6 Farben im Web
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6 Farben im Web
201 6 Farben im Web * Farben sind das Erste, was ein Besucher Ihrer Website wahrnimmt. Da es für den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt, sollten Sie sich mit der Farbgestaltung im Web intensiv auseinandersetzen. Im ersten Kapitel werden wichtige Begriffe zur Farbgestaltung eingeführt: »Was ist Farbe?«, S. 202 Für die Darstellung von Farben auf dem Monitor werden das RGBund das HSB-Farbmodell eingesetzt, für Farbdrucker das CMYKFarbmodell: »Farbmodelle«, S. 205 Die Qualität der Farbgestaltung wird durch die drei K´s (Komplementärfarben, Kontrast und Kombination) beeinflusst: »Die 3 K’s der Farbgestaltung«, S. 212 Mit Farben sind bestimmte Assoziationen verbunden, die man bei der Gestaltung einer Website kennen sollte: »Farb-Psychologie«, S. 216 Je nach dem gewünschten Effekt können Farben nach unterschiedlichen Gesichtspunkten kombiniert werden: »Farben kombinieren«, S. 219 Eine gute Lesbarkeit der Texte auf dem Monitor wird durch eine geeignete Kombination von Schrift- und Hintergrundfarben erreicht: »Schriftfarbe und Hintergrund«, S. 226 Etwa 8 Prozent aller Männer sind farbenblind. Wie sieht ein Farbenblinder die Farben einer Website? »Farbenblindheit«, S. 229 Die praktische Umsetzung des Farb-Designs für eine Website wird anhand der Fallstudie gezeigt: »Ökostromanbieter: Farb-Design«, S. 235 Dieses Kapitel enthält zahlreiche Beispiele zur Farbgestaltung. Leider ist es technisch nicht möglich, Bildschirmfarben orginalgetreu auf Druckfarben abzubilden. Außerdem können Druckfarben ganz unterschiedlich ausfallen. Daher kann es sein, dass einige der beschriebenen Farbeffekte hier nicht sichtbar sind. Die »echten« Farben können Sie im zugehörigen kostenlosen E-Learning-Kurs »Farb-Design für Websites« sehen. Hinweis 202 6 Farben im Web * 6.1 Was ist Farbe? * Lichtfarben entstehen durch Übereinanderprojektion von farbigem Licht und werden unter anderem auf Bildschirmen verwendet. Alle Lichtfarben lassen sich durch additive Mischung aus den Primärfarben mischen. Körperfarben werden sichtbar, wenn Gegenstände Licht reflektieren. Sie werden unter anderem im Druckbereich verwendet. Hier entstehen neue Farben durch subtraktive Farbmischung. Was ist eigentlich Farbe? Das Sonnenlicht besteht aus elektromagnetischen Wellen unterschiedlicher Wellenlänge. In der Netzhaut gibt es drei verschiedene Typen farbempfindlicher Sehzellen, die auch Zapfen genannt werden: für kurzwelliges, mittelwelliges und langwelliges Licht. Die Zapfen sammeln die Lichtstrahlen ihrer Wellenlänge und leiten sie an das Gehirn weiter, wo dann die eigentliche Farbempfindung entsteht. Kurzwelliges Licht sehen Sie als Blau, mittelwelliges als Grün und langwelliges als Rot. Da die Lichtstrahlen farblose Energiestrahlen sind, kann man sagen: Farbe entsteht im Auge des Betrachters. Außer dem sichtbaren, gibt es den unsichtbaren Bereich des Lichts: das ultraviolette Licht (unterhalb des sichtbaren Bereichs) und das Infra-Rot-Licht (oberhalb des sichtbaren Bereichs). Grundsätzlich lassen sich zwei Erscheinungsformen von Farben unterscheiden: Lichtfarben und Körperfarben. Lichtfarben Lichtfarben sind die Farben, die von einer Lichtquelle, z. B. der Sonne oder einer Glühlampe aber auch bei Fernsehern, Computer-Bildschirmen oder Videoprojektoren, direkt in das Auge gelangen (Abb. 6.1-1). Abb. 6.1-1: Das Sonnenlicht setzt sich aus Licht unterschiedlicher Wellenlängen zusammen. Rote, grüne und blaue Wellenlängen nehmen wir in der Summe als weißes Licht wahr. Primärfarben des Lichts Alle Lichtfarben lassen sich aus den drei Primärfarben Rot, Grün und Blau mischen (Abb. 6.1-2), man spricht daher von 6.1 Was ist Farbe? * 203 RGB-Farben. Näheres dazu finden Sie im Kapitel »Farbmodelle«, S. 205. Abb. 6.1-2: Aus diesen drei Primärfarben setzt sich jede Lichtfarbe zusammen. Mischen sich rote und grüne Lichtstrahlen, so erscheint das Licht Gelb. Reines Gelb besitzt 100 % Rotanteil und 100 % Grünanteil, aber keinen Blau-Anteil. Da rotes und grünes Licht zu einer neuen Farbe »addiert« werden, spricht man von additiver Farbmischung. Wie die Abb. 6.1-3 zeigt, entsteht Gelb aus Rot und Grün, Magenta aus Rot und Blau, Cyan aus Grün und Blau. Weißes Licht entsteht durch die Überlagerung aller Wellenlängen zu jeweils gleichen Teilen. Oder anders ausgedrückt: Die Mischung aller drei Primärfarben zu gleichen Teilen (100 % Rot, 100 % Grün und 100 % Blau) ergibt Weiß. Fällt kein Licht auf die Sehzellen, dann »sieht« man die Farbe Schwarz. In diesem Fall liegt eine vollständige Abwesenheit aller Primärfarben vor. Abb. 6.1-3: Durch additive Mischung von Rot, Grün und Blau entsteht Weiß. Körperfarben Körperfarben werden sichtbar, wenn Licht von Gegenständen reflektiert wird. Fällt weißes Licht auf einen Gegenstand, dann wird ein Teil davon absorbiert (verschluckt) und ein anderer Teil der Strahlen reflektiert (zurückgeworfen). Die Farbe, die Sie von einem Gegenstand wahrnehmen, setzt sich aus diesen reflektierten Strahlen zusammen (Abb. 6.1-4). Körperfarben nehmen Sie immer wahr, wenn Sie Gegenstände des Alltags betrachten: Ihre Kleidung, eine Zeitschrift oder die Fliesen auf dem Boden. Wie Sie die Farbe eines Gegenstands wahrnehmen, hängt sehr stark Additive Farbmischung für Lichtfarben 204 6 Farben im Web * von dem einfallenden Licht ab. Daher sehen Kleidung oder Bilder oft bei Sonnenlicht und Kunstlicht ganz unterschiedlich aus. Mit Körperfarben wird im Druckbereich gearbeitet. Abb. 6.1-4: Betrachten wir einen Körper, so nehmen wir nur die reflektierten Strahlen des Lichts wahr. Bei einer Fläche, die uns cyanfarben erscheint, wird der rotwellige Anteil des Lichts absorbiert, Blau und Grün werden reflektiert und ergeben im Auge des Betrachters in der Summe Cyan. Primärfarben im Druck Wenn Sie einen Farb-Tintenstrahldrucker besitzen, dann wissen Sie, dass er vier Patronen mit den Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz enthält. Die Farben Cyan, Magenta und Gelb sind die Primärfarben im Druckbereich (Abb. 6.1-5). Theoretisch lassen sich alle druckbaren Farben aus diesen drei Primärfarben mischen. In der Praxis wird Schwarz dazugegeben, um dem Druckbild mehr Tiefe zu geben und um reines Schwarz nicht aus den drei Grundfarben mischen zu müssen. Da man beim Druck alle Farben aus den Farben Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz (Black) bildet, spricht man von CMYK-Farben. Näheres dazu finden Sie im Kapitel »Farbmodelle«, S. 205. Abb. 6.1-5: Im Druckbereich sind die Primärfarben Cyan, Gelb (Yellow) und Magenta. Subtraktive Mischung für Körperfarben Das Weglassen bzw. Subtrahieren der Farbe Blau ergibt für den Betrachter die Farbe Gelb. Das Fehlen der Farbe Rot nimmt man als Cyan wahr und das Herausfiltern von Grün als Magenta. Wird keine Farbe subtrahiert, dann entsteht die Farbe Weiß, während die Subtraktion aller Farben Schwarz erzeugt. Bei den Druckfarben spricht man daher von der subtraktiven Farbmischung. Im Gegensatz zur additiven Mischung, bei der es darum geht, 6.2 Farbmodelle * 205 welche Farben in einer Mischung enthalten sind, ist bei der subtraktiven Mischung von Bedeutung, welche Farben herausgefiltert (subtrahiert) werden bzw. welche reflektiert werden. 