Seniorenkabarett

Transcription

Seniorenkabarett
UFO eröffnet Saison
Bereits am 7. Mai, 18 Uhr, beginnen die Sommerkonzerte auf der Biesdorfer Parkbühne. Mit UFO aus Großbritannien steht erdiger großartiger Hardrock auf hohem
Niveau auf dem Programm. UFO gibt es seit über 40
Jahren. Ihre größten Erfolge feierten sie in den 70-er
Jahren mit Hits wie „Doctor, Doctor“, „Rock Bottom“
oder „Oh, the mess I´m in“. Eintritt 18/23 Euro.
Inhalt
15. Jahrgang
Nr. 5/2010
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Wachsen und gedeihen
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Muck.
Seite 3
Verpflichtender Name:
Nach seiner Fertigstellung
bekam der östliche Teil des
Stadtteilparks am U-Bahnhof Hellersdorf den Namen Kurt Julius Goldstein.
Auch jot w.d. war bei der
Eröffnung zugegen.
Seite 4
Geschichte erarbeiten:
Junge Erwachsene aus
mehreren Ländern befassten sich gemeinsam mit
dem Schicksal der Zwangsarbeiter und dem ihrer Kinder. jot w.d. zeigt, dass sie
dabei eine Gedenk-Plastik
erarbeiteten.
Seite 10
Für Eislauffans
Interessierte am
Eiskunstlaufsport
in der DDR können bei der Redaktion das Buch
von Ex-Weltmeisterin Christine
Errath und jot
w.d.-Gründerin
Ingeborg Dittmann, das viele
interessante Details und Geschichten versammelt, zum regulären Preis von 14,90 Euro erwerben. Informationen dazu auch in Ausgabe 3/2010
und unter www.diepirouettenkoenigin.de
Bei der nunmehr sechsten Pflanzaktion am 24. April wuchs der Hochzeitspark zwischen Ludwig-Renn- und Alfred-DöblinStraße in Marzahn um weitere 19 auf nunmehr 94 Bäume an. Für die Stifter der Bäume gibt es verschiedene Gründe, einen
zu pflanzen: Hochzeiten, runde Geburtstage, Geburten. Letztere hat Familie Hesse bewogen, ihr zweites Kind Jolina kam
am 28. Oktober 2009 im Krankenhaus Friedrichshain zur Welt. Ihr Bruder Lukas (viereinhalb Jahre) hat nicht nur extra
Baumschmuck für die Sommerlinde seiner Schwester gebastelt, sondern auch kräftig Erde mit geschippt. Mutter Hesse hat
im Internet nachgeschaut und so erfahren, dass Sommerlinde mit weich und zart in Verbindung gebracht wird, genau wie
Jolina. Der Baum wächst wie Jolina und wird sicher einmal groß und stark. Derzeit ist auch eine interessante Ausstellung
über den Hochzeitspark im Alten Rathaus Marzahn am Helene-Weigel-Platz zu sehen. Siehe Seite 11.
Foto: Schuchert
Liebe Leser,
so Mancher von Ihnen wird bei dieser
Überschrift vielleicht denken „17 Jahr,
blondes Haar“ oder „Mit 17, da hat
man noch Träume“. Kürzlich fand ich
im Blog (öffentliches Internet-Tagebuch) der Malerin „Ginalori“ folgenden Eintrag: „Im Jobpoint in Neukölln,
Karl-Marx-Straße, ist sehr deutlich zu
lesen, dass Deutschland im Krieg ist,
also nicht nur sprachgebräuchlich sondern in Form von Arbeitsangeboten.
Das Bundesministerium für Verteidigung sucht (händeringend) allerhand Soldaten und Soldatinnen im Alter von 17
bis 31 Jahren. Geld gibts auch dafür
und großartige Vorkenntnisse braucht
man nicht, denn wenn man abgeballert
wird. ... Mit 17 Jahren darf der Deutsche noch nicht wählen, aber Krieg
machen, mit 17 darf der Deutsche allein kein Auto fahren, aber Krieg machen, mit 17 Jahren darf der Deutsche
in keine Pornohölle, aber Krieg machen,
das darf er. Und wenn eine 17-Jährige
17
heiratet, ein Kind bekommt, den Schulabschluss hinwirft, dann sagen sehr Viele: Das ist ja ganz schön früh. Aber in den
Krieg ziehen, dafür ist es nie früh genug.“
Als ich das las, fiel mir zuerst mein Vater,
der vor einigen Jahren starb, ein. Er wurde mit 17 zur Wehrmacht eingezogen und
auch ohne „Selbstverpflichtung“ in den
Krieg geschickt. Aus dem kehrte er für’s
Leben gezeichnet und mit mehreren Auszeichnungen heim: Eiserne Kreuze,
Nahkampfspange.
Über eine weitere hat er niemals gesprochen: Das Bandenkampfabzeichen, das
ursprünglich „Partisanenkampf-Abzeichen“ hieß. Es wurde schon kurz nach
seiner Einführung umbenannt, weil der
Begriff „Partisan“ den Herren Hitler und
Goebbels als „zu positiv“ galt.
Partisanen kämpfen gegen fremde Militärmächte im eigenen Land. Wer will
schon ausländische Stiefel im Genick
spüren? Doch den Begriff verwendet
heute kaum noch jemand. Was die NSFührung „Banden“ nannte, heißt heute
„feindliche Kombattanten“ (und sitzt,
so man ihrer habhaft wurde, in Guantanamo). In Deutschland spricht man
neutral von „Aufständischen“ oder
„aufständischen Taliban“. Für mich
sind das Partisanen. Partisanen haben
bisher über kurz oder lang in jedem Krieg
gesiegt. Auch unter Erbringung größter
Opfer. In der letzten Strophe von
Brechts „Kanonenbootsong“ heißt es:
„John ist gestorben und Jim ist tot/Und
Georgie ist vermisst und verdorben/Aber
Blut ist immer noch rot/Und für die Armee wird jetzt wieder geworben!“
Mit 17 hat man noch Träume. Bevor
Sie jetzt überlegen, welche Träume
Sie mit 17 hatten, wünsche ich Ihnen
viel Spaß mit dieser 165. Ausgabe von
jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
2
jot w.d. 5/2010
Unsere
Agenda 2010
für diesen Monat
An dieser Stelle wollen wir in
diesem Jahr die bereits abgelaufene „Agenda 2010“ des früheren Bundeskanzlers und heutigen Lobbyisten Gerhard Schröder für den Wuhlebezirk noch
einmal fortführen. Dabei ist uns
bewusst, dass aus der Menge der
anstehenden Aufgaben nur eine
kleine Auswahl hier veröffentlicht werden kann. Wir sind auch
für monatliche Vorschläge aus
der Leserschaft offen. Die Red.
Aktuell
Ein schönes Kuschelnest
Erweiterungseinrichtung für die Kita Knirpsenhaus eröffnet
Marzahn – Erstaunliches passiert
im Stadtteil: Wurden in den vergangenen Jahren dutzende Kindergärten geschlossen und abgerissen, heißt es heute plötzlich, Kitaplätze würden knapp. Und weil
das so ist, springen nun die Wohnungsgesellschaften ein. Eben hat
die Genossenschaft Marzahner Tor
eine Vierraum-Wohnung in der
Raoul-Wallenberg-Straße 52 zu
einer Zweigstelle der Kita „Knirp-
senhaus“ umbauen lassen. Am 14.
April wurde die Einrichtung übergeben. Für die Mitarbeiterinnen
Frau Nusshart und Frau Zacharias ist die Wohnung im Erdgeschoss, die für maximal 12 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren vorgesehen ist, ein „schönes
Kuschelnest“. Insgesamt kostete
der Umbau 60 000 Euro, das Geld
wurde größtenteils von Sponsoren,
darunter auch Anwohner wie die
83jährige Mieterin Frau Bolz, bereit gestellt. Im Stadtteil MarzahnMitte ist der Bedarf an Kita-Plätzen besonders hoch und kann
durch staatliche Maßnahmen offensichtlich nicht gedeckt werden.
Das Projekt der Genossenschaft
wurde im vergangenen Dezember
als eines der acht Gewinner im
Berliner Wettbewerb „Familienfreunde“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
L. Schuchert
* In Marzahn sollte das Bezirksamt erklären, wie es sich eine
Neuauflage des (abgesagten)
Marzahner Frühlings vorstellt.
* In Hellersdorfsollte das Bezirksamt erklären, wie es sich eine Lösung der Pachtfrage des Gartens
am Grünen Haus vorstellt.
* In Mahlsdorf sollte das Bezirksamt erklären, wie es sich bei
der Ansiedlung weiterer Discount-Märkte die Zukunft des
„Dorfkerns“ vorstellt.
* Im gesamten Bezirk sollte das
Bezirksamt prüfen, inwieweit
Anwerbeveranstaltungen der
Bundeswehr in den Schulen mit
parallelen Informationen durch
nichtmilitärische Angebote gekoppelt werden können und so
einer schleichenden Militarisierung begegnet werden kann.
Ja, ich möchte
Mit ihren Tänzen begeisterten die Kleinen die Gäste der Eröffnungsfeier.
Aboschein
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
jeden Monat erhalten und abonniere die
Zeitung zum Jahrespreis von
12 Euro incl. Zustellung,
(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro)
Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein
weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12.
Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur
Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag
überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.
Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen
innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).
Bitte liefern Sie
an folgende Adresse:
Name:...................................................................................
Straße:..................................................................................
PLZ, Ort:...............................................................................
Telefon:.................................................................................
Datum:..................
Senioren-BVV:
Anträge jetzt
einreichen!
Unterschrift:.....................................
Ausschneiden und per Post an:
jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 566 72 58
email-Bestellung unter: [email protected]
Foto: Schuchert
Marzahn-Hellersdorf – BVVVorsteherin Petra Wermke und
die Seniorenvertretung laden alle
Seniorinnen und Senioren zur
diesjährigen Senioren-BVV am
17. Juni von 16-18 Uhr in den
Rathaussaal, Alice-SalomonPlatz 3, ein. Die älteren Bürgerinnen und Bürger des Bezirkes
haben die Gelegenheit, die Veranstaltung mitzugestalten, und
die Möglichkeit, bis zum 20. Mai
schriftliche Anfragen und Anträge an das Gremium zu stellen.
Dabei liegen den Verantwortlichen besonders Lebensqualität
und Wohlfühlfaktor im Kiez, aber
auch Sorgen und Probleme am
Herzen. Anfragen, Vorschläge,
Hinweise und Kritiken werden
während der Veranstaltung von
Mitgliedern des Bezirksamtes,
Fraktionen der BVV, kompetenten Persönlichkeiten und Experten beantwortet. Zuschriften unter dem Kennwort „SeniorenBVV“ sollen an das Bezirksamt
Marzahn-Hellersdorf von Berlin,
Vorsteherin der BVV, 12591 Berlin oder die Geschäftsstelle der
Seniorenvertretung MarzahnHellersdorf, Riesaer Straße 94,
12627 Berlin bzw. per email an
[email protected]
gerichtet werden.
Während der Veranstaltung können auch noch mündliche Anfragen gestellt werden.
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür
kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung
genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ...
So erreichen Sie die Redaktion:
Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin
Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected]
Im Internet unter www.jotwede-online.de
Anzeigenberatung: 0179-6987186
Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173
Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank
Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.
Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 3. Juni 2010
Redaktionsschluss: 25. Mai 2010, Anzeigenschluss: 27. Mai 2010
IMPRESSUM
jot. w. d.
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected]
Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)
Ständige Autoren: S. Birkner, B. Staacke, L. Schuchert
Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173
Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de
Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten
Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 21. Mai, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen
Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.
Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.
Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00
Leute
jot w.d. 5/2010
Hauen und Stechen
Urenkel der „Musketiere“ kreuzen ihre
Klingen im neuen Marzahner Domizil
Welcher Junge träumt nicht davon,
wie einst die Musketiere den Degen zu schwingen. Für so manchen
wurde der Wunsch im PolizeiSport-Verein (PSV) Berlin wahr.
Da deren bisherige Sportstätte, die
Turnhalle der Bruno-BettelheimGrundschule, sanierungsbedürftig
ist, übergab der Bezirk jüngst den
Fechtern ein neues Domizil an der
Bruno-Baum-Straße 72. „Für uns
ist das ein Glücksfall, können wir
doch jetzt langfristig planen und die
neue Halle mit modernster Technik turniertauglich ausrüsten“, freut
sich Vereinsvorsitzender Michael
Behrendt, der auf internationalem
Parkett zahlreiche Trophäen sammelte.
Fechtvereine im Ostteil der Stadt
sind eine Rarität, ebenso im Berliner Umland. So war denn auch die
Resonanz zur Eröffnungsparty
kürzlich entsprechend. Selbst die
Märkischen Nachbarn nutzten die
Gelegenheit,
sich mit den Regeln der Fechtkunst vertraut zu
machen. Max
Grosse ist schon
fünf Jahre dabei
und einer der
Hoffnungsträger
des Vereins.
Hauen und Stechen – das ganze Programm
– absolviert der Teenager souverän. Dabei kommt es auf
Zielgenauigkeit an, wie der
13-Jährige bei den Berliner
Meisterschaften mit einem
beachtlichen fünften Platz
bewies. „Wir achten darauf,
dass die Kinder und Jugendlichen ihre Lektion lernen“,
so der Vereinsvorsitzende, der
selbst heute noch auf Siege
verweisen kann. Sein jüngerer Bruder Thomas steht ihm in keiner Weise nach. Unlängst konnte
der 29-Jährige beim KMG- Cup in
Prizwalk das legendäre Schwert
von Räuber Klemens, der im Mittelalter sein Unwesen trieb, nach
Berlin holen.
Beim Training forderte er den 50jährigen Carol Kmita heraus. Nach
Begrüßung mit dem Degen lieferten sich die Herren ein rasantes
Duell. Ein auf Klinge und Spitze
aufgebrachtes Kabel signalisiert
dem Anzeigeautomaten die Treffer.
Es ging Schlag auf Schlag - ganz
die alte Schule. „Gelernt ist gelernt“, meint Dirk Röder. Der einstige Fechter der DDR-Nationalmannschaft und BRD war nach
zwölfjähriger Pause in den Verein
seiner Kindheit zurückgekehrt.
„Man kommt nicht davon los“, er-
klärt der 36-Jährige. Dass er noch
gut im Rennen liegt, zeigte sich erst
unlängst beim Satelliten-Weltcup,
bei dem er Gold erstritt. Prominentestes Mitglied des Vereins ist
Klaus Dumke, der bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968
den fünften Platz belegte. Seine
Maske hat einen Ehrenplatz im
Sportmuseum an der Eisenacher
Straße. Dass die Duelle nicht immer ohne Blessuren abgehen, daran haben sich die Jugendlichen inzwischen gewöhnt. „Ernstlich verletzt hat sich noch niemand. Davor
schützen die gepolsterte Fechtjacke, Hose und Maske“, erläutert
Behrendt. Der Ex-Polizeieuropameister ist selbst im Verein groß
geworden. Das habe ihn sozial,
beruflich und sportlich geprägt.
Deshalb will er die Jugendgruppe
stärker ausbauen. Mit der neuen
Trainingsstätte stehen die Chancen
dafür nicht schlecht. Zudem sind
Kurse für Film- und historisches Fechten bis hin zum
Schwerterkampf vorgesehen.
Das Angebot, zudem mit
Wolfgang Zacharias, ExDDR-Nationalmannschaftstrainer, an der Seite, dürfte in
Marzahn-Hellersdorf und
Treptow-Köpenick einzigartig sein.
Wer sich bei den Urenkeln der
Musketiere mal umsehen
möchte, ist dienstags (Anfänger 16 bis 17
Uhr, Fortgeschrittene 18
bis 19.30 Uhr
und Erwachsene 19 bis
21 Uhr) willkommen.
Zum Einstieg
bietet der
Verein allen
Neuen einen kostenlosen vierwöchigen Schnupperkurs. Männlicher
und weiblicher Nachwuchs lernt
dort übrigens nicht nur die Fechtkunst, sondern auch Tugenden wie
Fairness, Respekt vor dem Gegner
und kameradschaftliches Miteinander. Info Tel. 03341-470 880,
www.fechten.com/psv-berlin.
Barbara Staacke
Abb. (v.o.n.u.): Fechter geben
sich galant: Max Grosse und
Leon Klose begrüßen sich nach
alter Sitte mit dem Degen. Jeder
Stich muss sitzen: Max Grosse
(re) mit Michael Behrendt beim
Einzeltraining. Max Grosse,
Leon Klose, Erik Franke und Nils
Berliner kreuzen nach alter Sitte
vor dem Gefecht die Klingen.
Fotos: Staacke
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 69
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst
heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Sänger
und TV-Moderator „Muck“ fort.
Hartmut Schulze-Gerlach
Ein Traum wurde wahr
Mit dem Schlager „Hey, kleine
Linda“ startete Hartmut SchulzeGerlach, genannt Muck, 1976
seine Karriere als Solist. Es ist
bis heute sein größter Hit. „Damals musste ich mir die Post in
Säcken abholen, pro Tag kamen
rund 1000 Autogrammwünsche“,
erinnert sich der Sänger, Komponist, Arrangeur und Texter, der
am 19. Februar 62 wurde. In der
Bilanzsendung des Schlagerstudios „Einmal im Jahr“ 1976
landete der Song von Muck
(Komposition) und Wolfgang
Brandenstein (Text) auf dem 2.
Platz, 1977 erschien er auf seiner Debüt-LP „Muck“. Im Jahr
2000 wurde der Schlager als
Duett mit Linda Feller produziert
Mit ihr sang er im Laufe der Jahre mehrere Songs im Duett.
Bekannt geworden war der in
Dresden geborene
Sohn der Schriftstellerin Tine
Schulze-Gerlach
lange zuvor schon
als Musiker beim
„Peter-RosenauSeptett“, der „Peter-Baptist-Combo“, des „GerdMichaelis-Chores“ und des 1976
von ihm gegründeten „CANTUS-Chores“.
