DAB regional | 7_8/11 - Architektenkammer NRW
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DAB regional | 7_8/11 15. Juli 2011, 43. Jahrgang Offizielles Organ der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen | Körperschaft des öffentlichen Rechts editorial 20 Neues aus dem NRW-Baurecht 21 DIN-Entwicklung: Treppen-Norm überarbeitet Baurecht: Überdeckung von Abstandflächen 3 Zahlung bei Lieferung? aktuell 4 Architektenkongress der AKNW: Mythos Baukunst? 7 Tag der Architektur 2011: „Besser sprechen mit Architekten!“ 8 Vorstand: „Hohe Ausbildungsstandards für den Berufszugang nicht verwässern!“ 9 Bionik und Ökologie in der Innenarchitektur 10 Ausstellung „Container Architektur“: Bauen mit Boxen 11 „Boxenstopp“-Vortragsreihe: Von der Utopie zum Bau 12 StadtBaukultur 2020: „Memorandum II“ Stadtplanertag 2011: „Stadt im Klimawandel“ Landschaftsarchitektentag 2011 13 Kammer lädt neue Mitglieder ein Haus der Architekten: „Das fliegende Auge“ 14 Bauherrenseminare: Der Traum vom Haus geht weiter service prisma 22 23 24 25 Ausstellungen, Personalien Auszeichnungen, Informationen Auslobungen, Informationen Publikationen akademie 26 Seminare der Akademie der Architektenkammer NRW stiftung deutscher architekten 30 Förderpreisträger 2010 im Portrait - Teil II 31 Erstes Stipendiatentreffen im Haus der Architekten 32 Auslobung des Sommerseminars 2011 verbände 15 BKI: Aktuelle Kostenkennwerte zur Kostenschätzung Broschüre: Artenschutzprüfung als Architektenleistung blickpunkt 16 Tag der Architektur 2011: Information und Inspiration politik 18 Aktuelle Meldungen berufspraxis 33 BDA: 16 x ausgezeichnete Architektur in NRW BDB: Seminare - Rückblick und Vorschau Herbst 34 VAA: Verbandskultur in der VAA 35 VFA: Krefelder VFA auf den Spuren von Josef Beuys 36 ainw: Unsere Frau im Vorstand BDIA: Hinter‘m Horizont geht‘s weiter 37 bdla: Krefelder GartenKultur BDA·IfR·SRL: Hat der städtebauliche Wettbewerb Zukunft? mitgliedernachrichten 19 Nachbarrechtsgesetz: Mehr Raum für Wärmedämmung Rechtsproblem: Sachwalterhaftung des Architekten 38 Neueintragungen in die Liste der Architekten Impressum Redaktion Versorgungswerk: Verantwortl.: Dipl.-Kfm. Thomas Löhning Inselstraße 27, 40479 Düsseldorf Telefon (0211) 49238-0 Fax (0211) 49238-30 Internet: www.vw-aknrw.de E-Mail: [email protected] Herausgeber Dipl.-Ing. Hartmut Miksch Dipl.-Ing. Michael Arns Dipl.-Ing. Reiner Fuest Dr.-Ing. Christian Schramm Regionalredaktion NRW: Verantwortlich: Christof Rose (ros) Zollhof 1, 40221 Düsseldorf Telefon (0211) 4967-34/35 Fax (0211) 496795 Internet: www.aknw.de E-Mail: [email protected] Verlag, Vertrieb, Anzeigen: corps. Corporate Publishing Services GmbH, Kasernenstraße 69, 40213 Düsseldorf Telefon (0211) 54227-700 Fax Redaktion (0211) 54227-722 Fax Anzeigen (0211) 54227-860 Mail: [email protected] DABregional | 7_8/11 1 Die führende Fachmesse für Elektrotechnik und Industrie-Elektronik! : U-Wert 0,229 Einzigartig effizient 2 * W/m K • • • • • russigdesign.com 14.– 17. 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Die „Öffentliche Hand“ ist schließlich ein wichtiger Auftraggeber, der Einfluss auf die Baukonjunktur ausüben (siehe Konjunkturpaket II) und das Handeln im Bausektor insgesamt prägen kann. Erfahrungen im Arbeitsalltag eines Architekturbüros, aber auch Umfragen innerhalb der Inkassobranche belegen, dass sich gerade Behörden besonders lange Zeit mit dem Begleichen fälliger Forderungen lassen. Folgende Situation ist durchaus nicht unüblich, sondern an vielen Orten ständige Praxis: Ein Architekturbüro erhält nach langen Verhandlungen endlich den Auftrag für ein Projekt der Öffentlichen Hand. Die Architekten führen den Auftrag dann im vereinbarten Zeitplan und zu den geforderten Kosten durch, leisten gute Arbeit im Rahmen der vom Auftraggeber gesetzten Möglichkeiten. Sollte man also meinen, dass die gestellten Zahlungsanforderungen und die Honorarrechnung in gleicher Weise zügig beglichen werden. Aber anstatt zu zahlen, beginnt das bei Behörden besonders hoch im Kurs stehende Spiel: Wo finden wir noch etwas, was wir kürzen sollten? Kaum eine Honorarrechnung wird heute noch bezahlt, ohne den Vorgang nicht zuvor durch Beanstandungen zu verzögern; auch der kleinste vermeintliche Mangel wird dazu ins Feld geführt. Logisch eigentlich, kann doch der Auftraggeber so eine Menge Geld sparen, welches er im Zweifel nicht mal hat. Allein die Zinsen locken, so dass man lieber nach etwas sucht, was noch zu bemängeln ist, anstatt zügig die Honorarrechnung zu begleichen. Erlaubt sich der Auftragnehmer auch noch zu Mahnen, passiert in der Regel zunächst nichts. Erst wenn wirklich das Maß voll, die Grenze der Leidensfähigkeit erreicht ist und Verzugszinsen in Rechnung gestellt werden, erst dann wird gehandelt. Der Rechnungsbetrag wird zwar überwiesen, der Verzugsschaden wird aber natürlich übergangen. Dass der öffentliche Auftraggeber bereits seit geraumer Zeit in Verzug ist und somit diese Verzugszinsen schuldet, interessiert die zuständige Stelle erkennbar herzlich wenig. Es kann und darf aber nun nicht sein, dass durch dieses vertrags- und auch gesetzwidrige Verhalten der öffentlichen Auftraggeber die Auskömmlichkeit der Büros geschmälert, im Extremfall sogar ihre Existenz gefährdet wird. Architekturbüros gehen mit ihrer Arbeit in erhebliche Vorleistungen. Sie haben einen Anspruch darauf, dass ihre Arbeit angemessen und unmittelbar nach Erfüllung des Vertrags honoriert wird. Immerhin stehen hier Arbeits- und Ausbildungsplätze auf dem Spiel! Bleibt die Hoffnung, dass durch die jetzt verabschiedeten europäischen Regelungen und die verstärkte öffentliche Wahrnehmung dieser Problematik eines Tages eine Verbesserung der Zahlungsmoral der Öffentlichen Hand (und in der Folge auch der privaten Auftraggeber) erreicht werden kann. Dafür ist es notwendig, dass alle Beteiligten - dazu zähle ich auch die Kolleginnen und Kollegen in den Behörden - mit Mut, Engagement und Beharrlichkeit gegen diese unpartnerschaftlichen Entwicklungen eintreten. Ihr Reiner Fuest Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen [email protected] DABregional | 7_8/11 3 Foto: Volker Frenzel Nordrhein-Westfalen | Aktuell Über den „Mythos Baukunst“ reflektierten (v. l.): Prof. Peter Schmitz, AKNW-Präsident Hartmut Miksch, Prof. Karl-Heinz Petzinka, Ira Mazzoni, Jenny B. Osuldsen, NRW-Bauminister Harry K. Voigtsberger, Cordula Rau, Prof. Dr. Guido Spars, Prof. Dr. Falk Jaeger, Moderatorin Gisela Steinhauer und AIK-Präsident Uwe Schüler Mythos Baukunst? Architektenkongress der AKNW auf Sylt diskutierte das Planen zwischen kultureller Verpflichtung und Markt u Baukunst – ein verblassender Mythos oder Realität? Die Fragestellung ist für die Architektenschaft ebenso zentral, wie sie sich einer konkreten Beantwortung meist entzieht. Dabei ist die Frage nach der Baukunst, so der Präsident der Architektenkammer Hartmut Miksch in seiner Begrüßung, aktueller denn je: Angesichts umfassender ökologischer Bauaufgaben und einer gesellschaftlichen Schnelllebigkeit, die auch die Lebensdauer von Gebäuden betrifft, vor allem aber angesichts einer immer stärker vom Finanzkapital bestimmten Stadtentwicklung drohe die Idee einer Baukunst, die die Arbeit von Architekten leitet, immer mehr ins Abseits zu geraten. „Welchen Anspruch können und wollen wir mit unserer Arbeit noch verfolgen“, formulierte Hartmut Miksch als Leitfrage. „Ist Baukunst ein Kriterium für die Gesellschaft?“ Juni 2011 haben sie in ihren Referaten und in Diskussionen die Frage nach dem Kern und den heutigen Bedingungen von Baukunst wie eine offene Leerstelle umkreist. Wollte man ein Fazit dieser unterschiedlichen Annäherungen ziehen, so ließen sich drei Punkte festhalten: Wie es gute Tradition der Veranstaltung ist, hatte die Architektenkammer NRW neben namhaften Architekten auch wieder Vertreter unterschiedlicher Professionen nach Sylt eingeladen: Politiker, Ökonomen, Unternehmer, Journalisten, Schriftsteller, Theologen. Vom 22. bis 26. XX 4 DABregional |7_8/11 XX XX Es gibt nicht den einen Königsweg zu einer allgemein akzeptierten Definition oder gar Regel von Baukunst. Notwendiger denn je ist jedoch die Vermittlung des vorhandenen und (wie die Tagung zeigte) durchaus messbaren Mehrwerts von qualitativ hochwertiger Architektur – gegenüber der Öffentlichkeit, gegenüber der Politik, vor allem aber gegenüber den zunehmend anonymen Investoren, die sich mit einem Gebäude heute nicht mehr identifizieren. Es scheint, als entstünde trotz (oder wegen) der großen Rolle, die heute das ökologische, gelegentlich auf Wärmedämmung fixierte Bauen spielt, eine Renaissance einer emotionalen und atmosphärischen Architektur, die keine Angst vor Experimenten zeigt. Aktuell | Nordrhein-Westfalen 2. Historisches Bewusstsein und Denkmalschutz Zwei Referate stellten den Umgang mit der gebauten Historie in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Für den Architekturkritiker Professor Dr. Falk Jaeger ist der die Diskussionen noch immer dominierende Gegensatz von sentimentaler Erinnerungsarchitektur auf der einen Seite, wie er zum Beispiel in der geplanten Rekonstruktion des Frankfurter Römer zum Ausdruck kommt, und einem ahistorischen Funktionalismus auf der anderen Seite überholt. Es fehlt, so Jaeger, das ausgewogene Verhältnis von historischem und ahistorischem Bewusstsein. „Leider aber ist eine Beschäftigung mit der Baugeschichte für die Mehrheit der Architekten kaum mehr relevant“, provozierte der Architekturkritiker. Vielfach würde ausgeblendet, dass die verbreitete Sehnsucht nach alter Architektur mit deren Gemüts- und Geschmackswerten zu tun habe. Eine zeitgemäße Architektur müsse sich an den Anmutungsqualitäten historischen Bauens orientieren, um atmosphärisch sprechende und langfristig funktionierende Räume zu schaffen. Die These der Architekturkritikerin Ira Mazzoni lässt sich knapp formulieren: Die häufig kritisierte Rolle des Denkmalschutzes als einer zunehmend isolierten Verhinderungsinstanz ist das Ergebnis seiner Überforderung und letztlich auf die geringe Bedeutung zurückzuführen, die man dem Denkmalschutz seitens der Stadtentwicklung heute zubilligt. Obwohl die Einspruchsmöglichkeiten immer stärker eingeschränkt würden, sei der Denkmalschutz heute der letzte Notanker etwa für Bürgerinitiativen, um Abrisse zu verhindern. Angesichts der Tatsache, dass nur zwei Prozent aller Gebäude in Deutschland unter Denkmalschutz stehen, appellierte Mazzoni an die Teilnehmer, stärker für Von Küstenschutz und Reetdächern u Zum Kongressprogramm gehörten auch vier Fachexkursionen, in denen über spezifische Fragen des Städtebaus und der Entwicklung der Insel Sylt informiert und diskutiert wurde. Besonders beliebt war der Rundgang durch den früheren Hauptort der Insel Keitum, der dank strenger Denkmalschutzauflagen sehr behutsam entwickelt wurde und heute als malerisch gelegene Siedlung am Watt mit einem gewachsenen Ortskern zu den wenigen Siedlungen auf Sylt gehört, die die Kongressteilnehmer architektonisch begeistern konnten. Anders die „Inselmetropole“ Westerland. Im Rahmen der Exkursion wurde deutlich, dass der Touristenboom der 1960er Jahren fatalerweise mit dem Bauboom jener Jahre korrespondierte. So wird die Silhouette der Stadt durch die übergroße Strandpromenade und diverse Hochhausscheiben bestimmt; die weitere Bebauung ist zu heterogen, um einen geschlossenen Eindruck zu schaffen. Einen dritten Weg ist man in Kampen gegangen, wo schon vor 100 Jahren eine Gestaltungssatzung erlassen wurde. Seither sind im Ortskern im Wesentlichen nur Reet und Rotklinker als Baumaterial in anderthalb-geschossiger Bauweise zugelassen. Deshalb wird das Ortsbild geprägt von „Friesenhäusern“ - allerdings fehlt ein gewachsenes Zentrum. Foto: Christof Rose 1. Baukunst/Baukultur - nur mit den Menschen Die verbreitete Kritik an zeitgenössischer Architektur läuft heute meist auf den restaurativen Wunsch hinaus, Altes wiederherzustellen. „Wenn wir Baukultur weiter realisieren wollen, müssen wir“, so der nordrheinwestfälische Bauminister Harry K. Voigtsberger in seinem Impulsreferat, „diese Kritik ernst nehmen und uns mehr zumuten.