Mehrtagesbergtour 2012 Über und um die Nagelfluhkette

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Mehrtagesbergtour 2012 Über und um die Nagelfluhkette
Mehrtagesbergtour 2012
Über und um die Nagelfluhkette
vom 02.09. – 07.09.2012
Teilnehmer :
Burgis Jürgen
Deubel Wolfgang
Fischer Werner
Kratzer Johann
Deml Alois
Krämer Gregor
Luber Gerhard
Rauscher Horst
DAV Ortsgruppe Schwanstetten
DAV Ortsgruppe Schwanstetten
DAV Ortsgruppe Schwanstetten
DAV Ortsgruppe Schwanstetten
DAV Sektion Altdorf
DAV Sektion Hanau
DAV Sektion Sulzbach-Rosenberg
ÖAV Sektion Innsbruck
Etappe 1 : 02.09. (Tag der Anreise)
Planmäßige Abfahrt in Nürnberg mit dem Allgäu-Express nach Immenstadt.
Alois ist auch noch aufgesprungen, somit ist unsere Gruppe mit acht Bergfreunden komplett.
Der Zug ist voll, fast alles Wanderer die sich mit dem Bayernticket einen schönen Tag in
Oberstdorf oder Lindau machen.
Nach der Ankunft in Immenstadt folgen wir dem Hinweisschild „Steigbachtal“ und erreichen
den Friedhof, dem eigentlichen Ausgangspunkt unserer Tour. (strengste Order, dass hier ja
keiner zurückbleibt)
Nun beginnt der Pflichtteil und das Ausüben der eingeschliffenen Traditionen. Jürgen schenkt
zur Vesper einen Geburtstagsschoppen aus (wir sind nicht pietätlos, aber hier am Friedhof
waren die einzigen Sitzgelegenheiten wo man schön kredenzen konnte). Vorbeiziehende
Wanderer beneiden uns für so einen Start. Auch eine Katze findet das toll und holt sich bei
uns ihre Streicheleinheiten ab. Gerhard Seefelder der daheim geblieben ist hat Geburtstag,
ihm singen wir über das Handy ein mehrstimmiges Ständchen. Jonny ist ohne Handy
unterwegs (vielleicht ein Teil einer Therapie?).
Nach vorschriftsmäßiger Entsorgung des Unrates, Aufnehmen vom Gepäck kommt endlich
der erlösende Pfiff zum Aufbruch.
Endlich geht es los und gleich sehr steil. Wir haben schönes Bergwetter, über den romantischen Steigbachtobel, vorbei an der hölzernen Kapelle kommen wir zu dem geschlossenen Berghotel „Almagmach“ auf 1145m Höhe. Die noch vorhandenen Sitzgruppen bieten sich zu einer
Pause an, Alois zieht noch eine Überraschung aus dem Rucksack, eine „Schwarzwaldklausgedächtnisflasche“, die er nicht mehr weitertragen wollte. Das einzige was hier noch auf dem
Gelände war, ist eine sehr hungrige Katze, die trotz einiger Happen noch in den Rucksäcken
nachschaute ob hier vielleicht noch etwas versteckt ist.
Der Weiterweg führt zur Alpe Mittelberg (1368m), unser eigentliches Quartier, wurde aber
wegen Umbauarbeiten kurzfristig abgesagt. Als Ersatz fanden wir die höher gelegene Alpe
Gund (1502m), die hat zwar Sonntagabend auch zu, aber der Almöhi hatte ein Einsehen mit
unserer Notlage und hat uns aufgenommen.
An der Alpe Gund ging es noch emsig zu, Bergwanderer-läufer- und biker waren da, die Musi
spielte, aber nicht zu unseren Ehren, sondern am Stuiben (1749m) war eine Bergmesse am
Vormittag und jetzt spielt sie an der Alm für die Gäste auf.
Es war eine sehr urige Hütte, Erinnerungen an früher kommen auf und nach dem Einrichten
unserer Schlafplätze genießen wir noch das fröhliche Treiben in der Nachmittagssonne. Endlich sind wir alleine, es wird kühler, Nebel kommt auf, im Schutze des gemütlichen
Aufenthaltsraumes gibt es noch einige Debatten über überteuerte Eiskugeln und
Fußballspieler, dazu werden Allgäuer Schupfnudeln mit Sauerkraut serviert, die zur
Entwicklung von biologischen Kampfstoffen besonders geeignet sind.
