Lesen Sie den gesamten Beitrag als PDF
Transcription
Lesen Sie den gesamten Beitrag als PDF
BWBEI_06-07_(2010)_Bli_06_07 18.03.2010 16:18 Seite VI [TECHNOLOGIE] Wer hat das Becherchen geformt? In aller Munde: Bei Hugo Meding werden Messlöffel in den unterschiedlichsten Größen produziert. Standardprodukte: Bei den Dosierlöffeln sind Maßeinheiten von 0,1 bis 30 Milliliter im Sortiment. Sonderlösungen: Spezielle Verbinder für Aluminiumprofile mit aufgeschäumten Dichtungen. auf Automotive spezialisiert. Da bauen sie super Produkte, die sofort laufen. Aber sie kennen sich weniger mit dünnwandigen Schnellläufern aus.“ Das soll sich ändern, deshalb setzt der Halveraner Unternehmer voll auf die neue Trägergesellschaft Werkzeugbau, in der er sich als zweiter Vorsitzender engagiert. „Eigentlich hätte sie schon vor zehn Jahren gegründet werden müssen“, meint Pietzner. „Wir müssen beschleunigen, quer denken, neue Technologien selbst entwickeln und der Konkurrenz aus Asien immer einen Schritt voraus sein. Jeder ist da aufgerufen mitzu- Der Ausschuss ist minimal. Präzise arbeitet die Spritzgießmaschine, die bei Hugo Meding in Halver die filigranen Dosierhilfen für Hustensaft fertigt. Rund 60 000 Euro hat allein das Werkzeug gekostet. Um es zu bekommen, musste Meding-Geschäftsführer Stefan Pietzner in den Schwarzwald. Dort sitzen die Die Menge macht's: Rund 100 Millionen Teile im Jahr werden rund um die Uhr produziert. VI ckeln, Nischen finden – mit dieser Strategie hat Geschäftsführer Pietzner auch im eigenen Unternehmen Erfolg. Selbst im vergangenen Krisenjahr: „Wir haben uns sehr angestrengt, viel bemüht und am Ende ein Wachstum geschafft.“ Neue Technologien und ständige Weiterbildung gehören bei Hugo Meding >> Präzision: Aufs Werkzeug kommt es an. Kurze Wege: Unternehmen wollen Werkzeugbau in Südwestfalen wieder nach vorn bringen Halver. Behende greift der Roboterarm die kleinen Messbecher und setzt sie auf das Laufband. Alle fünf Sekunden acht Stück. Akkurat in einer Reihe laufen sie hintereinander unter der Kontrollkamera durch. Eine kleine Abweichung am Fuß und ein Druckluftstoß befördert das Becherchen ins Aus. machen. Südwestfalen muss eine Marke werden“, glaubt er an die Stärken in der Region. Viel verspricht er sich von dem geplanten Anwenderzentrum in Lüdenscheid: „Der Technologietransfer geht in beide Richtungen. Und nicht zuletzt durch die kurzen Wege werden wir Kosten sparen.“ Quer denken, Neues entwi- Schatzkammer: Mehr als 300 Werkzeuge haben Stefan Pietzner und seine Mitarbeiter auf Lager. Fotos: Nougrigat (10) Spezialisten für die Dünnwandtechnik. Leider, meint er. „Ich möchte lieber kurze Wege haben und die Werkzeuge hier vor Ort kaufen können.“ Kompetenzvorsprung zurückerobern So wie es früher möglich war. „Die Region war mal eine absolute Hochburg im Werkzeugbau. Das ist verloren gegangen“, berichtet Pietzner. Einen Grund sieht er in der kleinen Betriebsgröße. „Die modernen Maschinen mit komplexen Steuerungen erfordern qualifizierte Mitarbeiter für die Bedienung. Drei- bis Fünf-Mann-Betriebe können es sich aber meist nicht leisten, einen Mitarbeiter drei Wochen zur Schulung zu schicken.“ Auf neue Entwicklungen und Technologien ist man gerade im Kunststoff- oder Hybridbereich angewiesen. Und da hakt es seiner Erfahr ung nach noch: „Die Werkzeugbauer hier sind oft stark 4/2010 BLICKPUNKT WIRTSCHAFT Kaum Ausschuss: Die dünnwandigen Dosierbecher werden computergesteuert kontrolliert. 4/2010 BLICKPUNKT WIRTSCHAFT VII BWBEI_08-09_(2010)_Bli_08_09 19.03.2010 09:02 Seite VIII [TECHNOLOGIE] [PREISTRÄGER] Aus einer Hand: Auch der passende Aufdruck wird bei Hugo Meding im Haus angeboten. VIII Pipetten: Ihre Prägung erfordert eine spezielle Maschine. Vom Anwenderzentrum Werkzeugbau können alle profitieren Drei Preise für Durable-Ideen Lüdenscheid. Den Werkzeug- und Formenbau in der Region wieder ganz nach vor ne bringen, ist ein Ziel der „TrägergesellschaftWerkzeugbau Südwestfalen“, die sich Anfang des Jahres in Lüdenscheid gründete. Gemeinsam will man so den wirtschaftlichen und technischen Herausforder ungen begegnen, die sich vor allem durch die Konkurrenz in Asien stellen. Vor eineinhalb Jahren als lockerer Zusammenschluss entstanden, haben die 15 Gründungsmitglieder damit eine Basis für die zukünftige Arbeit geschaffen. Reinraumproduktion: In der Medizintechnik werden hohe Anforderungen an Maschinen und Mitarbeiter gestellt. >> zum Standard: „10 bis 20 Prozent des Umsatzes investieren wir jedes Jahr.