“ Authentizität, Maßstäblichkeit, die Auswahl der richtigen Materialien und städtische Integration seien die wichtigsten Kriterien, um auch mit zeitgenössischer Architektur Identität zu schaffen. Politisch gesehen sind nach Voigtsberger für die Zukunft der Baukultur vor allem zwei Dinge wichtig: Sensibilisierung für Architektur und eine breite soziale Akzeptanz. Was erstere betrifft, so gilt nach Voigtsberger: „Architektur muss ein veritables Schulfach werden“, wozu auch ein Verständnis der Geschichte der Baukunst gehöre. Durch die Energiewende tritt auch die Baukultur in eine neue Etappe. Mit dem Ende der Atomkraft werden Windräder unsere Landschaften in weit stärkerem Maß als bisher prägen und damit auch das Gesicht unserer Kulturlandschaften insgesamt verändern. Hierfür wie für den ökologischen Umbau unserer Städte sei die Akzeptanz in der Bevölkerung notwendig. Auch in Zukunft werde die Landesinitiative StadtBauKultur NRW ihren Teil zu einem breiten öffentlichen Austausch beitragen, betonte der nordrhein-westfälische Bauminister. Auf reges Interesse traf die Fachexkursion, die durch die Dünen führte und das Thema „Küstenschutz“ untersuchte. Die gesamte Meerseite von Sylt ist nach den Worten des Geologen Dr. Ekkehard Klatt (Foto: 3. v. r.) ständig von Sandabtragungen bedroht; im Schnitt verlieren die Orte Kampen und Westerland jedes Jahr etwa 1,5 Meter Küstentiefe, wenn nicht durch Sandaufspülung dagegen angekämpft wird. Lediglich Wenningstedt in der Inselmitte kann seit 1990 auf neue Sandergänzungsmaßnahmen verzichten. Gleichwohl warnte der seit vielen Jahren für den Küstenschutz zuständige Fachmann eindringlich vor neuen Baumaßnahmen, die innerhalb der Dünen stattfinden. Diese gefährdeten nicht nur das Grundwasser, sondern bei Orkanen auch die Stabilität der Dünen. t Christof Rose DABregional | 7_8/11 5 Nordrhein-Westfalen | Aktuell Fotos: Volker Frenzel Von der praktischen Umsetzung baukultureller Ziele in einem großen Unternehmen über quergedachte Architekturlösungen bis hin zum Verhältnis von Literatur, Religion und Architektur reichte das Spektrum der Vorträge und Gespräche am zweiten Hauptkongresstag. Spannende Impulse dazu gaben (v. l.): Thomas Willemeit (GRAFT), Anselm Bilgri (Unternehmensberater), Helmut Jäger (Fa. Solvis) und Roger Willemsen (Autor) den Denkmalschutz einzutreten. „Dem Denkmalschutz geht es nicht nur um Schönheit; er bewahrt wertvolle Ensembles und er rettet, was auch im Blick auf die heutige Baukultur von Interesse ist.“ 3. Emotionale Architektur: Traumhaus - Landschaftsarchitektur Unsere Wohnvorstellungen und Wohnwünsche sind ein Seismograph gesellschaftlicher Tendenzen. Im Gegensatz zu ihrer Väter-Generation träumen nach der Analyse des Psychologen Stephan Grünewald (Köln) junge Leute heute wieder von der Schrankwand, dem Vorgarten und der Kleinfamilie. Diese Sehnsucht nach räumlich stabilen Ordnungen spiegele eine Zeit der Unsicherheit, der Offenheit und Brüchigkeit der Verhältnisse wider. Entsprechend sei der Wunsch nach edlen Materialien beispielsweise nur die Kehrseite der Angst vor dem sozialen Abstieg. Gleichzeitig gebe es ein „digitales Lebensgefühl“, das das Unangenehme wegzuzappen suche und Lebensschwierigkeiten als persönliche Fehler auffasse, diagnostizierte Grünewald. Nordischer Architektur sagt man häufig einen besonders behutsamen Umgang mit der Natur und der Landschaft nach. Die Architektin Jenny B. Osuldsen von dem nach einem norwegischen Berg benannten Büro Snøhetta bestätigte diese Einschätzung an Hand mehrerer spektakulärer Projektbeispiele in einem fulminanten Vortrag. Ob es die 2002 eröffnete Bibliothek von Alexandria ist, mit der das Büro seinen internationalen Durchbruch erzielte, ob die aus dem Meer wachsende neue Oper von Oslo, ob das Fischerei Museum in Karmory oder das neue „Norwegian Wild Reindeer Centre“ - die auch formal mutigen Bauten setzen neue landschaftliche Akzente, die den Gedanken an einen Konflikt von Architektur und Natur nicht aufkommen lassen. 4. (Bau-)Kunstexperimente Professor Karl-Heinz Petzinka (Düsseldorf) forderte ein radikales Überdenken des Rollenverständnisses des Architekten in der Gesellschaft. Nach Jahren (auch der persönlichen) Technikgläubigkeit sei es an der Zeit, wieder mutiger zu werden, der uniformen technischen Glätte von einst zu entsagen und Emotionalität in die Architektur hineinzutragen. Petzinkas Beispiele, allen voran der aufgestockte Turm der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen mit der Herkulesstatue von Markus Lüpertz, das „gelbe Haus“ mit einer Fassade von Elchgeweihen oder 6 DABregional |7_8/11 auch das Baumhaus von Düsseldorf verkünden eine neue Form des (bau)-künstlerischen und gewollt provokativen Experiments, das vor allem auf eines abzielt: eine neue, auch strittige Diskussion über Architektur in Gang zu setzen. Auch die Pavillons der Architekturbiennale in Venedig sind Orte, wo eine Architektur in der Nähe zur Kunst Anstöße zum Weiterdenken geben will. Die Kuratorin des stark diskutierten deutschen Pavillons der Biennale von 2010, Cordula Rau, verstand die Zielsetzung ihrer Arbeit in diesem Sinn als Gesprächsanregung. Nachhaltigkeit der Architektur in ihrem Verständnis ist die Nachhaltigkeit des Gesprächs. Ihr Motto „Sehnsucht“ hat sie u. a. durch rund 200 Skizzen unbekannter wie namhafter Architekten umgesetzt, die in einem salonartigen Raum ausgestellt waren. Mit ihrem Konzept „Sehnsucht“ wollte sie die emotionalen, intimen und sinnlichen Aspekte von Architektur präsentieren. 5. Rendite durch Baukunst Das beste Mittel, auch anonyme Investoren vom Wert anspruchsvoller Architektur zu überzeugen, sind handfeste, d. h. nachweisbare Daten einer entsprechenden Renditesteigerung. Professor Dr. Guido Spars von der Bergischen Universität Wuppertal stellte mehrere Studien vor, die dies zu leisten beanspruchen: Die Mietpreise von architektonisch ausgezeichneten Bürogebäuden sind laut zweier Studien aus Israel und den USA um fünf bzw. 14 Prozent höher als die von durchschnittlichen Gebäuden. Neben dem Faktor Lage lässt sich danach der Grad der Architekturqualität als Rendite steigernd feststellen. Jenseits betriebswirtschaftlicher Daten existiere jedoch ohne Frage auch ein gesellschaftlicher Mehrwert hochwertiger Architektur. Dieser noch nicht eingepreiste Mehrwert legt es nach Spars nahe, Baukunst als „meritorisches Gut“ (analog dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk) staatlicherseits zu honorieren. Grundsätzlich stünden hierfür die Möglichkeiten der Subventionierung, der Sensibilisierung der Menschen und der Einführung von Zertifikaten zur Verfügung. Verträgt sich Baukunst mit etwas so Profanem wie einer Fertigungshalle? Helmut Jäger, Geschäftsführer des Herstellers von Solarsystemen Solvis in Braunschweig, beantwortete diese Frage mit der Vorstellung des neuen Firmengebäudes, „Europas größter Nullemissionsfabrik“. Fazit: Gerade dieser Bautypus erlaube die Synthese von ökologischer Aktuell | Nordrhein-Westfalen Nachhaltigkeit und einer funktionalen Qualität, die nicht zuletzt auch die Mitarbeiter im Blick hat. Die Mittel dazu sind u. a. die Integration von Büroraum in die Fertigungshallen, mitarbeiterfreundliche Holzbauweise, Büroarbeitsplätze mit Tageslichtautononomie, eine ausgeklügelte Klimatechnik und die Verlagerung des Tragwerks nach außen. 6. Mitmenschlichkeit und egozentrische Architektur Der Garten Eden, die Arche Noah, der Turmbau zu Babel oder die himmlische Stadt Jerusalem – die Bibel kennt eine große Zahl an Beispielen und Analogien aus der Welt der Architektur. Man könne aber, so Pater Anselm Bilgri, 20 Jahre lang Leiter des Benediktinerklosters Andechs und heute Unternehmensberater, ebenso von der Ordenstradition vieles lernen, das für die Leitung auch eines Architekturbüros dienlich ist. Auf die sogenannte regula des Ordensgründers lassen sich zum Beispiel Führungsqualitäten wie das „Aufeinander Hören“, gerade auch auf die jüngeren Mitarbeiter, das „gemeinsam einer Sache Dienen“ oder der Versuch, „jedem Mitarbeiter gerecht zu werden“, zurückführen. Voraussetzung hierfür wie für eine erfolgreiche Unternehmensführung in diesem Sinn ist nach Bilgri die Zuneigung zu den Menschen. Mit der Frage nach der Wirkung von „egozentrischer Architektur“ befasste sich Prof. Peter Schmitz. Für das Gros der Architekten, die Baukunst ernst nehmen, sei heute das Hauptproblem, dass ihnen der Bauherr als jemand, mit dem man diskutiert und zu einer gemeinsamen Lösung kommt, mehr und mehr abhanden kommt. Seine neue Synagoge in Bochum jedenfalls sei eines der vielen Beispiele, bei dem intensive Diskussionen zwischen Architekt und Bauherr die Lösung vorbereitet haben, die nach Widerständen schließlich alle überzeugt hat. Der Weg zur Baukunst führt, so These und Forderung von Prof. Schmitz, nur über mutige und leidenschaftliche Bauherren, die sich für ihre Architektur mit Herzblut einsetzen. 7. Kulturelle Begegnungen Mit Neugierde, Verwirrung und Mut kennzeichnete der Berliner Architekt Thomas Willemeit die drei Phasen, die beim Architekturbüro Graft der Findung der architektonischen Lösung vorausgehen. Sie entsprechen nach Willemeit einer Herangehensweise, die für unsere heutige spätmoderne Epoche, die nicht mehr der universalen Linie der klassischen Moderne folgt, auch adäquat ist. Gegründet in Los Angeles und von den filmischen Raumatmosphären Hollywoods beeinflusst, artikulieren die präsentierten Projekte des Büros eine kulturell überaus differenzierte Wahrnehmung. Auch der „solare Kiosk“ für Regionen ohne Strom (etwa in Afrika) verrät noch die kulturelle Sensibilität der Graft-Architekten. „Wir verfolgen nicht die Philosophie eines durchgängig einheitlichen Stils, sondern suchen in unseren Entwürfen persönliche Geschichten umzusetzen“, erläuterte Thomas Willemeit. Der Buchautor, Regisseur, Fernsehmoderator und vor allem Sprachkünstler Dr. Roger Willemsen faszinierte das Publikum auf Sylt mit der Vorstellung einer Auswahl seiner Reisebilder, die ans Ende der Welt, in diesem Fall bis Kabul und Timbuktu, reichten. Reisen aber versteht Willemsen nicht als das Absolvieren einer Liste mehr oder weniger bekannter Örtlichkeiten oder gar Sehenswürdigkeiten. Es ist nach Willemsen das Fremde, das uns auf uns selbst zurückwirft. In der Tradition des europäischen Flaneurs des 19. Jahrhunderts, der als einer der ersten die moderne Großstadt als eine komplexe Gemengelage von Hässlichem und Schönem, als Mixtur von Erfolg und Scheitern wahrnahm, vermittelten Willemsens Reisebilder – und hier schließt sich der Kreis und kommt die Vision einer emotionalen Baukunst ins Spiel – Begegnungen mit Orten, die durch Fassaden, durch Situationen, durch Gerüche, Berührungen und persönliche Begegnungen geprägt sind. „In der Ferne suchen wir gleichsam die weiche Stelle, die sich öffnet und t Dr. Frank Maier-Solgk uns das Vertraute im Fremden zeigt.“ u Inspiration, Information und einen fachlichen Austausch - das suchten rund 35 000 Bauinteressierte, angehende Bauherren und Architekturfreunde aus ganz Nordrhein-Westfalen am „Tag der Architektur“ in NRW. 440 neue Bauwerke, Quartiere, Gärten und Parks waren am 2. und 3. Juli in 151 nord rhein-westfälischen Städten und Gemeinden für Besucher geöffnet, Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner luden gemeinsam mit ihren Bauherren zu spannenden Besichtigungen und lockeren Gesprächen vor Ort ein. Foto: m. schneider a. hillebrandt architektur Tag der Architektur in NRW: 35 000 mal „Besser sprechen mit Architekten!“ „Besser wohnen mit Architekten!“ lautet das bundesweite Motto für den Tag der Architektur 2011. Passend dazu meldeten insbesondere die Urheber von Wohnhäusern ein lebhaftes Besucherinteresse vor Ort. Bis zu 500 Interessierte besuchten einzelne Einfamilienhäuser. Insgesamt konnte Kammerpräsident Hartmut Miksch ein positives Fazit ziehen: „Das Gesprächsangebot der Architekten und Stadtplaner ist landesweit mit Begeisterung angenommen worden.“ - Welche besonderen Aktivitäten im Lande gelaufen sind, lesen Sie im Blickpunkt (S. 16/17). t ros DABregional | 7_8/11 7 Nordrhein-Westfalen | Aktuell “Hohe Ausbildungsstandards für den Berufszugang nicht verwässern!“ Kammervorstand fordert Korrekturen an Gesetzesvorhaben der Bundesregierung u In seiner Sitzung am 7. Juni befasste sich der Vorstand der Architektenkammer u. a. mit dem sogenannten Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG). Mit dem Gesetz soll die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse in Deutschland verbessert werden, um dem Fachkräftemangel in bestimmten Berufen entgegenzuwirken. Für die AKNW geht es im Hinblick auf dieses Gesetzesvorhaben darum, dass die hohen Qualifikationsanforderungen, die es in Deutschland für den Zugang zum Architektenberuf gibt, nicht unterminiert werden. In dieser Hinsicht werden Detailregelungen im Gesetzentwurf, nach denen es zulässig sein soll, Defizite in der akademischen Ausbildung durch den Nachweis von Praxiserfahrung zu kompensieren, von der Architektenkammer NRW kritisch gesehen. „Das Gesetz darf bei den Qualifikationsanforderungen der Berufsträger keinesfalls hinter bewährten Regelungen zurück bleiben, wie sie auf europäischer Ebene in Form der Berufsanerkennungsrichtlinie definiert sind“, stellte AKNW-Präsident Hartmut Miksch fest. „Das wäre im Hinblick auf den Verbraucherschutz nicht vertretbar.