Teil 3 - TU Bergakademie Freiberg
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Teil 3 - TU Bergakademie Freiberg
Vorlesung 9 – 12 Brauereitechnologie Sommersemester 2015 TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERGAKADEMIE FREIBERG & FREIBERGER BRAUHAUS GmbH Vorlesung 9 – 12 • • • • • • • Bier und Gesundheit Biermarkt Gewinnung von Spirituosen Brauereibesichtigung Freiberger Brauhaus Verkostung des selbstgebrauten Bieres Geschmacksvielfalt von Bier Gesundheitsfördernde Wirkung von Bier im Selbstversuch 2 Bier und Gesundheit Ernährungsphysiologische Bedeutung des Bieres • löscht Durst besser als andere Getränke • regt den Appetit an, ohne selbst dick zu machen • fördert die Verdauung • hat eine stark diuretische Wirkung • hat eine entspannende Wirkung 3 Bier und Gesundheit Physiologischer Brennwert = Stammwürze x 150 in kJ/l in GG % Beispiel: Pilsbier mit 11,5 % Stammwürze hat 1.725 kJ/l (413 kcal/l) Bockbier mit 16,5 % Stammwürze hat 2.475 kJ/l (592 kcal/l) 4 Berechnung des physiologischen Brennwertes g/l Bier kJ/g kJ/l Bier Fett 0 x 37 0 Eiweiß 5 x 17 85 Kohlenhydrate 30 x 17 510 Ethanol 40 x 29 1.160 organische Säuren 0,6 x 13 8 mehrwertige Alkohole 1,2 x 10 12 Ballaststoffe 2 x 8 16 1.791 ≙ 428 kcal/l 5 Brennwerte im Vergleich Wasser, Tee, Kaffee 0 Gemüsesäfte 300 kcal/l Buttermilch 360 kcal/l Freiberger Pils 413 kcal/l Apfelsaft 500 kcal/l Vollmilch (3,5 % Fett) 665 kcal/l Rotwein, Weißwein 600 - 800 kcal/l Sekt 850 kcal/l Schnäpse, Magenbitter 2.300 – 4.300 kcal/l 6 Bier und Gesundheit Vorteile von mäßigem Bierkonsum (Männer 60-80 g EtOH/d; Frauen 40-60 g/d) • senkt das Herzinfarktrisiko durch in Verbindung Förderung der Durchblutung mit • senkt den Blutdruck/Cholesterin Bewegung • fördert die Regeneration von Sportlern 7 Bier und Gesundheit Ethanolkonzentration im Blut in ‰ = konsumierte Alkoholmenge in g Körpergewicht in kg • f f = 0,6 – 0,8 für Frauen und Pykniker f = 0,7 – 0,9 für Astheniker abzüglich 0,10 ÷ 0,13 ‰ pro Stunde bei Männern 0,09 ÷ 0,10 ‰ pro Stunde bei Frauen Quelle: Prof. Patzelt, Rechtsmedizin an der Universität Würzburg 8 Bier und Gesundheit Umrechnung Ethanol von VV% in GG% Freiberger Pils 4,9 ml 100 ml = GG% EtOH • VV% EtOH • 0,8 g ml 0,8 g ml = 4,0 g 100 ml = 40 g l 9 Ein Beispiel Ein gesunder, nüchterner, normal konstituierter Student mit einem Körpergewicht von 80 kg trinkt in 3 Stunden 3 halbe Liter Freiberger Pils und fährt anschließend Auto. Durfte er das? 1,5 l • 40 g/l 80 kg • 0,85 - 3 h • 0,12 ‰/h = 0,52 ‰ EtOH im Blut 10 Die richtige Antwort lautet: 0,52 ‰ – 0,50 ‰ 0,12 ‰ / h = 0,167 h = 10 Minuten Er hätte noch 10 Minuten warten müssen. 11 Inhaltsstoffe des Bieres Kohlehydrate Eiweiß Alkohol Kohlensäure 30 g/l 5 g/l Restextrakt 40 g/l bei 12 % Stw. 5 g/l ug 7-9 g/l og 12 Wertvolle Inhaltsstoffe des Bieres • Aminosäuren ~ 1.000 mg/l • Vitamine ~ 2 mg/l • Mineralien 1.100 – 2.100 mg/l - gleichzeitig natriumarm – • Organische Säuren ~ 600 mg/l • keine Fette, kein Cholesterin • Gerbstoffe ~ 200 – 250 mg/l • Hopfenbitterstoffe 20 – 30 mg/l • Ballaststoffe ~ 2.000 mg/l 13 Bier ist das reinste Lebensmittel • Schwermetalle alle 0,001 – 0,006 mg/l • Rückstände von Pflanzenschutzmittel können nicht nachgewiesen werden • im Bier können sich keine Toxine bildende und keine pathogenen Keime entwickeln (pH, CO2, Bitterstoffe, Alkohol) 14 Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko Dr. F. L. Schmucker 15 Unerwünschte Inhaltsstoffe • Nitrat < 25 mg/l blockiert O2-Transport • NDMA < 0,5 µg/l Krebs erzeugend • SO2 < 10 mg/l Hautrötung, Kopfschmerzen • Biogene Amine 8-140 mg/l Migräne, Kopfschmerzen, • Purine Gicht (Weizen 70 / Pils 130 / Bock 180 mg/l) • Höhere Alkohole, Aldehyde, Ester: (wirken berauschender und betäubender als EtOH) • Mykotoxine Gehalte vom Gerstenjahr abhängig • Furane entstehen beim Kochen 16 Der gefährlichste Inhaltsstoff des Bieres Alkohol C2H5OH Alkoholverzehr wirkt sich auf vier Organe aus - steigert die Hirndurchblutung - erweitert die Herzkranzgefäße - erhöht die Harnausscheidung - erweitert die Blutgefäße der Haut 17 Alkohol hat viele Gesichter • • • • • • • Nahrungsmittel Kraftstoff Reinigungsmittel Schmerz stillendes Mittel Anregungs-/Beruhigungsmittel Betäubungsmittel ein Mittel, das Wohlbefinden hervorruft, aber auch abhängig machen kann 18 Was ist alkoholfrei ? Alkoholfreies Bier darf in Deutschland maximal 0,5 VV % EtOH enthalten. Ab 1,2 VV % EtOH muss der Alkoholgehalt bei Getränken deklariert werden. 19 Natürlicher Alkoholgehalt in Lebensmitteln ● ● ● ● ● ● Weinsauerkraut bis 2 % reife Banane 0,6 % Kefir 0,5 % Traubensaft 0,4 % Brot 0,2 – 0,3 % Apfelsaft 0,2 % 20 Alkohol soll gemieden werden • • • • • • während der Schwangerschaft / Stillzeit mit bestimmten Medikamenten am Arbeitsplatz im Straßenverkehr im Kindesalter von Alkoholabhängigen 21 Biermarkt • Entwicklung des Biermarktes in Deutschland • Reaktionen der Brauindustrie • Rahmenbedingungen in Deutschland • Trends im Biermarkt • Ausblick • Entwicklung im globalen Biermarkt 22 Heimat der Bierkultur Im Bierdreieck Sachsen-Bayern-Böhmen entwickelte sich die Braukunst • Verfügbarkeit der Rohstoffe • Volksgesundheit • Brauwissenschaft • spezialisierter Maschinenbau 23 Rückblick in Deutschland 1940er Jahre: Krieg – deutsche Konsumgüter unerwünscht – deutsche Teilung 1950er Jahre: Konsum – Wiederaufbau - Weltmeister 1960er Jahre: Aufbruch – Wettlauf im Weltraum – Lizenzproduktion – Hopfenprodukte – Mälzereien separat 1970er Jahre: Reifegesellschaft – strebt nach Differenzierung Pils wird Leitsorte – 1976 erstmals Ausstoßrückgang 24 Rückblick in Deutschland 1980er Jahre: Überfluss – Wertewandel Wiedervereinigung gesättigter Biermarkt – Handelsmarken entstehen 1990er Jahre: Erlebniswelten – Polarisierung billig – Luxus ostdeutsche Marken erstarken - Dosenbier Vetriebswege: 1. LEH: Flasche und Dose 2. GFGH: Flasche und Fass 3. Heimdienst verschwindet Markenwerbung anstelle 25 generischer Werbung Reaktionen der deutschen Brauindustrie • Beschaffungsmarkt - Bildung von Einkaufskooperationen (Deutsche Braukoop) • Betrieb - Kosteneinsparungen durch Outsourcing von technischen Dienstleistungen und Logistik an Fremdfirmen - Produktivitätssteigerung 26 Beispiel Produktivitätssteigerung 1960 1970 1980 1990 2000 2010 D D D D D D 640 