Praktikum bei der Deutschen Wirtschaftsvereinigung in Tiflis/Georgien

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Praktikum bei der Deutschen Wirtschaftsvereinigung in Tiflis/Georgien
Praktikum bei der Deutschen Wirtschaftsvereinigung in Tiflis/Georgien (11. April―24. Juni 2016)
Deutsche Wirtschaftsvereinigung
Aktuell (Stand Juni 2016) arbeiten bei der DWV neun Personen, fünf georgische Festangestellte, eine
georgische Studentin, zwei deutsche Praktikanten und ein deutscher Chef. Wir fördern die Handelsund Wirtschafsbeziehungen der Bundesrepublik Deutschland in Georgien und Armenien, indem wir
zahlreiche Dienstleistungen für deutsche Unternehmen anbieten.
Meine Zeit in Georgien, die ich nicht missen möchte
Ich hatte gerade meine Bachelorarbeit abgegeben und wollte die Zeit dazu nutzen im Ausland an der
Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft Erfahrungen zu sammeln. Als Student eines
wirtschaftswissenschaftlichen Faches und mit der Erfahrung von Praktika im Bereich Politik brachte
ich in diesem Bereich schon eine gewisse Erfahrung mit, die mir in den darauffolgenden Wochen
auch zu Gute kommen sollte. Dieses Praktikum wollte ich außerdem zur Vorbereitung meines
Masterstudiums in International Relations/ International Business nutzen und diverse Kontakte
knüpfen. Mit Hilfe der Stellenbörse von Student und Arbeitsmarkt der LMU München bin ich auf die
Deutsche Wirtschaftsvereinigung (DWV) in Georgien aufmerksam geworden. Mich hat die
ausgeschrieben Stelle gereizt, sodass ich ohne genau zu wissen, wo denn Georgien eigentlich liegt,
mich auf die Stelle beworben habe.
Ein paar Tage später hatte ich ein SKYPE-Interview mit der DWV, welches etwas anders ablief als
gedacht. In der Annahme, dass man sich wie normalerweise in einem Vorstellungsgespräch erstmal
kennenlernt, war gar nicht die Frage, OB ich ein Praktikum bei der DWV mache, sondern nur WANN.
Das Gespräch an sich, hat mir sehr viel Spaß gemacht, sodass ich mich zwei Wochen später bereits in
Georgien wiederfand.
Rückwirkend reichen zwei Wochen für die Vorbereitung aus, ich kann es allerdings niemandem
empfehlen. Es hat alles in der Vorbereitung so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe, allerdings ist
dies einerseits meinem Dickkopf, aber insbesondere auch einfach Glück gewesen, dass einige Leute
mich dabei unterstützt haben, dies alles in nicht einmal 14 Tagen zu stemmen. Wenn ich Dir den Rat
geben darf, plane 2-3 Monate zur Vorbereitung ein!
Vorbereitung
Zur Vorbereitung habe ich zunächst einen Impfmarathon eingelegt, der aus Impfungen gegen
Hepatitis A und B, sowie gegen Tollwut und Keuchhusten bestand. Welche weiteren Impfungen
empfohlen werden, kann online dem Impfkalender des Robert-Koch-Instituts entnommen werden.
Ansonsten habe ich mir mithilfe des Reiseführers „Georgien-Unterwegs zwischen Kaukasus und
Schwarzem Meer“ des Trescher Verlages einen ersten Eindruck des Landes verschafft. Darüber
hinaus findet man auch im Internet in den Mediatheken der Dritten Programme zahlreiche
Reportagen über Georgien.
Das war grob auch schon meine Vorbereitung für Georgien, wobei ich sagen muss, dass ich in
gewisser Weise auch auf meine Erfahrungen im Ausland vertraut habe, die ich bei meinem
Auslandssemester in Frankreich zwei Jahre zuvor gesammelt hatte. Von daher hatte ich keine großen
Bedenken ins Ausland zu reisen, auch wenn mein Bild von Georgien vor allem durch die
Berichterstattung in den Medien über den militärischen Konflikt zwischen Russland und Georgien
2008 geprägt war. Ich wollte mir in gewisser Weise ein eigenes Bild von diesem Land machen, das bei
uns in Westeuropa so gut wie nicht präsent bekannt ist, da es letztendlich nur so groß ist wie der
Freistaat Bayern. Im Vorfeld hatte ich das Gefühl, dass einige in mein Umfeld davon ausgegangen ist,
dass ich mich in sehr exotisches und gefährliches Land begebe. Doch in der Hinsicht sollten sie sich
geirrt haben.
