Kinderschutz geht alle an

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Kinderschutz geht alle an
01 | 2008
Kinderschutz geht alle an
PARITÄTISCHE Träger engagieren sich
Zu diesem Heft
INHALT
Zu diesem Heft
2
Vorwort
Kinderschutz –
im PARITÄTISCHEN großgeschrieben
Konrad Koschek/ Evelyn Selinger
3
Zahlen zum Kinderschutz
Elfi Witten
4
Ich hatte eine Chance
Eine Betroffene erzählt
5
Fachtagung zum Kinderschutz
(K)ein Platz für freie Träger?
Fachtagung Netzwerk Kinderschutz
Rita Schmid
6
Fortbildung Kinderschutz
Wissen macht stark – auch in der
Kinderschutzarbeit!
Sabine Bresche/ DKSB LV Berlin e.V.
10
Vom (fragwürdigen) Nutzen der
Indikatorenbögen für den
Kinderschutz
Georg Kohaupt/ Kinderschutz-Zentrum e.V.
12
PARITÄTISCHE Träger engagieren
sich im Kinderschutz
Präventiver Kinderschutz beginnt
in der Schwangerschaft
Claudia Brückner/Albatros-Lebensnetz gGmbH
14
Hilfe für Schreibabys und ihre Eltern
Renate Wilkening/ NUSZ ufa-fabrik
15
Stark im Babyjahr
Astrid Kleinke/ Weg der Mitte e.V.
16
Kinderschutz und Elternbriefe
Dr. Heidemarie Arnhold/ ANE e.V.
18
Modellprojekt: Aufsuchende Elternhilfe
Inge Gehrig/ VAMV e.V.
18
Wenn Eltern süchtig sind, leiden
die Kinder
Henning Mielke/ NACOA e.V.
19
Nicht wegschauen
Porträt von Ramona Müller, Bürgerhaus e.V.
Rita Schmid
Bilderbuch gegen sexuellen Missbrauch an
Mädchen und Jungen
Strohhalm e.V.
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Angebote unter PARITÄTISCHEM Dach
Adressen von Angeboten zum Kinderschutz
unter PARITÄTISCHEM Dach
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Kinderschutz geht alle an.
Ein Netzwerk Kinderschutz kann nur
sinnvoll sein, wenn alle am Netzwerk
beteiligt sind, die tagtäglich mit Kindern und Familien arbeiten, die in
schwierigen Situationen leben. Dazu
zählen an vorderer Stelle die freien
Träger der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
Bisher ist das Konzept Netzwerk Kinderschutz, das die Senatsverwaltung
für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Februar 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt hat, nur mit geringer Teilnahme der freien Träger konzipiert.
Das muss sich ändern.
Der PARITÄTISCHE Berlin hat mit seinen Trägern langjährige Erfahrung
und Wissen zum Thema Kinderschutz
beizusteuern.
Das dokumentiert auch eine 12teilige
Serie mit dem Titel „Der große Erziehungsratgeber“ im Berliner Kurier im
Oktober 2007. In täglich erscheinenden ganz- und doppelseitigen Reportagen stellt der Autor Sascha Langenbach Gefährdungssituationen von
Kindern vor, verknüpft mit den passenden Hilfeangeboten aus dem Kreis
PARITÄTISCHER Mitgliedsorganisationen. Als preisgünstige Boulevardzeitung erreicht der Berliner Kurier vor
allem auch Leser aus sogenannten
„bildungsfernen Familien“, die auf diese Angebote besonders angewiesen
sind.
Das vorliegende Schwerpunktheft
zeigt Schritte auf, die der PARITÄTISCHE Berlin bisher unternommen
hat, stärker am Netzwerk Kinderschutz teilzuhaben. Zum einen beschreibt es den Austausch zwischen
Senatsverwaltung, Bezirken, Fraktionen und freien Trägern auf der Fachtagung „Netzwerk Kinderschutz - (K)ein
Platz für freie Träger?“. Der PARITÄTISCHE Berlin veranstaltete sie im
September 2007.
Was hinter der Forderung der Quali-
fizierung von Fachkräften verborgen
ist, vermittelt der Beitrag des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Berlin.
Das Kinderschutz-Zentrum Berlin
kommentiert einige Maßnahmen des
Netzwerkes Kinderschutz mit kritischem Unterton und unterstreicht,
wie wichtig die Qualifizierung im Bereich Kinderschutz sei.
Neben der Beratung in Krisenfällen
sind PARITÄTISCHE Träger besonders im präventiven Bereich stark.
Die Devise ist, „das Kind nicht erst in
den Brunnen fallen zu lassen“. Das
Heft stellt einen Ausschnitt von Modellprojekten und längerfristigen Projekte unter PARITÄTISCHEM Dach
vor, die sich im präventiven Kinderschutz engagieren. Dabei geht es um
präventiven Kinderschutz ab Nabelschnur, um Unterstützung in der ersten Zeit nach der Geburt, um
Schreibabys, aber auch um die Arbeit
mit Kindern von drogen- und alkoholabhängigen Eltern.
Der umfangreiche Adressteil am
Schluss gibt einen Überblick über die
zahlreichen PARITÄTISCHEN Mitglieder, deren Arbeit mit dem Thema
Kinderschutz eng in Verbindung
steht.
Rita Schmid
Redaktion Der PARITÄTISCHE
Landesseiten Berlin
Vorwort
Kinderschutz im PARITÄTISCHEN groß geschrieben
Beinahe täglich erfahren wir aus den
Medien von Fällen von Kindesmissbrauch, Vernachlässigung und Gewalt
gegen Kinder. Der PARITÄTISCHE
Berlin weist Ende 2005 öffentlich darauf hin, dass sich durch die Kürzungen im Berliner Jugendhilfeetat von
mehr als 120 Millionen Euro die teils
verheerenden Zustände in Berliner
Problemfamilien und deren Kindern
verschärfen.
PARITÄTISCHE Mitglieder mit
großem Potential im Kinderschutz
Im Januar 2006 initiiert der PARITÄTISCHE einen Arbeitskreis Kinderschutz. Es zeigt sich das große Potential der PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen, die in diesen Handlungsfeldern tätig sind: Sie arbeiten im Kinder- und Jugendschutz, in präventiven
Handlungsfeldern im vor- und nachgeburtlichen Bereich, in der Familienund Elternbildung, in Kindertagesstätten, in Schulen, mit Frauen und Kindern, die Gewalt erfahren haben, in
Angeboten für Alleinerziehende und
Migrantinnen, in Familien mit Alkohol und- Drogensüchtigen sowie mit
psychisch Kranken in verschiedenen
aufsuchenden Hilfen.
LIGA-Papier zum Kinderschutz
im März 2006
Zwanzig Mitgliedsorganisationen aus
Jugend,- Familien- und Suchthilfe.
analysieren aus ihrer langjährigen
Praxis heraus Defizite des Kinderschutzes und suchen Lösungsansätze
zu seiner Verbesserung und zur Stärkung der Prävention. Ergebnis ist ein
elfseitiges Papier, das die LIGA der
Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege der Senatsverwaltung für Jugend im März 2006 übermittelt. In
diesem Papier fordert die LIGA, ein
Netzwerk aus allen Akteuren, sozialraum- und einzelfallorientiert, zu
gründen, ein Frühwarnsystem zu entwickeln mit obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen sowie präventive Angebote für Kinder und Jugendliche zu
fördern und auszubauen.
Senatsinitiative Netzwerk Kinderschutz
Unter Druck geraten durch die öffentliche und politische Diskussion über
den Kinderschutz initiiert der Senat in
der Gesundheits- und in der Jugendverwaltung eigene Arbeitskreise. Im
März 2007 stellt er der Öffentlichkeit
sein Konzept Netzwerk Kinderschutz
vor.
Es zielt darauf ab, das Handeln innerhalb der Verwaltungen in Fällen von
Kindeswohlgefährdung zu koordinieren und zu optimieren.
Der PARITÄTISCHE begrüßt das
Netzwerk-Konzept. Es verspricht öffentlichen Trägern und Organisationen, die im Bereich von SGB (Sozialgesetzbuch) VIII tätig sind, eine verbesserte Koordination und Kooperation
mit den einzelnen Verwaltungen.
Prävention und Unterstützung
an Stelle von Repression
Kritisch schätzt der PARITÄTISCHE
ein, dass die freien Träger nicht ausreichend bei der Entwicklung des Netzwerkkonzeptes beteiligt wurden. Es
besteht die Sorge, dass im Kinderschutz das Jugendamt statt seiner Beratungspflicht nachzukommen, in erster Linie seine Kontrollaufgabe ausübt
und polizeiliche Maßnahmen einleitet,
wenn primäre und/oder sekundäre
Präventionen notwendig wären.
Kinderschutz ist nicht nur Repression,
sondern in erster Linie Hilfe und Unterstützung für Eltern und ihre Kinder.
Freie Träger stärker ins Netzwerk
einbeziehen
Im September 2007 veranstaltet der
Verband eine Fachtagung „(K)ein Platz
für freie Träger“. Dazu lädt er Vertreter
von Senat, Bezirk, Fraktionen sowie
PARITÄTISCHE Träger ein. Hintergrund der Tagung ist, sich auszutauschen und gemeinsam auf den Weg zu
machen hin zu einem effektiven Netzwerk Kinderschutz.
Schritte hin zum gemeinsamen
Handeln
Bisher beteiligen sich zwei Vertreterinnen der freien Träger an der Projektgruppe des Netzwerkes Kinderschutz
des Senats.
Mit der sich gründenden Landesarbeitsgemeinschaft Kinderschutz ist ein
weiterer Schritte in die richtige Richtung getan. Sie wird sich zusammensetzen aus zwölf Vertretern des Kinderschutzes aus den Bezirken, einer
wissenschaftlichen Begleitung, den
landesweit tätigen Beratungsstellen
des Deutschen Kinderschutzbundes,
Kind im Zentrum und dem Kinderschutzzentrum, Vertretern der freien
Träger aus den Bereichen Kindertagesstätten, Familienbildung und Erzieherische Hilfen, dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und dem Sozialmedizinischen Dienst.
Eine weitere wichtige Forderung ist,
freie Träger an der Erarbeitung von
fachlichen Standards des Kinderschutzes zu beteiligen. Dabei ist darauf zu
achten, die Interessen von Eltern und
ihren Kindern ausreichend zu berücksichtigen.
Aktionsprogramm Kinderschutz
erforderlich
Der PARITÄTISCHE fordert ein Aktionsprogramm Kinderschutz. Es soll
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gewährleisten, dass für die wichtige
Aufgabe des Kinderschutzes auch in
Zukunft die notwendigen Mittel bereitgestellt werden können. Laut Schätzung des PARITÄTISCHEN handelt es
sich dabei um eine Summe von rund
vier Millionen Euro. Sie wird gebraucht
für die Qualifizierung von Fachkräften
bei den freien Trägern der Jugendhilfe,
die Finanzierung von präventiven Modellprojekten in allen Bezirken sowie
die notwendige Auswertung von bishe-
rigen Kinderschutzfällen nach Fehlerquellen.
Kinderschutz zum Nulltarif nicht
möglich
werden. Kinderschutz erfordert die
Unterstützung des Gemeinwesens und
seiner Bürger, die fachliche Akzeptanz
auf Seiten der Mitarbeiter und fachlich
qualitative Standards, die es nicht zum
Nulltarif gibt.
Ohne eine ausreichende Stellenausstattung bei den freien Trägern und
den bezirklichen Jugendämtern können der notwendige Kinderschutz und
die hierfür infrage kommenden Hilfeangebote nicht in die Praxis umgesetzt
Evelyn Selinger
Referentin für Familie, Frauen,
Mädchen
Konrad Koschek
Referent Jugendhilfe
Zahlen zum Kinderschutz in Berlin
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Ich hatte eine Chance
Eine Betroffene erzählt über ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt und
Misshandlung innerhalb der Familie
Ich möchte Ihnen aus meinem Leben
berichten, denn ich hatte eine Chance,
und ich habe sie genutzt.
Ich wurde als erste Tochter in eine (angesehene) bildungsbürgerliche Familie geboren. Ohne dass es im Kindergarten, Schulhort etc. auffiel, war ich
massiver sexueller Gewalt und zum
Teil lebensbedrohlichen Misshandlungen ausgesetzt. Kurz vor meinem 13.
Geburtstag wurde mir klar, dass ich
von Zuhause weg muss, weil ich in
meiner Familie vielleicht nicht einmal
einer Institution in die nächste gereicht wurde. Dies führte dazu, dass
ich nach und nach immer suizidaler,
autoaggressiver, verschlossener und
depressiver wurde. Auch zur Schule
konnte ich dann nicht mehr gehen.
Das schlimmste in dieser Zeit waren
die zwei Monate, in denen ich noch
einmal nach Hause geschickt wurde,
weil mir ein (billiger, unterbetreuter)
Heimplatz ja nicht zu helfen schien.
