Der runde Wetttisch Wir sind VdF

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Der runde Wetttisch Wir sind VdF
P.b.b. Erscheinungsort Wien · Verlagspostamt: 1230 Wien, ZulNr.: 02z031770M, DVR-Nr. 0046655, ZVR 576 439 352
DAS MAGAZIN DER VEREINIGUNG DER FUSSBALLER
AUSGABE 41 · APRIL 2014
SPIELER
www.vdf.at
www.gdg-kmsfb.at
Foto: Peter Marchsteiner
TATORT
WETTBÜRO
Der runde Wetttisch
Podiumsdiskussion der VdF im Catamaran
mit Benjamin Best, Rudolf Stinner u. a. 11–13
Wir sind VdF
Die Fußballergewerkschaft zu Gast in den
Trainingslagern der Bundesligaklubs19–21
VdF-Mitglieder
VdF-Mitglieder
erhalten 10 % Rabatt
(ausgenommen
mit
erhaltenAngebote,
10 %dieRabatt
Partnerhochschulen umgesetzt werden)
(ausgenommen Angebote, die mit
Partnerhochschulen umgesetzt werden)
KARRIERE
KARRIERE
im Blick
im Blick
Per Fernstudium weiterbilden
Per Fernstudium weiterbilden
MBA Sportmanagement*
MBA Sportmanagement*
Bachelor Sportbusiness Management
Bachelor Sportbusiness Management
Sportökonom (FH)*
Sportökonom (FH)*
Geprüfter Sportfachwirt (IHK)
Geprüfter Sportfachwirt (IHK)
Fußballmanagement
Fußballmanagement
Sportmanagement
Sportmanagement
New Media Management Sport
New Media Management Sport
Sportmarketing
Sportmarketing
Sportjournalismus
Sportjournalismus
Sport-Mentaltraining
Sport-Mentaltraining
ESB Sponsoring-Workshops
ESB Sponsoring-Workshops
„Die IST-Weiterbildung war durch
„Die
IST-Weiterbildung
durch
die zeitliche
Flexibilität war
für mich
die zeitliche
mich
optimal.
DasFlexibilität
spezifischefür
Fachwissen
optimal.
Das jetzigen
spezifische
Fachwissen
ist in meiner
Position
sehr
ist in meiner jetzigen Position sehr
hilfreich.“
hilfreich.“
Fredi Bobic, Direktor Sport beim VfB Stuttgart
Fredi Bobic, Direktor Sport beim VfB Stuttgart
* In Kooperation mit der FH Schmalkalden
* In Kooperation mit der FH Schmalkalden
Anerkannte Abschlüsse
Anerkannte Abschlüsse
IST-Studieninstitut | 0211 8 66 68-0 | www.ist.de
IST-Studieninstitut | 0211 8 66 68-0 | www.ist.de
SPIELER 3
Foto: Harri Mannsberger
VORSPIEL
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SEI ES, WIE ES SEI!
Auch etwas mehr als fünf
Monate nach dem Outing
von Dominique Taboga fällt
es vielen Leuten, die mit ihm
zu tun hatten, noch immer
schwer zu glauben, was da
und in den folgenden Wochen rund um seine Person
alles an die Öffentlichkeit
drang. Opfer? Täter? Beides?
Wir waren mit unserem Magazin gerade im Druck und
entschlossen uns, auf die ersten Meldungen nicht zu reagieren, da fast täglich etwas
anderes zu hören war. Wir
hüten uns auch noch jetzt davor, über die Geschehnisse
ein Urteil zu fällen, bevor es
ein Gericht tut – zu vieles liegt
dabei noch im Unklaren, und
zu präsent sind bei uns auch
noch massive öffentliche Anschuldigungen gegenüber einigen Spielern, die sich bald
danach als haltlos erwiesen.
Es wird ein Gerichtsverfahren geben, das hoffentlich zur
endgültigen Klärung beitragen wird, und woraus wir vor
allem mitnehmen müssen,
dass auch Österreich nicht
vor dieser Art von Kriminalität gefeit ist und ein Verdrängen und Schönreden keinem
hilft. Die Protagonisten des
Fußballsports sind weltweit
gefordert, gegen solcherlei
Machenschaften vorzugehen,
und es wird nicht ausreichen,
wenn man die Verantwortung dafür an andere abgibt.
Dafür steht zu viel am Spiel,
und dafür sind gerade die Inputs der handelnden Verbände, Vereine, Funktionäre, Gewerkschaften und Spieler zu
wichtig.
EINSAM STATT
GEMEINSAM
Für Insider ist es nicht verwunderlich, dass in Öster-
reich auch bei diesem Thema
nicht gemeinsam vorgegangen wird. Es gibt vor allem
im Fußball immer wieder
genügend Beispiele dafür
– auch weil sich sehr viele
herausnehmen allwissend
zu sein und nicht einsehen
wollen, dass unterschiedliche Interessen eines Kompromisses bedürfen, damit
für alle Beteiligten und vor
allem für den Fußballsport
selbst das Beste herauskommt. In Sachen Matchfixing gibt es zwar einen gemeinsamen Feind, den es
zu bekämpfen gilt, trotzdem
werden Machtspiele veranstaltet und aus nicht nachvollziehbaren Gründen die
Spieler als Hauptbeteiligte
nicht wirklich gehört. Daher ist es auch heute noch
unerklärlich, warum sich
Sportminister Klug nie die
Meinung der Spielergewerkschaft anhörte, bevor es ein
groß angekündigtes Maßnahmenpaket gab, von dem
Monate danach nichts mehr
zu hören ist. Oder will man
die angekündigte Vorsorge
nach dem Karriereende für
die Spieler ohne ihre Beteiligung umsetzen …?
EIGENINITIATIVE
GEFRAGT
Sei es, wie es sei! Letztendlich ist es besser, wenn viele
etwas nicht gemeinsam tun,
als wenn niemand etwas tut.
Und es ist auch kein „Reinwaschen“ der VdF, sondern
vielmehr ein Auftrag für
uns, wenn wir nun in diesem Bereich selbst aktiv
werden. Das hat einerseits
damit zu tun, dass ein Spieler aus unserem innersten
Zirkel als Hauptakteur beteiligt war. Aber andererseits
auch damit, dass wir überzeugt davon sind, dass wir
erst am Anfang des Übels
stehen und unsere protokollierten Warnungen bei den
Verantwortlichen der österreichischen Fußballszene bisher ungehört verhallten. Vielleicht auch deshalb,
weil man der Meinung ist,
dass Vereine als Arbeitgeber und ihre übergeordneten Verbände den Spielern
und Arbeitnehmern näher
sind als ihre Gewerkschaft.
Räumlich und zeitlich mag
das schon stimmen, aber
ideell und im Geiste sicher
nicht. Dafür ist die Abhängigkeit als Dienstnehmer zu
präsent, und die Angst davor, sich mit ehrlichen Aussagen in eine unangenehme
Situation zu manövrieren,
zu groß.
INTERNATIONALER
SCHULTERSCHLUSS
Es gibt schon zu denken,
wenn auf europäischer Ebene unter der Patronanz der
Europäischen Kommission
die UEFA und die internationale Spielergewerkschaft
FIFPro (unter Einbeziehung
einiger nationaler Spielergewerkschaften) seit mehr
als einem Jahr in einem gemeinsamen Projekt (Don’t
fix it) an der Bekämpfung
des Problems Matchfixing
arbeiten, und wir das auf nationaler Ebene mit unserem
Ministerium und dem ÖFB
sowie der Bundesliga nicht
zustande bringen.
Sei es, wie es sei! Im Juni
endet dieses Projekt, und
es soll mit einem neuen
weitergeführt werden. Die
VdF wird dann mit dabei
sein, weil damit das Thema
Matchfixing weiterhin im
heimischen Fußball präsent
bleibt. Die Diskussionsveranstaltung „Tatort Wettbüro“ im Catamaran des ÖGB
war auch ein Schritt dazu,
und wir können unserer
Muttergewerkschaft GdGKMSfB nur dankbar sein,
dass die Veranstaltungsreihe
auch zukünftig gesichert ist.
Dies wird dazu beitragen,
den vielfältigen Problemen
rund um unseren Fußball
das entsprechende Gehör zu
verschaffen. Aktuelle Themen wie arbeitslose Spieler,
miserable Infrastruktur, duale Ausbildung, notwendige Vorsorge oder auch das
richtige Ligaformat sind Garanten dafür, dass es noch
genug zum Diskutieren gibt.
Und das war bisher nicht
gerade eine Stärke unseres
Fußballs …
Von Gernot Zirngast
4 SPIELER
INHALT & EDITORIAL
AUSGABE 41 • APRIL 2014
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ANGESAGTE KATASTROPHEN FINDEN STATT.
Titelstory
Tatort Wettbüro
11–13
Versammlung
Besuch im Trainingslager
Spielervertreter
Wir sind VdF
15–17
19–21
Interview
Auswahl
Mario Reiter
World XI
22–23
29
VdF Intern ......................................................................... 5
Fußballwunder Österreich – Teil XII ............................ 6–7
Buchpräsentation: Der gekaufte Fußball .................. 9–10
Kommentar Thomas Kattnig .......................................... 25
Start ins Training ...................................................... 26–27
Speakers Corner von Rudolf Stinner ............................. 31
Rechtscorner ............................................................ 32–33
Schlusspfiff von Tony Higgins ....................................... 34
Impressum
Herausgeber: Österreichischer Gewerkschaftsbund, GdG-KMSfB; FG VdF – Vereinigung
der Fußballer, Maria-Theresien-Straße 11, 1090 Wien | Medieninhaber: Verlag des
Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1,
Tel: 01/662 32 96, Fax: 01/662 32 96-39793, E-Mail: [email protected],
Web: www.oegbverlag.at | UID: ATU 55591005, FN 226769i
Chefredakteur: Gernot Baumgartner | Redaktion: Thomas Kattnig, Gernot Zirngast
Grafik/Layout: Rainer Müllauer
Redaktionsadresse: Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien, [email protected]
Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion
behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel
müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
DVR-Nr.: 0046655 | ZVR 576 439 352
Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25: http://www.vdf.at/offenlegung
Deswegen war die Bombe, die im November geplatzt ist,
für uns leider keine Überraschung. Die Art und Weise der
geschehenen Ereignisse war für uns aber mehr als nur ein
Schock. Dass die Problematik der Spielmanipulationen
auch im heimischen Fußball besteht, war uns schon vor
einigen Jahren bewusst. 2012 haben wir uns bereits mit
dem Experten Benjamin Best in Verbindung gesetzt, um
die Spieler in unserem Magazin über diese Problematik
aufzuklären. Wir haben auch die Verbände kontaktiert
und sie darauf hingewiesen, gemeinsam etwas gegen diese
drohende Gefahr zu tun. Wir wurden (leider wie fast immer) nicht ernst genommen, und einige Zeit darauf wurde ein eigener Verein ohne aktive Einbindung der VdF gegründet. Der Play-Fair-Code ist sicherlich keine schlechte
Sache. Nur leider ist es wieder einmal der typisch österreichische Weg, entgegen internationaler Handhabung, die
nationale Spielervereinigung außen vor zu lassen.
