PDF-Download Critica Nr. 1 / 2009
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Deutschland führt Krieg in Afghanistan Lady Bitch Ray und der neue Feminismus November 1918: Die deutsche Revolution Seite 6–7 Seiten 10—11 Seiten 12—13 critica Semesterzeitung von Die Linke.SDS Ausgabe Nr. 1 / 2008 www.linke–sds.org Foto: Arne Dedert dpa/lhe Wie die Studiengebühren gekippt wurden 2 Studiengebühren Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, in Hessen hat der Landtag beschlossen, woran niemand mehr geglaubt hätte: Die Studiengebühren wurden gekippt. Abgeschafft wurden die Studiengebühren im Landtag. Warum das ohne die Studierendenbewegung nicht möglich gewesen wäre, steht auf den Seiten 2 bis 4. Aber auch an anderen Stellen wehren sich Menschen. Bereits jetzt werden Proteste gegen den NATO-Gipfel im April vorbereitet (Seiten 8 und 9). Bedeutendster Einsatz für die NATO ist Afghanistan. Die Bundesregierung will den Bundeswehreinsatz in Afghanistan verlängern und ausweiten, obwohl 70 Prozent der Bevölkerung den Krieg ablehnen. In dieser Ausgabe erklärt Oberstleutnant Jürgen Rose, warum der Bundeswehreinsatz in Afghanistan die Menschen gefährdet statt rettet (Seite 6). Der Krieg wird auch an den Hochschulen vorbereitet. Eine Kleine Anfrage im Bundestag hat ergeben, dass an Dutzenden Instituten im Auftrag des Verteidigungsministeriums geforscht wird (Seite 5), während kritische Wissenschaft zurückgedrängt wird. Dabei gibt es viele Studenten, die mit den Verhältnissen nicht einverstanden sind und Interesse an kritischer Theorie haben. Das zeigte unter anderem der Kongress „40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir!“, den Die Linke.SDS im Mai veranstaltet hat und auf dem 1.600 Teilnehmer diskutierten (Seite 18). Eine neue Generation, die gegen den G8-Gipfel protestiert oder wie in Hessen die Autobahnen blockiert hat, um Studiengebühren zu verhindern, ist auf der Suche nach dem notwendigen theoretischen Werkzeug, um die Gesellschaft zu verändern. Ab dem nächsten Semester startet Die Linke.SDS bundesweit eine Kapitallesebewegung, um Marx an jede Hochschule bringen. Mehr über die Kapitallesebewegung findet ihr auf Seite 20. Interview „Alles ist möglich“ Janine Wissler, LINKE-Abgeordnete im hessischen Landtag, erklärt im critica–Interview, wieso die Studiengebühren vor allem von der Bewegung abgeschafft wurden. Janine, du warst jahrelang in linken Bewegungen aktiv. Bist du dieses Jahr Abgeordnete geworden, um auch mal was verändern zu können? Die Bewegungen haben etwas verändert. Die politische Stimmung und die öffentliche Diskussion sind in den letzten Jahren nach links gegangen und die Menschen haben das Gefühl bekommen, mit ihrem Unmut nicht allein zu sein. Das ist ein wichtiger Erfolg. In den Parlamenten ist unter der gegenwärtigen Haushaltslage aber nur durchzusetzen, wofür der gesellschaftliche Druck reicht. Unser größter Erfolg im hessischen Landtag war, die Studiengebühren wieder abzuschaffen. Doch ohne die hessische Studierendenbewegung seit 2006 wäre das nicht möglich gewesen. Das zeigt: Wer kämpft, kann auch gewinnen. Gesetze werden im Parlament beschlossen, nicht auf Demonstrationen. Aber sie werden im Parlament oft nur beschlossen, wenn sie auf Demonstrationen gefordert wurden. Politiker reagieren meist nur auf gesellschaftlichen Druck. Die Studierendenbewegung hat dazu beigetragen, dass viele Hessen die CDURegierung nicht mehr wollen. Hätten es die Demonstrationen nicht in die Medien geschafft, hätten viele gar nicht erfahren, dass es Studiengebühren gibt. Hat die Studierendenbewegung SPD, Grünen und LINKEN zum Wahlsieg verholfen? Nicht nur das. Wer sagt denn, dass die SPD unter anderen Umständen nicht eine Regierung mit der CDU gebildet und für Studiengebühren abgestimmt hätte? Im Bundestag stimmen die SPD-Abgeordneten ständig gegen ihr Wahlprogramm, um die Regierung zu erhalten. Aber monatelang Demonstrationen, Blockaden und die „Volksklage“ gegen Studiengebühren mit 80.000 Unterschriften konnte die SPD nicht ignorieren. Eure critica-Redaktion Mit dieser Ausgabe haltet ihr die erste critica in den Händen. Bisher sind wir als dielinke.campus erschienen. Die ersten Ausgaben kamen bereits vor der Gründung des Studierendenverbandes Die Linke.SDS heraus und haben die Gründung begleitet. Der neue Name soll deutlich machen, dass eine neue Organisation für Studierende entstanden ist. Wir hoffen, dass dir die Erstausgabe der critica gefällt. Über Feedback und Kritik freuen wir uns: [email protected]. Was ist der nächste Schritt für die LINKE Hessen? Eine Rot-Grüne Landesregierung tolerieren? Unser nächster Schritt ist, Roland Koch als Ministerpräsident abzuwählen. Seine Politik ist rassistisch, unsozial und wegen der hessischen Atomkraftwerke lebensgefährlich. Also muss Rot-Grün an die Landesregierung gebracht werden. Ja, aber ob wir für ihre Gesetzesentwürfe „ Janine Wissler ist seit Januar wissenschaftspolitische Sprecherin der LINKE-Fraktion im hessischen Landtag. Von 2001 bis 2004 war sie Sprecherin von Attac Frankfurt. Gesetze werden im Parlament oftmals nur beschlossen, wenn sie auf Demonstrationen gefordert wurden stimmen, steht auf einem anderen Blatt. Das werden wir nur tun, wenn sie sozial und ökologisch sinnvoll sind. Die LINKE wird nicht für Rot-Grün stimmen, wenn sie dasselbe machen wie Koch. Abgesehen vom hessischen Landtag ist die Politik in Deutschland hauptsächlich marktliberal. Ist Hessen eine Ausnahme, die bald verschwindet? Hessen hat immer noch eine CDU-Regierung. Ob wir eine rot-grüne Landesregierung zu einem Politikwechsel bewegen können, kommt darauf an, ob sich die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse ändern. Wir brauchen Druck von sozialen Bewegungen, damit es auch einen Politikwechsel gibt. Welche sozialen Bewegungen? Es gibt in Hessen viele Ansätze: die Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau, die Schülerstreiks gegen die Kochs Bildungspolitik oder die Landesbeschäftigten, die für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße gegangen sind. Wichtig ist, dass Menschen anfangen, für ihre Rechte und Forderungen selbst auf die Straße zu gehen. Wir müssen lernen, uns solidarisch zu organisieren, um Druck zu entfalten. Werden Menschen aus Solidarität aktiv, auch wenn sie nicht direkt betroffen sind? Teilweise ist das in der Bewegung gegen Studiengebühren gelungen. Denn neben Studierenden haben sich auch Eltern, Schüler, Lehrer, Universitätsangestellte und andere beteiligt. Können Studiengebühren auch in anderen Bundesländern abgeschafft werden? Ja. Was in Hessen möglich ist, ist überall möglich. Es hängt davon ab, ob die Studierendenbewegung den Erfolg in Hessen als Signal versteht, auch woanders aktiv zu werden. Vor allem dort, wo Landtagswahlen stattfinden. Die nächsten Wahlen sind am 28. September in Bayern. Wird die CSU dort Studiengebühren zurücknehmen? Alles ist möglich. Die CSU bekommt ihre Mehrheiten, weil sie sich auch als soziale Partei verkauft. Eine große Studierendenbewegung könnte auch die CSU auf Dauer nicht wegdiskutieren. In anderen Ländern setzen Bewegungen ihre Ziele gegen Politiker wie Sarkozy oder Berlusconi durch. Warum nicht auch gegen Beckstein und Huber? TIMELINE 5. Mai 2006 10. /11. Mai 2006 Stationen eines Erfolges Die CDU-Landesregierung beschließt einen Gesetzentwurf zur Einführung von 500 Euro Studiengebühren ab dem ersten Semester. In Frankfurt demonstrieren 6000 Studierende nach einer Vollversammlung auf dem Campus und besetzen die Autobahn A66. Auch in Marburg besetzen tausende Studierende die Stadtautobahn. Studiengebühren 3 Seit diesem Semester gibt es in Hessen keine Studiengebühren mehr. Maximilian Jablonowski erklärt, warum die hessischen Studierenden erfolgreich waren. Hessen ist das erste Bundesland, in dem Studiengebühren abgeschafft wurden Thorsten Richter einer der massivsten Studierendenbewegungen der letzten Zeit; zwei Jahre später wurden die Studiengebühren abgeschafft. Hessen ist damit das erste Bundesland, in dem die Studierendenproteste erfolgreich waren. Schnell kam innerhalb der hochschulpolitischen Linken die Frage auf, ob die Studierendenbewegungen bald auch in weiteren Bundesländern ihre leicht verspäteten Erfolge wird feiern können. Nun hat die Situation in Hessen mit Sicher- Am Ende der Demonstration blockierten Tausende Studierende die Autobahn heit eines gezeigt: Wer kämpft, kann auch gewinnen. Doch sollte man vorsichtig sein mit allzu einfachen Übertragungen, denn in Hessen kamen mehrere spezifische Faktoren zusammen, die den Erfolg der Studiengebührengegnerinnen und -gegner möglich machten. Ein bedeutender Grund, der die Ausgangslage der Proteste in Hessen entscheidend definiert hat, ist die besondere Verfassungssituation. In der hessischen Verfassung steht in Artikel 59 geschrieben, dass jede Form von Bildung „unentgeltlich“ zu sein hat. Dies ist eine wesentlich konkretere Formulierung als im Grundgesetz oder in anderen Landesverfassungen. So konnte eine Verfassungsklage eingebracht werden, die von einem breiten Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Asten und vielen weiteren unterstützt wurde und Auswirkungen über die rein juristische Ebene hinaus hatte, denn der offensichtliche Verfassungsbruch stellte ein großes Vermittlungsproblem der hessischen Landesregierung für die Einführung von Studiengebühren in Hessen dar. Somit solidarisierten sich Teile der Bevölkerung, die das Thema ansonsten wahrscheinlich kaum tangiert hätte. Die für die Verfassungsklage erforderlichen 43.000 Unterschriften wurden weit übertroffen. Ein weiteres Spezifikum ist, dass es den KoordinatorInnen der Proteste gelang, die Studierenden nicht nur für ihr „Partikularinteresse“ Studiengebühren zu mobilisieren, sondern kommunizierte den Bildungsabbau In der hessischen Verfassung steht, dass jede Bildung „unentgeltlich“ zu sein hat im Zusammenhang mit Sozial- und Demokratieabbau. Zwar war dies der Anspruch aller Studierendenproteste bundesweit, doch sprach dies die Menschen in Hessen besonders an und konnte den Solidarisie- November 2006 22. Juni 2007 Große Demonstrationen in Frankfurt, Marburg, Darmstadt und Gießen. Unterschriftensammlung für eine Klage beim hessischen Staatsgerichtshof beginnt. Notwendig sind etwa 43.000 Unterschriften. Dem hessischen Staatsgerichtshof werden 71.000 Unterschriften übergeben. SFG / flickr.com S tudierende rannten mit Megafonen durch die Gänge der GoetheUniversität in Frankfurt am Main. Sie rissen die Türen zu den Hörsälen auf, forderten die Studenten auf rauszukommen. Als die Vollversammlung begann, drängten sich mehrere tausend Studierende auf dem Campus der Goethe-Universität. Der Tenor der Vollversammlung war eindeutig: Die am Morgen verkündeten Pläne der hessichen Landesregierung, Studiengebühren ab dem ersten Semester einzuführen, sollten nicht einfach so hingenommen werden. Die Frankfurter Studierenden demonstrierten in der Innenstadt. Als der AStA die Demonstration neben der Autobahn für beendet erklärte, blockierten tausende Studierende die in das Zentrum führende A66. Es war der Beginn rungseffekt wiederum verstärken. Dass dies so gut gelang, könnte seinen Fluchtpunkt in der generellen Umbruchsstimmung in Hessen gehabt haben. Viele Menschen waren frustriert von der neokonservativen Hardlinerpolitik aus Wiesbaden, die an Die Studierenden diskutierten die Gebühren zusammen mit Sozial- und Demokratieabbau kaum jemandem in Hessen spurlos vorüber ging. Man hoffte auf einen Wechsel und die Studierendenbewegung traf dann genau zur richtigen Zeit die richtigen Töne. Das Thema Studiengebühren und Bildung generell ist zentrales Wahlkampfthema geworden, was mit Sicherheit auf die erst kurz zurückliegenden, populären und öffentlichkeitswirksamen Proteste zurückzuführen war. Sowohl SPD als auch die Grünen traten mit einem sehr fortschrittlichen Bildungsprogramm an; die Abschaffung der Studiengebühren stand an erster Stelle der Agenda aller drei linken Parteien. Selbst als Koch die letzte Phase des Wahlkampfes mit seiner rassistischen Hetze gegen kriminelle Jugendliche mit Migrationshintergrund Oktober 2007 Die Zahl der Studierenden geht in ganz Hessen zurück. Allein die Uni Frankfurt verliert 5 000 Studierende. SFG / flickr.com Wie wir die Studiengebühren gekippt haben 4 Studiengebühren SFG / flickr.com Im ersten Gesetzentwurf sollten Studierende aus Nicht-EUStaaten 1.500 Euro pro Semester zahlen. einläutete, war Bildung als Thema Nummer Eins nicht zu verdrängen. So konnte eine Mehrheit gegen Studiengebühren in den Hessischen Landtag einziehen. Dabei sollte man die Rolle der Bildung wurde zum wichtigsten Thema im Landtagswahlkampf Studierendenbewegung nicht unterschätzen, denn diese hat mit ihren kreativen und zahlreichen Protesten auf der Straße und guter Bündnis- und Öffentlichkeitsarbeit eine politische Wechselstimmung, wenn vielleicht auch nicht initiiert, auf jeden Fall aber aufgegriffen und weiter angefacht. Der hessische Erfolg bleibt allerdings fragil. Denn war die Verfassungsklage zwar ein Riesenerfolg, so ist sie juristisch dennoch gescheitert. Kurz nach der Abschaffung der Studiengebühren lehnte der Staatsgerichtshof in