Als 14 ½ -jährige zog ich schließlich,
nach langen Umwegen, in ein kleines,
Arbeitsgruppen und in der Schülervertretung zu engagieren. Mit der Zeit
gewann ich Freunde. Dennoch ging es
mir psychisch sehr schlecht. Lediglich
die Unterstützung meiner Betreuer
gab mir die Kraft, mich weiter um
schulischen Erfolg und ein soziales
Netz zu bemühen. Bis ich „18“ wurde,
hätte ich mein Leben unmöglich alleine führen können. Ich brauchte jemanden, an den ich mich - wie in einer
Familie - zu jeder Zeit wenden konnte.
In meinem neuen Zuhause (Heim)
gab es genug solcher Menschen.
Als junge Volljährige zog ich von dort
in meine erste eigene Wohnung und
trat in die gymnasiale Oberstufe ein.
Meine Familie versuchte weiterhin
Druck auf mich auszuüben, und auch
die bürokratischen Hürden einer volljährigen Schülerin ohne finanzielle
Absicherung und mit Unterstützungsbedarf machten mir schwer zu schaffen. Durch eine umfangreiche ambulante Betreuung konnte ich die gesamten äußerlichen Schwierigkeiten und
viele innere Krisen überstehen.
Im Frühjahr 2005 habe ich mein Abitur mit überdurchschnittlichem Erfolg
bestanden und direkt einen Studienplatz der Humanmedizin erhalten.
volljährig geworden wäre.
Zu dem Zeitpunkt konnte ich meine
Probleme und die brutalen Übergriffe
gegen mich aber noch nicht in Worte
fassen, so dass ich auf das Feingefühl
professionell Helfender angewiesen
war. Die sahen zumindest, dass es einen guten Grund geben musste, aus
dem ich auf keinen Fall zurück nach
Hause wollte.
Auch damals wurde schon gespart, so
dass ich zunächst für 16 Monate von
fast familiäres Heim (ich wurde nicht
früher dort aufgenommen, weil das
Jugendamt zunächst aus Kostengründen zögerte).
Dort gab es nicht nur Einzelzimmer,
sondern auch gut ausgebildete, verständnisvolle Betreuer, die Zeit für
persönliche Gespräche und Förderung
hatten. Nach einiger Zeit konnte ich
wieder eingeschult werden und hatte
bald gute Noten. Ich fing an, mich in
Als zukünftige Ärztin werde ich mit
meinen Steuern alles in mich investierte Geld sicherlich zurückzahlen
können.
Ich hatte eine Chance!
Sorgen Sie dafür, dass auch weiterhin
Kinder und Jugendliche eine solche
Möglichkeit bekommen und nicht
dem Sparschwein zum Opfer fallen!
Viele werden sie - ebenso wie ich - nutzen!
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Fachtagung Netzwerk Kinderschutz
(K)ein Platz für Freie Träger?
Der PARITÄTISCHE lädt am 4.September 2007 zum Fachtag „Netzwerk
Kinderschutz – (k)ein Platz für freie
Träger?“ ins Monbijouzentrum in der
Oranienburger Straße in Berlin-Mitte
ein.
Rund 120 Teilnehmer/innen aus PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen, anderen LIGA-Verbänden, der
Polizei, dem Quartiersmanagement,
Fraktions-Abgeordnete von CDU, FDP
und SPD und Vertreter aus den bezirklichen Jugendämtern sind erschienen.
Zum einen wollen sie sich über das
Konzept „Netzwerk Kinderschutz“ informieren, zum anderen können sie
hier ihre Vorstellungen einbringen zur
Beteiligung freier Träger am Netzwerk.
Moderator der Tagung ist Peter Hutz,
Gruppenanalytiker und langjähriger
Mitarbeiter des Kinderschutz-Zentrums.
Vermeiden, dass das Kind in den
Brunnen fällt
Die Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Berlin, Prof. Barbara
John, begrüßt die Gäste.
In einer kurzen Rückschau beschreibt
sie die Hintergründe zu dieser Fachtagung: Der PARITÄTISCHE hatte zusammen mit der LIGA der Wohlfahrtsverbände im Rahmen der Kampagne
gegen Kürzungen im Bereich Hilfen
zur Erziehung bereits Anfang 2006 dafür plädiert, ein Netzwerk Kinderschutz zu gründen und neue Präventionsmodelle im Kinderschutz zu erproben. Inzwischen habe die Politik reagiert. Ende Februar 2007 wurde ein
Papier des Senats veröffentlicht und
das staatliche Netzwerk Kinderschutz
vorgestellt, sowie die Berliner Hotline
Kinderschutz eingerichtet. Jetzt heisse
es für den PARITÄTISCHEN dieses
Netzwerk stärker zu machen durch
eine umfassende Zusammenarbeit
von öffentlicher Jugendhilfe mit freien
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Podiumsgespräch bei der Fachtagung „(K)ein Platz für freie Träger“
v.r.n.l.: E. Nowotny, I. Hölling, P. Hutz, E. Selinger, Fr. Range-Schmedes, J. Schreiner
Foto: Schmid
Trägern. Wichtig sei zu erreichen, dass
„das Kind gar nicht erst in den Brunnen falle“. Viele PARITÄTISCHE Träger wie die Erziehungsberatungsstellen,
Familienhilfeprojekte
und
Schwangerenkonfliktberatungen, hätten jahrzehntelange Erfahrungen, die
sie einbringen können. Mit folgenden
Worten richtet sie sich am Ende ihrer
Einführung direkt an die Jugendverwaltung im Senat: „Wir haben viel anzubieten auf diesem Gebiet. Und das
wollen wir heute mit Ihnen sachlich
und offen, aber auch deutlich werbend
diskutieren.“
Kinderschutz aus Sicht der
Ministerialverwaltung
Als erster Redner spricht Prof. Wiesner vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
über den Schutzauftrag freier Träger
laut § 8a des SGB (Sozialgesetzbuch)
VIII und weist auf rechtliche Aspekte
zur Kooperation freier Träger und Jugendamt hin. Bei aller Prävention könne keine totale Überwachung junger
Eltern oder Familien gewünscht sein.
Kinderschutz läge zuerst in der elterlichen Erziehungsverantwortung. Der
Staat habe die Aufgabe, die Eltern dabei zu unterstützen.
Gefürchtetes Jugendamt
Er weist auf die problematische Rolle
des Jugendamtes hin, auf dessen
Pflicht, bei akuter Gefährdung zu intervenieren und auf den traditionellen
Ruf, dass beim Jugendamt das Wegnehmen des Kindes im Vordergrund
stehe. Es sei ein Teil der Aufgabe freier Träger deutlich zu machen, dass es
primär um Kinderschutz mit den Eltern gehe. Nur in unabweisbaren Situationen sei der Staat in Gestalt des
Jugendamtes verpflichtet, das Kind
auch vor seinen Eltern zu schützen.
Das Gesundheitssystem, Ärzte und
Hebammen bezeichnet Prof. Wiesner
als „Türöffner“ im Zugang zu Eltern,
gerade im präventivem Bereich.
Weiter spricht er über den Handlungsspielraum freier Träger innerhalb ihres Schutzauftrages. Er differenziert
dabei zwischen öffentlich rechtlicher,
zivil- und strafrechtlicher Sichtweise.
Fehler analysieren und daraus
lernen
Am Ende seines Vortrag betont er, wie
wichtig die ordentliche Dokumentation der Verfahrensschritte durch die
Bearbeiter im Jugendamt sei.
Das A und O wäre die Fehleranalyse,
siehe den Fall Kevin in Bremen. Aus
Fehlern könne und müsse man lernen
und versuchen, auch dadurch die Gefährdungsrisiken zu minimieren.
Die Vereinbarungen nach Paragraph
8a SGB VIII seien weiter zu entwickeln
und mit Leben zu füllen. Aufgabe der
freien Träger sei unter anderem, entsprechende Fachkräfte weiterzubilden
oder Kontrakte zu schließen mit den
spezialisierten Trägern wie Kinderschutzzentren, um die notwendigen
Fachkräfte im Bedarfsfall heranziehen
zu können.
Frühwarnsystem Frühförderung
Wolfgang Penkert vom Jugendamt
Berlin in der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung
stellt das Berliner Netzwerk Kinderschutz vor. Dazu zählt auch die neu
eingerichtete Hotline Kinderschutz.
Von Anfang Mai bis September 2007
seien rund 500 Anrufe dort eingegangen.
Eltern häufig überfordert
Er zählt Ursachen für die Vernachlässigung bis Misshandlung von Kindern
auf und unterlegt sie mit aufrüttelnden Zahlen. Häufig fühlten sich Eltern
überfordert durch Beziehungsprobleme. Ein erheblicher Anteil von Berliner Familien mit Kindern unter 18
Jahren lebt unter erschwerten Bedingungen: 46 % sind alleinerziehend,
22,4 % mit erwerbslosem Haushaltsvorstand, 37,4 % fallen unter die Armutsgrenze.
Der Senat habe Leitlinien für einen
verbesserten Kinderschutz aufgestellt.
Darin gehe es darum, mit Hilfe eines
Frühwarnsystems und Frühförderung
Kindesmisshandlung vorzubeugen.
Das Netzwerk Kinderschutz habe beschlossen, folgende Instrumente zur
Frühwarnung einzuführen:
Zum einen den Mutter-Pass-Einlagebogen, der von Arzt und Krankenhaus
auszufüllen sei. Die Frau müsse dazu
ihre Zustimmung geben.
Zum anderen den Ja-Bitte-Bogen. Dabei handle es sich um eine Selbsteinschätzung der Frau, ob sie Hilfe brauche. Eltern seien verstärkt aufzufordern, an den Untersuchungen teilzunehmen. Die Vorsorgeuntersuchungen
ab dem dritten Kindesjahr nutzten nur
noch 70 Prozent der Eltern. In jedem
Jugendamt werde eine Stelle zur Koordination des Kinderschutzes eingerichtet mit Telefondienst von 9 bis 18
Uhr.
Zugangsprobleme im
Kinderschutz
Georg Kohaupt vom KinderschutzZentrum spricht über Zugangsprobleme im Kinderschutz.
In seinem Vortrag wird deutlich, dass
es nicht einfach ist, Zugang zu finden
bei Kindeswohlgefährdung. Und das
seitens der Familie sowie der Helfer.
Er zählt mögliche Zugangswege auf:
- Melder, die die Sorge um eine Familie mitteilen,
- niedrigschwellige, gut angepasste
Hilfen für risikobelastete Familien
und
- unbürokratische und vertrauliche
Angebote für alle, die sich um eine
Familie kümmern.
Wichtig sei die Vernetzung im sozialen Raum. Dazu könnten bezirksbezogene Publikationen über die Angebote
beitragen.
Fakt ist, dass öffentliche Jugendhilfe
erst dann agiere, wenn es nicht mehr
anders geht. Im freien Trägerbereich
gäbe es dagegen viele präventive Angebote und eine anonyme und vertrauliche Beratung. Allerdings mangle es
bisher an Ressourcen für ein funktionierendes Netzwerk Kinderschutz.
Kooperation erschwert
Nach der Mittagspause spricht Sabine
Bresche über bisherige Kooperationen
zwischen freiem Träger und Jugendamt. Sie erzählt von den Stolpersteinen, auf die sie in einem Bezirk traf
und auf das kooperative, unbürokratische Umgehen mit dem selben Fall
nach einem Umzug in einen anderen
Bezirk. Mit diesem Beispiel aus der
Praxis veranschaulicht sie, wie unterschiedlich in den einzelnen Bezirken
mit demselben Fall umgegangen wird,
wozu es führen kann, dass so viele–
hier zwölf Personen - an einem Fall
beteiligt sind und die Zuständigkeiten
nicht klar geregelt wurden.
Sie erhoffe sich, dass mit der Veranstaltung ein Grundstein gelegt werde
für eine gemeinsame Arbeit von öffentlicher und freier Jugendhilfe. Bisher würden freie Träger vom Jugendamt nicht auf gleicher Augenhöhe
wahrgenommen werden.
Auf dem Podium: Freie Träger,
Senatsverwaltung, Jugendamt
und PARITÄTISCHER
Gelegenheit zum Podiumsgespräch,
an dem sich auch das Publikum beteiligen konnte, gab es vormittags und
nachmittags. Auf den beiden Podium
nahmen in verschiedener Konstellation folgende Personen teil:
■ Als Vertreter/innen der freien
■
■
■
Träger Sabine Walther, Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband
Berlin e.V., Georg Kohaupt,
Kinderschutz-Zentrum, und Elke
Nowotny, Vorsitzende des Kinderschutz-Zentrums Berlin e.V., Iris
Hölling, Geschäftsführerin von
Wildwasser e.V.
