Kirchheim u. T._EIK_ERR_120605
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Einzelhandelsentwicklungskonzeption für die Stadt KIRCHHEIM UNTER TECK Auftraggeber: Stadt Kirchheim u. T. Projektleitung: Dr. Stefan Holl Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. Rebecca Eizenhöfer Ludwigsburg, im Juni 2012 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Dresden, Hamburg, Köln, München Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer; Dr. Stefan Holl 71638 Ludwigburg, Hohenzollernstraße 14 Telefon: 07141/93 60 - 0 Telefax: 07141/93 60 - 10 eMail: [email protected], http://www.gma.biz Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Vorbemerkung Die GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, erhielt im Februar 2011 den Auftrag der Stadt Kirchheim u. T. zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes aus dem Jahr 2004. Die vorliegende Einzelhandelsentwicklungskonzeption soll als Grundlage für eine strategische und städtebaulich verträgliche Einzelhandelsentwicklung im Stadtgebiet dienen, wobei der Stabilisierung und dem Schutz zentraler Versorgungsbereiche eine besondere Bedeutung zukommt. Gleichzeitig gilt es, die Versorgungsfunktion des Mittelzentrums Kirchheim u. T. für das Umland zu sichern und weiter zu entwickeln sowie insbesondere Empfehlungen zur künftigen strategischen Positionierung der Innenstadt zu erarbeiten. Für die Bearbeitung der vorliegenden Untersuchung wurde im Februar 2011 eine Kompletterhebung des Einzelhandels im Stadtgebiet durchgeführt. Ferner wurden die Leerstände und Komplementärnutzungen (v. a. Gastronomie, Dienstleistungen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen) in der Innenstadt der Stadt Kirchheim u. T. erfasst. Zur Bearbeitung standen der GMA Informationen des Auftraggebers, des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz, des Statistischen Bundesamtes sowie Fachpublikationen aus unterschiedlichen Quellen zur Verfügung. Das verwendete Zahlenmaterial wurde einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Sämtliche Daten und Informationen wurden von Mitarbeitern der GMA nach bestem Wissen erhoben, aufbereitet und ausgewertet. Die Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und -findung für zukünftige stadtteilentwicklungspolitische und bauplanungsrechtliche Entscheidungen im Einzelhandelsbereich der Stadt Kirchheim u. T. Eine Weitergabe des Berichtes an Dritte und die digitale Publikation bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Auftraggebers und der GMA. GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg, im Juni 2012 SH ERR skh Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. INHALTSVERZEICHNIS Seite I. Aufgabenstellung 1 II. Entwicklungstendenzen des Einzelhandels 2 1. Entwicklungen auf der Nachfrageseite 2 2. Entwicklungen auf der Angebotsseite 4 3. Standortentwicklung 6 4. Bedeutung der bundesweiten Einzelhandelsentwicklungen für die Stadt Kirchheim u. T. 7 III. Rechtliche Rahmenbedingungen 10 1. Raumordnung, Landes- und Regionalplanung 10 2. Bauplanungsrecht 10 3. Steuerung der Standortentwicklung durch Ausweisung von zentralen Versorgungsbereichen 12 3.1 Definition zentraler Versorgungsbereiche 12 3.2 Inhaltliche Grundlage zentraler Versorgungsbereiche 13 3.3 Räumliche Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche 14 IV. Strukturdaten des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. 15 1. Zentralörtliche Bedeutung und verkehrliche Anbindung 15 2. Bevölkerungsstruktur und Entwicklung 17 3. Siedlungsstruktur 19 4. Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung 19 5. Wesentliche Rahmendaten des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. 21 V. Marktgebiet des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T., Kaufkraftvolumen und Kaufkraftprognose 22 1. Marktgebiet und Bevölkerungspotenzial 22 2. Kaufkraftpotenzial im Marktgebiet 25 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. VI. Bestandsanalyse des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. 26 1. Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 26 2. Einzelhandelsbestand nach Standortlagen 31 3. Umsatzleistung und Zentralität des Kirchheimer Einzelhandels 2010 nach Hauptwarengruppen 32 Bewertung ausgewählter Ausstattungs- und Strukturkennziffern des Einzelhandels in Kirchheim u. T. im interkommunalen Vergleich 33 5. Ermittlung der Kaufkraftströme 36 6. Vergleich des Einzelhandelsbestandes 2004 / 2011 in Kirchheim u. T. 38 VII. Entwicklungsperspektiven im Einzelhandel bis zum Jahr 2020 41 1. Bevölkerungs- und Kaufkraftprognose bis 2020 41 2. Branchendefizite und Entwicklungspotenziale 42 2.1 Bestandsanalyse 42 2.2 Weiterentwicklung des Bestands 47 3. Konkurrenzbeziehungen zu benachbarten Zentren 48 4. Markenportfolio der Stadt Kirchheim u. T. 49 VIII. Fortschreibung des Standort- und Sortimentskonzepts für den Einzelhandelsstandort Kirchheim u. T. 52 1. Generelle Empfehlungen zur Standortpolitik 52 2. Vorgehen, Ziele und Maßnahmen 53 3. Standortkonzeption 55 3.1 Zentraler Versorgungsbereich „Innenstadt” 55 3.2 Sonderstandort „Steingauquartier“ 59 3.3 Ergänzungsstandorte 60 4. Sortimentskonzept 62 5. Nahversorgungskonzeption 65 IX. Bewertung von Entwicklungsstandorten in Kirchheim u. T. 68 1. Innerstädtischer Standort „Steingauquartier“ 68 1.1 Vorhabenplanung 69 1.2 Wirtschaftliche und städtebauliche Auswirkungen 70 1.3 Hinweise und Empfehlungen 72 2. Fachmarktstandorte „Schöllkopfstraße“ und „Hegelstraße“ 75 4. Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 2.1 Entwicklungstrends im Fachmarktsektor 75 2.2 Standortdiskussion „Schöllkopfstraße“ und „Hegelstraße“ 76 2.2.1 Beschreibung der Standorte 76 2.2.2 Vorhabenplanung 78 2.2.3 Wirtschaftliche und städtebauliche Auswirkungen 79 2.2.4 Hinweise und Empfehlungen 79 3. Lebensmitteldiscountmarkt am Standort „Tannenbergstraße“ 80 3.1 Aufgabenstellung und Rechtsrahmen 80 3.2 Definition und Daten des Planobjektes „Norma-Discounter“ 81 3.3 Standortbewertung 81 3.4 Einzugsgebiet, Bevölkerung und Kaufkraft 82 3.5 Hinweise und Empfehlungen 83 X. Zusammenfassung 86 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. I. Aufgabenstellung Das rund 40.000 Einwohner zählende Mittelzentrum Kirchheim u. T. hat in den zurückliegenden Jahren seine Position als Einzelhandelsplatz auch durch die räumliche Veränderung von Frequenzbringern in integrierter Lage (z. B. Media Markt, Marktkauf) und den Ausbau der Fußgängerzone verbessern können. Nicht zuletzt konnte die Stadt durch konsequentes Umsetzen des Einzelhandelskonzeptes von 2004 die Abwärtsspirale stoppen und durch städtebauliche Aufwertungsmaßnahmen Akzente für eine Standortaufwertung setzen, die sich auch in einem Rückgang der Zahl der Geschäftsleerstände niederschlug. Auch der Tagestourismus hat – so ein Zwischenfazit der Stadt – in erheblichem Umfang von der Aufwertung der städtebaulichen Rahmenbedingungen profitiert. Die positive Bevölkerungsentwicklung, die im Dezember 2009 erfolgte Anbindung an das S-Bahn-Netz, aber auch weitere Ansiedlungswünsche des filialisierten Handels stellen die Stadt vor zahlreiche wirtschaftliche und städtebauliche Herausforderungen. Hierzu zählen u. a.: die durch die Ausbaumaßnahmen gestiegene, aber nach wie vor ausbaufähige Einzelhandelszentralität in den Branchen des aperiodischen Bedarfs, verbunden mit dem starken Wettbewerb im Umland (v. a. Stuttgart, Esslingen, Göppingen und Nürtingen, in Teilsortimenten auch Metzingen) der Erhalt und die Initiierung von Verbundeffekten zwischen Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsangeboten (Ärzte, Banken, u. a. m.) im Zentrum die Bestimmung der wirtschaftlichen Chancen und Risiken eines möglichen weiteren Ausbaus der Einzelhandelstätigkeit in Kirchheim u. T. nach Standortlagen die Neubewertung der möglichen Ergänzungsstandorte in der Innenstadt im Zuge der möglichen Ausbaumaßnahmen des Steingauquartiers die möglichen Ansiedlungsvorhaben mit ggf. auch großflächigen Fachmärkten ohne innenstadtrelevante Sortimente an der Schöllkopfstraße die nicht an allen Standorten vollständig zufriedenstellende Nahversorgungssituation in den Stadtteilen und Ansiedlungsplanungen des discountierenden Lebensmittelgenres (z. B. Norma in der Tannenbergstraße). Im Rahmen des Einzelhandelskonzeptes wird der Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. nach Branchen und Größen analysiert. Aus der Einzelhandelssituation und der Entwicklung seit 2004 können Potenziale für eine zukünftige Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. abgeleitet werden. 1 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. II. Entwicklungstendenzen des Einzelhandels Eine Beurteilung der aktuellen Situation sowie der Entwicklungsperspektiven des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. kann nicht losgelöst von wesentlichen Entwicklungslinien des Einzelhandels in Deutschland erfolgen. Diese strukturprägenden Aspekte des Wandels können einerseits auf Verhaltensänderungen der Konsumenten (Nachfrageseite) und andererseits auf Marktanpassungen der Handelsbetriebe (Angebotsseite) zurückgeführt werden. 1. Entwicklungen auf der Nachfrageseite Auf der Nachfrageseite sind folgende wesentliche Veränderungen hervorzuheben: Verändertes Ausgabeverhalten: Von der Steigerung der Konsumausgaben der privaten Haushalte in den letzten 15-20 Jahren konnte der Einzelhandel nur unterproportional profitieren. So sank zwischen 1992 und 2008 der Anteil des Einzelhandels an den privaten Konsumausgaben von 41 auf 28 %, während gleichzeitig die Ausgaben für Miete, Freizeit und sonstige Lebenshaltungskosten anstiegen1. Hinzu kommt eine weitgehende Sättigung der Haushalte bei der Ausstattung mit langfristigen Bedarfsgütern. Auch die verstärkte Akzeptanz preisbetonter Vertriebstypen (z. B. Discounter, Schnäppchenmärkte) ist Ausdruck einer Konsumzurückhaltung seitens der Kunden. Gestiegene Mobilität: Durch die weitgehende Verfügbarkeit von Pkws entwickelten sich autokundenorientierte Einzelhandelsstandorte, welche außerhalb geschlossener Siedlungsbereiche liegen. Als besonders profitabel erwiesen sich Einzelhandelsstandorte an Schnittstellen von überregionalen Verkehrsachsen, Durchgangs- und Ausfallstraßen mit hoher Verkehrsfrequenz. Ausdifferenzierung der Nachfrage: Die ursprüngliche trennscharfe Unterscheidung der Verbraucher in Zielgruppen wird zunehmend von einem sog. „hybriden“ Kunden abgelöst, der nicht mehr entweder „Billigprodukte“ oder „Exklusives“ will, sondern vielmehr beides. Die steigende Erwartungshaltung der Verbraucher berei- 1 Vgl. Metro Handelslexikon 2009 / 2010. 2 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. tet dabei v. a. unprofilierten Kleinbetrieben Probleme. Letztlich führt das hybride Kaufverhalten zu einem Verlust der „Mitte“ zu Gunsten niedrigpreisiger, jedoch auch höherpreisiger Angebote. Es wird erwartet, dass der Marktanteil hochwertiger Produkte leicht, der von Billigprodukten deutlich ansteigen wird, während das mittlere Preissegment zurückgehen wird. Veränderte soziodemografische Zusammensetzung der Bevölkerung: Als wichtige Determinanten des Einkaufsverhaltens sind die Veränderung des Altersgefüges, eine Abnahme der durchschnittlichen Haushaltsgröße und eine zunehmende Zahl von Migranten (Ausländer, Aussiedler) zu berücksichtigen. Alle diese Faktoren führen zu einer Ausdifferenzierung der Nachfrage. Damit ergeben sich prinzipiell Chancen für neue Anbieter, die vorwiegend Marktnischen besetzen. Sinkende Standort- und Unternehmensbindung: Die hohe Mobilität v. a. der jüngeren Käuferschichten, eine hohe Markttransparenz sowie die Dominanz von Filialisten und austauschbaren Angebotskonzepten begünstigt eine nachlassende Bindung der Konsumenten an bestimmte Einzelhandelsstandorte und -betriebe („Standort-Hopping“). Der moderne Verbraucher ist informiert, vergleicht Angebote und akzeptiert auch weitere Wege, um bestimmte Käufe zu tätigen. Steigendes Anspruchsniveau: Im Zuge der Ausdifferenzierung der Nachfrage werden kundenseitig zunehmend hohe Ansprüche an das Einkaufs- und Shoppingerlebnis gestellt. Dies betrifft nicht nur die Gestaltung von Geschäften und Einkaufsbereichen (Hauptgeschäftslagen, Arkaden, Einkaufszentren usw.), sondern auch Zahl, Auswahl und Niveau von Markenshops und komplementären Einrichtungen (z. B. Cafés, konsumnahe Dienstleister, Freizeiteinrichtungen). Angebotsseitig werden Standards erwartet, die besonders von Filialisten aufgegriffen werden. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Toleranz der Kunden gegenüber Beeinträchtigungen durch Laufwege zum Geschäft, eingeschränkte Ladenschlusszeiten oder Witterungseinflüsse abnimmt. Dies begünstigt geschlossene Einkaufsbereiche wie Einkaufszentren, da sie immobilienseitig einheitlich geführt und entsprechend der Kundenanforderungen gestaltet werden können. 3 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 2. Entwicklungen auf der Angebotsseite Auf der Angebotsseite gewinnen folgende Trends besonderen Einfluss auf die Einzelhandels- und Standortentwicklung: Wachstum der Einzelhandelsflächen: Der zurückhaltenden Nachfrage steht ein nach wie vor dynamisches Wachstum der Einzelhandelsflächen gegenüber. So stieg die Verkaufsfläche z. B. im Lebensmitteleinzelhandel zwischen 2000 und 2008 in Deutschland um ca. 27 % (vgl. Abbildung 1), im gesamten Einzelhandel um ca. 11 %. Der Verkaufsflächenzuwachs vollzog sich dabei überwiegend außerhalb der Stadt- und Ortszentren, wo häufig keine Flächen für die besonders expansiven großflächigen Betriebe zur Verfügung standen. Als Folge ist ein Verdrängungswettbewerb festzustellen, welcher v. a. zu Lasten des Innenstadthandels und der integrierten Stadtteilzentren und Nahversorgungslagen geht. Die Zunahme von flächenintensiven Verkaufsformen beruht einerseits auf dem Ersetzen von Personal durch Verkaufsfläche, andererseits wird sie auch durch veränderte logistische Konzepte (Mindestabnahmemengen usw.) und den Einsatz neuer Technologien am Point of Sale bedingt. Durch den Flächenzuwachs und den Vormarsch von preisaggressiven Anbietern sank gleichzeitig die Flächenproduktivität. Die Konzentrationstendenz im Einzelhandel setzt sich fort: Der Trend der Unternehmenskonzentration der in Deutschland besonders stark im Lebensmitteleinzelhandel festzuhalten ist, wird sich in den kommenden Jahren auch verstärkt im Nonnfoodsektor festsetzen (z. B. Textilien, Möbeleinzelhandel usw.). In der Folge werden v. a. kleinflächige und unproduktive Betriebe in ungünstigen Standortlagen aus dem Wettbewerb ausscheiden. In diesem Zusammenhang ist auch die oftmals problematische Nachfolgersuche von alteingesessenen Fachgeschäften einzuordnen. Bereits in den vergangenen 10 Jahren ging die Zahl der Arbeitsstätten im deutschen Einzelhandel daher um über 20 % zurück. 4 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 1: Entwicklung der Arbeitsstätten und Verkaufsflächen im Lebensmitteleinzelhandel 40 35 80,0 68,4 66,8 64,9 62,9 61,5 70,0 58,9 30 25 26,2 26,4 27 27,7 28,6 28,8 33,1 55,0 32,5 33,4 51,4 50,0 20 33,5 60,0 50,0 48,3 40,0 15 30,0 10 20,0 5 10,0 0 0,0 2000 2001 2002 2003 VK in Mio. m 2 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Anzahl der Betriebe in Tsd. Quelle: GMA-Darstellung nach EHI 2009 / 2010; bis 2005 Werte gemäß alter Systematik des EHI, d. h. ohne Nonfood-Verkaufsfläche in SB-Warenhäusern; ab 2006: Werte gemäß neuer EHI-Systematik, d. h. inkl. Nonfood-Verkaufsfläche in SB-Warenhäusern. Entwicklung der Betriebstypen: Mit den Flächen- und Umsatzentwicklungen ging ein Rückgang der Beschäftigtenzahl im Einzelhandel einher. Ursache hierfür ist auch eine Veränderung der Bedeutung der Betriebstypen zu Gunsten personalextensiver Formate. So sank der Marktanteil der traditionellen Bediengeschäfte seit 1980 kontinuierlich, während v. a. die Marktanteile filialisierter Fachgeschäfte und preisbetonter Betriebstypen wie Fachmärkte, Lebensmitteldiscounter und Sonderpostenmärkte wuchsen. Während Fachmärkte Anfang der 80er Jahre erst etwa 3 % des Einzelhandelsumsatzes erzielen konnten, liegt ihr Marktanteil mittlerweile fast gleichauf mit traditionellen Fachgeschäften. Da v. a. in historischen Innenstädten Fachmarktkonzepte nur mit hohen Anstrengungen in die historische Bausubstanz unterzubringen sind, ist v. a. bei einer ungelenkten Handelsentwicklung ein weiterer Ausbau dieses Betriebstyps in nicht integrierten, Pkw-orientierten Lagen zu erwarten. 5 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Trend zu Filialisierung und Franchising: Die Entwicklung von Filial- und auch Franchisekonzepten basiert auf einem standardisierten Waren- bzw. Dienstleistungsangebot (Produktnamen, Sortiment, Ausstattung der Filiale), das einen hohen Wiedererkennungseffekt garantiert. Einheitliche Vermarktungs-, Distributions- und Einkaufskonzepte ermöglichen eine Optimierung der Kosten, eine hohe Marktdurchdringung und eine schnelle Vervielfältigung des Geschäftkonzepts. Grundvoraussetzungen sind jedoch ein hoher Warenumschlag und eine hohe Kundenfrequenz, sodass sich Filialen und Franchisebetriebe in erster Linie in TopLauflagen oder an stark befahrenen Ausfallstraßen befinden. Aufgrund ihrer Marktmacht und ihres durchdachten Geschäftskonzepts können Filial- und Franchisebetriebe häufiger als Einzelbetriebe auch an Standorten mit hohen Mieten Gewinne erzielen, sodass es in den Haupteinkaufslagen zur schleichenden Verdrängung von alteingesessenen Händlern kommt. Vor einer Klage über eine dadurch ausgelöste „Uniformität der Innenstädte bzw. Einkaufszentren“ ist jedoch zu berücksichtigen, dass qualitätsorientierte Filialisten stets wichtige Kundenmagneten sind, die entscheidend zu hohen Passantenfrequenzen und einem Qualitätsund Innovationsdruck auf etablierte Einzelhändler beitragen. Umgehung des klassischen Einzelhandels durch Internet und Werksverkauf: Relevante Marktanteile in ausgewählten Branchen (z. B. Bücher, Elektrogeräte, Geschenkartikel, Spielwaren) wird das Internet-Shopping verstärkt an sich binden können. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit rund 5 % des verfügbaren Kaufkraftvolumens auf das virtuelle Einkaufen entfallen1. Gleichzeitig nutzen v. a. Textil- und Porzellanhersteller die Möglichkeiten, über Herstellerverkauf bzw. FOC-Standorte den klassischen Einzelhandel zu umgehen. Der klassische Versandhandel ist dagegen auf dem Rückzug. 3. Standortentwicklung Als Ergebnis der angebots- und nachfrageseitigen Entwicklungen kann eine Neubewertung der Standorte festgehalten werden, die sich wie folgt zusammenfassen lässt: 1 Quelle: TNS Infratest im Auftrag des Bundesverbandes des deutschen Versandhandels. 6 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Der Einzelhandel und das Lebensmittelhandwerk ziehen sich aus Wohngebieten und Streulagen zurück. Die innerörtlichen Haupt- und Nebengeschäftslagen hatten als Einzelhandelsstandorte einen Bedeutungsverlust hinzunehmen. Der Einzelhandel bildet nach wie vor eine wesentliche Leitfunktion von Innenstädten, die Entwicklung eines attraktiven, komplementären Dienstleistungsangebote ist jedoch zwingend geboten. Das ursprünglich auf fußläufige Erreichbarkeit abgestimmte Netz der Einzelhandelsstandorte (primäres Einzelhandelsnetz) wurde durch ein zweites autokundenorientiertes Angebotsnetz überlagert (sekundäres Einzelhandelsnetz, umgangssprachlich „Grüne Wiese“). Bei den Zentralen Orten in allen Stufen findet eine verstärkte Polarisierung zwischen „Gewinner- und Verliererstandorten“ statt. Die Kunden und Investoren, aber auch die mittelständischen Einzelhändler reagieren sehr sensibel auf Potenziale und Chancen bzw. Defizite oder sich abzeichnende Risiken an den jeweiligen Standorten. 