Universität Zürich Vetsuisse-Fakultät Neubau Kleintierklinik

Transcription

Universität Zürich Vetsuisse-Fakultät Neubau Kleintierklinik
Hochbauamt
Universität Zürich
Vetsuisse-Fakultät
Neubau Kleintierklinik
Einweihungsdokumentation
Universität Zürich
Vetsuisse-Fakultät
Neubau Kleintierklinik
Einweihungsdokumentation
Zürich, 22. September 2010
Übersicht
N
N
Übersicht M 1 : 10 000
Impressum
Inhalt:
Martin Reber
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Baubereich 2
Redaktion:
Alba Micelli, Thomas Maag
Baudirektion Kanton Zürich, Kommunikation
Gestaltung, Layout:
Sascha Schurtenberger
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Stab
Fotografie:
Roger Frei
8032 Zürich
Druck:
Eduard Truninger AG
8021 Zürich
Auflage: 800 Exemplare
Herausgeberin:
©2010 Baudirektion Kanton Zürich
Hochbauamt
Inhalt
Ein Bauwerk auf der Höhe einer tierfreundlichen Zeit
Regierungsrat Markus Kägi
Baudirektor Kanton Zürich
6
Von der «Thierarzneyschule» zur modernen Kleintierklinik
Regierungsrätin Regine Aeppli
Bildungsdirektorin und Präsidentin des Universitätsrates
8
Grosse Herausforderung für kleine Tiere
Stefan Bitterli
Kantonsbaumeister
10
Neue Kleintierklinik – neue Ära
Felix Althaus
Dekan Vetsuisse-Fakultät
14
Verschränkte Raumskulptur
Alain Roserens
Architekt
16
Pläne
17
Am Bau Beteiligte
26
Chronologie
28
Baudaten
28
Ein Bauwerk auf der Höhe einer tierfreundlichen Zeit
Die neue Kleintierklinik repräsentiert den aktuellen Stand einer Geschichte, die sowohl von der Entwicklung der Veterinärmedizin als auch von der
wachsenden Bedeutung der Tiere in unserer Gesellschaft handelt. In der Schweiz leben eine halbe Million Hunde und 1,4 Millionen Katzen, dazu kommen
noch unzählige andere Tiere, die ihr Recht auf medizinische Versorgung nicht mehr auf eine Nützlichkeit
im traditionellen Sinne abstützen müssen. Stand das
Nutzvieh zum Zeitpunkt, als das alte Tierspital Zürich
gebaut wurde, noch im Zentrum des Interesses – auf
Seiten der Tierhalter und der Veterinäre –, so stehen
dort heute die Klein- und Heimtiere. Die neue Kleintierklinik ist ein Ort, wo die Bedeutung dieser Tiere
für unsere Gesellschaft ihren wissenschaftlichen Ausdruck auf höchstem Niveau erlangt.
Dieses Niveau verlangt nach einer angemessenen
Form. Bislang herrschte eine nicht mehr länger tragbare Diskrepanz zwischen der Qualität von Forschung, Lehre und Dienstleistung und dem öffentlichen Erscheinungsbild der Institution. Zur mangelnden Kundenfreundlichkeit traten Defizite im
betrieblichen, haustechnischen und hygienischen
Bereich. Trotz dieser widrigen Umstände vermochte
das Tierspital jährlich 14 000 Patienten zu versorgen
und seinen hervorragenden Ruf auszubauen. Dies
vor dem Hintergrund, dass die Fälle immer komplexer und zeitintensiver wurden und die Forschungsgebiete sich immer mehr der Humanmedizin annäherten. Inzwischen sind die Ansprüche an die medizinische Betreuung vergleichbar, und von den
Erkenntnissen aus der Veterinärmedizin profitiert
auch die Humanmedizin.
