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Faculteit Letteren & Wijsbegeerte
Liesbeth Hoornaert
Die Darstellung der Frau in der
flämischen Zeitung De Standaard
und der deutschen Zeitung
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ein qualitativer und quantitativer Vergleich
Masterproef voorgedragen tot het behalen van de graad van
Master in de Meertalige Communicatie
2015
Promotor Dr. Sofie Decock
Vakgroep Vertalen Tolken Communicatie
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VORWORT
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An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die mich während der Anfertigung dieser
Masterarbeit unterstützt und motiviert haben.
Danken möchte ich an erster Linie meiner Betreuerin, Frau Dr. Sofie Decock, die mir immer
wieder wertvolle Hinweise gegeben hat durch kritisches Hinterfragen und sich mit der
Korrektur dieser Arbeit beschäftigt hat. Vielen Dank für die Geduld und Mühen. Ebenso
danke ich Frau Dr. Els Snick, die sich als Zweitgutachter zur Verfügung gestellt hat.
Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, insbesondere meinen Eltern, die mir mein
Studium ermöglicht haben und mich in all meinen Entscheidungen unterstützt haben.
Schließlich möchte ich auch meinem Freund Bart Verswijvel danken, weil er mir immer mit
viel Geduld, Interesse und Hilfsbereitschaft zur Seite stand.
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INHALTSVERZEICHNIS
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1. EINLEITUNG ...................................................................................................................... 7
1.1 Problemstellung ............................................................................................................................7
1.2 Forschungsstand ...........................................................................................................................9
2. KORPUS UND METHODE .............................................................................................. 17
2.1 Korpus .........................................................................................................................................17
2.1.1 Zeitungsartikel ......................................................................................................................17
2.1.2 Auswahl der Artikel ..............................................................................................................17
2.1.3 Zeitraum ................................................................................................................................18
2.1.4 Auswahl der Zeitungen .........................................................................................................19
2.1.4.1 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN FLANDERN .............................................. 19
2.1.4.2 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN DEUTSCHLAND ...................................... 21
2.1.4.3 DE STANDAARD UND FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG UND IHRE
VERBINDUNG ....................................................................................................................................... 23
2.2 Methode .......................................................................................................................................24
2.2.1 Triangulation.........................................................................................................................24
2.2.2 Methodologie der qualitativen Analyse ................................................................................25
2.2.2.1 QUALITATIVE ANALYSE ....................................................................................................... 25
2.2.2.2 DISKURSANALYSE .................................................................................................................. 27
2.2.2.2.1 Theorie ................................................................................................................................. 27
2.2.2.2.1 Methodologie ....................................................................................................................... 29
2.2.2.2.2 Intratextuelle Analyse .......................................................................................................... 29
2.2.2.2.3 Transtextuelle Analyse ......................................................................................................... 31
2.2.3 Methodologie der quantitativen Analyse ..............................................................................33
2.2.3.1 QUANTITATIVE ANALYSE .................................................................................................... 33
2.2.3.2 PARAMETER ............................................................................................................................. 34
2.2.3.2.1 Art der Artikel ...................................................................................................................... 34
2.2.3.2.2 Themen................................................................................................................................. 35
2.2.3.2.3 Artikelgröße ......................................................................................................................... 36
2.2.3.2.4 Anzahl der Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Zeitung ........................................ 36
3. ERGEBNISSE DER ANALYSE ....................................................................................... 37
3.1 Qualitative Analyse ....................................................................................................................37
3.1.1 Qualitative Analyse der Zeitung De Standaard....................................................................37
3.1.1.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ............................................................................................... 37
3.1.1.1.1 Wortorientierte Analyse ....................................................................................................... 37
3.1.1.1.2 Textorientierte Analyse ........................................................................................................ 38
3.1.1.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE .............................................................................................. 39
3.1.1.3 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 40
3.1.2 Qualitative Analyse der Frankfurter Allgemeine Zeitung ....................................................42
3.1.2.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ............................................................................................... 42
3.1.2.1.1 Wortorientierte Analyse ....................................................................................................... 42
3.1.2.1.2 Textorientierte Analyse ........................................................................................................ 43
3.1.2.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE .............................................................................................. 45
3.1.2.3 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 45
3.1.3 Qualitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung ........................47
3.1.3.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ............................................................................................... 47
3.1.3.1.1 Wortorientierte Analyse ....................................................................................................... 47
3.1.3.1.2 Textorientierte Analyse ........................................................................................................ 47
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3.1.3.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE .............................................................................................. 48
3.1.3.3 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 49
3.2 Quantitative Analyse ..................................................................................................................51
3.2.1 Quantitative Analyse Artikel De Standaard .........................................................................51
3.2.1.1 ART DER ARTIKEL .................................................................................................................. 51
3.2.1.2 THEMEN ..................................................................................................................................... 52
3.2.1.3 ARTIKELGRÖßE ....................................................................................................................... 53
3.2.1.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG.... 53
3.2.1.5 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 54
3.2.2 Quantitative Analyse Artikel Frankfurter Allgemeine Zeitung ............................................55
3.2.2.1 ART DER ARTIKEL .................................................................................................................. 55
3.2.2.2 THEMEN ..................................................................................................................................... 56
3.2.2.3 ARTIKELGRÖßE ....................................................................................................................... 57
3.2.2.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG..... 57
3.1.2.5 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 58
3.2.3 Quantitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung ......................59
3.2.3.1 ART DER ARTIKEL .................................................................................................................. 59
3.2.3.2 THEMEN ..................................................................................................................................... 60
3.2.3.3 ARTIKELGRÖßE ....................................................................................................................... 60
3.2.3.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG..... 61
3.2.3.5 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 62
4. SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK .................................................................. 63
QUELLEN .............................................................................................................................. 67
APPENDIX ............................................................................................................................. 68
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1. EINLEITUNG
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1.1 Problemstellung
Frauen stellen die Hälfte der Weltbevölkerung. Trotz des feministischen Kampfs für
Gleichheit der sechziger und siebziger Jahre, haben sie oft noch nicht die gleichen Rechte wie
Männer, auch nicht in diesen modernen Zeiten und auch nicht in Ländern wie Deutschland
und Belgien. Es gibt zum Beispiel in den beiden Ländern immer noch eine Lohnkluft
zwischen Männern und Frauen (N24, 2014 und Instituut voor gelijkheid van vrouwen en
mannen, 2013) und Männer und Frauen werden noch nicht in gleicher Weise behandelt. Die
europaweite Forschung vom European Union Agency for Fundamental Rights (2014) zeigt,
dass es sowohl in Belgien als auch in Deutschland immer noch viel Gewalt gegen Frauen gibt.
Obwohl der gesellschaftliche Status von Frauen jetzt schon “besser” ist als einst, werden
Frauen oft noch diskriminiert und stereotyp dargestellt, auch in den Nachrichten. (C. M.
Byerly & K. Ross, 2006: 7). 2011 fasst UNESCO die Problematik im Kontext des Projekts
“Women Make the News” folgendermaßen zusammen:
There are only two kinds of journalism - good and bad. Good journalism involves fair
and accurate representation, and a search for diversity and balanced reporting on
subject matter, perspectives and points of view.
Women constitute half of the world population and they are an important part of the
media consumers. Yet, women still do not constitute half of the media images and
voices, nor media messages address half of women’s interests and concerns.
Die Medien spielen also eine wichtige Rolle bei diesen Prozessen. Sie haben nicht nur die
Möglichkeit, den ungleichen Status quo in Machtstrukturen aufrechterzuhalten, sondern auch
die Möglichkeit, zu neuen, egalitäreren Machtstrukturen beizutragen. Außerdem erreichen die
Medien einen großen Teil der Bevölkerung und haben sie deshalb einen großen Einfluss.
(ibid.) Die Weisen, in denen Frauen in den Medien dargestellt werden, verbreiten eine starke
Botschaft über die Position, die Rolle und die Leben von Frauen. Die Medien sind die
wichtigsten Gestalter der Nachrichtenagenda. Wenn sie nicht genügend über die wichtigsten
Meinungen und Taten von weiblichen Richterinnen, Parlamentsabgeordneten und
Geschäftsfrauen Bericht erstatten, dafür aber haüfig von Gewaltakten gegen Frauen berichten,
dann ist es logisch, dass sich das Publikum nicht dessen bewusst wird, dass Frauen auch
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wichtige Rollen in der Gesellschaft innehaben. (Byerly & Ross, 2006: 40)
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Laut dem journalistischen Kodex von Belgien und Deutschland müssen die Medien immer
“wahrheitsgetreue, ehrliche und akkurate Informationen” mitteilen. “Diskriminierung auf der
Grundlage des Geschlechts” ist in den beiden Ländern verboten (T. Laitila, 1995). Es gibt
zwar viele Länder, die diese Prinzipien in ihren Kodex aufgenommen haben, aber K. Ross
und C. M. Byerly (2004) zeigen in ihrem Buch Women and Media. International
Perspectives, dass die mainstream Medien immer noch Frauen objektivieren und
sexualisieren in ihrer routinierten Berichterstattung und in ihren Darstellungsstrategien. Viele
Studien zeigen außerdem, dass Journalisten vor allem weiße Männer mittleren Alters und aus
der Mittelklasse als Hauptquelle verwenden (u.a. Armstrong 2004, Ross, 2007, 2010 in Ross
& Carter, 2011). Bisher gibt es jedoch noch keine Daten über die diesbezügliche Lage in
belgischen und deutschen Zeitungen.
Es ist wichtig, dass die historischen Muster von Frauenausschluss und unsachgemäßen
Frauendarstellungen in Printmedien analysiert und dokumentiert werden, um so die Ursachen
dieser Probleme freizulegen und Änderungsstrategien zu fördern. (Byerly & Ross, 2006:7)
Deshalb untersucht und vergleicht diese Studie anhand von 184 Artikeln aus der flämischen
Zeitung De Standaard und 174 Artikeln aus der deutschen Zeitung Frankfurter Allgemeine
Zeitung, wie Frauen und Frauenthemen in der flämischen und deutschen Presse dargestellt
werden.
Die Forschungsfragen dieser Studie sind:
1. Wie werden Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen
dargestellt? Gibt es einen Unterschied zwischen den Darstellungen in den
untersuchten Zeitungen, und wenn ja, worauf lassen sich diese Unterschiede
zurückführen?
2. Wie viel Aufmerksamkeit wird in flämischen und deutschen Zeitungen auf Frauen und
Frauenthemen verwendet? Gibt es in dieser Hinsicht einen Unterschied zwischen den
untersuchten Zeitungen, und wenn ja, wieso?
Bei der zweiten Forschungsfrage werden mit “Frauenthemen” die folgenden Themen
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gemeint:
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Themen wie Diskriminierung, Chancengleichheit, die gläserne Decke, Arbeitsquoten,
die Lohnkluft
*
Themen wie Vergewaltigung, Misshandlung, häusliche Gewalt
*
Themen wie das Schönheitsideal, die Darstellung der Frauen in Werbungen und in den
Medien
Es geht deshalb um Artikel, in denen Frauen beschrieben werden, oder Artikel, die Themen
behandeln, die sich auf Frauen beziehen.
In der vorliegenden Arbeit wird zuerst die bisherige relevante Literatur gesammelt und
zusammengefasst. Anschließend wird der benutzte Korpus präsentiert und wird die Methode,
die Kombination einer qualitativen und einer quantitativen Analyse, erklärt.
Bei der qualitativen Analyse werden die Artikel der beiden Zeitungen anhand einer
intratextuellen und einer transtextuellen Analyse analysiert. Zusätzlich wird nachgegangen,
ob und inwiefern sich die Ergebnisse für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und De
Standaard voneinander unterscheiden.
Das darauffolgende Kapitel besteht aus der quantitativen Analyse. Bei der quantitativen
Analyse werden die Artikel der beiden Zeitungen anhand unterschiedlicher Parameter (Art
der Artikel, Themen, Artikelgröße und Anzahl der Artikel) quantitativ analysiert und
ausgewertet. Auch hier werden die Ergebnisse der Analysen für die beiden Zeitungen
miteinander verglichen.
Der letzte Teil dieser Arbeit besteht aus einer allgemeinen Schlussfolgerung und einem
Ausblick.
1.2 Forschungsstand
Diese Studie ist eine Medienforschung. Medienforschungen sind in den letzten Jahren in den
relativ jungen Fachgebiet der Kommunikation aufgenommen worden. Dieser dynamische
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Fachbereich hat sich schnell und in umfangreichem Maße entwickelt. Die Art und Weise, wie
Gender, Rasse, Ethnizität und sexuelle und nationale Identität in Mediennachrichten
dargestellt und gelesen werden, bildet ein wichtiger Untersuchungsgegenstand innerhalb der
Medien- und Kommunikationswissenschaften. Auch die Implikationen für die politischen
Wirklichkeiten von denjenigen, die in diesen Berichten dargestellt werden, werden
untersucht. (C. M. Byerly & K. Ross, 2004: 2)
Diese thematischen Schwerpunkte in Medienforschungen sind in den siebziger Jahren
weltweit aus sozialen Bewegungen wie dem Feminismus, den LGBTQ-Bewegungen und den
antirassistischen und nachkolonialistischen Bewegungen entstanden. Liberale Bewegungen
haben viel Aufmerksamkeit auf die Rolle der Medien verwendet, weil die Medien eine
doppelte Macht haben. Einerseits können sie die bestehenden ungleichen Verhältnisse
verstärken, andererseits können sie neue Ideen verbreiten und helfen mit der Agendasetzung,
die nach Veränderung strebt. (ibid.)
Für diese Studie ist es nützlich, die folgenden drei Konzepte zu verdeutlichen: „Geschlecht“,
„Gender” und „(alle) Frauen”. ‚Geschlecht’ bedeutet der biologische Status einer Person.
Verschiedene biologische Eigenschaften wie z. B. Geschlechtschromosome, innere
Fortpflanzungsorgane und äußere Geschlechtsorgane bestimmen das Geschlecht. Das
Geschlecht kann Mann, Frau oder Intersex (eine atypische Kombination von männlichen und
weiblichen Eigenschaften) sein (American Psychological Association, 2011).
Mit ‚Gender’ werden alle Gefühle, Haltungen und Verhalten, die eine Gesellschaft mit dem
biologischen Geschlecht einer Person assoziiert, gemeint (American Psychological
Association, 2011). Diese Eigenschaften sind also nicht biologisch, sondern gesellschaftlich
konstruiert.
Bei dem Begriff ‚Frauen’ oder ‚alle Frauen’ soll bemerkt werden, dass diese Gruppe nicht
homogen ist. Laut Thornham (2007) ist diese Gruppe durch Machtsunterschiede und
Ungleichheiten wie Klasse, Rasse, Ethnizität, Kultur, Alter und sexuelle Veranlagung
zerrissen, weil Frauen als eine Gruppe nicht mehr so einfach mit “anderen unterdrückten
Menschen” übereinstimmen. Das führt dazu, dass die Darstellung von Frauen nicht als eine
“unsachgemäße Darstellung” gesehen werden kann, die von anderen Frauen mit einem
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“realistischen” Porträt korrigiert worden kann. Wenn man im Namen aller Frauen spricht,
kann das als Kulturimperialismus wirken.
In diesem Forschungsbereich haben vor allem Karen Ross und Carolyn M. Byerly, zwei
renommierte Wissenschaftlerinnen im Fachgebiet der Kommunikation, viele Untersuchungen
durchgeführt. Sie nennen diesen Forschungsbereich konsequent “feminist scholarship”. Die
feminist scholarship-Forschungen haben als Ziel, die Beziehung von Frauen zu den Medien
zu beurteilen. Sie rechnen dafür mit dem Status von Frauen in der wirklichen Welt. (Byerly &
Ross, 2006: 12)
Ross und Byerly (2006) argumentieren, dass die Nachrichten über die Erfahrungen von
Frauen in den letzten drei Jahrzehnten in Umfang und Bereich gestiegen sind. Es gibt jedoch
Besorgnis erregende Trends, vor allem was die Kommodifizierung der Körper von Frauen
betrifft. Frauen werden oft reduziert auf weniger als die Summe von Körperteilen. Das große
Problem ist, dass diese hyperunrealistischen und an Männern orientierten Konstruktionen
ständig wiederholt werden und so in den alltäglichen Diskurs hineinschleichen. Dies verstärkt
wiederum die Ungleichheit sowie die weiblichen Stereotypen (Smith, 1990 in Ross und
Byerly, 2006). Ross und Byerly (2006) behaupten zudem, dass die sexistischen Darstellungen
der Frau in den Medien weltweit stoisch stabil geblieben sind.
Die Forschung von Karen Ross (2010) zeigt, dass bei der Auswahl von Nachrichten vor allem
mit männlichen Nachrichtenwerten gerechnet wird. Die Themen, die für Frauen relevant sind,
werden als weniger wichtig betrachtet und werden also weniger ausführlich behandelt. Diese
Situation führt dazu, dass der weibliche Beitrag zum sozialen, wirtschaftlichen und
kulturellen Leben untergraben wird: “If what we see and read and hear are men’s voices,
men’s perspectives, men’s news [, then]! women continue to be framed as passive observers
rather than active citizens.” (Ross, 2011: 19 in Ross & Carter, 2011)
Laut Ross und Carter (2011) sind Frauen in den Nachrichten also weniger sichtbar als
autonome und wichtige Akteure im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bereich als
aufgrund ihrer Position in der wirklichen Welt zu erwarten wäre. Aus ihrer Studie von
britischen Zeitungen, Fernsehprogrammen und Radioprogrammen geht hervor, dass trotz der
relativ großen Zahl der Artikel, die von Problemen bezüglich Menschenrechten oder der
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Gleichstellung der Geschlechter handeln, nur fünf Prozent dieser Artikel diese Fragen
problematisieren. Statdessen werden in diesen Artikeln nur die Tatsachen wiedergegeben,
ohne zu suggerieren, dass etwas geändert werden muss.
Aus verschiedenen anderen Forschungen geht hervor, dass Frauen vor allem als “eye candy”
(Berühmtheit), als Opfer oder als Ehefrau/Tochter/Freundin des nachrichtenwürdigen Mannes
in die Nachrichten kommen (Geersema, 2009, Ross, 2010, Spears et al., 2000 in Ross &
Carter, 2011). Ross und Byerly (2006) zitieren die Forschung von Tuchman et al. (1978), die
nachweist, dass Werbungen, Fernsehprogramme, Filme, Nachrichten und andere Genres in
westlichen, aber auch in afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern
unverhältnismäßig die traditionellen Haushaltsrollen der Frau betonen oder die Frauen als
Lustobjekt darstellen. Diese Doppelwährung bestätigt also Stereotypen und suggeriert
angemessenes Benehmen.
Laut Ross und Byerly (2006) werden Frauen vor allem als Opfer beschrieben, was sie erneut
zu passiven und unabhängigen Wesen macht. Sie zitieren auch verschiedene Quellen (Myers
1997; Berns 1999; Cuklanz 2000), aus denen hervorgeht, dass sexuelle Angriffe als
“ungewöhnliche Vorfälle” durch “unnatürliche” Männer dargestellt werden. Eine solche
Darstellung erweckt den Eindruck, dass diese Verbrechen selten sind und dass die
angemessene Antwort eine “law-and-order” Antwort ist, statt die Problematik als ein seriöses
gesellschaftliches Problem zu betrachten, das Sozialreformen als Lösung braucht.
Nachrichtenredaktionen haben kein Interesse daran, die Problematik angemessen zu
kontextualisieren. Das führt dazu, dass Vergewaltigungen als isolierte und wahllose
Ereignisse dargestellt werden, und nicht als eine Folge von patriarchalen Machtverhältnissen,
die alle persönlichen, auch sexuellen Verhältnisse strukturieren. Ross und Byerly (2006)
argumentieren, dass es unlogisch ist, die sprachlichen “sex beast”- und “stranger-danger”
Mythen aufrechterzuhalten, wenn die weltweiten Statistiken über Sexualverbrechen
nachweisen, dass die meisten Vergewaltiger Freunde oder Verwandte der Opfer sind.
Ross und Byerly (2006) zitieren auch Helen Benedict (1992), die eine Studie zur
Berichterstattung von Sexualverbrechen durchgeführt hat. Ihre Forschung hat gezeigt, dass
weibliche Opfer oft eines aufreizenden Verhaltens beschuldigt werden, dass aber gleichzeitig
nicht alle Opfer auf genau dieselbe Weise dargestellt werden. Weiße Frauen der Mittelklasse
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werden günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse.
Frauen seien selbst schuld: Männer können ihren biologischen Drang nicht beherrschen und
Frauen müssen sittsame Kleider tragen, um zu vermeiden, dass sie zum Sexualverbrechen
provozieren. Laut Byerly und Ross sind Frauen also am interessantesten, wenn sie viele
Schmerzen erleiden.
Aus der Studie von Ross und Carter (2011) geht hervor, dass Frauen dreimal öfter als Männer
anhand ihres Familienstatus (Mutter, Ehefrau, Tochter) beschrieben werden. Ihr
Familienstatus ist entweder eine persönliche biografische Einzelheit, bei der die Frauen als
Primär- oder Sekundärsubjekt fungieren, oder sie dürfen als Informantin sprechen, weil sie
eine Familienbekanntschaft mit dem männlichen Subjekt haben. Außerdem werden Frauen
öfter als Augenzeuge verwendet, um über ihre persönlichen Erfahrungen oder die öffentliche
Meinung zu berichten. Sie werden weniger als Expertinnen dargestellt und verbreiten also
weniger informative oder maßgebende Nachrichten. Ross und Byerly (2006) zitieren Zoch &
VanSlyke Turk (1998), die nachweisen, dass nur 20% der benutzten Quellen in den Medien
Frauen sind. Außerdem sind die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen
kürzer. Ross und Byerly (2006) zitieren auch die Forschung von Venkatram (2002), die
gezeigt hat, dass Frauen in indischen Tageszeitungen nur selten angeführt werden und dass
Leserbriefe von Frauen weniger veröffentlicht werden. Die Studie von Ross und Carter
(2011) zeigt auch, dass das Alter von Frauen oft in den analysierten Nachrichten verwendet
wird, auch wenn das für die Geschichte nicht relevant ist.
Ross und Byerly (2006: 44-45) argumentieren, dass die Geschichten von Politikerinnen oder
Geschäftsführerinnen häufig bagatellisiert werden, indem die Medien über Privatleben,
Hausordnung und Kleidungsstil spekulieren. Politikerinnen dürfen zwar über ihre Politik
sprechen, aber ihr Potenzial wird strukturell von den Medien untergraben, da in den Artikeln
irrelevante Details wie ihr Alter, ihre Schuhe oder ihren neuen Haarschnitt erwähnt werden.
Eine andere in der Studie von Ross und Byerly erwähnte Weise, Politikerinnen in den Medien
darzustellen, ist die Verbindung mit “Hysterie” und “Aberration”. Die Medien wussten z. B.
nicht, wie sie mit der ersten weiblichen australischen Ministerpräsidentin umgehen sollten
und deshalb wurde ihr Geschlecht auf verschiedene Weisen ständig erwähnt und wurde die
Einzigartigkeit der Lage andauernd betont.
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Laut Ross und Byerly (2006) konstruieren die Art und Weise, auf die Journalisten
Nachrichten sammeln, wen sie als Quellen benutzen und dann welche Zitate sie schließlich
aufnehmen, eine gekünstelte Version der “Realität”. Nicht nur die Realität des fraglichen
Ereignisses ist gekünstelt, sondern auch, allgemeiner, die Gesellschaft.
Aus der Studie von Van den Bulck (2009), geht hervor, dass Frauen in den Nachrichten des
flämischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks VRT weniger das Wort haben als Männer (nur
25,9% der Sprecher waren Frauen) und dass sie auch weniger Redezeit bekommen als
Männer (15,3 Sekunden gegenüber 19,3 Sekunden). Sie behauptet, dass Aufmerksamkeit der
Medien für Frauen wichtig ist, da man so die Chance hat, bekannt zu werden. Wenn Frauen
also weniger Aufmerksamkeit der Medien bekommen, haben sie auch weniger die
Möglichkeit erfolgreich zu werden. Die Aufmerksamkeit der Medien ist auch wichtig, weil
die Realität zum Teil davon bedingt ist, wer und was in den Medien gezeigt wird. Van den
Bulck bemerkt jedoch, dass ein 50-50-Verhältnis nicht erforderlich ist, da es weniger Frauen
in leitenden Funktionen gibt.
Ross und Byerly (2006) erwähnen auch die Studie von Francis Lee (2004), die
herausgefunden hat, dass die Medien in Hongkong Beamtinnen oft als die “perfekte” Frau
darstellen. Sie reduzieren die Schwierigkeiten, mit denen diese Frauen konfrontiert wurden,
und so implizieren sie, dass jede Frau erfolgreich werden kann. Andere Frauen, die nicht
erfolgreich sind, werden so auch implizit dessen beschuldigt, selber schuld daran zu sein.
Die unrealistische Darstellung der “perfekte” Frau, die weiß, dünn und jung ist und perfekte
Zähne und ein perfektes Leben hat, kommt auch weltweit in Zeitschriften vor (Ross & Byerly,
2006). Diese Zwangsjacke, in die die Lebensweisen und Ambitionen von Frauen gepresst
werden, wird jetzt als “girl power” maskiert. Ross und Byerly (2006: 50) schreiben darüber:
How empowering is it, really, for a woman to wear a French Connection T-shirt with
the legend, “Fit Chick, Unbelievable Knockers” written across her breasts? Or to
mimic the bad-boy behaviors of her male counterparts, such as excessive drinking,
fighting, and swearing, and rationalize it as sexual equality?
Diese Darstellung der “perfekten” Frau ignoriert auch das Obesitasproblem. Mittels Software
werden Frauen dünner dargestellt als sie wirklich sind. Die unmöglichen Körper dieser
Frauen lösen bei der weiblichen Leserschaft Angst vor und Abneigung gegenüber dem
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eigenen Körper aus (Edut 1998, Edut & Walker 2000, Arnold 2001 in Ross & Byerly 2006).
Ross und Carter (2011) schließen, dass der Status und die Funktion von Frauen in britischen
Nachrichten anders sind als diese von Männern. Sie schließen auch, dass Journalisten genauso
viel Frauen wie Männer darum bitten, als Mitglied der Gesellschaft zu sprechen. Das
betrachten sie als eine gute Sache für die Aufnahme von verschiedenen Ansichten von
Bürgern in die Nachrichten, aber es ist ungenügend wenn das die Hauptweise ist, auf die
Frauen gehört werden. Laut Ross und Byerly (2006) besteht eine Ursache für das geringe
Engagement von Frauen in Printmedien darin, dass vor allem reiche, (hauptsächlich) weiße
Männer die meisten Mediengruppen besitzen und so das Engagement von Frauen
einschränken. Vor allem farbige Frauen seien davon betroffen.
Trotzdem ist die Lage laut Ross und Byerly (2006) nicht immer negativ. So gibt es
Zeitschriften und Zeitungen, die eine starke und selbstsichere “girl power” Botschaft senden,
wie z. B. die Zeitschriften More!, An’an und Non’no. Diese Zeitschriften insistieren, dass
Frauen machen können, was sie wollen, dass sie tragen können, was sie tragen möchten und
dass sie sein können, wer sie sein möchten. Diese Zeitschriften erteilen auch Tipps und
Strategien, um elterliche Kontrolle sowie ein traditionelles Leben mit einem Ehemann und
Kindern zu vermeiden. Diese Zeitschriften geben also realistische und nützliche
Informationen und nicht irgendwelche unmögliche Fantasie-Tipps (Sakamoto, 1999 in Ross
& Byerly, 2006). Es ist jedoch ein Problem, dass durch die Vielfalt an Botschaften, die diese
Zeitungen und Zeitschriften senden, kontradiktorische Botschaften entstehen die für die Leser
verwirrend wirken können (McCracken, 1992 in Ross & Byerly, 2006).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es einige wichtige Tendenzen gibt. Erstens wird
die traditionelle Haushaltsrolle der Frau oft betont, oder die Frau wird als Opfer oder
Lustobjekt/Eye Candy dargestellt. Sie wird auch oft als Augenzeugin aufgeführt, um ihre
persönlichen Erfahrungen zu erzählen oder die öffentliche Meinung zu repräsentieren. Sie
dürfen aber weniger als Expertinnen in einem bestimmten Bereich sprechen (Geersema, 2009,
Ross, 2010, Spears et al., 2000 in Ross & Carter, 2011). Die „perfekten“ Frauen in den
Medien haben außerdem oft ein unmögliches und unrealistisches Körper (Ross & Byerly,
2006). Die erste Hypothese dieser Studie ist also:
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H1: Die Rolle der Frau in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen ist
Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines
nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.
Bei Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen wird oft über ihr Privatleben, ihre Hausordnung
und ihren Kleidungsstil spekuliert. Das führt dazu, dass ihr Potenzial untergraben wird und
ihre Geschichten als weniger wichtig dargestellt werden. Auch die Verbindung mit „Hysterie
und Aberration“ wird ständig gemacht. Wenn eine Frau sich in einer einzigartigen Lage
befindet, wird die Einzigartigkeit ständig betont. Auch der Familienstatus und das Alter der
Frau werden oft erwähnt, auch wenn sie nicht relevant für die Geschichte sind (Ross und
Byerly, 2006: 44-45). Daraus wird die zweite Hypothese dieser Studie abgeleitet:
H2: Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden
oft
mit
irrelevanten
Details
beschrieben
in
deutschen
und
flämischen
Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter
wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.
Die Artikel, die von Sexualverbrechen handeln, halten die Mythen von „sex-beast“ und
„stranger-danger“ instand. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger
dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse (Helen Benedict,
1992 in Ross & Byerly, 2006). Das führt zur folgenden Hypothese:
H3: Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen
halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße
Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße
Frauen der Arbeiterklasse.
In den Artikeln, die von Themen wie die Ungleichheit der Geschlechter berichten, werden
diese Fragen oft nicht problematisiert (Ross & Carter, 2011). Das führt zur vierten Hypothese:
H4: Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in
flämischen und deutschen Qualitätszeitungen.
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Die Themen die für Frauen relevant sind, werden in den Nachrichten weniger ausführlich
behandelt (K. Ross, 2010) und die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, sind im Allgemeinen
kürzer (Zoch & VanSlyke Turk, 1998 in Ross & Byerly, 2006). Frauen sind in den
Nachrichten weniger sichtbar als autonome und wichtige Akteure in verschiedenen Bereichen
(Wirtschaft, Gesellschaft, Politik) (Ross & Carter, 2011). Daraus wird die fünfte Hypothese
abgeleitet:
H5: Die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, sind in den flämischen und deutschen
Qualitätszeitungen im Allgemeinen kurz.
Anhand
von
diesen
Hypothesen
wird
versucht,
eine
Antwort
auf
die
zwei
Untersuchungsfragen dieser Studie zu formulieren.
2. KORPUS UND METHODE
2.1 Korpus
2.1.1 Zeitungsartikel
Für diese Studie wurde ein Korpus von flämischen und deutschen Zeitungsartikeln erstellt.
Der Korpus besteht aus 184 flämischen Artikeln aus der flämischen Zeitung De Standaard
und 174 deutschen Artikeln aus der deutschen Zeitung Die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Die Artikel wurden aus insgesamt 12 Zeitungen gesammelt: 6 flämischen und 6 deutschen.
Die Beilagen dieser Zeitungen wurden auch analysiert. Die Sonntagszeitung der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung wurde aber nicht analysiert, da De Standaard keine Sonntagszeitung hat.
2.1.2 Auswahl der Artikel
Mit Zeitungsartikeln werden alle Artikel gemeint, die in den betreffenden Zeitungen
erschienen sind. Das heißt, dass z. B. Kolumnen und Comics auch ausgewählt werden
können, denn eine Zeitung entscheidet selber, welche Ansichten veröffentlicht werden und
!
18!
!
!
auf welche Weise das gemacht wird. Werbungen und Leserbriefe kommen nicht in Betracht,
weil sie unabhängig von der Zeitung sind: Eine dritte Partei produziert die Texte und wird
nicht dafür bezahlt. Da alle Zeitungsartikel für die Analyse wichtig sind, können auch die
Artikel aus den Feuilletons und Anlagen selektiert werden.
Für die Analyse werden alle Zeitungsartikel selektiert, in denen Frauen beschrieben werden,
oder die Themen behandeln, die sich auf Frauen beziehen. Das heißt:
- Themen wie Diskriminierung, Chancengleichheit, die gläserne Decke, Arbeitsquoten, die
Lohnkluft
- Themen wie Vergewaltigung, Misshandlung, häusliche Gewalt
- Themen wie das Schönheitsideal, die Darstellung der Frauen in Werbungen und in den
Medien
- Berichterstattung über oder Interviews mit Frauen (z. B. Politikerinnen, Künstlerinnen,
Schauspielerinnen, Sportlerinnen, Wissenschaftlerinnen usw.)
- Rezensionen von Filmen, Büchern oder Theaterstücken, die von Frauen gemacht werden
oder in denen Frauen beschrieben werden.
Weil das Korpus so relevant wie möglich sein soll, wurde beschlossen, nur diejenigen Artikel
zu wählen, in denen die Frau oder die obengenannten Frauenthemen ausreichend
Aufmerksamkeit bekommen. Das heißt, dass
*
die Frau oder das Frauenthema zentral im Artikel steht. Sie sind das Hauptthema des
Artikels. Das sieht man daran, dass sie in der Überschrift des Artikels erwähnt werden.
*
Wenn sie nicht das Hauptthema des Artikels sind, gibt es wenigstens 30 Wörter, die
über die Frau oder das Frauenthema handeln oder wenigstens 30 Wörter die ein Zitat
einer Frau sind. Weil Cartoons/Comics meistens klein sind, wurden sie gewählt, wenn
eine Frau abgebildet wird oder eine Frau oder ein Frauenthema im Dialog beschrieben
wird.
2.1.3 Zeitraum
Für diese Studie werden die betreffenden Zeitungen eine Woche lang analysiert. Der gewählte
Zeitraum läuft vom 3. bis zum 8. März 2014. Dieser Zeitabschnitt wurde nicht zufällig
!
19!
!
!
gewählt: Am 8. März findet Weltfrauentag statt. Dieser Tag wird jedes Jahr gefeiert, um auf
verschiedenerlei Arten auf die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen weltweit
aufmerksam zu machen.
2.1.4 Auswahl der Zeitungen
Um ein allgemeines Bild der Berichterstattung in Flandern und Deutschland zu bekommen,
bespricht diese Studie nur die Zeitungen mit einer überregionalen Reichweite. Die Studie
beschränkt sich auch auf Tageszeitungen, da Tageszeitungen über eine große Vielfalt an
aktuellen Themen berichten.
2.1.4.1 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN FLANDERN
In Flandern gibt es neun allgemein-informative Zeitungen, von denen zwei Kopfblätter von
anderen Zeitungen sind (Het Nieuwsblad/De Gentenaar und Het Laatste Nieuws/De Nieuwe
Gazet) (S. Evenepoel, 2012). Alle allgemein-informativen Zeitungen sind überregional, mit
Ausnahme von Het Belang van Limburg. Diese Zeitung kann man in ganz Flandern kaufen,
aber 90% der Auflage wird in der Provinz Limburg verkauft. Die Nachrichten sind vor allem
regional, sogar auf der Titelseite, deshalb wird Het Belang van Limburg hier den regionalen
Zeitungen zugeordnet. De Gazet van Antwerpen wird, trotz seines regionalen Namens, den
überregionalen Tageszeitungen zugordnet, denn sie hat eine überregionale Verteilung (E. De
Bens & K. Raeymackers, 2010: 398 und 406). Es gibt auch eine auf Wirtschaft spezialisierte
Tageszeitung, De Tijd, die sich jetzt in allgemein-informative Richtung entwickelt hat. (S.
Evenepoel, 2012:91)
In Flandern gibt es im Gegensatz zu Deutschland, wo es eine starke Tradition von
Abonnements gibt, ein Gleichgewicht zwischen Abonnements und Einzelverkauf. Im Jahr
2008 war das Verhältnis 50,8% für die Abonnements gegenüber 49,2% für den Einzelverkauf.
In den letzten zwanzig Jahren hat die Zahl der Zeitungskäufer jedoch stark zugenommen. (E.
De Bens & K. Raeymaeckers, 2010: 136)
!
20!
!
!
Es gibt in Flandern drei Mediengruppen: De Persgroep, Mediahuis (2013 entstanden aus der
Fusion von Corelio und Concentra) und Mediafin. Jede dieser Mediengruppen besitzt eine
oder mehrere Zeitungen. Jede Zeitung hat einen anderen ideologischen Ursprung, eine andere
Profilierung und ein anderes Lesepublikum.