“ Die Architektengesetze liegen in der Zuständigkeit der Länder. Deshalb hat das BQFG – als Bundesgesetz – zunächst keine unmittelbare Auswirkung auf einschlägige Regelungen im Baukammerngesetz NRW. Rein vorsorglich hat die AKNW die Landesregierung dennoch aufgefordert, sich bei den Gesetzesberatungen im Bundesrat dafür einzusetzen, dass die hohen Qualifikationsanforderungen für die Architektenberufe gewahrt bleiben. Die AKNW hat in Sachen BQFG darüber hinaus die nordrhein-westfälischen Abgeordneten im Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages 8 DABregional |7_8/11 aufgefordert, im Gesetzgebungsverfahren dafür Sorge zu tragen, dass die hohen Ausbildungs- und Leistungsstandards, die in Deutschland für die Architektenberufe gelten, nicht verändert werden. Städtebauförderung: AKNW-Vorstand fordert Aufstockung der Bundesmittel Thema der Vorstandssitzung war auch die Zukunft der Städtebauförderung. Der Kammervorstand problematisierte Informationen, nach denen geplant sei, die Bundesmittel für die Städtebauförderung für das Haushaltsjahr 2012 erneut drastisch zu kürzen. „Die Städtebauförderung darf kein Steinbruch für Einsparmaßnahmen sein“, unterstrich Präsident Miksch. Für ein Land im Strukturwandel, wie NRW, sei das Förderprogramm unverzichtbar, um die Städte und Gemeinden zukunftsfähig weiterentwickeln zu können. Die Mitglieder des Kammervorstands stellten in diesem Kontext auch die Bedeutung der Städtebauförderung als Konjunkturlokomotive für die lokale Wirtschaft heraus. Es sei inzwischen hinreichend bekannt, dass jeder Euro, der für die Fördermaßnahmen eingesetzt wird, das Achtfache an Folgeinvestitionen auslöse. Investitionen und Beschäftigung würden zudem – in Form von Steuern – für Rückflüsse in die öffentlichen Haushalte sorgen. „Die Förderung der Stadtentwicklung bringt also für alle Beteiligten eine echte Win-win-Situation“, so Hartmut Miksch. Deshalb habe man kein Verständnis für Kürzungspläne auf Bundesebene. Auf Beschluss des Vorstands sind die politischen Entscheider auf Landes- und Bundesebene darum inzwischen aufgefordert worden, sich im Zuge der Haushaltsberatungen dafür einzusetzen, dass die Städtebauförderung des Bundes auf hohem Niveau verstetigt und ausgebaut wird. Kammervorstand erörtert europäische Richtlinie zum Zahlungsverzug Gegenstand der Vorstandssitzung war im weiteren Verlauf auch die neue europäische „Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr“ (2011/7/EU), die vom Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat verabschiedet worden ist. Mit dem Gesetzesvorhaben sollen der Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr bekämpft und die Rechtsposition von Gläubigern EU-weit (etwa im Hinblick auf einheitliche Zahlungsfristen und die Beitreibung offener Zahlungen) verbessert werden. Das Gesetz zielt auf eine EU-weite Harmonisierung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Zahlungsverzugs. Hierfür werden in der Richtlinie Standards festgelegt, die es in Deutschland mit dem „Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen“ im Kern bereits seit dem Jahr 2000 gibt. t Jörg Wessels Akademie bleibt beliebt u Auf großen Zuspruch der Kammermitglieder trifft weiterhin das Seminarangebot der Akademie der Architektenkammer NRW. Wie der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 7. Juni feststellte, hat die Akademie im Jahr 2010 mit 16 257 Teilnehmern in mehr als 300 Veranstaltungen eine hervorragende Arbeit für die Fortbildung ihrer Mitglieder und die Weiterbildung der Absolventen geleistet. Das belegen u. a. die Resonanzbögen, die von den Teilnehmern nach jedem Seminar ausgefüllt werden. Besonders gewürdigt wurde der neue Internet-Auftritt unter www.akademie-aknw.de, der die Seminarauswahl stark vereinfacht. t ros Foto: Christof Rose Fotos: KölnMesse (M.), C. Rose (r.) Aktuell | Nordrhein-Westfalen AKNW-Präsident Hartmut Miksch (l.) und der Vorsitzende des Ausschusses „Innenarchitektur“, Martin Müller (3. v. l.), begrüßten als Referenten des Innenarchitektentages Dr. Marita Pabst-Weinschenk (4. v. r.), Dr. Petra Gruber (2. v.r .) und Prof. Dr. Michael Braungart (r.). Messe-Chef Gerald Böse (3. v. r.) und Moderatorin Hella Sinnhuber freuten sich über den starken Zuspruch von 230 Innenarchitektinnen und Innenarchitekten. Viele nutzten den gemeinsamen Messe-Rundgang. Bionik und Ökologie in der Innenarchitektur Rund 230 Kolleginnen und Kollegen diskutierten auf dem Innenarchitektentag „Facetten der Zukunft“ u Über „Facetten der Zukunft“ informierten sich rund 230 Innenarchitektinnen und Innenarchitekten am 27. Mai beim Innenarchitektentag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen auf der „Interzum“-Messe in Köln. Referenten aus Deutschland und Österreich sprachen über die jüngsten Entwicklungen in den Themenfeldern Bionik, Nachhaltigkeit und Kommunikation. „Wir wollen diesen Tag gezielt nutzen, um über den Tellerrand des Arbeitsalltags hinaus zu blicken und darüber zu diskutieren, wie die Veränderungen in verwandten Disziplinen die Entwicklung der Innenarchitektur in Deutschland beeinflussen“, erklärte Martin Müller, der die Fachrichtung im Vorstand der Architektenkammer NRW vertritt. Was Architekten und Innenarchitekten von der Natur lernen können, wurde von Dr. Petra Gruber vom Büro Transarch aus Wien dargestellt. Die Architektin forscht seit vielen Jahren zu der Frage, was die Architektur von der Natur lernen kann. „Der Ideenreichtum der Natur ist ungeheuer groß“, hob Dr. Gruber hervor. In Relation dazu sei die Zahl der Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet noch deutlich zu gering. Die Wiener Wissenschaftlerin erläu- terte das Vorgehen der Forscher, die entweder für ein baulich-technisches Problem in der Natur nach Vorbildern suchten oder aber zunächst ohne konkrete Vorgabe bei der Beobachtung von Tieren und Pflanzen überlegten, welche Produktableitung daraus folgen könnte. Bekannteste Beispiele sind der Lotus-Effekt, der für selbstreinigende Fassaden aus der Natur kopiert wurde; außerdem Fortbewegungsabläufe bestimmter Insekten, die in der Robotik zum Einsatz kommen. Prof. Michael Braungart stellte sein herausforderndes Konzept „C2C –cradle to cradle“ vor. Der oft als „Öko-Visionär“ beschriebene Chemiker und Professor für Verfahrenstechnik plädierte dafür, die Gestaltung und technische Einrichtung von Wohnhäusern neu zu durchdenken. „Die Luft in jeder Düsseldorfer Straße ist vier- bis acht Mal besser als in einem beliebigen Wohnraum in der Stadt“, behauptete Prof. Braungart und verwies auf die zu stark abgedichteten und zu schlecht durchlüfteten Wohnräume, in denen zu viele Schadstoffe aus Teppichen, Möbeln und Wänden emittiert würden. Grundsätzlich forderte Braungart, die Architekten und Innenarchitekten müssten in der Nachhaltigkeitsdebatte wegkommen von dem Ziel, Eingriffe in die Natur, die ihre Arbeit per se darstelle, möglichst wenig schädlich zu gestalten. „Suchen Sie nach einem positiven ökologischen Fußabdruck“, forderte der Umweltforscher. Dr. Marita Pabst-Weinschenk von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf analysierte Verschiebungen in der Sprache und der zwischenmenschlichen Kommunikation. Von Walther von der Vogelweide bis zum SMSSprachcode lieferte die Sprachwissenschaftlerin einen Parforceritt durch die Sprachentwicklung der letzten 900 Jahre. Unsere Sprache sei einem kontinuierlichen Wandel unterworfen, in jüngerer Zeit einem starken Wachstum durch die Aufnahme neuer, internationaler Vokabeln. „Sprache ist weder ein Organismus noch ein Artefakt“, lautete ihr Resümee. Die Charts und Folien von Dr. PabstWeinschenk mit nachlesenswerten Hinweisen zum Wandel im Vokabular, der Syntax und der Grammatik finden Sie unter www.aknw.de. Die Themen und Thesen wurden später beim gemeinsamen Messerundgang noch vertieft. Der „Innenarchitektentag“ der Architektenkammer NRW war erneut das größte Innenarchitektentreffen in NRW. t Christof Rose DABregional | 7_8/11 9 Fotos: Christof Rose Nordrhein-Westfalen | Aktuell Anregung zu vielen Gesprächen gibt die Ausstellung „Container Architektur“, die bis zum 4. September im NRW-Forum Düsseldorf zu sehen ist. Zur Vernissage am 7. Juni 2011 sprachen (Foto Mitte, v. l.): Hartmut Miksch (Präs. AKNW), Adam Kalkin (Architekt), Werner Lippert (NRW-Forum) und Christoph Ingenhoven (Architekt) Rechts der „Freitag Flagship Store“ von Spillmann Echsle Architekten, der aus 17 recycelten Seecontainern in Zürich zusammengesetzt wurde. Bauen mit Boxen Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf thematisiert die Verwendung von Containern in der Architektur u „Grauenhafte Obszönitäten“ habe es beim Bauen mit Modulen und Containern bereits gegeben, bedauerte der Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhoven. Vor allem dann, wenn Container als Architektur-Element künstlich „aufgehübscht“ würden. Mit einem Entwurf für ein Nothilfe-Programm trug der Düsseldorfer Architekt dennoch gerne zur der Ausstellung „Container Architektur“ bei, die das NRW-Forum in Düsseldorf präsentiert. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unterstützt die Ausstellung als Partner und bietet mit vier ergänzenden Vortrags- und Diskussionsabenden die Möglichkeit, sich vertieft mit der Frage zu befassen, welchen Beitrag der standardisierte, weltweit 30 Millionen Mal verfügbare Frachtcontainer zum Planen und Bauen leisten kann. Der Container sei eigentlich das Gegenteil von Architektur, stellte der Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch, in der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung klar. „Container sind uniform und inflexibel, nehmen weder Rücksicht auf den Ort noch auf regionale Traditionen oder Notwendigkeiten. 10 DABregional |7_8/11 Und dennoch geht von ihnen eine besondere Faszination aus.“ Dieser Faszination ist auch der Architekt Adam Kalkin schon vor 20 Jahren erlegen. „Ich habe angefangen, mit Containern zu bauen, weil ich es mir nur so leisten konnte, meine Ideen zu realisieren“, berichtete der US-Amerikaner am 7. Juni auf der Vernissage in Düsseldorf. Seine Projekte, die er zum Teil in der Ausstellung zeigt, umfassen mittlerweile viele Bauaufgaben, vom mobilen Wohnhaus bis zur Bibliothek für Kinder. „Der Container ist absolut auf das Notwendige reduziert, durchrationalisiert - und deshalb als Element für viele Bauprojekte weltweit nutzbar“, zeigte sich Kalkin überzeugt. Hartmut Miksch verwies in seiner Einführung in die Ausstellung auf die lange Geschichte des modularen Bauens. Die Technik habe in der Architekturtheorie immer wieder interessante Modelle hervorgebracht, müsse aber mit Vorsicht umgesetzt werden. „Es gibt bis heute keine überzeugenden Beispiele für den Einsatz von Containern oder Baumodulen im großen Maßstab.“ Container würden vor allem für temporäre Architekturen in Frage kommen. Für die Ausstellung „Container Architektur“ hatte Kurator Werner Lippert Architekten um Beiträge gebeten. Aus mehreren Hundert Zusendungen wurden 144 Arbeiten ausgewählt, die in der Ausstellung und dem begleitenden Katalog vorgestellt werden. 24 Projekte sind zudem als Modell im Maßstab 1 : 5 im NRWForum zu erleben. Die Themen reichen von Wohnen über Kommerz und Nothilfe bis zur Kunst und zu stadtplanerischen Konzepten. In der Pressekonferenz zur Ausstellung wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, was Architektur zur Bekämpfung von Not und Wohnraummangel in der Welt beitragen könne. Hartmut Miksch und Christoph Ingenhoven waren sich einig, dass Architektinnen und Architekten sich in der Verantwortung sehen, mit Planungskonzepten zur Lösung solcher Herausforderungen beizutragen. Vorschläge wie Ingenhovens „Unit 1“-Container-Hilfsprojekt wiesen in die richtige Richtung. Allerdings dürfe man nicht glauben, der Container könne die Wohnprobleme in Entwicklungsländern lösen. „Der Container ist eine perfekte, aber neutrale Form. Es kommt darauf an, was man daraus macht.“ t Christof Rose Seitenthema Aktuell | Nordrhein-Westfalen Von der Utopie zum Bau Rendering: sculp(it) Foto: Melanie Brans „Inszenierung der Einheitlichkeit“ war der erste Vortragsabend überschrieben. Doch die beiden Referenten, Prof. Han Slawik (Hannover/Amsterdam) und Harald Echsle (Zürich) zeigten mit ihren Vorträgen und Beispielen, dass Bauen mit Containern weit mehr ist als das. „Was ist eigentlich ein Container?“, fragte Slawik und nahm zunächst eine Definition vor. Er beschrieb konstruktive Eigenschaften und zeigte schnell die Grenzen auf, mit denen Planer sich beschäftigen müssen: „Container haben eine standardisierte Größe, das schränkt das Raumprogramm ein.