Zuvor hatte sich der gelernte
Betonbauer in verschiedenen
Berufen ausprobiert – als Kraftfahrer, Zimmermann, Briefträger, Winzer oder Hafenarbeiter.
Letztere Tätigkeit begründete
wohl seine große Liebe zur Ostsee. Hierher wollte er immer
zurück. Erst mehr als 30 Jahre
später sollte dieser Traum in
Erfüllung gehen. Denn zunächst
landete Muck (der Name begleitet den 1.67 Meter „kleinen“
Sänger schon seit Kindertagen)
in Berlin. Man schrieb das Jahr
1973. Nachdem er, aufgewachsen in einem musikalischen
Haushalt, schon als
Sechsjähriger Klavierund Gesangsunterricht
genommen hatte, vervollständigte er nun seine
Musikausbildung. Zunehmend trat er auch als
Komponist in Erscheinung. Nicht nur die meisten seiner eigenen Schlager stammen aus seiner
Feder, er komponierte u.a.
auch für Andreas Holm,
Maja Catrin Fritsche, Aurora Lacasa, Hauff/Henkler oder Evelyn Merzdorf. Mit
letzterer stand er nicht nur beim
CANTUS-Cor auf der Bühne,
auch privat und künstlerisch waren die beiden in den 80-er Jahren ein Paar.
1981 begann Muck seine zwei-
te Karriere als Fernsehmoderator.
Bis zur Wende moderierte er im
DDR-Fernsehen die Show
„Sprungbrett“, mit der jungen
Talenten aus Pop, Rock und
Schlager Auftrittsmöglichkeiten
geschaffen wurden. Hier hatte
auch Linda Feller ihre ersten Auftritte, Muck begleitete die Sängerin viele Jahre künstlerisch. Bis
zur Wende hatte der Sänger mehrere AMIGA-Scheiben veröffentlicht, mit Schlagern wie „Isabell“,
„Tini, verzeih mir doch“, „Wandern wir mal“, „Schokolade“ oder
„Lady in Weiß“. Etliche davon
sind auf der CD „Meine größten
Erfolge“ (1995, BMG) zu hören.
Als es nach der Wende etwas ruhiger um ihn wurde, versuchte er
unter dem Namen Thommy
Raiker ein Comeback als Countrysänger. Erfolgreicher war er da
schon als Radiomoderator –
bei Antenne
Brandenburg,
MDR 1 Radio
Sachsen oder
beim WDR 4
in Köln.
Republikweit
bekannt ist er
spätestens seit
1993 als Moderator der monatlichen MDR-Abendsendung
„Damals war`s“. Als charmanter
Plauderer versetzt er die Zuschauer jeweils in die wichtigsten Ereignisse eines vergangenen Jahres zurück. (Die nächsten Sendungen laufen am 8. Mai, 20.15
Uhr, Wiederholung am 6. Juni,
12.15 Uhr).
Nach einer gescheiterten Ehe mit
der Sängerin Maria Ferres lernte
Muck seine große Liebe und heutige Frau Anja Brien kennen. Die
heute 40-Jährige ist freischaffende TV-Produktionsleiterin. „Die
richtige Frau“ nannte er denn
auch den ihr gewidmeten Song
auf seiner CD „Es ist so leicht,
Abb.: Auf Mucks LP aus dem Jahr
1977 (li.o.) war auch sein großer
Hit „Hey, kleine Linda“, Muck in
seinem damals typischen Outfit
mit den langen Haaren und im
weißen Anzug (re.), Muck als TVModerator.
Fotos: PR, Archiv
dich zu lieben“ (2001). Die beiden zogen in ein Haus bei Leipzig, ehe sich 2003 ihrer beider
Traum vom Leben an der See erfüllte. Die kleine Familie (inzwischen kamen zwei Kinder
und mehrere Tiere dazu) lebt
seitdem auf einem ehemaligen
Bauernhof am kleinen Jasmunder Bodden, unweit von Binz auf
Rügen.
Ingeborg Dittmann
In dieser Serie erschienen bisher:
Julia Axen, Franz Bartzsch, Hans-Jürgen
Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Helga
Brauer, Uschi Brüning, Gerd Christian, City,
Dieter Dornig, Hartmut Eichler, electra, IC
Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Veronika
Fischer, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch,
Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus,
Günter Gollasch, Heinz-Jürgen Gottschalk,
Ingo Graf, Mary Halfkath, Michael Hansen,
Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika
Herz, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz
Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Karussell,
Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen
Kerth, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Lift,
Angelika Mann, Ger ti Möller, Thomas
Natschinski, Omega, Jenny Petra, Puhdys,
James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid
Raack, Brigitte Rabald-Koll, Gaby Rückert,
Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja
Schmidt, Vera Schneidenbach, Fr ank
Schöbel, Christel Schulze, Sonja Siewert &
Herbert Klein, Reiner Süß, Tina, Regina
Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried
Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Alfons Wonneberg, Petra
Zieger, Wolfgang Ziegler
4
jot w.d. 5/2010
Eine Verpflichtung
Zur Straußenfarm
Marzahn – Mehrere Fahrten organisiert das Bürgerhaus Südspitze, Marchwitzastraße 24-26,
auch im Wonnemonat Mai. Los
geht’s am 10. Mai, 9 bis 19 Uhr,
mit einer Dampferfahrt durch
die idyllische Löcknitz. Preis
28,50 Euro, inkl. Dampferfahrt
und Fahrtkosten nach Treptow.
Zu einem Comedy-Abend mit
Bauchredner Sascha Grammel
wird am 15. Mai, 18 bis 23 Uhr,
eingeladen. Diesmal führt die
Fahrt vom Bürgerhaus direkt zur
URANIA Berlin. Preis (Eintritt
und Fahrtkosten) 29,50 Euro.
Einen Tag voller Erlebnisse verspricht die Reise zu einer Straußenfarm am 29. Mai, 10 bis 17
Uhr. Für Eintritt mit Führung,
Mittagessen, Kutschfahrt sowie
Fahrtkosten sind 39,90 Euro zu
zahlen. Anmeldung und Infos
Tel. 54 221 55.
I.D.
Großsiedlung
Stadtteilpark II wurde nach Kurt Julius Goldstein benannt
Hellersdorf – Am 19. April 1945
stand unter den Tausenden auch
ein junger Mann von knapp 30
Jahren, der wie die anderen seine Hand erhob und rief: „Wir
schwören!“ Das war auf dem
Appellplatz des KZ Buchenwald,
und der junge Mann hieß Kurt
Julius Goldstein. Die zwölf zuvor
vergangenen Jahre waren eine
Mischung aus Flucht und Kampf,
Qual und Rettung. Im März 1933
konnte der damals 18-Jährige den
faschistischen Häschern knapp
entwischen, ging über Luxemburg und Paris nach Palästina.
Drei Jahre später kehrte er nach
Europa zurück, als Spanienkämpfer stellte er sich mit Tausenden anderen Interbrigadisten
erneut dem Faschismus entgegen.
Nach der Demobilisierung in
Frankreich interniert, wurde er
1943 nach der Besetzung des Lan-
des durch die Wehrmacht an
Deutschland ausgeliefert und
umgehend ins KZ Auschwitz verbracht. Kurt Julius Goldstein
zählte zu den etwa 2000 Überlebenden des Todesmarsches von
Auschwitz nach Buchenwald. Er
schwor, den Nazismus mit all seinen Wurzeln zu vernichten.
Diesem Schwur blieb er sein Leben lang treu. Er wurde 1976 Vizepräsident des Internationalen
Bibliothek bleibt zu
Marzahn – Die „Mark-TwainBibliothek“ bleibt am 22. Mai
wegen einer Reorganisation der
Datenbank des Verbunds Öffentlicher Bibliotheken Berlins
geschlossen.
Seniorenkabarett
Marzahn – „Da wiehert der
Amtsschimmel“ heißt das Programm, mit dem das Seniorenensemble „Die alten Schachteln“ am 28. Mai, 19 Uhr, im
Berliner Tschechow-Theater,
Märkische Allee 410, auftritt.
Eintritt: 8/6 Euro, Karten unter
Tel. 93 66 10 78. Das Seniorenkabarett studierte in seiner
15jährigen Geschichte mehr als
zwanzig Programme ein und absolvierte fast 300 Aufführungen
in Berlin und Brandenburg. Das
Jubiläumsprogamm kann auch
für private Veranstaltungen bei
Beatrix Möhring, Tel. 541 09
57, gebucht werden.
Probenfoto: Möhring
Goldsteins Sohn Edgar, Petra Pau und Bürgermeisterin Dagmar Pohle enthüllten das Namensschild für den KurtJulius-Goldstein-Park. Zugegen waren auch Vertreter der Vereinigung der Widerstandskämpfer. Foto: Nachtmann
Discounter in der
Markthalle
Marzahn – In der Markthalle am
Blumberger Damm wird ein weiterer Discounter eine Filiale errichten. Spätestens in der ersten
Maiwoche will das Bezirksamt
die Baugenehmigung für eine
Handelsfläche von mehr als 1100
Quadratmetern erteilen.
Auf den Spuren
von Rathenau
Hellersdorf – Wolfgang Rademacher hält am 11. Mai, 14
Uhr, im „Kompass“, Kummerower Ring 42, einen Vortrag
über Walther Rathenau. Eintritt
2,50 Euro (1,50 für ein Kaffeegedeck). Anmeldung: Tel. 56 49
74 01.
Pfingsttanz im Klub
Hellersdorf – Der Klub 74, Am
Baltenring 74, lädt am 18. Mai,
14 Uhr, zum Pfingsttanz ein. Für
Stimmung und gute Laune sorgt
DJ Jürgen Pölitz aus Mahlsdorf.
Eintritt 2,50 Euro. Info und
Anmeldung Tel. 56 30 993.
Kandidaten für den Quartiersrat
in Marzahn NordWest gesucht
Marzahn – Vom 7.-12. Juni wird
im Quartiersmanagement-Gebiet
ein neuer Quartiersrat gewählt.
Noch bis 25. Mai können Bewohner des Stadtteils sich als Kandidaten aufstellen lassen. Dazu
muss man in NordWest (PLZ
12689) wohnen und mindestens
Neuer LeseClub
Hellersdorf – Der Familien-LeseClub eröffnet am 6. Mai im
„Bunten Haus“, Hellersdorfer
Promenade 14. Kinder und Eltern
können dort in die spannende
Lesewelt eintauchen und vielfältige Aktionen rund ums Buch erleben. Außerdem umfasst der
LeseClub ein wohnortnahes, kostenloses Ausleihangebot für Kinderbücher und Ratgeberliteratur.
Der LeseClub ist montags bis
freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. „Bei uns wird den Kindern
und ihren Eltern Spaß am Lesen
und an der Sprache vermittelt“,
sagt Hausleiterin Kathrin Rother.
„Für den LeseClub haben wir Bilder- und Vorlesebücher ange-
schafft, die der Sprachförderung
dienen und für Kinder von 0 bis
12 Jahren geeignet sind.“ Dazu
gehören Leporellos, Wimmelbilder-Bücher ohne Text zum gemeinsamen Betrachten und Erzählen, Bilderbücher mit Text und
Bücher zum Vorlesen. All diese
Bücher können auch kostenlos
ausgeliehen werden. Für Eltern
stellt der LeseClub Ratgeberliteratur u.a. zu Fragen der Kindererziehung, der gesunden Ernährung oder dem Umgang mit
dem Haushaltsbudget zur Verfügung. Immer dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr lädt
der LeseClub zu besonderen Bücher-Entdeckungsreisen ein. PS
16 Jahre alt sein. Und natürlich
aktiv Einfluss auf die Entwicklung im Stadtteil nehmen wollen.
Der Quartiersrat verteilt die Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“. Interessenten melden sich (mit Bild) im QuartiersBüro, Wörlitzer Straße 3a.
Auschwitz-Komitees und war von
1982 bis 1991 Sekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) in Wien.
Als ein am 11. April 1945, dem
Tag der (heute zumeist geleugneten) Selbstbefreiung des Lagers
Buchenwald, Neugeborener hat
er sich einmal bezeichnet. Neugeboren als deutscher Jude und
als Kommunist. Und obwohl
Goldstein weit über die Grenzen
seiner Heimat hinaus anerkannt,
u.a. Ehrenbürger Spaniens, war,
ist es im heutigen Deutschland
nicht selbstverständlich, dass
auch und gerade einem Kommunisten, der in der DDR hohe
Funktionen ausübte (etwa als Intendant des Senders Stimme der
DDR), solche Ehre widerfährt.
Und wie nötig die Erneuerung des
Schwurs von Buchenwald auch in
diesem Jahr auf dem Ettersberg bei
Weimar (u.a. im Beisein von ca.
500 überlebenden „Kindern von
Buchenwald“) war, sollte sich
schon bald zeigen. Keine zwei
Wochen nach der Namensgebung
wurde diese öffentlich in einer
Bürgeranfrage von Karsten
Maschke in der BVV in Zweifel
gezogen. Der Rechtsextremist wollte (schriftlich) lieber Bismarck oder
Albert von Preußen sowie (mündlich) Franz Carl Achard oder gar
den Müller Jürgen Wolf auf dem
Namensschild sehen. Impertinent
sprach er in seiner Diktion Goldstein gar das Deutschsein und den
Bezug zu Marzahn-Hellersdorf ab.
Sicher: Eine starke Demokratie hält
solcherart Frechheiten aus. Gefallen lassen muss man sich das trotzdem noch lange nicht. Insofern war
die feierliche Namensgebung am
11. April auch ein dem entsprechendes Zeichen.
R. Nachtmann
Mitmachen beim
Balkonwettbewerb
Marzahn – Auch in diesem Jahr
sind alle Hobbygärtner rund um die
Mehrower Allee eingeladen, sich
am Balkonwettbewerb im Quartiersmanagementgebiet zu beteiligen. Besonderer Wert wird diesmal
auf naturnahe Balkongestaltung gelegt. Anmeldung bis Mitte August.
Neue Vermessung
Marzahn-Hellersdorf – Die
Landvermesser, Klaus W.
Eisenlohr und Johann Zeitler,
sind mit einem weiteren künstlerischen Projekt im Bezirk unterwegs. Diesmal suchen sie nach
Geschichten von Begegnungen
und Begebenheiten im öffentlichen Raum, die im Bezirk stattgefunden haben oder vielleicht
noch stattfinden könnten. Wer
Lust hat, seine erlebte oder erhoffte „Story“ beizutragen, kann
ganz einfach eine email an
[email protected] senden.
Wichtig ist, dass der Text direkt
in die email geschrieben wird
(nicht als Anhang); in die Betreffzeile kommt die Überschrift. Bil-
der können als Anhang gesendet
werden, jedoch bitte separat und
nicht zusammen mit dem Text.
Wer den Namen oder einen Kontakt angeben möchte, bitte im
Text der Mail hinzufügen.
Auf der Internetseite http://
landgang.tumblr.com werden die
Geschichten gesammelt und sind
dort auch öffentlich nachzulesen.
Mitte Mai gibt es die zweite Ausstellung in der Galerie M, dort
werden die Geschichten präsentiert. Aus den besten wollen die
beiden Künstler einen Film produzieren. Während der Ausstellung werden sie mit zwei Schauspielern aus den Erzählungen erste Filmszenen drehen.
RN
Kleinsiedlung
jot w.d. 5/2010
5
Blütenfest wird britisch
Partnerstadt Halton und die Beatles lassen grüßen
Biesdorf – Beim diesjährigen
Blütenfest vom 13. bis 16. Mai,
das mit einem stimmungsvollen
Programm am Herrentag beginnt,
geht es diesmal „very british“ zu.
Halton, die Partnerstadt des Bezirks, östlich von Liverpool gelegen, lässt grüßen. Die mehr als
100 000 Einwohner zählende
Stadt am Mersey River im Nordwesten Englands wird u.a. von
Councillor Mr. Frank Fraser und
der Band „The Frequency“ politisch und musikalisch vertreten
sein. In Halton wurde übrigens
Lewis Caroll, Autorin des weltbekannten Buches „Alice im
Wunderland“, geboren. Dort soll
mit John Middleton im 16. Jahrhundert der mit 2,80 Meter größte Mann Englands gelebt haben,
und dort steht die über 900 Jahre
alte Burgruine Halton Castle.
Für vier Tage kann man „british
flair“ auf den malerischen Wegen
rund um das Schloss und auch in
seinem Inneren genießen, sowie
im Schlosspark flanieren. Es gibt
„Tea and Coffee Time“ aber auch
Ale und andere englische Getränke am Platanenrondell.
Im Schloss ist eine Bilderausstellung der Partnerstadt zu bewundern. Die Musik der Beatles, die
Episoden über
die Henne
Die Blumenmädchen symbolisieren den Frühling, der neues Leben sprießen lässt.
aus Liverpool stammen, spielen die Maikrone aufgezogen. Und Wales nur besonders umweltBands wie „Frankie goes to Li- eine große Ehre erwartet den Be- freundliche Parks erhalten.
verpool“.
zirk: Paul Wright aus Halton ver- Öffnungszeiten:
Am 15. Mai startet 11 Uhr der leiht ihm den „The Green Flag Do-Sbd 10-22 Uhr, So 10-18 Uhr,
große Festumzug, 11.20 Uhr wird Award“, den in England und InfoTel. 65 76 35 60.
Erziehung zu richtigem Beifall
Umjubeltes Frühlingskonzert mit Mozart und einigen Überraschungen
Biesdorf – Am Ende des fünften
Frühlingskonzerts in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten
bedankte sich der Intendant des
Neuen Sinfonieorchesters Berlin
beim beifallsfreudigen Publikum.
