleichszwecken mit PCM-Platten ausgerüstet. Die Luft verlässt die Brüstungskästen durch eine verschließbare Lochplatte auf der Oberseite. Weil der Brüstungskasten eine große, ungedämmte Oberfläche zum Raum hat und das große Volumen eine Reduzierung der Strömungsgeschwindigkeit und damit eine längere Aufenthaltsdauer der Luft im Brüstungskasten bedingt, wäre eine starke Vortemperierung der Zuluft in Abhängigkeit der Raumtemperatur in Raum 4 zu erwarten. In Raum 5 war eine signifikante Kühlung der Zuluft durch die PCM-Platten erwartet worden. Die kühlen nächtlichen Außentemperaturen sollten in Verbindung mit der direkten Anströmung zur vollständigen thermischen Entladung der PCM-Speicher führen. An warmen Tagen hätte dann, bis die PCM-Speicher erneut geladen sind, die Zulufttemperatur ähnlich wie bei den Untersuchungen am Messraum (vgl. Abs. 5.6) auf 26 bis 27°C beschränkt sein sollen. Weil das thermische Verhalten der beiden Praxisräume nahezu identisch ist, ist davon auszugehen, dass die Zuluft tagsüber durch permanent offenstehende Türen über das Foyer aus dem Treppenhaus angesaugt wurde und nicht durch die Fassadenöffnungen. Mit Einsetzen der Nachtlüftung um 21:00Uhr fallen die Zulufttemperaturen in beiden Räumen ab (vgl. Abb. 125). Dieses deutet daraufhin, dass während der Nachtlüftung, bei geschlossener Tür zur zum Treppenhaus, Luft durch die Fassadenöffnungen angesaugt wurde. Die anfänglich etwas höhere Zulufttemperatur in Raum5 ist auf einen Wärmeaustrag aus den PCM-Speichern zurückzuführen. Gegen 3:00Uhr haben sich die Zulufttemperaturen angeglichen; die PCM-Speicher sind dann vollständig entladen. Mit dem Abschalten der Nachtlüftung um 7:00Uhr lässt die Durchströmung der Fassadenelemente wieder stark nach und die Zulufttemperaturen steigen stark an. Seite 58 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss In der Apotheke erfolgt die Außenluftansaugung über schallgedämmte Lüftungselemente, die durch einen Gebäudeüberhang bei hohem Sonnenstand verschattet werden. Der Anstieg der Zulufttemperaturen ähnelt vormittags dem in den Behandlungsräumen im 3. OG. Ab 14:00Uhr fällt die Zulufttemperatur in der Apotheke stark ab (vgl. Abb. 125). Ursache hierfür ist die Verschattung der Erdgeschoßfassade durch süd- und süd-westlich gelegene Gebäude. Abb. 134: Fassadenseitige Luftansaugung der Apotheke im Erdgeschoss und der Obergeschosse. Abb. 135: raumseitige Zuluftöffnung in einem der untersuchten Praxisräume. Abb. 136: Raumseitiger Zuluftauslass im Verkaufsraum der Apotheke. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Auf Grund mangelnder Durchströmung der Lüftungselemente in den Behandlungsräumen lassen sich für diese Räume keine Erkenntnisse gewinnen. Beim Verkaufsraum der Apotheke ist eine schwache Korrelation zwischen der Globalstrahlung (gemessen an der Wetterstation) und dem mittleren Temperaturzuwachs zwischen Umgebungsund Zulufttemperatur erkennbar. Die geringen Strahlungseinflüsse sind in der häufigen Verschattung des Lüftungselementes durch einen Gebäudeüberhang bzw. umliegende Bebauung begründet. Die oft wechselnde Verschattungssituation am Lüftungselement und der Bezug auf die Global- statt auf die Gesamtstrahlung an der Fassade tragen ebenfalls zu der in Abb. 132 erkennbaren Streuung der Messwerte bei. Eine weitere Ursache liegt möglicherweise in einer reduzierten Durchströmung der Lüftungselemente bei zeitweise offen stehender Tür zwischen Verkaufsraum und Treppenhaus. Der geringe mittlere Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Außentemperatur von 2,5 bis 3,4K ist neben der Einbausituation der Lüftungselemente vermutlich auch auf Kühleffekte im Lüftungselement zurückzuführen. Diese lassen sich wegen fehlender Ansaugtemperatur-Messwerte hier nicht nachweisen, traten aber an baugleichen Lüftungselementen bei APO23 (vgl. Abb. 121) und REB (vgl. Abb. 145) auf. Möglicherweise wurden auch überhöhte Umgebungstemperaturen an der Wetterstation gemessen (vgl. „Abweichungen der Wetterdaten“ bzw. Abb. 127). Seite 59 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga REB, Bürogebäude, Remscheid Für die Auswertung der Messung am Bürogebäude der Remscheider Entsorgungsbetriebe wurde eine Schönwetterphase vom 10.07.2008 bis zum 04.08.2008 gewählt. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 10.7.08 0 13.7.08 16.7.08 19.7.08 22.7.08 25.7.08 28.7.08 31.7.08 3.8.08 Datum Abb. 137: Zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Fassadenoberflächentemp. Grenzschichttemperatur (4cm) Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 25.7.08 26.7.08 27.7.08 0 29.7.08 28.7.08 Datum Abb. 138: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Bei Globalstrahlungsintensitäten zwischen 800 und 850W/m² und Windgeschwindigkeiten von 1 bis 2m/s erwärmen sich die Polycarbonat-Platten der süd-westorientieren Fassade auf bis zu 43°C. Die Grenzschichttemperatur (4cm vor der Fassadenoberfläche) ist 4K und die Ansaugtemperatur bis zu 9K höher als die Umgebungstemperatur. Der geringe Unterschied zwischen Ansaug- und Umgebungstemperatur am 26.7. ist auf die Verschattung der Ansaugöffnung durch heruntergefahrene Jalousien zurückzuführen. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 139: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: an 54% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die DWD- und MeteoNorm-Daten weichen nur geringfügig von den lokal gemessenen Daten ab. 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 140: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: an 23% der Messtage überschritten sie an der lokalen Wetterstation 25°C. Die DWD- und MeteoNormDaten weichen nur geringfügig von den lokal gemessenen Daten ab. Seite 60 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Anteilige Summenhäufigkeit loakle Wetterstation DWD-Daten Lufttemperaturen anderer Mess-Stationen [°C] 40 MeteoNorm-Daten 100% 35 80% 30 60% 25 20 40% 15 10 20% DWD-Lufttemperatur 5 MeteoNorm-Lufttemperatur 0% 0 0 1 2 3 4 5 0 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der lokalen Wetterstation [°C] Abb. 141: Anteilige Summenhäufigkeit der mittleren Windgeschwindigkeiten: an der lokalen Wetterstation wurden während 23% der Messzeit Windgeschwindigkeiten über 2m/s gemessen. Die DWD- und MeteoNorm-Daten weichen hier stark von den lokalen Windverhältnissen ab. Abb. 142: Streuung der vom DWD und von MeteoNorm gelieferten Lufttemperaturen um die lokal gemessenen: die DWD-Daten streuen mit einer Bandbreite von etwa +/-3K um die lokal gemessenen Temperaturen. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 5 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Tag Zuluft bei Nacht 5 Abluft bei Tag 0 Abluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 143: Lufttemperaturen am untersuchten Raum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Bei hohen solaren Strahlungsintensitäten ist die aus der Fassadengrenzschicht angesaugte Frischluft um bis zu 12K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Beim Durchströmen der Fassade wird die Zuluft um 3 bis 4K abgekühlt. Nachts sind die Ansaugtemperaturen etwa 1,5K höher als die Umgebungstemperaturen. Im Lüftungselement wird die Zuluft weiter um 1K erwärmt, so dass sie mit einem Temperaturzuwachs von ca. 2,5K in den Raum einströmt. Die im rechten Diagramm dargestellten z.T. hohen Zulufttemperaturen bei Außentemperaturen unter 15°C sind auf das Abschalten der Lüftungsanlage und das damit verbundene Verschließen der Lüftungselemente zurückzuführen. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] 16 14 Abb. 144: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: es ist eine starke R = 0,5818 Korrelation zwischen der solaren Einstrahlung an der Fassade und der Erwärmung der angesaugten R = 0,592 Luft zu erkennen. Während bei geringer Einstrahlung die Ansaugtemperatur im Mittel 1,5 bis 2K über der Umgebungstemperatur liegt, erhöht sich der Temperaturunterschied mit steigender StrahlungsinWindgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s tensität auf bis zu 12K. WindgeWindgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s schwindigkeiten zwischen 2 und Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s 4m/s reduzieren den Temperatur200 300 400 500 600 700 800 zuwachs im Mittel auf 6,5K. Windgeschwindigkeiten über 4m/s sind Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] im Messzeitraum nicht aufgetreten. 2 12 10 8 2 6 4 2 0 -2 -4 -6 0 100 Seite 61 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TAbluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,6138 0 100 200 300 400 500 600 700 R2 = 0,4203 0 800 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 145: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen der Fassade: Bei geringer Einstrahlung und niedrigen Ansaugtemperaturen wird die Luft um ca. 1K erwärmt, bei starker Einstrahlung und dementsprechend hohen Ansaugtemperaturen wird sie um bis zu 4K abgekühlt. Die vereinzelt auftretenden Messwerte mit noch höherer Abkühlung sind auf mangelnde Durchströmung der Lüftungselemente bei geöffneten Fenstern oder Türen zurückzuführen. Abb. 146: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: Bei geringer Einstrahlung und kühler Witterung ist die Zuluft im Mittel 4K kälter, bei starker Einstrahlung und hohen Ansaugtemperaturen ist sie bis zu 6K wärmer als die Raumluft. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 R2 = 0,0036 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 700 Abb. 147: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: Die Zuluft ist unabhängig von der solaren Einstrahlung an der Fassade etwa 3K wärmer als die Umgebungsluft. Im 800 Mittel kompensieren hier Kühleffekte im Lüftungselement die solare Erwärmung der angesaugten Luft. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 139 zeigt, traten an 14 der 26 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen an 6 Messtagen über 25°C, blieben aber stets unter 30°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Remscheid Winddaten: Essen (Distanz zum Messobjekt: 33 km) Strahlungsdaten: Bochum (Distanz zum Messobjekt: 33 km) Der Vergleich der lokalen Wetterdaten mit den Daten des DWD und MeteoNorm zeigt gute Übereinstimmung bzgl. solarer Energieeinträge und Lufttemperaturen. Die am Gebäude gemessenen Windgeschwindigkeiten sind jedoch deutlich niedriger als die an Seite 62 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss der DWD-Wetterstation Essen bzw. in den MeteoNorm-Daten. Ursache hierfür könnte bei vorherrschendem Westwind die Lage des Gebäudes an einem Nordost-Hang und/oder Bäume in der Nähe der Süd-West-Fassade sein. Für die endgültige Klärung der Abweichungen wäre eine Langzeitmessung nötig. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Bei Gesamtstrahlungsintensitäten an der Fassade von 300 bis 400W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 1 und 2m/s erwärmt sich die Oberfläche der hell-grünen, transluzenten Polycarbonat-Stegplatten auf 40°C bis 43°C. Dabei korreliert der zeitliche Verlauf der Oberflächentemperaturen direkt dem Verlauf der solaren Einstrahlung an der Fassade. Ursache hierfür ist die sehr geringe thermische Speicherkapazität des Fassadenmaterials (vgl. Abb. 138). Auf Grund des geringen Absorptionsgrades der Fassadenoberfläche und des stetig mit 1 bis 2m/s wehenden Windes, erwärmt sich die Grenzschicht gegenüber der Umgebungsluft lediglich um maximal 4,5K. Fassadendurchtritt Die Außenluft wird durch 1m hohes und 7cm breites Lüftungsgitter in den west-orientierten Fensterlaibungen angesaugt. Von dort wird sie jeweils durch 3 ca. 30cm lange, parallel zur Fassade verlaufende Luftkanäle einem passiven Lüftungselement vom Typ Aeromat 150 zugeführt. Aus dem Lüftungselement strömt die Zuluft gegen eine (bei abgeschalteter Heizung kühle) Heizfläche. Entsprechend der Länge des Weges durch die Fassade ist die thermische Beeinflussung der Luft hoch. Wird das Lüftungselement durchströmt, weicht die Zulufttemperatur von der Ansaugtemperatur um bis zu 4K ab (vgl. Abb. 145). Die Luftansaugung in den west-orientierten Fensterlaibungen, die erst ab ca. 13:30Uhr (Winterzeit) direkt besonnt werden, lässt während eines Großteils der Büroarbeitszeiten Ansaugtemperaturen auf dem Niveau der Grenzschichttemperaturen erwarten. Die Messungen bestätigen dies weitgehend. Ab 13:00Uhr (entspricht 14:00Uhr Sommerzeit) steigen die Ansaugtemperaturen deutlich über die Grenzschichttemperaturen an (vgl. Abb. 138). Ursache hierfür ist die Aufheizung der dunkel lackierten Lüftungsgitter zunächst in Folge diffuser und ab 13:30Uhr auch direkter Solarstrahlung. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Die Temperaturunterschiede zwischen Umgebungs- und Zuluft streuen im Messzeitraum stark um einen Mittelwert von 3K. Eine Korrelation zur solaren Einstrahlung an der Fassade ist nicht erkennbar. Hier heben im Mittel Kühleffekte beim Durchströmen der Fassade den strahlungsbedingten mittleren Temperaturzuwachs zwischen Umgebungs- und Ansaugtemperatur auf. Die starke Streuung der Messwerte resultiert aus der Überlagerung von Temperaturschwankungen und Windeinflüssen. Abb. 148: Luftansaugung und Zuluftelement im Rohbau. (Quelle: enob.info) Abb. 149: Luftansaugung und durch Heizfläche verdecktes Lüftungselement im endgültigen Montagezustand. Seite 63 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga KfW-Bank, Bürogebäude, Frankfurt a.M. Vom 20.06.2008 bis zum 11.07.2008 wurde das Haupthaus der KfWBank in Frankfurt a.M. untersucht. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 19.6.08 21.6.08 23.6.08 25.6.08 27.6.08 29.6.08 1.7.08 3.7.08 5.7.08 7.7.08 9.7.08 0 11.7.08 Datum Abb. 150: Zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Zulufttemperatur Sonnenschutz Abluft-Volumenstrom Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf West-Fassade Solarstrahung [W/m²] Sonnenschutz [%] Volumenstr. [m³/h] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 29.6.08 30.6.08 0 2.7.08 1.7.08 Datum Abb. 151: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Gesamtstrahlungsintensitäten an der Fassade von (über) 590W/m² (der Messbereich des Strahlungssensors endet bei 590W/m²) führen zu Ansaugtemperaturen von 35 bis 40°C und Zulufttemperaturen zwischen 30 und 31°C. Die Sonnenschutzbenutzung korrespondiert direkt mit der Einstrahlung an der Fassade. Der starke Anstieg der Gesamtstrahlung ab 14:00Uhr resultiert aus der West-Ausrichtung der untersuchten Fassade. Die Nachtlüftung ist nicht temperaturgeführt, so ist sie am Sonntag, den 29.6.08, auch bei Umgebungstemperaturen über 30°C eingeschaltet. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 152: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: an 87% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die DWD-Daten sind ähnlich. Die MeteoNorm-Daten zeigen, dass die solaren Energieeinträge etwas über dem mehrjährigen Mittel lagen. 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 153: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: an 65% der Messtage überschritten sie 25°C. Während die DWD-Daten nur geringfügig abweichen, zeigen die MeteoNorm-Daten, dass die Temperaturen im Messzeitraum über dem mehrjährigen Mittel lagen. Seite 64 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Anteilige Summenhäufigkeit loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 100% Lufttemperaturen anderer Mess-Stationen [°C] 40 35 80% 30 60% 25 20 40% 15 10 20% DWD-Lufttemperatur 5 MeteoNorm-Lufttemperatur 0% 0 0 1 2 3 4 5 0 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der lokalen Wetterstation [°C] Abb. 154: Anteilige Summenhäufigkeit der mittleren Windgeschwindigkeiten: an der lokalen Wetterstation wurden während 13% der Messzeit Windgeschwindigkeiten über 2m/s gemessen. Die Vergleichsdaten vom DWD und von MeteoNorm weichen, auch untereinander, deutlich ab. Abb. 155: Streuung der vom DWD und von MeteoNorm gelieferten Lufttemperaturen um die lokal gemessenen: die DWD-Daten streuen mit einer Bandbreite von +1 bis -4K um die lokal gemessenen Temperaturen. Die Meteo-NormTemperaturwerte sind hauptsächlich noch niedriger. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Raumluft bei Tag 0 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Raumluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 0 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 156: Lufttemperaturen am untersuchten Raum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: bei starker solarer Einstrahlung erwärmt sich die Luft im Ansaugbereich der Lüftungselemente auf bis zu 40°C bzw. 10K über Umgebungstemperatur, die Zulufttemperaturen bleiben stets unter 32°C. Ursache hierfür sind Einflüsse aus der aktiven Raumkühlung. Mittels Kühldecken werden auch die Raumtemperaturen auf ca. 26°C begrenzt. Nachts liegen die Ansaugtemperaturen etwa 1K unter den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Der Einfluss der Raumtemperatur ist auch nachts erkennbar: so ist bei kühler Witterung ein Temperaturzuwachs von etwa 2K und bei warmer Witterung eine Abkühlung von bis zu 2K zu erkennen. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] 16 14 12 10 8 6 Abb. 157: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: es ist eine Korrelation zwischen der solaren Einstrahlung an der Fassade und der thermischen Beeinflussung der angesaugten Luft zu erkennen: bei geringer Einstrahlung und niedrigen Windgeschwindigkeiten ist die R = 0,4086 angesaugte Luft bis zu 4K kühler R = 0,1621 als die Luft an der Wetterstation. Bei höheren Windgeschwindigkeiten ist der Temperaturunterschied Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s nur etwa halb so groß. Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Bei starker Einstrahlung kehrt sich Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s das Prinzip um. Dann führen Wind200 300 400 500 600 700 800 geschwindigkeiten zwischen 2 und 4m/s im Mittel zu 1K geringeren Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Temperaturunterschieden. 2 4 2 2 0 -2 -4 -6 0 100 Seite 65 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,4165 0 100 200 300 400 500 600 700 800 R2 = 0,5618 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 158: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des Lüftungselementes: es ist eine starke thermische Beeinflussung der Luft erkennbar. Bei geringer Einstrahlung und niedrigen Ansaugtemperaturen wird die Luft um bis zu 4K erwärmt; bei hohen Strahlungsintensitäten und Umgebungstemperaturen wird sie im Mittel um 4K abgekühlt. Abb. 159: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: In Folge der starken thermischen Beeinflussung der Zuluft im Lüftungselement (vgl. Abb. 158) treten zwischen Zu- und Raumluft geringe Temperaturunterschiede auf. Bei geringer Einstrahlung ist die Zuluft im Mittel 2K kühler, bei starker Einstrahlung und dementsprechend hohen Ansaugtemperaturen 3K wärmer als die Raumluft. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 2 R2 = 0,0047 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 700 Abb. 160: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: im Mittel ist die Zuluft 0,5K wärmer als die 800 Luft an der Wetterstation. Eine Korrelation zur solaren Einstrahlung an der Fassade ist nicht erkennbar. Zusammenfassung der Ergebnisse: Vorbemerkung Alle 4 untersuchten Büroräume liegen auf der Westseite des Gebäudes im 5. OG. Weil die Messwerte dementsprechend nur geringe Abweichungen aufweisen, werden im Folgenden exemplarisch die Messergebnisse eines Raumes ausgewertet. Witterung Wie Abb. 152 zeigt, traten an 20 der 23 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen an 15 Messtagen über 25°C und an dreien über 30°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Frankfurt a.M. Winddaten: Frankfurt a.M. Strahlungsdaten: Geisenheim (Distanz: ca. 52km) Seite 66 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Der Vergleich der lokal gemessenen Globalstrahlung und Lufttemperaturen mit denen des DWD zeigt annähernde Übereinstimmung, wobei die auf dem Dach der KfW-Bank gemessenen Umgebungstemperaturen tendenziell höher und die Globalstrahlungswerte tendenziell niedriger sind (vgl. Abb. 152, Abb. 153). Die Relation zu den MeteoNorm-Daten zeigt, dass die Temperaturen im Messzeitraum deutlich über dem mehrjährigen Mittel lagen. Die auf dem höchst gelegenen Dach gemessenen Windgeschwindigkeiten sind wesentlich geringer als die der DWD- bzw. MeteoNorm-Daten (vgl. Abb. 154). Ursache hierfür ist eine ca. 5m hohe Glasbalustrade, die den Dachbereich umschließt und eine direkte Windanströmung der Wetterstation behindert. Dies begünstigt insbesondere bei starker solarer Einstrahlung und geringen Windgeschwindigkeiten die Ausbildung eines Warmluftbereiches im Umfeld der Wetterstation, wodurch die gegenüber der DWD-Wetterstation leicht erhöhten Lufttemperaturen erklärbar sind. Abb. 161: Haupthaus der KfWBank in Frankfurt. Der Dachbereich, auf dem die Wetterstation aufgestellt ist, wird von einer Glasbalustrade gesäumt. (Foto: Uni Karlsruhe) Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Die Erwärmung der angesaugten Luft gegenüber der Umgebungsluft nimmt mit steigender solarer Einstrahlung an der Fassade zu. Bei geringen Strahlungsintensitäten und niedrigen Windgeschwindigkeiten ist die fassadenseitig angesaugte Luft im Mittel 2K kühler als die Umgebungsluft (vgl. Abb. 157). Dieser Effekt tritt insbesondere morgens auf, wenn sich an der über Nacht ausgekühlten Fassadenkonstruktion eine kalte Grenzschicht ausgebildet hat. Bei höheren Windgeschwindigkeiten wird der Aufbau der Grenzschicht gestört, folglich gleichen sich dann Ansaug- und Umgebungstemperatur an. Bei Gesamtstrahlungsintensitäten um 100W/m² unterschreiten die Ansaug- die Umgebungstemperaturen um bis zu 4K. Dieser Effekt tritt vormittags auf, wenn der Dachbereich um die Wetterstation infolge direkter Sonneneinstrahlung bereits erwärmt ist, die West-Fassade aber noch im Schatten liegt (vgl. Abb. 151). Hohe Strahlungsintensitäten erwärmen die Fassade stark, so dass die Ansaugtemperaturen dann bis zu 8K über den Umgebungstemperaturen liegen. Dabei reduzieren Windgeschwindigkeiten über 2m/s die mittleren Ansaugtemperaturen um etwa 1K. Die starke Streuung wird durch die Erwärmung des Dachbereichs im Tagesverlauf hervorgerufen. So sinken ab etwa 18:00 Uhr, wenn der Dachbereich stark erwärmt ist, die Temperaturdifferenzen zwischen Ansaug- und am Dach gemessener Umgebungstemperaturen immer unter 3K. Fassadendurchtritt Die Außenluft strömt durch motorisch verschließbare, passive Lüftungselemente oberhalb der Fenster in den Raum. Dabei wird die Lufttemperatur im Mittel bei geringer solarer Einstrahlung um 2K erhöht und bei starker Einstrahlung um 4K gesenkt (vgl. Abb. 158). Ursache hierfür ist trotz eines vergleichsweise kurzen Luftwegs im Lüftungselement der starke Wärmeaustausch mit dem Raum. Die Raumtemperatur wird durch einen Seite 67 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Aluminium-Fensterrahmen und durch direkt anschließende Deckenpaneele aus Blech dem Lüftungselement zugeleitet. Bedingt durch die West-Ausrichtung der Fassade und die Kühlung im Lüftungselement bleiben die Zulufttemperaturen bis etwa 14:00Uhr (entspricht 15:00Uhr Sommerzeit) unter 26°C. Gegen 17:00Uhr (entspricht 18:00Uhr Sommerzeit) treten Maximaltemperaturen zwischen 30 und 32°C auf (vgl. Abb. 151). Abb. 162: Detail-Zeichnung des Zuluftelementes (Quelle: Universität Karlsruhe) Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Die Temperaturunterschiede zwischen Umgebungs- und Zuluft streuen im Messzeitraum stark um einen Mittelwert von 0,5K (vgl. Abb. 160). Eine Korrelation zur solaren Einstrahlung an der Fassade ist nicht erkennbar. Hier heben im Mittel Kühleffekte im Lüftungselement den strahlungsbedingten mittleren Temperaturzuwachs zwischen Umgebungs- und Ansaugtemperatur auf. Die starke Streuung der Messwerte resultiert aus den unterschiedlichen Erwärmungszuständen an der Wetterstation auf dem Gebäudedach und der erst am Nachmittag besonnten West-Fassade. Zusätzlich verstärken Temperaturschwankungen und Windeinflüsse die Streuung der Messwerte. Seite 68 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga SIC, Mehrzweckgebäude, Freiburg Vom 26.07.2008 bis zum 10.10.2008 wurde das Solar Info Center (SIC) untersucht. Dabei fanden bis zum 25.08.2008 Messungen an der SüdOst-Fassade und anschließend an der Nord-West-Fassade statt. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 26.7.08 0 30.7.08 3.8.08 7.8.08 11.8.08 15.8.08 19.8.08 23.8.08 Datum Abb. 163: Zeitlicher Verlauf relevanter Wetterdaten während der Untersuchungen an der Süd-Ost-Seite des SIC. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Raumtemperaturen Grenzschichttemperatur (4cm) Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 29.7.08 30.7.08 0 1.8.08 31.7.08 Datum Abb. 164: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase an der Süd-Ost-Fassade: Bei Gesamtstrahlungsintensitäten um 650W/m² und Windgeschwindigkeiten von 1,5 bis 2m/s erwärmt sich die Fassadengrenzschicht bis 13:00Uhr auf maximal 35°C. Ab 14:00Uhr (entspricht 15:00Uhr Sommerzeit), wenn die Fassade nicht mehr direkt besonnt wird, nähert sich die Grenzschichttemperatur der Umgebungstemperatur an. Die Ansaugbereiche erwärmen sich bei Besonnung der vorgelagerten Jalousiekästen und geringen Windgeschwindigkeiten bis zu 3K stärker als die Grenzschicht; mittags bleiben sie 1 bis 2K kühler. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 100% 80% 80% 80% 60% 60% 60% 40% 40% 40% 20% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] 10 loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 10 15 20 25 30 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] 35 0 1 2 3 4 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] Abb. 165: Kumulierte Wetterdaten: Der solare Energieeintrag überschritt an 18% der Messtage 4kWh/(m² d). (Der DWD konnte auf Grund eines Sensordefekts keine Vergleichswerte liefern). Die Tageshöchsttemperaturen überstiegen an 55% der Messtage 25°C. Dabei wurden am SIC etwas höhere Umgebungstemperaturen als an der DWD-Station gemessen. Die von MeteoNorm gelieferten Temperaturen sind markant niedriger als die gemessenen. Die lokalen Windgeschwindigkeiten überschritten während 63% der Messzeit 2m/s. Sie weichen geringfügig von denen des DWD ab. Die MeteoNorm-Daten zeigen, dass die Windgeschwindigkeiten etwas höher als im mehrjährigen Mittel waren. Seite 69 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur an Wetterstation Windgeschwindigkeit an der Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 25.8.08 0 30.8.08 4.9.08 9.9.08 14.9.08 19.9.08 24.9.08 29.9.08 4.10.08 9.10.08 Datum Abb. 166: Zeitlicher Verlauf relevanter Wetterdaten während der Untersuchungen an der Nord-West-Fassade des SIC. In den Auswertungen werden vornehmlich die Messwerte bis einschließlich 12.9. berücksichtigt, weil der Heizbetrieb in der anschließenden kalten Witterungsphase die Analysen beeinträchtigt. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Raumtemperaturen Grenzschichttemperatur (4cm) Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 8.9.08 9.9.08 0 11.9.08 10.9.08 Datum Abb. 167: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase an der Nord-West-Fassade: Bis die Fassade ab etwa 15:00Uhr (entspricht 16:00Uhr Sommerzeit) direkt besonnt wird, bleiben die Grenzschichttemperaturen 1,5 bis 2,5K unter den Umgebungstemperaturen. Die Temperaturen im Ansaugbereich sind dann maximal 1,5K wärmer als die Grenzschicht. Um 17:00Uhr (entspricht 18:00Uhr Sommerzeit) beträgt bei Gesamtstrahlungsintensitäten von 400 bis 500W/m² und Windgeschwindigkeiten um 2,5m/s die maximale Fassadengrenzschichttemperatur 28°C. Die Grenzschicht ist zu diesem Zeitpunkt maximal 2,5K wärmer als die Umgebungsluft. Die Temperaturen im Ansaugbereich entsprechen bei direkter Windanströmung denen der Grenzschicht, im Windschatten übersteigen sie diese bis zu 4K. Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 100% 80% 80% 80% 60% 60% 60% 40% 40% 40% 20% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] 10 loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 10 15 20 25 30 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] 35 0 1 2 3 4 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] Abb. 168: Kumulierte Wetterdaten: Der solare Energieeintrag überschritt an 40% der Messtage 4kWh/(m² d). (Der DWD konnte auf Grund eines Sensordefekts keine Vergleichswerte liefern). Die Tageshöchsttemperaturen überstiegen an 19% der Messtage 25°C. Dabei wurden am SIC geringfügig höhere Temperaturen als an der DWD-Station gemessen. Gegenüber den MeteoNorm-Daten zeigen sich deutliche Abweichungen bei Tageshöchsttemperaturen über 20°C. Die lokalen Windgeschwindigkeiten überschritten während 53% der Messzeit 2m/s. Hierbei gibt es keine nennenswerten Abweichungen zu den Vergleichsdaten. Seite 70 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Raumluft bei Tag 0 Frischluft bei Tag 10 Zuluft bei Tag 5 Raumluft bei Tag 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 169: Lufttemperaturen am Büro auf der Süd-Ost- (links) bzw. auf der Nord-West-Seite (rechts) in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation bei Tag: Die Ansaugtemperaturen an der zum Hof gerichteten Süd-Ost-Fassade sind höher als an der Nord-West-Fassade. Die Zulufttemperaturen auf der Süd-Ost-Seite entsprechen bei Umgebungstemperaturen unter 20°C weitgehend den Ansaugtemperaturen. Auf der Nord-West-Seite wird die Zuluft bei gleichen Außenbedingungen um 4 bis 7K erwärmt. (Für beide Diagramme gilt: Zulufttemperaturen über 19°C sind bei Umgebungstemperaturen unter 20°C auf mangelnde Durchströmung der Lüftungselemente zurückzuführen.) Die vermeintliche Kühlung der Zuluft bei Umgebungstemperaturen über 25°C ist ebenfalls auf mangelnde Durchströmung der Lüftungselemente damit Erfassung der durch kapazitive Effekte gekühlten Raumluft zurückzuführen. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Raumluft bei Nacht 0 Frischluft bei Nacht 10 Zuluft bei Nacht 5 Raumluft bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 170: Lufttemperaturen am Büro auf der Süd-Ost- (links) bzw. auf der Nord-West-Seite (rechts) in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation bei Nacht: Die Ansaugtemperaturen an beiden Räumen sind nachts sehr ähnlich. Die geringfügig größere Streuung auf der Nord-West-Seite lässt auf stärkere Windeinflüsse schließen. Die Zulufttemperaturen verhalten sich ähnlich, wie am Tage. Die spärliche Datenlage bei der Nord-West-Seite resultiert aus der nur einmal im Messzeitraum betrieben Nachtlüftung. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] Tempertaturdifferenz TFrischluft - TWetterstation [K] 16 16 14 14 12 12 10 10 8 8 2 R = 0,7037 6 R2 = 0,4951 4 R2 = 0,4906 2 6 R2 = 0,2877 4 R2 = 0,21 2 0 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s -2 -4 -6 0 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s -2 -4 -6 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 700 800 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 171: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen an der Süd-Ost- (links) und Nord-West-Fassade (rechts): an der Süd-Ost-Fassade erwärmen sich die Ansaugbereiche bei vergleichbarer solarer Einstrahlung geringfügig stärker als an der Nord-West-Seite. Auch die Windeinflüsse sind hier etwas stärker ausgeprägt, wobei diese geringen Unterschiede auch durch statistische Abweichungen auf Grund stark unterschiedlicher Anzahl von Messwerten bei hohen Einstrahlungen bedingt sein können. An der Nord-West-Fassade waren die Ansaugtemperaturen bei Solarstrahlungsintensitäten um 100W/m² und Windgeschwindigkeiten unter 2m/s oft bis zu 2,5K niedriger als die Umgebungstemperaturen. Auf Grund der geografischen Ausrichtung treten an der Süd-Ost-Fassade wesentlich höher Strahlungsintensitäten (bis zu 740W/m²) als an der Nord-West-Fassade (maximal 600W/m²) auf. (Bei der Messung an der Nord-West-Fassade ist keine Regressionsgerade für Windgeschwindigkeiten unter 2m/s eingezeichnet, weil hierfür zu wenige Messwerte bei hohen Strahlungsintensitäten vorliegen.) Seite 71 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,3205 0 100 200 300 400 500 600 700 R2 = 0,5544 0 800 100 200 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 172: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen der Süd-Ost- (links) und Nord-West-Fassade (rechts): Auf der Süd-Ost-Seite erwärmt sich die Luft im Lüftungselement bei geringer Einstrahlung im Mittel um 1,5K. Bei 600W/m² wird sie durchschnittlich um 3K gekühlt. Auf der Nord-West-Seite ist eine deutlich stärkere thermische Beeinflussung der Luft zu beobachten. Hier wird sie bei geringer Einstrahlung im Mittel um 4K erwärmt und bei 600W/m² um 5K abgekühlt. (Für die NordWest-Seite Es sind nur Messpunkte aus der Schönwetter-Periode bis zum 12.09.2008 dargestellt.) Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,0886 0 100 200 300 400 500 600 700 R2 = 0,2995 0 800 100 200 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 173: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft an der Süd-Ost- (links) und Nord-West-Fassade (rechts): Der mittlere Temperaturunterschied der Zuluft gegenüber der Raumluft ist in beiden Räumen ähnlich. Die stärkere Streuung der Messpunkte an der Süd-Ost-Fassade ist auf die geringere thermische Beeinflussung der Zuluft im Lüftungselement zurückzuführen. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 14 12 12 10 10 8 8 6 6 4 4 2 R2 = 0,0082 2 0 0 -2 -2 -4 -4 -6 -6 -8 R2 = 0,209 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] 700 800 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 174: Temperaturzuwachs der Zuluft an der Süd-Ost- (links) und Nord-West-Fassade (rechts) gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: An der Süd-Ost-Fassade sind die Zulufttemperaturen im Mittel, nahezu unabhängig von der solaren Einstrahlung, ca. 2K wärmer als die Umgebungsluft. An der Nord-West-Fassade korreliert der mittlere Temperaturunterschied mit der solaren Einstrahlung. Bei geringer Einstrahlung ist die Zuluft 4K wärmer, bei Strahlungsleistungen von 600W/m² 1,5K kühler als die Umgebungsluft. An beiden Fassaden treten bei Strahlungsleistungen zwischen 100 und 200W/m² Zulufttemperaturen bis zu 4K unter den Umgebungstemperaturen auf, wobei der Effekt an der Nord-West-Fassade deutlich stärker ausgeprägt ist. Seite 72 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Während der Messung an der Süd-Ost-Fassade traten an 18 der 31 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungstemperaturen stiegen an 17 Messtagen über 25°C und an 5 über 30°C. Die Schönwetterphase dauerte im 2. Messzeitraum noch 18 Tage an, danach wurde die Witterung wesentlich kühler. Insgesamt wurden während der Untersuchungen an der Nord-WestFassade an 19 der 47 Messtage solare Wärmeeinträge von über 4kWh/(m² d) gemessen. Die Umgebungstemperaturen überschritten an 9 Tagen 25°C, blieben aber stets unter 30°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Freiburg Winddaten: Freiburg Strahlungsdaten: auf Grund eines Sensordefekts standen keine Strahlungsdaten zur Verfügung. Die solaren Energieeinträge entsprachen in beiden Messzeiträumen etwa denen aus MeteoNorm, d.h. die Sonnenscheindauern entsprachen dem mehrjährigen Mittelwert. Die Temperaturen wichen insbesondere im ersten Messzeitraum stark von den MeteoNorm-Daten ab. Dabei waren die am SIC gemessenen Tageshöchsttemperaturen etwas höher als die an der DWDStation. Nach dem Ende der Schönwetterphase am 12.09.2008 lagen die Temperaturen etwa auf dem MeteoNorm-Temperaturniveau. Die Windgeschwindigkeiten lagen im ersten Messzeitraum etwas über den MeteoNorm-Daten, im zweiten gab es keine nennenswerten Unterschiede. Die Abweichungen zwischen DWD- und lokaler Wetterstation sind in beiden Messzeiträumen vernachlässigbar. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Die Erwärmung der angesaugten Luft gegenüber der Umgebungsluft nimmt mit steigender solarer Einstrahlung an beiden Fassaden stark zu. Bei geringer Einstrahlung entspricht die Ansaugtemperatur an der meist direkt windangeströmten Nord-West-Fassade der Umgebungstemperatur. Auf der windabgewandten, zum Hof orientierten Seite tritt dies erst bei Windgeschwindigkeiten über 4m/s auf. Geringere Windgeschwindigkeiten führen zu einem mittleren Temperaturzuwachs von 1K. Bei hoher solarer Einstrahlung (600W/m²) treten bei Windgeschwindigkeiten von 2 bis 4m/s an der Süd-Ost-Fassade mittlere Temperaturzuwächse von 5K, an der gegenüberliegenden Gebäudeseite von 4K auf. Höhere Windgeschwindigkeiten reduzieren die Temperaturzuwächse an der Süd-Ost-Seite um 2,5K, auf der Nord-West-Seite um 1,8K. Der etwas größere Einfluss hoher Windgeschwindigkeiten auf der Süd-Ost-Seite ist auf die ebenfalls größeren solaren Energieeinträge (6,9kWh/(m² d) gegenüber 6,1kWh/(m² d)) zurückzuführen. Bedingt durch die geografiSeite 73 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss sche Ausrichtung, treten hier längere Einwirkdauern (um 15:30Uhr (Sommerzeit) wechselt die direkte Besonnung von der Süd-Ost- zur Nord-West-Seite) bei gleichzeitig größeren Strahlungsintensitäten (bis zu 740W/m² gegenüber maximal 600W/m² an der Nord-West-Fassade) auf. In Kombination mit der windgeschützten Lage führt dies bei Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 4m/s zu einer stärkeren Erwärmung der Ansaugtemperaturen an der Süd-Ost-Fassade (im Mittel 6K gegenüber 4K, vgl. Abb. 171). An der Nord-West-Fassade treten bei Einstrahlungsintensitäten unter 200W/m² und niedrigen Windgeschwindigkeiten oft Ansaugtemperaturen bis zu 2,5K unter den Umgebungstemperaturen auf. Dazu kommt es vormittags, wenn das Umfeld der Wetterstation in Folge solarer Einstrahlung bereits erwärmt ist, die Nord-West-Fassade aber noch im Schatten liegt. Höhere Windgeschwindigkeiten stören die Ausbildung einer Grenzschicht an der über Nacht ausgekühlten Fassade. Sie mindern deshalb, abhängig von der Windrichtung, diesen Effekt. Fassadendurchtritt Die Zuluft strömt auf beiden Gebäudeseiten durch passive Lüftungselemente oberhalb der Fenster in die Büros. Auf der dem ruhigen Hof zugewandten Süd-Ost-Seite sind einfache, auf der straßenzugewandten Nord-West-Seite schallgedämmte Lüftungselemente eingebaut. Diese beiden Elementtypen unterscheiden sich insbesondere bezüglich der Länge des Luftweges: - einfaches Lüftungselement: direkte Luftführung von der Ansaug- zur Zuluftöffnung - schallgedämmtes Lüftungselement: Luft wird zum Abbau von Schallenergie im Element mehrfach umgelenkt und auf einem langen Weg durch das Element geführt. Entsprechend der Länge der Luftwege zeigt sich im schallgedämmten Element eine wesentlich stärkere mittlere thermische Beeinflussung der Zuluft als im einfachen auf der Süd-Ost-Seite (vgl. Abb. 172). Bei geringer solarer Einstrahlung wird die Zuluft im schallgedämmten Element im Mittel um 4K erwärmt, während bei gleichen Randbedingungen im einfachen Element lediglich eine Erwärmung um 2K auftritt. Auch die geringere Streuung der Messwerte deutet auf eine größere Dämpfung im schallgedämmten Lüftungselement hin. Bei Gesamtstrahlungsintensitäten von 600W/m² an der Fassade wird die Zuluft beim Durchströmen des schallgedämmten Elementes im Mittel um 5K und im einfachen um 3K abgekühlt. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Die Temperaturunterschiede zwischen Umgebungs- und Zuluft streuen am einfachen Lüftungselement auf der Süd-Ost-Seite nahezu unabhängig von der solaren Einstrahlung an der Fassade um 2K (vgl. Abb. 174). Die Kühlung der Zuluft unter die Umgebungstemperatur ist auf Einflüsse aus dem durch kapazitive Effekte gekühlten Büroraum zurückzuführen. Bei besonSeite 74 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss ders starken Kühleffekten ist davon auszugehen, dass auf Grund mangelnder Durchströmung der Lüftungselemente die Raumtemperaturen gemessen wurden. An der Nord-West-Seite impliziert ein abfallender Verlauf der Regressionsgeraden wesentlich stärkere Kühleffekte im Lüftungselement (vgl. Abb. 174). Die Steigung der Regressionsgerade ist jedoch stark durch die große Anzahl von Messwerten bei Strahlungsintensitäten unter 200W/m² geprägt. Die geringe Anzahl von Messwerten bei höheren Strahlungsintensitäten sowie die nicht sichergestellte Durchströmung des Lüftungselementes verhindern hier eine quantitative Interpretation der Messergebnisse. Es ist zu vermuten, dass hier mit zunehmender Einstrahlung ähnliche Kühleffekte wie in anderen schallgedämmten Lüftungselementen auftreten. Seite 75 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Imtech, Bürogebäude, Hamburg Für die Zeit vom 11.09.2006 bis zum 18.09.2006 wurden Daten von der Firma Imtech zur Verfügung gestellt. TUmgebung [°C] VWind [m/s] Lufttemperatur, lokale Wetterstation Windgeschwindigkeit, DWD-Wetterstation SGlobal [W/m²] Globalstrahlung, DWD-Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 11.9.06 12.9.06 13.9.06 14.9.06 15.9.06 16.9.06 0 18.9.06 17.9.06 Datum Abb. 175: Zeitlicher Verlauf der lokal gemessenen Lufttemperaturen und Windgeschwindigkeiten sowie der an der DWDStation Hamburg erfassten Globalstrahlung. (Lokal gemessen Globalstrahlungsdaten sind nicht verfügbar.) Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp., lokale Wetterstation Eintrittstemperatur Windgeschwindigkeit, lokal Lufttemp., DWD-Wetterstation Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Windgeschwindigkeit, DWD Solarstr. [W/m²] 50 1000 45 900 40 800 35 700 30 600 25 500 20 400 15 300 10 200 5 100 0 11.9.06 12.9.06 0 14.9.06 13.9.06 Datum Abb. 176: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Bei Globalstrahlungsintensitäten von 600 bis 650W/m², Windgeschwindigkeiten um 2m/s und Umgebungstemperaturen um 27°C beträgt die Lufttemperatur nach Durchströmen der Fassade 33°C (Eintrittstemperatur). Auffällig sind der schnelle Anstieg und das langsame Abklingen der Eintrittstemperaturen. Anteilige Summenhäufigkeit DWD-Daten Anteilige Summenhäufigkeit MeteoNorm-Daten 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% lokale Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 177: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: an 63% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). Die MeteoNorm-Daten zeigen wesentlich geringere Energieeinträge. Lokale gemessene Einstrahlungsdaten liegen nicht vor. 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 178: Anteilige Summehäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: Die lokal gemessenen Temperaturen sind etwa 1K höher als an der DWD-Station und 8 bis 10K höher als die MeteoNorm-Temperaturen. Seite 76 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Anteilige Summenhäufigkeit loakle Wetterstation DWD-Daten MeteoNorm-Daten 100% Lufttemperaturen anderer Mess-Stationen [°C] 40 35 80% 30 60% 25 20 40% 15 10 20% DWD-Lufttemperatur 5 MeteoNorm-Lufttemperatur 0% 0 1 2 3 4 5 0 0 5 Stundmittel der Windgeschwindigkeiten an der Wetterstation [m/s] 10 Abb. 179: Anteilige Summenhäufigkeit der mittleren Windgeschwindigkeiten: Die DWD- und MeteoNorm-Daten zeigen bis etwa 3,5m/s eine ähnliche Häufigkeitsverteilung. Darüber hinaus treten in den MeteoNorm-Daten öfter höhere Windgeschwindigkeiten auf. Die lokal gemessenen Windgeschwindigkeiten sind etwa 50% niedriger als an der DWD-Station. 20 25 30 35 40 Abb. 180: Streuung der vom DWD und von MeteoNorm gelieferten Lufttemperaturen um die lokal gemessenen: Die DWD-Temperaturen streuen in einem Bereich von +2 bis -3K um die lokal gemessenen. Die MeteoNorm-Daten weichen wesentlich nach unten ab. Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 Eintrittstemp. bei Tag 5 15 Lufttemperatur an der lokalen Wetterstation [°C] 0 5 Eintrittstemp. bei Nacht 0 0 5 10 15 20 25 30 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 35 40 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 181: Lufttemperaturen nach dem Durchströmen der Fassade in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: bei hohen Umgebungstemperaturen und hohen Strahlungsintensitäten ist die einströmende Luft bis zu 10K wärmer als die Umgebungsluft. Die Temperaturen auf Umgebungsniveau treten abends, ab 18:00Uhr auf, wenn die Fassade nicht mehr besonnt wird. Nachts liegt der Temperaturzuwachs bei etwa 1,5K. Tempertaturdifferenz TEintritt - TWetterstation [K] 16 14 12 R2 = 0,9791 10 R2 = 0,9708 8 Abb. 182: Wind- und Strahlungseinflüsse auf die Eintrittstemperaturen: es ist eine klare Korrelation zwischen der Erwärmung der Zuluft und der Gesamtstrahlung an der Fassade erkennbar. Bei 600W/m² Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s ist die Zuluft im Mittel 9K wärmer Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s als die Umgebungsluft. Windeinflüsse sind nicht feststellbar. Die Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s geringe Anzahl an Datenpunkten 100 200 300 400 500 600 700 800 resultiert aus der Einschränkung auf Betriebszeiten des im BrüsGesamtstrahlungsintensität an der Fassade [W/m²] tungsgerät verbauten Ventilators. R2 = 0,9906 6 4 2 0 -2 -4 -6 0 Seite 77 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 177 zeigt, traten an 5 der 8 Messtage hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungstemperaturen stiegen an 7 Messtagen über 25°C, blieben aber stets unter 30°C. Abweichungen der Wetterdaten Die zum Vergleich herangezogenen Daten vom Deutschen Wetterdienst stammen von folgenden Standorten: Temperaturdaten: Hamburg Winddaten: Hamburg Strahlungsdaten: Hamburg Der Vergleich der gemessenen Wetterdaten mit den MeteoNormDaten zeigt, dass im Untersuchungszeitraum für die Jahreszeit außergewöhnlich hohe Temperaturen herrschten. Auch der solare Energieeintrag war wesentlich höher als im mehrjährigen Mittel. Die Winddaten unterscheiden sich hingegen nur unwesentlich. Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Der schnelle Anstieg der Eintrittstemperaturen bei Besonnung der Fassade und das langsamere Absinken deuten auf eine Beeinflussung durch thermische Speichereffekte in der Fassade hin (vgl. Abb. 176). Ähnlich dem Verwaltungsgebäude der Fa. Athmer wird auch hier die Luft aus der Fassadengrenzschicht an einer dunklen, thermischen schweren Fassade, angesaugt. Eine detaillierte Auswertung ist auf Grund fehlender Messdaten von der Fassade nicht möglich. Abb. 183: Ansaug-Situation am Bürogebäude der Firma Imtech, (Quelle: Imtech) Seite 78 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassadendurchtritt Hierzu konnte auf Grund fehlender Ansaugtemperaturen keine Analyse erstellt werden. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Die Eintrittstemperaturen korrelieren mit den solaren Strahlungsintensitäten. Bei geringer solarer Einstrahlung sind sie bis zu 2K wärmer als die Umgebungsluft. Bei einer Globalstrahlungsleistung um 600W/m² beträgt der Temperaturzuwachs, je nach Windgeschwindigkeit, 7 bis 9K. Die starke Streuung der Messwerte bei Windgeschwindigkeiten über 4m/s ist vermutlich auf Einflüsse der Windrichtung zurückzuführen. Weil keine Windrichtungsdaten vorlagen, konnte dem nicht weiter nachgegangen werden. PCM-Zuluftkühlung: Eine Analyse zur Wirksamkeit der PCM-Zuluftkühlung in den Brüstungsgeräten ist in [20] zu finden. Seite 79 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Zusammenfassung Abweichungen der Wetterdaten Strahlungsdaten Die pro Tag eingestrahlte Solarenergie weicht unabhängig von der Distanz zur DWD-Messstation und der Gebäudelage um höchstens 6% ab. Die etwas größere Abweichung beim TRIHaus ist auf die morgendliche Verschattung des Messsensors durch Gebäudeteile und die einfachere Messtechnik zurückzuführen. Umgebungstemperaturen Die mittleren Lufttemperaturen an den Messobjekten sind i.d.R. etwa 1K höher als an den DWD-Stationen. Die Abweichungen bei der KfW-Bank bzw. beim TRI-Haus sind auf die Balustraden um den Aufstellungsort der jeweiligen Wetterstation zurückzuführen. Die auffällig große Abweichung beim REB-Gebäude ist auf nächtliche Einflüsse durch die Abluftanlage zurückzuführen. Wind Die Abweichung der Windgeschwindigkeiten ist stark abhängig von der Lage des Gebäudes. In freien Lagen, wie beim SIC, treten ähnliche Windgeschwindigkeiten wie an den DWD-Stationen auf. Im Windschutz von Hängen (Athmer, REB) treten auch in freien Lagen deutlich niedrigere Windgeschwindigkeiten auf. Dichte (APO23) bzw. hohe (Imtech) umliegende Bebauung reduziert die Windgeschwindigkeiten etwa auf die Hälfte. Die besonders starke Abweichung bei der KfW-Bank ist auf die Windverschattung der Wetterstation durch die Dachbalustrade zurückzuführen. Maßgebliche Einflüsse aus der Entfernung zur DWD-Station können nicht festgestellt werden. Tab. 2: Zusammenstellung der Abweichungen zwischen lokalen und DWD-Messwerten Objekt Solarstrahlung Lage Entfernung zum DWD-Messort Umgebungstemperaturen mittlere Abweichung zur DWD-Messung Entfernung zum DWD-Messort Wind mittlere Abweichung Entfernung zum DWD-Messort mittlere Abweichung zur DWD-Messung [ km ] [ kWh/d ] [%] [ km ] [K] [ km ] [ m/s ] [% ] Athmer Talsohle 55 -143 -3,00 nahe Messobjekt1) 0,68 17 -1,97 -61,36 Haspel Stadtrandlage 25 -249 -6,67 nahe Messobjekt1) 0,89 24 -0,91 -32,60 APO23 dichte Bebauung 52 107 3,51 nahe Messobjekt1) 0,92 12 -1,41 -46,29 TRI-Haus Stadtrandlage 52 -338 -10,38 nahe Messobjekt1) 1,71 11 --- --- REB Nord-Ost-Hang 33 18 0,43 nahe Messobjekt1) 2,20 33 -0,95 -36,16 SIC, Sept. freie Lage --- --- --- nahe Messobjekt1) 1,18 nahe Messobjekt1) 0,12 4,98 1) 1,38 nahe Messobjekt1) -0,01 0,38 SIC, Okt. freie Lage --- --- --- nahe Messobjekt KfW Stadtrandlage 52 -352 -6,07 nahe Messobjekt1) 1,74 nahe Messobjekt1) -2,27 -68,00 Imtech Stadtrandlage nahe Messobjekt1) --- --- nahe Messobjekt1) 1,03 nahe Messobjekt1) -2,06 -53,33 1) DWD-Station ist Stadt, in der sich das Messobjekt befindet, zugeordnet. Seite 80 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Fassadenoberfläche und Fassadengrenzschicht Die geringste Erwärmung der Fassadengrenzschicht in Folge solarer Einstrahlung zeigt sich bei den verschattet angeordneten Lüftungseinlässen bei der KfW-Bank und am SIC. Die höchsten Ansaugtemperaturen treten bei APO23, REB und Imtech auf. Bei APO23 resultieren die hohen Temperaturen aus der Luftansaugung aus einem durch ein Lochblech abgedeckten Hohlraum. Das Lochblech leitet solar eingestrahlte Energie an den Hohlraum ab. Zusätzlich erwärmt durch die Löcher einfallende Solarstrahlung die Rückwand des Hohlraums. Beim REB-Gebäude führt die starke Absorption von Solarstrahlung an den dunkel gefärbten, westorientierten Fensterlaibungen bzw. Ansauggittern ab mittags zur Erwärmung der Grenzschicht und der einströmenden Luft. Am Imtech-Gebäude bedingt die Strahlungsabsorption an der dunklen Ziegelfassade eine starke Erwärmung der Grenzschicht bzw. der daraus angesaugten Zuluft. Die Grenzschichterwärmung an dunklen, auf Grund fehlender oder flacher Nachbarbebauung, frei vom Wind angeströmten Fassaden zeigt eine starke Windabhängigkeit. Bei geringen Windgeschwindigkeiten bauen sich an den erhitzen Fassadenoberflächen warme Grenzschichten auf; hohe Windgeschwindigkeiten stören die Grenzschichtausbildung, wodurch auch die Ansaugtemperaturen sinken. Besonders deutlich tritt dieser Effekt am REB- und am Athmer-Gebäude in Erscheinung. Bei den übrigen Gebäuden führen höhere Windgeschwindigkeiten ebenfalls zu niedrigeren Ansaugtemperaturen, der Effekt ist dort aber weniger stark ausgeprägt. Besonders schwach ist der Effekt an windverschatteten Fassaden (Imtech, APO23) bzw. bei (wind)verschatteten Ansaugöffnungen (KfW-Bank, SIC) ausgeprägt. Der besonders geringe Windeinfluss bei APO23 ist durch die windverschattete Lage des Gebäudes an einer Straßenschlucht und durch die Luftansaugung aus einem besonnten aber windentkoppelten Holraum zu erklären. Tempertaturdifferenz, Windgeschw.: 0 bis 2m/s TFrischluft - TWetterstation [K] Tempertaturdifferenz, Windgeschw.: 2 bis 4m/s TFrischluft - TWetterstation [K] R² = 0,5818 14 APO23 R² = 0,9064 R² = 0,7755 12 14 12 Haspel 10 Imtech 8 KfW-Bank 6 REB 4 2 SIC - NW-Fassade 2 0 SIC - SO-Fassade 0 10 R² = 0,9791 8 R² = 0,6354 6 Athmer R² = 0,5920 R² = 0,8664 R² = 0,9708 Haspel Imtech R² = 0,7037 R² = 0,4086 4 APO23 R² = 0,9105 Athmer R² = 0,4951 R² = 0,6692 R² = 0,2877 KfW-Bank REB R² = 0,1621 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Abb. 184: Einfluss der Solarstrahlung auf die mittleren Ansaugtemperaturen bei Windgeschwindigkeiten unter 2m/s (gemessen an der lokalen Wetterstation). (Von der Süd-OstFassade des SIC liegen zu wenige Messwerte für eine Mittelwertbildung vor.) SIC - NW-Fassade SIC - SO-Fassade 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Abb. 185: Wie Abb. 184, jedoch bei Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 4m/s. Seite 81 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassadendurchtritt Bei allen Gebäuden kommt es bei geringer solarer Einstrahlung zu einer Erwärmung der Luft beim Durchströmen der Fassade bzw. bei hoher Einstrahlung zu einer Kühlung. Wie stark der Effekt ausgeprägt ist, hängt von der konstruktiven Ausgestaltung der Lüftungselemente ab. Es zeigt sich: je länger der Luftweg durch die Fassade ist, umso größer ist die Temperaturänderung. So treten die stärksten Temperaturbeeinflussungen in Lüftungselementen auf, die zur Schallabsorption lange interne Luftwege aufweisen (REB, Nord-West-Fassade SIC, APO23). Die geringsten Temperaturänderungen sind bei dem Lüftungselement mit dem kürzesten Luftweg (Athmer) zu beobachten. Die ungewöhnlich starke Zuluftkühlung im REB-Gebäude ist neben dem langen Luftweg auch auf kapazitive Effekte eines raumhohen Heizkörpers zurückzuführen, der 10cm vor der raumseitigen Zuluftöffnung installiert ist. Durch langwelligen Strahlungsaustausch mit der im Sommer nicht betriebenen und daher kühlen Heizfläche wird das Lüftungselement gekühlt. Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 0 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 APO23 Athmer Haspel Imtech 100 200 300 400 R² = 0,3645 500 600 R² = 0,3249 700 800 R² = 0,3205 R² = 0,4165 R² = 0,5544 R² = 0,6215 R² = 0,6138 KfW-Bank REB SIC - NW-Fassade SIC - SO-Fassade Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 186: Mittlere Temperaturänderungen der Zuluft beim Durchströmen der Lüftungselemente als Funktion der solaren Einstrahlung. Seite 82 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Bei der Darstellung des Temperaturzuwachses in Abhängigkeit der solaren Strahlungsintensität an der Fassade zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Zuluftelementen mit kurzem (Athmer, Imtech) und langem internen Luftweg. Die in Abb. 186 erkennbaren Kühleffekte bei Lüftungselementen mit langen Luftwegen führen hier zu annähernd konstanten mittleren Temperaturzuwächsen gegenüber der Umgebungsluft. Sind nur kurze Luftwege vorhanden ist ein signifikanter Anstieg der Zulufttemperaturen bei zunehmender solarer Einstrahlung zu beobachten. Außerdem ist erkennbar, dass Zuluft, die durch dauerhaft verschattete Ansaugöffnungen (KfW-Bank, SIC) strömt, einen geringeren Temperaturunterschied zur Umgebung aufweist. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 0 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R² = 0,6311 APO23 R² = 0,4121 R² = 0,6044 Haspel R² = 0,0416 R² = 0,0036 R² = 0,0082 R² = 0,0005 100 200 300 400 500 600 Athmer 700 800 Imtech KfW-Bank REB SIC - NW-Fassade SIC - SO-Fassade Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 187: Mittlerer Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft (gemessen an der lokalen Wetterstation). Seite 83 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 5 Experimentelle Untersuchungen an einem Messraum Zur messtechnischen Untersuchung süd-orientierter Büroräume wurde Anfang 2007 ein Messraum auf dem Campus Haspel der Universität Wuppertal errichtet. (Detaillierte Beschreibung der Umgebung: s. Abs. 4.2 – Haspel.) Mit diesem, nach dem zugehörigen Lehrstuhl „BTGA-Box“ genannten, Messraum lassen sich unterschiedliche Lüftungs- und Fassadenkonfigurationen untersuchen, wobei die Steuerung der technischen Anlagen ohne Rücksicht auf Nutzer frei variiert werden kann. Auf Grund baulicher Auflagen konnte der Messraum nicht exakt süd-ausgerichtet werden. Seine Ausrichtung weicht um 15° nach Westen ab. Abb. 188: BTGA-Box auf dem Campus Haspel (Bild: Bing Maps) Abb. 189: Messraum "BTGA-Box" mit unterschiedlichen Brüstungskonfigurationen 5.1 Konstruktion und Ausstattung Struktur Das Innere des auf einer Betonteil-Fertiggarage basierenden „Messgebäudes“ gliedert sich in ein 5,15m langes und 2,93m breites „Messbüro“ und einen 1,00m langen Vorraum gleicher Breite. Im Vorraum sind, thermisch getrennt vom Messraum, Geräte wie die Lüftungsanlage und ein Mess-PC untergebracht. Abb. 190: Das "Messgebäude" "BTGA-Box" basiert auf einer Fertigteil-Garage. Es gliedert sich in einen 15m² großen Mess-Raum und einen 3m² großen Vorraum zur Unterbringung von Anlagen- und Messtechnik. Seite 84 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassade Die Süd-Seite des süd-ausgerichteten Messraums besteht aus einer Bürogebäude-typischen Pfosten-Riegel-Fassade. Der Brüstungsbereich ist mit grauen Vakuum-Dämm-Paneelen vom Typ Schüco Vacutherm (U-Wert = 0,23 W/(m² K)) ausgekleidet. Zur Untersuchung des Einflusses der Fassadenhelligkeit, gibt es im Brüstungsbereich Haltevorrichtungen, mit denen farbige Faserzementplatten hinterlüftet vor den Vakuum-Paneele befestigt werden können. Die 3 Fenster sind mit einer Sonnenschutz-Doppel-Verglasung ausgestattet (U = 1,1 W/(m² K), g = 34%, Lichttransmissionsgrad = 66%). Die beiden seitlichen Fensterelemente lassen sich elektrisch kippen und manuell schwenken, die große mittlere Scheibe ist fest eingebaut. Über und unter der Mittelscheibe sind Lüftungsgeräte vom Typ Aeromat VT angeordnet, mit denen unterschiedliche Zuluftkonfigurationen getestet werden können. Die Pfosten-Riegel-Fassade lässt sich vollflächig mit einem elektrisch angetriebenen, außen angebrachten Sonnenschutz verschatten. Weil der hervorstehende Sensorarm des Profilsensor während der Messungen am oberen Lüftungselement den Einsatz der Jalousie verhinderte, wurde bei allen anderen Messungen zu Gunsten vergleichbarer Ergebnisse auf den Jalousieeinsatz verzichtet. „Innere“ trennende Bauteile Zur Nachbildung der adiabaten Verhältnisse an den inneren Raumumschließungsflächen eines Mittelbüros, sind Decke, Boden und die vermeintlichen Innenwände außenseitig stark wärmegedämmt (UAW = 0,15 W/(K m²), UDecke = 0,10 W/(K m²), UBoden = 0,05 W/(K m²)). Weil zudem die Temperaturdifferenzen zwischen Gebäudeinneren und der Umgebung während der sommerlichen Messungen gering sind, werden die adiabaten Verhältnisse realer Bürogebäude sehr gut angenähert. Zur Abbildung der geringen Wärmekapazitäten üblicher Trennwände in Bürogebäuden müssen die hohen Wärmekapazitäten der tragenden Wandschalen in der BTGA-Box abgeschirmt werden. Dafür sind die Betonwände innenseitig mit aufgedoppelten Rigipswänden mit hinterliegenden EPS-Platten verkleidet. Die Betondecke soll, wie in einem passiv gekühlten Büro wünschenswert, als thermischer Speicher zur Verfügung stehen. Um eine gute Ankopplung an die Raumtemperaturen zu gewährleisten, ist die Decke nicht verputzt, sondern lediglich (weiß) gestrichen. Der Fußboden ist mit dunkelgrauem PVC ausgelegt. Lüftung Die Lüftungsanlage ist so konzipiert, dass ein Büroraum in einem Gebäude mit dezentralen Zuluftelementen und zentraler Abluftanlage simuliert wird. Die außenseitige Luftansaugung erfolgt in Abhängigkeit der gerade durchgeführten Untersuchung durch das obere oder untere Lüftungselement in der Süd-Fassade. Obwohl beide Lüftungselemente über eingebaute Ventilatoren verfügen, wurden sie für die hier durchgeführten Untersuchungen als rein passive Elemente genutzt. Die Lüftungselemente ragen raumseitig etwa 14cm aus ihrer Einfassung aus AluminiumProfilen und werden in diesem Bereich von Raumluft umspült. Dieses Seite 85 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss und die Luftführung in einem 1,50m langen, gegen die Raumluft nicht gedämmten, Blechkanal führen zu einer Temperaturannäherung der durchströmenden Luft an die Raumtemperatur. Abb. 191: Die Lüftungselemente sind so konstruiert bzw. eingebaut, dass Luft beim Durchströmen an Raumtemperatur angenähert wird. Abb. 192: geöffnetes Lüftungselement: die Luft strömt links in den Blechkanal ein und verlässt diesen am Auslass auf der rechten Seite. Die Abluft wird mittig auf der Messraumrückseite durch ein 2,4m über dem Boden angeordnetes Tellerventil abgesaugt und über die im Vorraum eingebaute Lüftungsanlage aus dem Gebäude transportiert. Die Lüftungsanlage ist in 3 Stufen (Taglüftung, Nachtlüftung, aus) steuerbar. Die Steuerung erfolgt automatisch. (Details s. Abs. 5.3) Abb. 193: Im Vorraum der BTGA-Box installierte Abluftanlage. Abb. 194: Tellerventil im Messraum mit AblufttemperaturSensor Heizung Für die Beheizung in den Übergangszeiten bzw. während Kaltwetterperioden steht ein elektrisch betriebener Ölradiator vom Typ kaz Duracraft DW-215E im Messraum bereit. Dieser verhinderte, dass die thermischen Speicher stark auskühlen. Dadurch waren die Speicher zu Beginn von Schönwetterperioden bereits in einem quasi eingeschwungenen Zustand, so dass direkt mit den Messungen begonnen werden konnte. Deckenventilator Im Juni 2009 wurde ein Deckenventilator mittig in den Messraum eingebaut. Der von ihm erzeugte Luftstrom sollte den konvektiven WärmeSeite 86 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss übergang an der Decke erhöhen und dadurch die Speicherkapazität in der Decke besser nutzbar machen. PCM-Box Angeregt durch die Messung an einem Praxisraum im TRI-Haus (vgl. Abs. 4.2), bei dem die Zuluft durch in den Luftweg eingebrachte PCMPlatten gekühlt werden sollte, und durch Fremduntersuchungen eines ähnlichen Systems im Imtech-Haus [20], wurde der Messraum zeitweise ebenfalls mit einer PCM-Zuluftkühlung ausgestattet. Dazu wurde an das untere Lüftungselement ein mit PCM-Platten ausgerüsteter Holzkasten, die „PCM-Box“, angeschlossen. So gelangte die Luft aus dem Lüftungsgerät von oben in die mit bis zu 15 PCM-Platten bestückbare PCM-Box, strömte, sofern eingebaut, zwischen den PCM-Platten hindurch und verließ die PCM-Box durch einen bodennahen, 2cm hohen Schlitz an der Vorderseite. Für die Untersuchungen wurden Aluminum-verkapselte PCM-Platten vom Typ Dörken DELTA-COOL24 eingesetzt. Der Achsabstand der PCM-Platten betrug 2cm. Vorteil einer solchen Zuluftkühlung gegenüber (mikroverkapseltem) PCM in Decken und Wänden ist die direkte Anströmung des PCM-Speichers und damit die Sicherstellung der (nächtlichen) Entladung bei Zulufttemperaturen unter der Kristallisationstemperatur. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass die dem Raum zugeführte Luft tatsächlich die PCM-Kühlung durchströmt und nicht, z.B. durch offenstehende Türen, auf anderem Wege dem Raum zuströmt. (vgl. Messung an 2 Praxisräumen im TRI-Haus). Oberes Lüftungselement elektr. kippbare Fenster Unteres Lüftungselement PCM-Box Deckenventilator Lampen zur Simulation interner Wärmequellen (insgesamt 4x 60W) elektr. Heizkörper Abluftanlage Abb. 195: Isometrie des Messgebäudes "BTGA-Box" Seite 87 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 5.2 Verwendete Messtechnik Das messtechnische Konzept der BTGA-Box ist an das der Feldmessungen (s. Abs. 4.1) angelehnt. Am Messraum konzentrieren sich die Untersuchungen jedoch ausschließlich auf die Süd-Fassade. Diese ist im oberen Bereich mit einem Pyranometer (CMP6 von Kipp & Zonen) zur Erfassung der Gesamtstrahlung an der Fassade ausgerüstet. Vor dem jeweils genutzten Zuluftelement misst ein FassadenSensor wie bei den Feldmessungen die Lufttemperaturen im Abstand von 4cm, 11,5cm und 22 cm zur Fassade. Dabei sind die Messköpfe zur Minimierung solarer Strahlungseinflüsse mit Doppelhülsen ummantelt. Zur Erfassung von Auftriebsströmungen misst ein Hitzdrahtanemometer die vertikalen Strömungsgeschwindigkeiten 15 cm vor der Fassadenoberfläche. Abb. 197: Sensor an der Süd-Fassade der BTGA-Box zur Messung von Auftriebsströmungen und eines Temperaturprofils. Zum Schutz vor Strahlungseinflüssen sind die Temperatursensoren mit Doppelhülsen ummantelt. Abb. 196: Pyranometer an der BTGA-Box zur Erfassung der solaren Einstrahlung an der Fassade. Abb. 198: Daten-Logger und Steuereinheit vom Typ Squirrel 2020. Am Ein- und Auslass des Lüftungselementes sind Temperatursensoren zur Messung der Lufttemperaturänderungen beim Durchströmen angebracht. Die Raumlufttemperatur wird mit einem strahlungsgeschützten Messkopf in der Raummitte ca. 90cm über dem Boden erfasst. Die Ablufttemperaturen werden mit einem Sensor im Tellerventil gemessen. Für die Messung der Umgebungstemperatur ist auf der Nordseite der BTGA-Box, ca. 25cm von der Fassadenoberfläche entfernt, ein strahlungsgeschützter Außensensor installiert. Die Messdaten werden zentral in einem Logger vom Typ Squirrel 2020 im Abstand von 5 Sekunden erfasst und auf Minutenwerte gemittelt gespeichert. Durch die o.g. Sensorik waren alle am Logger verfügbaren Messkanäle belegt, so dass es nicht möglich war zusätzlich die Fassadenoberflächentemperatur an der Süd-Fassade zu messen. Das Wettergeschehen wurde mit einer Wetterstation auf dem Dach eines 4-stöckigen Nachbargebäudes erfasst. Seite 88 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 5.3 Anlagensteuerung Im Gegensatz zu den Feldmessungen können die Betriebsparameter der technischen Anlagen in der BTGA-Box frei variiert werden. Die Steuerung der Lüftungsanlage und der elektrisch kippbaren Fenster erfolgt über den auch zur Speicherung von Messdaten eingesetzten Logger vom Typ Squirrel 2020. Die zur Simulation interner Wärmequellen installierten 60W-Glühbirnen werden über eine, in Abhängigkeit des Wochentages programmierbare, Funk-Zeitschaltuhr gesteuert. Die Betriebsweisen der technischen Anlagen sind im Folgenden erläutert: Lüftungsanlage: Basierend auf den Anforderungen an die Lüftungsanlagensteuerungen realer Bürogebäude wurde ein energieeffizientes Steuerungsprofil entwickelt: Während der für die Nachtlüftung vorgesehenen Zeit (täglich zwischen 18:00 und 8:00Uhr des folgenden Tages) wurde permanent geprüft, ob der Nachtlüftungsbetrieb mit 3,4-fachem stündlichen Luftwechsel ( = 147 m³/h) energetisch sinnvoll ist. Sank die Temperaturdifferenz zwischen der Raumluft und der Umgebung1) (gemessen 25cm vor der Nordfassade) unter 2K, wurde die Lüftungsanlage abgeschaltet. Bei so geringeren Temperaturdifferenzen ist der Energieaufwand für den Betrieb des Abluftventilators gemessen an der zu erwartenden Kühlwirkung zu hoch. Außerdem wurde die Nachtlüftung bei Unterschreitung einer Raummindesttemperatur von 20°C abgeschaltet. Tiefere Temperaturen würden Nutzern am nächsten Morgen als unangenehm kalt empfinden. Während der angenommenen Arbeitszeit (8:00 bis 18:00Uhr) erzeugte die Abluftanlage einen 0,9-fachen stündlichen Luftwechsel ( = 40m³/h) zur Sicherung der Raumluftqualität. Steuerung: 1) Energetisch günstiger wäre es, die Ansaugtemperatur statt der Umgebungstemperatur als Bezugsgröße zu verwenden. Weil die dafür erforderliche Einzelraumregelung sehr aufwendig und damit in Bürogebäuden unüblich ist, wurde auch bei den vorliegenden Untersuchungen die Umgebungstemperatur als Referenztemperatur gewählt. Logger (Squirrel 2020) Betriebsweise: Tagbetrieb: täglich zwischen 8:00 und 18:00Uhr, Volumenstrom: kontinuierlich ca. 40m³/h. Nachtbetrieb: täglich zwischen 18:00 und 8:00Uhr, Kühlbetrieb: wird aktiviert, wenn die Raumtemperatur für mindestens 10 Minuten über 22°C lag und die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur größer als 3K ist. Volumenstrom: ca. 147 m³/h Stillstand: wird ausgelöst, wenn die Raumtemperatur für mindestens 10 Minuten unter 20°C liegt oder die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur unter 2K sinkt. Seite 89 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Kipp-Fenster Es wurde ein Nutzerverhalten in stilisierter Form nachgebildet. Dabei wurde angenommen, dass die Nutzer zu Beginn der Arbeitszeit und in der Mittagspause die Fenster öffnen. Die Fenster wurden gekippt, weil sich nur diese Öffnungsart automatisieren ließ. Abgesehen davon hätte ein unbeobachtetes Aufschwenken das Einbruchsrisiko stark erhöht. Eine Unterscheidung zwischen Arbeitstagen und Wochenende war mit der Loggersteuerung nicht möglich. Steuerung: Logger (Squirrel 2020) Betriebsweise: täglich: 8:00 bis 8:30Uhr: Kippstellung täglich: 12:00 bis 13:00Uhr: Kippstellung Restliche Zeit: geschlossen Abb. 199: die Seiten-Fenster lassen sich elektrisch kippen. Simulierte interne Wärmequellen Zur Simulation interner Wärmequellen waren 4 60W-Glühbirnen im Messraum verteilt. Sie erzeugten wochentags in Anlehnung an DIN 4108-2 [29] einen Wärmeeintrag von 144 Wh/(m² d). Weil angenommen wurde, dass das simulierte Büro nur in der Woche genutzt wird, waren die Lampen an den Wochenenden ganztägig abgeschaltet. Steuerung: Funk-Zeitschaltuhr (Brennenstuhl HBT 100 F) Betriebsweise: Montag bis Freitag: 8:00 bis 17:00Uhr eingeschaltet. Samstag & Sonntag: kontinuierlich ausgeschaltet. Abb. 200: eine von 4 60WGlühbirnen zur Simulation innerer Wärmequellen im Messraum. Heizung Nach Problemen mit der Regelung über den eingebauten Thermostaten im Sommer 2008 wurde die Steuerung im August 2008 auf den Squirrel 2020 Datenlogger transferiert. Unabhängig von der Ansteuerung durch den Logger stand die Heizung ab da nur in länger andauernden kalten Witterungsphasen zur Verfügung. Steuerung: manuelles Ein- und Ausschalten am Heizkörper Regelung per Logger (Squirrel 2020) Betriebsweise: Die Heizung wurde manuell am Gerät eingeschaltet, wenn ohne Heizung dauerhaft Raumtemperaturen unter 20°C zu erwarten waren. Dann erfolgte die Steuerung durch den Logger folgendermaßen: Aktivierung: Raumtemperatur < 19,5°C für 1 Min Abschaltung: Raumtemperatur > 20,5°C für 1 Min Heizleistung: etwa 600W Abb. 201: ein elektrischer Heizkörper verhindert bei kalter Witterung ein zu starkes Auskühlen der thermischen Speicher. Seite 90 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 5.4 Mess-Konfigurationen Mit Hilfe des Messraums wurden unterschiedliche Lüftungs- und Fassadenkonfigurationen untersucht. Die Untersuchungen dauerten witterungsabhängig jeweils zwischen 4 und 8 Wochen an. Es wurden dabei folgende Aspekte untersucht: - Position der Zuluftöffnung - Einfluss der Fassadenfarbe - Wirksamkeit von PCM-Elementen für die Zuluftkühlung Es wurden Messungen in folgenden Konfigurationen durchgeführt: 1) Phase-Change-Material (PCM): Phasenwechselmaterialien binden thermische Energie in definierten Temperaturbereichen durch einen Phasenübergang (meist fest nach flüssig). Die dabei latent, d.h. ohne fühlbare Materialerwärmung, absorbierte Schmelzenergie übersteigt die spezifische Wärmekapazität um ein vielfaches. Bei der Abkühlung des Materials unter die Kristallisationstemperatur wird die latent gespeicherte Wärme wieder freigesetzt. Dieser Phasenwechselzyklus kann sehr häufig wiederholt werden. Oberes Lüftungsgerät Diese Messung lieferte Daten für den Vergleich zwischen der Außenluftzuführung durch das obere und das untere Lüftungselement. Zuluftführung: PCM-Einsatz: Fassadenfarbe: durch oberes Lüftungselement n.v. grau – RAL 9006, Reflexionsgrad: 52% (Originalfarbe der Vakuum-Isolier-Paneele) Deckenventilator: n.v. Besonderheit: Lüftungselement ist, je nach Sonnenstand, durch den Jalousiekasten verschattet. Abb. 202: Fassadenkonfiguration während der Messung am oberen Lüftungselement. Abb. 203: Pyranometer und Profil-Sensor bei der Messung am oberen Lüftungselement. Seite 91 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Unteres Lüftungsgerät Daten dieser Messung dienten sowohl dem Vergleich der Zuluftführung durch das obere Lüftungselement als auch als Referenz für die nachfolgenden Varianten. Zuluftführung: PCM-Einsatz: Fassadenfarbe: durch unteres Lüftungselement n.v. grau – RAL 9006, Reflexionsgrad: 52% (Originalfarbe der Vakuum-Isolier-Paneele) Deckenventilator: n.v. Besonderheit: Unteres Lüftungsgerät + PCM / + leere PCM-Box Während dieser Messkampagne wurde die Wirksamkeit von PCM-Platten zur Kühlung der Zuluft untersucht. Dazu war, bei ansonsten unveränderter Raum- und Fassadenkonfiguration, die PCM-Box an das untere Lüftungselement angeschlossen. Durch Abdichten der Nahtstellen zwischen PCM-Box und Zuluftelement war sichergestellt, dass der gesamte Zuluftstrom die PCM-Box vor Eintritt in den Raum passierte. Mit dieser Zuluftkonfiguration wurden 2 Messungen durchgeführt: 1. Unteres Lüftungsgerät + PCM Hier wurde die Kühlwirkung der mit PCM-Platten ausgerüsteten PCM-Box untersucht. Dazu war die PCM-Box mit 15 PCM-Platten vom Typ Dörken DELTA-COOL24 ausgerüstet. Die Platten wiesen einen Achsabstand von 2cm auf, so dass der lichte Abstand der 0,9cm dicken Platten 1,1cm betrug. 2. Unteres Lüftungsgerät + leere PCM-Box Zur Bestimmung der effektiven Kühlwirkung der PCM-Platten wurde im Anschluss die Wirkung der leeren PCM-Box auf die Zulufttemperaturen untersucht. Dazu wurden alle PCM-Platten aus der PCM-Box entfernt, der Messaufbau aber ansonsten unverändert gelassen. Abb. 204: PCM-Box, ausgerüstet mit 15 PCM-Platten. Anders als bei der Messung an dem Praxisraum im TRI-Haus, bei dem das Kühlsystem auf Grund mangelnder Durchströmung der „Kühleinrichtung“ versagte (vgl. TRI-Haus im Abs. 4.6), war im Messraum die Anströmung der PCM-Platten sichergestellt. Zuluftführung: PCM-Einsatz: durch unteres Lüftungselement PCM-Box, 15 PCM-Platten Wärmekapazität: 165kJ/Platte Schmelzbereich: 22 – 28°C Fassadenfarbe: grau – RAL 9006, Reflexionsgrad: 52% (Originalfarbe der Vakuum-Isolier-Paneele) Deckenventilator: n.v. Besonderheit: Abb. 205: leere PCM-Box während einer Vergleichsmessung. Seite 92 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementplatten Zur Ermittlung des Einflusses der Fassadenfarbe wurden die VakuumDämm-Panele im Brüstungsbereich mit schwarzen Faserzementplatten hinterlüftet abgedeckt. Zuluftführung: PCM-Einsatz: Fassadenfarbe: durch unteres Lüftungselement n.v. schwarz – RAL 7024, Reflexionsgrad: 8% (schwarze Faserzementplatte) Deckenventilator: n.v. Besonderheit: Abb. 206: BTGA-Box mit schwarzen Faserzementplatten im Brüstungsbereich. Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementplatten + PCM Aufbauend auf der Untersuchung „Unteres Lüftungselement + PCM“ sollte das Kühlsystem hier durch die sich stark erwärmenden schwarzen Faserzementplatten höher beansprucht bzw. seine Grenzen ausgelotet werden. Zuluftführung: PCM-Einsatz: Fassadenfarbe: durch unteres Lüftungselement PCM-Box, 15 PCM-Platten schwarz – RAL 7024, Reflexionsgrad: 8% (schwarze Faserzementplatte) Deckenventilator: n.v. Besonderheit: durch die dunkle Fassadenverkleidung sollte das Kühlsystem an seine Leistungsgrenze geführt werden. Unteres Lüftungsgerät + weiße Faserzementplatten Zur besseren Einordnung des Einflusses der Fassadenfarbe wurden für diese Untersuchung die schwarzen Faserzementplatten gegen weiße ausgetauscht. Zuluftführung: PCM-Einsatz: Fassadenfarbe: durch unteres Lüftungselement n.v. weiß – RAL 9003, Reflexionsgrad: 85% (weiße Faserzementplatte) Deckenventilator: in Betrieb Besonderheit: es gab 2 Messreihen, Abb. 207: BTGA-Box mit weißen Faserzementplatten im Brüstungsbereich. Seite 93 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 5.5 Typologie der Messkonfigurationen Im Folgenden sind die Raumkonfigurationen für die Untersuchungen am Messraum tabellarisch zusammengestellt. Tab. 3: Tabellarische Zusammenstellung der Versuchsraum-Konfigurationen Messzeitraum von bis Dauer (Tage) oberes Lüftungselement Unteres Lüftungselement 18.06.2008 07.07.2008 19 30.07.2008 27.08.2008 28 Unteres Lüftungselement + schwarze Faserzementplatten 21.04.2009 01.07.2009 71 Unteres Lüftungselement + weiße Faserzementplatten Unteres Lüftungselement + PCM 09.09.2009 13.11.2009 65 11.07.2008 30.07.2008 19 unteres Lüftungselement unteres Lüftungselement Unteres Lüftungselement + leere PCM-Box 30.07.2008 27.08.2008 28 Unteres Lüftungselement + schwarze Faserzementplatten + PCM Unteres Lüftungselement + schwarze Faserzementplatten + leere PCM-Box 01.07.2009 08.09.2009 69 27.08.2008 24.09.2008 28 Lüftung Zuluft oberes Lüftungselement Abluft Zuluftkühlung PCM-Box Besonderheiten unteres unteres Lüftungselement Lüftungselement Tellerventil auf Raumrückseiten unteres unteres Lüftungselement Lüftungselement Tellerventil auf Raumrückseiten --- --- --- --- 15x DeltaCOOL 24 leer --- --- --- --- --- --- --- --- --- RAL 9006 52% weiße Faserzementplatte RAL 9003 85% --- RAL 9006 52% schwarze Faserzementplatte RAL 7024 8% RAL 9006 52% --- --- x x --- unteres Lüftungselement 15x DeltaCOOL 24 Aluminium-FolienBespannung der Acrylglas Abdeckung leer Aluminium-FolienBespannung der Acrylglas Abdeckung RAL 9006 52% schwarze Faserzementplatte RAL 7024 8% schwarze Faserzementplatte RAL 7024 8% --- x --- Fassade Fassadenverkleidung Fassadenfarbe Reflexionsgrad Raum Fensterbank 5.6 Messungen und Analysen Im Folgenden werden zuerst die Messkampagnen ohne PCM-Box und anschließend mit PCM-Box kurz vorgestellt und die Messer¬gebnisse in grafischer Form präsentiert. Die gezeigten Diagramme basieren auf Stundenmittelwerten, wobei, der ausgewiesene Wert das Mittel der zurückliegenden Stunde repräsentiert. Abschließend erfolgt eine Analyse zu den Einflüssen aus - Lage des Lüftungselementes - Fassadenhelligkeit - Kühleffekte von PCM-Platten im Zuluftstrom Diagramm-Erläuterungen Nomenklatur der Temperatursensorik in den Auswerte-Grafiken: Wetterstation: Wetterstation auf dem Dach eines Nachbargebäudes Grenzschicht: Lufttemperatur 4cm vor der Fassadenoberfläche in der Nähe der Luftansaugung. Frischluft: Temperatur der angesaugten Luft unmittelbar nach Eintritt in das Lüftungselement. Zuluft: Temperatur der Zuluft am raumseitigen Auslass des Lüftungselementes. Abluft: Temperatur der Abluft im Tellerventil. Seite 94 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Diagramm-Erläuterungen für die Messungen ohne PCM-Box: Witterung: Der zeitliche Temperatur- und Strahlungsverlauf des gesamten Messzeitraums (1. Diagramm) gibt einen Eindruck der Witterung im Untersuchungszeitraum. Detaillierte Verläufe relevanter Messgrößen sind der nachgestellten Ausschnittsvergrößerung zu entnehmen (2. Diagramm). Zur Bewertung der Witterung während der Untersuchung sind die Summenhäufigkeiten der täglich eingestrahlten Solarenergie und der Tageshöchst-Lufttemperatur an der Wetterstation dargestellt (3. und 4. Diagramm). Umgebungstemperatur-Einflüsse: Die beiden folgenden Diagramme (5. und 6. Diagramm) zeigen Korrelationen zwischen äußeren und inneren Lufttemperaturen. Es sind – getrennt nach Tag- und Nachtlüftung – die unmittelbar am Einlass des Lüftungselements gemessenen Temperaturen (Frischluft) sowie die Zu- und Ablufttemperaturen in Abhängigkeit der Lufttemperaturen an der Wetterstation aufgetragen. Diese Darstellung gibt die Einflüsse solarer Strahlung nur unzureichend wieder. Weil diese jedoch die Ausbildung mikroklimatischer Unterschiede stark fördert, sind die in den folgenden Diagrammen dargestellten Temperaturdifferenzen stets auf die Gesamtstrahlung an der Fassade bezogen. Windeinflüsse: Das 7. Diagramm zeigt Windeinflüsse auf die Temperaturen im Einlassbereich des Zuluftelementes (Frischlufttemperatur). Es ist die Temperaturdifferenz dieser Messstelle zur Umgebung (gemessen an Wetterstation) in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung dargestellt. Windeinflüsse sind durch die Einteilung der Messwerte an Hand der zugehörigen Windgeschwindigkeiten in 3 Klassen (0 bis 2m/s, 2 bis 4m/s, über 4m/s) erkennbar. Lüftungselement-Einflüsse: die beiden nachfolgenden, nebeneinander platzierten Grafiken (8. und 9. Diagramm) zeigen die thermische Beeinflussung der Zuluft im Lüftungselement und die dafür ursächliche Temperaturdifferenz zur Raumluft. Im linken sind die Temperaturdifferenzen zwischen Ein- und Auslass des Zuluftelementes in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung an der Fassade dargestellt. Das rechte Diagramm zeigt die Temperaturdifferenzen von Zu- und Raumluft. Unter Berücksichtigung der bauartbedingt guten Wärmeleiteigenschaften des Lüftungselementes und dessen guter Ankoppelung an die Raumtemperatur1) (vgl. Abs. 5.1), ist diese Temperaturdifferenz ursächlich für die Wärmeströme zwischen dem Raum und der Luft im Lüftungselement. Lufttemp. an Wetterstation Lufttemp. an Nordseite Windgeschwindigkeit Globalstr. auf Horizontale Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Solarstr. [W/m²] Frischlufttemperatur Austrittstemp. PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade 1000 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 24.7.08 25.7.08 26.7.08 0 28.7.08 27.7.08 Datum Abb. 208: Beispiel-Diagramm: Ausschnittsvergrößerung aus zeitlichem Witterungsverlauf. Lufttemperaturen [°C] 40 35 30 25 20 15 Frischluft bei Taglüftung 10 Zuluft bei Taglüftung 5 Abluft bei Taglüftung 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 209: Beispiel-Diagramm: Messwerte auf der Diagonalen entsprechen den Umgebungstemperaturen, Messwerte oberhalb der Diagonalen zeigen wärmere, Messwerte unterhalb kühlere Temperaturen. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 16 14 R2 = 0,8787 12 R2 = 0,8638 10 R2 = 0,9096 8 6 4 2 0 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s -2 -4 -6 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 210: Beispiel-Diagramm: dargestellt sind die Messwerte und die Regressionsgeraden, zugehörige Windgeschwindigkeiten sind durch Farben kenntlich gemacht. Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,6223 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 211: Beispiel-Diagramm: dargestellt sind die Temperaturdifferenzen in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung und die Regressionsgerade. 1) Thermische Energie aus dem Raum wird sowohl konvektiv aus der Raumluft als auch über Wärmestrahlung von den Raumumschließungsflächen an das Lüftungselement übertragen. Seite 95 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Abb. 212: Thermographie-Bild des unteren Lüftungselements an einem strahlungsreichen Tag. Es zeigt sich ein Temperaturgefälle im Verlauf des durchströmten Blechkanals: Die warme Frischluft wird links in den Kanal eingeleitet und strömt darin etwa 1,50m zum Auslass auf der rechten Gehäuseseite. Dabei kühlt sie um etwa 3K ab. Abb. 213: Foto der in der Infrarot-Aufnahme dargestellten Situation. Kumulation der Einflüsse: Die Temperaturdifferenz zwischen der Zuluft am Messraum und der Umgebungsluft an der Wetterstation spiegelt die Summe der Einflüsse aus dem Mikroklima, der Fassadengestaltung und dem Lüftungselement wieder (Diagramm 10). Ergeben sich hier große Temperaturunterschiede, so sind bei der Simulation der Raumtemperaturen bzw. bei der Auslegung einer Raumkühlung entsprechende Temperaturaufschläge der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft zu berücksichtigen. Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 R2 = 0,6179 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 214: Beispiel-Diagramm Diagramm-Erläuterungen für die Messungen mit PCM-Box: Hier wird weitgehend die gleiche Diagramm-Struktur verwendet. Abweichungen treten bei der Ausschnittsvergrößerung (2. Diagramm) und bei der Darstellung der Windeinflüsse (7. Diagramm) auf: Ausschnittsvergrößerung: Die Ausschnittsvergrößerung wird um ein weiteres Diagramm ergänzt, das für den gleichen Zeitraum relevante Messgrößen der PCM-Kühlung zeigt. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 ΔT über PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Eintrittstemp. PCM-Box Austrittstemp. PCM-Box Globalstr. auf Horizontale Solarstr. [W/m²] 1100 35 1000 30 900 25 800 20 700 15 600 10 500 5 400 0 300 -5 200 -10 -15 24.7.08 100 25.7.08 26.7.08 27.7.08 0 28.7.08 Datum Abb. 215: Beispiel-Diagramm PCM-Kühlung / Windeinflüsse: Das Diagramm zu den Windeinflüssen entfällt, weil bei den PCMMessungen die gleichen Fassadenkonfigurationen verwendet wurden, wie sie schon bei den Messungen ohne PCM beschrieben wurden und dementsprechend durch die erneute Darstellung keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden können. Stattdessen werden an dieser Stelle 2 Diagramme zur Untersuchung der Wirksamkeit von PCMs im Zuluftstrom gezeigt. Das linke Diagramm stellt die Austrittstemperaturen der PCM-Box in Seite 96 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Abhängigkeit der Eintrittstemperaturen dar. Weil Austrittstemperaturen unter 26°C1) wünschenswert sind, ist diese Temperatur zur Orientierung als Grenztemperatur eingezeichnet. Im rechten Diagramm sind die Kühlleistungen bezogen auf die Eintrittstemperaturen aufgetragen. AustrittsLufttemp [°C] Gesamt-Kühlleistung der PCM-Box [Wh/h] 35 300 1) Laut Arbeitsstätten-Richtlinie 6 „soll“ die Temperatur in Arbeitsräumen 26°C nicht übersteigen. Kühlleistung bei Taglüftung Kühlleistung bei Nachtlüftung 250 30 200 25 150 100 20 50 15 0 10 -50 Austrittstemp. PCM-Box bei Taglüftung Austrittstemp. PCM-Box bei Nachtlüftung Grenztemperatur (26 °C) 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 Eintritts-Lufttemperatur [°C] Abb. 216: Beispiel-Diagramm: Austrittstemperaturen an der PCM-Box in Relation zu den Eintrittstemperaturen. -100 -150 -200 10 15 20 25 Luft-Eintrittstemperatur in PCM-Box [°C] 30 35 Abb. 217: Beispiel-Diagramm: Kühlleistung der PCMBox in Relation zu den Eintrittstemperaturen. Seite 97 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Oberes Lüftungsgerät Vom 18.06.2008 bis zum 07.07.2008 wurde untersucht, welchen Einfluss die Luftführung durch das obere Lüftungselement hat. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 18.6.08 0 20.6.08 22.6.08 24.6.08 26.6.08 28.6.08 30.6.08 2.7.08 4.7.08 6.7.08 8.7.08 Datum Abb. 218: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Abluftgeschwindigkeit Lufttemp. an Nordseite Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 40 1000 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 29.6.08 30.6.08 1.7.08 0 3.7.08 2.7.08 Datum Abb. 219: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase: Bei starker solarer Einstrahlung und Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 2,5m/s stellt sich an der Nordseite der BTGA-Box ein etwa 3,5K wärmeres Temperaturniveau ein als an der Wetterstation. Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 220: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: An 75% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 221: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: An nur 15% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 98 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Taglüftung 10 5 Frischluft bei Nachtlüftung 10 Zuluft bei Taglüftung Zuluft bei Nachtlüftung 5 Abluft bei Taglüftung 0 Abluft bei Nachtlüftung 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 222: Lufttemperaturen am Messraum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Während der Taglüftungsphase liegen die Frischlufttemperaturen bei sommerlichen Umgebungstemperaturen (TWetterstation > 25°C) zwischen 2,5 und 4,5K über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Die Zulufttemperaturen sind tendenziell etwas niedriger. Während der Nachtlüftung ist die Frischluft ca. 1K wärmer und die Zuluft 2 bis 3K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 16 14 12 10 8 6 4 R2 = 0,2663 R2 = 0,2278 R2 = 0,0009 2 0 -2 -4 -6 0 100 Abb. 223: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: auch hohe solare Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Strahlungsintensitäten führen zu Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s einer sehr geringen Zunahme der Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s Frischlufttemperaturen von weniger 200 300 400 500 600 700 800 als 1K. Windeinflüsse sind auf Grund der geringen StrahlungsGesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] einflüsse nicht zu erkennen. Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,2305 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 224: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des oberen Lüftungselementes: Die Solarstrahlung hat auch hier nur einen kleinen Einfluss. Ursache hierfür ist die geringe Erwärmung der angesaugten Luft an der Fassade (vgl. Abb. 223). Der daraus resultierende geringe Unterschied zwischen Frischluft- und Raumtemperatur führt zu kleinen Wärmeströmen in das bzw. aus dem Lüftungselement. R2 = 0,3378 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 225: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: Bei geringer solarer Einstrahlung liegen die Zulufttemperaturen im Mittel 4K unter den Raumtemperaturen. Mit steigender solarer Einstrahlung nähern sich die Zulufttemperaturen den Raumtemperaturen an und überschreiten diese ab 430W/m² leicht. Die Streuung der Messwerte resultiert aus den unterschiedlichen Umgebungstemperaturen bei denen eine bestimmte Einstrahlung auftritt. Seite 99 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 R2 = 0,1592 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 226: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: Die Zulufttemperaturen sind, abhängig von der Solarstrahlungsintensität, zwischen 3 und 5K höher als die Lufttemperaturen an der Wetterstation. Die Solarstrahlungsein800 flüsse sind bei der Luftansaugung durch das obere Lüftungselement vergleichsweise gering ausgeprägt. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 220 zeigt, traten im Messzeitraum häufig sehr hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen jedoch nur an 3 Messtagen ( = 15% des Messzeitraums) über 25°C und nur an einem ( = 5% des Messzeitraums) über 30°C. Mikroklima Bei Globalstrahlungsintensitäten zwischen 850 und 900W/m² und Windgeschwindigkeiten um 2m/s erwärmt sich die Luft im Bereich der BTGA-Box 3 bis 4K stärker als die an der Wetterstation (vgl. Abb. 219). Nachts bleibt es im Umfeld der BTGA-Box gegenüber der Wetterstation 1 bis 1,5K wärmer. Ursache für die stärkere Aufheizung am Tage ist die windgeschützte Lage und die starke Absorption solarer Strahlung in der unmittelbaren Umgebung an Autos, Bodenpflasterung und Gebäuden. Nachts führen die Windgeschützte Lage und die deutlich größeren thermischen Speichermassen zu den leicht höheren Umgebungstemperaturen an der BTGA-Box. In klaren Nächten (z.B. die Nacht zwischen dem 1.7.2008 und 2.7.2008) verstärkt sich dieser Temperaturunterschied noch: Dann strahlt vom Warmdach, auf dem die Wetterstation steht, die wenige vorhandene Wärme sehr schnell zum Himmel ab. In Folge dessen kühlt der Dachbereich, insbesondere bei geringen Windgeschwindigkeiten, stark aus. Das Umfeld der BTGA-Box hingegen weist viele vertikale Wände auf, die vergleichsweise wenig Wärme zum Himmel abstrahlen, ihre Wärme aber konvektiv an die Umgebungsluft übertragen. Fassadengrenzschicht Seite 100 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Die Temperatur der über dem zentralen Fenster im Verschattungsbereich des Jalousiekastens angesaugten Luft wird von der solaren Einstrahlung an der Fassade nur in sehr geringem Maße beeinflusst: eine Gesamtstrahlung an der Fassade von 600W/m² führt gegenüber der Temperatur an der Nord-Seite der BTGABox lediglich zu einer mittleren Temperaturerhöhung von 1,8K (vgl. Abb. 223). Weil Wind nur strahlungsbedingte Temperaturänderungen (tagsüber Erwärmung, nachts Abkühlung) beeinflussen kann, sind die Windeinflüsse ebenfalls sehr gering. Fassadendurchtritt Beim Durchströmen des Lüftungselementes ändert sich die Lufttemperatur nur wenig (vgl. Abb. 224). Bei geringer solarer Einstrahlung und kalter Witterung wird die Luft im Lüftungselement um 1,5K erwärmt. Mit zunehmender Einstrahlung an der Fassade schwächt sich dieser Heizeffekt ab, bis sich ab etwa 480W/m² ein leichter Kühleffekt ausbildet. Ursache für die Temperaturveränderungen ist der Wärmeaustausch zwischen der Luft im Lüftungselement und dem Messbüro (vgl. Korrelation der Heiz- und Kühleffekte in Abb. 224 mit den Temperaturdifferenzen zwischen Zu- und Raumluft in Abb. 225). Ist die Raumtemperatur höher als die Ansaugtemperatur kommt es im Lüftungselement zu einer Erwärmung; ist sie niedriger zu einer Kühlung der Zuluft. Begünstigt wird diese „Vortemperierung“ im Lüftungselement durch dessen Bauweise (vgl. 5.1). Weil im Messzeitraum die Temperaturunterschiede zwischen der Frischluft und dem Messraum gering waren, traten vergleichsweise geringe Wärmeströme am Lüftungselement auf. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Während der Messung lag die Zulufttemperatur im Mittel 3K (bei geringer Solarstrahlung) bis 5K (bei starker Solarstrahlung) über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Dabei setzte sich der Temperaturanstieg bei geringer Einstrahlung aus mikroklimatischen Effekten (+1K) und der Vorwärmung im Lüftungselement (+2K) zusammen. Bei starker solarer Einstrahlung bewirkte das wärmere Mikroklima (+3K) und die Erwärmung der Luft an der besonnten Fassade (+2K) den Temperaturanstieg. Der Einfluss der Solarstrahlung auf die Zulufttemperaturen ist somit bei der Luftführung durch das obere Lüftungselement sehr gering. Die Streuung der Messwerte resultiert aus der Überlagerung von Außentemperaturschwankungen, Vortemperierung im Lüftungselement sowie Wind- und Mikroklimaeinflüssen. Seite 101 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät In der Zeit vom 30.07.2008 bis zum 27.08.2008 wurde die Luftführung durch das untere Lüftungselement untersucht. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box Globalstrahlung an der Wetterstation SGlobal [W/m²] 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 0 30.7.08 2.8.08 5.8.08 8.8.08 11.8.08 14.8.08 17.8.08 20.8.08 23.8.08 26.8.08 Datum Abb. 227: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Abluftgeschwindigkeit Lufttemp. an Nordseite Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 40 1000 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 4.8.08 5.8.08 6.8.08 0 8.8.08 7.8.08 Datum Abb. 228: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase. Bei Globalstrahlungsleistungen um 800W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 1,5m/s und 2,5m/s stellt sich an der Nordseite der BTGA-Box ein etwa 2K bis 3K höheres Temperaturniveau ein als an der Wetterstation. Höhere Windgeschwindigkeiten führen dabei zu einem tendenziell größeren Temperaturunterschied. Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 229: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie. An 48% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 230: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen. An nur 17% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 102 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Taglüftung 10 5 Frischluft bei Nachtlüftung 10 Zuluft bei Taglüftung Zuluft bei Nachtlüftung 5 Abluft bei Taglüftung 0 Abluft bei Nachtlüftung 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 231: Lufttemperaturen am Messraum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Während der Taglüftungsphasen sind die Frischlufttemperaturen bei sommerlichen Umgebungstemperaturen (TWetterstation > 25°C) in Folge solarer Strahlungseinflüsse bis zu 14K höher als die Lufttemperaturen an der Wetterstation. Die Zuluft weist dann gegenüber der Wetterstation eine 4K bis 10K höhere Temperatur auf. Während der Nachtlüftungsphasen sinkt der Temperaturunterschied auf 1,5K bis 2K. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 16 14 12 Abb. 232: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: Es ist eine deutliche R = 0,8636 Korrelation zwischen der solaren R = 0,8598 R = 0,9235 Einstrahlung an der Fassade und der Erwärmung der angesaugten Luft erkennbar. Während bei geringer Einstrahlung die Ansaugtemperaturen etwa auf dem Niveau der Umgebung liegen, erhöhen sie sich mit steigender StrahlungsWindgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s intensität auf bis zu 10K. Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Hohe Windgeschwindigkeiten Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s (vWind > 4m/s, gemessen an der 200 300 400 500 600 700 800 Wetterstation) reduzieren die Aufheizung der Frischluft um maximal Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 1K. 2 10 2 2 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 0 100 Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,5527 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 233: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des unteren Lüftungselementes: Es zeigt sich hier eine deutlich stärkere Beeinflussung als am oberen Lüftungselement. Bei geringer Einstrahlung wird die Luft im Mittel wieder um 2K erwärmt, mit zunehmender Strahlungsintensität reduziert sich der „Heizeffekt“ jedoch deutlich stärker. Ab einer solaren Einstrahlung von 310W/m² wird die Luft gekühlt. Bei einer Strahlungsintensität von 650W/m² führt der durch Wärmeabgabe an den kühleren Raum verursachte Kühleffekt zu einer Temperaturreduktion von etwa 3K. R2 = 0,5274 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 234: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: Bei geringer solarer Einstrahlung an der Fassade ist die Zuluft, wie beim Einsatz des oberen Lüftungselementes, etwa 4K kälter als die Raumluft. Mit zunehmender solarer Einstrahlung reduziert sich diese Temperaturdifferenz. Ab einer Strahlungsintensität von 300W/m² ist die Zuluft wärmer als die Raumluft, bei 650W/m² beträgt der Temperaturunterschied im Mittel 4,5K. Seite 103 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 R2 = 0,6179 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 235: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber Umgebungsluft an der Wetterstation: Die Zulufttemperaturen liegen, abhängig von der Solarstrahlungsintensität zwischen 3K und 9,5K über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Der Solarstrahlungseinfluss 800 ist somit am unteren Lüftungselement deutlich größer als am oberen. Witterung Wie Abb. 229 zeigt, traten im Messzeitraum oft hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Lufttemperaturen an der Wetterstation stiegen jedoch nur an 5 Messtagen ( = 17% des Messzeitraums) über 25°C und blieben stets unter 30°C. Mikroklima Bei Globalstrahlungsintensitäten um 800W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 1,8 und 2,5m/s ist die Lufttemperatur im Bereich der BTGA-Box etwa 2K höher als an der Wetterstation (vgl. Abb. 228). Nachts bleibt es im Umfeld der BTGA-Box gegenüber der Wetterstation 1 bis 1,5K wärmer. Die gegenüber der Messung am oberen Lüftungselement um 2K geringere Erwärmung des Mikroklimas an der BTGA-Box ist auf die stärke Auskühlung der thermischen Speichermassen in der Nacht und die 50 bis 100W/m² geringere Solarstrahlungsleistung am Tage zurückzuführen. Nachts stellten sich bei beiden Messungen ähnliche Temperaturunterschiede ein. Fassadengrenzschicht Die Temperatur der oberhalb der Brüstung, durch das besonnte Lüftungselement, angesaugten Luft wird von solarer Einstrahlung stark beeinflusst: eine Gesamtstrahlung an der Fassade von 650W/m² führt gegenüber der Temperatur an der Nord-Seite der BTGA-Box zu einer mittleren Temperaturerhöhung von bis zu 10K (vgl. Abb. 232). Ursache dafür ist die Erwärmung der angesaugten Luft an der erhitzen Fassadenoberfläche und die Aufheizung des Lüftungselementes durch direkte Sonneneinstrahlung. Die Aufheizung wird durch Windeinflüsse kaum reduziert. Sogar hohe Windgeschwindigkeiten von über 4m/s (gemessen an der Wetterstation) reduzieren die Aufheizung im Mittel um maximal 1K. Ursache für die geringen Windeinflüsse ist die windgeschützSeite 104 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss te Lage der BTGA-Box (vgl. hierzu auch Messung „Unteres Lüftungsgerät + PCM“) und die weitgehend windunabhängige Erwärmung im äußeren Teil des besonnten Lüftungselementes. Fassadendurchtritt Beim Durchströmen des Lüftungselementes ändert sich die Lufttemperatur nur wenig (vgl. Abb. 233). Bei geringer solarer Einstrahlung und kalter Witterung wird die Luft im unteren (wie im oberen) Lüftungselement um 2K erwärmt. Mit zunehmender Einstrahlung an der Fassade schwächt sich dieser Heizeffekt ab, bis sich ab etwa 310W/m² ein Kühleffekt ausbildet. Dieser führt bei einer Solarstrahlungsintensität von 650W/m² zu einer Temperaturreduktion von 2K. Ursache für die thermische Beeinflussung ist das Temperaturgefälle zwischen Raum und Zuluft. (Details: s. Messung am oberen Lüftungselement) Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Tagsüber lag die Zulufttemperatur im Mittel 3K (bei geringer Solarstrahlung) bis 9,5K (bei starker Solarstrahlung) über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Dabei setzte sich der Temperaturanstieg bei geringer Einstrahlung aus mikroklimatischen Effekten (+1K) und der Vorwärmung im Lüftungselement (+2K) zusammen. Bei starker solarer Einstrahlung bewirkte das wärmere Mikroklima (+2K) und die Erwärmung der Luft an der besonnten Fassade und im besonnten Lüftungselement (zusammen +7,5K) den Temperaturanstieg. Der Einfluss der Solarstrahlung auf die Zulufttemperaturen ist somit bei der Luftführung durch das untere Lüftungselement deutlich stärker als der am oberen. Seite 105 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementplatten Vom 21.04.2009 bis zum 30.06.2009 wurde untersucht, wie die Lufttemperaturen am unteren Lüftungselement durch einen schwarz verkleideten Brüstungsbereich beeinflusst werden. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 0 21.4.09 29.4.09 7.5.09 15.5.09 23.5.09 31.5.09 8.6.09 16.6.09 24.6.09 2.7.09 Datum Abb. 236: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Abluftgeschwindigkeit Lufttemp. an Nordseite Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 40 1000 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 23.6.09 24.6.09 25.6.09 0 27.6.09 26.6.09 Datum Abb. 237: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase. Bei Globalstrahlungsleistungen von 850W/m² bis 900W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 5m/s liegen die Lufttemperaturen auf der Nordseite der BTGA-Box 3K bis 4,5K über denen an der Wetterstation. Nachts sinken die Temperaturen an beiden Messstellen auf ein vergleichbares Niveau. Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 10 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 238: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie. An 64% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 239: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen. An nur 10% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 106 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Taglüftung 10 5 Frischluft bei Nachtlüftung 10 Zuluft bei Taglüftung Zuluft bei Nachtlüftung 5 Abluft bei Taglüftung 0 Abluft bei Nachtlüftung 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 10 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 240: Lufttemperaturen am Messraum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Der Vergleich der Messwerte bei Tag- und Nachtlüftung zeigt einen großen Einfluss solarer Einstrahlung: sie bedingt tagsüber bereits bei Umgebungstemperaturen um 20°C Frischlufttemperaturen von über 35°C. Die etwa 5K kühleren Zulufttemperaturen sind auf Kühleffekte im Lüftungselement zurückzuführen. Nachts ist auf Grund des wärmeren Mikroklimas am Messraum die angesaugte Luft bis zu 1,5K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Die Zuluft wird dann im Lüftungselement, abhängig von der Temperaturdifferenz zur Raumluft, um bis zu 2,5K erwärmt, so dass die Zulufttemperatur bis zu 4K über der Wetterstationstemperatur liegt. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 16 14 R2 = 0,8787 12 R2 = 0,8638 10 R2 = 0,9096 8 6 4 2 0 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s -2 -4 -6 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,6223 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 242: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des unteren Lüftungselementes: Mit zunehmender Gesamtstrahlung zeigt sich ein wachsender Kühleffekt. Dieser führt bei Strahlungsintensitäten um 700W/m² zu einer mittleren Temperaturreduktion von 7K. Der Kühleffekt resultiert, wie der Erwärmungseffekt bei geringer Einstrahlung, aus den in das Lüftungselement einwirkenden Raumtemperaturen. Abb. 241: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der solaren Strahlungsleistung an der Fassade und der Erwärmung der angesaugten Luft gegenüber der Umgebungsluft. Durchschnittliche Windgeschwindigkeiten über 4m/s mindern den mittleren Temperaturanstieg um 2,9K, Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 4m/s um 1,4K. R2 = 0,5136 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 243: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: Mit steigender solarer Strahlungsintensität an der Fassade werden die Temperaturdifferenzen zwischen Zu- und Raumluft größer. Bei 700W/m² ist die Zuluft im Mittel 6,5K wärmer als die Raumluft. Dieses Temperaturgefälle führt in Kombination mit den guten Wärmeleiteigenschaften des Lüftungselementes zu der in Abb. 242 erkennbaren Zuluftkühlung. Seite 107 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 10 R2 = 0,1851 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 244: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: Die dunklen Fassadentafeln führen bei zunehmender Solarstrahlungsintensität zu einer deutlichen Erwärmung der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft. Bei einer Strahlungsintensität von 700W/m² an der Fassade beträgt der Temperaturanstieg im Mittel 8,4K, stellenweise bis zu 11K. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 236 zeigt, traten im Messzeitraum häufig hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen jedoch nur an 7 Messtagen über 25°C und blieben stets unter 30°C. Mikroklima An Tagen mit hoher solarer Einstrahlung überstiegen die Lufttemperaturen an der BTGA-Box jene an der Wetterstation um bis zu 5K (vgl. Abb. 237). Dieser Temperaturunterschied resultiert einerseits aus der windgeschützten Lage, andererseits aus der starken Absorption solarer Strahlung in der unmittelbaren Umgebung an Autos, Bodenpflasterung und Gebäuden. In der Nacht sinken die Lufttemperaturen an beiden Messstellen auf ein vergleichbares Niveau, wobei es an der BTGA-Box auf Grund der windgeschützten Lage und der thermischen Speichermassen in unmittelbarer Umgebung tendenziell etwas wärmer bleibt. Fassadengrenzschicht Abb. 241 zeigt eine deutliche Korrelation zwischen der solaren Strahlungsleistung und der Erwärmung der angesaugten Luft gegenüber der Umgebungsluft. Bei einer Strahlungsleistung von 700W/m² an der Süd-Fassade und geringen Windgeschwindigkeiten (vWind,mittel < 2m/s) ist die aus der Fassadengrenzschicht angesaugte Luft im Mittel 12,5K wärmer als die Luft an der Nordseite. Höhere Windgeschwindigkeiten reduzierten die Aufheizung der Grenzschicht leicht. Bei Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 4 m/s wurde ein Temperaturanstieg von 11,1K, bei Windgeschwindigkeiten über 4m/s von 9,6K gemessen. Die starke Aufheizung der Fassadengrenzschicht bei hoher Strahlungsintensität ist auf den hohen Absorptionsgrad der schwarzen Faserzementplatten zurückzuführen. Seite 108 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassadendurchtritt Abb. 242 zeigt eine starke Abkühlung (um bis zu 8K) der Luft beim Durchströmen des Lüftungselementes. Diese resultiert aus der guten Ankopplung des Lüftungselementes an die Raumluft in Kombination mit dessen gut wärmeleitenden Blechkonstruktion und dem langen Luftweg durch das Element (Vgl. Abs. 5.1). Die Wärme wird beim Durchströmen (teilweise) an die umgebende Raumluft abgeführt. Bei geringer solarer Einstrahlung bzw. niedrigen Frischlufttemperaturen wird die Zuluft im Lüftungselement durch die höheren Raumtemperaturen um bis zu 8K vorgewärmt. Die Messwerte bestätigen damit die Beobachtung bei der Thermographie des Lüftungsgeräts (Vgl. Abb. 212). Die dem Raum bei der Kühlung der Zuluft im Lüftungselement zugeführte bzw. bei der Erwärmung entzogene thermische Energie (jeweils bis zu 100Wh/h) beeinflusst die Raumtemperaturen. Diese Art der Zulufttemperierung reduziert also nicht die thermischen Lasten des Raums. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Bei den Messungen lag die Zulufttemperatur im Mittel zwischen 4K (bei geringer Solarstrahlung) und 8K (bei starker Solarstrahlung) über der Lufttemperatur an der Wetterstation. Die starke Streuung der Messwerte resultiert aus der Überlagerung von Wind- und Mikroklimaeinflüssen an beiden Messstellen. Die gemessenen Temperaturunterschiede sind so groß, dass sie bei der Prognose der Raumtemperaturen nicht vernachlässigt werden dürfen. Seite 109 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät + weiße Faserzementplatten Vom 09.09.2009 bis zum 13.11.2009 wurde untersucht, wie die Lufttemperaturen am unteren Lüftungselement durch einen weiß verkleideten Brüstungsbereich beeinflusst werden. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box Globalstrahlung an der Wetterstation SGlobal [W/m²] 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 0 9.9.09 16.9.09 23.9.09 30.9.09 7.10.09 14.10.09 21.10.09 28.10.09 4.11.09 11.11.09 Datum Abb. 245: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] Lufttemp. an Wetterstation Frischlufttemperatur Windgeschwindigkeit Abluftgeschwindigkeit Lufttemp. an Nordseite Zulufttemperatur Globalstr. auf Horizontale Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 40 1000 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 24.9.09 25.9.09 26.9.09 0 28.9.09 27.9.09 Datum Abb. 246: Zeitlicher Verlauf relevanter Messgrößen während einer Schönwetterphase. Bei Globalstrahlungsleistungen um 600W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 1 und 1,5m/s liegen die Lufttemperaturen auf der Nordseite der BTGA-Box 1K bis 2,5K über denen an der Wetterstation. Nachts ist es im Bereich der BTGA-Box bei sehr geringen Windgeschwindigkeiten 1 bis 1,5K wärmer. Die starken Zulufttemperaturanstiege nach Abschaltung der Nachtlüftung (am 26.09. zwischen 2:00 und 8:00 und am 27.9. zwischen 4:00 und 8:00Uhr) sind auf die fehlende Durchströmung des Lüftungselementes und Wärmeeinträge aus dem Raum zurückzuführen. Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 247: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie: An 6% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 248: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen: An nur 3% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 110 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 Frischluft bei Taglüftung 10 5 Frischluft bei Nachtlüftung 10 Zuluft bei Taglüftung Zuluft bei Nachtlüftung 5 Abluft bei Taglüftung 0 Abluft bei Nachtlüftung 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 40 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 249: Lufttemperaturen am Messraum in Relation zur Lufttemperatur an der Wetterstation: Während der Taglüftungsphasen ist die an der Messraumfassade angesaugte Luft bis zu 14K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Nach der Abkühlung im Lüftungselement um 5K weist die Zuluft immer noch eine bis zu 9K höhere Temperatur auf. In den Nachtlüftungsphasen führt das leicht wärmere Mikroklima an der BTGA-Box gegenüber der Wetterstation zu 1K bis 1,5K höheren Ansaugtemperaturen. Die Zuluft wird dann im Lüftungselement, abhängig von der Temperaturdifferenz zum Messraum, erwärmt, so dass sich am Raumeinlass gegenüber der Wetterstationstemperatur ein Temperaturzuwachs von 2 bis 3K ergibt. Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 16 14 Abb. 250: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Ansaugtemperaturen: Es zeigt sich eine deutliche Korrelation zwischen der R = 0,8961 R = 0,9278 solaren Strahlungsleistung an der Fassade und der Erwärmung der angesaugten Luft. Während bei geringer Einstrahlung die Ansaugtemperaturen etwa auf dem Niveau der Umgebung liegen, erhöhen sie sich mit steigender solarer Strahlungsintensität auf bis zu 11K. Windgeschwindigkeiten von 2 bis Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s 4m/s reduzieren die Erwärmung Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s der Zuluft um bis zu 1K, WindgeWindgeschw.: v ≥ 4,0 m/s schwindigkeiten über 4m/s sind im 200 300 400 500 600 700 800 Messzeitraum zu selten aufgetreten, um ihre Auswirkungen beurGesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] teilen zu können. 2 12 2 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 0 100 Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R2 = 0,5822 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 251: Temperaturänderung der Luft beim Durchströmen des unteren Lüftungselementes: Mit zunehmender Gesamtstrahlung zeigt sich ein wachsender Kühleffekt. Dieser führt bei einer Strahlungsintensität von 800W/m² zu einer mittleren Temperaturreduktion von 4K. R2 = 0,338 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 252: Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Raumluft: Mit steigender solarer Strahlungsintensität an der Fassade werden die Temperaturdifferenzen zwischen Zu- und Raumluft größer. Bei 800W/m² ist die Zuluft im Mittel 1,8K wärmer als die Raumluft. Seite 111 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 12 R2 = 0,3079 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 253: Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: Auch bei Einsatz der weißen Fassadentafeln kommt es bei zunehmender Solarstrahlungsintensität zu einer deutlichen Erwärmung der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft. Bei Strahlungsintensitäten von 800 800W/m² an der Fassade beträgt der Temperaturanstieg im Mittel 9K. Witterung Wie Abb. 247 zeigt, traten im Messzeitraum sehr selten hohe solare Wärmeeinträge auf. Auch die Lufttemperaturen an der Wetterstation stiegen nur an 2 Messtagen 25°C und blieben stets unter 30°C. Das Wetter war somit für die Untersuchung sommerlicher Effekte schlecht geeignet. Mikroklima Bei Globalstrahlungsintensitäten um 600W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 1m/s und 1,5m/s ist die Lufttemperatur im Bereich der BTGA-Box etwa 1K bis 2,5K höher als an der Wetterstation (vgl. Abb. 246). Nachts bleibt es im Umfeld der BTGA-Box gegenüber der Wetterstation 1 bis 1,5K wärmer. Ursachen für die Temperaturunterschiede: siehe Messung am oberen Lüftungselement. Fassadengrenzschicht Die Temperatur der oberhalb der weiß verkleideten Brüstung, durch das besonnte Lüftungselement, angesaugten Luft wird von solarer Einstrahlung stark beeinflusst: eine Gesamtstrahlung an der Fassade von 800W/m² führt gegenüber der Temperatur an der Nord-Seite der BTGA-Box zu einer mittleren Temperaturerhöhung von bis zu 11,5K (vgl. Abb. 250). Ursache dafür ist die Erwärmung der angesaugten Luft an der erhitzen Fassadenoberfläche und die Aufheizung des Lüftungselementes durch direkte Sonneneinstrahlung. Die Aufheizung wird durch Windeinflüsse wenig reduziert. Windgeschwindigkeiten von 2m/s bis 4m/s (gemessen an der Wetterstation) reduzieren die Aufheizung im Mittel um maximal 1K. Auswirkungen höherer Windgeschwindigkeiten können auf Grund ihres zu seltenen Auftretens im Messzeitraum nicht beurteilt werden. Ursache für die geringen Windeinflüsse ist die windgeschützte Lage der BTGA-Box und die weitgehend wind- Seite 112 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss unabhängige Erwärmung im äußeren Teil des besonnten Lüftungselementes. Fassadendurchtritt Es ist eine deutliche Korrelation zwischen der Gesamtstrahlung an der Fassade und den Temperaturänderungen im Lüftungsgerät zu erkennen (vgl. Abb. 251). Bei geringer solarer Einstrahlung und kalter Witterung wird die Luft im Lüftungselement im Mittel um 3K erwärmt. Mit zunehmender Einstrahlung schwächt sich dieser Heizeffekt ab, bis sich ab etwa 370W/m² ein Kühleffekt ausbildet. Dieser führt bei einer Solarstrahlungsintensität von 800W/m² an der Fassade zu einer mittleren Temperaturreduktion von 4K. Ursachen für die thermische Beeinflussung der Luft im Lüftungselement ist auch hier wieder der Einfluss der Raumtemperaturen (Details: siehe Messung am oberen Lüftungselement). Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Im Messzeitraum lag die Zulufttemperatur im Mittel bei 4,5K (bei geringer Solarstrahlung) bis 9K (bei starker Solarstrahlung) über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Dabei setzte sich der Temperaturanstieg bei geringer Einstrahlung aus mikroklimatischen Effekten (+1K) und der Erwärmung im Lüftungselement (+4K) zusammen. Die im Vergleich zu den restlichen Messungen ungewöhnlich starke Temperaturerhöhung im Lüftungselement resultiert aus der kühlen Witterung im Messzeitraum (vgl. Abb. 248): die großen Temperaturdifferenzen zwischen der kalten fassadenseitig angesaugten Luft und dem (beheizten) Raum führten zu erhöhten Wärmeströmen ins Lüftungselement und dadurch zum beobachteten Heizeffekt. Bei starker solarer Einstrahlung bewirkte das wärmere Mikroklima (+2,5K) und die Erwärmung der Luft an der besonnten Fassade und im besonnten Lüftungselement (zusammen +6,5K) den Temperaturanstieg. Der Einfluss der Solarstrahlung auf die Zulufttemperaturen ist hier ähnlich groß wie bei der Messung mit dunkel verkleidetem Brüstungsbereich. Seite 113 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät + PCM Vom 11.07.2008 bis zum 30.07.2008 wurde das Kühlpotential von PCMPlatten im Zuluftweg untersucht. Dazu war an das untere Lüftungselement die PCM-Box, bestückt mit 15 PCM-Platten, angebaut. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 11.7.08 0 13.7.08 15.7.08 17.7.08 19.7.08 21.7.08 23.7.08 25.7.08 27.7.08 29.7.08 31.7.08 Datum Abb. 254: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Lufttemp. an Wetterstation Lufttemp. an Nordseite Windgeschwindigkeit Globalstr. auf Horizontale Frischlufttemperatur Austrittstemp. PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1000 35 875 Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Eintrittstemp. PCM-Box Austrittstemp. PCM-Box Globalstr. auf Horizontale ΔT über PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1100 35 1000 30 900 30 750 25 800 25 625 20 700 15 600 10 500 20 500 15 375 5 400 10 250 0 300 -5 200 -10 100 5 125 0 24.7.08 25.7.08 26.7.08 0 28.7.08 27.7.08 -15 24.7.08 25.7.08 Datum 26.7.08 0 28.7.08 27.7.08 Datum Abb. 255: Bei Globalstrahlungsintensitäten um 600W/m² liegen die Lufttemperaturen an der Nordseite der BTGA-Box bis zu 4,5K über denen an der Wetterstation. Bei ansteigenden Windgeschwindigkeiten (z.B. am 27.7.) sinkt die Temperatur an der Wetterstation stärker als im Umfeld der BTGABox. Nachts bedingt das wärmere Mikroklima im Umfeld des Messraums etwa 1K höhere Umgebungstemperaturen. Abb. 256: Die Austrittstemperatur der PCM-Box bleibt im dargestellten Ausschnitt stets unter 26°C. Dabei wird die Luft in der PCM-Box um bis zu 10K abgekühlt. (Hinweis: die mittäglichen „Einbrüche“ der Eintrittstemperaturen resultieren aus der reduzierten Durchströmung während der Fensteröffnung zwischen 12:00 und 13:00Uhr. (Details s. Fenstersteuerung, Abs. 5.3) Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 257: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie. An 40% der Messtage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 258: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen. An 35% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 114 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 Frischluft bei Taglüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Taglüftung Abluft bei Taglüftung 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 10 Frischluft bei Nachtlüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Nachtlüftung Abluft bei Nachtlüftung 5 0 0 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 259: Am Tage ist eine deutliche Temperaturreduktion durch die PCM-Kühlung erkennbar: Die an der Fassade um teilweise über 10K erwärmte Luft wird beim Durchströmen des Lüftungselementes und der PCM-Box auf Temperaturen um 2,5K unter denen an der Wetterstation gekühlt. Nachts verursachen die Vorwärmung im Lüftungselement und die Regeneration der PCM-Speicher eine Erwärmung der Zuluft um 5 bis 7K. AustrittsLufttemp [°C] Gesamt-Kühlleistung der PCM-Box [Wh/h] 35 300 Kühlleistung bei Taglüftung Kühlleistung bei Nachtlüftung 250 30 200 25 150 100 20 50 15 0 10 -50 Austrittstemp. PCM-Box bei Taglüftung Austrittstemp. PCM-Box bei Nachtlüftung Grenztemperatur (26 °C) 5 0 0 5 10 15 20 25 30 -100 -150 -200 10 35 15 Eintritts-Lufttemperatur [°C] Abb. 260: Ab einer Zulufttemperatur von 21°C ist eine Kühlwirkung der PCM-Box erkennbar. Die Austrittstemperatur bleibt im gesamten Messzeitraum unter 27°C. Bei der nächtlichen Entladung der thermischen Speicher wird der erhöhte Volumenstrom der Nachtlüftung um ca. 1,5K – 2K erwärmt. 20 25 Luft-Eintrittstemperatur in PCM-Box [°C] Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 262: Mit Hilfe der PCM-Kühlung wird die Zuluft um bis zu 16K abgekühlt. Diese Temperaturreduktion beinhaltet neben der Kühlung durch die PCM-Elemente auch die Vorkühlung im Lüftungselement (vgl. Messungen ohne PCMBox) und durch die Holzbox hervorgerufene kapazitive Effekte (vgl. Messungen mit leerer PCM-Box). 35 Abb. 261: Am Tage wurde eine maximale Kühlleistung von 134Wh/h erreicht. Bei der nächtlichen Regeneration der PCM-Speicher traten auf Grund des erhöhten Nachtlüftungsvolumenstroms höhere Heizleistungen von bis zu 160Wh/h auf. Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TFrischluft [K] R2 = 0,7403 30 R2 = 0,0133 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 263: Unabhängig von der Solarstrahlungsintensität liegen die Austrittstemperaturen der PCM-Box im Mittel etwa 3K unter Raumtemperatur. Seite 115 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 R2 = 0,3568 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 264: mit zunehmender Solarstrahlungsintensität steigen die Umgebungstemperaturen oft in oder über den Schmelzbereich der PCMs. Dann wird die Zuluft unter das Außentemperaturniveau gekühlt. Bei geringer Strahlungsintensität und kalter Witterung führen Wärmeeinträge aus dem Raum zur Erwärmung der Zuluft im, Lüftungselement. Die starke Streuung der Messpunkte resultiert aus den stark 800 schwankenden Umgebungstemperaturen bei denen eine Strahlungsintensität auftritt. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 257 zeigt, traten im Messzeitraum häufig hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungslufttemperaturen stiegen an einem drittel der Messtage über 25°C. Das Wetter war somit, insbesondere in der 2. Hälfte des Messzeitraums, sommerlich. Mikroklima Nach Nächten mit geringer Auskühlung erwärmt sich die Luft im Umfeld der BTGA-Box bei Globalstrahlungsintensitäten von 600W/m² und niedrigen Windgeschwindigkeiten um 4K bis 5K stärker als die an der Wetterstation. Die „dämpfende Wirkung“ der stark bebauten Umgebung der BTGA-Box zeigt sich in Abb. 255: während am Nachmittag des 27.07.2008 die Temperatur an der Wetterstation bei ansteigenden Windgeschwindigkeiten (von 0,5m/s auf 1,5m/s) um 1K sinkt, reduziert sich die Umgebungstemperatur am Messraum lediglich um 0,2K. Ursache hierfür ist die windgeschützte Lage der BTGABox zwischen höheren Gebäuden und größere thermische Speichermassen in der unmittelbaren Umgebung. Kühlung mittels PCM-Box Ab Eintrittstemperaturen von 20°C wurde die Zuluft gekühlt. Die bereits unterhalb des Schmelzbereiches der PCMs (lt. Herstellerangaben 22 bis 28°C) auftretende Kühlung der Zuluft ist auf die starke nächtliche Auskühlung der PCM-Box und des angrenzenden Bodens bei Eintrittstemperaturen von z.T. 15°C zurückzuführen. Die Austrittstemperatur der PCM-Box blieb im gesamten Messzeitraum unter 27°C. Sie lag im Schnitt 3K unter der Raumlufttemperatur. Die nie oberhalb des Schmelzbereichs liegenden Austrittstemperaturen ließen Leistungsreserven des Kühlsystems vermuten. Zur Ermittlung der Leistungsgrenze wurde der Seite 116 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Versuch bei gesteigerten Anforderungen an das Kühlsystem (dunkele Fassadenverkleidung) wiederholt. Die maximale Kühlleistung betrug im Messzeitraum 134Wh/h. Dabei wurde ein Luftvolumenstrom von 40m³/h in der PCM-Box um 10K abgekühlt. Während der nächtlichen Regenerationsphasen führte der erhöhte Nachtlüftungsvolumenstrom zu einem höheren konvektiven Wärmeübergang an den Oberflächen in der PCM-Box und in Folge dessen zu höheren Wärmeübertragungsleistungen. Die Zuluft wurde dabei um 1,5 bis 2K erwärmt. Während der gesamten Untersuchung wurden die PCMs nachts stets so weit entladen, dass sie die am folgenden Tag auftretenden Lasten aufnehmen konnten. Fassadendurchtritt Die Kombination aus Vorkühlung im Lüftungselement und PCMBox-Kühlung konnte die durchströmende Luft im Mittel um bis zu 14K abkühlen. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Bei kühler Witterung und geringer solarer Einstrahlung ist die an der Fassade angesaugte Luft etwa 1,5K bis 2K wärmer als die Luft an der Wetterstation (vgl. Abb. 259). Im Lüftungselement wird die Luft durch Absorption von Raumwärme um weitere 2K bis 3K erwärmt, so dass die Zuluft etwa 4K bis 5K wärmer als die Umgebungsluft ist (vgl. Abb. 264). Einflüsse der PCM-Box sind unter diesen Bedingungen nicht zu erkennen. Mit zunehmender solarer Strahlungsintensität steigen die Temperaturen der angesaugten Luft wesentlich über die Umgebungstemperaturen an (vgl. Abb. 255). Die Zuluft wird dann im Lüftungselement (durch die Raumluft) und in der PCM-Box auf unter 27°C abgekühlt. Teilweise liegen die Zulufttemperaturen dadurch unter den Umgebungstemperaturen (vgl. Abb. 264). Die Kühlung funktionierte im gesamt Messzeitraum zuverlässig, so dass sich die Ansaugung an der Fassade aufgeheizter Luft nicht nachteilig auf die Zulufttemperaturen auswirkte. Seite 117 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät + leere PCM-Box Vom 30.07.2008 bis zum 27.08.2008 wurde eine Vergleichsmessung mit leerer PCM-Box durchgeführt. Alle Randbedingungen blieben gegenüber der zuvor beschriebenen Messung unverändert. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 0 30.7.08 2.8.08 5.8.08 8.8.08 11.8.08 14.8.08 17.8.08 20.8.08 23.8.08 26.8.08 Datum Abb. 265: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Lufttemp. an Wetterstation Lufttemp. an Nordseite Windgeschwindigkeit Globalstr. auf Horizontale Frischlufttemperatur Austrittstemp. PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1000 35 875 Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Eintrittstemp. PCM-Box Austrittstemp. PCM-Box Globalstr. auf Horizontale ΔT über PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1100 35 1000 30 900 30 750 25 800 25 625 20 700 20 500 15 600 10 500 15 375 5 400 10 250 0 300 -5 200 -10 100 5 125 0 4.8.08 5.8.08 6.8.08 -15 4.8.08 0 8.8.08 7.8.08 5.8.08 6.8.08 0 8.8.08 7.8.08 Datum Datum Abb. 266: Bei starker solarer Einstrahlung und Windgeschwindigkeiten zwischen 1,5m/s und 4m/s lagen die Lufttemperaturen an der Nordseite der BTGA-Box zwischen 2K und 2,5K über denen an der Wetterstation. Abb. 267: Auch ohne PCM-Platten kühlt die PCM-Box die Zuluft. Dieser Kühleffekt ist jedoch deutlich schwächer ausgeprägt als der bei eingebauten PCM-Platten: Die Temperaturreduktion beträgt maximal 4,5K, die Austrittstemperaturen liegen um 30°C. Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 268: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie. An 48% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 269: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen. An 17% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 118 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 Frischluft bei Taglüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Taglüftung Abluft bei Taglüftung 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 10 Frischluft bei Nachtlüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Nachtlüftung Abluft bei Nachtlüftung 5 0 0 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 270: Am Tage ist trotz fehlender PCM-Platten eine Temperaturreduktion erkennbar: Die fassadenseitig angesaugte Luft ist z.T. über 10K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Beim Durchströmen des Lüftungselementes und der leeren PCM-Box wird die Zuluft auf Temperaturen zwischen 2 und 4K über denen an der Wetterstation gekühlt. Nachts führen die Vorwärmung im Lüftungselement und der Wärmeaustrag aus der PCM-Box bzw. aus dem Boden unter ihr zusammen zu einer Erwärmung der Zuluft um 3 bis 4K. AustrittsLufttemp [°C] Gesamt-Kühlleistung der PCM-Box [Wh/h] 35 300 Kühlleistung bei Taglüftung Kühlleistung bei Nachtlüftung 250 30 200 25 150 20 100 15 50 0 10 Austrittstemp. PCM-Box bei Taglüftung Austrittstemp. PCM-Box bei Nachtlüftung Grenztemperatur (26 °C) 5 0 0 5 10 15 20 25 30 -50 -100 -150 10 35 15 Eintritts-Lufttemperatur [°C] Abb. 271: Die den gesamten Messzeitraum repräsentierende Darstellung zeigt, dass die leere PCM-Box die Luft um bis zu 4K abkühlt. Eine Begrenzung der Austrittstemperatur, wie sie während der Messung mit eingebauten PCMPlatten erkennbar war, findet jedoch nicht statt. Nachts wird die Luft durch Wärmeeinträge aus dem Raum und kapazitive Effekte um bis zu 2K erwärmt. 20 25 Luft-Eintrittstemperatur in PCM-Box [°C] Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TRaumluft [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 273: Die dem Raum zugeführte Luft wird im Lüftungselement durch Wärmeaustausch mit dem Raum und in der PCM-Box durch Speichereffekte im Mittel um bis zu 7K abgekühlt. Dabei korreliert die Stärke des Kühleffektes mit der solaren Strahlungsintensität an der Fassade und der damit verbundenen Aufheizung der angesaugten Luft. 35 Abb. 272: Durch die bei der Erwärmung der PCM-Box und des darunter liegenden Bodens absorbierte thermische Energie wird am wird am Tage, trotz fehlender PCM-Platten, eine Kühlleistung von 50Wh/h, bei sehr hohen Eintrittstemperaturen sogar von bis zu 65Wh/h erreicht. In der Nacht führt der etwa 3,5 mal höhere Volumenstrom zur schnellen Auskühlung der am Tage erwärmten Speicher und damit zu (anfänglich) hohen „Heizleistungen“ von bis zu 120Wh/h. Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TFrischluft [K] R2 = 0,6339 30 R2 = 0,3346 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 274: Die Kühleffekte im Lüftungselement und der nachgeschalteten PCM-Box sind stark genug, um die mittlere Zulufttemperatur bis zu einer solaren Einstrahlung von 650W/m² unter der Raumtemperatur zu halten. Seite 119 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 R2 = 0,0165 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 275: Die Austrittstemperaturen der PCM-Box liegen unab800 hängig von der solaren Einstrahlung etwa 5K über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung: Im Messzeitraum traten häufig hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungstemperaturen stiegen nur an 5 Messtagen über 25°C und blieben stets unter 30°C. Mikroklima: Die vergleichsweise hohen Windgeschwindigkeiten begrenzten die Aufheizung des Mikroklimas an der BTGA-Box auf 2,5K. Weiterer Faktor für den verglichen zu anderen Messungen geringen Temperaturanstieg könnte die reduzierte Belegungsdichte der Parkplätze im Umfeld der BTGA-Box während der Semesterferien sein. Kühlung mittels PCM-Box: Trotz fehlender PCM-Platten wurde die Luft beim Durchströmen der PCM-Box am Tage gekühlt (vgl. Abb. 271). Dies ist auf Wärmespeicherung in der Holzkonstruktion und vor allem Wärmeableitung in den Beton-Fußboden unter der PCM-Box zurückzuführen. Der Wärmeeintrag in den Boden wird durch eine Ringströmung im Inneren der Holzkonstruktion begünstigt, die zu einem hohen konvektivem Wärmeübergang u.a. an der Bodenplatte führt. Vermutlich ließe sich die Kühlung noch verbessern, in dem die PCM-Box ohne Bodenplatte direkt auf Betonboden gestellt würde. Zusätzlich verhindert die bodennahe Anordnung der Auslassöffnung, im Gegensatz zu einer Anordnung auf der Oberseite (vgl. Brüstungskonstruktion im TRI-Haus), die Ausbildung von strömungstechnischen Todbereichen im unteren Teil der Holzkonstruktion – insbesondere bei geringer Durchströmung. Die Erwärmung der durchströmenden Luft während der Nacht ist auf Wärmeeinträge aus dem Raum und dem Austrag der am Tage eingespeicherten Wärme zurückzuführen. Seite 120 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassadendurchtritt: Die Kombination aus Vorkühlung im Lüftungselement und Kühleffekte in der leeren PCM-Box führen zu einer mittleren Temperaturreduktion um bis zu 6,5K. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Trotz messbarer Kühleffekte lag die Austrittstemperatur der leeren PCM-Box fast unabhängig von der solaren Strahlungsintensität etwa 5K über der Lufttemperatur an der Wetterstation. Dieser Temperaturunterschied ist so groß, dass er bei der Prognose der Raumtemperaturen berücksichtigt werden muss. Seite 121 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementplatten + PCM Vom 01.07.2009 bis zum 08.09.2009 sollte die Leistungsgrenze des PCM-Kühlsystems ermittelt werden. Dazu war der Brüstungsbereich mit dunklen Faserzement-Platten verkleidet, die, wie die Messungen aus 2008 zeigen, erhöhte Zulufttemperaturen zur Folge haben. Verglichen mit der Messung bei unverkleidetem Brüstungsbereich ist somit eine höhere Kühlarbeit und in Folge dessen ggf. eine Überschreitung der Speicherkapazitäten der PCMs zu erwarten. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 1.7.09 0 8.7.09 15.7.09 22.7.09 29.7.09 5.8.09 12.8.09 19.8.09 26.8.09 2.9.09 9.9.09 Datum Abb. 276: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Lufttemp. an Wetterstation Lufttemp. an Nordseite Windgeschwindigkeit Globalstr. auf Horizontale Frischlufttemperatur Austrittstemp. PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1000 35 875 Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Eintrittstemp. PCM-Box Austrittstemp. PCM-Box Globalstr. auf Horizontale ΔT über PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1100 35 1000 30 900 30 750 25 800 25 625 20 700 20 500 15 600 10 500 15 375 5 400 10 250 0 300 -5 200 -10 100 5 125 0 5.8.09 6.8.09 -15 5.8.09 0 8.8.09 7.8.09 6.8.09 Datum 0 8.8.09 7.8.09 Datum Abb. 277: Bei Globalstrahlungsintensitäten um 600W/m² und Windgeschwindigkeiten zwischen 1,5 und 2m/s lagen die Lufttemperaturen an der Nordseite der BTGA-Box und an der Wetterstation auf vergleichbarem Niveau. Auch nachts traten keine signifikanten Temperaturunterschiede auf. Abb. 278: Die Austrittstemperatur an der PCM-Box bleibt zw. 8:00 und 18:00Uhr unter 27°C. Bei Einsetzen der Nachtlüftung steigt sie um bis zu 2,5K an. (Hinweis: die mittäglichen „Einbrüche“ der Eintrittstemperaturen resultieren aus der reduzierten Durchströmung während der Fensteröffnung zw. 12 und 13Uhr. (Details s. Fenstersteuerung, Abs. 5.3) Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 279: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie. An 63% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 280: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen. An 47% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 122 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 Frischluft bei Taglüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Taglüftung Abluft bei Taglüftung 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 10 Frischluft bei Nachtlüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Nachtlüftung Abluft bei Nachtlüftung 5 0 0 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 281: Am Tage ist eine starke Erhitzung der fassadenseitig angesaugten Luft (Frischluft) und eine Kühlung der Zuluft erkennbar. Kühleffekte bei Umgebungstemperaturen unterhalb der Kristallisationstemperatur des PCMs sind auf Speichereffekte in der Konstruktion der PCM-Box und im darunter liegenden Boden zurückzuführen. Dieser Speichereffekt wird durch die sehr starke nächtliche Auskühlung bei Eintrittstemperaturen zwischen 10 und 15°C ausgelöst. Nachts führen die Vorwärmung im Lüftungselement und die Auskühlung der thermischen Speicher zu einer Erwärmung der Zuluft um 2K bis 6K. AustrittsLufttemp [°C] Gesamt-Kühlleistung der PCM-Box [Wh/h] 35 300 Kühlleistung bei Taglüftung Kühlleistung bei Nachtlüftung 250 30 200 25 150 100 20 50 15 0 10 -50 Austrittstemp. PCM-Box bei Taglüftung Austrittstemp. PCM-Box bei Nachtlüftung Grenztemperatur (26 °C) 5 0 0 5 10 15 20 25 30 -100 -150 -200 10 35 15 Eintritts-Lufttemperatur [°C] Abb. 282: Obwohl die angesaugte Luft an der dunklen Fassadenverkleidung stark erhitzt wird, bleibt die Austrittstemperatur im gesamten Messzeitraum auf 27°C beschränkt. Während der nächtlichen Entladung der thermischen Speicher wird die Zuluft in der PCM-Box um bis zu 3K erwärmt. 20 25 Luft-Eintrittstemperatur in PCM-Box [°C] Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TRaumluft [K] 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 -18 -20 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 -18 -20 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 284: Mit Hilfe der PCM-Kühlung wird die Zuluft, abhängig von der Erhitzung der Frischluft durch Solarstrahlung, um bis zu 20K abgekühlt. Diese Temperaturreduktion beinhaltet neben der Kühlung durch die PCM-Elemente auch die Vorkühlung im Lüftungselement (vgl. Messungen ohne PCM-Box) und kapazitive Effekte an der Holzbox (vgl. Messungen mit leerer PCM-Box) 35 Abb. 283: In den Taglüftungsphasen lag die maximale Kühlleistung bei 159Wh/h. Bei der nächtlichen Entladung der thermischen Speicher wurde, wie bei der Messung mit unverkleideter Fassade, eine „Heizleistung“ von 160Wh/h gemessen. Zu Beginn der Nachtlüftung traten vereinzelt sehr hohe Kühlleistungen auf, weil zu diesem Zeitpunkt angesaugte Luft noch so warm war, dass sie durch das PCM gekühlt wurde (TEintritt > 27°C) und der hohe Volumenstrom einen guten konvektiven Wärmeübergang bedingte. Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TFrischluft [K] R2 = 0,7923 30 R2 = 0,3095 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 285: Abhängig von der Solarstrahlungsintensität liegen die Austrittstemperaturen der PCM-Box im Mittel zwischen 3 und 5,5K unter der Raumtemperatur. Seite 123 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 Abb. 286: mit zunehmender Solarstrahlungsintensität steigen die Umgebungstemperaturen oft in oder über den Schmelzbereich der PCMs. Dann wird die Zuluft unter das Umgebungstemperaturniveau gekühlt. Bei geringer Strahlungsintensität und kalter Witterung führen Wärmeeinträge aus dem Raum zur Erwärmung der Zuluft. R = 0,2977 Die starke Streuung der Messwerte resultiert aus den unterschiedlichen 700 800 Umgebungstemperaturen bei denen eine Strahlungsintensität auftritt. 2 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung Wie Abb. 279 zeigt, traten im Messzeitraum häufig hohe solare Wärmeeinträge auf. Die Umgebungstemperaturen stiegen an etwa der Hälfte der Messtage über 25°C und an 15% der Messtage über 30°C. Das Wetter war somit hochsommerlich. Mikroklima Bei mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen 1,5m/s und 2m/s und starker solarer Einstrahlung lagen die Temperaturen an der Wetterstation und an der Nordseite der BTGA-Box auf einem vergleichbaren Niveau. Das sonst beobachtete wärmere Mikroklima an der BTGA-Box stellte sich bei dieser Messung nicht ein. Kühlung mittels PCM-Box Die Zulufttemperaturen blieben am Tage, wie bei der Messung mit unverkleideter Fassade, auf 27°C beschränkt (vgl. Abb. 282). Die durch die dunkle Fassadenverkleidung bedingten höheren Frischlufttemperaturen von z.T. über 40°C wurden durch die Kühlung vollständig kompensiert. Dementsprechend konnte auch in dieser Untersuchung die Leistungsgrenze des Kühlsystems nicht ermittelt werden. Am Tage betrug die maximale Kühlleistung 159Wh/h. Dabei wurde ein Volumenstrom von 40m³/h in der PCM-Box um 12K abgekühlt. Während der nächtlichen Entladung der thermischen Speicher wurde der erhöhte Nachtlüftungs-Volumenstrom von 147m³/h um bis zu 3K erwärmt. Dabei traten ähnlich der Messung bei unverkleideter Fassade „Heizleistungen“ von bis zu 165Wh/h1) auf. Während der gesamten Untersuchung konnten durch den erhöhten Nachtlüftungsvolumenstrom die PCMs stets so weit entladen werden, dass sie die am folgenden Tag auftretenden Lasten aufnehmen konnten. Die bereits ab einer Eintrittstemperatur von 18°C gemessenen Kühleffekte sind auf die starke nächtliche Auskühlung2) der PCMBox und des angrenzenden Bodens zurückzuführen. 1) Die leicht erhöhten Wärmeausträge gegenüber der Messung mit unverkleideter Fassade resultieren aus den etwas niedrigeren nächtlichen Eintrittstemperaturen und dem daraus resultierenden größeren konvektiven Wärmeübergang an den thermischen Speichern der PCM-Box. 2) Die nächtlichen Eintrittstemperaturen fielen teilweise unter 15°C (vgl. Abb. 282). Seite 124 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Die vereinzelt während der Nachtlüftung auftretenden hohen Kühlleistungen (vgl. Abb. 283) treten an warmen Tagen direkt zu Beginn der Nachtlüftungsphase auf. Zu diesem Zeitpunkt ist die Umgebungsluft (an der Nordseite der BTGA-Box) zwar schon min. 3K kühler als die Raumluft (Einschalt-Kriterium für die Nachtlüftung) aber die Temperatur der fassadenseitig angesaugten Luft liegt immer noch über dem Schmelzbereich der PCMs (TEinlass > 27°C). Details, warum die Umgebungs- und nicht die Ansaugtemperatur als Schaltkriterium gewählt wurde, sind Abs. „5.3 – Lüftungsanlage“ zu entnehmen. Fassadendurchtritt Die Kombination aus Vorkühlung im Lüftungselement und PCMBox-Kühlung reduzierte die Temperatur der durchströmenden Luft in der Spitze um bis zu 16K. Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Bei kühler Witterung und geringer solarer Einstrahlung liegen die Frischlufttemperaturen etwa 1,5 bis 2K über den an der Wetterstation gemessenen Umgebungstemperaturen (vgl. Abb. 259). Im Lüftungselement wird die Luft durch Absorption von Raumwärme um weitere 2 bis 3K erwärmt, so dass die Zulufttemperaturen etwa 4 bis 5K über den an der Wetterstation gemessenen Umgebungstemperaturen liegen (vgl. Abb. 264). Der Einfluss der PCM-Box ist unter diesen Bedingungen vernachlässigbar gering. Mit zunehmender solarer Strahlungsintensität steigen die Frischlufttemperaturen wesentlich über die Umgebungstemperaturen an (vgl. Abb. 255). Die Zuluft wird dann im Lüftungselement (durch die Raumluft) und anschließend in der PCM-Box auf unter 27°C abgekühlt. Teilweise liegen die Zulufttemperaturen dadurch unter den Umgebungstemperaturen (vgl. Abb. 264). Die Kühlung funktionierte im gesamt Messzeitraum zuverlässig, so dass sich die Ansaugung an der Fassade aufgeheizter Luft nicht nachteilig auf die Zulufttemperaturen auswirkte. Seite 125 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Unteres Lüftungsgerät + schwarze Faserzementpl. + leere PCM-Box Vom 27.08.2008 bis zum 24.09.2008 wurde eine Vergleichsmessung mit leerer PCM-Box durchgeführt. Alle Randbedingungen blieben gegenüber der zuvor beschriebenen Messung unverändert. TUmgebung [°C] Lufttemperatur an Wetterstation Lufttemperatur an Nordseite der BTGA-Box SGlobal [W/m²] Globalstrahlung an der Wetterstation 35 875 30 750 25 625 20 500 15 375 10 250 5 125 0 27.8.08 0 30.8.08 2.9.08 5.9.08 8.9.08 11.9.08 14.9.08 17.9.08 20.9.08 23.9.08 Datum Abb. 287: zeitlicher Verlauf der Lufttemperaturen und Globalstrahlung im Messzeitraum. Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Lufttemp. an Wetterstation Lufttemp. an Nordseite Windgeschwindigkeit Globalstr. auf Horizontale Frischlufttemperatur Austrittstemp. PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1000 35 875 Temperaturen [°C] Luftgeschw. [m/s] 40 Eintrittstemp. PCM-Box Austrittstemp. PCM-Box Globalstr. auf Horizontale ΔT über PCM-Box Abluftgeschwindigkeit Gesamtstr. auf Süd-Fassade Solarstr. [W/m²] 1100 35 1000 30 900 30 750 25 800 25 625 20 700 20 500 15 600 10 500 15 375 5 400 10 250 0 300 -5 200 -10 100 5 125 0 29.8.08 30.8.08 31.8.08 -15 29.8.08 0 2.9.08 1.9.08 30.8.08 31.8.08 0 2.9.08 1.9.08 Datum Datum Abb. 288: Bei Globalstrahlungsintensitäten um 700W/m² und Windgeschwindigkeiten um 1,5m/s lagen die Lufttemperaturen an der Nordseite der BTGA-Box zwischen 2K und 2,5K über denen an der Wetterstation. Nachts liegen die Umgebungstemperaturen an der BTGA-Box i.A. 1K bis 1,5K über denen an der Wetterstation. Am 31.8. führt warmer Wind zwischen 0 und 1 Uhr zu einem Temperaturanstieg von 2K. In Folge dessen gleichen sich die Temperaturen an beiden Messstellen an. Abb. 289: Auch ohne PCM-Platten wird die Zuluft in der PCM-Box gekühlt. Dieser Kühleffekt ist jedoch deutlich schwächer ausgeprägt als der bei eingebauten PCM-Platten: Die Temperaturreduktion beträgt maximal 7K, die Austrittstemperaturen liegen um 29°C. (Hinweis: die mittäglichen „Einbrüche“ der Eintrittstemperaturen resultieren aus der reduzierten Durchströmung während der Fensteröffnung zwischen 12:00 und 13:00Uhr. (Details s. Fenstersteuerung, Abs. 5.3) Anteilige Summenhäufigkeit Anteilige Summenhäufigkeit 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% 0% 0 2 4 6 8 Globalstrahlungsenergie pro Tag an der Wetterstation [kWh/(m² d)] Abb. 290: Anteilige Summenhäufigkeit der pro Tag eingestrahlten Solarenergie. An 28% der Tage überschritt der solare Energieeintrag 4kWh/(m² d). 10 10 15 20 25 30 35 Tageshöchst-Lufttemperaturen an der Wetterstation [°C] Abb. 291: Anteilige Summenhäufigkeit der Tageshöchsttemperaturen. An 10% der Messtage traten an der Wetterstation Tageshöchsttemperaturen über 25°C auf. Seite 126 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen [°C] Lufttemperaturen [°C] 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 Frischluft bei Taglüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Taglüftung Abluft bei Taglüftung 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 10 Frischluft bei Nachtlüftung Zuluft (Austritt PCM-Box) bei Nachtlüftung Abluft bei Nachtlüftung 5 0 0 5 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 292: Am Tage ist trotz fehlender PCM-Platten eine Temperaturreduktion erkennbar: Die an der Fassade angesaugte Luft ist z.T. über 10K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Beim Durchströmen des Lüftungselementes und der leeren PCM-Box wird die Zuluft an Tagen mit hoher solarer Strahlungsintensität auf Temperaturen maximal 4K über denen an der Wetterstation gekühlt. Bei sehr geringer solarer Einstrahlung entsprechen die Zulufttemperaturen denen an der Wetterstation. Nachts führen die Vorwärmung im Lüftungselement und die Auskühlung der PCM-Box bzw. des Bodens unter ihr zur Erwärmung der Zuluft um 2 bis 5K. AustrittsLufttemp [°C] Gesamt-Kühlleistung der PCM-Box [Wh/h] 35 300 30 250 Kühlleistung bei Taglüftung Kühlleistung bei Nachtlüftung 200 25 150 20 100 15 50 0 10 Austrittstemp. PCM-Box bei Taglüftung Austrittstemp. PCM-Box bei Nachtlüftung Grenztemperatur (26 °C) 5 0 0 5 10 15 20 25 30 -50 -100 -150 10 35 15 Eintritts-Lufttemperatur [°C] Abb. 293: Die den gesamten Messzeitraum repräsentierende Darstellung zeigt, dass die leere PCM-Box die Luft um maximal 6K abkühlt. Eine Begrenzung der Austrittstemperatur, wie sie während der Messung mit eingebauten PCMPlatten erkennbar war, findet jedoch nicht statt. Nachts wird die Luft durch Wärmeeinträge aus dem Raum und kapazitive Effekte an der PCM-Box um bis zu 2K erwärmt. 20 25 Luft-Eintrittstemperatur in PCM-Box [°C] Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TRaumluft [K] 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 -18 -20 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 -18 -20 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 295: Die dem Raum zugeführte Luft wird im Lüftungselement durch Wärmeaustausch mit dem Raum und in der PCM-Box durch Speichereffekte im Mittel um bis zu 11K abgekühlt. Dabei korreliert die Stärke des Kühleffektes mit der solaren Strahlungsintensität an der Fassade und der damit verbundenen Aufheizung der angesaugten Luft. 35 Abb. 294: Durch die bei der Erwärmung der PCM-Box und des darunter liegenden Bodens absorbierte thermische Energie wird am wird am Tage, trotz fehlender PCM-Platten, eine Kühlleistung von 65Wh/h, bei sehr hohen Eintrittstemperaturen sogar von bis zu 90Wh/h erreicht. In der Nacht führt der etwa 3,5 mal höhere Volumenstrom zur schnellen Auskühlung der am Tage erwärmten Speicher und damit zu (anfänglich) hohen „Heizleistungen“ von bis zu 110Wh/h. Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TFrischluft [K] R2 = 0,7483 30 R2 = 0,3341 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] Abb. 296: Die Kühleffekte im Lüftungselement und der nachgeschalteten PCM-Box sind stark genug, um die mittlere Zulufttemperatur bis zu einer solaren Einstrahlung von 650W/m² unter der Temperatur der ebenfalls durch solare Einträge erwärmten Raumluft zu halten. Seite 127 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Temperaturdifferenz TZuluft (Austritt PCM-Box) - TWetterstation [K] 14 12 10 8 6 R2 = 0,0102 4 2 0 -2 -4 -6 -8 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung auf Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 297: Die Austrittstemperaturen der leeren PCM-Box liegen nahezu unabhängig von der sola800 ren Einstrahlung im Mittel etwa 5K über den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Zusammenfassung der Ergebnisse: Witterung: Im Messzeitraum traten nur an 8 der 29 Tage solare Wärmeeinträge über 4kWh/d auf. Die Umgebungstemperaturen stiegen nur an 3 Messtagen über 25°C und blieben stets unter 30°C. Das Wetter war somit für die Untersuchung sommerlicher Effekte nur bedingt geeignet. Mikroklima: Bei Windgeschwindigkeiten um 1,5m/s und 700W Globalstrahlung waren die Umgebungstemperaturen an der BTGA-Box zwischen 2 und 2,5K höher als an der Wetterstation. Dies entspricht den Beobachtungen bei anderen Messungen. Kühlung mittels PCM-Box: Die Luft wurde trotz fehlender PCM-Platten beim Durchströmen der PCM-Box um bis zu 6K abgekühlt (vgl. Abb. 293). Der etwas größere Kühleffekt gegenüber der Messung bei unverkleideter Fassade und leerer PCM-Box resultiert aus den, von der dunklen Fassadenverkleidung verursachten, höheren Eintrittstemperaturen und der damit verbundenen größeren Temperaturdifferenz zwischen dem Zuluftstrom und den Bauteiloberflächen in der PCM-Box. (Weitere Details zur Kühlwirkung der PCM-Box ohne PCM-Platten: s. Abs. „Unteres Lüftungselement + leere PCMBox“) Fassadendurchtritt: Bei geringer solarer Einstrahlung und damit niedrigen Ansaugtemperaturen wird die Luft beim Durchströmen des Lüftungselementes und der PCM-Box im Mittel um bis zu 4K erwärmt. Mit zunehmender Einstrahlung reduziert sich die Zulufterwärmung, bis, ab einer Strahlungsintensität von 200W/m², ein wachsender Kühleffekt auftritt. Dieser, aus der Vorkühlung im LüftungseleSeite 128 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss ment und der anschließenden Kühlung durch kapazitive Effekte in der leeren PCM-Box resultierende, Effekt führt bei einer solaren Strahlungsintensität von 700W/m² zu einer mittleren Kühlung der Zuluft um 10,5K. (Vgl. Abb. 295). Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Die im Zuluftweg auftretenden Kühleffekte sind nicht groß genug, um die fassadenseitige Erwärmung der angesaugten Luft und das wärme Mikroklima an der BTGA-Box zu kompensieren. Dadurch lag die mittlere Zulufttemperatur, nahezu unabhängig von der Solarstrahlungsintensität, etwa 5K über der Umgebungstemperatur. Seite 129 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Zusammenfassung Mikroklima im Umfeld der BTGA-Box Tempertaturdifferenz TWetterstation - TNordseite [K] Lufttemperaturen bei Nacht TNordseite [°C] 6 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 40 35 R2 = 0,4013 30 R2 = 0,1064 25 R2 = 0,0261 20 15 Windgeschw.: 0,0 m/s ≤ v < 2,0 m/s Windgeschw.: 2,0 m/s ≤ v < 4,0 m/s Windgeschw.: v ≥ 4,0 m/s 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Abb. 298: Wind- und Solarstrahlungseinflüsse auf die Umgebungstemperaturen an der BTGA-Box; dargestellt sind die Messwerte aus den Jahren 2007 bis 2009, jeweils aus den Monaten Juni bis August: Bei geringer solarer Strahlungsintensität liegen die Umgebungstemperaturen am Messraum etwa 0,5K über denen an der Wetterstation. Hohe Windgeschwindigkeiten (vWind > 4m/s) führen zu identischen Temperaturen an beiden Messstellen. Mit zunehmender Einstrahlung erwärmt sich die Umgebung des Messraums, je nach Windgeschwindigkeit, um 1 bis 2K stärker als die Luft an der Wetterstation. 10 Windgeschw.: v < 1,0 m/s 5 Windgeschw.: v ≥ 0,0 m/s 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Lufttemperatur an der Wetterstation [°C] Abb. 299: Nächtliche Umgebungstemperaturen am Messraum in Relation zu den Lufttemperaturen an der Wetterstation. Im Mittel sind die Temperaturen am Messraum geringfügig höher. Windeinflüsse sind nicht zu erkennen. Bei starker solarer Einstrahlung erwärmte sich die Umgebung der BTGA-Box im Mittel 1K bis 2K stärker als der Dachbereich um die Wetterstation. Ursache hierfür ist die stärke Absorption von Solarstrahlung in der Umgebung des Messraums sowie geringere Auskühlung bei Wind durch die geschützte Lage zwischen hohen Nachbargebäuden. Die exponierte Lage der Wetterstation führt, insbesondere bei hohen Windgeschwindigkeiten, zum raschen Abtransport der an der besonnten Dachhaut erwärmten Luft. In Folge dessen vergrößert sich der Temperaturunterschied zusätzlich. Nachts kühlt der Dachbereich auf Grund geringer Wärmekapazitäten und starker Wärmeabstrahlung in klaren Nächten bzw. durch konvektive Wärmeabgabe bei Wind stark aus. Im Umfeld der BTGA-Box wird die in (vertikalen) Wänden gespeichert Wärme hauptsächlich konvektiv an die Umgebungsluft abgegeben. Dies führt in Verbindung mit der windgeschützten Lage zu 1K bis 1,5K höheren Umgebungstemperaturen in diesem Bereich. Seite 130 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fassadengrenzschicht Tempertaturdifferenz, Windgeschw.: 0 bis 2m/s TGrenzschicht, 4cm - TWetterstation [K] Tempertaturdifferenz, Windgeschw.: 2 bis 4m/s TGrenzschicht, 4cm - TWetterstation [K] 14 14 12 12 10 10 8 8 R² = 0,6933 R² = 0,7992 R² = 0,6326 6 6 R² = 0,8569 R² = 0,5988 4 R² = 0,6841 4 R² = 0,805 R² = 0,7639 2 2 0 0 0 100 200 300 400 500 600 700 Zuluft oben Zuluft unten Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Zuluft unten + schwarze Brüstung Zuluft unten + weiße Brüstung 800 Abb. 300: Einfluss der Solarstrahlung und Fassadenkonfiguration auf die mittlere Grenzschichterwärmung (gemessen 4cm vor der Fassadenoberfläche) bei Windgeschwindigkeiten unter 2m/s (gemessen an der Wetterstation). 0 100 200 300 400 500 600 700 Zuluft oben Zuluft unten Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Zuluft unten + schwarze Brüstung Zuluft unten + weiße Brüstung 800 Abb. 301: Wie Abb. 300, jedoch bei Windgeschwindigkeiten zwischen 2 und 4m/s. Die vermeintlich stärkere Erwärmung der Fassadengrenzschicht ist auf den windbedingten Abtransport warmer Luft aus der Umgebung der Wetterstation zurückzuführen. Die geringen Unterschiede zwischen den Fassadenkonfigurationen bezüglich der Grenzschichterwärmung (maximal 3K bei 500W/m² solarer Einstrahlung) sind maßgeblich auf die kleine Fassadenfläche zurückzuführen. Die Messergebnisse sind deshalb nur qualitativ auf größere Fassaden übertragbar. Erwartungsgemäß ist die Erwärmung der Grenzschicht an den weißen Faserzementplatten am geringsten. An den schwarzen Faserzementplatten erwärmt sie sich etwa doppelt so stark. Die starke Erwärmung an den Vakuumdämmpaneelen („Zuluft unten“) ist auf die Ausbildung von „Warmluftpolstern“ an den zurückgesetzten Paneelen zurückzuführen. Diese konnten sich auf Grund der glatten Fassadenstruktur bei Einsatz der Faserzementplatten nicht ausbilden. Die geringere Erwärmung der Fassadengrenzschicht am oberen Lüftungselement ist auf Windeinflüsse an der nur etwa 10m² großen Messfassade zurückzuführen. An größeren Fassadenflächen würde die Vorwärmung im unteren Bereich zu höheren Grenzschichttemperaturen in darüberliegenden Bereichen führen. Seite 131 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Fassadendurchtritt Temperaturdifferenz TZuluft - TFrischluft [K] Zuluft oben Zuluft unten Zuluft unten+schwarze Brüstung Zuluft unten+weiße Brüstung 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 R² = 0,5527 R² = 0,2305 R² = 0,5822 R² = 0,6223 0 100 200 300 400 500 600 Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] 700 Abb. 302: Mittlere Temperaturänderungen der Zuluft beim Durch800 strömen des Lüftungselementes als Funktion der solaren Einstrahlung an der Fassade. Die Temperaturänderungen beim Durchströmen des Lüftungselementes korrelieren mit der Differenz von Ansaug- zu Raumtemperatur. Bei sehr hohen bzw. sehr niedrigen Ansaugtemperaturen führen große Temperaturdifferenzen an den gut wärmeleitenden und gut an die Raumtemperatur angekoppelten Lüftungselementen zu hohen Wärmeströmen. Dementsprechend wird die Zuluft bei Einsatz der schwarzen Fassadenverkleidung bei hohen solaren Lasten am stärksten gekühlt, während bei der Ansaugung durch das obere, nur schwach von der Solarstrahlung beeinflusste, Lüftungselement, lediglich sehr geringe Temperaturänderungen gemessen wurden. Seite 132 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Kumulation von Mikroklima-, Fassaden- und Luftführungseffekten Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] Zuluft oben Zuluft unten Zuluft unten+schwarze Brüstung Zuluft unten+weiße Brüstung Temperaturdifferenz TZuluft - TWetterstation [K] 14 14 PCM-Box, 15 PCM-Platten PCM-Box, leer dunkle Brüstungsverkleidung + PCM-Box, 15 PCM-Platten dunkle Brüstungsverkleidung + PCM-Box, leer 12 12 R² = 10 10 R² = 8 8 R² = 6 6 R² = 4 4 2 2 0 0 -2 -2 -4 -4 -6 -6 -8 -8 R² = R² = R² = R² = 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Abb. 303: Mittlerer Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation: trotz Kühleffekten im Lüftungselement ist die Zuluft zwischen 3 und 9,5K wärmer als die Umgebungsluft. 