Reinekes Erben - Gerhard Grabbe
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Reinekes Erben - Gerhard Grabbe
Gerhard Grabbe Reinekes Erben Versposse in vier Gesängen Eine Studie gegen die „Würde von Rechts“ 1993/97 -3- Erster Gesang Wotan, Nordlands strahlender Gott, erwachte zum Leben, blicket blinzelnd auf blühende Lande, denn Hinkel, der Racker, modert mitsamt seinen wilden Gesellen im lauernden Unflat. Aus Ruinen zertrümmerter Städte wächset der Reichtum, Bankfurts Fürsten verleihen Orden dem klebrigen Mammon, und Wächter walten klug über geldersprudelnden Quellen. Gold nun spähen die Asen und grüßen der Erdwohner Glück. Also künden die Boten den kampferprobten Genossen ruhmhaft-gleißende Auferstehung. Die Säle Walhallas füllen mit Stimmen sich. Nordische Zunge beherrschet die Szene, plaudernd, Met in Pokalen, zulächeln Götter sich sittsam, schritt doch die Zeit in ein neues blindes Jahrhundert .... -4- Nicht mehr ist Brauch, die Waffen zu schmieden im offenen Feuer: Hader schlichtet man klüglich mit Geld, verlagert den Zwist weislich in Zonen der Armut, die ferne und wenig nur schaden, nutzet den heimischen Herd und sichert das Hausrecht der Macht. Wotan hatte gerufen, und alle, die göttlich von Rang stolz sich zu zeigen gewohnt, betreten Walhallas Gefilde, sammelt im Saal sich die stattliche Zahl geladener Götter, narbenzerfurcht, und holdselig lächelnd die himmlisch Gekrönten. Ruhmgebeugt, erhebt sich vom Thron der gealterte Gott, schaut sorgend, doch siegesverheißend die Runde, doch endlich erhebt er machtvoll-metallisch die Stimme (es klingt wie Panzergeklirr): „Götter! Begebt euch der Ruhe nicht länger, ihr Asen! Es wirkt der Mensch sein eigenes Leben. Paradiese erkenn´ ich der -5- selbstgeschaffenen Lust, den Schatz erworbener Freiheit, die kümmert sich nicht mehr um unser waltendes Wesen, prägt die Welt. Dem Sinn der wandelträchtigen Werte nutzbringend, nicht den Nöten, sondern Profiten verpflichtet, agitiert, nicht vegetiert der homunculus sapiens technisch fast perfekt - allein: ihm fehlet der Glaube! Steckt er die Welt in Brand? Bedarf es keinerlei Rettung? Stahl er das Feuer? - schmiedet die Waffen, Böses vollendend? Nun, ihr Genossen, so wollen wir Einhalt den Frevlern gebieten! Dünkt sich wer mächtig, beraubt man den Toren der schädlichen Mittel, bricht aus der Krone des Hochmuts die Zeichen glitzernder Pracht: Ehrlos, entmündigt, des Ruhmes verlustig, entsagt ihm der Pöbel, wankelmütiger Haufe, Gefolgschaft: So taumelt der Narr. -6- Was nun denkt ihr zu tun, den Wahnwitz der Menschen zu ahnden?“ Also hatte der Gott, aller germanischen Götter oberster Herrscher, in düsternder Weisheit gesprochen. Und schweigend halten gesenkt ihre Häupter Walhallas betroffene Scharen. Nicht den Krieg - unschickliches Handwerk vermöchten, wie eh´mals, Götter mit Menschen hinfort zu führen, oder zu preisen Hader und Neid, die Mittel der Zwietracht, im Herzen der Menschen zu wuchern, um weltbedrohendes Unheil tückisch zu planen! Was von Menschen erschaffen, erstrahle zum Ruhme der Götter! (Dafür sind sie gemacht: Die Fäden des Schicksals zu binden; und glaubt der Mensch die knüpfenden Hände göttlichen Waltens, wählt