4. Bedeutung der bundesweiten Einzelhandelsentwicklungen für die Stadt Kirchheim u. T. Aus den vorangegangenen Ausführungen wird klar, dass die Spielräume für den traditionellen Einzelhandel in Innenstadt- und Nahversorgungslagen immer enger werden. Die wesentlichen Ursachen dafür liegen in den geänderten Rahmenbedingungen auf der Angebots- und Nachfrageseite, teilweise aber auch bei Einzelhändlern, wenn sie wichtige Markttrends nicht erkannt haben oder zu finanzschwach sind, um darauf reagieren zu können. So erwächst durch filialisierende und discountorientierte Konzepte erheblicher Druck auf den Mittelstand. Kaufhäuser, aber auch die Innenstadt als Ganzes, geraten durch dezentrale Fachmarktzentren im eigenen Stadtgebiet sowie auch durch entsprechende Entwicklungen in Wettbewerbsstädten zunehmend unter Druck. Eine Profilierung der Kirchheimer Innenstadt gegenüber Wettbewerbsstädten kann nur über starke Haupteinkaufslagen gelingen. Die Anforderungen dafür sind hoch: eine räumliche Konzentration der Anbieter, ein hohes Attraktivitätsniveau in Gestaltung, Dekoration, Branchen-, Betreiber- und Komplementärmix, zudem eine optimale verkehrliche Erreich7 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. barkeit und geeignete Parkierungssituation. Bezüglich des Filialisierungsgrades ist eine ausgewogene Balance zwischen leistungsstarken (inter-)nationalen und regionalen Filialisten einerseits und inhabergeführten Fachgeschäften andererseits anzustreben. In diesem Zusammenhang kommt dem Vorhandensein von Magnetbetrieben und der Ausgestaltung des Markenportfolios, v. a. in den innenstädtischen Leitbranchen Mode, Schuhe und Sport, entscheidende Bedeutung bei. Darüber hinaus sind zielgerichtete Management- und Kommunikationsstrukturen von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig sollten Einzelhandelsstandorte außerhalb der Innenstadt sowie außerhalb der Stadtteil- und Nahversorgungszentren nach Möglichkeit begrenzt werden. Dies betrifft sowohl die Zahl und Größe der Standorte, als auch den Umfang und die zulässigen Sortimente. Allerdings sind attraktive Fachmarktstandorte insbesondere auch für Städte wie Kirchheim u. T. zum Erhalt ihrer mittelzentralen Funktion unverzichtbar, da Fachmärkte heutzutage vom Kunden akzeptierte und stark nachgefragte Vertriebskonzepte darstellen. Insofern muss eine vorausschauende Standortpolitik auch für Fachmarktkonzepte ausreichend geeignete Flächen vorhalten und ihre Ergänzungsfunktion für die Innenstadt bzw. sonstige zentrale Versorgungsbereiche genau definieren. Damit zeigt sich für Kirchheim u. T. eine denkbare Arbeitsteilung zwischen der Innenstadt und möglichen Fachmarktstandorten: die Innenstadt als zentraler Versorgungsbereich stellt im Bereich der zentrenrelevanten Sortimente die Versorgung der Bevölkerung sicher, während an dezentralen Standorten (Ergänzungsstandorte) großflächige nichtzentrenrelevante Angebote realisiert werden können, für welche in der Innenstadt keine entsprechenden Rahmenbedingungen vorliegen (Flächenverfügbarkeit, Erreichbarkeit bei autoaffinen Nutzungen etc.). Unter Berücksichtigung der relevanten Einflussfaktoren ist von einem weiteren Bedeutungsgewinn autokundenorientierter Standorte auszugehen, wenn Innenstädte ihre Stärken und Chancen (z. B. Kompaktheit, Vielfalt) nicht konsequent weiter entwickeln. Die Stellung der Stadt- bzw. Ortszentren als Einzelhandelsstandorte wird überall dort, wo keine klare Planungs- und Entscheidungsgrundlagen vorhanden sind und keine gezielten Maßnahmen ergriffen werden, tendenziell weiter geschwächt. 8 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Um dieser Handelsentwicklung entgegenzutreten bzw. auf ihre Entwicklung Einfluss nehmen zu können, müssen insbesondere Stadtplanung und Wirtschaftsförderung geeignete Instrumentarien einsetzen. Dazu können u. a. Bebauungspläne, in denen konkrete Aussagen zur Sortiments- und Größenstruktur des zugelassenen Einzelhandels festgelegt werden sowie die Ausweisung und Festlegung von zentralen Versorgungsbereichen dienen, um bestimmte Einzelhandelslagen in der Stadt zu schützen oder auch bestimmte Ansiedlungsbegehren abzuweisen. Anderseits gehören eine zielgerichtete Ansiedlungspolitik, die sich an Entwicklungschancen orientiert, sowie ein aktives Flächenmanagement zweifelsohne zu den zentralen einzelhandelsbezogenen Aufgabenstellungen der kommunalen Wirtschaftsförderung. 9 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. III. Rechtliche Rahmenbedingungen 1. Raumordnung, Landes- und Regionalplanung Neben den Instrumentarien der BauNVO ist eine Steuerung der Einzelhandelsentwicklung auch durch die landesplanerische Überprüfung von Einzelhandelsgroßprojekten vorgesehen. Die Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung werden im Landesentwicklungsprogramm 2002 des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg genannt. Wesentliche Ziele sind dabei laut Landesentwicklungsprogramm: Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung in den Zentralen Orten Vielfalt von Betrieben unterschiedlicher Größen Schutz der Funktionsfähigkeit der Zentralen Orte und ihrer Innenstädte, Ortskerne und Stadtteilzentren Ansiedlung von Einzelhandelsgroßprojekten i. d. R. nur in Zentralen Orten höherer Stufen sowie ausnahmeweise zur Sicherung der Grundversorgung in nicht zentralen Orten. 2. Bauplanungsrecht Städte und Gemeinden haben mit BauGB und BauNVO ein planungsrechtliches Instrumentarium zur Hand, mit dem die Standortentwicklung im Einzelhandel gesteuert werden kann. Dabei ist zunächst grundlegend nach Gebieten mit Bebauungsplänen (§ 30 BauGB), nicht beplantem Innenbereich (§ 34 BauGB) und Außenbereich (§ 35 BauGB) zu unterscheiden. Die Anwendung der §§ 11 Abs. 3 BauNVO und 34 BauGB erfolgt stets fallbezogen und stellt wegen des Einzelfallcharakters nur eine Reaktion dar. Demgegenüber kann die Bauleitplanung vorbeugende Regelungen treffen und die zukünftige Standortentwicklung dadurch systematisch steuern. 10 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Die sicherste Form der Problembewältigung für die kommunale Praxis sind die im BauGB und in der BauNVO dargelegten Festsetzungsmöglichkeiten in Bebauungsplänen hinsichtlich des Ausschluss und / oder der Gliederung von Einzelhandelsflächen. Damit können Gemeinden über die Beschränkungen des § 11 Abs. 3 BauNVO hinaus weitergehende Festsetzungen über die Zulässigkeit von Einzelhandelsbetrieben (auch für nicht großflächige Betriebe) treffen. Nach §§ 1 Abs. 5 und 9 BauNVO können – ggf. räumlich beschränkt – Einzelhandelsbetriebe generell, oder bestimmte Arten von Einzelhandelsbetrieben ausgeschlossen, oder als nur ausnahmsweise zulässig festgesetzt werden. Weiter differenzierende Festsetzungen sind möglich, sofern die allgemeine Zweckbestimmung des Baugebietes gewahrt bleibt. Handelsbetriebe einzelner Branchen oder Warengruppen können mit dem Instrumentarium der Sortimentsfestsetzung (zentrenrelevant – nicht zentrenrelevant) flächenbegrenzt oder ausgeschlossen werden. Positive wie negative (Branchen-) Festsetzungen sind gleichermaßen bei Vorliegen der sonstigen materiellrechtlichen Voraussetzungen nach § 1 Abs. 5 und 9 BauNVO als Gliederungsmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Baugebiete zulässig. Grundsätzlich hält das Baurecht, aber auch die Landes- und Regionalplanung eine Reihe von Instrumenten bereit, um die Standortentwicklung im Einzelhandel zu steuern. Es ist an den Kommunen, dieses Instrumentarium konsequent anzuwenden – im optimalen Fall nicht nur unter dem eigenen Blickwinkel, sondern mit einer „regionalen Brille“, d. h. in Abstimmung mit den Nachbarkommunen. Die Fortlegung der zentralen Versorgungsbereiche als städtebaulich schützenswerte Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsräume ist dabei wesentliche Grundlage zur Durchsetzung städtebaulicher Zielsetzungen. Für die Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche i. S. d. BauGB gelten dabei folgende Maßnahmen: Für einen zentralen Versorgungsbereich ist die Konzentration öffentlicher und privater Versorgungseinrichtungen maßgeblich. Dem Einzelhandel kommt dabei eine standortprägende Leitfunktion zu, die durch Komplementärnutzungen (z.B. öffentliche und private Dienstleistungen) und städtebauliche Gegebenheiten ergänzt wird. 11 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3. Steuerung der Standortentwicklung durch Ausweisung von zentralen Versorgungsbereichen 3.1 Definition zentraler Versorgungsbereiche Mit der Novellierung des BauGB im Jahr 2004 erfuhr der Begriff des „zentralen Versorgungsbereichs“ einen erheblichen Bedeutungszuwachs. Die Regelungen zum Schutz der zentralen Versorgungsbereiche wiesen bezüglich der Vorhaben im unbeplanten Innenbereich wesentliche Lücken auf, daher wurde der § 34 BauGB um einen neuen Absatz 3 ergänzt: „Von Vorhaben nach Abs. 1 oder 2 dürfen keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden zu erwarten sein.“1 Somit muss nun für alle nach § 34 Abs. 1 BauGB zu bewertenden Vorhaben zusätzlich geprüft werden, ob entsprechende schädliche Auswirkungen zu erwarten sind. Daraus ergibt sich auch für die Stadt Kirchheim die Notwendigkeit der inhaltlichen Definition und räumlichen Verortung von zentralen Versorgungsbereichen. Dies dient der Beurteilung von Vorhaben nach § 34 BauGB sowohl im eigenen Stadtgebiet als auch auf dem Gebiet benachbarter Kommunen. Bezüglich der inhaltlichen Definition herrschen in der aktuellen Diskussion unterschiedliche Auffassungen. Strittig sind bisher v. a. die Mindestanforderungen an Größe und Ausstattung sowie die Frage der städtebaulichen Integration. Zentrale Versorgungsbereiche dienen der Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen. Es handelt sich dabei mindestens um das Hauptzentrum eines Ortes (z. B. Innenstadt), meist wird der Begriff aber auch auf Stadtteil- und Nahversorgungszentren ausgedehnt2. Aus städtebaulicher Sicht muss ein zentraler Bereich eine städtebauliche Integration, d. h. bauliche und funktionale Integration, in einen Siedlungszusammenhang mit wesentlichem Wohnanteil aufweisen, während aus Einzelhandelssicht auch ein entsprechend gut 1 § 34 Abs. 3 BauGB i. d. F. der Bek. vom 23.09.2004, geändert durch Art. I des Gesetzes vom 21.12.2006. 2 So geschehen im Urteil des OVG NRW Münster, 7. Senat, zu § 34 Abs. 3 BauGB, 11.12.2006, 7 A 964/05, zuletzt auch durch das Bundesverwaltungsgericht im Dezember 2009 (BVerwG 4C 2.08 vom 17.12.2009). 12 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. ausgestatteter peripherer Standort ein Versorgungszentrum darstellt. Da der Gesetzgeber mit der Erarbeitung des § 34 Abs. 3 BauGB den Schutz v. a. der Innenstädte beabsichtigte, kann i. d. R. von der Notwendigkeit der städtebaulichen Integration ausgegangen werden. Letztlich geht es somit darum, städtebaulich gewünschte Versorgungsbereiche zu schützen. Generell hält das baurechtliche Instrumentarium ein weit gefächertes Angebot an städtebaulichen Festsetzungen bereit, wobei Konkurrenzschutz nicht das Ziel von Sortimentsfestsetzungen sein darf. 3.2 Inhaltliche Grundlage zentraler Versorgungsbereiche Zentrale Versorgungsbereiche ergeben sich sowohl aus den tatsächlichen Verhältnissen als auch aus Planungen (z. B. geplantes Versorgungszentrum in Entwicklungs- oder Sanierungsgebiet). Für die Beurteilung der tatsächlichen Verhältnisse stellen regelmäßig aktualisierte Untersuchungen eine wesentliche Grundlage dar. Für die Anerkennung geplanter zentraler Versorgungsbereiche ist zwischen formellen und informellen Planungen zu unterscheiden. Die formelle Planung betrifft Darstellungen und Festsetzungen in Bauleitplänen sowie Festlegungen in Raumordnungsplänen als Fest- und Fortschreibung der tatsächlichen Verhältnisse. Die rechtliche Relevanz informeller Planungen (z. B. Einzelhandelsentwicklungskonzeptionen) ist teilweise umstritten, da bei informellen Planungen i. d. R. keine umfassende Abwägung der durch die Planung berührten öffentlichen und privaten Belange vorgenommen sowie oftmals keine Bürgerbeteiligung durchgeführt wird. Informelle Planungen spielen v. a. dann eine bedeutende Rolle, wenn sie von der Gemeinde als Arbeitsgrundlage für ihre Planungen verwendet werden.1 Auch im Hinblick auf den seit Anfang 2007 geltenden § 9 Abs. 2a BauGB zu den neuen Festsetzungsmöglichkeiten einfacher Bebauungspläne im unbeplanten Innenbereich empfiehlt sich die Erarbeitung eines von der Gemeinde beschlossenen Entwicklungskonzeptes i. S. von § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB, welches als intern bindendes Element verwendet wird. Bei allen Formen der Planung ist für die rechtliche Akzeptanz zu beachten, dass sich die Planungsabsicht bereits konkretisiert haben und die Umsetzung gemäß §§ 14 ff. BauGB in einem absehbaren zeitlichen Rahmen erfolgen muss.2 1 Vgl. hierzu OVG Lüneburg, Beschluss vom 30.11.2005 - 1 ME 172/05. 2 Vgl. hierzu VG München, Urteil vom 7.11.2005, M 8 K 05.1763. 13 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3.3 Räumliche Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche Bei der räumlichen Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche kommt dem Einzelhandel eine konstituierende Funktion zu. Die vorhandenen oder geplanten Einzelhandelsbetriebe müssen in einem räumlichen und funktionalen Zusammenhang entsprechend der Bedeutung des Zentrums stehen, der Maßstab ist hier die fußläufige Erreichbarkeit. Ergänzend werden bei der Abgrenzung der Versorgungsbereiche die Standorte öffentlicher und privater Dienstleistungen berücksichtigt. Zur Abrundung der Bereiche kommen darüber hinaus städtebauliche Gegebenheiten (z. B. Ringstraße, Topografie, markanter Wechsel der Bebauungsstruktur) sowie die Lage bedeutender Infrastruktureinrichtungen und öffentlicher Einrichtungen (z. B. Bahnhof, Rathaus, Stadthalle) zum Tragen. Es ist zu unterstreichen, dass sich die Schutzfunktion nicht nur auf den Einzelhandel allein bezieht. Beispielsweise können auch Veranstaltungsräume geschützt werden, sofern sie in einem zentralen Versorgungsbereich liegen. Weiterhin ist im Sinne der Abgrenzungskriterien darauf hinzuweisen, dass nicht per se überall in einem zentralen Versorgungsbereich Einzelhandel erwünscht oder erlaubt sein muss, die einzelhandelsgeprägten Bereiche können sich auf Teilgebiete beschränken. Abbildung 2: Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche städte- Komplementärnutzungen (= Ergänzung) bauliche Einzelhandel (= Basis) Gegebenheiten (= Rahmenbedingung) Quelle: GMA-Darstellung 2012 nach Wachs 2007. 14 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. IV. Strukturdaten des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. Wesentliche Einflussfaktoren auf die Entwicklungsperspektiven des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. sind die demografischen, wirtschaftlichen, siedlungsstrukturellen und verkehrlichen Rahmenbedingungen sowie die Lage zu umliegenden Zentren und deren Wettbewerbsbedeutung für die Stadt Kirchheim u. T. Einzelne Aspekte werden im Folgenden dargestellt und bewertet. 1. Zentralörtliche Bedeutung und verkehrliche Anbindung Die große Kreisstadt Kirchheim u. T. verfügt derzeit über rd. 39.800 Einwohner1 und liegt im Verdichtungsraum Stuttgart auf der Entwicklungsachse Kirchheim – Wendlingen a. N. – Filderstadt – Leinfelden-Echterdingen. Landesplanerisch ist Kirchheim u. T. als Mittelzentrum ausgewiesen2 und hat daher neben einer gesamtstädtischen auch eine regionale Versorgungsfunktion zu erfüllen. Gemäß dem Regionalplan 2009 trägt Kirchheim u. T. in den Bereichen Wohnen und Gewerbe einen Schwerpunkt. Mit dem Gewerbe- und Industriegebiet Kruichling hat Kirchheim u. T. einen Schwerpunkt für Industrie und Logistik. Die nächst gelegenen Mittelzentren sind Nürtingen in südwestlicher Lage (40.345 Einwohner), Esslingen a. N. in nordwestlicher Lage (91.463 Einwohner) und Göppingen in nordöstlicher Lage (57.068 Einwohner)3. Die angeführten Mittelzentren sind Wettbewerbsstädte, die sich mitunter als begrenzender Faktor des Marktgebietes auf Kirchheim u. T. auswirken. Als nächst gelegenes Oberzentrum ist Stuttgart ca. 35 km nordwestlich von Kirchheim u. T. gelegen. 1 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Datenstand: 31.12.2010. 2 vgl. Landesentwicklungsprogramm Baden-Württemberg. 3 Quelle: Alle 31.12.2009. Daten Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Datenstand: 15 Karte 1: Lage der Stadt Kirchheim u. T. und zentralörtliche Struktur in der Region Legende Oberzentrum Mittelzentrum Unterzentrum Kleinzentrum erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Bearbeitung 2012 16 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Durch die unmittelbare Lage an der südlich von Kirchheim u. T. verlaufenden BAB 8 ist Kirchheim sehr gut in das überregionale Verkehrsnetz eingebunden. Die Anbindung an das regionale Verkehrsnetz erfolgt in Richtung Göppingen über die L 297, die Kirchheim u. T. an die Ost-West verlaufende B 10 anbindet. Nach Südwesten ist Kirchheim u. T. über die B 297 mit Nürtingen verbunden. Weitere Landesstraßen binden Kirchheim u. T. an die umliegenden Kommunen an. Ergänzend ist Kirchheim u. T. über das Regionalbahnnetz der Deutschen Bahn an den überörtlichen Schienenverkehr angeschlossen. Die S-Bahn-Linie 1 bindet Kirchheim u. T. mit einer Fahrzeit von 43 Minuten an Stuttgart an. Dabei verfügt Kirchheim u. T. über drei Bahnhaltepunkte. Innerörtlich sowie im Umland erschließen die Buslinien des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) den Raum. Kirchheim u. T. bildet mit den Kommunen Dettingen u. T. und Notzingen eine Verwaltungsgemeinschaft. 2. Bevölkerungsstruktur und Entwicklung Das deutliche Bevölkerungswachstum der 1990er Jahre (+ 8 %) wurde seit 2000 eingedämmt. Im Zeitraum von 2000 bis 2010 konnte Kirchheim u. T. 3 % Bevölkerungszuwachs verzeichnen1. Bezogen auf das Prognosejahr 2020 zeigt sich für Kirchheim u. T. eine stagnierende Entwicklung gegenüber 2010. Bis 2030 wird mit einem leichten Bevölkerungsrückgang von - 2 % gerechnet. Damit zeigt sich für Kirchheim u. T. eine Entwicklung, die vergleichbar mit der im Landkreis Esslingen ist. Die Mittelzentren Esslingen und Göppingen hingegen zeigen eine bezogen auf das Jahr 2030 leicht schlechtere Bevölkerungsentwicklung als Kirchheim u. T. (vgl. Tabelle 1). 1 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, alle Daten mit Stichtag 31.12. 17 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in Kirchheim u. T. 2000 – 2030 Gebiet Einwohner Veränderungen 2000 2009 2030 Kirchheim u. T. 38.834 39.786 39.153 +3% -2% Esslingen 64.144 91.604 88.220 +2% -4% Nürtingen 39.299 40.477 40.005 +3% -1% Göppingen 57.439 57.285 54.529 -1% -5% 500.666 515.279 499.287 +3% -3% Landkreis Esslingen 1990 - 2009 2009 - 2030 Quelle: GMA 2012 Daten: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stichtag: jeweils 31.12.; GMA-Berechnungen Bei der Betrachtung der Altersstruktur während der letzten 10 Jahre ist die Tendenz der „Alterung“ in Kirchheim u. T. zu beobachten. Damit verhält sich die demografische Entwicklung in Kirchheim u. T. analog zum gesamten Bundesgebiet. Dem prozentualen Bevölkerungsrückgang der unter 40-Jähringen steht eine Zunahme in den Altersklassen ab 40 Jahren gegenüber (vgl. Abbildung 3). Abbildung 3: Altersstruktur der Bevölkerung in Kirchheim u. T. 100% 85 und älter 80% 60 - 85 60% 40 - 60 40% 20 - 40 20% unter 20 0% 2000 2009 2020 2030 GMA 2012 18 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3. Siedlungsstruktur Kirchheim u. T. besteht aus der Kernstadt Kirchheim sowie den 4 Ortschaften Ötlingen, Lindorf, Nabern und Jesingen. Kirchheim bildet dabei den größten Ortsteil, der nach Südosten in den Ortsteil Jesingen sowie nach Nordwesten in den Ortsteil Ötlingen übergeht. Die Ortsteile Lindorf und Nabern liegen südlich der Autobahn A 8. Entsprechend dem historischen Ursprung der Stadt Kirchheim u. T. zeichnet sich die Altstadt im Ortsteil Kirchheim durch schmale Straßen und Gassen und dichte kleinteilige Bauweise aus. Die Altstadt befindet sich innerhalb des Alleenrings und dient v. a. als Versorgungs- und Verwaltungsschwerpunkt und differenziert sich damit deutlich von der restlichen Stadtstruktur. Die Einkaufsinnenstadt umfasst die Altstadt sowie Teile der Max-Eyth-Straße und Dettinger Straße. Im Altstadtbereich befindet sich die Fußgängerzone (Marktstraße, Max-EythStrraße). Entlang der Stuttgarter Straße stadtauswärts sind eine Reihe großflächiger Einzelhandelsbetriebe (u. a. der Bau- und Heimwerkermarkt toom, der Autoteilefachmarkt A.T.U, Lebensmitteldiscounter Lidl). Darüber hinaus stellt das Möbelhaus König am autokundenorientierten Standort in der Hegelstraße einen Kundenmagneten dar. Die Wohngebiete in Kirchheim u. T. gliedern sich an die Altstadt, insbesondere im nordwestlichen sowie im östlichen und südöstlichen Bereich an. Darüber hinaus kommt den Ortsteilen ein Schwerpunkt beim Wohnen zu. 4. Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung Die Wirtschafsstruktur von Kirchheim u. T. zeigt sich als verhältnismäßig ausgewogen. Ca. 39,6 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind im Bereich der sonstigen Dienstleistungen tätig. Dem Handel, Gastgewerbe und Verkehr können 25,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zugeordnet werden. 34,9 % der Beschäftigten sind 19 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. im produzierenden Gewerbe tätig1. Innerhalb der letzten 10 Jahre zeigte sich in Kirchheim u. T. ein deutlicher Rückgang des produzierenden Gewerbes (- 7,6 %), während die Wirtschaftsbereiche Handel, Gastgewerbe, Verkehr sowie die sonstigen Dienstleistungen ein Wachstum um jeweils 2,6 % bzw. 5,9 % erfahren haben. Diese Entwicklung entspricht der allg. Tendenz im Landkreis. Insgesamt liegt jedoch im Landkreis Esslingen der Beschäftigungsanteil im produzierenden Gewerbe deutlich höher (43,8 %), während im Handel, Gastgewerbe, Verkehr (22,4 %) und in den sonstigen Dienstleistungen (33,5 %) im Vergleich zu Kirchheim u. T. weniger beschäftigt sind. Abbildung 4: Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2010 Produzierendes Gewerbe 2010 Handel, Gastgewerbe, Verkehr 34,9 2000 25,5 42,5 0% 20% 39,6 22,9 40% Sonstige Dienstleistungen 60% 33,7 80% 100% GMA 2012; Daten: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2009 und 2010 Seit 2000 zeigt sich ein Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Kirchheim u. T. (- 6 %). Die gesunkene Bedeutung als Arbeitsstandort wird auch in der Betrachtung der Ein- und Auspendler deutlich. Während 2000 noch ein Pendlersaldo von + 1.015 bestand, pendelten 2010 nur noch 357 mehr Beschäftigte ein als aus. 1 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Datenstand 2010. 20 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 5. Wesentliche Rahmendaten des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. Die Stadt Kirchheim u. T. verfügt über ein differenziertes Einzelhandelsangebot mit attraktiven Anbietern in unterschiedlichen Standortlagen: Die Einkaufsinnenstadt erstreckt sich im Bereich der Altstadt und umfasst im Wesentlichen den Bereich innerhalb des Alleenrings sowie Teile der Max-Eyth-Straße und Dettinger Straße. Die Nahversorgungsstandorte in den Stadtteilen tragen zum überwiegenden Teil zur Grundversorgung der Wohnbevölkerung bei. Die Nebenlagen bzw. dezentralen Standortlagen ergänzen das Einzelhandelsangebot insbesondere im Fachmarktbereich (z. B. ATU) sowie großflächigem Lebensmitteleinzelhandel. Abschließend befinden sich verschiedene, über das Stadtgebiet verteilte, Streulagen / Solitärstandorte, die überwiegend zur quartiersbezogenen Versorgung beitragen. Zusammenfassend sind die gesamtstädtischen Standortrahmenbedingungen von Kirchheim u. T. insgesamt positiv zu werten. Kirchheim u. T. verfügt über eine attraktive Einkaufsinnenstadt im historischen Stadtgefüge sowie vereinzelt Einzelhandelslagen außerhalb des Kernstadtbereichs. Die sehr gute verkehrliche Anbindung trägt zur regionalen Bedeutung des Einzelhandelsstandortes bei. 21 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. V. Marktgebiet des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T., Kaufkraftvolumen und Kaufkraftprognose 1. Marktgebiet und Bevölkerungspotenzial Die Abgrenzung des Marktgebietes ist die wichtigste Voraussetzung zur Ermittlung des Einwohner- und Kaufkraftpotenzials des Einzelhandels in Kirchheim u. T. und zur Berechnung der Kaufkraftströme. Als Marktgebiet wird in dieser Untersuchung derjenige Bereich definiert, innerhalb dessen die Verbraucher den Standort regelmäßig aufsuchen. Bei der konkreten Abgrenzung des Marktgebietes wurden insbesondere folgende Einflussfaktoren und Informationen berücksichtigt: Einzelhandelsbesatz in Kirchheim u. T. (insbesondere hinsichtlich Betriebsgrößenund Sortimentsstruktur, Fristigkeit der angebotenen Waren, Attraktivität der Geschäfte) Lage der Einzelhandelsschwerpunkte und verkehrliche Erreichbarkeit Strukturdaten des Untersuchungsraums (z. B. Bevölkerungsschwerpunkte, Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur, administrative Grenzen) Auswertung von ca. 12.000 Kundenherkunftsdaten aus einer Händlererhebung im Mai / Juni 2011 In der Abgrenzung des Einzugsgebietes wird deutlich, dass nicht alle der in Kirchheim u. T. ansässigen Einzelhandelsbetriebe in gleichem Umfang in das Marktgebiet ausstrahlen. Auf einzelbetrieblicher Ebene bestehen z. T. Kundenverflechtungen, die über das abgegrenzte Marktgebiet hinausgehen. Die Anziehungskraft hängt – neben der Fristigkeit des Bedarfs – v. a. von der Attraktivität und Größe des Anbieters ab. Diese Verflechtungen werden bei den weiteren Berechnungen als Umsätze mit sog. Streukunden behandelt. Hierzu zählen etwa gelegentliche Einkäufe von einpendelnden Arbeitnehmern oder Touristen. Vor dem Hintergrund der regionalen Wettbewerbssituation (insbesondere aus den umliegenden Mittelzentren) und der verkehrlichen Erreichbarkeit lässt sich das Marktgebiet des Einzelhandels in Kirchheim u. T. wie in Tabelle 2 abgrenzen (vgl. hierzu auch Karte 2). 22 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Im Stadtgebiet Kirchheim u. T. (= Zone I) kann die höchste Kundenbindung unterstellt werden. Als Zone II (= Naheinzugsgebiet) wurden die Gemeinden definiert, in denen ebenfalls noch eine vergleichsweise hohe Einkaufsorientierung nach Kirchheim u. T. vorliegt. In der Zone III (= Ferneinzugsgebiet) nimmt die Einkaufsorientierung nach Kirchheim u. T. bereits erkennbar ab. Insgesamt umfasst das Marktgebiet des Einzelhandels in Kirchheim u. T. derzeit eine Bevölkerung von ca. 143.360 Einwohnern. Tabelle 2: Bevölkerungspotenzial im Marktgebiet des Einzelhandels in Kirchheim u. T. Zone Städte und Gemeinden Zone I Kirchheim u. T. 39.860 Zone II Bissingen, Dettingen, Hochdorf, Holzmaden, Lenningen, Neidlingen, Notzingen, Ohmden, Owen, Schlierbach, Weilheim a. d. T. 47.700 Zone III Aichelberg, Beuren, Erkenbrechtsweiler, Köngen, NürtingenReudern, Oberboihingen, Wendlingen, Wernau, Zell u. A. 55.800 Marktgebiet gesamt Einwohner (ca.) 143.360 GMA 2012 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31.12.2010. 23 Karte 2: Einzugsgebiet der Stadt Kirchheim u. T. und Konkurrenzstandorte Göppingen Esslingen am Neckar MZ ca. 91.869 EW ca. 20 km ca. 24 min. 112 % * 550,1 Mio. € * MZ ca. 56.819 EW ca. 20 km ca. 24 min. 156,7 % * 447,4 Mio. € * Einzugsgebiet Zone I Zone II Zone III Nürtingen MZ ca. 40.364 EW ca. 13 km ca. 15 min. 97 % * 205,5 Mio. € * Konkurrenzstandorte Zentralörtliche Funktion Einwohner (30.12.2010) Fahrdistanz Fahrzeit (Pkw) Zentralität * Einzelhandelsumsatz * * Quelle GfK 2009 erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Bearbeitung 2012 24 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 2. Kaufkraftpotenzial im Marktgebiet Nach Berechnungen der GMA liegt die einzelhandelsrelevante Nachfrage (inkl. Apotheken und Ladenhandwerk) für die abgegrenzten Bedarfsgüter im Jahr 2011 bei ca. 5.349 € pro Kopf der Wohnbevölkerung. Davon entfallen auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor ca. 1.810 € p. a., auf den gesamten Nichtlebensmittelsektor ca. 3.539 € p. a. Neben den Pro-Kopf-Ausgabewerten ist zur Berechnung der Kaufkraft das lokale Kaufkraftniveau zu berücksichtigen. Für Kirchheim u. T. ist von einem leicht überdurchschnittlichen Kaufkraftkoeffizienten auszugehen.1 Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren beläuft sich das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial im Marktgebiet aktuell auf insgesamt ca. 837,3 Mio. € (vgl. Tabelle 3). Tabelle 3: Kaufkraft im Marktgebiet des Kirchheimer Einzelhandels 2011 Kaufkraft in Mio. € Hauptwarengruppe / Bedarfsbereich Zone I Zone II Zone III Marktgebiet insgesamt Nahrungs- und Genussmittel 79,1 95,0 109,2 283,3 Gesundheit, Körperpflege 28,2 33,9 38,9 101,0 5,1 6,1 7,1 18,3 112,4 135,0 155,2 402,6 Bücher, Schreib-, Spielwaren 11,4 13,8 15,8 41,0 Bekleidung, Schuhe, Sport 30,1 36,1 41,5 107,7 überwieg. mittelfristiger Bedarf 41,5 49,9 57,3 148,7 Elektrowaren 21,6 26,0 29,9 77,5 Hausrat, Einrichtung, Möbel 22,8 27,3 31,4 81,5 Sonstiger Einzelhandel 35,4 42,6 49,0 127,0 überwieg. langfristiger Bedarf 79,8 95,9 110,3 286,0 233,7 280,8 322,8 837,3 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf überwieg. kurzfristiger Bedarf Einzelhandelswaren insgesamt Quelle: GMA-Berechnungen 2012 (ca.-Werte, gerundet) 1 Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Nürnberg, errechnet die Kaufkraftkoeffizienten auf der Grundlage der Steuerstatistik. Für die Stadt Kirchheim u. T. liegt der Kaufkraftkoeffizient bei 109,6 und damit leicht über dem Bundesdurchschnitt (= 100,0). In den weiteren Kommunen des Marktgebietes schwankt der Kaufkraftkoeffizient zwischen 103,5 und 116,3. Damit wird ein leicht überdurchschnittliches Kaufkraftniveau erreicht. 25 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. VI. Bestandsanalyse des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. 1. Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. Im Februar 2011 wurde durch GMA-Mitarbeiter eine vollständige Erhebung der Betriebe des Einzelhandels und Ladenhandwerks im gesamten Stadtgebiet von Kirchheim u. T. durchgeführt. Die erhobenen Bestandsdaten zeigen die aktuelle Einzelhandelsausstattung im Stadtgebiet auf, machen aber auch Stärken und Schwächen des Branchenmix deutlich. Zudem ermöglichen sie Empfehlungen zur Ergänzung sowie qualitativen Aufwertung des Angebotes. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren in der Stadt Kirchheim u. T. insgesamt 337 Arbeitsstätten des Ladeneinzelhandels und des Ladenhandwerks mit einer Verkaufsfläche von ca. 92.210 m² ansässig. Die Bruttoumsatzleistung beträgt etwa 288,3 Mio. €. Der Hauptwarengruppe Nahrungs- und Genussmittel wurden zugeordnet: 111 Arbeitsstätten (ca. 33 % aller Betriebe)1 ca. 21.565 m² VK (ca. 23 % der Gesamtverkaufsfläche) Auf die Hauptwarengruppe Nichtlebensmittel entfielen: 226 Arbeitsstätten (ca. 67 % aller Betriebe) ca. 70.645 m² VK (ca. 77 % der Gesamtverkaufsfläche). Tabelle 4 stellt den Einzelhandelsbestand nach Warengruppen und Bedarfsbereichen (kurz-, mittel- und langfristig) dar. Die räumliche Verteilung der Einzelhandelsbetriebe ergibt sich aus den Karten 3 bis 5. 1 Zuordnung nach Umsatzschwerpunkt. 26 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 4: Einzelhandelsbestand nach Hauptwarengruppen in der Stadt Kirchheim u. T. Branchen / Bedarfsbereiche Nahrungs- und Genussmittel Betriebe VK in m² 111 21.565 Gesundheit, Körperpflege 25 3.450 Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 10 1.035 146 26.050 Bücher, Schreib-, Spielwaren 20 2.985 Bekleidung, Schuhe, Sport 70 20.110 überwiegend mittelfristiger Bedarf 90 23.095 Elektrowaren 19 3.095 Hausrat, Einrichtung, Möbel 30 24.295 Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf 15 12.575 Optik, Uhren, Schmuck 24 1.830 Sonstiger Einzelhandel* 13 1.270 überwiegend langfristiger Bedarf 101 43.065 Einzelhandel gesamt 337 92.210 überwiegend kurzfristiger Bedarf * Sonstiger Einzelhandel: Sportgeräte, Autozubehör, Musikalien, Gebrauchtwaren Quelle: GMA-Erhebungen 2012 (ca.-Werte, ggf. Rundungsdifferenzen) 27 Karte 3: Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 2011 – Kernstadt Legende Größenklassen > 1.500 m² VK 800 m² bis < 1.500 m² VK 400 m² bis < 800 m² VK 100 m² bis < 400 m² VK < 100 m² VK Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Bau-, Garten- und Heimwerkerbedarf, Bodenbeläge Optik, Uhren, Schmuck Sonstiger Einzelhandel Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim, GMA-Bearbeitung 2012 28 Karte 4: Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 2011 – Ötlingen und Lindorf Legende Größenklassen > 1.500 m² VK 800 m² bis < 1.500 m² VK 400 m² bis < 800 m² VK 100 m² bis < 400 m² VK < 100 m² VK Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Bau-, Garten- und Heimwerkerbedarf, Bodenbeläge Optik, Uhren, Schmuck Sonstiger Einzelhandel Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim, GMA-Bearbeitung 2011 29 Karte 5: Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 2011 – Jesingen und Nabern Nabern Legende Größenklassen > 1.500 m² VK 800 m² bis < 1.500 m² VK 400 m² bis < 800 m² VK 100 m² bis < 400 m² VK < 100 m² VK Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Bau-, Garten- und Heimwerkerbedarf, Bodenbeläge Optik, Uhren, Schmuck Sonstiger Einzelhandel Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim, GMA-Bearbeitung 2011 30 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 2. Einzelhandelsbestand nach Standortlagen Die Einzelhandelsstruktur in der Stadt Kirchheim u. T. kann nach verschiedenen Standortlagen, die nach ihrer städtebaulichen Integration unterschieden werden, differenziert werden. In einer Übersicht über die Standortbereiche Einkaufsinnenstadt, Stadtteil- und Nebenlagen / nicht-integrierte Lagen ergeben sich folgende wesentliche Ergebnisse: Die Einkaufsinnenstadt von Kirchheim u. T. nimmt mit etwa 221 Einzelhandelsbetrieben einen wesentlichen Versorgungsschwerpunkt im Standortgefüge der Stadt ein. Dies wird durch den Verkaufsflächenanteil von ca. 49 % unterstrichen. Positiv ist zu werten, dass die Kirchheimer Einkaufsinnenstadt in der für Innenstädte attraktivitätsbestimmenden Warengruppe Bekleidung / Schuhe / Sport einen relativ hohen Verkaufsflächenanteil von ca. 97 % erreicht. Auch in der Warengruppe Optik / Uhren / Schmuck werden relativ hohe Verkaufsflächenanteile von ca. 96 % erzielt. Mit einer ähnlichen Bedeutung umfassen die Bereiche Bücher, Schreib- und Spielwaren (97 %), Gesundheit, Körperpflege (90 %) und Elektrowaren, Medien, Foto (93 %) einen wesentlichen Anteil der Verkaufsflächen in der Innenstadt (vgl. Abbildung 5). Im übrigen Stadtgebiet sind vor allem die nicht-zentrenrelevanten Sortimente sowie die Lebensmittelversorgung von hoher Bedeutung. Während die Betriebe im sonstigen Stadtgebiet nur etwa 33 % am Bestand ausmachen, verfügen diese über etwa 51 % der Verkaufsfläche Kirchheims. Insbesondere die regionale Versorgung mit mittel- und langfristigen Bedarfen, u. a. Bau- und Gartenbedarf und Möbel, nimmt im übrigen Stadtgebiet eine wichtige Rolle ein. Damit zeigt sich für Kirchheim u. T. eine Arbeitsteilung zwischen den Standortlagen: die Innenstadt als zentraler Versorgungsbereich stellt im Bereich der zentrenrelevanten Sortimente die Versorgung der Bevölkerung sicher, während an sonstigen Standorten (großflächige nicht-zentrenrelevante Angebote bestehen, für welche in der Innenstadt keine entsprechenden Rahmenbedingungen vorliegen (Flächenverfügbarkeit, Erreichbarkeit bei autoaffinen Nutzungen etc.). 31 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 5: Warengruppen nach Standortlagen Nahrungs- und Genussmittel 39% 61% 90% Gesundheit, Körperpflege Blumen, zool. Bedarf 10% 73% 27% Bücher, Schreib- / Spielwaren 97% 3% Bekleidung, Schuhe, Sport 97% 3% 93% Elektrowaren, Medien, Foto 7% 19% Hausrat, Einrichtung, Möbel 81% 8% Bau-, Heimwerker-, Gartenbedarf 92% c 96% Optik / Uhren, Schmuck 26% Sonstige Sortimente 4% 74% 49% Einzelhandel insg. 0% 10% 20% 30% 51% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Anteil Verkaufsfläche innerstädtische Lagen übriges Stadtgebiet Quelle: GMA-Erhebungen 2011 3. Umsatzleistung und Zentralität des Kirchheimer Einzelhandels 2010 nach Hauptwarengruppen Die aktuellen Umsatzleistungen des Kirchheimer Einzelhandels wurden anhand der aktuell erfassten Verkaufsflächen sowie die an die Standortsituation und Leistungsfähigkeit einzelner Betreiber angepassten Verkaufsflächenproduktivitäten (= Umsätze je m² VK/Jahr) ermittelt. Insgesamt erzielte der Kirchheimer Einzelhandel im Jahr 2010 eine Umsatzleistung von ca. 288,3 Mio. €. 32 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Davon entfielen ca. 105,2 Mio. € (ca. 36 %) auf Nahrungs- und Genussmittel und ca. 183,1 Mio. € (ca. 64 %) auf Nichtlebensmittel. Unter Zugrundelegung der Umsatzherkunft kann die Versorgungszentralität der Stadt Kirchheim ermittelt werden. Diese Kennziffer errechnet sich durch Gegenüberstellung des Gesamtumsatzes mit der im Stadtgebiet vorhandenen Kaufkraft. Demnach erreicht Kirchheim im Jahr 2010 eine Versorgungszentralität von 123. Dieser Wert ist im Vergleich mit der Versorgungszentralität aus dem Jahr 2004 um 6 Punkte gestiegen.1 4. Bewertung ausgewählter Ausstattungs- und Strukturkennziffern des Einzelhandels in Kirchheim u. T. im interkommunalen Vergleich Um die Einzelhandelsausstattung einer Stadt auch standortvergleichend einstufen zu können, werden sog. Versorgungskennziffern herangezogen. Diese drücken das Verhältnis von Arbeitsstätten und Verkaufsflächen zur Einwohnerzahl aus. Dabei handelt es sich zunächst um eine rein rechnerische Beurteilung des Einzelhandelsbestandes, die aber bereits erste Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit, besondere Stärken bzw. Schwächen sowie Entwicklungspotenziale zulässt. Die in Kirchheim ermittelte Verkaufsfläche von ca. 92.210 m² entspricht einer Ausstattung von ca. 2.317 m² je 1.000 Einwohner. Diese Kennzahl ist im interkommunalen Vergleich als leicht unterdurchschnittlich einzustufen. Im Lebensmittelsektor weist Kirchheim u. T. im Vergleich mit der GMA-Kennziffer ebenso wie mit der Vergleichskommune Backnang niedrige Werte auf. Hingegen verfügt Kirchheim u. T. im Nichtlebensmittelsektor über eine geringfügig überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung. Betrachtet man den Arbeitsstättenbesatz, so zeigen sich im Vergleich hingegen leicht überdurchschnittliche Werte im Bereich der Nichtlebensmittel und leicht unterdurchschnittliche Werte im Bereich Lebensmittel. Ein wesentlicher Grund für den unterdurchschnittlichen Verkaufsflächenbesatz bei überdurchschnittlichem Betriebsbesatz liegt in der Vielzahl kleinflächiger Fachgeschäfte in der Einkaufsinnenstadt. Im Lebensmittelbereich deutet der leicht überdurchschnittliche Betriebsstättenbesatz bei unterdurchschnittlichem Verkaufsflächenbesatz auf ein Erweiterungs- und Ausbaupotenzial der Verkaufsfläche der bestehenden Märkte hin (Modernisierungspotenzial). 1 Im Jahr 2004 wurde eine Versorgungszentralität von 117 ermittelt. 33 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 5: Ausstattungs- und Leistungskennziffern im interkommunalen Vergleich Städte / Kennziffern Einwohner Kirchheim u. T. GMAKennziffer* Backnang ca. 39.800 ca. 35.415 --- 542 743 610 Nichtlebensmittel 1.775 3.122 1.760 Insgesamt 2.317 3.866 2.370 Lebensmittel 2,8 2,9 2,5 Nichtlebensmittel 5,7 5,1 5,8 Insgesamt 8,5 8,0 8,3 Verkaufsfläche je 1.000 EW Lebensmittel Betriebe je 1.000 EW * Quelle: für Städte mit 30.000 – 40.000 Einwohnern GMA-Untersuchungen Die Verkaufsflächenausstattung Kirchheims wird in Abbildung 6 in Ergänzung zu Tabelle 5 in einzelnen Warengruppen den Durchschnittswerten von 20 Städten in Deutschland und Österreich mit mehr als 30.000 Einwohnern (= GMA-Kennziffer) gegenüber gestellt. Dabei zeigt sich, dass in Kirchheim in nahezu allen Warengruppen leicht unterdurchschnittliche Ausstattungswerte erreicht werden. Einzig die Warengruppen Bekleidung, Schuhe, Sport sowie Hausrat, Einrichtungen, Möbel und Bücher, Schreib- und Spielwaren sowie Optik, Uhren, Schmuck sind bezogen auf die Verkaufsfläche überdurchschnittlich ausgestattet. 