Auf europäischer Ebene kämpfen Verbände und Spielervereinigungen gemeinsam gegen Spielmanipulation. Aus
einem ganz einfachen Grund: Als Interessenvertreter der
Spieler ist das Vertrauen der Spieler in ihre Vertreter ein
ganz anderes, als gegenüber anderen Personen. Aus diesem Grund gehen wir (wieder mal) unseren eigenen Weg.
Dank der Unterstützung des ÖGB haben wir geschafft,
Oliver Prudlo wieder zurück ins Boot der VdF zu holen. Er
wird sich um den sozialen Bereich im Leben der Profifußballer kümmern und wird auch kompetenter Ansprechpartner für die Spieler bezüglich der Spielmanipulationen
sein. Somit ist uns wieder ein großer Schritt gelungen, um
uns noch umfangreicher für unsere Mitglieder einsetzen
zu können. Alle Details zu den angesprochenen Themen
findet ihr in der 41. Ausgabe unseres Magazins SPIELER,
viel Spaß beim Lesen.
Gernot Baumgartner
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELER 5
VDF INTERN
WIR FÜR EUCH
Alle Infos zur Mitgliedschaft auf www.vdf.at
Gernot Zirngast
Vorsitzender
Wirtschaft, Nationale und
Internationale Gewerkschaftsarbeit
Dr. Rudolf Novotny
Sekretär
Recht, Nationale und
Internationale Gewerkschaftsarbeit
Tel.: +43 1/313 16-83806
Mobil: +43 664/614 54 15
E-Mail: [email protected]
Gregor Pötscher
Stv. Vorsitzender,
Mitgliederbetreuung
Mobil: +43 699/19 88 19 73
E-Mail: [email protected]
Tel.: +43 1/313 16-83805
Mobil: +43 664/614 54 11
E-Mail: [email protected]
Gernot Baumgartner, Bakk.
Stv. Vorsitzender, Organisation,
Marketing, PR, Amateure
Tel.: +43 1/313 16-83851
Mobil: +43 664/614 54 14
E-Mail: [email protected]
Manuela Schickelgruber
Sekretariat, Mitgliederadministration
Oliver Prudlo
Soziale Projekte, Nachwuchs
Tel.: +43 1/313 16-83811
Fax: +43 1/313 16-83899
E-Mail: [email protected]
Tel.: +43 699/181 590 04
E-Mail: [email protected]
SPIELERPRÄSIDIUM
Manuel Ortlechner
Andreas Schicker
Dennis Mimm
David Sencar
Thomas Borenitsch
Jürgen Rindler
Fotos: FOTObyHOFER, Marco Cornelius, Bildagentur Zolles, Harri Mannsberger, tipp3
D
h
D
6 SPIELER
FUSSBALLWUNDER ÖSTERREICH
Foto: fotolia.de
AUSGABE 41 • APRIL 2014
TEIL XII
Diese im Fußball fast schon
alltägliche Aussage darf zumindest in der Endphase
jeder Champions-LeagueSaison leicht angezweifelt
werden. Sofern diese Theorie
jedoch nicht völlig von der
Hand zu weisen ist, dann ist
es natürlich umso verständlicher, wenn einem funktionierenden
rechtlichen
Bereich noch weniger Bedeutung beigemessen wird.
Daher hat es lange gedauert
und viel Überzeugungsarbeit
bedurft, bis ein Umdenken
bei den Vereinen erfolgt ist.
Mittlerweile ist das Lizenzierungsverfahren allseits anerkannt und die Spieler haben
mit den Vereinen einen Kollektivvertrag abgeschlossen.
Das sind unzweifelhaft große
Fortschritte und fast schon
zwingende Voraussetzungen
für geordnete Verhältnisse
im Profisport.
KOMFORTZONE
Mit dem Abschluss des Kollektivvertrages im Juni 2008
haben die nicht gerade seltenen Auseinandersetzungen
zwischen Spielern und Vereinen fast schlagartig aufge-
ABSCHIEBUNG
Scheinbar löst der sportliche
Erfolg bei manchen Funktionären gewisse Allmachtsphantasien aus. Bereits in
der Vorsaison hat Red Bull
Salzburg versucht, einige unliebsame Spieler durch Versetzung zu den Amateuren
loszuwerden. Dem damaligen und neuen Meister muss
zugute gehalten werden, dass
diese Fälle nach einer kur-
Foto: Christian Hofer
GELD SCHIESST
KEINE TORE
hört. Vielleicht war es die
neue Partnerschaft, vielleicht
war es ein höheres Maß an
gegenseitigem Verständnis,
aber ganz sicher haben ordentliche rechtliche Verhältnisse dazu beigetragen. Eigentlich hätte die Zeit dafür
genützt werden können, um
weitere sinnvolle Standards
zu entwickeln und auch einzuführen. Nach fünf Jahren
Stillstand haben sich jedoch
nun bei einigen Vereinen
wieder unliebsame Verhaltensmuster breitgemacht, die
nun für Konfliktstoff sorgen.
Schlauer, aber trotzdem rechtswidrig in Sachen Spielerabschiebung:
FAK-Manager Markus Kraetschmer und -Sportvorstand Thomas Parits.
fen vorgesehen, die längst
durchgehendes
Champions-League-Niveau haben.
Dass für die Verhängung einer Disziplinarstrafe eine
bestimmte Vorgangsweise
einzuhalten ist, hat sich weder beim FK Austria Wien
noch bei anderen Vereinen
herumgesprochen. Da ist
es natürlich wenig verwunderlich, wenn der SK Sturm
Graz einem jungen Spieler nach einer zugegeben
unüberlegten
Verfehlung
gleich zwei Monatsgehälter
abziehen möchte.
SPIELER 7
die Differenz von € 50.000,–
nicht aus der eigenen Tasche
zu bezahlen ist, dann fällt
dies doch etwas leichter. Genau jenen Unterschiedsbetrag hat der SKN St. Pölten
nun an Manuel Rödl nach einer missglückten Entlassung
zu bezahlen, weil man sich
mit dem Spieler nicht außergerichtlich einigen wollte. Auf der Playstation wäre
ja ein solcher Verlust vielleicht noch leichter zu verschmerzen, aber bei einem
Erste-Liga-Klub ist doch zu
erwarten, dass Entscheidun-
Foto: Christian Hofer
zen Nachdenkphase korrekt
durch einvernehmliche Vertragsauflösungen und verbunden mit nicht unerheblichen Abschlagszahlungen
bereinigt wurden.
Weniger einsichtig, aber dafür um eine Spur schlauer,
glaubt man solche Probleme
beim FK Austria Wien lösen
zu können. Dort ist die Abschiebung von Profis in die
Amateurmannschaft
vorsorglich so nebenbei in den
Verträgen hinzugefügt worden. Dass man von diesem
rechtlichen Trick auch Gebrauch macht, beweist die
Versetzung von Srdan Spiridonovic und Ivan Kardum.
Trotzdem sind die Spieler
jederzeit zum vorzeitigem
Austritt aus dem Vertrag mit
entsprechenden Rechtsfolgen berechtigt. Der FK Austria Wien verstößt mit dieser
Maßnahme eindeutig gegen
die im Kollektivvertrag geregelten Verpflichtungen eines
Vereines. Die Spieler haben
während der Vertragslaufzeit das Recht auf Teilnahme
am Mannschaftstraining. Die
bloße Möglichkeit in der Regionalligamannschaft oder
mit den Amateuren zu trainieren, entspricht eindeutig nicht den fußballerischen
Fähigkeiten eines Profis.
FUSSBALLWUNDER ÖSTERREICH
NUR RECHTE – KEINE
PFLICHTEN
Während es der FK Austria
Wien mit den eigenen Verpflichtungen nicht so genau
nimmt, sind die der Spieler
nicht so großzügig geregelt.
Überhaupt sind bei näherer Betrachtung des Vertrages die jeweiligen Aufgaben
„eher“ ungleichmäßig verteilt. Die Pflichten des Vereines werden nicht einmal
mit einem Wort erwähnt.
Dagegen wird die Disziplinarordnung gleich auf sieben ganzen Seiten ausführlichst dokumentiert. Fast
selbstredend sind Geldstra-
Bekommt € 50.000,– vom SKN St. Pölten:
Manuel Rödl (li.)
PLAYSTATION
Mit dem Geld der anderen,
und sei es jenes des Vereines,
pflegen so manche Funktionäre überhaupt einen recht
lockeren Umgang. Nur geht
es eben nicht wie beim FIFA-Fußballmanager-Spiel
um ein virtuelles Guthaben, sondern schon um echte Beträge. Wenn eine Fehleinschätzung passiert und
gen von einer solchen Tragweite mit einer entsprechenden Sorgfaltspflicht getroffen
werden.
KURZE WEGE
Nachdem im nächsten Jahr
möglicherweise nur noch
drei Landeshauptstädte in
der höchsten Spielklasse vertreten sein werden, ist davon auszugehen, dass sich
Foto: Stefan Mizee
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Dr. Rudolf Novotny
die Verwaltung eines Vereines in einer kleineren Stadt
einfacher gestalten lässt.
Derzeit ist es noch nicht
der Fall, und dies trifft besonders auf den SV Grödig
zu. Eigentlich sollte sich die
ausgelagerte Lohnverrechnung dann in unmittelbarer
Nähe befinden. Offensichtlich ein Irrtum, denn weder
mit modernen Kommunikationsmitteln und auch nicht
mit persönlicher Kontaktaufnahme ist die Buchhaltung des Vereines seit über
zwei Monaten erreichbar.
Entweder haben sich die Unterlagen mit der verschwundenen Boeing auch gleich in
Luft aufgelöst oder sind aufgrund mehrerer Anzeigen
wegen Schwarzgeldzahlungen von den Behörden beschlagnahmt worden. Dann
ist es natürlich verständlich,
dass die von uns eingeforderte Überprüfung der Lohnabrechnungen einiger Spieler
etwas länger dauert.
Für Unterhaltung ist wieder
gesorgt – für die Fußballwunder in Österreich waren in letzter Zeit hauptsächlich die unteren Spielklassen
zuständig – für einige Profiklubs besteht scheinbar
dringender Nachholbedarf.
WETTSKANDAL
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELER 9
Schmutziger Fußball
DER WETTSKANDAL
UND SEINE FOLGEN
vorliegen beziehungsweise
gesichert werden konnten.“
Man hätte allerdings von
Verbandsseite „höchstes Interesse an einer lückenlosen
Aufklärung“. Das Interesse
muss allerdings hinterfragt
werden, wenn man sich den
Umgang der Funktionäre mit
der Causa Wettbetrug in der
Vergangenheit anschaut.
Der legendäre deutsche Fußball-Nationaltrainer Sepp Herberger, der
1954 mit der deutschen Nationalmannschaft erstmals Weltmeister
wurde, hat einmal gesagt: „Fußball ist deshalb spannend, weil nie- SEIT 2007 HINWEISE
mand weiß, wie das Spiel ausgeht.“ Diese Erkenntnis haben Mitglieder AUF GEPLANTE
der organisierten Kriminalität, bestochene Fußballprofis und Schieds- MANIPULATIONEN
2007 wird der in Malaysia gerichter und auch korrupte Funktionäre in den vergangenen Jahren auf borene William Bee Wah Lim
den Kopf gestellt. In Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und vor dem Frankfurter LandAustralien. Kurz gesagt: Überall auf der Welt wo Fußball gespielt wird, gericht zu zwei Jahren und
fünf Monaten Haft verurteilt.
wird manipuliert. Seit den Geschehnissen rund um Dominique Taboga Er gibt zu, Spiele in der deutwird in Österreich diskutiert. Müssen wir hilflos zusehen, wie der Fuß- schen Regionalliga manipuliert zu haben. Aber auch
ball systematisch zerstört wird?
