750 Jahre Gatow Editorial - Havel
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750 Jahre Gatow Editorial - Havel
Herzlicher Dank Unser Dank geht an die Spender, die den Druck der Festschrift unterstützt haben: Herr Hans-Joachim Ernst, Fa. GVS Garten-, Landschafts -& Sportplatzbau GmbH, Restaurant “Die Kleine Badewiese“ Impressum: Herausgeber: Initiativgruppe 750 Jahre Gatow Redaktion (verantwortlich): Maria Baring. Texte: Maria Baring, Horst Kremers, Peter Brix, Ingo Marquardt, Jürgen Grothe, Karin Kurowski, Eva Hornig, Ulrich Reinicke, Eike-Eckehardt Baring, Julia Riethmöller-Henkel, Barbara Müter-Zwisele, Ingo Peter, Jörg Sonnabend, Gisela Gomann, Sven Dabbert, Annelies, Dietrich Starcke, Uwe Behrendt, Andreas Getz, Gerrit Kähling, Axel Loose, Bernd Grigalat, Gabriele Kunert, Andreas-R. Wosnitza. Anzeigen: Maria Baring, Havel Edition Verlagsgesellschaft Layout, Herstellung und Druck: Havel Edition Verlagsgesellschaft, Erschienen ist die Festsschrift zum 750. Jubiläum von Gatow in der Havel Edition Verlagsgesellschaft. Auflage 2.000 Stück. Einzelexemplare werden abgegeben gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro. Liebe Gatowerinnen und Gatower, liebe Besucher! Editorial Unser Ortsteil Gatow feiert die 750. Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung. Dieses große Ereignis muss gebührend gefeiert werden, sagten sich engagierte Gatower Bürgerinnen und Bürger und gründeten die „Initiativgruppe 750 Jahre Gatow“. Sie hat sich neben der Organisation vieler Veranstaltungen auch zur Aufgabe gemacht, eine Festschrift herauszubringen. Viele Bewohner Gatows, Vertreter von Vereinen und Institutionen folgten unserer Bitte, Beiträge über die historische Entwicklung Gatows und über Begebenheiten aus dem kulturellen, gesellschaftlichen und bäuerlichen Leben zu schreiben. Einige Zeitzeugen berichten über ihre Kindheit und Jugend in Gatow noch vor dem Krieg und auch danach. Künstler stellen sich und einige ihre Arbeiten vor, zahlreiche Vereine und auch die Grundschule am Windmühlenberg geben Einblick in ihre Arbeit. Lesen Sie selbst wie die unterschiedlichen Beiträge die Schönheit und Vielfalt Gatows mit seinen verschiedenen Lebensbereichen widerspiegeln. 750 Jahre Gatow Das eine oder andere Thema hätte noch erwähnt oder ausführlicher behandelt werden können. Auch konnten wir nicht alle zugesandten Fotos abdrucken. Ich danke allen, die zum Gelingen der Festschrift beigetragen haben, für ihre Mitarbeit und wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Freude, Anregungen und Vergnügen. Ihre Maria Baring für die Initiativgruppe 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 3 Grußhorte Gruß worte Grußwort des Bürgermeisters vom Bezirk Spandau, Konrad Birkholz, für die Festschrift anlässlich des Jubiläums „750 Jahre Gatow“ Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in Gatow, sehr geehrte Gäste und Besucher des Jubiläums, nach den im vergangenen Jahr erfolgreich begangenen Jubiläumsfeierlichkeiten der Stadt Spandau freuen wir uns in diesem Jahr über das stolze Jubiläum unseres legendären Ortsteiles Gatow und die damit verbundenen Festivitäten. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 4 Vor 750 Jahren wurde das Dorf Gatow erstmalig urkundlich erwähnt und hat sich in dieser langen Zeit natürlich weiter entwickelt und auch verändert. Und dennoch ist Gatow immer Gatow geblieben und hat seinen unverwechselbaren Charme – nicht nur für die dort wohnenden Bürgerinnen und Bürger – behalten. Viel Grün, Wälder, riesige Felder und lauschige Havelbuchten prägen das heutige Bild dieses wunderschönen Wohn- und Naherholungsgebietes. Viele Bauernhöfe gehören zu Gatow, dessen dörfliches Flair an jeder Ecke neu zu entdecken ist. Die meisten Besucher aus Nah und Fern verbinden daher mit Gatow z.B. auch ihre eigenen Einsätze auf den Erdbeerfeldern zum Selbstpflücken. Die sieben Bauern- und Reiterhöfe werden somit auch als Gatows größten Schatz bewertet. Auch das Bezirksamt hatte vor einiger Zeit bereits erkannt, dass die wirtschaftlichen und touristischen Potentiale von Gatow noch längst nicht ausgeschöpft worden sind und vor zwei Jahren ein aus EUMitteln kofinanziertes Projekt zur Standortentwicklung in Auftrag gegeben. Mit der Umsetzung der ersten Vorschläge wurde bereits begonnen und ich bin mir sicher, dass der Ortsteil Gatow zu einem überregionalen Spandauer Markenzeichen werden kann. „In Gatow ist die Welt noch in Ordnung“ sagen mir immer wieder viele Bürgerinnen und Bürger. Und dieses soll auch in Zukunft so bleiben. Dennoch wird der kleinste Ortsteil Spandaus in diesem Jahr im Mittelpunkt vieler Veranstaltungen der Havel- und Zitadellenstadt stehen. Das Bezirksamt wird insbesondere die Bemühungen der Initiativgruppe unterstützen und will somit auch dazu beitragen, dass die geplanten Aktivitäten zum 750-jährigen Jubiläum ein voller Erfolg werden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen – zumeist freiwilligen und ehrenamtlich tätigen – Verantwortlichen für Ihr Engagement und Ihren Einsatz zum Gelingen der Jubiläumsfeierlichkeiten bedanken und freue mich schon jetzt auf meine sicherlich regelmäßigen Besuche in den Spandauer „Südstaaten“. In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Jubiläumsjahr und viel Spaß beim Feiern, sowie den Gatower Dorfbewohnern eine frohe Zukunft. Ihr Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, für die Festschrift anlässlich des Jubiläums „750 Jahre Gatow“ Gruß worte Berlin wird oft für seine Vielseitigkeit und seine Lebensqualität gerühmt. Was damit gemeint ist, lässt sich zum Beispiel im schönen Gatow entdecken. Ruhig und beschaulich geht es hier zu. Wer etwa vom Roten Rathaus am quirligen Alexanderplatz in den Spandauer Ortsteil fährt, wähnt sich plötzlich in einer anderen Welt: Felder und weitläufige Wiesen, Pferdekoppeln und schmucke Einfamilienhäuser mit Havelblick, der Wald direkt vor der Tür. Manche sagen deshalb: Gatow – das ist das Paradies. „Vielleicht wohnt hier das Glück“ hat eine große Berliner Tagesszeitung sogar einmal gemutmaßt. Und doch befindet sich das grüne Gatow noch in den Grenzen der Millionenstadt Berlin. Der Kurfürstendamm ist nur eine halbe Auto-Stunde entfernt. Gatow ist jedoch nicht nur ein besonders idyllisches Plätzchen Berlins, es ist auch ein Ort mit einer langen Geschichte: Bereits 1258 wurde Gatow erstmals urkundlich erwähnt. Das ist nun 750 Jahre her, weshalb die Gatowerinnen und Gatower in diesem Jahr kräftig feiern. Auch ich gratuliere herzlich zum 750-jährigen Jubiläum von Gatow. Zugleich danke ich den Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich oftmals mit großem Elan in und für „ihr“ Gatow engagieren. Denn viele von ihnen genießen die eindrucksvolle Umgebung nicht nur – sie tun auch selbst viel dafür, dass dieses schöne Fleckchen noch schöner wird. Als Beispiel nenne ich nur die Sanierung ehemals verfallener historischer Bauten, die insbesondere dank großen bürgerschaftlichen Engagements heute in neuem Glanz erstrahlen. In diesem Sinne übersende ich nochmals beste Geburtstagsgrüße und wünsche Gatow sowie seinen Bürgerinnen und Bürgern auch für die Zukunft alles Gute. Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister von Berlin 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 5 Gruß worte Grußwort des Stadtrats für Bildung, Kultur und Sport im Bezirk Spandau, Gerhard Hanke, für die Festschrift anlässlich des Jubiläums „750 Jahre Gatow“ 2008: 750-Jahre Gatow Wenn man Gatow erreicht hat, hat man die Stadt tatsächlich verlassen. Und wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, die Stadtgrenze Berlins überschritten zu haben und man ist im ersten Ort des Umlandes angekommen. In 750 Jahren wurde sicher vieles an- und abgebaut, erweitert und verändert aber auch belassen und gepflegt, sein eigenes Gesicht hat Gatow in seiner langen Geschichte jedoch bewahrt. Im 16. Jahrhundert dem Amt Spandau unterstellt, seit 1920 ein Teil Berlins – alles dies konnte die charmante Eigenständigkeit dieses Ortes nicht beeinträchtigen. 750 Jahre Gatow Heute macht man den Sonntagsausflug hierher – um die Havel zu genießen, richtiges Bauernleben zu beobachten oder ganz einfach durch die Natur zu wandern und ein Stück von der Großstadt abzurücken. Engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für ihr Gatow einsetzen, eine lebendige Schule, die freiwillige Feuerwehr, diverse Sportvereine und vieles mehr prägen den Gatower Gemeinsinn und lassen die Gemeinde zwischen Traditionen und neuen Herausforderungen erfolgreich bestehen. Ich gratuliere Gatow zu seinem Jubiläum und wünsche seinen Bürgerinnen und Bürger und ihren Gästen angenehme Festtage. Festschrift Seite 6 Ihr Gerhard Hanke Bezirksstadtrat für Bildung, Kultur und Sport Die Marke Gatow Von April 2006 bis Dezember 2007 wurde vom Naturschutz- und Grünflächenamt des Bezirksamts Spandau von Berlin das Projekt zur "Standortentwicklung des Ortsteils Gatow" durchgeführt. Ziel war die Förderung der Entwicklung einer auf die Naherholung ausgerichteten Wirtschaft mit dem inhaltlichen Schwerpunkt, die Angebote für die Naherholung und den Tourismus zu optimieren und eine entsprechende Entwicklung des räumlichen Umfeldes zu fördern. Schönes Gatow Wir zitieren Auszüge aus den Ergebnissen: „Gatow ist vor allem für seine Qualitäten als Wohn- und Erholungsstandort bekannt und bietet darüber hinaus sehr interessante Potenziale für die Wirtschaftsentwicklung. Das Konzept für die Standortentwicklung Gatow greift diese auf und entwickelt sie zu Angebots-Clustern des Wirtschaftsstandortes Gatow: 1. Gesundheit / Fitness / Rekonvaleszenz 2. Naherholung / Tourismus 3. Landwirtschaft 4. Wassersport. Gesundheit und Fitness liegen seit Jahren im Trend. Gatow verfügt für den Ausbau dieses Wirtschaftsfeldes über die idealen Rahmenbedingungen. Die Kliniken im Umfeld haben zum Teil internationales Renommée und die Landschaft mit Wald, Wasser und Feldern bietet Raum für Bewegung im Freien. Diese Potenziale sind mit Hilfe von Infrastruktur- und Dienstleistungsangeboten zu qualifizieren und mit den traditionellen Wirtschaftszweigen Gatows - Naherholung und Landwirtschaft – zu vernetzen um Synergieeffekte zu erzielen. Angebote rund um den Wassersport - unter Einbindung der Gatower Sportvereine – runden das Angebotsprofil Gatows ab. Die Einführung einer Marke für Gatow unterstützt die Vermarktung aller Angebote und Produkte aus Gatow. Das Dorf Gatow mit seinen Feldern und Grünanlagen erstreckt sich entlang des westlichen Ufers der Havel. An vielen Abschnitten ist das Ufer für Gatower und ihre Besucher frei zugänglich. Bei einem Spaziergang am Wasser haben Sie vielfältige Blickwinkel auf den Grunewald mit dem Kaiser-Wilhelm-Turm (Grunewaldturm). Wer im Sommer eine Abkühlung sucht, findet großzügige Liegewiesen mit einem lichten Baumbestand. Die kleine Badewiese ist direkt am historischen Gatower Dorfkern gelegen. Einkaufsmöglichkeiten, Imbiss und Restaurants liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Weiter südlich, bei Hohengatow, befindet sich die große Badewiese. Entlang des weitläufigen Ufers lässt sich meistens noch eine einsame Ecke zum Baden finden. Für Wassersportler haben die in Gatow ansässigen Wassersportvereine ein reichhaltiges Angebot. Rudern, Segeln, Paddeln, Motorboot fahren, Surfen und sogar das immer beliebter werdende Drachenbootrennen lassen sich in Gatow in naturnaher und ländlicher Umgebung praktizieren. Wer als Wasserwanderer mit dem Boot nach Gatow kommt, findet Liegeplätze und Übernachtungsmöglichkeiten.Im Landschaftsraum Gatow ist es ein besonderes Vergnügen zu wandern und zu laufen. Hier gibt es eine sehr abwechslungsreiche Landschaft und zu allen Jahreszeiten gibt es viel zu entdecken, auch dann, wenn man sich auf den Weg konzentrieren muss So sind es vor allem die weiten Feldfluren und die Sichtbeziehungen zum Windmühlenberg, zum kleinen Höhenzug Helle Berge und bis zum Grunewaldturm am östlichen Havelufer. Aber auch die alten Alleen, die Hecken und Gräben geben der Landschaft eine besondere Prägung. Und nicht zuletzt sind es auch die Bauern, die man bei der Arbeit beobachten kann.“ Horst Kremers 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 7 Gatow ein osthavelländisches Bauerndorf Schönes Gatow Das Straßendorf Gatow wird begrenzt auf der einen Seite durch die Havel, die gleich zwei natürliche Ablagen mitlieferte (Ablagen sind Anlegestellen für Wasserfahrzeuge). Eine ist am Bollwerk (Collegia), die andere ist an der S-Kurve (kleine Badewiese). Die heutige Gatower Straße war vermutlich Teil der alten Handelsstraße, die von Süden über Spandau bis zur Ostsee führte. Das Dorf ist höchstwahrscheinlich älter als 1258. In diesen Jahren verordnete der Markgraf Joachim I. eine Verschreibung von zwei Wispeln Getreide zu Gunsten des Klosters in Spandau. Im Jahre 1272 kauften die Benediktinerinnen das Dorf (Quelle: Spandau und sein Nonnenkloster – von Joachim Pohl). Von 1272-1558 war Gatow in Besitz des Klosters mit allen seinen Rechten und Pflichten. Nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1558 wurden alle Besitzungen dem Amt Spandau übertragen. Da blieben sie bis 1874. In dieser Zeit nahm die Bevölkerung von zirka 100 auf 400 Einwohner zu. 9 Hüfner und einige Kossäten teilten sich die 60-62 Hufe. Es gab eine Schule, eine Gastwirtschaft, eine Schmiede, zwei Bäckereien, eine Ofenfabrik und seit 1826 eine Windmühle. 1875 wurde das Amt aufgelöst und Gatow dem Osthavelland zugeordnet. 1920-22 entstand Groß-Berlin und Gatow samt Spandau eingemeindet. Die Einwohnerzahl nahm noch einmal zu. 1930 zählte man 841. Langsam änderte sich der dörflich Charakter zu einer Erholungslandschaft und auch der Sport kam nicht zu kurz. In der Zeit der Mauer war Gatow eines der wichtigsten Erholungsgebiete (Wasser, Wald, Wiesen, Naturgebiet Rieselfelder und die sauberste Luft Berlins) für die eingeengten Großstädter. Wir Gatower genießen auch heute noch unsere schöne Umgebung und freuen uns über jeden Neu-Gatower, in der Hoffnung, dass sie unsere schöne Landschaft lange so bewahren wie sie ist und daß eine sinnlose Bebauung, wie in anderen Orsteilen, nicht erfolgt. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 8 Peter Brix Was ist eine Hufe? Im Mittelalter war eine Hufe die Ackerfläche, die eine Familie benötigte, um davon leben zu können, Abgaben an den Lehnherren zu zahlen und andere Pflichten zu erledigen. 1 Hufe sind 6-8 Hektar. In Gatow gab es 8 Hüfner. 2 mit 8 Hufen und 6 mit 6 Hufen. Dazu standen dem Pfarrer 4 Hufe zur Verfügung, die von der Dorfgemeinschaft mitbestellt werden musste. Die Hüfner waren dem Lehnherren mit ihrem Gespann zur Feldarbeit verpflichtet. Die Kossäten (1/2-1 Hufe) mussten bei ihren Herren Feldarbeit mit der Hand leisten. Die Bündner, die nur kleine Ländereien bei ihren Wohnungen hatten, mussten sich durch handwerkliche Arbeiten ernähren. Hausleute und Einlieger hatten keinen Besitz, verdingten sich bei den Bauern und wohnten gegen einen Zins zur Miete. Das war etwa die gesellschaftliche Zusammenstellung in bäuerlichen Gegenden. So auch in Gatow. Dazu kamen Pfarrer und Küster, 2-3 Gemeindediener und selbstständige Handwerker (Schuster, Schmied, Bäcker, Maurer und Hirten mit Hirtenknechten). Die Abgaben an den Adel und Lehnsherren wurden durch Getreide, Eier, Hühner oder Heu beglichen. 1 Wispel Getreide = 24 Scheffel = 20 Zentner, 1 Schock Eier = 60 Stück, 1 Fuder (Heu) = 30 Zentner. Die erste Chronik von Gatow an der Havel Um 1200 1258 1272 Spätes 13.Jhdt 1375 um 1400 1539/1558 1566, 1598, 1611-12 und 1618-48 1753 Die Gründung des Dorfes Gatow kann im Zuge der deutschen Ostsiedlung unter den askanischen Markgrafen Brandenburgs angenommen werden. Nicht belegbar ist, ob die Namensendung „-ow“ auf eine slawische Vorgängersiedlung schließen lässt (in der Bedeutung von „Ort des Mannes Chot“). Unklar ist zudem, ob davor wiederum eine germanische Siedlung im Raum Gatow bestand. Daraus könnte sich eine andere Deutungsmöglichkeit ergeben, und zwar die der Ableitung des Namens vom Volksstamm der Goten. In den ersten Jahrhunderten variiert die Schreibweise des Ortsnamens: Gatho, Gotowe, Gothow, Gatow, Gotow, Ghotow. Ab dem 16. Jhdt. setzt sich „Gatow“ durch. Über die Jahrhunderte bildet sich ein Straßendorf, bei dem -grob unterteilthavelseitig die Gehöfte und westlich der Dorfstraße bzw. Buchwaldzeile die landwirtschaftlichen Flächen liegen. Am Nordostende -etwas außerhalb des Dorfkerns- besteht direkte Wegeverbindung von und zur Havel und der dortigen Dorfablage. Erstmalige urkundliche Erwähnung Gatows. Anlass der Nennung ist eine Verfügung zur Schenkung von Gatower Roggen durch Markgraf Johann I. (1220-1266) an das Benediktinerinnenkloster St. Marien in Spandau. Dieses Kloster stiften 1239 die Markgrafen Johann I. und Otto III. (12201267) zur Festigung des Christentums und der deutschen Ostsiedlung in der Mark Brandenburg. Es lag ungefähr auf dem Gelände zwischen heutiger Ruhlebener Str., Klosterstr., der Havel und dem Bahndamm. Der Abriss erfolgt 1639/40 im Zusammenhang mit dem Bau der Fortifikation (Festungsgürtel) um Spandau herum. kauft das Spandauer Nonnenkloster das Dorf Gatow. Die Abgaben (Bede) gehen jedoch weiterhin an den Landesherrn. Ab 1351 fallen sie durch eine Schenkung Markgraf Ludwigs an das Kloster. Bau der Dorfkirche; Erweiterungen nach Westen im 15. Jhdt., nach Osten 1868 und 1913 Das Landbuch Kaiser Karls IV. (1346-1378) - eine Bestandsaufnahme der zur Mark Brandenburg gehörenden Orte und deren Besitzverhältnisse dokumentiert, dass Gatow im Eigentum des Klosters steht. Die zum Dorf gehörende Gemarkung umfasst ca. 3000 Morgen. Ca. 240 Morgen besitzt der Pfarrer. Den Rest teilen sich Vollbauern (= Hüfner) und sog. Kossäten, also Landbesteller mit geringem oder gar keinem Grundbesitz, die Abgaben an den Eigentümer, d.h. an das Nonnenkloster, zu entrichten haben. Es ist bisher unbekannt, inwieweit die Raubritter derer von Quitzow, von Bredow usw. (im Verbund mit den Pommern) auch die Gegend um Gatow bei ihren Raubzügen und Brandschatzungen heimsuchen. Kurfürst Joachim II. (1535-1571) baut viel (Festung Spandau, Jagdschlösser Grunewald und Köpenick) und ist ständig verschuldet. Er führt 1539 die Reformation ein und eignet sich stufenweise die Klostergüter an, um sich die daraus fließenden Einnahmen zu sichern. Dieser Prozess wird 1558 mit der völligen Einziehung (Säkularisation) beendet. Somit fällt auch Gatow an den Kurfürsten, der es dem landesherrlichen Amt Spandau - nicht der Stadt Spandau - unterstellt. In Spandau grassiert wiederholt die Pest und rafft die Menschen dahin. Ob und wie stark sie auch in Gatow wütet, ist bisher nicht erforscht. Ebenso sind die Auswirkungen des verheerenden 30-jährigen Krieges – vor allem nach dem ersten Erscheinen fremder Truppen in Spandau 1628 - auf das Dorf unbekannt. Friedrich der Große, preußischer König von 1740 bis 1786, hält in Vorbereitung möglicher weiterer militärischer Auseinandersetzungen, insbesondere mit Österreich, nach den ersten beiden Schlesischen Kriegen 1740-42 und 1744-45, zwischen Spandau, Gatow, Groß Glienicke und Döberitz mit 44 000 Soldaten ein 12-tägiges Manöver ab. Um zu verhindern, dass fremde Kundschafter die diversen Neuerungen in der Kriegsorganisation und -durchführung ausspionieren, lässt er das Gelände durch eine Postenkette Chronik 1200 - 1753 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 9 Chronik 1780 - 1906 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 10 abriegeln. Diese Kette beginnt in Gatow an der Havel, verläuft dann über Marquardt, Wustermark, Nauen und Brieselang zurück zur Havel. Während der Teilnahme an den Übungen bewohnt Friedrich der Große ein eigens dazu errichtetes Holzhaus in den ehem. Weinbergen (Weinmeisterhöhe). An dieses Großmanöver erinnert noch heute ein 1903 von Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) aufgestellter Obelisk auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz, etwas südlich des Einkaufszentrums Havelpark.) Die während der letzten Eiszeit entstandene Hügelkette von Hohengatow mit den 74 m hohen Hellebergen schließt die Gatower Talsenke nach Süden ab und führt ihr Schmelz- und Regenwasser zu. Dadurch bildet sich zwar ein nährstoffreicher grundwassernaher Boden, der aber entwässert werden muss. Deshalb entsteht das für die Landwirtschaft unerlässliche erste Grabensystem. Errichtung der Bockwindmühle auf dem 52 m hohen Kirchberg zum Mahlen des Gatower Getreides. Die Mühle gibt dem Kirchberg später ihren Namen: Windmühlenberg. Ob und wie stark die in der Stadt Spandau wütende Cholera auch im ländlichen Gatow umgeht, ist bisher unerforscht. Anlage des heute noch größtenteils existierenden bürgerlichen Gutshofes (Buchwaldzeile 43) mit dem Gutshaus (= Herrenhaus, Alt-Gatow 54). Spätestens 1780 1824, and. Ang. 1826 und 1845 1831, 1866, 1873 Um 1860 Berlin als königliche Residenz Preußens wird Hauptstadt des neuen Deutschen (Kaiser-) Reiches. Das Dorf Gatow gehört nicht zu Berlin und bleibt von der großstädtischen Entwicklung weitgehend unberührt. Vom Lagerplatz an der Scharfen Lanke werden die per Schiff für den Bau des Forts II (Hahneberg) gelieferten Ziegelsteine und der Kalk mit einer eigens dazu gebauten Feldeisenbahn entlang des heutigen Weinmeisterhornwegs zum Bauplatz transportiert. Ein geplantes ähnliches Fort I auf der Haveldüne kommt wegen der inzwischen fortgeschrittenen Waffentechnik nicht mehr zur Ausführung. Einrichtung eines regelmäßigen Halts von Ausflugsdampfern in Gatow Dies wäre auch für die heutige Zeit wieder anzustreben. 1871 beginnt die reiche Stadt Charlottenburg nach dem Aufbau eines eigenen Kanalisationsnetzes auf dem erworbenen Gut Karolinenhöhe mit der Verrieselung ihrer Abwässer in Gatow. Das Haus des Verwalters (Gatower Str. 296) und das der Rieselfeldarbeiter Gatower Str. 303 von ca. 1890 zeugen noch heute davon. Die Rieselfelder sind in ihrer eigentlichen Funktion seit Mitte der 1970er Jahre nicht mehr in Betrieb. Bau des 55m hohen Kaiser-Wilhelm-Turmes (Gedächtnisturm für König Wilhelm I.von Preußen,1861-1888 ) über dem jenseitigen Havelufer auf dem 79 m hohen Karlsberg (Havelchaussee 61); 1948 Umbenennung in Grunewaldturm. Die Vorort-Bauordnung gestattet den Landhausbau. Zeugnisse davon sind die 1907-1908 erbaute Villa des Schuhputzmittelfabrikanten Otto Lemm (Rothenbücherweg 2-4) und z.B. die zur Havel gerichteten ehemals großen Grundstücke mit Hauptallee zwischen Alt-Gatow und Separationsgraben. Bau der 18. Volksschule (Dorfschule) in der Buchwaldzeile 36 gegenüber dem Friedhof auf der heutigen weiten Freifläche. Der preußische Staat legt unter Oberbaurat Adolf Frey vorausschauend breit die Heerstr. an, um den Weg der in Berlin und Umgebung in Garnison stehenden Heeresregimenter zum 1892-94 eingerichteten Truppenübungsplatz Döberitz zu verkürzen. Damit verfügt auch Gatow bis heute über eine direkte, leistungsfähige Verbindung von und nach Berlin. 1890 1882-1888 1884 1897-1899 1903 1904-1905 1906-1910 1909 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Gatow. 