Migration - Randstad
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Migration - Randstad
Ausgabe 28 | Februar 2012 Informationsservice zu Zeitarbeit und Arbeitsmarkt in Deutschland Migranten in der Zeitarbeit Gesetzliche Hürden verhindern Integration Neuerungen im AÜG Seit Januar 2012: Mindestlohn in der Zeitarbeit Das französische Zeitarbeitsmodell Prof. Michel Mattoug zu Gast in Eschborn Mit Qualifizierung raus aus der Demographiefalle Drittes Randstad Qualifizierungsforum in München Schwerpunkt: Migration Inhalt Politikbrief Nr. 28 Editorial 3 Schwerpunkt n Gesetzliche 4 Hürden verhindern die Integration von Migranten in der Zeitarbeit n Anerkennung ausländischer Qualifikationen vorantreiben Gesetze und Verordnungen n Neuerungen 10 im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz Fakten und Analysen 11 n Zeitarbeitskongress in Köln in Frankreich und Deutschland n Social Media als Rekrutierungskanal – bisher noch wenig genutzt n Zeitarbeit Randstad News 15 n Ist Qualifizierung ein Ausweg aus der Demographiefalle? n Deutscher Journalistenpreis 2011 n Randstad mediAcademy n Internationale CSR-Konferenz in Berlin n Buchempfehlung: Zukunft Zeitarbeit n IZA Discussion Paper zur Zeitarbeit Randstad Stiftung News n Randstad Impressum 2 19 Stiftung fördert Integration und Inklusion von Gehörlosen 20 Editorial Weiterentwicklung des deutschen Zeitarbeitsmodells Endlich ist es soweit: Seit 1. Januar diesen Jahres gibt es eine Lohnuntergrenze in der Zeitarbeit. Die Verordnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sieht Mindeststundenentgelte von 7,89 Euro im Westen und 7,01 Euro im Osten vor. Ab dem 1. November 2012 ist eine weitere Erhöhung vereinbart. Das ist ein Erfolg für die Zeitarbeitsbranche, die einen Mindestlohn seit Jahren gefordert hat. Dass es eine Lohnuntergrenze gibt, heißt allerdings nicht, dass alle Zeitarbeitnehmer zu diesem Lohn beschäftigt werden. Die Lohnuntergrenze erhalten lediglich Zeitarbeitnehmer, die als Hilfskräfte eingesetzt werden. Nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Jahr 2010 etwa 34 Prozent der Zeitarbeitnehmer als Hilfskräfte eingesetzt. In der Praxis erhalten aber selbst Hilfskräfte durch Zulagen mehr. Das heißt, dass Zeitarbeitnehmer in Deutschland mindestens nach der Lohnuntergrenze bezahlt werden müssen, in der Regel jedoch wesentlich mehr verdienen. Der Dauerbrenner Equal Pay wurde vom SPDVorsitzenden Sigmar Gabriel befeuert. Er forderte den Umbau der Zeitarbeit in Richtung des französischen Modells. Mit diesem verbindet die SPD Equal Pay ab dem ersten Tag und eine Flexibilitätsprämie von 10 Prozent als Zuschlag. Aber das ist nur ein Teil des Systems. Im Beitrag ‘Zeitarbeit in Frankreich und Deutschland’ wird das französische Modell beschrieben. Es wird klar: Es kann keine Alternative für Deutschland sein. Stattdessen muss das deutsche Zeitarbeitsmodell weiterentwickelt werden. Dazu sind die Tarif parteien von der Politik aufgefordert, in diesem Frühjahr eine tragfähige Lösung hinsichtlich einer Regelung zu Equal Pay vorzulegen. Wir sind optimistisch, dass es zeitnah zu einem vernünftigen und praktikablen Kompromiss zwischen den Tarifparteien kommt. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe befasst sich mit den in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund. Leider werden deutsche Zeitarbeitsunternehmen immer noch durch das Aufenthaltsgesetz diskriminiert. Somit wird die Integration von unzähligen Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt verhindert. Das muss sich dringend ändern. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine informative Lektüre! Heide Franken Geschäftsführerin 3 Schwerpunkt Gesetzliche Hürden verhindern die Integration von Migranten in der Zeitarbeit Die Politik hat die Migranten entdeckt. Eine Willkommenskultur soll entstehen, berufliche Abschlüsse sollen schneller anerkannt werden, der Einstieg für Nicht-EU-Ausländer soll erleichtert werden – alles richtige Schritte. Randstad tut schon seit Jahren das Richtige und stellt Migranten ein. Der Personaldienstleister würde noch mehr einstellen, wenn die Diskriminierung der Zeitarbeitgeber im Aufenthaltsgesetz endlich wegfiele. Die Debatte um den Fachkräftemangel hat es gezeigt: Deutschland braucht Migranten – ohne wenn und aber. Diese Erkenntnis findet sich in allen Studien rund um das Thema wieder. In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 20 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Die Definition ist weit gefasst (s. Kasten). Menschen mit Migrationshintergrund sind deutlich jünger als Menschen, die diesen nicht haben. Sie sind auch deutlich geringer qualifiziert – mit höheren Anteilen ohne Schul- und Berufsabschluss. Und die Arbeitslosenquote ist doppelt so hoch als bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Personen mit Migrationshintergrund (kurz Migranten) sind definiert als: “Alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.” Quelle: Statistisches Bundesamt Randstad stellt Migranten ein … Als größter Personaldienstleister in Deutschland stellt Randstad nach einer internen Auswertung ein Fünftel Migranten ein: Mindestens 22 Prozent der fast 60.000 Zeitarbeitnehmer bei Randstad haben zum Stichtag 30.09.2011 einen Migrationshintergrund; dazu wurden zu den ausländischen Mitarbeitern auch Deutsche gezählt, die außerhalb 4 Deutschlands geboren wurden (vgl. Kuchen diagramm). Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Untergrenze, denn es gibt – wie die Definition des Statistischen Bundesamtes belegt – auch Deutsche, die in Deutschland geboren wurden und dennoch Migranten sind. Bei Randstad erhalten diese Menschen eine Einstiegschance in den Arbeitsmarkt. Zeitarbeitnehmer bei Randstad 2011 Migranten: 22 % Deutsche: 78 % Quelle: Randstad, eigene Erhebung, November 2011 … und engagiert sich für Migranten Darüber hinaus engagiert sich Randstad für Personen mit Migrationshintergrund. So ist Randstad seit Juli 2008 Kooperationspartner des von der Bundesagentur für Arbeit (BA) und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales geför derten Projektes ‘Search inside!’