Eine einmalige Sonderschau zeigt die „Golden

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Eine einmalige Sonderschau zeigt die „Golden
Pressemitteilung 17.10.2013 Eine einmalige Sonderschau zeigt die „Golden Discoveries der Paläontologie“ drei Tage lang in München Es gibt fossile Funde, deren Entdeckung und Untersuchung von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft und die Enträtselung unserer Erdgeschichte sind. Zahlreiche solcher Funde werden vom 25. bis 27. Oktober 2013 auf der Munich Show – Mineralientage München, Europas größter Messe für Mineralien, Fossilien und Edelsteine versammelt und ausgestellt. Viele dieser „Golden Discoveries“ werden erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Von den Stücken, die normalerweise streng verschlossen in den Tresoren großer Museen lagern, sind drei ganz besonders Spektakulär: Megalosaurus oder: Die Geburtsstunde Dinosaurier Jahrhunderte lang bauten Bauern in Oxfordshire, England, den sogenannten Stonefield‐Schiefer als Abdeckmaterial für ihre Hütten ab. Der Schiefer ist eigentlich ein harter Kalkstein, der sich vor etwa 168‐166 Millionen Jahren in der mitteljurassischen Stufe des Bathon bildete. Während der Abbau‐Arbeiten stießen die Arbeiter immer wieder auf merkwürdig aussehende, ins Gestein eingebettete Knochen, Schalen und Pflanzen. Im 17. Jahrhundert begannen sie, diese Fossilien an Naturalisten zu übergeben und allerlei Spekulationen wurden ausgelöst: Der erste beschriebene Knochen (nachweislich der erste jemals gefundene Dinsoaurierknochen, wahrscheinlich von einem Megalosaurus: Das untere Ende des Oberschenkelknochens mit zwei Gelenkfortsätzen, siehe Abbildung rechts) wurde von William Plot im Jahre 1677 als Elefantenknochen eingestuft. Eventuell zu Zeiten des römischen Eroberungszugs hätte dieser Elefant nach England kommen können. Es folgten weitere illustre Deutungen, Richard Brookes etwa schlug vor, das Fossil sei ein riesiger, versteinerter menschlicher Hodensack. Die Anerkennung der vergleichenden Anatomie als Wissenschaft sowie die Erkenntnis, dass es Tiere gab, die ausgestorben waren – beides vom französischen Naturalisten Georges Cuvier verfochten ‐ , boten zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine solide Grundlage zum Studium der Fossilien. William Buckland, Dozent an der Universität von Oxford, erhielt 1815 einen fragmentarischen Unterkiefer und einige Zähne eines enormen Reptils, das Arbeiter im Stonefield‐Schiefer gefunden hatten. 1818 zeigte er den Fund Cuvier und 1824 schließlich publizierte er eine Beschreibung des Unterkiefers. Diese Publikation wird als erste wissenschaftliche Beschreibung eines Dinosauriers angesehen. Als Buckland aber seine Originalbeschreibung anfertigte, hatte er natürlich keine Kenntnis davon, dass es sich um einen Dinosaurier handelte – diese Bezeichnung wurde erst 18 Jahre später gefunden und geprägt. So verglich er den Fund mit entsprechenden Elementen moderner Warane und realisierte darüber die immensen Dimensionen dieses Tiers. Sein neues Reptil nannte er dementsprechend Megalosaurus: gigantische Echse. Ein paar Jahre nach Bucklands Publikation widmete sich Richard Owen, einer der begabtesten vergleichenden Anatomen des 19. Jahrhunderts, mehreren rätselhaften fossilen Funden britischer Reptilien. Darunter befand sich auch besagter Unterkiefer. Er stellte fest, dass die Funde wesentliche gemeinsame Merkmale aufwiesen, die weder bei fossilen noch bei rezenten Reptilien bekannt waren. Dies veranlasste Owen, diese