20 Jahre Lösungen im Stadtteil
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20 Jahre Lösungen im Stadtteil
20 Jahre Lösungen im Stadtteil Eine Entwicklungs-Geschichte in Berlin 20 Jahre Lösungen im Stadtteil Eine Entwicklungs-Geschichte in Berlin Imressum Fotonachweis usww Inhalt Vorwort Brita Wauer 4 1. Von den Anfängen: Die Gründung der L.I.S.T. GmbH 6 2. Der Fall der Mauer: Zwischen Utopie und Wohnungsnot 10 3. Immer mehr von L.I.S.T. betreute Projekte 16 4. Nachhaltigkeit: Wohnungspolitische Selbsthilfe im Ostteil der Stadt 20 5. Sozialprojekte und innovative Neubauvorhaben: Weitere L.I.S.T.-Kompetenzfelder 26 6. Förderung in Berlin: Programme und ModInst-Richtlinien 30 7. Besondere wohnungspolitische Projekte: Die Gründung der Genossenschaft Habitat e.G. 32 8. Neue Wege in die Selbsthilfe 42 9. Schwerpunkt Infrastrukturmaßnahmen 44 10. Stadtentwicklungspolitisches Instrument Quartiersmanagement 46 11. Die L.I.S.T. GmbH im Jahr 2009 48 Liste der 69 von L.I.S.T. betreuten und fertig gestellten Bauprojekte, gegliedert nach Bezirken, Ortsteilen und alphabetisch nach Straßen 54 Adressen 56 Vorwort Die Stadtentwicklungspolitik in Berlin steht immer wieder vor neuen Herausforderungen. Seit dem Beginn der großen Sanierungsprogramme in den 1960er Jahren hat sich gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn diese konfliktbehafteten Prozesse durch intermediäre Institutionen unterstützt werden. Mit der Entwicklung des Konzeptes der behutsamen Stadterneuerung hat die Senatsbauverwaltung schon Anfang der 1980er Jahre, insbesondere in Kreuzberg, begonnen, Treuhänder zu beauftragen, die die Aufgabe hatten, einen Ausgleich in dem komplexen Interessengeflecht herbeizuführen. Durch die Wiedervereinigung entstand die dringende Notwendigkeit der Sanierung und Instandsetzung des maroden Ostberliner Wohnungsbestandes. Zügiges politisches Handeln war erforderlich. Im selben Jahr wurde die L.I.S.T. GmbH als Treuhänder eingesetzt, um neue Instrumente für die Durchsetzung des Konzeptes einer behutsamen, sozial und ökologisch orientierten Stadterneuerung zu erproben und Projekte bei der Realisierung von öffentlich geförderten Bauvorhaben zu betreuen. Im wiedervereinigten Berlin konnte die in Westberlin begonnene Politik der Stadterneuerung erfolgreich fortgesetzt werden, die wichtige Impulse für eine positive Quartiers- und Stadtteilentwicklung gab. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt Treuhändern wie der L.I.S.T. GmbH zu verdanken, die mit Ideen und neuen Konzepten zahlreiche innovative Projekte ermöglichten und begleiteten: von Altbausanierungen durch Selbsthelfer, soziale Träger oder Genossenschaften über ökologisch orientierte Neubauprojekte und die Entwicklung von Gewerbehöfen bis hin zu Infrastrukturvorhaben wie Schulsanierung, Verkehrsberuhigung oder die Entwicklung von Grünzügen. Abb. r.: Skulptur im „Hausgeist“ Foto: Klaus Bädicker 4 Insbesondere multidimensionale Ansätze wie beispielsweise der der L.I.S.T. GmbH, die baupolitische mit sozialen Zielen verknüpfte und mit arbeitsmarktpolitischen Instrumenten kombinierte, erwiesen sich dabei als effizient und nachhaltig – sowohl in den Vorhaben selbst als auch in deren Außenwirkung. Denn gelungene Einzelprojekte strahlen wiederum positiv auf das Quartier zurück: oft genug wirkten sie durch eine engagierte, bleibewillige Bewohnerschaft stabilisierend für die Gebiete und leisteten darüber hinaus mit sozialen oder kulturellen Angeboten einen Beitrag zur lokalen Infrastruktur. Die Realisierung von Stadtentwicklungsaufgaben im sozialen, arbeitsmarktpolitischen und ökologischen Kontext, die L.I.S.T. in den 1990er Jahren im stadtweiten Maßstab bei der Betreuung konkreter Einzelvorhaben verfolgte, trug insofern bereits die Grundzüge einer zeitgemäßen Stadtentwicklungspolitik, wie sie sich beispielsweise heute im Instrument des Quartiersmanagements formuliert – nun jedoch eher gebietsbezogen: interdisziplinäre Strategien, effektive Bündelung von Ressourcen, Nutzung von Synergieeffekten, Stärkung der Potenziale der Quartiere, Hilfe zur Selbsthilfe („Empowerment“). Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Ergebnisse der 20-jährigen Arbeit der L.I.S.T. GmbH und damit gleichzeitig die Entwicklung dieses Akteurs der Berliner Stadtentwicklung vom stadtweiten Betreuer von fast 70 Einzelprojekten zum gebietsbezogenen Quartiersmanager. Die Ergebnisse dieser erfolgreichen Arbeit sind in ihrer positiven Wirkung für die Quartiere und damit die Gesamtstadt nicht zu unterschätzen. Brita Wauer Geschäftsführerin der L.I.S.T. GmbH 5 1. Von den Anfängen: Die Gründung der L.I.S.T. GmbH Abb. r.: Stukkateure und Auszubildende der Zukukunftsbau GmbH, Baustelle Adolfstraße 27 Foto: Archiv Zukunftsbau GmbH 6 Der Sanierungs- und Stadtentwicklungsträger „L.I.S.T. Lösungen im Stadtteil“ wurde 1989 gegründet. Seither hat er als Treuhänder des Landes Berlin fast 70 Bauvorhaben auf den Weg geholfen – darunter etlichen Selbsthilfe- und Sozialprojekten, die Altbauten selbst sanieren und bewirtschaften wollten, aber auch Neubauten oder Infrastrukturvorhaben. Stadtplanung und Politik im Westteil Berlins vollzogen Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre die Abkehr vom flächendeckenden Abriss der Altbauten. 1982 wurden die „Zwölf Grundsätzen der Behutsamen Stadterneuerung“ formuliert. Der Senat legte unter anderem ein Finanzierungsprogramm für die Selbsthilfe bei der Modernisierung und Instandsetzung von Altbauten auf. Doch die Selbsthelfer hatten oft keine Erfahrung mit der Baupraxis. Sie benötigten also fachliche und organisatorische Betreuung, sollte die Selbsthilfe gelingen. Auch in der Jugendhilfe fand ein Konzeptionswandel statt. Wurden vorher so genannte schwierige Jugendliche oftmals aus ihrem sozialen Umfeld herausgerissen und in Heime verschickt, so entwickelte sich nun eine breite Kampagne gegen die rigiden Methoden der „Fremdunterbringung“. Es wurde verstärkt nach jugendpolitischen Alternativen zu den traditionellen Erziehungsheimen gesucht. Der 1983 gegründete Verein Zukunft Bauen e.V. suchte die Verbindung zwischen diesen beiden Themen – Stadterneuerung und Jugendhilfe – und konzentrierte sich zunächst auf den nördlichen Wedding, um auf spezifische örtliche Probleme von Vernachlässigung und Arbeitslosigkeit zu reagieren. Dort entstanden die ersten Selbsthilfeprojekte, in deren Verlauf Jugendliche im Rahmen der Jugendhilfe ihr Haus sanierten und im Zuge dieser Baumaßnahmen selbst ausgebildet und qualifiziert wurden: Sie sollten nicht nur Wohnungen, sondern auch eine berufliche Perspektive erhalten. Während der Sanierung eines Altbaus in der Grüntaler Straße mit Jugendlichen wurde 1986 die Zukunftsbau GmbH als Ausbildungsbetrieb gegründet. Diese kleinräumigen und milieuorientierten Projekte wirkten in mehrere Richtungen: Zum einen wurde das Selbsthilfepotential von Bewohnern genutzt, um Wohn- raum preisgünstig instand zu setzen und zu sichern, zum anderen wurden auf diese Weise Beschäftigungs- und Qualifizierungsplätze für Menschen geschaffen, die auf dem Arbeitsmarkt sonst kaum eine Chance hatten. Last but not least entstanden auch Infrastruktureinrichtungen für den Kiez, etwa Kinder- und Schülerläden oder kulturelle Räume. Aus den Erfahrungen, die der Projektverbund aus „Zukunft Bauen e.V.“ und der „Zukunftsbau GmbH“ in diesen Jahren sammelte, entstand 1989 schließlich der gemeinnützige Sanierungs- und Stadtentwicklungsträger L.I.S.T. GmbH. Als Gesellschafter fungierte der gemeinnützige Verein Zukunft Bauen e.V. Zu den L.I.S.T.-Gründern gehörten der Soziologe Thomas Knorr-Siedow und der Psychologe Dieter Baumhoff. L.I.S.T. verfolgte nicht das Ziel, eigene Projekte zu realisieren, sondern verstand sich als Unterstützer für Initiativen und Projekte bei der Entwicklung tragfähiger und passgenauer Strategien und als Entwickler von Konzepten für benachteiligte Stadtteile. Auf der Basis verschiedener städtebaulicher Förderprogramme wurden Baumaßnahmen betreut, die als integrierte städtebauliche, beschäftigungswirksame, soziale und jugendpolitische Maßnahmen in vielen Hausprojekten die oft schwierige Lebenssituation unterschiedlicher Bewohnergruppen nachhaltig verbessern konnten. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde die L.I.S.T. GmbH 1990 als Treuhänder des Landes Berlin anerkannt. Das erste Projekt: Der Glaskasten – ein Gebäude mit Geschichte 1903 erweitert der Wirt Hermann Schmidt seine Gaststätte in der Prinzenallee 33 um einen großen Festsaal auf dem Hinterhof des Grundstücks. Der Schmidt’sche Ballsaal mit einer Kegelbahn im Untergeschoss wird schnell ein beliebter Vergnügungsort der Weddinger, „Glaskasten“ nennen sie ihn wegen der gläsernen Veranda. Ab Ende der 20er treffen sich hier immer häufiger auch kommunistische Zellen, weshalb der Glaskasten 1933 von der SA gestürmt und zum SA-Sturmlokal umfunktioniert wird. Das Unterge- 7 Abb. l. o.: Glaskasten Ballsaal vor der Sanierung, 1994 Foto: Archiv Zukunft Bauen e.V. Abb. l. u.: Glaskasten Ballsaal nach der Sanierung, 2000 Foto: Archiv Zukunft Bauen e.V. Abb. r.: Glaskasten Eingangsbereich, Neubau Foto: Archiv Zukunft Bauen e.V. 8 schoss wird zum Folterkeller. Während des Krieges wird das Vorderhaus zerstört. Nach Kriegsende nutzen die französischen Alliierten den Glaskasten als Kriegsgefangenenlager. In den 1960ern wird das Wohnhaus mit Gaststätte wiedererrichtet, der Glaskasten im Hinterhaus wird zum Tanzlokal, später zur Disco. Ab 1983 stehen die Gaststätte und der Glaskasten leer. Einige Jahre später wird der Glaskasten das erste Projekt der L.I.S.T. GmbH. Die Planungen beginnen bereits 1990, können jedoch erst Ende der 1990er Jahre realisiert werden. Das Gebäude auf der Prinzenallee 33 soll als kommunale soziokulturelle Einrichtung genutzt werden. Ursprünglich ist beabsichtigt, dort ein Kindertheater einzurichten. Das Vorderhaus soll als Wohnmiethaus mit Gaststätte im Erdgeschoss instand gesetzt werden. Eigentümerin des Gebäudes ist die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo, Träger der Maßnahme wird der Verein Zukunft Bauen e.V. 1995 verkauft die Degewo das Gebäude an Zukunft Bauen e.V. Die Sanierung des Vorderhauses mit Wohnungen für sanierungsbetroffene Mieter und Jugendliche wird ab 1997 mit 1,36 Mio. DM aus dem Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ gefördert, die insgesamt 3,8 Mio. DM teure Sanierung des Ballhauses ab 1996 mit Mitteln der Städtebauförderung. 15% der Gesamtsumme, ca. 600.000 DM, werden durch Eigenleistungen des Trägers und Bauherrn Zukunft Bauen e.V. erbracht. Die Baumaßnahmen werden im Rahmen von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen mit Jugendlichen des Ausbildungsbetriebs Zukunftsbau GmbH durchgeführt, die hier die Gewerke Maler, Maurer und Tischler lernen. Außerdem bietet der Ausbau des Glaskastens zwanzig arbeitslosen Bauhelfern aus dem Wedding Beschäftigung und Qualifizierung im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM). Heute wird der Glaskasten vom Eigentümer für alle Arten von Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerte oder Firmenjubiläen vermietet. Im Vorderhaus befindet sich ein Restaurant mit afrikanischen Spezialitäten. 9 2. Der Fall der Mauer: zwischen Utopie und Wohnungsnot Abb. r.: Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt e.V. Foto: Klaus Bädicker 10 Mit dem Fall der Mauer 1989 steht auch die Stadterneuerung unverhofft vor einer Aufgabe von völlig neuer Dimension: Im Ostteil Berlins – wie in vielen anderen Städten der DDR – sind flächendeckend ganze Altbauquartiere verfallen, weil die DDR ihre finanziellen, personellen und technischen Kapazitäten vor allem auf den industriellen Wohnungsbau konzentriert hatte. Entsprechend hoch war der Leerstand, der schon zu DDR-Zeiten geradezu zu Hausbesetzungen einlud; das Verfahren, eine Wohnung zu besetzen, um dann per anonymer Mietüberweisung und polizeilicher Anmeldung einen legalen Mietvertrag zu erlangen, war relativ weit verbreitet. Zudem war in der DDR bereits in den 1970er und 1980er Jahren die bauliche Selbsthilfe jugendlicher Wohnungssuchender und junger Familien mit diversen Programmen gefördert worden. Die kommunalen Wohnungsverwaltungen schlossen mit Mietern Um- und Ausbauverträge ab. Solche Form der Instandsetzung konnte allein nicht den flächendeckenden Verfall der Gebiete aufhalten, doch auf diese Weise hatten sich den Alteingesessenen in den Altbauquartieren neue Bewohner zugesellt – darunter etliche Studenten, Oppositionelle, Künstler und Nonkonformisten, die hier ihre Nischen und Freiräume fanden, sich das Gebiet auf ihre Weise aneigneten und sich damit identifizierten. Als in den 1980er Jahren in der Oderbergerstraße und der Rykestraße in Prenzlauer Berg, in der Spandauer Vorstadt in Mitte und andernorts Pläne bevorstehender Abrisse bekannt wurden, formierte sich der Widerstand dagegen. Es entstanden die ersten Bürgerinitiativen und Projekte zum Erhalt der Altbausubstanz. Jene Anwohner beispielsweise, die 1989 Abrisse in der Mulackstraße verhinderten, als die Sprenglöcher bereits gebohrt waren, gründeten später die Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt. Am „Runden Tisch Bauwesen“, der sich nach der politischen Wende im Dezember 1989 konstituierte, erzwangen die Bürgerinitiativen u.a. das Versprechen eines Abrissstopps. Zugleich zogen die vielen nach wie vor leer stehenden Häuser gleich nach dem Fall der Mauer auch etliche Hausbesetzer aus West-Berlin an, wo bezahlbarer Wohnraum noch immer Mangelware war. Vor allem in Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain entstanden 1989/90 erste Hausprojekte: ob in der Brunnen-, Acker- oder Rykestraße, in der Schönhauser Allee oder der Mainzer Straße. In Ost-Berlin formierte sich eine neue Hausbesetzerbewegung, die allein von Frühjahr bis Herbst 1990 über 100 leer stehende Häuser besetzte – um Gemeinschaftsprojekte ins Leben zu rufen, Vorstellungen von selbstbestimmtem Wohnen und Arbeiten zu realisieren oder einfach, um möglichst kostenlos Räume zu nutzen. Bereits im Winter 1989/90 war es zu ersten Kontakten zwischen West-Berliner Akteuren wie der L.I.S.T. GmbH und Ost-Berliner Bürgerinitiativen und Projekten gekommen – der „Mythos Kreuzberg“, mithin das West-Berliner Modell der behutsamen Stadterneuerung, hatte sich auch in Ost-Berlin schnell herumgesprochen. Man fand sich zu ersten Gesprächen, zu gemeinsamen Bau- und „Entrümpelungs“aktionen zusammen. L.I.S.T. kam mit den Erfahrungen aus den Weddinger Projekten Ende 1989 in die Spandauer Vorstadt und fand dort die Bürgerinitiative sowie viele erhaltenswerte Häuser vor – unter anderem auch die Mulackstraße 29/30, die später aus dem 25-Millionen-Programm des Senats gefördert wurde. Das 25-Millionen-Programm Anfang 1990 – die DDR existierte noch, in Ost-Berlin regierte der Magistrat die Stadt, in West-Berlin der Senat – war der damalige SPD-Bausenator Wolfgang Nagel auf Einladung der neu gegründeten DDR-SPD nach Ost-Berlin gereist, um über „Ökologische Stadterneuerung“ zu referieren. Auf einer Podiumsdiskussion des SPD-Bezirksverbandes gab Nagel überraschend bekannt, dass der Senat Ost-Berlin 25 Millionen DM als Soforthilfeprogramm für die Stadterneuerung zur Verfügung stellen wolle. Dies sei, so Nagel, als „symbolische Geste“ zu verstehen, vielleicht ließe sich so das weitere Ausbluten der DDR verhindern – immer noch verließen DDR-Bürger in Scharen ihr Land, der Leerstand nahm zu. Diese Hoffnung teilte auch der damalige DDR-Bauminister Gerhard Baumgärtel: Ziel sei es, die Bürger zum Bleiben in ihrer Heimat zu bewegen – die Wiederherstellung von Wohnraum sei 11 billiger als der Neubau von Wohnungen für Übersiedler im Westteil der Stadt. Mit der Betreuung, finanziellen Abwicklung und der Kontrolle der Baumaßnahmen wurden u.a. die West-Berliner Stadterneuerungsakteure BSM, L.I.S.T., S.T.E.R.N., SPI und Stattbau beauftragt, wobei die einzelnen Sanierungsträger bereits unterschiedliche Profile entwickelt hatten. Um das Programm zu koordinieren, wurde in Mitte ein Vor-Ort-Büro, das „Koordinationsbüro Stadterneuerung“ mit drei Mitarbeitern eröffnet, das später Sanierungsbeauftragter des Landes Berlin für den Bezirk Mitte wurde. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Programms wurde eine große Anzahl von Förderanträgen gestellt – unter anderem für die Mulackstraße 29/30 in Mitte. Das Ost-West-Pilotprojekt: Die Mulackstraße 29/30 Abb. r. o.: Mulackstraße 29/30 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH Abb. r. u.: Mulackstraße 37, 1989 Foto: Klaus Bädicker 12 Das dreigeschossige Mietshaus im historischen Scheunenviertel war eines der ersten von L.I.S.T. betreuten Ost-West-Bauprojekte. Bereits Anfang 1990 hatte die Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt einen Antrag auf Unterstützung bei der Einrichtung eines Beratungs- und Planungsbüros im Erdgeschoss des Gebäudes gestellt. Im Innenhof der Mulackstraße 29/30 – der noch Ende der 1980er ebenfalls der Abriss gedroht hatte – hielt SPDBausenator Wolfgang Nagel 1990 die Auftaktrede zum 25-Millionen-Programm. Die Instandsetzung des Gebäudekomplexes aus Vorderhaus, Seitenflügel und Quergebäude war eines der Pilotprojekte des Programms. Von 1992 bis 1994 wurden acht Wohnungen instand gesetzt. Alle sanierungsbetroffenen Mieter zogen anschließend wieder ein. Aufgrund der fehlenden Zustimmung des Eigentümers konnte in diesem Gebäude allerdings keine bauliche Selbsthilfe organisiert werden, die Sanierung wurde mit Hilfe von Baufirmen realisiert. Den Dachgeschossausbau und den Ausbau der Gewerberäume finanzierten die Eigentümer, eine Erbengemeinschaft. Die Bruttobaukosten beliefen sich auf 1,75 Mio. DM. Das 25-Millionen-Programm war in der damaligen politischen Situation und unter weitgehend noch ungeklärten Rahmenbedingungen ein ungewöhnlich offenes Instrument und ermöglichte es, eine Reihe experimenteller Projekte auf den Weg zu bringen. Es konzentrierte sich dabei vor allem auf Schwerpunkte des Bürgerinitiativ- und Projektgeschehens. Insgesamt wurden auf diesem Weg 43 Häuser in Berlin und Potsdam gefördert. Die Klärung von - gesetzlich noch nicht geregelten - Miethöhen und Eigentumsfragen blieben bei dem Programm zunächst unberücksichtigt. Zudem war das 25-Millionen-Programm ein klares wohnungspolitisches Signal gegen Abrisspolitik, das gerade zu Beginn der 1990er Jahre eine nicht zu unterschätzende Vorbild- und Symbolwirkung ausstrahlte. Politik und Verwaltung unterstützten mit dem Sofortprogramm eine Projektelandschaft, die maßgeblich zur Aufbruchsstimmung im Berlin der unmittelbaren Nachwendezeit beitrug. Die Bedeutung dieses Programms ist nur nachvollziehbar, führt man sich die damalige brisante Situation vor Augen: – Die Besitzer des Ost-Berliner kommunalen Wohnungsbestandes (also des Großteils der Ost-Berliner Wohnungen), die Kommunalen Wohnungsverwaltungen, wurden mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 in städtische Wohnungsbauunternehmen umgewandelt. Ihre ökonomische Situation war angespannt, weil sie häufig sanierungsbedürftige Wohnungen bewirtschafteten, deren Mieten meist nicht einmal die laufenden Kosten deckten. -– Hinzu kam die völlig neue Problematik der Restitution, die durch den im Einigungsvertrag festgelegten Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“ ausgelöst worden war: Immobilien, die sich früher in jüdischem Besitz befunden hatten und unter nationalsozialistischem Regime zwischen 1933 und 1945 „zwangsarisiert“ worden waren, sollten an die Erben der damaligen Eigentümer rückübertragen werden. Diese politische Entscheidung löste oft langwierige Restitutionsverfahren aus. Kreditaufnahmen für die Sanierung restitutionsbelasteter Häuser wurden damit wesentlich erschwert bzw. faktisch unmöglich. – Zum wirtschaftlichen Druck kam der politische: Der marode Zustand vieler Altbauviertel hatte maßgeblich mit zu jener breiten Bürgerbewegung geführt, die schließlich den Zusammenbruch des DDR-Staates einläutete. Entsprechend groß waren nach der Wende die Erwartungen und der Handlungsbedarf. – Die ersten Bestandaufnahmen machten den immensen Erneuerungsbedarf deutlich: Neben immer noch über 40.000 Wohnungen in West-Berlin wurden – allerdings lediglich auf der Grundlage von Daten über Ausstattungsstandards - knapp 70.000 Wohnungen in Ost-Berlin, fast 11% des Gesamtbestandes, als erneuerungsbedürftig eingeschätzt. Der Leerstand in Ost-Berlin wurde in ersten Studien mit ca. 25.000 Wohnungen (ca. 6% des Gesamtbestandes) beziffert. Die ersten groben Schätzungen des finanziellen Bedarfs für die Erneuerung beliefen sich auf ca. 1,7 Milliarden DM jährlich bzw. auf einen Gesamtbedarf von 34 Milliarden DM, verteilt auf 20 Jahre. Ein Novum: Restitutionsverfahren und Eigentumsproblematik Doch nicht nur mit dem Umfang des Instandsetzungsbedarfs, sondern insbesondere mit der Eigentumsfrage stellte sich auch für die erfahrenen West-Berliner Sanierungsakteure eine völlig neue Problematik. Der politische Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“ zog eine Flut von Restitutionsanträgen für die Altbauten nach sich. Das Restitutionsproblem brachte etliche Projekte an den Rand des Scheiterns. Aus Angst vor Regressansprüchen von noch unbekannten Alteigentümern weigerten sich die Kommunalen Wohnungsverwaltungen seit dem Sommer 1990 häufig, mit Selbsthilfegruppen Nutzungsverträge abzuschließen. Auch legten bereits bekannte Alteigentümer oft ihr Veto gegen geplante Projekte ein. In solchen Fällen konnte später teilweise das Investitionsvorrangverfahren Abhilfe schaffen. Eine Folge des Restitutionsgesetzes war auch, dass die meisten der Alteigentümer – oft Erbengemeinschaften oder private Einzeleigentümer – sich nicht in der Lage 13 sahen, die Gebäude selbst zu sanieren, und diese verkauften. Am Berliner Immobilienmarkt herrschte angesichts des Hauptstadtbooms Goldgräberstimmung: Nicht selten wurden Anfang der 1990er aus spekulativen Gründen Alteigentümeransprüche aufgekauft. Etliche der Grundstücke wurden mehrfach verkauft, was zu einer Explosion der Immobilienpreise und einem völlig überhitzten Immobilienmarkt führte, der dann ab 1997 kollabierte. Die Vielzahl von Eigentümern, der hohe Anteil von Immobilienverkäufen, die häufigen Eigentümerwechsel und die immensen Preissteigerungen stellten auch für die Sanierungsakteure eine völlig neue Situation mit bis dahin ungekannten Problemlagen dar. Hier entwickelte L.I.S.T., insbesondere durch die Erfahrungen der frühen 1990er Jahre, Kompetenzen bei der Problemlösung und konnte dazu beitragen, etlichen Hausprojekten bei der Bewältigung solcher Schwierigkeiten zu helfen. Bauen für Frauen: Die Zionskirchstraße 6 Abb. l.: Zionskirchstraße 6 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH Abb. r.: Impressionen Berlin-Mitte, Anfang 1990er Jahre Fotos: Klaus Bädicker, Mathias Heyden 14 Das Projekt Zionskirchstraße 6 stand exemplarisch für den von L.I.S.T. verfolgten Ansatz, bauliche Selbsthilfe mit arbeitsmarktpolitischen und sozial orientierten Maßnahmen zu verknüpfen. Ausgangspunkt dieses Projekts waren Initiativen, die aus der „Lila Offensive“, einer DDR-Frauenbewegung der Wende, hervorgegangen waren. So hatte sich aus dem Frauenzentrum „Brunnhilde e.V.“ der Verein „BAFF – Bauen für Frauen e.V.“ gegründet, ein Zusammenschluss von Ost-Berliner Frauen mit Bauberufen, die sich für den Erhalt und die Förderung der in der DDR durchaus verbreiteten Ausbildung von Frauen in Baugewerken einsetzten. Langfristiges Ziel war die Gründung einer FrauenBaufirma. Für die Realisierung eines Initiativprojekts wurde mit Hilfe der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) die Zionskirchstraße 6 gefunden, ein leer stehendes Wohnmietshaus mit Vorderhaus und Seitenflügel. Projektträger wurde BAFF e.V. Zwischen 1992 und 1994 wurden mit Mitteln aus dem ModInst-Programm 13 Wohnungen um- fassend saniert, das Dachgeschoss ausgebaut und Gewerberäume im Erdgeschoss geschaffen. Das Beschäftigungsprojekt des Vereins schuf im Zuge der Modernisierung 27 ABM-Plätze für Baufachfrauen und Ungelernte – von der Bauleitung über Poliere bis hin zu den Einzelgewerken. Die Wohnungen wurden Alleinerziehenden, kinderreichen Familien und einem Seniorenpaar zur Verfügung gestellt. In den als Kulturcafé mit Frauenarbeitsplätzen konzipierten Gewerberäumen im Erdgeschoss befindet sich heute das frauengeführte Café „Oberwasser“. Erhebliche Probleme bei der Durchführung des Projekts ergaben sich durch Restitutionsansprüche, die für das Haus gestellt wurden. Die Eigentumsverhältnisse wurden im Folgenden per Investitionsvorrangverfahren geklärt. Auch die Synchronisation zwischen ABM und Bauförderung gestaltete sich schwierig, hinzu kamen Leistungsüberschätzung und zeitweise Überforderung des Projekts, das daraufhin durch die kooperierende Zukunftsbau GmbH unterstützt wurde. Das langfristige Ziel des Vereins, aus dem Projekt eine Frauenfirma zu etablieren, konnte zwar nicht realisiert werden, viele der am Projekt beteiligten Frauen blieben jedoch nach dem Ende der Baumaßnahme in Bauberufen tätig. 15 3. Immer mehr von L.I.S.T. betreute Projekte Allein bis zum Sommer 1990 waren in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain über 100 Häuser besetzt. Die Besetzer bildeten ein Gremium, um mit dem Ost-Berliner Magistrat Verhandlungen zwecks Legalisierung der Häuser zu führen. Der Magistrat versprach für alle vor dem 24. Juli 1990 besetzten Häuser eine so genannte Nichträumungsgarantie. Nach diesem Stichtag sollte auch in Ost-Berlin die West-„Berliner Linie“ gelten, wonach Hausbesetzungen binnen 24 Stunden durch die Polizei zu beenden sind. Weitergehende Verhandlungen mit dem Magistrat scheiterten im Herbst 1990 endgültig an differierenden Interessenlagen. Der Konflikt eskalierte schließlich in der Räumung der Mainzer Straße im November 1990 unter massivem Polizeieinsatz. Unmittelbar danach berief der „BesetzerInnenrat Prenzlauer Berg“ einen „Runden Tisch Instandbesetzung“ ein, an dem neben den Besetzern auch Vertreter der Wohnungsbaugesellschaft WIP, der Senatsbauverwaltung, das Bezirksamt, der BVV-Fraktionen und der L.I.S.T. GmbH teilnahmen. Hier wurde ein Rahmenvertrag für die Häuser ausgehandelt, der die Legalisierung von Besetzungen ermöglichte. Ähnliche Runde Tische gab es auch in Mitte und Friedrichshain. Maßgeschneiderte, interdisziplinäre Strategien für Projekte Abb. r.: Auszubildende der Zukukunftsbau GmbH, Baustelle Adolfstraße 27 Foto: Archiv Zukunftsbau GmbH 16 Die hohe Dynamik zu Beginn der 1990er schlug sich auch in der Arbeit von L.I.S.T. nieder: Neben der Mulackstraße 29/30 und der Zionskirchstraße 6 kamen seit 1991 immer mehr Hausprojekte hinzu, die von L.I.S.T. betreut wurden: Ackerstraße 18 und 169/170, Auguststraße 18, Tucholskystraße 22/24, Christinenstraße 33, Lottumstraße 26, Kastanienallee 77 sowie 85 und etliche andere. In kürzester Zeit gab es 20 Häuser, die der Senat als förderwürdig einstufte. Dabei entwickelte die L.I.S.T. GmbH als Sanierungsträger ein spezifisches Profil. Einer der Schwerpunkte war die Verbindung von Sanierung mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Als interdisziplinäre Organisation verfolgte L.I.S.T. ganzheitliche Ansätze, um innovative Projekte zu ermöglichen. Zu den Zielgruppen dieser Tätigkeit gehörten u.a. Selbsthelfergruppen, die Häuser selbst sanieren und bewirtschaften wollten, kulturelle und wohnungspolitische Projekte und soziale Träger. L.I.S.T. ging es darum, diese Gruppen dabei zu unterstützen, ihre individuellen Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Die Beratungsarbeit war auf die Entwicklung der Projekte orientiert. Die Strategien der Umsetzung wurden „maßgeschneidert“ für die jeweilige Situation der Bewohnergruppen entwickelt, denn in jedem Haus waren spezifische Voraussetzungen gegeben, die es zu berücksichtigen und zu nutzen galt. Viele Gruppen wandten sich an L.I.S.T., da sie sich zunächst nicht in der Lage sahen, den komplizierten und aufwendigen Sanierungsprozess samt Organisation, Bauplanung und -durchführung allein zu realisieren. Der erste Schritt, den L.I.S.T. mit den Gruppen unternahm, war das gemeinsame Gespräch, um Vorstellungen zu klären, die Gruppensituation kennen zu lernen, bisherige Aktivitäten und Kontakte zu erfragen sowie den Zustand des Hauses, die Eigentumsverhältnisse und weitere Ausgangsdaten zu ermitteln. Ein nicht zu unterschätzender Teil der Arbeit bestand in der Vermittlungs- und Moderationsleistung: Zwischen den Nutzern und Projekten einerseits, Verwaltungen, Fördergebern, Banken oder Eigentümern andererseits mussten Kontakte hergestellt und moderiert werden, um Lösungen für anfangs oft undurchführbar erscheinende Aufgaben zu finden. Das Angebot der sozialpädagogischen Betreuung der Gruppen während der gesamten Bauzeit unterschied L.I.S.T. von anderen Sanierungsträgern. Insofern handelte es sich um eine ressortübergreifende Projektbetreuung, die neben den eigentlichen baulichen Aufgaben auch jugend- und arbeitsmarktpolitische sowie soziale Aspekte einband. Die für die Treuhänder zuständige Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen trug diese interdisziplinäre Ausrichtung mit und förderte sie. So schrieb der damalige Bausenator Wolfgang Nagel im Vorwort einer Dokumentation von 1995: „In Berlin vollzieht sich ein beispielloser städtebaulicher Prozess. Seit der Maueröffnung müssen wir auf veränderte Stadtstrukturen reagieren. (…) Stadterneuerung darf sich nicht nur auf Stadterweiterung, Neubau und spektakuläre Neubauprojekte konzentrieren. Stadterneuerung ist auch für die Quartiers- und Stadtteilentwicklung wichtig. (…) Dazu gehört auch der Mut, neue Konzepte zu entwerfen, politisch zu diskutieren und demokratisch umzusetzen. (…) Die L.I.S.T. GmbH ist ein solcher Sanierungsträger, der Stadtentwicklungsaufgaben immer auch im sozialen und ökologischen Kontext realisiert. Diesen Anspruch hat die Gesellschaft seit 1989 immer wieder zur Richtschnur gehabt, mit Erfolg (...) Ich wünsche deshalb, dass L.I.S.T. seine Arbeit auch zukünftig so zielstrebig fortsetzt. Denn sie kommt denjenigen zugute, die es auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt schwer haben.