1914 Erbauung des Jaczoturmes (Biberburg) zur Erinnerung an die sehr variantenreiche Sage von Wendenfürst Jaczo:Er wollte 1157 Albrecht dem Bären die Zauche, ein Gebiet südwestlich des heutigen Potsdams, streitig machen. Nach zweitägigem Kampf auf dem Hochplateau zwischen den heutigen Orten Groß Glienicke und Gatow, musste Jaczo alleine fliehen und trieb sein Pferd zur Havel hinab in die Fluten. Als er merkte, dass das Tier zu sinken begann, rief Jaczo den Christengott um Rettung an: Wenn ihm diese gewährt werden würde, wolle er zum Christentum übertreten. Mit letzter Kraft erreichten nun Pferd und Reiter das andere Ufer. Als Zeichen der Errettung hängte er seinen Schild an eine Eiche. Heute wird dieser sagenhafte Ort als Schildhorn bezeichnet. Das dortige Denkmal lässt 1845 Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1840-1861) errichten. Bau des neuen Feuerwehrgebäudes (Alt-Gatow 30); Umbau und Vergrößerung 1970-71 Die im 19. Jhdt. entstandene Landgemeinde Gatow wird mit Spandau vereint und in die Reichshauptstadt Berlin eingegliedert. Gatow bildet dann den Ortsteil V des Bezirks VIII (Spandau) mit 610 Einwohnern. Spandauer Widerstände gegen die Zwangsvereinigung bleiben erfolglos: Die Industrie- und Millionenstadt Berlin will -in Bezug auf Gatow- ihren Bewohnern Naherholungs- und Nahrungsmittelanbaugebiete sichern. Die seenartig ausgeweitete Havel ist daher von beiden Seiten durch Berliner Gebiet umschlossen. Gatow bleibt auch weiterhin frei von Industrieansiedlungen. (Dies ist der Gegensatz zum Nordabschnitt der Berliner Havel, wo das Industriegebiet um Hennigsdorf nicht zu Berlin gehört.) Die Rieselfelder haben auch künftig die Abwässer der Metropole aufzunehmen. Berlin erhält des weiteren Zugriff auf das in den Randgebieten (erwartete) höhere Steueraufkommen, um Vorhaben zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in ärmeren Bezirken, wie z.B. Wedding, finanzieren zu könnn. Zwar wird von Spandauer Seite immer wieder die Eigenheit des Bezirks betont. Eine tatsächliche Loslösung von Berlin ist jedoch kein ernst zu nehmendes Thema mehr. Die Konsequenz einer durchgeführten Separation wäre für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg vermutlich die Zugehörigkeit zur Sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gewesen Dreh des Stummfilms „Die Mordmühle auf Evanshill“ unter Regisseur Richard Eichberg mit Oskar Sima und Lee Parry. Als Teil des Filmgeschehens wird die inzwischen marode Windmühle auf dem Windmühlenberg abgebrannt 1914 - 1915 1920 1921 1922 1924 Ab 1925 1931 1932-1934 Der nur einmal täglich verkehrende Postbus Spandau - Groß Glienicke - Kladow - Gatow - Spandau zerfährt die Dorfstraßen und muss wieder eingestellt werden Die hauptsächlich von den konservativen Parteien („Los-von-Berlin-Bewegung“) geforderte Ausgliederung u.a. von Spandau aus Berlin verliert nach ersten sichtbaren Erfolgen der Groß-Berliner Stadtverwaltung zunehmend an Bedeutung. Die Situation für Gatow und Kladow verbessert sich u.a. durch das Herrichten der Straße nach Spandau und örtlicher Straßen sowie der Einrichtung einer nun regelmäßigen Busverbindung mit Spandau. Die die Abspaltung behandelnde Kommission des Preußischen Landtags legt auch nur ein erheblich reduziertes Konzept vor, das lediglich die Herauslösung von Kladow, Gatow (und Kohlhasenbrück) vorsieht. Doch auch das lehnt die Einwohnerschaft in einer Befragung ab bis heute anhaltende Entwicklung Hohengatows zum gehobenen Wohnvorort von Gatow, Spandau und Berlin Bau des Landhauses Clara Lemm (Gatower Str. 231/233) Bau der Künstlersiedlung im Habicht(s)wald, Künstlerweg Chronik 1909 - 1932 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 11 Chronik 1933 - 1944 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 12 Die Eheleute Kluczynski, in deren Charlottenburger Hauptwohnung (heute Alt-Lietzow 11) sich Ernst Thälmann, Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands, versteckt hält, besitzen in der ab 1928 entstandenen späteren Gatower Kolonie „Havelblick“ am Westring (heute Kurt-MarzahnStr. 4) eine Laube. Der dortige Nachbar, Herrmann Hilliges, verrät das Versteck, erst an die Polizei, dann an die Sturmabteilung der Nationalsozialisten. Daraufhin wird Thälmann am 3.3. verhaftet. Er kommt danach nicht mehr frei. Reichskanzler Hitler lässt ihn 1944 im Konzentrationslager Weimar-Buchenwald ermorden. Bau der Siedlung der Aufbaugemeinschaft im Habicht(s)wald, Hafeldweg; 1955-56 Ergänzung durch Wohnhäuser entlang des Außenwegs Bisher sind keine Deutschen jüdischen Glaubens aus Gatow ermittelt worden, die während der Diktatur der Nationalsozialisten verschleppt und/ oder ermordet wurden. Feb./März 1933 Die von der Wilhelmstadt nach Kladow führende Chaussee erhält die noch heute bestehenden Teilbezeichnungen Gatower Straße und Kladower Damm. Die Dorfstraße wird in Alt-Gatow umbenannt. Einweihung des Militärflugplatzes Gatow, der aber zum größten Teil auf Brandenburger Gebiet liegt. Die direkte Straßenverbindung Gatow - Groß Glienicke über den Groß-Glienicker Weg wird durch den Flugplatz dauerhaft unterbrochen. Errichtung der Fliegerhorstsiedlung Habicht(s)wald Fertigstellung der Technischen Akademie der Luftwaffe(heutiges Krankenhaus Havelhöhe, Kladower Damm 217-295) und der Kriegsschule der Luftwaffe (heutige General-Steinhoff-Kaserne, Kladower Damm 182-270 und heutige Blücher-Kaserne, Sakrower Landstraße 90-146) 1935 Melitta Gräfin Schenk von Stauffenberg, Frau eines Bruders von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, wird als Testpilotin an diese Akademie (bis 1945) abkommandiert. In Hohengatow entstehen entlang des Kladower Damms, des Hellebergewegs und des Uetzer Steigs Mietvillen mit Garagen für Offiziere des Fliegerhorstes Gatow. Es laufen konkrete Planungen der Nationalsozialisten unter Albert Speer zum Projekt, Berlin als „Welthauptstadt Germania“ umzugestalten. Gatow und Kladow sind als vornehme Wohngegend mit Einzelhäusern auf großzügigen Grundstücken vorgesehen. Auf Parteibauten und Aufmarschplätze wird ausdrücklich verzichtet. Eine neue S-Bahnlinie soll vom S-Bhf. Heerstraße parallel zur Heerstr. dann entlang der Potsdamer Chaussee über Neu Fahrland nach Potsdam geführt werden. Für die Naherschließung Gatows ist die U-Bahnlinie F III von Kladow über Gatow nach Pichelsdorf mit Anschluss nach Berlin geplant. Die Projekte kommen durch den Untergang des NS-Systems 1945 nicht zur Ausführung. Auch die bis zur Gegenwart immer wieder auftauchenden Pläne einer Straßenbahnverbindung Potsdam - Groß Glienicke - Kladow - Gatow Spandau haben bisher keine Chance auf Realisierung bekommen. Bau des Auslandshauses/Italienhauses der Hitler-Jugend am Breitehornweg 54 Gatow verliert durch innerberliner Gebietsreform die Insel Lindwerder an Zehlendorf Die Angehörige der Zeugen Jehovas, Emmy Zehden, wird im Juni in Berlin-Plötzensee hingerichtet, weil sie 3 Kriegsdienst verweigernden Glaubensbrüdern in ihrer Laube Krielower Weg 25 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten Zuflucht und Versteck bot. Der Unteroffizier der Luftwaffe, Dr. Eberhard Plewe, wird im Juli als Verbindungsmann zwischen dem Kommandeur der Luftkriegsschule Gatow, 1942 1933-1934 1933-1945 1936 1937 Ab 1937 1937-1938 1938 1944 April 1945 Juli 1945 Aug./Sept. 1945 1946 1948-1949 Generalleutnant Robert Knauß, und den Verschwörern um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg nach dem Attentat auf Hitler verhaftet. Er überlebt aber das NS-System. Inbetriebnahme des Lazaretts und Erholungsheims der Organisation Todt, Waldschluchtpfad 27 (heutiges Wohnpflegezentrum Hohengatow) Die militärische Niederlage der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg ist nicht mehr aufzuhalten. Hitler aber lehnt Pläne seiner Umgebung ab, sich mit Hilfe von Hanna Reitsch am 22.4. aus dem umkämpften Berlin über den noch nicht von den Sowjets eingenommenen Flugplatz Gatow auf dem Luftweg Richtung Bayern abzusetzen. Er begeht am 30.4.1945 Selbstmord in Berlin. Hauptmann der Luftwaffe, Beate Uhse, dagegen gelingt nach eigener Darstellung am 22.4. mit Überredungskunst gegenüber dem Kampfkommandanten des Flugplatzes Gatow und Unterstützung eines ihr bekannten Monteurs samt Kind und Kindermädchen als Letzter die Flucht mit einer Luftwaffenmaschine von Gatow aus zum pommerschen Flugplatz Barth (und später nach Schleswig-Holstein). Am 27.4. besetzt die Sowjetarmee Gatow. Die Sowjets zerstören die Dorfschule. Unbekannt sind die insgesamt durch den 2. Weltkrieg in Gatow verursachten Schäden und die genauen Zahlen der verstorbenen Zivilisten und Soldaten, ebenso wie das Ausmaß eventueller Übergriffe sowjetischer Militärs auf die Zivilbevölkerung. Ein würdiger Gedenkort für alle Menschen, die in Gatow zu Opfern des letzten Krieges wurden, fehlt bis heute. Bisher liegen auch keine Zahlen vor, ob und wie viele deutsche Vertriebene aus dem Osten und Südosten Europas nach 1945 in Gatow angesiedelt wurden. Gatow wird mit Spandau Teil des neuen britischen Sektors von Groß-Berlin. Dies ist Ergebnis interalliierter Vereinbarungen (Londoner Protokoll v. 12.9.1944, Dreimächteabkommen v. 14.11.1944, Zusatzabkommen v. 26.7.1945) über die Zuweisung von Besatzungsgebieten, bei der Teile Berlins, Wiens und Österreichs an die USA, Großbritannien und Frankreich (August 1945) gehen, während weite Gebiete Mitteldeutschlands an die Sowjetzone fallen. Der Stadtkommandant des britischen Sektors nimmt seine Residenz in Gatow, Villa Lemm (Rothenbücherweg 2-4). Durch Tausch zwischen Großbritannien und der Sowjetunion gehen der brandenburger Teil des Militärflughafens Gatow zusammen mit dem Ostteil von Groß Glienicke und dem Seeburger Zipfel in britische Hoheit über. Die Briten und die Gatower/Kladower Bevölkerung erhalten damit zwei transitfreie unbehinderte Straßenverbindungen nach Spandau: Gatower Str. und Potsdamer Chaussee/Wilhelmstr. Im Gegenzug fallen Weststaaken mit dem dortigen Flugplatz und ein Gatower Gebietszipfel der Rieselfelder westlich der Potsdamer Chaussee bei Seeburg an die Sowjetische Besatzungszone. Gatow verliert durch diese Neuordnung auch Gebiete am Weinmeisterhorn und Pichelswerder sowie Bocksfelde Neu an Pichelsdorf. Ebenso wie US-Präsident Truman, die britischen Premierminister Churchill und Attlee zur Potsdamer Konferenz (17.7.-2.8.1945) im Schloss Cecilienhof auf dem Gatower Flughafen landen, beginnt und endet bis zum Abzug Großbritanniens 1994 jeder Besuch von Mitgliedern der britischen Königsfamilie oder der britischen Regierung auf diesem Flugplatz. Der Truppenaustausch der britischen Kontingente für ihren Sektor wird u.a. von hier über den Luftweg abgewickelt. Die britische Besatzungsmacht nimmt mit der Fluggesellschaft British European Airways einen regelmäßigen Linienflugverkehr vom Flughafen Gatow nach London, später auch nach Frankfurt (Main) und Düsseldorf, auf. Die Einstellung des Linienbetriebes erfolgt 1951. Während der sowjetischen Blockade West-Berlins spielt der Flugplatz Gatow eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Teilstadt mit Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, Brennstoffen usw. Die bestehende Landebahn erhält bis Juli 1948 eine Verlängerung. Die Briten lassen als Chronik 1945 - 1949 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 13 Chronik 1951 - 1990 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 14 Verstärkung dazu eine zweite neu anlegen. Eine Pipeline wird vom Flugplatz zur Havel gelegt, um das auf dem Luftweg eingeflogene Öl über das natürliche Gefälle zum heutigen Gelände des Deutsch-Britischen Yachtclubs fließen zu lassen. Von dort bringen es niederländische Tankkähne zur Verteilung in die West-Berliner Innenstadt. Verbreiterung von Gatower Str., Alt-Gatow und Kladower Damm. Begradigung der Straße Alt-Gatow vom Gutshaus bis Groß-Glienicker Weg zur Gewährleistung einer schnellen Durchfahrt Richtung Spandau-Stadt und Kladow. An dem nun abgehängten Teil der Straße Alt-Gatow lässt sich heute gut das alte Straßenprofil der Dorfstraße erkennen. Eine Erweiterung der Gatower Str. auf die Breite des Abschnitts zwischen Heerstr. und Wilhelmstr. blieb Gatow glücklicherweise bisher erspart. Deutlich erkennbar sind jedoch die Vorbehaltsflächen dafür im Bereich nördlich der Feuerwehr und an der katholischen Kirche. (Eine noch frappierendere Situation stellt die Straßenschneise zwischen Heerstr. und Rodensteinstr. dar, wo nicht einmal Straßenbäume gepflanzt worden sind). Die seit 1946/47 in einem nicht mehr in Betrieb genommenen Kriegslazarett untergebrachte 18. Grundschule in der späteren Straße Am Kinderdorf 2327 erhält den Namen „Grundschule am Windmühlenberg“. beginnt die verstärkte Bebauung mit Wohnhäusern westlich der Straße Alt-Gatow. Die Verdichtung des Siedlungsgebiets hält bis heute an. Einrichtung der Buslinie 34E (später 36, heute 334) der Berliner VerkehrsBetriebe zur Erschließung des Habicht(s)walds von Alt-Gatow aus. Bau der katholischen St.-Raphael-Kirche (Alt-Gatow 44-50), die 2005 zu Gunsten eines 2006 eröffneten Supermarktes abgerissen wird. Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf, als erstes seiner Art in Berlin, nimmt in der späteren Straße Am Kinderdorf seine Arbeit auf. 1951 1957 Um 1960 1963 1963-1965 1964 Einrichtung des Naturschutzgebiets Windmühlenberg Abriss des berlinweit bekannten Varietes „Haus Carow am See“ (Alt-Gatow 57-59) zu Gunsten von 1973 errichteten Terrassenwohnungen müssen auf Weisung der britischen Besatzungsmacht in der Gatower Heide (Heide in der ursprünglichen Bedeutung von Wald) für die Einflugschneise des Militärflugplatzes 33 000 und dann noch mal 5 500 Bäume abgeholzt werden. Durch kleinere Neuanpflanzungen entsteht im Rodungsgebiet eine neue, der Lüneburger Heide ähnelnde Landschaft. Die Rieselfelder werden unter Landschaftsschutz gestellt. Die im Rahmen eines Gebietsaustauschs an die DDR abgegebenen Berliner Exklaven Falkenhagener Wiesen und Laßzinswiesen gehörten gemäß der „Revidirten Städteordnung“ von 1831 ursprünglich zu Gatow. Die ebenfalls originär Gatower Exklaven Fichtenwiese und Erlengrund erhalten ungehinderten Anschluss nach Spandau-Hakenfelde. (Pikanterweise besaß die brandenburgische Gemeinde Seeburg, und damit faktisch die DDR, trotz Teilung und Mauerbau, eine Enklave mitten im Spandauer Ortsteil Tiefwerder. Sie wird bei dieser Gelegenheit ganz beiläufig auch Spandau zugeschlagen.) 1969 Der Einigungsvertrag zwischen beiden deutschen Staaten bestätigt zum 3.10.1990 Berlin als Hauptstadt Deutschlands. Dieser Status besteht in den Folgejahren nur nominell-repräsentativ. Auswirkungen auf Gatow stellen sich in diesem Zusammenhang zunächst nicht ein. Entgegen den Bestrebungen des Landes Brandenburg wird der Gebietsaustausch vom August/Sept. 1945 im Gatower und Kladower Raum nicht rückgängig gemacht. (Weststaaken kehrt aber am 3.10.1990 nach Spandau zurück.) Der zu Zeiten der Teilung Berlins (1961-1990) rege Veranstaltungsbetrieb auf der 2 Kilometer langen Regattastrecke der Havel zwischen Ab 1990 1971 1980 und 1987 1987 1988 1992 1994 1995 1997 1999 2001 2003 2004 2005 2006 2008 Gatow-Dorf (Ziel) und Weinmeisterhöhe (Start) verlagert sich weitgehend zur alten Olympiawettkampfstrecke von 1936 nach Berlin-Grünau. Die Gatower Feldflur wird aufgrund ihres Formen- und Artenreichtums zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Der durch die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 bedingte Abzug der 4 Besatzungsmächte (USA, GB, F, SU) führt zur Schließung des britischen Militärflughafens Gatow. In die Gebäude zieht die Bundeswehr u.a. mit dem Kommando der 3. Luftwaffendivision, dem Luftwaffenmusikkorps 4 und der Bundeswehrfachschule ein. Dem Komplex wird der Name „General-Steinhoff-Kaserne“verliehen. In Vorbereitung des Umzugs der Regierung der Bundesrepublik Deutschland in die Hauptstadt Berlin ist die Villa Lemm (Rothenbücherweg 2-4) als Residenz des Bundeskanzlers im Gespräch. Der Vorschlag wird vor allem wegen der ungünstigen Sicherheits- und Verkehrslage sowie der hohen Renovierungskosten verworfen. kauft Dr. Piepenbrock die Villa Lemm. Er stellt Gebäude und Gärten bis 1997 wieder her. Eröffnung des aus dem Fliegerhorst Uetersen (nahe Hamburg) auf den Flugplatz Gatow verlegten Luftwaffenmuseums der Bundeswehr Gatow und Kladow erhalten mit dem Expressbus X34 durch die Berliner Verkehrsbetriebe endlich schnellen Anschluss an den Kurfürstendamm und den Bahnhof Berlin-Zoo. Berlin erhält zum 1. September offiziell den Rang des Regierungssitzes der Bundesrepublik Deutschland. Botschaften oder Botschafterresidenzen siedeln sich in Gatow aber nicht an. Es beginnt jedoch der Bau der Landstadt Gatow auf den Landebahnen im Südwestteil des Flughafens. Ursprünglich war die Siedlung für aus Bonn umziehende Mitarbeiter der nach Berlin zu verlagernden Bundesministerien gedacht. Da sich das Interesse in sehr engen Grenzen hält, kann dort jedermann bauen. Die Bezirksreform und die Reduzierung der Anzahl der Bezirke in Berlin betreffen den Bestand oder die Grenzen Gatows nicht. Spandau bleibt selbständiger Bezirk. (Es wird aber die Bezirksnummer von VIII auf V geändert.) Auf dem Gutshof findet der erste Weihnachtsmarkt in der Geschichte Gatows statt. Eröffnung der Zweigstelle des SOS-Berufsausbildungszentrums für Garten- und Landschaftsbau (Gatower Str. 199) Gatow verliert das Flughafenareal mitsamt dem Luftwaffenmuseum und der Landstadt an Kladow. Damit wird der geografischen und gefühlsmäßigen Nähe zu diesem Ortsteil Rechnung getragen. erscheint erstmals in der Geschichte Gatows eine Chronik über das Dorf. Es ist die hier vorliegende. Alt-Gatow kommt in der Erhebung des Sozialstrukturatlasses auf Platz 1, Hohengatow auf Platz 22. Zur Aufstellung auf dem Windmühlenberg wird eine aus Metzelthin (Prignitz) stammende Windmühle in Einzelteilen nach Gatow überführt. Die Grundschule am Windmühlenberg feiert 100 Jahre Schule in Gatow. Präsentation des ersten Gatower Wappens Gatow feiert die 750. Wiederkehr seiner ersten urkundlichen Erwähnung. Einweihung der neuen Windmühle am 6. September 2008. Ingo Marquardt Chronik 1992 - 2008 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 15 Die Dorfkirche Gatow Dorfkirche Gatow war ursprünglich eine selbstständige Pfarrei. Nach der Reformation kam es zum Zusammenschluss der Gemeinden Gatow, Groß-Glienicke und Kladow, mit Kladow als Mater (Mutterkirche). Das Patronat besaß der jeweilige Gutsherr von Groß-Glienicke. Auch nach dem Zusammenschluss wohnte der Pfarrer weiterhin in Gatow. Erst als das Pfarrhaus während des Dreißigjährigen Krieges ausbrannte, zog er nach Kladow. Die Verwaltung übernahm ein Kirchenvorsteher. 1714 besaß der Pfarrer in Gatow 2 Hufen Land, die die Gemeinde bestellte. Sie erhielt als Lohn dafür eine Tonne Bier, das geerntete Korn wurde, nach Abzug der Aussaat, verkauft. Die Erbauung der Kirche erfolgte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, nachdem das Dorf in den Besitz des Klosters übergegangen war. Für die Datierung spricht das Baumaterial, teilweise bearbeitete Feldsteine oder Findlinge, die als eiszeitlicher Moränenschutt auf den Äckern lagen. Die Form war der für die gotische Zeit typische rechteckige Saal. Der Urbau ist an der Südseite durch beschlagene Feldsteine und einen Mauervorsprung erkennbar. 750 Jahre Gatow Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche nach Westen erweitert. Die Wände erhielten nicht mehr die Stärke des ersten Baues. Die Findlinge wurde weniger sorgfältig bearbeitet. In diese Zeit ist die, 1935 geschlossene, gotische Pforte an der Südseite mit ihren Profilsteinen zu datieren. Welche Funktion die Strebepfeiler an der Nord- und Südseite des Turmreiters besitzen, ist unklar. Sie sollten den Schub des Turms aufnehmen, können aber ebenso auf eine geplante Einwölbung der Kirche deuten. Bei den Umbauten wurden die Fenster verändert. Das älteste ist das westlichste der Nordwand. 1723 mussten die Kirche, die Mauer des Kirchhofes und der Turm restauriert werden. Die Notiz sagt uns, dass der Kirchhof bereits umfriedet war. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege entstanden Schäden an der Dorfkirche. Die Reparaturarbeiten führte der Spandauer Maurermeister Johann Abraham Bocksfeld 1816 durch. In der Zwischenzeit war der Turm baufällig geworden. 1840 kam es zu ersten Planungen. Aber es sollte noch bis 1846 dauern, ehe es zu einem Neubau kam. Der in der dieser Zeit errichtete Dachturm stand bis 1953. Dann war er wiederum baufällig und Anlass zur Überarbeitung der Kirche. Der heutige verbretterte Dachturm zeigt noch den Umriss von 1846. Bei der Erneuerung 1953 erhielt er eine Vielzahl von Schall-Luken. Festschrift Seite 16 Im 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinde. Die Kirche wurde zu klein. Man erweiterte sie 1868 nach Osten, d. h. das sich an die Ostwand anschließende Grabgewölbe wurde überbaut und als Altarraum in die Kirche einbezogen. Eine erneute Erweiterung nach Osten erfolgte 1913. Dieses Datum ist auch im Turmblech auf der Nordseite eingestanzt. Der Bau der Sakristei entstand. Bei der Restaurierung 1935 durch Dipl. Ing. Erwin Rettig wurde unter dem Altar eine 3 Meter tiefe Gruft mit 17 Särgen der Familie Brandhorst freigelegt. Die Särge waren gut erhalten. Die Westwand (Turmwand) erhielt wieder ein Portal. Jetzt stellte man fest, dass sich an dieser Stelle bereits im ursprünglichen Bau ein Zugang befand. Das 1935 den Eingang einrahmende, stichbogig geschlossene Klinkergewände wurde 1935 durch Die Gatower Dorfkirche in ihrer Rückansicht. Foto: Bernhard v. Schröder ein überproportioniertes frühgotisches Spitzbogenportal aus Feldsteinquadern ersetzt. Dorfkirche Wie gesagt, war der baufällig gewordene Turm Anlass der Restaurierung von 1953. Holzwurm und Fäulnis hatten die Balken teilweise zerstört. Die Instandsetzung der gesamten Kirche leiteten die Architekten Max Glöckner und Erich Rothe. Der Innenraum erhielt eine völlig neue Gestaltung. Die Decke wurde höher gelegt und durch sichtbare Balkenlagen betont. Die Emporenständer entfernte man und ersetzte sie durch eine frei gespannte Orgelempore. Der barocke Kanzelaltar von 1741 musste einer aus Klinkerstein gemauerten Mensa weichen. Mittelpunkt des Altarraumes ist eine 186 x 85 cm große, auf Holt gemalte „Beweinung Christi“, die ursprünglich in der Berliner Marienkirche hing. Die um 1495 entstandene Arbeit stammt von einem mittelfränkischen Meister aus dem Umkreis der Wolgemut-Werkstatt. Als Begleitfiguren erscheinen neben dem Kreuz die Hl. Barbara (links) und die Hl. Dorothea. Darunter die Stifter, links der 1491 verstorbene Berliner Patrizier Martin Wins, rechts seine Ehefrau, vor den Eheleuten ihr Wappen. Leuchtkronen, Altarleuchter, Kruzifix und Abtei-Stuhl im Altarraum sind Stiftungen oder Ankäufe aus dem Berliner Kunsthandel. In der Vorhalle steht die Holztaufe von 1692, die ursprünglich mit Blumen und Ornamenten farbig bemalt war. Die Farbe ist abgelaugt, die Taufe dient als Opferstock. Die dazugehörige Taufschale kam 1893 in das Märkische Museum. Sie hatte 1629 ein Andreas Schmit gestiftet. Das Mittelbild zeigte eine nackte, nur mit einem Hut bekleidete Frau. In der rechten Hand trug sie einen Kelch, auf der linken saß eine Taube. Zu ihren Füßen lag ein Narr. An der Nacktheit der Frau, die Mittelpunkt der allegorischen Darstellung des Triumphes der christlichen Unschuld über die weltliche Narretei war, erregten sich die Gemüter der Gatower Frauen. So stiftete Anna Wolter 1892 die heute noch gebrauchte neue Taufschale. Die Gatower Dorfkirche. Foto: Albert Am 6. November 1953 weihte Bischof Otto Dibelius die restaurierte Dorfkirche neu ein. Am 1. Oktober 1966 wurde die Kirchengemeinde aus dem Pfarrsprengel Kladow-Gatow gelöst und verselbstständigt. Sie erhielt den Namen Evangelische Dorfkirchengemeinde Gatow. An die Außenwand der Südseite der Dorfkirche kam 1974 eine Kreuzigung aus Sandstein des 14. Jahrhunderts. Jürgen Grothe Unmittelbar neben der historischen Die Eltern-Kind-Gruppe „Apfelbande“ Dorfkirche in Gatow steht seit jeher ein altes Gemeindehaus, von dem niemand genau weiß, wann Aufgrund von Umstrukturierungen dieses errichtet wurde. In seiner durch die Senatsverwaltung/Schule Geschichte kann das Gebäude auf Jugend und Sport (Tageseinrichtuneine sehr lebendige und verschie- gen für Kinder) wurde am 1.1.1997 denartige Nutzung zurückschauen. der Miniclub in eine Eltern-KindDas obere Geschoss diente u.a. als Gruppe (EKG) umgewandelt. Der Wohnung für Gemeindeschwestern, Gemeindekirchenrat ist der Träger. Organisten und Kirchhofsarbeiter. Der Träger gewährleistet, dass Die Räume im Erdgeschoss standen grundsätzlich die Betreuung durch als Gemeindesaal der Gemeinde pädagogisches Fachpersonal erzur Verfügung. Danach nutzte ein folgt und verpflichtet sich eine Miniclub der Gemeinde das Haus pädagogische nutzbare Fläche zusammen mit dem umliegenden mit altersgerechtem Mobiliar und Areal bis das neue Gemeindehaus in entsprechenden Spielgeräten und –materialien auszustatten. der Plievier Str. 3 gebaut wurde. Vor allem betreute Frau Gudrun Winterling als Erzieherin über Jahrzehnte hin die Kleinkindgruppe aus Gatow und Umgebung. Die formalen Voraussetzungen für eine pädagogische Erziehung und christliche Wertevermittlung sind für die Kindergruppe ab 2 bis 5 Jahren nicht nur geschaffen worden, sondern werden täglich gelebt. Außer der Leiterin Frau Kuhr ist jeweils eine Mutter oder ein Vater der Kleinkinder betreuend anwesend. So erhalten sie Einblicke in die erzieherische Arbeit und nehmen viele Anregungen mit nach Hause. Die Kinder freuen sich sehr, wenn ein Elternteil ihren Tagesablauf, der sehr abwechslungsreich gestaltet wird, begleitet. Das Angebot ist verschiedenartig und umfasst z.B. Bibliotheksbesuch, Sportstunde, Musikunterricht, Theater- und Kinobesuche bis hin zur Minikirche mit Singen, Beten und biblischen Geschichten. Besonders hervorzuheben, sind die Darstellungen und Vorspiele der Kinder an den Festtagen in der Dorfkirche, wo die Kleinen der EKG bereits mit einbezogen werden. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 17 Die Geschichte von St.Raphael-Gatow St.Raphael Der ganze Spandauer Süden mit dem brandenburgischen Randgebiet von Groß-Glienicke und Sacrow gehörte einst zur heutigen noch größten Spandauer katholischen Kirchengemeinde St. Marien. Etwa 1935 zog der katholische Marinepfarrer Alexander Frins auf das Grundstück Dorfstraße (heute Altgatow 49 A) und stellt in seinem Haus ein Zimmer für den katholischen Gottesdienst zur Verfügung. So konnte der damalige Bischof von Berlin, Konrad Graf von Preysing, zum 1. April 1941 auf diesem Grundstück eine Kuratiegemeinde errichten, die aber vermögensrechtlich im Pfarrverband der Muttergemeinde St. Marien verblieb, also noch keinen eigenen Kirchenvorstand erhielt. Bereits vor der Einrichtung der Kuratiegemeinde wurde der erste eigene Seelsorger ernannt: Pfarrer Georg Jurytko, bisher Kuratus in Ketzin (Havel). Nach Kriegsende wurde Gatow als Teil des Bezirks Berlin-Spandau britischer Sektor, während Pfarrer Jurytko die brandenburgischen Gebiete eines weiten Gemeindegebietes, die nun unter sowjetischer Verwaltung standen, nur mit einem besonderen Berechtigungsnachweis besuchen durfte. Dennoch war er auch dort Priester, Seelsorger und Lehrer. Zum 1. Juli 1950 erfolgte die Erhebung der Kuratiegemeinde zur Pfarrei und erhielt somit die vermögensrechtliche Unabhängigkeit von der Muttergemeinde St. Marien und damit auch einen eigenen Kirchenvorstand. Aufgrund des gestiegenen Wohnbedarfs im Spandauer Süden plante der Berliner Senat die Bebauung der Rieselfelder als Satellitenstadt. So wurde bereits vor 1960 von Pfarrer Jurykto die Planung eines Kirchenbaues begonnen. Es wurde von der Stadt das Grundstück Buchwaldzeile/ Ecke Berghang – der ev. Dorfkirche Gatow gegenüber - für den Kirchbau erworben. Schließlich wurde dann das Grundstück Alt-Gatow 44/50, ein Teil des ehemaligen Gutes Schröder (das Herrenhaus dieses Gutes ist heute der Hort der Grundschule am Windmühlenberg) im Tausch gegen das Grundstück Buchwaldzeile von der Stadt für den Kirchbau erworben. Hier wurde dann die Kirche errichtet. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 18 Den Zuschlag für den Bau der Kirche erhielt der bedeutende Kirchenbauer Rudolf Schwarz, der aber noch während der Vorbereitungen zum Kirchbau 1961 plötzlich verstarb. Seine Ehefrau Maria Schwarz und Werner Michalik vollendeten dann 1965 den Bau der Kirche, die einzige Schwarz -Kirche in Berlin. Am 6.Juli 1965 erhielt die Kirche ihre kirchliche Weihe. Noch vor Beginn des Kirchbaus ging Pfarrer Georg Jurytko zum 01.09.1963 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Georg Wieland, der den Bau der Kirche zu Ende geführt hat. Aus gesundheitlichen Gründen musste er aber bald danach zum 01.09.1966 in den Ruhestand treten. Nachfolger wurde Herr Pfarrer Günter Herberg, der zuletzt Kaplan in der Herz- Jesu- Gemeinde in Berlin -Tempelhof, gewesen war. Als Herr Pfr. Herberg zum 01.09.1966 zunächst Pfarradministrator und am 18.02.1968 Pfarrer der Gemeinde St. Raphael geworden war, ahnte keiner, dass er der zeitlich längste, aber zugleich auch der letzte Pfarrer von Raphael gewordn war. Am 31.05.2000 trat er mit fast 75 Jahren in den Ruhestand und nahm seinen Ruhesitz bei den Ordensschwestern im St. Elisabeth-Haus im Fichteweg, Berlin-Spandau (Pfarrei St. Lambertus), er verstarb am 27. August 2004. Herr Pfr. Herberg sah in den mehr als dreißig Jahren seiner Tätigkeit in Gatow auch in der Ausgestaltung der nun fertig gewordenen Kirche seine besondere Aufgabe. Im Dezember 1973 erhielt die Kirche einen neuen vergoldeten Tabernakel, rechts hinter dem Alter in die Rückwand eingelassen. Künstlerisch wertvolle Kirchenfenster von dem bekannten Künstler Georg Meistermann (1911-1990) gab es bisher nur an der Stirnseite der Kirche über dem Altar. Zum Silbernen Priesterjubiläum von Herrn Pfr. Herberg am 17.07.1980 wurden noch die fehlenden künstlerischen Kirchenfenster ergänzt. Der Glockenturm von St.Raphael Foto: privat Ein sehr eindrucksvolles Relief des Kirchenpatrons, des Heiligen Erzengels Raphael, geschaffen vom Bildhauer Hans Wachter aus Kempten im Allgäu, wurde von Herrn Pfr. Herberg angeschafft. Am 10.06.1983 wurde es in der Kirche geweiht und erhielt seinen Platz am inneren Kircheneingang oberhalb des Weihwasserbeckens. Es hängt heute vor dem Eingang des Gemeindehauses Mariä Himmelfahrt in Kladow. St. Raphael Die letzte größere Anschaffung unter Pfr. Herberg war eine schöne Schleifladenorgel mit 13 Registern und 2 Manualen und Pedal vom Freiburger Orgelbauer Harteig Späth aus Hugstetten/Schwarzwald, diese wurde im Rahmen des Kirchenverkaufs kurz vor Abriss der Kirche an den Orgelbauer zurückverkauft. Zum 01.11.1968 erhielt die Gemeinde in Frau Annemarie Himmel, einer ausgebildeten Fürsorgerin und Katechetin, eine Gemeindereferentin, eine große Hilfe für Pfarrer und Gemeinde. Sie wohnte auch im Pfarrhaus. Als Pfr. Herberg zum 31.05.2000 in den Ruhestand ging, wurde der Pfarrer der Nachbargemeinde Mariä Himmelfahrt, Herr Pfr. Friedhelm Joseph Wangler, zusätzlich zum Pfarradministrator von St. Raphael ernannt. So hatten die beiden Pfarreien im Spandauer Süden einen gemeinsamen Pfarrer. Er blieb nur zwei Jahre Pfarradministrator von St. Raphael. Da nicht sofort nach dem Weggang von Herrn Pfr. Wangler ein Nachfolger zur Verfügung stand, wurde der Vizeoffizial unseres Erzbistums Monsignore Heinz-Wolfgang Schiele, der seit dem 30.10.2000 nach dem Wegzug von Herrn Pfr. Herberg in der völlig neu gestalten Pfarrwohnung von St. Raphael wohnt, vom 15. Januar bis 21. April 2002 zum Pfarradministrator von St. Raphael und der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Berlin-Kladow ernannt. Msgr. Schiele wirkte seinerseits an der weiteren Ausschmückung der Kirche mit. Nach erfolgtem Kirchenvorstandsbeschluss gab Monsignore Schiele in seiner Zeit als Pfarradministrator der Malerfirma ´Berlin-Color‘ in Berlin-Kladow, den Auftrag, die Kirche auch malermäßig gründlich zu erneuern. So erstrahlte die Kirche zum Osterfest 2002 in neuem Glanz! Pfarrer Günter Herberg. Foto: privat Am 21. April 2002, wurde der neue Pfarrer von Mariä Himmelfahrt in einem feierlichen Gottesdienst in sein Amt eingeführt: Herr Pfarrer Thomas Schubert, zuvor Pfarradministrator von St. Sebastian, BerlinWedding. Am 22. Juni 2002 verlas Pfr. Schubert vor dem Gottesdienst während der liturgischen Begrüßung in St. Raphael einen Beschluss, in dem St. Raphael als eigenständige Gemeinde aufgehoben wird zum 01. Juli 2003 und in die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Berlin-Kladow, der Tochtergemeinde, eingemeindet wird. Im Rahmen der Fusion wurde schließlich beschlossen, die Grundstücke des Pfarrhauses sowie der Kirche zu verkaufen. Das Pfarrhaus wurde an einen privaten Käufer veräußert, der das Haus umfassend umbaute, Msrg. Schiele, der die Pfarrwohnung im 1. OG bewohnt, hat dort lebenslanges Bleiberecht behalten. Das Grundstück der Kirche wurde an einen Investor verkauft. Die Kirche wurde am 29.04.2005 im Rahmen einer feierlichen Messe entweiht, unmittelbar danach, am 6.Juli 2005 wurde die Kirche,einen Tag vor Entscheidung des Landesdenkmalrats über den Erhalt des Gebäudes, abgerissen. Dort entstand ein Lebensmitteldiscounter. Am 24.Oktober 2007 wurde eine Gedenkstätte auf dem Gelände des Reinicke-Hofes direkt neben dem ehemaligen Kirchenstandort für Pfarrer Jurytko eröffnet. Von Karin Kurowsky nach Vorlage von Monsignore Schiele 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 19 Gatows Landwirte der Gatower Bauernweg Land wirte Gatow ist ein Dorf mit einer sehr langen bäuerlichen Tradition, und gleichzeitig ein Dorf in der Großstadt, in dem immer noch bäuerliche Landwirtschaft betrieben wird - auch „zum Anfassen“ für die Großstädter, die gern einen Ausflug „in’t Jrüne“ machen, um Pferde und Kühe, aber auch Gemüse und Getreidefelder zu sehen. Attraktionen sind die Selbsternte von Beerenobst und Blumen, aber auch der Verkauf eigener Produkte in den Hofläden. Der Gatower Bauernweg führt als Rundweg durch das Dorf und die Feldflur, an Höfen mit und ohne Hofverkauf, aber auch an den Reiterhöfen vorbei. Beginnen können wir unseren Weg im Norden bei den Bauernhöfen Zerrath und Feldbinder oder im Süden in der Gatower Dorfmitte. Hier ist der Verkaufsstand von Bäuerin Beate Bathe und wir können aus einem reichhaltigen Angebot an Obst, Gemüse und Kartoffeln auswählen. Dazu gehört auch die Spezialität „Gatower Kugel“, eine besonders milde Kreuzung aus Radieschen und Rettich. Im Frühsommer können wir auf dem Feld Erdbeeren ernten sowie Gladiolen und Sonnenblumen schneiden. Der Weg führt in nördlicher Richtung über die alte Gutsgärtnerei zum Reiterhof Reinicke an der Buchwaldzeile. Hier können Kinder ab 8 Jahren Reiterferien erleben. Auf dem Hof werden aber auch individuell gebundene Blumensträuße und floristische Kurse angeboten. An den Wochenenden wird zu Kaffee und Kuchen eingeladen, während m Backofen Roggenmisch- und Dinkelbrote gebacken werden. 750 Jahre Gatow Über die Plievierstraße führt der Weg zurück auf die Straße Alt-Gatow zum Wolterschen Hof, einem denkmalgeschützten Vierseithof. Hier kann man Kartoffeln, Heu und Stroh kaufen. Folgt man dem Gatower Bauernweg weiter, zurück zur Buchwaldzeile, dann wandert man vorbei am traditionsreichen Hof Schulze, der jetzt Pensionspferden eine Heimat bietet. In nördlicher Richtung weitergehend folgt man dann bald der von alten knorrigen Robinien gesäumten Straße 265 westwärts. Robinien werfen durch ihre gefiederten Blätter einen lichten Schatten. Sie blühen im Frühjahr weiß und üppig und verströmen einen intensiven Duft. Nach Süden öffnet sich der Blick auf die freie Landschaft mit Koppeln, auf denen Pferde weiden. Nach einer kurzen Wegstrecke bietet der „Berliner Beerengarten“ an, Heidelbeeren und Erdbeeren selbst zu pflücken. Danach führt der Weg weiter bis zum Reiterhof Baumgarten. Hier wird Reitunterricht angeboten. Gleichzeitig ist er auch Ausgangspunkt für Ausritte auf dem ausgedehnten Gatower Reitwegenetz. Festschrift Seite 20 Nördlich der Straße 265 beginnt das Gebiet der ehemaligen Rieselfelder. Dorthin führt der Weg zum Carolinenhof Feldbinder und zum Landwirt Zerrath. Die Hofläden bieten Fleisch und Wurst, Milch und Quark, verschiedenes Gemüse aus eigener Produktion, aber auch selbst gebackenen Kuchen. Landwirtschaft früher: Bauer Schulze mit Pferdegespann. Foto: privat 99 Jahre engagierte Brandbekämpfung Freiwillige Feuerwehr Am 9.01.1909 fand im Wirtshaus Gatow auf Einladung des Gemeindevorstehers Wolter eine Besprechung statt, zu der alle „unbescholtenen Gemeindemitglieder“ geladen waren. Neben einigen Offiziellen aus den benachbarten Gemeinden nahmen auch viele Gatower Bürger an der Versammlung teil. Der Tagungsgrund: Die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr. Wenig später wurden die aktiven Feuerwehrmänner gewählt. Neben der damaligen Wehrführung, bestehend aus dem Schmiedemeister Zschalig, dem Obergärtner Mätschke und dem Schumachermeister Wilhelm Schulze wurden weitere 20 Kameraden als Gründungsmitglieder eingestellt. Als erstes Fahrzeug diente ein einachsiger, mit einem Pferd zu bespannender Wagen, ein so genannter Doggart, der hauptsächlich für den Transport von Geräten gedacht war. Das Pferd stellte dabei jeweils einer der Ortsansässigen Landwirte. Die Alarmierung der Kameraden erfolgte über den Gemeindediener, der im Alarmfall mit einem Fahrrad und einem Horn durchs Dorf fuhr um die Angehörigen zu alarmieren. Den ersten großen Einsatz verzeichnete die FF Gatow am 17.9.1911, als auf der gegenüberliegenden Havelseite im Grunewald ein großer Waldbrand ausgebrochen war. Der Doggart - das erste Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Gatow Foto: privat Auch der Rettungsdienst hielt bereits in den Gründungsjahren Einzug bei der FF Gatow. Bereits im Jahre 1911 wurde ein Kamerad zum Samariter gewählt, der dann eine Tasche mit den notwendigen Heilmitteln zu beschaffen hatte und auch dafür verantwortlich war, dass diese bei den Alarmen mitgeführt wurde. In den Jahren 1914 bis 1915 wurde dann an der Dorfstraße (heute Alt-Gatow) ein neues Wachgebäude für die FF Gatow gebaut. Es handelte sich dabei um ein aus roten Ziegelsteinen bestehendes Gerätehaus mit drei Toren und einem kleinen Gemeinschaftsraum und einem Nebengelaß, der als Gefängnis diente. 750 Jahre Gatow Mitte der 30er Jahre konnte das erste motorisierte Löschfahrzeug der FF Gatow in Dienst gestellt werden eine Motorspritze, die bei der Berufsfeuerwehr ausgesondert wurde. Dabei handelte es sich um ein LF 25 auf Mercedes Aufbau mit einer Magirus Pumpe, das bis zum Ende des zweiten Weltkrieges seinen Dienst erfüllte. Das neue Fahrzeug der FF Gatow machte es erforderlich die Wache umzubauen, da die neue Generation der Fahrzeuge nicht mehr in die Halle passte: Die nach vorne gerichteten drei Tore wurden zugemauert und die Einfahrten wurden an die Seite verlegt, so wie man es heute noch am Wachgebäude sehen kann. Der 2. Weltkrieg ließ den Dienst der FF Gatow immer schwerer werden, da auch einige Kameraden der FF Gatow Kriegsdienst leisten mussten und so die Zahl der aktiven Kameraden dezimiert wurde. Im Juni 1945 gingen neun verbliebene Angehörige der FF Gatow ans Werk und kümmerten sich um den Wiederaufbau der Wehr. In den nächsten Jahren konnte sich die FF Gatow stetig vom Krieg erholen und auch die Personalstärke stieg wieder an. Zum einen durch neue Interessenten zum anderen auch durch Kriegsheimkehrer. Leider jedoch kamen nicht alle Kameraden der FF Gatow aus dem Krieg zurück. Nach langen und zähen Verhandlungen mit der Berliner Feuerwehr konnte die FF Gatow am 15.4.1957 eine weitere Neuerung in Dienst stellen. Es wurde ein Schlauchboot angeschafft, das ein Jahr später um ein Feuerlöschboot ergänzt wurde. Festschrift Seite 22 Freiwillige Feuerwehr Gatow Foto: privat Das Ende der 60er Jahre brachte viele Neuerungen. Unter anderem erhielten die Kameraden der FF Gatow die ersten Funkmeldeempfänger. Die Geräte, damals noch so groß wie zwei Zigarrenkisten, ließen die bis Dato notwendige Sirenenalarmierung entfallen. Im Dezember 1970 begann dann endlich der lang ersehnte Umbau des Wachgebäudes. Mit viel Eigenarbeit wurde es zur Seite hin verlängert. Ein Aufenthaltsraum wurde eingefügt, so wie man das Gebäude bis heute Die motorisierten Anfänge: Das LF 25 auf Mercedes Aufbau mit einer Magirus Pumpe. Foto: privat kennt. Am 22. Januar 1971 wurde das Wachgebäude in Anwesenheit von Landesbranddirektor Kurt Werner Seidel und des Bezirksbürgermeisters von Spandau Dr. Kleusberg an die Kameraden der FF Gatow übergeben. 1975 ergänzte dann ein KTW den Fahrzeugpark. Im Jahr 1976 wurden dann auch die großen Selektivrufempfänger gegen wesentlich kleinere Geräte ausgetauscht, die es ermöglichten den Meldeempfänger ständig mitzuführen. Freiwillige Feuerwehr Mit Wirkung vom 31. August 1981 schied Kamerad Wolter wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst aus und wurde in die Ehrenabteilung der Wehr übernommen. Zum neuen Wehrleiter wurde der Kamerad Ulrich Hoffmann gewählt. Auch der technische Fortschritt hielt weiter Einzug in Gatow. Am 8. Mai 1983 erhielt die Wehr ein neues Fahrzeug. Es handelte sich dabei um eine Spezialanfertigung der Firma Mercedes, die aufgrund der niedrigen Einfahrtshöhe der Fahrzeughalle erforderlich war. Am 10. Mai 1983 hatte die FF Gatow hohen Besuch: Auf Einladung waren der seinerzeitige Innensenator Heinrich Lummer, der Bezirksbürgermeister von Spandau, Herr Salomon und der leitende Branddirektor Scholz zum Lokaltermin erschienen. Am 05. Februar 1989 wurde unsere Jugendfeuerwehr gegründet und am 06. April erfolgte die Eintragung unseres Fördervereins in das Vereinsregister beim Amtsgericht Charlottenburg. Seit nunmehr fast 20 Jahren können wir dankbar auf das Engagement unserer Förderer zurückblicken. Am 01.12.1996 wurde unser Wehrleiter Kamerad U. Hoffmann zum stellvertretenden Landesbeauftragten der Freiwilligen Feuerwehren Berlins bestellt. Ulrich Hoffmann war nun bereits der zweite Kamerad aus unseren Reihen, der auf Grund seiner fachlichen Kompetenz berufen war, die Geschicke aller Freiwilligen Feuerwehren Berlins mitzugestalten. Der 01. Februar 1998 ging als weiteres bedeutsames Datum in die Chronik unserer Wehr ein: Mit Beate Milcke wurde die erste Kameradin als aktives Wehrmitglied eingestellt. Am 01. März 1999 schied Kamerad Ulrich Hoffmann altersbedingt aus der aktiven Wehr aus und wurde in die Ehrenabteilung übernommen. Zum sechsten Wehrleiter der FF Gatow wurde von den Kameraden der Verfasser dieser Zeilen gewählt. Die nun folgenden Jahre sind gekennzeichnet durch einen steten Anstieg der Alarmierungen der Freiwilligen Feuerwehr Gatow, im Jahr 2007 wurden wir zu 584 Einsätzen gerufen, 50 % der Einsätze betreffen Hilfeleistungen in Kladow, der Wilhelmstadt und Staaken oder zu noch entfernteren Einsatzorten. Die Wache. Foto: privat 750 Jahre Gatow Im kommenden Jahr 2009 feietrt die FF Gatow ihr 100jähriges Jubiläum. Mein Wunsch ist, dass der Grundstein für ein neues Wachgebäude gelegt wird. Verdient hätten es die Kameradinnen und Kameraden. Uwe Behrendt Spektakuläre Einsätze 21.Juni 1952 brannte die Klostermühle in Spandau. Mit zehn C-Rohren bekämpften die zum Teil mit Sauerstoffgeräten ausgerüsteten Feuerwehrleute von mehreren Seiten den Brand und waren vor allem bemüht ein Übergreifen des Feuers auf den im rückwärtigen Teil des Hochhauses gelegenen Silo und auf das Nebengebäude zu verhindern. 27.7.1961: Gegen 4.21 Uhr war ein Wochenendhaus am Rothenbücherweg in Brand geraten, dem Feuer fielen eine 30jährige Frau und ihr dreijähriges Kind zum Opfer. Festschrift Seite 23 Freiwillige Feuerwehr 12. Oktober 1961: Die Scheune des Landwirtes Ernst brannte bis auf die Mauern nieder und am 29. Oktober rückten die Kameraden zum Brand der Scheune auf dem Hof der Familie Wolter aus, die trotz großer Bemühungen auch nicht gehalten werden konnte. 6. April 1966: Ein sowjetischer Düsenjäger stürzt in den Stößensee. Vier Tage später der nächtste Großalarm: Am 10 April in Spandau: Der Güterbahnhof Spandau West stand in Flammen. 29./30. März 1981: Zunächst erfolgte gegen 23.30 eine Alarmierung zum Feuer in der Dorfkirche. Der Versuch mit einer brennbaren Flüssigkeit einen Brand zu legen, konnte glücklicherweise im Keim erstickt werden. Gegen 3.30 Uhr ertönten erneut die Funkmelder. Die Scheune des Wehrführers war in Brand geraten und brannte bereits bei Eintreffen der Feuerwehr in ganzer Ausdehnung. Auch der Einsatz von 7 C-Rohren konnte die Scheune nicht mehr retten. 2. September 1982: Am Groß-Glienicker-Weg waren gegen 13:00 Uhr, vermutlich durch Brandstiftung, gelagerte Strohballen in Brand geraten. Bald nach Beginn der Löscharbeiten fanden sich auch schon erste Schaulustige ein; u.a. Bauarbeiter eines nahe gelegenen Neubaus. Kurz darauf schlugen auch aus dem Dachstuhl dieses Neubaus die Flammen, war etwa ein für die Dachdeckung benutzter Brenner nicht abgestellt worden...? 9.Mai 1998: Das Restaurant-Schiff „Sabine II“, Liegeplatz Stößensee, brannte in voller Ausdehnung. 8.Januar 1999: Um 0:32 Uhr Verkehrsunfall Potsdamer Chaussee. Zwei Pkw waren frontal zusammengestoßen. Der Unfallverursacher wurde schwer verletzt, für die Fahrerin des anderen Fahrzeugs verstarb noch am Unfallort. Im Juli 1999 brannte im Krankenhaus Hohengatow ein Patientenzimmer und der angrenzende Flur in ganzer Ausdehnung, 40 Heiminsassen mussten evakuiert werden, Verletzte waren glücklicherweise nicht zu beklagen. 07.Juli 2001: Verkehrsunfall auf der Potsdamer Chaussee. Der Fahrer eines 360 PS-starken Porsche hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war mit einem entgegenkommenden Pkw frontal zusammengestoßen. Bilanz: Zwei Tote und zwei Schwerverletzte. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 24 Ostersonnabend, 30.März 2002. Während der Vorbereitungen zum Osterfeuer kam die Alarmierung „Feuer Einfamilienhaus Waldschluchtpfad“. Die Eigentümerin hatte das Mittagessen vorbereitet und wollte nur mit dem Hund kurz Gassi gehen. Der Herd blieb offensichtlich angeschaltet. Als sie von dem Spaziergang zurückkehrte, stand ihr Haus bereits in Flammen. Auch die anrückenden Feuerwehren konnten das Niederbrennen bis auf die Grundmauern nicht verhindern. Um 17:00 Uhr wurden unsere Kameraden abgelöst. Es hieß nun aber nicht, sich auszuruhen, da die Gäste unseres Osterfeuers ja auf ihre Bewirtung warteten... 10.Juli 2002 tobte ein Orkan bislang nicht erlebter Stärke über Berlin. Die traurige Bilanz: 4 Tote, davon 2 Jugendfeuerwehrangehörige, die ihre Ferien in einem Zeltlager auf der Insel Schwanenwerder verbrachten, und 23 Verletzte. Windgeschwindigkeiten bis 152 Km/h hatten 2.500 Bäume umstürzen lassen. August 2002: Das Oder-Hochwasser. Auch vier Kameraden unserer Wehr verließen mit weiteren Kollegen der Berufsfeuerwehr und Kameraden anderer freiwilliger Feuerwehren Berlin in Richtung Schadensorte, um vier Tage lang durch Dammbau mittels Sandsäcken schlimmeres zu verhindern. Am 23.April 2004: Explosion im Erdgaslager Wilhelmstadt bei Wartungsarbeiten. Eine der größten Alarmfolgen bei der Berliner Feuerwehr in den letzten Jahren auslöste: 14 Staffeln und Verletztensammelstelle. Zu beklagen waren neben erheblichem Sachschaden drei lebensbedrohlich brandverletzte Personen, eine Person im Schock sowie fünf Anwohner, die eine Rauchvergiftung erlitten hatten. Die Villa Lemm ein Haus mit wechselvoller Geschichte Villa Lemm Villa Lemm, Berlin-Gatow Foto: Stephan Erfurt, Berlin Park der Villa Lemm, Rosengarten und Musikpavillon Foto: Stephan Erfurt, Berlin Vor rund 100 Jahren entstand in Gatow, damals noch nicht zu Berlin gehörig, eine imposante Villenanlage direkt an der Havel. Otto Lemm, ein erfolgreicher Fabrikant chemischer Produkte, hatte sich 1907/08 von dem Architekt Max Werner sein Wohnhaus nebst Nebengebäuden auf einem weiten Gartengrundstück errichten lassen. Die Villa befindet sich leicht erhöht in der Mitte des Grundstücks, umgeben von einem Garten mit geschwungenen Wegen und weitläufigen Rasenpartien. In der Südwestecke war ein Spielplatz mit Pavillon angelegt, zum Wasser wurde das Gelände mit einem Pavillon im Süden und einem Bootshaus mit weitläufiger Terrasse abgeschlossen. Im nördlichen Grundstücksteil lagen das Pförtner- und Wirtschaftsgebäude sowie ein Nutzgarten mit Geflügel- und Gewächshaus. Der Kauf einiger nördlich anschließender Grundstücksparzellen um 1911 machte eine Erweiterung der Anlage möglich. Ein dreistufiger Terrassengarten mit Pergola und herrlichem Rosengarten wurde angelegt und die alte Gewächshausanlage entfernt. Eine neue, größere Anlage mit Palmenhaus inklusive Wasserlauf entstand. Auf dem Gelände des Terrassengartens entstanden darüber hinaus eine Kegelbahn, ein Tennisplatz und drei Pavillons, von denen der größte direkt am Wasser lag und Raum für Festlichkeiten bot. Nach dem Tod von Otto Lemm wurde das Grundstück 1928 an den jüdischen Arzt Janós Plesch verkauft, der die Villa als Sommersitz nutzte und zahlreiche Berliner Berühmtheiten wie Albert Einstein und Emil Orlik dort empfing. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 musste die Familie Plesch Deutschland verlassen. Wie die Villa in Kriegszeiten genutzt wurde ist nicht bekannt, 1945 wurde das Anwesen als Sitz des britischen Stadtkommandanten requiriert. Zahlreiche bauliche Veränderungen und Abrisse zerstörten das stimmige Gesamtbild der Anlage. Auch in britischer Zeit war die Villa Treffpunkt für ein internationales Publikum. 