Diese erstaunliche Entwicklung vollzog sich innerhalb weniger Jahrzehnte. Dass sie ihr Ende in absehbarer Zeit erreichen würde, war und ist nicht anzunehmen. Deswegen galt der Projektwettbewerb,
den das Hochbauamt im Jahre 1999 veranstaltete,
ausser dem Neubau einer Kleintierklinik auch Vor-
6
schlägen für eine langfristige Erweiterungsstrategie
der Veterinärmedizinischen Fakultät. Denn diese verfügt über ein Areal mit erheblichen Nutzungsreserven. Dass die Wahl auf das Projekt von Lorenz Baumann und Alain Roserens fiel, ging auch auf die darin vorgesehenen Erweiterungsmöglichkeiten zurück.
Es folgte die Frage nach der Finanzierung dieses Siegerprojekts, und da standen die Zeichen alsbald
nicht auf mehr Erweiterung, sondern auf Redimensionierung. Die knapp 36 Millionen Franken, die der
Regierungsrat dem Kantonsrat im Mai 2003 beantragt hatte, wurden von der eingesetzten Spezialkommission für nicht mehrheitsfähig befunden. Das
Projekt wurde überarbeitet, und im November 2004
stellte der Regierungsrat einen neuen Antrag über
28 185 000 Franken. Die Kostensenkung um rund
22 Prozent wurde durch eine Verkleinerung des
Raumvolumens und eine Senkung der technischen
Standards erreicht. Zudem sollte ein Teil der Betriebseinrichtungen durch Drittmittel finanziert werden.
Im März 2005 wurde der Objektkredit in der genannten Höhe bewilligt. Im Mai 2007 erfolgte der
Spatenstich.
Damit hat auch dieses Bauwerk seine Geschichte.
Sein Zweck ist es, die positiven Entwicklungen seiner Vorgeschichte weiter zu befördern. Das wird ihm
gelingen. Ob in städtebaulicher Hinsicht oder bezogen auf den Ressourcenverbrauch, ob im Hinblick
auf Forschung, Lehre oder Dienstleistung, es ist ein
rundum gelungenes Werk – gelungen namentlich
auch aus der Sicht der Tiere. So problematisch die
Geschichte des Zusammenlebens von Mensch und
Tier ist, so unbestreitbar ist der kulturelle Rang eines
Bauwerks, welches dieses Zusammenleben in eine so
zuversichtlich stimmende Richtung lenkt.
Regierungsrat Markus Kägi
Baudirektor Kanton Zürich
Von der «Thierarzneyschule» zur modernen Kleintierklinik
Seit dem 19. Jahrhundert ist Zürich Standort einer
tiermedizinischen Ausbildungsstätte. Was mit der
«Thierarzneyschule im Feldegg» in Zürich-Aussersihl, unabhängig von der Universität, 1820 begann,
wurde 1902 als veterinärmedizinische Fakultät in die
Universität integriert, womit die Zürcher Tiermedizin
eine der frühesten Einrichtungen mit akademischen
Weihen wurde. Rund 90 Jahre später und nach einer beeindruckenden Entwicklung der Tiermedizin
an den Standorten Bern und Zürich zeigte sich allerdings, dass die beiden veterinärmedizinischen Fakultäten der Schweiz – jede für sich – zu klein waren, um als Institutionen auf internationalem Parkett
auch weiterhin kompetitiv zu agieren. Schnell wurde
klar, dass nur ein konsequentes Zusammenwirken es
überhaupt möglich machen würde, veterinärmedizinische Wissenschaft in der Schweiz weiterzuführen.
Aus dieser Idee entstand die Vetsuisse-Fakultät mit
den Standorten Bern und Zürich.
Schon für die Vorbereitung des Konkordates der
Kantone Zürich und Bern, erst recht dann aber mit
dem Vollzug der 2006 ratifizierten Vereinbarung,
wurde eine Planung von Schwerpunkten erarbeitet,
die die Stärken der beiden Standorte komplementär
entwickeln und auch die beiden standortgebundenen Immobilienstrategien untermauern sollte. Diese
Arbeiten machten indes klar, dass beide Standorte
auch künftig auf eine eigene Kleintierklinik angewiesen sein würden. Denn zu Lehre und Forschung tritt
in der Tiermedizin – gleich wie bei der Humanmedizin – als eigenständiger Leistungsbereich die Klinik,
die Dienstleistung an kranken Tieren. In der heutigen Gesellschaft ist dabei die Kleintiermedizin in der
Schweiz zum Zentrum der veterinärmedizinischen
Klinik geworden, während die Grossviehmedizin
Pferde und vor allem landwirtschaftlichen Nutztiere
durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Entwicklungen ihre ursprüngliche Zentrumsposition
aufgeben musste. Ausdruck dieser Entwicklung ist
die stetig steigende Zahl von «Kleintierpatienten»,
was den Betrieb von Kleintierkliniken auf wissen-
8
schaftlichem Fundament an beiden Standorten notwendig macht und rechtfertigt.