Lutz Daberkow bekannte: „Wir
kommen gern zu Ihnen hierher.“
Gleiches kann wohl auch von den
Besuchern des Konzerts gesagt
werden. Dabei standen die Konzerte, wie man so sagt, unter einem „schlechten Stern“; denn der
Chefdirigent hatte sich krank
melden müssen, und auf Robert
Schumanns „Frühlingssinfonie“
musste verzichtet werden. Aber
die vertretenden Dirigenten waren nicht nur ein trefflicher Ersatz, sondern führten Orchester
und Solisten von einem musika-
lischen Höhepunkt
zum nächsten. Das
war vornehmlich
im ersten Teil des
Programms zu erleben. Was da von
Frau Sachiko Doi
und Herrn Yoshiaki
Shibata zusammen
mit dem Orchester
dargeboten wurde,
zeugte von tiefem
Eindringen in Mozarts Musik und
von meisterlichem
Vortrag seiner Sinfonia concertante Es-dur, ein Werk mit pathetischen und fast tragischen Tönen.
Über weite Strecken hin ist das
dreisätzige Werk als Dialog der
beiden Soloinstrumente Violine
Mit eigenen Kräutern
Kita-Kinder bereichern ihr Essen
Mahlsdorf – Der Kindergarten
„Zu den Seen“ bereichert seine
tägliche Küche mit eigenen Kräutern und Gemüse. Dazu wurde im
April, wie im vergangenen Jahr,
gemeinsam mit der Edeka–Stiftung wieder ein Gemüsebeet angelegt. Unter dem Motto „Gesunde Ernährung – optimiX“ lernen
die Kinder seit 2009, in dem angelegten Hochbeet Samen und
Setzlinge in die Erde zu bringen
und den Wachstumsprozess mit
allen erforderlichen Pflegemaß-
Tanz im Grünen
Kaulsdorf – Das Vereinshaus
Kaulsdorf-Süd an der Eichhornstraße 8a lädt am 2. Juni, 15
Uhr, zum „Tanz im Grünen“ ein.
Für Spaß und Musik sorgen
„Winny & Olli“, Eintritt 2,50
Euro (3 Euro Kaffeegedeck).
Anmeldung Tel. 56 32 346.
nahmen zu begleiten. Ziel ist es,
die Produkte dieses selbst-kochenden Kindergartens mit der
„Ernte“ (Kräuter und Gemüse)
anzureichern. Das Programm
„optimiX“ steht für optimierte
Mischkost und ist ein Konzept für
die gesunde Ernährung von Kindern. Es wurde vom Dortmunder
Forschungsinstitut für Kinderernährung entwickelt und seitdem
immer wieder an die neuesten
ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst.
und Viola miteinander und mit dem Orchester gestaltet. Angenehm die Bläser,
die hier wie auch
später beim Vortrag
der Serenade G-dur
aus der „Kleinen
Nachtmusik“ harmonisch mitwirkten.
Besonderen Beifall
riefen die Gesangssolisten mit Arien aus
Mozartopern sowie
der beliebte Yoshiaki
Shibata (Foto) als Solist im 4.
Satz aus der Haffner-Serenade
hervor. Natürlich verführte Lutz
Daberkow mit seiner Moderation die Zuhörer wieder zum
Schmunzeln und Lachen über In-
halte und Entstehung von Programmteilen. Ein bewährter Erzähler, dem man gern zuhört.
Leider fiel die Frühlingssinfonie
von Robert Schumann weg, aber
wer sollte etwas gegen Mozart haben? Der Vortrag von Ausschnitten aus seinem kompositorischen
Schaffen wurde keineswegs nur
als Ersatz begriffen und gewertet.
Übrigens haben die beiden Dirigenten Yoshiaki Shibata und Gregor DuBuclet erreicht, dass mancher Konzertbesucher es lernte,
seinen Beifall nach einem mehrsätzigen Werk erst am Ende des
letzten Satzes zu zollen. Das Neue
Sinfonieorchester Berlin erzieht
also nicht nur musikalisch und
künstlerisch. Auch dafür Anerkennung.
Siegfried Birkner
„Alltag – Schönes“
Ausstellung im Schloss
Biesdorf – Noch bis 10.
Mai zeigt das Schloss
Biesdorf unter dem Motto „Alltag-Schönes“ Arbeiten der Künstlerin Ursula Dräxlmaier. Sie
befasst sich mit den alltäglichen Dingen des Lebens. Die Stillleben und
Kompositionen in Ölbzw. Mischtechnik sind
in einem naturalistischrealistischen Stil geschaffen, der
gelegentlich auch leichte Ab-
straktionsgrade aufweist,
wie etwa das große, ausschließlich in Gelb gehaltene monochrome Apfelbild „Goldstaub“, flankiert von dem erfrischenden kleinen Primelbild
„Frühlingssonne“. Ursula Dräxlmaier sagt: „Meine Bilder erheben keinen
Anspruch auf intellektuelle Botschaften, sie sollen Schönheit ausstrahlen und
Freude machen“.
Mahlsdorf – Am 19. Mai,
14.30 Uhr, ist Angela Gentzmer, Texterin und Freundin von
Helga Hahnemann, zu Gast im
Pestalozzitreff, Pestalozzistraße 1 A. Die Autorin erzählt
unter dem Motto „Een kleenet
Menschenkind“ Geschichten
und Episoden über die beliebte Entertainerin, die viel zu
früh verstarb. Eintritt 2,50 Euro
(1,60 Kaffeegedeck). Ebenfalls
im Stadtteilzentrum ist am 26.
Mai, 14.30 Uhr, der Film „Die
Zugspitze“ zu sehen. Der Filmklub Sirius lädt dazu herzlich
ein. Eintritt 2,50 Euro (Kaffeegedeck 1,60 Euro). Anmeldung:
Tel. 56 58 69 20.
I.D.
Konzert in der
Krankenhauskirche
Biesdorf – Am Himmelfahrtstag (13. Mai) stehen 19 Uhr in
der Krankenhauskirche im
Wuhlgarten Werke von Krapp,
Saint-Saens und Hoeberg auf
dem Programm. Benjamin
Liebhäuser, Horn, und Oliver
Vogt an der Orgel werden mit
Stücken dieser und anderer
Komponisten ihr Publikum begeistern. Der Eintritt ist frei;
um Spenden wir gebeten.
Noch mehr
Discounter
Mahlsdorf – An der B1/5 zwischen Hönower und Landsberger
Straße wird ein weiterer Lebensmittelmarkt errichtet. Das Bezirksamt beschloss in einem
nicht einstimmigen Votum einen
„vorhabenbezogenen Bebauungsplan“. Dem Vernehmen
nach sollen u.a. die Firmen Edeka und Fressnapf dort Filialen errichten. Altgebäude, die nicht unter Denkmalschutz stehen, werden abgerissen. Kritiker der Pläne wenden ein, dass der bereits
unter hohem Wegzugs-Druck
stehende Kern Mahlsdorfs weiter belastet würde. Im Gegensatz
zum sonst üblichen Verfahren
wurde der Bebauungsplan nicht
im Internet veröffentlicht. Gründe für diese Maßnahme wurden
bisher nicht genannt.
Bleibt das
Kopfsteinpflaster?
Marzahn-Hellersdorf – In einem dringlichen Antrag forderte
die CDU-Fraktion in der BVV,
dass bei Bau- und Sanierungsarbeiten das Kopfsteinpflaster
der Straßen in den Siedlungsgebieten erhalten bleibt. Das sei
unter ökologischen und Sicherheits-Aspekten geboten.
6
jot w.d. 5/2010
Unfallkrankenhaus
öffnet zweites
Gästehaus
Biesdorf – Das Unfallkrankenhaus vefügt mittlerweile über
ein zweites Patientenhotel. Am
4. Mai wurde der Schlüssel für
das Gästehaus übergeben. Bereits seit 2007 bietet das ukb
ambulanten Patienten, Angehörigen von stationären Patienten
und Besuchern die Möglichkeit, in 15 Zimmern mit 25
Betten in einem separaten Gästehaus zu übernachten. Dieses
Angebot wird vor allem von
Patienten nach schwersten
Handverletzungen, Patienten
der Schmerztherapie und von
Patienten der Berufsgenossenschaftlichen Schulterrehabilitation genutzt.
Die Kapazitäten reichten nun
nicht mehr aus. Das neue Gästehaus hat einen noch stärkeren Hotelcharakter. Die 17 Zimmer mit einer Deckenhöhe von
fast vier Metern können sowohl
als Einzel- als auch als Doppelzimmer genutzt werden. Zwei
davon sind besonders großzügig
und behindertengerecht ausgelegt. Auch die moderne technische Ausstattung mit FlachbildFernseher und Internetzugang
sowie die Design-Badezimmer
vermitteln den Gästen das Gefühl, in einem hochwertigen Hotel und nicht in einem Krankenhaus zu sein. Verpflegung ist in
Vollpension möglich und wird
durch das Besucherrestaurant
im Lichthof des ukb realisiert.
Kindergarten
Als weiteren Schritt in der sozialen Arbeit will das ukb einen Betriebskindergarten einrichten, der sich laut Jugendstadträtin Manuela Schmidt
auch „für das Gemeinwesen
öffnen“ wird. Träger soll die
Dussmann Kids GmbH werden, die einen „Kulturkindergarten“ einrichten will.
Mehr Fachärze
möglich
Marzahn-Hellersdorf – Der
Mangel an niedergelassenen
Fachärzten im Bezirk ist allgegenwärtig und war bereits Thema einer Gesundheitskonferenz. Weil sich trotz Intervention nichts änderte, schrieb Bürgermeisterin Dagmar Pohle an
die Patientenbeauftragte Berlins
und klagte über die mangelnde
Versorgung. Mittlerweile hat
sich auch die Kassenärztliche
Vereinigung, die für die Genehmigung von Niederlassungen
zuständig ist, zu einem Umdenken entschlossen. Wurde bisher
Gesamtberlin als Standort betrachtet, hat sich die KV jetzt
zu „regionalisierter Bedarfserfassung“ bereit erklärt. Das bedeutet, dass selbst bei einem
„Überangebot in Charlottenburg
oder Zehlendorf“ Fachärzte in
Marzahn und Hellersdorf eigene Praxen eröffnen dürfen. Erster Erfolg ist die Niederlassung
eines Kinder- und Jugend-Psychotherapeuten im Bezirk.
Links & rechts
Für die Stadtrendite
STADT UND LAND und Versicherungsfirma unterstützen erneut Vereine
Neukölln/Hellersdorf – Es ist
bereits eine gute Tradition: Die
Wohnungsgesellschaft STADT
UND LAND vergibt alljährlich
mit ihrem langjährigen Versicherungspartner FUNK GRUPPE
Spenden an gemeinnützige Vereine. Das Geld kommt u.a. aus
Rabatten, die die Gesellschaft mit
ihren mehr als 40 000 Wohnungen als Großkunde bei den Versicherungsunternehmen erhält.
Seit Jahren werden diese „Einsparungen“ als Teil der sozialen
Arbeit in die Wohngebiete gegeben – in diesem Jahr stellten die
Unternehmen gemeinsam wie im
Vorjahr 50 000 Euro bereit.
Am 15. April konnte aus unserem
Bezirk der Sportverein TUS Hellersdorf einen Scheck in Empfang
nehmen. Mit dem Geld sollen nun
endlich die Winterschäden an der
Sportanlage behoben werden. Die
Evangelische Kirchengemeinde
Kaulsdorf wurde ebenfalls bedacht. STADT UND LAND und
FUNK GRUPPE unterstützen die
seit langem geplante Anschaffung
einer neuen Orgel.
„Auch wenn unser Hauptstandort
in Hellersdorf natürlich in der
Großsiedlung liegt, sind wird in
den Siedlungsgebieten vertreten“, begründet Michael Niestroj,
Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft, das Kaulsdorfer Engagement. So wurde beispielsweise vor einigen Jahren ein alter Vierseit-Hof im Dorfkern restauriert und zu begehrten Wohnungen umgebaut.
Ein weiterer Empfänger ist in diesem Jahr der überregional tätige
Verein „Jahresringe“, der in der
Michael Niestroj (3.v.r.) und Claudius Jochheim übergaben im Beisein von Heinz Buschkowsky (re.) Spendenschecks u.a. an SOS-Familienzentrum, Steinstatt, Kulturring und Kirchgemeinde Kaulsdorf.
Arbeit mit Senioren aktiv ist. In
Hellersdorf wurden zudem der
Kulturring, das Kinder- und Jugendbüro, der Steinstatt e.V., das
SOS-Familienzentrum und der
SC Eintracht bedacht.
FUNK-Geschäftsführer Claudius
Jochheim betonte dieser Zeitung
gegenüber bereits vor Jahren,
dass es eine „Stadtrendite, die
man nicht in Geld ausdrücken
kann“, gäbe. Er meint damit das
Engagement all Jener, die sich um
soziale Ausgewogenheit in den
Quartieren kümmern.
Neuköllns Bürgermeister Heinz
Buschkowsky würdigte bei der
Übergabe der Spenden an insgesamt 38 Vereine in ganz Berlin
das Engagement des Großvermieters, dessen Firmenzentrale in
seinem Bezirk steht. In Zeiten
immer knapper werdender öffentlicher Kassen bei gleichzeitig
steigendem Bedarf an sozialer Arbeit sei die Unterstützung aus der
Wirtschaft unabdingbar. Die begünstigten Vereine seien auch für
den sozialen Zusammenhalt in
den Kiezen unverzichtbar.
Nicht nur aus diesem Grund hoffen alle Beteiligten, dass es auch
in diesem Jahr bei STADT UND
LAND möglichst wenig Versicherungsschäden geben möge.
R. Nachtmann
Ein Signet für den Bezirk
Abstimmung in Internet und Bürgerämtern
Marzahn-Hellersdorf – Ein Bezirkswappen reicht nicht. Abgesehen davon, dass das derzeit gültige
bei der Bevölkerung nicht gerade
Jubelstürme auslöste, gehört es ja
hauptsächlich zu „offiziellen“ Anlässen. Auch wenn es, glaubt man
den diversen Umfragen, nicht an
Identifikation der Bewohnerschaft
mit ihrem Bezirk (mehr noch mit
ihrem Stadtteil) mangelt, ließ das
Bezirksamt ein Signet für den Bezirk entwickeln. Schüler im Bildungsgang zum Gestaltungstechnischen Assistenten (GTA) der
Beruflichen Schule Hangelsberg
haben sich also ein Jahr lang intensiv mit dem Wuhlebezirk und
seinen Besonderheiten beschäftigt.
Jetzt haben sie insgesamt acht Entwürfe vorgelegt.
„Dass die Schüler sich in so kurzer
Zeit so intensiv, differenziert und
kreativ mit unserem Bezirk auseinandersetzen, das hatten wir so nicht
erwartet“, lobt Bürgermeisterin
Dagmar Pohle, die im Somer zur
Zeugnisübergabe kommen will.
Die fünf Mädchen und zwei Jungen haben im Vorfeld u.a. bei der
Bezirksrundfahrt von Bezirksamt
und Presse teilgenommen und so
einen Eindruck von den wichtigsten
Orten bekommen. Die Marzahner
Mühle hat offensichtlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen;
gleich drei Mal findet sie sich in
den Vorschlägen wieder. Auch die
grüne Farbe, das Grün des Bezirks
symbolisierend, war für viele Schüler wichtig. Zweimal wurde das
Orange, das sich bereits im
„eastside“-Logo findet, genutzt. Bei
einigen Vorschlägen wird betont,
dass Farbe oder Motiv-Teile variabel einsetzbar sind.
Bevor im Juni eine Jury das Signet
bestimmen wird, können die Bürger von Marzahn-Hellersdorf vom
6. bis 21. Mai ihr Votum im Internet unter www.marzahn-hellersdorf.de und in den vier Bürgerämtern abgeben. Das Bezirksamt
und auch die Redaktion von jot w.d.
hoffen auf eine rege Teilnahme.
Nur so wird das künftige Bezirkslogo Akzeptanz finden. Bleibt zu
hoffen, dass auch die namentlich
bisher ungenannte Jury das Bürgervotum nicht ignoriert.
R. Nachtmann
Die Entwürfe gestalteten: Michele König, Romy Fey, Lucas Naumann,
Juliane Schettler, Christian Laugsch (links v.o.n.u.) Meltem Demirtas,
Linda Süßmuth und noch einmal Christian Laugsch (rechts).
der Wuhle
Neue Ausgabe
des AIB
erschienen
Berlin – Seit kurzem liegt die 86.
Ausgabe des Antifaschistischen
Info-Blatt (AIB) vor. Das Titelthema
ist diesmal „Extremismus – Hochkonjunktur eines ideologischen
Konzepts“. Gerd Wiegel untersucht
die bisherigen Bundesprogramme
gegen „Rechtsextremismus“ und beschreibt den Wandel, der seit dem
Regierungswechsel vonstatten ging.
Im Beitrag von Tilda Summer unter
dem Titel „Nie wieder Rechtsextremismus!“ schreibt die Autorin über
die Gefahren des Extremismusansatzes und welche Grenzen staatlichen Programmen gegen „Rechtsextremismus“ gesetzt werden.
Im Ressort NS-Szene wird u.a. über
den Pölchow-Prozess, bei dem ein
schwerer Überfall von Neonazis auf
Antifaschisten im Sommer 2007
verhandelt wird, berichtet. Ein Beitrag befasst sich mit der NPD in Berlin und ihrem Neustart, bei dem auf
alte Bekannte zurückgegriffen werden musste. Auch das neue extrem
rechte Zeitungsprojekt „Zuerst!“,
das durch ein Tochterunternehmen
der Bauer Media Group ausgeliefert wird und nicht zuletzt deshalb
bundesweit im Zeitschriftenhandel
zu haben ist, wird beleuchtet.
Das Ressort „Antifaschismus“ liefert eine Auswertung zum 13. Februar 2010 in Dresden vom „AntifaRecherche Team Dresden“. Zu finden ist auch ein Beitrag der „Initiative für einen Gedenkort ehemaliges Jugendkonzentrationslager Ukkermark e.V.“, die sich für eine antifaschistische Erinnerungspolitik
stark macht.