“ Einschnitte in die Seitenwände führten zu Problemen bei der Stabilität der Konstruktion. Da gegenzusteuern mache das vermeintlich „einfache“ Bauen aufwändig. „Ein Container-Stapel ist noch keine Architektur“, stellte Slawik aber klar. Geradezu beispielhaft hat dies der zweite Referent des Abends mit seinem Büro umgesetzt. In Zürich hat Harald Echsle mit dem Flagship-Store für den Kult-Taschen-Designer „Freitag“ eine 25 Meter hohe Landmarke aus Containern geschaffen. Allerdings machte auch Echsle deutlich: Das Bauwerk eignet sich bestenfalls für eine temporäre Nutzung. Das wissen auch die Bauherren, die ihr Grundstück nur bis 2018 gemietet haben und Teile des Bauwerks nach Materialermüdung bereits austauschen mussten. Zugleich macht der Freitag-Flagship-Store deutlich: Für bestimmte Herausforderungen gibt es Lösungen. So nutzten Echsle und sein Statiker spezielle Fittings und Lashings (Stahlseile), um die Konstruktion zu stabilisieren. „Der Container steht exemplarisch für das Konzept der modularen, seriell hergestellten Raumzelle - ein Entwurfsmotiv, das Architekten schon in den 1960er Jahren begeisterte“, erläuterte AKNW-Vizepräsident Michael Arns in seiner thematischen Einführung. Eine Aussage, die Prof. Wolfgang Döring am zweiten „Boxenstopp-Abend“ mit eigenen Arbeiten aus seinem Frühwerk der 60er und 70er Jahren belegen konnte. „Manche Entwürfe von damals sind Utopie geblieben - glücklicherweise“, räumte Prof. Döring mit Selbstironie ein. Das modulare Bauen sei aber weiterhin eine faszinierende Planungsmöglichkeit und habe sich vielfach bewährt. Der Container sei in diesem Zusammenhang aber eher als Symbol zu verstehen denn als praktisches Bauelement. Ganz konkret zu einem Hausbauprojekt inspirieren ließen sich der belgische Architekt Pieter Peerlings und seine Partnerin Silvia Mertens durch Frachtcontainer. Mit ihrem Büro „sculp(IT)“ realisierten sie in einer nur 2,40 m breiten Baulücke „das kleinste Haus von Antwerpen“ - gestapelt auf vier Ebenen plus Dach. Zur Ausstellung steuerte sculp(IT) den Entwurf für ein schwimmendes Studentenwohnheim aus Containern bei, das möglicherweise im kommenden Jahr im Antwerpener Hafen realisiert werden soll. Die weiteren zwei Boxenstopp-Abende befassten sich mit den Themen „Module“ und „Kunst“. t Melanie Brans/Christof Rose Foto: Christof Rose u Welche Chancen bietet das Planen und Bauen mit Containern? Welche Möglichkeiten eröffnen sich Architekten und Bauherren? Und auf welche Grenzen stößt die modulare Bauweise mit Frachtboxen? - Diese und andere Fragen behandelte die Vortragsreihe „Boxenstopp - Architekten zum Bauen mit Containern“, die die Architektenkammer NordrheinWestfalen im Juni und Juli anlässlich der Ausstellung „Container Architektur“ im Düsseldorfer NRW-Forum durchführte. Architektinnen und Architekten aus Deutschland, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden, die die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Container-Architektur gesammelt haben, berichteten von ihren Erfahrungen. Foto: Christof Rose Die Architektenkammer NRW begleitete die „Container Architektur“-Ausstellung mit einer Vortragsreihe Realisierten „das kleinste Haus von Antwerpen“: Evi van Schooneveld und Pieter Peerlings von sculp(IT); das Büro ist mit dem Modell eines Container-Studentenwohnheims in der Ausstellung vertreten. Leiteten den „Boxenstopp“ ein: Moderator Dr. Jörg Biesler (WDR), Harald Echsle, Prof. Han Slawik und AKNW-Vizepräsident Michael Arns Zeichnete die Entwicklung des modularen Bauens aus der Bauhistorie der 1960er Jahre bis heute anhand eigener Werke nach: Prof. Wolfgang Döring DABregional | 7_8/11 11 Nordrhein-Westfalen | Aktuell Ausloberpreis 2011: Einladung zur Preisverleihung StadtBauKultur 2020: „Memorandum II“ u Das Kuratorium von StadtBauKultur NRW hat im Sommer die Arbeiten an der Neuausrichtung der Landesinitiative abgeschlossen. In einem „Memorandum II“ getauften Grundsatzpapier wird das gemeinsame Interesse der beteiligten Partner betont, die Baukultur in Nordrhein-Westfalen auch in den kommenden zehn Jahren als diskursiven Prozess zu befördern und über konkrete Projekte und Veranstaltungen für viele Menschen zu einem unmittelbaren Erlebnis werden zu lassen. Die Initiative StadtBauKultur NRW gilt bundesweit als Erfolgsmodell. 2001 unter dem Grünen Bauminister Michael Vesper als Kooperationsprojekt mit der Architektenkammer NRW, der IngenieurkammerBau NRW und weiteren Partner gestartet, konnte unter dem gemeinsamen Dach der Initiative eine Vielzahl von Veranstaltungen und Projekten realisiert werden, die den interdisziplinären fachlichen Austausch vorantrieben oder einen Dialog mit der breiten Öffentlichkeit eröffneten. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen entwickelte im Rahmen von StadtBauKultur NRW u. a. die erfolgreichen Projekte baukunstnrw.de und die Veranstaltungsreihe „NRW wohnt“. „NRW StadtBauKultur 2020“ wird die Neuen Medien noch stärker nutzen, um themenbezogene Communities im baukulturellen Bereich aufzubauen, und weitere Partner in die Initiative einbinden. So soll künftig das Verhältnis von Baukultur und Wirtschaft eine stärkere Rolle spielen und die Relevanz der Qualität von Architektur und Stadtplanung für die Tourismusbranche herausgestellt werden. t ros 12 DABregional |7_8/11 u Die „Regionale 2010“ hat sich mit einer Vielzahl von Architektenwettbewerben um das Wettbewerbswesen in Nordrhein-Westfalen verdient gemacht. Die Architektenkammer NRW verleiht ihr dafür den „Ausloberpreis 2011“. Der Preis wird im Rhythmus von drei Jahren an Bauherren und Institutionen vergeben, die wiederholt Wettbewerbsverfahren nach den RAW/RPW durchgeführt haben. Die Preisverleihung findet statt am 19. Juli 2011 im Deutschen Sport und Olympia Museum Köln t ros (17.00 Uhr). Den Festvortrag hält Prof. Carl Fingerhuth aus Zürich. Stadtplanertag 2011: „Stadt im Klimawandel“ u Die Folgen des Klimawandels werden in der öffentlichen Diskussion zumeist unter der Fragestellung besprochen, wie der Energieverbrauch reduziert werden kann. Insbesondere dem großen Anteil der Energie, die durch die Beheizung bzw. Kühlung von Gebäuden verbraucht wird, will man dabei durch verbesserte Dämmung begegnen. - Was aber bedeutet der Klimawandel für die städtebauliche Struktur unserer Städte? Auf welche Verkehrsströme muss die Infrastruktur der Zukunft ausgerichtet werden, wie kann die Stadt baulich auf den zu erwartenden Temperaturanstieg in den Sommermonaten reagieren? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des diesjährigen „Stadtplanertages“, zu dem die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am 23. September 2011 ins Haus der Architekten einlädt. Über „Klimaschutz als Leitbild der Stadtentwicklung“ spricht Prof. em. Gerhard Curdes. Weitere Fragestellungen befassen sich mit der Vorbereitung der Stadt auf die post-fossile Zeit sowie dem notwendigen Umbau, vor dem unsere Großstädte angesichts der zunehmend heißen und trockenen Sommer stehen. Konkrete Beispiele aus NRW-Städten dienen als Anschauungsmaterial und werden für Diskust ros sionsstoff sorgen. Alle Stadtplanerinnen und Stadtplaner sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Anmeldung erbeten unter [email protected], Stichwort „Stadtplanertag“. Landschaftsarchitektentag 2011: „Spielräume für kommunale Freiräume“ u Die Gestaltung des öffentlichen Raumes ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Blickpunkt von Kommunen und Bürgern gerückt. Ähnlich wie eine Wohnung ohne Balkon heute nur noch schwer zu vermieten ist, erscheint auch eine Stadt wenig attraktiv, wenn sie nicht über qualitätvolle Freiräume und Grünzonen verfügt. In Zeiten leerer Kassen eine große Herausforderung für städtische Planungsverantwortliche und Landschaftsarchitekten. Unter dem Titel „Spielräume für qualitätvolle Freiräume“ diskutiert der Landschaftsarchitektentag 2011 am 18.10.11 auf der Zeche Zollern in Dortmund, wie der Spagat zwischen knappen Investitions- und Unterhaltungsmitteln sowie anspruchsvollen Freiraumkonzepten gemeistert werden kann. Konkrete Praxisbeispiele aus Bielefeld, Siegen, Dortmund und Köln sowie aus dem niederländischen Enschede werden die Grundlage bereiten für eine intensive Diskussion, zu der alle Landschaftsarchitektinnen und Landt ros schaftsarchitekten herzlich eingeladen sind. Aktuell| Nordrhein-Westfalen Foto: T. Saltmann Kammer lädt neue Mitglieder ein u Alle Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, die in den vergangenen zwei Jahren in ihre jeweiligen Listen eingetragen wurden, sind herzlich zu einem „Treff für neue Mitglieder“ ins Haus der Architekten eingeladen. Am 21. Juli 2011 werden von 14.00 bis 18.00 Uhr die Mitarbeiter der Geschäftsstelle und Vertreter des Ehrenamtes die Dienstleistungen der Architektenkammer, ihre Beratungsangebote und Arbeitsschwerpunkte vorstellen und zum Gespräch einladen. Das zwanglose Kennenlernen dient auch dem Networking der neuen Mitglieder untereinander. Die Einladung richtet sich auch an Studierende der oberen Semester und Absolventen in der Praxisphase, die auf diese Weise ihre künftige Kammer kennenlernen und den Austausch mit jungen Mitgliet ros dern pflegen können. „Das fliegende Auge“ Foto: Christof Rose Foto: Christof Rose u Wie immer sind alle Mitglieder mit einer Begleitung sehr herzlich zum großen Sommerfest der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in die Rheinterrasse Düsseldorf eingeladen. Branchentreff, Möglichkeit zum Netzwerken oder einfach die „größte Architektenparty des Landes“ - es gibt viele Attribute, mit denen man das traditionelle Sommerfest der AKNW beschreiben kann. Lassen Sie sich die Gelegenheit zum Klönen und Netzwerken nicht entgehen! Das Sommerfest findet am 21. Juli ab 18.00 Uhr statt. t ros Der Eintritt ist frei. Foto: T. Saltmann AKNW-Sommerfest am 21. Juli u Bis zum 2. September ist im Haus der Architekten die Ausstellung „Das fliegende Auge“ zu sehen. Der langjährige WAZ-Fotograf Hans Blossey zeigt in 50 Aufnahmen ungewohnte Perspektiven auf Südwestfalen. Großformatige Städte- und Landschaftsbilder offenbaren die große Vielfalt einer Region, die aus Sicht der Ballungszentren an Rhein und Ruhr häufig summarisch als „ländlicher Raum“ wahrgenommen wird. Der Blick aus der Luft lässt dabei Siedlungsverläufe und Prozesse der Ortsentwicklung in Südwestfalen präzise deutlich werden. Am 21. Juli besuchen neue Mitglieder das Haus der Architekten, um ihre Kammer und die Geschäftsstelle kennen zu lernen (siehe links). Die AKNW lädt regelmäßig neu in die Architekten- bzw. Stadtplanerliste eingetragene Mitglieder zu einem Informationsnachmittag ein. Von der Moskva an den Rhein... u ...reiste eine Gruppe von 20 jungen Architektinnen und Architekten aus Moskau, die der Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Michael Arns, Ende Mai im Haus der Architekten begrüßen konnte. Die Absolventen von Architektur-Studiengängen interessierten sich im Rahmen ihrer Europa-Reise insbesondere für Fragen der Stadtentwicklung und der Aufwertung von vernachlässigten Stadtquartieren. Das Gespräch im Haus der Architekten drehte sich auch um Fragen des organisatorischen Aufbaus der Architektenschaft. AKNW-Geschäftsführer Joachim Hoffmüller stellte das Prinzip der berufsständischen Selbstverwaltung vor. t ros Sommerlichen Besuchern des Medienhafens sei der kleine „Architekturführer Medienhafen“ ans Herz gelegt, der am Empfang des Hauses der Architekten für Mitglieder und Interessierte bereit gehalten wird. Die handliche Broschüre stellt alle Bauwerke des Medienhafens mit ihren Urhebern und ihren besonderen Charakteristika vor. t ros Öffnungszeiten: Mo. - Do. 8.00 - 17.00 Uhr, Fr. 8.00 - 13.00 Uhr. Eintritt frei. DABregional | 7_8/11 13 Nordrhein-Westfalen | Aktuell Der Traum vom Haus geht weiter Private Bauherren zeigen reges Interesse an Fachinformation durch Architekten vor Ort Bauherrenseminar zum Thema „Bauen im Bestand“ in Neuss: Innenarchitekt Markus Korthauer aus Essen informierte über Sanierung und Modernisierung. Foto: Christof Rose teren Gebäuden und der anstehende demografiefeste Umbau des Bestandes sind für Architekten und Innenarchitekten wichtige Arbeitsfelder, die wir rechtzeitig besetzen müssen“, begründet AKNW-Präsident Hartmut Miksch das Engagement der Kammer im Endkundensektor. Auch der Essener Innenarchitekt Markus Korthauer, einer der erfahrendsten Referenten der Bauherrenseminarreihe, hält es für wichtig, privaten Bauherren eine unabhängige Orientierung für eine Baumaßnahme oder ein Sanierungsprojekt zu bieten. „Isolierte Einzelmaßnahmen reichen in der Regel nicht aus und sind auf Dauer teurer“, erläuterte Markus Korthauer bei dem Bauherrenseminar in Neuss. u „Mein Haus ist mittlerweile fast 40 Jahre alt, das Dach muss erneuert, der Keller trocken gelegt werden. Ich möchte gerne erfahren, wie eine Modernisierung abläuft.“ Wie Ursula Eigen aus Neuss waren zahlreiche der rund 40 Bauherren und Bauinteressierten am 15. Juni 2011 nach Neuss-Norf gekommen, um in dem Bauherrenseminar „Umbauten, Anbauten, Bauen im Bestand“ der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen Informationen für ein anstehendes Sanierungsvorhaben zu gewinnen. In Kooperation mit der VR Bank Dormagen veranstaltete die AKNW im Mai und Juni insgesamt fünf Seminar-Abende, um private Bauherren durch Architekten, Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten fachlich auf ihr Bauvorhaben vorzubereiten. Wie in Neuss treffen die „Bauherrenseminare“ der Architektenkammer weiterhin landesweit auf lebhafte Resonanz bei privaten Bauinteressierten und Häuslebauern. Seit dem Start der Veranstaltungsreihe im Februar 2008 haben mehr als 5700 potentielle Bauherren in 115 Seminarveranstaltungen das kostenfreie Angebot der AKNW in Anspruch genommen, sich von Architektinnen und Architekten kompetent, umfassend und kostenlos beraten zu lassen. In diesem Frühjahr liefen Seminare u. a. in Arnsberg, Gelsenkirchen und im Rheinkreis Neuss. Leistungsangebot von Architekten an Privatleute vermitteln Mit den Bauherrenseminaren ist die Architektenkammer NRW erstmals in einen systematischen Dialog mit dem Endkunden „Häuslebauer“ getreten - Motto: „Vom Traum zum Haus“. Zwar bietet die AKNW schon lange schriftliche Informationen für Bauherren an; die persönliche Ansprache war bisher aber auf punktuelle Messeauftritte oder Ähnliches beschränkt. „Gerade der Markt für die energetische Sanierung von äl- 14 DABregional |7_8/11 Impulse, Anregungen, Orientierung „Wir möchten unseren Dachboden ausbauen und erhoffen uns heute Abend Anregungen dazu, wie so etwas aussehen kann“, erzählten Dr. Heike und Thomas Herrmann aus Dormagen. Das junge Paar hatte sich vor einiger Zeit ein Haus gekauft und stand nun vor der Aufgabe, eine erste Erweiterung vorzunehmen. Auch Rolf Philipsen aus Neuss plante einen Umbau, weil er in die frühere Wohnung seiner Schwiegereltern ziehen wollte, die „noch auf dem Stand von 1963“ sei. Die Zielgruppe der Erben und Hauskäufer von Häusern aus den 1960er und -70er Jahren ist nach Einschätzung der AKNW ein relevanter Marktfaktor, der durch gezielte Informations- und Aufklärungsarbeit für die Architektenschaft erschlossen bzw. gesichert werden muss. Unabhängige Information und Finanzierung kompakt Das sieht auch Wilfried Bongart, Teilbankleiter der VR Bank Dormagen, so. „Wir freuen uns über die rege Teilnahme an den Bauherrenseminaren, weil wir unsere Kunden umfassend informieren möchten und natürlich ein Interesse daran haben, mögliche Bauprojekte später dann zu finanzieren.