GMA-Analyse Einzelhandel - Stadtmarketing Backnang
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GMA-Analyse Einzelhandel - Stadtmarketing Backnang
Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Einzelhandelskonzept für die Stadt Backnang unter besonderer Berücksichtigung der Weiterentwicklung der Innenstadt Auftraggeber: Stadt Backnang Projektleitung: Gesamtverantwortung: Dipl.-Geogr. Vera Harthauß Dr. Stefan Holl Ludwigsburg, September 2010 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Büros in Dresden, Hamburg, Köln, München, Salzburg 71638 Ludwigsburg, Hohenzollernstraße 14 Tel. 0 71 41 / 93 60 - 0, Fax 0 71 41 / 93 60 - 10 eMail: [email protected], http://www.gma.biz Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Vorbemerkung Im Mai 2009 erteilte die Stadt Backnang der GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Ludwigsburg, den Auftrag zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Backnang aus dem Jahr 2001. Besondere Berücksichtigung soll dabei die Innenstadt und deren Weiterentwicklungsmöglichkeiten finden. Daher wurde neben der Überprüfung und Weiterentwicklung des Zentrenkonzeptes auch ein strukturierter Masterplan zur zukünftigen Entwicklung der Innenstadt mit konkreten und umsetzungsorientierten Handlungsempfehlungen erarbeitet. Für die Bearbeitung der Untersuchung wurde im Mai 2009 eine Kompletterhebung der Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Backnang sowie im Juni / Juli 2009 eine Erfassung der Komplementärnutzungen und der Leerstände in der Innenstadt, eine städtebauliche Analyse und eine Passantenfrequenzzählung durchgeführt. Des Weiteren fließen die Ergebnisse einer umfangreichen Haushaltsbefragung sowie ergänzender Expertengespräche mit Innenstadtakteuren in die Untersuchung ein. Darüber hinaus standen der GMA Daten und Informationen des Statistischen Bundesamtes, des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg uns der Stadtverwaltung Backnang zur Verfügung. Projektbegleitend wurde ein Innenstadt-Workshop eingerichtet, durch den neben Vertretern der Stadtverwaltung bereits frühzeitig auch Einzelhändler, Dienstleister sowie Vertreter des Stadtmarketing- und Gewerbevereines mit einbezogen wurden. Die Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und -findung für kommunalpolitische Entscheidungen der Stadt Backnang. Eine Vervielfältigung und Weitergabe der vorliegenden Untersuchung im Ganzen und in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Auftraggebers und der GMA. GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg, im September 2010 NMV wym Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 INHALTSVERZEICHNIS Seite I. Grundlagen 1 II. Einzelhandelsbestand in Backnang 10 III. Bevölkerung und Kaufkraft im Marktgebiet des Backnanger Einzelhandels 36 IV. Entwicklungsperspektiven des Einzelhandelsstandortes Backnang 44 V. Überprüfung und Weiterentwicklung des Zentrenkonzeptes 52 VI. Leerstandskataster für die Backnanger Innenstadt 101 VII. Städtebauliche Analyse der Backnanger Innenstadt 107 VIII. Passantenfrequenzzählung in der Backnanger Innenstadt 142 IX. Der Einzelhandelsstandort Backnang aus Sicht der Bürger 160 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 X. Die Backnanger Innenstadt aus Sicht der Innenstadtakteure 182 XI. Zusammenfassendes Stärken-Schwächen-Profil der Backnanger Innenstadt 197 XII. Masterplan zur Weiterentwicklung der Backnanger Innenstadt 200 XIII. Zusammenfassung 218 ANHANG Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 I. Grundlagen 1. Aufgabenstellung Seit der letzten gesamtstädtischen GMA-Untersuchung 2001 haben sich zahlreiche Veränderungen in der Angebotsstruktur ergeben (z. B. Neuansiedlung Modepark Röther und HEM Expert Elektromarkt, Wegfall Bekleidung Gentner und Kaufhaus Max Mayer). Weitere Veränderungen vollziehen sich aktuell (z. B. Neueröffnung Opti Wohnwelt am ehemaligen Wohnland-Standort, Erweiterung Baywa Bau- und Gartenmarkt). Die zentrale Kernstadt von Backnang steht durch geplante Um- bzw. Neustrukturierungsprozesse ebenfalls vor großen strukturellen Veränderungen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere zu nennen: Überplanung und Neuordnung der Brachfläche an der „Oberen Walke“ mit dem Ziel, dort ein Fachmarktzentrum sowie ergänzende Gewerbe- und Wohnnutzungen zu realisieren, Umnutzung bzw. Teilneubau des sog. „Schweizerbaus“ im östlichen Teil der Innenstadt (ehemals Kaufhaus Max Mayer) mit dem Ziel, dort innenstadtrelevanten Einzelhandel, Büros, Wohnen, Unterhaltungseinrichtungen und Stellplatzflächen zu realisieren. Aus den geplanten Maßnahmen und verschiedenen weiteren Aufwertungsansätzen ergeben sich eine Reihe von Handlungsoptionen, die bei zielgerichtetem Einsatz geeignet sind, einen deutlichen Qualitätssprung hinsichtlich der Innenstadtentwicklung auszulösen. Um den Standort Innenstadt durch das Zusammenwirken sämtlicher Innenstadtakteure langfristig noch wettbewerbsfähiger und attraktiver für Kunden und Besucher zu machen, soll das Einzelhandelskonzept v.a. im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Innenstadt von Backnang und die Begleitung dieser positiven Entwicklung fortgeschrieben werden. Hierzu wurde aufbauend auf einer quantitativen und qualitativen Bewertung der städtebaulichen sowie nutzungsbezogenen Situation ein handlungs- und umsetzungsorientierter Masterplan Innenstadt mit Aussagen zu den wesentlichen Innenstadtthemen (z. B. Branchenmix, 1 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Ladengrößen, Erscheinungsbild, ergänzende Nutzungen, Verkehr / Parken, Städtebau / öffentlicher Raum, Erlebbarkeit) erstellt. Der Masterplan soll als Handlungsrahmen zur Attraktivierung und Stärkung der Innenstadt dienen. Gleichzeitig soll die Innenstadt aber nicht losgelöst von den Entwicklungen in der übrigen Stadt betrachtet werden. Deshalb soll der Masterplan Innenstadt eingebunden werden in eine Fortschreibung der gesamtstädtischen Einzelhandelskonzeption, aufbauend auf früheren GMA-Untersuchungen in der Stadt Backnang (zuletzt in den Jahren 2001, 2007, 2008 und 2009) sowie dem Standortkonzept, das die Stadtverwaltung in den letzten Jahren konkretisiert hat und das Anfang 2009 im Stadtrat verabschiedet worden ist. Dabei werden Lösungsansätze für den Widerspruch zwischen betrieblichen Anforderungen einerseits und stadtplanerisch gewünschten Entwicklungen andererseits aufgezeigt. Vor dem Hintergrund der demografischen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Rahmenbedingungen sowie den betrieblichen Anforderungen heutiger Einzelhandelsanbieter werden Maßnahmen und Strategien für die zukünftige Einzelhandels- und Standortentwicklung in Backnang aufgezeigt. Hierzu wurden neben einer Aktualisierung und Darstellung des Bestandes sowie der räumlichen Abgrenzung der Einzelhandelslagen auch die Entwicklungspotenziale und der planerische Handlungsbedarf dargelegt. Dazu wird insbesondere auch der konkrete bauplanerische Handlungsbedarf in den Gewerbegebietslagen aufgezeigt. Das Zentrenkonzept kann als Leitlinie für eine städtebauliche und raumordnerisch verträgliche Weiterentwicklung der Stadt Backnang herangezogen werden. Die nachfolgende Abbildung 1 zeigt überblicksartig Umfang und Aufbau des Untersuchungsprogrammes. 2 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 1: Wesentliche Arbeitsschritte der Untersuchung Einzelhandelskonzept (Leitlinie für eine städtebaulich und raumordnerisch verträgliche Weiterentwicklung der Stadt Backnang) gesamtstädtische Angebots- und Nachfrage-Analyse Entwicklungsperspektiven bis 2015 Überprüfung und Fortschreibung Zentrenkonzept Masterplan Innenstadt (Handlungsrahmen zur Attraktivierung und Stärkung der Innenstadt) Angebotsanalyse Innenstadt Leerstandskataster Verbraucherbefragung Einzelhandelsbefragung Passantenfrequenzzählung Städtebauliche Analyse StärkenSchwächenProfil der Innenstadt Maßnahmenkatalog 3 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 2. Wesentliche Tendenzen in der Einzelhandelsentwicklung Für die Bewertung der Entwicklungschancen des Einzelhandelsstandortes Backnang ist es wichtig, auch die wesentlichen Entwicklungslinien des Einzelhandels in Deutschland zu verfolgen; nachfolgend werden strukturprägende Aspekte des Wandels auf der Nachfrage- und Angebotsseite dargestellt. Auf der Nachfrageseite sind folgende wesentliche Veränderungen hervorzuheben: Verändertes Ausgabeverhalten: Von der Steigerung der Konsumausgaben der privaten Haushalte in den letzten Jahren konnte der Einzelhandel nur unterproportional profitieren. So sank der Anteil des Einzelhandels an den privaten Konsumausgaben im Zeitraum 1990 – 2007 von ca. 36 % auf ca. 27 %1, während für Wohnen, Mobilität oder auch Kommunikation und Vorsorgeleistungen höhere Ausgaben getätigt wurden (vgl. Abb. 2). Für das Jahr 2010 prognostiziert das Statistische Bundesamt einen Anteil des Einzelhandels am privaten Verbrauch von nur noch ca. 25 %. Ausdifferenzierung der Nachfrage: Die ursprüngliche Einteilung der Verbraucher in Zielgruppen kann nicht trennscharf aufrechterhalten werden. Zunehmend tritt der sog. „hybride“ Kunde auf, der nicht nur „Billigprodukte“ oder „Exklusives“ will sondern vielmehr beides. Das hybride Kaufverhalten führt zu einem Verlust der „Mitte“ zu Gunsten höherpreisiger, aber auch niedrigpreisiger Angebote. Der Marktanteil hochwertiger Produkte steigt leicht, der von Billigprodukten deutlich an, während das mittlere Preissegment zurückgehen wird. 1 Quelle: EHI (Hrsg.): Handel aktuell 2008/2009. 4 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 2: Anteil Einzelhandel an privatem Konsum Als weiterer wichtiger Trend im Verbraucherverhalten ist das steigende Anspruchsniveau bei abnehmender Tole- 36% 27% Einzelhandel ranz (z. B. Beeinträchtigungen durch Laufwege zum Geschäft, Witterung, feh- 25% Wohnungsmiete und Haushaltskosten 16% Verkehr und Nachrichten 11% 15% Bildung und Freizeit 16% 18% Sonstige lende Sauberkeit) zu benennen, das eine sinkende Standort- und Unterneh- mensbindung zur Folge hat. 34% 3% 1990 2007 Quelle: GMA-Darstellung nach Angaben des EHI, Handel aktuell 2008/2009, Köln 2008. Auf der Angebotsseite gewinnen folgende Trends an Einfluss auf die Einzelhandels- und Standortentwicklung: Stagnation des Einzelhandelsumsatzes: Im Zeitraum von 2000 bis 2008 stieg der Einzelhandelsumsatz nominal nur um ca. 5,6 %. Bei gleichzeitiger Zunahme der Verkaufsfläche um mehr als 10 % ist eine abnehmende Flächenproduktivität die zwangsläufige Folge.1 1 Quelle: EHI (Hrsg.): Handel aktuell 2008 / 2009, Köln 2008. 5 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Entwicklung der Betriebstypen: Mit den Flä- Abbildung 3: Entwicklung der Marktanteile der Betriebsformen im Lebensmitteleinzelhandel (1990 – 2007) chen- und Umsatzentwicklungen ging ein 19% Rückgang der Beschäftigtenzahl im Einzelhandel einher. Als Ursache hierfür ist auch eine Veränderung der Bedeutung der Betriebstypen zu Gunsten personalextensiver Formate zu nennen. So sank der Marktanteil der traditionellen Bediengeschäfte seit 1980 kontinu- 3% ierlich, während v. a. die Marktanteile von Verbrauchermärkten und Lebensmitteldis- countern wuchsen (vgl. Abb. 3). Gerade die dynamische Entwicklung der Fachmärkte umfasst mittlerweile nahezu alle -10% Branchen. Da gerade in historischen Innenstädten Fachmarktkonzepte der Textil-, Schuh- oder auch Sportanbieter nur mit erheblichen Anstrengungen in historischer Bau- SB-Warenhäuser / Verbrauchermärkte Discounter Supermärkte -11% Facheinzelhandel Quelle: GMA-Darstellung nach Angaben des EHI, Handel aktuell 2008/2009, Köln 2008. substanz unterzubringen sind, ist ein weiterer Ausbau dieses Betriebstyps in nicht integrierten, Pkw-orientierten Lagen zu erwarten. 6 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Einzelhandel nur unterproportional von den steigenden Konsumausgaben profitieren konnte. Der Wettbewerb der Ausgabepositionen (z.B. Versicherungen, Miete, Altersvorsorge) sorgt für deutliche Umschichtungen beim privaten Verbrauch. Weiterhin vollzieht sich eine preisbezogene Polarisierung der Nachfrage. Im Einzelhandel und insbesondere im Lebensmittelbereich ist eine Abnahme kleinstrukturierter Betriebe bei gleichzeitigem Vordringen des Betriebstyps Discountmarkt / Fachmarkt festzustellen. Steigende Mindestanforderungen bei Neuansiedlungen hinsichtlich Verkaufsflächengröße, Stellplatzangebot etc. erschweren die Integration in innerörtlichen Lagen. 3. Makrostandort Backnang Die Stadt Backnang (Rems-Murr-Kreis) ist in der Landes- und Regionalplanung als Mittelzentrum in der Randzone um den Verdichtungsraum Stuttgart ausgewiesen. Derzeit leben in Backnang ca. 34.915 Einwohner1. Die Stadt konnte zwischen 1998 und 2008 einen Bevölkerungszuwachs von ca. 3,3 % verzeichnen und liegt damit leicht über dem Landkreisdurchschnitt, der im gleichen Zeitraum auf ein Plus von ca. 2,9 % kommt. Das Siedlungsgebiet von Backnang verteilt sich auf die Kernstadt und die 8 Stadtteile Heiningen, Maubach, Sachsenweiler, Steinbach, Stiftsgrundhof, Strümpfelbach, Unter-, Mittel- und Oberschöntal und Waldrems; mit rd. 70 % der Wohnbevölkerung befindet sich der Einwohnerschwerpunkt in der Kernstadt. Die übrigen Stadtteile weisen Einwohnerzahlen zwischen ca. 94 (Stiftsgrundhof) und ca. 2.884 (Maubach) auf und liegen räumlich z. T. stark von der Kernstadt abgesetzt. Die Siedlungsstruktur der Stadt Backnang wird auch durch die 1 Quelle: Stadt Backnang, eigene Fortschreibung, Stand: April 2009. 7 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 topografische Situation im Murrtal bestimmt, die Murr wirkt als natürliche Barriere zwischen dem nördlichen und südlichen Kernstadtbereich. Die Altstadt fügt sich in den sog. „Murrbogen“ ein. Die verkehrliche Erreichbarkeit von Backnang ist insgesamt noch als gut zu bewerten; das Stadtgebiet wird von der Bundesstraße B 14 (Schwäbisch Hall – Waiblingen – Stuttgart) durchquert. Mit Fertigstellung des vierspurigen Ausbaus südlich von Backnang wird sich die Anbindung weiter verbessern. Über Kreis- und Landesstraßen ist zudem die Autobahn A 81 (Stuttgart- Würzburg) in einer Distanz von ca. 16 km zu erreichen. Im Hinblick auf den ÖPNV ist für Backnang eine gute Erreichbarkeit festzustellen: Backnang verfügt über eine Anbindung an das Regionalbahnnetz und ist an den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart angeschlossen. Die Wirtschaftsstruktur Backnangs wird mittlerweile nahezu zu gleichen Teilen vom Produzierenden Gewerbe und von sonstigen Dienstleistungen geprägt. In beiden Wirtschaftsbereichen sind jeweils ca. 39 % der ca. 11.920 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Arbeitnehmer beschäftigt. Der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr kommt auf einen Anteil von ca. 22 %. Damit ist v. a. der Dienstleistungssektor in Backnang im Vergleich zum Rems-Murr-Kreis überdurchschnittlich ausgeprägt (Rems-Murr-Kreis: ca. 45 % Produzierendes Gewerbe, ca. 21 % Handel, Gastgewerbe und Verkehr, ca. 34 % sonstige Dienstleistungen). Die Stadt Backnang zeichnet sich durch einen nahezu ausgeglichenen Pendlersaldo aus: ca. 11.858 Beschäftigte am Arbeitsort stehen ca. 11.797 Beschäftigten am Wohnort gegenüber (Saldo: + 63).1 Damit stellt Backnang sowohl einen wichtigen Arbeitsplatz als auch Wohnstandort im nordöstlichen Teil der Region Stuttgart dar. 1 Quelle: Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 30. Juni 2008, Pendlerzahlen: 31.12.2007. 8 Karte 1: Zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum Lehrens teins f eld Zentrale M Orte B He ilbr onn Mic helf eld Schwäbisch Hall F lein Oberzentrum Lauffen U ntergruppenbach Löwenstein Mainhardt Talheim Mittelzentrum Wüstenrot Abs tatt Unterzentrum Ilsfeld Michelbac h/Bilz Beilstein Kirchheim /N ec kar N eck arwes theim Großerlach Spiegelberg Grenze Mittelbereich Oberstenf eld Gem m righeim Oberrot Quelle: GMA-Darstellung 2009 W alheim BietigheimBissingen Steinheim/Murr Pleidelsheim Backnang Marbach Benningen Sulzbac h-Lauf en Kirc hberg/Murr Auenwald Erdm annhaus en M B Ludw igs nburg/ Kornw e s the im As perg M B Schw äbis ch Hall Fichtenberg Murrhardt Murr Freiberg Tam m M B Back nang Oppenweiler As pach A 81 Ingers heim Gaildorf Sulzbach/Murr M B Bie tighe im -Bis s inge n/Mundels heim Großbottw ar Be s ighe imH es sigheim Besigheim Obersontheim R osengarten Kleinzentrum Althütte Burgstetten Af f alterbach Ludwigsburg Leutenbac h Gschw end Kaisers bach W eis sach i.Tal Allm ersbach i.Tal Es chac h R uppertshof en W elzheim R em seck Möglingen Kornwestheim Spraitbach Schwaik heim W innenden Waiblingen orntal-Münchingen Rudersberg A lf dorf Berglen Durlangen Korb Fellbach Stuttgart M B Waiblinge n/ Fe llbach Kernen Täf errot Leinzell Mutlangen M B Schorndor f Iggingen U rbac h R em s halden W einstadt Lorch W interbach Schorndorf Plüderhausen Schwäbisch Gmünd M B Schw äbis ch Gm ünd 9 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 II. Einzelhandelsbestand in Backnang Die nachfolgenden Daten beruhen auf einer vollständigen Erhebung des Einzelhandels im Mai 2009. Dabei wurden die Betriebe nach Umsatzschwerpunkt den einzelnen Warengruppen zugeordnet. Zusätzlich erfolgte eine Einteilung nach der Fristigkeit der Waren in kurz-, mittel- und langfristige Bedarfbereiche (vgl. Anhang 1). 1. Einzelhandelsbestand in der Gesamtstadt Backnang Zum Zeitpunkt der Erhebung waren in der Stadt Backnang insgesamt 278 Betriebe des Ladeneinzelhandels und Ladenhandwerks mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca. 134.970 m² ansässig. Die Bruttoumsatzleistung beträgt ca. 346 Mio. €.1 Hiervon entfallen auf Nahrungs- und Genussmittel Auf Nichtlebensmittel entfallen 100 Betriebe (= ca. 36 % des Gesamtbestandes) 178 Betriebe (= ca. 64 % des Gesamtbestandes) ca. 25.950 m² VK (= ca. 19 % der Gesamtverkaufsfläche) ca. 109.020 m² VK (= ca. 81 % der Gesamtverkaufsfläche) ca. 113 Mio. € Brutto-Umsatz (= ca. 33 % des Gesamtumsatzes).2 ca. 233 Mio. € Brutto-Umsatz (= ca. 67 % des Gesamtumsatzes).2 1 Inkl. opti Wohnwelt, BauWa-Erweiterung. 2 Umsätze um Nonfoodanteile aus Lebensmittelmärkten bereinigt. 10 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Tabelle 1: Einzelhandelsbestand in der Stadt Backnang nach Hauptwarengruppen Hauptwarengruppen Anzahl der Betriebe* Bedarfsbereiche Gesamt Innenstadt Nahrungs- und Genussmittel Verkaufsfläche in m²** Gesamt Innenstadt 100 26 25.950 2.325 16 15 4.190 2.780 8 2 3.810 100 124 43 33.950 5.205 Bücher, PBS***, Spielwaren 13 11 2.575 1.835 Bekleidung, Schuhe, Sport 45 33 18.620 6.270 überwiegend mittelfristiger Bedarf 58 44 21.195 8.105 Elektrowaren, Medien, Foto 24 14 7.820 1.700 Hausrat, Einrichtung, Möbel 31 13 49.345 2.245 Sonstiger Einzelhandel 41 21 22.660 1.190 überwiegend langfristiger Bedarf 96 48 79.825 5.135 Nichtlebensmittel insgesamt 178 109 109.020 16.120 Einzelhandel insgesamt 278 135 134.970 18.445 Gesundheit, Körperpflege Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf überwiegend kurzfristiger Bedarf * ** *** Quelle: Zuordnung nach Umsatzschwerpunkt Zuordnung der Teilflächen bei Mehrbranchenunternehmen PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren GMA-Erhebung 2009 (ca.-Werte, gerundet, inkl. Opti Wohnwelt, BayWa-Erweiterung) 11 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Zusätzlich ist derzeit die Ansiedlung eines Fachmarktzentrums auf der „Oberen Walke“ mit Lebensmittelmärkten und Fachmärkten für Fahrräder, Möbel, Teppiche und Elektrowaren vorgesehen. Unter Berücksichtigung der angestrebten Verlagerungen (Media Markt, Aldi) ist von einer zusätzlichen Verkaufsfläche von ca. 9.205 m² auszugehen.1 Abbildung 4: Einzelhandelsbestand in Backnang nach Lagen Anteil (%) an der Gesamtverkaufsfläche in Backnang Stadtteile 1% Innenstadtlagen 14 % 9% restliche Kernstadt 76 % Gewerbegebietslagen Quelle: GMA-Erhebung 2009 (ca.-Werte, gerundet, inkl. opti Wohnwelt, BayWa-Erweiterung). 1 Quelle: Angaben der Stadt Backnang sowie der DIBAG Industriebau AG (Stand: Juli 2010). 12 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Betrachtet man die räumliche Verteilung, so fällt auf, Abbildung 5: Sortimentsspezifische Verkaufsfläche nach Lagen dass sich zwar ca. 49 % der Betriebe in der Innenstadt Innenstadt restliche Kernstadt Gewerbegebietslagen Stadtteile befinden, dort aber nur rd. 14 % der Verkaufsflächen lokalisiert sind. Die Gewerbegebietslagen kommen hinsichtlich der Verkaufsflächen auf den höchsten Anteil (ca. 76 %), hier dominieren größer strukturierte Einheiten. Die Stadtteile außerhalb der Kernstadt spielen hinsichtlich der Verkaufsflächen mit ca. 1 % nur eine stark untergeordnete Rolle (vgl. Abbildungen 4, 5 sowie Karte 2). Im Hinblick auf die einzelnen Sortimente ist festzuhalten, dass die Innenstadt lediglich bei Gesundheit / Körperpflege und Bücher / Papier-, Schreib-, Spielwaren / Bürobedarf sowie bei Sportartikeln eine dominante Rolle einnimmt. In allen anderen Sortimenten überwiegt der Verkaufsflächenanteil an Standorten Nahrungs- und Genussmittel 9% 21% Gesundheit, Körperpflege 66% Blumen, Pflanzen, 3% 11% zool. Bedarf 9% 15% 71% 31% 2% 1% 29% Schuhe 25% 2% 67% 71% 56% Sportartikel 24% 71% Bücher, PBS*, Spielwaren Bekleidung 2% 68% 44% außerhalb der Innenstadt, wobei die Gewerbegebietslagen (v. a. Sulzbacher Straße, Weissacher Straße, Waldrems) mit Abstand die größte Rolle spielen. Dies gilt insbesondere auch für die typisch zentrenbildenden Sortimente wie Bekleidung und Schuhe. Auch im Vergleich mit anderen Städten macht der Verkaufsflächen- Elektrowaren, Medien, Foto 22% 78% Hausrat, Einrichtung, 5% 9% Möbel 86% Sonstiger 5%6% Einzelhandel 0% 89% 20% 40% 60% 80% 100% Anteil an sortimentsspezifischer Gesamtverkaufsfläche (%) * PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Erhebung 2009 (ca.-Werte, gerundet, inkl. opti Wohnwelt, BayWa-Erweiterung). 13 Karte 2: Einzelhandelsstruktur in der Backnanger Kernstadt Legende: Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Sonstiger Einzelhandel Größenklassen über 2.000 m² VK 800 bis unter 2.000 m² VK 400 bis unter 800 m² VK 100 bis unter 400 m² VK unter 100 m² VK Quelle: GMA-Darstellung 2009, Kartengrundlage: Stadt Backnang Waldrems 14 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 anteil der Innenstadt speziell in den Sortimenten Bekleidung und Schuhe nur einen sehr geringen Anteil aus (vgl. Abbildung 6). Damit ist festzuhalten, dass in Backnang das Verhältnis zwischen Innenstadt- und den übrigen Lagen bezogen auf den Einzelhandel insgesamt noch als durchschnittlich zu bezeichnen ist, gerade bei den zentrenbildenden Sortimenten Bekleidung und Schuhe jedoch nur ein vergleichsweise geringer Anteil auf die Innenstadt entfällt. Abbildung 6: Verkaufsflächenanteil der Innenstadt an der Gesamtstadt – Vergleich für ausgewählte Sortimente Verkaufsflächenanteil der Innenstadt an der Gesamtstadt (%) Einzelhandel gesamt 100% Bekleidung Schuhe 81% 79% 80% 74% 72% 66% 57% 60% 51% 40% 31% 44% 41% 40% 37% 29% 27% 25% 21% 20% 51% 26% 20% 19% 14% 0% Backnang (ca . 34.915 EW) Crailshe im (ca. Schwäbisch Hall Bietigheim32.960 EW) (36.800 EW) Bissingen (42.760 EW) Tuttlingen (34.695 EW) Ludwisgburg (ca. 87.205 EW) Offenburg (ca. 59.210 EW) Quelle: GMA-Erhebungen 2005 – 2009 (in Klammern Angabe der Einwohner; Backang inkl. opti Wohnwelt und BayWa-Erweiterung). 15 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 2. Einzelhandelsausstattung im interkommunalen Vergleich Für ein besseres Verständnis der Einzelhandelsausstattung der Stadt Backnang soll in diesem Schritt ein interkommunaler Vergleich gezogen werden. Grundlage hierfür sind sog. Versorgungskennziffern, die die Ausstattung der Kommunen auf die Einwohnerzahl normiert darstellen. Als Vergleichsbasis wurden Werte aus Einzelhandelsstrukturanalysen anderer Städte in der Region herangezogen. Als weitere Vergleichsmöglichkeit dienen baden-württembergische Durchschnittswerte von ähnlich großen Kommunen (ca. 20.000 – 50.000 Einwohner). Allerdings sind diese Vergleichskennziffern nur als Orientierungswerte und nicht als Ziel- oder Richtwerte zu verstehen. Der Einzelhandelsbesatz der Gesamtstadt Backnang kann wie folgt charakterisiert werden: Im gesamten Einzelhandel verfügt Backnang über ca. 8,0 Arbeitsstätten je 1.000 Einwohner, ca. 2,9 Arbeitsstätten entfallen hiervon auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor und ca. 5,1 Arbeitsstätten können dem Nichtlebensmittelsektor zugeordnet werden. Im gesamten Einzelhandel existiert auf 1.000 Einwohner ein Verkaufsflächenbesatz von ca. 3.865 m² Verkaufsfläche, davon ca. 743 m² im Nahrungs- und Genussmittelsektor und 3.122 m² im Nichtlebensmittelsektor. Im regionalen Vergleich mit anderen Städten zeigt sich, dass Backnang in Bezug auf die Verkaufsflächenausstattung rein quantitativ schon recht gute Werte aufweist. Dies gilt bereits heute sowie auch nach Fertigstellung der neuen Verkaufsflächen im innerstädtischen Schweizerbau (ca. 2.280 m² VK, davon ca. 400 m² VK im Foodbereich und ca. 1.880 m² VK im Nonfoodbereich)1 gleichermaßen für den Food- und den Nonfoodsektor (vgl. Abbildung 7). Andere Städte ähnlicher Größenordnung sind v. a. im Nonfoodbereich deutlich schlechter aufgestellt. Auch wenn man die Sortimentsgruppen im Einzelnen betrachtet, fällt auf, dass die Verkaufsflächenausstattung in Backnang durchgängig über dem Durchschnitt liegt (vgl. Abbildung 8). Mit Realisierung des geplanten Fachmarktzentrums auf der „Oberen 1 Quelle: Stadt Backnang (Stand: September 2010). 16 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Walke“ wird sich der Ausstattungsgrad noch weiter erhöhen. Entwicklungspotenziale sind daher eher untergeordnet in größeren Verkaufsflächenausdehnungen zu sehen, als vielmehr in qualitativen Ergänzungen (höherwertig) und räumlichen Verschiebungen (in Richtung Innenstadt bzw. Nahversorgungslagen). Abbildung 7: Einzelhandelsbestand im Vergleich (Verkaufsflächen) Verkaufsfläche (m²) je 1.000 Einwohner 4.500 4.195 4.000 Food 3.931 3.920 3.500 3.167 3.000 2. 697 2.500 Nonfood 3.176 3.355 2.000 2.600 3.170 2. 711 2.275 2.232 2.495 1.984 1.500 1.980 2.047 620 664 593 Bruchsal (43.265 EW) Tuttlingen (34.695 EW) GMA-Kennziffer Ba.-Wü. (20.000 50.000 EW)** 1.682 1.747 1.000 500 755 840 Backnang (ca. 34.915 EW) Backnang mit FMZ Obere Walke* 672 713 750 485 0 Crailsheim (ca. Schwäbisch Hall Balingen (34.050 32.960 EW) (36.800 EW) EW) BietigheimBissingen (42.760 EW) * aktuelle Planung (Stand: Juli 2010) ** Quelle: GMA-Kennziffernstudie 2009 (Basis: 208 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg). Quelle: GMA-Erhebungen 2005 – 2009 (in Klammern Angabe der Einwohner; Backang inkl. opti Wohnwelt, BayWa-Erweiterung und im Bau befindliche Neuflächen im Schweizerbau). 