Interessant und spannend sind internationale Themen wie das Minarettverbot in der Schweiz oder aktuelle Entwicklungen in der Neonaziszene Russlands. Über die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung schreibt der „Arbeitskreis
geschichtspolitische Interventionen“
(AGI) im Heftteil „Gesellschaft“.
Das Antifaschistische Info-Blatt
AIB erscheint seit 1987 und kann
u.a. im Internet unter www.nadir.org/nadir/periodika/aib oder
per Post Antifaschistisches Infoblatt, Gneisenaustraße 2a, 10961
Berlin, abonniert werden, zehn
Ausgaben kosten 31 Euro. RN
jot w.d. 5/2010
7
Überschlag und Tabaksuche
4. Aktions- und Präventionstag der Polizeidirektion 6
Bereits im vergangenen Jahr begeisterte die Polizei-Rockband die Besucher.
Biesdorf – Am 30. Mai öffnet die
Polizeidirektion 6 von 10 bis 17
Uhr die Tore des Polizeigeländes
an der Cecilienstraße 92 für Besucher zum diesjährigen Aktionstag. Kriminal- und Verkehrsprävention mit Aktionen für Groß
und Klein stehen dabei im Mittelpunkt. So können die Besucher
ihre Fahrräder codieren lassen,
im Überschlagsimulator erleben,
wie es sich anfühlt, wenn man mit
seinem Fahrzeug Kopf steht, den
Tabaksuchhunden bei ihrer Arbeit
zusehen, erfahren, worauf man
achten muss, um nicht an Falschgeld zu geraten, sich den Polizeihubschrauber aus der Nähe betrachten und noch vieles mehr.
Die Kinder können sich im
Fahrradparcours beweisen und
den Kinderführerschein erwerben, ein Abenteuer mit der verzauberten Ampel erleben, bei einer Kinderstaffel die Schutzausrüstung anlegen und auf der Malund Bastelstraße selbst kreativ
werden. Die Berliner Feuerwehr,
die Ordnungsämter Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und
Kirschblütenfest in den asiatischen
Gärten mit Besucherrekord
Marzahn – Bereits zum dritten
Mal feierten die asiatischen „Gärten der Welt“ im Erholungspark
als ein Zeichen der wiedererwachten Natur und des Frühlings
das traditionelle Kirschblütenfest.
An die 20 000 Besucher bewunderten die eigens zu diesem Fest
besonders liebevoll geschmückten
asiatischen Gärten (China, Japan
und Korea) und übertrafen damit
die vorjährige Besucherzahl um
mehrere Tausend. Die vielen Zierkirschenbäume – vor allem rund
um den Japanischen und Chinesischen Garten – standen wie von
den Veranstaltern erhofft an diesem Tag in voller Blüte.
Foto: Schuchert
Lichtenberg, das Technische Hilfswerk, das Deutsche Rote Kreuz,
der Malteser Hilfsdienst, die Berliner Verkehrsbetriebe, die Berliner Wasserbetriebe, der Weiße
Ring und viele andere werden diesen Tag mitgestalten und den Besuchern Rede und Antwort stehen.
Für gute Stimmung auf der Bühne
sorgen die Polizeirockband
„Hundertzehn“, die Polizeicombo
Brandenburg/Berlin, die Big Band
„Just Mad“, die blu:boks Rapperund Tanzgruppe sowie die „Rokky Liners“.
Uwe Zeibig, Dir 6
Brunnensaison
Marzahn-Hellersdorf – Seit Anfang Mai plätschern im Bezirk wieder Zierbrunnen und Kinderplanschen. Der Brunnen am Freizeitforum wird in diesem Jahr rekonstruiert. Bei der Gestaltung des
Stadtplatzes im Cecilienviertel erhält der Bezirk einen weiteren Brunnen. Der auf dem Clara-Zetkin-Platz
ist täglich in Betrieb, alle anderen
sind am Wochenende ausgeschaltet.
Der Finger in der Wunde
Wallraffs „Aus der schönen neuen Welt“ zeigt Diskriminierung,
Interkulturelle Tage sollen Vorbehalte abbauen helfen, weitere Mitmacher gesucht
Der Schriftsteller Günter Wallraff
recherchierte in seinem Buch
„Aus der schönen neuen Welt“,
wie es sich in unserem Land als
Beschäftigter im Niedriglohnsektor, als Obdachloser und als
Mensch mit schwarzer Hautfarbe
lebt. Im Kapitel „Der „Neger“ im
Schrebergarten“ beschreibt der
Autor, wie er sich als geschminkter farbiger Mitbürger in einer
Gartenkolonie im Bezirk Marzahn-Hellersdorf um eine Parzelle beworben hatte. Er beschreibt
dabei eine Art des Umganges mit
fremden Kulturen und anderem
Aussehen, die einen sprachlos,
verlegen und auch wütend machen. Er stellt eine Art des modernen Rassismus vor: „Ich habe
ja nichts gegen die. Aber bitte
woanders.“ Die im Buch dargestellten Mitbürgerinnen erkennen
zwar das Existenzrecht und die
Menschenwürde abstrakt an. Im
Umgang in der Nähe sind sie jedoch unsicher, haben Vorbehalte
und verhalten sich diskriminierend. Auch wenn der Autor zuspitzt und provoziert, so legt er
mit seinen Recherchen den Finger in die Wunde. Er stellt in Ost
und West gleichermaßen fest,
dass Vorbehalte gegen ausländi-
sche Mitbürger auch innerhalb
der „normalen“ Gesellschaft an
der Tagesordnung sind.
Deshalb wollen wir gemeinsam
mit den Kindertagesstätten, Schulen, Kinder- und Jugendfreizeitstätten sowie der bezirklichen
Verwaltung unsere Anstrengungen zur interkulturellen Öffnung
der Gesellschaft weiter erhöhen.
Am 18. September finden im 20.
Jahr unserer bezirklichen Integrationsarbeit die „interkulturellen
Tage des Bezirks MarzahnHellersdorf statt. Mit einem bunten Mix aus Bildung, Kultur und
Unterhaltung wollen die Veran-
stalter zu Themen des Zusammenlebens in den Nachbarschaften und zum interkulturellen Dialog beitragen. Bis zum 10. Mai
2010 besteht die Möglichlkeit geplante Beiträge und Aktivitäten
der Integrationsbeauftragten des
Bezirksamtes, Elena Marburg,
mitzuteilen. Die Eröffnungsveranstaltung in Marzahn-Hellersdorf findet am 18. September ab
10 Uhr in der Evangelischen Kirchengemeinde Marzahn-Nord,
Schleusinger Straße 12, statt.
Klaus-Jürgen Dahler
Fraktionsvorsitzender
der Linken in der BVV
Alice Salomon Award
2010 an afrikanische
Frauenrechtlerin
Berlin – Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Archivund Dokumentationszentrums
für soziale und pädagogische
Frauenarbeit ehrt die Alice Salomon Hochschule Rugiatu
Neneh Turay aus Sierra Leone
mit dem Alice Salomon Award.
Diesen Preis erhalten Persönlichkeiten, die zur Emanzipation der Frauen und der Entwicklung der Sozialen Arbeit
Herausragendes beigetragen
haben und die im übertragenen
Sinn das Werk Alice Salomons
unter heutigen Bedingungen
weiterführen und verstärken.
Die 32-jährige Rugiatu Turay
ist Gründerin der Frauenrechtsorganisation „Amazonian Initiative Movement“. Sie kämpft
gegen Genitalverstümmelung
von Mädchen und setzt sich für
Bildung von Frauen und Mädchen ein. Sierra Leone, eines
der ärmsten Länder weltweit,
gehört zu den afrikanischen
Ländern, in denen es noch kein
Gesetz gegen die Beschneidung
gibt. Die Macht der geschätzt
50 000 Beschneiderinnen ist
sehr groß. Bereits während ihres Exils in Guinea hatte
Rugiatu Neneh Turay zusammen mit anderen sierra-leonischen Bürgerkriegsflüchtlingen in Guinea eine ähnliche Organisation aufgebaut. Diese
bietet Mädchen Schutz,
die aus ihrer
Familie geflohen sind.
In Zusammenarbeit mit Schulen, religiösen Führern und traditionellen Leitern organisieren
sie Workshops und Aufklärungsveranstaltungen, führen
Theaterstücke auf und vieles andere mehr. Sie arbeiten mit den
Eltern und bieten u.a. auch alternative Berufsausbildungen
für Beschneiderinnen an. „Das
ist wichtig, weil die Beschneiderinnen viel Macht haben“,
sagt die Preisträgerin. AIM hat
40 ehemalige Beschneiderinnen
in die St-Joseph-Berufsschule
geschickt, wo sie lesen und
schreiben lernten und an Landwirtschaftskursen teilnahmen.
Nach Abschluss der sechsmonatigen Berufsausbildung sprachen sie sich öffentlich gegen
die weibliche Genitalverstümmelung aus.
Sandra Näbig
Heimatverein wählte
Marzahn – Am 28. April wurde der 11-köpfige Vorstand des
Heimatvereins um den Vorsitzenden Wolfgang Brauer und
seine Stellvertreter Dr. Christa
Hübner und Peter Mier von der
Mitgliederversammlung einstimmig wiedergewählt. Besondere Würdigung erfuhr Ehrenvorsitzender Dr. Günter Peters.
Anerkennende Worte fanden
auch Ute Thomas und Museumsleiterin Dorothee Iffland.
8
jot w.d. 5/2010
Tipps und Termine
Muttertags-Matinee mit
Siggi im FFM
Marzahn – Am 9. Mai, 11 Uhr, präsentiert Siggi Trzoß seine traditionelle Matinee zum Muttertag in der Studiobühne
des Freizeitforums, denn der Saal ist
aufgrund von Bauarbeiten gesperrt. Für
viel Spaß und Unterhaltung sorgen auch
diesmal seine Gäste Hannelore Kalin
(bekannt vom „Oberhofer Bauernmarkt“), der singende Humorist aus
Leipzig Harry Wuchtig und das Schlager-Gesangsduo Andrea & Wilfried
Peetz aus Brandenburg.
Der Palast lebt
Exzellente Kost für Auge und Ohr
Von Schlager über Operette bis Showtanz
Hellersdorf – So langsam hat
es sich auch am nördlichen
Stadtrand herum gesprochen.
Der Berliner Operetten- und
Musicalsänger Rainer Luhn ist
ein Entertainer der Extraklasse.
So war er in den vergangenen
Monaten nicht nur im
Kaulsdorfer Schlosshotel und im
Freizeitforum Marzahn zu erleben, sondern am 21. April nun
auch in Hellersdorf. Siggi Trzoß
hatte zu seiner beliebten
Talkshow „3 nach drei“ ins Kul-
Lichtenberg – Noch bis 28. Mai zeigen
der Freundeskreis Palast der Republik
und der Lichtenberger Kulturverein eine
Ausstellung vom „PdR“ mit Fotos, Gemälden, Filmdokumentationen, Fundstükken, Dokumenten und Collagen. Kultschule Lichtenberg, Sewanstraße 43, Mo
bis Fr zwischen 8 und 18 Uhr, eintritt frei.
Info www.palastschaustelle.eu.
I.D.
Theater Coram-Publico
gastiert im FFM
Marzahn – 15 Mitglieder treffen sich
jede Woche in der KULTschule
Sewanstraße in Lichtenberg zu den Proben. Neben ihrem schönen Hobby stehen sie ansonsten ihren Mann oder ihre
Frau im ganz normalen Arbeitsalltag.
Das aktuelle Programm hat den Titel
„Live aus der Bonbonfabrik“, ist süß und
klebrig und handelt von einem merkwürdigen Land, der DDR. Die meisten wissen sicherlich noch, was ein „Abevauer“
war und mit welchen Hauptfeinden sich
der Sozialismus herumschlagen musste.
Erinnerungen werden wach, wenn bekannte Lieder erklingen und weniger
bekannte Texte zu hören sind. Angeblich sind 57 Prozent der DDR-Bürger der
Meinung, dass es ihnen in der DDR besser ging. Da drängt sich die Frage auf,
war es damals gut oder ist es heute nicht
so gut? Das Theater Coram-Publico
möchte unsere „Badenbrigade“ sein und
bietet eine Gratwanderung an – am 28.
Mai, 20 Uhr, Studiobühne im FFM, Eintritt: 8 Euro.
Kunst im Schloss
Biesdorf – „Fühlen und wollen – vom
menschlichen Ausdruck“, so überschreibt der Maler Wilfried Schreiber
seine Ausstellung in der Galerie von
Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55. Die
sehenswerte Exposition mit Acrylbildern
ist noch bis zum 10. Juni zu sehen. Wer
sich die „Gemalten Alltäglichkeiten –
Bilder, die zum Träumen einladen“ von
Ursula Dräxlmeier im Kaminzimmer
anschauen möchte, hat nur noch bis zum
10. Mai Gelegenheit dazu.
Eins der imposanten Werke von Wilfried
Schreiber.
Foto: Dittmann
Kultur & Freizeit
turforum an der Carola-NeherStraße eingeladen. Luhn brachte auch seine gelegentliche
Bühnenpartnerin, die Tänzerin
Britta Schröer mit. Für sie und
ihren Tanzpartner Thomas
Bensch wurde extra eine Parkett-Tanzfläche gelegt, auf der
die beiden einen flotten Walzer
und später einen Tango tanzten.
Die in Cottbus geborene Britta
Schröer absolvierte ihre Tanzausbildung in Berlin und war
danach rund zehn Jahre im Ballett des Friedrichstadtpalastes
engagiert. Heute ist sie Mitglied
im Showballett Berlin. Zahlreiche TV-Auftritte führten sie u.a.
auch in den „Musikantenstadl“
mit Andy Borg oder in die
Patrick-Lindner-Show.
Bemerkenswert an dem Sachsen-Anhalter („Ich lebe aber
schon seit 30 Jahren in Berlin“)
Rainer Luhn ist seine ausgesprochene Vielseitigkeit, ein
Allroundtalent auf der Bühne.
„Ich wollte schon immer alles
machen, mich nicht auf eine
Richtung festlegen“, erzählt der
sympathische Künstler, der
wohl auf vielen großen Bühnen
dieser Welt bestehen würde.
Aber: „Ich mag weniger die großen Auftritte, arbeite viel lieber
auf der kleinen Bühne im hautnahen Kontakt mit meinem Publikum.“ Sogleich folgt der Beweis, als Luhn bei „Ganz ohne
Weiber“ und „Zwei Herzen im
Dreivierteltakt“ die „Hellersdorfer Fischerchöre“ ins Leben
ruft. Da wird kräftig mitgesungen und -geschunkelt.
Seinen ersten Auftritt hatte er
mit sechs. Schon als Kind wollte er Sänger werden und so studierte er an der Dresdner Musikhochschule klassischen Gesang, später Schauspiel. Nach
seinem ersten Engagement an
den Städtischen Bühnen Zwikkau ging er als freischaffender
Künstler nach Berlin ans
Metropoltheater, war dort später fest engagiert, spielte u.a.
in der „Fledermaus“ und „Frau
Bestattungskulturen
Totenkultur als Abbild einer Gesellschaft
Marzahn – „Staatsbegräbnis
und Aschestreuwiese. Weltliche
Bestattungskulturen in der DDR
zwischen Tradition und Innovation“ – zu diesem Thema ist am
12. Mai, 19 Uhr, im Bezirksmuseum, Alt-Marzahn, ein Vortrag mit Lichtbildern zu erleben.
Zu Gast ist die Ethnologin Dr.
Jane Redlin, Wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Museum Europäischer Kulturen.
Der weltliche Mensch und sein
Tod. Wer kümmert sich um ihn?
Welche Rituale werden für ihn
zelebriert? Diese Fragen bewegen mittlerweile immer mehr
Menschen. Am Beispiel der
DDR soll gezeigt werden, welche Lösungen eine Gesellschaft
für den nichtreligiösen Tod gefunden hat.
Der Ritus der Totenehrungen
reicht von der Beisetzung von
Staatsoberhäuptern und Künstlern, über die Feiern für Kollegen bis zur namenlosen Beisetzung von Privatpersonen.
Dabei verknüpfen sich Traditionen und Innovation, private
Bedürfnisse und technische
Gegebenheiten auf vielfältige
Weise. Gemeinsam zeichnen
die verschiedenen Formen ein
interessantes Bild der unterschiedlichen Lebenswelten in
der DDR. Sie zeigen, wie
selbst die Totenkultur zum Abbild einer ganzen Gesellschaft
werden kann.
Britta Schröer und Thomas Bensch legten einen Tango aufs Parkett, Rainer Luhn (li.) brillierte als charmanter Entertainer –
von Operette bis Musical.
Fotos: Dittmann
Luna“. Weitere Stationen waren u.a. das „Theater am Kurfürstendamm“, die Comödie
Bochum, das Delphitheater
Hamburg, das Magdeburger
Theater, die Oper Leipzig,
Theater in Meppen, Würzburg,
Stralsund, Greifswald oder
Putbus. Durch zahlreiche TVAuftritte wurde er in Ost und
West bekannt. Neben seinen
Theaterengagements ist er oft
und gern mit diversen Soloprogrammen unterwegs – etwa
mit seinem Peter Kreuder
Abend, der Songrevue „Ich bin
was ich bin“ oder „Operette
sich wer kann“. Als „Lady Lu“
präsentiert, parodiert und „travestiert“ er UFA-Songs von
Marika Rökk, Marlene Dietrich, Zarah Leander oder Grete
Weiser (zu erleben war das am
24. April in der ausverkauften
Studiobühne des FFM). Einen
Beweis seines großen Stimmumfanges (vier Oktaven) liefert
er auch den Gästen im Kulturforum mit Live-Darbietungen –
von Schlager über Operette bis
Musical, Altberliner-Gassenhauern oder Parodien. Inzwischen ist der Künstler auch unter die Autoren gegangen, ist
Regisseur und Produzent.