Seit dem zweiten Weltkrieg gibt es in Flandern eine starke Pressekonzentration. 1950 gab es
noch 17 Zeitungstitel und 14 Mediengruppen, jetzt aber gibt es nur noch neun Zeitungstitel
und drei Mediengruppen. Die Geschichte der Zeitungslandschaft in Flandern wird also von
zahlreichen spektakulären Übernahmen gekennzeichnet. (S. Evenepoel, 2012: 91)
Diese Tabelle zeigt die flämischen überregionalen Tageszeitungen mit ihren wichtigsten
Hintergrundinformationen (S. Evenepoel, 2012: 91-93):
Zeitung
Mediengruppe
Typ
Ideologischer
Ursprung und
heutige Profilierung
Het Laatste Nieuws
(Kopfblatt: De Nieuwe
Gazet)
De Persgroep
Massenblatt
liberal
Mediahuis
populärer Zweck;
zwischen
Massenblatt und
seriöser Zeitung
flämisch-katholischer
Ursprung; jetzt
allgemein
De Gazet van Antwerpen
Mediahuis
populärer Zweck;
zwischen
Massenblatt und
seriöse Zeitung
De Standaard
Mediahuis
seriöse Zeitung
De Morgen
De Persgroep
seriöse Zeitung
Mediafin
seriöse Zeitung mit
Fokus auf
Wirschafts-,
Finanz- und
Börsennachrichten
Het Nieuwsblad
(Kopfblatt: De Gentenaar)
De Tijd
konservativer,
sozialer, flämischkatholischer
Ursprung; jetzt
katholisch
flämisch-katholischer
Ursprung; jetzt
allgemein-informativ
sozialdemokratischer
Ursprung; jetzt linksprogressiv
neutral
!
!
!
21!
Tabelle 1: Überregionale Tageszeitungen in Flandern
Die Zeitungen sind nach Reichweite geordnet (E. De Bens & K. Raeymackers, 2010). Die
Zeitung mit der größten Reichweite steht obenan.
2.1.4.2 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN DEUTSCHLAND
In Deutschland gibt es eine große Zahl der Zeitungsausgaben (1512 im Jahre 2010). Meistens
handelt es sich aber um Kopfblätter, die nur in einem beschränkten geografischen Gebiet
erhältlich sind und sich nur in den lokalen Seiten oder in einem spezifischen Anzeigenangebot
unterscheiden. Oft haben diese Zeitungen keine eigene Redaktion. Im Jahre 2008 gab es in
Deutschland 135 publizistische Einheiten oder Vollredaktionen. (K. Raeymackers & S. Van
Bauwel, 2012: 246)
Die deutschen Zeitungsausgaben werden von 356 Verlagen herausgegeben. Seit 1954 gibt es
in Deutschland aber starke Konzentrationen. Es geht um publizistische Konzentrationen,
Verlagskonzentrationen, Angebotskonzentrationen und Auflagekonzentrationen. (ibid.)
Die meisten deutschen Tageszeitungen sind Abonnementszeitungen. Sie stellen etwa drei
Viertel der totalen Zeitungsauflage dar. Die meisten Tageszeitungen sind lokal und regional,
nur wenige sind überregional. (ibid.) Laut Schütz gelten Zeitungen, von denen 15% der
Auflage außerhalb des Kernverteilungsgebiets verkauft wird, als “überregional”. (Schütz,
2000: 22 zitiert nach K. Raeymackers & S. Van Bauwel, 2012: 249)
Es gibt nur wenig überregionale Tageszeitungen in Deutschland, weil es dem Land bis zu den
90er Jahren an einem wichtigen politischen Zentrum fehlte. In Bonn, der vorläufigen
Hauptstadt, wurden nur eine regionale Zeitung (der General-Anzeiger) und einige lokale
Ausgaben der kölnischen Zeitungen herausgegeben. Nach der Wende wurde Berlin, eine
Stadt in der immer schon viele Zeitungen herausgegeben wurden, wieder wichtiger. Die
Zeitungen, die zuvor in der DDR auf nationaler Ebene verteilt wurden, ergänzten nach der
Wende die überregionalen Zeitungen der BRD. (K. Raeymackers & S. Van Bauwel, 2012:
249-250)
!
22!
!
!
Der Springer-Verlag dominiert den ganzen Markt der Boulevardblätter. Grund dafür ist die
Bild-Zeitung mit ihrer Auflage von etwa 3,3 Millionen. Der Marktanteil von Bild ist mehr als
vier Mal größer als der Marktanteil aller anderen Verlage von Boulevardblättern zusammen.
(ibid.)
Diese Tabelle zeigt eine Übersicht der wichtigsten heutigen Tageszeitungen in Deutschland
mit ihren Hintergrundinformationen (ibid: 249-256):
Ideologischer
Ursprung und heutige
Profilierung
Ideologischer Ursprung
unbekannt.
Bild war schon oft der
Mittelpunkt der
Kontroverse und hat in
der Geschichte viel
Kritik bekommen.
links-liberal (liberal
heißt hier: verschiedene
Meinungen, außer den
links- oder
rechtsextremistischen,
kommen hier an die
Reihe)
Zeitung
Verlag
Typ
Bild
Axel Springer SE
Boulevardblatt
Süddeutsche Zeitung
Süddeutscher
Verlag
seriöse Zeitung
Frankfurter Allgemeine
Zeitung
Frankfurter
Allgemeine
Zeitung GmbH
seriöse Zeitung
liberal-konservativ/
rechts-konservativ
seriöse Zeitung
wirtschaftsliberaler,
nationaler und antikommunistischer
Ursprung; jetzt
bürgerlich-konservativ
und wirtschaftsliberal
Wirtschafts- und
Finanzzeitung
neutral
seriöse Zeitung
linksalternativ;
ursprünglich
selbstverwaltet
Die Welt
Handelsblatt
die tageszeitung
Axel Springer SE
Verlagsgruppe
Handelsblatt
GmbH & Co. KG
taz, die
tageszeitung
Verlagsgenossenschaft eG
!
!
!
23!
neues deutschland
Neues
Deutschland
Druckerei und
Verlags GmbH
seriöse Zeitung
ursprünglich
Zentralorgan der
Sozialistischen
Einheitspartei
Deutschland; jetzt
sozialistisch
Frankfurter Rundschau
Frankfurter
Rundschau
GmbH
seriöse Zeitung
sozial-liberal
seriöse Zeitung
Ursprung: Zentralorgan
der Freien Deutschen
Jugend in der DDR;
jetzt: links-marxistisch
junge Welt
Verlag 8. Mai
Tabelle 2: Überregionale Tageszeitungen in Deutschland
Die Zeitungen sind nach Reichweite geordnet (Statista, 2014). Die Zeitung mit der größten
Reichweite steht obenan.
Verschiedene Zeitungen geben zusätzlich Sonntagszeitungen heraus, wie z. B. Bild am
Sonntag (BamS), Welt am Sonntag (WamS) und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
Sowohl BamS, als auch WamS waren ursprünglich völlig unabhängig von der Bild-Zeitung
bzw. der Welt, aber durch eine Reorganisation arbeiten die Sonntagszeitungen jetzt mit den
jeweiligen Redaktionen dieser Zeitungen zusammen. Seit 2001 ist die Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung eine überregionale Zeitung – vorher wurde sie nur regional verkauft. Seit
1997 gibt es auch die Zeitung zum Sonntag, die gratis verteilt wird. (K. Raeymackers & S.
Van Bauwel, 2012: 256-257)
2.1.4.3 DE STANDAARD UND FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG UND IHRE
VERBINDUNG
Für diese Studie wurden De Standaard (DS) und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
gewählt.
Erstens wurden für diese Studie seriöse Tageszeitungen gewählt, weil diese immer versuchen
müssen, vielseitig und nuanciert zu berichten. Sie führen öfter inhaltliche Analysen durch als
!
!
!
Boulevard- oder Massenblätter.
24!
DS und die FAZ gehören beide zu den überregionalen seriösen Zeitungen mit den größten
Auflagen: De Standaard ist die meistverkaufte seriöse Zeitung in Flandern und die FAZ ist die
zweitmeistverkaufte überregionale seriöse Zeitung in Deutschland. Die Reichweite der
Zeitungen ist ein wichtiger Maßstab, denn je größer die Reichweite, desto mehr Menschen
lesen die Zeitung und können davon beeinflusst werden.
Bei der Auswahl der Zeitungen wurde versucht, Zeitungen mit einem ähnlichen Profil zu
wählen, sodass der Vergleich zutrifft. Der ideologische Ursprung und die heutige Profilierung
der DS (flämisch und katholisch; allgemein-informativ) und der FAZ (liberal-konservativ /
rechts-konservativ) stimmen nicht völlig überein, aber sie widersprechen sich auch nicht.
Diese beiden Zeitungen wurden für den Vergleich gewählt, weil sie am besten
übereinstimmen.
2.2 Methode
2.2.1 Triangulation
Diese Studie versucht herauszufinden, wie die Frau und Frauenthemen in flämischen und
deutschen Zeitungen dargestellt werden anhand von zwei Untersuchungsfragen:
1. Wie werden Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen
dargestellt? Gibt es einen Unterschied zwischen den Darstellungen in den
untersuchten Zeitungen, und wenn ja, worauf lassen sich diese Unterschiede
zurückführen?
2. Wie viel Aufmerksamkeit wird in flämischen und deutschen Zeitungen auf Frauen und
Frauenthemen verwendet? Gibt es in dieser Hinsicht einen Unterschied zwischen den
untersuchten Zeitungen, und wenn ja, wieso?
Die erste Untersuchungsfrage lässt sich am besten durch eine qualitative Analyse beantworten
und die zweite Untersuchungsfrage durch eine quantitative Analyse. Um die Antwort auf die
Hauptfrage dieser Studie so vollständig wie möglich zu formulieren und so viel wie möglich
Faktore zu berücksichtigen, wurde eine Kombination von einer qualitativen und einer
!
!
!
quantitativen Analyse durchgefürht.
25!
Die Kombination von mehreren Methoden heißt “mixed methods research” oder
“Triangulation”. Laut Johnson und Onwuegbuzie (2004) hat mixed methods research
verschiedene Vorteile, unter denen:
*
Wörter, Bilder und Texte können benutzt werden um Zahlen Bedeutung zuzumessen;
*
Zahlen können Wörtern, Bildern und Texten Bedeutung zumessen;
*
Die Stärken einer quantitativen und einer qualitativen Analyse (siehe 2.2.2 und 2.2.3)
werden kombiniert;
*
Die Stärken der einen Analyse können die Schwächen der anderen Analyse
ausgleichen, wenn die beiden Analysen durchgeführt werden;
*
Es können mehr Untersuchungsfragen können beantwortet werden, weil der Forscher
sich nicht auf nur eine Methode beschränken muss;
*
Die Triangulation kann Einblicke vermitteln, die fehlen würden, wenn man nur eine
Methode benutzen würde;
*
Der Beweis für eine Theorie wird stärker, wenn verschiedene Methoden zu derselben
Schlussfolgerung führen oder wenn sich die Schlussfolgerungen der beiden Methoden
überschneiden.
Für diese Forschung werden die quantitative und die qualitative Methode kombiniert, aber die
Datensammlung und die Analyse sind getrennt. Die Analysen können gleichzeitig (parallel)
oder nacheinander (sequentiell) durchgeführt werden. (Olsen, 2004) Bei dieser Studie wurde
gewählt, um zuerst die qualitative Analyse durchzuführen und danach die quantitative
Analyse. Auf beide Analysemethoden wird im Folgenden (2.2.2 und 2.2.3) näher
eingegangen.
2.2.2 Methodologie der qualitativen Analyse
2.2.2.1 QUALITATIVE ANALYSE
Für die erste Untersuchungsfrage dieser Studie, nämlich wie Frauen und Frauenthemen in
flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt werden und welche Unterschiede sich dabei
!
26!
!
!
ergeben, wurde eine qualitative Analyse durchgeführt, da eine qualitative Analyse am besten
geeignet ist für Textinterpretationen. Auch die ersten vier Hypothesen beziehen sich auf die
qualitative Analyse.
Bei einer qualitativen Analyse ist die interpretative Haltung des Forschers wesentlich. Der
Forscher beschreibt so umfangreich wie möglich das erforschte Material. Die qualitative
Analyse ist gegründet auf der verbalen Beschreibung der Untersuchung (z. B. Observationen,
Interviews, Textinterpretationen usw.). Man erstellt einen inhaltlichen, thematischen
Vergleich von Phänomenen, soziale Verhältnissen in der Kommunikation zwischen Gruppen,
etc. (Jooken, 2013).
Laut Johnson und Onwuegbuzie (2004) hat eine qualitative Analyse viele Vorteile. Erstens ist
die qualitative Methode sehr nützlich für tief schürfende Untersuchungen von einer limitierten
Zahl von Fällen. Ein anderer Vorteil der qualitativen Analyse besteht darin, dass sie pro
einzelnes erforschtes Dokument individuelle Informationen verschafft. Das ist nützlich für die
Beschreibung komplexer Phänomene. Verschiedene Einzelfälle können so miteinander
verglichen und analysiert werden. Außerdem können idiografische Kausalverhältnisse
festgestellt werden, z. B. die Feststellung der Ursachen eines bestimmten Ereignisses.
Der Forscher kann auch selber die kontextuellen Faktoren und die Hintergrundfaktoren
bestimmen, die mit dem Forschungsthema in Verbindung gebracht werden sollten. So kann
der Forscher mit der qualitativen “grounded theory”-Methode auf induktive Weise eine
tentative Theorie ableiten, die ein Phänomen erklären kann. Der Forscher kann auch einen
dynamischen Prozess untersuchen. Wenn es z. B. Änderungen oder sequenzielle Muster gibt,
kann er diese dokumentieren. Der Forscher kann mit anderen Worten reagieren auf
unerwartete Änderungen während der Analyse und sich dazu entscheiden, den Fokus seiner
Untersuchung zu verschieben.
Die qualitative Analyse hat jedoch auch Nachteile. Die Datensammlung und die Analyse
nehmen viel Zeit in Anspruch im Vergleich zu einer quantitativen Analyse. Es ist auch
schwieriger, quantitative Vorhersagen zu machen und Hypothesen und Theorien zu prüfen.
Außerdem ist es möglich, dass die Schlussfolgerungen von einer qualitativen Analyse nicht
verallgemeinert werden können zu anderen Situationen, weil die untersuchte Lage einzigartig
!
27!
!
!
sein kann. Die Ergebnisse der Analyse sind auch einfacher beeinflussbar von der
Voreingenommenheit und von den Idiosynkrasien des Forschers, was dazu führen kann, dass
die Ergebnisse für manche Menschen weniger Glaubhaftigkeit haben (Johnson und
Onwuegbuzie, 2004). Um diese Nachteile auszugleichen, wurde für diese Studie eine
Kombination von einer qualitativen Analyse und einer quantitativen Analyse benutzt.
Es gibt verschiedene Methoden, um eine qualitative Analyse durchzuführen. Für diese Studie
wurde die diskursanalythische Methode gewählt, da sich diese Methode am meisten dazu
eignet, die Darstellung von Frauen und Frauenthemen in Zeitungsartikeln zu analysieren.
2.2.2.2 DISKURSANALYSE
2.2.2.2.1 Theorie
Als qualitative Methode für diese Studie wurde die Diskursanalyse gewählt. Diskursanalyse
ist ein schnell wachsendes Forschungsgebiet, das sich immer weiter entwickelt. Sie ist aus
verschiedenen akademischen Fachbereichen entstanden, die sehr unterschiedlich voneinander
sind (Schiffrin, Tannen & Hamilton, 2001: 1 und Spitzmüller & Warnke, 2011: 4). Diese
Fachbereiche sind unter anderem Anthropologie, Philosophie, Soziopsychologie, Rhetorik,
Textlinguistik, kognitive Wissenschaften, Soziolinguistik, Literaturstudien, angewandte
Sprachwissenschaften und Pragmatik (Wodak & Meyer, 2009).
Weil sich so viele Forschungsbereiche mit der Diskursanalyse beschäftigt haben, ist es
schwierig, eine eindeutige Definition zu geben. Schiffrin, Tannen und Hamilton (2001) haben
verschiedene Definitionen untersucht und schließen, dass alle untersuchten Definitionen in
drei Kategorien eingeteilt werden können. Diskursanalyse beschäftigt sich mit “(1) allem, was
den Satz übersteigt”, (2) Sprachgebrauch, und (3) einem weiteren Bereich von sozialen
Handlungen, unter denen auch nicht-linguistischen und nicht-spezifischen Sprachfällen.
Diese Studie beschäftigt sich mit der Diskursanalyse, wie sie im Rahmen linguistischer und
medienwissenschaftlicher Studien konzipiert wird. Der Einfluss von linguistischen, nichtlinguistischen und satzübersteigenden Aspekten und von Sprachgebrauch auf die Konstitution
!
28!
!
!
von Gesellschaft und Wissen bezüglich der Darstellung der Frau wird in dieser Studie
untersucht. Es ist mit dieser gesellschafts- und wissenskonstituierenden Funktion, dass sich
die Diskurslinguistik beschäftigt (Spitzmüller & Warnke, 2011: 10).
Der Begriff “Diskurslinguistik” ist ein Sammelbegriff für verschiedene Varianten, von denen
jede Variante andere Ziele hat (Spitzmüller & Warnke, 2011: 4). Die Grundannahmen sind
aber gleich (ibid: 79):
- die Auffassung, dass Sprache in gesellschaftliche, historische und kulturelle
Zusammenhänge eingebettet ist und in diesen Zusammenhängen betrachtet
werden muss;
- die Auffassung, dass Sprache Wirklichkeit (Wissen, Gesellschaft, Kultur etc.)
nicht nur abbildet, sondern auch schafft;
- die Auffassung, dass Aussagen nicht isoliert stehen, sondern mit anderen
Aussagen verknüpft sind;
- die Überzeugung, dass gesellschaftliche Wissens- (oder auch Machts)strukturen durch die Analyse von Aussagen und Aussagenformationen
beschrieben werden können.
Zentral ist für die Diskurslinguistik bzw. die linguistische Diskursanalyse also das Erscheinen
von Aussagen in raumzeitlichen, konkreten Kontexten. Laut der Diskurslinguistik erscheinen
Aussagen immer unter Voraussetzungen. Die Frage nach dem Warum einer Aussage in einem
bestimmten Kontext lenkt das Interesse nicht weg von der Sprache, sondern kann durch die
Analsye von den transtextuellen Faktoren der Sprache beantwortet werden (ibid: 123-124).
Da sich so viele Fachbereiche mit der Diskursanalyse beschäftigen und es so viele Variante
von Diskurslinguistik gibt, gibt es auch verschiedene Herangehensweisen. Als Grundlage für
diese Studie dient der diskurslinguistische Ansatz von Spitzmüller und Warnke, den sie in
ihrer Monographie “Diskurslinguistik. Eine Einführung in Theorien und Methoden der
transtextuellen Sprachanalyse” von Spitzmüller, J. & Warnke, I.H. entwickelt haben. In
dieser Monographie werden mehrere Ansätze besprochen. Die Autoren versuchen eine
Herangehensweise
zu
entwickeln,
die
mehrere
Herangehensweisen
aus
diesen
unterschiedlichen linguistischen Traditionen zusammenbringt. Dieses Buch greift auch
wichtige Ausgangspunkte und Inspirationen von Michel Foucault, dem französischen
Historiker-Philosophen, auf und kontrastiert seine Konzeptionen mit diskurslinguistischen
Erkenntnisinteressen und Zugangsweisen. In diesem Buch wir keine feste Forschungsmethode
vorgeschrieben, da jedes Thema eine andere Herangehensweise erfordert (Spitzmüller &
!
!
!
Warnke, 2011: 121-123; 135).
29!
2.2.2.2.1 Methodologie
Da das Korpus dieser Studie aus 358 Artikeln besteht, ist es fast unmöglich, alle Artikel
diskursanalythisch zu analysieren. Deshalb wurde beschlossen, eine Stichprobe von 28
Artikeln durchzuführen.
Die Auswahl der Artikel beruht sich auf der Textsorte und der Thematik der Artikel. Pro
Zeitung werden also 14 Artikel ausgewählt. Davon beziehen sich jeweils vier Artikel auf
Frauenthemen und zehn Artikel auf Frauen. Die Artikel, die sich auf Frauenthemen beziehen,
sind jeweils zwei Artikel Nachrichten und zwei Hintergrundartikel. Diese Artikel werden aus
den Bereichen Wirtschaft (zwei Artikel), Kriminalität und Fait Divers (jeweils einen Artikel)
gewählt. Bei den Artikeln über Frauen sind jeweils vier Artikel Nachrichten, drei sind
Hintergrundartikel, eine ist eine Kolumne, ein ist ein Interview und eine ist eine Reizension.
Es gibt jeweils zwei Artikel über Frauen aus den Bereichen Politik, Kriminalität, Kultur und
Fait Divers und jeweils 1 Artikel über Frauen aus den Bereichen Wirtschaft und Sport.
Spitzmüller & Warnke (2011: 135-137) unterscheiden drei Ebenen der Diskursanalyse: die
intratextuelle Ebene, die Akteure-Ebene und die transtextuelle Ebene. Da die Ebene der
Akteure nicht relevant ist für diese Studie, wurde beschlossen, diese nicht durchzuführen. Im
Folgenden wird auf die intratextuelle und transtextuelle Ebene eingegangen.
2.2.2.2.2 Intratextuelle Analyse
Eine linguistische Diskursanalyse berücksichtigt nicht nur transtextuelle Elemente, sondern
auch die Elemente auf Mikro-Ebene. Die kleinste Einheit des Diskurses ist dabei die Aussage.
Bei der intratextuellen Analyse werden also alle bedeutungsgenerierenden Elemente der
Sprache untersucht, vom Morphem bis zum Text.
Es werden drei Ebenen unterschieden: die wortorientierte Analyse, die propositionsorientierte
!
30!
!
!
Analyse und die textorientierte Analyse. Die propositionsorientierte Analyse ist für diese
Studie jedoch nicht relevant, da sie vor allem die inhaltlich logische Struktur der
Propositionen eines Textes untersucht, und wurde deshalb weggelassen.
A. Wortorientierte Analyse
Bei der wortorientieren Analyse können verschiedene Wortklassen untersucht werden. Für
diese Studie sind vor allem die nominalen Konstituente und die Schlagwörter relevant. Die
nominalen Konstituenten, die sogenannten “nomina appellativa, nomina collectiva”, sind
Gattungs- und Sammelbezeichnungen. Für diese Studie wird bei den Artikeln, die über
Frauen handeln, untersucht, mit welchen Gattungsnamen Frauen beschrieben werden.
Hermanns (1994b: 12 in Spitzmüller & Warnke, 2011: 143) definiert Schlagwörter
folgendermaßen: “Jedes Schlagwort ist nur dann, erst dann und nur so lange Schlagwort, wie
es die Funktion hat, auf die öffentliche Meinungsbildung (inklusive Willensbildung)
einzuwirken.” Unter den Schlagwörtern gibt es Stigmawörter, die pejorativ sind und Personen
oder Sachverhalte stigmatisieren; und Hochwertwörter, die sehr positiv sind ohne dabei
Komparative oder Superlative zu benutzen. Für diese Studie wird anhand der Schlagwörter
untersucht, ob Frauen und Frauenthemen positiv oder negativ in den Zeitungen beschrieben
werden.
B. Textorientierte Analyse
Bei der textorientierten Analyse gibt es drei Ebenen:
-
Die textuelle Mesoebene besteht aus „allen textgebundenen, satzübergreifenden
Sprachformen, die als Teilen von übergeordnet identifizierbaren Texten funktioneren“
(Spitzmüller & Warnke, 2011: 157). Es handelt sich also um Abschnitte in Texten,
Absätze, Zitate im Text usw. Dabei wird analysiert, welche Themen die einzelnen
Textteile enthalten.
-
Die textuelle Makrostruktur erforscht die thematisch-inhaltliche Struktur eines
Textes. Hier wird also das Hauptthema des Textes analysiert.
!
!
!
31!
-
Die
visuelle
Textstruktur
untersucht
die
Text-Bild-Korrelationen.
Eine
exemplarische Frage, die für diese Studie relevant ist, ist: „Welche Funktion hat der
Text im Hinblick auf das Bild?“
Bei dieser Studie werden die Meso- und Makrostruktur gemeinsam behandelt, wie
Spitzmüller & Warnke es in ihrer Monographie ebenfalls machen, denn „was für
Mesostrukturen von Texten erfassbar ist, kann man potenziell auch in Makrostrukturen
nachweisen“. Auf der textuellen Meso- und Makroebene werden für diese Studie die
Metaphernfelder untersucht, weil Metaphernfelder ein Hinweis auf implizite Formen der
Bedeutungskonstituierung
sind.
Spitzmüller
&
Warnke
(2011:
165)
definieren
Metaphernfelder folgendermaßen:
Metaphernfelder sind alle metaphorischen Ausdrücke, die gemeinsame Konzepte
besitzen. (...) Wenn in Texten unterschiedliche Metaphern vorkommen, die (...) eine
konzeptuelle Metapher realisieren, so bilden sie ein Metaphernfeld.
Auf der visuellen Ebene wird untersucht, was die Bildfunktion im Verhältnis zum Text ist,
und ob sich Text und Bild auf den gleichen Gegenstand beziehen oder nicht. Es wird dabei
auch untersucht, wie die Bilder Frauen darstellen. Sind die Bilder neutral, realistisch oder
stereotypisierend?
2.2.2.2.3 Transtextuelle Analyse
Eine transtextuelle Analyse untersucht nicht einzelne Texte, sondern eine Mehrzahl von
Texten oder von Aussagen in verschiedenen Texten. Wichtig dabei ist, dass die strukturellen
Übereinstimmungen und Handlungsbezüge aufgewiesen werden.
Dabei gibt es verschiedene Konzepte. Fur diese Studie wurden die Konzepte „Frames“ und
„Ideologien“ gewählt.
Charakterisierend für Frames ist die Annahme, dass die Art, auf die eine Nachricht dargestellt
wird, einen Einfluss hat auf wie das Publikum diese Nachricht interpretiert. (Scheufele &
Tewksbury, 2007). Journalisten benutzen Frames um Nachrichten darzustellen auf eine
!
32!
!
!
Weise, die mit den schon bestehenden unterliegenden Schemata bei ihrem Publikum
übereinstimmt. (Shoemaker!&!Reese,!1996!in!Scheufele & Tewksbury, 2007).!
Für diese Arbeit werden die folgenden Frames gewählt, weil sie oft in der Literatur als
Forschungsergebnisse vorkommen, aber noch nicht für Belgien und Deutschland untersucht
wurden (Geersema, 2009, Ross, 2010, Spears et al., 2000 in Ross & Carter, 2011 + siehe
Kapitel 1.2 Forschungsstand):
-
Die Frau als Opfer
-
Die Frau als Ehefrau/Tochter/Freundin des nachrichtenwürdigen Mannes
-
Die Frau als „Eye candy“ oder Lustobjekt
-
Die Frau als Haushälterin
-
Die Frau als Augenzeugin und nicht als Expertin
Ideologien sind „Werthaltungen jeglicher Art als Gesamtheit von Zielvorstellungen des
sozialen Handelns“ (Spitzmüller & Warnke, 2011: 196). Sie spielen eine große Rolle in den
Machtstrukturen einer Gesellschaft. Deshalb will diese Studie untersuchen, ob es Ideologien
in den Artikeln gibt, die Frauen benachteiligen.
Eine
Ideologie,
die
Frauen
benachteiligt,
ist
die
patriarchale
Ideologie.
Laut
Shymchyshyn (2005: 174) lässt diese Ideologie Frauen nicht zu, selber nachzudenken und
ihren eigenen Wünschen Aufmerksamkeit zu widmen. Deshalb werden sich Frauen ihrer
eigenen Unterdrückung in einer von Männern dominierten Gesellschaft nicht bewusst. Eine
Teilideologie der patriarchalen Ideologie ist Misogynie. Adams & Fuller (2006: 939)
definieren Misogynie als „Hass gegenüber oder Geringschätzung von Frauen. Es ist eine
Ideologie, die Frauen reduziert auf Objekte für Eigentum von Männern, für Gebrauch oder
Missbrauch“ (Übersetzung, LH). Bei dieser Studie wurde untersucht, ob es in den Artikeln
(implizite) lexikalische Aüßerungen gibt, die diese Ideologien unterstützen.
Bei den Artikeln die zum Weltfrauentag erschienen sind, wurde untersucht, auf welchen
Themen die beiden Zeitungen den Fokus legen und wie sie Weltfrauentag darstellen. Werden
Weltfrauentag und die dazugehörige Aufmerksamkeit für Frauen und Frauenthemen als
notwendig dargestellt? Werden diese Themen ausführlich vertieft oder werden sie als weniger
wichtig betrachtet, wie die Forschung von Ross (2010) gezeigt hat?
!
!
!
33!
2.2.3 Methodologie der quantitativen Analyse
2.2.3.1 QUANTITATIVE ANALYSE
Für die zweite Untersuchungsfrage dieser Studie, nämlich wie viel Aufmerksamkeit auf
Frauen und Frauenthemen in den flämischen und deutschen Zeitungen verwendet wird, wurde
eine quantitative Analyse durchgeführt, denn bei quantitativen Untersuchungen werden
Antworten gegeben auf Fragen nach Umfang, Frequenz, Anzahlen, Tempo und numerischen
Verhältnissen. Es geht also um eine statistische Messung von Daten (Jooken, 2013). Die
fünfte Hypothese bezieht sich auch auf die quantitative Analyse.
Quantitative Untersuchungen sind empirisch. Die quantitative Methode ist auf Positivismus
gegründet. Es wird bei dieser Methode von einer Wahrheit ausgegangen: einer objektiven
Realität, die unabhängig ist von der menschlichen Perzeption. Es ist eine Methode, die dem
Forscher ermöglichen soll, ein Phänomen zu untersuchen, ohne es zu beeinflussen oder ohne
beeinflusst zu werden (Sale, Lohfeld & Brazil, 2002).
Eine quantitative Analyse hat viele Vorteile. Sie verschafft exakte, quantitative, numerische
Daten. Die Analyse kann immer wiederholt werden und die Schlussfolgerungen können
verallgemeinert werden, wenn die Analyse auf verschiedene (Sub)populationen ausgedehnt
und wiederholt wird. Man kann auf relativ kurze Zeit eine große Menge von Daten
erforschen. Diese große Menge von Daten führt zu repräsentativen Ergebnissen und einer
höheren Validität. Die Ergebnisse sind außerdem unabhängig von dem Forscher und in dem
Sinne objektiv (Johnson und Onwuegbuzie, 2004).
Quantitative Analysen haben jedoch zwei große Nachteile. Erstens kann der Forscher
bestimmte Phänomene übersehen, weil er sich mehr auf das Testen seiner Hypothese oder
Theorie fokussiert als auf das Schaffen einer (neuen) Hypothese oder Theorie. Das nennt man
„the confirmation bias“. Zweitens können die generierten Kenntnisse zu allgemein und
abstrakt sein, um sie auf bestimmte Kontexte anzuwenden (Johnson und Onwuegbuzie, 2004).
Um diese Nachteile auszugleichen, wurde für diese Studie beschlossen, auch eine qualitative
!
34!
!
!
Analyse durchzuführen. Eine qualitative Analyse ist flexibler und lässt dem Forscher zu, auch
subjektive Interpretationen zu liefern.
2.2.3.2 PARAMETER
Für diese Studie wurden vier Parameter gewählt: die Art der Artikel, die Themen der Artikel,
die Artikelgröße und die Anzahl der Artikel, die über Frauen und Frauenthemen handeln, pro
Zeitung. Pro Parameter wurde analysiert, wie viel Artikel über Frauen, über Frauenthemen
und über ein Frauenthema und eine Frau handeln, und wie viel Artikel es insgesamt gibt.
2.2.3.2.1 Art der Artikel
Der erste Parameter der quantitativen Analyse ist die Art der Artikel. Dabei werden die
folgenden Kategorien unterschieden:
*
Nachrichten oder informative Artikel: Bei informativen Artikeln liegt der Fokus
vor allem auf die Nachricht und die Neuigkeit. Zum Hintergrund des Ereignisses oder
des Phänomens wird keine Deutung gegeben. Diese Artikel sollten objektiv sein.
*
Hintergrundartikel oder Reportagen: Hintergrundartikel und Reportagen erklären
den Hintergrund eines Ereignisses oder eines Phänomens. Sie geben den Ereignissen
und Phänomenen Deutung. Diese Artikel sollten objektiv sein.
*
Interviews: Zu dieser Kategorie gehören sowohl Interviews mit Frauen als auch
Interviews mit Männern. Diese Artikel sind meistens subjektiv, denn der Journalist
fragt die Meinung oder die persönlichen Ansichten des Interviewten / der
Interviewten.
*
Kolumnen oder Gastbeiträge: Bei einer Kolumne oder einem Gastbeitrag schreibt
ein(e) (Gast)autor(in) seine/ihre Meinung über die Aktualität oder erzählt eine
persönliche Geschichte, die meistens mit der Aktualität zu tun hat. Kolumnen und
!
!
!
35!
Gastbeträge sind deshalb subjektiv.
*
Rezensionen: In einer Rezension bespricht der Journalist auf kritische Weise ein
Buch, einen Film, eine künstlerische Darbietung usw. Rezensionen sind deshalb
subjektiv.
*
Comics oder Cartoons: Comics oder Cartoons erzählen eine Kurzgeschichte. In
Zeitungen können sie eine Geschichte an sich sein, aber sie können auch Teil einer
größeren Geschichte sein. Manchmal haben sie Bezug auf die Aktualität und üben sie
Kritik an der Aktualität, aber nicht immer. Sie sind meistens subjektiv, da sie keine
nüchternen Tatsachen darstellen.
*
Fotos: Zur Kategorie „Fotos“ werden alle Artikel gerechnet, bei denen das Foto am
wichtigsten ist oder zentral steht. Das sieht man an der Überschrift (z. B. bei De
Standaard: „In beeld“) oder daran, dass kaum Text beim Foto steht.
Dieser Parameter verdeutlicht, ob die Informationen der Artikel als objektiv oder als subjektiv
dargestellt werden. Bei subjektiven Artikeln sind sich die Leser meistens bewusst, dass es
sich um eine Meinung handelt und nicht um eine generelle Wahrheit. Objektive Artikel
sollten neutral geschrieben sein.
2.2.3.2.2 Themen
Die Artikel wurden in die folgenden Kategorien eingeteilt:
*
Politik
*
Sport
*
Wirtschaft
*
Wissenschaft
*
Kriminalität
*
Kultur
(d.h. Musik, Film, Theater, Literatur, Mode)
*
Promi-News
!
!
!
36!
(d.h. Gerüchte oder Nachrichten über Berühmtheiten)
*
Fait Divers
(wenn der Artikel nicht in die obenstehenden Kategorien eingeordnet werden kann)
Indem die Artikel in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, kann man sehen, in welchen
Bereichen Frauen und Frauenthemen repräsentiert sind und in welchen Bereichen sie viel oder
wenig repräsentiert werden.
2.2.3.2.3 Artikelgröße
Auch die Wortanzahl aller Artikel wird untersucht. Die Artikel werden in Word eingefügt,
damit die genaue Wortanzahl mit dem automatischen Wortzähler von Word bestimmt werden
kann. Wie bei der Studie von De Taeye (2013) über die Berichterstattung über Deutschland
und über Bundeskanzlerin Merkel wird ein Unterschied gemacht zwischen kleinen,
mittelgroßen und großen Artikeln. Die Größe der Artikel zeigt den Wert, die auf die Themen
der Artikel gelegt wirdt. Je größer der Artikel, desto mehr Bedeutung dem Thema
zugemessen wird.
Kategorie
Wortanzahl
Kleine Artikel
30 – 250 Wörter
Mittelgroße Artikel
250 – 600 Wörter
Große Artikel
+600 Wörter
Tabelle 3: Artikelgröße
2.2.3.2.4 Anzahl der Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Zeitung
Die Absicht dieses Parameters ist es, herauszufinden, ob Weltfrauentag am 8. März 2014
Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Diese Studie will untersuchen, ob es mehr Artikel über
Frauen oder Frauenthemen gibt im Vergleich zu den Zeitungen, die an “normalen” Tagen
erschienen sind.
Diese Studie will auch herausfinden, ob es Unterschiede gibt zwischen De Standaard und der
!
37!
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!
Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Bezug auf die Zahl der Artikel über Frauen und
Frauenthemen.
3. ERGEBNISSE DER ANALYSE
3.1 Qualitative Analyse
Diese qualitative Analyse versucht eine Antwort zu bieten auf die erste Untersuchungsfrage,
nämlich wie Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt
werden und die Unterschiede dabei, anhand von den ersten vier Hypothesen dieser Studie.
Die Analyse wird auf intratextueller und transtextueller Ebene durchgeführt. Zuerst wird die
Zeitung De Standaard analysiert, danach die Frankfurter Allgemeine Zeitung und danach
werden die beiden Zeitungen miteinander verglichen.
3.1.1 Qualitative Analyse der Zeitung De Standaard
3.1.1.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE
!
3.1.1.1.1 Wortorientierte Analyse
In 13 der 14 analysierten Artikel werden keine Hochwertwörter oder Stigmawörter benutzt,
um Frauen zu umschreiben. Der Sprachgebrauch ist meistens neutral.
In einem Artikel, über den Mord an Reeva Steenkamp, schreibt De Standaard, dass eine der
Kugel „door haar broekje heen ging“. Es ist fragwürdig, warum hier ein Diminutiv benutzt
wird, um eine Hose zu umschreiben, denn es geht hier um die Hose einer erwachsenen Frau
und kurze Hosen einfach „korte broeken“ oder „shorts“ heißen. Eine mögliche Erklärung
kann sein, dass das Diminutiv ihre Vulnerabilität betont.