Der Zürcher Kantonsrat hat deshalb nicht nur 2006
dem Konkordat mit Bern praktisch einhellig zugestimmt, er hat auch zuvor, 2005, dem Neubau der
Kleintierklinik sein Plazet gegeben. Dabei musste der
Kredit – der ursprüngliche Antrag lautete auf gut 35
Millionen Franken – mit dem Argument, der über die
eigentliche Grundversorgung hinausgehende Teil der
Einrichtung könne auch durch Sponsoring finanziert
werden, auf 28 Millionen reduziert werden. Dass
diese Rechnung nun aufgegangen ist, verdanken wir
einerseits einem überarbeiteten, gestrafften Bauprogramm und einem klugen Finanzcontrolling, andererseits den grossen Sponsoringbemühungen der
Fakultät bzw. den Sponsoren, die die Fakultät mit ihren Beiträgen unterstützt haben. Einer Einrichtung,
die mit ihren Leistungen bisweilen Tier und Mensch
ans Herz geht, die aber ohnehin auf der Schnittstelle
zum breiten Publikum steht, ist es offensichtlich
möglich, einen grösseren Drittmittelbetrag zur Investition in ihre Infrastruktur einzuwerben. Den Sponsoren und Beteiligten ein grosses Dankeschön!
Nun weihen wir den Neubau der Kleintierklinik im
September 2010 ein – in direkter Nachbarschaft zu
den weiteren Anlagen der Vetsuisse-Fakultät und
den universitären Bauten des Irchel-Areals. Dies gibt
dem Zürcher Standort neuen Schwung. Die nun
zeitgemässe Infrastruktur bietet dabei nicht nur die
Möglichkeit, die Dienstleistungen in der Klinik unter
besseren Bedingungen besser auszugestalten, vielmehr ist zu erwarten, dass auch die wissenschaftlichen Leistungen – und darum geht es bei einer universitären Einrichtung ja vor allem – in einem veränderten Umfeld herausragend bleiben und auch
künftig von Exzellenz zeugen.
Regierungsrätin Regine Aeppli
Bildungsdirektorin und Präsidentin des
Universitätsrates
Grosse Herausforderung für kleine Tiere
Eine Kleintierklinik ist alles andere als ein alltägliches
Bauvorhaben. Als die Bildungsdirektion dem Hochbauamt den entsprechenden Auftrag erteilte, galt
es zunächst Antworten auf folgende zwei Fragen
zu finden: Erstens, wie kann die dazumal 40-jährige
Anlage des Tierspitals nachhaltig erweitert werden
und zweitens, nach welchen Grundsätzen ist eine
Klinik für «Patienten» zu konzipieren, die – vielleicht
mit Ausnahme einiger sprechfähiger Spezies der Ornis – nicht verbal zu kommunizieren vermögen? In
diesem Spannungsfeld veranstaltete das Hochbauamt 1999 einen offenen, zweistufigen Projektwettbewerb. Das Konzept der siegreichen Baumann Roserens Architekten, Zürich, welche sich später mit
den Landschaftsarchitekten Rotzler Krebs Partner,
Winterthur, zusammenschlossen, überzeugte in hohem Masse nicht nur mit der Strategie der kontinuierlichen Weiterentwicklung der bestehenden Anlage in städtebaulicher Hinsicht, sondern dank flexibler Strukturen und atmosphärischer Qualitäten auch
in betrieblichen Belangen.