. Im Oktober 2010 fand die erste Schulung zum betrieblichen Integrationsmentor in Augsburg statt. Hier waren zwölf Kolleginnen und Kollegen von Randstad vertreten, die jetzt als Multiplikatoren wirken. Der betriebliche Integrationsmentor bildet die Schnittstelle zwischen Personalverantwortlichen und Beschäftigten mit und ohne Migrationshintergrund. Der Integrationsmentor vermittelt aber auch zwischen den Beschäftigten. Zusammen mit der BA organisierte Randstad im Oktober letzten Jahres ein Netzwerktreffen zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen in ausgewählten Gesundheitsberufen in Augsburg (vgl. Artikel S. 8–9). Schwerpunkt Randstad Director Alexander Spermann beteiligte sich auf Einladung der Europaabgeordneten der Grünen, Judith Sargentini, an einem Workshop zur europäischen Arbeitsmigration im Rahmen der Green Summer University im September letzten Jahres an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Weiterhin bietet die Randstad Akademie kostenlos für Bewerber und Mitarbeiter Sprachkurse für Migranten als e-Learning an. Damit kann kein Aufenthaltstitel erteilt werden, der zur Ausübung einer Beschäftigung berechtigen würde. Auf deutsch: Obwohl es eine Stelle in der Zeitarbeit gibt, müssen Nicht-EU-Ausländer mit Verweis auf den fehlenden Aufenthaltstitel im schlimmsten Fall aus Deutschland ausgewiesen werden. Das ist heutzutage immer noch üblich. Das ist im Einzelfall dramatisch, wie Randstad aus der Praxis weiß. Gesetzliche Diskriminierung der Zeitarbeit … Dennoch werden Zeitarbeitgeber wie Randstad bis heute bei der Einstellung von Migranten dis kriminiert. Die rechtliche Hürde ist das Aufenthaltsgesetz, das bis heute eine nicht nachvollziehbare Hürde für die Einstellung von Zeitarbeitnehmern mit Migrationshintergrund aufstellt. Gegen diese rechtliche Diskriminierung ist Randstad seit Jahren aktiv (vgl. Politikbrief Dezember 2009). Auch der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) weist in einer aktuellen Pressemitteilung auf diesen Missstand hin. … verhindert Neueinstellung in der Zeitarbeit Richtig ist: Es war bis vor kurzem noch schlimmer. Im Mai 2011 aktualisierte die Bundesagentur für Arbeit ihre Dienstanweisung zum Aufenthaltsgesetz. Damit wird klargestellt, dass neu eingereiste hochqualifizierte Ausländer oder Ausländer, die als Führungskräfte in der Zeitarbeit tätig werden sollen, als Zeitarbeitnehmer beschäftigt werden können. In diesen Fällen bedarf es keiner Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit – diese Nicht-EU-Ausländer dürfen sofort in der Zeitarbeit tätig werden. Das ist eine kleine Verbesserung – mehr nicht. Um was geht es genau? Damit Nicht-EU-Ausländer in Deutschland arbeiten dürfen, benötigen sie einen Aufenthaltstitel. Ein Aufenthaltstitel enthält eine Arbeitsgenehmigung – er wird nur mit Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erteilt. Ihre Zustimmung macht die BA von einer so genannten Vorrangprüfung abhängig. Konkret wird geprüft, ob die Beschäftigung eines Nicht-EUAusländers keine nachteiligen Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt hat. Im Klartext geht sie der Frage nach: Gibt es Deutsche oder rechtlich gleichgestellte Ausländer, die den Job machen könnten? Wenn nicht, dann erteilt die Bundesagentur ihre Zustimmung, der Aufenthaltstitel wird gewährt: Nicht-EU-Ausländer dürfen dann in Deutschland arbeiten. Dieses Verfahren gilt für alle Arbeitgeber – außer Zeitarbeitsunternehmen. Die Bundesagentur für Arbeit muss nach dem Aufenthaltsgesetz ihre Zustimmung versagen, wenn Nicht-EU-Ausländer als Zeitarbeitnehmer tätig werden wollen (§ 40 Abs. 1 Nr. 2 AufenthG). Es ist völlig klar und durch viele Praxisbeispiele belegt: Würde diese ungerechtfertigte Restriktion im Aufenthaltsgesetz beseitigt, würden also Zeitarbeitgeber behandelt wie alle anderen Arbeitgeber, könnten mehr ausländische Fachkräfte beschäftigt werden, was den Fachkräftemangel verringern würde. Wichtige Schritte in Richtung Willkommenskultur Insgesamt ist Deutschland bei der allmählichen Entwicklung einer ‘Willkommenskultur’ nach Jahren des Stillstands auf der richtigen Spur. Beispiel 1: Anerkennung ausländischer Abschlüsse Mit dem im November verabschiedeten Gesetz zur Anerkennung ausländischer Berufs- und Studienabschlüsse entsteht ab 1. April dieses Jahres ein Rechtsanspruch auf Prüfung der erworbenen Qualifikation. Innerhalb von drei Monaten wird in einem bundeseinheitlichen Verfahren Klarheit über die Anerkennung hergestellt (s. Kasten). Das ist ein 5 Schwerpunkt wesentlicher Fortschritt gegenüber dem bisherigen Verfahren – zumindest dann, wenn die zu erwartenden Umsetzungsprobleme behoben sind. Nach Schätzungen des Bildungsministeriums leben fast 300.000 Nicht-EU-Ausländer in Deutschland, die wegen Nichtanerkennung ihrer Abschlüsse unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten. Neuerungen durch das Gesetz zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse: n Rechtsanspruch auf ein Bewertungsverfahren nun auch für 350 nicht reglementierte Berufe (u. a. kaufmännische Berufe) n Gesetz gilt nur für Hochschulabschlüsse, die zu reglementierten Berufen hinführen (u. a. Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte) n Abkoppelung des Gesetzes von der Staatsangehörigkeit und Herkunft n Inhalt und Qualität der Berufsqualifikationen sind zukünftig ausschlaggebend n Anerkennungsstellen: IHK, HWK vor Ort und Länderbehörden n Informationssystem der Zentralstelle für aus ländisches Bildungswesen: www.anabin.de n Regionale Anlaufstellen: www.netzwerk-iq.de n Innerhalb von drei Monaten soll eine Entscheidung getroffen sein (die Dreimonatsfrist gilt jedoch nicht im ersten Jahr nach der Verkündung des Gesetzes) Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung Beispiel 2: Die Blue Card Regelung Im Dezember letzten Jahres billigte das Kabinett den Gesetzentwurf für die so genannte Blue Card – einen Aufenthaltstitel für Hochqualifizierte außerhalb der EU. Danach können Nicht-EUAusländer mit Hochschulabschluss und mindestens 44.000 Euro Jahresgehalt eine auf zwei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten; die Gehaltsschwelle für Mangelberufe (z. B. Ärzte und Ingenieure) wurde sogar auf 33.000 Euro gesenkt. Damit werden die Schwellen für das 6 Mindestgehalt gesenkt, das Nicht-EU-Ausländer erzielen müssen, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Für diese Bewerber entfällt die so genannte Vorrangprüfung der Bundesagentur für Arbeit – es muss also nicht mehr sichergestellt werden, dass kein geeigneter EU-Bewerber zur Verfügung steht. Beispiel 3: Fachkräfte und Zuwanderung Die partei- und verbandsübergreifende ‘Konsensgruppe Fachkräftebedarf und Zuwanderung’ unter Leitung von Peter Struck (SPD) und Armin Laschet (CDU) empfahl im November letzten Jahres eine neue Steuerung