Klappt`s im Alltag?

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Klappt`s im Alltag?
AUSRÜSTUNG
KLAPPHELME IM HÄRTETEST – TEIL 2
Klappt’s im Alltag?
BMW
»Systemhelm 6«
Nachdem unsere neun Kandidaten im ersten Teil des Klapphelm-Tests ordentlich auf die Mütze bekommen haben, stehen für den zweiten Teil die Bewertung der Alltagstauglichkeit sowie eine ausführliche Geräuschmessung an.
ls Testfahrzeuge dienten
uns eine Suzuki 1000
V-Strom und eine Triumph Tiger 800 XRX. Einen
Helm im Fahrbetrieb zu beurteilen, ist und bleibt eine subjektive
Angelegenheit. Was nun folgt,
kann daher keinen Anspruch auf
Allgemeingültigkeit erheben.
Zu viele Variablen, angefangen
bei der eigenen Körpergröße,
der Kopfform, der Bauart des
Motorrads, den klimatischen
Bedingungen – um nur einige zu
nennen –, beeinflussen die Bewertung eines Klapphelms immens.
Diese Faktoren wirken sich
natürlich auch auf die Geräuschmessung aus, da wir aber für alle
Modelle die gleichen Bedingungen
gewählt haben, sind die Ergebnisse
untereinander absolut vergleichbar.
Zudem haben wir alle Kandidaten
im Alltag auf ihre Bedienbarkeit
und ihren Komfort hin getestet.
Über den Sinn oder Unsinn einzelner Bauteile lässt sich natürlich
streiten, doch trotz subjektiver
Faktoren haben wir versucht, die
einzelnen Probanden möglichst
objektiv zu bewerten und haben
Alltagssituationen erlebt, um ein
möglichst umfassendes Bild der
jeweiligen Modelle abzuliefern.
Wer eine Neuanschaffung plant,
sollte dennoch Handling und
Komfort im Rahmen einer intensiven Probefahrt auf der eigenen
Maschine prüfen.
AB
A
BMW »System 6 Evo«*
HJC »IS-MAX II«
LS2 »FF 325 Strobe«
Nexo »Touring Sport«
Nishua »NFX-1«
Rocc »690«
Schuberth »C3 Pro«*
Shoei »Neotec«*
X-Lite »X-1003«*
50 km/h
86
82
85
80
84
81
84
81
83
Helm
100 km/h
96
100
105
99
102
97
100
97
99
150 km/h
108
106
113
108
108
109
108
108
109
* Diese vier Helme wurden mit den im Lieferumfang
enthaltenen Flüsterkragen gemessen.
Für jeden Helm
wurde der Geräuschpegel
in dB(A) im
Fahrversuch auf
einer Suzuki 1000
V-Strom bei jeweils
50, 100 und 150
km/h ermittelt. Eine
Erhöhung um 10
db(A) bedeutet eine
gefühlte Verdopplung der Lautstärke.
Bedienung
Geräusch
Komfort:
Passform: fühlt sich zunächst sehr gut
an, hinterlässt aber bei ovaler Kopfform
Druckstellen an der Stirn, besser für
runde Kopfformen geeignet. Für Brillenträger: viel Platz trotz fehlender Aussparungen. Foto-Eignung: gut, Gehäuse
stößt leicht an. Belüftung: deutlicher
Luftzug, Helm wird bei geöffneten Klappen aber subjektiv lauter. Sichtfeld: keine
Einschränkungen.
Foto: C. Güldenring, J. Zell, Grafiken: Rolf Hähle
Geschwindigkeit
Schalldruckpegel in dB(A) auf der Straße
Komfort
Bedienkomfort:
Sonnenblende: seitlich, einfache
Bedienung. Klappmechanismus: hochwertige Gelenke, Entriegelung auch
mit Handschuhen bedienbar. Visier:
rastet in sechs Stufen, beidseitige Öffnungslaschen, die gut zu bedienen sind.