17 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 8: Sortimentsspezifischer Vergleich der Einzelhandelsausstattung (Verkaufsflächen) Relative Verkaufsfläche (m² / 1.000 EW) 1.500 1.517 Backnang 1.400 mit Fachmarktzentrum auf der Oberen Walke (Planung, Stand: Juli 2010) 1.300 1.413 Durchschnitt Baden-Württemberg (20.000 -50.000 EW)* 1.200 1.100 1.000 900 840 800 700 709 755 516 600 500 564 593 538 400 300 137 200 100 84 0 Nahrungs -u. Genus s mittel Ges undheit, Körperpflege 384 109 38 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf 649 239 224 80 78 44 Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Sonstiger Einzelhandel * Quelle: GMA-Kennziffernstudie 2009 (Basis: 208 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg). Quelle: GMA-Berechnungen 2009 (ca.-Werte, gerundet, inkl. opti Wohnwelt und BayWa-Erweiterung und im Bau befindliche Neuflächen im Schweizerbau). 18 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3. Entwicklung des Einzelhandelsbestandes seit 2001 Bei der Gegenüberstellung der aktuellen Erhebungsdaten mit denen des letzten gesamtstädtischen Gutachtens (2001) muss berücksichtigt werden, dass die Erhebungsmethodik seit dieser Zeit variiert wurde, um sie an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dies hat zur Folge, dass die alten und neuen Ergebnisse nicht 1 : 1 miteinander verglichen werden können.1 Zur besseren Vergleichbarkeit wurden bei den nachstehenden Zahlen von 2001 dementsprechende Bereinigungen durchgeführt. Insgesamt war in der Stadt Backnang zwischen 2001 und 2009 eine Stagnation der Einzelhandelsbetriebe festzustellen (vgl. Abbildung 9). Im gleichen Zeitraum stieg die Gesamtverkaufsfläche um ca. 25.050 m² (ca. 23 %). Bei der Betrachtung der einzelnen Sortimente fällt auf, dass per Saldo v. a. im Lebensmittelbereich Betriebe hinzugekommen sind, während im mittelfristigen Bedarfsbereich Betriebe weggefallen sind (v. a. Bekleidung / Schuhe / Sport). Im Hinblick auf die Verkaufsfläche sind rückläufige Zahlen ausschließlich im mittelfristigen Bereich erkennbar, alle anderen Sortimentsgruppen konnten Zuwächse erzielen (v. a. Hausrat / Einrichtung / Möbel). Insgesamt ist eine deutliche Wachstumstendenz zu verzeichnen, die aber nahezu ausschließlich aus Ansiedlungen / Erweiterungen an Standorten außerhalb der Innenstadt resultiert. Die Innenstadt selbst weist rückläufige Zahlen bei Betrieben und Verkaufsflächen auf (vgl. Tabelle 2). Erst mit den aktuellen Entwicklungen (insb. Weiterentwicklung Schweizerbau) wird es kurz- bis mittelfristig wieder zu Verkaufsflächenzuwächsen in der Innenstadt kommen (+ ca. 2.280 m² Verkaufsfläche). 1 So werden neuerdings beispielsweise Tankstellenshops als Einzelhandelsbetriebe mit aufgenommen, Fotogeschäfte dem Bereich Elektrowaren zugeordnet (vorher: Sonstiger Einzelhandel) und Tapeten / Farben / Lacke, Teppiche / Bodenbeläge dem Sonstigen Einzelhandel (vorher: Hausrat / Einrichtung / Möbel). Ein weiterer Unterschied ist, dass heute die Verkaufsflächen in Mehrbranchenunternehmen (z. B. Möbelhäuser, SB-Warenhäuser, Baumärkte) nicht mehr pauschal zu dem Sortiment mit dem Umsatzschwerpunkt zugeordnet werden, sondern differenziert auf die einzelnen Hauptsortimente aufgeteilt betrachtet werden. Dies wurde in Backnang für Müller, Kaufland, opti Wohnwelt / Wohnland, Picks raus, toom, BayWa und ehem. Max Mayer durchgeführt. 19 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 9: Die Entwicklung der Einzelhandelsbetriebe und der Verkaufsflächen in der Stadt Backnang seit 2001 Betriebe 30 0 Verkaufsfläche (m²) 278 278 25 0 1 20.00 0 20 0 1 97 1 78 134.970 1 40.00 0 109.920 1 00.00 0 10 9.02 0 80.00 0 15 0 60.00 0 10 0 89.10 5 40.00 0 50 81 1 00 0 20 01 200 9 Lebensmitte l 20.00 0 0 20.81 5 25.95 0 20 01 20 09 N ichtlebensmittel 2 00 Quelle: GMA-Erhebungen GMA-Erhebungen 2001 / 2009 (ca.-Werte, gerundet, 2009: 2009: inkl. opti Wohnwelt und BayWa-Erweiterung). Quelle: 2001 / 2009 (ca.-Werte, gerundet, inkl. opti Wohnwelt und BayWa-Erweiterung). 20 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Tabelle 2: Bestandsentwicklung im Einzelhandel der Stadt Backnang (2001 – 2009) Betriebe 2001 Nahrungs- und Genussmittel 81 Gesundheit / Körperpflege 17 Blumen / Pflanzen / zool. Bedarf 8 überwiegend kurzfristiger Bedarf 106 Bücher, Papier-, Schreib-, Spielwaren 15 2009 100 16 8 124 13 Verkaufsflächen Veränderung 1001 - 2009 + 19* -1 ±0 + 18 -2 2001 20.815 2.655 950 24.420 3.035 2009 25.950 4.190 3.810 33.950 2.575 Aktuelle Veränderungen (Auswahl) Veränderung 1001 - 2009 + Lidl (Gartenstraße), Aldi (Schlachthofstraße), Kaufland (Weissacher Straße) - D’r Grieche, Vita Italiana + Müller Drogeriemarkt, easy Apotheke, Schlecker (In der Plaisir) - Sanitätshaus Berg + Florentina, Verlagerung + Erweiterung Belau, Fressnapf, Erweiterung Zooabteilung BayWa - Die Blume, aqua rent, Blumen Wiese + Teilsortiment Schreib- / Spielwaren bei Drogeriemarkt Müller - Traub Spielwaren, Teilsortiment Schreib- / Spielwaren bei Max Mayer + C&A, Modepark Röther, Intersport Hettich, Pure Store, Brothers, Charisma Mode, GENC - 2 x Gentner, Max Mayer, Langbein, Oviesse, Ute Seez Moden, Schuhhaus Kutteroff, Sport Gogel, Strange Ways Jeans + 5.135 + 1.535 + 2.860 + 9.530 - 460 Bekleidung / Schuhe / Sport 61 45 - 16 21.440 18.620 - 2.820 überwiegend mittelfristiger Bedarf 76 58 - 18 24.475 21.195 - 3.280 Fortsetzung auf nächster Seite 21 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Fortsetzung von vorheriger Seite Betriebe 2001 Elektrowaren / Medien / Foto Hausrat / Einrichtung / Möbel 22 2009 24 Verkaufsflächen Veränderung 1001 - 2009 +2 2001 6.995 2009 7.820 + HEM Expert, Kabel BW, Computer-Ecke, Mobile, PC Markt, Media One Shop, Computer Check Point - Dittfurth Expert Center, Burgel Fachmarkt Media 2000, Elektro Burgel im Wohnland + 825 + Erweiterung Wohnland / Opti Wohnwelt 29 31 +2 34.125 49.345 + 15.220 Sonstiger Einzelhandel 45 überwiegend langfristiger Bedarf 96 96 ±0 61.025 79.825 + 18.800 Nichtlebensmittel gesamt 197 178 - 19 89.105 109.020 + 19.915 Einzelhandel gesamt 278 278 ±0 109.920 134.970 + 25.050 * Quelle: Aktuelle Veränderungen (Auswahl) Veränderung 1001 - 2009 41 -4 19.905 22.660 - Merkle Haushaltswaren, Saray Möbel & Teppiche, Teppichhaus + A.T.U., Erweiterung BayWa, Bad Reisser, Lindacher Hörgeräte, Geers Hörakustik - Optik Marx, Juwelier Bürkle + 2.755 Inkl. 7 Tankstellenshops (wurden 2001 nicht dem Einzelhandel zugerechnet). GMA-Erhebungen 2001 / 2009. 22 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 4. Einzelhandelsbestand in der Innenstadt von Backnang Der Einzelhandelsbestand in der Innenstadt von Backnang lässt sich wie folgt charakterisieren: Die Branchenanalyse macht deutlich, dass der Verkaufsflächenschwerpunkt in der Backnanger Innenstadt im Bereich des mittelfristigen Bedarfs zu finden ist (v. a. Bekleidung / Schuhe / Sport). Der mittelfristige Bedarfsbereich macht ca. 44 % der gesamten innerstädtischen Verkaufsfläche aus, gefolgt vom kurzfristigen und vom langfristigen Bedarfsbereich (jeweils ca. 28 %). Die innerstädtische Haupteinkaufslage umfasst im Wesentlichen die Marktstraße und die Grabenstraße sowie die als Fußgängerzone ausgewiesenen Teilbereiche dazwischen (Schillerstraße, Uhlandstraße, Kesselgasse, Am Rathaus, Spaltgasse, Am Obstmarkt, Chelmsfordplatz) und weist einen nahezu durchgängigen Geschäftsbesatz auf. Dabei werden die Einzelhandelsbetriebe ergänzt um ein vielfältiges Dienstleistungs- und Gastronomieangebot (vgl. Kapitel V). Darüber hinaus ist es gelungen, im neu geschaffenen Quartier „Im Biegel“ ebenfalls Einzelhandelsbetriebe zu integrieren. Weitere innerstädtische Einzelhandelslagen befinden sich am Adenauerplatz sowie in der Sulzbacher und Aspacher Vorstadt (vgl. Karte 3). In diesen Bereichen dünnt der Geschäftsbesatz jedoch schon deutlich aus, hier sind z. T. auch trading down-Effekte (u. a. Leerstände, Mindernutzungen) festzuhalten. Dies gilt insbesondere für den sog. Schweizerbau an der Annonay-Straße, der früher einen der wesentlichen Magnetbetriebe beherbergte (Kaufhaus Max Mayer).1 Die wesentlichen Magnetbetriebe heute befinden sich entlang der Grabenstraße am Übergang von der historischen Altstadt zum Gebiet „Im Biegel“. Dort konzentrieren sich ein Rewe-Supermarkt, die Drogeriemärkte Müller und dm sowie C&A. Die übrigen wesentlichen Magnetbetriebe sind an der Marktstraße (Elektro Burgel, Remmele Heimtex) lokalisiert. Zudem gibt es jeweils in der Aspacher Vorstadt (Windmüller) und in der Sulzbacher Vorstadt (Intersport Hettich) weitere 1 Mittlerweile wurde mit der abschnittsweisen Sanierung des Schweizerbaus begonnen mit dem Ziel, dort u. a. auch wieder Einzelhandel zu etablieren (Biolebensmittelmarkt, Drogeriemarkt, Fachgeschäft für Bastelbedarf, Bekleidungs- und Schuhgeschäfte). Parallel erfolgt derzeit eine Neugestaltung der Bleichwiese durch die Stadt. 23 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Einzelhandelsbetriebe mit Magnetfunktion. Im südlichen Bereich der Altstadt gibt es derzeit keine größeren Magnetbetriebe (vgl. Karte 4). Bezüglich der Betriebstypenstruktur zeigt sich, Abbildung 10: Vergleich der Betriebstypenstruktur (Innenstadt – Gesamtstadt) dass in der Innenstadt mit ca. 92 % Fachgeschäfte dominant sind. Nur ca. 5 % der Betriebe gehören zu den Fachmärkten, ein weiteres Prozent Fachgeschäfte Lebensmittelmärkte (Textil-)Kaufhäuser Fachmärkte Spezialbetriebsformen* sind Spezialbetriebsformen. Hinzu kommen ein 1% Textilkaufhaus (C&A) sowie ein Supermarkt (Rewe). Vergleicht man die aktuelle Betriebstypen- 5% 1% 92% Innenstadt struktur in der Backnanger Innenstadt mit dem 1% allgemeinen Strukturwandel der Betriebstypen im Einzelhandel, so zeigt sich, dass v. a. der Be- 1% triebstyp Fachmarkt unterrepräsentiert ist. Bezogen auf die Gesamtstadt liegt Backnang hierbei 75% Gesamtstadt 5% 14% 6% aber auf einem höheren Niveau (ca. 14 %), dabei sind die Fachmarktkonzepte vorrangig in Gewerbegebietslagen angesiedelt (vgl. Abbildung 10). 0% 20% 40% 60% 80% 100% * z. B. Gärtnereien, Werksverkäufe, Tankstellenshops, Hofläden, Geschäfte für Bedürftige Quelle: GMA-Erhebungen 2009 24 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Zudem geht der Trend in den Innenstädten weiter in Richtung einer stärkeren Filialisierung. Der Filialisierungsgrad bezogen auf die abgegrenzte Innenstadt liegt derzeit bei ca. 27 – 28 %. Dabei erweisen sich die Grabenstraße mit Biegel und die Uhlandstraße als die am stärksten filialisierten Lagen innerhalb der Innenstadt. Im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größenordnung liegt Backnang damit auf einem durchschnittlichen Niveau. Allerdings dominieren hierbei Bäckereiketten und lokal bzw. regional bedeutsame Filialisten. In Bezug auf überregional agierende Filialisten sind aber noch Entwicklungspotenziale zu erwarten (vgl. Markenportfolio-Analyse). Die Analyse der Größenstruktur zeigt, dass es sich in Abbildung 11: Einzelhandelsbestand in der Innenstadt von Backnang nach Größenklassen der Innenstadt von Backnang um einen überwiegend kleinteiligen Geschäftsbesatz handelt. Ca. 46 % der Be- < 50 m² VK 50 bis < 200 m² VK triebe verfügen über eine geringere Verkaufsfläche als 200 bis < 800 m² VK 800 m² VK und mehr 50 m², zusammen mit den Betrieben bis unter 200 m² Verkaufsfläche liegt der Anteil bei ca. 87 %. Trotz der deutlichen Dominanz in Bezug auf die Betriebsanzahl, 46% Betriebe 41% 9% 4% nehmen diese Betriebe nur ca. 36 % der innerstädtischen Gesamtverkaufsfläche von Backnang ein. Im Gegensatz dazu stehen die großflächigen Betriebe (> 800 m² VK), die nur ca. 4 % des Geschäftsbesatzes ausma- Verkaufsfläche 9% 27% 21% 43% chen, aber dafür ca. 43 % der Verkaufsfläche (vgl. Abbildung 11). Betriebe der mittleren Größe (200 bis unter 800 m² VK) spielen nur eine untergeordnete Rolle. 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: GMA-Erhebungen 2009 25 Karte 3: Innerstädtische Einzelhandelsstruktur in Backnang Legende: Innenstadtbereich Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Sonstiger Einzelhandel Größenklassen über 2.000 m² VK 800 bis unter 2.000 m² VK 400 bis unter 800 m² VK 100 bis unter 400 m² VK unter 100 m² VK Quelle: GMA-Darstellung 2009, Kartengrundlage: Stadt Backnang 26 Karte 4: Lage der Magnetbetriebe in der Backnanger Innenstadt Legende Vedes Wiedmann Abgrenzung Innenstadt dm Magnetbetriebe: C&A Elektro Burgel > 800 m² VK Remmele 400 – 800 m² VK Quelle: GMA-Darstellung 2009 Rewe Müller Intersport Hettich Windmüller 27 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 5. Markenportfolio Der Besatz an Filialisten hat grundsätzlich eine große Bedeutung für die Markenvielfalt in einer Stadt. Insbesondere der Bestand an zentrenbildenden Marken und Anbietern (sog. Retail-Brands) ist für die Akzeptanz eines innerstädtischen Einzelhandelsangebotes relevant. Diese prägen das Image und die Ausstrahlung eines Einzelhandelsstandortes. Hierbei treten v. a. Anbieter aus der Branche Bekleidung in den Vordergrund, welches als Leitsortiment einer Innenstadt anzusehen ist. Als Arrondierung fungieren die Branchen Schuhe, Lederwaren, Parfümerie, Uhren / Schmuck und Sportwaren sowie Haushaltswaren und Einrichtungszubehör. Ein Vergleich der Ausstattung mit den zentrenbildenden Marken und Anbietern zwischen der Backnanger Innenstadt und den Innenstädten von Städten vergleichbarer Größenordnung in Baden-Württemberg (Schwäbisch Hall, Bietigheim-Bissingen, Lahr, Tuttlingen, Bruchsal) soll Aufschluss über den aktuellen Markenbestand und das Ausbaupotenzial in Backnang geben. Einige der angeführten Vergleichsstädte verfügen zudem über Einzelhandelslagen außerhalb der Innenstadt, in denen auch zentrenbildende Marken ansässig sind. In der vorliegenden Untersuchung werden aber lediglich die Innenstädte im engeren Sinne miteinander verglichen. Zudem werden ausschließlich Retail Brands verglichen, die in eigenen Shops angeboten werden. Darüber hinaus werden Markenartikel selbstverständlich auch in inhabergeführten Fachgeschäften und Kaufhäusern angeboten (z. B. Modepark Röther). Da der Trend aber zunehmend zum sog. „Monolabel-Store“ geht, um mit der Marke stärker präsent zu sein, werden bei der Markenportfolioanalyse ausschließlich Marken berücksichtigt, die in eigenen Shops angeboten werden. 28 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Als Ergebnisse hieraus sind festzuhalten: Die Markenvielfalt in der Backnanger Innenstadt weist noch zahlreiche Lücken auf. Ein gewisser Markenbesatz besteht jedoch außerhalb der Innenstadt, vorrangig an den dezentralen Fachmarktstandorten. Hier haben sich v. a. Marken mit einem hohen Bekanntheitsgrad angesiedelt (z. B. Vögele, Takko, KiK, Deichmann, SchuhProfi, Media Markt, HEM Expert). Im Textilbereich ist in der Innenstadt sowohl das mittlere als auch das höhere Profilierungssegment nur sehr dünn besetzt. Diese Marken, die i. d. R. in den Hauptlauflagen der Innenstädte anzutreffen sind, prägen zunehmend das Bild der Innenstädte. Deren Existenz ist für die Akzeptanz der Innenstädte – insbesondere durch jüngere Zielgruppen – von entscheidender Bedeutung. Dies kann beispielsweise durch eine Kombination von größeren Anbietern (z. B. H & M, K & L Ruppert) in Verbindung mit weiteren Marken-Boutiquen (z. B. Esprit, S.Oliver, Görtz, Cecil, Street One, Bonita, Orsay, Buddelei, Mister & Lady Jeans, Pimkie, Ernsting’s family, Jeans Fritz) erreicht werden (vgl. Abbildung 12). Bei den sonstigen zentrenbildenden Marken weist die Backnanger Innenstadt bereits einen relativ guten Besatz bei den Marken mit einem mittleren Profilierungspotenzial auf. Darüber hinaus gibt es aber weitere Entwicklungspotenziale v. a. im Bereich hoher Bekanntheit und Profilierungschance (z. B. Douglas, Bijou Brigitte, McPaper, Hussel, Das Depot, Strauss Innovation; vgl. Abbildung 13). Die Innenstadt weist also v. a. Defizite beim Besatz an Marken und Anbietern mit mittlerer bis höherer Profilierung auf. Gerade hochwertige Marken sind aber insbesondere dazu geeignet, das „i-Tüpfelchen“ eines Einkaufsstandortes zu sein. 29 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Retailmarken bei Bekleidung, Schuhen, Sport in Backnang Nice to have Gerry Weber comma Jack & Jones Tom Tailor Mexx NIC Zara Vero Moda Sportbekleidung /-schuhe Stars Marc O‘Polo edc H&M Esprit Görtz Benetton s.Oliver New Yorker C&A Zero Runners Point C&A Kids Store K & L Ruppert Innenstadt Salamander Street One Cecil Bonita Orsay Buddelei Ulla Popken Wöhrl Intersport Wissmach Werdich Jeans Fritz Street SuperShoes in Backnang vorhanden: More & More Mister & Lady Jeans Pimkie Magnetfunktion Chacne zur Profilierung Lerros Ernsting‘s Fam ily Baby1One Adler BabyWalz Colloseum AWG mayer Schuhe SchuhProfi payless Siemes ecco Happy Baby Zeeman Fox Markt SchuhLaden Witt Weiden geringe Bekanntheit Bekanntheitsgrad Reno Vögele Quick Schuh Takko Kik NKD High Potentials perspektivisch sonstige Lagen nicht in Backnang vorhanden Deichmann lokal geringe Profilierung Schuhe / Lederwaren Bekleidung regional hohe Profilierung Abbildung 12: Quelle: GMA-Darstellung 2010 (berücksichtigt werden ausschließlich Marken, die in eigenen Shops angeboten werden). hohe Bekanntheit 30 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 13: Retailmarken bei sonstigen zentrenbildenden Marken in Backnang Biolebensmittel / Reformwaren / Feinkost Blumen / zoolog. Bedarf Uhren / Schmuck, Optik / Hörgeräte Bücher, Spiel- / Schreibwaren Haushaltswaren / Wohnaccessoires Nice to have Stars Douglas Strauss Innovation Leonardo Oro Vivo Vitalia Füllhorn denn‘s Das Depot Thalia vom Fass Geers Hörakustik Promarkt Claire‘s Vobis Kind Hörgeräte Binder Optik Hörgeräte Iffland Apollo Optik The Body Shop Euronics / Red Zac Bijou Brigitte Expert Rossmann Club Bertelsmann Tchibo Ihr Platz Hussel EP (Electronic Partner) McPaper The Phone House GameStop Innenstadt dm Drogerie Weltbild MediMax fielmann Magnetfunktion Chance zur Profilierung Yves Rocher Das Futterhaus Idee + Spiel Quelle Shop egesa-Zookauf Kodi geringe Bekanntheit Fressnapf Schlecker High Potentials Tedi Bekanntheitsgrad lokal Pick‘s raus sonstige Lagen nicht in Backnang vorhanden ringfoto Zoo & Co perspektivisch Vedes / Spielzeugring Rofu Kinderland Nanu Nana geringe Profilierung in Backnang vorhanden: MediaMarkt Tee Gschwender Dürninger Allerlei Müller WMF regional hohe Profilierung Drogerie / Kosmetik Elektrowaren / Medien / Foto Quelle: GMA-Darstellung 2010 (berücksichtigt werden ausschließlich Marken, die in eigenen Shops angeboten werden). hohe Bekanntheit 31 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Der Vergleich mit anderen Städten ähnlicher Größenordnung macht deutlich, dass Backnang heute gerade im Bekleidungsund Schuhsegment nur einen unterdurchschnittlichen Markenbesatz aufweist. Hieraus ergibt sich noch Potenzial, wobei nicht die Verkaufsflächenausdehnung im Vordergrund steht, sondern vielmehr eine verstärkte Profilierung des Einzelhandelsstandortes Backnanger Innenstadt (vgl. Tabelle 3). Als wesentliche Voraussetzung, dafür dass sich neue Geschäfte und ggf. auch Filialisten ansiedeln, ist die Bereitstellung geeigneter Flächen in geeigneten Lagen zu sehen. Auch Fachgeschäfte benötigen heute Verkaufsräume mit mind. 100 m². Die Notwendigkeit zu einer eindeutigen Profilierung des Einzelhandelsstandortes Innenstadt steigt. Dabei ist ein gesunder Mix aus inhabergeführten Fachgeschäften und überregional agierenden, bekannten Markenstores zu empfehlen. Der Siegeszug der Markenanbieter ist v. a. auch auf die Veränderungen des Konsumenten- und Nachfrageverhaltens zurückzuführen. Marken schaffen Vertrauen, denn sie suggerieren an allen Standorten und in allen Filialen die gleiche Angebotsvielfalt und -qualität sowie ein einheitliches Service- und Preisniveau. Während bei traditionellen Fachgeschäften bislang der Name des Inhabers für den Betrieb stand, werden heute verstärkt sog. „Retail Brands“ aufgebaut (z. B. H & M, Cecil, Bonita) und durch Investitionen in die Marke und in die Kommunikation zu profilieren versucht. Ziel ist eine Schärfung des Anbieterprofils. Dabei wird angenommen, dass die Kunden ihre Entscheidung für einen Einzelhändler und für einen bestimmten Kauf nicht ausschließlich aufgrund von Servicekriterien und dem Preis-Leistungs-Verhältnis treffen, sondern immer mehr auch emotionale Aspekte in den Vordergrund rücken. Die Entscheidung für einen Markenanbieter fällt dann nach dem Motto: „Da weiß man, was man kriegt.“ Gerade zum Anlocken junger Zielgruppen sind Marken entscheidend. Durch sie wird auch eine Mittelstadt (wieder) als attraktiver Einzelhandelsstandort wahrgenommen, eine breitere Zielgruppenansprache wird möglich. Gleichzeitig ergibt sich aus einem guten Mix der Betriebs- und Angebotsformen die Chance für Mittelstädte wie Backnang, sich ihre individuellen Spezifika zu erhalten bzw. zu stärken und damit als Einzelhandelsstandort nicht „austauschbar“ zu werden. Die Individualität sollte durch ein eigenständiges städtebauliches und stadtgestalterisches Profil sowie eine gesamtheitliche Vermarktung unter konsequenter Herausarbeitung der lokalen Besonderheiten 32 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 untermauert werden. Durch die Magnetwirkung bekannter Markenanbieter kann die Frequenz auch in den traditionellen Einkaufslagen wieder erhöht werden. So ist eine gegenseitige Befruchtung der Angebotsformen möglich. Veranschaulicht man sich die gängigen Marktgrößen und Vertriebsformen der derzeit expandierenden Markenanbieter, so wird deutlich, dass diese aufgrund höherer Ansprüche an Verkaufsflächendimensionierung, Stellplatzangebot, Erreichbarkeit und Einsehbarkeit in den überwiegend klein strukturierten Innenstadtlagen nur mit erheblichen Anstrengungen integrierbar sind. Gelungen ist dies z. B. bei C&A und Drogeriemarkt Müller. Größere Baulücken in für Einzelhandel geeigneten Lagen sind in der Backnanger Innenstadt allerdings derzeit nicht vorhanden, die leer stehenden Ladenlokale erweisen sich überwiegend als klein strukturiert oder in heute eher abseitigen Lagen (vgl. Leerstandskataster). Durch Neuordnung, Umnutzung, Sanierung, Nachverdichtung und ggf. Zusammenlegung von Flächen sowie die Nachnutzung der hierfür geeigneten Leerstandsflächen (insb. Schweizerbau) bestehen aber auch in der Backnanger Innenstadt noch Möglichkeiten zur Integration neuer Einzelhandelsbetriebe. Dies gelingt derzeit etwa im Schweizerbau, wo nach einer abschnittsweisen Sanierung kurz- bis mittelfristig geeignete Flächen bereitgestellt werden können. Der bereits feststehende Mieterbesatz (denn’s Biolebensmittelmarkt, Rossmann Drogeriemarkt, Bastelbedarf Balle, Street Schuhe, Mister & Lady Jeans, Ernsting’s Family, Jeans Fritz1) veranschaulicht, dass bei Bereitstellung geeigneter Flächen durchaus Chancen zur Ergänzung des Markenportfolios in der Backnanger Innenstadt bestehen. 1 Quelle: Stadt Backnang (Stand: September 2010). 33 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Tabelle 3: Besatz an Retailmarken im Vergleich (Auswahl: hohe Bekanntheit – hohe Profilierung) Innenstädte von Marken Backnang (ca. 34.915 EW) Tuttlingen (ca. 34.695) Schwäbisch Hall (ca. 36.800 EW)* BietigheimBissingen (ca. 42.760 EW) Bruchsal (ca. 43.265 EW) Lahr (ca. 43.705 EW) Apollo Optik Benetton Bijou Brigitte Bonita Buddelei C&A C & A Kids Store Cecil Club Bertelsmann dm Drogeriemarkt Douglas Drogeriemarkt Müller edc Esprit Euronics / Mega Company Fielmann Görtz H&M Intersport K & L Ruppert Marc O’Polo Media Markt New Yorker Oro Vivo Fortsetzung auf nächster Seite 34 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Fortsetzung von vorheriger Seite Innenstädte von Marken Orsay Rossmann S’Oliver Salamander Strauss Innovation Street One Tchibo Thalia The Body Shop Ulla Popken WMF Yves Rocher Zero Summe aus den ausgewählten Marken Backnang (ca. 34.915 EW) Tuttlingen (ca. 34.695 EW) Schwäbisch Hall (ca. 36.800 EW)* BietigheimBissingen (ca. 42.760 EW) Bruchsal (ca. 43.265 EW) Lahr (ca. 43.705 EW) 9 13 in Planung 7 (8) 8 12 7 derzeit in der jeweiligen Innenstadt vorhanden zukünftig in Backnang vorhanden * inkl. der bereits feststehenden Betreiber im Kocher-Quartier (= innerstädtisches Einkaufszentrum, derzeit im Bau) Quelle: GMA-Untersuchungen in den jeweiligen Städten (2006 – 2009). 35 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 III. Bevölkerung und Kaufkraft im Marktgebiet des Backnanger Einzelhandels 1. Marktgebiet und Bevölkerung Die Abgrenzung des Marktgebietes stellt die wesentliche Grundlage zur Ermittlung des Bevölkerungspotenzials und der damit zur Verfügung stehenden Kaufkraft dar. Es dient der Berechnung der Kaufkraftströme für Backnang. Als Marktgebiet wird in dieser Untersuchung derjenige Bereich definiert, innerhalb dessen die Verbraucher den Standort voraussichtlich regelmäßig aufsuchen. Zur Abgrenzung und Einteilung des Marktgebietes wurden folgende Kriterien herangezogen: wesentliche Strukturdaten des Untersuchungsraums (z. B. Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur) und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen topografische Bedingungen, die Verkehrserschließung im Untersuchungsraum und die damit zusammenhängenden Zeit-DistanzWerte die Angebotssituation in den umliegenden Städten und Gemeinden Ergebnisse aus anderen GMA-Untersuchungen in der Region (z.B. Gaildorf, Heilbronn, Ludwigsburg, Mainhardt, Murrhardt, Schorndorf, Schwäbisch Hall, Schwäbisch Gmünd, Steinheim a.d.M., Waiblingen) Ergebnisse aus den Befragungen der Kunden und ausgewählter Innenstadtakteure im Rahmen der aktuellen Untersuchung sowie aus der letzten gesamtstädtischen GMA-Untersuchung in Backnang (2001). 36 Karte 5: Marktgebiet und Konkurrenzsituation des Einzelhandelsstandortes Backnang Legende Ober Mittel zentrum Marktgebiet: Zone I ca. 122.100 28.880 EW EW ca. ca.16 44km km ca. 39 18 Min. ca. 156 76 %* % ca. 911 121 Mio. € €* Mittel-Mittel zentrum Zone II ca. 36.800 28.880 EW ca. ca.16 37km km ca. 42 18 Min. ca. 182 76 %* % ca. 347 121 Mio. € €* Unter-Mittel zentrum Zone III Zone IV ca. 12.525 28.880 EW ca. ca.16 35km km ca. 44 18 Min. ca. 90 76 %* ca. 52 121Mio. Mio.€*€* Konkurrenzsituation im Umland: Zentralörtl. Funktion Fahrdistanz Zentralität * Einwohner (31.12.2008) Fahrzeit (Pkw) Einzelhandelsumsatz Unter-Mittel zentrum ca. 15.565 28.880 EW ca. ca.16 16km km ca. 19 18 Min. ca. 54 76 %* ca. 44 121Mio. Mio.€*€* Unter-Mittel zentrum ca. 14.115 28.880 EW ca. ca.16 17km km ca. 22 18 Min. ca. 78 76 %* ca. 53 121Mio. Mio.€*€* Mittel-Mittel zentrum ca. 60.680EW 28.880 EW Quelle: GfK, 2009. Quelle: GMA-Darstellung 2009. gem. -MittelMittel zentrum ca. 11.125 28.880 EW ca. ca.16 24km km ca. 32 18 Min. ca. ca.16 22km km ca. 28 18 Min. ca. 173 76 %* % ca. 778 121 Mio. € €* ca. 91 76 % %* ca. 48 121Mio. Mio.€€* gem. -MittelMittel zentrum Ober Mittel zentrum Unter-Mittel zentrum ca. 87.205 28.880 EW ca. 600.068 28.880 EW EW ca. 52.845 28.880 EW ca. ca.16 18km km ca. 22 18 Min. ca. 95 76 %* ca. 275 121 Mio. €* gem. -MittelMittel zentrum ca. 44.205 28.880 EW Unter-Mittel zentrum ca. 27.545 28.880 EW ca. ca.16 9 km km ca. 13 18 Min. ca. 76 %* ca. 108 121 Mio. €* Mittel-Mittel zentrum ca. 39.345 28.880 EW ca. ca.16 33km km ca. 38 18 Min. ca. ca.16 23km km ca. 29 18 Min. ca. ca.16 23km km ca. 32 18 Min. ca. 129 76 %* %* ca. 4.060 121 Mio. Mio.