Von Benjamin Best
Als eine der ersten FußballOrganisationen bat mich die
Vereinigung der Fußballer,
einen Text im Magazin „Spieler“ zum Thema Wettbetrug
zu schreiben. Das war im
Jahr 2011. Damals schreckte
das Handspiel von Edin Salkic im Spiel SC Wiener Neustadt gegen SK Sturm Graz
die österreichische Fußball-Öffentlichkeit auf. Eine
Manipulation konnte nicht
nachgewiesen werden. Danach ließ die Aufmerksamkeit in Österreich bezüglich
des Themas Wettbetrug wieder merklich ab.
BKA: „AUCH ÖSTERREICH BETROFFEN“
Bis Anfang 2012, als das österreichische Bundeskriminalamt eine Polizeioffensive
gegen Wettbetrug im Sport
ankündigte. Treibende Kraft
war Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. In der Pressemitteilung hieß es: „Auch
in Österreich werden immer
mehr Fälle von Wettbetrug
bekannt.“ Mitte Juni 2013
verkündete Gerald Fretska,
Foto: Peter Marchsteiner
Der preisgekrönte Journalist Benjamin Best stellt sein Buch bei der
VdF-Veranstaltung „Tatort Wettbüro“ vor.
der Leiter der einberufenen
Task-Force gegen Wettbetrug in Österreich, dass man
sicher sei, „dass es im österreichischen
Profi-Fußball
allein zwischen 2009 und
2011 mindestens 15 manipulierte Partien gegeben hat“.
Und weiter: „Es gibt keinen
Grund zu glauben, dass die
Manipulationen in Österreich seither aufgehört hätten.“ Wenige Stunden nach
diesen Äußerungen des Leiters der Task-Force „Matchfi-
xing“ beim österreichischen
BKA, Abteilung Organisierte Kriminalität, veröffentlichten die österreichischen Fußball-Funktionäre
vom Verband und der Bundesliga folgende Mitteilung:
„Der Österreichische Fußball-Bund und die Österreichische Fußball-Bundesliga
halten fest, dass bei allen bis
dato geführten Untersuchungen keine stichhaltigen Beweise für die Einleitung von
verbandsinternen Verfahren
der österreichische Fußball
war sein Ziel. Anscheinend
wurde Lim beim Traditionsverein Sturm Graz fündig.
Kontaktpersonen sollen der
damalige Trainer Mihailo
Petrovic und der Spieler Bojan Filipovic gewesen sein.
Es geht dabei um die Spiele der österreichischen Fußball-Bundesliga am 25. Februar 2006 zwischen Austria
Wien und Sturm Graz sowie
um die Begegnung Sturm
Graz – Red Bull Salzburg am
10 SPIELER
4. März 2006. Das Landeskriminalamt (LKA) Steiermark beschrieb im November 2008 die Causa Petrovic
und Filipovic in seinem Abschlussbericht wie folgt: „(...)
zumindest die beiden Spiele
Austria Wien – Sturm Graz
in Wien und Sturm Graz –
Red Bull Salzburg in Graz“
wurden „im Sinne der Wettgemeinschaft um LIM (...) zu
welcher lt. den Ermittlungen
auch PETROVIC und FILIPOVIC gehört haben dürften“
zu manipulieren versucht.
Zu einem Prozess gegen Petrovic oder Filipovic kommt
es nicht, denn die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Graz werden trotz des LKABerichtes eingestellt. Auch
von Verbandsseite gibt es
keine Konsequenzen.
SPÄTES EINGREIFEN IM
FALL MAJSTOROVIC
Foto: Benjamin Best
Im Mai 2010 gerät Mario
Majstorovic ins Visier der
österreichischen Ermittler,
ausgelöst durch den Wettskandal in Deutschland und
seinen Kontakt zum Wettbetrüger Mario Cvrtak. Am
14. Mai 2010 wurde Majstorovic von LKA-Beamten aus
Graz in Kapfenberg vernom-
Benjamin Best ist ein mehrfach preisgekrönter Journalist,
Buchautor und Filmemacher.
Seit vielen Jahren recherchiert
er zum Thema Wettbetrug
im Sport. 2013 erschien sein
Sachbuch „Der gekaufte Fußball – Manipulierte Spiele und
betrogene Fans“. Der Autor
lebt und arbeitet in München.
WETTSKANDAL
men. Im Zuge der Telefonüberwachungen von Cvrtak
wurde Majstorovic mehrfach
als Kontaktperson bezeichnet. Laut LKA-Bericht gab
er sofort zu, Mario Cvrtak zu
kennen beziehungsweise ihn
getroffen zu haben. Ferner
bestätigte er, dass dieser ihn
auch hinsichtlich auf Manipulationen von Fußballspielen angesprochen habe. Er
habe aber nie Geld für Spielmanipulationen bekommen,
wisse auch von keinen Spielern, die beteiligt seien und
habe selbst nichts damit zu
tun. Er gibt allerdings zu,
auf Fußballspiele der österreichischen Bundesliga zu
wetten, aber nicht auf die eigenen. Er glaube aber, sagt
Majstorovic , dass er „eigentlich vertraglich nicht wetten
dürfte“. Schon allein das hätte für eine Sperre reichen sollen. Im September 2013 wird
Majstorovic für sechs Monate wegen versuchter Manipulation vom Verband gesperrt.
Drei Jahre nach seiner ersten
Vernehmung. Ein hohes Interesse an einer lückenlosen
Aufklärung sieht anders aus.
DER FALL
DOMINIQUE TABOGA
Mit der Anzeige von Dominique Taboga im Herbst 2013
erreicht der Wettskandal in
Österreich seinen vorläufigen traurigen Höhepunkt.
Taboga wurde mittlerweile vom Senat 1 mit einer lebenslänglichen Sperre belegt.
Sein ehemaliger Mitspieler
Thomas Zündel wurde für
zwölf Monate gesperrt. Sanel Kuljic sitzt immer noch
in Untersuchungshaft, hat
inzwischen die Beteiligung
an drei manipulierten Spielen (SV Ried – DSV Leoben
am 13. Mai 2005, Kapfenberg – Salzburg am 17. März
2012 und Wacker Innsbruck
– Kapfenberg am 31. März
2012) zugegeben und zumindest von einem weiteren ma-
nipulierten Spiel (Grödig –
Kapfenberg am 31. August
2012) gewusst. Die Ermittlungen gegen insgesamt 45
Beschuldigte laufen noch. Im
Zuge der Affäre haben Verband und Liga etliche Maßnahmen gegen Wettbetrug
unternommen. Es wurde u.
a. der Play-Fair-Code, eine
Initiative des Sportministeriums, des Verbandes und der
Liga, gegründet. Des Weiteren gibt es eine Ombudsstelle, an die sich die Spieler vertraulich wenden können.
GEWERKSCHAFT
BLEIBT AUSSEN VOR
Trotz der bisherigen Maßnahmen bleiben noch einige Fragezeichen. Mit Georg Pangl
hat sich Anfang Jänner 2014
ein aktiver Verfechter in Sachen Kampf gegen Wettbetrug
aus dem Vorstand der Bundesliga verabschiedet. Mit welcher Konsequenz werden seine Ideen jetzt fortgesetzt? Und
was ist eigentlich mit den Spielern selbst? Ihre Spielervertretung VdF bleibt weitestgehend
in den Aktionen der Verbände
isoliert. So wurde die Gewerkschaft über die im vergangenen Sommer eingeführte Meldepflicht, die besagt, dass ein
Spieler illegale Absprachen sofort zu melden hat, nicht einmal informiert, und auch die
Spieler selbst wurden teilweise gar nicht oder sehr viel später darüber informiert. Doch
nicht nur die Kommunikation
ist im Argen.
ZU NIEDRIGE GEHÄLTER
Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass gerade dann Fußballprofis anfällig
für die Angebote der Wettbetrüger sind, wenn die Gehälter
entweder gar nicht oder verspätet gezahlt werden. Oder
aber, wenn die Gehälter zu
niedrig sind. 2012 veröffentlichte die internationale Fußballer-Vertretung FIFPro, in
der weltweit 50.000 Profis or-
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Der Bestseller unter den
Fußballbüchern –
ISBN 978-3867742665
ganisiert sind, eine Studie mit
dem Titel: Das Schwarze Buch
Osteuropas – Die Probleme,
mit denen sich Fußball-Profis auseinandersetzen müssen.
Befragt wurden 3.357 Profis
in zwölf Ländern: Bulgarien,
Kroatien, Tschechien, Griechenland, Ungarn, Kasachstan, Montenegro, Polen, Russland, Serbien, Slowenien und
der Ukraine. 41,4 Prozent der
Profis sagten, dass sie ihre Gehälter nicht pünktlich erhalten
würden. 53,4 Prozent gaben
an, dass verabredete Prämien, wie Sieg- oder Auflaufprämien, nicht pünktlich gezahlt
würden. Gerade zwischen
dem Ausbleiben des Gehalts
und Wettbetrug sieht die FIFPro eine Verbindung. Keine
oder verspätete Bezahlung bedeutet, dass weitere Probleme
entstehen können. Die Unzufriedenheit und Sorgen, die bei
den Profis entstehen, wenn sie
nicht wissen, wann ihr Gehalt
bezahlt wird, wird laut Studie
von der organisierten Kriminalität ausgenutzt. Diese Probleme bestehen gerade auch
in Österreich. Es reicht also
nicht, Initiativen zu gründen
und Sperren auszusprechen,
sondern es müssen ebenfalls
die grundsätzlichen Probleme gelöst werden. Sonst ist es
nur eine Frage der Zeit bis der
nächste Wettskandal kommt.
AUSGABE 41 • APRIL 2014
DISKUSSION
SPIELER 11
schwer punkt:FUSSBALL
TATORT WETTBÜRO
Im Sinne der Aufklärung einer der größten Bedrohungen des
Fußballs, dem Wettbetrug, luden die VdF und die GdG-KMSfB
am 18. März 2014 im Catamaran des ÖGB zu einer umfassenden Abendveranstaltung.
D
en Startschuss gab Benjamin Best. Der als einer
der angesehensten Experten
auf dem Gebiet der Spielmanipulationen geltende Autor stellte sein Buch „Der gekaufte Fußball“ vor. Dieser
Text: Gernot Baumgartner
Fotos: Peter Marchsteiner
12 SPIELER
DISKUSSION
AUSGABE 41 • APRIL 2014
„Durch das Internet gibt es keine Grenzen mehr
auf dem Wettmarkt. Live-Wetten sind die große
Problematik bezüglich Manipulationen.“
Benjamin Best
„Allein die Prävention genügt nicht, um wirkungsvoll gegen diese Kriminalität vorgehen zu können,
müssen ganzheitliche Konzepte entwickelt und
angewendet werden.“
Rudolf Stinner
„Jeder hat sich eine zweite Chance verdient, aber
es muss angemessene Strafen geben.“
Mag. Wolfgang Rebernig
„Alle Beteiligten müssen sich Gedanken machen,
welche Maßnahmen zu setzen sind, damit unser
Sport sauber wird.“
Jürgen Irsigler
„Die Verbände müssen den Strafverfolgungsbehörden vertrauen können. Es liegt kein Versäumnis im Punkt der Verfolgung von Fällen vor.“
Dr. Norbert Wess
„Man hat bezüglich der Prävention zu spät
reagiert, was im Herbst passiert ist,
war für uns Spieler ein Schock.“
Andreas Schicker
AUSGABE 41 • APRIL 2014
mehr als gelungene Impulsvortrag stellte das Warm-up
für die darauffolgende Podiumsdiskussion dar, die auch
live auf Laola1.tv übertragen
wurde.