Belüftung: hervorragende Bedienung mit
Handschuhen.
Preis: ab 459 Euro
FAZIT:
Bei 50 km/h der lauteste Helm im Test, bei
100 km/h der leiseste. In Sachen Handling
und Komfort weiß der »Systemhelm« bei
geeigneter Kopfform rundum zu überzeugen.
72 TOURENFAHRER 6/2015
130902170349Q0-07 am 30.04.2015 über http://www.leserauskunft.de
HJC
LS2
»IS-MAX II«
»FF 325 Strobe«
Komfort
Komfort
Bedienung
Bedienung
Geräusch
Geräusch
Komfort:
Passform: sehr gut, keine Druckstellen bei
ovaler Kopfform. Für Brillenträger: geeignet, Aussparungen für Bügel vorhanden.
Foto-Eignung: Gehäuse stößt leicht an.
Belüftung: gute Belüftung im Kinn- und
Stirnbereich, zwei Entlüftungen am Hinterkopf. Sichtfeld: sehr gut, aber Pinlock-Kante
liegt bei gesenktem Kopf im Sichtfeld, Sonnenblende rastet in zwei Stufen.
Komfort:
Passform: im Kieferbereich schmal
geschnitten, wenig Kinnfreiheit bei
geschlossenem Helm, Helm knarzt.
Für Brillenträger: geeignet, Aussparungen für Bügel vorhanden. Foto-Eignung: mäßig, Gehäuse stößt oben an.
Belüftung: nur leichter Luftzug am
Visier, Belüftung am Kopf befriedigend.
Sichtfeld: gut, Sonnenvisier mit solider
Mechanik und großer Nasenaussparung.
Bedienkomfort:
Sonnenblende: Bedienung oben am Kopf,
besonders bei enger Bekleidung unpraktisch. Klappmechanismus: sehr gut zu
bedienen, rastet sauber ein. Visier: rastet
in sechs Stufen, die Öffnungslasche links
ist gut erreichbar, aber das Visier verwindet sich beim einhändigen Schließen.
Belüftung: obere Öffnung zweistufig,
Kinnteilbelüftung, beide leicht zu bedienen. Preis: ab 199,95 Euro
Bedienkomfort:
Sonnenblende: seitlich, gut bedienbar.
Klappmechanismus: leicht zu bedienen,
schließt schwergängig und verrutscht
dabei. Visier: rastet in drei Stufen,
seitliche Öffnungslasche links ist gut
bedienbar. Belüftung: oberer Schieber ist
klein, aber mit Handschuhen bedienbar,
ebenso die zweistufige Kinnteilbelüftung.
Preis: 129,90 Euro
FAZIT:
FAZIT:
Der »IS-Max II« ist bei 150 km/h der
leiseste Helm und bietet einen sehr
guten Tragekomfort. Das Visier verwindet sich beim einhändigen Schließen über die Lasche.
Das Geräuschniveau des »FF 325 Strobe«
ist im Testfeld bei 100 km/h und auch bei
150 km/h am höchsten. Die Bedienung
geht in Ordnung, beim Komfort befindet
sich der Helm im unteren Testfeld.
So wurde getestet
Alle unsere Messwerte wurden von einem
1,85 Meter großen Fahrer auf einer fest definierten Strecke eingefahren. Als Fahrzeug
diente eine aktuelle Suzuki DL 1000 V-Strom,
die eine niedrigere Geräuschentwicklung
aufweist als das Vorgängermodell. Der
Fahrer trug eine speziell an sein Ohr angepasste Otoplastik, mit der ein Messmikrofon
im Gehörgang platziert wurde. Mittels eines
Audio-Analyzers wurden die Geräusche bei
Tempo 50, 100 und 150 km/h aufgezeichnet
und ausgewertet. Die Ergebnisse sind den
jeweiligen Helmen als Balkendiagramm zugeordnet. Zusätzlich befindet sich auf Seite 72
eine Übersichtstabelle. Detaillierte Informationen zu den Messergebnissen in den
einzelnen Frequenzbereichen haben wir aus
Platzgründen auf unsere Webseite verlagert.