€* €* ca. 139 76 %* %* ca. 333 121 Mio. €* ca. 112 76 %* % ca. 250 121 Mio. € €* ca. ca.16 58km km ca. 46 18 Min. ca. 128 76 %* % ca. 404 121 Mio. € €* 37 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Vor diesem Hintergrund lässt sich für die Einzelhandelsbetriebe in Backnang folgendes Marktgebiet abgrenzen (vgl. Karte 5): ca. 34.915 Einwohner1 Zone III: Weisach im Tal Großerlach, Kirchberg a.d.M., Murrhardt, Spiegelberg, Sulzbach a.d.M. ca. ca. 38.820 Einwohner 27.940 Einwohner Zone IV: Rudersberg, Berglen, Winnenden (Stadtteile Hardmannsweiler, Bürg) ca. 20.485 Einwohner Zonen I - IV: Insgesamt Zone I: Backnang Zone II: Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald, Burgstetten, Oppenweiler, ca. 122.160 Einwohner2. Die Ausdehnung des Marktgebietes deckt sich demnach weitgehend mit dem raumordnerisch definierten Mittelbereich Backnang. Eine Ausnahme besteht mit den südlich angrenzenden Teilen Rudersberg (Mittelbereich Schorndorf), Berglen sowie den nördlichen Winnender Stadtteilen Hartmannsweiler und Bürg (Mittelbereich Waiblingen - Fellbach). Im Norden wirkt die vorhandene Angebotssituation in Heilbronn und in Schwäbisch Hall einschränkend auf die Ausdehnung des Einzugsgebietes. Nach Westen und Südwesten bestehen Überschneidungen mit den Marktgebieten des Oberzentrums Stuttgart sowie der Mittelzentren Ludwigsburg – Kornwestheim und Waiblingen – Fellbach. Nach Süden begrenzen v. a. die topografischen Bedingungen (u. a. Murrhardter Wald, Welzheimer Wald) das für Backnang relevante Marktgebiet. Es zeigt sich, dass die größte Ausdehnung in Richtung Osten und Nordosten zu erwarten ist, was auf die Pendlerbeziehungen einerseits sowie auf die überwiegend ländlichen Strukturen mit einem unterdurchschnittlichen Einzelhandelsangebot andererseits begründet werden kann. Nicht alle der in Backnang ansässigen Einzelhandelsbetriebe strahlen im gleichen Umfang in das Marktgebiet aus. Auf einzelbetrieblicher Ebene bestehen z. T. Kundenverflechtungen, die über das abgegrenzte Marktgebiet hinausgehen. Die Anziehungskraft hängt – neben der Fristigkeit des Bedarfs – v. a. von der Attraktivität und Größe des Anbieters ab. Spezialisierte Betrie- 1 Quelle: Stadt Backnang, eigene Fortschreibung (Stand: April 2009). 2 Quelle für Umlandkommunen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (Stand: 31.12.2008; ca.-Werte, gerundet). 38 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 be, insbesondere mit Waren des langfristigen Bedarfsgütersektors, weisen teilweise ein betriebliches Einzugsgebiet auf, das weit über das abgegrenzte Marktgebiet der Stadt Backnang hinausgeht (v. a. opti Wohnwelt). Die vorgenommene Abgrenzung kann jedoch als Kerneinzugsgebiet zugrunde gelegt werden. Dies bestätigt auch die aktuelle Einzelhändlerbefragung in der Backnanger Innenstadt (vgl. Kapitel X): so spielen die Gemeinden der sog. „Backnanger Bucht“ (Allmersbach i. T., Aspach, Auenwald, Burgstetten, Kirchberg / M., Oppenweiler und Weissach i. T.) die größte Rolle, gefolgt von Murrhardt, Althütte, Sulzbach / M., Spiegelberg, Großerlach, Rudersberg und Winnenden. Vereinzelt wurden darüber hinaus Oberstenfeld, Großbottwar, Marbach, Beilstein und Berglen genannt. Aber die befragten Innenstadthändler gaben z. T. auch an, vereinzelt sogar Kunden aus Stuttgart, Ludwigsburg, Heilbronn, Schorndorf oder Schwäbisch Gmünd anzuziehen. Im Marktgebiet leben demnach gegenwärtig ca. 122.160 Einwohner, davon entfallen ca. 29 % auf die Stadt Backnang und ca. 83 % auf den Mittelbereich Backnang insgesamt. 2. Kaufkraftpotenzial im Marktgebiet der Stadt Backnang 2.1 Grundlagen der Kaufkraftberechnung Die Berechnung der im abgegrenzten Marktgebiet erschließbaren Nachfragepotenziale wird speziell für die Wirtschaftsgruppe Ladeneinzelhandel und Ladenhandwerk vorgenommen. Als Grundlage dienen aktuelle Daten des statistischen Bundesamtes sowie GMAKaufkraftwerte. Die einzelhandelsrelevante Nachfrage (inkl. Apotheken und Ladenhandwerk) für die abgegrenzten Bedarfsgüter liegt laut GMABerechnungen derzeit bei ca. 5.264 € pro Kopf der Wohnbevölkerung in Deutschland. Davon entfallen auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor ca. 1.788 € p. a., auf den gesamten Nichtlebensmittelsektor ca. 3.476 € p. a. Neben den Pro-Kopf-Ausgabewerten sind zur Be39 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 rechnung der Kaufkraft die lokalen Kaufkraftkoeffizienten zu berücksichtigen. Die Stadt Backnang verfügt über einen überdurchschnittlichen Kaufkraftkoeffizienten.1 2.2 Kaufkraftvolumen im Jahr 2008 Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren beläuft sich das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial im Marktgebiet der Stadt Backnang auf ca. 666,5 Mio. € (vgl. Tabelle 4). Differenziert nach Hauptwarengruppen entfallen auf Nahrungs- und Genussmittel ca. 226,4 Mio. € (ca. 34 %) auf Nichtlebensmittel ca. 440,1 Mio. € (ca. 66 %). . Demnach hat sich das Kaufkraftpotenzial im erschließbaren Marktgebiet seit dem Jahr 2001 um ca. 42,9 Mio. € (ca. 6,9 %) erhöht. Dies ist jedoch nicht auf eine räumliche Ausdehnung des Marktgebietes zurückzuführen, sondern vielmehr auf den Anstieg des Einwohnerpotenzials in den Kommunen des Marktgebietes um insgesamt ca. 0,6 % sowie der Pro-Kopf-Ausgaben allgemein. 1 Die GfK Nürnberg errechnet die Kaufkraftkoeffizienten auf der Grundlage der Steuerstatistik. Für die Stadt Backnang liegt der Kaufkraftkoeffizient aktuell bei 103,6 und somit über dem Bundesdurchschnitt (= 100,0). Im übrigen Marktgebiet schwankt er zwischen 93,2 (Großerlach) und 110,2 (Berglen). Damit wird aktuell v. a. in der Stadt Backnang ein deutlich geringerer Wert angegeben als zum Zeitpunkt des letzten gesamtstädtischen Gutachtens im Jahr 2001 (112,7). 40 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Tabelle 4: Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftvolumen 2008 im Marktgebiet des Einzelhandels in Backnang Kaufkraft in Mio. € Warengruppe / Bedarfsbereich Zone I (= Stadt Backnang) Zone II - IV (= Umland) Gesamt Nahrungs- und Genussmittel 64,7 161,7 226,4 Gesundheit, Körperpflege 23,2 58,0 81,2 4,1 10,2 14,3 92,0 229,9 321,9 Bücher, PBS*, Spielwaren 9,3 23,3 32,6 Bekleidung, Schuhe, Sport 24,4 60,9 85,3 Mittelfristiger Bedarf 33,7 84,2 117,9 Elektrowaren, Medien, Foto 17,0 42,6 59,6 Hausrat, Einrichtung, Möbel 18,7 46,8 65,5 Sonstiger Einzelhandel 29,0 72,6 101,6 Langfristiger Bedarf 64,7 162,0 226,7 Nichtlebensmittel gesamt 125,7 314,4 440,1 Einzelhandel gesamt 190,4 476,1 666,5 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf Kurzfristiger Bedarf * Quelle: PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren GMA-Berechnungen 2009. 41 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3. Zentralitätskennziffern Im gesamten Einzelhandel von Backnang Bissingen konnte im Jahr 2008 eine Brutto-Umsatzleistung von ca. 346 Mio. € erzielt werden. Von diesem Gesamtumsatz entfielen auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor ca. 113 Mio. € und auf den Nichtlebensmittelsektor ca. 233 Mio. €.1 Als wichtige Orientierung für die Bedeutung einer Kommune für das nähere Umland sowie deren Entwicklungspotenzial dient die Zentralitätskennziffer. Zur Berechnung der Zentralität erfolgt eine Gegenüberstellung von Kaufkraft und Umsatz. Dabei deuten Werte über 100 einen Bedeutungsüberschuss (Zuflüsse aus dem Umland) und Werte unter 100 einen Nettokaufkraftabfluss an. Für den Bereich Nahrungs- und Genussmittel beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 113 Mio. € : (Umsatz in Backnang) ca. 64,7 Mio. € = (Kaufkraft der Wohnbevölkerung ca. 175 % (Zentralität) von Backnang) Für den Bereich Nichtlebensmittel beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 233 Mio. € : (Umsatz in Backnang) ca. 125,7 Mio. € = (Kaufkraft der Wohnbevölkerung ca. 185 % (Zentralität) von Backnang) Für den Einzelhandel insgesamt beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 346 Mio. € (Umsatz in Backnang) : ca. 190,4 Mio. € (Kaufkraft der Wohnbevölkerung = ca. 182 % (Zentralität) von Backnang) 1 Die Nonfood-Umsätze von Lebensmittelmärkten wurden den jeweiligen Sortimenten zugerechnet (= bereinigte Umsatzleistung). 42 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 14: Zentralitätskennziffern im Vergleich mit anderen Mittelzentren Der Vergleich mit anderen Mittelzentren Lebensmittel ähnlicher Größenordnung macht deut- Mittelzentren Nicht-Lebensmittel Einzelhandel gesamt lich, dass der Zentralitätsgrad über dem 175% 185% 182% Backnang 2009 Foodbereich, der in Backnang nahe an 161% 158% 159% Backnang 2001 156% Schwäbisch Hall das Niveau des Nonfoodbereiches herankommt, was für vergleichbare Mittel- 173% 98% Bietigheim-Bissingen zentren eher unüblich ist. Im Nonfood- 195% 182% 103% Ludwigsburg bereich werden ebenfalls überdurchschnittliche Werte erreicht, was aller- 208% dings z. T. auf opti Wohnwelt zurückzuführen ist. Aber auch ohne diesen Be- 139% 125% trieb würde Backnang mit ca. 164 % 119% 133% 128% Schwäbisch Gmünd hier noch ein hohes Zentralitätsniveau erreichen. Seit 2001 konnte Backnang 104% 116% 112% Schorndorf 118% Bruchsal seine Zentralitätskennziffer um 23 Prozentpunkte ausbauen, ca. 14 Prozentpunkte im Foodbereich und ca. 27 Pro- 145% 136% zentpunkte im Nonfoodsektor. 171% 177% 175% Balingen 0% Durchschnitt liegt. Dies gilt v. a. für den 50% 100% 150% 200% 250% Quelle: GMA-Berechnungen 2009 auf Basis von GMA-Untersuchungen in den jeweiligen Städten (2005 – 2009). 43 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 IV. Entwicklungsperspektiven des Einzelhandelsstandortes Backnang 1. Bevölkerungs- und Kaufkraftprognose für das Jahr 2015 Die Entwicklung des Kaufkraftvolumens im Marktgebiet der Stadt Backnang bis zum Prognosezeitraum 2015 ist neben konjunkturellen Einflüssen auch von der künftigen Entwicklung des Verbraucherverhaltens sowie der soziodemografischen Entwicklung abhängig. Unter Berücksichtigung der bisherigen Entwicklung, der städtischen Prognose für Backnang1 sowie der amtlichen Prognose zur zukünftigen Einwohnerentwicklung im überörtlichen Marktgebiet2 kann für die Stadt Backnang und ihr Marktgebiet auch zukünftig eine positive Einwohnerentwicklung aufgezeichnet werden. Demnach wird das Marktgebiet der Stadt Backnang im Prognosejahr 2015 über ca. 125.445 Einwohner verfügen, was einem Zuwachs seit 2008 von ca. 2,7 % entspricht. Die Stadt Backnang selbst wird dabei lt. städtischer Prognose einen deutlichen Bevölkerungsanstieg um ca. 7,0 % erzielen.3 Das Bevölkerungswachstum im überörtlichen Marktgebiet liegt im gleichen Zeitraum bei ca. 1,0 % und damit auch noch leicht über dem Durchschnitt des Rems-Murr-Kreises (+ ca. 0,6 %). Auf Grundlage der im Marktgebiet Backnangs erfassten Bevölkerungsentwicklung ergibt sich für das Prognosejahr 2015 ein Kaufkraftvolumen von insgesamt ca. 693,2 Mio. € (vgl. Tab. 5). Gegenüber dem Jahr 2008 entspricht dies einem Kaufkraftzuwachs von ca. 26,7 Mio. € (+ ca. 4,0 %). 1 Quelle: Bevölkerungsprognose des FNP zum Zielzeitpunkt 2015 (Die Angabe weicht deutlich von der Prognose des Statistischen Landesamtes ab, die anstelle von ca. 37.355 nur von ca. 35.900 Einwohnern 2015 ausgeht). 2 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsvorausberechnung bis 2025 (Stand: 2009). 3 Auch das Statistische Landesamt geht für Backnang von einem Wachstum aus, allerdings in deutlich geringerem Umfang (+ ca. 2,8 %). 44 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Tabelle 5: Prognose der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft im Marktgebiet der Stadt Backnang 2015 Kaufkraft 2015 in Mio. € Warengruppe / Bedarfsbereich Zone I Zone II (= Stadt Backnang) (= Umland) Gesamt Nahrungs- und Genussmittel 70,0 165,3 235,3 Gesundheit, Körperpflege 25,4 59,9 85,3 4,5 10,5 15,0 Kurzfristiger Bedarf 99,9 235,7 335,6 Bücher, PBS*, Spielwaren 10,1 23,7 33,8 Bekleidung, Schuhe, Sport 26,4 62,4 88,8 Mittelfristiger Bedarf 36,5 86,1 122,6 Elektrowaren, Medien, Foto 18,6 43,8 62,4 Hausrat, Einrichtung, Möbel 20,2 47,6 67,8 Sonstiger Einzelhandel 31,2 73,6 104,8 Langfristiger Bedarf 70,0 165,0 235,0 Nichtlebensmittel gesamt 136,4 321,5 457,9 Einzelhandel gesamt 206,4 486,8 693,2 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf * PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Berechnungen 2009. 45 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 2. Defizite in der Branchenstruktur Hinsichtlich der Branchenstruktur sind die Defizite in Backnang wie folgt zu beurteilen (vgl. Abbildung 7): Im Bereich Nahrungs- und Genussmittel war in den letzten Jahren ein weiterer Ausbau des Angebotes festzustellen. Die Stadt Backnang verfügt heute über eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung in Bezug auf die Einwohnerzahl, wobei zeitgemäße Betriebskonzepte dominieren. Mit ca. 175 % spiegelt sich die überdurchschnittliche Ausstattung auch im Zentralitätsgrad wider. Das Angebot setzt sich zusammen aus 2 SB-Warenhäusern (2 x Kaufland), drei Supermärkten (3 x Rewe) sowie 7 Lebensmitteldiscountmärkten (3 x Lidl, 2 x Aldi, Penny, Norma). Hinzu kommt ein Supermarkt für türkische Lebensmittel (Istanbul Bazar) und 24 vorrangig kleinstrukturierte Spezialanbieter (z. B. Reformwaren, Bio- / Naturkost, Feinkost). Des Weiteren ist auf 30 Bäckereien, 15 Metzgereien, 6 Getränkemärkte, 2 Weinfachanbieter sowie ferner 10 Tankstellen-Shops / Kioske hinzuweisen. Die Lebensmittelmärkte befinden sich mehrheitlich in dezentralen, autokundenorientierten Gewerbegebietslagen. Entwicklungspotenzial ist daher neben einzelnen punktuellen Angebotsergänzungen (z. B. Bio-Supermarkt), in erster Linie in einem stärkeren Heranrücken der Versorgungsangebote an die Bevölkerung zu sehen. Dies kann entweder durch Verlagerungen oder durch Neuansiedlungen in zentralen, wohnortnahen Lagen erreicht werden. Durch die Realisierung des geplanten Vorhabens auf der Oberen Walke könnte dies beispielsweise umgesetzt werden. Gleichzeitig sollte aber auch die langfristige Sicherung eines Lebensmittelmarktes in der Innenstadt forciert werden, da der vorhandene Lebensmittelmarkt in der Grabenstraße heute als Nahversorger für die Innenstadtbevölkerung und auch als wichtiger Frequenzbringer für die übrigen innerstädtischen Geschäfte dient. Im Bereich Gesundheit / Körperpflege konnte Backnang sein Angebot in den letzten Jahren ausbauen, v. a. durch Ansiedlung des Drogeriemarktes Müller in der Innenstadt. So liegt die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl heute etwas über dem Durchschnitt. Unter Berücksichtigung des Drogeriewarenangebotes in den Lebensmittelmärkten ergibt sich ein Zentralitätswert von ca. 136 %, so dass zumindest quantitativ kein Nachholbedarf erkennbar wird. Das Angebot setzt sich heute aus 2 Parfümerien, 4 Drogeriemärkten (Müller, dm, 2 x Schlecker), 8 Apotheken und 2 Sanitätshäusern zusammen. Hinzu kommt 46 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 das Drogeriewarenangebot als Teilsortiment in den Lebensmittelmärkten sowie bei Pick’s raus (Sonderpostenmarkt). Damit ist eine umfassende Versorgung gegeben, die Anbieter präsentieren sich mehrheitlich zeitgemäß. Modernisierungsbedarf wurde z. T. bei den Apotheken erkannt, ggf. sind punktuell Angebotsergänzungen (v. a. Markenanbieter wie z. B. Douglas) denkbar. Darüber hinaus ist aber kein akuter Handlungsbedarf gegeben. In der Warengruppe Blumen / Pflanzen / zoologischer Bedarf konnte in Backnang seit 2001 ein deutlicher Anstieg der Verkaufsfläche erzielt werden, was zum großen Teil dem zoologischen Bedarf zuzuschreiben ist. Mit 6 Blumenfachgeschäften, einem Fachmarkt für Blumen, zoolog. Bedarf und Angeln (Belau), einem Tiernahrungsfachmarkt (Fressnapf) sowie den Flächen für zoologischen Bedarf in den Baumärkten und SB-Warenhäusern wird heute eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung erreicht. Qualitativ ist aber anzumerken, dass insbesondere Fressnapf als einziger Tiernahrungsfachmarkt i. e. S. über keine zeitgemäße Verkaufsflächendimensionierung und Warenpräsentation mehr verfügt. Somit besteht hier Modernisierungsbedarf, ggf. auch in Verbindung mit einer Standortoptimierung. Bei Büchern, Papierwaren / Bürobedarf / Schreibwaren (PBS) und Spielwaren war in den letzten Jahren ein Verkaufsflächenrückgang festzuhalten. Dennoch liegt die Verkaufsflächenausstattung noch auf einem durchschnittlichen Niveau. Bei einem Zentralitätswert von ca. 116 % ergibt sich hierbei aber noch etwas Entwicklungspotenzial vor dem Hintergrund der zentralörtlichen Funktion Backnangs als Mittelzentrum. Das Angebot umfasst derzeit 4 Buchhandlungen, 4 Lotto- / Zeitschriften-Kioske, einen Postshop, einen Anbieter für Schreibwaren und Bürobedarf, ein Fachgeschäft für Bastelbedarf sowie 2 Spielwarenanbieter. Hinzu kommt das Schreib- / Spielwarenangebot im Müller Drogeriemarkt sowie bei Pick’s raus. Insgesamt dominieren aber kleinteilige Fachgeschäfte. Entwicklungspotenziale sind einerseits in Form von Modernisierungen zu sehen, andererseits aber auch in gezielten Angebotsergänzungen (v. a. im Fachmarktbereich, z. B. Spielwarenfachmarkt, Bürofachmarkt). Im Bereich Bekleidung / Schuhe / Sportartikel waren seit 2001 die größten Verkaufsflächenrückgänge zu verzeichnen. So hat sich das Angebot per Saldo um rd. 2.800 m² Verkaufsfläche verringert. Die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl liegt aber nach wie vor auf einem überdurchschnittlichen Niveau, was v. a. aus dem guten Sportartikelangebot sowie aus 47 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 den großformatigen Fachmarktkonzepten außerhalb der Innenstadt resultiert. So setzt sich das Angebot aus 19 Bekleidungsfachgeschäften (darunter 3 Anbieter für Herrenbekleidung und einer für Kinderbekleidung); 2 Textilkaufhäusern (C&A, Modepark Röther), 3 Textilfachmärkten (Kik, Takko, Vögele), 5 Fachgeschäften für Wäsche / Wolle und 2 Spezialanbieter für Bedürftige zusammen. Hinzu kommen 2 Schuhfachgeschäfte, 4 Schuhfachmärkte, 4 Fachanbieter für Taschen / Lederwaren sowie 4 Betriebe im Bereich Sportbekleidung / -schuhe, darunter 2 Intersport-Fachmärkte. Teilsortimente werden untergeordnet auch bei Pick’s raus sowie in den SB-Warenhäusern verkauft. Die Geschäfte präsentieren sich mehrheitlich zeitgemäß, so dass lediglich für einzelne Betriebe Modernisierungsbedarf festzustellen ist. Die Betrachtung des Markenportfolios (vgl. Kap. II) hat gezeigt, dass Entwicklungspotenzial in erster Linie in einer stärkeren Ausweitung des Angebotes auf Markenanbieter (v. a. im mittleren und höheren Profilierungssegment) besteht. Der Sportbekleidungsbereich ist insgesamt bereits gut vertreten, gerade bei den Fachmärkten ergibt sich aber zumindest zukünftig Modernisierungsbedarf im Hinblick auf Verkaufsflächendimensionierung und Stellplatzangebot. Darüber hinaus ist eine punktuelle Angebots- / Betriebstypergänzung in Form eines Babyfachmarktes denkbar. Das Segment Elektrowaren / Medien / Foto war in den letzten Jahren von zahlreichen Veränderungen geprägt. Per Saldo ergab sich seit 2001 aber dennoch ein leicht Verkaufsflächenanstieg. Heute liegt die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl auf überdurchschnittlichem Niveau, qualitativ sind aber z. T. Defizite festzustellen. So zeichnet sich der wichtigste Elektrofachmarkt (Media Markt) durch eine nicht mehr zeitgemäße Warenpräsentation und ein unzureichendes Stellplatzangebot aus. Neben Media Markt und Radio Burgel (Euronics) als wesentlichen Anbieter in der Innenstadt hat sich in der jüngeren Vergangenheit ein weiterer Elektrofachmarkt (HEM Expert) in Gewerbegebietslage angesiedelt. Darüber hinaus setzt sich das Angebot aus 2 Spezialanbietern für Weiße / Braune Ware, 2 Leuchten-Fachgeschäften, 7 Computerfachgeschäften sowie 3 Fotofachgeschäften und 7 Telefon- / Handyshops zusammen. Hinzu kommt das Bild- / Tonträgerangebot im Drogeriemarkt Müller sowie das Leuchtenangebot in den Bau- und Möbelmärkten. Damit wird ein umfassendes und überwiegend zeitgemäßes Angebot vorgehalten. Handlungsbedarf ist lediglich im Sinne einer Modernisierung zur langfristigen Bestandssicherung des Media Marktes 48 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 gegeben. Dies ist im Rahmen der Realisierung der Oberen Walke in Form einer Verlagerung inkl. Verkaufsflächenerweiterung von Media Markt geplant. Die Bereiche Haushaltswaren, Glas / Porzellan / Keramik (GPK) und Geschenkartikel werden in Backnang v. a. durch die Möbelhäuser (v. a. opti Wohnwelt) und den Sonderpostenmarkt (Pick’s raus) angeboten. Als wesentliche Anbieter für Haushaltswaren ist Otto Stroh in der Innenstadt zu nennen. Dekowaren und Geschenkartikel werden zudem in 11 weiteren Fachgeschäften zum Verkauf angeboten. V. a. im Haushaltswarenbereich ergibt sich Handlungsbedarf in Form von Modernisierungen. Die Ansiedlung zusätzlicher Fachgeschäfte in diesem Segment erscheint vor dem Hintergrund des allgemeinen stark rückläufigen Trends bei Haushaltswarenfachgeschäften und der Konkurrenz zu den Möbelhäusern als eher schwierig einzuschätzen (höchstens Spezialanbieter). Vielmehr geht der Trend zunehmend zu überregional agierenden Wohnaccessoires-Anbietern (z. B. Das Depot, Strauss Innovation, Butlers). In diesem Bereich ergibt sich ggf. noch Entwicklungspotenzial (vgl. Markenportfolio-Analyse). Im Bereich Einrichtungsbedarf / Möbel verfügt Backnang mit dem ehem. Wohnland / heutigen opti Wohnwelt über ein umfangreiches und weit über die Stadtgrenzen hinaus bedeutsames Angebot. In diesem Segment waren zwischen 2001 und 2009 auch die größten Verkaufsflächenzuwächse zu verzeichnen. Die Verkaufsflächenausstattung je 1.000 Einwohner liegt in Backnang 2,7fach höher als der Durchschnitt. Neben dem Großanbieter opti Wohnwelt sind 2 weitere Möbelhäuser (Noller, Sorg) ansässig sowie 4 Matratzen- / Bettwarenanbieter, ein Designmöbelanbieter, 4 Küchenstudios und 5 Fachgeschäfte für Heimtextilien, darunter die 2 Hauptanbieter Windmüller und Remmele Heimtex in der Innenstadt. Die Anbieter präsentieren sich mehrheitlich zeitgemäß, vereinzelt ist aber Modernisierungsbedarf festzustellen. Darüber hinaus ergibt sich kein akuter Handlungsbedarf. Mit Ansiedlung eines Möbelabholmarktes, wie es im Rahmen der Weiterentwicklung der Oberen Walke geplant ist, würde die Position Backnangs als „Möbelmetropole“ im Rems-Murr-Kreis weiter ausgebaut werden. Die Ausstattung im sonstigen Einzelhandel hat sich seit 2001 leicht erhöht. Die Stadt weist heute in diesem Segment eine leicht überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung auf, vor dem Hintergrund der Zentralität von ca. 133 % ergibt sich hier aber noch Entwicklungspotenzial für Backnang als Mittelzentrum. Das Angebot setzt sich im Bau- / Heimwerker- / Gartenbereich zu49 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 sammen aus 3 Baumärkten (BayWa, toom, Bauhaus1), 3 Spezialanbietern für Gartengeräte sowie 7 Fachhändlern für Baustoffe / Sanitäreinrichtungen. Daneben gibt es in Backnang 2 Fachmärkte für Autozubehör, 2 Fahrradanbieter sowie ein Musikalienfachgeschäft und 3 Secondhand-Betriebe. Aus dem kleinteiligen Segment sind zudem 9 Optiker, 2 Hörgeräteanbieter sowie 9 Fachgeschäfte für Uhren / Schmuck zu nennen. In qualitativer Hinsicht erweist sich der kleinteilige Bereich überwiegend als zeitgemäß, Modernisierungsbedarf ist nur in einzelnen Fällen gegeben, Angebotsergänzungen erscheinen nur punktuell sinnvoll (z. B. Modeschmuck wie Bijou Brigitte). Im Bereich der Bau- und Gartenmärkte ist allerdings festzuhalten, dass lediglich BayWa nach Erweiterung über eine zeitgemäße Verkaufsflächendimensionierung verfügt. Bauhaus und toom entsprechen bzw. entsprachen mit jeweils unter 5.000 m² VK nicht mehr den heutigen Anforderungen an moderne Baumärkte, die zunehmend Flächen von 10.000 m² VK und mehr anstreben. Vor diesem Hintergrund ist Handlungsbedarf in Form einer Modernisierung des Bau- und Gartenangebotes festzuhalten, was in Teilen auch mit Verkaufsflächenerweiterungen verbunden ist. Zudem ist die Ansiedlung eines Fachmarktes für Teppiche / Bodenbeläge denkbar, da dieser Betriebstyp derzeit in Backnang nicht vorhanden ist. Ein Teppichfachmarkt ist Bestandteil der derzeitigen Planungen für die Obere Walke, womit dieses Entwicklungspotenzial genutzt werden könnte. 3. Sortimentsspezifische Entwicklungspotenziale Nach der Analyse des Bestandes lässt sich festhalten, dass für Backnang unter Berücksichtigung der aktuellen Verkaufsflächenausstattung nur noch punktuell Branchendefizite erkennbar sind. Vor dem Hintergrund des weiterhin wachsenden Kaufkraftpotenzials im Marktgebiet und der zentralörtlichen Einstufung könnte eine konkrete Weiterentwicklung des Einzelhandelsangebotes wie folgt aussehen: 1 Neuansiedlung eines Biosupermarktes (z. B. Alnatura, denn’s, Füllhorn): ca. 700 - 1.000 m² VK Die Fa. Bauhaus hat ihren Markt in Backnang mittlerweile geschlossen. 50 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 stärkeres Heranrücken der Lebensmittelversorgung an die Wohnlagen (heute überwiegend autokundenorientierte Lagen) Neuansiedlung von Marken des mittleren und höheren Profilierungssegmentes im Bereich Bekleidung / Schuhe (z.B. H&M, K&L Ruppert, Esprit, S.Oliver, Görtz, Cecil, Street One, Bonita, Orsay, Buddelei, Mister & Lady Jeans, Pimkie, Ernsting’s family, Jeans Fritz) und ggf. in weiteren zentrenbildenden Sortimenten, z. B. Parfümerie / Kosmetik (z. B. Douglas) oder Modeschmuck (z. B. Bijou Brigitte): jeweils ab ca. 100 m² VK Neuansiedlungen eines Spielwarenfachmarktes (z. B. Rofu Kinderland, Toys ‚Я’ Us): ca. 700 – 1.000 m² VK Neuansiedlunge eines Babyfachmarktes (z. B. Baby Walz, Baby1One): ca. 600 – 900 m² VK Neuansiedlung eines Wohnaccessoires-Anbieters (z. B. Das Depot, Strauss Innovation): ca. 500 – 1.000 m² VK Neuansiedlung eines Bettwarenfachmarktes (z. B. Dänisches Bettenlager): ca. 800 – 1.500 m² VK1 Neuansiedlung eines Teppichfachmarktes (z. B. ARO, TTL, TTM, TEDOX): ca. 1.000 – 2.000 m² VK Modernisierungen / Standortoptimierungen v. a. in den Bereichen Schreibwaren / Bürobedarf, Haushaltswaren, Tiernahrung, Elektrowaren, Bau- und Heimwerkerbedarf, Sportartikel und bei Apotheken. Mit Fertigstellung und Neueröffnung des Schweizerbaus werden einige der genannten Entwicklungspotenziale bereits umgesetzt (v. a. denn’s Biolebensmittelmarkt, zusätzliche Marken im Bekleidungs- und Schuhbereich wie Mister & Lady Jeans, Ernsting’s family, Jeans Fritz und Street Shoes). Darüber hinaus bestehen aber – wie dargelegt – weitere Entwicklungspotenziale auch in Form von Neuansiedlungen. 1 Die Ansiedlung eines Dänischen Bettenlagers ist mittlerweile erfolgt. 