Information - Deliciel AG

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Information - Deliciel AG
Information
3 / 2012
Schweizerischer Verband der Backwaren- und Zuckerwaren-Industrie
Association suisse des industries de biscuits et de confiserie
Swiss Association of the Biscuits and Sugar confectionery Industries
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
In wenigen Tagen geht das erste
Quartal des noch jungen Jahres
2012 zu Ende. Was das Jahr 2012
den einzelnen Mitglied-Firmen von
BISCOSUISSE und der Schweizer
Backwaren- und Zuckerwarenindustrie insgesamt bringen wird,
hängt von verschiedenen Faktoren
ab. Entscheidend ist primär die Art
und Weise, wie in den Firmen gewirtschaftet wird. Daneben spielen die wirtschaftlichen Verhältnisse auf dem Inlandmarkt und in
den Ländern, in welche Schweizer
Backwaren und Zuckerwaren exportiert werden sowie die staatlichen Rahmenbedingungen eine
grosse Rolle. Angesichts der im
Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr
erzielten Umsatzeinbussen (- 4,8 %
bei den Backwaren und - 4,2 % bei
den Zuckerwaren) ist eine Trendwende erwünscht.
Wie die Firmenverantwortlichen
aufgrund ihrer Tätigkeit am besten
wissen, setzt der betriebswirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens eine marktfähige, durch
stetige Innovation à jour gehaltene
Produktepalette voraus, die hohen Qualitätsansprüchen gerecht
und möglichst wirtschaftlich produziert wird. Wenn es gelingt,
diese mit einem überzeugenden
Marketing-Mix an die Abnehmer
zu bringen, ist eine wichtige Voraussetzung zur Bewahrung der
Liquidität, zur Erzielung einer
angemessenen Rentabilität und
zur Sicherung des Fortbestandes
erfüllt. Klar ist, dass der erzielte
Erfolg zuweilen nicht nur von
kreativen, umsichtig und hart arbeitenden und entscheidenden
Köpfen sowie von motivierter
Teamarbeit abhängt, sondern auch
von etwas Glück. Die Innovationskraft unserer Mitglied-Firmen, die
man vor allen aufgrund von neu
lancierten Produkten erkennt, hat
mich aufgrund der neu kreierten
Produkte wie auch der hohen Kadenz, mit der sie auf den Markt kamen, in den vergangenen Wochen
und Monaten sehr beeindruckt.
Es ist zu hoffen, dass der Handel
den Effort der Firmen honoriert
und dass die neu in den Regalen
anzutreffenden Produkte sich bei
den Konsumentinnen und Konsumenten zunehmender Beliebtheit
erfreuen.
(BIP) von 0,8 % voraus. Positiv zum
prognostizierten Wert soll der
private Konsum im Inland beitragen. Da die Firmen der Schweizer
Nahrungsmittel-Industrie niederpreisige Konsumgüter verkaufen,
ist ungewiss, wie stark sie überhaupt von einem bescheiden anziehenden privaten Konsum profitieren. In Rechnung zu halten sind
in diesem Zusammenhang nämlich
insbesondere die Billigeinkäufe im
grenznahen Ausland, die in die Milliarden von Franken gehen. Auch
für die Exporte werden bessere
Zahlen vorangekündigt; dies allerdings mit dem ernüchternden
Hinweis, dass wenig Impulse aus
Europa zu erwarten sind. Der
harte Schweizer Franken bleibt
weiterhin ein Thema. Die Quelle
des Wachstums im Exportgeschäft
dürfte somit bei den aussereuropäischen Märkten liegen wie USA,
Kanada, China, Indien usw.
Zentral für den Erfolg der Schweizer Backwaren- und Zuckerwarenindustrie bzw. der Firmen ist
die Konjunktur auf dem Inlandmarkt und die wirtschaftliche
Befindlichkeit auf den relevanten
ausländischen Abnehmermärkten.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat dieser Tage
neue Prognosen veröffentlicht. Sie
sagen für das Jahr 2012 eine Zunahme des Brutto-Inlandprodukts
Neben betriebswirtschaftlichem
Know-how und der Konjunktur im
In- und Ausland spielen die staatlichen Rahmenbedingungen für das
wirtschaftliche Wohlergehen der
Schweizer Backwaren- und Zuckerwarenindustrie eine grosse
Rolle. Zu erwähnen sind der Rohstoffpreisausgleich nach „SchoggiGesetz“, mit dem Importprodukte
aus dem Ausland mit Zöllen auf
das Schweizer Agrarrohstoffpreis-
Zitat des Monats:
„Nichts geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht
auch nichts.“
(Walter Scheel, *1919, deutscher Politiker)
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niveau angehoben und verarbeitete Landwirtschaftsprodukte um
die Differenz zu den ausländischen
Agrarrohstoffpreisen vergünstigt
werden. Leider wird das korrekte
Funktionieren der Ausfuhrbeitragsseite des Preisausgleichssystems seit einigen Jahren wegen
Einsparungsübungen aus Finanzüberlegungen immer wieder in
Frage gestellt, obschon der Bund
mit Zolleinnahmen mehr einnimmt, als er für ungeschmälerte
Ausfuhrbeiträge
auszubezahlen
hätte.
Eine andere wichtige staatliche
Rahmenbedingung bezieht sich
auf die sogenannte Swissnessvorlage. Der Nationalrat hat am 15.
März 2012 erste Entscheidungen
getroffen, die in die richtige Richtung gehen. So hat er mit dem
Entscheid, die Swissnessvorgaben
für schwach und stark verarbeitete Lebensmittel zu differenzieren,
bestätigt, dass die Vorlage des
Bundesrates mit ihrer Kurzformel
„Swissness = Rohstoff“ zu kurz
greift. Ferner hat der Nationalrat
übertriebenen Rohstoffvorgaben
für stark verarbeitete Produkte
eine Absage erteilt und den entsprechenden Minderheitsantrag
seiner Kommission für Rechtsfragen abgelehnt. Es wird nun am
Ständerat liegen, die noch erforderlichen Korrekturen vorzunehmen. Das gesamtwirtschaftlich
Sinn machende Ziel der Swissnessvorlage muss sich daran orientieren, dass es der Wirtschaft insgesamt etwas bringt. Es geht nicht
an, die Vorlage für agrarpolitische
Ziele zu instrumentalisieren. Es
wird Zeit, dass das Parlament zur
Kenntnis nimmt, dass der Schutz
der einheimischen Konsumenten
vor Täuschung mit Lebensmitteln
durch die Lebensmittelgesetzgebung umfassend gewährleistet und
auch durchgesetzt wird. Vor allem
muss das Parlament akzeptieren,
dass Konsumentinnen und Konsumenten im Ausland eine andere Perzeption für Schweizer Pro-
dukte haben. Sie sind nicht primär
wegen der Herkunft der eingesetzten Rohstoffe, sondern wegen
ihrer Herstellung in der Schweiz,
dem Savoir faire und ihrer hohen
Qualität geschätzt.
Bei den staatlichen Rahmenbedingungen ist einiges im Fluss. Zu erwähnen sind auch die Totalrevision
des Lebensmittelgesetzes und der
Erlass eines Präventionsgesetzes.
BISCOSUISSE wird diese und weitere wirtschaftsrelevante Rechtsetzungsvorhaben verfolgen und
im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten auf gute, wirtschaftsverträgliche Lösungen Einfluss nehmen. Schön, wenn wir wiederum
auf Sie zählen dürfen!
Dr. Franz U. Schmid
Geschäftsführer
Bern, 29. März 2012
inhaltsverzeichnis
nahrungsmittelindustrie6
Einbruch beim Biskuit-Export
6
Lindt steigert die Marktanteile
6
«Die Preisaufschläge im Ausland reichten nicht aus»
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Gipfelstürmer8
Beim Lieferanten produzieren
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Sieg für den Goldhasen
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swissness11
Balanceakt um die Swissness
Nationalrat will Marke Schweiz besser schützen
Swissness: Alle hoffen auf den Ständerat
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detailhandel14
Wenn es in der Schweiz zu eng wird
Lidl Schweiz expandiert langsam
With a Lidl Help
Einkaufsparadies Deutschland
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Der Detailhändler Volg abseits des Branchentrends
«Wir werden 160 Millionen Franken investieren»
Detailhändler machen Dampf
Migros büsst für Preissenkungen mit geringeren Margen
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rohstoffe 21
Abnehmer für hunderttausend Bauern
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lebensmittelsicherheit23
Zehn Jahre Acrylamid in Lebensmitteln – Erfolgreiche Bekämpfung einer widerspenstigen
Prozesskontaminante23
ernährung und übergewicht
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lebensmittelrecht ch
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lebensmittelrecht eu
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menschen und karrieren
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«Wir sind gegenüber der Industrie nicht eingeknickt»
Foodwatch verärgert Industrie
Gross im Bild, winzig im Inhalt
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Natürlichkeit neu definiert
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Chefsessel29
Broggini wird Migros-Präsident
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verschiedenes30
Parlament stoppt Verhandlungen mit der EU
Ferieninitiative war chancenlos
Für Facebook & Co. brauchts einen Plan
Waffeln statt Waffen
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auszug aus dem handelsregister
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messen und veranstaltungen
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weiterbildung / seminare
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tauwetter auf dem finanzplatz...
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bezugsquellenregister40
impressum
BISCOSUISSE-INFORMATION
Offizielles Organ von
BISCOSUISSE, Schweizerischer
Verband der Backwaren- und
Zuckerwaren-Industrie
Münzgraben 6, 3000 Bern 7
Telefon 031 310 09 90
Telefax 031 310 09 99
[email protected]
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Erscheinungshäufigkeit:
10 Ausgaben im Jahr
Redaktion: Sevan Nalbandian,
lic. rer. soc. / Monika Baumann
Titelfotos: Alain Bucher, Bern
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nahrungsmittelindustrie
Einbruch beim Biskuit-Export
Für 2011 hatten sich die Schweizer
Hersteller von Dauerbackwaren
(Biskuits und Salzgebäck) vorgenommen, die Exportaktivitäten
auszubauen. Daraus ist nichts geworden. Wie aus einer Mitteilung
des Branchenverbands Biscosuisse
hervorgeht, ist der Gesamtumsatz um 5%, der mit Ausfuhren
erzielte Erlös um nicht weniger als
12% zurückgegangen. Dabei stellte die Währung den wichtigsten
Belastungsfaktor dar. Aber auch
volumenmässig musste die Bran-
che beim Export einen Rückgang
hinnehmen, und zwar um 2% auf
15‘165 (i.V. 16‘540) t. Wie ein Blick
auf regionale Aktivitäten zeigt,
waren schwerwiegende Einbussen
in den wichtigen Märkten Frankreichs (-9%) und Tschechiens
(-41%) zu verzeichnen. In Deutschland und Österreich, zwei der
wichtigsten Absatzmärkte, stiegen
die Ausfuhren dagegen um 17%
beziehungsweise 21%. Die Menge der eingeführten Waren nahm
2011 ebenfalls ab, jedoch nur ge-
ringfügig. Der Marktanteil der im
Inland hergestellten Produkte verminderte sich auf 59,2 (59,7)%.
(NZZ, 1.3.2012)
Lindt steigert die Marktanteile
Schrittweise Vorbereitung auf den Eintritt in Schwellenländer-Märkte
Lindt & Sprüngli erzielt zwar
knapp 90% des Umsatzes in den
reifen, stagnierenden Märkten
Westeuropas und Nordamerikas.
Dem Wachstum des Schokoladen-Konzerns scheint dies jedoch
keinen Abbruch zu tun. Nach
einem (währungsbereinigten) organischen Plus von 7,3% im Jahr
2010 belief sich die Rate 2011 auf
6%. Lindt erntet damit die Früchte
einer unbeirrt verfolgten Premiumstrategie, die auf Qualität setzt,
den Discount konsequent meidet,
die Preise erhöht - und dank diesem «elitären» Ansatz kontinuierlich Marktanteile hinzugewinnt.
erhöht. Dieser Input-Verteuerung
ist mit Sparmassnahmen in anderen Bereichen begegnet worden,
Nicht nur die Stagnation am Absatzmarkt stellt für das Unternehmen eine Herausforderung dar,
sondern auch der stetige Anstieg
der Rohstoffkosten; zwischen
2007 und 2011 hat sich die am
Umsatz gemessene Materialkosten-Quote von 33,2% auf 35,9%
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
einer Senkung des Personal-Kostensatzes auf 21,7 (2007: 22,9)%
oder des Betriebs-Kostensatzes
auf 25,9 (27,3)%. Diese Efforts erklären auch die positive Entwicklung der Ebit-Marge, die mit einer
Avance um 0,6 Prozentpunkte das
vom Unternehmen gesteckte Ziel
einer Steigerung von 0,2 bis 0,4
Punkten mühelos übertraf.
Auch wenn der Konzern bewiesen hat, dass ihn Flauten an den
Absatzmärkten nicht vom Wachstumskurs abbringen, hält er doch
Ausschau nach Regionen, die mehr
Dynamik versprechen. Die «Beschleunigung der geografischen
Expansion» ist zu einem immer
wichtigeren strategischen Richtpunkt geworden, ohne jedoch den
Erlös allzu stark bewegt zu haben;
der Umsatzanteil der «neuen Märkte», der Schwellenländer, hat sich
2011 lediglich auf 5,7 (i. V. 5,1)%
erhöht. Wie das Management al-
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lerdings erklärt, ist Tempo kein
vorrangiges Ziel. In den aufstrebenden Regionen wird sich Lindt
- genauso wie in den reifen Märkten - im Premiumsegment positionieren, was bedeutet, dass vor
dem Auftritt Qualität und Logistik
sichergestellt sein müssen. Das
braucht Zeit. Lindt-Schokolade
beispielsweise bedarf, da sie leichter schmilzt als stärker zuckerhal-
tige billige Produkte, einer Lieferkette, die Temperaturen zwischen
16 und 18 Grad gewährleistet, eine
Bedingung, die viele Schwellenländer vor Probleme stellt.
Eine weitere strategische Initiative sieht den Aufbau einer
Retail-Struktur vor. In diesem
Zusammenhang
testet
Lindt
vier Laden-Konzepte, eines, die
«Boutique du Chocolat», ist am
Flughafen Zürich in Betrieb. Die
neue Vertriebsstruktur ist in der
Abteilung International Retail zusammengefasst, die 2011 einen
Umsatz von 150 Mio. bis 160 Mio.
Fr. erzielt hat und 2012 eine Erhöhung auf 180 Mio. bis 200 Mio. Fr.
anstrebt, also zweistellig wachsen
will.
(NZZ, 3.2.2012)
«Die Preisaufschläge im Ausland reichten nicht aus»
Kambly-Chef Hans-Martin Wahlen sah keine Alternative zur Zusammenlegung
der Fabriken im emmentalischen Trubschachen.
Das Familienunternehmen Kambly
schliesst im Juni 2013 sein Werk in
Lyss und konzentriert die gesamte
Produktion in Trubschachen. Das
Biskuitunternehmen
begründet
diesen Schritt mit dem starken
Franken. Als vergangenen August
der Franken zum Euro Parität erreicht hatte, stand für den Firmenchef Hans-Martin Wahlen fest,
dass «wir tiefgreifendere Massnahmen angehen müssen, sonst schaffen wir das nicht». Verschiedene
Szenarien seien in den folgenden
Monaten diskutiert worden. Denn
Kambly exportiert das Gebäck
und die Biskuits in über 50 Länder.
Die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet das Emmentaler Traditionsunternehmen im Ausland – allein im Euroraum sind es fast 40
Prozent.
«Sehr tiefe Gewinnmargen»
In den vergangenen Jahren sei dem
Unternehmen ein Umsatz von 15
Mio. Franken durch den starken
Franken entgangen, sagt Wahlen.
Zwar sei der Umsatz gerechnet in
Euro gestiegen, aber umgerechnet
in Franken «blieb er auf jährlich 165
Mio. Franken stabil». Gleichzeitig
seien die Kosten für die Rohma-
terialien gestiegen. Deshalb habe
der Druck auf die bereits «sehr
tiefen Gewinnmargen» zugenommen, sagt der Firmenchef. «Die
bisherigen Massnahmen reichten
nicht aus, um die Margenlücke zu
decken.»
So erhöhte Kambly beispielsweise in den vergangenen Jahren die
Preise der bereits im Premiumsegment angesiedelten Biskuits im
Ausland «teilweise sogar mehrmals in einem Jahr». Mit Schweizer
Lieferanten – viele aus der Region
– teile man sich die Währungsrisiken, aber da gebe es auch Grenzen, sagt Wahlen. Finanzinstrumente zur Währungsabsicherung
habe man nicht eingesetzt.
Die 71 in Lyss beschäftigten Personen will Kambly in Trubschachen
weiterbeschäftigen. Der Transfer
von Arbeitsplätzen, Maschinen
und Einrichtungen beginne Anfang
2013. Ziel sei es, bis Mitte 2013
die Standortkonzentration abzuschliessen. Im Emmentaler Dorf
arbeiten bereits 370 Mitarbeiter.
In den ersten zwei Jahren vergütet Kambly den Mitarbeitern aus
Lyss den zeitlichen und finanziellen
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Mehraufwand des rund 50-minütigen Reiseweges und organisiert
den Transport in Fahrgemeinschaften oder per Shuttle-Bus.
Auf einem Rundgang durch das
Werk gestern in Lyss stellte Wahlen fest, dass sich viele Mitarbeitende flexibel zeigten bezüglich
Arbeitsort. Aber er habe auch kritische Stimmen gehört. Ein Umzug
sei für manche Mitarbeiter wegen
Wohneigentums oder Kindern, die
in die Schule gingen, ein Problem.
Eine Produktivitätssteigerung will
das Unternehmen nicht nur durch
die Konzentration auf ein Werk
erreichen, sondern auch durch einen Ausbau der Anlagen. Im Oktober reichte Kambly das Baugesuch ein für die Verlängerung der
Fabrik um 15 Meter – dies über
drei Stockwerke. Vergangene Woche begannen die Bauarbeiten in
Trubschachen.
Von sieben Backstrassen soll eine
verlängert und durch einen neuen
Verpackungsroboter modernisiert
werden. Diesen Ausbau beschloss
das Unternehmen laut Wahlen
bereits im Jahr 2010. «Wenn das
Band länger ist, können wir in Zu-
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kunft mit höherem Tempo arbeiten und so in gleicher Zeit grössere Mengen verarbeiten». Die
ausgebaute
Produktionsstrasse
soll Ende Jahr in Betrieb gehen.
Dass zusätzlich zwei Backstrassen mit dem Gebäudeausbau integriert würden – nämlich jene aus
Lyss –, entschied Kambly definitiv
erst im Februar 2012. Dafür brauche es kein neues Baugesuch. Wie
die Fabrik die Anlagen innerhalb
des Gebäudes anlege, sei Sache
der Firma, so Wahlen.
In Lyss geht Tradition zu Ende
Mit der Schliessung des Lysser
Werks geht dort eine lange Feinbäckertradition zu Ende. Seit 1894
werden in Lyss Güezi hergestellt.
Denn die Seeländer Produktionsstätte von Kambly geht auf die
Traditionsfirma Arni zurück, welche Kambly 1999 von Coop übernahm. Auch die Biskuits, die Coop
unter eigener Marke verkauft,
werden in Lyss hergestellt.