“ send die Möglichkeiten zum Ausgleich sozialer, kultureller, wirtschaftlicher, baulicher und infrastruktureller Defizite und Probleme in Stadtteilen entwickelt, erprobt und langfristig gesichert. (…) Die Tätigkeit ist ausdrücklich nicht begrenzt auf Gebiete gemäß §§ 141, 142 des Baugesetzbuches (BauGB).“ In gewisser Weise war mit diesem Ansatz bereits der Grundstein für das Quartiersmanagement gelegt, das Ende der 1990er Jahre als stadtentwicklungspolitisches Instrument eingeführt wurde – und es ist nur folgerichtig, dass L.I.S.T. seitdem zu den Trägern des Quartiersmanagements gehört. Diese sozial- und beschäftigungspolitische Ausrichtung wurde im Treuhandvertrag verankert, den das Land Berlin mit der L.I.S.T. GmbH schloss: „Der Treuhänder erprobt im Auftrag Berlins neue Instrumente für die Durchsetzung des Konzepts einer behutsamen, sozial und ökologisch orientierten Stadterneuerung unter besonderer Berücksichtigung der sozialen, wirtschaftlichen, infrastrukturellen und kulturellen Bedürfnisse benachteiligter Bewohner und Stadtteile. Diese Instrumente sollen die Selbsthilfepotentiale sowie die Mit- und Selbstbestimmung der Bewohner und Nutzer entwickeln und fördern. Die zu diesem Zweck zu erwerbenden Grundstücke verwaltet und privatisiert der Treuhänder unter besonderer Berücksichtigung der Bereitstellung sozialpädagogisch betreuter Beschäftigungsmöglichkeiten für besonders benachteiligte Gruppen. Die Gruppen (insbesondere jugendliche Arbeitslose, Behinderte, Sozialhilfeabhängige, psychisch und somatisch Kranke) sind gemeinsam mit der sonstigen Bewohnerschaft im Stadtteil und in Kooperation mit bereits bestehenden oder ggf. zu gründenden Institutionen, Initiativen und Projekten zu fördern und zu beteiligen. Dabei werden ressortübergreifend Formen der Sozialförderung in Verbindung mit der Förderung von Baumaßnahmen und umfas- 17 L.I.S.T. wird auch in Lichtenberg aktiv Auch in Lichtenberg – überwiegend in der gründerzeitlichen Victoriastadt – waren diverse Häuser besetzt worden, u.a. in der Kaskel-, Pfarr- und Lückstraße. Waren bis dahin die Gruppen selbst – angeregt durch gegenseitige Information und durch die Runden Tische – auf L.I.S.T. als Treuhänder und Sanierungsträger zugekommen, so engagierte sich in Lichtenberg der damalige Sozialstadtrat dafür, dass L.I.S.T. die Beratung und Betreuung einiger Häuser übernahm. Hier stellten sich insbesondere spezifische sozialpädagogische Anforderungen, da es sich bei den Besetzern teils um politisch rechtsgerichtete Jugendliche handelte, teils um sehr junge Jugendliche, die ihr Zuhause frühzeitig verlassen hatten. Konflikte moderieren: Die Pfarrstraße 111 Abb. l.: Bezirklicher Bauherrenpreis 2000 für die Pfarrstraße 111 Abb. r. o.: Vorderhaus Pfarrstraße 111 Abb. r. u.: Ausbildungsrestaurant „Am Kuhgraben“, Pfarrstraße 111 Fotos: Peter Brinkmann, L.I.S.T. GmbH 18 Im Sanierungsgebiet Victoriastadt, einem gründerzeitlichen Wohnquartier, war der Instandsetzungsbedarf angesichts jahrelang dem Verfall preisgegebener Bausubstanz hoch, etliche Wohnungen standen leer. Unter den Besetzern, die Häuser in der Kaskel-, Türrschmidt- oder Pfarrstraße besetzten, waren viele Jugendliche mit sozialen Problemen und teils politisch rechtsgerichtete Gruppen, was wiederum zu Konflikten mit linksgerichteten Besetzern aus der Punk-, Autonomen- und Antifa-Szene führte. Der Sozialdiakon der Erlöserkirche hatte für jene Jugendlichen den Verein „Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e.V.“ ins Leben gerufen. Dieser Verein wurde Träger des ersten Projekts, für das die L.I.S.T. GmbH 1990 in Lichtenberg die Steuerung übernahm: die Pfarrstraße 111, ein von politisch rechtsgerichteten Jugendlichen besetztes Haus. In Anlehnung an die von L.I.S.T. erprobten Konzepte entwickelte der Trägerverein einen sozialen Projektverbund, der eine Notaufnahme, eine Sozialküche und ein Konzept für betreutes Wohnen mit einschloss. Diese Maßnahme wurde mit Mitteln, die der Ost-Berliner Magistrat analog zur Selbsthilfeförderung zur Verfügung gestellt hatte, durchgeführt. Eigentümer des Gebäudes war die Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg, die mit dem Projektträger einen langfristigen Pachtvertrag abschloss. Im Zuge der Sanierung des Hauses wurden sieben Wohnungen geschaffen, das Dachgeschoss ausgebaut und im Erdgeschoss Räume für eine soziale Beratungsstelle hergerichtet. Gleichzeitig schloss das Projekt Beschäftigungs- und Integrationsmaßnahmen für gewaltbereite Jugendliche ein, die so neue Orientierung erhielten und auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden konnten: Für 20 Jugendliche wurden ABM-Stellen geschaffen. Unter Anleitung professioneller Betreuer übernahmen sie die Instandsetzung des Hauses. Die Wohnungen wurden nach der Sanierung mit Hilfe des Lichtenberger Jugendamtes als betreute Wohnungen für obdachlose Jugendliche genutzt. Die 1991 begonnene Sanierung konnte im Frühjahr 1993 abgeschlossen werden, investiert wurden ca. 1,3 Mio. DM. Dieses erste in Lichtenberg von L.I.S.T. betreute Projekt war in der Öffentlichkeit keineswegs unumstritten, hatte jedoch als Selbsthilfemodell deutliche Sogwirkung: Kurze Zeit später folgten weitere Besetzergruppen diesem Beispiel. Dieses mutige Projekt, das auf die Reintegration einer besonders schwierigen Klientel zielte, erforderte große Sensibilität und sozialpädagogische Kompetenz und stellte auch insofern eine besondere Herausforderung dar, da es bisher kaum Modelle dafür gab. Dass sich L.I.S.T. auf diese Herausforderung einließ und das Projekt erfolgreich betreute, zeugte von der Fähigkeit des Sanierungsträgers, auch im undefinierten Raum zu arbeiten und selbst unter schwierigen, überaus konfliktträchtigen Bedingungen innovative Lösungen zu entwickeln. Konflikte moderieren: Die Pfarrstraße 102 Gegenüber der Pfarrstraße 111 war auch das Haus Pfarrstraße 102 besetzt worden – allerdings von politisch linken Jugendlichen. In der Folge kam es zu teils gewalttätigen Zusammenstößen zwischen beiden Gruppen. Für die Pfarrstraße 102 wurde 1992 ein Fördervertrag nach den ModInst-Richtlinien von 1990 abgeschlossen, der Paragraph 17a („wohnungspolitische Maßnahmen“) sah dabei einen Eigenleistungsanteil des Trägers von 15% vor. Projektträger war hier der Hausverein „Titanic e.V.“, der mit der Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg als Eigentümerin des Gebäudes einen 20-jährigen Pachtvertrag abschloss. In der Bauzeit von 1992 bis 1994 wurde das Haus mit zwölf Wohnungen umfassend saniert, das Dachgeschoss ausgebaut sowie der Hof gestaltet. Mit den arbeitsund ausbildungslosen jugendlichen Bewohnern wurde ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt entwickelt. Die Baudurchführung mit der Selbsthilfe- und ABM-Gruppe gestaltete sich überaus erfolgreich. Im Anschluss an die Sanierung übernahm L.I.S.T. auch die Nachbetreuung zum Aufbau der Selbstverwaltung des Projekts. Mit den Lichtenberger Projekten sammelte L.I.S.T. wichtige Erfahrungen insbesondere in der sozialpädagogisch betreuten Jugendselbsthilfe und prägte sein spezifisches Betreuungsmodell weiter aus: Zu den Bausteinen gehörten möglichst langfristige Nutzungsverträge mit den Gruppen, weitestgehende Selbstverwaltung der Nutzer oder alternativ die Beauftragung einer sozial agierenden Hausverwaltung, flankierende Qualifizierungsmaßnahmen, die Einbeziehung gemeinnütziger Ausbildungsträger wie Kirchbauhof, Stattbauhof, Atlantis, Zukunftsbau u.a., die nicht nur über beruflich-fachliche und ökologische, sondern auch über pädagogische und Betreuungskompetenzen verfügten und mitunter sogar Jugendliche in Ausbildungsmaßnahmen übernahmen. Genau dieser multiplikatorische Effekt war vom Senat als modellhaft angesehen worden und ausdrücklich gewünscht. 19 4. Nachhaltigkeit: wohnungspolitische Selbsthilfe im Ostteil der Stadt Abb. r. o.: KuLe, Auguststraße 10, nach der Besetzung 1990 Foto: Klaus Bädicker Abb. r. u.: „Familie Jetzt“, 1994 Ausstellung, Veranstaltungen und Fest der Vereinigten Varben Wawavox anlässlich der 2-jährigen Wiederbelebung des denkmalgeschützten Hauses Kastanienallee 77 Foto: Mathias Heyden 20 In der kurzen Spanne von 1989 bis Mitte der 1990er Jahre hatte sich insbesondere in den Innenstadtbezirken des Ostteils der Stadt, in Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Mitte, eine überaus vitale und bunte Projektelandschaft entwickelt. Deren Anziehungskraft speiste sich zum einen aus der Ost-Berliner Aufbruchseuphorie und dem emanzipatorischen Geist, der 1989 die Wende herbeigeführt hatte, andererseits aus der lebendigen Mischung von kulturellen, sozialen und politischen Projekten, die mit der Wende entstanden waren oder sich in deren Folge hier angesiedelt hatten. Und dazu gehörten auch jene Projekte, die aus den erst besetzten und später legalisierten Häusern hervorgingen und teilweise bis heute existieren: u.a. die KuLe („Kunst und Leben“) in der Auguststraße 10, die Kastanienallee 77 (K77), der „Schokoladen“ in der Ackerstraße 169/170 oder das Kunsthaus ACUD in der Veteranenstraße. Die Ausstrahlung dieser Projekte hatte aber auch mit der Tatsache zu tun, dass sie insbesondere in den frühen 1990ern einen entscheidenden Beitrag zur kulturellen und sozialen Infrastruktur im Ostteil der Stadt leisteten und damit den jeweiligen Kiezen halfen. Zudem engagierten sich etliche der Häuser in der Mieterbewegung: Besetzerräte wurden als Sprecherorgan der besetzten Häuser gegründet, Mieter- und Kiezläden als Anlauf- und Beratungsstellen für die Bewohner der Gebiete aufgebaut oder Kiezzeitungen herausgegeben. Und nicht wenige dieser Projekte wurden von L.I.S.T. bei der baulichen Selbsthilfe begleitet. Für den Treuhänder war mit Beginn der 1990er eine überaus arbeitsintensive Zeit angebrochen. Bis zum Sommer 1995 hatte L.I.S.T. bereits 73 Hausprojekte vorbereitet und betreut. Aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse, zu hoher Kaufpreise und interner Entscheidungsprobleme konnten bis zu diesem Zeitpunkt 28 der betreuten Projekte jedoch nicht in die Realisierung gehen. Die Hausverwaltung der L.I.S.T. GmbH unterhielt vor allem in Wedding, Mitte und Lichtenberg zwölf komplette Mietshäuser und zusätzlich 150 Einzelwohnungen. Insgesamt wurden 330 Wohnungen betreut. Das „Kettensägenmassaker“: Die K 77 Das um 1848 erbaute Haus in der Kastanienallee 77 stand von 1986 bis 1992 leer. Da die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt waren, wurde das Gebäude zwangsverwaltet und war dem Verfall ausgesetzt. Am 20. Juni 1992 besetzte die Gruppe „Vereinigte Varben Wawavox“ im Rahmen einer Kunstaktion, „Kunst – Besetzen - 1.Hilfe“ die Kastanienallee 77. Die HdK-Studenten und Künstler wollten Leerstand beseitigen und Wohn- und Arbeitsraum für künstlerische Tätigkeiten schaffen. Bald war das Haus wichtiger Bestandteil der Projekte- und Kulturszene und mit anderen Gruppen gut vernetzt, über den Abschluss von Mietverträgen wurde die K77 „legalisiert“. Der neue Eigentümer hatte allerdings anderes mit dem Gebäude vor. Er ging als „Mann mit der Kettensäge“ in die K77-Annalen ein, als er Ende 1993 40 Bauarbeiter mit Schlagbohrern und Motorsägen losschickte, die morgens in das Haus einzudringen versuchten – ohne Vorwarnung und ohne Baugenehmigung. Erfolg hatte er jedoch mit diesem illegalen Räumversuch nicht: stattdessen erhielt er eine Anzeige und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren des Bezirks wegen des rabiaten Umgangs mit der denkmalgeschützten Substanz – das Haus ist eines der ältesten im Gebiet. Als L.I.S.T. die Betreuung der K77 übernahm, fand der Treuhänder eine relativ eigenständige, engagierte und aktive Gruppe vor, die insbesondere Unterstützung bei praktischen Fragen brauchte. Vor allem aber ging es zunächst darum, das Grundstück zu sichern. Nach langen, schwierigen Verhandlungen zwischen den Bewohnern, L.I.S.T. und den Eigentümern und mit Unterstützung des bezirklichen „Runden Tisches“ gelang dies schließlich: Die Immobilienfirma verkaufte das Gebäude samt Grund und Boden an die gemeinnützige „Stiftung Umverteilen“, die es an den von der Künstlergruppe gegründeten Verein „Stilkamm 5 1/2 e.V.“ für die nächsten 50 Jahre verpachtete. Von 1995 bis 1998 wurde das denkmalgeschützte Gebäude von den Bewohnern in Eigenleistung saniert. Gefördert wurde das Projekt durch das Programm „Bauliche Selbsthilfe“ nach den ModInst-Richtlinien 1990, das einen Eigenleistungsanteil von 15% vorsah. Investiert wurden 4,7 Mio. DM. Die umfangreiche Grundsanierung wurde mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßmaßnahmen verbunden. Von der denkmalgeschützten Substanz sollte möglichst viel erhalten bleiben, weshalb Dielen, Türen und Fenster aufgearbeitet und wieder eingebaut wurden. Der Putz der tragenden Wände wurde geschützt und erhalten, und es wurden die gleichen ökologischen Materialien verwendet wie beim Bau des Hauses (Mineralfarben, geölte Holzfenster, -türen und -dielen). Derzeit wohnen 21 Erwachsene und fünf Kinder gemeinschaftlich in dem denkmalgeschützten, 150 Jahre alten Vorderhaus, dem Seitenflügel und einem Hinterhaus. Dahinter liegt eine dreigeschossige Fabrik, in der sich die Kulturprojekte befinden, u.a. Studios und eine Keramikwerkstatt. Im Vorderhaus befindet sich das Lichtblick-Kino. Die K77 ist nach wie vor eine Bereicherung der kulturellen Infrastruktur des Gebiets. Kunst und Leben in der Auguststraße 10: die KuLe Die jungen Künstler und Studenten, die im Sommer 1990 die leer stehende Auguststraße 10 besetzten, um dort gemeinschaftlich zu wohnen und zu arbeiten, nannten das Haus KuLe: Kunst und Leben sollten darin eine Verbindung eingehen. Die KuLe gehörte zu den Initialprojekten in Mitte, sie hatte starke Ausstrahlung für den Kiez. Die schönste Beschreibung des Projekts lieferten die „großen und kleinen Kinder“ der Auguststraße 10 in einer Selbstdarstellung von 1991: „Die KuLe ist eine Kinder- und Unkenhöhle, ein versteinertes Brötchen, ein verkohltes Holzscheit, eine frische Tulpe und das Geträumte dazwischen. Die KuLe ist ein besetztes Haus mit etlichen Aktionsräumen im Erdgeschoss und Keller, die je nach Veranstaltung verändert und neu gestaltet werden. Die BesucherInnen betreten einen Ort, der sowohl von den jetzigen BewohnerInnen wie von der Geschichte des Hauses geprägt ist. Es existiert nichts Festgefügtes 21 Abb. l.: KuLe, Auguststraße 10, Fassadengestaltung Foto: Klaus Bädicker Abb. r.: KuLe, Auguststraße 10, Kunstaktionen 1992 Fotos: Klaus Bädicker, Rolf Zöllner, Andreas Münstermann 22 und Abgeschlossenes. Arbeit wird als Improvisation, Veränderung und Entdeckungsfreude verstanden. Die Themen sind vielseitig und richten sich nicht nur an Insiderpublikum. Die Aktivitäten reichen von Kindertheater über Musikperformances bis zu Tanzparties und Ausstellungen. Zu besonderen Anlässen wie Demonstrationen oder Umzügen führt KuLe gern einen hauseigenen Spekulationsgeier oder einen Schwarm Miethaie spazieren.