Für die Bewertung von Passform und
Bedienkomfort mussten sich die Helme im
täglichen Einsatz bewähren. Um eine direkte
Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden
die Probanden zusätzlich auf einer festgelegten 30-km-Runde auf dem Rücken einer
Triumph Tiger 800 XRX bewertet. Mithilfe
eines gefütterten Handschuhs wurden währenddessen sämtliche Funk tionen getestet
und anschließend nach den zuvor festgelegten Kriterien bewertet. Die Überprüfung der
Foto-Eignung haben wir mit einer Spiegelreflexkamera Canon EOS 30 D geprüft, die alle
Probanden – teils mit leichtem Kontakt zur
Helmschale – erlauben. Die Benutzung einer
Kompaktkamera mit Sucher ist mit allen Testkandidaten auch ohne Helmkontakt möglich.
Zum Test der Brillentauglichkeit wählten
wir eine Sehhilfe mit eher ausladendem
Format und breiten Bügeln.
www.tourenfahrer.de
6/2015 TOURENFAHRER 73
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AUSRÜSTUNG
KLAPPHELME IM HÄRTETEST – TEIL 2
NEXO
NISHUA
ROCC
»Touring Sport«
»NFX-1 Carbon«
»690 Full Carbon«
Komfort
Komfort
Komfort
Bedienung
Bedienung
Bedienung
Geräusch
Geräusch
Geräusch
Komfort:
Passform: gut, für ovale und runde Kopfform geeignet, Atemluftabweiser zu weit
entfernt. Für Brillenträger: wenig Platz
für Bügel, keine Aussparungen vorhanden. Foto-Eignung: gut, Gehäuse stößt
kaum an. Belüftung: Kinnbelüftung kaum
warnehmbar, Kopfbelüftung befriedigend,
Entlüftung an Hinterkopf und Nacken.
Sichtfeld: keine Einschränkungen.
Bedienkomfort:
Sonnenblende: seitlich, erfordert zum
vollständigen Schließen Nachdruck.
Klappmechanismus: gut zu bedienen,
erfordert aber besonders zum Arretieren
in geöffneter Position Nachdruck. Visier:
rastet in drei Stufen (mittlere Stufe indifferent), Öffnungslaschen rechts und
links. Belüftung: die obere Taste und die
Kinnteilbelüftung sind auch mit Handschuhen bedienbar. Preis: 149,95 Euro
FAZIT:
Der Nexo landet bei der Geräuschmessung im Mittel auf dem zweiten Platz, ist
bei 50 km/h sogar der leiseste Klapper.
Bei den Mechaniken für Klappe und Sonnenblende sollte nachgebessert werden.
Komfort:
Passform: gut, für ovale und runde
Kopfform geeignet, kein Druckgefühl,
ausreichend Platz zum Kinnteil. Für Brillenträger: wenig Platz für Bügel, fehlende Aussparungen. Foto-Eignung: gut,
Gehäuse stößt kaum an. Belüftung: spürbarer Luftzug am Kopf, Kinnteilbelüftung
gut. Sichtfeld: keine Einschränkungen.
Bedienkomfort:
Sonnenblende: auch mit dicken Handschuhen sehr gut zu handhaben. Klappmechanismus: die innen liegende Öffnungstaste bleibt auch mit Handschuhen
gut bedienbar, das Kinnteil rastet sauber
ein. Visier: rastet in vier Stufen, seitliche
Öffnungslasche ist gut bedienbar. Belüftung: beide Tasten sind gut mit Handschuhen bedienbar. Preis: 329,95 Euro
Komfort:
Passform: gut für runde wie ovale
Kopfform geeignet, keine Druckstellen.