Für das Gelände in Lyss führt
Kambly Verhandlungen mit einem
Investor, der daran interessiert ist,
dort Wohnungen zu erstellen.
(Der Bund, 14.3.2012)
Gipfelstürmer
Aryzta: Der Backwarenkonzern expandiert und expandiert. Davon profitiert
dank ausgeklügelten Bonusmodellen speziell das Management.
Selbstbewusst und forsch trat
Owen Killian am 12. März vor die
Investoren. «So war er schon immer», berichtet ein Analyst. Und
wie früher lautete auch jetzt die
Botschaft des Aryzta-Chefs: Wir
sind erneut gewachsen. Alles sieht
bestens aus.
Tatsächlich hat der schweizerischirische Backwarenkonzern in den
sechs Monaten zwischen Anfang
August und Ende Januar 2012 mehr
Gipfeli, Donuts und Tiefkühlprodukte verkauft. Doch wie meistens
in den letzten Jahren schaffte man
das Plus vor allem durch Übernahmen. Diesmal steckte das Management 100 Millionen in zugekaufte
Firmen in Grossbritannien, Taiwan
und Singapur.
Doch, ohne Zukäufe verbuchte
der Konzern mit schien rund
12‘000 Mitarbeitenden beispielsweise in Europa gar ein Umsatzminus. Ein Manager klagt denn
auch, die Konzernspitze um Killian
investiere zu wenig in die organische Entwicklung des Geschäfts.
Gerade bei der Schweizer Traditionstochter Hiestand, die vor vier
Jahren übernommen wurde, gebe
es Entwicklungspotenzial. Stattdessen kaufe man lieber in aller
Welt Firmen dazu – in klassisch
angelsächsischer Tradition oftmals
auf Kredit.
Seit der Ire Killian das Sagen hat,
explodiert der Umsatz – auf inzwischen 3,9 Milliarden Euro. In vier
Jahren wurde der Konzern um die
Hälfte grösser. Von der Entwicklung profitierte die Aryztna-Spitze
mit Millionen Boni. Ihr LangzeitAktienprogramm für die Periode
August 2008 bis Juli 2011 war an
den Gewinn pro Aktie geknüpft.
Mindestens 10 Prozent musste er
zulegen, damit die Manager den
Bonus in Form von Aktien bekamen. Der Anreiz, noch besser zu
sein, war gross: Erreichte die Geschäftsleitung gar ein Plus von 15
Prozent, verdreifachte sich der
Zustupf. Unter 10 Prozent gingen
sie leer aus.
Kosten bleiben ausgeklammert
So weit kam es nicht. Die Maximalvorgabe von 15 Prozent wurde
dank einem fulminanten Schlussspurt im Geschäftsjahr 2011 knapp
erfüllt. Die Manager erhielten zu-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
sammen rund 36 Millionen Franken in Aktien. Möglich wurde der
Geldregen dank einer bestimmten
Berechnung des Gewinns pro Aktie (EPS, earnings per share). Als
Kriterium zur Bonusausschüttung
kam das sogenannte „fully diluted
EPS“ zur Anwendung. Es klammert
alle Sonderfaktoren von Übernahmen wie Goodwill-Aufwertungen,
aber auch Restrukturierungskosten und Einmalabschreiber aus.
«Diese Methode ist die International anerkannte Rechnungslegungspraxis und ist von der Fondsmanagement-Industrie anerkannt»,
sagt Aryzta-Mediensprecher Paul
Meade. Zudem sei sie weit verbreitet.
Aryzta schreibt den Investoren
im Geschäftsbereich, die Bonusmethode solle den Aktionären
«signifikanten Wert» liefern. Das
sieht der Konzern nun erreicht.
Schliesslich habe das Gewinnwachstum pro Aktie 15 Prozent
betragen, wogegen die Verwässerung wegen der neuen Aktien fürs
Management maximal 2,62 Prozent betragen könne. Der Aktienkurs freilich liegt heute deutlich
tiefer als 2008.
8
Was den Aktionären und dem
Unternehmen mit Holdingsitz
in Zürich Ende Jahr wirklich zur
Verfügung steht, sind aber die
Reingewinne, bei denen alle Sonderkosten etwa aus Übernahmen
eingerechnet sind. Zieht man diese Grösse zur Berechnung des Gewinns pro Aktie herbei, führt das
zur Ernüchterung. Das Wachstum
über die letzten drei Jahre beträgt
dann im Durchschnitt nur rund 6
Prozent. Die Manager hätten auf
dieser Grundlage keine einzige Aktie erhalten. In Tat und Wahrheit
aber ging ein substanzieller Teil
der Gewinnzunahme direkt auf
das Konto der Manager.
auch im Verwaltungsrat sitzen.
Den Firmenzukäufe erhöhen naturgemäss die Einnahmen. Wenn
die Kosten für Integration, Firmenschliessungen und Entlassungen
gleichzeitig nicht eingerechnet
werden müssen, so steigert jede
fremdfinanzierte Übernahme den
bonusrelevanten Gewinn, das „fully diluted EPS“. Gregor Greber
vom Vermögensverwalter zCapital sagt, die Wachstums-Strategie
durch fremdfinanzierte Übernahmen führe zu deutlich mehr Gewinn pro Aktie, aber auch zu mehr
Schulden. Dadurch erhöhe sich
auch das finanzielle Risiko für den
Konzern.
Das Entlöhnungsmodell von Aryzta könne auch Einfluss auf die Strategiewahl von Konzernlenker Killian auf seinen Finanzchef Patrick
McEniff haben, die beide zugleich
Weniger Risiko für Aktionäre
Aryzta weist jeden Zusammenhang zwischen Strategieentscheidung und Bonusplänen zurück.
„Die Übernahmen waren nötig
um neue Kunden zu gewinnen und
neue Vertriebskanäle zu erschliessen+, sagt Sprecher Maede. »Wir
waren 2004 in Europa zu stark abhängig von unabhängigen Convenience-Läden.» Diese hätten in der
Rezession weit mehr gelitten als
grosse Detailhandelsgeschäfte und
globale Ketten. Dank den Übernahmen sei Aryzta nun breiter diversifiziert und habe so das Risiko
gerade für die Aktionäre gesenkt.
Die Verschuldungsquote sei nach
wie vor konservativ.
In Zukunft will der Konzern
aber nun stärker auf organisches
Wachstum setzen. Übernahmen
werden allerdings nicht ausgeschlossen. Das nächste dreijährige Langzeit-Bonus-Programm ist
leicht modifiziert bereits angelaufen.
(Handels Zeitung, 15.3.2012)
Beim Lieferanten produzieren
Seit Kurzem produziert der TK-Backwarenhersteller Deliciel für HUG AG Tiefkühl-Chäschüechli und -Pizzen. Dafür transferierte man Produktionsanlagen von
Malters nach Birmenstorf – ein Wagnis?
Im Jahr 1913 hatte HUG neue
Produktionsräume im Luzerner
Vorort Malters bezogen, die Zwiebacki. Nach fast 100 Jahren verliess sie dieses zu klein gewordene
Gebäude im Dorfzentrum. Verwaltung und Biscuit-Produktion
zog 2007 ins neue Minergiehaus
in der Gewerbezone von Malters.
Für die Tiefkühllinie der HalbbackTK-Chäschüechli und -Pizzen hätte man ein neues Gebäude bauen
müssen. «Es besteht aber in der
Schweiz genügend Infrastruktur
für TK-Produktionen- und -Lager,
welche nicht ausgelastet ist», erklärt Andreas Hug, Vorsitzender
der Geschäftsleitung von HUG.
Die Lösung fand sich beim TKKonditoreiwarenhersteller Deliciel in Birmenstorf AG, welcher
bereits TK-Dessertschnitten für
HUG produziert. Man transferierte daher die Tiefkühlanlage
in die von Deliciel für 2 Millionen
Franken umgestalteten Räume auf
einer Fläche 750m2 . Die Anlagen
wurden bei der Reinstallation revidiert. «Deliciel hatte freie TK-Produktionsflächen und ein TK-Lager
mit 2000 Palettenplätzen», so
Hug. «Da dieser Raum ursprünglich für eine Glacéproduktion angedacht war, hat er ideale Voraussetzungen für eine einwandfreie
TK-Produktion». Deliciel besitzt
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
als ehemaliger Mövenpick-Produzent langjährige Erfahrung in der
Herstellung von TK-Produkten.
Keine Qualitätsabweichung
Ein Ziel dieses nicht alltäglichen
Umzuges war, die HUG-Qualität zu produzieren. Deliciel-Geschäftsleiter Hanspeter Oppliger
ist überzeugt, dass dies gelang, da
neben den HUG-Rezepten drei
langjährige
HUG-Facharbeiter
übernommen werden konnten.
Zusätzlich wurden die DelicielMitarbeiter vorgängig in Malters
durch HUG geschult. Die Rohstoffe kauft Deliciel gemäss den
HUG-Spezifikationen in Eigenre-
9
gie weitgehend bei den gleichen
Lieferanten weiter ein. So sind die
Voraussetzungen ideal, um eine
identische Qualität zu erreichen
und logistische Probleme zu vermeiden.
Bei den Softfaktoren bedeuten Kooperationen hingegen nebst Chancen immer auch Herausforderungen. Beide Firmen profitieren
zwar von Synergien bei Produktions- und Markt-Know-how. Die
Entwicklungsabteilung von HUG
hat viel Erfahrung mit salzigen TKProdukten, Deliciel dagegen mit
Desserts. Bereits wurden erste
gemeinsame Projekte lanciert.
Deliciel kann auf den ehemaligen
HUG-Anlagen auch eigene neue
Produkte entwickeln und fertigen.
Aber am Markt sind die Firmen in
gewissen Segmenten nach wie vor
Konkurrenten. «Der Know-howAustausch zwischen den beiden
Entwicklungsabteilungen
erfordert ein hohes gegenseitiges Vertrauen», meint Hug.
(alimenta, 20.3.2012)
Sieg für den Goldhasen
LINDT & SPRÜNGLI: Kurz vor Ostern hat der Schokoladeproduzent Lindt &
Sprüngli den jahrelangen Goldhasenstreit in Österreich gewonnen.
Das Oberlandsgericht in Wien, die
höchste Instanz, entschied, dass
der «Prachthase» eines Konkurrenten die Markenrechte der Zürcher verletzt. In Goldfolie gehüllte
Osterhasen mit roter Schleife
samt Glöckchen gibt es damit in
Österreich künftig nur noch aus
dem Haus des Kilchberger «Maître Chocolatier seit 1845».
Der österreichische Konkurrenzhoppler «Prachthase» der
Konfiserie Hauswirth steckte
ebenfalls in goldener Folie und trug
eine rot-weisse Krawatte. Wie das
Schweizer Unternehmen fertigte der Burgenländer Familienbetrieb das Schokoladetier seit Jahrzehnten. Nach Ansicht von Lindt
& Sprüngli war der Austria-Hase
aber abgekupfert und verletzte
Markenrechte. Damit erhielten
die Kilchberger nun vor höchster
Instanz recht, wie durch die österreichische Zeitung «Wirtschaftsblatt» gestern bekannt wurde.
Der Goldhasenstreit beschäftigte
seit 2004 etliche Gerichte. Vor
Weihnachten 2011 befand das
Oberlandesgericht bereits, beim
Hauswirth-Hasen bestehe Verwechslungsgefahr, und verbot dessen Produktion und Vertrieb. Bei
Lindt & Sprüngli hiess es gestern,
die Firma sei «nicht bestrebt,
Hauswirth zu vernichten, will aber
keine Plagiate am Markt».
Die Konfiserie Hauswirth zeigte
sich vom Urteil konsterniert. Geschäftsführer Roman Hauswirth
sprach gegenüber der österreichi-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
schen Nachrichtenagentur APA
von einem «Worst-Case-Szenario». Hauswirth werde das Urteil
respektieren und Vorschläge für
ein neues Erscheinungsbild des
Hasen machen. Er hoffe, dass es
von der Gegenseite «vielleicht
auch ein Entgegenkommen gibt».
2013 könnte somit bereits ein neu
gestalteter «Prachthase» in den
Regalen stehen. Auf die österreichische Firma kommen Verfahrenskosten von 56 000 Euro zu, wie
das «Wirtschaftsblatt» berichtete.
Für Lindt & Sprüngli ist der Goldhase mit der roten Schleife eines
der wichtigsten Produkte. Hergestellt wird er in Deutschland. Auch
dort hat sich das Unternehmen
gegen Konkurrenz gewehrt, allerdings bisher mit weniger Erfolg.
(Berner Zeitung, 27.3.2012)
10
swissness
Balanceakt um die Swissness
Erste Runde im Nationalrat endet mit leichten Vorteilen für die Bauern und den Uhrenverband
In der Debatte darüber, wann
sich ein Produkt mit dem Schweizerkreuz schmücken darf, geht es
um handfeste Interessen verschiedener Lager. Die Lebensmittelhersteller und die exportierende Industrie konnten sich vorerst nicht
(ganz) durchsetzen.
Die Swissness-Vorlage hat es in
sich. Wer sie verstehen will, muss
sich mit Prozentzahlen zu Rohstoffen, Selbstversorgungsgrad und
Herstellungskosten auseinandersetzen. Sie bestimmen, wie viele
Prozent Schweiz in einem Schweizer Produkt stecken müssen, damit
das wertvolle Kreuzchen auf dem
Fondue-Caquelon, der Uhr und
der Schoggi prangen darf. Das Ziel,
die Marke Schweiz gegen Missbrauch und vor Trittbrettfahrern
zu schützen, verfolgen alle Parteien
und auch die betroffenen Branchen. Doch bei der Ausgestaltung
der Revision des Markenschutzgesetzes (das Wappenschutzgesetz
ist unbestritten) muss der Weg
zum Kompromiss noch gefunden
werden.
Die 60-/80-Prozent-Regel
Der Nationalrat hat nach seinem
Eintreten auf die Vorlage in der
Debatte vom Donnerstag immerhin einen Wegweiser aufgestellt:
Er folgt seiner Rechtskommission
und will bei Lebensmitteln zwischen stark und schwach verarbeiteten unterscheiden. Für erstere
sollen 60 Prozent, für letztere 80
Prozent des Rohstoffgewichts gelten. Damit konnte die Lebensmittelindustrie den errungenen Kompromiss der Kommission in den
Ständerat retten.
Doch folgenreich ist der überraschend angenommene Antrag von
Guy Parmelin (svp., Wallis), einen
ganzen Absatz zur Berechnung
des Rohstoffgewichts zu streichen.
Der Bauernverband ist darüber
erfreut, die Lebensmittelbranche
weniger. Konkret würde die Streichung bedeuten, dass Rohstoffe,
die zwar in der Schweiz produziert
werden, aber bei einem sehr geringen Selbstversorgungsgrad, bei den
60 Prozent des Rohstoffgewichts
eingerechnet werden müssten.
Beispielsweise müssten Spargeln
für Beutelsuppen ausschliesslich aus der Schweiz stammen;
der Selbstversorgungsgrad der
Schweiz bei Spargeln beträgt aber
nur rund 4 Prozent. Gleiches gilt
für verarbeitete Produkte mit Erdbeeren, Kiwis, Nüssen oder Honig,
die die Schweiz in geringen Mengen
produziert. Schweizer Produkte
wie Guetsli oder Marmeladen bestehen aber zur Hauptsache aus
solchen Inhaltsstoffen, weshalb auf
ausländische Rohstoffe zurückgegriffen werden müsste - und das
Schweizerkreuz fiele weg.
Diese Tatsache ist für die Justizministerin und ehemalige Konsu-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
mentenschützerin Simonetta Sommaruga ein Problem, wie sie am
Rande der Debatte sagte. Noch
steht jedoch die Diskussion im
Ständerat bevor. Dass der Ständerat noch eine weitere Scharte
auswetzen soll, die SVP-Präsident
Toni Brunner in die Vorlage schlug,
hofft auch Kurt Fluri (fdp., Solothurn), der Präsident der nationalrätlichen Rechtskommission. Für
ihn ist der angenommene Antrag,
dass bei schwach verarbeiteten
Produkten die Milch zu 100 Prozent aus der Schweiz stammen soll,
ein «Ausrutscher» zugunsten der
Landwirtschaft.
Am schlimmsten erwischt hat es
die exportierende Industrie. Auf
die von Peter Spuhler (svp., Thurgau) vehement verteidigte Forderung, dass nur 50 statt 60 Prozent
der Herstellungskosten eines industriellen Produkts in der Schweiz
anfallen sollten, ging der Rat knapp,
mit 96 zu 84 Stimmen, nicht ein.
Der Verband der Schweizerischen
Uhrenindustrie und Swissmem
konnten in dieser ersten Runde
somit einen Vorteil erzielen.
Spannende zweite Runde
Das Geschäft geht nun in den Ständerat. Die zweite Runde dürfte
spannend werden. Es obliegt nun
der «chambre de réflexion», die
Brancheninteressen nochmals subtil auszubalancieren.
(NZZ, 16.3.2012)
11
Nationalrat will Marke Schweiz besser schützen
Die grosse Parlamentskammer will aber weniger strenge Auflagen für das Qualitätslabel «Swiss made» als der Bundesrat.
Bis zu 20 Prozent ist der Konsument laut Studien bereit, mehr
zu bezahlen, wenn das Landeswappen auf der Produktverpackung angebracht ist. Allein für die
Schokoladen-, Uhren-, Schmuckund Maschinenindustrie wird der
Mehrwert der Swissness auf 5,8
Milliarden Franken geschätzt. Doch
trotz dieser enormen wirtschaftlichen Bedeutung besteht heute
kein wirksamer, gesetzlich verankerter Schutz der Marke Schweiz
– damit riskiert der Bund, dass
deren Reputation und Wert durch
Trittbrettfahrer in Mitleidenschaft
gezogen wird. Ungestraft kann
heute etwa der österreichische
Wäschehersteller Hanro seine
Textilien unter dem Label «Hanro of Switzerland» verkaufen. Und
Emmi verkauft in den USA «Swiss
Yogurt», ohne dass sich darin ein
Tropfen Schweizer Milch findet. Es
stand daher viel auf dem Spiel, als
der Nationalrat gestern als Erstrat die Swissness-Vorlage beriet,
welche die Revision des Markenschutz- wie auch des Wappengesetzes beinhaltet. Bei den Lebensmitteln – sie standen im Zentrum
der Debatte – hat sich der Nationalrat nun mit 101 zu 68 Stimmen
für eine industriefreundliche Variante ausgesprochen: Für schwach
verarbeitete Nahrungsmittel wie
Joghurt müssen künftig 80 Prozent
der Rohstoffe aus der Schweiz
stammen. Eine Ausnahmeregelung
traf der Nationalrat für Milchprodukte: Für diese muss zu 100 Prozent Milch einheimischer Produktion verwendet werden, um die
Schweizer Herkunftsbezeichnung
tragen zu dürfen.