“ Nach seiner Erfahrung ist die persönliche Ansprache der potenziellen Bauherren das A und O: „Die Bauherrenseminare sind sehr lebendig gestaltet und machen - bei aller sachlichen Information - auch viel Spaß.“ Das wiederum liegt an der professionellen Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen durch die Akademie der Architektenkammer NRW. Und an der Auswahl und Schulung der Referenten. Mittlerweile verfügt die Akademie über einen Dozentenpool von 46 qualifizierten Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten. t Christof Rose Service | Nordrhein-Westfalen Neues vom Baukosteninformationszentrum Aktuelle Kostenkennwerte zur Kostenschätzung u Das Baukosteninformationszentrum (BKI) Deutscher Architektenkammern hat eine neue Fachbuchreihe mit dem Titel „Baukosten 2011“ herausgegeben. In der Reihe sind drei Teile erschienen. Der erste Teil mit dem Titel „Statistische Kostenkennwerte“ bietet aktuelle Daten zu insgesamt 74 Gebäudearten. Die Bandbreite reicht dabei von Altenheimen bis hin zu Verbrauchermärkten. Daneben ist eine Veröffentlichung mit dem Titel „Kostenkennwerte für Bauelemente“ erschienen. Auf 678 Seiten bieten über 22000 Kostenkennwerte entsprechend den Kostengruppen der dritten Ebene nach DIN 276 zu 74 Gebäudearten eine sichere Grundlage für die exakte Baukostenermittlung nach Bauelementen, sowohl für Neu- als auch für Altbauten. Unter dem Titel „Statistische Kostenkennwerte für Positionen“ informiert der dritte Teil der neuen Reihe auf 1008 Seiten über Rohbau, Ausbau, Gebäudetechnik und Freianlagen. Alle veröffentlichten Kennwerte basieren auf der Analyse realer, abgerechneter Bauwerke mit statistischen Kostenkennwerten (Mittelwerten). Die neue dreiteilige Fachbuchreihe „Baukosten 2011“ ist als Gesamtausgabe zum Preis von 209 Euro erhältlich. Es können aber auch t bra die einzelnen Fachbücher beim BKI vier Wochen zur Ansicht angefordert werden. Weitere Informationen gibt es direkt beim BKI unter Tel.: (0711) 95 48 54-0 oder per E-Mail: [email protected]. Neue Handreichung Artenschutzprüfung als Architektenleistung u Zunehmende Flächenversiegelung sowie Neu-, Aus- und Umbauten im Bestand gefährden immer wieder die angestammten Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Das betrifft nicht nur dünn besiedelte Bereiche. Das gilt auch für die Städte, wo z. B. Kirchen, Friedhöfe, Gärten oder Parks bestimmten Arten siedlungsspezifische Lebensräume bieten. Welche Rolle spielt der Artenschutz in diesem Zusammenhang? Was müssen Architekten und Stadtplaner dazu wissen? Was können, was müssen Sie tun, um zum Erhalt geschützter Tierarten beizutragen? Das erklärt die neue Handreichung „Artenschutz im Planungs- und Genehmigungsverfahren“ der Architektenkammer NRW. Autor ist Landschaftsarchitekt Norbert Hellmann. Die Broschüre erläutert gesetzliche Grundlagen des Artenschutzes und deren Auswirkungen auf die Berufspraxis. Im Kern geht es um die Artenschutzprüfung, mit der Bauherren ihre Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten oder Stadtplaner beauftragen können. Dazu gibt es auch Hinweise über die Honorierung der artenschutzfachlichen Leistung. t bra Die Broschüre ist kostenlos erhältlich und kann unter [email protected] bestellt werden. Unter www.aknw.de/Service/Publikationen steht sie außerdem zum Download bereit. Praxis-Hinweise Aktuelle Themen und Tipps Die Architektenkammer NordrheinWestfalen hält für ihre Mitglieder PraxisHinweise zu verschiedenen aktuellen berufspraktischen Fragen bereit. Sie können die Informationen als gedrucktes Merkblatt beziehen oder im Internet unter www.aknw.de, Rubrik „Mitglieder/Berufspraxis/Praxishinweise“ abrufen. Themenauswahl: u Abgrenzung: honorarfreie Akquisition - honorarpflichtige Planungstätigkeit u Bauvorlageberechtigung für Innenarchitekten u Berufshaftpflichtversicherung u Dienstleistungs-Informationspflichten-Verordnung u Energieeinsparverordnung 2009 u Gesellschaftsformen u HOAI 2009: Gebäude und raumbildende Ausbauten u Kalkulationshilfe „Vergütung Energieausweis“ u Krisenmanagement u Möglichkeiten der Forderungsabsicherung u Pflichtangaben auf eigener Homepage u Pflichtmitgliedschaft in der Verwaltungsberufsgenossenschaft u Preisindizes für Wohngebäude u Prüffähige Honorarrechnung u Ratingverfahren nach Basel II u Schlichtungsverfahren vor dem Schlichtungsausschuss der AKNW u Startberatung Energie u Urheberrecht des Architekten u VOB/B u Werbung Bestellungen bitte an die AKNW, Zollhof 1, 40221 Düsseldorf, Fax: (02 11) 49 67-99, E-Mail: [email protected]. DABregional | 7_8/11 15 Fotos: Christof Rose Nordrhein-Westfalen | Blickpunkt Münster: Architektin Claudia Lethmate stellte ihr Staffelgeschoss auf einem früheren Stuhllager vor, das einen Blick über die ganze Stadt bietet Düsseldorf: Peter Jan van Ouwerkerk (r.) von Ingenhoven Architekten präsentierte das neue Oeconomicum auf dem Campus der Uni Düsseldorf Information und Inspiration Am „Tag der Architektur“ erlebten in NRW mehr als 35 000 Besucher neue Architektur hautnah vor Ort u „Wir möchten in Kürze selber bauen und suchen noch Anregungen.“ So wie Rainer Brinker, der in Münster ein Staffelgeschoss mit 360-Grad-Rundumblick von Architektin Claudia Lethmate besichtigte, ging es vielen Besuchern am „Tag der Architektur“ in Nordrhein-Westfalen. Unter dem Motto „Besser wohnen mit Architekten!“ hatten 440 Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in 151 Städten und Gemeinden dazu eingeladen, neue Häuser zu besuchen, Wohnungen zu besichtigen, Bauwerke aus den verschiedensten Bereichen kennenzulernen und neue Parks und Gärten hautnah zu erleben. Rund 35 000 Bauinteressierte und Architekturfreunde nahmen das Angebot am 2. und 3. Juli 2011 gerne an. „Architektur ist eine öffentliche Kunst. Wir halten es für wichtig, unsere Architektur im Gespräch mit Nutzern und Interessierten zu zeigen und zu erklären.“ Ulf Meyer, PR-Fachmann im Büro Ingenhoven Architekten in Düsseldorf, sorgte gerne dafür, dass die Ingenhoven Architekten am Tag der Architektur zu Führungen einluden. Etwa 120 Interessierte wollten das 16 DABregional |7_8/11 neue „Oeconomicum“ auf dem Campus der Universität Düsseldorf kennenlernen - eines von zahlreichen Bauwerken, die aus dem Bereich Schule und Bildung präsentiert wurden. Wohnen als Besuchermagnet Die beliebtesten Objekte waren private Wohnhäuser und Wohnungen. Das „Haus Dillenburger“, eine Villa (Innenarchitekt Hans-Jürgen Skandella) in Köln, wollten mehr als 1000 Besucher erleben; auch vor dem „Kranhaus“ im Kölner Rheinauhafen bildeten sich Warteschlangen. Aber nicht nur das Spektakuläre findet am Tag der Architektur seine Besucher. Annette Schlickeiser führte mit ihrem Architekten Thomas Sanders an beiden Tagen jeweils über 100 Gäste durch ihr neues Haus in Köln. Sie erfuhren, wie ein privates Wohnhaus barrierefrei gestaltet werden kann. Denn der Sohn der Familie, Henri, sitzt im Rollstuhl. „Wir hatten das Bauwerk ursprünglich konventionell geplant und mussten nach der Geburt von Henri von vorne anfangen“, berichtete die Bauherrin. Die Mühe hat sich gelohnt, denn das elegante Wohnhaus mit seinen klaren Formen traf bei den Besuchern auf Begeisterung. Auch ein Blick in den Garten lohnt sich immer: Im Bochumer Stadtteil Westenfeld hat Bauherr Wolfgang Kreutz gemeinsam mit Landschaftsarchitekt Christoph Imöhl (Wetter/Ruhr) eine Insel der Ruhe geschaffen. Eine Hausgartenidylle mit Sonnendeck, Teich und Schattenplätzen ist hinter dem Reihenhäuschen entstanden. „Pflegeleicht sollte es sein. Als ich dann die ersten Entwürfe gesehen habe, war ich erstaunt, was alles in meinen kleinen Garten reinpasst“, rekapitulierte Wolfgang Kreutz. Die Besucher genossen den Blick auf Eibenhecken und Bambus, Weinranken und den kleinen Kiesweg. Und am Rande des wild-romantisch bepflanzten Gartenteiches kam mitten in der Stadt andächtige Stille auf. Umnutzungen und Nachverdichtung Nicht immer gelingt der Traum vom Wohnen in der Stadt ohne Probleme. In vielen Fällen fehlt vor allem ein geeignetes und bezahlbares Grundstück. Das Architektenpaar Wibke und Haris Alisic-Haverkamp entdeckte vor einigen Jahren im Wuppertaler Stadtteil Cronenberg eine alte Kartonagenfabrik. „Wir haben gleich gesehen, dass man da etwas draus machen Blickpunkt | Nordrhein-Westfalen kann“, erinnert sich Haris Alisic-Haverkamp. Am Tag der Architektur wollten mehr als 240 Interessierte das Ergebnis bestaunen: 200 Quadratmeter ungenutzte Halle wurden abgerissen und in Holzbauweise wieder aufgebaut. Zur Straße hin leuchtet nun das Architekturbüro, dahinter liegt das neu errichte Wohnhaus, das mit dem benachbarten Drei-Parteien-Wohnhaus in typisch bergischer Schieferoptik einen reizvollen Kontrast bildet. Früher Arbeits- heute Wohnort: das kann auch Architekt Diemo Niemann über sein Objekt in Herford sagen. Er baute eine alte Glockenfabrik um, bewohnt selbst mit seiner Lebensgefährtin eine 200-Quadratmeter-Erdgeschoss-Wohnung, die sämtliche Funktionen in tischen 360-Grad-Rundblick über die Stadt bietet. Die Besucher zeigten sich vor allem beeindruckt vom ungewöhnlichen Grundriss der Wohnung, der alle Räume miteinander verbindet und dadurch vielfältige Blickbeziehungen ermöglicht. „Ich sehe meine Wohnung auch als Prototyp an“, erklärte die Architektin. „Wenn wir die Stadt nachverdichten wollen, sind Flachdächer möglicherweise wichtige und vergleichsweise kostengünstige Baugrundstücke.“ An- und Aufbauten, Umnutzungen und Modernisierungen lockten viele an. Aber auch das gemeinschaftsorientierte Wohnen liegt im Trend. Das Projekt „Wir wohnen anders“ von Monse + Molnar in Bochum entwickelt hat. 14 Parteien wohnen in dem Mehrfamilienhaus - Roschies selbst im Penthouse auf dem Dach, die übrigen Wohnungen hat er an Freunde und Bekannte vermietet. „Der Bedarf für diese Art zu wohnen ist da“, so die Architekten. Den Beweis lieferten die Besucher, die immer wieder fragten, wann Monse + Molnar erneut ein Objekt dieser Art planen und ob man sich einmieten könne. Architekt Frank Monse: „Da sagen wir natürlich: Tun Sie sich zusammen und kommen Sie zu uns. Dann machen wir das gemeinsam.“ So kann das Gespräch mit den Besuchern für die teilnehmenden Kammermitglieder auch der Kundenakquise dienen. Innenarchitektin Köln: Architekt Thomas Sanders (l.) plante für die Eltern seines Patensohns Henri Schlickeiser ein barrierefreies Wohnhaus mit Staffelgeschoss Wuppertal: Wibke und Haris Alisic-Haverkamp (o. l.) Oberhausen: Vera Schmitz (m.) mit Auftraggeber Henk van Bergen und Besucherin Ulrike Kleifeld Bochum: Christoph Imöhl (o. 2. v. r.) erläutert den Hausgarten; Herford: Diemo Niemann (r.) mit einem beeindruckten Besucher seines Wohn-Lofts. einem Raum vereint. „Ein Wohn-Experiment, das uns begeistert“, erläuterte der stolze Bauherr und Architekt den zahlreichen Besuchern. „Es ist eine andere Form von Wohnen - auch was den Ort angeht.