Auf jedem Balkon ein Kräutergärtchen

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Auf jedem Balkon ein Kräutergärtchen
profis über urbane kräutergärten
«Auf jedem Balkon ein Kräutergärtchen»
Chrüter-Oski
Remo Vetter
Markus Pölz
Bruno Vonarburg
«Auch ein kleiner Balkon
kann zum Kräutergarten werden. Bevor man mit dem Anpflanzen beginnt, einige wichtige Grundinformationen: Man
sollte Pflanzen immer in einjährige und mehrjährige Pflanzen
unterteilen. Mehrjährige Pflanzen, das sind Gewächse, die über
mehrere Jahre hinweg immer
wieder gedeihen. Dies sind beispielsweise Rosmarin, Salbei,
Thymian oder Zitronenmelisse.
Die meisten Pflanzen können
problemlos draussen überwintert werden. Wenn sie jedoch an
einem sehr zügigen und kalten
Standort stehen, ganz einfach
eine Jutepackung oder etwas Zeitung und einen Plastiksack um
die Pflanze wickeln, dass eine
Isolation entsteht und die Pflanze nicht erfriert. Beim Einpflanzen sollte man vor allem darauf
achten, was in welches Gefäss
gepflanzt wird. Minze und Zitronenmelisse sind am liebsten
selbständig und vertragen sich
schon gar nicht im gleichen Topf.
Peterli und Schnittlauch mögen
sich auch nicht. Rosmarin, Majoran und Thymian vertragen sich
hingegen gut in einem Topf.»
«Gemüsegärten auf Hausdächern und komplett bepflanzte
Fassaden sind ‹in›. Praktisch auf
jedem Balkon ist ein Kräutergärtchen oder zumindest ein Kistchen
vorzufinden. Als Pflanzenerde
eignet sich gewöhnliche biologische Blumen- oder Gemüseerde,
die mit etwas Kompost angereichert wird. Kräuter sind Schwachzehrer, sollten also keine zu reiche
Erde oder Mist erhalten. Zur Düngung empfehle ich Brennnesselund Beinwellwasser. Brennesseln
und Beinwell für 24 bis 48 Stunden im Giesswasser ansetzen und
unverdünnt giessen. Damit das
Angepflanzte nicht vertrocknet
oder verbrennt, auf schwarze Plastiktöpfe verzichten und solchen
aus Ton den Vorzug geben. Kulturpflanzen wie Tomaten, Gurken
oder Peperoni brauchen grosse
Töpfe, während für die meisten
Kräuter kleinere Töpfe oder Balkonkisten ausreichen. Wärmeliebende Kräuter wie Rosmarin oder
Verveine in einzelne Tontöpfe
pflanzen, die im Herbst an die
Wärme ins Haus oder den Wintergarten gestellt werden können.»
«Urban AgriCulture Basel ist
ein Verein, der für das gemeinsame Erarbeiten einer essbaren
Stadt und deren Umgebung steht.
Er leistet einen wachsenden Beitrag zur städtischen Lebensmittelproduktion und beteiligt sich
am Erhalt und Ausbau der Lebensmittelquellen der Bevölkerung, unter anderem durch sinnvoll bepflanzte Balkone und
Terrassen, Stadthonig, Gemeinschafts- und Dachgärten oder einen Bio-Catering-Service. Heute
gibt es 22 von der Basler Bevölkerung initiierte und umgesetzte
Projekte. Da ich seit drei Jahren
hier lebe, ist es mir ein Anliegen,
mich mit meinem Wissen und
meinen Erfahrungen daran zu
beteiligen. Leider werden die wenigsten Pflanzentröge und Balkonnischen in der Stadt zweckgemäss genutzt. Daher erarbeite
ich Konzepte, wie Pflanzplätze in
einer Mischkultur aus Fruchtfolge von Gemüse, Kräutern, Blumen, Beeren und ja sogar Pilzen
bepflanzt werden können, um es
den Leuten zu ermöglichen, einen Teil ihrer Nahrungsmittel
selber zu produzieren.»
«Der häusliche Garten eignet
sich auch für Heilpflanzen. Es
empfehlen sich vor allem Kräuter,
die am meisten in der Hausapotheke verwendet werden. Beispielsweise Kamille bei MagenDarm-Beschwerden, Salbei bei
Halsweh und Angina, Rosmarin
bei Kreislaufbeschwerden und
niederem Blutdruck, Thymian gegen Erkältung und Infektionen,
Eibisch bei Husten und Bronchitis, Lavendel gegen Kopfschmerzen, Sonnenhut zur Grippeprophylaxe oder Wallwurz bei
Gelenkbeschwerden. Diese Kräuter sind als Jungpflanzen in den
meisten Garten-Zentren erhältlich. Als Standort wählt man am
besten südlich ausgerichtete Plätze, damit auf die Heilpflanzen genügend Sonnenlicht einfällt und
die inhaltlichen Wirkstoffe produziert werden können. Zweimal wöchentlich bewässern, ansonsten ist
keine weitere Pflege notwendig.
Die Pflanzen werden vorwiegend
vor den Mittagsstunden gepflückt,
wenn der Morgentau verdunstet
und der inhaltliche Wirkstoffgehalt am grössten ist. Man kann
sie entweder als Tee oder als
Tinktur verwenden.»
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Moosmattstrasse 15
6045 Meggen
chrueteroski.ch
Oskar Marti alias «Chrüter-Oski»
führte unter anderem über 35 Jahre
die Moospinte in Wiggiswil,
veröffentlichte 15 Bücher und ist
Mitgründer der Cocolino-Stiftung.
Hätschen
9053 Teufen AR
thelazygardener.ch
Eisengasse 6
4051 Basel
permakultur-design.
com
Remo Vetter ist seit 30 Jahren
Verantwortlicher des Alfred Vogel
Heilkräuter-Schaugartens in Teufen.
Markus Pölz ist dipl. PermakulturDesigner. Er beschäftigt sich mit der
Planung und Beratung von Permakultur-Gärten und Permakultur-Systemen auf dem Land und in der Stadt.
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Hechtstrasse 2
9053 Teufen
bvonarburg.ch
Bruno Vonarburg ist heute in der
Schweiz als engagierter Verfechter
der Naturheilkunde bekannt.