«Ein Flickenteppich»
Für stark verarbeitete Produkte
wie Biskuits oder Schokolade
sollte der Rohstoff-Gewichtsanteil
bloss 60 Prozent betragen. Davon ausgenommen sind Rohstoff
e, die es in der Schweiz nicht in
genügendem Masse gibt (wie Kakao) oder nur temporär verfügbar
sind (wie Kirschen). Als zweites
Kriterium müssen 60 Prozent
der Herstellungskosten in der
Schweiz anfallen. Bei den Industrieprodukten haben fortan mindestens 60 Prozent der Fertigung
in der Schweiz stattzufinden. Der
Nationalrat hat hier die Vorlage
des Bundesrates deutlich abgeschwächt: Diese hatte vorgesehen,
dass bei allen Lebensmitteln mindestens 80 Prozent der Rohstoffe
aus der Schweiz stammen müssen.
Vollauf zufrieden zeigte sich nach
der Swissness-Debatte keine der
einzelnen Interessengruppen – angesichts der stark divergierenden
Interessen war das auch nicht zu
erwarten.
Konsumentenschützerin Sara Stalder kritisierte, die
Vorlage sei durch den Nationalrat
weiter verkompliziert worden. Sie
hoff t nun, dass der Ständerat «den
Flickenteppich» korrigiert. Franz
U. Schmid vom Dachverband der
Nahrungsmittelindustrie bewertet
das Resultat der gestrigen Debatte als «in eine vernünftige Richtung
weisend». Er übt allerdings Kritik
an der Ausnahmeregelung für
Milchprodukte. Der Bauernverband (SBV) seinerseits bezeichnet
das Resultat als «widersprüchlich». Er will sich dafür engagieren,
dass der Ständerat, an welchen die
Vorlage in der nächsten Session
geht, auch für stark verarbeitete Produkte einen Rohstoffanteil
von 80 Prozent erhöht. Da es sich
hierbei um ein existenziell wichtiges Thema handle, behält sich
der SBV weiterhin vor, auch eine
Volksinitiative zu lancieren.
Für schwach verarbeitete Nahrungsmittel wie Joghurt müssen
künftig 80 Prozent der Rohstoffe
aus der Schweiz stammen, für Biskuits und Schokolade 60 Prozent.
(Der Bund, 16.3.2012)
Swissness: Alle hoffen auf den Ständerat
In der Swissness-Debatte hat sich der Nationalrat in weiten Teilen dem Kompromiss aus seiner Rechtskommission angeschlossen. Einzelne Verschärfungen für
die Industrie werden im Ständerat noch zu reden geben.
«Wo Schweiz drauf steht, soll
Schweiz drin sein.» Die inzwischen
abgedroschenste aller Phrasen
zum Thema Swissness fiel auch in
der Debatte zum Markenschutzgesetz vom 15. März ein paar
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Mal. Auch die Baselländer Grüne
Maya Graf benützte die Phrase,
um für die ursprüngliche Form der
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Swissness-Vorlage zu werben, wie
sie der Bundesrat vorschlug und
wie sie auch dem Schweizerischen
Bauernverband am besten gefallen hätte. «Die Konsumentinnen
und Konsumenten erwarten bei
Lebensmitteln, dass die Rohstoffe eines Schweizer Produktes
grösstenteils aus der Schweiz
stammen.» Deshalb müssten
Schweizer Produkte, unabhängig vom Verarbeitungsgrad, 80%
Schweizer Rohstoffe enthalten.
Doch es gab bei den Grünen auch
andere Meinungen, etwa diejenige des Berner Grünen Alec von
Graffenried: «Mir ist es nicht so
wichtig, woher das Mehl in einem
Appenzeller Biber kommt.» Es
gehe allenfalls darum, dass dieser
nach traditionellem Rezept hergestellt worden sei. Deshalb plädiere
er für den Kompromiss der Kommissionsmehrheit mit 60% Rohstoffanteil für stark verarbeitete
Produkte wie eben Appenzeller
Biber. Die SP setzte sich geschlossen für möglichst hohe Schweizer
Rohstoffanteile ein: «Eigentlich
müssten wir 100% verlangen, denn
mit den Ausnahmebestimmungen
könnten wir perfekt mit 100% arbeiten», sagte Daniel Jositsch (SP/
ZH). 80% sei der Kompromiss und
gleichzeitig die «rote Linie», bei
der man ansetzen müsse – «alles
andere ist eine Verwässerung».
erwarten Konsumentinnen und
Konsumenten einen hohen Rohstoffanteil. Da wollen wir als
Produzenten von Lebensmitteln
glaubwürdig sein, und da möchten
wir keine Halbheiten.»
Doch in der SVP waren lange nicht
alle dieser Meinung, und letztlich
hatte auch der Nationalrat dafür
kein Gehör. Insgesamt wurde der
Mehrheitsvorschlag mit 110 Stimmen angenommen, der Antrag
von Maya Graf erhielt nur 78 Stimmen. Damit war der Grundsatz
beschlossen, dass für stark verarbeitete Produkte, die mit dem
Schweizer Kreuz gekennzeichnet
werden sollen, 60% Schweizer
Rohstoffanteil und 60% Schweizer
Herstellungskosten gelten sollen.
Vom Nationalrat angenommen
wurden schliesslich nur der Einzelantrag Brunner und – überraschend – der Einzelantrag Parmelin. Letzteren hatte Bundesrätin
Sommaruga vergeblich zur Ablehnung empfohlen: «Wenn Sie den
Einzelantrag Parmelin annehmen,
müssten selbst Kiwis voll angerechnet werden, obwohl nur ein
kleiner Anteil in der Schweiz produziert wird und der allergrösste
Anteil aus dem Ausland stammt.»
Auf der Linie der Industrie
Die Vertreter der Mitteparteien
plädierten mehrheitlich für den
Vorschlag der Kommissionsmehrheit. Bei der SVP konzentrierten
sich die meisten Redner auf die industriellen Produkte, wo ebenfalls
umstritten war, ob 50% oder 60%
der Wertschöpfung in der Schweiz
erfolgen solle. Der Berner Landwirt und SVP-Mann Andreas Aebi
plädierte für die Minderheitsforderung nach 80% Rohstoffen. «Selbst
bei hochverarbeiteten Produkten
100% Schweizer Milch verlangt
Mit einer ganzen Reihe von Einzelanträgen versuchten unterschiedliche Interessengruppen die Vorlage in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Alois Gmür (CVP/SZ) verlangte
Erleichterungen für die Gastronomie, Bruno Pezzatti (FDP/ZG),
der Direktor des Obstverbandes,
eine stärkere Berücksichtigung
von Schweizer Früchten. SVPPräsident Toni Brunner verlangte
100% Schweizer Rohstoffanteil für
Streit um Prozente
Nicht durchgekommen ist die
Lebensmittelindustrie mit dem
Vorschlag, 60% Gewichtsvorgabe
nur für Schweizer Rohstoffe einzuführen, bei denen ein Selbstversorgungsgrad von 60% oder mehr
besteht (siehe alimenta 05/2012).
Dieser wurde als Einzelanträge
von Ruedi Noser (FDP/ZH) und
von Karl Vogler (CSP/OW) eingebracht – und scharf kritisiert.
FDP-Fraktionschefin Gabi Huber
stütze sich in ihrer Argumentation
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Milchprodukte und Guy Parmelin
(SVP/VD) forderte als zusätzliche
Verschärfung für die Lebensmittelindustrie, dass die Ausnahmeregelungen bei den Berechnungen
des Rohstoffanteils gestrichen
werden.
13
auf das Institut für Geistiges Eigentum und erklärte: «Das käme etwa
dem gleich, dass ein Unternehmen
eine Lohnerhöhung von 60% ausruft, alle würden jubeln, und dann
käme aber der Nachsatz: Die Lohnerhöhung gilt nur für Löhne ab
200 000 Franken. Das kann ja wohl
nicht die Lösung sein.»
Auch Bundesrätin Sommaruga
kritisierte die beiden Anträge, sie
hätten «eine Aushöhlung» der gesamten Regelung zur Folge. «Wie
wollen Sie einem Konsumenten
erklären, dass ein Rohstoff, der zu
mehr als zur Hälfte in der Schweiz
produziert wird, für die Swissness
überhaupt keine Rolle mehr spielen soll?» Sommaruga veranschaulichte das mit einem Beispiel: «Sie
würden ein Glas Schweizer Erdbeerkonfitüre kaufen, die Konfitüre wäre mit einem Schweizerkreuz
versehen – aber es wäre keine einzige Erdbeere aus der Schweiz darin.» Das sei einfach Bschiss.
Bauernverband: Der Ständerat soll lockern
Die Foederation der Schweizerischen
Nahrungsmittel-Industrien (Fial) ist zufrieden, dass zwei
für sie wichtige Punkte im Natio-
nalrat in ihrem Sinn entschieden
wurden: «Swiss made» bedeutet
nicht nur Schweizer Rohstoffe.
Mit der Unterscheidung zwischen
stark und schwach verarbeiteten
Lebensmitteln und 60% statt 80%
Rohstoffanteil zuzüglich 60% Herstellkosten für stark verarbeitete
Produkte habe der Nationalrat das
Bundesratskonzept grundlegend
korrigiert, sagt Fial-Co-Geschäftsführer Franz U. Schmid.
Zur Annahme des Antrages Parmelin sagt Schmid, diese könne
auch eine Chance sein. Die dadurch entstandene Lücke werde
der Ständerat zu schliessen haben. Eine neue Formel könne die
Berechnungen vereinfachen und
gleichzeitig sicherstellen, dass nur
Rohstoffe zu berücksichtigen sind,
für deren Beschaffung die Nahrungsmittelhersteller eine faire
Chance hätten.
Die Annahme des Antrages Brunner sei ärgerlich, sagt Schmid. Sie
beweise deutlich, dass auf unangemessene Weise versucht werde,
die Vorlage für die Absatzförderung der Landwirtschaft zu missbrauchen.
Lebensmittelindustrie: Der
Ständerat soll verschärfen
Der Schweizerische Bauernverband konnte sich mit den geforderten 80% Schweizer Anteil für
sämtliche Rohstoffe im Nationalrat
nicht durchsetzen. Das sei schade,
schreibt der Verband in einer Medienmitteilung. Zu begrüssen sei,
dass bei schwach verarbeiteten Lebensmitteln 80% der Rohstoffe aus
der Schweiz kommen müssen. Die
Resultate der Swissness-Debatte
seien insgesamt widersprüchlich:
Einerseits sei der Rat der Industrie
entgegengekommen, andererseits
habe er eine Ausnahmeregelung
für Rohstoffe, die in der Schweiz
nicht oder nur teilweise vorhanden sind gestrichen (Einzelantrag
Parmelin). Damit habe der Nationalrat die Vorlage wieder im Sinne
der Landwirtschaft gestärkt.
Der Bauernverband hofft auf den
Ständerat: Dieser müsse die Regeln für stark verarbeitete Produkte nachbessern und glaubwürdiger machen. Die Möglichkeit,
eine Volksinitiative für eine glaubwürdige Swissness zu lancieren,
hält sich der Bauernverband weiterhin offen.
(alimenta, 20.3.2012)
detailhandel
Wenn es in der Schweiz zu eng wird
Verstärktes Auslandengagement der Grossverteiler Migros und Coop
Die Schweizer Grossverteiler versuchen, durch verstärkte Auslandaktivitäten
zu neuen Wachstumsperspektiven zu gelangen. Die dabei gewählten Vorgehensweisen sind sehr verschieden.
Migros und Coop werden in der
Schweiz als primär binnenorientierte Unternehmen wahrgenommen. Sie bewegen sich, so die
Annahme, in einem gesättigten,
von wachsendem Wettbewerb
und hohem Preisdruck geprägten
Markt und haben deshalb kaum
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
mehr die Möglichkeit zu wachsen.
Die Binnenaktivitäten sind jedoch
nur ein Teil der Wirklichkeit. Die
Grossverteiler haben längst da-
14
mit begonnen, nach Möglichkeiten
Ausschau zu halten, um der Enge
des Heimmarktes zu entfliehen.
Beide verfügen über Auslandstrategien, die zum Ziel haben, der
im heimischen Detailhandel herrschenden Stagnation mit einem
ausser Landes generierten Wachstum entgegenzuwirken.
Die Ansätze, welche die beiden
Konzerne beim Ausbau ihres internationalen Geschäfts gewählt
haben, sind grundverschieden
und spiegeln die verschiedenen
Wesensmerkmale der beiden
Organisationen. Während Coop,
durch das «Coop-Forte»-Regime
gestärkt und führungsmässig zentralisiert, mit dem kühnen Kauf
von Transgourmet einen Coup
gelandet und den Auslandumsatz
mit einem Schlag auf einen Drittel
des Konzernerlöses erhöht hat,
geht man bei der dezentral orga-
nisierten Konkurrenz behutsamer
ans Werk; Migros gibt dem organischen gegenüber dem akquisitorischen Wachstum den Vorzug.
Und während man bei Coop - trotz
aller Kühnheit - in der Startphase
die Dienste eines grossen ausländischen Partners in Anspruch
nahm, hat es Migros im Alleingang
versucht. Wie weit das desaströse
Engagement des «orangen Riesen»
Mitte der neunziger Jahre in Österreich noch nachwirkt und zur
vorsichtigen Vorgehensweise ge-
führt hat, ist eine Frage, die wohl
eher Psychologen als Ökonomen
beantworten
müssten.
Man
könnte erwarten, dass Coop als
vergleichsweise zentral geführtes
Unternehmen beim Aufbau von
Auslandaktivitäten einen einfachen
Stand hat, derweil die dezentrale
Struktur von Migros einem solchen Unterfangen eher hinderlich
sein könnte. Wie das Beispiel der
Genossenschaft Migros Zürich indessen zeigt, kann eine föderalistische Organisation auch bei der
Erschliessung von Auslandmärkten
durchaus mit Vorteilen verbunden
sein. Sie erlaubt es einer regionalen
Einheit, ihr spezifisches Knowhow (hier die Kompetenz zum Betreiben von Fitness-Parks) zu mobilisieren und auf eigene Faust und
eigene Rechnung in Deutschland,
einem hart umkämpften Markt,
Fuss zu fassen.
(NZZ, 1.3.2012)
Lidl Schweiz expandiert langsam
Neuer Lidl-Länderchef Oppitz will Lagerkapazität ausschöpfen
Matthias Oppitz, der neue Chef von LidI-Schweiz, expandiert weiter mit gedrosseltem Tempo und setzt darauf, die Kapazitäten des Logistikzentrums auszureizen.
Vier neue Märkte hat Lidl Schweiz
seit Januar eröffnet. Acht weitere
Filialen, deren Eröffnung teilweise
2011 zurückgestellt wurde, sollen
in den kommenden Monaten hinzukommen. Doch auch der neue
Chef Matthias Oppitz, der seit Anfang Februar in Weinfelden agiert
und auf Andreas Pohl folgte, kann
nur mit wenig Tempo expandieren. Der Billiganbieter, seit drei
Jahren im Land, betreibt 78 Filialen
und ist somit ein gutes Stück von
dem für 2011 angepeilten Ziel von
100 Standorten entfernt. Hauptursache sind nach LZ-Informationen die andauernden Logistikprobleme. Lidi Schweiz betreibt erst
ein Lager, der Bau des zweiten
Standortes verzögert sich weiter.
Oppitz will nun bei der Expansion auf das Lager in Weinfelden
setzen. „Lidl Schweiz verfügt über
eine funktionierende und verlässliche Logistik“, teilt der Discounter auf LZ-Anfrage mit. Das Lager
in Weinfelden verfüge über ,,ausreichend Kapazität” für weitere
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Eröffnungen. „Oppitz will die Kapazitäten voll ausreizen und damit
Zeit gewinnen“, heisst es in Branchenkreisen. Lidl liefere aufgrund
der Logistikprobleme teilweise
Ware zu spät an. Darüber hinaus
drohen Lidl und Aldi Einschränkungen bei der Expansion. Der
Landverbrauch der Discounter sei
„jenseits von Gut und Böse“, zitieren Medien Politiker im Kanton
Zürich. Sie fordern grundsätzlich
zweistöckige Bebauungen.
(LZ, 2.3.2012)
15
With a Lidl Help
Der Schweiz-Chef des deutschen Discounters Lidl, Matthias Oppitz, muss untendurch. Zum Glück leistet sein englischer Chefkollege ganze Arbeit.
Lidl-Chef Matthias Oppitz
Zum dritten Geburtstag gab es
Häme, Haue und Hunderte von
bösen Online-Kommentaren. Seit
im «Sonntag» Ex-Mitarbeiterinnen
von Lidl Schweiz publik machten,
wir hartherzig die Firma offenbar
mit der Ressource Personal umgeht, wird der neue Länderchef
Matthias Oppitz auf allen Medi-
enkanälen heftig kritisiert. Dabei wollte man doch die geneigte
Kundschaft zum Drei-Jahr-Jubiläum von Lidl Schweiz mit der Affiche «Wir feiern, Sie profitieren»
kaufräuschig stimmen.
Bereich Vertrieb». Ireland ist seit
über zehn Jahren international für
Lidl tätig; zuletzt verantwortete er
als einer von zwölf Regionaldirektoren von Lidl UK den Südwesten
von England.
Was im Lidl-Bashing untergeht:
Der Firma scheint es zu gelingen,
lange leer stehende «Geisterfilialen» stetig mit Leben zu füllen.
Das ist auch ein Verdienst eines
Herrn in der Lidl-Schweiz-Chefetage, dessen Ernennung bisher nie
öffentlich wurde: Douglas Ireland.
Der Brite ist, wie Lidl Schweiz bestätigt, «Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortet den
Ireland, der intern als harter Hund
bezeichnet wird, passt auch deshalb gut zu Lidl Schweiz, weil die
Marktanteile des Discounters auf
der Insel ebenso weit hinter den
Platzhirschen liegen wie hier: Gemäss dem Fachblatt «The Grocer» hält Lidl UK 2,6 Prozent des
Marktes, den man seit 1994 bearbeitet.
(Bilanz, 6/12)
Einkaufsparadies Deutschland
Neue Zahlen belegen: Die gleichen Produkte sind ennet der Grenze 24 Prozent billiger als in
der Schweiz
Der Schweizer Handel hat 2011 zahlreiche Preise gesenkt. Trotzdem bleiben die
Unterschiede zu Deutschland gross. Vor allem Schuhe, Lebensmittel, Kleider
und Bücher sind dort wesentlich günstiger.
Die luzernische Beratungs- und
Schulungsfirma Neumann Zanetti
& Partner wollte es genau wissen.
Sie schickte ihre Mitarbeiter im Januar und im Februar auf Shoppingtour - in Deutschland und in der
Schweiz. Auf ihrer Liste standen
124 Produkte, die sie bei gleich
positionierten Detailhändlern vor
und hinter der Grenze erstanden.
Bei 120 Testkäufen landeten identische Waren aus zwölf Segmenten
im Einkaufskorb.
Es handle sich um aussagekräftige und sehr zuverlässige Zahlen,
erklärt Jörg Neumann, Autor der
neuen Studie «Best Price oder
Best Practice?». Nebst den Preisen
verglichen die Testkunden auch
das Einkaufserlebnis. Wer berät
besser?, lautete eine Frage.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Die
Schweiz hinkt weiter hinterher,
obwohl der Handel im letzten
Jahr zahlreiche Preise gesenkt hat.