er maßvolle Mittel, Neues dem känftigen Dasein aus dem unermeßlichen Schatze der kosmischen Fülle dankbar-bescheiden zu widmen: berufener Hüter der Schöpfung)! -7- Also dachten, durch der Zeiten Bahnen geläutert, Nordlands germanische, staunend abwärtsspinnende Wolkner. Stille herrscht: Des Frühlings frische Düfte umstreifen säuselnd-liebkosend der Himmlischen witternde Häupter. Auch krächzende Raben umflattern die Thingstatt. Der Nornen spinnende Fäden flattern im Winde: Nicht Anfang, nicht Ende bedeutet ihr Flug! Ratschluß begehren die Zeiten, und also schweigen die Götter. (Was auch wären sie ohne verhüllende Deutung der Priester, Lose schüttelnd, die Menschheit teilend in nützlich wie schädlich?) Heiliges, ewig Beschworenes zirkelt der Opfergang feierlich gegen Gemeines und Wesensverwandtes; wenig nährt, was Natur durch Schöpfungsgeheimnis allen gewährt! -8- (Doch der Klarheit im Urteil der Himmlischen wehret kein Priester, Weihrauch und schleiernde Zeremonie umwölken nicht hindernd neuendes Streben und schöpfungsbefreiendes Walten des Lebens als unverbrüchliche Zeichen ewig göttlicher Liebe!) -9- Zweiter Gesang Unter den Asen fehlte der eine: der Bosheit und Ränke voll und des Baldurs tückischer Mörder. Ihn jetzt suchte das forschende Auge des Wotan. Denn als ihn die Götter verstießen, barg sich der Schalk und führte sein Leben auf eigene Rechnung ungehindert und ferne dem Zorn und dem Hassen der trauernden Freunde des durch die Mistel erschlagenen „schönenden Prahlers“ - (so sagt´ er, wo man ihn fragte). Und eben derselbige Loki stieg, seiner Stunde gewiß, die schwindelnden Stufen hinauf zur Götterburg und trat in den Kreis der schweigenden Asen. „Wohl bedacht´ ich´s, den Weg hier herauf zu euch mich zu mühen, weiß ich euch ratlos; biet´ ich Versöhnung, den Knoten zu lösen, welchen Walküren weltendurchwehend heimlich geknüpft. - 10 - Eure Rätsel will ich euch nennen und kann sie euch lösen zu besseren Tagen. Auch Baldur, den sagenumwobenen Liebling, stell´ ich neidlos euch in die Mitte. Er soll es genießen, Liebling der Sonne, Herrscher gemütsverwirrender Nebel ab dem heutigen Tage zu bleiben. Auch sollen die Parzen, endloser Fäden Beherrscher, die tödliche Schere nicht nutzen, ehe nicht ihr ewigen Götter als Schicksalsgebieter Zeichen setzet irdischen Wesen und allem, was lebt. Denn die Zeiten ändern, durch Grenzen verschoben, ihr Antlitz wesensgewandelter Schöpfung! Einer anderen Gottheit jetzt huldigt seit der Dämmerung Chaos germanisches Denken. Den Christen fehlt das Verständnis für jenes zerbrechlich gebaute Wahlhalla; ihr Gott erhob sich zu einzig verehrungswürdigem Schöpfer des - 11 - Himmels, der Erde, Gestirne, ja, Kosmos! Und das ist´s, was euch kränken sollte: Ihr habt euch selber entthront und Bahn dem einzig gültigen christlichen Gotte bewilligt. Glauben wird euch zukünftig niemand! Griechischen, anderen Göttern ebenbürtig, erkennet die schwindelnden Zeiten immer schneller sich drehender Philosophien des Sein. Denn der Christen wie Juden Schöpfer bleibet unfaßbar Laien, Priestern, Weisen und anderen mystischen Denkern. Schauen mögt ihr in Kurzweil: Nicht handeln, nicht schicksalsbestimmend in die