Ingeborg Dittmann
Männer-Party
Im Kofferradio stehen Sänger im Zentrum
Berlin – Am Erscheinungstag der
jot w.d. war der Sänger und Komponist Uli Schwinge zu Gast im
Studio an der Voltastraße. Stammhörer der Sendung „Kofferradio“
auf Kabel 92,6 und 96,85 sowie
Antenne 97,2 konnten eine interessante runde Stunde zwischen 16
und 17 Uhr am guten alten Radio
erleben. Lustig geht’s bei der
„Männer-Party“ am 13. Mai zu.
Logisch, dass sich alle Songs irgendwie um das angeblich „starke Geschlecht“ drehen. Zu hören u. a. Songs mit Mary Halfkath, Karin Heyn, Helga Brauer, Nicole Felix und Brigitte
Rabald. Anlässlich des 10. Todestages von Fred Frohberg sind
auch einige Titel des Leipzigers
zu hören. Am 20. Mai unterstützt
wieder ein Hörer Moderator
Siggi Trzoß bei der Musikauswahl. Zu Gast ist Ramona Wiedemann, Leiterin des Fanclubs
von Thomas Lück und Andreas
Holm. Klar, dass ausschließlich
Schlager der beiden zu hören sein
werden – mal solo, mal im Duett; etwa „Ein Mädchen wie
dich“ „Nimm den Nachtzug“
oder „Nie war ein Tag so schön“.
Musikwünsche und Anregungen
zur Sendung, die jeden Donnerstag zwischen 16 und 17 Uhr bei
„Alex Berlin“ läuft, per Fax
9915023, email [email protected] oder Post: Alex
Berlin, Voltastr. 6, 13355 Berlin.
I. Dittmann
Kultur & Freizeit
jot w.d. 5/2010
9
Rock’n’Roll can never die
Sommerkonzerte auf der Parkbühne mit Bewährtem und überraschenden Innovationen
Biesdorf – Auch wenn es
Programmchef Fred Schöner
nicht so zeigt – selbstverständlich ist er stolz darauf, dass es
vielfache Anfragen zum Mieten
„seiner“ Biesdorfer Parkbühne
gibt. Und dass er ohne Not abschlägig bescheiden kann. Es
wird also auch in diesem Jahr
keinen Punk-Abend und keine
Dark-Metal-Session geben. „Wir
wollen die Familienbühne im
Grünen bleiben“, hält der Kulturmanager auch im nunmehr fünften Jahr am bewährten Konzept
fest. Will heißen, dass es hauptsächlich Musik für Erwachsene
gibt. Dumpfbacken aller Coleur
will man hier nicht sehen.
Die drei wesentlichen Programmsäulen stechen auch in der
nun beginnenden Saison hervor.
Da sind zunächst die Coverbands
der großen Rockgruppen der 60er und 70-er Jahre. Bewährte
Musiker wie „Strings like
Wings“ (Deep Purple), „Black
Rosie“ (die AC-DC spielenden
Mädels), oder der wunderbare
„Rammstein Members Club“ aus
Prag, der bereits in der Saison
2009 die Massen begeisterte.
Zweiter Schwerpunkt sind Musiker, die bereits in der DDR Erfolge feierten. Jürgen Kerth (Bild
rechts), „Monokel“ und vor allem die treuen Jungs von „Engerling“ spielen Blues; Lift und
Renft geben das „Sachsendoppel“, bereits am ersten Wochenende kommen „Karussell“
und Thomas Putensen.
Internationale Stars
Mit „Ten Years After“, Ray
Wilson und der „Glitter-Band“
hat Schöner wieder internationale Stars verpflichten können, die
man für derart „kleines Geld“
(zwischen 14 und 26 Euro) sonst
wohl nur noch im Fernsehen bewundern kann. „Die Verhandlungen sind nicht immer leicht“, gesteht Schöner ein. Doch mittlerweile hat sich selbst bei den
Künstlern herumgesprochen, dass
in Biesdorf eine tolle und auch
Die Mädels von Black Rosie zelebrieren AC-DC. Fotos: Nachtmann
lockere Atmosphäre herrscht.
Nicht wenige Bands fragen von
sich aus bereits nach erneuten
Auftrittsmöglichkeiten nach.
Dass Schöner während der Fußball-Weltmeisterschaft auf Veranstaltungen verzichtet, mag
mancher Konzertfan bedauern,
allein schien ihm, der stets am
(finanziellen) Limit arbeiten
muss, das Risiko wohl zu hoch.
Zwischen dem 20. Juni und 30
Juli wird es also nur das traditionelle Newcomer-Festival „Rock
im Grünen“ geben. Dafür hat
sich der Planer einer neue Reihe
ausgedacht und lädt dreimal zu
„Covern und Kuchen“ ein. Das
sind Rockkonzerte am Sonntagnachmittag mit Coverbands wie
„Muckefuck“ (Status Quo) oder
„Deep Blue“ (Eagles). Selbstverständlich gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen, auch Bier und
Bratwurst sind an den Sonntagen
ab 16 Uhr zu haben.
Neben all dem vielen
Rock dürfen weder die
leisen noch die „anderen“ Töne fehlen. Die
reichen von einer satirischen MuttertagsShow mit MTS und Peter Ensikat am 9. Mai
über einen Liederabend
mit Barbara Kellerbauer, Tina Tandler und
Tino Eisbrenner bis zur
irischen Tanzshow
„World of Celtic Mystery“ oder dem „Mittelalter-Rock“ der Gruppen Haggard und
Runkel. Und natürlich
darf DIE Erfolgsidee
von Fred Schöner nicht
fehlen. Am 28. August
heißt es wieder: „Beatles treffen Stones“ mit Mike
Kiklians „Starfucker“ und den
„Beattells“ aus Hamburg.
Freikarten bei jot w.d.
Auch in diesem Jahr können wir
wieder einige Freikarten verlosen. Los geht’s für den Monat
Mai. Am 28. Mai heißt es Powerblues mit Jürgen Kerth, „Monokel“ und „Muddy Feet“. Tags
darauf heiß es „Die Harten 70-er
Part II“ mit den schon genannten
„Black Rosie“, „Black Reunion“
und „Fred Zeppelin“. Beginn jeweils 18 Uhr, Karten 12 (Vorverkauf) bzw. 16 Euro an der Abendkasse. Wir verlosen jeweils 2
Freikarten, bitte nur Postkarten.
Alle Infos zu den Sommerkonzerten gibt es im Internet unter www.biesdorfer-parkbuehne.de, Nachfragen und Kartenbestellungen auch in der Kiste,
Tel. 99 87 481. R. Nachtmann
Neue Ausstellungen
Gesichter
der Welt
Meerestiefen
Aquarelle & Objekte
Hundertwasser
nachempfunden
Mit Tricks aus
dem Computer
Hellersdorf – Unter dem Titel
„ hautnah – Gesichter der Welt“
zeigt die Pyramide, Riesaer
Straße 94, vom 4. Juni bis 9.
Juli Fotografien von Bernd
Hahlweg. Der frühere Reporter
von Junge Welt, NBI und MAGAZIN porträtiert Menschen
zwischen Lima und Schanghai.
In den letzten 20 Jahren bereiste er die halbe Welt, wo er
fremden Mentalitäten von
Landschaften, Orten und besonders den Menschen nachging. Vernissage am 3. Juni,
19 Uhr, geöffnet Mo bis Fr 1018 Uhr, Info Tel. 90 293 41 32.
Mahlsdorf – Im Kunsthaus
Flora, Florastraße 113, widmet
sich die neue Exposition mit
Werken von Walter Goes der
Natur. Der Maler studierte in
Leipzig und Weißensee bei
Werner Klemke und Dieter
Goltzsche, heute lebt er in Bergen auf Rügen. Seine Aquarelle geben die Geometrie der Felsen und Horizontlinien wider,
sein Blau den Unterschied des
Meeres zum Himmel. Vernissage am 7. Mai, 19 Uhr, geöffnet Mo 9-15, Di 9-13, Mi 1114 + 17-19, Do und Fr 9-16
Uhr, Info Tel. 562 55 73.
Hellersdorf – Die „Ehm-WelkBibliothek“, Alte Hellersdorfer
Straße 125, zeigt vom 3. bis 31.
Mai Bilder einer Malgruppe
des Altlandsberger Malers Otto Edel, der sechs Frauen angehören. Sie begeben sich auf
die Spuren großer Meister,
diesmal spürten sie Motiven
von Friedensreich Hundertwasser nach (Abb. ein echter).
Sie werden nun von Antje
Baubkus, Gerlinde Scharnke,
Gerda Schubert, Rita Spitzkat,
Ilse Steiner und Karin Weile in
der Bibliothek präsentiert. Geöffnet zu den Ausleihzeiten.
Hellersdorf – Noch bis 28. Mai
zeigt der ArtKunstRaum, Quedlinburger Straße 12, künstlerische Foto-Arbeiten der Marzahnerin Carmen Kollaender. Die
verblüffende Wirkung ihrer Bilder erzielt die gelernte technische
Zeichnerin und Ingenieurin für
Energieanlagen durch Verfremdung ihrer Fotos am Computer.
Ihre Arbeiten wurden bereits in
Italien und Österreich gezeigt.
Tipps und Termine
„Kalungas Kind“ beim
Literarischen Frühstück
Marzahn – Am 19. Mai ist die Autorin
Stefanie-Lahya Aukongo Gast der Lesereihe „Das literarische Frühstück“ in der
„Mark-Twain-Bibliothek“ im FFM. Sie
wird aus ihrem Buch „Kalungas Kind –
wie die DDR mein Leben rettete“ lesen, in dem sie ihr eigenes Schicksal
erzählt. Im Mai 1978 vernichteten südafrikanische Bomber das Flüchtlingslager Cassinga in Südangola. Stefanie
überlebte das Massaker, bei dem mehr
als 600 Menschen starben, im Mutterleib. Ihre schwer verletzte Mutter wird
nach Tagen gerettet und im Zuge einer
Solidaritätsaktion zwischen
der DDR und
der SWAPO zur
medizinischen
Behandlung in
die DDR ausgeflogen. Erst nach
der Geburt stellt
sich heraus, dass das Kind verletzt wurde. Stefanie ist halbseitig gelähmt und
kommt in eine Pflegefamilie – Familie
Schmieder. Rudi Schmieder ist damals
Trainer des Nationalteams der Eisschnelllauf-Damen. Nach einem Jahr
sollen Mutter und Kind nach Namibia
zurückkehren. Sie kommen mitten im
Bürgerkrieg an. Die Schmieders wissen,
dass Stefanie dort nicht überleben kann
und kämpfen darum, dass sie in die
DDR zurück kann. Beginn 10 Uhr; Anmeldung Tel. 54 704 144.
I.D.
Junge Künstler vorgestellt
Marzahn-Hellersdorf – Der Kulturkalender für das zweite Quartal widmet
sich diesmal jungen Künstlern aus dem
Bezirk. Vorgestellt werden die Hip-Hop
Künstler Andreas Baunikow und Sven
Wagner alias „Chiller“ und „Naike“, die
so gar nicht dem landläufigen Klischee
von Rappern entsprechen. Oder Sebastian und Stefan Selke (Foto: Nachtmann), die nicht
nur einen neuen
Musikstil entwikkeln, sondern sich
aktiv um die Kulturentwicklung im
Bezirk bemühen.
Auch ganz junge Künstler wie die „Selma-Drum-Kidz“, eine Gruppe von
Trommlern aus einer 5. und 6. Klasse,
finden Beachtung. Berichtet wird auch
über den Jugendwettbewerb Rock´Ton
oder die Marzahn-Hellersdorfer Graffitiszene. Der Kulturkalender liegt an ca.
150 Abgabeorten kostenlos aus und ist im
Internet unter www.kultur-kalender.info
zu finden. Dort stehen auch alle vorherigen Hefte zur Verfügung. Für acht Euro
pro Jahr wird er per Post nach Hause geliefert; Bestellungen Tel. 54 70 73 52.
Hilmar Thate singt
Brecht und Eisler
Biesdorf – In der Reihe „Die besondere Veranstaltung“ gastiert am 27. Mai,
18.30 Uhr, der Theater- und FilmSchauspieler Hilmar Thate im Schloss
Biesdorf. Anlässlich des 110. Geburtstages widmet er sein Liederprogramm
an diesem Abend Ernst Busch. Am Klavier Christine Reumschüssel, eine Veranstaltung des Freundeskreises Ernst
Busch, Eintritt: 10/7 Euro.
10
Der rätselhafte David
Marzahn – Prof. Dr. Karl
Drechsler stellt am 11. Mai, 20
Uhr, in der Mark-Twain-Bibliothek im FFM sein Buch
„Der rätselhafte David“ in der
Vortragsreihe „Lebende Bücher“ vor. Wegen seines Siegs
über den Riesen Goliath ist der
biblische David (um 1000 v.
Chr.) bis auf den heutigen Tag
weltberühmt. Fast ebenso bekannt ist sein Verhältnis mit der
schönen Bathseba, deren Mann
Uria er umbringen lässt, um die
Witwe heiraten zu können. Zu
den herausragenden Eigenschaften Davids gehört ein virtuoser Umgang mit der Macht.
Damit gelingt es ihm, sich zum
König zweier Reiche, Juda und
Israel, zu machen. Zutiefst
überzeugt ist er davon, der Auserwählte seines Gottes Jahwe
zu sein. Da die Geschichten
von ihm erst Jahrhunderte später aufgeschrieben wurden, es
keine außer-biblischen Überlieferungen und nur wenige archäologische Funde aus seiner
Zeit gibt, bleiben viele Fragen
offen. Lichtgestalt oder Dunkelmann? Gebieter über ein
Großreich oder nur Oberhaupt
eines kleinen rückständigen
Stammes? Die unterschiedlichen Antworten von Theologen,
Historikern und Archäologen
werden von Prof. Drechsler
sachlich vorgestellt.
Info Tel. 54 704 144.
Frühlingslauf
für Kinder
Hellersdorf – Unter dem Motto „Dabei sein und Spaß haben“ treffen sich lauffreudige
Kinder und Eltern am 8. Mai,
10 Uhr, auf dem Sportplatz der
Bücherwurm-Schule. Der Kindergarten „Micky Maus“ setzt
mit dem „2. Frühlingslauf“ seine Tradition im Sinne seiner
„Fitness für Kids“-Zertifizierung in die Tat um. Rund um
den Weiher finden Läufe von
50 Metern für die ganz Kleinen bis 800 Meter für Vorschüler und Kinder in der Schulanfangsphase statt.
Alle Frühlingslaufteilnehmer
erhalten eine Urkunde.
Tierhof-AG
arbeitet wieder
Marzahn – An alte Traditionen
anknüpfend wird es ab Mai wieder eine Tierhof-AG für Kinder
geben. Hier können sie Wissenswertes über die Haltung, Pflege
und Fütterung von Hühnern, Kaninchen, Schafen, Ziegen & Co
erfahren. Kinder im Alter von 810 Jahren sind immer dienstags
von 15 bis 16 Uhr, und Kinder
im Alter von 10-12 Jahren donnerstags von 15 bis 16 Uhr willkommen. Mädchen und Jungen,
die etwas Eigenes aus Wolle herstellen möchten, durch Filzen,
Stricken oder Häkeln, treffen
sich immer dienstags von 15 bis
16 Uhr. Monatlich wird um einen Unkostenbeitrag in Höhe
von 1 Euro gebeten. Anmeldung
Tel. 54 40 031.
Grit Otto
jot w.d. 5/2010
Jugend-Bildung-Sport
„Vernichtete Unschuld“
Jugendliche gestalteten Plastik
Marzahn – Vom 17.-24. April organisierte die urban-social GmbH
ein Treffen junger Erwachsener
aus Polen, Russland und der BRD.
Aus den Partnerstädten unseres
Bezirkes Tychy und Minsk kamen
die Gäste, aus Marzahn Mädchen
und Jungen der Jugendinitiative
des Hauses „Pro-social“ und der
Tagore-Schule. In einem gemeinsamen Kunstprojekt „Vernichtete
Unschuld“ setzten sie sich mit
dem Schicksal von Kindern der
während des NS-Regimes hier
ausgebeuteten Zwangsarbeiter
auseinander. Bildhauer Bernd
Streiter, der zusammen mit den
Mädchen und Jungen den „Stahlengel“ schuf, sagte, dass „es für
ihn eine Freude war, mit frischen
und unverbrauchten Jugendlichen
zu arbeiten.“ Die Plastik steht jetzt
im Bezirksmuseum in der Ausstellung „Über den Tod hinaus“.
Das Jugendtreffen wurde auch
dazu genutzt, den Opfern des NSRegimes zu gedenken. In einer
bewegenden Zeremonie wurden
die Namen der hier gestorbenen
Kinder und Jugendlichen verlesen.
Ihre sterblichen Überreste liegen
am hinteren Ende des Marzahner
Parkfriedhofes in mehreren Reihen schlichter Gräber. Einfache
Metallplatten, manche mit, viele
aber auch ohne Namen. Auskunft
über die Schicksale geben sie
nicht. Deshalb soll künftig mit der
Plastik und einer Gedenktafel besonders an die Kinder der Zwangsarbeiter erinnert werden. Für diese selbst gibt es bereits einen Gedenkstein.
L. Schuchert
Der stählerne Engel, den die Teilnehmer der internationalen Jugendbegegnung schufen, soll an die auf dem Marzahner Parkfriedhof beerdigten Kinder der Zwangsarbeiter erinnern.
Foto: Schuchert
... und für die
Armee wird jetzt
wieder geworben
Marzahn-Hellersdorf – In der
BVV-Sitzung am 22. April war
aus Anlass einer Großen Anfrage
der Grünen und eines Antrags der
Linken die Beteiligung der Bundeswehr an Unterrichtsveranstaltungen Gegenstand einer hitzigen
Debatte. Auf die Anfrage der Grünen hin informierte das Bezirksamt darüber, dass im Vergangenen Jahr mindestens an neun
Schulen im Bezirk 11 Veranstaltungen mit oder durch die Bundeswehr durchgeführt wurden.