51 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 VI. Leerstandskataster für die Backnanger Innenstadt 1. Ursachen von Leerständen Die Ursachen von Ladenleerständen sind vielfältig. Primär sind Ladenleerstände die Folge des durchgreifenden Strukturwandels im Einzelhandel. Das geänderte Verbraucherverhalten, die Kaufzurückhaltung der Konsumenten und die Umsatz- und Ertragsschwäche des Einzelhandels haben den Wettbewerb der Vertriebsformen intensiviert. In der Vergangenheit führte dies nur deshalb nicht zu Leerständen, weil es eine stete Nachfrage nach Ladenlokalen durch Mittelständler und filialisierende Handelsketten gab. Beide sahen sich in der Lage, die entsprechenden Flächen wirtschaftlich zu betreiben. Der Einzelhandel als „Wachstumsmotor“ der Flächennachfrage war ein gern gesehener Mieter, wobei der Markt durch ein knappes Mietflächenangebot und knappe Baurechte bestimmt war. Der Leerstand blieb hauptsächlich auf Nebenlagen, z.B. mit schlechter Erreichbarkeit, beschränkt. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die Zahl der Firmen im Einzelhandel erheblich verringert; die Standortdynamik im Einzelhandel und damit die Nachfrage auch nach „neuen“ Flächen wird hauptsächlich durch Filialisten bestimmt. Der mittelständische Einzelhandel steht unter erheblichem Anpassungsdruck, was auch ein Blick auf die Zahl der Insolvenzen beweist. Die Hoffnungen von Städten und Immobilieneigentümern, dass Gründer als wesentliches Nachfrageelement die lokalen Immobilienmärkte beleben, haben sich im Allgemeinen nicht im gewünschten Umfang erfüllt. Mit der nachlassenden Nachfrage nach Einzelhandelsflächen hat sich der Vermietermarkt zum Mietermarkt gewandelt, und es treten die durch die wirtschaftliche Dynamik überdeckten Mängel einzelner Handelsimmobilien deutlich zu Tage: 101 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Unterschreitung der aus betrieblichen Gründen erforderlichen Objektgröße unbefriedigende verkehrliche Rahmenbedingungen (Pkw- / ÖPNV-Erreichbarkeit, Parkierung, Andienung) unzureichende Objektqualität (Grundriss, ausreichende zusammenhängende Flächen, Mehrgeschossigkeit etc.) fehlende bauliche Pflege und Modernisierungsmaßnahmen Standort- / Objekt-unangemessene Kaufpreis- / Mietforderungen der Eigentümer fehlende Umfeldnutzungen, trading down-Prozesse (z. B. Fehl- und Mindernutzungen) gestalterische Vernachlässigung des städtebaulichen Umfeldes unzureichende Sauberkeit und Sicherheit. Unter besonderem Anpassungsdruck stehen die gewachsenen Einkaufslagen von Klein- und Mittelstädten, welche überwiegend durch kleinflächige und mittelgroße Fachhandelsanbieter geprägt sind. Galt noch Anfang der 1990er Jahre der Leerstand überwiegend als vereinzelt auftretendes, vorübergehendes Phänomen, als Erscheinung eines Marktes, auf dem der Einzelhandel aufgrund von Ausweichmöglichkeiten nicht gezwungen war, „jeden“ Mietpreis zu bezahlen, hat sich das Bild zwischenzeitlich gewandelt: Der Leerstand von Handelsflächen ist eine bundesweite Erscheinung. Er tritt in den Kommunen zunehmend flächenhaft auf. Er ist nicht länger auf Nebenlagen beschränkt. Er betrifft auch Objekte, die günstige Mieten offerieren. 102 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 2. Leerstandssituation in der Backnanger Innenstadt Im Rahmen der Bestandserhebung wurden in der Backnanger Innenstadt 18 leer stehende Gebäude bzw. Geschäfte ermittelt (Stand: Mai 2009). Die Mehrzahl dieser Ladeneinheiten entfällt auf innerstädtische Nebenlagen (z. B. Adenauerplatz, Albertstraße, Am Schillerplatz, Aspacher Straße, Stuttgarter Straße, Sulzbacher Straße). Einzelne Leerstände kommen aber auch in den Haupteinkaufslagen vor und treten dort z. T. durch ihre Größe oder ihre exponierte Lage deutlich in den Vordergrund (z. B. Am Obstmarkt, Ecke Uhlandstraße / Marktstraße, westliche Schillerstraße). Bei den derzeitigen Leerständen handelt es sich um ehemalige Geschäfte bzw. Dienstleistungsbetriebe ganz unterschiedlicher Branchen, darunter z. B. Bekleidung, Hausrat / Möbel, Sport, Lebensmittel, Frisörsalon, Versicherung, Bank, Reisebüro, Fahrschule und Sportwettbüro. Jeder einzelne Leerstand kann sich negativ auf das gesamte Umfeld auswirken. Mit einer Leerstandsquote von ca. 10 - 12 % erweist sich das Leerstandsthema aber nicht als gravierendes Problem der Backnanger Innenstadt. Vergleichbare Mittelstädte erreichen heute Leerstandsquoten von bis zu 20 %. Hinzu kommt der Umstand, dass in der Backnanger Innenstadt wenig dauerhafte Leerstände zu finden sind, d. h. nur wenige Ladenlokale stehen länger als ein bis zwei Jahre leer. Auch für viele der aktuell leer stehenden Geschäfte können die Eigentümer bereits wieder eine hohe Nachfrage verzeichnen.1 Konkret existieren lediglich zwei Leerstände bereits länger als vier Jahre (ehem. Möbel Sorg, ehem. Sportgeschäft mit Büroflächen Am Obstmarkt). Zwei weitere Ladenlokale stehen bereits seit zwei bis drei Jahren leer (ehem. Weinhaus Haar nach Umzug, ehem. Langbein). Der Großteil der Leerstände ist aber erst im letzten oder im laufenden Jahr aufgetreten (14 Leerstände bzw. ca. 78 %). 1 Angaben der Wirtschaftsförderung Backnang. 103 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Selbst in schwächer frequentierten Nebenlagen gelingt häufig die Überführung von Leerständen in neue Einzelhandelsgeschäfte oder in Dienstleistungsbetriebe. Exemplarisch hierfür können folgende Nutzungen genannt werden: Frisör und Änderungsschneiderei Am Rathaus 4 in ehem. Schuhgeschäft Quick Schuh auf Obergeschossfläche von C&A Im Biegel (ehem. Schuhhaus Kutteroff) Nagelstudio in Marktstraße 15 in ehem. Modegeschäft Frisör in Marktstraße 33 (ehem. Backnanger Tee- und Gewürzlädle, Umzug) GENC in Eduard-Breuninger-Straße 7a (ehem. Wollin, Umzug) Metzgerei Bollinger in Schillerstraße 47 (ehem. Absolut). Im Gegensatz zu vielen anderen Städten etablieren sich auch in Nebenlagen mehrheitlich hochwertige Nachnutzungen, so dass nur in einigen wenigen Bereichen von gewissen trading down-Effekten i. S. von Mindernachnutzungen gesprochen werden kann (z. B. Aspacher und Sulzbacher Vorstadt mit Spielotheken, Döner- und Imbissbuden etc.). An den Standorten, die aufgrund ihres Lagezusammenhanges, der Frequentierung oder der Gebäudestruktur zukünftig nicht mehr für Einzelhandel geeignet erscheinen, sind Nachnutzungen auch außerhalb des Einzelhandels (z. B. Büros, Dienstleistungen, Gastronomie, Wohnen) denkbar. Das erarbeitete Leerstandskataster (vgl. Anhang 2) soll daher für jeden einzelnen Leerstand aufzeigen, ob zukünftig noch eine Eignung im Einzelhandel besteht bzw. welche Nachfolgenutzungen denkbar und aus städtebaulicher Sicht empfehlenswert sind. Als Standortkriterien werden neben der verfügbaren Fläche, der Lage und dem baulichen Zustand auch die Erreichbarkeit, die Einsehbarkeit und die vorhandenen Umfeldnutzungen berücksichtigt (vgl. Karte 10). Die Ergebnisse des Leerstandskatasters können aber nur eine aktualisierte und konkretisierte Arbeitsgrundlage zu einem umfassenden Leerstandsmanagement sein, das frühzeitig auf sich abzeichnende Veränderungen reagiert. Als wesentliche Einflussfaktoren spielen 104 Backnang, Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 hierbei die spezifische Nachfrage im Einzelhandels-, Büro- und Wohnsektor in der Backnanger Innenstadt sowie die baulichen Strukturen (z. B. enge / verwinkelte Flächen, zu kleine zusammenhängende Flächen, mangelnde Barrierefreiheit) und die Eigentümerstruktur (i. d. R. viele Eigentümer im fortgeschrittenen Alter, viele Erbengemeinschaften und / oder Eigentümer mit Wohnsitz außerhalb der Standortkommune) eine Rolle. Auch zukünftig wird man nicht alle leer stehenden Ladenlokale (wieder) mit Einzelhandelsnutzungen besetzen können. Die Ausgangsvoraussetzungen für ein erfolgreiches Leerstandsmanagement sind in der Backnanger Innenstadt mit einer nach wie vor relativ hohen Nachfrage im Einzelhandels-, aber auch im Büro- und Dienstleistungssektor vergleichsweise gut. So gibt es – im Gegensatz zu vielen anderen Städten – auch noch größere zusammenhängende Verkaufsflächen, die evtl. für Einzelhandelsnutzungen zur Verfügung stehen, wenngleich die bauliche Struktur in der Backnanger Innenstadt aus historischen Gründen eher kleinteilig ist. Allerdings befinden sich gerade diese größeren Einheiten in heutigen Nebenlagen mit deutlich geringerer Frequentierung (v. a. ehem. Sportgeschäft Am Obstmarkt, ehem. Möbel Sorg in der Stuttgarter Straße und ehem. Kaufhaus Max Mayer im Schweizerbau). Insgesamt ist also festzuhalten, dass die Leerstände kein gravierendes Problem der Backnanger Innenstadt darstellen, aber dennoch ernst zu nehmen sind, da z. T. hierdurch schon eine stadtbildprägende Wirkung erkennbar wird, wo Leerstände gehäuft auftreten (z. B. aktuell Am Obstmarkt, in der westlichen Schillerstraße und in der Aspacher Straße). Da die Leerstände mehrheitlich nicht zwischengenutzt werden (z. B. als zusätzliche Schaufenster für bestehende Geschäfte, als Ausstellungs- / Informationsfläche für Vereine / Künstler oder mit zeitlich begrenzter Nutzung, wie etwas als Flohmarkt etc.), tritt die Thematik zunehmend in den Vordergrund. Grundsätzlich gilt nämlich für jeden einzelnen Leerstand, dass er wie ein „totes Auge“ im Stadtbild auffällt und das gesamte Umfeld negativ prägt. Für Zwischennutzungen gibt es aber auch gute Beispiele in Backnang, z. B. die Schaufensterfront von ehem. Langbein in der Schillerstraße, die aktuell als zusätzliche Werbefläche durch Windmüller Betten genutzt wird. Bis vor einigen Monaten gab es zudem eine Zwischennutzung für eine Teilfläche des ehem. Kaufhauses Max Mayer in Form eines Sonderpostenabverkaufs. Festzuhalten ist aber auch, dass von den derzeit 18 Leerständen höchstens die Hälfte überhaupt für Einzelhandel nachnutzbar sind. Für die übrigen Leerstände sind aufgrund ihrer Lage oder der Größe bzw. des Zuschnitts zukünftig andere Nutzungen erforderlich. 105 Karte 10: Verteilung der Leerstände in der Backnanger Innenstadt Legende: L leer stehendes Ladenlokal (unabhängig von der Größe; Stand: Mai 2009) zentraler Versorgungsbereich Quelle: GMA-Darstellung 2009; Kartengrundlage Stadt Backnang 106 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 VII. Städtebauliche Analyse der Backnanger Innenstadt Die Innenstadt als Einzelhandelsstandort ist heute i. d. R. gegenüber peripher gelegenen Einzelhandelsagglomerationen benachteiligt. Zu nennen sind bezüglich der Innenstadt v. a. die Knappheit der Entwicklungsflächen in Verbindung mit hohen Bodenpreisen, die Nachteile bei verkehrlicher Erschließung und Stellplatzangebot sowie die heterogene Interessenslage der Akteure. Allerdings weisen viele Innenstädte ein Alleinstellungsmerkmal auf, das kaum nachzuahmen ist: Es handelt sich hier um die städtebauliche Gestalt, die häufig auch einen geschichtlichen Erlebnisraum darstellt, sowie um die Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und weiteren öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Diesen Vorteil der Innenstadt gilt es zu stärken, um sie als Einzelhandelsstandort attraktiv zu erhalten. Dabei steht die Innenstadt in Konkurrenz zu perfekt konzipierten Einkaufszentren, in denen von einer optimierten Grundrissgestaltung bis zu Beleuchtung und Musikbeschallung jedes Detail inszeniert ist. Daher sollte in einer Innenstadt neben einem attraktiven Einzelhandelsangebot auch intensiv auf das bauliche Erscheinungsbild geachtet werden. In Backnang wurde im Juli 2009 eine detaillierte Analyse der verkehrlichen Erreichbarkeit, Parksituation, Typologie / baulichen Struktur, Architektur / Fassadengestaltung / Warenpräsentation, des öffentlichen Raumes und der Fußwegebeziehungen durchgeführt. Die größte Auffälligkeit ist, dass die Backnanger Innenstadt im Hinblick auf zentrale Rahmenbedingungen wie eine wertvolle historische Bausubstanz, Verkehrsanbindung / Erreichbarkeit, Erlebbarkeit als Stadt am Fluss sowie Zustand des Stadtmobiliars sehr gut aufgestellt ist. Demgegenüber ist festzuhalten, dass es zahlreiche innerstädtische Areale in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand und z. T. Defizite bei Erscheinungsbild und Warenpräsentation der ansässigen Geschäfte gibt. Verbesserungspotenzial besteht u. a. bei der Gestaltung der unteren Marktstraße und der Kesselgasse, bei der Aufwertung der Innenstadteingänge (v. a. Sulzbacher und Aspacher Vorstadt, Bahnhofstraße) sowie bei der Weiterentwicklung des Obstmarktes / Chelmsfordplatzes. Die wesentlichen Ergebnisse sind auf den folgenden Seiten dargestellt, ergänzt um eine anschauliche Fotodokumentation der wichtigsten Stärken und Schwächen. 107 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 1. Nutzungsmischung Die Backnanger Innenstadt weist eine hohe Nutzungsmischung bzw. eine große Vielfalt an unterschiedlichen Nutzungen auf. So spielen neben dem Einzelhandel in den innerstädtischen Haupt- und Nebenlagen auch Gastronomie-, Dienstleistungs-, Kultur- und Bildungsangebote sowie öffentliche Einrichtungen eine große Rolle. Die Backnanger Innenstadt ist darüber hinaus aber auch ein wichtiger Wohnstandort, wobei es auch gelungen ist, besondere Wohnformen zu etablieren (z. B. betreutes Senioren-Wohnen am Aspacher Tor). Die innerstädtischen Nutzungen erweisen sich räumlich z. T. als eng verzahnt, z. B. was Einzelhandel und Gastronomie in den zentralen Lagen entlang der Uhlandstraße, Schillerstraße und Marktstraße sowie Im Biegel anbelangt. Während die Haupteinkaufslagen in einem Dreieck zwischen Grabenstraße, Schillerstraße und Marktstraße angesiedelt sind, ist der Biegel in erster Linie durch Gastronomie und Dienstleistungen geprägt. Ähnliches gilt für den Bereich Am Obstmarkt und Chelmsfordplatz. Zwischen Marktstraße und Murr konzentrieren sich öffentliche, kulturelle und kirchliche Einrichtungen (v. a. Stiftshof), im Bereich der Wassergasse dominiert ruhiges innerstädtisches Wohnen. Südlich der Eduard-Breuninger-Straße erweist sich ebenfalls Wohnen als die vorrangige Nutzung, am Südrand der abgegrenzten Innenstadt befinden sich Schulen und das Bürgerhaus. Der Geschäftsbesatz setzt sich außerhalb des Murrbogens in westliche und östliche Richtung fort, allerdings sind hier keine durchgängige Geschäftslagen mehr ausgeprägt, z. T. gibt es sog. trading-downTendenzen. Damit ist festzuhalten, dass sich die Haupteinkaufslagen relativ kompakt konzentrieren, während sich die Nebenlagen mit deutlich geringerem Geschäftsbesatz räumlich stärker ausdehnen und z. T. von „auslaufenden“ Lagen zu sprechen ist. Solche Nebenlagen bieten – sofern sie gut gestaltet sind – Standorte für attraktive, individuelle bzw. experimentelle Anbieter, welche in den Hauptlagen aufgrund der höheren Mietpreise keinen Platz finden. Attraktive Nebenlagen sind daher ebenso ein wichtiger Baustein zur Profilierung einer Innenstadt. 108 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 2. Erreichbarkeit für den motorisierten Verkehr Vom überörtlichen Verkehrsnetz aus kann die Innenstadt über die K 1832 (Aspacher Straße), die Sulzbacher Straße, die Stuttgarter Straße sowie die Gartenstraße, die Eugen-Adolff-Straße und die Erbstetter Straße erreicht werden. Damit ist eine Anbindung an die innerstädtische Ringerschließungsstraße (Talstraße, Annonay-Straße, Eugen-Adolff-Straße, Obere Bahnhofstraße, Etzwiesenstraße, Friedrichstraße, Aspacher Straße) aus allen Himmelsrichtungen gegeben. Die Anbindung erfolgt mehrheitlich über leistungsfähige Kreisverkehre. Positiv ist hervorzuheben, dass von dieser Ringerschließung unmittelbar eine Vielzahl von Parkmöglichkeiten am Rand der Innenstadt oder sogar innerhalb der Innenstadtstruktur erreichbar ist (z. B. Parkhäuser Stadtmitte, Grabenstraße, Im Biegel und Adenauerplatz, Parkplatz Bleichwiese). Dadurch, dass der Ring in beide Richtungen befahrbar ist (keine Einbahnstraßen), sind die Parkmöglichkeiten von allen Seiten sehr gut erreichbar. Positiv ist auch, dass die Zufahrten zu den wesentlichen Parkplätzen kaum mit dem Fußwegenetz in der Backnanger Innenstadt kollidieren und so möglichen Nutzungskonflikten konsequent vorgebeugt wird. Allerdings ist der Innenstadtring nicht als solcher auf den ersten Blick erkennbar, da eine entsprechende Namensgebung bzw. Beschilderung fehlt. Für die mangelnde Wahrnehmung spielt sicherlich auch die an manchen Stellen vorhandene Distanz zur Altstadt eine Rolle (v. a. im Bereich Etzwiesenstraße). Der „Ringgedanke“ könnte aber dennoch relativ leicht aufgegriffen werden, da sich auch das bereits vorhandene dynamische Parkleitsystem im Wesentlichen daran ausrichtet. Innerhalb des Murrbogens gibt es vergleichsweise viele Einbahnstraßen, der gänzlich verkehrsfreie Bereich beschränkt sich lediglich auf den Biegel sowie die Uhlandstraße, Schillerstraße, Kesselgasse und den Obstmarkt. Da zudem innerhalb der Altstadt noch zahlreiche straßenbegleitende Kurzzeitstellplätze vorhanden sind, ist nach wie vor ein hoher Parksuchverkehr auch in den Haupteinkaufslagen (v. a. Grabenstraße, Marktstraße) festzustellen. Dies schränkt die Fußgänger- und Radfahrerfreundlichkeit sowie die Aufenthaltsqualität in den Geschäftslagen allgemein ein. 109 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Im Zusammenhang mit der verkehrlichen Erschließung der Innenstadt ist auch auf die Wettbewerbssituation mit autokundenorientierten Angeboten hinzuweisen. Die Besucher akzeptieren i. d. R. die Einschränkung (Fußgängerzone / verkehrsberuhigte Zonen), sofern dennoch möglichst kurze und attraktive Wegeverbindungen zwischen Parkplätzen und Geschäftslagen vorhanden sind und diese auch so wahrgenommen werden. Der Einzelhandel der Backnanger Innenstadt steht allerdings in intensivem Wettbewerb mit den großen Angeboten autokundenorientierter Standorte in den Randlagen der Stadt. Daher haben die verkehrliche Erreichbarkeit und die verständliche Beschilderung des Innenstadtringes und damit des Parkplatzangebotes in diesem Fall einen besonders hohen Stellenwert für den Backnanger Innenstadthandel. Durch die Verteilung mehrerer Abstellplätze für Fahrräder und Motorräder in der Innenstadt sowie einer konsequenten Beschilderung der Radwege ist in Backnang eine vergleichsweise hohe Fahrrad- und Motorradfreundlichkeit gegeben. Positiv ist in diesem Zusammenhang auch die gute ÖPNV-Anbindung der Innenstadt herauszustellen: So gibt es mehrere Haltepunkte auch innerhalb der Altstadt, die einen direkten, geschäftsnahen Zugang ermöglichen. Andererseits fallen die Busse, die durch die Grabenstraße und die Marktstraße fahren, in der kleinteiligen Struktur sehr auf. Ebenso notwendig wie eine gute ÖPNV-Anbindung der Haupteinkaufslagen ist auch der Anlieferungsverkehr für die Geschäfte. Die Lieferzeiten in der Innenstadt wurden bereits zeitlich begrenzt (vormittags zwischen 6:00 und 10:30 Uhr und abends zwischen 18:00 und 19:00 Uhr). Dennoch mangelt es in Teilen an der Einhaltung dieser Zeiten. 3. Parksituation Innerhalb des Innenstadtringes bestehen zahlreiche Parkmöglichkeiten, darunter vier Parkhäuser, ein größerer ebenerdiger Parkplatz sowie straßenbegleitende Kurzzeitparkplätze im gesamten Innenstadtgebiet. In jüngerer Vergangenheit sind zudem einige weitere Stellplätze im Bereich Talstraße / Aspacher Brücke hinzu gekommen. Die Gesamtzahl der Stellplätze (rd. 1.200) ist als gut einzustufen und 110 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 auch die Laufentfernung zu den Hauptlagen der Innenstadt ist vergleichsweise gering, v. a. was die Parkhäuser Stadtmitte, Grabenstraße und Im Biegel anbelangt. Schwierigkeiten ergeben sich aber bei der fußläufigen Anbindung der Bleichwiese, die durch die besondere Topografie lediglich am Nordrand zur Sulzbacher Brücke hin fußläufig angemessen angebunden ist. Südlich besteht zwar eine zweite Verbindung über eine Brücke und eine Treppenanlage zur Überwindung des Burgberges, diese weist aber eher Hinterhofcharakter als Altstadteingang auf. Oben angekommen trifft man zunächst ohne weitere Hinweise nur auf „Gebäuderückseiten“. Die Bleichwiese ist aber andererseits der Parkplatz, der heute von den Besuchern am stärksten frequentiert wird. In Backnang in ein dynamisches Parkleitsystem vorhanden, welches zu den wesentlichen Parkmöglichkeiten führt und die aktuelle Belegung der Einrichtungen anzeigt. Die Beschilderung erfolgt sehr konsequent vom Innenstadtring aus. Positiv hervorzuheben ist auch die Einheitlichkeit der Parkhinweise (Bezeichnung, Form, Schrift) und die Lesbarkeit. Bezüglich der Parkinformation im Internet ist zu erwähnen, dass es eine einheitliche Übersicht mit Kartendarstellung und Erläuterung gibt, wo man sich über die Lage der Parkhäuser / -plätze und deren Kapazität informieren kann. Allerdings fehlen Informationen zu den Öffnungszeiten bzw. den gebührenpflichtigen Zeiten und den Preisen für das Parken. Zudem ist der sog. „Einkaufs- und Parkplan Innenstadt“ auf der Homepage der Stadt Backnang eher schwer auffindbar. So wäre hier eine Verknüpfung auch unter der Rubrik „Zu Gast“ sinnvoll, da gerade auswärtige Besucher i. d. R. weniger mit den örtlichen Gegebenheiten und Parkmöglichkeiten vertraut sind als die Einheimischen. Hinsichtlich der Parkraumbewirtschaftung ist ein weitgehend einheitliches Modell bzw. eine klar nachvollziehbare Abstufung hervorzuheben: So kostet in den Parkhäusern entlang der Grabenstraße jede halbe Stunde bis zu einem Zeitraum von 2 Stunden 0,60 €. Darüber hinaus liegt der Stundensatz bei 1,00 € und der Tageshöchstsatz bei 9,00 €. Das Parkhaus Adenauerplatz erweist sich insgesamt als etwas günstiger (0,50 € je 30 Minuten, Tageshöchstsatz 5,00 €), was sich durch die größere Distanz zu den Haupteinkaufslagen nach- 111 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 vollziehen lässt. Die Parkplätze Bleichwiese und Talstraße am Rand der Altstadt werden mit einer Höchstparkdauer von 3 Stunden betrieben, dabei kosten jeweils 15 Minuten 0,25 €. Die Kurzzeitstellplätze innerhalb der Innenstadt (z. B. Marktstraße, Grabenstraße, Stuttgarter Straße, Schillerplatz) sind mehrheitlich auf 15, z. T. auf 30 Minuten (z. B. Stuttgarter Straße, Schillerplatz) begrenzt. Mit dieser Abstufung sollen die motorisierten Besucher der Innenstadt in Richtung Parkhäuser gelenkt werden und sich die Einfahrten in die Altstadt auf punktuelle kurze Erledigungen beschränken. Der hohe Parksuchverkehr in der Innenstadt macht aber deutlich, dass dies bislang noch nicht ausreichend gelingt. Zudem kann die Begrenzung auf 15 Minuten technisch gar nicht entsprechend umgesetzt bzw. kontrolliert werden, da die Bewirtschaftung ausschließlich mit Parkscheibe erfolgt und hier die Parkzeit lediglich 30-Minuten-genau abgelesen werden kann. Hinsichtlich der Preisgestaltung selbst können die durchschnittlichen Kosten pro halbe Stunde vor dem Hintergrund der Stadtgröße noch als angemessen bezeichnet werden. Allerdings liegt der Tageshöchstsatz in den Parkhäusern mit bis zu 9,00 € eher im oberen Mittel. Zudem ist festzuhalten, dass das Parken in der Backnanger Innenstadt bereits ab der ersten Minute kostet bzw. z. T. innerhalb der ersten 20 Minuten kostenfrei ausgefahren werden kann, dies aber nicht bekannt ist und nicht beworben wird. Damit unterscheidet sich Backnang von anderen Städten im Umland, die z. T. zumindest die erste halbe Stunde frei parken lassen (z. B. Ludwigsburg, Waiblingen), z. T. auch länger (z. B. Winnenden: 90 Minuten). Zudem wird häufig sonn- und feiertags ein gebührenfreies Parken ermöglicht. In qualitativer Hinsicht erweisen sich die Parkhäuser in Backnang mehrheitlich als zeitgemäß, u. a. was Stellplatzgröße, Helligkeit und Sauberkeit anbelangt. Lediglich das Parkhaus Adenauerplatz wirkt dunkel und beengt, die Befahrbarkeit wird durch enge Radien und schmale Parkbuchten eingeschränkt, zudem erweist sich die Orientierung im Parkhaus als schwierig. Der Parkplatz Bleichwiese wird nicht zuletzt aufgrund seines barrierefreien Zugangs, bequemer Ein- und Ausfahrtsmöglichkeiten sowie der guten Benutzbarkeit durch die Schrägaufstellung bevorzugt. 112 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 4. Typologie / bauliche Struktur Insgesamt ist festzuhalten, dass die Backnanger Innenstadt mit ihrer spezifischen Topografie, den zahlreichen historischen Gebäuden sowie dem markanten Kirchturm über eine unverwechselbare bauliche Struktur verfügt. Die räumliche Ausdehnung der Innenstadt wird durch den Verlauf der Murr geprägt, die in mehreren Bögen die Stadt durchquert. Der Altstadtkern befindet sich zwischen Grabenstraße und Marktstraße, wo eine überwiegend kleinteilige Bebauung mit überwiegend giebelständigen Häusern erkennbar ist. Hier ist die höchste Nutzungsdichte ausgeprägt, es dominieren historische Gebäude, die z. T. sehr hochwertig saniert wurden. Der Bereich wird durch schmale Gässchen und Querverbindungen (z. T. mit Treppenaufgängen) geprägt. Ein zentraler Platz ist nicht existent, die einzige kleinere Platzsituation stellt der Obstmarkt / Chelmsfordplatz dar. Gerade die Uhlandstraße und die Grabenstraße laden aufgrund ihrer Breite und ihrer Ausgestaltung zum Bummeln und Flanieren ein, wobei die Fußgängerfreundlichkeit aber zumindest in der Grabenstraße heute aufgrund des einseitigen Durchgangsverkehrs eingeschränkt ist. Die Marktstraße erweist sich im Hinblick auf ihre Ausgestaltung als nicht besonders fußgängerfreundlich, v. a. was den nördlichen Teil betrifft. So behindern in der Marktstraße, die ebenfalls als Einbahnstraße ausgewiesen ist, der Verkehr und die autoorientierte Ausbauweise mit Schwarzdecke, erhöhten und z. T. schmalen Bürgersteigen sowie wenig ausgewiesenen Querungsmöglichkeiten die Fußgängerströme. Die einzigen größerteiligen Baustrukturen befinden sich westlich der Grabenstraße. Im neu entstandenen Quartier „Im Biegel“ am Nordrand der Innenstadt wurden die baulichen Strukturen mit den giebelständigen Gebäuden fortgesetzt. Am Nordostrand ist es aber auch gelungen, einen größeren Gebäudekomplex zu integrieren (Verwaltungsge- 113 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 bäude). Der Biegel selbst unterscheidet sich v. a. durch seinen schachbrettartigen Grundriss von der Altstadt. Dadurch konnte aber auch innerstädtisches Wohnen mit ruhigen, begrünten Wohninnenhöfen realisiert werden. Die Rückseiten der Fußgängerzone, in denen v. a. Anlieferung und Entsorgung stattfindet, sind in der Backnanger Innenstadt v. a. in der Kesselgasse und den schmalen Querachsen zu finden (z. B. Spaltgasse, Dilleniusstraße, Fritz-Munz-Weg). Letztlich geht es darum, „Rückseiten“ zwar zu akzeptieren, aber zumindest gestalterisch etwas zu kaschieren. Im Fall der Kreuzung Im Biegel / Fritz-Munz-Weg als Eingang zur Innenstadt von den beiden Parkhäusern Grabenstraße und Biegel her verstärkt sich der wenig einladende Eindruck durch die Kombination aus der Anlieferseite von Rewe mit den nicht genutzten bzw. geschlossenen Rückseiten von C & A und dm. Da hier auch keine Schaufenster vorhanden sind, ist der Bereich wenig attraktiv zum Bummeln, was sich auch in den geringen Passantenfrequenzen westlich des Hermann-Krimmer-Weges niederschlägt (vgl. Kap. VIII). 