34 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 6: Verkaufsflächenausstattung der Stadt Kirchheim u. T. nach Branchen Kirchheim unter Teck 700 Durchschnitt 30.001 - 40.000 EW 610 610 577 600 505 542 500 460 373 400 300 316 200 78 87 100 83 26 56 0 Nahrungsund Genussmittel 46 75 Gesundheit, Blumen, zool. Körperpflege Bedarf 23 47 Bücher, Schreib- / Spielwaren 79 Bekleidung, Elektrowaren, Schuhe, Sport Medien, Foto 32 62 Hausrat, Einrichtung, Möbel Bau-, Optik / Uhren, Heimwerker-, Schmuck Gartenbedarf Sonstige Sortimente GMA 2012 35 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 5. Ermittlung der Kaufkraftströme Im gesamten Einzelhandel von Kirchheim u. T. konnte im Jahr 2010 eine BruttoUmsatzleistung von ca. 288,3 Mio. € erzielt werden. Von diesem Gesamtumsatz entfielen auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor ca. 105,2 Mio. € und auf den Nichtlebensmittelsektor ca. 183,1 Mio. €. Als wichtige Orientierung für die Bedeutung einer Kommune für das nähere Umland sowie deren Entwicklungspotenzial dient die Zentralitätskennziffer. Zur Berechnung der Zentralität erfolgt eine Gegenüberstellung von Umsatz und Kaufkraft. Dabei deuten Werte über 100 einen Bedeutungsüberschuss (Zuflüsse aus dem Umland) und Werte unter 100 einen Nettokaufkraftabfluss an. Für den Bereich Nahrungs- und Genussmittel beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 105,2 Mio. € : (Umsatz in Kirchheim u. T.) 79,1 Mio. € = (Kaufkraft der Wohnbevölkerung) 133 % Zentralität Für den Bereich Nichtlebensmittel beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 181,3 Mio. € : (Umsatz in Kirchheim u. T.) 154,6 Mio. € = (Kaufkraft der Wohnbevölkerung) 118 % Zentralität Für den Einzelhandel insgesamt beträgt die Zentralitätskennziffer ca. 288,3 Mio. € (Umsatz in Kirchheim u. T.) : 233,7 Mio. € (Kaufkraft der Wohnbevölkerung) = 123 % Zentralität Für die einzelnen Warengruppen zeigt sich die Zentralität wie in Abbildung 7 dargestellt. In den Bereichen Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung, Schuhe, Sport sowie Hausrat, Einrichtung und Möbel sind deutliche Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland zu erkennen. 36 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 7: Zentralitätskennziffern in den Branchen 250 191 200 150 160 133 100 123 70 80 96 103 83 Einzelhandel insg. Sonstige Sortimente Hausrat, Einrichtung, Möbel Elektrowaren, Medien, Foto Bekleidung, Schuhe, Sport Bücher, Schreib- / Spielwaren * Gesundheit, Körperpflege Nahrungs- und Genussmittel 0 Blumen, zool. Bedarf 50 * nicht berücksichtigt ist das Drogeriewarenangebot in den Lebensmittelbetrieben und SB-Warenhäusern Quelle: GMA 2012 Der Vergleich mit anderen Mittelzentren ähnlicher Größenordnung macht deutlich, dass der Zentralitätsgrad in Kirchheim u. T. eher noch unter dem Durchschnitt liegt. Jedoch konnte Kirchheim u. T. gegenüber 2004 seine Zentralität bereits erhöhen, was insbesondere auch auf die Entwicklung des Nanz-Centers zurückgeführt werden kann. Im Nonfoodbereich ist die Zentralität konstant geblieben. Der Ausbau des Foodbereiches führte insgesamt zu einer Steigerung der Einzelhandelszentralität um + 6 %. Damit wird der Erfolg der Steuerung und Entwicklung des Einzelhandels in Kirchheim u. T. deutlich. 37 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 8: Zentralitätskennziffern im Vergleich mit anderen Mittelzentren 250 Nahrungs- und Genussmittel Nicht-Lebensmittel Gesamt 200 171 177 175 175 195 185 182 182 156 150 133 115 119 117 118 123 100 50 0 Kirchheim u. Kirchheim u. Teck (39.800 WE) Teck (39.800 WE) 2004 2011 Balingen (33.900 EW) Backnang (34.900 EW) Schwäbisch Hall (36.800 EW) Quelle: GMA-Berechnungen 2012 auf Basis von GMA-Untersuchungen in den jeweiligen Städten 6. Vergleich des Einzelhandelsbestandes 2004 / 2011 in Kirchheim u. T. Im Rahmen der Einzelhandelsuntersuchungen aus dem Jahr 2004 wurde ebenfalls eine Erhebungen des gesamten Einzelhandelsbestandes in der Stadt Kirchheim u. T. durchgeführt, was eine vergleichende Betrachtung und Bewertung mit der heutigen Situation weitgehend ermöglicht. Bei der Betrachtung der Veränderungen in den einzelnen Hauptwarengruppen, zeigt sich zwischen 2004 und 2011 folgendes Bild: 38 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 6: Einzelhandelsbestand in Kirchheim nach Warengruppen 2004 / 2011 Anzahl der Betriebe Branchen Veränderungen zwischen 2004 u. 2011 in % Verkaufsfläche in m² 2004 2011 100 111 + 11 19.775 21.565 +9 Gesundheit, Körperpflege 21 25 + 19 2.155 3.450 + 60 Blumen, zoologischer Bedarf 31 10 - 23 1.620 1.035 - 36 Bücher, Schreib-, Spielwaren 21 20 -5 2.635 2.985 + 13 Bekleidung, Schuhe, Sport 79 70 - 11 19.785 20.110 +2 Elektrowaren 18 19 +6 2.165 3.095 + 43 Hausrat / Einrichtung / Möbel 36 30 - 17 19.645 24.295 + 24 Sonstiger Einzelhandel 56 52 -7 15.735 15.675 0 344 337 -2 83.465 92.210 + 10 Nahrungs- und Genussmittel Gesamt 2004 2011 Veränderungen zwischen 2004 u. 2011 in % Quelle: GMA-Berechnungen 2012; ca.-Werte (gerundet) Der Einzelhandelsstandort Kirchheim u. T. zeigt zwischen 2004 und 2011 einen leichten Rückgang in der Anzahl der Betriebe (- 7). Während die Zahl der Betriebe um etwa 2 % zurückgegangen ist, konnte die Verkaufsfläche um 10 % (+ 8.745 m²) erweitert werden. Als wesentliche Veränderungen können, wie in Tabelle 7 dargestellt, aufgezeigt werden: 39 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 7: Wesentliche Änderungen im Einzelhandelsbestand 2004 / 2011 Warengruppen Wesentliche Änderungen gegenüber 2004 neue Betriebe: u. a. in Stuttgarter Straße: Cap-Lebensmittelmarkt, Lidl; neuer Marktkauf; kleinflächige Betriebe wie Bäcker, Metzger weggefallene Betriebe: u. a. Plus-Lebensmittelmarkt (Stuttgarter Straße – jetzt Cap-Markt), Salemeria Milano, Gefako Getränkemarkt, Getränke- und Weinhandlung Mühlberger; kleinflächige Betriebe wie Bäcker, Metzger neue Betriebe: u. a. dm Drogeriemarkt in Marktstraße, Rossmann in Nanz-Center weggefallene Betriebe: u. a. Schloss-Apotheke in Marktstraße Blumen, Pflanzen, neue Betriebe: u. a. WirTier Fachgeschäft zoolog. Bedarf weggefallene Betriebe: u. a. Blumen und Pflanzen Marktkauf, Zoo Graf, Gärtnereibetriebe neue Betriebe: u. a. Spielwaren Lagerverkauf, Bücherabverkauf (Teck-Center) weggefallene Betriebe: u. a. Puppenstube, Fagus neue Betriebe: u. a. Esprit, Jeans it’z, Cecil, Ernsting’s family weggefallene Betriebe: u. a. al centro, Walter Schuhe, mieder + mehr neue Betriebe: u. a. Media Markt, kleinflächige Betriebe, v. a. Mobilfunk (u. a. O2, Debitel, Phone House) weggefallene Betriebe: u. a. Flachsmann neue Betriebe: u. a. Brenner Interieur, Diakonieladen weggefallene Betriebe: u. a. Cartoon, Oechlse Dies + Das, Schlaier Korbwaren, Betten Räpple neue Betriebe: u. a. Apollo Optik, Fielmann, Bijou Brigitte weggefallene Betriebe: u. a. Renoteck, Hörakustik Baumann Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Bücher, Schreib-, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren Hausrat, Einrichtungen, Möbel Sonstiger Einzelhandel Quelle: GMA-Recherche 2012 40 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. VII. Entwicklungsperspektiven im Einzelhandel bis zum Jahr 2020 1. Bevölkerungs- und Kaufkraftprognose bis 2020 Die mittelfristige Entwicklung des Kaufkraftvolumens im Marktgebiet der Stadt Kirchheim u. T. ist einerseits abhängig von konjunkturellen Einflüssen und dem künftigen Verbraucherverhalten, andererseits insbesondere von der Bevölkerungsentwicklung im Marktgebiet. Im Marktgebiet wird die Bevölkerung bis 2020 gegenüber 2010 leicht rückläufig sein (- 1 %) und im Jahr 2020 etwa 142.236 Einwohner umfassen. Für die Kaufkraftprognose wird unterstellt, dass sich die Verbraucher in ihrem Spar- und Ausgabeverhalten bis zum Prognosehorizont 2020 in der Weise verhalten, dass keine wesentlichen Veränderungen der Sparquote und des Ausgabeverhaltens eintreten. Vor dem Hintergrund der derzeit absehbaren Entwicklung dürfte nur noch mit geringen realen Kaufkraftsteigerungen zu rechnen sein. Nach GMA-Berechnungen wird die ladeneinzelhandelsrelevante Kaufkraft in Deutschland im Jahr 2020 ca. 5.522 € pro Kopf der Wohnbevölkerung betragen (nominale Preissteigerung gegenüber 2011 von ca. 3,2 %). Unter Zugrundelegung der amtlichen Prognose zur zukünftigen Einwohnerentwicklung wird sich die Bevölkerungszahl in Kirchheim u. T. leicht erhöhen (ca. + 0,1 %), während sich die Bevölkerungszahl im Marktgebiet perspektivisch geringfügig verringern wird. Auf dieser Grundlage rechnet sich für das Marktgebiet für das Prognosejahr 2020 ein Kaufkraftvolumen von insgesamt ca. 855,8 Mio. € (vgl. Tabelle 8). Gegenüber 2011 entspricht dies einem nominalen Kaufkraftzuwachs von ca. 18,5 Mio. € (ca. 2 %). 41 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 8: Prognose der einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Marktgebiet des Kirchheimer Einzelhandels 2020 Kaufkraft in Mio. € Hauptwarengruppe / Bedarfsbereich Zone II Nahrungs- und Genussmittel 80,1 94,7 109,2 284,0 Gesundheit, Körperpflege 30,9 36,6 42,2 109,7 5,5 6,5 7,4 19,4 116,5 137,8 158,8 413,1 Bücher, Schreib-, Spielwaren 11,8 13,9 16,0 41,7 Bekleidung, Schuhe, Sport 30,7 36,3 41,8 108,8 überwieg. mittelfristiger Bedarf 42,5 50,2 57,8 150,5 Elektrowaren 22,6 26,7 30,8 80,1 Hausrat, Einrichtung, Möbel 23,3 27,6 31,8 82,7 Sonstiger Einzelhandel 36,5 43,1 49,8 129,4 überwieg. langfristiger Bedarf 82,4 97,4 112,4 292,2 241,4 285,4 329,0 855,8 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf überwieg. kurzfristiger Bedarf Einzelhandelswaren insgesamt Zone III Marktgebiet insgesamt Zone I Quelle: GMA-Berechnungen 2012 (ca.-Werte, gerundet) 2. Branchendefizite und Entwicklungspotenziale 2.1 Bestandsanalyse Hinsichtlich der Branchenstruktur sind die Defizite in Kirchheim u. T. wie folgt zu beurteilen: Im Nahrungs- und Genussmittelbereich war in den letzten Jahren eine Zunahme des Angebotes festzustellen. Die Stadt Kirchheim u. T. verfügt jedoch noch immer über eine unterdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung in Bezug auf die Einwohnerzahl, wobei jedoch zeitgemäße Betriebskonzepte dominieren. Das Angebot setzt sich zusammen aus einem SB-Warenhaus (Marktkauf), sechs Supermärkten (1x Rewe, 3x Edeka, 1x Teblig, 1x Cap) sowie sechs Lebensmitteldiscountmärkten (2x Lidl, 2x Aldi, 1x Norma, 1x Penny). Hinzu kommen 22 vorrangig 42 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. kleinstrukturierte Spezialanbieter (z. B. Reformwaren, Feinkost, Tee) sowie ein Hofladen. Des Weiteren ist auf 41 Bäckereien, 13 Metzgereien, sechs Getränkemärkte, vier Wein- bzw. Schnapsanbieter sowie ferner 11 Tankstellenshops / Kioske hinzuweisen. Die Lebensmittelmärkte befinden sich mehrheitlich als Nahversorgungsstandorte in den Stadtteilen. Das SB-Warenhaus ist im Nanz-Center, am Rande der Einkaufsinnenstadt, integriert und bildet damit einen wichtigen Kundenmagneten und Frequenzbringer. Die weiteren Lebensmittelmärkte und -discounter befinden sich in wohngebietsnahen Lagen mit guter Erreichbarkeit. Neben der Sicherung der fußläufigen Erreichbarkeit der wohnortnahen Nahversorgungsangebote kann ein Ausbau bzw. eine Verkaufsflächenvergrößerung in ausgewählten Lagen zur Verbesserung der Nahversorgung sowie zur Sicherung der Betriebe beitragen. Ergänzend können spezialisierte Angebote im höherwertigen Bereich (Delikatessen, z. B. Wein und Käse, Schokolade) das Angebot v. a. in der Innenstadt Kirchheims abrunden. Im Bereich Gesundheit / Körperpflege liegt die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl heute leicht über dem Durchschnitt. Unter Berücksichtigung des Drogeriewarenangebotes in den Lebensmittelmärkten ergibt sich für Kirchheim u. T. ein umfassendes Angebot, das keinen Zusatzbedarf aufzeigt. Das Angebot setzt sich heute aus drei Parfümerien, sechs Drogeriemärkten (1x dm, 3x Schlecker, 1x Rossmann, 1x Müller), 10 Apotheken und drei Sanitätshäusern zusammen. Hinzu kommen drei Fachgeschäfte für Drogeriewaren / Kosmetik. Damit ist eine umfassende Versorgung gegeben, die Anbieter präsentieren sich mehrheitlich zeitgemäß. Die eher niedrige Zentralität in diesem Bereich, rührt v. a. daher, dass es sich bei den in Kirchheim vorhandenen Anbietern überwiegend um „Nahversorger“ handelt, die aufgrund begrenzter Verkaufsflächen nur eine geringe überkommunale Ausstrahlung haben. Ebenfalls wurde hierbei das Angebot in den Lebensmittelmärkten und SB-Warenhäusern nicht berücksichtigt, so dass unter Einbezug dieser Wettbewerber die Zentralität einen für Kirchheim angemessenen Wert erreichen würde. In der Warengruppe Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf erfolgte in Kirchheim seit 2004 ein Rückgang der Betriebe und damit verbunden ein deutlicher Rückgang der Verkaufsfläche. Mit sechs Blumenfachgeschäften, einem Fachgeschäft für Angeln sowie je einem Tierfachgeschäft und -fachmarkt (Fressnapf), hinzu kommen Flächen für zoologischen Bedarf im Baumarkt und den Lebensmittel43 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. und Drogeriemärkten, wird eine deutlich unterdurchschnittliche Betriebsstättenund Verkaufsflächenausstattung erreicht. Dabei wird ersichtlich, dass ein deutlicher Kaufkraftabfluss in die Region besteht. Entwicklungsbedarf besteht v. a. in der Erweiterung des Angebotes im Bereich zoologischer Bedarf (Tierfachmarkt), um der bestehenden Nachfrage in Kirchheim u. T. nachzukommen und Kaufkraft zu binden. Bei Büchern, Papierwaren / Bürobedarf / Schreibwaren (PBS) und Spielwaren war in den letzten Jahren bei einer leichten Abnahme der Betriebe eine Verkaufsflächenzunahme festzustellen. Damit liegt die Verkaufsflächenausstattung deutlich über dem durchschnittlichen Niveau. Das Angebot umfasst derzeit vier Buchhandlungen, drei Lotto / Zeitschriftenverkäufe, drei Schreibwarengeschäfte, zwei Druck / Copy-Geschäfte, einen Buchbinder, ein Modellbahngeschäft sowie fünf Spielwarenanbieter. Hinzu kommt das Schreib- und Spielwarenangebot in den SBWarenhäusern. Im Bereich Bekleidung / Schuhe / Sport war seit 2004 ein Rückgang der Betriebe bei einer leichten Zunahme der Verkaufsflächen zu verzeichnen. Dies entspricht dem allgemeinen Trend in Deutschland. Die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl liegt in Kirchheim nach wie vor auf einem überdurchschnittlichen Niveau, was v. a. aus dem umfassenden Bekleidungsangebot in der Innenstadt resultiert. So setzt sich das Angebot aus 51 Bekleidungsfachgeschäften (darunter vier Anbieter für Herrenbekleidung und zwei für Kinderbekleidung), zwei Textilkaufhäusern (C&A Kids, Woolworth) und vier Textilfachmärkten (AWG, Kik, NKD, Vögele) zusammen. Hinzu kommen sieben Schuhfachgeschäfte, zwei Schuhfachmärkte, ein Fachgeschäft für Taschen, ein Fachgeschäft für Lederwaren sowie zwei Betriebe im Bereich Sportbekleidung, darunter ein Intersport Fachgeschäft. Die Geschäfte präsentieren sich mehrheitlich zeitgemäß, so dass lediglich für einzelne Betriebe Modernisierungs- und Gestaltungsbedarf (z. B. Schaufenstergestaltung) festzustellen ist. Die Auswertung des Markenportfolios hat gezeigt, dass Entwicklungspotenzial in erster Linie in einer stärkeren Ausweitung des Angebotes auf Markenanbieter im höheren Profilierungssegment besteht. Ergänzend kann ein weiterer Anbieter im Bereich Sportbekleidung / -artikel sowie im OutdoorBereich das Angebot in Kirchheim abrunden. 44 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Das Segment Elektrowaren, Medien, Foto war in den letzten Jahren von einer deutlichen Zunahme der Verkaufsfläche bei einem leichten Rückgang der Betriebe geprägt. Damit liegt die Verkaufsflächenausstattung bezogen auf die Einwohnerzahl im Durchschnitt. Die Betriebsstättenzahl hingegen liegt unter dem Durchschnitt zurück. Das Angebot umfasst einen Elektrofachmarkt (Media Markt) und darüber hinaus acht Elektrofachgeschäfte, zwei Computerfachgeschäfte und acht Telefon- / Handyshops sowie vier Fotofachgeschäfte. Handlungsbedarf besteht z. T. in der Modernisierung der bestehenden Betriebe, v. a. bei den kleinen Fachgeschäften. Mit der Ergänzung des Angebotes durch einen weiteren serviceorientierten Fachmarkt kann die Kaufkraftbindung an Kirchheim u. T. erhört und damit die Zentralität im Bereich Elektrowaren, Medien, Foto gesteigert werden. Der Bereich Haushaltswaren, Glas / Porzellan / Keramik (GPK) und Geschenkartikel wird in Kirchheim v. a. durch eine Vielzahl kleinflächiger Fachgeschäfte angeboten. Als wesentlicher Anbieter für Haushaltswaren ist Authenrieth in der Innenstadt zu nennen. Dekorations- und Geschenkartikel werden zudem in neun weiteren Fachgeschäften sowie einem Fachmarkt (Picks Raus) zum Verkauf angeboten. Darüber hinaus umfasst das Angebot des Diakonieladens sowie der ansässigen Möbelmärkte u. a. Haushaltswaren. Die Ansiedlung zusätzlicher Fachgeschäfte im Segment Haushaltswaren, Glas / Porzellan / Keramik und Geschenkartikel erscheint vor dem Hintergrund des allgemein stark rückläufigen Trends der Haushaltswarenfachgeschäfte und der Konkurrenz zu Möbelhäusern als eher schwierig. Entwicklungspotenziale bieten jedoch überregional agierende Wohnaccessoires-Anbieter wie z. B. Das Depot, Strauss Innovation, Buttler´s. Im Bereich Einrichtung, Möbel verfügt Kirchheim über ein attraktives Angebot mit überörtlicher Ausstrahlung. In diesem Segment war zwischen 2004 und 2011 ein deutliches Verkaufsflächenwachstum (+ 24 %) zu verzeichnen, während die Zahl der Betriebe rückläufig war (- 19 %). Die Verkaufsflächenausstattung je 1.000 Einwohner liegt in Kirchheim damit etwas über dem Durchschnitt. Als wesentliche Anbieter sind in Kirchheim das Möbelhaus König inkl. SB-Aktions-Halle sowie das Möbelhaus Rau zu nennen. Hinzu kommen ein Matratzen- / Bettwarenanbieter, drei Küchenfachgeschäfte und drei Fachgeschäfte für Heimtextilien. Schließlich ergänzen sechs Kunst- und Antiquitätengeschäfte das Angebot. Die Anbieter präsentieren sich mehrheitlich zeitgemäß, so dass kein Entwicklungsbedarf abgeleitet werden kann. 45 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Das Angebot im sonstigen Einzelhandel hat sich seit 2004 bezogen auf die Zahl der Betriebe leicht verringert, wobei die Verkaufsfläche insgesamt keine wesentlichen Veränderungen erfahren hat. Die Stadt weist heute bezogen auf die Verkaufsflächenausstattung je Einwohner unterdurchschnittliche Werte auf. Das Angebot setzt sich im Bau- / Heimwerker- / Gartenbereich aus zwei Baumärkten (Hagebau (Baustoffe), toom), einem Gartenmarkt (BayWa), vier Fachgeschäften für Tapeten sowie drei handwerklich orientierten Betrieben zusammen. Darüber hinaus bestehen zwölf Optik- / Akkustikfachgeschäfte, 12 Fachgeschäfte für Schmuck, ein Anbieter für Autoteilezubehör sowie sechs Fachgeschäfte für Fahrrad- und Snowboardbedarf. Im Weiteren sind sieben sonstige, v. a. kleinflächige, Betriebe vorhanden. In qualitativer Hinsicht erweist sich der kleinteilige Bereich überwiegend als zeitgemäß. Modernisierungsbedarf ist nur in einzelnen Fällen gegeben. Mit der Ergänzung des Angebotes in bisher nicht besetzten Bereichen kann die Attraktivität und damit die Zentralität von Kirchheim u. T. im sonstigen Einzelhandel weiter gesteigert werden. Denkbare Ergänzungen sind ein Babyfachmarkt, ein weiterer Baumarkt sowie ein Fachmarkt für Teppiche / Bodenbeläge. Unter Berücksichtigung der aktuellen Zentralität in den Branchen, der Attraktivität des Einzelhandelsstandortes sowie der Entwicklung des Kaufkraftpotenzials in der Zukunft können für Kirchheim u. T. Entwicklungsspielräume bezogen auf zusätzliche Verkaufsflächen aufgezeigt werden. Dabei wurde unterstellt, dass die Zentralität in den einzelnen Branchen erhöht und damit weitere Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland in Kirchheim gebunden werden können. Es bleibt jedoch zu berücksichtigen, dass neben der quantitativen Entwicklung des Einzelhandelsstandort durch zusätzliche Verkaufsflächen ebenfalls die Qualität des Einzelhandels und die Attraktivität des Standortes maßgeblich dazu beiträgt, inwiefern die Entwicklungsspielräume gefüllt werden können. Des Weiteren soll darauf hingewiesen werden, dass die Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. nicht allein von der Bereitstellung der Einzelhandelsflächen – wie im Entwicklungsspielraum aufgezeigt – abhängig ist. Die tatsächliche Flächenverfügbarkeit in Kirchheim ist in dem vorliegenden Ansatz nicht weiter