Bei der Analyse fällt auch auf, das in zwei Artikeln betont wird, dass die beschriebenen
Personen Frauen oder Mädchen sind, auch wenn das schon deutlich ist und bei den Männern
!
38!
!
!
nicht gemacht wird. Im Artikel „De nieuwe lichten van Studio Brussel“ werden die
männlichen Musiker als „rapper“ und „band“ umschrieben, während die Band mit zwei
jungen Frauen als „twee jonge meiden van Folie Douce“ beschrieben wird. Weiter in dem
Artikel werden sie als „schattig zeventien“ beschrieben. Ihr Alter wird wahrscheinlich betont,
weil sie noch so jung sind. Ungeachtet dessen wird im Artikel vor allem ihre Musik
beschrieben und wird der Rapper Brihang weiter im Artikel auch anhand seines Geschlechts
(„man“) umschrieben. Im Artikel „De tijd van je leven (begint na je pensioen)“ wird die
Kursteilnehmerin Jacqueline als „een vrouwelijke cursiste“ umschrieben, obwohl der
Kontext schon deutlich macht, dass sie eine Frau ist (durch ihren Namen und das
Personalpronomen „ze“), und ihr Geschlecht nicht relevant ist für ihre Aussage.
!
!
3.1.1.1.2 Textorientierte Analyse
Nur ein Artikel der analysierten Artikel benutzt ein Metaphernfeld. Die Kolumne „Een
blauwe plek op de lijst“ ist eine ironische Geschichte über die flämische (Ex-)Politikerin
Fientje Moerman. Im Artikel werden mehrere Methapher benutzt, um ihre „Angst“ auf
Thriller-Weise zu umschreiben. Die Geschichte kann als Kritik an ihrer Partei und Politik
aufgefasst werden, und nicht als Kritik an ihrer Person. In diesem Artikel gibt es schon einen
Satz, der Spott treibt mit einem häufig gebrauchten feministischen Argument, nämlich dass
Journalisten vor allem weiße Männer mittleren Alters sind.
Alle Bilder der analysierten Artikel unterstützen den jeweiligen Text. Drei Artikel haben kein
Bild, sechs Artikel werden von einem Bild der beschriebenen Frau begleitet. Diese Bilder
sind neutral: nur das Gesicht und eventuell das Oberteil des Körpers wird gezeigt. Der Artikel
über den Mord an Reeva Steenkamp zeigt ein Bild von Pistorius. Auch dieses Bild unterstützt
den Text, denn dieser Artikel handelt vor allem von Pistorius und seinem Prozess. Zwei
Artikel zeigen eine Graphik mit Prozentsätzen, die den jeweiligen Artikel unterstützen. Ein
Artikel über aktive Rentner benutzt ein Stockfoto von betagten Männern und Frauen. Die
Rentner auf dem Bild sehen froh und aktiv aus, was den Text unterstützt. Zwei Artikel haben
eine Zeichnung als Bild. Bei einem Artikel ist die Zeichnung bildlich gemeint: es ist eine
Zeichnung von Rotkäppchen und dem Wolf als Metapher für die Gefahren des Internets. Der
andere Artikel mit einer Zeichnung handelt von Sexualmissbrauch. Die Zeichnung sieht
!
39!
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traurig aus (eine Silhouette eines Manns steht über die Silhouette einer Frau, die traurig
hinunterblickt) und wird wahrscheinlich benutzt, weil Sexualmissbrauch ein schwieriges
Thema ist, um ein echtes Bild zu zeigen. Ein anderer Artikel zeigt das Bild eines ermordeten
Journalisten, mit darunter in der Unterschrift seine Geschichte kurz erklärt, weil sie relevant
ist für den Artikel.
Alle analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten,
mit denen Frauen konfrontiert werden: Sexualmissbrauch, Diskriminierung auf dem
Arbeitsmarkt und höhe Sterbeziffer bei Müttern in Kongo. Sie suggerieren, dass die Lage
problematisch ist, und dass sie geändert werden muss. Der Artikel über Sexualmissbrauch
entkräftet sogar die Mythe von Stranger-Danger. Der Artikel über Frauen auf dem
Arbeitsmarkt entkräftet und bestätigt Klischees anhand von Studien, aber es ist nicht immer
deutlich, ob es sich über eine Studie, oder die persönliche Meinung der HR-Expertin handelt.
Bei der textorientierten Analyse sind noch einige Sachen aufgefallen. Beim Artikel über den
Mord an Reeva Steenkamp wird die einzigartige Lage betont, dass es beim Prozess eine
weibliche und schwarze Richterin gibt. Beim Artikel über aktive Rentner werden drei Frauen
zitiert, und bei allen liegt der Fokus auf ihren Emotionen. Und beim Artikel über Sterbeziffer
bei Müttern in Kongo wird suggeriert, dass nur weiße Frauen genug Geld haben, um in einem
guten Krankenhaus zu entbinden.
In den analysierten Artikel gibt es kaum irrelevanten Details, mit denen Frauen beschrieben
werden. Im Artikel „Ooit win ik hier met de beste film“, über die Oscars, schreibt De
Standaard, dass Veerle Baetens sich gut fühlt in ihrem oft kritisierten Kleid. Ihre Kleiderwahl
wird nur besprochen, weil sie so oft kritisert ist, und De Standaard fällt kein Werturteil über
das Kleid. Und das Alter der Mädchen von Folie Douce wird im Artikel „De nieuwe lichten
van Studio Brussel“ beschrieben, um zu betonen, dass sie noch so jung sind und trotzdem
schon sehr gute Musik machen.
3.1.1.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE
Das Framing von Frauen in De Standaard ist meistens positiv. Die in dieser Studie definierten
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40!
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Frames kommen kaum in den analysierten Artikeln vor. In fünf Artikeln wurden keine
Frames gefunden. In vier Artikeln wird eine Frau als Expertin aufgeführt. In einem Artikel
wird die Frau nicht als Opfer dargestellt, obwohl sie schlimme Sachen durchgemacht hat. Im
Artikel „Met kerst kregen we een kogel in de bus, met een briefje erbij: prettige feesten!” hat
die Journalistin viele Drohungen mitgemacht, aber sie wird als starke Frau dargestellt.
In einem Artikel haben Frauen vor allem die Rolle von (Augen)zeugin: sie erzählen ihre
Erfahrungen mit den sogenannten „Rentnerkursen“. In demselben Artikel wird aber betont,
dass betagte Frauen (und Männer) kein Interesse daran haben, um auf die Enkelkinder zu
passen. Sie sind mit anderen Worten keine Haushälterinnen. Im Artikel „In de Belle 20 is
Delhaize een voorbeeld voor Colruyt“ schreibt De Standaard „mensen in ouderschapsverlof“,
statt „vrouwen in ouderschapsverlof“. Es wird also nicht impliziert, dass vor allem Frauen für
die Kinder sorgen sollen. Das Frame von Haushälterin wird in den analysierten Artikel also
nicht vorgefunden.
Im Artikel über die Politikerin Fientje Moerman („Een blauwe plek op de lijst“) wird sie als
Opfer dargestellt, aber es ist ironisch gemeint, weil die ganze Kolumne ironisch ist. Im
Artikel über Müttersterblichkeit in Kongo werden die Frauen in Kongo als Opfer dargestellt,
aber dabei soll bemerkt werden, dass diesen Artikel in Zusammenarbeit mit einer
Hilfsorganisation geschrieben ist. Es ist also logisch, dass sie diese Frauen als Opfer
darstellen wollen.
Im Artikel über den Prozess gegen Pistorius werden drei Frames vorgefunden: Eye Candy,
Freundin von Pistorius und Opfer. Das einzige, was man über Reeva Steenkamp schreibt, ist
dass sie ein „bloedmooi fotomodel“ („bildschönes Fotomodell“) war und auch die Freundin
von Pistorius. Sie wird auch als Opfer dargestellt, indem ihre Hilflosigkeit betont wird und
auch das Diminutiv „broekje“ benutzt wird.
In der analysierten Artikel der Zeitung De Standaard wurden keine Ideologien in Bezug auf
Frauen vorgefunden.
3.1.1.3 SCHLUSSFOLGERUNG
!
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41!
An dieser Stelle werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse an die ersten vier
Hypothesen dieser Studie gekoppelt.
Hypothese 1: „Die Rolle der Frau in flämischen Qualitätszeitungen ist Haushälterin,
Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen
Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.“
Diese Frames kommen teilweise in den analysierten Artikeln vor. Das Frame von Opfer wird
in drei Artikeln vorgefunden, von denen es in einem Artikel ironsich gemeint ist. In einem
Artikel ist die Frau Opfer von Bedrohungen, aber wird sie nicht als Opfer dargestellt, sondern
als starke Frau. In zwei Artikeln werden Frauen explizit nicht als Haushälterin dargestellt, die
für die (Enkel)kinder sorgen soll. Das Frame „Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen
Mannes“ und Eye Candy wurde in einem Artikel vorgefunden. In einem Artikel werden
Frauen als Augenzeugin aufgeführt, in vier Artikeln hat die Frau aber die Rolle von Expertin.
Hypothese 2: „Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen,
werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in flämischen Qualitätszeitungen. Ihre
Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl
dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.“
In den analysierten Artikel gibt es keine irrelevanten Details, mit denen Frauen beschrieben
werden. Wenn das Alter oder die Kleidung einer Frau besprochen wird, ist das in dem
Kontext relevant.
Hypothese 3: „Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen Qualitätszeitungen halten
Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der
Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der
Arbeiterklasse.“
Der analysierte Artikel über Sexualmissbrauch entkräftet die Mythe von Stranger-Danger. In
diesem Artikel wird kein Unterschied gemacht zwischen Klassen und Ethnizitäten. Darüber
kann diese Studie also keine Aussagen machen.
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!
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42!
Hypothese 4: „Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig
problematisiert in flämischen Qualitätszeitungen.“
Alle analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten
oder Ungleichheiten, mit denen Frauen konfrontiert werden. In diesen Artikel werden diese
Probleme als ernstlich dargestellt und wird suggeriert, dass die Lage geändert werden muss.
Diese Hypothese wird also für die analysierten Artikel widerlegt.
3.1.2 Qualitative Analyse der Frankfurter Allgemeine Zeitung
3.1.2.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE
3.1.2.1.1 Wortorientierte Analyse
In acht der analysierten Artikel wurden keine Stigmawörter oder Hochwertwörter
vorgefunden, um eine Frau zu umschreiben. In den anderen Artikeln kommen vor allem
Hochwertwörter vor. Im Artikel im Bereich Sport werden die Hochwertwörter „stolz“ und
„große Klasse“ in einem Zitat benutzt, um den Sieg von Vogel zu umschreiben. Auch im
Artikel über die Oscars wird das Wort „stolz“ benutzt, hier aber von dem Journalisten selbst,
um die Leistung von Ellen DeGeneres zu umschreiben. In demselben Artikel wird sie auch
„uneitel“ genannt, im positiven Sinne.
Im Artikel „Verbunden im Guten wie im Bösen“ wird die beschriebene Frau eine „Heldin“
genannt, was deutlich ein Hochwertwort ist. Im Artikel „Manta, Manta“, über Tina Müller,
Chief Marketing bei Opel und davor bei L’Oreal und Henkel, werden die Hochwertwörter
„Marketingfachfrau“, „klassischer Workaholic“ und „Macherin“ benutzt, die (im Kontext)
eine sehr positive Konnotation haben. Sie wird in diesem Artikel auch „Shampoo-Prinzessin“
genannt, ein Stigmawort, das aber ironisch gemeint ist. Ein bisschen weiter kann man lesen:
„Ja, die Shampoo-Prinzessin kann auch Auto“. In diesem Artikel wird auch betont, dass sie
die Vorurteile über sich selbst ankämpfen will. Im Artikel „Freiheit, Wahrheit, Armut“ wird
die beschriebene Frau, Elisabeth Badinter“, eine „streitbare Philosophin“ und „eine der
!
43!
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!
prominentesten Feministinnen der sozialistischen Familie“ genannt, was auch positive
Wörter sind. Ihre Geistesgeschichte wird als „Standardwerk“ bezeichnet.
Im Artikel „Keine Halbwesen“ gibt es Zitate, die die umstrittenen Äußerungen von Sibylle
Lewitscharoff kritisieren (sie hat Kinder, die durch künstliche Befruchtung auf die Welt
gekommen sind, „Halbwesen“ genannt). Bei der Kritik an Lewistscharoff wurden
Stigmawörter wie „ein beängstigendes Menschenbild“ und „sie vermischt auf diabolische
Weise Dinge, die nichts miteinander zu tun haben“ benutzt. Die Frankfurter Allgemeine
Zeitung selbst ist aber neutral in der Berichterstattung über ihre Äußerungen. Im Artikel „Ein
Ohr im Zentrum der Macht“ wird Sarkozy zitiert, der sagt, dass er durch Heirat (also durch
Carla Bruni) reich geworden ist. Der Journalist des Artikels schreibt darüber, dass er „sich
von seiner Frau aushalten lasse“. Das Wort „aushalten“ hat eine abwertende Konnotation laut
dem Wörterbuch Duden: Duden definiert es als „den Lebensunterhalt für jemanden bezahlen
und ihn so von sich abhängig machen”. Diese Beschreibung ist also für sowohl Sarkozy, als
auch Carla Bruni pejorativ. Es muss aber bemerkt werden, dass diese Aussage ein Scherz von
Sarkozy ist und nicht ernsthaft gemeint ist. Im Kontext kann es auch eher als Kritik des
Journalisten an Sarkozy betrachtet werden als an seiner Frau.
Im Artikel über Gewalt gegen Frauen wird erwähnt, dass die Interviewer der zitierten Studie
weiblich sind. Das Geschlecht der Interviewer ist relevant, weil es sich von einem
empfindlichen Thema handelt und es schwierig ist, mit einem Fremden über körperliche oder
sexuelle Gewalt zu reden. Manchmal ist es weniger schwierig, darüber zu reden, wenn die
Gespräche von Frau zu Frau stattfinden.
3.1.2.1.2 Textorientierte Analyse
In den analysierten Artikeln werden keine Metaphernfelder benutzt. In einem Artikel wurde
doch eine Metapher vorgefunden. Im Artikel „Ein Ohr im Zentrum der Macht“, über die
durchgesickerten Gesprächen vom französischen Präsidenten Sarkozy, werden die
durchgesickerten Gesprächen als „eine Form von Vergewaltigung“ umschrieben vom UMPAbgeordneten Henri Guaino, Sarkozys früherem Redenschreiber. Dabei soll bemerkt werden,
dass das Wort „Vergewaltigung“ eine Konnotation von Sexualmissbrauch hat, und dass
!
!
!
Sexualmissbrauch nicht mit dem Durchsickern von Gesprächen vergleichbar ist.
44!
Sechs der analysierten Artikel werden nicht von einem Bild begleitet. Bei den anderen
Artikeln unterstützt das Bild jeweils den Text. Die Fotos, auf denen Frauen abgebildet sind,
sind neutral. Bei einer Artikel, „Frauen arbeiten wie nie zuvor“, gibt es eine Graphik mit
Prozentsätzen, die den Artikel unterstützen. Beim Artikel „Keine Angst vor Sex“, eine
Rezension der Fernsehserie „Code 37“, gibt es ein Foto der Hauptdarstellerin Veerle Baetens.
In dieser Rezension wird das Äußere ihres Charakters beschrieben und in diesem Sinne
unterstützt das Bild den Text, aber ein Bild der ganzen Besetzung war vielleicht nützlicher
gewesen. Dabei soll bemerkt werden, dass die längliche Form des Artikels das wahrscheinlich
nicht erlaubt.
In den analysierten Artikeln gibt es kaum irrelevante Details, mit denen Frauen beschrieben
werden. Wenn das Alter der beschriebenen Frauen oder die Familiengeschichte beschrieben
wird, ist das im Kontext relevant. So gibt es zum Beispiel zwei Artikel, in denen eine
biografische Beschreibung einer Frau gemacht wird.
Im oben genannten Artikel „Keine Angst vor Sex“ wird der Hauptcharakter, die Polizeichefin
Hannah Maes, als „jung, gutaussehend, blond und mit einem sehr selbstsicheren Gang
gesegnet“ umschrieben. Danach schreibt die Journalistin der Rezension, dass das „natürlich“
zu Irritationen bei ihren Kollegen führt. Das Wort „natürlich“ impliziert, dass es logisch ist,
dass die (männlichen) Kollegen Irritationen haben, dass eine junge, schöne Frau Chefin sein
kann. Danach schreibt sie aber, dass es „unnötig zu erwähnen ist, dass diese Kollegen alle
männlich sind“, und dass die männlichen Kollegen „lange brauchen, bis sie begreifen, dass
auch Frauen Chefs sein können.“ Das impliziert, dass sie selber nicht der Meinung ist, dass
Frauen keine Chefs sein können.
Zwei der fünf Artikel über Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten, mit denen
Frauen konfrontiert werden. Das machen sie aber subtil. Ein Artikel davon, handelt von den
Schwierigkeiten für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. In diesem Artikel ist die Problematisierung
subtil, mit Worten wie „immer noch“, und indem auf die Folgen der Diskriminierung
hingewiesen wird. Im anderen Artikel, „Wer aß denn zuerst vom Baum der Erkenntnis“, liest
man die Problematisierung der Geschlechterungleichheit zwischen den Zeilen. Auffällig ist,
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45!
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dass im Artikel über Gewalt gegen Frauen („Es wird mehr geschlagen“) die Gewalt nicht
problematisiert wird und der Sprachgebrauch sehr neutral ist. In diesem Artikel wird die
Mythe über Stranger-Danger aber entkräftet, weil darauf hingewiesen wird, dass mindestens
ebenso viel Gewalt innerhalb des Hauses stattfindet als durch einen Dritten.
3.1.2.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE
In sieben analysierten Artikeln konnte kein Frame vorgefunden werden. In fünf Artikeln wird
die Frau positiv geframet als starke Frau. In einem Artikel davon wird die Frau als Siegerin
geframet, in einem Artikel als Heldin, in einem Artikel als starke, denkende Person und in
zwei Artikeln als Expertin.
Im Artikel „Keine Angst vor Sex“ wird das Frame „Eye Candy“ vorgefunden, weil das
Äußere des Hauptcharakters der Serie betont wird. Im Artikel über Gewalt gegen Frauen wird
die Frau als Opfer dargestellt, aber angesichts des Themas des Artikels, ist das logisch.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde keine der definierten Ideologien vorgefunden.
3.1.2.3 SCHLUSSFOLGERUNG
An dieser Stelle werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse an die ersten vier
Hypothesen dieser Studie gekoppelt.
Hypothese 1: „Die Rolle der Frau in deutschen Qualitätszeitungen ist Haushälterin,
Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen
Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.“
In sieben analysierten Artikeln konnte kein Frame vorgefunden werden. In fünf Artikeln wird
die Frau positiv geframet, als starke Frau, Siegerin, Expertin (zweimal) oder sogar Heldin. In
einem Artikel wird die Frau als Eye Candy dargestellt und im Artikel über Gewalt gegen
Frauen als Opfer, was angesichts des Themas des Artikels logisch ist. Zwei der definierten
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!
Frames werden also in den Artikeln vorgefunden. Zwei dieser Frames wurden also
vorgefunden in den analysierten Artikeln, aber es stimmt nicht, dass die Frau kaum als
Expertin aufgeführt wird oder immer negativ geframet wird.
Hypothese 2: „Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen,
werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in deutschen Qualitätszeitungen. Ihre
Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl
dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.“
Es gibt kaum irrelevante Details über Frauen in den analysierten Artikeln. Wenn das Alter der
beschriebenen Frauen oder die Familiengeschichte beschrieben wird, ist das im Kontext
relevant. In einem Artikel wird das Äußere der Frau, eines Charakters in einer Serie,
beschrieben.
Hypothese 3: „Artikel über Sexualmissbrauch in deutschen Qualitätszeitungen halten
Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der
Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der
Arbeiterklasse.“
Im analysierten Artikel über Gewalt gegen Frauen, über u.a. auch Sexualmissbrauch, wird
darauf hingewiesen, dass die Gewalt auch in hohem Maße durch den eigenen Partner
stattfindet. Die Mythe über Stranger-Danger wird in diesem Artikel also entkräftet. In diesem
Artikel wird aber kein Unterschied gemacht zwischen Klassen und Ethnizitäten, also diese
Studie kann keine Aussagen darüber machen.
Hypothese 4: „Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig
problematisiert in deutschen Qualitätszeitungen.“
Nur zwei der fünf Artikel über Frauenthemen problematisieren die Geschlechterungleichheit.
Die Problematisierung ist aber subtil. Es ist auffällig, dass der Artikel über Gewalt gegen
Frauen diese Problematik nicht problematisiert. Die analysierten Artikel problematisieren die
Geschlechterungleichheit also in der Tat relativ wenig.
!
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3.1.3 Qualitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung
3.1.3.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE
3.1.3.1.1 Wortorientierte Analyse
In fast allen analysierten Artikeln der Zeitung De Standaard kommen keine Hochwertwörter
oder Stigmawörter vor. Nur in einem Artikel wird ein Stigmawort benutzt. Der Wortgebrauch
in De Standaard ist also meistens neutral, ohne Konnotation. In den analysierten Artikel der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden dagegen mehrere Hochwertwörter vorgefunden, um
Frauen zu umschreiben. In einem Artikel der FAZ werden Stigmawörter vorgefunden in
einem Zitat, die Berichterstattung des Journalisten über die Sache ist jedoch neutral. In einem
anderen Artikel über Sarkozy wird das Stigmawort „aushalten“ vorgefunden, aber das kann
eher als Kritik an Sarkozy betrachtet werden als als Kritik an seiner Frau Carla Bruni.
Bei der Analyse der Artikel in De Standaard, fällt auf, dass zwei Artikel betonen, dass die
beschriebenen Personen Frauen oder Mädchen sind, auch wenn das schon deutlich ist im
Kontext, bei Männern nicht explizit gemacht wird und das Geschlecht dieser Personen
inhaltlich nicht relevant ist. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung betont in nur einem Artikel,
dass es sich von einer Frau handelt, und in diesem Artikel ist das Geschlecht relevant.
3.1.3.1.2 Textorientierte Analyse
In den analysierten Artikeln der Zeitung De Standaard wurde ein Metaphernfeld
vorgefunden, um die Angst einer Politikerin zu beschreiben. Dieser Artikel ist aber eine
ironsiche Geschichte und ist nicht ernsthaft gemeint. Die Metaphern für Angst können als
Kritik an ihrer Politik und Partei aufgefasst werden. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
wurden keine Metaphernfelder vorgefunden. Es wird aber eine Metapher benutzt in einem
Zitat von dem französischen Präsidenten Sarkozy. Er sagt, die durchgesickerten Gesprächen
seien „eine Form von Vergewaltigung“.
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Bei den beiden Zeitungen unterstützen die Bilder jeweils die Texte. Die Bilder, auf denen eine
Frau abgebildet wird, sind neutral: nur das Gesicht und eventuell das Oberteil des Körpers
wird gezeigt. Bei De Standaard werden zwei Artikel von einer Graphik unterstützt, bei der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist das ein Artikel. De Standaard benutzt bei zwei Artikeln
auch eine Zeichnung.
In De Standaard werden Frauen in den analysierten Artikeln nicht mit irrelevanten Details
beschrieben. Wenn der Kleidungsstil oder das Alter einer Frau beschrieben wird, ist das für
den Kontext relevant. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es nur einen Artikel, bei
dem die Relevanz des beschriebenen Äußeren der Frau zweifelhaft ist. In den anderen
Artikeln ist es jeweils relevant, wenn das Alter oder die Familiengeschichte einer Frau
beschrieben wird, z. B. im Kontext einer biografischen Beschreibung.
Alle analysierten Artikel der Zeitung De Standaard in Bezug auf Frauenthemen
problematisieren die Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert werden. Bei der
Frankfurter
Allgemeinen
Zeitung
problematisieren
nur
zwei
Artikel
die
Geschlechterungleichheit. Sie machen das aber auf subtilerer Weise als De Standaard. Die
Artikel der Zeitung De Standaard unterstellen nachdrücklicher, dass die Lage geändert
werden muss. Bei den beiden Zeitungen wird in einem Artikel die Mythe von StrangerDanger entkräftet.
3.1.3.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE
In fünf Artikel der Zeitung De Standaard und in sieben Artikel der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung wurden keine Frames vorgefunden. In De Standaard gibt es vier Artikel, in denen
Frauen als Expertin dargestellt werden, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind das zwei
Artikel. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden Frauen auch noch als Siegerin,
Heldin und starke Frau dargestellt. In zwei analysierten Artikeln der Zeitung De Standaard
wird die Rolle von Haushälterin explizit entkräftet.
In De Standaard gibt es drei Artikel, in denen Frauen als Opfer dargestellt werden, von denen
ein Artikel ironisch gemeint ist. Bei zwei Artikeln davon soll bemerkt werden, dass es
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49!
!
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angesichts des Themas logisch ist, dass die Frauen als Opfer dargestellt werden. In einem
Artikel über Pressefreiheit ist die Frau bedroht worden, aber sie wird trotzdem als starke Frau
dargestellt, und nicht als Opfer. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es nur einen
Artikel, in dem die Frau als Opfer dargestellt wird, aber auch bei diesem Artikel ist das
angesichts des Themas (Gewalt gegen Frauen) logisch.
In den beiden Zeitungen gibt es einen Artikel, in dem das Frame von Eye Candy vorgefunden
wird. Bei De Standaard gibt es in demselben Artikel (über den Mord an Reeva Steenkamp)
auch das Frame von „Freundin eines nachrichtwürdigen Manns“. In De Standaard gibt es
auch noch einen Artikel, in denen Frauen vor allem das Frame von Augenzeugin zugewiesen
wird.
In den analysierten Artikeln der beiden Zeitungen wurden keine Ideologien in Bezug auf
Frauen vorgefunden.
3.1.3.3 SCHLUSSFOLGERUNG
An dieser Stelle werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse an die ersten vier
Hypothesen dieser Studie gekoppelt.
Hypothese 1: „Die Rolle der Frau in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen ist
Haushälterin,
Opfer,
Lustobjekt
(„Eye
Candy“),
Frau/Mutter/Tochter
eines
nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.“
In den analysierten Artikeln der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurden die Frames von
Opfer und Eye Candy vorgefunden. Die Frau wird in zwei Artikeln als Expertin dargestellt
und in drei Artikeln positiv geframet als starke Frau. In den übrigen sieben Artikeln gibt es
keine Frames in Bezug auf Frauen. Für diese Zeitung stimmt die Hypothese also zum größten
Teil nicht.
In der Zeitung De Standaard wurden mehr Frames vorgefunden: Das Frame von Opfer
(dreimal, davon einmal ironisch), Eye Candy, Augenzeugin und „Freundin eines
!
50!
!
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nachrichtwürdigen Mannes“ wurden in den analysierten Artikeln vorgefunden. Das Frame
von Haushälterin wird in zwei Artikeln aber explizit entkräftet und in vier Artikeln hat die
Frau die Rolle von Expertin. In einem Artikel ist die Frau Opfer von Bedrohungen, aber wird
sie nicht als Opfer dargestellt, sondern als starke Frau. Für diese Zeitung stimmt die
Hypothese also teilweise: drei Frames wurden vorgefunden, aber ein Frame wird explizit
entkräftet, in einem Artikel wird die Frau als stark dargestellt und in vier Artikeln wird die
Frau als Expertin aufgeführt.
Hypothese 2: „Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen,
werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in flämischen und deutschen
Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter
wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.“
In den analysierten Artikeln der beiden Zeitungen sind Details wie Kleidung, Familie und
Alter immer für den Kontext relevant. In nur einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung ist die Relevanz der äußeren Beschreibung einer Frau zweifelhaft. Diese Hypothese
wird also für die analysierten Artikel widerlegt.
Hypothese 3: „Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen und deutschen
Qualitätszeitungen halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln
werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen
oder weiße Frauen der Arbeiterklasse.“
Bei den beiden Zeitungen wird einen Artikel in Bezug auf Sexualmissbrauch analysiert. In
beiden Artikeln wird die Mythe von Stranger-Danger entkräftet. Diese Artikel machen aber
keinen Unterschied zwischen Klassen und Ethnizitäten, also darüber kann diese Studie keine
Aussagen machen.
Hypothese 4: „Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig
problematisiert in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen.“
In allen analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen in der Zeitung De Standaard wird
die Geschlechterungleichheit problematisiert. Für De Standaard stimmt diese Hypothese also
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51!
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nicht. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung problematisieren zwei der fünf analysierten
Artikel in Bezug auf Frauenthemen die Geschlechterungleichheit, und sie machen das auf
subtile Weise. Es ist für die FAZ in der Tat so, dass die Probleme in Bezug auf
Geschlechterungleichheit relativ wenig problematisiert werden.
3.2 Quantitative Analyse
3.2.1 Quantitative Analyse Artikel De Standaard
Für die quantitative Analyse der Zeitung De Standaard wurden 184 Artikel über Frauen und
Frauenthemen anhand von den in Kapitel 2.2.3.2 beschriebenen Parametern analysiert. Davon
handeln 152 Artikel von Frauen, 21 Artikel von Frauenthemen und 11 von sowohl Frauen als
auch Frauenthemen.
3.2.1.1 ART DER ARTIKEL
!
Tabelle 4: Art der Artikel der Zeitung De Standaard
Im Allgemeinen lässen sich aus der Tabelle einige Tendenzen ableiten. Nachrichten (90)
stellen fast die Hälfte der analysierten Artikel dar. An zweiter Stelle stehen die Kolumnen
(31), und danach folgen die Hintergrundartikel (22). 17 der 184 gesammelten Artikel sind
Interviews und 16 sind Rezensionen. Es gibt dagegen wenig Fotos (fünf) und Comics (drei)
über Frauen und Frauenthemen im analysierten Zeitraum. Daraus können wir schließen, dass
die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen objektiv sind, da die Nachrichten,
Hintergrundartikel und Fotos insgesamt 117 der 184 Artikel ausmachen.
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52!
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Artikel über oder von Frauen sind vor allem Nachrichten (78) und Kolumnen (24), während
die Artikel über Frauenthemen vor allem Nachrichten (zwölf insgesamt), Hintergrundartikel
(sieben insgesamt) und Kolumnen (auch sieben insgesamt) sind.
3.2.1.2 THEMEN
Tabelle 5: Artikelthemen der Zeitung De Standaard
Aus der Tabelle geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und Frauenthemen
vor allem in den Kategorien Kultur (46), Fait Divers (34), Politik (33) und Wirtschaft (27)
vorkommen. Wenig Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen
im Bereich der Wissenschaft (13) und Kriminalität (13) und im Bereich von Sport (zehn) und
Promi-News (neun) vor.
Die meisten Artikel, in denen Frauen beschrieben oder zitiert werden, gehören zur Kategorie
Kultur (insgesamt 43). An zweiter Stelle steht Politik, mit insgesamt 33 Artikeln. Die dritte
Stelle belegt der Bereich Wirtschaft mit insgesamt zwanzig Artikeln. Es gibt im analysierten
Zeitraum weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport (zehn insgesamt), Promi-News
(acht insgesamt), Kriminalität (neun insgesamt) und Wissenschaft (auch neun insgesamt).
Die Frauenthemen in den analysierten Artikeln beziehen sich vor allem auf Wirtschaft
(insgesamt acht). Das hat damit zu tun, dass es dank Weltfrauentag 2014 viel
Aufmerksamkeit für die immer noch bestehende Lohnkluft gab (siehe qualitative Analyse).
Die anderen Kategorien, bei denen es Artikel über Frauenthemen gibt, sind Politik (ein
Artikel insgesamt), Wissenschaft (fünf Artikel insgesamt), Kultur (fünf Artikel insgesamt),
Kriminalität (auch fünf Artikel insgesamt), Fait Divers (sieben Artikel insgesamt) und Promi-
!
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!
News (ein Artikel insgesamt).
53!
3.2.1.3 ARTIKELGRÖßE
Tabelle 6: Artikelgrößen der Zeitung De Standaard
Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt sind lang (70). Die Zahl der
kleinen und mittelgroßen Artikel ist fast gleich (56 bzw. 58 Artikel). Die Artikel, die nur von
Frauen handeln, sind meistens auch groß und auch hier ist die Zahl der kleinen (47) und
mittelgroßen (45) Artikel fast gleich. Auch wenn die Zahlen der Artikel die sowohl von
Frauen als auch von Frauenthemen handeln, dazu gerechnet werden, gibt es diese Tendenz. Es
kann als positiv betrachtet werden, dass Frauen vor allem in großen Artikeln vorkommen.
Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, sind meistens mittelgroß (neun), und dies
bewährt sich, wenn die Zahl der Artikel, die von Frauen und Frauenthemen handeln, dazu
gerechnet wird (+4, also 13). Die Zahl der kleinen (6+3) und großen (6+4) Artikel ist fast
gleich. Diese Ergebnisse widerlegen Hypothese 5, nämlich dass die „Artikel, die sich auf
Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind“.
3.2.1.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO
ZEITUNG
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54!
Tabelle 7: Anzahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Zeitung der Zeitung De Standaard
Im Durchschnitt veröffentlicht De Standaard 30,7 Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro
Tag im analysierten Zeitraum. Dabei soll aber bemerkt werden, dass am Weltfrauentag (dem
8. März) mehr Artikel (47) über Frauen und Frauenthemen veröffentlicht wurden als an den
anderen Tagen. Dabei soll auch bemerkt werden, dass die Zeitung vom 8. März eine
Wochenendezeitung ist und deshalb dicker ist und mehr Beilagen umfasst. Wenn die Artikel
vom 8. März nicht mitgezählt werden, dann gibt es im Durchschnitt 27,4 Artikel über Frauen
oder Frauenthemen pro Tag.
Auch am Tag vor Weltfrauentag (also Freitag, dem 7. März 2014) gibt es mehr Artikel über
Frauen und Frauenthemen als im Zeitraum vom 3. bis zum 6. März. Es ist auch auffällig, dass
die Artikel über Frauenthemen vor allem am 7. und am 8. März erschienen sind. Im Zeitraum
davor gibt es weniger Artikel über Frauenthemen (insgesamt acht gegenüber insgesamt 24
Artikeln). Durchschnittlich gibt es insgesamt 5,3 Artikel über Frauenthemen pro Tag. Ohne
Weltfrauentag und den Tag vorher, gibt es insgesamt zwei Artikel über Frauenthemen pro
Zeitung.
3.2.1.5 SCHLUSSFOLGERUNG
Aus der Themenanalyse geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und
Frauenthemen vor allem in den Kategorien Kultur, Fait Divers, Politik und Wirtschaft
vorkommen. Wenig Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen
im Bereich von Wissenschaft, Kriminalität, Sport und Promi-News vor. Die Analyse der
Themen der Artikel hat auch ergeben, dass sich die Frauenthemen in den analysierten
Artikeln vor allem auf Wirtschaft beziehen. Das hat damit zu tun, dass es dank Weltfrauentag
2014 viel Aufmerksamkeit für die immer noch bestehende Lohnkluft gab.
Aus der Analyse der Zahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Zeitung geht
außerdem hervor, dass am Weltfrauentag mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen
veröffentlicht wurden als an den anderen Tagen. Auch am Tag vor Weltfrauentag (Freitag,
dem 7. März 2014) gibt es mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen als im Zeitraum vom
3. bis zum 6. März. Es fällt außerdem auf, dass die Artikel über Frauenthemen vor allem am
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55!
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7. und 8. März erschienen sind. Im Zeitraum davor gibt es weniger Artikel über
Frauenthemen. Die Analyse der Anzahl der Artikel pro Zeitung hat auch ergeben, dass De
Standaard durchschnittlich 30,7 Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Tag im
analysierten Zeitraum veröffentlicht hat. Wenn die Artikel vom 8. März (Weltfrauentag) nicht
mitgezählt werden, dann gibt es durchschnittlich 27,4 Artikel über Frauen oder Frauenthemen
pro Tag.
Die Analyse der Artikelgröße zeigt, dass die Artikel über Frauen meistens groß sind und die
Artikel, die von Frauenthemen handeln, meistens mittelgroß sind. Diese Ergebnisse
widerlegen Hypothese 5, nämlich dass die „Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im
Allgemeinen kurz sind“. Aus der Analyse der Art der Artikel geht hervor, dass die meisten
Artikel über Frauen und Frauenthemen objektiv sind.
3.2.2 Quantitative Analyse Artikel Frankfurter Allgemeine Zeitung
Für die quantitative Analyse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden 174 Artikel über
Frauen und Frauenthemen anhand von den in Kapitel 2.2.3.2 beschriebenen Parametern
analysiert. Davon handeln 145 Artikel von Frauen, 18 Artikel von Frauenthemen und 11 von
sowohl Frauen als auch Frauenthemen.
3.2.2.1 ART DER ARTIKEL
Tabelle 8: Art der Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind Nachrichten (78 insgesamt). An
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56!
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zweiter Stelle stehen die Rezensionen (37 insgesamt) und an dritter Stelle die
Hintergrundartikel (35 insgesamt). Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind
also objektiv. In dem analysierten Zeitraum gibt es wenig Interviews (2) mit/über Frauen oder
Frauenthemen und auch wenig Comics (3) und Fotos (1) mit Frauen oder über Frauenthemen.