Für Brillenträger: geeignet, da Aussparungen vorhanden sind. Foto-Eignung:
mäßig, Gehäuse stößt leicht oben an.
Belüftung: die Belüftung ist befriedigend.
Sichtfeld: keine Einschränkungen.
Bedienkomfort:
Sonnenblende: seitlich, sehr schwergängig, setzt auf Nasenspitze auf. Klappmechanismus: gut zu bedienen, rastet
geschlossen und offen sauber ein. Visier:
rastet in drei Stufen, seitliche Öffnungslasche ist gut bedienbar. Belüftung:
Bedienknopf an der Stirn fällt sehr klein
aus, ist aber auch mit Handschuh noch zu
bedienen, am Kinnteil leichtgängig und
intuitiv. Preis: 359,95 Euro
FAZIT:
FAZIT:
Der zweitleichteste Klapphelm im
Test erzielt bei der Geräuschmessung
im Mittel das zweitlauteste Ergebnis.
Überzeugen kann er durch seine Bedienbarkeit. Der schmale Spalt bei niedrigster
Visierrasterung trägt zur zusätzlichen
Belüftung ohne Zug auf die Augen bei.
Der leichteste Klapphelm im Test landet
bei den analysierten Geräuschwerten im
Mittel zusammen mit dem Nexo auf Platz
zwei. Der »690 Full Carbon« überzeugt
durch eine gute Passform und seinen
hohen Komfort. Die Sonnenblende setzt
auf der Nasenspitze auf.
74 TOURENFAHRER 6/2015
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SHOEI
X-LITE
»C3 Pro«
»Neotec«
»X-1003«
Komfort
Komfort
Komfort
Bedienung
Bedienung
Bedienung
Geräusch
Geräusch
Geräusch
SCHUBERTH
Komfort:
Passform: sehr gut, bei ovaler Kopfform
können Druckstellen auftreten. Für
Brillenträger: geeignet, trotz fehlender
Aussparungen. Foto-Eignung: mäßig,
Gehäuse stößt oben an. Belüftung: insgesamt sehr gute, gleichmäßige Belüftung
an der Stirn (zweistufig) und am Kinn.
Sichtfeld: keine Einschränkungen.
Komfort:
Passform: sehr gute Passform, für ovale
und runde Kopfform geeignet, keine
Druckstellen. Für Brillenträger: geeignet,
trotz fehlender Aussparungen. Foto-Eignung: Kamera stößt nicht an. Belüftung:
Belüftung am Kopf ausgezeichnet, die
Kinnteilbelüftung wirkungsvoll. Sichtfeld: keine Einschränkungen.
Komfort:
Passform: sehr gute Passform, geeignet
für ovale und runde Kopfform, keine
Druckstellen. Für Brillenträger: geeignet,
trotz fehlender Aussparungen. Foto-Eignung: Kamera stößt nicht an. Belüftung:
sehr gute Belüftung am Kopf, Kinnteilbelüftung hinterströmt das Visier effektiv.
Sichtfeld: keine Einschränkungen.
Bedienkomfort:
Sonnenblende: seitlich, sehr gute
Mechanik. Klappmechanismus: auch
einhändig gut zu öffnen und zu schließen.
Visier: rastet in fünf Stufen, seitliche
Öffnungslaschen links und rechts sind
gut bedienbar. Belüftung: oberer Bedienknopf etwas schwergängig, Kinnteilbelüftung ist sehr leichtgängig.
Preis: ab 595 Euro
Bedienkomfort:
Sonnenblende: seitlich hinter Visiermechanik, leichtgängig, für dicke Handschuhe könnte die Verstellschiene aber
erhabener bauen. Klappmechanismus:
auch mit Handschuhen mit einer Hand
zu bedienen, rastet sauber ein. Visier:
rastet in sechs Stufen, über Öffnungslasche links gut bedienbar. Belüftung:
Bedienknopf an der Stirn öffnet in zwei
Stufen und ist wie am Kinnteil intuitiv zu
handhaben, verschließbare Entlüftung
am Hinterkopf. Preis: ab 539 Euro
Bedienkomfort:
Sonnenblende: hinter Visiermechanik,
sehr leicht zu bedienen. Klappmechanismus: rastet sauber ein, Schließmechanismus gewöhnungsbedürftig, da zwei
Hebel parallel betätigt werden müssen,
Jethelm-Zulassung (P/J-Homologation).