berücksichtigt worden. Ergänzend bleibt anzumerken, dass zur Umsetzung von attraktiven Betreiberkonzepten (z. B. Neuansiedlung Bauund Gartenmarkt) z. T. ein Überschreiten der Spannbreiten erforderlich und sinnvoll sein 46 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. kann. Daher sollen die Spannbreiten nur als grobe Orientierung für eine mögliche Entwicklung dienen und gehen über die Behebung der aufgeführten Branchendefizite hinaus. Tabelle 9: Entwicklungsperspektiven nach Warengruppen in Kirchheim u. T. bis zum Jahr 2020 / 2025 Zentralität 2011 Nahrungs- und Genussmittel Zentralität Zielgröße Entwicklungsspielraum in m² 133 ca. 150 ca. 1.000 – 2.500 Gesundheit, Körperpflege* 70 ca. 110 ca. 1.300 – 2.600 Blumen, zool. Bedarf 80 ca. 110 ca. 1.000 – 1.500 Bücher, Schreib- / Spielwaren 96 ca. 110 ca. 500 – 1.000 Bekleidung, Schuhe, Sport 191 ca. 210 ca. 1.300 – 2.500 Elektrowaren, Medien, Foto 83 ca. 120 ca. 1.000 – 2.000 Hausrat, Einrichtung, Möbel 160 ca. 180 ca. 1.000 – 3.000 Bau-, Heimwerker-, Gartenbedarf 110 ca. 130 ca. 1.200 – 3.000 Optik / Uhren, Schmuck 254 ca. 260 --- Sonstige Sortimente 27 ca. 100 ca. 1.500 – 3.000 Einzelhandel insg. 123 ca. 150 ca. 9.800 – 20.200 * ohne Drogeriewarenangebot in den Lebensmittelbetrieben und SB-Warenhäusern Quelle: GMA-Berechnung 2012 2.2 Weiterentwicklung des Bestands Nach der Analyse des Bestandes lässt sich festhalten, dass für Kirchheim u. T. unter Berücksichtigung der aktuellen Verkaufsflächenausstattung nur punktuell Branchendefizite erkennbar sind. Vor dem Hintergrund der analysierten Marktdaten und der zentralörtlichen Einstufung der Stadt Kirchheim u. T. kann eine Weiterentwicklung des Einzelhandelsangebotes folgendes umfassen: Ausbau der Lebensmittel(nah)versorgung in ausgewählten, wohnstandortnahen Lagen 47 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Angebotsergänzungen im Bereich Feinkost / Spezialitäten (z. B. Käseladen, Weinhandlung, Schokoladengeschäft) / Bio-Lebensmittel in der Innenstadt Neuansiedlung von Marken des höheren Profilierungssegments im Bereich Bekleidung / Schuhe (z. B. H&M, S.Oliver, Görtz) und ggf. in weiteren zentrenrelevanten Sortimenten, z. B. Modeschmuck Ergänzung des Angebotes in Kirchheim durch einen weiteren Sportbekleidung / -artikelanbieter sowie einen Outdoor-Anbieter Erweiterung des Angebots im zoologischen Bedarf Ansiedlung eines Wohnaccessoiresanbieters (z. B. Das Depot, Strauss Innovation) Ausbau / Ansiedlung des Elektro(fachmarkt)angebotes Ansiedelung von ergänzenden Fachmarktangeboten wie Babyfachmarkt, Baumarkt und Fachmarkt für Teppiche / Bodenbeläge. Mit den Flächenpotenzialen im Steingauquartier, an der Schöllkopfstraße und der Hegelstraße könnten einige der genannten Entwicklungspotenziale bereits umgesetzt werden. Insbesondere bezogen auf die innenstadtrelevanten Sortimente bietet das Steingauquartier Entwicklungsoptionen. Dabei bleibt jedoch zu berücksichtigen, dass mit der Entwicklung von Einzelhandel an dem Standort keine „Konkurrenzlage“ zur Kernstadt geschaffen werden sollte. Fachmarktorientierte Angebote im nicht-zentrenrelevanten Bereich können hingegen an den sog. Ergänzungsstandorten Schöllkopfstraße / Hegelstraße umgesetzt werden. 3. Konkurrenzbeziehungen zu benachbarten Zentren Als wesentliche Konkurrenzstandorte treten für Kirchheim u. T. die benachbarten, nahe gelegenen Mittelzentren Esslingen, Göppingen und Nürtingen auf. Darüber hinaus, insbesondere bezogen auf den längerfristigen Bedarfsbereich, auch das Oberzentrum Stuttgart. Die Analyse der Einzelhandelssituation in den benachbarten Mittelzentren zeigt, dass Kirchheim u. T. eine vergleichsweise gute Einzelhandelsposition einnimmt. Einzig in Göppingen zeigt sich die Zentralität mit etwa 157 % höher als in Kirchheim. 48 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 10: Konkurrenzstandorte im Umland von Kirchheim u. T. Einwohner Zentralität Umsatz in Mio. € Kirchheim u. T. 39.859 123 288,3 Göppingen 56.816 157 447,4 Esslingen 91.869 112 550,1 Nürtingen 40.364 97 205,5 Quelle: GMA-Zusammenstellung 2012 nach Statistischem Landesamt Baden-Württemberg (Datenstand 31.12.2010), eigenen Daten und GfK 2009 Aus der Analyse der Branchendefizite geht jedoch auch hervor, dass in ausgewählten Bereichen Defizite in der Sortimentsstruktur vorliegen und damit Kaufkraft aus Kirchheim an die benachbarten Zentren abfließt. So bestehen an den Konkurrenzstandorten z. B. (großflächige) Einzelhandelsangebote in den Bereichen Tierbedarf (Göppingen, Nürtingen, Esslingen), Babybedarf (Göppingen), Tapeten / Bodenbeläge (Göppingen). Hinzu kommen zahlreiche attraktive Angebote im Oberzentrum Stuttgart. 4. Markenportfolio der Stadt Kirchheim u. T. Markenanbieter sind ein entscheidender Faktor für die Kundenakzeptanz eines Einzelhandelsstandortes. Verbraucher suchen z. T. gezielt bestimmte Marken und Betreiber auf und richten ihr Einkaufsverhalten entsprechend aus. Für Innenstädte ist ein gesunder Mix aus inhabergeführten Fachgeschäften und überregional agierenden, bekannten Markenstores empfehlenswert. Der Siegeszug der Markenanbieter ist v. a. auch auf die Veränderungen des Konsumenten- und Nachfrageverhaltens zurückzuführen. Marken schaffen Vertrauen, denn sie suggerieren an allen Standorten und in allen Filialen die gleiche Angebotsvielfalt und -qualität sowie ein einheitliches Service- und Preisniveau. Während bei traditionellen Fachgeschäften bislang der Name des Inhabers für den Betrieb stand, werden heute verstärkt sog. „Retail Brands“ aufgebaut (z. B. H&M, S.Oliver, Cecil, Bonita) und durch Investitionen in die Marke und in die Kommunikation zu profilieren versucht. Ziel ist eine Schärfung des Anbieterprofils. Dabei wird angenommen, dass die Kunden ihre Entscheidung für einen Einzelhändler und für einen bestimmten Kauf nicht ausschließlich aufgrund von Servicekriterien und dem Preis-Leistungs-Verhältnis treffen, sondern immer mehr auch emotionale Aspekte in den Vordergrund rücken. 49 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Gleichzeitig ergibt sich aus einem guten Mix der Betriebs- und Angebotsformen die Möglichkeit, die eigene Individualität und Charakteristik zu erhalten und nicht als uniformer, austauschbarer Einzelhandelsstandort wahrgenommen zu werden. Die Individualität sollte durch ein eigenständiges städtebauliches und stadtgestalterisches Profil sowie eine ganzheitliche Vermarktung unter konsequenter Herausarbeitung der lokalen Besonderheiten untermauert werden. Durch die Magnetwirkung bekannter Markenanbieter kann die Frequenz auch in den traditionellen Einkaufslagen erhöht werden. So ist eine gegenseitige Befruchtung der Angebotsformen möglich. In Kirchheim u. T. sind derzeit überwiegend Fachgeschäfte vorhanden; „Retail Brands“ sind hingegen bislang nur in begrenztem Umfang vertreten (vgl. Abbildungen 8 und 9). Dabei wird deutlich, dass im Bereich Bekleidung / Schuhe / Sport ein Angebot vorhanden ist, das eine hohe Bekanntheit, jedoch geringe Profilierung aufweist. Höher profilierte Marken sind nur in geringem Umfang vorhanden. Insbesondere im Segment der höher profilierten Marken (z. B. S.Oliver, Comma) als auch im Bereich der geringer profilierten Marken mit geringerer Bekanntheit (z. B. Baby1One) besteht grundsätzlich Entwicklungspotenzial für v. a. die Kirchheimer Einkaufsinnenstadt. Eine wesentliche Voraussetzung für die Ansiedlung der aufgeführten Betriebe ist das Vorhandensein geeigneter Flächen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktgrößen und Vertriebsformen wird deutlich, dass diese Einzelhandelsbetriebe aufgrund höherer Ansprüche an Verkaufsflächendimensionierung, Erreichbarkeit und Einsehbarkeit in den überwiegend klein strukturierten Innenstadtlagen nur mit erheblichen Anstrengungen integrierbar sind. 50 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 9: Markenbesatz in Kirchheim u. T. (Bekleidungssektor) Schuhe / Lederwaren Nice to have Stars Zara Marc O‘Polo comma Görtz Vero Moda Jack & Jones Tom Tailor Mexx Benetton More & More C&A Kids Store Kaufhof Buddelei Intersport Ulla Popken Wissmach Hertie Werdich Jeans Fritz Keilbach Pimkie adessa Mister & Lady Jeans nicht in Kirchheim vorhanden Woolworth Colloseum Deichmann Baby1One BabyWalz Ernsting‘s Family Adler AWG mayer Schuhe Witt Weiden Reno Vögele SchuhProfi payless Siemes Fox Markt SchuhLaden Quick Schuh Takko Happy Baby Zeeman Kik NKD Bekanntheitsgrad geringe Bekanntheit High Potentials lokal lokal ecco Magnetfunktion Kenvelo sonstige Lagen Salamander Street One Cecil Orsay Bonita Wöhrl in Kirchheim vorhanden: zentraler Versorungsbereich C&A New Yorker K & L Ruppert Chacne zur Profilierung H&M Esprit s.Oliver edc Runners Point Street SuperShoes geringe Profilierung Sportbekleidung /-schuhe regional hohe Profilierung Bekleidung hohe Bekanntheit Quelle: GMA-Darstellung 2011 (berücksichtigt werden ausschließlich Marken, die in eigenen Shops angeboten werden) Abbildung 10: Markenbesatz in Kirchheim u. T. (sonstige Sortimente) Biolebensmittel / Reformwaren / Feinkost Chance zur Profilierung Uhren / Schmuck, Optik / Hörgeräte Bücher, Spiel- / Schreibwaren Haushaltswaren / Wohnaccessoires Nice to have Stars Douglas Leonardo Oro Vivo Vitalia Tee denn‘s Füllhorn Gschwender Dürninger vom Fass Allerlei Megadent Binder Hörgeräte Iffland Kind Hör- Optik Geers Hörakustik Vobis geräte Budnikowsky Thalia Expert Promarkt MediMax Rossmann McPaper EP (Electronic Partner) The Phone House GameStop Vedes / Spielzeugring Rofu Kinderland Nanu Nana Tchibo Hussel Claire‘s Blumen Risse Club Bertelsmann Ihr Platz in Kirchheim vorhanden: zentraler Versorgungsbereich MediaMarkt fielmann Yves Rocher Apollo Optik The Body Shop dm Drogerie Euronics / Red Zac Bijou Brigitte Weltbild Müller WMF Das Depot sonstige Lagen Magnetfunktion nicht in Kirchheim vorhanden ringfoto Zoo & Co Das FutterhausIdee + Spiel egesa-Zookauf Pick‘s raus Kodi geringe Bekanntheit Quelle Shop Fressnapf Schlecker High Potentials Tedi Bekanntheitsgrad lokal geringe Profilierung Elektrowaren / Medien / Foto Blumen / zoolog. Bedarf regional hohe Profilierung Drogerie / Kosmetik hohe Bekanntheit Quelle: GMA-Darstellung 2011 (berücksichtigt werden ausschließlich Marken, die in eigenen Shops angeboten werden); 51 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. VIII. Fortschreibung des Standort- und Sortimentskonzepts für den Einzelhandelsstandort Kirchheim u. T. 1. Generelle Empfehlungen zur Standortpolitik Auf Basis der in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Bestandsanalyse und der prognostizierten Entwicklungspotenziale im Einzelhandel kann ein zukunftsgerichtetes Planungskonzept für die Stadt Kirchheim u. T. abgeleitet werden. Das Einzelhandelskonzept soll auch zukünftig zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Kirchheim u. T. dienen und als Grundlage zur Beurteilung von Erweiterungs- und Ansiedlungsvorhaben sowie zur Formulierung von Standortprioritäten im Zuge der vorbereiteten und verbindlichen Bauleitplanung herangezogen werden. Als wesentliche Zielsetzungen des Einzelhandelsentwicklungskonzeptes sind zu nennen: a) Stärkung der mittelzentralen Versorgungsfunktion der Stadt Kirchheim u. T. für die Region b) Stärkung der Innenstadt als zentralen Einkaufs-, Versorgungs- und Kommunikationsraum c) Sicherung / Weiterentwicklung einer möglichst flächendeckenden Nahversorgung d) Ausbau ausgewählter Warengruppen zur Steigerung der Kaufkraftbindung e) Gezielte Steuerung der Entwicklung des Einzelhandels an potenziellen Fachmarktstandorten Zur Sicherung und geordneten Weiterentwicklung des Einzelhandels ist die Verabschiedung des Einzelhandelsentwicklungskonzeptes im Kirchheimer Gemeinderat erforderlich (Selbstbindungsbeschluss). Es gilt dann solange, bis eine Fortschreibung und ein geänderter Beschluss erfolgen. Damit ist der Selbstbindungsbeschluss zeitlich begrenzt, bis eine erneute Überprüfung der Rahmenbedingungen und Standortstrukturen erfolgt (ca. alle 5 bis 7 Jahre). Ein Einzelhandelskonzept soll im Sinne einer geordneten städtebaulichen Entwicklung zu einer Funktionsteilung zwischen den zentralen Lagen (Innenstadt) und den dezentralen Lagen (besonders Gewerbegebietslagen) führen. Dies funktioniert jedoch nur dann, wenn die Standortlagen über leistungsfähige Betriebsformen verfügen und eine sortimentsspezifische Unterscheidung zwischen den Lagen erfolgt. 52 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Um eine objektive Prüfung künftiger Ansiedlungs-, Verlagerungs- oder Erweiterungsvorhaben zu ermöglichen, muss das Einzelhandelskonzept folgende städtebaulich relevante Kernelemente enthalten: ein sortimentsbezogenes Leitbild, das als Grundlage für die weitere Beurteilung von Ansiedlungsvorhaben heranzuziehen ist (= Sortimentskonzept) die Formulierung von räumlichen Prioritäten zur Weiterentwicklung der Flächen des Einzelhandels nach Standorten (= Standortkonzept). 2. Vorgehen, Ziele und Maßnahmen Hinsichtlich der konkreten Umsetzung des Zentrenkonzeptes können folgende übergeordnete Ziele für den Einzelhandelsstandort Kirchheim formuliert werden: Erhaltung und Stärkung der Einzelhandels- und Funktionsvielfalt der Innenstadt (insbesondere Nutzung der Synergien von Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie) Ausbau und Vermarktung der Einkaufsangebote für unterschiedliche Zielgruppen (insbesondere Stärkung des Angebots für jüngere Zielgruppen mit Anbietern wie H&M, die gezielt junges Publikum ansprechen) Erhalt und Ausbau des Erlebnischarakters der Einkaufsstadt Kirchheim u. T. (insbesondere die Verbindung von Einzelhandel und städtebaulichem Ambiente / Architektur) Verbesserte Abschöpfung der Kaufkraft im überörtlichen Einzugsgebiet durch gezielte Beseitigung von Branchenlücken (z. B. Tierfachmarkt, Babyfachmarkt) Zur Umsetzung dieser Ziele wurde ein sortimentsspezifisches Leitbild erarbeitet (Sortimentskonzept) sowie räumliche Prioritäten hinsichtlich der Weiterentwicklung der Einzelhandelsstandorte (Standortkonzept) formuliert. Zur Umsetzung sind zunächst folgende planungsrechtliche Maßnahmen erforderlich: Beschluss des Einzelhandelskonzeptes als zentrale Grundlage zur Standortsteuerung des Kirchheimer Einzelhandels, inkl. Beschluss des Standort- (zentrale Ver- 53 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. sorgungsbereiche, Ergänzungsstandorte) und Sortimentskonzepts (Sortimentsliste). Umsetzung des Einzelhandelskonzeptes in verbindliches Planungsrecht durch die Anpassung von Bebauungsplänen an das Standort- und Sortimentskonzept sowie die Einbindung in Bebauungspläne bei konkreten Ansiedlungs- und Erweiterungsvorhaben. Aktualisierung des Einzelhandelskonzeptes und Anpassung an die aktuelle Situation in Kirchheim u. T. alle fünf bis sieben Jahre. Nachstehende Abbildung 11 stellt nochmals die drei wesentlichen Säulen des Zentrenkonzeptes dar. Auch zukünftig sollen sog. zentrenrelevante Sortimente in der Innenstadt konzentriert werden und im Gegenzug in den sonstigen Gebieten ausgeschlossen werden. In erster Linie soll damit eine ungeregelte Einzelhandelsansiedlung an dezentralen Standorten verhindert werden. An dieser Stelle ist nochmals zu betonen, dass die Grundlinien des Einzelhandelskonzeptes in der Stadt Kirchheim u. T. bereits seit Jahren erfolgreich umgesetzt werden. Abbildung 11: Attraktivitätssteigerung der Innenstadt Die Säulen des Zentrenkonzeptes der Stadt Kirchheim u. T. Sicherung und Weiterentwicklung der Nahversorgung • Sicherung und Weiterentwicklung der Innenstadt • Sicherung der bestehenden Betriebe • Forcieren der Entwicklung attraktiver Einzelhandelsangebote in der Einkaufsinnenstadt und am Steingauquartier • Ausbau der Nahversorgung, insbesondere für die Wohngebiete in Randlagen • keine Nahversorgungsangebote an dezentralen autoorientierten Standorten Entwicklung von Fachmarktstandorten mit nichtzentrenrelevanten Sortimenten • Entwicklung von Standorten zur Ansiedlung von Fachmärkten • Anpassung der Bebauungspläne und Ausschluss von zentrenrelevanten Sortimenten in den Gewerbegebieten Quelle: GMA 2012 54 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3. Standortkonzeption Zur Abgrenzung eines zentralen Versorgungsbereiches ist die räumliche Konzentration zentraler Versorgungseinrichtungen maßgeblich. Es tragen jedoch auch die sog. Komplementärnutzungen aus dem Freizeit- und Dienstleistungsbereich, öffentliche Einrichtungen, die Verkehrssituation sowie städtebauliche Gegebenheiten eine Rolle in der Identifikation zentraler Versorgungsbereiche (siehe Kapitel III: Rechtliche Rahmenbedingungen). Für Kirchheim u. T. können auf Grundlage der Einzelhandelsstruktur, komplementären Dienstleistungen und städtebaulichen Gegebenheiten die in Karte 6 dargestellten zentralen Versorgungsbereiche, Sonderstandorte und Ergänzungsstandorte abgegrenzt werden. 3.1 Zentraler Versorgungsbereich „Innenstadt” Zur Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches „Innenstadt“ wurden insbesondere städtebauliche Aspekte zugrunde gelegt. Bei der räumlichen Definition des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt sind neben dem Einzelhandel als bestimmendes Element auch Komplementärnutzungen (z. B. Verwaltungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen) berücksichtigt. Im Ergebnis kann das in Karte 7 dargestellte Gebiet als zentraler Versorgungsbereich der Stadt Kirchheim u. T. ausgewiesen werden. Die Innenstadt nimmt nicht nur eine Versorgungsfunktion für die Stadt Kirchheim u. T., sondern auch für das gesamte überörtliche Marktgebiet von Kirchheim wahr. Neben einer lokalen ist somit auch eine wichtige regionale Versorgungsfunktion zu konstatieren. Eine Bedeutung für die Marktreichweite besitzen in diesem Zusammenhang insbesondere Magnetbetriebe wie z. B. Esprit, Intersport, Modehaus Bantel. Ihr Angebot wird durch eine Vielzahl attraktiver, oftmals inhabergeführter wie filialisierter Fachgeschäfte ergänzt. Die Stärke dieses Versorgungsstandortes definiert sich demnach nicht nur durch das Vorhandensein großflächiger, überörtlich ausstrahlender Magnetbetriebe, sondern vielmehr auch durch sein stark differenziertes Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot wie auch durch seine Kompaktheit und Multifunktionalität. Der hohe Anteil an Fachgeschäften zeichnet dabei die Individualität der Einkaufsinnenstadt Kirchheims mit aus. 55 Karte 6: Zentrenkonzept Kirchheim u. T. Zentraler Versorgungsbereich Ergänzungsstandorte Sonderstandort Einzelhandelsbetriebe Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim GMA-Bearbeitung 2012 56 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Im zentralen Versorgungsbereich wurden etwa 221 Einzelhandelsbetriebe erfasst, die eine Verkaufsfläche von rund 44.595 m² umfassen. Das Spektrum der Komplementärnutzungen umfasst in der Innenstadt mehr als 250 zusätzliche Betriebe. Neben gastronomischen Einrichtungen, Beherbergungsbetrieben, Banken, Versicherungen und Reisebüros sind öffentliche (z. B. Rathaus) als auch kulturelle Einrichtungen (z. B. Kirchen, Museum) zu nennen. Etwa die Hälfte der Komplementärnutzungen entfällt dabei auf Dienstleistungsbetriebe (Arzt, Frisör, Reisebüro etc.). Etwa ein Drittel der Komplementärnutzungen wird durch Angebote der Gastronomie und Hotellerie eingenommen. Im zentralen Versorgungsbereich bestehen v. a. in Zusammenhang mit dem Steingauquartier neue Flächenpotenziale zur Entwicklung des Einzelhandels. Mit einer entsprechenden Entwicklung könnten dort Betriebe (kleinstrukturiert) angesiedelt werden, die die Struktur der Innenstadt ergänzen. Damit kann die Einzelhandelsstruktur weiter aufgewertet werden. Es bleibt jedoch zu berücksichtigen, dass mit der Entwicklung des Steingauquartiers keine Konkurrenzlage zur Altstadt geschaffen werden sollte und sich die Einzelhandelsangebote in ihrer Charakteristik (Preisniveau, Betriebstyp etc.) zum Angebot in der Altstadt abheben sollten, so dass eine Arbeitsteilung zwischen den Standorten entsteht. Die Weiterentwicklung des Einzelhandelsangebotes im zentralen Versorgungsbereich sollte im Schwerpunkt mit Sortimenten des zentrenrelevanten Bereiches erfolgen. Insbesondere für filialisierte Anbieter mit umfassenderen Flächenansprüchen (z. B. H&M) zeigt sich dabei die Herausforderung, Flächenangebote zu schaffen. Um in der Kernstadt entsprechende Flächen anbieten zu können, sollten insbesondere auch die Zusammenlegung von Ladeneinheiten zu größeren Verkaufsflächen, der Einbezug von Obergeschossen sowie die Verlagerung von Nutzungen (z. B. Volksbank am Marktplatz) in Erwägungen einbezogen werden. Dabei bleiben die städtebaulichen Steuerungsmöglichkeiten jedoch begrenzt. Gleichermaßen bleibt auch zu berücksichtigen, dass gerade das Zusammenspiel unterschiedlicher Nutzungen (Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und öffentliche Einrichtungen) die Charakteristik des zentralen Versorgungsbereiches ausmachen und Synergien zwischen den unterschiedlichen Nutzungen bestehen. Damit sollte neben der Stärkung und dem Ausbau des Einzelhandels auch die Bewahrung dieses „Mix“ das Ziel sein, um eine (auch über Ladenöffnungszeiten hinaus gehende) belebte Altstadt zu sichern. 