Coop investierte nach eigenen Angaben in den letzten sieben Jahren
über 1,4 Mrd. Fr. in tiefere Preise. Trotzdem beträgt der Unterschied zu Deutschland im Durchschnitt 23,5%. In diesem Betrag
sind die Fahrspesen vom Wohnort
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
ins grenznahe Gebiet allerdings
nicht eingerechnet. Die eingekauften Produkte sind je nach Segment
beim Nachbarn zwischen 10% und
über 30% billiger (siehe Grafik).
Die Differenz in den Supermärkten hängt auch damit zusammen,
dass die Schweiz die einheimische
Landwirtschaft schützt und die
Händler gewisse Produkte im Ausland nicht beziehen oder nur mit
hohen Zollgebühren teuer einkaufen können.
Schuhe an der Spitze
Solche Nachteile hat der Schweizer Schuhhandel eigentlich nicht.
16
tivität erhöhen und beim Einkauf
im Euro-Raum hart verhandeln»,
erklärt Pressesprecher Urs-Peter
Naef. Unterschiede werde es wegen der höheren Kosten aber immer geben.
Trotzdem schneidet er besonders
schlecht ab. Die grösste Preisdifferenz mit 60% wurde bei Schuhen für den Laufsport festgestellt.
Trotz diesem Gefälle geben sich
die Schweizer Schuhverkäufer aber
offenbar keine grössere Mühe bei
der Beratung. Die Händler hätten
ähnlich uninspiriert bedient wie die
deutsche Konkurrenz, heisst es in
der Studie von Neumann Zanetti.
Verringert hat sich der Preisabstand bei den Autos. Die Branche
lockt seit einiger Zeit mit EuroRabatten, weil schätzungsweise
schon fast jeder zehnte Neuwagen
direkt in die Schweiz importiert
wird. Der Einkauf im nahen Ausland gehört inzwischen fast zum
Alltag. 60% der Schweizer, die in
Deutschland einkaufen, haben
vor, wieder in diese Geschäfte zu
pilgern. «Das ist ein alarmierend
hoher Wert», so Neumann: «Die
einheimischen Händler müssen
darauf reagieren und den Kunden
Mehrwerte bieten.» Der Berater denkt an attraktivere Garantie- und Serviceleistungen, Beratung, freundlichere Betreuung.
Die Testkunden stufen die hiesige
Dienstleistungs-Qualität nur leicht
höher ein (+ 11%) als im Ausland.
Handelsexperte Martin Hotz von
der Beratungsfirma Fuhrer & Hotz
in Baar rät der Branche, grundsätzlich ihre Positionierung zu
überdenken. Es gebe viele preisbewusste Konsumenten, aber auch
solche, die Qualität und Dienstleistungen schätzen würden. «Wenn
diese Punkte stimmen, sind diese
Kunden bereit, in der Schweiz zu
konsumieren», fügt Hotz an. So
will die Migros klar kommunizieren, welchen Mehrwert ihre Produkte bieten. Darunter seien etwa
eine umweltgerechte Herstellung
oder Swissness zu verstehen. «Um
die bestmöglichen Preise bieten
zu können, müssen wir die Kosten weiter senken, die Produk-
Preise rutschen weiter
Die Migros geht wie Coop davon
aus, dass die Preise im laufenden
Jahr weiter sinken. «Wir werden
mit den Lieferanten intensive Gespräche führen», sagt Coop-Sprecherin Denise Stadler. Der Detailhändler setzt darauf, dass für eine
Mehrheit der Kunden Schweizer
Produkte und regionale Aspekte
weiterhin von Bedeutung seien.
Dies beweisen die Eigenmarken
wie Naturaplan und Pro Montagna, die 2011 dank einem Plus von
5,9% erstmals die Marke von 2
Mrd. Fr. überschritten.
(NZZ am Sonntag, 4.3.2012)
Der Detailhändler Volg abseits des Branchentrends
Trotz tieferen Preisen mehr Umsatz
Das Volg-Modell funktioniert offenbar auch in schwierigen Zeiten
und erlaubt, sich einigen widrigen
Hauptströmungen zu entziehen.
Zwar hat die Detailhandelsgruppe,
die sich auf Nischen, kleinflächige
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Geschäfte abseits der grossen
Zentren konzentriert, den branchenweiten Kampf um tiefere Prei-
17
se ebenfalls zu spüren bekommen;
mit einer Sortimentsverbilligung
von 2,1% (Migros: -3,9%, Coop:
-4,2%) hielt sich der Aderlass jedoch in Grenzen. Und auch der
Einkaufstourismus, ein Phänomen,
über das die Grossverteiler immer
wieder klagen, scheint Volg keine
grösseren Probleme zu bereiten.
Unter dem Strich resultierte ein
Umsatzplus von 2,5% (vgl. Tabelle).
Zu verdanken war diese im gegenwärtigen Umfeld nicht selbstver-
ständliche Steigerung primär dem
Ausbau der Anzahl Läden, wobei
die Expansion bei den TankstellenShops einmal mehr am ausgeprägtesten war. Zu den Wachstumsregionen gehört mittlerweile auch
die Romandie, die man seit 2008
mit der Belieferung von «freien
Detaillisten» systematisch in die
Volg-Welt eingebunden hat. In der
Folge versuchte das Unternehmen, mit einem Westschweizer
Detailhändler eine umfassendere
Kooperation einzugehen, beschloss dann aber, nachdem die
Gespräche gescheitert waren,
die Expansion auf eigene Faust
voranzutreiben. Bisher sind im
neuen Revier - nebst den 68 «freien» Visavis-Läden - allerdings erst
zwei Volg-Verkaufsstellen eröffnet
worden, in den Walliser Gemeinden Morgins und Visperterminen.
Weitere Vorstösse Richtung Westen sind jedoch so gut wie sicher.
Die Basis dafür ist mit der Errichtung einer neuen FrischprodukteVerteilzentrale in Oberbipp geschaffen worden; diese ist dazu
bestimmt, das Wirtschaftsgebiet
westlich des Bareggtunnels logistisch besser zu erschliessen.
Die Volg Konsumwaren AG, die
für die Versorgung der Volg-Verkaufsstellen verantwortlich ist,
verzeichnete 2011 eine Umsatzsteigerung um 3% auf 779,7 (i. V.
756,8) Mio. Fr., musste jedoch
beim Gewinn eine leichte Minderung auf 4,56 (4,58) Mio. Fr. hinnehmen. Daraus resultierte ein
Rückgang der Eigenkapitalrendite
auf 11,3 (12,3)%.
(NZZ, 28.3.2012)
«Wir werden 160 Millionen Franken investieren»
Denner-Chef Mario Irminger über Expansionsgelüste, «Denner Express» und längere Öffnungszeiten
Seit letztem Herbst ist Mario
Irminger, 47, Chef der MigrosTochter Denner. In seinem ersten
Interview kündigt er eine Neuausrichtung des Discounters an: neue
Filialen, neue Konzepte, mehr
Frischprodukte.
Mit Philippe Gaydoul zieht sich der
letzte Vertreter der Gründerfamilie
bei Denner zurück. Wird jetzt alles
anders?
Philippe Gaydoul hat sich bereits
in den letzten Jahren hauptsächlich auf die neuen Mandate in seiner Firmengruppe konzentriert.
So gesehen ist es keine Zäsur für
Denner.
Wirklich? Die Denner-Läden sollen
komplett überarbeitet werden. Was
wird anders?
Der gesamte Ladenauftritt soll
zeitgemässer werden. Wir werden
allein in unsere 440 eigenen Denner-Filialen im Laufe der nächsten
drei Jahre 100 Millionen Franken
investieren und die Sortimente,
beispielsweise beim frischen Brot,
noch genauer auf die Wünsche
der Kunden ausrichten. Insgesamt
werden wir in den nächsten drei
Jahren etwa 160 Millionen Franken
investieren.
Was passiert mit den 320 DennerSatelliten, die von Partnern betrieben
werden?
Die werden wir in einer zweiten
Phase ab 2014 ebenfalls anschauen.
Auch die Satelliten sollen moderner werden.
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Wird im neuen Denner das Sortiment
vergrössert?
Nein, wir bleiben bei 1800 Produkten. Aber wir werden die
Produktkategorien den aktuellen
Trends anpassen. Heute schätzen
die Konsumenten zunehmend regionale Produkte. Dem werden
wir Rechnung tragen.
Wollen Sie Coop hinsichtlich der Anzahl der Supermarktstandorte immer
noch überholen und 850 Filialen betreiben?
Ja, diese Zahl werden wir in drei
bis vier Jahren erreichen. Einerseits über die Expansion der Expressformate, andererseits über
die klassischen Denner-Filialen.
Wie viele neue Jobs werden Sie durch
die Expansion schaffen?
18
Wir brauchen pro Filiale nur etwa
drei bis fünf Personen. Bis Ende
dieses Jahres wird der Personalbestand sicher leicht steigen.
Seit Herbst testen Sie wie erwähnt
«Denner-Express»: kleinere Convenience-Shops, die länger geöffnet sind.
Wie geht es weiter?
Der Pilotshop in Zürich-Höngg
erfüllt die Erwartungen. Diesen
Monat werden wir einen zweiten
in Neuenburg eröffnen, im April
kommt in Opfikon-Glattbrugg
ein weiterer dazu. Wir planen,
bis 2015 pro Jahr rund 20 bis 30
Denner-Express zu eröffnen. Die
Bevölkerung wächst jährlich in
der Grössenordnung der Stadt St.
Gallen. Diesem Wachstum wollen
wir Rechnung tragen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Umsatzentwicklung insgesamt?
Wir sind sehr zufrieden, da wir
2011 unseren Umsatz halten
konnten, obwohl der Markt um
2 Prozent rückläufig war. Die ersten zehn Wochen des laufenden
Jahres liegen wir gegenüber dem
Vorjahr im Plus. Ich rechne fürs
gesamte 2012 mit rund 1 Prozent
mehr Umsatz.
Was passiert an der Preisfront?
Ich rechne mit einer Negativteuerung. Es gibt Warengruppen, für
die ich klar sinkende Preise erwarte, etwa Pflegeprodukte.
Gleich neben der Denner-Zentrale in
Zürich steht eine Lidl-Filiale. Waren
Sie schon dort?
Natürlich. Um wirklich gut zu
verstehen, was die Konkurrenz
macht, gehe ich einmal pro Jahr
nicht nur zum Schauen, sondern
ich kaufe auch ein. Das ist wie beim
Skifahren: Wenn Sie die Piste nur
betrachten, wissen Sie nicht, wie
sich das Fahren wirklich anfühlt.
Bekommt Denner den Einkaufstourismus zu spüren?
Wir beobachten einen gewissen
Negativeffekt in grenznahen Gebieten. Aber wir sind deutlich weniger betroffen als die Grossverteiler. Bei uns machen die Kunden
kleinere Einkäufe, für die sie nicht
extra über die Grenze fahren.
Sollte die Zollfreigrenze von heute
300 Franken Ihrer Meinung nach gesenkt werden?
Nein, die heutige Regelung ist gut.
Das ist eine protektionistische
Haltung. Die Konsumenten sind
mündig. Sie müssen sich bewusst
sein, was es bedeutet, wenn sie im
Ausland einkaufen.
Denner-CEO Mario Irminger
Manor-Chef Bertrand Jungo fordert
längere Öffnungszeiten bis abends
um 20 Uhr. Und Sie?
Ich teile seine Meinung. Man muss
sehen, wie sich das Marktumfeld
verändert hat. Früher hatten Läden in Deutschland nur an zwei
Samstagen im Monat länger als bis
12 Uhr mittags offen. Seit einiger
Zeit sind zum Beispiel in BadenWürttemberg die Ladenöffnungszeiten vollständig liberalisiert.
Deshalb fordern wir gleich lange
Spiesse.
Wünschen Sie sich eine totale Liberalisierung?
Eine weitgehende Liberalisierung
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
wäre wünschenswert. Die Folge
wäre ja nicht, dass alle Läden 24
Stunden geöffnet haben. Es wird
sich das einpendeln, was sich für
die Läden rechnet. Das ist auch
heute schon so: In vielen Rand regionen dürften wir über Mittag offen haben. Dort, wo niemand den
Laden besucht, wird eben über
Mittag geschlossen.
Im vergangenen Jahr haben Migros
und Coop diejenigen Produkte aus
dem Sortiment genommen, bei denen sie sich mit dem Hersteller nicht
über den Preis einigten. Was macht
Denner?
Weil wir kleinere Mengen benötigen, können wir gewisse Pflegeprodukte parallel importieren.
Wir machen das derzeit bei Nivea.
Mit Parallelimporten können wir
Druck auf die Hersteller ausüben.
Bei Procter & Gamble konnten wir
so die Preise für Pampers-Windeln
senken. Mit Nivea-Herstellerin
Beiersdorf verhandeln wir noch.
In Ihrer Werbekampagne nehmen Sie
die Konkurrenz auf die Schippe. Wie
reagierten die Wettbewerber darauf?
Ich muss den Konkurrenten ein
Lob aussprechen – sie haben das
alle sehr sportlich genommen.
Denner wird sein Image als Robin
Hood der Konsumenten weiter
pflegen. Deshalb werden wir auch
künftig mit gezielten Aktionen für
tiefere Preise kämpfen.
Das haben Sie im letzten Jahr mit den
Kopien der Nespresso-Kapseln getan
und wurden prompt von Nestlé verklagt. Wie ist der Stand der Dinge?
Wir verkaufen die Kapseln im Moment wieder. Vor den Sommerferien wird das Handelsgericht St.
Gallen ein weiteres Urteil fällen.
Wir sind sehr optimistisch, dass
dieses zu unseren Gunsten ausfallen wird.
(SonntagsZeitung, 18.3.2012)
19
Detailhändler machen Dampf
Völlige Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten
Zürich: Nachdem FDP-Nationalrat Markus Hutter in der vergangenen Ausgabe
der SonntagsZeitung flexiblere Ladenöffnungszeiten gefordert hatte, zieht der
Branchenverband jetzt nach.
Die Interessengemeinschaft Detailhandel (IG DHS) macht in
ihrem überarbeiteten Positionspapier Druck für längere Öffnungszeiten. Der IG sind Migros,
Coop, Denner, Manor, Charles
Vögele und Valora angeschlossen.
Der neue Denner-Chef Mario Irminger spricht sich im Interview
mit der SonntagsZeitung für eine
völlige Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten aus. Letzte Woche hatte bereits Manor-Chef
Bertrand Jungo ein nationales
Gesetz für einheitliche Öffnungszeiten gefordert. Er machte sich
für Öffnungszeiten von 7 bis 20
Uhr stark, auch samstags. Und
für vier verkaufsoffene Sonntage
pro Jahr. Jungos Vorschlag ist deckungsgleich mit der Forderung
der IG DHS.
Ladenöffnungszeiten sind heute Sache der Kantone, und entsprechend verschieden sind die
Lösungen. Der Bund gibt den
Rahmen vor: Die Läden dürfen
grundsätzlich montags bis samstags zwischen 6 und 23 Uhr offen
sein. Allerdings machen fast alle
Kantone zusätzliche Einschränkungen. Am restriktivsten sind
gemäss IG DHS die Kantone Jura,
Solothurn, Neuenburg, Wallis,
Uri, Tessin, Graubünden und Luzern.
Gewerkschaften zweifeln an
Mehrumsatz in Geschäften
Für die Detailhändler ist klar:
Auch wenn die Läden länger geöffnet wären, hätte dies für die
Mitarbeiter
nicht zusätzliche
Arbeitsstunden zur Folge. «Die
Länge der täglichen Arbeit wird
durch das Arbeitsgesetz geregelt», heisst es im Positionspapier. Ladenschlussgesetze würden
lediglich dem Schutz von Ruhe
und Ordnung dienen und seien
keine Arbeitsgesetze. Die Gewerkschaften stehen längeren
Öffnungszeiten ablehnend gegenüber. Sie vermuten auch, dass deswegen nicht mehr Umsatz in den
Geschäften erzielt werde. Die
Detailhändler versichern, dass sie
bei längeren Öffnungszeiten einen
höheren Umsatz erzielen. Akut
wurde das Thema Öffnungszeiten
durch den starken Franken und
die Zunahme des Einkaufstourismus. Denn im Ausland gibt es
deutlich liberalere Öffnungszeiten
als in der Schweiz.
(SonntagsZeitung, 18.3.2012)
Migros büsst für Preissenkungen mit geringeren Margen
Anhaltende Erosion des Marktanteils
Nach den im Januar publizierten
Angaben zum Umsatz hat Migros
an der Bilanzpressekonferenz nun
auch die übrigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2011 vorgelegt, und
diese lassen erkennen, dass die
Preissenkungen nicht nur dem
Erlös, sondern auch den Margen zugesetzt haben. Migros geht
es nicht besser als dem Rivalen
Coop, welcher anlässlich der Präsentation seines Geschäftsberichts
im Februar ebenfalls von einem
preisbedingten Margen-Rückgang
berichtet hatte.
Fragwürdige «Investitionen»
Bei Migros schrumpfte der operative Ertrag (Ebit) um 17%, der
Nettogewinn gar um 23% (vgl. Tabelle). Gemessen am Umsatz ging
der Gruppengewinn auf 2,7 (i. V.
3,4%) zurück. Die Gewinneinbusse
war im Wesentlichen eine Folge
der vorab im genossenschaftlichen
Detailhandel durchgeführten Verbilligungen; die Preissenkungen
beliefen sich auf 600 Mio. Fr.,
entsprechend einer «Minus-Teuerung» von 3,9%, womit Migros die
im gesamten Detailhandel regis-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
trierten Preisreduktionen (-2,3%)
deutlich unterboten hat. Da sich
die Rabatte nicht durch zusätzliche
Verkaufsmengen wettmachen liessen, verzeichnete dieses Kerngeschäft von Migros eine Umsatzeinbusse von 3,3%. Wie sich weiter
zeigte, waren die Schrumpfungen
vor allem in den vom Einkaufstourismus betroffenen Randregionen
zu beobachten, namentlich in den
Genossenschaften Tessin (-5,8%),
Basel (-5,4%) und Genf (-7,3%).
Weshalb Migros darauf beharrt,
die Preisreduktionen, die sich für
20
die letzten drei Jahre auf 1,3 Mrd.
Fr. summieren, als «Investitionen»
zu bezeichnen, bleibt ein Rätsel.
Bis jetzt jedenfalls ist das Unternehmen den Beweis schuldig geblieben, dass sich mit Rabatten
die Gewinne steigern lassen - ein
Ziel, das man normalerweise mit
Investitionen zu erreichen sucht.
