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Porzellan Zaster Sport STATT Wetterbericht Spruch des Tages Foto: Service „Mariposa“: Villeroy & Boch Prämien im 23. März 2012: Vom Westen her kommt ein Sturmtief und erreicht Anfang des Jahres etwa die Hälfte Deutschlands. Die Folge: Arbeitnehmerinnen stehen mit leeren Kassen und langen Gesichtern im Regen. Aussicht: Sollte sich kein Regierungshoch entwickeln, ist davon auszugehen, dass das Wetter die nächsten Jahre so bleibt. Lohnwahrscheinlichkeit: 77 % „Frauen sind erst dann erfolgreich, wenn niemand mehr überrascht ist, dass sie erfolgreich sind.“ Emmeline Pankhurst 1858 – 1928 SKANDAL! Bild: DGB Hintergründe Seite 5 O O in puncto GEHALT Durchschnittlich 23 % weniger Lohn für fast alle Durchschnittlich verdienen heute in Deutschland Frauen immer noch 23% weniger als ihre männlichen Kollegen. Seite 2 Wer verdient was? S I E Der große KLARTEXT Gehalts-Check und wie dabei abschneiden: Seite 3 Preisverleihung in Kiel Schlusslicht //// Schleswig-Holsteiner Landesregierung ///// und Landkreis Dithmarschen ///////////////////////// Und so verdiene ich 23 Prozent mehr? Frauen verdienen hierzulande im Durchschnitt 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Deutschland ist damit europaweit fast Schlusslicht. Das muss nicht sein. Frauen haben ein Recht auf gleiches Entgelt bei gleichwertiger Arbeit. Kiel: Weder der Kieler Ministerpräsident, Peter Harry Carstensen, noch der Landrat des Kreises Dithmarschen, Dr. Jörn Klimant, dürften sich über die heutige Preisverleihung im Kieler Landeshaus freuen. Der Landesbezirksfrauenrat ver.di Nord hat als Negativpreis anlässlich des Equal-Pay-Day zwei Schlusslichter ausgelobt, die heute übergeben werden. Zu der fragwürdigen Ehrung gelangt Schleswig-Holstein, da das Land bundesweit das Schlusslicht bildet, wenn es um die Höhe der Entlohnung geht. Über 40 Prozent aller vollzeitbeschäftigten Frauen in SH sind im Niedriglohnsektor prekär beschäftigt. In den Grenzen des Landesbezirkes Nord, zu dem Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zählen, müssen in Dithmarschen die Frauen etliche Wochen länger arbeiten als ihre Männer, um deren Durchschnittsverdienst zu erreichen. Entgeltgleichheit steht im Fokus der Tarifpolitik von ver.di. Daneben ist sie auch eine politische Aufgabe. Denn die Politik steht in der Verantwortung, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Entgeltgleichheit den Weg zu ebenen. Die Preisverleihung soll regionale Politik motivieren, ihren Beitrag zur Entgeltgleichheit zu leisten. Quelle: ver.di Nord Da müssen wir ran: − Gleichbehandlung aller Arbeitsverhältnisse und deren Einbezug in Sozialversicherung; − Einführung existenzsichernder gesetzlicher Mindestlöhne von mindestens 8,50 € ; − Entgeltgleichheitsgesetz, um Lohnlücke von 23% zuungunsten von Frauen zu schließen; − mehr Frauen in Führungspositionen und gesetzliche Quotierung für Aufsichtsräte und Vorstände von 40%; − Recht auf Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr; − Investition in Kinderbetreuung statt Betreuungsgeld − gesetzliche Regelungen für Gleichstellung von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft. Ab jetzt: NIE MEHR SCHLUSSLICHT!!! Aktuelles Seite 2 Statements zum Equal Pay Day Manuela Schwesig, Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern „Ich unterstütze das Anliegen des Equal Pay Day, weil … ... die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern nicht nur ein Gebot der Gerechtigkeit ist, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft.“ Foto: DGB Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Bezirk Nord „Ich unterstütze das Anliegen des Equal Pay Day, weil … * Frauen genauso wertvoll sind wie Männer * viele Frauen eine hohe emotionale Intelligenz besitzen * es keinen logischen Grund gibt, gleiche Arbeit und Leistung unterschiedlich zu entlohnen!“ Katrin Krabbe, Leichtathletik Doppelweltmeisterin aus Neubrandenburg d: n e m ä h c s Be Letzter! t s a f d n la h c s t u De Foto: Fanpix.net * Frauen die gleichen Ausbildungen wie Männer durchlaufen, SKANDAL! Durchschnittlich weniger Lohn für fast alle 23 % Antje W. ist empört. Sie ist Krankenschwester, und das seit vielen Jahren und mit Leib und Seele. Dafür erhält sie ca. 2.500 € brutto im Monat. „Das ist eigentlich nicht schlecht“, sagt Antje W. „Aber wenn ich das Gehalt meiner männlichen Kollegen sehe, wird mir ganz anders.“ Die verdienen im Schnitt nämlich rund 28 % mehr, also ca. 3.500 €. „Das ist nicht fair“, sagt die 32-jährige Mutter von zwei Kindern. „Ich leiste doch genau die gleiche Arbeit.“ Melanie Z. geht es ähnlich. Sie ist Kellnerin. „Mit meinem Gehalt von ca. 1.500 € brutto kann ich keine großen Sprünge machen, aber es reicht“, sagt die 24-Jährige. „Trotzdem hätte ich gerne die 250 € mehr, die meine männlichen Kollegen bekommen.