Stipendium
Ich habe mich spontan für ein Stipendium beworben, wobei allerdings aufgrund der kurzen
verbleibenden Zeit nur noch das PROMOS-Stipendium in Frage kam. Als Voraussetzung ist hierfür
unter anderem ein Empfehlungsschreiben eines Professors notwendig, was normalerweise mit dem
Einsenden von Lebenslauf, Motivationsschreiben (z.B. Warum dieses Stipendium? Warum
Empfehlung durch diesen Professor) und des Notenspiegels kein Problem darstellt. Plane hierfür
mindestens vier Wochen ein und scheue Dich nicht diesbezüglich auf Professoren zuzugehen! Bei mir
fiel das alles blöderweise auf Ostern, sodass viele Feiertage waren und kaum ein Professor an der
Universität aufzutreiben war. Mit sehr, sehr viel Glück hatte ich nach 24 Stunden ein
Empfehlungsschreiben und konnte meine Unterlagen fristgerecht und vollständig bei Herrn Hoch von
Student und Arbeitsmarkt einreichen. Ein paar Tage später war ich Stipendiat.
Versicherung
Es besteht die Möglichkeit über Student und Arbeitsmarkt sich über die Gruppenversicherung des
DAAD zu versichern. Da ich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ob ich das Stipendium
bekomme beziehungsweise die Kosten für eine andere Versicherung nicht allzu groß waren,
entschied ich mich für PROTRIP-WORLD aus dem Hause Dr. Walter. Diese kostet ca. 140€ für drei
Monate und umfasst Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung.
Visum
Für drei Monate benötigte ich kein Visum, sodass eine Einreise problemlos möglich war. In den
Reisepass gibt es einen sehr schönen Stempel, wobei mein Besuch auch problemlos mit dem
Personalausweis einreisen konnte.
Geld
Ich habe versucht in München bei zahlreichen Banken (z.B. am Hauptbahnhof in München) Geld in
georgische Lari zu wechseln, was sich allerdings als unmöglich erwies, da keine Bank diese Währung
führt. 1 Lar entspricht 100 Tetri. Man findet in georgischen Städten überall ATMs beziehungsweise
Wechselstuben, sodass man geldtechnisch immer gut versorgt ist. Bei Reisen in die Berge oder in
kleinere Orte ausreichend Bargeld mitnehmen!
ELEFAND-Liste
Trage Dich für den Notfall in diese Liste des Auswärtigen Amtes ein, damit man im schlimmsten Falle
Bescheid weiß, dass Du Dich aktuell im Lande aufhältst.
Unterkunft und Nachbarn
Du kannst bei der DWV nach einer Unterkunft fragen, dann bekommst Du ein Praktikantenhandbuch
mit vielen wichtigen Infos rund um Georgien und Formalitäten zugeschickt. Ich habe mich zwar auch
über AIRBNB und sonstige Plattformen auf die Suche nach Unterkünften begeben. Allerdings war die
Suche dort wenig erfolgreich, da WGs in Georgien in wenig verbreitet sind. Letztendlich bin ich über
die DWV an Lali und ihren Ehemann Victor vermittelt worden. Dieses Ehepaar jenseits der 70 spricht
hervorragend Englisch und wohnt direkt neben meinem Einzimmerappartement, das ich für die
kommenden Wochen mein Eigen nennen sollte. Das Appartement befindet sich die der Petriashvili
Straße 24, im Stadtteil Vake/Vera. Diese Unterkunft kostet 270€/Monat, was über den ortüblichen
Preisen liegt und ist im ersten Stock eines mehr als 150 Jahre alten Hauses gelegen. Ich habe es nie
bereut hier eingezogen zu sein, da ich sofort ein Bestandteil der Hausgemeinschaft war und meine
Nachbarn mir mit Rat und Tat zur Seite standen.
Neben jungen Familien wohnen hier meine bereits erwähnten Vermieter, eine demente Sohn mit
ihrem Sohn, die seitdem ich in Georgien angekommen mit mir fortwährend auf Französisch
kommunizierte sowie ein armer, alter Mann, der stets an der Hofeinfahrt sitzt und geduldig darauf
wartet, dass ihm jemand etwas zu essen zusteckt. Am Anfang wurde ich zunächst immer mit einem
Hitlergruß begrüßt, da er erfahren hatte, dass ich Deutscher bin. Nachdem ich darauf nicht allzu
positiv reagiert hatte, besserte sich dies. Von da an, war es ein Vergnügen mit ihm in einer Mischung
aus Englisch, Georgisch und Russisch zu kommunizieren. Da aktuell die Europameisterschaft in
Frankreich stattfindet, wurde mir von ihm nach jedem deutschen Spiel gratuliert und man hat richtig
gemerkt, wie er sich freut, dass ihm jemand zuhört.