Etappe 2 : 02.09. (Nagelfluhkette, vom Nebel verschluckt)
Ohne Kollateralschäden überleben wir die Nacht. Auf dem Tisch steht ein deftiges Frühstück
und der Nebel vor der Tür. Noch machen wir uns keine Gedanken und genießen Bergkäse,
Schinken und hausgemachte Marmeladen. Katrin die Sennerin versprüht ihren natürlichen
Charme. Beim Aufbruch gibt es noch das obligatorische Gruppenfoto, natürlich mit Katrin in
unserer Mitte, dann folgt Plan „B“ für die zweite Etappe. Der Nebel ist so stark, dass ein
Überschreiten der Nagelfluhkette sinnlos ist, deshalb müssen wir leider unsere harterkämpften
Höhenmeter vom Vortag wieder abgeben, steigen ab bis zum Jagdhaus Ehrenschwang und
über die Untere Eckalpe (ca. 1100m) geht es weiter abwärts durch das Weißachtal zur
Talstation der Hochgratbahn. Der Aufstieg von hier zum Staufner Haus führt durch
wunderschönes Gelände, durchsetzt mit jahrhundertealtem Baumbestand, aber sehr steil,
deshalb machen wir noch, um den Flüssigkeitsbedarf abzudecken in der Oberen Lauchalm
einen Einkehrschwung. Wieder eine sehr gemütliche Alm die zum länger verweilen verführt,
es waren auch zwei tolle Miezen anwesend. Leider müssen wir wieder aufbrechen um den
letzten steilen Anstieg zu meistern. Angekommen im Staufner Haus 1600m, betreten wir
wieder zivilisiertes Gelände, bekommen unsere Verhaltensregeln, einen Säuferpass, Lager
und eine Duschmarke. Die Welt ist wieder in Ordnung. Zum Abendessen gibt es
Schweinebraten und Spätzle. Weil das leidige Thema „Pedelec“ immer wieder zu hitzigen
Debatten führt, wurde dieser Begriff zum Unwort der Tour erklärt. Wer das unschöne
Vokabular noch einmal benutzt muss eine Runde zahlen. Außerdem wurde der Wettermann
abgeschafft, weil auch keiner mehr den Mut dazu hatte. Und draußen ist dichter Nebel.
Etappe 3 : 04.09. (vom Staufner Haus zum Hochhädrich 1565m)
Die Etappe zum Hochhädrich ist nicht sehr lange, deshalb wollen wir etwas Schadensbegrenzung machen und ohne Gepäck mindestens bis zum Rindalphorn 1821m in der Nagelfluhkette
zu kommen. Es hat immer den Anschein, dass der Nebel aufreißen würde. Daheim und über
zweitausend Meter ist das schönste Wetter, nur hier in den Tälern sitzt der Grauschleier sehr
hartnäckig fest. Bevor wir uns auf den Weg machen, müssen wir noch ein Geburtstagsständchen singen, Rosemarie Riegg von der Ortsgruppe hat heute Geburtstag, auch sie wollen wir
mit einem mehrstimmigen Gruß über das Handy überraschen.
Bis zum Hochgrat-Gipfel 1834m sind wir bei ziemlich guter Sicht gekommen, dann war es
wieder sehr wechselhaft. Wir gehen auch noch weit über die Brunnenauscharte 1624m, haben
aber dann das Vorhaben Rindalphorn aufgegeben. Etwas umnebelt treten wir den Rückzug an,
machen eine Essenspause am Staufner Haus, schnappen unsere Rucksäcke und greifen unsere
nächste Etappe an. Die folgende Strecke ist nur ein paar Stunden lang, aber nicht uninteressant. Gleich steil geht es bergauf zum Seelekopf (1663m) mit seinem hohen Gipfelkreuz, in
wechselndem Auf und Ab auf gratartigen Abschnitten über den Hohenfluhalpkopf 1636m,
Eineguntkopf 1639m, zum Falken 1561m. Den Abstecher zur Falkenhütte mit einem
ausgezeichneten Kaiserschmarrn, haben wir ausgelassen. Unten im Tal sehen wir schon unser
nächstes Tagesziel, den Lecknersee und das Alpengasthaus Höfle. Nun haben wir nur noch
ca. eineinhalb Stunden zum Hochhädrich, aber es geht noch einmal richtig zur Sache. Hier tut
sich ein langer seilversicherter Grat aus Nagelfluhgestein auf bei dem man schon etwas
hinlangen muss. Der Stein ist trocken und griffig, es macht so richtig Spaß so darüber zu
turnen. Wir stoßen an unsere Grenzen und treten in Vorarlberg ein. Wolfgang hat gerade
seinen gefühlten fünfzehnten Achttausender gemacht. Noch ein kurzes Stück, dann stehen wir
auf dem Gipfel des Hochhädrich 1565m, der als wunderbarer Aussichtsberg gilt, wenn der
Nebel nicht wäre. Schon von oben sehen wir unser Nächtigungsquartier, den Berggasthof
Hochhädrich der kurz unterhalb des Gipfels liegt. Auch hier wieder ein uriges Quartier, alles
vorhanden aber sehr einfach. Die Kühe waren nicht mehr da, nur noch der leichte Stallgeruch.