Die Linken fordern, dass bei solchen Veranstaltungen zukünftig
auch Vertreter militärkritischer
Positionen einbezogen werden
und Schülern, die nicht an solchen Veranstaltungen teilnehmen
wollen, dies unbürokratisch ermöglicht werden soll.
In der Debatte zum Antrag wurde deutlich, dass militärkritische
Positionen in der BVV keinen
leichten Stand haben. Dabei
nahm die Argumentation der Bundeswehr-affinen Rednerinnen und
Redner teils kafkaeske Züge an,
wenn zwar einerseits die Bundeswehr als Verteidigerin der Demokratie gepriesen wird, sie aber
andererseits von der Grundlage
jeder Demokratie, der kritischen
Hinterfragung von Autorität, ausgenommen werden soll.
Der Antrag wurde zur weiteren
Beratung in den Bildungsausschuss überwiesen.
Hassan Metwally,
Bildungspolitischer
Sprecher der Linken
Marzahn-Hellersdorf
Rasseln und Rufen
Tag des Blindenfußballs am 20. Mai vor dem Reichstag
Berlin – Wenn im Sommer in
Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft Zehntausende in den
Stadien und weltweit ‘zig Millionen Fans vor den Fernsehbildschirmen zusammen führt,
scheint eins gewiss: Neben Beweglichkeit in der Hüfte und Gefühl im Fuß braucht ein Fußballspieler auch ein gutes Auge, um
das Ziel, das Tor zu treffen.
Braucht er das wirklich?
„Wir nicht“, sagen die Blindenfußballer, die es selbstverständlich auch gibt. Wer sich nicht vorstellen kann, wie sehbehinderte
Menschen Fußball spielen, kann
einen Eindruck davon gewinnen,
wenn er/sie am 20. Mai einen
Ausflug zum Reichstagsgebäude
unternimmt. Dort findet nämlich
von 10 bis 18 Uhr unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin
Angela Merkel der Tag des Blindenfußballs statt.
Die gemeinsame Veranstaltung
von DFB-Stiftung Sepp Herberger, Deutschem Behindertensportverband (DBS) und Deutschem Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) will der politischen Prominenz ebenso wie
zahlreichen Berlinern und BerlinTouristen demonstrieren, dass
auch blinde und sehbehinderte
Menschen Spaß am Fußball haben können und manche es sogar
zu internationalen Ehren bringen.
So wird die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft
unter Leitung von Bundestrainer
Ulrich Pfisterer vor dem Westportal des Reichstags ihr erstes
Länderspiel auf deutschem Boden
bestreiten. Gegner ist die Türkei,
Anpfiff 14.30 Uhr.
Der Tag des Blindenfußballs soll
einer breiten Öffentlichkeit zeigen, dass der Blindenfußball in
der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die sportlichen Leistungen der blinden und sehbehinderten Fußballerinnen und
Fußballer sind faszinierend und
verdienen höchste Anerkennung.
Beim Blindenfußball spielen je
Mannschaft vier blinde Feldspieler und ein sehender Torwart.
Der Ball rasselt gut hörbar, zwei
Rufer geben Orientierung. Das
Ganz erstaunliche Leistungen vollbringen die Blindenfußballer, die allein nach Gehör spielen – mit Rasselball und lautem Rufen. Foto: DBSV
Feld (20 mal 40 Meter) ist mit
Banden begrenzt. Die Spieler lernen, sich in bestimmten Formationen auf dem Spielfeld zu verteilen, sie dribbeln den Ball dicht
zwischen den Füßen schnell übers
Feld. Auf Zuruf laufen sie mit
dem Ball auf’s Tor zu und schießen. Wer sich ohne Ball bewegt,
ruft „voy“; so werden Zusammenstöße vermieden. Wer den Ball
von einem Mitspieler bekommt,
ruft, damit er genau angespielt
werden kann. Seit 2008 gibt es
auch die Blindenfußball-Bundesliga, an deren Spielserie (2010
vier Spieltage) sich insgesamt
neun Mannschaften beteiligen.
„Ich bin fasziniert von dieser Art
des Fußballspiels. Mich beeindrucken besonders das Ballgefühl
und die Orientierungsfähigkeit
der Spieler“, sagt Fußballidol
Uwe Seeler, der auch Schirmherr
der Blindenfußball-Bundesliga
ist. „Die sportlichen Leistungen
der Blindenfußballer verdienen
das höchste Maß an Respekt und
Anerkennung.“ Übrigens: Im vergangenen Jahr haben sich sogar
einmal einige Profis von Hertha
BSC im Blindenfußball probiert,
dabei aber offensichtlich zu wenig gelernt.
R. Nachtmann
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 5/2010
11
Von Ahrensfelde bis Waldesruh:
Zweimal fünf Dörfer um unsere fünf Dörfer herum – Teil 1: Hönow
Unser Fünfdörferbezirk ist auf Brandenburger Seite von ebenfalls fünf
Dörfern umzingelt: Ahrensfelde und Eiche (beide Landkreis Barnim),
Hönow, Neuenhagen und Dahlwitz mit seinen Siedlungsausläufern
Birkenstein und Waldesruh (allesamt Landkreis Märkisch Oderland).
Auf Berliner Seite umgibt uns wiederum eine dörfliche Fünferbande:
Falkenberg, Hohenschönhausen, Lichtenberg, Friedrichsfelde und
Einfacher geht es nicht mit der
Anreise: Hönow ist die einzige
Brandenburger Ortschaft mit UBahn-Anschluss auf ihrem Grund
und Boden. Der wurde den Hönowern allerdings vor nicht mal 30
Jahren durch die Berliner geklaut.
Nicht in offener kriegerischer Auseinandersetzung, sondern im kühnen Handstreich des Politbüros der
SED trotz schärfster Proteste der
ehemaligen Westalliierten. Seitdem stehen die Hellersdorfer Neubauten unmittelbar vor den Toren
des einst einsamen Hönow.
Für die kurze Wanderung zum alten Dorf verlassen wir den UBahnhof Hönow per Ausgang am
Zugende, überqueren die Eilenburger Straße, durchqueren die
Ausläufer der Hönower Weiherkette auf einem Wander- und Radweg und über die verlängerte
Landsberger Chaussee hinweg
betreten wir Hönow. An Kleingärten vorbei umrunden wir den
Haussee, haben dabei einen schönen Blick über das Wasser auf das
alte Dorf. Ein Kopfsteinpflasterweg zwischen zwei Seeteilen führt
uns mitten in den alten Dorfkern.
Rechts die alte Dorfkneipe hat leider seit Jahren geschlossen, dafür
gibt es gegenüber auf dem historischen Anger das Gasthaus Zur
Alten Schmiede (Mo+Di Ruhetag). Nebenan die sehenswerte
Dorfkirche von 1255, gebaut durch
Karlshorst, allerdings hier gekrönt von der Stadt Köpenick. Deren
alte slawische Wurzeln werden schon im Namen sichtbar, so wie auch
bei Hönow, Dahlwitz und dem heimischen Marzahn.
In loser Folge widmet sich jot w.d. Interessantem und Wissenswertem
aus der nahen Umgebung. Vielleicht werden Sie neugierig auf unsere
Nachbarn und raffen sich gar zum Kurzausflug auf?
Zisterziensermönche auf älteren
Resten einer Slawenburg und einer frühchristlichen Kultstätte. Es
ist eine der wenigen Feldsteinkirchen in unserer Umgebung, die
noch im romanischen Stil erhalten blieben. Schwere Zerstörungen durch Bomben 1945 am Ende
des Krieges trafen den Ortskern
und verschonten auch die Kirche
nicht. Hönow wurde dann Demobilisierungszone der Roten Armee. Als die Bewohner zurückkehren durften, gingen sie schon 1947
an den Neuaufbau der Kirche, der
in einem Zug gelang. Die Firma
Sauer lieferte in den fünfziger Jahren eine neue Orgel, die nach der
Wende wie die ganze Kirche
gründlich saniert wurde.
Hönow ist heute beträchtlich gewachsen. Vor allem im südlichen
Teil verlor es seinen verträumten
Charakter inmitten von Feldern.
Man blickt hier auf die weitläufigen Neubausiedlungen östlich des
U-Bahnhofes und das große Gewerbegebiet am geräuschvollen
Autobahnzubringer, der demnächst vierspurig ausgebaut werden soll. Nördlich des alten Dorfes gibt es ebenfalls an der Straße
nach Mehrow neue Wohnsiedlungen, doch verleihen Pferdekoppeln, Wiesen und Seen diesem Teil
am Europaradweg Route 1 eher
ländlich-geruhsames Flair.
Ulrich Clauder
Geschichten aus dem Hochzeitspark
Bitte zählen: Stunde
der Gartenvögel
Marzahn-Hellersdorf – Im
Rahmen des Countdown 2010
„Rettet die biologische Vielfalt“
ruft der NABU alle Naturfreunde auf, zwischen 7. und 9. Mai
eine Stunde lang die Vögel in ihrem Garten, vom Balkon aus
oder im Park zu beobachten, zu
zählen und für eine gemeinsame
Auswertung zu melden. Je mehr
Menschen aus Marzahn-Hellersdorf ihre Beobachtungen zusammentragen, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse, die
wichtige Daten über den Zustand
der Umwelt, den Klimawandel
und die Entwicklung der Artenvielfalt liefern können. Die Beobachtungen können per Post,
Tel. (0800-1157-115, kostenlos
am 8. und 9. Mai, 10-18 Uhr)
oder im Internet unter www.stunde-der-gartenvoegel.de gemeldet werden. Zu gewinnen
gibt es attraktive Preise, darunter ein Apple iPod touch. Einsendeschluss ist der 17. Mai.
Rinder im Park
Marzahn – Das Natur- und Umweltamt setzt in der Pflege von
Grünanlagen einen neuen Meilenstein und überlässt den Robustrindern der Naturschutzstation Malchow die Landschaftspflege im Landschaftspark am
Seelgraben. Künftig werden zwei
Weiden von insgesamt fünf Hektar von einer kleinen Herde so gepflegt, dass hier ein Lebensraum
für Feld- und Wiesentiere und
-pflanzen erhalten bleibt.
Naturfotografien
Hellersdorf – Noch bis Ende
Juni ist im Naturschutzhaus
Schleipfuhl, Hermsdorfer Straße
11 A, die Fotoausstellung „Unbekannte Schönheit“ des international ausgezeichneten Fotografen Josef Vorholt zu sehen. In
faszinierenden Bildern kann man
die Vielfalt und Schönheit der
Berliner Natur bestaunen. Josef
Vorholt arbeitet seit 1988 als
Förster bei den Berliner Forsten.
Info Tel. 99 89 184.
Inmitten der Großsiedlung Marzahn gedeiht Berlins einziger Hochzeitspark. Dieser Park überrascht nicht nur durch seine Idee, seinen
Namen und seine Lage, sondern vor allem auch durch seine Vielfalt,
seine schöne Gestaltung und seinen großen Zuspruch in der Bevölkerung. Die beiden alljährlich im April und im November stattfindenden Pflanzfeste sind zu einem Höhepunkt im Quartier an der Mehrower Allee geworden. Sie bieten einen festlichen Rahmen für ganz individuelle Anlässe. Pflanzer treffen sich mit ihren Familien und Freun-
den. Bewohner des Quartiers treffen Gäste aus ganz Berlin und
Deutschland. Was bewegt die Menschen, gerade an dieser Stelle Bäume zu pflanzen, „Wurzeln zu schlagen“? Die „Geschichten hinter
den Bäumen“ sind ganz verschieden und jede ist es wert, erzählt zu
werden. Einige sind im vergangenen Jahr aufgeschrieben worden.
Daraus ist eine kleine Ausstellung entstanden. Noch bis 28. Mai sind
die acht Tafeln im Alten Rathaus, Helene-Weigel-Platz 8, zu sehen.
Info Tel. 30 64 16 44, www.hochzeitspark-mh.de. Fotos: Schuchert
VBB-Fahrscheine gelten in Stettin
Rabatt auf Kaffee, Kultur, Kabarett
Berlin – Bahnreisende, die mit
VBB-Einzelfahrausweisen oder Tageskarten nach Stettin fahren, können künftig auch die örtlichen Busse und Straßenbahnen nutzen, ohne
einen neuen Fahrschein zu lösen.
Eine Vereinbarung zur Anerkennung
des VBB-Tarifs im Stettiner Stadtverkehr wurde von Piotr Krzystek,
Stadtpräsident von Stettin, HansWerner Franz, Geschäftsführer des
Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, Tomasz Moraczewski, Ge-
schäftsführer der Gesellschaft
Przewozy Regionalne, Renado
Kropp, DB Regio AG und Lars
Boehme, Uckermärkische Verkehrsgesellschaft, unterzeichnet. Ab Dezember 2010 soll es zwischen Berlin und Stettin eine zusätzliche Direktverbindung geben. Bereits am 1.
August wird der Preis für die Bahnfahrt von 16,70 Euro auf 10 Euro
gesenkt. Als weitere Maßnahme
wird künftig eine Reisezeit von unter 80 Minuten angestrebt.
Berlin – Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und die Tourismus-Marketing Brandenburg haben ein neues kostenloses Bonusheft für Inhaber des VBB-Abo
65plus aufgelegt. Senioren, die mit
dem VBB-Ticket unterwegs sind,
bekommen damit an über 40 Ausflugszielen und Veranstaltungsorten bis zu 25 Prozent Rabatt. Von
der Uckermark, der Prignitz über
den Spreewald und die Lausitz bis
in beide Landeshauptstädte – über
ganz Brandenburg und Berlin verteilen sich die Museen, Landschaftsgärten, Schifffahrtsgesellschaften und Thermen, die für
65plus-Inhaber Rabatte auf Eintritt,
Führungen, Speisen und Getränken
gewähren. Die Angebote sind bis
31. Oktober gültig. Alle Ziele sind
mit ÖPNV erreichbar. Das Bonusprogrammheft gibt es kostenlos an
allen Verkaufsstellen der Verkehrsunternehmen, beim VBB in Berlin
und bei der TMB in Potsdam.
Traditionell Spinnen
Marzahn – Interessierte Erwachsene können jeden Mittwochabend von 19 bis 20.30 Uhr
auf dem Tierhof in Alt Marzahn
echte Schafwolle waschen, kardieren, spinnen, mit Naturmaterialien färben und nach eigenen
Vorstellungen verarbeiten. Eine
echte Spinnerin aus Finnland
wird bei allen Arbeitsgängen
beraten und mit ihren kreativen
Vorschlägen diese Abende gestalten. Beitrag 10 Euro monatlich. Anmeldung Tel. 544 00 31,
[email protected].
VBB-Broschüre
Berlin – Eine knapp 100-seitige Broschüre „10 Jahre VBB“
mit vielen informativen Artikeln
gibt es beim Verkehrsverbund
sowie zum Download im Internet
unter www.vbb-online.de. RN
12
Therapiezentrum
eröffnet
Marzahn – An der Meeraner
Straße 21 sind seit April sowohl
die Sozialpsychiatrie-Praxis Peter Dirscherl, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
Psychotherapie, als auch das soziale Dienstleistungsunternehmen SCHAU – Kompetenzförderung und Prävention GmbH
beheimatet. Damit wird die psychosoziale Versorgungssituation
für Familien im Bezirk deutlich
verbessert. Info www.kinderpsychiatrie-berlin.org.
Entspannung für
Körper und Seele
Hellersdorf – Die Arbeiterwohlfahrt bietet im Stadtteilzentrum, Kastanienallee 53,
einen neuen Entspannungskurs. Die progressive Muskelentspannung (PME) ist besonders für Menschen gedacht, die
im Alltag unter Stress leiden.
Jüngste Forschungen belegen,
dass psychische Belastungen
wesentlich dazu beitragen, dass
gesundheitliche Schäden entstehen. Dem will der Kurs entgegenwirken. Der Kurs findet
jeden Montag von 18-19 Uhr
statt. Info Tel. 993 90 79.
Singen macht Laune
Marzahn – Im schönen Monat
Mai macht Singen in geselliger
Runde besonderen Spaß. Am
12. Mai, 15 Uhr, im KursanaSeniorenzentrum Landsberger
Tor (Blumberger Damm 158)
sind auch wieder Carola Röger
und Ulrich Wilke am Klavier
dabei. Auf dem Programm stehen Volkslieder. Texte liegen
vor. Eintritt 2 Euro.
I.D.
SLIM trifft sich
Marzahn – Die Schwul-Lesbische Initiative Marzahn ist eine
offene Gesprächsgruppe. Die
mehr als 20 Teilnehmer treffen
sich jeden Donnerstagabend im
Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte, Marzahner Promenade 38.
Hier ist Raum und Platz für den
Austausch von Erfahrungen oder
einfach nur für gesellige zwei
Stunden mit Gleichgesinnten.
Zwar liegt der Altersdurchschnitt derzeit über 40 Jahren,
doch der Treff ist auch offen für
jüngere Menschen, die ihre Erfahrungen auch mal mit Älteren
teilen möchten. Die Gruppe trifft
sich jeden Donnerstag von 18-20
Uhr. Info Tel. 93 02 38 15 oder
99 89 502, email [email protected].
2. Online-Dialog
Berlin – Noch bis 17. Mai
können alle Berliner am zweiten Online Dialog der Familienstiftung unter dem Motto
„Geben Sie Ihrem Kiez eine
Stimme – Werden Sie Kiez-Abgeordneter und diskutieren Sie
über das Familienleben in der
Stadt“ im Internet unter www.zusammenleben-in-berlin.de
teilnehmen.
jot w.d. 5/2010
Wirtschaft & Soziales
Ein schöner Tag
Mädchen testeten beim Girls’ Day Männerberufe – auch im Bezirksamt?