57 Karte 7: Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Innenstadt und des Sonderstandortes „Steingauquartier“ Standortbereiche: Zentraler Versorgungsbereich Sonderstandort Einzelhandelsbestand: Größenklassen > 1.500 m² VK 800 m² bis < 1.500 m² VK 400 m² bis < 800 m² VK 100 m² bis < 400 m² VK < 100 m² VK Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Bau-, Garten- und Heimwerkerbedarf, Bodenbeläge Optik, Uhren, Schmuck Sonstiger Einzelhandel Komplementärnutzungen Dienstleistungen Gastronomie / Hotellerie Freizeit / Kultur öffentliche Einrichtungen Bildungseinrichtungen Handwerk / Gewerbe Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim; GMA-Bearbeitung 2012 58 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3.2 Sonderstandort „Steingauquartier“ Das Steingauquartier stellt als Entwicklungsareal einen Sonderstandort dar. Dieser soll dem städtebaulichen Konzept folgend als durchmischtes Quartier konzipiert sein. Demnach sollen Wohnen sowie kleinflächiger Handel und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs zu einem belebten Stadtquartier führen. Zum Zeitpunkt der Gutachtenerstellung befindet sich das Steingauquartier in einer Planungsphase. Um dem Ziel des durchmischten Quartiers nachzukommen und Handel zu ermöglichen, wird der Standort als Sonderstandort „Steingauquartier“ ausgewiesen. Wesentlich ist dabei, dass der Einzelhandel unterhalb der Großflächigkeit liegen soll (d. h. < 800 m² V), um dem Entstehen eines „Konkurrenzstandortes“ zur Einkaufsinnenstadt vorzubeugen. Mit kleinen Verkaufsflächen – wie sie im städtebaulichen Konzept derzeit vorgesehen sind – können quartiersbezogene Angebote geschaffen werden, welche keine Wettbewerbssituation zur Einkaufsinnenstadt hervorrufen werden. Ebenfalls in dem geplanten Einzelhandelsriegel mit Orientierung zum Nanz-Center (siehe dazu auch Abbildung 12 in Kapitel IX.1) sollen Verkaufsflächen bleiben die Verkaufsflächen unterhalb der Großflächigkeit und dienen damit der Ergänzung von Einzelhandelsnutzungen wie z. B. Lebensmitteln etc. Weitere Regelungen zu Sortimenten etc. können im Rahmen der Bebauungs- und Genehmigungsplanung vorgenommen werden. 59 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3.3 Ergänzungsstandorte Zur Sicherung und Stärkung des vorhandenen zentralen Versorgungsbereiches der Stadt Kirchheim u. T. ist eine abgestimmte Einzelhandelssteuerung vor allem in den nicht integrierten / dezentralen Standortlagen von Bedeutung. Für Einzelhandelsbetriebe an diesen Standorten sind die zentrenrelevanten Sortimente auf einen Verkaufsflächenanteil von max. 3 % bzw. 350 m² VK, entsprechend den regionalplanerischen Vorgaben (Plansatz 2.4.3.2.4 – Absatz 3), begrenzt. Die Ergänzungsstandorte sind in der Karte 8 überblicksartig dargestellt. In den dezentralen Standortbereichen (v. a. Gewerbegebietslagen) ist die Anpassung alter Bebauungspläne i. S. eines Ausschlusses zentrenrelevanter Sortimente bereits in Teilen vollzogen. Dennoch zeigt die Bestandsanalyse, dass das größte Verkaufsflächenwachstum in den vergangenen Jahren in der Innenstadt (v. a. Nanz-Center) und nicht in dezentralen Lagen stattgefunden hat. Daran zeigt sich, dass das Zentrenkonzept greift: es herrscht eine Arbeitsteilung zwischen Innenstadt und Gewerbegebietslagen. Das Einzelhandelsangebot an dezentralen Standorten ist in Kirchheim u. T. bisher wenig ausgeprägt. Vor dem Hintergrund der Ansiedelung von Fachmärkten zur Weiterentwicklung des Einzelhandelsangebotes und zum Ausgleich von Branchendefiziten, sollten zukünftig gezielt Flächen für eine gebündelte Ansiedlung von Fachmärkten i. S. von Fachmarktzentren näher beschrieben werden. Diesen Standorten kommt aufgrund des Angebotes eine ebenfalls hohe regionale Versorgungsfunktion zu. Im Ergebnis tragen auch sie zur Gewährleistung und Sicherung der mittelzentralen Versorgungsfunktion der Stadt Kirchheim u. T. bei. Für Kirchheim können folgende Ergänzungsstandorte identifiziert werden: Schöllkopfstraße: Zum aktuellen Zeitpunkt befinden sich auf der als Ergänzungsstandort definierten Fläche keine Einzelhandelsnutzungen. Im Rahmen der strukturellen Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Kirchheim u. T. soll der Standort als Fachmarktstandort entwickelt werden. Aktuell fehlen in Kirchheim geeignete Flächenpotenziale, um an integrierten Standorten größere Flächenkonzepte zu realisieren. Der Standort ist gut mit dem Pkw erreichbar und verfügt, durch die unmittelbare Lage am Bahnhof von Kirchheim, über eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr. 60 Karte 8: Ergänzungsstandorte Schöllkopfstraße und Hegelstraße Legende: Einzelhandelsbestand: Größenklassen > 1.500 m² VK 800 m² bis < 1.500 m² VK 400 m² bis < 800 m² VK 100 m² bis < 400 m² VK < 100 m² VK Branchen Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit, Körperpflege Blumen, zool. Bedarf Bücher, PBS, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sport Elektrowaren, Medien, Foto Hausrat, Einrichtung, Möbel Bau-, Garten- und Heimwerkerbedarf, Bodenbeläge Optik, Uhren, Schmuck Sonstiger Einzelhandel Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim GMA-Bearbeitung 2012 61 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Hegelstraße: Die Hegelstraße ist Bestandteil des Gewerbegebietes und im Regionalplan als Ergänzungsstandort beschrieben. Am Standort sind bereits großflächige Einzelhandelsbetriebe ansässig (Möbel König, BayWa). Im Rahmen der Einzelhandelsentwicklung bietet der verkehrlich gut erreichbare Standort Möglichkeiten zur Entwicklung von Fachmarktangeboten. Der Standort ist als autokundenorientiert zu bezeichnen und entsprechend gut mit dem Pkw erreichbar. Eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr erfolgt durch die Bushaltestellen Hegelstraße und Lindorfer Weg. In allen übrigen Gewerbegebietslagen im Kirchheimer Stadtgebiet, d. h. diejenigen Bereiche, die nicht als Ergänzungsstandorte ausgewiesen sind, ist eine weitere großflächige Einzelhandelsentwicklung generell zu vermeiden, um die nötige Konzentration des Einzelhandels auf die ausgewiesenen Ergänzungsstandorte gewährleisten zu können und eine unkontrollierte Zersiedelung des Einzelhandels im Stadtgebiet zu verhindern. Ausnahmen davon bilden Entwicklungen zur Sicherung und Stärkung der Nahversorgungssituation in den Stadtteilen. Regionalplanerisch ist der Standort um die Hegelstraße als Ergänzungsbereich vorgesehen. Für Planungen außerhalb dieses vorgesehenen Ergänzungsbereiches bedarf es einer Prüfung und eines Nachweis der Erfordernis (Plansatz 2.4.3.2.5 – Absatz 2). Aufgrund der eingeschränkten Flächenverfügbarkeit mit einer Eignung als Fachmarktstandort sowie vor dem Hintergrund der städtebaulichen Zielsetzung, das brachliegende Areal zu entwickeln, ergeben sich entsprechende Begründungen. 4. Sortimentskonzept Das Sortimentsleitbild als zweiter wesentlicher Baustein des Einzelhandelskonzeptes bildet in Zusammenhang mit dem BauGB und der BauNVO ein planungsrechtliches Instrumentarium, mit dem die Standortentwicklung des Einzelhandels in Kirchheim u. T. gezielt gesteuert werden kann. 62 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Im bestehenden Einzelhandelskonzept 2004 wurde bereits eine Sortimentsliste für Kirchheim u. T. aufgestellt, wobei die spezifischen Gegebenheiten der Stadt bzw. des Einzelhandels Eingang gefunden haben. Die bestehende Sortimentsliste des Einzelhandelskonzeptes 2004 wurde vor dem Hintergrund der aktuellen Erhebungen und Entwicklung in Kirchheim überprüft (vgl. Übersicht 1). Dabei wurden folgende Veränderungen vorgenommen. Blumen, Tiere, Zooartikel, Tierpflegeartikel, Tiernahrung werden den zentrenrelevanten Sortimenten entnommen und den nicht-zentrenrelevanten Sortimenten zugeordnet. Aktuell befinden sich keine wesentlichen Anbieter von Tierbedarf in der Einkaufsinnenstadt. Einzig als Randsortiment in den Lebensmittel- und Drogeriemärkten sind Tierbedarfe, jedoch in einem stark eingeschränkten Umfang, vorhanden. Die Entwicklung von Angeboten im zoologischen Bereich erfordert entsprechende Flächenangebote, welche in der Einkaufsinnenstadt von Kirchheim u. T. nur schwer umgesetzt werden können. Hinzu kommt, dass Tierbedarf in der Vergangenheit aufgrund großer Packungsgrößen (z. B. Hundefutter) etc. eine stärkere Autokundenorientierung erfahren hat. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich für Kirchheim u. T. die Entwicklung von Tierfachmarktangeboten außerhalb des zentralen Versorgungsbereiches, so dass Blumen, Tiere, Zooartikel, Tierpflegeartikel und Tiernahrung den nicht-zentrenrelevanten Sortimenten zugeordnet werden. Für das Sortiment Sportartikel wurden Sportgroßgeräte und Fahrräder dem zentrenrelevanten Sortimentsbereich entnommen. Innerhalb des zentralen Versorgungsbereichs in Kirchheim gibt es derzeit keinen Anbieter für Sportgroßgeräte und Fahrräder. Um Ansiedlungsoptionen für (ggf. großflächigen) Einzelhandel für Sportgroßgeräte und Fahrräder an den dezentralen Ergänzungsstandorten zu ermöglichen, erfolgt die Zuordnung zu den nicht zentrenrelevanten Sortimenten. In den Bereich der nicht zentrenrelevanten Sortimente wurden Baby- und Kleinkinderartikel aufgenommen. Bisher wurden diese in der Kirchheimer Sortimentsliste nicht explizit geführt. Um eine Entwicklung von Fachmarktangeboten zu ermöglichen, wurde das Sortiment im nichtzentrenrelevanten Bereich aufgeführt. Die spezialisierten Babyfachmärkte bieten v. a. großteilige Ausstattungen für Kinder / Babys an wie Kinderwagen, Kindermöbel, sperrige Spielgeräte (Räder, Rutschfahrzeuge) u. a. m. Diese Artikel erfordern eine entsprechende Verkaufsflächenausstattung und werden zum Abtransport vorrangig mit dem Kfz angefahren. Damit kann für den zentralen Versorgungsbereich kein unmittelbarer Mehrwert abgleitet 63 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. werden, so dass die Realisierung von Baby- und Kleinkinderfachmarktangeboten an dezentralen Standorten keine negativen Auswirkungen für die Funktion der Innenstadt ergeben. Kinderbekleidung und Kleinspielzeug hingegen bleiben davon unberührt und sind weiterhin als zentrenrelevante Sortimente (Bekleidung, Spielwaren) zu bewerten. Übersicht 1: Sortimentsliste Sortimentsliste Kirchheim u. T. zentrenrelevante Sortimente * Nahrungs- und Genussmittel inkl. Lebensmittelhandwerk* Reformwaren Papier- und Schreibwaren, Schulbedarf, Zeitschriften, Bücher, Briefmarken Drogeriewaren (inkl. Wasch- und Putzmittel), Kosmetika, Pharmazeutika Oberbekleidung, Wäsche, Kürschnerwaren, Wolle, Kurzwaren/Handarbeiten, Stoffe, sonstige Textilien u.ä. Schuhe, Lederbekleidung, Leder- und Galanteriewaren, Modewaren inkl. Hüte und Schirme, Orthopädie Spielwaren und Bastelartikel Sportartikel (inkl. Bekleidung), außer Sportgroßgeräte und Fahrräder Hausrat, Glas/Porzellan/Keramik, Kunstgewerbe, Geschenkartikel, Stahlwaren Uhren, Schmuck, Silberwaren Fotogeräte, Videokameras, Fotowaren u. ä. Musikalienhandel, Tonträger optische und feinmechanische Erzeugnisse Haus- und Heimtextilien, Gardinen und Zubehör Elektrowaren/Unterhaltungselektronik (braunes Sortiment) , Kleinelektrogeräte Beleuchtungskörper Waffen und Jagdbedarf nicht zentrenrelevante Sortimente Baustoffe, Bauelemente, Installationsmaterial, Beschläge, Eisenwaren und Werkzeuge, Badeeinrichtungen und – ausstattung, Sanitär/Fliesen, Rollläden, Gitter, Rollos, Markisen Blumen, Tiere, Zooartikel, Tierpflegeartikel, Tiernahrung Heimcomputer Elektrowaren (weißes Sortiment ohne Kleinelektrogeräte) Teppiche / Bodenbeläge Holz, Bauelemente wie z.B. Fenster, Türen Herde, Öfen Pflanzen und Zubehör, Pflege und Düngemittel, Torf und Erde, Pflanzengefäße, Gartenmöbel, Gartenwerkzeuge, Zäune, Gartenhäuser, Gewächshäuser, Naturhölzer u.ä. Campingartikel Brennstoffe/Mineralölerzeugnisse Kfz/Motorräder/Mopeds/, Kfz-Zubehör / Rasenmäher, Motorrad- und Fahrradzubehör Möbel und Büromöbel Küchen Sportgroßgeräte und Fahrräder Baby- und Kleinkinderartikel Nahrungs- und Genussmittel sind grundsätzlich zentrenrelevante bzw. nahversorgungsrelevante Sortimente, auf Grund des Betriebstypencharakters eines modernen Discounters oder Vollsortimenters und auch eines Getränkemarktes ist hier jedoch Abwägungsspielraum gegeben. Quelle: GMA-Empfehlungen auf Grundlage der Standortverteilung der Sortimente bei der GMA-Erhebung 2004, Aktualisierung 2012 64 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 5. Nahversorgungskonzeption Die Nahversorgungssituation in Kirchheim u. T. stellt sich überwiegend als gut dar. Die Versorgungssituation mit der Erreichbarkeit der Märkte ist in Karte 9 dargestellt. Dabei wird ersichtlich, in welchen Teilbereichen keine (fußläufige) Nahversorgung besteht. Bezogen auf die Stadtteile und Lagen im Stadtgebiet können folgende Aussagen abgeleitet werden: Die Kernstadt umfasst mit dem großflächigen SB-Warenhaus Marktkauf sowie zwei Lebensmittelmärkten (Norma, Rewe) ein umfassendes Nahversorgungsangebot. Nördlich der Kernstadt wird die Versorgung durch die Lebensmittelmärkte Aldi und Penny (Schlierbacher Straße / Wangerhaldenstraße) sicher gestellt. Östlich der Kernstadt trägt der Teblig-Markt (Hülenbergstraße) zur Nahversorgung bei, wobei dieser aufgrund des türkischen Warenangebotes eine spezifische Zielgruppe anspricht. Hinzu kommen der Lidl-Markt und Edeka in der Jesinger Straße bzw. am Öschweg. Die Gebiete südlich der Kernstadt werden durch den innerstädtischen Rewe-Markt in der Dettinger Straße sowie den Aldi-Markt am Südbahnhof versorgt. Hinzu kommt der türkische Selim Markt am Südbahnhof, der ebenfalls eine spezifische Zielgruppe anspricht. Westlich der Kernstadt wird die Versorgung durch den EAktiv-Markt und Lidl in der Stuttgarter Straße gewährleistet. Zu den Lebensmittelmärkten kommen im gesamten Stadtgebiet Bäckerei- und Metzgereibetriebe, die ebenfalls zur kurzfristigen Nahversorgung beitragen. Im Ötlingen besteht mit zwei Bäckern, einem Metzger sowie dem Lebensmittelmarkt Cap ein angemessenes Nahversorgungsangebot. Weitere Angebote befinden sich in der Stuttgarter Straße (EAktiv-Markt, Lidl) und liegen in einer Entfernung von ca. 600 – 900 m vom Kern Ötlingens. Handlungsbedarf ist damit nicht gegeben; Ziel sollte es jedoch sein, die bestehenden Betriebe zu sichern. Der Stadtteil Jesingen umfasst ein stark eingeschränktes Angebot zur Nahversorgung. Das Nahversorgungsangebot setzt sich im Wesentlichen aus zwei Bäckereibetrieben, einem Metzgereibetrieb, dem Mühlenlädle und dem Betrieb „Radiergummi“, der ein geringes Warenangebot an Lebensmitteln, Schreibwaren und Zeitschriften führt, zusammen. Damit kann die Versorgungslage in Jesingen als nicht 65 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. ausreichend beschrieben werden. Die nächst gelegenen Lebensmittelmärkte befinden sich in der Jesinger Straße und am Öschweg (Lidl, Edeka). Handlungsbedarf besteht in der Sicherung der bestehenden Versorgung durch die Bäckereibetriebe und ggf. dem Ausbau der Nahversorgung durch einen neuen Lebensmittelanbieter. Aufgrund eines eingeschränkten Bevölkerungspotenzials im Stadtteil Jesingen, können sog. Kleinflächenkonzept eine Möglichkeit bieten, die Nahversorgung vor Ort zu ermöglichen. In Lindorf wird die Nahversorgung durch den Lindorfer Laden gewährleistet. Der kleinflächige Betrieb bietet neben Backwaren ein eingeschränktes Lebensmittelangebot für den kurzfristigen Bedarf an. Vor dem Hintergrund des geringen Bevölkerungspotenzials in Lindorf ist eine Verbesserung der Nahversorgung kaum zu gewährleisten. Ziel sollte es aber sein, den bestehenden Betrieb in seinem Fortbestehen zu sichern. Die Nahversorgung in Nabern erfolgt durch den Edeka-Markt mit integriertem Bäckerei-Betrieb. Ergänzend bietet der Hofladen Gölz eigene Erzeugnisse zum Verkauf. Mit dem Edeka-Markt ist die Versorgungssituation in Nabern als gut einzustufen, so dass - außer in der Sicherung der bestehenden Betriebe - kein Handlungsbedarf besteht. Defizite in der Nahversorgung bestehen in den Gebieten Schafhof, Aichelbergstraße sowie südlich der Bahnlinie (Galgenberg, Nägelestal). In Schafhof wird die Versorgung einzig durch einen Metzgereibetrieb aufrecht erhalten, der zusätzliche ein kleines Warenangebot an Frischeprodukten sowie Gemüse führt. In der Aichelbergstraße wurden im Stadtteilzentrum Ladenflächen berücksichtig, welche jedoch nur z. T. belegt sind. Das Angebot umfasst einen Bäckereibetrieb sowie einen kleinen Lebensmittelanbieter, der neben einem geringen Angebot an Nahrungs- und Genussmitteln auch Schreibwaren führt. Dabei wird der Lebensmittelanbieter nicht den Anforderungen an moderne Nahversorgungskonzepte (Warenangebot, Warenpräsentation etc.) gerecht. Die Teilbereiche südlich der Bahnlinie (Galgenberg, Nägelestal) werden ebenfalls einzig durch Bäckereibetriebe versorgt. Als Handlungsbedarf für die aufgezeigten Wohngebiete zeigt sich die Sicherung der bestehenden Betriebe und ggf. ein Ausbau durch Kleinflächenkonzepte der Lebensmittelbetriebe (z. B. nah & gut). 66 Karte 9: Nahversorgungssituation in Kirchheim u. T. Legende: SB-Warenhaus Großer Supermarkt Supermarkt Discounter Radien der Erreichbarkeit der Lebensmittelmärkte: 300-m-Radius 500 m-Radius Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim GMA-Bearbeitung 2012 67 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. IX. Bewertung von Entwicklungsstandorten in Kirchheim u. T. Die Stadt Kirchheim u. T. konnte in der Vergangenheit den Einzelhandel in der Stadt weiterentwickeln und insbesondere die Innenstadt als Einzelhandelsstandort weiter stärken. Dabei konnte die Zentralität seit 2004 um 6 %-Punkte erhöht werden. Für die Weiterentwicklung des Einzelhandels sucht die Stadt Kirchheim u. T. aktuell nach weiteren Flächenpotenzialen mit einer Eignung als kleinere Fachmarktstandorte. Im Folgenden werden als Einzelhandels- bzw. Fachmarktstandorte das innerstädtisch gelegene Steingauquartier, die Schöllkopfstraße sowie die Hegelstraße diskutiert. Ergänzend befasst sich die Stadt Kirchheim u. T. im Rahmen von Überlegungen um Nahversorgungsstandorte mit der Entwicklung eines Lebensmitteldiscountmarktes in der Tannenbergstraße. Der Standort sowie die Rahmenbedingungen dazu werden ebenfalls im Folgenden diskutiert. 