der Zuwanderung, um den Fachkräftemangel zu mindern. Danach sollen künftig im Jahr 30.000 Ausländer aus Nicht-EU-Staaten nach Deutschland kommen können, auch wenn sie noch keinen Arbeitsplatz haben. Der Vorschlag eines Einwanderungskontingents ist ein neuer, längst überfälliger Ton in der deutschen Zuwanderungspolitik. Bisher sind Vorschläge der Wissenschaft nach einer Steuerung der Zuwanderung, z. B. über ein Punktesystem, stets auf Ablehnung gestoßen (vgl. Hinte/Rinne/Zimmermann 2011, IZA Research Report Nr. 35). Bundesagentur für Arbeit engagiert sich verstärkt Auch die Bundesagentur für Arbeit hat sich verstärkt des Themas angenommen. Zu Beginn des letzten Jahres wurde eine Koordinierungsstelle Migration in der Zentrale der BA eingerichtet, die Friedrich Scheerer leitet. Er verweist auf eine Vielzahl von Initiativen der BA zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Migrationshintergrund, von denen exemplarisch einige aufgeführt werden: Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber steht ein so genannter Migration-Check zur Verfügung (s. Kasten). Der Zugang zur JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit ist in sechs Sprachen möglich. Außerdem hat sich JOBAKTIV zu einem innovativen Messe- und Veranstaltungsformat etabliert, das Arbeitgeber und Migranten zusammenführt. Im Integrationsbeirat, der die Bundesregierung berät, Schwerpunkt ist die BA mit ihrem Vorstandsmitglied Heinrich Alt und den beiden alternierenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates Peter Clever und Annelie Buntenbach vertreten. Die Bundesagentur für Arbeit ist weiterhin am Dialogprozess zur Erarbeitung eines Aktionsplans beteiligt, der die Umsetzung des Nationalen Integrationsplans zum Ziel hat. Migration-Check Die Bundesagentur für Arbeit bietet über ihre Homepage einen Migration-Check für einwanderungswillige Arbeitskräfte und für Unternehmen an, die ausländische Bewerber einstellen wollen. Mit sechs Klicks ist zu erfahren, ob es im jeweiligen Fall möglich ist, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen n für Arbeitnehmer: www.arbeitsagentur.de/ migration-check-arbeitnehmer n für Arbeitgeber: www.arbeitsagentur.de/ migration-check-arbeitgeber Quelle: Bundesagentur für Arbeit Integrationshemmnis oder Sprungbrett Zeitarbeit? Die Integrationsleistung der Zeitarbeit wird in einer aktuellen Studie von Sandra Siebenhüter von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Auftrag der gewerkschaftsnahen Otto Brenner Stiftung in Frage gestellt. Dazu wurden 31 qualitative Interviews mit (ehemaligen) Zeitarbeitnehmern mit Migrationshintergrund geführt, die in der Metall- und Elektroindustrie und der Druckindustrie sowie im Reinigungsgewerbe eingesetzt wurden. Weiterhin wurden Interviews mit 23 Betriebsräten, 16 Arbeitgebern und 36 sonstigen Experten (Gewerkschaftsvertreter, Integrationsberater, Arbeitsvermittler, Arbeitsrichter, Wissenschaftler, Journalisten, Ärzte, Pfarrer usw.) geführt. Die Studie erregte öffentliches Aufsehen im Fernsehen und in den Printmedien. Die Autorin kommt zusammenfassend zu dem Schluss, dass Zeitarbeit “für Menschen mit Migrationshintergrund noch stärker als für Einheimische außerordentlich negative wirtschaftliche, soziale und auch politische Folgen nach sich zieht” (Siebenhüter 2011, S. 3). Deshalb müsse Zeitarbeit wieder in dem Maße reguliert werden, wie es vor den Hartz-Reformen der Fall war. Es ist gewagt, von der Analyse von 31 Einzelfällen auf die Zustände in der Branche mit weit über hunderttausend Zeitarbeitnehmern mit Migrationshintergrund zu schließen. Zweifellos ist es kein Problem, ein arbeitgeberfreundliches Institut zu beauftragen, 31 Interviews mit zufriedenen Migranten zu führen – und diese mit Interviews mit Arbeitge bervertretern und branchenfreundlichen Experten zu ergänzen. Nur was bringt das? Noch mehr anekdotische Evidenz – mehr nicht. Eine methodisch seriöse Studie zu Zeitarbeitnehmern mit Migrationshintergrund gibt es für Deutschland (noch) nicht – für Dänemark liegt sie jedoch vor. Die Kernaussage: Für Migranten in Dänemark, insbesondere für Frauen, wirkt Zeitarbeit als Sprungbrett in Beschäftigung (vgl. Jahn/ Rosholm: In Dänemark ist Zeitarbeit ein Sprungbrett in Beschäftigung, IAB-Kurzbericht Nr.1/2011, S. 6/7). Nichts spricht dagegen, eine methodisch anspruchsvolle und ergebnisoffene Studie für Deutschland auf den Weg zu bringen. Mit der Siebenhüter-Studie ist die Frage, ob Zeitarbeit ein Integrationshemmnis darstellt, jedenfalls nicht beantwortet. Migranten mildern Fachkräftemangel Die Entwicklungen des Jahres 2011 machen Mut, dass Deutschland mit einer Willkommenskultur für Migranten endlich ernst macht. Allerdings hat die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für acht mittel- und osteuropäische EU-Staaten seit Mai 2011 lediglich eine moderate Zuwanderung von 65.300 Personen zwischen Januar und September 2011 gebracht (vgl. Baas et al. 2011, IAB-Kurzbericht Nr. 24/2011). Schließlich fordert Randstad die Politik auf, endlich mit der nicht mehr zeitgemäßen Diskriminierung der Zeitarbeitgeber bei der Einstellung von NichtEU-Ausländern Schluss zu machen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wird jede Hand und jeder Kopf benötigt – unabhängig vom Migrationshintergrund. n 7 Schwerpunkt Anerkennung ausländischer Qualifikationen vorantreiben Auf der einen Seite fehlen gut ausgebildete Fachkräfte im Gesundheitssektor, auf der anderen gibt es in Deutschland zahlreiche qualifizierte Einwanderer, deren Abschlüsse nicht anerkannt werden. Eine bedenkliche Situation. Auf einer Fachtagung im Oktober 2011 in Augsburg wurden deshalb vielfältige Lösungsansätze von den Beteiligten entwickelt. von Randstad, verschiedene Lösungsansätze, u. a. die Gewinnung von Neu- und Quereinsteigern sowie die Nutzung von Potenzialen qualifizierter Migranten, die sich durch Zuwanderung und Anerkennung von Pflegekräften aus dem Ausland ergeben. “Von den etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland mit ausländischem Berufsabschluss haben ca. 27.000 Migranten einen Abschluss in einem Gesundheitsberuf”, sagte Roland Fürst, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Augsburg, bei der gemeinsam mit Randstad organisierten Veranstaltung im Oktober vergangenen Jahres. “Der Anteil der Augsburger Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist mit 40 Prozent fast doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt”, beschrieb Reinhold Demel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, die Situation vor Ort. Hingegen sei die Zahl der Zugewanderten, die in ihrem im Ausland erlernten Beruf arbeiten, mit nur knapp 16 Prozent bedenklich gering. Die Mehrheit von ihnen arbeite unter ihrem Qualifikationsniveau und gelte als ungelernt, gab Demel zu bedenken. Die Gesundheitsbranche ist nach wie vor ein Wachstumsmotor. 