“ Die phantasievollen öffentlichen Aktionen der KuLe sind legendär: ob „Straßenberuhigungstheater“ mit Kindern der Sehschwachenschule von nebenan, Demonstrationen gegen Spekulation, bunte Hof- und Straßenfeste oder selbstgebaute Puppen an der Fassade. Als eine Immobilienfirma Anspruch auf das „Objekt“ erhob, das sich „in einer bevorzugten Lage von Berlin-Mitte befindet“ und daher ein Büro- und Geschäftshaus werden sollte, weshalb die WBM das Haus leer zu übergeben habe, klebten die KuLe-Bewohner für jeden sichtbar das Schreiben der Immobilienfirma ins Fenster – und stellten dem von der GmbH angegebenen Kaufpreis von immerhin anderthalb Millionen DM einen Kunstwert von 31.415.926 Hosenknöpfen entgegen. Bereits Anfang der 1990er waren die Begehrlichkeiten von Investoren und damit auch der Druck auf Gebiete wie die Spandauer Vorstadt oder rund um den Kollwitzplatz groß. Die KuLe-Bewohner, die bereits seit 1991 über Mietverträge verfügten, wollten ihr Projekt erhalten und langfristig im Gebiet bleiben. Sie suchten sich auf Anraten der L.I.S.T. GmbH einen Investor, der in der Lage war, das Gebäude zu erwerben, und bereit war, mit dem Hausverein KuLe e.V. einen langjährigen Pachtvertrag abzuschließen. Sie fanden tatsächlich nach intensiver Suche neue Eigentümer, die das Gebäude als langfristige Wertanlage ansahen und damit das Konzept der Bewohner unterstützten. Von 1994 bis 1998 sanierten die Bewohner Vorderhaus, Seitenflügel und Hinterhaus, bauten das Dachgeschoss aus, setzten Wohnungen instand und beseitigten Leerstand. Im Erdgeschoss wurden Gemeinschafts- und Theaterräume hergerichtet. Ein besonders anspruchsvolles, ungewöhnliches Vorhaben stellte die Sanierung der Fassade dar. Denn die KuLe-Be- wohner wollten einerseits die Vorderfront des Hauses, die sie bis dahin mit unterschiedlichen Elementen immer wieder neu bespielt und mit Installationen gestaltet hatten, auch weiterhin kreativ nutzen können. Und sie wollten die Geschichte des Hauses mit ihren Spuren und in all ihren Schichten auch nach außen lesbar erhalten – das Grau, die noch aus dem 2. Weltkrieg stammenden Einschusslöcher, der aus der Nachkriegszeit stammende Geschossaufsatz, aber auch die aus der Besetzerzeit stammenden bunten Malereien am Erdgeschoss sollten nicht unter einer Schicht frischer Tünche verschwinden. So entstand die Idee, die Fassade zu konservieren. Gleichzeitig wurde eine flexible „zweite Haut“ entwickelt, eine der Fassade vorgehängte Konstruktion aus Trägern und gespannten Drahtseilen, die temporär als bespielbare „Bühne“ nutzbar wäre. Um diese ungewöhnliche Fassadengestaltung gab es Auseinandersetzungen mit der Denkmalpflege, da das Haus Teil des Flächendenkmals Spandauer Vorstadt ist. Hingewiesen wurde auch auf die Schwierigkeit, Fassaden zu konservieren. Unterstützung für ihr Vorhaben erhielten die KuLe-Bewohner durch prominente Bau- und Kunstexperten, die sich für die Realisierung einsetzten. Schließlich konnte ein Kompromiss geschlossen werden. Die nun konservierte Fassade stellt eine reizvolle Ausnahme in der durchsanierten Front der Auguststraße da und erregt immer wieder das Interesse von Passanten – zumal, wenn sie von Zeit zu Zeit über die Drahtseilkonstruktion ganz neu belebt wird. 23 L.I.S.T.: Kompetente Beratung und Betreuung Abb. l.: Bewohnerplenum Kastanienallee 85 Fotos: Florian Schöttle Abb. r.: Fassadengestaltung „Kunst, Kommune, Kapital“ Kastanienallee 77 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 24 Der Ablauf der Betreuung von Selbsthilfeprojekten durch die L.I.S.T. GmbH folgte einem bestimmten Raster: Voraussetzung war zunächst die Existenz einer Gruppe oder eines sozialen Trägers mit dem Willen zur baulichen Selbsthilfe und der Bereitschaft, Verantwortung für den Prozess zu tragen und möglichst auch die Selbstverwaltung zu übernehmen. Wo letzteres nicht möglich war, wurde eine sozial orientierte Verwaltung beauftragt. Die Bereitschaft und Belastbarkeit der Gruppe wurde zunächst an „Bausteinen“ getestet, die die Gruppe leisten musste: Das konnten beispielsweise die Beschreibung eines Konzepts, die Gründung eines Trägervereins, die Auswahl eines Architekten oder die Beantragung der Förderung sein. Nach der Abstimmung der Planung und der Kostenschätzung folgten dann der Abschluss eines Fördervertrages und der erste Spatenstich, bevor das Projekt in die eigentliche Realisierungsphase ging. Überaus hilfreich und entscheidend war, dass der Senat mit der Zahlung der ersten Förderrate in Vorschuss ging, da sonst viele Projekte finanziell nicht in der Lage gewesen wären, Vorleistungen zu erbringen. Während der Bauzeit galt es auch, durch die Betreuung gruppendynamische Prozesse zu moderieren, die bei den oft langwierigen Selbsthilfe-Instandsetzungen nicht ausblieben. Nach der Abnahme sollten dann die Projekte auf eigenen Beinen stehen können. Der auf Seite 25 skizzierte Ablauf ist idealtypisch zu verstehen und dient dazu, das gesamte Angebots- und Leistungsspektrum von L.I.S.T. zu beschreiben. In der Praxis wurde kein starres Raster verfolgt, sondern Leistungen je nach den individuellen Bedürfnissen, Bedingungen und Voraussetzungen eines Projekts angeboten und erbracht. Diese umfangreiche interdisziplinäre Betreuungsleistung konnte nur geleistet werden, weil L.I.S.T. ein erfahrenes, qualifiziertes Team und viele Talente vereinte: Architekten, Pädagogen, Ingenieure, Stadtplaner. Den Projekten kam dabei insbesondere die Kooperation dieser Partner zugute. Kompetenzkatalog der L.I.S.T. GmbH Betreuung von Selbsthilfeprojekten Phase 0: – – – Ständige Kooperation mit den einzelnen Senatsverwaltungen, Öffentlichkeitsarbeit: Verständigung mit dem Land Berlin über die vorgesehenen finanziellen Mittel Informeller Austausch über die in Vorbereitung befindlichen Projekte Pflege politischer Kontakte mit Senatsverwaltungen, Bezirken, Verbänden zur gemeinsamen Entwicklung von Konzeptionen und deren Umsetzung auf landeseigenen Grundstücken Phase 1: Kontaktaufnahme mit Bewohnergruppen oder sozialen Trägern als Nutzer: – gemeinsame Entwicklung eines Realisierungskonzepts Beratung zur Finanzierung des Grundstückskaufs oder Zusammenarbeit mit Eigentumsträger – Übertragung langfristiger Verfügungsrechte an die Bewohner bzw. Nutzer (Aushandlung von Nutzungsverträgen, Klärung von Eigentumsverhältnissen), Beratung von Selbsthilfegruppen bei privatrechtlichem Zusammenschluss als Verein, GbR, Genossenschaft etc. – Erstellung eines Bausubstanzgutachtens und einer ersten groben Baukostenschätzung (bei Selbsthilfeprojekten Begehungstermin gemeinsam mit L.I.S.T. und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) Phase 2: Beantragung eines Programmplatzes in der Förderung bzw. Anerkennung als Selbsthilfeprojekt: – Beurteilung der in Phase 1 erarbeiteten Voraussetzungen durch die Fachabteilung der Senatsverwaltung Phase 3: – – – Kontakte zu den bezirklichen Stellen: Bauvoranfrage beim zuständigen bezirklichen Stadtplanungsamt Beurteilung und konzeptionelle Erörterungen mit den Bezirksverwaltungen Vorbereitung des Ordnungsmaßnahmen- und Sozialplanverfahrens Phase 4: Kontaktaufnahme mit den Sozial-, Jugend- oder Arbeitsverwaltungen: – Vorbereitung von Arbeitsförderungsprogrammen und integrierten sozialen Infrastrukturmaßnahmen – Beantragung individuell gebundener Förderung der Wohnraumschaffung für besondere sozial benachteiligte Bedarfsgruppen Phase 5: – – – – – – Vorbereitung der Bauförderung und Bauplanung: Beauftragung der Architekten zur Bauaufnahme und Werkplanung Koordination mit Bewohner- und Nutzerbedürfnissen, obligatorische unabhängige Mieterberatung Bautechnische Projektierung unter Einbeziehung ökologischer Haus- und Energietechnik Prüfung der Finanzierbarkeit des Gesamtprojektes Umsetzung der Werkplanung in Maßnahmenkataloge Erörterung der städtebaulichen Ordnungsmaßnahmen (z.B. Mieterbetreuung, Bausicherung, Umfeldsanierung), Vorbereitung der Förderung durch die Stadtplanungsämter Phase 6: Abschluss des Modernisierungsvertrages: – Prüfung der Unterlagen aus Phase 5 durch die Senatsverwaltung, Einarbeitung der Änderungswünsche – Verhandlungen über die Höhe des zu erbringenden Eigenanteils durch die Nutzer unter Einbeziehung des Realisierungskonzepts als Entscheidungsgrundlage – Erstellung eines Termin- und Zahlungsplans Phase 7: – – – – Auszahlung der Förderraten, Bauablaufplanung und Organisation: quartalsweise Auszahlung der Förderraten nach erfolgten Bauabnahmen Gewährleistung der Einhaltung des Termin- und Zahlungsplanes Hilfestellung bei Problemen im Bauablauf, in der Fertigstellung sowie bei der Umsetzung des inhaltlichen Konzepts Schlussabnahme und Endbericht an den Fördergeber Zusätzlich: Gewährung der sozialpädagogischen Betreuung während der gesamten Bauzeit – die Hausgruppe wird in der Entwicklung ihrer internen Struktur, mit ihren Problemen und Anliegen kontinuierlich betreut. 25 5. Sozialprojekte und innovative Neubauvorhaben: weitere L.I.S.T.-Kompetenzfelder Abb. r.: Villa Schott, Wriezener Straße 10/11 Großer Saal im Obergeschoss, nach der Restaurierung 2003 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 26 Neben den Selbsthilfegruppen gehörten vor allem soziale Träger zu den wichtigen Zielgruppen der L.I.S.T. GmbH. Hier ging es oft darum, für die auf dem Wohnungsmarkt benachteiligten Bevölkerungsgruppen Wohnmöglichkeiten zu schaffen und bedarfsgerechte Wohnformen zu entwickeln oder aber preiswerte Räume für Angebote sozialer Projekte zu schaffen. Auch hierfür wurden Bestandsbauten instandgesetzt und modernisiert, wenn möglich, unter Einbeziehung von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen der Zukunftsbau GmbH. Ein Beispiel für eine solche Zusammenarbeit mit einem sozialen Träger war die Wriezener Straße 10/11 im Wedding. Das Grundstück war durch den Verein „Wildwasser e.V. - Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen“ aus Spendengeldern von der Wohnungsbaugesellschaft Degewo erworben worden. Der Verein wollte hier ein behindertengerecht ausgestattetes Beratungs-, Wohn- und Betreuungsprojekt für sexuell missbrauchte Mädchen und Frauen einrichten. Das 1881 erbaute denkmalgeschützte Haus, die „Villa Schott“, stand zum Zeitpunkt des Erwerbs seit Jahren leer und war dem Verfall preisgegeben. Mit der Hilfe von L.I.S.T. konnten für die behindertengerechte sowie denkmalgerechte Instandsetzung des Gebäudes zu der Selbsthilfeförderung komplementäre Mittel eingeworben werden. So unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung des ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses des Fabrikanten Carl Ludwig Schott in den Jahren 2001 und 2002 mit 65.000 Euro. Weitere Mittel wurden durch die Lotto-Stiftung und den Eigenanteil des Ausbildungsträgers Zukunftsbau GmbH eingebracht, der hier auch Träger der Baudurchführung war und damit arbeitsmarktpolitische und Qualifizierungsmaßnahmen verband. Im Jahr 2004 konnte – nach Bauverzögerungen durch einen Brand – in der wiederhergestellten „Villa Schott“ die „Wildwasser“-Beratungsstelle eröffnet werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz würdigte aus diesem Anlass das Sanierungsprojekt mit einer Monographie. Innovative ökologische und sozial orientierte Neubauvorhaben Parallel zu den Selbsthilfeprojekten entwickelte die L.I.S.T. GmbH innovative Ansätze im Neubaubereich. Auch in diesem Sektor ging es dem Treuhänder darum, durch die Bündelung mehrerer Zielsetzungen neue Formen des Bauens zu erproben und möglichst große Synergieeffekte zu erzielen. So wurde bereits ab 1992 in der Roelckestraße in BerlinWeißensee ein Neubau mit modernen Werkstatt-, Lager-, Sanitär- und Verwaltungsräumen errichtet, um hier das Zentrum des Jugendhilfebetriebes der Zukunftsbau GmbH mit 80 Auszubildende, 50 Fachanleitern und 130 Qualifizierungsplätzen anzusiedeln. Das Grundstück konnte unter Mitwirkung der Treuhand erworben werden. Der Bau wurde 1997 fertiggestellt, ca. 10 Mio. DM waren investiert worden. Das Vorhaben war über die „Gemeinschaftsaufgabe Aufschwung Ost“ sowie durch das Bundesjugendministerium und die Senatsumweltverwaltung gefördert worden. Eine Besonderheit dieses Projekts war ein umfangreiches Paket ökologischer Maßnahmen, u.a. ein ressourcensparendes Heizsystem der Tischlerei, die Dachbegrünung und ein Blockheizkraftwerk. Im Bereich des Wohnungsneubaus spielte das Förderprogramm „Sozialer Wohnungsbau“ eine wichtige Rolle, hier vor allem der 1. Förderweg, mit dem zusätzlicher Wohnraum insbesondere für einkommensschwache Mieter geschaffen werden sollte. L.I.S.T. betreute u.a. das im 1. Förderweg finanzierte Neubauprojekt Pistoriusstraße 108 in Weißensee, ein Wohnhaus mit 18 Wohnungen und Gewerberäumen im Erdgeschoss, das ab 1995 errichtet wurde. Das Grundstück war durch die Treuhand an den Verein Zukunft Bauen e.V. vermittelt worden. Hier legte die Zukunftsbau GmbH erstmals Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte im Neubaubereich auf. Die Wohnungen wurden anschließend durch ein betreutes Kinderwohnprojekt sowie weitere Mieter genutzt. In der Brauhausstraße 13/14 sowie der Langhansstraße 74/75 in Weißensee wurden neben einem zu sanierenden Wohnmietshaus zwei Neubauten mit 21 Wohnungen und 27 einem Gewerbegebäude im 1. Förderweg errichtet. Dieser Bau war als ökologisches Modellprojekt konzipiert, wobei der Neubau in ein Blockkonzept mit Gewerbeneubau integriert wurde. Zwischen 1997 und 1999 wurden unter Einbeziehung von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen Wohnungen für sanierungsbetroffene Mieter sowie die Klientel von Zukunft Bauen e.V. errichtet. Der Verein war sowohl Grundstückseigentümer als auch Träger des Projekts. Das Grundstück Neue Schönholzer Straße 11 in Pankow hatte der Verein Zukunft Bauen e.V. durch Erbbaurechtsvertrag mit der Kirchengemeinde gepachtet, auf dem die Zukunftsbau GmbH mit Ausbildungsgewerken und Fremdfirmen ein Vorderhaus mit ca. 800 m² Wohnfläche errichtete. Im Auftrag des Trägers entwickelte L.I.S.T. ein Nutzungs- und Bebauungskonzept für das Grundstück als ein Obdachlosenwohnprojekt und konnte einen Betreiber dafür gewinnen. Greifswalder Straße 28/Käthe NiederkirchnerStraße 37-40: Vielfältiges Wohnen und Arbeiten unter einem Dach Abb. l.: Langhansstraße 74b, Gründach im Bau Foto: Archiv Zukunftsbau GmbH Abb. r.: Greifswalder Straße 28, Neubau Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 28 Ein überaus anspruchsvolles Modellvorhaben realisierte L.I.S.T. mit dem Projektverbund Zukunft Bauen in der Greifswalder Straße 28/Käthe Niederkirchner-Straße 37-40. Ende der 1990er Jahre entwickelte die L.I.S.T. GmbH zusammen mit dem Projektträger, der Zukunftsbau GmbH, das Konzept für eine Eckbebauung Greifswalder Straße/ Käthe-Niederkirchner-Straße. Geplant wurde ein Wohngebäude mit fünf Aufgängen, 70 Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten. Mit dem Projekt sollten sowohl Räume für am Wohnungsmarkt benachteiligte Gruppen und Sonderwohnformen als auch Wohn- und Arbeitsräume für kulturelle Nutzungen geschaffen werden. Weitere Schwerpunkte waren die damit verbundene Schaffung von Qualifizierungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche, die besondere Berücksichtigung ökologischer Aspekte und die Entwicklung innovativer Gewerbebetriebe. Dabei sollten die „Sonderwohnformen“ so in das Wohnhaus integriert werden, dass ein sozialverträgliches Miteinander der unterschiedlichen Bewohner – ältere Menschen und junge Familien, Kranke, Flüchtlinge – gewährleistet ist. Verschiedene soziale Projekte hatten Bedarf angemeldet: Der Verein „ein Dach für Jung und Alt e.V.