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Faculteit Letteren & Wijsbegeerte Liesbeth Hoornaert Die Darstellung der Frau in der flämischen Zeitung De Standaard und der deutschen Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung Ein qualitativer und quantitativer Vergleich Masterproef voorgedragen tot het behalen van de graad van Master in de Meertalige Communicatie 2015 Promotor Dr. Sofie Decock Vakgroep Vertalen Tolken Communicatie ! ! ! 2! ! ! ! VORWORT 3! An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die mich während der Anfertigung dieser Masterarbeit unterstützt und motiviert haben. Danken möchte ich an erster Linie meiner Betreuerin, Frau Dr. Sofie Decock, die mir immer wieder wertvolle Hinweise gegeben hat durch kritisches Hinterfragen und sich mit der Korrektur dieser Arbeit beschäftigt hat. Vielen Dank für die Geduld und Mühen. Ebenso danke ich Frau Dr. Els Snick, die sich als Zweitgutachter zur Verfügung gestellt hat. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, insbesondere meinen Eltern, die mir mein Studium ermöglicht haben und mich in all meinen Entscheidungen unterstützt haben. Schließlich möchte ich auch meinem Freund Bart Verswijvel danken, weil er mir immer mit viel Geduld, Interesse und Hilfsbereitschaft zur Seite stand. ! ! ! 4! ! ! ! INHALTSVERZEICHNIS 5! ! 1. EINLEITUNG ...................................................................................................................... 7 1.1 Problemstellung ............................................................................................................................7 1.2 Forschungsstand ...........................................................................................................................9 2. KORPUS UND METHODE .............................................................................................. 17 2.1 Korpus .........................................................................................................................................17 2.1.1 Zeitungsartikel ......................................................................................................................17 2.1.2 Auswahl der Artikel ..............................................................................................................17 2.1.3 Zeitraum ................................................................................................................................18 2.1.4 Auswahl der Zeitungen .........................................................................................................19 2.1.4.1 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN FLANDERN .............................................. 19 2.1.4.2 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN DEUTSCHLAND ...................................... 21 2.1.4.3 DE STANDAARD UND FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG UND IHRE VERBINDUNG ....................................................................................................................................... 23 2.2 Methode .......................................................................................................................................24 2.2.1 Triangulation.........................................................................................................................24 2.2.2 Methodologie der qualitativen Analyse ................................................................................25 2.2.2.1 QUALITATIVE ANALYSE ....................................................................................................... 25 2.2.2.2 DISKURSANALYSE .................................................................................................................. 27 2.2.2.2.1 Theorie ................................................................................................................................. 27 2.2.2.2.1 Methodologie ....................................................................................................................... 29 2.2.2.2.2 Intratextuelle Analyse .......................................................................................................... 29 2.2.2.2.3 Transtextuelle Analyse ......................................................................................................... 31 2.2.3 Methodologie der quantitativen Analyse ..............................................................................33 2.2.3.1 QUANTITATIVE ANALYSE .................................................................................................... 33 2.2.3.2 PARAMETER ............................................................................................................................. 34 2.2.3.2.1 Art der Artikel ...................................................................................................................... 34 2.2.3.2.2 Themen................................................................................................................................. 35 2.2.3.2.3 Artikelgröße ......................................................................................................................... 36 2.2.3.2.4 Anzahl der Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Zeitung ........................................ 36 3. ERGEBNISSE DER ANALYSE ....................................................................................... 37 3.1 Qualitative Analyse ....................................................................................................................37 3.1.1 Qualitative Analyse der Zeitung De Standaard....................................................................37 3.1.1.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ............................................................................................... 37 3.1.1.1.1 Wortorientierte Analyse ....................................................................................................... 37 3.1.1.1.2 Textorientierte Analyse ........................................................................................................ 38 3.1.1.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE .............................................................................................. 39 3.1.1.3 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 40 3.1.2 Qualitative Analyse der Frankfurter Allgemeine Zeitung ....................................................42 3.1.2.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ............................................................................................... 42 3.1.2.1.1 Wortorientierte Analyse ....................................................................................................... 42 3.1.2.1.2 Textorientierte Analyse ........................................................................................................ 43 3.1.2.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE .............................................................................................. 45 3.1.2.3 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 45 3.1.3 Qualitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung ........................47 3.1.3.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ............................................................................................... 47 3.1.3.1.1 Wortorientierte Analyse ....................................................................................................... 47 3.1.3.1.2 Textorientierte Analyse ........................................................................................................ 47 ! ! ! 6! 3.1.3.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE .............................................................................................. 48 3.1.3.3 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 49 3.2 Quantitative Analyse ..................................................................................................................51 3.2.1 Quantitative Analyse Artikel De Standaard .........................................................................51 3.2.1.1 ART DER ARTIKEL .................................................................................................................. 51 3.2.1.2 THEMEN ..................................................................................................................................... 52 3.2.1.3 ARTIKELGRÖßE ....................................................................................................................... 53 3.2.1.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG.... 53 3.2.1.5 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 54 3.2.2 Quantitative Analyse Artikel Frankfurter Allgemeine Zeitung ............................................55 3.2.2.1 ART DER ARTIKEL .................................................................................................................. 55 3.2.2.2 THEMEN ..................................................................................................................................... 56 3.2.2.3 ARTIKELGRÖßE ....................................................................................................................... 57 3.2.2.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG..... 57 3.1.2.5 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 58 3.2.3 Quantitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung ......................59 3.2.3.1 ART DER ARTIKEL .................................................................................................................. 59 3.2.3.2 THEMEN ..................................................................................................................................... 60 3.2.3.3 ARTIKELGRÖßE ....................................................................................................................... 60 3.2.3.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG..... 61 3.2.3.5 SCHLUSSFOLGERUNG ............................................................................................................ 62 4. SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK .................................................................. 63 QUELLEN .............................................................................................................................. 67 APPENDIX ............................................................................................................................. 68 ! ! ! 1. EINLEITUNG 7! 1.1 Problemstellung Frauen stellen die Hälfte der Weltbevölkerung. Trotz des feministischen Kampfs für Gleichheit der sechziger und siebziger Jahre, haben sie oft noch nicht die gleichen Rechte wie Männer, auch nicht in diesen modernen Zeiten und auch nicht in Ländern wie Deutschland und Belgien. Es gibt zum Beispiel in den beiden Ländern immer noch eine Lohnkluft zwischen Männern und Frauen (N24, 2014 und Instituut voor gelijkheid van vrouwen en mannen, 2013) und Männer und Frauen werden noch nicht in gleicher Weise behandelt. Die europaweite Forschung vom European Union Agency for Fundamental Rights (2014) zeigt, dass es sowohl in Belgien als auch in Deutschland immer noch viel Gewalt gegen Frauen gibt. Obwohl der gesellschaftliche Status von Frauen jetzt schon “besser” ist als einst, werden Frauen oft noch diskriminiert und stereotyp dargestellt, auch in den Nachrichten. (C. M. Byerly & K. Ross, 2006: 7). 2011 fasst UNESCO die Problematik im Kontext des Projekts “Women Make the News” folgendermaßen zusammen: There are only two kinds of journalism - good and bad. Good journalism involves fair and accurate representation, and a search for diversity and balanced reporting on subject matter, perspectives and points of view. Women constitute half of the world population and they are an important part of the media consumers. Yet, women still do not constitute half of the media images and voices, nor media messages address half of women’s interests and concerns. Die Medien spielen also eine wichtige Rolle bei diesen Prozessen. Sie haben nicht nur die Möglichkeit, den ungleichen Status quo in Machtstrukturen aufrechterzuhalten, sondern auch die Möglichkeit, zu neuen, egalitäreren Machtstrukturen beizutragen. Außerdem erreichen die Medien einen großen Teil der Bevölkerung und haben sie deshalb einen großen Einfluss. (ibid.) Die Weisen, in denen Frauen in den Medien dargestellt werden, verbreiten eine starke Botschaft über die Position, die Rolle und die Leben von Frauen. Die Medien sind die wichtigsten Gestalter der Nachrichtenagenda. Wenn sie nicht genügend über die wichtigsten Meinungen und Taten von weiblichen Richterinnen, Parlamentsabgeordneten und Geschäftsfrauen Bericht erstatten, dafür aber haüfig von Gewaltakten gegen Frauen berichten, dann ist es logisch, dass sich das Publikum nicht dessen bewusst wird, dass Frauen auch ! ! ! wichtige Rollen in der Gesellschaft innehaben. (Byerly & Ross, 2006: 40) 8! Laut dem journalistischen Kodex von Belgien und Deutschland müssen die Medien immer “wahrheitsgetreue, ehrliche und akkurate Informationen” mitteilen. “Diskriminierung auf der Grundlage des Geschlechts” ist in den beiden Ländern verboten (T. Laitila, 1995). Es gibt zwar viele Länder, die diese Prinzipien in ihren Kodex aufgenommen haben, aber K. Ross und C. M. Byerly (2004) zeigen in ihrem Buch Women and Media. International Perspectives, dass die mainstream Medien immer noch Frauen objektivieren und sexualisieren in ihrer routinierten Berichterstattung und in ihren Darstellungsstrategien. Viele Studien zeigen außerdem, dass Journalisten vor allem weiße Männer mittleren Alters und aus der Mittelklasse als Hauptquelle verwenden (u.a. Armstrong 2004, Ross, 2007, 2010 in Ross & Carter, 2011). Bisher gibt es jedoch noch keine Daten über die diesbezügliche Lage in belgischen und deutschen Zeitungen. Es ist wichtig, dass die historischen Muster von Frauenausschluss und unsachgemäßen Frauendarstellungen in Printmedien analysiert und dokumentiert werden, um so die Ursachen dieser Probleme freizulegen und Änderungsstrategien zu fördern. (Byerly & Ross, 2006:7) Deshalb untersucht und vergleicht diese Studie anhand von 184 Artikeln aus der flämischen Zeitung De Standaard und 174 Artikeln aus der deutschen Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung, wie Frauen und Frauenthemen in der flämischen und deutschen Presse dargestellt werden. Die Forschungsfragen dieser Studie sind: 1. Wie werden Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt? Gibt es einen Unterschied zwischen den Darstellungen in den untersuchten Zeitungen, und wenn ja, worauf lassen sich diese Unterschiede zurückführen? 2. Wie viel Aufmerksamkeit wird in flämischen und deutschen Zeitungen auf Frauen und Frauenthemen verwendet? Gibt es in dieser Hinsicht einen Unterschied zwischen den untersuchten Zeitungen, und wenn ja, wieso? Bei der zweiten Forschungsfrage werden mit “Frauenthemen” die folgenden Themen ! ! ! gemeint: * 9! Themen wie Diskriminierung, Chancengleichheit, die gläserne Decke, Arbeitsquoten, die Lohnkluft * Themen wie Vergewaltigung, Misshandlung, häusliche Gewalt * Themen wie das Schönheitsideal, die Darstellung der Frauen in Werbungen und in den Medien Es geht deshalb um Artikel, in denen Frauen beschrieben werden, oder Artikel, die Themen behandeln, die sich auf Frauen beziehen. In der vorliegenden Arbeit wird zuerst die bisherige relevante Literatur gesammelt und zusammengefasst. Anschließend wird der benutzte Korpus präsentiert und wird die Methode, die Kombination einer qualitativen und einer quantitativen Analyse, erklärt. Bei der qualitativen Analyse werden die Artikel der beiden Zeitungen anhand einer intratextuellen und einer transtextuellen Analyse analysiert. Zusätzlich wird nachgegangen, ob und inwiefern sich die Ergebnisse für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und De Standaard voneinander unterscheiden. Das darauffolgende Kapitel besteht aus der quantitativen Analyse. Bei der quantitativen Analyse werden die Artikel der beiden Zeitungen anhand unterschiedlicher Parameter (Art der Artikel, Themen, Artikelgröße und Anzahl der Artikel) quantitativ analysiert und ausgewertet. Auch hier werden die Ergebnisse der Analysen für die beiden Zeitungen miteinander verglichen. Der letzte Teil dieser Arbeit besteht aus einer allgemeinen Schlussfolgerung und einem Ausblick. 1.2 Forschungsstand Diese Studie ist eine Medienforschung. Medienforschungen sind in den letzten Jahren in den relativ jungen Fachgebiet der Kommunikation aufgenommen worden. Dieser dynamische ! 10! ! ! Fachbereich hat sich schnell und in umfangreichem Maße entwickelt. Die Art und Weise, wie Gender, Rasse, Ethnizität und sexuelle und nationale Identität in Mediennachrichten dargestellt und gelesen werden, bildet ein wichtiger Untersuchungsgegenstand innerhalb der Medien- und Kommunikationswissenschaften. Auch die Implikationen für die politischen Wirklichkeiten von denjenigen, die in diesen Berichten dargestellt werden, werden untersucht. (C. M. Byerly & K. Ross, 2004: 2) Diese thematischen Schwerpunkte in Medienforschungen sind in den siebziger Jahren weltweit aus sozialen Bewegungen wie dem Feminismus, den LGBTQ-Bewegungen und den antirassistischen und nachkolonialistischen Bewegungen entstanden. Liberale Bewegungen haben viel Aufmerksamkeit auf die Rolle der Medien verwendet, weil die Medien eine doppelte Macht haben. Einerseits können sie die bestehenden ungleichen Verhältnisse verstärken, andererseits können sie neue Ideen verbreiten und helfen mit der Agendasetzung, die nach Veränderung strebt. (ibid.) Für diese Studie ist es nützlich, die folgenden drei Konzepte zu verdeutlichen: „Geschlecht“, „Gender” und „(alle) Frauen”. ‚Geschlecht’ bedeutet der biologische Status einer Person. Verschiedene biologische Eigenschaften wie z. B. Geschlechtschromosome, innere Fortpflanzungsorgane und äußere Geschlechtsorgane bestimmen das Geschlecht. Das Geschlecht kann Mann, Frau oder Intersex (eine atypische Kombination von männlichen und weiblichen Eigenschaften) sein (American Psychological Association, 2011). Mit ‚Gender’ werden alle Gefühle, Haltungen und Verhalten, die eine Gesellschaft mit dem biologischen Geschlecht einer Person assoziiert, gemeint (American Psychological Association, 2011). Diese Eigenschaften sind also nicht biologisch, sondern gesellschaftlich konstruiert. Bei dem Begriff ‚Frauen’ oder ‚alle Frauen’ soll bemerkt werden, dass diese Gruppe nicht homogen ist. Laut Thornham (2007) ist diese Gruppe durch Machtsunterschiede und Ungleichheiten wie Klasse, Rasse, Ethnizität, Kultur, Alter und sexuelle Veranlagung zerrissen, weil Frauen als eine Gruppe nicht mehr so einfach mit “anderen unterdrückten Menschen” übereinstimmen. Das führt dazu, dass die Darstellung von Frauen nicht als eine “unsachgemäße Darstellung” gesehen werden kann, die von anderen Frauen mit einem ! 11! ! ! “realistischen” Porträt korrigiert worden kann. Wenn man im Namen aller Frauen spricht, kann das als Kulturimperialismus wirken. In diesem Forschungsbereich haben vor allem Karen Ross und Carolyn M. Byerly, zwei renommierte Wissenschaftlerinnen im Fachgebiet der Kommunikation, viele Untersuchungen durchgeführt. Sie nennen diesen Forschungsbereich konsequent “feminist scholarship”. Die feminist scholarship-Forschungen haben als Ziel, die Beziehung von Frauen zu den Medien zu beurteilen. Sie rechnen dafür mit dem Status von Frauen in der wirklichen Welt. (Byerly & Ross, 2006: 12) Ross und Byerly (2006) argumentieren, dass die Nachrichten über die Erfahrungen von Frauen in den letzten drei Jahrzehnten in Umfang und Bereich gestiegen sind. Es gibt jedoch Besorgnis erregende Trends, vor allem was die Kommodifizierung der Körper von Frauen betrifft. Frauen werden oft reduziert auf weniger als die Summe von Körperteilen. Das große Problem ist, dass diese hyperunrealistischen und an Männern orientierten Konstruktionen ständig wiederholt werden und so in den alltäglichen Diskurs hineinschleichen. Dies verstärkt wiederum die Ungleichheit sowie die weiblichen Stereotypen (Smith, 1990 in Ross und Byerly, 2006). Ross und Byerly (2006) behaupten zudem, dass die sexistischen Darstellungen der Frau in den Medien weltweit stoisch stabil geblieben sind. Die Forschung von Karen Ross (2010) zeigt, dass bei der Auswahl von Nachrichten vor allem mit männlichen Nachrichtenwerten gerechnet wird. Die Themen, die für Frauen relevant sind, werden als weniger wichtig betrachtet und werden also weniger ausführlich behandelt. Diese Situation führt dazu, dass der weibliche Beitrag zum sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben untergraben wird: “If what we see and read and hear are men’s voices, men’s perspectives, men’s news [, then]! women continue to be framed as passive observers rather than active citizens.” (Ross, 2011: 19 in Ross & Carter, 2011) Laut Ross und Carter (2011) sind Frauen in den Nachrichten also weniger sichtbar als autonome und wichtige Akteure im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bereich als aufgrund ihrer Position in der wirklichen Welt zu erwarten wäre. Aus ihrer Studie von britischen Zeitungen, Fernsehprogrammen und Radioprogrammen geht hervor, dass trotz der relativ großen Zahl der Artikel, die von Problemen bezüglich Menschenrechten oder der ! 12! ! ! Gleichstellung der Geschlechter handeln, nur fünf Prozent dieser Artikel diese Fragen problematisieren. Statdessen werden in diesen Artikeln nur die Tatsachen wiedergegeben, ohne zu suggerieren, dass etwas geändert werden muss. Aus verschiedenen anderen Forschungen geht hervor, dass Frauen vor allem als “eye candy” (Berühmtheit), als Opfer oder als Ehefrau/Tochter/Freundin des nachrichtenwürdigen Mannes in die Nachrichten kommen (Geersema, 2009, Ross, 2010, Spears et al., 2000 in Ross & Carter, 2011). Ross und Byerly (2006) zitieren die Forschung von Tuchman et al. (1978), die nachweist, dass Werbungen, Fernsehprogramme, Filme, Nachrichten und andere Genres in westlichen, aber auch in afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern unverhältnismäßig die traditionellen Haushaltsrollen der Frau betonen oder die Frauen als Lustobjekt darstellen. Diese Doppelwährung bestätigt also Stereotypen und suggeriert angemessenes Benehmen. Laut Ross und Byerly (2006) werden Frauen vor allem als Opfer beschrieben, was sie erneut zu passiven und unabhängigen Wesen macht. Sie zitieren auch verschiedene Quellen (Myers 1997; Berns 1999; Cuklanz 2000), aus denen hervorgeht, dass sexuelle Angriffe als “ungewöhnliche Vorfälle” durch “unnatürliche” Männer dargestellt werden. Eine solche Darstellung erweckt den Eindruck, dass diese Verbrechen selten sind und dass die angemessene Antwort eine “law-and-order” Antwort ist, statt die Problematik als ein seriöses gesellschaftliches Problem zu betrachten, das Sozialreformen als Lösung braucht. Nachrichtenredaktionen haben kein Interesse daran, die Problematik angemessen zu kontextualisieren. Das führt dazu, dass Vergewaltigungen als isolierte und wahllose Ereignisse dargestellt werden, und nicht als eine Folge von patriarchalen Machtverhältnissen, die alle persönlichen, auch sexuellen Verhältnisse strukturieren. Ross und Byerly (2006) argumentieren, dass es unlogisch ist, die sprachlichen “sex beast”- und “stranger-danger” Mythen aufrechterzuhalten, wenn die weltweiten Statistiken über Sexualverbrechen nachweisen, dass die meisten Vergewaltiger Freunde oder Verwandte der Opfer sind. Ross und Byerly (2006) zitieren auch Helen Benedict (1992), die eine Studie zur Berichterstattung von Sexualverbrechen durchgeführt hat. Ihre Forschung hat gezeigt, dass weibliche Opfer oft eines aufreizenden Verhaltens beschuldigt werden, dass aber gleichzeitig nicht alle Opfer auf genau dieselbe Weise dargestellt werden. Weiße Frauen der Mittelklasse ! 13! ! ! werden günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse. Frauen seien selbst schuld: Männer können ihren biologischen Drang nicht beherrschen und Frauen müssen sittsame Kleider tragen, um zu vermeiden, dass sie zum Sexualverbrechen provozieren. Laut Byerly und Ross sind Frauen also am interessantesten, wenn sie viele Schmerzen erleiden. Aus der Studie von Ross und Carter (2011) geht hervor, dass Frauen dreimal öfter als Männer anhand ihres Familienstatus (Mutter, Ehefrau, Tochter) beschrieben werden. Ihr Familienstatus ist entweder eine persönliche biografische Einzelheit, bei der die Frauen als Primär- oder Sekundärsubjekt fungieren, oder sie dürfen als Informantin sprechen, weil sie eine Familienbekanntschaft mit dem männlichen Subjekt haben. Außerdem werden Frauen öfter als Augenzeuge verwendet, um über ihre persönlichen Erfahrungen oder die öffentliche Meinung zu berichten. Sie werden weniger als Expertinnen dargestellt und verbreiten also weniger informative oder maßgebende Nachrichten. Ross und Byerly (2006) zitieren Zoch & VanSlyke Turk (1998), die nachweisen, dass nur 20% der benutzten Quellen in den Medien Frauen sind. Außerdem sind die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kürzer. Ross und Byerly (2006) zitieren auch die Forschung von Venkatram (2002), die gezeigt hat, dass Frauen in indischen Tageszeitungen nur selten angeführt werden und dass Leserbriefe von Frauen weniger veröffentlicht werden. Die Studie von Ross und Carter (2011) zeigt auch, dass das Alter von Frauen oft in den analysierten Nachrichten verwendet wird, auch wenn das für die Geschichte nicht relevant ist. Ross und Byerly (2006: 44-45) argumentieren, dass die Geschichten von Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen häufig bagatellisiert werden, indem die Medien über Privatleben, Hausordnung und Kleidungsstil spekulieren. Politikerinnen dürfen zwar über ihre Politik sprechen, aber ihr Potenzial wird strukturell von den Medien untergraben, da in den Artikeln irrelevante Details wie ihr Alter, ihre Schuhe oder ihren neuen Haarschnitt erwähnt werden. Eine andere in der Studie von Ross und Byerly erwähnte Weise, Politikerinnen in den Medien darzustellen, ist die Verbindung mit “Hysterie” und “Aberration”. Die Medien wussten z. B. nicht, wie sie mit der ersten weiblichen australischen Ministerpräsidentin umgehen sollten und deshalb wurde ihr Geschlecht auf verschiedene Weisen ständig erwähnt und wurde die Einzigartigkeit der Lage andauernd betont. ! 14! ! ! Laut Ross und Byerly (2006) konstruieren die Art und Weise, auf die Journalisten Nachrichten sammeln, wen sie als Quellen benutzen und dann welche Zitate sie schließlich aufnehmen, eine gekünstelte Version der “Realität”. Nicht nur die Realität des fraglichen Ereignisses ist gekünstelt, sondern auch, allgemeiner, die Gesellschaft. Aus der Studie von Van den Bulck (2009), geht hervor, dass Frauen in den Nachrichten des flämischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks VRT weniger das Wort haben als Männer (nur 25,9% der Sprecher waren Frauen) und dass sie auch weniger Redezeit bekommen als Männer (15,3 Sekunden gegenüber 19,3 Sekunden). Sie behauptet, dass Aufmerksamkeit der Medien für Frauen wichtig ist, da man so die Chance hat, bekannt zu werden. Wenn Frauen also weniger Aufmerksamkeit der Medien bekommen, haben sie auch weniger die Möglichkeit erfolgreich zu werden. Die Aufmerksamkeit der Medien ist auch wichtig, weil die Realität zum Teil davon bedingt ist, wer und was in den Medien gezeigt wird. Van den Bulck bemerkt jedoch, dass ein 50-50-Verhältnis nicht erforderlich ist, da es weniger Frauen in leitenden Funktionen gibt. Ross und Byerly (2006) erwähnen auch die Studie von Francis Lee (2004), die herausgefunden hat, dass die Medien in Hongkong Beamtinnen oft als die “perfekte” Frau darstellen. Sie reduzieren die Schwierigkeiten, mit denen diese Frauen konfrontiert wurden, und so implizieren sie, dass jede Frau erfolgreich werden kann. Andere Frauen, die nicht erfolgreich sind, werden so auch implizit dessen beschuldigt, selber schuld daran zu sein. Die unrealistische Darstellung der “perfekte” Frau, die weiß, dünn und jung ist und perfekte Zähne und ein perfektes Leben hat, kommt auch weltweit in Zeitschriften vor (Ross & Byerly, 2006). Diese Zwangsjacke, in die die Lebensweisen und Ambitionen von Frauen gepresst werden, wird jetzt als “girl power” maskiert. Ross und Byerly (2006: 50) schreiben darüber: How empowering is it, really, for a woman to wear a French Connection T-shirt with the legend, “Fit Chick, Unbelievable Knockers” written across her breasts? Or to mimic the bad-boy behaviors of her male counterparts, such as excessive drinking, fighting, and swearing, and rationalize it as sexual equality? Diese Darstellung der “perfekten” Frau ignoriert auch das Obesitasproblem. Mittels Software werden Frauen dünner dargestellt als sie wirklich sind. Die unmöglichen Körper dieser Frauen lösen bei der weiblichen Leserschaft Angst vor und Abneigung gegenüber dem ! 15! ! ! eigenen Körper aus (Edut 1998, Edut & Walker 2000, Arnold 2001 in Ross & Byerly 2006). Ross und Carter (2011) schließen, dass der Status und die Funktion von Frauen in britischen Nachrichten anders sind als diese von Männern. Sie schließen auch, dass Journalisten genauso viel Frauen wie Männer darum bitten, als Mitglied der Gesellschaft zu sprechen. Das betrachten sie als eine gute Sache für die Aufnahme von verschiedenen Ansichten von Bürgern in die Nachrichten, aber es ist ungenügend wenn das die Hauptweise ist, auf die Frauen gehört werden. Laut Ross und Byerly (2006) besteht eine Ursache für das geringe Engagement von Frauen in Printmedien darin, dass vor allem reiche, (hauptsächlich) weiße Männer die meisten Mediengruppen besitzen und so das Engagement von Frauen einschränken. Vor allem farbige Frauen seien davon betroffen. Trotzdem ist die Lage laut Ross und Byerly (2006) nicht immer negativ. So gibt es Zeitschriften und Zeitungen, die eine starke und selbstsichere “girl power” Botschaft senden, wie z. B. die Zeitschriften More!, An’an und Non’no. Diese Zeitschriften insistieren, dass Frauen machen können, was sie wollen, dass sie tragen können, was sie tragen möchten und dass sie sein können, wer sie sein möchten. Diese Zeitschriften erteilen auch Tipps und Strategien, um elterliche Kontrolle sowie ein traditionelles Leben mit einem Ehemann und Kindern zu vermeiden. Diese Zeitschriften geben also realistische und nützliche Informationen und nicht irgendwelche unmögliche Fantasie-Tipps (Sakamoto, 1999 in Ross & Byerly, 2006). Es ist jedoch ein Problem, dass durch die Vielfalt an Botschaften, die diese Zeitungen und Zeitschriften senden, kontradiktorische Botschaften entstehen die für die Leser verwirrend wirken können (McCracken, 1992 in Ross & Byerly, 2006). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es einige wichtige Tendenzen gibt. Erstens wird die traditionelle Haushaltsrolle der Frau oft betont, oder die Frau wird als Opfer oder Lustobjekt/Eye Candy dargestellt. Sie wird auch oft als Augenzeugin aufgeführt, um ihre persönlichen Erfahrungen zu erzählen oder die öffentliche Meinung zu repräsentieren. Sie dürfen aber weniger als Expertinnen in einem bestimmten Bereich sprechen (Geersema, 2009, Ross, 2010, Spears et al., 2000 in Ross & Carter, 2011). Die „perfekten“ Frauen in den Medien haben außerdem oft ein unmögliches und unrealistisches Körper (Ross & Byerly, 2006). Die erste Hypothese dieser Studie ist also: ! ! ! 16! H1: Die Rolle der Frau in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen ist Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt. Bei Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen wird oft über ihr Privatleben, ihre Hausordnung und ihren Kleidungsstil spekuliert. Das führt dazu, dass ihr Potenzial untergraben wird und ihre Geschichten als weniger wichtig dargestellt werden. Auch die Verbindung mit „Hysterie und Aberration“ wird ständig gemacht. Wenn eine Frau sich in einer einzigartigen Lage befindet, wird die Einzigartigkeit ständig betont. Auch der Familienstatus und das Alter der Frau werden oft erwähnt, auch wenn sie nicht relevant für die Geschichte sind (Ross und Byerly, 2006: 44-45). Daraus wird die zweite Hypothese dieser Studie abgeleitet: H2: Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist. Die Artikel, die von Sexualverbrechen handeln, halten die Mythen von „sex-beast“ und „stranger-danger“ instand. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse (Helen Benedict, 1992 in Ross & Byerly, 2006). Das führt zur folgenden Hypothese: H3: Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse. In den Artikeln, die von Themen wie die Ungleichheit der Geschlechter berichten, werden diese Fragen oft nicht problematisiert (Ross & Carter, 2011). Das führt zur vierten Hypothese: H4: Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen. ! 