Diese Hausgemeinschaft wird mir sicherlich fehlen, insbesondere die zahlreichen Einladungen sowie
die Gastfreundschaft und das erfahrene Interesse an meiner Person.
Anreise
Nach Tiflis kommt man entweder direkt mit Lufthansa von München aus, wobei man günstiger von
München mit Turkish Airlines nach Istanbul und dann mit TA nach Tiflis weiterfliegt. In meinem Falle
hat der Flug insgesamt (Hin- und Rückflug, inkl. 30kg Freigepäck) 260€ gekostet. Außerdem ist das
Essen bei TA sehr zu empfehlen. An dieser Stelle möchte ich aufmerksam machen, dass die Ankunft
und der Abflug in Tbilisi (so der richtige Name der Stadt) immer mitten in die Nacht oder in die sehr
frühen Morgenstunden fallen. Dies liegt anscheinend daran, dass der Flughafen untertags gerade
erweitert wird. Auf diesem Flughafen kann man sich aufgrund seiner Größe nicht verlaufen!
Transport vom Flughafen in die Stadt
Zuerst Geld am ATM abheben oder Euro in einer der Wechselstuben in Lari wechseln lassen. Beim
Verlassen des Flughafens hast Du plötzlich ganz viele Freund, die Dich alle in Ihre Taxis locken wollen.
Diese verlangen alle 40 Lari oder aufwärts für eine Fahrt in die Stadt. Laufe einfach an der Schlange
der Taxis entlang und nehme eines der hinteren Taxis. Angemessen ist ein Preis von 25-30 Lari um in
die Stadt zu kommen. Vereinbare vor Fahrtantritt den Preis mit dem Fahrer. Falls er kein Englisch
spricht beziehungsweise Du kein Georgisch oder Russisch, tippe den Betrag einfach in Dein Handy.
Du wirst spätestens jetzt feststellen, dass Georgien ein Land des Improvisierens ist, in dem fehlende
Autoscheiben gerne mal durch Folie ersetzt werden.
Transport allgemein
Wenn es in dieser Stadt etwas gibt, dann sind es Taxis, die man an der Straße stehend einfach zu sich
heranwinkt. Für Fahrten innerhalb der Stadt sind Preise zwischen 5 und 10 Lari üblich, wobei man für
10 Lari eine ziemlich lange Strecke zurücklegen muss.
Ansonsten gibt es gelbe Stadtbusse, die jeweils Nummern haben und eine festgelegte Route und
Stationen haben sowie vier Metrolinien. Eine Fahrt kostet ca. 50 Tetri und es wird mithilfe einer
Chipkarte gezahlt, die an jeder Station gekauft und aufgeladen werden kann.
Die Anzeigen an den Busstationen sind sowohl in englischer als auch georgischer Sprache sehr
touristenfreundlich. Darüber hinaus gibt es Marschrutkas, eine Art Kleinbus, der eine gewisse Route
fahren, die aber auch auf Verlangen zwischen den Stationen halten.
Außerdem verfügt Tbilisi noch über eine Zahnradbahn, die einen in einen oberhalb der Stadt
gelegenen Vergnügungspark befördert sowie eine Seilbahn, die von einer Uferseite auf die
gegenüberliegende und sie sich dort befindliche Burgruine befördert.
Arbeitsalltag
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer meinen Arbeitsalltag zu beschreiben, da es abgesehen von der
Übersetzung georgischer Pressenachrichten aus dem Englischen ins Deutsche kaum Routineaufgaben
gab. Ich habe in diesem Praktikum eine Vielzahl an Aufgaben übernommen, die mir das Gefühl
vermittelt haben, dass ich definitiv nicht zum Kaffeekochen und Kopieren nach Georgien gereist bin.
Allerdings zum Kochen. In einer der ersten Wochen gab es ein paar Tage, an denen es kaum etwas zu
tun gab, sodass der andere Praktikant und ich uns dazu zu entschieden haben in der winzigen Küche
mit Mäusen für unser Team zu kochen. So verbrachten wir ein paar Stunden damit etwas Leckeres
unter widrigsten Bedingungen zuzubereiten. Wir hatten zwar den Plan unsere Kochkünste in den
darauffolgenden Wochen erneut unter Beweise zu stellen, doch gab es leider keine Möglichkeit
hierfür, da wir mit diversen Aufgaben beschäftigt waren.