“ suchte Wohnungen für ein generationsübergreifendes Projekt, der Träger „PROWO e.V.“ benötigte Wohn-, Beratungs- und Arbeitsräume für die Betreuung psychisch kranker Mütter mit Kindern, die „Zuhause im Kiez GmbH“ wollte ein Wohnprojekt für HIV- und AIDS-Betroffene mit Wohnungen, Gemeinschaftsraum, Büros und einer WG einrichten. Zudem sollten fünf Wohnateliers für Künstler in das Gebäude integriert werden. Durch Beschluss des Senats war die Förderung von Künstlerwohnungen über den 1. Förderweg im Sozialen Wohnungsbau möglich. Für das Vorhaben wurden durch L.I.S.T. sowohl Fördermittel des Programms „Sozialer Wohnungsbau“ (1. Förderweg) als auch Mittel des EU-URBAN-Programms akquiriert. Von Anfang 1999 bis Sommer 2000 wurde der Neubau mit ca. 5800 qm Wohn- und 960 qm Gewerbefläche errichtet, die Kosten lagen bei 25 Mio. DM. Zur Realisierung trugen auch Eigenleistungen des Projektträgers Zukunftsbau bei. Beim Innenausbau wurden Ausbildungsgewerke beteiligt. Aufgrund des Auslaufens der öffentlichen Förderung kam die Neubauförderung ab 2002 für neue Gruppen und Projekte nicht mehr in Anwendung. 29 6. Förderung in Berlin: Programme und ModInst-Richtlinien Bis 1995 waren in Ost-Berlin zahlreiche Sanierungsgebiete förmlich festgesetzt worden, davon allein fünf in Prenzlauer Berg mit insgesamt über 30.000 Wohnungen. Die Anschubfinanzierung durch das 25-Millionen-Programm war inzwischen durch unterschiedliche Förderprogramme für die Modernisierung und Instandsetzung von Altbauten ersetzt worden. Der Löwenanteil der Förderung im Altbaubereich entfiel auf das Programm „Soziale Stadterneuerung“, das bis 1994 in den ModInst-Richtlinien 1990 geregelt war. Daneben existierten weitere landesfinanzierte Förderprogramme wie das Denkmalschutzprogramm, die „Stadtweiten Maßnahmen“, die Mietermodernisierung, das Programm „Industrielle Bauweise“ – und die „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ zur Förderung baulicher Selbsthilfeprojekte. Für den Neubaubereich gab es eine zweistufige Sozialwohnungsbauförderung (1. und 2. Förderweg). Neue Förderrichtlinien Abb. r. o.: Tischlerausbildungswerkstatt, Anfang 1990er Jahre Foto: Archiv Zukunftsbau GmbH Abb. r. u.: Pflasterarbeiten Fordoner Platz Foto: Archiv QM Soldiner Straße 30 1996 führte das Land Berlin neue Förderrichtlinien für die wohnungspolitische Selbsthilfe ein. Darin wurde unter anderem der zu erbringende Eigenanteil von bisher 15% für Genossenschaften auf 20% und für Gesellschaften bürgerlichen Rechts auf 25% angehoben. Das bisherige starre Mietensystem wurde durch eine am Mietspiegel orientierte Miete ersetzt. Die Hälfte des Förderbetrages wurde nicht mehr als Zuschuss vergeben. Für diesen Teil der Finanzierung mussten die Gruppen Darlehen aufnehmen, die vom Fördergeber mit Aufwendungszuschüssen mit jährlich sinkenden Raten subventioniert wurden. Für gemeinnützige Gruppen, die die Verfügung über ein Grundstück per langfristigen Pachtvertrag hatten, wurde es damit schwieriger, den geforderten Kreditanteil der Förderung grundbuchlich sichern zu lassen. Die Erhöhung des Eigenanteils bedeutete für die Gruppen einen höheren Wochenstundensatz, um die notwendigen Leistungen zu erbringen. Doch wurde das Programm auch Ende der 1990er weitergeführt: 1998/1999 wurden 84 Mio. DM für Selbsthilfe- projekte bewilligt, mit der Förderung wurden in diesem Zeitraum 534 Wohnungen und Gewerbeeinheiten umfassend erneuert. Räumlicher Schwerpunkt in diesen Jahren war – wie schon in den Jahren zuvor – der Bezirk Prenzlauer Berg mit 31 Mio. DM Fördermitteln, stark zugenommen hatte aber auch der Anteil der Projekte in Friedrichshain (25 Mio. DM Fördermittel). Das Berliner Selbsthilfeprogramm – ein Resümee Die bauliche Selbsthilfe stellte für viele Träger eine große Herausforderung dar. Nicht jedem Verein war von vornherein klar, welcher Aufgabenumfang auf ihn zukommt. Manche hatten zunächst die eigene Kulturarbeit im Blickfeld, andere wohnungspolitische Projekte wollten qualifizieren und ausbilden oder suchten einen Ort, von dem ihre Aktivitäten ausgehen konnten. Doch Selbsthilfe bedeutete, nicht nur eine große Verantwortung für den Entwicklungs- und Bauprozess zu tragen, sondern auch Verantwortung für die Verwaltung des Hauses im Anschluss an die eigentliche Baumaßnahme zu übernehmen und tragfähige Strukturen zu entwickeln. Diese überaus anstrengenden Prozesse brachten zwangsläufig auch unterschiedliche gruppendynamische Entwicklungen mit sich. Umso wichtiger war die fachliche und organisatorische Betreuung durch L.I.S.T., deren Mitarbeiter auf die disziplinierte Einhaltung von Zeit- und Kostenplänen achteten – immerhin trugen die Vereine plötzlich die ungewohnte Verantwortung für Hunderttausende Euro von öffentlichen Fördermitteln. Diese wurden quartalsweise ausgezahlt und mit den Zeitplänen koordiniert. Ohne diese Begleitung wären manche Projekte deutlich überfordert gewesen und bedrohlich in Verzug geraten. Zudem konnte die L.I.S.T. GmbH die Gruppen sowohl bei Problemen – wie verdeckten Bauschäden und unerwarteten Mehraufwendungen – als auch bei der Einwerbung zusätzlicher Mittel, beispielsweise durch ökologische Zuschussmaßnahmen wie Gründächer u.a., beraten. Das Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ war ein spezifisches Fördermodell, das auch andere Bundesländer mit Bewunderung (und ein bisschen neidvoll) beobachteten und das sich durch entscheidende Vorzüge auszeichnete: Zum einen gab es mit den durch das Land Berlin beauftragten Treuhändern professionelle Betreuer, die weit über den baulichen Aspekt hinausgehende Leistungen erbrachten, wohnungspolitische mit arbeitsmarkt-, jugend-, sozialpolitischen und kulturellen Belangen verbanden und ressortübergreifend mit den unterschiedlichen Senatsverwaltungen kooperierten. Zum anderen wurde mit der Förderung die Selbsthilfe als gleichwertige Leistung zu Firmenleistungen anerkannt. Die Aufstellung eines Preis-Leistungskataloges ermöglichte es, dass Selbsthelfer diverse bauliche Leistungen übernehmen und damit auch Arbeit für sich schaffen konnten. Teilweise wurden auf diesem Weg sogar kleinere Firmen und Kooperativen gegründet. Andererseits konnten damit Ausbildungsbetriebe gestärkt werden: Diese verfügten über konzessionierte Handwerker und führten mit Jugendlichen in Qualifizierungsmaßnahmen Arbeiten aus. Insbesondere die Erfahrung der Arbeit mit Beschäftigungsbetrieben zeigt, dass solche Projekte bei Baumaßnahmen als vollwertige Partner eingesetzt werden können. Ein besonderer, grundsätzlicher Vorzug des Programms bestand in der Vorauszahlung der ersten Förderungsrate, ohne die viele Projekte nicht hätten starten können. Da die „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ ein ausschließlich vom Land finanziertes Förderprogramm ohne Kofinanzierung durch Bund oder EU war, konnte die Senatsverwaltung es schnell und flexibel handhaben und damit effektiv auf die Spezifik der Berliner Situation reagieren. 31 7. Besondere wohnungspolitische Projekte: Die Gründung der Genossenschaft HABITAT e.G. Abb. r.: Fehrbelliner Straße 7 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 32 Gegen Ende der 1990er Jahre standen zwar weiterhin Fördermittel bereit und waren abrufbar – nur mangelte es vielen Projekten an den zwingend notwendigen Voraussetzungen. Immer wieder gab es Gruppen, die trotz tragfähiger Konzepte und großen Engagements keinen Fördervertrag abschließen konnten, weil sie an Finanzierungsfragen scheiterten: wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse oder mangelnder Bonität, um das Haus zu erwerben. Die Eigentumsverhältnisse mussten geklärt und eine langfristige Nutzung durch die Gruppen nach der Förderung gesichert sein – so sahen es die Bedingungen des Programms vor. Eine mögliche Lösung bot die Genossenschaftsidee. Die ersten Erfahrungen mit der Gründung kleiner Genossenschaften im Zuge der Behutsamen Stadterneuerung wurden bereits in den 1980er Jahren in Kreuzberg gemacht: Damals gründeten sich die Selbstbau e.G. und die Luisenstadt e.G.. In den 1990ern stieß in der Ost-Berliner Projektelandschaft der Genossenschaftsgedanke auf großes Interesse. So war 1995 eigens zum Zweck der Legalisierung besetzter Häuser die Selbstverwaltete Ost-Berliner GenossInnenschaft e.G. (SOG) gegründet worden, die in der Kreutziger Straße in Friedrichshain mehrere Häuser ankaufte und ebenfalls über das Selbsthilfeprogramm den Projekten die Instandsetzung ermöglichte. Aus den Erfahrungen mit baulicher und sozialer Selbsthilfe, der praktischen Umsetzung zahlreicher Mit- und Selbstverwaltungsmodelle und dem Wunsch, diese Aktivitäten auszuweiten, war im sozialen Projektverbund „Zukunft Bauen“ Mitte der 1990er die Idee gewachsen, eine Genossenschaft zu gründen, um Häuser selbst zu erwerben und sie auf diese Weise für Selbsthelfergruppen sichern zu können. 1997 unterstützte die L.I.S.T. GmbH als Bestandteil des Projektverbunds die Gründung der Genossenschaft HABITAT e.G., über die Projekte wie die Fehrbelliner Straße 7, die Rykestraße 43 oder die Oudenarder Straße 32 realisiert werden konnten. Im Sinne des Selbsthilfegedankens musste das Angebot der Genossenschaft denkbar niedrigschwellig sein. Das genossenschaftliche Prinzip funktioniert einfach: Die HABITAT e.G. steht Projekten als Erwerber und Träger zur Verfügung. Die Selbsthelfer werden Genossenschaftsmitglieder und zeichnen entsprechend ihrer Wohnungsgröße Einlagen, die nicht dem tatsächlichen Wert entsprechen (bei der HABITAT beträgt die Mindesteinlage 1000 Euro), jedoch einen notwendigen Eigenanteil sicherstellen, der aufgebracht werden muss. Mit Hilfe von eher nichtkommerziell orientierten Banken – wie beispielsweise der Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken – wird der Erwerb finanziert. Danach kann die Förderung in Anspruch genommen werden. Da die Grundstücke durch die Sanierung eine Wertsteigerung erfahren, sind wiederum die Banken in der Lage, weitere Projekte zu unterstützen. Die HABITAT e.G. stellt die Aspekte Selbsthilfe und Eigeninitiative in den Vordergrund und spricht insbesondere Menschen an, die bereit sind, gemeinsam mit der Genossenschaft Ideen und Projekte zu entwickeln. Dieses Leitmotiv findet sich auch in der Satzung wieder, die der Genossenschaft zur Aufgabe macht, „die Prinzipien der Subsidiarität, Dezentralität, baulichen Selbsthilfe und Selbstverwaltung zur größtmöglichen Entfaltung kommen zu lassen“. Die Genossenschaft ist konzeptionell offen und flexibel, fühlt sich jedoch bei der Schaffung von Wohnraum grundsätzlich sozialen und ökologischen Grundsätzen verpflichtet und möchte mit Leuten zusammenarbeiten, die diesen Ansatz mittragen und weiterentwickeln wollen. Dabei kommt der Genossenschaft HABITAT die langjährige Erfahrung von L.I.S.T. und Zukunft Bauen ebenso zugute wie die Synergieeffekte des Projektverbundes. Sie bietet die Infrastruktur und den organisatorischen Rahmen für die Entwicklung neuer und innovativer Wohnprojekte. Zu den erklärten Zielen der HABITAT e.G. gehört die gemeinsame Entwicklung von Wohnprojekten, um die Mitglieder mit langfristig gesichertem, sozial und ökologisch vertretbarem Wohnraum zu versorgen, die mittelfristige Schaffung von Gemeinschaftsanlagen und sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen Einrichtungen und Dienstleistungen sowie die Bereitstellung von Gewerberäumen. 