2009 waren etwa 4,7 Millionen Beschäftigte in diesem Sektor tätig, das ist vergleichbar mit der Automobilindustrie. Im Jahr 2030 soll sogar jeder Fünfte in der Gesundheitswirtschaft tätig sein. Bis zu 502.000 Personen sollen bis dahin in den Ruhestand gehen. Damit wird ein gewaltiger Ersatzbedarf prognostiziert, der die Personal lücke durch die alternde Gesellschaft und dem damit verbundenen Anstieg der Pflegebedürftigen noch verdoppeln wird. Denn 2030 werden 3,36 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland erwartet. Um dem Mangel in Gesundheitsberufen entgegenzuwirken, sieht Frank Eggert, Manager Medical 8 Die Verbesserung des Wiedereinstiegs in den Pflegeberuf sei aufgrund des hohen Frauenanteils von 80 Prozent bei den nichtärztlichen Berufsgruppen besonders wichtig. Viele Mütter kehren erst sehr spät oder gar nicht mehr in ihren vorherigen Pflegeberuf zurück. “Randstad macht auf die Wiedereinstiegsmöglichkeiten aufmerksam und kann den Pflegekräften aufgrund des vielfältigen Kundennetzwerkes Tätigkeiten in unterschiedlichen Einrichtungen anbieten”, hob Eggert in seiner Rede hervor. “Außerdem wird aktuell in Kooperation mit der Randstad Akademie ein Qualifizierungsprogramm für pflegeaffine Menschen pilotiert, das zumindest lokal einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten kann.” Weiterhin könne die Verlagerung von patientenfernen Tätigkeiten bei den Pflegekräften mehr Kapazitäten für ihre dringend benötigte Arbeit schaffen. Gleichzeitig könnten neue Berufsgruppen, wie z. B. Versorgungsassistenten oder StationsServicekräfte, die man zielgerichtet qualifiziert, in den Arbeitsmarkt integriert werden. Schwerpunkt Dabei kann das neu errichtete ‘BQ-Portal’ unterstützen, eine Informationsplattform über ausländische Berufsqualifikationen für zuständige Stellen, Arbeitgeber, Beratungsstellen sowie Migranten. Man findet dort detaillierte Informationen über ausländische Berufsbildungssysteme, Aus- und Fortbildungslehrgänge und erhält praktische Orientierung für die Bewertungsvorgänge. Das Portal – ein Gemeinschaftsprojekt von IFOK Berlin, einem international tätigen Beratungsunternehmen und dem Institut für Wirtschaft Köln – wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Die Seiten im Internet unter www.bq-portal.de werden in den nächsten Monaten weiter mit Inhalten angereichert werden. Frank Eggert, Manager Medical bei Randstad, bei der Zusammenfassung der Workshop-Ergebnisse In drei unterschiedlichen Workshops wurden erfolgversprechende Ansatzpunkte und Forderungen identifiziert. So sollen u. a. Vorstellungsgespräche im Ausland geführt werden und die Stellenangebote in deutscher Sprache über das europäische Portal zur beruflichen Mobilität, EURES (European Employment Services), genutzt werden. Eine Investition in die jeweilige Infrastruktur ist dafür notwendig. Außerdem wurde ein Willkommenspaket vorgeschlagen, das Sprachkurse, berufliche Weiterbildung, Beratung und Unterstützung auch bei der Wohnungssuche beinhalten könnte, um den Bewerbern eine langfristige Perspektive zu schaffen. Auch sollten die Beratungsstellen für ausländische Bewerber besser ausgestattet werden. Wichtig sei außerdem, den richtigen Referenzberuf auszuwählen, berufsvorbereitende Qualifizierung anzubieten und erworbene Kompetenzen anzuerkennen und zu dokumentieren. Weiterhin sollten Informationsstrukturen und das Know-how bei den Beratern über den Anerkennungsprozess auf- und ausgebaut werden, landesspezifische und interkulturelle Unterschiede beachtet und Unternehmen mit eingebunden werden. Eva Krotwaart, verantwortlicher Projectmanager von Randstad, zog am Ende des Tages Bilanz: “Wir sind davon überzeugt, dass wir – als Unternehmen – auch zukünftig mittelfristig viele Herausforderungen gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und der Politik lösen können und müssen.” Eva Krotwaart, Projectmanager bei Randstad, zieht ein positives Resümee Mehr als 70 Gäste, darunter Vertreter aus Kunden unternehmen der Gesundheitsbranche, der Bundesagentur für Arbeit, des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Bildungsträgern sowie von Randstad beteiligten sich aktiv am Geschehen im Haus der Agentur für Arbeit in Augsburg. n 9 Gesetze und Verordnungen Neuerungen im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz Durch die im Bundeskabinett beschlossenen Mindestlöhne gibt es seit Januar 2012 auch im Bereich der Zeitarbeit eine verbindliche Lohnuntergrenze. Weitere Änderungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) resultieren aus der notwendigen Umsetzung der EU-Zeitarbeitsrichtlinie in die nationale Gesetzgebung. Zeitarbeitnehmer haben nach §13 b AÜG Anspruch auf den Zugang zu den Gemeinschaftseinrichtungen oder -diensten im Kundenbetrieb – in gleicher Weise und unter den gleichen Voraussetzungen wie ihre festangestellten Kollegen. Darunter fallen u. a. Kinderbetreuungseinrichtungen, Gemeinschaftsverpflegung und Beförderungsmittel. Mitte Dezember hat das Bundeskabinett eine Rechtsverordnung zur Einführung eines flächen deckenden Mindestlohnes für die Zeitarbeit verabschiedet. Damit erhalten Zeitarbeitnehmer seit Januar pro Stunde mindestens 7,01 Euro im Osten und 7,89 Euro im Westen. Verstöße gegen §13 a oder §13 b AÜG werden mit einer Geldbuße in Höhe von bis zu 2.500 Euro geahndet. Mit der Umsetzung der Zeitarbeitsrichtlinie in nationales Recht wurde der Anwendungsbereich des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG), der bisher nur auf die gewerbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung beschränkt war, auf Beschäftigungen ‘im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit’ erweitert. Damit benötigen auch konzerninterne Personalserviceagenturen eine Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung. Die Kundenunternehmen sind zukünftig verpflichtet, Beginn, Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit des eingesetzten Zeitarbeitnehmers aufzuzeichnen und diese Dokumentationen mindestens zwei Jahre lang aufzubewahren. Bei Nichteinhaltung droht eine Geldbuße in Höhe von 30.000 Euro. Zudem ist das Kundenunternehmen gemäß §13 a AÜG dazu verpflichtet, über freie Arbeitsplätze im Unternehmen zu informieren. Die Information muss durch allgemeine Bekanntgabe erfolgen, so dass diese auch Zeitarbeitnehmern zugänglich ist. Dies könnte z. B. über ein schwarzes Brett geschehen. 