“ Antje W. und Melanie Z. – nur zwei Beispiele von vielen in ganz Deutschland. Durchschnittlich verdienen Frauen heute in Deutschland immer noch 23 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Das sind 5 % mehr als in der EU. Im Vergleich der EU-Mitgliedsstaaten belegt Deutschland damit einen der letzten Plätze. In Mecklenburg-Vorpommern betrug der Brutto-Monatsverdienst eines vollzeitbeschäftigen Mannes im Jahr 2010 durchschnittlich 2.706 €, der einer vollzeitbeschäftigten Frau 2.530 €. Mit einem Verdienstunterschied von ca. 6,5 % schneidet MV im EU- und Deutschlandvergleich auf den ersten Blick recht gut ab. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass das Einkommensminus Frauen aufgrund des ohnehin sehr niedrigen Lohn- und Gehaltsniveaus in den ostdeutschen Ländern beson- Gender Pay Gap (Lohnlücke zwischen Männern und Frauen) im EU-Vergleich in % Quelle: Statistisches Bundesamt. www.destatis.de (30. Januar 2012). Kurzinfo: Equal Pay Day Der Equal Pay Day (EPD) ist der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit von Frauen und Männern. Ziel dieses Tages ist es, auf die bestehenden Unterschiede zwischen den Löhnen und Gehältern aufmerksam zu machen. Der EPD wurde 1988 erstmals in den USA und seit 2008 in Deutschland begangen. Das Datum markiert rechnerisch den Zeitraum den Frauen über das Vorjahr hinaus länger arbeiten müssen, um das Gehalt zu erhalten, dass Männer bereits am Jahresende verdient haben. Die rote Tasche ist das Symbol des EPD. ders hart trifft. Rund 10 % aller Beschäftigen in Ostdeutschland sind sozialversicherungspflichtig Beschäftige, die auf den zusätzlichen Bezug von Arbeitslosengeld II angewiesen sind. Die Gründe sind vielfältig: Frauen stehen immer noch zu selten in Führungspositionen. Auch Eigentumsverhältnisse und Betriebsgröße wirken sich für sie negativ auf Lohn und Gehalt aus. So sind Führungsfrauen vor allem in Betrieben im öffentlichen Eigentum und in Kleinstbetrieben zu finden. Sogenannte „Frauenberufe“, z. B. Friseurin oder Reinigungskraft, werden immer noch schlecht bezahlt. Und Qualifikation und Leistung zahlen sich nur bedingt aus. Weitere Hemmschuhe sind Berufs- Foto: pixelio.de ... das Thema Gleichstellung zwar in aller Munde ist, aber von allein wird sich nichts verändern. Wir müssen neue Bündnisse schmieden und politische Rahmenbedingungen so setzen, dass Frauen und Männer endlich gleiche Chancen in der Arbeitswelt haben. Es geht um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, mehr Aufstiegschancen für Frauen und um die verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Damit Frauen endlich das bekommen, was sie verdienen.“ Foto: Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales „Ich unterstütze das Anliegen des Equal Pay Day, weil … unterbrechungen aufgrund von Erziehungszeiten und das Festhängen in atypischen Beschäftigungen. All diese Punkte mögen die bestehende Situation zwar erklären, verstehen muss man sie deswegen aber immer noch nicht. „Ich muss genauso meine Miete, mein Essen und die Kleidung meiner Kinder bezahlen wie alle anderen auch“, sagt Antje W. „Da werden mir keine 28 % erlassen.“ Melanie Z. sieht das ähnlich und fügt an: „Unterm Strich bleibt uns weniger zum Leben. Das ist einfach nicht fair. Da muss etwas passieren.“ Aus den Branchen Foto: pixelio.de Wer verdient was? Seite 3 (auf Grundlage des Lohn-und Gehaltscheck, Stand vom 03.02.2012) Männer Frauen Frauen verdienen in den Berufen… Altenpfleger/-in 1625 1583 - 42 Arzt/Ärztin (angestellt) 3655 3256 - 399 Bauingenieur/-in 2725 2414 - 311 Bürokaufmann/-frau 1787 1621 - 166 Callcenter Agent/-in 1607 1437 - 170 Dipl. Kaufmann/-frau 3223 2825 - 398 Dolmetscher/-in 2449 2292 - 157 Einzelhandelskaufmann/-frau 1788 1653 - 135 Fachinformatiker/-in 2136 2151 + 15 Hotelfachmann/-frau 1586 1451 - 135 Industriekaufmann/-frau 2129 1868 - 261 Journalist/-in 2755 2428 - 327 Koch/Köchin 1353 1222 - 131 Krankenschwester/-pfleger 2157 2037 - 120 Physiotherapeut/-in 1748 1609 - 139 Rechtsanwalt/-anwältin (angestellt) 3079 2516 - 563 Sozialpädagoge/-in 2321 2086 - 235 Steuerfachangestellte/-r 1832 1756 - 76 Techn. Zeichner/-in 1709 1616 - 93 Werbekaufmann/-frau 2082 1900 - 182 Webdesigner/-in 2152 1988 - 164 Vergleichen Sie Ihr Gehalt mit dem Ihrer Kollegen! Wer verdient was? Diese Frage interessiert Sie bestimmt brennend, doch Antworten finden Sie kaum. Über Gehalt spricht man nicht, so lautet die Regel. (nach: 10 Jahren Berufserfahrung, 40 h/Woche, brutto/Monat, in Ostdeutschland, ohne Leitungsfunktion) Frauen in Führungspositionen – doppelt im Nachteil Nur 43 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss haben Führungs- und Personalverantwortung – dem gegenüber 59 Prozent bei den Männern. Zudem erhalten Frauen in Führungspositionen durchschnittlich gut 1.000 € weniger im Monat als ihre männlichen Kollegen. Dies ergab eine Online-Umfrage des LohnSpiegel, an der sich rund 12.000 Akademiker/innen beteiligt haben. (Quelle: www.lohnspiegel.de) Frauen verdienen als Fachinformatiker/innen mehr als ihre männlichen Kollegen: Im Durchschnitt liegt ihr Einkommen mit 2.661 € rund zwei Prozent über dem der Männer mit 2.602 €. Mit zunehmender Berufserfahrung dreht sich diese Einkommensdifferenz allerdings um. ! UNSER TIPP FÜR VOLLE TASCHEN: Doch es gibt Adressen, die Schluss machen mit der Geheimniskrämerei. Unter www.lohnspiegel.de erhalten sie Auskunft und können ihn selber weiter