Eine andere auffällige Tendenz ist, dass in dem analysierten Zeitraum Frauenthemen vor
allem in Nachrichten (16 insgesamt) und Hintergrundartikel (6 insgesamt) zur Sprache
kommen. Es gibt in dem analysierten Zeitraum wenig Kolumnen (4 insgesamt), in denen
Frauenthemen besprochen werden.
3.2.2.2 THEMEN
Tabelle 9: Artikelthemen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Aus der Tabelle geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und Frauenthemen
vor allem in den Kategorien Kultur (52), Politik (40) und Wirtschaft (31) vorkommen. Wenig
Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen im Bereich der
Wissenschaft (3) und Kriminalität (11) und im Bereich von Sport (13), Fait Divers (13) und
Promi-News (11) vor.
Die meisten Artikel, in denen Frauen beschrieben oder zitiert werden, gehören zur Kategorie
Kultur (insgesamt 51). An zweiter Stelle steht Politik, mit insgesamt 38 Artikeln. Die dritte
Stelle belegt der Bereich Wirtschaft mit insgesamt 23 Artikeln. Es gibt im analysierten
Zeitraum weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport (12) und Wissenschaft (3).
Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören vor allem zum Bereich Wirtschaft (11
insgesamt). Die anderen Kategorien, bei denen es Artikel über Frauenthemen gibt, sind
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57!
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Politik (4 Artikel insgesamt), Kultur (4 Artikel insgesamt), Kriminalität (auch 4 Artikel
insgesamt), Fait Divers (4 Artikel insgesamt), Sport (1 Artikel) und Promi-News (1 Artikel).
Wie bei der Zeitung De Standaard ist die Erklärung für die größere Zahl der
Wirtschaftsartikel wahrscheinlich, dass es zu Weltfrauentag mehr Artikel über die Lohnkluft
und die Erwerbstätigkeit von Frauen gibt.
3.2.2.3 ARTIKELGRÖßE
Tabelle 10: Artikelgrößen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die meisten Artikel über Frauen sind groß (89 insgesamt). Die Zahl der kleinen und
mittelgroßen Artikel über Frauen ist bedeutend niedriger (33 und 34 Artikel insgesamt). Auch
hier kann es als positiv betrachtet werden, dass Frauen vor allem in großen Artikeln
vorkommen.
Die Mehrheit der Artikel über Frauenthemen ist auch groß (12 insgesamt), obwohl diese Zahl
kaum von der Zahl der mittelgroßen Artikeln (11 insgesamt) abweicht. Insgesamt 6 Artikel
über Frauenthemen sind klein. Diese Ergebnisse widerlegen Hypothese 5, nämlich dass die
„Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind“.
3.2.2.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO
ZEITUNG
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58!
Tabelle 11: Anzahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Zeitung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Es gibt insgesamt 29,2 Artikel über Frauen und Frauenthemen im Durchschnitt pro Zeitung
im analysierten Zeitraum. Über Frauen gibt es im analysierten Zeitraum durchschnittlich 26
Artikel und über Frauenthemen 4,8 Artikel pro Zeitung.
Am Weltfrauentag sind mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen erschienen als im
Zeitraum vom 3. März bis zum 7. März. Wenn die Artikel am Weltfrauentag nicht mitgezählt
werden, gibt es im analysierten Zeitraum pro Zeitung durchschnittlich 26,4 Artikel über
Frauen und Frauenthemen insgesamt, 23,8 Artikel über Frauen und 4 Artikel über
Frauenthemen.
3.1.2.5 SCHLUSSFOLGERUNG
Aus der Themenanalyse geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und
Frauenthemen vor allem in den Kategorien Kultur, Politik und Wirtschaft vorkommen. Wenig
Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen im Bereich von
Wissenschaft, Kriminalität, Sport und Promi-News vor. Aus der quantitativen Analyse der
Themen geht auch hervor, dass die Artikel, die von Frauenthemen handeln, vor allem zum
Bereich Wirtschaft gehören. Wie bei der Zeitung De Standaard ist die Erklärung für die
größere Zahl der Wirtschaftsartikel wahrscheinlich, dass es zum Weltfrauentag mehr Artikel
über die Lohnkluft und die Erwerbstätigkeit von Frauen gibt. Die meisten Artikel, in denen
Frauen beschrieben oder zitiert werden, gehören zur Kategorie Kultur. Danach kommen die
Bereiche Politik und Wirtschaft. Es gibt im analysierten Zeitraum weniger Artikel über
Frauen in den Bereichen Sport und Wissenschaft.
Über Frauenthemen gibt es insgesamt 4,8 Artikel pro Zeitung im Durchschnitt. Am
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59!
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Weltfrauentag sind aber mehr Artikel über Frauenthemen erschienen. Wenn diese Artikel
nicht mitgezählt werden, gibt es durchschnittlich nur 4 Artikel pro Zeitung über
Frauenthemen. Aus der Analyse der Zahl der Artikel geht auch hervor, dass es insgesamt 29,2
Artikel über Frauen und Frauenthemen im Durchschnitt pro Zeitung im analysierten Zeitraum
gibt. Über Frauen gibt es im analysierten Zeitraum durchschnittlich 26 Artikel.
Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind Nachrichten. An zweiter Stelle
stehen die Rezensionen und danach kommen die Hintergrundartikel. Die meisten Artikel über
Frauen und Frauenthemen sind also objektiv. Es gibt im analysiserten Zeitraum weniger
Interviews mit/über Frauen oder Frauenthemen und auch weniger Comics und Fotos mit
Frauen oder über Frauenthemen. Es fällt außerdem auf, dass Frauenthemen vor allem in
Nachrichten und Hintergrundartikel zur Sprache kommen. Es gibt im analysierten Zeitraum
wenig Kolumnen, in denen Frauenthemen besprochen werden.
Die meisten analysierten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind groß. Diese Ergebnisse
widerlegen die fünfte Hypothese, nämlich dass „die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im
Allgemeinen kurz sind“. Die Zahl der kleinen und mittelgroßen Artikel über Frauen ist
bedeutend niedriger, aber bei den Frauenthemen gibt es nur einen kleinen Unterschied zu den
mittelgroßen Artikeln. Auch kann es als positiv betrachtet werden, dass Frauen und
Frauenthemen vor allem in großen Artikeln vorkommen.
3.2.3 Quantitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung
3.2.3.1 ART DER ARTIKEL
Die Artikel über Frauen und Frauenthemen in den beiden Zeitungen sind vor allem
Nachrichten. An zweiter Stelle stehen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Rezensionen,
während bei De Standaard Kolumnen stehen. Auffällig ist, dass die FAZ bedeutend weniger
Kolumnen hat als De Standaard, und dass De Standaard mehr als die Hälfte weniger
Rezensionen hat als die Frankfurter Allgemeine Zeitung. An dritter Stelle stehen bei den
beiden Zeitungen die Hintergrundartikel. Die meisten Artikel der beiden Zeitungen sollten
also objektiv sein.
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60!
Es fällt auch auf, dass es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung viel weniger Interviews mit
oder über Frauen oder Frauentemen gibt als bei De Standaard (3 Interviews gegenüber 17).
Das hat damit zu tun, dass es in der FAZ im Allgemeinen weniger Interviews gibt. In den
beiden Zeitungen gibt es nur wenig Fotos und Comics. In der FAZ gibt es sogar nur ein Foto
im analysierten Zeitraum, gegenüber 5 Fotos in De Standaard. Das hat damit zu tun, dass De
Standaard eine Fotorubrik („In Beeld“) hat.
3.2.3.2 THEMEN
In den beiden Zeitungen kommen Artikel über Frauen vor allem im Bereich Kultur vor im
analysierten Zeitraum. Bei De Standaard steht Fait Divers an zweiter Stelle, während das bei
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Politik ist. Politik steht bei DS aber an dritter Stelle.
Danach kommt bei den beiden Zeitungen der Bereich Wirtschaft. In den beiden Zeitungen
gibt es im analysierten Zeitraum aber weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport,
Wissenschaft, Promi-News und Kriminalität im Verhältnis zu der gesamten Zahl der
analysierten Artikel. Auffällig ist, dass es bei De Standaard im analysierten Zeitraum
bedeutend mehr Artikel im Bereich Fait Divers (34 insgesamt) gibt als in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung (13 insgesamt).
Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören bei den beiden Zeitungen vor allem zum
Bereich Wirtschaft. Das hat bei den beiden Zeitungen damit zu tun, dass zum Weltfrauentag
mehrere Artikel über die Lohnkluft erschienen sind.
3.2.3.3 ARTIKELGRÖßE
Die Artikelgröße der analysierten Artikel der beiden Zeitungen stimmt zum größten Teil
überein. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt sind bei den beiden
Zeitungen groß, an zweiter Stelle stehen die mittelgroßen Artikel und an dritter Stelle die
kleine Artikel. Die Unterschiede zwischen der Zahl der mittelgroßen und kleinen Artikel sind
bei den beiden Zeitungen relativ klein (bei De Standaard zwei Artikel, bei der FAZ sechs).
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61!
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Bei den Artikeln, die nur über Frauen handeln, sind die meisten Artikel auch groß. Die Zahl
der mittelgroßen und kleinen Artikel ist bei den beiden Zeitungen fast gleich (DS: 49-50 und
FAZ: 34-33).
Die Artikel, die von Frauenthemen handeln (insgesamt), sind bei De Standaard vor allem
mittelgroß. Die Zahl der kleinen und großen Artikel über Frauenthemen ist bei DS fast gleich
(neun gegenüber zehn). Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind die Artikel über
Frauenthemen (insgesamt) vor allem groß, obwohl der Unterschied zu den mittelgroßen
Artikeln sehr klein ist (zwölf große Artikel gegenüber elf mittelgroßen Artikeln). Die Zahl der
kleinen Artikel ist fast halb so klein (sechs Artikel). Diese Ergebnisse widerlegen den ersten
Teil der fünften Hypothese, nämlich dass die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im
Allgemeinen Kurz sind.
3.2.3.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO
ZEITUNG
Die Anzahl der Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Zeitung oder Tag ist bei der
Zeitung De Standaard und die Frankfurter Allgemeine Zeitung fast gleich: Bei DS gibt es
durchschnittlich 30,7 Artikel pro Tag, bei der FAZ 29,2 Artikel. Davon gibt es insgesamt bei
DS durchschnittlich 27,1 Artikel über Frauen pro Zeitung im analysierten Zeitraum, bei der
FAZ sind das 26 Artikel. Auch diese Zahl ist also fast gleich. Bei den Artikel über
Frauenthemen gibt es bei DS durchschnittlich insgesamt 5,3 Artikel pro Zeitung, bei der FAZ
4,8 Artikel.
Dabei muss aber bemerkt werden, dass die meisten Artikel über Frauen und vor allem über
Frauenthemen am Weltfrauentag erschienen sind, und im Fall von De Standaard, auch am
Tag vorher (also Freitag dem 7. März). Wenn diese Artikel nicht mitgezählt werden, gibt es
durschnittlich bei De Standaard nur 27,3 Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Tag, und
nur 2 Artikel über Frauenthemen. Bei der FAZ gibt es dann 26,4 Artikel über Frauen und
Frauenthemen, und 4 Artikel über Frauenthemen pro Tag.
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3.2.3.5 SCHLUSSFOLGERUNG
62!
Die Ergebnisse dieser Analyse sind für die flämischen und deutschen Zeitungen fast gleich.
Am Weltfrauentag sind mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen als sonst erschienen.
Ohne die Artikel am Weltfrauentag, gibt es zwei Artikel über Frauenthemen in De Standaard
und vier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im analysierten Zeitraum.
Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören für die beiden Zeitungen meistens zum
Bereich Wirtschaft. Die Erklärung dafür ist, dass sowohl in De Standaard als auch in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Weltfrauentag mehrere Artikel über die Lohnkluft
erschienen sind.
Sowohl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als in der Zeitung De Standaard befinden die
meisten Artikel über Frauen sich in den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft. In den
beiden Zeitungen gibt es im analysierten Zeitraum aber weniger Artikel über Frauen in den
Bereichen Sport, Wissenschaft, Promi-News und Kriminalität im Verhältnis zu der gesamten
Zahl der analysierten Artikel. Auffällig ist, dass es bei De Standaard im analysierten
Zeitraum bedeutend mehr Artikel im Bereich Fait Divers gibt als in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung.
Aus der Analyse der Art der Artikel geht hervor, dass die meisten analysierten Artikel der
beiden Zeitungen objektiv sind. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen im
analysierten Zeitraum in den beiden Zeitungen sind nämlich Nachrichten. An zweiter Stelle
stehen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Rezensionen (also subjektiv), während bei De
Standaard Kolumnen stehen (also auch subjektiv). Auffällig ist, dass die FAZ bedeutend
weniger Kolumnen hat als De Standaard, und dass De Standaard mehr als die Hälfte weniger
Rezensionen hat als die Frankfurter Allgemeine Zeitung. An dritter Stelle stehen bei den
beiden Zeitungen die Hintergrundartikel (also objektiv).
Die Artikelgröße der analysierten Artikel der beiden Zeitungen stimmt zum größten Teil
überein. Es gibt nur kleine Unterschiede zwischen den Zeitungen. Die meisten Artikel über
Frauen und Frauenthemen insgesamt sind bei den beiden Zeitungen groß, danach mittelgroß
!
63!
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und danach klein. Die Unterschiede zwischen die Zahlen der mittelgroßen und kleinen Artikel
sind bei den beiden Zeitungen relativ klein. Bei den Artikeln, die nur über Frauen handeln,
sind die meisten Artikel auch groß. Die Zahl der mittelgroßen und kleinen Artikel ist bei den
beiden Zeitungen fast gleich. Die Artikel, die von Frauenthemen handeln (insgesamt), sind
bei De Standaard vor allem mittelgroß, bei der FAZ vor allem groß, obwohl die Zahl der
mittelgroßen Artikel bei der FAZ fast gleich ist. Diese Ergebnisse widerlegen die fünfte
Hypothese, nämlich dass die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind
in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen.
4. SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK
In dieser Studie wurde untersucht, wie Frauen und Frauenthemen in der flämischen Zeitung
De Standaard und der deutschen Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung dargestellt werden,
ob es Unterschiede zwischen diesen Zeitungen gibt und worauf diese Unterschiede sich
zurückführen lassen. Es wurde auch untersucht, wie viel Aufmerksamkeit auf Frauen und
Frauenthemen in diesen Zeitungen verwendet wird, ob es Unterschiede gibt und worauf diese
Unterschiede sich zurückführen lassen.
Aus der Literatur wurden fünf Hypothesen abgeleitet. Anhand von diesen Hypothesen wurde
versucht, eine Antwort auf die zwei Untersuchungsfragen dieser Studie zu formulieren:
Hypothese 1: Die Rolle der Frau in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen ist
Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen
Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.
Hypothese 2: Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden
oft mit irrelevanten Details beschrieben in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen. Ihre
Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl dies für
ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.
Hypothese 3: Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen
halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der
Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der
!
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Arbeiterklasse.
64!
Hypothese 4: Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in
flämischen und deutschen Qualitätszeitungen.
Hypothese 5: Die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, sind in den flämischen und
deutschen Qualitätszeitungen im Allgemeinen kurz.
Um diese Hypothesen antworten zu können, wurde eine qualitative und eine quantiative
Analyse durchgeführt. Bei der qualitativen Analyse wurden die Artikel der beiden Zeitungen
anhand einer intratextuellen, d.h. wortorient und textorientiert, und einer transtextuellen
Analyse analysiert. Bei der quantitativen Analyse wurden die Artikel der beiden Zeitungen
anhand unterschiedlicher Parameter quantitativ analysiert und ausgewertet. Diese Parameter
sind Art der Artikel, Themen, Artikelgröße und Anzahl der Artikel pro Zeitung. Im Folgenden
werden die Ergebnisse der Analysen zusammengefasst.
Aus der qualitativen Analyse geht hervor, dass in den analysierten Artikeln die Frames von
Eye Candy und Opfer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorkommen. In der Hälfte der
analysierten Artikel der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurden aber keine Frames in Bezug
auf Frauen vorgefunden. Zwei Artikel stellen die Frau als Expertin dar und in drei Artikeln
wird die Frau als starke Frau dargestellt. In der Zeitung De Standaard wurden in den
analysierten Artikeln mehr Frames vorgefunden: Opfer, Eye Candy, Augenzeugin und
„Freundin eines nachrichtwürdigen Mannes“. Das Frame von Haushälterin wird aber explizit
entkräftet in zwei Artikeln und in einem Artikel wird das Opfer von Drohungen nicht als
Opfer dargestellt, sondern als starke Frau. In vier Artikeln ist die Rolle der Frau Expertin.
In den analysierten Artikeln der beiden Zeitungen sind Details wie Kleidung, Familie und
Alter immer für den Kontext relevant. In einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
ist die Relevanz der äußeren Beschreibung einer Frau zweifelhaft.
Für die beiden Zeitungen wurde jeweils ein Artikel über Sexualmissbrauch analysiert. In den
beiden Artikeln wird die Mythe von Stranger-Danger entkräftet. In diesen Artikeln werden
keine Klassen oder Ethnizitäten erwähnt. Diese Studie kann also keine Aussagen machen,
!
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über welche Klassen oder Ethnizitäten günstiger dargestellt werden.
65!
Die Geschlechterungleichheit wird in allen analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen
der Zeitung De Standaard problematisiert. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
problematisieren zwei der fünf analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen die
Geschlechterungleichheit. Die FAZ macht das auch subtiler als De Standaard.
Aus der quantitativen Analyse geht hervor, dass am Weltfrauentag mehr Artikel über Frauen
und Frauenthemen als im Zeitraum davor erschienen sind. Die Artikel, die von Frauenthemen
handeln, gehören für die beiden Zeitungen meistens zum Bereich Wirtschaft. Die Erklärung
dafür ist, dass sowohl in De Standaard als auch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am
Weltfrauentag mehrere Artikel über die Lohnkluft erschienen sind.
Aus der quantitativen Analyse der Art der Artikel geht hervor, dass die meisten analysierten
Artikel der beiden Zeitungen objektiv sind. Bei dieser Analyse fällt außerdem auf, dass es in
der FAZ bedeutend weniger Kolumnen gibt als in De Standaard, und dass es in der Zeitung
De Standaard bedeutend weniger Rezensionen gibt als in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung.
Sowohl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als in der Zeitung De Standaard befinden die
meisten Artikel über Frauen sich in den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft. In den
beiden Zeitungen gibt es im analysierten Zeitraum aber weniger Artikel über Frauen in den
Bereichen Sport, Wissenschaft, Promi-News und Kriminalität im Verhältnis zu der gesamten
Zahl der analysierten Artikel.
Die Ergebnisse der Analyse der Artikelgröße der beiden Zeitungen widerlegen die fünfte
Hypothese, nämlich dass Artikel, die sich auf Frauen beziehen, in diesen Zeitungen im
Allgemeinen kurz sind. Die Artikelgröße der analysierten Artikel der beiden Zeitungen
stimmt zum größten Teil überein. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen
insgesamt sind bei den beiden Zeitungen groß, danach mittelgroß und danach klein.
Abschließend soll noch bemerkt werden, dass mehr Zeitungsartikel über einen längeren
Zeitraum analysiert werden sollten, um diese Forschungsergebnisse bestätigen und vertiefen
!
66!
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zu können und zuverlässige Aussagen zu machen in Bezug auf das Bild der Frau in
flämischen und deutschen Qualitätszeitungen. Diese Studie könnte also als Anlass betrachtet
werden, eine umfangreichere Untersuchung durchzuführen, mit mehr Artikeln über einen
längeren Zeitraum.
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QUELLEN
67!
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APPENDIX
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VROUW & MAATSCHAPPIJ: IN 2 JAAR TIJD 3 PROCENT MÉÉR VROUWEN IN
BESTUURSRADEN
‘In de Belle 20 is Delhaize een
voorbeeld voor Colruyt’
08 MAART 2014 | Marjan Justaert
De vrouwenbeweging van CD&V, Vrouw & Maatschappij, maakt de
genderbalans op van ’s lands topbedrijven. ‘Doel is niet name and
shame, maar name and gain: intussen zijn er acht bedrijven van de
Bel 20/Belle 20 die meer dan 20 procent vrouwelijke bestuurs-leden
hebben, zij bewijzen dat het kan.’ Al moeten de inspanningen
verdubbeld worden.
Er zitten steeds meer vrouwen in de raden van bestuur van de Bel 20-bedrijven.
Vrouw & Maatschappij goot voor haar ‘Belle 20’ de meest recente cijfers in een
overzicht en wat blijkt? De jongste twee jaar zijn er 3 procent vrouwen
bijgekomen. Van een vertegenwoordiging van 14,8 procent zijn de vrouwen
gestegen naar 17,8 procent. In absolute cijfers gaat het over een totaal van 36
vrouwen op de 244 bestuursmandaten in 2012, en 43 op de 242 in 2014.
Tien bedrijven boekten vooruitgang, waaronder Delhaize, Umicore en UCB. In
de praktijk gaat het evenwel steevast om één vrouw extra, nooit meer. Een
handvol bedrijven hinkt achterop, zoals AB InBev, Colruyt en Bekaert. Els Van
Hoof, voorzitster van Vrouw & Maatschappij (V&M): ‘We willen geen
schandpaal optrekken, maar integendeel inspirerend werken. Geen name and
shame, maar name and gain. De bedrijven hebben er alle belang bij, want
studies bewijzen het verband tussen meer vrouwen in de raad van bestuur en
een verbetering van de prestaties en de bedrijfsresultaten.’
Toch is België allesbehalve een modelleerling, want het Europees gemiddelde
ligt op 21 procent. Om de broodnodige inhaalbeweging te maken werden in ons
land recent quota ingevoerd. Grote beursgenoteerde bedrijven hebben nog tot
2017 de tijd om het aantal vrouwelijkebestuurders uit te breiden tot een derde.
Kleinere beursgenoteerde ondernemingen krijgen drie jaar langer respijt,
overheidsbedrijven moeten in theorie al in orde zijn.
Mannen weten waarom
Dat valt ook op in de cijfers. Zoals uit een vroegere studie van de Hay Group al
bleek, haalt alleen Elia de 1/3-norm: 5 op de 9 bestuurders zijn vrouwen.
Belgacom haalt de norm opnieuw net niet (DS 2 en 3 januari). Niet toevallig
twee semi-publieke bedrijven.
De bedrijven die het slechtst scoren in de ‘Belle 20’, zijn AB InBev en Delta
Lloyd. Zij tellen geen enkele vrouw in hun raad van bestuur. ‘Geen wonder voor
een bedrijf dat de slogan hanteert “Mannen weten waarom”’, merkt Van Hoof
op. Ook heeft nog steeds geen enkel bedrijf uit de top-20 een vrouw als
voorzitter van de raad van bestuur. ‘In dit tempo bereiken we nooit het
vooropgestelde doel in 2017. Ook de evolutie naar 40 procent vrouwen tegen
2020 – het Europese streefdoel onder impuls van eurocommissaris Viviane
Reding – lijkt nog steeds verre toekomstmuziek.’ Volgens de voorzitter van
Vrouw en Maatschappij is er een verdubbeling nodig van de inspanningen.
Een en ander wordt bevestigd door het aandeel vrouwen in de directiecomités
van dezelfde bedrijven. Daar gelden geen quota. Gevolg? Het aandeel vrouwen
blijft steken op 14,7 procent, zo’n 2,7 procent meer dan in 2012. In absolute
cijfers: onder de in totaal 158 directieleden waren er twee jaar geleden 19
vrouwen, vandaag zijn dat er 23 op de 156. ‘Het gemiddelde is vooral te danken
aan een aantal uitschieters, zoals Telenet en Befimmo’, verduidelijkt Els Van
Hoof. ‘Maar liefst acht bedrijven hebben geen enkele vrouw in het
directiecomité. De cijfers bewijzen dat er dringend een mentaliteitswijziging
nodig is.’
Belgacom is het enige bedrijf in de Bel 20/Belle 20 waar - sinds kort - een
vrouw de scepter zwaait: Dominique Leroy.
‘Ondanks de blijvende ondervertegenwoordiging van vrouwen zijn we niet blind
voor de positieve evolutie’, gaat Els Van Hoof verder. ‘Dat intussen acht
bedrijven uit de Bel 20 minstens 20 procent vrouwen in hun raad van bestuur
hebben, is een goede zaak. Daarnaast wordt er op veel plaatsen serieus gewerkt
aan een genderbeleid.’
Geheim? De broodautomaat
V&M hoorde interessante voorbeelden. Zo werkte KBC een flexibele(re)
regeling uit voor mensen in ouderschapsverlof, installeerde Telenet een
broodautomaat – ‘dikwijls zijn het toch de vrouwen die eraan denken dat er
geen brood meer is in huis’ – op de werkvloer of engageerde Cofinimmo zich via
zijn vrouwelijke directeur in de vzw Women on Board. ‘Eén ding is intussen
duidelijk’, besluit Van Hoof. ‘Bedrijven die in het begin mopperden dat ze in
zo’n korte tijd nooit voldoende, bekwame vrouwen zouden vinden, krijgen
ongelijk. Het kan wél – ook in de harde sectoren.’
Voor de tweede keer op rij organiseert V&M vandaag een ‘cravattendag’. De
leden gaan selfies maken terwijl ze, mét das, poseren voor één van de bedrijven
uit de Bel 20.
Els Van Hoof:
‘Bedrijven die in het begin mopperden dat ze in zo’n korte tijd
nooit voldoende, bekwame vrouwen zouden vinden, krijgen
ongelijk. Het kan wél – ook in de harde sectoren’
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ITALIAANSE JOURNALISTE BEDREIGD VOOR ONDERZOEK NAAR LOKALE
POLITIEK EN MAFFIA
‘Met kerst kregen we een kogel in
de bus, met een briefje erbij:
prettige feesten!’
08 MAART 2014 | Ine Roox
Ze is pas 23, maar Ester Castano heeft al naam gemaakt met haar
journalistieke verslaggeving over een onderzoek naar
maffiacontacten in de gemeente Sedriano, nabij Milaan. Het
regende intimidaties en aanklachten, maar Ester week niet en kreeg
uiteindelijk gelijk. Het gemeentebestuur van Sedriano is in oktober
2013 ontbonden, en in mei verschijnt de oud-burgemeester voor de
rechter.
Een foto uit 1979 van de vermoorde journalist Carmine Pecorelli. In 2002 werd oudpremier Giulio Andreotti samen met maffiabaas Tano Badalamenti veroordeeld als
opdrachtgevers voor die moord. Een jaar later verwierp het Hooggerechtshof die
uitspraak. In 2014 worden in Italië nog altijd honderden journalisten per jaar bedreigd en
geïntimideerd. epa
Journalistiek noemt ze haar roeping. Al op haar zeventiende begon Ester
Castano stukjes te schrijven, gebeten door de microbe na een redactiebezoek.
Vandaag is Ester 23 en werkt ze als freelance medewerkster van L’Altomilanese,
een regionale weekkrant die nieuws brengt uit een dertigtal gemeentes in de
streek rond Milaan. Ester Castano wil vooral blijven schrijven, maar een
passend loon dat haar helpt te overleven zou welkom zijn. ‘De tarieven voor
regionale freelancers zijn schabouwelijk’, vertelt Castano, tijdens een
ontmoeting in Brussel. ‘Vorig jaar heb ik in totaal 1.100 euro verdiend’, zegt ze
met een zure glimlach.
Aan gebrek aan talent zal het niet liggen dat ze geen contract in de wacht sleept
bij een krant met meer middelen. Ester Castano berichtte in 2012 en in 2013
uitgebreid over de louche contacten van het gemeentebestuur van Sedriano, op
tien kilometer van Milaan, en kreeg na verregaande intimidaties en
bedreigingen uiteindelijk gelijk. Er volgde een golf van arrestaties wegens
infiltratie door de Calabrese maffia ‘ndrangheta in het gemeentebestuur, en in
oktober 2013 is datzelfde bestuur ontbonden wegens banden met de Calabrese
onderwereld. Dat was een primeur in Lombardije, in het noorden van Italië.
‘De voormalige burgemeester van Sedriano, Alfredo Celeste, is intussen
aangeklaagd wegens corruptie’, vertelt de journaliste. ‘Samen met Domenico
Zambetti moet hij op 8 mei voor de rechter verschijnen.’ Zambetti was een
belangrijke gedeputeerde van het Lombardische regiobestuur. Hij wordt ervan
beschuldigd dat hij voor 200.000 euro vierduizend cruciale voorkeursstemmen
heeft gekocht van de ‘ndrangheta. In beide onderzoeken zijn dertig arrestaties
verricht.
Hoewel de ‘ndrangheta oorspronkelijk uit Calabrië komt, is die maffiatak sterk
aanwezig in Milaan. De magistrate Alessandra Dolci geeft openlijk toe dat de
bouwmarkt in Milaan – de economische hoofdstad van Italië - volledig door de
Calabrese maffia wordt gecontroleerd. Zambetti en Celeste waren leden van
Berlusconi’s rechtse blok Volk van de Vrijheid (PDL).
Ester Castano heeft in haar krant uitvoerig over het gerechtelijk onderzoek en
de arrestatiegolf bericht. Haar artikels zijn daarna opgenomen in het dossier
van de prefect (een lokale vertegenwoordiger van het ministerie van
Binnenlandse Zaken, red.). Die motiveerde met dat dossier zijn verzoek aan de
minister om het gemeentebestuur te ontbinden, wegens infiltratie door de
maffia.
Voor Ester voelt dat als een overwinning op de oud-burgemeester van Sedriano,
die haar ruim twee jaar het leven zuur heeft gemaakt. ‘De krant L’Altomilanese
is in oktober 2011 opgestart, met de uitdrukkelijke bedoeling om te berichten
over de maffia in het hinterland van Milaan’, zegt Castano, die een Siciliaanse
moeder heeft en haar verzet tegen de maffia met de paplepel kreeg ingegoten.
‘Twee maanden na de lancering van onze krant waren er al tien klachten wegens
evenveel artikels ingediend.’
Maar Alfredo Celeste ging als burgemeester van Sedriano nog een heel eind
verder. ‘Op een bepaald moment werd ik na elk artikel van mijn hand bij de
carabinieri ontboden. Daar zei een agent me dan: “Juffrouw, u moet ophouden
zulke zaken te schrijven, onze burgemeester stelt dat helemaal niet op prijs.”
Celeste zelf stond me toen allang geen interviews meer toe, hij liet op een
bepaald ogenblik zelfs een perimeter vastleggen waarbinnen ik me niet meer
mocht vertonen.’
In december 2013, twee maanden nadat het hele gemeentebestuur wandelen
was gestuurd, is Ester Castano vrijgesproken wegens smaad. Haar
hoofdredacteur bleef haar altijd steunen, maar de jonge, regionale krant had de
financiële middelen niet om haar verdediging te betalen. Castano wendde zich
daarom tot het journalistennetwerk Ossigeno per l’informazione (zie
nevenstuk).
‘Op de redactie zijn de banden van enkele auto’s doorgestoken en met kerst
kregen we een kogel in de bus, met een briefje erbij: “Prettige feesten!” Toch
vond ik het veel akeliger dat ik zomaar kon worden aangeklaagd hoewel ik
alleen de feiten weergaf.’
‘Na elk artikel moest ik naar de carabinieri. Daar zei een agent me
dan: “Juffrouw, u moet ophouden zulke zaken te schrijven, onze
burgemeester stelt dat niet op prijs”’
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‘Ooit win ik hier met de Beste Film’
04 MAART 2014 | jdr
Ze probeerden er zondagnacht tijdens het Governor’s Ball, de officiële party na
de Oscars, nog een feestje van te maken. Maar de ontgoocheling van Veerle
Baetens, Johan Heldenbergh, Felix Van Groeningen en filmproducent Dirk
Impens was groot na de gemiste Oscar. Impens arriveerde nog tijdens de
uitreiking op het feest bij de Belgische consul. Naar eigen zeggen was hij na de
overwinning van ‘La Grande Bellezza’ tijdens een reclamebreak weggegaan.
Ook Felix Van Groeningen gaf toe op meer te hebben gehoopt. ‘Ja, het was
balen. Toen ‘La Grande Bellezza’ werd afgeroepen, voelde het alsof ik een koude
douche kreeg. Ik blijf er nochtans van overtuigd dat we er heel dicht bij waren.’
‘Ontgoocheld. Wat dacht je?’ zei Veerle Baetens. ‘We hebben hier zoveel energie
in gestoken en dan haal je het niet, dat is heel spijtig. Voor mezelf, voor de film
maar ook voor België.’
Toch probeerden ze allebei de positieve kant van de zaak zien. ‘Laten we niet
vergeten dat het een fantastische rit is geweest. Dat we dit hebben meemaken is
top’, zegt Van Groeningen. ‘Bovendien hebben we veel geleerd. Want wees
gerust, hier kom ik ooit terug. En dan niet om de Oscar van beste buitenlandse
film te winnen, maar om het beeldje van beste film tout court te pakken.’
‘Ik verwonderde me nog het meest over de seatfillers’, zegt Batens over haar
Oscardag, ‘die gasten die in jouw zetel plaatsnemen zodra je de zaal verlaat om
naar de wc of de bar te gaan. Daarnaast is het natuurlijk ook wonderlijk dat je
op het Governor’s Ball schouder aan schouder staat met de grootste sterren.
Cate Blanchett, Leonardo DiCaprio, Meryl Streep, ze zijn er allemaal. Ik heb wel
met niemand gepraat. Het is niet meteen mijn stijl om op sterren af te stappen
en te zeggen ‘’Hi, ik ben Veerle’’. Maar bizar was het wel.’
Ondanks de kritiek op haar jurk, voelde de actrice zich er zelf kiplekker in. ‘Ik
heb verschillende complimentjes gekregen. Natuurlijk: het is niet omdat
mensen je zeggen hoe mooi je jurk wel is of hoe goed ze je film wel vinden, dat
ze dat ook echt menen. Ach, het is jammer van die Oscar. Als je genomineerd
bent, wil je nu eenmaal winnen. Maar ik ga er niet om zitten huilen, morgen
zullen we het allemaal een stuk beter kunnen relativeren.’
Vandaag landt de hele ploeg terug op Zaventem. ‘Tijd voor ander en beter’, zoals
Johan Heldenbergh het formuleerde.
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ASTRID DE LATHAUWER TOETST ZES CLICHÉS OVER VROUW EN WERK AAN DE
REALITEIT
‘Over tien jaar zijn we er misschien’
08 MAART 2014 | Karin De Ruyter, illustraties Lectrr
Ook al gaapt er tussen mannen en vrouwen nog een loonkloof van 21
procent en zijn de hoogste regionen van het bedrijfsleven vaak nog
echte mannenbastions, toch zit er schot in de vrouwenzaak, vindt
hr-topvrouw Astrid De Lathauwer. Ze legde voor ons zes
hardnekkige clichés over vrouwen en hun carrière onder de loep. En
die blijken lang niet meer allemaal te kloppen.
Astrid De Lathauwer: ‘Ik ben veel optimistischer over de genderkwestie dan pakweg vijf
jaar geleden’. Bart Dewaele
Cliché 1
Vrouwen geven anders leiding dan mannen
‘Vrouwen hebben iets meer zorgende, relationeel gerichte competenties dan
mannen, zo blijkt uit ons onderzoek. Mannen zijn dan weer wat meer gericht op
status, hiërarchie, prestaties. Dat lijkt te stroken met het cliché, maar dat is dan
ook het enige. Want alle mannen en vrouwen hebben natuurlijk zowel
“feminiene” als “masculiene” eigenschappen en competenties. Welk type meer
of minder succes heeft, hangt onder meer af van de sector. In de bouw en in
technologische beroepen overheerst typisch een meer masculiene
leiderschapsstijl dan in de zorg- of de dienstensector. Mannen die carrière
maken in bijvoorbeeld de zorg hebben of ontwikkelen ook meer feminiene
competenties, en vrouwen in een sector als de IT meer masculiene.’
Hier is nog niet veel veranderd, dus? ‘Toch wel. Uit onderzoek naar
generatieverschillen blijkt dat het onderscheid steeds kleiner wordt: jongens en
meisjes lijken vandaag meer op elkaar dan dertig of veertig jaar geleden. Dat
geldt ook voor hun motivaties. In ons laatste onderzoek hebben we bijvoorbeeld
voor het eerst vastgesteld dat bij de twintigjarigen de vrouwen het loon dat ze
verdienen belangrijker vinden dan de mannen. Dat is waarschijnlijk mee een
gevolg van de bewustmakingscampagnes zoals equal pay day. Maar het heeft
natuurlijk ook te maken met het opleidingsniveau. In het hoger onderwijs zitten
in heel wat richtingen meer meisjes dan jongens, en meisjes halen vaak heel
goede resultaten.’
Cliché 2
Vrouwen worstelen meer met de combinatie tussen werk
en gezin
‘Het zijn nog altijd vooral vrouwen die voor hun gezin een stapje terugzetten in
hun carrière. Maar de cijfers zijn bemoedigend: ruim een kwart van de mensen
die ouderschapsverlof nemen, zijn nu al mannen. In 2002 was dat nog maar
acht procent.’