Wiesbaden die Verfassungsklage ab und beschied in einem denkbar knappen Urteil (sechs Richter stimmten dafür, fünf dagegen) den Studiengebühren ihre Verfassungskonformität. Dabei beriefen sie sich auf den zweiten Absatz des Artikels 59, der besagt, dass bei entsprechender wirtschaftlicher Situierung durchaus Gebühren für Bildung erlaubt sind. Das Studium bleibe kostenlos, weil nach dem Gesetz jeder Studierende das Recht habe, einen Kredit aufzunehmen. Die unterlegenen Richter warfen der Mehrheit in einer Stellungnahme den Bruch der Verfassung vor. Damit verdrehen die obersten Richter Hessens den historischen Wert dieses Absatzes, der von der KPD vor dem Hintergrund einer Studiengebühren wurden mit sechs zu fünf Richterstimmen für verfassungsgemäß erklärt kapitalismuskritischen Grundstimmung nach der Befreiung vom Faschismus in die Verfassung gebracht wurde, um finanziell Bessergestellte für die Bildungschancen von weniger Gutgestellten zahlen zu lassen. Dieser Treppenwitz der Geschichte sorgt nun dafür, dass nach einer (trotz aller Diskussionen um ein rot-grün-rotes Bündnis immer noch möglichen) Neuwahl Studiengebühren bei geänderten Kräfteverhältnissen schnell wieder eingeführt werden könnten. Die Abschaffung der Studiengebühren in Hessen ist also nur ein Etappensieg – ein wichtiger zwar, denn er ermöglicht einer ganzen Menge junger Menschen die (Wieder-)Aufnahme eines Hochschulstudiums und zeigt, dass der neoliberale Zeitgeist auch in Deutschland zu bröckeln anfängt, was auch den Studierenden in anderen Bundesländern ein erneuter Ansporn sein kann, weiter zu kämpfen. Natürlich hat sich mit dem Sieg der Studierenden in Hessen auch die Ausgangslage in anderen Bundesländern verändert. Wenn ein Flächenland mit vielen Studierenden die Studiengebühren abschafft, dann hat das mit Sicherheit Auswirkungen auf die Kräfteverhältnisse in den bundesweiten bildungspolitischen Diskursen. Und auch wenn das „Hessische Modell“ mit Sicherheit nicht so ohne weiteres übertragbar ist – der aktiven Solidarität der hessischen Studierendenbewegung können sich alle Kämpfenden sicher sein. Maximilian Jablonowski ist in der Hochschulgruppe SDS.DIE LINKE Marburg aktiv und arbeitet für diese als Referent für Hochschulpolitik im Marburger AStA mit. „Kick it like Hessen“ Konferenz Januar 2008 26. Januar 2008 27. Januar 2008 Im Landtagswahlkampf sind Bildungspolitik und Studiengebühren das wichtigste Thema. Friedliche Demonstration auf dem Verkehrsknotenpunkt an der Frankfurter Messe. Polizei nimmt von 1000 Teilnehmern 200 fest, davon ist die Hälfte unter 18 Jahre alt. Die CDU verliert bei den Wahlen 12 Prozent. SPD, Grüne und LINKE erreichen eine Mehrheit gegen Studiengebühren. und –vertreter und Aktive in der Hochschulpolitik aus ganz Deutschland am 14. November 2008 zum Erfahrungsaustausch ein. Info: www.linksfraktion.de/kickit Die Linke.Darmstadt Erste Vollversammlung der Studierenden auf dem Campus der Frankfurter Uni am 5. Mai 2006. Unter dem Motto „Kick it like Hessen– Studiengebühren abschaffen! Für ein selbstbestimmtes Studium und die Öffnung der Hochschulen! “ lädt die Fraktion DIE LINKE Studierendenvertreterinnen 17. Juni 2008 Ohne eine Regierung zu bilden, beschließen SPD, Grüne und LINKE, die Studiengebühren abzuschaffen. Der Antrag der LINKEN, bisherige Gebühren zurückzuzahlen, wird jedoch abgelehnt. Hochschule 5 1,1 Milliarden gibt die Bundesregierung 2008 für Rüstungsforschung aus, 9,35 Milliarden für das gesamte Bildungssystem. Einsätze der Bundeswehr werden an zivilen Hochschulen vorbereitet. Ob Psychologie, Medizin, Chemie oder Ingenieurswesen: Rüstungsforschung findet in vielen Fachgebieten statt. W as heute noch als "Echtzeitnahe Spurenanalyse von luftübertragenen chemischen Kampfstoffen und Explosivstoffen" an der Uni Bonn erforscht wird, kann bald schon in Afghanistan eingesetzt werden. Das Ministerium für Verteidigung bekommt in diesem Jahr 1,1 Milliarden Euro für die Grundlagenforschung und die Entwicklung zukünftiger Rüstungstechnologien von der Bundesregierung. Der größte Teil dieser Gelder fließt als Drittmittel an die Hochschulen, die dann Wissenschaft zur Vorbereitung und Ausweitung von Kriegen betreiben. Eine Anfrage der LINKEN im Bundestag hat eine erste Übersicht zu den beteiligten Hochschulen und Fachgebieten erbracht. Die Liste ist lang: In vielen Bundesländern sind Hochschulen aufgeführt – die Uni Duisburg-Essen ist dabei, die TU Berlin, die Uni Karlsruhe und dutzende weitere Hochschulen und Institute. Schwerpunkt ist die wehrmedizinische Forschung, aber auch die wehrtechnische Forschung an den naturwissenschaftlichen Fakultäten. Hinzu kommen Forschungsprojekte zu nichttechnischer militärischer Forschung, etwa in der Psychologie, der Politikwissenschaft oder der Orientalistik. Institute in zehn Bundesländern bekommen Drittmittel für Kriegsforschung Diese Forschungsprojekte finden ihre Anwendung direkt im Krieg. Sie dienen dazu, den Krieg ideologisch zu legitimieren, neue Kriegsstrategien zu entwickeln und die technischen Möglichkeiten der Intervention zu verbessern. Jedes dieser Forschungsprojekte, und sei es die Entwicklung von Eignungstests für Offiziersanwärter, hilft dabei, effektiver Krieg zu führen. Die Hochschulen leisten einen erheblichen Beitrag für die Militarisierungspolitik der Bundesregierung und der NATO. Wohin diese Politik führt, zeigt sich unter anderem an der Situation in Afghanistan. Es gibt PapyRossa Verlag Rolf Verleger: Israels Irrweg Eine jüdische Sicht Br. | 163 Seiten | EURO 12,90 »Das Judentum ist in die Hände von Leuten gefallen, denen Volk und Nation höhere Werte sind als Gerechtigkeit und Nächstenliebe.« Rolf Verleger, Direktorium des Zentralrats der Juden, will, dass sich dies wieder ändert. Er beschreibt seine jüdischen Wurzeln, skizziert die Geschichte des Zionismus und beklagt die »Gewaltpolitik Israels«. »Eignet sich hervorragend als Orientierungsrahmen für eine Debatte, in der die Schwarzweißmalerei überwiegt« (NZZ) immer mehr Tote, und die Bundeswehr hat das Land nicht aufgebaut, sondern weiter zerstört. An den Hochschulen gibt es sowohl personelle Verstrickungen von Lehrpersonal mit der Rüstungsindustrie als auch Lehrveranstaltungen, die den Krieg ideologisch untermauern. Die von der Bundeswehr unterstützten „Military Studies“ an der Universität Potsdam oder die als „Raketen-Moni“ bezeichnete – weil aus der Rüstungsindustrie kommende – Präsidentin der Hamburger Universität sind zwei ganz besonders offensichtliche Beispiele für eine Situation, die in der deutschen Hochschullandschaft keine Seltenheit ist. Widerstand gegen Militarisierung und Krieg muss deshalb auch an den Hochschulen aufgebaut werden. Die Linke.SDS setzt sich für Hochschulen ein, die für eine friedliche Entwicklung stehen und fordert eine Wissenschaft, die dem Frieden verpflichtet ist. Dazu muss nicht nur der Stopp der Rüstungsforschung an den Hochschulen durchgesetzt werden, zugleich müssen auch die Verstri- | Luxemburger Str. 202 | 50937 Köln Georg Fülberth: »Doch wenn sich die Dinge ändern« – Die Linke Br. | 169 Seiten | EURO 12,90 »Die Linke« versucht, das durch Auflösung des alten Wohlfahrtsstaates sowie des Realen Sozialismus entstandene Vakuum zu füllen. Georg Fülberth beschreibt die Erosion der SPD seit Schröder, die Geschichte von PDS und WASG als Grundlagen für die Entstehung der PDL. Und er fragt nach deren Verlässlichkeit in der Opposition gegen Marktradikalismus und neue deutsche Weltpolitik. ckungen der Hochschulen mit Bundeswehr und Rüstungsindustrie aufgedeckt werden. Wie es anders gehen kann, zeigt ein Blick in die Hochschulsatzung der TU Berlin, in die auf Druck von Studierenden bereits in den 80er Die Uni Potsdam lehrt „Military Studies“, unterstützt von der Bundeswehr Jahren eine „Friedensklausel“ aufgenommen wurde, die Militärforschung und Rüstungsaktivitäten untersagt. Diese Forderung sollte – neben Aufklärungsaktionen und Boykott aktionen gegenwärtiger Projekte – auch an anderen Hochschulen aufgegriffen werden. Eine Wissenschaft, die umfassend dem Frieden verpflichtet ist, wird in der kapitalistischen Gesellschaft zwar eine Illusion bleiben, aber der Kampf gegen die militärischen Verstrickungen der Hochschulen trägt entscheidend dazu bei, für eine friedliche Welt zu streiten. Nele Hirsch und Robert Blättermann »Elegant geschrieben – präzise Argumentation« (taz) Luciano Canfora: Die Freiheit exportieren Vom Bankrott einer Ideologie Br. | 101 Seiten | EURO 9,90 Vom antiken Sparta über Napoleon bis Afghanistan und Irak: Gerne verbergen Regierungen ihre wahren Kriegsmotive hinter hehren Deklarationen. Hegemoniestreben kaschieren sie als Freiheitsexport. In den so beglückten Ländern führen sie damit das Gegenteil dessen herbei, was erreichen zu wollen sie vorgeben. Denn: »Niemand liebt die bewaffneten Missionare«, so Robespierre. Tel. 0221-44 85 45 | Fax 0221/44 43 05 | www.papyrossa.de | [email protected] Master Sergeant N. McBride Hochschulen rüsten auf 6 Afghanistan Deutschland führt Krieg Oberstleutnant Jürgen Rose meint, dass der Bundeswehreinsatz in Afghanistan Menschenleben gefährdet statt rettet. Die Zahl der Opfer wird steigen. W ie die fast täglich eintreffenden Lageberichte aus Afghanistan zeigen, arbeitet Taliban-Kommandeur Qari Bashir Haqqani eifrig daran, seine Drohung in die Tat umzusetzen. „Wichtig ist, die Deutschen in Kundus zu bekämpfen und zu töten“, hatte er im Mai 2008 verkündet. „Die Deutschen sind der wichtigste Feind im Norden, und wegen ihrer Stationierung in Kundus wird diese Stadt bald zum Kandahar des Nordens werden.” Im Juni wurden dort drei deutsche Soldaten mit einer Bombe schwer verletzt und im August ein Fallschirmjäger aus Zweibrücken getötet. Seit 2002 sind in Afghanistan 28 deutsche Soldaten ums Leben gekommen und es werden noch mehr sterben. Laut einer Studie des Hamburger Instituts Allein in diesem Jahr wurden in den ersten sechs Monaten 698 Zivilisten getötet für Friedensforschung und Sicherheitspolitik stieg die Zahl der „sicherheitsrelevanten Ereignisse” von etwa 2600 im Jahr 2006 auf 4000 im folgenden Jahr. Das sind mehr als zehn „Ereignisse” pro Tag. Nach dem Tod des Deutschen sagte Verteidigungsminister Franz-Josef Jung, der Bundeswehreinsatz müsse weitergehen, damit Afghanistan nicht „zu einem Rückzugsgebiet für den Terrorismus” werde. Doch verzeichnete die „Unterstützungsmission der UNO in Afghanistan“ allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 698 durch Kampfhandlungen aller Kriegsparteien getötete Zivilisten. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 430. Die meisten Widerständischen sind keine Taliban Mitte August starben bei einem Luftangriff der NATO in Westafghanistan 90 Menschen, davon 60 Kinder. Aber auch die Besatzungstruppen haben einen immer höheren Blutzoll zu entrichten. “Die drei Sommermonate waren die schlimmsten seit 2001”, sagte ein NATO-Sprecher. Seit Beginn des Jahres sind über 200 Besatzungssoldaten gefallen. Die Zahl der Aufständischen schätzte die UNO im Jahr 2006 auf 120.000 bis 200.0000 in mehr als 1000 verschiedenen Gruppen. Die meisten von ihnen sind keine Taliban, sondern kämpfen für ein unabhängiges Afghanistan, gehören zu einer regionalen Miliz oder zu einer Drogenmafia. Manche kämpfen für ihre Religion, manche verstehen sich als Al-Qaida, manche verteidigen ihr Dorf und manche sind aus anderen Ländern gekommen, um die “US-amerikanische Fremdherrschaft” zu beenden. Laut einer Untersuchung des politikwissenschaftlichen Instituts Senlis Council sind Widerstandskämpfer in 54 Prozent Afghanistans dauerhaft und in 38 Prozent zeitweise präsent. Sechs Jahre nach Kriegsbeginn wird der Großteil Afghanistans von Widerstandsgruppen kontrolliert. Dabei ist die ISAF mit etwa 52.700 Soldaten so groß wie nie zuvor und soll weiter vergrö ßertwerden. Die deutsche Regierung hat das Bundeswehrkontingent von ursprünglich 1800 auf heute 3340 Soldaten vergrößert. Im Oktober soll die Obergrenze von 3500 auf 4500 erhöht werden. Gleichzeitig wird aus der ehemaligen Stabilisierungsmission immer mehr ein offensiver Kampfeinsatz. Seit 2007 liefern deutsche Kriegsflugzeuge Zielkoordinaten für Luftangriffe. Eine deutsche Kompanie sichert jetzt den Stützpunkt in Kundus, der eine Zeit lang Ursprünglich wollte die Bundesregierung 1800 Soldaten schicken, jetzt sind es 3340 fast täglich beschossen wurde. Im Frühjahr 2008 kämpften 60 deutsche Soldaten in der “Operation Karez” und seit Juli bilden 205 Deutsche eine “Schnelle Eingreiftruppe”, die in kritischen Lagen in den Kampf geschickt wird. Obwohl der Bundeswehreinsatz immer öfter das Leben von Afghanen und Deutschen bedroht, soll der Bundestag das Mandat im Oktober verlängern, diesmal jedoch um 14 Monate, statt der bisher üblichen 12. Dadurch will die Regierung verhindern, dass die nächste Verlängerung kurz vor der Bundestagswahl im September oder Oktober 2009 beschlossen werden muss. Die Regierung will die Aufstockung der Truppen aus dem Wahlkampf raushalten Die große Koalition will damit vermeiden, dass die Menschen entsprechend der Position der Parteien zum Krieg in Afghanistan wählen. Denn laut einer Umfrage im Februar wollen 61 Prozent der Deutschen, dass die Bundeswehr noch 2008 aus Afghanistan abzieht. 