17! ! ! Die Themen die für Frauen relevant sind, werden in den Nachrichten weniger ausführlich behandelt (K. Ross, 2010) und die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, sind im Allgemeinen kürzer (Zoch & VanSlyke Turk, 1998 in Ross & Byerly, 2006). Frauen sind in den Nachrichten weniger sichtbar als autonome und wichtige Akteure in verschiedenen Bereichen (Wirtschaft, Gesellschaft, Politik) (Ross & Carter, 2011). Daraus wird die fünfte Hypothese abgeleitet: H5: Die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, sind in den flämischen und deutschen Qualitätszeitungen im Allgemeinen kurz. Anhand von diesen Hypothesen wird versucht, eine Antwort auf die zwei Untersuchungsfragen dieser Studie zu formulieren. 2. KORPUS UND METHODE 2.1 Korpus 2.1.1 Zeitungsartikel Für diese Studie wurde ein Korpus von flämischen und deutschen Zeitungsartikeln erstellt. Der Korpus besteht aus 184 flämischen Artikeln aus der flämischen Zeitung De Standaard und 174 deutschen Artikeln aus der deutschen Zeitung Die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Artikel wurden aus insgesamt 12 Zeitungen gesammelt: 6 flämischen und 6 deutschen. Die Beilagen dieser Zeitungen wurden auch analysiert. Die Sonntagszeitung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde aber nicht analysiert, da De Standaard keine Sonntagszeitung hat. 2.1.2 Auswahl der Artikel Mit Zeitungsartikeln werden alle Artikel gemeint, die in den betreffenden Zeitungen erschienen sind. Das heißt, dass z. B. Kolumnen und Comics auch ausgewählt werden können, denn eine Zeitung entscheidet selber, welche Ansichten veröffentlicht werden und ! 18! ! ! auf welche Weise das gemacht wird. Werbungen und Leserbriefe kommen nicht in Betracht, weil sie unabhängig von der Zeitung sind: Eine dritte Partei produziert die Texte und wird nicht dafür bezahlt. Da alle Zeitungsartikel für die Analyse wichtig sind, können auch die Artikel aus den Feuilletons und Anlagen selektiert werden. Für die Analyse werden alle Zeitungsartikel selektiert, in denen Frauen beschrieben werden, oder die Themen behandeln, die sich auf Frauen beziehen. Das heißt: - Themen wie Diskriminierung, Chancengleichheit, die gläserne Decke, Arbeitsquoten, die Lohnkluft - Themen wie Vergewaltigung, Misshandlung, häusliche Gewalt - Themen wie das Schönheitsideal, die Darstellung der Frauen in Werbungen und in den Medien - Berichterstattung über oder Interviews mit Frauen (z. B. Politikerinnen, Künstlerinnen, Schauspielerinnen, Sportlerinnen, Wissenschaftlerinnen usw.) - Rezensionen von Filmen, Büchern oder Theaterstücken, die von Frauen gemacht werden oder in denen Frauen beschrieben werden. Weil das Korpus so relevant wie möglich sein soll, wurde beschlossen, nur diejenigen Artikel zu wählen, in denen die Frau oder die obengenannten Frauenthemen ausreichend Aufmerksamkeit bekommen. Das heißt, dass * die Frau oder das Frauenthema zentral im Artikel steht. Sie sind das Hauptthema des Artikels. Das sieht man daran, dass sie in der Überschrift des Artikels erwähnt werden. * Wenn sie nicht das Hauptthema des Artikels sind, gibt es wenigstens 30 Wörter, die über die Frau oder das Frauenthema handeln oder wenigstens 30 Wörter die ein Zitat einer Frau sind. Weil Cartoons/Comics meistens klein sind, wurden sie gewählt, wenn eine Frau abgebildet wird oder eine Frau oder ein Frauenthema im Dialog beschrieben wird. 2.1.3 Zeitraum Für diese Studie werden die betreffenden Zeitungen eine Woche lang analysiert. Der gewählte Zeitraum läuft vom 3. bis zum 8. März 2014. Dieser Zeitabschnitt wurde nicht zufällig ! 19! ! ! gewählt: Am 8. März findet Weltfrauentag statt. Dieser Tag wird jedes Jahr gefeiert, um auf verschiedenerlei Arten auf die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen weltweit aufmerksam zu machen. 2.1.4 Auswahl der Zeitungen Um ein allgemeines Bild der Berichterstattung in Flandern und Deutschland zu bekommen, bespricht diese Studie nur die Zeitungen mit einer überregionalen Reichweite. Die Studie beschränkt sich auch auf Tageszeitungen, da Tageszeitungen über eine große Vielfalt an aktuellen Themen berichten. 2.1.4.1 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN FLANDERN In Flandern gibt es neun allgemein-informative Zeitungen, von denen zwei Kopfblätter von anderen Zeitungen sind (Het Nieuwsblad/De Gentenaar und Het Laatste Nieuws/De Nieuwe Gazet) (S. Evenepoel, 2012). Alle allgemein-informativen Zeitungen sind überregional, mit Ausnahme von Het Belang van Limburg. Diese Zeitung kann man in ganz Flandern kaufen, aber 90% der Auflage wird in der Provinz Limburg verkauft. Die Nachrichten sind vor allem regional, sogar auf der Titelseite, deshalb wird Het Belang van Limburg hier den regionalen Zeitungen zugeordnet. De Gazet van Antwerpen wird, trotz seines regionalen Namens, den überregionalen Tageszeitungen zugordnet, denn sie hat eine überregionale Verteilung (E. De Bens & K. Raeymackers, 2010: 398 und 406). Es gibt auch eine auf Wirtschaft spezialisierte Tageszeitung, De Tijd, die sich jetzt in allgemein-informative Richtung entwickelt hat. (S. Evenepoel, 2012:91) In Flandern gibt es im Gegensatz zu Deutschland, wo es eine starke Tradition von Abonnements gibt, ein Gleichgewicht zwischen Abonnements und Einzelverkauf. Im Jahr 2008 war das Verhältnis 50,8% für die Abonnements gegenüber 49,2% für den Einzelverkauf. In den letzten zwanzig Jahren hat die Zahl der Zeitungskäufer jedoch stark zugenommen. (E. De Bens & K. Raeymaeckers, 2010: 136) ! 20! ! ! Es gibt in Flandern drei Mediengruppen: De Persgroep, Mediahuis (2013 entstanden aus der Fusion von Corelio und Concentra) und Mediafin. Jede dieser Mediengruppen besitzt eine oder mehrere Zeitungen. Jede Zeitung hat einen anderen ideologischen Ursprung, eine andere Profilierung und ein anderes Lesepublikum. Seit dem zweiten Weltkrieg gibt es in Flandern eine starke Pressekonzentration. 1950 gab es noch 17 Zeitungstitel und 14 Mediengruppen, jetzt aber gibt es nur noch neun Zeitungstitel und drei Mediengruppen. Die Geschichte der Zeitungslandschaft in Flandern wird also von zahlreichen spektakulären Übernahmen gekennzeichnet. (S. Evenepoel, 2012: 91) Diese Tabelle zeigt die flämischen überregionalen Tageszeitungen mit ihren wichtigsten Hintergrundinformationen (S. Evenepoel, 2012: 91-93): Zeitung Mediengruppe Typ Ideologischer Ursprung und heutige Profilierung Het Laatste Nieuws (Kopfblatt: De Nieuwe Gazet) De Persgroep Massenblatt liberal Mediahuis populärer Zweck; zwischen Massenblatt und seriöser Zeitung flämisch-katholischer Ursprung; jetzt allgemein De Gazet van Antwerpen Mediahuis populärer Zweck; zwischen Massenblatt und seriöse Zeitung De Standaard Mediahuis seriöse Zeitung De Morgen De Persgroep seriöse Zeitung Mediafin seriöse Zeitung mit Fokus auf Wirschafts-, Finanz- und Börsennachrichten Het Nieuwsblad (Kopfblatt: De Gentenaar) De Tijd konservativer, sozialer, flämischkatholischer Ursprung; jetzt katholisch flämisch-katholischer Ursprung; jetzt allgemein-informativ sozialdemokratischer Ursprung; jetzt linksprogressiv neutral ! ! ! 21! Tabelle 1: Überregionale Tageszeitungen in Flandern Die Zeitungen sind nach Reichweite geordnet (E. De Bens & K. Raeymackers, 2010). Die Zeitung mit der größten Reichweite steht obenan. 2.1.4.2 DIE AKTUELLE ZEITUNGSLANDSCHAFT IN DEUTSCHLAND In Deutschland gibt es eine große Zahl der Zeitungsausgaben (1512 im Jahre 2010). Meistens handelt es sich aber um Kopfblätter, die nur in einem beschränkten geografischen Gebiet erhältlich sind und sich nur in den lokalen Seiten oder in einem spezifischen Anzeigenangebot unterscheiden. Oft haben diese Zeitungen keine eigene Redaktion. Im Jahre 2008 gab es in Deutschland 135 publizistische Einheiten oder Vollredaktionen. (K. Raeymackers & S. Van Bauwel, 2012: 246) Die deutschen Zeitungsausgaben werden von 356 Verlagen herausgegeben. Seit 1954 gibt es in Deutschland aber starke Konzentrationen. Es geht um publizistische Konzentrationen, Verlagskonzentrationen, Angebotskonzentrationen und Auflagekonzentrationen. (ibid.) Die meisten deutschen Tageszeitungen sind Abonnementszeitungen. Sie stellen etwa drei Viertel der totalen Zeitungsauflage dar. Die meisten Tageszeitungen sind lokal und regional, nur wenige sind überregional. (ibid.) Laut Schütz gelten Zeitungen, von denen 15% der Auflage außerhalb des Kernverteilungsgebiets verkauft wird, als “überregional”. (Schütz, 2000: 22 zitiert nach K. Raeymackers & S. Van Bauwel, 2012: 249) Es gibt nur wenig überregionale Tageszeitungen in Deutschland, weil es dem Land bis zu den 90er Jahren an einem wichtigen politischen Zentrum fehlte. In Bonn, der vorläufigen Hauptstadt, wurden nur eine regionale Zeitung (der General-Anzeiger) und einige lokale Ausgaben der kölnischen Zeitungen herausgegeben. Nach der Wende wurde Berlin, eine Stadt in der immer schon viele Zeitungen herausgegeben wurden, wieder wichtiger. Die Zeitungen, die zuvor in der DDR auf nationaler Ebene verteilt wurden, ergänzten nach der Wende die überregionalen Zeitungen der BRD. (K. Raeymackers & S. Van Bauwel, 2012: 249-250) ! 22! ! ! Der Springer-Verlag dominiert den ganzen Markt der Boulevardblätter. Grund dafür ist die Bild-Zeitung mit ihrer Auflage von etwa 3,3 Millionen. Der Marktanteil von Bild ist mehr als vier Mal größer als der Marktanteil aller anderen Verlage von Boulevardblättern zusammen. (ibid.) Diese Tabelle zeigt eine Übersicht der wichtigsten heutigen Tageszeitungen in Deutschland mit ihren Hintergrundinformationen (ibid: 249-256): Ideologischer Ursprung und heutige Profilierung Ideologischer Ursprung unbekannt. Bild war schon oft der Mittelpunkt der Kontroverse und hat in der Geschichte viel Kritik bekommen. links-liberal (liberal heißt hier: verschiedene Meinungen, außer den links- oder rechtsextremistischen, kommen hier an die Reihe) Zeitung Verlag Typ Bild Axel Springer SE Boulevardblatt Süddeutsche Zeitung Süddeutscher Verlag seriöse Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH seriöse Zeitung liberal-konservativ/ rechts-konservativ seriöse Zeitung wirtschaftsliberaler, nationaler und antikommunistischer Ursprung; jetzt bürgerlich-konservativ und wirtschaftsliberal Wirtschafts- und Finanzzeitung neutral seriöse Zeitung linksalternativ; ursprünglich selbstverwaltet Die Welt Handelsblatt die tageszeitung Axel Springer SE Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG ! ! ! 23! neues deutschland Neues Deutschland Druckerei und Verlags GmbH seriöse Zeitung ursprünglich Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland; jetzt sozialistisch Frankfurter Rundschau Frankfurter Rundschau GmbH seriöse Zeitung sozial-liberal seriöse Zeitung Ursprung: Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend in der DDR; jetzt: links-marxistisch junge Welt Verlag 8. Mai Tabelle 2: Überregionale Tageszeitungen in Deutschland Die Zeitungen sind nach Reichweite geordnet (Statista, 2014). Die Zeitung mit der größten Reichweite steht obenan. Verschiedene Zeitungen geben zusätzlich Sonntagszeitungen heraus, wie z. B. Bild am Sonntag (BamS), Welt am Sonntag (WamS) und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Sowohl BamS, als auch WamS waren ursprünglich völlig unabhängig von der Bild-Zeitung bzw. der Welt, aber durch eine Reorganisation arbeiten die Sonntagszeitungen jetzt mit den jeweiligen Redaktionen dieser Zeitungen zusammen. Seit 2001 ist die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung eine überregionale Zeitung – vorher wurde sie nur regional verkauft. Seit 1997 gibt es auch die Zeitung zum Sonntag, die gratis verteilt wird. (K. Raeymackers & S. Van Bauwel, 2012: 256-257) 2.1.4.3 DE STANDAARD UND FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG UND IHRE VERBINDUNG Für diese Studie wurden De Standaard (DS) und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gewählt. Erstens wurden für diese Studie seriöse Tageszeitungen gewählt, weil diese immer versuchen müssen, vielseitig und nuanciert zu berichten. Sie führen öfter inhaltliche Analysen durch als ! ! ! Boulevard- oder Massenblätter. 24! DS und die FAZ gehören beide zu den überregionalen seriösen Zeitungen mit den größten Auflagen: De Standaard ist die meistverkaufte seriöse Zeitung in Flandern und die FAZ ist die zweitmeistverkaufte überregionale seriöse Zeitung in Deutschland. Die Reichweite der Zeitungen ist ein wichtiger Maßstab, denn je größer die Reichweite, desto mehr Menschen lesen die Zeitung und können davon beeinflusst werden. Bei der Auswahl der Zeitungen wurde versucht, Zeitungen mit einem ähnlichen Profil zu wählen, sodass der Vergleich zutrifft. Der ideologische Ursprung und die heutige Profilierung der DS (flämisch und katholisch; allgemein-informativ) und der FAZ (liberal-konservativ / rechts-konservativ) stimmen nicht völlig überein, aber sie widersprechen sich auch nicht. Diese beiden Zeitungen wurden für den Vergleich gewählt, weil sie am besten übereinstimmen. 2.2 Methode 2.2.1 Triangulation Diese Studie versucht herauszufinden, wie die Frau und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt werden anhand von zwei Untersuchungsfragen: 1. Wie werden Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt? Gibt es einen Unterschied zwischen den Darstellungen in den untersuchten Zeitungen, und wenn ja, worauf lassen sich diese Unterschiede zurückführen? 2. Wie viel Aufmerksamkeit wird in flämischen und deutschen Zeitungen auf Frauen und Frauenthemen verwendet? Gibt es in dieser Hinsicht einen Unterschied zwischen den untersuchten Zeitungen, und wenn ja, wieso? Die erste Untersuchungsfrage lässt sich am besten durch eine qualitative Analyse beantworten und die zweite Untersuchungsfrage durch eine quantitative Analyse. Um die Antwort auf die Hauptfrage dieser Studie so vollständig wie möglich zu formulieren und so viel wie möglich Faktore zu berücksichtigen, wurde eine Kombination von einer qualitativen und einer ! ! ! quantitativen Analyse durchgefürht. 25! Die Kombination von mehreren Methoden heißt “mixed methods research” oder “Triangulation”. Laut Johnson und Onwuegbuzie (2004) hat mixed methods research verschiedene Vorteile, unter denen: * Wörter, Bilder und Texte können benutzt werden um Zahlen Bedeutung zuzumessen; * Zahlen können Wörtern, Bildern und Texten Bedeutung zumessen; * Die Stärken einer quantitativen und einer qualitativen Analyse (siehe 2.2.2 und 2.2.3) werden kombiniert; * Die Stärken der einen Analyse können die Schwächen der anderen Analyse ausgleichen, wenn die beiden Analysen durchgeführt werden; * Es können mehr Untersuchungsfragen können beantwortet werden, weil der Forscher sich nicht auf nur eine Methode beschränken muss; * Die Triangulation kann Einblicke vermitteln, die fehlen würden, wenn man nur eine Methode benutzen würde; * Der Beweis für eine Theorie wird stärker, wenn verschiedene Methoden zu derselben Schlussfolgerung führen oder wenn sich die Schlussfolgerungen der beiden Methoden überschneiden. Für diese Forschung werden die quantitative und die qualitative Methode kombiniert, aber die Datensammlung und die Analyse sind getrennt. Die Analysen können gleichzeitig (parallel) oder nacheinander (sequentiell) durchgeführt werden. (Olsen, 2004) Bei dieser Studie wurde gewählt, um zuerst die qualitative Analyse durchzuführen und danach die quantitative Analyse. Auf beide Analysemethoden wird im Folgenden (2.2.2 und 2.2.3) näher eingegangen. 2.2.2 Methodologie der qualitativen Analyse 2.2.2.1 QUALITATIVE ANALYSE Für die erste Untersuchungsfrage dieser Studie, nämlich wie Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt werden und welche Unterschiede sich dabei ! 26! ! ! ergeben, wurde eine qualitative Analyse durchgeführt, da eine qualitative Analyse am besten geeignet ist für Textinterpretationen. Auch die ersten vier Hypothesen beziehen sich auf die qualitative Analyse. Bei einer qualitativen Analyse ist die interpretative Haltung des Forschers wesentlich. Der Forscher beschreibt so umfangreich wie möglich das erforschte Material. Die qualitative Analyse ist gegründet auf der verbalen Beschreibung der Untersuchung (z. B. Observationen, Interviews, Textinterpretationen usw.). Man erstellt einen inhaltlichen, thematischen Vergleich von Phänomenen, soziale Verhältnissen in der Kommunikation zwischen Gruppen, etc. (Jooken, 2013). Laut Johnson und Onwuegbuzie (2004) hat eine qualitative Analyse viele Vorteile. Erstens ist die qualitative Methode sehr nützlich für tief schürfende Untersuchungen von einer limitierten Zahl von Fällen. Ein anderer Vorteil der qualitativen Analyse besteht darin, dass sie pro einzelnes erforschtes Dokument individuelle Informationen verschafft. Das ist nützlich für die Beschreibung komplexer Phänomene. Verschiedene Einzelfälle können so miteinander verglichen und analysiert werden. Außerdem können idiografische Kausalverhältnisse festgestellt werden, z. B. die Feststellung der Ursachen eines bestimmten Ereignisses. Der Forscher kann auch selber die kontextuellen Faktoren und die Hintergrundfaktoren bestimmen, die mit dem Forschungsthema in Verbindung gebracht werden sollten. So kann der Forscher mit der qualitativen “grounded theory”-Methode auf induktive Weise eine tentative Theorie ableiten, die ein Phänomen erklären kann. Der Forscher kann auch einen dynamischen Prozess untersuchen. Wenn es z. B. Änderungen oder sequenzielle Muster gibt, kann er diese dokumentieren. Der Forscher kann mit anderen Worten reagieren auf unerwartete Änderungen während der Analyse und sich dazu entscheiden, den Fokus seiner Untersuchung zu verschieben. Die qualitative Analyse hat jedoch auch Nachteile. Die Datensammlung und die Analyse nehmen viel Zeit in Anspruch im Vergleich zu einer quantitativen Analyse. Es ist auch schwieriger, quantitative Vorhersagen zu machen und Hypothesen und Theorien zu prüfen. Außerdem ist es möglich, dass die Schlussfolgerungen von einer qualitativen Analyse nicht verallgemeinert werden können zu anderen Situationen, weil die untersuchte Lage einzigartig ! 27! ! ! sein kann. Die Ergebnisse der Analyse sind auch einfacher beeinflussbar von der Voreingenommenheit und von den Idiosynkrasien des Forschers, was dazu führen kann, dass die Ergebnisse für manche Menschen weniger Glaubhaftigkeit haben (Johnson und Onwuegbuzie, 2004). Um diese Nachteile auszugleichen, wurde für diese Studie eine Kombination von einer qualitativen Analyse und einer quantitativen Analyse benutzt. Es gibt verschiedene Methoden, um eine qualitative Analyse durchzuführen. Für diese Studie wurde die diskursanalythische Methode gewählt, da sich diese Methode am meisten dazu eignet, die Darstellung von Frauen und Frauenthemen in Zeitungsartikeln zu analysieren. 2.2.2.2 DISKURSANALYSE 2.2.2.2.1 Theorie Als qualitative Methode für diese Studie wurde die Diskursanalyse gewählt. Diskursanalyse ist ein schnell wachsendes Forschungsgebiet, das sich immer weiter entwickelt. Sie ist aus verschiedenen akademischen Fachbereichen entstanden, die sehr unterschiedlich voneinander sind (Schiffrin, Tannen & Hamilton, 2001: 1 und Spitzmüller & Warnke, 2011: 4). Diese Fachbereiche sind unter anderem Anthropologie, Philosophie, Soziopsychologie, Rhetorik, Textlinguistik, kognitive Wissenschaften, Soziolinguistik, Literaturstudien, angewandte Sprachwissenschaften und Pragmatik (Wodak & Meyer, 2009). Weil sich so viele Forschungsbereiche mit der Diskursanalyse beschäftigt haben, ist es schwierig, eine eindeutige Definition zu geben. Schiffrin, Tannen und Hamilton (2001) haben verschiedene Definitionen untersucht und schließen, dass alle untersuchten Definitionen in drei Kategorien eingeteilt werden können. Diskursanalyse beschäftigt sich mit “(1) allem, was den Satz übersteigt”, (2) Sprachgebrauch, und (3) einem weiteren Bereich von sozialen Handlungen, unter denen auch nicht-linguistischen und nicht-spezifischen Sprachfällen. Diese Studie beschäftigt sich mit der Diskursanalyse, wie sie im Rahmen linguistischer und medienwissenschaftlicher Studien konzipiert wird. Der Einfluss von linguistischen, nichtlinguistischen und satzübersteigenden Aspekten und von Sprachgebrauch auf die Konstitution ! 28! ! ! von Gesellschaft und Wissen bezüglich der Darstellung der Frau wird in dieser Studie untersucht. Es ist mit dieser gesellschafts- und wissenskonstituierenden Funktion, dass sich die Diskurslinguistik beschäftigt (Spitzmüller & Warnke, 2011: 10). Der Begriff “Diskurslinguistik” ist ein Sammelbegriff für verschiedene Varianten, von denen jede Variante andere Ziele hat (Spitzmüller & Warnke, 2011: 4). Die Grundannahmen sind aber gleich (ibid: 79): - die Auffassung, dass Sprache in gesellschaftliche, historische und kulturelle Zusammenhänge eingebettet ist und in diesen Zusammenhängen betrachtet werden muss; - die Auffassung, dass Sprache Wirklichkeit (Wissen, Gesellschaft, Kultur etc.) nicht nur abbildet, sondern auch schafft; - die Auffassung, dass Aussagen nicht isoliert stehen, sondern mit anderen Aussagen verknüpft sind; - die Überzeugung, dass gesellschaftliche Wissens- (oder auch Machts)strukturen durch die Analyse von Aussagen und Aussagenformationen beschrieben werden können. Zentral ist für die Diskurslinguistik bzw. die linguistische Diskursanalyse also das Erscheinen von Aussagen in raumzeitlichen, konkreten Kontexten. Laut der Diskurslinguistik erscheinen Aussagen immer unter Voraussetzungen. Die Frage nach dem Warum einer Aussage in einem bestimmten Kontext lenkt das Interesse nicht weg von der Sprache, sondern kann durch die Analsye von den transtextuellen Faktoren der Sprache beantwortet werden (ibid: 123-124). Da sich so viele Fachbereiche mit der Diskursanalyse beschäftigen und es so viele Variante von Diskurslinguistik gibt, gibt es auch verschiedene Herangehensweisen. Als Grundlage für diese Studie dient der diskurslinguistische Ansatz von Spitzmüller und Warnke, den sie in ihrer Monographie “Diskurslinguistik. Eine Einführung in Theorien und Methoden der transtextuellen Sprachanalyse” von Spitzmüller, J. & Warnke, I.H. entwickelt haben. In dieser Monographie werden mehrere Ansätze besprochen. Die Autoren versuchen eine Herangehensweise zu entwickeln, die mehrere Herangehensweisen aus diesen unterschiedlichen linguistischen Traditionen zusammenbringt. Dieses Buch greift auch wichtige Ausgangspunkte und Inspirationen von Michel Foucault, dem französischen Historiker-Philosophen, auf und kontrastiert seine Konzeptionen mit diskurslinguistischen Erkenntnisinteressen und Zugangsweisen. In diesem Buch wir keine feste Forschungsmethode vorgeschrieben, da jedes Thema eine andere Herangehensweise erfordert (Spitzmüller & ! ! ! Warnke, 2011: 121-123; 135). 29! 2.2.2.2.1 Methodologie Da das Korpus dieser Studie aus 358 Artikeln besteht, ist es fast unmöglich, alle Artikel diskursanalythisch zu analysieren. Deshalb wurde beschlossen, eine Stichprobe von 28 Artikeln durchzuführen. Die Auswahl der Artikel beruht sich auf der Textsorte und der Thematik der Artikel. Pro Zeitung werden also 14 Artikel ausgewählt. Davon beziehen sich jeweils vier Artikel auf Frauenthemen und zehn Artikel auf Frauen. Die Artikel, die sich auf Frauenthemen beziehen, sind jeweils zwei Artikel Nachrichten und zwei Hintergrundartikel. Diese Artikel werden aus den Bereichen Wirtschaft (zwei Artikel), Kriminalität und Fait Divers (jeweils einen Artikel) gewählt. Bei den Artikeln über Frauen sind jeweils vier Artikel Nachrichten, drei sind Hintergrundartikel, eine ist eine Kolumne, ein ist ein Interview und eine ist eine Reizension. Es gibt jeweils zwei Artikel über Frauen aus den Bereichen Politik, Kriminalität, Kultur und Fait Divers und jeweils 1 Artikel über Frauen aus den Bereichen Wirtschaft und Sport. Spitzmüller & Warnke (2011: 135-137) unterscheiden drei Ebenen der Diskursanalyse: die intratextuelle Ebene, die Akteure-Ebene und die transtextuelle Ebene. Da die Ebene der Akteure nicht relevant ist für diese Studie, wurde beschlossen, diese nicht durchzuführen. Im Folgenden wird auf die intratextuelle und transtextuelle Ebene eingegangen. 2.2.2.2.2 Intratextuelle Analyse Eine linguistische Diskursanalyse berücksichtigt nicht nur transtextuelle Elemente, sondern auch die Elemente auf Mikro-Ebene. Die kleinste Einheit des Diskurses ist dabei die Aussage. Bei der intratextuellen Analyse werden also alle bedeutungsgenerierenden Elemente der Sprache untersucht, vom Morphem bis zum Text. Es werden drei Ebenen unterschieden: die wortorientierte Analyse, die propositionsorientierte ! 30! ! ! Analyse und die textorientierte Analyse. Die propositionsorientierte Analyse ist für diese Studie jedoch nicht relevant, da sie vor allem die inhaltlich logische Struktur der Propositionen eines Textes untersucht, und wurde deshalb weggelassen. A. Wortorientierte Analyse Bei der wortorientieren Analyse können verschiedene Wortklassen untersucht werden. Für diese Studie sind vor allem die nominalen Konstituente und die Schlagwörter relevant. Die nominalen Konstituenten, die sogenannten “nomina appellativa, nomina collectiva”, sind Gattungs- und Sammelbezeichnungen. Für diese Studie wird bei den Artikeln, die über Frauen handeln, untersucht, mit welchen Gattungsnamen Frauen beschrieben werden. Hermanns (1994b: 12 in Spitzmüller & Warnke, 2011: 143) definiert Schlagwörter folgendermaßen: “Jedes Schlagwort ist nur dann, erst dann und nur so lange Schlagwort, wie es die Funktion hat, auf die öffentliche Meinungsbildung (inklusive Willensbildung) einzuwirken.” Unter den Schlagwörtern gibt es Stigmawörter, die pejorativ sind und Personen oder Sachverhalte stigmatisieren; und Hochwertwörter, die sehr positiv sind ohne dabei Komparative oder Superlative zu benutzen. Für diese Studie wird anhand der Schlagwörter untersucht, ob Frauen und Frauenthemen positiv oder negativ in den Zeitungen beschrieben werden. B. Textorientierte Analyse Bei der textorientierten Analyse gibt es drei Ebenen: - Die textuelle Mesoebene besteht aus „allen textgebundenen, satzübergreifenden Sprachformen, die als Teilen von übergeordnet identifizierbaren Texten funktioneren“ (Spitzmüller & Warnke, 2011: 157). Es handelt sich also um Abschnitte in Texten, Absätze, Zitate im Text usw. Dabei wird analysiert, welche Themen die einzelnen Textteile enthalten. - Die textuelle Makrostruktur erforscht die thematisch-inhaltliche Struktur eines Textes. Hier wird also das Hauptthema des Textes analysiert. ! ! ! 31! - Die visuelle Textstruktur untersucht die Text-Bild-Korrelationen. Eine exemplarische Frage, die für diese Studie relevant ist, ist: „Welche Funktion hat der Text im Hinblick auf das Bild?“ Bei dieser Studie werden die Meso- und Makrostruktur gemeinsam behandelt, wie Spitzmüller & Warnke es in ihrer Monographie ebenfalls machen, denn „was für Mesostrukturen von Texten erfassbar ist, kann man potenziell auch in Makrostrukturen nachweisen“. Auf der textuellen Meso- und Makroebene werden für diese Studie die Metaphernfelder untersucht, weil Metaphernfelder ein Hinweis auf implizite Formen der Bedeutungskonstituierung sind. Spitzmüller & Warnke (2011: 165) definieren Metaphernfelder folgendermaßen: Metaphernfelder sind alle metaphorischen Ausdrücke, die gemeinsame Konzepte besitzen. (...) Wenn in Texten unterschiedliche Metaphern vorkommen, die (...) eine konzeptuelle Metapher realisieren, so bilden sie ein Metaphernfeld. Auf der visuellen Ebene wird untersucht, was die Bildfunktion im Verhältnis zum Text ist, und ob sich Text und Bild auf den gleichen Gegenstand beziehen oder nicht. Es wird dabei auch untersucht, wie die Bilder Frauen darstellen. Sind die Bilder neutral, realistisch oder stereotypisierend? 2.2.2.2.3 Transtextuelle Analyse Eine transtextuelle Analyse untersucht nicht einzelne Texte, sondern eine Mehrzahl von Texten oder von Aussagen in verschiedenen Texten. Wichtig dabei ist, dass die strukturellen Übereinstimmungen und Handlungsbezüge aufgewiesen werden. Dabei gibt es verschiedene Konzepte. Fur diese Studie wurden die Konzepte „Frames“ und „Ideologien“ gewählt. Charakterisierend für Frames ist die Annahme, dass die Art, auf die eine Nachricht dargestellt wird, einen Einfluss hat auf wie das Publikum diese Nachricht interpretiert. (Scheufele & Tewksbury, 2007). Journalisten benutzen Frames um Nachrichten darzustellen auf eine ! 32! ! ! Weise, die mit den schon bestehenden unterliegenden Schemata bei ihrem Publikum übereinstimmt. (Shoemaker!&!Reese,!1996!in!Scheufele & Tewksbury, 2007).! Für diese Arbeit werden die folgenden Frames gewählt, weil sie oft in der Literatur als Forschungsergebnisse vorkommen, aber noch nicht für Belgien und Deutschland untersucht wurden (Geersema, 2009, Ross, 2010, Spears et al., 2000 in Ross & Carter, 2011 + siehe Kapitel 1.2 Forschungsstand): - Die Frau als Opfer - Die Frau als Ehefrau/Tochter/Freundin des nachrichtenwürdigen Mannes - Die Frau als „Eye candy“ oder Lustobjekt - Die Frau als Haushälterin - Die Frau als Augenzeugin und nicht als Expertin Ideologien sind „Werthaltungen jeglicher Art als Gesamtheit von Zielvorstellungen des sozialen Handelns“ (Spitzmüller & Warnke, 2011: 196). Sie spielen eine große Rolle in den Machtstrukturen einer Gesellschaft. Deshalb will diese Studie untersuchen, ob es Ideologien in den Artikeln gibt, die Frauen benachteiligen. Eine Ideologie, die Frauen benachteiligt, ist die patriarchale Ideologie. Laut Shymchyshyn (2005: 174) lässt diese Ideologie Frauen nicht zu, selber nachzudenken und ihren eigenen Wünschen Aufmerksamkeit zu widmen. Deshalb werden sich Frauen ihrer eigenen Unterdrückung in einer von Männern dominierten Gesellschaft nicht bewusst. Eine Teilideologie der patriarchalen Ideologie ist Misogynie. Adams & Fuller (2006: 939) definieren Misogynie als „Hass gegenüber oder Geringschätzung von Frauen. Es ist eine Ideologie, die Frauen reduziert auf Objekte für Eigentum von Männern, für Gebrauch oder Missbrauch“ (Übersetzung, LH). Bei dieser Studie wurde untersucht, ob es in den Artikeln (implizite) lexikalische Aüßerungen gibt, die diese Ideologien unterstützen. Bei den Artikeln die zum Weltfrauentag erschienen sind, wurde untersucht, auf welchen Themen die beiden Zeitungen den Fokus legen und wie sie Weltfrauentag darstellen. Werden Weltfrauentag und die dazugehörige Aufmerksamkeit für Frauen und Frauenthemen als notwendig dargestellt? Werden diese Themen ausführlich vertieft oder werden sie als weniger wichtig betrachtet, wie die Forschung von Ross (2010) gezeigt hat? ! ! ! 33! 2.2.3 Methodologie der quantitativen Analyse 2.2.3.1 QUANTITATIVE ANALYSE Für die zweite Untersuchungsfrage dieser Studie, nämlich wie viel Aufmerksamkeit auf Frauen und Frauenthemen in den flämischen und deutschen Zeitungen verwendet wird, wurde eine quantitative Analyse durchgeführt, denn bei quantitativen Untersuchungen werden Antworten gegeben auf Fragen nach Umfang, Frequenz, Anzahlen, Tempo und numerischen Verhältnissen. Es geht also um eine statistische Messung von Daten (Jooken, 2013). Die fünfte Hypothese bezieht sich auch auf die quantitative Analyse. Quantitative Untersuchungen sind empirisch. Die quantitative Methode ist auf Positivismus gegründet. Es wird bei dieser Methode von einer Wahrheit ausgegangen: einer objektiven Realität, die unabhängig ist von der menschlichen Perzeption. Es ist eine Methode, die dem Forscher ermöglichen soll, ein Phänomen zu untersuchen, ohne es zu beeinflussen oder ohne beeinflusst zu werden (Sale, Lohfeld & Brazil, 2002). Eine quantitative Analyse hat viele Vorteile. Sie verschafft exakte, quantitative, numerische Daten. Die Analyse kann immer wiederholt werden und die Schlussfolgerungen können verallgemeinert werden, wenn die Analyse auf verschiedene (Sub)populationen ausgedehnt und wiederholt wird. Man kann auf relativ kurze Zeit eine große Menge von Daten erforschen. Diese große Menge von Daten führt zu repräsentativen Ergebnissen und einer höheren Validität. Die Ergebnisse sind außerdem unabhängig von dem Forscher und in dem Sinne objektiv (Johnson und Onwuegbuzie, 2004). Quantitative Analysen haben jedoch zwei große Nachteile. Erstens kann der Forscher bestimmte Phänomene übersehen, weil er sich mehr auf das Testen seiner Hypothese oder Theorie fokussiert als auf das Schaffen einer (neuen) Hypothese oder Theorie. Das nennt man „the confirmation bias“. Zweitens können die generierten Kenntnisse zu allgemein und abstrakt sein, um sie auf bestimmte Kontexte anzuwenden (Johnson und Onwuegbuzie, 2004). Um diese Nachteile auszugleichen, wurde für diese Studie beschlossen, auch eine qualitative ! 34! ! ! Analyse durchzuführen. Eine qualitative Analyse ist flexibler und lässt dem Forscher zu, auch subjektive Interpretationen zu liefern. 2.2.3.2 PARAMETER Für diese Studie wurden vier Parameter gewählt: die Art der Artikel, die Themen der Artikel, die Artikelgröße und die Anzahl der Artikel, die über Frauen und Frauenthemen handeln, pro Zeitung. Pro Parameter wurde analysiert, wie viel Artikel über Frauen, über Frauenthemen und über ein Frauenthema und eine Frau handeln, und wie viel Artikel es insgesamt gibt. 2.2.3.2.1 Art der Artikel Der erste Parameter der quantitativen Analyse ist die Art der Artikel. Dabei werden die folgenden Kategorien unterschieden: * Nachrichten oder informative Artikel: Bei informativen Artikeln liegt der Fokus vor allem auf die Nachricht und die Neuigkeit. Zum Hintergrund des Ereignisses oder des Phänomens wird keine Deutung gegeben. Diese Artikel sollten objektiv sein. * Hintergrundartikel oder Reportagen: Hintergrundartikel und Reportagen erklären den Hintergrund eines Ereignisses oder eines Phänomens. Sie geben den Ereignissen und Phänomenen Deutung. Diese Artikel sollten objektiv sein. * Interviews: Zu dieser Kategorie gehören sowohl Interviews mit Frauen als auch Interviews mit Männern. Diese Artikel sind meistens subjektiv, denn der Journalist fragt die Meinung oder die persönlichen Ansichten des Interviewten / der Interviewten. * Kolumnen oder Gastbeiträge: Bei einer Kolumne oder einem Gastbeitrag schreibt ein(e) (Gast)autor(in) seine/ihre Meinung über die Aktualität oder erzählt eine persönliche Geschichte, die meistens mit der Aktualität zu tun hat. Kolumnen und ! ! ! 