Frau Range-Schmedes, Referatsleiterin für Jugendarbeit, Kinderschutz, Prävention bei der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Herr Schreiner vom Jugendamt
Neukölln sowie
Evelyn Selinger, Referentin für Familie, Frauen und Mädchen und
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Berliner Hotline zum Kinderschutz
Konrad Koschek, Referent für Jugendhilfe beim PARITÄTISCHEN
Berlin.
Im Gespräch am Nachmittag wurde
bekräftigt, was bereits am Vormittag
geäußert wurde, da an der Nachmittagsrunde Frau Range-Schmedes beteiligt war. Freie Träger und die Vertreter/innen des PARITÄTISCHEN fassten für sie ihre Wünsche, Kritikpunkte
und Forderungen nochmals zusammen:
Einfluss nehmen über
Prävention
Sabine Walther sitzt als Beraterin in
der Arbeitsgruppe Netzwerk der Senatsverwaltung. Sie hebt nochmals
hervor, wie wichtig es sei, im Vorfeld
zu agieren. In diesem präventivem Bereich haben freie Träger sehr viel Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, zum
Beispiel im Gespräch mit den Eltern in
der Kita oder im Ganztagsschulbereich. Aber das erfordere Zeit und zusätzliche Ressourcen.
Fachkräfte für Kinderschutz
qualifizieren
Konrad Koschek hält fest, dass das
Netzwerk Kinderschutz nicht DER
Kinderschutz sei. „Es stellt einen Rahmen zur Verfügung, einen Aufgaben-
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katalog, damit die
Gewährleist ungsverpflichtung
des
öffentlichen Trägers
von Amts wegen realisiert
werden
kann.“ Wichtig sei
ihm, die Fehler der
bisherigen Kinderschutzfälle
nach
Fehlerquellen
zu
analysieren
und
Fachkräfte
zum
Thema
Kinderschutz zu qualifizieren. Zu letzterem
biete der PARITÄTISCHE eine Fortbildungsveranstaltung über die PARITÄTISCHE Akademie an. Der PARITÄTISCHE fordere
die Senatsverwaltung für Jugend auf,
finanzielle Mittel dafür zu vergeben.
Außerdem stelle er sich ein Aktionsprogramm Kinderschutz mit Projekten
zur Prävention vor, finanziert durch
den Senat. Auf bezirklicher Ebene
wünsche er sich Runde Tische zum
Kinderschutz.
Evelyn Selinger hebt hervor, dass die
Erfahrungen der im präventiven Bereich arbeitenden Träger im Netzwerk
stärker einbezogen werden sollten.
Durch das Vertrauensverhältnis vom
Klientel zum Träger besteht eine gute
Chance, dass Hilfeangebote angenommen werden. Frau Selinger regt eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit von
öffentlicher und freier Trägerschaft bei
Fortbildungen zu Kinderschutz an,
um sich in den Denkweisen anzunähern.
Regionale
ckeln
Netzwerke
entwi-
Herr Schreiner vom Jugendamt Neukölln vermisst „die Harmonisierung
und Verzahnung der Bereiche Gesundheit, Schule, Jugendamt und freie
Träger“. Das Netzwerk stehe zwar, aber
es müsse sich jetzt mit den regionalen
Akteuren vor Ort praktisch entwickeln.
Das heisse auch, die freien Träger mit
einzubeziehen.
Er spricht sich für eine gemeinsame
Qualifizierung von öffentlicher und
freier Jugendhilfe aus. In diesem Rahmen müsse auch eine gründliche
Schwachstellen-Analyse erfolgen. Was
ist in Fällen aus der Vergangenheit
schief gelaufen und aus welchen Gründen?
Bedarfsgerechte Angebote, die weiter
zu entwickeln sind, müssten durch die
freien Träger vorgehalten werden Es
sollte gemeinsame Grundsätze im
Umgang mit Eltern und Kindern geben – eine gemeinsame Ethik. Der
Dienstleistungsgedanke bei den Jugendämtern sei noch auszubauen und
mehr in die Praxis umzusetzen. Das
Allerwichtigste sei jedoch, dass die lokalen Bündnisse vor Ort funktionierten.
Evaluation mit freien Trägern erwünscht
Elke Nowotny, Vorsitzende des Kinderschutz-Zentrums, spricht sich dafür
aus, das Meldeverfahren sowie die
Checklisten des Berliner KinderschutzBogens zu überprüfen und an dieser
Evaluation freie Träger zu beteiligen.
Sie wünsche sich klare Aufträge und
Vorgaben für freie Träger. Wird das,
was sie entwickeln, überhaupt gewünscht? Auch sie unterstreicht, dass
das Netzwerk weitere personelle Ressourcen brauche: „Die erwartete Offenheit und Fachlichkeit für die Klienten können wir bald nicht mehr bieten,
wenn wir finanziell immer mehr ausbluten.“
Spezielle Verfahren bei sexuellem Missbrauch nötig
Iris Hölling von Wildwasser bemängelt, dass das Thema sexueller Missbrauch beim Netzwerk Kinderschutz
zu kurz komme. Sexueller Missbrauch
sei nicht auf die Weise zu erkennen
wie die Auswirkungen von Misshandlungen. Die Abklärung eines Verdachtes brauche sehr viel Zeit. Die regelhafte Einbeziehung der Eltern bei sexuellem Missbrauch sei eventuell das Falscheste, was man tun könne. Einheitliche Verfahrensweisen seien zu die-
sem Thema noch nicht definiert. Sie
warnt vor Fehlern mit weitreichenden
Folgen, die dadurch geschehen könnten.
Gemeinsames Vorgehen berlinweit als erster Schritt
Frau Range-Schmedes räumt ein, dass
es sich beim Netzwerk Kinderschutz
um einen bürokratischen Schritt handle. „Wir haben zwölf Bezirke in Berlin
und alle arbeiten anders. Für uns war
beim Netzwerk Kinderschutz das Adjektiv „berlineinheitlich“ ganz wichtig.“ Das Netzwerk Kinderschutz hat
als Zielgruppe die öffentliche Jugendhilfe. Es soll erst in der zweiten Stufe
ausgeweitet werden. Controlling und
Evaluation seien erst sinnvoll, wenn
die bisher beschlossenen Maßnahmen
überall angekommen seien.
Ein Fallzuständiger genügt
In der bisherigen Praxis sind laut Frau
Range-Schmedes am einzelnen Kind
mindesten 14 fallzuständige Fachkräfte beteiligt, zu viele.
„Über den Weg der Sozialraumorientierung und über Ausführungsvorschriften zur Organisation des Jugendamtes streben wir an, dass es möglichst
nur noch eine fallzuständige Fachkraft
im Jugendamt gibt, die das Hilfeplanverfahren macht mit allen Beteiligten,
sowie eine fallzuständige Fachkraft
beim freien Träger, also einen Schwerpunkt-Träger.“
Sie habe mit dem Leiter des Landeskriminalamtes angesprochen, einen
regelmäßigen Jour-fix für schwierige
Einzelfälle einzurichten. In einer kleinen Gruppe könnten Fehler und auch
Namen von Verantwortlichen benannt
werden. In dieser Runde könnte sie
sich auch einen freien Träger vorstellen.
viele Hilfesuchende, vor allem sich
selbst meldende Jugendliche, sich zuerst an einen freien Träger und nicht
an das Jugendamt wenden, weil letzteres Ängste wachrufe.
Schule als Akteur einbeziehen
Frau Range-Schmedes berichtet auch,
dass das Netzwerk versuche, Kontakt
mit Schule herzustellen. Es gäbe ein
Rundschreiben an Schule und Jugend,
das bisher im Schulbereich nur wenig
zu Kenntnis genommen wurde. Derzeit werde an einer Handreichung für
Lehrer gearbeitet, an wen diese sich im
Problemfall wenden könnten. Bei den
Fortbildungen stelle sie gute Entwicklungen fest. Neuerdings nähmen Mitarbeiter des Jugendamtes gemeinsam
mit Familienrichtern oder auch Jugendrichtern daran teil, das sei ein
wichtiger Schritt. Diese Ressourcen
müssten ausgeweitet werden.
Frau Ranke-Schmedes sei hier bei dieser Tagung, um Forderungen und Vorschläge mitzunehmen.
Lernen, sich als KinderschutzEinrichtungen zu verstehen
Moderator Hutz hält ein kurzes Resümée zu seinen Eindrücken am Ende
der Tagung:
Der Platz der freien Träger im Netzwerk sei nicht sicher. Trotz dem vielen
Know How scheinen freie Träger Legitimationsprobleme zu haben. Viele
Einrichtungen, die am Aufwachsen
von Kindern beteiligt sind, verstünden
sich (noch) nicht als Kinderschutz-Einrichtungen. Aber sie seien es.
Er sieht einen Bedarf an unterschiedlichen Netzwerken:
a) wo alle zusammenkommen, die beteiligt sind
b) regionale Netzwerke
c) milieubezogen und fallbezogene
Netzwerke.
Und schließlich: Es wäre ein Fehler
gewesen, das Netzwerk erstmal ohne
freie Träger ins Leben gerufen zu haben. Dies erzeuge zu viele negative
Nebeneffekte.
Kämpfen für einen Platz im
Netzwerk
Für Konrad Koschek zeigte sich im
Verlauf der Tagung, „dass wir weiterhin um einen Platz im Netzwerk
kämpfen müssen.“ Viele lokale Netzwerke seien nötig und Geld, um die
notwendigen Fortbildungen durchzuführen. Der PARITÄTISCHE werde
sich weiterhin für ein effektives Netzwerk Kinderschutz zusammen mit
den freien Trägern einsetzen.
Rita Schmid
Redaktion Der PARITÄTISCHE
Die Redebeiträge von Prof. Wiesner,
Georg Kohaupt und Sabine Bresche
können Sie sich von folgender Internetseite herunterladen :
www.paritaet-berlin.de
Freie Träger als Brücke zum Jugendamt
Fachtagung
„(K)ein Platz
für freie Träger“
im September
2007
Foto: Schmid
Freie Träger als Mediator zu nutzen,
als Brücke zum Jugendamt, könne sie
sich gut vorstellen. Iris Hölling von
Wildwasser bekräftigt noch mal, dass
www.der-paritaetische.de
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Fortbildung Kinderschutz
Wissen macht stark - auch in der
Kinderschutzarbeit!
Mit der Einführung des § 8 a im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) im
Oktober 2005 werden Handlungsweise und Personenkreis beim Umgang
mit dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung präzisiert. Darin finden wir
einen Leitfaden, der unser professionelles Handeln bestimmt.
Große Unsicherheit im Umgang
mit Kindeswohlgefährdung
Allerdings stellen wir immer wieder
fest, dass im Umgang mit Kindeswohlgefährdung eine große Unsicherheit
herrscht. Die Ursachen sind unterschiedlich: Zum einen hängt die Unsicherheit bei diesem Thema mit dem
fehlenden Wissen über Kindeswohlgefährdungen zusammen. Hinzu kommt
die Hilflosigkeit, mit komplexen Familiendynamiken umzugehen.
Andererseits stehen wir mit unseren
eigenen Gefühlen und Zweifeln einer
Situation gegenüber, von der wir hoffen, dass sich „jemand“ kümmert.
Eine dritte Ebene ergibt sich aus der
jeweiligen Arbeitsphilosophie und der
Frage, inwieweit dem Thema Kindeswohlgefährdung innerhalb der Institution ein Schwerpunkt eingeräumt
wird. Daraus ergibt sich deutlich die
Forderung nach mehr Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter im Arbeitsbereich mit Familien.
Reaktionen von Hilflosigkeit
über Panik bis zum Unglauben
Bei einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung reichen die Reaktionen von
Hilflosigkeit und Panik bis zu dem
Unglauben, dass so etwas tatsächlich
passiert sein kann bzw. bis zu der
Überzeugung, das Kind habe sich alles nur ausgedacht. Dabei ist es wich-
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www.der-paritaetische.de
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tig, dass die eigenen Reaktionen und
Gefühle die Ausgangsbasis für unser
weiteres Handeln sind. In Fortbildungen stellen wir immer wieder fest, dass
ein Schwerpunkt darin liegt, sich für
das Entstehen des Verdachtes Zeit zu
nehmen, um zu reflektieren, wie es
dazu gekommen ist.
Um mögliche eigene blinde Flecken
dabei bearbeiten zu können, ist eine
kollegiale Fallbesprechung der richtige
Rahmen.Stellt sich dabei heraus, dass
sich der Verdacht erhärtet, geht es um
die Fragen: Was macht die Situation
mit mir persönlich? Was kann mir dabei helfen, die nächsten Arbeitsschritte zu planen - und vor allem, diese
auch auszuführen? Wer ist der Ansprechpartner für das Kind? Wer sollte
ein Elterngespräch durchführen?
Schwierig ist die Haltung den
Eltern gegenüber
In der Regel ist es einfach, sich dem
Kind gegenüber parteilich zu zeigen.