6.2 Farbmodelle * Für Bildschirmfarben gibt es mehrere Farbmodelle. Am häufigsten wird wohl das RGB-Farbmodell verwendet. Beim HSB-Farbmodell werden die Farben durch Angabe von Farbton, Sättigung und Helligkeit definiert. Werden Webseiten gedruckt, dann müssen Lichtfarben auf Druckfarben abgebildet werden. Die Drucker verwenden hierfür das CMYK-Farbmodell. Die websicheren Farben bilden eine Palette von 216 Farben, die auf Windowsund Macintosh-Computern gleich dargestellt werden. RGB-Farbmodell Das RGB-Farbmodell ist das Standardmodell für Lichtfarben. Computer-Bildschirme stellen Farben dar, in dem unterschiedliche Mischungen der Farben Rot, Grün und Blau verwendet werden (Abb. 6.2-1). Man spricht daher von RGB-Farben. Abb. 6.2-1: Im RGB-Farbmodell setzt sich jedes Bild aus den Farben Rot, Grün und Blau zusammen. Ein reines Rot besitzt 100 % Rotanteile und keinerlei Anteile an den Farben Grün und Blau. Das wird durch den Farbwert (255 R, 0 G, 0 B) ausgedrückt. Die Intensität des Rotanteils wird also durch Werte von 0 bis 255 definiert. Analog besitzt ein reines Grün den Farbwert (0 R, 255 G, 0 B) und ein reines Blau den Farbwert Primärfarben im RGB-Modell 206 6 Farben im Web * (0 R, 0 G, 255 B). Die Anteile der Primärfarben werden im RGBFarbmodell immer in der Reihenfolge Rot-Grün-Blau angegeben. Daher gilt: (x R, y G, z B) = (x,y,z). Farben mischen Durch Mischung der drei Primärfarben entstehen weitere Farben. Da die Rot-, Grün- und Blauanteile jeweils die Werte von 0 bis 255 annehmen können, ergeben sich ca. 16 Millionen darstellbare Farben. Werden jeweils zwei Primärfarben gemischt, dann ergeben sich die Farben der Abb. 6.2-2. Natürlich lassen sich die Farben auch in beliebigen Verhältnissen mischen, wie beispielsweise in Abb. 6.2-3. Abb. 6.2-2: Durch Mischung der drei Primärfarben entstehen weitere Farben wie Gelb, Magenta und Cyan. Abb. 6.2-3: Durch beliebige Mischung der drei Primärfarben entstehen weitere Farben wie Orange, Hellgrau und Lila. Grautöne Reine Grautöne besitzen im RGB-Farbmodell stets gleiche Werte für alle drei Farbanteile, d. h. (x R, x G, x B) mit x= 0..255. Der »Grauton« (255 R, 255 G, 255 B) entspricht reinem Weiß und der »Grauton« (0 R, 0 G, 0 B) reinem Schwarz. Farbwerte Farben werden in Bildbearbeitungsprogrammen oft durch ihre dezimalen RGB-Werte spezifiziert. Bei der Verwendung in HTML und CSS werden Hexadezimal-Codes angegeben. Beispielsweise besitzt die Farbe Rot = (255 R, 0 G, 0 B) den Wert #FF 00 00. Diese hexadezimalen Werte entstehen dadurch, dass die drei einzelnen Werte des RGB-Codes in das hexadezimale Zahlensystem konvertiert und dann hintereinander geschrieben werden. Die RGB-Werte einer Farbe können alternativ prozentual ausgedrückt werden, wobei der Wert 255 100 % Farbe entspricht. HSB-Farbmodell Außer durch den RGB-Wert können Farben durch folgende Angaben beschrieben werden: 6.2 Farbmodelle * 207 Farbton (hue) Sättigung (saturation) Helligkeit (brightness) Man spricht hier vom HSB-Farbmodell. Das Akronym HSB steht für hue, saturation und brightness. Dieses Farbmodell wird auch als HSV-Farbmodell bezeichnet. Hier wird für das Akronym anstelle der Helligkeit der Begriff value (Farbwert) verwendet. Der Farbton gibt die eigentliche Farbigkeit einer Farbe wieder, die auf einem Kreis in Grad-Schritten zwischen 0 und 360 Grad gemessen wird. Beispielsweise besitzt die Primärfarbe Rot den Farbton 0 Grad, die Primärfarbe Grün den Farbton 120 Grad und die Primärfarbe Blau den Farbton 240 Grad. Farbton (hue) Die Sättigung lässt die Farben stärker oder schwächer hervortreten. Sie wird in Werten von 0 % bis 100 % angegeben. Abb. 6.2-4 zeigt, wie für den Farbton 240 Grad bei konstanter Helligkeit von 100 % die Sättigung in Stufen von 25 % abnimmt. 0 % Sättigung ergibt die Farbe Weiß. Sättigung (saturation) Abb. 6.2-4: Für den Farbton 240 und die Helligkeit 100 % variiert die Sättigung zwischen 100 % und 0 %. Die Helligkeit beschreibt, wie sehr ein Farbton heller oder dunkler aussehen kann. Sie wird ebenfalls in Werten zwischen 0 % und 100 % definiert. Abb. 6.2-5 zeigt, wie für den Farbton 240 Grad bei konstanter Sättigung von 100 % die Helligkeit in Stufen von 25 % abnimmt. 0 % Helligkeit ergibt die Farbe Schwarz. Helligkeit (brightness) Abb. 6.2-5: Für den Farbton 240 und die Sättigung von 100 % variiert die Helligkeit zwischen 100 und 0 %. Das HSB-Farbmodell ist besonders gut geeignet, wenn man gezielt bestimmte Farben erzeugen will [Pris03]. Abb. 6.2-6 zeigt, wie man beispielsweise bei dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop den Farbton 240 Grad variieren kann. Ein möglichst reines Blau erhalten Sie bei hoher Sättigung und hoher Helligkeit (rechts oben). Verringern Sie bei konstanter Sättigung die Helligkeit, dann erhalten Sie ein dunkles Blau, das schließlich in Einsatz des HSB-Modells 208 6 Farben im Web * Schwarz übergeht (unterer Rand). Helle Blautöne erhalten Sie bei geringer Sättigung und hoher Helligkeit (links oben). Abb. 6.2-6: Die Markierung zeigt 30 % Sättigung und 70 % Helligkeit für den Farbton 240 (Photoshop). Grautöne Mit abnehmender Sättigung erhalten die Farben einen immer höheren Grauanteil. Man spricht hier von entsättigten Farben. Reine Grautöne erhält man bei einer Sättigung von 0 %. Sie können je nach der Helligkeitsstufe zwischen Weiß (100 % Helligkeit) und Schwarz (0 % Helligkeit) variieren. Reine Grautöne werden auch als ungesättigte Farben bezeichnet. Arbeiten Sie bereits mit einem Bildbearbeitungsprogramm? Wenn ja, dann können Sie diese Übung durchführen: e Gehen Sie von der Primärfarbe Rot aus und erstellen Sie dazu einen hellroten Ton, der keine Grautöne enthält. e Erstellen Sie für den gleichen Farbton ein helles Graurot. e Variieren Sie das reine Rot zu einem Dunkelrot, wobei der Farbton unverändert bleiben soll. Verschiedene Monitore Sicher haben Sie schon festgestellt, dass Farben auf verschiedenen Monitoren ganz unterschiedlich wirken können. Wie Farben am Bildschirm angezeigt werden, hängt unter anderem von der verwendeten Grafikkarte im Computer ab. Zusätzlich lassen sich am Bildschirm weitere Einstellungen wie Kontrast und Helligkeit durchführen. 6.2 Farbmodelle * 209 CMYK-Farbmodell CMYK ist ein weltweiter Arbeitsstandard in der Druckindustrie. Fast alle Zeitschriften, Zeitungen und Magazine werden im CMYK-Farbmodell gedruckt. Es wird überall dort eingesetzt, wo Farbpigmente im Halbtonverfahren auf Materialien gedruckt werden (Offsetdruck, Siebdruck, Laserfarbdruck, Plotter). Beim CMYK-Farbmodell setzt sich jede Farbe aus Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz (Black) zusammen. Theoretisch wäre Schwarz nicht notwendig, denn Cyan, Magenta und Gelb ergeben zusammen die Farbe Schwarz. Beim Vierfarbdruck wird jedoch die Farbe Schwarz dazugemischt, um dem Druckbild mehr Tiefe und Kontraste zu geben und um reines Schwarz nicht aus den drei Primärfarben mischen zu müssen. Daher verwendet ein Farbdrucker die vier Farbpatronen in Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Druckindustrie CMYK-Farben werden durch prozentuale Angaben für die Anteile von Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz ausgedrückt. Beispielsweise wird ein Orangeton durch die Farbwerte (5 C, 70 M, 90 Y, 0 K) spezifiziert. Im Allgemeinen variieren die einzelnen Farbanteile von Stufen von 5 % oder 10 %, da genauere Angaben in der Praxis kaum umgesetzt werden können. Abb. 6.2-7 zeigt CMYK-Farben für einen konstanten Gelbanteil von 90 % und 0 % Schwarzanteil. Die Magenta-Anteile variieren zwischen 0 % und 100 %, die CyanAnteile bei diesem Ausschnitt zwischen 0 % und 30 %. Die CMYKFarbe mit der Nummer 32 besitzt beispielsweise den Wert (10 C, 60 M, 90 Y, 0 K). CMYK-Farben spezifizieren Abb. 6.2-7: Ausschnitt aus einer CMYK-Farbkarte für einen konstanten Gelbanteil von 90 % und 0 % Schwarz. 