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Gesamtstrahlung an der Süd-Fassade [W/m²] Abb. 304: Mittlerer Temperaturzuwachs der Zuluft gegenüber der Umgebungsluft an der Wetterstation bei eingebauter PCM-Box: ist die PCM-Box mit 15 PCM-Platten bestückt, zeigt sich bei zunehmender Einstrahlung und steigenden Umgebungstemperaturen eine wachsende Kühlwirkung. Werden die PCM-Platten entnommen, ist die Zuluft etwa 5K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Ohne PCM-Box ist die Zuluft, trotz Kühleffekten im Lüftungselement, je nach Fassadenkonfiguration und Strahlungsintensität zwischen 3K und 9,5K wärmer als die Luft an der Wetterstation. Zurückzuführen ist dieser Temperaturunterschied auf das wärme Mikroklima im Umfeld des Messraums und die Erwärmung der angesaugten Luft an der Fassadenoberfläche bzw. im besonnten Lüftungselement. Es zeigt sich eine deutliche Korrelation zwischen dem Temperaturzuwachs der Zuluft und der solaren Einstrahlung an der Fassade. Wird die Zuluft durch die leere PCM-Box geleitet ist eine Nivellierung des Temperaturunterschiedes bei ca. 5K zu beobachten. Dabei erhöht sich der Temperaturunterschied bei geringer Einstrahlung leicht und reduziert sich bei hohen Strahlungsintensitäten um bis zu 4K. Nach Einbau von 15 PCM-Platten wird die Zuluft stark gekühlt. Dabei wird sowohl das wärmere Mikroklima als auch der Temperaturzuwachs aus der Grenzschichterwärmung kompensiert. Darüber hinaus kühlen die PCM-Platten die Zuluft 3K bis 4K unter die Temperaturen an der Wetterstation. Seite 133 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 6 Analyse der Messergebnisse mittels Thermischer Gebäudesimulation Mit Hilfe von thermischen Simulationen wurden Auswirkungen unterschiedlicher Wetterdatensätze für den Standort Wuppertal und Einflüsse verschiedener Luftansaugkonfigurationen auf die Innentemperaturen bzw. den Energiebedarf eines süd-orientierten Büroraums verglichen. Dazu wurde, basierend auf den Untersuchungen am Messraum „BTGABox“, ein Simulationsmodell entwickelt und mit Hilfe gemessener Daten validiert. Für die vergleichenden Simulationen wurden empirische Formeln zur Berechnung der Ansaug- und Zulufttemperaturen in Abhängigkeit folgender Parameter hergeleitet: - Solare Einstrahlung an der Fassade - Windgeschwindigkeit - Umgebungslufttemperatur - Raumlufttemperatur Daraus ergaben sich 3 Raummodelle, die jeweils mit Wetterdaten aus folgenden Quellen berechnet wurden: - Lokale Wetterstation - Deutscher Wetterdienst (DWD) - MeteoNorm-Software Die resultierenden Raumtemperaturen sowie der Heiz- und Kühlenergiebedarf wurden, jeweils mit und ohne Nachtlüftungsbetrieb, in einer anschließenden Analyse verglichen. 6.1 Simulations-Modell „BTGA-Box“ Das Messgebäude „BTGA-Box“ wurde als 2-Zonen-Modell in der Gebäude- und Anlagensimulationssoftware TRNSYS (Vers. 16.1) abgebildet. Die Simulationen erstrecken sich jeweils über ein Jahr, beginnend am 1. Januar. So befand sich das Simulationsmodell in den hier besonders interessierenden Sommermonaten im eingeschwungenen Zustand. Zur detaillierten Abbildung des Regelverhaltens der technischen Anlagen wurden die Simulationen mit Zeitschrittweiten von 1 Min durchgeführt. 6.1.1 Konstruktion und Bauteile Die Geometrie des Baukörpers wurde aufgemessen und alle Flächen detailliert in das Simulations-Modell übertragen. Weil sich der kleine, fensterlose und nur mit einer nicht gedichteten Blechaußentür versehene Vorraum stark bezüglich Luftwechselraten, Wärmedämmeigenschaften und Energieeinträgen vom Messraum unterscheidet, wurden Vor- und Messraum als separate Zonen angelegt. Wärmeströme zwischen den Zonen durch die Innenwand werden berechnet. Interzonale Wärmebrücken an Boden und Decke wurden über zusätzliche Austauschflächen angenähert. Nachfolgend sind Details zum Aufbau der raumumschließenden Bauteile dargestellt. Seite 134 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Pfosten-Riegel-Fassade Die sich bzgl. U-Wert und Absorptionsgrad stark unterscheidenden Fassadenkomponenten wurden separat abgebildet. So ließen sich Fassaden-Variationen leicht erstellen und die Verschattungswirkung eines vorgehängten Jalousiekastens detailliert berücksichtigen. Details der Fassadenkonstruktion sind folgender Tabelle zu entnehmen: Tab. 4: Komponenten der Pfosten-Riegel-Fassade Bauteil Fläche [ m² ] U-Wert [ W/(m² K) ] Länge [m] Psi-Wert [ W/(m K) ] AluminiumFassadenfprofile 1,35 1,6 Verglasung (g-Wert = 42%) 4,85 1,1 15,26 0,12 Fensterrahmen 0,93 1,5 10,19 0,027 Vakuum-DämmPaneele 2,70 0,23 16,96 0,19 Lüftungselemente 0,30 0,25 6,55 0,19 Abb. 305: Fassade der BTGABox Mittlerer U-Wert der Pfosten-Riegel-Fassade: 1,6 W/(m² K) Abbildung eines durchströmten Lüftungselementes Detaillierte Analysen haben gezeigt, dass etwa 90% des Wärmestroms zwischen Raum und Lüftungselement bzw. dessen angrenzenden gut wärmeleitenden Aluminium-Profilen in die Temperierung der Zuluft fließt. Dieser „Wärme- bzw. Kälterückgewinnungseffekt“ ist auf Grund der ungünstigen U-Werte in diesem Fassadenbereich so stark, dass er im Simulationsmodell berücksichtig wurde. Raumwärme AussenluftAnsaugung Raumwärme Abb. 306: Beim Ansaugen kalter Außenluft kühlt sich das Zuluftelement auf Grund des hohen konvektiven Wärmeübergangs im Inneren ab. Sinkt seine Oberflächentemperatur unter die Raumtemperatur, so wird Wärme aus dem Raum über Konvektion und langwellige Strahlung an das Lüftungselement übertragen. Zusätzlich führen die angrenzenden, hoch wärmeleitenden Aluminium-Profile einen Großteil der von ihnen absorbierten Wärme dem Lüftungselement zu. Grund ist der geringe Wärmeleitwiderstand zum Lüftungselement und der deutlich größere zum Außenraum (wärmeisolierte Klemmleiste). Ist die Ansaugtemperatur höher als die Raumtemperatur kehrt sich der Wärmestrom um. Seite 135 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Das Lüftungselement wurde mit den vom Hersteller angegebenen Wärmeleiteigenschaften im nicht durchströmten Zustand in das Raummodell integriert. Weil sich Wärmeleitwiderstände im Simulationsverlauf in TRNSYS nicht ändern lassen, wurde bei aktiver Lüftung 90% des Transmissionswärmestroms dem Raum im nachfolgenden Zeitschritt wieder zugeführt. Die Aufteilung in Konvektiv- und Strahlungsanteil wurden dabei von der Absorption im vorausgehenden Zeitschritt übernommen. Im nicht durchströmten Zustand wird der Transmissionswärmestrom nach außen abgeführt. Massive Hüllflächen-Bauteile Tab. 5: Aufbau der raumumschließenden Bauteile der BTGA-Box Bauteil Aufbau Schematisch Bauteile U-Wert [W/m²K] Außenwand Gipskartonplatte EPS-Innendämmung Stahlbeton-Fertigteil WDVS (WLG 032) Außenputz 1,0cm 4,5cm 12,0cm 16,0cm 1,5cm 0,15 Bodenplatte Zement-Estrich, 1,0cm Stahlbeton-Fertigteil 12,0cm EPS-Dämmung (WLG 045), Dicke: 70,0cm 0,06 Dach Stahlbeton-Fertigteil 12,0cm EPS-Gefälledämmung, mittlere Dicke: 16,0cm 0,21 Innenwand Gipskartonplatte 1,0cm EPS-Innendämmung 4,5cm Stahlbeton-Fertigteil 12,0cm 0,18 Innentür Brandschutztür 4,3cm 1,9 Außentür Blechtür, Blechdicke 0,2cm 5,9 Seite 136 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga 6.1.2 Berechnung der Wärmeübergangskoeffizienten Äußere Wärmeübergangskoeffizienten Die äußeren konvektiven Wärmeübergangskoeffizienten wurden gemäß DIN EN ISO 6946 [38] nach folgender Formel berechnet: hce mW²K 4 4 vWind ms Gl. 1 Formelzeichen und Einheiten: hce : konvektiver Wärmeübergang in W/m² vWind : Windgeschwindigkeit in m/s Windgeschwindigkeiten Weil keine Windgeschwindigkeitsmessdaten von der BTGA-Box vorlagen, wurde auf Daten einer wesentlich höher (auf dem Dach eines 4-etagigen Nachbargebäudes) gelegenen und damit stärker windangeströmten Wetterstation zurückgegriffen. Durch Reduktion der dort gemessenen Windgeschwindigkeiten um einen bei Kurzzeitmessungen ermittelten Faktor von 1/3 wurde die Windverschattung des Messraums durch Nachbargebäude berücksichtigt. Innere Wärmeübergangskoeffizienten Die konvektiven Wärmeübergangskoeffizienten an Innenoberflächen wurden mittels eines TRNSYS-Moduls (Type 80) für freie Konvektion näherungsweise nach folgenden Formeln berechnet [39]: Tab. 6: Formel für die Berechnung der konvektiven Wärmeübergangskoeffizienten an innenliegenden Bauteiloberflächen in W/(m² K). TOberfläche TLuft TOberfläche TLuft Bauteil Boden: 2,11 TOberfläche TLuft 1,87 TOberfläche TLuft Decke: 1,87 TOberfläche TLuft 2,11 TOberfläche TLuft 0, 31 0, 25 0, 25 0, 31 1,5 TOberfläche TLuft 0, 25 Wand: Treten fremdinduzierte Luftbewegungen in einer Oberflächen-Grenzschicht auf (erzwungene Konvektion) erhöht sich der konvektive Wärmeübergang gegenüber freier Konvektion. Weil Raumluftbewegungen im Messraum primär durch die Lüftungsanlage induziert wurden, wurden die nach Tab. 6 berechneten Wärmeübergangskoeffizienten in Abhängigkeit des Abluftvolumenstroms mit folgenden, in den Validierungssimulationen gefundenen, Faktoren multipliziert: Lüftung aus: 1 Taglüftung: 1,25 Nachtlüftung: 1,8 Seite 137 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Diese Faktoren berücksichtigen neben den beim Betrieb der Lüftungsanlage insgesamt erhöhten Luftgeschwindigkeiten im Raum vor allem die verstärke Anströmung des Bodens im Bereich des Zuluftauslasses. Weil lokal erhöhte Wärmeübergänge in TRNSYS schlecht abbildbar sind, wurden sie mittels der o.g. Faktoren auf alle thermischen Speichermassen im Raum gleichmäßig verteilt. 6.1.3 Berechnung der Zulufttemperaturen Für die Fassadenkonfiguration mit der größten und der kleinsten Beeinflussung der Ansaugtemperaturen durch solare Einstrahlung wurden empirisch Formeln für die Berechnung der Zulufttemperaturen während der Taglüftung abgeleitet. Die Berechnung erfolgt in 2 Schritten: Zuerst wird aus der Umgebungstemperatur unter Berücksichtigung der solaren Einstrahlung, der Windgeschwindigkeit und der Fassadenkonfiguration die Ansaugtemperatur berechnet. Im zweiten Schritt wird aus dieser in Abhängigkeit vom Lüftungsvolumenstrom und der Temperaturdifferenz zur Raumluft die Zulufttemperatur errechnet. Ansaugtemperatur im Taglüftungsbetrieb: Luftansaugung oberhalb der mit schwarzen Faserzementplatten verkleideten Brüstung: Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 14 R² = 0,9168 R² = 0,9206 R² = 0,9466 12 10 8 6 4 Windgeschw.: 0 - 1m/s Windgeschw.: 1 - 2m/s 2 Windgeschw.: 2 - 3m/s 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 307: Korrelation des Temperaturzuwachses an der Ansaugöffnung mit der solaren Einstrahlung für 3 Windgeschwindigkeitsklassen. Formel zur Berechnung der Ansaugtemperatur: T S , vW 0,0008 vW 0,0156 S 0,122 vW 0,67 TAnsaug TUmgeb T Gl. 2 Formelzeichen und Einheiten: T : Differenz aus Ansaug- und Umgebungstemp. in K : Gesamtstrahlung an der Fassade in W/m² S vW : Windgeschwindigkeit in m/s TAnsaug : Ansaugtemperatur in °C TUmgeb : Temperatur der Umgebungsluft in °C Seite 138 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Luftansaugung oberhalb des Mittelfensters im Verschattungsbereich eines Jalousiekastens: Tempertaturdifferenz TFrischluft - TNordseite [K] 14 12 10 8 6 4 R² = 0,3596 2 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 Gesamtstrahlung an der Fassade [W/m²] Abb. 308: Korrelation des Temperaturzuwachses an der Ansaugöffnung mit der solaren Einstrahlung. Eine Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit war auf Grund der geringen Temperaturzuwächse nicht erkennbar. Formel zur Berechnung der Ansaugtemperatur: T S 0,0019 S 0,44 TAnsaug TUmgeb T Gl. 3 Formelzeichen und Einheiten: T : Differenz aus Ansaug- und Umgebungstemp. in K : Gesamtstrahlung an der Fassade in W/m² S TAnsaug : Ansaugtemperatur in °C TUmgeb : Temperatur der Umgebungsluft in °C Hinweis: auf Grund der geringen Temperaturunterschiede zur Umgebungsluft war keine Abhängigkeit des Temperaturzuwachses von der Windgeschwindigkeit erkennbar. Ansaugtemperatur im Nachtlüftungsbetrieb: Wie sich bei Messungen gezeigt hat, entspricht nachts bei hohen Volumenströmen die Ansaugtemperatur der Umgebungstemperatur. Dieses Temperaturverhalten wurde in das Simulationsmodell übernommen. Seite 139 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Zulufttemperatur beim Betrieb der Lüftungsanlage: Temperaturdifferenz TZuluft - TAnsaug. [K] Temperaturdifferenz TZuluft - TAnsaug. [K] 10 10 9 9 R² = 0,9873 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 R² = 0,9303 0 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 0 20 2 4 Temperaturdifferenz TRaumluft - TAnsaug. [K] 6 8 10 12 14 16 18 20 Temperaturdifferenz TRaumluft - TAnsaug. [K] Abb. 309: Änderung der Lufttemperatur beim Durchströmen des Lüftungselementes bei Taglüftung. Abb. 310: Änderung der Lufttemperatur beim Durchströmen des Lüftungselementes bei Nachtlüftung. Formel zur Berechnung der Zulufttemperatur: T TRL , TAnsaug,VLE TRL TAnsaug e0, 2109VLE 0 , 3834 Gl. 4 TZul TAnsaug T Formelzeichen und Einheiten: T : Temperaturänderung der Luft im Zuluftelement in K : Temperatur der Raumluft in °C TRL TAnsaug : Ansaugtemperatur in °C : Volumenstrom des Lüftungselementes in m³/h V LE TZul : Zulufttemperatur in °C Zulufttemperatur bei abgeschalteter Lüftungsanlage Bei abgeschalteter Lüftung wurden die Umgebungstemperaturen als Zulufttemperaturen angesetzt. Eine genauere Betrachtung ist auf Grund der geringen Volumenströme nicht erforderlich und auf Grund der undefinierten Strömungsrichtungen während der Messungen auch nicht möglich. Zulufttemperatur ohne Berücksichtigung der Fassadeneinflüsse Zur Analyse des Einflusses der Fassadenkonfiguration auf das thermische Raumverhalten bzw. der Relevanz einer detaillierten Abbildung der Fassadeneffekte, wurden zu Vergleichszwecken Simulationen ohne die zuvor dargestellten Detaillierungen durchgeführt. Bei diesen entsprachen die Zulufttemperaturen durchgängig den Umgebungstemperaturen. Seite 140 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga 6.1.4 Technische Anlagen und deren Steuerung Im Folgenden sind die Steuerungsvorgaben für die technischen Anlagen dargestellt. Lüftung: Volumenströme: Während der Messkampagnen wurde die Abluftgeschwindigkeit permanent gemessen. Aus Daten mehrer Kurzzeitmessungen mit einer am Abluftventil aufgesetzten Volumenstrom-Messhaube wurde folgender Zusammenhang zwischen Abluftgeschwindigkeit und Abluftvolumenstrom ermittelt: 2 VAbl 1,51 vAbl 21,94 vAbl Gl. 5 Formelzeichen und Einheiten: VAbl : Abluftvolumenstrom in m³/h v Abl : Abluftgeschwindigkeit in m/s Weil die Schwankungen der Abluftgeschwindigkeiten nicht mit den an der Wetterstation gemessenen Windgeschwindigkeiten korrelierten, konnten Windeinflüsse auf den Lüftungsvolumenstrom nicht durch eine Formel abgebildet werden. Deshalb wurden die bei geschlossenen Fenstern gemessenen Abluftgeschwindigkeiten gemittelt und die daraus nach Gl. 5 errechneten Volumenströme angesetzt: Taglüftung: 40 m³/h Nachtlüftung: 140 m³/h Abgeschaltete Lüftung: 4 m³/h Steuerung: Die Betriebszustände der Lüftung werden folgendermaßen gesteuert: Taglüftung: täglich zwischen 8:00 und 18:00Uhr Volumenstrom: 40 m³/h Nachtlüftung: täglich zwischen 18:00 und 8:00Uhr, Einschaltbedingungen: - Raumlufttemp. – Umgebungstemp. > 3 K - Raumlufttemperatur ≥ 22 °C Ausschaltbedingungen: - Raumlufttemp. – Umgebungstemp. ≤ 2 K - Raumlufttemperatur ≤ 20 °C Keine Lüftung: von 18:00 bis 8:00Uhr, wenn die Einschaltbedingungen der Nachtlüftung nicht erfüllt sind. Seite 141 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Zulufttemperaturen: Für die Berechnung der Zulufttemperaturen wurden die in Abs. 6.1.3 beschriebenen Verfahren eingesetzt. Fensteröffnung: Die Öffnung der Kippfenster erfolgte in den Validierungsrechnungen, in Anlehnung an die Fenstersteuerung während der messtechnischen Untersuchungen, täglich zwischen 8:00 und 8:30Uhr bzw. 12:00 und 13:00Uhr. Zur realistischeren Abbildung eines Nutzerverhaltens wurde die zuvor genannte Zeitsteuerung in den vergleichenden Simulationen nur bei Umgebungstemperaturen über 15°C aktiv. Die Bedingungen bei geöffneten Kippfenstern wurden folgendermaßen angenähert: Abluft-Volumenstrom: Bei geöffneten Fenstern wurde ein um 10% erhöhter Abluftvolumenstrom angesetzt. Diese aus Messungen abgeleitete Volumenstromzunahme resultiert aus dem geringeren Strömungswiderstand der geöffneten Fenster. Fenster-Volumenstrom: Die Formeln zur Abschätzung des durch Wind und thermische Dichteunterschiede hervorgerufenen Fensterluftwechsels wurden aus [37] übernommenen. Zulufttemperatur: Während der Fensteröffnungszeiten wurde die Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur angesetzt. Interne Wärmequellen: Zur Abbildung innerer Lasten während der Arbeitszeit wurde der Büroraum wochentags in der Zeit von 8:00 bis 18:00Uhr mit einem thermischen Energieeintrag von 240Wh/h (entspricht 16 W/m²) beaufschlagt. Heizung: Zur Begrenzung der Raumauskühlung in kalten Witterungsphasen bzw. zur Validierung des Simulationsmodells im Winterfall wurde ein im Messraum vorhandener Ölradiator mit folgenden Steuerungsparametern abgebildet. Einschaltbedingung: Ausschaltbedingung: Heizleistung: Raumlufttemperatur ≤ 19,5 °C Raumlufttemperatur ≥ 20,5 °C 580W (entspricht ca. 40W/m²) Sonnenschutz: Es wurde, abgesehen von der Sonnenschutzverglasung (g-Wert: 42%), kein Sonnenschutzsystem abgebildet. Dadurch traten zum einen die Einflüsse der Parameter in den vergleichenden Simulationen deutlicher hervor. Zum anderen war so eine bessere Vergleichbarkeit zu den Messergebnissen des Testraums gegeben. Außerdem hätten ggf. Rückwirkungen des Sonneschutzsystem berücksichtigt werden müssen (z.B. Ansaugtemperaturen hinter einer heruntergefahrenen Jalousie), die messtechnisch nicht untersucht worden waren. Seite 142 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 6.1.5 Klimatische Randbedingungen In der Praxis stehen meist keine Wetterdaten von einem konkreten Gebäudestandort zur Verfügung. Deshalb wird oft auf Daten nahegelegener Messstationen eines Wetterdienstes oder, wenn auch solche nicht vorliegen, auf synthetische Daten einer Wetterdatenbank zurückgegriffen. Um den Einfluss der verwendeten Wetterdaten zu untersuchen, wurden vergleichende Simulationen mit folgenden Wetterdaten für den Standort Wuppertal durchgeführt: Lokale Wetterdaten: Für das Jahr 2008 liegt ein nahezu vollständiger Satz minütlich gemessener Daten einer lokalen Wetterstation auf dem Dach eines 4-etagigen Universitätsgebäudes vor. Datenlücken (insgesamt 8 Tage) wurden mit Daten von der DWD-Messstation Wuppertal (Temperaturdaten) bzw. von einer Wetterstation am ca. 9 km entfernt gelegenen REB-Verwaltungsgebäude in Remscheid (Wind- und Strahlungsdaten) ergänzt. Sofern vorhanden wurden als Umgebungstemperaturen Messdaten eines strahlungsgeschützten Außentemperatursensors an der Nord-Seite der BTGA-Box genutzt. Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst: Für das Jahr 2008 lagen von der DWD-Station Wuppertal im 10Minutenabstand gemessene Temperatur- und rel. LuftfeuchteDaten vor. Wind- und Strahlungsdaten wurden von der jeweils nächst-gelegenen DWD-Station mit entsprechender Messeinrichtung bezogen. So stammen die Strahlungsdaten von der ca. 25km entfernt gelegenen Station Bochum und Winddaten von der ca. 24km entfernten Station Essen. MeteoNorm-Daten: Mit Hilfe der Wetterdatenbank-Software MeteoNorm 5 wurden stündliche Wetterdaten für den Standort Wuppertal generiert. Diese basieren auf mehrjährigen Mittelwerten und können deshalb von den im Jahr 2008 gemessenen Daten stark abweichen. Vergleich der Wetterdaten Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Abweichungen zwischen den Wetterdaten für das Jahr 2008. Tab. 7: Kennwerte der für die Simulationen genutzten Wetterdaten Lufttemperatur Datenquelle Windgeschwindigkeit Globalstrahlungsenergie Diffusstrahlungsenergie Jahresmittel Abweichung zur lokalen Wetterstation Jahresmittel Abweichung zur lokalen Wetterstation Jahressumme Abweichung zur lokalen Wetterstation Jahressumme Abweichung zur lokalen Wetterstation [ °C ] [K] [ m/s ] [%] [ kWh{(m² a) ] [%] [ kWh{(m² a) ] [%] lokale Wetterstation 11,58 0,00 1,65 0,0 986,67 0,0 556 0,0 DWD Wetterstation 10,10 -1,48 3,07 85,9 1.009 2,3 556 -0,1 MeteoNorm 9,23 -2,35 3,49 111,2 949 -3,9 580 4,3 Seite 143 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 6.1.6 Validierung Vor den vergleichenden Simulationen wurde das Simulations-Modell mit Hilfe von Wetter- und Messdaten aus dem Jahr 2008 validiert. Dabei wurden folgende Randbedingungen zu Grunde gelegt: Äußere Randbedingungen: Wetterdaten: Es wurden lokal gemessene Wetterdaten verwendet. (Details sind Abs. 6.1.5 zu entnehmen.) Solarstrahlung an der Süd-Fassade: Für die solare Einstrahlung an der Süd-Fassade wurden Messdaten eines dort angebrachten Pyranometers verwendet. Die solaren Strahlungsintensitäten an den restlichen Fassaden bzw. fehlende Messdaten für die Süd-Fassade wurden durch Umrechnung von Horizontalstrahlungsdaten der Wetterstation generiert. Innere Randbedingungen: Fehlende Messdaten aus der BTGA-Box während Messpausen und Umbauarbeiten wurden durch die in den Abschnitten 6.1.3 und 6.1.4 beschriebenen Rechenverfahren und Regelungskonzepte kompensiert. Zulufttemperaturen: Als Zulufttemperatur wurde die gemessene Austrittstemperatur des Lüftungselementes oder, sofern eingebaut, der PCM-Box verwendet. Die thermische Energie zur Temperierung der Zuluft im Lüftungselement floss in die Energiebilanz des Raumes ein. Abluftvolumenstrom: Zur Berücksichtigung windinduzierter Schwankungen wurde der Abluftvolumenstrom aus gemessenen Abluftgeschwindigkeiten nach Gl. 5 errechnet. Interne Wärmequellen: Der Wärmeeintrag der bei den messtechnischen Untersuchungen als interne Wärmequellen dienenden Glühbirnen (Details s. „Simulierte interne Wärmequellen“ in Abs. 5.3) wurde mit den in Abs. 6.1.4 beschriebenen Parametern abgebildet. Heizung: Weil erst ab Ende August 2008, nach Umstellung der Heizungsregelung auf den Squirrel-Logger, detaillierte Messdaten zum Betrieb der Heizung vorlagen, wurde die im Abs. 6.1.4 beschriebene Heizungsregelung benutzt. Seite 144 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Analyse Für die Validierung wurden nur Zeitbereiche berücksichtigt, für die sowohl lokale Wetterdaten als auch Messdaten der Anlagentechnik vorlagen. Weiterhin wurde die Analyse auf Phasen eingeschränkt, in denen die PCM-Box leer oder nicht vorhanden war und die Heizung ausgeschaltet oder über den Squirrel-Logger angesteuert war. Die folgenden Grafiken zeigen, dass Simulation und Messung in diesen Zeitbereichen sehr gut übereinstimmen. Lufttemperatur [ °C ] Windgeschw. [ m/s ] Solarstrahlung [ W/m² ] Wärmeleistung [ W ] 30 900 25 750 20 600 15 450 10 300 5 150 0 08.09.2008 09.09.2008 Raumtemp.-TRNSYS Zulufttemperatur Heizleistung Heizkörper 10.09.2008 Raumtep.-Messung Windgeschwindigkeit innere Wärmelasten 11.09.2008 12.09.2008 Ablufttemp.-Messung Volumenstrom-TRNSYS Lufttemperatur [ °C ] Windgeschw. [ m/s ] 0 13.09.2008 Umgebungstemperatur Gesamtstr.-Südfassade Solarstrahlung [ W/m² ] Wärmeleistung [ W ] 30 900 25 750 20 600 15 450 10 300 5 150 0 02.09.2008 03.09.2008 Raumtemp.-TRNSYS Zulufttemperatur Heizleistung Heizkörper Abb. 311: Schön-Wetterphase im September 2008: sowohl am Tage bei starker solarer Einstrahlung und Höchsttemperaturen zwischen 25 und 30°C als auch in der Nacht bei laufender Nachtlüftung wird das Raumverhalten in der Simulation sehr exakt wiedergegeben. (Mittlere betragsmäßige Abweichung zwischen simulierter und gemessener Raumtemperatur: 0,17K, max. betragsmäßige Temperaturabweichung: 0,82K) 04.09.2008 Raumtep.-Messung Windgeschwindigkeit innere Wärmelasten 05.09.2008 06.09.2008 Ablufttemp.-Messung Volumenstrom-TRNSYS 0 07.09.2008 Umgebungstemperatur Gesamtstr.-Südfassade Abb. 312: Abklingverhalten der Raumtemperatur nach dem Ende einer Schön-Wetterphase: bei meist bewölktem Himmel und Tageshöchsttemperaturen um 20°C reduziert sich die mittlere Tagestemperatur im Messraum binnen 4 Tagen von 24,1°C auf 21,0°C. Auch dieses Temperaturverhalten wird in der Simulation sehr exakt abgebildet: mittlere betragsmäßige Abweichung im dargestellten Zeitraum: 0,17K, max. betragsmäßige Abweichung: 0,43K Seite 145 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperatur [ °C ] Windgeschw. [ m/s ] Solarstrahlung [ W/m² ] Wärmeleistung [ W ] 30 900 25 750 20 600 15 450 10 300 5 150 0 09.10.2008 10.10.2008 Raumtemp.-TRNSYS Zulufttemperatur Heizleistung Heizkörper 11.10.2008 Raumtep.-Messung Windgeschwindigkeit innere Wärmelasten 12.10.2008 13.10.2008 Ablufttemp.-Messung Volumenstrom-TRNSYS Lufttemperatur [ °C ] Windgeschw. [ m/s ] 0 14.10.2008 Umgebungstemperatur Gesamtstr.-Südfassade Solarstrahlung [ W/m² ] Wärmeleistung [ W ] 30 900 25 750 20 600 15 450 10 300 5 150 0 24.12.2008 25.12.2008 Raumtemp.-TRNSYS Zulufttemperatur Heizleistung Heizkörper Abb. 313: Schön-Wetter-Periode im Oktober 2008: auf Grund der niedrigen Außentemperaturen ist die Nachtlüftung nur noch selten in Betrieb. Die starke Abweichung zwischen der gemessenen Abluftund Raumtemperatur in den Mittagsstunden ist auf Strahlungseinflüsse durch die tief stehende Sonne am Raumtemperatur-Sensor zurückzuführen. Deshalb dient hier die Ablufttemperatur als Referenz: mittlere betragsmäßige Abweichung zwischen simulierter Raumund gemessener Ablufttemperatur: 0,32K 26.12.2008 Raumtep.-Messung Windgeschwindigkeit innere Wärmelasten 27.12.2008 28.12.2008 Ablufttemp.-Messung Volumenstrom-TRNSYS 0 29.12.2008 Umgebungstemperatur Gesamtstr.-Südfassade Abb. 314: Heizbetrieb bei geringer und starker solarer Einstrahlung: Auf Grund der Temperaturschichtung weichen die gemessenen Raumtemperaturen stark von den Ablufttemperaturen ab. Die mittlere betragsmäßig Abweichung zwischen gemessener und simulierter Raumtemperatur beträgt 0,32K. Seite 146 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 6.2 Ergebnisse der Simulationen Im Folgenden sind die Ergebnisse der vergleichenden Simulationen dargestellt. Zur Abbildung der thermischen Verhältnisse in einem Bürogebäude wurden hier, anders als bei den Validierungsrechnungen, die Raumumschließungsflächen, abgesehen von der Süd-Fassade, als adiabat angenommen. Bei der Ermittlung des Heiz- und Kühlenergiebedarfs waren Grenztemperaturen von 21°C und 26°C vorgegeben. Die Heiz- und Kühlleistung war dabei nicht beschränkt. Für die Ermittlung der sommerlichen Raumtemperaturen war keine aktive Kühlung vorhanden. Teilweise gab es einen Nachtlüftungsbetrieb mit den in Abs. 6.1.4 dargestellten Steuerungsparametern. Ein zu starkes Auskühlen der thermischen Speichermassen in kalten Witterungsphasen wurde von dem in Abs. 6.1.4 beschrieben Heizkörper verhindert. 