Die Preisabschläge werden vom
Grossverteiler sodann auch als
Grund für die anhaltenden Marktanteilsverluste genannt. Auch hier
stellt sich die Frage, was mit den
Verbilligungen denn bezweckt
werden soll, wenn nicht die Erhöhung der Nachfrage oder des
Marktanteils. Wie die Segmentdaten weiter erkennen lassen, war
der Detailhandel nicht der einzige
Bereich, der unter Profitabilitätsproblemen litt. Sorgen bereitet
auch der Bereich Handel, der eine
Vielzahl verschiedener Tochterunternehmen (vom Treibstoffbis zum Bürozubehör-Händler)
umfasst. Der in diesem Segment
erzielte Umsatz legte - dank der
erstmaligen Konsolidierung von
Depot (Gries Deco Company) zwar kräftig zu und machte 2011
mehr als ein Fünftel des gesamten
Konzernerlöses aus. Der operative Ertrag des Handels blieb aber
mit einem Anteil von 6% am Konzern-Ebit sehr bescheiden, was
teils mit dem schwierigen Marktumfeld zu tun hatte, in dem sich
die Firmen bewegten (Globus, Ex
Libris, Le Shop), teils mit betrieblichen Umbauarbeiten (Migrolino)
oder Restrukturierungen (Interio).
Solide Bankgeschäfte
Eine Erhöhung des im Handel
schlummernden Potenzials wird
eine Vielzahl von Initiativen erfordern. In diesem Jahr etwa wird
man mit Depot und Migrolino
zwei Wachstumskonzepte forcieren, die nach Einschätzung des
Managements das Potenzial zur
Marktführerschaft haben. - Während das Reisegeschäft von Hotelplan weiter lahmt und tiefer in die
roten Zahlen geraten ist, erweisen
sich die Bankaktivitäten - die man
gewöhnlich nicht zu den Kernkompetenzen eines Detaillisten zählen
würde - punkto Gewinn als wichtige Stütze. Die Migros-Bank hat
bei stabilem Geschäftsertrag von
591 (593) Mio. Fr. und einer Erhöhung des Kundengelder-Zuflusses
um über 200% den Bruttogewinn
um 1% auf 318 Mio. Fr. gesteigert;
überdies zeigt die Cost-IncomeRatio von 46%, dass man die Kosten im Griff hat. Eine (neuerliche)
Ausweitung der Aktivitäten in den
Bereich der Versicherungen wird
indessen, wie betonte wurde,
nicht ins Auge gefasst.
(NZZ, 29.3.2012)
rohstoffe
Abnehmer für hunderttausend Bauern
Immer auf der Suche nach den besten Kakaobohnen ist Mark Resink, um für seinen Arbeitgeber, Nestlé, die beste Schokolade zu produzieren. Dazu arbeitet er
mit hunderttausend Kakaobauern zusammen.
alimenta: Von wo kommt der Hauptanteil der Kakaobohnen, die Nestlé
verarbeitet?
Mark Resink: Heute sind dies immer noch die Elfenbeinküste und
Ghana; weniger von Lateinamerika
und Indonesien.
Den südamerikanischen Anteil möchten Sie aber steigern?
Wir schauen schon bei der Entwicklung, welche die bevorzugten
Geschmacksvorlieben der Konsumenten sind. Danach sehen wir, von
welcher Kakaobohne wir diese Ge-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
schmacksrichtungen erhalten. So
können wir auch die Herkunft der
Bohne bestimmen. Ich muss aber
zugeben, dass lateinamerikanische
Bohnen oft sehr interessante Geschmacksprofile enthalten.
21
Und wie kommt Nestlé an die Bohnen, die auf den besten Plantagen angebaut werden?
Wir versuchen, die Ware direkt
von den Kakaobauern einzukaufen
und nicht über Händler. Wir sind in
den Anbauländern aktiv und helfen
den Bauern, sich in Kooperativen
zu vereinigen.
Was bringt das den Produzenten?
Gemeinsam können sie effizienter
produzieren und Tipps unserer
Agronomen in ihren Plantagen in
Anspruch nehmen. Viele der Bauern haben ertragreichere Kakaobäume erhalten. Natürlich solche,
die an das Land angepasst sind und
nicht genmanipulierte.
Und dann sind die Kakaobauern von
Nestlé abhängig?
Nein. Wir berücksichtigen nicht
nur die agronomischen Eigenschaften wie bessere und gesündere
Bäume, kürzere Lieferketten, sondern auch die sozialen Aspekte.
Ausserdem wollen wir eine bessere
Transparenz erreichen. Wir möchten beispielsweise, dass der Bauer
weiss, warum der Preis steigt oder
sinkt. Er hat immer noch die Wahl,
an wen er verkaufen will.
Nestlé war vor einigen Jahren in der
Kritik, weil auf Plantagen, von denen
Nestlé Kakao bezieht, auch Kinderarbeit gang und gäbe war.
Wir lancierten vor zwei Jahren
zusammen mit Partnern wie der
World Cocoa Foundation (WCF)
unseren Kakaoplan. Damit werden
nicht nur direkt wirtschaftliche Aspekte wie ein besserer Preis oder
kürzere Anlieferungsketten definiert. Auch die sozialen Projekte
sind wichtig. So helfen wir beispielsweise, Schulen zu bauen.
Gibt es bei den sozialen Projekten
auch Grenzen?
Wir sind als einzelnes Unternehmen natürlich nicht in der Lage,
für alle Kinder Schulen zu bauen.
In der Elfenbeinküste gibt es eine
Million Kakaopflanzer, die ungefähr fünf Millionen Kinder haben.
Darum brauchen wir Partner wie
die Regierung, die dann einen grösseren Einsatz leisten können.
Wie werden die Bedingungen auf den
Kakaofarmen überprüft?
Unsere Lieferketten in der Elfenbeinküste von der Fair Labor
Association werden überprüft.
Diese wird demnächst ihre Beobachtungen publizieren, gemäss
diesen werden wir dann unsere
laufenden Initiativen überprüfen.
Mark Resink, Nestlé
Experten sagen, dass künftig der Rohstoff Kakao fehlen wird. Will Nestlé
die Kakaoanbaufläche steigern?
Nein. Aber wir wollen die Produktivität der einzelnen Betriebe verbessern. Dies verlangt natürlich,
dass die Produzenten gut geschult
sind. Wenn die Produktivität steigt,
können sie auf der restlichen Fläche auch andere Nahrungsmittel
anbauen.
Was kann beim Produzenten verbessert werden?
Wir versuchen, das Qualitätsbewusstsein der Produzenten zu fördern. Vielfach wird in den Kakaoländern zu früh geerntet. Qualitativ
ist es ein grosser Unterschied, ob
die Kakaofrucht gelb oder noch
grün ist. Die Idee, den Prozess nicht
erst von der Röstung an, sondern
schon viel früher zu beherrschen,
ist schon vor langer Zeit entstan-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
den. In Broc sind wir «nur» die
letzte Station bei der Produktion.
Es geht uns einfach darum, überall
die Konditionen zu verbessern und
so beste Qualität zu produzieren.
Wird Kakao künftig wie Käse produziert, wie dies einmal der Entwicklungschef des grössten Schokoladeproduzenten, Barry Callebaut, gesagt
hat?
Ich bin kein Käsespezialist (lacht).
Wenn man den Fermentationsprozess steuern kann, können gewisse
Komponenten bevorzugt werden.
Bei der Fermentation kommen jedoch sehr viele Dinge zusammen.
Sie ist abhängig vom Land oder
auch vom Wetter. Das Wichtigste
für uns ist einfach, dass die Qualität
immer gewährleistet werden kann.
Wenn man mit Hunderttausenden
Kakaobauern zusammenarbeitet,
ist dies nicht ganz einfach. Doch
manchmal haben wir die Möglichkeit, durch eine standardisierte
Bohnenfermentation oder Trocknung einfach bessere Schokolade
zu produzieren.
Wie begegnet Nestlé dem Trend zu
sortenspezifischer Schokolade?
Hier bei Maison Cailler verarbeiten wir einen Blend, um die konstante Qualität zu gewährleisten.
Doch wie beim Wein könnten wir
gut eine «Grand-Cru-Schokolade»
entwickeln. Letztlich sind es immer die Geschmackspräferenzen
unserer Kunden, die uns in unserer
Entwicklung leiten.
Gibt es noch Revolutionen bei der Entwicklung von Schokolade?
Das Geschmackserlebnis steht
für uns im Vordergrund. Ausserdem kommt es immer auf den Geschmack im jeweiligen Land an. So
produziert Nestlé beispielsweise
in Japan unter der Marke KitKat
Schokoladenwaffeln mit Grüntee.
Interview: Hans Peter Schneider
(alimenta, 5/2012)
22
lebensmittelsicherheit
Zehn Jahre Acrylamid in Lebensmitteln – Erfolgreiche Bekämpfung einer widerspenstigen Prozesskontaminante
Zehn Jahre sind nun vergangen, seit die Universität Stockholm am 24. April 2002
berichtete, dass verschiedene stark erhitzte Lebensmittel Acrylamid enthalten.
Bei der Entdeckung spielte der
Zufall eine entscheidende Rolle:
Die schwedische Gruppe arbeitet daran, Hämoglobinaddukte
als Biomarker für eine beruflich
bedingte Acrylamidexposition zu
etablieren. Als sie die Marker auch
in der vermeintlich unbelasteten
Kontrollgruppe nachwiesen, begannen sie gezielt Lebensmittel
auf Acrylamid zu untersuchen.
Sehr schnell wurde dabei klar,
dass Acrylamid in Lebensmitteln
nicht als normale Kontaminante
auftauchte, sondern dass es sich
hierbei um ein sogenanntes foodborne toxicant handelt sprich eine
gesundheitlich unerwünschte Substanz, die in einem komplexen Bildungsmechanismus beim Backen,
Rösten und Frittieren, nicht aber
beim Kochen, im Lebensmittel
selbst entsteht.
Der Bildungsmechanismus
Die chemischen Bildungswege von
Acrylamid in Lebensmitteln gelten
inzwischen als weitgehend aufgeklärt. In mehreren unabhängigen
Studien konnte gezeigt werden,
dass bei der Erhitzung der Aminosäure Asparagin mit bestimmten
c-Dicarbonylverbindungen (reduzierende Zucker, insbesondere
Glucose und Fructose), im Rahmen der sog. Maillard-Reaktion
große Mengen Acrylamid gebildet
werden können (vergleiche hierzu auch LCI-Focus 05/2003 „Die
Maillard-Reaktion“).
100 Jahre Maillard-Reaktion
(1912-2012)
Der französische Forscher L. C.
Maillard berichtete 1912 – also vor
genau 100 Jahren – im Rahmen
seiner Doktorarbeit über eine Reaktion, die er beim Erhitzen eines
Gemisches aus D-Glucose und
Glycin beobachtet hatte und in deren Verlauf unter C02-Abspaltung
ein brauner Niederschlag erhalten
worden war [Maillard, 1912]. In einer mehrstufigen Reaktion kommt
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
es hierbei ausgehend von sog. reduzierenden Zuckern und Aminoverbindungen unter Einwirkung
hoher Temperaturen (150—180
°C) zur Bildung heterocyclischer
Verbindungen, die für die Farbgebung, das Aroma und als Indikator
einer Erhitzung von Lebensmitteln von großer Bedeutung sind.
Diese Reaktion ist aber durchaus
als Janusköpfig zu bezeichnen, da
neben sehr erwünschten Verbindungen auch gesundheitlich unerwünschte Stoffe (wie Acrylamid)
entstehen. Da die Aminosäure
Asparagin in freier Form – neben reduzierenden Zuckern – vor
allem in Kartoffeln und Getreidearten vorkommt, liefert dies
eine schlüssige Erklärung für die
relativ selektive Belastung bestimmter
Lebensmittelgruppen
mit Acrylamid nach dem Erhitzen.
Erkenntnisse zur Toxizität
Acrylamid wirkt im Tierversuch
krebserzeugend und erbgutverändernd (IARC-Gruppe 2A). Für die
krebserzeugende Wirkung wird
ein genotoxischer Mechanismus,
der durch den Acrylamidmetaboliten Glycidamid verursacht wird,
angenommen. In seiner aktuellen
Studie aus Juni 2011 kommt das
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach umfassender
Auswertung einer Vielzahl an
Human- und Tierstudien sowie
13 epidemiologischen Untersuchungen aus den Jahren 2009 und
2010 zu dem Schluss, dass ein Zusammenhang zwischen der Acrylamidaufnahme und einer Krebser-
23
krankung beim Menschen weder
angenommen noch ausgeschlossen
werden kann.
Zusätzlich dazu wurde vom BfR
für das Jahr 2010 eine Expositionsabschätzung für die gesamte
deutsche Bevölkerung durchgeführt. Unter Anwendung des von
der Europäischen Behörde für
Lebensmittelsicherheit
(EFSA)
vorgeschlagenen
Bewertungskonzeptes „Margin of Exposure“
(MOE-Ansatz) kommt das BfR
hierbei zu dem Ergebnis, dass der
Sicherheitsabstand zwischen der
aufgenommenen Acrylamidmenge und einer im Tierversuch als
gesundheitsschädlich festgelegten
Menge bei Kindern und Verbrauchern, die häufig Lebensmittel mit
hohen Acrylamidgehalten verzehren, gering ist und somit ein Gesundheitsrisiko darstellen könnte.
Aus Sicht des BfR sollten deshalb
weiterhin Anstrengungen unternommen werden, die Acrylamidgehalte in industriell hergestellten
Lebensmitteln zu minimieren. Für
Verbraucher und Gastronomiebetriebe gilt nach wie vor die Regel
„Vergolden statt Verkohlen“.
Minimierungsstrategien
Seit der nun zehn Jahre zurückliegenden Entdeckung von Acrylamid
in Lebensmitteln sind in Deutschland immense Bestrebungen sowohl von Seiten der Lebensmittelindustrie als auch der Behörden
und Forschungseinrichtungen unternommen worden, relevante
Erkenntnisse zu gewinnen, um die
Gehalte auf breiter Linie zu senken.
Weltweit liefen und laufen noch
immer diverse Forschungsprojekte
zu Acrylamid in verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen Ansätzen.
Im LCI wurden im Zeitraum 20022005 für die einzelnen Fachsparten
des BDSI sog. Koordinierungskreise gegründet. Im Rahmen dieser industriellen Arbeitsgruppen
wurde durch zahlreiche Analysen
nach einer im LCI entwickelten
Analysenmethode mittels LC-MS/
MS fachspartenbezogen wissenschaftlich-empirische AcrylamidForschung betrieben. Die erzielten
Ergebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse führten schnell
zu beachtlichen, allseits anerkannten Minimierungserfolgen.
Das in Deutschland praktizierte
– EU-weit bisher einzigartige dynamische
Minimierungskonzept
mit den sog. Signalwerten wurde
2002 zwischen dem BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit) und
den Ländern, der Wirtschaft und
dem BMELV (Bundesministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz) abgestimmt
und soll eine stufenweise aber
stetige Absenkung der AcrylamidGehalte bewirken (vergleiche hierzu auch LCI-Focus 12/2002 „Minimierungskonzept für Acrylamid
in Lebensmitteln – Signalwerte“).
Die Signalwerte werden in regelmäßigen (inzwischen zweijährigen)
Abständen durch Datenaktualisierung überprüft und entsprechend
angepasst. Bisher hat es acht Signalwert-Berechnungen gegeben,
die in Abbildung 1 grafisch zusammengefasst sind (http://www.bvl.
bund.de).
Entsprechend dem Vorbild des
deutschen
Minimierungskonzeptes existiert seit Januar 2011
nunmehr ein einheitliches europäisches Niveau für die Überwachung der Acrylamid-Belastung in
Lebensmitteln in Form von sog.
Richtwerten. Diese Richtwerte
(Indicative values) wurden nach
Empfehlung der Europäischen
Kommission für annähernd alle
Lebensmittelgruppen eingeführt,
für die bisher in Deutschland nationale Signalwerte galten, und lösen diese ab.
Erfolgreiche Minimierung von
Acrylamid bei Kartoffelchips
Kartoffelchips zählten noch vor
zehn Jahren – insbesondere aufgrund der für die Bildung optimalen Rohstoffzusammensetzung
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
24
sowie des Herstellungsprozesses
– zu den eher stark betroffenen
Lebensmitteln. Seit dem ersten
Bekanntwerden der Acrylamidproblematik hat die deutsche Kartoffelchips-lndustrie im Sinne des
vorbeugenden gesundheitlichen
Verbraucherschutzes gehandelt
und entsprechende weitreichende
Maßnahmen zur Reduzierung frühzeitig und äußerst erfolgreich eingeleitet und umgesetzt.
Das LCI veröffentlicht – regelmäßig aktualisiert – die wöchentlichen
Acrylamidwerte der in Deutschland produzierten Kartoffelchips
in Form einer sog. Wochenmittelwerte-Grafik (Abbildung 2),
mit der die Wirksamkeit der seit
April 2002 durchgeführten Minimierungsmaßnahmen belegt werden kann (http://www.lci-koeln.
de). Die Grafik zeigt die Wochenmittelwerte beginnend im April
2002 bis Ende November 2011
und basiert auf weit über 20.000
vom LCI für die Kartoffelchips
herstellenden Mitgliedsfirmen des
BDSI systematisch durchgeführten
Acrylamid-Analysen. Deutlich erkennbar sind die ab Mai/Juni 2002
durchgeführten technologischen
Maßnahmen in einer stark absinkenden Kurve in den ersten Monaten. Überlagert wird dieser Effekt
(in Form einer Art Sinuskurve)
von den saisonalen, lager- und
erntebedingten Gegebenheiten:
Die aktuellen Wochenmittelwerte
der deutschen Hersteller liegen
derzeit mit weniger als 300—500
µg Acrylamid / kg deutlich unter
dem europäischen Richtwert von
1.000 µg / kg. Damit weisen Kartoffelchips in Deutschland dank
innovativer Technologien und optimierter Rohstoffverarbeitung sicherlich die weltweit niedrigsten
Acrylamidgehalte auf.
Fazit
Die größtmögliche Überraschung
auslösende
Entdeckung
von
Acrylamid vor 10 Jahren – im April
2002 – hat die Wissenschaft, die
Industrie und die zuständigen Behörden urgewaltig aufgeschreckt,
den Terminus „Kontaminante revolutioniert und nicht zuletzt eine
gänzlich neue Stoffklasse in das
öffentliche Interesse gerückt. Es
erscheint aus heutiger Sicht daher
durchaus berechtigt, für diesen
„Big Bang“ der Lebensmittelchemie als Allegorie den Urknall zu
bemühen. Thermische Reaktionsprodukte – in gesundheitlich
unerwünschter Form – auch als
Foodborne Toxicants bzw. Process Contaminants oder Prozesskontaminanten bezeichnet – haben ihren Ursprung sehr häufig in
der sog. Maillard-Reaktion, eben
jener Reaktion, die der Forscher
L. C. Maillard vor 100 Jahren im
Rahmen seiner Dissertation entdeckte.
Lebensmittelchemisches Institut
(LCI) des Bundesverbandes der
Deutschen Süßwarenindustrie e.V.
Institutsleiter: Prof. Dr. Reinhard
Matissek, Adamsstraße 52 - 54,
51063 Köln, Telefon: 0221 - 62
30 61, Fax: 0221- 61 04 77, http://
www.LCI-Koeln.de
(Technik + Wirtschaft Süsswaren,
2-2012)
ernährung und übergewicht
«Wir sind gegenüber der Industrie nicht eingeknickt»
Die Gesundheitsförderung Schweiz hat auf ihrer Website eine Studie zu Süssgetränken veröffentlicht – und kurz darauf zurückgezogen. Die Studie warnt: Zu
viel Süssgetränke können dick machen.
saldo: Warum haben Sie die Studie
von Ihrer Homepage genommen?