hl/Beschäftigte 927 + 45 % 1.339 + 44 % 1.949 + 46 % 2.842 + 46 % 3.565 + 25 % 27 Reaktionen der deutschen Brauindustrie • Absatzmarkt - Auslastung von freien Kapazitäten durch Angebote im Preiseinstiegssegment - Bildung von Kooperationsmarken (Vitamalz) - Erhöhung des Werbedrucks und der Wertigkeit der Ausstattung - Gebindevielfalt - Sorten-Diversifikation - Lockvogel – Angebote (z.T. 50 - 70 % der Bierverkäufe) im Markenbierbereich - steigende Differenz zwischen Normal- und Promotionspreis 28 Rückblick in Deutschland 2000er Jahre: Eventgesellschaft – Individualität Tiefschläge für Bier: • Verbraucher-Ausgaben in Deutschland für Wein erstmals größer als für Bier (2001) • Zwangspfand auf Bier-Einweggebinde • Pro-Kopf-Verbrauch für Wasser erstmals höher als für Bier (2003) 29 Bewegungen im deutschen Biermarkt 2001: Oetker kauft 100 % Henninger 2001: Heineken kauft 49,9 % Paulaner, Kulmbacher 2001: Interbrew kauft 80 % Diebels Interbrew kauft 100 % Beck & Co. 2002: Heineken kauft 45 % Karlsberg, (→ Verkauf 2009) 2002: Bitburger kauft 100 % Wernesgrüner 2002: Interbrew kauft 85,4 % Gilde, Hasseröder 30 Bewegungen im deutschen Biermarkt 2003: Oettinger kauft 100 % Hannen 2003: Interbrew kauft 100 % SpatenFranziskaner-Löwenbräu, Dinkelacker-Schwaben Bräu 2004: Oetker kauft 50% Stuttgarter Hofbräu (2007:100 %) 2004: Carlsberg kauft 100 % Holsten, Lübz, Feldschlößchen (Verkauf BS 2009 DD 2010) Bitburger kauft 100 % König, Licher 2004: Oetker kauft 100 % Brau & Brunnen 2006: Oetker kauft 100 % Freiberger Brauhaus 31 Bewegungen im deutschen Biermarkt 2007: InBev verkauft Dinkelacker und Mauritius 2009: Carlsberg verkauft Feldschlößchen BS an Management und 2010: Feldschlößchen DD an die Investorengruppe TCB 32 Konzentration der Brauindustrie 2014 Spanien Frankreich Niederlande Großbritannien Belgien Italien Deutschland Marktanteil der Top 3 90 % 86 % 79 % 78 % 77 % 74 % 30 % Anzahl der weiteren Gruppen Wettbewerber 19 17 13 66 119 13 __ 1.349 Oetker AB InBev Oettinger 11 % 10 % 9% 33 Bierkonsum in Deutschland 160 140 120 Liter / Einwohner 100 80 60 40 20 0 1976 1983 1990 1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013 2014 Jahr 34 Getränkeverbrauch in Deutschland Bierausstoß in Deutschland in 1.000 hl 140.000 120.000 100.000 hl 80.000 60.000 40.000 20.000 0 Jahre 35 Getränkeverbrauch in Deutschland (l/Kopf) Quelle: Brauwelt 36 Weltbierverbrauch absolut 37 Weltbierausstoß in Mio. hl 1990 2000 2010 2013 Europa 454 469 541 533 Amerika 419 474 544 574 Asien/Pazifik 209 380 653 711 Afrika 58 61 107 132 ______________________________________ Welt 1.140 1.384 1.845 1972 Quelle: Brauwelt 38 Die größten Marken in Deutschland 2013 1. Oettinger 2. Krombacher 3. Bitburger 4. Warsteiner 5. Veltins 6. Beck‘s 7. Hasseröder 8. Paulaner 9. Radeberger 10. Erdinger Quelle: INSIDE 5,78 Mio hl 5,55 4,03 2,76 2,70 2,50 2,42 2,34 1,96 1,76 39 Die größten Biermarken der Welt 2011 1. Snow 2. Bud Light 3. Skol 4. Budweiser 5. Tsingtao 6. Brahma 7. Yanjing 8. Corona 9. Heinecken 10. Coors 92 Mio hl p.a. 50 46 40 37 35 34 30 28 27 Quelle: Canadlan 40 Entwicklungen am globalen Biermarkt 1931 begann Heineken (NL) mit