210 6 Farben im Web * Grautöne Grautöne lassen sich im CMYK-Modell auf zwei Arten spezifizieren. Sie können einen Grauton durch reines Schwarz definieren, z. B. (0 C, 0 M, 0 Y, 50 K). Nach den Umrechnungsformeln der Bildbearbeitungsprogramme erhalten Sie die gleiche CMYK-Farbe auch durch eine Mischung von Cyan, Magenta, Gelb und ggf. Schwarz. Photoshop errechnet beispielsweise für obigen Grauton den CMYK-Wert (45 C, 36 M, 35 Y, 1 K). Für das Auge können diese Grautöne aber durchaus unterschiedlich aussehen. Webseiten drucken Wenn Sie eine Webseite auf dem Farbdrucker ausgeben, dann wandelt der Drucker die RGB-Farben automatisch in CMYK-Farben um. Vielleicht haben Sie schon festgestellt, dass die Druckerausgabe ganz anders aussieht als auf dem Bildschirm. Oft wirken Ihre brillianten Bildschirmfarben auf dem Ausdruck relativ matt und blass. Da man beim Bildschirm in eine Lichtquelle schaut, besitzen die Farben in der Regel eine stärkere Leuchtkraft als gedruckte Farben, die nur das im Raum vorhandene Licht reflektieren. Ein weiteres Problem ist, dass beide Farbmodelle einen gewissen Farbumfang haben, der nicht übereinstimmt. Obwohl die neuesten Programme raffinierte Algorithmen besitzen, um RGB-Farben möglichst originalgetreu in CMYK-Farben zu wandeln, gibt es einige Farben, die nicht gedruckt werden können. Man spricht von CMYK-Farblöchern oder nicht-druckbaren Farben. Farbkarten Wenn Sie einen CMYK-Farbwert in einem Bildbearbeitungsprogramm (z. B. Photoshop) einstellen und auf verschiedenen Druckern ausgeben, dann werden Sie vermutlich sehr voneinander abweichende Farbtöne erhalten. Da die verwendeten Tinten und Toner chemische Produkte sind, wird das Ergebnis durch Faktoren wie Temperatur, Lichtempfindlichkeit etc. beeinflusst. Auch die Papiersorte ist zu berücksichtigen. Auf Hochglanzpapier sehen Farben beispielsweise anders aus als auf grauem Papier. Wollen Sie CMYK-Farbwerte exakt bestimmen, dann empfiehlt sich die Verwendung von CMYK-Farbkarten, die mit unterschiedlich großen Farbpaletten erhältlich sind. Einen Ausschnitt aus einer einfachen Farbkarte zeigt Abb. 6.2-7. Praktischer Einsatz der Farbmodelle Die beschriebenen Farbmodelle sind nebeneinander im Einsatz. HTML-Programmierer verwenden das RBG-Farbmodell. Für den Farbentwurf eignet sich das HSB-Farbmodell am besten. Für den Vierfarbdruck auf dem Drucker werden alle Lichtfarben in den CMYK-Farbraum konvertiert. Konvertierung Farben können zwischen dem RGB- und dem HSB-Farbmodell problemlos konvertiert werden. Beispielsweise kann ein helles Rot durch den RBG-Wert (255 R, 125 G, 127 B), den HSB-Wert 6.2 Farbmodelle * 211 (h: 0, s: 50, b: 100) und auch durch den CMYK-Wert (0 C, 64 M, 39 Y, 0 K) beschrieben werden. In vielen Programmen zur Bildbearbeitung ist es möglich, eine Farbe auf mehrere Arten einzustellen. Abb. 6.2-8 zeigt, wie Photoshop die Farbe (255 R, 127 G, 127 B) in die verschiedenen Farbmodelle umrechnet. Abb. 6.2-8: Photoshop zeigt dieselbe Farbe im HSB-, RGB- (dezimal und hexadezimal), LaB- und CMYK-Farbraum an. Die Angabe »LaB« in der Abb. 6.2-8 steht für das Lab-Farbmodell. Bei Bildern im RGB- oder im CMYK-Farbraum muss das gesamte Bild für jeden Farbkanal (z. B. Rot, Grün und Blau bei RGBBildern) dargestellt werden, denn Farb- und Helligkeitsinformationen werden pro Farbkanal zusammen beschrieben. Das LabFarbmodell geht hier einen grundsätzlich anderen Weg, indem es Farbinformationen von den Helligkeitsinformationen trennt. L (Luminanz) ist der Helligkeitskeitskanal. Hier wird die eigentliche Zeichnung abgebildet. Der a- und der b-Kanal beschreiben nur Farbinformationen. Arbeiten Sie bereits mit einem Bildbearbeitungsprogramm? Wenn ja, dann können Sie diese Übung durchführen: e Mit welchen Farbmodellen arbeitet das Programm? e Wie werden die Farben von einem Farbmodell in ein anderes konvertiert? Lab-Farbmodell 212 6 Farben im Web * 6.3 Die 3 K’s der Farbgestaltung * Die 3 K’s der Farbgestaltung sind Komplementärfarben, Kontraste und Kombination der Farben. Zur Bestimmung der 3 K’s dient der Farbkreis. Je nach beabsichtigtem Effekt können Farben unterschiedlich kombiniert werden, beispielsweise durch Splitten der Komplementärfarbe oder Aufspannen eines gleichseitigen Dreiecks. Eine gute Farbgestaltung macht die Webseiten nicht nur attraktiv, sondern macht es dem Benutzer auch leichter, sich darin zurechtzufinden und die dargestellten Informationen zu erfassen. Ein wirkungsvolles Mittel, um die Konzepte und Begrifflichkeiten der Farbenlehre zu verstehen, ist der Farbkreis. Farbkreis für Lichtfarben Für die Darstellung auf dem Bildschirm werden die Primärfarben Rot, Grün und Blau verwendet. Aus diesen Farben lassen sich die folgenden Farben »mischen«: Grün (0 R, 255 G, 0 B) und Rot (255 R, 0 G, 0 B) ergeben Gelb (255 R, 255 G, 0 B) Blau (0 R, 0 G, 255 B) und Rot (255 R, 0 G, 0 B) ergeben Magenta (255 R, 0 G, 255 B) Grün (0 R, 255 G, 0 B) und Blau (0 R, 0 G, 255 B) ergeben Cyan (0 R, 255 G, 255 B) Man spricht bei diesen Farben auch von den Sekundärfarben der Lichtfarben. Farbkreis bilden Aus Primär- und Sekundärfarben entsteht dann ein 6-teiliger Farbkreis mit den Farben Gelb, Rot, Magenta, Blau, Cyan und Grün. Werden nun wieder je zwei benachbarte Farben »gemischt«, dann entsteht ein 12-teiliger Farbkreis, in dem das graue Dreieck die drei Primärfarben zeigt (Abb. 6.3-1). Beispielsweise ergeben Gelb (255 R, 255 G, 0 B) & Rot (255 R, 0 G, 0 B) die Farbe Orange (255 R, 127 G, 0 B). Das Mischen der Farben erfolgt nach dem additiven Farbmischverfahren. Durch weiteres Mischen jeweils zweier benachbarter Farben kann der Farbkreis beliebig weiter detailliert werden. 