1987 gastierten dort die englische Königin, ihr Gatte und die Königin Mutter. Nach Abzug der Alliierten 1990 ging das Gelände an den Berliner Senat über, der über Jahre hinweg versuchte, das Grundstück zu veräußern. Erst 1995 erfolgte der Verkauf an das Ehepaar Maria-Theresia und Hartwig Piepenbrock, die das Ensemble liebevoll und denkmalgerecht restaurieren und rekonstruieren ließen. So wurde zum Beispiel der Rosengarten mit historischen Sorten neu angelegt. In der weitläufigen Gartenanlage sind Skulpturen aus der Privatsammlung Piepenbrock verteilt und verbinden den historischen Gartenraum mit moderner Kunst. Ein absoluter Glücksfall für das Anwesen, das heute im alten-neuen Glanz erstrahlt und einen eindrucksvollen Anblick von der Havel bietet. Ein Beispiel großbürgerlicher Wohnkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist damit erhalten. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 25 Zur Geschichte der neuen Bockwindmühle in Gatow Bock wind mühle Die Windmühle, die sich am Fuße des Windmühlenbergs im Aufbau befindet, hat eine recht bewegte Geschichte. Diese Geschichte soll hier erzählt werden. Drei Gatower Einwohner machten sich an einem Sonntag im August des Jahres 2004 auf den Weg in die Ostprignitz nach Metzelthin, um dort Hinweise auf die ehemalige Metzelthiner Bockwindmühle zu finden. Es war gar nicht so schwer. Nach kurzer Zeit war ein Metzelthiner gefunden, der den Weg zur Familie Lieberenz wies. Obwohl es Sonntag Vormittag war, klingelten wir an der Tür des Hofes. Wir trugen unser Anliegen vor und wurden sehr freundlich empfangen. Familie Lieberenz erzählte uns die Geschichte ihrer alten Mühle. Zuvor noch ein Hinweis zum Dorf Metzelthin: Das Dorf Metzelthin in der Ostprignitz - nahe dem bekannten Neustadt an der Dosse - hat wie Gatow eine lange Geschichte. Bereits 1160 wird ein Marod von Musilthin als einer der Ritter und Lehnsvasallen der Grafen von Lindow und Ruppin erwähnt. In Urkunden der Stadt Wusterhausen findet sich der Hinweis, das „Mutzelthin bzw. Mützelthin“ vier Rittergüter besaß. Diese Rittergüter wechselten in den Jahrhunderten häufig ihre Besitzer. 1724 gehörten sie auch zeitweise der Familie von Zieten. Heute ist ein Gutshaus erhalten, das nach der Wende 1997 von einem Berliner Ehepaar gekauft und restauriert wurde. Aber in Metzelthin gab es auch eine Bockwindmühle und die gehörte bis zum Jahr 1997 Rudolf Lieberenz – der mit seiner Frau in Metzelthin wohnt. Die Familie Lieberenz lebt seit mindestens vier Generationen in Metzelthin. Vor ihm waren bereits drei Generationen im Besitz der Mühle gewesen. Daher kann man annehmen, dass sie um 1790 im Auftrag des damaligen Gutsherrn von Metzelthin errichtet worden ist. Sicher ist aber, dass der Bau der Mühle noch vor 1800 stattfand. Knapp ein Jahrhundert später, nämlich 1870, wurde vermutlich eine größere Reparatur vorgenommen, denn diese Jahreszahl ist auf der Rutenwelle (Flügelwelle) eingeschnitten. In der Mühle haben bis etwa 1920 stets drei Müllergesellen gearbeitet. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 26 Die Mühle verlor um 1935 zwei ihrer vier Flügel. In diesem Zustand wurde sie bis 1944 betrieben. Dann wurde sie auf den Antrieb durch einen Elektromotor umgerüstet; im selben Jahr wurden die letzten beiden Flügel demontiert. Die Mühle war bis 1953 in Betrieb. Funktionäre der damaligen SEDKreisleitung hatten vom Müller zusätzlich zum Mühlenbetrieb die Haltung von 20 Schweinen verlangt, um Schrotabfälle zu verwerten. Weil er das ablehnte, wurde ihm das Mühlen-Gewerbe entzogen. Deshalb konnte er danach die Mühle nur noch für den eigenen Bedarf betreiben. Der Verfall der Mühle war nicht mehr aufzuhalten. Nach der Wende kamen viele Besucher, die an Teilen der Mühle – vielleicht auch als Souvenirs - interessiert waren. Der Eigentümer wollte die Mühle aber nicht „ausschlachten“ lassen. Im Jahr 1992 tauchte ein „Investor“ auf, der die Mühle restaurieren und zu einer Touristenattraktion mit entsprechenden Einrichtungen ausbauen lassen wollte. Er kannte sich gut mit Fördermitteln aus, hatte aber dem Eigentümer verschwiegen, dass 50% der Fördergelder „gegenfinanziert“ werden müssen, d.h. der Eigentümer hätte die gleiche Summe der eingesetzten Fördermittel noch einmal aufbringen müssen. Glücklicherweise wurde das Ehepaar Lieberenz gerade noch rechtzeitig auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Es gelang ihnen, die laufenden Anträge zu stoppen, das Projekt zu beenden und eine erste Forderung in Höhe von 40.000 DM abzuwenden. Der Tätigkeit dieses Gutshaus in Metzelthin Foto: Heinz Hornig Bockwindmühle Metzelthin 1930, Foto: Besitz der Fam. Lieberenz Die Mühle im Jahr 1992. Foto: Besitz der Fam. Lieberenz „Investors“ ist aber wenigstens ein positiver Umstand zu verdanken: es liegt ein umfangreicher Ordner mit vielen Detailfotografien der Mühle im Zustand von 1992 nebst Konstruktionszeichnungen vor. Diesen Ordner hat die Familie Lieberenz der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. für das Mühlen-Archiv übereignet. Um die Fördermittel vom Land und vom Bund zu erhalten, wurde die Mühle unter Denkmalschutz gestellt. Das war trotz des sichtbaren Verfalls möglich, denn das Holz war altes aber gutes Holz und nicht wurmstichig. Bock wind mühle Wieder vergingen Jahre, bis 1997 sich erneut ein Interessent meldete. Ein Vertreter des BBV Wriezen e.V. (Bildungs- und Beschäftigungsverein, also ein sog. Freier Träger) wollte die Mühle kaufen und sie im Oderbruch, in der Gegend zwischen Altreets und Zollbrücke als Touristenattraktion im Rahmen einer ABM-Maßnahme mit Fördermitteln der Bundesanstalt für Arbeit, des Landes Brandenburg, des Bundes und EU-Mitteln aufbauen. So wurde die Metzelthiner Bockwindmühle abgebaut und in einer Halle des Wriezener Güterbahnhofs gelagert. Den Hausbaum brachte man schon weiter ins Oderbruch nahe Zäckeritzer Loose. Und dort war ein Schild aufgestellt worden, dessen Text folgende Passage enthielt: „An dieser Stelle wird im Rahmen einer mehrjährigen Konstruktion eine ca. 210 Jahre alte Windmühle wieder errichtet. Sie wurde 1997 in der nordbrandenburgischen Gemeinde Metzelthin demontiert und soll zukünftig eine weitere Touristenattraktion im Gebiet des Oderbruch darstellen.“ Das Projekt scheiterte, denn der Leiter des Projekts samt der diversen Fördergelder waren verschwunden. Der Träger musste Konkurs anmelden. Mühlenteile in Wriezen 2004 Fotos: Heinz Hornig So schlummerte die zerlegte Mühle im Oderbruch vor sich hin, bis sie im Jahre 2002 vom Förderverein Historisches Gatow e.V. entdeckt und nach Überwindung etlicher juristischer und bürokratischer Hürden im September 2004 von Gatower Bürgern nach Gatow transportiert wurde. Mit Hilfe des Bezirksamtes Spandau, den Auszubildenden einer Spandauer berufsbildenden Schule (Oberstufenzentrum Bautechnik I) und unter Einsatz von Lottomitteln wird der Aufbau der Bockwindmühle aus Metzelthin in Berlin-Gatow vorangetrieben und soll im September 2008 fertiggestellt sein. So wird eine Bockwindmühle mit einer bewegten Geschichte durch eine andere Bockwindmühle mit einer ebenfalls bewegten Geschichte ersetzt. Nachtrag: Über die Geschichte der alten Gatower Bockwindmühle ist bereits berichtet worden. Hier nur die wichtigsten Daten zur Erinnerung. Nach den Forschungen der Mühlenkenner Heinrich Herzberg und Hans Joachim Rieseberg ist der Bau der Gatower Windmühle auf das Jahr 1845 datiert worden (in „Mühlen und Müller in Berlin, Düsseldorf, 1987, S. 256). Sie stand auf dem Windmühlenberg, dort wo sich heute das Naturschutzgebiet befindet. Im Jahre 1848 erwarb Andreas Krause das Areal samt der Bockwindmühle und errichtete fünf Jahre später eine Bäckerei ( Spandauer Volksblatt vom 22.04.1950) – die Bäckerei Krause, die älteren Gatowern noch heute ein Begriff ist. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs war die Mühle jedoch so verfallen, dass der damalige Eigentümer Ernst Krause die Mühle dem Film-Produzenten und Regisseur Richard Eichberg (1888 – 1953) als Filmkulisse verkaufte. Eichberg brauchte diese Kulisse für den Film: „Die Liebesabenteuer der 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 27 Bock wind mühle 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 28 schönen Evelyne oder Die Mordmühle auf Evanshill“ Für den letzten Akt dieses Stummfilms wurde die Mühle angezündet und brannte aus. Die Mitwirkenden sowie der Inhalt des Films ist durch die Zulassungskarte mit der Prüfnummer 4920 belegt (Eine Kopie der Zulassungskarte liegt der Verfasserin vor). Damals ging es noch sehr streng zu: Zulassungskarten waren für „Bildstreifen“ – so die damalige amtliche Bezeichnung – öffentliche Urkunden im Sinne des § 267 ReichsStrafgesetzbuchs. Und am Ende der Zulassungskarte findet sich folgender Vermerk: „Der Bildstreifen wird zur öffentlichen Vorführung im Deutschen Reiche zugelassen, darf jedoch vor Jugendlichen nicht vorgeführt werden. Berlin den 12. Dezember 1921“ Da war der „jugendgefährdende Bildstreifen“ also bereits fertiggestellt . Das bedeutet, die Windmühle ist in diesem Jahre abgebrannt worden – nicht im Jahre 1923, wie man es öfter lesen kann. Premiere war übrigens am 23.12.1921 in der Berliner Schaubühne. Nun mag der Film, für den die Gatower Windmühle in Flammen aufgegangen ist, nicht sonderlich bedeutsam gewesen sein. Die Textkarten, die ja Teil der Zulassungskarte sind, lassen diesen Schluss zu. Dafür war der Berliner Filmproduzent umso bekannter. Das Berliner Zeughaus-Kino im Deutschen Historischen Museum hat Richard Eichberg im Juli 2007 eine umfassende Schau gewidmet. Unter dem Motto „Eichberg wiederentdeckt“ wurden Filme gezeigt wie „Der Roman einer armen Sünderin“ von 1922 mit Lee Parry und Aruth Waran und Gerhard Ritterband (alle drei auch ein „Die Mordmühle“ vertreten), „Fräulein Raffke“ von 1923, ebenfalls mit Lee Parry, aber auch mit Werner Krauß und dem von Eichberg entdeckten Hans Albers. Auch „Der Draufgänger“(1936), wieder mit Hans Albers und der EichbergEntdeckung Martha Eggerth oder „Der Tiger von Eschnapur“ (1937) mit La Jana standen auf dem Programm (Nachzulesen unter: http://www.dhm. de/kino/eichberg_wiederentdeckt.html#eichberg). Richard Eichberg war auch der Entdecker von Lilian Harvey. Er drehte mit Willy Fritsch, Theo Lingen, Heinrich George, um nur einige bekannte Filmgrößen dieser Zeit zu nennen. Nach der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 siedelt sich Eichberg in der Schweiz an. 1938 geht er in die USA, wird 1942 amerikanischer Staatsbürger und produziert am Broadway Musicals und Operetten. 1949 kehrt er nach Deutschland zurück und produziert im selben Jahr den Film „Die Reise nach Marrakesch“ mit Paul Dahlke, Grete Weiser und Luise Ulrich. So mag der Film, für den die Gatower Mühle geopfert wurde, nicht in die Filmgeschichte eingegangen sein, sein Produzent und Regisseur Richard Eichberg ist es auf jeden Fall. Eva Hornig Auf dem Windmühlenberg. Foto: privat Die offizielle Einweihung findet im Beisein des Regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit, und zahlreicher Prominenz am Sonnabend, dem 6. September 2008 statt. Mehr Infos: Ulrich Reinicke 1.Vors. des Fördervereins historisches Gatow im Museumsdorf Gatow e.V. lager- & objekteinrichtungen t h lagersysteme gmbh Stahlbühnen Betriebseinrichtungen Büroeinrichtungen statische und dynamische Lagersysteme w w w. t h - l a g e r s y s t e m e . d e [email protected] Büro & Ausstellung Seeburger Str. 23-24 13581 Berlin Fon 0 30 / 35 19 85 2-0 Fax 0 30 / 35 13 86 50 Schrankwände Mobile Trennwände System-Innenausbau Büro- & Kabinenanlagen Sanitär-Trennwände Wir planen, beraten und führen für Sie aus ... 750 Jahre Gatow - wir sind dabei! objektpartner com Der Flugplatz Gatow, das Gut Neukladow und die Legion Condor Flugplatz Gatow Schräg unterhalb des Gutshauses Neukladow in Richtung Kladow fällt sacht ein breites Wiesenstück zu einem Uferweg ab, der nach Ernst Liesegang benannt ist. Die Grasfläche ist nach Norden hin durch die alte Allee begrenzt, die früher von Alt-Kladow zum Gutshaus führte. Dieses hatte dem Vernehmen nach um 1800 David Gilly entworfen. Die Neukladower Allee, die das Gutshaus mit dem Kladower Damm verbindet, ist eine Einrichtung späterer Jahre. Ebenso wie die Torbogenhäuser am Eingang des Anwesens dürfte sie dem Wirken der Familie des Zementindustriellen Robert Guthmann und seines Sohnes, des Kunsthistorikers Dr. Robert Guthmann, zu verdanken sein. Nach Süden hin geht der Blick zunächst über eine Streuobstwiese und dann weit über die hier besonders breite Wasserfläche der Havel hin. Sie bildet hier den Großen Wannsee, der in Blickrichtung links durch Schwanenwerder und rechts durch das Kleine und Große Tiefehorn eingerahmt wird. Auf diesem idyllischen Wiesenstück standen bis vor wenigen Jahren einige schwarz angestrichene Baracken, wie sie in der Nazizeit die Organisation Todt u.a. in Massen errichtet hat. Bekanntermaßen nutzte nach dem 2. Weltkrieg die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die ehemaligen Wehrmachtsunterkünfte vor allem für die Seniorenerholung (Stadtranderholung). Diese Nutzung überholte sich mit den geänderten Erholungswünschen der Senioren, denen eher der Sinn nach dem warmen Süden, denn nach Berlin- Kladow stand. Die Baracken wurden dann um die Jahrtausendwende abgerissen. Die festen Gebäude der AWO sind abgebrannt oder sonst dem Verfall preisgegeben. Das Herrenhaus sieht als Mittelpunkt einer Kulturstiftungsinitiative einer besseren Zukunft entgegen. Die militärische Vorkriegsnutzung des Gutsgeländes in der Nähe des Flugplatzes Gatow ist ebenfalls bekannt. Die Familie Guthmann hatte es 1928 an die Stadt Berlin verkauft. Im Zweiten Weltkrieg soll sich dort die Gasschutzschule der Luftwaffe und/oder ein Lazarett befunden haben. Anschließend hat die AWO Gutshaus und Baracken als Müttererholungsheim genutzt. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 30 Geprägt hat das ganze Gelände die Nähe zum Flugplatz Gatow. 4000 Arbeiter errichteten in gut einjähriger Bauzeit 1934/1935 ein riesiges Militärareal zwischen Spandau und Potsdam mit Flugplatz, Fliegerschule, Luftwaffenakademie, Luftkriegsschule und Luftfahrttechnischem Institut. Südöstlich des auch nach 1945 noch als Flugplatz Gatow bezeichneten Geländes lagen Luftkriegsschule und Akademie. Heute befindet sich dort das Krankenhaus Havelhöhe. Die Bauarbeiten fanden spätestens nach der „Enttarnung“ der Luftwaffe im März 1935 nicht mehr im Geheimen statt. Der Versailler Vertrag hatte dem Deutschen Reich Entmilitarisierung und Entwaffnung auferlegt. Unter anderem waren schwere Artillerie, Panzerund Luftwaffe verboten. Ob seiner klaren militärischen Ausrichtung war der Flugplatz Gatow demnach ein offensichtlicher Verstoß gegen den Versailler Vertrag. Er blieb jedoch folgenlos. Die Außenpolitik der deutschen Reichsregierungen in der Weimarer Republik konnte international dafür werben und davon überzeugen, der Versailler Vertrag sei zumindest in wichtigen Einzelbestimmungen revisionsbedürftig. Dieses Verständnis, die politische Schwäche und die zeitweilige Aktionsunfähigkeit der ehemaligen Siegermächte konnte Hitler nutzen. Bis 1939 kündigte er alle noch geltenden Bestimmungen des Versailler Vertrages einseitig und gewaltsam auf. Die öffentlich gezeigte Wiederbewaffnung der deutschen Luftwaffe war von langer Hand vorbereitet worden. Die „Schwarze Luftwaffe“ wurde seit Anfang der 20er Jahre unter General Oberst Hans von Seeckt aufgebaut. Er war von März 1920 bis Oktober 1926 Chef der Heeresleitung der Reichswehr, die der Versailler Vertrag auf 100 000 Mann begrenzt hatte. Der deutsch-sowjetische Rapallovertrag vom 16.April 1922 sah in einer Geheimklausel ein Fliegertrainingsprogramm für deutsche Soldaten vor. Es fand in Lipetzk statt und führte zu einem geheimen Kader von ungefähr 350 Mann im Jahr 1933. Ihm gehörten so bekannte Namen wie Albert Kesselring, Hugo Sperrle und Hans- Jürgen Stumpff an. Die Luftwaffe vervielfachte sich bis 1939 auf 15 000 Offiziere. Dieser ungeheuren Vermehrung dienten damals vor allem die Luftkriegsschulen in DresdenKlotzsche, Berlin-Gatow, Wildpark Werder und Fürstenfeldbruck. Flugplatz Gatow Anfang August 1936 begann der zunächst streng geheime Einsatz der „Legion Condor“ (L.C.), Am 18. Juli 1936 hatten die spanischen Faschisten unter Führung des damaligen Generalmajors Francisco Franco gegen die linke spanisch-republikanische Koalitionsregierung geputscht. Es begann der dreijährige spanische Bürgerkrieg zwischen regierungstreuen Republikanern und rechten Nationalisten. Er forderte mindesten eine halbe Million Todesopfer und verwüstete das Land. Dabei standen an der Seite der spanischen Frankisten die deutsche L.C. und italienische faschistische Einheiten. Auf der Gegenseite kämpften die Republikaner zusammen mit deutschen und anderen nicht-spanischen Antifaschisten, die sich in den Internationalen Brigaden zusammengeschlossen hatten. Man geht davon aus, dass die L.C. ungefähr 5 000 Mann umfasste und in regelmäßigen Abständen ausgetauscht wurde. 20.000 deutsche Soldaten erhielten nach Ende des Bürgerkrieges das eigens dafür von Hitler gestiftete „Spanienkreuz“. Es darf heute in Deutschland nicht mehr getragen werden. Soldaten von dem Gatow nahe gelegenen Flugplatz Döberitz sollen zu den Ersten gehört haben, die sich für den Einsatz in Spanien gemeldet hatten. Der schon länger bestehende Flugplatz Döberitz wird als Geburtsort der militärischen Luftfahrt in Deutschland angesehen. Die L.C. mit mehreren tausend Soldaten wurde unter höchst konspirativen Umständen nach Spanien verlegt. Ein Kampfgeschwader mit ungefähr 80 Flugzeugen überquerte heimlich den französischen Luftraum. Der größere Teil der L.C. gelangte von Genua aus per Schiff nach Spanien. Der Einsatz erhielt den Codenamen „Operation Feuerzauber“. Die Soldaten gehörten formell nicht (mehr) der Wehrmacht an, sondern gingen als Zivilisten nach Spanien. Die hoch bezahlten „Freiwilligen“ trugen spanische Uniformen und Rangabzeichen. Sie unterstanden aber weiterhin dem o.a. deutschen Generalmajor Hugo Sperrle mit dem Decknamen Sander. Eine Reihe der damaligen Fliegerlegionäre sind später, auch nach 1949, in hohe militärische Positionen gelangt, wie Adolf Gallandt, Martin Harlinghausen, Werner Mölders, Johannes Trautloft und Heinz Trettner. Der Einsatz der L.C. in Spanien ist seither sehr umstritten. Am 26. April 1937 bombardierte die L.C. Guernica und richtete verheerende Schäden mit 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 31 Flugplatz Gatow 750 Jahre Gatow hunderten von Opfern unter der Zivilbevölkerung an. Diese Stadt im Baskenland wurde fast völlig zerstört. Der Name Guernica gilt seither als Eröffnung der Kriegsverbrechen, die im 2. Weltkrieg nachfolgten. Pablo Picasso hat zum Gedenken an das Grauen von Guernica sein gleichnamiges Werk (Foto nächste Seite) für den spanischen Pavillon der Weltausstellung 1937 geschaffen. Es hat seinen Platz im Museum of Modern Art in New York gefunden. Der Flugplatz Gatow konnte erst ab November 1935 zur Fliegerausbildung genutzt werden. Sie dauerte nach Ausbildungsplan insgesamt drei Jahre, wurde jedoch im Bedarfsfall drastisch verkürzt. Mithin kann man davon ausgehen, deutsche Soldaten seien erst in der ersten Hälfte des Jahres 1937 für die L.C. zum Einsatz gekommen. Man darf annehmen, dass dies immer noch verdeckt erfolgte, um die Geheimhaltung zu wahren. War dies nicht möglich, sollte jedenfalls die Fiktion der „Nichteinmischung“ und einer Legion aus Freiwilligen aufrechterhalten und die Öffentlichkeit über den wahren Charakter des deutschen Expeditionskorps getäuscht werden. Es spricht daher ebenfalls viel dafür, dass Kontingente deutscher Soldaten quasi getarnt, abseits vom Flugplatz Gatow, auf dem Gelände des Gutshauses Neukladow für den Einsatz in Spanien zusammengestellt wurden. Die Öffentlichkeit vergaß die L.C. angesichts der Massaker des 2. Weltkrieges, die noch alles in den Schatten stellten, was mit Guernica so schrecklich begonnen hatte. Am 26. April 1945 eroberten die Russen den fast unversehrt gebliebenen Flugplatz Gatow. Im Musiksaal des Gutshauses wurde eine Kapitulationsurkunde unterzeichnet. Von hier aus gingen 8000 Soldaten in russische Gefangenschaft. In den letzten 75 Jahren hat sich in Gatow, dessen 750-jährige Geschichte wir 2008 feiern, mehr zugetragen als in den Jahrhunderten zuvor. Es ist an der Zeit, dass sich die Bundeswehr, die ein Luftwaffenmuseum auf dem Flugplatz Gatow betreibt, sich noch intensiver als bisher seiner Geschichte annimmt und sich in diesem Rahmen auch der Legion Condor widmet. Festschrift Seite 32 Eike-Eckehard Baring Luftwaffenmuseum der Bundeswehr Berlin-Spandau "Sammeln, Bewahren, Dokumentieren, Erschliessen, Restaurieren und Ausstellen" Luftwaffen museum Foto: Luftwaffenmuseum Flyer Das Motto erteilt einer reinen Flugzeugschau, aber auch einem Technikmuseum älterer Art eine eindeutige Absage. Das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr ist ein historisches Museum, das die gesamte Bandbreite von Luftstreitkräften auf deutschen Boden im Zeitraum ab 1884 sammelt und ausstellt. Der Zusatz Luftwaffenmuseum "der Bundeswehr" deutet auf den Schwerpunkt in der Zeit nach 1945 hin. Luftwaffe, Luftwaffen oder Luftstreitkräfte? Die zeitliche Abgrenzung „1884 bis zur Gegenwart“ beinhaltet mit dem Kaiserreich (1871 - 1918), der Weimarer Republik (1919 - 1933), dem so genannten „Dritten Reich“ (1933 - 1945), der Deutschen Demokratischen Republik (1949 - 1990) und der Bundesrepublik Deutschland (1949 - heute) fünf sehr unterschiedliche Staatsgebilde auf deutschem Boden. Bezogen auf das Militär bedeutet dies die Existenz von fünf Armeen, die sich ebenfalls stark voneinander unterscheiden. Dies bildet den historischen Hintergrund, der beim Aufbau des Museums berücksichtigt wird. Luftwaffenmuseum der Bundeswehr Kladower Damm 182 14089 Berlin-Spandau Tel. 030 - 3687-2601 Fax 030 - 3687-2610 Web: www.luftwaffenmuseum.com Öffnungszeiten: Di. bis So. 9.00 - 17.00 Uhr, Einlass bis 16 Uhr. Mo. geschlossen, Eintritt frei. Rollrampen und Behindertentoiletten sowie kostenfreie Parkplätze vorhanden. Zufahrt zum Eingang in Kladow über Ritterfelddamm/ Straße Am Flugplatz Gatow. Seit 1995 präsentiert sich das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr der Öffentlichkeit in Berlin-Gatow nach seinem Umzug aus Uetersen/Appen, nahe Hamburg. Das Museum bietet den grossen Vorteil eines Originalstandortes deutscher bzw. alliierter Luftwaffengeschichte und das Ambiente eines Flugplatzes. In Gatow wurden von 1935 bis 1945 Offiziere der Luftwaffe ausgebildet, hier war fast 50 Jahre lang die Royal Air Force stationiert, hier starteten und landeten 1948/49 die Rosinenbomber während der Luftbrücke. 750 Jahre Gatow In der Halle 3 erhält man einen Überblick über die über hundertjährige Geschichte deutscher militärischer Luftfahrt. Die Uniformsammlung im Tower reicht vom „Bunten Rock“ bis zu den an Astronauten erinnernden Pilotenanzügen der Neuzeit. Von über 155 Luftfahrzeugen und technischen Geräten können 6o im Freigelände besichtigt werden. Der Museumsbestand von ca. 200.000 Exponaten setzt sich aus 155 Luftfahrzeugen, 5.000 Uniformteilen, 30.000 Büchern, Fotos, Handwaffen, Orden, Rettungsgeräten und Bomben zusammen. Die Uniformierung und persönliche Ausrüstung im Zeitraum 1884 bis 2004 ist weitgehend dokumentiert. Den besonderen Reiz des Museums macht die Tatsache aus, dass die westlichen Typen der Luftwaffe, ergänzt durch britische und französische Schenkungen im Kontrast zu den den östlichen Typen der Nationalen Volksarmee zu sehen sind. Festschrift Seite 33 Kleinod mitten im Dorf Gutshof Gatow Seit dem Jahre 1978 befindet sich der Gutshof in den Händen der Familie Reinicke und wird immer noch als Pferdestall genutzt. 1991 ließ die Familie Reinicke ohne staatlicher Unterstützung das Dach des Pferdestalls neu decken. Im ehemaligen Herrenhaus befand sich in den 80'er Jahren ein Polizeirevier. Heute ist dort ein städtischer Kindergaten untergebracht. Ende der 90er Jahre wurde auch langsam die ehemalige Wagenremise stark renovierungsbeüdrftig. In Eigenleistung wurde das Dach mit neuen „Biberschwänzen“ teilgedeckt. 