Expansion in Asien und Afrika Export – Lizenzproduktion Anteilserwerb – Komplettübernahme bis 1980: vielfach Fokus auf Heimatmarkt 1987 Artois und Piedboeuf (Belgien) fusionieren zur Interbrew Foster´s und Bond (AUS) kaufen sich in GB, CAN, und USA ein Nach dem Fall des eisernen Vorhangs: Kauf von Brauereien in Mittel- und Osteuropa Isländer, Norweger, Schweden, Finnen gründen Baltic Beverages Holding 2002 BBH geht an Heineken, letztendlich an Carlsberg (DK) 41 Entwicklungen am globalen Biermarkt • • • • • • • • • • • • Interbrew kauft Brauereien in Mittel- und Osteuropa, Cabatt (CAN) und Beck´s (D 2001) South African Breweries kaufen tschechische Marken Heineken wird Marktführer in Polen und kauft FEMSA (Mexico) 1999 Brahma und Antartica fusionieren zur AmBev (Brasilien) 2001 Joint venture Heineken / Paulaner wegen CCU (Chile) SAB kauft Miller (USA 2002 und Bavaria (Kolumbien 2005) 2004 Interbrew und AmBev fusionieren zur InBev 2008 InBev übernimmt Anheuser Busch (USA) für 53 Mrd. US$ 2013 ABInBev kauft Modelo (Mexico) 42 Wettbewerbssituation Biermarkt • Monopol (eine Brauerei > 90 % Marktanteil) → Südafrika, Kolumbien • Duopol (zwei Brauereien > 80 % Marktanteil) → USA, Mexiko, Japan, Südkorea, Thailand • Tendenz zur Monopolisierung (eine Braurei > 50 % Marktanteil) → Brasilien, NL, Venezuela, CZ, Belgien • Marktführer > 33 % Marktanteil → Russland, PL, UK, ES, Ukraine 43 Die größten Bierländer 2009 2013 1. China 424 506,5 Mio hl 2. USA 231 224,1 Mio hl 3. Russland 108 135,5 Mio hl 4. Brasilien 106 94,4 Mio hl 5. Deutschland 100 88,6 Mio hl 6. Mexiko 82 82,5 Mio hl 7. Japan 60 57,2 Mio hl 8. UK 45 42,4 Mio hl 44 Die größten deutschen Brauereigruppen 2014 Thl 1. Radeberger Gruppe (Oetker) 11.700 2. AB – InBev (Beck‘s) 10.200 3. Oettinger Brauerei 9.400 4. Bitburger Braugruppe 7.200 5. Krombacher Brauerei 5.701 6. Brau Holding International 5.700 7. Warsteiner Gruppe 4.300 8. TCB Gruppe 3.300 9. Carlsberg-Holsten-Gruppe 3.000 10. Veltins 2.771 Quelle: Lebensmittelzeitung 45 Die größten Brauereigruppen Mio hl 2000 2012 2013 … 1. Anheuser Busch USA 122,4 AB InBev Belgien 352,9 399,0 2. Heineken NL 65,7 SAB Miller GB 190,0 187,4 3. AmBev Brasilien 59,7 Heineken NL 171,7 178,3 4. Miller Brewing USA 49,0 Carlsberg DK 120,4 119,7 5. SAB Südafrika 48,4 China Resource Snow Brewery China 106,2 117,1 6. Interbrew Belgien 42,3 Tsingtao China 78,8 78,3 7. Modelo Mexico 36,3 Modelo Mexico 55,8 --8. Asahi Japan 29,7 Molson Coors USA 55,1 59,7 9. Coors USA 27,7 Yanjing China 54,0 57,1 10. Kirin Japan 27,1 Kirin Japan 49,3 49,3 22. Radeberger Gruppe D 12,0 11,8 46 Denkweise der globalen Brauer • Anstreben Monopol / Duopol → Brauereitauschen • Markterschließung mit - weltweit bekannter Premiummarke - kontinentaler Hauptmarke - nationalen Marken und - Spezialitäten • Wahrung der Preisdisziplin 47 Denkweise der globalen Brauer • Entkopplung von Marke und Braustätte - Kerngeschäft = Qualitätsorientierter Rohstoffeinkauf + Qualitätsmanagement + Marketing & Verkauf & Öffentlichkeitsarbeit - Dienstleistungen = Produktion Abfüllung Logistik Verwaltung 48 Denkweise der globalen Brauer • Make or buy – Entscheidungen