3 K’s der Farbgestaltung Der Farbkreis dient zur Bestimmung der 3 K’s der Farbgestaltung. Dies sind [CrCr01]: Komplementärfarben Kontrast Kombination Komplementärfarben Wenn Sie Anzeigen in einer Illustrierte betrachten, dann fallen Ihnen einige eher ins Auge als andere. Der Grund dafür liegt oft 6.3 Die 3 K’s der Farbgestaltung * 213 Abb. 6.3-1: 12-teiliger Farbkreis für Lichtfarben. darin, dass bei diesen Anzeigen Komplementärfarben geschickt eingesetzt wurden. Komplementärfarben liegen sich im Farbkreis genau gegenüber. Beispielsweise ist die Komplementärfarbe von Orange die Farbe Eisblau (Abb. 6.3-1). Ein reines Rot mit dem Wert (255 R, 0 G, 0 B) besitzt beispielsweise die Komplementärfarbe (0 R, 255 G, 255 B). Auf der Website von Thomas Gebhardt (http://www.zum.de/Faecher/Materialien/gebhardt/physik/ optik/farben/kfarbe.htm) wird die Möglichkeit angeboten, auf einfache Art zu jeder beliebigen Farbe die Komplementärfarbe berechnen und anzeigen lassen. Komplementärfarbe ermitteln Eine Farbe mit dem Wert (x R, yG, zB) besitzt die Komplementärfarbe ((255-x) R, (255-y) G, (255-z) B.) Kontrast Komplementärfarben stellen gleichzeitig den höchstmöglichen Farbkontrast dar. Sie erzeugen Spannung und machen ein Bild lebendig. Wenn Sie Orangen vor einem blauen Hintergrund darstellen, dann wird das Bild viel »lebhafter« wirken als beispielsweise vor einem gelben Hintergrund. Kombination der Farben Die Farben einer Website sollen dazu beitragen, dass die Website ein harmonisches Ganzes und nicht eine Sammlung vieler Was sind Komplementärfarben? Formel 214 6 Farben im Web * einzelner Elemente bildet. Dabei spielt auch die Zielgruppe eine entscheidende Rolle. Daher ist es wichtig, von vornherein die Farbpalette festzulegen. Die Frage, die sich in der Praxis stellt, lautet: Wie findet man geeignete Farbkombinationen? Komplement splitten Eine Kombination von drei Farben erhält man durch Splitten der Komplementärfarbe. Beispielsweise werden anstelle der direkten Komplementärfarbe von Gelb die beiden benachbarten Farben Eisblau und Violett gewählt (Abb. 6.3-2). Eine Kombination mit fünf Farben erhält man, wenn man auf jeder Seite zwei Nachbarfarben des Komplements wählt. Beispielsweise können in der Abb. 6.3-2 für die Komplementärfarbe zu Gelb (d. h. Blau) die Nachbarbarben Cyan und Eisblau sowie Violett und Magenta mit Gelb kombiniert werden. Abb. 6.3-2: Für eine Kombination von drei Farben kann die Komplementärfarbe gesplittet werden. Farbklänge Werden aus dem Farbkreis drei Farben gewählt, die ein gleichseitiges Dreieck aufspannen, dann entstehen Farbkombinationen, die kontrastreich wirken, aber dennoch harmonisch zusammenpassen und ästhetisch angenehm wirken. Es entsteht ein FarbDreiklang (Abb. 6.3-3). Analog lässt sich durch Aufspannen eines Quadrats im Farbkreis ein Farb-Vierklang bilden. Benachbarte Farben Farben, die auf dem Farbkreis direkt nebeneinander liegen, werden als benachbarte Farben oder analoge Farben bezeichnet. Werden solche Farben kombiniert, z. B. Gelb, Gelbgrün, Grün, dann entsteht ein harmonischer Gesamteindruck, der beim Betrachter Ruhe und Ausgeglichenheit assoziiert. Es entstehen Farbkombinationen, die auch in der Natur vorkommen können (Gelber Löwenzahn auf einer saftigen grünen Wiese). 6.3 Die 3 K’s der Farbgestaltung * 215 Abb. 6.3-3: Eine Kombination mit 3 Farben ergibt sich durch Bilden eines gleichseitigen Dreiecks im Farbkreis. Die Farben im Farbkreis lassen sich in kalte und warme Farben einteilen, wobei die Farben Grün und Magenta auf der Schnittstelle liegen und als neutral angesehen werden (Abb. 6.3-4). Generell eignen sich die kalten Farben eher als Hintergrundfarben, weil sie optisch mehr zurücktreten. Die warmen Farbtöne sollten dagegen für Texte und Objekte im Vordergrund gewählt werden, weil sie dem Betrachter weiter vorne stehend erscheinen. Abb. 6.3-4: Der Farbkreis enthält je zur Hälfte kalte und warme Farben. Warme und kalte Farben 216 6 Farben im Web * Erstellen Sie mit Ihrem Bildbearbeitungsprogramm Grafiken, die aus verschiedenen Rechtecken bestehen. Alternativ können Sie in HTML mehrspaltige Tabellen erstellen und die Hintergrundfarben der Zellen entsprechend wählen. Sie müssen dann mit Hexadezimalwerten arbeiten: e Wählen Sie zwei Komplementärfarben. e Kombinieren Sie drei Farben durch Splitten des Komplee e e e e ments. Bilden Sie einen Farb-Dreiklang. Bilden Sie einen Farb-Vierklang. Kombinieren Sie drei benachbarte Farben. Kombinieren Sie drei warme Farben. Kombinieren Sie drei kalte Farben. Wie wirken diese Farbkombinationen auf Sie? Welche Assoziationen wecken Sie? 6.4 Farb-Psychologie ** Die Wahrnehmung von Farben wird beeinflusst durch biologische, kulturelle und individuelle Grundlagen. Im westlichen Kulturkreis rufen Farben bestimmte Assoziationen hervor, die jedoch mehr oder weniger differieren können. In vielen Websites werden Farben intensiv eingesetzt. Sie machen eine Website aber nicht nur attraktiver, sondern können auch das Gegenteil bewirken. Oft werden Farben unbewusst wahrgenommen und lösen bei den Betrachtern unterschiedliche Gefühle aus. Diese subjektive Farbwahrnehmung wird beeinflusst durch (vgl. [This00]): 1 2 3 Biologische Grundlagen Kulturelle Grundlagen Individuelle Grundlagen 1 Biologische Grundlagen Die Farbe Rot wird vom Menschen sehr viel stärker wahrgenommen, weil das Auge etwa doppelt so viele Sehzellen dafür besitzt (ca. 64 %) wie für die Farbe Grün (ca. 34 %). Für die Farbe Blau besitzt das Auge nur ca. 2 % Sehzellen. Daher kann mit der Farbe Rot unabhängig von allen anderen Einflüssen immer eine starke Aufmerksamkeit erreicht werden. 2 Kulturelle Grundlagen Der Kulturkreis, in dem ein Mensch lebt, besitzt ebenfalls einen erheblichen Einfluss. Beispielsweise ist Weiß in der westlichen Kultur die Farbe der Reinheit und Klarheit, während es in Ländern wie Japan und China die Farbe des Todes und der Trauer ist. Im Gegensatz zu klassischen Anwendungen werden Websites rund um den Globus benutzt. Werden Farben ohne Berücksichtigung ihrer Bedeutung in den Kulturkreisen eingesetzt, dann kön- 6.4 Farb-Psychologie ** 217 nen sie negative Assoziationen bei den Benutzern der Website hervorrufen. Jeder Mensch hat bewusst oder unbewusst bestimmte Vorlieben und Abneigungen für spezielle Farben. Auch die Moderichtungen können den individuellen Geschmack beeinflussen. 3 Individuelle Grundlagen In unserem Kulturkreis rufen Farben innerhalb einer gewissen Bandbreite ähnliche Assoziationen hervor. Wie vielfältig diese sein können, zeigt die folgende Aufstellung: FarbAssoziationen Rot ist die Farbe des Feuers. Sie ist die kraftvollste und dominanteste Farbe und eine ideale Signalfarbe, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aktivität, Dynamik, Vitalität, Energie, Entschlossenheit Liebe, Kraft, Temperament, Leidenschaft, Aggression Feuer, Gefahr, Warnung, Blut, Wut, Zorn, Brutalität, heiß, Fehler, Stopp Orange ist eine Power-Farbe, die lebendig, aktiv und energiegeladen wirkt. Wärme, Lebhaftigkeit, Ausgelassenheit, Wildheit, Aufgeschlossenheit, Kontaktfreude, Jugendlichkeit, Gesundheit, Selbstvertrauen Aktivität, Aufmerksamkeit, Mut, Spaß, Glück, Optimismus, Lebensfreude herbstlich, Halloween, untergehende Sonne Leichtlebigkeit, Aufdringlichkeit, Ausschweifung, billig und unseriös Gelb ist die Farbe der Sonne, die Licht und Heiterkeit vermittelt. Sonne, Wärme, Helligkeit, Licht Heiterkeit, Freude, Lebhaftigkeit, Verspieltheit, Glück, Optimismus, Freundlichkeit, Hoffnung Wissen, Weisheit, Vernunft, Logik Wert, Gold Vorsicht Schmutzige Gelbtöne: Täuschung, Rachsucht, Pessimismus, Egoismus, Geiz, Neid Grün ist die Farbe der Wiesen und Wälder, die Wachstum, Frische und Hoffnung symbolisiert. Sie wirkt entspannend und beruhigend. Natur, Vegetation, Wachstum, Üppigkeit, Frische, Fruchtbarkeit Ruhe, Ausgeglichenheit, Entspannung, Friedlichkeit, Hoffnung Großzügigkeit, Sicherheit, Harmonie, Erneuerung des Lebens Gift, Neid, Gleichgültigkeit, Stagnation, Müdigkeit 218 6 Farben im Web * Unerfahrenheit, Neuheit Cyan (Türkis) ist die Farbe des Meeres an einem sonnigen Tag. Sie wirkt frisch und klar. Großzügigkeit, Wachheit, Bewusstsein, Klarheit, geistige Offenheit, Freiheit Kühle und Distanz, Gefühl der Leere Blau ist die Farbe der Weite (Himmel, Meer) und vermittelt Ruhe und