Im Laufe meines Praktikums habe ich mich mit unterschiedlichsten Themen befasst, sei es
georgisches Steuerrecht, das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Georgien,
Wirtschaftsreformen und –initiativen in Georgien oder den Beziehungen Georgiens zu seinen
Nachbarländern sowie zur EU und Deutschland. Darüber hinaus habe ich für zwei deutsche Firmen
georgisches Personal rekrutiert, wobei ich von der Anzahl der eingegangen Bewerbungen fast
erschlagen wurde sowie ein Konzept zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte erstellt. Da die DWV
zudem als Repräsentanz der Messe Frankfurt und des Senior Expert Service agiert, habe ich auch
einen Einblick in deren Aufgabenbereiche erhalten.
In der letzten Woche meines Praktikums haben wir zusammen mit der DWV in Armenien eine
Delegationsreise deutscher Unternehmen aus den Bereichen IT, Maschinen- und Anlagenbau des
Bundeswirtschaftsministeriums empfangen. Ich habe hierfür unter anderem zusammen mit dem
anderen Praktikanten eine Zielmarktanalyse über die einzelnen Branchen in Georgien erstellt, B2BGespräche mit georgischen Unternehmen organisiert und die Unternehmer als Dolmetscher und
halbwegs Ortskundiger zu unterschiedlichen Terminen begleitet.
Darüber hinaus habe ich Vertreter diverser Ministerien, Unternehmen, Regierungs- und
Nichtregierungsorganisationen kennengelernt. Hierbei reicht die Bandbreite von HeidelbergCement
über die französische Handelskammer bis hin zum UN Development Project. Außerdem habe ich
durch Veranstaltungen der DWV den stellvertretenden georgischen Finanzminister, die
Wirtschaftsattachés diverser Botschaften kennengelernt und wurde an meinem vorletzten Arbeitstag
von der Botschaft zum Essen eingeladen. Ich glaube diese Dichte an den oben genannten
Organisationen sowie das unkomplizierte Kennenlernen deren Vertreter ist glaube ich etwas sehr
besonderes und definitiv ein Punkt, weswegen ich dieses Praktikum nur weiterempfehlen kann.
(Allerdings würde ich von den Monaten Juli und August abraten, da Tbilisi in diesen Monaten
unerträglich heiß wird und das Büro trotz Klimaanlage einer Sauna gleicht). Networking ist hier ohne
Probleme möglich, zumal die DWV jeden Monat einen Deutsch-Georgischen Wirtschaftsstammtisch
anbietet. Ich glaube ich habe hier in Georgien Angebote für Praktika für den Rest meines Lebens
erhalten. Leider habe ich den Besuch des deutschen Außenministers verpasst, der ein paar Tage nach
meinem Abflug aus Georgien geplant war.
Aber dies ändert nichts daran, dass ich dieses unbezahlte Praktikum aufgrund der Abwechslung, dem
Networking und dem Gefühl nie Praktikant sondern ein Teammitglied gewesen zu sein, dessen
Meinung man sich gerne einholt, wärmstens empfehlen kann. Außerdem ist es ein relativ junges
Team, das einem die Eingewöhnung sehr leicht macht und das ich unbedingt wieder einmal sehen
möchte, egal ob in Deutschland oder in Georgien.
Land und Leute
Aus Georgien wird mir insbesondere die Gastfreundlichkeit in Erinnerung bleiben. Im Laufe der
Monate fand ich mich auf Baustellen, Hinterhöfen und Landhäusern wieder um mit Einheimischen
auf das Leben, die Religion, die Verstorbenen etc. mit Chacha (georgischem Traubenschnaps)
anzustoßen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Georgier bisweilen beleidigt reagieren, wenn man
eine ihrer Einladungen ablehnt. Deswegen mein Tipp die Einladung annehmen und das Glas Schnaps
nur Schluck für Schluck auszutrinken, da einem ansonsten sofort das leere Glas wieder aufgefüllt
wird. Als Deutscher genießt man hier einen exzellenten Ruf im Gegensatz zu den Russen. Taxifahrer
verweisen beispielsweise liebend gerne auf ihren deutschen Gebrauchtwagen und dessen Qualität,
auch wenn das Auto eigentlich reif für die Schrottpresse wäre. In Georgien fahren Fahrzeuge herum,
bei denen man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass sie überhaupt noch einen Meter weit fahren
können. Der Verkehr ist extrem chaotisch und man muss auch damit rechnen, dass Einbahnstraßen
in beide Richtungen befahren werden oder die Fahrbahnen auf dem Lande von Kuh- oder
Schafsherden blockiert werden.