bei allen Prozessen • Prozesskontrolle ohne Investitionsrisiko • Investionen nur, wenn ROI < 2 Jahre • Freie Mittel für Außenwirkung und Akquisitionen • Gruppendenken statt Profit-center-Denken 49 Beispiel Prozesstransparenz • Zertifizierungen schaffen Beurteilungsgrundlagen für Produktionsbetriebe und sorgen für eine hohe Transparenz innerhalb der gesamten Lieferkette - Qualitätsmanagement DIN EN ISO 9001 - Umweltmanagement DIN EN ISO 14001 - International Food Standard IFS (www.food-care.info) - QS Einzelfuttermittelhersteller • Ständige Audits intern und extern • Lizenzpartner vor Ort 50 Schwerpunkte Zertifizierungen • Qualitätsmanagement (Dokumentationen, Anweisungen, Prüfmittel) • Hygiene (Herstellung, Gebäude, Maschinen, Personal) • Umweltmanagement (ständige Verbesserung, Zielvorgaben) • Rückverfolgung vom Kunden bis zum Rohstoff (Lebensmittelsicherheit) 51 Schwerpunkte Zertifizierungen • Einführung neuer Produkte / Verfahren • Interne und externe Audits, Reviews • Schulung der Mitarbeiter • Schädlingsbekämpfung, Reinigung und Desinfektion 52 IFS-Zertifikat 53 QS-Zertifikat - Einzelfuttermittelhersteller 54 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen D • Zunehmende gesellschaftliche Ächtung von Alkohol - Warnhinweise - Verkaufsverbot nachts an Tankstellen - Promillegrenze - Werbeverbote • Jugend trinkt länger süß und trendig Bittergetränke folgen später Trinkverhalten in der Jugend wird lebenslang beibehalten (Kohorteneffekt) 55 Politische Rahmenbedingungen D • Energieverteuerung - zwingt in die Regionalität zurück - Emissionshandel benachteiligt moderne Betriebe • Zwangspfand für Einweg - warum werden Getränke und nicht Gebinde bepfandet ? mit Pfand: Wasser, Limonade, Bier ohne Pfand: Wein, Milch, Fruchtsäfte 56 Demographische Rahmenbedingungen • Abwesenheit im Verkaufsregal à Käuferreichweite sinkt • Alkoholbesteuerung - Ausnahme Wein 57 Demographische Rahmenbedingungen • Abnehmende und alternde Gesellschaft - weltweites Phänomen • Fremdkulturanteil steigt - andere Ernährungsgewohnheiten 58 Altersverteilung der Weltbevölkerung von 1950 bis 2150 Kurve 1: Altersgruppe unter 14 Jahren, Kurve 2: Altersgruppe über 65 Jahren, Kurve 3: Altersgruppe über 80 Jahren, Schnitt A: Altersverteilung in Entwicklungsländern 2000 Schnitt B: Altersverteilung in Industrieländern 2000 59 Pro-Kopf-Verbrauch an Bier (2009) 1. Tschechien 159,3 l/Einwohner.a 2. Deutschland 109,6 3. Österreich 106,2 4. Irland 91,0 5. Slowenien 88,6 6. Finnland 87,7 7. Luxemburg 85,6 8. Estland 85,4 60 Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland Sachsen 197 Liter/Jahr 176 Liter/Jahr 172 Liter/Jahr Mecklenburg Bayern . . . Berlin-Brandenburg 69 Liter/Jahr Hessen 50 Liter/Jahr 61 Gewinnung von Spirituosen Definition Alkoholische Flüssigkeiten, die zum menschlichen Gebrauch sind, mit besonderen organoleptischen Eigenschaften und > 15 % vol. Der in Spirituosen enthaltene Alkohol muss durch Gärung und Destillation aus landwirtschaftlichen Rohstoffen gewonnen sein. 62 Gesetzliches • Branntweinmonopol • Abfindungs- / Verschlussbrennereien • Stoffbesitzer ist Steuerschuldner 63 Literatur J. Pischl