Vertrauen. Himmel, Meer, Unendlichkeit, Weite Ruhe, Vertrauen, Pflichttreue, Schönheit, Sehnsucht Harmonie, Intuition, Ausgeglichenheit, Glaubwürdigkeit Kühle, Passivität, Traumtänzerei, Nachlässigkeit, Melancholie Violett ist eine würdevolle Farbe, die außergewöhnlich und extravagant wirkt. Inspiration, Mystik, Magie, Kunst Außergewöhnlichkeit und Extravaganz Frömmigkeit, Buße, Opferbereitschaft Stolz, Arroganz, Unmoral Magenta (Pink) ist eine sanfte Farbe, die in der Natur hauptsächlich als Blütenfarbe vorkommt. Idealismus, Dankbarkeit, Engagement, Ordnung, Mitgefühl Snobismus, Arroganz, Dominanz Weiß ist in unserer Kultur die Farbe der Reinheit und Klarheit. Reines Weiß kann auch sehr kalt wirken. Reinheit, Klarheit, Ordnung, Sauberkeit Vollkommenheit, Erhabenheit, Unschuld, Authentizität Unnahbarkeit, Empfindsamkeit, kühle Reserviertheit Winter, Kälte, Eis, Schnee Grau ist die Farbe des Himmels an einem trüben Tag. Sie kann für Nüchternheit und Eleganz stehen, aber auch für Langeweile und Trostlosigkeit. Neutralität, Nüchternheit, Vorsicht, Zurückhaltung, Kompromissbereitschaft Theorie, Nachdenklichkeit, Eleganz, Sachlichkeit, Technologie Langeweile, Eintönigkeit, Trostlosigkeit, Elend, Unsicherheit, Lebensangst Bewölkt, Düsterkeit, Alter Schwarz ist in unserer Kultur die Farbe von Trauer und Tod, wirkt aber auch elegant. Eleganz, Würde, Ansehen, Feierlichkeit, Schwere 6.5 Farben kombinieren * 219 Nacht, Geheimnis, Undurchdringlichkeit, Unergründlichkeit, Unabänderlichkeit Schlechtes, Negation, Spuk, Angst, Furcht, Tod, Trauer, Melancholie Die aufgeführten Assoziationen wurden folgenden Literaturquellen entnommen: [This00], [Powe00], [Crüg02]. Andere Literaturquellen nennen teilweise gleiche und teilweise andere Assoziationen. Das zeigt, wie schwierig es ist, die Wirkung von Farben systematisch zu erfassen. Wie eine Farbe letztendlich empfunden wird, hängt noch von weiteren Faktoren ab. Dazu gehören: Kombination, in der Farben auftreten (siehe Kapitel »Farben kombinieren«, S. 219), Helligkeit und Sättigung einer Farbe (Hellblau wird anders empfunden als Marineblau) und Individueller Geschmack: Wer die Farbe Orange mit einem negativen Erlebnis verbindet, wird in dieser Farbe nichts Positives erkennen. e Was ist Ihre Lieblingsfarbe? e Welche Farbe können Sie überhaupt nicht leiden? e Verbinden Sie mit den oben aufgeführten Farben die gleichen Assoziationen, die hier angegeben sind? e Welche Farben werden auf den Websites verwendet, deren Farbgestaltung Ihnen am besten gefällt? 6.5 Farben kombinieren * Je nach gewünschtem Effekt können Farben unterschiedlich kombiniert werden. Bewährte Kombinationen sind: Komplementärfarben, benachbarte Farben, warme und kalte Farben. Weitere beliebte Kombinationen sind: bunte/unbunte Farben, helle/dunkle Farben sowie gesättigte/ungesättigte Farben. Durch Simultankontrast können Farben in Abhängigkeit von ihrer Umgebung unterschiedlich aussehen. Bei der Gestaltung einer Website sollten Sie nach der Devise »Gestalten Sie farbig und nicht bunt« vorgehen. Geschickt eingesetzte Farben schaffen mehr Übersichtlichkeit und Transparenz. Zu viele Farben verwirren und erzeugen Unruhe beim Benutzer. Farben lassen sich auf einer Website sehr unterschiedlich kombinieren. Hier werden grundsätzliche Kombinationsmöglichkeiten vorgestellt. Die meisten Websites verwenden mehrere dieser Kombinationen, die sich außerdem überlagern können. Außerdem wirkt jede Farbe für sich: beispielsweise hat reines Rot eine Weitere Einflussfaktoren 220 6 Farben im Web * andere Wirkung als reines Blau. Genaueres dazu finden Sie im Kapitel »Farb-Psychologie«, S. 216. Komplementärfarben Beispiel Der Einsatz von Komplementärfarben ruft einen starken Farbkontrast hervor und verschafft dadurch einer Website eine gewisse Spannung. Wie stark dieser Kontrast ist, hängt aber noch zusätzlich von den verwendeten Farben ab. Bei gesättigten Farben wirkt der Kontrast besonders intensiv. Kombinationen von entsättigten oder hellen Komplementärfarben besitzen eine weniger starke Wirkung. Auf der Website www.diba.de (Abb. 6.5-1) wird ein Komplementärkontrast Blau-Orange eingesetzt. Blau ist dabei die dominierende Farbe, da es sachlich und seriös wirkt. Orange, als lebendige Farbe, bietet einen idealen Kontrast. Abb. 6.5-1: Die Website diba.de arbeitet mit dem Komplementärkontrast BlauOrange. Benachbarte Farben Beispiel Benachbarte Farben (auch analoge Farben genannt) erwecken oft einen harmonischen Eindruck der Website. Auch hier können sehr unterschiedliche Wirkungen entstehen, weil einige Kombinationen von benachbarten Farben intensiver wirken als andere. Auf der Website der Restaurantkette Subway (Abb. 6.5-2) werden die benachbarten Farben Grün und Gelb eingesetzt. Sie suggerieren zugleich Frische und Natürlichkeit sowie Heiterkeit und Freude und versuchen auf diese Weise das Image des Unternehmens zu transportieren. 6.5 Farben kombinieren * 221 Abb. 6.5-2: Auf www.subway-sandwiches.de werden die benachbarten (analogen) Farben Grün und Gelb verwendet. Werden ausschließlich warme Farben kombiniert, dann entsteht meistens eine gemütliche und persönliche Atmosphäre. Das gilt vor allem für Brauntöne und Farben im Orange- und Rost-Bereich. Farbkombinationen mit hohem Rotanteil wirken leicht etwas aggressiv. Kalte Farben vermitteln einen Eindruck von Sachlichkeit und Funktionalität, können aber auch kalt und unpersönlich wirken. Bestehen Farbkombinationen ausschließlich aus warmen oder kalten Farben, dann entsteht im Allgemeinen eine harmonische Gesamtwirkung. Handelt es sich zusätzlich um benachbarte Farben, dann wird dieser Effekt noch stärker betont. Werden dagegen warme und kalte Farben miteinander kombiniert, dann entsteht ein Kontrast , der eine gewisse Spannung hervorruft. Handelt es sich bei den gewählten Farben zusätzlich um Komplementärfarben, dann wird dieser Effekt noch verstärkt. Das Projekt CSS Zen Garden (http://www.csszengarden.com/) zeigt, wie unterschiedlich Webinhalte durch ihr Design wirken können. Die gleiche HTML-Seite wird auf immer neue Weise in Szene gesetzt. Abb. 6.5-3 zeigt im Vergleich ein kaltes und ein warmes Farbschema. Bei den Farben wird unterschieden zwischen den bunten oder chromatischen Farben und den neutralen Farben, die als unbunte oder nicht-chromatische Farben bezeichnet werden. Bunte Farben sind beispielsweise Rot, Blau oder Violett. Zu den unbunten Farben gehören Weiß, Schwarz und die verschiedenen Grautöne. Die Kombination von bunten und unbunten Farben ist häufig zu finden und sehr beliebt. Unbunte Hintergrün- Warm vs. kalt Beispiel Bunt vs.unbunt 222 6 Farben im Web * de (insbesondere Schwarz) bringen bunte Farben stärker zum Leuchten. Abb. 6.5-3: Beispiel für die Verwendung kalter und warmer Farben im Vergleich. Beispiel Die meisten Firmen verwenden als Identifikationsmerkmal eine bestimmte Farbe. Wird diese auf der Website mit unbunten Farben kombiniert, wirkt sie noch stärker und die Marke bzw. das Erkennungsmerkmal des Unternehmens wird bestmöglich transportiert. Abb. 6.5-4 zeigt, wie das Grün, die »Markenfarbe« von E-Plus, deutlich hervorgehoben wird. Tipp Der hellste Grauton, der von Weiß kaum unterschieden werden kann, ist (254 R, 254 G, 254 B), der dunkelste (1 R, 1 G, 1 B). Um helle