Thomas Mattig: Stein des Anstosses war ein Massnahmenkatalog
in unserer Studie. Die Getränkeindustrie hat den Text so interpretiert, dass wir Werbeverbote für
Süssgetränke im Kinderfernsehen
oder Verkaufsbeschränkungen in
der Schule fordern. Der Bericht
stellt diese Massnahmen aber nur
zur Diskussion. Mit dem Präsidenten des Mineralwasserverbandes, CVP-Nationalrat Christophe Darbellay, einigten wir uns,
dass wir den Bericht vom Netz
nehmen, um Missverständnisse zu
vermeiden. Wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir die Industrie
nicht angreifen.
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Herr Darbellay entscheidet als CVPPräsident über das umstrittene Präventionsgesetz mit. Es sieht vor, dass
der Staat Programme zur Vorbeugung von Volkskrankheiten lanciert.
Die Industrie hat stark gegen das
Präventionsgesetz lobbyiert, das
im März erneut in den Nationalrat kommt. Wir versuchen, Akzeptanz zu finden, um das Gesetz
25
nicht zu gefährden. Dabei geht es
um jede Stimme. Es ist eine heikle
Phase.
etwa daraufhin, dass der Süssgetränke-Konsum das Risiko von
Übergewicht erhöht.
stellen. Die Kantone machen freiwillig mit und finanzieren eigene
Programme.
Hätten Sie Herrn Darbellay abblitzen
lassen, wenn das Präventionsgesetz
bereits verabschiedet wäre?
Schwer zu sagen. Uns liegt am
Herzen, die Prävention zu stärken.
Es wäre ein fataler Entscheid fürs
Gesundheitswesen der Schweiz,
wenn wir diese Route nicht weiterverfolgen, bei der wir dafür
sorgen können, dass die Menschen
länger gesund bleiben.
Ihre Stiftung finanziert sich durch
Krankenkassenprämien. Die Versicherten zahlen 17 Millionen Franken
pro Jahr. Sie sind deshalb den Prämienzahlern verpflichtet, nicht Herrn
Darbellay oder der Getränkeindustrie.
Wir haben gezeigt, dass wir etwas
für die Prämienzahler bewegen.
Wir haben zum Beispiel vor zwei
Jahren das Label «Friendly Workspace» lanciert. Unsere Qualitätskriterien sollen helfen, die
Gesundheitsförderung im Betrieb
zu verbessern. Erfüllt ein Betrieb
die Kriterien, überprüfen ihn unsere Gutachter. Bereits rund 30
Unternehmen machen bei dem
Label mit, zum Beispiel die Post,
Nestlé oder Kuhn Rikon. Über
100‘000 Mitarbeiter profitieren
von einer besseren betrieblichen
Gesundheitsförderung.
Beweis
für die Qualität unserer Arbeit ist
auch, dass wir es geschafft haben,
zum Thema «Gesundes Körpergewicht» mit fast allen Kantonen
ein Programm auf die Beine zu
Solche Aufklärungskampagnen erreichen nur die Gesundheitsbewussten,
aber nicht diejenigen, die sich ungesund ernähren oder zu wenig bewegen.
Der Einwand ist berechtigt. Es
wäre hinausgeschmissenes Geld,
wenn man erwarten würde, dass
Menschen aufgrund einer einzelnen Informationskampagne ihr
Verhalten ändern. Hier geht es in
erster Linie darum, die Leute, aber
auch Entscheidungsträger wie politische Vertreter von Behörden
oder Medien für ein Thema zu
sensibilisieren und es auf die politische Agenda zu bringen. In einem
zweiten Schritt sollte ein Bündel
an verfeinerten Massnahmen dazu
beitragen, dass Menschen ihr Verhalten ändern.
Nehmen Sie dafür in Kauf, dass Ihre
Stiftung wirksame gesetzliche Massnahmen nicht mehr zur Diskussion
stellen darf?
Sicher haben Gesetzesmassnahmen auch ihren Platz. Moderne
Präventionsarbeit setzt aber nicht
primär auf Verbote, sie will die
Selbstverantwortung stärken. Der
Einzelne muss sein Verhalten aus
eigenem Antrieb ändern. Wir sind
gegenüber der Industrie nicht eingeknickt: Wir führen alle seit langem geplanten Massnahmen ohne
Änderungen durch. Wir weisen
Thomas Mattig, 37, ist Jurist und
leitet seit 2007 die Gesundheitsförderung Schweiz. Er ist Mitglied
der FDP.
(Saldo, 29.2.2012)
Foodwatch verärgert Industrie
Report über Kinderlebensmittel stellt Unternehmen an den Pranger - Branche wehrt sich
Lebensmittelhersteller begegnen Vorwürfen von Foodwatch zu angeblich „unausgewogenen“ Kinderprodukten unterschiedlich.
Schweigen, Verärgerung und Dialogbereitschaft – so unterschiedlich reagieren betroffene Lebensmittelhersteller auf den jüngst
von Foodwatch veröffentlichten
Report „Kinder kaufen“, in dem
1500 „Kinderprodukte“ untersucht wurden. Die Vorwürfe sind
hart: „Perfide Marketingpraktiken“ musste sich die Industrie
vorwerfen lassen. 73 Prozent der
Produkte für Kinder seien „zu
fett“ und „zu süß“. Ein breites
Echo in der Publikumspresse
brachte vergangene Woche so
manches Produkt negativ ins Bild.
Die Reaktionen der Branche sind
gemischt. Deutliche Worte findet Markus Dreißigacker, Mitglied
der Geschäftsleitung bei Kellogg‘s
Deutschland: „Die aktuelle PRKampagne der Firma Foodwatch
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
schürt in unverantwortlicher Weise Ängste gegenüber Lebensmitteln von Top-Qualität und eine
Zuckerhysterie, die ernährungswissenschaftlich überhaupt nicht
zu begründen sind.“ Insgesamt 22
Produkte des Herstellers wurden
in der 44-seitigen Artikel-Liste
mit rot bewertet - darunter auch
Produkte, die zu 80 Prozent von
Erwachsenen verzehrt werden,
26
so Kellogg‘s. Der Zuckergehalt
jedoch sei zur Beurteilung eines
Lebensmittels oder gar einer Ernährungsweise unzureichend, sagt
Dreißigacker.
„Foodwatch betreibt Effekthascherei, um Aufmerksamkeit zu
erzielen und damit letztlich Spendengelder zu akquirieren“, urteilt Bernd Rößler, Sprecher von
Storck. Er vermisst in dem Report
eine rationale Einordnung, wie
viele dieser Kinderlebensmittel
es überhaupt gebe. Der Bund für
Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) spricht von 1,5
Prozent eines Supermarktsortimentes.
Andere Hersteller gehen nach
dem Bericht auf die Organisati-
on Foodwatch zu. „Wir sind in
Kontakt und an einer sachlichen
Aufklärung interessiert“, sagt ein
Hersteller, der namentlich ungenannt bleiben will, um den Konflikt
nicht weiter anzuheizen. „Sachlich
einfach falsch“ seien Aussagen des
Reports zu Zuckergehalten in seinen Produkten.
Größere Unternehmen wie unter
anderem Kraft Foods, Ferrero,
Kellogg‘s, Mars, Intersnack und
Lorenz-Bahlsen haben sich im
Rahmen einer europäischen Initiative dazu verpflichtet, Werbung
für Kinder zu beschränken — und
die Standards erst zu Beginn des
Jahres verschärft.
Der BLL kritisiert die „willkürliche“ Auswahl der Produkte ohne
Definition des Begriffs „Kinderlebensmittel“ und verweist darauf,
dass es keine ungesunden Lebensmittel gebe, sondern nur eine unausgewogene Ernährung.
So werden die Hersteller nun bei
firmeneigenen Web-Seiten das
Alter des Nutzers abfragen und
diese erst ab 12 Jahren freigeben.
Zudem richten sie keine Werbung
an ein Publikum, das zu mehr als
35 Prozent aus Kindern unter 12
besteht. Vorher lag die Quote bei
50 Prozent.
(LZ, 23.3.2012)
Die Forderung von Foodwatch
nach dem Verbot von Kinderwerbung sehen die von der LZ
befragten Hersteller gelassen.
lebensmittelrecht ch
Gross im Bild, winzig im Inhalt
Die Verpackungen von Lebensmitteln werben mit Zutaten, die im Produkt kaum
zu finden sind.
Auf dem Erdbeer Coco-Joghurt
von Hirz prangen schöne Erdbeeren und eine halbe Kokosnuss. Das Produkt enthält aber
in Tat und Wahrheit ganze 0,8
Prozent Kokosraspel. Der Grüntee Arizona Original Green Tea
with Honey ist mit japanischen
Kirschblüten bebildert. Doch der
Honiganteil beträgt gerade einmal 0,18 Prozent. Auf den LindtSchokoladentäfelchen hauchdünn
Milch Orange sind schöne, saftige
Orangenschnitze abgebildet. Das
Produkt enthält aber bloss 0,29
Prozent Orangensaftkonzentrat.
Und Ricola bebildert seine Kräuterbonbons mit blühenden Oran-
genminzen. Der Anteil Extrakt aus
Orangenminze und einer 13-fachen Kräutermischung ist aber
bloss 0,3 Prozent.
Die Liste der Beispiele könnte
beliebig verlängert werden. Kundinnen und Kunden sollten sich
deshalb beim Einkaufen nicht allzu
sehr vom Auge alleine leiten lassen.
Handelt es sich bei solchen Abbildungen um absichtliche Konsumententäuschung? Die von saldo
angefragten Hersteller widersprechen: Unisono beteuern sie, ihre
Produkte würden mit einer ande-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
ren Rezeptur nicht mehr so gut
schmecken. Arturo Sutter von der
Firma Trivarga, dem Importeur
des Arizona Original Green Tea
with Honey, sagt: «Ein höherer
Honiganteil würde das Trinkempfinden negativ beeinträchtigen.»
Alle Hersteller rechtfertigen sich
auch damit, dass die Abbildungen
auf den Verpackungen dem Käufer lediglich einen Hinweis auf
die «Geschmacksrichtung» der
Produkte geben sollten. Für die
genaue Zusammensetzung verweisen sie die Kunden auf die Zutatenliste.
(saldo, 14.3.2012)
27
lebensmittelrecht eu
Natürlichkeit neu definiert
Die EU-Aromenverordnung 1334/2008 ist seit knapp 15 Monaten in Kraft. Neue
Kategorien sind hinzugekommen, dafür alte verschwunden und Kennzeichnungsvorschriften überarbeitet worden. Dies alles geschah, um ein wesentliches Ziel
zu erreichen: ein Mindestmaß an Verbraucherschutz. Und so werden der Deklaration „natürlich“ bedeutend engere Grenzen gesteckt.
Verbraucher in der Europäischen
Union sollen nicht über die Ausgangsstoffe getäuscht werden,
mit denen natürliche Aromen
hergestellt werden. So haben die
Verordnungsgeber die Kategorie
„natürliches Aroma“ zur Ausnahmedeklaration erklärt. Diese kommt nur dann zum Tragen,
wenn die natürlichen Aromastoffe
aus verschiedenen Ausgangsstoffen
stammen und diese nicht mehr erkennbar sind. Zum Vergleich: Vorher war die Kategorie „natürliches
Aroma“ eine Auffangdeklaration im
Sinne einer „Sammelkategorie für
sämtliche Aromen aus natürlichen
Aromastoffen“, wie Bettina Muermann in ihrem Buch „Aromen.
Fragen & Antworten“ schreibt. Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass
in allen anderen Fällen die Ausgangsstoffe anzugeben sind. Dies
führte zur 95/5-Regelung.
Wie wirkt sich diese Regelung für
Aromenhersteller aus? Qualitativ
hochwertiges Ausgangsmaterial
und sorgfältige Rohwaren-Screenings sind bedeutender denn je.
Denn neben der logischen Konsequenz, dass für 95/5-Aromen
größere Mengen teureren Rohmaterials benötigt werden, darf eines
nicht vergessen werden: Als Naturprodukte unterliegen Früchte
auch immer qualitativen Schwankungen. Und der technologische
Spielraum, diese Schwankungen
auszugleichen, ist nun deutlich geringer als zuvor.
Hinzu kommt, dass nicht nur Standard-Aromen wie Erdbeere, Apfel
und Banane an die neue Verordnung angepasst werden müssen.
Ausgefallene Geschmackskombinationen und exotische Geschmacksrichtungen sind ein Dauertrend,
den es auch mit 95/5-Aromen zu
bedienen gilt. Viele Aromenhäuser
haben sich lange vor Inkrafttreten
der EU-Aromenverordnung den
Herausforderungen gestellt. So
konnten Lebensmittelproduzenten
frühzeitig
von
umfangreichen
95/5-Sortimenten profitieren.
Natürliche Aromenvielfalt
Laut Birgit Braun, Produktmanagerin bei Wild, ist die Nachfrage beim
Eppelheimer Unternehmen nach
natürlichen Aromen seit Inkrafttreten der Verordnung gestiegen.
„Getränke- und Lebensmittelhersteller wenden sich verstärkt an
uns, da die Herstellung natürlicher
Aromen seit Jahrzehnten eine unserer Kernkompetenzen ist.“ Wild
bietet zahlreiche FTNF-Aromen
an, die ausschließlich aus der namensgebenden Frucht stammen
(From The Named Fruit). Diese
eignen sich ideal für Produkte, auf
denen die natürliche Frucht ausgelobt werden soll. Als Ausgangsmaterial für FTNF-Aromen werden
unter anderem erntefrisch tiefgefrorene Früchte eingesetzt. Wild
sichert zu, die notwendigen Rohstoffe in ausreichender Menge zur
Verfügung zu haben, um die Nachfrage zu befriedigen.
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Die „Taste Twists“-Aromen des
irischen Anbieters Kerry Ingredients & Flavors umfassen sechs
natürliche Zitrusaromen für Getränke, darunter Kusiae und Rangpur Limetten, Meyer Zitrone,
Pomelo sowie Blutorange und
Clementine. Momentan arbeitet
das Unternehmen daran, die Stabilität natürlicher Zitrusaromen zu
verbessern.
Natürliche Gesamtkonzepte
Viele Hersteller nahmen die neue
Verordnung zum Anlass, ihre
Aromen in Gesamtkonzepte einzubetten. Doch die Entwicklung
stabiler und sensorisch überzeugender Lösungen erfordert umfassende Expertise. So müssen die
Aromen sorgfältig mit den anderen Inhaltsstoffen wie Süßungsmitteln oder Farben auf die jeweilige
Anwendung abgestimmt werden,
damit das Endprodukt überzeugen
kann.
Neues Trendthema in Sachen
Süße ist Stevia, nachdem die EUKommission Ende 2011 die lange
erwartete Zustimmung erteilte.
Manko des natürlichen und kalorien- freien Süßungsmittels ist der
lakritzartige Nachgeschmack, den
es zu maskieren gilt. Um diesen
sensorischen Nachteil auszugleichen, bieten Unternehmen entsprechende Lösungen an.
Unter der Marke MultiSweet Stevia hat Döhler in Darmstadt ein
28
natürliches Süßungssystem für
Produkte mit besonders ausgewogenem Geschmacksprofil entwickelt. Die Aromentechnologie
Sweetness Improving Technology
(SIT) verbessert die sensorischen
Eigenschaften von Stevia signifikant. MultiSweet Stevia ermöglicht produktabhängig, fünf bis
sechs Brix Zucker zu reduzieren.
Das Unternehmen hat für alle
relevanten Getränke und Molkereiprodukte entsprechende Prototypen entwickelt, die mit MultiSweet Stevia gesüßt sind.
Ein Blick in die Praxis
Christiane Jarke, Director Strategic Regulatory Affairs, Flavor &
Nutrition bei der Symrise AG in
Holzminden, stellt nach einem Jahr
Praxis mit der neuen Aromenverordnung fest: „Die Bestimmungen
für die Kennzeichnung natürlicher
Aromen nach EG-Aromenverordnung sind komplex und führen in
der praktischen Anwendung zu
vielen Auslegungsfragen und Problemen.“ Eine besondere Schwierigkeit besteht für sie darin, dass
altbekannte Deklarationen jetzt
neuen gesetzlichen Definitionen
und geänderten Interpretationen
unterliegen und dass es keine
Auffangdeklaration mehr gibt.
Die erklärte Absicht des Verordnungsgebers sei zwar gewesen,
den Verbraucher durch spezielle
Informationspflichten besser zu informieren. Für Christiane Jarke ist
die Zeit seit Geltungsbeginn aber
noch zu kurz, um exakt zu beurteilen, ob das Ziel erreicht werden
wird. Die Aromenexpertin kennt
die Skepsis im Markt: „Erste Zweifel werden zuweilen schon geäußert.“
Die Aromenhersteller in ganz Europa und vor allem in Deutschland
haben ihre Hausaufgaben gemacht
und bieten heute zahlreiche Aromen an, die der neuen EU-Verordnung entsprechen. Letztendlich bestimmt die Nachfrage das
Angebot: Unbestritten ist, dass
Verbrauchern ein sauberes Etikett
wichtig ist und sie hierfür auch bereit sind, mehr Geld auszugeben.
Ob ein Produkt mit der Auslobung „natürliches X-Aroma“ einen
deutlichen Mehrwert gegenüber
einem vergleichbaren Produkt hat,
auf dessen Etikett „natürliches XAroma mit anderen natürlichen
Aromen“ steht, muss sich dann
noch herausstellen. Hier kommt
es maßgeblich auf die Zielgruppe,
das Produkt selbst und die Positionierung an.
Natürliches Aroma
Um ein natürliches Aroma mit
Bezug auf die namensgebende
Frucht, also beispielsweise ein
„natürliches Erdbeeraroma“ auszuloben, müssen mindestens 95
Prozent des Aromabestandteils
aus der Erdbeere stammen. Der
verbleibende Anteil von höchstens fünf Prozent darf nur dazu
verwendet werden, um das Aroma zu standardisieren oder zu
charakterisieren. Davor lag dieses
Verhältnis bei 90/10. Setzt sich
das Aroma aus natürlichen Aromastoffen zusammen, wobei der
Bestandteil aus der Erdbeere weniger als 95 Prozent ausmacht, gilt
die Deklaration „Natürliches Erdbeer-Aroma mit anderen natürlichen Aromen“. Allerdings muss
der Erdbeergeschmack leicht erkennbar sein.