Mit diesem Projekt war fürs Erste aus planerischer
Sicht eine viel versprechende Basis geschaffen worden. Ganz anders jedoch stellte sich die politische
Ausgangslage dar. Obschon die Bedürfnisse grundsätzlich nie in Frage gestellt worden waren, wurden
auf der Grundlage des Vorprojektes tief greifende
Diskussionen in Bezug auf zwischenuniversitäre Zusammenarbeit, Nutzungsumfang und Finanzierung
geführt. Die daraus resultierenden Reduktionen des
Raumprogramms und die dadurch bedingten Umplanungen entpuppten sich für alle Beteiligte als eine
äusserst anspruchsvolle Aufgabe. Schlüssel zum Erfolg war einmal mehr eine hohe Flexibilität sowohl
seitens der Auftraggeber, Nutzer und Planer als auch
der Projektidee. Dank einer konsequenten Anwendung dieses Grundsatzes konnte die Gratwanderung
zwischen politischer und baulicher Sphäre zielgerichtet bewältigt werden.
Neben den genannten Herausforderungen waren
jedoch noch Hürden ganz anderer Art zu nehmen.
An erster Stelle sei hier der Kampf mit den Kosten
aufgeführt. Der von Seiten der Auftraggeberin und
des Parlaments mehrfach gesenkte Objektkredit erwies sich als derart knapp, dass sämtliche Generalplanerangebote deutlich darüber lagen. Erst eine
Neusubmission nach Einzelgewerken erbrachte unter Ausnutzung der vorherrschenden Marktverhält-
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nisse den erhofften Erfolg. Der dadurch in Kauf genommene Planungsverzug bescherte zusammen mit
den Aufwendungen für archäologische Grabungen,
die geringer ausfielen als ursprünglich angenommen, und zu guter Letzt einem unerwartet strengen Winter als weitere Schwierigkeit einen Unterbruch auf der Baustelle. Im Weiteren galt es, bedingt
durch die mehrjährige politische Meinungsbildung
und trotz äusserst geringer Finanzmittel, die technischen Standards und ökologischen Erkenntnisse
mehrfach den aktuellen Vorgaben anzupassen. So
gelang es schliesslich unter grossen Anstrengungen
aller Verantwortlicher nicht nur das ausserordentlich
hoch installierte Gebäude in Minergiestandard zu erstellen, sondern auch die Betonwände – selbst den
Sichtbeton – mehrheitlich mit beigemischtem Recyclingmaterial zu realisieren. Abschliessend sei die Thematik der Schaffung eines der Kundschaft «Mensch
mit krankem Tier» gerecht werdenden Ambientes
erwähnt. In diesem Zusammenhang leistet auch die
Kunst am Bau ihren Beitrag: Möge das im Atrium situierte digitale Stück Felsenlandschaft des Künstlerehepaars Studer / van den Berg, Basel, die im Zusammenspiel mit der Architektur entwickelte Kraft positiv sowohl auf Mensch als auch auf Tier übertragen.
Die Erstellung einer Klinik für Kleintiere auf dem Niveau einer Medizin von internationalem Rang kann
nur das Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit eines Teams von Planern und Spezialisten sein.
Die beinahe unüberschaubaren Anforderungen in
technischer Hinsicht rufen neben einem erweiterten Architektenteam nach einem Stab von erstklassigen Haustechnikplanern, welche durch Spezialisten
der Medizintechnik unterstützt werden. An oberster
Stelle steht dabei die fortwährende Kommunikation
nicht nur mit der Auftraggeberin, sondern vorab mit
den zukünftigen Nutzern, das heisst mit dem medizinischen Personal, dem Personal für die Tierpflege
sowie dem Betriebsdienst. Ihnen allen, die über die
lange Entstehungszeit des Gebäudes mit ihrer Fachkraft sowie unermüdlichem Engagement zu einem
guten Gelingen beigetragen haben, gebührt, verbunden mit der Hoffnung, dass der Neubau die gehegten Erwartungen für viele Jahre erfüllen wird, ein
herzliches Dankeschön.