35 Prozent sind dagegen. Solche Tricks zeigen, dass die Regierung selbst nicht glaubt, die Menschen mit ihren Argumenten von dem Einsatz überzeugen zu können. Die Herrschenden wollen nicht den Willen des Volkes umsetzen, sondern die Menschen so manipulieren, dass sie dem Willen der Herrschenden zustimmen. Die Regierung untergräbt damit die Demokratie, statt ihren ungerechten Krieg zu beenden. Dipl. Päd. Jürgen Rose ist Oberstleutnant der Bundeswehr und aus disziplinarrechtlichen Gründen gezwungen, darauf hinzuweisen, dass er in diesem Beitrag nur seine persönlichen Auffassungen vertritt. Jose L. Rodriguez / U.S. Army Der Soldat der Bundeswehr wird gleich eine leichte Panzerabwehrrakete im afghanischen Bagram abfeuern. Ein US-Soldat leitet ihn dabei an. Afghanistan Soll die Bundeswehr sofort aus Afghanistan abziehen? JA. Der Abzug der deutschen Truppen darf nicht an Bedingungen geknüpft sein, meint Sarah Nagel. Wenn die Truppen jetzt abgezogen werden, dann kämen vielleicht die Taliban wieder an die Macht. Würden sie in zehn Jahren abgezogen werden, würden das vielleicht ebenfalls passieren – und nach hundert Jahren vielleicht auch. So drückt es Zoya aus, eine afghanische Aktivistin, die im Sommer auf dem Afghanistan-Kongress der Friedensbewegung in Hannover zu Gast war. In der Zwischenzeit verschlimmert sich die Lage der Menschen in Afghanistan täglich. Bis zu 50.000 Menschen sind seit Beginn des Einsatzes 2001 durch den Krieg getötet worden, 4000 durch direkte Kriegshandlungen. Die Regierung unter Karsai kontrolliert nur etwa 30 Prozent des Landes, die Warlords der Nordallianz und andere Akteure gewinnen an Macht. Und die Taliban, vor der die Besatzer die Afghanen angeblich retten wollen, bekommt großen Zulauf aus der Bevölkerung. Das geschieht vor allem deshalb, weil die Taliban den kompromisslosesten Widerstand gegen die Besatzer leistet, welche die meisten Regierungen, die Truppen nach Afghanistan geschickt haben antworten auf diese Situation, indem sie mehr Truppen schicken. Jetzt sind 65.000 Soldaten aus 40 Ländern in Afghanistan. Die sowjetische Regierung, die das Land von 1979 bis 1989 besetzte, hatte 120.000 Truppen dort stationiert – und ist trotzdem gescheitert. Mehr Truppen bringen nicht mehr Frieden, sondern das Gegenteil. Anstatt eines vollständigen Abzugs der Truppen fordern einige Autoren eine „Exitstrategie“. Diese Strategien bedeuten aber, dass ein schrittweiser Abzug an Bedingungen geknüpft ist, zum Beispiel, dass es zum Zeitpunkt des Abzugs „keine Aktionen oder Vorbereitung von Aktionen durch den Widerstand“ geben darf. Mit solchen Bedingungen wird der Abzug der Truppen, und damit auch die Chance auf Frieden in Afghanistan, auf einen Zeitpunkt verschoben, der unter den jetzigen Bedingungen nicht eintreten kann. Sarah Nagel ist aktiv in SDS Die Linke Bochum. Info 6,6 Mio. Afghanen leiden Hunger. Jedes zweite Kleinkind ist untergewichtig. 20 Prozent sterben, bevor sie fünf Jahre alt werden. 2,4 Jahre ist ihre durchschnittliche Lebenserwartung seit 2004 unter der Besatzung gesunken. Alle 29 Minuten stirbt eine Afghanin bei der Geburt. 10 % der Afghanen haben zu Hause Strom, die meisten davon nur einige Stunden pro Tag. Der Grund ist, dass neue Kraftwerke vor allem für Staat, Armee und Konzerne produzieren. 75 % der deutschen Ausgaben für Afghanistan gehen an die Bundeswehr. Die Bundeswehr soll nicht sofort abgezogen werden, meint Michael Müller. Stattdessen muss es eine Exitstrategie geben, die das „danach“ bedenkt. Seit 2001 operiert nun bereits die internationale Staatengemeinschaft im Rahmen der „Operation Enduring Freedom“ und des NATO-geführten ISAF-Mandats in Afghanistan mit dem politischen Ziel, Al-Quaida zu bekämpfen, die Taliban zu entmachten und den Menschen in Afghanistan Frieden und Sicherheit zu garantieren, indem staatliche Strukturen errichtet werden. Mittlerweile kann trotz aller Bekundungen seitens der Bundesregierung konstatiert werden, dass der Prozess des „statebuilding“ nach über sechs Jahren militärischer Präsenz in Afghanistan gescheitert ist. Warlords kontrollieren weite Teile des Landes, der Einfluss der Taliban konnte nicht bekämpft werden und die gewählte Regierung um Karsai vertritt in keiner Weise das ganze Land. Darüber hinaus können Beobachter quasi täglich Korruption, Vetternwirtschaft, Drogenschmuggel und Elend beobachten. Wie ist nun die daraus resultierende Forderung „Bundeswehr raus aus Afghanistan“, die prominent von der LINKEN vertreten wird, politisch zu bewerten? Die alleinige Forderung nach einem sofortigen Abzug ist sicherlich moralisch begründet, eignet sich jedoch nicht, um die Lage der Menschen in Afghanistan spürbar zu verbessern. Ein alleiniger und unkontrollierter Truppenabzug Deutschlands kann nicht unsere einzige Antwort auf die verheerende Entwicklung des Landes sein. Erst recht nicht, wenn er ohne jede Verständigung mit den Regierungen der transatlantischen Allianz, die als Akteure nicht zu leugnen sind, geschehen soll. Denn trotz aller berechtigten Argumente für einen Abzug der Truppen dürfen Überlegungen über das „Danach“ nicht vernachlässigt werden. Der schrittweise und gemeinsame Abzug der militärischen Kräfte muss einhergehen mit der Formulierung ziviler Aufbauhilfeprogramme und einer ausgearbeiteten „exit-option“. Die Stabilisierung von fragilen Staatengebilden wie Afghanistan stellt eine große Herausforderung und langfristige Aufgabe dar. Schließlich müssen tragfähige Konzepte formuliert werden, die den Afghanen die Möglichkeit geben sich selbst zu verwalten, dadurch auch eine Ökonomie zu entwickeln und durch die Etablierung eines rechtsstaatlichen Gewaltmonopols eine innere Sicherheit zu schaffen, die gesellschaftliches Leben erst möglich macht. Erst dann ist es sinnvoll, vom Aufbau demokratischer Strukturen zu sprechen. Demokratische Lippenbekenntnisse und von UN-Mitarbeitern beobachtete Wahlen reichen keineswegs aus, um von einem wirklichen Demokratisierungsprozess sprechen zu können. Eine glaubwürdige LINKE darf ihr außenpolitisches Profil nicht nur auf den antimilitaristischen und pazifistischen Protest beschränken, sondern muss mit vernünftigen Überlegungen über mögliche Exit-Optionen nichtmilitärische Herangehensweisen außenpolitischen Handelns aufzeigen. Die alleinige Forderung nach dem sofortigen Abzug vernachlässigt diesen wichtigen Aspekt alternativer Außenpolitik. Michael Müller ist aktiv im SDS Regensburg. US-Soldaten führen 2002 während der Operation „Mountain Sweep“ eine Sprengung in Afghanistan durch. Foto: Marshall Emerson NEIN. Afghanen als Bedrohung wahrnehmen. „Was die Menschen bewegt ist nicht die Ideologie, sondern eine instabile Umgebung zwischen den bestehenden Netzwerken aus Clans, Stämmen, unzufriedenen Leuten, Drogenhändlern, Opportunisten und arbeitslosen Jugendlichen“ , erklärt der ehemalige afghanische Innenminister Ali Ahmad Jalali. Die Parlamentsabgeordnete Malalai Joya, die seit Jahren für mehr Frieden kämpft, meint, das es durchaus Menschen in Afghanistan gibt, die eine demokratische Gesellschaft aufbauen wollen. Nur fehlt ihnen dazu die finanzielle und politische Unterstützung. In der jetzigen Situation kann in Afghanistan keine Demokratisierung stattfinden, weil Krieg herrscht. Die ausländischen Truppen sind offenbar weder dazu in der Lage, Frieden zu schaffen, noch dazu, den Hunger zu bekämpfen, den Zugang zu Elektrizität und Trinkwasser überall zu gewährleisten, oder die Arbeitslosigkeit zu senken – all das wird jedoch benötigt, um eine Stabilisierung zu ermöglichen. Die Nato, die UNO und die 7 8 NATO US-Soldaten besteigen während einer Übung der Militärberatungskommission der USA einen Helikopter in dem zukünftigen NATO-Mitgliedsland Georgien. SSGT S.C. Felde, USAF Die NATO im neuen Kalten Krieg Die NATO dringt tief in strategisch relevante Regionen vor. Tobias ten Brink meint, die Rückkehr der Geopolitik ist mit der Funktionsweise des globalen Kapitalismus verbunden. D ie Rückkehr der Großmächte“, „Der alte Krieg ist wieder da“ (FAZ) – so titelten die Zeitungen während der Eskalation des Kaukasus-Konfliktes. Beim Krieg zwischen dem künftigen Nato-Mitgliedstaat Georgien und Russland um Südossetien und Abchasien handelte es sich nicht nur um einen lokalen Konflikt – es ging auch um das internationale Kräfteverhältnis in einer geostrategisch relevanten Region. Denn mit dem Eintritt Georgiens in die NATO, die sicherheitspolitische Bündnisorganisation des „Westens“ unter Führung der USA, soll die „NATO-Osterweiterung“ abgeschlossen werden. Das westliche Bündnis umfasst damit Teile des ehemaligen russischen Territoriums. In Russland wird diese Strategie nicht ohne Grund als geopolitische Einkreisung diskutiert: Die NATO dringt tief in eine auch von Russland nicht nur aufgrund der vorhandenen Öl-, Gasressourcen und Pipelines als geopolitisch bedeutend erachtete Region vor – weitere Konflikte sind vorprogrammiert. Zur Not unterstützt die NATO auch diktatorische Regime wie in Saudi-Arabien Der Leitgedanke der NATO ist es, eine global einsatzfähige Interventionsmacht zu sein. In weltwirtschaftlich relevanten Regionen vom Nahen Osten bis Zentralasien versuchen die NATO-Staaten die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrem Sinne zu garantieren – auch wenn dies wie in Saudi-Arabien die Unterstützung diktatorischer Regime bedeu- tet. Zur Erreichung ihrer Ziele des „Stabilitätsexports“, des „Krisenmanagements“ und der „Terrorismusbekämpfung“ wird vor allem auf das Mittel der Drohung und des Einsatzes von Gewalt gesetzt. Der Kapitalismus bringt Staatenkonkurrenz hervor Das Beispiel Afghanistan verdeutlicht, dass die Politik der NATO-Staaten immer wieder in Unordnung mündet. „Sicherheit“ und „Entwicklung“ sind in weite Ferne gerückt. Stattdessen befördert der Westen eine Rüstungsspirale und macht es anderen Großmächten wie Russland einfach, ihre eigenen Militärstrategien zu legitimieren. In einem Papier zur Erneuerung des „Strategischen Konzepts“ der NATO wird für den atomaren Präventivschlag (im Falle einer Eskalation des Konflikts mit dem Iran) votiert – die groteske Logik dahinter lautet: Verhindere mit dem Ersteinsatz die Verbreitung von Atomwaffen! Selbst Erwägungen über Entwicklungspolitik werden wie selbstverständlich nur noch im Zusammenhang mit „zivil-militärischen“ Besatzungskonzepten diskutiert. Die Ursachen dieser Renaissance des Imperialismus bzw. der Geopolitik liegen tiefer als in den Gewaltphantasien von Militaristen. Sie sind verbunden mit der Funktionsweise des globalen Kapitalismus. Dieses System bringt neben der wirtschaftlichen auch die geopolitische Staatenkonkurrenz hervor und ist eng mit internationalen Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnissen verwoben. Militärische Macht gilt heute als „diskrete Hintergrundinformation“ über das globale Einflussvermögen von Staaten bzw. Bündnissen. Sie hilft dabei, wirtschaftspolitische Interessen durchzusetzen, Einfluss in internationalen Institutionen auszuüben, oder, wie im Falle der USA, den Dollar als Weltleitwährung durchzusetzen und hieraus Vorteile zu ziehen. Die Ungewissheit der zukünftigen globalen Entwicklung veranlasst die Staaten, ihre Machtvorteile auf absehbare Zeit absichern zu wollen. Gegenwärtig, so wird befürchtet, bedroht zum Beispiel der Trend zu einer Verschiebung der weltwirtschaftlichen Kräfteverhältnisse in Richtung Ostasien die Vorherrschaft des Westens. Besonders die Strategien Chinas stellen relativ stabile Machtverteilungen und abgesteckte Interessenssphären „alter“ Großmächte in Frage und bergen damit mittelfristig eine Reihe von möglicherweise folgenreichen Konfliktverhältnissen in sich. Der offensive Charakter der NATO hat nicht zuletzt damit zu tun, diesem potentiellen Konkurrenten zu verdeutlichen, dass niemand am Westen vorbeikommt, der inter- Rivalität macht auch vor dem NATO-Bündnis nicht halt national um „Mitspracherecht“ und Einfluss bemüht ist. Konkurrenz und Konflikt konstituieren das globale System gewissermaßen – und machen selbst vor dem NATO-Bündnis nicht halt, wie Rivalitäten zwischen den Mitgliedstaaten anzeigen (z.B. vor und während des Irakkrieges 2003 oder bei der Frage des Grades der Eigenständigkeit des EU-Militärs). Die westlichen Machteliten sind sich mehr oder wenig einig darin, die Herstellung von weltweiter Ordnung und einer gelingenden Kapitalakkumulation auch mittels Gewalt herzustellen, streiten aber untereinander um Sollte Obama Präsident werden, wird die NATO wichtiger, die Welt aber nicht friedlicher die Rangordnung in der Herstellung dieser Ordnung. Die NATO dient insofern als kollektives institutionalisiertes Gremium der Bearbeitung von „Weltproblemen“, dessen Nützlichkeit fallweise ermittelt wird. Sollte Barack Obama die Wahlen in den USA gewinnen, wird die „multilaterale“ Nato in den nächsten Jahren womöglich eine wichtigere Rolle im globalen Spiel um Macht und Einfluss erhalten. Leider verheißt das keinen Fortschritt auf dem Weg in eine friedliche Welt. Tobias ten Brink ist Politikwissenschaftler am Institut für Sozialforschung in Frankfurt/Main. Zuletzt erschienen: "Staatenkonflikte" (UTB, Stuttgart 2008) und "Geopolitik" (Westfälisches Dampfboot, 2008). Seminar Tobias ten Brink referiert neben anderen bei dem Seminar Imperialismustheorien: Staatenkonkurrenz und Geopolitik im globalen Kapitalismus; Seminar des Fördererkreises. 