35! Gastbeträge sind deshalb subjektiv. * Rezensionen: In einer Rezension bespricht der Journalist auf kritische Weise ein Buch, einen Film, eine künstlerische Darbietung usw. Rezensionen sind deshalb subjektiv. * Comics oder Cartoons: Comics oder Cartoons erzählen eine Kurzgeschichte. In Zeitungen können sie eine Geschichte an sich sein, aber sie können auch Teil einer größeren Geschichte sein. Manchmal haben sie Bezug auf die Aktualität und üben sie Kritik an der Aktualität, aber nicht immer. Sie sind meistens subjektiv, da sie keine nüchternen Tatsachen darstellen. * Fotos: Zur Kategorie „Fotos“ werden alle Artikel gerechnet, bei denen das Foto am wichtigsten ist oder zentral steht. Das sieht man an der Überschrift (z. B. bei De Standaard: „In beeld“) oder daran, dass kaum Text beim Foto steht. Dieser Parameter verdeutlicht, ob die Informationen der Artikel als objektiv oder als subjektiv dargestellt werden. Bei subjektiven Artikeln sind sich die Leser meistens bewusst, dass es sich um eine Meinung handelt und nicht um eine generelle Wahrheit. Objektive Artikel sollten neutral geschrieben sein. 2.2.3.2.2 Themen Die Artikel wurden in die folgenden Kategorien eingeteilt: * Politik * Sport * Wirtschaft * Wissenschaft * Kriminalität * Kultur (d.h. Musik, Film, Theater, Literatur, Mode) * Promi-News ! ! ! 36! (d.h. Gerüchte oder Nachrichten über Berühmtheiten) * Fait Divers (wenn der Artikel nicht in die obenstehenden Kategorien eingeordnet werden kann) Indem die Artikel in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, kann man sehen, in welchen Bereichen Frauen und Frauenthemen repräsentiert sind und in welchen Bereichen sie viel oder wenig repräsentiert werden. 2.2.3.2.3 Artikelgröße Auch die Wortanzahl aller Artikel wird untersucht. Die Artikel werden in Word eingefügt, damit die genaue Wortanzahl mit dem automatischen Wortzähler von Word bestimmt werden kann. Wie bei der Studie von De Taeye (2013) über die Berichterstattung über Deutschland und über Bundeskanzlerin Merkel wird ein Unterschied gemacht zwischen kleinen, mittelgroßen und großen Artikeln. Die Größe der Artikel zeigt den Wert, die auf die Themen der Artikel gelegt wirdt. Je größer der Artikel, desto mehr Bedeutung dem Thema zugemessen wird. Kategorie Wortanzahl Kleine Artikel 30 – 250 Wörter Mittelgroße Artikel 250 – 600 Wörter Große Artikel +600 Wörter Tabelle 3: Artikelgröße 2.2.3.2.4 Anzahl der Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Zeitung Die Absicht dieses Parameters ist es, herauszufinden, ob Weltfrauentag am 8. März 2014 Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Diese Studie will untersuchen, ob es mehr Artikel über Frauen oder Frauenthemen gibt im Vergleich zu den Zeitungen, die an “normalen” Tagen erschienen sind. Diese Studie will auch herausfinden, ob es Unterschiede gibt zwischen De Standaard und der ! 37! ! ! Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Bezug auf die Zahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen. 3. ERGEBNISSE DER ANALYSE 3.1 Qualitative Analyse Diese qualitative Analyse versucht eine Antwort zu bieten auf die erste Untersuchungsfrage, nämlich wie Frauen und Frauenthemen in flämischen und deutschen Zeitungen dargestellt werden und die Unterschiede dabei, anhand von den ersten vier Hypothesen dieser Studie. Die Analyse wird auf intratextueller und transtextueller Ebene durchgeführt. Zuerst wird die Zeitung De Standaard analysiert, danach die Frankfurter Allgemeine Zeitung und danach werden die beiden Zeitungen miteinander verglichen. 3.1.1 Qualitative Analyse der Zeitung De Standaard 3.1.1.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE ! 3.1.1.1.1 Wortorientierte Analyse In 13 der 14 analysierten Artikel werden keine Hochwertwörter oder Stigmawörter benutzt, um Frauen zu umschreiben. Der Sprachgebrauch ist meistens neutral. In einem Artikel, über den Mord an Reeva Steenkamp, schreibt De Standaard, dass eine der Kugel „door haar broekje heen ging“. Es ist fragwürdig, warum hier ein Diminutiv benutzt wird, um eine Hose zu umschreiben, denn es geht hier um die Hose einer erwachsenen Frau und kurze Hosen einfach „korte broeken“ oder „shorts“ heißen. Eine mögliche Erklärung kann sein, dass das Diminutiv ihre Vulnerabilität betont. Bei der Analyse fällt auch auf, das in zwei Artikeln betont wird, dass die beschriebenen Personen Frauen oder Mädchen sind, auch wenn das schon deutlich ist und bei den Männern ! 38! ! ! nicht gemacht wird. Im Artikel „De nieuwe lichten van Studio Brussel“ werden die männlichen Musiker als „rapper“ und „band“ umschrieben, während die Band mit zwei jungen Frauen als „twee jonge meiden van Folie Douce“ beschrieben wird. Weiter in dem Artikel werden sie als „schattig zeventien“ beschrieben. Ihr Alter wird wahrscheinlich betont, weil sie noch so jung sind. Ungeachtet dessen wird im Artikel vor allem ihre Musik beschrieben und wird der Rapper Brihang weiter im Artikel auch anhand seines Geschlechts („man“) umschrieben. Im Artikel „De tijd van je leven (begint na je pensioen)“ wird die Kursteilnehmerin Jacqueline als „een vrouwelijke cursiste“ umschrieben, obwohl der Kontext schon deutlich macht, dass sie eine Frau ist (durch ihren Namen und das Personalpronomen „ze“), und ihr Geschlecht nicht relevant ist für ihre Aussage. ! ! 3.1.1.1.2 Textorientierte Analyse Nur ein Artikel der analysierten Artikel benutzt ein Metaphernfeld. Die Kolumne „Een blauwe plek op de lijst“ ist eine ironische Geschichte über die flämische (Ex-)Politikerin Fientje Moerman. Im Artikel werden mehrere Methapher benutzt, um ihre „Angst“ auf Thriller-Weise zu umschreiben. Die Geschichte kann als Kritik an ihrer Partei und Politik aufgefasst werden, und nicht als Kritik an ihrer Person. In diesem Artikel gibt es schon einen Satz, der Spott treibt mit einem häufig gebrauchten feministischen Argument, nämlich dass Journalisten vor allem weiße Männer mittleren Alters sind. Alle Bilder der analysierten Artikel unterstützen den jeweiligen Text. Drei Artikel haben kein Bild, sechs Artikel werden von einem Bild der beschriebenen Frau begleitet. Diese Bilder sind neutral: nur das Gesicht und eventuell das Oberteil des Körpers wird gezeigt. Der Artikel über den Mord an Reeva Steenkamp zeigt ein Bild von Pistorius. Auch dieses Bild unterstützt den Text, denn dieser Artikel handelt vor allem von Pistorius und seinem Prozess. Zwei Artikel zeigen eine Graphik mit Prozentsätzen, die den jeweiligen Artikel unterstützen. Ein Artikel über aktive Rentner benutzt ein Stockfoto von betagten Männern und Frauen. Die Rentner auf dem Bild sehen froh und aktiv aus, was den Text unterstützt. Zwei Artikel haben eine Zeichnung als Bild. Bei einem Artikel ist die Zeichnung bildlich gemeint: es ist eine Zeichnung von Rotkäppchen und dem Wolf als Metapher für die Gefahren des Internets. Der andere Artikel mit einer Zeichnung handelt von Sexualmissbrauch. Die Zeichnung sieht ! 39! ! ! traurig aus (eine Silhouette eines Manns steht über die Silhouette einer Frau, die traurig hinunterblickt) und wird wahrscheinlich benutzt, weil Sexualmissbrauch ein schwieriges Thema ist, um ein echtes Bild zu zeigen. Ein anderer Artikel zeigt das Bild eines ermordeten Journalisten, mit darunter in der Unterschrift seine Geschichte kurz erklärt, weil sie relevant ist für den Artikel. Alle analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert werden: Sexualmissbrauch, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt und höhe Sterbeziffer bei Müttern in Kongo. Sie suggerieren, dass die Lage problematisch ist, und dass sie geändert werden muss. Der Artikel über Sexualmissbrauch entkräftet sogar die Mythe von Stranger-Danger. Der Artikel über Frauen auf dem Arbeitsmarkt entkräftet und bestätigt Klischees anhand von Studien, aber es ist nicht immer deutlich, ob es sich über eine Studie, oder die persönliche Meinung der HR-Expertin handelt. Bei der textorientierten Analyse sind noch einige Sachen aufgefallen. Beim Artikel über den Mord an Reeva Steenkamp wird die einzigartige Lage betont, dass es beim Prozess eine weibliche und schwarze Richterin gibt. Beim Artikel über aktive Rentner werden drei Frauen zitiert, und bei allen liegt der Fokus auf ihren Emotionen. Und beim Artikel über Sterbeziffer bei Müttern in Kongo wird suggeriert, dass nur weiße Frauen genug Geld haben, um in einem guten Krankenhaus zu entbinden. In den analysierten Artikel gibt es kaum irrelevanten Details, mit denen Frauen beschrieben werden. Im Artikel „Ooit win ik hier met de beste film“, über die Oscars, schreibt De Standaard, dass Veerle Baetens sich gut fühlt in ihrem oft kritisierten Kleid. Ihre Kleiderwahl wird nur besprochen, weil sie so oft kritisert ist, und De Standaard fällt kein Werturteil über das Kleid. Und das Alter der Mädchen von Folie Douce wird im Artikel „De nieuwe lichten van Studio Brussel“ beschrieben, um zu betonen, dass sie noch so jung sind und trotzdem schon sehr gute Musik machen. 3.1.1.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE Das Framing von Frauen in De Standaard ist meistens positiv. Die in dieser Studie definierten ! 40! ! ! Frames kommen kaum in den analysierten Artikeln vor. In fünf Artikeln wurden keine Frames gefunden. In vier Artikeln wird eine Frau als Expertin aufgeführt. In einem Artikel wird die Frau nicht als Opfer dargestellt, obwohl sie schlimme Sachen durchgemacht hat. Im Artikel „Met kerst kregen we een kogel in de bus, met een briefje erbij: prettige feesten!” hat die Journalistin viele Drohungen mitgemacht, aber sie wird als starke Frau dargestellt. In einem Artikel haben Frauen vor allem die Rolle von (Augen)zeugin: sie erzählen ihre Erfahrungen mit den sogenannten „Rentnerkursen“. In demselben Artikel wird aber betont, dass betagte Frauen (und Männer) kein Interesse daran haben, um auf die Enkelkinder zu passen. Sie sind mit anderen Worten keine Haushälterinnen. Im Artikel „In de Belle 20 is Delhaize een voorbeeld voor Colruyt“ schreibt De Standaard „mensen in ouderschapsverlof“, statt „vrouwen in ouderschapsverlof“. Es wird also nicht impliziert, dass vor allem Frauen für die Kinder sorgen sollen. Das Frame von Haushälterin wird in den analysierten Artikel also nicht vorgefunden. Im Artikel über die Politikerin Fientje Moerman („Een blauwe plek op de lijst“) wird sie als Opfer dargestellt, aber es ist ironisch gemeint, weil die ganze Kolumne ironisch ist. Im Artikel über Müttersterblichkeit in Kongo werden die Frauen in Kongo als Opfer dargestellt, aber dabei soll bemerkt werden, dass diesen Artikel in Zusammenarbeit mit einer Hilfsorganisation geschrieben ist. Es ist also logisch, dass sie diese Frauen als Opfer darstellen wollen. Im Artikel über den Prozess gegen Pistorius werden drei Frames vorgefunden: Eye Candy, Freundin von Pistorius und Opfer. Das einzige, was man über Reeva Steenkamp schreibt, ist dass sie ein „bloedmooi fotomodel“ („bildschönes Fotomodell“) war und auch die Freundin von Pistorius. Sie wird auch als Opfer dargestellt, indem ihre Hilflosigkeit betont wird und auch das Diminutiv „broekje“ benutzt wird. In der analysierten Artikel der Zeitung De Standaard wurden keine Ideologien in Bezug auf Frauen vorgefunden. 3.1.1.3 SCHLUSSFOLGERUNG ! ! ! 41! An dieser Stelle werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse an die ersten vier Hypothesen dieser Studie gekoppelt. Hypothese 1: „Die Rolle der Frau in flämischen Qualitätszeitungen ist Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.“ Diese Frames kommen teilweise in den analysierten Artikeln vor. Das Frame von Opfer wird in drei Artikeln vorgefunden, von denen es in einem Artikel ironsich gemeint ist. In einem Artikel ist die Frau Opfer von Bedrohungen, aber wird sie nicht als Opfer dargestellt, sondern als starke Frau. In zwei Artikeln werden Frauen explizit nicht als Haushälterin dargestellt, die für die (Enkel)kinder sorgen soll. Das Frame „Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen Mannes“ und Eye Candy wurde in einem Artikel vorgefunden. In einem Artikel werden Frauen als Augenzeugin aufgeführt, in vier Artikeln hat die Frau aber die Rolle von Expertin. Hypothese 2: „Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in flämischen Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.“ In den analysierten Artikel gibt es keine irrelevanten Details, mit denen Frauen beschrieben werden. Wenn das Alter oder die Kleidung einer Frau besprochen wird, ist das in dem Kontext relevant. Hypothese 3: „Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen Qualitätszeitungen halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse.“ Der analysierte Artikel über Sexualmissbrauch entkräftet die Mythe von Stranger-Danger. In diesem Artikel wird kein Unterschied gemacht zwischen Klassen und Ethnizitäten. Darüber kann diese Studie also keine Aussagen machen. ! ! ! 42! Hypothese 4: „Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in flämischen Qualitätszeitungen.“ Alle analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten oder Ungleichheiten, mit denen Frauen konfrontiert werden. In diesen Artikel werden diese Probleme als ernstlich dargestellt und wird suggeriert, dass die Lage geändert werden muss. Diese Hypothese wird also für die analysierten Artikel widerlegt. 3.1.2 Qualitative Analyse der Frankfurter Allgemeine Zeitung 3.1.2.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE 3.1.2.1.1 Wortorientierte Analyse In acht der analysierten Artikel wurden keine Stigmawörter oder Hochwertwörter vorgefunden, um eine Frau zu umschreiben. In den anderen Artikeln kommen vor allem Hochwertwörter vor. Im Artikel im Bereich Sport werden die Hochwertwörter „stolz“ und „große Klasse“ in einem Zitat benutzt, um den Sieg von Vogel zu umschreiben. Auch im Artikel über die Oscars wird das Wort „stolz“ benutzt, hier aber von dem Journalisten selbst, um die Leistung von Ellen DeGeneres zu umschreiben. In demselben Artikel wird sie auch „uneitel“ genannt, im positiven Sinne. Im Artikel „Verbunden im Guten wie im Bösen“ wird die beschriebene Frau eine „Heldin“ genannt, was deutlich ein Hochwertwort ist. Im Artikel „Manta, Manta“, über Tina Müller, Chief Marketing bei Opel und davor bei L’Oreal und Henkel, werden die Hochwertwörter „Marketingfachfrau“, „klassischer Workaholic“ und „Macherin“ benutzt, die (im Kontext) eine sehr positive Konnotation haben. Sie wird in diesem Artikel auch „Shampoo-Prinzessin“ genannt, ein Stigmawort, das aber ironisch gemeint ist. Ein bisschen weiter kann man lesen: „Ja, die Shampoo-Prinzessin kann auch Auto“. In diesem Artikel wird auch betont, dass sie die Vorurteile über sich selbst ankämpfen will. Im Artikel „Freiheit, Wahrheit, Armut“ wird die beschriebene Frau, Elisabeth Badinter“, eine „streitbare Philosophin“ und „eine der ! 43! ! ! prominentesten Feministinnen der sozialistischen Familie“ genannt, was auch positive Wörter sind. Ihre Geistesgeschichte wird als „Standardwerk“ bezeichnet. Im Artikel „Keine Halbwesen“ gibt es Zitate, die die umstrittenen Äußerungen von Sibylle Lewitscharoff kritisieren (sie hat Kinder, die durch künstliche Befruchtung auf die Welt gekommen sind, „Halbwesen“ genannt). Bei der Kritik an Lewistscharoff wurden Stigmawörter wie „ein beängstigendes Menschenbild“ und „sie vermischt auf diabolische Weise Dinge, die nichts miteinander zu tun haben“ benutzt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung selbst ist aber neutral in der Berichterstattung über ihre Äußerungen. Im Artikel „Ein Ohr im Zentrum der Macht“ wird Sarkozy zitiert, der sagt, dass er durch Heirat (also durch Carla Bruni) reich geworden ist. Der Journalist des Artikels schreibt darüber, dass er „sich von seiner Frau aushalten lasse“. Das Wort „aushalten“ hat eine abwertende Konnotation laut dem Wörterbuch Duden: Duden definiert es als „den Lebensunterhalt für jemanden bezahlen und ihn so von sich abhängig machen”. Diese Beschreibung ist also für sowohl Sarkozy, als auch Carla Bruni pejorativ. Es muss aber bemerkt werden, dass diese Aussage ein Scherz von Sarkozy ist und nicht ernsthaft gemeint ist. Im Kontext kann es auch eher als Kritik des Journalisten an Sarkozy betrachtet werden als an seiner Frau. Im Artikel über Gewalt gegen Frauen wird erwähnt, dass die Interviewer der zitierten Studie weiblich sind. Das Geschlecht der Interviewer ist relevant, weil es sich von einem empfindlichen Thema handelt und es schwierig ist, mit einem Fremden über körperliche oder sexuelle Gewalt zu reden. Manchmal ist es weniger schwierig, darüber zu reden, wenn die Gespräche von Frau zu Frau stattfinden. 3.1.2.1.2 Textorientierte Analyse In den analysierten Artikeln werden keine Metaphernfelder benutzt. In einem Artikel wurde doch eine Metapher vorgefunden. Im Artikel „Ein Ohr im Zentrum der Macht“, über die durchgesickerten Gesprächen vom französischen Präsidenten Sarkozy, werden die durchgesickerten Gesprächen als „eine Form von Vergewaltigung“ umschrieben vom UMPAbgeordneten Henri Guaino, Sarkozys früherem Redenschreiber. Dabei soll bemerkt werden, dass das Wort „Vergewaltigung“ eine Konnotation von Sexualmissbrauch hat, und dass ! ! ! Sexualmissbrauch nicht mit dem Durchsickern von Gesprächen vergleichbar ist. 44! Sechs der analysierten Artikel werden nicht von einem Bild begleitet. Bei den anderen Artikeln unterstützt das Bild jeweils den Text. Die Fotos, auf denen Frauen abgebildet sind, sind neutral. Bei einer Artikel, „Frauen arbeiten wie nie zuvor“, gibt es eine Graphik mit Prozentsätzen, die den Artikel unterstützen. Beim Artikel „Keine Angst vor Sex“, eine Rezension der Fernsehserie „Code 37“, gibt es ein Foto der Hauptdarstellerin Veerle Baetens. In dieser Rezension wird das Äußere ihres Charakters beschrieben und in diesem Sinne unterstützt das Bild den Text, aber ein Bild der ganzen Besetzung war vielleicht nützlicher gewesen. Dabei soll bemerkt werden, dass die längliche Form des Artikels das wahrscheinlich nicht erlaubt. In den analysierten Artikeln gibt es kaum irrelevante Details, mit denen Frauen beschrieben werden. Wenn das Alter der beschriebenen Frauen oder die Familiengeschichte beschrieben wird, ist das im Kontext relevant. So gibt es zum Beispiel zwei Artikel, in denen eine biografische Beschreibung einer Frau gemacht wird. Im oben genannten Artikel „Keine Angst vor Sex“ wird der Hauptcharakter, die Polizeichefin Hannah Maes, als „jung, gutaussehend, blond und mit einem sehr selbstsicheren Gang gesegnet“ umschrieben. Danach schreibt die Journalistin der Rezension, dass das „natürlich“ zu Irritationen bei ihren Kollegen führt. Das Wort „natürlich“ impliziert, dass es logisch ist, dass die (männlichen) Kollegen Irritationen haben, dass eine junge, schöne Frau Chefin sein kann. Danach schreibt sie aber, dass es „unnötig zu erwähnen ist, dass diese Kollegen alle männlich sind“, und dass die männlichen Kollegen „lange brauchen, bis sie begreifen, dass auch Frauen Chefs sein können.“ Das impliziert, dass sie selber nicht der Meinung ist, dass Frauen keine Chefs sein können. Zwei der fünf Artikel über Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert werden. Das machen sie aber subtil. Ein Artikel davon, handelt von den Schwierigkeiten für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. In diesem Artikel ist die Problematisierung subtil, mit Worten wie „immer noch“, und indem auf die Folgen der Diskriminierung hingewiesen wird. Im anderen Artikel, „Wer aß denn zuerst vom Baum der Erkenntnis“, liest man die Problematisierung der Geschlechterungleichheit zwischen den Zeilen. Auffällig ist, ! 45! ! ! dass im Artikel über Gewalt gegen Frauen („Es wird mehr geschlagen“) die Gewalt nicht problematisiert wird und der Sprachgebrauch sehr neutral ist. In diesem Artikel wird die Mythe über Stranger-Danger aber entkräftet, weil darauf hingewiesen wird, dass mindestens ebenso viel Gewalt innerhalb des Hauses stattfindet als durch einen Dritten. 3.1.2.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE In sieben analysierten Artikeln konnte kein Frame vorgefunden werden. In fünf Artikeln wird die Frau positiv geframet als starke Frau. In einem Artikel davon wird die Frau als Siegerin geframet, in einem Artikel als Heldin, in einem Artikel als starke, denkende Person und in zwei Artikeln als Expertin. Im Artikel „Keine Angst vor Sex“ wird das Frame „Eye Candy“ vorgefunden, weil das Äußere des Hauptcharakters der Serie betont wird. Im Artikel über Gewalt gegen Frauen wird die Frau als Opfer dargestellt, aber angesichts des Themas des Artikels, ist das logisch. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde keine der definierten Ideologien vorgefunden. 3.1.2.3 SCHLUSSFOLGERUNG An dieser Stelle werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse an die ersten vier Hypothesen dieser Studie gekoppelt. Hypothese 1: „Die Rolle der Frau in deutschen Qualitätszeitungen ist Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.“ In sieben analysierten Artikeln konnte kein Frame vorgefunden werden. In fünf Artikeln wird die Frau positiv geframet, als starke Frau, Siegerin, Expertin (zweimal) oder sogar Heldin. In einem Artikel wird die Frau als Eye Candy dargestellt und im Artikel über Gewalt gegen Frauen als Opfer, was angesichts des Themas des Artikels logisch ist. Zwei der definierten ! 46! ! ! Frames werden also in den Artikeln vorgefunden. Zwei dieser Frames wurden also vorgefunden in den analysierten Artikeln, aber es stimmt nicht, dass die Frau kaum als Expertin aufgeführt wird oder immer negativ geframet wird. Hypothese 2: „Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in deutschen Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.“ Es gibt kaum irrelevante Details über Frauen in den analysierten Artikeln. Wenn das Alter der beschriebenen Frauen oder die Familiengeschichte beschrieben wird, ist das im Kontext relevant. In einem Artikel wird das Äußere der Frau, eines Charakters in einer Serie, beschrieben. Hypothese 3: „Artikel über Sexualmissbrauch in deutschen Qualitätszeitungen halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse.“ Im analysierten Artikel über Gewalt gegen Frauen, über u.a. auch Sexualmissbrauch, wird darauf hingewiesen, dass die Gewalt auch in hohem Maße durch den eigenen Partner stattfindet. Die Mythe über Stranger-Danger wird in diesem Artikel also entkräftet. In diesem Artikel wird aber kein Unterschied gemacht zwischen Klassen und Ethnizitäten, also diese Studie kann keine Aussagen darüber machen. Hypothese 4: „Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in deutschen Qualitätszeitungen.“ Nur zwei der fünf Artikel über Frauenthemen problematisieren die Geschlechterungleichheit. Die Problematisierung ist aber subtil. Es ist auffällig, dass der Artikel über Gewalt gegen Frauen diese Problematik nicht problematisiert. Die analysierten Artikel problematisieren die Geschlechterungleichheit also in der Tat relativ wenig. ! ! ! 47! 3.1.3 Qualitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung 3.1.3.1 INTRATEXTUELLE ANALYSE 3.1.3.1.1 Wortorientierte Analyse In fast allen analysierten Artikeln der Zeitung De Standaard kommen keine Hochwertwörter oder Stigmawörter vor. Nur in einem Artikel wird ein Stigmawort benutzt. Der Wortgebrauch in De Standaard ist also meistens neutral, ohne Konnotation. In den analysierten Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden dagegen mehrere Hochwertwörter vorgefunden, um Frauen zu umschreiben. In einem Artikel der FAZ werden Stigmawörter vorgefunden in einem Zitat, die Berichterstattung des Journalisten über die Sache ist jedoch neutral. In einem anderen Artikel über Sarkozy wird das Stigmawort „aushalten“ vorgefunden, aber das kann eher als Kritik an Sarkozy betrachtet werden als als Kritik an seiner Frau Carla Bruni. Bei der Analyse der Artikel in De Standaard, fällt auf, dass zwei Artikel betonen, dass die beschriebenen Personen Frauen oder Mädchen sind, auch wenn das schon deutlich ist im Kontext, bei Männern nicht explizit gemacht wird und das Geschlecht dieser Personen inhaltlich nicht relevant ist. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung betont in nur einem Artikel, dass es sich von einer Frau handelt, und in diesem Artikel ist das Geschlecht relevant. 3.1.3.1.2 Textorientierte Analyse In den analysierten Artikeln der Zeitung De Standaard wurde ein Metaphernfeld vorgefunden, um die Angst einer Politikerin zu beschreiben. Dieser Artikel ist aber eine ironsiche Geschichte und ist nicht ernsthaft gemeint. Die Metaphern für Angst können als Kritik an ihrer Politik und Partei aufgefasst werden. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden keine Metaphernfelder vorgefunden. Es wird aber eine Metapher benutzt in einem Zitat von dem französischen Präsidenten Sarkozy. Er sagt, die durchgesickerten Gesprächen seien „eine Form von Vergewaltigung“. ! 48! ! ! Bei den beiden Zeitungen unterstützen die Bilder jeweils die Texte. Die Bilder, auf denen eine Frau abgebildet wird, sind neutral: nur das Gesicht und eventuell das Oberteil des Körpers wird gezeigt. Bei De Standaard werden zwei Artikel von einer Graphik unterstützt, bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist das ein Artikel. De Standaard benutzt bei zwei Artikeln auch eine Zeichnung. In De Standaard werden Frauen in den analysierten Artikeln nicht mit irrelevanten Details beschrieben. Wenn der Kleidungsstil oder das Alter einer Frau beschrieben wird, ist das für den Kontext relevant. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es nur einen Artikel, bei dem die Relevanz des beschriebenen Äußeren der Frau zweifelhaft ist. In den anderen Artikeln ist es jeweils relevant, wenn das Alter oder die Familiengeschichte einer Frau beschrieben wird, z. B. im Kontext einer biografischen Beschreibung. Alle analysierten Artikel der Zeitung De Standaard in Bezug auf Frauenthemen problematisieren die Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert werden. Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung problematisieren nur zwei Artikel die Geschlechterungleichheit. Sie machen das aber auf subtilerer Weise als De Standaard. Die Artikel der Zeitung De Standaard unterstellen nachdrücklicher, dass die Lage geändert werden muss. Bei den beiden Zeitungen wird in einem Artikel die Mythe von StrangerDanger entkräftet. 3.1.3.2 TRANSTEXTUELLE ANALYSE In fünf Artikel der Zeitung De Standaard und in sieben Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden keine Frames vorgefunden. In De Standaard gibt es vier Artikel, in denen Frauen als Expertin dargestellt werden, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind das zwei Artikel. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden Frauen auch noch als Siegerin, Heldin und starke Frau dargestellt. In zwei analysierten Artikeln der Zeitung De Standaard wird die Rolle von Haushälterin explizit entkräftet. In De Standaard gibt es drei Artikel, in denen Frauen als Opfer dargestellt werden, von denen ein Artikel ironisch gemeint ist. Bei zwei Artikeln davon soll bemerkt werden, dass es ! 49! ! ! angesichts des Themas logisch ist, dass die Frauen als Opfer dargestellt werden. In einem Artikel über Pressefreiheit ist die Frau bedroht worden, aber sie wird trotzdem als starke Frau dargestellt, und nicht als Opfer. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es nur einen Artikel, in dem die Frau als Opfer dargestellt wird, aber auch bei diesem Artikel ist das angesichts des Themas (Gewalt gegen Frauen) logisch. In den beiden Zeitungen gibt es einen Artikel, in dem das Frame von Eye Candy vorgefunden wird. Bei De Standaard gibt es in demselben Artikel (über den Mord an Reeva Steenkamp) auch das Frame von „Freundin eines nachrichtwürdigen Manns“. In De Standaard gibt es auch noch einen Artikel, in denen Frauen vor allem das Frame von Augenzeugin zugewiesen wird. In den analysierten Artikeln der beiden Zeitungen wurden keine Ideologien in Bezug auf Frauen vorgefunden. 3.1.3.3 SCHLUSSFOLGERUNG An dieser Stelle werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse an die ersten vier Hypothesen dieser Studie gekoppelt. Hypothese 1: „Die Rolle der Frau in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen ist Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt.“ In den analysierten Artikeln der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurden die Frames von Opfer und Eye Candy vorgefunden. Die Frau wird in zwei Artikeln als Expertin dargestellt und in drei Artikeln positiv geframet als starke Frau. In den übrigen sieben Artikeln gibt es keine Frames in Bezug auf Frauen. Für diese Zeitung stimmt die Hypothese also zum größten Teil nicht. In der Zeitung De Standaard wurden mehr Frames vorgefunden: Das Frame von Opfer (dreimal, davon einmal ironisch), Eye Candy, Augenzeugin und „Freundin eines ! 50! ! ! nachrichtwürdigen Mannes“ wurden in den analysierten Artikeln vorgefunden. Das Frame von Haushälterin wird in zwei Artikeln aber explizit entkräftet und in vier Artikeln hat die Frau die Rolle von Expertin. In einem Artikel ist die Frau Opfer von Bedrohungen, aber wird sie nicht als Opfer dargestellt, sondern als starke Frau. Für diese Zeitung stimmt die Hypothese also teilweise: drei Frames wurden vorgefunden, aber ein Frame wird explizit entkräftet, in einem Artikel wird die Frau als stark dargestellt und in vier Artikeln wird die Frau als Expertin aufgeführt. Hypothese 2: „Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist.“ In den analysierten Artikeln der beiden Zeitungen sind Details wie Kleidung, Familie und Alter immer für den Kontext relevant. In nur einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist die Relevanz der äußeren Beschreibung einer Frau zweifelhaft. Diese Hypothese wird also für die analysierten Artikel widerlegt. Hypothese 3: „Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der Arbeiterklasse.“ Bei den beiden Zeitungen wird einen Artikel in Bezug auf Sexualmissbrauch analysiert. In beiden Artikeln wird die Mythe von Stranger-Danger entkräftet. Diese Artikel machen aber keinen Unterschied zwischen Klassen und Ethnizitäten, also darüber kann diese Studie keine Aussagen machen. Hypothese 4: „Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen.“ In allen analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen in der Zeitung De Standaard wird die Geschlechterungleichheit problematisiert. Für De Standaard stimmt diese Hypothese also ! 51! ! ! nicht. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung problematisieren zwei der fünf analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen die Geschlechterungleichheit, und sie machen das auf subtile Weise. Es ist für die FAZ in der Tat so, dass die Probleme in Bezug auf Geschlechterungleichheit relativ wenig problematisiert werden. 3.2 Quantitative Analyse 3.2.1 Quantitative Analyse Artikel De Standaard Für die quantitative Analyse der Zeitung De Standaard wurden 184 Artikel über Frauen und Frauenthemen anhand von den in Kapitel 2.2.3.2 beschriebenen Parametern analysiert. Davon handeln 152 Artikel von Frauen, 21 Artikel von Frauenthemen und 11 von sowohl Frauen als auch Frauenthemen. 3.2.1.1 ART DER ARTIKEL ! Tabelle 4: Art der Artikel der Zeitung De Standaard Im Allgemeinen lässen sich aus der Tabelle einige Tendenzen ableiten. Nachrichten (90) stellen fast die Hälfte der analysierten Artikel dar. An zweiter Stelle stehen die Kolumnen (31), und danach folgen die Hintergrundartikel (22). 17 der 184 gesammelten Artikel sind Interviews und 16 sind Rezensionen. Es gibt dagegen wenig Fotos (fünf) und Comics (drei) über Frauen und Frauenthemen im analysierten Zeitraum. Daraus können wir schließen, dass die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen objektiv sind, da die Nachrichten, Hintergrundartikel und Fotos insgesamt 117 der 184 Artikel ausmachen. ! 52! ! ! Artikel über oder von Frauen sind vor allem Nachrichten (78) und Kolumnen (24), während die Artikel über Frauenthemen vor allem Nachrichten (zwölf insgesamt), Hintergrundartikel (sieben insgesamt) und Kolumnen (auch sieben insgesamt) sind. 3.2.1.2 THEMEN Tabelle 5: Artikelthemen der Zeitung De Standaard Aus der Tabelle geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und Frauenthemen vor allem in den Kategorien Kultur (46), Fait Divers (34), Politik (33) und Wirtschaft (27) vorkommen. Wenig Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen im Bereich der Wissenschaft (13) und Kriminalität (13) und im Bereich von Sport (zehn) und Promi-News (neun) vor. Die meisten Artikel, in denen Frauen beschrieben oder zitiert werden, gehören zur Kategorie Kultur (insgesamt 43). An zweiter Stelle steht Politik, mit insgesamt 33 Artikeln. Die dritte Stelle belegt der Bereich Wirtschaft mit insgesamt zwanzig Artikeln. Es gibt im analysierten Zeitraum weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport (zehn insgesamt), Promi-News (acht insgesamt), Kriminalität (neun insgesamt) und Wissenschaft (auch neun insgesamt). Die Frauenthemen in den analysierten Artikeln beziehen sich vor allem auf Wirtschaft (insgesamt acht). Das hat damit zu tun, dass es dank Weltfrauentag 2014 viel Aufmerksamkeit für die immer noch bestehende Lohnkluft gab (siehe qualitative Analyse). Die anderen Kategorien, bei denen es Artikel über Frauenthemen gibt, sind Politik (ein Artikel insgesamt), Wissenschaft (fünf Artikel insgesamt), Kultur (fünf Artikel insgesamt), Kriminalität (auch fünf Artikel insgesamt), Fait Divers (sieben Artikel insgesamt) und Promi- ! ! ! News (ein Artikel insgesamt). 