Peter Rietzler (Chefredakteur von Laola1.at) bat eine
honorige Expertenrunde auf
die Bühne: Ried-Spieler und
VdF-Spielervertreter Andreas Schicker, Mag. Wolfgang Rebernig (Anwalt), Dr.
Norbert Wess (Senat 1, Bundesliga), Jürgen Irsigler (GF
Admiral Sportwetten) und
Ex-UEFA-Chefermittler Rudolf Stinner und Benjamin
Best (Autor) diskutierten
heiß über das Thema.
EMOTIONEN AUS DEM
PUBLIKUM
Aber nicht nur die Runde
auf der Bühne war eine sehr
interessante, auch im Publikum befanden sich bekannte Gesichter aus der Fußballbranche. So gab zum
Beispiel Paul Gludovatz einen sehr emotionalen Kommentar aus dem Publikum
zur Problematik ab.
Die Diskussion an sich lief
sehr sachlich, ohne jegliche
Schuldzuweisungen ab. Jedoch gaben die Experten einiges an Insiderwissen preis.
Als wichtigste Maßnahmen
im Kampf gegen Spielmanipulationen wurden die Aufklärung
beziehungsweise
Prävention bei den Spielern,
Diskussion auf hohem Niveau:
Fußball-Experten auf der VdF-Bühne.
DISKUSSION
SPIELER 13
eine klare gesetzliche Regelung sowie die Verbesserung
der generellen Strukturen genannt.
CHAMPIONS LEAGUE
Als Abschluss des Tages wurde die Konferenzschaltung
der Champions League Achtelfinali CF Real Madrid gegen Schalke 04 und Chelsea
London gegen Galatasaray
Istanbul auf Großbildleinwand übertragen.
Es war ein gelungener Abend,
der in dieser Form nicht zum
letzten Mal stattgefunden haben soll. In Zukunft soll öfters in Kooperation mit Laola1.at über den Schwerpunkt
Fußball diskutiert werden.
Laola1.at-Chefredakteur Peter Rietzler
moderiert souverän die honorige Runde.
VdF-Vorsitzender Gernot Zirngast zu Beginn auf der
Bühne, er verfolgt die Debatte dann im Publikum.
Paul Gludovatz bringt sich
intensiv in die Diskussion ein.
VdF-Spitze im Publikum:
Gernot Zirngast, Rudi Novotny am Zuhören,
Gernot Baumgartner am Wort.
Kontaktperson: Walter Lenz
Telefon: 0664/464 89 07
Mail: [email protected]
SPIELERVERTRETER
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELER 15
Versammlung der Spielervertreter
VDF-GROSSKAMPFTAG
Der legendäre deutsche Fußball-Nationaltrainer Sepp Herberger, der
1954 mit der deutschen Nationalmannschaft erstmals Weltmeister
wurde, hat einmal gesagt: „Fußball ist deshalb spannend, weil niemand weiß, wie das Spiel ausgeht.“ Diese Erkenntnis haben Mitglieder
der organisierten Kriminalität, bestochene Fußballprofis und Schiedsrichter und auch korrupte Funktionäre in den vergangenen Jahren auf
den Kopf gestellt. In Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und
Australien. Kurz gesagt: Überall auf der Welt wo Fußball gespielt wird,
wird manipuliert. Seit den Geschehnissen rund um Dominique Taboga
wird in Österreich diskutiert. Müssen wir hilflos zusehen, wie der Fußball systematisch zerstört wird?
Von Benjamin Best
Foto: Peter Marchsteiner
Auch wenn es vereinzelt immer noch Probleme mit der Freistellung für Versammlungen gibt,
aktive Mitbestimmung ist ein wichtiges Anliegen der Profifußballer.
Der 18. März war für die VdF ein Großkampftag in Sachen österreichischer Fußball. Zunächst bat man die lizenzierten Spielervermittler zu
einem runden Tisch, am Nachmittag wurde eine konstruktive Spielervertretersitzung abgehalten. Abends fand eine Buchpräsentation von
Starautor Benjamin Best über sein Buch „Der gekaufte Fußball“ statt,
der eine hitzige Podiumsdiskussion bezüglich der Problematik der
Spielmanipulationen folgte.
Foto: Peter Marchsteiner
von Gernot Baumgartner
Zu Gast in der Spielervertreter-Versammlung:
Der ehemalige UEFA-Chefermittler Rudolf Stinner
(li.) und Bestsellerautor Benjamin Best.
B
ei der vormittägigen
Spieler vermittlersitzung waren unter anderem Herwig Straka, Christian Flick und Max Hagmayr
anwesend. Ab Februar 2015
vergibt der Weltverband
FIFA nicht mehr die Lizenzen für die Spielervermittler, sondern leitet die
Verantwortung für eine
ordnungsgemäße Spielervermittlung an die nationalen Verbände bzw. die jeweilige nationale Judikatur
weiter. Das heißt, dass ab
dem kommenden Jahr die
Zuständigkeit der Spielertransfers dem ÖFB, der
Bundesliga und den nationalen Behörden obliegt.
Rein juristisch benötigt ein
Vermittler dann nur noch
einen Gewerbeschein.
16 SPIELER
SPIELERVERTRETER
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Foto: Peter Marchsteiner
Viele wichtige Themen standen auf der Tagesordnung: Die VdF-Spielervertreter
diskutierten die Geschehnisse der vergangenen Monate und zukünftige Entwicklungen.
KLARE REGELUNGEN
FÜR ÖSTERREICH
Die VdF fordert zusätzlich
zum juristischen Rahmen
auch klare Regelungen, die
speziell auf den österreichischen Fußball abgestimmt
sind. Anschließend wurde
im Rahmen der Sitzung der
Spielervertreter das Spielerpräsidium neu aufgestellt. Die Bundesliga vertreten ab sofort Dennis Mimm,
Andreas
Schicker
und
Manuel Ortlechner. Die
Erste Liga vertreten Jürgen
Rindler, Thomas Borenitsch
und David Sencar.
MATCHFIXING, EFZG
UND LIGABALL
Ein zentrales Thema der Sitzung war auch Matchfixing,
wo die Geschehnisse der vergangenen Monate aufgearbeitet und heftig diskutiert
wurden. Dabei gaben die Experten Benjamin Best und
Foto: Peter Marchsteiner
Die Verantwortung für die Spielervermittler wandert von der UEFA zu den nationalen
Verbänden. Ein wichtiges Thema beim Treffen mit der VdF.
Rudolf Stinner ihr Wissen an
die Spielervertreter weiter.
Weitere Punkte auf der Tagesordnung waren ein Jahresrückblick und die Rückkehr von Oliver Prudlo.
Rudi Novotny wies die Spieler auf die Wichtigkeit der
Unterschrift, die die Spieler
bezüglich der Lizenzierung
leisten müssen, hin. Gernot Baumgartner erläuterte
den Spielern die Neuregelung des EFZG, die ab dem
Beginn der neuen Saison in
Kraft treten wird. Es wurde auch heftig über die Einführung eines einheitlichen
Ligaballs diskutiert. Die Beteiligung an der Sitzung war
zufriedenstellend. Leider ist
es aber in vereinzelten Fällen immer noch schwierig,
gewisse
Vereinsvertreter
von der Wichtigkeit einer
solchen jährlichen Zusammenkunft zu überzeugen.
Es war aber wiederum ein
wichtiges Zeichen der Spieler, auch selbst aktiv an der
Gestaltung ihres Berufs beteiligt sein zu wollen.
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELERVERTRETER
SPIELER 17
Oliver Prudlo steht seit 1.
März wieder in Diensten der
VdF. Der 46-jährige Wiener
hat in seiner Karriere die
unterschiedlichsten Positionen im österreichischen
Fußball innegehabt. Er war
15 Jahre aktiver Profi, die
längste Zeit davon beim FC
Tirol in Innsbruck. Danach
Scout, Nachwuchstrainer,
Nachwuchsleiter,
Vorsitzender der VdF, bis März
2013 Sportdirektor beim
FC Wacker Innsbruck und
allem im sozialen Bereich
liegen: Weiterbildung, Vorsorge, arbeitslose Spieler,
Beratung für Nachwuchsspieler sowie der Kampf
gegen
Wettmanipulation
und Rassismus werden die
Kerngebiete seiner Tätigkeit
darstellen.
Foto: Peter Marchsteiner
OLIVER PRUDLO
KEHRT ZURÜCK
Wie sieht er selbst seine
Rückkehr zur VdF, bzw. wie
schätzt er die Lage im österreichischen Fußball ein?„Es
freut mich schon sehr, dass
„Es ist ein bisschen wie
Heimkommen.“
ich nun mit meinen langjährigen Mitstreitern die Arbeit
für die VdF und damit für die
Zurück an Bord der VdF: Oliver Prudlo.
Spieler wieder aufnehmen
werde. Es ist ein bisschen
jedes Jahr aus den Aka- frühen, oft überraschenden
wie Heimkommen.
demien auf den Markt und Karriereendes wesentlich
wollen in den Profifußball abfedern.
einsteigen. Es ist dadurch Das Thema Wettmanipuein starker Verdrängungs- lation, mit dem wir in den
wettbewerb entstanden. So vorigen Monaten so massiv
mancher Spieler im besten konfrontiert waren, steckt
Fußballeralter steht plötz- uns allen, die wir den Fußlich ohne Vertrag da und ball lieben, in den Knochen.
landet beim AMS. Wir erle- International organisierte
ben bei Spielern, die Mitte Kriminalität greift nach unZwanzig sind, teilweise dra- serem Sport, sieht ihn als
matische Karriereeinbrü- Geldmaschine,
versucht
che. Man muss den Spie- Spiele und Spieler zu kauOliver Prudlo (re.) war schon in seiner ersten
lern klarmachen, dass sie fen. Es gibt leider kein AllVdF-Ära ein wichtiger Mitstreiter von
VdF-Vorsitzendem Gernot Zirngast.
sich schon während ihrer heilmittel, um die Problemaaktiven Karriere und zwar tik für immer zu verbannen.
Nun ist er wieder zur Ver- Die Situation der österrei- am besten gleich von Be- Auch, wenn der eine oder
einigung der Fußballer chischen Fußballprofis war ginn an, Gedanken machen andere Verantwortliche es
zurückgekehrt, für die er in den vergangenen Jah- müssen über die Zeit nach so darstellt. Aber mit Aufschon von 2004–2010 tätig ren einem starken Wandel dem Fußball. Weiterbildung klärung und Prävention
war.
unterzogen. Viele gut aus- und entsprechende Vorsor- können und müssen wir daSeine Aufgaben werden vor gebildete Spieler drängen ge können die Folgen eines gegen ankämpfen.“
Foto: Christian Hofer
TV-Analytiker. Er hat also
den Fußball aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln
erlebt und dementsprechend umfassende Erfahrung gesammelt.