33 Gegen den Wegzug: Die Oudenarder Straße 32 Abb. r.: Oudenarder Straße 32, vor und nach der Sanierung, Hoffest Fotos: Archiv L.I.S.T. GmbH, Bernhard Bansemer 34 Die Oudenarder Straße 32 liegt mitten im Wedding, im Kiez um den Nauener Platz. Jahrelang stand das Haus teilweise leer, zuletzt waren noch sechs Wohnungen bewohnt. Durch den langen Leerstand war die Bausubstanz stark in Mitleidenschaft gezogen, von Schwamm und Schädlingen befallen. Auch mit dem Kiez war es in den Jahren nach der Wende bergab gegangen. Die große Deindustrialisierungswelle in Berlin zu Beginn der 1990er Jahre hatte vor allem die traditionellen Arbeiterquartiere wie den Wedding hart getroffen. Insbesondere viele Migranten, die sich in den Jahren zuvor hier angesiedelt hatten und bis dahin klassische Industriejobs ausübten, wurden plötzlich arbeitslos. In Berlin begann – befördert durch lokal begrenzte Aufwertungsprozesse einerseits, steigende Arbeitslosigkeit und Armut andererseits – ein Prozess massiver Segregation und sozialer Entmischung, in deren Folge einige Gebiete zu den sogenannten „Gewinnern“ gehörten, weil sie, meist um den Preis der Verdrängung altansässiger Bewohner, stark aufgewertet wurden. In anderen Gebieten setzte eine Abwärtsspirale ein: wachsende Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Verfallsprozesse, in deren Folge besser verdienende Bewohner wegzogen, womit sich wiederum Nachbarschaften und soziale Beziehungen auflösten. Ende der 1990er hatte sich in Gebieten wie im Wedding mit der grassierenden Arbeitslosigkeit ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit breitgemacht, während diese Quartiere von außen als „Problemkieze“ wahrgenommen und beschrieben wurden – dieses Negativimage trieb die Abwärtsspirale noch weiter voran. Mit der Oudenarder Straße 32 verfolgte die HABITAT e.G. das Ziel, selbstbestimmten, familien- und kindergerechten Lebensformen einen Raum zu geben und damit insbesondere Familien ein Angebot im Gebiet zu machen, die sich sonst vielleicht für den Wegzug entschieden hätten. Dabei stand die Erfahrung im Hintergrund, dass solche kleinräumigen Projekte durchaus große stabilisierende Wirkung auch für die Nachbarschaft haben und – nicht zuletzt mit Angeboten sozialer Infrastruktur – wiederum große Ausstrahlungskraft auf das Gebiet entwickeln. Eigentümer der Oudenarder Straße 32 ist der Verbund der Nordberliner Wohnungsbaugenossenschaften e.G., der sich als Sanierungsträger stark für das Gebiet engagiert und damit ein idealer Partner für ein solches Vorhaben ist. Mit ihm konnte die HABITAT e.G. als Projektträger einen Erbbaurechtsvertrag mit einer Laufzeit von 60 Jahren abschließen. Durch aktive Werbung im Kiez wurden interessierte Familien als Selbsthelfer für das Projekt gewonnen und nach und nach eine Hausgruppe aufgebaut und begleitet, um gemeinsam ein tragfähiges Sanierungs- und Wohnkonzept zu entwickeln. Dabei nahmen die Familien und künftigen Bewohner aktiv am Planungsprozess teil. Anfang 1999 wurde der Vertrag über die Förderung im Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ abgeschlossen. Im März 1999 begann der Bau, der die Sanierung von Vorderhaus, Seitenflügel und Hinterhaus, den Abriss des zweiten Seitenflügels, Dachgeschossausbau und Hofgestaltung umfasste. Insgesamt entstanden 17 familiengerechte Wohnungen für Genossenschaftsmitglieder und sanierungsbetroffene Mieter. In die sanierten Erdgeschossläden zogen mit dem Stadtteiltreffpunkt „frisbee“ und dem Jugendberatungshaus „compass.mitte“ zwei sozial orientierte Projekte ein. Im Sanierungsprozess wurden in einigen Gewerken auch jugendliche Sozialhilfeempfänger eingesetzt, die berufsbegleitend qualifiziert und durch soziale Beratungsangebote betreut wurden. Anfang 2001 konnten die Baumaßnahmen bereits abgeschlossen werden. Das Bauvolumen belief sich auf 5,4 Mio. DM. Mit diesem attraktiven innerstädtischen Wohnungsprojekt wurde eine Alternative zum weiteren Wegzug v.a. von Familien mit Kindern aus dem Innenstadtbereich geschaffen. Eine Gemeinschaftsfläche im Erdgeschossbereich eröffnet den Bewohnern die Möglichkeit, das gemeinsame Wohnen aktiv zu gestalten. Der Blockinnenbereich wurde 2004 mit Eigenmitteln und unter Beteiligung der Anwohner zusätzlich gestaltet. 35 Für die HABITAT e.G. sind ökologische Gesichtspunkte sehr wichtig, deshalb wurde eine Solaranlage für die Brauchwassererwärmung zusätzlich realisiert. „Wenn wir das hier nicht gefunden hätten, würden wir, wie viele andere Familien, wohl nicht mehr im Wedding wohnen“, sagen Mieter der Oudenarder Straße 32. Die Vorzüge des Projekts sind überzeugend: aktive Nachbarschaftshilfe beispielsweise bei der Kinderbetreuung, der gemeinsam gepflegte Garten im Hof, der Gemeinschaftsraum für Feste, Veranstaltungen und Gäste, ein gemeinsam genutzter Lagerraum voller ökologischer Lebensmittel. Und niedrige Mieten: Die Warmmiete liegt zwischen fünf und sechs Euro pro Quadratmeter und wird ermöglicht durch Selbsthilfe und die öffentliche Förderung der Sanierung im Selbsthilfeprogramm, anderseits durch die geringen Betriebskosten. Diese liegen um ca. 1 Euro unter denen vergleichbarer Altbauwohnungen. Grund dafür ist einerseits der Solarkollektor auf dem Dach, andererseits die Selbstorganisation: die Mieter verrichten viele Tätigkeiten wie Gartenpflege, Treppenausreinigung oder Hausmeisterarbeiten selbst. Viele der Hausbewohner sind im Wedding aktiv: in sozialen Projekten etwa oder im Bereich Erziehung. Veteranenstraße 21: Der lange Weg des Kunsthauses ACUD Abb. r.: Veteranenstraße 21, Kunsthaus ACUD, Fotos: Peter Brinkmann, L.I.S.T. GmbH 36 Dass das Kunsthaus in der Veteranenstraße immer noch existiert, muss angesichts einer langen und komplizierten Rettungsgeschichte mit allen nur denkbaren Komplikationen nachgerade als ein Wunder angesehen werden. Die „autonome Galerie ACUD“ wurde in der Wendezeit 1989 in der Rykestraße gegründet: Ein leer stehendes Haus wurde besetzt, zwei Wohnungen zu Ausstellungsflächen umfunktioniert. Einige andere Gruppen und Initiativen taten sich mit den Initiatoren zusammen, als Dachverein wurde der „Alternative Kunstverein ACUD e.V.“ gegründet. Am Runden Tisch in Mitte mit der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), dem Bezirksamt und verschiedenen Gruppen und Vereinen wurde für den Verein ein neues Domizil in der Veteranenstraße 21 gefunden. In einem Hinterhaus fingen 15 Mitarbeiter mit ABM-Stellen an, ein Kulturkonzept auf die Beine zu stellen. Ein Vorderhaus gab es nicht mehr, es war durch die Bomben des 2. Weltkriegs zerstört worden, die Seitenflügel standen weitgehend leer. In der Folge gab es Auseinandersetzungen mit der WBM um einen langfristigen Mietvertrag und das VorderhausGrundstück, das wieder bebaut werden sollte, wogegen sich das ACUD wehrte. Schließlich erwies sich das Vorhaben als nicht genehmigungsfähig. Das ACUD hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen: ABM-Stellen und kurzfristige Mietverträge liefen aus, Geld fehlte an allen Ecken und Enden - nicht nur den einzelnen Projekten, sondern auch für die Instandsetzung. Trotz aller Widrigkeiten gelang es dem ACUD, ein vitales Kulturhaus auf die Beine zu stellen: es gab ein ambitioniertes Kino (das mehrfach den Bundesfilmpreis erhielt), ein Café, eine Galerie, ein Theater, einen Club sowie Kinder- und Jugendprojekte wie die Jugendkunstschule „Farbklang“ und einen Mädchentreff. Bis 1994 war eine halbe Million DM an eigenen Geld- und Sachmitteln in die Instandsetzung des maroden Gebäudes investiert worden. Mitte der 1990er machte man sich an die Erarbeitung eines Zukunftskonzepts: Um die wirtschaftliche Zukunft zu sichern, sollte die Immobilie erworben und ausgebaut werden. 1999 wurde das Restitutionsverfahren abgeschlossen und die Veteranenstraße 21 an eine weltweit verstreute Erbengemeinschaft rückübertragen. Zusammen mit der „Stiftung Umverteilen“ hatte der Verein ein Finanzierungskonzept erarbeitet und der Erbengemeinschaft ein Kaufangebot unterbreitet. Doch längst war nicht mehr nur die Spandauer, sondern auch die Rosenthaler Vorstadt als lukrative Lage für Eigentumswohnungen ins Visier der Immobilienhändler geraten. Ein Makler machte dem Verein einen Strich durch die Rechnung und versprach der Erbengemeinschaft einen weit höheren Gewinn, die ihn daraufhin unter Vertrag nahm und ihn zudem als Verwalter einsetzte – worauf dem ACUD die Kündigung ins Haus flatterte. Das wollte den Standort nicht aufgeben und rief eine Spendenkampagne ins Leben, um die fehlende Summe für den Erwerb des Hauses aufzubringen. Auch der Bezirk unterstützte 37 Abb. r.: Rungestraße 20, Hoffassade Foto: Peter Brinkmann L.I.S.T. GmbH 38 das Projekt – die bezirklichen Sanierungsziele sahen den Erhalt des Kunsthauses vor –, konnte aber selbst wegen der angespannten Haushaltslage keine Mittel zuschießen. Prominente Kulturschaffende engagierten sich für das Projekt. Schließlich erklärte sich die „Stiftung Umverteilen“ bereit, das Haus zu erwerben und dem Verein für 50 Jahre in Erbpacht zu überlassen. Dennoch gelingt dem Makler ein Überraschungscoup: Die Erbengemeinschaft verkauft überraschend an einen Privatinvestor, der hier Eigentumswohnungen errichten will. Zehn Jahre nach seiner Gründung ist die Existenz des Kunsthauses damit akut bedroht. Dem Verein werden neben einer Räumungsklage auch immense Rückbaukosten angedroht. Der Vertrag mit der WBM soll Ende 2000 auslaufen. Das ACUD will nicht aufgeben und macht sich auf die Suche nach dem neuen Eigentümer. Der ist völlig überrascht – von der Existenz eines Kunsthauses in der von ihm erworbenen Immobilie habe er nichts gewusst, sondern das Gebäude quasi „aus dem Katalog“ gekauft. Es gelingt, den Kauf rückabzuwickeln. Im Jahr 2001 verkauft die Erbengemeinschaft schließlich doch an die „Stiftung Umverteilen“. Nun beginnt für den Verein ein nicht weniger aufreibender Abschnitt: die bauliche Selbsthilfe. Betreut durch die L.I.S.T. GmbH, wird 2001 der Fördervertrag unterschrieben. Das Sanierungsvolumen beträgt 2,3 Mio. Euro. Notwendig sind neue Elektrik und Wasserleitungen, das Dach muss gedeckt und die Fassade wärmeisoliert werden. Die Förderung aus dem Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ soll 42% der Kosten abdecken, dazu kommen der Selbsthilfeanteil von 15% sowie ein Kredit. Kompliziert wird der Umbau durch die ökonomische Notwendigkeit, während des laufenden Kulturbetriebs zu sanieren, so dass immer nur Teilbereiche in Angriff genommen werden können, sowie durch erhebliche Auflagen des Bezirksamts Mitte, das u.a. umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen fordert. Nach fast zweijähriger Umbau- und Sanierungszeit unter Einbeziehung von ABM wird 2004 der erste Bauabschnitt abgeschlossen und die Remise des Kunst- und Kulturhau- ses neu eröffnet. Aufgrund der zusätzlich durch die Auflagen entstehenden Kosten, die allerdings nicht förderfähig im Sinne des Programms sind, fällt der Eigenanteil des ACUD sehr hoch aus. Angesichts der immer knapperen Kassen waren Phantasie und tragfähige Konzepte gefragt, wollte man noch neue Projekte realisieren. Und diese Projekte mussten auf zeitgemäße Bedürfnisse sowie auf die spezifische Berliner Situation und daraus resultierende Erfordernisse zugeschnitten sein: beispielsweise junge Existenzgründer mit für sie passenden, bezahlbaren Räumen zusammenbringen, um ihnen auf diese Weise den Start in die Selbständigkeit zu ermöglichen und ökonomische Mikrozentren für sie zu schaffen, in denen sie von Synergie- und Vernetzungseffekten untereinander profitieren konnten. Die Idee war nahe liegend, da insbesondere die kreative und die Kulturindustrie eines der wenigen Wachstumspotenziale im deindustrialisierten, ökonomisch schwachen Berlin Anfang des neuen Jahrtausends darstellen, das einerseits unter hoher Arbeitslosigkeit, prekären Verhältnissen und Armut leidet, andererseits aber mit seinen Nischen, seiner Polyzentralität, Vielfalt und Unfertigkeit eine enorme Anziehungskraft für kreative Potenziale hat. Hier können Chancen auf mikroökonomischer Basis eröffnet werden. Und die Erfahrung zeigt: Existenzgründer suchen und brauchen auch kulturelle Infrastruktur und umgekehrt. Ein Beispiel für solche Ansätze war das Projekt Rungestraße 20, dessen Gelingen auf das Engagement vieler Beteiligter zurückzuführen ist. Der bislang eher etwas vernachlässigte Standort nahe der Jannowitzbrücke erfährt mit dem Gründer-, Kultur-, Jugend-, Medien- und Wohnzentrum eine kulturelle und soziale Aufwertung. Rungestraße 20 Die Rungestraße 20, eine um 1900 erbaute ehemalige Tabakfabrik mit Vorderhaus, Seitenflügeln, zwei Quergebäuden und zwei Innenhöfen, ist etwas Besonderes. Unter einem Dach finden sich auf ca. 8000 Quadratmetern neben 39 Abb. r.: Rungestraße 20, Mieter im Medienhaus Fotos: Peter Brinkmann, L.I.S.T. GmbH 40 zwanzig Wohnungen mehr als zwanzig geförderte Ateliers, Fotografie-, Graphik- und Medienbüros und weitere Start Ups, außerdem das Europäische Theaterinstitut, ein Dokumentarfilmkino, ein Antiquariat, eine Holzwerkstatt, der Verein c-base, die Games Academy, diverse soziale Projekte im Jugend-Medien-Bereich, eine Galerie sowie das Gründerbüro Mitte, das junge Existenzgründer berät. Die Runge 20 vereint gewerbliche, soziale und Wohnnutzung, zudem ergeben sich unter den Gewerbemietern vielfältige Synergieeffekte. Die überaus kreative und produktive Mischung ist das Ergebnis langjähriger geduldiger Arbeit und der guten Kooperation vieler Beteiligter. Am Anfang stand die Überlegung, das Gebäude, das sich im Besitz der WBM befand, nicht einfach auf dem Immobilienmarkt zu veräußern, sondern es einerseits für die zahlreichen Existenzgründer zu erschließen, die bei der WBM nach Räumen suchten, und andererseits damit eine soziale Zielstellung zu verfolgen. Als spezielles Profil kristallisierte sich die Idee eines Jugendmedienhauses heraus, in dem junge Menschen zusammenarbeiten, unterschiedliche Medien kombiniert werden und das mit und in der Öffentlichkeit arbeitet. Der Grundstein des Erfolgs war die Zusammensetzung einer miteinander kooperierenden und sich gut ergänzenden Hausgruppe, die sich während längerer Prozesse aus den unterschiedlichen Projekten und Beteiligten bildete. Ungewöhnlich war auch das Betreibermodell: Wohnungsmieter, Kleinunternehmer, Ateliernutzer und soziale Projekte gründeten im Jahr 2000 die Mietergenossenschaft rs20 e.G. Im Laufe des Jahres 2001 wurden die notwendigen Schritte zur Übernahme des Gebäudes – wie Sanierungsplanung, Sicherung der Finanzierung, Entwicklung eines künftigen Nutzungskonzeptes – in enger Zusammenarbeit mit der WBM, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, dem Bezirksamt Mitte, der L.I.S.T. GmbH und weiteren Partnern realisiert. Ende 2001 konnte die Genossenschaft das Gebäude von der WBM erwerben. Das Besondere daran: neben den Mietern gehören auch der damalige Stadtrat für Jugend und Finanzen des Bezirksamtes Mitte und die Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte selbst zu den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft. Die Mitglied- schaft der WBM begründete sich einerseits in der Verantwortung für das jugendorientierte Projekt, andererseits war sie wesentliche Voraussetzung für die Sicherung der Finanzierung. Anfang 2002 wurde der Fördervertrag für das Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ unterzeichnet, ab Sommer 2002 wurde es saniert. Hierfür waren Zwischenumsetzungen der einzelnen Mieter notwendig. Der schlechte Zustand des Gebäudekomplexes und sein hoher Instandsetzungsbedarf erforderten eine komplexe Sanierung und einen hohen Mitteleinsatz sowie oft genug kreative Lösungen. Eine gelungene Mischung aus Alt und Neu macht nun den besonderen Reiz des sanierten Ensembles aus. Der Clou: auf dem Dach des Gewerbebereichs entstand eine multifunktionale Fläche, die für Aufführungen, Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen und Feste zur Verfügung steht. Der Kaufpreis und die gesamten Modernisierungs- und Instandsetzungskosten von fast 10,5 Mio. Euro wurden durch eine Mischung von Genossenschaftsanteilen, Darlehen, Zuschüssen und Eigenleistungen finanziert. Eine besondere Rolle spielte die Einordnung in das Selbsthilfeprogramm: Hier konnte in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und L.I.S.T. ein spezifisches Modell der Programmanwendung auf das Projekt entwickelt werden. Der gesamte Förderbeitrag des Landes Berlin zum Projekt betrug 2,7 Mio. Euro. Die weiteren Kosten von 7,7 Mio. Euro wurden durch ein Darlehen und Eigenleistungen aufgebracht. Für die Refinanzierung der Darlehensmittel trägt die Genossenschaft eigenständig die Verantwortung. Insbesondere die Unterstützung im Rahmen der „Wohnungspolitischen Selbsthilfe“ über 15 Jahre, die Einordnung als städtebauliche Einzelmaßnahme durch das Bezirksamt Mitte, die Unterstützung durch die WBM und die Bereitschaft der Bank zur Finanzierung, aber nicht zuletzt das Engagement der Selbsthelfer machten das Projekt Jugendmedienhaus, das im März 2003 feierlich eröffnet werden konnte, erst möglich. L.I.S.T. erarbeitete dabei gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft Mitte und einem Wirtschaftsexperten maßgeblich das grundsätzliche Projektkonzept. 