Grautöne zu erreichen, beginnen Sie bei Weiß und erhöhen alle drei Farbanteile gleichmäßig. Umgekehrt gehen Sie bei dunklem Grau vom Schwarz aus. Helligkeit und Sättigung variieren Die Kombination von Farben, die sich nur in ihrer Helligkeit und/oder ihrer Sättigung unterscheiden, führt häufig zu einem harmonischen Gesamtbild. Helligkeit Hellere Farben treten mehr in den Hintergrund und vermitteln den Eindruck von Weite. Sie eignen sich besonders gut als Hintergrundfarben von Texten. Dunkle Farben können düster und bedrückend wirken. Sie heben aber auch hervor und sind als Schriftfarbe gut geeignet. Sättigung Je stärker eine Farbe gesättigt ist, desto dominanter wirkt sie und zieht den Blick des Betrachters vermehrt auf sich. Großflächig eingesetzt werden diese Farben als schreiend und grell empfunden. Farben mit einer geringen Sättigung besitzen eine dezentere Wirkung und sind oft gut als Hintergrundfarben einsetzbar. Entsättigte Farben besitzen weniger Leuchtkraft und wirken dadurch gedämpft. Im Modebereich werden sie als Puderfarben bezeichnet. Farbbereiche in entsättigten Farben treten optisch weiter zurück und sind daher für die Darstellung 6.5 Farben kombinieren * 223 Abb. 6.5-4: Auf der Website www.eplus.de sieht man eine bunt-unbunte Farbkombination. Das Grün, die Erkennungsfarbe des Unternehmens, sticht dadurch noch deutlicher hervor. von Perspektiven geeignet. Gesättigte Farben besitzen eine hohe Leuchtkraft und können sehr aufdringlich wirken. Voll gesättigte Farben sollten daher nur für kleinere Bereiche verwendet werden. Auch durch die Kombination mit unbunten Farben und/oder entsättigten Farben wird ihre Wirkung gemildert. In Abb. 6.5-5 ist zu erkennen, wie durch die Variation der Farbe Braun in unterschiedlichen Helligkeitsnuancen bzw. Sättigungsgraden ein sehr harmonischer Gesamteindruck entsteht. Durch die Kombination sehr heller und gleichzeitig stark entsättigter Farben lassen sich Pastellfarben erzeugen, die sehr zart und leicht wirken und daher gut als Hintergrundfarben geeignet sind. Um zu einer beliebigen Farbe den passenden Pastellton zu erzeugen, sollten Sie eine hohe Helligkeit und einen sehr niedrigen Sättigungsgrad wählen. In Abb. 6.5-6 wird als Pastellfarbe ein sehr helles und stark entsättigtes Orange genutzt. Beispiel Pastellfarben Beispiel 224 6 Farben im Web * Abb. 6.5-5: Durch den Einsatz der Farbe Braun in unterschiedlichen Helligkeitsnuancen bzw. Sättigungsgraden entsteht ein sehr harmonischer Gesamteindruck. Abb. 6.5-6: Der sehr helle und stark entsättigte Orangeton lässt die Website zart und leicht wirken. Simultankontrast Eine Farbe kann in Abhängigkeit von ihrer Umgebung ganz unterschiedlich wirken. Vor einem dunklen Hintergrund wirkt eine Farbe heller als vor einem hellen Hintergrund. Vor einem Hintergrund in einer sehr kühlen Farbe wird dasselbe Farbobjekt »wärmer« wirken als vor einem Hintergrund in einer warmen Farbe. Helle Hintergründe lassen ein Farbobjekt eher in den Vor- 6.5 Farben kombinieren * 225 dergrund treten, während dunkle Hintergründe das gleiche Farbobjekt mehr zurücknehmen. Dieser Effekt wird als Simultankontrast bezeichnet [Crüg02]. Die Ursache liegt darin, dass das menschliche Auge nicht dazu geschaffen ist, Farben möglichst originalgetreu wiederzugeben, sondern es ist besser geeignet, Farbunterschiede zu sehen. Wird beispielsweise für Hyperlinks eine bestimmte Textfarbe auf verschiedenen Hintergrund-Farben verwendet, dann kann der Benutzer wegen des Simultankontrastes zwei geringfügig unterschiedliche Farben wahrnehmen. Die Abb. 6.5-7 zeigt im Vergleich die unterschiedliche Wirkung der sich ähnelnden Blau- und Rottöne einmal vor einem dunklen und einmal vor einem hellen Hintergrund. Abb. 6.5-7: Obwohl sich Blau- und Rottöne auf beiden Seiten sehr ähneln, unterscheidet sich die Wirkung der Farbtöne deutlich. Der helle Hintergrund im Beispiel rechts unten lässt die Farben mehr in den Vordergrund treten. Analysieren Sie Farbkombinationen von Websites, die Sie häufig besuchen: e Werden Komplementärfarben verwendet? Wenn ja, welche? e Welche benachbarten Farben werden verwendet? e Werden nur warme, nur kalte oder kalte und warme Farben kombiniert eingesetzt? e Liegt eine bunte/unbunte Kombination vor? e Welche Farben werden für den Hintergrund verwendet? e Wirkt sich der Simultankontrast aus? Beispiel 226 6 Farben im Web * 6.6 Schriftfarbe und Hintergrund * Gute Lesbarkeit wird durch einen hohen Kontrast von Schrift und Hintergrund erreicht. Ein rein weißer Hintergrund ermüdet jedoch die Augen stark. Auch weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund erschwert die Lesbarkeit. Meistens ist dunkle Schrift auf einem pastellfarbenen Hintergrund am besten lesbar. Durch den Simultankontrast kann eine Schriftfarbe auf verschiedenen Hintergründen unterschiedlich wirken. Bei Verwendung von stark gesättigten Farben tritt der Chromostereopsis-Effekt auf. Die richtige Wahl von Schrift- und Hintergrundfarben hat einen entscheidenden Einfluss auf die Lesbarkeit einer Website. Schwarz auf Weiß Der stärkste Kontrast wird durch die Farben Schwarz und Weiß erreicht. Ein hoher Kontrast erleichtert das Lesen – ein Grund, warum die meisten Bücher mit schwarzer Schrift auf weißem Papier gedruckt sind. Ein extremer Kontrast macht das Lesen allerdings anstrengend. Daher wird bei vielen Büchern kein reinweißes, sondern ein leicht abgetöntes Papier verwendet. Hintergrundfarben Wenn größere Textmengen auf dem Bildschirm gelesen werden sollen, dann sollten Sie Weiß als Hintergrundfarbe möglichst vermeiden. Im Gegensatz zu Papier, von dem das Licht reflektiert wird, schaut der Benutzer bei einem Bildschirm direkt in die Lichtquelle. Je heller der Bildschirm ist, desto mehr werden die Sehzellen im Auge angeregt, was zu einer baldigen Ermüdung führt. Anstelle von Weiß sollten Sie für den Hintergrund Pastellfarben benutzen, die das Lesen längerer Texte wesentlich angenehmer machen. Als Schriftfarben eignen sich außer Schwarz auch alle dunklen Farben. Insbesondere eine Ton-in-Ton-Kombination kann sehr elegant wirken (Abb. 6.6-1). Abb. 6.6-1: Hier wurde dunkelgrüne Schrift auf einem hellgrünen Hintergrund gewählt. Weiß auf Schwarz Weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund ist besonders anstrengend zu lesen, weil Schwarz »schwerer« als Weiß wirkt und daher die weiße Schrift sehr dünn aussehen lässt (siehe Marginalspalte). Auch andere dunkle Hintergrundfarben bewirken diesen Effekt. Wenn größere Textmengen gelesen werden sollen, sollten Sie möglichst darauf verzichten. Für kürzere Texte (z. B. Hyperlinks) stellt sich dieser Effekt aber nicht als Problem dar. Helle Schrift auf dunklem Grund wirkt oft prägnanter und ist auch bes- 227 6.6 Schriftfarbe und Hintergrund * ser lesbar, wenn Fettschrift verwendet oder eine etwas größere Schrift gewählt wird. Kontrast optimieren, nicht maximieren Die beste Lesbarkeit erreichen Sie mit einem hohen Kontrast, jedoch nicht unbedingt mit dem höchstmöglichen Kontrast. Tipp Hintergrundbilder können auf einer Website sehr attraktiv wirken. Sie erschweren aber oft die Lesbarkeit von Texten enorm. Bei größeren Textmengen sollten sie daher nicht verwendet werden. Bei kleineren Textpassagen kann man die Lesbarkeit verbessern, indem