14.-16. 11. 2008; Frankfurt/ Main. Info: www.foerdererkreis.de NATO 9 Nach Heiligendamm, der NATO-Gipfel Im Juni 2007 demonstrierten Zehntausende gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Im nächsten Jahr ist wieder ein großer Protest geplant: Die Nato feiert ihr 60jähriges Jubiläum voraussichtlich am 3. und 4. April 2009 in Straßburg und Kehl. In europäischen Ländern organisiert sich breiter Widerstand. Auf dem ersten Treffen des deutschen Bündnisses haben die Aktiven beschlossen, dass es eine Großdemonstration, ein Protestcamp, Workshops und Aktionen des zivilen Ungehorsams geben soll. Mehr Infos: www.gipfelsoli.org www.linke-sds.org Interview: Nein zum NATO-Beitritt Arielle Denis, Vizepräsidentin des französischen Friedensbündnisses Mouvement de la Paix, über den Beitritt Frankreichs zur NATO und die Bewegung dagegen. Anfang April findet in Straßburg das 60jährige Jubiläum der NATO statt. Die französische Regierung will dort volles Mitglied der NATO werden. Warum? Sarkozy verfolgt eine neue Strategie gegenüber der NATO. Die Politik der Regierung unter Charles de Gaulle in den Sechziger Jahren besagte: Mit Atomwaffen machen wir uns von der NATO unabhängig und sind freie Spieler auf dem internationalen Feld. Sarkozy will die europäische Sicherheits– und Verteidigungspolitik stärker mit der NATO verbinden, und vertritt eine andere Rechte als de Gaulle. Er sieht sich näher an den US-amerikanischen Neokonservativen als an der traditionellen Politik der französischen Konservativen. Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung gegenüber dem NATO-Beitritt? Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Franzosen gegen den Beitritt ist. Die NATO ist ein Kriegsbündnis, und ich denke, die Menschen wissen das. Es gibt auch bereits seit Monaten ein breites Bündnis, das Proteste gegen das NATO-Jubiläum vorbereitet. Die Franzosen haben 2005 gegen die EU-Verfassung gestimmt. Sind viele Unterstützer der „Non“-Kampagne jetzt wieder mit dabei? Ja, viele Organisationen und Menschen beteiligen sich auch an der Mobilisierung gegen den NATO-Gipfel. Viele Franzosen stimmten vor drei Jahren gegen den Vertrag, weil sie die NATO ablehnen. Damals war schon klar, welche Strategie die Konservativen verfolgen, und das sie eine stärkere Anbindung an die NATO wollen. Wir versuchen, all die Menschen, die das ablehnen, in unsere „Mobilisierung gegen die Natoisierung“ einzubinden. Von den Protesten gegen das NATOJubiläum wird manchmal als „zweites Heiligendamm“ gesprochen. Was kann der Protest erreichen? Ich bin davon überzeugt, dass wir in Straßburg etwas bewirken werden. Das erste, was Politiker morgens tun, ist sich die Umfragewerte anzusehen. Wenn wir weiter daran arbeiten, einen Gegenprotest zu organisieren und mit den Menschen darüber sprechen, welche kriegerische Rolle die NATO spielt, dann wird das auch in der Regierung ankommen. Das Interview führte Sarah Nagel. VERLAG WESTFÄLISCHES DAMPFBOOT Elmar Altvater/Birgit Mahnkopf Konkurrenz für das Empire Die Zukunft der Europäischen Union in der globalisierten Welt 2007 – 304 S. – € 24,90 ISBN 978-3-89691-652-5 Tobias ten Brink Geopolitik Geschichte und Gegenwart kapitalistischer Staatenkonkurrenz (Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft Band 23) 2008 – 307 S. – € 27,90 ISBN 978-3-89691-123-0 WWW. DAMPFBOOT - VERLAG . DE _ INFO @ DAMPFBOOT - VERLAG . DE 10 Feminismus Karriere, Kindererziehung und das Einkaufen nicht vergessen. Dabei bitte immmer sexy aussehen. Frauen haben heute viel zu tun. Der eingebildete Feminismus Monatge: Noel Douglas Im letzten Jahr wurde von den Medien ein „neuer Feminismus“ entdeckt. Anna Gomer schreibt darüber, was dahinter steckt und wem er tatsächlich etwas nützt. W enn man sich in den Milchschaum-Bezirken unserer Städte bewegt, könnte man den Eindruck bekommen, die Welt sei in Ordnung. Die vielen gut gekleideten Kinder und das strahlende, von gesundem Selbstbewusstsein zeugende Lächeln der Mütter, lassen uns die Janusköpfigkeit europäischer Städte mit den entstellten Zwillingsgesichtern der Ghettos vergessen. Hier scheinen die Frauen das Leben zu meistern, Kinder und Beruf problemlos verbinden zu können. Es ist der Wohnort der neuen kreativen Frauen, die als Sinnbild für den durchschlagenden literarischen und wirtschaftlichen Erfolg von Frauen in den letzten Jahren herhalten sollen. Zu diesen gehören auch die Der Latte Macchiato auf dem Spielplatz wird als feministisch deklariert „Neuen Feministinnen“, die eine Wiederbelebung der Frauenbewegung, eine entspannte Haltung zur Sexualität und zu ihrem Körper repräsentieren, die Frau als Subjekt behaupten und obendrein nett anzuschauen sind. Wenn man hier mit Gesellschaftskritik ankommt, riskiert man pathologisiert (man sei problemorientiert) oder in die politische Schmuddelecke des Wohlstandschauvinismus gestellt zu werden – Intellektuellen wird schnell vorgeworfen, sie jammerten Armut trifft nicht nur „bildungsferne Schichten“ auf hohem Niveau. Und selbst wenn man nicht gerade in besagten Bezirken wohnt, aber Student/in ist, begegnet man heute womöglich der Kritik an der Gesellschaft und vor allem der feministischen Debatte eher genervt. Frau hat nämlich die Hoffnung, ja geht sicher davon aus, dass sie nach dem Studium schon alles meistern wird, es kommt ja immer auf einen selber an, die sozialen Probleme treffen ja immer die anderen, vor allem die „bildungsfernen Schichten“. Wenn sich eine Studentin überhaupt noch mit dem Thema Feminismus beschäftigt, dann oft in der Art der „Alpha-Mädchen“, die von drei jungen Autorinnen in diesem Jahr in einem Buch beschrieben werden. Der neue Feminismus muss sexy sein, nicht so spröde viktorianisch wie der alte. Wir sind jetzt offen, lieben Porno und Analsex, wollen Karriere und Kinder und auch noch einen Latte Macchiato auf dem Spielplatz. Alles gut und schön und durchaus nicht zu verachten. Aber: Wie ist das alles zu bewerkstelligen? Ohne Geld schon mal gar nicht, und eine Kinderfrau muss auch heran. Da wären wir schon bei einigen politischen Problemen. Arbeit soll einfach an andere, sozial schwächere Frauen delegiert werden, soweit Geld da ist. Damit ist auch nichts geklärt, verdienen doch Frauen im Durchschnitt 26 Prozent weniger als Männer in gleichen Berufen. Man darf sich also von den poppigen Liedern und Büchern und frech selbstbewusstem, durchaus löblichem Auftreten der Neuen Der neue Feminismus muss sexy sein Feministinnen nicht täuschen lassen: selbst die erfolgreichen, gebildeten jungen Frauen, die in ihrer Partnerschaft Gleichberechtigung zu leben glauben, müssen diese sehr häufig mit der Geburt des Kindes aufgeben. Da die Frau im Regelfall weniger verdient, bleibt sie auch zu Hause, während der Mann weiterhin an der Karrierekurbel dreht. Es ist erschreckend, dass 25 Prozent aller in Deutschland lebenden Frauen, sprich jede Vierte, unter 500 Euro im Monat hat. Davon kann Frau nicht leben und bleibt auf Jede Vierte hat weniger als 500 Euro pro Monat den ERnährer angewiesen. Die Hausarbeit, Kindererziehung – das sind gesellschaftlich wichtige Bereiche, ohne die die Produktion und Wirtschaft nicht funktionieren - werden immer noch auf die weiblichen Schultern aufgebürdet und als selbstverständliche moralische Aufgabe gehandelt, die auch nicht von der Wirtschaft bezahlt werden braucht. Wenn Frauen als Arbeitskräfte auftreten, dann als „Dazuverdienende“, deren Hauptaufgaben eben im Privaten liegen. Von den gut bezahlten Berufen hingegen sind Frauen regelrecht ausgeschlossen. So auch an der Universität. Macht die Zahl der weiblichen Studierenden in vielen Studiengängen – zum Beispiel in der Germanistik, Psychologie oder Medizin – den größten Anteil aus, sieht sich das so geartete Auditorium immer noch hauptsächlich mit Feminismus Der neue Feminismus findet nur individuell statt viduellen, Subjektiven widmen („Alles ist subjektiv!“– wozu dann die intersubjektive Sprache, wozu überhaupt Wissenschaft?). Über die eigenen Hämorrhoiden zu schreiben, wie es Charlotte Roche tut, kommt besser an – cooler, ironischer – als langweiliges Durchforsten von Statistiken und Literatur und der politische Aktivismus. Deswegen der durchschlagende Verkaufserfolg des „Neuen Feminismus“. Dabei fallen einem Verkleinerungen und Selbstverniedlichungen auf, die im Diskurs um den sogenannten Neuen Feminismus an der Tagesordnung sind, ungeachtet dessen, dass schon Gretchen sich gegen die Bezeichnung Fräulein sträubte. Und doch nennen sich heute junge Frauen Fräulein Wunder und Alphamädchen, wenn auch ironisch, ist es doch verniedlichend. Ihre Inhalte und Forderungen wie sexuelle Selbstbestimmung sind sicherlich wichtig. Es wäre nur schade, wenn der Neue Feminismus durch Selbstbeschneidung, Selbstausgrenzung aus der Politik, auf dem Müllhaufen der kommerziellen Beliebigkeit oder in einer politischen Sackgasse der Zeit Kindererziehung bleibt im privaten Bereich, damit sie nicht bezahlt werden muss endet. Der spröde alte Feminismus der Siebziger Jahre hat vieles auf dem politischen Wege erreicht, gerade die Voraussetzungen des heutigen Selbstverständnisses (Abtreibung, Eingehen eines Arbeitsverhältnisses ohne die Erlaubnis des Ehemannes). Es ist nicht genug. Politisch ist viel zu tun. Dass das Private politisch ist, merkt eine Jede von uns spätestens, wenn sie Mutter wird. Das Gesetz zementiert die Armut, die weiblich ist. Vor allem auf der politischen Bühne sind die Haare auf den Zähnen für das Sexsubjekt entscheidender als auf den Beinen. Der sich im privat-individuellen einnistende Neue Feminismus verweigert sich dem Versuch, sich einen gesamtgesellschaftlichen Überblick zu verschaffen, und ohne daraus abgeleitete politische Aktivität riskiert er, zum bloßen Lifestyle zu werden. So ist es Frauen oft geschehen und geschieht es noch. Ohne politischen Kampf werden sie in die ‚Nebenwidersprüche‘ und ‚Seitengänge‘ des öffentlichen Bewusstseins abgedrängt. So wie die Porträts der Wissenschaftlerinnen in der Hall of Fame im Hauptgebäude der Humboldt–Uni zu Berlin: Streng nach Geschlecht von denen ihrer männlichen Kollegen segregiert, hängen sie in den Seitengängen. Anna Gomer ist aktiv in SDS.Die Linke HU. Kommentar Stichwort Fotzen-Workout reicht nicht Elterngeld D Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist stolz, dass in Deutschland mehr Kinder geboren werden als in den letzten Jahren, und führt das auch auf die Familienpolitik der Großen Koalition zurück. Sie sieht in der gestiegenen Geburtenrate einen „überwältigenden Vertrauensvorschuss“ für ihre Politik. Seit Januar 2007 gibt es das Elterngeld, welches Eltern beantragen können, die bis zu 14 Monate lang im Beruf aussetzen, um sich um das Kind zu kümmern. Von der Reform profitieren vor allem Besserverdienende. er neue Feminismus will sexy sein – und geht Hand in Hand mit dem Kapitalismus. Die Rapperin Lady Bitch Ray propagiert den Vagina Style und bietet auf ihrer Homepage das „Votzen-Sport-Workout-Programm“ an. Charlotte Roche bringt ein Buch heraus, dessen Protagonistin einen sehr offenen Umgang mit ihrem Körper pflegt. Sie spricht Tabuthemen an und legt einiges offen, was sonst als unweiblich gilt. In dem Buch „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht” sagen Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl, dass Feminismus Spaß machen und sexy sein muss. Das klingt doch toll, endlich endlich kann wieder von einem Feminismus gesprochen werden, endlich gibt es wieder mutige Frauen. Aber stimmt das? Sind diese „Alphamädchen“ oder auch die „neuen deutschen Mädchen“ (nach Jana Hensel) die neuen Feministinnen? Sie sagen beispielsweise, dass Männer nicht per se scheiße sind, dass sich Frauen sexuell befreien müssen, nennen also Punkte, in denen viele Frauen ihnen zustimmen. Irgendwas ist aber faul an diesem aufkeimenden stolzen Frausein. Bezeichnend ist, dass besonders subjektive Befindlichkeiten im Vordergrund stehen. Der Begriff von Gleichberechtigung, Frauenbefreiung und Feminismus wird hier auf Biographien und persönliche Empfindungen reduziert. Männer sind nicht per se scheiße In eine Opferrolle schlüpfen will keine dieser Frauen, was durchaus verständlich ist, denn wer will schon als „Opfer“ bezeichnet werden. Aber hier wird einiges aus Eitelkeit verkannt und durch fehlende Analyse verfälscht. Keine unserer neuen selbstbewussten und emanzipierten Frauen (denn „wir werden doch gar nicht mehr benachteiligt“ oder „wir sind doch schon längst in der Gleichberechtigung angekommen“) bietet eine ernsthafte Strategie für eine Frauenbefreiung. Lady Bitch Ray sagt, dass sie die „noch immer als Opfer erzogenen Frauen aus der Tyrannei des Patriarchats ins gelobte Land der vaginalen Selbstbestimmung führen“ will und behauptet von sich, dass sie eine ziemliche „Emanzen-Ader“ hätte. Aber so richtig Gewicht hat das alles nicht: „Emanzen-Ader“, „Feminismus muss sexy sein“.. Wo bleibt hier eine kritische Tariflöhne sind zu unsexy für Alphamädchen Gesellschaftsanalyse? Die soziale Frage wird auch komplett ausgeblendet. Unterdrückung von Frauen findet nicht nur sexuell statt, sondern auch auf dem Kontoauszug: Frauen sind oft von Männern abhängig, weil sie weniger Geld verdienen. Die Alphamädchen aber hangeln sich lieber von einem schlecht bezahlten kreativen Projekt zum nächsten, anstatt für anständige Tariflöhne und gleiche Bezahlung zu streiten. Die Ausblendung der wirtschaftlichen Unterschiede im „neuen Feminismus“ produziert am Ende Probleme. Durch die aggressive Übernahme von sexistischen Klischees kommt es beispielsweise nicht automatisch zur Befreiung, sondern kann auch zu einer Verstärkung von sexistischen Stereotypen führen. Heute ist frau dann eine Feministin, wenn sie eine starke Individualistin ist. Jede ist für sich selbst verantwortlich, es gibt keinen Bedarf an einem Zusammenhalt der Gesellschaft. Unsere Alphamädchen kämpfen individuell und ihr Feminismus ist lediglich eine Fassade. Dieser neue Feminismus passt also gut in unser gesellschaftliches Konzept, er geht Hand in Hand mit dem Neoliberalismus. Friederike Benda ist aktiv in Die Linke.SDS Potsdam Info 82 % Prozent der Eltern, die das neue Elterngeld beziehen, sind Frauen. 