41 8. Neue Wege in der Selbsthilfe Abb. r. l. : Koppenplatz 11, Auszüge aus dem Konzept „MehrGenerationenWohnprojekt“ Abb. r. r. : Anklamer Straße 8 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 42 Das Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe“ wurde 2002 gestrichen. Im Jahr 2000 waren noch knapp 30 Mio. Euro Fördermittel bewilligt worden, 2001 waren mit einem Fördermitteleinsatz von insgesamt 16,2 Mio. Euro 183 Wohnungen im Selbsthilfeprogramm saniert worden. Ende 2001 zog die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bilanz: Im Programm „Wohnungspolitische Selbsthilfe wurden innerhalb von zehn Jahren 3024 Wohnungen, meist unter Einsatz baulicher Eigenleistungen umfassend erneuert. Die Gesamtfördersumme lag bei 250 Mio. Euro. Die L.I.S.T. GmbH betreute seit ihrer Gründung im Jahr 1989 insgesamt 69 fertiggestellte Bauvorhaben in zehn Ortsteilen Berlins. Begleitet wurden wohnungs- und jugendpolitische, soziale, kulturelle Projekte, Selbsthilfegruppen, Mietergemeinschaften und Genossenschaftsmodelle. Die L.I.S.T. GmbH übernahm bei der Vorbereitung und Durchführung städtebaulicher Sanierungsmaßnahmen Aufgaben zur Förderung und Unterstützung von sozialpädagogischen und sozialpolitischen Einrichtungen, die Begleitung und Unterstützung von besonderen Zielgruppen, die Verknüpfung verschiedener Förderungen zur Sicherung von Beschäftigungs- und Ausbildungsmaßnahmen sowie die Erhaltung und Schaffung von preiswertem Wohnraum. Der spezifische Ansatz, bauliche Tätigkeiten mit Qualifizierung- und Beschäftigungsmaßnahmen zu kombinieren, konnte nicht zuletzt durch die Kooperation und die damit verbundenen Synergieeffekte innerhalb des Projektverbunds „Zukunft Bauen“ in die Praxis umgesetzt werden. Im Jahr 2004 betreute die L.I.S.T. GmbH noch neun Hausprojekte im Altbaubereich sowie ein Neubauvorhaben. Durch den Wegfall der bisherigen Förderprogramme konnten weitere Projekte auf diesem Weg nicht mehr finanziert werden. Dennoch gibt es immer noch Bedarf an solchen alternativen Formen: Hausgruppen, die gemeinsam ein Mietshaus erwerben und nach möglichst kostengünstigen Sanierungsmöglichkeiten suchen, kleinere Genossenschaften, Projekte, die alternative Wohnformen entwickeln möchten, Nutzer, die aus sozialen Gründen auf preisgünstige Räume angewiesen sind. Deshalb hält die L.I.S.T. GmbH es für dringend erforderlich, modellhaft innovative Finanzierungsformen zu entwickeln, die alter- nativ zur bisherigen Förderung kleinen Genossenschaften und wohnungspolitischen Selbsthilfegruppen die Umsetzung von selbsthilfeorientierten Sanierungsprojekten ermöglichen. Unter anderem erprobte die L.I.S.T. GmbH die Realisierung einzelner Projekte durch einen Finanzierungsmix und nutzte dabei Erfahrungen in der Einwerbung von Mitteln, Kenntnisse der unterschiedlichen Förderprogramme und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Institutionen wie Stiftungen oder der Bundesagentur für Arbeit. In der Anklamer Straße 12, einem Wohnmietshaus, wurde gemeinsam mit den künftigen Bewohnern ein Modellvorhaben entwickelt. Diese kooperierten als Selbsthilfe-GbR mit der Wohnungsbaugenossenschaft Habitat. In die Finanzierung flossen privates Kapital der Bewohner, Genossenschaftsförderung des Landes in Kombination mit der Eigenheimzulage, ein Selbsthilfeanteil von 22% sowie der Erlös durch den Verkauf der Dachgeschosswohnung ein. Das Pilotprojekt zeigte jedoch, dass selbst im Fall von Genossenschaften die spezielle öffentliche Förderung oft nicht ausreicht, um das häufig auftretende Problem mangelnden Eigenkapitals befriedigend zu lösen. Eigenkapitalschwache soziale Träger und Selbsthilfegruppen, die sich als GbR organisieren, bedürften deshalb einer höheren Förderung. Ein weiteres modellhaftes Pilotprojekt war die Entwicklung eines MehrGenerationenWohnprojekts am Koppenplatz 11 in Mitte. Auch hier sollten unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten miteinander kombiniert werden. Leider scheiterte die Projektumsetzung an der Vergabepraxis des Berliner Liegenschaftsfonds, der trotz starker Befürwortung bezirklicher Gremien und Entscheidungsträger den Zuschlag an einen privaten Investor und nicht an die von der L.I.S.T. GmbH betreute Bietergemeinschaft aus einer Genossenschaft und einer Projektsteuerungsgesellschaft erteilte. 43 9. Schwerpunkt Infrastrukturmaßnahmen Die neue stadtentwicklungspolitische Ausrichtung setzte den Schwerpunkt der öffentlichen Förderung nun stärker auf die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur. Auch in diesem Bereich wurde L.I.S.T. tätig, wobei dabei die interdisziplinären Fähigkeiten und langjährigen Erfahrungen in unterschiedlichen Feldern erfolgreich eingebracht werden konnten: Diese reichten von der Organisation der Bürgerbeteiligung über die Drittmittelakquise, die Aktivierung unterschiedlicher Förderprogramme, das Herstellen der Kommunikation zu den unterschiedlichen Akteuren und die Einbeziehung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen bis hin zu organisatorischen und planerischen Leistungen. Eines der größten Infrastruktur-Projekte, die L.I.S.T. betreute, war die Herstellung eines durchgehenden Grünzugs im Wedding. Stadtplanerisches Projekt: Stettiner Trasse und Grüntaler Promenade Abb. r. : Stettiner Trasse, Grüntaler Straße/Ecke Bellermannstraße Foto: Mathias von Hoff Detailfotos: Archiv QMSoldiner Straße 44 Entlang der Grüntaler Straße im Wedding verläuft eine ehemalige Bahntrasse, auf der im 19. Jahrhundert die Berlin-Stettiner Eisenbahn verkehrte. Nach der Verlegung der Strecke im Jahr 1897 wurde das Gelände unterschiedlich genutzt. Zuletzt war es teilweise an Kleingewerbetreibende und Garagenbauer verpachtet. Schon lange bestand die Absicht, die Trasse als Grünzug auszubauen. Im Jahr 1999 konnte schließlich mit der Planung des Vorhabens begonnen werden. Dies geschah in zwei Projekten. Unter dem Titel „Stettiner Trasse“ wurde der Abschnitt zwischen Badstraße und Osloer Straße neugestaltet. Der Bereich nördlich der Osloer Straße, im Gebiet des Quartiersmanagements Soldiner Straße wurde zur „Grüntaler Promenade“. Für die Projektentwicklung und -steuerung war in beiden Fällen die L.I.S.T. GmbH verantwortlich. Ziel des Projektes war es, in dem Gebiet mit dichter Wohnbebauung das Defizit an wohnortnahen Erholungsund Spielflächen zu mildern, um Bewohnergruppen, die auf das Gebiet stabilisierend wirken, einen Anreiz zum Verbleib im Quartier zu geben. L.I.S.T. verknüpfte bei der Betreuung dieses Projekts stadtplanerische Aufgaben und Erfahrungen mit wirtschaftlicher Baubegleitung und der Integration von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Die Gestaltung der Stettiner Trasse wurde aus Mitteln der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung finanziert. Das Vorhaben wurde in zwei Bauabschnitten von 2002 bis 2004 umgesetzt. Eine Besonderheit war die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am Bauprozess. Mädchen des interkulturellen Zentrums MÄDEA und Jugendliche im Freiwilligen Sozialen Jahr des SOS-Kinderdorfes gestalteten zusammen mit verschiedenen Künstlern eine Mosaikbank, ein Wandbild und verschiedene Skulpturen. Zum Projekt gehörte auch eine intensive Bürgerbeteiligung. Der nördliche Teil des Grünzugs – die Grüntaler Promenade – liegt im Gebiet des von der L.I.S.T. GmbH betreuten Quartiersmanagements Soldiner Straße. In diesem Bereich wurde die Umgestaltung aus Mitteln des Programms „Soziale Stadt“ finanziert. Nach einem Verfahren zur Beteiligung der Bewohner - bei dem insbesondere die Kinder berücksichtigt wurden - konnte als erster Bauabschnitt im Jahr 2003 eine Promenade mit Bänken und Spielgeräten realisiert werden. Der zweite Bauabschnitt nördlich der Soldiner Straße wurde 2004 bis 2005 realisiert. Hierbei entstand eine Parkanlage mit neuen Spielflächen. Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung und Steuerung war die komplexe Struktur des Geländes. Das Gesamtvorhaben bestand aus zwei Teilprojekten, die jeweils mehrere Bauabschnitte umfassten. Dabei war es das Anliegen, einen gemeinsamen Grundgedanken in unterschiedlichen räumlichen Zusammenhängen umzusetzen. Eine weitere Besonderheit war die in ungewöhnlich großem Umfang durchgeführte Bürgerbeteiligung bei beiden Teilprojekten. 45 10. Stadtentwicklungspolitisches Instrument Quartiersmanagement Abb. l. : Bürgerbeteiligung im Quartier Abb. r., im Uhrzeigersinn: Sprengelplatz, QM Sparrplatz Fassade Prinzenallee/ Gotenburger Straße, QM Soldiner Straße Pankegrünzug, QM Pankstraße Breakdance, QM Brunnenstraße Fotos: Anne Wispler (Sprengelplatz), Archive QMs (andere) 46 Ende der 1990er waren in Berlin die Folgen der starken Segregationstendenzen nicht mehr zu übersehen: Während einige Innenstadtgebiete – vor allem Altbaugebiete in der Ost-Berliner Innenstadt – massiv aufgewertet worden waren, was sich auch in einer immensen Wertsteigerung der Grundstücke, hohen Mietsteigerungen, der wachsenden Zahl von Eigentumswohnungen sowie einer deutlichen Veränderung der Bewohnerstruktur mit im Schnitt höheren Einkommen zeigte, gehörten insbesondere ehemalige Arbeiterquartiere im Westteil der Stadt zu den Verlierern dieses Segregationsprozesses. In dem für L.I.S.T. typischen Ansatz, mit gezielten Mikrovorhaben und „Hilfe zur Selbsthilfe“ größtmögliche Effekte zu erzielen, beispielsweise mit der Sanierung eines Hauses durch eine engagierte Bewohnergruppe nicht nur preisgünstigen Wohnraum und Gewerberäume für soziale Projekte zu schaffen, sondern auch Bewohner im Gebiet zu halten und wiederum durch die entstandene Bewohnerund Infrastruktur positive Impulse für den Kiez auszulösen, war bereits der Grundgedanke des Instruments des Quartiersmanagements angelegt, das Ende der 1990er Jahre in Berlin eingeführt wurde, um in benachteiligten Quartieren mit einer Häufung sozialer Probleme wie Armut, hoher Arbeitslosigkeit, Desintegration positive Potenziale zu aktivieren und zu fördern. Auch hier ging es durchaus um „Hilfe zur Selbsthilfe“. Insofern war es nur folgerichtig, dass auch die L.I.S.T. GmbH mit ihren bis dahin gesammelten Erfahrungen Träger von Quartiers- bzw. Stadtteilmanagements wurde: Zunächst in den Gebieten Soldiner Straße (1999) und Pankstraße (2002), dann im Brunnenviertel (2005) und schließlich, im Jahr 2007, im Quartier um den Sparrplatz. Die L.I.S.T.-Quartiers- und Stadtteilmanagements Ziel der Quartiersmanagements ist es, in Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern. In vier Weddinger Quartiersmanagements entwickeln die L.I.S.T.-Quartiersmanager geeignete Maßnahmen, aktivieren vorhandene Ressourcen und ver- netzen Akteure. Sie initiieren und begleiten ein Netzwerk aus bezirklichen Institutionen, Trägern, Bewohnern und Gewerbetreibenden und arbeiten an der Verbesserung des Wohnumfeldes oder der sozialen Infrastruktur. In jedem Gebiet arbeitet das Quartiersmanagement intensiv mit Gremien der Bürgerbeteiligung zusammen. In diesen Gremien können Bewohner und lokale Akteure unter anderem über die Verwendung von Geldern aus dem Programm „Soziale Stadt“ mitentscheiden. Diese stehen in jedem Jahr für Projekte, die in den Quartieren positive Entwicklungen anstoßen, zur Verfügung. Auch die Schwerpunkte der Quartiersmanagement-Arbeit werden gemeinsam mit Bewohnern und Akteuren entwickelt. Insbesondere in der Aufbauphase kamen den L.I.S.T.-Quartiersmanagern bei ihrer Arbeit die bereits vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen der L.I.S.T. GmbH sowie die Vernetzung innerhalb des Projektverbunds Zukunft Bauen e.V. zugute. 