Speichen des abwärtsrasenden Rades packen noch Halt wolltet bieten! Der Mensch begreift! Ihr solltet ihn lassen! Welches Bild der Gottheit je auch der Mensch sich geschaffen: Es bleibt ihm immer doch aufgetragen, als Hüter der Schöpfung - 12 - anfangs des Lebens zum Ende zu wirken. Was er auch tut, lohnt ihn das Gute und straft ihn der selbstverschuldete Frevel. Darum trügt auch, was heute Gutes ihm widerführe und morgen unter dem Joch unheilbar kränkender Drangsal ächzend zusammenbräche. Studiert doch, sich´ren Zenits, die unten zappelnden Metamorphosen kleinlicher Helden! Seht, auch Irdische schaffen, behaglich wohnend, sich sicher Aussicht auf alle so wichtig zu nehmenden Reichtümer glücklos untergehender Kreaturen. Was wundert euch solche Begierde, dem Unfall, den Ränken zum Sieg zu verhelfen? Zu überleben steht doch schließlich uns allen der Sinn!“ Loki, der Listige, liefert´ den himmlisch-göttlich gaffenden Lauschern die richtungsbannende, dämpfende Wollust der Äugler (Freilauf zu schaffen den unten schätzehäufenden Freunden)! - 13 - Nunmehr wird der schnuppernden Neugier eifrig berichtende erste Reporter Loki, er schaltet die Szenen geschickt zu ausschnitthaften Illustrationen - der Kürzungen wegen, wie man so sagt, - : Gewöhnung an hastig skizzierte Ereignisse, weniger kritisch als sensationelle Häufung der täglichen Aktionen und Reaktionen wieder und wieder hin und her geschob´ner Verantwortung lebensbedroh´nder Geltungs- und Machtbesessener - - sanfter Natur ein erbitterter Gegner, Verächter unverzichtbarer schützender Werte. Gar nicht kritisch prüfen die Götter: Loki, der Schalk, täuscht durch die Fülle der Nachricht, er stiftet planvoll Verwirrung. Aller vorteilgierigen Medienmächtiger Lehrer, zündelt Loki hämisch weltweit sich neuenden Schwelbrand Irdischen: Maßlos die Erde plündernd, den Göttern ein Hohn, blind oder tot gar sie scheltend, ein Greuel den leidenden Wesen, - 14 - Spötter geknechteter Schöpfung, erraffen die listigen Krämer aus unerfindlichen Quellen sich krankhaft mehrenden Reichtum, schmälern der redlichen Bürger Wohlstand, die Staaten, verschuldet, überbürden sich, - Wallstreets ohnmächt´ge Marionetten -, mit wachsenden Kosten. Es mehret sich Unmut, es wuchert Verzweiflung unschuldig Ausgestoßener, obdachloser Familien, Völkerscharen flüchten vor Mord, - an Kriegen gezündet, überfluten Verfolgte Europas Gebiete, gedeihen unter den schutzlosen Armen Verbrechen, Kinder erkaufen sich Rausch, um der sinnlos erscheinenden Zukunft nicht schreckensernüchtert denkend begegnen zu müssen, denn scheinbar nur schützen Patrone, Geier des Mammons und Schwergen des Unrechts, das wehrlose Leben! - 15 - Loki sieht´s, der Baldur einst - Liebling Lebendiger neidisch mordet´, es freut der Heuchler, der Übels ersinnende Fährtenleger, sich solchen Gelingens: die Glücke zu schmälern. Neid und Habgier zu mehren, erscheint ihm einzige Triebfeder, Leben zu lieben und gattenden Trieben Wege zu zeigen, in Wollust die rohende Kraft zu ertrotzen. Kopist dieser Welt, Künstler artiger Zunge, doch schändlich in der Gesinnung, erntet ehrloser Ruhm der Jugend unschuldige Früchte. Gleißnerischer Pomp in märchenhafter Verführung