2/3 Zwei Drittel der Väter, die das Elterngeld beantragen, bleiben nur die Mindestzeit von zwei Monaten zu Hause. 1.800 Fast zweitausend Euro pro Monat bekommen Eltern, die schon vorher viel verdient haben – das Elterngeld macht 67 Prozent des Gehalts aus. Nur 3,7 Prozent der Frauen erhalten zwischen 1.500 und 1.800 Euro. 52,6 % Mehr als die Hälfte der Frauen, die Elterngeld bekommen, sind geringverdienende. Durch die Reform der Familienpolitik erhalten sie nur noch die Hälfte der Unterstützung, die sie vorher bekamen. 50 % Die Rapperin Lady Bitch Ray fordert vaginale Selbstbestimmung und bietet auf ihrer Homepage ein Fotzen-Workout an. http://www.myspace.com/ladybitchray männlichen Dozenten konfrontiert, nicht zu sprechen von der verschwindend geringen Anzahl der Professorinnen. Politisch dagegen ankämpfen zu wollen, die Missstände zu benennen, mit oder ohne die grand récits in den späten Werken des postmodernen Theoretikers Lyotard, der an der Uni so hoch gehandelt wird und uns im Prinzip dazu rät, nicht das Wissbare – sei es aus der persönlichen Wahrnehmung, sei es aus den Statistiken abgeleitet – wissen zu wollen. Wir sollen uns ganz dem Indi- 11 Die Häfte aller Frauen arbeiten im Niedriglohnbereich. Jede Vierte hat weniger als 500 Euro im Monat zur Verfügung. Nur 20 Prozent der Männer sind dagegen Geringverdiener. 12 Novemberrevolution Als die Macht auf der Straße lag 1918 stand Deutschland an der Schwelle zum Sozialismus. Wie es der SPD gelang, die Revolution zu verraten, schildert Florian Wilde. R iesige, teilweise bewaffnete Demonstrationszüge unter roten Fahnen zogen am Morgen des 9. November 1918 aus den proletarischen Außenvierteln ins Stadtzentrum Berlins. Aus den meisten Kasernen, an denen sie vorbeizogen, schlossen sich ihnen Soldaten an. Nur vereinzelt kam es zu Blutvergießen. Mittags erreichten die immer mehr anschwellenden Demonstrationen das Zentrum. Das Polizeipräsidium wurde gestürmt und die Polizisten entwaffnet. In den frühen Nachmittagsstunden brach der Widerstand einzelner Offiziere, die sich in der Universität und in der Staatsbibliothek verschanzt hatten, zusammen. Die Bewegung, die wenige Tage zuvor mit dem Aufstand der Matrosen in Kiel begonnen und sich rasend schnell über das ganze Reich ausgebreitet hatte, hatte nun Der Widerstand einzelner Offiziere bricht zusammen auch die Hauptstadt erreicht und auch hier in wenigen Stunden die jahrhundertealte Monarchie hinweggefegt. Zwei Tage später beendete ein Waffenstillstand das vierjährige Massenmorden des Ersten Weltkriegs. Ein derartiges Ende des Krieges erschien bei seinem Ausbruch vier Jahre zuvor als unwahrscheinlichste aller Optionen. Von einer beispiellosen nationalistischen Welle erfasst zogen 1914 Millionen begeistert für Kaiser, Volk und Vaterland in den Krieg. Für die SPD schien sich die Gelegenheit unter dem permanenten Repressionsdruck der Polizeibehörden mühevoll und illegal aufgebaut werden. Immer wieder wurden die Aktivisten der bald unter dem Namen ihrer Untergrundzeitung „Spartakus“ bekannten Gruppe verhaftet, wurden Zeitungen und Flugblätter beschlagnahmt. Die SPD will ihre „RegieUnd trotzdem verbanden sich ihre radirungsfähigkeit“ beweisen und kalen Positionen allmählich mit der wachsenden Wut in der Arbeiterschaft über die befürwortet den Krieg schrecklichen Opfer des Krieges. Ab 1916 alle Beschlüsse der Internationalen Sozia- konnten erste Demonstrationen und bald listenkongresse. In denen hatte sie sich zur auch Streiks gegen den Krieg organisiert Ablehnung des Krieges verpflichtet und da- werden, und die ständige Agitation der rauf, sollte er sich nicht verhindern lassen, Spartakusgruppe setzte die gemäßigten „für dessen rasche Beendigung einzutreten Kriegsgegner in der SPD so stark unter und mit allen Kräften dahin zu streben, die Druck, bis sie 1917 mit der USPD eine durch den Krieg herbeigeführte wirtschaft- eigene Partei gründeten, in der Spartakus liche und politische Krise zur Aufrüttelung mitarbeitete. des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klas- Die Aktivisten der Untergrundsenherrschaft zu beschleunigen.“ Nun stimmte die sozialdemokratische Reichs- zeitung „Spartakus“ werden tagsfraktion den Kriegskrediten zu und die verhaftet Parteiführung schloss einen „Burgfrieden“ Neben den Spartakisten waren es die „Remit Regierung und Militärbehörden. Es war anfangs nur ein winziges Häuflein volutionären Obleute“, die in den letzten aufrechter SozialistInnen um Rosa Luxem- Kriegsjahren vor allem in den Betrieben der burg, Karl Liebknecht und Clara Zetkin, Metall- und Rüstungsindustrie Netzwerke die an einer radikalen Antikriegshaltung linksradikaler AktivistInnen aufgebaut festhielten. Bitter rächte sich nun das hatten. In großen Streiks im April 1917 Versäumnis dieser Linksradikalen in der und Januar 1918 gelang es ihnen zeitweise, SPD, rechtzeitig eigene, handlungsfähige die Rüstungsindustrie lahmzulegen. Diese Strukturen aufzubauen. So standen sie bei linken Strukturen spielten auch bei den ErKriegsbeginn ohne Zeitungen, ohne Gelder, eignissen des 9. Novembers eine wichtige ohne einem landesweiten Netzwerk da. All Rolle. das musste in den folgenden Kriegsjahren Mit der Novemberrevolution wurde der zu bieten, aus ihrer jahrzehntelangen Außenseiterrolle im Parteiensystem auszubrechen und endlich ihre „Regierungsfähigkeit“ unter Beweis stellen zu können. Sie verriet dafür ihr eigenes Programm und Kaiser gestürzt und der Frieden erzwungen. Aber welche Gesellschaftsordnung würde dem Kaiserreich folgen? Die SPD, die bis zuletzt nach Wegen gesucht hatte, die Monarchie zu erhalten, versuchte nun, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen: Ihr Vorsitzender Phillip Scheidemann rief die Republik aus. Zeitgleich proklamierte Karl Liebknecht die „freie sozialistische Republik“. Noch am 9. November wandte sich Liebknecht mit mahnenden Worten an die Massen auf dem Berliner Schlossplatz: „Die Herrschaft des Kapitalismus, der Europa in ein Leichenfeld verwandelt hat, ist gebrochen. […] Wenn auch das Alte niedergerissen ist, dürfen wir doch nicht glauben, dass unsere Aufgabe getan sei. Wir müssen alle Kräfte anspannen, um die Regierung der Arbeiter und Soldaten aufzubauen und eine neue staatliche Ordnung des Proletariats zu schaffen, eine Ordnung des Friedens, des Glücks und der Freiheit unserer deutschen Brüder und unserer Brüder in der ganzen Welt. Wir reichen ihnen die Hände und rufen sie zur Vollendung der Weltrevolution auf.“ Überall im Land lag die Macht im November 1918 in den Händen von Arbeiter- und Soldatenräten. Ihre Mitglieder wurden meist in Betrieben und Kasernen demokratisch gewählt, waren ihrer Basis rechenschaftspflichtig und konnten jederzeit abgewählt werden. Sie organisierten das öffentliche Leben, die Verteilung von Nahrung und die Demobilisierung der Soldaten. Spontan war so aus den Kämpfen der Massen eine Novemberrevolution 13 sss*fqjcasahp*`a gegn t s g n A in e h c o n ... e r. W LNK>A=>K F](e_dsehh`eaP]caovaepqjcfqjcaSahp `naeSk_dajqjran^ej`he_dpaopaj* @]oPaop]^kaj`ap]qpki]peo_d* VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV J]ia+Rknj]ia Zi`k`ZX Demonstranten ziehen im November 1918 durch Berlin. Sie sind dabei, die jahrhundertealte Monarchie zu stürzen. Die Macht liegt in den Händen von Arbeiterräten mokratischen Kontrolle durch die Massen unterworfen wären. Aber ein weiteres Mal zeigte sich, wie sehr der Apparat der SPD und ihre traditionelle Verankerung in der Arbeiterbewegung den schwachen Strukturen der revolutionären Linken überlegen waren: Auf allen reichsweiten Rätekongressen gelang es der SPD, eine Mehrheit der Delegierten zu stellen. Die SPD-Deligierten argumentierten für ein Ende der Rätebewegung. Unter ihrem Einfluss gaben die Räte ihre Macht schließlich selbst wieder ab und stimmten für die Wahl zu einer Nationalversammlung, also für die parlamentarische Demokratie. Wo sich die Räte – wie in Bremen oder München – weigerten, ihre Macht abzugeben, oder wo – wie in Berlin – die Revolutionäre weiter für ein Vorantreiben der Revolution kämpften, wurden sie durch ein Bündnis der SPD mit den „alten Mächten“ blutig niedergeschlagen. Luxemburg und Liebknecht sind nur die bekanntesten Toten dieses verzweifelten Kampfes für eine sozialistische Rätedemokratie. Und dennoch: alle Errungenschaften der Weimarer Republik – die Republik selbst, VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV ;Xkld&Lek\ijZ_i`]k VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV JkiX\&Ei% 9`kk\Y\XZ_k\eJ`\Y\`dK\jkXYf#[X\`e\fgk`dXc\9\XiY\`kle^elid^$ c`Z_`jk#n\ee@_i\K\c\]feeldd\ile[^\^\Y\e\e]XccjXlZ_@_i\<$DX`c$ 8[i\jj\ Xe^\^\Y\e`jk%N`i^XiXek`\i\e#[X[`\;Xk\eXljjZ_c`\c`Z_qli Ble[\eY\ki\lle^^\elkqkn\i[\e% VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV GCQ&Fik 9\c`\]\ile^Y\^`eekXYDfekX^#[\e1VVVVVVVVVVVV VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV K\c\]fe :flgfe\`ej\e[\eXeM\icX^/%DX`>dY?#Kfijki%-# ('((09\ic`e#f[\i]Xo\eXe'*'&,*-*,,$++ das Frauenwahlrecht, der Achtstundentag, Betriebsräte, die Sozialgesetzgebung – wären ohne die revolutionären Aktionen der Massen im November 1918 nicht möglich gewesen. Andererseits bestätigte die Novemberrevolution das Wort Saint-Justs aus der Französischen Revolution: Wer eine Revolution nur halb macht, schaufelt sich sein eigenes Grab. Die Kapitalisten, die Deutschland bereits in den 1. Weltkrieg getrieben hatten, behielten ihre Macht. Staatsapparat, Justiz und Militär wurden nicht umfassend demokratisiert, ihre Säuberung von monarchistischen Gegnern der Republik unterblieb. Im Bündnis mit den Nationalsozialisten konnten diese „Eliten“ so 1933 die Republik beseitigen, die Arbeiterbewegung zerschlagen und einen weiteren Weltkrieg für ihre Ohne die Novemberrevolution kein Frauenwahlrecht Profite und Großmachtphantasien führen. Was vom November 1918 bleibt, ist die Erkenntnis, dass umfassende Verbesserungen nur durch Massenbewegungen erkämpft werden können, dass radikale Linke interventionsfähige Strukturen brauchen und dass rätedemokratische Alternativen zum Parlamentarismus möglich – und letztendlich auch nötig – sind. Florian Wilde ist Mitglied im Bundesvorstand von Die Linke.SDS und der Historischen Kommission der Partei DIE LINKE. Täglich. Kritisch. Anders. Die linke Tageszeitung aus Berlin. Jetzt 14 Tage lang kostenlos testen: www.neues-deutschland.de/abo Foto: aurelius/PIXELIO reale rätedemokratische Alternative zum Stellvertretertum des bürgerlichen Parlamentarismus entstanden. Eine Alternative, in der auch die Wirtschaft, der Staatsapparat und die Medien einer beständigen de- VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV <$DX`c Druck von Links. 