5. Architektur / Fassadengestaltung Die Gestaltungsqualität der Altstadtgebäude ist überwiegend positiv zu beurteilen: So gibt es eine Vielzahl an gut gepflegten und z. T. liebevoll restaurierten Objekten. Eine mittelalterliche Innenstadt kann als historischer Erzählraum gesehen werden, an dem verschiedene Gestaltungsepochen ablesbar sind. Diesem wertvollen Erbe, das u. a. auch von touristischem Interesse ist, wird die Backnanger Innenstadt mehrheitlich gerecht, indem ein Großteil der Substanz erhalten und gepflegt wird und neue Nutzungen möglichst behutsam in alte Hüllen eingefügt wurden. Auch im Falle von Abriss und Neubau wurde in den meisten Fällen darauf geachtet, dass sich die neuen Objekte hinsichtlich Größe, baulicher Gliederung und Raumkanten in das Umfeld einfügen. Nur in Einzelfällen treten Gebäude / Gebäudeteile in Erscheinung, die dem hohen Anspruch des historischen Umfeldes nicht vollständig entsprechen (z. B. Elektro Burgel, Kioske in der mittleren Schillerstraße). Zudem stehen den schön sanierten Gebäuden zahlreiche innerstädtische Quartiere in einem stark sanierungs- 114 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 bedürftigen Zustand gegenüber. Diese befinden sich z. T. sogar mitten in 1a-Lagen (z. B. Grabenstraße zum Übergang Kesselgasse) oder an stark exponierten Stadteingangssituationen (z. B. Sulzbacher Vorstadt, Aspacher Vorstadt zwischen Gerberstraße und Murr, Post-Areal am Eingang in die Innenstadt vom Bahnhof her kommend, Leerstand an der Ecke Uhlandstraße / Marktstraße als Eingangssituation in die Altstadt). Städtebaulich nicht zufriedenstellend erweist sich auch das Sorg-Areal inkl. Umfeld an der Stuttgarter Straße sowie die untere Schillerstraße, wo z. T. ebenfalls Sanierungsbedarf bei den bestehenden Gebäuden festzustellen ist. Hinzu kommt auch, dass die Mehrzahl der Leerstände sehr deutlich im Stadtbild auffallen. Leerstände kommen nahezu zwangsläufig in einer Innenstadt vor, es sollte aber einem gewissen gestalterischen Niveau entsprochen werden (z. B. keine unkontrollierte Plakatierung). Jeder einzelne Leerstand prägt nicht nur die Immobilie, sondern auch das gesamte Umfeld negativ. Leerstände eignen sich vielmehr vorübergehend als Informationsflächen (z. B. für Vereine, Veranstaltungen, aktuelle Stadtentwicklungsplanungen) oder als zusätzliche Schaufenster / Werbefläche für andere Geschäfte sowie ggf. für attraktive Zwischennutzungen. In der Backnanger Innenstadt werden die Leerstände nur im Einzelfall aktiv zwischengenutzt (z. B. als Ausstellungs- / Werbefläche für andere Geschäfte). Mehrheitlich sind es aber „tote Augen“ oder wild plakatierte Fenster. Im Hinblick auf die vertikale Gliederung der Gebäude ist anzumerken, dass sich die Schaufenstergestaltung der Betriebe mehrheitlich gut in die historischen Fassaden einfügt (z. B. VINOLine, Bücher Leibold, Charisma, Schlecker, Weltladen, Optik Stroh). Vereinzelt gibt es hierzu aber auch negative Beispiele, wo Fassaden im Erdgeschoss ohne Bezug zur Gesamtarchitektur des Gebäudes stehen (z. B. O2Handyshop am Rathaus, 3 S Fashion in der Schillerstraße). Der Durchbruch zu größeren Schaufensterfronten ist zwar funktional, jedoch sind dann die architektonischen Gliederungen des Gebäudes unterbrochen. 115 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 6. Erscheinungsbild / Warenpräsentation der Geschäfte In der Backnanger Innenstadt gibt es zahlreiche Beispiele für attraktive Ladenfassaden und Schaufenstergestaltungen. Auch die Außenwerbung erweist sich mehrheitlich als zurückhaltend, dezent und zeitgemäß. Besonders hervorzuheben ist, dass häufig ein barrierefreier Zugang zu den Geschäften möglich ist (keine Treppenstufen). Während also in vielen Fällen bereits eine attraktive und ansprechende Gestaltung auch im Detail erreicht wurde, erweisen sich aber einige Betriebe sowohl in Haupt- als auch in Nebenlagen noch als verbesserungswürdig. Werbeinhalt, Größe, Farbwahl und Design spielen eine zentrale Rolle und sollten sowohl an der Branche wie auch an der Immobilie und dem Stadtbild des Umfeldes orientiert sein. So lässt die Schaufenstergestaltung in einigen Fällen keine Struktur oder thematische Ausrichtung (z. B. saisonal abgestimmt, Zusatzthemen) erkennen. Vereinzelt fehlen auch eine attraktive Sichtfassade, Einblicke in das Geschäft, hervorstechende „Hingucker“ sowie eine niveauvolle und ansprechende Auslage, die den Kunden zum Bummeln und Eintreten einlädt. Durch zugestellte Schaufenster werden Einblicke in das Geschäft verhindert, was die „Hemmschwelle“ zum Eintreten v. a. bei auswärtigen Kunden i. d. R. deutlich erhöht. In diesem Kontext ist auch auf den störenden Einfluss mancher „Stolperfallen“ (z. B. mobile Verkaufsstände) hinzuweisen. Teilweise stehen deren Waren (z. B. Billigartikel, d. h. das Billigste draußen anstatt mit Attraktivem zu locken) und Gestaltung im krassen Gegensatz zum höherwertigen Ambiente der Umgebung. Auch einige Verschattungselemente wie Markisen sind erneuerungsbedürftig, zumal wenn sie zu niedrig montiert sind und so keinen Einblick in die Schaufenster frei geben. 7. Öffentlicher Raum / Aufenthaltsqualität 7.1 Möblierung Die Möblierung der Innenstadt lässt in weiten Teilen einheitliche Gestaltungsabsichten erkennen, so ergibt sich v. a. innerhalb der ein- 116 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 zelnen Teilräume (z. B. „Im Biegel“) ein weitgehend stimmiges Bild, was Stilrichtung, Qualität und Alter betrifft. Hierbei sind v. a. die weitgehend einheitlichen Mülleimer, Sitzbänke und Fahrradständer aufgefallen. Auch die Litfaßsäulen sind weitgehend einheitlich in ihrem Aussehen, allerdings scheinen sie wenig gepflegt. Kunstvoll und stimmig erweisen sich aber die verschiedenen Brunnen und Wasserläufe in der Innenstadt (z. B. Willy-Brandt-Platz, Adenauerplatz). Positiv anzumerken ist auch, dass die meisten Elemente im Straßenraum (z. B. Abfalleimer, Schilder) gepflegt sind. Nur vereinzelt sind verdreckte oder beschmierte Elemente bzw. veraltetes Stadtmobiliar oder sog. „Pinkelecken“ vorzufinden (z. B. Unterführung Annonay-Straße, Behindertentoilette auf der Bleichwiese, Stromkasten in der Uhlandstraße, Sitzgelegenheit am Schillerplatz). Diese sollten zur Verbesserung des optischen Eindrucks regelmäßig gereinigt werden. Gerade bei Abfalleimern und Sitzbänken sind nämlich eine „benutzbare“ Form und ein gepflegtes Erscheinungsbild wesentlich für die Akzeptanz der Besucher, da sie direkt damit in Kontakt kommen müssen. Aber auch sonst wird im Straßenraum der Backnanger Innenstadt weitgehend auf Sauberkeit geachtet. Defizite sind bei der Begehung nur ganz vereinzelt aufgefallen (z. B. abgestellte Abfallcontainer auf dem Willy-Brandt-Platz am Eingang in den Biegel). Hervorzuheben ist auch, dass die städtebaulich sicherlich schwierige Aufgabe der Übergänge zwischen der traditionellen Altstadt und dem neu geschaffenen Gebiet „Im Biegel“ mit Hilfe ansprechender Treppenaufgänge, entsprechender Begrünung und Beleuchtung sehr gut gelungen ist. Im Hinblick auf Hinweisschilder fällt positiv auf, dass nicht – wie in vielen anderen Städten – eine Vielzahl an einzelnen und unterschiedlichen Schildern existiert. Während es sehr schön gestaltete Informationstafeln zu Sehenswürdigkeiten u. ä. (vgl. Punkt 7.5) gibt, wird aber auf die verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten nur im Ausnahmefall hingewiesen. Dies könnte in einheitlicher Form (z. B. gebündelter Hinweis auf die Anbieter einer Gasse) nach dem Motto „weniger ist mehr“ erfolgen. So könnte auf die Geschäfte abseits der Hauptfußgängerströme in stilvoller Art aufmerksam gemacht werden, ohne den öffentlichen Raum mit einem „Schilderwald“ zu überfrachten. Dies wird bereits Im Biegel praktiziert, den Hinweisschildern mangelt es aber z. T. an regelmäßiger Aktualisierung. 117 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Die Außenbestuhlung der Gastronomiebetriebe zeigt in großen Teilen eine vorbildliche Qualität im Hinblick auf Material, Zustand und dem Einfügen in die Umgebung. Sehr individuell und hochwertig erweisen sich auch die Außenwerbeanlagen einiger Gastronomen (z. B. Alte Vogtei, Tafelhaus). Negativbeispiele gibt es in der Backnanger Innenstadt nur wenige, etwa da, wo die Bestuhlung aus Plastik besteht (z. B. Gyros-Haus, Eisparadies). Darüber hinaus fällt auf, dass in der Backnanger Innenstadt mehrere künstlerische Elemente zu finden sind. Diese erweisen sich mehrheitlich als passend und stilvoll und nehmen z. T. historisch Bezug zur Stadt (z. B. Kreisverkehrgestaltung bei Lidl mit Bezug zur Lederindustrie, künstlerische Elemente „Im Biegel“, Skulpturenweg am Ölberg). Hier wurde bewiesen, dass man bei Kunstobjekten durchaus auch den Mut zu Modernem neben Historischem haben kann. Kunst in der Stadt wertet das Stadtbild grundsätzlich auf. Gleichzeitig können bestimmte Themen veranschaulicht werden, die mit der Stadt zu tun haben (Alleinstellungsmerkmale). 7.2 Bodenbeläge Bei den Bodenbelägen in der Backnanger Innenstadt existiert eine Vielzahl an Pflastersteinen mit unterschiedlichen Ausprägungen und Erhaltungszuständen. Besonders ansprechend wurden dabei das Gebiet „Im Biegel“, die Grabenstraße sowie Teile der Schillerstraße und des Obstmarktes gestaltet (verschiedene Farben, rasterartiges Muster, flache Steine mit geschlossenen Fugen). In der Uhlandstraße und der oberen Schillerstraße sowie am Rathaus gibt es eine Kombination aus Kopfsteinpflaster und roten Steinen. Vom Aussehen her passt sich diese Variante an das historische Altstadtflair an, wobei gleichzeitig auch eine weitgehend gute Begehbarkeit in diesem Teil gewährleistet ist. Im Bereich der Kesselgasse, der Marktstraße und z. T. auch in angrenzenden Gassen (z. B. Postgasse) gibt es ein Nebeneinander unterschiedlicher Bodenbeläge auf engstem Raum. Dabei dominiert Kopfsteinpflaster, das in einigen Bereichen tiefe Fugen aufweist, die die Benutzbarkeit (z. B. für Damen mit Stöckelschuhen) stark einschränkt. Zudem besteht in Teilbereichen (v. a. un- 118 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 tere Marktstraße) noch eine autoorientierte Gestaltung mit Teerdecke und erhöhten Bürgersteigen für Fußgänger. Im Sinne einer Erhöhung der Fußgängerfreundlichkeit gibt es hier noch Optimierungspotenzial, gerade auch, um die Einheit der Innenstadt zu demonstrieren bzw. die Eingänge in die Innenstadt durch einen Belagswechsel deutlich zu kennzeichnen. Zukünftig sollte bei allen Umbauarbeiten daher eine geschliffene Pflasterung mit geschlossenen Fugen zum Einsatz kommen, was ein bequemes Laufen ermöglicht. Für die Marktstraße kann auch ein Ausbau mit niveaugleichen Fahr- und Fußgängerwegen empfohlen werden. Diese Form der Ausgestaltung erfordert eine erhöhte gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer und führt i. d. R. zu einer Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und einer Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger. Zudem können unterschiedlich farbige Steine die verschiedenen Nutzungsbereiche (z. B. Fußgängerwege, Parken) kennzeichnen. Kunstvoll ausgestaltet zeigt sich der Kopfsteinpflasterbelag in der unteren Schillerstraße mit unterschiedlichen Farben und Ornamenten. Auch hier ist aber auf eine erschwerte Benutzbarkeit aufgrund der z. T. tiefen Fugen zwischen den Steinen hinzuweisen. Positiv fallen aber die ausgeprägten Belagswechsel an den wichtigen Tor- / Eingangssituationen der Innenstadt auf, die auch als „Aushängeschild“ der Innenstadt fungieren und den Besucher zum Eintreten und Verweilen anregen sollen (z. B. Eingang Schillerstraße von der Aspacher Brücke, Eingang Grabenstraße von der Eduard-Breuninger-Straße im Süden und von der Sulzbacher Brücke im Nordosten). Nachholbedarf besteht hierbei ebenfalls v. a. wieder im Bereich der Marktstraße, wo die Innenstadteingänge weder im Süden noch im Norden gestalterisch definiert sind. 7.3 Grün- / Ruhe- / Spielgelegenheiten Die Backnanger Innenstadt verfügt über mehrere Grünräume, die z. T. innerhalb des Stadtgefüges liegen (z. B. Schillerplatz), z. T. im Bereich des Verlaufes der Murr (z. B. Parkanlage Burgberg, Annonay-Anlage, Bácsalmás-Anlage). Durch die Grünanlagen mit Aufent- 119 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 haltsqualität ist Backnang auch als „Stadt am Fluss“ erlebbar, die genannten Grünräume dienen durch ansprechende Sitzgelegenheiten etc. auch als Rückzugs- und Erholungsräume in unmittelbarer Altstadtnähe. Das Thema „Stadt am Fluss“ wird ergänzt durch einen ansprechend aufbereiteten Rundweg mit mehreren Informationsschildern, der an verschiedene Standorte entlang der Murr im Umfeld der Altstadt, der Oberen Walke und der Spinnerei führt. Aber auch durch die Brückenverbindungen, die Rad- und Fußwege durch die Grünanlagen und die dort z. T. vorhandenen Spielplätze nutzt Backnang seine Potenziale als „Stadt am Fluss“ bereits in vorbildlicher Weise. Wünschenswert wäre hier lediglich eine bessere Verknüpfung dieses thematischen Rundweges mit den übrigen Altstadtrundgängen bzw. ein Hinweis auf diesen Rundweg in den Informationsbroschüren und im Internetauftritt der Stadt. Innerhalb der historischen Altstadt tritt das Grün etwas in den Hintergrund, da die dicht bebaute und kleinteilige Struktur ohne größere Platzsituation nicht viel Freiräume hierzu lässt. Dennoch ist es auch hier gelungen, an ausgewählten Stellen stilvoll einzelne Bäume in das Stadtbild zu integrieren (z. B. entlang der Grabenstraße, am Chelmsfordplatz, Am Rathaus). Erholungs- und Rückzugsgebiete sind auch innerhalb der Altstadt vorhanden, z. B. an der Stuttgarter Straße unterhalb des Stiftshofes oder im Bereich der Wassergasse. Im Hinblick auf öffentliche (konsumfreie) Sitzgelegenheiten ist festzuhalten, dass das Angebot gerade in den Haupteinkaufslagen vergleichweise gering ist, die vorhandenen Bänke aber überwiegend zeitgemäß und gepflegt erscheinen. Ein deutliches Defizit an attraktiven Sitzmöglichkeiten ist v. a. in der Marktstraße festzustellen, dort reduziert sich das Angebot auf zwei „Waschbetonhocker“ vor der Apotheke. Aber auch in der Grabenstraße gibt es wenig attraktive Sitzmöglichkeiten, welche in einer Haupteinkaufslage jedoch nicht fehlen sollten. Als einzige größere Platzsituation weist auch der Obstmarkt / Chelmsfordplatz vergleichsweise wenig konsumfreie Sitzmöglichkeiten auf, wenngleich dort die Rahmenbedingungen durch die vorhandene Begrünung und den verkehrsfreien Raum durchaus günstig wären. Generell sollte bei der Errichtung von Sitzmöglichkeiten nicht nur auf Quantität geachtet werden, sondern dass diese v. a. an hochwertigen Orten aufgestellt werden, so dass sie dem Sitzenden einen attraktiven Blick bieten können, und gleichzeitig nicht den Pas- 120 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 santenstrom behindern. Auch in Verbindung mit Brunnen / Wasserläufen und weiteren Kinderspielelementen werden solche Standorte dann zu attraktiven Erholungsräumen innerhalb der Altstadt. In ähnlicher Form könnte z. B. auch der Bereich vor der neuen Stadt- / Touristinformation westlich des Rathauses attraktiviert werden. Blumenschmuck bereichert zudem an einigen Stellen im öffentlichen Raum das Erscheinungsbild (z. B. Eduard-Breuninger-Straße, Aspacher Brücke) sowie zahlreiche Blumenkübel, die im gesamten Innenstadtgebiet verteilt sind. Während diese in der Grabenstraße ein zeitgemäßes Erscheinungsbild aufweisen, sind die Blumenkübel in weiten Teilen der restlichen Altstadt allerdings etwas in die Jahre gekommen. Im privaten Bereich fällt auf, dass einige Ladenbesitzer ihre Eingangsbereiche liebevoll mit Pflanzkübeln ausgestalten. Solche schon einfachen Maßnahmen wie mobile Begrünung in Pflanzkübeln können die Gesamtattraktivität deutlich erhöhen, wenn sie gestalterisch ansprechend eingefügt werden und nicht den Passantenfluss behindern. Als Anreiz wäre es beispielsweise denkbar, im Rahmen des bereits in Backnang praktizierten Blumenschmuckwettbewerbs auch den schönsten Blumenschmuck unter den Einzelhändlern, Gastronomen und Dienstleistern in der Innenstadt zu küren. Das Angebot an Spielgelegenheiten für Kinder in der Backnanger Innenstadt ist heute noch vergleichsweise gering. Abgesehen von den Spielplätzen in den Grünanlagen entlang der Murr und am Schillerplatz sowie einigen wenigen Spielgeräten an Solitärstandorten in der Fußgängerzone (z. B. in der Uhlandstraße) und dem Wasserlauf am Adenauerplatz gibt es keine interessanten und abwechslungsreichen Spielmöglichkeiten im öffentlichen Raum. Zwar sollte eine Innenstadt nicht überall mit bunten Spielgeräten voll gestellt werden, aber bereits wenige und sinnvoll verteilte, ästhetisch hochwertige Angebote stellen eine Bereicherung dar und werden i. d. R. dankbar angenommen. Dies v. a. dann, wenn sie in der Nähe von gemütlichen Cafés für die wartenden Eltern und / oder in Kombination mit „bespielbaren“ Brunnen / Wasserläufen o. ä. platziert werden. Hierzu würde sich z. B. der Chelmsfordplatz eignen, da er als „leiser Platz“ 121 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 abseits der Hauptachsen geeignet ist, um Kinder dort sicher spielen zu lassen und zugleich gastronomische Einrichtungen für die Eltern zur Verfügung stehen (Biergartenatmosphäre). Weitere konsumfreie Sitzgelegenheiten wären an dieser Stelle ebenfalls wünschenswert. 7.4 Beleuchtung Die Gestaltungsmöglichkeiten von künstlichem Licht werden in der Backnanger Innenstadt in Teilen schon aktiv eingesetzt, was die Markierung prägnanter Gebäude anbelangt. Die Ausleuchtung der übrigen Haupt- und Nebenlagen ist differenziert zu betrachten: so ist die Beleuchtung in der Uhlandstraße und Schillerstraße eher traditionell gehalten, was dem historischen Altstadtflair durchaus entspricht. Die Helligkeit erscheint noch ausreichend, ggf. könnte man in Zukunft aber auch etwas modernere Elemente wagen. Besonders gelungen ist die Beleuchtung an den Übergängen von der Altstadt zum Biegel. Diese und auch die Beleuchtung Im Biegel selbst erweisen sich als modern und mit ausreichender Helligkeit, so ist gerade der Platzbereich „Im Biegel“ / Hermann-Krimmer-Weg nochmals gesondert ausgeleuchtet. Die Grabenstraße verfügt eigentlich über eine angemessene Anzahl an Beleuchtungskörpern, aber zumindest im Sommer, wenn die Bäume in vollem Laub stehen, erweist sich die Straße abends als zu dunkel. Hier wäre evtl. eine Beleuchtung von unten als zusätzliches Element zielführend. Die Marktstraße und insbesondere der untere Teil verfügt heute über eine unzureichende Beleuchtung, zusammen mit der Tatsache, dass auch einige Geschäfte abends nicht beleuchtet sind, ergibt sich ein sehr dunkles Erscheinungsbild. Die Beleuchtungskörper sorgen nur für eine schwache Ausleuchtung und sind veraltet im Hinblick auf Farbe / Design. Die Inszenierung einer Innenstadt durch künstliches Licht kann entscheidend den Erlebniswert erhöhen. Statt einer Standardbeleuchtung „nach Vorschrift“ kann der aktive Einsatz von Beleuchtung Wege, Plätze und Achsen akzentuieren, prägnante Gebäude hervorheben, die Orientierung für Einheimische und Fremde verbessern und mögliche „Angsträume“ (z. B. enge Gassen) beseitigen. In Verbindung mit einer ansprechenden Gastronomie lässt sich so auch in den Abend- und Nachtstunden Aufenthaltsqualität und Flair erzeugen. 122 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Gleichzeitig sollten aber auch die Schaufenster der Geschäfte ansprechend beleuchtet sein. Beleuchtete Schaufenster (z. B. bis 22:00 / 22:30 Uhr) lassen eine Geschäftsstraße viel einladender erscheinen und regen zu einem Bummel auch nach Ladenschluss an, während eine dunkle Straße abends üblicherweise eher „ausgestorben“ wirkt. Zudem wird das Interesse für die Einzelhandelsangebote bei den Besuchern geweckt, wenn sie auch nach Ladenschluss durch die Stadt schlendern. In diesem Themenfeld steckt noch Potenzial für die Backnanger Innenstadt als Erlebnisraum für Einheimische und Besucher, da die Innenstadt mit ihren vielfältigen gastronomischen und kulturellen Angeboten auch einen gewissen Anziehungspunkt am Abend darstellt (v. a. im Sommer). Hierzu bedarf es aber der Einbindung der privaten Eigentümer ebenso wie der Filialbetriebe. Positiv hervorzuheben ist, dass bereits eine Reihe von Geschäften in Backnang ihre Schaufenster ausleuchten (z. B. Kapphan Modehaus, Ratgeber Moden, Boss Schuhe, Brothers, Fielmann, Augenoase, Parfümerie Dorn, Spielwaren Wiedmann). Auch in den Haupteinkaufslagen existieren aber längere Abschnitte, wo kaum Lichtquellen vorhanden sind, da die Beleuchtung des öffentlichen Straßenraumes ebenso wie die Schaufensterbeleuchtung unzureichend sind (z. B. untere Marktstraße). 7.5 Fußwegebeziehungen Die Backnanger Innenstadt verfügt über eine Vielzahl von Fußwegeverbindungen, die wesentlichen Teilbereiche der Haupteinkaufslage liegen innerhalb der Fußgängerzone bzw. verkehrsberuhigter Bereiche. Die Straßenquerschnitte sind hier mehrheitlich zum Bummeln geeignet, wenngleich auch auf einige schmale Gassen und Treppenaufgänge hinzuweisen ist, die z. T. den Fußgängerstrom behindern (z. B. Schillerstraße auf Höhe Tafelhaus) oder die Barrierefreiheit einschränken. Zum Einkaufswegenetz ist anzumerken, dass es sich zwar z. T. auf Fußgängerzone und verkehrsberuhigte Bereiche erstreckt, aber dennoch Nutzungskonflikte auftreten, wo der Verkehr zumindest in einer Richtung durch die Innenstadt geführt wird (Grabenstraße, Marktstraße). Zudem wirken die Talstraße bzw. die AnnonayStraße als Barriere zwischen Altstadt und den Einzelhandelslagen in der Aspacher und Sulzbacher Vorstadt. Daher bedarf es hier in der 123 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Zukunft eines besonders sensiblen Umganges mit der fußläufigen Überwindung dieser stark befahrenen Straßen (z. B. im Rahmen der Umgestaltung der Bleichwiese). Dadurch, dass die meisten Parkplätze ringförmig und die Innenstadt angelegt sind und sich innerhalb der Innenstadtstruktur (d. h. innerhalb des Murrbogens) befinden, entstehen vergleichsweise kurze Wege zwischen Parkplätzen und Einkaufsbereichen. Allerdings übersteigt die „gefühlte“ Distanz der Innenstadtbesucher in aller Regel die tatsächliche Entfernung. Grundsätzlich ist es ideal für Einkaufsstädte, wenn sich ein Rundlauf ausbilden kann. Theoretisch wäre ein Rundlauf auch in der Backnanger Innenstadt über Grabenstraße, Schillerstraße und Uhlandstraße bzw. Marktstraße denkbar, allerdings gibt es so viele kleine Gassen und Querverbindungen, dass zumindest wenig ortskundige Besucher diesen Rundlauf in der Realität wohl eher nicht wahrnehmen. Eine wesentliche Aufgabe der Zukunft wird es sein, den umzugestaltenden Parkplatz Bleichwiese, der außerhalb des Murrbogens liegt, sowie den neu zu entwickelnden Schweizerbau und das geplante Fachmarktzentrum auf der „Oberen Walke“ angemessen an die übrigen Einkaufslagen anzubinden. Dies muss mit einer Aufwertung der Überquerung Annonay-Straße ebenso einhergehen wie mit einer Optimierung der Überwindung topografischer Unterschiede im Bereich des Burgberges. Ziel der Anbindungsmaßnahmen muss es sein, dass die Geschäfte im Schweizerbau und die „restliche Innenstadt“ nicht als zwei separate Bereiche wahrgenommen werden, sondern (wieder) als Einheit verstanden und erlebt werden können. Eine weitere Aufgabe der Zukunft ist es, die fußläufige Verbindung zwischen Bahnhof als wichtigem Stadteingang und der Innenstadt zu attraktivieren. Dies reicht von einer gut lesbaren und verständlichen Beschilderung vom Bahnhof in Richtung Innenstadt und umgekehrt bis zu einer Aufwertung des Bahnhofsumfeldes selbst und der Revitalisierung des brach gefallenen Post-Areals, das heute einen großen Teil der Strecke zwischen Bahnhof und Innenstadt einnimmt und aufgrund fehlender Nutzungen wenig attraktiv erscheint. Des Weiteren sollte die fußläufige Durchlässigkeit zwischen Uhlandstraße und Grabenstraße / „Im Biegel“, die bereits auf Höhe Fritz-Munz-Weg gelungen ist, auch auf Höhe Müller aufgewertet werden. Zudem bedarf 124 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 es der Aufwertung der Fußgängeranbindung an die Innenstadt von Süden her kommend. Hier gibt es auf der Höhe der Oberen Bahnhofstraße einen Durchgang unter der Bahnlinie in Richtung Krankenhaus, der sich heute als äußerst unattraktiv (dunkel, verdreckt) präsentiert. Zudem ist festzustellen, dass die Verbindung zwischen Adenauerplatz und den 1a-Lagen wenig attraktiv für Fußgänger erscheint, da keine durchgängige Schaufensterfront vorhanden ist und die Stuttgarter Straße vorrangig für den Autoverkehr ausgebaut ist. Es ist zudem festzuhalten, dass durch die ansprechenden Hinweisschilder zu Stadt und Geschichte, die in der Innenstadt verteilt sind, sowie durch den Stadtrundgang zu historischen Sehenswürdigkeiten eine hohe Erlebbarkeit der Stadt auch aus touristischer Sicht gegeben ist. Alle Informationsschilder präsentieren sich in einem einheitlichen Design und sind gut lesbar aufbereitet. Neben den Infotafeln gibt es in der Stadtinformation am Rathaus einen Flyer zum Stadtrundgang in mehreren Sprachen sowie einen Kinder- und Jugendstadtplan. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass die Route des ausgewiesenen Stadtrundganges v. a. entlang der ursprünglichen Stadtmauer verläuft und die Besucher damit nicht automatisch auch in die Haupteinkaufslagen geführt werden. Zudem wird bei den verschiedenen Rundgängen (Stadtrundgang, „Stadt am Fluss“) nicht gegenseitig auf das jeweils andere Angebot aufmerksam gemacht. Die wesentlichen Überschneidungsbereiche zwischen Einkaufs- und Tourismuswegenetz befinden sich an der Grabenstraße. Eine stärkere Durchdringung des Einkaufs- und Tourismuswegenetzes wäre wünschenswert, ebenso wie Material im Internet und / oder eine einfach handhabbare Information (z. B. Faltblatt zum Mitnehmen mit Altstadtplan und / oder Altstadtrundgang) an den wesentlichen Parkplätzen, die die Eingangsportale für die meisten Besucher darstellen. Zumindest für den Auswärtigen ist die Stadt- / Touristinformation nicht auf Anhieb auffindbar, da sie nicht von den Parkplätzen aus beschildert ist. Durch die Bereitstellung dieser Faltblätter an den Parkhäuser / -plätzen kann auch eine Ergänzung in zeitlicher Hinsicht erzielt werden, da die Stadt- / Touristinformation bislang über Mittag und abends sowie am Wochenende geschlossen hat.1 1 Mittlerweile wurde die Stadtinformation in ein Gebäude neben dem Rathaus verlagert. In diesem Zusammenhang erfolgte nach Auskunft der Stadtinformation auch eine Angebotsausdehnung – zumindest in zeitlicher Hinsicht. 