Schnapsbrennen Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart, 2008 P. Jäger Handbuch der Edelbranntweine, Schnäpse, Liköre Leopold-Stocker Verlag, Graz-Stuttgart, 2006 64 Rohstoffe der Brennerei ● zuckerhaltige und vergärbare Stoffe ● stärkehaltige Stoffe müssen verzuckert werden ● sowie alle alkoholhaltigen Flüssigkeiten aus - Kernobst, Steinobst, Beerenobst - Trester, Kernobst- und Traubenwein - Hefegeläger, Wurzeln und Knollen 65 Rohstoffe der Brennerei ausschlaggebend sind „innere Werte“ - Zuckergehalt (Genussreife) Ausnahme: Birne und Zwetsche (überreife) - ausgeprägtes, sortentypisches Aroma - gesundes Material (kein faules Obst!) frei von Fremdbestandteilen Ausbeute ~ Zuckergehalt Qualität ~ Reifegrad 66 ● Zuckergehalte - Äpfel, Birnen bis 12 % - Zwetschgen, Mirabellen bis 15 % - Schwarzer Holunder 4 – 5 % - Eberesche 4–8% - Himbeeren 4–7% - Gelber Enzian 7 – 16 % (frische Wurzel) 67 Obstverarbeitung ● sortenrein verarbeiten Ausbeutesatz ● Kernobst waschen und zerkleinern ● Steinobst nur quetschen, Steine nicht verletzen ● Kirschen, Holunder, Eberesche, Trauben ohne Stiele einmaischen 68 Gärung ● saubere Gärbehälter ● Spontangärung durch „wilde Hefen“ Candida apiculata und Kahmhefen vermeiden ● Zugabe von reingezüchteten Hefen und Gärhilfen (Ammoniumsalze, Enzyme, Säuren) ● Luftzutritt verhindern ● sortenrein verarbeiten ● Gären bei 18 °C 69 Brand, Destillation, Abtrieb ● Destillation = Trennung von Alkohol und anderen flüchtigen Stoffen aus der Maische bzw. dem Brennsaft von den übrigen Bestandteilen. Die Siedetemperatur von Alkohol liegt bei Normaldruck bei 78,3 °C. 70 Brennapparaturen ● Blase ● Helm unbedingt aus Kupfer ● Geistrohr ● Kühler Kupfer oder Edelstahl ● Beheizung (direkt / indirekt) ● optional : Verstärkungskolonne Vorteil : nur ein Brand notwendig 71 Brennapparatur 72 Destillationstechnik ● mit einfachen Brenngeräten - Herstellen von Raubrand (Lutter) langsam aufheizen, 2 h brennen ohne trennen Destillat hat 17 – 25 % vol. - Herstellen von Feinbrand zur Verstärkung des Alkoholgehaltes werden 2 – 4 Raubrände zusammen sehr behutsam destilliert (tropfenweises Anlaufen) ● Destillation mit Verstärkungseinrichtungen einmaliger Abtrieb, zeit- und energiesparender 73 Destillationstechnik Vorlauf leichtflüchtige Stoffe Methanol Blausäure Mittellauf 78 °C Alkohol Aroma Nachlauf schwerflüchtige Stoffe höhere Alkohole Temperaturverlauf am Übergang vom Geistrohr in den Kühler 74 Gewinnung von speziellen Spirituosen ● Himbeergeist Himbeeren zerstampfen und in Trinksprit 24 h extrahieren (gut verschließen) ohne Verstärker brennen ● Wacholder quetschen und in Trinkalkohol ansetzen Nach 12 h ohne Verstärker destillieren ● Kräuterspirituosen 1 – 5 kg Kräuter/100 l Brenngut in die Blase hängen 75 Ausbau und Reifung des Mittellaufes frisch gewonnene Destillate hochprozentig Luft und Wärme aussetzen - Apfel- und Weindestillate in Eichenholz - Kernobstdestillate in Glas-Ballonflaschen luftig, dunkel und warm 1 – 2 Monate bis zu zwei Jahren 76 Chemische Zusammensetzung von Destillaten ● Ethanol und Wasser ● Methanol ● höhere Alkohole ● Aldehyde ● organische Säuren 77 