53! 3.2.1.3 ARTIKELGRÖßE Tabelle 6: Artikelgrößen der Zeitung De Standaard Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt sind lang (70). Die Zahl der kleinen und mittelgroßen Artikel ist fast gleich (56 bzw. 58 Artikel). Die Artikel, die nur von Frauen handeln, sind meistens auch groß und auch hier ist die Zahl der kleinen (47) und mittelgroßen (45) Artikel fast gleich. Auch wenn die Zahlen der Artikel die sowohl von Frauen als auch von Frauenthemen handeln, dazu gerechnet werden, gibt es diese Tendenz. Es kann als positiv betrachtet werden, dass Frauen vor allem in großen Artikeln vorkommen. Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, sind meistens mittelgroß (neun), und dies bewährt sich, wenn die Zahl der Artikel, die von Frauen und Frauenthemen handeln, dazu gerechnet wird (+4, also 13). Die Zahl der kleinen (6+3) und großen (6+4) Artikel ist fast gleich. Diese Ergebnisse widerlegen Hypothese 5, nämlich dass die „Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind“. 3.2.1.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG ! ! ! ! 54! Tabelle 7: Anzahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Zeitung der Zeitung De Standaard Im Durchschnitt veröffentlicht De Standaard 30,7 Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Tag im analysierten Zeitraum. Dabei soll aber bemerkt werden, dass am Weltfrauentag (dem 8. März) mehr Artikel (47) über Frauen und Frauenthemen veröffentlicht wurden als an den anderen Tagen. Dabei soll auch bemerkt werden, dass die Zeitung vom 8. März eine Wochenendezeitung ist und deshalb dicker ist und mehr Beilagen umfasst. Wenn die Artikel vom 8. März nicht mitgezählt werden, dann gibt es im Durchschnitt 27,4 Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Tag. Auch am Tag vor Weltfrauentag (also Freitag, dem 7. März 2014) gibt es mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen als im Zeitraum vom 3. bis zum 6. März. Es ist auch auffällig, dass die Artikel über Frauenthemen vor allem am 7. und am 8. März erschienen sind. Im Zeitraum davor gibt es weniger Artikel über Frauenthemen (insgesamt acht gegenüber insgesamt 24 Artikeln). Durchschnittlich gibt es insgesamt 5,3 Artikel über Frauenthemen pro Tag. Ohne Weltfrauentag und den Tag vorher, gibt es insgesamt zwei Artikel über Frauenthemen pro Zeitung. 3.2.1.5 SCHLUSSFOLGERUNG Aus der Themenanalyse geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und Frauenthemen vor allem in den Kategorien Kultur, Fait Divers, Politik und Wirtschaft vorkommen. Wenig Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen im Bereich von Wissenschaft, Kriminalität, Sport und Promi-News vor. Die Analyse der Themen der Artikel hat auch ergeben, dass sich die Frauenthemen in den analysierten Artikeln vor allem auf Wirtschaft beziehen. Das hat damit zu tun, dass es dank Weltfrauentag 2014 viel Aufmerksamkeit für die immer noch bestehende Lohnkluft gab. Aus der Analyse der Zahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Zeitung geht außerdem hervor, dass am Weltfrauentag mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen veröffentlicht wurden als an den anderen Tagen. Auch am Tag vor Weltfrauentag (Freitag, dem 7. März 2014) gibt es mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen als im Zeitraum vom 3. bis zum 6. März. Es fällt außerdem auf, dass die Artikel über Frauenthemen vor allem am ! 55! ! ! 7. und 8. März erschienen sind. Im Zeitraum davor gibt es weniger Artikel über Frauenthemen. Die Analyse der Anzahl der Artikel pro Zeitung hat auch ergeben, dass De Standaard durchschnittlich 30,7 Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Tag im analysierten Zeitraum veröffentlicht hat. Wenn die Artikel vom 8. März (Weltfrauentag) nicht mitgezählt werden, dann gibt es durchschnittlich 27,4 Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Tag. Die Analyse der Artikelgröße zeigt, dass die Artikel über Frauen meistens groß sind und die Artikel, die von Frauenthemen handeln, meistens mittelgroß sind. Diese Ergebnisse widerlegen Hypothese 5, nämlich dass die „Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind“. Aus der Analyse der Art der Artikel geht hervor, dass die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen objektiv sind. 3.2.2 Quantitative Analyse Artikel Frankfurter Allgemeine Zeitung Für die quantitative Analyse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden 174 Artikel über Frauen und Frauenthemen anhand von den in Kapitel 2.2.3.2 beschriebenen Parametern analysiert. Davon handeln 145 Artikel von Frauen, 18 Artikel von Frauenthemen und 11 von sowohl Frauen als auch Frauenthemen. 3.2.2.1 ART DER ARTIKEL Tabelle 8: Art der Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind Nachrichten (78 insgesamt). An ! 56! ! ! zweiter Stelle stehen die Rezensionen (37 insgesamt) und an dritter Stelle die Hintergrundartikel (35 insgesamt). Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind also objektiv. In dem analysierten Zeitraum gibt es wenig Interviews (2) mit/über Frauen oder Frauenthemen und auch wenig Comics (3) und Fotos (1) mit Frauen oder über Frauenthemen. Eine andere auffällige Tendenz ist, dass in dem analysierten Zeitraum Frauenthemen vor allem in Nachrichten (16 insgesamt) und Hintergrundartikel (6 insgesamt) zur Sprache kommen. Es gibt in dem analysierten Zeitraum wenig Kolumnen (4 insgesamt), in denen Frauenthemen besprochen werden. 3.2.2.2 THEMEN Tabelle 9: Artikelthemen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Aus der Tabelle geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und Frauenthemen vor allem in den Kategorien Kultur (52), Politik (40) und Wirtschaft (31) vorkommen. Wenig Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen im Bereich der Wissenschaft (3) und Kriminalität (11) und im Bereich von Sport (13), Fait Divers (13) und Promi-News (11) vor. Die meisten Artikel, in denen Frauen beschrieben oder zitiert werden, gehören zur Kategorie Kultur (insgesamt 51). An zweiter Stelle steht Politik, mit insgesamt 38 Artikeln. Die dritte Stelle belegt der Bereich Wirtschaft mit insgesamt 23 Artikeln. Es gibt im analysierten Zeitraum weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport (12) und Wissenschaft (3). Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören vor allem zum Bereich Wirtschaft (11 insgesamt). Die anderen Kategorien, bei denen es Artikel über Frauenthemen gibt, sind ! 57! ! ! Politik (4 Artikel insgesamt), Kultur (4 Artikel insgesamt), Kriminalität (auch 4 Artikel insgesamt), Fait Divers (4 Artikel insgesamt), Sport (1 Artikel) und Promi-News (1 Artikel). Wie bei der Zeitung De Standaard ist die Erklärung für die größere Zahl der Wirtschaftsartikel wahrscheinlich, dass es zu Weltfrauentag mehr Artikel über die Lohnkluft und die Erwerbstätigkeit von Frauen gibt. 3.2.2.3 ARTIKELGRÖßE Tabelle 10: Artikelgrößen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Die meisten Artikel über Frauen sind groß (89 insgesamt). Die Zahl der kleinen und mittelgroßen Artikel über Frauen ist bedeutend niedriger (33 und 34 Artikel insgesamt). Auch hier kann es als positiv betrachtet werden, dass Frauen vor allem in großen Artikeln vorkommen. Die Mehrheit der Artikel über Frauenthemen ist auch groß (12 insgesamt), obwohl diese Zahl kaum von der Zahl der mittelgroßen Artikeln (11 insgesamt) abweicht. Insgesamt 6 Artikel über Frauenthemen sind klein. Diese Ergebnisse widerlegen Hypothese 5, nämlich dass die „Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind“. 3.2.2.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG ! ! ! 58! Tabelle 11: Anzahl der Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Zeitung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Es gibt insgesamt 29,2 Artikel über Frauen und Frauenthemen im Durchschnitt pro Zeitung im analysierten Zeitraum. Über Frauen gibt es im analysierten Zeitraum durchschnittlich 26 Artikel und über Frauenthemen 4,8 Artikel pro Zeitung. Am Weltfrauentag sind mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen erschienen als im Zeitraum vom 3. März bis zum 7. März. Wenn die Artikel am Weltfrauentag nicht mitgezählt werden, gibt es im analysierten Zeitraum pro Zeitung durchschnittlich 26,4 Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt, 23,8 Artikel über Frauen und 4 Artikel über Frauenthemen. 3.1.2.5 SCHLUSSFOLGERUNG Aus der Themenanalyse geht hervor, dass in den analysierten Zeitungen Frauen und Frauenthemen vor allem in den Kategorien Kultur, Politik und Wirtschaft vorkommen. Wenig Artikel über Frauen oder Frauenthemen der analysierten Artikel kommen im Bereich von Wissenschaft, Kriminalität, Sport und Promi-News vor. Aus der quantitativen Analyse der Themen geht auch hervor, dass die Artikel, die von Frauenthemen handeln, vor allem zum Bereich Wirtschaft gehören. Wie bei der Zeitung De Standaard ist die Erklärung für die größere Zahl der Wirtschaftsartikel wahrscheinlich, dass es zum Weltfrauentag mehr Artikel über die Lohnkluft und die Erwerbstätigkeit von Frauen gibt. Die meisten Artikel, in denen Frauen beschrieben oder zitiert werden, gehören zur Kategorie Kultur. Danach kommen die Bereiche Politik und Wirtschaft. Es gibt im analysierten Zeitraum weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport und Wissenschaft. Über Frauenthemen gibt es insgesamt 4,8 Artikel pro Zeitung im Durchschnitt. Am ! 59! ! ! Weltfrauentag sind aber mehr Artikel über Frauenthemen erschienen. Wenn diese Artikel nicht mitgezählt werden, gibt es durchschnittlich nur 4 Artikel pro Zeitung über Frauenthemen. Aus der Analyse der Zahl der Artikel geht auch hervor, dass es insgesamt 29,2 Artikel über Frauen und Frauenthemen im Durchschnitt pro Zeitung im analysierten Zeitraum gibt. Über Frauen gibt es im analysierten Zeitraum durchschnittlich 26 Artikel. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind Nachrichten. An zweiter Stelle stehen die Rezensionen und danach kommen die Hintergrundartikel. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind also objektiv. Es gibt im analysiserten Zeitraum weniger Interviews mit/über Frauen oder Frauenthemen und auch weniger Comics und Fotos mit Frauen oder über Frauenthemen. Es fällt außerdem auf, dass Frauenthemen vor allem in Nachrichten und Hintergrundartikel zur Sprache kommen. Es gibt im analysierten Zeitraum wenig Kolumnen, in denen Frauenthemen besprochen werden. Die meisten analysierten Artikel über Frauen und Frauenthemen sind groß. Diese Ergebnisse widerlegen die fünfte Hypothese, nämlich dass „die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind“. Die Zahl der kleinen und mittelgroßen Artikel über Frauen ist bedeutend niedriger, aber bei den Frauenthemen gibt es nur einen kleinen Unterschied zu den mittelgroßen Artikeln. Auch kann es als positiv betrachtet werden, dass Frauen und Frauenthemen vor allem in großen Artikeln vorkommen. 3.2.3 Quantitativer Vergleich De Standaard und Frankfurter Allgemeine Zeitung 3.2.3.1 ART DER ARTIKEL Die Artikel über Frauen und Frauenthemen in den beiden Zeitungen sind vor allem Nachrichten. An zweiter Stelle stehen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Rezensionen, während bei De Standaard Kolumnen stehen. Auffällig ist, dass die FAZ bedeutend weniger Kolumnen hat als De Standaard, und dass De Standaard mehr als die Hälfte weniger Rezensionen hat als die Frankfurter Allgemeine Zeitung. An dritter Stelle stehen bei den beiden Zeitungen die Hintergrundartikel. Die meisten Artikel der beiden Zeitungen sollten also objektiv sein. ! ! ! 60! Es fällt auch auf, dass es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung viel weniger Interviews mit oder über Frauen oder Frauentemen gibt als bei De Standaard (3 Interviews gegenüber 17). Das hat damit zu tun, dass es in der FAZ im Allgemeinen weniger Interviews gibt. In den beiden Zeitungen gibt es nur wenig Fotos und Comics. In der FAZ gibt es sogar nur ein Foto im analysierten Zeitraum, gegenüber 5 Fotos in De Standaard. Das hat damit zu tun, dass De Standaard eine Fotorubrik („In Beeld“) hat. 3.2.3.2 THEMEN In den beiden Zeitungen kommen Artikel über Frauen vor allem im Bereich Kultur vor im analysierten Zeitraum. Bei De Standaard steht Fait Divers an zweiter Stelle, während das bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Politik ist. Politik steht bei DS aber an dritter Stelle. Danach kommt bei den beiden Zeitungen der Bereich Wirtschaft. In den beiden Zeitungen gibt es im analysierten Zeitraum aber weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport, Wissenschaft, Promi-News und Kriminalität im Verhältnis zu der gesamten Zahl der analysierten Artikel. Auffällig ist, dass es bei De Standaard im analysierten Zeitraum bedeutend mehr Artikel im Bereich Fait Divers (34 insgesamt) gibt als in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (13 insgesamt). Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören bei den beiden Zeitungen vor allem zum Bereich Wirtschaft. Das hat bei den beiden Zeitungen damit zu tun, dass zum Weltfrauentag mehrere Artikel über die Lohnkluft erschienen sind. 3.2.3.3 ARTIKELGRÖßE Die Artikelgröße der analysierten Artikel der beiden Zeitungen stimmt zum größten Teil überein. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt sind bei den beiden Zeitungen groß, an zweiter Stelle stehen die mittelgroßen Artikel und an dritter Stelle die kleine Artikel. Die Unterschiede zwischen der Zahl der mittelgroßen und kleinen Artikel sind bei den beiden Zeitungen relativ klein (bei De Standaard zwei Artikel, bei der FAZ sechs). ! 61! ! ! Bei den Artikeln, die nur über Frauen handeln, sind die meisten Artikel auch groß. Die Zahl der mittelgroßen und kleinen Artikel ist bei den beiden Zeitungen fast gleich (DS: 49-50 und FAZ: 34-33). Die Artikel, die von Frauenthemen handeln (insgesamt), sind bei De Standaard vor allem mittelgroß. Die Zahl der kleinen und großen Artikel über Frauenthemen ist bei DS fast gleich (neun gegenüber zehn). Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sind die Artikel über Frauenthemen (insgesamt) vor allem groß, obwohl der Unterschied zu den mittelgroßen Artikeln sehr klein ist (zwölf große Artikel gegenüber elf mittelgroßen Artikeln). Die Zahl der kleinen Artikel ist fast halb so klein (sechs Artikel). Diese Ergebnisse widerlegen den ersten Teil der fünften Hypothese, nämlich dass die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen Kurz sind. 3.2.3.4 ANZAHL DER ARTIKEL ÜBER FRAUEN ODER FRAUENTHEMEN PRO ZEITUNG Die Anzahl der Artikel über Frauen oder Frauenthemen pro Zeitung oder Tag ist bei der Zeitung De Standaard und die Frankfurter Allgemeine Zeitung fast gleich: Bei DS gibt es durchschnittlich 30,7 Artikel pro Tag, bei der FAZ 29,2 Artikel. Davon gibt es insgesamt bei DS durchschnittlich 27,1 Artikel über Frauen pro Zeitung im analysierten Zeitraum, bei der FAZ sind das 26 Artikel. Auch diese Zahl ist also fast gleich. Bei den Artikel über Frauenthemen gibt es bei DS durchschnittlich insgesamt 5,3 Artikel pro Zeitung, bei der FAZ 4,8 Artikel. Dabei muss aber bemerkt werden, dass die meisten Artikel über Frauen und vor allem über Frauenthemen am Weltfrauentag erschienen sind, und im Fall von De Standaard, auch am Tag vorher (also Freitag dem 7. März). Wenn diese Artikel nicht mitgezählt werden, gibt es durschnittlich bei De Standaard nur 27,3 Artikel über Frauen und Frauenthemen pro Tag, und nur 2 Artikel über Frauenthemen. Bei der FAZ gibt es dann 26,4 Artikel über Frauen und Frauenthemen, und 4 Artikel über Frauenthemen pro Tag. ! ! ! 3.2.3.5 SCHLUSSFOLGERUNG 62! Die Ergebnisse dieser Analyse sind für die flämischen und deutschen Zeitungen fast gleich. Am Weltfrauentag sind mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen als sonst erschienen. Ohne die Artikel am Weltfrauentag, gibt es zwei Artikel über Frauenthemen in De Standaard und vier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im analysierten Zeitraum. Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören für die beiden Zeitungen meistens zum Bereich Wirtschaft. Die Erklärung dafür ist, dass sowohl in De Standaard als auch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Weltfrauentag mehrere Artikel über die Lohnkluft erschienen sind. Sowohl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als in der Zeitung De Standaard befinden die meisten Artikel über Frauen sich in den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft. In den beiden Zeitungen gibt es im analysierten Zeitraum aber weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport, Wissenschaft, Promi-News und Kriminalität im Verhältnis zu der gesamten Zahl der analysierten Artikel. Auffällig ist, dass es bei De Standaard im analysierten Zeitraum bedeutend mehr Artikel im Bereich Fait Divers gibt als in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Aus der Analyse der Art der Artikel geht hervor, dass die meisten analysierten Artikel der beiden Zeitungen objektiv sind. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen im analysierten Zeitraum in den beiden Zeitungen sind nämlich Nachrichten. An zweiter Stelle stehen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Rezensionen (also subjektiv), während bei De Standaard Kolumnen stehen (also auch subjektiv). Auffällig ist, dass die FAZ bedeutend weniger Kolumnen hat als De Standaard, und dass De Standaard mehr als die Hälfte weniger Rezensionen hat als die Frankfurter Allgemeine Zeitung. An dritter Stelle stehen bei den beiden Zeitungen die Hintergrundartikel (also objektiv). Die Artikelgröße der analysierten Artikel der beiden Zeitungen stimmt zum größten Teil überein. Es gibt nur kleine Unterschiede zwischen den Zeitungen. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt sind bei den beiden Zeitungen groß, danach mittelgroß ! 63! ! ! und danach klein. Die Unterschiede zwischen die Zahlen der mittelgroßen und kleinen Artikel sind bei den beiden Zeitungen relativ klein. Bei den Artikeln, die nur über Frauen handeln, sind die meisten Artikel auch groß. Die Zahl der mittelgroßen und kleinen Artikel ist bei den beiden Zeitungen fast gleich. Die Artikel, die von Frauenthemen handeln (insgesamt), sind bei De Standaard vor allem mittelgroß, bei der FAZ vor allem groß, obwohl die Zahl der mittelgroßen Artikel bei der FAZ fast gleich ist. Diese Ergebnisse widerlegen die fünfte Hypothese, nämlich dass die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, im Allgemeinen kurz sind in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen. 4. SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK In dieser Studie wurde untersucht, wie Frauen und Frauenthemen in der flämischen Zeitung De Standaard und der deutschen Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung dargestellt werden, ob es Unterschiede zwischen diesen Zeitungen gibt und worauf diese Unterschiede sich zurückführen lassen. Es wurde auch untersucht, wie viel Aufmerksamkeit auf Frauen und Frauenthemen in diesen Zeitungen verwendet wird, ob es Unterschiede gibt und worauf diese Unterschiede sich zurückführen lassen. Aus der Literatur wurden fünf Hypothesen abgeleitet. Anhand von diesen Hypothesen wurde versucht, eine Antwort auf die zwei Untersuchungsfragen dieser Studie zu formulieren: Hypothese 1: Die Rolle der Frau in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen ist Haushälterin, Opfer, Lustobjekt („Eye Candy“), Frau/Mutter/Tochter eines nachrichtwürdigen Mannes oder Augenzeugin. Sie wird kaum als Expertin aufgeführt. Hypothese 2: Frauen, und dann vor allem Politikerinnen oder Geschäftsführerinnen, werden oft mit irrelevanten Details beschrieben in deutschen und flämischen Qualitätszeitungen. Ihre Kleidung, Hausordnung, Familie, ihr Privatleben und Alter wird besprochen, obwohl dies für ihre gesellschaftliche Funktion nicht relevant ist. Hypothese 3: Artikel über Sexualmissbrauch in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen halten Mythen über Stranger-Danger aufrecht. In diesen Artikeln werden weiße Frauen der Mittelklasse günstiger dargestellt als dunkelhäutige Frauen oder weiße Frauen der ! ! ! Arbeiterklasse. 64! Hypothese 4: Artikel in Bezug auf Geschlechterungleichheit werden wenig problematisiert in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen. Hypothese 5: Die Artikel, die sich auf Frauen beziehen, sind in den flämischen und deutschen Qualitätszeitungen im Allgemeinen kurz. Um diese Hypothesen antworten zu können, wurde eine qualitative und eine quantiative Analyse durchgeführt. Bei der qualitativen Analyse wurden die Artikel der beiden Zeitungen anhand einer intratextuellen, d.h. wortorient und textorientiert, und einer transtextuellen Analyse analysiert. Bei der quantitativen Analyse wurden die Artikel der beiden Zeitungen anhand unterschiedlicher Parameter quantitativ analysiert und ausgewertet. Diese Parameter sind Art der Artikel, Themen, Artikelgröße und Anzahl der Artikel pro Zeitung. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analysen zusammengefasst. Aus der qualitativen Analyse geht hervor, dass in den analysierten Artikeln die Frames von Eye Candy und Opfer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorkommen. In der Hälfte der analysierten Artikel der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurden aber keine Frames in Bezug auf Frauen vorgefunden. Zwei Artikel stellen die Frau als Expertin dar und in drei Artikeln wird die Frau als starke Frau dargestellt. In der Zeitung De Standaard wurden in den analysierten Artikeln mehr Frames vorgefunden: Opfer, Eye Candy, Augenzeugin und „Freundin eines nachrichtwürdigen Mannes“. Das Frame von Haushälterin wird aber explizit entkräftet in zwei Artikeln und in einem Artikel wird das Opfer von Drohungen nicht als Opfer dargestellt, sondern als starke Frau. In vier Artikeln ist die Rolle der Frau Expertin. In den analysierten Artikeln der beiden Zeitungen sind Details wie Kleidung, Familie und Alter immer für den Kontext relevant. In einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist die Relevanz der äußeren Beschreibung einer Frau zweifelhaft. Für die beiden Zeitungen wurde jeweils ein Artikel über Sexualmissbrauch analysiert. In den beiden Artikeln wird die Mythe von Stranger-Danger entkräftet. In diesen Artikeln werden keine Klassen oder Ethnizitäten erwähnt. Diese Studie kann also keine Aussagen machen, ! ! ! über welche Klassen oder Ethnizitäten günstiger dargestellt werden. 65! Die Geschlechterungleichheit wird in allen analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen der Zeitung De Standaard problematisiert. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung problematisieren zwei der fünf analysierten Artikel in Bezug auf Frauenthemen die Geschlechterungleichheit. Die FAZ macht das auch subtiler als De Standaard. Aus der quantitativen Analyse geht hervor, dass am Weltfrauentag mehr Artikel über Frauen und Frauenthemen als im Zeitraum davor erschienen sind. Die Artikel, die von Frauenthemen handeln, gehören für die beiden Zeitungen meistens zum Bereich Wirtschaft. Die Erklärung dafür ist, dass sowohl in De Standaard als auch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Weltfrauentag mehrere Artikel über die Lohnkluft erschienen sind. Aus der quantitativen Analyse der Art der Artikel geht hervor, dass die meisten analysierten Artikel der beiden Zeitungen objektiv sind. Bei dieser Analyse fällt außerdem auf, dass es in der FAZ bedeutend weniger Kolumnen gibt als in De Standaard, und dass es in der Zeitung De Standaard bedeutend weniger Rezensionen gibt als in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sowohl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als in der Zeitung De Standaard befinden die meisten Artikel über Frauen sich in den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft. In den beiden Zeitungen gibt es im analysierten Zeitraum aber weniger Artikel über Frauen in den Bereichen Sport, Wissenschaft, Promi-News und Kriminalität im Verhältnis zu der gesamten Zahl der analysierten Artikel. Die Ergebnisse der Analyse der Artikelgröße der beiden Zeitungen widerlegen die fünfte Hypothese, nämlich dass Artikel, die sich auf Frauen beziehen, in diesen Zeitungen im Allgemeinen kurz sind. Die Artikelgröße der analysierten Artikel der beiden Zeitungen stimmt zum größten Teil überein. Die meisten Artikel über Frauen und Frauenthemen insgesamt sind bei den beiden Zeitungen groß, danach mittelgroß und danach klein. Abschließend soll noch bemerkt werden, dass mehr Zeitungsartikel über einen längeren Zeitraum analysiert werden sollten, um diese Forschungsergebnisse bestätigen und vertiefen ! 66! ! ! zu können und zuverlässige Aussagen zu machen in Bezug auf das Bild der Frau in flämischen und deutschen Qualitätszeitungen. Diese Studie könnte also als Anlass betrachtet werden, eine umfangreichere Untersuchung durchzuführen, mit mehr Artikeln über einen längeren Zeitraum. ! ! ! QUELLEN 67! Adams, T.M. & Fuller, D.B. (2006). The Words Have Changed But the Ideology Remains the Same: Misogynistic Lyrics in Rap Music. Journal of Black Studies, Vol. 36 Nr. 6, S. 938-957. American Psychological Association. (2011). Definition of Terms: Sex, Gender, Gender Identity, Sexual Orientation. [1 S.] [Online] http://www.apa.org/pi/lgbt/resources/sexualitydefinitions.pdf [04-12-2014] Aushalten. (2013). In Duden online. http://www.duden.de/rechtschreibung/aushalten [20-052015] Byerly, C. M. & Ross, K. (2004). Women and Media. International Perspectives. United Kingdom: Blackwell Publishing Ltd Byerly, C. M. & Ross, K. (2006). Women and Media. A Critical Introduction. Oxford: Blackwell Publishing Ltd De Bens, E. & Raeymaeckers, K. (2010). De pers in België. 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Er zitten steeds meer vrouwen in de raden van bestuur van de Bel 20-bedrijven. Vrouw & Maatschappij goot voor haar ‘Belle 20’ de meest recente cijfers in een overzicht en wat blijkt? De jongste twee jaar zijn er 3 procent vrouwen bijgekomen. Van een vertegenwoordiging van 14,8 procent zijn de vrouwen gestegen naar 17,8 procent. In absolute cijfers gaat het over een totaal van 36 vrouwen op de 244 bestuursmandaten in 2012, en 43 op de 242 in 2014. Tien bedrijven boekten vooruitgang, waaronder Delhaize, Umicore en UCB. In de praktijk gaat het evenwel steevast om één vrouw extra, nooit meer. Een handvol bedrijven hinkt achterop, zoals AB InBev, Colruyt en Bekaert. Els Van Hoof, voorzitster van Vrouw & Maatschappij (V&M): ‘We willen geen schandpaal optrekken, maar integendeel inspirerend werken. Geen name and shame, maar name and gain. De bedrijven hebben er alle belang bij, want studies bewijzen het verband tussen meer vrouwen in de raad van bestuur en een verbetering van de prestaties en de bedrijfsresultaten.’ Toch is België allesbehalve een modelleerling, want het Europees gemiddelde ligt op 21 procent. Om de broodnodige inhaalbeweging te maken werden in ons land recent quota ingevoerd. Grote beursgenoteerde bedrijven hebben nog tot 2017 de tijd om het aantal vrouwelijkebestuurders uit te breiden tot een derde. Kleinere beursgenoteerde ondernemingen krijgen drie jaar langer respijt, overheidsbedrijven moeten in theorie al in orde zijn. Mannen weten waarom Dat valt ook op in de cijfers. Zoals uit een vroegere studie van de Hay Group al bleek, haalt alleen Elia de 1/3-norm: 5 op de 9 bestuurders zijn vrouwen. Belgacom haalt de norm opnieuw net niet (DS 2 en 3 januari). Niet toevallig twee semi-publieke bedrijven. De bedrijven die het slechtst scoren in de ‘Belle 20’, zijn AB InBev en Delta Lloyd. Zij tellen geen enkele vrouw in hun raad van bestuur. ‘Geen wonder voor een bedrijf dat de slogan hanteert “Mannen weten waarom”’, merkt Van Hoof op. Ook heeft nog steeds geen enkel bedrijf uit de top-20 een vrouw als voorzitter van de raad van bestuur. ‘In dit tempo bereiken we nooit het vooropgestelde doel in 2017. Ook de evolutie naar 40 procent vrouwen tegen 2020 – het Europese streefdoel onder impuls van eurocommissaris Viviane Reding – lijkt nog steeds verre toekomstmuziek.’ Volgens de voorzitter van Vrouw en Maatschappij is er een verdubbeling nodig van de inspanningen. Een en ander wordt bevestigd door het aandeel vrouwen in de directiecomités van dezelfde bedrijven. Daar gelden geen quota. Gevolg? Het aandeel vrouwen blijft steken op 14,7 procent, zo’n 2,7 procent meer dan in 2012. In absolute cijfers: onder de in totaal 158 directieleden waren er twee jaar geleden 19 vrouwen, vandaag zijn dat er 23 op de 156. ‘Het gemiddelde is vooral te danken aan een aantal uitschieters, zoals Telenet en Befimmo’, verduidelijkt Els Van Hoof. ‘Maar liefst acht bedrijven hebben geen enkele vrouw in het directiecomité. De cijfers bewijzen dat er dringend een mentaliteitswijziging nodig is.’ Belgacom is het enige bedrijf in de Bel 20/Belle 20 waar - sinds kort - een vrouw de scepter zwaait: Dominique Leroy. ‘Ondanks de blijvende ondervertegenwoordiging van vrouwen zijn we niet blind voor de positieve evolutie’, gaat Els Van Hoof verder. ‘Dat intussen acht bedrijven uit de Bel 20 minstens 20 procent vrouwen in hun raad van bestuur hebben, is een goede zaak. Daarnaast wordt er op veel plaatsen serieus gewerkt aan een genderbeleid.’ Geheim? De broodautomaat V&M hoorde interessante voorbeelden. Zo werkte KBC een flexibele(re) regeling uit voor mensen in ouderschapsverlof, installeerde Telenet een broodautomaat – ‘dikwijls zijn het toch de vrouwen die eraan denken dat er geen brood meer is in huis’ – op de werkvloer of engageerde Cofinimmo zich via zijn vrouwelijke directeur in de vzw Women on Board. ‘Eén ding is intussen duidelijk’, besluit Van Hoof. ‘Bedrijven die in het begin mopperden dat ze in zo’n korte tijd nooit voldoende, bekwame vrouwen zouden vinden, krijgen ongelijk. Het kan wél – ook in de harde sectoren.’ Voor de tweede keer op rij organiseert V&M vandaag een ‘cravattendag’. De leden gaan selfies maken terwijl ze, mét das, poseren voor één van de bedrijven uit de Bel 20. Els Van Hoof: ‘Bedrijven die in het begin mopperden dat ze in zo’n korte tijd nooit voldoende, bekwame vrouwen zouden vinden, krijgen ongelijk. Het kan wél – ook in de harde sectoren’ Meer? Lees de volledige krant digitaal. (http://www.standaard.be/plus/ochtend) Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140308/ochtend) Buitenland (http://www.standaard.be/plus/krant/buitenland) ITALIAANSE JOURNALISTE BEDREIGD VOOR ONDERZOEK NAAR LOKALE POLITIEK EN MAFFIA ‘Met kerst kregen we een kogel in de bus, met een briefje erbij: prettige feesten!’ 08 MAART 2014 | Ine Roox Ze is pas 23, maar Ester Castano heeft al naam gemaakt met haar journalistieke verslaggeving over een onderzoek naar maffiacontacten in de gemeente Sedriano, nabij Milaan. Het regende intimidaties en aanklachten, maar Ester week niet en kreeg uiteindelijk gelijk. Het gemeentebestuur van Sedriano is in oktober 2013 ontbonden, en in mei verschijnt de oud-burgemeester voor de rechter. Een foto uit 1979 van de vermoorde journalist Carmine Pecorelli. In 2002 werd oudpremier Giulio Andreotti samen met maffiabaas Tano Badalamenti veroordeeld als opdrachtgevers voor die moord. Een jaar later verwierp het Hooggerechtshof die uitspraak. In 2014 worden in Italië nog altijd honderden journalisten per jaar bedreigd en geïntimideerd. epa Journalistiek noemt ze haar roeping. Al op haar zeventiende begon Ester Castano stukjes te schrijven, gebeten door de microbe na een redactiebezoek. Vandaag is Ester 23 en werkt ze als freelance medewerkster van L’Altomilanese, een regionale weekkrant die nieuws brengt uit een dertigtal gemeentes in de streek rond Milaan. Ester Castano wil vooral blijven schrijven, maar een passend loon dat haar helpt te overleven zou welkom zijn. ‘De tarieven voor regionale freelancers zijn schabouwelijk’, vertelt Castano, tijdens een ontmoeting in Brussel. ‘Vorig jaar heb ik in totaal 1.100 euro verdiend’, zegt ze met een zure glimlach. Aan gebrek aan talent zal het niet liggen dat ze geen contract in de wacht sleept bij een krant met meer middelen. Ester Castano berichtte in 2012 en in 2013 uitgebreid over de louche contacten van het gemeentebestuur van Sedriano, op tien kilometer van Milaan, en kreeg na verregaande intimidaties en bedreigingen uiteindelijk gelijk. Er volgde een golf van arrestaties wegens infiltratie door de Calabrese maffia ‘ndrangheta in het gemeentebestuur, en in oktober 2013 is datzelfde bestuur ontbonden wegens banden met de Calabrese onderwereld. Dat was een primeur in Lombardije, in het noorden van Italië. ‘De voormalige burgemeester van Sedriano, Alfredo Celeste, is intussen aangeklaagd wegens corruptie’, vertelt de journaliste. ‘Samen met Domenico Zambetti moet hij op 8 mei voor de rechter verschijnen.’ Zambetti was een belangrijke gedeputeerde van het Lombardische regiobestuur. Hij wordt ervan beschuldigd dat hij voor 200.000 euro vierduizend cruciale voorkeursstemmen heeft gekocht van de ‘ndrangheta. In beide onderzoeken zijn dertig arrestaties verricht. Hoewel de ‘ndrangheta oorspronkelijk uit Calabrië komt, is die maffiatak sterk aanwezig in Milaan. De magistrate Alessandra Dolci geeft openlijk toe dat de bouwmarkt in Milaan – de economische hoofdstad van Italië - volledig door de Calabrese maffia wordt gecontroleerd. Zambetti en Celeste waren leden van Berlusconi’s rechtse blok Volk van de Vrijheid (PDL). Ester Castano heeft in haar krant uitvoerig over het gerechtelijk onderzoek en de arrestatiegolf bericht. Haar artikels zijn daarna opgenomen in het dossier van de prefect (een lokale vertegenwoordiger van het ministerie van Binnenlandse Zaken, red.). Die motiveerde met dat dossier zijn verzoek aan de minister om het gemeentebestuur te ontbinden, wegens infiltratie door de maffia. Voor Ester voelt dat als een overwinning op de oud-burgemeester van Sedriano, die haar ruim twee jaar het leven zuur heeft gemaakt. ‘De krant L’Altomilanese is in oktober 2011 opgestart, met de uitdrukkelijke bedoeling om te berichten over de maffia in het hinterland van Milaan’, zegt Castano, die een Siciliaanse moeder heeft en haar verzet tegen de maffia met de paplepel kreeg ingegoten. ‘Twee maanden na de lancering van onze krant waren er al tien klachten wegens evenveel artikels ingediend.’ Maar Alfredo Celeste ging als burgemeester van Sedriano nog een heel eind verder. ‘Op een bepaald moment werd ik na elk artikel van mijn hand bij de carabinieri ontboden. Daar zei een agent me dan: “Juffrouw, u moet ophouden zulke zaken te schrijven, onze burgemeester stelt dat helemaal niet op prijs.” Celeste zelf stond me toen allang geen interviews meer toe, hij liet op een bepaald ogenblik zelfs een perimeter vastleggen waarbinnen ik me niet meer mocht vertonen.’ In december 2013, twee maanden nadat het hele gemeentebestuur wandelen was gestuurd, is Ester Castano vrijgesproken wegens smaad. Haar hoofdredacteur bleef haar altijd steunen, maar de jonge, regionale krant had de financiële middelen niet om haar verdediging te betalen. Castano wendde zich daarom tot het journalistennetwerk Ossigeno per l’informazione (zie nevenstuk). ‘Op de redactie zijn de banden van enkele auto’s doorgestoken en met kerst kregen we een kogel in de bus, met een briefje erbij: “Prettige feesten!” Toch vond ik het veel akeliger dat ik zomaar kon worden aangeklaagd hoewel ik alleen de feiten weergaf.’ ‘Na elk artikel moest ik naar de carabinieri. Daar zei een agent me dan: “Juffrouw, u moet ophouden zulke zaken te schrijven, onze burgemeester stelt dat niet op prijs”’ Meer? Lees de volledige krant digitaal. (http://www.standaard.be/plus/ochtend) Home Oscars (/plus) (http://www.standaard.be/plus/tag/oscars) ‘Ooit win ik hier met de Beste Film’ 04 MAART 2014 | jdr Ze probeerden er zondagnacht tijdens het Governor’s Ball, de officiële party na de Oscars, nog een feestje van te maken. Maar de ontgoocheling van Veerle Baetens, Johan Heldenbergh, Felix Van Groeningen en filmproducent Dirk Impens was groot na de gemiste Oscar. Impens arriveerde nog tijdens de uitreiking op het feest bij de Belgische consul. Naar eigen zeggen was hij na de overwinning van ‘La Grande Bellezza’ tijdens een reclamebreak weggegaan. Ook Felix Van Groeningen gaf toe op meer te hebben gehoopt. ‘Ja, het was balen. Toen ‘La Grande Bellezza’ werd afgeroepen, voelde het alsof ik een koude douche kreeg. Ik blijf er nochtans van overtuigd dat we er heel dicht bij waren.’ ‘Ontgoocheld. Wat dacht je?’ zei Veerle Baetens. ‘We hebben hier zoveel energie in gestoken en dan haal je het niet, dat is heel spijtig. Voor mezelf, voor de film maar ook voor België.’ Toch probeerden ze allebei de positieve kant van de zaak zien. ‘Laten we niet vergeten dat het een fantastische rit is geweest. Dat we dit hebben meemaken is top’, zegt Van Groeningen. ‘Bovendien hebben we veel geleerd. Want wees gerust, hier kom ik ooit terug. En dan niet om de Oscar van beste buitenlandse film te winnen, maar om het beeldje van beste film tout court te pakken.’ ‘Ik verwonderde me nog het meest over de seatfillers’, zegt Batens over haar Oscardag, ‘die gasten die in jouw zetel plaatsnemen zodra je de zaal verlaat om naar de wc of de bar te gaan. Daarnaast is het natuurlijk ook wonderlijk dat je op het Governor’s Ball schouder aan schouder staat met de grootste sterren. Cate Blanchett, Leonardo DiCaprio, Meryl Streep, ze zijn er allemaal. Ik heb wel met niemand gepraat. Het is niet meteen mijn stijl om op sterren af te stappen en te zeggen ‘’Hi, ik ben Veerle’’. Maar bizar was het wel.’ Ondanks de kritiek op haar jurk, voelde de actrice zich er zelf kiplekker in. ‘Ik heb verschillende complimentjes gekregen. Natuurlijk: het is niet omdat mensen je zeggen hoe mooi je jurk wel is of hoe goed ze je film wel vinden, dat ze dat ook echt menen. Ach, het is jammer van die Oscar. Als je genomineerd bent, wil je nu eenmaal winnen. Maar ik ga er niet om zitten huilen, morgen zullen we het allemaal een stuk beter kunnen relativeren.’ Vandaag landt de hele ploeg terug op Zaventem. ‘Tijd voor ander en beter’, zoals Johan Heldenbergh het formuleerde. Meer? Lees de volledige krant digitaal. (http://www.standaard.be/plus/ochtend) Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140308/ochtend) Blikvanger (http://www.standaard.be/plus/tag/blikvanger) ASTRID DE LATHAUWER TOETST ZES CLICHÉS OVER VROUW EN WERK AAN DE REALITEIT ‘Over tien jaar zijn we er misschien’ 08 MAART 2014 | Karin De Ruyter, illustraties Lectrr Ook al gaapt er tussen mannen en vrouwen nog een loonkloof van 21 procent en zijn de hoogste regionen van het bedrijfsleven vaak nog echte mannenbastions, toch zit er schot in de vrouwenzaak, vindt hr-topvrouw Astrid De Lathauwer. Ze legde voor ons zes hardnekkige clichés over vrouwen en hun carrière onder de loep. En die blijken lang niet meer allemaal te kloppen. Astrid De Lathauwer: ‘Ik ben veel optimistischer over de genderkwestie dan pakweg vijf jaar geleden’. Bart Dewaele Cliché 1 Vrouwen geven anders leiding dan mannen ‘Vrouwen hebben iets meer zorgende, relationeel gerichte competenties dan mannen, zo blijkt uit ons onderzoek. Mannen zijn dan weer wat meer gericht op status, hiërarchie, prestaties. Dat lijkt te stroken met het cliché, maar dat is dan ook het enige. Want alle mannen en vrouwen hebben natuurlijk zowel “feminiene” als “masculiene” eigenschappen en competenties. Welk type meer of minder succes heeft, hangt onder meer af van de sector. In de bouw en in technologische beroepen overheerst typisch een meer masculiene leiderschapsstijl dan in de zorg- of de dienstensector. Mannen die carrière maken in bijvoorbeeld de zorg hebben of ontwikkelen ook meer feminiene competenties, en vrouwen in een sector als de IT meer masculiene.’ Hier is nog niet veel veranderd, dus? ‘Toch wel. Uit onderzoek naar generatieverschillen blijkt dat het onderscheid steeds kleiner wordt: jongens en meisjes lijken vandaag meer op elkaar dan dertig of veertig jaar geleden. Dat geldt ook voor hun motivaties. In ons laatste onderzoek hebben we bijvoorbeeld voor het eerst vastgesteld dat bij de twintigjarigen de vrouwen het loon dat ze verdienen belangrijker vinden dan de mannen. Dat is waarschijnlijk mee een gevolg van de bewustmakingscampagnes zoals equal pay day. Maar het heeft natuurlijk ook te maken met het opleidingsniveau. In het hoger onderwijs zitten in heel wat richtingen meer meisjes dan jongens, en meisjes halen vaak heel goede resultaten.’ Cliché 2 Vrouwen worstelen meer met de combinatie tussen werk en gezin ‘Het zijn nog altijd vooral vrouwen die voor hun gezin een stapje terugzetten in hun carrière. Maar de cijfers zijn bemoedigend: ruim een kwart van de mensen die ouderschapsverlof nemen, zijn nu al mannen. In 2002 was dat nog maar acht procent.’ ‘En wat ik nog opvallender vind: uit onderzoek bij mensen die op zoek zijn naar een andere job blijkt dat exact evenveel mannen als vrouwen, 24 procent, zeggen dat ze niet bereid zijn van job te veranderen als dat hun privéleven zou bemoeilijken omdat ze dan bijvoorbeeld vaker in de file zouden staan, langer van huis weg zouden zijn of meer avondwerk zouden moeten presteren. Zelfs als die job een mooie stap in hun carrière zou zijn. Dat wijst erop dat het evenwicht werk/gezin stilaan voor beide seksen even belangrijk wordt.’ ‘Ik wil trouwens ook het cliché ontkrachten dat vooral ongetrouwde of kinderloze vrouwen het ver schoppen. Integendeel: sommige vrouwelijke ceo’s hebben zelfs een groot gezin. Saskia Van Uffelen (ceo van Bull België, red.), bijvoorbeeld, heeft vijf kinderen. Onlogisch is dat niet. Om een groot gezin te combineren met een job, heb je veel organisatorisch talent nodig en moet je sterk oplossingsgericht kunnen denken. Dat zijn eigenschappen die je opvallend vaak terugvindt bij vrouwelijke topmensen.’ ‘Ik weet dat het ook een cliché is dat vrouwen goed kunnen multitasken – multitasken schijnt trouwens fysiek onmogelijk te zijn. Maar het klopt wel dat veel vrouwen de dingen beter op elkaar kunnen laten aansluiten en combineren. Ook een kwaliteit die je goed van pas komt in je carrière.’ ‘Steeds meer bedrijven doen intussen inspanningen om de combinatie werk/gezin gemakkelijker te maken. Door bijvoorbeeld thuiswerk mogelijk te maken, en dan niet alleen om eens een ziek kind op te vangen. Door avondvergaderingen te bannen of tot een minimum te beperken. En eens zo’n regeling er is, zie je dat ook mannen daar vaak blij mee zijn. Omdat zij dan ook de kinderen eens van school kunnen halen.’ Cliché 3 Vrouwen lopen minder warm voor technologie en ICT ‘Helaas. Dat cliché blijft als een huis overeind. In de ICT-studierichtingen zitten nog altijd maar 10 procent meisjes, blijkt uit de jongste cijfers van Datanews. En slechts 5 procent van de grotere IT-bedrijven heeft een vrouwelijke ceo. Die cijfers zijn ronduit ontmoedigend. De rol van ouders en opleiders is daarin doorslaggevend. En daar is nog heel wat werk aan de winkel: meisjes worden nog altijd naar zorg- en dienstenberoepen gedirigeerd, jongens naar technologie.’ ‘Vrouwen die toch aan de slag gaan in technologische beroepen, presteren daar zeker even goed als mannen. Dat toont aan dat we enorm veel talent verspillen. Dat is doodjammer, zeker als je weet dat er nu al in België 9.000 vacatures niet ingevuld geraken in de IT. En die technologische sectoren gaan economisch alleen maar belangrijker worden.’ ‘Zelf geloof ik erg in de kracht van rolmodellen. (glimlacht) Hebt u dat verhaal gehoord van Lune Victoria van Eewijk? Zij is een Vlaams meisje van negen jaar, ze maakt games en interactieve films, ontwerpt robots en droomt ervan om ingenieur te worden. Lune Victoria werd daarom vorig jaar, in haar leeftijdscategorie, uitgeroepen tot het allereerste Europese Digital Girl of the Year. Dat is een initiatief van Europees commissaris Neelie Kroes, die daarmee vrouwelijke rolmodellen naar voor wil schuiven. Niet toevallig wordt Lune Victoria in haar passie heel erg aangemoedigd door haar ouders. Je ziet: dat werpt dus wel vruchten af.’ Cliché 4 Vrouwen engageren zich minder in hun job dan mannen ‘Klopt niét. Ons onderzoek leert dat het zelfs omgekeerd is. Op de vraag of ze bereid zijn om een “extra mile” te gaan voor hun werk, scoren vrouwen 7,13 op 10, en mannen slechts 6,69. Vrouwen zijn dus meer bereid dan mannen om méér te doen dan van hen verwacht wordt. Bovendien zien we geen enkele invloed van het moederschap op het engagement van vrouwen op het moment dat ze werken. Als vrouwen terugkomen uit zwangerschapsverlof, zijn ze zeker niet minder geëngageerd dan voordien.’ ‘Maar de drijfveren voor het engagement van mannen en vrouwen zijn wel anders. Bij vrouwen wegen de jobinhoud en het relationele zwaarder door: ze vinden het een interessante job, hebben fijne collega’s. Mannen doen het meer voor de eigen carrière: hun extra inzet is er toch iets vaker op gericht om zichzelf vooruit te helpen, minder op het collectieve.’ Cliché 5 Vrouwen netwerken minder dan mannen ‘Acerta is een organisatie die ’s avonds nogal wat evenementen organiseert. En dus zijn we eens in onze eigen statistieken gedoken. Hoeveel vrouwen nodigen we uit op die evenementen? En hoeveel nemen er dan deel?’ ‘Het resultaat was toch wel verrassend: gemiddeld 39 procent van de genodigden, maar 44 procent van de aanwezigen bleken vrouwen te zijn. Dat vrouwen niét graag netwerken, blijkt dus al zeker niet te kloppen.’ ‘Maar ook hier zijn de drijfveren anders. Vrouwen nemen vooral deel aan netwerkevenementen als er een sterke inhoudelijke insteek is: een seminarie, een lezing... Evenementen waar vooral het netwerken op zich vooropstaat, zoals nieuwjaarsrecepties, interesseren hen minder. Daar vind je vooral mannen. Daaruit zou je dus kunnen concluderen dat vrouwen vooral netwerken als ze er iets van kunnen leren, terwijl mannen meer begrijpen dat het uitbouwen van een netwerk ook belangrijk is om hun eigen carrière vooruit te helpen. En daar is niets mis mee. Vrouwen moeten daar nog wel een tandje bijsteken.’ Zijn netwerken van alleen maar vrouwen nuttig? ‘Ja hoor. Sommige vrouwen voelen zich daar misschien comfortabeler in, en kunnen daar dus “in een veilige omgeving” hun eerste stappen in het netwerken zetten. Maar daar mogen ze niet in blijven hangen. Ik heb me vroeger altijd vreselijk geërgerd aan die typische mannenclubs waar vrouwen niet binnen mochten. Dan gaan we nu toch niet hetzelfde soort vrouwenclubs creëren?’ Cliché 6 Vrouwen stellen zich minder snel kandidaat voor promoties ‘Dat klopt nog altijd. Je moet ze gaan halen, ze bieden zichzelf niet aan. Als een vrouw vindt dat ze 90 procent van de job kan of kent, concentreert ze zich op de 10 procent die ze niet onder de knie heeft. Een man redeneert omgekeerd: ik kan het toch al voor 90 procent, dus ben ik een goede kandidaat voor de job. Je moet vrouwen vaak nog echt overtuigen van hun capaciteiten.’ ‘Maar ook hier zien we, net als voor de loononderhandelingen, bij Generatie Y geen verschil meer tussen mannen en vrouwen. Hoe langer hoe meer jonge vrouwen willen spontaan voluit voor een promotie gaan en nemen daarvoor ook zelf het initiatief.’ Conclusie? ‘Ik ben veel optimistischer over de genderkwestie dan pakweg vijf jaar geleden. Toen leek er echt geen schot in de zaak te zitten, nu zie je hier en daar toch al een opmerkelijke vooruitgang. Tien jaar geleden was het bijvoorbeeld nog not done om te zeggen dat je voor een bepaalde functie een vrouw zocht. Nu vindt men dat normaal, zelfs positief.’ Weg met de quota, dus? ‘Nee hoor. De echte top van het bedrijfsleven, dat is nog een ander paar mouwen. De raden van bestuur – en dat zijn de écht belangrijke netwerkcircuits – zijn vaak nog echte mannenbastions. Laten we daarvoor de quota dus nog maar een poosje houden. Maar eens we die bereikt hebben, komt het wel goed, denk ik. Geef ons nog een jaar of tien.’ LEES MEER 12/05/2015 | INTERVIEW - TIM DUERINCK DONORKIND EN SPERMADONOR ‘Spermadonor is géén biologische vader’ (http://www.standaard.be/cnt/dmf20150511_01675549) 11/05/2015 | TIM NICOT (23) ZAKT INEEN TIJDENS WEDSTRIJD Ondanks screening krijgt voetballer hartaanval op het veld (http://www.standaard.be/cnt/dmf20150510_01673719) 11/05/2015 | DE KIESWET, DE ARBEIDSMARKT, DE SENAAT De hervormingsdrang van Matteo Renzi (http://www.standaard.be/cnt/dmf20150510_01673682) Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140305/ochtend) Biznieuws (http://www.standaard.be/plus/krant/biz/biznieuws) VERNIETIGING SPAARWAARBORG ARCOPAR OPNIEUW VOOR GRONDWETTELIJK HOF ‘U probeert het proces over te doen’ 05 MAART 2014 | Van onze redacteur Pascal Dendooven De advocaten van Arco en de overheid haalden voor het Grondwettelijk Hof nog eens hun argumenten uit de kast om de spaarwaarborg voor de Arco-coöperanten te redden. Maar de kleine Dexia-beleggers houden voet bij stuk. ‘Hier is sprake van discriminatie.’ Met zeven advocaten waren ze komen opdagen voor de laatste debatten voor het Grondwettelijk Hof in de zaak-Arco. De zeven stonden oog in oog met een batterij van 17 raadsheren (inclusief rapporteurs) namens het Grondwettelijk Hof. Dat Grondwettelijk Hof moet de vraag beantwoorden of de spaarwaarborgregeling de aandeelhouders van Dexia discrimineert ten opzichte van de coöperanten van Arcopar en Arcofin. Ter herinnering: de overheid garandeerde de verliezen van de Arco-coöperanten die het gevolg waren van het Dexia-debacle. Erik Monard, die kleine Dexia-aandeelhouders bijstond, haalde nog eens alles uit de kast. ‘De coöperanten investeerden in risicokapitaal. Het zijn geen spaarders. Iemand die belegt via zijn spaarboekje heeft contractueel recht op rente, kan te allen tijde zijn geld opvragen en heeft geen stemrecht terwijl de coöperant deelneemt aan het beleid van de vennootschap.’ Volgens Monard beschermt de spaarwaarborg van de overheid niet de rechtstreekse aandeelhouders van Dexia, maar wel de indirecte. Annelies Verlinden van het kantoor DLA, dat de Arcopar-vennootschappen bijstaat sinds het kantoor Eubelius zich terugtrok nadat Koen Geens minister van Financiën was geworden, repliceerde fel op de kritiek van Monard. ‘De prejudiciële vraag waarover het Grondwettelijk Hof zich moet uitspreken, gaat niet over de spaarder. Relevant is of er een verschil bestaat tussen een gewone aandeelhouder en een coöperant’, zei Verlinden. En volgens haar zijn er wel degelijk verschillen. Een coöperant van Arco kon bijvoorbeeld niet rekenen op een meerwaarde. Wie een coöperatief effect kocht, deed dit met het oog op het bekomen van een korting op een financieel product of voor het steunen van een sociaal doel. ‘De keuze om coöperant te worden verschilt van de keuze om deel te nemen aan een commerciële onderneming of in een beursgenoteerd bedrijf te stappen.’ Het was gisteren niet de bedoeling dat de verschillende partijen (overheid, Arcopar en kleine beleggers) nog eens voluit hun standpunt verdedigden. De pleidooien voor een Grondwettelijk Hof zijn meestal beperkt tot het verduidelijken van enkele punten. De advocaten van de regering en van Arcopar probeerden de ruimte om te pleiten verder in te perken. ‘De Raad van State heeft al zes van de zeven middelen van de verzoekers (de kleine beleggers) verworpen. Ze proberen hier een slag die ze elders al verloren hebben, over te doen’, hield Bob Martens (DLA) het Grondwettelijk Hof voor. Volgens de advocaten van Arco is het evenmin aan het Grondwettelijk Hof om te oordelen of de regering terecht de spaarwaarborg activeerde. ‘De wetgever moest de opportuniteit beoordelen.’ De advocaten van Clifford Chance (Johan Ysewyn en Sébastien Ryelandt) hielden zich standby voor het geval Monard D’Hulst te ver ging doorpleiten, maar kwamen uiteindelijk niet tussen. Het Grondwettelijk Hof maakte gisteren niet bekend wanneer het een arrest zal vellen. Afgaand op de gebruikelijke kalender, zou een uitspraak na twee maanden kunnen vallen. Dat kan dus nog voor de verkiezingen. Er loopt ook nog een gelijkaardige zaak voor de Franstalige kamer van het Grondwettelijk Hof. Mogelijk worden beide zaken samengevoegd. En ten slotte moet ook de Europese Commissie zich nog uitspreken. De Europese Commissie stuurde in het voorjaar van 2012 al een kritische brief met vragen. Ook in deze zaak werkten de advocaten van Arco en de overheid samen in een poging de zaak te ontmijnen. Als de spaarwaarborg standhoudt, riskeert de overheid zo’n 1,5 miljard euro te moeten betalen aan de Arco-coöperanten. Uitspraak Grondwettelijk Hof in Arco-zaak kan nog altijd voor verkiezingen vallen Meer? Lees de volledige krant digitaal. (http://www.standaard.be/plus/ochtend) ! Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140305/ochtend) Cultuur (http://www.standaard.be/plus/krant/cultuur-en-media/cultuur) POP De nieuwe lichten van Studio Brussel 05 MAART 2014 | Van onze redacteur ,Peter Vantyghem Drie totaal verschillende bands vormen de ‘nieuwe lichting’ van Studio Brussel. In de AB mochten ze een gehypet examen afleggen. Amongster, Folie Douce en rapper Brihang. Koen Bauters Ze zijn jong en ze willen wat. Rapper Boudy Verleye, aka Brihang, wil het leven poëtischer maken dan het is. De band Amongster wil ons doen soezen in melancholie. En de twee jonge meiden van Folie Douce willen terug naar de sixties en het Café Chantant. Ze vormen een mooie selectie uit de twintig finalisten die vorige week in de weegschaal kwamen te liggen van Studio Brussel. Sinds vorig jaar doet de radiozender immers het weekblad Humo, organisator van de Rock Rally, concurrentie aan om de grootste muziekwedstrijd van het jaar te hebben. Het schijnt dat die strijd door sommigen hard gespeeld wordt. In de AB wachtten maandagavond drankjes en hapjes om de gasten bewust te maken van de ambitie van de jongerenzender. Elke artiest mocht drie nummers serveren. Dat is niet veel, maar De Nieuwe Lichting is dan ook geen livewedstrijd. De winnaars werden gekozen op basis van slechts één opname. Het was een beetje voorspelbaar dat Folie Douce (Emily Vernaillen en Benthe Waegeman uit Denderleeuw) met de meeste bijval zouden gaan lopen. Ze zijn schattig zeventien, spelen goed piano en accordeon, en doen iets wat enkel in de hoofden van oudstrijders als Arno nog herkend wordt, en dus nieuw lijkt. Hun korte optreden geurde zo nadrukkelijk naar sixtiesfolk dat we de platenkast van hun ouders graag eens zouden inspecteren. Vernaillen zong bovendien met een zuiders Amerikaans accent dat ze enkel in traditionele country kan opgeraapt hebben, en Waegeman voegde daar een accordeonspel aan toe dat verraadde dat ze in een ander leven wel eens soleert in stukken van Astor Piazzolla. Hier zullen we nog veel van horen.. Brihang, de man uit Knokke-Heist, staat nog niet zo ver, maar heeft wel een eigen stijl. Hij rapte eerst over zijn esthetiek (‘maak uw zinnen lichter’) en vervolgens over het vrouwelijke lichaam. ‘Haar stem spreekt de woorden van haar handschrift’, klonk het. Juist, deze adept van Herman de Coninck wil de wereld poëtisch groeten. Uit zijn eigenzinnige cover van Flip Kowliers ‘Mijn maten’ sprak niet enkel een correct eerbetoon aan zijn voorbeeld, maar ook een vaste wil om identiteit boven entertainment te stellen. Bij Amongster valt vooral de stem van Thomas Oosterlynck op. De Gentenaar heeft een rasp waar je in vroeger tijden al wat voor gedronken en gerookt moest hebben, en die contrasteerde mooi met de trippy pop die ons een beetje voorspelbaar klonk. Heel origineel kunnen we de muziek van de band niet noemen, het zal dus van de intensiteit van de zang moeten komen. En dan zijn goeie songs een eerste vereiste. En nu zien hoe groot het voordeel is deel uit te maken van De Nieuwe Lichting in een maand dat de Rock Rally de aandacht zal opeisen. Gisteren hoorden we Kirsten Lemaire alvast op de radio verkondigen dat Brihang, die duidelijk nooit eerder op een groot podium stond, daar aan de slag was ‘alsof hij jaren niets anders gedaan had’. Hopelijk gelooft hij dat soort opgefokt radiojargon zelf niet te hard. Het is afwachten hoe groot het voordeel is deel uit te maken van De Nieuwe Lichting in een maand dat de Rock Rally de aandacht zal opeisen Meer? Lees de volledige krant digitaal. (http://www.standaard.be/plus/ochtend) ! Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140303/ochtend) Niet te missen (http://www.standaard.be/plus/tag/niet-te-missen) DE DONKERSTE KROCHTEN VAN DE SOCIALE MEDIA DE PC OP KINDERSLOT 03 MAART 2014 | Ingeborg Deleye Een Britse moeder van een depressieve dochter die uit het leven stapte, waarschuwt voor de ‘giftige online wereld’ die de dood van haar kind mee heeft veroorzaakt. Moeten de deuren naar de zwartste krochten van sociale media als Tumblr of Facebook definitief dicht? Vroeger was het eenvoudig: toen kwam de dreiging van een wolf. Tegenwoordig zit het gevaar voor kinderen op internet. belga De vijftienjarige Tallulah Wilson was volgens haar moeder verslaafd aan het internet. Ze had er voor zichzelf een cocaïneverslaafd, anorectisch alter ego gecreëerd. Met ‘succes’, want Tallulah deelde lief en vooral leed met maar liefst 18.000 volgers, die volgden hoe het meisje foto’s van haar bekraste lichaam deelde. De moeder van het meisje wijst met een beschuldigende vinger naar de sociale netwerksite Tumblr, waarop Tallulah haar beelden kwijt kon. Wilson benadrukt hoe haar dochter in de ‘netten van de giftige online wereld verstrikt raakte’ en waarschuwt andere ouders voor de ‘gevaren van het web’. Ze is gechoqueerd over het gemak waarmee Tallulah en andere jongeren toegang kregen tot blogs waar zelfverminking en zelfmoordgedachten welig tieren, en ze roept grote merken op niet langer op dat soort websites te adverteren. Besmettingsgevaar Dirk van West, kinder- en jeugdpsychiater aan het Universitair Centrum voor Kinder- en Jeugdpsychiatrie in Antwerpen (ZNA UKJA) en docent aan de VUB en UA, wordt ook in zijn praktijk geconfronteerd met sociale media als omgevingselement. Maar hij benadrukt dat er nog maar weinig onderzoek is gedaan naar de invloed ervan op kwetsbare jongeren. ‘In het functioneren van een jongere speelt de omgeving een cruciale rol. Die is vandaag anders dan tien of zelfs vijf jaar geleden. Wij proberen nu als hulpverleners ook dat specifieke element in kaart te brengen en te bevragen.’ Of ‘het giftige internet’ een kwetsbare jongere over de streep kan trekken, moeten we volgens de jeugdpsychiater voorlopig nuanceren. ‘Internet kan jongeren in contact brengen met risicogedrag zoals zelfverminking of een eetstoornis, maar we zien toch vooral problemen opduiken wanneer een al sluimerend risicogedrag online wordt onderhouden. Adolescenten zoeken voortdurend naar een manier om met zichzelf en het leven om te gaan. Bij kwetsbare jongeren is dat nog veel meer het geval. De impact en consequenties van wat jongeren online vinden, is afhankelijk van hoe gevoelig ze zijn.’ In gevallen zoals dat van Tallulah Wilson loopt het online kennelijk toch goed verkeerd. In mei 2012 kreeg het meisje van een psychiater de diagnose ‘ernstig depressief’ te horen. Het risicogedrag was dus al aanwezig. Haar virtuele leven lijkt dat dus eerder te hebben onderhouden dan te hebben gecreëerd. ‘Jonge mensen zoeken in hun omgeving naar steun en aanmoediging, ook als ze met negatieve gedachten kampen. Zo ontstaat het gevaar dat een jongere die op een forum komt waar zelfverminking wordt aangemoedigd, een bepaalde grens overschrijdt of zijn al bestaande risicogedrag onderhoudt. En dat bovendien niet langer als een probleem ziet. In sommige subculturen, zoals die van de emo’s, bestaan zelfs songteksten die zelfverminking of suïcidaal gedrag promoten.’ ‘Je mag de invloed van leeftijdsgenoten op adolescenten niet onderschatten: een kind kijkt op naar zijn ouders, een puber kijkt op naar zijn peers. Daar komt bij dat op het internet een aantal grenzen vervagen: de drempel om via een chat of blog bevestiging te zoeken of te geven voor risicogedrag, ligt veel lager dan bij een reëel contact.’ Ouders bijscholen De kern van het probleem is dus dat jongeren met een bepaald risicogedrag online snel en probleemloos lotgenoten vinden, die met hun steun en begrip dat risicogedrag in stand houden. De moeder van Tallulah Wilson ziet een oplossing in een regulering van de sociale netwerken. Moeten die de kwetsbare jongeren in onze samenleving beter beschermen? Social media-expert Jo Caudron ziet niet in hoe een rechtszaak of een wet het probleem kan oplossen. ‘Wat voor wet moet dat dan zijn? “Praten over uithongeren of krassen is vanaf nu verboden?” Dat is belachelijk, jongeren moeten daarover kunnen praten.’ Caudron ziet geen gevaar in het gebruik van de netwerken op zich, wel in de onwetendheid van de omgeving. ‘Sociale media kunnen de zwarte gedachten van mensen uitvergroten en versterken. Voor gevoelige mensen houdt dat zeker een risico in. Maar – en dat mag dan wel cru klinken – die Britse moeder is verantwoordelijk voor de opvoeding van haar kind, samen met het onderwijs en de overheid. Het gebruik van sociale media hoort bij die opvoeding, alleen begrijpen ouders en opvoeders vandaag vaak niet genoeg hoe digitale media werken. En die onwetendheid lost zich bij een volgende generatie niet automatisch op.’ Ouders noch hulpverleners, leerkrachten en sites als Tumblr kunnen in hun eentje tragische verhalen als dat van Tallulah voorkomen, vreest Caudron. Hij ziet een meerledige oplossing. Dichttimmeren ‘Mensen die gevoelig zijn – en op een bepaalde leeftijd is iederéén dat – moeten natuurlijk geholpen worden. Ook hulpverleners en psychiaters moeten op de hoogte zijn van de online evolutie. Ze moeten letterlijk opgevoed worden, en dat geldt ook – en misschien in het bijzonder – voor de ouders. Die moeten weten waarmee hun kinderen bezig zijn. Toen we vijftig jaar geleden televisie gingen kijken, moesten we ons ook aanpassen, al verliep die evolutie ongetwijfeld minder snel en dramatisch.’ De ouders van vandaag – veertigers en vijftigers – zijn niet opgegroeid met digitale media. Ze allemaal een cursus ‘internet’ opsturen, lijkt niet meteen een oplossing, en niet elke puber wil de computer centraal in de woonkamer zien staan. ‘Als ouder zélf online gaan, is de beste oplossing’, vindt Caudron. ‘En dat moeten sommigen leren. Dat kan misschien een taak zijn voor de bibliotheek, ik zeg maar iets. Zo komen we uiteindelijk bij de verantwoordelijkheid van de overheid: praat een keer per kwartaal, of desnoods per jaar, de ouders bij. Geef hen zeven eenvoudige tips om weer mee te zijn: wat is er online vernieuwd, wat moet je in de gaten houden? Kinderen moet je tot op een bepaalde leeftijd echt controleren. Ik pleit er niet voor om de zoekgeschiedenis van je zeventienjarige zoon tot op het bot uit te spitten, maar wie het internet thuis niet dichttimmert, moet op zijn minst weten waar zijn of haar kind mee bezig is. Alles hangt af van de leeftijd van het kind: als een zoon of dochter van twaalf op Facebook wil, dan vind ik het de morele plicht van een ouder om virtueel bevriend te zijn met dat kind. Als datzelfde kind na school nog uren mag wegblijven, wil je toch ook weten waar het uithangt en met wie?’ Toch blijft de oproep van de Britse moeder aan het sociale netwerk nazinderen. Dragen ook zij geen aanzienlijke verantwoordelijkheid? ‘De overheid zou digitale diensten en sociale media kunnen verplichten om bepaalde mechanismen in hun pagina’s in te bouwen’, vindt Caudron. ‘Google weet tegenwoordig perfect wat op welke pagina staat, Facebook weet waar je mee bezig bent: die tools worden voorlopig alleen gebruikt om advertenties te plaatsen, maar ze zouden ook als een alarm kunnen functioneren als bepaalde “gevaarlijke” thema’s in beeld komen.’ ‘Als je kind van twaalf op Facebook wil, moet je virtueel bevriend zijn met dat kind. Als het na school nog uren mag wegblijven, wil je toch ook weten waar het uithangt en met wie?’ Meer? Lees de volledige krant digitaal. (http://www.standaard.be/plus/ochtend) ! Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140306/ochtend) Niet te missen (http://www.standaard.be/plus/tag/niet-te-missen) EEN CURSUS ‘PENSIOEN IN ZICHT’ De tijd van je leven (begint na je pensioen) 06 MAART 2014 | Sarah Vankersschaever (http://www.standaard.be/auteur/sarah-vankersschaever) Op de kleinkinderen passen? Vergeet het. De vijftigers en zestigers die vandaag met pensioen gaan, beseffen het maar al te goed: als ze in de zetel gaan zitten, is het gedaan. Cursussen die hen op weg helpen in ‘het derde deel van hun leven’, zijn daarom een succes. ‘Medioren willen geen lidkaart van de Bond van Gepensioneerden, maar een actief leven met minder stress en meer plezier.’ vtm Leuven, negen uur ’s ochtends. Het fileleed van de Brusselse ring tintelt nog in onze rechtervoet als we in de cursus ‘hospitalisatieverzekering’ om de oren geslagen worden met uitleg over ziekenhuisfacturen. Wij mogen het dan in de schemerzone tussen dag en nacht in Keulen horen donderen, de vijftigers en zestigers in het lokaal zitten zelfs zonder koffie geboeid te luisteren naar het wel en wee van een ziekenhuisopname. In Leuven waren ze er dertig jaar geleden als de kippen bij om de kippen voor te bereiden op hun stok. Luc Moors is bij de Leuvense Christelijke Mutualiteit de bezieler van de cursus ‘Pensioen in zicht’. Ondertussen goed voor vijf cursusreeksen per jaar en 150 goed voorbereide gepensioneerden. ‘Ik zou het woord “gepensioneerden” toch proberen te vermijden in je artikel.’ Eigenwaarde De groep is aan de voorlaatste cursus toe en heeft al de pensioenwetgeving, erfrecht, sparen en beleggen, inbraakpreventie en een EHBO-cursus achter de kiezen. Of ze daar vrolijk van worden, vraag ik aan Jacqueline, een vrouwelijke cursiste. ‘Nee, maar wel slimmer’, zegt ze. ‘De pensioenregeling is veel veranderd en daardoor erg onduidelijk geworden. Ik ga binnenkort met pensioen en weet niet waar ik aan toe ben.’ Haar buurvrouw, Anne, knikt. ‘Het is niet de mooiste fase die eraan komt en net daarom ben je maar beter goed voorbereid.’ Al kijkt Jacqueline ook wel uit naar haar pensioen. ‘Stoppen met werken is voor velen een grote stap, hoor ik vaak zeggen. Maar ik kan je verzekeren dat de laatste jaren van je carrière ook niet altijd prettig zijn: jongere generaties tonen weinig begrip voor het feit dat je een dagje ouder wordt. Ik heb binnen mijn organisatie een leven lang zelfstandig gewerkt en plots word ik de laatste jaren verplicht om verantwoording af te leggen aan anderen over wat ik doe. Ik voel hoe ze me langzaamaan opzij schuiven en meer onbenullig werk toestoppen.’ Haar mond wordt een streep – ze lijkt het er moeilijker mee te hebben dan met het pensioen zelf. Terecht, zegt Luc Moors me, als ik het hem vertel. ‘Eigenwaarde is ontzettend belangrijk. Wie vandaag met pensioen gaat, is daar veel meer mee bezig dan dertig jaar geleden. In de jaren tachtig ging men werken en als men stopte, was het wachten op de dood. Vandaag zijn onze vijftigers en zestigers bewust bezig met hoe ze hun verdere leven willen inrichten. Ze willen zich nuttig blijven voelen en hun eigenwaarde behouden. Spreek daarom nooit over bejaarden of gepensioneerden, want ze willen niet afgeschreven worden. Spreek liever over medioren of presenioren, namelijk een actieve groep mensen die niet meer hoeft te werken en toch nog enkele decennia voor de boeg heeft. Het zijn mensen met grootse plannen.’ Pluk de jaren In dertig jaar ‘Pensioen in zicht’ zag Moors veel veranderen. ‘In de jaren tachtig gingen de cursussen over medicatie, seksualiteit en huisvesting. Dan kwam er bijvoorbeeld een architect vertellen waarom we moesten stoppen met het bouwen van “koterijen” achter ons huis. Dat is vandaag allemaal niet meer nodig. Mensen die vandaag op pensioen gaan, zijn een pak meer geïnformeerd dan vroeger. Kloeker ook: ze willen reizen en genieten van het leven. Geen wonder dus dat de groep die zich ten dienste wil stellen van de kleinkinderen steeds kleiner wordt. Die tendens zie je heel duidelijk onder de cursisten.’ Ondertussen is er ook in Limburg een cursus ‘Pensioen in zicht’ gestart. Er is steeds meer vraag naar. ‘Het succes ligt enerzijds in het nut, namelijk informeren, maar anderzijds ook in het menselijk contact. Mensen bouwen hier vriendschappen op. Op vraag van de cursisten zijn we met een vervolgtraject gestart waarbij we daguitstappen en reizen organiseren. Volgend jaar bestaan we vijfendertig jaar. Er was zoveel vraag voor die reis dat we een volledige cruiseboot afhuren. Het toont wat deze medioren echt willen: geen lidkaart van de Bond van Gepensioneerden – waar hun ouders op dat moment nog een kaartje leggen – maar een actief leven met minder stress en meer plezier.’ Luc Moors gaat volgend jaar ook met pensioen. Zijn glunderende ogen zeggen ons dat hij op een cruiseboot te vinden zal zijn. De cursiste Gerda Happarts (59) is er waarschijnlijk ook bij. ‘Weet je, ik ben op mijn achttiende beginnen werken en al mijn goede jaren zijn opgegaan aan de zorg voor anderen. Nu is het aan mij. Dit is een nieuw leven. Mijn man en ik willen naar Canada, Nieuw-Zeeland en Australië. Met de mobilhome, zodat we daar alle vrijheid hebben. Want ook al heb ik CVS, sputtert mijn lichaam tegen en zie ik een kalmere, oudere vrouw als ik in de spiegel kijk, in mijn hoofd ben ik twintig. Dus hoe anderen me voortaan noemen, kan me eigenlijk niet zoveel schelen. Ik leef en ik geniet.’ Meer info: www.cm.be (http://www.cm.be) en [email protected] SARAH VANKERSSCHAEVER Sarah Vankersschaever is redactrice binnenland bij De Standaard. Meer artikels van Sarah Vankersschaever (http://www.standaard.be/auteur/sarah-vankersschaever) ‘Spreek nooit over bejaarden of gepensioneerden, want ze willen niet afgeschreven worden. Spreek liever over medioren of presenioren’ De vijftigers en zestigers in het lokaal zitten zelfs zonder koffie geboeid te luisteren naar het wel en wee van een ziekenhuisopname Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140308/ochtend) Binnenland (http://www.standaard.be/plus/krant/binnenland) PARBLEU Een blauwe plek op de lijst 08 MAART 2014 | Jo Van Damme Photo News De vrouw, klein van gestalte, met een mooi maar vreselijk bleek gezicht, tuurde door haar keukenraam. Ergens daar, zo bedacht ze, waar de ondoordringbare duisternis van haar tuin gaapte, achter gindse struik of boom, zat op dit moment misschien wel een brute roversbende verscholen, klaar om toe te slaan. Het was drie uur in de ochtend en het lieflijk ogend Sint-Martens-Latem lag te soezen onder vredige nevelen. Maar had de vrouw niet al te vaak gehoord van gewelddadige inbraken in de buurt? Was het niet normaal dat ze zich, gezien haar status, bang afvroeg of het bij haar niet nét wat langer zou duren eer de politie ter plaatse was? Daarom sliep ze in haar huis als in een belegerde vesting. Angstig, met opengeslagen ogen. Het was geen uitzondering dat Fientje om drie uur ’s nachts stond te somberen boven het aanrecht. Elke dag rond dit tijdstip schrok ze immers wakker met de dwanggedachte dat ze internetsites moest consulteren, anticiperen op wat er daags nadien misschien in de krant zou staan: leugens die haar reputatie door het slijk haalden, zonder enig recht op verweer. Het was een beproeving waar ze had moeten leren mee leven. Een hoge prijs voor iemand die alleen maar probeerde haar best te doen. Dezer dagen werd haar gemoedsrust nog harder dan gewoonlijk op de proef gesteld. Ze wist dat hij elk moment kon bellen. Misschien hád hij zelfs al gebeld. Daarnet had de telefoon nog maar eens gerinkeld. Ze had niet opgenomen. Maar diep in haar binnenste had ze geweten dat hij het was. Opniéuw, want het kon bijna niet anders of de man probeerde al dagenlang wanhopig haar te pakken te krijgen. Desnoods midden in de nacht. Om haar smekend de vraag te stellen waar zij zo bang was om op te antwoorden. De twijfel was verscheurend. Dra ruimde de nacht plaats voor een transparante voorjaarsochtend. Nergens in Vlaanderen kan een lentehemel blauwer zijn dan in Sint-Martens-Latem. Maar dat kon het onbehagen bij Fientje niet wegnemen. Toen ze wilde ontbijten, constateerde ze dat er geen brood in huis was. Voor een gewone sterveling geen ramp, maar voor haar was alleen al de gedachte dat ze naar de bakker moest, genoeg om koude rillingen over haar rug te jagen. Het was de angst voor gekken die op straat eens een politicus wilden verrot schelden of slaan. Met de auto dan maar naar het centrum van het dorp? De wagen was uit voorzorg op de naam van haar partner geregistreerd, want voor je het wist, twitterde iemand dat ze zo-en-zo te snel, te traag, in het midden, te agressief, en vul zelf maar in, had gereden. Angst en ergernis ook bij de gedachte dat ze bij de bakker misschien wel weer zou worden geconfronteerd met iemand die de wachtrij niet respecteerde. Zwijgen zou ze moeten, anders werd er wel weer een lading verbale modder over haar uitgestort. Kortom, Fientje bleef die ochtend thuis en gebruikte een ontbijt bestaande uit droge beschuit en een kopje lauwe koffie. Toen rinkelde weer de telefoon. Zes, zeven keer liet ze overgaan. Bij de vierde bel was ze naast het toestel gaan staan terwijl ze haar hand enkele centimeters boven de hoorn liet zweven. Maar ze durfde de confrontatie toch – nog – niet aan. Er was zoveel waar ze nog moest over nadenken. Haar toekomst stond immers op het spel. Zoals ze elke vier, vijf jaar op het spel stond. ‘Wat zou ik me op dit uur van de dag al om de buitenwereld bekommeren, ik heb hier thuis nog zoveel omhanden’, maakte Fientje zichzelf wijs. Ze keek naar de tafel waarop een stapeltje ongeopende brieven lag. Misschien kon dat best nog even zo blijven. Het zou zomaar eens een schrijven van de belastingen kunnen zijn: van de speciale, voor politici only opgerichte gestapo-eenheid van de fiscus. Of anders zat er wel weer een factuur van de loodgieter of de elektricien bij. Veel te hoog natuurlijk, maar waag het maar eens om te protesteren: ‘Dedie kunnen er wel tegen, hé.’ Alsof die luitjes wisten wat het salaris was van iemand zoals Fientje, een ‘postjespakker, profiteur, zakkenvuller’. Toogpraat. Of anders haalde het schorremorrie de wijsheid wel uit de krant, in een artikel van de hand van een of andere vooringenomen blanke man van 30 tot 50 jaar oud, zijnde de robotfoto van de gemiddelde Vlaamse journalist. Fientje zuchtte. Soms voelde ze zich als politica even beklagenswaardig als de paria’s in het verre India. Laatstgenoemden mochten dan nog niet eens mopperen, want met het oog op de verbetering van hun lot bestonden er tenminste regels, terwijl de Vlaamse politici met de dag vogelvrijer werden. En nu waren er binnenkort weer verkiezingen. Leuk hoor, die deur-aan-deurcampagnes: al die mensen die het verschil niet konden maken tussen een vrouw met een publieke functie en een publieke vrouw. Een beetje respect van de kiezers was toch wel het minste dat kon worden verwacht in ruil voor het slopende, welhaast onbaatzuchtige werk dat ze nu al jaren leverde? Doch nee, bij het minste, geringste foutje werd er bitter afgerekend, moest je aftreden of werd je prompt gereduceerd tot de debiel-van-dienst. En toch, wist Fientje, toch kunnen de kiezers niet zonder mij. En zij, zij erkende haar verantwoordelijkheid. De telefoon zweeg nu al uren. Waarom belt die kwast nu niet, vroeg ze zich geïrriteerd af. Een eeuwigheid later had hij echter nog altijd niets van zich laten horen. Uiteindelijk ging Fientje zelf maar tot de actie over. Tijdens het telefoongesprek dat volgde, werd haar gelaat eerst nog bleker dan voordien, om dan toch langzaam de kleur van een gegrilde kreeft aan te nemen. Eerst prevelde ze slechts wat terug, moest ze zich zelfs even aan een stoel vastklampen. Maar gaandeweg werden haar toon en air combattiever. ‘Wát, meneerke De Croo? Slechts op plaats vijf? Freya Saeys? Nooit van dat kind gehoord. Lijstduwer? Weet je waar je je lijst kunt duwen?’ Woedend smakte Fientje de hoorn neer. Het bleek een verlossend gebaar. Plots viel alle angst van haar af. Free, free at last. Sneu wel voor de Open VLD. Maar parbleu, ze hadden het er dan ook naar gemaakt. Jo Van Damme Soms voelde ze zich als politica even beklagenswaardig als de paria’s in het verre India Voor Fientje was alleen al de gedachte dat ze naar de bakker moest, genoeg om koude rillingen over haar rug te jagen Eén vrouw op de drie is slachtoffer van geweld Bijna vier op de tien Belgische vrouwen zijn sinds hun vijftiende al het slachtoffer geweest van fysiek of seksueel geweld. Het trieste Europese gemiddelde ligt op 33 procent. DKA Paradoxaal genoeg lijkt het probleem groter in landen waar meer gelijkheid heerst tussen mannen en vrouwen: Denemarken, Finland en Zweden spannen de kroon Schokkend. Beangstigend. Zo beoordeelden de vertegenwoordigers van de Europese lidstaten gisteren de resultaten van ’s werelds grootste enquête naar geweld tegen vrouwen. Voor het rapport ondervroeg het Bureau van de Europese Unie voor de Grondrechten (FRA) 1.500 vrouwen uit elke lidstaat tussen 18 en 74. Eén op de drie vrouwen in Europa blijkt al het slachtoffer te zijn geweest van geweld, al dan niet seksueel. Acht procent werd in het laatste jaar misbruikt. Vijf procent werd verkracht. ‘Negen miljoen verkrachte vrouwen: dat is bijna de hele bevolking van Oostenrijk. Te veel vrouwen lijden’, zegt Morten Kjaerum, directeur van het FRA. ‘Bovendien is er geen enkel land waar de score goed is. Er is geen enkele reden om tevreden te zijn.’ BRUSSEL | Schaamte regeert Eén op de vijf vrouwen werd al een keer tegen haar zin gekust door een collega of overste op de werkplaats. Vaker schuilt het gevaar echter in eigen huis. Eén op de vier vrouwen werd door haar partner aangevallen: 24 procent in België, tegenover 22 procent in heel Europa. Nog in ons land werd 43 procent al eens psychologisch geterroriseerd. ‘Nog altijd regeert bij slachtoffers vaak de schaamte’, zegt Marijke Weewauters van het federaal steunpunt Geweld op Vrouwen van het Instituut voor Gelijkheid van Vrouwen en Mannen. Dat voerde eerder al een groot onderzoek naar geweld in België. ‘Weinigen stappen naar de politie of andere hulplijnen. Geweld gepleegd door vreemden wordt sneller aangegeven.’ De cijfers worden dan ook niet gereflecteerd in de officiële statistieken. ‘De bereidheid om over geweld te praten ligt laag. Amper 14 procent meldde het ergste voorval van geweld door haar partner bij de politie of een andere instantie’, zegt Weewauters. ‘Op dat vlak scoren we in België wel beter dan gemiddeld: 33 procent sprak met een arts, 22 procent ging naar de politie.’ Paradoxaal genoeg lijkt het probleem groter in landen waar meer gelijkheid heerst tussen mannen en vrouwen: Denemarken, Finland en Zweden spannen de kroon. Ook landen als Nederland, Frankrijk en België staan in de top tien. ‘Die landen leverden inspanningen rond die vormen van geweld. Daar is het onderwerp bespreekbaarder. En dus durven vrouwen sneller aan te geven dat iemand een grens overschrijdt. Griekenland daarentegen heeft bijvoorbeeld nog maar sinds 2006 een wet die verkrachting binnen het huwelijk strafbaar maakt. Wij hebben die al 25 jaar.’ Het FRA roept alle landen op om van het beleid rond geweld tegen vrouwen een prioriteit te maken. Het bureau wil de studie om de vijf jaar herhalen. 58 Leuvense studenten overvallen In twee maanden tijd zijn 58 Leuvense studenten met geweld beroofd. CEL De daders zijn tieners, die het op gsm’s gemunt hebben. Zondagavond nog werd een twintigjarige student uit Harelbeke bestolen. ‘Ze hebben gewacht tot de straat verlaten was. Zonder een woord te zeggen zijn ze op me afgekomen en begonnen ze te slaan. Een van hen had een matrak bij zich, waarmee hij uithaalde.’ De overvallers werden diezelfde nacht nog opgepakt. Vier jongeren die in Brussel tijdens een routinecontrole door de Schaarbeekse politie ondervraagd werden, hadden zijn identiteitspapieren op zak. Het is al de tweede keer dat een bende wordt onderschept. Op 22 januari werden vier daders gearresteerd. Toch maakten de arrestaties van vorige zondag geen eind aan het geweld: maandag werd opnieuw een student beroofd. BRUSSEL | ‘Er zijn verscheidene groepjes aan het werk’, zegt inspecteur Stephanie Gille van de Leuvense politie. ‘Ze kiezen jonge slachtoffers – scholieren of studenten – die ze als een makkelijke prooi zien. Ook blijven ze bewust weg van de plaatsen waar onze camera’s hangen.’ Waarom het fenomeen nu opduikt in Leuven, is niet duidelijk. ‘Iedereen kent ondertussen wel iemand die beroofd werd’, vertelt Rien Hoeyberghs, voorzitter van studentenkoepel Loko. ‘Ook ik voel me onveilig als ik ’s avonds alleen terug naar mijn kamer wandel. We juichen het toe dat de politie meer zal controleren.’ ! Oscar Pistorius heeft veel uit te leggen De gevallen Zuid-Afrikaanse held, ‘blade runner’ Oscar Pistorius, neemt vandaag plaats in de rechtbank in Pretoria. Vorig jaar schoot hij zijn vriendin, het bloedmooie fotomodel Reeva Steenkamp, dood. VAN ONZE CORRESPONDENTE IN ZUID-AFRIKA ELLES VAN GELDER Vier keer schoot Oscar Pistorius op die Valentijnsavond 2013 door de gesloten deur van het toilet met zijn 9mm pistool. Drie kogels raakten de 29-jarige Reeva Steenkamp: ze troffen haar in haar elleboog, heup en hoofd. Vanaf vandaag zal de ervaren ZuidAfrikaanse aanklager Gerrie Nel proberen te bewijzen dat Pistorius wist dat zijn vriendin op het toilet zat, en dat hij haar na een ruzie doodschoot. De charismatische advocaat Barry Roux zal ondertussen de verklaring onderbouwen die Pistorius eerder heeft gegeven tijdens de zitting over zijn borgstelling: dat hij dacht dat het een inbreker was en dat hij schoot om zichzelf en Steenkamp te beschermen. Op de stoepen van de rechtbank in Pretoria staan de satellietwagens klaar om het meest roemruchte proces in Zuid-Afrika ooit te verslaan. Het land is in de ban van het proces tegen de hardloper met de twee geamputeerde benen, meermaals wereldrecordhouder als paralympiër, maar ook halve finalist op de 400 meter op de ‘gewone’ Spelen van Londen. Sinds gisteravond is er in Zuid-Afrika een speciaal tv-kanaal dat 24 uur per dag uitzendt over de zaak. De rechter staat toe dat het proces deels live wordt uitgezonden. In de rechtbank doen ruim tachtig journalisten, van Turkije tot Japan en Australië, verslag. Bekenden van Pistorius zullen hem neerzetten als een wapengekke macho Media buitelden de afgelopen week al over elkaar heen om alvast details te onthullen. Er kwam een video naar buiten waarop Pistorius op een watermeloen schiet en beelden van beveiligingscamera’s van een supermarkt, waarop je Steenkamp en Pistorius tien dagen voor haar dood met elkaar ziet flirten als een gelukkig en verliefd stel. Oscars pr-team heeft een eigen twitteraccount gelanceerd, @OscarHardTruth, waarin ze stellen dat de waarheid zal overwinnen. Waarom had Steenkamp haar broekje aan, als ze op het toilet zat? Buren hoorden ruzie Voor het proces is in eerste instantie drie weken uitgetrokken, maar de kans is groot dat het langer gaat duren. De aanklager heeft 107 getuigen op zijn lijst staan, onder wie forensische deskundigen, ex-vriendinnen van Pistorius en buren. Het openbaar ministerie zal zich onder meer beroepen op informatie over de baan van de kogels, en op buren die zeggen ruzie te hebben gehoord voorafgaande aan de schoten. Het roept ook bekenden van Pistorius op, die hem neer zullen zetten als een schietgrage en opvliegende machoman die roekeloos met wapens omgaat. Pistorius zelf schreef in een verklaring tijdens zijn de zitting over zijn borgstelling, dat hij zich erg bewust is van de hoge misdaadcijfers in Zuid-Afrika. Zuid-Afrika heeft te maken met 43 moorden per dag. Hij zou in het donker in paniek zijn geraakt toen hij geluiden hoorde in de badkamer. De atleet zou zich extra kwetsbaar hebben gevoeld omdat hij zijn protheses niet aan had, en op de stompen van zijn benen liep. Er was geen sprake van direct gevaar, maar Pistorius kan zich proberen te beroepen op zogenaamd putatief noodweer: dat hij dácht in gevaar te zijn en zich te moeten verdedigen. Het probleem voor zijn advocaten is dat ze moeten bewijzen dat een ander dezelfde vergissing zou kunnen hebben gemaakt. De verklaring van Pistorius heeft veel vragen opgeroepen. Waarom realiseerde de topatleet zich niet dat Steenkamp niet naast hem in bed lag? En als hij dacht dat er een inbreker was en ze gevaar liepen, waarom maande hij zijn geliefde dan niet om naar beneden te gaan voordat hij op het gevaar afging? Waarom schreeuwde Steenkamp niet na het eerste schot? En waarom had Steenkamp haar kleren aan terwijl ze op het toilet zat? Een van de kogels ging volgens het openbaar ministerie namelijk door haar broekje heen. Vrouwelijke zwarte rechter Op moord staat in Zuid-Afrika minimaal 25 jaar. De strafrechter kan wel tot een kortere straf beslissen als er bijzondere omstandigheden zijn. Op doodslag, het onrechtmatig en roekeloos doden van iemand, staat geen minimumstraf, dit is geheel aan de rechter. Het uiteindelijke oordeel is aan Thokozile Masipa, die in 1989 de tweede vrouwelijke zwarte rechter van Zuid-Afrika werd. Ze staat ervoor bekend zwaar te straffen als het gaat om geweld tegen vrouwen. De Versie van Pistorius Het verhaal van Oscar Pistorius zoals hij het verklaarde tijdens de borgzitting in februari 2013: ‘Ik weiger te begrijpen hoe ik aangeklaagd kan worden voor doodslag, laat staan moord, terwijl ik geen intentie had om mijn vriendin te vermoorden’, stond in de schriftelijke verklaring van Pistorius. De atleet zegt dat ze samen hadden gegeten en dat hij ‘s avonds voor het slapengaan televisie had gekeken terwijl Steenkamp yogaoefeningen deed. De atleet werd ‘s nachts wakker, haalde een ventilator van het balkon en deed de deuren en gordijnen dicht. Hij hoorde een geluid in de badkamer en was bang. ‘Er zijn geen tralies voor de ramen van de badkamer en ik wist dat bouwvakkers die aan mijn huis werkten ladders buiten hadden laten staan.’ Hij was te bang om het licht aan te doen. ‘Ik pakte mijn 9mm pistool van onder het bed. Onderweg naar de badkamer schreeuwde ik dat ze mijn huis uit moesten en riep naar Reeva dat ze de politie moest bellen. Het was pikdonker in de slaapkamer en ik dacht dat Reeva in bed lag.’ Hij zag het raam van de badkamer openstaan en hoorde geluid in het toilet. Hij voelde zich zeer kwetsbaar zonder zijn benen en wist dat hij Reeva en zichzelf moest beschermen. Hij schoot door de deur van het toilet en schreeuwde weer naar Reeva dat ze de politie moest bellen. Hij ging terug naar de slaapkamer waar hij zag dat Reeva niet in bed lag. Pas toen besefte hij zich dat Steenkamp op het toilet kon zitten. Hij brak de deur open met een cricketslaghout. Steenkamp stierf in zijn armen. ! Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140307/ochtend) Buitenland (http://www.standaard.be/plus/krant/buitenland) LIVE ONTSLAG TV-ANKER NIEUWE TEGENVALLER IN INFORMATIEOORLOG OM OEKRAÏNE Rusland heeft media nog heel hard nodig 07 MAART 2014 | Van onze correspondent in Oekraïne Floris Akkerman Opnieuw heeft een eigen tv-anker zich afgekeerd van de Engelstalige pro-Kremlin-zender Russia Today. Nochtans moet Moskou nog veel Russen overtuigen van het nut van bemoeienis in Oekraïne. Liz Wahl nam live ontslag. rr De ontmaskering van de Engelstalige pro-Kremlinzender Russia Today (RT) neemt serieuze vormen aan. Eerder deze week sprak de televisiepresentatrice Abby Martin zich uit tegen de Russische interventie op het Oekraïense schiereiland de Krim. Woensdagavond volgde haar collega Liz Wahl. Ze nam live in de uitzending ontslag. De Amerikaanse Wahl greep terug naar haar eigen familieverleden. ‘Als verslaggever van dit netwerk loop ik tegen vele ethische en morele vraagstukken op, zeker omdat mijn grootouders tijdens de Hongaarse revolutie zijn gevlucht voor de Sovjettroepen’, vertelde ze aan de kijkers. ‘Ik kan daarom niet langer blijven werken bij een tv-zender die wordt betaald door de Russische regering, die de acties van Poetin witwast. Mijn partner is arts op een militaire basis waar hij elke dag ziet welke prijs mensen betalen voor hun land. Ik ben er trots op Amerikaans te zijn, en geloof in het verspreiden van de waarheid. Daarom neem ik, direct nadat deze uitzending is afgelopen, ontslag.’ De uitspraken van Martin, ‘wat Rusland doet, is verkeerd’, en het ontslag van Wahl brengen RT, gezien als spreekbuis van het Kremlin, op de voorgrond van het conflict op de Krim. Het dwong hoofdredactrice Margarita Simonjan tot een reactie. In een verklaring op de RT-website schrijft ze haar land te willen verdedigen en het als haar taak te zien de andere kant van het verhaal te brengen. Voor buitenlandse journalisten ligt dat anders, meent ze. ‘Waarom zouden zij Rusland moeten verdedigen ten koste van hun carrière, hun reputatie? Waarom zouden ze de vernedering van collega’s moeten tolereren?’ Simonjan antwoordt zelf. ‘Weinig mensen kunnen dan zeggen: ‘‘Omdat ik de waarheid vertel en er niemand anders is om dat te vertellen.’’ En met een uithaal naar Wahl. ‘Anderen zullen hun ontslag live indienen in een zelfpromotiestunt, misschien om verzekerd te zijn van carrièreperspectieven waar ze nooit eerder over konden dromen.’ Het ontslag van Wahl vormt een tegenvaller in de Russische informatieoorlog om Oekraïne. Simonjan schreef dat zo’n vertrek bij westerse media meer nieuwswaardig is dan dat twee Europese politici, de Estse minister van Buitenlandse Zaken Urmas Paet en de EU-buitenlandvertegenwoordiger Catherine Ashton, praten over sluipschutters bij de oppositie. Dat was het nieuws dat RT woensdag groots bracht. RT liet ook het uitgelekte telefoongesprek tussen de twee horen. Sluipschutters Paet deed zijn opmerkingen naar aanleiding van een gesprek met, volgens de Russische media, de Oekraïense arts Olga Bogomolets, die aangaf dat in beide kampen sluipschutters zaten. Het Estse ministerie verklaarde dat Paet een overzicht had gegeven van wat hij had gehoord en niet dat hij een beoordeling gaf over de betrokkenheid van de oppositie bij geweld. Bogomolets vertelde de Britse krant The Telegraph dat ze nooit toegang had gehad tot de slachtoffers van de kant van de regering en ze was niet in staat commentaar te geven over hoe ze waren gedood. Maar voor de Russische televisie – naast RT besteedden ook andere staatskanalen aandacht aan het nieuws – was het gesprek een welkome kans om de nieuwe regering in Kiev af te schilderen als ‘fascisten en nazi’s’, verwijzend naar extreemrechtse aanhangers onder de demonstranten. De website www.stopfake.org richt zich op het controleren van de berichtgeving in de media. Zoals het bericht in de Russische media dat Oekraïeners massaal de grens overvluchtten uit angst voor de radicalen in Kiev. Dat verhaal bleek achteraf niet te kloppen. De propagandaoorlog lijkt nochtans hard nodig voor Rusland. Volgens een onderzoek van het staatsgebonden opiniebureau VTSIOM staat lang niet elke Rus achter inmenging in Oekraïne. De meerderheid, 73 procent, vindt dat Rusland zich niet moet bemoeien met het conflict tussen de regering en de oppositie in Oekraïne, omdat het gaat om een interne aangelegenheid. Moskou moet zich niet mengen in Oekraïne, vindt 73% Russen ! Home Krant (/plus) (http://www.standaard.be/plus/20140305/ochtend) Sport (http://www.standaard.be/plus/nieuws/sport) TENNIS Wickmayer vandaag in Indian Wells 05 MAART 2014 | pdk Yanina Wickmayer werkt vandaag in Indian Wells haar eerste ronde af tegen een kwalificatiespeelster. Bij winst, ontmoet ze nadien allicht Lucie Safarova (WTA 28) en Simona Halep (WTA 7). Kirsten Flipkens, 19de reekshoofd, lootte vrij en mag in het tornooi dat op de waardeladder net onder de grandslamtornooien volgt meteen naar de tweede ronde, allicht tegen de Amerikaanse Christina McHale (WTA 55). Redt ze het, dan wachten in principe Roberta Vinci (WTA 14) en Victoria Azarenka (WTA 4). An-Sophie Mestach en Alison Van Uytvanck worstelen zich ondertussen nog door de kwalificaties. In de eerste ronde daarvan won Mestach (WTA 122) met 7-5 en 6-1 van de Spaanse Anabel Medina (WTA 95). Van Uytvanck (WTA 93) kende iets meer moeite met de Australische Anastasia Rodionova (WTA 212): 46, 6-4 en 6-4. De mannen waren gisteren pas aan de eerste ronde toe van de kwalificaties. Ruben Bemelmans (ATP 161) stond daarin tegenover de Duitser Mischa Zverev (ATP 201). David Goffin (ATP 95) versloeg de Ier James McGee (ATP 222) met 6-2 en 7-6 (8-6). ! e e f ön. e eg n h nr h f t e t rmn. un, ee in h g ESM auf 4,3 Milliarden Euro. Einzubauen waren nach Angaben aus Regierungskreisen zwingende Mehrausgaben für den Ar- ben, der sich daran erinnern kann. Daher haben wir gesagt, dann machen wir eben andere Ausgaben“, witzelte er. Frauen arbeiten wie nie zuvor Deutschland hat zu Europas Spitze aufgeschlossen svs. FRANKFURT, 7. März. Der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren ist vor allem von Frauen getragen worden. Nirgendwo sonst in Europa ist weibliche Beschäftigung so stark gewachsen. Waren im Jahr 2002 nur knapp 62 Prozent aller deutschen Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig, sind es zehn Jahre später schon 71,5 Prozent gewesen. Das entspricht fast 18 Millionen Frauen. Damit liegt Deutschland mittlerweile nicht nur fast zehn Punkte über dem Durchschnitt der Europäischen Union, wie aktuelle Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat zeigen, sondern hat sich auch vom Mittelfeld in die Spitzengruppe katapultiert. Einen ähnlich hohen Wert können nur noch Dänemark, Finnland und die Niederlande aufweisen. Vor dieser Gruppe liegt nur noch Spitzenreiter Schweden mit fast 77 Prozent. Die anderen großen Volkswirtschaften Europas wie Frankreich, Italien oder Großbritannien hat Deutschland damit – zum Teil deutlich – hinter sich gelassen. Den stärksten Zuwachs wies hierzulande die Gruppe der Frauen im Alter zwischen 60 und 64 Jahren auf, deren Quote von 14,5 auf fast 39 Prozent kletterte. Arbeitsmarktbeobachter führen dies auch auf die gestrichenen Möglichkeiten zur geförderten Frühverrentung zurück und warnen vor neuen Anreizen, welche die große Koalition mit ihren Rentenplänen setzen könnte. Bei allen Erfolgen liegt die Erwerbstätigenquote deutscher Männer mit fast 82 Prozent aber immer noch deutlich höher als die der Frauen. Auch arbeiten Frauen öfter in Minijobs, in Teilzeit und in den tendenziell schlechter bezahlten Dienstleistungsbranchen als Männer. Dies führt mit dazu, dass Deutschland in der Eurostat-Statistik zur Lohnlücke zwischen Männern und Frauen mit 22,4 Prozent hinter Estland und Österreich den dritthöchsten Wert aufweist. In Sachen Führungsverantwortung liegt Deutschland mit einem Anteil von rund 2,7 Prozent an allen weiblichen Beschäftigten etwa im Durchschnitt der westlichen Industrieländer. Von den deutschen Männern haben dagegen rund 7 Prozent Verantwortung für Personal. Frauen häufiger erwerbstätig Anteil in Deutschland im Vergleich (in Prozent)1) 80 76,9 Schweden 76,8 Deutschland 771,5 Großbritannien 67,5 67 668,4 Frankreich 61 61,8 61,6 EU-28 665,0 662,3 58,1 2002 2004 2006 1) EU-Auswahl. 56 2008 2010 2012 Quelle: Eurostat / F.A.Z.-Grafik Brocker Keine Angst vor Sex Die belgische Krimiserie „Code 37“ jagt Triebtäter Es kommt vieles zusammen in dieser Serie, das auf den ersten Blick ungewöhnlich scheint. Zunächst einmal: „Code 37“ spielt in Belgien und wurde dort auch produziert. Das ist in Zeiten, in denen eigentlich alles, was im Fernsehen mit Serien zu tun hat, von dem amerikanischen Sender HBO stammt, eine kleine Überraschung. Aber es ist nicht alles: Denn es geht in „Code 37“ um eine Polizeieinheit, die Sexualverbrechen aufklärt, landläufig bekannt unter dem in sonstigen Krimis meist mit spöttischem Unterton gebrauchten Begriff „die Sitte“. Der Chef dieser belgischen Sitte ist eine Frau. Sie heißt Hannah Maes, ist jung, gutaussehend, blond und mit einem sehr selbstsicheren Gang gesegnet. Das führt natürlich zu Irritationen – beim Zuschauer indes weit weniger als bei ihren Kollegen. Denn diese Kollegen – unnötig zu erwähnen, dass sie alle männlich sind – brauchen lange, bis sie begreifen, dass auch Frauen Chefs sein können. Genaugenommen dauert es die gesamte erste Folge dieser dreizehnteiligen Serie, wobei Kollege Bob (Michael Pas), der seine Anpassungsschwierigkeiten am hartnäckigsten pflegt, vermutlich auch derjenige ist, der Hannah (Veerle Baetens) in einer späteren Folge mal sehr nah kommen wird. Das verraten die Blicke zwischen den beiden von Anfang an. Und das, obwohl für Subtilitäten jeglicher Art in dieser Serie (Regie: Jakob Verbruggen; Buch: Dirk Nielandt) eigentlich nur wenig Raum ist. Zwar sind die Szenen schön schnell geschnitten, und auch die Bilder, die teils mit einer Handkamera gedreht wurden, wagen sich zuweilen an ungewöhnliche Perspektiven. Aber zumindest der erste Fall „Sexsüchtig“, in dem es um eine Frau geht, die beim Liebesspiel stranguliert wurde, nimmt die Unkonventionalität des Rahmens, den die Serie bietet, nicht auf. Stattdessen hält sie sich an altbewährte Polizeiarbeit: Fotos von Verdächtigen hängen an der Im ZDF heißt es bald wieder „Ein Fall für zwei“, und zwar für diese be Sie haben nah am Der ewige Detektiv Matula und sein Anwalt sind mit „Ein Fall für zwei“ in Rente gegangen. Nun stehen die Nachfolger vor der Kamera. Respekt? Ein wenig. Begeisterung? Na klar. Ein Besuch am Set. S Härter, als die Polizei erlaubt: Hannah Maes (Veerle Baetens) ist die neue Chefin des Sittendezernats in Gent. Foto VTM echzehnter Drehtag. Auf dem Plan steht die erste neue Folge von „Ein Fall für zwei“ – der Serie, mit der Claus Theo Gärtner für immer zu Josef Matula wurde, dem Privatdetektiv in Lederjacke, der nacheinander für vier Anwälte raus auf Frankfurts Straßen ging und auch dahin, wo es weh tut. Bis im März 2013 nach dreihundert Folgen Schluss war mit der Kultserie. Jetzt stehen andere Hauptdarsteller vor der Kamera in dem leerstehenden Gebäude an der Mainzer Landstraße. Hier residierte einst die Bayerische Hypo- und Vereinsbank, einer der obersten Räume mit halbrunder Glasfront bildet die Kulisse für den Justizpalast, der Blick geht auf die Zwillingstürme der Deutschen Bank und auf die Alte Oper. Wenige Häuser weiter: tiefstes Rotlichtmilieu. Typisch Frankfurt. Der Matula-Nachfolger Leo Oswald, gespielt von Wanja Mues, steckt gleich mächtig in der Klemme. Denn hier oben residiert Gudrun Landgrebe als Haftrichterin und entscheidet soeben darüber, ob der des Mordes Verdächtige Oswald mit Auflagen auf freien Fuß gesetzt wird. Sein Anwalt Benni Hornberg, den Antoine Monot jr. verkör- pert, tut alles, um ihn rau Staatsanwältin ist skeptisc einander und liefert sich mützel. Der Verdächtige w Unschuld beweisen. Natür der Täter, das würde auch n zept der Fernsehserie passe on TV im Auftrag des ZD lässt. Am 9. Mai läuft die e Haftrichterin lässt Oswald einer Bedingung: Sein An nun an Kindermädchen sp Eine verfolgte Unschuld ders aus als Wanja Mues wald. Anwalt Hornberg trä tektiv Oswald irgendwas zw gen und Dreitagebart. Das kennungswert. Laut Drehb vatschnüffler nach zwanz nellen Jahren in Latein Frankfurt zurückgekehrt Schwierigkeiten geraten. S freund Benni Hornberg, n und Fachanwalt für Vers in einer großen Kanzlei sta ger, soll ihm aus dem Schla Mit offenen Karten spielt wald deshalb noch lange n Zugegeben: Das klingt selbstläufermäßig, wie de wunderbaren Freundschaf verbrüchlich altfränkische tula mit seinen Partnern vo Dr. Lessing verband und di er vor dem vorübergehend am Rechtsstaat zuverlässi passé. Zwei ungebrochen G Rest der Welt – das war ein „Keine glattrasierten Ty besetzen wollen, sagt Fe Reinhold Elschot. Ein pa hat er die Neuauflage optim rie bezeichnet, „die zu den nungen Anlass gibt“. Wäh Fernsehförster und -landär quittieren, moderne Pfarr chen Söhnen und gewitzte Pinnwand, Handys werden gehackt, Laptops beschlagnahmt, Liebhaber verhört. Das alles geschieht mit einer Routine, die auch in Belgien kein anderes Gesicht hat als hierzulande, und das ist schade. Denn „Sex and Crime“ waren schon immer eine vielversprechende Mischung, und auf eine munter-morbide Sittenpolizei, deren Arbeit wenig Rücksicht auf bürgerliche Befindlichkeiten zulässt, hatten wir uns eigentlich schon sehr gefreut. LENA BOPP Im Prinzip geht es darum Code 37 läuft immer mittwochs um 22.30 Uhr bei ZDFneo. Ein Junge wird gefoltert, sieht die Hinrichtung Das Erste, woran sich Shin Dong-hyuk mit seiner Familie auf dem Unternehmen SE IT E 20 · D O N N E R S TAG , 6 . M Ä R Z 2 0 1 4 · N R . 