‘En wat ik nog opvallender vind: uit onderzoek bij mensen die op zoek zijn naar
een andere job blijkt dat exact evenveel mannen als vrouwen, 24 procent,
zeggen dat ze niet bereid zijn van job te veranderen als dat hun privéleven zou
bemoeilijken omdat ze dan bijvoorbeeld vaker in de file zouden staan, langer
van huis weg zouden zijn of meer avondwerk zouden moeten presteren. Zelfs als
die job een mooie stap in hun carrière zou zijn. Dat wijst erop dat het evenwicht
werk/gezin stilaan voor beide seksen even belangrijk wordt.’
‘Ik wil trouwens ook het cliché ontkrachten dat vooral ongetrouwde of
kinderloze vrouwen het ver schoppen. Integendeel: sommige vrouwelijke ceo’s
hebben zelfs een groot gezin. Saskia Van Uffelen (ceo van Bull België, red.),
bijvoorbeeld, heeft vijf kinderen. Onlogisch is dat niet. Om een groot gezin te
combineren met een job, heb je veel organisatorisch talent nodig en moet je
sterk oplossingsgericht kunnen denken. Dat zijn eigenschappen die je opvallend
vaak terugvindt bij vrouwelijke topmensen.’
‘Ik weet dat het ook een cliché is dat vrouwen goed kunnen multitasken –
multitasken schijnt trouwens fysiek onmogelijk te zijn. Maar het klopt wel dat
veel vrouwen de dingen beter op elkaar kunnen laten aansluiten en combineren.
Ook een kwaliteit die je goed van pas komt in je carrière.’
‘Steeds meer bedrijven doen intussen inspanningen om de combinatie
werk/gezin gemakkelijker te maken. Door bijvoorbeeld thuiswerk mogelijk te
maken, en dan niet alleen om eens een ziek kind op te vangen. Door
avondvergaderingen te bannen of tot een minimum te beperken. En eens zo’n
regeling er is, zie je dat ook mannen daar vaak blij mee zijn. Omdat zij dan ook
de kinderen eens van school kunnen halen.’
Cliché 3
Vrouwen lopen minder warm voor technologie en ICT
‘Helaas. Dat cliché blijft als een huis overeind. In de ICT-studierichtingen zitten
nog altijd maar 10 procent meisjes, blijkt uit de jongste cijfers van Datanews.
En slechts 5 procent van de grotere IT-bedrijven heeft een vrouwelijke ceo. Die
cijfers zijn ronduit ontmoedigend. De rol van ouders en opleiders is daarin
doorslaggevend. En daar is nog heel wat werk aan de winkel: meisjes worden
nog altijd naar zorg- en dienstenberoepen gedirigeerd, jongens naar
technologie.’
‘Vrouwen die toch aan de slag gaan in technologische beroepen, presteren daar
zeker even goed als mannen. Dat toont aan dat we enorm veel talent verspillen.
Dat is doodjammer, zeker als je weet dat er nu al in België 9.000 vacatures niet
ingevuld geraken in de IT. En die technologische sectoren gaan economisch
alleen maar belangrijker worden.’
‘Zelf geloof ik erg in de kracht van rolmodellen. (glimlacht) Hebt u dat verhaal
gehoord van Lune Victoria van Eewijk? Zij is een Vlaams meisje van negen jaar,
ze maakt games en interactieve films, ontwerpt robots en droomt ervan om
ingenieur te worden. Lune Victoria werd daarom vorig jaar, in haar
leeftijdscategorie, uitgeroepen tot het allereerste Europese Digital Girl of the
Year. Dat is een initiatief van Europees commissaris Neelie Kroes, die daarmee
vrouwelijke rolmodellen naar voor wil schuiven. Niet toevallig wordt Lune
Victoria in haar passie heel erg aangemoedigd door haar ouders. Je ziet: dat
werpt dus wel vruchten af.’
Cliché 4
Vrouwen engageren zich minder in hun job dan mannen
‘Klopt niét. Ons onderzoek leert dat het zelfs omgekeerd is. Op de vraag of ze
bereid zijn om een “extra mile” te gaan voor hun werk, scoren vrouwen 7,13 op
10, en mannen slechts 6,69. Vrouwen zijn dus meer bereid dan mannen om
méér te doen dan van hen verwacht wordt. Bovendien zien we geen enkele
invloed van het moederschap op het engagement van vrouwen op het moment
dat ze werken. Als vrouwen terugkomen uit zwangerschapsverlof, zijn ze zeker
niet minder geëngageerd dan voordien.’
‘Maar de drijfveren voor het engagement van mannen en vrouwen zijn wel
anders. Bij vrouwen wegen de jobinhoud en het relationele zwaarder door: ze
vinden het een interessante job, hebben fijne collega’s. Mannen doen het meer
voor de eigen carrière: hun extra inzet is er toch iets vaker op gericht om
zichzelf vooruit te helpen, minder op het collectieve.’
Cliché 5
Vrouwen netwerken minder dan mannen
‘Acerta is een organisatie die ’s avonds nogal wat evenementen organiseert. En
dus zijn we eens in onze eigen statistieken gedoken. Hoeveel vrouwen nodigen
we uit op die evenementen? En hoeveel nemen er dan deel?’
‘Het resultaat was toch wel verrassend: gemiddeld 39 procent van de
genodigden, maar 44 procent van de aanwezigen bleken vrouwen te zijn. Dat
vrouwen niét graag netwerken, blijkt dus al zeker niet te kloppen.’
‘Maar ook hier zijn de drijfveren anders. Vrouwen nemen vooral deel aan
netwerkevenementen als er een sterke inhoudelijke insteek is: een seminarie,
een lezing... Evenementen waar vooral het netwerken op zich vooropstaat, zoals
nieuwjaarsrecepties, interesseren hen minder. Daar vind je vooral mannen.
Daaruit zou je dus kunnen concluderen dat vrouwen vooral netwerken als ze er
iets van kunnen leren, terwijl mannen meer begrijpen dat het uitbouwen van
een netwerk ook belangrijk is om hun eigen carrière vooruit te helpen. En daar
is niets mis mee. Vrouwen moeten daar nog wel een tandje bijsteken.’
Zijn netwerken van alleen maar vrouwen nuttig? ‘Ja hoor. Sommige vrouwen
voelen zich daar misschien comfortabeler in, en kunnen daar dus “in een veilige
omgeving” hun eerste stappen in het netwerken zetten. Maar daar mogen ze
niet in blijven hangen. Ik heb me vroeger altijd vreselijk geërgerd aan die
typische mannenclubs waar vrouwen niet binnen mochten. Dan gaan we nu
toch niet hetzelfde soort vrouwenclubs creëren?’
Cliché 6
Vrouwen stellen zich minder snel kandidaat voor
promoties
‘Dat klopt nog altijd. Je moet ze gaan halen, ze bieden zichzelf niet aan. Als een
vrouw vindt dat ze 90 procent van de job kan of kent, concentreert ze zich op de
10 procent die ze niet onder de knie heeft. Een man redeneert omgekeerd: ik
kan het toch al voor 90 procent, dus ben ik een goede kandidaat voor de job. Je
moet vrouwen vaak nog echt overtuigen van hun capaciteiten.’
‘Maar ook hier zien we, net als voor de loononderhandelingen, bij Generatie Y
geen verschil meer tussen mannen en vrouwen. Hoe langer hoe meer jonge
vrouwen willen spontaan voluit voor een promotie gaan en nemen daarvoor ook
zelf het initiatief.’
Conclusie?
‘Ik ben veel optimistischer over de genderkwestie dan pakweg vijf jaar geleden.
Toen leek er echt geen schot in de zaak te zitten, nu zie je hier en daar toch al
een opmerkelijke vooruitgang. Tien jaar geleden was het bijvoorbeeld nog not
done om te zeggen dat je voor een bepaalde functie een vrouw zocht. Nu vindt
men dat normaal, zelfs positief.’
Weg met de quota, dus? ‘Nee hoor. De echte top van het bedrijfsleven, dat is
nog een ander paar mouwen. De raden van bestuur – en dat zijn de écht
belangrijke netwerkcircuits – zijn vaak nog echte mannenbastions. Laten we
daarvoor de quota dus nog maar een poosje houden. Maar eens we die bereikt
hebben, komt het wel goed, denk ik. Geef ons nog een jaar of tien.’
LEES MEER
12/05/2015 | INTERVIEW - TIM DUERINCK DONORKIND EN
SPERMADONOR
‘Spermadonor is géén biologische vader’
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11/05/2015 | TIM NICOT (23) ZAKT INEEN TIJDENS WEDSTRIJD
Ondanks screening krijgt voetballer hartaanval op het veld
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11/05/2015 | DE KIESWET, DE ARBEIDSMARKT, DE SENAAT
De hervormingsdrang van Matteo Renzi
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VERNIETIGING SPAARWAARBORG ARCOPAR OPNIEUW VOOR GRONDWETTELIJK
HOF
‘U probeert het proces over te doen’
05 MAART 2014 | Van onze redacteur Pascal Dendooven
De advocaten van Arco en de overheid haalden voor het
Grondwettelijk Hof nog eens hun argumenten uit de kast om de
spaarwaarborg voor de Arco-coöperanten te redden. Maar de kleine
Dexia-beleggers houden voet bij stuk. ‘Hier is sprake van
discriminatie.’
Met zeven advocaten waren ze komen opdagen voor de laatste debatten voor
het Grondwettelijk Hof in de zaak-Arco. De zeven stonden oog in oog met een
batterij van 17 raadsheren (inclusief rapporteurs) namens het Grondwettelijk
Hof.
Dat Grondwettelijk Hof moet de vraag beantwoorden of de
spaarwaarborgregeling de aandeelhouders van Dexia discrimineert ten opzichte
van de coöperanten van Arcopar en Arcofin. Ter herinnering: de overheid
garandeerde de verliezen van de Arco-coöperanten die het gevolg waren van het
Dexia-debacle.
Erik Monard, die kleine Dexia-aandeelhouders bijstond, haalde nog eens alles
uit de kast. ‘De coöperanten investeerden in risicokapitaal. Het zijn geen
spaarders. Iemand die belegt via zijn spaarboekje heeft contractueel recht op
rente, kan te allen tijde zijn geld opvragen en heeft geen stemrecht terwijl de
coöperant deelneemt aan het beleid van de vennootschap.’ Volgens Monard
beschermt de spaarwaarborg van de overheid niet de rechtstreekse
aandeelhouders van Dexia, maar wel de indirecte.
Annelies Verlinden van het kantoor DLA, dat de Arcopar-vennootschappen
bijstaat sinds het kantoor Eubelius zich terugtrok nadat Koen Geens minister
van Financiën was geworden, repliceerde fel op de kritiek van Monard. ‘De
prejudiciële vraag waarover het Grondwettelijk Hof zich moet uitspreken, gaat
niet over de spaarder. Relevant is of er een verschil bestaat tussen een gewone
aandeelhouder en een coöperant’, zei Verlinden.
En volgens haar zijn er wel degelijk verschillen. Een coöperant van Arco kon
bijvoorbeeld niet rekenen op een meerwaarde. Wie een coöperatief effect kocht,
deed dit met het oog op het bekomen van een korting op een financieel product
of voor het steunen van een sociaal doel. ‘De keuze om coöperant te worden
verschilt van de keuze om deel te nemen aan een commerciële onderneming of
in een beursgenoteerd bedrijf te stappen.’
Het was gisteren niet de bedoeling dat de verschillende partijen (overheid,
Arcopar en kleine beleggers) nog eens voluit hun standpunt verdedigden. De
pleidooien voor een Grondwettelijk Hof zijn meestal beperkt tot het
verduidelijken van enkele punten.
De advocaten van de regering en van Arcopar probeerden de ruimte om te
pleiten verder in te perken. ‘De Raad van State heeft al zes van de zeven
middelen van de verzoekers (de kleine beleggers) verworpen. Ze proberen hier
een slag die ze elders al verloren hebben, over te doen’, hield Bob Martens
(DLA) het Grondwettelijk Hof voor.
Volgens de advocaten van Arco is het evenmin aan het Grondwettelijk Hof om
te oordelen of de regering terecht de spaarwaarborg activeerde. ‘De wetgever
moest de opportuniteit beoordelen.’
De advocaten van Clifford Chance (Johan Ysewyn en Sébastien Ryelandt)
hielden zich standby voor het geval Monard D’Hulst te ver ging doorpleiten,
maar kwamen uiteindelijk niet tussen.
Het Grondwettelijk Hof maakte gisteren niet bekend wanneer het een arrest zal
vellen. Afgaand op de gebruikelijke kalender, zou een uitspraak na twee
maanden kunnen vallen. Dat kan dus nog voor de verkiezingen. Er loopt ook
nog een gelijkaardige zaak voor de Franstalige kamer van het Grondwettelijk
Hof. Mogelijk worden beide zaken samengevoegd. En ten slotte moet ook de
Europese Commissie zich nog uitspreken. De Europese Commissie stuurde in
het voorjaar van 2012 al een kritische brief met vragen. Ook in deze zaak
werkten de advocaten van Arco en de overheid samen in een poging de zaak te
ontmijnen.
Als de spaarwaarborg standhoudt, riskeert de overheid zo’n 1,5 miljard euro te
moeten betalen aan de Arco-coöperanten.
Uitspraak Grondwettelijk Hof in Arco-zaak kan nog altijd voor
verkiezingen vallen
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POP
De nieuwe lichten van Studio
Brussel
05 MAART 2014 | Van onze redacteur ,Peter Vantyghem
Drie totaal verschillende bands vormen de ‘nieuwe lichting’ van
Studio Brussel. In de AB mochten ze een gehypet examen afleggen.
Amongster, Folie Douce en rapper Brihang. Koen Bauters
Ze zijn jong en ze willen wat. Rapper Boudy Verleye, aka Brihang, wil het leven
poëtischer maken dan het is. De band Amongster wil ons doen soezen in
melancholie. En de twee jonge meiden van Folie Douce willen terug naar de
sixties en het Café Chantant.
Ze vormen een mooie selectie uit de twintig finalisten die vorige week in de
weegschaal kwamen te liggen van Studio Brussel. Sinds vorig jaar doet de
radiozender immers het weekblad Humo, organisator van de Rock Rally,
concurrentie aan om de grootste muziekwedstrijd van het jaar te hebben. Het
schijnt dat die strijd door sommigen hard gespeeld wordt.
In de AB wachtten maandagavond drankjes en hapjes om de gasten bewust te
maken van de ambitie van de jongerenzender. Elke artiest mocht drie nummers
serveren. Dat is niet veel, maar De Nieuwe Lichting is dan ook geen
livewedstrijd. De winnaars werden gekozen op basis van slechts één opname.
Het was een beetje voorspelbaar dat Folie Douce (Emily Vernaillen en Benthe
Waegeman uit Denderleeuw) met de meeste bijval zouden gaan lopen. Ze zijn
schattig zeventien, spelen goed piano en accordeon, en doen iets wat enkel in de
hoofden van oudstrijders als Arno nog herkend wordt, en dus nieuw lijkt. Hun
korte optreden geurde zo nadrukkelijk naar sixtiesfolk dat we de platenkast van
hun ouders graag eens zouden inspecteren.
Vernaillen zong bovendien met een zuiders Amerikaans accent dat ze enkel in
traditionele country kan opgeraapt hebben, en Waegeman voegde daar een
accordeonspel aan toe dat verraadde dat ze in een ander leven wel eens soleert
in stukken van Astor Piazzolla. Hier zullen we nog veel van horen..
Brihang, de man uit Knokke-Heist, staat nog niet zo ver, maar heeft wel een
eigen stijl. Hij rapte eerst over zijn esthetiek (‘maak uw zinnen lichter’) en
vervolgens over het vrouwelijke lichaam. ‘Haar stem spreekt de woorden van
haar handschrift’, klonk het. Juist, deze adept van Herman de Coninck wil de
wereld poëtisch groeten. Uit zijn eigenzinnige cover van Flip Kowliers ‘Mijn
maten’ sprak niet enkel een correct eerbetoon aan zijn voorbeeld, maar ook een
vaste wil om identiteit boven entertainment te stellen.
Bij Amongster valt vooral de stem van Thomas Oosterlynck op. De Gentenaar
heeft een rasp waar je in vroeger tijden al wat voor gedronken en gerookt moest
hebben, en die contrasteerde mooi met de trippy pop die ons een beetje
voorspelbaar klonk. Heel origineel kunnen we de muziek van de band niet
noemen, het zal dus van de intensiteit van de zang moeten komen. En dan zijn
goeie songs een eerste vereiste.
En nu zien hoe groot het voordeel is deel uit te maken van De Nieuwe Lichting
in een maand dat de Rock Rally de aandacht zal opeisen. Gisteren hoorden we
Kirsten Lemaire alvast op de radio verkondigen dat Brihang, die duidelijk nooit
eerder op een groot podium stond, daar aan de slag was ‘alsof hij jaren niets
anders gedaan had’. Hopelijk gelooft hij dat soort opgefokt radiojargon zelf niet
te hard.
Het is afwachten hoe groot het voordeel is deel uit te maken van
De Nieuwe Lichting in een maand dat de Rock Rally de aandacht
zal opeisen
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DE DONKERSTE KROCHTEN VAN DE SOCIALE MEDIA
DE PC OP KINDERSLOT
03 MAART 2014 | Ingeborg Deleye
Een Britse moeder van een depressieve dochter die uit het leven
stapte, waarschuwt voor de ‘giftige online wereld’ die de dood van
haar kind mee heeft veroorzaakt. Moeten de deuren naar de
zwartste krochten van sociale media als Tumblr of Facebook
definitief dicht?
Vroeger was het eenvoudig: toen kwam de dreiging van een wolf. Tegenwoordig zit het gevaar voor kinderen op
internet. belga
De vijftienjarige Tallulah Wilson was volgens haar moeder verslaafd aan het
internet. Ze had er voor zichzelf een cocaïneverslaafd, anorectisch alter ego
gecreëerd. Met ‘succes’, want Tallulah deelde lief en vooral leed met maar liefst
18.000 volgers, die volgden hoe het meisje foto’s van haar bekraste lichaam
deelde.
De moeder van het meisje wijst met een beschuldigende vinger naar de sociale
netwerksite Tumblr, waarop Tallulah haar beelden kwijt kon. Wilson benadrukt
hoe haar dochter in de ‘netten van de giftige online wereld verstrikt raakte’ en
waarschuwt andere ouders voor de ‘gevaren van het web’. Ze is gechoqueerd
over het gemak waarmee Tallulah en andere jongeren toegang kregen tot blogs
waar zelfverminking en zelfmoordgedachten welig tieren, en ze roept grote
merken op niet langer op dat soort websites te adverteren.
Besmettingsgevaar
Dirk van West, kinder- en jeugdpsychiater aan het Universitair Centrum voor
Kinder- en Jeugdpsychiatrie in Antwerpen (ZNA UKJA) en docent aan de VUB
en UA, wordt ook in zijn praktijk geconfronteerd met sociale media als
omgevingselement. Maar hij benadrukt dat er nog maar weinig onderzoek is
gedaan naar de invloed ervan op kwetsbare jongeren. ‘In het functioneren van
een jongere speelt de omgeving een cruciale rol. Die is vandaag anders dan tien
of zelfs vijf jaar geleden. Wij proberen nu als hulpverleners ook dat specifieke
element in kaart te brengen en te bevragen.’ Of ‘het giftige internet’ een
kwetsbare jongere over de streep kan trekken, moeten we volgens de
jeugdpsychiater voorlopig nuanceren. ‘Internet kan jongeren in contact brengen
met risicogedrag zoals zelfverminking of een eetstoornis, maar we zien toch
vooral problemen opduiken wanneer een al sluimerend risicogedrag online
wordt onderhouden. Adolescenten zoeken voortdurend naar een manier om
met zichzelf en het leven om te gaan. Bij kwetsbare jongeren is dat nog veel
meer het geval. De impact en consequenties van wat jongeren online vinden, is
afhankelijk van hoe gevoelig ze zijn.’
In gevallen zoals dat van Tallulah Wilson loopt het online kennelijk toch goed
verkeerd. In mei 2012 kreeg het meisje van een psychiater de diagnose ‘ernstig
depressief’ te horen. Het risicogedrag was dus al aanwezig. Haar virtuele leven
lijkt dat dus eerder te hebben onderhouden dan te hebben gecreëerd. ‘Jonge
mensen zoeken in hun omgeving naar steun en aanmoediging, ook als ze met
negatieve gedachten kampen. Zo ontstaat het gevaar dat een jongere die op een
forum komt waar zelfverminking wordt aangemoedigd, een bepaalde grens
overschrijdt of zijn al bestaande risicogedrag onderhoudt. En dat bovendien
niet langer als een probleem ziet. In sommige subculturen, zoals die van de
emo’s, bestaan zelfs songteksten die zelfverminking of suïcidaal gedrag
promoten.’
‘Je mag de invloed van leeftijdsgenoten op adolescenten niet onderschatten:
een kind kijkt op naar zijn ouders, een puber kijkt op naar zijn peers. Daar komt
bij dat op het internet een aantal grenzen vervagen: de drempel om via een chat
of blog bevestiging te zoeken of te geven voor risicogedrag, ligt veel lager dan bij
een reëel contact.’
Ouders bijscholen
De kern van het probleem is dus dat jongeren met een bepaald risicogedrag
online snel en probleemloos lotgenoten vinden, die met hun steun en begrip dat
risicogedrag in stand houden. De moeder van Tallulah Wilson ziet een oplossing
in een regulering van de sociale netwerken. Moeten die de kwetsbare jongeren
in onze samenleving beter beschermen? Social media-expert Jo Caudron ziet
niet in hoe een rechtszaak of een wet het probleem kan oplossen. ‘Wat voor wet
moet dat dan zijn? “Praten over uithongeren of krassen is vanaf nu verboden?”
Dat is belachelijk, jongeren moeten daarover kunnen praten.’ Caudron ziet geen
gevaar in het gebruik van de netwerken op zich, wel in de onwetendheid van de
omgeving. ‘Sociale media kunnen de zwarte gedachten van mensen uitvergroten
en versterken. Voor gevoelige mensen houdt dat zeker een risico in. Maar – en
dat mag dan wel cru klinken – die Britse moeder is verantwoordelijk voor de
opvoeding van haar kind, samen met het onderwijs en de overheid. Het gebruik
van sociale media hoort bij die opvoeding, alleen begrijpen ouders en opvoeders
vandaag vaak niet genoeg hoe digitale media werken. En die onwetendheid lost
zich bij een volgende generatie niet automatisch op.’ Ouders noch
hulpverleners, leerkrachten en sites als Tumblr kunnen in hun eentje tragische
verhalen als dat van Tallulah voorkomen, vreest Caudron. Hij ziet een
meerledige oplossing.
Dichttimmeren
‘Mensen die gevoelig zijn – en op een bepaalde leeftijd is iederéén dat – moeten
natuurlijk geholpen worden. Ook hulpverleners en psychiaters moeten op de
hoogte zijn van de online evolutie. Ze moeten letterlijk opgevoed worden, en dat
geldt ook – en misschien in het bijzonder – voor de ouders. Die moeten weten
waarmee hun kinderen bezig zijn. Toen we vijftig jaar geleden televisie gingen
kijken, moesten we ons ook aanpassen, al verliep die evolutie ongetwijfeld
minder snel en dramatisch.’
De ouders van vandaag – veertigers en vijftigers – zijn niet opgegroeid met
digitale media. Ze allemaal een cursus ‘internet’ opsturen, lijkt niet meteen een
oplossing, en niet elke puber wil de computer centraal in de woonkamer zien
staan. ‘Als ouder zélf online gaan, is de beste oplossing’, vindt Caudron. ‘En dat
moeten sommigen leren. Dat kan misschien een taak zijn voor de bibliotheek, ik
zeg maar iets. Zo komen we uiteindelijk bij de verantwoordelijkheid van de
overheid: praat een keer per kwartaal, of desnoods per jaar, de ouders bij. Geef
hen zeven eenvoudige tips om weer mee te zijn: wat is er online vernieuwd, wat
moet je in de gaten houden? Kinderen moet je tot op een bepaalde leeftijd echt
controleren. Ik pleit er niet voor om de zoekgeschiedenis van je zeventienjarige
zoon tot op het bot uit te spitten, maar wie het internet thuis niet dichttimmert,
moet op zijn minst weten waar zijn of haar kind mee bezig is. Alles hangt af van
de leeftijd van het kind: als een zoon of dochter van twaalf op Facebook wil, dan
vind ik het de morele plicht van een ouder om virtueel bevriend te zijn met dat
kind. Als datzelfde kind na school nog uren mag wegblijven, wil je toch ook
weten waar het uithangt en met wie?’
Toch blijft de oproep van de Britse moeder aan het sociale netwerk nazinderen.
Dragen ook zij geen aanzienlijke verantwoordelijkheid? ‘De overheid zou
digitale diensten en sociale media kunnen verplichten om bepaalde
mechanismen in hun pagina’s in te bouwen’, vindt Caudron. ‘Google weet
tegenwoordig perfect wat op welke pagina staat, Facebook weet waar je mee
bezig bent: die tools worden voorlopig alleen gebruikt om advertenties te
plaatsen, maar ze zouden ook als een alarm kunnen functioneren als bepaalde
“gevaarlijke” thema’s in beeld komen.’
‘Als je kind van twaalf op Facebook wil, moet je virtueel bevriend
zijn met dat kind. Als het na school nog uren mag wegblijven, wil
je toch ook weten waar het uithangt en met wie?’
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EEN CURSUS ‘PENSIOEN IN ZICHT’
De tijd van je leven
(begint na je pensioen)
06 MAART 2014 | Sarah Vankersschaever (http://www.standaard.be/auteur/sarah-vankersschaever)
Op de kleinkinderen passen? Vergeet het. De vijftigers en zestigers
die vandaag met pensioen gaan, beseffen het maar al te goed: als ze
in de zetel gaan zitten, is het gedaan. Cursussen die hen op weg
helpen in ‘het derde deel van hun leven’, zijn daarom een succes.
‘Medioren willen geen lidkaart van de Bond van Gepensioneerden, maar een actief leven
met minder stress en meer plezier.’ vtm
Leuven, negen uur ’s ochtends. Het fileleed van de Brusselse ring tintelt nog in
onze rechtervoet als we in de cursus ‘hospitalisatieverzekering’ om de oren
geslagen worden met uitleg over ziekenhuisfacturen. Wij mogen het dan in de
schemerzone tussen dag en nacht in Keulen horen donderen, de vijftigers en
zestigers in het lokaal zitten zelfs zonder koffie geboeid te luisteren naar het wel
en wee van een ziekenhuis​opname.
In Leuven waren ze er dertig jaar geleden als de kippen bij om de kippen voor te
bereiden op hun stok. Luc Moors is bij de Leuvense Christelijke Mutualiteit de
bezieler van de cursus ‘Pensioen in zicht’. Ondertussen goed voor vijf
cursusreeksen per jaar en 150 goed voorbereide gepensioneerden. ‘Ik zou het
woord “gepensioneerden” toch proberen te vermijden in je artikel.’
Eigenwaarde
De groep is aan de voorlaatste cursus toe en heeft al de pensioenwetgeving,
erfrecht, sparen en beleggen, inbraakpreventie en een EHBO-cursus achter de
kiezen. Of ze daar vrolijk van worden, vraag ik aan Jacqueline, een vrouwelijke
cursiste. ‘Nee, maar wel slimmer’, zegt ze. ‘De pensioenregeling is veel
veranderd en daardoor erg onduidelijk geworden. Ik ga binnenkort met
pensioen en weet niet waar ik aan toe ben.’ Haar buurvrouw, Anne, knikt. ‘Het
is niet de mooiste fase die eraan komt en net daarom ben je maar beter goed
voorbereid.’
Al kijkt Jacqueline ook wel uit naar haar pensioen. ‘Stoppen met werken is voor
velen een grote stap, hoor ik vaak zeggen. Maar ik kan je verzekeren dat de
laatste jaren van je carrière ook niet altijd prettig zijn: jongere generaties tonen
weinig begrip voor het feit dat je een dagje ouder wordt. Ik heb binnen mijn
organisatie een leven lang zelfstandig gewerkt en plots word ik de laatste jaren
verplicht om verantwoording af te leggen aan anderen over wat ik doe. Ik voel
hoe ze me langzaamaan opzij schuiven en meer onbenullig werk toestoppen.’
Haar mond wordt een streep – ze lijkt het er moeilijker mee te hebben dan met
het pensioen zelf.
Terecht, zegt Luc Moors me, als ik het hem vertel. ‘Eigenwaarde is ontzettend
belangrijk. Wie vandaag met pensioen gaat, is daar veel meer mee bezig dan
dertig jaar geleden. In de jaren tachtig ging men werken en als men stopte, was
het wachten op de dood. Vandaag zijn onze vijftigers en zestigers bewust bezig
met hoe ze hun verdere leven willen inrichten. Ze willen zich nuttig blijven
voelen en hun eigenwaarde behouden. Spreek daarom nooit over bejaarden of
gepensioneerden, want ze willen niet afgeschreven worden. Spreek liever over
medioren of presenioren, namelijk een actieve groep mensen die niet meer
hoeft te werken en toch nog enkele decennia voor de boeg heeft. Het zijn
mensen met grootse plannen.’
Pluk de jaren
In dertig jaar ‘Pensioen in zicht’ zag Moors veel veranderen. ‘In de jaren tachtig
gingen de cursussen over medicatie, seksualiteit en huisvesting. Dan kwam er
bijvoorbeeld een architect vertellen waarom we moesten stoppen met het
bouwen van “koterijen” achter ons huis. Dat is vandaag allemaal niet meer
nodig. Mensen die vandaag op pensioen gaan, zijn een pak meer geïnformeerd
dan vroeger. Kloeker ook: ze willen reizen en genieten van het leven. Geen
wonder dus dat de groep die zich ten dienste wil stellen van de kleinkinderen
steeds kleiner wordt. Die tendens zie je heel duidelijk onder de cursisten.’
Ondertussen is er ook in Limburg een cursus ‘Pensioen in zicht’ gestart. Er is
steeds meer vraag naar. ‘Het succes ligt enerzijds in het nut, namelijk
informeren, maar anderzijds ook in het menselijk contact. Mensen bouwen hier
vriendschappen op. Op vraag van de cursisten zijn we met een vervolgtraject
gestart waarbij we daguitstappen en reizen organiseren. Volgend jaar bestaan
we vijfendertig jaar. Er was zoveel vraag voor die reis dat we een volledige
cruiseboot afhuren. Het toont wat deze medioren echt willen: geen lidkaart van
de Bond van Gepensioneerden – waar hun ouders op dat moment nog een
kaartje leggen – maar een actief leven met minder stress en meer plezier.’ Luc
Moors gaat volgend jaar ook met pensioen. Zijn glunderende ogen zeggen ons
dat hij op een cruiseboot te vinden zal zijn.
De cursiste Gerda Happarts (59) is er waarschijnlijk ook bij. ‘Weet je, ik ben op
mijn achttiende beginnen werken en al mijn goede jaren zijn opgegaan aan de
zorg voor anderen. Nu is het aan mij. Dit is een nieuw leven. Mijn man en ik
willen naar Canada, Nieuw-Zeeland en Australië. Met de mobilhome, zodat we
daar alle vrijheid hebben. Want ook al heb ik CVS, sputtert mijn lichaam tegen
en zie ik een kalmere, oudere vrouw als ik in de spiegel kijk, in mijn hoofd ben
ik twintig. Dus hoe anderen me voortaan noemen, kan me eigenlijk niet zoveel
schelen. Ik leef en ik geniet.’
Meer info: www.cm.be (http://www.cm.be) en [email protected]
SARAH VANKERSSCHAEVER
Sarah Vankersschaever is redactrice binnenland bij De Standaard.
Meer artikels van Sarah Vankersschaever
(http://www.standaard.be/auteur/sarah-vankersschaever)
‘Spreek nooit over bejaarden of gepensioneerden, want ze willen
niet afgeschreven worden. Spreek liever over medioren of
presenioren’
De vijftigers en zestigers in het lokaal zitten zelfs zonder koffie
geboeid te luisteren naar het wel en wee van een
ziekenhuisopname
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PARBLEU
Een blauwe plek op de lijst
08 MAART 2014 | Jo Van Damme
Photo News
De vrouw, klein van gestalte, met een mooi maar vreselijk bleek gezicht, tuurde
door haar keukenraam. Ergens daar, zo bedacht ze, waar de ondoordringbare
duisternis van haar tuin gaapte, achter gindse struik of boom, zat op dit
moment misschien wel een brute roversbende verscholen, klaar om toe te slaan.
Het was drie uur in de ochtend en het lieflijk ogend Sint-Martens-Latem lag te
soezen onder vredige nevelen. Maar had de vrouw niet al te vaak gehoord van
gewelddadige inbraken in de buurt? Was het niet normaal dat ze zich, gezien
haar status, bang afvroeg of het bij haar niet nét wat langer zou duren eer de
politie ter plaatse was? Daarom sliep ze in haar huis als in een belegerde
vesting. Angstig, met opengeslagen ogen.
Het was geen uitzondering dat Fientje om drie uur ’s nachts stond te somberen
boven het aanrecht. Elke dag rond dit tijdstip schrok ze immers wakker met de
dwanggedachte dat ze internetsites moest consulteren, anticiperen op wat er
daags nadien misschien in de krant zou staan: leugens die haar reputatie door
het slijk haalden, zonder enig recht op verweer. Het was een beproeving waar ze
had moeten leren mee leven. Een hoge prijs voor iemand die alleen maar
probeerde haar best te doen.
Dezer dagen werd haar gemoedsrust nog harder dan gewoonlijk op de proef
gesteld. Ze wist dat hij elk moment kon bellen. Misschien hád hij zelfs al gebeld.
Daarnet had de telefoon nog maar eens gerinkeld. Ze had niet opgenomen.
Maar diep in haar binnenste had ze geweten dat hij het was. Opniéuw, want het
kon bijna niet anders of de man probeerde al dagenlang wanhopig haar te
pakken te krijgen. Desnoods midden in de nacht. Om haar smekend de vraag te
stellen waar zij zo bang was om op te antwoorden. De twijfel was verscheurend.
Dra ruimde de nacht plaats voor een transparante voorjaarsochtend. Nergens in
Vlaanderen kan een lentehemel blauwer zijn dan in Sint-Martens-Latem. Maar
dat kon het onbehagen bij Fientje niet wegnemen. Toen ze wilde ontbijten,
constateerde ze dat er geen brood in huis was. Voor een gewone sterveling geen
ramp, maar voor haar was alleen al de gedachte dat ze naar de bakker moest,
genoeg om koude rillingen over haar rug te jagen. Het was de angst voor gekken
die op straat eens een politicus wilden verrot schelden of slaan. Met de auto dan
maar naar het centrum van het dorp? De wagen was uit voorzorg op de naam
van haar partner geregistreerd, want voor je het wist, twitterde iemand dat ze
zo-en-zo te snel, te traag, in het midden, te agressief, en vul zelf maar in, had
gereden. Angst en ergernis ook bij de gedachte dat ze bij de bakker misschien
wel weer zou worden geconfronteerd met iemand die de wachtrij niet
respecteerde. Zwijgen zou ze moeten, anders werd er wel weer een lading
verbale modder over haar uitgestort. Kortom, Fientje bleef die ochtend thuis en
gebruikte een ontbijt bestaande uit droge beschuit en een kopje lauwe koffie.
Toen rinkelde weer de telefoon. Zes, zeven keer liet ze overgaan. Bij de vierde
bel was ze naast het toestel gaan staan terwijl ze haar hand enkele centimeters
boven de hoorn liet zweven. Maar ze durfde de confrontatie toch – nog – niet
aan. Er was zoveel waar ze nog moest over nadenken. Haar toekomst stond
immers op het spel. Zoals ze elke vier, vijf jaar op het spel stond.
‘Wat zou ik me op dit uur van de dag al om de buitenwereld bekommeren, ik
heb hier thuis nog zoveel omhanden’, maakte Fientje zichzelf wijs. Ze keek naar
de tafel waarop een stapeltje ongeopende brieven lag. Misschien kon dat best
nog even zo blijven. Het zou zomaar eens een schrijven van de belastingen
kunnen zijn: van de speciale, voor politici only opgerichte gestapo-eenheid van
de fiscus. Of anders zat er wel weer een factuur van de loodgieter of de
elektricien bij. Veel te hoog natuurlijk, maar waag het maar eens om te
protesteren: ‘Dedie kunnen er wel tegen, hé.’ Alsof die luitjes wisten wat het
salaris was van iemand zoals Fientje, een ‘postjespakker, profiteur,
zakkenvuller’. Toogpraat. Of anders haalde het schorremorrie de wijsheid wel
uit de krant, in een artikel van de hand van een of andere vooringenomen
blanke man van 30 tot 50 jaar oud, zijnde de robotfoto van de gemiddelde
Vlaamse journalist.