Die Schwierigkeit liegt meist in der
Haltung den Eltern gegenüber. Diese
Haltung ist für ein Elterngespräch jedoch enorm wichtig. Jeder von uns
will, wenn er auf ein Problem angesprochen wird, mit Respekt und Wertschätzung behandelt werden. Dies gilt
genauso für Eltern. Was aber kann mir
dabei helfen, eine klare Haltung zu
erarbeiten? Was sehe ich in den Eltern? „Monster, denen man die Kinder
am besten wegnehmen sollte“ oder
Menschen, die aus unterschiedlichen
Gründen überfordert und blind für die
Bedürfnisse ihrer Kinder sind? Wie
soll ich darauf reagieren, wenn sie wütend werden und mir drohen oder
mich damit konfrontieren, wie konfliktreich ihre eigene Kindheit verlaufen ist und dass sie einfach nicht anders können? Was mache ich, wenn sie
aufgrund der Angst, dass man ihnen
die Kinder wegnimmt, beispielsweise
das Kind von der Kita oder Schule abmelden und sich einfach „aus dem
Staub machen wollen“? Diese Befürchtungen sind berechtigt und müssen
unbedingt bearbeitet werden, damit
ein Elterngespräch souverän und erfolgreich durchgeführt werden kann.
Es ist das Recht der Eltern, so zu reagieren, wenn sie mit einem Verdacht
konfrontiert werden. Und dieser Reaktion muss auch Raum gegeben werden, selbst, wenn wir es uns anders
wünschen. Deshalb zeichnet sich professionelles Handeln durch die Fähigkeit aus, solche Konflikte auszuhalten
und damit wertschätzend und respektvoll umgehen zu können.
Behindernd für solche Gespräche können frühere Erfahrungen sein, die einen an einem Erfolg zweifeln lassen.
Diese sind individuell verschieden.
Und genau hier wird deutlich, wo auch
für erfahrene Fachkräfte „Stolpersteine“ liegen können. Wie jede/r einzelne
sich dieser Stolpersteine bewusst werden kann, um damit entsprechend
umgehen zu können, ist ein wichtiges
Ziel von Fort- und Weiterbildungen
zum Thema Kinderschutz. Denn allein durch das Lesen entsprechender
Literatur sind diese Reflektionsprozesse kaum zu bewältigen. Erst ein gegenseitiger Austausch kann helfen, sie
erfolgreich voran zu bringen.
Kooperieren ist wichtig
Die Arbeit bei Fragen zum Thema
Kinderschutz spielt sich auch immer
„Flagge zeigen gegen Kinderarmut“ – Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes LV
Berlin zum Weltkindertag im September 2006
Foto: Di Moro
in der Kooperation mit anderen Institutionen ab. Daher ist es wichtig, zu
wissen, welche Möglichkeiten die Jugendhilfe Familien bieten kann und
an wen man sich hierfür wenden
muss. Wie kann die Familie zu einer
bestimmten Hilfe kommen und wie
viel Unterstützung braucht sie dabei?
Wie kann eine gut laufende Kooperation vereinbart werden, so dass sie für
alle transparent und nachvollziehbar
ist? Auch in diesem Fall kommt es auf
alle Beteiligten selbst an. Zu wissen,
wer welche Aufgabe hat, zeichnet sich
als Basiswissen aus.
So wie wir als Helfersystem miteinander umgehen, tragen wir viel zum Gelingen einer erfolgreichen Intervention bei. In diesem Bewusstsein sind
wir darauf vorbereitet, dass sich eine
Familiendynamik auf ein Helfersystem übertragen kann und zum Misserfolg führen kann. In der Regel sind
so genannte Kinderschutzfälle dadurch gekennzeichnet, dass viele Personen bereits mit der Familie in der
einen oder anderen Weise arbeiten.
Ergebnisse sammeln und
auswerten
Bewusstsein für das Thema
Gewalt wecken
Alle Beteiligten haben dabei unterschiedliche Arbeitsansätze und Sichtweisen auf die Situation der Familie
und kommen so auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Diese zusammen
zu tragen und auszuwerten, ist eine
anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb
muss klar sein, wer diese Aufgabe innehat. In der Regel ist dies das Jugendamt mit seinem Allgemeinen Sozialdienst (ASD). Von hier aus werden
auch die weiteren Hilfen bewilligt, organisiert und ausgewertet.
Welche rechtlichen Bestimmungen jeder in seinem Arbeitsbereich zu beachten hat - wie beispielsweise den Datenschutz - darf dabei nicht fehlen.
Anhand dieser Beispiele wird deutlich,
welchen Umfang und vor allem welche
Bedeutung die Fort- und Weiterbildung im Umgang mit dem Verdacht
auf Kindeswohlgefährdung hat. Ein
Ziel sollte sein, allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern in der Arbeit mit Familien das Thema Gewalt gegen Kinder bewusst zu machen.
Nur wenn wir uns darüber im Klaren
sind, können wir Kinder möglichst
frühzeitig vor Gewalt schützen und
Eltern darin unterstützen, sich ihr
Recht auf „Hilfe zur Erziehung“, wie
es im § 27 KJHG ausgeführt ist, bewusst zu machen.
Gesellschaftlich gesehen besteht immer noch das (Vor-) Urteil: Elternsein
muss man nicht lernen, das kann man
und wenn man sich Unterstützung
holt, gilt dies als ein Zeichen von
Schwäche. Daher könnte es auch ein
Ziel unserer Arbeit sein, dass wir dafür werben, es als ein Zeichen von
Stärke anzusehen, wenn man sich Hilfe sucht.
Sabine Bresche
Deutscher Kinderschutzbund Berlin
Hinweis
Der Deutsche Kinderschutzbund Berlin
bietet ab April 2008 in Kooperation mit
der Paritätischen Akademie einen berufsbegleitenden Zertifikatskurs „Kinderschutzfachkraft nach § 8 a SGB VIII“
an.
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Kommentar von Georg Kohaupt, Kinderschutz-Zentrum Berlin
Vom (frag-würdigen) Nutzen der
Indikatorenbögen für den Kinderschutz
Ende Februar 2007 stellt der Senat das
Konzept zum Berliner Netzwerk Kinderschutz vor. Zu den darin enthaltenen Maßnahmen zur Früherkennung
zählt, allen Fachkräften der Jugendhilfe, aber auch den Kinderärzten, den
Lehrern, der Polizei, etc. ein Arbeitsmittel zur Seite zu stellen: Berlineinheitliche Indikatoren/ Risikofaktoren
zur Erkennung und Einschätzung von
Gefährdungssituationen.
Der rechte Gebrauch ist entscheidend
Der Indikationsbogen ist hilfreich,
wenn man den rechten Gebrauch von
ihm macht. Dieser Gebrauch will gelernt und erarbeitet sein.
Ansonsten kann der Bogen erhebliche
Verwirrung stiften, denn:
Allgemeine soziale Faktoren, wie „familiäre Armut“ oder „alleinerziehend“,
die das statistische Gefährdungsrisiko
von Kindern erhöhen, sind darin vermischt mit direktem schädigenden
Verhalten wie Schlagen oder Würgen.
soll, die Frage: Wie nehme ich innerlich „Risikofaktoren“ wahr? Was bedeuten sie für mich?
Die nächste Unsicherheit lautet: Was
soll passieren, wenn ich eine Risikobelastung wahrnehme oder vermute?
Gratwanderung zwischen Datenschutz und Meldung als Risikofamilie
Lange wurde in der Arbeitsgruppe der
Senatsverwaltung für Gesundheit zum
Netzwerk Kinderschutz darum gerungen, wie man, vereinbart mit dem Datenschutz, die Identifikation der Familie als risikobelastete an den nächsten
Helfer weitermelden kann. Herausgekommen ist dabei das Einlegeblatt in
den Mutterpass, das sich im Netzwerk
Kinderschutz wiederfindet und beispielsweise im Übergang von der Geburtsklinik zum Kinderarzt deutlich
machen soll, „Achtung Risikofamilie“.
Indikationsbogen und Mutterpass sind
Instrumente, die Warnsignale freisetzen. Diese Signale der
Beunruhigung
von
Helfern versucht man
einerseits hinter dem
Rücken der Familie, andererseits möglichst im
Einklang mit dem Datenschutz an den nächsten Helfer weiterzugeben.
Das Gespräch mit
den Eltern suchen
Ist es nicht eine Diskriminierung von
armen Familien, sie als risikobelastet
zu identifizieren und im selben Atemzug zu nennen wie Eltern mit eindeutigem Gewaltverhalten? Es stellt sich
demjenigen, der den Bogen ausfüllen
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Niemand kam in der
Arbeitsgruppe der Senatsverwaltung
Gesundheit und Soziales auf die Idee,
dass man mit armen Familien oder
alleinerziehenden Müttern über ihre
Situation sprechen kann: Hat die Mutter Unterstützung? Hilft die Großmut-
ter? Kennt sie andere junge Mütter?
Hat sie ausreichend Wohnraum? Mit
wem kann sie über Probleme mit ihrem Kind und über schöne Erfahrungen sprechen?
Oder am Beispiel eines anderen Indikators - Einnässen: Eine schwere Belastung für das Kind, für die Eltern,
aber auch für eine Kita und ein wunderbarer Anknüpfungspunkt, um über
das Kind und die Erziehung zu sprechen und für Hilfe zu werben.
Kurz gesagt: Die Indikatoren sind
mehr oder oft auch weniger deutliche
Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung. In den meisten Fällen
sind sie aber nicht Anlass für das Ausfüllen des Berliner Kinderschutzbogens, sondern für ein hilfreiches Gespräch mit den Eltern. Und in diesem
Gespräch lernt man zudem Neues
über die Belastung der Familie und
ihre Sicht der Dinge.
Eine verlässliche Hilfebeziehung
knüpfen
Das Hauptproblem im Kinderschutz
ist nicht die präzise diagnostische Einschätzung der Kindeswohlgefährdung,
sondern das Herstellen und Halten
des Kontaktes zu den Eltern (und den
Kindern) und das Knüpfen einer verlässlichen Hilfebeziehung.
Nachdem länger in der Arbeitsgruppe
Gesundheit über die „risikobelasteten
Familien“ gesprochen worden war,
meinte ein aufmerksam zuhörender
Kinderarzt: „Jetzt habe ich verstanden:
Es geht um die Familien, bei denen ich
froh bin, wenn die endlich wieder
draußen sind, weil die schon Ärger im
Wartezimmer machen und im Kontakt so schwierig sind.“
Risikofaktoren sollten nicht nur Anlass für hoffentlich sorgende und sorgsame Einschätzung sein, sondern vor
allem für eine freundliche aufmerksa-
Berlineinheitliche Praxis von
oben diktiert, funktioniert nicht
me Haltung gegenüber der Familie
und dem Suchen nach hilfreichem
Kontakt.
Das erkannte
Angst
Risiko
macht
In obigen Beispielen ist das In-Kontakt-Kommen vergleichsweise unkompliziert, auch wenn man beim Sprechen über Geld eine Familie auch beschämen kann. Schwieriger ist es, über
Schläge, Lieblosigkeit, mangelnde Gesundheitsvorsorge oder gar über Vernachlässigung und sexuelle Gewalt zu
sprechen. Das erkannte oder vermutete Risiko macht Angst, Angst um das
Kind und Angst, etwas falsch zu machen. Hier lässt das Netzwerk Kinderschutz die Fachkräfte allein. Das Wissen um risikobelastete Kinder ohne
eine Qualifizierung des Kontaktes zu
den Eltern, kann zweierlei Folgen haben: Gescheiterte Versuche, mit den
Eltern in Kontakt zu kommen oder das
vorschnelle, der Intention des Schutzauftrages nicht entsprechende „Einschalten des Jugendamtes“.
Der problematische Begriff des Einschaltens fantasiert das Jugendamt als
Eingriffsbehörde und verschleiert,
dass es um eine Kooperation mit dem
Jugendamt in einem Konflikt mit den
Eltern geht.
Fachkräfte brauchen Unterstützung
Der gesetzliche Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung ermuntert aus-
Plakataktion des
Kinderschutzzentrums
drücklich zu einer Risikoeinschätzung
im Dialog mit den Eltern (und den
Kindern), und zur gemeinsamen Suche nach angemessenen Hilfen. Indikatorenbögen helfen, die Aufmerksamkeit zu schärfen und das Interesse
für die Probleme der Familie zu wecken und mit ihr zu besprechen.
Das Netzwerk Kinderschutz verkürzt
aber die Arbeit der Fachkräfte bei Kindeswohlgefährdung auf ein Einschätzungsproblem. Dadurch werden zwei
zentrale Probleme des Kinderschutzes
ausgeklammert: Fachkräfte brauchen
nicht nur ein Wissen über Risikofaktoren, sondern eine Qualifizierung des
Kontaktes zu diesen schwierigen Familien und des Redens über Kindeswohlgefährdung.