ausbauen. Der kostenlose Lohn- und Gehaltscheck bietet Informationen zu ca. 300 Berufen. Hier gibt es nicht nur Informationen zu Tariflöhnen, sondern vor allem zu tatsächlich gezahlten Gehältern. Ein Frauenlohn-Spiegel ergänzt das Angebot. Berufe im Wandel: Der Sekretär (nein, wir meinen weder den Schreibtisch noch den Vogel) Der Beruf des Sekretärs oder Schreibers war lange Zeit ein reiner Männerberuf, verbunden mit hohem Ansehen. Vor allem in Zeiten, in denen nur Wenige des Schreibens und Lesens mächtig waren, stand einer Karriere als Chronist, Protokollant, Urkundenverfasser oder Bibelkopierer nichts im Weg. Durch die technischen Erneuerungen im Laufe der Zeit haben sich die Anforderungen an den Sekretär zwar gewandelt, eine Männerdomäne blieb der Beruf dennoch. So organisier(t)en Privatsekretäre zu allen Zeiten Büros von Führungspersönlichkeiten, z. B. Königen und Fürsten, hatten dementsprechend umfangreiche Sachkenntnisse und Befugnisse. Auch der Begriff des Staatssekretärs als Teil der Regierung geht auf diese Wurzeln zurück. Die Einführung des High-Tech- Gerätes „Schreibmaschine“ verfestigte anfangs das Berufsbild des männlichen Sekretärs, denn die neue Technik erforderte ein Können, das Frauen abgesprochen wurde. Dann stellte sich jedoch heraus: die Schreibmaschine war gar kein High-Tech-Gerät. Im Gegenteil. Jede(r) konnte damit umgehen. Und dann änderten sich noch die Aufgaben eines Sekretärs. Büro- und Assistenzaufgaben waren weder machtvoll noch sexy. Die Folge: Der Beruf verlor an Ansehen und wandelte sich von einer Männerdomäne zu einem Frauenberuf – mit allen damit verbundenen Konsequenzen (schlechtes Ansehen, schlechte Bezahlung (ca. 1.700 € brutto/ Monat)). Da hat es auch nicht geholfen, dem Kind einen neuen Namen zu geben (Kaufmann/frau für Bürokommunikation). Foto: pixelio.de Beruf Aus den Branchen Seite 4 KOMMENTAR Abzocke bei Hebammen – nur 7,50€ /h! Weg mit dem Korsett! Verband medizinischer Fachberufe e.V. Präsidentin 335 Glocken weniger für Lager-Ladies!!! Gericht stoppte AUSBEUTERFIRMA IN HAMBURG Verpacken und im Lager arbeiten: Frau M. und Frau J. rackerten täglich in Vollzeit bei einem Logistikunternehmen. Sie kriegten dafür bis zu 335 € / Monat weniger als die Männer im Betrieb mit dem gleichen Job. Der „Trick“ der Ausbeuterfirma: Frauen waren als „kaufmännische Arbeitnehmerinnen“ eingestellt, die Männer als „gewerbliche Arbeitnehmer“. Gleiche Arbeit, andere Tarife, weniger Geld. Die Lager-Ladies hatten die Nase voll von dieser Nur drei Lohnerhöhungen in 20 Jahren – das sei völlig inakzeptabel bei der hohen Verantwortung für Leib und Leben von Mutter und Kind. Weil die Haftpflicht für Hebammen so exorbitant gestiegen ist, rechnet der Hebammenverband vor, arbeiten viele von ihnen für 7,50 €/h – weniger als der Mindestlohn, den ver.di und Co. fordern. Und das bei oft langen Arbeitswegen (plattes Land!) und stressigen Arbeitszeiten. Es wird Zeit, dass dieser „Frauenberuf“ mehr Anerkennung bekommt – und das heißt auch: Mehr Geld, fordert der Landesfrauenrat. Sonst kann es sich in Deutschland irgendwann niemand mehr leisten, Kinder auf die Welt zu holen. Ungerechtigkeit und zogen vors Arbeitsgericht: Das gab ihnen recht, stoppte die Diskriminierung im Jahr 2007: einer der ersten Fälle nach Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes (AGG) 2006. Die Frauen wird’s freuen. Quelle: ver.di, 2007 Jung, weiblich, Azubine, schlechter bezahlt … Junge Frauen in Ost und West werden im Durchschnitt geringer vergütet als ihre männlichen Kollegen. Männliche Auszubildende kommen im Durchschnitt in den neuen Ländern auf 610 € brutto, während ihre Kolleginnen nur 569 € brutto erhielten. Diese voneinander abweichenden durchschnittlichen Vergütungen resultieren in erster Linie aus der unterschiedlichen Verteilung von männlichen und weiblichen Auszubildenden auf „typische“ Männerund Frauenberufe. Dies bedeutet, dass junge Frauen noch immer häufiger in Berufen mit niedrigeren Ausbildungsvergütungen ausgebildet werden als junge Männer. Nicht nur beim Gehalt schneiden die Azubinen schlechter ab. Auch bei der Zahl der Urlaubstage scheinen weibliche Auszubildende aufgrund ihrer Berufswahl benachteiligt zu sein. So haben Auszubildende in den männlich dominierten Ausbildungsberufen durchschnittlich 27,7 Tage Urlaub gegenüber nur 25,0 Tagen in den von Frauen bevorzugten Berufen. Darüber hinaus schieben Azubis mehr kostenlose Überstunden ohne Freizeitausgleich. Negative Spitzenreiter sind hauptsächlich von Frauen dominierte Ausbildungsberufe: Mit 72,7 Prozent sind es die Friseurinnen und Friseure, bei den Hotelfachleuten sind es 58,1 Prozent und bei den zahnmedizinischen Fachangestellten 45 Prozent, die keinerlei Ausgleich für regelmäßige geleistete Überstunden erhalten. Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Auszubildenden in den weiblich geprägten Berufen mehr Probleme damit haben, nach der Arbeit „abzuschalten“ und sich in ihrer Freizeit zu erholen. Während in den männlich geprägten Berufen lediglich 17,2 Prozent der Befragten angeben, immer oder meistens Probleme damit zu haben, sich nach der Arbeit zu erholen, liegt dieser Wert bei von Frauen bevorzugten Berufen mit 32,2 Prozent fast doppelt so hoch. Was können wir gegen diese Ungleichheiten tun? - Das Berufswahlspektrum von Mädchen erweitern, sie für Berufe zu interessieren, in denen die Rahmenbedingungen und Perspektiven besser sind als in den klassischen Frauenberufen - Die Attraktivität der weiblich dominierten Berufe in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und Soziales erhöhen, indem die Leistungen der Beschäftigten angemessen honoriert sowie gesellschaftlich anerkannt werden (Quelle: Ausbildungsreport 2010, DGB-Bundesvorstand, Bereich Jugend) Ausbildung = Ausbeutung?! Thema: Viel zu lange arbeiten Von: Suse Datum: 16.Mai 2010, 23:54 „Hallo, ich mache derzeit eine Ausbildung. Meine Schulzeit ist von 8 Uhr bis 15 Uhr/teilweise 16 Uhr. Mein Arbeitgeber verlangt, dass ich nach der Schulzeit noch bis 23/24 Uhr arbeiten kommen soll in das Restaurant. Meine Fahrzeit zur Schule ist ziemlich lang, deswegen bin ich erst jeden Tag ca. 17/18 Uhr erst Zuhause. Ist es zulässig, dass ich dann noch bis 23/24 Uhr arbeiten gehe? Wenn ich am nächsten Tag auch schon wieder um 6 losfahren muss zur Berufsschule? Mein Weg zur Arbeit/zum Restaurant beträgt auch 40 Minuten Fahrzeit.“ (Quelle: Ausbildungsreport 2010, DGB-Bundesvorstand, Bereich Jugend) Fotos: Landeskoordinierung Girl’s Day in MV, DGB Sabine Ridder Foto: pixelio.de Frauen werden immer noch über die Rolle der Tochter von …, der Ehefrau von…, der Mutter von… definiert, in etwas hineingezwängt. Dieses gesellschaftliche und familiäre Korsett macht es gerade Frauen in medizinischen/sozialen Berufen schwer, sich zu behaupten, ihren Wert darzustellen. Frauen haben seit Jahrhunderten gelernt, auch mit den schwierigsten Situationen umzugehen, Lösungen zu finden. Ob es um die Versorgung der Kinder geht, die Erledigung der Hausarbeit, die Ernährung der Familie, die Versorgung der Alten und Kranken. Ob in Kriegsoder Friedenszeiten, Hunger oder Kälte – Frauen stellten und stellen sich den Herausforderungen. Das ist nicht Gott gegeben, kein Naturphänomen, sondern eine hochqualifizierte Arbeit. Hochqualifiziert und unbezahlt. Die eigenen Bedürfnisse werden immer hintenangestellt. Und da das bisher die Generation war, die die Menschheit gerettet hat, besteht auch kein Grund, daran etwas zu ändern. Frauen geht es heute gut. Sie dürfen das, was sie früher hinterm Herd im Verborgenen geleistet haben, im öffentlichen Leben zum Wohle der Gesellschaft zeigen. Und erhalten dafür sogar einen Lohn. Sie dürfen einen Beruf erlernen und nach erfolgreicher Prüfung Titel wie Medizinische, Zahnmedizinische oder Tiermedizinische Fachangestellte tragen. Das klingt gut. Alle Kompetenzen wie Organisationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität, Belastbarkeit, Schönheit können sie in Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxen zeigen. Das ist toll. Und da dies Fähigkeiten sind, die Frau in die Wiege gelegt bekommt, sind sie nichts Besonderes. Bescheiden, wie wir Frauen sind, ertragen wir unsere ständige Unterbezahlung geduldig, ziehen das Korsett „Frau“ an und schnallen es sogar noch enger, wenn es sein muss. Hauptsache, unseren Kindern, unserem Mann und unserem Chef geht es gut. Da Männer viele dieser Fähigkeiten nicht besitzen, sind sie unterstützungsbedürftige Wesen. Sie müssen diese Fähigkeiten erst erlernen. Für viel Geld. In Kommunikationsseminaren lassen sie sich zu einem sympathisch wirkenden Chef stylen und unterziehen sich einem Coaching. Dass so viel Weiterbildung mit einer Gehaltssteigerung enden muss, ist klar. Konflikte sind nicht unser Ding, also legen wir uns nicht erst mit den Chefs an und fragen nicht nach mehr Geld, denn die Konkurrenz unter uns Frauen ist groß. Wir möchten gefallen. Also Luft anhalten, durchhalten, Korsett fest ziehen. In Arzt-, Zahnarzt und Tierarztpraxen gibt es Verbandsscheren. Nehmt diese doch einfach mal zur Hand. Aufschneiden und weg mit dem Korsett. Durchatmen, durchstarten und los, denn „Ich bin ich, ich bin Frau“. Landesfrauenrat MV kritisierte miserable Bezahlung von Hebammen bei Anhörung in Schweriner Landtag Sport Seite 5 Foto: pixelio.de Sport gefährdet Moral Stoff als Badeanzug überhaupt schwimmen konnten. Es folgten Tennis, Golf und Bogenschießen – Sportarten, die ohne Probleme in langen Kleidern ausgeführt werden konnten, und so die vorherrschenden Moralvorstellungen nicht attackierten. Erste Probleme brachte die Erfindung des Rades mit sich. Wie sollten Frauen Rad fahren, ohne Knöchel und Unterschenkel zu entblößen? In Hosen? Undenkbar! Trotzdem konnte der gen von Sport auf die Gebärfähigkeit von Frauen, weniger mit Trainingsanweisungen. Zudem hätten Frauen eine geringere Intelligenz, ein minderwertiges Nervensystem und Willensschwäche, weswegen sie sich für den Leistungssport nicht eignen würden. Unglaublich aber wahr: diese Theorien hielten sich bis in die 1950er Jahre. All diese Behauptungen konnten Frauen jedoch nicht davon abhalten, weiterhin sportlich aktiv und erfolgreich zu sein. Wie aber war dies möglich? Konnten das richtige Frauen sein? Zur Beantwortung dieser Frage wurden in den 1960er Jahren Geschlechtstest durchgeführt, in denen Frauen nackt vor Kommissionen auftreten oder gynäkologische Untersuchungen über sich ergehen lassen mussten. Und wie sah es in den Entscheidungsgremien aus? Bis 1960 gab es in der Führungsrie- ge des Deutschen Sport Bundes (DSB, heute DOSB) nur eine Frau: Grete Nordhoff, Vorsitzende des Frauenausschusses. 