für den Text Fettschrift gewählt wird. Hintergrundbilder Warme Farben erscheinen dem Betrachter weiter vorne stehend als kalte Farben. Sie sind daher für Schriftfarben gut geeignet. Damit ein Text gut lesbar ist, reicht aber die richtige Wahl von kalten und warmen Farben nicht aus. Bei der Abb. 6.6-2 werden beim oberen Text reine Komplementärfarben verwendet: für die orangefarbene Schrift (255 R, 125 G, 0B) bzw. (h:29, s:100, b:100) und für den blauen Hintergrund (0 R, 125 G, 255 B) bzw. (h:211, s: 100, b:100). Beim mittleren Text wurde die Sättigung des Hintergrunds reduziert (h:211, s:30, b:100) und eine etwas dunklere Schrift gewählt (h:29, s:100, b:65). Das Ergebnis ist eine bessere Lesbarkeit. Ein noch stärker entsättigter Hintergrund (h:211, s:10, b:100) und eine noch dunklere Schrift (h:29, s:100, b:35) führt beim unteren Text zu einer weiteren Verbesserung. Vordergrund/ Hintergrund Abb. 6.6-2: Ein hoher Kontrast garantiert nicht automatisch eine gute Lesbarkeit. Bei der Abb. 6.6-3 besitzt der orange-rote Text auf beiden Hintergründen den gleichen Farbwert, erscheint aber auf dem dunklen Hintergrund wesentlich rötlicher als auf dem hellgelben Hintergrund. Hier tritt der Simultankontrast auf. Zusätzlich wirkt der Effekt, dass das dunkle Blau die Schrift dünner erscheinen lässt. Hier wäre Fettschrift angebracht. Bei der orange-roten Schrift auf hellgelbem Hintergrund ist übrigens der Kontrast zu gering. Es ist keine geeignete Kombination für längere Textpassagen, aber für Hyperlinks etc. durchaus akzeptabel. Simultankontrast 228 6 Farben im Web * Abb. 6.6-3: Auch bei Schriftfarben kann sich der Simultankontrast auswirken. Chromostereopsis Wenn stark gesättigte Farben verwendet werden, dann scheint es, als ob dargestellte Objekte entweder etwas vor oder hinter dem Bildschirm liegen. Das Auge hat Probleme diese Objekte exakt zu fokussieren. Das führt dazu, dass das Lesen von Text ausgesprochen anstrengend wird und sogar Kopfschmerzen hervorrufen kann. Dieser Effekt wird Chromostereopsis genannt (Abb. 6.6-4). Sie sollten diese Kombination unbedingt vermeiden – auch bei kurzen Textpassagen. Abb. 6.6-4: Hier wirkt sich der Chromostereopsis-Effekt aus. Gesättigte Hintergrundfarbe Unabhängig vom Chromostereopsis-Effekt eignen sich gesättigte Farben im Allgemeinen nicht als Hintergrundfarbe, weil sie sehr dominant sind, es sei denn, man will diesen Effekt bewusst ausnutzen. Die Schrift muss dann jedoch unbedingt in einer geeigneten Farbe gewählt werden. Bei der Abb. 6.6-5 wird die gleiche Schriftart und -größe wie der Abb. 6.6-4 verwendet. Allein durch Vermeiden des Chromostereopsis-Effekts entsteht eine sehr viel bessere Lesbarkeit. Abb. 6.6-5: Hier werden gesättigte Hintergrundfarben ohne ChromostereopsisEffekt verwendet. Wenn Sie Grundkenntnisse in HTML oder einem komfortablen HTML-Editor besitzen, dann können Sie diese Übung durchführen: e Erstellen Sie eine gut gefüllte Textseite mit schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund. e Erstellen Sie dann die gleiche Textseite mit einer schwarzen Schrift auf pastellfarbenem Hintergrund und vergleichen Sie die Lesbarkeit beider Texte. 6.7 Farbenblindheit ** 229 e Erstellen Sie dann eine dritte Version mit blauer Schrift auf rotem Grund, wobei Sie gesättigte Farben verwenden sollten. Wie empfinden Sie nun die Lesbarkeit? 6.7 Farbenblindheit ** Bei einer totalen Farbenblindheit sind nur noch Grautöne sichtbar. Meistens tritt jedoch eine Rot-, Grün- oder Blaublindheit oder auch nur eine Farbschwäche auf. Die meisten »Farbenblinden« haben Probleme, Farben im Rot-Grün-Bereich zu unterscheiden. Ein barrierefreies Webdesign muss die speziellen Anforderungen von Farbenblinden berücksichtigen. Im Auge sind die Zapfen der Netzhaut dafür verantwortlich, Farben zu unterscheiden. Das menschliche Auge enthält normalerweise 3 Zapfentypen, die als Wie entsteht Farbe? L-Typ (für lange Wellenlänge = Rot) M-Typ (für mittlere Wellenlänge = Grün) und S-Typ (für kurze Wellenlänge = Blau) bezeichnet werden. Vereinfachend spricht man auch von roten, grünen und blauen Zapfen. Außer den Zapfen befinden sich in der Netzhaut Stäbchen, die für die Unterscheidung von Hell und Dunkel zuständig sind. Farbenblindheit Die Augen »funktionieren« jedoch nicht bei allen Menschen auf diese Weise. Einige kennen Farben nur vom Hörensagen und etwa acht Prozent der Männer können die Farben Rot und Grün nicht einwandfrei unterscheiden. Bei einer Farbenblindheit unterscheidet man eine totale Farbenblindheit (Monochromasie) und eine partielle Farbenblindheit oder das Zweifarbensehen (Dichromasie), wobei hier nur zwei Zapfenarten aktiv sind. Bei der totalen Farbenblindheit können keine Farben, sondern nur Helligkeitsunterschiede wahrgenommen werden. Man bezeichnet diese Menschen als Monochromaten. Sie sehen ihre Umwelt grau in grau ohne bunte Farben. Totale Farbenblindheit tritt glücklicherweise nur sehr selten auf. Die Farbempfindung ist besonders wichtig, wenn sich Objekte kaum in ihrer Helligkeit, sondern fast nur in den verwendeten Farben unterscheiden. In der Abb. 6.7-1 sehen Sie – als normal Farbsichtiger! – einen herbstlichen Wald mit Farbtönen im roten und grünen Bereich. Wie viele Informationen über die Farbe wahrgenommen werden, zeigt die Abb. 6.7-2. Hier geht das Laub, das nur wenig Totale Farbenblindheit 230 6 Farben im Web * Helligkeitsunterschiede besitzt, ineinander über. Nur die weißen Stämme heben sich deutlich von den Blättern ab. Abb. 6.7-1: So sieht ein normal sehender Betrachter einen herbstlichen Wald. Abb. 6.7-2: Sichtweise eines Monochromaten. Hier können nur Helligkeitsunterschiede wahrgenommen werden. Rotblindheit Bei der Rotblindheit (Protanopie) wird langwelliges Licht (Rot) nicht wahrgenommen. Die betreffenden Personen verwechseln Rot, Gelb, Braun und Grün miteinander und können Violett nicht von Blau unterscheiden. Außerdem sehen sie Dunkelrot als Schwarz. In der Abb. 6.7-3 kann der Betrachter rotes und grünes Laub der gleichen Helligkeit nicht unterscheiden. Besonders deutlich ist dies zu sehen, wenn Sie den rechten Bildrand, wo sich rote und grüne Blätter mischen, mit dem Originalbild vergleichen. Grünblindheit Bei der Grünblindheit (Deuteranopie) wird mittelwelliges Licht (Grün) nicht wahrgenommen. Mit Ausnahme der DunkelrotSchwarz-Verwechselung bestehen die gleichen Probleme wie bei der Rotblindheit, d. h., grünblinde Personen verwechseln Rot, 6.7 Farbenblindheit ** 231 Abb. 6.7-3: Ein rotblinder Betrachter kann das rote Herbstlaub nicht vom grünen Laub unterscheiden. Gelb, Braun und Grün miteinander und können Violett nicht von Blau unterscheiden (Abb. 6.7-4). Da in beiden Fällen die Unterscheidung von Rot und Grün problematisch ist, spricht man von der Rot-Grün-Farbenblindheit. Abb. 6.7-4: Ein grünblinder Betrachter kann rote, grüne und gelbgrüne Blätter nicht unterscheiden. Seltener als die Rot-Grün-Farbenblindheit ist die Blaublindheit (Tritanopie, auch: Blau-Gelb-Blindheit genannt). Blaublinde Betrachter besitzen keine Farbempfindung im kurzwelligen Bereich (Blau). Das führt zu Unterscheidungsschwierigkeiten von Blau und Grün sowie von Gelbgrün und Grau. In der Abb. 6.7-5 sieht der blaublinde Betrachter beispielsweise das gelbgrüne Laub in