Und sie brauchen - wie im Gesetz gefordert - verlässliche „hinzuziehende“
Fachkräfte, die sie vertraulich beraten
können. Diese sollten in der Beratung
von Helfern und in Konflikten um das
Kindeswohl erfahren sein. Mit ihnen
können die Fachkräfte den Kontakt
zur Familie vorbereiten und in ihrer
Einschätzung sicherer werden.
Zeichnung von Seyfried für das Kinderschutzzentrum
Fazit: Die „berlin-einheitlichen Indikatoren“ sind nur hilfreich, wenn sie in
Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit „risikobelasteten Familien“
eingebettet sind. Konzepte, wie diese
Kenntnisse und Erfahrungen in Kindertagesstätten, im Gesundheitswesen
und in der Schule angeeignet werden
können, hat das Netzwerk Kinderschutz (bisher) nicht entwickelt.
Schon gar nicht kann der Indikatorenbogen eine berlin-einheitliche Praxis
bei Kindeswohlgefährdung stiften.
Dazu braucht es Kommunikation und
Vernetzung unter allen Beteiligten,
vor allem auch zwischen der Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen.
Qualifizierung, Vernetzung und ein
System fachlicher Beratung im Kinderschutz brauchen Ressourcen. Darüber schweigt das Netzwerk Kinderschutz gänzlich.
info
Georg Kohaupt war als Vertreter des Kinderschutz-Zentrums in der Arbeitsgruppe
zum Kinderschutz der Senatsverwaltung für Gesundheit
und Soziales zu mehreren
Treffen eingeladen.
In Zusammenarbeit mit dem
PARITÄTISCHEN Berlin bildet das Kinderschutz-Zentrum
Fachkräfte der Kindertagesstätten im Umgang mit Kindeswohlgefährdung fort und
bietet einen achttägigen Weiterbildungskurs zur beratenden Fachkraft bei Kindeswohlgefährdung an.
Eine Beratung von Fachkräften bei vermuteter Kindeswohlgefährdung wird in beiden Beratungsstellen des Kinderschutz-Zentrums angeboten.
www.kinderschutz-zentrumberlin.de
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PARITÄTISCHE Träger engagieren sich im Kinderschutz
Präventiver Kinderschutz beginnt
in der Schwangerschaft
Schwanger – was nun?
Das fragen sich viele Frauen/ Paare,
die ungeplant schwanger werden, aber
auch Frauen, die in der Schwangerschaft auf unvorhersehbar belastende
Schwierigkeiten stoßen.
Simone, 26 Jahre, Studentin, ledig,
kommt in die Beratungsstelle. Sie ist
ungeplant schwanger und befindet
sich in der neunten Schwangerschaftswoche. Sie ist völlig überrascht von der
Schwangerschaft und weiß nicht was
sie machen soll, wie sie sich entscheiden soll. Sie wird noch mindestens ein
Jahr studieren, muss neben dem Studium arbeiten gehen. Der Kindesvater
will nichts von der Schwangerschaft
wissen. Egal wie sich Simone entscheidet, auf den Partner kann sie sich nicht
mehr verlassen. Ein Kind passt nicht
in den Lebensplan von Simone, nicht
jetzt. Sie kann sich aber nicht für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Das wird ihr immer klarer.
Sie wird das allein schaffen müssen
mit dem Kind. Was das konkret bedeutet, lässt sich nicht vorwegnehmen.
Dass es schwer und manchmal sehr
schwer wird, ist ihr bewusst. Wird es
ihr gelingen, bereits in der Schwangerschaft das Kind als willkommen und
nicht latent als Ursache ihrer Erschöpfung, ihrer Ratlosigkeit zu empfinden?
Verschlechterung der
schwangerer Frauen zu
beobachten
Lage
Die Schwangeren- und Familienberatung von Albatros-Lebensnetz gGmbH
berät seit 15 Jahren Frauen, Paare und
Familien sowohl in Schwangerschaftskonflikten als auch in der Schwangerschaft und Elternschaft. Immer häufiger entscheiden sich Frauen trotz wid-
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riger Umstände für dass Kind. Sie
entscheiden sich somit auch für eine
überwältigende Veränderung in ihrem
Leben in rasant kurzer Zeit- nämlich
ab sofort. Nach den Beobachtungen in
der Beratungsstelle findet eine schleichende Verschlechterung der Lage
schwangerer Frauen/ Paare – besonders derer, die partnerschaftlich, familiär und finanziell nicht ausreichend
abgesichert sind, statt. Das betrifft vor
allem auch Frauen, die ungeplant
schwanger geworden sind und entsprechend keine für sie optimalen Bedingungen für ein Kind im Vorfeld der
Schwangerschaft schaffen konnten.
Besonders die Frauen, die sich gegen
Widerstände für eine ungeplante
Schwangerschaft entschieden haben,
sehen sich häufig misslichen UmstänDas ausgesetzt,
trifft auch für
Frauen
den
die schwangere
im Sinne eines
krimit psychischen
Erkrankungen
wie
tischen
Lebensereignisses
zu einer
Borderline, Essstörungen
und führen
hohen
anhaltenden
Überforderung
Suchtpotentialen zu. Je nach Vorgekönnen.
schichte, persönlicher Vulnerabilität
Gefahr
vonund
chronischer
und LebensUmfeldbedingungen
Überlastung
besteht bei diesen Frauen die Gefahr,
dass sie in chronische Überlastungssituationen geraten. Verstärkt wird diese
Situation allzu häufig durch verweigerte oder zu spät geleistete staatliche
Hilfen und teilweise enorme Belastungen aus dem sozialen Umfeld.
Die Situation ist dann überlagert von
Sorgen und Erschöpfung. Umfassende
Ängste, eine lang anhaltende Überforderung können das innere Einlassen
auf die Schwangerschaft und später
auf das Kind erschweren.
Überforderung und Hilflosigkeit
können zu Kindeswohlgefährdung führen
Beraterinnen wissen, dass es aus anhaltender Überforderung und/oder
Hilflosigkeit heraus zu Gefährdungs-
Albatros – Lebensnetz
gGmbH
momenten in der Schwangerschaft
und zu das Kindeswohl gefährdenden
Handlungen oder Unterlassungen
nach der Geburt kommen kann. Es
muss bereits in der Schwangerschaft
reagiert werden. Ernsthafte Folgen von
Überforderung können beispielsweise
sein: Gesundheitliche Störungen bei
der Schwangeren/ der Kindesmutter,
problematische Schwangerschaftsverläufe, Frühgeburten, verringerte Fähigkeit zur Etablierung einer stabilen
frühen Mutter- Kind- Bindung, Regulationsstörungen des Babys, Vernachlässigung/ körperliche Gewalt gegen
das Kind, sozial bedingte Entwicklungsstörungen des Kindes. Präventiver Kinderschutz in der Schwangerschaft bedeutet deshalb ganz besonders
Schutz der werdenden Eltern vor Überforderung.
Fachgespräch zum Kinderschutz
in der Schwangerenberatung
Die Beratungsstelle hat aus dem Bedürfnis der stärkeren Vernetzung und
Bündelung von Kompetenzen heraus
zu einem Fachgespräch eingeladen unter dem Thema: Wie wird Kinderschutz
in der Schwangerenberatung gestaltet?
Zu dem Gespräch waren Beraterinnen
aus Schwangerenberatungsstellen freier Träger und des öffentlichen Gesundheitsdienstes, ein Frauenarzt, Mitarbeiterinnen der Senatsverwaltung für
Bildung, Wissenschaft und Forschung
und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz
eingeladen. Es fand ein intensiver Austausch über vielfältige Aspekte des
Themas statt. Das Berliner Konzept
zur Umsetzung des § 8a SGB VIII wurde ebenso besprochen wie Überlegungen zur frühen Erfassung von Hilfebedarfen Schwangerer.
Themen für die Zukunft
Diese erste Gesprächsrunde war die
Impulsveranstaltung für einen fortlaufenden Austausch. Weitere Treffen
könnten die Beschreibung von Handlungsoptionen in der Schwangerenberatung unter dem Aspekt früher Kin-
derschutz, die Erarbeitung von trägerübergreifenden Strategien im Umgang
mit anhaltenden Gefährdungen des
Schwangerschaftsverlaufs, Gefährdungen der Kindesentwicklung in der
Schwangerschaft und des Kindeswohls
nach Geburt sowie eine über die Beratungsstellen hinausreichende Sensibi-
lisierung für die Thematik und bestenfalls Einflussnahme auf vorhandene
Strukturen beinhalten.
Claudia Brückner
Schwangeren- und Familienberatung
in Berlin- Friedrichshain
Albatros-Lebensnetz gGmbH
Hilfe für SchreiBabys und ihre Eltern
Die SchreiBabyAmbulanz des Nachbarschaftszentrums ufa-fabrik
Dass ein Baby
in den ersten
Lebensmonaten schreit ist
normal. Ist
das doch die
einzige Möglichkeit für das Baby sich
zu äußern.
Schreit ein Baby jedoch viele Stunden
hintereinander, wird getröstet, geschaukelt, herumgetragen, ist es gesund und satt und schreit weiter und
weiter, geraten die Eltern häufig an den
Rand der Verzweiflung.
So erging es den Eltern von Felix.
Felix, damals sechs Monate alt, ist ein
Wunschkind. Seine Eltern arbeiten
beide in sozialen Berufen.
Er schrie manchmal 15 Stunden
am Tag
und ließ sich durch nichts beruhigen:
nach dem Füttern und Wickeln trugen
ihn Mutter oder Vater stundenlang
durch die Wohnung, sangen ihm etwas vor, ließen leise entspannende Musik laufen, nichts davon half. Eine
Freundin, die mit ihrem Baby vor zwei
Jahren ähnliche Probleme hatte, gab
der Mutter den Tipp, in die SchreiBabyAmbulanz zu gehen.
In der ersten Stunde geht es zunächst
einmal darum, über die Familiensituation zu sprechen, zu erfahren, wie die
Schwangerschaft verlaufen ist, ob es
Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt gab oder die
Familie andere traumatische Erlebnisse hatte. Denn hier können Ursachen
für das Schreien liegen.
Babys fühlen und reagieren wie
ein sensibler Seismograph
wenn etwas nicht stimmt. In der Regel
waren die Eltern mit ihren Babys schon
bei Kinderärzten und haben medizinische Ursachen des Schreiens ausschließen lassen.
Neben der Erforschung der Ursachen
erhalten Eltern konkrete Hilfestellung,
wie sie ihr Baby entspannt in den Arm
nehmen können, wie sie es massieren
können und Tipps, wie sie sich selbst
entspannen und zur Ruhe kommen
können. Denn oft ist es ein Teufelskreis, der sich bildet: das Baby schreit
und schreit, die Eltern kommen nicht
mehr zur Ruhe und übertragen die eigene Nervosität und Panik auf das
Kind, das Kind reagiert mit erneutem
Schreien. Wird dieser Teufelskreis
nicht unterbrochen kann es durch die
immense seelische und körperliche
Belastung der Eltern zu einer schweren Krise kommen, die schlimmstenfalls auch zur Gewalt gegen das Baby
führen kann.
Dem Teufelskreis entfliehen
Um dies zu verhindern, bietet die
SchreiBabyAmbulanz ihre Hilfe und
Unterstützung inzwischen in fünf
Nachbarschaftszentren in Tempelhof/
Schöneberg,
Wedding, Kreuzberg,
Weißensee und Steglitz-Zehlendorf an
an. Die Mitarbeiterinnen der Ambulanz sind langjährig erfahrene Psychologinnen und Sozialpädagoginnen mit
einer körper-therapeutischen Zusatzausbildung zur Krisenbegleiterin für
Babys, Kleinkinder und Eltern.
Teure Therapiestunden können
sich nur wenige leisten
Aufgebaut wurde die SchreiBabyAmbulanz
vom
Nachbarschafts-und
Selbsthilfezentrum in der ufafabrik
e.V. 1993, gefördert durch den Berliner
Schreibabyambulanz im NUSZ
Foto: NUSZ in der ufa-fabrik
Senat. 2006 erhielt die SchreiBabyAmbulanz Spenden aus dem Tagesspiegelspendenprojekt und von der Charlotte-Steppuhn-Stiftung. Nur mit dieser Förderung ist es möglich, auch
Familien mit geringem Einkommen
zu ermöglichen, die Hilfe in Anspruch
zu nehmen. Teure Therapiestunden
können sich nur wenige leisten.
Renate Wilkening
Geschäftsführerin
Nachbarschaftszentrum ufafabrik
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Ich bin stark im Babyjahr
Ein Projekt der aufsuchenden Elternhilfe
Frau S. hat sich das alles ganz
anders vorgestellt
Lange haben sie und ihr Mann sich ein
Kind gewünscht. Dass es jetzt gleich
zwei geworden sind, kam unerwartet.