47 11. Die L.I.S.T. GmbH im Jahr 2009 Die L.I.S.T. GmbH betreut heute Projekte in unterschiedlichen Handlungsfeldern. Neben den vier Quartiersmanagements sind dies vor allem Maßnahmen aus den „klassischen“ Tätigkeitsbereichen der L.I.S.T. GmbH wie Sanierungs- und Berufsqualifizierungsmaßnahmen und Projekte der öffentlichen Infrastruktur. Es werden aber auch neue Handlungsfelder erschlossen. So entwickelte L.I.S.T. ein kulturwirtschaftliches Zentrum im Soldiner Kiez und startete ein Projekt zur Verbesserung von Ausbildungschancen von Jugendlichen an Weddinger Oberschulen. Das kulturwirtschaftliche Zentrum Christiania Abb. r., v. o. n. u., Nauener Platz, Audioelemente, Pflanzbeete, Entwurf Platzgestaltung Zeichnungen: planung freiraum, Barbara Willecke Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 48 nur bezahlbaren Gewerberaum, sondern auch individuelle Beratungsangebote. Heute arbeiten hier über ein Dutzend Unternehmen in Sparten wie Design, Film, Fotografie, Musik, Komposition, Ton, Produktion, Video, Multimedia sowie kultureller Bildung. Das Projekt wird durch den Verein Christiania e.V. im Rahmen eines Nutzungsvertrages mit Vattenfall verwaltet. Es hat eine Nutzfläche von 1.360 Quadratmetern mit variablen Raumgrößen von 10 bis über 100 Quadratmetern. In seiner exzellenten Lage an der Osloer Straße hat Christiania eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf das gesamte Gebiet. Die L.I.S.T. GmbH verfolgt mit ihrem Engagement für Christiania das Anliegen, im Soldiner Kiez, wo L.I.S.T. auch Träger des Quartiersmanagements ist, ein Projekt mit Leuchtturmwirkung zu realisieren. In den letzten Jahren wird der Wedding bei Kulturschaffenden als Arbeitsort immer beliebter. Denn die nötigen Freiräume sind nicht mehr überall zu finden – und sie sind längst nicht mehr überall bezahlbar. Nauener Platz – Umgestaltung für Jung und Alt Im Soldiner Kiez, an der Ecke Osloer Straße/Prinzenallee, befindet sich ein ehemaliges Umspannwerk der Bewag, das 1928/29 nach Plänen von Hans-Heinrich Müller errichtet wurde. Lange Zeit stand das Backsteingebäude mit der ungewöhnlichen Fassade, das in den 1970er Jahren zum Bürohaus umgebaut worden war, leer. Ab 2005 wurde es dann von der L.I.S.T. GmbH zum kulturwirtschaftlichen Zentrum entwickelt. Das Zentrum nannte man „Christiania“ – nach dem früheren Namen der norwegischen Hauptstadt Oslo. Ziel war es, so genannte „creative industries“ im Wedding zu etablieren und dauerhaft anzusiedeln, um so neue Impulse zur Belebung der Wirtschaft und zur Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort entstehen zu lassen. Gefördert wurde das Projekt von 2005 bis 2007 aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Programm „Wirtschaftsdienliche Maßnahmen“. Die Räume wurden an Jungunternehmer aus dem Bereich der Kulturwirtschaft vermietet, denen ein Start in eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft ermöglicht werden sollte. Die kreativen Unternehmer erhielten darum nicht Der Nauener Platz zwischen Reinickendorfer Straße und Schulstraße galt lange Zeit als gefährlicher Ort und Umschlagplatz für Drogen. Die Aufenthaltsqualität war gering, viele Anwohner mieden den Platz. Im Jahr 2004 begannen sich örtliche Akteure und Initiativen für eine Neugestaltung und Belebung des Platzes einzusetzen. Der Nauener Platz gehört zum Gebiet des Quartiersmanagements Pankstraße, das von der L.I.S.T. getragen wird. Im Jahr 2006 wurde hier, finanziert aus dem Programm „Soziale Stadt“, ein Bürgerbeteiligungsverfahren zur Umgestaltung des Platzes durchgeführt. Die L.I.S.T. GmbH ist mit der Steuerung des Projektes „Nauener Platz – Umgestaltung für Jung und Alt“ beauftragt. Der Bezirk Mitte stellt für die Umgestaltung circa 400.000 Euro zur Verfügung. Weitere 930.000 Euro kommen vom Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Die besondere Herausforderung dieses Projektes ist es, mit der Gestaltung des Platzes verschiedensten Nutzergruppen gerecht zu werden: Kindern, Jungendlichen, 49 Senioren, Frauen und Männern, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund – denn sie alle haben unterschiedliche Bedürfnisse. Darum werden die zukünftigen Nutzer während des gesamten Prozesses der Umgestaltung in das Projekt eingebunden. Hinzu kommt der innovative Charakter vieler Gestaltungselemente, die zum Teil eigens für den Nauener Platz entwickelt und hergestellt werden. Multifunktionale Sitzmöglichkeiten, Spiel- und Trainingsgeräte fördern die Bewegung und ermöglichen Kommunikation. Innovative Lichtelemente und Klangquellen erhöhen das Sicherheitsempfinden, verbessern die Aufenthaltsqualität und fördern die Identifikation und Akzeptanz bei den Nutzern des Platzes. Die Steuerung dieses Projektes ist nicht nur aufgrund seiner innovativen und experimentellen Natur äußerst komplex, sondern auch, weil die Mitarbeiter der L.I.S.T. GmbH eine große Zahl unterschiedlicher Beteiligter zu koordinieren haben. Quartiersbad Baerwaldstraße Abb. r.: Baerwaldbad, Alte Schwimmhalle 2008 Foto: Archiv Zukunftsbau GmbH 50 In den Jahren 1898 bis 1901 wurde in der Baerwaldstraße in Kreuzberg eine „Volksbadeanstalt“ erbaut. Rund 100 Jahre später, im Jahr 2002, sollte das Stadtbad aus Kosten- und Rentabilitätsgründen geschlossen werden. Doch ein Bündnis lokaler Sportvereine nahm sich des Bades an: Man gründete den Verein TSB e. V., der seither das Bad mit hohem ehrenamtlichen Engagement betreibt. Das denkmalgeschützte Gebäude ist teilweise stark sanierungsbedürftig, die Technik ist veraltet. Auch steigende Energiekosten sind zu bewältigen, die durch die Einnahmen aus dem Badebetrieb nicht gedeckt werden können. Seit 2007 engagiert sich die Zukunftsbau GmbH mit dem Projekt XENOBau im Baerwaldbad. Das Projekt verbindet die Sanierung des Gebäudes mit der Qualifizierung und beruflichen Orientierung junger Erwachsener. Unter professioneller Anleitung wurden von den Jugendlichen Treppenhäuser denkmalgerecht saniert, historische Umkleidekabinen wiederhergestellt sowie Türen nach alten Vorgaben nachgebaut. Ergänzt wurde die Maßnahme durch Weiterbildungsangebote für die jungen Projektteilnehmer. Die L.I.S.T. GmbH hat diese Aktivitäten von Zukunftsbau maßgeblich in die Wege geleitet und das Projekt in baulichen und finanziellen Fragen beraten. Im Mai 2009 erreichte die L.I.S.T. GmbH, dass das Baerwaldbad mit bundesweit sechs weiteren Pilotprojekten in das Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungsund Städtebau“ (ExWoSt), Forschungsfeld „Sportstätten und Stadtentwicklung“ aufgenommen wird. Die L.I.S.T. GmbH übernimmt die Steuerung des Projektes. Ziel ist es, ein tragfähiges Betreiberkonzept zu entwickeln, um das Baerwaldbad als wichtiges Infrastrukturangebot zu sichern und weiter aufzuwerten. Durch Baumaßnahmen sollen zusätzliche Räume für Sport- und Bewegungsangebote geschaffen werden, die auf die verschiedenen Altersund Bevölkerungsgruppen der Quartiere in der Umgebung ausgerichtet sind. Weiterhin wird eine Maßnahme für denkmalgerechte und energetische Gebäudesanierung gestartet, das wiederum mit der beruflichen Orientierung und Qualifizierung von Jugendlichen verbunden werden soll. Job-Router „Job-Router“ ist ein Projekt zur Verbesserung der Ausbildungschancen von Jugendlichen, das die L.I.S.T. GmbH seit Anfang 2009 in Kooperation mit der Zukunftsbau GmbH durchführt. Durch ein individuelles Beratungs- und Coachingangebot sowie ein interkulturelles Lernmotivationsprogramm werden die Jugendlichen bei Berufswahl und Bewerbung unterstützt. Das Projekt richtet sich an Schüler der 9. und 10. Klassen in drei Oberschulen im Wedding. Die Anzahl von Jugendlichen, die nach dem Schulabschluss keine Aussicht auf einen Job oder Ausbildungsplatz bzw. auf schulische Weiterbildung haben, ist hier besonders hoch. Die Schulen sehen darum die Notwendigkeit, den Übergang in den Beruf besonders intensiv zu betreuen. Bisher fehlten jedoch passgenaue Angebote, insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund. 51 Das Lernmotivationsprogramm setzt auf Trainingssequenzen, Fachvorträge, Workshops und Projektarbeit. Dabei wird die Entwicklung sozialer Kompetenz gefördert, Toleranz und Akzeptanz gestärkt und Feedback über individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten gegeben. Im Beratungs- und Coachingangebot werden die Schüler individuell angesprochen und kontinuierlich begleitet. Das Ziel ist eine Vermittlung in Ausbildung und Beschäftigung des 1. Arbeitsmarktes oder in weiterführende schulische und berufliche Bildung. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds. L.I.S.T. als Akteur einer nachhaltigen Stadtentwicklung Abb. l.: Erika-Mann-Grundschule, Flurgestaltung „Silberdrachenwelten“, QM Pankstraße Foto: Archiv Erika-MannGrundschule Abb. r.: Strelitzer Straße 60, Blick in den 2. Hof Foto: Archiv Zukunft Bauen e.V. 52 In den nunmehr 20 Jahren ihres Bestehens hat die L.I.S.T. GmbH zahlreiche Vorhaben erfolgreich auf den Weg gebracht und betreut: von Altbausanierungen durch Selbsthelfer, soziale Träger oder Genossenschaften über ökologisch orientierte Neubauprojekte, die Entwicklung von Gewerbehöfen und Infrastrukturvorhaben wie Schulsanierung, Verkehrsberuhigung oder die Entwicklung von Grünzügen bis hin zur Verbesserung der Situation in sozial benachteiligten Quartieren. In dieser Zeit ist kontinuierlich ein interdisziplinäres und kooperatives Team entstanden, das aufgaben- und ergebnisorientiert arbeitet. Ein Erfolgsgrad ist beispielsweise die Realisierung begonnener Selbsthilfeprojekte, die bei über 95% liegt. Insbesondere die multidimensionalen, interdisziplinären Ansätze der L.I.S.T. GmbH, die Verknüpfung von baupolitischen mit sozialen Zielen und die Kombination mit arbeitsmarktpolitischen Instrumenten, haben sich als effizient und nachhaltig erwiesen. Die Realisierung von Stadtentwicklungsaufgaben im sozialen, arbeitsmarktpolitischen und ökologischen Kontext, die L.I.S.T. bereits in den1990er Jahren im stadtweiten Maßstab bei der Betreuung konkreter Einzelvorhaben verfolgte, findet heute ihre konsequente Fortsetzung in der gebietsbezogenen Tätigkeit der L.I.S.T. GmbH als Quartiersmanager. L.I.S.T. steht für interdisziplinäre Strategien, die effektive Bündelung von Ressourcen, die Nutzung von Synergieeffekten, Stärkung der Potenziale der Quartiere, Hilfe zur Selbsthilfe („Empowerment“) – all dies basiert auf den Erfahrungen aus fast 70 Einzelprojekten wohnungspolitischer Selbsthilfe und beschreibt zugleich die wesentlichen Voraussetzungen und Grundzüge einer modernen, nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik. 53 Liste der 69 von L.I.S.T. betreuten und fertig gestellten Bauprojekte, gegliedert nach Bezirken, Ortsteilen und alphabetisch nach Straßen Bezirk Mitte (30) OT Mitte (18) Ackerstr. 13 Ackerstr. 18 Adalbertstr. 32 Anklamer Str. 8 Anklamer Str. 60 Auguststr. 10 Auguststr. 18 Auguststr. 71 Brunnenstr. 23/ HH Chausseestr. 53 Marienstr. 7 Mulackstr. 29/30 Rungestr. 20 Steinstr. 9 Strelitzer Str. 60 Tucholskystr. 22/24 Veteranenstr. 21 Zionskirchstr. 6 Träger GbR Ackerstr. 13 Art Acker e.V. Kleingeist e.V. Independet living e.V. GbR Mitte 60 KuLe - Kunst und Leben e.V. Zukunft Bauen e.V. Bauen für Frauen e.V. GbR Brunnenstr. 23 Berlin – Brücke der Kulturen e.V. Bauen für Frauen e.V. GbR Hosemann Genossenschaft rs20 e.G. GbR Steinstr. 9 Zukunft Bauen e.V. Sanierungsgemeinschaft Tucholskystr. 22/24 Kunsthaus ACUD e.V. Bauen für Frauen e.V. OT Tiergarten (2) Perleberger Str. 44/Lübecker Str. 21 Stephanstr. 8 Träger Lebenstraum e.V. Verein Berliner Stadtmission e.V. OT Wedding (10) Drontheimer Str. 17 Liebenwalder Str. 2-3 Oudenarder Str. 32 Pankstr. 77 Prinz-Eugen-Str. 1/Adolfstr. 27, 27 a Prinzenallee 33 mit Glaskasten Reinickendorfer Str. 67 Soldiner Str. 96 Stettiner Trasse Wriezener Str. 10/ 11 Träger Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Habitat Wohnungsgenossenschaft 1997 e.G. Zuhause im Kiez e.V. Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Zukunftsbau GmbH Zukunft Bauen e.V. L.I.S.T. GmbH Wildwasser e.V. Bezirk Pankow (23) Abb. l.: Abb. l.: Ackerstraße 13 Ackerstraße 13 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH Abb. r.: Perleberger Straße 44 Foto: Archiv L.I.S.T. GmbH 54 OT Prenzlauer Berg (13) Christinenstr.14 Dunckerstr.14 Dunckerstr. 15 Fehrbelliner Str. 7 Greifswalder Str. 28/K.-Niederkirchner Str. Kastanienallee 85 Kastanienallee 77 Kollwitzstr. 94, 96 Lettestr. 8 Lottumstr. 26 Träger GbR Wohnen im Kiez Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Habitat Wohnungsgenossenschaft 1997 e.G. Zukunft Bauen e.V. BesetzerInnen im Prenzlauer Berg - BIP e.V. Stilkamm 5 ½ e.V. Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Habitat Wohnungsgenossenschaft 1997 e.G. Trautes Heim e.V. OT Prenzlauer Berg (Fortsetzung) Träger Rykestr. 43 Schliemannstr. 20 Schliemannstr. 39 Habitat Wohnungsgenossenschaft 1997 e.G. Selbstbau e.G. Kirchbauhof gGmbH OT Pankow (3) Neue Schönholzer Str. 11 Pestalozzistr. 42-43 Parkstr. 27-31 Träger Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. OT Weißensee (7) Brauhausstr. 13-14/Langhansstr. 74 Langhansstr. 75 Langhansstr. 76 Max-Steinke-Str. 35 Pistoriusstr. 38 Pistoriusstr. 108 Roelckestr. 152 Träger Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Habitat Wohnungsgenossenschaft 1997 e.G. Soziales Wohnprojekt Berlin e. V. Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg (8) OT Kreuzberg (2) Muskauer Str. 20 Oppelner Str. 17 Träger GbR Muskauer Str. 20 PROWO Kreuzberg e.V. OT Friedrichshain (6) Oderstr. 10 Kreutziger Str. 18/ 19 Kreutziger Str. 23 Rigaer Str. 77 Rigaer Str. 83 Schreinerstr. 47 Träger Kleine Leute e.V. SOG e.G. SOG e.G. Luisenstadt e.G. SOG e.G. Wohnungsbaugenossenschaft am Ostseeplatz e.G. Bezirk Hohenschönhausen/Lichtenberg (5) OT Lichtenberg (5) Pfarrstr. 111 Pfarrstr. 102 Pfarrstr. 108 Lückstr. 10/10a Lückstr. 11 Träger Verein Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e.V. Titanic e.V. L.I.S.T. GmbH Zukunft Bauen e.V. Zukunft Bauen e.V. Bezirk Treptow/Köpenick (2) OT Oberschöneweide (1) Flutstr. 1 Träger Sonnenhaus e.V. OT Köpenick (1) Dorotheenstr. 16 Träger ComboBau gGmbH Bezirk Charlottenburg/Wilmersdorf (1) OT Wilmersdorf (1) Prinzregentenstr. 72 Träger Musikschule e.V. 55 Adressen Geschäftsstelle Geschäftsführerin: Brita Wauer Strelitzer Straße 60, 10115 Berlin Tel.: 030 / 478 69 - 459 Fax: 030 / 478 69 - 333 Email: [email protected] Web: www.list-gmbh.de Projekt Job-Router Projektleiter: Christian Luchmann Jugendberatungshaus compass.mitte Hussitenstraße 62, 13355 Berlin Tel.: 030 / 322 94 28 60 Email: [email protected] Web: www.list-gmbh.de Projekt Quartiersbad Baerwaldstraße Projektleiter: Lukas Born Baerwaldbad Baerwaldstraße 64-67, 10961 Berlin Tel. 030 / 673 090 69 Email: [email protected] Web:www.xenobau-baerwaldbad.de Quartiersmanagement Brunnenstraße Teamleiterin: Kerstin Stelmacher Swinemünder Straße 64, 13355 Berlin Tel.: 030 / 46 06 94 - 50 Fax: 030 / 46 06 94 - 51 Email: [email protected] Web: www.qm-brunnenstrasse.de Quartiersmanagement Pankstraße Teamleiterin: Susanne Walz Prinz-Eugen-Straße 1, 13347 Berlin Tel.: 030 / 74 74 63 - 47 Fax: 030 / 74 74 63 - 49 Email: [email protected] Web: www.pankstrasse-quartier.de 56 Quartiersmanagement Soldiner Straße Teamleiterin: Katja Niggemeier Drontheimer Straße 22 13359 Berlin Tel.: 030 / 49 91 25 - 41 Fax: 030 / 49 91 25 - 40 Email: [email protected] Web: www.deinkiez.de Quartiersmanagement Sparrplatz Teamleiterin: Alexandra Kast Burgsdorfstraße 13A 13353 Berlin Tel.: 030 / 46 60 61 - 90 Fax: 030 / 46 60 61 - 91 Email: [email protected] Web: www.sparrplatz-quartier.de Impressum: Herausgeber: L.I.S.T. GmbH, Strelitzer Straße 60, 10115 Berlin Autorin: Ulrike Steglich Weitere Texte: Benjamin Leven Redaktion: Brita Wauer, Benjamin Leven Bildredaktion: Johanna Hartmann, Brita Wauer Gestaltung/Herstellung: Johanna Hartmann, Mitarbeit - Andreas Schnoor Weitere Fotos: Umschlagseite 2 - Klaus Bädicker (Balkon Auguststraße Anfang 1990), Umschlagseite 3 - Archiv L.I.S.T. GmbH (Pankstraße 77), 2. Seite Inhalt - Klaus Bädicker (Scheunenviertel) 20 Jahre L.I.S.T. bedeutet auch 20 Jahre Bilder sammeln. Falls wir in dieser Broschüre ein Bild veröffentlicht haben, ohne den Urheber zu nennen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Berlin, im Juli 2009