gaukelt, wiederholt als tägliches Vielfaches, Schönheit und leicht erreichbaren süßen Ruhm unter Ebengesinnten heißer Sehnsucht der Jugend, begeistert ihr glühendes Herz für Nichtigkeiten. Opfer bringend, erleiden sie Schimpf, Unschuld wandelt zu Torheit der Kindheit sich; fröhlich begonnen, schaudert ihr wunderndes Auge vor Lokis erbärmlichen Werken, krampft ihr wundes Herz, indem das Leben sie umdreht - 16 - gleichwie der wirbelnde Sturm die schlanken schwankenden Stämme. Wer sich nicht beugt, den krüppeln die Unbilden roher Gewalten, fehlt´s doch an hegenden Gärtnern, die Schutzbedürft´gen zu retten! Brennholz nur zieht man, der Schwertfeger glühende Essen zu nähren, Waffen zu schmiden, nicht Werkzeug, den Segen der Äcker zu locken. Wer aber überbringt den Himmlischen endlich die Klage? Muß er nicht fürchten, der Weg zum Ohr der Gewaltigen sei ihm unter Opfer des Lebens verboten? Erwägt er die Strenge Thors, des Blitzestreuenden, sorglich zu meiden, um nicht alle, die schuldlos geblieben, zugleich mit bestrafen zu lassen? - Nicht doch! Fern Walhalla, verlangt die Menschen nicht mehr, ihr Los der Unterdrückung, statt durch Menschen, nun wieder tauschen zu wollen mit priesterlich peinlichen Bräuchen und Riten wie - 17 - vormals gewohnt! Dem Fasten, Kasteien entzieht sich der Freie, Fürsprache meidend durch Priestermund; statt dessen vertraut er Wissenschaften, Beweisen und Meßbarem - nichts überzeugt ihn, was ihm nützlich dünket, belassener Freiheit zu schaden. Solches müssen die Götter erfahren, berufen den Rat, daß die Kinder der Schöpfung, durch feste Gesetze geboren, sich begreifen als zu göttlichem Ziele gebildet. (Aufrecht stehe der Mensch, denn aufwärts richtet das Streben Trachten und Sinnen der Seele, was immer das Leben auch fruchtet!) Länger dulden Germaniens Götter die schmachvolle Posse nicht mehr, die Loki den Äuglern garnierte und spöttisch kredenzte. - 18 - Viel zu lange schwiegen die Asen, sie lullte der Schelm kunstreich plänkelnd in dämmerndes Schweigen, derweil die Geschäfte drunten diplomatisch die Rechtsbeuger selber besorgten. Und sie senden zornig Befehl dem Loki zu kommen, Rede zu stehen, Rechenschaft zu belegen den Asen, wo und wann er gefrevelt, den Status der Gottheit beschädigt! Leichtfüßig eilet der Spötter, er springt die Stufen hinan und grüßet mit lachendem Munde die feindselig gesonnene Runde. - 19 - Dritter Gesang „Schicksalsbestimmt, als die ihr selbst euch versteht, seid auch ihr Teil der weltumgriff´nen Vernichtung, von Menschen geglaubt, Helden zwar von Asgard, aber den Nornen versponnen! Wollt ihr diesem Geschick vergangener Religionen würdigen Abschied erteilen? Dann stützet das menschliche Tun! Christen heißt man, die neue Schicksalserwartungen knüpfen! Ihres Allmachtsgottes weise lenkender Liebe sicher von Kindheitstagen, rühmen die Gläubigen dankbar laut vernehmlich in Kirchen, sich sonntäglich dort meist versammelnd, dieses Gottes opfernde Gnade, schenkt´ er vorzeiten in Gestalt eines Menschensohn´s sich den mächtigen Priestern. Diese aber töteten ihn-: Es fürchtet´ der Mächtige göttlich verzeihende Huld. Eher an dumpfe Gewissen - 20 - heftet seither der kultisch Waltende