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AUSGABE 41 • APRIL 2014
TRAININGSLAGERBESUCHE
SPIELER 19
Trainingslagerbesuche
WIR SIND VDF
Nicht nur die Klubs
haben die Winterpause genützt, um
sich optimal auf die
Frühjahrssaison vorzubereiten. Auch die
VdF begab sich in die
wärmeren Gefilde und
besuchte von Lara
über Belek bis Side
die Klubs, um mit den
Spielern Gespräche
zu führen.
Text und Fotos von
Gernot Baumgartner
R
udolf Novotny, Gernot
Baumgartner und Gregor Pötscher waren zehn
Tage unterwegs, um wichtige
Themen im heimischen Fußball aufzuarbeiten. Die VdF
brachte den Spielern ihr Arbeitsprogramm für 2014 näher. VdF-Vorstand Gernot
Zirngast: „Im Rahmen dieser Trainingslager besteht die
beste Möglichkeit, in Ruhe
mit vielen Spielern zu reden,
Vertrauen aufzubauen und
Bewusstsein für unsere Anliegen zu schaffen. Immerhin
Besuch bei SV Ried:
Die Oberösterreicher logierten im Hotel Calista in Belek.
Ebenfalls in Belek auf Trainingslager:
Austria Wien im Hotel Titanic Deluxe.
20 SPIELER
TRAININGSLAGERBESUCHE
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Aus dem Westen Wiens an die türkische Südküste:
Rapid wurde von der VdF im „Sensi Mar“ besucht.
wollen wir mündige Spieler, die sich auch
in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen.
Daher hat man die Spieler auch auf die arbeitsrechtlichen Zustände im WM-Austragungsland Katar aufmerksam gemacht und
ihren Support für notwendige Änderungen
eingeholt. Auch den österreichischen Fußballprofis fehlt das Verständnis dafür, dass
eine Fußball-WM in einem Land stattfinden soll, wo ihresgleichen wie moderne
Sklaven gehalten werden und es für sie keinerlei Arbeitnehmerrechte gibt.“
UMFRAGE ZU SOZIALEN THEMEN
VdF-Vortrag von Rudi Novotny vor den Spielern der Wr. Austria.
Der SC Wiener Neustadt bereitete sich in Manavgat auf die Frühjahrssaison vor.
Zu diesem und auch zu anderen sozialen Themen hat die VdF eine umfangreiche Umfrage bei allen Bundesliga-Spielern
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Die Admira empfing die VdF-Abordnung im Hotel
Kaya Palazzo in Belek.
TRAININGSLAGERBESUCHE
SPIELER 21
Gute Stimmung im Sturm-Trainingscamp, auch die
Grazer trainierten in Belek.
gestartet. Derzeit sind rund
die Hälfte der Spieler befragt
worden und das Ergebnis
wird – gemeinsam mit Verbesserungsvorschlägen – gegen Saisonende präsentiert.
INTERESSE AN VDF
AUCH BEI DEN JUNGEN
Schlussendlich zeigte es sich
in der Türkei sehr erfreulich, dass auch junge Spieler,
die mit der VdF noch nicht
so konfrontiert waren, einen offenen und interessierten Zugang zu einer Spielervereinigung haben. So wuchs
die „Familie der Fußballer“
wieder bedeutend an und die
VdF ist stolz, nun fast 95 Prozent der heimischen Bundesligaspieler zu vertreten!
Der WAC stellte die Weichen für das Frühjahr in Lara
und logierte im Hotel Miracle.
Wacker Innsbruck traf in Side nicht nur auf Winterthur, Aalen und den FC Thun,
sondern auch die VdF.
Nach erfolgreicher Herbstsaison stimmte sich
der SV Grödig in Side auf die Rückrunde ein.
22 SPIELER
ABSICHERUNG
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Interview mit Mario Reiter
Foto: Christian Hofer
„DAS WAR SCHON EINE
GROSSE HILFE“
Mario Reiter spielte viele Jahre unter starken Schmerzen, nach fünf
Operationen befand er sich durch eine verunreinigte Injektion in
Lebensgefahr.
Als Mario Reiter endlich beschließt, sich
wegen seiner jahrelangen Schambeinentzündung operieren zu lassen, ahnt der SV-RiedSpieler nicht, wie lange sein Leidensweg
dauern sollte, und dass er ihn in
Lebensgefahr bringen würde.
Von Oliver Prudlo
Mario, schön dich wieder
mal zu sehen. Am Fußballplatz warst du ja zuletzt wenig im Einsatz. Was ist denn
passiert?
MR: Eine ganz unangenehme und lästige Geschichte. Ich laboriere seit einiger
Zeit an einer Schambeinentzündung, die ich eigentlich schon seit Jahren mitschleppe. Als Profi willst
du immer spielen und im
Fall einer Verletzung möglichst rasch wieder fit werden. Daher habe ich teilweise mit starken Schmerzen
trainiert und gespielt. Es
gab natürlich auch Phasen, in denen es mir besser
ging. Aber irgendwann war
es einfach nicht mehr möglich, entsprechende Leistung
zu bringen, und ich habe
mich dann zu einer Operation entschlossen. Das war
Mario, ich habe deine sportliche Laufbahn in meiner Zeit
als Sportdirektor bei Wacker
Innsbruck sehr intensiv verfolgt. Für mich und viele andere warst du auf dem Weg
zu einem österreichischen
Spitzenklub, wenn nicht sogar ins Ausland. Wie siehst
du deine sportliche Zukunft
nach dieser Leidenszeit?
MR: Ja, es schien immer
bergauf zu gehen. Leider hat
mich dann diese langwierige Verletzung gestoppt. Aber
ich werde weiter um meine
Rückkehr kämpfen. Aufgeben war für mich nie ein Thema. Es kommt noch dazu,
dass mein Vertrag in Ried
in diesem Sommer ausläuft.
Bisher gab es diesbezüglich
noch keine Gespräche. Da ist
noch alles offen.
Wie allgemein bekannt, sind
die Verträge im österreichischen Fußball zumeist sehr
leistungsbezogen, d. h. der
Anteil der Punkteprämien
macht einen beträchtlichen
Anteil vom Gesamtgehalt
aus. Dazu kommt, dass die
Leistungen der Krankenkasse gedeckelt sind. Musstest du
zusätzlich zu deiner Enttäuschung nun auch noch starke finanzielle Einbußen hinnehmen?
MR: In dieser Hinsicht war
ich dank der Fußballversicherung (Prämienentgangsversicherung) von Walter
Lenz, der ja Partner der VdF
ist, sehr gut abgesichert. Das
war schon eine große Hilfe.
Eine Unfallversicherung hätte
mir in meinem Fall nicht geholfen, da die Schambeinentzündung nicht als Unfall gilt,
sondern als Krankheit. Ganz
optimal wäre die Absicherung für Profis noch in Kombination mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Wie siehst du die Entwicklung in Österreich, was die
Situation der Spieler angeht?
MR: Ich glaube, dass sie in
den vergangenen Jahren
Mario Reiter (geb. am 23. Oktober 1986) begann beim SC
Ernsthofen mit dem Fußballspielen. Seine erste Bundesligastation war der SV Pasching,
von dort ging es über Untersiebenbrunn, Schwanenstadt und
Wr. Neustadt zur SV Ried.
2010 war er im Nationalteamkader für das Ländermatch gegen Dänemark.
Foto: Christian Hofer
im Dezember 2012. Ich hab
danach zwar im Frühjahr
2013 wieder einige Einsätze
gehabt, aber richtig fit war
ich im Oktober 2012 das
letzte Mal. Es kam dann zu
vier (!) weiteren sogenannten Folgeoperationen, und
im Jänner dieses Jahres war
ich dann wirklich auf einem sehr guten Weg und
der Stand damals war so,
dass ich wieder zu 100 Prozent fit werde. Wir haben
dann versucht, durch Spritzenkuren den Heilungsprozess weiter voranzutreiben, ja und dann ist es halt
passiert. Durch eine verunreinigte Nadel sind Keime
in meinen Körper gelangt.
Laut meinen Ärzten war die
Situation, auch wenn ich
persönlich es gar nicht so
wahrgenommen habe, akut
lebensbedrohlich. Es ist alles gut ausgegangen, aber
das war natürlich ein enormer Rückschlag auf meinem
Weg zum Comeback.
ABSICHERUNG
Foto: Christian Hofer
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELER 23
Hoffentlich ist Mario bald wieder am Ball, bei welchem Verein ist noch fraglich. Sein Vertrag beim SV
Ried läuft im Sommer aus.
schwieriger geworden ist.
Es drängen viele junge, gut
ausgebildete Spieler auf den
Markt, die ihre Chance unbedingt nutzen wollen und
für geringes Gehalt ihren
ersten Vertrag unterschreiben. Für die Klubs eine
angenehme Entwicklung,
da ein enormer Verdrängungskampf entstanden ist.
Spieler mit Mitte Zwanzig, die eigentlich erst ins
beste Fußballeralter kommen, werden dann, so sie
nicht absolut unersetzbar
erscheinen, aussortiert und
stehen dann ohne Vertrag
da. Ich selbst habe mittlerweile begonnen, mir eine
berufliche Zukunft für die
Zeit nach dem Profisport
aufzubauen.
Glaubst du, dass die Spieler
sich während ihrer Laufbahn
ausreichend Gedanken über
die Zukunft nach dem Fußball machen?
MR: (lacht) Meine Verletzung hat mich da natürlich
schon sehr nachdenklich
gemacht. Teilweise machen
sie sich bestimmt Gedanken, aber wohl eher erst
gegen Ende der Karriere.
Es ist ja während der aktiven Zeit nicht ganz leicht,
sich weiterzubilden. Da gehört schon Selbstdisziplin dazu. Eigentlich müsste
man aber schon mit Unterschreiben des ersten Profivertrags sich auch gleich
zu einer Form der Weiterbildung anmelden, um entsprechend auf die Zeit nach
dem Profifußball vorbereitet zu sein.
Danke für das Gespräch,
Mario und alles Gute für die
Zukunft.
Weitere Fragen?
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KOMMENTAR
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELER 25
Vom 13.–16. Mai 2014 finden Gewerkschaftswahlen und am 25. Mai 2014 EU-weit die
Wahlen zum Europäischen Parlament statt.
F
ür kleine Zahlen ist da
kein Platz: Mehr als
80.000 Gewerkschaftsmitglieder der GdG-KMSfB
sind bei der Gewerkschaftswahl stimmberechtigt. An
der
Gewerkschaftswahl
können alle Mitglieder der
GdG-KMSfB, Landesgruppe
Wien, und der Fachgruppe
VdF teilnehmen. Aber warum nun zur Gewerkschaftswahl gehen? Sind Gewerkschaft und Betriebsrat bzw.
Spielervertreter nicht ohnehin dasselbe? Nein, sind sie
nicht.
Zwar haben sie ähnlich gelagerte Problemstellungen
und häufig sind auch dieselben Personen am Werk.