1981 wurde mit Pirjo Häggmann erstmals eine Frau in das Internationale Olympische Komitee berufen. 2007 waren 15 der insgesamt 113 aktiven IOC-Mitglieder weiblich. Immer mehr Frauen nehmen an Olympia teil (siehe Grafik). Und die Olympische Charta fordert nunmehr ausdrücklich Frauenförderung und Gleichberechtigung. Dennoch gibt es immer noch einige Baustellen. Im Skispringen dürfen Frauen seit 1998 offiziell von der Schanze starten. 2009 gab es erstmals Weltmeisterschaften. Eine Aufnahme bei den Olympischen Winterspielen wurde bislang verweigert. Zudem ist auffallend: über Männer wird häufiger und länger berichtet, sie werden besser bezahlt, weniger kritisiert und stärker gesponsert. Sport Männer Frauen 300.000 € (bei Sieg 2006) 70.000 € (bei Sieg 2011) Skispringen 53.470 € (2011) 35.900 € (2011) Berlin Marathon 50.000 € (1. Platz) 25.000 € (2. Platz) 20.000 € (3. Platz) (2008) 50.000 € (1. Platz) 25.000 € (2. Platz) 15.000 € (3. Platz) (2008) Fußball (WM) Foto Fußballfeld: pixelio.de / Service „Mariposa“: Villeroy & Boch Frauen bei den Olympischen Spielen Quelle: www.sportsfrauen.de (31. Jan. 2012) Siegprämie des DFB zur Frauen-EM 1989: ein Porzellanservice von Villeroy & Boch, Serie »Mariposa«. Villeroy & Boch Fußball ist ein Männersport – das war lange Zeit ein Gebot wie in Stein gemeißelt. Um Frauen vom Fußball fernzuhalten wurde sogar 1917 eine eigene Sportart erfunden: das Handballspiel (kleines Spielfeld, kleinere Tore, weichere Regeln, weder Körperkontakt noch Kampf). Geholfen hat es nichts. 1930 gründete sich der 1. Deutsche Damen Fußballclub (1. DDFC), musste aber bereits ein Jahr später seine Tore wieder schlie- Porzellan statt Zaster ßen. Spott und Beschimpfungen, schlechte Presse und Entrüstungen sorgten für das Aus. Und es wurde nicht besser. Noch in den 1950er Jahren verbot der Deutsche Fußball Bund (DFB) immer wieder den Frauenfußball. Erst 1970 trat langsam eine Kehrtwende ein. Es folgten erste Turniere und Meisterschaften, allerdings nur mit strengen Auflagen: sechsmonatige Winterpause, Verwendung von Jugendbällen, keine Stollenschuhe und eine Spiellänge von 70 Minuten. Das blieb übrigens bis 1993 so. Seit 1990 gibt es eine Bundesliga und Regionalligen für Frauenfußball. 1982 wurde die erste Nationalmannschaft auf- gestellt. Seitdem holten sich die deutschen Fußballfrauen viermal den EM-Titel und zweimal den WM-Titel. Seit 1991 übrigens unter dem Blick von immer mehr weiblichen Schiedsrichtern. Damit ist die Frauennationalmannschaft deutlich erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen. Und wie wurde ihnen das gedankt? 1989 mit einem Kaffeeservice von Villeroy und Boch, Marke „Mariposa“ (1b Ware). Und heute? Hätten die Frauen 2011 den WM-Titel das dritte Mal in Folge geholt, hätten sie dafür 70.000 € bekommen. Das ist zwar nicht schlecht, aber als Männer hätten sie viermal so viel bekommen (300.000 €). Und nur als Randnotiz: Villeroy und Boch ließ es sich auch 2011 nicht nehmen, den Fußballspielerinnen Porzellan zu schenken, diesmal Marke „New Wave“. Ob es ähnliche Pläne für die EM der Männer 2012 gibt, ist nicht bekannt. Quelle Foto: Geschirr „New Wave“ Villeroy und Boch, 31. Januar 2012 Fotos: pixelio.de Prämien im Sport Foto: pixelio.de Sport ist keine neue Erfindung. Auch Frauensport nicht. So zeigen bereits ägyptische Wandmalereien aus dem Jahr 2600 v. Chr. Ballspielerinnen und Akrobatinnen. Bis jedoch Frauensport zum Breitensport werden sollte, dauerte es noch eine Weile. Im 19. Jahrhundert nahm die Turnbewegung ihre Anfänge. 1833 wurde in Wien die erste Badeanstalt für Frauen eröffnet, auch wenn nicht ganz klar ist, wie Frauen mit derart viel Radfahrboom nicht aufgehalten werden. 1890 gründete sich in Dresden der „Damen-RadfahrVerein Velocia“. Doch auch Ende des 19. Jahrhunderts hieß die Devise: Frauensport ja, aber bitte keine Wettkämpfe. Diese galten nämlich als ungesund und unweiblich. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass der Initiator der Olympischen Spiele, Pierre Baron de Coubertin, Frauen generell ausschließen wollte. Gelungen ist es ihm nicht, auch dank der „Fédération Sportive Féminine Internationale“, dem 1921 gegründeten Verband für Frauensport. Bereits 1900 traten erstmals Frauen bei Olympia an, in Tennis und Golf. 1928 folgen Leichtathletikwettkämpfe. Jede weitere Sportart wurde hart erkämpft. Auch die Sportlehrbücher dieser Zeit waren nicht sonderlich hilfreich. Sie beschäftigten sich vor allem mit den Auswirkun- Kultur Seite 6 Kunst kommt von Können … bezahlt wird’s kaum Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 9.500 € , Künstlerinnen dagegen nur 7.800 € . Dabei gibt es deutliche Schwankungen in den einzelnen Bereichen. So haben Frauen im Bereich Musik die Nase vorn (8.600 € , Männer = 8.000 € ), liegen dafür aber im Bereich Foto: Fanpix.net Foto: Fanpix.net Frauen die Nase vorn. Mit 56 % sind es eher sie, die sich für einen Kinobesuch entscheiden und eine Kinokarte kaufen. Auch wenn man vom Film weg auf die anderen Bereiche in Kunst und Kultur schaut, wird es nicht besser. 