2008 wurde seitens der Denkmalbehörde die Genehmigung zur denkmalgerechten Instandsetzung erteilt. Heute, wie bereits zuvor, nutzt Rita Reinicke einen Teil der Remise für die Durchführung von Floristikkursen. Ihr kleiner Laden "Die Blumenkatze" ist dort ebenfalls integriert. Gleichzeitig entstanden im Stallgebäude mehrere geräumige Gästezimmer, sowohl für die Ferienkinder als auch für Berlinbesucher. Das Herrenhaus als Hauptgebäude und ehemaliger Wohnsitz der Bürgerfamilie Techow erbaut 1860 ist das Herzstück des Gutes. Es gruppieren sich einige historische Gebäude wie der ehemalige Rinderstall und die Kutschenremise malerisch herum. Ebenso vorhanden sind noch das ehemalige Gärtnerhaus, das sogenannte Affenhaus. Man sagt, es wurde von der Pfaueninsel hier nach Gatow gebracht und aufgebaut. 750 Jahre Gatow Nebenan befindet sich der historische Eiskeller. Er soll 8 1/2 Meter Tiefe besessen haben und wurde später zugeschüttet. Er ist aber noch begehbar. Zwischen Gärtnerhaus und Stallgebäude befindet sich das liebevoll restaurierte ehemalige Waschhaus. In einem Lehmbackofen werden am Wochenende Brote gebacken und verkauft. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite existiert noch der alte Wasserturm und einige Gutsarbeiterhäuser. Das wohl älteste Gebäude dieses Ensembles ist die alte Kutschenremise (gebaut ca. 1840), die den Übergang von zwei Baustilen verdeutlicht. Mehr Infos: Rita und Ulrich Reinicke Buchwaldzeile 43 14089 Berlin Tel.: 030/ 361 91 43 Web: ww.gutshof-gatow.de Festschrift Seite 34 Ehemaliges Auslandshaus Auslands haus In Gatow sind einige als typisch nationalsozialistisch zu klassifizierende Bauten zwischen 1934 und 1945 entstanden: - Die heutige Grundschule am Windmühlenberg (Am Kinderdorf 23-27), die in einem in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges begonnenen, aber nicht mehr fertig gestellten Lazarettbau der Organisation Todt untergebracht ist. - In Hohengatow sind dies neben dem Auslandshaus das Lazarett und Erholungsheim der Organisation Todt von 1944 (Waldschluchtpfad 27, heutiges Wohnpflegezentrum) und die Offiziersmietvillen entlang des Kladower Damms, des Hellebergewegs und des Uetzer Steigs von 1937, u.a. für Angehörige der Luftwaffe auf dem Flugplatz Gatow. - Im Habicht(s)wald wurde 1935 die Fliegerhorstsiedlung gebaut. - Bereits in Kladow liegen heute der Komplex des Flughafens Gatow mit der Kriegsschule der Luftwaffe (Kladower Damm 182-270, jetzt General-Steinhoff-Kaserne) und die Lufttechnische Akademie (Kladower Damm 217-295, jetziges Krankenhaus Havelhöhe), beide 1934-36 erbaut. Im Kladower Ortsteil Hottengrund kommt noch aus der gleichen Erbauungszeit die zweite Luftwaffenkaserne (Sakrower Landstr. 90-146, jetzige Blücher-Kaserne) hinzu. 750 Jahre Gatow Oberhalb des bewaldeten Havelhangs am Ende des Breitehornwegs liegt das 1937-38 erbaute frühere Auslandshaus der nationalsozialistischen Staatsjugendorganisation Hitler-Jugend (HJ) eingebettet in die Flusslandschaft. Um Kinder und Jugendliche früh und zielgerichtet an das NS-System zu binden, legten die Machthaber besonderen Wert auf den Bau von Heimen der Hitler-Jugend und des Bundes Deutscher Mädel. Das ganze Land sollte mit einem dichten Netz von Heimen überzogen werden, wobei ein Höchstabstand von 25 km von einem zum anderen vorgesehen war. Durch den 2. Weltkrieg kamen diese Pläne jedoch nur ansatzweise zur Ausführung. Als Reichsarchitekt für diese Art der Gebäude wurde Fritz Gerhard Winter aus Berlin berufen. Er entwarf im Rahmen des "Bauprogramms der Jugend" dementsprechend auch das Auslandshaus in Hohengatow am Rande der Reichshauptstadt. Festschrift Seite 36 Zum einen sollte es der Begegnung deutscher Jugendlicher mit jungen Menschen befreundeter Staaten dienen -und hier speziell denen des Bündnispartners der Achse Berlin - Rom. Daher trifft man auch häufig auf die Bezeichnung „Italienhaus“. Zum anderen war ausdrücklich eine Nutzung für repräsentative Anlässe des Jugendführers des Deutschen Reiches vorgesehen. Rechtwinklig zum Haupttrakt ist der Wirtschaftsflügel angefügt, in dem auch 2 Autos abgestellt werden konnten. Diese L-förmige Anordnung bildet zusammen mit dem Waldstück einen Hofplatz für Appelle, an dessen Einfahrt ein Fahnenmast stand. Blick auf das Hauptgebäude mit Exerzierhof. Foto: Sylvia Richter Im Erdgeschoß des Hauptgebäudes lagen u.a. der Empfangssaal, der Kamin- und Musikraum sowie der Speisesaal. Im 1. Stock befanden sich die Wohn- und Unterkunftsbereiche. Im Januar 1945 soll sich auf dem Gelände eine „Gruppe der Selbstopferer“ der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht gesammelt haben. Die Angehörigen dieser Gruppe sollten hier auf ihren Einsatz ähnlich dem der japanischen Kamikazeflieger vorbereitet werden. Zum Einsatz kam es jedoch nicht, da die speziell dafür zu entwickelnden Fluggeräte vor der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 nicht mehr fertiggestellt werden konnten. Auslands haus Den 2. Weltkrieg überstand die Anlage unbeschadet. Nachdem das benachbarte Lazarett der Organisation Todt in den Nachkriegsjahren in ein städtisches Krankenhaus umfunktioniert wurde, diente das Auslandshaus zusammen mit einem um 1964 ergänzend errichteten Hochhaus als Wohnung für die Krankenschwestern. Die Terassenseite mit Säulegang. Foto: Sylvia Richter Seit Beendigung des Krankenhausbetriebs und der Einrichtung eines Wohnpflegezentrums hat das Auslandshaus trotz der 2001 abgeschlossenen Restaurierung keine neue dauerhafte Funktion mehr erhalten. Es wurde durch die Berliner Krankenhausbetreibergesellschaft Vivantes verkauft. Adresse: Ehemaliges Auslandshaus, Breitehornweg 54, 14089 Berlin Bus 334, Endhaltestelle Waldschluchtpfad, Busse X34, 134, Haltestelle Breitehornweg, dann jeweils Fußweg. Die auf den Gebäudekomplex zuführende Straße hieß auf Antrag der HitlerJugend ab März 1939 „Am Auslandshaus“. Diese Bezeichnung überlebte das Ende des NS-Regimes um 8 Jahre. Erst November 1953 erfolgte die Umbenennung in Breitehornweg. Die neue Bezeichnung nimmt Bezug auf die in die Havel hineinragende breite Landmasse, deren Scheitelpunkt ungefähr die Lebensrettungsstation am Ufer markiert. 750 Jahre Gatow Ingo Marquardt Festschrift Seite 37 40 Jahre Engagement für Kinder und Jugendliche Kinderdorf Berlin Seit 1965 ist das Albert–Schweitzer–Kinderdorf Berlin Teil des Lebens und nachbarschaftlichen Miteinanders von Gatow. In direkter Nachbarschaft zur Schule, dem Sportverein und Bauer Ernst, mit Badestelle in Reichweite und guter Verkehrsanbindung nach Spandau-City, ist dies ein Lebensort, der beste Voraussetzungen für eine gute Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bietet. Die Kinderdorf-Idee entwickelt sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Krieg hatte Familien auseinandergerissen. Zahllose verwaiste und verlassene Kinder brauchten dringend Hilfe – und ein Zuhause, das Ihnen Geborgenheit geben kann. Dieses Zuhause müsse anders aussehen als ein anonymes Waisenhaus, betonte der Schweizer Philosoph und Publizist Dr. Robert Corti und warb 1944 für die Kinderdorfidee. Es entstanden die ersten Kinderdörfer in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Im Zusammenleben mit „Kinderdorfeltern“ können die Kinder neue positive Erfahrungen sammeln. Stabile Beziehungen und ein soziales Netz schaffen Schutz und Stabilität. Engagierte Menschen aus Berlin griffen die Kinderdorfidee 1960 auf und gründeten den Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V. Sie wollten Kindern, die aufgrund unterschiedlicher Problemlagen nicht in ihren Herkunftsfamilien leben können, einen familienorientierten Lebensraum ermöglichen. Mit viel Engagement sammelten sie Spenden. Der Senat von Berlin und insbesondere der Bezirk Spandau standen der Idee aufgeschlossen gegenüber. Schließlich wurde in Gatow ein passendes Grundstück preiswert zur Verfügung gestellt. 1965 konnten die ersten drei Kinderdorfhäuser eingeweiht werden, 1968 folgen drei weitere Gebäude. 750 Jahre Gatow Albert Schweitzer, an dessen ethischen Werten und humanistischen Ideen sich der Verein orientiert, unterstützte in einem persönlichen Schreiben aus Lambarene in Afrika ausdrücklich die Gründung des Kinderdorfes in Berlin. Nur durch das große Engagement der Frauen und Männer, die in einer Albert-Schweitzer-Kinderdorffamilie leben und arbeiten, ist es möglich, Kindern einen so förderlichen Lebensort wie hier in Gatow anzubieten. Die sozialen und pädagogischen Aufgaben sind vielfältiger geworden und erfordern eine entsprechende (sozial)pädagogische Qualifikation der hier tätigen Menschen. Das Prinzip der Kinderdorffamilie genießt hohes fachliches Ansehen. Inzwischen werden von unserem Verein nicht nur in Gatow, sondern auch in den Bezirken Reinickendorf und Lichtenberg bis zu 112 Kinder und Jugendliche in 19 Familienwohngruppen des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes in Berlin betreut. Im Juli 2005 übernahm das Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin die Trägerschaft einer Kindertagesstätte in Berlin-Lichtenberg. Im Frühjahr 2008 wurde am gleichen Standort „Die Brücke“, ein Kinder-, Familien- und Begegnungszentrum, eröffnet. Kontinuierlich erweitert sich das Spektrum der familienorientierten Hilfen des Vereins. Festschrift Seite 38 Vor 43 Jahren hat in Gatow eine erfolgreiche Idee ihren Anfang genommen, die nicht zuletzt durch die kontinuierliche Unterstützung ihrer ehrenamtlichen Vereinsmitglieder sowie vieler Spender und Förderer zu dem werden konnte, was sie heute ist. Das Haus in Gatow, Foto: Albert-Schweitzer-Kinderdorf Neugierig geworden? Wenn Sie mehr Informationen wünschen, rufen Sie an, kommen Sie in unsere Geschäftsstelle nach Gatow oder besuchen Sie unsere Internetseite – wir freuen uns! Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V. Weiter Blick 46 14089 Berlin Tel: 030 -362 30 44 E-Mail: [email protected] Web: www.kinderdorf-berlin.de Junges Leben tobt durch alte Gemäuer Seit mehr als 30 Jahren tobt junges Gemüse durch einen alten Garten an der Gatower Straße 231-233. Dort ist die Kita „Biberburg“, wie sie von den Kindern und Gatowern genannt wird, ansässig. Im ehemaligen Landhaus von Clara-Lemm ist Platz für 75 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren. Das Landhaus wurde 1931 von dem Architekten Walter Ahnert für die Witwe von Otto Lemm, Berliner Fabrikant und Erbauer der Villa Lemm am Rothenbücherweg, erbaut. Es gehört zu einer Reihe von Baudenkmälern, die es in Gatow gibt. Kita Biberburg Das Landhaus spiegelt äußerlich, bis auf eine zusätzlich angebrachte Feuertreppe, den Originalzustand wider, die Innenräume wurden gemäß den Anforderungen an eine Kindertagesstätte verändert. Es bietet mit 560 Quadratmetern Nutzfläche auf 4 Etagen Platz für dreizehn „Funktionsräume", sowie einen Küchen- und Bürotrakt mit separatem Eingang. Aber nicht nur Gatower Kinder fühlen sich hier wohl. Eltern aus anderen Spandauer Ortsteilen haben sich bewusst für die Kita Biberburg entschieden, da sie neben dem eigentlichen KitaAngebot auch von der tollen Umgebung überzeugt sind. Kita Biberburg Foto: Kita biberburg „Wir sind stolz darauf, einen so interessanten Ort nutzen zu können und fühlen uns mit der Kita in Gatow rund um wohl“, freut sich Kita-Leiterin Ute Andersen über den Standort. „Das Gatow auch soviel Natur und für die Kinder spannende Plätze zu bieten hat, ist ein enormer Standortvorteil“. Regelmäßig gehen die Kinder die Gatower Natur erkunden, sei es an der nahe gelegenen Havel, im Märchenwald an der Jaczo-Schlucht oder bei Besuchen der Bauernhöfe auf der anderen Straßenseite. Und wenn an der Bushaltestelle Biberburg wieder ein großes Gewusel ausgebrochen ist, machen sich die Kinder auf dem Weg zu einem neuen Ausflug in die Stadt. Wenn man den Garten des Landhauses betritt, brummt das Leben. Auf rund 8.000m² wuseln in allen Ecken und Enden die Kinder herum und Kinderlachen übertönt das Verkehrsrauschen von der Gatower Straße. „Von der Straße her ist die Kita leicht zu übersehen, aber wir freuen uns sehr, dass immer wieder interessierte Eltern den Weg zu uns finden“, so Ute Andersen. Der Altersdurchschnitt im 77 Jahre alten Landhaus beträgt zurzeit 3,8 Jahre und er sinkt immer weiter: Seit Anfang 2008 werden auch Krippenkinder ab dem ersten Lebensjahr aufgenommen. Bei Interesse an einem Kita-Platz kann ein Besuchstermin unter der Telefonnummer 362 39 42 vereinbart werden. Mehr Informationen über die Kita und den Förderverein findet man im Internet unter www.kitabiberburg.de. Dass vor allem die Eltern von der Biberburg überzeugt sind, zeigt sich im Engagement des Fördervereins der Kita. 2004 wurde der Verein gegründet, damit trotz knapper Kassen der öffentlichen Hand auch in Zukunft den Kindern in der Biberburg optimale Bedingungen geboten werden können. Momentan versucht der Förderverein mit Hilfe von Spendengeldern neue Spielgeräte für die Krippenkinder anzuschaffen. „Die ersten Bemühungen um Unterstützung bei Spandauer und Berliner Firmen stießen bisher leider nicht auf große Resonanz. Da freut es uns umso mehr, dass wir in der Firma LAT, dem BMW Motorradwerk und der Firma HSS Elektronik drei Spender gefunden haben, um wenigstens in einem ersten Schritt die Neugestaltung des Spielplatzes beginnen zu können“, freut sich Ira Aschenbeck, Kassenwartin des Fördervereins. „Da wir weitere Ideen haben, um die Bedingungen vor allem für die Krippenkinder zu verbessern, hoffen wir, weitere Sponsoren gewinnen zu können, Spenden sind herzlich willkommen!“ Die Kita ist ein Teil von Gatow und aktive Nachbarschaftspflege gehört auch dazu: Der Verein und die Kita freuen sich über die Unterstützung bei der Gartenpflege und -gestaltung durch das Ausbildungszentrum des SOS-Kinderdorfes in der Jaczo-Schlucht. „Wir freuen uns, dass die Azubis zum Garten- und Landschaftsbau uns bei der Gestaltung des Gartens tatkräftig unterstützen“, so Ira Aschenbeck zum Engagement des Ausbildungszentrums. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 39 Tief verbunden mit Gatow Havel Kids Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit Freude kommen wir der Bitte nach, einen Beitrag zu dieser Festschrift zu leisten. Seit August 2005 arbeiten wir als Träger in der Kinder- und Jugendhilfe unter anderem in Kooperation mit der Grundschule am Windmühlenberg. Wir bieten hier am Vormittag eine pädagogische Betreuung und Förderung der Schülerinnen und Schüler in den Räumen der Grundschule an. Am Nachmittag und in den Ferien sind wir für die Kinder im Gutshaus Gatow da und knüpfen somit an die Tradition des Hauses an. Für die Kinder ist das Gutshaus mit seinen zahlreichen Räumen eine die Fantasie anregende Umgebung. Der große Garten, die Nähe zur Havel sowie die umliegenden Höfe mit ihren dazugehörigen Feldern ermöglichen ihnen die vielseitigsten Aktivitäten. Durch die Teilnahme an verschiedenen dörflichen Veranstaltungen geben wir den Kindern die Möglichkeit, sich als einen Teil der dörflichen Gemeinschaft zu sehen. Ausdruck für eine in der Kindheit entstandene Verbundenheit mit dem Dorf Gatow und seinem Gutshaus ist für uns der häufige Besuch ehemaliger Kitakinder. Sogar von „ehemaligen“ Großeltern werden wir immer wieder mit Obst aus dem eigenen Garten beschenkt. 750 Jahre Gatow Zunehmend entscheiden sich auch Nicht-Gatower Eltern, ihre Kinder in der Grundschule am Windmühlenberg einzuschulen und sich in Kooperation mit der Schule von uns Havel-Kids ergänzend im Hortbereich betreuen zu lassen. Dies freut uns besonders im Hinblick auf die große Auswahl an Schulen im Umkreis und zeigt den Wunsch der Eltern nach überschaubaren Strukturen und einer verlässlichen Gemeinschaft. Eines unserer wichtigsten Anliegen ist es auch weiterhin, dass sich die Kinder gerne an ihre Schul- und Hortzeit in Gatow zurück erinnern. Auch das gehört zum Alltag der Havel-Kids: Herumtollen am Strand. Foto: privat Julia Riethmüller-Henkel + Barbara Müter-Zwisele HAVEL-KIDS Kinderbetreuung gGmbH Wir gratulieren Gatow zum 750. Jubiläum: Festschrift Seite 40 www.havel-edition.de & www.visionis.de in der Region - für die Region Schule im Wandel Mut machen zu eigenständigem Lernen Kinder sollen gerne in die Schule kommen Grundschule Schule ist als Spiegel der Gesellschaft schon immer einem steten Wandel unterworfen. Sie muss flexibel reagieren auf sich stetig ändernde Schüler und auf wechselnde Erwartungen, die an die Arbeit der Schule insgesamt gestellt werden. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler tief greifender verändert als in den Jahrzehnten zuvor. Vertraute Familienstrukturen brechen auf, Patchwork-Familien sind immer häufiger, Unsicherheit und Irritation am Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit, Schnelllebigkeit der Zeit, eine unüberschaubare Flut an immer neuen Informationen, Technisierung des Alltags ( PC, Handy, Gameboy), all diese Erscheinungen stürzen auf den Lebensbereich unserer Schüler ein. Wir sind uns dessen bewusst und versuchen darauf zu reagieren! Die Lehrer passen die Lehr- und Lernmethoden an die veränderte Lebenssituation der Kinder an. Soziale Kompetenzen entwickeln wir weiter und fördern jedes Kind gemäß seinen Fähigkeiten. Wir bemühen uns, unseren Schülerinnen und Schülern die Lerninhalte in angenehmer Arbeitsatmosphäre zu vermitteln und sie zu eigenständigem Lernen zu ermutigen. Die Kinder sollen gerne in unsere Schule kommen und sich mit ihr identifizieren. Wir legen vor allem Wert auf einen angstfreien Umgang miteinander, der von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet ist. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, gestalten wir festliche Einschulungs- und Entlassungsfeiern, Schulfeste, führen Klassenfahrten durch, organisieren Projekttage, Museumsbesuche und Konzerte. Portal der Grundschule am Windmühlenberg. Foto: Schule/Baring Zur Identifikation mit der Schule ziert unser Logo den Briefbogen und alle öffentlichen Darstellungen. Die Schüler tragen bei Sportwettkämpfen T-Shirts mit dem Logo der Schule. 750 Jahre Gatow Für Transparenz und Information sorgt das halbjährlich erscheinende Infoheft, das über Projekte, Veränderungen und Entwicklungen in unserem schulischen Biotop berichtet. Wir pflegen einen engen Austausch mit den Eltern und organisieren regelmäßig Elternabende, Elternsprechtage und bieten außerdem zusätzliche Gesprächsangebote an. Wir suchen den Kontakt und die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen im Spandauer Raum, wie z.B. Schulpsychologische Beratungsstelle, Förderzentrum, Krankenhaus, Förster, Polizei und Jugendhilfe. Die Lehrer arbeiten zunehmend miteinander in Teams. In Fachkonferenzen werden Aktivitäten, Projekte und die Umsetzung der neuen Rahmenlehrpläne vorbereitet. Um sich für die vielen Neuerungen, die aus dem Schulgesetz 2004 folgen, zu qualifizieren, nehmen alle an zahlreichen Fortbildungen statt. Festschrift Seite 41 Grundschule Schule mit Profil und Transparenz Am 26. Januar 2004 hat das Abgeordnetenhaus ein neues Schulgesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass jede Schule ein Schulprogramm entwickelt und sich somit ein eigenes Profil erarbeitet. Diese Schwerpunktsetzung ist je nach Schulstandort und Umfeld verschieden. Sie wird öffentlich gemacht und zeichnet die jeweilige Schule speziell aus. Das ermöglicht eine große Transparenz und viele Vergleichsmöglichkeiten für die Eltern. Unser gänzlich überarbeitetes Schulprogramm ist am 25. Februar 2005 von der Schulkonferenz verabschiedet worden und muss bis zum 1. März 2009 evaluiert werden. Wir haben unseren Schwerpunkt auf die Leseförderung gelegt, Lesen als Aufgabe für alle Fächer und ein entsprechendes schulinternes Curriculum zur Leseförderung als Aufgabe aller Fächer erarbeitet. Des weiteren haben wir ein Konzept zur Gewaltprävention entwickelt, das auch Bestandteil des Schulprogramms ist. So sind bereits an unserer Schule zwei Vertreterinnen von SIS ( Seniorpartner in school, e.V.), die an einem Vormittag in der Woche als Ansprechpartner für SchülerInnen fungieren; sei es, dass ihnen Probleme anvertraut werden, sei es, dass sie bei Streitereien schlichten. Parallel dazu werden Schüler zu Konfliktlotsen ausgebildet, damit diese lernen, zunächst Konflikte untereinander selbst durch Gespräche zu lösen. Eine Kollegin und Erzieherin lassen sich zu Mediatoren ausbilden. Wir legen in unserer Schule sehr viel Wert auf eine frühe Förderung der fremdsprachlichen Fertigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler. Wir integrieren Schüler mit Behinderungen in unseren Lerngruppen. Es gibt spezielle Förderungen für Hochbegabte und Lese-Rechtschreibschwache. 750 Jahre Gatow Fremdsprache: Lernen mit allen Sinnen Seit der Einführung des Pflichtunterrichts in der ersten Fremdsprache ab Klasse 3 zum Schuljahr 2002/03 können die Eltern zwischen Englisch oder Französisch wählen. Wir bieten beide Fremdsprachen an, erleben auf den Informationsabenden zur Wahl der 1. Fremdsprache jedoch immer wieder, dass Eltern eher zu Englisch tendieren, da diese Sprache auf allen Oberschulen weiter geführt werden kann, Französisch dagegen nur auf einigen wenigen. Manche Eltern und Kinder entscheiden sich zum Glück immer noch für Französisch als 1. Fremdsprache und folgen dem Appell, zuerst die schwierigere Sprache zu lernen; lernpsychologisch gesehen in einem idealen Alter. In kleinen Lerngruppen (seit 2005/06 mit 15 Schülern) erfahren die „Franzosen“ ähnlich wie in der Frühbegegnung den kommunikativen Zugang zur Sprache. Wir unterrichten im Modellversuch „Englisch ab Saph 1 ( Schulanfangsphase) integriert in den Unterricht. Festschrift Seite 42 Ziel unseres frühen Fremdsprachenlernens ist im kommunikativen Ansatz ein Lernen mit allen Sinnen. Die Frühbegegnung mit Englisch basiert auf einem ganzheitlichen, handlungsorientierten Konzept, in dem die englische Sprache sinnlich erfahren wird durch den Umgang mit vielfältigen Materialien, Spielformen und musischen Elementen in Form von Liedern und Reimen. Dabei lernen die Schüler in einfachen Satzmustern miteinander zu kommunizieren. Diese Art der Frühbegegnung ist integriert in das gesamtpädagogische Konzept der Grundschule am Windmühlenberg, das auch die Begegnung mit der französischen Sprache in Form von Arbeitsgemeinschaften ab Klasse 2 ermöglicht. Die frühe Begegnung mit Fremdsprachen ist unter dem Aspekt der Profilbildung Teil des Schulprogramms unserer Schule. Die Kinder und Eltern begrüßen die in den vorfachlichen Unterricht einbezogenen Phasen der Kommunikation in der Fremdsprache. Gerne werden Begrüßungsrituale und Lieder, kleine Sketche und Tänze auch zu Einschulungsfeiern oder anderen Festen der Schule aufgeführt. Grundschule Integration von behinderten Schülern Seit mehr als 16 Jahren wird an unserer Schule mit großem Engagement die Integration von Schülern unterschiedlicher Behinderung durchgeführt. Derzeit werden in zehn Klassen 23 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf integriert. Die Arten der Behinderung sind in den Bereichen Lernen, Hören, Sprache, Verhalten, Down-Syndrom und körperliche Entwicklung. Die betroffenen Schülerinnen und Schüler erhalten entsprechend ihres Förderbedarfs zusätzliche Unterrichtsstunden, die ein weiterer Lehrer im gemeinsamen Unterricht erteilt. Dabei stehen teilweise unterschiedliche Lerninhalte und analog auch unterschiedliche Ziele im Mittelpunkt, die mit einem differenzierten Unterrichtsangebot und vielfältigen Arbeitsmaterialien aufbereitet werden. Die Kollegen müssen dabei Teamfähigkeit, Bereitschaft zur Kommunikation und eine intensive Auseinandersetzung mit den jeweiligen Behinderungsarten beweisen. Unsere Sonderpädagogin steht jederzeit zu beratenden Gesprächen zur Verfügung. Kinder mit besonderen Behinderungen wie Down-Syndrom werden durch eine Schulhelferin stundenweise begleitet, die sich sehr individuell auf die Kinder einstellt. Förderung der Hochbegabten In den letzten fünf Jahren sind zunehmend mehr Schüler mit einer anerkannten kognitiven Hochbegabung zu uns an die Schule gekommen, teils als Lernanfänger, teils als Schulwechsler von anderen Schulen. Wir integrieren diese Kinder in unsere Klassen und versuchen sie ihren Begabungen entsprechend zu fördern. Über einen stark binnendifferenzierten Unterricht hinaus erhalten manche Schüler auch die Möglichkeit stundenweise am Unterricht der nächst höheren Klasse teilzunehmen oder gar zu überspringen. 