Fientje zuchtte. Soms voelde ze zich als politica even beklagenswaardig als de
paria’s in het verre India. Laatstgenoemden mochten dan nog niet eens
mopperen, want met het oog op de verbetering van hun lot bestonden er
tenminste regels, terwijl de Vlaamse politici met de dag vogelvrijer werden. En
nu waren er binnenkort weer verkiezingen. Leuk hoor, die deur-aan-deurcampagnes: al die mensen die het verschil niet konden maken tussen een vrouw
met een publieke functie en een publieke vrouw. Een beetje respect van de
kiezers was toch wel het minste dat kon worden verwacht in ruil voor het
slopende, welhaast onbaatzuchtige werk dat ze nu al jaren leverde? Doch nee,
bij het minste, geringste foutje werd er bitter afgerekend, moest je aftreden of
werd je prompt gereduceerd tot de debiel-van-dienst. En toch, wist Fientje, toch
kunnen de kiezers niet zonder mij. En zij, zij erkende haar
verantwoordelijkheid.
De telefoon zweeg nu al uren. Waarom belt die kwast nu niet, vroeg ze zich
geïrriteerd af. Een eeuwigheid later had hij echter nog altijd niets van zich laten
horen. Uiteindelijk ging Fientje zelf maar tot de actie over. Tijdens het
telefoongesprek dat volgde, werd haar gelaat eerst nog bleker dan voordien, om
dan toch langzaam de kleur van een gegrilde kreeft aan te nemen. Eerst
prevelde ze slechts wat terug, moest ze zich zelfs even aan een stoel
vastklampen. Maar gaandeweg werden haar toon en air combattiever.
‘Wát, meneerke De Croo? Slechts op plaats vijf? Freya Saeys? Nooit van dat
kind gehoord. Lijstduwer? Weet je waar je je lijst kunt duwen?’ Woedend
smakte Fientje de hoorn neer. Het bleek een verlossend gebaar. Plots viel alle
angst van haar af. Free, free at last. Sneu wel voor de Open VLD. Maar parbleu,
ze hadden het er dan ook naar gemaakt.
Jo Van Damme
Soms voelde ze zich als politica even beklagenswaardig als de
paria’s in het verre India
Voor Fientje was alleen al de gedachte dat ze naar de bakker
moest, genoeg om koude rillingen over haar rug te jagen
Eén vrouw op de drie is slachtoffer
van geweld
Bijna vier op de tien Belgische vrouwen zijn sinds hun vijftiende al het
slachtoffer geweest van fysiek of seksueel geweld. Het trieste Europese
gemiddelde ligt op 33 procent.
DKA
Paradoxaal
genoeg lijkt het
probleem groter
in landen waar
meer gelijkheid
heerst tussen
mannen en
vrouwen:
Denemarken,
Finland en
Zweden
spannen de
kroon
Schokkend. Beangstigend. Zo beoordeelden de
vertegenwoordigers van de Europese lidstaten gisteren de
resultaten van ’s werelds grootste enquête naar geweld tegen
vrouwen. Voor het rapport ondervroeg het Bureau van de Europese
Unie voor de Grondrechten (FRA) 1.500 vrouwen uit elke lidstaat
tussen 18 en 74.
Eén op de drie vrouwen in Europa blijkt al het slachtoffer te zijn
geweest van geweld, al dan niet seksueel. Acht procent werd in het
laatste jaar misbruikt. Vijf procent werd verkracht.
‘Negen miljoen verkrachte vrouwen: dat is bijna de hele bevolking
van Oostenrijk. Te veel vrouwen lijden’, zegt Morten Kjaerum,
directeur van het FRA. ‘Bovendien is er geen enkel land waar de
score goed is. Er is geen enkele reden om tevreden te zijn.’
BRUSSEL |
Schaamte regeert
Eén op de vijf vrouwen werd al een keer tegen haar zin gekust door een collega of overste op
de werkplaats. Vaker schuilt het gevaar echter in eigen huis. Eén op de vier vrouwen werd
door haar partner aangevallen: 24 procent in België, tegenover 22 procent in heel Europa. Nog
in ons land werd 43 procent al eens psychologisch geterroriseerd.
‘Nog altijd regeert bij slachtoffers vaak de schaamte’, zegt Marijke Weewauters van het
federaal steunpunt Geweld op Vrouwen van het Instituut voor Gelijkheid van Vrouwen en
Mannen. Dat voerde eerder al een groot onderzoek naar geweld in België. ‘Weinigen stappen
naar de politie of andere hulplijnen. Geweld gepleegd door vreemden wordt sneller
aangegeven.’
De cijfers worden dan ook niet gereflecteerd in de officiële statistieken. ‘De bereidheid om
over geweld te praten ligt laag. Amper 14 procent meldde het ergste voorval van geweld door
haar partner bij de politie of een andere instantie’, zegt Weewauters. ‘Op dat vlak scoren we in
België wel beter dan gemiddeld: 33 procent sprak met een arts, 22 procent ging naar de
politie.’
Paradoxaal genoeg lijkt het probleem groter in landen waar meer gelijkheid heerst tussen
mannen en vrouwen: Denemarken, Finland en Zweden spannen de kroon. Ook landen als
Nederland, Frankrijk en België staan in de top tien. ‘Die landen leverden inspanningen rond
die vormen van geweld. Daar is het onderwerp bespreekbaarder. En dus durven vrouwen
sneller aan te geven dat iemand een grens overschrijdt. Griekenland daarentegen heeft
bijvoorbeeld nog maar sinds 2006 een wet die verkrachting binnen het huwelijk strafbaar
maakt. Wij hebben die al 25 jaar.’
Het FRA roept alle landen op om van het beleid rond geweld tegen vrouwen een prioriteit te
maken. Het bureau wil de studie om de vijf jaar herhalen.
58 Leuvense studenten overvallen
In twee maanden tijd zijn 58 Leuvense studenten met geweld beroofd.
CEL
De daders zijn tieners, die het op gsm’s gemunt hebben. Zondagavond nog werd een
twintigjarige student uit Harelbeke bestolen. ‘Ze hebben gewacht tot de straat verlaten was.
Zonder een woord te zeggen zijn ze op me afgekomen en begonnen ze te slaan. Een van hen
had een matrak bij zich, waarmee hij uithaalde.’
De overvallers werden diezelfde nacht nog opgepakt. Vier jongeren die in Brussel tijdens een
routinecontrole door de Schaarbeekse politie ondervraagd werden, hadden zijn identiteits​papieren op zak.
Het is al de tweede keer dat een bende wordt onderschept. Op 22 januari werden vier daders
gearresteerd. Toch maakten de arrestaties van vorige zondag geen eind aan het geweld:
maandag werd opnieuw een student beroofd.
BRUSSEL |
‘Er zijn verscheidene groepjes aan het werk’, zegt inspecteur Stephanie Gille van de Leuvense
politie. ‘Ze kiezen jonge slachtoffers – scholieren of studenten – die ze als een makkelijke
prooi zien. Ook blijven ze bewust weg van de plaatsen waar onze camera’s hangen.’
Waarom het fenomeen nu opduikt in Leuven, is niet duidelijk. ‘Iedereen kent ondertussen wel
iemand die beroofd werd’, vertelt Rien Hoeyberghs, voorzitter van studentenkoepel Loko.
‘Ook ik voel me onveilig als ik ’s avonds alleen terug naar mijn kamer wandel. We juichen het
toe dat de politie meer zal controleren.’
!
Oscar Pistorius heeft veel uit te
leggen
De gevallen Zuid-Afrikaanse held, ‘blade runner’ Oscar Pistorius, neemt
vandaag plaats in de rechtbank in Pretoria. Vorig jaar schoot hij zijn vriendin,
het bloedmooie fotomodel Reeva Steenkamp, dood.
VAN ONZE CORRESPONDENTE IN ZUID-AFRIKA ELLES VAN GELDER
Vier keer schoot Oscar Pistorius op die Valentijnsavond 2013 door
de gesloten deur van het toilet met zijn 9mm pistool. Drie kogels
raakten de 29-jarige Reeva Steenkamp: ze troffen haar in haar
elleboog, heup en hoofd. Vanaf vandaag zal de ervaren ZuidAfrikaanse aanklager Gerrie Nel proberen te bewijzen dat Pistorius
wist dat zijn vriendin op het toilet zat, en dat hij haar na een ruzie
doodschoot. De charismatische advocaat Barry Roux zal
ondertussen de verklaring onderbouwen die Pistorius eerder heeft
gegeven tijdens de zitting over zijn borgstelling: dat hij dacht dat het een inbreker was en dat
hij schoot om zichzelf en Steenkamp te beschermen.
Op de stoepen van de rechtbank in Pretoria staan de satellietwagens klaar om het meest
roemruchte proces in Zuid-Afrika ooit te verslaan. Het land is in de ban van het proces tegen
de hardloper met de twee geamputeerde benen, meermaals wereldrecordhouder als
paralympiër, maar ook halve finalist op de 400 meter op de ‘gewone’ Spelen van Londen.
Sinds gisteravond is er in Zuid-Afrika een speciaal tv-kanaal dat 24 uur per dag uitzendt over
de zaak. De rechter staat toe dat het proces deels live wordt uitgezonden. In de rechtbank doen
ruim tachtig journalisten, van Turkije tot Japan en Australië, verslag.
Bekenden van
Pistorius zullen
hem neerzetten
als een
wapengekke
macho
Media buitelden de afgelopen week al over elkaar heen om alvast details te onthullen. Er
kwam een video naar buiten waarop Pistorius op een watermeloen schiet en beelden van
beveiligingscamera’s van een supermarkt, waarop je Steenkamp en Pistorius tien dagen voor
haar dood met elkaar ziet flirten als een gelukkig en verliefd stel. Oscars pr-team heeft een
eigen twitteraccount gelanceerd, @OscarHardTruth, waarin ze stellen dat de waarheid zal
overwinnen.
Waarom had
Steenkamp haar
broekje aan, als
ze op het toilet
zat?
Buren hoorden ruzie
Voor het proces is in eerste instantie drie weken uitgetrokken,
maar de kans is groot dat het langer gaat duren. De aanklager heeft
107 getuigen op zijn lijst staan, onder wie forensische deskundigen,
ex-vriendinnen van Pistorius en buren. Het openbaar ministerie
zal zich onder meer beroepen op informatie over de baan van de
kogels, en op buren die zeggen ruzie te hebben gehoord
voorafgaande aan de schoten. Het roept ook bekenden van Pistorius op, die hem neer zullen
zetten als een schietgrage en opvliegende machoman die roekeloos met wapens omgaat.
Pistorius zelf schreef in een verklaring tijdens zijn de zitting over zijn borgstelling, dat hij zich
erg bewust is van de hoge misdaadcijfers in Zuid-Afrika. Zuid-Afrika heeft te maken met 43
moorden per dag. Hij zou in het donker in paniek zijn geraakt toen hij geluiden hoorde in de
badkamer. De atleet zou zich extra kwetsbaar hebben gevoeld omdat hij zijn protheses niet
aan had, en op de stompen van zijn benen liep.
Er was geen sprake van direct gevaar, maar Pistorius kan zich proberen te beroepen op
zogenaamd putatief noodweer: dat hij dácht in gevaar te zijn en zich te moeten verdedigen.
Het probleem voor zijn advocaten is dat ze moeten bewijzen dat een ander dezelfde vergissing
zou kunnen hebben gemaakt.
De verklaring van Pistorius heeft veel vragen opgeroepen. Waarom realiseerde de topatleet
zich niet dat Steenkamp niet naast hem in bed lag? En als hij dacht dat er een inbreker was en
ze gevaar liepen, waarom maande hij zijn geliefde dan niet om naar beneden te gaan voordat
hij op het gevaar afging? Waarom schreeuwde Steenkamp niet na het eerste schot? En
waarom had Steenkamp haar kleren aan terwijl ze op het toilet zat? Een van de kogels ging
volgens het openbaar ministerie namelijk door haar broekje heen.
Vrouwelijke zwarte rechter
Op moord staat in Zuid-Afrika minimaal 25 jaar. De strafrechter kan wel tot een kortere straf
beslissen als er bijzondere omstandigheden zijn. Op doodslag, het onrechtmatig en roekeloos
doden van iemand, staat geen minimumstraf, dit is geheel aan de rechter.
Het uiteindelijke oordeel is aan Thokozile Masipa, die in 1989 de tweede vrouwelijke zwarte
rechter van Zuid-Afrika werd. Ze staat ervoor bekend zwaar te straffen als het gaat om geweld
tegen vrouwen.
De Versie van Pistorius
Het verhaal van Oscar Pistorius zoals hij het verklaarde tijdens de borgzitting in februari 2013:
‘Ik weiger te begrijpen hoe ik aangeklaagd kan worden voor doodslag, laat staan moord, terwijl
ik geen intentie had om mijn vriendin te vermoorden’, stond in de schriftelijke verklaring van
Pistorius.
De atleet zegt dat ze samen hadden gegeten en dat hij ‘s avonds voor het slapengaan televisie
had gekeken terwijl Steenkamp yogaoefeningen deed. De atleet werd ‘s nachts wakker, haalde
een ventilator van het balkon en deed de deuren en gordijnen dicht. Hij hoorde een geluid in
de badkamer en was bang. ‘Er zijn geen tralies voor de ramen van de badkamer en ik wist dat
bouwvakkers die aan mijn huis werkten ladders buiten hadden laten staan.’
Hij was te bang om het licht aan te doen. ‘Ik pakte mijn 9mm pistool van onder het bed.
Onderweg naar de badkamer schreeuwde ik dat ze mijn huis uit moesten en riep naar Reeva
dat ze de politie moest bellen. Het was pikdonker in de slaapkamer en ik dacht dat Reeva in
bed lag.’
Hij zag het raam van de badkamer openstaan en hoorde geluid in het toilet. Hij voelde zich
zeer kwetsbaar zonder zijn benen en wist dat hij Reeva en zichzelf moest beschermen. Hij
schoot door de deur van het toilet en schreeuwde weer naar Reeva dat ze de politie moest
bellen. Hij ging terug naar de slaapkamer waar hij zag dat Reeva niet in bed lag. Pas toen
besefte hij zich dat Steenkamp op het toilet kon zitten. Hij brak de deur open met een
cricketslaghout. Steenkamp stierf in zijn armen.
!
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LIVE ONTSLAG TV-ANKER NIEUWE TEGENVALLER IN INFORMATIEOORLOG OM
OEKRAÏNE
Rusland heeft media nog heel hard
nodig
07 MAART 2014 | Van onze correspondent in Oekraïne Floris Akkerman
Opnieuw heeft een eigen tv-anker zich afgekeerd van de Engelstalige
pro-Kremlin-zender Russia Today. Nochtans moet Moskou nog veel
Russen overtuigen van het nut van bemoeienis in Oekraïne.
Liz Wahl nam live ontslag. rr
De ontmaskering van de Engelstalige pro-Kremlinzender Russia Today (RT)
neemt serieuze vormen aan. Eerder deze week sprak de televisiepresentatrice
Abby Martin zich uit tegen de Russische interventie op het Oekraïense
schiereiland de Krim. Woensdagavond volgde haar collega Liz Wahl. Ze nam
live in de uitzending ontslag.
De Amerikaanse Wahl greep terug naar haar eigen familieverleden. ‘Als
verslaggever van dit netwerk loop ik tegen vele ethische en morele vraagstukken
op, zeker omdat mijn grootouders tijdens de Hongaarse revolutie zijn gevlucht
voor de Sovjettroepen’, vertelde ze aan de kijkers. ‘Ik kan daarom niet langer
blijven werken bij een tv-zender die wordt betaald door de Russische regering,
die de acties van Poetin witwast. Mijn partner is arts op een militaire basis waar
hij elke dag ziet welke prijs mensen betalen voor hun land. Ik ben er trots op
Amerikaans te zijn, en geloof in het verspreiden van de waarheid. Daarom neem
ik, direct nadat deze uitzending is afgelopen, ontslag.’
De uitspraken van Martin, ‘wat Rusland doet, is verkeerd’, en het ontslag van
Wahl brengen RT, gezien als spreekbuis van het Kremlin, op de voorgrond van
het conflict op de Krim. Het dwong hoofdredactrice Margarita Simonjan tot een
reactie. In een verklaring op de RT-website schrijft ze haar land te willen
verdedigen en het als haar taak te zien de andere kant van het verhaal te
brengen. Voor buitenlandse journalisten ligt dat anders, meent ze. ‘Waarom
zouden zij Rusland moeten verdedigen ten koste van hun carrière, hun
reputatie? Waarom zouden ze de vernedering van collega’s moeten tolereren?’
Simonjan antwoordt zelf. ‘Weinig mensen kunnen dan zeggen: ‘‘Omdat ik de
waarheid vertel en er niemand anders is om dat te vertellen.’’ En met een
uithaal naar Wahl. ‘Anderen zullen hun ontslag live indienen in een
zelfpromotiestunt, misschien om verzekerd te zijn van carrièreperspectieven
waar ze nooit eerder over konden dromen.’
Het ontslag van Wahl vormt een tegenvaller in de Russische informatieoorlog
om Oekraïne. Simonjan schreef dat zo’n vertrek bij westerse media meer
nieuwswaardig is dan dat twee Europese politici, de Estse minister van
Buitenlandse Zaken Urmas Paet en de EU-buitenlandvertegenwoordiger
Catherine Ashton, praten over sluipschutters bij de oppositie. Dat was het
nieuws dat RT woensdag groots bracht. RT liet ook het uitgelekte
telefoongesprek tussen de twee horen.
Sluipschutters
Paet deed zijn opmerkingen naar aanleiding van een gesprek met, volgens de
Russische media, de Oekraïense arts Olga Bogomolets, die aangaf dat in beide
kampen sluipschutters zaten. Het Estse ministerie verklaarde dat Paet een
overzicht had gegeven van wat hij had gehoord en niet dat hij een beoordeling
gaf over de betrokkenheid van de oppositie bij geweld. Bogomolets vertelde de
Britse krant The Telegraph dat ze nooit toegang had gehad tot de slachtoffers
van de kant van de regering en ze was niet in staat commentaar te geven over
hoe ze waren gedood.
Maar voor de Russische televisie – naast RT besteedden ook andere
staatskanalen aandacht aan het nieuws – was het gesprek een welkome kans om
de nieuwe regering in Kiev af te schilderen als ‘fascisten en nazi’s’, verwijzend
naar extreemrechtse aanhangers onder de demonstranten. De website
www.stopfake.org richt zich op het controleren van de berichtgeving in de
media. Zoals het bericht in de Russische media dat Oekraïeners massaal de
grens overvluchtten uit angst voor de radicalen in Kiev. Dat verhaal bleek
achteraf niet te kloppen.
De propagandaoorlog lijkt nochtans hard nodig voor Rusland. Volgens een
onderzoek van het staatsgebonden opiniebureau VTSIOM staat lang niet elke
Rus achter inmenging in Oekraïne. De meerderheid, 73 procent, vindt dat
Rusland zich niet moet bemoeien met het conflict tussen de regering en de
oppositie in Oekraïne, omdat het gaat om een interne aangelegenheid.
Moskou moet zich niet mengen in Oekraïne, vindt 73% Russen
!
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TENNIS
Wickmayer vandaag in Indian
Wells
05 MAART 2014 | pdk
Yanina Wickmayer werkt vandaag in Indian Wells haar eerste ronde af tegen
een kwalificatiespeelster. Bij winst, ontmoet ze nadien allicht Lucie Safarova
(WTA 28) en Simona Halep (WTA 7). Kirsten Flipkens, 19de reekshoofd, lootte
vrij en mag in het tornooi dat op de waardeladder net onder de
grandslamtornooien volgt meteen naar de tweede ronde, allicht tegen de
Amerikaanse Christina McHale (WTA 55). Redt ze het, dan wachten in principe
Roberta Vinci (WTA 14) en Victoria Azarenka (WTA 4).
An-Sophie Mestach en Alison Van Uytvanck worstelen zich ondertussen nog
door de kwalificaties. In de eerste ronde daarvan won Mestach (WTA 122) met
7-5 en 6-1 van de Spaanse Anabel Medina (WTA 95). Van Uytvanck (WTA 93)
kende iets meer moeite met de Australische Anastasia Rodionova (WTA 212): 46, 6-4 en 6-4.
De mannen waren gisteren pas aan de eerste ronde toe van de kwalificaties.
Ruben Bemelmans (ATP 161) stond daarin tegenover de Duitser Mischa Zverev
(ATP 201). David Goffin (ATP 95) versloeg de Ier James McGee (ATP 222) met
6-2 en 7-6 (8-6).
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ESM auf 4,3 Milliarden Euro. Einzubauen
waren nach Angaben aus Regierungskreisen zwingende Mehrausgaben für den Ar-
ben, der sich daran erinnern kann. Daher
haben wir gesagt, dann machen wir eben
andere Ausgaben“, witzelte er.
Frauen arbeiten wie nie zuvor
Deutschland hat zu Europas Spitze aufgeschlossen
svs. FRANKFURT, 7. März. Der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt in
den vergangenen Jahren ist vor allem von
Frauen getragen worden. Nirgendwo sonst
in Europa ist weibliche Beschäftigung so
stark gewachsen. Waren im Jahr 2002 nur
knapp 62 Prozent aller deutschen Frauen
im Alter zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig, sind es zehn Jahre später
schon 71,5 Prozent gewesen. Das entspricht fast 18 Millionen Frauen.
Damit liegt Deutschland mittlerweile
nicht nur fast zehn Punkte über dem
Durchschnitt der Europäischen Union,
wie aktuelle Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat zeigen, sondern
hat sich auch vom Mittelfeld in die Spitzengruppe katapultiert. Einen ähnlich hohen
Wert können nur noch Dänemark, Finnland und die Niederlande aufweisen. Vor
dieser Gruppe liegt nur noch Spitzenreiter
Schweden mit fast 77 Prozent. Die anderen großen Volkswirtschaften Europas
wie Frankreich, Italien oder Großbritannien hat Deutschland damit – zum Teil
deutlich – hinter sich gelassen. Den stärksten Zuwachs wies hierzulande die Gruppe
der Frauen im Alter zwischen 60 und 64
Jahren auf, deren Quote von 14,5 auf fast
39 Prozent kletterte. Arbeitsmarktbeobachter führen dies auch auf die gestrichenen Möglichkeiten zur geförderten Frühverrentung zurück und warnen vor neuen
Anreizen, welche die große Koalition mit
ihren Rentenplänen setzen könnte.
Bei allen Erfolgen liegt die Erwerbstätigenquote deutscher Männer mit fast 82
Prozent aber immer noch deutlich höher
als die der Frauen. Auch arbeiten Frauen
öfter in Minijobs, in Teilzeit und in den tendenziell schlechter bezahlten Dienstleistungsbranchen als Männer. Dies führt mit
dazu, dass Deutschland in der Eurostat-Statistik zur Lohnlücke zwischen Männern und Frauen mit 22,4 Prozent hinter
Estland und Österreich den dritthöchsten
Wert aufweist. In Sachen Führungsverantwortung liegt Deutschland mit einem Anteil von rund 2,7 Prozent an allen weiblichen Beschäftigten etwa im Durchschnitt
der westlichen Industrieländer. Von den
deutschen Männern haben dagegen rund
7 Prozent Verantwortung für Personal.
Frauen häufiger erwerbstätig
Anteil in Deutschland im Vergleich (in Prozent)1)
80
76,9
Schweden
76,8
Deutschland
771,5
Großbritannien
67,5
67
668,4
Frankreich
61
61,8
61,6
EU-28
665,0
662,3
58,1
2002 2004 2006
1) EU-Auswahl.
56
2008 2010 2012
Quelle: Eurostat / F.A.Z.-Grafik Brocker
Keine Angst
vor Sex
Die belgische Krimiserie
„Code 37“ jagt Triebtäter
Es kommt vieles zusammen in dieser
Serie, das auf den ersten Blick ungewöhnlich scheint. Zunächst einmal:
„Code 37“ spielt in Belgien und wurde
dort auch produziert. Das ist in Zeiten,
in denen eigentlich alles, was im Fernsehen mit Serien zu tun hat, von dem amerikanischen Sender HBO stammt, eine
kleine Überraschung. Aber es ist nicht
alles: Denn es geht in „Code 37“ um
eine Polizeieinheit, die Sexualverbrechen aufklärt, landläufig bekannt unter
dem in sonstigen Krimis meist mit spöttischem Unterton gebrauchten Begriff
„die Sitte“. Der Chef dieser belgischen
Sitte ist eine Frau. Sie heißt Hannah
Maes, ist jung, gutaussehend, blond und
mit einem sehr selbstsicheren Gang gesegnet. Das führt natürlich zu Irritationen – beim Zuschauer indes weit weniger als bei ihren Kollegen.
Denn diese Kollegen – unnötig zu erwähnen, dass sie alle männlich sind –
brauchen lange, bis sie begreifen, dass
auch Frauen Chefs sein können. Genaugenommen dauert es die gesamte erste
Folge dieser dreizehnteiligen Serie, wobei Kollege Bob (Michael Pas), der seine Anpassungsschwierigkeiten am hartnäckigsten pflegt, vermutlich auch derjenige ist, der Hannah (Veerle Baetens)
in einer späteren Folge mal sehr nah
kommen wird. Das verraten die Blicke
zwischen den beiden von Anfang an.
Und das, obwohl für Subtilitäten jeglicher Art in dieser Serie (Regie: Jakob
Verbruggen; Buch: Dirk Nielandt) eigentlich nur wenig Raum ist.
Zwar sind die Szenen schön schnell
geschnitten, und auch die Bilder, die
teils mit einer Handkamera gedreht
wurden, wagen sich zuweilen an ungewöhnliche Perspektiven. Aber zumindest der erste Fall „Sexsüchtig“, in dem
es um eine Frau geht, die beim Liebesspiel stranguliert wurde, nimmt die Unkonventionalität des Rahmens, den die
Serie bietet, nicht auf. Stattdessen hält
sie sich an altbewährte Polizeiarbeit: Fotos von Verdächtigen hängen an der
Im ZDF heißt es bald wieder „Ein Fall für zwei“, und zwar für diese be
Sie haben nah am
Der ewige Detektiv
Matula und sein Anwalt
sind mit „Ein Fall für
zwei“ in Rente gegangen. Nun stehen die
Nachfolger vor der
Kamera. Respekt? Ein
wenig. Begeisterung? Na
klar. Ein Besuch am Set.
S
Härter, als die Polizei erlaubt: Hannah
Maes (Veerle Baetens) ist die neue Chefin des Sittendezernats in Gent. Foto VTM
echzehnter Drehtag. Auf dem Plan
steht die erste neue Folge von „Ein
Fall für zwei“ – der Serie, mit der
Claus Theo Gärtner für immer zu
Josef Matula wurde, dem Privatdetektiv
in Lederjacke, der nacheinander für vier
Anwälte raus auf Frankfurts Straßen ging
und auch dahin, wo es weh tut. Bis im
März 2013 nach dreihundert Folgen
Schluss war mit der Kultserie. Jetzt stehen andere Hauptdarsteller vor der Kamera in dem leerstehenden Gebäude an der
Mainzer Landstraße. Hier residierte einst
die Bayerische Hypo- und Vereinsbank, einer der obersten Räume mit halbrunder
Glasfront bildet die Kulisse für den Justizpalast, der Blick geht auf die Zwillingstürme der Deutschen Bank und auf die Alte
Oper. Wenige Häuser weiter: tiefstes Rotlichtmilieu. Typisch Frankfurt. Der Matula-Nachfolger Leo Oswald, gespielt von
Wanja Mues, steckt gleich mächtig in der
Klemme.
Denn hier oben residiert Gudrun Landgrebe als Haftrichterin und entscheidet
soeben darüber, ob der des Mordes Verdächtige Oswald mit Auflagen auf freien
Fuß gesetzt wird. Sein Anwalt Benni
Hornberg, den Antoine Monot jr. verkör-
pert, tut alles, um ihn rau
Staatsanwältin ist skeptisc
einander und liefert sich
mützel. Der Verdächtige w
Unschuld beweisen. Natür
der Täter, das würde auch n
zept der Fernsehserie passe
on TV im Auftrag des ZD
lässt. Am 9. Mai läuft die e
Haftrichterin lässt Oswald
einer Bedingung: Sein An
nun an Kindermädchen sp
Eine verfolgte Unschuld
ders aus als Wanja Mues
wald. Anwalt Hornberg trä
tektiv Oswald irgendwas zw
gen und Dreitagebart. Das
kennungswert. Laut Drehb
vatschnüffler nach zwanz
nellen Jahren in Latein
Frankfurt zurückgekehrt
Schwierigkeiten geraten. S
freund Benni Hornberg, n
und Fachanwalt für Vers
in einer großen Kanzlei sta
ger, soll ihm aus dem Schla
Mit offenen Karten spielt
wald deshalb noch lange n
Zugegeben: Das klingt
selbstläufermäßig, wie de
wunderbaren Freundschaf
verbrüchlich altfränkische
tula mit seinen Partnern vo
Dr. Lessing verband und di
er vor dem vorübergehend
am Rechtsstaat zuverlässi
passé. Zwei ungebrochen G
Rest der Welt – das war ein
„Keine glattrasierten Ty
besetzen wollen, sagt Fe
Reinhold Elschot. Ein pa
hat er die Neuauflage optim
rie bezeichnet, „die zu den
nungen Anlass gibt“. Wäh
Fernsehförster und -landär
quittieren, moderne Pfarr
chen Söhnen und gewitzte
Pinnwand, Handys werden gehackt,
Laptops beschlagnahmt, Liebhaber verhört. Das alles geschieht mit einer Routine, die auch in Belgien kein anderes
Gesicht hat als hierzulande, und das ist
schade. Denn „Sex and Crime“ waren
schon immer eine vielversprechende
Mischung, und auf eine munter-morbide Sittenpolizei, deren Arbeit wenig
Rücksicht auf bürgerliche Befindlichkeiten zulässt, hatten wir uns eigentlich
schon sehr gefreut.
LENA BOPP
Im Prinzip geht es darum
Code 37 läuft immer mittwochs um 22.30 Uhr
bei ZDFneo.
Ein Junge wird gefoltert, sieht die Hinrichtung
Das Erste, woran sich Shin Dong-hyuk
mit seiner Familie auf dem
Unternehmen
SE IT E 20 · D O N N E R S TAG , 6 . M Ä R Z 2 0 1 4 · N R . 5 5
MENSCHEN & WIRTSCHAFT
Manta, Manta
Tina Müller poliert den Ruf von Opel auf – und nebenbei auch ihren eigenen
it Klischees kennt Tina
Müller sich aus. Kaum
hatte im vergangenen
Sommer die Berufung der ehemaligen Henkel-Managerin in den
Vorstand von Opel die Runde gemacht, da waren sie überall. Ausgerechnet Müller, die „ShampooPrinzessin“ der deutschen Wirtschaft, soll den Rüsselsheimer
Autohersteller aus der Krise führen? Eine Frau, deren einzige Verbindung zur Autoindustrie bislang ihr Führerschein und das
Audi-Cabriolet in ihrer Garage
waren? Kann die das?
Müller hat diese Vorbehalte mit
dem ihr eigenen Selbstbewusstsein weggesteckt und ihre Skeptiker eines Besseren belehrt. Mit
„Umparken im Kopf“ ist ihr gemeinsam mit der Opel-Stammagentur Scholz & Friends etwas gelungen, das es in der deutschen
Werbelandschaft schon lange
nicht mehr gegeben hat: eine Kampagne, über die das Land spricht.
„Wer schwul ist, kann nicht Fußball spielen. Es sei denn, er war
deutscher Meister.“ „68 Prozent aller Männer halten rothaarige Frauen für feuriger. 90 Prozent davon
haben noch nie eine kennengelernt.“ Mit solchen Sätzen, die zunächst ohne Absender plakatiert
wurden, will Müller nicht nur die
Vorurteile gegenüber Opel ins
Tina Müller
Wanken bringen, sondern nebenbei auch die hinsichtlich ihrer BeTina Müller – Markenzeichen: Lockensetzung. Ja, die Shampoo-Prinzessin
mähne, dunkelrote Lippen, klare Worte –
kann auch Auto.
Dabei wollte die 45 Jahre alte Marke- auf den einschlägigen Branchentreffen
darüber referiert, Auszeichnungen entgetingfachfrau ursprünglich gar nicht die
gengenommen. „Ich verdanke Henkel
Branche wechseln, sondern lieber ihrem
Metier, der Kosmetikindustrie, treu blei- meine Karriere“, hat sie einmal gesagt.
ben. Nach dem Ende ihres Wirtschaftsstu- Sie hat aber auch nie einen Hehl daraus
gemacht, dass sie nach höheren Aufgadiums hatte sie erst für L’Oréal und Wella
gearbeitet, 1995 heuerte sie dann bei Hen- ben strebte. Entsprechend groß muss ihre
kel an. Dort machte sie sich einen Na- Enttäuschung gewesen sein, als Henkel
im Frühjahr 2012 den Vertrag von Kosmemen, indem sie die Marke Schwarzkopf
tikvorstand Hans Van Bylen verlängerte.
entstaubte und „Syoss“ entwickelte, eine
Wenig später kündigte Müller.
Haarpflegelinie in Friseurqualität, aber
Gewöhnlich laufen solche Trennungen
zu Drogeriepreisen. Syoss gilt als eine der
im Stillen ab, „einvernehmlich“, wie es so
erfolgreichsten Produkteinführungen der
schön heißt. Nicht so in diesem Fall. Müljüngeren Geschichte. Unzählige Male hat
M
und auch nicht arbeitete, heuerte
sie in ihrer Zwangspause einen
Personal Trainer an, der den beiden Frauen ein Fitnessprogramm
verpasste. Außerdem meldeten
sie sich bei der Billigkette McFit
an, um beim Training keinen Kollegen zu begegnen. An zwei Büchern arbeitete Müller auch noch,
eines mit Tipps gegen das Älterwerden, das andere über Flops im
Marketing. „Diese Zeit war ein
Geschenk“, sagt Müller im Rückblick. „Ich wurde in gewisser Weise zu meinem Glück gezwungen.“
Jetzt also Opel. Ein Unternehmen, dessen Name sie vorher vor
allem aus einer Actionkomödie
kannte: „Manta, Manta“. Sei’s
drum. Müller ist eine Macherin.
Vor ihrem Antritt als Marketingvorstand ließ sie sich inkognito
bei Opel-Händlern so ausgiebig
beraten, bis diese genervt fragten,
was sie eigentlich wolle. Im Werk
zeigten ihr die Monteure anhand
eines zerlegten Astra, wie ein
Auto funktioniert. Als eine ihrer
ersten Amtshandlungen stampfte
Müller eine Kampagne von
Scholz & Friends ein, forderte weniger Produkt- und mehr Imagewerbung. Seitdem geht es Schlag
auf Schlag. Gerade ist sie dabei,
ihren alten Bekannten André
Kemper von der Agentur Thjnk
zu Scholz & Friends zu lotsen, er
Foto Opel
ist einer der profiliertesten Autowerber im Land.
Müller mag Prominente in der Werlers Abgang und ihr kolportierter Aufstieg in den Vorstand des Rivalen Beiers- bung. So arbeitete sie schon bei Henkel,
dorf erzürnten die Führungsspitze von
so arbeitet sie jetzt bei Opel. Jürgen
Henkel offenbar so sehr, dass sie Müllers
Klopp, Claudia Schiffer, Bryan Adams –
Ambitionen ausbremste. Ein Jahr Kündi- je glamouröser, desto besser. Lena Meyergungsfrist, zwei Jahre Wettbewerbssperre
Landrut als Botschafterin, das war ein– macht drei Jahre Kosmetikverbot. Die
mal. Kritiker werfen ihr vor, die Marke
Sache ging vors Arbeitsgericht, und die
Opel zu überfordern, sie zu sehr in RichMarketingbranche staunte über den öftung Lifestyle zu trimmen. Müller ficht
fentlich ausgetragenen Rosenkrieg.
das nicht an. „Ich spüre ein großes VerSie sei „nicht so der Typ, der gerne zu
trauen mir gegenüber“, sagte sie kürzlich.
Hause sitzt“, sagt Müller über sich, was
„Wenn Jürgen Klopp einen Opel fährt
eine ziemliche Untertreibung ist, gilt die
Managerin doch als klassischer Workaho- oder Karoline Herfurth oder Nadja Uhl,
lic. Mit einer befreundeten Ärztin, die ge- dann kann ich auch einen Opel fahren.
Wo ist das Problem?“
JULIA LÖHR
rade ihr drittes Kind bekommen hatte
Skandalhändler wird Papst-Pilger
Saudische Bankerin macht Karriere
inst jonglierte er mit Milliarden –
jetzt geht er im „Kampf gegen die TyE
rannei der Märkte“ auf Pilgermarsch. Jé-
n den Bankkreisen der arabischen
Golfstaaten ist Sarah al Suhaimi seit
IJahren
ein Begriff, nun ist die junge Frau
rôme Kerviel, der frühere Skandalhändler der Société Générale, stellt sich kurz
vor dem Urteil in seinem Berufungsprozess in ein ganz neues Licht: als demütiger Bewunderer von Papst Franziskus.
Am 19. Februar tauschte er zusammen
mit seinem Anwalt David Koubbi auf
dem Petersplatz während einer öffentlichen Audienz in der ersten Reihe der
Menschenmassen ein paar Worte mit
dem Papst aus – ein Fotograf hat das natürlich festgehalten. Und jetzt soll sich
Kerviel auf dem Fußweg zurück nach Pa-
der Urteilsverkündung teilnehmen werde. Befindet sich Kerviel auf der Flucht?