Aber sie arbeiten in unter-
schiedlichen Wirkungsbereichen mit verschiedenen
Aufgaben. Wichtigster Unterschied: Der Betriebsrat
bzw. Spielervertreter kann
die
ArbeitnehmerInnen
nur innerbetrieblich vertreten. Demgegenüber ist es
die Gewerkschaft, welche
die Interessen ihrer Mitglieder
betriebsübergreifend
vertritt. Es ist die Gewerkschaft, die Kollektivverträge
abschließt, die Sozialleistungen ausverhandelt und die
versucht, Gesetzesänderungen im Sinne der Mitglieder
zu verhandeln und zu erreichen.
Im Gegensatz dazu geht es
bei den Wahlen zum Europäischen Parlament sozusa-
Wir sind
wo Sie uns brauchen.
Wir sind
wo Sie uns brauchen.
gen um die „Makro-Ebene“,
den Wirtschafts- und Lebensraum Europäische Union. Rund 400 Millionen EuropäerInnen wählen im Mai
ihre ParlamentsvertreterInnen, die Entscheidungen in
allen wichtigen Bereichen
unseres Lebens treffen.
Viel Gutes ist aus der EU
gekommen, das vergessen
wir in Krisenzeiten gerne,
und trotzdem ist es richtig:
Nicht alles in der EU läuft
rund. Die EU befindet sich
momentan in der schwersten Krise seit ihrer Gründung. Unregulierte Finanzmärkte, Spekulationen und
neoliberale Wirtschaftspolitik haben dem europäischen Friedensprojekt massive Probleme beschert. Der
Preis dafür ist hoch: Arbeitslosigkeit, Armut, soziale
Ausgrenzung und Perspektivenlosigkeit für die Jugend.
Foto: Harri Mannsberger
WÄHLEN ODER NICHT WÄHLEN –
DAS SOLLTE KEINE FRAGE SEIN!
VSW-Geschäftsführer
Thomas Kattnig
Es wird ganz deutlich, dass
die Krise auf dem Rücken
der
ArbeitnehmerInnen
ausgetragen wird.
Wer etwas zum Besseren ändern möchte, darf sich nicht
darauf beschränken, über
die EU zu schimpfen. Am
25. Mai 2014 ist der richtige Zeitpunkt, um zu zeigen,
welche EU wir wollen.
Machen Sie auf beiden Ebenen von Ihrem Wahlrecht
Gebrauch und bestimmen
Sie mit! Es geht um Ihre Zukunft.
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Eine Initiative der GdG-KMSfB
26 SPIELER
AMATEURE
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Mit dem richtigen Maß und Mischung zum Ziel
Foto: Fanreport.com
FRÜHJAHRSMÜDIGKEIT ADE –
START INS TRAINING
fanreport.com: Herr Hofmann, wie gut
verträglich ist Laufen als Training?
Peter Hofmann: Laufen ist wahrscheinlich die natürlichste Fortbewegungsform und dabei nicht wirklich verletzungsträchtig. Unter der Bedingung,
dass man koordiniert läuft und nicht
bei Schnee oder Eis sowie vorgeschädigtem Grundgelenk trainiert.
fanreport.com: Welche „Zutaten“ sind
für Laufen als Training ausschlaggebend?
Peter Hofmann: Entscheidend für die
Entwicklung der Leistungsfähigkeit ist
die Auswahl des Tempos. Also mit welcher Geschwindigkeit, wie viele Kilometer pro Woche gelaufen werden und
in welcher Verteilung dies geschieht.
Univ. Prof. Peter Hofmann gibt Einblick in die Trainingslehre.
Frühlingsbeginn ... Fußballzeit. Von Norden bis Süden und von
Osten bis Westen starten die Amateurmannschaften in den
Ligaalltag – entweder noch im Vorbereitungsmarathon oder
schon im Meisterschaftsgeschehen. Hier wie da kommt es
dabei auf das richtige Training an. Wissenschaftliche Hintergründe zu einem sinnvollen Lauftraining erfuhren wir in einem Gespräch mit a. o. Univ.-Prof. Peter Hofmann vom Institut
für Sportwissenschaften an der Universität Graz.
fanreport.com: Gibt es Trainingsmodelle
nach denen man sich orientieren kann?
Peter Hofmann: Heutige Spitzenleute im Ausdauerbereich trainieren
nach einem Polarisationsmodell. Das
heißt, wenig Training im intensiven
Schwellenbereich und relativ viel –
so ca. um 70–80 Prozent des Gesamtrainings – unter der aeroben Schwelle [Infobox]. Dabei handelt es sich um
eine sehr angenehme Intensität, aber
mit relativ hohen Umfängen. Bei Spitzenathleten kann dies 20–25 Stunden
ausmachen. Ca. 3–15 Prozent des Gesamtvolumens werden in einem hochintensiven Bereich über der anaeroben Schwelle trainiert. Wobei die
Prozentwerte von der Sportlergruppe abhängen ... so konnte in Studien
bei Langläufern ein Wert von bis zu
17 Prozent, bei den Ruderern ca. 2–3
Prozent nachgewiesen werden.
fanreport.com: Welche Vorteile bietet ein
derartiges Modell?
Peter Hofmann: Es ist ein Modell,
welches sich derzeit als günstig herauskristallisiert hat und offensichtlich
mit der natürlichen Menschheitsentwicklung kompatibler ist. Soll heißen: Der Steinzeitmensch hat sich am
Tag stundenlang bewegt, um Nahrung
zu sammeln ... und im richtigen Mo-
AUSGABE 41 • APRIL 2014
ment, als der Säbelzahntiger hervorsprang, musste er
losstarten. Diese low- und
highintensity Komponente scheint etwas zu sein, für
das wir genetisch gut ausgestattet sind. Auch bezogen
auf die Belastungsverträglichkeit scheint es besser als
Schwellentrainingsversionen zu sein, die energetisch
hoch beanspruchend sind
und möglicherweise auch
das Immunsystem stärker
auslenken – sprich das Risiko krank zu werden eher
begünstigen, da das Immunsystem durch diese intensiven Massnahmen dementsprechend unterdrückt
wird.
fanreport.com: Wie umfangreich muss das Training sein?
Peter Hofmann: Spitzenleute – das ist undenkbar
für den Amateurbereich –
laufen bis zu 250 km in der
Woche. Die Mindestzielvariante, aus gesundheitlicher
Sicht, sind drei- bis fünfmal in der Woche 30–50
Min. mit einer moderaten
Intensität. Wobei moderat
im trainingswissenschaftlichen zwischen den beiden
Schwellen bedeutet. Gut
wäre ein hohes Maß an Allgemeinaktivität ... also ca.
10.000 Schritte pro Tag und
kurze hochaktive Einheiten zwei- bis dreimal in der
Woche.
fanreport.com: Was wären
in diesem Kontext hochaktive
Einheiten?
Peter Hofmann: Das können sogar Sprints sein. Jedoch unter der Voraussetzung, dass man gesund bzw.
idealerweise voruntersucht
ist. Also keine kardiale Vorbeeinträchtigung vorliegt,
der Blutdruck bzw. orthopädisch alles in Ordnung
ist. Sprintbelastungen sind
generell wenig zeitaufwendig und bringen einen ho-
SPIELER 27
AMATEURE
3 Trainingsphasen
dauer zustande bringt, aber
im Tempo Probleme hat.
1. Phase bis zur aeroben Schwelle
Energie wird in der Muskulatur durch aerobe und anaerobe Prozesse gewonnen. Dabei entstehendes Laktat (Zwischenprodukt der
Glucose) ist jedoch so gering, dass es lokal gepuffert werden kann.
2. Phase bis zur anaeroben Schwelle
Laktat steigt über das Maß der Kompensationsfähigkeit des Muskels an und wird an andere Organe abgeben (Herz, Gehirn etc. und
ist im Blutkreislauf nachweisbar). Training in diesem Bereich bedingt erhöhtes Laktat in einem stabilen Zustand.
3. Phase – über der anaeroben Schwelle
Das System kann das Laktat nicht mehr puffern, wobei exponentiell
mehr Laktat produziert wird und es zur Erschöpfung bzw. zum Trainingsabbruch kommt.
Diese drei Phasen können nun im Training genutzt werden. Extensives „lowintensity-training“ wäre unter der aeroben Schwelle. Beim
Polarisationstraining sind ca. 70–80 Prozent unter diesem ersten
Schwellenwert. Ca. 5 Prozent über dem zweiten Umstellpunkt, der
Rest dazwischen.
hen Effekt im Leistungszuwachs. Neue Studien zeigen,
dass mit einem max. 15-minütigen Aufwand sehr gute
Zuwächse bei der Sauerstoffaufnahme zu erzielen
sind. Also 4–6 Sprints im
Bereich von ca. 15–30 Sekunden, wobei das auf dem
Fahrradergometer
oder
beim Laufen sein kann. Dazwischen 4–5 Minuten Pause sehr niedriger Intensität
– z. B. gemütliches Weitergehen – zweimal pro Woche hat bereits deutliche Effekte. Man sollte derartig
intensive Programme aber
nur dann machen, wenn
man zumindest im Vorfeld
3–4 Wochen – oder länger –
bereits in einem moderaten
Training war und daran gewöhnt ist, überhaupt etwas
zu machen.
fanreport.com: Wie sieht es
mit der Kraftkomponente
aus?
Peter Hofmann: Beim Fußball ist Krafttraining ein wesentlicher Faktor, da viele
Aktionen kraftbedingt sind.
Dabei wird das Training generell davon abhängen, ob
ich jemanden habe, der eher
fanreport.com: Gibt es Belastungsrisiken?
Peter Hofmann: Ein Übertraining ist dabei kaum,
eine Überbelastung möglicherweise zu erreichen. Probleme können vor allem
orthopädischer Ursache sein
bzw. entstehen, wenn es vorbestehende Fehlbelastungen
im Bewegungsapparat gibt.
Generell ist es wichtig, dass
das Training individell abgestimmt ist.
Von Christian Vajda
[email protected]
muskulös ist und Probleme mit der Ausdauer – dann
eher niedrigintensives Training mit großem Umfang –
hat, oder eher jemanden, der
schmächtig ist und die Aus-
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Die Brüder Matthias und Sebastian Prödl.
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ein starker Partner der Architektur, eine gefragte
Adresse im Bereich der Innenausstattung und ein
Vorreiter in der Gestaltung von Küchen ist.
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T +43 3115 2334 E [email protected] www.proedl.at
© Kleine Zeitung / Hoffmann
WORLD XI
AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPIELER
Wahl zur World XI
BRUNO INTERNATIONALE
Die WORLD XI – 2. Reihe v. l. n. r.: Lionel Messi (in rot), Zlatan Ibrahimovic, Christiano Ronaldo,
Frank Ribéry, Xavi Hernandez; 1. Reihe: Dani Alves, Thiago Silva, Sergio Ramos, Philipp Lahm,
Manuel Neuer – Andrés Iniesta konnte leider nicht an der Gala teilnehmen.
Nicht nur im heimischen Fußball wählen Spieler ihre Besten. Auf internationaler Ebene führt
die Weltorganisation der Spielervereinigungen
FIFPro die jährliche Wahl der World XI durch.
D
iese Elf wurde am 13. Jänner bei der gemeinsamen Gala
mit der FIFA in Zürich ausgezeichnet. David Alaba hat
es leider ganz knapp nicht in die erste Auswahl geschafft. Er
wurde aber in die „Reserve“ der World XI einberufen und ist
somit Teamkollege von klingenden Namen wie Gareth Bale,
Falcao oder Neymar.