750 Jahre Gatow Wir arbeiten eng mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle zusammen und nehmen an Fortbildungen teil, um Kinder mit Hochbegabungen früh erkennen zu können, pädagogisch adäquat zu fördern und eine eigene Beratungskompetenz zu entwickeln. Hausaufgaben heute (oben) und früher - nicht nur die Bilder sind farbiger geworden... Foto: privat Betreuung nach der Schule Unsere Schule ist eine verlässliche Halbtagsgrundschule, die eine Betreuung der Schüler auf jeden Fall von 7.30 -13.30 Uhr sicherstellt. Die Hortbetreuung ist mit dem Schuljahr 2005/06 von der Abt. Jugend in die Abt. BiKuS (Bildung, Kultur und Sport), also in den Zuständigkeitsbereich der Grundschulen übertragen worden. Das bedeutet, dass die Schulleitung selbst oder in Kooperation mit einem Freien Träger die Festschrift Seite 43 Grundschule ergänzende Betreuung (Hort) über die Zeiten der verlässlichen Grundschule hinaus organisieren muss. In unserem Schulgebäude kann die ergänzende Betreuung aus Platzmangel nicht stattfinden. Daher ist das ehemalige Kitahaus Alt-Gatow für die Hortbetreuung unserer Schüler vorgesehen. Die Schulkonferenz hat sich in einem Auswahlverfahren für den Freien Träger „ Die Havelkids“ entschieden, der in enger Abstimmung mit der Schule ein Betreuungskonzept entwickelt hat. Maria Baring Gatower Bürgerinitiative rettet Grundschule „Rettet die Schule am Windmühlenberg“ lautete die Losung der Interessengruppe Gatower Eltern im Dezember 1977, nach dem der Spandauer Volksbildungsstadtrat Schleusener die vorgesehene Auflösung der Schule auf der Schulkonferenz am 14.12.1977 wegen rapide zurückgehender Neuzugänge bekannt gemacht hatte. Der Pillenknick machte allen Politikern Sorgen. 750 Jahre Gatow Noch in derselben Sitzung widersprachen wir anwesenden Eltern den aus unserer Sicht falschen Hochrechnungen des Spandauer Bezirksamts und der politischen Absicht der Bezirks- und Senatspolitiker, die Grundschule am Windmühlenberg zu einem ersten Opfer des allgemeinen Geburtenrückgangs zu machen. Es trafen sich mehr als 20 Eltern und einige Lehrer. Da hieß viele Aktionen zur Rettung der Schule zu koordinieren: Fragebogenentwurf und - verteilung zur Familienplanung Gatower Bürger, Rundfunk- und Pressearbeit beschäftigten einen großen Teil der Interessengruppe. Egal, worauf sich Schulsenat und Bezirksamt bereits verbindlich festgelegt hatten – hier galt es schnell und effektiv zu koordinieren und nicht vorschnell aufzugeben: Bürgerinitiativen gab es zu dieser Zeit kaum, geschweige denn auf bezirklicher Ebene.„Wir wollen nicht, dass unsere Grundschule geschlossen wird. Wir sind die letzte schülerfreundliche Schule in ländlicher Umgebung mit kleinen Klassen. Wir suchen Schüler!“ lautete unser Text der Anzeige im Spandauer Volksblatt im Januar 1978, den sofort der Tagesspiegel wörtlich in einem Zweispalter in dem redaktionellen Berlinteil abdruckte. Wenig später folgte der Berlinweit bekannte Spandauer FDP-Abgeordnete Herrmann Oxfort mit einer Pressemeldung “Oxfort gegen Schultod“ und distanzierte sich somit von seinem Parteikollegen und Schulsenator Rasch. Derweil hatte die Gesamtelternvertretung gegen die Änderung der Einschulungsbereiche Widerspruch eingelegt. Anfang Februar 1978 meldete der Tagesspiegel schon „Bezirkamt Spandau steckte zurück.“ Nun doch Voranmeldungen an der Grundschule am Windmühlenberg.“ Wenn es dann auch noch Monate an Kleinarbeit kostete, um all die vorschnellen politisch falschen Entscheidungen zu korrigieren, alle waren sich einig, die Mühe hat sich gelohnt und gezeigt, dass engagierte Bürger auch politische Fehlentscheidungen nicht machtlos hinnehmen müssen. Nach gelungener Schulrettung feierten wir den Erfolg mit einer gelungenen Party, dessen Star unsere neue kleine Habichtswälder Katze Purzel war. Festschrift Seite 44 Vielleicht war der erfolgreiche Kampf um die Schule auch gleichzeitig der beste Nährboden für die Gründung des Arbeitskreises Gatow, der dank des Engagements von mehreren 1000 Bürgern und der qualifizierten Arbeit seiner Mitglieder die Rieselfelder zu einem Landschaftsschutzgebiet machte und den schon von Senatsseite beschlossenen Bau von 5000 Wohnungen auf ihnen verhinderte. Der damalige Umweltminister Prof. Töpfer ehrte die erfolgreichen Kämpfer dann auch mit der Goldmedaille. Ingo Peter Erinnerungen an Gatow „...Die Ankündigung, das Gatow den 750. Jahrestag seiner ersten urkundlichen Erwähnung feiert, löste bei mir eine Vielzahl von Erinnerungen an meine Kindheit aus. Wir wohnten damals zwar nicht direkt in Gatow, sondern ca. 2 km nördlich, an der Havel, kurz vor der Biberburg. Ich spreche hier von den Jahren 1945 bis ca. 1949. Also von meinem 11. bis zum 15. Lebensjahr. Wir, d.h. unsere Jungenclique von Weinmeisterhorn und der Weinmeisterhöhe, hielten uns oft in Gatow auf. Der Weg dorthin war zu Fuß oder mit dem Fahrrad, nicht weit. Da ein Privatwald dazwischen war (den Uferweg bis zur Villa Lemm gab es damals noch nicht) mußten wir den Weg über die Gatower Str. oder durch den „Rieselwald“ nehmen. Der Rieselwald, das war das Waldstück das die Gatower Str. von den Rieselfeldern trennte. Das erste Haus im Ort und damit der Ortseingang, war die Bäckerei. So hieß auch die Autobushaltestelle. Uns zog der Weg aber weiter bis zur kleinen Badewiese, an der damaligen S-Kurve. Durch die spätere Begradigung der S-Kurve wurde dem Dorf schon etwas von seiner Ursprünglichkeit genommen. Die kleine Badewiese war damals ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen. Hier wurden die ersten Erfahrungen mit Mädchen gemacht und die ersten Kofferradios präsentiert. Gebadet wurde natürlich auch und während der Blockadezeit konnten wir hier gut die auf dem Wasser landenden britischen SunderlandFlugboote beobachten. Die andere Attraktion die Gatow uns bieten konnte, war das Film-TheaterGatow. Untergebracht im Tanzsaal des Wirtshaus-Gatow. Man saß auf Gartenstühlen die mit Draht zu Stuhlreihen zusammengebunden waren. Ob Nachmittagsvorstellungen mit Charly Chaplin oder abends die ersten Wild-West-Filme, für 80 Pfg. oder eine Mark war es billiges Vergnügen. Das Wirtshaus-Gatow hatte nach dem Krieg noch eine andere Bedeutung. Da es aus verständlichen Gründen noch kein Busverkehr nach Gatow/Kladow gab, richtete die BVG (?) eine Schiffsverbindung von der StößenseeBrücke nach Kladow ein. Haltestellen waren, das Wirtshaus-Gatow und die „Große-Badewiese“. Hier fuhren aber noch keine modernen Motorschiffe sondern noch richtige „Dampfer“. Sportlich betätigten wir uns auch in Gatow. Mit mehreren Freunden spielte ich Fußball im SC. Gatow. Damals eine abenteuerliche Angelegenheit, denn den heutigen Sportplatz gab es noch nicht. Gespielt wurde hinter dem Dorf, auf einem abgesteckten Acker auf losem märkischen Sand. dementsprechend dreckig sahen wir nach dem Spiel aus. Abgesehen von den materiellen Mängeln nach dem Krieg verlebten wir eine unbeschwerte Jugend zwischen Wasser und Wald. Heute als Rentner genieße ich oft den Uferspazierweg zwischen LankeWerft und Villa Lemm und denke an vergangene Zeiten.“ Jörg Sonnabend Erinnerungen 750 Jahre Gatow Haus Carow am See von Gisela Gomann „..Vor 25 Jahren erzählten mir Zeitzeugen, u.a. der ehemalige Chefkoch des Hauses Carow am See, Herr Bönhoff, die Geschichte des Hauses Am See: Das Haus am See war vor dem zweiten Weltkrieg das exquisiteste Haus von „GroßBerlin“, die Crème de la Crème verkehrte in diesem Haus, d.h. Leute, die alle Geld hatten und ein wenig überkandidelt waren. Zum Teil kamen die Gäste mit einem Wasserflugzeug, welches dann vor diesem Haus parkte. Gleichzeitig war ein Hotelbetrieb angeschlossen, in dem die Gäste übernachten konnten. Dieses Haus am See wurde also nur von Leuten mit Geld frequentiert. Da die Fahrt aus Berlin nach Gatow zur damaligen Zeit sehr schwierig war, wurde dieses Haus also auch nur von Gästen, die ein Auto besaßen, aufgesucht. Im Jahr ca. 1952 wurde das Haus am See nach dem Krieg wieder eröffnet. Zwei jugoslawische Juden übernahmen die Bewirtschaftung. Ca. 1955 übernahm dann der in Berlin bekannte Künstler und Conférencier ERICH CAROW dieses Haus und baute es für seine Zwecke um. Erich Carow war Conférencier in der berühmten SCALA in Berlin an der Motzstrasse und ihm gehörten CAROWS-LACHBÜHNEN am Weinbergsweg am Festschrift Seite 45 Erinnerungen Rosenthaler Platz. Er machte aus dem Haus am See ein CABARET. Da Erich Carow ein bekannter und beliebter Künstler in Berlin war, traten im HAUS CAROW AM SEE fortan zur damaligen Zeit beliebte und bekannte Künstler wie: Bulli Buhlan, Otto Kernbach, Ingeborg von Strawintzki etc. für die Hälfte der Gage für ihn auf. Dieses Haus wurde nun für Berlin ein beliebtes Vergnügungsziel. Jeden Abend Punkt Zwölf Uhr spielte die Kapelle zu einer Polonaise auf, die durch das Lokal und nach draußen um die noch heute im Garten stehende Rotbuche herum führte. Gäste waren die Berliner, aber leider brachte dieses Lokal für Erich Carow nicht den gewünschten Erfolg, für die Art dieses Lokals war der Weg von Berlin zu weit. Carow kam in Schwierigkeiten und verstarb plötzlich (in den Armen seiner Freundin) hochverschuldet, im Alter von 62 Jahren. Er wurde abends mit einem Privatdampfer zum Grab seiner Frau nach Wannsee überführt. Auf seiner letzten Reise wurde er von seinem Personal begleitet. Es war ein eindruckvolles Bild, das Küchen- Personal in Weiß, die Kellner bzw. Ober in Schwarz standen je mit einer brennenden Fackel an Deck und fuhren so über die Havel und den Wannsee. Auf dem heutigen Parkplatz der kleinen Badewiese standen die Wirtschaftsgebäude für das Haus Carow am See. Das hoch verschuldete Haus wurde treuhändlerisch verwaltet und ca. Anfang der 70er Jahre abgerissen und die heutige Eigentumswohnanlage - sprich Ravenna-Haus – errichtet.“ Die Siedlung Habichtwald weit draußen im Wald und doch mit Gatow eng verbunden… von Sven Dabbert 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 46 „...Wenn man eine Busstation nach Gatow – Kirche in den Groß-Glienicker Weg einbiegt und diesen drei Kilometer durch Feld und Wald folgt, gelangt man in die Siedlung Habichtwald. In idyllischer Lage leben hier 81 Familien, dazu kommen 30 Familien in der Fliegerhorstsiedlung. 2009 jährt sich der Einzug der ersten Siedler zum fünfundsiebzigsten Mal. Alles begann im Jahr 1932. Aufbauend auf die in den zwanziger Jahren populäre Siedler-Idee, deren Tenor die Abkehr von den beengten Mietskasernen in den Ballungszentren war, strebten mehrere Verbände die Errichtung von kleinen Siedlungen in Stadtnähe an. Der Anbau von Nahrungsmitteln und die Kleintierzucht sollten die Gemeinschaft der Siedler vor materiellen Nöten schützen. Auf dem Gebiet der Habichtwaldsiedlung ließ sich zunächst die „Aufbaugemeinschaft“ nieder. Das Gelände wurde im Spätsommer 1932 vom Bezirksamt Spandau gepachtet. Arbeitslose sollten auf diesem Grundstück – Schulungsgelände genannt - an das landwirtschaftliche Arbeiten herangeführt und für das Leben in Siedlerdörfern vorbereitet werden. Die Arbeitslosen unterschiedlichster Berufe einigten sich schnell auf das Ziel, rund um das Schulungsgelände eine eigene Siedlung zu errichten. Zeitgleich beschloss eine Gruppe Berliner Maler und Bildhauer nach dem Vorbild Worpswede und München-Dachau eine Künstlerkolonie zu gründen. Beide Gruppen –Arbeitslose und Künstler - bekamen grünes Licht und erhielten zudem Restbaumittel aus dem auslaufenden Stadtrandsiedlungsprogramm. Am 26. Oktober 1933 spuckten 32 arbeitslose Handwerker und 12 Künstler gemeinsam in die Hände und begannen die Arbeiten an den 22 Doppelhäusern, 12 davon mit einem Atelier. Doch aller Anfang war schwer, schon der Transport der Baumaterialien von der Potsdamer Chaussee mit Handkarren war eine Qual. Erst später wurde ein Feldbahngleis errichtet, um das Material auf Loren in die entstehende Siedlung zu schieben. Knapp ein Jahr später schien der Traum von der Künstlerkolonie schon wieder geplatzt. Im Rahmen des Flugplatzbaus beanspruchte das Reichsluftfahrtministerium das Siedlungsgelände für sich. Die Bauarbeiten waren aber schon soweit vorangekommen, dass der Baustopp schließlich mit Hilfe aus dem Rathaus Spandau aufgehoben wurde. Die Luftwaffe beschloss daraufhin den Bau einer eigenen Wohnsiedlung für Flughafenbedienstete mit dem beziehungsreichen Namen Fliegerhorstsiedlung. Siedlung Habichtwald Foto: privat Im September 1934 wurde der Siedlerverein gegründet und am 21.12.1934 waren die Bauarbeiten soweit abgeschlossen, dass die ersten Siedler und ihre Familien das Weihnachtsfest in den eigenen vier Wänden feiern konnten. Jeder hatte sein Eigenheim mit 2500 Reichsmark verschuldet, 500 Mark wurden durch die Mithilfe beim Bau gutgeschrieben. Die Grundstücke wurden vom Land Berlin gepachtet. Kurz nach der Fertigstellung hatte sich die Siedlergemeinschaft auch auf einen Namen geeinigt. Während des Studiums alter Karten beim Gatower Revierförster hatte man die Flurbezeichnung „Habichtwald“ entdeckt. Gatow zu erreichen, war zu jener Zeit noch beschwerlich. Der unbefestigte Groß-Glienicker (Feld-) Weg war bei trockenem Wetter eine Staubwüste und bei Nässe kaum passierbar. Bei Schnee bildeten sich mannshohe Verwehungen, so dass nur der Weg über die offenen Felder blieb, über die der eisige Wind pfiff. Dennoch stapften auch bei Eis und Schnee die Kinder nach Gatow zur Schule und die Großen zu ihren Versammlungen ins Wirtshaus. Bis Ende 1936 fanden die Siedlerversammlungen in Gatow statt. Dann konnte eine alte Bauarbeiterbaracke mit Hilfe von Spenden und eines Kredites erworben werden. Durch das Vereinshaus wurde das Gemeinschaftsleben noch mal intensiviert. Neben Gemeinschaftsabenden und Festen wurden auch Vorträge gehalten zu Themen wie Gartenwirtschaft, Kleintierzucht, Fellverwertung und das Einwecken von Obst und Gemüse. Die Häuser der Siedler waren zunächst dürftige Wohnstätten mit Plumpsklo, Pumpe, Petroleumfunzel und Kanonenofen. 1937 erhielt die Siedlung elektrisches Licht und gar erst 1951 eine Wasserleitung. Die etwa 1000 qm großen Gärten waren als Nahrungsspender eine große Hilfe gerade in den Kriegsjahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebiet vorübergehend unter sowjetischer Verwaltung. Es wird erzählt, dass in dieser Zeit Häuser beschlagnahmt wurden. Dabei ordneten Soldaten an, dass aus einem Haus ein Klavier in den Garten geschafft werden sollte. Die Frau des Hauses, deren Mann noch in Gefangenschaft war und die an dem Instrument hing, setzte sich an die Tasten, spielte und sang ein russisches Volkslied, umgeben von ihren Kindern. Das Klavier durfte im Haus bleiben. Aufgrund des Gebietstausches zwischen Briten und Russen wegen der Flugplätze Gatow und Staaken, fiel das Gebiet bis zur Potsdamer Chaussee an die Westsektoren. u den Briten entwickelte sich schnell ein gutes Verhältnis. Sie stellten auch Arbeitsmaterial für den Bau des neuen Vereinshauses von 1952 bis 1954 zur Verfügung. Die Inneneinrichtung wurde durch Lottogelder finanziert. Das Gemeinschaftsleben wurde in den Nachkriegsjahren sehr groß geschrieben und dabei die freundschaftlichen Kontakte zu den britischen Militärangehörigen gepflegt. Bei einem Sommerfest gab es einen Kegelwettbewerb. Als erster Preis war ein Ferkel ausgesetzt. Der Kommandeur des Flughafens tauschte das Ferkel in eine ausgewachsene Sau um, nahm allerdings das Ferkel mit, weil die Stückzahl in seinem Stall auch stimmen musste. 1956 bekam die Siedlung, nachdem schon drei Jahre zuvor ein kleiner Laden eröffnet worden war, ein letztes Mal Zuwachs. Die freie Fläche zwischen Künstlerweg und dem Nordteil der Siedlung wurde bebaut und 36 neue Familien bereicherten die Siedlung. In der Zeit wurde auch der Groß-Glienicker Weg befestigt. Im Rahmen des Notstandsprogramms wurde er mit Bauschutt aus Abrisshäusern gepflastert. Seit dem 1.10.63 fährt unser kleiner Bus. In den siebziger Jahren schlief das Gemeinschaftsleben etwas ein, wurde aber Anfang der Achtziger erfolgreich wieder belebt. Das war auch nötig, Erinnerungen 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 47 Erinnerungen denn 1983 planten die Briten den größten Schießplatz Europas zwischen unserem Außenweg und der Potsdamer Chaussee. Schnell regte sich Widerstand und bald standen Protestschilder in fast jedem Garten. Gegen die drohende Lärmbelästigung zogen die Habichtwälder durch die gerichtlichen Instanzen und erwiesen sich als hartnäckig. Der Schließplatz wurde zwar trotzdem gebaut, die Briten hatten aber nicht lange Freude daran, denn das Ende des kalten Krieges machte ihn schnell überflüssig und wir hatten unsere geliebte Ruhe wieder. Ende der neunziger Jahre regte sich noch mal Protest, als die Zufahrt zum Luftwaffenmuseum durch unsere Siedlung führte, aber auch von diesem Problem zeugt nur noch der schlechte Zustand des Groß-Glienicker Wegs zwischen Hafeld- und Außenweg. Künstler gibt es in unserer Siedlung übrigens noch zwei, beide Bildhauer: Dietrich Starcke und sein Schwiegersohn Manfred Klepka. Dietrich Starcke zog 1934 als Fünfjähriger in unsere Siedlung und von seinem künstlerischem Schaffen gibt es viele Zeugnisse in Berlin und Umgebung. Das gemeinschaftliche Zusammenleben in Zeiten von Internet aufrecht zu erhalten, ist zwar nicht leicht, aber es gelingt doch immer wieder. Gemeinsam kümmern sich die Siedler um die Pflege des Gemeinschaftshauses, das die Siedler auch für private Feste mieten können. Aber wir feiern auch gemeinsam. Höhepunkt ist dabei unser alljährliches Sommerfest, in diesem Jahr am 30. August. Viele Gatower kommen dann auch gern „hoch“ in unsere Siedlung. Regelmäßig gibt es eine Taek-wan-do Gruppe für Kinder und Jugendliche und unsere traditionelle Spielgruppe am Freitag, wo man Tischtennis, Billard und Dart spielen oder beim Bier einfach nur mit den Nachbarn klönen kann. Um die Zukunft ist uns nicht bange, die meisten Pachtverträge laufen bis 2072 und die Siedlung steht seit 1997 unter Denkmalschutz, nur beim Nachwuchs könnten wir noch etwas zulegen, wenn man bedenkt, dass am Beginn unserer Geschichte in 44 Familien 53 Kinder unter 14 Jahren lebten, so sind es heute in 81 Familien nur noch 21! 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 48 Den Gatowern gratulieren wir auf diesem Wege ganz herzlich zum 750. Geburtstag und hoffen auf viel Besuch aus dem „Dorf“ zu unserem Jubiläum im nächsten Jahr!“ Erinnerungen von „...einer Gatower- Pflanze namens Annelies“ „...Im Alter von 2 Jahren kam ich mit meinen Eltern nach Gatow. Sie bekamen dort ein Behelfsheim, das von der Organisation Todt aufgebaut wurde. Es war eine Stube mit Küchennische. Im Garten gab es Hühner, Kaninchen, und 2 Ziegen. Apfelbäume, Stachelbeeren und Gemüse wurden auch angepflanzt. ir Kinder konnten im Garten, auf den Wegen und den Rieselfeldern prima spielen. Dreckig und zerschrammt waren wir auch immer, aber das machte uns nichts und wir hatten eine schöne Zeit. Mit 5 Jahren kam ich in den Kindergarten, natürlich in Gatow. Dort hatten wir viel Freiraum für uns und oft wurde etwas gefeiert. Mit 7 Jahren wurde ich in die Grundschule am Windmühlenberg eingeschult. Wir waren 42 Kinder, und da ich sehr klein und ruhig war, fand ich die Schule nicht gerade toll! Also bin ich nach der Pause öfters nach Hause gegangen. Natürlich über die Rieselfelder. Da gab es den Bauern, die Felder und was ganz besonders war, ein Schäfer mit 150 Schafen, das war für mich spannender als die Schule. Ich lernte wie man eine Herde treibt und vieles mehr. Dabei vergaß ich , dass ich ja auch mal nach Hause musste. Da gab es, wie sollte es anders sein natürlich mächtig Ärger in Form von "Haue" (was heute natürlich unmöglich wäre) aber das hielt mich nicht ab, mich weiterhin aus der Schule zu schleichen. Da gab es ja noch den schönen Berg vor der Schule. Im Sommer sind wir auf dem Schulranzen runter gerutscht und im Winter auf dem Hosenboden. Das war für uns Kinder der Himmel auf Erden, was sollten wir da in der Schule? Zu Hause gab es Stubenarrest, das war schlimmer als "Haue". Da ich aber einen großen Freiheitsdrang hatte, suchte ich einen neuen Weg in die Freiheit zu kommen. Die Außentoilette war meine Rettung. Durch den anschließenden Hühnerstall konnte ich mich unbemerkt nach draußen schleichen. Mein Ziel war wieder der Schäfer. Gatow hatte viel zu bieten: Kleine Badewiese und Haus Carow, da konnten wir viele schicke Leute sehen. Das Kino, in das wir uns öfter mal rein schlichen (weil die Filme meistens erst für Jugendliche ab 16 Jahre zugelassen waren), dann gab es noch das Gasthaus zur Linde. Da hielten die Dampfer an. Nun gab es noch die Villa Lemm, wo die Königin von England wohnte, wenn sie in Berlin war. Wir kletterten dann über die Mauer um uns im Garten alles anzusehen. An der Uferpromenade gab es dann noch die von uns Kindern benannte Teufelsschlucht, wo wir wie die Affen von einem Baum zum anderen hangelten und ab und zu einer herunter fiel. Früher war es üblich, dass am Wochenende die Verwandtschaft aus der Stadt nach Gatow kam. Es wurde Kuchen gebacken und Kaffee gekocht und jedes Wochenende gab es den gleichen Spruch: "Wie kann man bei dem Gestank nur draußen sitzen und Kaffee trinken." Der Gestank kam von den Rieselfeldern. Kaffee und Kuchen wurden aber jedes Wochenende alle. Was uns alle sehr amüsierte. Später lernte ich meinen Mann kennen, bekam einen Sohn und auch er ist dem Magnet Gatow verfallen. Das ist bis heute so geblieben. Nun wünsche ich allen Bewohnern in Gatow, dass sie trotz vieler Veränderungen Gatow lieben und die dörfliche Idylle erhalten bleibt.“ Erinnerungen „Wir fahren nach Gatow“ von Dietrich Starcke „...Das Kopfsteinpflaster des Weges zur damals tatsächlich noch „Kleinen Badewiese“ führte bis in das Wasser, und ich kann mich noch gut an das Hufgeklapper der schweren Kalbblutpferde des Bauern Ernst erinnern, wenn die Tiere gegen Abend in das Wasser geführt wurden zum Tränken und zum Abschrubben. Dort an der Havel trafen wir uns, ich war 16 oder 17 Jahre alt, eine ganze Clique Gleichaltriger, zum Baden und zum Herumblödeln. Zu unserer Gruppe gehörte auch Gerd Vespermann, ein bekannter, mittlerweile verstorbener Boulevard-Schauspieler. Auf dem großen Parkplatz der Badewiese befand sich das „Haus Carow am See“. Hier konnte man mit etwas Glück während des Krieges das Flieger-As und späteren General Galland in seiner weißen Fliegeruniform bewundern und nach dem Krieg den Schauspieler Willi Birgel, wie er aus seinem weißen Mercedes-Cabriolet stieg. Auf der Wiese zwischen der alten S-Kurve und der jetzigen Straße befand sich das Doppelgebäude der Gatower Schmiede. Ich habe den Schmied, Herrn Gerlach, oft bewundert, wenn er die riesigen Hufe der schweren Ackergäule beschlug. Die alte Schmiede, sowie ein kleines Haus neben der Feuerwache, wurden nach dem Weggang des damaligen Denkmalpflegers Professor Schaeper leider abgerissen. In dem großen Saal des Wirtshauses Gatow gingen wir in die Tanzschule zu „Muttchen Glaw“ . Am Klavier begleitete uns Günter Zirtzow, dessen eine Hand durch das Hantieren mit herumliegender Munition sehr gelitten hatte, was sein Klavierspiel aber nicht beeinträchtigte. Die Liebe zu meiner Tanzstunden-Dame wurde bald abrupt beendet, da die Schöne in die Lüneburger Heide auswanderte. Unser Tanzsaal mutierte später zum Kino und danach zum Parkhaus. Große Tanzabende in Gatow fanden im „Gasthaus zur Linde“ statt. Bei diesen Gelegenheiten wurde mir bewusst, dass aus meinen kleinen Mitschülerinnen von früher sehr ansehnliche junge Damen geworden waren... 