Das Thema Russland nicht ansprechen oder wenn es sein muss sich nur wage dazu äußern, da dieses
Thema neben dem Thema Sexualität und Religion etwas heikel ist. Lautes Schnäuzen in der
Öffentlichkeit ist verpönt, während Männer liebend gerne im Gehen auf die Straße rotzen. Ansonsten
merkt man, dass die Religion hier eine sehr bedeutende Rolle für alle Altersklassen spielt. Dies lässt
sich zum einem an der Vielzahl an Klöstern ablesen, an den bunt durchgemischten
Gottesdienstbesuchern und daran, dass sich Georgier beim Anblick eines Kirche oder eine Ikone
bekreuzigen.
Lebenshaltung
Die Lebenshaltungskosten liegen deutlich unter denen in Deutschland, wobei dies insbesondere für
öffentliche Verkehrsmittel und Mieten gilt. Man kann hier an jeder Straßenecke einheimisches Obst
und Gemüse günstig erwerben, wobei man als Ausländer wohl gefühlt immer ein bisschen mehr
zahlen muss. Dies kann man eigentlich nur umgehen, indem man in den großen Supermärkten, wie
Carrefour oder Smart einkauft, wo man alle gängigen Produkte wie in Deutschland bekommt.
Außerdem findet man hier unzählige Bäckereien, in denen man Chinkali (Teigtasche mit
Hackfleischfüllung), Chatschapuri (gebackenes Käsebrot), Lobiani (Teigtasche mit Bohnenfüllung)
oder Puri (georgisches Brot) erwerben kann. Als typisch georgische Gerichte wären zudem Chinkali
(eine Art Riesenravioli mit Fleisch-, Kartoffel- oder Käsefüllung) oder Schaschlik sowie weitere Fleischund Fischgerichte zu nennen.
Sprachkenntnisse
Georgisch ist eine Sprache, die überhaupt nichts mit anderen Sprachen zu tun hat und die
Nachbarländer spotten, dass die georgische Schrift s aussieht als ob jemand Spaghetti an die Wand
geworfen hätte. Im Laufe der Zeit war ich in der Lage im Geschäft etwas auf Georgisch einzukaufen,
die Zahlen bis 10 aufzusagen sowie zu begrüßen und mich zu verabschieden. Insgesamt aber eine
Sprache, die für Westeuropäer sehr fremd erscheint und es einiges an Zeit und Motivation bedarf bis
man ein paar Wörter oder Sätze von sich geben kann. Ansonsten findet sich auch immer jemand, der
zumindest ein paar Worte Englisch spricht, sodass man nicht alles mit Händen und Füßen erklären
muss.
Im Büro erfolgt die Kommunikation mit den Kollegen auf Englisch und Deutsch, wobei die
Kolleginnen sich untereinander zumeist auf Georgisch unterhalten.
Freizeit
An den Wochenenden bin ich nach Jerewan( Armenien), nach Batumi (internationaler Badeort am
Schwarzen Meer), Gori (Geburtsort Stalins mit Museum, in dem er in den Himmel gelobt wird. Sehr
eigenartig, aber einen Abstecher wert), Nationalpark Vashlovani (Wandern durch Halbwüste und
Mondlandschaften; Anmeldung bei der Administration des Parks notwendig!), Warzia (Höhlenstadt
in den Bergen) etc. gefahren. Dieses Land ist trotz seiner Größe unglaublich abwechslungsreich und
bietet neben dem Baden im Meer im Winter auch die Möglichkeit Ski zu fahren. Meine Vermieter
besitzen in Bakuriani eine Skischule und haben mir angeboten dort im Winter als Skilehrer zu
arbeiten.
Fazit
Ich werde wiederkommen so viel steht fest. Ich bezweifle zwar, dass dies als Skilehrer geschehen
wird, aber zumindest als Reisender um meine lieb gewonnen georgischen Freunde zu besuchen
sowie Landesteile zu erkunden, die ich bis dato noch ausgelassen habe. Ich werde die
Gastfreundlichkeit, die warmen Temperaturen, das südländisch anmutende Flair sowie ein Land
vermissen, das noch nicht sonderlich touristisch erschlossen ist und in dem es auf engstem Raum
sehr viel zu entdecken gibt.
Ich bereue es nicht nach Georgien gekommen zu sein, weder in Bezug auf das Praktikum noch auf
Land und Leute. Ich kann und möchte Dich ermuntern Dich auf dieses Abenteuer einzulassen und
wenn Du Fragen hast, dann kannst Du gerne mir schreiben oder auch meiner Nachfolgerin, die
ebenfalls von der LMU München und hoffentlich ähnlich positive Erfahrungen sammeln wird.