Das verneint der Anwalt. „Wenn die Verurteilung bestätigt wird, geht Jérôme ins
Gefängnis“, verspricht Koubbi. Sein Pilgermarsch sei nicht nur eine wirtschaftspolitische Einmanndemonstration, sondern eine Übung zur Selbstfindung.
„Nach sechs Jahren Kampf ist Jérôme
wie ausgeblutet. Er ist erschöpft, er ist
der ideale Sündenbock, und er lebte nur
im Rhythmus des Prozesses. Davon muss
er sich befreien.“
Nach Koubbis Angaben legt sein Mandant zu Fuß täglich zwischen 20 und 30
Kilometer zurück. Derzeit befinde er
aus Saudi-Arabien auch international bekannt. Denn die größte saudische Bank,
die National Commercial Bank (NCB),
hat sie an die Spitze ihrer Investmentbank NCB Capital berufen. Dabei ist al
Suhaimi erst 35 Jahre alt – und eine Frau.
Für Freunde ist sie im konservativen Königreich Saudi-Arabien schon ein Star.
Sie darf zwar nicht Auto fahren, steht
aber als erste Frau an der Spitze einer
großen saudischen Finanzinstitution.
Sarah al Suhaimi wurde 1979 in Riad
geboren und studierte an der Universität
Eine erste Herausforderung könnte
für sie der lange erwartete Börsengang
von NCB werden, als einer der größten
in der jüngeren Geschichte Saudi-Arabiens. Noch in diesem Jahr sollen 15 Prozent der Anteile des Staats plaziert werden. Sollte NCB die Transaktion selbst in
die Hände nehmen, könnte damit al Suhaimi beauftragt werden – selbst wenn
offiziell das klassische Bankgeschäft
vom Investmentbanking getrennt ist.
Sarah al Suhaimi verdankt ihre Bankkarriere, die sie nie dauerhaft ins Ausland geführt hat, auch ihrer Familie. Ihr
Vater Jammaz al Suhaimi gilt als einer
der brillantesten Köpfe des Königreichs.
Pistorius soll sich
mit Steenkamp
gestritten haben
KAPSTADT, 3. März. Es war ein kleiner
Triumph für Oscar Pistorius zu Beginn
eines Prozesses, der ein gigantisches
Medieninteresse ausgelöst hat. Der wegen Mordes angeklagte südafrikanische
Sprint-Star betrat den Hohen Gerichtshof in Pretoria am Montag nahezu unbemerkt, während Scharen von Journalisten, Fotografen und Kameraleuten an einem anderen Eingang im Regen ausharrten. Erst als ein Zuschauer „da ist
Oscar“ rief, erhaschten die Berichterstatter einen Blick auf den Südafrikaner, bevor er im Gebäude verschwand.
Pistorius hat zugegeben, in der Nacht
zum Valentinstag vor einem Jahr seine
Freundin, das Fotomodell Reeva Steenkamp, durch eine geschlossene Toilettentür hindurch erschossen zu haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor,
vorsätzlich gehandelt zu haben. Seine
Verteidiger argumentieren, der beinamputierte Sportler habe einen Einbrecher hinter der Tür vermutet und habe
sich und seine Freundin verteidigt. Die
beiden hätten eine „Liebesbeziehung“
gehabt. Im vergangenen Jahr wurde Pistorius in einem ähnlich aufsehenerregenden Vorverfahren gegen eine Kaution freigelassen. Der Prozess ist der erste in Südafrika, der von Fernsehkameras in großen Teilen live übertragen werden darf. Er ist bis zum 20. März angesetzt, dürfte aber länger dauern.
Der 27 Jahre alte Südafrikaner betrat
den holzgetäfelten Gerichtssaal GD in
einem schwarzen Anzug mit einer
schwarzen Krawatte. Er brachte einen
Notizblock, einen Stift und ein kleines
Kissen mit. Insgesamt wirkte er gefasst.
Eine zitternde Hand, während er einen
Schluck Wasser trank, verriet jedoch
Anspannung. Nach der Verlesung der
Anklageschrift sagte er zur Richterin
Thokozile Matilda Masipa in exakt dem
gleichen Tonfall fünfmal „nicht schuldig, My Lady“. Neben Mord werden
ihm Verstöße gegen das Gesetz zum Besitz von Feuerwaffen vorgeworfen. Den
Rest der Verhandlung verfolgte er sitzend, meist mit starr nach vorne gerichtetem Blick. Die einzigen Regungen bestanden darin, sich Notizen zu machen
oder sich das Gesicht abzuwischen.
Staatsanwalt Gerrie Nel präsentierte
sogleich eine Schlüsselzeugin, eine
Nachbarin von Oscar Pistorius in einer
angrenzenden bewachten Siedlung. Sie
berichtete, in den frühen Morgenstunden am 14. Februar 2013 von „markerschütternden Schreien“ aufgewacht zu
sein. Erst habe eine Frau, dann ein
Mann geschrien. Ihr Ehemann habe daraufhin vergeblich versucht, eine Sicherheitsfirma zu alarmieren. Danach hätten sie vier Schüsse gehört, mit längeren Pausen zwischen dem ersten und
dem zweiten und dem dritten und dem
vierten Schuss. Auf die Aufforderung
Nels hin demonstrierte die Zeugin die
Schüsse: „Bang, Bang, Bang, Bang.“
In einem harten Kreuzverhör zerpflückte Pistorius’ Verteidiger Barry
Roux daraufhin die Darstellung der Zeugin. Er zweifelte die Abfolge der Schreie
und Schüsse an, spürte Unterschiede
zwischen ihrer Aussage vor Gericht und
ihren früheren Angaben gegenüber der
Polizei auf, fragte mehrfach, ob sie Pistorius damals für schuldig oder unschuldig gehalten habe. Der Anwalt stellte
auch in Frage, ob sie Schüsse oder das
Schlagen eines Kricketschlägers gegen
eine Tür gehört habe. Pistorius hatte angegeben, mit dem Schläger die Toilettentür eingeschlagen zu haben, um seiner
Freundin zu helfen. Das Verhör gipfelte
in der Feststellung des Anwalts, Pistorius’ Stimme höre sich in Paniksituationen an wie die einer Frau. Die Schreie,
Gejagt: Oscar Pistorius verlässt in gro-
ßer Eile das Gerichtsgebäude.
Foto AP
welche die Zeugin gehört habe, könnten deswegen auch ausschließlich von
ihm stammen. Die Befragung wird an
diesem Dienstag fortgesetzt.
Der Prozessauftakt war von Pannen
erschwert. Er begann mit einer eineinhalbstündigen Verspätung, weil in letzter Minute eine Dolmetscherin für die
Afrikaans sprechende Zeugin gesucht
werden musste. Die Dolmetscherin war
der Aufgabe jedoch nicht gewachsen,
sie machte Fehler, musste um Wiederholungen von Aussagen bitten. Schließlich
wechselte die Zeugin sichtlich frustriert
ins Englische. Auch musste abermals
eine mysteriöse Frau aus dem Gericht
gewiesen werden, die sich Anne-Marie
nennt und schon zuvor Verhandlungen
gegen Pistorius gestört hatte.
Pistorius vermied während des Tages
Augenkontakt mit den Verwandten von
Steenkamp. Die Mutter June hatte einer
britischen Boulevardzeitung zuvor gesagt, sie wolle Pistorius in die Augen blicken. Pistorius wurde nach dem Verhandlungstag eilig aus dem Gericht geleitet und davongefahren, verfolgt von
etlichen Reportern. CLAUDIA BRÖLL
Sterne und Schnuppen
Sieben Oscar-Kleider von brillant bis bizarr, von anmutig bis mu
Lupita Nyong’o sticht mit ihrer Hautfarbe unter all den Bleichgesichtern heraus. Doch die große Gewinnerin de
Stylistin und großer Stilsicherheit noch mehr aus ihrem Auftritt. Die Kenianerin („12 Years a Slave“) behaupte
das Kleid mit der Hilfe von Prada entworfen.“ Ob man das in Mailand gerne hört? Egal, sie kann sich das Selbs
lange Kleid in hellem Taubenblau, das mit den vielen Falten Tiefe hat, macht sprachlos: Aber ohne sie wäre es
Naomi Watts lässt sich beim Styling angeblich von ihren zwei Söhnen beraten: Und
die Mutter sieht in Calvin Klein wirklich bezaubernd aus, das bestickte Kleid in gebrochenem Weiß entspricht ihrem gebirgswasserklaren Charakter. Den Abend hat sie sich
verdient: Ihr Mann Liev Schreiber passt zu
Hause auf die Jungs auf. (kai.)
Foto AFP
Sandra Bullock scheint die Schwerkraft
nichts anzuhaben. Die Drapierungen des
schulterfreies Kleides aus dem Hause Alexander McQueen sitzen so, dass man ihrer
Figur die fast 50 Jahre (im Juli) nicht ansieht. Der „Gravity“-Star schwebt noch immer, muss das Kleid nur kurz anheben, um
eine Stufe zu bewältigen. (kai.)
Foto Getty
Ellen DeGenere
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auf den Laufsteg
Oscars Geschichten
Brad Pitt putzt, Cate Blanchett flucht, Jared Leto politisiert – und die
Bei der 86. Oscar-Verleihung sind die deutschen Hoffnungen enttäuscht worden. Der
36 Jahre alte deutsch-irische Schauspieler
Michael Fassbender war für „12 Years a
Slave“ als bester Nebendarsteller nominiert, doch bei der Gala in Hollywood gewann der 42 Jahre alte Jared Leto in dieser
Kategorie für seine Darstellung eines
Transsexuellen in dem Aids-Drama „Dallas Buyers Club“. Auch die deutschen Regisseure Max Lang und Jan Lachauer gingen leer aus. Nicht ihr Film „Room on the
Broom“ („Für Hund und Katz ist auch
noch Platz“) wurde als in der Sparte „Bester animierter Kurzfilm“ ausgezeichnet,
sondern die französisch-luxemburgische
Produktion „Mr. Hublot“ von Laurent
Witz und Alexandre Espigares. Ebenso erging es der deutschen Spezialeffekte-Firma Pixomondo. Die Trickkünstler hatten
Chancen für ihre Arbeit am Science-Fiction-Epos „Star Trek: Into Darkness“. Die
Trophäe ging an das 3D-Weltraumdrama
„Gravity“. (dpa)
! ! !
Auch Zelt und Plastikplanen konnten
nichts ausrichten: Als die ersten Filmschaffenden am Sonntagnachmittag über den roten Teppich auf dem Hollywood Boulevard
liefen, quietschte es peinlich unter den Sohlen. Nach tagelangem Regen war der wohl
berühmteste Teppich der Welt so nass,
dass auch die Abendroben vieler Schauspielerinnen Wasserflecken bekamen. Die
lavendelfarbene Seidenkreation des Designers Jason Wu, die Kerry Washington
(„Django Unchained“) trug, schien oberhalb des Saums von Minute zu Minute
mehr die Farbe zu wechseln. Die schwangere Schauspielerin stellte sich dennoch unbeirrt in Pose, um den Fotografen Aufnahmen zu ermöglichen. Wie in Südkalifornien zu erwarten, strahlt über dem roten
Teppich meist die Sonne. Nach Aufzeichnungen der „Academy of Motion Picture
Arts and Sciences“ wurde die Verleihung
in den vergangenen 70 Jahren nur neunmal von Regenwolken überschattet. (ceh.)
! ! !
Die Dankesrede des besten Nebendarstellers Jared Leto hat nicht nur seiner Mut-
ter Constance im Publikum des Dolby
Theatre Tränen in die Augen getrieben.
Als der Schauspieler von den Versuchen
der alleinstehenden Schulabbrecherin erzählte, ihren Kindern im ländlichen
Louisiana der siebziger Jahre trotz ärmlicher Verhältnisse Träume zu ermöglichen, griff halb Hollywood zum Taschentuch. „Ich möchte alle Träumer in Ländern
wie der Ukraine und Venezuela wissen lassen, dass wir heute Abend in Gedanken
bei ihnen sind“, erinnerte Leto unerwartet
auch an Krim-Krise und südamerikanische Proteste. Damit blieb er der erste und
einzige Gewinner, der es wagte, etwas Politisches zu sagen. Nach der Rede verschwand der 42 Jahre alte Schauspieler
hinter die Bühne, wo er den wartenden Reportern die goldene Oscar-Statue anvertraute. „Wer unter Schweinegrippe leidet,
bitte Finger weg!“ (ceh.)
Films des Jahres
er sich auf den
habe, wollte ei
musste erst mal
räumen“, sagte P
mer.“ Der Rest d
ihn nur besser
Film“, sprudelte
einander aus Pit
! ! !
Jennifer Lawrence hat dieses Mal nicht
auf eine Bühne gewartet, um Bodenkontakt aufzunehmen. Trotz einer eher unverfänglichen, schmal geschnittenen Abendrobe stolperte die Schauspielerin schon auf
dem roten Teppich vor dem Dolby Theatre. Zwei Polizisten und einige Begleiterinnen konnten Lawrence aber schnell wieder auf die Beine stellen. Im vergangenen
Jahr hatte die Dreiundzwanzigjährige für
einige Schrecksekunden gesorgt, als sie als
Oscar-Gewinnerin auf der Treppe zur Bühne mit einer ausladenden Dior-Kreation
zu Boden ging. Während sie sich damals
verlegen wieder erhob, zelebrierte sie den
zweiten Sturz nun mit einer selbstbewussten Siegerfaust. Bei der Verleihung ging
Lawrence, die 2013 mit einem Oscar für
ihre Rolle in dem Drama „Silver Linings“
ausgezeichnet wurde, in diesem Jahr aber
leer aus. Die Trophäe für die beste Nebendarstellerin nahm in der Nacht zu Montag
ihre Schauspielkollegin Lupita Nyong’o
für „12 Years a Slave“ entgegen. (ceh.)
! ! !
Brad Pitt, 50 Jahre jung und seit 25 Jahren im Filmgeschäft, hat den ersten Oscar
seiner Karriere entgegennehmen dürfen.
Er gehörte zu den Produzenten des besten
Wo ist der Hut?
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Feuilleton
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Sieben zu drei – und doch ein Oscar-Unentschieden
Der wichtigste Filmpreis
der Welt hat seine
Sympathien salomonisch zwischen dem
grandiosen Unterhaltungskino von „Gravity“
und dem politischen
Anspruch von „12 Years
a Slave“ aufgeteilt.
E
s kam bislang selten vor, dass im
Vorfeld einer Oscar-Verleihung
zwei Filme derart gleichwertig als
mögliche Gewinner eingeschätzt
wurden wie diesmal „Gravity“ und „12
Years a Slave“. Dabei sind kaum gegensätzlichere Stoffe denkbar: ein trick- und
klangtechnisch perfektes Science-FictionKammerspiel im Weltraum und ein episch
inszeniertes und politisch höchst ambitioniertes Historiendrama. Der Witz ist, dass
beide Werke dabei ganz zeitgemäß sind:
„Gravity“ kann man nur des Genres wegen als Science-Fiction bezeichnen, ansonsten hält sich der mexikanische Regisseur und Drehbuchschreiber Alfonso Cuarón streng an die Bedingungen gegenwärtiger Raumfahrttechnik. Und der Brite
Steve McQueen hat „12 Years a Slave“ als
dezidierte Stellungnahme zum aktuellen
amerikanischen Selbstverständnis gedreht – sowie als Proklamation eines neuen schwarzen Selbstverständnisses in Hollywood (und damit im kulturellen Herzen
der amerikanischen Nation).
Offenbar zu Recht: Nie zuvor wurden
bei der Oscar-Verleihung so viele schwarze Filmschaffende ausgezeichnet: John
Ridley für sein Drehbuch, Lupita Nyong’o
als beste Nebendarstellerin, McQueen
selbst als Mitproduzent des besten Films –
alle für „12 Years a Slave“. Allerdings ging
der Oscar für die beste Regie nicht an
McQueen, sondern an Cuarón. Damit ergriffen die Mitglieder der Filmakademie
die ansonsten selten genutzte Möglichkeit
einer Aufteilung der beiden Hauptpreise
auf zwei Filme. Handwerklich betrachtet,
ist es völlig konsequent, dass Cuarón für
sein Regie-Virtuosenstück ausgezeichnet
wurde. Wie man auch verstehen kann,
dass der noch etwas wichtigere Preis, der
für den besten Film, an das politisch willkommene Werk ging. Da es keine Absprachen bei der Abstimmung unter den Mitgliedern gibt, darf man wohl von einer ästhetischen List der Vernunft sprechen.
„Gravity“ ist dennoch der große Sieger
dieser Oscar-Verleihung, denn bei zehn
Nominierungen siebenmal zu gewinnen,
darunter in den Hauptkategorien Regie,
Kamera und Schnitt, kommt nicht alle Jahre vor. Die Komödie „American Hustle“,
gleichfalls in zehn Kategorien vertreten,
Let’s face it: Gruppen-„Selfie“ von Ellen DeGeneres (Mitte) mit mehr und weniger bekannten Gesichtern bei der Verleihung der Oscars in Hollywood.
ging ebenso leer aus wie Martin Scorseses
„The Wolf on Wall Street“. Wie hätte man
aber auch angesichts eines kommerziellen
Erfolgs, der höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt wie im Fall von „Gravity“,
noch ernsthaft an Scorseses enervierende
Tour de Farce oder gegenüber der inszenatorischen Stringenz von „12 Years a Slave“
an die wohlgefällige Vergangenheitsrekonstruktion des in den siebziger Jahren angesiedelten „American Hustle“ denken können? Dass hier sachkundig abgestimmt
wurde, zeigt auch der Drehbuchpreis für
den in Deutschland noch nicht angelaufenen „Her“: Spike Jonze, auch Regisseur
dieses Films, war längst überfällig für Oscar-Ehren.
Mit Cate Blanchett, Lupia Nyong’o,
Matthew McConaughey und Jared Leto gewannen jeweils die hohen Favoriten in
den Schauspielerkategorien. Die beiden
Männer machten „Dallas Buyers Club“ damit zur dritten Kraft des Abends (zumal
auch noch ein Oscar fürs Make-up an den
Film ging), und Cate Blanchett wiederum
ist es geglückt, aus dem Trubel um das Privatleben von Woody Allen, dem Regisseur
von „Blue Jasmine“, als Darstellerin unbeschadet hervorzugehen. Hollywood kann
stolz auf sich sein.
Es kann auch stolz sein auf die Moderatorin Ellen DeGeneres, die schon vor sieben Jahren überzeugt, aber dennoch erst
einmal keinen zweiten Auftritt bekommen hatte. Sie scherzte pointiert und suchte ihren Platz viel häufiger mitten im Publikum als auf der Bühne. Und sie war uneitel genug, einem Pizzaboten einen großen
Auftritt zu verschaffen, bei dem sie Fastfood-Verpflegung für die modisch ausgehungerten Stars im Saal bestellt hatte. Das
gesammelte Schauspieltalent im Publikum zeigte sich da auch mal im aktiven
Mitagieren, nicht nur im bestellten Lächeln für die Kamera.
Doch das wahre Glück lag im Kampf
der beiden Giganten, und am Ende wirkten die drei Oscars für „12 Years a Slave“
doch noch wie ein Unentschieden. Wobei man auch nicht wissen möchte, was
passiert wäre, wenn die höchst subtile
Balance zwischen dem grandiosen Unterhaltungskino von „Gravity“ und dem
kritischen Gesellschaftsporträt von „12
Years a Slave“ dadurch zerstört worden
wäre, dass Cuaróns Werk auch bester
Film geworden wäre. Die Oscars hätten
mutmaßlich eine Rassismusdebatte am
ANDREAS PLATTHAUS
Hals.
Foto AP
Die Oscar-Preisträger 2014
Bester Film: „12 Years a Slave“
Regisseur: Alfonso Cuarón für
„Gravity“
Beste Hauptdarstellerin: Cate
Blanchett in „Blue Jasmine“
Hauptdarsteller: Matthew McConau-
ghey in „Dallas Buyers Club“
Nebendarstellerin: Lupita Nyong’o in
„12 Years a Slave“
Nebendarsteller: Jared Leto in „Dallas
Buyers Club“
Originaldrehbuch: Spike Jonze für
„Her“
Adaptiertes Drehbuch: John Ridley
für „12 Years a Slave“
Kamera: Emmanuel Lubezki für
„Gravity“
Schnitt: Alfonso Cuarón und Mark
Sanger für „Gravity“
Produktionsdesign: Andy Nicholson
und andere für „The Great Gatsby“
Kostüme: Catherine Martin für „The
Great Gatsby“
Make-up: Adruitha Lee und Robin
Matthews für „Dallas Buyers Club“
Musik: Steven Price für „Gravity“
Lied: Kristen Anderson-Lopez und
Robert Lopez für „Let It Go“ aus
„Frozen“
Klangschnitt: Glenn Freemantle für
„Gravity“
Klangmischung: Skip Lievsay und
andere für „Gravity“
Visuelle Effekte: Tim Webber und
andere für „Gravity“
Bester fremdsprachiger Film: „La
Grande Bellezza“ (Italien)
Bester Animationsfilm: „Frozen“
Bester Dokumentarfilm: „20 Feet from
Stardom“
Bester Kurzspielfilm: „Helium“ (Dänemark)
Bester Kurzanimationsfilm: „Get a
Horse“
Bester Kurzdokumentarfilm: „The
Lady in Number 6“
Ein einziger Ohrenzeuge ist mehr wert als zehn Augenzeugen
„wunderzaichen“ heißt die erste Oper von Mark Andre, sie spielt im Heiligen Land: Die Uraufführung in Stuttgart geriet triumphal
Sagt die Passkontrolle am Flughafen Ben
Gurion zum Reisenden: „Aha, ein Schwabe!“ Und wird gleich freundlicher. Man erkennt einander am Namen, nomen est
omen, Reuchlin heißt der Fremde, Johannes Reuchlin, kommt angereist aus dem
fünfzehnten Jahrhundert oder auch aus
dem Jenseits oder eben direkt aus Pforzheim, so genau weiß er es selbst nicht.
Freilich, wer heute einreisen möchte ins
Heilige Land und nicht weiß, wer er ist,
darf normalerweise nicht mit einem Lächeln oder sonstigen Zivilisationsboni
rechnen. Israelische Beamte mögen keine
Witze. Ich habe selbst erlebt, dass sie es
den Schwefelhölzern“ könnten Bezugspunkte abgeben. Es handelt sich aber weder um ein Oratorium noch um ein philosophisch-musikalisches Manifest oder um
Bekenntnismusik. Vielmehr hat Mark Andre, Jahrgang 1964 und vielumworbener
Meisterschüler Lachenmanns, mit diesem, seinem dritten Bühnenwerk zugleich
seine erste große Oper komponiert.
Anders als das düster-apokalyptische
Schach-Spektakel „. . . 12/13 . . .“ (München
2004) oder das choreographische Konzert
„Gefaltet“ (für Sasha Waltz, 2012) hat
Andres neuestes Werk einen narrativen
Handlungsfaden wie jede herkömmliche
unsrige offenbar immer noch nicht zu
spät. Mark Andre schrieb sich das Libretto
dazu selbst, gemeinsam mit Patrick Hahn,
sie verwendeten unter anderem Texte aus
der Bibel, aus der jüdischen Kabbala sowie von Reuchlin selbst. Und darum geht
es: Ein Mann (eine Sprechrolle: André
Jung) möchte nach Israel einreisen, um
die heiligen Stätten zu besuchen. Er hat
eine Herzoperation hinter sich. Er macht
sich durch seltsame Gleichnis-Reden verdächtig, Vielleicht ist er eine Reinkarna-
tion Reuchlins. Beim Verhör trifft er eine
andere Verdächtige (eine ätherisch hoch
singende, wie wild herumturnende Sopranistin: Claudia Barainsky), mit der er sich
anfreundet. Vielleicht ist es Maria Magdalena. Sie gehen gemeinsam ins Fast-FoodRestaurant, er isst einen Apfel, sie einen
Granatapfel, fünfzehn „Instrumentaltouristen“ spielen auf. Der Mann stirbt. Sein
Astralleib beobachtet, wie sich alle Flugpassagiere in Pilger und die Beamten in
Engel verwandeln. Der Erzengel (ein
schlanker, heller Tenor: Matthias Klink)
ruft. Reuchlin wird zum Abflug nach Gate
E 32 gerufen. Er löst sich auf.
Auch die musikalischen Verfahren lassen sich beschreiben. Andre hat, zum Beispiel, die „musique concrète instrumentale“, diese direkt unter die Haut gehende,
körperhafte Poetik der Instrumentengeräuschmusik Lachenmanns, für sich weiter gedacht. Er hat zugleich die spektrale
Musik seines Lehrers Gérard Grisey entwickelt zu einem eignen Konzept von Raumklang, darin die Herkunft der Klänge für
das Ohr nicht mehr zu orten ist. Und er
hat sich befreit aus dem ästhetischen Korsett der Live-Elektronik, wie sie, nicht zu-
Wirtschaft
SE ITE 2 0 · F R E I TAG , 7 . M Ä R Z 2 0 1 4 · N R . 5 6
FRANK
Im Gespräch: Ingrid Schmidt, Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts
„Unternehmen organisieren die Arbeit falsch“
pflichtwidrigen Verhalten des Arbeitnehmers kündigen kann. Wenn die Pflicht jedoch darin besteht, sich nicht regelkonform zu verhalten, weil der Arbeitgeber
den Regelverstoß verlangt oder augenzwinkernd akzeptiert, kann man dem Arbeitnehmer das nicht zum Vorwurf machen. Dann können Compliance-Verstöße nur in der Zukunft geahndet werden.
Der ständige Einsatz von
Smartphones nach Dienstschluss bedeutet für viele
Arbeitnehmer Stress. Für die
Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts ist klar: Arbeitgeber
müssen das ändern.
Was den Kulturwandel aber oft erschwert.
Wenn Arbeitgeber jahrelang von diesen Strukturen profitiert haben, können
sie ihre Arbeitnehmer doch nicht einfach
vor die Tür setzen, wenn sie es sich anders überlegt haben. Kein Arbeitnehmer
kommt von sich aus auf die Idee, aus eigener Tasche Schmiergeld zu zahlen oder
Zinssätze zu manipulieren. Statt den Mitarbeitern zu kündigen, könnte man sie im
Unternehmen um- oder versetzen oder zu
einer Änderungskündigung greifen.
Frau Schmidt, immer mehr Menschen
klagen darüber, dass durch den Einsatz
von Smartphones die Grenzen zwischen
Arbeit und Privatleben verwischen. Warum werden die Regeln nicht eingehalten?
Das Arbeitszeitgesetz ist ein Gesetz
mit großem Vollzugsdefizit. In den Ländern sind die Gewerbeaufsichtsämter zuständig. Deren personelle Ausstattung
lässt es nicht immer zu, dass häufig und effektiv genug kontrolliert wird. Aber es
müsste für Unternehmen ohnehin selbstverständlich sein, dass sie die Vorgaben
des Arbeitszeitgesetzes ernst nehmen. Besonders im Umgang mit Smartphones
oder E-Mails dürfen Unternehmen ihre
Beschäftigten nicht wie selbstverständlich außerhalb der Dienstzeiten in Anspruch nehmen. Allerdings müssen auch
Arbeitnehmer für sich selbst Verantwortung übernehmen. Sie dürfen nicht jede
Firmenmail spätabends beantworten.
BMW hat angekündigt, die Nutzung des
Smartphones als Arbeitszeit anzuerkennen. Könnte das die Lösung sein?
Durch eine Betriebsvereinbarung kann
die Rechtslage für Arbeitgeber und Arbeitnehmer klarer werden. Außerdem führt
es zu einem Umdenken, wenn sich das Arbeitszeitkonto durch das Beantworten
von E-Mails füllt. Aber eins ist klar: Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten permanent nach Dienstschluss in die Pflicht nehmen, machen in der Arbeitsorganisation
etwas falsch. Es ist vorrangig Aufgabe der
Vorgesetzten, dafür zu sorgen, dass die
vertraglich geschuldete Leistung in der
Arbeitszeit erledigt werden kann. Arbeitnehmer müssen aber auch Grenzen gegenüber solchen Übergriffen ziehen.
Im Fall eines Leiharbeitnehmers hat das
Bundesarbeitsgericht gefordert, der Gesetzgeber müsse Sanktionen festlegen,
falls die Arbeitnehmerüberlassung nicht
nur vorübergehend erfolgt. Bis jetzt
blieb dieser Ruf ungehört. Entscheiden
Sie das nächste Mal wieder selbst?
Im Koalitionsvertrag ist eine Überlassungsdauer von 18 Monaten vereinbart
worden. Ebenso wichtig wäre es zu regeln, was im Fall eines Verstoßes passieren soll. Der Neunte Senat hat zum jetzigen Recht zutreffend entschieden, dass
ein Gericht keine Sanktion anordnen
kann, die das Gesetz nicht vorsieht. Zum
einen ist der damalige Gesetzgeber in
Kenntnis des Problems bewusst untätig
geblieben. Zum anderen gibt es nicht nur
eine zwingende Rechtsfolge. Das Entstehen eines Arbeitsverhältnisses zum Entleiher ist nur eine von mehreren. Eine andere wäre, dass die Verwaltung handelt.
Der Staat könnte die Erlaubnis für die Arbeitnehmerüberlassung entziehen oder
Geldbußen verhängen.
Welche Sanktion wäre die sinnvollste?
Jedenfalls ist die Begründung eines Arbeitsverhältnisses mit dem Entleiher
Ein Bereich, der auch immer mit den
Compliance-Vorgaben in Konflikt gerät,
ist der Datenschutz. Haben Unternehmen die Dimension des Themas erkannt?
Der Datenschutz ist insofern heikel, als
seine hochkomplexen Anforderungen
nicht leicht zu durchschauen sind. Wenn
ich mich als Dienstvorgesetzte oder Senatsvorsitzende damit beschäftigen muss,
merke ich, wie höllisch kompliziert das
deutsche Datenschutzrecht ist. Und
gleichzeitig wird es als Totschlagargument für alles angeführt, was nicht möglich sein soll. Das Datenschutzproblem ist
also sehr differenziert zu betrachten. Es
wäre daher schön, wenn der Gesetzgeber
die Regeln für den Arbeitnehmerdatenschutz klarer fassen würde.
Ingrid Schmidt
nicht in allen Fällen die beste Lösung.
Der Leiharbeitnehmer kann gute Gründe
haben, kein Arbeitsverhältnis mit dem
Entleiher eingehen zu wollen. Stellen Sie
sich vor, der Entleiher ist ein Kleinbetrieb
ohne Kündigungsschutz oder er steht
kurz vor der Insolvenz. Oder im Entleiherbetrieb herrschen Arbeitsbedingungen,
zu denen der Leiharbeitnehmer gar nicht
arbeiten möchte. Diese Rechtsfolge wird
also aus verfassungsrechtlichen Gründen
um ein Widerspruchsrecht des Leiharbeitnehmers ergänzt werden müssen.
Ohne Rechtsfolge könnte sich die Koalition die Festlegung auf 18 Monate als
Höchstgrenze also sparen?
Ja, das könnte man meinen. Allerdings
gehe ich davon aus, dass der Gesetzgeber
ein Interesse daran hat, dass seine Gesetze auch eingehalten werden und gerade
dort wirken, wo in einem mühsamen politischen Prozess die sehr unterschiedlichen Schutzbedürfnisse von Leiharbeitnehmern, Entleihern und Stammbelegschaft ausgeglichen worden sind.
Im vergangenen Jahr haben Werkverträge zu Dumpinglöhnen für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Spiegelt sich das auch
vor den Arbeitsgerichten wider?
Das Thema Werkverträge als Ersatz für
nicht regelkonforme Leiharbeit ist bisher
kaum bei den Arbeitsgerichten angekommen. Das Thema hat aber in den Medien
für große Aufmerksamkeit gesorgt Das
hat bei den betroffenen Dax-Konzernen
offenbar zu Reaktionen geführt.
Foto dpa
Hat sich damit das Thema erledigt?
Es wird immer so sein, dass im Einzelfall geprüft werden muss, ob ein Arbeitnehmer im Rahmen eines Werkvertrags
eingesetzt wird oder als Leiharbeitnehmer. Dafür haben die Arbeitsgerichte
eine Reihe von Kriterien entwickelt.
Dazu zählt etwa, wer den Arbeitnehmer
tatsächlich anweist oder ob sein Vertragsarbeitgeber überhaupt über eine eigene
Betriebsorganisation für die Erbringung
des Werks verfügt. Solche Kriterien abschließend gesetzlich zu regeln, ist angesichts der Vielfalt betrieblicher Gegebenheiten wahrlich nicht einfach und wird
den Gerichten eine Gesamtwürdigung
auch nicht ersparen.
Ansonsten gibt es keinen Handlungsbedarf für den Gesetzgeber?
Doch. Der Gesetzgeber sollte verhindern, dass Werkverträge, die keine sind,
ohne weiteres in Leiharbeit überführt
werden, weil der Vertragsarbeitgeber im
Konfliktfall eine Verleiherlaubnis aus der
Tasche zieht. Dieses Hase-und-Igel-Spiel
zu lasten der Arbeitnehmer ist schon deshalb problematisch, weil dann für ein und
dasselbe Arbeitsverhältnis plötzlich ganz
andere Regeln gelten. Warum sollte die
Unsicherheit dem Arbeitnehmer aufgebürdet werden?
Das scheinen ja viele Unternehmen verstanden zu haben.
Ich wundere mich, dass wir diese Diskussion überhaupt führen. Die hatten wir
schon Mitte der neunziger Jahre. Damals
sollte das Personalrisiko über den Einsatz
Scheinselbständiger minimiert werden,
jetzt geschieht das durch Werkverträge,
die keine sind, sondern Arbeitnehmerüberlassungsverträge. Unterm Strich zahlen sich diese Umgehungen aber nicht
dauerhaft aus. Hinzu kommt, auch das Arbeitsrecht gehört zur Einhaltung von Regeln, der Compliance. Eine Vertragsgestaltung, die dazu führt, dass ein vermeintliches Werkvertragsverhältnis in der gelebten Wirklichkeit einem Arbeitsverhältnis gleicht, wird schnell zum Compliance-Problem.
Ist Compliance eigentlich eine Notwendigkeit oder ein Modewort, mit dem vor
allem Anwälte viel Geld verdienen?
Früher gab es den redlichen Kaufmann, damit war alles gesagt. Der reizte
seine Rechte und Verhandlungsstärke
nicht bis zum Allerletzten aus. Das hat
sich in den vergangenen Jahrzehnten offenbar geändert. Es wurde als legitime Interessenwahrung angesehen, die Rechtsordnung zu eigenen Gunsten so weit zu
dehnen, wie es nur irgend geht. Jetzt
kehrt der redliche Kaufmann unter dem
Titel Compliance zurück.
Zu einem Compliance-System gehört allerdings auch, dass man sich von Mitarbeitern trennt, die gegen Regeln verstoßen haben. Doch Unternehmen berichten davon, dass ihnen der Kündigungsschutz dabei einen Strich durch die Rechnung macht. Besteht da eine Diskrepanz?
Die sehe ich nicht. Das Gesetz sieht
vor, dass der Arbeitgeber bei einem
Danach sieht es allerdings nicht aus, dafür möchte der Gesetzgeber die Tarifeinheit regeln. Ist das eine gute Idee?
Die Tarifeinheit ist darauf angelegt, Gewerkschaftskonkurrenz zu verhindern.
Es soll der Tarifvertrag gelten, den eine
„Mehrheitsgewerkschaft“ abschließt. Die
Koalitionsfreiheit des Grundgesetzes ist
aber auf Pluralität angelegt. Dieser Wettbewerb wird durch Regelungen zur Herstellung von Tarifeinheit behindert. Es
geht deshalb nicht nur um eine Ausgestaltung der Tarifautonomie, sondern um einen schwerwiegenden Eingriff in die gewerkschaftliche Betätigungsfreiheit. Ein
solcher Eingriff ist möglich, muss aber gerechtfertigt werden. Die Rechtfertigungen, die bisher zu vernehmen waren, reichen dafür aus meiner Sicht nicht aus.
Soll es darum gehen, Arbeitskampfkaskaden zu vermeiden, braucht es darauf bezogene Regeln, die den Arbeitskampf wohl
nicht ausschalten können. Denn irgendwann enden jeder Tarifvertrag und jede
Friedenspflicht. Darauf zu hoffen, dass
ein Tarifeinheitsgesetz die Kampfkraft
starker Berufsgruppen- oder Spartengewerkschaften brechen könnte, dürfte sich
als Chimäre erweisen. Die Tarifeinheit ist
ein schöner Begriff. Er verspricht Rechtssicherheit, doch diese Verheißung wird er
nicht erfüllen können. Sie wird auch nicht
dazu führen, die Probleme mancher Fluggesellschaften in Luft aufzulösen. Fluggesellschaften sind auf Fluglotsen angewiesen. Als die Flugsicherung noch in der
Hand von Staat und Beamten war, gab es
keine Arbeitskampfprobleme. Seit der Privatisierung gilt das privatrechtliche Regime. Dazu zählt auch der Arbeitskampf.
Das Gespräch führte Corinna Budras.