Die Freude war groß. Jetzt, vier Wochen nach der Geburt, kennt sie sich
nicht wieder. Alles ist ihr zuviel, sie ist
gereizt, und jede Kleinigkeit bringt sie
auf. Morgens muss sie sich zwingen
aufzustehen. Die Wäsche bleibt liegen,
der Haushalt wächst ihr über den Kopf
und die Freude ist einer depressiven
Stimmung gewichen. Sie weiß nicht,
wie sie die nächste Zeit überstehen
soll. Ihr Mann bemüht sich und unterstützt sie so gut er kann, ist aber die
meiste Zeit außer Haus.
Die Sozialarbeiterin vom Kinder und
Jugend Gesundheitsdienst macht sie
auf das Projekt „Ich bin stark im Babyjahr“ aufmerksam. Sie entschließt
sich, dort anzurufen.
Die Lage entspannt sich deutlich
Jetzt kommt seit etwa vier Wochen
Frau Pantani zu ihr. Die Situation von
Frau S. hat sich schon deutlich entspannt. Einmal die Woche nimmt Frau
Pantani Frau S. beide Kinder für zwei
bis drei Stunden ab, und Frau S. kann
diese Zeit für sich nutzen.
Einen zweiten Termin in der Woche
widmet sich Frau Pantani ganz der
Mutter. Frau S. bespricht mit der Mitarbeiterin die letzte Woche mit den
Kindern, und beide schauen gemeinsam, wie die alltäglichen Aufgaben
besser bewältigt werden können. Wie
kann sich Frau S. entlasten und im
Alltag auch kleine notwendige Ruhepausen einlegen. Das mit dem Stillen
klappt auch nicht so recht. Frau Pantani steht ihr mit Rat und Tat zur Seite.
„Die Gespräche helfen mir und geben
mir Kraft. Jetzt habe ich wieder die
Hoffnung, dass ich es doch schaffen
kann.“
Als Modellprojekt drei
Jahre gefördert
Das Projekt wurde 2004 vom Weg der
Mitte, einem gemeinnützigen Verein
für Gesundheit, Bildung und Soziales
ins Leben gerufen. Die „Aktion
Mensch“ hat es für drei Jahre geför-
dert. Seit 2004 wurden bereits 130 Familien kompetent beraten und begleitet. Das Projekt wendet sich an sehr
junge Mütter, hochbelastete Familien,
Familien mit Migrationshintergrund
und/oder alleinerziehende Eltern. Die
Mitarbeiterinnen, ausgebildete Familienpfleger/-innen, eine Sozialpädagogin und mehrere ehrenamtliche Kräfte
besuchen die Familien zu Hause, sie
beraten, begleiten und entlasten.
Manchmal ist die Spirale der Erschöpfung schon weit fortgeschritten und
hat Auswirkungen auf die Bindung
zwischen Mutter und Kind. Die Mutter kann dann auch nicht mehr normal auf positive Äußerungen des Babies reagieren. Hier können die Helferinnen behutsam wirken, indem sie
der Mutter Hinweise geben und sie
ermutigen, die Signale des Kindes
wahrzunehmen, so dass sie sich dem
Kind liebevoll zuwenden kann.
In den Familienpflegedienst eingebettet
Ein großer Vorteil dieses Projektes ist
die Einbettung in den Familienpflegedienst des Trägers WEG DER MITTE.
Durch den kurzfristigen Einsatz der
Familienpfleger/-innen in Notsituationen oder bei Krankheit können in den
Familien schwierige Situationen überbrückt werden, die gegebenenfalls einen umfangreicheren Einsatz von
mehreren Stunden täglich erfordern.
Diese Leistung wird finanziert über
die Krankenkassen oder über das Ju-
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gendamt. Die Mitarbeiter/-innen beraten ausführlich.
Ein weiteres Beispiel aus
der Praxis
Frau F. ist Türkin. Frau F. spricht wenig deutsch, hat sich vor einem halben
Jahr von ihrem Mann, dem Vater ihres
nunmehr acht Monate alten Kindes getrennt. Sie ist isoliert, die Verwandtschaft hat sich nach der Trennung von
ihr abgewendet. Sie traut sich kaum
aus dem Haus. Zu ihrem Kind hat Frau
F. so gut wie keinen emotionalen Kon-
Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen. Frau F. möchte gerne einen
Deutschkurs besuchen.
Die Familienpflegerin hilft bei der Suche nach einem geeigneten Kurs und
betreut die kleine Tochter während der
Abwesenheit der Mutter. Nach etwa einem halben Jahr verringern sich die
Besuche, Frau F. hat Kontakt gefunden
zu einer Türkin mit einem Kind in
ähnlichem Alter. Nach neun Monaten
gibt es nur noch in regelmäßigen Abständen einen Telefonkontakt zur Familienpflegerin. Frau F. hat die
schwerste Zeit der Trennung nun hin-
chende Elternhilfe“ abgelehnt. Damit
ist die Weiterführung des Projektes
akut gefährdet. Durch Engagement
des Trägers erhalten einige Familien
weiterhin Unterstützung durch die
Mitarbeiter/-innen. Der Bedarf ist
groß.
Eltern zu stützen fördert die Entwicklung von Kindern, ermöglicht ein gesundes und gutes Aufwachsen und
erhöht die Lebensqualität von Familien. Luxus? Nein! Auch in den Zeiten
leerer Kassen sollte uns die Prävention
sehr am Herzen liegen.
Kinderschutz setzt im Alltag der
Familien an
Das Fazit aus über drei Jahren Arbeit
in diesem Projekt:
■ Alles was wir in der frühen Kind■
■
■
Modellprojekt Stark im Babyjahr
Foto: Weg der Mitte
takt. Die Schwangerschaft war geprägt
durch Gewalt von ihrem Ehemann.
Die Familienpflegerin kommt seit drei
Monaten regelmäßig zu ihr nach Hause. Behutsam fördert die Familienpflegerin den Kontakt zwischen Mutter
und Kind, spricht mit Frau F. über ihre
Zukunft, sie berät über eine kindgerechte Ernährung. Sie gehen gemeinsam spazieren und erkunden die neue
Umgebung.
Frau F. gewinnt immer mehr an
Selbstvertrauen
Zu ihrer Tochter entwickelt sich ein
inniger Kontakt. Sie freut sich über jeden kleinen Fortschritt, den ihre Tochter macht, und lernt immer besser die
ter sich, hat viele Pläne für die Zukunft,
die kleine Tochter hat ab dem Sommer
einen Platz bei einer Tagesmutter.
Weiterführung
akut gefährdet
des
Projektes
Beide Beispiele stehen für den erfolgreichen Verlauf eines niedrigschwelligen Angebotes für Familien. Das Projekt ist evaluiert vom Deutschen Jugendinstitut.
Unter http://www.dji.de/bibs/612_Abschlussbericht_Kurzevaluation_Fruehe_Hilfen.pdf kann die gesamte Evaluation heruntergeladen werden. Trotz
dieser positiven Erfahrungen wurde
eine Übernahme des Projektes in die
Berliner Modellförderung
„Aufsu-
heit fördern, kommt den Kindern
ein Leben lang zu Gute.
Frühe Hilfen wirken nachhaltig.
Prävention zahlt sich überproportional aus.
Kinderschutz ist praktisch und
konkret und setzt im Alltag der Familien an.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit
zwischen öffentlicher Gesundheitspflege und freien Trägern erhöht die
Chancen auf Akzeptanz von frühen
Hilfen. Wir wertschätzen alle Maßnahmen, die im Rahmen des Netzwerkes Kinderschutz getroffen werden.
Darüber hinaus ist es jedoch unerlässlich konkrete Entlastungs- und Unterstützungsangebote durch freie Träger
der Jugendhilfe bereitzustellen und die
bestehenden Angebote finanziell zu
sichern. Erst darin drückt sich ein
wirklich ernst zu nehmender politischer Wille aus, aktiv Kinderschutz zu
betreiben und die Situation von Familien nachhaltig zu verbessern. Die Erfassung von Risikofaktoren und die
Erstellung von Verwaltungsrichtlinien
allein ist kein Kinderschutz, allenfalls
eine von vielen Voraussetzungen dafür.
Astrid Kleinke
Weg der Mitte gem. e.V.
Soziale Dienste
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Kinderschutz und Elternbriefe
Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung
Seit 2000 haben Kinder in Deutschland laut § 1631 Abs. 2 BGB ein Recht
auf gewaltfreie Erziehung. Nicht nur
soll Gewalt verhindert, sondern eine,
die Persönlichkeit des Kindes respektierende Erziehung gefördert werden,
in der Kindern endlich ein Subjektstatus mit eigener Würde und eigenen
Rechten eingeräumt wird. Die Haltung gegenüber Kindern und das Erziehungsklima insgesamt sollen sich
nachhaltig verändern.
Kinder und Eltern stärken
Eine demokratische Kultur des Aufwachsens ist der rote Faden in allen
Elternbriefen des ANE: Kinder und Eltern stärken und Kinder – soweit als
möglich – beteiligen.
Seit den 60iger Jahren werden Elternbriefe von der Berliner Senatsverwaltung und von Jugendämtern im Bun-
desgebiet verteilt, mit wachsendem
Erfolg. Zur Zeit
sind es jährlich rund vier
Millionen
Briefe,
Tendenz steigend.
Die Erfahrung
von
Jugendämtern und die Rückmeldungen von
Eltern – zum Teil die dritte Generation
von „Elternbriefbeziehern“ in einer Familie – zeigt:
Der beste Schutz der Kinder ist die Befähigung der Eltern zu einer gewaltfreien Erziehung.
Extrabrief: Mit Respekt
geht’s besser
In einem Extrabrief „Mit Respekts
geht’s besser“ erhalten Eltern darüber
hinaus konkrete Anregungen zum positiven Umgang mit Alltagskonflikten,
sowie konkrete Tipps und Hilfestellungen ohne erhobenen Zeigefinger
rund um folgende Themen:
■ Ausstieg aus Alltagsfallen durch
■
■
mehr Struktur im Alltag, Vermeidung unnötiger Konflikte
Verständnis schaffen und über alterstypische Verhaltensweisen von
Kindern aufklären: Eltern verstehen
die Perspektive ihrer Kinder, Verständnislosigkeit schlägt weniger in
Ärger und Aggression um
Vorbeugung und Selbstkontrolle.
Eltern sollen sich selbst beobachten,
wo sind meine neuralgischen Punkte, wann „raste ich aus“?
Selbstkontrolle ist erlernbar
Selbstkontrolle ist erlernbar, zum Beispiel durch Elternkurse „Starke Eltern
– starke Kinder“.
Dr. Heidemarie Arnhold
Vorsitzende
Arbeitskreis Neue Erziehung e. V.
Modellprojekt: Aufsuchende Elternhilfe
Der Verband alleinerziehender Mütter
und Väter ist neben drei weiteren Trägern für das Modellprojekt „Aufsuchende Elternhilfe“ im Rahmen des
präventiven Kinderschutzes von der
Senatsverwaltung Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgewählt worden.
Die aufsuchende Elternhilfe richtet
sich insbesondere an werdende Eltern,
die aus Mangel an Erfahrungen,
Kenntnissen oder Motivation und
Überforderung nicht in der Lage sind,
sich die notwendige Unterstützung zu
organisieren.
Selbsthilfepotential der Eltern
stärken
Der Schwerpunkt der Hilfe liegt insbesondere auf der Koordinierung der
Hilfesysteme und sozialen Netze sowie auf der Stärkung der Selbsthilfepo-
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tentiale der Mütter/Eltern. Die „Aufsuchende Elternhilfe“ beginnt möglichst
schon während der Schwangerschaft
und erstreckt sich über die Geburt und
die ersten Lebensmonate des Kindes.
Das Angebot verfolgt den aufsuchenden Ansatz. Die Ausgestaltung des
Angebotes orientiert sich am individuellen Bedarf der Schwangeren bzw.
Mütter/ Väter.
Zweijährige Modellphase
In der zweijährigen Modellphase soll
diese Hilfeform erprobt und differenzierte Kenntnisse über die Zielgruppe
und den Umfang des Hilfebedarfes
ermittelt werden.
Der Verband alleinerziehender Mütter
und Väter hat im beschriebenen Projekt eine als Sozialpädagogin und Kinderkrankenschwester
qualifizierte
Foto: VAMV
Mitarbeiterin eingestellt. Mit dieser
kann relativ kurzfristig und unbürokratisch ein Erstbesuch vereinbart
werden, der entweder direkt mit der
Mutter/Eltern oder auch vermittelt
über einen anderen Träger/das Jugendamt zustande kommt.
Inge Gehrig
Verband alleinerziehender
Mütter und Väter e. V.