14 International Ein Obama macht noch keine Veränderung D ie Wahlkampagne von Barack Obama, dem ersten schwarzen Präsidentschaftskandidaten, elektrisiert Millionen. Eine Welle des Enthusiasmus, wie es sie seit den 60er Jahren nicht mehr gab, hat Amerika erfasst. Linke und linksliberale Kräfte feiern Obamas Kandidatur als historischen Bruch und definitives Ende der Bush-Ära. Gewerkschaften und soziale Bewegungen stehen hinter ihm. Manche Beobachter sehen Obamas Kampagne als Anzeichen für einen neuen linken Aufbruch. „Change, we can believe in“ steht auf seinen Plakaten. Doch ein nüchterner Blick macht deutlich: Es wird wenig „Change“ unter einem Präsidenten Obama geben. In den meisten Bereichen, die den Menschen am Herzen liegen, wie die Kriege in Irak und Afghanistan oder die Wirtschaftspoli- Obamas Wahlkampfhelfer sind meist linker als er selbst tik, steht Obama rechts von der Mehrheit der US-Amerikaner. Seit Mai distanziert sich Obama von seinen früheren linken Äußerungen und orientiert sich immer mehr am neoliberalen Kurs der Regierung. In seiner Rede vor der Siegessäule in Berlin forderte er etwa die NATO und die EU auf, den US-Krieg in Afghanistan stärker zu unterstützen. Seine Wahl von Joe Biden als Vizepräsident-Kandidaten, einem ProfiPolitiker, der im Senat als Vertreter der US-Banken bekannt ist, zeigt, wie wenig „Change“ Obama eigentlich möchte. Trotzdem ist seine Kampagne ein wichtiges Zeichen für die politische Veränderung, die in den USA jetzt stattfindet. Denn Obamas Kampagne bezieht sich rhetorisch auf die massenhafte Unzufriedenheit der USAmerikaner. Seine Kampagne ist die erste politische Bewegung seit 40 Jahren, die Millionen begeistert Nach den drei katastrophalen Jahrzehnten der Regierungen Reagan-Bush seniorClinton-Bush junior, einer Periode, die durch imperialistische Kriege und Neoliberalismus gekennzeichnet war, steigt das Verlangen nach politischer Veränderung. Wegen der Inflation und der Zerstörung des Sozialstaats ist der Lebensstandard in den USA in den letzten 40 Jahren deutlich gesunken. US-Amerikanische Arbeiter verdienen immer weniger Reallohn, wobei ihre Kosten für Gesundheitsversorgung, Studiengebühren, Benzin und Miete ständig steigen. Die Kriege in Irak und Afghanistan haben schon über 4 000 US-Amerikaner und noch viel mehr Iraker und Afghanen getötet. „Change“ ist nicht nur Baracks WahlkampfParole, sondern auch etwas, das die USamerikanische Bevölkerung dringend will und braucht. Deswegen ist seine Kampagne so schnell beliebt geworden. Obama liefert einen Anschein von „Change“, ohne in der Realität diesen Wandel zu bringen. Wie bei den meisten Wahlkampagnen der Demokraten steht Obamas Basis viel weiter links als er selbst. Wegen einschränkender und undemokratischer Wahlgesetze ist es fast unmöglich für eine dritte Partei, im Wahlkampf eine Chance zu haben. Daher betrachten viele Linke in den USA Obama als die einzige Alternative zu Bush, und sammeln sich trotz seiner Politik um ihn. Diese Situationen kommt auch den Demokraten zu Gute, indem sie nicht mal „links“ sein müssen, um die Wähler anzuziehen, sondern nur linker als die Republikaner. Für die US-amerikanische Linke ist die Obama-Kampagne dennoch eine Chance, weil sie viele Menschen politisiert, die Politik seit Jahren für hoffnungslos halten. Während die US-amerikanische Linke seit Jahren Probleme hat, Leute zu mobilisieren und auf die Straße zu bringen, gibt es nun zum ersten Mal seit vierzig Jahren eine Nach Clintons Wahlsieg 1992 hat die Linke sich nicht gegen seine neoliberale Politik gewehrt politische Bewegung, die Unpolitische und Nichtwähler begeistert. Eine politisch engagierte Bevölkerung kann die Linke nur stärken. Die Gefahr in dieser Situation ist, dass die Kampagne selbst zur Bewegung wird, während sie andere linke Bewegungen übernimmt und demobilisiert. Antikriegsbündnisse und Gewerkschaften fuhren letztes Jahr ihre Demonstrationen und Sheppard Fairey Viele US-Amerikaner wollen eine neue Politik. Loren Balhorn meint, dass dafür mehr als ein neuer Präsident nötig sei. Kampagnen runter und konzentrieren sich auf den Wahlkampf. Statt auf Obama und andere Demokraten Druck auszuüben, hält sich die US-amerikanische Linke zurück, um Kontroversen zu vermeiden. Ähnlich ging es der Linken 1992 während der Kampagne von Bill Clinton – mit katastrophalen Folgen. Eine demobilisierte und Aus der Bewegung für Obama muss eine Bewegung für linke Politik werden schlecht organisierte Linke war unfähig, sich nach Clintons Wahlsieg gegen seine neoliberalen Angriffe zu wehren. Ohne starke, außerparlamentarische Opposition ist die Linke im Nachteil. Wie geht’s weiter für die Linke in den USA? Fest steht: Selbst wenn Obama der nächste Präsident wird, und vielleicht die extremsten Exzesse des Bush-Regimes beendet, wird es keinen linken Wahlsieg geben. Wichtig für die Linke ist, dass die Bewegungen aktiv und unabhängig bleiben. Am 1. September demonstrierten 30.000 Menschen gegen den Parteitag der Republikaner und den Krieg in Irak und Afghanistan. Es war keine Demonstration für Obama, sondern für eine andere Politik. Millionen haben sich in der Kampagne von Obama politisiert. Sie können dafür sorgen, dass es tatsächlich „Change“ gibt. Loren Balhorn studiert in Chicago und ist aktiv in der Chicago Coalition Against War and Racism. Als Austauschstudent an der HU Berlin in Die Linke.SDS aktiv. Kultur 15 Wenn gut ist, was Geld bringt Was Kunst ist, entscheidet heute keine kulturelle Elite mehr, sondern der Preis des Kunstwerks. Von Robert Misik. J ahrhunderte lang lagen die Dinge vergleichsweise simpel. Auf der einen Seite gab es die Mehrheit der Spießbürger mit ihren engen Auffassungen, mit ihrem standardisierten Lebensstil, mit ihren konformistischen Ansichten darüber, was „man“ tut und was „man“ nicht tut und ihren Weisheiten von der Art: „Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Gutes Benehmen ist immer gefragt“. Sie waren die Mehrheit, die sich auch untereinander weitgehend glich. Und auf der anderen Seite fand sich die Minderheit der Anderen: Die Nonkonformisten, die Unkonventionellen.Sie hatten abweichende Meinungen zu politischen Fragen, aber auch eine andere Ästhetik. Sie verärgerten die Kleinbürger und machten sich einen Spaß aus der Verachtung der Krämertugenden der Bourgeosie, sie schreckten sie mit ihren Epater les Bourgeois, wie in klassischen Avantgardetagen und später mit dem gegenkulturellen Rebellengestus von Rock bis Hippies bis Punk. Die Theoretiker des Konservativismus mochten vielleicht den Individualismus beschwören, aber irgendwie sahen diese Prediger des Individuellen alle gleich aus – wirklich individuell waren die anderen. Man war politisch links, hörte hippe Popmusik und fand die künstlerische Moderne gut. Und auf der Gegenseite war die Sache Die Konservativen predigten Individualität – und sahen alle gleich aus exakt andersrum: Wer politisch rechts war, der hielt Pop für Lärm und stieß, wenn er abstrakte Gemälde, ein Happening oder Werke der Konzeptkunst erblickte, laut aus: „Und das soll Kunst sein?“ Aber irgendwie sind die Dinge komplizierter geworden. Besonders gewiefte Trendsetter haben begonnen die „Neue Bürgerlichkeit“ auszurufen. Das Verhältnis der neuen hippen Smokingfreaks zum pausbäckigen Altkonservativismus lässt sich am besten so beschreiben: Die „Neubürgerlichen“ machen mit ihrer Prise Ironie Haltungen respektabel, die ansonsten nur mehr belächelt würden. Über die Ästhetisierung wird ein neuer Konservativismus salonfähig, und zwar in Kreisen, in denen man bisher Konservative, um das in den polemischen Worten der Autorin Thea Dorn zu sagen, als „dumpfe, katholische, saumagenfressende, homohassende, rassistische, Frauen-hinter-den-Herdprügelnde Neandertaler“ ansah. Vor allem in manchen Zirkeln der kulturellen Eliten ist es plötzlich chic geworden, mit Hilfe einer gewissen elitären Manieriertheit, die Schnöseltum mit Kunstsinnigkeit, Dandyness und Individualismus-Pose kombiniert, die alte Allianz aus Rebellentum, linker Solidarität und ästhetischer Moderne aufzukündigen. So wie dieses neukonservative Bürgertum sein Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst gerändert hat und nun selbst auf kaum et- „Ohne Fleiß kein Preis“ hat ausgedient was soviel Wert legt wie darauf, „absolutely contemporary“ zu sein, so hat sich damit auch die Kunstwelt verändert. Sie ist mehr und mehr ein Markt, ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, der Künstler ist eine Marke und seine Produkte sind gefragte Markenartikel, für die man derart astronomische Preise zu erzielen vermag, dass sie ebenso gut zur Geldanlage dienen wie zur Zurschaustellung der eigenen ökonomischen Potenz. Sie liefert die Accessoires zur elitären Selbstinszenierung eines stilbewussten Neobürgertums, das sich gegenüber dem stillosen Pöbel abgrenzen will. Mehr und mehr gelten in der Kunst die gleichen Gesetze wie auf allen Märkten. Da gibt es die Rankings der bedeutendsten Künstler, Galeristen, Händler und Mäzene, und die großen Kunstmessen. Längst ist Kunstsinn nicht mehr mit dem Rebellentum einer Boheme und Avantgarde verbunden, vielmehr hat sich Kunstverständnis mit Wohlstand, Erfolgsstreben, Glamour und Kunst ist nicht mehr mit dem Rebellentum einer Avantgarde verbunden dnyinnyc / flickr.com sozialem Aufstieg assoziiert, sodass sogar die Illustrierte „Monopol“, eigentlich selbst ein Produkt dieses Trends, feststellen muss: „Jegliche gedankliche Tiefe, die Kunst einmal hatte, ist ihr dabei ausgetrieben worden, und die leere Hülle wird gefüllt mit debilen Slogans.“ Künstler und Sammler bilden heute wieder eine Symbiose wie früher Mäzene und ihre Hofkünstler. Der Künstler von Weltrang, dessen Werke viele Millionen Dollar kosten, produziert oft gar nicht mehr für den anony- men Markt, sondern für den Sammler, der die Abnahme des Kunstwerkes zu einem festen Preis bereits versprochen hat, bevor der Künstler noch die Arbeit aufgenommen hat. Es sind Kooperationen zum beiderseitigen Vorteil. Künstler agieren mehr und mehr auch wie Manager. Und es ist vor allem der Jeff Koons und Damien Hirst sind bedeutend, weil ihre Werke teuer sind Preis, den er für seine Kunstwerke bei den großen Auktionen erzielt, der den Rang des Künstlers bestimmt. Jeff Koons und Damien Hirst gelten als die „bedeutendsten“ Künstler der Gegenwart, weil für ihre Werke einfach die höchsten Preise erzielt werden. Insofern durfte man sich gar nicht mehr wundern, als sich heraus stellte, dass Hirst selbst zu dem aus anonymen Sammlern bestehenden Käuferkonsortium zählte, das seinen rekordteuren Totenschädel erwarb. Eine sinnvolle Investition: Die paar Millionen, die es ihn gekostet haben mag, seinen Totenkopf zum „teuersten Kunstwerks aller Zeiten“ hochzulizitieren, fließen x-fach zurück – weil damit ja auch der Preis jedes anderen Hirst-Kunstwerks nach oben sprang. Die Radikalität der Avantgarde spielt nun den Auktionshäusern in die Hände In einer solchen Zeit ist natürlich die alte Frage: „Was ist Kunst?“ völlig neu gestellt und die ressentimentgeladene Philisterwendung: „Das soll Kunst sein?“ vollends von gestern. Denn weder Geschmack noch Kunstsinn noch ästhetisches Urteil von Experten oder Kritikern entscheiden darüber, was Kunst ist, sondern der Markt. Was am Kunstmarkt einen Preis erzielt, das ist Kunst. Man mag das als Demokratisierung feiern, als Entmachtung der Kunst-Experten und Säkularisierung des Kunst-Religiösen. Freilich: Die Radikalität der einstigen Avantgarden, die den Kunstbegriff ausweitete, die Verbindung zur Tradition kappte und mit Ready-Mades und Alltagsgegenständen die konventionellen Standards niederriss, wird nun zum Vorteil der Auktionskunst gewendet. Wenn alles Kunst sein kann, dann führt das ganz nebenbei zu einer erfreulichen Ausweitung des Marktgeschehens, was natürlich den Kunstagenten die wunderschönsten Gewinnaussichten garantiert. Robert Misik ist Publizist und lebt in Wien. Eben erschien von ihm: „Das Kult-Buch. Glanz und Elend der Kommerzkultur“ im Berliner Aufbau-Verlag. (199 Seiten, 19,95 Euro). Mehr als 63 Millionen Euro hat eine Gruppe von Sammlern 2007 für Damien Hirsts Werk „For the Love of God“ bezahlt. Später stellte sich heraus, das Hirst selbst der Gruppe angehörte. 16 Finanzkrise Wie auf diesen Bildern müssen Millionen US-Amerikaner ihr Haus verlassen, weil sie die Zinsen nicht mehr zahlen können. Manche Familien werden obdachlos. Wenn die Blase platzt Millionen Amerikaner haben durch die Immobilienkrise ihr Haus verloren. Warum viele wussten, dass die Krise kommt, aber niemand etwas tun konnte, erklärt Simon Zeise. Deshalb schritten weder Regierung noch Notenbank ein: Die US-Wirtschaft befand sich im Abschwung und musste noch die geplatzte Blase der „New Economy“ am Aktienmarkt verdauen. In hochentwickelten kapitalistischen Staaten Die Verschuldung der USAmerikaner verhalf anderen Ländern zur Expansion gibt es einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Dadurch, dass der Wert der Ware Arbeit gedrückt wird, also die Masseneinkommen niedrig gehalten werden, kommt es zu einer ungenügenden Gesamtnachfrage. Demzufolge sparen in kapitalistischen Volkswirtschaften normalerweise die Privathaushalte. Ihre Ersparnisse werden den Unternehmen durch das Bankensystem als Kredit zur Verfügung gestellt. In den Vereinigten Staaten wurde dieses Prinzip umgekehrt. Die fehlende Kaufkraft der Löhne wurde durch eine massenhafte Verschuldung der Haushalte ersetzt und profitabel ausgebaut, wodurch die Privathaushalte die größten Kreditnehmer wurden. Die US-amerikanische Volkswirtschaft ist Karl Marx/ Friedrich Engels: Werke Band 1 bis 43, Sachregister, Verzeichnis in zwei Bänden gebunden 14,90/19,90/24,95 Euro Gesamt-ISBN 978-3-320-00611-2 Die Bände 1 und 41 wurden nach dem heutigen Forschungsstand neu erarbeitet. Marx-Engels-Werke, Band 1 682 S., gebunden, 19,90 Euro ISBN 978-3-320-02088-0 die größte der Welt, weshalb ihre Privathaushalte auch als „Konsumenten letzter Instanz“ bezeichnet werden. Ihre Neigung sich zu verschulden, um Waren zu kaufen verhalf anderen Ländern zur Expansion. Weder hätte Chinas Export derart geboomt, noch hätten Rohstoffexporteure wie die OPEC-Staaten und Russland regen Handel betreiben können, oder Binnenmärkte von anderen hochentwickelten Volkswirtschaften aus der Stagnation gefunden. Das Volumen der „subprime“-Kredite belief sich auf etwa 1,5 Billionen Dollar, wovon ein Viertel an Kreditnehmer mit ungesichertem oder zu niedrigem Einkommen vergeben wurde. Bereits im Februar 2007 war jeder fünfte Schuldner eines Subprime-Kredites in Zahlungsverzug. Zwangsversteigerungen standen auf der Im Juni wurden pro Tag 8000 Häuser zwangsversteigert Tagesordnung und Millionen Familien wurden über Nacht obdachlos oder wohnten im Auto. Im Juni lag die Zahl der Zwangsversteigerungen bei 8000 pro Tag. Die US-Investmentbank Bear Stearns musste wegen gewaltiger Verluste mit subprimeKrediten zwei Hedge-Fonds schließen. Damit Die wichtigste Frage des Antikapitalismus lautet: Wie verwandeln wir unseren ständigen Widerstand in eine Kraft, die den Kapitalismus als Ganzes abschaffen kann? Der neue Antikapitalismus ist Erbe der vergangenen Kämpfe. Gleichzeitig ist er anders – weil er aus der Vergangenheit gelernt hat, um sich der Gegenwart anzupassen. Ezequiel Adamovsky, Ilustradores Unidos Antikapitalismus für alle, für alle, für alle ... 