1. Innerstädtischer Standort „Steingauquartier“ Das Steingauquartier umfasst im Wesentlichen das ehem. Marktkauf-Areal im Kern der Stadt Kirchheim. Auf dem Gelände des ehem. Marktkauf befindet sich das alte Gebäude des SB-Warenhauses. Ergänzend sind vereinzelte Bebauungen (u. a. Filiale der Raiffeisen-Bank, leerstehendes ehem. Wohnhaus) auf dem überplanten Bereich des Steingauquartiers vorhanden. Das Areal wird im Norden durch das Nanz-Center, im Osten durch die Kolbstraße, im Süden durch die Henriettenstraße und im Westen durch die Steingaustraße begrenzt. Über die tangierenden Erschließungsstraßen ist das Quartier gut an das städtische Verkehrsnetz angebunden. Der ÖPNV bedient das Areal mit den Bushaltestellen „Steingaustraße“, „Henriettenstraße“ und „Marktkauf“. Ebenso ist der Bahnhof mit einer Entfernung von ca. 300 m gut (fußläufig) erreichbar. Für das Steingauquartier können folgende positive und negative Standorteigenschaften aufgezeigt werden: 68 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Tabelle 11: Standorteigenschaften „Steingauquartier“ Positive Standorteigenschaften Negative Standorteigenschaften + zentrale Lage in Kirchheim u. T. − + gute verkehrliche Erreichbarkeit und Anbindung an den öffentlichen Verkehr + ebenes, ausreichend großes Areal mit guter Eignung für Bebauung + umfassende Einkaufsmöglichkeiten im Umfeld (z. B. Lebensmittel im Nanz-Center) − eingeschränkte Parkmöglichkeiten (kostenpflichtiges Parken in Zusammenhang mit Nanz-Center) Bestandsobjekte auf Areal erfordern Abrissarbeiten GMA 2012 1.1 Vorhabenplanung Die Planungen für das Steingauquartier sehen eine Nutzung für Wohnen, Dienstleistungen und Einzelhandel vor. Der Einzelhandel ist für die Erdgeschossflächen um den Quartiersplatz sowie die das Plangebiet nördlich begrenzenden Gebäude vorgesehen. Um eine städtebauliche Durchmischung und urbanen Charakter herzustellen ist durch das städtebauliche Konzept die EG-Nutzung für Handel und / oder Dienstleistungen um den Quartiersplatz zwingend vorgesehen. Die an die Parkflächen des Nanz-Areal angrenzende Einzelhandelsnutzung soll das „Puffer“ zwischen dem neuen Wohnquartier und der bestehenden Einzelhandelsnutzung dienen. Mit dem Ziel, ein urbanes Quartier entstehen zu lassen, sollen unterschiedliche Wohn- und Bauformen realisiert werden, die eine breite Nachfragestruktur bedienen (Bauherrengemeinschaften, Stadthäuser u. a. m.). Ein Quartiersplatz sowie öffentliche Einrichtungen (Kindergarten) unterstreichen den Charakter eines gemeinschaftlichen Quartiers (siehe auch Abb. 12). Zum Zeitpunkt der Gutachtenerstellung lagen noch keine konkreten Einzelhandelsnutzungen für das Quartier vor. Im Groben bestehen Überlegungen zu folgenden Sortimenten: Lebensmittel Sportartikel / Bekleidung Küchenfachgeschäft (Verlagerung aus Bestand) 69 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Im Bereich um den Quartiersplatz sind etwa 20 Flächen für Einzelhandel oder Dienstleistungen mit ca. 100 – 150 m² vorgesehen. Die Einzelhandelsflächen im nördlichen Bereich sollen eine Nutzung auf bis zu 799 m² VK ermöglichen. 1.2 Wirtschaftliche und städtebauliche Auswirkungen Die Entwicklung des Steingauquartiers und die Ansiedlung von Einzelhandelsnutzungen kann dazu beitragen, die bestehende Brachen- / Sortimentsstruktur in der Innenstadt sinnvoll zu ergänzen. Auf der anderen Seite soll kein „Konkurrenzstandort“ zu den innerstädtischen Lagen geschaffen werden. Mit der Entwicklung von Einzelhandelsflächen besteht auf der einen Seite die Möglichkeit, größere Bauflächen zu realisieren, als sie in der Innenstadt aufgrund der kleinteiligen Gebäudestrukturen möglich sind. Damit könnten Retail-Marken angesiedelt werden, für welche z. Zt. in der Kernstadt keine Verkaufsflächen bereit gestellt werden können. Auf der anderen Seite sollte mit der Entwicklung des Areals keine „Konkurrenzlage“ zu innerstädtischen Angeboten geschaffen werden, die dazu beitragen könnte, den Einzelhandelsschwerpunkt hinsichtlich der Bedeutung des Angebotes, zu verlagern. Ebenso besteht die Gefahr, dass mit der Schaffung neuer Einzelhandelsflächen bestehende Betriebe der Innenstadt ihren Standort verlagern und damit Leerstände entstehen können. Einer entsprechenden Entwicklung sollte entgegen gewirkt werden. Die Realisierung von Einzelhandelsnutzungen im nördlichen Bereich des Steingauquartieres ist eng mit dem städtebaulichen Konzept für das Plangebiet verbunden. In der Ansiedelungsentscheidung spielt neben der realisierbaren Verkaufsfläche auch der Mietpreis eine Rolle bei den Betreibern. Aufgrund des städtebaulichen Konzeptes mit entsprechenden architektonischen Qualitätsansprüchen sind mitunter höhere Mietpreise zu erwarten, als an Fachmarktstandorten mit der Möglichkeit, eher einfache Architekturen umzusetzen. Um keinen „Konkurrenzstandort“ zu der Kernstadt als Haupteinkaufslage zu schaffen, sollten in der Ansiedlung konkrete Überlegungen hinsichtlich der Attraktivität eines Sortimentes für die Innenstadt angestellt werden. Sortimente, die eine hohe Kundenfrequenz erzeugen, die dem allgemeinen Bedarfsbereich zugeordnet werden können (d. h. keine hohe Spezialisierung aufweisen) und leicht zu transportieren sind, sollten verstärkt in der 70 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Kernstadt angesiedelt werden. Hingegen sind Sortimente, die z. B. aufgrund einer Spezialisierung eine bestimmte Kundengruppe ansprechen, auch am Planstandort des Steingauquartieres denkbar, ohne Bedeutungsschwerpunkte der Einkaufsinnenstadt zu verschieben. Bezogen auf die geplanten Sortimente können demnach folgende Aussagen abgeleitet werden: Die Ausstattung mit Lebensmitteln ist in Kirchheim u. T. derzeit unterdurchschnittlich, verglichen mit Kommunen ähnlicher Größenordnung. Die Ansiedlung eines weiteren Lebensmittelmarktes kann vor diesem Hintergrund grundsätzlich als positiv gewertet werden. Dabei bleibt jedoch abzuwägen, welche Verkaufsflächen mit dem geplanten städtebaulichen Konzept realisiert werden können bzw. welche Verkaufsflächen erforderlich sind, um einen Wettbewerber für den Standort gewinnen zu können. Ergänzend können hochwertige Angebote aus den Bereichen Spezialitäten und Delikatessen (z. B. Käse und Wein; Schokolade), auch in Form kombinierter Angebote (Gastronomie und Verkauf), oder ein Bio-Supermarkt das Sortiment ergänzen sowie Angebote aus dem kurzfristigen Bedarfsbereich (z. B. Bäckerei, Obst & Gemüse) die Belebung des Quartiers fördern. Der Sortimentsbereich Sportartikel und Outdoor ist derzeit in Kirchheim u. T. mit nur zwei Fachgeschäften abgedeckt. Beide befinden sich in der Einkaufsinnenstadt. Während Intersport eine breite Palette an Sportbekleidung und -artikeln anbietet, ist das Fachgeschäft „Team Sportif“ stark auf Trendsportarten (Skaten, Surfen) ausgerichtet. Eine sinnvolle Ergänzung des Bestandes wird durch einen discount-orientierter Anbieter (z. B. Decathlon) im Sport- und / oder Outdoorbereich gesehen. Im Bereich Bekleidung weist Kirchheim u. T. eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung auf. Darin wird auch die Bedeutung von Kirchheim als Mittelzentrum und die Versorgungsfunktion für das Umland unterstrichen. Bezogen auf die Verkaufsflächenausstattung kann für Kirchheim u. T. zunächst kein weiterer Bedarf abgeleitet werden. Hingegen kann aus dem Marken-Portfolio ein Bedarf abgeleitet werden: derzeit sind v. a bekannte Marken im mittleren bis geringen Profilierungsbereich ansässig. Insbesondere auch mit Blick auf eine Zielgruppenorientierung kann mit weiteren Marken (z. B. H & M, S.Oliver) die Attraktivität der 71 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Kirchheimer Einkaufsinnenstadt weiter gestärkt werden. Dabei sollte jedoch der Schwerpunkt der Ansiedlung von Bekleidung - insbesondere Magnetbetrieben - in der Kernstadt Kirchheims liegen, da diese Angebote eine hohe Kundenfrequenz erzeugt und damit zur Belebung der Geschäftslagen maßgeblich beitragen. Interesse an dem neuen Standort im Steingauquartier zeigt auch ein in Kirchheim bestehendes Küchenfachgeschäft. Mit der Verlagerung wird die Branche insgesamt nicht wesentlich verändert. Das Sortiment „Küchen“ weist einen hohen Spezialisierungsgrad auf und spricht eine spezifische Kundengruppe an. Damit tritt das Sortiment nicht in Konkurrenz zu Einkaufslagen in der Kernstadt. Eine Realisierung auf dem Steingauquartier wird aus gutachterlicher Sicht befürwortet. Weitere Sortimente für die Entwicklung des Einzelhandels am Steingauquartier könnten z. B. Blumen, Uhren / Schmuck, Fotografie, Bettwaren / Heimtextilien sowie Wohndekor (wie Nanu Nana) sein, die keine unmittelbare „Konkurrenz“ zur Altstadt erzeugen. 1.3 Hinweise und Empfehlungen Die Entwicklung des Steingauquartiers kann aus städtebaulicher Sicht grundsätzlich begrüßt werden. Mit der Nachnutzung des ehem. Marktkaufareals werden im innerstädtischen Bereich neue Wohnmöglichkeiten geschaffen, die aufgrund des Konzeptes eine hohe Qualität erwarten lassen. Die Ergänzung durch Einzelhandel ist, insbesondere hinsichtlich der räumlichen Angliederung an den zentralen Versorgungsbereich der Stadt, eine gute Option, den Bestand in Kirchheim u. T. sinnvoll zu ergänzen und das Quartier in den Bestand einzubinden. Es bleibt jedoch auch zu berücksichtigen, dass mit dem Steingauquartier keine Konkurrenzlage zur Altstadt als zentrale Einkaufslage geschaffen werden sollte. Nutzungen, die aufgrund ihrer Flächenanforderungen und des Sortimentes das Angebot im Altstadtbereich ergänzen können, sollten vorrangig dort angesiedelt werden. Demnach sollte das Steingauquartier – ebenso wie das Nanz- und Teck-Center – dafür genutzt werden, einzelne Angebote zu schaffen, für die keine ausreichenden Verkaufsflächenangebote im Altstadtkern geschaffen werden können und die sich aufgrund ihrer Spezifika (Betriebstyp, Zielgruppe, Preisniveau etc.) von den Angeboten in der Altstadt differenzieren. Verlage72 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. rungen von bestehenden Einzelhandelsbetrieben aus dem Altstadtkern in das Steingauquartier sollten dabei vermieden werden. Ziel sollte es nach wie vor sein, den Schwerpunkt der Einzelhandelsnutzungen im Altstadtkern zu setzen. Dazu gehört auch, Magnetbetriebe – soweit möglich – vorrangig im Altstadtbereich anzusiedeln. Die Entwicklung des Steingauquartiers zu einem urbanen Stadtquartier trägt insgesamt auch zu einer städtebaulichen Aufwertung des Bereiches bei. Ergänzend sollten städtebauliche und gestalterische Maßnahmen in der Bahnhofstraße / Kolbstraße geprüft werden, um den Bahnhof als ein „Eingangstor“ nach Kirchheim besser an die Einkaufsinnenstadt anzubinden und die Orientierung in die Einkaufsinnenstadt zu erleichtern. In konkrete Überlegungen zu Sortimenten und Betreiberkonzepten sind v. a. die folgenden Fragestellungen zu diskutieren: Sind die Verkaufsflächenansprüche und Mietbedingungen mit dem städtebaulichen Konzept vereinbar? Sind die Sortimente bzw. Nutzungen hinsichtlich der Einkaufsattraktivität, Spezialisierung, Zielgruppenansprache an dem Standort sinnvoll bzw. werden Konkurrenzen mit der Kernstadt vermieden? 73 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildung 12: Städtebauliches Konzept zum Steingauquartier Quelle: KLE Freie Architekten 74 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 2. 2.1 Fachmarktstandorte „Schöllkopfstraße“ und „Hegelstraße“ Entwicklungstrends im Fachmarktsektor In den vergangenen Jahren hat die Fachmarktbranche ein enormes Wachstum erfahren, das nach wie vor anhält. Die Mobilität, das hohe Preisbewusstsein sowie die Informiertheit der Bevölkerung führen dazu, dass Fachmarktangebote eine hohe Beliebtheit erfahren. Entsprechend dem Betriebskonzept können diese auf einer vergleichsweise großen Fläche, Waren zu günstigen Preisen anbieten, wobei die Selbstbedienung im Vordergrund steht. Rationalisierung (geringer Personalstock, rationelle Lagerhaltung etc.) und oftmals periphere Lagen, ebenso wie Systemzugehörigkeit (Filialisierung, Franchise) ermöglichen Einsparpotenziale, die über die Preise an die Kunden weiter gegeben werden können.1 Bei den projektierten Einzelhandelsnutzungen handelt es um Fachmärkte. Dieser Betriebstyp wird wie folgt definiert:2 „Der Fachmarkt ist ein meist großflächiger Einzelhandelsbetrieb, der ein breites und oft auch tiefes Sortiment aus einem Warenbereich (z. B. Bekleidungsfachmarkt, Schuhfachmarkt), einem Bedarfsbereich (z.B. Sportfachmarkt, Baufachmarkt) oder einem Zielgruppenbereich (z. B. Möbel- und Haushaltswarenfachmarkt für designorientierte Kunden) in übersichtlicher Warenpräsentation bei tendenziell niedrigem bis mittlerem Preisniveau anbietet. Der Standort ist i. d. R. autokundenorientiert entweder isoliert oder in gewachsenen und geplanten Zentren; bei einigen Sortimenten (z. B. Drogeriemarkt) werden überwiegend Innenstadtlagen gewählt. Je nach Sortiment sind mehr als in anderen Betriebsformen im Einzelhandel die Abnehmer auch gewerbliche Kunden (z. B. Handwerker beim Sanitär- und Fliesenfachmarkt und beim Installationsfachmarkt) oder Dienstleistungsbetriebe (z. B. Gaststätten beim Drogeriemarkt und beim Getränkefachmarkt). Die Verkaufsverfahren sind Selbstbedienung und Vorwahl, meist mit der Möglichkeit einer fachlichen und sortimentsspezifischen Kundenberatung.“ Ein Fachmarktzentrum ist eine Ansammlung von mittel- bis großflächigen Fachmarktoder fachmarkt-ähnlichen Geschäften (vermietbare Fläche zumindest 4.000 m²) aus verschiedenen Branchen des Nonfood-Einzelhandels. Im Gegensatz zu einer Fachmarkt- 1 vgl. BBE Handelswissen. 2 Quelle: Katalog E. Begriffsdefinitionen zu Handel und Distribution, 5. Ausgabe; Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln, 2006. 75 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. agglomeration wird ein Fachmarktzentrum von einem Betreiber verwaltet und vermarktet. Ein Fachmarktzentrum stellt somit eine Sonderform des Einkaufszentrums dar. Die Ansiedlung von Fachmärkten erfordert ein Mindestangebot an Flächenkapazitäten. Neben den flächenintensiven Formen wurde in jüngerer Vergangenheit z. T. auch Innenstadt-Konzepte entwickelt, die mit kleineren Verkaufsflächen an zentralen Standorten realisiert werden können.1 2.2 Standortdiskussion „Schöllkopfstraße“ und „Hegelstraße“ 2.2.1 Beschreibung der Standorte Die Potenzialfläche in der Schöllkopfstraße befindet sich östlich des Bahnhofs von Kirchheim u. T. Im Süden wird das Areal durch die Bahnlinie bzw. die Erschließungsflächen zum Bahnhof, im Westen durch die Humboldtstraße begrenzt. In nördlicher Richtung schließt die Schöllkopfstraße die Potenzialfläche ab. Mit der unmittelbaren Lage am Bahnhof kann das Areal als noch zentral gelegen eingestuft werden. Von der Einkaufsinnenstadt bzw. dem Nanz-Center ist das Areal mit einer Entfernung von ca. 900 m zu erreichen. Die Potenzialfläche liegt derzeit brach, einzig ein Betrieb für Motorboote befindet sich im westlichen Bereich der Fläche. Die Umgebungsnutzung ist durch das Bahnhofsumfeld im Süden und Osten, sowie Wohnnutzung in westlicher und nördlicher Richtung gekennzeichnet. Verkehrlich ist die Potenzialfläche gut angebunden. Die Schöllkopfstraße bindet die Lage an die übergeordneten Verkehrsachsen Hegelstraße im Osten und Steingaustraße bzw. Hindenburgstraße im Westen gelegen an. Der ÖPNV erschließt das Areal am Bahnhof sowie mit der Bushaltestelle „Badwiesen“. 1 vgl. BBE Handelswissen. 76 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Im Folgenden können als Standorteigenschaften festgehalten werden: Tabelle 12: Standorteigenschaften „Schöllkopfstraße“ Positive Standorteigenschaften Negative Standorteigenschaften + Lage in bestehender Struktur von Kirchheim − nicht als Einzelhandelsstandort etabliert + gute verkehrliche Erreichbarkeit und Anbindung an den öffentlichen Verkehr − Abriss der bestehenden Bebauung (Bootehersteller) erforderlich + unmittelbare Bahnhofsnähe + ebenes, ausreichend großes Areal mit guter Eignung für Bebauung GMA 2012 Der Standort Hegelstraße kann innerhalb des Einzelhandelsgefüges den dezentralen Lagen zugeordnet werden. Eine Anbindung an die Einkaufsinnenstadt besteht nicht. Der Gebietscharakter ist durch die umliegende Nutzung als Gewerbegebiet gekennzeichnet. In der Umgebung befinden sich u. a. Möbel König, BayWa, die Fa. Graupner (Modellbau), Reifenhändler, das Autohaus Grau, Dienstleistungsfirmen und Produktionsstandorte. Der Standort ist verkehrlich gut angebunden: Die Hegelstraße bindet das Areal nach Süden an die Autobahnauffahrt Kirchheim-West an, nach Norden erfolgt die Anbindung an die Stuttgarter Straße, welche Kirchheim in Ost-West-Richtung erschließt. Mit den Bushaltesstellen „Hegelstraße“ und „Lindorfer Weg“ ist das Gebiet an den ÖPNV angebunden. Tabelle 13: Standorteigenschaften „Hegelstraße“ Positive Standorteigenschaften Negative Standorteigenschaften + Lage in Gewerbegebiet − + gute verkehrliche Erreichbarkeit und Anbindung an den öffentlichen Verkehr fehlende Anbindung an die Einkaufsinnenstadt − keine fußläufige Erreichbarkeit + autokundenorientierte Einzelhandelsnutzung (Möbel König, BayWa) als Frequenzbringer vorhanden − eingeschränkte Flächenkapazitäten Verlagerungen und Umnutzungen zum Ausbau als Einzelhandelsstandort erforderlich; Abriss von Bestandsobjekten erforderliche GMA 2012 77 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 2.2.2 Vorhabenplanung Zum Zeitpunkt der Gutachtenerstellung bestehen noch keine konkreten Planungen zur Ansiedlung von Einzelhandelsnutzungen (Sortimenten) an den beschriebenen Standorten. Vielmehr soll im Rahmen des Einzelhandelskonzeptes die grundsätzliche Eignung der Potenzialflächen diskutiert und bewertet werden. Aufgrund der standörtlichen Lage kommen für die Potenzialflächen außerhalb des zentralen Versorgungsbereiches nur nicht-zentrenrelevante Sortimente in Frage. Diese sollten eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Kirchheimer Einzelhandels darstellen. Aus der Einzelhandelsanalyse können folgende nicht-zentrenrelevante Sortimente mit Entwicklungspotenzial abgeleitet werden, welche für die aufgeführten Standorte grundsätzlich denkbar sind: Tierfachmarkt Fachmarkt für Tapeten / Teppiche / Bodenbeläge Baumarkt Babyfachmarkt Im Folgenden wird die Wettbewerbssituation in den aufgeführten Sortimenten in Kirchheim u. T. beschrieben: Im Bereich Tiere / zoolog. Bedarf bestehen in Kirchheim u. T. derzeit vier Betriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von 755 m². Unter Berücksichtigung der prognostizierten Umsatzerwartungen bis 2020 kann ein Zusatzbedarf von etwa 700 m² Verkaufsfläche abgeleitet werden. Keine umfassenderen Angebote bestehen aktuell im Bereich der Tapeten / Teppiche / Bodenbeläge. Das Sortiment wird derzeit insbesondere im ToomBaumarkt bzw. mit speziellen Fachangeboten (z. B. Tapeten) z. T. abgedeckt; einen Fachmarkt dazu gibt es in Kirchheim noch nicht. Zur Weiterentwicklung des Einzelhandels in Kirchheim u. T. kann ein Fachmarkt für Tapeten / Teppiche / Bo- 78 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. denbeläge das Angebot sinnvoll erweitern. Dabei sind Verkaufsflächen von bis zu 1.500 m² denkbar. Zur Ergänzung des Bestandes im Baumarktbereich ist die Ansiedelung oder Erweiterung des Bestands zu empfehlen. Mit dem bestehenden Baumarkt und Baustoffmarkt wird im Kirchheim derzeit ein eher unterdurchschnittliches Angebot bereit gestellt. Die Ergänzung eines Baumarktes bzw. die Erweiterung (Verlagerung) des bestehenden Angebotes auf den Potenzialflächen ist dabei denkbar. Babyartikel werden in Kirchheim u. T. derzeit einzig in einem Fachgeschäft explizit angeboten. Hinzu kommen Babyartikel als Sortimentsbestandteile von Möbel König, C&A Kids und weiteren Spielwarengeschäften. Mit der Entwicklung des Fachmarktstandortes wird die Ansiedlung eines Babyfachmarktes empfohlen. Damit kann für Kirchheim u. T. eine Angebotslücke geschlossen und die Attraktivität des Mittelzentrums als Einkaufsstandort weiter gesteigert werden. Eine Verkaufsfläche von bis zu 1.200 m² wird dabei als sinnvoll erachtet. 2.2.3 Wirtschaftliche und städtebauliche Auswirkungen Durch die Ergänzung des Angebotes in Kirchheim u. T. wird zunächst grundsätzlich der Einzelhandelsstandort gestärkt. Die aufgeführten Sortimente stellen Bereiche dar, die bisher in Kirchheim u. T. unterdurchschnittlich bzw. nicht vertreten sind. Durch die Ansiedlung von ausschließlich nicht-zentrenrelevanten Sortimenten kann eine Schwächung des zentralen Versorgungsbereiches in seiner Funktionsfähigkeit ausgeschlossen werden. Insbesondere auch durch die differenzierte Betriebstypik (Fachgeschäft = Beratungsintensiv; oftmals höheres Qualitäts- und Preisniveau etc.) entstehen nur geringe Überschneidungen zu bestehenden Betrieben. Damit verbunden sind nur geringe wettbewerbliche Auswirkungen auf ausgewählte Betriebe zu erwarten (z. B. Toom-Baumarkt, Möbel König). 