Wenn Eltern süchtig sind, leiden die Kinder
NACOA Deutschland unterstützt Menschen, die mit Kindern Suchtkranker arbeiten
„Wenn ich an meine Eltern denke,
habe ich ganz gemischte Gefühle“,
sagt die 16jährige Marina. “An manchen Tagen habe ich sie lieb, an manchen Tagen will ich nichts mehr von
ihnen wissen. Denn man vergisst seine Kindheit nicht. Das, was passiert
ist, bleibt für immer in einem drin.“
Marinas Eltern sind alkoholkrank –
beide. „Wenn mein Vater zur Arbeit
ging und er nichts für meine Mutter
dagelassen hat, dann hat sie mir einen
Zettel geschrieben und hat mir Geld
gegeben. Ich bin dann zum Zeitungsladen oder zur Tankstelle gegangen
und hab dort den Alkohol geholt.“
Jedes sechste Kind kommt aus
einer Suchtfamilie
Was Marina erfahren hat, teilt sie mit
vielen Kindern. 2,65 Millionen Kinder
unter 18 Jahren leben derzeit in
Deutschland mit alkoholkranken oder
von anderen Suchtmitteln abhängigen
Eltern zusammen. In jeder Schulklasse oder Kindergartengruppe kommt
im Durchschnitt jedes sechste Kind
aus einer Suchtfamilie. Die Kinder leiden unter der Familiensituation, denn
wo Sucht im Spiel ist, fehlen emotionale Zuwendung, Vertrauen und Zuverlässigkeit.
Die Kinder lernen, das Familiengeheimnis Sucht vor der Außenwelt zu
verheimlichen, und sie tragen schwer
an dieser Bürde.
Die Folgen sind gravierend
Kinder aus Suchtfamilien sind die
größte bekannte Risikogruppe für eine
spätere Suchterkrankung. Etwa ein
Drittel der Kinder werden im Erwachsenenleben selber abhängig. Ein weiteres Drittel wählt einen suchtkranken
Partner und lebt so die Muster weiter,
die in der Herkunftsfamilie erlernt
wurden. Die Kinder sind oft Teil eines
von Generation zu Generation sich
fortsetzenden Kreislaufes. Doch dieser
Kreislauf kann durchbrochen werden.
Sucht verliert ihre Macht, wenn sie in
Familie und Gesellschaft angesprochen und als Problem benannt wird.
NACOA engagiert sich für Kinder aus Suchtfamilien
Einen Beitrag hierzu leistet NACOA
Deutschland – Interessenvertretung
für Kinder aus Suchtfamilien e.V. NACOA Deutschland lehnt sich an die
U.S.-amerikanische National Association for Children of Alcoholics (NACoA) an, die sich seit 1983 für Kinder
aus Suchtfamilien engagiert. Der Verein setzt sich zum Ziel, das Bewusstsein für deren Problematik in der deutschen Öffentlichkeit zu schärfen.
Dazu hat NACOA ein Informationsangebot auf seiner Internetseite www.
nacoa.de bereitgestellt. Es stehen zielgruppenorientierte Infobereiche für
Kinder, Eltern, Lehrer/innen und Erzieher/innen sowie für Mitarbeiter/innen des Jugendamtes zur Verfügung.
Ein deutschlandweites Verzeichnis
von Hilfsangeboten, ein Literaturverzeichnis und eine Nachrichtenseite
vervollständigen das Angebot.
Suchtfamilien schotten sich gegenüber Hilfeangeboten ab
Suchtfamilien verleugnen in der Regel
das Suchtproblem und schotten sich
gegenüber Hilfeangeboten ab. So ha-
ben die Kinder meist keine Chance auf
Hilfe. Sie sind Geiseln der Sucht. NACOA Deutschland will diese Kinder
erreichen. Deshalb spricht NACOA
Menschen an, die beruflich mit Kindern arbeiten. Am wichtigsten ist dabei der Bereich Schule und Kindergarten. Mit der Informationsbroschüre
„Kinder aus suchtbelasteten Familien
– Hilfen zur Unterstützung in Kindertagesstätte und Grundschule“ hat NACOA eine informative Handreichung
für Lehrer/innen und Erzieher/innen
veröffentlicht. Das Heft kann über die
NACOA-Website bestellt werden.
Strategiekonferenz im Januar
2008
Noch immer rutschen die meisten
Kinder aus Suchtfamilien durch die
Maschen der Hilfesysteme Jugendhilfe und Suchthilfe hindurch. Um diese
bedrückende Situation zu verändern,
veranstaltet NACOA Deutschland vom
18.-20. Januar 2008 die Strategiekonferenz „Kinder in suchtbelasteten Familien – Wege aus dem Schatten ins
Licht“. Ziel der Veranstaltung ist es,
Wege zur Verbesserung der Situation
von Kindern aus suchtbelasteten Familien zu entwickeln sowie einen
überregionalen und, professionsübergreifenden Austausch anzustoßen.
Die Konferenz richtet sich an betroffene Familien, Kinder, Ärzt/innen, Psycholog/innen, Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen, Mitglieder von Selbsthilfegruppen aus dem Suchtbereich und
alle Berufsgruppen, die täglich mit
Kindern zu tun haben. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft
der Schauspielerin Katrin Saß und
wird unter anderem vom PARITÄTISCHEN Berlin, der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin und der
BARMER Ersatzkasse gefördert.
Henning Mielke
freier Journalist und Vorsitzender von
NACOA Deutschland.
www.nacoa.de, [email protected]
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Porträt von Ramona Müller, Bürgerhaus e.V.
Nicht wegschauen
Ramona Müller zählt zu den 100 geladenen Ehrenamtlichen beim PARITÄTISCHEN Dankeschönbrunch am 6.Oktober 2007 im Hotel Sylter Hof. Sie engagiert sich ehrenamtlich für Kinderschutz
im Bürgerhaus e.V.
Schlüsselerlebnis mit Folgen
Ramona Müller arbeitete 30 Jahre als
Kitaleiterin, seit 2004 in einer Kita des
Bürgerhaus e.V. Inzwischen ist sie in
Rente. Sie beschäftigt sich bereits seit
1995 mit dem Thema Kinderschutz.
Schlüsselerlebnis war für sie damals
folgendes:
Zu Besuch bei einer Freundin hörte sie
dort im Haus weinende Kinder. Die
Freundin meinte, das höre sie sehr
häufig. Ramona Müller ging daraufhin zur Wohnung, aus der das Weinen
kam und traf dort auf völlig verwahrloste Zustände. Die Kinder waren halb
verhungert, im eigenen Kot liegend
und die Mutter völlig überfordert mit
den vier Kindern und alleinerziehend.
Frau Müller meldete den Fall dem Jugendamt. Sie lernte für sich daraus:
Man darf nicht wegschauen und muss
Mut haben, auf die Eltern zuzugehen
und einzugreifen.
Kinderschutz über die
Arbeitszeit hinaus
Nach diesem Erlebnis hat sie begonnen, sich intensiv mit dem Thema zu
beschäftigen und brachte es in ihren
Arbeitsalltag als Kitaleiterin ein. Die
Arbeitszeit reichte nicht aus und sie
widmete viele Stunden, Abende und
Wochenenden dem Kinderschutz. Sie
ist Mitglied der Arbeitsgruppe Kinderschutz des Bezirkes Pankow.
Entscheidende Fragen waren für sie:
An wen kann ich mich wenden? Wann
fängt Kindesgefährdung an? Wie kann
ich helfen?
Info
Bilderbuch von Strohhalm gegen
sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen
Die Kinderbroschüre „Ein ganz besonderes Kind“ gehört zu dem Präventionsprogramm gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen,
das STROHHALM an Grundschulen in Berlin durchführt. Alle Kinder,
die daran teilnehmen, bekommen dieses Heft, um entweder in der Schule oder zu Hause noch einmal individuell an den Themen, die im Workshop vermittelt wurden, arbeiten zu können. Es dient zur Verteifung und
zur Erinnerung.
Das Heft setzt den Präventionsansatz von
Strohhalm e.V. für Kinder, der die Arbeit
mit erwachsenen Bezugspersonen als
Voraussetzung hat, bildlich und emotional um. Die Themen sind auf eine unaufdringliche Weise interkulturell behandelt
(zum Beispiel das Schlagen).
Das Heft ist in einer Auflage von 5000
Stück gedruckt worden.
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Ramona Müller beim Dankeschönbrunch
2007
Foto: Khalilov
Wichtig ist, schon aktiv zu werden, bevor das Kind in den Brunnen fällt.
Material zum
Kinderschutz verteilt
Sie hat viel Material gesammelt, das sie
den Kitaleiterinnen der acht Kitas des
Bürgerhaus e.V. zur Verfügung stellt,
sie einweist und achtsam macht gegenüber der Problematik.
Als Kitaleiterin setzte sie sich außerdem für Kinder aus sozial schwachen
Familien ein, damit diese die Kita besuchen können und nicht wegen der
Kitagebühren zu Hause bleiben müssen. Sie unterstützte viele Basare zusammen mit Kindern, um mit dem
Erlös armen Kindern die Teilnahme an
Gruppenreisen mit der Kita finanzieren zu können.
Sie führte Leiterinnenberatungen zum
Kinderschutz durch: „Ich möchte weitergeben, warum ich denke, dass Kinderschutz wichtig ist“.
Mit dem Geschäftsführer des Bürgerhaus e.V. und der pädagogischen Koordinatorin hat sie gute Partner gefunden, die sie in ihrem Anliegen voll
unterstützen.
Das Gespräch führte
Rita Schmid
Angebote unter PARITÄTISCHEM Dach
Mitgliedsorganisationen im PARITÄTISCHEN
mit Angeboten im Kinderschutz/
Unterstützung von Familien
Ausgewiesene Träger im
Kinder- und Jugendschutz
Kriseneinrichtungen/Beratung in Krisen
■ Aktion 70 - Jugendhilfe im
Verbund e.V.
Hermannstr. 57, 12049 Berlin
Tel. 215 1048
E-mail: [email protected]
Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, Bewältigung von akuten Krisen.
■ Deutscher Kinderschutzbund
Landesverband Berlin e.V.
Malplaquetstr. 38, 13347 Berlin
Tel. 4580 2931
E-Mail: info@
kinderschutzbund-berlin.de
Beratung und Krisenintervention in
Familienkonflikten, in Fällen von Gewalt gegen Kinder und zur Prävention
von Gewalt gegen Kinder.
■ FINK (Familie in Krise) e.V.
Brandenburgische Str. 22,
10707 Berlin
E-mail: [email protected]
Sechswöchiger Familiennotdienst für
Familien, die sich in einer akuten Krise oder Überforderungssituation befinden
■ Independent Living – Jugendnetzwerk Friedrichshain-Kreuzberg
und Tempelhof-Schöneberg
gGmbH
Immanuelkirchstr. 20,
10405 Berlin
Tel. 443 5290 / 4435 2930
E-Mail: info.berlin
@independentliving.de
Perspektivklärung für Familien und
Schutz des Kindeswohls. Angebote:
ein ambulantes Kriseninterventionsprojekt für Jugendliche ab 15 bis 18
Jahre, ein stationäres Kriseninterventionsprojekt für kurzzeitige Unterbringung befristet auf drei Monate,
mit Teilzeitbetreuung in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg.
■ Kinder-u.Jugendhilfe-Verbund
gGmbH
Siegfriedstr. 204 c, 10365 Berlin
Tel. 613 9070
E-Mail: [email protected]
KiC – Krisenintervention und
Clearing
■ Kinderschutz-Zentrum Berlin e.V.
Juliusstraße 41, 12051 Berlin
Tel. 683 9110
E-mail: [email protected]
Therapeutische Krisenintervention für
das Kind/Begleitung des Kindes/Eröffnung neuer Möglichkeiten für das
Kind im Kontakt mit der Familie/Unterstützung der Eltern in der aktuellen
Krise, Unterbringungsmöglichkeiten
in einer Kinderwohngruppe mit Möglichkeiten des Elternbesuchs.
■ Neues Wohnen im Kiez GmbH
Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Kopernikusstraße 23,
10245 Berlin
Tel. 422 4856
E-mail: [email protected]
Wohngruppen zur kurzzeitigen Unterbringung von Kindern und Jugend-
lichen, die sich in Notsituationen befinden.
■ Pfefferwerk – Stadtkultur gGmbH
gemeinnützige Gesellschaft zur
Förderung von Stadtkultur
Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin
Tel. 443 830
E-mail: [email protected]
BUK – Beratung und Krisenunterkunft mit Notübernachtung für Jugendliche im Bezirk Pankow
■ Wildwasser Arbeitsgemeinschaft
gegen sexuellen Missbrauch an
Mädchen e.V.
Wriezenerstr. 10-11, 13359 Berlin
Tel. 4862 8232 / 6953 3731
E-mail: geschaeftsfuehrung@
wildwasser-berlin.de
Für Mädchen und Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben: Mädchennotdienst mit Wohnplätzen für
Mädchen und junge Frauen im Alter
von 12 bis 18 Jahren. Zwei Mädchenberatungsstellen in Berlin-Wedding
und Berlin-Mitte.
■ Notdienst für Suchtmittelgefährdete und –abhängige in Berlin e.V.
Ansbacher Str. 11, 10787 Berlin
Tel.: 219 16010
E-mail: [email protected]
Zufluchtswohnungen für Frauen und
ihre Kinder
■ Frauenschmiede e.V.