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 49 Erinnerungen 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 50 Die Verkehrssituation in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg und während der Blockade konnte man nur als äußerst schwierig bezeichnen. Die BVG hatte gegen Kriegsende fast alle Busse verloren, und so wurden einige marode Privatbusse eingesetzt, die nicht einmal von der Wehrmacht konfisziert worden waren. Sie verkehrten unregelmäßig zwischen der zerstörten Frey-Brücke und Kladow und waren fast immer hoffnungslos überfüllt. Auf einer Fahrt erlebte ich, dass der Bus mit einem Ruck mit gebrochener Hinterachse stehen blieb und das rechte Hinterrad am Bus vorbei zur jetzigen General-Steinhoff-Kaserne rollte. Außer diesen Bussen wurden auch Dampfer eingesetzt, die ab Kladow, Hohengatow und Gatow bis zur Stößensee-Brücke verkehrten. Darunter befanden sich Schiffe, die wohl aus der ersten Zeit der Dampfschifffahrt stammten. Ich denke da an „Gambrinus“, ein vorsintflutliches Gefährt. An einem nebligen Herbstnachmittag wollte der Kapitän nicht mehr abfahren. Erst auf unser Drängen und Jammern hin, wir könnten doch nicht bis nach Gatow oder Kladow laufen, fuhr er doch noch und wir landeten prompt in den Bootsstegen unterhalb der Haveldüne. Nun zu den Bewohnern des Windmühlenberges, der früher nur auf der Süd- und Ostseite bewohnt war... Die Leute nannten ihn auch nur ihren „Hügel“. Es hatten sich dort eine Reihe von Schauspielern sowie Radiound Fernsehmitarbeitern niedergelassen. Eine ortsbekannte Bewohnerin war „die Bassewitzen“ mit ihren „Petroleumhunden“ . Diese Rassehunde – Airdale-Terrier – hatte Herr Röling, ebenfalls Hügelbewohner, so genannt, weil „Airdale“ unserem Wort „Erdöl“ klanglich ähnelt. Die Bassewitzen war eigentlich eine Gräfin von Bassewitz. Man kann sagen, dass Gatow trotz vieler Veränderungen noch immer ein Dorf geblieben ist. Und das ist, wie man in Berlin sagt, auch gut so! Brückenbauer zwischen Mensch und Natur Landschaft gehört niemandem allein. Viele nutzen sie, jeder hat seine eigene Vorstellung davon, wie sie aussehen soll, was man machen darf und was nicht. Da scheint Streit vorprogrammiert. Landschaftspflegeverbände arbeiten daran, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen. Landwirte wollen Geld verdienen mit ihrer Arbeit, Touristenmanager möchten eine schöne Landschaft verkaufen, Naturschützer wollen Tier- und Pflanzenarten ihren Platz sichern. Landschaftspflege Wie funktioniert das? Gut zuhören, Vertrauen bilden, den Partner ernst nehmen. Landschaftspflege-verbände bringen alle an einen Tisch und versuchen tragfähige Kompromisse zu finden. Natürlich kann nicht jeder für sich das Beste erreichen, aber die Praxis zeigt, wenn sich jeder ein bisschen auf den anderen zu bewegt, findet man oft eine erstaunlich gute Lösung. Landschaftspflegeverbände haben keine behördlichen Befugnisse. Ihre Stärken liegen dort, wo amtliche Kompetenz und Regelung ihre Grenzen haben. Das macht Landschaftspflegeverbände zu Partnern der Behörden, der Landnutzer und Grundeigentümer gleichermaßen. Landschaftspflegeverbände sind Dienstleister. Wir organisieren und koordinieren anstehende Naturschutzmaßnahmen, holen Kostenvoranschläge ein, beantragen Fördermittel und prüfen die fachgerechte Erledigung. Wir pflegen die Flächen jedoch nicht selbst! Das übernehmen ortsansässige Landwirte, die damit ein zusätzliches Standbein für ihren Betrieb aufbauen können. Unsere Ziele Lange hatten die anliegenden Landwirte und Einwohner mit den Ämtern Quälereien. Wir sind ein freiwilliger und überparteilicher Verband, der für die Missstände auf beiden Seiten Abhilfe schaffen will. Wir wollen Impulse geben für eine umweltver-trägliche Landnutzung und Wirtschaftsentwicklung. Wir unterstützen Landwirte dabei, ihre Produkte regional zu vermarkten und ein verlässliches Zusatzeinkommen in Naturschutz und Landschaftspflege zu erwirtschaften. Kontakt: Landschaftspflegeverband Spandau e.V. Straße 264, Nr. 12 14089 Berlin-Gatow Tel.: 030 - 361 50 52 E-Mail: [email protected] Vorstand: Hans-Joachim Ernst Hartmut Wolter Unser Grundsatz bei allem Tun, wir haben nur eine Heimat! Typische Kulturland-schaften möchten wir erhalten in einem flächendeckenden Netz natürlicher Lebensräume, um unser Wohnfeld so schön wie möglich zu machen und ein attraktives Erholungsgebiet für uns und unsere Kinder zu schaffen. Den Menschen über Umweltbildungsangebote den Blick öffnen für die Schätze in ihrer nächsten Umgebung und echte Natur erlebbar machen. 750 Jahre Gatow Hans-Joachim Ernst nur * 49, € 90 eines bschluss *Monatlich bei A rages rt Jahresve Sport und Gesundheit im Cladow-Center · Tel. (030) 369 96 40 Kurse, Training & Sauna beliebig oft · inkl. Massage/Personaltraining Festschrift Seite 51 30 Jahre AK Gatow eine Generation lang freiwillige Tätigkeit in und für Gatow Arbeitskreis Wir sind eine kleine Gruppe von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Gatow, Kladow, Spandau. Wir arbeiten parteiunabhängig und selbstständig. Seit 1978 setzen wir uns für den Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft und ihrer dörflichen Strukturen in Gatow ein. Unser Ziel war und ist, dieses lärmarme Erholungsgebiet am Rande der Großstadt für jedermann zugänglich zu halten und vor der drohenden Beeinträchtigung oder gar Zerstörung durch Partikularinteressen zu schützen. Unsere Tätigkeit ist im Laufe der Jahrzehnte recht vielfältig geworden: Wir arbeiten im aktiven Naturschutz, wir mischen uns in die Kommunalpolitik zugunsten des Dorfes und seiner Umgebung (Bereich südlich der Heerstraße) ein und wir betreiben lokale / regionale Öffentlichkeitsarbeit. Als erste konkrete Naturschutzarbeit pflanzten wir (mit einem finanziellen Zuschuss der BVV Spandau) 1979 und 1980 410 Wildobstbäume auf den Rieselfeldern, die seither regelmäßig von uns gepflegt, d.h. geschnitten und bei Bedarf gewässert, wurden. 1981 und 1982 setzten wir nochmals 190 Wildobstbäume sowie 30 Birken. Im Jahr 1980 beschnitten wir fünf „uralte“ Kopfweiden am Triftweg und kartierten und fotografierten sie anno 2004. Grundsätzlich haben das NGA Spandau und in dessen Auftrag die Gatower Landwirte die Pflege dieses „Skulpturenboulevards“ übernommen. Seit 1988/9 betreiben wir eine kleine Baumschule, in der wir, schon in der dritten „Baumgeneration“, alte, vom Aussterben bedrohte Obstsorten züchten und diese Bäumchen später weitergeben, z. B. an die Alexandrowka in Potsdam, an Naturschutzgruppen im Berliner Umland oder an interessierte Einzelpersonen. Seit 2003 sammeln wir, unterstützt von Anwohnern, im Herbst regelmäßig das Kastanienlaub in der Buchwaldzeile. Damit leisten wir einen Beitrag zur Bekämpfung der Miniermotte. Schon zweimal (1998 und 2007) säuberten wir das Havelufer in Gatow von Unrat. 1988 hatten wir als Gruppe für unsere Arbeit den erstmals vergebenen europäischen Umweltpreis in der Kategorie Naturschutz von der Conservation Foundation London erhalten, überreicht vom damaligen Umweltminister Töpfer . 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 52 Breiten Raum in unserer Tätigkeit nimmt die kommunalpolitische Arbeit im weitesten Sinne ein. Schon früh setzten wir uns vehement und konsequent für den Landschaftsschutz auf den Rieselfeldern ein – 1987 trat der Landschaftsplan endlich in Kraft. Für das Dorf Gatow wurde ein Dorfentwicklungsplan initiiert und auch verabschiedet. 1982 konnte aufgrund einer Änderung des 9. FNP die Bebauung der Feldflur zwischen Buchwaldzeile und Straße 265 mit 201 (!) Einfamilienhäusern verhindert werden. Auch die geplante Bebauung südlich der Straße 264 wurde nicht verwirklicht. Wir gestalteten das Reitwegenetz in Gatow mit, sorgten auch dafür, dass vor allem nach der Wende die lärmenden Vereine die Fläche G der Rieselfelder verlassen mussten. Ferner verhinderten wir den Bau eines Parkplatzes für 300 Autos (!) auf den Havelmathen, stattdessen wurde dieses ehem. Campinggelände renaturiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (1993). Mit Unterstützung des Volksbundes Naturschutz verhinderten wir 1987 die geplante und schon heimlich und illegal begonnene Schlammdeponie der Berliner Wasserwerke auf den Rieselfeldern durch Klage vor dem Veraltungsgericht. 1993 machten wir auf den allseits bekannten jahrelangen Leerstand und die damit verbundene bauliche Schädigung der Villa Lemm auch öffentlich aufmerksam. Danach wurde sie nach langem Bemühen verkauft und von privater Hand zu einem architektonischen und gärtnerischen Kleinod ausgebaut und umgestaltet. In Wahlkampfzeiten oder bei politisch brisanten Themen haben wir Kommunalpolitiker und Bürger zu öffentlichen Anhörungen eingeladen, so z. B. 1979, 1981, 1985 und 1990. Im Dorf sollte 1994 in einer „Nacht- und Nebel-Aktion“ das historische Waschhaus auf dem Gutsgelände abgerissen werden – Anwohner und wir waren schneller als die Bagger und konnten diese Schandtat verhindern. Seither wurde das Gebäude fachgerecht restauriert und wird im Rahmen der Hoffeste und am Wochenende als lokale Begegnungsstätte genutzt. 2001 verhinderten wir zusammen mit anderen Bürgern und Gruppen aus Gatow den Bau eines Supermarktes auf dem Gelände der Gutsgärtnerei. Zu den anderen Bürgergruppen in Gatow (und Kladow) halten wir engen Kontakt, wir kooperierten z. B. beim Bau des Supermarktes (seit 2005) auf dem Gelände der überraschend verkauften und abgerissenen katholischen Kirche St. Raffael. Als „unsortierter Bodenaushub“ (d. h. Bauschutt) von der Baustelle des Supermarktes auf bezirkseigene Wege in der Feldflur verbracht wurde und der Eigentümer, das NGA, davon nichts zu wissen schien, wurde Strafanzeige gestellt… Die Zahl unserer Briefe mit Vorschlägen und Beschwerden an das NGA und andere Behörden ist nicht mehr zu zählen … 2004 wurde der Landschaftspflegeverband in Spandau gegründet, der sich gezielt um die zukünftige Pflege, Gestaltung und Nutzung vieler Freiflächen, auch der Rieselfelder ab 2012, kümmern soll. Viele von uns sind dort Mitglied und werden ihre Erfahrung aus dem AK Gatow, ihr Fachwissen und Engagement zugunsten der Gatower und Spandauer Grünflächen einbringen. Unser dritter Arbeitsbereich ist die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit. Hier begannen wir mit der Erstellung von 13 Flugblättern, auf denen wir seit 1978 über unsere Ziele informierten und für sie warben. Parallel dazu erschienen wissenschaftliche Aufsätze in den Berliner Naturschutzblättern. Später folgten eine Wanderbroschüre (1998), in der Interessantes aus der Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner erzählt wird, zwei Fotokalender (2003 und 2005) und Postkarten mit Motiven aus Gatow sowie eine Wanderkarte (2007). Im Gemeindehaus zeigten wir ab 1998 mehrmals eine Fotoausstellung. Manche von Ihnen erinnern sich noch an die alljährlichen Erntedankfeste, welche wir von 1980 bis 1998 organisiert hatten. Seither laden wir Sie regelmäßig zu unserer Gatower Herbstwoche ein, in deren Rahmen Sie unter fachkundiger Leitung Bekanntes und Neues im Dorf, im Wald, in der Feldflur oder auf den Rieselfeldern (wieder-)entdecken können. Bei den Erntedankfesten auf dem Gutshof 2004 und 2006 sowie beim dort jährlich stattfindenden Weihnachtsmarkt sind wir jeweils mit unserem Stand, der auch als Info-Stand für aktuelle Gatower Belange dient, und unseren Produkten vertreten. Journalisten der Spandauer und Berliner Zeitungen hatten in all den Jahren über uns und unsere Aktivitäten fair und ausführlich berichtet, uns oft genug unterstützt. Übrigens: Auch die Initiative zur Feier des „750. Geburtstages“ des Dorfes Gatow ging 2007 von uns aus. Und was haben Sie, die Gatower, Spandauer und Berliner Bürger, von alledem? Nun, bisher ist es uns weitgehend gelungen, die Gatower Kulturlandschaft, d. h. das Dorf in seinen wesentlichen Strukturen und die es umgebende Feldflur sowie den Rieselfeldbereich, von (zer)störender Bebauung freizuhalten und Ihnen allen ein attraktives und lärmarmes Naherholungsgebiet zu erhalten. Seither können Sie zur Baumblüte nach Gatow kommen und auf der Birnen-, Kirschen- oder Pflaumenallee wunderschöne Spaziergänge machen. Für Fußgänger, Reiter und Radfahrer ist ein ausgedehntes Wegenetz vorhanden, alle Flächen der ehemaligen Rieselfelder sind mittlerweile zugänglich. Wie wird / soll es weitergehen – in Gatow und mit unserem AK? Ungeklärt ist z. Zt., wie die Rieselfelder ab 2012, wenn sie aufgrund der Vorgaben der EU nicht mehr abwasserwirtschaftlich genutzt werden dürfen, gestaltet und genutzt werden sollen. Werden sie weiterhin mit Klarwasser aus dem Klärwerk Ruhleben befeuchtet, um die Schadstoffe (Folgen jahrzehntelanger Verrieselung) im Boden zu „fixieren“, so wie es ein Gutachten der TU Dresden 1990 empfahl? Oder werden sie aufgeforstet? Es steht der Neubau eines Gebäudes für die Freiwillige Feuerwehr in Gatow an – aber wo? Auch die Zukunft des Gutshauses in Gatow, in dem ein Kindergarten untergebracht ist, erscheint derzeit noch ungewiss. Was wird aus den Gebäuden und der Fläche des Beutel’schen Gutes? Der Kornspeicher ist „gerettet“, aber die Hanglage am Havelufer zieht förmlich Investoren an … Arbeitskreis 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 53 Arbeitskreis Über 100 Kopfweiden am Triftweg und in seiner Umgebung müssen regelmäßig durch Schneiden gepflegt werden! Wie viele Landwirte werden zukünftig haupt- oder nebenberuflich die Gatower Felder bewirtschaften? Jeder von uns, der regelmäßig mitdenkt und mithandelt, d. h. zu den monatlichen Sitzungen erscheint und sich an den Arbeiten in Baumschule und Feldflur beteiligt oder Schreibtisch- bzw. PC-Arbeit leistet, „opfert“ im Laufe eines Jahres mindestens 40 Stunden - d. h. etwa eine Woche Arbeitszeit. Im Laufe der 30 Jahre haben wir also pro Person – sofern wir von Anfang an mit von der Partie waren – mindestens 30 Arbeitswochen à 40 Stunden gemeinnützige Arbeit geleistet. Wir haben einiges erreicht und noch viel mehr gelernt: einerseits Verbundenheit mit und Verantwortungsbewusstsein für „unseren“ Gatower Kiez – aber auch Geduld, Hartnäckigkeit, Strategien und Taktiken beim Umgang mit Behörden … Wir sind ein „Mitarbeits-Kreis“, jederzeit offen für neue Mitglieder und Ideen. In all den Jahren waren die Freude an gemeinsamer Arbeit, Zufriedenheit über Erfolge stets größer als der Frust über gelegentliche Misserfolge! Kontakt Wenn Sie neugierig geworden sind und Lust und Zeit haben – besuchen Sie den Arbeitskreis bei den monatlichen Treffen (jeden ersten Dienstag im Monat ab 19.30 Uhr) im Gemeindehaus der ev. Kirche in Gatow (Plievierstraße) oder im Internet unter www.ak-gatow.de. 750 Jahre Gatow Biberburg Orthopaedicum Dr. med. Dr.-Ing. Wolfgang Münch – Dr. med. Barbara Gmel – Dr. med. Bertram Ritter Dr. med. Andreas Pingsmann – Dr. med. Michael Müller Fachärzte für Orthopädie Festschrift Seite 54 º Sportmedizin ºÊUnfallärzte ºÊRheumatologie ºÊPhysikalische Therapie ºÊKinderorthopädie ºÊOsteologie (DVO) ºÊSchmerztherapie ºÊChirotherapie ºÊOsteopathie ºÊKnochendichte-Messung ºÊ3D-Wirbelsäulen-Messung ºÊAkupunktur ºÊStoßwellen-Therapie ºÊGutachten ambulante + stationäre OP – Arthroskopie – Gelenkersatz – Fußchirurgie 14089 Berlin-Gatow · Gatower Straße 241 · 36 20 30 · Fax 36 20 3195 · www.biberburg.de Gerhard Scheibe Gatower Künstler Seit 1962 in Spandau lebend, als gelernter Maschinenschlosser anfangs in einer Karosseriebauwerkstatt und Lackiererei tätig, hat Gerhard Scheibe seine Liebe mehr und mehr in der Kunst gefunden, der er sich seit 1987 ausschließlich widmet. Dabei hat er die kleinen, aber doch so wichtigen menschlichen Freuden nie zu kurz kommen lassen. Mit seinen Arbeiten, in denen politische aber auch persönliche Aussagen in Form von Skulpturen, Holz-, Stahlreliefs und Lackbildern umgesetzt sind, ist er aus dem kulturellen Leben Spandaus nicht mehr wegzudenken. Seine Kreationen haben auch "die große Politik" kennengelernt. So wurden Werke wie "Berliner Pflanze" an Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt und Helmut Kohl übergeben. Mit seinen Arbeiten und Aktivitäten, nicht nur in seiner Galerie und Werkstatt in Gatow, hat er sich zu einem "Spandauer Unikum" entwickelt, das auch außerhalb des Bezirks seine Freunde gefunden hat. Der "Ein-Stein" ist bereits Legende; Werke wie der in der heißen Phase der Wiedervereinigung entstandene "Wendehals" aber auch Skulpturen wie der "Pargraphenreiter" oder eine seiner neuesten Schöpfungen „Spandau steht auf Birkholz“ sind Musterbeispiele für Scheibes stets präzisen Blick auf die Wirklichkeit, der aber jederzeit mit Heiterkeit und Optimismus verbunden wird. Scheibe-Plastik „Spandau steht auf Birkholz“ Foto: privat 1939 in Bochum geboren, 1954 bis 1957 Lehre als Maschinenschlosser, 1959 bis 1962 Studium der Betriebstechnik in Dortmund, seit 1965 selbständiger Autolackierer, nebenher Selbststudium an Stahl- und Holzplastiken, 1984 Einzelausstellung auf der Bundesgartenschau, seitdem ständige Teilnahme an der „Freien Berliner Kunstausstellung“ mehrere Ausstellungen in Berlin und dem übrigen Bundesgebiet. "Ihre Arbeit ist sowohl ein Werk der Kunst als auch ein Symbol der Zusammengehörigkeit des ganzen Berlin", sagte 1990 der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seinem Dankesschreiben an Gerhard Scheibe, nachdem er anlässlich der Verleihung der Berliner Ehrenbürgerschaft von Scheibe die legendäre "Berliner Pflanze" überreicht bekommen hatte. Wunderbar versteht es Gerhard Scheibe immer wieder sich mit seinen Werken auch in das politische Tagesgeschehen einzumischen und so war es kein Wunder, dass auch Ronald Reagan, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl eine "Berliner Pflanze" aus der Hand des Künstlers entgegen nehmen durften. Heiterkeit und Leichtigkeit schwingen in Scheibes Werken immer mit - manchmal ein Schuss Ironie. Intellektuelle Besserwisserei ist nicht sein Ding. Fragt man ihn nach seinem eigenen Lieblingswerk, so antwortet er nicht "die Ein-Stein-Serie" oder die "Berliner Pflanze", nein, Gerhard Scheibe präsentiert den "Zahnstein"; dieses authentische und unprätentiöse Wesen macht ihn so sympathisch und so ist er auch ein überall gern gesehener Gesprächspartner. 750 Jahre Gatow So vieles hatte er nun bereits in seiner Kunst verarbeitet, nur die geeignete Inspiration zu seinem langjährigen guten Freund Konrad Birkholz wollte sich nicht einstellen. Doch dann hat es plötzlich "Klick" gemacht, und nachdem die Idee für "Spandau steht auf Birkholz" erst geboren war, begann er sofort mit ihrer Umsetzung, die in einem rundum gelungenen und bei der Präsentation viel bewundertem Werk endete. Seit 1966 ist Gerhard Scheibe in Gatow beheimatet. "Sauwohl" fühlt er sich hier, wie er sagt. Und auch ein 'echter Gatower' kann sich das Dorf ohne Scheibe genauso wenig wie ohne Kirche oder Feuerwache vorstellen. Gerhard Scheibe ist ein geselliger Typ, der sich auch mal bei seiner Arbeit über die Schulter schauen lässt oder auch persönlich durch sein Atelier führt. Nach telefonischer Terminvereinbarung unter (030) 361 88 67 hat man die Möglichkeit, in die faszinierende Welt aus Stahl und Holz, aus Hammer und Amboss, aus Säge und Pinsel einzutauchen. Andreas Getz Festschrift Seite 55 Helmut Albert Bei näherem Hinsehen bietet Gatow mit seiner Umgebung viele Anreize, zu Bleistift oder zum Pinsel zu greifen, um diese stille Schönheit aus eigener Sicht darzustellen. Bei Spaziergängen an der Havel ergeben sich immer wieder neue Motive. Manches Mal sind es die in ruhiger Fahrt dahin ziehenden Segelschiffe oder auch die am Fluss lebenden Vögel, die den Maler herausfordern. So reizte mich der auf Beute lauernde Fischreiher, ihn in seiner typischen Haltung darzustellen. Wanderungen in der Gatower Heide öffnen bei jeder Jahreszeit den Blick für immer neue Ansichten. Auch im Dorf bieten sich viele Gelegenheiten für einen Künstler, der sich auf Motivsuche befindet. So ist es einmal die kleine sehr alte Dorfkirche in ihrer schlichten Schönheit. Auch die kleinen alten Wohnhäuser oder die Gebäude des Gatower Gutshofes gehören zu den lohnenden Objekten. Gatower Künstler Seit 1980 wohnen wir in Gatow. Auch eine berufsbedingte 10-jährige Unterbrechung, in der es uns bis nach China verschlug, hat uns nicht daran zweifeln lassen, dass wir wieder in diesen für uns so reizvollen Stadtteil Berlins zurück wollen. Herbst, Foto: privat Die Malerei war für mich schon immer eine wichtige Beschäftigung, um dem beruflichen Stress wirkungsvoll zu begegnen, indem man bei dieser Tätigkeit sehr gut „abschalten“ kann. Ein künstlerisches Tun fördert auch die im Beruf immer notwendige Kreativität. So lernte ich in China auch die Grundzüge der traditionellen chinesischen Malerei von einem chinesischen Maler. Diese Kunstrichtung hat mich stark beeindruckt und beeinflusst mich bis heute. Nun habe ich als Pensionär Zeit und Muse, mir all die Schönheiten, die uns unsere Umgebung bietet, aus meiner Sicht darzustellen. So entstand die Reihe „HavelImpressionen“, aus der die Bilder von Gatow hier gezeigt werden. 750 Jahre Gatow Gatower Heide im Winter Foto: privat Wir gratulieren Gatow zum 750. Jubiläum: Festschrift Seite 57 Olaf Dahlhaus Gatower Künstler Seit 10 Jahren gehört der Holzschnitt zum wichtigsten künstlerischen Ausdrucksmittel für mich und bildet neben den Übungen des Tai Chi Chuan (Chinesische Kampfkunst) die mir seit langem vertraut sind, ein weiteres verbindendes Element zu den Ostasiatischen Künsten, denen mein besonderes Interesse gilt. In Japan und China hat der Holzschnitt eine lange Tradition, insbesondere die Japanischen Farbholzschnitte des 17. und 18. Jahrhunderts, mit ihrer Ornamentik und transparenten Farbigkeit üben eine besondere Faszination aus und machen den Umgang mit dieser alten Drucktechnik zu einem inspirierenden Ereignis. Die Auseinandersetzung mit landschaftlichen Themen bildet den Schwerpunkt in meiner künstlerischen Tätigkeit. Hier bietet der Holzschnitt eine breite Palette von Möglichkeiten an, Strukturen und Ornamente auf verschiedenste Weise zu kombinieren, übereinander zu drucken und geschlossenen Farbflächen und unbedruckten weißen Flächen gegenüberzustellen. So stehen Fläche, Struktur und das Weiß des Papiers in ständigem Dialog miteinander- verdichten, halten verborgen oder geben Teile des Bildes preis. In diesem Spiel entsteht eine Bewegung aus Farben und linearen Mustern, die nebeneinander stehen oder sich zu neuen Formen verbinden und an landschaftliche Strukturen und Ereignisse erinnern. Durch die Übungen des Tai Chi Chuan hat sich meine Fähigkeit wesentlich verfeinert, mit der Natur in eine Art Kommunikation auf einer energetischen Ebene zu treten. Dies ermöglicht mir ein tieferes Verständnis von ihr zu erhalten und sie von einer inneren Sicht aus zu schauen. Daher sind die in meinen Bildern wiedergegebenen Landschaften, innere, empfundene Landschaften, sie erzählen von Begegnungen zweier die einander nicht fremd sind, sondern vertraut. 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 58 Die großformatigen Holzschnitte haben eine Größe von 150 x 100 cm incl. Passepartout und sind, bis auf wenige Ausnahmen, nur in einer kleinen Auflage von 1 – 5 Stück erschienen. Der Druck erfolgt von Hand, ohne Druckerpresse und erfordert einen großen Körperlichen Kraftaufwand, damit sich die auf dem Druckstock befindliche Farbe, in der erwünschten Weise auf das Papier überträgt. Ein Farbholzschnitt entsteht in mehreren Druckvorgängen, bei denen unterschiedliche Druckstöcke und Farben verwendet werden. Es kann je nach der Anzahl der Druckvorgänge auf einem Bogen Papier, bis zu 14 Tagen dauern, bis das endgültige Bild fertig gestellt ist, da nach jedem Druck die Farbe trocknen muss, bis sie erneut überdruckt werden kann. Das Anfertigen der Druckstöcke, die aus Holz bestehen, ist ein anderer Arbeitsgang, bei dem die unterschiedlichsten Schnitzwerkzeuge und Maschinen, wie Oberfräse und Bohrmaschine zum Einsatz kommen. Insgesamt braucht es bis zur Fertigstellung eines mehrfarbigen Holzschnittes viele verschiedene Arbeitsgänge handwerklicher und künstlerischer Art und ist daher der Holzschnitt eine hochwertige und aufwendige Drucktechnik. Auch in der Malerei geht es um die gleichen Inhalte, wie auch um´s Innehalten, es ist ein Prozess in dem das Tun, das Malen, zu einem Geschehenlassen wird, bei dem das Ich des Künstler zurücktritt und die Inspiration die Aktion bestimmt. Somit handelt es sich um einen meditativen Arbeitsvorgang, der körperlich ist, doch vom Geist bestimmt wird. Die Bilder kommen von innen und zeigen das Innere, das die Form verbirgt und daher gehen sie über das Sichtbare hinaus und sind still und reden dennoch und können gehört werden, wenn man ihnen zuhört und das Stillsein mit ihnen teilt. Olaf Dahlaus vor einem Holzschnitt, das Foto unten zeigt sein Atelier. Fotos: privat Biografie 1960 1979-81 1983-90 1990 1990-92 Geboren in Berlin Ausbildung zum Mas seur und med. Bademeister Studium an der Hochsch. der Künste, Berlin Meisterschüler von Prof. Hirsig NaFög-Stipendiat der HdK Berlin Alt Potsdam Reit- und Poloclub e.V. Mehr Infos unter www.poloclub-gatow.de oder über Ulrich Reinicke, Tel.: 030 361 91 43 Nachdem Ulrich Reinicke schon 1975 mit den Engländern den ersten Poloverein nach dem Krieg in Berlin gegründet hatte und auf dem jetzigen Gelände vom Mediamarkt an der Wilhelmstraße, später in anderer Zusammensetzung auf dem heutigen Gelände des Golfclubs Gatow gespielt wurde, gründete er 1979 mit dem Immobilienmakler Ingo Pyko den Poloclub Alt Potsdam. Schon der Name war etwas besonderes. Da man glaubte, mit einem „Gatow“ oder „Spandau“ im Vereinsnamen den Bezug zum damals geteilten Berlin nicht herstellen zu können, nannte man sich preußisch Alt Potsdam. Beim Spielen auf dem Maifeld musste man sich dafür von unkundigen Westdeutschen sagen lassen, dass „die in der DDR nichts zu fressen haben, aber dafür Polo spielen können!