Marzahn-Hellersdorf – Voller Stolz
und Freude verkündete das Bezirksamt, dass auch in diesem Jahr am 22.
April viele Schülerinnen den Girls’
Day nutzten, „um interessante Berufe kennen zu lernen, insbesondere solche, die für Frauen nicht ganz so typisch“ seien. Ins Amt kamen insgesamt fünf Mädels. Bürgermeisterin
Dagmar Pohle sandte „ihre“ beiden
Mädchen in die Pressestelle und zur
Gleichstellungsbeauftragten. In der
Pressestelle des Bezirks arbeiten ausschließlich Frauen. Auch die Stellen
von Gleichstellungsbeauftragten werden in Deutschland zu 99,99 Prozent
mit weiblichem Personal besetzt. Eigentlich jedoch soll der MädchenZukunftstag die jungen Damen auf
typisch „männliche“ Berufe, insbesondere Ausbildungsberufe, lenken.
Zwar bildet die Bezirksverwaltung jedes Jahr ca. 20 junge Menschen aus,
um eine „Lehrstelle als Bürgermeisterin“ werden sich interessierte Mädels aber vergeblich bewerben. An einen männlichen Journalisten im Amt
kann man sich seit einem halben Jahrhundert nicht mehr erinnern. Aber es
Fünf Mädchen informierten sich beim diesjährigen Girls’ Day im Bezirksamt
u.a. bei Bürgermeisterin Pohle (2.v.l.) über Männerberufe.
Foto: RS
gilt das olympische Motto: Dabeisein
ist alles.
Um eine möglichst lebendige Berichterstattung zu unterstützen, legten die
Damen vom Amt einen Erlebnisbericht von Anais Urban vom JohnLennon-Gymnasium bei. Darin heißt
es u.a.: „Wieso ich mich im Internet
beim Girls’ Day ausgerechnet für die
Pressestelle in Marzahn-Hellersdorf
angemeldet hab, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich einfach, weil ich
etwas Neues und Anderes ausprobieren wollte, als das was ich gewohnt
bin. Von Marzahn-Hellersdorf kannte ich bis jetzt nur die Gärten der Welt,
mein absoluter Lieblingspark, in dem
es sogar mir Spaß macht, spazieren
Gesund und schlank – auf Dauer
Die „Stoffwechselfibel“ metabolic balance sagt, wie`s geht
Lebensmittel wie Fast Food und
Light-Produkte, Zusätze wie
Konservierungsstoffe, künstliche
Aromen, Zuckeraustauschstoffe
oder Geschmacksverstärker bringen unseren seit der Steinzeit ererbten Stoffwechsel oft ganz
schön durcheinander. Dabei ist
dieser Grundvoraussetzung dafür,
dass wir auf Dauer schlank und
gesund bleiben. Ein Ziel, was
weder Crash-Diäten noch Abspeckpillen leisten können. Denn
in Sachen Übergewicht ist
Deutschland Europameister: 75
Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen sind übergewichtig. Das heißt: Von 80 Millionen
Bundesbürgern sind rund 48 Millionen zu dick.
Dr. med Wolf Funfack, Internist
und Ernährungsmediziner, entwickelte nach jahrelanger Forschungsarbeit das Stoffwechselprogramm „metabolic balance“,
durch das Stoffwechselstörungen
ausgeglichen werden können.
Damit könnten viele „Zivilisati-
onskrankheiten“ wie erhöhte
Blutfettwerte, Diabetes mellitus,
Allergien, Gicht oder Rheuma
verhindert bzw. zurückgedrängt
werden. In seinem gerade erschienenen Standardwerk zur individuellen Ernährungsumstellung erklärt der Mediziner auf anschauliche und vor allem für jedermann
„Metabolic balance – Das Stoffwechselprogramm“, Südwest
Verlag, 304 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen,
1. Auflage 2010, 24,95 Euro
Was tun Trauer und Trennung?
Marzahn – Trennungs- und Trauersituationen – wohl fast jeder hat
sie schon einmal erlebt, sich aber
im Umgang damit und in der Verarbeitung oft allein gelassen gefühlt. Viele Betroffene verharren
lange in der Einsamkeit und stellen sich folgende Fragen: Was kann
ich für mich selbst tun? Wie kann
ich mich mit der Situation arrangieren? Oder kann ich sogar meine
Trauer überwinden und loslassen?
Die Selbsthilfekontaktstelle Marzahn-Hellersdorf bietet dazu einen Vortrag mit Dr. Ute Licht an,
bei dem auch anhand praktischer
verständliche Weise den Zusammenhang zwischen Ernährung
und den Auslösern von Krankheiten. Weshalb erkranken immer
mehr Menschen an Diabetes und
welche Folgen hat das? Was hat
Ernährung mit Rheuma zu tun?
Wie können Emotionen Organe
beeinflussen? Wie funktioniert
unsere Verdauung, was sind
„gute“ oder „schlechte“ Fette
oder Kohlenhydrate? Den Erläuterungen folgen zahlreiche Beispiele, wie jeder ganz individuell (entsprechend seiner körperlichen und gesundheitlichen Situation, aber auch seinen „geschmacklichen“ Vorlieben) seine
Ernährung schrittweise umstellen
kann. Schließlich sollen der Genuss und der Spaß am Essen nicht
verloren gehen.
I. Dittmann
Übungen verschiedene Lösungen
für sich selbst zu finden sind.
Wichtig ist es, zu klären, welche
Zusammenhänge zwischen Trennung und der eigenen Psyche bestehen. So fällt es leichter, mit der
Situation umzugehen und wieder
in den Alltag zurückzufinden.
Wer mehr über dieses Thema wissen möchte, ist am 12. Mai, 17 Uhr,
in die Selbsthilfekontaktstelle, Alt
Marzahn 59 A, eingeladen.
Die Veranstaltung ist wie immer
kostenlos, eine kleine Spende ist
jedoch willkommen. Anmeldung
und Info Tel. 54 25 103.
zu gehen und natürlich die Plattenbauten. ... Soviel Grün, wie ich hier
vorgefunden habe, bin ich vom
Prenzlauer Berg nicht gewohnt, lauter Parkanlagen und Wiesen mit wunderschönen, bunten Blumen. Besonders das kleine Dorf Alt-Marzahn,
inmitten riesiger Gebäude, hat es mir
angetan. ... Wenn ich Kinder hätte
oder Rentnerin wäre, würde ich hier
sofort hinziehen. ... Mein Tag heute
im Bezirksamt war schön, viele nette
Leute die mir alles erzählt und mit
Geduld erklärt haben. Ich durfte heute als „Rasende Reporterin“ Fotos
schießen, eine Feuerwehrwache besuchen und anderen Mädchen vom
Girls’ Day bei ihrem heutigen Tag zusehen. Ich habe heute viele neue Erfahrungen gesammelt und diesen Tag
werde ich als eine schöne Erinnerung
in Gedanken behalten.“
Man sieht, der Girls’ Day war wieder einmal ein toller Erfolg. Im nächsten Jahr könnten sich Mädels im
Bezirksamt vielleicht über den „Männerberuf“ Kita-Erzieher informieren.
Das wär’ doch auch mal was.
Ralf Nachtmann
Preis für sozial
engagierte
Firmen ausgelobt
Berlin – IHK und Handwerkskammer verleihen in diesem Jahr bereits
zum sechsten Mal die „Franz-vonMendelssohn-Medaille“ an sozial
besonders engagierte Berliner Unternehmen. Ziel des Wettbewerbs ist es,
Bürgersinn und Hilfsbereitschaft zu
ehren, die sich durch finanzielle oder
materielle Unterstützung ebenso wie
durch persönlichen Einsatz ausdrükken können. Mit der Medaille sollen Unternehmen gewürdigt werden,
die sich auf dem Gebiet von Corporate Social Responsibility (CSR) besonders engagieren. Ihre gesellschaftlich vorbildliche Haltung soll
zur Nachahmung publik gemacht
werden. Es werden drei Preise
(5000/3000/2000 Euro) sowie ein
undotierter Sonderpreis für ein CSRGesamtkonzept verliehen. Wer besonders engagierte Unternehmer, die
Lücken im sozialen Netz durch eigenes Handeln schließen, vorschlagen oder sich selbst bewerben möchte, findet die Unterlagen unter www.hwk-berlin.de oder www.ihk-berlin24.de. Meldeschluss 7. Juni. RN
Was tun mit Fachabschlüssen?
Marzahn – Ein Fachgespräch befasst sich am 19. Mai, 10-13 Uhr,
im Kontaktcafé des Lebensnähe
e.V., Allee der Kosmonauten 69,
mit Ressourcen und Kompetenzen
von Migranten und deren im Ausland erworbenen Berufs- und Hochschulabschlüssen. Die Veranstaltung richtet sich an Interessierte, die
etwa als Berater von Migranten
oder in ihrer Arbeitspraxis mit Fragen der beruflichen Neuorientierung von Eingewanderten oder der
Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen berufsrelevanten Qualifikation konfrontiert sind.
Die Bundesregierung bereitet derzeit ein Gesetz zu den mitgebrachten Qualifikationen von eingewanderten Fachkräften vor. Im Bezirk
gibt es einen Erfahrungsschatz und
verschiedene Maßnahmen. Ziel ist,
durch fünf Referate und eine Diskussion das Wissen über den Sachstand mit den geplanten gesetzlichen Neuerungen und über die im
Bezirk und außerhalb des Bezirkes
gemachten Erfahrungen aus solchen Projekten zu erweitern. Anmeldungen bis 17. Mai Tel. 90 293
20 60 oder per email: [email protected].
Feuilleton
jot w.d. 5/2010
13
DDR beeinflusste Schwedens Kulturarbeit
Birgitta Almgren hat ein Buch über die Beziehungen Schwedens zur DDR veröffentlicht.
Mit dem Fall der Mauer 1989 zerbrachen auch in Schweden viele
Träume. Das DDR-Regime hatte
einflussreiche und starke Anhänger
und Propagandisten, die nicht unbedingt Kommunisten waren, in dem
skandinavischen Land unterstützt.
Mehrere Jahrzehnte lang hatte die
Führung der DDR durch Stasi-Mitarbeiter in Schulen, Universitäten
und Kulturleben ein Bild ihres Staats
als Garant für Frieden, Gleichstellung und Humanismus verbreiten
lassen und versucht, Schweden ideologisch zu infiltrieren. Birgitta
Almgren, Professorin in Germanistik
an der Hochschule Södertörn bei
Stockholm, hat in einer umfassenden
Analyse ein Bild der Beziehungen
zwischen Schweden und der DDR gezeichnet und in ihrem Buch „Inte
bara Stasi – Relationer Sverige-DDR
1949-1990“ („Nicht nur die Stasi –
Beziehungen Schweden-DDR 19491990“) veröffentlicht.
Für die Regierung in Ost-Berlin war
Schweden ein Schwerpunktland, ein bevorzugtes Ziel für Beeinflussung. Bei ihren Nachforschungen hat Almgren Dokumente gesichtet, lange Gespräche mit
ehemaligen Stasi-Offizieren geführt und
war schließlich selbst erstaunt über das
Ergebnis, sagt sie: „Ich habe die Dokumente im SED- und im Stasi-Archiv gelesen. Dort steht überall, dass Schweden ein Schwerpunktland ist. Weil es
allianzfrei ist und während des Kalten
Krieges zwischen Ost und West stand.
Über kein anderes Land in Nordeuropa
liegen so viele Stasiberichte vor wie über
Schweden“, fährt Almgren fort.
Im 25. Oktober 1956 wurde auf Initiative der DDR ein „Freundschaftsverband
Schweden-DDR“ gegründet. Diese Or-
ganisation sollte nach dem Willen der
DDR-Machthaber von einflussreichen
Schweden mit wichtigen Kontakten betrieben werden, möglichst von hochgestellten Sozialdemokraten. Diese
Mitgliederzusammensetzung gelang
aber erst in den Sechzigerjahren, vor
allem durch den Sozialdemokraten und
Literaturwissenschaftler Stellan Arvidsson und seine Lebensgefährtin Britta
Stenholm.
Die beiden sind inzwischen verstorben
und gehören zu den Hauptpersonen in
Almgrens Unter suchung. Seit den
Sechzigerjahren hatte das Paar großen
Einfluss auf die schwedische Schul- und
Bildungspolitik und ging später in der
Stockholmer Botschaft der DDR ein und
aus. Beide erhielten häufig Einladungen
zu Reisen in die DDR und passierten
dabei die Grenzübergänge bequem als
wichtige Gäste der DDR.
„Für die DDR galt es, systematisch und
strategisch Kontakte mit schwedischen
Machthabern zu knüpfen, mit Kulturpolitikern und Parlamentariern, um Unterstützung zu gewinnen“, summiert Almgren. „Zunächst bis 1972, um auf die
Anerkennung der DDR als Staat hinzuwirken. Für die Zeit danach zeigen die
Archive, wie Menschen zur ideologischen
Missionierung ausgebildet wurden.“
Sozialismus sollte verbreitet, Kapitalis-
Arvidson 1990 in seinem Büro.
mus und Imperialismus enthüllt werden,
so die Forscherin weiter. Stellan Arvidson
– in Schweden vor allem bekannt als
Schulreformator und „Vater der schwedischen Grundschule“ – saß zwischen
1957 und 1968 als Abgeordneter der
Sozialdemokraten im schwedischen Parlament. Aber er war auch zwischen 1968
und 1990, als der „Verband SchwedenDDR“ aufgelöst wurde, Vorsitzender des
Vereins.
„Stellan Arvidson machte eine interessante Entwicklung durch“, stellt Almgren fest.
„Ich habe ja früher schon die Verbindungen zwischen Nazideutschland und
Schweden untersucht. In den 30-er Jahren war Arvidson Schwedischlektor an der
Universität Greifswald. Er war ein mutiger Mann, der schon früh gegen Hitler
protestierte. Daher verlor er seine Stelle
an der Universität dort. Er hat immer
gesagt: ,Hitler hat mir Greifswald weggenommen und die DDR hat es mir wiedergegeben’. Das erklärt, warum er die DDR
unterstützte und den Fall der Mauer so
bedauerte. Als andere vor Freude weinten, als die Mauer fiel, da weinte Arvidson
darüber, dass die DDR ins Chaos stürzte,
wie er es ausdrückte.“
Unterstützung
der DDR
Dass seine sozialdemokratischen Parteigenossen Arvidson 1968 nicht wieder
als Wahlkandidaten aufstellten, liegt laut
Birgitta Almgren an seiner unverblümten Unterstützung für die Regierung in
Ost-Berlin. So kommentierte Arvidson
die Todesschüsse an der Mauer nie.
Almgren zitiert zahlreiche Äußerungen,
die schon damals aus dem Munde eines
Sozialdemokraten völlig unbegreiflich
gewesen sein müssen.
rer als eben Stellan Arvidson Ähnliches
getan und gesagt hätte, wäre er mit unmittelbarer Wirkung aus der Partei ausgeschlossen worden.“ Noch einen Monat vor dem Fall der Mauer schrieb
Arvidson zum Beispiel im Mitgliederblatt
des „Freundschaftsvereins SchwedenDDR“: „Die Berliner Mauer, die doch nur
eine normale Staatsgrenze ist, wurde
durch die Übergriffe des Westens erzwungen.“
Sybille Neveling, Radio Schweden
Arvidson und Stenholm schrieben in den
Achtzigerjahren in ihrem gemeinsamen
Buch „DDR-Grannland“ („Nachbarland
DDR“), das vom Arbeiterbildungsverband ABF als Lehrbuch eingesetzt wurde, die Behauptung, in der DDR komme
keine Kritik an der Regierung vor, sei
übertrieben, denn das Grundgesetz der
DDR garantiere das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Mehr als 50 Mal besuchten Arvidson und
Stenholm die DDR. Das Luxusleben mit
Kuraufenthalten und Abendeinladungen
gefiel dem erklärten Marxisten offenbar.
Warum machte dieser Staat gerade dieses Paar zu seinen wichtigsten inoffiziellen Botschaftern in Schweden? „Sie
waren Bonzen und beeinflussten die
Meinung anderer Menschen“, erklärt
Birgitta Almgren. Der frühere schwedische Ministerpräsident Ingvar Carlsson
war 1963 bis 1973 Bildungsminister und
ein persönlicher Freund von Arvidson.
„Carlsson hat zu mir gesagt, dass
Arvidson im Ministerium eine ungeheuer wichtige Person war“, zitiert Almgren.
In ihrem Buch gibt sie Carlssons ausweichende Antwort auf die Frage wider,
warum die Sozialdemokraten Arvidsons
offene Verteidigung der ostdeutschen
Diktatur akzeptierten: „Wenn ein ande-
Am 8. April stellte Prof. Almgren ihr
Buch in der Uni Greifswald auf einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor. Auch dort wandte
sie sich vehement gegen Versuche,
die DDR- mit der Nazidiktatur
gleichzusetzen. In ihrem Buch spielen neben der Politik auch Kultur
und wichtige Persönlichkeiten wie
Peter Weiss eine Rolle. Es liegt leider noch nicht in Übersetzung vor.
Der 1956 gegründete „Verband
für Verbindungen zwischen Schweden und der DDR“, der zeitweilig
3000 Mitglieder in zehn Ortsverbänden in Schweden hatte,
stand besonders 1969 bis 1972 im
Rampenlicht. Vor allem sein damaliger Vorsitzender, Professor
Stellan Arvidson, trieb die schwedische Anerkennung der DDR
durch den Vorsitz in einem internationalen Komitee voran. Nach
diesen aufregenden Jahren wurde
es wieder stiller. Das endgültige
Aus kam 1990, als das Büro in der
Stockholmer Innenstadt aufgelöst
werden musste. Nach dem Fall der
Mauer war die finanzielle Unterstützung ausgeblieben.