2007 verdienten männliche Künstler in Filmförderinstitutionen steht eine Frau an der Spitze. In grade mal einem Viertel der deutschen Filme führen Frauen Regie. Was bleibt? Um es mit den Worten des italienischen Filmpro- wurden nur 3 % der Intendanzen in Staats- und Landestheatern in Deutschland mit Frauen besetzt. Die Zahl der Komponistinnen Wort deutlich hinter den Männern (8.900 € , Männer = 12.500 € ). Interesse an noch mehr Zahlen? Dann los: Zwischen 1995 und 2000 und Dirigentinnen liegt bei 2 % deutschlandweit. Die werden übrigens zusammengezählt, da sich aufgrund der geringen Anzahl eine Einzelaufstellung nicht lohnt. Von ca. 400 Tages- und Wochenzeitungen in Deutschland werden nur 6 von Frauen geleitet. Bei 27 % der Foto: Fanpix.net 4 Preisträgerinnen, Cannes (seit 1955): 2 Preisträgerinnen, Venedig (seit 1949): 5 Preisträgerinnen. An den Kinokassen direkt haben Foto: Fanpix.net Die Kunst, vor allem der Film, ist ein einträgliches Geschäft. So bekam Charlie Sheen für „Two and a half man“ pro Folge (!) 1,25 Mio. US-Dollar (rd. 950.000 €). Sam Raimi verdiente als Regisseur von Spider-Man II 8. Mio. €, und Arnold Schwarzenegger heimste für Terminator 3 sage und schreibe 23,4 Mio. € ein. Dagegen erscheinen die 9,6 Mio. €, die Angelina Jolie für Tomb Raider II erhielt, wie Peanuts. Natürlich sind das Gehälter, die nur eine bestimmte Anzahl von Menschen je erreichen wird, aber dennoch machen sie etwas deutlich: Frauen verdienen auch im Bereich Kunst und Kultur weniger als Männer. Beispiel Regisseur/in: Im Durchschnitt verdient ein Regisseur in Deutschland 15.395 € , eine Regisseurin 10.209 € pro Jahr. Der Oscar für die beste Regie ging in seiner 81-jährigen Geschichte 2010 erstmals an eine Frau (Kathryn Bigelow). Nur so nebenbei: Im Bereich Kostümdesign sind bislang 55 Frauen mit der Trophäe ausgezeichnet worden. Bei den anderen Filmfestspielen sieht es auch nicht besser aus. Berlinale (seit 1951): duzenten Carlo Ponti zu sagen: „Wenn ein Film Erfolg hat, ist er ein Geschäft. Wenn er keinen Erfolg hat, ist er Kunst.“ Insofern machen Männer dann wohl Geschäfte und Frauen Kunst. Versicherte in der Künstlersozialkasse, geschätztes Jahreseinkommen 2011 Jahreseinkommen Männer Jahreseinkommen Frauen Frauen verdienen in den Berufen… Schriftsteller/in, Dichter/in 15.996 € 12.475 € - 3.521 € Autor/in für Bühne, Film, Funk und Fernsehen 20.196 € 14.626 € - 5.570 € Journalist/in, Redakteur/in 20.113 € 14.940 € - 5.173 € Bildjournalist/in, Pressefotograf/in 19.712 € 13.350 € - 6.362 € Öffentlichkeitsarbeit 22.696 € 15.930 € - 7.039 € Bildhauer/in 10.849 € 7.332 € - 3.517 € Maler/in, Zeichner/in, Künstl. Grafiker/in 10.551 € 7.716 € - 2.835 € Karikaturist/in 17.474 € 11.501 € - 5.973 € Graveur/in 22.056 € 10.725 € - 11.331 € Gold- und Silberschmied/in, Emailleur/in 13.504 € 9.725 € - 3.779 € Foto: Frauenbildungsnetz MV Foto: Angelika John Bereich Wort Bereich Bildende Kunst Foto: Frauenb ildungsnetz MV Foto: Angelika John Bereich Darstellende Kunst Sprecher/in, Moderator/in, Rezitator/in 28.301 € 18.334 € - 9.967 € Conferencier, Quizmaster/in 24.420 € 16.750 € - 7.670 € Komponist/in 16.173 € 11.932 € - 4.241 € Texter/in, Libretist/in 18.665 € 11.763 € - 6.902 € Kapellmeister/in, Dirigent/in 18.387 € 10.552 € - 7.835 € Chorleiter/in 15.209 € 9.823 € - 5.386 € Bereich Musik Quelle: zweiwochendienst (zwd), Nr. 297 (2011/12) Kultur Seite 7 Brotlose Kunst?! – Interview mit Frauke Lietz, Projektleiterin „Die Kunst, von Kunst zu leben“ KlarText: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es rund 3.000 Künstler/innen, davon sind ca. 1.000 Frauen. Können die alle von ihrem Einkommen leben? oder richten Kunsthandwer- wird von daher insgesamt - also kermärkte und Hochzeiten aus. auch von Künstlerinnen - noch Und wenn es ganz eng wird, viel zu wenig eingefordert. greifen sie auf ALG II zurück. KlarText: Das Projekt „Die KlarText: Was sind Ihrer MeiKunst von Kunst zu leben“ nung nach die Gründe für arbeitet seit 2005. Was ist die Gehaltsunterschiede zwi- das Anliegen? schen Männern und Frauen? Frauke Lietz: Unser Projekt wurFrauke Lietz: Die Gründe sind de in Zusammenarbeit mit dem einerseits strukturell. „Kunst“ Künstlerbund MV entwickelt. wurde bis vor ca. 100 Jahren Finanziert wird es aus Mitteln nahezu ausschließlich als Män- des Landes und des ESF. Es nerberuf angesehen. Frauen wurden – wie auch in anderen Bereichen – systematisch vom Kunststudium ausgeschlossen. Wichtig für die künstlerische Arbeit sind z. B. auch Stipendien. Doch diese werden in der Regel nur an Personen bis Mitte 30 ausgereicht. Das ist bei Frauen häufig die Familienphase. Insofern gibt es hier wirkliche Vereinbarkeitsprobleme. Zudem lassen sich bestimmte „Formate“ leichter verkaufen, z. B. Auftritte als Musikerin oder Kunsthandwerk. Da hat es die bildende Kunst generell schon schwerer. geht