2.2.4 Hinweise und Empfehlungen Die aufgeführten Standorte eignen sich grundsätzlich zur Entwicklung als Fachmarktstandorte in Kirchheim. Da in Kirchheim bisher nur ein eingeschränktes Angebot an 79 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Fachmärkten vorhanden ist, ist die Entwicklung vor dem Hintergrund der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere mit den umliegenden Mittelzentren, ein wichtiges Ziel in der Entwicklung als Einzelhandelsstandort. Für die Ansiedelung von Fachmärkten an den aufgeführten Standorten sind insbesondere die folgenden Aspekte zu berücksichtigten: ausreichende Flächenverfügbarkeit (Verkaufsfläche, Lagerfläche, Erschließung) ausreichend Parkmöglichkeiten gute verkehrliche Erreichbarkeit (Pkw, ÖPNV) und Leistungsfähigkeit der Erschließungsstraßen Einsehbarkeit des Standortes 3. Lebensmitteldiscountmarkt am Standort „Tannenbergstraße“ 3.1 Aufgabenstellung und Rechtsrahmen Der Stadt Kirchheim liegt derzeit die Anfrage zur Errichtung eines Discounters mit 799 m² Verkaufsfläche, unterhalb der Grenze der Großflächigkeit (= ca. 800 m² VK), vor. Im Rahmen der Bewertung des Vorhabens soll beispielhaft zum einen die Verträglichkeit mit dem Einzelhandelskonzept von Kirchheim u. T. überprüft und zum anderen die möglichen Auswirkungen auf die Nahversorgung untersucht werden. Für das Gewerbegebiet Bohnau, in welchem der geplante Norma-Markt realisiert werden soll, besteht ein Bebauungsplan für den Planbereich 14.02 vom 22.05.1975, der eine Gewerbegebietsnutzung vorsieht. In den entsprechenden Textergänzungen werden insbesondere innenstadtrelevante Sortimente ausgeschlossen, dabei auch Nahrungs- und Genussmittel. 80 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. 3.2 Definition und Daten des Planobjektes „Norma-Discounter“ Ein Lebensmitteldiscounter ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer üblichen Verkaufsfläche von ca. 800 – 1.000 m², das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf umschlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood I-Sortiment1 sowie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot mit Schwerpunkt Nonfood II2 führt (z. B. Aldi und Lidl).3 Lebensmitteldiscounter bieten wechselnde Randsortimente, so genannte "Aktionsware", an, deren Artikel nicht kontinuierlich geführt werden. Bei der Aktionsware handelt es sich überwiegend um Angebote außerhalb des Lebensmittelbereichs. Hier kommen ganz unterschiedliche Artikel zum Verkauf, wobei ein gewisser Schwerpunkt bei Bekleidung, Haushaltswaren und Elektrowaren liegt. Letztlich ist die Artikelzusammensetzung jedoch äußerst heterogen. Für den geplante Norma-Markt ist eine Verkaufsfläche von 799 m² vorgesehen, damit unterliegt der Markt der allgemein anerkannten Grenze zur Großflächigkeit (gemäß Bundesverwaltungsgericht ca. 1.200 m² Geschossfläche bzw. 800 m² Verkaufsfläche). Neben der Verkaufsfläche wird das Projekt etwa 240 m² Lager- und Nebenflächen umfassen. Der Parkplatz wird von der Tannenbergstraße erschlossen und bietet Stellfläche für 48 Pkw sowie einen behindertengerechten Parkplatz. Die Anlieferung erfolgt ebenfalls über die Zufahrt zum Parkplatz und ist im östlichen Gebäudeteil angegliedert. 3.3 Standortbewertung Der Standort des geplanten Lebensmitteldiscounters befindet sich in der Tannenbergstraße im Gewerbegebiet Bohnau. Das derzeit brachliegende Grundstück umfasst etwa 4.100 m². Die quartiersbezogene Erschließung des Marktes erfolgt über die Tannenbergstraße, welche aus westlicher Richtung eine Erschließungsfunktion für das Gewerbegebiet übernimmt. Die Anbindung an höher geordnete Straßen erfolgt über die Einsteinstra- 1 2 3 Drogerieartikel, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung. Ge- und Verbrauchsgüter des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs wie Textilien, Schuhe, Gartenbedarf, Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw. Quelle: EHI, Handel aktuell 2009 / 2010, Köln 2010. 81 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. ße an die Stuttgarter Straße, sowie im weiteren westlichen Verlauf der Tannenbergstraße an die Dettinger Straße. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist grundsätzlich mit der Haltestelle „Bohnauhaus“ gegeben. Die Buslinie 165, welche die Haltestelle „Bohnauhaus“ bedient erschließt von Ohmden kommend den Stadtteil Jesingen und folgt über das Gewerbegebiet der Tannenbergstraße bis in die Stadtmitte, mit Anbindung an den Bahnhof. Eine Erreichbarkeit mit dem Bus aus dem südlich anschließenden Wohngebiet Aichelbergstraße ist nur mit einem Umstieg am Bahnhof möglich. Damit wird die tatsächliche Erreichbarkeit des Planstandortes mit dem öffentlichen Verkehr deutlich kritisch bewertet. Das Umfeld ist in nördlicher und östlicher Richtung durch gewerbliche Nutzungen charakterisiert. In südlicher bzw. westlicher Richtung schließt das Wohngebiet Aichelbergstraße an. Für den Standort können positive und negative Standorteigenschaften abgeleitet werden: Tabelle 14: Standorteigenschaften „Tannenbergstraße“ Positive Standorteigenschaften Negative Standorteigenschaften + verfügbares Grundstück mit ausreichend Größe − eingeschränkte verkehrliche Erreichbarkeit + angrenzendes Wohngebiet mit fehlender qualitativer Nahversorgung − nur eingeschränkte fußläufige Erreichbarkeit aus den Wohngebieten + hoher Anteil an Streukunden zu erwarten durch arbeitsplatzintensives Gewerbegebiet − eingeschränkte Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr aus dem südlichen Wohngebiet GMA 2012 3.4 Einzugsgebiet, Bevölkerung und Kaufkraft Das Einzugsgebiet wird im Wesentlichen von den bestehenden Lebensmitteldiscountmärkten begrenzt, welche als systemgleiche Wettbewerber über ein vergleichbares Angebot verfügen. In Kirchheim bestehen derzeit sechs Lebensmitteldiscountmärkte (2x Aldi, 2x Lidl, Penny, Norma), welche sich im Stadtgebiet, wie in Karte 10, dargestellt verteilen. Als unmittelbare Wettbewerber des geplanten Norma-Marktes können als nächstgelegene Lebensmittel- und Discountmärkte aufgezeigt werden: 82 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Lidl, Jesinger Straße Edeka, Öschweg Tebilg-Lebensmittelmarkt, Hülenbergstraße Aus den vorliegenden Rahmenbedingungen können die aufgeführten Folgerungen für die Ansiedelung des Norma-Marktes abgeleitet werden: Für die Ansiedlung eines Lebensmitteldiscounters mit ca. 799 m² VK ist i. d. R. ein Einzugsgebiet von min. 4.000 Einwohnern erforderlich. Die Kaufkraft im Einzugsgebiet berechnet sich aus den Pro-Kopf-Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel, dem Bevölkerungspotenzial sowie dem lokalen Kaufkraftkoeffizienten. Mit einer Verkaufsfläche von ca. 799 m² belaufen sich die Umsatzerwartungen für den Norma-Discountmarkt auf ca. 2,8 – 3,2 Mio. €. Entsprechend den standörtlichen Rahmenbedingungen können sog. Streuumsätze durch z. B. Berufspendler den Umsatz eines Marktes zusätzlich stärken. 3.5 Hinweise und Empfehlungen Mit der Ansiedlung des Lebensmitteldiscounters in der Tannenbergstraße wird die Versorgungssituation der Einwohner im Wohngebiet Aichelbergstraße sowie dem Wohngebiet zwischen Herrmann-Löns-Straße und B 297 nur geringfügig verbessert. Nur für einen kleinen Anteil der Bewohner verbessert sich die Versorgungssituation in fußläufiger Erreichbarkeit (vgl. Karte 10). Innerhalb des 500 m-Radius (Fahrrad-Erreichbarkeit) werden ausschließlich Bewohner im nördlichen Teil des Wohngebietes Aichelbergstraße erreicht. Insbesondere für den südlichen Teil des Wohngebietes zeigt sich die Erreichbarkeit ohne Pkw deutlich eingeschränkt. Die Busanbindung erfordert einen Umstieg am Bahnhof, um den geplanten Discountmarkt zu erreichen. Dabei bleibt kritisch zu hinterfragen, ob sodann nicht die Einkaufsangebote in der Innenstadt vorgezogen werden. 83 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Die Ansiedlung von Lebensmittelbetrieben in Kirchheim sollte vor dem Hintergrund der Sicherung der Nahversorgungssituation der Bevölkerung in den Stadtteilen erfolgen und hinsichtlich der demografischen Entwicklung eine möglichst fußläufige Erreichbarkeit zum Ziel haben. Vor diesem Hintergrund können für ausgewählte Standorte auch sog. Kleinflächenkonzepte (z. B. nah & gut) in Erwägung gezogen werden. Für weitere Standortdiskussionen sind insbesondere die folgenden Aspekte zu berücksichtigten: ausreichendes Einzugsgebiet bzw. Einwohnerpotenzial Flächenverfügbarkeit zur Realisierung von mind. 700 m² VK (Ausnahmen bilden Kleinflächenkonzepte, welche mit Verkaufsflächen ab ca. 150 m² auskommen) zzgl. Anlieferungsflächen, Parkplätze etc. Wettbewerbssituation durch weitere Lebensmittelanbieter gute verkehrliche Erreichbarkeit mit Pkw und ÖPNV fußläufige Erreichbarkeit aus Wohngebieten Beitrag zur Verbesserung / Sicherung der Versorgungssituation. 84 Karte 10: Nahversorgungssituation in Kirchheim u. T. mit geplantem Norma-Discountmarkt Legende: SB-Warenhaus Großer Supermarkt Supermarkt Discounter Radien der Erreichbarkeit der Lebensmittelmärkte: 300-m-Radius 500 m-Radius Radien der Erreichbarkeit des geplanten Marktes: 300-m-Radius 500 m-Radius Quelle: Kartengrundlage Stadt Kirchheim GMA-Bearbeitung 2012 85 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. X. Zusammenfassung Das Mittelzentrum Kirchheim u. T. umfasst ca. 39.800 Einwohner (2010). Bis 2005 zeigte sich in Kirchheim u. T. eine rückläufige Tendenz der Bevölkerungsentwicklung (- 13 %). Bis 2020 wird die Entwicklung stagnieren und so dann bis 2030 leicht rückläufig sein (- 2 %). Die Einwohner von Kirchheim u. T. verteilen sich auf die Kernstadt Kirchheims sowie die Stadtteile Jesingen, Ötlingen, Lindorf und Nabern. Die Kaufkraft in Kirchheim u. T. ist gegenüber dem Bundesdurchschnitt leicht überdurchschnittlich (109,6). Im Einzugsgebiet der Stadt Kirchheim u. T. ergibt sich eine Kaufkraft von ca. 837,3 Mio. €. Bis zum Jahr 2020 errechnet sich für das Marktgebiet bei leicht sinkender Einwohnerzahl ein Kaufkraftpotenzial i. H. v. 855,8 Mio. € (+ 2 %). Der Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. umfasst ca. 337 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von etwa 92.210 m². Dabei entfallen auf den Nahrungs- und Genussmittelbereich 111 Betriebe sowie 226 Betriebe auf den NichtlebensmittelBereich. Der Umsatz beläuft sich auf ca. 288,3 Mio. €. Der Einzelhandelsbestand ist geprägt durch v. a. kleinteilige Strukturen in der Einkaufsinnenstadt (Zentraler Versorgungsbereich). Der zentrale Versorgungsbereich umfasst etwa 67 % der Kirchheimer Einzelhandelsbetriebe mit ca. 48 % der Kirchheimer Verkaufsflächen. Diese Werten machen deutlich, dass in der Einkaufsinnenstadt v. a. Betriebe mit kleineren Verkaufsflächen bestehen, diese Standortlage aber einen Schwerpunkt im Einzelhandel darstellt. Ergänzend bestehen wenige großflächige Einzelhandelsangebote (ca. 6 %) in v. a. Nebenlagen. Die Auswertung von Kennziffern erlaubt den Vergleich der Stadt Kirchheim u. T. mit Städten ähnlicher Größenordnung. Dabei zeigt sich für Kirchheim u. T. mit 2.317 m² je Einwohner eine leicht unterdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung. Diese betrifft v. a. den Bereich der Nahrungs- und Genussmittel, aber auch Angebote im längerfristigen Bedarfsbereich (z. B. Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf). Der Arbeitsstättenbesatz hingegen ist insgesamt als leicht überdurchschnittlich zu bezeichnen. Die Nahversorgungssituation in Kirchheim u. T. zeigt sich überwiegend als gut. Insbesondere die Kernstadt, Ötlingen und Nabern können aus gut versorgt bewer86 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. tet werden. Defizite bestehen in Jesingen und dem Quartier Schafhof, wo keine Nahversorgungsangebote vorhanden und im näheren Umfeld erreichbar sind. Ebenso zeigen sich für das Wohngebiet Aichelbergstraße sowie die Bereiche südlich der Bahnlinie (Galgenberg, Nägelestal) kein Lebensmittelangebot. Neben umfassenden Lebensmittelangeboten können Kleinflächenkonzepte eine Alternative darstellen, um auch in einwohnerschwachen Quartieren bzw. in Nebenlagen Nahversorgungsangebote zu schaffen. Im Stadtteil Lindorf erfolgt die Nahversorgung aktuell einzig über den Lindorfer Laden. Aufgrund des begrenzten Bevölkerungspotenzials ist ein Ausbau der Nahversorgungssituation begrenzt. Entwicklungspotenziale ergeben sich für Kirchheim u. T. im Nahrungs- und Genussmittelbereich sowie im Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf. Ebenso zeigen die Bereiche zoologischer Bedarf und Sportbekleidung / -artikel Optionen für den Ausbau. Ergänzende Fachmarktangebote aus den Bereichen Babybedarf, Elektrowaren und Teppiche / Tapeten / Bodenbeläge können das Angebot in Kirchheim ausbauen. Das Standortkonzept sieht für Kirchheim u. T. einen zentralen Versorgungsbereich vor, der den Altstadtbereich sowie den Wollmarkt, die Max-Eyth-Straße / Stuttgarter Straße bis zur Steingaustraße, die Kolbstraße bis zum Bahnhof sowie den nördlichen Bereich der Dettinger Straße umfasst. Der zentrale Versorgungsbereich umfasst neben etwa 221 Einzelhandelsbetrieben auch mehr als 250 Komplementärnutzungen. Neben dem zentralen Versorgungsbereich sieht das Standortkonzept zwei Ergänzungsstandorte an der Schöllkopfstraße sowie dem Bereich um die Hegelstraße vor. Ergänzend wurde die Entwicklungsfläche des Steingauquartiers als „Sonderstandort“ ausgewiesen, für den innerhalb des durchmischten Wohnquartiers Handel unterhalb der Schwelle zur Großflächigkeit (d. h. < 800 m² VK) möglich sein soll. Das Sortimentskonzept stellt in Zusammenhang mit BauGB und BauNVO das planungsrechtliche Instrumentarium zur Steuerung der Standortentwicklung im Einzelhandel dar. In Anlehnung an das Zentrenkonzept 2004 wird die Fortführung der bestehenden Sortimentsliste mit kleineren Änderungen empfohlen. Auch vor dem Hintergrund der Entwicklung des Einzelhandels in Kirchheim u. T. seit 2004 zeigt sich die Kirchheimer Liste darüber hinaus nach wie vor aktuell und gut geeignet für die gezielte Entwicklung des Einzelhandels in Kirchheim u. T. Die Veränderungen betreffen das Sortiment Tiernahrung / zoologischer Bedarf, welches aufgrund feh87 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. lender Angebot im zentralen Versorgungsbereich sowie Flächenansprüchen, welche in der Innenstadt nicht erfüllt werden können, den nicht zentrenrelevanten Sortimenten zugeordnet werden. Zur stärkeren Spezifizierung wurden die Sortimente Sportgroßgeräte / Fahrräder sowie Baby- und Kleinkinderartikel als nichtzentrenrelevante Sortimente eingeführt. Diese Sortimente umfassen größere Warenangebote (Fitnessgeräte, Fahrräder, Kindermöbel etc.), die ein umfassenderes Flächenangebot erfordern. Weiterhin zentrenrelevant bleiben jedoch „kleine“ Sportartikel sowie Kinderbekleidung, -spielwaren etc. Die Diskussion der Einzelhandels- und Fachmarktstandorte hat die grundsätzliche Eignung der Gebiete aufgezeigt. Während am Steingauquartier mit Lage innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches zentrenrelevante Sortimente auch großflächig möglich sind, bleiben die Standorte Schöllkopfstraße und Hegelstraße als Ergänzungsstandorte einer Nutzung mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten vorbehalten. Alle Standorte sind verkehrlich gut angebunden und weisen eine gute Eignung zur Weiterentwicklung des Einzelhandels auf. Der Charakter der Standorte unterscheidet sich grundsätzlich. Während das innerstädtische Steingauquartier u. a. auch einer Wohnnutzung zugeführt werden soll und damit ein sensibler Umgang mit Einzelhandelsnutzung in Zusammenhang mit der Wohnnutzung aber auch hinsichtlich der städtebaulichen Umsetzung erfolgen sollte, stellt die Hegelstraße einen klassischen Gewerbegebietsstandort dar, der einen weniger sensible Umgang erfordert. Denkbare Sortimente für das Steingauquartier sind, in Ergänzung des innerstädtischen Bestandes, Lebensmittel, Haushaltswaren / Geschenke, Sport sowie die geplante Verlagerung des Küchenfachgeschäftes. Für die Ergänzungsstandorte bieten sich die Sortimente Tiere / zoolog. Bedarf, Tapeten / Teppich / Bodenbeläge sowie Babyartikel an. Für den Standort Tannenbergstraße bestehen Überlegungen zur Ansiedlung eines Lebensmitteldiscountmarktes. Der Standort ist insgesamt gut geeignet und erschließt mit dem nördlichen Bereiche der Aichelbergstraße sowie dem Wohngebiet am östlichen Rand der Kernstadt bisher weniger versorgte Areale. Bezogen auf die Versorgungssituation werden damit jedoch nicht die Einwohner des südlichen Aichelberg erreicht, was vorrangig das Ziel der Schaffung weitere Nahversorgungseinrichtungen sein sollte. Grundsätzlich sollte das Ziel verfolgt werden, mit der Ansiedlung weiterer Lebensmittelmärkte die Nahversorgungssituation in ausgewählten Bereichen der Stadt zu verbessern. Eine fußläufige Erreichbarkeit ist v. 88 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. a. im Zuge des demografischen Wandels ein wichtiges Ansiedlungskriterium. Aber auch die verkehrliche Erreichbarkeit (auch mit öffentlichen Verkehrsmittel), die Flächenverfügbarkeit sowie ein ausreichendes Einwohnerpotenzial im Einzugsgebiet stellen wichtige Überlegungen für Ansiedlungsvorhaben dar. 89 Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. KARTEN-, TABELLEN-, ABBILDUNGS- UND ÜBERSICHTSVERZEICHNIS Kartenverzeichnis Karte 1: Seite Lage der Stadt Kirchheim u. T. und zentralörtliche Struktur in der Region 16 Karte 2: Einzugsgebiet der Stadt Kirchheim u. T. und Konkurrenzstandorte 24 Karte 3: Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 2011 – Kernstadt 28 Karte 4: Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 2011 – Ötlingen und Lindorf 29 Karte 5: Einzelhandelsbestand in Kirchheim u. T. 2011 – Jesingen und Nabern 30 Karte 6: Zentrenkonzept Kirchheim u. T. 56 Karte 7: Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Innenstadt und des Sonderstandortes „Steingauquartier“ 58 Karte 8: Ergänzungsstandorte Schöllkopfstraße und Hegelstraße 61 Karte 9: Nahversorgungssituation in Kirchheim u. T. 67 Karte 10: Wettbewerbssituation des geplanten Norma-Marktes 85 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in Kirchheim u. T. 2000 – 2030 18 Tabelle 2: Bevölkerungspotenzial im Marktgebiet des Einzelhandels in Kirchheim u. T. 23 Tabelle 3: Kaufkraft im Marktgebiet des Kirchheimer Einzelhandels 2011 25 Tabelle 4: Einzelhandelsbestand nach Hauptwarengruppen in der Stadt Kirchheim u. T. 27 Tabelle 5: Ausstattungs- und Leistungskennziffern im interkommunalen Vergleich 34 Tabelle 6: Einzelhandelsbestand in Kirchheim nach Warengruppen 2004 / 2011 39 Tabelle 7: Wesentliche Änderungen im Einzelhandelsbestand 2004 / 2011 40 Tabelle 8: Prognose der einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Marktgebiet des Kirchheimer Einzelhandels 2020 42 Entwicklungsperspektiven nach Warengruppen in Kirchheim u. T. bis zum Jahr 2020 / 2025 47 Tabelle 10: Konkurrenzstandorte im Umland von Kirchheim u. T. 49 Tabelle 11: Standorteigenschaften „Steingauquartier“ 69 Tabelle 12: Standorteigenschaften „Schöllkopfstraße“ 77 Tabelle 13: Standorteigenschaften „Hegelstraße“ 77 Tabelle 14: Standorteigenschaften „Tannenbergstraße“ 82 Tabelle 9: Einzelhandelsentwicklungskonzeption Kirchheim u. T. Abbildungsverzeichnis Seite Abbildung 1: Entwicklung der Arbeitsstätten und Verkaufsflächen im Lebensmitteleinzelhandel 5 Abbildung 2: Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche 14 Abbildung 3: Altersstruktur der Bevölkerung in Kirchheim u. T. 18 Abbildung 4: Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2010 20 Abbildung 5: Warengruppen nach Standortlagen 32 Abbildung 6: Verkaufsflächenausstattung der Stadt Kirchheim u. T. nach Branchen 35 Abbildung 7: Zentralitätskennziffern in den Branchen 37 Abbildung 8: Zentralitätskennziffern im Vergleich mit anderen Mittelzentren 38 Abbildung 9: Markenbesatz in Kirchheim u. T. (Bekleidungssektor) 51 Abbildung 10: Markenbesatz in Kirchheim u. T. (sonstige Sortimente) 51 Abbildung 11: Die Säulen des Zentrenkonzeptes der Stadt Kirchheim u. T. 54 Abbildung 12: Städtebauliches Konzept zum Steingauquartier 74 Übersichtsverzeichnis Übersicht 1: Sortimentsliste Seite 64