Visier: rastet in vier Stufen, mittige Öffnungslasche auch mit Handschuhen gut
bedienbar. Belüftung: öffnet am Kinnteil
über Zeigefinger, schließt über Daumen
und Zeigefinger. Preis: ab 499,99 Euro
FAZIT:
Ein komfortabler Helm mit guter Passform
und Schwächen bei der Handhabung
des Kinnteils. Ein einzelner Bedienknopf
wäre sinnvoller. Im Durchschnitt befindet
sich das Geräuschniveau im Mittelfeld.
FAZIT:
Der »C3 Pro« liegt bei der Geräuschmessung im unteren Mittelfeld. In Sachen
Komfort führt er das Testfeld an, die
Kinnbelüftung ist nicht komplett verschließbar. Der Bedienknopf der Klappmechanik ist für die Handhabung mit
dicken Handschuhen unterdimensioniert.
Top-Passform, sehr komfortabel und wie
im Schlaf bedienbar. Im Mittel liefert der
Shoei bei den Geräuschmessungen die
niedrigsten Werte.
FAZIT:
6/2015 TOURENFAHRER 75
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AUSRÜSTUNG
KLAPPHELME IM HÄRTETEST – TEIL 2
Siegerehrung
Unser Testfeld ist mit neun Klapphelmen
vom 129,90 Euro günstigen LS2 bis hin zu den
hochpreisigen Vertretern über 500 Euro breit
aufgestellt. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich bei der Schlagprüfung, bei der
Geräuschmessung, aber auch hinsichtlich
Ausstattung, Komfort und Passform zwischen manchen Kandidaten eine große Kluft
auftut. Tatsächlich liefern die hochpreisigen
Helme in vielen Bereichen die besten Ergebnisse. Nimmt man Abstriche beim Komfort
und der Mechanik in Kauf, kann man aber
auch für vergleichsweise wenig Geld einen
sicheren und leisen Helm erstehen, wie der
Nexo von Polo bei der Schlagprüfung (siehe
Tourenfahrer 05/2015) und unserer intensiven
Geräuschmessung bewiesen hat. Dagegen
leisten sich auch unsere Top-Probanden
in Teilbereichen Schwächen. So schneiden erstaunlicherweise der »C3 PRO« von
Schuberth sowie BMWs »System 6« bei der
Geräuschmessung nur mittelmäßig ab, und
damit bleiben beide hinter den Erwartungen
zurück.
Preis-Leistungs-Gewinner in diesem Test
ist der »IS-MAX II« von HJC. Mit 199,95 Euro
ist er der drittgünstigste Klapphelm im Test
und konnte die Tester schon im ersten Teil
von seinen Qualitäten überzeugen. Auch
in Sachen Geräuschmessung überzeugt
er: Bei der 150-km/h-Messung liefert der
Helm mit 106 dB einen Wert, den der LS2
schon bei Tempo 100 annähernd erreicht.
Einen Sieg in dieser Wertung fährt auch
der Shoei »Neotec« ein. Dank einem sehr
geringen Startwert bei 50 km/h und einem
sanften Anstieg des Geräuschpegels bei 100
km/h liefert der Klassiker zwar in keinem
Bereich einen Topwert, überzeugt aber in
der Summe der Ergebnisse. Ähnlich verhält
es sich mit dem Büse »Rocc 690«, der in
beiden Teilen des Tests gute Werte erzielt.
In der Summe können wir ihm ebenfalls ein
sehr gutes Geräuschverhalten attestieren.