10 Bereits seit Mai vergangenen Jahres verhindert die so genannte ‘Drehtürklausel’ eine Überlassung von Mitarbeitern zu schlechteren Arbeitsbedingungen an das Kundenunternehmen, in dem sie innerhalb der letzten sechs Monate gearbeitet haben. Für Mitarbeiter, die aus einem Konzern ausscheiden und als Zeitarbeitnehmer innerhalb dieser sechs Monate in dem gleichen Konzern wieder im Einsatz sind, gilt der Grundsatz ‘Equal Pay’ und ‘Equal Treatment’. Eine weitere Änderung betrifft die Arbeitnehmerüberlassung im Werkverkehr: Seit dem 26.11.2011 dürfen Zeitarbeiter ohne Einschränkungen als Fahrer im Werkverkehr eingesetzt werden. Bisher war das nur im Rahmen einer Krankheitsvertretung für die Dauer von maximal vier Wochen erlaubt. n Fakten und Analysen Zeitarbeitskongress in Köln Unter dem Motto ‘Zeitarbeit 2011 – Wachstum ohne Grenzen?’ trafen sich im November 2011 Vertreter der Personaldienstleistungsbranche zu ihrem alljährlichen Gedankenaustausch in Köln. Dabei wurde die Diskussion immer wieder über lagert von dem Thema, das die Branche derzeit am meisten beschäftigt: Equal Pay. In Anlehnung an das Motto des Kongresses setzte sich Dr. Thomas Hardwig, Inhaber der THR consult, mit den Wachstumsperspektiven der Branche auseinander. Demnach gäbe es drei Faktoren, die für Wachstum entscheidend seien: die Kompetenz der Mitarbeiter, eine überzeugende Geschäftsstrategie und eine starke Führung. Weitgehende Einigkeit herrschte darüber, dass es bei der Frage von ‘Gleichem Lohn für gleiche Arbeit’ keine einfache Lösung geben könne. Denn wo liege der Bezugspunkt zu Equal Pay? Ab welcher Einsatzdauer mache Equal Pay erst Sinn? Diese und andere Fragen gelte es im Zusammenhang mit einer gleichen Bezahlung von Zeitarbeitnehmern und Stammmitarbeitern zu klären. Eine der zentralen Botschaften des von dem deutsch-französischen Zeitarbeitsexperten Prof. Michel Mattoug moderierten Treffens lautete, dass die Branche zu mehr Selbstbewusstsein kommen müsse. Sascha J. Flemnitz vom Institut für Soziologie der Universität Münster forderte vor dem Hintergrund des durch Teile der Medien verbreiteten schlechten Images der Zeitarbeit die Definition eines klaren Leitbildes. Dieses müsse den Soll-Zustand der Branche beschreiben. Außerdem müsse die Zeitarbeit durch verstärkte Kooperation mit wissenschaftlicher Forschung für eine bessere Sachkenntnis in der Öffentlichkeit sorgen. Weniger Werbung und mehr Aufklärung in eigener Sache seien gefragt. In einem von dem Hamburger Bildungsträger date up moderierten Workshop wurde mit dem Thema ‘Qualifizierung und Weiterbildung’ ein weiterer Wachstumstreiber für die Branche identifiziert. In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels komme dem Qualifikationsstand der Zeitarbeitnehmer immer mehr Bedeutung zu, weshalb die Investitionen der Personaldienstleistungsunternehmen in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter weiter steigen würden. Die Bedeutung der Zeitarbeit für ein mittelständisches Unternehmen schilderte Jürgen B. Weiss, Geschäftsführer eines kunststoffverarbeitenden Betriebs aus Bayern. Anhand von Mitarbeiterzahlen aus den letzten Jahren machte er deutlich, wie sehr ihm die Zeitarbeit durch die Krise geholfen habe. Auch heute brauche er die Zeitarbeit als Flexibilitätspuffer. Im Übrigen nutze er sie in Zeiten stabiler Auftragslage auch als ein Instrument zur Rekrutierung eigener Mitarbeiter. Einer der Höhepunkte des Treffens war die Rede des stellvertretenden IG Metall-Vorsitzenden Detlef Wetzel. Er machte deutlich, dass es den Gewerkschaften um einen Zugriff auf alle Facetten von Beschäftigung in den Betrieben gehe, nicht nur auf die Zeitarbeit. Man wolle die Wertschöpfungskette insgesamt betrachten. Mit Blick auf Equal Pay sei die IG Metall zu einer tarifvertraglichen Lösung bereit, doch warte man nach wie vor auf einen klaren Vorschlag von Seiten der Verbände. n 11 Fakten und Analysen Zeitarbeit in Frankreich und Deutschland In Frankreich ist zwar der Grundsatz der gleichen Entlohnung von Zeit- und Stammarbeitnehmern gängige Praxis, aber aufgrund des Synchronisa tionsgebotes sind die Zeitarbeiter auch nur für die Dauer des Einsatzes beschäftigt. Dies wird hierzulande in der politischen Debatte um Equal Pay häufig vergessen. Professor Michel Mattoug – Experte für den französischen Zeitarbeitsmarkt – stellte während des Public Affairs Seminars bei Randstad die Zeitarbeitsbranche in Frankreich vor. Die Penetrationsrate – d. h. der Anteil der Zeit arbeitnehmer an den Erwerbstätigen insgesamt – liegt laut Ciett in Frankreich bei ca. 1,7 Prozent (2009) und ist damit ähnlich gering wie in Deutschland (1,6 Prozent in 2009). Dabei handelt es sich um zwei grundverschiedene Modelle: Während französische Zeitarbeitsunternehmen gemäß des Synchronisationsgebotes ihre Mitarbeiter nur für die Dauer des jeweiligen Einsatzes beschäftigen dürfen (maximale Einsatzdauer: 18 Monate), ist in Deutschland die Dauer des Arbeitsvertrages nicht zwangsläufig an die Einsatzdauer gebunden. Im Gegenteil: Während in Deutschland die überwiegende Zahl der in der Zeitarbeit Beschäftigten unbefristet eingestellt ist, sind unbefristete Zeitarbeitsverträge in Frankreich gar nicht erlaubt. Die Zeitarbeitnehmer werden nach Beendigung ihres Einsatzes entweder wieder arbeitslos oder müssen einen neuen Arbeitsvertrag abschließen. Die in der deutschen Debatte um Equal Pay immer wieder zitierte Prekaritätsprämie in Höhe von zehn Prozent erhalten die Zeitarbeitnehmer in Frankreich nicht aufgrund der Tatsache, dass sie in der Zeitarbeit beschäftigt sind, sondern wegen der Befristung. Alle in Frankreich befristet beschäftigten Arbeitnehmer erhalten diese Prämie. Gerade bei Neueinstellungen liegt die Befristungsquote mit 80 Prozent sehr hoch. Nach Meinung von Mattoug hängt dies nicht zuletzt mit dem eher strengen Kündigungsschutz in Frankreich zusammen. Dieser führe dazu, dass viele Unternehmen häufiger befristete Arbeitsverhältnisse anböten. 