175 S., Broschur, 9,90 Euro, ISBN 978-3-320-02109-2 Rainer Rilling Risse im Empire rls 50 hatte die Hypothekenkrise die Wall Street erreicht. Von da aus ging es quer über den Globus. Ob BNP Paribas in Frankreich, die Hedge Fonds Caliber Global Investment und Queen's Walk in London, der australische Basis Yield Alpha Vor 20 Jahren mussten Banken Kredite mit Eigenkapital absichern Fund, die Bank of China oder IKB Bank und Sachsen LB in Deutschland: Überall drohte plötzlich Konkurs oder Verkauf. Einerseits stellen wir fest, dass sich der Kapitalismus verändert hat. In allen hochentwickelten kapitalistischen Staaten hat sich die Ideologie der neoliberalen Wirtschaftspolitik durchgesetzt. Die Interessen von Finanzinvestoren, Aktionären und Vermögensbesitzern dominieren. Ihr Ziel ist die völlige Deregulierung des Kapitalverkehrs. So waren Banken vor 20 Jahren noch verpflichtet, einen Teil der zu vergebenen Kredite durch einen Eigenkapitalanteil und eine Einlage bei der Zentralbank abzusichern. Damit waren der Kreditvergabe Grenzen gesetzt. Heute streben große Banken danach, nur Arrangeure der Kredite zu sein und diese Die Politik der Ära Bush hat dazu geführt, dass die Rede von der »imperialen Politik« in die Alltagssprache zurückgekehrt ist. Welche Politik after Bush wird kommen? Wird es einen Wandel geben und wird er wirklich einen Unterschied machen? Was wird aus dem American Empire? Rainer Rilling: Risse im Empire Texte 50 der RLS, 184 Seiten, Broschur 14,90 Euro, ISBN 978-3-320-02159-7 dietz berlin F rankfurts Studenten hat es übel mitgespielt, denn Deutsche Bank Chef Josef Ackermann wird zum Semesterstart Honorarprofessor an der Goethe-Uni. Die Unileitung meint, er sei der „weltweit angesehenste Experte auf dem Gebiet des Bankwesens“. Doch es war Ackermann, der 2005 nach Rekordgewinnen „seiner“ Bank über 6000 Mitarbeiter entließ, um zwei Jahre später zu verkünden, die Bank habe wegen Spekulationen auf dem Finanzmarkt 2,3 Milliarden Euro abschreiben müssen. Dieses Jahr hat er sich mit 2,5 Milliarden Euro, allein im ersten Quartal, selbst übertroffen. Und dabei ist die Deutsche Bank nur eine unter vielen… In den USA stiegen Eigenheime derart im Wert, dass sich die Privathaushalte in einem Rausch zu befinden schienen. Die Wertsteigerungen wurden so weit getrieben, dass Hypothekenbanken Kredite immer laxer vergaben. Durch sogenannte „Subprime“-Kredite sollten sich auch diejenigen verschulden, die offensichtlich nicht in der Lage waren, ihr geliehenes Geld später zurückzuzahlen. Gerade der Immobilienmarkt stützte in den letzten Jahren die US-Wirtschaft. Der Boom verschaffte den privaten Haushalten Vermögen, was sie wiederum ausgeben konnten. www.dietzberlin.de 17 Marx zu Finanzkrisen Daniel Friedrich erklärt, warum Marx meinte, dass das Finanzsystem Krisen beschleunigen kann. Risikopositionen möglichst schnell weiterzuverkaufen, weshalb Ökonomen von einem „finanzmarktgetriebenen Kapitalismus“ sprechen. Andererseits stellt sich die Frage, warum Finanzinstitute überhaupt massenweise in risikoreiche Geschäfte einstiegen, von denen sie wussten, dass sie platzen würden. Die Antwort der Neoliberalen ist der hohe Anlagedruck. Die Antwort der Marxisten lautet Überschuss an Kapital. Die kapitalistische Weltökonomie und ihre Akteure hatten nicht das Problem, Kapital aufzutreiben, denn der Krise gingen Rekordgewinne voraus. Allein die Deutsche Bank präsentierte noch im Frühjahr 2007 das „beste Quartal der Unternehmensgeschichte“. Banken vergeben riskante Kredite und verkaufen sie weiter Die Verschuldung der US-Haushalte war für die Kapitalisten ein Segen. Also blähten sie die Blase auf dem Rücken der abhängig Beschäftigten auf – bis sie schließlich platzte. Simon Zeise ist aktiv in Die Linke.SDS Leipzig. Q uelle von Wert ist für Marx die menschliche Arbeit, sofern sie effizient eingesetzt wird. Durch Finanztransaktionen wird also kein Wert geschaffen, sondern nur verteilt. Effiziente Produktion erfordert Produktionsmittel, beispielsweise Maschinen.Produktionsmittel sind nicht automatisch Kapital. Sie werden es dann, wenn sie eingesetzt Produktionsmittel sind für Marx wirkliches Kapital. Wertpapiere sind es nicht werden, um Profit zu machen, also um Wert zu akkumulieren. Das ist in einer kapitalistischen Gesellschaft die Regel. Produktionsmittel sind für Marx wirkliches Kapital. Wertpapiere sind es nicht. Sie stellen lediglich Ansprüche auf wirkliches Kapital dar. Der Clou besteht darin, dass in einer kapitalistischen Gesellschaft Ansprüche auf wirkliches Kapital bedeuten, dass man Ansprüche auf einen Teil der Profite hat, die beim Einsatz der Produktionsmittel entstehen. Da der Wert durch Arbeit geschaffen wird, bedeutet dies, dass Wertpapiere Ansprüche auf die Früchte der Arbeit anderer darstellen. Da Wertpapiere selbst kein wirkliches Kapital sind, zerstört eine Finanzkrise auch nur illusorisches und kein wirkliches Kapital. Umgekehrt gilt jedoch: Ohne steigende Verwertung des wirklichen Kapitals, also ohne steigende industrielle Gewinne, keine dauerhaft steigende Verwertung des illusorischen Kapitals in Form von Wertpapieren. Im Jahr 2006 reklamierte der Finanzsektor in den USA 1/3 der Unternehmensgewinne für sich. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen. Die Entwicklung der Wertpapiermärkte beraubt die üblichen Rechtfertigungen des Kapitalismus jeglicher Plausibilität. Es ist offensichtlich, dass der Aktionär keinen produktiven Beitrag leistet. Die Manager agieren nicht mit eigenem, sondern mit fremdem Kapital, sie bekommen „immer Der US–Finanzsektor reklamierte 1/3 der Profite für sich. Das konnte nicht gut gehen mehr den Charakter reiner Glücksritter“[1]. Nicht Sparsamkeit, sondern Verschwendungssucht ist Vorrausetzung für ihre gesellschaftliche Funktion. Aktiengesellschaften und Fonds fassen das Staatenkonflikte Zur Analyse von Geopolitik und Imperialismus – ein Überblick Die Hollywood–Linke setzt von Tobias Brink auf dieten Demokratische Partei 2008. V/313 S., kt. € 19,90. UTB 2992. ISBN 978-3-8252-2992-4 Das vorliegende Buch stellt verschiedene Ansätze zur Erklärung zwischenstaatlicher Konkurrenzverhältnisse, einer militarisierten Außenpolitik und weiterer internationaler, teilweise gewaltsamer Konflikte vor. Es zielt darauf, einen für Studierende und weitere Interessierte nützlichen Wegweiser Kapital vieler Einzelkapitalisten zusammen. Die Produktion ist zu umfangreich geworden, um privat organisiert zu werden. Hier zeigt sich der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion (viele Menschen arbeiten zusammen) und dem privaten Charakter der Aneignung (der Gewinn fließt dem Kapitalisten zu). Die Entwicklung der Finanzmärkte be- Kredite beschleunigen den Ausbruch von Krisen schleunigt die Konzentration des Kapitals. In Phasen der Euphorie schaffen sie billigen Kredit für die Ausweitung der Produktion. In Phasen der Panik verknappen sie das Kreditangebot drastisch und führen damit zu Verwerfungen in der Produktion. „Das Kreditwesen beschleunigt daher die materielle Entwicklung der Produktivkräfte und die Herstellung des Weltmarkts (...) Gleichzeitig beschleunigt der Kredit die gewaltsamen Ausbrüche dieses Widerspruchs, die Krisen, und damit die Elemente der Auflösung der alten Produktionsweise.“[2] [1] MEW, Band 25, S. 456 [2] MEW, Band 25, S. 457 durch eine mitunter komplexe Debatte bereitzustellen. Dabei stehen unter anderem folgende Fragestellungen im Mittelpunkt: • Welches sind die Triebkräfte von Geopolitik und Staatenkonflikten? • Wie entwickeln sich die weltweiten Kräfteverhältnisse? Zusammenfassend werden die Erkenntnisse, Weiterentwicklungen und Defizite der verschiedenen Theorieansätze erörtert. UTB FÜR WISSENSCHAFT · Stuttgart Tel. 0711/782 95 55-0 · FAX 0711/780 13 76 [email protected] · www.utb.de www.luciusverlag.com Maproom Systems / flickr.com (2) Finanzkrise 18 Die Linke.SDS Kongress zur Revolte Foto: Jakob Huber 1.600 Studierende diskutierten beim Kongress „40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir!“ – jetzt erscheint das Buch zum Kongress. G esiegt? Gescheitert? Was bleibt von 1968?“ – So hieß eine der Veranstaltungen auf dem Kongress „40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir!“, den Die Linke. SDS und Linksjugend [`solid] im Mai an der Berliner Humboldt-Universität veranstaltet haben. Der linke Politikwissenschaftler Frank Deppe, der Historiker Gerd Koenen und Katharina Volk, Studentin und Geschäftsführerin von Die Linke.SDS, diskutierten auf dem Abendpodium. Einige hundert Teilnehmer, die meisten von ihnen Studenten, waren gekommen, um mehr über die Bewegung von `68 zu erfahren, Hintergründe zu verstehen, zu diskutieren und aus den Erfahrungen zu Berichte meint Katharina Volk. Die Veranstaltungen reichten von „Hat Kunst einen politischen Auftrag?“, über „Adorno, Horkheimer & Co – Einführung in die Frankfurter Schule“ und „1968 in Lateinamerika“ zu „Vom Kalten Krieg zur neuen Weltunordnung: Imperialismusanalyse vor und nach 1968“, zu „68-Klassiker neu gelesen: Wilhelm Reich – Die sexuelle Revolution“ oder dem Podium „Vom SDS zur RAF: Führte die APO zum Terrorismus?“, auf dem der emeritierte Professor Klaus Meschkat mit Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele diskutierte. Leo Panitch, Professor an der Universität Toronto, stellte auf dem Samstagabendpodium zu „1968 International" fest: „Die Aufbruchsstimmung auf dem Kongress erinnert mich an die Zeit als ich vor genau 40 Jahren in London Proteste an der Uni organisierte." Einen gesellschaftlichen Aufbruch wie `68 gibt es vielleicht 2008 noch nicht. Vom Kongress ging aber das Signal aus, die Theorie mit der Praxis zu verbinden, die Hochschulen mit kritischen Ideen zu erobern und Widerstand gegen neoliberale Politik zu leisten. Im Oktober erscheint jetzt das Buch zum Kongress im VSA Verlag, in dem die Beiträge vieler Redner noch einmal nachgelesen werden können. „Die letzte Schlacht gewinnen wir!“ 40 Jahre 1968 – Bilanz und Perspektiven, VSA Hamburg (2008), 200 Seiten, 12.80 Euro Steinmeier geht über Leichen Foto: Paul Stadelhofer Aktionen lernen. „Bastelt euch doch nicht so einen Pop-Rudi“, forderte Koenen von den anwesenden Studenten und meinte damit Rudi Dutschke, einen bekannten Aktivisten des historischen Studierendenverbandes SDS, der in den späten Sechziger Jahren eine große Rolle in der Bewegung spielte und sich 1970 auflöste. Die Kongressteilnehmer sprachen aber über weit mehr als nur Rudi Dutschke und begegneten dem alten SDS auch kritisch. „Eine neue Generation, die gegen den G8-Gipfel protestiert oder wie in Hessen die Autobahnen blockiert hat, um Studiengebühren zu verhindern, ist auf der Suche nach dem notwendigen theoretischen Werkzeug, um die Gesellschaft zu verändern“, Kein Zutritt für Thor Steinar Mehr Aktionsberichte von Hochschulgruppen vor Ort unter www.linke–sds.org Bei einem öffentlichen Interview des Spiegels mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier in der Humboldt-Universität zu Berlin haben wir ihm mit einem so genannten „Die In“ den Zugang zum Audimax erschwert. „Blutverschmiert“ legten wir uns dem Außenminister in den Weg, um an die Todesopfer in Afghanistan zu erinnern, so dass wie beim Krieg in Afghanistan Steinmeier auch bei seinem Uni-Besuch über Leichen ging. Wir forderten den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, weil sie dort keinen Frieden bringt. In das Audimax kamen wir nicht – kritische Nachfragen waren unerwünscht SDS.Die Linke HU Auch in Dresden haben sich Naziklamottenläden etabliert, die unter anderem Modeartikel der Marke „Thor Steinar“ vertreiben und auch eine Anlaufstelle für Neonazis sind. In Zusammenarbeit mit der Antifa-Hochschulgruppe in Dresden haben wir als Die Linke.SDS Dresden die Aktion „Kein Zutritt für ThorSteinar-Träger_innen“ durchgeführt und mit Plakaten an den Hörsälen darauf hingewiesen, dass Nazis an der Uni nichts zu suchen haben. Wir appellierten an die Studierenden, Personen mit eindeutig rechtsextremer Bekleidung aus den Hörsälen zu verweisen und sich damit der Ausbreitung des rechten Lifestyles entgegenzustellen. Die Linke.SDS Dresden Die Linke.SDS 19 Kontakt an deiner Hochschule Die Linke.SDS gibt es mittlerweile an fast allen Hochschulen. Hier findest du Kontakt zu Gruppen vor Ort. Rostock Greifswald Wedel Imperialismustheorien. Staatenkonkurrenz und Geopolitik im globalen Kapitalismus; Seminar des Fördererkreises. 