Der höchste Lärmpegel bei 50 km/h wurde im
BMW Systemhelm 6 Evo gemessen. Bei 100
sowie 150 km/h liefert der LS2 die höchsten
Werte. Vier Helme wurden mit den verbauten
oder mitgelieferten Flüsterkragen gemessen.
Bezugsnachweis
Die Adressen der Hersteller
finden Sie im Internet unter:
www.tourenfahrer.de
Beim Bedienkomfort stellte sich während
des Tests manchmal die Frage, wie nah die
Entwicklungsabteilungen der Hersteller an
der Fahrpraxis dran sind. In manchen Fällen
muss man leider sagen: gar nicht! Wenn
man zum Schließen eines Klapphelms beide
Hände braucht und mit gefütterten Handschuhen kaum an den Öffnungsmechanismus
kommt, ist der Praxisnutzen auf Tour und im
Alltag in weite Ferne gerückt.
Gleiches gilt für die zum Teil sehr kleinen
und hakelig bedienbaren Belüftungsöffnungen. Dabei ist eine geöffnete Luke noch kein
Garant für direkte Luftzufuhr. So manche
Belüftung ist kaum wahrzunehmen. Auch die
Nutzung eines Pinlock-Visiers darf in diesem
Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben und
müsste zumindest optional möglich sein.
Klapphelme werden gerne von Brillenträgern genutzt, eine Aussparung für Brillenbügel sollte also gerade bei dieser Helmgattung
obligatorisch sein. Aber weit gefehlt. Bei
manchen Helmen ist es nur eine Frage der
Zeit, bis ein Brillenbügel nachgibt. Vor dem
Auf- und Abziehen des Helms sollte die Sehhilfe aber so oder so von der Nase genommen
werden. Apropos: Manch eine Sonnenblende
verwandelt sich beim Ausklappen in eine
Guillotine und nimmt sofort Kontakt mit dem
Riechorgan auf. Das ist nicht nur nervig, sondern auch schmerzhaft und führt im Endeffekt
zum Nichtgebrauch des eigentlich sehr sinnvollen Blendschutzes. Positiv darf vermerkt
werden, dass die meisten Pinlock-Visiere an
Größe gewonnen haben und man nicht mehr
auf eine störende Kante blickt.
And the winner is …?
HJC, Schuberth, Shoei und X-Lite. Unterm
Strich können diese vier in der Summe ihrer
Eigenschaften sowohl bei den reinen Messkriterien als auch in der persönlichen Beurteilung überzeugen. Letztgenannter bietet
nicht zuletzt dank sehr solider Verarbeitung
den beiden Klassenprimussen von Shoei und
Schuberth paroli. Er ist zudem der einzige
Testkandidat mit einer Jethelm-Zulassung.
Unabhängig von Ausstattung, Geräuschentwicklung, Sicherheit und dem Preis muss ein
Klapphelm aber auch bequem sitzen und den
Ansprüchen des Trägers gerecht werden.
Also auf zur Probefahrt!
Schuberth
»C3 Pro«
Shoei
»Neotec«
X-Lite
»X-1003«
HJC
»IS-MAX II«
76 TOURENFAHRER 6/2015
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Schlagabtausch
P
Es sind Leseranfragen zum ersten Teil des Helmtests in der TourenfahrerRedaktion mit folgendem Inhalt eingegangen: Warum wird der BMW »System
6 EVO« in der Zeitschrift »Motorrad« bezüglich der Sicherheit unterschiedlich bewertet? Unterliegen die Tests unterschiedlichen Anforderungen?