12 Zusätzlich zu der Prekaritätsprämie erhält der Zeitarbeitnehmer in Frankreich einen Ausgleich für Urlaubsansprüche, der im Monat zwei Tage ausmacht und damit den Lohn um weitere zehn Prozent erhöht. Die Entlohnung der Zeitarbeitnehmer in Frankreich orientiert sich grundsätzlich an der der Stammbeschäftigten. Für die Richtigkeit der Angaben haftet das Kundenunternehmen, das den Einsatz von Zeitarbeit auch stets sachlich begründen muss. Als sachliche Gründe gelten z. B. Ausfälle wegen Krankheit oder Urlaub bzw. kurzfristige Auftragsspitzen. Die Folge dieser starken Reglementierung der Zeitarbeitsbranche in Frankreich ist, dass die durchschnittliche Einsatzdauer – und damit auch die durchschnittliche Dauer des Arbeitsvertrages – gerade mal 1,7 Wochen beträgt. Die deutschen Zahlen können nicht unmittelbar zum Vergleich herangezogen werden, da nur die Betriebszuge hörigkeit im Zeitarbeitsunternehmen erfasst wird – nicht die Verweildauer in den Einsätzen. Trotz der hohen Beschäftigungsinstabilität, die das französische Zeitarbeitsmodell kennzeichnet, genießt die Zeitarbeit in Frankreich einen guten Ruf. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes ‘Observatoire des Métiers et de l´Emploi’ zufolge, bei der die Einstellung zur Zeitarbeit untersucht wurde, möchten 35 Prozent der befragten Fakten und Analysen Zeitarbeitnehmer weiterhin in der Arbeitnehmer überlassung tätig sein. Die Mehrheit, 91 Prozent, möchte berufliche Erfahrungen sammeln, 87 Prozent sich beruflich qualifizieren. Ähnlich vielen ist es wichtig, überhaupt einen Arbeitsplatz zu finden oder verschiedene Berufe kennenzulernen. In Frankreich gibt es seit 1971 einen Weiterbildungs fonds. Die Personaldienstleister müssen 2,15 Prozent ihrer Lohnsumme in diesen Fonds einzahlen, der für die Finanzierung von Qualifizierungsmaß nahmen genutzt wird. Nach Angaben von Ciett nahmen im Jahr 2007 etwa zwölf Prozent aller Zeitarbeitnehmer in Frankreich an Weiter bildungen teil. Zudem zahlen alle französischen Unternehmen etwa 0,12 Prozent der ausbezahlten Lohnsumme in einen Sozialfonds ein. Nach einer Branchenzugehörigkeit von mindestens sechs Monaten hat laut Mattoug jeder Zeitarbeitnehmer Anspruch auf eine Leistung aus diesem Topf. Vergeben werden u. a. Darlehen zum Wohnungsbau, Verbraucherkredite, Subventionen von 500 Euro zum Erwerb der Fahrerlaubnis oder einer Zusatzversicherung. Darüber hinaus scheint der französische Arbeitnehmer dem Wechsel und der Veränderung etwas offener gegenüberzustehen als der deutsche. Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach hat ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Deutschen am liebsten das ganze Arbeitsleben bei dem gleichen Arbeitgeber bleiben würden. Genau dieser Einstellung trägt das deutsche Zeitarbeitsmodell mit seiner prinzipiellen Möglichkeit unbefristeter Beschäftigung auch Rechnung. Dr. Christoph Kahlenberg von Randstad (links) mit Professor Michel Mattoug nach dem Public Affairs Seminar Professor Michel Ph. Mattoug Der französische Germanist und deutsche Jurist Michel Mattoug leitet das Steinbeis Transferzentrum für Internationale Strategien und ist Dozent an den Hochschulen Offenburg und Strassbourg. Außerdem berät er seit mehr als 20 Jahren deutsche und französische Unternehmen und Verbände hinsichtlich transnationaler Projekte, internationaler Zusammenarbeit in Grenzräumen und grenzüberschreitender Zeitarbeit. n Deutlich wird, Zeitarbeit ist sowohl in Frankreich als auch in Deutschland gerade für arbeitslose Menschen eine echte Alternative zur Nichtbeschäftigung. Von den Zeitarbeitnehmern in Frankreich waren zuvor 42 Prozent arbeitslos, in Deutschland sogar fast 60 Prozent. 13 Fakten und Analysen Social Media als Rekrutierungskanal – bisher noch wenig genutzt Bei der Mitarbeitergewinnung spielen die sozialen Netzwerke im Internet noch keine herausragende Rolle. Lediglich neun Prozent der im randstad-ifoflexindex befragten Unternehmen gaben an, Social Media als Rekrutierungskanal zu nutzen. Laut Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) sind etwa 96 Prozent aller 14- bis 29-jährigen Internetnutzer in mindestens einem sozialen Netzwerk aktiv. Durchschnittlich sind die Mitglieder auf 2,4 Plattformen angemeldet – fast jeder dritte Nutzer unter 30 Jahren verfügt über mehr als 200 registrierte Kontakte in diesen Netzwerken. Der Austausch über Social Media im Internet ist besonders für diese Zielgruppe zur Normalität geworden. Längst haben die digitalen Kontakte das Private verlassen und den beruflichen Raum betreten. Daher erwartet diese Generation, zum Teil auch von ihren potenziellen Arbeitgebern, dass man über soziale Netzwerke mit ihnen kommunizieren kann. In Deutschland scheinen sich viele Unternehmen noch schwer damit zu tun, auf diesen Zug aufzuspringen. Im zweiten Quartal 2011 hat das ifo Institut im Auftrag von Randstad erneut über 900 Personalleiter befragt. Die Ergebnisse dieser regelmäßigen Umfrage werden quartalsweise im randstad-ifo-flexindex veröffentlicht. Neben der Bedeutung flexibler personalpolitischer Instrumente wurde bei dieser Erhebung nach der Nutzung unterschiedlichster Rekrutierungskanäle gefragt. Überraschend ist, dass nur etwa neun Pozent der befragten Unternehmen angaben, Social Media aktiv zur Mitarbeiterakquise zu nutzen, wie das Schaubild zeigt. Das ambivalente Verhältnis deutscher Personaler zu den Social Media zeigt auch der 2011 veröffentlichte ‘Social Media Recruiting Report’ des ICR (Institute for Competitive Recruiting). Die Mehrheit der 334 befragten Personalverantwortlichen hält es für wichtig, die Möglichkeiten der Rekrutierung durch Social Media zu kennen und zu nutzen, die Minderheit hat diesen Anspruch jedoch schon im Unternehmen umgesetzt. Randstad ist in sozialen Netzwerken im Internet aktiv, sieht diese aber bislang nicht in erster Linie als Rekrutierungskanal: “Social Media Recruiting ist ein Prozess. Im ersten Schritt geht es um die Steigerung von Bekanntheitsgrad und Image, um Mitarbeiterbindung und Dialog. Dies in Kombina tion mit klassischer Rekrutierung und standardisierten Anzeigenformaten wird über kurz oder lang auch den Einstellungserfolg bringen“, ist Gundula Pabst, Projectmanager für Social Media n bei Randstad, überzeugt. Nutzung der Rekrutierungskanäle 10 % Anwerbeveranstaltungen / Messen 56 % Bundesagentur für Arbeit 16 % Hochschulen 56 % Persönliche Kontakte 9 % Social Media – soziale Netzwerke im Internet 50 % Stellenanzeigen online – Jobbörse 53 % Stellenanzeigen online – eigene Homepage Stellenanzeigen Printmedien 58 % 0 % 20 % 40 % 60 % Quelle: ifo Institut, Personalleiterbefragung ‘Flexibilisierung’ bei Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Groß- und Einzelhandels sowie der ‘Dienstleistungsbereiche ohne Handel’ (ohne Finanzdienstleistungen). 