“ Die 20 Mitarbeiter fertigen neben Produkten im Bereich Pharma- und Medizintechnik vom Minispatel und Messlöf felchen über Pipetten, Dosiersystem und Fingerzahnbürsten bis zur orthopädischen Rückenschiene und einem Rufmeldesystem für Krankenhäuser auch Werbeartikel, Panna-Cotta-Sturzförmchen, Kettenglieder oder Sägegriffe. „Zehn Nischenprodukte ersetzen ein volles“, Geschäftsfüh- Ehrgeiziges Projekt Guter Anschluss rer Pietzner scheut dabei vor kleinen Mengen nicht zurück, sei es das Mini-Dixi-Klo als Sparbüchse oder Farbmusterkarten für Nagellack, die bis nach Südafrika geliefert werden. Offen für viele neue Ideen Ebenso innovativ sind die Halveraner beim Austesten alternativer Materialien bis hin zu Kork oder Gras – „Man muss alles mal ausprobieren. Vielleicht findet man ein neues Produkt“, so Pietzner. In einigen Artikeln hat man so das problematische Silikon durch Thermoplastische Elastomere ersetzen können, was unter anderem auch im Hause Beate Uhse Interesse weckte. Auf Kundenwünsche schnellstmöglich reagieren, darauf legt man in Halver Wert – und wenn es geht, bald auch mit dem Werkzeugbau um die Ecke. 4/2010 BLICKPUNKT WIRTSCHAFT Neue Technologie zum Mieten Ehrgeizigstes Projekt neben Erfahr ungsaustausch, Projektförderung und Kooperation ist die Einrichtung eines Anwenderzentrums Werkzeugbau. Das Werkzeugbau-Institut Südwestfalen soll, ähnlich wie das Kunststoff-Institut Lüdenscheid, als Innovationsund Technologiezentrum wirken. Neue Technologien sollen dort vorgehalten und als Dienstleistung abgerufen werden können. „Die neuesten Maschinen, für den Einzelnen häufig zu teuer, können vom Institut gekauft und dort angemietet werden“, sieht Meding-Geschäftsführer Stefan Pietzner vor allem Vorteile für die kleinen Werkzeug- und Formenbauer. Eine enge Zusammenarbeit mit der Fachhochschule ist geplant. „Wir müssen die Synergien nutzen, auf neue Anforder ungen reagieren.“ Pietzner und seinen Mitstreitern schwebt auch die Schaffung eines „Lüdenscheider Standards“ vor, nach dem jeder unabhängig voneinander Teile anfertigen kann, die anschließend zusammenpassen. Dieser Standard ist dabei für alle Bereiche des Werkzeugbaus interessant, nicht nur für Formenbauer, sondern auch für den Stanz-, Biege-, Extrusions- und Druckgussformenbau. Denn nur durch diesen Standard, so Pietzner, ergäben sich direkte und sichere Möglichkeiten der Zusammenarbeit für die Einzelnen sowie für die Verknüpfung dieser Technologien, zum Beispiel bei MetallKunststoffverbindungen. In der Trägergesellschaft haben sich Werkzeug- und Formenbauer, aber auch große Kunden wie das Lü- denscheider Unternehmen Kostal zusammengefunden. Rund 50 weitere Interessenten haben bereits ihre Bereitschaft zum Mitmachen bekundet, so Geschäftsführer Ulrich Möller. Eine vielversprechende und notwendige Basis für den Verein. Rund 4 Millionen Euro hat er für die kommenden drei Jahre an Investitionen geplant. 20 Prozent müssen als Eigenleistung beigesteuert werden. Lüdenscheider Standard angepeilt In Anspruch genommen werden sollen EU- und Landesfördermittel über das „Forschung, Innovation und Technologieprogramm NRW“ (FIT). Nach einem ersten positiven Bescheid aus Düsseldorf wurden der Businessplan gewünschte vorgelegt und Gespräche zur Finanzierung geführt. Sobald die Zusage kommt, wird Gas gegeben, denn: „In drei Jahren soll der Laden Geld verdienen“, so Möller. Gebäude, Maschinen, Personal: Wenn alles gut geht, wird die Projektidee im Herbst konkret. Die Internetadresse ist bereits gesichert: www.werkzeugbau-institut.de Kontakt: [email protected] Gründerväter: 15 Mitglieder gaben den Startschuss für die Trägergesellschaft. 4/2010 BLICKPUNKT WIRTSCHAFT Foto: higo Iserlohn. Ausgezeichnet ist Durable Hunke & Jochheim ins neue Jahr gestartet. Zum dritten Mal in Folge wurde der Iserlohner Bürobedarf-Hersteller von dem „pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff“ für eine eigene ProduktEntwicklung geehrt. Produkt des Jahres wurde das Namensschild „Card Fix“. Laudatio: Christine Schmidhuber übergab den ISPA-Preis an Horst-Werner Maier-Hunke. Foto: Werk Auf der internationalen Fachmesse Paper world gab es direkt zwei Preise für Durable. Der Industrieverband Papier, Büro, Schreibwaren zeichnete den selbstklebenden Informationsrahmen MAGAFRAME™ als „besonders innovatives Produkt“ aus. Die ISPA (Vereinigung der internationalen Fachpresse der PBS-Branche) kürte das „Work Pad with USB Hube“ als Sieger bei den „Computer Accessoires“. Das Iserlohner Unternehmen stellte auf der Messe die neueste Sortimentserweiterung vor. Zum 1. Januar hatte es das schwedische Unternehmen Idealplast mit rund 250 Artikeln übernommen. IX