nirgend noch lösliche Schuld; die rechnet er gegen ein ständiges irres Bemühen armer gequälter Seelen, Liebe verdienen zu können durch Opfer, Gehorsam, Knechtsein und andere hündische Bußen. Aber nicht ewig währt solcher Bund: Es reißen die Ketten, die Menschen vom unfehlbar gepriesenen Dogma sich los, der Priester Bannkreis zerspringt, und Gewissensfreiheit gewinnt. Glauben mag er, was je ihm die Eltern und Lehrer vererbten, doch nun selbst führt er Konto, eigenverantwortlich denkt er, Rede und Antwort seiner gewählten Gottheit zu stehen. Größe glaubt er für sich gewonnen, und Fehler erkennt er. Dennoch ändert er wenig am Weltengetriebe, kassiert Diäten, ersitzt Anonymität, begütert sein Haus - 21 - müht sich um Anseh´n, begünstigt die Freunde, betrügt auch sein Weib ...: Euch alten Göttern traut er nicht, nichts, was euch gleichet; ihm ist Profit Programm, Gewinn sein Glaubensbekenntnis. Wer sich allerdings bloß um kleine Güter besorget, weiß sich dem Untergang näher als je Erlösung; ihm nützt nicht, was gottgewollt den eingepflanzten Frevel in seiner festgeschrieb´nen Natur aufhebt: sich zu entscheiden für das Gebot, die Schöpfung zu retten, sie zu erhalten, oder dagegen die Eigensinne störrisch zu setzen. Trifft das Naturgesetz dieses geschaffenen Kosmos auf Selbstverantwortlichkeit menschlichen Handelns, so sprechen die Philosophen, (die der Vernunft gesetzt sind als Hüter), neues Maß der Schicksalsfügung; des Übelsten Ursache wächst gigantisch in der Menschentorheiten gierige Klauen! Was wollt ihr verhindern - was dünkt euch, zu raten dem Freien? Keiner unter denen schließt mit Verlieren Kontrakte! Steuert nicht selbst er bereits im Zeitenstrome des Schicksals - 22 - Barke, lädt ein oder aus, womit da drunten er handelt unter seinesgleichen, er zahlt den Preis, er gewinnt, sei´s drum, oder verliert! Überschaut er nun wicklich lehrsam und ohne den Zugriff der Götter das Weltengetriebe? Wolltet ein letztes Mal ihr Götter die Menschen beherrschen, nenn´ ich euch gern die Rolle, in die ihr zu schlüpfen berufen: Wotan, du würdest Patron der Parteien, auf einem der Augen blind, und Hilfe gediehe nur eigenem nützlichen Planen. Frigg, Patronin der Kulte, merkantilistisch gedungen: Weihnachtsmänner, Osterhasen hinter den Fenstern schirmtest, aus Marzipan oder Schokolade, du, Göttin, Kinderglück parodierend und sicher Verstopfung erzeugend. Balder wüßten die unnachahmlich Hybriden gar bald als Schöpfer halbjährlich wechselnden modischen Plunders zu nutzen: Geckenhaft stelzen die mag´ren Gestelle den Laufsteg hinunter, blicken auf Maulaffen feilhaltende, närrisch blitzende Laffen, - 23 - Schwenken rastlos überteuerte neckische Fetzen und schütteln lachenden Auges und törichten Herzens die Köpfe. Thor, du allzeit bewunderter Lärmender, bleibst Favorit: Statt in Wolken Donner, zu schleudern Blitze mit Regen, dröhnt, dir wesensverwandt, potenzbezeugender Lärm aus Zimmerecken und Automobilen frenetisch entgegen. Tausende strömen in Stadien; stereo-typische Kulte ködern mit orgastischen Rhythmen die rasenden Rotten. Denkt ihr, mit ihren eigenen Waffen die Narren zu schlagen? Da irren die Klugen: Die schrecklichste Waffe, die jemals