ALABA IN ÖSTERREICH DABEI
Bei der österreichischen Auswertung hat es David
aber in die World XI geschafft, und wir sind uns sicher, dass er in den nächsten Jahren auch in der
großen World XI vertreten sein wird.
Die „österreichische“ WORLD
Sturm (v. l. n. r.): Christiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic, Lionel Messi; Mittelfeld: Frank Ribéry, Mesut Özil,
Andrés Iniesta; Verteidigung: David Alaba, Dante, Phililpp Lahm, Dani Alves; Tor: Manuel Neuer
29
DIE RICHTIGE ENTSCHEIDUNG
WEITERBILDUNG – IHR INVESTMENT
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AUSGABE 41 • APRIL 2014
SPEAKERS CORNER
SPIELER 31
SPEAKERS
CORNER
Wer hätte das noch
vor zehn Jahren
gedacht? Der König
aller Sportarten, der
mit Rekordzahlen in
allen Belangen seit
Jahren seine Fans
weltweit in den Bann
zieht, kämpft um
sein Image. In einem
Bereich, wo sonst
sportliche Integrität
und Siegeswillen als
unabdingbare
Ingredienzien
die Faszination
ausmachen,
tauchen plötzlich
Schatten und
Zweifel auf.
Was war
passiert?
Von Rudolf S. Stinner
Es begann 2004, als ein deutscher Schiedsrichter, von einigen dubiosen Leuten korrumpiert,
begann, Einfluss auf von ihm geleitete Matches zu nehmen. Nicht mehr das Leistungsvermögen der Fußballer oder die zufälligen
Umstände waren es nun, die einen Spielverlauf dominierten, sondern die willkürlichen
Pfiffe eines Schiedsrichters und dessen Komplizen. Und diese Gehilfen waren zeitweise die
Schiedsrichterassistenten, aber auch Spieler
von beiden Mannschaften auf dem Spielfeld.
Ziel der Täter war es, die Wettgewinne zu maximieren. Denn die Wettbranche hat massiv
Einzug in den Fußball gehalten.
Als die Sache aufflog, war man empört, überrascht und in vielen Dingen damit überfordert. Erstmals erkannte man, dass die Protagonisten auf dem Feld auch „Menschen“
waren, mit all deren Tugenden, aber auch
Schwächen und wo Regeln zur Theorie verkamen. Und eine der Schwächen bei manchen Menschen ist ja auch bekanntlicherweise das extreme Streben nach Gut und Geld.
Danach ging es Schlag auf Schlag. Es folgten
Ermittlungen wegen vermuteter Matchabsprachen in Österreich, wiederum Deutschland, Italien und Griechenland.
Die Fußballverbände inklusive ihrer Dachverbände hielten sich weitgehendst bedeckt
und glaubten an eine vorübergehende Zeiterscheinung, die sich mit der Zeit von selbst regulieren würde.
Doch weit gefehlt. Immer mehr Fälle gerieten
in Verdacht, nicht zuletzt durch das Auftauchen von sogenannten Frühalarmsystemen,
die Wettquotendaten dazu benützten, bei deren Fallen oder Steigen abgesprochene Matches erkennen zu können. Doch da ging viel
daneben. Denn auch die Täter hatten dazugelernt, leider aber die zuständigen Fußballfunktionäre nichts.
Plötzlich war die Fußballwelt voll mit selbsternannten „Experten“, die Rezepte gegen das
Matchfixing und das Überwachen von Fußballspielen kommunizierten. Alle hatten jedoch nur einen Hintergedanken: Wie nasche ich am großen Kuchen „Fußball“ mit?
Die echten, wenigen Experten kamen kaum
zu Wort, denn ihnen fehlte etwas Essenzielles: eine Lobby!
Dadurch, dass bei den vielen Ermittlungsund Gerichtsverfahren wegen Wettbetruges
viele Details, wie z .B. der Modus Operandi
oder wen und was man dazu alles benötigt
usw., ans Tageslicht befördert wurden, schossen überall kriminelle Gruppierungen aus
dem Boden, die die Wettbranche dazu missbrauchten, über Spielmanipulationen Wettgewinnmaximierung zu betreiben.
Die zuständigen Verbände, aber auch viele Ermittlungsbehörden und involvierte Institutionen gingen den einfacheren Weg. Vor
allem die Verbände kommunizierten, dass es
sich hier um eine weltweit agierende Mafia
handle, der man natürlich als Sportverband
nicht beikommen könne, sie ihr Hauptquartier in Asien hätte, und dass hier die staatlichen Stellen gefordert wären.
Auch der permanent schwelende Streit zwischen den staatlichen Lotterien und den privaten Wettanbietern trug das seine dazu bei,
dass ein notwendiges gemeinsames Vorgehen gegen das Übel Wettbetrug bis dato keine Chance hat.
Eines sollte man bei den vielen verschiedenen Versuchen und – oft grotesken – Mitteln,
die Spielmanipulation zu bekämpfen, nicht
vergessen: Hauptdarsteller auf dem Feld sind
immer die Fußballer und der Schiedsrichter. Verweigern diese ihre Mithilfe am Spielbetrug, fehlt den Auftragstätern das „Werkzeug“. Deshalb wäre dort anzusetzen und
sollte man alles unternehmen, dass diese Personen keine Gründe sehen, an Wettbetrügereien mitzuwirken.
Ansonsten könnten die Schatten, die derzeit
über dem Fußball schweben, nur zu schnell
zu einer undurchdringbaren Dunkelheit führen. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass
Marcel Koller als Teamchef unbedingt in Österreich gehalten werden sollte.
Foto: Peter Marchsteiner
Foto: fotolia.de
DER FUSSBALL UND
SEINE SCHATTEN
Rudolf S. Stinner
verfolgte schon in einer Sonderkommission der öst. Polizei Spielmanipulationen, wurde dann Chefermittler
der UEFA und ist nun in gleicher Sache im eigenen Unternehmen tätig.
32 SPIELER
RECHTSCORNER
AUSGABE 41 • APRIL 2014
MATCHFIXING = BETRUG!
Noch immer überschattet das Thema
„Wettmanipulation“
den österreichischen
Fußball. Erst kürzlich schlug das erste
Interview mit Dominique Taboga nach
seiner Entlassung aus
der Untersuchungshaft große Wellen.
Von Dr. Georg Petritsch
S
o manchen interessierten
Beobachter verschlägt es
bei all dem, was hier zu Tage
kommt, die Sprache. Insbesondere die Aussagen Tabogas und seine Überlegungen
hinsichtlich drohender rechtlicher Konsequenzen seines
Verhaltens machen deutlich,
wie wichtig Prävention und
Aufklärung in diesem Bereich
ist. Die VdF leistet diesbezüglich seit längerer Zeit einen
wesentlichen Beitrag und hat
aus gegebenem Anlass diese Aufklärungsarbeit zuletzt
noch intensiviert und mit der
Installierung eines Ombudsmannes einen weiteren wichtigen Schritt gesetzt.
Sportwetten haben durchaus
eine lange Tradition, und vor
allem in Großbritannien gehört das Wetten auf Sportereignisse geradewegs zur Kultur. Dagegen ist vorweg auch
nichts zu sagen. Allerdings
hat sich diese Tradition durch
die Technisierung des Wettmarktes leider in eine völlig
falsche Richtung entwickelt.
Aufgrund der nunmehr
möglichen Internetwetten ist
der Wettmanipulation mittlerweile Tür und Tor geöffnet. Unter dem Begriff Wettmanipulation, auf Englisch
„Matchfixing“, versteht man
die Manipulation des Ausganges eines Sportereignisses, wobei dabei gleichzeitig
auf den Ausgang oder einen
bestimmten Verlauf dieses
Ereignisses gewettet wird.
Im Fußball ist es ziemlich
einfach, bestimmte Verläufe als Spieler oder auch als
Schiedsrichter wesentlich zu
beeinflussen. Gleichzeitig ist
es für Kontrollorgane umso
schwerer, konkrete Manipulationsversuche tatsächlich
nachzuweisen. Wenn jedoch
der Nachweis gelingt oder es,
wie im Fall Taboga, zu einem
Geständnis kommt, drohen
schärfste rechtliche und in
weiterer Folge wirtschaftliche bzw. soziale Konsequenzen. Daher sollten Spieler, die bis jetzt noch immer
nicht verstanden haben, dass
es sich bei Wettmanipulation strafrechtlich um Betrug
handelt und jeder der sich
darauf einlässt seine Existenz
aufs Spiel setzt, die nachfolgenden Zeilen mit besonderer Aufmerksamkeit lesen.
STRAFRECHT –
WETTMANIPULATION
IST BETRUG OHNE
WENN UND ABER!
Auch wenn das österreichische Strafrecht (noch) keinen eigenen Tatbestand für
Wettbetrug kennt, so ist die
Manipulation von Spielen
strafrechtlich als Betrug zu
qualifizieren. Liegt ein EUR
50.000,00
übersteigender
Schaden vor, und versucht
der Betrüger sich durch die
wiederkehrende Begehung
eine fortlaufende Einnahme zu verschaffen, liegt sogar schwerer bzw. gewerbsmäßiger Betrug vor, der mit
Freiheitsstrafe von einem bis
zu zehn Jahren zu bestrafen ist (§§ 146, 147 und 148
StGB). Wurde ein Spieler erpresst, ein Spiel zu manipulieren, mithin mit Gewalt oder
durch gefährliche Drohung
genötigt, etwas zu tun oder
zu unterlassen, das ihn oder
einen Dritten (z. B. regulär
Wettende, Verein, ÖFB, …)
am Vermögen schädigt und
Bereicherungsvorsatz des Erpressers vorliegt, ist der Erpresser mit Freiheitsstrafe
von sechs Monaten bis zu fünf
Jahren zu bestrafen. Zu beachten ist diesbezüglich auch
noch, dass nicht nur derjenige der manipuliert strafrecht-
lich verfolgt werden kann,
sondern auch Personen, die
als Anstifter oder Beitragstäter auftreten. Im Übrigen
wird im Rahmen der Strafrechtsreform auch angedacht,
entsprechende Wettmanipulations-Tatbestände ins österreichische Strafrecht aufzunehmen. Das alles klingt
durchaus hart, ist es auch. Es
sollte auch nur verdeutlichen,
dass es sich dabei keineswegs
um ein „kleines Ding“ handelt, sondern um schwerste
Kriminalität.
SCHADENERSATZ
DROHT!
Doch damit ist es noch lange nicht genug. Denkbar sind
darüber hinaus auch noch
Schadenersatzforderungen,
wenn es gelingt, dass man
jemanden einen durch die
Manipulation hervorgerufenen Schaden nachweisen
kann. In Deutschland haben
sich bereits die Gerichte damit beschäftigt, und daher
ist auch in Österreich jedenfalls damit zu rechnen, dass
eine derartige Forderung Erfolg hätte. Ein Spieler, der ein
Spiel manipuliert hat, dessen Hintermänner oder allfällige Erpresser könnten
darüber somit dem Verein,
der Liga, regulär Wettenden
oder sonstigen Personen,
die einen Schaden nachweisen können, schadenersatzpflichtig werden.