125 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (I) + wertvolle historische Bausubstanz + gelungene Kombination aus Alt und Neu + starke Nutzungsmischung (Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Wohnen, Kultur etc.) + aufgrund besonderer Topografie und kleinteiliger Gassenstruktur attraktive Raumfolge mit interessanten Perspektiven und Durchblicken 126 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (II) + + + + gute verkehrliche Erreichbarkeit (Pkw, ÖPNV) großes Stellplatzangebot innerhalb der Innenstadtstruktur konsequentes, dynamisches und verständliches Parkleitsystem alle Parkhäuser /-plätze direkt vom Innenstadtring anfahrbar und mehrheitlich zeitgemäß + weitgehend einheitliche Parkraumbewirtschaftung + hohe Fahrrad- und Motorradfreundlichkeit Parkhaus „Stadtmitte“ 127 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Verkehrliche Erreichbarkeit, Parken und ÖPNV Legende: überregionale Zufahrten Innenstadtring P P Erschließung der Parkplätze P P P P Wesentliche Parkplätze P Neue Parkplätze (im Bau) Buslinie / Haltestellen Quelle: GMA-Darstellung 2010; Kartengrundlage Stadt Backnang P P P P 128 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (III) + in weiten Teilen ansprechende und hochwertige Stadtraummöblierung + weitgehend einheitliche Gestaltungsabsichten innerhalb der verschiedenen Teilräume erkennbar, gelungene Übergänge (z.B. Altstadt – Im Biegel) + größtenteils vorbildliche Qualität der Außenbestuhlung der Gastronomie + gepflegter öffentlicher Raum (wenig Müll, Graffiti etc.) 129 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (IV) + ansprechende Hinweisschilder zu Stadt und Geschichte + Stadtrundgang mit historischen Sehenswürdigkeiten (Infotafeln + Flyer) + Backnang als Stadt am Fluss erlebbar + mehrere Grün- und Erholungsräume (z.B. AnnonayAnlage, Burgberg, Schillerplatz, Bácsalmás-Anlage) + Erholungs- / Rückzugsmöglichkeiten auch innerhalb der Altstadt vorhanden 130 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (V) + Haupt- und Nebengassen mehrheitlich ausreichend ausgeleuchtet + charakteristische Beleuchtung für unterschiedliche Teilräume + einige Schaufenster auch in den Abendstunden beleuchtet 131 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (VI) + Schaufensterfronten passen sich mehrheitlich gut in die Gesamtarchitektur bzw. die Fassaden der z. T. historischen Gebäude ein - nur wenige Beispiele, wo dies nicht der Fall ist 132 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken der Backnanger Innenstadt (VII) + zahlreiche Beispiele für Einzelhandelsbetriebe mit zeitgemäßem Erscheinungsbild und attraktiver Schaufenstergestaltung + mehrheitlich zurückhaltende, dezente Außenwerbung 133 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (I) … aber es gibt auch einige Negativbeispiele: Modernisierung und Anpassung an heutige Kundenansprüche 134 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (II) - zahlreiche innerstädtische Quartiere in stark sanierungsbedürftigem Zustand - fast alle vorhandenen Leerstände stark im Stadtbild präsent Sanierung und Neuordnung der Areale (z. B. Sorg-Areal, Post-Areal, Kesselgasse, Gerberstr.) Nachnutzung der Leerstände bzw. „Kaschierung“ (vgl. Kap. VI) 135 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (III) - punktuell Mängel bzw. Verbesserungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum: vereinzelt verdrecktes Gebäude / Stadtmobiliar, „Pinkelecke“ trotz fester Anlieferzeiten Lieferverkehr zu Zeiten, wo die Stadt belebt ist (hier: 11 - 12 Uhr) veraltetes Stadtmobiliar am Schillerplatz unattraktiver Durchgang an der Oberen Bahnhofstraße zum Krankenhaus regelmäßige Aktualisierung der ansonsten sehr gut lesbaren Hinweisschilder zwar ein paar Spielgeräte vorhanden, aber wenig abwechslungsreich 136 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (IV) Sulzb ac her V orsta - wichtiger Innenstadteingang von Osten, aber unattraktiv durch dt Häufung von sanierungsbedürftiger Bausubstanz, Leerstand und Mindernutzungen - bislang keine adäquate Nachnutzung des ehem. Kaufhauses Max Mayer erreicht - unzureichende fußläufige Anbindung an die Altstadt (z.T. durch Topografie erschwert) Sanierung und Aufwertung des gesamten Bereiches Schweizerbau = 1. Priorität für großflächigen EinzelHinterhof-Charakter handel mit zentrenrelevanten Sortimenten Verbesserung der Fußwegeverbindungen Schweizerbau ↔ statt Altstadteingang Bleichwiese ↔ Altstadt und Schweizerbau ↔ Obere Walke 137 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (V) Unter e Mar ktstra ß - trotz Einbahnstraße relativ hohes Verkehrsaufkommen - unzureichende Beleuchtung (Geschäfte und Straßenraum) - wenig attraktive öffentliche Sitzmöglichkeiten - verschiedene Bodenbeläge nebeneinander (z.T. schlechte Begehbarkeit) - z. T. sanierungsbedürftige Gebäude und Leerstände / Mindernutzungen - autoorientierte Gestaltung mit erhöhten Bürgersteigen lädt nicht zum Bummeln ein Umgestaltung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität e 138 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (VI) + Obstm arkt/C helms fordp östlicher Teil von Leerstand geprägt latz Stadtmobiliar z. T. modernisierungsbedürftig als einzige größere Platzsituation in der Altstadt zu wenig „in Szene gesetzt“ bzw. genutzt Potenzial als „leiser“ Platz abseits der Hauptlauflagen gegeben (kein Verkehr, Gastronomie, Begrünung, Brunnen) Weiterentwicklung als Platz mit hoher Aufenthaltsqualität („Biergarten-Atmosphäre“, sichere Spielmöglichkeiten für Kinder, ggf. in Verbindung mit Wasser) Ausdehnung der Gestaltung als Fußgängerzone bis zu Abzweig Dilleniusstraße, um die heute leer stehenden Flächen besser anzubinden 139 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (VII) - fußläufige Verbindung Bahnhof – Innenstadt nicht attraktiv - in beide Richtungen keine Beschilderung vorhanden - Bahnhofsumfeld wenig einladend Aufwertung des Bahnhofs als wichtiger Stadteingang (Bahn, S-Bahn, ZOB) Ausschilderung des Fußweges in die Innenstadt bzw. zum Bahnhof Sanierung und Neunutzung des Post-Areals Bahn hofst raße kein Hinweis auf den Fußweg in die Innenstadt entlang der Bahnhofstraße 140 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Schwächen und Handlungsbedarf (VIII) Kess elgas se - wenig attraktive „Rückseiten“ der Einkaufslagen Grabenstraße und Uhlandstraße - sanierungsbedürftige Gebäude, untergenutzte Flächen (Stellplätze) und eine unbefriedigende städtebauliche Situation mitten in der Altstadt (1a-Lage!) - Durchlässigkeit zwischen Uhlandstraße und Grabenstraße / Im Biegel zwar auf Höhe FritzMunz-Weg gelungen, Übergang auf Höhe Rewe / Müller aber unattraktiv Neuordnung und Sanierung des Gebietes unter Ausnutzung der Chance zur Bereitstellung größerer zusammenhängender Verkaufsflächen zur Grabenstraße hin (z. B. Markenstores Bekleidung / Schuhe / Lifestyle), Öffnung zu beiden Seiten zur Erhöhung der Durchlässigkeit 141 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 VIII. Passantenfrequenzzählung in der Backnanger Innenstadt 1. Methodische Vorbemerkungen Im Juli 2009 wurde an zwei Tagen eine Passantenfrequenzzählung in der Backnanger Innenstadt durchgeführt, um das aktuelle Passantenaufkommen in den wesentlichen Einkaufslagen zu ermitteln. Ziel war es, unterschiedliche Standortwertigkeiten zu erkennen und eine geeignete Grundlage für die Einschätzung der Vermarktungs- bzw. Vermietungschancen in den unterschiedlichen Lagen der Backnanger Innenstadt zu erarbeiten. Darüber hinaus ermöglicht eine Frequenzzählung zum jetzigen Zeitpunkt eine exakte Dokumentation der Verschiebungen in der Standortwertigkeiten durch die Realisierung der geplanten Neuordnungs- und Umgestaltungsmaßnahmen in der Innenstadt (z. B. Umgestaltung Grabenstraße und Bleichwiese, Revitalisierung Schweizerbau). Zur Erfassung der Passantenfrequenzen wurden in Abstimmung mit der Stadtverwaltung zwei unterschiedlich frequenzstarke Tage ausgewählt: Dienstag, 21.07.2009, und Samstag, 25.07.2009. An beiden Tagen wurden zwischen 8.00 und 20.00 Uhr die Fußgänger an acht Zählstellen in der Innenstadt gezählt. Bei der Samstagszählung wurden darüber hinaus zwei weitere Zählstellen besetzt. Berücksichtigt wurden dabei alle Passanten, die die Zählstelle passierten, differenziert nach der Laufrichtung. Kinder in Kinderwägen wurden dabei nicht erfasst. Die beiden Tage wurden ausgewählt, weil sie außerhalb der Ferienzeiten lagen und in dieser Woche keine größeren Veranstaltungen in der Backnanger Innenstadt stattfanden. Bewusst wurde ein typischer Wochentag und der Samstag als wichtiger Einkaufstag mit einbezogen. Die beiden Tage unterscheiden sich zudem darin, dass am Samstag die Stände des Wochenmarktes, der jeden Mittwoch und Samstag stattfindet, zwischen 7:30 und 13:00 Uhr geöffnet waren. An beiden Tagen wurden keine größeren Sperrungen oder Baustellen im Zählgebiet festgestellt. Das Wetter war am Dienstag größtenteils sonnig und heiß (bis zu 30° C), am Samstag gab es Sonne und Wolken im Wechsel und z. T. etwas Wind bei Temperaturen um die 20 bis 22° C. Regenfälle gab es an beiden Tagen nicht. 142 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Die räumliche Verteilung der Zählstellen ist in den Karten 11 und 12 dargestellt. Im Einzelnen wurden die Frequenzen an folgenden Orten erfasst: Grabenstraße (auf Höhe Drogeriemarkt Müller) Am Obstmarkt (auf Höhe Charisma) mittlere Uhlandstraße (auf Höhe Storchen) obere Marktstraße (auf Höhe Kreutzmann) Sulzbacher Brücke Aspacher Brücke mittlere Marktstraße (auf Höhe Alte Vogtei) Annonay-Straße (Ausgang Unterführung)1 mittlere Schillerstraße (auf Höhe Café Weller) Im Biegel (auf Höhe Robin’s)1. 2. Passantenaufkommen nach Lagen Im Durchschnitt über alle Zählstellen2 und über den gesamten Tagesverlauf beider Erhebungstage wurde in der Backnanger Innenstadt ein mittleres Stundenaufkommen von ca. 195 Passanten erreicht. Dabei lag der Tagesmittelwert am Samstag mit ca. 193 Passanten pro Stunde leicht unter dem Wert des Wochentages (Dienstag: ca. 197 Passanten je Stunde). Im Hinblick auf die einzelnen Zählstellen ist festzustellen, dass die Grabenstraße und die Sulzbacher Brücke als einzige Standorte am Dienstag und am Samstag vergleichbare Tagesmittelwerte aufweisen, während es an den anderen Zählstellen z. T. deutliche Frequenzunterschiede zwischen den beiden Tagen gibt. Während in der mittleren Uhlandstraße und in der mittleren Schillerstraße am Samstag höhere Werte erzielt werden, weisen alle übrigen Standorte eine höhere durchschnittliche Frequentierung pro Stunde am Dienstag auf. Am deutlichsten wird dies an den beiden Standor- 1 Diese Zählstellen wurden nur bei der Samstagszählung berücksichtigt. 2 Ohne Zählstellen „Im Biegel“ und Annonay-Straße, die nur am Samstag besetzt waren. 143 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 ten in der Marktstraße sowie auf der Aspacher Brücke. Die größten Frequenzunterschiede zwischen den beiden Tagen ergeben sich in der mittleren Uhlandstraße. Hier wird am Wochentag lediglich ca. 62 % des durchschnittlichen Stundenaufkommens vom Samstag erreicht. Hierbei wird auch deutlich, dass der Wochenmarkt in Backnang eine große Rolle für die Frequentierung der Backnanger Innenstadt spielt, allerdings beschränkt sich die Wirkung im Wesentlichen auf die Schillerstraße und die Uhlandstraße. Insgesamt zeigen die Tagesmittelwerte je Stunde, dass in der Backnanger Innenstadt erhebliche Frequenzunterschiede auch im Hinblick auf die verschiedenen Lagen vorhanden sind. Zwar ist es selbstverständlich, dass nicht im gesamten Innenstadtgebiet ähnlich hohe Passantenfrequenzen erzielt werden können, allerdings erweisen sich selbst die Unterschiede innerhalb der engeren Altstadt vor dem Hintergrund der Kompaktheit und der vergleichsweise geringen Distanzen als sehr hoch (vgl. Abbildung 18 und Karte 11): Am stärksten frequentiert wird die Grabenstraße auf Höhe von Drogeriemarkt Müller. In diesen Bereichen wurden ca. 371 Passanten pro Stunde (Summe über beide Laufrichtungen) gezählt. Dabei dominiert die Grabenstraße das Bild an beiden Zähltagen gleichermaßen. Ebenfalls noch vergleichsweise stark frequentiert erweist sich die mittlere Schillerstraße zwischen Abzweig Kesselgasse und Abzweig Uhlandstraße mit ca. 275 Passanten pro Stunde und die Sulzbacher Brücke mit ca. 260 Passanten pro Stunde. An den übrigen Zählpunkten in der Backnanger Innenstadt beschränkt sich das mittlere Stundenaufkommen lediglich auf ca. 25 – 52 % des frequenzstärksten Standortes (Grabenstraße). Dabei kommt der mittleren Uhlandstraße (auf Höhe Storchen) mit einem Mittelwert von ca. 194 Passanten je Stunde noch die größte Bedeutung zu. Damit wird deutlich, dass die Grabenstraße von ihrem Beginn an der Sulzbacher Brücke bis zur Schillerstraße am stärksten frequentiert wird, aber selbst in den unmittelbar angrenzenden Teilbereichen fällt die Frequenz bereits deutlich ab. Die hohe Frequentierung der Sulzbacher Brücke deutet auch auf die große Bedeutung des Parkplatzes „Bleichwiese“ sowie der dortigen Bushaltestelle für den Innenstadtbesuch hin. Von den übrigen Parkmöglichkeiten geht eine deutlich geringere Frequentierung des Umfeldes aus, gerade vor dem Hintergrund der Konzent- 144 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 ration zweier großer Parkhäuser im bzw. am Rande des Biegels („Grabenstraße“ und „Im Biegel“) erweist sich die Frequenz Im Biegel als äußerst gering. Auch das Parkhaus „Adenauerplatz“ scheint für den Altstadtbesuch nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle zu spielen, da die Frequenzen zwischen dem Parkhaus und den Haupteinkaufslagen (v. a. obere Marktstraße) ebenfalls vergleichsweise gering ausfallen. In diesem Fall ist dies sicherlich auch durch die hohe Distanz zwischen Parkhaus und Hauptgeschäftslagen begründet. Besonders auffällig ist die große Diskrepanz zwischen Grabenstraße und Marktstraße, die zum Zeitpunkt der Zählung beide im Einbahnsystem für den Verkehr geöffnet waren, allerdings große Unterschiede im Ausbau- und Gestaltungszustand aufweisen. So werden sowohl im mittleren als auch im oberen Teil der Marktstraße deutlich geringere Stundendurchschnittswerte erzielt als in der Grabenstraße (lediglich ca. 25 % vom Aufkommen in der Grabenstraße). Die durchschnittlichen Werte in der Marktstraße liegen sogar auf einem geringeren Niveau als die an den Zählstandorten auf der Aspacher Brücke und Am Obstmarkt. Nochmals deutlich geringer war die Frequenz nur an den Zählstandorten Im Biegel und an der Annonay-Straße (am Ausgang der Unterführung). Hier lag das Aufkommen am Samstag sogar lediglich bei ca. 9 % des am stärksten frequentierten Standortes (Grabenstraße). Im Hinblick auf die Standortwertigkeiten untermauert die Passantenfrequenzzählung die Aussage, dass sich die 1a-Lagen in der Backnanger Innenstadt auf die Grabenstraße, die Uhlandstraße und Teile der Schillerstraße beschränken. Auffällig dabei ist, dass trotz der Kompaktheit und der relativen kurzen Wege (zumindest innerhalb der Altstadt) dennoch ein so starker Frequenzabfall zu Lagen außerhalb der genannten 1a-Lage festzuhalten ist. So ist es trotz hochwertiger Gestaltung und den großen Parkhäusern bisher nicht gelungen, das Gebiet „Im Biegel“ zu einer 1a- oder 1b-Lage auszubilden, was die Passantenfrequenzen anbelangt. 145 Karte 11: Passantenfrequenz - Zählstellen und Stundendurchschnittswerte P 35 260 34 P 37 1 142 93 275 P ca. 500 m P 194 P 134 95 P Legende 371 Passantenfrequenz: Durchschnittswert je 1 h gemittelt über den Tagesverlauf (08:00 – 20:00 Uhr) und über den Wochenverlauf (Dienstag, Samstag), Summe beider Laufrichtungen Frequenzsteigerung 35 Passantenfrequenz: Durchschnittswert je 1 h gemittelt über den Tagesverlauf (08:00 – 20:00 Uhr; Annonay-Straße – 17:00 Uhr); nur Samstag gezählt, Summe beider Laufrichtungen P Wesentliche Parkplätze Quelle: GMA-Erhebung 2009 146 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 18: Passantenfrequenz * 400 Passantenfrequenz – Stundendurchschnittswerte Dienstag 369 373 300 265 239 266 255 Samstag 284 200 150 148 159 134 113 100 110 109 80 73 35 k. A. 34 k. A. 0 Grabenstraße (Müller) Mittlere Uhlandstraße (Storchen) Sulzbacher Brücke Mittlere Marktstraße (Alte Vogtei) Mittlere Schillerstraße (Café Weller) Am Obstmarkt (Charisma) Obere Marktstraße (Kreutzmann) Aspacher Brücke Im Biegel (Robin's ) Annonay-Straße (Ausgang Unterführung) * Passantenfrequenz: Durchschnittswert je 1 h gemittelt über den Tagesverlauf (08:00 – 20:00 Uhr; Annonay-Straße – 17:00 Uhr), Summe beider Richtungen Quelle: GMA-Berechnungen 2009. 147 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3. Passantenfrequenz im Tagesverlauf Insgesamt ist zunächst festzuhalten, dass der Zählpunkt, an dem insgesamt die meiste Frequenz festgestellt wurde (Grabenstraße, auf Höhe Müller), seine Spitzenposition am Wochentag über den gesamten Tagesverlauf verteidigen konnte, lediglich am Samstag Vormittag wird die Grabenstraße durch die mittlere Uhlandstraße und die mittlere Schillerstraße übertroffen. Gleichzeitig liegt die Passantenfrequenz in der Marktstraße nahezu zu allen Tageszeiten und an beiden Tagen auf unterstem Niveau im Vergleich mit den anderen Zählstellen. Niedriger liegen lediglich die beiden nur am Samstag besetzten Zählstellen Im Biegel und Annonay-Straße. Dienstag (vgl. Abbildung 19): An einem durchschnittlichen Wochentag ohne Markt liegen die Stundenmittelwerte auch am frequenzstärksten Zählpunkt durchgängig unter 1.100 Passanten (Summe beider Richtungen). Im Hinblick auf den Tagesverlauf fällt auf, dass die wesentlichen Schwankungen an den meisten Zählpunkten in ähnlicher Form auftreten: So steigt die Frequenz vormittags und insbesondere ab ca. 11:00 Uhr sehr stark an und erreicht zwischen 12:00 und 13:00 Uhr den Höhepunkt des Tages. Zwischen 13:00 und 14:00 Uhr ist dann mehrheitlich ein Einbruch der Frequenz festzustellen, der v. a. in der Grabenstraße, in der Schillerstraße und auf der Aspacher Brücke deutlich ausfällt. Während in der Grabenstraße aber am Nachmittag noch einmal ein Anstieg erzielt werden kann (bis ca. 15:00 – 16:00 Uhr), stagniert die Frequenz in den Nachmittagsstunden an den meisten anderen Zählstandorten. Mit Ausnahme der Sulzbacher Brücke werden an keinem Zählstandort nochmals vergleichbar hohe Werte wie zu der Spitzenzeit zwischen 12:00 und 13:00 Uhr erzielt. In den Abendstunden bricht die Frequenz an allen Standorten v. a. nach 18:00 Uhr deutlich ein. Lediglich auf der Sulzbacher Brücke ist ein anderer Verlauf erkennbar: Hier wird der Tagshöchstwert zwischen 15:00 und 16:00 erreicht. Eine kleinere Spitze ist am Vormittag zwischen 11:00 und 12:00 Uhr ausgeprägt. Damit handelt es sich um eine vorverla- 148 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 gerte Spitze, in der Mittagszeit selbst (zwischen 12:00 und 14:00 Uhr) werden hier vergleichsweise niedrige Werte erreicht. Ab 14:00 Uhr steigt die Frequenz dann aber deutlich an und fällt nach 18:00 Uhr ab. Das Passantenaufkommen auf der Sulzbacher Brücke wird in hohem Maße durch die Bushaltestelle mitbestimmt, wo z. T. bis zu dreimal pro halbe Stunde Busse halten und Personen aus- und einsteigen. Dass im Bereich der mittleren Schillerstraße am Nachmittag einige Schwankungen auftreten, hat v. a. mit den dortigen Eisdielen zu tun, die hier auch aufgrund des schönen Wetters in hohem Maße zur Frequenz beigetragen haben. An der Zählstelle Am Obstmarkt wird ein Tagesverlauf erkennbar, der sich weitgehend mit der mittleren Schillerstraße deckt, allerdings auf deutlich geringerem Niveau. Der kleine Peek am Vormittag zwischen 10:00 und 11:00 Uhr kommt aber z. T. auch durch eine Schulklasse zustande, die die Zählstelle in dieser Zeit passiert hat. In der Marktstraße sind die Schwankungen im Tagesverlauf weniger stark: Über den Vormittag ist bis 12:00 – 13:00 Uhr ein mäßiger, aber kontinuierlicher Anstieg festzustellen. Nach einem Rückgang bis ca. 14:00 Uhr erhöht sich nachmittags das Aufkommen bis 16:00 Uhr nochmals leicht, erreicht aber nicht mehr das Mittagshoch. Samstag (vgl. Abbildung 19): Grundsätzlich fällt auf, dass am Samstag Vormittag v. a. in den Lagen um den Wochenmarkt deutlich höhere Frequenzwerte erreicht werden als an den Wochentagen: Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr wurden in der mittleren Uhlandstraße ca. 1.501 Passanten und in der mittleren Schillerstraße ca. 1.469 Passanten gezählt, unter der Woche lag der höchste Einzelmesswert (Grabenstraße) in der Größenordnung von ca.1.052 Passanten / Stunde. Gleichzeitig werden am Samstag die höchsten Unterschiede zwischen den einzelnen Zählstellen gemessen: So bestanden zwischen der Uhlandstraße und der oberen Marktstraße zum Zeitpunkt der höchsten Frequenz (zwischen 11:00 und 12:00 Uhr) Unterschiede im Aufkommen von ca. 1.235 Passanten / Stunde. Am Wochentag be- 149 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 wegten sich die Unterschiede aber lediglich in der Größenordnung von ca. 720 - 750 Passanten je Stunde. Am Samstag zeigt sich eine völlig andere Tagesganglinie als am Wochentag. Der Tagesverlauf am Samstag lässt sich wie folgt charakterisieren: Zunächst ergibt sich ein z. T. steiler Anstieg am Vormittag (v. a. Schillerstraße, Uhlandstraße, Grabenstraße) bis zum Tageshöchstwert zwischen 11:00 und 12:00 Uhr und damit etwas früher als unter der Woche. Hier wird in der Uhlandstraße auch der absolute Stundenhöchstwert (ca. 1.501 Personen) erzielt. Bereits ab ca. 12:00 Uhr verzeichnen aber die Zählstellen, die am stärksten vom Wochenmarkt tangiert werden, einen massiven Frequenzeinbruch. Mit Ausnahme der Grabenstraße und der Sulzbacher Brücke entwickeln sich die Tagesganglinien bei allen Zählstellen am Samstag Mittag ab ca. 14:00 Uhr z. T. mit kleinen Schwankungen auf einem niedrigen Niveau weiter rückläufig. In der Grabenstraße kann bis ca. 17:00 Uhr allerdings nochmals ein deutlicher Anstieg erzielt werden, bevor sich auch dann die Frequenzen bis zum Abend ebenfalls deutlich verringern. Dies kann in Verbindung mit den Öffnungszeiten von Rewe (bis 22:00 Uhr), C & A / Quick Schuh (bis 20:00 Uhr) und dm (bis 18:00 Uhr) gebracht werden. Der Tagesverlauf an der Sulzbacher Brücke unterscheidet sich auch am Samstag von den übrigen Zählstellen: Der Tagshöchstwert wird bereits zwischen 10:00 und 11:00 Uhr erreicht, danach pendeln sich die Frequenzen bis 18:00 Uhr auf einem Niveau zwischen 400 und 600 Passanten pro Stunde ein. Nach 18:00 Uhr gelingt sogar nochmals ein kleiner Anstieg der Frequenzen bis zum Ende des Zählzeitraumes. An den übrigen Zählstellen werden i. d. R. geringere Tagshöchstwerte als am Wochentag erreicht, die Tageshöchstwerte treten in den Vormittagsstunden zwischen 10:00 und 12:00 Uhr auf. Die Frequenzen in der oberen und mittleren Marktstraße entwickeln sich im Tagesverlauf nahezu parallel, insgesamt aber auf einem noch niedrigerem Niveau als unter der Woche, was auch mit den Arbeitsplatzstandorten im Umfeld des Stiftshofes (z. B. Verwaltung, Amtsgericht) zusammenhängen dürfte. 150 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Auf der Aspacher Brücke ist am Samstag durchgängig eine geringere Frequenz festzustellen als am Wochentag. Dabei verläuft die Kurve am Samstag relativ gleichmäßig, während unter der Woche ein deutlicher Peek um die Mittagszeit ausgeprägt ist. Wenngleich der Obstmarkt in unmittelbarer Nachbarschaft zur mittleren Schillerstraße und zur Uhlandstraße liegt, wo am Samstag Vormittag während des Wochenmarktes die mit Abstand höchsten Frequenzen erzielt werden, kann die Lage hiervon kaum profitieren. Insgesamt sind die durchschnittlichen Stundenwerte sogar niedriger als am Wochentag. Zusätzlich wurde am Samstag ein Zählstandort Im Biegel sowie an der Annonay-Straße belegt. Beide Standorte weisen nochmals deutlich geringere Frequenzen über den gesamten Tagesverlauf auf als alle anderen Zählstellen in der Innenstadt. Dabei sind kaum Schwankungen ausgeprägt, die Frequenzen verharren auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Biegel werden gerade einmal ca. 175 Personen als Maximalwert pro Stunde (zwischen 11:00 und 12:00 Uhr) erreicht. Dies ist lediglich rund ein Zehntel des Aufkommens am höchst frequentiertesten Standort zur gleichen Zeit (Uhlandstraße). Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Wochenmarkt ein starker Frequenzbringer für die Innenstadt ist. Die positiven Effekte beschränken sich aber stark in zeitlicher (ca. 10:00 – 13:00 Uhr) und räumlicher Hinsicht (nur Uhland-, Schiller- und Grabenstraße profitieren davon). Trotz Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten schließen viele Geschäfte am Samstag eher. Entsprechend stellt sich in der Backnanger Innenstadt eine deutlich erkennbare „Flaute“ am Samstag Nachmittag ein – mit Ausnahme der Grabenstraße, der ein zweiter Peek gelingt. In dieser Zeit tritt die Innenstadt besonders in Konkurrenz zu den größeren Städten und Gemeinden im Umland (Ludwigsburg mit BreuningerLand, Stuttgart, Heilbronn) und zu den dezentralen Gewerbegebietslagen in Backnang selbst, die mehrheitlich deutlich längere Öffnungszeiten auch am Samstag aufweisen. Denn unbestritten bleibt, dass der Samstag allgemein der traditionell stärkste Einkaufstag ist, da er gerade auch gerne zum „Erlebniseinkauf“ mit der ganzen Familie genutzt wird. 151 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 19: Passantenfrequenzen im Tagesverlauf (Dienstag, 21.07.2009) Anzahl Passanten (Summe beider Richtungen) Dienstag Grabenstraße (Müller) Sulzbacher Brücke Mittlere Schillerstraße (Café Weller) Obere Marktstraß e (Kreutzmann) Mittlere Uhlandstraß e (Storchen) Mittlere Marktstraße (Alte Vogtei) Am Obstmarkt (Charisma) Aspacher Brücke 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 8:009:00 9:0010:00 10:0011:00 11:0012:00 12:0013:00 13:0014:00 14:0015:00 15:0016:00 16:0017:00 17:0018:00 18:0019:00 19:0020:00 Quelle: GMA-Erhebung 2009 (Angabe in Stundenintervallen). 152 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 20: Passantenfrequenzen im Tagesverlauf (Samstag, 25.07.2009) Anzahl Passanten (Summe beider Richtungen) Samstag Grabenstraße (Müller) Sulzbacher Brücke Mittlere Schillerstraße (Café Weller) Obere Marktstraße (Kreutzmann) Im Biegel (Robin's) 1.600 Mittlere Uhlandstraße (Storchen) Mittlere Marktstraße (Alte Vogtei) Am Obstmarkt (Charisma) Aspacher Brücke Annonay-Straße (vor Unterführung) 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 8:009:00 9:0010:00 10:0011:00 11:0012:00 12:0013:00 13:0014:00 14:0015:00 15:0016:00 16:0017:00 17:0018:00 18:0019:00 19:0020:00 Quelle: GMA-Erhebung 2009 (Angabe in Stundenintervallen). 153 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 4. Passantenaufkommen nach Laufrichtungen Bei der Zählung der Passanten in der Backnanger Innenstadt wurde auch nach Laufrichtungen differenziert. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Unterschiede zwischen den Laufrichtungen an allen Standorten vergleichsweise gering ausfallen (vgl. Karte 12). Über beide Zähltage hinweg war auf der Sulzbacher Brücke und auf der Aspacher Brücke die Richtung aus der Stadt hinaus stärker ausgeprägt. In der Marktstraße übersteigt v. a. am Dienstag die Süd-Nord-Richtung die gegenläufigen Frequenzen. Bezogen auf die gesamte Innenstadt sind aber keine eindeutigen Tendenzen einer einseitigen Laufausrichtung erkennbar. Die genannten Richtungsunterschiede bleiben dabei über den jeweiligen Tagesverlauf im Großen und Ganzen vergleichsweise konstant (vgl. Anhang 3). Signifikante Unterschiede ergeben sich lediglich auf der Sulzbacher Brücke: Während am Vormittag die Passantenströme überwiegen, die von Osten in Richtung Altstadt laufen, ändert sich dies in den Nachmittags- und v. a. Abendstunden. Dann beenden die Besucher ihre Einkäufe in der Innenstadt und gehen zurück zu den Parkplätzen (v. a. Bleichwiese). Im Biegel überwiegt die Richtung von Südwesten nach Nordosten (Richtung Willy-Brandt-Platz) nahezu durchgängig die Gegenrichtung. Die Nähe zu den Parkhäusern „Im Biegel“ und „Grabenstraße“ macht sicht hier nicht in vergleichbarer Weise wie im Umfeld des Parkplatzes „Bleichwiese“ bemerkbar. 