(food design, 1-2012)
menschen und karrieren
Chefsessel
Monique Bourquin (46, Bild),
Country Managing Director Unilever Schweiz; Thayngen SH,
übernimmt als Finanzchefin neu
die Verantwortung von Unilever
Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Der WechseI an die Spitze der Finanzabteilung der Dreiländerorganisation erfolgt nach
4 Jahren als Chefin der Schweizer Organisation auf Anfang Mai
2012. Bourquin ist seit 2002 in
verschiedenen Funktionen bei der
Schweizer Organisation des Konsumentengüterunternehmens mit
Marken wie Knorr, Lipton, Dove,
Rexona oder Lusso aktiv. Seit 2008
zeichnete sie verantwortlich für
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
das Schweizer Geschäft. Die HSGAbsolventin begann ihre Karriere
1990 bei der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers,
bevor sie nach drei Jahren im Produktmanagement von Knorr und
mehrjährigen Zwischenetappen im
Marketing und Verkauf bei Rivella
und Mövenpick 2002 als Verkaufs-
29
direktorin zu Unilever Schweiz
zurückkehrte. lhre Nachfolge bei
der Schweizer Organisation wird
gemäss Unilever Schweiz zu einem
späteren Zeitpunkt ernannt und
bekannt gegeben. Bis dahin führt
Bourquin das Schweizer Geschäft
weiter. Henri Schirmer, der bisherige Finanzchef Unilever Deutschland-Österreich-Schweiz (DACH),
übernimmt Anfang Mai als Senior
Vice President Finance die Verantwortung für den Finanzbereich
Nordamerikas. Weiter tritt Michael von Rudloff, Vice President
Moniqua Bourquin: Als Finanzchefin bei
Unilever nun für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich.
SuppIy Chain DACH, nach über
30-jähriger Tätigkeit für Unilever
in den Ruhestand. Die Nachfolge
von Rudloffs tritt Kai Könecke an.
Könecke arbeitete bisher in unterschiedlichen Suply-Chain-Funktionen bei Mars und Amazon. Unter
anderem war er Head of Logistics
Germany, European Supply Chain
Development Manager und Werksdirektor in Viersen. Zuletzt war er
General Manager beim Online-Versandhaus Amazon.
(Handels Zeitung, 15.3.2012)
Broggini wird Migros-Präsident
Biedermann und Wüthrich künftig Mitglieder des Verwaltungsrats
Der
Migros-GenossenschaftsBund (MGB) wird ab 1. Juli einen
neuen Präsidenten haben. Am
Samstag haben die 111 Delegierten
der 10 regionalen Genossenschaften Andrea Broggini zum Vorsitzenden der MGB-Verwaltung
gewählt. Der 55-jährige Tessiner
Wirtschaftsanwalt wird die Nachfolge des 69-jährigen Genfers
Claude Hauser antreten, der im
Sommer altershalber zurücktreten
wird. Nach Angaben von Migros
hat sich Broggini, der einzige offizielle Kandidat, in vier Wahlgängen
gegen drei Mitbewerberinnen und
einen Mitbewerber durchgesetzt.
Broggini ist seit 2004 Mitglied der
MGB-Verwaltung und leitet dort
den Audit-Ausschuss. Er gilt jedoch nicht als klassischer MigrosMann im Stil von Hauser, der seine
ganze berufliche Karriere beim
Grossverteiler durchlaufen hat.
Der Entscheid für Broggini bedeute indessen keinen Kurswechsel,
betonte eine Konzernsprecherin.
Der Tessiner wolle sich für die
bestehenden Migros-Werte ein-
setzen, sowohl in wirtschaftlichen
wie auch in sozialen, kulturellen
und ökologischen Belangen.
Neu in die MGB-Verwaltung gewählt wurden Dominique Biedermann, Direktor der Anlagestiftung
Ethos, und Hans A. Wüthrich, Professor für internationales Management an der Universität der deutschen Bundeswehr in München.
Sie ersetzen Claude Hauser und
Salomé Paravicini, die ebenfalls aus
Altersgründen zurücktritt.
(NZZ, 26.3.2012)
verschiedenes
Parlament stoppt Verhandlungen mit der EU
Bundesrat muss Gespräche für Agrar-Freihandelsabkommen abbrechen - Ständerat lässt Hintertüre offen
Für Christophe Darbellay war es
ein Geburtstagsgeschenk. Der
CVP-Präsident, der gestern 41
Jahre alt wurde, fläzte sich vor
dem Ständeratssaal im Sessel, als
der Rat überraschend einer Motion Darbellays zustimmte. Mit 28
gegen 11 Stimmen beauftragte er
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
den Bundesrat, die Verhandlungen
für ein Freihandelsabkommen im
Agrar- und Lebensmittelbereich
«unverzüglich zu stoppen». Wei-
30
tere Verhandlungen mit der EU
sind so lange untersagt, wie die
Freihandelsgespräche in der Welthandelsorganisation (WTO) blockiert sind. Die sogenannte DauhaWelthandelsrunde ist derzeit an
einem toten Punkt - eine Wiederaufnahme ist nicht absehbar. Der
Entscheid des Ständerates kommt
überraschend, weil die vorberatende Kommission die Motion klar
abgelehnt hatte. Im Rat stimmten
die FDP sowie einzelne SP-Vertreter für den Freihandel - SVP,
CVP, BDP, Grüne und Teile der
SP waren dagegen. Der Nationalrat hatte dem Verhandlungs-Stopp
bereits 2011 zugestimmt. Was tut
der Bundesrat nun mit diesem Auftrag? Wirtschaftsminister Johann
Schneider-Ammann, der sich vergeblich gegen die Motion gewehrt
hatte, wollte sich nicht festlegen.
Er werde die neue Situation zuerst
im Gesamtbundesrat besprechen.
«Das ist schizophren»
Der Ständerat macht dem Bundesrat die Analyse nicht einfach. Denn
gleichzeitig mit der Motion Darbellay überwies er eine weitere Motion seiner Wirtschaftskommission.
Diese verlangt, dass der Bundesrat bis im September «mögliche
Alternativen zum bisherigen Verhandlungsansatz» aufzeigt - «mit
dem Ziel einer schrittweisen und
kontrollierten Einführung des
Agrar- und Lebensmittelfreihandels mit der EU. Was gilt nun? Die
Verhandlungen stoppen oder den
Freihandel schrittweise einführen?
Die Motionen seien widersprüchlich, kritisierte Felix Gutzwiller
(Zürich, fdp.), als er nach dem Entscheid aus dem Ratssaal stürmte
und im Vorzimmer auf Darbellay
traf. «Das nennt man Politik», gab
der CVP-Chef zurück. «Das ist
Schizophrenie», konterte Gutzwiller und warf der CVP vor, sie
betreibe «reine Parteipolitik». In
der Tat gaben die CVP-Vertreter
im Rat den Ausschlag. Während
sie der Motion ihres Parteichefs
zustimmten, lehnten sie zwei
ähnliche Vorstösse von Rudolf Joder (svp., Bern) und Laurent Favre (fdp., Neuenburg) ab. Isidor
Baumann (Uri, cvp.) sieht keinen
Widerspruch zwischen den zwei
verabschiedeten Motionen. Jetzt
habe man das Signal für die Verhandlungen einmal auf Rot gestellt
- wenn der Bundesrat im Herbst
«befriedigende Antworten» liefere, könne man das Signal eventuell
wieder auf Grün stellen.
Rudolf Joder doppelt nach
Vor dem Entscheid wurden die
üblichen Argumente ausgetauscht.
Peter Föhn (Schwyz, svp.) sagte,
Freihandel bringe den Bauern Einkommenseinbussen von einer Milliarde Franken pro Jahr. «Tausende
von Landwirtschaftsbetrieben wären gefährdet.» Géraldine Savary
(Waadt, sp.) warnte davor, dass
der Freihandel die Landwirtschaft
«industrialisieren» würde.
Demgegenüber sagte Pankraz Freitag (Glarus, fdp.), der Freihandel
bringe nicht nur Risiken, sondern
auch neue Chancen. «Abschottung ist keine Lösung, gewisse Entwicklungen können wir nicht stoppen», sagte er mit Blick auf den
wachsenden Einkaufstourismus;
derzeit werden allein die Fleischeinkäufe in der EU auf jährlich eine
Milliarde Franken geschätzt. «Die
Öffnung ist bereits Realität», sagte
auch Anita Fetz (Basel-Stadt, sp.)
- bloss finde diese nur «einseitig»
statt.
Nur am Rand diskutiert wurden
die Folgen für die Nahrungsmittelindustrie, die grosse Teile der
Schweizer
Landwirtschaftsproduktion aufkauft. Dazu zählen Migros-Betriebe wie Chocolat Frey
oder Nestlé-Firmen. Viele dieser
Firmen seien nach dem Parlamentsentscheid «in Zukunft nicht
mehr konkurrenzfähig», schrieb
der Wirtschaftsverband Economiesuisse in einem geharnischten
Communiqué. Der Entscheid des
Ständerats sei deshalb «kurzsichtig und letztlich verantwortungslos». Die Freihandelsgegner legen
nach ihrem Erfolg bereits nach.
SVP-Nationalrat Rudolf Joder hat
eine neue Motion verfasst. Diese
verlangt, dass der Bundesrat das
Dossier Landwirtschaft definitiv
aus seiner «Roadmap» zum Verhältnis mit der EU streicht.
(NZZ, 8.3.2012)
Ferieninitiative war chancenlos
«Sechs Wochen Ferien für alle» scheitert in allen Kantonen
Zwei Drittel der Stimmberechtigten haben sich gegen die Ausdehnung des gesetzlichen Ferienanspruchs ausgesprochen. Die
Westschweiz zeigte am meisten
Sympathien für die Initiative. Die
Abstimmungsvorlagen variieren,
aber das Stimmvolk bleibt sich
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
treu. Eine Initiative für fünf Ferienwochen, lanciert vom Landesring
der Unabhängigen, wurde 1985
mit 65,2 Prozent Nein-Stimmen
31
verworfen. Jetzt sprach sich der
Souverän mit 66,5 Prozent gegen
eine Volksinitiative der Dachgewerkschaft Travail Suisse aus, die
einen gesetzlichen Ferienanspruch
von sechs Wochen für alle forderte.
Romands stimmen eher zu
Sämtliche Kantone lehnten das
Volksbegehren ab, die meisten
sehr deutlich. Hauchdünn war die
Mehrheit im Kanton Jura (50,7
Prozent), knapp auch in Genf (52,6
Prozent). Ein sozialpolitischer
«Röstigraben», wie man ihn zum
Beispiel von Vorlagen über die
AHV her kennt, ist deutlich erkennbar. In den ländlichen Gebieten in der Deutschschweiz lehnten
die Initiative über 70 Prozent und
in den städtischen über 60 Prozent ab, während der Anteil NeinStimmen in fast allen welschen
Kantonen und im Tessin unter 60
Prozent lag. Die Initianten hatten
spätestens seit den vernichtenden
Meinungsumfragen der letzten
Wochen nicht mehr an einen Sieg
glauben können, wohl aber an ein
etwas besseres Resultat. Als die
Ergebnisse aus den ersten Kantonen bekanntwurden, war in den
Abstimmungsstudios die Luft bald
draussen. Die vorbereiteten Erklärungen von Gewerkschaftsvertretern, dass jetzt die Arbeitgeber in
der Pflicht stünden und den Volkswillen ernst nehmen müssten,
wirkten skurril.
Thema lanciert
Den Initianten sei es gelungen,
das Thema Stress am Arbeitsplatz
auf die politische Agenda zu setzen, bilanzierte der Präsident von
Travail Suisse, Martin Flügel. Jetzt
müssten Taten folgen, im Parlament und in der Sozialpartnerschaft. Der Arbeitgeberverband
nehme das Thema sehr ernst,
sagte Direktor Thomas Daum. So
helfe man den Betrieben mit einer
Verbesserung der Führungs- und
Arbeitsorganisation, Probleme mit
Arbeitsstress zu meistern.
Ein Grund für das Scheitern der
Initiative ist, dass sie überladen
wurde. Eine Neuauflage der Ferieninitiative von 1985 hätte vielleicht eine Chance gehabt. Aber
die klare Nein-Mehrheit zeigt
auch, dass eine Erhöhung des Ferienanspruchs ohne Rücksicht auf
das tatsächliche Erholungsbedürfnis quer in der Landschaft steht.
Die Linke, insbesondere die SP
und der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), haben brav
mitgestritten, sie haben sich aber
auch kein Bein ausgerissen für die
Initiative von Travail Suisse. Mit der
Mindestlohn-Initiative (SGB) und
der «1:12»-Initiative stehen aber
Abstimmungskämpfe bevor, bei
denen die Linke wieder richtig mobilisieren wird. Dabei ist denkbar,
dass die Stimmberechtigten mehr
von Mindestlöhnen halten als von
zusätzlichen Ferienwochen.
(NZZ, 12.3.2012)
Für Facebook & Co. brauchts einen Plan
Einige Schweizer Unternehmen aus dem Lebensmittelsektor haben bereits einen Auftritt auf Facebook. Andere zögern oder verzichten. Wer einsteigen will,
muss sich dazu ein paar Gedanken machen.
Facebook, Twitter oder Google+:
Viele Schweizer Firmen nutzen
diese Plattformen bereits tagtäglich. Andere sind zurückhaltender,
sagen, für sie sei die Zeit noch nicht
reif, um über diese neuen Medien
mit den Kunden in Kontakt zu
kommen. Sie haben Respekt vor
den Risiken, die ein solcher Auftritt mit sich bringen kann. Doch
wer einige Regeln berücksichtigt
und eine Strategie definiert, hat
laut Experte Thomas Hutter kaum
etwas zu befürchten. Wie man die
neuen Medien zu seinen Gunsten
nutzt, zeigt das Schweizer Unternehmen MySwissChocolate: Die
Anzahl Fans steigt von Tag zu Tag
kontinuierlich an, und mit ihr auch
die Zahl potenzieller SchoggiKäufer. Auch Emmi, Sbrinz AOC
oder Lindt und Sprüngli kommunzieren über Facebook. Eine eigene
Online-Kommunikationsplattform
erschaffen hat die Migros: Mit Migipedia will sie Nähe zu den Kunden gewinnen.
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Aktive Fans braucht das Unternehmen
Soll das eigene Unternehmen auf
Facebook aktiv sein? Und wenn
ja, wie? Thomas Hutter kennt als
Social-Media-Experte die Antworten.
alimenta: Herr Hutter, welche Chancen bieten Social Media für die Lebensmittelhersteller?
Thomas Hutter: Einerseits bieten
Social Media einen niederschwelligen Dialogkanal, also die Mög-
32
lichkeit, sich mit Konsumenten
auszutauschen und Feedback
einzuholen. Andererseits bieten
sie eine gute Plattform für Informationen und Kundendienst.
Wer sollte sich die neuen Medien zunutzen machen?
Jeder, der an einem direkten Dialog mit Konsumenten interessiert
ist, Informationen verteilen möchte und wissen will, was in Social
Media über seine Produkte und
Dienstleistungen gesprochen wird.
Wie aktiv muss man sich an den Dialogen auf der eigenen Seite beteiligen?
Es ist sowohl möglich, sich aktiv
am Dialog zu beteiligen wie auch
einfach nur zuzuhören. Allerdings
wird in Social Media gesprochen,
egal ob mit aktiver Beteiligung des
Unternehmens oder ohne.
Wie oft sollte man etwas in den Social Media posten, damit der Auftritt
sinnvoll ist?
Die Häufigkeit ist nicht so relevant.
Die Menge ist weniger wichtig als
die Relevanz der Beiträge.
In diesem Fall: Was sollte man posten?
Das hängt vom Unternehmen ab.
Auf jeden Fall aber ist eine Social
-Media-Strategie sinnvoll. Ein Themen- und Redaktionsplan sollte
unbedingt erstellt werden.
Haben Sie einige Tipps für die Unternehmen?
Die Unternehmen sollten nicht im
Push-Verfahrenposten, sondern effektiv den Dialog suchen. Es sollte
authentisch, ehrlich und transparent kommuniziert werden. Zudem
sollte man sich bei jedem einzelnen
Beitrag überlegen, ob dieser wirklich auf Facebook gepostet werden
soll oder vielleicht doch besser zu
den Gepflogenheiten eines anderen Netzwerkes passt.
Was ist der Unterschied zwischen Facebook, Twitter und Google+?
Facebook ist Mainstream und multimedial. Twitter kann als sehr
schnell mit kurzen Texten von
bis zu 140 Zeichen beschrieben
werden. Und Google+ ähnelt Facebook, allerdings mit wesentlich
kleineren Benutzerzahlen, dafür
aber mit positivem Einfluss auf die
Position bei Suchmaschinenabfragen des Unternehmens.
komplex. Viele Anwendungen sind
für den «normalen» Anwender
kaum erkennbar.
Wie wählt man die richtige Plattform?
Indem man sich über die Zielsetzung des Social-Media-Auftrittes
bewusst wird. Eine fixe Zuordnung von Plattformen zu einzelnen
Branchen gibt es nicht.
Die neuen Medien sind gratis in der
Handhabung. Kann damit also viel
Geld gespart werden?
Jein. Die Plattformen sind zwar
gratis, rund um den Einsatz fallen
aber etwa Kosten für Beratung,
Programmierung, Werbeschaltung
und personelle Ressourcen an. Sicherlich lassen sich aber Kosten
bei einer Nutzung mittelfristig optimieren.
Wie viele Fans braucht es, damit sich
der Aufwand lohnt?
Für mich stellt sich die Frage, ob
die Anzahl Fans die richtige Messlatte ist. Wichtiger ist aus meiner
Sicht, wie stark sich die Fans mit
dem Unternehmen identifizieren
und wie sie interagieren.
Wo sehen Sie die Grenzen der neuen
Medien?
Falls die Elemente richtig eingesetzt werden, sind die Grenzen
höchstens abhängig von den Ressourcen.
Wie viel Zeit nimmt so ein Auftritt in
Anspruch?
Der Aufwand ist abhängig von den
Zielsetzungen, den eingesetzten
Plattformen und der eigenen Aktivität. Aber es kann sicher ein Minimum von drei bis vier Stunden pro
Woche genannt werden.
Viele Unternehmen lassen sich für
den Social-Media-Auftritt beraten.
Warum?
Die Plattformen sind zwar einfach
in der Handhabung, technisch aber
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
Wie sieht es mit Richtlinien und Bedingungen aus?
Davon gibt es sehr viele. Hier liegen für Unternehmen ohne professionelle Betreuung viele Gefahren. Unter Umständen kann die
Präsenz auf einer der Plattformen
gesperrt werden.
Immer mal wieder hört man von
«Shitstorms», bei denen Massen von
Leuten sich kritisch und unsachlich zu
einem Produkt oder Thema äussern.
Müssen Unternehmen Angst haben?
Dieses Thema wird überbewertet.
Wer gute Produkte und Dienstleistungen anbietet, fair mit Mitarbeitern und Lieferanten umgeht und
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
ernst nimmt, hat nichts oder nicht
viel zu befürchten.
Thomas Hutter (36) ist Inhaber
und Geschäftsführer der Hutter Consult GmbH. Er berät Unternehmen, Organisationen und
Agenturen in der Schweiz und
international rund um Facebook
Marketing und Social Media. Zudem ist er Dozent an verschiedenen Hochschulen. Sein Blog
thomashutter.com ist ein Sammelwerk zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich Social Media.
(alimenta, 20.3.2012)
33
Waffeln statt Waffen
Die Schweizer Armee hat auch
schon unbeschwertere Tage erlebt. Kaum ein Tag vergeht, ohne
dass Schützenpanzer verschrottet
werden, Kampfjets ins Trudeln
geraten und an militärpolitischen
Sparübungen getüftelt wird. Der
böse Feind hockt nicht mehr ostwärts, sondern im eigenen Haus.