erfunden, nennt man Kommunikation: das Gesetz des Zerredens. Jeder, der irgend gefrevelt, benutzt so die Zeit, den Argwohn mürbend zu schmälern, die vormals Geschädigten selbst jetzt zu Schuldnern zu machen, bescheinigt dem Selbstjustiz, der in Notwehr Verteidigung brauchte, fordert, hinter Barrikaden und Schlössern sein - 24 Eigentum abzusichern. Verbrecher genießen die Freiheit. Sie müssen ja nicht ihren Reichtum beschützen. Also verkommt ehrlich erworb´ne verteidigte Freiheit zu schnödem Establishment. Seit es Hegel gibt, Marxismus und Hinkels Verblendung, wechselt der Wahnwitz der prallen Hoden und leeren Beutel -: Armut ist Nährboden beiden; auf ihm gedeihen wohl alle Schimmelpilze des Neidens und Hassens - sie lieben den Sumpf. Ohne Fixsterne, ruderlos, dennoch mit brodelnden Kesseln, dreht sich qualmend und dampfend das hilflose Schifflein im Kreise. Entertainer ergötzen Passagiere und Mannschaft und andere Schönredner, Scharlatane des witzigen Schwätzens; Bänkelsänger verspotten die kunstvoll warnende Sprache. Niemand weiß sich berufen, das Steuer zu schweißen, das Ruder endlich kraftvoll zu greifen, denn keiner errechnet den Kurs. - 25 - Riefe jemand die Großen der Länder, dies Übel zu bannen, wüßte ja selbst der Papst, der künstliche Kaiser, sich gänzlich schutzlos mit seinen gläubigen Brüdern und Schwestern gelassen! Leben heißen die christlichen Lehrer zu schützen, Gesetze fordern, den Mord am Ungebor´nen zu hindern. Doch hält das Recht an Mehrheitsbeschlüssen sich gültig gebunden, - und ändert Mehrheit die Vorstellung nötiger Werte, fallen die Schwüre. Medien bilden die Meinung. Frohlockt´ nicht das Münchener RateSchweinerl? Es rief: „Die Sahne von heut´ ist der Käse von morgen!“ Dies glaubt auch Häme, Talkmeister, fett, ein geistiger Zwerg, schwört er im Chor mit noch anderen Zeitgeistern schmähliche Ruhmsucht Propheten und and´ren Genies, die I h r dem Morgen verpflichtet! Volksherrschaft verkommt zu manipulierten Gewinnen, - 26 - Richter schroten Gesetze; es herrschet die parlamentarische Diktatur, die selbstgeschaffenen nationelen Übel, im Anonymen versandet, auf Kosten aller, zu Gunsten wen´ger Gewinner profitabel zu nutzen. Was auch immer ihr siegend ändert: Die Soziologen, kurzsichtig, ziellos, werden der dämmernden Unlust beweisen, daß „Selbstsucht und Eigennutz Triebkraft der Götter von jeher gewesen Aufruhr stifteten himmlische Chöre, als Huren der Macht spielten sie festliche Klänge zu unterdrückender Botschaft ... !“ Ethik als ewig gültiger Maßstab vernünftigen Wirkens gilt Gesundbetern hegelianisch-marxistischer Lehre einzig als Anpassung ständig sich wandelnder Mode der Trends. Nach ihnen spähe, wer ernstgenommen zu werden sich mühe in Wissenschaft, Religion und Politik. Denn aller Zukunft gelte das Recht, den Trends ein Meister zu werden. Soziologie studiert die Zeichen, und sie überschreibt die Gültigkeit der (ständig im Wirbel abgetauchten) trendgeleiteten Gesetze: - 27 - Fettaugen, triumphierend von der Brüher geschöpft, von Hegels Narren angemischter fanatischen Suppe, heißgekocht in Pseudonymen der Philosophien. Fragt ihr, wem dieser Topf gehört, was darin brodelt, ei, Fabrikantenfraß, laborgezüchtete