Stefan Bitterli
Kantonsbaumeister
Neue Kleintierklinik – neue Ära
Als vor fast 50 Jahren die erste Kleintierklinik auf
dem neu erbauten Irchel-Campus der damaligen Veterinärmedizinischen Fakultät eröffnet wurde, hätte
wohl kaum jemand die spätere Entwicklung der
Kleintiermedizin an der heutigen Vetsuisse-Fakultät
vorausgesagt. Kleintiere fanden damals relativ wenig Beachtung in der tierärztlichen Praxis, die noch
stark auf Nutztiere und Pferde ausgerichtet war. Aus
dem einstigen Spezialgebiet Kleintiere ist ein breiter Fächerkatalog von medizinischen Spezialdisziplinen für Kleintiere erwachsen, die von europäischen
Fachgesellschaften gefördert und auf hohem Niveau
weiterentwickelt werden. In der neuen Kleintierklinik
beschäftigen sich deshalb über ein Dutzend Fachdisziplinen mit Kleintierpatienten, aber auch mit Heimund Zootieren. Diese Entwicklung geht parallel zum
medizinischen Fortschritt in der Humanmedizin und
reflektiert einen markanten Paradigmenwechsel in
der Mensch-Tier-Beziehung. Seit dem römischen
Recht waren Tiere als Sachen behandelt worden.
Erst im 21. Jahrhundert setzte sich die Auffassung
durch, dass Tiere empfindungs- und leidensfähige
Wesen sind. In der Schweiz wurde der Wechsel mit
der Revision des Zivilgesetzbuches vom 1. April 2003
vollzogen. Damit setzte die Gesetzgebung um, was
Philosophie, Recht und Gesellschaft schon lange gefordert hatten: Das Tier erhielt neben Menschen und
Sachen eine eigenständige Rechtsstellung.
Die neu gebaute Kleintierklinik erfüllt somit wesentlich komplexere Ansprüche als ihre Vorgängerin aus
dem Jahre 1963. Sie verfügt über modernste Medizinaltechnik und hoch spezialisierte Tierärzte, die zum
Wohl der Tiere eingesetzt werden. Viele Krankheiten
und Leiden, die vor 50 Jahren unbehandelbar waren, können heute diagnostiziert und therapeutisch
angegangen werden. Die Tierbesitzer wünschen,
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dass der medizinische Fortschritt auch in der Veterinärmedizin zur Anwendung kommt. Wir werden
uns anstrengen, diese Erwartungen in der neuen
Kleintierklinik in höchstem Masse zu erfüllen. Wir
werden uns aber auch bemühen, vor lauter Wissen
und Technik das Wohl der Tierpatienten nicht aus
den Augen zu verlieren. Professionell ausgebildete
Tierpflegerinnen und Tierpfleger werden sich rund
um die Uhr um das Wohlergehen Ihrer Lieblinge
kümmern.
Die Vetsuisse-Fakultät dankt der Bevölkerung und
der Politik für das Vertrauen, das sie mit dem Neubau für die weitere Entwicklung der Veterinärmedizin an der Universität Zürich bekundet hat. Dieses
Vertrauen spornt uns zu Höchstleistungen an. Mit
dem Neubau der Kleintierklinik können wir den Studierenden hervorragende Ausbildungsplätze für eine
berufliche Zukunft in der Veterinärmedizin anbieten.
Wir bedanken uns auch bei den Behörden, Architekten, Ingenieuren, Planern und Baufachleuten, die
sich in vorbildlicher Weise mit den komplexen Bedürfnissen der Nutzer auseinandergesetzt und das
grosse Werk trotzdem budget- und termingerecht zu
einem glücklichen Abschluss gebracht haben.
Das vorliegende Projekt ist unter dem Kürzel
«Cambo» aus einem Projektwettbewerb hervorgegangen, den das Architektenteam Baumann und Roserens gewonnen hat. Cambo war der Name des
Hundes von Alain Roserens. Auch Architekten lassen
sich offenbar von ihrem treuen Begleiter inspirieren
und so weht der Geist von Cambo durch die weiten
Hallen der neuen Kleintierklinik.