“ Auf ein Gewerbeobjekt in Münster aus den 1960er Jahren stockte Architektin Claudia Lethmate ein Staffelgeschoss zum Wohnen und Arbeiten auf, das nicht nur einen fantas- Post + Welters Architekten/Stadtplaner in Dortmund zog mehr als 600 Besucher an, die erfahren wollten, wie man eine Bauherrengemeinschaft gründet und welche architektonischen Elemente eine lebendige Nachbarschaft ermöglichen. „Gaudium - gemeinschaftliches Wohnen im Alter“ ist das Projekt überschrieben, das Bauherr Peter Roschies mit dem Architekturbüro Vera Schmitz stellte in Oberhausen das von ihr gestaltete Therapiezentrum von Henk van Bergen vor. Erste Besucherin am Samstag Morgen war Ulrike Kleifeld, die selber therapeutische Räumlichkeiten vermietet. Nach dem Rundgang zeigte sie sich von der Arbeit von Vera Schmitz so beeindruckt, dass sie spontan einen Termin mit der Innenarchitektin vereinbarte. t Christof Rose/Melanie Brans Fotos (3): Christof Rose Fotos (2): Melanie Brans Gemeinschaftliches Wohnen DABregional | 7_8/11 17 Nordrhein-Westfalen | Politik Foto: Markus Lehrmann AKNW-Präsident Hartmut Miksch (l.) mit NRWFinanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans Mehr Investitionen in den Wohnungsbau u Der Wohnungsbau bleibt auch zukünftig ein zentraler Motor zur Umsetzung gesellschaftspolitischer Ziele. Nach Aussagen von Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans hält das Land Nordrhein-Westfalen weiter daran fest, den Wohnungsbau im Lande zu stärken, um breite Bevölkerungsschichten mit preiswertem Wohnraum zu versorgen. Minister Walter-Borjans erläuterte in einem Gespräch mit dem Präsidenten der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, dass auch nach einer Übertragung des Wohnungsbauvermögens in den Kapitalstock der NRW.Bank mit einer Wohnungsbauförderung in Höhe von 800 Millionen Euro jährlich geplant werde. Auch wenn sich die Architektenkammer wiederholt mit der Forderung zu Wort gemeldet habe, diese Förderung müsse deutlich höher ausfallen, gäbe es angesichts der engen Haushaltslage zurzeit keine Luft nach oben, so Dr. Walter-Borjans. Interessiert zeigte sich der Minister an der stärkeren Nutzung privaten Kapitals und sprach in diesem Zusammenhang den Vorschlag der Architektenkammer an, durch eine verbesserte Abschreibung zum Beispiel für die energetische Ertüchtigung des Wohnungsbaus Anreize für mehr private Investitionen zu schaffen. Hartmut Miksch verwies in diesem Zusammenhang auf die Vorzüge des Abschreibungsmodells. Anstelle kurzfristiger Ausgaben durch eine einmalige Förderung trete der Verzicht auf zukünftige Einnahmen. Diese würden durch 18 DABregional |7_8/11 spätere Wertschöpfungseffekte merkbar kompensiert. Minister Dr. Walter-Borjans und Präsident Miksch erörterten darüber hinaus die volkswirtschaftlichen Vorteile, die durch Investitionen in den Wohnungsbau ausgelöst würden. Zitiert wurde in diesem Zusammenhang ein Gutachten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) aus dem vergangenen Jahr, welches die Möglichkeiten der beschleunigten Abschreibung von Wohnungsbauinvestitionen hervorhebt. Aufsicht über den BLB NRW Ein weiterer Dauerbrenner in Gesprächen zwischen Architektenkammer und Finanzministerium ist der Übergang der Fachaufsicht über den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NordrheinWestfalen auf das Finanzministerium. Diese Umstrukturierung wurde von der Architektenkammer wiederholt kritisiert, da aus Sicht der Architektenschaft die Themen Bauen und Baukultur hervorragend im Bauministerium angesiedelt waren und dort traditionell verankert sind. Die AKNW hält es für problematisch, die Verantwortung für den Gebäudebestand des Landes primär unter merkantilen Gesichtspunkten zu betrachten, wie es das NRW-Finanzministerium automatisch tue. Minister Norbert Walter-Borjans nahm die Kritik interessiert zur Kenntnis. Ausbildung von Baureferendaren Am Rande konnte auch über die geplante Neueinführung der Ausbildung der Baureferendare im Bereich der Architektur gesprochen werden. Diese wird nach Planungen der Landesregierung wieder eingeführt. Man war sich einig, dass dies für beide Seiten Vorteile und Chancen biete. Das Gespräch mit Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans steht in einer Reihe bereits mehrfach geführter Gespräche zwischen Architektenkammer und der Landesregierung. Es wurde die Fortsetzung des konstruktiven Dialogs und des vertrauensvollen Umgangs vereinbart. t Markus Lehrmann Stadtentwicklung 255 Millionen Euro für 169 Projekte u Mit insgesamt 255 Millionen Euro für landesweit 169 Maßnahmen beabsichtigt das Land NRW im Jahr 2011 zwei Mio. Euro mehr für integrierte Stadtentwicklung und -erneuerung auszugeben als im Vorjahr. „Die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen wie Migration, demografischer und Klimawandel erfordern mehr denn je aktives Handeln vor Ort. Nur gemeinsam mit den Städten, Kreisen und Gemeinden lassen sich die anspruchsvollen Ziele zur Minderung von Energie- und Flächenverbrauch erreichen“, erklärte der nordrheinwestfälische Bauminister Harry K. Voigtsberger bei der Vorstellung des Städtebauförderprogramms 2011 am 9. Juni in Düsseldorf. Mit dem Städtebauförderprogramm 2011 werden für 91 Maßnahmen der städtebaulichen Sanierung und Entwicklung, der aktiven Stadtund Ortsteilzentren sowie des städtebaulichen Denkmalschutzes Zuschüsse von insgesamt 108 Millionen Euro (Vorjahr: 100 €) bereit gestellt. Berücksichtigt man die ebenso wirkenden Maßnahmen in den Förderschwerpunkten Soziale Stadt (18), Stadtumbau West (14) und Kleinere Städte und Gemeinden (10 Maßnahmen), beläuft sich das Fördervolumen insgesamt auf 186 Mio. Euro (Vorjahr: 133 €) für 133 Maßnahmen. Im Bereich Soziale Stadt enthält die Förderliste insgesamt 38 Maßnahmen mit einem Volumen von 69 Millionen Euro (Vorjahr: 77). Davon ist für 19 Maßnahmen mit einer Fördersumme von 25 Mio. Euro eine Bundesmitfinanzierung in Höhe von 6,5 Millionen Euro vorgesehen. Für die verbleibenden 19 Maßnahmen werden 44 Mio. Euro ausschließlich aus Landes- und EU-Mitteln eingesetzt. Der Schwerpunkt des städtebaulichen Handlungsfeldes Soziale Stadt NRW besteht in der Aufwertung und Stabilisierung von benachteiligten Stadtquartieren. „Die negativen Auswirkungen der Bundeskürzungen können wir damit allerdings nur abmildern, nicht auffangen“, so Minister Voigtsberger. t pm/ros Berufspraxis | Nordrhein-Westfalen Änderung des Nachbarrechtsgesetzes Mehr Raum für die Wärmedämmung u Mitte Mai 2011 hat der Landtag NRW eine Änderung des Nachbarrechtsgesetzes beschlossen. Nach dem neuen § 23a sind Nachbarn unter bestimmten Voraussetzungen zur Duldung von Maßnahmen der Wärmedämmung auch dann verpflichtet, wenn die anzubringende Wärmedämmung auf ihr Grundstück hineinragt. Der Eigentümer hat die Überbauung seines Grundstücks zu dulden, wenn sie der Wärme- dämmung dient und nicht über die Bauteilanforderungen der Energieeinsparverordnung hinausgeht. Zuvor muss allerdings geprüft worden sein, dass eine vergleichbare Wärmedämmung auf andere Weise mit vertretbarem Aufwand nicht vorgenommen werden kann. Die Überbauung darf die Benutzung des Grundstücks nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigen. Eine Beeinträchtigung liegt insbesondere dann vor, wenn die Überbauung der Grenze tiefer als 25 cm wird. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hatte das Gesetzesvorhaben begrüßt, da die Anbringung von Wärmedämmung bei Bestandsbauten deutlich erleichtert wird. Die AKNW hatte besonderen Wert darauf gelegt, dass nicht nur wärmedämmtechnische, sondern auch die damit zusammenhängenden gestalterischen Maßnahmen der Duldungspflicht unterliegen, damit das bisherige Erscheinungsbild des Gebäudes berücksichtigt werden kann. Nur so kann das Stadtbild erhalten bleiben, ohne dass es zu einer einseitigen Bevorzugung bestimmter Dämmtechnologien kommt. Dem betroffenen Eigentümer ist ein angemessener Ausgleich in Geld zu leisten, der einer Anregung der Kammer folgend - die Höhe des Bodenrichtwertes nicht übersteigen darf. Mit dem Gesetz wurde zugleich eine Änderung der Landesbauordnung beschlossen. Rechtsproblem des Monats Sachwalterhaftung des Architekten nur bei umfassender Beauftragung u Architektin A wendet sich an die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und bittet um Rechtsauskunft zu folgendem Problem: „Bei dem Bau eines Geschäftshauses war ich mit Planungsleistungen der Leistungsphasen 1 bis 5 beauftragt. Meine Planung sah eine Abdichtung gegen drückendes Grundwasser vor. Die weiteren Leistungsphasen wurden mir nicht übertragen. Das Bauvorhaben wurde durch eine bauausführende Firma fertig gestellt. Nach Ablauf von Gewährleistungsfristen stellt der Bauherr fest, dass Wasser in den Keller seines Gebäudes eingetreten ist. Muss ich dem Bauherrn bei der Feststellung und Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen behilflich sein? Hafte ich als Architektin in der Schadensangelegenheit möglicherweise auch nach Ablauf der Gewährleistungsfristen? Wie ist die Rechtslage?“ Mit Eintritt der Verjährung von Gewährleistungs- bzw. Sachmängelansprüchen ist die Haftung zwar grundsätzlich ausgeschlossen. In Ausnahmefällen kommt jedoch eine Sachwalterhaftung des Architekten gegenüber dem Bauherrn in Betracht. Nach den von der Rechtsprechung entwickelten Grundsätzen kann sich aus einer besonderen Vertrauensstellung eines Architekten gegenüber dem Bauherrn, der Sachwalterstellung, ein Anknüpfungspunkt für die Sekundärhaftung ergeben. Im Rahmen dieser besonderen Betreuungsaufgabe obliegt dem Architekten nicht nur die Wahrung der Auftraggeberrechte gegenüber bauausführenden Firmen, sondern auch und zunächst die objektive Klärung der Mängelursachen, selbst wenn zu diesen eigene Planungs- oder Aufsichtsfehler gehören. Eine Vertragsverletzung durch pflichtwidrige Unterlassung jeglicher Untersuchung und Beratung, mit der ein Architekt möglicherweise sogar die Verjährung der gegen ihn selbst bestehenden Ansprüche herbeiführt, begründet einen weiteren Schadensersatzanspruch dahin, dass die Verjährung der gegen ihn gerichteten Gewährleistungsansprüche als nicht eingetreten gilt. Der BGH hat in einer Entscheidung vom 23.07.2009 (VII ZR 134/08) jedoch klarge- stellt, dass lediglich der umfassend beauftragte Architekt, der auch mit Leistungen der Bauausführung wie der Objektüberwachung und der Objektbetreuung beauftragt ist, eine besondere Vertrauensstellung innehat, aus der sich eine Sachwalterhaftung ableitet. Die zur Sekundärhaftung entwickelten Grundsätze sind nicht auf einen Architekten anwendbar, der lediglich mit Planungsaufgaben beauftragt worden ist. Sofern Sie lediglich mit planerischen Leistungen bis zur Ausführungsplanung beauftragt waren, scheidet eine Sekundärhaftung nach den Grundsätzen der Rechtsprechung aus. Es besteht insofern auch keine Verpflichtung mehr, dem Bauherrn bei der Feststellung möglicher Schadensersatzansprüche behilflich zu sein. Bei einer umfassenden Beauftragung einschließlich der Objektüberwachung wäre die Rechtslage jedoch unter Umständen anders zu beurteilen. t di Weitere aktuelle Rechtstipps unter www. aknw.de, Rubrik „Mitglieder/Berufspraxis“. DABregional | 7_8/11 19 Nordrhein-Westfalen | Berufspraxis Nach der aktuellen Rechtslage müsste die Überbauung des Nachbargrundstücks durch Baulast gesichert sein. Durch die Änderung von § 4 Abs. 2 BauO NRW wird klargestellt, dass dies nicht erforderlich ist, wenn eine Außenwand und das Dach eines Gebäudes durch Maßnahmen zur Wärmedämmung geändert werden. t Li Dienstbesprechungen des Bauministeriums Neues aus dem NRWBaurecht u In regelmäßigen Abständen führt das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen Dienstbesprechungen mit den Bauaufsichtsbehörden durch. Aus der Niederschrift der Dienstbesprechungen von Januar und Februar 2011 haben wir verschiedene Themen aufgegriffen und nachfolgend auszugsweise dargestellt. Umgang mit Großveranstaltungen Der Umgang mit Großveranstaltungen und die Zuständigkeit der Bauaufsichtsbehörden im Genehmigungsverfahren solcher Veranstaltungen waren, vor allem vor dem Hintergrund des schrecklichen Unglücks während der Love Parade im Sommer vergangenen Jahres in Duisburg, ein zentrales Thema der Dienstbesprechungen. Festgehalten wurde, dass die Bauaufsichtsbehörden nicht Veranstaltungen als solche genehmigen, sondern die Errichtung, Änderung oder Nutzungsänderung baulicher Anlagen. Gemäß § 1 Abs. 2 Nr.1 BauO NRW unterliegen Anlagen des öffentlichen Verkehrs nicht den Bestimmungen der Landesbauordnung. Dies allerdings nur solange, wie sie auch als solche genutzt werden. Werden auf öffentlichen Verkehrsflächen bauliche Anlagen geschaffen, z. B. durch Ein- und Aufbauten oder wird durch Absperrungen der allgemeine Verkehr geradezu ausgeschlossen, ist dieser Bereich auch als bauliche Anlage zu betrachten und ein Baugenehmigungsverfahren durchzuführen. 