“. Sport vereine Gespielt wurde zunächst auf einem Areal an der Potsdamer Chaussee, von Gatow über die Felder zu erreichen über die Verlängerung der Melsunger Straße. 1988 zog man dann um nach Gatow auf ein Gelände neben der Melsunger Straße, wo man bis heute spielt. Beide Grundstücke wurden jeweils vom Gatower Bauern Fritz Schleu zur Verfügung gestellt und mussten zum Poloplatz hergerichtet werden. Nachdem man bis 1991 immerhin dreimal Deutscher Meister werden konnte, konzentriert man sich heute in erster Linie auf die Jugendarbeit, wobei der Reitunterricht naturgemäß einen breiten Raum einnimmt. Fast alle bedeutenden Talente in Berlin haben die Grundbegriffe in Gatow gelernt! Durch die vom Verein angebotenen Reiterferien für Kinder gelingt es immer wieder, Jugendliche, insbesondere auch Mädchen, für den Polosport zu begeistern. Der Verein hat zur Zeit ca. 50 Mitglieder, davon ca. 30 Jugendliche. Die Saison geht von Mai bis September/Oktober, gespielt wird immer mittwochs und samstags, dabei sind dann auch alle 15 bis 20 Pferde, die dem Verein gehören, im Einsatz. Deutscher Segler-Club e.V. Konakt: 14089 Berlin, Kladower Damm 55 Unser Klubgelände liegt seit mehr als 47 Jahren in Gatow gegenüber dem Grunewaldturm. Am 11.Mai 1931 wurde unser Klub von acht aktiven und ehrenamtlich tätigen Mitgliedern aus den Seglervereinen YC Dämeritzsee und SC Argo sowie zwei Abgeordneten des Preußischen Landtages im Hotel „Russischer Hof“ in Berlin – Stammsitz in Zeuthen bei Berlin - gegründet. Gründungsziel war „Die Förderung der Ausbildung des Seglernachwuchses in den Vereinen des Deutschen Segler-Bundes durch finanzielle und materielle Unterstützung der bestehenden Jugendabteilungen“. Zur damaligen Zeit war der Deutsche Segler-Bund einer von drei Verbänden, in denen sich die Seglervereine organisiert hatten. Die politische Entwicklung in Deutschland hatte im Jahre 1933 zur Folge, dass alle Seglervereine im Deutschen Segler-Verband vereinigt wurden. Der Deutsche Segler-Bund beschloss im September 1933 seine Liquidation. 750 Jahre Gatow Christian Biering Fliesenlegermeisterbetrieb • Sämtliche Fliesenarbeiten • Bad-Sanierung komplett • Marmor und Granit Am Kinderdorf 48, 14089 Berlin Tel. 030 - 36 40 03 17 • Fax 030 - 36 40 03 18 • Funk 0172 - 956 51 72 Festschrift Seite 59 Sport vereine Die Satzung wurde geändert und es schlossen sich weitere aktive Segler unserem Klub an und übten aktiv Regatta- und Fahrtensegeln bis an die Ostsee aus. Die Boote und Mitglieder waren in Vereinen im Raum Zeuthen ansässig und hatten weder eigenen Hafen noch Klubhaus. Im September 1954 wurde der DSC in den Deutscher Segler Verband und Berliner Segler Verband aufgenommen. Die DSC-Flotte wurde größer, aber der DSC war ein Klub ohne Heim und Steganlage. Im Dezember 1960 stimmte die Mitgliederversammlung einem Pachtangebot von Gelände und Haus zu. Von nun an hatte der DSC seine Heimat in Gatow. Die Mitglieder hatten in dieser Zeit Unglaubliches geleistet und Gelände und Haus hergerichtet. Bis heute war dies Verpflichtung für die folgenden Generationen, die aus Hafen und Gelände ein wahres Kleinod gemacht haben. Diese Leistung konnte nur durch die Bereitschaft, sich ohne wenn und aber einzubringen, erbracht werden. Die Anfänge des „Optimistensegelns“ auf der Unterhavel wurden im Wesentlichen vom damaligen Vorsitzenden H. Alfred Pöppel mit initiiert. 1966 schrieb der DSC gemeinsam mit dem WSV 22 erstmalig Wettfahrten für den Optimisten (damals Holzbau) aus. In den Jahren 1967 bis 1978 stellten Segler aus dem DSC die Deutschen Meister bei den 15 qm, 16 qm und 20 qm Jollenkreuzern und der Jugendmeisterschaft der Europe. Das Fahrtensegeln nahm schon damals einen breiten Raum in den sportlichen Aktivitäten ein und ist heute das sportliche Standbein des DSC. Unser Klub schätzt sich glücklich, gut gefüllte Boxen an der Steganlage zu haben und vor allem viele junge Familien mit Kindern in seiner Mitte zu wissen. Zur Zeit hat der Verein 68 Mitglieder, wobei davon 20 Jugendmitglieder sind. Hans-Jörg Schmidt Ruderverein Collegia 750 Jahre Gatow Der Ruderverein Collegia (lateinisch: Gemeinschaften) wurde 1895 in Berlin –Charlottenburg gegründet. Zunächst in Tiefwerder ansässig, ist man nun bereits seit 1930 in Gatow am Pfirsichweg 9-11 Ecke Gatower Straße auf einem großen Gelände an der Havel beheimatet. Auf dem Gelände befindet sich nicht nur ein Bootshaus mit Trainingsraum, wo man z. B. im Winter am Ergometer trainieren kann, sondern auch ein Vereinsheim für die Gemütlichkeit. Da man seinem Vereinsnamen alle Ehre machen will, der möglichst viele Leute ansprechen soll, gibt es auf dem Gelände auch einen Grill- und Spielplatz sowie eine Liegewiese, auf der man sich bei schönem Wetter sonnen und den Blick auf das Wasser genießen kann. Trotzdem steht die Ausübung des Rudersports an erster Stelle, dabei wird zwischen dem Fahrtenrudern und dem Leistungsrudern unterschieden. Beim Fahrtenrudern rudert man mit mehreren Kameraden(innen) und genießt die Landschaft. Solch eine Fahrt kann durchaus ein paar Tage dauern, man übernachtet dann in der Nähe des Wassers und fährt am nächsten Tag weiter. Auf diese Weise kann man alle deutschen Flüsse befahren. Beim Leistungsrudern geht es natürlich darum, möglichst vor den Anderen am Ziel zu sein. Hier konnte der Verein allein, in Trainings- oder Renngemeinschaften, beachtliche Erfolge und Siege bei deutschen Meisterschaften, Eichkranzregatten, Bundesentscheiden der Jugend und Masterregatten erringen. Neu ist die Kooperation mit zwei Spandauer Schulen. Im Bereich des Nachwuchses wird zwischen dem Kinderbereich (10-14 Jahren) und dem Jugendbereich (15-18 Jahren) unterschieden und auf eine ordentliche Ausbildung geachtet. Neben Tages- und Wanderfahrten werden aber auch Zeltwochenende veranstaltet. Festschrift Seite 60 Im Winter wird für alle Mitglieder Hallensport und Waldlauf angeboten. Gesellschaftliche Veranstaltungen runden das Angebot ab. Wer mitmachen will, findet also ein breites Spektrum. Der Verein hat zurzeit über 100 Mitglieder. Einen Tag der offenen Tür, der so genannten “Tag des Wassersports“, findet am Samstag, dem 24. Mai 2008 statt. Auch hier sind Interessierte gerne gesehen und können sich direkt vor Ort informieren. Gerrit Kähling/Axel Loose Mehr Infos unter www.collegia.de oder am allgemeinen Vereinstag mittwochs ab 17:00 Uhr im Bootshaus. SC Gatow Mehr Infos über www.sc-gatow.de., oder über Vorsitzender Bernd Trepte, Tel. 368 016 09) und Jugendleiterin Petra Teschendorf (Tel. 36 43 12 40). Der Fußballverein in Gatow wurde bereits 1931 als Gatower SV gegründet und dürfte damit einer der ältesten Sportvereine am Ort sein. Zunächst spielte man auf einem Sandplatz am Großglienicker Weg, den Bauer Ernst zur Verfügung gestellt hatte. Da diese Fläche während des zweiten Weltkrieges und danach wieder als Getreide- und Kartoffelfeld benötigt wurde, spielte man nach dem Krieg als kommunale Sportgruppe unter Aufsicht der Alliierten in Hohengatow an der Straße am Auslandshaus. 1949 schließlich wurde der Verein als SC Gatow als Nachfolgeorganisation des Gatower SV wiedergegründet. Jetzt wurde auf einem Sandplatz rechts neben der Schule gespielt, auf dem heute Reihenhäuser stehen. Mit großzügiger Unterstützung des Bezirksamtes wurde links neben der Schule ein Rasenplatz angelegt, der 1953 eingeweiht werden konnte. In den fünfziger Jahren konnte der Verein einen großen Mitgliederzuwachs verzeichnen, so dass teilweise 5 Männer- und 6 Jugendmannschaften gemeldet werden konnten. Der bis dahin größte sportliche Erfolg gelang im Spieljahr 1957/58, als man aus der dritten in die zweite Klasse aufsteigen konnte. Sport vereine Nachdem es Anfang der sechziger Jahre gelang, einige Sponsoren zu gewinnen und man mit Fritz Mauruschat, der zuvor mit Tasmania 1900 fünfmal Berliner Meister geworden war, einen renommierten Trainer verpflichten konnte, kam auch der sportliche Aufschwung. Vom Spieljahr 1961/62 bis 1964/65 gelang in 4 Jahren dreimal der Aufstieg aus der 2. Klasse bis in die Regionalliga Berlin, damals eine Klasse unter der Bundesliga! Hier durfte man dann unter anderem gegen Hertha BSC (mit Rehhagel, Faeder, Fahrian und Groß) an der „Plumpe“ am Gesundbrunnen vor 4002 Zuschauern spielen und hielt sich beim 1:3 wie auch bei der 1:2 Niederlage im Rückspiel am Askanierring achtbar. Den Abstieg aus der Regionalliga konnte man jedoch nicht verhindern und musste in den nächsten Jahren kleinere Brötchen backen. Mitte der siebziger Jahre begannen dann die Planungen für das Vereinsheim am Weiten Blick 48, das im wesentlichen durch einen Kredit des Senats und durch Eigenleistungen erstellt werden konnte. Baubeginn war dann im Mai 1979, Einweihung wurde im November 1980 gefeiert. Zu dieser Zeit wurde auch der Sandplatz neben der Schule durch einen Hartplatz hinter der Schule ersetzt. Unterdessen hatte sich auch die erste Mannschaft unter dem Vorsitz des unvergessenen und leider viel zu früh verstorbenen Peter Volckmann bis in die Amateuroberliga Berlin, der damals höchsten Spielklasse im Westen Berlins, hochgespielt, wo sie in den achtziger Jahren insgesamt sieben Jahre spielte! In der Saison 1991/92 spielte man nach der Wiedervereinigung und Zusammenlegung des Spielbetriebs in der Amateuroberliga Nordost sogar noch gegen Mannschaften wie den Europapokalsieger 1974, den 1.FC Magdeburg, und Union Berlin! Nach drei Jahren Verbandsliga Berlin musste man dann wieder kleinere Brötchen backen und es ging runter bis in die B-Klasse. In den Jahren 2001 bis 2004 stieg man jedoch unter Spielertrainer Carsten „Charly“ Köhn dreimal hintereinander auf und schaffte den Sprung von der B-Klasse bis in die Landesliga (zweithöchste Berliner-Klasse), wo man zwischenzeitlich im vierten Jahr spielt. 2006, im Jahr des 75-jährigen Bestehens des Vereins, gelang den Gatowern nach 25 Jahren wieder einmal der Gewinn des Spandauer Bürgermeisterpokals. Der Verein ist heute in der glücklichen Situation, dass in der Jugend alle Altersklassen von den Minikickern (ab 4 Jahre) bis zur A-Jugend (16 bis 18 Jahre) durchgängig besetzt sind. Dies ist wichtig, da hier die Basis für den Fortbestand des Vereins gelegt wird. Im Erwachsenenbereich gibt es neben zwei Männermannschaften noch eine 7-er Altliga (über 40 Jahre). . Der Verein hat zur Zeit ca. 400 Mitglieder, jeweils zur Hälfte Jugendliche und Erwachsene. Die erste Mannschaft spielt ihre Heimspiele im vierzehntägigen Rhythmus sonntags ab 14.00 Uhr. Wer sich über den Zeitpunkt der Spiele informieren will, findet in Gatow zwei Schaukästen, den einen in 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 61 Sport vereine der S-Kurve vor der Pizzeria, den anderen vor dem Haus Alt-Gatow 9-11. Und das Vereinsheim, das sicherlich zu den schönsten seiner Art zählt, lädt gerade im Sommer mit seinem Blick von der Terrasse auf die Gatower Heide auch Nichtmitglieder zum Verweilen ein. Tennis Club Hohengatow e.V. Der Tennis Club Hohengatow spielt seit seiner Gründung 1959 auf dem Gelände des heutigen Vivantes Wohnpflegezentrums Spandau am Waldschluchtpfad 27, zu erreichen vom Kladower Damm über den Breitehornweg. Auf der Anlage des damaligen Krankenhauses Hohengatow gab es zwei Tennisplätze, die von den Ärzten des Krankenhauses genutzt wurden. Da die Plätze nicht unbedingt ausgelastet waren, sprachen die Ärzte andere Interessierte an, ob diese nicht Tennis spielen wollen. Aus diesem Kreis wurde schließlich im Jahr 1959 der Tennis Club Hohengatow gegründet Mehr Infos unter: Tel.: 030 / 3656838 Im Laufe der Jahre kamen dann zwei weitere Tennisplätze dazu, so dass man für die heute ca. 200 Mitglieder, darunter etwa 50 Jugendliche, insgesamt 4 Plätze zur Verfügung hat. Im Winter (Oktober – März) wird auf einem Platz eine Traglufthalle errichtet, die an Mitglieder oder Tennisinteressierte kostengünstig vermietet wird. Der Verein versteht sich insbesondere als Familienverein, wo die Geselligkeit groß geschrieben wird. Auch die äußerst idyllische Lage des Geländes sowie die in eigener Regie bewirtschafteten Clubräume laden nach dem Tennis zum Verweilen ein. Da durch die Krankenhausprivatisierung und der damit verbundenen Rechtsformänderung leider einige Unklarheiten hinsichtlich der Pachtverhältnisse auftraten, strebt der Verein, übrigens auch mit Unterstützung der gesamten BVV Spandau und Stadtrat Gerhard Hanke, diesbezüglich eine längerfristige Lösung an. 750 Jahre Gatow Heute nehmen 12 Mannschaften von den Bambini bis zu den Senioren an den Verbandsspielen des Tennisverbandes Berlin Brandenburg (TVBB) teil. Um den Unterbau des Vereines zu stärken, versuchen wir, in Kooperation mit den Schulen, Jugendliche für den Tennissport zu begeistern. Die qualifizierten und engagierten 3 Trainer bringen alle Talente schnell zur Wettspielfähigkeit. Die Beiträge liegen für Kinder bei 110 EUR pro Jahr, Jugendliche und Studenten zahlen 130 EUR und Erwachsene 220 EUR (Ehepaare 415 EUR) pro Jahr. Bernd Grigalat/Gerrit Kähling PSB 24 Festschrift Seite 62 Auf einem 20.000 qm großen, im Eigentum befindlichen Grundstück in schönster Lage in Gatow, finden Sie den PSB 24. Der ehemalige Vereinsname Postsportverein ist sicher auch heute noch bekannter, aber vor drei Jahren wurde ein neuer Vereinsname gesucht, da sich die Post als „Sponsor“ gänzlich zurückgezogen hatte und so einigte man sich nach längerer Findungsphase in allen Abteilungen auf den neuen Namen Pro Sport Berlin 24 e.V. Im Jahre 1924 wurde der Post SV Berlin als erster Postsportverein Deutschlands gegründet. Auf der Gründungsversammlung waren seinerzeit schon über 300 Interessenten anwesend, die auf Anhieb 9 Abteilungen (Boxen, Fußball, Hockey, Leichtathletik, Radfahren, Rudern, Schwerathletik, Schwimmen und Tennis) gründeten. Durch ständige Aufwärtsentwicklung wuchs der Post SV bis zum Beginn des 2. Weltkriegs auf über 22.000 Mitglieder an, was sich auch in der Erstellung hervorragender Sportstätten niederschlug. Unser Grundstück wurde von der damaligen Reichspost erworben und auf dem riesigen Gelände Mehr Infos unter www.psb24-gatow.de oder besuchen Sie den Verein auf seiner Anlage. wurde ein Haus für einen Staatssekretär gebaut. In den Nachkriegsjahren wurde das Grundstück an die Deutsche Post, später dem Landessportbund übergeben. Mitte der siebziger Jahre wurde in alten Grundbüchern nachgeforscht und die Eigentumsverhältnisse geklärt. Das Eigentum an dem Grundstück wurde dann endlich wieder an den Postsportverein zurückübertragen. Sport vereine Mitte 1978 war außer Wildnis und einigen Lauben nur das später dann als Vereinsheim genutzte Haus auf dem Gelände. Nun traten die ersten Mitglieder der Abteilung Gatow auf den Plan. Ein Steg für die ersten Segler sowie ein Vielzwecksportplatz, sogar mit einer Flutlicht-anlage, baute der Verein für die Tennisspieler. Vieles errichteten die Sportler damals noch mit viel Einsatz in Eigenarbeit . 1982 wurden 4 weitere Plätze als Sandplätze eröffnet sowie der vorhandene Einzelplatz zum Ascheplatz um-gewandelt. 1995 kam eine Tennishalle dazu, um auch im Winter den Spielbetrieb zu ermöglichen. Die Halle wurde 2006 umgebaut. Heute verfügt sie über einen modernen, besonders gelenkschonenden Schwingboden mit neuem Belag. Die Halle kann auch von Nichtmitgliedern gebucht werden. Von unserer vor einigen Jahren neu angelegten Terrasse hat man einen wunderschönen Blick auf die Havel, den gegenüberliegenden Grunewaldturm und den Wassersportbetrieb. Im Sommer lädt die große Wiese zum Ausruhen und Relaxen ein. Vom Steg kann man ein erfrischendes Bad in der jetzt wieder viel saubereren Havel genießen. Seit über zehn Jahren sorgt unser Gastronom, Herr Kumbier, für das leibliche Wohl der Mitglieder; bei vielen Veranstaltungen und Feiern kann er immer wieder sein Können unter Beweis stellen. Für den Tennisbetrieb stehen drei gut ausgebildete, freundliche Tennistrainer bereit. Während der Sommerferien werden für Kinder und Jugendliche zwei Tenniscamps veranstaltet. Hier können sich auch Nichtmitglieder anmelden um sich mit dem Tennis vertraut zu machen und eine unbeschwerte Woche mit Gleichgesinnten zu ver-bringen. Die vor einigen Jahren dazugekommene Ruderabteilung, die schon viele Wanderruderpreise errudert hat, bietet ebenfalls für Unerfahrene und Neueinsteiger Ruderlehrgänge an. Die Segler führen in den Sommermonaten Regatten durch und genießen ansonsten ihren herrlichen Liegeplatz. Gabriele Kunert Motor-Yacht-Club Preußen Mehr Infos erhalten Sie bei der Geschäftsstelle, Tel.: 030 / 60 25 04 14. 750 Jahre Gatow Der Motor-Yacht-Club Preußen e.V. im ADAC ist einer der jüngeren Wassersportclubs in Berlin. Nach seiner Gründung am 12.04.2002 hat er am 19.08.2006 sein eigenes Domizil in Berlin-Gatow (Bezirk Spandau) eingeweiht. Auf dem ca. 5.000 m2 großen Gelände eines ehemaligen Ausflugsrestaurants ist eine Hafenanlage mit zwei Steganlagen und Clubhaus mit Werkstatt für Rennfahrer entstanden. Die Steganlage ist für 64 Bootsanlieger in Doppelboxen ausgelegt. Schon vor Einweihung des Clubgeländes (mit Beginn der Saison 2005), betreiben die "Preußen" nun ein Wassersport-Zentrum im Sinne des ADAC Berlin-Brandenburg. Ziel und Zweck sind die Förderung des Motorbootrennsportes, des Breitensportes, der Ausbildung hierzu sowie die Förderung der Wassertouristik in Berlin. Der Motor-Yacht-Club Preußen e.V. im ADAC hat, nach Erlangen der Ortsclub-Mitgliedschaft im ADAC, seinen Wassersportbetrieb in vollem Umfang aufgenommen. Die Postanschrift lautet: Alt Gatow 1-3, 14089 Berlin und ist wasserseitig am rechten Ufer der Unterhavel bei Stromkilometer 5,7 (ca. 1.400 m südl. der Marina Lanke-Werft) zu erreichen. Festschrift Seite 63 Sport vereine Auf gleichem Gelände ist straßenseitig in Fremdbewirtschaftung das italienische Restaurant "Casa italiana da Alberto" gelegen, was für Clubveranstaltungen in größerem Rahmen, ebenfalls dem Yacht-Club zur Verfügung steht. Neben den oben genannten Zielen hat sich der Club weiterhin die Teilnahme und Durchführung von Regatten und Orientierungsfahrten, die Förderung einer Jugendgruppe, die Durchführung von nationalen und internationalen Motorsportveranstaltungen, sowie die Vermittlung von Kenntnissen rund um den Wassersport, auf die Fahne geheftet. Wer sich für unseren Club interessiert, an unserem Vereinsleben teilnehmen möchte, seine Mitgliedschaft erwägt, seine Kinder oder weitere Jugendliche unserer Jugendgruppe zuführen möchte, kann sich am zweiten Donnerstag jeden Monats zum Clubabend (obige Adresse) einfinden. Die Mitgliederzahl im September 2007 beträgt 155. Deutsch-Britischer Yachtclub 750 Jahre Gatow Festschrift Seite 64 In Berlin starten und landen die „Rosinenbomber“ der Alliierten - auch auf dem Flughafen Gatow. Unterhalb des Flughafengeländes warten auf der Havel Tanker am Steg der Verlade- und Pumpstation auf ihre Ladung. Es handelt sich um Treibstoff, der über Gatow eingeflogen und dann über eine drei Kilometer lange Pipeline auf die Tankschiffe gepumpt wird, die den Kraftstoff schließlich weiter in die Stadt transportieren. Es ist das Jahr 1948, Berlin-Blockade. Die Verlade- und Pumpstation ist heute das Gelände des „DeutschBritischen Yacht Clubs“, und noch immer kann das Ende der damals für das eingeschlossene Berlin so wichtigen Pipeline an der Kaimauer besichtigt werden. Die Geschichte des Yacht Clubs ist bewegt und wechselvoll. 1946 wurde der Club als „United Services Yacht Club“ in Spandau gegründet und übernahm 1952 jetzt als „Berlin British Yacht Club“ (BBYC) das nicht mehr als Verlade- und Pumpstation benötigte Gelände am Kladower Damm 217 H. Die Mitgliedschaft bestand aus Angehörigen der britischen Streitkräfte und ihrer Familien. 1970 öffnete sich dann der Club und die ersten deutschen Gastmitglieder traten in den Verein ein. Offen war der BBYC aber auch für Gäste von der Wasserseite. Mancher Segler lernte so britisches Clubleben und das britische Pub kennen und lieben. Mit dem Fernglas konnten die Segler an den Flaggen am Flaggenmast erkennen, ob die Bar geöffnet und eine Pause mit Beer and Cheeseburger oder Fish and chips möglich ist. Tragische Berühmtheit erlangte der BBYC als 1972 der deutsche ClubBootsmann Ernst Beelitz bei einem terroristischen Bombenanschlag getötet wurde. Nach dem Fall der Mauer wurde im November 1991 der „Deutsch-Britische Yacht Club“(DBYC) im BBYC gegründet, um auch nach dem Abzug der Alliierten die deutsch-britischen Beziehungen und Traditionen weiter zu pflegen. 1994 verschmolz dann der BBYC mit dem DBYC. Heute ist der DBYC im Sport- und Vereinsleben in Gatow/Kladow fest verankert: Kooperationen mit Schulen für einen intensiven Segelunterricht, Regatten und diverse für Gäste offene Veranstaltungen und Feste. Apropos „offen“, Gäste sind jederzeit herzlich willkommen, ein Klingeln genügt. Besonders willkommen sind neue Mitglieder, für die eine Vielzahl von Clubbooten zur Verfügung steht. Interesse an Großbritannien oder an english conversation sollte vorhanden sein, denn der DBYC ist der etwas andere Club geblieben. Die vielen englischsprachigen Schilder aus Army-Zeiten dienen mehr als nur der Erinnerung, vielmehr sind sie Symbol für ein zusammenwachsendes Europa bei dem kulturelle Eigenheiten, durchaus gewollt, erhalten bleiben und sich gegenseitig beeinflussen. Dies ist im Clubleben und im Segelsport täglich zu beobachten - last but not least bei beer, fish and chips oder Kaffee und Kuchen. Welcome aboard! Andreas-R. Wosnitza Veranstaltungsplan: Veranstaltungen 750 Jahre Gatow Sa. / So. 24. / 25. Mai 2008: Gatower Künstler präsentieren ihre Arbeiten in Verbindung mit bulgarischen Künstlern. Ort: Gatower Str. 296, ab 15:00 Uhr Sa. 24. Mai 2008: Tag des Wassersports. Ort: Ruderverein Collegia Sa. 31. Mai 2008: Gitarrenkonzert in der Ev. Dorfkirche – 17.00 Uhr Sa. 14. Juni 2008: Die Gatower Sportvereine stellen sich vor – durchgängiges Programm ab 10.00 Uhr, Ort: Grundschule am Windmühlenberg/ Sportplatz SC-Gatow Sa. 21. Juni 2008: Konzert der Kantorei Alt-Tempelhof in der Ev. Dorfkirche um 17.00 Uhr . Leitung: Wolfgang Wedel Sa. / So. 21. / 22. Juni 2008: Frühlingsfest / Sonnenwendfeier und Erdbeercup ab 11.00 Uhr Ort: bei Bäuerin Beate Bathe/ Gutsgärtnerei Sa. / So. 28. / 29. Juni 2008: Dorffest 750 Jahre Gatow – Ort: Gutsgärtnerei – Sa. ab 11.00 Uhr, So. ab 12.00 Uhr So. 6. Juli 2008: Familiengottesdienst in der Ev. Dorfkirche um 10.00 Uhr mit anschließendem Sommerfest Fr. 11. Juli 2008: Konzert in der Ev. Dorfkirche – 19.30 Uhr; mit Sängerinnen und Sängern der Semper Oper Dresden, Leitung: Markus Brühl Sa. 30. August 2008: Sommerfest in der Siedlung Habichtwald – ab 15.00 Uhr Sa. / So. 6. / 7. September 2008: Erntefest in der Gutsgärtnerei – ab 11.00 Uhr Sa. 06. September 2008: Einweihung der Mühle – ab 14 Uhr Do. 18. September 2008: Tag der offenen Tür im SOS Kinderdorf -Bildungszentrum, Gatower Str. 199, 11.00 - 18.00 Uhr So. 21. September 2008: Festgottesdienst zur Goldenen und Diamantenen Konfirmation, Ev. Dorfkirche um 10.00 Uhr Fr. 26. September 2008: 30-jähriges Jubiläum des AK-Gatow - Ort: Ev. Gemeindehaus um 18:00 Uhr Eröffnung der Ausstellung „Geschichte und Entwicklung Gatows“. Festvortrag: Andreas Kalesse Sa. 27. September. – So. 5. Oktober 2008: 10. Gatower Herbstwoche des AK- Gatow So. 5. Oktober 2008: Festgottesdienst in der Evangelischen Dorfkirche um 10.00 Uhr Erntedankfest auf dem Annenhof ab 11.00 Uhr Ort: Weiter Blick (gegenüber Albert-Schweitzer-Kinderdorf) Sa. / So. 29. / 30. November 2008: 1. Advent Weihnachtsmarkt auf dem Gutshof und in der Gutsgärtnerei Fr. 5. Dezember 2008: Festakt in der Ev.. Kirchengemeinde in der Ev. Dorfkirche, 18.00 Uhr, mit Festvortrag von Herrn J. Grothe. Zusammensein in der Casa Italiana Da Alberto, organisiert von der Initiativgruppe. Wir gratulieren Gatow zum 750. Jubiläum: Festschrift Seite 66