Felix Althaus
Dekan Vetsuisse-Fakultät
Verschränkte Raumskulptur
Die bereits in den 1960er Jahren erstellte Anlage der
Veterinärmedizinischen Fakultät geht auf einen wegweisenden Entwurf des Architekten Werner Stücheli
zurück und zeichnet sich durch die klare Formensprache der Gebäudeteile und den subtilen Umgang
mit differenzierten Aussenräumen aus. Der entlang
mehrerer Erschliessungsachsen aufgebaute Campus
schafft durch die klare funktionale Zuordnung der
Bauten der Lehre und der verschiedenen Kliniken sowie der Stallungstrakte eine vielfältige Struktur aus
durchgrünten Hofräumen, welche im Wesentlichen
den Charakter der gesamten Fakultät bestimmt.
Mit dem Neubau soll diese stimmige Konzeption
des ursprünglichen städtebaulichen Entwurfes wieder aufgenommen und im Hinblick auf die geforderte weitere Verdichtung des Areals in ein neues,
nachhaltiges Bebauungskonzept überführt werden.
Indem der neue, T-förmige Baukörper die klare südwestliche Begrenzung des Campus gegenüber dem
Irchelpark markiert und gleichzeitig die charakteristische Hofstruktur in neuer Form weiterführt, zeichnet
sich die Kleintierklinik klar als öffentliche Institution
innerhalb des Tierspitals aus.
Architektonisch bilden die beiden senkrecht zueinander stehenden Gebäudetrakte eine komplex verschränkte Raumskulptur, deren Wahrnehmung sich
in der ansteigenden Topografie immer wieder ändert, was ganz unterschiedliche Kompositionen von
mehrheitlich längsgerichteten Volumen ergibt. Bedingt durch die Hanglage spielt die bewegte Dachaufsicht eine besonders wichtige Rolle und ist als eigentliche fünfte Fassadenansicht konzipiert. Die in
der Regel mit einfachen, stehenden Fensterformaten
rhythmisierte Fassade ist mit einem ockerfarbenen,
in der Sonne leicht glitzernden Kratzputz versehen.
Sie wird durch diese erdige Materialität zusätzlich
mit dem Ort verbunden. An einigen architektonisch
ausgezeichneten Stellen wird die kompakte Aussenhülle von grossen, gespannten Fensterflächen durchbrochen und vermittelt damit räumlich zur inneren
Struktur des mäandrierenden Erschliessungsraums
der Klinik.
16
Die Erschliessungszone ist geprägt durch unterschiedliche räumliche Ausformulierungen von der
weiten Eingangshalle über die schmaleren Korridorbereiche bis hin zu den geschossübergreifenden
Treppenhallen und wird durch den gezielten Einsatz
von Tageslichtbezügen zu einem wichtigen Orientierungssystem in der weitläufigen Anlage. Grosszügige Raumzonen wie der Pausenraum im Obergeschoss oder der Medienraum beim Haupteingang
bilden Orte im Haus, wo die innere Struktur sich zum
Aussenraum hin erweitert und die spürbare Dichte
und Kompression der Korridore angenehm ausgleichen kann.
Auch die gewählten Farben und Oberflächen im
Haus sind in einer orientierungsstiftenden Funktion
eingesetzt: In den Korridoren kontrastieren die honiggelben Bodenbeläge und die hell lasierten Betonwände mit den umbrafarbenen Streckmetalldecken
und Türblättern und zeichnen damit den Korridorraum mit seinen räumlichen Erweiterungen als klar
öffentlichen Bereich aus. Die Farbstimmung in den
Behandlungs- und Untersuchungsräumen mit ihren medizinischen Einrichtungen und Apparaten unterscheidet sich ganz bewusst von der Tonalität der
Korridore. Hier wird die weisse Welt der Medizin mit
einem blauen Bodenbelag und umbrafarbenen Einbauten ergänzt. Der Stallungsbereich schliesslich, mit
den metallenen Käfigen und Behandlungstischen in
Chromstahl, wird in einem einheitlichen, eleganten
Warmgrau gehalten.
Zielsetzung für den Neubau der Kleintierklinik im
Tierspital war die Schaffung eines vielfältig lesbaren Gebäudes, das neben der funktionalen Erfüllung
der medizinischen und technischen Abläufe den Anspruch auf anregende Räume für den Austausch
zwischen den Benutzergruppen einlösen und den
Baukörper in selbstverständlicher Weise in den bestehenden Campus integrieren und verorten kann.