20 DABregional |7_8/11 Photovoltaikanlagen – formelle und materielle Rechtmäßigkeit Der Beschluss des OVG NRW vom 20.09.2010 (Az.: 7 B 985/10) bestätigt die bisherige Rechtsauffassung der Bauaufsichtsbehörden, dass eine gewerblich betriebene Photovoltaikanlage eine genehmigungspflichtige Nutzungsänderung darstellen kann. Im konkreten Fall wurde der erzeugte Strom nicht von dem landwirtschaftlichen Betrieb genutzt, sondern gegen ein monatliches Entgelt in das Netz eines Energieversorgers eingestellt. Eine solche Nutzungsänderung sei nicht von der Genehmigungsfreistellung des § 65 Abs. 1 Nr.44 BauO NRW erfasst. Die oberste Baubehörde hat mit Erlassen vom 13.10.2010 und 27.10.2010 den Bauaufsichtsbehörden Vorgaben für den Umgang mit möglichen rechtswidrigen Nutzungsänderungen gemacht. Die oberste Baubehörde geht demnach davon aus, dass die Änderung der Nutzung einer baulichen Anlage dann nicht vorliegt, wenn die größere Menge des dort erzeugten Stroms für den Betrieb der baulichen Anlage selbst genutzt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob der erzeugte Strom zunächst ins öffentliche Netz eingespeist wird und sodann der eigene Bedarf aus dem öffentlichen Netz gedeckt wird. Es kommt vielmehr einzig auf die Differenz zwischen der gesamt erzeugten Strommenge und dem Energieeigenbedarf an. Liegt diese Differenz unter 50 Prozent, so liegt keine Nutzungsänderung vor. Bei Photovoltaikanlagen, die im Außenbereich errichtet werden sollen, beurteilt sich die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit nach § 35 Baugesetzbuch. Eine Photovoltaikanlage kann als sogenannter „mitgezogener Betriebsteil“ an der Privilegierung des landwirtschaftlichen Betriebs nach § 35 Abs. 1 Nr.1 BauGB oder eines Vorhabens nach Nr. 2- 6 BauGB teilhaben. Dies setzt eine unmittelbare Zu- oder Unterordnung der Anlage gegenüber dem landwirtschaftlichen Betrieb voraus. Der Bundesgesetzgeber beabsichtigt, in dieser Legislaturperiode das Baugesetzbuch zu ändern. Es wird erwartet, dass auch die planungsrechtliche Zulässigkeit von Photovol- taikanlagen neu geregelt wird. Aus diesem Grund sind die im Zusammenhang mit dem Anbringen von Photovoltaikanlagen auf und an Gebäuden eingetretenen Nutzungsänderungen, die den Baubehörden weder angezeigt noch für die eine Baugenehmigung erteilt wurde, bis auf weiteres zu dulden. § 6 BauO NRW Nach § 6 Abs. 6 Satz 1 BauO NRW genügen auf einer Länge der Außenwände und von Teilen der Außenwände von nicht mehr als 16 m gegenüber jeder Grundstücksgrenze und gegenüber jedem Gebäude auf demselben Grundstück als Tiefe der Abstandfläche 0,4 H, in Kerngebieten 0,25 H, mindestens jedoch 3 m. Da der Gesetzeswortlaut von einer Länge ausgeht, müssen die 16 m an einem Stück liegen. Eine Aufteilung auf mehrere „privilegierte“ Wandabschnitte, die von Wandabschnitten mit einer Wandhöhe von 0,8 H unterbrochen werden, ist nicht möglich. Stellplätze für Altenwohnungen Auch bei Wohnungen für bestimmte Personengruppen (alte Menschen, Studenten) ist davon auszugehen, dass ein Stellplatz pro Wohnung benötigt wird. Die Annahme in Nr. 51.11 VV BauO NRW, dass sich bei Gebäuden mit Altenwohnungen ein verringerter Stellplatzbedarf ergeben könnte, wenn die Wohnungen für Personen vom vollendeten 75. Lebensjahr an bestimmt sind, dürfte zwar nach wie vor zutreffen. Das Ausmaß der Reduzierung ist jedoch im Einzelfall festzustellen. Beispielsweise kann bei Studenten nicht unterstellt werden, dass Sie auf einen PKW verzichten. t lap Die vollständige Niederschrift finden Sie unter www.aknw.de in der Rubrik „Mitglieder/Berufspraxis“, „Gesetze / Verordnungen“. Eine Sammlung von Texten und Erläuterungen zum Baurecht NRW finden Sie unter www.aknw.de in der Rubrik „Mitglieder/ Berufspraxis / Rechtsprechung“. Berufspraxis | Nordrhein-Westfalen DIN-Entwicklung u Im Juni 2011 ist die DIN 18065 „Gebäudetreppen“ neu erschienen. Die inhaltlichen Aussagen der bisherigen Ausgabe von Januar 2000 wurden überarbeitet und umstrukturiert. Die Architektenkammer NRW war in dem Arbeitsgremium im Normenausschuss Bauwesen durch den Recklinghauser Architekten Diethelm Thielemann vertreten. Die Norm gilt werkstoffunabhängig für Treppen aus beliebigen Baustoffen; sie gilt allerdings nicht für den Schiffs- oder Maschinenbau, und auch nicht für Freitreppen im Gelände. „Die Norm ist anwenderfreundlicher gestaltet worden“, fasst Architekt Diethelm Thielemann zusammen, „da sie die Anforderungen an Gebäude im Allgemeinen und an Ein- und Zweifamilienhäuser in Tabellenform gegenüber stellt.“ Diese grundlegende Umstrukturierung betrifft die Hauptabmaße, die Angabe von Toleranzen sowie die darstellenden Erläuterungen im normativen Anhang. Regelungen zu gewendelten Trittstufen sind hinzugekommen. Zur Vorsicht rät Thielemann bei abgerundeten Stufenvorderkanten. „Wer z. B. mit Florentiner-Fliesen arbeitet, sollte darauf achten, dass die Auftrittlänge nur bis zur Ausrundung zählt, wenn diese einen Radius von mehr als acht Milimeter hat. Bei beengten Platzverhältnissen können die dann fehlenden wenigen Zentimeter entscheidend sein, vor allem wenn eine Material-Entscheidung erst sehr spät getroffen wird.“ Die Festlegungen der Norm stellen sicher, dass die grundsätzlichen Anforderungen der Landesbauordnungen an Treppen erfüllt werden. Dies betrifft die sichere Begehbarkeit in der alltäglichen Benutzung ebenso wie die sichere Benutzung der Treppe als Teil des Rettungswegs im Brandfall. Anforderungen aus dem Arbeitsschutzrecht können über die Festlegungen der Norm hinaus gehen. Zum Beispiel sind in Arbeitsstätten Wendel- und Spindeltreppen im Verlauf des ersten Rettungsweges unzulässig, oder die zulässigen Geländerhöhen anders geregelt. Ist mit der Vertritt die AKNW im Normenausschuss Bauwesen: der Recklinghauser Architekt Diethelm Thielemann Anwesenheit von Kleinkindern zu rechnen, sollten Treppen mit geeigneten Maßnahmen gegen unbeaufsichtigtes Betreten gesichert werden. Soweit barrierefreies Bauen erforderlich ist, sind die Festlegungen durch entsprechende Regelungen der Landesbauordnung und der Normen zu beachten. t Li Die Neufassung DIN 18065: 2011-06 wird in die nächste vierteljährliche Aktualisierung des Normen-Portals Architektur www.normenportal-architektur.de übernommen. Baurecht NRW Überdeckung von Abstandflächen u Nach § 6 Abs. 3, 1. Halbsatz BauO NRW dürfen sich die Abstandflächen vor Außenwänden nicht überdecken. Dieses Verbot gilt für Gebäude und Gebäudeteile auf demselben Grundstück und - nach der überwiegenden Kommentarliteratur zu dieser Bestimmung auch für Abstandflächen von Gebäuden, die auf verschiedenen Grundstücken liegen. Das Überdeckungsverbot gilt allerdings nach Halbsatz 2 Nr. 1 nicht für Außenwände, die in einem Winkel von mehr als 75 Grad zueinander stehen. Die Ausnahmeregelung ist auch auf Wände anwendbar, die sich nicht berühren, aber nahe beieinander stehen. In einem solchen Fall sind die Wandfluchten bis zu deren Schnittpunkt zu verlängern, um so den Winkel festzustellen. In einem vom OVG NRW am 30. November 2010 entschiedenen Fall (Az.: 7 A 431/09) stand eine Seite einer geplanten Balkonbegrenzung in einem Winkel Foto: T. Saltmann Treppen-Norm überarbeitet von 80 Grad zur Nordseite eines ehemaligen Stalls; dennoch konnte der Bauherr sich nicht auf diese Bestimmung berufen. Denn hier war nicht nur eine Überdeckung, sondern sogar eine Überschneidung der Abstandflächen gegeben: Die Abstandfläche der Wand erstreckte sich in den geplanten Balkon hinein. Das war nach Ansicht des Gerichts nicht von der Privilegierung erfasst. Diese (einschränkende) Auslegung der Bestimmung ergebe sich aus der abstandflächenrechtlichen Grundregel des § 6 Abs. 1 Satz 1, wonach vor den Außenwänden von Gebäuden Abstandflächen von oberirdischen Gebäuden freizuhalten sind. Das bedeute, dass in den Abstandflächen grundsätzlich nichts errichtet werden darf. Eine Ausnahme hiervon sei in § 6 Abs. 11 BauO NRW geregelt, wonach der Gesetzgeber ausnahmsweise gestatte, dass bestimmte Gebäude u. a. in den Abstandflächen eines Gebäudes zulässig sind. Diese Ausnahme gelte jedoch nur für die dort bezeichneten Gebäude; Balkone würden hiervon nicht erfasst. Abs. 11 sei auf sie auch nicht analog anwendbar, da bereits keine planwidrige Regelungslücke vorliege. Denn für Balkone bestehe nach der Wertung des Gesetzgebers mit der Vorschrift des § 6 Abs. 7 Satz 1 Nr. 3 BauO NRW ein eigenständiger Privilet HSCHB gierungstatbestand. Stadtentwicklung UN-Behörde für Bonn u Die Bundesstadt Bonn wird um eine internationale Institution reicher. Mit dem Global Crop Diversity Trust (GCDT) wird sich künftig eine weltweit führende Einrichtung in der UNStadt niederlassen. Wie NRW-Europaministerin Dr. Angelica Schwall-Düren am 9. Juni in Düsseldorf erläuterte, hat der GCDT die Aufgabe, die dauerhafte Erhaltung und Verfügbarkeit pflanzengenetischer Ressourcen sicherzustellen, um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten. Der Global Crop Diversity Trust wurde 2004 als internationale unabhängige Institution gegründet. Sein bisheriger Dienstsitz ist Rom. t pm/ros DABregional | 7_8/11 21 Nordrhein-Westfalen | Prisma Düsseldorf Die Stadt ist weiblich Stadtmuseum, Berger Allee 2 (bis 4. September 2011) Container Architektur NRW-Forum, Ehrenhof 2 (bis 4. September 2011) Essen Alles wieder anders - Fotografien aus der Zeit des Strukturwandels Ruhr Museum, Gelsenkirchener Straße 181 (bis 4. September 2011) Herford Bucky Fuller & Spaceship Earth Marta, Goebenstraße 4-10 (bis 18. September 2011) Foto: © Tomas Riehle Neuss Álvaro Siza - Von der Linie zum Raum Museum Insel Hombroich, Raketenstation Hombroich 6 (bis 4. März 2012) „Siza-Pavillon“: Blick durch den großen Ausstellungsraum von Außen. Architektur: Álvaro Siza Oberhausen Magische Orte. Natur- und Kulturmonumente der Welt Gasometer, Arenastraße 11 (bis 30. Dezember 2011) Ausstellungen mit Architekturbezug in Auswahl 22 DABregional |7_8/11 Álvaro Siza – Von der Linie zum Raum u Auf der Insel Hombroich in Neuss wurde im vergangenen Jahr auf dem Gelände der ehemaligen Nato-Raketenstation der sogenannte „Siza-Pavillon – Forum für räumliches Denken“ eröffnet. Das Bauwerk des portugiesischen Architekten Álvaro Siza Vieira verbindet sich in ortsspezifischer Weise mit der landschaftlichen Qualität der Raketenstation. Siza zielte mit seinem Entwurf auf eine Architektur, die sich sensibel in die klare Kontur der Landschaft einfügt und in diesem Sinn dem Konzept „Kunst parallel zur Natur“ der Insel Hombroich entspricht. Bis zum 4. März 2012 wird im „Siza-Pavillon“ nun eine Ausstellung der Werke des Architekten präsentiert. Der vielfach ausgezeichnete Siza gibt in dieser Schau anhand einer Auswahl seiner neuesten Bauten und Projekte einen detaillierten Einblick in seine gestalterische Vorstellungskraft. Die Bauten Álvaro Siza Vieiras zeichnen sich durch skulpturale, oft weiße Formen aus. Sie verbinden sich einerseits mit der Traditon der stark plastisch geprägten Architektur von Alvar Aalto, Adolf Loos oder Frank Lloyd Wright, beziehen sich andererseits aber auch auf die Traditon seiner portugiesischen Heimat durch die Verwendung von Putz, Azulejos, Marmor, Granit und Beton. Die Ausstellung legt ein Hauptaugenmerk auf die intensive zeichnerische Tätigkeit des Architekten. Die Skizze ist in Sizas Arbeitsweise und Werk von entscheidender Bedeutung, sie ist sein wichtigstes Kreativ-Werkzeug. In den eigenen Pavillon-Räumen ausgestellt können die Zeichungen somit synergetisch die Konsequenz räumlicher Vorstellungskraft vermitteln. Architekturmodelle, Fotografien und Pläne vervollständigen die Werk-Präsentation. Zur Ausstellung wird ein Katalog herausgeget ehn ben. Bis zum 4.3.2012, Siza-Pavillon, Raketenstation Hombroich 6, 41472 Neuss. Info: www. inselhombroich.de. PERSONALIEN Reinhard Jo Billstein feierte 60. Geburtstag Foto: T. Saltmann Ausstellungen Museum Insel Hombroich u Der Kölner Architekt Reinhard Jo Billstein feierte am 1. Juli seinen 60. Geburtstag. Reinhard Jo Billstein wurde 2000 erstmals in die Vertreterversammlung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gewählt und ist seither Mitglied in dem höchsten Gremium der Kammer. In dieser Funktion engagierte er sich von 2000 bis 2005 im Ausschuss „Wettbewerbs- und Vergabewesen“, seit 2005 arbeitet er im Ausschuss „Planen und Bauen“ mit. 1951 in Köln geboren, absolvierte Reinhard Jo Billstein zunächst eine Ausbildung zum Betonbauer, bevor er 1970 ein Architektur-Studium an der Fachhochschule Köln aufnahm. Schon bald nach dem Abschluss begann er als freiberuflicher Architekt zu arbeiten. 1981 gründete er sein eigenes Architektur- und Ingenieurbüro in Köln. Das Tätigkeitsspektrum seines Büros umfasst sämtliche Architektenleistungen, Generalplanungen, Projektentwicklungen und Gutachterleistungen. Aufgabenschwerpunkte liegen in den Bereichen Wohnungs-, Verwaltungs- und Gewerbebau sowie beim Bauen im Bestand. Neben seiner berufspolitischen Arbeit für die Architektenkammer NRW ist Reinhard Jo Billstein in der Verbandsarbeit aktiv. Seit 1989 gehört er dem Verband Deutscher Architekten (VDA) an, seit 1993 ist er außerdem Mitglied im Bund Deutscher Grundstückssachverständiger. Im VDA fungierte er ab 1996 als stellvertretender Vorsitzender, seit 2000 ist er der Vorsitzende des Verbandes. t ehn Prisma | Nordrhein-Westfalen Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 11 Würdigung für Landschaftspark Mechtenberg Einkaufszentren Forum Duisburg erhält Ehrenpreis beim VIVA Award Foto: Multi Development u Das im September 2008 eröffnete Forum Duisburg hat Ende Mai in Las Vegas einen Ehrenpreis beim VIVA (Vision, Innovation, Value, Achievement) Best-of-the-Best Award-Wettbewerb erhalten. Das Auszeichnungsverfahren gilt als Champions League der Handelsimmobilien. Konzipiert wurde das Forum Duisburg von T+T Design aus Gouda, die von dem Berliner Architektenbüro Ortner & Ortner Baukunst unterstützt wurden. Das Konzept setzte die Chapman Taylor Architekten GmbH um. Als eines der besten Shopping-Center weltweit ausgezeichnet: Das Forum Duisburg Das Forum, das von der Multi Development Germany entwickelt wurde, hatte sich automatisch für die Teilnahme beim VIVA Award qualifiziert, als es Ende April 2010 vom International Council of Shopping Centres (ICSC - weltweiter Verband der Shopping-Center-Industrie) als bestes europäisches Einkaufscenter 2010 in der Kategorie „große Center“ ausgezeichnet wurde. Insgesamt nahmen 17 Projekte aus sechs Kontinenten an dem VIVA Best-of-the-Best Award-Wettbewerb teil. Das Forum Duisburg war eines von fünf Centern, das einen Ehrenpreis erhielt, und neben