verantwortung - Evangelische Akademie Tutzing

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verantwortung - Evangelische Akademie Tutzing
Gesundheit und Krankheit zwischen Geschick,
Fremd- und Eigenverantwortung
Dennis Nowak
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Klinikum der Universität München
Dienststelle | Name des Präsentierenden
Begriffe
Arbeitswelt /-medizin vs. Umwelt /-medizin
Krankheit durch Arbeit / Umwelt
Gesundheitsförderung im Arbeits-Setting
Eigenverantwortung
Dienststelle | Name des Präsentierenden
Geschick
Krankheit
Gesundheit
Eigenverantwortung
Fremdverantwortung
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Geschick, Schicksal
„Erfahrung, dass vieles, was dem Menschen
widerfährt oder sich … ereignet, nicht das
Resultat menschlichen Wollens und Handelns,
sondern ihm „von außen“ auferlegt ist…“
- Kräfte, Gesetz, Ordnung
- Wille Gottes
- Biologische, gesellschaftliche, psychische
Bedingungen
Geschick
Krankheit
Gesundheit
Eigenverantwortung
Fremdverantwortung
Verantwortung
Christliche Verantwortung vor Gott - Altes Testament
- Kain und Abel – Gott fragt Kain: „Wo ist dein Bruder
Abel?“ Kain: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“
Säkulare Verantwortung vor Gericht
Moralischer Verantwortungsbegriff erst ab 18. Jh.
Immanuel Kant, GFW Hegel, Max Weber,
Sören Kjerkegaard, Friedrich Nietzsche, Hans Jonas
- Wer ist verantwortungspflichtig, -fähig?
- Wem ist einer verantwortlich?
- Worauf bezieht sich die Verantwortung?
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Begriffe
Arbeitswelt /-medizin vs. Umwelt /-medizin
Krankheit durch Arbeit / Umwelt
Gesundheitsförderung im Arbeits-Setting
Eigenverantwortung
Dienststelle | Name des Präsentierenden
Arbeit
Umwelt
Expositionskonz.
hoch
niedrig
Dauer
40 J. * 220 T. *
80 J. * 365 d * 24 h
8 h = 70400 h
= 700800 h
nein
Selektion
ja
Ärztliche Unters.
ja
nein
Methodik
Toxikologie
Toxikologie
Epidemiologie
Epidemiologie
Erfassung
Berufskrankheit: ja
Umweltkrankheit: nein
Umweltmedizinische Syndrome
Fibromyalgie - World Trade Center cough –
Mobilfunksensitivität – Duftstoffallergie - MUPS – MCS
– Tonerkrankheit – Sick Building Syndrome – Chronic
Fatigue Syndrome – Krankheiten durch
Passivrauchen – Golfkriegssyndrom – Silicon breast
implant illness – Toxic mold syndrome (Stachybotris
atra) – Building related illness – Lärmkrankheit
durch Fluglärm – Candida-Hyersensitivitäts-Syndrom
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Begriffe
Arbeitswelt /-medizin vs. Umwelt /-medizin
Krankheit durch Arbeit / Umwelt
Gesundheitsförderung im Arbeits-Setting
Eigenverantwortung
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Berufskrankheitengeschehen
• BK-Verdachtsanzeigen:
80.000
• Anerkannte BKen:
20.000
• Neue BK-Renten:
6.000
• Todesfälle Berufserkrankter:
2.500
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Arbeitsunfallgeschehen
• Meldepflichtige Arbeitsunfälle:
1.500.000
• Neue Arbeitsunfallrenten:
35.000
• Tödliche Arbeitsunfälle:
1.300
5
Anforderungs-Kontroll-Modell (Karasek)
Gratifikationskrisenmodell (Siegrist)
Missverhältnis zwischen
•
Verausgabung
(geforderte berufliche Leistungen)
•
„Belohnungen“:
–
–
–
Bezahlung
Wertschätzung
Beruflicher Aufstieg und/oder Arbeitsplatzsicherheit
Persönlichkeit: Gesteigerte Verausgabungsneigung
(Overcommitment)