Flora, gengigantisch aufgebauscht, bestrahlter, verseuchter feinzermahlener Abfall aus Schlachthof und Abdeckereien, Zutat: Geschmack und Konsistenzen aus der Chemie, abgefüllt in Plastikbecher, -beutel und -flaschen. Neue Hügel wachsen bedrohlich in fruchtbaren Ebenen, Gifte lauern im Erdreich - sie harren des künftigen Sieges! ----Unerhörtes hab´ich berichtet. Wer nun, so denkt ihr, sei schuldigt? - Seit jeher schufen die Menschen sich lenkende Götter, neben dem Lichten erfanden sie teuflisch das Böse. Mich beriefen die Ahnen, zu schaden den Menschen und Göttern. I h r erschienet arglos und ludet die Strafe auf mich! Tot war ich - wie ihr! Die Erde drehte sich weiter, - 28 - neue Geschlechter erbten die Möglichkeit, Neues zu schaffen, dennoch traten sie an, wie eh´dem, nach dem Gesetz, nach welchem die menschliche Rasse im göttlichen Plane gebildet. Bleibt ihr die Kraft, nach Gutem und Schönen sich redlich zu mühen, ist ihr gleichfalls gestattet, sich anders und gegen die Schöpfung zu stellen. Ich war nicht zugegen, als dieses Gebärden entstand, sprecht darum also frei mich! Gewogen bin ich den Menschen, sind sie mir gleich und freilich nicht Boten der himmlischen Mächte! Dennoch plante ich nicht, Verwerfliches gar zu bestärken. Führt ihr d´rum Krieg, das Unrecht vom Rechte zu scheiden, so tut es, doch Asgard verblaßte, und Menschen erfanden sich neue Gewalt´ge. Immer wechseln sie Namen, Verpflichtungen, Formen der Freiheit. Denken können überlebende künft´ge Geschlechter nur immer weiter nach eben jenem Gesetze der Schöpfung, - 29 - das den Fortlauf des Schicksals plante und weiter bestimmt. Keine Schlacht, und sei sie noch so herrlich gewonnen, sichert euch willkürlich Geschaffenen unwiderlegbaren Sieg. Euch wie alle Kreaturen bindet ein ewiger Plan, den die Gottheit verschweigt und Menschen ahnend umgehen. Denket versöhliche Ruhe zwischen Loki und euch, bettet menschliches Streben in ahnend ethisches Wollen, daß der Kreaturen gemeinsames Los sich erfülle, Leben zu schaffen in Freiheit, zu schützen, zu mehren, und alles Beginnen das glückselige Leben bejahen zu lassen! Wer das Leben schützt, der kann den Freund des Mammons, den Tod, nicht länger schweigend unterstützen, vielmehr drängt ihn schöpferischer Ursprung: Liebe! ergründend zu fordern, Mißbrauch entgegenzuwirken, den Kindern der Liebe Kinder des Lichtes zu schenken, die Größeres wollen und wirken!“ - 30 - Vierter Gesang Wotan, der ehemals Göttliche, lächelte freundlich dem Kreise, er beschied dem Loki Frieden, den staunenden Asen sandte er Schlummer, daß sie müde sollten ihr Haupt betten auf duftenden Kissen - , die Lichter gebot er zu löschen. - Asgard dunkelt, Walhalla schwindet in dämmernder Stille, friedlich ist die Schande Lokis geahndet, und lichtüberflutetes Schauern ermuntert die eifernde Erde; Städe wie Dörfer pflegen wie immer der nächtlichen Ruhe, rastlos überflimmern Wohnzimmer Bilder des Grauens und Müßigganges. Wollust und Geldgier schmieden die Pläne, schließen Bündnisse, stellen im Universum vermeintliche Weichen. - Nicht gewahren schicksalsvermessene Toren künftiges lösendes Lächeln ursächlich wandelnder Gottheit! – - Ende -