dem aus Großbritannien stammenden Gewinnerprojekt das einzige Center aus Europa. - Der vom ICSC ausgelobte VIVA Best-of-the-Best Award ehrt und würdigt weltweit herausragende Einkaufscenter-Entwicklungen im Bereich „Design und Entwicklung“. t ros u Wegen seines Beitrags „Zur neuen Ästhetik urbaner Landwirtschaft“ ist der Landschaftspark Mechtenberg im Städtedreieck EssenGelsenkirchen-Bochum von Studio Bürgi beim Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2011 mit einer Würdigung ausgezeichnet worden. Die Arbeit des Schweizer Landschaftsarchitektur-Professors Paolo L. Bürgi konnte sich als eine von acht Würdigungen durchsetzen. Insgesamt waren 166 Arbeiten zu dem Preisverfahren eingereicht worden. Die ersten Preise gingen an das Projekt „Park am Nordbahnhof“ (Berlin) von Fugmann Janotta Landschaftsarchitektur sowie „Schloss Freudenstein“ (Freiberg/Sachsen) von Birgit Hammer Landschafts.Architektur. Die Preisübergabe findet im Rahmen des bdla-Sommerfestes am 15.09.11 in Berlin statt. t ros INFORMATIONEN on auf Oberfläche, Muster und Haptik des Gefieders entsteht. Natur, Tier und menschliche Lebensräume sind die zentralen Aspekte der künstlerischen Auseinandersetzung von Nicole Schuck, die 1967 in Herford geboren wurde und heute in Berlin arbeitet. Die Realisierung des Entwurfs erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen, Niederlassung Münster, der zugleich Bauherr t ros des Gebäudes ist. Weltkulturerbe Ausbau der Kaiserpfalz in Aachen u Im Juni begannen in Aachen die Umbaumaßnahmen im Bereich Rathaus-Katschhof-Dom. Ziel der Stadt Aachen ist es, den Bereich der „Kaiserpfalz“ insgesamt zum Weltkulturerbe erklären zu können. Dazu hatte die Unesco der Stadt nach einem ersten Antrag 2009 Auflagen gemacht. Bislang wird allein der Dom seit 1978 in der Weltkulturerbeliste geführt. Kunst und Bau Schnepfe für Neubau an der Uni Münster u Ein ganz besonderes Exemplar einer Schnepfe wird in Zukunft Unterschlupf in Münster finden: Auf einer zentralen Wand im Neubau der geowissenschaftlichen Institute der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wird die Künstlerin Nicole Schuck eine riesige Wandzeichnung realisieren. Die gebürtige Herforderin ist aus dem vom Land Nordrhein-Westfalen ausgelobten Kunst-und-Bau-Wettbewerb unter sechs Künstlerinnen und Künstlern als Siegerin hervorgegangen. Der Entwurf zeigt eine zweiteilige Wandzeichnung eines Schnepfenvogels, einer Bekassine, die ursprünglich in der Region verbreitet war, aber auf Grund zivilisatorischer Einflüsse nun vom Aussterben bedroht ist. Sowohl der Kopf als auch Teile des Gefieders werden fragmentarisch und überdimensionalisiert dargestellt, wodurch eine Konzentrati- Rendering: baum_architekten AUSZEICHNUNGEN Das Projekt „Freiraumgestaltung Weltkulturerbe Pfalzbezirk Aachen“ wird nach dem Siegerentwurf von baum_architekten aus Düsseldorf umgesetzt. Zu den ersten Maßnahmen behört der Bau einer neuen Freitreppe an der zum Dom gerichteten Rathaus-Rückseite. Wie Oberbürgermeister Marcel Philipp erläuterte, sollen Dom und Rathaus (die Bauwerke wurden unter Karl dem Großen als Pfalz-Kapelle und Palast-Aula genutzt) optisch zu einem Ensemble zusammen wachsen. 1,1 Mio. Euro sind für die Bauarbeiten veranschlagt. Die Kosten werden größtenteils von einem Programm des Bundes zur Förderung der UNESCO-Weltkulturerbestätten getragen, das Teil des Konjunkturpaketes I ist. t ros DABregional | 7_8/11 23 Nordrhein-Westfalen |Prisma Studium „master städtebau NRW“ u Die Bewerbungsfrist für den zweijährigen weiterbildenden Masterstudiengang „master städtebau NRW“ der Universität Siegen und der Fachhochschulen Bochum, Dortmund und Köln (Studienort Köln) läuft noch bis zum 15. August 2011. Der Studiengang baut auf den Erfahrungen der IBA Emscher-Park im Umgang mit dem Strukturwandel im Land NRW auf. Der Schwerpunkt im Studium, das berufsbegleitend durchgeführt werden kann, liegt in der Erarbeitung zukunftsfähiger Lösungen für den Stadtumbau des hochindustrialisierten und dicht besiedelten Landes sowie der Entwicklung von ländlichen Regionen in NRW. Es werden hierzu Grundlagen, Zielvorstellungen und Instrumente in Theorie und Praxis vermittelt. Der Abschluss „Master of Science“ berechtigt zum Eintrag in die Stadtplanerliste, zur Promotion an einer europäischen Hochschule sowie zum höheren Beamtendienst. Es handelt sich um einen universitären Masterabschluss. t ros Weitere Infos unter www.master-staedtebaunrw.de. Studienbeginn ist der 6.10.2011. AUSLOBUNGEN NRW-Bodenschutzpreis 2011 Gelungenes Flächenrecycling gesucht u Bis zum Jahr 2020 will das Land NRW den täglichen Flächenverbrauch von heute mehr als elf Hektar auf maximal fünf Hektar reduzieren. Dabei soll das Flächenrecycling zur Wiedernutzung von Altlasten-Brachflächen einen wichtigen Beitrag leisten (vgl. Rubrik „Politik“). - Mit dem Bodenschutzpreis 2011 will das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW im Rahmen der „Allianz für die Fläche“ Impulse zur Standortverbesserung und Innenentwicklung setzen. Es sollen zusätzlich Ansätze ausgezeichnet werden, die in 24 DABregional |7_8/11 besonderer Weise die Belange von Biotop und Artenschutz sowie Bodenschutz und Altlastensanierung miteinander verbinden. Der Landeswettbewerb richtet sich an alle Akteure aus dem öffentlichen oder privaten Sektor, insbesondere auch an Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner. Die eingereichten Arbeiten werden durch eine Jury beurteilt, der u. a. Landschaftsarchitekt und AKNW-Vorstandsmitglied Ernst Herbstreit angehört. Eingereicht werden können Projekte, die auf baulich vorgenutzten Flächen in NordrheinWestfalen im Zeitraum von 2005 bis 2010 realisiert wurden und eine Folgenutzung erkennen lassen. Abgabeschluss ist 15. August t Li 2011. Näheres zum Bodenschutzpreis 2011 unter www.umwelt.nrw.de oder www.aav-nrw.de. VERANSTALTUNGEN BDLA NRW Fachführungen zu drei Freiraum-Highlights u In der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Gartenwelten“ präsentiert der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten in NordrheinWestfalen in diesem Sommer drei Parks und Freiflächen, die kurz vor der Fertigstellung stehen. Der bdla nw will damit der interessierten Fachwelt und Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, Projekte noch vor der endgültigen Übergabe an den Bauherren zu erleben und mit den verantwortlichen Landschaftsarchitekten vor Ort zu diskutieren. Zu besuchen sind in diesem Sommer die Umgestaltung der Inneren Hustadt in Bochum (18.07.11, wbp Landschaftsarchitekten), die Rheinische Bahn in Essen/Bottrop (27.08.11, Danielzik + Leuchter) und der Johannisberg in Bielefeld (15.09.11, LandschaftsArchitektur Ehrig). t ros Um Anmeldung wird gebeten unter E-Mail: [email protected]. Weitere Information: www. bdlanw.bdla.de. 21. - 24.09.2011: REHACARE Schwerpunkt „Volkskrankheit Demenz“ u Am 21. September startet in Düsseldorf die REHACARE. Die internationale Fachmesse für das Leben mit Handicap erwartet 650 Aussteller aus mehr als 25 Ländern, die Innovationen und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen und Pflegebedarf und ältere Menschen vorstellen. Zielgruppen der REHACARE sind alle Menschen, die nach Lösungen suchen, so lange wie möglich ein weitgehend eigenständiges Leben führen zu können. Am 21. und 22. September wird auf dem begleitenden REHACARE-Kongress u. a. der Schwerpunkt „Wohn(t)raum“ diskutiert, mit Beiträgen zu innovativen Wohn- und Pflegekonzepten für Senioren und Menschen mit Assistenzbedarf. Zudem wird der Fokus auf die Volkskrankheit Demenz gelegt, die auch an altengerechte Wohnungen und Heime neue Anforderungen richtet. „Wir sind der Empfehlung des Messerates gefolgt, in der Bevölkerung weit verbreitete chronische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfall und Diabetes, die mit hohem Aufwand an Therapie und Pflege verbunden sind, in einem wissenschaftlichen Kongress aufzubereiten,“ so Joachim Schäfer, Geschäftsführer Messe Düsseldorf. t ros Demografie Bevölkerung in der Metropole Ruhr schrumpft u Die Ruhrgebietsbevölkerung ist 2010 weiter geschrumpft. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT.NRW lebten Ende des vergangenen Jahres 5,15 Millionen Menschen in der Metropole Ruhr, gut 22 000 weniger als 2009. Der Negativtrend ist NRW-weit zu beobachten und resultiert daraus, dass mehr Menschen sterben als geboren werden. Größte Stadt bleibt Köln mit 1 007 119, gefolgt von Düsseldorf mit 588 735 Einwohnern; beide Rheinstädte können ein Wachstum verzeichnen. Drittgrößte Kommune ist Dortmund (580 444), auf Platz 4 folgt Essen (574 635). t idr Prisma | Nordrhein-Westfalen Stadtprofile Gelsenkirchen Park und Grünzüge neu entdecken Foto: © Jutta Ssankowski u In der kleinen Publikationsreihe „Stadtprofile“ hat die Stadt Gelsenkirchen soeben die vierte Broschüre zum Thema „Parklandschaften“ herausgegeben. Die Stadt im Herzen des Ruhrgebiets verfügt traditionell über eine beachtliche Vielfalt an Grün- und Freiflächen, etwa Renaturierte Industriebrache: Der Nordsternpark in Gelsenkirchen ein Viertel des Stadtgebietes steht unter Landschafts- oder Naturschutz. Zwölf sehr unterschiedliche Parklandschaften aus verschiedenen Epochen seit der Jahrhundertwende stellt Prof. Dr. Stefan Goch in der neuen Broschüre vor, von bäuerlicher Kulturlandschaft über adlige Gartenbaukunst, bürgerliche Volksparks und Volksgärten bis hin zu renaturierten Industriebrachen wie dem Nordsternt ros Park. Die Broschüre kann unter www.stadtprofilegelsenkirchen.de heruntergeladen oder kostenlos als Printversion bei der Stadt Gelsenkirchen bestellt werden. Landschaftsarchitektur Sitzplätze und Sichtschutz im Garten u Der Bonner Landschaftsarchitekt Manuel Sauer ist nicht nur mit seinem Büro Terramus Landschaftsarchitektur in Bonn erfolgreich, sondern gibt sein Fachwissen auch gerne wei- daran denkt, sein Architektur- oder Ingenieurbüro an einen Nachfolger zu übergeben. Das Buch verdeutlicht, dass die Übergabe eines inhabergeführten Büros viel mit Psychologie zu tun hat, und begründet, warum der Kaufpreis fast nie gleich dem materiellen Unternehmenswert ist. Zu den Abschnitten werden praxisorientierte Hinweise gegeben. t ho ter - u. a. als Dozent der „Bauherrenseminare“ der Architektenkammer NRW. Auch als Autor von Büchern, die sich in gleicher Weise an Planer wie an die interessierte Öffentlichkeit wenden, hat sich Manuel Sauer einen Namen gemacht. Mit seinen Büchern verfolgt der Bonner Landschaftsarchitekt auch das Ziel, die Leserinnen und Leser für die Besonderheiten von Außenräumen und für gute Fach- und Planungsqualität zu sensibilisieren. Soeben erschienen ist sein „Ideenbuch Sitzplätze“, das eine Vielzahl umsetzbarer Lösungen für Terrassen- und Gartengestaltungen im Einfamilienhaus präsentiert. Die gut bebilderten Projektbeispiele werden ergänzt um praktische Tipps, wobei insbesondere die technischen Hinweise auch für ein Fachpublikum von Interesse sein dürften. Auf einen häufig vernachlässigten Aspekt der Gartengestaltung richtet Manuel Sauer mit einer weiteren Neuerscheinung den Blick: „Sichtschutz im Garten“ stellt Gestaltungsideen mit Mauern, Zäunen und Hecken vor. Ergänzend werden jeweils Übersichten über die angesprochenen Pflanzengruppen gegeben. t ros Dietmar Goldammer: Organisation der Nachfolge im Architektur- und Ingenieurbüro. Bundesanzeiger-Verlag, Köln, 2011. Neues Emschertal Warten auf den Fluss u Das unmittelbare Erleben des Emschertals war eines der zentralen Elemente der Kulturhauptstadt RUHR.2010. Die Bemühungen, die frühere „Kloake des Ruhrgebiets“ wieder zu einem naturnahen Fluss umzugestalten, werden noch bis 2020 laufen. Erlebnisse rund um diese Flusslandschaft im Wandel schildert das Buch „Warten auf den Fluss. Das Neue Emschertal im Wandel der Kunst“. Das lockere Bild- und Lesebuch dokumentiert die temporäre Arbeit „Warten auf den Fluss“, eine bewohnbare Brückenskulptur, welche die Künstlergruppe „Observatorium“ im Sommer 2010 auf der Emscherinsel installiert hatte. Einführende Texte zur Renaturierung der Emscher, die Erläuterungen der Künstler und viele Impressionen der Besucher vermitteln eine Vorstellung davon, was aus der früheren Tabuzone Emscher einmal werden kann. t ros Manuel Sauer: Ideenbuch Sitzplätze. Gräfe und Unzer Verlag, 2011. 175 Seiten, 19,99 €. Sichtschutz im Garten. Becker Joest Volk Verlag, 2011. 168 Seiten, 39,90 €. Ratgeber für die Praxis Nachfolge im Architekturbüro u Beim Bundesanzeiger Verlag ist gemeinsam mit dem Fraunhofer IRB Verlag in der Edition „Der Bausachverständige“ das Werk „Organisation der Nachfolge im Architektur- und Ingenieurbüro“ erschienen. Das Buch von Dietmar Goldammer behandelt praxisnah die Organisation der Unternehmensnachfolge speziell in Architektur- und Ingenieurbüros mit den damit verbundenen Problemstellungen. Bereits in der Inhaltsangabe werden die wesentlichen konkreten Fragen gestellt, die sich jeder Architekt und Ingenieur stellen wird, der Emschergenossenschaft, RVR, Observatorium (Hrsg.): „Warten auf den Fluss“. Klartext Verlag Essen. 80 Seiten m. v. Abb., 14,95 € Foto: Edda Gerusel PUBLIKATIONEN DABregional | 7_8/11 25