5 5 MENSCHEN & WIRTSCHAFT Manta, Manta Tina Müller poliert den Ruf von Opel auf – und nebenbei auch ihren eigenen it Klischees kennt Tina Müller sich aus. Kaum hatte im vergangenen Sommer die Berufung der ehemaligen Henkel-Managerin in den Vorstand von Opel die Runde gemacht, da waren sie überall. Ausgerechnet Müller, die „ShampooPrinzessin“ der deutschen Wirtschaft, soll den Rüsselsheimer Autohersteller aus der Krise führen? Eine Frau, deren einzige Verbindung zur Autoindustrie bislang ihr Führerschein und das Audi-Cabriolet in ihrer Garage waren? Kann die das? Müller hat diese Vorbehalte mit dem ihr eigenen Selbstbewusstsein weggesteckt und ihre Skeptiker eines Besseren belehrt. Mit „Umparken im Kopf“ ist ihr gemeinsam mit der Opel-Stammagentur Scholz & Friends etwas gelungen, das es in der deutschen Werbelandschaft schon lange nicht mehr gegeben hat: eine Kampagne, über die das Land spricht. „Wer schwul ist, kann nicht Fußball spielen. Es sei denn, er war deutscher Meister.“ „68 Prozent aller Männer halten rothaarige Frauen für feuriger. 90 Prozent davon haben noch nie eine kennengelernt.“ Mit solchen Sätzen, die zunächst ohne Absender plakatiert wurden, will Müller nicht nur die Vorurteile gegenüber Opel ins Tina Müller Wanken bringen, sondern nebenbei auch die hinsichtlich ihrer BeTina Müller – Markenzeichen: Lockensetzung. Ja, die Shampoo-Prinzessin mähne, dunkelrote Lippen, klare Worte – kann auch Auto. Dabei wollte die 45 Jahre alte Marke- auf den einschlägigen Branchentreffen darüber referiert, Auszeichnungen entgetingfachfrau ursprünglich gar nicht die gengenommen. „Ich verdanke Henkel Branche wechseln, sondern lieber ihrem Metier, der Kosmetikindustrie, treu blei- meine Karriere“, hat sie einmal gesagt. ben. Nach dem Ende ihres Wirtschaftsstu- Sie hat aber auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie nach höheren Aufgadiums hatte sie erst für L’Oréal und Wella gearbeitet, 1995 heuerte sie dann bei Hen- ben strebte. Entsprechend groß muss ihre kel an. Dort machte sie sich einen Na- Enttäuschung gewesen sein, als Henkel im Frühjahr 2012 den Vertrag von Kosmemen, indem sie die Marke Schwarzkopf tikvorstand Hans Van Bylen verlängerte. entstaubte und „Syoss“ entwickelte, eine Wenig später kündigte Müller. Haarpflegelinie in Friseurqualität, aber Gewöhnlich laufen solche Trennungen zu Drogeriepreisen. Syoss gilt als eine der im Stillen ab, „einvernehmlich“, wie es so erfolgreichsten Produkteinführungen der schön heißt. Nicht so in diesem Fall. Müljüngeren Geschichte. Unzählige Male hat M und auch nicht arbeitete, heuerte sie in ihrer Zwangspause einen Personal Trainer an, der den beiden Frauen ein Fitnessprogramm verpasste. Außerdem meldeten sie sich bei der Billigkette McFit an, um beim Training keinen Kollegen zu begegnen. An zwei Büchern arbeitete Müller auch noch, eines mit Tipps gegen das Älterwerden, das andere über Flops im Marketing. „Diese Zeit war ein Geschenk“, sagt Müller im Rückblick. „Ich wurde in gewisser Weise zu meinem Glück gezwungen.“ Jetzt also Opel. Ein Unternehmen, dessen Name sie vorher vor allem aus einer Actionkomödie kannte: „Manta, Manta“. Sei’s drum. Müller ist eine Macherin. Vor ihrem Antritt als Marketingvorstand ließ sie sich inkognito bei Opel-Händlern so ausgiebig beraten, bis diese genervt fragten, was sie eigentlich wolle. Im Werk zeigten ihr die Monteure anhand eines zerlegten Astra, wie ein Auto funktioniert. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen stampfte Müller eine Kampagne von Scholz & Friends ein, forderte weniger Produkt- und mehr Imagewerbung. Seitdem geht es Schlag auf Schlag. Gerade ist sie dabei, ihren alten Bekannten André Kemper von der Agentur Thjnk zu Scholz & Friends zu lotsen, er Foto Opel ist einer der profiliertesten Autowerber im Land. Müller mag Prominente in der Werlers Abgang und ihr kolportierter Aufstieg in den Vorstand des Rivalen Beiers- bung. So arbeitete sie schon bei Henkel, dorf erzürnten die Führungsspitze von so arbeitet sie jetzt bei Opel. Jürgen Henkel offenbar so sehr, dass sie Müllers Klopp, Claudia Schiffer, Bryan Adams – Ambitionen ausbremste. Ein Jahr Kündi- je glamouröser, desto besser. Lena Meyergungsfrist, zwei Jahre Wettbewerbssperre Landrut als Botschafterin, das war ein– macht drei Jahre Kosmetikverbot. Die mal. Kritiker werfen ihr vor, die Marke Sache ging vors Arbeitsgericht, und die Opel zu überfordern, sie zu sehr in RichMarketingbranche staunte über den öftung Lifestyle zu trimmen. Müller ficht fentlich ausgetragenen Rosenkrieg. das nicht an. „Ich spüre ein großes VerSie sei „nicht so der Typ, der gerne zu trauen mir gegenüber“, sagte sie kürzlich. Hause sitzt“, sagt Müller über sich, was „Wenn Jürgen Klopp einen Opel fährt eine ziemliche Untertreibung ist, gilt die Managerin doch als klassischer Workaho- oder Karoline Herfurth oder Nadja Uhl, lic. Mit einer befreundeten Ärztin, die ge- dann kann ich auch einen Opel fahren. Wo ist das Problem?“ JULIA LÖHR rade ihr drittes Kind bekommen hatte Skandalhändler wird Papst-Pilger Saudische Bankerin macht Karriere inst jonglierte er mit Milliarden – jetzt geht er im „Kampf gegen die TyE rannei der Märkte“ auf Pilgermarsch. Jé- n den Bankkreisen der arabischen Golfstaaten ist Sarah al Suhaimi seit IJahren ein Begriff, nun ist die junge Frau rôme Kerviel, der frühere Skandalhändler der Société Générale, stellt sich kurz vor dem Urteil in seinem Berufungsprozess in ein ganz neues Licht: als demütiger Bewunderer von Papst Franziskus. Am 19. Februar tauschte er zusammen mit seinem Anwalt David Koubbi auf dem Petersplatz während einer öffentlichen Audienz in der ersten Reihe der Menschenmassen ein paar Worte mit dem Papst aus – ein Fotograf hat das natürlich festgehalten. Und jetzt soll sich Kerviel auf dem Fußweg zurück nach Pa- der Urteilsverkündung teilnehmen werde. Befindet sich Kerviel auf der Flucht? Das verneint der Anwalt. „Wenn die Verurteilung bestätigt wird, geht Jérôme ins Gefängnis“, verspricht Koubbi. Sein Pilgermarsch sei nicht nur eine wirtschaftspolitische Einmanndemonstration, sondern eine Übung zur Selbstfindung. „Nach sechs Jahren Kampf ist Jérôme wie ausgeblutet. Er ist erschöpft, er ist der ideale Sündenbock, und er lebte nur im Rhythmus des Prozesses. Davon muss er sich befreien.“ Nach Koubbis Angaben legt sein Mandant zu Fuß täglich zwischen 20 und 30 Kilometer zurück. Derzeit befinde er aus Saudi-Arabien auch international bekannt. Denn die größte saudische Bank, die National Commercial Bank (NCB), hat sie an die Spitze ihrer Investmentbank NCB Capital berufen. Dabei ist al Suhaimi erst 35 Jahre alt – und eine Frau. Für Freunde ist sie im konservativen Königreich Saudi-Arabien schon ein Star. Sie darf zwar nicht Auto fahren, steht aber als erste Frau an der Spitze einer großen saudischen Finanzinstitution. Sarah al Suhaimi wurde 1979 in Riad geboren und studierte an der Universität Eine erste Herausforderung könnte für sie der lange erwartete Börsengang von NCB werden, als einer der größten in der jüngeren Geschichte Saudi-Arabiens. Noch in diesem Jahr sollen 15 Prozent der Anteile des Staats plaziert werden. Sollte NCB die Transaktion selbst in die Hände nehmen, könnte damit al Suhaimi beauftragt werden – selbst wenn offiziell das klassische Bankgeschäft vom Investmentbanking getrennt ist. Sarah al Suhaimi verdankt ihre Bankkarriere, die sie nie dauerhaft ins Ausland geführt hat, auch ihrer Familie. Ihr Vater Jammaz al Suhaimi gilt als einer der brillantesten Köpfe des Königreichs. Pistorius soll sich mit Steenkamp gestritten haben KAPSTADT, 3. März. Es war ein kleiner Triumph für Oscar Pistorius zu Beginn eines Prozesses, der ein gigantisches Medieninteresse ausgelöst hat. Der wegen Mordes angeklagte südafrikanische Sprint-Star betrat den Hohen Gerichtshof in Pretoria am Montag nahezu unbemerkt, während Scharen von Journalisten, Fotografen und Kameraleuten an einem anderen Eingang im Regen ausharrten. Erst als ein Zuschauer „da ist Oscar“ rief, erhaschten die Berichterstatter einen Blick auf den Südafrikaner, bevor er im Gebäude verschwand. Pistorius hat zugegeben, in der Nacht zum Valentinstag vor einem Jahr seine Freundin, das Fotomodell Reeva Steenkamp, durch eine geschlossene Toilettentür hindurch erschossen zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, vorsätzlich gehandelt zu haben. Seine Verteidiger argumentieren, der beinamputierte Sportler habe einen Einbrecher hinter der Tür vermutet und habe sich und seine Freundin verteidigt. Die beiden hätten eine „Liebesbeziehung“ gehabt. Im vergangenen Jahr wurde Pistorius in einem ähnlich aufsehenerregenden Vorverfahren gegen eine Kaution freigelassen. Der Prozess ist der erste in Südafrika, der von Fernsehkameras in großen Teilen live übertragen werden darf. Er ist bis zum 20. März angesetzt, dürfte aber länger dauern. Der 27 Jahre alte Südafrikaner betrat den holzgetäfelten Gerichtssaal GD in einem schwarzen Anzug mit einer schwarzen Krawatte. Er brachte einen Notizblock, einen Stift und ein kleines Kissen mit. Insgesamt wirkte er gefasst. Eine zitternde Hand, während er einen Schluck Wasser trank, verriet jedoch Anspannung. Nach der Verlesung der Anklageschrift sagte er zur Richterin Thokozile Matilda Masipa in exakt dem gleichen Tonfall fünfmal „nicht schuldig, My Lady“. Neben Mord werden ihm Verstöße gegen das Gesetz zum Besitz von Feuerwaffen vorgeworfen. Den Rest der Verhandlung verfolgte er sitzend, meist mit starr nach vorne gerichtetem Blick. Die einzigen Regungen bestanden darin, sich Notizen zu machen oder sich das Gesicht abzuwischen. Staatsanwalt Gerrie Nel präsentierte sogleich eine Schlüsselzeugin, eine Nachbarin von Oscar Pistorius in einer angrenzenden bewachten Siedlung. Sie berichtete, in den frühen Morgenstunden am 14. Februar 2013 von „markerschütternden Schreien“ aufgewacht zu sein. Erst habe eine Frau, dann ein Mann geschrien. Ihr Ehemann habe daraufhin vergeblich versucht, eine Sicherheitsfirma zu alarmieren. Danach hätten sie vier Schüsse gehört, mit längeren Pausen zwischen dem ersten und dem zweiten und dem dritten und dem vierten Schuss. Auf die Aufforderung Nels hin demonstrierte die Zeugin die Schüsse: „Bang, Bang, Bang, Bang.“ In einem harten Kreuzverhör zerpflückte Pistorius’ Verteidiger Barry Roux daraufhin die Darstellung der Zeugin. Er zweifelte die Abfolge der Schreie und Schüsse an, spürte Unterschiede zwischen ihrer Aussage vor Gericht und ihren früheren Angaben gegenüber der Polizei auf, fragte mehrfach, ob sie Pistorius damals für schuldig oder unschuldig gehalten habe. Der Anwalt stellte auch in Frage, ob sie Schüsse oder das Schlagen eines Kricketschlägers gegen eine Tür gehört habe. Pistorius hatte angegeben, mit dem Schläger die Toilettentür eingeschlagen zu haben, um seiner Freundin zu helfen. Das Verhör gipfelte in der Feststellung des Anwalts, Pistorius’ Stimme höre sich in Paniksituationen an wie die einer Frau. Die Schreie, Gejagt: Oscar Pistorius verlässt in gro- ßer Eile das Gerichtsgebäude. Foto AP welche die Zeugin gehört habe, könnten deswegen auch ausschließlich von ihm stammen. Die Befragung wird an diesem Dienstag fortgesetzt. Der Prozessauftakt war von Pannen erschwert. Er begann mit einer eineinhalbstündigen Verspätung, weil in letzter Minute eine Dolmetscherin für die Afrikaans sprechende Zeugin gesucht werden musste. Die Dolmetscherin war der Aufgabe jedoch nicht gewachsen, sie machte Fehler, musste um Wiederholungen von Aussagen bitten. Schließlich wechselte die Zeugin sichtlich frustriert ins Englische. Auch musste abermals eine mysteriöse Frau aus dem Gericht gewiesen werden, die sich Anne-Marie nennt und schon zuvor Verhandlungen gegen Pistorius gestört hatte. Pistorius vermied während des Tages Augenkontakt mit den Verwandten von Steenkamp. Die Mutter June hatte einer britischen Boulevardzeitung zuvor gesagt, sie wolle Pistorius in die Augen blicken. Pistorius wurde nach dem Verhandlungstag eilig aus dem Gericht geleitet und davongefahren, verfolgt von etlichen Reportern. CLAUDIA BRÖLL Sterne und Schnuppen Sieben Oscar-Kleider von brillant bis bizarr, von anmutig bis mu Lupita Nyong’o sticht mit ihrer Hautfarbe unter all den Bleichgesichtern heraus. Doch die große Gewinnerin de Stylistin und großer Stilsicherheit noch mehr aus ihrem Auftritt. Die Kenianerin („12 Years a Slave“) behaupte das Kleid mit der Hilfe von Prada entworfen.“ Ob man das in Mailand gerne hört? Egal, sie kann sich das Selbs lange Kleid in hellem Taubenblau, das mit den vielen Falten Tiefe hat, macht sprachlos: Aber ohne sie wäre es Naomi Watts lässt sich beim Styling angeblich von ihren zwei Söhnen beraten: Und die Mutter sieht in Calvin Klein wirklich bezaubernd aus, das bestickte Kleid in gebrochenem Weiß entspricht ihrem gebirgswasserklaren Charakter. Den Abend hat sie sich verdient: Ihr Mann Liev Schreiber passt zu Hause auf die Jungs auf. (kai.) Foto AFP Sandra Bullock scheint die Schwerkraft nichts anzuhaben. Die Drapierungen des schulterfreies Kleides aus dem Hause Alexander McQueen sitzen so, dass man ihrer Figur die fast 50 Jahre (im Juli) nicht ansieht. Der „Gravity“-Star schwebt noch immer, muss das Kleid nur kurz anheben, um eine Stufe zu bewältigen. (kai.) Foto Getty Ellen DeGenere ben, um sie in e men. Sie setzt, wi be. Und die Anz Hedi Slimane ih hat, stehen DeG ausgemergelten auf den Laufsteg Oscars Geschichten Brad Pitt putzt, Cate Blanchett flucht, Jared Leto politisiert – und die Bei der 86. Oscar-Verleihung sind die deutschen Hoffnungen enttäuscht worden. Der 36 Jahre alte deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender war für „12 Years a Slave“ als bester Nebendarsteller nominiert, doch bei der Gala in Hollywood gewann der 42 Jahre alte Jared Leto in dieser Kategorie für seine Darstellung eines Transsexuellen in dem Aids-Drama „Dallas Buyers Club“. Auch die deutschen Regisseure Max Lang und Jan Lachauer gingen leer aus. Nicht ihr Film „Room on the Broom“ („Für Hund und Katz ist auch noch Platz“) wurde als in der Sparte „Bester animierter Kurzfilm“ ausgezeichnet, sondern die französisch-luxemburgische Produktion „Mr. Hublot“ von Laurent Witz und Alexandre Espigares. Ebenso erging es der deutschen Spezialeffekte-Firma Pixomondo. Die Trickkünstler hatten Chancen für ihre Arbeit am Science-Fiction-Epos „Star Trek: Into Darkness“. Die Trophäe ging an das 3D-Weltraumdrama „Gravity“. (dpa) ! ! ! Auch Zelt und Plastikplanen konnten nichts ausrichten: Als die ersten Filmschaffenden am Sonntagnachmittag über den roten Teppich auf dem Hollywood Boulevard liefen, quietschte es peinlich unter den Sohlen. Nach tagelangem Regen war der wohl berühmteste Teppich der Welt so nass, dass auch die Abendroben vieler Schauspielerinnen Wasserflecken bekamen. Die lavendelfarbene Seidenkreation des Designers Jason Wu, die Kerry Washington („Django Unchained“) trug, schien oberhalb des Saums von Minute zu Minute mehr die Farbe zu wechseln. Die schwangere Schauspielerin stellte sich dennoch unbeirrt in Pose, um den Fotografen Aufnahmen zu ermöglichen. Wie in Südkalifornien zu erwarten, strahlt über dem roten Teppich meist die Sonne. Nach Aufzeichnungen der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ wurde die Verleihung in den vergangenen 70 Jahren nur neunmal von Regenwolken überschattet. (ceh.) ! ! ! Die Dankesrede des besten Nebendarstellers Jared Leto hat nicht nur seiner Mut- ter Constance im Publikum des Dolby Theatre Tränen in die Augen getrieben. Als der Schauspieler von den Versuchen der alleinstehenden Schulabbrecherin erzählte, ihren Kindern im ländlichen Louisiana der siebziger Jahre trotz ärmlicher Verhältnisse Träume zu ermöglichen, griff halb Hollywood zum Taschentuch. „Ich möchte alle Träumer in Ländern wie der Ukraine und Venezuela wissen lassen, dass wir heute Abend in Gedanken bei ihnen sind“, erinnerte Leto unerwartet auch an Krim-Krise und südamerikanische Proteste. Damit blieb er der erste und einzige Gewinner, der es wagte, etwas Politisches zu sagen. Nach der Rede verschwand der 42 Jahre alte Schauspieler hinter die Bühne, wo er den wartenden Reportern die goldene Oscar-Statue anvertraute. „Wer unter Schweinegrippe leidet, bitte Finger weg!“ (ceh.) Films des Jahres er sich auf den habe, wollte ei musste erst mal räumen“, sagte P mer.“ Der Rest d ihn nur besser Film“, sprudelte einander aus Pit ! ! ! Jennifer Lawrence hat dieses Mal nicht auf eine Bühne gewartet, um Bodenkontakt aufzunehmen. Trotz einer eher unverfänglichen, schmal geschnittenen Abendrobe stolperte die Schauspielerin schon auf dem roten Teppich vor dem Dolby Theatre. Zwei Polizisten und einige Begleiterinnen konnten Lawrence aber schnell wieder auf die Beine stellen. Im vergangenen Jahr hatte die Dreiundzwanzigjährige für einige Schrecksekunden gesorgt, als sie als Oscar-Gewinnerin auf der Treppe zur Bühne mit einer ausladenden Dior-Kreation zu Boden ging. Während sie sich damals verlegen wieder erhob, zelebrierte sie den zweiten Sturz nun mit einer selbstbewussten Siegerfaust. Bei der Verleihung ging Lawrence, die 2013 mit einem Oscar für ihre Rolle in dem Drama „Silver Linings“ ausgezeichnet wurde, in diesem Jahr aber leer aus. Die Trophäe für die beste Nebendarstellerin nahm in der Nacht zu Montag ihre Schauspielkollegin Lupita Nyong’o für „12 Years a Slave“ entgegen. (ceh.) ! ! ! Brad Pitt, 50 Jahre jung und seit 25 Jahren im Filmgeschäft, hat den ersten Oscar seiner Karriere entgegennehmen dürfen. Er gehörte zu den Produzenten des besten Wo ist der Hut? kenzeichen gew Kopfbedeckung Westwood. Dar R&B-Musiker seiner Frau Hel es einen neuen Auf dem Teppic em Blick auf die Tätowierung au rell weiß zu übe Aber mal ehrli schlecht aus und mer. Den Hut noch, als er sei Bühne sang, de einen Oscar nom F RAN KF URTE R ALLGEM EI NE Z EI TU N G Feuilleton D I E N S TAG , 4 Sieben zu drei – und doch ein Oscar-Unentschieden Der wichtigste Filmpreis der Welt hat seine Sympathien salomonisch zwischen dem grandiosen Unterhaltungskino von „Gravity“ und dem politischen Anspruch von „12 Years a Slave“ aufgeteilt. E s kam bislang selten vor, dass im Vorfeld einer Oscar-Verleihung zwei Filme derart gleichwertig als mögliche Gewinner eingeschätzt wurden wie diesmal „Gravity“ und „12 Years a Slave“. Dabei sind kaum gegensätzlichere Stoffe denkbar: ein trick- und klangtechnisch perfektes Science-FictionKammerspiel im Weltraum und ein episch inszeniertes und politisch höchst ambitioniertes Historiendrama. Der Witz ist, dass beide Werke dabei ganz zeitgemäß sind: „Gravity“ kann man nur des Genres wegen als Science-Fiction bezeichnen, ansonsten hält sich der mexikanische Regisseur und Drehbuchschreiber Alfonso Cuarón streng an die Bedingungen gegenwärtiger Raumfahrttechnik. Und der Brite Steve McQueen hat „12 Years a Slave“ als dezidierte Stellungnahme zum aktuellen amerikanischen Selbstverständnis gedreht – sowie als Proklamation eines neuen schwarzen Selbstverständnisses in Hollywood (und damit im kulturellen Herzen der amerikanischen Nation). Offenbar zu Recht: Nie zuvor wurden bei der Oscar-Verleihung so viele schwarze Filmschaffende ausgezeichnet: John Ridley für sein Drehbuch, Lupita Nyong’o als beste Nebendarstellerin, McQueen selbst als Mitproduzent des besten Films – alle für „12 Years a Slave“. Allerdings ging der Oscar für die beste Regie nicht an McQueen, sondern an Cuarón. Damit ergriffen die Mitglieder der Filmakademie die ansonsten selten genutzte Möglichkeit einer Aufteilung der beiden Hauptpreise auf zwei Filme. Handwerklich betrachtet, ist es völlig konsequent, dass Cuarón für sein Regie-Virtuosenstück ausgezeichnet wurde. Wie man auch verstehen kann, dass der noch etwas wichtigere Preis, der für den besten Film, an das politisch willkommene Werk ging. Da es keine Absprachen bei der Abstimmung unter den Mitgliedern gibt, darf man wohl von einer ästhetischen List der Vernunft sprechen. „Gravity“ ist dennoch der große Sieger dieser Oscar-Verleihung, denn bei zehn Nominierungen siebenmal zu gewinnen, darunter in den Hauptkategorien Regie, Kamera und Schnitt, kommt nicht alle Jahre vor. Die Komödie „American Hustle“, gleichfalls in zehn Kategorien vertreten, Let’s face it: Gruppen-„Selfie“ von Ellen DeGeneres (Mitte) mit mehr und weniger bekannten Gesichtern bei der Verleihung der Oscars in Hollywood. ging ebenso leer aus wie Martin Scorseses „The Wolf on Wall Street“. Wie hätte man aber auch angesichts eines kommerziellen Erfolgs, der höchsten ästhetischen Ansprüchen genügt wie im Fall von „Gravity“, noch ernsthaft an Scorseses enervierende Tour de Farce oder gegenüber der inszenatorischen Stringenz von „12 Years a Slave“ an die wohlgefällige Vergangenheitsrekonstruktion des in den siebziger Jahren angesiedelten „American Hustle“ denken können? Dass hier sachkundig abgestimmt wurde, zeigt auch der Drehbuchpreis für den in Deutschland noch nicht angelaufenen „Her“: Spike Jonze, auch Regisseur dieses Films, war längst überfällig für Oscar-Ehren. Mit Cate Blanchett, Lupia Nyong’o, Matthew McConaughey und Jared Leto gewannen jeweils die hohen Favoriten in den Schauspielerkategorien. Die beiden Männer machten „Dallas Buyers Club“ damit zur dritten Kraft des Abends (zumal auch noch ein Oscar fürs Make-up an den Film ging), und Cate Blanchett wiederum ist es geglückt, aus dem Trubel um das Privatleben von Woody Allen, dem Regisseur von „Blue Jasmine“, als Darstellerin unbeschadet hervorzugehen. Hollywood kann stolz auf sich sein. Es kann auch stolz sein auf die Moderatorin Ellen DeGeneres, die schon vor sieben Jahren überzeugt, aber dennoch erst einmal keinen zweiten Auftritt bekommen hatte. Sie scherzte pointiert und suchte ihren Platz viel häufiger mitten im Publikum als auf der Bühne. Und sie war uneitel genug, einem Pizzaboten einen großen Auftritt zu verschaffen, bei dem sie Fastfood-Verpflegung für die modisch ausgehungerten Stars im Saal bestellt hatte. Das gesammelte Schauspieltalent im Publikum zeigte sich da auch mal im aktiven Mitagieren, nicht nur im bestellten Lächeln für die Kamera. Doch das wahre Glück lag im Kampf der beiden Giganten, und am Ende wirkten die drei Oscars für „12 Years a Slave“ doch noch wie ein Unentschieden. Wobei man auch nicht wissen möchte, was passiert wäre, wenn die höchst subtile Balance zwischen dem grandiosen Unterhaltungskino von „Gravity“ und dem kritischen Gesellschaftsporträt von „12 Years a Slave“ dadurch zerstört worden wäre, dass Cuaróns Werk auch bester Film geworden wäre. Die Oscars hätten mutmaßlich eine Rassismusdebatte am ANDREAS PLATTHAUS Hals. Foto AP Die Oscar-Preisträger 2014 Bester Film: „12 Years a Slave“ Regisseur: Alfonso Cuarón für „Gravity“ Beste Hauptdarstellerin: Cate Blanchett in „Blue Jasmine“ Hauptdarsteller: Matthew McConau- ghey in „Dallas Buyers Club“ Nebendarstellerin: Lupita Nyong’o in „12 Years a Slave“ Nebendarsteller: Jared Leto in „Dallas Buyers Club“ Originaldrehbuch: Spike Jonze für „Her“ Adaptiertes Drehbuch: John Ridley für „12 Years a Slave“ Kamera: Emmanuel Lubezki für „Gravity“ Schnitt: Alfonso Cuarón und Mark Sanger für „Gravity“ Produktionsdesign: Andy Nicholson und andere für „The Great Gatsby“ Kostüme: Catherine Martin für „The Great Gatsby“ Make-up: Adruitha Lee und Robin Matthews für „Dallas Buyers Club“ Musik: Steven Price für „Gravity“ Lied: Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez für „Let It Go“ aus „Frozen“ Klangschnitt: Glenn Freemantle für „Gravity“ Klangmischung: Skip Lievsay und andere für „Gravity“ Visuelle Effekte: Tim Webber und andere für „Gravity“ Bester fremdsprachiger Film: „La Grande Bellezza“ (Italien) Bester Animationsfilm: „Frozen“ Bester Dokumentarfilm: „20 Feet from Stardom“ Bester Kurzspielfilm: „Helium“ (Dänemark) Bester Kurzanimationsfilm: „Get a Horse“ Bester Kurzdokumentarfilm: „The Lady in Number 6“ Ein einziger Ohrenzeuge ist mehr wert als zehn Augenzeugen „wunderzaichen“ heißt die erste Oper von Mark Andre, sie spielt im Heiligen Land: Die Uraufführung in Stuttgart geriet triumphal Sagt die Passkontrolle am Flughafen Ben Gurion zum Reisenden: „Aha, ein Schwabe!“ Und wird gleich freundlicher. Man erkennt einander am Namen, nomen est omen, Reuchlin heißt der Fremde, Johannes Reuchlin, kommt angereist aus dem fünfzehnten Jahrhundert oder auch aus dem Jenseits oder eben direkt aus Pforzheim, so genau weiß er es selbst nicht. Freilich, wer heute einreisen möchte ins Heilige Land und nicht weiß, wer er ist, darf normalerweise nicht mit einem Lächeln oder sonstigen Zivilisationsboni rechnen. Israelische Beamte mögen keine Witze. Ich habe selbst erlebt, dass sie es den Schwefelhölzern“ könnten Bezugspunkte abgeben. Es handelt sich aber weder um ein Oratorium noch um ein philosophisch-musikalisches Manifest oder um Bekenntnismusik. Vielmehr hat Mark Andre, Jahrgang 1964 und vielumworbener Meisterschüler Lachenmanns, mit diesem, seinem dritten Bühnenwerk zugleich seine erste große Oper komponiert. Anders als das düster-apokalyptische Schach-Spektakel „. . . 12/13 . . .“ (München 2004) oder das choreographische Konzert „Gefaltet“ (für Sasha Waltz, 2012) hat Andres neuestes Werk einen narrativen Handlungsfaden wie jede herkömmliche unsrige offenbar immer noch nicht zu spät. Mark Andre schrieb sich das Libretto dazu selbst, gemeinsam mit Patrick Hahn, sie verwendeten unter anderem Texte aus der Bibel, aus der jüdischen Kabbala sowie von Reuchlin selbst. Und darum geht es: Ein Mann (eine Sprechrolle: André Jung) möchte nach Israel einreisen, um die heiligen Stätten zu besuchen. Er hat eine Herzoperation hinter sich. Er macht sich durch seltsame Gleichnis-Reden verdächtig, Vielleicht ist er eine Reinkarna- tion Reuchlins. Beim Verhör trifft er eine andere Verdächtige (eine ätherisch hoch singende, wie wild herumturnende Sopranistin: Claudia Barainsky), mit der er sich anfreundet. Vielleicht ist es Maria Magdalena. Sie gehen gemeinsam ins Fast-FoodRestaurant, er isst einen Apfel, sie einen Granatapfel, fünfzehn „Instrumentaltouristen“ spielen auf. Der Mann stirbt. Sein Astralleib beobachtet, wie sich alle Flugpassagiere in Pilger und die Beamten in Engel verwandeln. Der Erzengel (ein schlanker, heller Tenor: Matthias Klink) ruft. Reuchlin wird zum Abflug nach Gate E 32 gerufen. Er löst sich auf. Auch die musikalischen Verfahren lassen sich beschreiben. Andre hat, zum Beispiel, die „musique concrète instrumentale“, diese direkt unter die Haut gehende, körperhafte Poetik der Instrumentengeräuschmusik Lachenmanns, für sich weiter gedacht. Er hat zugleich die spektrale Musik seines Lehrers Gérard Grisey entwickelt zu einem eignen Konzept von Raumklang, darin die Herkunft der Klänge für das Ohr nicht mehr zu orten ist. Und er hat sich befreit aus dem ästhetischen Korsett der Live-Elektronik, wie sie, nicht zu- Wirtschaft SE ITE 2 0 · F R E I TAG , 7 . M Ä R Z 2 0 1 4 · N R . 5 6 FRANK Im Gespräch: Ingrid Schmidt, Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts „Unternehmen organisieren die Arbeit falsch“ pflichtwidrigen Verhalten des Arbeitnehmers kündigen kann. Wenn die Pflicht jedoch darin besteht, sich nicht regelkonform zu verhalten, weil der Arbeitgeber den Regelverstoß verlangt oder augenzwinkernd akzeptiert, kann man dem Arbeitnehmer das nicht zum Vorwurf machen. Dann können Compliance-Verstöße nur in der Zukunft geahndet werden. Der ständige Einsatz von Smartphones nach Dienstschluss bedeutet für viele Arbeitnehmer Stress. Für die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts ist klar: Arbeitgeber müssen das ändern. Was den Kulturwandel aber oft erschwert. Wenn Arbeitgeber jahrelang von diesen Strukturen profitiert haben, können sie ihre Arbeitnehmer doch nicht einfach vor die Tür setzen, wenn sie es sich anders überlegt haben. Kein Arbeitnehmer kommt von sich aus auf die Idee, aus eigener Tasche Schmiergeld zu zahlen oder Zinssätze zu manipulieren. Statt den Mitarbeitern zu kündigen, könnte man sie im Unternehmen um- oder versetzen oder zu einer Änderungskündigung greifen. Frau Schmidt, immer mehr Menschen klagen darüber, dass durch den Einsatz von Smartphones die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verwischen. Warum werden die Regeln nicht eingehalten? Das Arbeitszeitgesetz ist ein Gesetz mit großem Vollzugsdefizit. In den Ländern sind die Gewerbeaufsichtsämter zuständig. Deren personelle Ausstattung lässt es nicht immer zu, dass häufig und effektiv genug kontrolliert wird. Aber es müsste für Unternehmen ohnehin selbstverständlich sein, dass sie die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes ernst nehmen. Besonders im Umgang mit Smartphones oder E-Mails dürfen Unternehmen ihre Beschäftigten nicht wie selbstverständlich außerhalb der Dienstzeiten in Anspruch nehmen. Allerdings müssen auch Arbeitnehmer für sich selbst Verantwortung übernehmen. Sie dürfen nicht jede Firmenmail spätabends beantworten. BMW hat angekündigt, die Nutzung des Smartphones als Arbeitszeit anzuerkennen. Könnte das die Lösung sein? Durch eine Betriebsvereinbarung kann die Rechtslage für Arbeitgeber und Arbeitnehmer klarer werden. Außerdem führt es zu einem Umdenken, wenn sich das Arbeitszeitkonto durch das Beantworten von E-Mails füllt. Aber eins ist klar: Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten permanent nach Dienstschluss in die Pflicht nehmen, machen in der Arbeitsorganisation etwas falsch. Es ist vorrangig Aufgabe der Vorgesetzten, dafür zu sorgen, dass die vertraglich geschuldete Leistung in der Arbeitszeit erledigt werden kann. Arbeitnehmer müssen aber auch Grenzen gegenüber solchen Übergriffen ziehen. Im Fall eines Leiharbeitnehmers hat das Bundesarbeitsgericht gefordert, der Gesetzgeber müsse Sanktionen festlegen, falls die Arbeitnehmerüberlassung nicht nur vorübergehend erfolgt. Bis jetzt blieb dieser Ruf ungehört. Entscheiden Sie das nächste Mal wieder selbst? Im Koalitionsvertrag ist eine Überlassungsdauer von 18 Monaten vereinbart worden. Ebenso wichtig wäre es zu regeln, was im Fall eines Verstoßes passieren soll. Der Neunte Senat hat zum jetzigen Recht zutreffend entschieden, dass ein Gericht keine Sanktion anordnen kann, die das Gesetz nicht vorsieht. Zum einen ist der damalige Gesetzgeber in Kenntnis des Problems bewusst untätig geblieben. Zum anderen gibt es nicht nur eine zwingende Rechtsfolge. Das Entstehen eines Arbeitsverhältnisses zum Entleiher ist nur eine von mehreren. Eine andere wäre, dass die Verwaltung handelt. Der Staat könnte die Erlaubnis für die Arbeitnehmerüberlassung entziehen oder Geldbußen verhängen. Welche Sanktion wäre die sinnvollste? Jedenfalls ist die Begründung eines Arbeitsverhältnisses mit dem Entleiher Ein Bereich, der auch immer mit den Compliance-Vorgaben in Konflikt gerät, ist der Datenschutz. Haben Unternehmen die Dimension des Themas erkannt? Der Datenschutz ist insofern heikel, als seine hochkomplexen Anforderungen nicht leicht zu durchschauen sind. Wenn ich mich als Dienstvorgesetzte oder Senatsvorsitzende damit beschäftigen muss, merke ich, wie höllisch kompliziert das deutsche Datenschutzrecht ist. Und gleichzeitig wird es als Totschlagargument für alles angeführt, was nicht möglich sein soll. Das Datenschutzproblem ist also sehr differenziert zu betrachten. Es wäre daher schön, wenn der Gesetzgeber die Regeln für den Arbeitnehmerdatenschutz klarer fassen würde. Ingrid Schmidt nicht in allen Fällen die beste Lösung. Der Leiharbeitnehmer kann gute Gründe haben, kein Arbeitsverhältnis mit dem Entleiher eingehen zu wollen. Stellen Sie sich vor, der Entleiher ist ein Kleinbetrieb ohne Kündigungsschutz oder er steht kurz vor der Insolvenz. Oder im Entleiherbetrieb herrschen Arbeitsbedingungen, zu denen der Leiharbeitnehmer gar nicht arbeiten möchte. Diese Rechtsfolge wird also aus verfassungsrechtlichen Gründen um ein Widerspruchsrecht des Leiharbeitnehmers ergänzt werden müssen. Ohne Rechtsfolge könnte sich die Koalition die Festlegung auf 18 Monate als Höchstgrenze also sparen? Ja, das könnte man meinen. Allerdings gehe ich davon aus, dass der Gesetzgeber ein Interesse daran hat, dass seine Gesetze auch eingehalten werden und gerade dort wirken, wo in einem mühsamen politischen Prozess die sehr unterschiedlichen Schutzbedürfnisse von Leiharbeitnehmern, Entleihern und Stammbelegschaft ausgeglichen worden sind. Im vergangenen Jahr haben Werkverträge zu Dumpinglöhnen für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Spiegelt sich das auch vor den Arbeitsgerichten wider? Das Thema Werkverträge als Ersatz für nicht regelkonforme Leiharbeit ist bisher kaum bei den Arbeitsgerichten angekommen. Das Thema hat aber in den Medien für große Aufmerksamkeit gesorgt Das hat bei den betroffenen Dax-Konzernen offenbar zu Reaktionen geführt. Foto dpa Hat sich damit das Thema erledigt? Es wird immer so sein, dass im Einzelfall geprüft werden muss, ob ein Arbeitnehmer im Rahmen eines Werkvertrags eingesetzt wird oder als Leiharbeitnehmer. Dafür haben die Arbeitsgerichte eine Reihe von Kriterien entwickelt. Dazu zählt etwa, wer den Arbeitnehmer tatsächlich anweist oder ob sein Vertragsarbeitgeber überhaupt über eine eigene Betriebsorganisation für die Erbringung des Werks verfügt. Solche Kriterien abschließend gesetzlich zu regeln, ist angesichts der Vielfalt betrieblicher Gegebenheiten wahrlich nicht einfach und wird den Gerichten eine Gesamtwürdigung auch nicht ersparen. Ansonsten gibt es keinen Handlungsbedarf für den Gesetzgeber? Doch. Der Gesetzgeber sollte verhindern, dass Werkverträge, die keine sind, ohne weiteres in Leiharbeit überführt werden, weil der Vertragsarbeitgeber im Konfliktfall eine Verleiherlaubnis aus der Tasche zieht. Dieses Hase-und-Igel-Spiel zu lasten der Arbeitnehmer ist schon deshalb problematisch, weil dann für ein und dasselbe Arbeitsverhältnis plötzlich ganz andere Regeln gelten. Warum sollte die Unsicherheit dem Arbeitnehmer aufgebürdet werden? Das scheinen ja viele Unternehmen verstanden zu haben. Ich wundere mich, dass wir diese Diskussion überhaupt führen. Die hatten wir schon Mitte der neunziger Jahre. Damals sollte das Personalrisiko über den Einsatz Scheinselbständiger minimiert werden, jetzt geschieht das durch Werkverträge, die keine sind, sondern Arbeitnehmerüberlassungsverträge. Unterm Strich zahlen sich diese Umgehungen aber nicht dauerhaft aus. Hinzu kommt, auch das Arbeitsrecht gehört zur Einhaltung von Regeln, der Compliance. Eine Vertragsgestaltung, die dazu führt, dass ein vermeintliches Werkvertragsverhältnis in der gelebten Wirklichkeit einem Arbeitsverhältnis gleicht, wird schnell zum Compliance-Problem. Ist Compliance eigentlich eine Notwendigkeit oder ein Modewort, mit dem vor allem Anwälte viel Geld verdienen? Früher gab es den redlichen Kaufmann, damit war alles gesagt. Der reizte seine Rechte und Verhandlungsstärke nicht bis zum Allerletzten aus. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten offenbar geändert. Es wurde als legitime Interessenwahrung angesehen, die Rechtsordnung zu eigenen Gunsten so weit zu dehnen, wie es nur irgend geht. Jetzt kehrt der redliche Kaufmann unter dem Titel Compliance zurück. Zu einem Compliance-System gehört allerdings auch, dass man sich von Mitarbeitern trennt, die gegen Regeln verstoßen haben. Doch Unternehmen berichten davon, dass ihnen der Kündigungsschutz dabei einen Strich durch die Rechnung macht. Besteht da eine Diskrepanz? Die sehe ich nicht. Das Gesetz sieht vor, dass der Arbeitgeber bei einem Danach sieht es allerdings nicht aus, dafür möchte der Gesetzgeber die Tarifeinheit regeln. Ist das eine gute Idee? Die Tarifeinheit ist darauf angelegt, Gewerkschaftskonkurrenz zu verhindern. Es soll der Tarifvertrag gelten, den eine „Mehrheitsgewerkschaft“ abschließt. Die Koalitionsfreiheit des Grundgesetzes ist aber auf Pluralität angelegt. Dieser Wettbewerb wird durch Regelungen zur Herstellung von Tarifeinheit behindert. Es geht deshalb nicht nur um eine Ausgestaltung der Tarifautonomie, sondern um einen schwerwiegenden Eingriff in die gewerkschaftliche Betätigungsfreiheit. Ein solcher Eingriff ist möglich, muss aber gerechtfertigt werden. Die Rechtfertigungen, die bisher zu vernehmen waren, reichen dafür aus meiner Sicht nicht aus. Soll es darum gehen, Arbeitskampfkaskaden zu vermeiden, braucht es darauf bezogene Regeln, die den Arbeitskampf wohl nicht ausschalten können. Denn irgendwann enden jeder Tarifvertrag und jede Friedenspflicht. Darauf zu hoffen, dass ein Tarifeinheitsgesetz die Kampfkraft starker Berufsgruppen- oder Spartengewerkschaften brechen könnte, dürfte sich als Chimäre erweisen. Die Tarifeinheit ist ein schöner Begriff. Er verspricht Rechtssicherheit, doch diese Verheißung wird er nicht erfüllen können. Sie wird auch nicht dazu führen, die Probleme mancher Fluggesellschaften in Luft aufzulösen. Fluggesellschaften sind auf Fluglotsen angewiesen. Als die Flugsicherung noch in der Hand von Staat und Beamten war, gab es keine Arbeitskampfprobleme. Seit der Privatisierung gilt das privatrechtliche Regime. Dazu zählt auch der Arbeitskampf. Das Gespräch führte Corinna Budras. Die Palmölproduktion bringt Bauern in Kolumbien beträchtlichen Wohlsta Alternative zum Kokaanbau / Wegen staatlicher Förderung droht Überproduktion, und neue ausländische Abnehmer sind gesucht / Von Carl Moses MARÍA LA BAJA/BOGOTÁ, im März. „Vor 14 Jahren war das hier eine Geisterstadt.“ Der Agrarunternehmer Carlos Murgas lenkt seinen Geländewagen durch ein Getümmel geschäftiger Menschen an Marktständen und Garküchen vorbei. „Heute pulsiert hier das Leben, und der Handel blüht“, sagt Murgas. Die Rede ist von María la Baja, einem kleinen Ort etwa 60 Kilometer landeinwärts von der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Bis Mitte der vergangenen Dekade wa- trat häufig der Anbau von Kokapflanzen für die Drogenproduktion. Heute können Barrios und andere Kleinbauern in den Montes de María ihre Felder wieder weitgehend gefahrlos bestellen. Unter der Regierung des Präsidenten Álvaro Uribe (2002 bis 2010) wurden die Farc-Guerilleros in entlegene Gebiete verdrängt und die Paramilitärs demobilisiert. Mais und Maniok bauen die Kleinbauern heute allerdings nur noch für den Eigenbedarf an. Auch dem Kokageschäft mittel- und Kosmetikindustrie ebenso gefragt wie als Rohstoff für die Produktion von Biodiesel. Aufgrund der hohen Anlaufkosten galt die Palmenzucht lange Zeit allerdings lediglich als Geschäft für Großgrundbesitzer. Rund 6000 Dollar je Hektar müssen in die Anlage einer neuen Plantage investiert werden, erst nach zwei Jahren können die ersten Früchte geerntet werden – zu hohe Investitionen für die meist ohnehin überschuldeten Kleinbauern. bau der Ölpalmen durch Steuervorteile und öffentliche Kredite. Den entscheidenden Schub brachte jedoch Mitte der vergangenen Dekade ein Gesetz, das eine Beimischung von acht Prozent Biodiesel zu herkömmlichem Dieseltreibstoff vorschreibt. Von der gesamten Palmölproduktion Kolumbiens, die im laufenden Jahr rund eine Million Tonnen erreichen wird, fließt etwa die Hälfte in die Erzeugung von Biodiesel. Bisher wird der größte Teil der kolum- Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Sozialverträglichkeit. Der Landarbeiter John Carlos, der mit großem Geschick für Bauer Torres die Früchte aus den sechs Meter hohen Palmenkronen schneidet, verdient zwar immerhin den gesetzlichen Mindestlohn von umgerechnet rund 200 Euro im Monat. Doch sozialversichert ist er wie die meisten seiner Kollegen nicht. Die Allianz will nun ein neues Unternehmen gründen, bei dem Landarbeiter wie John Carlos ordnungsgemäß beschäftigt se D b d ß b d d m sc u sc Politik FRANKF URT ER A LLG EM EI NE Z EI TU NG ISTANBUL, 6. März um Abschluss seines Griechenland-Aufenthalts wird Bundespräsident Joachim Gauck an diesem Freitag in die nordwestgriechische Region Epirus reisen, die Heimatgegend seines griechischen Gegenparts Karolos Papoulias. Hier schloss sich der fließend Deutsch sprechende Staatspräsident Griechenlands, Jahrgang 1929, als Jüngling von kaum 14 Jahren den Partisanen an, die gegen die deutsch-italienischbulgarische Besatzung des Landes kämpften. Papoulias gehört zu den wenigen aktiven Politikern Europas, die noch am Zweiten Weltkrieg mitgewirkt haben. Deshalb ist ihm der Ort Ligiades (in anderer Umschrift: Lingiades) nicht nur aus Geschichtsbüchern bekannt. In Ligiades töteten deutsche Soldaten im Oktober 1943 in einer „Vergeltungsaktion“ mehr als 90 Zivilisten. Gauck wird an der Gedenkstätte eine Rede halten und einen Kranz niederlegen. Er ist nicht der erste Bundespräsident, der einen Ort deutscher Verbrechen in Griechenland aufsucht. Richard von Weizsäcker hatte 1987 den Gedenkort Kaissariani bei Athen besucht, eine zentrale Hinrichtungsstätte während der Okkupationsjahre. Er besuchte aber auch den deutschen Soldatenfriedhof Dionysos. Dort, wo fast 10 000 in Griechenland gefallene deutsche Soldaten begraben liegen, legte er unter Trommelwirbel und zur Melodie von „Ich hatt’ einen Kameraden“ einen Kranz nieder. Sein Nachnachfolger Johannes Rau verzichtete auf diese Geste, denn als er im April 2000 nach Griechenland kam, war das schon außer Mode. Rau besuchte stattdessen das Dorf Kalavryta auf der Peloponnes, wo mehrheitlich aus Österreich stammende Soldaten der 117. Jäger-Division 1943 als „Sühne“ für die vorherige (und nicht minder grausame) Ermordung ihrer von Partisanen gefangenen Kameraden mehrere hundert Männer erschossen. „Ich empfinde hier, an dieser Stätte, tiefe Trauer und Scham“, sagte Rau damals in einer kurzen und schlichten Ansprache. Kalavryta steht in Griechenland synonym für deutsche Kriegsverbrechen, so wie Oradour-sur-Glane in Frankreich. Weniger bekannt ist eine Geschichte, in der Kalavryta auch für die schwierige, widerspruchsvolle, von Rückschlägen begleitete deutsch-griechische Wiederannäherung nach dem Krieg steht. Diese Geschichte beginnt 1952, und ihre Heldin ist Ehrengard Schramm, geborene von Thadden, Jahrgang 1900. Geboren in Greifenberg in Hinterpommern als Tochter des Landrats Adolf von Thadden auf Gut Trie- Z Verbunden im Guten wie im Bösen Die Beziehung zwischen Deutschland und Griechenland ist vielleicht an keinem anderen Ort so mit Händen zu greifen wie in Kalavryta auf der Peleponnes. Hier massakrierten Wehrmachtssoldaten tausend Griechen. Später holte man viele Bewohner als Arbeitskräfte – und erfand die Legende eines Helden. Von Michael Martens Einer der letzten Politiker, die im Zweiten Weltkrieg kämpften: Der griechische Präsident Karolos Papoulias, am Donnerstag neben Joachim Gauck in Athen glaff, dem Stammsitz, stammte sie aus einer angesehenen preußischen Familie, die auf vielfache Weise mit deutscher Geschichte verbunden ist. Ihre zehn Jahre ältere Schwester Elisabeth starb 1944 als Widerstandskämpferin unter dem Fallbeil in Plötzensee. Ihr Halbbruder Adolf war einer der wichtigsten Führer der deutschen Rechtsextremen in der jungen Bundesrepublik. Und ihr Ehemann Percy Ernst Schramm, aus einer Hamburger Senatorenfamilie stammend, war nicht nur einer der bekanntesten deutschen Historiker der Bundesrepublik, sondern zuvor ab 1939 auch NSDAP-Mitglied sowie Angehöriger des Oberkommandos der Wehrmacht, wo er das Kriegstagebuch der Streitkräfte führte. Mit diesem Übergepäck an Familiengeschichte kam Ehrengard Schramm 1952 nach Griechenland. Sie kannte das Land noch aus der Vorkriegszeit. Als Studentin in Heidelberg hatte sie bei ihrem Professor (ihrem späteren Ehemann) eine kleine Studie zur neueren griechischen Geschichte verfasst. Doch das war einen Weltkrieg her. Nun hörte sie in Athen zufällig von dem grausamen Schicksal Kalavrytas und konnte es nicht glauben – so etwas sollten deutsche Soldaten getan haben? Als sie in der deutschen Botschaft verkündete, den Ort besuchen zu wollen, wurde sie gewarnt: „Man wird Sie totschlagen!“ Doch Ehrengard Schramm fuhr, und man schlug sie nicht tot. Das Elend der Überlebenden von Kalavryta Die Geister der Vergangenheit Japan isoliert sich mit revisionistischer Rhetorik selbst / Von Carsten Germis TOKIO, 6. März. Ausgerechnet am japanischen „Tag der Mädchen“ haben sich 500 Anhänger der nationalkonservativen Restaurationspartei in Tokio versammelt, um ihr Land von einem seiner Kriegsverbrechen reinzuwaschen. Dem Beifall nach zu urteilen, sind sie begeistert von den Worten des Redners: „Ich habe von einem japanischen Soldaten gehört, dass sich die ,Trostfrauen‘ beim Militär bedankt haben, weil sie Geld zurück nach Hause schicken konnten.“ Das sagt Nariaki Nakayama, ein Abgeordneter. Rund 200 000 Frauen, oft Minderjährige, hat die japanische Armee nach ihren Angriffskriegen gegen Korea und China verschleppt und zu Sexsklavinnen gemacht. „Trostfrauen“ werden sie im Japanischen euphemistisch genannt. Japans Nationalisten, angespornt durch die Rhetorik von Ministerpräsident Shinzo Abe, wittern Morgenluft. Die Leugner japanischer Kriegsverbrechen wollen ihr Land reinwaschen. Nakayama ist einer von ihnen. Unter den Gesinnungsgenossen Nakayamas war mancher, der in der Regierung Abe Einfluss hat, allen voran der stellvertretende Minister für Bildung, Yoshitaka Sakurada. Unter seiner Ägide hat die Regierung bereits Schulbücher umschreiben lassen. Abes Nationalismus ist künftig offizielles Lernprogramm, kritische Diskussion über Geschichte nicht erwünscht. Sakurada war von KabinettsStaatsminister Yoshihide Suga zwar ge- F R E I TAG , 7 . M Ä R Z 2 0 1 4 · NR . 5 6 · S E I T E 3 genauso wie Abe und seine Gesinnungsgenossen – entgegen allen Erkenntnissen internationaler Forschung. NHK wird unter dem Druck der Gefolgsleute Abes zusehends zu einem Propagandasender der Regierung. Ausländische Berichterstatter sprechen scherzhaft von „Abe TV“. Die geschichtspolitische Wende, die der Regierungschef eingeleitet hat, hinterlässt bereits ihre Spuren in der öffentlichen Meinung. 60 Prozent der Japaner stimmten in jüngsten Umfragen der Forderung zu, die nach dem früheren KabinettsStaatsminister als Kono-Erklärung bekannte Entschuldigung Japans bei den „Trostfrauen“ von 1993 zu überprüfen. Ende vergangener Woche hatte Suga genau das angekündigt. Ein Gremium solle untersuchen, auf welcher Basis die damalige Regierung die Erklärung verfasst habe, sagte Suga. In der Erklärung hatte sich Japan dafür entschuldigt, dass die kaiserliche Armee direkt oder indirekt bei der Einrichtung und Unterhaltung von Frontbordellen involviert war. Zudem entschuldigte sich Japan dafür, Frauen in diese Bordelle gebracht zu haben. Historiker schätzen, dass es etwa 200 000 dieser sogenannten „Trostfrauen“ gegeben hat. Suga steckt erkennbar in der Zwickmühle. Im Kern teilt er die Ansichten der Revisionisten um Abe. Von Momiis Äußerungen hat er sich nie distanziert. Gleichzeitig weiß er, dass Abe Japan zunehmend international isoliert. So gibt er ohne Skrupel einerseits Bekenntnisse ab, nalen Bühne offensiver vertreten. „Es ist eine Propaganda, die Japan in einer Art und Weise darstellt, die weit entfernt ist von der Wahrheit“, sagte Abe. Tatsächlich schaukelt sich der Nationalismus in Ostasien seit Jahresbeginn beängstigend hoch. Amerika verfolgt mit Sorge, dass Abe den amerikanischen Verbündeten Südkorea mit seiner Rhetorik immer stärker in die Arme Chinas treibt. Erst im vergangenen Monat hatte China ein Museum zu Ehren des koreanischen Freiheitskämpfers Ahn Joong-geun eröffnet, der den japanischen Generalkonsul in der damaligen japanischen Kolonie Korea, Hirobumi Ito, 1909 tötete. Das chinesische Parteiorgan „Volkszeitung“ bot dazu ein Internetspiel an, in dem japanische Kriegsverbrecher erschossen werden. „Terrorist“ ist das Einzige, was Suga zu Ahn einfiel. Die zumindest ein bisschen mäßigende Stimme im Konzert ist Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye. Sie regte gemeinsame Schulbuchkommissionen nach dem deutsch-französischen oder deutsch-polnischen Vorbild an. Gleichzeitig weist sie Abes Versuch, Japans Kriegsverbrechen zu leugnen, aber energisch zurück. Wie der chinesische Präsident Xi Jinping hat es auch Park bislang strikt abgelehnt, sich mit dem japanischen Regierungschef zu treffen, solange der an seiner Rhetorik festhält. Vieles an Abes Haltung lässt sich mit seiner Familiegeschichte erklären. Großvater Nobusuke Kishi war Regierungschef erschütterte sie jedoch bis ins Mark. Während ihr Mann in Deutschland zu einem der führenden Historiker aufstieg (seine in der Zeitschrift „Spiegel“ abgedruckte Essay-Serie über Hitler unter dem Titel „Anatomie eines Diktators“ sorgte in den sechziger Jahren für eine große Debatte), widmete sich Ehrengard Schramm den Opfern von Hitlers Krieg. Sie sorgte dafür, dass viele Dutzend Jugendliche aus dem bitterarmen Kalavryta Ausbildungsplätze im Wirtschaftswunderdeutschland erhielten. Deshalb gibt es heute kaum einen Ort in Griechenland, der enger mit Deutschland verbunden ist als Kalavryta – im Bösen durch deutsche Soldaten, im Guten durch Ehrengard Schramm. Foto dpa Vielleicht hat ihr auch die Legende des guten Deutschen von Kalavryta beim Helfen geholfen, denn es war eine Geschichte, die man gerne hörte in Deutschland. In Kalavrytra traf Schramm 1952 einen Arzt, der zwar nicht aus dem Ort stammte, ihr aber die Geschichte des Massakers erzählte: Während die Männer zum Richtplatz geführt wurden, habe man die Frauen und Kinder in die Schule des Ortes gepfercht und das Gebäude in Brand gesetzt – da habe ein deutscher Soldat die Tür aufgerissen und die Menschen aus der Flammenhölle gerettet. Im Juni 1952, zurück aus Griechenland, schrieb Schramm in einem Bericht für das Auswärtige Amt ausführlich über ihre Reise. Ihre Geschichte aus Kalavryta fand Eingang in ein Memoran- dum, in dem es um die Möglichkeit eines Besuchs von Bundespräsident Heuss in Kalavryta ging. Darin heißt es, dass in dem Ort außer 1000 Griechen auch ein deutscher Soldat erschossen worden sei, der „gegen Befehl“ Frauen und Kinder aus dem brennenden Schulgebäude habe entkommen lassen. Die Geschichte des guten Deutschen von Kalavryta schaffte es 1953 sogar ins „Time Magazine“. Von Mitleid bewegt, heißt es da, „öffnete ein einsamer deutscher Soldat, der die Tür bewachte, den Riegel, und die Dorffrauen liefen heraus. Vor ihnen waren drei Soldaten mit einer Maschinenpistole im Anschlag. Sie winkten mit leeren Weinflaschen und lachten betrunken, schossen aber nicht.“ Woher der Reporter diese Geschichte erfahren hatte, lässt sich dem Text nicht entnehmen. Der 2009 verstorbene Historiker Hermann Frank Meyer, ein akribischer Autodidakt, nimmersatter Aktenwurm und besessener Faktensucher, hat die Geschichte später recherchiert und einwandfrei nachgewiesen, dass sie eine Legende ist. Doch er musste feststellen, dass das kaum jemanden interessierte. Legenden sind stärker als Akten und Fakten. Die Geschichte des guten Deutschen von Kalavryta hatte sich längst selbständig gemacht, im Dezember 1990 tauchte sie sogar in der Wochenzeitung „Die Zeit“ auf. In einer Reportage mit dem Titel „Kalavrytra – Stadt der Witwen“, heißt es: „Die Männer sahen vom Hügel auf ihre brennende Stadt herab und wussten nicht, ob ihre Frauen und Kinder dort mit verbrannten oder ob sie in Sicherheit waren. Geplant war in der Tat, dass sie im Feuer umkommen. Doch ein junger deutscher Soldat schlug mit seinem Gewehrkolben die Hintertür der Schule ein und rettete so die Frauen und Kinder. Tags darauf wurde er standrechtlich erschossen; in Kalavryta hat man ihm ein Denkmal gesetzt.“ Ein solches Denkmal gab es nie, weil es den Helden dazu nicht gab – aber das kann der Legende nichts anhaben, das Heldenepos des Lebensretters in Feldgrau fand sogar Eingang in viele Reiseführer. Auch Ehrengard Schramm glaubte bis an ihr Lebensende, dass die Geschichte wahr sei. Als ein Reporter der Tageszeitung „Kathimerini“ dieser Tage nach Ligiades fuhr, um die Einwohner vor dem Besuch des Bundespräsidenten zu interviewen, erinnerten sich einige übrigens an das Beispiel von Kalavryta und Ehrengard Schramm: Wenn der Präsident der Deutschen um Verzeihung bitte, sei das willkommen – aber besser wäre es, wenn er dabei helfen würde, den jungen Menschen aus der Gegend Studienplätze oder Arbeitsstellen in Deutschland zu vermitteln, sagten die Leute von Ligiades dem Reporter. Forschung und Lehre F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G Wer aß denn zuerst vom Baum der Erkenntnis? Denkende Frauen sind wie Männer, die sich schminken – Lessings Spott und die Wirklichkeit der Aufklärung Ob die Ablehnung weiblicher Gelehrsamkeit wirklich mit dem biblischen Sündenfall einsetzt? Heinrich Heine gibt jedenfalls der Schlange alle Schuld, jener „kleinen Privatdozentin, die schon sechstausend Jahre vor Hegels Geburt die ganze Hegelsche Philosophie vortrug“. Sicher ist, dass es ewig dauerte, bis Frauen sich wirksam gegen allgemeine Denkverbote erhoben. Lessings Orsina aus der „Emilia Galotti“ übertrifft für lange Zeit die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen an Ironie: „Wie kann ein Mann ein Ding lieben, das, ihm zu Trotze, auch denken will? Ein Frauenzimmer, das denkt, ist ebenso ekel als ein Mann, der sich schminkt.“ Molières „Les Femmes savantes“ (1672) lag seit der ersten Übersetzung von 1752 auch in Deutschland im Spott über akademische Ambitionen von Frauen in Führung. Da es dafür aber noch keine Bildungsinstitution gab, gründet bei Molière die selbsternannte Philosophin Philaminte kurzerhand eine eigene Frauenakademie, in der weibliche und männliche Maulhelden und Schulfüchse sich einander mit abwegigen Interessen überbieten. Doch in die rückwärtsgewandten Ressentiments des starr patriarchalischen Ehemanns, der nur Kinder, Haus und Küche zur „Philosophie der Frau“ zählt, mochten die Esprits der Pariser Salons damals nicht einstimmen. Ausgesprochen positiv ist hingegen die lebenskluge Position des weltläufigen Clitandre, der verirrte Gelehrsamkeit nur darum hasst, weil „sie des Menschen Geist in falsche Bahnen lenkt“. Wenn in der Typenkomödie grobe Keile auf klobige Klötze gesetzt werden, mag mancher leichtsinnig ins Gelächter einstimmende Zuschauer irgendwann eigene Vorurteile erkennen. So geht es auch in der unbekannten Molière-Bearbeitung „Die gelehrte Frau“ zu, die der österreichische Aufklärer Cornelius von Ayrenhoff 1775 auf das Wiener Kärntnerthortheater brachte. In dem jetzt neu gedruckten Lustspiel (hrsg. von Matthias Mansky, Wehrhahn Verlag, Hannover 2014) hat eine Baronin während der längeren Abwesenheit ihres Gatten eine Akademie gegründet, in der einige Narren wie der Theaterdichter Dramschmied, der galante Poet Windheim, der Altsprachler Schöpfius und der Schöngeist Kühnwitz manche Albernheit veranstalten. Dabei wird zwar auch viel Geld für Bücher, Teleskope oder Symposien verschwendet. Im Vergleich zur sonst vorherrschenden frivolen Festkultur der besseren Gesellschaft bleibt es aber doch bei einem recht harmlosen Dilettantismus. Auf die adelige Geringschätzung der Gelehrsamkeit fällt jedenfalls kein weniger aufstörendes Licht, genauso wie auf die Betrügereien eines Haushofmeisters, der die versäumte Buchführung der gelehrten Frau ausnützt. Gegenüber Verstößen gegen die eheliche Treue wiegt auch die Hingabe an gelehrte Interessen nicht mehr allzu schwer. So kommt auch der klagende Ehemann in Schillers Gedicht „Die berühmte Frau“ nicht gut weg, weil die Verwandlung seines Engels in einen starken Geist ihn mit Neid erfüllt. Die Angst vor Unterlegenheit spielt bei der Verteidigung männlicher Wissenschaftsdomänen bis heute eine entschei- Johann Heinrich Rambergs „Die gelehrte Frau“ erscheint im „Taschenbuch auf das Jahr 1803“. dende Rolle. Diese Ambivalenz spiegelt sich bereits in den Satiren der Aufklärung. Johann Heinrich Ramberg, der produktivste Buchillustrator der Goethezeit, zeigt in seinen Variationen auf William Hogarths „Mariage a la Mode“ eine „gelehrte Frau“ bei der Arbeit. Die Requisiten ihres Studierzimmers weisen sie als vielseitig interessierte Amateurwissenschaftlerin aus: Ein Musikinstrument, eine antike Vase und präparierte Naturalien werden ergänzt um Lexika und Schriften über etruskische Kunst und die Arabeske. Die Weisheitsgöttin auf dem Sims dient als Haubenstock, daneben hängen ein akademisches Diplom und das Porträt einer Schriftstellerin. Doch gleichzeitig tanzen Mäuse auf dem Boden herum, und Spinnen weben in den Zimmerecken, drei unbetreute Kinder treiben Allotria, der Mops langweilt sich auf seinem Polster, und der Ehemann scheint sich im Hintergrund selbst sein kärgliches Süppchen zu wärmen. Wie im Ich weiß schon, was du sagen willst Lesen und Schreiben nützt beim Hören: Eine Studie zum Analphabetismus Eines hat Boxen mit dem sprachlichen be bestand nur darin, zuzuhören und den die zuständigen Hirnareale von der Evo- Foto Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Lustspiel ist die Frau nur etwas weltfremd und exzentrisch, verwerflich und böse ist hingegen der Spitzbube, der hinter ihrem Rücken etwas entwendet. So endet Ayrenhoffs Stück mit dem gönnerhaften Wort des Ehemanns, „daß Ausschweifungen dieser Art einer Dame weniger nachtheilig, und ihrem Manne weit weniger kränkend sind, als viele andere, worinn man unsre Frauen nicht selten verfallen sieht“. Von denen der Männer aber schweigen – ALEXANDER KOŠENINA die Männer. Grün im Geiste? ie Schwaben und Badener verstehen die Welt nicht mehr: Da wählt D man die naturverbundenen Grünen an 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS Zeitung Datum De kracht van wol Foto: "Broken Circle wint Oscar in Aalst" ‘Hoet was een bohemien’ Iedereen op één lijn Europa mag in Antwerpen komen kijken Poetin speelt straks ‘één tegen allen’ Onderzoek naar seksueel geweld in Frans leger Oscar Pistorius heeft veel uit te leggen + De versie van Pistorius Een hotelkamer? Dan toch een hele triestige Privacycommissie fluit Antwerp terug G20.000 voor medicijnen / "Belangrijk burger te betrekken" Een op de drie deuren blokkeerde "Massaal betogen? Wij werken" Foto: "In de havenstad Feodosiya,…" Titel 12 11 11 11 10 9 9 8 5 4 4 1 ‘Ik ben bang. Gaan broers elkaar bevechten?’ Carnavalisten delen condooms uit aan kinderen Dehaene geopereerd aan agressieve pancreastumor Bouwfirma: ‘We zitten hier erg mee in onze maag’ "Het loopt in het honderd" Minder medische straling... door meer radiologische toestellen Mindfulness voor jongeren na kanker Apple in vizier van onderzoeksrechter Tinny Mast wil Ken dood laten verklaren Open VLD zet nieuw gezicht op tweede plaats ‘Verjaring kost Brussels gerecht 100 miljoen euro’ Foto: Onder Russisch toezicht D10-D11 De pc op kinderslot D5 D4 D4 D2 40 38 21 20-21 16 15 13 10 7 6 Seite Liste der quantitativ analysierten Artikel der Zeitung De Standaard Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau + Thema Frau Thema Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Politik Thema Politik Politik Kriminalität Kriminalität Politik Sport Wirtschaft Politik Kultur Kultur Kultur Kolumne Nachricht Nachricht Nachricht Kolumne Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Foto Politik Fait Divers Politik Politik Politik Wissenschaft Wissenschaft Wirtschaft Kriminalität Politik Politik Politik Hintergrundartikel Fait Divers Nachricht Foto Interview Hintergrundartikel Kultur Kolumne Kolumne Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Interview Hintergrundartikel Politik Foto Frau/Frauenthema Art der Artikel groß klein mittelgroß mittelgroß groß mittelgroß mittelgroß groß groß klein groß klein groß mittelgroß klein groß groß groß groß groß groß groß klein groß groß groß mittelgroß 15 Größe der Artikel Anzahl pro Zeitung 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS 21 20-21 20 14 14 10-11 9 8 8 7 6 3 2-3 2 D13 D13 D11 D10 D9 D8 D7 D6 D4 D3 D2-3 D2 27 21 18 Twee Uber-auto’s bij controle in beslag genomen Apple concurreert met Aldi ‘U probeert het proces over te doen’ Proces Pistorius: Buurvrouw hoorde geruzie ‘EU en Navo lieten Poetin vrij spel’ Politici schrijven veel te weinig boeken’ Exit Fientje Moerman, toekomst Sas onzeker ‘Peeters II met de hakken over de sloot’ ‘Turtelboom heeft strijd tegen grote fiscale fraude verwaarloosd’ Minderjarigen zetten zichzelf te kijk op internet Sondevoeding te duur, dan maar honger lijden ‘Geen gedoogbeleid’ RVA te streng voor werkloze vrijwilligers Rijke vrouwen Casper en Hobbes ‘Vogue’ haalt Suzy Menkes binnen Hebben, hebben, hebben! Een boze jonge man Paarden ondereten panda’s Virussen uit veertiende eeuw al resistent Nog niet helemaal ontdooid Tragedie tussen de sportrekken ‘Quota werken’ ‘Ooit win ik hier met de Beste Film’ Het werd tijd DESALNIETTEMIN Het kan altijd erger Serena Williams steekt Seles voorbij Drie ‘Belgen’ bezitten meer dan een miljard dollar Opsplitsing Belfius nu al in voorbereiding Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Thema Frau Frau Frau Frau + Thema Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau + Thema Frau Frau Frau Frau Frau Frau Politik Politik Politik Fait Divers Politik Wirtschaft Wirtschaft Wirtschaft Fait Divers Kultur Fait Divers Fait Divers Wissenschaft Wissenschaft Kultur Kultur Kultur Kultur Kultur Promi-News Sport Wirtschaft Wirtschaft Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Interview Kriminalität Wirtschaft Wirtschaft Kriminalität Politik Hintergrundartikel Politik Nachricht Nachricht Interview Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht Kolumne Comic Nachricht Kolumne Kolumne Nachricht Nachricht Rezension Rezension Interview Interview Kolumne Nachricht Nachricht Nachricht Nachricht klein mittelgroß groß klein groß groß mittelgroß mittelgroß mittelgroß mittelgroß groß klein mittelgroß klein klein klein groß groß klein mittelgroß mittelgroß groß mittelgroß mittelgroß groß mittelgroß klein mittelgroß groß 27 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 5/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 6/03/14 DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS DS 30-31 27 21 21 14-15 13 10 10 10 9 5 4 1-3 D13 D13 D13 D11 D9 D8 D6-7 D4 D4 D4 D2 31 30 28 23 21 In de beklaagdenbank: geweld tegen vrouwen Maria Komissarova voorgoed verlamd Top BIPT krijgt ‘oprotpremie’ van 160.000 euro Ellen Joncheere leidt Fremach, een bedrijf van Roland Duchâtelet ‘Wat Rusland doet, is verkeerd’ Clinton vergelijkt Poetin met Hitler Polygamie: 31 Eén vrouw op de drie is slachtoffer van geweld 58 Leuvense studenten overvallen Installatie om toxische bommen te ontmantelen is defect Farmareuzen spannen samen om patiënten duurder medicijn te verkopen Thema Frau Frau Frau Frau Frau Frau Thema Frau Frau Frau Frau Frau Waarom Merkel vandaag Poetin niet zal bruuskeren (Foto) + Alle ogen op Merkel gericht Vreemdelingenloket loopt drie maanden achter Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Casper En Hobbes Nicole en Hugo vernieuwen geloften Oscar-pizzajongen krijgt 1.000 dollar fooi Jongens zijn ‘vatbaarder’ voor autisme Undress. 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Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau Thema Frau Thema Frau Beroepsgeheim MPL8-9 Pamperen? 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En me erin wentelen al helemaal niet De wondere wereld van Wes ‘Ik kan Jans dood niet vatten’ En ze leefden nog gelukkig en goedkoop Waarom we levensecht boeiender vinden dan echt Het dilemma Susie Wolff, testrijdster Vrouwen aan de macht bij Formule 1-renstal Williams Van der Plaetsen voorlopig vierde in zevenkamp Vroom, vrouw én volwaardig De jurk van een man Een blauwe plek op de lijst Pop-upwinkels in centrum Nieuw kunstenfestival Bellewaerde verwacht luipaarden Stop geweld tegen journalistes' ‘Hoe intimideer je een journalist? 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W61 W60 W59 W57 Genderkwesties Geboorte van de filmdiva Aan hogere studies zou ik nooit meer beginnen. Ik ben gewoon te dom. Klant Pieter Loridon Frau + Thema Frau Frau Frau Frau Frau W52-55 Je gaat naar de huisarts, klaagt over pijn en voilà: je hebt een wietpas Frau Waar ik ook heen ga, ik neem altijd iemand mee om mijn hand vast te W46-50 houden' Frau Thema Frau + Thema Frau W28-29 Busje W22-27 Doe-het-selfie W21 W14-19 Nog vóór ik sterf, zal het gedaan zijn met de privacy Fait Divers Kriminalität Fait Divers Kultur Rezension Rezension Interview Kolumne Kultur Kultur Kultur Promi-News Hintergrundartikel Fait Divers Interview Hintergrundartikel Politik Hintergrundartikel Fait Divers Kolumne Interview Comic klein klein groß groß groß groß groß groß groß groß klein 47 ! 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 3/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 4/03/14 FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ FAZ Zeitung Datum 6 4 3 1 28 27 27 27 26 26 26 19 19 15 14 14 14 10 9 7 7 7 7 7 7 5 Experimente in den Ländern Fern von Berlin ist viel los CDU verteidigt BKA-Chef Ziercke Grenzen der Beschwichtigung Zeugin belastet Pistorius im Mordprozess Bomben und Schikanen Bahnradfahrerin Vogel siegt weiter Höfl wird nur Neunte Laut, schnell, happy Zehn Männer teilten sich ein Zimmer Bei manchem reicht es nicht fürs tägliche Essen Spanische Sonne ist ihr lieber als Schnee Ein Arzneidienst für Todkranke Bestechung kostet Sanofi Millionen Wer soll zahlen? 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