6.2.1 Einflüsse aus Wahl der Wetterdaten Bei den im Folgenden dargestellten Ergebnissen fand die Außenluftansaugung stets am unteren Lüftungselement, unmittelbar oberhalb einer schwarzen Fassadenverkleidung, statt. Die Berechnung der Ansaugtemperaturen erfolgte nach Gl. 2. Sofern nicht anders angegeben, gab es einen Nachtlüftungsbetrieb mit den in Abs. 6.1.4 beschriebenen Steuerungskriterien. Einflüsse auf die Raumtemperaturen RaumluftTemperatur [ °C ] Wetterdaten: Haspel, mit Nachtlüftung Wetterdaten: Haspel, ohne Nachtlüftung Wetterdaten: DWD, mit Nachtlüftung Wetterdaten: DWD, ohne Nachtlüftung Wetterdaten: MeteoNorm, mit Nachtlüftung Wetterdaten: MeteoNorm, ohne Nachtlüftung 34 32 30 28 26 + 24 22 20 18 25.06.08 26.06.08 27.06.08 28.06.08 29.06.08 30.06.08 Abb. 315: Zeitliche Verläufe simulierter Raumlufttemperaturen während einer Schönwetterphase: die unterschiedlichen Wetterdaten für den Standort Wuppertal rufen signifikante Unterschiede in den Raumlufttemperaturen hervor: Die lokal gemessen Wetterdaten führen dabei zu den höchsten Innentemperaturen. Trotz Nachtlüftungsbetrieb und großer thermischer Schwere des Raumes überschreiten die Höchsttemperaturen an jedem Tag des dargestellten Zeitabschnitts 26°C um bis zu 3K. Ohne Nachtlüftung steigen die Raumlufttemperaturen bis auf 32°C. Bei Verwendung der DWD-Daten tritt nur einmal eine kurzzeitige Überschreitung des in der Arbeitsstätten-Richtline 6 [30] empfohlenen Grenzwert von 26°C. Die MeteoNorm-Daten prognostizieren für diesen Zeitabschnitt eine etwas kühlere Witterung, so dass die Raumlufttemperaturen stets unter 25°C bleiben. Die 2 mal pro Tag auftretenden „Einbrüche“ im Verlauf der Raumtemperaturen sind auf stark erhöhte Luftwechselraten bei geöffneten Kippfenstern zurückzuführen (Details zur Steuerung s. Abs 6.1.4). Seite 147 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen im Raum [ °C ] 34 Wetterdaten: lokal Wetterdaten: DWD Wetterdaten: MeteoNorm 32 30 28 26 24 22 20 18 0 730 1460 2190 2920 3650 4380 5110 5840 6570 7300 8030 8760 Stunden im Jahr Stunden pro Jahr 1000 Wetterdaten: lokal 800 779 Wetterdaten: DWD Wetterdaten: MeteoNorm 600 431 400 311 231 214 200 124 99 87 44 47 31 16 9 4 0 ≥ 26 ≥ 27 ≥ 28 ≥ 29 ≥ 30 Lufttemperaturen im Raum [ °C ] 0 Abb. 316: Häufigkeitsverteilung der Raumlufttemperaturen: Die Verwendung der lokal gemessen Wetterdaten bewirkt während der Hälfte des Jahres deutlich erhöhte Innentemperaturen. DWD- und MeteoNorm-Daten führen zu ähnlich niedrigeren Temperaturen. Das identische thermische Verhalten bei Temperaturen unterhalb von 21°C ist auf den bei kühler Witterung maßgebenden Heizbetrieb zurückzuführen. Abb. 317: Häufigkeiten hoher Raumlufttemperaturen: die lokalen Wetterdaten führen zu 2,5 mal mehr Stunden mit Innentemperaturen über 26°C als die DWDDaten bzw. 3,4 mal mehr als die MeteoNorm-Daten. Das insgesamt ungewöhnlich hohe Raumtemperaturniveau wird auch durch den fehlenden Sonnenschutz hervorgerufen. Weil jedoch die Solarenergieeinträge bei allen Wetterdatensätzen nahezu identisch sind (vgl. Tab. 7), lassen sich die aus den Ansaugbedingungen resultierenden relativen Abweichungen auf Räume mit besserem Sonnenschutz übertragen. Einflüsse auf den Energiebedarf Energiebedarf [ kWh/(m² a) ] 100 Wetterdaten: lokal Wetterdaten: DWD 80 68,9 60 Wetterdaten: MeteoNorm 56,6 42,6 40 20 16,0 8,3 4,8 6,4 2,6 1,6 0 Heizen Kühlen, ohne Nachtlüftung Jahresenergiebedarf [ kWh/a ] Kühlen, mit Nachtlüftung Abb. 318: Heiz- und Kühlenergiebedarf in Abhängigkeit der Wetterdaten: das aus den lokal gemessenen Wetterdaten resultierende warme Raumklima führt hier gegenüber den DWD-Daten zu einem 25% niedrigeren Heizenergiebedarf und zu einem fast doppelt so hohen Kühlenergiebedarf. Wie zuvor gezeigt reicht die Nachtlüftung alleine nicht aus, die Lufttemperatur des unverschatteten Büroraums konstant unter 26°C zu halten, aber sie reduziert den Kühlenergiebedarf um ca. 60%. Seite 148 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 6.2.2 Einflüsse der Ansaugkonfiguration Den hier dargestellten Simulationsergebnissen liegen die lokal gemessenen Wetterdaten zu Grunde. Sofern nicht anders angegeben, gab es einen Nachtlüftungsbetrieb mit den in Abs. 6.1.4 beschriebenen Steuerungskriterien. Die Simulationen lieferten im Taglüftungsbetrieb folgende mittlere Differenzen zwischen den Ansaug- und Umgebungstemperaturen. Tab. 8: Mittlerer Zuwachs der Ansaug- gegenüber der Umgebungstemperatur bei Taglüftung Ansaug-Konfiguration TAnsaug, mittel – TUmgeb., mittel Unteres Lüftungselement 3,0 K Oberes Lüftungselement 0,8 K Zulufttemp. = Umgebungstemp. 0K Einflüsse auf die Raumtemperaturen RaumluftTemperatur [ °C ] unteres Lüftungselement, mit Nachtlüftung oberes Lüftungselement, mit Nachtlüftung Zulufttemp. = Umgebungstemp., mit Nachtlüftung 34 unteres Lüftungselement, ohne Nachtlüftung oberes Lüftungselement, ohne Nachtlüftung Wzulufttemp. = Umgebungstemp., ohne Nachtlüftung 32 30 28 26 + 24 22 20 18 25.06.08 26.06.08 27.06.08 28.06.08 29.06.08 30.06.08 Abb. 319: Zeitliche Verläufe simulierter Raumlufttemperaturen während einer Schönwetterphase: die unterschiedlichen Ansaugtemperaturen führen zu signifikanten Unterschieden bei den Raumlufttemperaturen: die Verwendung der Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur bedingt gegenüber den berechneten Ansaugtemperaturen im Mittel etwa 1K niedrigere Innentemperaturen. Bei den nach Gl. 2 und Gl. 3 berechneten Ansaugtemperaturen unterscheiden sich die Raumtemperaturen im Mittel um 0,3K. Ohne die zwischen 8:30 und 9:00Uhr bzw. 12:00 und 13:00Uhr stattfindende Fensteröffnung (zu erkennen an den „Einbrüchen“ im Verlauf der Raumtemperaturen) wäre die Abweichung größer. Findet kein Nachtlüftungsbetrieb statt ergeben sich ähnliche Abweichungen zwischen den Innentemperaturen, jedoch auf einem 3,5K höheren Temperaturniveau. Seite 149 von 161 Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss b+tga Lufttemperaturen im Raum [ °C ] 34 unteres Lüftungselement oberes Lüftungselement Zulufttemp. = Umgebungstemp. 32 30 28 26 24 22 20 18 0 730 1460 2190 2920 3650 4380 5110 5840 6570 7300 8030 8760 Stunden im Jahr Abb. 320: Häufigkeitsverteilung der Raumlufttemperaturen: während sich die Innentemperaturen auf Basis berechneter Ansaugtemperatur nur geringfügig unterscheiden, sind sie unter Verwendung der Umgebungstemperatur als Ansaugtemperatur deutlich niedriger. In kühlen Witterungsphasen, wenn der Heizungseinfluss dominiert, gleichen sich die Temperaturen an. Stunden pro Jahr 1000 unteres Lüftungselement 800 779 oberes Lüftungselement Zulufttemp. = Umgebungstemp. 653 600 428 431 400 347 214 202 200 155 99 96 74 49 47 34 18 0 ≥ 26 ≥ 27 ≥ 28 ≥ 29 ≥ 30 Lufttemperaturen im Raum [ °C ] Abb. 321: Häufigkeiten hoher Raumlufttemperaturen: bei Ansaugung der Außenluft durch das untere Lüftungselement treten ca. 20% mehr Stunden mit Innentemperaturen über 26°C auf als bei Verwendung des oberen Lüftungselementes bzw. 82% mehr als beim Ansetzen der Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur. Einflüsse auf den Energiebedarf Energiebedarf [ kWh/(m² a) ] 100 unteres Lüftungselement oberes Lüftungselement 80 Zulufttemp. = Umgebungstemp. 60 55,1 42,6 44,0 40 20 16,0 13,9 11,6 6,4 5,0 3,6 0 Heizen Kühlen, ohne Nachtlüftung Jahresenergiebedarf [ kWh/a ] Kühlen, mit Nachtlüftung Abb. 322: Heiz- und Kühlenergiebedarf in Abhängigkeit der AnsaugKonfiguration: Die Vernachlässigung solarer Einflüsse auf die Zulufttemperatur führt zu einem etwa 25% größeren Heizenergiebedarf. Die Unterschiede zwischen den beiden Lüftungselementen sind vernachlässigbar gering. Der Kühleenergiebedarf reagiert sensibel auf den solaren Energieeintrag im Bereich der Luftansaugung. Gegenüber der dem Ansetzten der Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur ergibt sich bei Verwendung des oberen, zeitweise verschatteten Lüftungselementes ein Kühlenergiezuwachs von 20% und bei beim unteren, durchgängig besonnten Lüftungselement von ca. 40%. Beim Betrieb der Nachtlüftung reduzieren sich der Kühlenergiebedarf, je nach Ansaugkonfiguration auf 30% bis 40%. Seite 150 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 6.3 Zusammenfassung Die Auswertung der Simulationsergebnisse führte zu folgenden Erkenntnissen: Raumtemperatur Die in Simulationen prognostizierte jährliche Überschreitungshäufigkeit der in [30] empfohlenen Grenztemperatur von 26°C hängt insbesondere von der Wahl der Wetterdaten ab. Die Anzahl von Überhitzungsstunden variiert bei den hier verwendeten Wetterdaten für den Standort Wuppertal je nach Luftansaugkonfiguration um den Faktor 3,4 bis 4 (vgl. Tab. 9). Aus der Wahl der Ansaugkonfiguration resultieren etwa halb so große Abweichungen: Hier unterscheidet sich die Anzahl von Überhitzungsstunden zwischen der detaillierten Abbildung des besonnten, unteren Zuluftelementes und dem Ansetzen der Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur, je nach Wetterdatensatz, um den Faktor 1,8 bis 2,2 (vgl. Tab. 9). Die Vernachlässigung solarer Einflüsse auf die Zulufttemperatur beim zuletzt genannten Ansatz hat gegenüber den anderen Ansaugkonfigurationen (außerhalb der Heizperiode) etwa 1K niedrigere Raumtemperatur zur Folge. Tab. 9: Anzahl jährlicher Überhitzungsstunden bei Nachtlüftungsbetrieb. Ansaug-Konfiguration Jährl. Stunden mit Raumlufttemp. ab 26 °C lokale Wetterstation DWD MeteoNorm [-] [-] [-] unteres Lüftungselement 779 311 231 oberes Lüftungselement 653 232 181 Zulufttemp. = Umgebungstemp. 428 141 108 Heiz- & Kühlenergiebedarf Sowohl der Heiz- als auch der Kühlenergiebedarf hängen stärker von den zu Grunde gelegten Wetterdaten ab als von der Ansaugkonfiguration. Der Heizenergiebedarf steigt bei der Verwendung von MeteoNorm-Daten gegenüber lokalen Messdaten unabhängig von der Ansaugsituation um ca. 60%. Der Einfluss der Wetterdaten auf den Kühlenergiebedarf ist noch wesentlich größer. Hier führen die lokal gemessenen Wetterdaten gegenüber den DWD-Daten zu einem doppelt so hohen Kühlenergiebedarf. Bei Verwendung der aus mehrjährigen Mittelwerten generierten MeteoNorm-Daten, die keinen Bezug zum konkreten Wettergeschehen in 2008 haben, resultiert, je nach Ansaugkonfiguration, ein 3,4 bis 4,1-fach höherer Kühlenergiebedarf. Seite 151 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Aus der Wahl der Ansaugkonfiguration ergeben sich folgende Unterschiede: Der Heizenergiebedarf ist bei Außenluftansaugung durch eines der beiden Lüftungselemente gegenüber dem Ansetzen der Umgebungs- als Zulufttemperatur etwa 20% niedriger. Der Kühlenergiebedarf hängt in deutlich höherem Maße von der Ansaugsituation ab: Hier führt die Verwendung des oberen Lüftungselementes gegenüber dem Ansetzen der Umgebungstemperatur als Zulufttemperaturen zu einem 20% bis 40%-igen Kühlenergiezuwachs bzw. die Verwendung des unteren Lüftungselementes zu einem 40% bis 70%-igen Zuwachs. Die prozentuale Abweichung ist dabei umso größer, je niedriger die im Wetterdatensatz hinterlegte mittlere Lufttemperatur ist. Dass der Kühlenergiebedarf nicht linear mit dem mittleren Ansaugtemperaturzuwachs (vgl. Tab. 8) ansteigt ist hauptsächlich auf die Dominanz solarer Energieeinträge durch die Fenster und im geringeren Maße auf Transmissionswärmeströme durch die Fassade zurückzuführen. Auswirkungen auf den Heizenergiebedarf durch die passive Durchströmung von Lüftungselementen außerhalb der Arbeitszeit in Folge von Windanströmung und thermischem Auftrieb sind in [23] analysiert. Außerdem wird das Energieeinsparpotential durch zentral angesteuerte, verschließbare Nachströmöffnungen erörtert. Tab. 10: Heizenergiebedarf (Heizgrenztemperatur = 21°C) Heizenergiebedarf Ansaug-Konfiguration lokale Wetterstation DWD MeteoNorm [ kWh/(m² a) ] [ kWh/(m² a) ] [ kWh/(m² a) ] unteres Lüftungselement 42,6 56,6 68,9 oberes Lüftungselement 44,0 58,1 70,7 Zulufttemp. = Umgebungstemp. 55,1 71,2 86,2 Tab. 11: Kühlenergiebedarf ohne Nachtlüftungsbetrieb (Kühlgrenztemp.=26°C) Ansaug-Konfiguration Kühlenergiebedarf - ohne Nachtlüftung lokale Wetterstation DWD MeteoNorm [ kWh/(m² a) ] [ kWh/(m² a) ] [ kWh/(m² a) ] unteres Lüftungselement 16,0 8,3 4,8 oberes Lüftungselement 13,9 6,7 4,0 Zulufttemp. = Umgebungstemp. 11,6 5,0 2,8 Seite 152 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Nachtlüftung Die Kühldeckungsrate der Nachtlüftung ist umso besser, je niedriger die Zulufttemperaturen sind. Ursache hierfür ist zum einen der geringere Wärmeeintrag am Tage und das größere Kühlpotential in der Nacht. Dementsprechend treten die wenigsten Überhitzungsstunden bzw. der geringste Rest-Kühlenergiebedarf bei Verwendung der MeteoNorm-Daten in Kombination mit der Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur auf. Die Ergebnisse dieser Simulation legen nahe, dass ein Nachtlüftungsbetrieb genügt, um den Raum mit gewissen Einschränkungen ausreichend kühl zu halten. Werden DWD-Daten zu Grunde gelegt, erhöht sich die Anzahl von Überhitzungsstunden um etwa 30%, der Rest-Kühlenergiebedarf steigt 40% bis 60%. Bei Verwendung lokal gemessener Wetterdaten treten gegenüber den MeteoNorm-Daten 2,4 bis 3 mal mehr Überhitzungsstunden bzw. ein 3 bis 3,5 mal größerer Rest-Kühlenergiebedarf auf. Die Berücksichtigung solarer Einflüsse auf die Zulufttemperaturen erhöht die Raumtemperaturen ebenfalls, allerdings in geringerem Maße als die Wahl lokaler Wetterdaten. Die Verwendung des oberen Lüftungselementes vergrößert so, je nach Wetterdatensatz, die Anzahl von Überhitzungsstunden um 50% bis 70% und den Rest-Kühlenergiebedarf um 38% bis 55%. Die Benutzung des unteren Lüftungselementes führt zu 80% bis 120% mehr Überhitzungsstunden sowie einem Zuwachs des Rest-Kühlenergiebedarfs zwischen 80% und 140%. Entgegen dem Ergebnis der Simulation mit MeteoNorm-Daten und unter Vernachlässigung solarer Zulufterwärmung zeigen die Raumtemperaturdaten bei Verwendung lokaler Wetterdaten, dass ohne Betrieb der Verschattung die Nachtlüftung alleine nicht ausreicht, um die Raumtemperatur weitgehend unter 26°C zu halten – insbesondere wenn die Außenluft am untern Lüftungselement angesaugt wird. Hinzu kommt, dass 2008 ein durchschnittlich warmes Jahr war und somit in einem Extrem-Sommer noch wesentlich mehr Überhitzungsstunden zu erwarten sind. Tab. 12: Kühlenergiebedarf mit Nachtlüftungsbetrieb (Kühlgrenztemp. = 26°C) Ansaug-Konfiguration Kühlenergiebedarf - mit Nachtlüftung lokale Wetterstation DWD MeteoNorm [ kWh/(m² a) ] [ kWh/(m² a) ] [ kWh/(m² a) ] unteres Lüftungselement 6,4 2,6 1,6 oberes Lüftungselement 5,0 1,7 1,1 Zulufttemp. = Umgebungstemp. 3,6 1,1 0,8 Seite 153 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Fazit Die Wetterdaten beeinflussen die Ergebnisse thermischer Simulationen maßgeblich. Weil sich die Strahlungsdaten der Wetterdatensätzen kaum unterscheiden (vgl. Tab. 7) und die Windgeschwindigkeiten für das thermische Raumverhalten von untergeordneter Bedeutung sind, kommt den Lufttemperaturen die größte Bedeutung zu. Bei Verwendung meteorologischer Daten sollten die Umgebungstemperaturen entsprechend der Bebauungsdichte im Gebäudeumfeld bzw. mit der Entfernung vom Stadtrand (vgl. WärmeinselnProblematik in Abs. 3.1 bzw. Abb. 4) erhöht werden. Bei Verwendung der Umgebungstemperatur als Zulufttemperatur und damit der Vernachlässigung solarer Erwärmung der Zuluft sind die simulierten Raumtemperaturen im Mittel 1K zu niedrig. An Tagen mit hohen solaren Energieeinträgen treten insbesondere nachmittags deutlich höhere Abweichungen auf. Daher ist die Abbildung solarer Einflüsse zu empfehlen. Hierzu können bei ähnlichen Ansaugsituationen Gl. 2 und Gl. 3 benutzt werden. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass sich auf Grund der sehr kleinen Fassadenfläche des Messraums nicht die gleichen Grenzschichteffekte wie an einer üblichen Bürogebäudefassade ausgebildet haben und dementsprechend in den Formeln auch nicht berücksichtigt sind. Bei der Überprüfung der Wirksamkeit eines Kühlsystems mittels thermischer Simulationen ist besondere Sorgfalt bei der Wahl der Wetterdaten bzw. der Abbildung von solaren Einflüssen auf die Zulufttemperaturen geboten! Dies gilt insbesondere für passive Kühlkonzepte, bei denen kaum Möglichkeiten bestehen, die Kühlleistung nachträglich zu erhöhen. Bei der Konzeption eines dezentralen Lüftungssystems ist, insbesondere bei passiver Kühlung mittels Nachtlüftung, zudem auf eine möglichst geringe solare Zulufterwärmung zu achten. Durch konstruktive Ausgestaltung bzw. Anordnung der Zuluftelemente sollte sichergestellt sein, dass nicht am Tage, durch Ansaugung solar erwärmter Luft, mehr thermische Energie in das Gebäude eingetragen wird als während der Nachtlüftung abgeführt werden kann. Konkrete Planungshinweise hierzu werden in Abs. 7.1 und Abs 7.2 gegeben. Seite 154 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 7 Fazit und Planungsempfehlungen Aus den Untersuchungen lassen sich folgende Erkenntnisse bzw. Planungsempfehlungen ableiten: 7.1 Lüftungselemente Bezüglich der Anordnung und der konstruktiven Ausgestaltung konnten bei den hier durchgeführten Untersuchungen folgende Erkenntnisse gewonnen werden: Anordnung der Ansaugöffnungen: - Zur Vermeidung von solarer Erwärmung sollten Lüftungselemente in verschatteten Fassadenbereichen angeordnet werden. Dazu hat sich die Positionierung hinter (KfW-Bank, SIC) bzw. etwas unterhalb (BTGA-Box bei Luftansaugung durch das obere Lüftungselement) von Jalousie-Kästen bewährt. Die bei der BTGA-Box gewählte Anordnung etwas unterhalb eines Verschattungselementes hat bei süd-orientierten Fassaden den Vorteil, dass bei niedrigen Sonnen-Zenitwinkeln (im Winter) solare Wärmegewinne am Lüftungselement nutzbar sind. - Es ist ferner darauf zu achten, dass die Verschattungselemente (z.B. Jalousiekästen) einen gewissen Abstand zur Fassade aufweisen, so dass sie frei hinterströmt werden können. Ist eine freie Umströmung der Ansaugbereiche nicht gewährleistet (APO23) kann sich warme Luft anstauen und zu erhöhten Zulufttemperaturen führen. - Eine Orientierung der Ansaugöffnungen nach Westen (vgl. REBGebäude) verzögert solare Einflüsse bis zum frühen Nachmittag, so dass innerhalb der üblichen Büroarbeitszeiten nur geringe Auswirkungen auf die Raumtemperaturen zu erwarten sind. - Es ist günstig die Ansaugöffnung oberhalb von Fenstern oder anderen großformatigen, wenig Solarstrahlung absorbierenden Flächen anzuordnen, weil die Luft dort tendenziell kühler ist. Eine Luftansaugung außerhalb der Grenzschicht durch entsprechende Verlängerung der Ansaugkanäle wäre noch effektiver, lässt sich architektonisch jedoch nur schwer umsetzen. Einen möglichen Ansatz dazu zeigt Abb. 8. Konstruktive Ausgestaltung der Fassadendurchführungen - Lüftungselemente mit langen inneren Luftwegen (z.B. zur Reduzierung von Luftschall) beeinflussen Zulufttemperaturen stärker als Konstruktionen mit kurzen Luftwegen. Resultiert die Temperaturbeeinflussung aus kapazitiven Effekten, vergrößert dies quasi die thermische Speicherkapazität des Raumes. Wird die Temperaturänderung hingegen durch Wärmeaustausch mit dem Raum verursacht, ist sie für die Energiebilanz des Raumes ohne Bedeutung. Ein Angleich der Zuluft- an die Raumtemperaturen reduziert die Zugluftgefahr und kann so das Komfortempfinden der Nutzer steigern. - Zur Vermeidung solarer Erwärmung der Luft beim Durchströmen besonnter Ansauggitter, sollten diese eine möglichst kleine, Seite 155 von 161 b+tga - - - - - - Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss reflektierende Oberfläche aufweisen. (Beim TRI-Haus bzw. beim Verwaltungsgebäude der Fa. Athmer sind solche verbaut.). Quadratische oder runde Ansaugöffnungen sind schlitzförmigen vorzuziehen. Auf Grund ihres größeren hydraulischen Durchmessers saugen sie mehr Luft aus fassadenferneren und damit kühleren Regionen an [10]. In den Luftweg integrierte Latentwärmespeicher können die Zulufttemperaturen wirkungsvoll begrenzen (vgl. Abs. 5.6 und [21]). Zum Entladen der thermischen Speicher ist zwingend ein Nachtlüftungsbetrieb erforderlich. Dabei ist zu beachten, dass die nächtliche Entladung der Latentwärmespeicher erhöhte Zulufttemperaturen zur Folge hat, die das Kühlpotential für den Raum selbst verringern. Das Überströmen bzw. Anströmen von thermischen Speichermassen erhöht die Nutzbarkeit der Speicherkapazität deutlich und puffert sehr hohe bzw. sehr niedrige Zulufttemperaturen (vgl. Kühleffekt der leeren PCM-Box in Abs 5.6). Winddruck und -sog an der Fassade, aber auch offen stehende Innentüren, beeinflussen die Durchströmung insbesondere passiver Lüftungselemente. Ist eine hohe Verfügbarkeit der Lüftung gefordert, sind aktive Lüftungselemente einer entsprechenden Klasse nach [6] zu wählen. Bei aktiven Lüftungselementen erhöht die Abwärme des eingebauten Ventilatormotors die Zulufttemperatur um ca. 1 bis 1,5K. Außerdem können Schallemissionen des Lüftungsgerätes das Komfortempfinden der Nutzer beeinträchtigen [24]. Die Lüftungselemente sollten zentral gesteuert verschließbar sein, um insbesondere im Winter windinduzierte Lüftungsverluste außerhalb der Arbeitszeiten zu vermeiden [23]. 7.2 Fassadengestaltung Zu den Fassadeneigenschaften konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden: Fassadenfarbe: Bezüglich der thermischen Eigenschaften einer Fassade hat der Absorptionsgrad der Oberfläche die größte Bedeutung. So weisen die Untersuchungsobjekte mit dunklen Fassaden (und frei angeströmten Ansaugöffnungen) bei großen Strahlungsintensitäten die höchsten Ansaugtemperaturen auf (Athmer, BTGA-Box mit schwarzen Faserzementplatten im Brüstungsbereich). Auf Grund der gegenüber stärker reflektierenden Materialien größeren Temperaturdifferenz zwischen der Oberfläche und der umgebenden Luft führen hier höhere Windgeschwindigkeiten zu stärkeren Temperaturabsenkungen. Eine Ausnahme bildet diesbezüglich die helle Fassade des REBGebäudes, die das Ansaugtemperaturverhalten einer dunklen Fassade aufweist (vgl. Abb. 184und Abb. 185). Ursache ist die Luftansaugung in den dunkelgefärbten Fensterlaibungen. Obwohl dieser Flächenanteil bezogen auf die Gesamtfassadenfläche sehr klein ist, stellen sich an den Ansaugöffnungen ähnliche Temperaturbedingungen ein, wie an einer vollständig dunkel gefärbten Fassade. Seite 156 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss Windanströmung: Wie stark eine Fassade vom Wind angeströmt wird, hängt von der Windrichtung, der Gebäudelage (vgl. Abs. 6.2.2) und der Windverschattung durch andere Gebäudeteile ab. So lagen die Ansaugtemperaturen am SIC bei gleicher Strahlungsintensität (an der Fassade) und Windgeschwindigkeit (an der Wetterstation) auf der frei angeströmten Straßenseite im Mittel 1,8K niedrigerer als auf der windverschatteten Hofseite (vgl. Abb. 185). Thermische Speicherkapazitäten: Werden Fassaden mit hohen thermischen Speicherkapazitäten durch Absorption von Solarstrahlung stark erwärmt, ist zu vermuten, dass sich nachfolgend auch bei geringen Strahlungsintensitäten warme Grenzschichten halten und zu hohen Ansaugtemperaturen führen. Dies hat sich bei den untersuchten Gebäuden jedoch nicht bestätigt. Es konnte zwar beim Verwaltungsgebäude der Fa. Athmer eine verzögerte Abkühlung der Fassadenoberfläche beobachtet werden (vgl. Abb. 89), dies führte jedoch weder hier noch bei dem ebenfalls mit einer dunklen, thermisch schweren Fassade ausgerüsteten Imtech-Gebäude zu erhöhten Ansaugtemperaturen am Abend oder in der Nacht. (Kurzzeiteffekte, z.B. beim Vorbeizug einer Wolke, wurden nicht untersucht, weil sie für das thermische Raumverhalten nicht relevant sind.) Planungsempfehlungen: Zur Vermeidung hoher sommerlicher Zulufttemperaturen (auch bei Fensterlüftung) sollten für Fassaden bevorzugt helle Farbtöne bzw. Materialien mit guten Reflektionseigenschaften gewählt werden. Besonders niedrige Oberflächentemperaturen lassen sich durch einen im Infrarot-Spektrum hoch reflektierenden Anstrich erzielen. Witterungs- und Verschmutzungseinflüsse können jedoch im Laufe der Zeit zu nachlassenden Reflektionsgraden führen [16]. Die regelmäßige Reinigung bzw. Erneuerung des Anstrichs ist somit in einer Kostenbilanz neben den Einsparungen bei den sommerlichen Kühl- bzw. den erhöhten Heizkosten im Winter zu berücksichtigen. Die Wärmekapazitäten üblicher Fassadenmaterialien sind für die Zulufttemperaturen von sehr geringer Bedeutung. 7.3 Umgebung Das Mikroklima eines spezifischen Gebäudestandorts kann sich stark von dem einer nahegelegenen meteorologischen Wetterstation unterscheiden. Während die pro Tag auftreffende Solarenergie sehr ähnlich ist, weichen Lufttemperaturen und Winddaten signifikant ab. Bei nahezu allen Messkampagnen lagen die lokal gemessenen Windgeschwindigkeiten entweder auf Grund des Geländereliefs (Hang- oder Tal-Lagen) oder der großen Bodenrauhigkeit in stark bebauten städtischen Gebieten z.T. erheblich unter denen der nächstgelegenen meteorologischen Messstation. Einzig bei dem in einem spärlich bebauten, Seite 157 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss ebenen Umfeld gelegenen SIC wurden ähnliche Windgeschwindigkeitsdaten gemessen (vgl. Tab. 2). Die Tagesmitteltemperaturen waren an den Messobjekten meist etwa 1K höher als an den DWD-Messstationen. Größere Temperaturabweichungen konnten auf gebäudespezifische Einflüsse an den Messstellen zurückgeführt werden (vgl. Zusammenfassung von Abs. 4.6). Mit zunehmender Bebauungsdichte in der unmittelbaren Umgebung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Lufttemperaturen und Windverhältnisse zwischen den Gebäuden von denen an der Wetterstation auf dem Dach abweichen. Zusätzlich kann in eng bebauten Arealen Reflektion von Solarstrahlung an Nachbargebäuden, der langwelliger Strahlungsaustausch zwischen den Gebäuden sowie die reduzierte Wärmeabstrahlung zum kalten Nachthimmel die Fassadentemperaturen beeinflussen. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich folgende Planungsempfehlungen ableiten: - Die Strahlungsdaten von meteorologischen Messstationen können in thermische Gebäudesimulationen unverändert übernommen werden. - Meteorologische Umgebungstemperaturen sollten um 1K erhöht werden. Liegt das geplante Gebäude in einem sehr dicht bebauten Umfeld wird eine Erhöhung um 1,5K empfohlen. - Winddaten sollten zur Ermittlung der Einflüsse auf die Durchströmung der Lüftungselemente unverändert übernommen werden. Der Einfluss der thermischen Grenzschicht sollte mit halbierten Windgeschwindigkeiten erfolgen. - Über mehrere Jahre gemittelte Wetterdaten, wie sie z.B. die MeteoNorm-Software zur Verfügung stellt, geben seltene Witterungsphasen mit besonders hohen oder tiefen Temperaturen nur unzureichend wieder. Um sicherzustellen, dass das Kühlkonzept auch in sehr heißen Sommern funktioniert bzw. das Komfortempfinden der Nutzer bei sehr kalten Zulufttemperaturen nicht beeinträchtigt wird, sollten solche Situationen mittels gemessener Extremwetterdaten aus der näheren Gebäudeumgebung untersucht werden. Seite 158 von 161 b+tga Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss 8 Literatur- und Quellenangaben [1] Deutscher Wetterdienst, Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach [2] DIN 1055-4: 2005-03-00: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 4: Windlasten. Beuth-Verlag, Berlin, 2003 [3] Santamouris, M. 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