Richardplatz 8, 12055 Berlin
Tel. 687 6081
E-mail: Frauenschmiede-berlin
@web.de
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■ Frauenzimmer e.V.
Tel. 568 9100
E-mail: fz-berlin@sos-kinderdorf.
de
Ebersstraße 32, 10827 Berlin
Tel. 787 5015
E-mail: frauenzimmerzufl[email protected]
■ Matilde e.V.
Carola-Neher-Str. 69-71,
12619 Berlin
Tel. 5640 0229
E-mail: [email protected]
■ offensiv 91 e.V.
■ ZUFF e.V.
Zufluchtswohnungen für Frauen
Kottbusser Damm 79, 10967 Berlin
Tel. 694 6067
E-mail: [email protected]
Erziehungs- und Familienberatungsstellen: gelten als hinzuzuziehende
Fachkräfte im Sinne des § 8 a SGB
VIII
■ Arbeitskreis Neue Erziehung e.V.
für Familien, Schule und
Gesundheit
Boppstraße 10, 10967 Berlin
Tel. 259 0060
E-mail: [email protected]
■ Fröbel e.V.
Erziehungs- und
Familienberatungsstelle
Con-Rat
Heinrich-Roller-Str. 15,
10405 Berlin
Tel. 2123 5103
E-mail: [email protected]
■ Pestalozzi-Fröbel-Haus
Stiftung des öffentlichen Rechts
Nachbarschafts- und Familienzentrum Kiezoase
Karl-Schrader-Str. 7-8,
10781 Berlin
Tel. 2173 0226
E-mail: [email protected]
■ SOS-Familienzentrum Berlin
Alte Hellersdorfer Str. 77,
12629 Berlin
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Schwangerschaftskonfliktberatung
und besondere Angebote rund um die
Geburt
■ Albatros-Lebensnetz gGmbH
Hasselwerder Straße 38-40,
12439 Berlin
Tel. 631 6063
E-mail: [email protected]
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Kinderschutz (ab Nabelschnur)
Möglichkeiten der Früherkennung
von Kindeswohlgefährdung
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Schwangerschafts- und
Konfliktberatungsstelle
Anna-Ebermann-Str. 26,
13053 Berlin
Tel. 9869 6208
E-mail: [email protected]
■ Albatros-Lebensnetz gGmbH
Schwangeren-Familienberatung
Petersburger Platz 3,
10249 Berlin
Tel. 449 6382
E-mail: [email protected]
■ BALANCE
Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle Frau und Familie e.V.
Mauritiuskirchstr. 3, 10365 Berlin
Tel. 553 6792
E-mail: info@
schwangerschaftsberatungbalance.de
■ Humanistischer Verband Deutschlands - Schwangerschaftskonfliktberatungs-Stelle
Behmstr. 73, 10439 Berlin
Tel. 441 7992 (AB)
E-mail: info@
schwangerschaftsberatungbalance.de
■ PRO FAMILIA
Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und
Sexualberatung e.V.
LV Berlin
Kalckreuthstr. 4, 10777 Berlin
Tel. 213 9020,
Servicetel. 3984 9898
E-mail: [email protected]
■ Geburt und Familie e.V.
Klausener Platz 19, 14059 Berlin
Tel. 3010 9782
E-mail: geburt-und-familie@
t-online.de
■ mannege, information und
beratung für männer e.V.
Marienburger Str. 28, 10405 Berlin
Tel. 2838 9861
E-mail: [email protected]
■ Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der UFA-Fabrik e.V.
Viktoriastr. 1018, 12105 Berlin
Tel. 755 030
E-mail: [email protected]
■ WigWam Connect - Casemanage-
ment für Kinder und Familien mit
Suchtproblemen Neukölln
Warthestraße 5, 12051 Berlin
Tel. 62733590
E-mail: [email protected]
Familienpflege
■ Domino e.V. Gesundheit und
soziale Dienste, Center Siemensstadt
Wernerwerkdamm 26,
13629 Berlin
Tel. 3824020
E-mail: center-siemensstadt
@domino-world.de
■ Fördererverein Heerstraße Nord
e.V. Sozialstation Staaken Dorf
Stieglakeweg 11, 13591 Berlin
Tel. 36710736
■ Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin e.V.
Sozialstation „Die Brücke“
Wallstr. 65, 10179 Berlin
Tel. 61390490
E-mail: [email protected]
■ Nachbarschaftsheim Schöneberg
e.V.
Holsteinische Str. 30, 12161 Berlin
Tel. 8599 5112
E-mail:
georg.zinner@nachbarschaftsheim
-schoeneberg.de
■ Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der UFA-Fabrik e.V.
Viktoriastr. 10-18, 12105 Berlin
Tel. 755 030
E-mail: [email protected]
■ NUSZ e.V. -
Haus- und Familienpflegedienst
Viktoriastr. 10-18, 12105 Berlin
Tel. 751 6706
■ Freie Sozialstation Kreuzberg e.V.
Wrangelstr. 5, 10997 Berlin
Tel. 618 5081 / 691 5101
E-mail: [email protected]
■ Geburt und Familie e.V.
Klausener Platz 19, 14059 Berlin
Tel. 3010 9782
E-mail: geburt-und-familie@
t-online.de
■ Verein für ambulante Versorgung
Hohenschönhausen e.V.
Am Berl 8-10, 13051 Berlin
Tel. 962 7710
E-mail: [email protected]
■ WEG DER MITTE gemeinnütziger
Verein für ganzheitliche Gesundheit, Bildung und Soziales e.V.
Ahornstr. 18, 14163 Berlin
Tel. 813 1040
E-mail: [email protected]
Soziale Beratung für Migrantinnen
■ AL NADI
Moselstr. 3, 12159 Berlin
Tel. 852 0602
E-mail: alnadi@nachbarschaftshei
m-schoeneberg.de
■ AKARSU – Bildung, Qualifizie-
rung, Beschäftigung und Gesundheit e.V.
Oranienstr. 25, 10999 Berlin
Tel. 6167 6930
E-mail: [email protected]
■ BOX 66
Interkulturelles Frauenprojekt
Sonntagstr. 9, 10245 Berlin
Tel. 292 0144
E-mail: box66@
beschaeftigungswerk.de
■ Elisi Evi – Interkulturelle Bera-
tung- und Bildungsangebote für
Mädchen und Frauen e.V.
Skalitzer Str. 51, 10997 Berlin
Tel. 618 7383
E-mail: [email protected]
■ Frauenladen und Sprachschule
Sophie-Charlottenstr. 113, 14059
Berlin
Tel. 322 2033
E-mail: [email protected]
■ IAF e.V. – Verbund binationaler
Familien und Partnerschaften
Oranienstr. 34, 10999 Berlin
Tel. 615 3499
E-mail: [email protected]
■ KIDÖB
Treffpunkt, Beratung und
Kurse für Frauen aus der Türkei
Holsteinische Str. 30, 12161 Berlin
Tel. 859 95160
E-mail: kidoeb@nachbarschaftshei
m-schoeneberg.de
■ TIO – Treff- und Informationsort
für Frauen aus der Türkei e.V.
Reuterstr. 78, 12053 Berlin
Tel. 624 1011
E-mail: tio-qualifizierungsprojekt
@t-online.de
■ Türkischer Frauenverein
Berlin e.V.
Jahnstr. 3, 10967 Berlin
Tel. 692 3956
E-mail: tuerkischer.
[email protected]
Beratung und Rehabilitation
Suchtarbeit – Hilfe für Kinder,
Jugendliche und Familien
■ Therapieladen e. V.
Potsdamer Str. 131, 10783 Berlin
Tel. 2360 779-21
E-mail: a.gantner@therapieladen.
de
■ NACOA Deutschland –
Interessenvertretung für Kinder
aus Suchtfamilien e.V.
Dirckhardtstr. 4, 12159 Berlin
Tel. 852 5780
E-mail: [email protected]
■ VISTA gGmbH
Alte Jakobstr. 85-86, 10179 Berlin
Tel. 2008 9933
E-mail: [email protected]
■ EKBB e.V. - Elternkreise drogenabhängiger Jugendlicher, Landesverband Berlin-Brandenburg
Ansbacher Str. 11, 10787 Berlin
Tel. 2575 9729
E-mail: [email protected]
■ pad e.V. – Eltern und Jugendliche
gegen Drogenmissbrauch
Kastanienallee 55, 12627 Berlin
Tel. 9355 4040
E-mail: [email protected]
■ Tannenhof Berlin-Brandenburg
e.V.
Meierottostr. 8-9, 10719 Berlin
Tel. 8649460
E-mail: [email protected]
Psychosoziale Rehabilitation von
Kindern und Jugendlichen
■ allgemeine jugendberatung e.V.
Kottbusser Damm 79 A, 10967
Berlin
Tel. 695 9700
E-mail [email protected]
■ DER STEG gGmbH – Gesellschaft
zur Förderung von Menschen mit
psychischen Beeinträchtigungen
Teichstraße 65, 13407 Berlin
Tel. 4985 7690
E-mail: [email protected]
■ Sozialtherapeutisches
Hilfswerk e.V.
Bremer Straße 75, 10551 Berlin
Tel. 395 1059
E-mail: [email protected]
Psychosoziale Rehabilitation junger
Mütter mit ihren Kindern
■ PRENZL KOMM
Soziale Dienstleistungen gGmbH
Schönhauser Allee 161 A,
10435 Berlin
www.der-paritaetische.de
1 | 2008
23
Tel. 4402 3840
E-mail: [email protected]
■ Projekt Wohnen (PROWO) e.V.
Kottbusser Damm 79 A, 10967
Berlin
Tel. 695 9770
E-mail: [email protected]
Sonstige präventive Angebote
Landesverband Berlin e.V.
Genter Straße 53, 13353 Berlin
Tel. 453 0010
E-mail: [email protected]
■ Nachbarschaftszentren Verband
für sozialkulturelle Arbeit
Landesgruppe Berlin e.V.
Tucholskystr. 11, 10117 Berlin
Tel. 861 0191
E-mail: [email protected]
■ Geschäftsstelle Bezirke des
PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsver
bandes
Landesverband Berlin e.V.
Dr. Löhnert
Kollwitzstr. 94-96, 10435 Berlin
Tel. 5567 0511
E-mail: loehnert@paritaet-berlin.
de
■ Strohhalm e.V. Fachstelle für
Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen
Luckauer Straße 2, 10969 Berlin
Tel. 614 1829
E-mail: [email protected]
■ VAMV - Verband alleinerziehender
Mütter und Väter e.V.
Seelingstr. 13, 14059 Berlin
Tel. 851 5120
E-mail: [email protected]
Kindertagesstätten
Unter PARITÄTISCHEM Dach befinden sich 103 Kita -Träger mit 421
Kindertagesstätten und insgesamt
34.900 Plätzen. Die dort tätigen Erzieher/-innen haben einen gesetzlichen Auftrag für Kinderschutz.
www.der-paritaetische.de
In rund 50 Nachbarschaftseinrichtungen, die Mitglied im PARITÄTISCHEN sind, wird sowohl Beratung
und Unterstützung für Familien
und Frauen angeboten als auch Kinder- und Jugendarbeit geleistet.
Träger der freien Jugendhilfe
Zusätzlich zu den unter Kriseneinrichtungen genannten Trägern, gibt
es bei einer Vielzahl von PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen
im Bereich der Jugendhilfe Unterstützungsangebote für Familien.
impressum
■ Deutscher Familienverband
24
Nachbarschaftseinrichtungen
1 | 2008
Der PARITÄTISCHE
Berliner Landesseiten
Schwerpunktheft:
Kinderschutz geht alle an
PARITÄTISCHE Träger engagieren sich
Foto Titelseite:
„Flagge zeigen gegen Kinderarmut“ – Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes LV Berlin zum Weltkindertag im September 2006
Foto: Di Moro
Herausgeber:
PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband
Landesverband Berlin e.V.
Brandenburgische Str. 80
10713 Berlin
Telefon: 030 - 86001-0
Fax: 030 - 86001-110
e-mail: [email protected]
www.paritaet-berlin.de
Vorsitzende:
Prof. Barbara John
Geschäftsführer:
Oswald Menninger
Textredaktion:
Rita Schmid
Bildredaktion:
Petra Engel, Rita Schmid
Verantwortlich:
Rita Schmid, Öffentlichkeitsarbeit
Die Landesseiten Berlin von Der PARITÄTISCHE erscheinen als eingehefteter Mittelteil in der Bundeszeitschrift Der PARITÄTISCHE. Zusätzlich werden sie als Sonderhefte gedruckt. Es handelt sich um Schwerpunkthefte zu aktuellen Verbandsthemen.
Diese Sonderausgaben sind kostenlos zu bestellen über das Formular
Bestellfax im PARITÄTISCHEN Rundbrief sowie über das Internet (auch
als Download) unter:
http://www.paritaet-berlin.de/mediencenter/broschure.
php?thema=0001100009
Berlin, Januar 2008