14 80 % Randstad News Ist Qualifizierung ein Ausweg aus der Demographiefalle? Das dritte Randstad Qualifizierungsforum, das Anfang November im Münchner BMW Museum stattfand, stand wie die Jahre zuvor ganz im Zeichen der Weiterbildung – einem der wichtigsten Auswege aus der Demographiefalle. Da auch in Bayern der Fachkräftemangel die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt, sind partnerschaftliche Qualifizierungsmaßnahmen gefragt, wie die Kooperation zwischen Randstad und der DMG Trainings-Akademie beispielhaft zeigt. Wie Unternehmen und Bildungsträger gemeinsam dem Fachkräftemangel begegnen können, wird durch die Kooperation von Randstad mit der DMG Trainings-Akademie deutlich. DECKEL MAHO GILDEMEISTER (DMG) ist ein weltweit führender Hersteller spanender Werkzeugmaschinen. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit kann neben den hochmodernen CNC-Dreh- und Fräsmaschinen gleichzeitig die passende Fachkraft mit angeboten werden. In der DMG Trainings-Akademie, die im süddeutschen Raum an drei Standorten vertreten ist, werden die Teilnehmer zu CNC-Fachkräften ausgebildet und erhalten ein in der Industrie anerkanntes DMG-Zertifikat. Randstad übernimmt nach abgeschlossener Ausbildung die komplette Personalauswahl und die Überlassung an die Kundenunternehmen von DMG. Jan Möllenhoff, Geschäftsführer der DMG Trainings-Akademie, beschreibt die Vorteile wie folgt: “Mit der speziell geschulten Fachkraft für die Maschine kann der Kunde optimal arbeiten. Für diesen fallen weder Personalkosten während der Ausbildung noch Rekrutierungskosten an.” Mehr als 100 Mitarbeiter haben bislang an diesem Weiterbildungsprogramm teilgenommen. Dr. Alexander Spermann, Director der Randstad Akademie und von Public Affairs bei Randstad, spricht von einer immer wieder aufflammenden Fachkräftemangeldebatte, die als Bedrohungsszenario in Deutschland hochkocht. Vorhergesagte Einkommens- und Wohlstandsverluste trüben die Perspektiven und schüren Zukunftsängste. Doch was kann man kurz- bis mittelfristig dagegen tun? v. l. n. r.: Jan Möllenhoff (DMG Trainings-Akademie) und Dr. Alexander Spermann (Randstad) stellen sich den Fragen des Publikums “Die Beschäftigungsquoten müssen gesteigert werden”, so Spermann, “denn eine höhere Erwerbsbeteiligung von Älteren und Frauen sowie von qualifizierten Zuwanderern hilft, den Bedarf an Fachkräften zu decken.” Ebenso seien Produktivitätssteigerungen notwendig, um zukünftig mit weniger Menschen ein höheres Wohlstandsniveau pro Kopf erreichen zu können. Aus- und Weiterbildung seien dabei der Schlüssel zum Erfolg und zeigen den Ausweg aus dem vermeintlichen Dilemma. In dem angenehmen Ambiente der BMW Welt konnten die 150 geladenen Gäste des Qualifizierungsforums in München nicht nur Oldtimer bewundern, sondern auch interessante Gespräche über Weiterbildungsmöglichkeiten führen und neue Kontakte zu anwesenden Unternehmen, Agenturen für Arbeit, Bildungsträgern und Hochschulen knüpfen. n 15 Randstad News Deutscher Journalistenpreis 2011 Der DEUTSCHE JOURNALISTENPREIS Wirtschaft | Börse | Finanzen (djp) wurde am 29. September 2011 in Frankfurt zum fünften Mal verliehen. Randstad lobt bei diesem Preis die Kategorie ‘Bildung und Arbeit’ aus. Die Geschäftsführung von Randstad überreichte die Preise an die beiden Gewinnerinnen Kerstin Greiner von dem Magazin der Süddeutschen Zeitung und Waltraud Schwab von der Berliner Tageszeitung. Vom Gesamtpreisgeld in Höhe von 60.000 Euro fließt ein Viertel gemeinnützigen Zwecken zu, die die Gewinner bestimmen. In diesem Jahr erhalten somit 29 Organisationen insgesamt 15.600 Euro. Veranstalter ist ‘The Early Editors Club’ (TEEC), ein Netzwerk für Journalisten und Wirtschaftsvertreter zur Förderung des Qualitätsjournalismus und zum gegenseitigen Informationsaustausch. Der Artikel ‘Die Ausputzerin’ von Kerstin Greiner handelt von einer Putzfrau, deren Arbeitstag zwischen 12 und 19 Stunden lang ist. Die Karls ruherin ist selbständig und arbeitet im Übermaß, um ihr Überleben zu sichern. Greiner stellt dabei die Frage: “Ist sie ein Vorbild? Oder ein Opfer unserer Zeit?” Waltraud Schwab beschreibt in ihrem Artikel die Defizite und Schwierigkeiten der Schüler einer ‘Extraklasse’ in der integrierten Sekundarstufe in Berlin. In einem Jahr sollen Schüler ohne Schulabschluss auf die Berufswelt vorbereitet werden, doch lernen will keiner von ihnen. Ihre Träume haben die Schulabgänger schon längst aufgegeben, denn oft haben sie nur sehr geringe Chancen, sich beruflich zu entwickeln. Der djp prämiert herausragende redaktionelle Beiträge in deutschsprachigen Print- und OnlineMedien zu Wirtschafts- und Finanzthemen. In diesem Jahr nahmen 364 Journalisten mit 385 Artikeln am Wettbewerb teil. Herausgeber, Chefredakteure und Ressortleiter führender Medien sowie meinungsbildende Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft wählen als Juroren die Preisträger aus. 16 Die Preisträger (v. l. n. r.): Waltraud Schwab (taz), Kerstin Greiner (SZ Magazin), Frederik Busch (Fotograf SZ Magazin) Weitere Informationen über die Autoren und die ausgezeichneten Artikel sind im Internet unter www.djp.de zu finden. n Randstad News Randstad mediAcademy Die Randstad mediAcademy führte Anfang Oktober 2011 bereits zum dritten Mal Nachwuchsjournalisten in die Hauptverwaltung nach Eschborn. Die 14 angehenden Journalisten von der renommierten Journalistenschule in München bekamen ein vielseitiges Programm geboten, das für abwechslungsreiche Tage sorgte. Sven Szalewa, stellvertretender Schulleiter der Deutschen Journalistenschule in München resümierte: “Bereits zum zweiten Mal nahmen unsere Schüler an einem Programm der Randstad medi Academy teil. Dieses Jahr deckte das umfangreiche Programm wieder unterschiedliche Bereiche der Arbeitswelt ab, die für unsere Jungjournalisten von großem Interesse sind: Social Media, Bewerbungstraining, Selbstmanagement. Natürlich hat eine Einführung in das Thema Zeitarbeit in dem dreitägigen Programm nicht gefehlt. Ein tolles Programm und angenehme Gastgeber – wir kommen gern wieder.” n rechts im Bild: Sven Szalewa, stellvertretender Schulleiter der DJS in München sowie vier (von 14) Studenten Internationale CSR-Konferenz in Berlin Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen lud Mitte Dezember 2011 zur internationalen CSRKonferenz nach Berlin ein. Randstad