VERBANDSRECHTLICHE
KONSEQUENZEN
Neben dem staatlichen Recht
gibt es für Wettbetrüger natürlich auch verbandsrechtliche Konsequenzen, die bis
hin zum Verbandsausschluss
und einer lebenslangen Sperre führen können. Konkret
heißt dies für den Profisportler ein Berufsverbot als Ki-
ARBEITSRECHT – ENTLASSUNG ALS FOLGE
Unabhängig von jedweden
straf- oder verbandsrechtlichen Sanktionen kann eine
Manipulation oder der Ver-
SPIELER 33
such einer solchen für den
Spieler aber auch arbeitsrechtliche
Konsequenzen
haben. Der Verein ist bei
Vorliegen solch schwerwiegender Vorwürfe nahezu gezwungen, sich vom Spieler
zu trennen und aus arbeitsrechtlicher Sicht liegt jedenfalls ein Entlassungsgrund
vor. Kurz gesagt, ein Spieler setzt mit seinem Verhalten einen Entlassungsgrund,
folglich kann der Verein den
Arbeitsvertrag sofort und
fristlos auflösen.
Foto: Ronald Pötzl & Zolles
cker. Die ÖFB-Rechtspflegeordnung sieht in § 113 eine
konkrete Regelung für Bestechung vor. Wer nämlich
einem Offiziellen oder einem Spieler einen unrechtmäßigen Vorteil für ihn oder
für eine Drittperson direkt
oder indirekt anbietet, verspricht oder gewährt damit
der Bestochene das Regelwerk verletzt, wird mit Sanktionen bestraft, die von Sperre über Geldstrafe (bis zu
EUR 15.000,–) bis Stadionverbot oder Ausschluss aus
dem Verband reichen. Spieler, die derartige unrechtmäßige Vorteile versprechen
lassen oder annehmen und
das nicht unverzüglich dem
zuständigen Verband melden, sind ebenso zu bestrafen. Diese Meldepflicht ist in
§ 115 a der Rechtspflegeordnung des ÖFB geregelt und
im Juli 2013 eingeführt.
Die verbandsrechtlichen Bestimmungen kommen natürlich neben dem staatlichen
Strafrecht zur Anwendung,
daher erfolgt eine Bestrafung
auf mehreren Ebenen. Wobei
aus verbandsrechtlicher Sicht
eine intensive Ermittlungsarbeit oft mit Schwierigkeiten verbunden ist, da die zur
Feststellung des gesamten
Sachverhalts erforderlichen
umfassenden Ermittlungsmaßnahmen (Hausdurchsuchungen, verdeckte Ermittlungen usw.) ausschließlich
von den staatlichen Strafverfolgungsbehörden durchgeführt werden dürfen. So
müssen zunächst die Ermittlungsergebnisse der staatlichen Behörden abgewartet
werden, ehe ÖFB oder Bundesliga selbst Sanktionen ergreifen können.
RECHTSCORNER
WIRTSCHAFTLICHER
UND SOZIALER RUIN
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass einem Spieler
dem „Matchfixing“ nachgewiesen werden kann, schwere rechtliche Konsequenzen
drohen und dieser nebenbei
auch noch wirtschaftlich und
sozial vor dem Ruin steht.
Erst kürzlich kam die Meldung, dass Dominique Taboga nunmehr Privatkonkurs
angemeldet hat. Gar nicht daran zu denken, wie schwer es
sein wird, als „geächteter“ ExKicker einen Job, welcher Art
auch immer, zu finden. Dieser
Fall und die damit verbundenen rechtlichen Konsequenzen auf allen Ebenen, mit Untersuchungshaft, Geldstrafe,
lebenslanger Sperre, wirtschaftlichem Ruin sollten
meines Erachtens Warnung
genug sein, um sich auf dieses
gefährliche „Spiel“ nicht einzulassen. Jeder Spieler sollte auch nur beim geringsten
Verdacht sofort mit den zuständigen Stellen Kontakt
aufnehmen und damit aktiv
missbräuchlichem Verhalten
entgegentreten.
APPELL AN DAS
SPORTLERHERZ
Abschließend erlaube ich
mir noch, ein paar allgemeine Gedanken loszuwerden und einen kleinen Appell an alle Spieler zu richten.
Matchfixing ist kein Kavaliersdelikt, sondern Betrug
und führt – wenn nachgewiesen – in den
wirtschaftlichen und sozialen Ruin.
Auch wenn immer öfter zu
hören ist, der Profisport
und an vorderster Front der
Fußball werde immer mehr
durch Werbung, Fernsehen
und Geld diktiert, so sollte sich doch jeder Einzelne über die Grundsätze der
Ethik, Moral und des Fair
Play im Sport Gedanken machen. Jeder Spieler sollte sich
ins Bewusstsein rufen, welche Verantwortung er trägt
als Vorbild für Nachwuchssportler und Idol Tausender
Fans. Auch wenn vielleicht
wirtschaftlich nachzuvollziehen wäre, dass jeder für sich
in der kurzen Zeit einer Profikarriere einen größtmöglichen finanziellen Vorteil herausholen möchte, sollte doch
zumindest auf dem Spielfeld
der ehrliche Sport im Vordergrund stehen. Jeder weiß,
nichts geht über das Gefühl
eines Sieges mit fairen Mitteln. Aber auch in den Zeiten
der Niederlage sollte man zumindest ehrlich zu sich selbst
sein und im Sinne eines fairen Sportsmannes alles gegeben haben. Matchfixing
oder Wettmanipulation wi-
derspricht diesem einfachen,
aber doch wesentlichen Prinzip und ist Betrug am Sport,
an den Zuschauern, den Mitspielern, am Gegner und zu
guter Letzt an sich selbst …
Foto: VdF-Achriv
AUSGABE 41 • APRIL 2014
Der Autor ist Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei Dr. Wilfinger, 8990 Bad Aussee. Nach
dem Diplomstudium an der KarlFranzens-Universität Graz und
dem Gerichtsjahr absolvierte er
das Masterstudium an der Nottingham Law School (LL.M.) in
Sport- und Europarecht. In seiner
Dissertation befasste er sich mit
der Thematik „Strukturen, Arbeitnehmerstatus und Mitbestimmung im Mannschaftssport“.
34 SPIELER
SCHLUSSPFIFF
AUSGABE 41 • APRIL 2014
DON'T FIX IT
Von Tony Higgins
Die Einbindung der
Spieler ist für den
Kampf gegen Spielmanipulationen von
größter Bedeutung.
W
enn man sich die Welt
des Fußballs anschaut,
besteht nur wenig Zweifel
darüber, dass die Geldsummen, die auf Fußball gewettet
werden, in den vergangenen
Jahren extrem zugenommen
haben, und dass es die Nutzung des Internets und fortgeschrittener Technologien
äußerst leicht machen, auf
Matches weltweit zu wetten.
Dadurch, dass hier große Pro-
deckt wird, kommt man zu
dem Schluss, dass das Ausbleiben von Gehaltszahlungen dramatische Auswirkungen hat. Denn die Studie der
FIFPro zeigt die eindeutige
Wechselbeziehung zwischen
Nichtbezahlung und Spielmanipulationen. Anlässlich
einer Umfrage unter 3.357
Spielern bekannten fast zwölf
Prozent von ihnen, dass sie
bereits angesprochen worden
waren, ob sie an einer Spielmanipulation
teilnehmen
würden, und nicht weniger
als 55 Prozent dieser Spieler
wurde ihr Gehalt nicht rechtzeitig ausbezahlt.
Foto: FIFPro
PROJEKT DER FIFPRO
UND UEFA
Der ehemalige schottische Fußballprofi
Tony Higgins ist in der FIFPro für das heikle Thema
Matchfixing und die mit der UEFA initiierte
„Don't fix it“-Kampagne zuständig.
fite gemacht werden können
und das Risiko der Aufdeckung relativ gering ist, werden die Spielmanipulationen
für Kriminelle und auch das
organisierte Verbrechen immer attraktiver. Nimmt man
dazu noch die Forschungsergebnisse der Internationalen
Föderation der Gewerkschaften von Berufsfußballspielern
(FIFPro) im „Schwarzbuch
Osteuropa“, in dem der Zusammenhang zwischen der
Nichtbezahlung von Spielern
und deren Einstellung zu
Spielmanipulationen aufge-
Vor diesem Hintergrund entschloss sich die FIFPro (mit
Unterstützung der Europäischen Kommission und der
UEFA), ein Projekt mit dem
Namen „Don’t Fix It“ zu initiieren, welches die folgenden
drei Hauptziele verfolgte:
• das Bewusstsein über
Spielmanipulationen
in
ganz Europa zu schärfen,
Sensibilisierungsmaßnahmen durchzuführen,
• das strukturelle Umfeld zu
verbessern,
• starke und spezifische
Netzwerke auf allen nationalen und europäischen
Ebenen aufzubauen.
Das grundlegende Ziel von
FIFPro bestand darin, das
Bewusstsein über diese Problematik unter den Akteuren
des europäischen Fußballs
und anderer Behörden, d. h.
der Exekutive und der Regierungen, zu erhöhen. Wir
wollen auch erreichen, dass
die Spieler selbst und deren
Gewerkschaften gemeinsam
mit den anderen Akteuren
eine zentrale Rolle im Kampf
dagegen spielen sowie zu diesem Zweck nationale und internationale Einsatzgruppen
etablieren. An diesem Projekt
nehmen neun Länder teil,
wobei die meisten von ihnen
bereits nationale Einsatzgruppen geschaffen haben: diese
umfassen die Spielergewerkschaften, Föderationen, Ligen
und Schiedsrichter gemeinsam mit der Exekutive und
Regierungsbehörden.
Die
Spielergewerkschaft spielt bei
der Entwicklung einer Strategie in der Einsatzgruppe
eine wesentliche Rolle, wobei
viele Organisationen bei der
Planung und Ausführung der
Sensibilisierungsmaßnahmen für die Spieler beteiligt
sind. Wir führten eine Umfrage unter ca. 2.000 Spielern
in neun Ländern durch, mit
dem Ergebnis, dass die Mehrzahl von ihnen sich wünscht,
dass die Spielergewerkschaft
und frühere Spieler die Aufklärungsmaßnahmen durchführen. Diese Informationen
sind wesentlich, wenn wir
die Spielmanipulationen im
Fußball in Angriff nehmen
wollen.
Ferner entsteht aus diesen
Einsatzgruppen die Notwendigkeit, das Bewusstsein in
allen Bereichen dieses Sports
zu schärfen. Die Spielmanipulationen beschränken sich
nicht auf die Spieler; auch die
Funktionäre der Clubs, die
Trainer und Schiedsrichter
müssen an den Maßnahmen
teilnehmen. Ich empfehle
nachdrücklich, dass in allen
Ländern
Einsatzgruppen
etabliert werden, um diesem
Krebsgeschwür im Fußball
zu begegnen.
HANDELN. MITMACHEN. BEWEGEN.
Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch und bestimmen Sie mit! Weil es nicht egal ist,
wer Ihre Interessen in Gewerkschaft und EU vertritt.
13.–16. Mai 2014 – Gewerkschaftswahlen der GdG-KMSfB
25. Mai 2014 – Wahlen zum Europäischen Parlament
WWW.GDG-KMSFB.AT
F-03
Ein Ersuchen des Verlages an den/die BriefträgerIn:
Falls Sie diese Zeitschrift nicht zustellen können, teilen Sie
uns bitte hier den Grund und gegebenenfalls die neue oder
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GZ: 02Z031770 M
P. b. b. Erscheinungsort Wien
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