merkwürdigen, gigantischen Reptilien in einer neuen Gruppe zusammenzufassen, die er in seinem Bericht von 1842 Dinosaurier (=schreckliche Echsen) nannte. Das Originalmaterial der Beschreibung Bucklands wird heute einer einzelnen Spezies zugeschreiben: Megalosaurus bucklandii. Der Original‐Unterkiefer wird im Rahmen der Munich Show – Mineralientage München zum ersten Mal auf dem europäischen Kontinent ausgestellt. Der erste T‐rex Fund oder: Die Geschichte einer Verwechslung Tyrannosaurus rex ist zweifellos die populärste Ikone im Reich der Dinosaurier. Er erschien kurz vor dem großen Aussterben am Ende der Kreide vor 66 bis 62 Millionen Jahren und seine Herrschaft auf Erden währte nur kurz ‐ drei bis vier Millionen Jahre lang. Dennoch hat er enormen Eindruck hinterlassen. Es existieren viele komplette und nahezu vollständigen Skelettfunde, Fährten und Koprolithen und somit sind viele Aspekte seiner Anatomie und Biologie gut erforscht. Er war das größte Landraubtier, das jemals auf der Erde gelebt hat, er hatte die größte Bisskraft aller lebenden und ausgestorbenen Tiere (ca. dreimal so hoch wie die des modernen Löwen), er wurde bis zu 35 Jahre alt, konnte gut sehen und hatte einen ausgeprägten Geruchssinn. Der Gigant wurde bis zu 12,5 Meter lang und brachte circa 6,5 Tonnen auf die Waage. Alle sich in öffentlichem Besitz befindenden T‐rex Funde werden in Museen in den USA verwahrt – alle, bis auf einen: Im Natural History Museum in London liegt ein T‐rex Skelett, das leider nur zu 13 Prozent erhalten ist, das aber trotz seiner Unvollständigkeit von größter Bedeutung für die Paläontologie ist. Es ist der erste Tyrannosaurus rex Fund der Welt. Das Londoner Exemplar wurde 1900 von Barnum Brown in Seven Mile Creek in Weston County, Montana ausgegraben, nach New York transportiert und präpariert. Henry Fairfield Osborn beschrieb das Skelett und publizierte es 1905 unter dem imposanten Namen Dynamosaurus imperiosus (= kräftige herrschende Echse). In der gleichen Publikation beschrieb er außerdem einen weiteren enormen Fleischfresser anhand eines ebenfalls unvollständigen Skeletts. Dieses war auch von Barnum Brown nur zwei Jahre nach seinem ersten Fund ebenfalls in Montana in gleich altem Gestein gefunden worden. Osborn sah, dass sich die beiden Funde ähnelten, entschied jedoch, dass sie sich in einigen Merkmalen unterschieden und es sich bei dem zweiten Fund um einen neuen Dinosaurier handeln müsse, dem er den Namen Tyrannosaurus rex gab. Ein Jahr später jedoch bewertete er seine Arbeit neu und entdeckte, dass Dynamosaurus, also der Fund von 1900 und Tyrannosaurus, der Fund von 1902, tatsächlich nur zwei unterschiedliche Individuen desselben räuberischen Dinosauriers waren. Er entschied, dass der korrekte und gültige Name für seine Entdeckung Tyrannosaurus rex sein sollte und der Name Dynamosaurus verschwand schnell in Annalen der Geschichte. Der linke Unterkiefer aus dem Skelett, das 1900 von Barnum Brown gefunden und ausgegraben wurde, wird in München gezeigt und ist aufgrund gleich mehrerer Attribute eine wahre Sensation: Er ist der erste und einzige Dynamosaurus Fund und zugleich der erste Tyrannosaurus rex Fund der Welt. Er ist der einzige Fund in öffentlichem Besitz, der außerhalb der USA verwahrt wird. Und er wird auf der Munich Show – Mineralientage München zum ersten Mal öffentlich ausgestellt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Proceratosaurus oder: Vom Dornröschen der Paläontologie Zur Zeit der Jahrhundertwende vom 19. Zum 20. Jahrhundert fanden Arbeiter bei