Die Palmölproduktion bringt Bauern in Kolumbien beträchtlichen Wohlsta
Alternative zum Kokaanbau / Wegen staatlicher Förderung droht Überproduktion, und neue ausländische Abnehmer sind gesucht / Von Carl Moses
MARÍA LA BAJA/BOGOTÁ, im März.
„Vor 14 Jahren war das hier eine Geisterstadt.“ Der Agrarunternehmer Carlos
Murgas lenkt seinen Geländewagen
durch ein Getümmel geschäftiger Menschen an Marktständen und Garküchen
vorbei. „Heute pulsiert hier das Leben,
und der Handel blüht“, sagt Murgas. Die
Rede ist von María la Baja, einem kleinen
Ort etwa 60 Kilometer landeinwärts von
der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Bis Mitte der vergangenen Dekade wa-
trat häufig der Anbau von Kokapflanzen
für die Drogenproduktion.
Heute können Barrios und andere
Kleinbauern in den Montes de María ihre
Felder wieder weitgehend gefahrlos bestellen. Unter der Regierung des Präsidenten Álvaro Uribe (2002 bis 2010) wurden
die Farc-Guerilleros in entlegene Gebiete
verdrängt und die Paramilitärs demobilisiert. Mais und Maniok bauen die Kleinbauern heute allerdings nur noch für den
Eigenbedarf an. Auch dem Kokageschäft
mittel- und Kosmetikindustrie ebenso gefragt wie als Rohstoff für die Produktion
von Biodiesel. Aufgrund der hohen Anlaufkosten galt die Palmenzucht lange
Zeit allerdings lediglich als Geschäft für
Großgrundbesitzer. Rund 6000 Dollar je
Hektar müssen in die Anlage einer neuen
Plantage investiert werden, erst nach
zwei Jahren können die ersten Früchte geerntet werden – zu hohe Investitionen für
die meist ohnehin überschuldeten Kleinbauern.
bau der Ölpalmen durch Steuervorteile
und öffentliche Kredite. Den entscheidenden Schub brachte jedoch Mitte der vergangenen Dekade ein Gesetz, das eine
Beimischung von acht Prozent Biodiesel
zu herkömmlichem Dieseltreibstoff vorschreibt. Von der gesamten Palmölproduktion Kolumbiens, die im laufenden
Jahr rund eine Million Tonnen erreichen
wird, fließt etwa die Hälfte in die Erzeugung von Biodiesel.
Bisher wird der größte Teil der kolum-
Nachholbedarf gibt es dagegen bei der
Sozialverträglichkeit. Der Landarbeiter
John Carlos, der mit großem Geschick für
Bauer Torres die Früchte aus den sechs
Meter hohen Palmenkronen schneidet,
verdient zwar immerhin den gesetzlichen
Mindestlohn von umgerechnet rund 200
Euro im Monat. Doch sozialversichert ist
er wie die meisten seiner Kollegen nicht.
Die Allianz will nun ein neues Unternehmen gründen, bei dem Landarbeiter wie
John Carlos ordnungsgemäß beschäftigt
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Politik
FRANKF URT ER A LLG EM EI NE Z EI TU NG
ISTANBUL, 6. März
um Abschluss seines Griechenland-Aufenthalts wird Bundespräsident Joachim Gauck an diesem Freitag in die nordwestgriechische Region Epirus reisen, die Heimatgegend seines griechischen Gegenparts
Karolos Papoulias. Hier schloss sich der
fließend Deutsch sprechende Staatspräsident Griechenlands, Jahrgang 1929, als
Jüngling von kaum 14 Jahren den Partisanen an, die gegen die deutsch-italienischbulgarische Besatzung des Landes kämpften. Papoulias gehört zu den wenigen aktiven Politikern Europas, die noch am Zweiten Weltkrieg mitgewirkt haben. Deshalb
ist ihm der Ort Ligiades (in anderer Umschrift: Lingiades) nicht nur aus Geschichtsbüchern bekannt. In Ligiades töteten deutsche Soldaten im Oktober 1943
in einer „Vergeltungsaktion“ mehr als 90
Zivilisten. Gauck wird an der Gedenkstätte eine Rede halten und einen Kranz niederlegen.
Er ist nicht der erste Bundespräsident,
der einen Ort deutscher Verbrechen in
Griechenland aufsucht. Richard von Weizsäcker hatte 1987 den Gedenkort Kaissariani bei Athen besucht, eine zentrale Hinrichtungsstätte während der Okkupationsjahre. Er besuchte aber auch den deutschen Soldatenfriedhof Dionysos. Dort,
wo fast 10 000 in Griechenland gefallene
deutsche Soldaten begraben liegen, legte
er unter Trommelwirbel und zur Melodie
von „Ich hatt’ einen Kameraden“ einen
Kranz nieder. Sein Nachnachfolger Johannes Rau verzichtete auf diese Geste, denn
als er im April 2000 nach Griechenland
kam, war das schon außer Mode. Rau besuchte stattdessen das Dorf Kalavryta auf
der Peloponnes, wo mehrheitlich aus
Österreich stammende Soldaten der 117.
Jäger-Division 1943 als „Sühne“ für die
vorherige (und nicht minder grausame)
Ermordung ihrer von Partisanen gefangenen Kameraden mehrere hundert Männer erschossen. „Ich empfinde hier, an
dieser Stätte, tiefe Trauer und Scham“,
sagte Rau damals in einer kurzen und
schlichten Ansprache.
Kalavryta steht in Griechenland synonym für deutsche Kriegsverbrechen, so
wie Oradour-sur-Glane in Frankreich. Weniger bekannt ist eine Geschichte, in der
Kalavryta auch für die schwierige, widerspruchsvolle, von Rückschlägen begleitete deutsch-griechische Wiederannäherung nach dem Krieg steht. Diese Geschichte beginnt 1952, und ihre Heldin ist
Ehrengard Schramm, geborene von Thadden, Jahrgang 1900. Geboren in Greifenberg in Hinterpommern als Tochter des
Landrats Adolf von Thadden auf Gut Trie-
Z
Verbunden im Guten wie im Bösen
Die Beziehung zwischen Deutschland und Griechenland ist vielleicht an keinem anderen Ort so mit Händen zu
greifen wie in Kalavryta auf der Peleponnes. Hier massakrierten Wehrmachtssoldaten tausend Griechen. Später
holte man viele Bewohner als Arbeitskräfte – und erfand die Legende eines Helden. Von Michael Martens
Einer der letzten Politiker, die im Zweiten Weltkrieg kämpften: Der griechische Präsident Karolos Papoulias, am Donnerstag neben Joachim Gauck in Athen
glaff, dem Stammsitz, stammte sie aus einer angesehenen preußischen Familie,
die auf vielfache Weise mit deutscher Geschichte verbunden ist. Ihre zehn Jahre ältere Schwester Elisabeth starb 1944 als
Widerstandskämpferin unter dem Fallbeil in Plötzensee. Ihr Halbbruder Adolf
war einer der wichtigsten Führer der deutschen Rechtsextremen in der jungen Bundesrepublik. Und ihr Ehemann Percy
Ernst Schramm, aus einer Hamburger Senatorenfamilie stammend, war nicht nur
einer der bekanntesten deutschen Historiker der Bundesrepublik, sondern zuvor ab
1939 auch NSDAP-Mitglied sowie Angehöriger des Oberkommandos der Wehrmacht, wo er das Kriegstagebuch der
Streitkräfte führte.
Mit diesem Übergepäck an Familiengeschichte kam Ehrengard Schramm 1952
nach Griechenland. Sie kannte das Land
noch aus der Vorkriegszeit. Als Studentin in Heidelberg hatte sie bei ihrem Professor (ihrem späteren Ehemann) eine
kleine Studie zur neueren griechischen
Geschichte verfasst. Doch das war einen
Weltkrieg her. Nun hörte sie in Athen zufällig von dem grausamen Schicksal Kalavrytas und konnte es nicht glauben – so
etwas sollten deutsche Soldaten getan haben? Als sie in der deutschen Botschaft
verkündete, den Ort besuchen zu wollen,
wurde sie gewarnt: „Man wird Sie totschlagen!“ Doch Ehrengard Schramm
fuhr, und man schlug sie nicht tot. Das
Elend der Überlebenden von Kalavryta
Die Geister der Vergangenheit
Japan isoliert sich mit revisionistischer Rhetorik selbst / Von Carsten Germis
TOKIO, 6. März. Ausgerechnet am japanischen „Tag der Mädchen“ haben sich
500 Anhänger der nationalkonservativen
Restaurationspartei in Tokio versammelt,
um ihr Land von einem seiner Kriegsverbrechen reinzuwaschen. Dem Beifall
nach zu urteilen, sind sie begeistert von
den Worten des Redners: „Ich habe von einem japanischen Soldaten gehört, dass
sich die ,Trostfrauen‘ beim Militär bedankt haben, weil sie Geld zurück nach
Hause schicken konnten.“ Das sagt Nariaki Nakayama, ein Abgeordneter. Rund
200 000 Frauen, oft Minderjährige, hat
die japanische Armee nach ihren Angriffskriegen gegen Korea und China verschleppt und zu Sexsklavinnen gemacht.
„Trostfrauen“ werden sie im Japanischen
euphemistisch genannt. Japans Nationalisten, angespornt durch die Rhetorik von
Ministerpräsident Shinzo Abe, wittern
Morgenluft. Die Leugner japanischer
Kriegsverbrechen wollen ihr Land reinwaschen. Nakayama ist einer von ihnen.
Unter den Gesinnungsgenossen Nakayamas war mancher, der in der Regierung Abe Einfluss hat, allen voran der
stellvertretende Minister für Bildung, Yoshitaka Sakurada. Unter seiner Ägide hat
die Regierung bereits Schulbücher umschreiben lassen. Abes Nationalismus ist
künftig offizielles Lernprogramm, kritische Diskussion über Geschichte nicht erwünscht. Sakurada war von KabinettsStaatsminister Yoshihide Suga zwar ge-
F R E I TAG , 7 . M Ä R Z 2 0 1 4 · NR . 5 6 · S E I T E 3
genauso wie Abe und seine Gesinnungsgenossen – entgegen allen Erkenntnissen
internationaler Forschung. NHK wird unter dem Druck der Gefolgsleute Abes zusehends zu einem Propagandasender der
Regierung. Ausländische Berichterstatter
sprechen scherzhaft von „Abe TV“. Die
geschichtspolitische Wende, die der Regierungschef eingeleitet hat, hinterlässt
bereits ihre Spuren in der öffentlichen
Meinung. 60 Prozent der Japaner stimmten in jüngsten Umfragen der Forderung
zu, die nach dem früheren KabinettsStaatsminister als Kono-Erklärung bekannte Entschuldigung Japans bei den
„Trostfrauen“ von 1993 zu überprüfen.
Ende vergangener Woche hatte Suga genau das angekündigt. Ein Gremium solle
untersuchen, auf welcher Basis die damalige Regierung die Erklärung verfasst
habe, sagte Suga. In der Erklärung hatte
sich Japan dafür entschuldigt, dass die kaiserliche Armee direkt oder indirekt bei
der Einrichtung und Unterhaltung von
Frontbordellen involviert war. Zudem entschuldigte sich Japan dafür, Frauen in diese Bordelle gebracht zu haben. Historiker
schätzen, dass es etwa 200 000 dieser sogenannten „Trostfrauen“ gegeben hat.
Suga steckt erkennbar in der Zwickmühle. Im Kern teilt er die Ansichten der
Revisionisten um Abe. Von Momiis Äußerungen hat er sich nie distanziert. Gleichzeitig weiß er, dass Abe Japan zunehmend international isoliert. So gibt er
ohne Skrupel einerseits Bekenntnisse ab,
nalen Bühne offensiver vertreten. „Es ist
eine Propaganda, die Japan in einer Art
und Weise darstellt, die weit entfernt ist
von der Wahrheit“, sagte Abe.
Tatsächlich schaukelt sich der Nationalismus in Ostasien seit Jahresbeginn beängstigend hoch. Amerika verfolgt mit
Sorge, dass Abe den amerikanischen Verbündeten Südkorea mit seiner Rhetorik
immer stärker in die Arme Chinas treibt.
Erst im vergangenen Monat hatte China
ein Museum zu Ehren des koreanischen
Freiheitskämpfers Ahn Joong-geun eröffnet, der den japanischen Generalkonsul
in der damaligen japanischen Kolonie Korea, Hirobumi Ito, 1909 tötete. Das chinesische Parteiorgan „Volkszeitung“ bot
dazu ein Internetspiel an, in dem japanische Kriegsverbrecher erschossen werden. „Terrorist“ ist das Einzige, was Suga
zu Ahn einfiel. Die zumindest ein bisschen mäßigende Stimme im Konzert ist
Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye.
Sie regte gemeinsame Schulbuchkommissionen nach dem deutsch-französischen
oder deutsch-polnischen Vorbild an.
Gleichzeitig weist sie Abes Versuch, Japans Kriegsverbrechen zu leugnen, aber
energisch zurück. Wie der chinesische Präsident Xi Jinping hat es auch Park bislang
strikt abgelehnt, sich mit dem japanischen Regierungschef zu treffen, solange
der an seiner Rhetorik festhält.
Vieles an Abes Haltung lässt sich mit
seiner Familiegeschichte erklären. Großvater Nobusuke Kishi war Regierungschef
erschütterte sie jedoch bis ins Mark. Während ihr Mann in Deutschland zu einem
der führenden Historiker aufstieg (seine
in der Zeitschrift „Spiegel“ abgedruckte
Essay-Serie über Hitler unter dem Titel
„Anatomie eines Diktators“ sorgte in
den sechziger Jahren für eine große Debatte),
widmete
sich
Ehrengard
Schramm den Opfern von Hitlers Krieg.
Sie sorgte dafür, dass viele Dutzend Jugendliche aus dem bitterarmen Kalavryta Ausbildungsplätze im Wirtschaftswunderdeutschland erhielten. Deshalb gibt
es heute kaum einen Ort in Griechenland, der enger mit Deutschland verbunden ist als Kalavryta – im Bösen durch
deutsche Soldaten, im Guten durch Ehrengard Schramm.
Foto dpa
Vielleicht hat ihr auch die Legende des
guten Deutschen von Kalavryta beim Helfen geholfen, denn es war eine Geschichte, die man gerne hörte in Deutschland. In
Kalavrytra traf Schramm 1952 einen Arzt,
der zwar nicht aus dem Ort stammte, ihr
aber die Geschichte des Massakers erzählte: Während die Männer zum Richtplatz
geführt wurden, habe man die Frauen und
Kinder in die Schule des Ortes gepfercht
und das Gebäude in Brand gesetzt – da
habe ein deutscher Soldat die Tür aufgerissen und die Menschen aus der Flammenhölle gerettet. Im Juni 1952, zurück aus
Griechenland, schrieb Schramm in einem
Bericht für das Auswärtige Amt ausführlich über ihre Reise. Ihre Geschichte aus
Kalavryta fand Eingang in ein Memoran-
dum, in dem es um die Möglichkeit eines
Besuchs von Bundespräsident Heuss in
Kalavryta ging. Darin heißt es, dass in
dem Ort außer 1000 Griechen auch ein
deutscher Soldat erschossen worden sei,
der „gegen Befehl“ Frauen und Kinder aus
dem brennenden Schulgebäude habe entkommen lassen. Die Geschichte des guten
Deutschen von Kalavryta schaffte es 1953
sogar ins „Time Magazine“. Von Mitleid
bewegt, heißt es da, „öffnete ein einsamer
deutscher Soldat, der die Tür bewachte,
den Riegel, und die Dorffrauen liefen heraus. Vor ihnen waren drei Soldaten mit einer Maschinenpistole im Anschlag. Sie
winkten mit leeren Weinflaschen und
lachten betrunken, schossen aber nicht.“
Woher der Reporter diese Geschichte erfahren hatte, lässt sich dem Text nicht entnehmen. Der 2009 verstorbene Historiker
Hermann Frank Meyer, ein akribischer
Autodidakt, nimmersatter Aktenwurm
und besessener Faktensucher, hat die Geschichte später recherchiert und einwandfrei nachgewiesen, dass sie eine Legende
ist. Doch er musste feststellen, dass das
kaum jemanden interessierte. Legenden
sind stärker als Akten und Fakten. Die Geschichte des guten Deutschen von Kalavryta hatte sich längst selbständig gemacht, im Dezember 1990 tauchte sie sogar in der Wochenzeitung „Die Zeit“ auf.
In einer Reportage mit dem Titel „Kalavrytra – Stadt der Witwen“, heißt es: „Die
Männer sahen vom Hügel auf ihre brennende Stadt herab und wussten nicht, ob
ihre Frauen und Kinder dort mit verbrannten oder ob sie in Sicherheit waren. Geplant war in der Tat, dass sie im Feuer umkommen. Doch ein junger deutscher Soldat schlug mit seinem Gewehrkolben die
Hintertür der Schule ein und rettete so die
Frauen und Kinder. Tags darauf wurde er
standrechtlich erschossen; in Kalavryta
hat man ihm ein Denkmal gesetzt.“ Ein
solches Denkmal gab es nie, weil es den
Helden dazu nicht gab – aber das kann der
Legende nichts anhaben, das Heldenepos
des Lebensretters in Feldgrau fand sogar
Eingang in viele Reiseführer. Auch Ehrengard Schramm glaubte bis an ihr Lebensende, dass die Geschichte wahr sei.
Als ein Reporter der Tageszeitung „Kathimerini“ dieser Tage nach Ligiades
fuhr, um die Einwohner vor dem Besuch
des Bundespräsidenten zu interviewen, erinnerten sich einige übrigens an das Beispiel von Kalavryta und Ehrengard
Schramm: Wenn der Präsident der Deutschen um Verzeihung bitte, sei das willkommen – aber besser wäre es, wenn er
dabei helfen würde, den jungen Menschen aus der Gegend Studienplätze oder
Arbeitsstellen in Deutschland zu vermitteln, sagten die Leute von Ligiades dem
Reporter.
Forschung und Lehre
F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G
Wer aß denn zuerst vom Baum der Erkenntnis?
Denkende Frauen sind wie Männer, die sich schminken – Lessings Spott und die Wirklichkeit der Aufklärung
Ob die Ablehnung weiblicher Gelehrsamkeit wirklich mit dem biblischen Sündenfall einsetzt? Heinrich Heine gibt jedenfalls der Schlange alle Schuld, jener „kleinen Privatdozentin, die schon sechstausend Jahre vor Hegels Geburt die ganze
Hegelsche Philosophie vortrug“. Sicher
ist, dass es ewig dauerte, bis Frauen sich
wirksam gegen allgemeine Denkverbote
erhoben. Lessings Orsina aus der „Emilia
Galotti“ übertrifft für lange Zeit die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen an Ironie: „Wie kann ein Mann ein Ding lieben,
das, ihm zu Trotze, auch denken will? Ein
Frauenzimmer, das denkt, ist ebenso ekel
als ein Mann, der sich schminkt.“
Molières „Les Femmes savantes“
(1672) lag seit der ersten Übersetzung von
1752 auch in Deutschland im Spott über
akademische Ambitionen von Frauen in
Führung. Da es dafür aber noch keine Bildungsinstitution gab, gründet bei Molière
die selbsternannte Philosophin Philaminte kurzerhand eine eigene Frauenakademie, in der weibliche und männliche Maulhelden und Schulfüchse sich einander mit
abwegigen Interessen überbieten. Doch in
die rückwärtsgewandten Ressentiments
des starr patriarchalischen Ehemanns, der
nur Kinder, Haus und Küche zur „Philosophie der Frau“ zählt, mochten die Esprits
der Pariser Salons damals nicht einstimmen. Ausgesprochen positiv ist hingegen
die lebenskluge Position des weltläufigen
Clitandre, der verirrte Gelehrsamkeit nur
darum hasst, weil „sie des Menschen
Geist in falsche Bahnen lenkt“.
Wenn in der Typenkomödie grobe Keile auf klobige Klötze gesetzt werden,
mag mancher leichtsinnig ins Gelächter
einstimmende Zuschauer irgendwann eigene Vorurteile erkennen. So geht es
auch in der unbekannten Molière-Bearbeitung „Die gelehrte Frau“ zu, die der
österreichische Aufklärer Cornelius von
Ayrenhoff 1775 auf das Wiener Kärntnerthortheater brachte. In dem jetzt neu
gedruckten Lustspiel (hrsg. von Matthias
Mansky, Wehrhahn Verlag, Hannover
2014) hat eine Baronin während der längeren Abwesenheit ihres Gatten eine
Akademie gegründet, in der einige Narren wie der Theaterdichter Dramschmied, der galante Poet Windheim,
der Altsprachler Schöpfius und der
Schöngeist Kühnwitz manche Albernheit veranstalten.
Dabei wird zwar auch viel Geld für Bücher, Teleskope oder Symposien verschwendet. Im Vergleich zur sonst vorherrschenden frivolen Festkultur der besseren Gesellschaft bleibt es aber doch
bei einem recht harmlosen Dilettantismus. Auf die adelige Geringschätzung
der Gelehrsamkeit fällt jedenfalls kein
weniger aufstörendes Licht, genauso wie
auf die Betrügereien eines Haushofmeisters, der die versäumte Buchführung der
gelehrten Frau ausnützt. Gegenüber Verstößen gegen die eheliche Treue wiegt
auch die Hingabe an gelehrte Interessen
nicht mehr allzu schwer. So kommt auch
der klagende Ehemann in Schillers Gedicht „Die berühmte Frau“ nicht gut weg,
weil die Verwandlung seines Engels in einen starken Geist ihn mit Neid erfüllt.
Die Angst vor Unterlegenheit spielt
bei der Verteidigung männlicher Wissenschaftsdomänen bis heute eine entschei-
Johann Heinrich Rambergs „Die gelehrte Frau“ erscheint im „Taschenbuch auf das Jahr 1803“.
dende Rolle. Diese Ambivalenz spiegelt
sich bereits in den Satiren der Aufklärung. Johann Heinrich Ramberg, der produktivste Buchillustrator der Goethezeit,
zeigt in seinen Variationen auf William
Hogarths „Mariage a la Mode“ eine „gelehrte Frau“ bei der Arbeit. Die Requisiten ihres Studierzimmers weisen sie als
vielseitig interessierte Amateurwissenschaftlerin aus: Ein Musikinstrument,
eine antike Vase und präparierte Naturalien werden ergänzt um Lexika und
Schriften über etruskische Kunst und die
Arabeske. Die Weisheitsgöttin auf dem
Sims dient als Haubenstock, daneben
hängen ein akademisches Diplom und
das Porträt einer Schriftstellerin.
Doch gleichzeitig tanzen Mäuse auf
dem Boden herum, und Spinnen weben in
den Zimmerecken, drei unbetreute Kinder
treiben Allotria, der Mops langweilt sich
auf seinem Polster, und der Ehemann
scheint sich im Hintergrund selbst sein
kärgliches Süppchen zu wärmen. Wie im
Ich weiß schon, was du sagen willst
Lesen und Schreiben nützt beim Hören: Eine Studie zum Analphabetismus
Eines hat Boxen mit dem sprachlichen
be bestand nur darin, zuzuhören und den
die zuständigen Hirnareale von der Evo-
Foto Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Lustspiel ist die Frau nur etwas weltfremd
und exzentrisch, verwerflich und böse ist
hingegen der Spitzbube, der hinter ihrem
Rücken etwas entwendet. So endet Ayrenhoffs Stück mit dem gönnerhaften Wort
des Ehemanns, „daß Ausschweifungen
dieser Art einer Dame weniger nachtheilig, und ihrem Manne weit weniger kränkend sind, als viele andere, worinn man
unsre Frauen nicht selten verfallen sieht“.
Von denen der Männer aber schweigen –
ALEXANDER KOŠENINA
die Männer.
Grün im Geiste?
ie Schwaben und Badener verstehen die Welt nicht mehr: Da wählt
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man die naturverbundenen Grünen an
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De kracht van wol
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‘Hoet was een bohemien’
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Carnavalisten delen condooms uit aan kinderen
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‘Verjaring kost Brussels gerecht 100 miljoen euro’
Foto: Onder Russisch toezicht
D10-D11 De pc op kinderslot
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58 Leuvense studenten overvallen
Installatie om toxische bommen te ontmantelen is defect
Farmareuzen spannen samen om patiënten duurder medicijn te verkopen
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Waarom Merkel vandaag Poetin niet zal bruuskeren (Foto) + Alle ogen op
Merkel gericht
Vreemdelingenloket loopt drie maanden achter
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Casper En Hobbes
Nicole en Hugo vernieuwen geloften
Oscar-pizzajongen krijgt 1.000 dollar fooi
Jongens zijn ‘vatbaarder’ voor autisme
Undress. Silent treatment. Na dré.
Pianomuziek.
Toen was charme nog heel gewoon
‘Ik word kleiner, op een positieve manier’
Foto: Mode aan kassa vier
De nieuwe lichten van Studio Brussel
Quote Siska Schoeters: "Ik wil een carrière..."
Is fairtrade echt nodig?
De grenzen van Torfs' vrijheid: Verlangen naar averechts
Wickmayer vandaag in Indian Wells
Jongerenmagazine overleeft
AB InBev-manager casht miljoenen
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Passief roken brengt uw kind onherstelbare schade toe
Derde nominatie voor Nathalie Meskens
Warm afscheid voor Jan Hoet
Ruslana krijgt prijs van Michelle Obama
Oscar-selfie is ordinaire reclamestunt
Twee kreeftjes op het strand
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Van mannequin tot harlekijn
Abdullah en Kim
Fenninger wint reuzenslalom Are
Wickmayer in tweede ronde Indian Wells
Vier Belgen met hoop op twee medailles
McDonald’s hoopt op vergunning in beroep
Bitcoin-brein ontmaskerd
Rel over Vlaamse havensteun
Big Buisson is watching you
Postzegel boekt wereldrecord
Tweemaal krekelkroket, alstublieft
Maak niet alleen giften, maar ook vrijwilligerswerk fiscaal aftrekbaar’
Kiem van loonkloof ligt al in studiekeuze
Onkelinx schrapt 10 miljoen euro voor chronisch zieken
Rusland heeft media nog heel hard nodig
EU geeft Rusland nog een kans
Parlement Krim kiest voor Rusland
Van loonkloof naar evenredige deelname
Loonkloof gehalveerd in 10 jaar
Verzot op God
Moeder van tv-kok Piet Huysentruyt trapt in telefoongrap
John Travolta excuseert zich bij ‘Adele Dazeem’
D10-11 De tijd van je leven (begint na je pensioen)
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7/03/14 MPL10-11 "Een goede balans in je voeding is belangrijk"
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Petitie voor heruitgave van Patricia De Martelaere
Selfies: Letterkundig Museum legt Heleen van Royen bloot
Hinkelend op reis
Ik heb hard moeten vechten
Boekenhonger
Scheire en de schepsels
Mila Kunis en Ashton Kutcher zijn verloofd
Iedere dag sterven er 50 vrouwen in het kraambed in DR Congo
Leven met ADHD is zeker niet onoverkomelijk
Passie om met kinderen te werken
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Vlaanderen wil energie uit diepste grondlagen boren
Snowden bevestigt hacking Belgacom
Slimme criminelen smokkelen sigaretten
‘Toen was het niet leuk meer’
Vrouwen van Marokkaanse origine krijgen vroeger borstkanker
‘In de Belle 20 is Delhaize een voorbeeld voor Colruyt’
MPL15 Help je kind door de puberteit
MPL13 Contraceptie op maat
MPL13 Positieve ingesteldheid en steun hielpen me borstkanker overwinnen
MPL12 Communiceren over borstkanker redt mensenlevens
MPL11 Gember: culinaire smaakmaker en hulpmiddel tegen misselijkheid
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Onder kinderartsen bestaat er geen twijfel over de nood aan een nieuwe
aanpak
Vleesboom, wat is dat ?
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Beroepsgeheim
MPL8-9 Pamperen? Ik wil dat Elena sterk wordt
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L12-13 Charles Bukowski: mijn portret
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Anticonceptiering, nu ook tegen hiv
Marjolijn Hof wint Woutertje Pieterse
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Comfortzone
DS Tips: Away from her
‘Tristesse is niet zo aan mij besteed. En me erin wentelen al helemaal niet
De wondere wereld van Wes
‘Ik kan Jans dood niet vatten’
En ze leefden nog gelukkig en goedkoop
Waarom we levensecht boeiender vinden dan echt
Het dilemma
Susie Wolff, testrijdster
Vrouwen aan de macht bij Formule 1-renstal Williams
Van der Plaetsen voorlopig vierde in zevenkamp
Vroom, vrouw én volwaardig
De jurk van een man
Een blauwe plek op de lijst
Pop-upwinkels in centrum
Nieuw kunstenfestival
Bellewaerde verwacht luipaarden
Stop geweld tegen journalistes'
‘Hoe intimideer je een journalist? Klaag hem aan’
Fronsen
Alle gekheid op één kapstok
Het verschil tussen hygiëne en beauty
M70-75 Croque zoekt vuist
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M46-52 Een dag als dandy
M32
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‘Met kerst kregen we een kogel in de bus, met een briefje erbij: prettige
feesten!’
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Saudi-Arabië bouwt industriezone waar enkel vrouwen mogen gaan werken Thema
Congolese krijgsheer schuldig aan oorlogsmisdaden
‘Over tien jaar zijn we er misschien’
Foto: De mieren van Melilla
M15-16De goede manieren van The Mentalist
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Eva's gedacht
Is rock-'n-roll een goede levenshouding?
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Genderkwesties
Geboorte van de filmdiva
Aan hogere studies zou ik nooit meer beginnen. Ik ben gewoon te dom.
Klant Pieter Loridon
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W52-55 Je gaat naar de huisarts, klaagt over pijn en voilà: je hebt een wietpas
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Waar ik ook heen ga, ik neem altijd iemand mee om mijn hand vast te
W46-50
houden'
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W28-29 Busje
W22-27 Doe-het-selfie
W21
W14-19 Nog vóór ik sterf, zal het gedaan zijn met de privacy
Fait Divers
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Experimente in den Ländern Fern von Berlin ist viel los
CDU verteidigt BKA-Chef Ziercke
Grenzen der Beschwichtigung
Zeugin belastet Pistorius im Mordprozess
Bomben und Schikanen
Bahnradfahrerin Vogel siegt weiter
Höfl wird nur Neunte
Laut, schnell, happy
Zehn Männer teilten sich ein Zimmer
Bei manchem reicht es nicht fürs tägliche Essen
Spanische Sonne ist ihr lieber als Schnee
Ein Arzneidienst für Todkranke
Bestechung kostet Sanofi Millionen
Wer soll zahlen? Die Kosten des Streits um die Ukraine
Freiheit, Wahrheit, Armut
Risikokünstler
Faszination des reinen Schönen
Kammerspiel für Männer
Die Künstler sollen krepieren?
Nach der Bluttat im Rheinland drittes Todesopfer
Der Oscarnado tobt
Kurze Meldungen: Kerry Kennedy
Kurze Meldungen: Gwen Stefani
Kurze Meldungen: Julie Gayet
Erfahren, wortgewandt, unerschrocken
Keine Versorgungsanstalt
Seite Titel
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Es gibt nichts Heißeres
Familie Romeike droht Abschiebung aus Amerika
Im Takt des Protokolls
Auf dem Marsch durch die Institutionen
Aufstand der Mooswaldindianer
Umweltministerin Hendricks besucht Atommülllager Asse
Grenzgebiet mit ungewisser Zukunft
Strafen nur in kleinen Dosen
Asyl für Schulverweigerer in Amerika abgelehnt
Tennis-Damen müssen reisen
Von der Bahn bis VW: Die Rente mit 63 wird zum Fluch
Notenbankerin in Putins Schatten
Der Arbeitsmarkt wird weiblicher
Bloß nicht zu viel Integration
"Kein Mindestlohn für junge und geringqualifizierte Arbeitnehmer"
Australien setzt auf Kohle am Korallenriff
Kostümwechsel
Herr Godot kommt leider nicht
Feminismus, kein Sozialdarwinismus!
Sieben zu drei – und doch ein Oscar-Unentschieden
Ein Egoist mit magischen Anziehungskraft
Fräulein Hanas sanftes Gespür fürs Gefühl
Skandalös (César-Filmpreise vergeben)
Die Schweiz ist ein Land im Aufruhr
Wird persönlich
Oscars Geschichten
Kurze Meldungen: Wladimir Putin
Sterne und Schnuppen
Pistorius soll sich mit Steenkamp gestritten haben
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Dreyer verteidigt "Doppelpass"
Charité gibt Schädel und Gebeine an Namibia zurück
Ein Ohr im Zentrum der Macht
"Ein Fleisch gewordenes Nichts": Zitate zum politischen Aschermittwoch
Die neuen Leiden der SPD
Wer aß denn zuerst vom Baum der Erkenntnis?
Charleys Onkel oder Wenn Julia den Romeo spielt
Pillenkrieg
Das unheimliche Sterben der Seesterne
Kopfgeburt ohne Überlebenschance
An der Scheidung verdienen die Anwälte kräftig mit
Mit dem Topf zurück nach China
Die Deutschen lieben Deutschland
Samsung kauft sich Oscar-Auftritt
Spanien zelebriert wirtschaftliche Wiedergeburt
Im Prinzip geht es darum, die Häftlinge zu töten
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Russisch Roulette
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Keine Angst vor Sex
Kriegsveteran und Putzfrau "Aida" in Zürich
Das muss man gesehen haben
Die neuesten Sanktionen gegen Persien
Reise eines alten Armeelastwagens durch die chinesische Geschichte
Bilder, die uns Angst machen
Kurze Meldungen: Scarlett Johansson
Kurze Meldungen: Ellen Degeneres
Nach Kreuzverhör Tränen im Prozess gegen Pistorius
Es wird mehr geschlagen
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6/03/14 R1 & R3Es muss nicht immer Heli sein
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Biblis-Streit kostet viel
Wem gehört Thüringens Wald?
Die Geister der Vergangenheit
Verbunden im Guten wie im Bösen
West-östliche Dissonanzen
Deutschland in Sorge
Schüsse in den Rücken
Sie fördern das Rohöl der Zukunft
„Es fasziniert mich, welchen Einfluss Daten auf unseren Alltag haben.“
Zurück in die Höhle
In Kürze: Ein Leben mit Gehilfen
Claudia Roth: "Putin-Show fernbleiben"
Die Edathy-Affäre und die Folgen
Saudische Bankerin macht Karriere
Manta, Manta
Integration kann baden gehen
Heute ist Dönerstag - nur Cartoon
Die perfekte Dauerwelle
Mehr Frauen verdienen selbst
Der Gott des Gemetzels sagt: Okay, ich bin tot. Gute Idee.
Die Dame mit den Kratern
Appell an Merkel
FOTO "Als das Fernsehen entdeckte, dass Zuschauer denken"
Manierierte Lady im Klischee-Kalifornien
Kurze Meldungen: Misao Okawa
Kurze Meldungen: Rebecca Skloot
Im Lack glänzt die Verheißung + Foto
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Schulverweigerer dürfen weiter in Tennessee leben
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Kurze Meldungen: Barack Obama
Kühle Distanz auch am Grab des Großvaters Paul I.
Katanga schuldig gesprochen
Amos für mehr Militärpräsenz
Gillibrand scheitert mit Initiative
Bundesratspolitik der ruhigen Hand
Krise und Protokoll
Menschenfleisch auf dem Wochenmarkt
Gälisch sticht Englisch
Schritt für Schritt
Denkpause
Die Mietpreisbremse
Peiffer Dritter in Pokljuka
Ein Privattrainer Sachenbachers im Visier
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Bitte schließen!
Darf ich nicht sagen, was ich denke?
Hören Sie nicht auf Frau Doktor Frankenstein
Heidi Klum verjüngt sich erstmals
Freier blick unter den Rock
Notrufnummer in Not
Pistorius weint abermal um seine tote Freundin
Valérie dans le métro
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Bruder Traum und Schwägerin Tat
Suchen nach Momenten des Glücks
Mama Drei an Sprössling Minus
Du bist unsere Tochter, Mäuschen
Triffst du nur das Zauberwort
Mein Stimmbruch ist kaum der Rede wert
Bruder, du Zentrum meines Lebens
Dem Elfenbeinspecht machen wir nichts vor
Vorhang auf für Alex und seine Wetterauer Horrorshow
Der Schrecken ist ein giftiges Tier
Sogar die Schatten lügen
Spiel mir das Lied von Los Angeles
Begabung macht das Leben schwer
Heute Nacht ist die rechte Zeit für Tapferkeit
Als der Krieg nicht zu Ende war
„Kopf gerade, nicht wackeln“
Ein vernichtendes Gefühl
Der gar nicht so saubere Fall VCB
Was nach der Scheidung bleibt
Brustimplantate sind auch für Versicherer riskant
Frauen arbeiten wie nie zuvor
An die Arbeit, Frauen!
Diesmal wollen sie den Richtigen erwischen
Picassos schönes Modell malt selbst
Frischfleisch für Europas Sklavenmarkt
Keine Halbwesen
Zum Entsetzen, zum Entzücken
Radikal
Kurze Meldungen: Katie Holmes
Kurze Meldungen: Justin Bieber
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Sprunghaftes Leben
Aufstand der Bürgerinnen
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