darum, Künstlerinnen zu unterstützen, damit sie von ihrer Kunst besser leben können. Dazu haben wir gemeinsam mit den Künstlerinnen Workshopmodule entwickelt. Hier geht es vorrangig um Basics zur Existenzsicherung und um Empowerment. Gleichzeitig leistet das Projekt aber auch Vermittlungsarbeit in regionalen Modellprojekten. Unsere Regionalkoordinatorinnen – allesamt Künstlerinnen – sind sozusa- gen das Scharnier zwischen Künstlerinnen vor Ort und den regionalen Partner/innen. Der aktuelle Schwerpunkt unseres Projektes liegt dabei vor allem im Bereich des Kulturtourismus. Dieser soll als zusätzliche Einnahmequelle für Künstlerinnen erschlossen und ausgebaut werden. Das Interview führten Dr. Cathleen Kiefert-Demuth (IMPULS MV) und Rike Mennigke (KVL.MV). Frauke Lietz: Leider gibt es zu Mecklenburg-Vorpommern keine Studien, die über die Einkommenssituation Aufschluss geben. Insofern können wir nur auf bundesweite Erhebungen zurückgreifen bzw. auf Erhebungen, die wir im Laufe unseres Projektes gemacht haben. Danach können z. B. nur rund 10 % der Bildenden Künstler/innen von ihren Einkünften leben. Im Jahr 2010 erhielten sie aus dem Verkauf von Kunstwerken ca. 5.400 €, das sind rund 450 € im Monat. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männer erhielten ca. 7.500 €, Frauen nur 3.200 € im Jahr. KlarText: Gibt es noch andere Gründe? KlarText: Das reicht doch nie und nimmer. Frauke Lietz: Ja, dann gibt es noch die individuelle Ebene. Frauke Lietz: Deswegen suchen Männer sind klarer in ihren Hosich die Künstlerinnen weitere norarvorstellungen. Sie fordern Finanzierungsquellen. Dazu hö- selbstbewusster höhere Sumren z. B. Kurse an Kunstschu- men. Frauen dagegen verkaulen und Volkshochschulen. Sie fen ihre Werke häufig unter Wert. entwickeln und betreuen Kunst- Z. B. ist es durchaus legitim, für projekte an Kindergärten und Ausstellungen ein Honorar zu Schulen, geben Privatunterricht, fordern. Das ist aktuell gesamtbetreiben Cafés und Galerien gesellschaftliches Neuland und Feuilleton Legende von der Erschaffung der Krankenschwester Als der liebe Gott die Krankenschwester schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden. Da erschien ein Engel und sagte: „Herr, ihr bastelt aber lange an dieser Figur!“ Der liebe Gott antwortete: „Hast du die lange Liste spezieller Wünsche auf der Bestellung gesehen? Sie soll als Frau und Mann lieferbar sein, wartungsfrei und leicht zu desinfizieren, aber nicht aus Plastik, sie soll Nerven wie Drahtseile haben und einen Rücken, auf dem sich alles abladen lässt, dabei aber so zierlich, dass sie sich in viel zu kleinen Dienstzimmern wohlfühlen kann. Sie muss fünf Dinge zur gleichen Zeit tun können und soll dabei immer noch eine Hand frei haben. „Da schüttelte der Engel den Kopf und sagte: „Sechs Hände, dass wird kaum gehen!„ „Die Hände machen mir keine Kopfschmerzen“ ,sagte der liebe Gott, „aber die drei Paar Augen, die schon das Standardmodell haben soll: ein Paar, das nachts durch alle Wände sehen kann, damit eine Nachtwache zwei Stationen betreuen kann, ein zweites Paar im Hinterkopf, mit dem sie sieht, was man vor ihr verber- gen möchte, was sie aber unbedingt wissen muss und natürlich das eine hier vorn, mit dem sie einen Patienten ansehen kann und ihm bedeutet: „Ich verstehe Sie und bin für Sie da“, ohne das sie ein Wort sprechen muss. Der Engel zupfte ihn leicht am Ärmel und sagte: „Geht schlafen Herr und macht morgen weiter.“ „Ich kann nicht“, sagte der liebe Gott. „Ich habe bereits geschafft, dass sie fast nie krank wird und wenn, dann heilt sie sich selber; sie kann begreifen, dass 10 Doppelzimmer 40 Patienten bedeuten kann, aber 10 Stellen oft nur fünf Schwestern sind; sie hat Freude an einem Beruf, der alles fordert und schlecht bezahlt wird, sie kann mit Schaukelschichten leben und kommt mit wenigen freien Wochenenden aus. „Der Engel ging langsam um das Modell der Krankenschwester herum: „Das Material ist zu weich“, seufzte er. „Aber dafür zäh“, entgegnete der liebe Gott. „Du glaubst gar nicht, was sie alles aushält!“ „Kann sie denken?“ – „Nicht nur denken, son- dern auch urteilen und Kompromisse schließen“, sagte der liebe Gott. Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells. „Da ist ein Leck“, sagte er. „Ich habe euch ja gesagt, ihr versucht zuviel in das Modell hinein zu packen.“ – „da ist kein Leck, das ist eine Träne!“ – „Wofür ist die?“ „ Sie fließt bei Freude, Trauer, Enttäuschung, Schmerz und Verlassenheit“ sagte der liebe Gott versonnen, „die Träne – die Träne ist das Überlaufventil!