der Ausgrabung einer Lagerstätte in Gloucestershire, England, den Schädel eines fleischfressenden Dinosauriers des Mitteljura (Bathonium). F. Lewis Bradley, ein lokaler Fossiliensammler, präparierte das Stück und zeigte es anschließend Arthur Smith Woodward, Abteilungsleiter für Paläontologie des Natural History Museum in London. Dieser schrieb den Fund Megalosaurus zu und nannte das Tier Megalosaurus bradleyi. Obwohl der Raubsaurierschädel einer der besterhaltenen seiner Art darstellt, fand er erstaunlich wenig Beachtung in der wissenschaftlichen Literatur. Der deutsche Paläontologe Friedrich von Huene argumentierte im Jahre 1926 in einem Review über fleischfressende Dinosaurier Europas, dass der Schädel nicht zu Megalosaurus gezählt werden könne und schlug einen neuen Gattungsnamen vor: Proceratosaurus bradleyi. Nach dieser Publikation verschwand der Schädel in einer Schublade und geriet für lange Jahre in Vergessenheit. Erst im Jahr 2000 wurde der Fund aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und einer phylogenetischen Analyse unterzogen. Die Ergebisse zeigten, das Proceratosaurus einer Gruppe räuberischer Dinosaurier angehört, die Coelurosaurier heißt und zu der auch die Vögel gehören. In dieser Position war Proceratosaurus auf einmal der älteste bekannte Coelurosaurier und damit war es an der Zeit, das Exemplar genauer in Augenschein zu nehmen. Angela Milner, damalige stellvertretende Leiterin der paläontologischen Abteilung des Natural History Museum und Oliver Rauhut, Kustos an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München, kamen zu bahnbrechenden Forschungsergebnissen: Milner ließ die Rückseite des Fossils präparieren und brachte es nach Austin, Texas, wo man es einer Computertomografie unterzog. 2007 wurde das Stück dann in London studiert und eine umfassende Beschreibung davon angefertigt, die äußere Attribute des Schädels mit den Ergebnissen des CTs kombinierte. Während dieser Arbeit wurde sichtbar, dass Proceratosaurus viele Ähnlichkeiten mit den gigantischen Tyrannosauriern der Späten Kreide aufweist. Dies erlaubte den Forschern zwei gewichtige Schlussfolgerungen: Innerhalb der Tyrannosaurier musste eine neue Linie errichtet werden: die Proceratosauridae. Und gleichzeitig bedeutete dies, dass die Tyrannosaurier – mit diesem neuen Vertreter ihrer Gruppe – viel älter sind, als bis dato angenommen: Ihre Geburtsstunde liegt im Mittleren Jura, nicht erst in der Kreide. So avancierte ein fast 80 Jahre schlummerndes Fossil zum frühesten Vertreter einer der berühmtesten Dinosauriergruppen. Und wer weiß, wie viele weitere Sensationsfunde in irgendwelchen Museums‐Schubladen darauf warten, noch einmal neu entdeckt zu werden? Dieser älteste Dinosaurier Europas war noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen. Die Munich Show – Mineralientage München macht das Original also erstmals für Publikum zugänglich. Zur Veranstaltung: Die Munich Show ist eine dreitägige Fach‐ und Publikumsmesse, die dieses Jahr vom 25. bis 27. Oktober 2013 in den Hallen A5/6 und B5/6 der Messe München International stattfindet. Der Freitag ist ausschließlich dem Fachpublikum vorbehalten, Samstag und Sonntag erhält auch Privatpublikum Zutritt zum Messegelände. Gut zu wissen: Wer Online‐Tickets bestellt, erhält einen Ticket‐Rabatt. Online‐Shop, aktuelle News und generelle Informationen sind auf der Homepage der Veranstaltung zu finden: www.munichshow.com Rebekka Fründt ◦ public relations fon 0049.(0)89.6134711 ◦ fax 0049.(0)89.6135400 ◦ [email protected]