154 Karte 12: Passantenfrequenz - Tagesdurchschnittswerte je Stunde zwischen 08:00 und 20:00 Uhr nach Laufrichtung Im Biegel NordSüd SüdNord Samstag 27 43 Grabenstraße NordSüd SüdNord Dienstag 366 373 Sulzbacher Brücke Samstag 375 371 WestOst OstWest Dienstag 281 249 Samstag 258 253 NordSüd SüdNord Samstag 30 36 Mittlere Marktstr. NordSüd SüdNord Dienstag 104 122 Samstag 73 74 Obere Marktstr. NordSüd SüdNord Dienstag 103 117 Samstag 84 75 Süd- P Nord Uhlandstraße Nord -Süd Dienstag 150 147 Samstag 244 235 P AnnonayStraße P P P Aspacher Brücke WestOst OstWest Dienstag 156 161 Samstag 102 115 P Schillerstraße WestOst OstWest Am Obstmarkt NordSüd SüdNord Dienstag 258 273 Dienstag 147 152 Samstag 297 271 Samstag 129 139 Quelle: GMA-Erhebung 2009 155 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 5. Passantenfrequenzen im Vergleich Bereits in früheren Jahren wurden immer wieder Frequenzzählungen an unterschiedlichen Standorten in der Innenstadt durchgeführt, sodass zumindest für zwei Zählstellen kontinuierliche Zeitreihen für ausgewählte Tagesabschnitte dargestellt werden können: Grabenstraße (auf Höhe Müller / Rewe): Die Entwicklung seit 2001 verlief am späten Nachmittag des Wochentages (16:15 – 17:15 Uhr) und am Samstag Vormittag (10:15 – 11:15 Uhr) in ähnlicher Form. So war zwischen 2001 und 2005 ein deutlicher Anstieg des Passantenaufkommens festzustellen, seither verzeichnet die Lage aber Rückgänge. Die Werte von 2009 lagen sowohl am Wochentag als auch am Samstag sogar unter den Ausgangszahlen von 2001 (vgl. Abbildung 21). Während auch bei Betrachtung eines größeren Zeitfensters der Samstag Vormittag (10:00 – 12:00 Uhr) von Anfang 2008 bis Mitte 2009 rückläufige Zahlen aufweist, konnten am Wochentag (15:00 – 18:00 Uhr) 2009 wieder höhere Werte erzielt werden als Mitte des Vorjahres (vgl. Abbildungen 22 und 23). mittlere Schillerstraße (auf Höhe Café Weller): Seit Anfang 2008 musste die Lage kontinuierliche Frequenzverluste hinnehmen, sowohl was den Wochentag, als auch was den Samstag mit dem Wochenmarkt betrifft (vgl. Abbildungen 22 und 23). Insgesamt fallen die Rückgänge aber moderater aus als in der Grabenstraße, v. a. bezogen auf den Samstag (- 16 %; zum Vergleich Grabenstraße: - 32 % seit Anfang 2008). 156 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 21: Entwicklung des Passantenaufkommens in der Grabenstraße 2001 - 2009 Grabenstraße (Müller / Rewe): Wochentag (16:15 - 17:15 Uhr) Passantenfrequenz 2.500 Samstag (10:15 - 11:15 Uhr) 1.985 2.000 1.420 1.500 1.140 1.110 1.594 1.504 1.220 1.112 1.107 964 1.000 1.038 905 500 0 Nov 01 Mai 02 Sep 05 Jan / Feb 08 Jun 08 Jul 09* * Wochentag: 16:00 – 17:00 Uhr, Samstag: 10:00 – 11:00 Uhr Quelle: Stadt Backnang 2001 – 2005, Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH 2008, GMA-Zählung 2009. 157 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Abbildung 22: Entwicklung des Passantenaufkommens in der Grabenstraße und in der Schillerstraße 2008 - 2009 Samstag (10:00 – 12:00 Uhr) Wochentag (15:00 – 18:00 Uhr) Jan 08 4.000 Jun 08 Jul 09 Feb 08 Jun 08 Jul 09 4.000 3.519 Passantenfrequenz 3.500 3.500 3.000 2.500 2.794 2.928 3.000 2.354 2.500 2.045 2.000 3.285 3.257 1.913 1.720 2.226 2.000 1.500 1.500 1.000 1.000 500 500 0 2.359 2.743 0 Grabenstraße (auf Höhe Müller / mittlere Schillerstraße (auf Höhe Rewe) Café Weller) Grabenstraße (auf Höhe Müller / Rewe) mittlere Schillerstraße (auf Höhe Café Weller) Quelle: Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH 2008, GMA-Zählung 2009. Der Vergleich des Passantenaufkommens in der Backnanger Innenstadt mit dem in Städten ähnlicher Größenordnung zeigt, dass die Stundendurchschnittswerte der frequenzstärksten Zählstellen sowohl am Wochentag als auch am Samstag auf einem durchschnittlichen Niveau liegen. Bei den absoluten Spitzenwerten pro Stunde liegt Backnang sogar auf einem überdurchschnittlichen Niveau, v. a. 158 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 was die Uhlandstraße und die mittlere Schiller- Abbildung 23: Passantenfrequenzen im Vergleich mit anderen Städten straße während des Wochenmarktes am Sams- Wochentag (ohne Markt) Samstag Gesamt tag anbelangt. Über alle Zählstellen betrachtet wird aber deutlich, dass es in Backnang beson- 251 ders große Unterschiede zwischen einzelnen Backnang 838 444 165 873 445 209 Lagen innerhalb der Innenstadt gibt, wenngleich 856 444 die räumliche Ausdehnung der Innenstadtlagen insgesamt geringer ausfällt als beispielsweise bei den hier herangezogenen Vergleichsstädten 358 Schwäbisch Hall 249 599 303 Schwäbisch Hall und Tuttlingen. Und dies ist 777 582 929 853 590 gleichermaßen am Wochen- und am Samstag festzustellen (vgl. Abbildung 23). Daher liegt auch 213 Tuttlingen der mittlere Stundendurchschnittswert über alle 566 382 177 195 Zählstellen hinweg auf einem eher unterdurch- 913 534 722 458 schnittlichen Niveau. Gerade Schwäbisch Hall 0 konnte hier deutlich höhere Werte erzielen, zu- Lagen in der Innenstadt festzustellen 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Durchschnittswert je 1 h gemittelt über den Tagesverlauf (09:00 – 18:00 Uhr*) und über alle Zählstellen** (Summe beider Richtungen, Angabe des Minimal- und Maximalwertes sowie des Durchschnittswertes) dem waren hier zumindest am Wochentag etwas geringere Differenzen zwischen den einzelnen 100 * Da in den Vergleichsstädten z. T. nur aktuelle Zählergebnisse zwischen 09:00 und 18:00 Uhr vorliegen, wurde diese Zeitspanne als Vergleichsbasis herangezogen. ** in Backnang ohne Biegel und Annonay-Straße Quelle: GMA-Zählungen in den jeweiligen Städten 2008 – 2009. 159 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 IX. Backnang aus Sicht der Kunden 1. Methodischer Ansatz Die Fragebögen wurden im September 2009 aus Beilage der Backnanger Kreiszeitung an die Haushalte in Backnang und im Umland verteilt. Insgesamt wurden 1.174 auswertbare Fragebögen an den Sammelstationen (Rathaus und den städtischen Dienststellen) abgegeben. 2. Statistische Merkmale Wohnort: Arbeits- / Schulort: Backnang Kernstadt 420 Befragte (= 36 %) 289 Befragte (= 24 %) Backnang Stadtteile 298 Befragte (= 25 %) 92 Befragte (= 8 %) Backnang gesamt 718 Befragte (= 61 %) 381 Befragte (= 32 %) Umland / außerhalb Backnangs 438 Befragte (= 37 %) 381 Befragte (= 32 %) 18 Befragte (= 2 %) 412 Befragte (= 36 %) keine Angaben Geschlecht: männlich: 297 Befragte (= 25 %) weiblich: 812 Befragte (= 69 %) Paare / gemeinsame Beantwortung 47 Befragte (= 4 %) keine Angaben: 18 Befragte (= 2 %) Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 160 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Altersgruppen: unter 25 Jahre: 25 bis unter 45 Jahre: 292 Befragte (= 25 %) 45 bis unter 65 Jahre: 518 Befragte (= 44 %) 65 Jahre und älter: 302 Befragte (= 25 %) keine Angaben: Haushaltsgrößen: 31 Befragte (= 3 %) 31 Befragte (= 3 %) 1 Person: 124 Befragte (= 11 %) 2 Personen: 516 Befragte (= 44 %) 3 Personen: 179 Befragte (= 15 %) 4 Personen und größer 339 Befragte (= 29 %) keine Angaben: Haushaltsnettoeinkommen: unter 1.000 € 16 Befragte (= 1 %) 72 Befragte (= 6 %) 1.000 bis unter 3.000 € 519 Befragte (= 44 %) 3.000 bis unter 5.000 € 324 Befragte (= 28 %) 5.000 € und mehr keine Angaben 71 Befragte (= 6 %) 188 Befragte (= 16 %) Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 161 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3. Ergebnisse der Haushaltsbefragung 3.1 Verkehrsmittelwahl und Erreichbarkeit Frage: Welches Verkehrsmittel benutzen Sie überwiegend für Einkäufe in der Innenstadt von Backnang? 91% 83% 76% Bewohner der Kernstadt Bewohner der Stadtteile Kunden aus dem Umland Gesamt 54% 33% 14% 4% 7% 7% 4% 3% Pkw ÖPNV 1% 1% 4% 4% Motorrad 4% 1% 1% Fahrrad zu Fuß 4% 1% 1% 1% keine Angabe Kunden aus den Stadtteilen und aus dem Umland sind sehr stark auf den Pkw ausgerichtet; ÖPNV, Motorrad und Fahrrad spielen nur eine stark untergeordnete Rolle ein Drittel der Kernstadtbewohner kaufen überwiegend zu Fuß in der Innenstadt ein (v.a. Ältere und Leute mit einem geringeren Einkommen) Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 162 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wenn Sie an die Verkehrs- und Parkplatzsituation in der Innenstadt von Backnang denken, wie beurteilen Sie folgende Punkte? Noten 1 1,5 2 2,5 Erreichbarkeit mit Bus / Bahn 3 3,5 5 2,7 3,5 2,8 Fußgängerfreundlichkeit 4,3 Parkgebühren 2,4 Lage der Parkplätze zu den Geschäften 3,2 Parkplatzangebot 3,2 Verkehrsbelastung 3,3 Erreichbarkeit mit Pkw 4,5 insgesamt wird die Verkehrsund Parkplatzsituation nur als befriedigend bewertet (Ø Note = 3,1) Fahrradfreundlichkeit Ausschilderung der Parkmöglichkeiten 4 2,7 Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174; 1 = sehr gut bis 5 = mangelhaft) mit Abstand am schlechtesten werden die Parkgebühren benotet; diese Einschätzung zieht sich durch alle Alters- und Einkommensgruppen die Erreichbarkeit mit dem Pkw wird von den Kunden außerhalb Backnangs etwas besser eingeschätzt als von den Backnangern selbst Befragte mit auswärtigem Schul- / Arbeitsort beurteilen die Pkw-Erreichbarkeit und das Parkplatzangebot besser die Ausschilderung der Parkmöglichkeiten schneidet am besten ab, v.a. die jüngeren Altersgruppen teilen diese Einschätzung 163 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wenn Sie an die Verkehrs- und Parkplatzsituation in der Innenstadt von Backnang denken, wie beurteilen Sie folgende Punkte? sehr gut Erreichbarkeit mit Pkw 9% Verkehrsbelastung 1% Parkplatzangebot gut 43% 5% 29% Fußgängerfreundlichkeit Erreichbarkeit mit Bus / Bahn 7% 19% 42% Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 18% 9% 2% 60% 32% 32% 22% 25% 17% 41% 11% 20% 55% 5% Fahrradfreundlichkeit 2% 18% 27% 17% 10% 26% 26% 31% mangelhaft 13% 43% 9% Parkgebühren 1%5% ausreichend 26% 19% Lage der Parkplätze zu den 4% Geschäften Ausschilderung der Parkmöglichkeiten befriedigend 26% 31% 14% 7% 21% 13% 7% 164 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.2 Einkaufsintensität Frage: Wie häufig kaufen Sie in der Backnanger Innenstadt ein? täglich Gesamt Bewohner Kernstadt Bewohner Stadtteile Bewohner Umland mindestens einmal wöchentlich 5% 50% 9% alle 1 - 2 Monate 26% 61% 5% 1% alle 1 -2 Wochen 14% 22% 51% 39% seltener / nie 27% 30% 6% 3% 12% 22% 5% 5% 7% insgesamt ist eine hohe Einkaufsintensität festzustellen: mehr als die Hälfte der Befragten kaufen mindestens einmal pro Woche in der Backnanger Innenstadt ein Kunden aus dem Umland kommen seltener in die Backnanger Innenstadt lediglich ca. 5 % der Befragten kaufen seltener / nie in der Backnanger Innenstadt ein Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.153, Rundungsdifferenzen möglich) 165 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wie häufig kaufen Sie in Backnang ein? Innenstadt 67% außerhalb der Innenstadt (restliche Kernstadt, Stadtteile) 50% 26% 5% 12% 8% täglich 14% 5% mindestens einmal pro Woche alle 1 -2 Wochen alle 1 - 2 Monate 5% 4% seltener / nie drei Viertel der Befragten kauft mindestens einmal pro Woche in Backnang außerhalb der Innenstadt ein; das sind ca. 20 Prozentpunkte mehr als im Bezug auf die Innenstadt dies ist auf die Konzentration der Angebote des täglichen Bedarfs in den Gewerbegebieten zurückzuführen (vorrangig Versorgungseinkauf) die Orientierung auf die Lagen außerhalb der Innenstadt steigt mit wachsender Haushaltsgröße und ist v. a. bei den Personen mittleren Alters (25 bis 65 Jahre) vergleichsweise stark ausgeprägt Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (Innenstadt: n = 1.153, außerhalb: n = 1.115; Rundungsdifferenzen möglich) 166 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wie oft fahren Sie zum Einkaufen in andere Städte / Orte als Backnang? täglich Gesamt 2% 17% 17% unter 25 Jahre 25 bis unter 45 Jahre 3% 46 bis unter 65 Jahre 1% 65 Jahre und älter mindestens einmal pro Woche 9% 15% alle 1 - 2 Wochen 34% 21% 7% seltener / nie 32% 45% 22% 19% alle 1 - 2 Monate 19% 16% 17% 35% 21% 36% 32% 29% 52% insgesamt kaufen ca. 68 % regelmäßig außerhalb Backnangs ein, ein Drittel sogar mindestens einmal wöchentlich; damit ist eine starke Überlagerung der Einzugsgebiete anderer Städte festzuhalten die Jüngeren und die Befragten aus Mehrpersonenhaushalten kaufen wesentlich häufiger in anderen Orten ein Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.128, Rundungsdifferenzen möglich) 167 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wie oft fahren Sie zum Einkaufen in andere Städte / Orte als Backnang? täglich mindestens einmal pro Woche alle 1 - 2 Wochen nach Wohnort Backnang Kernstadt alle 1 - 2 Monate seltener / nie nach Arbeits- / Schulort 6% 13% 41% 39% 13% 16% 41% 29% 1% 15% Backnang Stadtteile 14% 35% 35% 1% 21% 11% 33% 34% 32% 34% 1% außerhalb Backnangs / Umland 3% 27% 17% 28% 24% 2% 18% 14% die Umlandbewohner tendieren erwartungsgemäß stärker zu anderen Einkaufsorten als die Backnanger selbst allerdings fahren gerade die Befragten, die ihren Arbeits- / Schulort in der Backnanger Kernstadt haben, häufiger zum Einkauf in andere Städte / Orte als diejenigen, die außerhalb Backnangs arbeiten / zur Schule gehen Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.128, Rundungsdifferenzen möglich) 168 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.3 Einkaufsorientierung für ausgewählte Warengruppen Frage: Wo kaufen Sie folgende Waren bevorzugt ein? Kurzfristiger Bedarfsbereich Innenstadt Lebensmittel 11% Drogerie-, Parfümerie-, Apothekerwaren Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf restliche Kernstadt Stadtteile 68% 77% 10% Internet / Versand sonstige Orte 10% 9% 65% 11% 10% 2% 2% 11% 14% im Bereich Gesundheit / Körperpflege liegt der Einkaufsschwerpunkt eindeutig in der Backnanger Innenstadt Lebensmittel und Blumen / Pflanzen / zoologischer Bedarf werden vorrangig in der restlichen Kernstadt gekauft; hierbei spielt die Innenstadt eine ebenso untergeordnete Rolle wie die Stadtteile auch anderen Orten kommt eine gewisse Bedeutung zu, v. a. im Hinblick auf die Versorgung am eigenen Wohnort (z. B. Murrhardt, Aspach, Sulzbach / Murr, Weissach i. T.) Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 169 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wo kaufen Sie folgende Waren bevorzugt ein? Mittelfristiger Bedarfsbereich Innenstadt restliche Kernstadt Bücher, Schreibwaren 71% Spielwaren 72% 33% Damenbekleidung Herrenbekleidung Kinderbekleidung Schuhe, Lederwaren Sport-/ Freizeitartikel 25% Stadtteile 7% 16% 37% 33% 3% 3% 11% 2% 11% 10% 9% 10% 37% 10% 22% sonstige Orte 2% 8% 19% 31% Internet / Versand 44% 4% 27% 9% 34% 10% 45% 4% 23% 4% 7% 11% Bücher, Schreibwaren und Spielwaren werden vorrangig in der Backnanger Innenstadt gekauft bei Bekleidung ist die Einkaufsorientierung vorrangig auf andere Städte gerichtet (v. a. Stuttgart, Ludwigsburg) im Hinblick auf Schuhe / Lederwaren und Sport- / Freizeitartikel bildet die restliche Kernstadt die größte Konkurrenz zur Innenstadt Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 170 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Wo kaufen Sie folgende Waren bevorzugt ein? Langfristiger Bedarfsbereich Innenstadt Elektrowaren, Unterhaltungselektronik Haus-, Tisch-, Bettwäsche, Gardinen 22% 26% 25% 34% 4% 4% 5% 8% 19% 5% 5% 8% 30% 3% 22% 46% 8% 15% 21% 84% Optik Uhren / Schmuck sonstige Orte 5% 33% 34% 4% Internet / Versand 54% 37% Haushaltswaren, Glas/Porzellan/Keramik Bau- und Heimwerkerbedarf Stadtteile 29% Foto und Zubehör Möbel, Einrichtung restliche Kernstadt 9% 86% 73% 2% 6% 1% 1% 8% 3% 6% 18% die Innenstadt hat bei Optik und Uhren / Schmuck eine starke Position besonders Möbel wurden zum Befragungszeitpunkt mehrheitlich außerhalb von Backnang gekauft (v. a. in Bietigheim-Bissingen und in Ludwigsburg) im Bau- und Heimwerkersektor ist die stärkste Orientierung auf Backnang erkennbar Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 171 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.4 Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten in der Backnanger Innenstadt Frage: Warum kaufen Sie gerne in der Innenstadt von Backnang ein? Verbindung mit anderen Erledigungen 842 424 ist mein Wohn- / Arbeitsort guter Service / freundliche Bedienung 319 2.616 Nennungen angenehme Einkaufsatmosphäre 244 gutes Angebot 199 gutes Parkplatzangebot 184 Veranstaltungen (z.B. verkaufsoffene Sonntage) 117 günstige Öffnungszeiten 85 Gastronomie 80 58 günstige Preise Unterstützung Einzelhandel Backnang 24 Wochenmarkt 21 kurze Wege 19 Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Mehrfachnennungen möglich) die Kunden schätzen besonders die Funktionsmischung der Innenstadt (v. a. die 25bis 45-Jährigen) der Grund „ist mein Wohn- / Arbeitsort“ verliert mit zunehmendem Alter der Befragten an Bedeutung Kundenservice / -freundlichkeit schätzen v. a. die Älteren in der Backnanger Innenstadt positiv ein Kunden aus dem Umland nennen häufiger die Einkaufsatmosphäre und das Parkplatzangebot als Gründe für einen Einkauf in der Backnanger Innenstadt 172 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Was stört Sie beim Einkauf in der Innenstadt von Backnang? 673 zu geringes Angebot / fehlende Auswahl schlechte Parkmöglichkeiten / hohe Parkgebühren 607 381 Einkaufsatmosphäre fehlt ungünstige Öffnungszeiten 357 213 schlecht mit dem Pkw zu erreichen 200 Preisniveau zu hoch 148 mangelnder Kundenservice 142 mangelnde Qualität des Angebotes 82 auswärtiger Arbeitsort 36 schlecht mit Bus / Bahn zu erreichen mangelnde Fußgänger-/ Radfahrerfreundlichkeit mangelnde Aufenthaltsqualität / Sicherheit unattraktives Erscheinungsbild 2.904 Nennungen 28 21 16 Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Mehrfachnennungen möglich) insgesamt werden etwas mehr Schwächen als Stärken genannt es dominieren angebotsbezogene Aspekte, die fehlende Auswahl wird v. a. von den Bewohnern der Backnanger Kernstadt und von den Jüngeren bemängelt die Unzufriedenheit mit der Pkw-Erreichbarkeit und der Parksituation steigt mit zunehmendem Alter der Befragten, das Parken wird zudem verstärkt von Bewohnern der Stadtteile und des Umlandes kritisiert bei Öffnungszeiten, Einkaufsatmosphäre, Angebot und Preisniveau übersteigen die negativen Nennungen die Zahl der positiven Nennungen z. T. deutlich 173 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Denken Sie einmal an die Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt von Backnang. Wie beurteilen Sie folgende Punkte? Noten 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4,5 5 3,2 Ladenöffnungszeiten 3,7 Angebotsvielfalt Gestaltung der Geschäfte 2,9 Einkaufsatmosphäre 3,2 Kundenberatung / Kundenservice 2,8 3,0 Seniorenfreundlichkeit insgesamt werden die Einkaufsmöglichkeiten nur als befriedigend bewertet (Ø Note = 3,0), kein Aspekt wird mit gut bewertet die besten Noten erhalten noch Qualität und Freundlichkeit, letzteres punktet v. a. bei den Älteren die Angebotsvielfalt erhält die schlechteste Bewertung durch alle Altersgruppen hindurch, mit steigendem Einkommen wächst die Unzufriedenheit noch 2,9 Kinderfreundlichkeit Freundlichkeit der Bedienung 2,6 Qualitätsniveau 2,6 Preis/Leistungsverhältnis 4 die Seniorenfreundlichkeit wird von den „Betroffenen“ (d. h. den Älteren) besser eingestuft 2,9 Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174; 1 = sehr gut bis 5 = mangelhaft) die Kinderfreundlichkeit wird von den Jüngeren und von den Mehrpersonenhaushalten tendenziell schlechter bewertet 174 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Denken Sie einmal an die Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt von Backnang. Wie beurteilen Sie folgende Punkte? sehr gut Ladenöffnungszeiten 4% Angebotsvielfalt 2% Gestaltung der Geschäfte 2% Einkaufsatmosphäre 3% gut 28% 4% Kinderfreundlichkeit 3% Freundlichkeit der Bedienung 26% 41% 18% 30% 24% 39% 15% 38% 33% 49% 36% 52% 10% 15% 30% 48% Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 5% 18% 40% 30% 6% 17% 37% 30% Qualitätsniveau 3% 19% 29% 33% 27% mangelhaft 20% 29% 6% Preis-/Leistungsverhältnis 1% ausreichend 27% 13% Kundenberatung / 4% Kundenservice Seniorenfreundlichkeit befriedigend 9% 10% 10% 13% 4% 3% 3% 175 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Welche positiven oder negativen Veränderungen sind Ihnen in den letzten 3 – 5 Jahren in der Innenstadt von Backnang aufgefallen? besser 18% Warenangebot Parkplatzsituation Erreichbarkeit mit dem PKW Erreichbarkeit mit Bus / Bahn 6% 67% 10% 72% 25% 9% 50% 11% 15% 53% 7% 7% 10% 10% 8% 15% 66% 2% 48% 32% 8% 29% 68% Stadtgestaltung Flair / Ambiente keine Angabe 51% 10% Gastronomie / Cafés schlechter 25% 15% Gestaltung der Geschäfte Beratung / Service gleich geblieben 25% 31% 39% 10% 12% 20% 8% 10% mehr als die Hälfte der Befragten haben eine Verschlechterung des Warenangebotes wahrgenommen, v. a. Personen höheren Einkommens, Umlandbewohner und 45- bis 65-Jährige; besser ist das Angebot hingegen v. a. aus Sicht der Jüngeren geworden positive Entwicklungen in der Stadtgestaltung werden honoriert, am stärksten durch die Kernstadtbewohner in Teilen wird auch eine Verbesserung von Flair / Ambiente (v. a. durch Backnanger) und Gastronomie / Cafés (v. a. durch Jüngere) festgestellt Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Rundungsdifferenzen möglich) 176 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.5 Informationsquellen der Kunden Frage: Wie informieren Sie sich über Angebote der Innenstadt von Backnang? Backnanger Kreiszeitung 32% 34% Prospekte Backnanger Wochenblatt Empfehlungen 21% 9% beim Einkaufsbummel Internet 1% 1% Sonstiges 2% (z. B. Stuttgarter Zeitung, Murrhardter Zeitung) BKZ und Prospekte spielen die größte Rolle, dabei gibt es keine Unterschiede zwischen den Befragten aus Backnang und aus dem Umland die Bedeutung der BKZ wächst mit steigendem Alter und Einkommen der Befragten; Jüngere informieren sich eher über Prospekte und über das Wochenblatt das Internet hat durch alle Altersgruppen hindurch nur eine marginale Bedeutung Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Mehrfachnennungen möglich; Rundungsdifferenzen möglich) 177 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 4. Verbesserungsvorschläge aus Sicht der Kunden Frage: Welche Angebote vermissen Sie in der Backnanger Innenstadt? 506 Bekleidung, Schuhe, Sport davon: 423 Bekleidung 50 Schuhe / Lederw aren Babyartikel / Schw angerschaftsmode Sportartikel 17 16 272 Einkaufszentrum / Kaufhaus / große Geschäfte 215 Gastronomieangebote 130 Haushaltsw aren, Geschenkartikel 93 Nahrungs- und Genussmittel 27 Bücher, Papier- / Schreib- / Spielw aren, Bürobedarf Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf 21 Möbel, Einrichtungsbedarf, Heimtextilien 20 Elektrow aren, Medien, Foto 17 Dienstleistungen 15 Sonstiges Bekleidung wird mit Abstand am häufigsten vermisst (v. a. von Jüngeren und Personen mittleren Einkommens) grundsätzlich besteht der Wunsch nach einem Kaufhaus bzw. größeren Geschäften (v. a. bei den älteren Befragten) im Hinblick auf die Gastronomie werden u. a. gut bürgerliche Gaststätten und mehr Cafés / Bistros genannt bei Nahrungs- und Genussmitteln wird v. a. für Feinkost und Biowaren Bedarf angemeldet 33 Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Mehrfachnennungen möglich) 178 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Haben Sie sonstige Anregungen zur Verbesserung der Innenstadt von Backnang? 810 Verbesserung Verkehr / Parken davon: 294 kostenlose Parkplätze 165 günstigere Parkgebühren mehr Kurzzeitstellplätze 67 341 Optimierung Stadtgestaltung davon: 86 mehr Begrünung / bessere Pflege der Anlagen mehr Sitzgelegenheiten 72 288 Ergänzung / Verbesserung Einzelhandelsangebot davon: 104 einheitliche / längere Öffnungszeiten 88 Warenangebot erw eitern / mehr Ausw ahl 261 Steigerung Aufenthaltsqualität davon: Fußgängerzone ausw eiten / Grabenstraße autofrei 110 49 mehr Sicherheit / Polizeipräsenz 109 Anpassung Ansiedlungs- / Einzelhandelspolitik davon: ansässiges Gew erbe und Ansiedlungsw illige unterstützen Sonstiges 71 ca. 44 % aller Nennungen betreffen das Thema Verkehr / Parken, wobei Änderungen in der Parkraumbewirtschaftung im Vordergrund stehen bei der Stadtgestaltung wird auch Optimierungsbedarf gesehen (ca. 19 % der Nennungen) im Hinblick auf das Einzelhandelsangebot wird v. a. eine Vereinheitlichung der Öffnungszeiten angeregt zur Steigerung der Aufenthaltsqualität wird in erster Linie der Wunsch nach einer Ausweitung der Fußgängerzone erwähnt 16 Quelle: Haushaltsbefragung Backnang, GMA 2009 (n = 1.174, Mehrfachnennungen möglich) 179 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 5. Schlussfolgerungen Die Einkaufsintensität und -orientierung macht deutlich, dass die Backnanger Innenstadt in starker Konkurrenz zu anderen Städten und zu Einkaufsstandorten außerhalb der Backnanger Innenstadt (v. a. Gewerbegebietslagen) steht. So wird der tägliche oder wöchentliche Einkauf in erster Linie in den autokundenorientierten Lagen Backnangs abgewickelt, lediglich bei Drogeriewaren kommt der Innenstadt eine dominante Rolle zu. Je jünger die Befragten, desto häufiger fahren sie zum Einkauf in andere Städte / Orte außerhalb Backnangs und dies gerade für Sortimente des mittelfristigen Bedarfsbereichs (v. a. Bekleidung). Im Hinblick auf die ebenfalls zentrenbildenden Sortimente Schuhe / Lederwaren und Sport- / Freizeitartikel bilden die dezentralen Lagen in Backnang die größte Konkurrenz zur Innenstadt. Ein wichtiger Punkt, der in vielen Bereichen von den befragten Kunden genannt wurde, ist die Parksituation. Dabei sind es hauptsächlich die Parkgebühren, die die Kunden stören. Die negative Einschätzung zieht sich durch alle Alters- und Einkommensgruppen und ist auch daher sehr relevant für die Backnanger Innenstadt, weil mit Abstand die meisten Kunden mit dem Pkw zum Einkaufen in die Innenstadt kommen. Zudem wurde von ca. 29 % der Befragten in den letzten Jahren eine Verschlechterung der Parkplatzsituation wahrgenommen. Verbesserungspotenzial sehen die Befragten vorrangig in der Art der Parkraumbewirtschaftung: Konkret werden kostenloses (z. B. die ersten 1 bis 2 Stunden frei) oder zumindest günstigeres Parken und mehr geschäftsnahe Kurzzeitparkplätze gewünscht. Die als unzureichend empfundene Auswahl / Angebotsvielfalt ist ein weiterer Aspekt, der die Attraktivität des Einkaufstandortes Backnanger Innenstadt aus Sicht der Befragten deutlich schmälert. Dabei teilen ebenfalls alle Altergruppen diese Einschätzung, besonders störend wird dies aber durch die Jüngeren sowie durch die Personen mit einem höheren Einkommen empfunden. Über ein Viertel hat die Angebotsvielfalt sogar mit der schlechtesten Note (mangelhaft) bewertet und mehr als die Hälfte meint, dass sich das Warenangebot in den letzten Jahren verschlechtert hat. Daher sind auch bei der Frage nach konkreten Angebotsdefiziten viele Nennungen zu registrieren, mit Abstand am häufigsten wurde Bekleidung genannt. Neben Oberbekleidung allgemein ist hierbei ein Schwerpunkt in der Herrenbekleidung erkennbar. Dieses Defizit spiegelt sich auch in der heutigen Einkaufsorientierung wieder: so gehört Bekleidung zu den Sortimenten, die am häufigsten in anderen Städten eingekauft werden. Aber die Antworten machen auch den Wunsch nach einem stärkeren Betriebstypenmix deutlich: neben den eher kleinstrukturierten Fachgeschäften fehlen den Befragten größere Ladeneinheiten mit einer umfangreicheren Auswahl unter einem Dach. Dabei stehen höherwertige Markenangebote anstelle von Billigartikeln im Vordergrund des Interesses. Anpassungsbedarf wird z. T. bei den Ladenöffnungszeiten gesehen. Diese werden von rd. 30 % der Befragten als ungünstig und störend beurteilt, nur ca. 7 % nennen „günstige Öffnungszeiten“ als Grund, warum sie gerne in der Backnanger Innenstadt einkaufen. Auch im direkten Vergleich liegt die Benotung der Ladenöffnungszeiten auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Als Wunsch werden einheitliche und z. T. auch längere Öffnungszeiten der innerstädtischen Geschäfte formuliert. 