“ Die letzte Seite Seite 8 Ihr persönliches HOROSKOP RÄTSELECKE Sterne 2012 Das sagen die Überraschungspaket! Gewinnen Sie ein Welcher Begriff versteckt sich in diesem Rätsel? Frauentypischer Beruf (Kita) Widder Mond und Mars sorgen auch in diesem Jahr für ein regelmäßiges Einkommen. Sollten Sie allerdings eine Frau sein, müssen Sie davon ausgehen, dass dieses geringer ausfällt. Allzu sorgloser Umgang mit dem Geld kann deshalb das Verhältnis zur Ihrer Bank dauerhaft verändern. Stier Q Erste Dekade: Fehlender Enthusiasmus bei Gehaltsverhandlungen kann dafür sorgen, dass Ihr Portemonnaie einer Durststrecke entgegensieht. Ihren Chef wird es allerdings freuen. Der „Tag für gleiche Bezahlung“ ist entstanden in… Häufig gewählter Männerberuf (IT) ... statt Zaster Zwilling P Geben Sie das gleiche Geld wie ihre männlichen Kollegen aus, wirkt sich dies langfristig ungünstig für Sie und ihr Verhältnis zur Schufa aus. Die Chance, einen besser bezahlten Job zu finden, ist theoretisch zwar möglich, aber nicht unbedingt realistisch. Gleichstellungsministerin in M-V Y Soziales Geschlecht (engl.) Krebs Berufliche Laufbahn Uranus und Saturn stehen im dritten Haus und nehmen positiven Einfluss auf Ihre Berufswahlentscheidung. Sollten Sie sich dennoch für einen frauentypischen Beruf entscheiden, müssen Sie mit langfristigen Einschränkungen hinsichtlich Ihres Gehaltes rechnen. Geschlechterlohnlücke (engl.) Senden Sie Ihr Lösungswort per Fax oder Post bis zum 05.04.2012 an uns: Landesfrauenrat MV e.V., Heiligengeisthof 3, 18055 Rostock, Fax: 0381- 375 86 48 Löwe Bei Wetten mit Ihren männlichen Kollegen, wer das höhere Gehalt bekommt, sollten Sie vorsichtig sein. Ggf. könnte sich Ihre finanzielle Situation noch weiter verschlechtern. Im Winter droht eine Erkältung, da sie 23 % weniger Geld für Heizkosten aufbringen können. Bitte denken Sie an die Angabe Ihrer Adresse oder E-Mailadresse! Unter den richtigen Einsendungen wird ein Gewinner ausgelost, der sich auf ein Überraschungspaket freuen kann. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Jungfrau Mars und Pluto machen ihr Leben zu einer echten Herausforderung. Sollten Sie in einem kleinen, privatwirtschaftlichen Betrieb arbeiten, ist mehr finanzielle Kreativität bei der Gestaltung des täglichen Lebens gefragt als bei ihren männlichen Kollegen. IN & OUT Waage Frühjahr 2012 Im Sommer wird Ihr Privatleben auf ein Minimum heruntergefahren, vor allem, wenn Sie erwerbsmäßig mit Touristen zu tun haben. Auswirkungen auf ihren Geldbeutel hat das keine. Was geht und was nicht? Das KLARTEXT Trendoskop verrät es Ihnen … Frauen sind gefragt: Derzeit buhlen Wirtschaft und Wissenschaft um weibliche Ressourcen. Gemischte Teams …mit Männern und Frauen arbeiten innovativer und zeigen mehr Leistung, denn jedes Geschlecht bringt seine spezifischen Stärken im Bereich Kreativität ein! Knallfarben Foto: pixelio …auf dem Teller, in der Vase oder im Kleiderschrank bringen (noch mehr) Skorpion Machosprüche Venus und Jupiter lassen Sie regelmäßig arbeiten. Sollten Sie in einem Niedrig-Lohn-Verhältnis tätig sein, werden Sie im Job-Center Ihres Vertrauenes neue und alte Freunde finden. Wie z. B.: „Du bist wirklich atemberaubend. Kannst Du auch kochen und putzen?“ Schütze Stubenhockerei Die kuschelige Jahreszeit ist vorbei – nun heißt es raus an die Luft, in den Park, an den Strand, in die Stadt, in den Wald, an den See und jeden Sonnenstrahl aufsaugen!!! Workoholicer …oder zu Deutsch Arbeitswut. Workoholicer sind nicht in der Lage, ihre Arbeit zu beenden – weder physisch noch mental. Sie kennen keinen Feierabend und wälzen selbst in der Freizeit Probleme. Auf längere Sicht führt das ständige Arbeiten ohne sich zu erholen zum Ausbrennen. Neptun im eigenen Zeichen lässt Sie vor allem Ende des Jahres unruhig schlafen. Sie können dies umgehen, wenn Sie die Weihnachtsfeierlichkeiten (inkl. Geschenke) auf 77 % einkürzen. Steinbock Foto: pixelio Erfolgreiche Frauen Sollten Sie weder Bier trinken noch Golf spielen, müssen Sie damit rechnen, weder in diesem noch in den folgenden Jahren befördert zu werden. Verlieren Sie nicht den Mut. Den meisten Frauen geht es genauso. Wassermann Mitte des Jahres steht die Sonne im zwölften Haus. Seien Sie deshalb vorsichtig. Fallen Sie nicht dem Glauben anheim, dass mehr Arbeit auch zu mehr Geld oder einen besseren Position führen wird. Fische Wenn Sie sich regelmäßig übergeben und Ihnen die Welt insgesamt irgendwie anders vorkommt, konsultieren Sie Ihren Frauenarzt. Es könnten sich weitreichende Konsequenzen anbahnen, die ihr Leben und ihren Geldbeutel in den nächst achtzehn Jahren entscheidend mitbestimmen. IMPRESSUM Redaktion: Roswitha Grembocki (Landesverband Nord, Verband medizinischer Fachberufe e.V.), Dr. Renate Hill (Landesfrauenrat MV e.V.), Dr. Cathleen Kiefert-Demuth (IMPULS MV), Rike Mennigke (KVL.MV), Kareen Seegers (Deutscher Berufsverband für Krankenpflegeberufe), Kornelia Springstein (LAG der Kommunalen Gleichstellungsbeauftragten), Lisanne Straka (DGB Bezirk Nord) || Für die finanzielle Unterstützung bedanken wir uns bei: Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern, Leitstelle Gleichstellung // Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB Bezirk Nord) // Landesfrauenrat MV e.V. // LAG der Kommunalen Gleichstellungsbeauftragten // Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) MV // ver.di Dienstleistungsgewerkschaft // „Impuls –Regionalstellen für Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt“, ein aus EU-und Landesmitteln gefördertes Projekt || Layout: Franka Lange, Greifswald, www.linguafranka.de || Erscheinungsdatum: 23. März 2012 || V.i.S.d.P.: Landesfrauenrat MV e.V., Heiligengeisthof 3, 18055 Rostock, www.landesfrauenrat-mv.de