Klammheimlich bereitet sich die
Armee jetzt auf den Gegenschlag
vor. In einem Rundschreiben der
Logistikbasis, das an alle Truppenkommandanten bis auf Stufe
Einheit adressiert ist, heisst es,
der vermehrte Dialog mit den
Bürgerinnen und Bürgern tue not.
Korpskommandant André Blattmann, der Chef der Armee persönlich, habe deshalb entschieden,
«eine limitierte Anzahl Portionen
der beliebten Militärbiscuits in einer besonderen Verpackung zur
Verfügung zu stellen».
Die «Special Edition» der allseits
geschätzten Waffeln ist also die
neue Geheimwaffe der gebeutelten
Swiss Army. Divisionär Daniel Baumgartner, Chef Logistikbasis der
Armee, schreibt in seinem Behelf
für den Waffel-Einsatz: «Das speziell verpackte Geschenk-Biscuit
soll gezielt eingesetzt werden, um
ein möglichst grosses Publikum zu
erreichen.» Mit dem Give-away
soll mithin geklotzt werden, nicht
gekleckert.
Die neue Wunder-Waffel hat das
Evaluationsverfahren problemlos
überstanden. Auch die Beschaffung ist wasserdicht geregelt: Militärische Rechnungsführer können
auf dem Formular 16.006 «Bestellung Armeeproviant» unter «Bemerkungen» die benötigte Anzahl
der Special-Edition-Biscuits bestellen - ohne die übliche Verpflegungsration der Truppe zu tangieren.
Den so ausgerüsteten Armeeangehörigen wünscht der Cheflogistiker der Armee in seinem
Rundschreiben «viel Erfolg bei der
zielgerichteten Verteilung der Biscuits». Und wir warten gespannt
auf die Wirkung im Ziel.
(NZZ, 22.3.2012)
auszug aus dem handelsregister
Chocoladefabriken Lindt &
Sprüngli Aktiengesellschaft, in
Kilchberg ZH, CH-020.3.905.1366, Aktiengesellschaft (SHAB Nr.
14 vom 20.01.2012, S. 0, Publ.
6513796).
Statutenänderung:
26.01.2012.
Partizipationskapital neu: CHF 9‘261‘790.00 [bisher: CHF 9‘017‘990.00]. Liberierung Partizipationskapital neu:
CHF 9‘261‘790.00 [bisher: CHF
9‘017‘990.00].
Partizipationsscheine neu: 926‘179 Inhaberpartizipationsscheine zu CHF 10.00.
[bisher: 901‘799 Inhaberpartizipationsscheine zu CHF 10.00].
Erhöhung
Partizipationskapital
aus bedingtem Partizipationska-
pital. Tagesregister-Nr. 7587 vom
28.02.2012 / CH-020.3.905.136-6
/ 06576586
Nutricia SA, à Domdidier, CH217-0230511-0, achat, vente et
commerce de produits alimentaires et autres, etc. (FOSC du
17.11.2011, p. 0/6420884). GentPietruszka Valérie n‘est plus administratrice; sa signature est radiée.
Sany Jérôme Dominique Jacques,
de France, à Pully, est nommé
administrateur avec signature
collective à deux. Registre journalier no 1217 du 06.03.2012 / CH217.0.230.511-0 / 06587238
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
G. Högger Chocolate & Coffee Technology, in Oberuzwil,
CH-320.1.071.027-0,
Feldholzstrasse 18, 9242 Oberuzwil, Einzelunternehmen (Neueintragung).
Zweck: Technische und technologische Beratung zur Herstellung
von Schokolade und Verarbeitung
von Kaffee. Eingetragene Personen: Högger, Guido, von Wuppenau, in Oberuzwil, Inhaber, mit
Einzelunterschrift. TagesregisterNr. 2108 vom 06.03.2012 / CH320.1.071.027-0 / 06587888
Kraft Foods Europe Services
GmbH, in Opfikon, CH-020.4.
037.999-3, Gesellschaft mit be-
34
schränkter Haftung (SHAB Nr.
178 vom 14.09.2011, S. 0, Publ.
6335040). Ausgeschiedene Personen und erloschene Unterschriften: Müller, Patrick, von
Beromünster, in Sins, mit Kollektivunterschrift zu zweien. Eingetragene Personen neu oder mutierend: Brennecke, Peter, deutscher
Staatsangehöriger, in Zumikon,
Geschäftsführer, mit Kollektivunterschrift zu zweien; Hundeiker,
Ulrike, deutsche Staatsangehörige,
in Winterthur, mit Kollektivunterschrift zu zweien. TagesregisterNr. 8645 vom 07.03.2012 / CH020.4.037.999-3 / 06589152
Mühlen Betriebs GmbH, Lengnau, in Lengnau AG, CH-400.
4.035.197-6, Mühleweg 1, 5426
Lengnau AG, Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Neueintragung). Statutendatum: 06.03. 2012.
Zweck: Herstellung von und Handel mit Backmehlen und Futtermitteln, Trocknen von Getreide, Gras
und anderen Produkten sowie
Handel mit Agrarprodukten aller
Art; kann Zweigniederlassungen
und Tochtergesellschaften errichten, sich an anderen Unternehmen
beteiligen, Grundeigentum erwerben, belasten, veräussern und verwalten, Finanzierungen für eigene
oder fremde Rechnung vornehmen
sowie Garantien und Bürgschaften für Tochtergesellschaften und
Dritte eingehen. Stammkapital:
CHF 20‘000.00. Das Stammkapital
ist bei der Gründung vollständig
liberiert worden. Publikationsorgan: SHAB. Mitteilungen an die
Gesellschafter erfolgen per Brief,
E-Mail oder Telefax an die im Anteilbuch verzeichneten Adressen.
Gemäss Erklärung aller Gründer
vom 06.03.2012 untersteht die
Gesellschaft keiner ordentlichen
Revision und verzichtet auf eine
eingeschränkte Revision. Eingetragene Personen: Suter, Lienhard,
von Lengnau AG, in Lengnau AG,
Gesellschafter und Vorsitzender
der Geschäftsführung, mit Kollektivunterschrift zu zweien, mit 100
Stammanteilen zu je CHF 100.00;
Suter, Othmar, von Lengnau AG,
in Lengnau AG, Gesellschafter
und Geschäftsführer, mit Kollektivunterschrift zu zweien, mit 100
Stammanteilen zu je CHF 100.00.
Tagesregister-Nr.
3118
vom
08.03.2012 / CH-400.4.035.197-6
/ 06591596
Kraft Foods Biscuits Holding
GmbH, in Zug, CH-170.4.010.
820-9, Gesellschaft mit beschränkter Haftung (SHAB Nr. 1 vom
03. 01.2012, S. 0, Publ. 6487218).
Ausgeschiedene Personen und
erloschene Unterschriften: Kraft
Foods Nederland Services B.V., in
Amsterdam (NL), Gesellschafterin, mit 200 Stammanteilen zu je
CHF 100.00; Kraft Foods Biscuits
Holding C.V., in Oosterhout (NL),
Gesellschafterin, mit 15‘802‘405
Stammanteilen zu je CHF 100.00.
Eingetragene Personen neu oder
mutierend: AZTECANANA B.V.,
in Oosterhout (NL), Gesellschafterin, mit 15802605 Stammanteilen zu je CHF 100.00. Tagesregister-Nr. 3603 vom 15.03.2012 /
CH-170.4.010.820-9 / 06601082
waltungsrates, mit Kollektivunterschrift zu zweien. Eingetragene
Personen neu oder mutierend:
Brasier, Barbara L., amerikanische
Staatsangehörige, in Northfield
(US), Präsidentin des Verwaltungsrates, mit Kollektivunterschrift
zu zweien; Jack, Tom, britischer
Staatsangehöriger, in Luzern, Mitglied des Verwaltungsrates, mit
Kollektivunterschrift zu zweien
[bisher: in London (UK)]; Rust,
Thomas, von Walchwil, in Zug,
Mitglied des Verwaltungsrates,
mit Kollektivunterschrift zu zweien; PricewaterhouseCoopers AG
(CH-020.3.020.876-5), in Zürich,
Revisionsstelle [bisher: PricewaterhouseCoopers AG]. Tagesregister-Nr. 3971 vom 23.03.2012 /
CH-170.3.027.604-5 / 06614198
Gysi AG Chocolatier Suisse, in Bern, CH-035.3.012.2597, Aktiengesellschaft (SHAB Nr.
243 vom 14.12.2011, S. 0, Publ.
6458898). Eingetragene Personen neu oder mutierend: Gysi,
Thomas, von Buchs AG, in Bern,
Präsident, mit Einzelunterschrift
[bisher: Präsident mit Kollektivunterschrift zu zweien]; Schweizer,
Heinz, von Riggisberg, in Ostermundigen, Co-Geschäftsführer,
mit Kollektivunterschrift zu zweien. Tagesregister-Nr. 5154 vom
27.03.2012 / CH-035.3.012.259-7
/ 06618052
Kraft Foods Finance Europe
AG, in Zug, CH-170.3.027.6045, Aktiengesellschaft (SHAB Nr.
3 vom 05.01.2011, S. 13, Publ.
5972076). Ausgeschiedene Personen und erloschene Unterschriften: Gumy, François, von
Avry, in Baar, Mitglied des Verwaltungsrates, mit Kollektivunterschrift zu zweien; Magnesen, Mark,
amerikanischer Staatsangehöriger,
in Illinois (US), Präsident des Ver-
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
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messen und veranstaltungen
12. – 15.04.2012
Istanbul
IBATECH – Int. Trade Fair for Bakery, Pastry Ma-
chines, Ice Cream, Chocolate & Technologies
www.ibatech.com.tr
12. – 15.04.2012
Stuttgart
SLOW FOOD – Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe
www.slowfood-messe.de
13. – 22.04.2012
Basel
MUBA – Ihre Erlebnismesse – Bunt wie das Leben
www.muba.ch
17. – 18.04.2012
Zürich
PERSONAL SWISS – Fachmesse für Personalmanagement
www.personal-swiss.ch; www.messe.org
17. – 18.04.2012
Zürich
SWISS PROFESSIONAL LEARNING – Fach-
messe für Personal- und Führungskräfteentwicklung
www.professional-learning.ch
17. – 20.04.2012
Singapur
FHA Food & Hotel Asia – Int. Exhibition of Food
Drink, Hotel, Restaurant and Catering Equipment
www.foodnhotelasia.com; www.sesallworld.com
18.04.2012BrüsselAgricultural Commodities in the Bakery Chain
Symposium, FEDIMA Verband Hersteller Bäckerei- u. Konditoreirohstoffen in der EU, www.fedima.org
18. – 21.04.2012
Shanghai Chinaplas 2012
Asia‘s No. 1 Plastics & Rubber Trade Fair
www.ChinaplasOnline.com
24. – 25.04.2012 Zürich
easyFairs VERPACKUNG Schweiz – Der Event für Verpackungslösungen, Prozesse & Design
www.easyfairs.com
24. – 26.04.2012 St. Petersburg
INTERFOOD – Int. Fachmesse für Lebensmittel und Getränke
www.restec.ru
24. – 26.04.2012 Kiew
BREAD / CONFECTIONER EXPO – Ausstel-
lung für Backwaren und Konditoreiprodukte
www.bread-expo.kiev.ua
24. – 27.04.2012
Stockholm
GASTRONORD – Int. Fachmesse für Verpflegung,
Restaurants und Hotels
www.gastronord.com
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
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25. – 27.04.2012
Tokyo
Bio Forum & Bio Expo Japan
www.bio-expo.jp
25. – 27.04.2012
Krasnodar
FOOD INDUSTRY KRASNODAR – Int. Fach-
messe für Lebensmittelverarbeitung
www.krasnodarexpo.ru
27. – 29.04.2012
Chicago
NAMA – National Automatic Merchandising Expo
www.namaoneshow.org
27.04. – 06.05.2012BernBEA – Ausstellung für Gewerbe, Landwirtschaft, Handel und Industrie
www.bernexpo.ch; www.beapferd.ch
01. – 03.05.2012DallasFMI Show – Supermarket Industry Convention and Educational Exposition
www.fmi.org
05. – 08.05.2012
Chicago
NRA SHOW 2012 – The Int. Foodservice Market
place
www.restaurant.org
07. – 10.05.2012
Parma
DOLCE ITALIA – Int. Süsswarenausstellung
www.cibus.it; www.fiereparma.it
07. – 10.05.2012
Parma
CIBUS – Int. Nahrungsmittelausstellung
www.cibus.it; www.fiereparma.it
08. – 10.05.2012
Chicago
SWEETS & SNACKS EXPO
www.sweetsandsnacks.com; www.allcandyexpo.com
08. – 11.05.2012
Montreal
SIAL CANADA – The North-America Food Mar-
ketplace
www.sialcanada.com
08. – 11.05.2012
Stuttgart
CONTROL – Die int. Fachmesse für Qualitätssicherung
www.control-messe.de
09. – 10.05.2012BaselLABOTEC Suisse – Die Messe für d. pharmazeutische und chem. Industrie & den Lebensmittelsektor
www.easyfairs.com
09. – 11.05.2012
Shanghai
SIAL CHINA 2012 – The Asian Food Marketplace
www.sialchina.com; www.comexposium.com
09. – 12.05.2012
Mailand
VENDITALIA
www.venditalia.com
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
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09. – 12.05.2012
Zagreb
INGA – Int. Messe, Essen, Trinken und Gastrono-
mieinnovationen
www.zv.hr
10. – 12.05.2012
Shanghai
BAKERY CHINA – Int. Fachmesse für das Bä-
cker- und Konditorenhandwerk
www.bakery-china.de
15. – 18.05.2012
Barcelona
BTA Barcelona Tecnoalimentaria – Int. Fachmesse für Nahrungsmittel-Technologie
www.bta-tecnoalimentaria.com
16. – 18.05.2012
Baku
WorldFood incl. WorldFood Tech – Int. Fach
messe für Getränke u. Nahrungsmittel
www.ite-exhibitions.com; www.worldfood.az
16. – 18.05.2012
Almaty
FOODEXPO Kazakhstan – Int. Messe für Nah-
rungsmittel und Getränke
www.tntexpo.com
23. – 24.05.2012
Basel
RECYCLING TECHNOLOGIES Schweiz 2012 – Die Messe für die Abfall- und Entsorgungswirtschaft
www.easyfairs.com
23. – 24.05.2012
Rosmalen
FOODTECH 2012
www.easyfairs.com
23. – 27.05.2012
Bangkok
THAIFEX – World of Food ASIA – Int. Fach-
messe für die Lebensmittel- und Getränke-Industrie
www.worldoffoodasia.com
24. – 26.05.2012
Shanghai
BioFach China – Int. Fachmesse und Konferenz für
Bio-Produkte – Int. Organic Trade Fair
www.biofachchina.com; www.nm-china.com.cn
25. – 29.5.2012
Verona
SIAB – Int. Fachausstellung für Bäckereien Konditoreien, www.siabweb.com; www.veronafiere.it
29.05. – 02.06.2012
Russland
KMU-Wirtschaftsmission nach Moskau – Sa-
mara – Togliatti, organisiert von osec unter der Leitung von Staatssekretärin Ineichen-Fleisch
www.economiesuisse.ch
06. – 08.06.2012
Bern
ArbeitsSicherheit Schweiz – Fachmesse für Ar-
beitssicherheit u. Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
www.arbeits-sicherheit-schweiz.ch
16. – 21.09.2012
München
iba 2012 - Int. Fachmesse, Weltmarkt des Backens
www.iba.de
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
38
weiterbildung / seminare
17. – 19.04.2012
Amsterdam
6th Food Proteins Course 2012, Properties, Functionalities & Applications, www.bridge2food.com
17. – 20.04.2012
Türkei
Chocolates Centres & Fillings
Zentralfachschule der Deutschen Süsswarenwirt-
schaft, www.zds-solingen.de
24.04.2012
Zürich
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Betrieb, erfolgreiche Umsetzung, SVBGF www.mediasec.ch/kongresse
03.05.2012WädenswilEinführung ins Lebensmittelrecht
Weiterbildungsangebot der ZHAW
www.ilgi.zhaw.ch
09.05.2012
Solingen
Workshop Hartkaramellen (zuckerhaltig und zuckerfrei) Zentralfachschule der Deutschen Süss-
warenwirtschaft, www.zds-solingen.de
16.05.2012
Solingen
Produktionsplanung, Seminar, Zentralfachschule der Deutschen Süsswarenwirtschaft
www.zds-solingen.de
14.06.2012
Zürich
Schweizer Markenkongress 2012
The Dolder Grand, www.marken-kongress.ch
19. – 20.06.2012 Solingen
Ingredients for Sweets, Symposium, Zentralfach-
schule der Deutschen Süsswarenwirtschaft
www.zds-solingen.de
tauwetter auf dem finanzplatz...
(Bilanz, März 2012)
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
39
bezugsquellenregister
Laborserviceleistungen
SQTS – SWISS QUALITY TESTING SERVICES
Grünaustrasse 23, 8953 Dietikon
Telefon +41 (0)58 577 10 00
Telefax +41 (0)58 577 10 10
Route de l‘industrie 61, 1784 Courtepin
Telefon +41 (0)58 577 11 11
Telefax +41 (0)58 577 11 19
Homepage www.sqts.ch
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Idee bis zum Produkt. Nutzen Sie unser umfangreiches Wissen in den Bereichen Analytik von Lebensmitteln
und -Verpackungen, hygiene- und lebensmittelrechtliche Beratung, Deklarationen und Audits.
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Engimattstrasse 11, CH-8002 Zürich
Postadresse: Postfach, CH-8027 Zürich
Telefon044 283 29 30
Telefax044 201 42 49
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und für Qualitätssicherungsfragen (z.B. Hygienemonitoring, Off-Flavour-Abklärungen).
Zucker
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Telefon 044 439 10 10
Telefax 044 439 10 19
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www.hszag.ch
Produkte: Invertzucker-Sirup, Invertzucker-Creme, Kunsthonig, Caramel-Sirup, Caramel-Couleur, Auftragsherstellungen, Bio-Qualitäten.
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
40
Lebensmittelrecht
Lerex Lebensmittelrecht & Engineering, S. Michel
Dipl. Lm.-Ing. HTL
Zypressenstr. 50, 8004 Zürich
Postfach 205, 3123 Belp
Tel. 044 / 342 59 33
Fax 044 / 342 59 40
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Produkte: Aktualisierungs-Service: Schweizer Lebensmittelrecht als systematische Sammlung. Beratung: Deklarationen (CH, EU, USA, ...), Produktentwicklung, Hygiene, HACCP, IFS, BRC, ISO 9001
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Blattmann Schweiz AG
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Seestrasse 201, CH-8820 Wädenswil
Telefon
044 789 91 20
Telefax044 780 68 71
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Tapioka, Hydrokolloide, Lecithine aus Soja und Sonnenblume, Dextrose, Zuckeraustauschstoffe (Sorbitol,
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Sojaprodukte, Stärken, Stärkederivate, Zuckeraustauschstoffe, Zuckerarten, Zusatzstoffe.
BISCOSUISSE-INFORMATION NO. 03 / 2012
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Spezialitäten für die Lebensmittelindustrie
Hostettler-Spezialzucker AG
Hohlstrasse 501
8048 Zürich
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pastöse, flüssige und pulvrige Füllgüter.
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