R
20°
D
20°
12,7 mm
45°
X
beim Prüfschlag auf das Kinnteil des
BMW System 6 EVO einen Wert von
570 g, also mehr als das doppelte des
zulässigen Höchstwerts (bei einer Fallhöhe von 5,5 Metern), gemessen. In der
Fußnote unter der Tabelle ist zu lesen,
dass die Ergebnisse des Kinnschlags
gar nicht in die Wertung einfließen, »da
ein Teil der Kräfte in den Kinnriemen
weitergeleitet wird«. Daher ist die Beurteilung nur bedingt mit unserem Ergebnis vergleichbar. Die Interpretation der
ermittelten Werte durch »Motorrad« ist
für uns nicht nachvollziehbar. Wie in
diesem Zusammenhang von »Sicherheit
und Funktionalität auf höchstem Niveau«
die Rede sein kann und der Helm mit sehr
gut beurteilt wird, entzieht sich unserem
Verständnis.
er von der Zeitschrift »Motorrad«
durchgeführte Test wurde auf
demselben Prüfstand des TÜV
Rheinland durchgeführt wie unser Test.
Dabei gibt es die Möglichkeit, die Helme
auf einen flachen Amboss fallen zu lassen oder auf einen Kantenamboss, der
eine Bordsteinkante simuliert.
»Motorrad« hat als Aufschlagpunkt
hingegen einen Sigmapfosten gewählt,
wie er unter Leitplanken zu finden ist.
Der Schlag auf das Kinnteil wird nach
Norm mit einer Geschwindigkeit von 5,5
Metern pro Sekunde gemessen, »Motorrad« hat mit einer Geschwindigkeit von
7,5 Metern pro Sekunde geprüft und
hierzu den Kantenamboss verwendet.
Die ECE-Norm erlaubt eine maximale
Verzögerung von 275 g. »Motorrad« hat
B
S
B
Stirn
X
Seite links oder rechts
(eine von beiden)
P
Scheitelpunkt oben
R
Hinterkopf
S
Prüfpunkt frontal
am Kinn
Die ECE-Norm 22/05 definiert für
Schlagprüfungen insgesamt fünf
Aufschlagpunkte.
Rückblick: Schlagprüfung beim TÜV Rheinland
1
X-Lite »X 1003«
Shoei »Neotec«
Rocc
»690 Full Carbon«
Nishua
»NFX-1 Carbon«
Nexo »Touring Sport«
LS2 »FF 325 Strobe«
HJC »IS Max II«
BMW
»Systemhelm 6 «
Aufschlagpunkt
Helm
Schuberth »C3 Pro«
Prüfergebnisse der Helme
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
max.1
HICWert
B
186
1558
185
1437
190
1636
175
1312
236
1778
189
1581
169
1277
214
1807
177
1278
X
256
2332
208
1689
245
1860
229
2012
322
2630
268
2266
248
2258
226
2128
250
2323
P
201
2040
198
1948
185
1841
202
1962
186
1760
226
2231
194
1735
210
2104
195
1760
R
236
2297
179
1508
201
1837
199
1829
164
1307
242
2382
222
2022
218
1956
201
1856
S
475
1919
227
1156
373
2331
234
1162
169
780
137
540
123
550
168
841
248
1147
max. Wert in g (Erdanziehung) – Aufschlagpunkte siehe Grafik oben auf dieser Seite
Die Schlagprüfung führten wir in
Anlehnung an die Kriterien der
ECE-Regelung bei den Spezialisten vom TÜV Rheinland durch.
Die ECE-Norm 22/05 sieht vor,
dass der Helm mit einem 4,7 kg
schweren und 57 cm im Umfang
messenden Prüfkopf aus einer
Höhe von 3,18 m auf einen flachen
Amboss trifft. Entscheidend ist
dabei die Geschwindigkeit von 7,5
m/s oder 27 km/h. Gemessen wird
die maximale Verzögerung in g
(Erdanziehung). Der errechnete
HIC-Wert berücksichtigt zudem
die Dauer der Verzögerung. Damit
ein Helm die ECE-Zertifizierung
erhält, darf die Verzögerung nicht
über 275 g und der HIC-Wert bei
maximal 2400 liegen.
6/2015 TOURENFAHRER 77
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