Alterungsvorgänge ● Oxidationen O2 Alkohol → O2 Aldehyd → Säure ● Veresterungen Alkohol + Säure → Ester + Wasser herb, kräftig → fruchtig ● Acetalisierungen Alkohol + Aldehyd → Acetal + Wasser 78 Fertigstellung der Destillate ● Herabsetzen auf Trinkstärke (38 – 45 %vol) mit weichem Wasser < 5 °dH langsam einrühren ● Kühllagerung ● Filtration über Faltenfilter ● Abfüllung bei 20 °C 79 Deklaration ● ● ● ● ● Produktbezeichnung Produzent VV % Alkoholgehalt Füllvolumen Chargennummer 80 Fehlaromen ● sichtbare Fehler - Metalltrübungen Ca++, Mg++, Cu++, Fe++ - Trübungen durch Inhaltsstoffe etherische Öle, Fuselöle, Terpene, Eiweiß 81 Fehlaromen ● Geruchs- und Geschmacksfehler - Rohstoffe, unreif, faul, schimmelig, schmutzig, Acroleinstich (ungenießbar) von Bodenbakterien - Maischebereitung und Gärführung fehlerhaft Essigstich (CaCO3), Geschmack (Aktivkohle) zu rasches Brennen (kein Aroma) schlechte Trennung VL (Blausäure) schlechte Trennung NL (Fuselalkohole) 82 Trinktemperatur ● Korn ● Absinth kalt 15 – 18 °C ● Trinkglas Snifter 1/3 gefüllt → Geruch kommt optimal zur Geltung 83 Absinth (Wermutkräuterdestillat) Aprikosen- / Mirabellenbrand Armagnac (Weinbrand aus der Gascogne) Branntwein (Destillat aus Wein) Calvados (Destillat aus Apfelwein) Cognac (französischer Weinbrand) Enzian (aus vergorenen Enzianwurzeln) Grappa (aus Traubentrester) Likör (> 15 %vol / > 100 g Zucker/l) Obstbrand, -wasser (aus vergorenen Früchten) Obstgeist (Früchte + Alkohol + Destillation) Wacholder („Steinhäger“) Whisky/Whiskey (Schottland,Irland,USA,Canada) 84 Verkostungen Verstaubt sind unsere Bücher – Der Bierkrug macht uns klüger J. W. von Goethe 85 Verkostung 1 Clausthaler Classic Freiberger ALKOHOLFREI Stammwürze GG% 7,10 4,90 Extrakt s GG% 6,22 4,25 % 11,4 16,2 GG% 0,33 0,39 EBC 6,60 7,30 pH 4,40 4,32 Bittereinheiten EBC 26 21 Schaum (HLT) 88 80 Vergärungsgrad Alkohol Farbe s 86 Verkostung 2 Freibergisch Schankbier Freibergisch Exportbier Stammwürze GG% 8,69 12,12 Extrakt s GG% -0,10 1,92 % 101,1 84,8 GG% 3,61 4,26 EBC 6,7 10,3 4,06 4,49 24 19 62 88 Vergärungsgrad Alkohol Farbe pH Bittereinheiten Schaum (HLT) EBC s 87 Freiberger Pils Jever Pils Verkostung 3 Stammwürze GG% 11,35 11,03 Extrakt s GG% 1,76 1,80 % 85,1 84,2 GG% 3,99 3,83 EBC 6,3 5,6 4,49 4,39 27 41 92 96 Vergärungsgrad Alkohol Farbe pH Bittereinheiten Schaum (HLT) EBC s 88 Verkostung 4 Freibergisch Schwarzbier Freibergisch Festbier Stammwürze GG% 11,71 13,49 Extrakt s GG% 2,22 2,39 % 81,7 83,0 Alkohol GG% 3,96 4,67 Farbe EBC 74,5 23,5 pH 4,13 4,51 Bittereinheiten EBC 21 25 Schaum (HLT) s 92 92 Vergärungsgrad 89 Verkostung 5 Freibergisch Bockbier frisch Freibergisch Bockbier 12 Monate alt Stammwürze GG% 16,48 16,20 Extrakt s GG% 2,78 3,0 % 84,0 81,4 Alkohol GG% 5,86 5,49 Farbe EBC 43,4 40,2 4,55 4,72 25 27 79 95 Vergärungsgrad pH Bittereinheiten EBC Schaum (HLT) s 90 Verkostung 6 Schöfferhofer Hefeweizen obergärig Aventinus Weizendoppelbock Stammwürze GG% 11,51 18,34 Extrakt s GG% 2,14 3,66 % 82,0 82,4 Alkohol GG% 3,90 6,34 Farbe EBC 16,4 54,1 4,18 4,51 20 17 91 82 Vergärungsgrad pH Bittereinheiten EBC Schaum (HLT) s 91 Viel Erfolg bei der Prüfung ! 92