180 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Aspekte der Stadtgestaltung scheinen für die Bewertung des Einkaufsstandortes Backnanger Innenstadt für die Befragten zunächst keine große Rolle zu spielen. Bei der Frage nach den Veränderungen in den letzten Jahren werden die Entwicklungen in der Stadtgestaltung aber mit Abstand am positivsten eingeschätzt. Dennoch entfallen die meisten Anregungen nach dem Bereich Verkehr / Parken auf eine weitere Optimierung der Stadtgestaltung. Hier stehen eine stärkere Begrünung der Innenstadt sowie die Installation von mehr öffentlichen, konsumfreien Sitzgelegenheiten im Vordergrund. Ferner besteht der Wunsch nach einer anderen / attraktiveren Gestaltung des Biegels und einer stärkeren Integration der Murr in die Wegebeziehungen der Innenstadt. Im Hinblick auf die Verkehrssituation erhalten Fahrradfreundlichkeit und Verkehrsbelastung die schlechtesten Noten. Diese Aspekte wurden aber in den offenen Fragen zu den Stärken und Schwächen der Backnanger Innenstadt nur vereinzelt erwähnt. Dies kann damit zusammenhängen, dass momentan lediglich ca. 4 % der Befragten ihre Einkäufe in der Backnanger Innenstadt überwiegend mit dem Fahrrad erledigen und ca. 14 % zu Fuß kommen. In diesem Zusammenhang wird die Einrichtung von mehr Fahrradwegen und Fahrradabstellmöglichkeiten angeregt sowie eine Verringerung des Verkehrs und der Verkehrsgeschwindigkeit in der Innenstadt und eine Ausweitung der Fußgängerzone im Bereich Grabenstraße. Die hohe Funktionsmischung in der Innenstadt, die die Verbindung des Einkaufs mit anderen Erledigungen ermöglicht, ist nach Angabe der Befragten eine herausragende Stärke der Backnanger Innenstadt, die es auch in Zukunft zu bewahren gilt. Gerade im Hinblick auf die Gastronomie hat etwa jeder Vierte in den letzten Jahren eine Verbesserung festgestellt. Dennoch nimmt die Gastronomie bei der Frage nach Angeboten, die die Kunden in der Backnanger Innenstadt vermissen, mit Platz 3 noch eine bedeutende Position ein. Die Ergänzungswünsche sind aber differenziert zu sehen: so werden einerseits mehr gutbürgerliche Gaststätten nachgefragt, andererseits aber auch mehr Cafés / Bistros, Bars / Kneipen, zusätzliche Außengastronomie und spezialisierte Angebote (z. B. Fischrestaurant). 181 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 X. Die Backnanger Innenstadt aus Sicht der Innenstadtakteure 1. Methodischer Ansatz • Die mündliche Befragung fand an mehreren Tagen im August und September 2009 statt. • Die 40 befragten Betriebe befinden sich alle in der Backnanger Innenstadt und stellen einen Querschnitt aus sämtlichen Einzelhandelsbranchen dar und umfassen auch 7 Gastronomiebetriebe • Die mündliche Befragung wurde als persönliches Interview anhand eines Gesprächsleitfadens durchgeführt, der neben grundsätzlichen Fragen zum Betrieb auch Fragen zur Situation des Einzelhandels in Backnang und zur Entwicklung der Stadt beinhaltete. Zudem wurde die Einschätzung der Kundenherkunft erfragt. Schließlich wurden von den Innenstadtakteuren konkrete Verbesserungsvorschläge zur Stadtentwicklung und zur Entwicklung des Einzelhandels abgefragt. • Die Ergebnisse der Befragung werden im Folgenden quantitativ und qualitativ ausgewertet und dargestellt. Teilweise werden Vergleiche mit den Ergebnissen der GMA.Befragung der Händler aus dem Jahr 2001 angestellt. 2. Statistische Merkmale Es wurden insgesamt 40 Innenstadtakteure in Backnang befragt, darunter 33 Einzelhändler und 7 Gastronomen. Damit werden ca. 27 % der Einzelhandelsbetriebe in der Innenstadt und rd. 40 % der innerstädtischen Gesamtverkaufsfläche repräsentiert. 182 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Nach Branchen betrachtet, ergibt sich folgende Verteilung: 8% 32% 5% 5% 5% 15% 8% 17% Nahrungs- und Genussmittel Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf Bekleidung, Schuhe, Sport Hausrat, Einrichtungen, Möbel Gastronomie 5% Gesundheit, Körperpflege Bücher, Papier- / Schreibwaren, Bürobedarf, Spielwaren Elektrowaren, Medien, Foto Sonstiger Einzelhandel Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Rundungsdifferenzen möglich) 183 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Ansiedlungsalter 42% 23% ca. 23 % der Betriebe ist erst seit 10 Jahren oder kürzer ansässig, zusammen mit den Betrieben, die zwischen 11 und 50 Jahren ansässig sind, liegt der Anteil bei ca. 65 % 15% mehr als ein Drittel hat schon eine sehr lange Tradition (länger als 51 Jahre) in der Innenstadt von Backnang, ein Fünftel ist bereits länger als 100 Jahre ansässig 20% bis 10 Jahre 11 - 50 Jahre 51 - 100 Jahre über 100 Jahre Filialisierung und Eigentumsquote Filiale:15% Hauptgeschäft: 85% Eigentum 35% Miete/Pacht 65% die Filialisierung ist bei den befragten Betrieben gering ausgeprägt, bei den Filialbetrieben handelt es sich v.a. um regionale Anbieter (z. B. aus Winnenden, Ludwigsburg, Schorndorf) der Großteil der Betriebe hat die Geschäftsräume gemietet / gepachtet Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Rundungsdifferenzen möglich) 184 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3. Ergebnisse der Einzelhändlerbefragung 3.1 Betriebliche Veränderungen Frage: Haben Sie in den letzten 3 bis 5 Jahren betriebliche Veränderungen vorgenommen, wenn ja, welche? nein: 17% 19 Modernisierung Verkaufsraum Veränderung Sortiment 7 Personalabbau 7 5 Geschäftseröffnung ja: 83% Modernisierung Außenfassade 4 Geschäftsverlagerung 4 3 Personalaufstockung In den letzten 3- 5 Jahren Vergrößerung Verkaufsraum 2 (Teil-)Nutzungsänderung 2 Modernisierung Außenbestuhlung (Gastronomie) 2 die Investitionsbereitschaft in den letzten Jahren war in der Innenstadt vergleichsweise hoch seit 2001 ist die Investitionsbereitschaft bei den Einzelhändlern deutlich gestiegen, damals hatten ca. 46 % der Befragten keine Veränderungen durchgeführt und mehr als die Hälfte (ca. 56 %) planten auch keine Investitionen für den Zeitraum 2001 bis 2006 Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2001 und 2009 (2001: n = 41, 2009: n = 40, Rundungsdifferenzen möglich) 185 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Planen Sie oder beabsichtigen Sie betriebliche Veränderungen innerhalb der nächsten 3 – 5 Jahre? Geschäftsmodernisierung 7 ne in: 42 % 6 Veränderung / Ausbau Sortiment 4 Nutzungsänderung / -ergänzung ja : 5 8% In den nächsten 3 - 5 Jahren Vergrößerung Verkaufsraum 2 Geschäftsaufgabe 2 Geschäftsverlagerung 2 Ausbau Online-Shop 2 Besitzer- / Mieterwechsel 1 auch in Zukunft ist die Händlerschaft zu Investitionen und Veränderungen bereit , allerdings in deutlich geringerem Umfang als bisher dennoch ist die zukunftsorientierte Veränderungsbereitschaft etwas höher als 2001, zumal damals Maßnahmen wie Personalabbau, Geschäftsaufgabe und Verkaufsflächenreduzierung im Vordergrund standen 2 der befragten Innenstadtakteure planen aber auch ganz konkret ihre Geschäftsaufgabe, bei den übrigen Befragten scheint ein weiterer Personalabbau in den nächsten Jahren aber nicht mehr vorgesehen zu sein Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2001 und 2009 (2001: n = 41, 2009: n = 40, Rundungsdifferenzen möglich) 186 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.2 Beurteilung der Geschäftsentwicklung Frage: Inwieweit sind Sie mit der Geschäftsentwicklung Ihres Betriebes in den letzten 3 – 5 Jahren zufrieden gewesen? 10% 38% 27% 18% 7% ø 2,8 (1 = sehr zufrieden 5 = unzufrieden) sehr zufrieden zufrieden teils / teils weniger zufrieden unzufrieden Wie schätzen Sie die Geschäftsentwicklung in den nächsten 3 – 5 Jahren ein? 38% eher positiv 42% konstant 20% eher negativ knapp die Hälfte der Befragten war mit der Umsatzentwicklung sehr zufrieden bzw. zufrieden; die Zufriedenheit ist seit 2001 deutlich gestiegen (damals ø 3,6, ca. 61 % weniger zufrieden bzw. unzufrieden aktuell nur ca. 25 %) v.a. inhabergeführte Fachgeschäfte sind eher unzufrieden, die befragten Gastronomen sind mehrheitlich zufrieden die Zukunft wird sehr unterschiedlich eingeschätzt; die Mehrzahl der befragten Innenstadtakteure geht jedoch zumindest von einer konstanten Geschäftsentwicklung aus, ca. 38 % blicken optimistisch in die Zukunft; 2001 nahm noch der Großteil (ca. 44 %) eine negative Entwicklung an (aktuell nur ca. 20 %) Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2001 und 2009 (2001: n = 41, 2009: n = 40, Rundungsdifferenzen möglich) 187 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.3 Umsatzherkunft Frage: Wieviel Prozent Ihres Umsatzes erzielen Sie mit Kunden aus … min. Durchschnitt 40 % 62 % max. 98 % …Backnang 0% 5 % … Touristen / Besucher 2% 37 % 60 % … Nachbarstädte / Gemeinden in Abhängigkeit von der jeweiligen Lage und Branche der befragten Innenstadtakteure variieren die Angaben zur Umsatzherkunft deutlich Kunden aus dem Umland spielen insgesamt eine wichtige Rolle für die Innenstadtbetriebe, in erster Linie bei den Einzelhändlern im mittel- und langfristigen Bedarfsbereich (v.a. Bekleidung, Elektro) Touristen spielen für den Umsatz der befragten Innenstadtakteure nur eine stark untergeordnete Rolle Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Rundungsdifferenzen möglich) 188 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.4 Beurteilung der Backnanger Innenstadt Frage: Wo sehen Sie Stärken der Backnanger Innenstadt im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden? schöner historischer Stadtkern / Atmosphäre / Flair 23 (noch) intakter Branchenmix im Einzelhandel 6 ansprechendes Gastronomieangebot 6 Insg. 79 Nennungen hoher Nutzungsmix (Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Ärzte) 5 Magnetbetriebe vorhanden (v.a. Müller, C&A) 5 Angebot großes Parkplatzangebot 5 Nachfrage gute Erreichbarkeit (Pkw, ÖPNV) 4 Kompaktheit der Innenstadt 4 viele engagierte, inhabergeführte Fachgeschäfte 4 als herausragende Stärke wird der historische Stadtkern und das dortige Flair genannt; alle anderen Aspekte sind von nachrangiger Bedeutung 3 hohes Kaufkraftniveau der Einwohner starke Identifikation der Backnanger mit ihrer Stadt 2 großes Einzugsgebiet erschließbar 2 guter Wochenmarkt 2 Potenzial durch Lage am Fluss 2 Sonstiges Rahmenbedingungen aber auch der Nutzungs- und Branchenmix wird als Stärke betrachtet, wobei mehrfach die Befürchtung einer Verschlechterung geäußert wurde nachfragebezogene Aspekte spielen aus Sicht der Befragten nur eine untergeordnete Rolle 6 Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Mehrfachnennungen möglich) 189 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 3.4 Beurteilung der Backnanger Innenstadt Frage: Wo sehen Sie Schwächen der Backnanger Innenstadt im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden? große Konkurrenz durch umfangreiches Einzelhandelsangebot in dezentralen Lagen 24 hohe Parkgebühren im Vergleich zu Nachbarstädten / zu strenge Kontrollen bei Kurzzeitstellplätzen 17 niedrige / rückläufige Passantenfrequenz (v.a. am Wochenende, abends) 15 10 große Angebotslücken im Einzelhandel Rahmenbedingungen 9 Krankenhausschließung und Planung Ärztehaus schwierige Topografie / kein größerer Platz vorhanden Angebot 9 viele dauerhafte Leerstände / hohe Mietpreisvorstellungen 8 Gestaltung und derzeitige Nutzungen im Biegel und im Schweizerbau 8 große Konkurrenz durch Städte im Umland (inkl. Breuningerland) 6 unzureichende Beschilderung / schlechte Orientierungsmöglichkeiten 6 Fortzug von Unternehmen / Verringerung der Arbeitsplätze in der Stadt 4 mangelndes Engagement der örtlichen Unternehmer 4 3 zu wenig Magnetbetriebe große Ausdehnung der Innenstadt / große Distanzen zwischen den Angeboten 3 unzureichendes Freizeitangebot 3 Sonstiges Insg. 131 Nennungen Nachfrage insgesamt überwiegt die Anzahl der negativen Nennungen es sind v.a. die Rahmenbedingungen, die als Schwächen genannt werden, so z.B. die große Konkurrenz durch andere Einzelhandelsstandorte (innerhalb und außerhalb Backnangs) und die Art der Parkraumbewirtschaftung kritisch wird aber auch die niedrige Frequentierung der innerstädtischen Geschäftslagen gesehen; es wird befürchtet, dass sich die Passantenfrequenz mit dem geplanten Ärztehaus aus der Innenstadt noch verringert 2 Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Mehrfachnennungen möglich) 190 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 4. Verbesserungsvorschläge und Anregungen Frage: Welche Angebote sollten zusätzlich in der Innenstadt angesiedelt werden? 23 Bekleidung davon: 8 junge Mode 4 Herrenmode 7 mehr Magnetbetriebe Lebensmittel 6 Haushaltswaren / Wohnaccessoires 6 3 Schuhe Babybedarf Sonstige 2 4 fehlende Angebote im Textilbereich werden am häufigsten genannt; wie auch schon 2001 stehen bekannte Markenanbieter v.a. für jüngere Leute und frequenzbringende Magnetbetriebe allgemein im Vordergrund auch im hochwertigen Lebensmittelbereich sehen die Befragten Verbesserungspotenzial, v.a. bei Feinkost; zudem besteht der Wunsch, auch langfristig einen Lebensmittelmarkt in der Innenstadt zu behalten Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2001 und 2009 (n = 40, Mehrfachnennungen möglich) 191 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Was müsste aus Ihrer Sicht die Stadt vorrangig tun, um die Backnanger Innenstadt noch attraktiver zu gestalten? Verkehr / Parken Stadtgestaltung / Aufenthaltsqualität 22 Verringerung der Parkgebühren / kostenfreies Parken 13 mehr ebenerdige Stellplätze 8 Alternativstandorte für Obdachlose, Jugendgruppen u.ä. 5 Verbesserung der Beleuchtung Befahrbarkeit der Grabenstraße beibehalten 5 mehr Begrünung 4 bessere Kommunikation des Parkraumangebotes 5 mehr öffentliche Sitzmöglichkeiten 4 Verkehrsberuhigung Grabenstraße und Marktstraße 3 längere Öffnung der Parkhäuser am Abend 3 Sonstiges 3 Steigerung der Erlebbarkeit der Murr 23% 43% 4 13% 21% mehr Kinderspielmöglichkeiten 2 einheitliche Straßenraumgestaltung 2 attraktivere Gestaltung / Nutzung der Plätze 2 Sanierung alter Gebäudesubstanz 2 5 Sonstiges Ansiedlungspolitik Vermarktung / Aktionen 12 keine zentrenrelevanten Sortimente auf der Oberen Walke 10 mehr Gastronomie (v.a. Fastfood-Angebote) besseres Leerstandsmanagement / Schaffung größerer Verkaufsflächen 8 gesamtheitliches Einzelhandelskonzept mit konkreten Maßnahmen Sonstiges mehr Märkte in der Innenstadt (z.B. Weihnachtsmarkt, Flohmarkt) bei Aktionen komplette Innenstadt miteinbeziehen (auch Biegel) 4 3 8 Aktionen regelmäßiger über das Jahr verteilen Sonstiges Stadtmarketing und Aktionen schon heute sehr gut Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Mehrfachnennungen möglich) 3 2 3 16 192 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Welche Maßnahmen sollte aus Ihrer Sicht das örtliche Gewerbe selbst zur Attraktivitätserhöhung der Backnanger Innenstadt ergreifen? individuelle Maßnahmen 24 davon: 8 höheres Engagement / mehr eigene Aktionen Modernisierung / ansprechendere Gestaltung 7 Service- / Beratungsleistungen aktiv vermarkten 7 Angebotsnischen besetzen 2 einheitliche Kernöffnungszeiten 15 bessere Zusammenarbeit der Innenstadtakteure untereinander 9 bessere Zusammenarbeit der Innenstadtakteure mit der Stadt Ausw eitung der Werbemaßnahmen (räumlich und zeitlich) 5 4 Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Mehrfachnennungen möglich) 193 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Frage: Sollten in Backnang Maßnahmen zur Stärkung der Kundenbindung durchgeführt werden? nein 42% ja 58% Wenn ja, welche wären aus Ihrer Sicht sinnvoll? praktikable Parkgebührenrückerstattung / -vergünstigung Begründungen: Kundenbindung gelingt nur mit einzelbetrieblichen Maßnahmen * 22 gemeinsame Kundenkarte u.ä. nicht erfolgversprechend Sonstiges 15 Ausweitung gemeinsamer, langfristiger Werbemaßnahmen unter einem gemeinsamen Motto 9 Ausweitung des Gutschein- / Bonussystems / der Losaktion 9 10 2 8 einheitliche Kundenkarte * z.B. gute Qualität, abwechslungsreiches Angebot, eigene Kundenkarte, individuelle Parkgebührenrückvergütung Quelle: Befragung Innenstadtakteure Backnang, GMA 2009 (n = 40, Mehrfachnennungen möglich) Sonstiges 4 194 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 5. Schlussfolgerungen Die Investitionsbereitschaft der Befragten in der Backnanger Innenstadt ist seit 2001 deutlich gestiegen, wobei Investitionen im Innenausbau bzw. Modernisierungsmaßnahmen und kontinuierliche Sortimentsänderungen im Vordergrund standen. Aber auch Personalabbau war ein Thema der letzten Jahre. Für die nähere Zukunft sind weitere Veränderungen geplant, allerdings in geringerem Umfang. Insgesamt kann die Zufriedenheit der Backnanger Innenstadtakteure als noch gut bezeichnet werden. Fast die Hälfte der Befragten war mit ihrer Umsatzentwicklung sehr zufrieden oder zufrieden, die Prognose der zukünftigen Entwicklung fällt aber sehr unterschiedlich aus. Dabei ist die Zufriedenheit mit der bisherigen Geschäftsentwicklung im Vergleich zu der im Jahr 2001 durchgeführten Händlerbefragung deutlich gestiegen. Zudem ist der Anteil derer, die für die nächsten 3 bis 5 Jahre eine negative Geschäftsentwicklung vermuten, um 24 Prozentpunkte gesunken. Weitere 20 % hatten damals ihre Umsatzentwicklung von der Umsetzung des Zentrenkonzeptes abhängig gemacht. In Bezug auf die Umsatzherkunft in der Backnanger Innenstadt liegt der Schwerpunkt eindeutig bei Kunden aus Backnang. Die Einschätzungen gehen dahin, dass jedoch auch die Kunden aus dem näheren Umland (v.a. sog. „Backnanger Bucht“) einen relativ hohen Anteil zum Umsatz beitragen (im Einzelfall sogar bis ca. 60 %). Touristen spielen nur eine stark untergeordnete Rolle. Die Bewertung der Innenstadt von Backnang durch die Innenstadtakteure ergibt ein insgesamt eher negatives Bild: 131 negative Nennungen stehen nur 79 Nennungen bei Stärken gegenüber. Während lediglich der schöne historische Stadtkern und das dortige Flair als herausragende Stärke von Backnang genannt wird, kommen die verschiedenen Schwächen deutlich zum Vorschein. Es überwiegt die Kritik an den umfangreichen Konkurrenzangeboten auf der „grünen Wiese“ sowie an den hohen Parkgebühren. Weitere Kritikpunkte beziehen sich auf die geringe und u. U. weiter sinkende Passantenfrequenz (Stichwort: Ärztehaus), bestehende Angebotslücken im Einzelhandel und die Leerstandsproblematik. Gestalterische Mängel werden eher punktuell gesehen (v.a. Schweizerbau). Als zusätzliche Angebote in der Backnanger Innenstadt sollten nach Ansicht der Befragten vorrangig das Sortiment Bekleidung ergänzt werden, v.a. im Hinblick auf Angebote für junge Leute bzw. frequenzstarke Magnetbetriebe allgemein. Zudem wünscht man sich auch weiterhin ein Nahrungsmittelangebot in der Innenstadt. Vergleicht man diese Nennungen mit den Angaben der Befragten aus dem Jahr 2001, so wird deutlich, dass sich kaum nennenswerte Veränderungen ergeben haben. Neu hinzu gekommen sind aber Haushaltswaren / Wohnaccessoires und Babybedarf. 195 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Als Handlungsfelder für die Stadt zur Attraktivierung der Backnanger Innenstadt spielen nach wie vor Aspekte der Verkehrs- / Parksituation mit Abstand die größte Rolle. Als wichtigste Maßnahme wurde 2001 und auch aktuell die Verringerung der Parkgebühren (z. B. 1. Stunde kostenlos parken) angesehen. Zudem wünscht sich ein Teil der Befragten mehr ebenerdige Stellplätze. Hinsichtlich der geplanten Verkehrsberuhigung der Grabenstraße gehen die Meinungen auseinander. Als ein wachsendes Problem der Backnanger Innenstadt wurde in der aktuellen Befragung zum ersten Mal das „Herumlungern“ von Obdachlosen und Jugendgruppen im öffentlichen Raum angesprochen. Die Befragten erhoffen sich hierzu die Schaffung alternativer Treffpunkte o. ä.. Empfehlungen zur Ansiedlungspolitik der Stadt spielen ebenfalls immer noch eine Rolle, wobei der Anteil dieses Segment betreffend seit 2001 abgenommen hat, was aber von den Befragten z. T. auch mit einer gewissen Resignation begründet wurde. Nach wie vor hofft man auf die Umsetzung eines gesamtstädtischen Einzelhandelskonzeptes mit restriktiven Maßnahmen außerhalb der Innenstadt. Mit dem Stadtmarketing und den Aktionen sind viele Innenstadtakteure bereits zufrieden, in diesem Bereich kamen demnach die wenigsten Anregungen (z.B. bessere Verteilung der Aktionen über das Jahr). Im Bezug auf Maßnahmen des örtlichen Gewerbes selbst wird deutlich, dass individuelle Maßnahmen der einzelnen Betriebe mehrheitlich als wirkungsvoller für die Steigerung der Gesamtattraktivität eingeschätzt werden als ein verstärktes gemeinschaftliches Engagement. Es gibt aber auch eine Reihe von Anregungen, die die Verbesserung der Zusammenarbeit der Innenstadtakteure untereinander und mit der Stadtverwaltung betreffen. Ein Viertel der Nennungen zielt auf die Einführung einheitlicher Kernöffnungszeiten ab, ein Punkt, der schon bei der Befragung im Jahr 2001 häufig genannt wurde. Zudem halten es einige der Befragten für sinnvoll, die gemeinsamen Werbemaßnahmen zeitlich (d.h. das ganze Jahr über) und räumlich (über das traditionelle Einzugsgebiet hinaus) auszudehnen. Die Innenstadtakteure wurden auch explizit nach Maßnahmen zur Stärkung der Kundenbindung gefragt: die Mehrheit hält den Einsatz von Kundenbindungsinstrumenten allgemein auch in Backnang für sinnvoll, wobei der Aspekt eines einheitlichen und praktikablen Systems zur Rückerstattung / Vergütung von Parkgebühren im Vordergrund steht. Begründet wird dies damit, dass die Parkgebühren als Hauptursache für die geringe Kundenbindung und die Kaufkraftabflüsse in andere Städte (z.B. Winnenden) angesehen werden. Aber auch die Fortführung / Ausdehnung der vorhandenen Kundenbindungsansätze (v.a. Gutscheine, Losaktion) wird genannt. Allerdings halten auch ca. 42 % der Befragten gemeinsame Kundenbindungsmaßnahmen nicht für ein probates Mittel in Backnang, sondern lediglich einzelbetriebliche Aktionen. Zum Nutzen einer gemeinschaftlichen Kundenkarte gibt es daher ebenfalls sehr abweichende Meinungen. 196 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 XI. Zusammenfassendes Stärken-Schwächen-Profil der Backnanger Innenstadt Stärken Schwächen Branchenmix / Markenbesatz innenstadttypischer, weitgehend ausgewogener Branchenmix Mix aus filialisierten und inhabergeführten individuellen Fachgeschäften einige bekannte Magnetbetriebe vorhanden (z.B. Müller, C&A, dm, Euronics Burgel) große Lücken im Markenbesatz des mittleren und höheren Profilierungsbereichs (v.a. Bekleidung, Schuhe, Wohnaccessoires) wichtiger Frequenzbringer weggefallen (Kaufhaus Max Mayer) einige „High Potential“-Marken außerhalb der Innenstadt (z.B. Vögele, Takko, KiK, Deichmann, SchuhProfi, Media Markt, HEM Expert) Lebensmittelmarkt als wichtiger Frequenzbringer und Nahversorger vorhanden1 Einzelhandelsstruktur dichter Einzelhandelsbesatz in der 1a-Lage überwiegend klein- und kleinststrukturierte Geschäfte relativ kompakte Einkaufsinnenstadt mit wenig „auslaufenden“ Lagen innerhalb der Altstadt starke Funktionsmischung große Konkurrenz durch dezentrale Gewerbegebietslagen (ca. 76 % der VK, hoher Anteil auch in den zentrenbildenden Sortimenten Bekleidung / Schuhe) vergleichsweise geringe Leerstandsquote, wenig dauerhafte Leerstände Trading down-Tendenzen in den Innenstadtrandlagen starke Überlagerung mit den Einzugsgebieten anderer Städte 1 Der Fortbestand des derzeitigen Lebensmittelmarktes (Rewe) ist nicht mehr gesichert. 197 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken Schwächen Verkehrliche Erreichbarkeit / Parken leistungsfähiger Innenstadtring mit Anbindung an überregionale Verkehrsträger umfangreiche Parkmöglichkeiten entlang des Innenstadtrings am Rand bzw. sogar innerhalb der Altstadtstruktur einheitliches, dynamisches Parkleitsystem unmittelbare Anbindung an den ÖPNV durch Bushaltestellen auch innerhalb der Altstadtstruktur trotz Parkhäuser /-plätze entlang des Innenstadtrings hoher oberirdischer Parkdruck (viel Parksuchverkehr, auch in 1aLagen) Gestaltung der Parkhäuser z.T. verbesserungswürdig (v.a. Adenauerplatz) Art der Parkraumbewirtschaftung in der öffentlichen Wahrnehmung sehr negativ belegt Innenstadtring nur schwer als solcher erkennbar Architektur / öffentlicher Raum wertvolle historische Bausubstanz attraktive Erlebnisräume aufgrund der Topografie und der kleinteiligen Gassenstruktur zahlreiche Quartiere in stark sanierungsbedürftigem Zustand, Leerstände stark im Stadtbild präsent kein zentraler Platz vorhanden gepflegtes Stadtmobiliar, mehrheitlich hochwertige Außenbestuhlung der Gastronomie unattraktive Gestaltung der Innenstadteingänge sowie der Marktstraße zahlreiche Beispiele für attraktive Ladenfassaden / Schaufenster einige Läden mit veraltetem Erscheinungsbild und unattraktiver Außenwerbung ▪ einheitlicher Gestaltungswille für einzelne Teilräume erkennbar öffentliche Sitzmöglichkeiten und Beleuchtung z.T. unzureichend ▪ Erlebbarkeit als Stadt am Fluss 198 Backnang Einzelhandelskonzept 2009 / 2010 Stärken Schwächen Fußwegebeziehungen / Rundlauf vergleichsweise hohe Passantenfrequenz in 1a-Lagen autofreie Fußgängerzone im Altstadtkern vorhanden gelungene gestalterische Anbindung des Biegels an die Altstadt kurze Wege zwischen Parkhäusern /-plätzen und Geschäften hohe Erlebbarkeit durch Informationstafeln / Stadtrundgang große Frequenzunterschiede innerhalb der Innenstadt (v.a. Biegel und Marktstraße sehr gering), rückläufige Entwicklung Nutzungskonflikte zwischen Fußgängern und motorisiertem Verkehr in der Markt- / Grabenstraße unzureichende Anbindung der Bleichwiese an die Einkaufslagen Rundlauf und Barrierefreiheit durch topografische Situation eingeschränkt Quelle: GMA-Zusammenstellung 2009. 199