Verausgabungs-Belohnungs-Imbalance
= Gratifikationskrise
Verausgabungsneigung
(berufliche Leistungsmotivation, Neigung zur Beschäftigung
mit beruflichen Fragen außerhalb der Arbeitssituation)
Intrinsisch
(Person)
Hohe Verausgabung
Extrinsisch
(Situation)
Zeitdruck
Unterbrechungen
Verantwortung
Überstunden
Arbeitsverdichtung
Niedrige Belohnung
Wertschätzung
Arbeitsplatzsicherheit
Gehalt/beruflicher Aufstieg
(Siegrist, 1996, 1999)
6
Arbeitsplatz-Faktoren, die mit Störungen
der psychischen Gesundheit einhergehen
-
Arbeitsüberlastung und Arbeitsdruck
-
Widersprüchliche Anforderungen
-
Mangelnde Kontrolle über die Arbeit
-
Mangel an Partizipation bei Entscheidungen
-
Geringe soziale Unterstützung bei der Arbeit
-
Unklare Führung und unklare Definition der
eigenen Rolle
-
Zwischenmenschliche Konflikte
-
Konflikte zwischen den Anforderungen der Arbeit
und der Familie
Michie S, Williams S. OEM 60 (2003) 3-9, systematischer Review
Begriffe
Arbeitswelt /-medizin vs. Umwelt /-medizin
Krankheit durch Arbeit / Umwelt
Gesundheitsförderung im Arbeits-Setting
Eigenverantwortung
Dienststelle | Name des Präsentierenden
Costs of labour
Direct and indirect expenses per working hour in industrial production
30,00
25,00
1999
1990
15,00
10,00
5,00
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0,00
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20,00
7
Vision betrieblicher Gesundheitspolitik
„Die Vision betrieblicher Gesundheitspolitik
ist gesunde Arbeit in gesunden
Organisationen. Gesunde Organisationen
fördern beides: Wohlbefinden und
Produktivität ihrer Mitglieder“
Expertenkommission Betriebliche Gesundheitspolitik 2004
DGAUM 2004
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Mangel an Handlungsspielräumen macht krank.
Aber:
Menschen bleiben nicht dauerhaft gesund,
wenn man sie mit einer Unternehmenskultur umgibt,
in der sie „selbstverantwortlich“ darüber entscheiden
dürfen, wie sie in kontinuierlichen Verbesserungsprozessen
ihr ganzes Leben auf den beruflichen Erfolg ausrichten.
„Handlungsspielraum + Verantwortung = Gesundheit“
zu kurz gedacht…
Begriffe
Arbeitswelt /-medizin vs. Umwelt /-medizin
Krankheit durch Arbeit / Umwelt
Gesundheitsförderung im Arbeits-Setting
Eigenverantwortung
Dienststelle | Name des Präsentierenden
„Es heißt jetzt Eigenverantwortung,
wenn die Schwächeren sich selbst
überlassen bleiben.“
Prantl (2005)
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Eigenverantwortung
SGB V, § 1: „Solidarität und Eigenverantwortung“
SGB XI, § 6: „Eigenverantwortung“
DBK (2003): „Solidarität braucht Eigenverantwortung“
EKD (2006): „Befähigung zur Eigenverantwortung
und Solidarität“
„Fordern und Fördern“
1. Gesundheit fördern
2. Unwillige Gesunde und unfähige Kranke
mit Sanktionen belegen (fordern)
Zielgruppe 1 = gesunde Normalbürger
Zielgruppe 2 = Kranke, Leistungsempfänger
Probleme mit der Eigenverantwortung…
- Wissen heißt nicht „können“
- Wissen erzeugt noch keine Verhaltensänderung
- „Die Gewohnheiten von Therapeuten sind kaum
leichter zu ändern als die von übermäßigen Essern“
- Gigantisches Umsetzungsdefizit bei den sozial
Schwächeren
- Grenzen der Eigenverantwortung, Handlungspflicht
des Staates (leicht: Arbeitsschutz, Gurtpflicht,
Passivrauchen, schwer: Essen, UV-Strahlung…)
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