Schwäbische Zeitung, 13. Mai 2016 - mali-pr

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Schwäbische Zeitung, 13. Mai 2016 - mali-pr
Freitag, 13. Mai 2016
Traditionell, individuell, sensationell
Vom Steinkreis bis zum „i360“: Ein Besuch im südlichen England gleicht einem Parforceritt durch die Zeiten
Von Barbara Waldvogel
●
I
n Burton-on-the-Water spielt
man Fußball im flachen Flusslauf, nackte Gärtner schreiben eine Erfolgsgeschichte in Malmesbury,
und die spukende Lady im ältesten
Hotel des Landes hat bis heute angeblich keine Ruhe gefunden. England präsentiert sich mitunter sonderbar, exzentrisch, eigenwillig und
traditionell. Doch die Insulaner können auch anders. In Brighton soll der
173 Meter hohe Aussichtsturm „i360“
ab Sommer dieses Jahres endgültig
den Verlust des 2003 abgebrannten
Westpiers verschmerzen helfen, und
im ehemaligen Schwimmbad an der
Seepromenade von Hastings rasen
Skater und BMX-Fahrer durch die
Halfpipes. Apropos Hastings: Im Oktober werden es genau 950 Jahre,
dass der Normannenherzog Wilhelm der Eroberer den englischen
König Harald II. besiegte und damit
die Geschichte des heutigen England
in Gang brachte. Ein Grund zum Feiern, vor allem an der Südküste mit ihren Seebädern.
Hastings, Eastbourne, Brighton –
diese Badeorte haben eine große
Vergangenheit, aber ihre Zukunft
müssen sie sich noch erarbeiten. So
wird an den Küsten derzeit einiges
an Ideen und Geld investiert. Hastings zum Beispiel hat eine neue See-
Der Süden Englands
Burton-onthe-Water
London
Hasst
B ghtton Hastings
Brighton
Eastbourne
50 Gärtner kümmern sich um die gepflegte Außenanlage von Hampton Court – einem Königspalast südwestlich von London.
brücke gebaut, auf der allerlei Unterhaltung geboten wird. Die mit einem
Architekturpreis
ausgezeichnete
neue Jerwood Gallery präsentiert
Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts –
und das direkt neben dem Fischereistrand. Ja, richtig, es gibt keinen Hafen in Hastings. Die Boote werden
von Traktoren auf den Kies gezogen.
Alles sieht rostig und auch ein bisschen unheimlich aus. Doch die Fischer verdienen mit diesem Equipment noch heute ihren bescheidenen
Lebensunterhalt. Nebenan im Fischereimuseum erzählen die Exponate vom einfachen und harten Leben dieser Familien, die sich früher
durch Schmuggel ein Zubrot verdienten.
Szenenwechsel in das Hier und
Jetzt von Brighton, das mit elf Millionen Besuchern das populärste Seebad ist. Dort geht es hoch hinaus,
denn die Architekten David Marks
und Julia Barfield haben für die
Strandpromenade
den
Turm
„i 360“entworfen, der einer stählernen Nadel gleicht und die Kleinigkeit
von umgerechnet rund 60 Millionen
Euro verschlingt. Die Gemeinde gewährte einen langfristigen Kredit,
und British Airways tritt als Sponsor
bei dieser Liftfahrt gen Himmel auf.
Vom Sommer an soll eine runde, gläserne Kabine – im Volksmund bereits
mit dem Spitznamen Donut bedacht
– 200 Besucher im 20-Minuten-Takt
einmal hoch- und runterfahren. Da-
bei können diese dann einen 360Grad-Panoramablick auf die Kanalküste und das Hinterland von Sussex
genießen, denn die Kabine kreist
langsam um den schlanken Pylon.
Die britische Insel ist eines der
Top-Reiseziele in diesem Jahr, wie
Touristiker berichten. Ein Grund:
„England ist ein sicheres Reiseland“,
sagen zum Beispiel Eva Machill-Linnenberg, Pressesprecherin von Wikinger Reisen, und Andrea Hetzel,
PR-Managerin von VisitBritain. Außerdem gibt es natürlich immer die
Anglophilen vom Festland, die
Sprachschüler, die Gartenfreunde,
die Schlösserfreaks und die Sportlichen, die schon auch mal per Fahrrad
oder per pedes die Insel erkunden.
FOTO: BARBARA WALDVOGEL
So führt eine beliebte Wanderroute
von Eastbourne zu den Seven Sisters,
steil aufragende Kreidefelsen über
dem Meer, die mit einem weichen,
kurz geschorenen Rasen bedeckt
sind. Darauf zu wandern und dabei
den Blick auf das Meer schweifen zu
lassen, ist Balsam für die Seele – Erholung pur. Als Rasenmäher sind unzählige Schafe unterwegs, die selbst
dem unwirtlichsten Wind standhalten.
In den Gärten von Hampton
Court südwestlich von London müssen noch Gärtner den Rasen mähen.
Es gibt davon auch rund 50, wie Gartenmanager Terry Gough erklärt. Er
hat hier das Erbe einer 500-jährigen
Gartenkultur zu wahren. Kein leich-
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ter Job, aber er ist seit 19 Jahren im
Dienst und zeigt nicht ohne Genugtuung, was er in dieser Zeit geschaffen hat. Jährlich werden 200 000 Blumenzwiebeln gesteckt und in den
Gärtnereien 140 000 Pflanzen vorgezogen. Gartenliebhaber staunen,
aber auch Geschichtsinteressierte
kommen auf ihre Kosten, vor allem
im Schloss selbst. Erst Kreuzrittergut, dann Kardinals- und Königspalast, bietet es Geschichte pur, wobei
Heinrich VIII. – der mit den sechs
Frauen – eine große Rolle spielt.
Aber es gibt noch viel mehr, was
die Insel zu bieten hat und einen Besuch fast zwingend verlangt. Etwa
die jungsteinzeitlichen Steinkreise
von Stonehenge in der Grafschaft
Wiltshire. Man ist dort garantiert nie
allein, selbst bei scheußlichem Wetter nicht. Die Besucherströme werden allerdings gut kanalisiert. Und
wenn einem der stramme Wind
durch Hosen und Jacken gefahren ist,
hat man wirklich eine Pause verdient. Wie wäre es mit einem Afternoon Tea im vornehmen Francis Hotel in der Weltkulturerbestadt Bath.
Garantiert very british. Scones mit
clotted cream, Sandwiches und Kuchen serviert auf dreistöckigen Etageren. Lovely. Genauso wie das mit
800 Jahren älteste Hotel des Landes:
das „Old Bell“ in Malmsbury in den
Cotswolds. Es hat Charme, Stil, eine
gute Küche – und manchmal flackert
das Licht. Es soll dort spuken. Vielleicht ist aber auch nur die elektrische Leitung defekt.
Tipps, Auskünfte und Sonderangebote sind zu finden unter
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Die beschriebene Wanderstudienreise wurde von Wikinger Reisen
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