stellte als CSR-Aktivität sein Hauptschulpatenschaftsprojekt ‘Du bist ein Talent’ vor. geschaffen und Hilfestellungen zur Integration des CSR-Ansatzes in den Unternehmensalltag geboten werden. n Über 1.000 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften, Wissenschaft sowie nationalen und internationalen Organisationen haben während der Konferenz an Podiumsdiskussionen und Workshops teilgenommen, um die Chancen und Herausforderungen von CSR weltweit zu diskutieren. Die Bundesregierung stellte ihren ‘Aktionsplan CSR’ auf der Konferenz vor, der durch die Einführung des Konzeptes ‘CSR – Made in Germany’ bestärkt wurde. Damit sollen die Vorbilder gestärkt, Anreize zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung 2. v. l.: Claudia Nies, Projectmanager bei Randstad im Gespräch mit einer Konferenzteilnehmerin; 3. v. l.: Joanna Hein, Senior Consultant Arbeitsmarktprojekte 17 Randstad News Buchempfehlung: Zukunft Zeitarbeit Seit Januar 2012 ist das Buch ‘Zukunft Zeitarbeit’ auf dem Markt erhältlich. Die Leser erhalten einen umfassenden und aktuellen Überblick zu den wichtigsten Themen, die die Zeitarbeitsbranche betreffen. So werden neben rechtlichen Rahmenbedingungen und politischen Standpunkten auch die Themen Equal Pay sowie die Rolle von Ausund Weiterbildung behandelt. Der Sammelband enthält Beiträge aus der Wissenschaft (IW Köln, IAB, IZA, Universitäten Bremen, Duisburg-Essen, Münster und München), von Verbandsvertretern (Gesamtmetall, BDA, DGB, BusinessEurope) und von Vertretern der politischen Parteien (CDU, FDP, SPD, Bündnis 90/Die Grünen). n “Die Zeitarbeit hat in den vergangenen Jahren ihre Existenzberechtigung immer wieder bewiesen”, sagt die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Ursula von der Leyen, in ihrem Vorwort zum Sammelband Zukunft Zeitarbeit. Nicht zuletzt ihr sei es zu verdanken, dass Deutschland es gelungen ist, “die Folgen der Finanzkrise abzufedern und heute besser dazustehen als viele andere Staaten.” Herausgeber sind die Mitglieder des Zukunftsvertrags Zeitarbeit (Andreas Dinges von Adecco, Heide Franken von Randstad, Georg Breucker von Persona Service, Vera Calasan von Manpower und Dr. Christian Speidel von 7(S) Personal), der als Ausschuss des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) organisiert ist. ISBN: 978-3-642-24220-5 IZA Discussion Paper zur Zeitarbeit Im November 2011 ist das IZA Discussion Paper No. 6180 von Randstad Director Alexander Spermann erschienen. ‘The New Role of Temporary Agency Work in Germany’ analysiert die Entwicklung der Zeitarbeit in Deutschland und geht auf arbeitsmarkt-, bildungspolitische als auch betriebs- und volkswirtschaftliche Aspekte ein. 18 Spermann ist seit 2000 IZA Research Fellow und seit 2010 zusätzlich IZA Policy Fellow. IZA ist ein privates, unabhängiges Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wurde 1998 in Bonn gegründet und konzentriert sich auf die Analyse der weltweiten Arbeitsmarktentwicklungen. Rund 1.100 renommierte Ökonomen aus mehr als 40 Ländern sind Teil des weltweiten IZA-Forschernetzwerks. n www.iza.org: IZA DP No. 6180 Randstad Stiftung Die Randstad Stiftung fördert Integration und Inklusion von Gehörlosen Mit ihrem neuen Förderprojekt ‘Barrierefrei in Bildung & Beruf’ setzt die Randstad Stiftung einen Impuls für Integration und Inklusion von Gehörlosen in die Lern- und Arbeitswelt. Seit 2012 finanziert sie Stipendien, die beim Landesverband der Gehörlosen Hessen beantragt werden können. Neben persönlichen Gebärdensprachdolmetschern benötigen Gehörlose teure technische Hilfsmittel, um an regulären Bildungsveranstaltungen teilnehmen zu können – auch diese können über die Förderung der Randstad Stiftung finanziert werden. “Gehörlose stehen gewaltigen Schwierigkeiten gegenüber, wenn sie sich im deutschen Bildungssystem weiterentwickeln und einen berufsqualifizierenden Abschluss erlangen wollen”, sagt Dr. Laila Nissen, die das Projekt der Randstad Stiftung koordiniert. Nur wer neben einem ausgeprägten Durchhaltevermögen die notwendigen finanziellen Mittel aufbringt, hat realistische Chancen, einen Berufs- oder Hochschulabschluss zu erlangen. Diese Chancen auf Teilhabe können durch eine finanzielle Förderung der Randstad Stiftung verbessert werden. Die Randstad Stiftung leistet mit ihrem Förder projekt einen Beitrag dafür, dass die Bildungs- und Berufsbarrieren in Deutschland weiter abgebaut und Gehörlose als gleichberechtigte Akteure der Lern- und Arbeitswelt wahrgenommen und anerkannt werden. Das Projekt steht unter dem Leitgedanken der 2006 ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention, die das Recht behinderter Menschen auf Teilhabe an der Bildungs- und Arbeitswelt garantiert. In diesem Zusammenhang hat die Randstad Stiftung auch Kontakte zur Universität Oldenburg aufgebaut, die sich zu einer hörsensiblen Universität entwickeln will. An diese ersten Gespräche anknüpfend will die Randstad Stiftung 2012 konkrete Möglichkeiten des Engagements für die Inklusion und Integration Gehörloser in das Bildungssystem ausloten. n Seit Januar 2012 können sich gehörlose und hörgeschädigte Menschen aus Hessen beim Landesverband der Gehörlosen (LVGH), dem Kooperationspartner der Randstad Stiftung, für ein Bildungs- bzw. Weiterbildungsstipendium bewerben. Dieses kann für ein Studium im Inund Ausland oder eine Zweitausbildung genutzt werden. Auch für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Bildungsurlaube können die Stipendien herangezogen werden. Weitere Informationen über: www.randstad-stiftung.de Bewerbungen über den LVGH: www.gl-hessen.de 19 Impressum Impressum Herausgegeben von der Randstad Deutschland GmbH & Co. KG, Helfmann-Park 8, 65760 Eschborn Dr. Alexander Spermann, Director Talent management Flexworker & Public Affairs, Telefon 06196 - 408 19 04 [email protected] Autoren Dr. Christoph Kahlenberg, Sebastian Seyberth, Dr. Alexander Spermann, Anja Weber (Randstad), Dr. Laila Nissen (Randstad Stiftung) Fotos Deutscher Journalistenpreis (djp), Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Landesverband der Gehörlosen Hessen e. V., Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH, Randstad, Zukunftsvertrag Zeitarbeit Copyright Randstad Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Es sei darauf hingewiesen, dass alle verwendeten männlichen Bezeichnungen ausschließlich der besseren Lesbarkeit dienen und für beide Geschlechter gelten. Ihr Feedback ist uns wichtig: [email protected]