Wer noch gelenkig ist, konnte sich in das Spülbecken setzen. Auf der Terrasse genießen wir
die Abendsonne, es gibt selbstgebackenen Kuchen mit Kaffee oder Bier, später servierte uns
Maria Luise Leberkas mit Spiegelei, dazu die weltbesten Bratkartoffeln, auch der
Tomatensalat (Karotten) war vorzüglich.
Etappe 4 : 05.09. (vom Hochhädrich zum Alpengasthof Höfle (1020m))
Heute gehen wir es gemächlich an, es ist ein sogenannter Regenerationstag, wir lassen uns
sehr viel Zeit beim Frühstück, einige machen den Versuch unschöne Wörter aus einem
herauszulocken. Um 10.00 Uhr ist Aufbruch, aber nicht ohne Gruppenfoto mit Maria Luise.
Sehr steil und rutschig geht es Richtung Urschlaboden, es kommen einige versicherte
Passagen bis man in Almgelände gelangt. Vorbei an der Schwarzenbergerplatten-Alpe steigen
wir ab zur Julians-platte-Alpe und statten der Sennerin einen Besuch ab, die gerade beim
„Kasmachen“ ist. Sie drückte uns gleich eine Batzen Frischkäse in die Hand, der natürlich
etwas anders schmeckt als der vom Aldi oder Lidl. Im weiteren Abstieg über die Egg-Alpe
erreichen wir den Lecknersee, der durch einen Bergsturz entstanden ist und kommen bald
zum Gasthof Höfle, unser Etappenquartier. Hier leben wir etwas komfortabel, wir haben
Zimmer mit Nachtgeschirr und eine Etagendusche, einschließlich dem Schellengeläut der
Kühe.
Nachdem der Tag uns zu wenig abgefordert hat wollen wir zur Hochleckach-Alpe die in der
Beschreibung als Schaukäserei beschrieben ist aufsteigen. Über die Helmigen-Alpe geht es
zur Auele-Alpe und hier wäre die Abzweigung zur Leckach-Alpe. Die steckt natürlich im
Nebel, von einer Schaukäserei nichts zu lesen und zu hören und die „Aborigines“ wissen auch
von nichts, deshalb beschließen wir über die Koppach-Alpen wieder ins Leckner-Tal
abzusteigen. Es waren eben nur Bewegungsmaßnahmen. Die versprochenen Physiotherapeutinnen aus Thailand zur Gruppentherapie sind auch im Nebel stecken geblieben. Nach
etwas Augenpflege treffen wir uns alle in der guten Stube, wir essen a la Carte.
Etappe 5 : 06.09. (vom Gasthof Höfle zur Otto Schwegler Hütte (1070m))
Nachdem die Überschreitung der Nagelfluhkette vom Nebel geschluckt wurde, kann man die
heutige Etappe als Königsetappe bezeichnen. Für den Aufstieg wählen wir die mittlere
Variante vorbei am Schwarzlach-See, über die Lache-Alpe durch ein wunderschönes Hochtal
bis die Scheidwang-Alpe 1317m vor uns im Nebel auftaucht. Hier befinden wir uns auf der
Wasserscheide Rhein / Donau. Weil es an der Zeit ist machen wir eine kleine Pause.