Grautönen. Blaublindheit Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass die Farbempfindungen von Rotund Grünblinden recht ähnlich sind. Wenn Sie die Abb. 6.7-4 betrachten, fragen Sie sich vielleicht, warum grünblinde Betrachter Grüntöne sehen können. Der Grund dafür ist, dass die roten und Auge erkennt Farbunterschiede 232 6 Farben im Web * Abb. 6.7-5: Blaublinde Betrachter haben Probleme die Farben Gelbgrün und Grau zu unterscheiden. grünen Zapfen ein sehr ähnliches Spektrum wahrnehmen. Das Gehirn ermittelt rote und grüne Farbempfindungen nicht direkt, in dem es die roten und grünen Zapfeninformationen auswertet, sondern berechnet die Farbunterschiede. Wenn Rotblinde bzw. Grünblinde keine roten bzw. keine grünen Zapfen besitzen, dann bedeutet dies, dass sie keine Unterschiede zwischen roten und grünen Farben wahrnehmen können. Daher sehen Abb. 6.7-3 und Abb. 6.7-4 relativ ähnlich aus [Visc03]. Farbanomalie Farbfehlsichtigkeiten müssen nicht immer in der extremen Form vorkommen, dass ein Zapfentyp völlig ausfällt (Dichromasie). Es gibt auch eine abgeschwächte Form, die als Farbanomalie bezeichnet wird. Im Unterschied zur Dichromasie besitzen die betroffenen Personen alle drei Zapfentypen, wobei ein Typ jedoch Veränderungen im Absorptionsspektrum besitzt. Die Betroffenen verwechseln Rot und Grün nur unter ungünstigen Bedingungen (z. B. im Straßenverkehr bei schlechter Sicht). Man spricht dann von einer Rotschwäche (Protanomalie), einer Grünschwäche (Deuteranomalie) oder einer Blau-Gelb-Schwäche (Tritanomalie). Rot-/ Grünschwäche Abb. 6.7-6 zeigt, wie bei einer vorliegenden Grünschwäche der Herbstwald gesehen wird. Abb. 6.7-7 zeigt im Vergleich dazu das Motiv bei einer Rotschwäche. Auch hier tritt in beiden Fällen eine ähnliche Verfälschung der Farben auf. Im Gegensatz zur Rotblindheit bzw. Grünblindheit kann der Betrachter jedoch Rot- und Grüntöne als unterschiedliche Farben wahrnehmen. Da sich beide Farbanomalien relativ ähnlich auswirken, spricht man auch von einer Rot-/Grünschwäche. Häufigkeit Die meisten Störungen des Farbempfindens sind angeboren, seltener erworben. Es sind wesentlich mehr Männer (etwa 8 %) als Frauen (etwa 0,4 %) betroffen. Am häufigsten tritt eine Grün- 6.7 Farbenblindheit ** Abb. 6.7-6: So sehen Benutzer mit einer Grünschwäche das Motiv des Herbstwaldes. Abb. 6.7-7: Herbstwald mit den Augen eines rotschwachen Benutzers gesehen. schwäche auf (50 % der Fälle), gefolgt von Grünblindheit (25 %), Rotblindheit (15 %) und Rotschwäche (10 %). Störungen im Blaubereich sind sehr selten, noch seltener ist eine totale Farbenblindheit. Auf der Website von IchBinFarbenblind (http://www. können Sie testen, ob Sie selbst farbenblind sind. Natürlich ist ein Test am Bildschirm nicht 100 %ig aussagefähig, aber es lohnt sich trotzdem. Auf dieser Website finden Sie Lesenswertes und weitere Beispiele, um zu sehen, wie Farbenblinde die Umwelt wahrnehmen. ichbinfarbenblind.de) Webdesign für Farbenblinde Die Berücksichtigung der Anforderungen von farbenblinden Benutzern ist eine Aufgabe, die im Rahmen des barrierefreien Designs anfällt. Darunter versteht man die Kunst, Webseiten so zu 233 234 6 Farben im Web * gestalten, dass sie jedermann – auch ein Sehbehinderter – nutzen kann. Bilder und Websites wie ein Farbenblinder sehen Um Websites für Farbenblinde zu entwerfen, müssen Sie die Welt mit deren Augen sehen. Das Programm Vischeck ermöglicht es, auf einfache Art ein beliebiges JPG- oder GIF-Bild so zu wandeln, wie es ein farbenblinder Betrachter sieht, wobei die verschiedenen Arten der Farbenblindheit unterschieden werden. Es beruht auf einer Studie über Farbwahrnehmung, in der Menschen befragt wurden, die nur auf einem Auge farbenblind sind. Dieser Personenkreis kann mit dem gesunden Auge Farben korrekt wahrnehmen und kann durch Abdecken dieses Auges genau spezifizieren, wie die gleichen Farben mit dem farbenblinden Auge wahrgenommen werden. Simulation Auf der Website von Vischeck (http://www.vischeck.com/) können Sie direkt das zu wandelnde Bild hochladen oder einen Test für Webseiten durchführen. Noch mehr Möglichkeiten zur Konvertierung bietet die Website Colorblind Webpage Filter (http: //colorfilter.wickline.org). Außer den Simulationen für die drei Arten der Farbenblindheit können Sie Webseiten für die verschiedenen Formen der Farbschwäche umfärben lassen. Abb. 6.7-8 demonstriert diese Konvertierung an der Startseite von McDonalds. Alle hier gezeigten Wahrnehmungen von Farbfehlsichtigen wurden mit diesen beiden Simulationsprogrammen erstellt. Abb. 6.7-8: Links sehen Sie die Startseite von www.mcdonalds.com, wie sie ein Normalsichtiger wahrnimmt, rechts die Sichtweise eines grünblinden Betrachters. Kontrast Ein hoher Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund erleichtert es farbenblinden Benutzern, Objekte eindeutig vom Hintergrund zu unterscheiden. Beispielsweise können Sie bei allen obigen Bildern des Herbstwaldes die hellen Baumstämme leicht erkennen. Der stärkste Kontrast wird mit den Farben Schwarz und Weiß erreicht. Diese Farben können immer problemlos erkannt werden. Nachteilig ist allerdings, dass sie wegen des hohen Kontrastes das Auge schnell ermüden. 235 6.8 Ökostromanbieter: Farb-Design * Schwarz-Weiß-Druck Um zu prüfen, ob eine Webseite kontrastreich genug ist, können Sie sie einfach auf einem Schwarz-Weiß-Drucker ausgeben. Wenn sich Vorder- und Hintergrund deutlich voneinander abheben, dann ist der Kontrast in Ordnung. Hyperlinks sollten sich farblich von Texten unterscheiden. Wenn Farben für Links verwendet werden, dann ist es zwar akzeptabel, wenn sie von Farbenblinden anders gesehen werden, aber sie sollten deutlich von den Textfarben unterscheidbar sein. Auch die farbliche Differenzierung von besuchten und unbesuchten Hyperlinks sollte erhalten bleiben. Eine andere Möglichkeit ist, Links durch zusätzliches Unterstreichen zu kennzeichnen. Auch bei Verwendung von Rollovern sollten Sie die Farben so wählen, dass sich für Farbenblinde eine signifikante Unterscheidung ergibt. 6.8 Tipp Hyperlinks Ökostromanbieter: Farb-Design * Herr Himmel hat in der ersten Analysephase (Kapitel »Ökostromanbieter: Anforderungen«, S. 14) darauf hingewiesen, dass es ihm besonders wichtig ist, das Thema Ökostrom und »grüne Energie« optisch ansprechend zu transportieren und durch ein passendes Farb-Design zu untermalen. Des Weiteren ist es Ziel, dass sich GreenEnergy als Marke etabliert. Daher sind die Farben des Logos (siehe Abb. 6.8-1) zu berücksichtigen. Abb. 6.8-1: Logo GreenEnergy. Die Webdesignerin Frau Schick überlegt zusammen mit Herrn Pilot, wie das Farb-Design auf den Nutzer wirken soll und welche Emotionen geweckt werden sollen. Für beide steht fest, dass die Farbe Grün in jedem Fall Verwendung finden muss. Sie ist Teil des Unternehmens-Namens und wird im Logo eingesetzt. Desweiteren ist Grün die Farbe der Natur und steht wie keine andere Farbe für das Thema Ökologie und Umweltschutz. Grün Auch die Farbe Blau ist Bestandteil des Logos bzw. des Corporate Designs und somit für das Farb-Design der Website vorgegeben. Frau Schick und Herr Pilot sind sich einig, dass sich Blau als Farbe des Himmels (Windkraft) und des Wassers (Wasserkraft) auch im Hinblick auf die Farb-Psychologie hervorragend eignet. Blau