Alain Roserens
Architekt
1
2
2
3
3
2
Grundriss Untergeschoss, M 1 : 500
1
2
3
4
Garderoben Personal
Lager
Technik
Leitungskanal
Nordfassade, M 1 : 500
20
4
4
A
4
5
1
2
3
6
6
8
Grundriss Erdgeschoss, M 1 : 500
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Empfang
Medienraum
Kunst am Bau
Notfall
Konsultation
Behandlung
Bildgebende Diagnostik
Personalzugang
Anlieferung
9
7
A
Schnitt A - A, M 1 : 500
21
B
5
1
4
3
1
2
6
Grundriss Obergeschoss, M 1 : 500
1
2
3
4
5
6
7
8
Behandlung
Intensivstation
Anästhesie
Operationsräume
Sterilisation
Aufenthalt
Stallungen
Aussengehege
7
8
B
Schnitt B - B, M 1 : 500
22
C
C
1
1
Grundriss Dachgeschoss, M 1 : 500
1 Technik
2 Aufenthaltsraum
2
Schnitt C - C, M 1 : 500
23
Am Bau Beteiligte
Bauherr
Kanton Zürich
Fachplanung
dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee (Statik)
Bruno Patt, Rita Pini
Eigentümervertretung
Baudirektion Kanton Zürich, Immobilienamt
Alain Siegenthaler
Mosimann & Partner AG, Zürich (Elektroplanung)
Marcel Furrer, Giovanni Russo
Bildungsdirektion Kanton Zürich, Generalsekretariat
Wolfgang Annighöfer, Kurt Janser
Luginbühl & Partner AG, Zürich (HLKK-Planung)
Willi Werner, Marco Nucifora, Patrick Wintsch
neukom engeneering ag, Adliswil, (Sanitärplanung)
Thomas Koller
Bauherrenvertretung
Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt
Martin Reber, Projektleiter
Walter Bernhard, Fachprojektleiter
Tanja Scartazzini, Kunst am Bau
Paul Eggimann, Ökologie
Universität Zürich
Vetsuisse-Fakultät
Prof. Hans Lutz
Abteilung Bauten und Räume
Zoran Raljevic, Peter Meier
Gesamtleitung
Baumann Roserens Architekten, Zürich (Architektur)
Alain Roserens, Michael Wagner, Simone Wiestner
Annette Roserens (Beratung Farbgestaltung)
b+p baurealisation ag, Zürich (Bauleitung)
Peter Zwick, Arnold Cavelti, Patrizia Dünner,
Rudy Veitz
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Teamplan GmbH, D-Tübingen (Medizinaltechnik)
Heidi Schmid
Rotzler Krebs Partner, Winterthur
(Landschaftsplanung)
Stefan Rotzler, Alexander Heinrich,
Alexander Kochan, Andreas Haustein
Kunst am Bau
Monica Studer, Christoph van den Berg, Basel
Chronologie
1990
Beschluss Regierungsrat über einen Richtplan für die
Veterinärmedizinische Fakultät
1995
Beschluss Regierungsrat über ein Raumprogramm
für einen Neubau
Mai 2007
Beginn Aushubarbeiten
Erstellung Medienkanal
Archäologische Grabungen
1999
Zweistufiger, offener Projektwettbewerb
September 2008
Baubeginn Neubau Kleintierklinik
März 2000
Planungsbeginn
Juli 2010
Bezug
Mai 2003
Antrag an den Kantonsrat für eine Kreditbewilligung
22. September 2010
Offizielle Einweihung
2004
Erarbeitung eines reduzierten Bauprojekts durch das
Planerteam
Baudaten
Gesamtbaukosten (BKP 1-9) bewilligter Kredit
28 185 000 Franken
Gebäudevolumen SIA 116
27 331 m³
Gebäudevolumen SIA 416
23 952 m³
Geschossfläche SIA 416
6 461 m²
Hauptnutzfläche SIA 416
2 471 m²
Bauzeit Gebäude
23 Monate
28
März 2005
Kreditbewilligung durch den Kantonsrat