La Pastorella ist so jung und schön, hat extra einen gedeckten Kirschkuchen gebacken der
ofenfrisch serviert wurde. Gerne wären wir noch geblieben, aber der Strom unserer Herzen
ging bergwärts und führt uns sehr steil hinauf auf teilweise sehr ausgesetzten Gratrücken
durch kaminartige Rinnen zum Heidenkopf 1685m. Eine halbe Stunde sind es noch zum
Siplingerkopf 1746m, aber der Weg hat es noch in sich. Sehr ausgesetzt, nach beiden Seiten
Absturzgefahr, durch versicherte Felsrinnen mit Stiegen und Leitern kämpfen wir uns zum
Gipfel empor und der steht leider im Nebel. Der Abstieg erfolgt ebenfalls über eine Enge
Rinne mit Trittstufen bis man zur Oberen Wilhelminen-Alpe kommt. Jetzt ist der Weg wieder
sanfter, wir machen einen empfohlenen Schlenker zur Höllritzer-Alpe für eine kleine Brotzeit. Noch haben wir ein schönes Stück Weg vor uns, der Weg führt über den Ostertalberg zur
Birkach-Alpe, Mittelberg-Alpe, runter ins Tal zur Gunzesrieder Säge. Nun schwenken wir
rechts ins Ostertal und erreichen bald die Otto Schwegler Hütte. Es war der Tag der
rauchenden Füße.
Die Otto Schwegler Hütte ist eine Selbstversorgerhütte vom DAV, Getränke sind vorhanden,
wenn man sich rechtzeitig anmeldet kann man ein Frühstück und ein Bergsteigeressen
bekommen. Und wir waren rechtzeitig gemeldet und die Hüttenwirtin Marion hat für uns gekocht und hat uns eine Riesenschüssel Salat vom Feinsten und eine Riesenschüssel der weltbesten Allgäuer Käsespätzle auf den Tisch gestellt und der Wein dazu war auch nicht zu verachten. Der wurde auch noch nachbestellt und etwas geschnapselt haben wir auch, denn
unsere Tour ist gelaufen.
Etappe 6 : 07.09. (Tag der Heimreise)
Der Morgen war für uns schon etwas Außergewöhnliches. Ganz verstört blickten wir in einen
strahlend blauen Himmel und auf wunderschöne Gipfelketten die uns tagelang verborgen
blieben. Der Hüttenwirt „Helmut der Schweigsame“ hat uns etwas angemotzt, weil wir drei
Minuten zu früh am Tisch waren und er noch nicht ganz fertig. Aber sonst war sein Frühstück
auch vom Feinsten. Dann geht es ans Rucksackschultern, denn wir haben noch einen Aufstieg
bis zum Mittagberg, von hier haben wir beschlossen, dass wir die Venezianische machen und
mit der Gondel ins Tal fahren. Später haben wir gemerkt, dass es nur ein Sessel war. Ein
kurzes Stück geht es bis zur Gunzesrieder Säge, dann wird der Fluss überquert und schon
befinden wir uns wieder in sehr steilem Aufstieg der uns über die Winkelwies- und
Dürrehorn-Alpe zur Vorderen Krumbach-Alpe 1322m führt. Außer unseren Jungspunden
merken wir jetzt alle, dass wir keine siebzig mehr sind. Unseren letzten Gipfel, den Bärenkopf
1463m haben wir auch bald erreicht, dann geht es nach der herrlichen Rundsicht weiter zum
Mittagberg zur Seilbahn. Auch die Abfahrt war ein landschaftlicher Höhepunkt, denn jetzt
konnten wir sehen wo wir die Tage vorher waren. Die Bahnfahrt verlief problemlos, nur in
München hatten wir Verspätung wegen den Radfahrern, deshalb haben wir die S-Bahn in
Nürnberg nach Reichelsdorf verpasst. Nachdem wir mit dem Zug unterwegs waren konnten
wir nicht wie gewohnt unser traditionelles Abschlussessen in Leerstetten abhalten, sondern in
Reichelsdorf beim Griechen um die Ecke. ( Jamas)
Auch wenn uns die Gipfel im Verborgenen blieben und wenn auch die Sicht nicht immer
optimal war, wir können zurückblicken auf eine Tour mit sehr anspruchsvollen Teilstücken,
wir hatten urige Quartiere (back to the roots) und die Stimmung innerhalb der Truppe war
wieder sehr gut, deshalb tun uns alle wieder sehr leid, die an solchen Touren nicht teilnehmen.
Mancher Hochgebirgsgeher der auf den Hochflächen herumspaziert und etwas verächtlich
über Voralpentouren die Nase rümpft, würde hier die Ohren ganz schön anlegen und seine
Meinung wahrscheinlich ändern, denn die Anstiege sind schon sehr sehr steil.
Was uns daheim jetzt fehlt ist der Allgäutinnitus und der Stallgeruch.
Jürgen (Burgis)