14.-16. 11. 2008; Frankfurt/Main. Info: www.foerdererkreis.de 90 Jahre Novemberrevolution. Veranstaltungs-Tour an vielen Hochschulen. Mehr Info auf www.linke-sds.org Kontakt: Florian Wilde, [email protected] Impressum critica. Semesterzeitung von Die Linke.SDS (SozialistischDemokratischer Studierendenverband): Ausgabe Nr. 1/2008. Anschrift: critica, c/o Linke.SDS, Kleine Alexanderstraße 28, 10178 Berlin. Redaktion: Nele Haas, Hans Krause, Sarah Nagel, David Noack, Jonas Rest, Erik Richter, Oskar Stolz, Simon Zeise. Layout: Jonas Rest. V.iS.d.P.: Steffi Graf. Kontakt: [email protected], Anzeigen: [email protected], www.linke-sds.org www.marxistische-blaetter.de China im Aufbruch – wohin? Einzelheft: 112 S., 8,50 € • Jahresabo: 45,00 € • Erm.: 30,00 € Ältere Hefte schicken wir gerne auch kostenlos zu. Peter Bescherer / Karen Schierhorn (Hrsg.) Hello Marx Zwischen »Arbeiterfrage« und sozialer Bewegung heute 200 Seiten; � 15.80 ISBN 978-3-89965-317-5 Viele weitere linke Bücher, Infos, Tipps, Leseproben: www.vsa-verlag.de Peter Bescherer/Karen Schierhorn (Hrsg.) Hello Marx Zwischen »Arbeiterfrage« und sozialer Bewegung heute V Bestellung: Neue Impulse Verlag Hoffnungstr. 18 • 45127 Essen Tel.: 0201-24 86 48 2 • Fax: 0201-24 86 48 4 E-Mail: [email protected] VSA: Marx für heute Der Band reagiert auf das wiedererwachte Interesse an Marxscher Theorie. Neben einer Inventur des begrifflichen Kernbestands unternehmen die AutorInnen eine Prüfung historisch-materialistischer Kategorien an Konflikten, die abseits klassischer »Arbeiterfragen« liegen – Rassismus, Migration, Geschlechterfragen, Cultural Studies, Post-Marxismus. Leandro Scholz (S.18); Robert Richter (S.19) Ökologie geht nur von links. Seminar des Fördererkreises. 7.-9. 11. 2008; Podsdam. Info: www.foerderkreis.de Robert Richter; sushibob@web. Hamburg de; 0163 9871205FREIBERG: Oldenburg Lüneburg Kontakt: Karl Bedrich. karl@ Bremen bedrich.deFREIBURG: Hannover Berlin Linke.SDS Freiburg Kontakt: Frankfurt Osnabrück Julia Meier; 0179 9055512; sds. Oder Potsdam Braunschweig dielinke-freiburg.de GIESSEN: Linke.SDS Gießen Kontakt: Tjark Münster Bielefeld Göttingen Halle Sauer; [email protected] ; 0179 Dortmund Duisburg/ 4563576; sdsgiessen.blogsport. Essen Bochum de GIESSEN: Demokratische Leipzig Görlitz/Zittau Mönchengladbach Kassel Erfurt Linke Gießen (assoziiertes Mitglied) Köln Dresden Marburg Aachen Bonn Kontakt: Antonia Capito; antonia. Jena Freiberg Plauen Giessen [email protected]; www.demoFrankfurt kratische-linke.orgGÖRLITZ/ Main ZITTAU: FH Görlitz/Zittau Würzburg Bamberg Mainz Trier Kontakt: Holm-Andreas Sieradski; Darmstadt Nürnberg/ [email protected]; 0170 Mannheim Erlangen 3857360 GÖTTINGEN: Linke. Saarbrücken Heidelberg SDS Göttingen Kontakt: Alexander Eichstädt/ Karlsruhe Regensburg Ingolstadt Sohn; [email protected] Stuttgart ;0172 2348680 GREIFSWALD: Augsburg Tübingen Linke.SDS Greifswald Kontakt: München David Noack; linke.sds.greifswald@ Freiburg Konstanz googlemail.com; 0162 9034077 HALLE: Kontakt: Hendrik Lange. E-Mail:[email protected]; 0345 4701678HAMBURG: Linke. KÖLN: Linke.SDS Köln Kontakt: Kontakt: Marius Hackenspiel; SDS Kontakt: Helge Herman Vogt; Simon Schuster; virtualsimon@ mariushackenspiel@gmx. [email protected]; gmx.de; www.die-linke.org/ dePLAUEN: FH Nordhessen 0176 6784727 ; www.dielinke-sdshsg-koeln/ KONSTANZ: Kontakt: Kontakt: Jan Windisch; jan. hamburg.de HAMBURG: Liste Franziska Stier; Franziska@asta. [email protected]; 0174 7143649 Links Kontakt: Till Petersen; links@ uni-konstanz.de; 0151 11656053 POTSDAM: Linke.SDS Potsdam uni-hamburg.de;040 29890475 LEIPZIG: Linke.SDS Leipzig Kontakt: Kontakt: Friederike Benda; ;student.org.uni-hamburg.de/LINKS Simon Zeise; linke-hsg-leipzig@ [email protected]; 0160 HAMBURG BLS: Linke.SDS gmx.net; 0171 6136364; www. 4576012; www.linke-sds.org/ BLS Kontakt: Daniel Uhlig. E-Mail: linke-hsg-leipzig.deLÜNEBURG: potsdamREGENSBURG: SDS [email protected]; Linke.SDS Lüneburg Kontakt: Malte Regensburg Kontakt: Michael 0162 7295709; www.die-linke-bls. Riechey; [email protected]; 0173 Müller; [email protected]; 0176 blogspot.com HAMBURG 2462882MAINZ: Linke.SDS Mainz 24766269; www.sds-regensburg. HAW: Linke.SDS HAW Kontakt: Kontakt: Sebastian Buhl; email@buhde ROSTOCK: Linke.SDS Sabahattin Aras; [email protected]; li.de; 0177 9223543 MANNHEIM: Rostock Kontakt: Patrick Hoppe; 0162 3656698 HANNOVER: Linke.SDS Mannheim Kontakt: Felix patrick.hoppe@uni-rostock. Linke.SDS Hannover Kontakt: Waldkirch; [email protected]; de; 0176 53085237; www. Marcello Sorrentino; info@hsg. 0621 1540864MARBURG:SDS. sds-rostock.de SAARBRÜCKEN: die-linke-region-hannover.de; DieLinke Marburg Kontakt: Jan Linke.SDS Saarbrücken Kontakt: 015771426997; hsg.die-linke-regiSchalauske; [email protected]; Sebastian; sds.saarbruecken@ on-hannover.de HANNOVER: 0163 3618366; www.sds-marburg. googlemail.comSTUTTGART: SDS Hannover Kontakt: Michael de MÖNCHENGLADBACH: Kontakt: Martin Horsch; Kölle; [email protected]; BGSB.SDS Kontakt: Nick Grün; stuttgart@linke-hochschulgruppe. 0177 5734334; www.sds-hannover. [email protected]; 0160 de TÜBINGEN: [`solid].SDS de HEIDELBERG: Linke. 5977010MÜNCHEN: Linke.SDS Tübingen Kontakt: Frederico SDS Heidelberg Kontakt: Pablo München Kontakt: Max Steininger; Elwing; info@solid-tuebingen. Klinkisch; [email protected]; [email protected]; 0172 de; 0179 6712980 Homepage: 06221 6394946 JENA: Linke. 9006980 MÜNSTER: Linke. www.solid-sds.de TRIER: FH SDS/ROT Jena Kontakt: Christian SDS Münster Kontakt: Hannes Trier Umweltcampus. Kontakt: Götze; christians_adresse@web. Draeger; [email protected]; Tobias Spiess; projekt–links@ de; 03641 297427 KARLSRUHE: 0176 21174818 NÜRNBERG/ web.de WEDEL: Kontakt: Sven Kontakt: Daniel Bruns; karlsruhe@ ERLANGEN: Kontakt: Ramona Dehmlow; sven@solid-hamburg. linke-hochschulgruppe.de; 0721 Tax; [email protected]; 0175 de WÜRZBURG: SDS.Die 35 48 577 KASSEL: Linke. 4776527 OLDENBURG: Linke. Linke Würzburg Kontakt: Julia SDS Kassel Kontakt: Sebastian SDS Oldenburg Kontakt: Bahattin Altenburger; sds-wuerzburg@ Zintel; [email protected] ;0176 Aslan; [email protected]; gmx.de; 0178 5975041; www. 24671420; www.linke-sds-kassel.de 0171 2355840 OSNABRÜCK: sds-wuerzburg.de VS Termine AACHEN: FHTW Aachen: Kontakt: Marco Hennigs; marco@ marco-hennigs.de BAMBERG: Kontakt: Arthur Murphy; sds– [email protected]; 0951 2096395 BERLIN EVFH: SDS.DieLinke. EFB Kontakt: Sebastian Friedrich; [email protected]; 0171 3516272 BERLIN FHTW: SDS.DieLinke. FHTW Kontakt: Maxim Wahl E-Mail: [email protected] Telefon: 0176 625 30 231 BERLIN FU: SDS. DieLinke.FU Kontakt: Georg Frankl: [email protected]; 0177 6002725; www.linke-sds.org/linke-fu BERLIN HU: SDS.DieLinke.HU Kontakt: Julia Dück: sds.dielinke– [email protected]; 0176 23932884; hu-berlin.linke-sds.orgBERLIN TFH: Oregano und Pott Kontakt: Anja Gadow; anja.gadow@solid-web. de BERLIN TU: Linke.SDS TU Kontakt: Sebastian Koch: sebastian. [email protected]; 0176 60894543; www.dielinke-tu.de BIELEFELD: SDS Bielefeld Kontakt: Laura Dittmar: [email protected] BOCHUM: Linke.SDS RUB Kontakt: Sarah Nagel; [email protected]; 0176 63114249 BONN: Linke. SDS Bonn Kontakt: Anatol Koch; [email protected] ; 0176 21205629 BRAUNSCHWEIG: Linke.HSG Braunschweig; [email protected]BREMEN: SDS Bremen Kontakt: Felix Pithan; felix. [email protected]; 0157 74748089 DARMSTADT FH: SDS-HDA Kontakt: Frank Ritz; fr@nk-ritz. de; 0178 3724445DARMSTADT TU: Linke.TU Kontakt: Pazhareh Heidari; [email protected]; 0176 21917357 DORTMUND: Linke Liste Dortmund; linkeliste@asta. uni-dortmund.deDRESDEN: Linke.SDS Kontakt: Erik Richter; [email protected] ; 0176 70071807; www.linke-hsg-dresden. deDUISBURG/ESSEN: Linke.SDS Duisburg/Essen Kontakt: Oliver Opitz; [email protected]; 0177 6304878 EICHSTÄDT/ INGOLSTADT: Linke.SDS Eichstädt/Ingolstadt Kontakt: Daniel Haselsteiner ; [email protected]; 0170 2390834 ERFURT: Linke. SDS/ROT Erfurt Kontakt: Robert Blättermann; [email protected]; 0162 9515837 FRANKFURT/ MAIN: Linke.SDS FFM Kontakt: Serdar Damar; dielinke.sds@gmx. de; 0179 6823700 Homepage: dielinke.sds-ffm.deFRANKFURT/ ODER: Linke.SDS Viadrina Kontakt: Erreiche dein nächstes Level Ab dem Wintersemester organisiert Linke.SDS bundesweit Kapital-Lesekreise. Einige der bekanntesten kritischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen uns dabei. D ie Linke.SDS will Marx zurück an die Uni bringen und auch an die Fachhochschule. Mit Beginn des Wintersemesters gründen wir an bisher 30 Hochschulen KapitalLesekreise. Wir wollen Dich einladen, mit uns gemeinsam einzusteigen in diesen Klassiker der Kapitalismuskritik. Wir wollen uns auf die Suche machen nach einer Erklärung für die nach wie vor tief greifenden sozialen Spaltungen im globalen Kapitalismus und seine permanente Krisenanfälligkeit. Mit der Idee einer „Kapital-Lesebewegung“ schließen wir an eine Tradition an, die ihren Ursprung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre hat. Das Projekt wird von Die Linke.SDS angestoßen und getragen, es soll aber nicht auf uns beschränkt sein. Wir wollen mit allen Lesegruppen, Aktivistinnen und Aktivisten, Dozentinnen und Dozenten zusammenarbeiten, die daran interessiert sind, einen Diskussionsraum zu schaffen, der Platz lässt für verschiedene Interpretationen und „Marxismen“. Wir haben uns einige Wege überlegt, wie wir die Lesekreise miteinander vernetzen können. Die bundesweite Kapital-lesenArbeitsgruppe hat einen begleitenden Reader sowie einen Leseplan-Vorschlag für zwei Semester entwickelt, welcher bei der Organisation hilfreich sein kann. Dazu gibt es Schaubilder und weitere Materialien online. Da es an den meisten Orten keine erfahrenen Kapital-Leser mehr gibt, haben wir seit Februar drei Wochenendseminare für „Kapital-Teamer“ angeboten. Sie haben einen ersten Überblick gewonnen und wollen so das gemeinsame Lesen unterstützen. Für alle ungeklärten Fragen gibt es unser Internet-Forum mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die das Projekt unterstützen. Elmar Altvater, Alex Demirovic, Frank Deppe, Frigga Haug, Michael Heinrich u.a. werden euch mit ihren Antworten als „Tutoren“ zur Seite stehen. Damit wollen wir erreichen, dass die Lesekreise nicht nur nebeneinander lernen, sondern auch miteinander. Es ist ein besondere Ressource, dass sich 30 Gruppen bundesweit mit einer gemeinsamen Textgrundlage auseinandersetzen. Am Ende der zwei Semester soll es daher eine große Auswertungskonferenz mit unseren Tutoren und internationalen Gästen geben. Mehr Info unter: www.kapital-lesen.de, E-Mail: [email protected], Telefon: 0177/4259730 (Win) Wieso wir Das Kapital lesen Studenten aus der ganzen Bundesrepublik beteiligen sich an der Kapital-Lesebewegung. Hier erzählen vier von ihnen, warum. Ich hoffe, dass die Kapital-Lesebewegung eine möglichst breite Debatte darüber anstößt, in welcher Welt wir leben, konkret in welchen wirtschaftlichen Strukturen wir uns bewegen. Nur in der Diskussion mit anderen sehe ich die Möglichkeit, uns kritisch in der Gegenwart zu verorten. Erst mit dieser neu gewonnenen Orientierung können wir die Gesellschaft dauerhaft verändern. Anne-Kathrin Krug, Berlin Ich bin Kapital-lesen-Teamerin, weil ich mir und anderen das Fundament für das Nachdenken über eine bessere Gesellschaft legen möchte und weil ich nicht in späteren Jahren verbittert dem Irrglauben verfallen will, des Menschen Kern sei böse und die Gesellschaft unabänderlich. Pia Probst, Leipzig Krisen, Krieg und eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Mich interessieren die Triebkräfte hinter solchen Entwicklungen: Warum werden Menschen entlassen? Warum kommt es im Kapitalismus immer wieder zu Krisen? In unserem Kapital-Lesekreis wollen wir auf diese Fragen eine Antwort finden. Nikolas Grimm, Freiburg Ich möchte einen Kapital-Lesekreis organisieren, da für mich die Universität ein Ort der politischen Auseinandersetzung. Marx hat ein nützliches Werkzeuglager an Argumenten und Verständnishilfen bezüglich des heutigen real existierenden Kapitalismus geschaffen. Moritz Kirchner, Potsdam Auftakt-Tour: Marx neu entdecken Zu Beginn der Lesekreise finden an 32 Hochschulen Diskussionen statt. Mit dabei: Elmar Altvater, Alex Demirovic, Michael Heinrich u.v.m. Baden-Württemberg: Freiburg 28.10. Konstanz 29.10. Tübingen 23.10. Bayern: München 04.-06.11. Würzburg 29.10. Berlin/Brandenburg: FHs Berlin 30.10. FU Berlin 29.10. HU Berlin 30.10. Frankfurt/Oder 28.10. Potsdam 28.10. Hamburg: Hamburg 28.10. Hessen: Kassel 28.10. Darmstadt 28.10. Gießen 28.10. Marburg 30.10. Frankfurt a.M. 29.10. Mecklenburg-Vorpommern: Greifswald 30.10. Rostock 29.10. Niedersachsen: Lüneburg 21.10. Oldenburg 30.10. Hannover 21.10. Göttingen 28.10. Nordrhein-Westfalen: Essen/ Duisburg 22.10. Bochum 29.10. Dortmund 29.10. Münster 30.10. Köln 23.10. Rheinland-Pfalz: Mainz 30.10. Saarland: Saarbrücken 29.10.08 Sachsen: Dresden 30.10. Leipzig 23.10.08 Thüringen: Erfurt 29.10. Jena 28.10 Mehr Info zu Rednern und Veranstaltungsraum sowie Änderungen: www.kapital–lesen.de