Vulkane und Vulkanos
Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke auf den (göttlichen) Spuren des Ascheregens
Loki, der nordische Gott des Feuers, der seit Jahrhunderten angekettet in einer Höhle unter der
Erde Islands schmachtet, u.a.
wegen Beleidigung der Götter
(Prometheus lässt grüßen), fühlt
wohl seine Zeit kommen. Die
Zeit, in der auch die Götter sterben werden: Ragnaroek – die polytheistische Apokalypse.
Ragnaroek wird sich folgendermaßen zutragen: Zu Beginn werden
Zeichen das Ende voraussagen,
sagen wir mal solche wie die Erdbeben von Tahiti, Chile, Mexiko,
China oder das Bohrinselunglück
im Golf von Mexiko. Dann wird
Loki freikommen und die Armee
der Finsternis anführen. Seine
Bosheit wird auf die Menschen
abfärben und ganz Midgard versinkt in Blut und Asche.
Dass Loki im Kampf gegen den
guten Heimdall, der die Regenbogenbrücke nach Asgard bewacht, ebenfalls umkommen
wird, wissen nur wir, die wir die
„Edda“ gelesen haben – in Auszügen, bei Wikipedia. Jedenfalls
hat Loki schon mal kurz, aber
kraftstrotzend, mit den Ketten
gerasselt und – ganz ein echter
Ase – Asche aufs Haupt der
Menschheit gestreut. Das war
doch eine ziemlich gruselige Situation, oder?
Trösten wir uns, dass es bei Ragnaroek, anders als bei der Apokalypse, einen Neuanfang geben
wird. Auch, wenn es schon jetzt
ganz schön lange gedauert hat, bis
die Flugzeuge wieder wie Phönixe aus der Asche zum Himmel
steigen konnten.
Nun wird der geneigte Leser auf-
grund obiger Deutungen unschwer ahnen können, dass ich
wieder mit dem Studium der Kulturwissenschaften befasst bin. Ich
könnte jetzt auch noch Lokis Verwandtschaft mit dem ägyptischen
Gott Asch herleiten, und il professore Wolfgang, mein intellektueller Mentor, gleich noch die
zum indischen AGNI dazudozieren. Denn ich habe – endlich an der Viadrina - eine Vorlesung in Textanalyse belegen können, als Zweithörer, was bedeutet, dass mir die Punkte, die ich
dort mit einer Klausur erreichen
kann, fürs Studium an der Fernuni Hagen angerechnet werden.
Nun sitze ich zwischen klugen
jungen Leuten (99 Prozent Mädchen) und diskutiere zwei Stunden lang darüber, ob der Fluch der
13. Fee in Dornröschen nun ein
zukunftsgewisser oder ein zukunftsungewisser war. Und da
lauern dann Heinrich Heines
„kleine Schlangen“ in mir und
fragen: „Bitte, wer braucht so
was?“ Ich bräuchte viel mehr eine
Möglichkeit, Punkte abzubauen,
und zwar viele, in Flensburg.
Aber nein, da fällt mir aus aktuellem Anlass noch der alte Grieche Hephaistos ein, bei den Römern dann Vulcanos genannt. Der
wurde – allerdings nicht wegen
Beleidigung, sondern wegen seines Klumpfußes – von seiner
Mutter, der ollen Hera, ebenfalls
in eine Höhle verbannt, die er zur
göttlichen Schmiede umbaute.
Mit einem seiner Gaunertricks,
die alle Feuerteufel, äh Götter,
Universum weit beherrschen,
kam er frei und hat dann im
Olymp neben goldenen Thronen
und Netzen goldene Dienstmägde
geschmiedet. Aber immerhin hat
er Aphrodite geheiratet und Eros
gezeugt und hatte, obwohl sie
fremdging, mindestens eine
Ewigkeit lang ein schönes Leben.
Derlei Sagen müssen bei den Erben von Alexis Sorbas Spuren
hinterlassen haben. Denn obwohl
staatsbankrott, leben die Griechen wie die Götter auf dem
Olymp. Unverheiratete Töchter
von Polizisten erben dort die
Beamtenrente ihrer Väter und
können sofort in Ruhestand gehen. Allgemeines Renteneintrittsalter ist 61, Staatsdiener (das sind
25 Prozent der Griechen) schon
mit 50. In Worten: Fünfzig! Die
durchschnittliche Rentenhöhe
beträgt 97,7 Prozent des letzten
Bruttogehaltes. Eingezahlt in die
Kassen werden gerade mal 6,7
Prozent vom Brutto. Staatsdiener
bekommen 14, Abgeordnete sogar
16 Monatsgehälter. Das griechische Parlament zählt 300 Abgeordnete und 50 000 Dienstwagen.
Kosten dafür: 350 Millionen Euro
pro Jahr. Da kann man nur noch
Goethe zitieren: „Denn die Götter lehren uns, ihr eigenstes Werk
nachahmen; doch wissen wir nur,
was wir tun, erkennen aber nicht,
was wir nachahmen.“
Und das alles will die EU nun
subventionieren!? Das verstehe,
wer will, ich nicht. Aber ich glaube, der Frühling verwirrt schon
nicht mehr meine Gefühle, sondern nur noch meine Gedanken.
Ich hoffe, bis zur nächsten Kolumne gibt sich das wieder!
Eure Daggie
14
jot w.d. 5/2010
Empfehlungen
Gerti Möller & Horst Krüger wieder vereint
Allerdings treffen sich die beiden nur beim
Talk „3 nach drei“ mit Siggi Trzoß
Hellersdorf – Zu Gast bei Siggi Trzoß
sind am 19. Mai, 15 Uhr, Gerti Möller
und Horst Krüger. Nach Studium und
künstlerischem Wirken beim WolfgangBrandenstein-Ensemble und beim Gerd
Michaelis Chor gründete Horst Krüger
1968 seine erste Band. Bekannt wurde er
auch als Solist und Duett-Partner (Horst
& Benno) sowie als
Komponist. Sein musikalisches Schaffen
beläuft sich auf zirka
1200 Kompositionen,
darunter auch fürs
Fernsehballett, Filmmusiken, Rockopern.
Seit dem Brandenstein-Ensemble ist er
bis heute künstlerisch
verbunden mit Gerti Möller, die bereits
1951 ihre erste AMIGA-Single vorstellte
und bis heute zu einer der vielseitigsten
Sängerinnen zählt (Stimmumfang vier
Oktaven). Zu ihren großen Erfolgen gehören u.a. „Als die Sonne kam“ oder
„Sand im Schuh“. In den 80er Jahren widmete sie sich auch dem Chanson – mehrfach preisgekrönt.
Bis heute ist die Sängerin noch häufig mit
verschiedenen Bühnenprogrammen unterwegs. Nun sind sie
zu Gast beim Talk im
Kulturforum. Eintritt
8 Euro. Karten Tel.
561 11 53.
C.Röger, Foto: privat
Diskussion mit Politiker:
Klimaschutzgesetz – Chance oder Unfug?
Auf dem Müggel-Spree-Weg von
Woltersdorf nach Fangschleuse
Per Bahn und Bus rund um Berlin – Teil 4
Wie seit fast 100 Jahren gelangt man mit
der Straßenbahn von Rahnsdorf zur Woltersdorfer Schleuse. Für den Transport Rüdersdorfer Kalksteine baute man vor 1550
die erste Schleuse. In der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts zog es Berliner Sommerfrischler her. Auch Fontane bewunderte das Treiben auf der Woltersdorfer Schleuse. Der Ort
hat dem 1884 gegründeten „Verschönerungsverein“ viel zu verdanken: die leider
nicht mehr sprudelnde Liebesquelle, die
Woltersdorfer Straßenbahn, die Strandpromenade, den Aussichtsturm auf dem Kranichberg mit Ausstellung zur Geschichte
des „märkischen Hollywood“. Wir aber folgen dem Flakensee bis zur Löcknitzmündung. Unweit brach einst im Winter eine
Familie im Eis ein, Anlass für Gerhard
Hauptmanns Novelle „Fasching“.
Hinter den Löcknitzterrassen folgen wir dem
Walter-Leistikow-Pfad. Wilhelm II. war
nicht vom Können des „märkischen Caspar
David Friedrich“ überzeugt. „Der Kerl versaut mir den janzen Jrunewald“, schnauzte
er. Vorbei am Wupatzsee und über die neue
Löcknitz geht es zur Hubertusbrücke und
dort auf dem Froschbrückenweg nach links.
Trotz einiger „Datschen“ mäandriert die
Löcknitz noch naturnah. Eisvogel, Fischotter, Biber und andere seltene Tiere sind hier
zuhause. Wir unterqueren die Autobahn an
der Froschbrücke und erreichen Fangschleuse. Wer möchte, unternimmt einen
Rundgang durch Grünheide. Zu erwähnen
die neoromanische Kirche zum Guten Hirten und die tempelartige Grabanlage der
Familie Teich auf dem Kirchhof. Der bekannteste Bürger Grünheides war Robert
Havemann, der die letzten Jahre vor seinem
Tode 1979 unter Hausarrest stand.
Unser Weg
führt über
Gottesbrück
und dann
oberhalb
entlang der
a l t e n
Löcknitz.
An der Hauptstraße geht es nach links. Dort
erwartet uns Grünheides Wappentier, die
Sumpfschildkröte. Noch in den dreißiger
Jahren war sie hier recht häufig. 1999 bildete sich ein Verein, der sich um das seltenste Wildtier Brandenburgs kümmert.
Ausgesetzte und aufgelesene Tiere, auch
anderer, fremdländischer Arten, werden
gepflegt und nachgezüchtet. Wer Annemarie, Dieter und Co. aus der Nähe betrachten möchte, melde sich bei Dr. Max Tesch,
Tel. 03362-500618 an. Informationen unter www.sumpfschildkroetegruenheide.de.
Unsere Wanderung endet am
Bahnhof Fangschleuse. Die Kulisse mag an die
Geschichte vom
„Bahnwärter
Thiel“ erinnern.
Frank
Beiersdorff
Der Autor veranstaltet Wanderungen und Ausflugsfahrten in
Beim Wandern am Wupatzsee heißt es aufpassen und Fehltritte an der K l e i n b u s s e n .
engsten Stelle vermeiden. Die Sumpfschildkröten (kl. F.) sind Bran- Rückfragen undenburgs seltenste Wildtierart.
Fotos: Beiersdorff ter Tel. 993 85 21.
Seit Sommer vergangenen Jahres liegt der
Entwurf des Berliner Senats zum Klimaschutzgesetz vor und wird heftig diskutiert.
Welche Auswirkungen hat das Gesetz für
die BürgerInnen? Lässt sich damit wirksam gegen den Klimawandel agieren?
BUND und Berliner Mieterverein haben
bereits Änderungsvorschläge gemacht.
Auch Bündnis 90/ Die Grünen sind mit der
gegenwärtigen Vorlage nicht hundertprozentig zufrieden.
Der bündnisgrüne Kreisverband MarzahnHellersdorf lädt daher alle Interessierten
zum 3. Grünen Schlossgespräch in diesem
Jahr am 25. Mai um 19 Uhr in das Kaminzimmer im Schloss Biesdorf ein. Michael
Schäfer (MdA), Sprecher für Energie- und
Klimapolitik in der Abgeordnetenhausfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, wird
zum Thema sprechen und im Anschluss mit
den Anwesenden in eine offene Diskussion treten.
Max Bracke
Erinnerung an Heino Schmieden
Biesdorf – Im Rahmen des diesjährigen Blütenfestes lädt die Stiftung Ost-Westbegegnungsstätte am 15. Mai, 15 Uhr, anlässlich des 175. Geburtsages des Architekten
Heino Schmieden zu einem Vortrag über die Geschichte des Hauses und seine Restaurierung ein. Referent ist u.a. Karlheinz Wendisch von der Architektenkammer.
URANIA: RAF und Affentheater
jot w.d. verlost jeweils 3x2 Freikarten
Zu einer interessanten Diskussion mit
MdB Christian Ströbele und Ex-Innenminister Herbert Baum über „Die Rote
Armee Fraktion – wichtige Etappen deutscher Geschichte aus dem Blickwinkel
von Zeitzeugen“ lädt die Urania, am 25.
Mai, 19.30 Uhr, in ihr Gebäude An der
Urania ein. Anfang der 70er Jahre kämpften die linken Anwälte Hans-Christian
Ströbele, Otto Schily und Horst Mahler
gegen die BRD als restriktiven Staat, und
sie solidarisierten sich als Verteidiger der
RAF mit Menschen, die als Staatsfeinde galten. Heute ist der eine das „linke
Gewissen“ der Bündnisgrünen, der zweite Bundesinnenminister a. D. und der
dritte als Holocaust-Leugner verurteilter
Rechtsextremist. Das Thema wurde
letztlich auch in dem interessanten Dokumentarfilm „Die Anwälte“ behandelt.
Herbert Knebels Affentheater gilt als eine
der besten Kabarett-Comedy-Shows im
ganzen Lande. Mit seinem Programm
„Love is in Sie Er“ gastiert der Künstler
nach längerer Zeit am 6. Juni, 20 Uhr,
wieder einmal in Berlin. Also worum geht
es? Um es mit der Knebel’schen Logik zu
erklären: Nicht um die Frau als „sie“, sondern die Liebe, woran sie aber ja letzten
Endes geknüpft ist, also die Frau. Tja, was
wäre der Mensch ohne sie? Wahrscheinlich glücklich und zufrieden. Aber „Love
is in Sie Er“ ist nicht nur ein Programm über
die Liebe zwischen Sie und Ihm, sondern
auch über die Liebe zum Geld, Gott, Sport
oder Fußball . Knebels einmaliges Affentheater zeigt ihn und seine Partner auch als
persiflierende Beatgruppe.
Interessenten an den Freikarten schreiben
bitte eine Postkarte an die Redaktion.
Neue Konzertreihe im U5
Auftakt mit vier internationalen Bands
Hellersdorf – Der Internetsender Rockradio.de und
der Jugendclub U5 starten am
29. Mai, 20 Uhr, mit der neuen Veranstaltungsreihe BackStage. Das Motto ist „Künstler zum Anfassen in intimer
Clubatmosphäre“. Beim Start
präsentieren sich vier interessante Formationen: Die jungen
Russian Speed Folker von
„Cosmonautix“, „Mueller“,
der bekannte Bakerman aus
Mahlsdorf ,aus Prag kommt
die junge schwedische Singerund Songwriterin Veronika
Padilla (Foto), die vierten im
Bunde sind die Leipziger
Folkrocker „Monte Filet“. Für
Fans von „Velvet Underground“ und „Tom Waits“ ist
diese Formation ein ganz besonderer Leckerbissen. Alle
die schon immer mal die Crew
von Rockradio.de kennen lernen wollten, können an diesem
Abend die Moderatoren mit
Fragen zum Radio löchern.
direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 5/2010
15
Zwischen Euphorie und Tragik
Vorgestellt und diskutiert: Die Liebesgeschichte von Kurt und Mary Tucholsky
Der Verein zur Förderung der Alternativen Bibliothek Hellersdorf
e.V. wird im September 2010
zwanzig Jahre alt. In dieser Zeit
hat die heutige Peter-Weiss-Bibliothek
literarische Veranstaltungen zu einem
festen Bestandteil
ihrer Tätigkeit entwickelt. Ein besonderer Vorzug sind
die Lesungen von Autoren, die
ihre neuen Werke in der PeterWeiss-Bibliothek vorstellen und
darüber hinaus mit interessierten
Lesern ins Gespräch kommen
möchten.
Ein solcher Anlass war das kürzliche Erscheinen eines neuen
Buches von Klaus Bellin. Der Autor las aus „Es war wie Glas zwischen uns – Die Geschichte von
Mary und Kurt Tucholsky“.
Gleich vorweg ein Lob an Klaus
Bellin. Er hat es dank umfangreicher und gründlicher Recherchen
vermocht, eine Liebesgeschichte
zu schreiben, die letztlich eine
Tragödie war. Und die hat der
Autor unter Zuhilfenahme von
Tagebuchaufzeichnungen und
Briefen in ausgezeichneter
Ich mag die Platti-Tüden nicht ...
Ich mag die Platti-Tüden nicht,
Die reimen sich auf Platte.
Ich bin nicht so ein armer Wicht,
Der Bleibe auf ihr hatte.
Die „Platte“ ist ein Sammelwort,
Geformt von Menschenleuten,
Die ohne Wohnung war’n vor Ort
Und Obdachlosigkeit nicht scheuten.
Sie „machen Platte“, wie es heißt,
Wenn aus der Glitzerwelt sie scheiden.
Weil dort zu leben sie zerreißt,
Drum wollen sie sie meiden.
„Die Platte“ wird ihr Straßenbett
Aus Pflaster oder aus Beton.
Manch einer findet Asphalt nett
Und wünscht sich mehr davon.
Doch tönt „Die Platte“ nach Marzahn,
Dann geht es nicht ums Betten.
Dann will wer ziehen uns den Zahn,
Dass schöne Wohnungen wir hätten.
Das Wohnhaus und das Kiezquartier
Gestutzt wer’n sie zum „Plattenbau“.
Als zählten sie zu dem Revier
Von Strichern, Pennern, Co. und Klau.
„Die Platte“ wuchs zum Schleuderstein,
Zum dumpf-politisch Menetekel.
Soll schlagen in die Hirnhaut ein,
Dort wecken nur noch Ekel.
Mit solchen Sachen spielt man nicht.
Auch nicht im eigenen Munde.
Betrachtet man es denn bei Licht,
vernimmt man Kästners Kunde.
Von Trinken sprach er und Kakao,
Durch den man wird gezogen.
Auch dass man Erstes lassen soll,
Wenn Zweites ist vollzogen.
Marzahner* sind der Eiche gleich,
Egal, was grade wer wo blubbert.
Sie wird nicht platt, sie wird nicht bleich,
Wenn eine Sau an ihr sich schubbert.
Torsten Preußing
* Und alle anderen Großsiedlerinnen
und Großsiedler natürlich auch.
Sprachkultur zu Papier gebracht.
Die Lesung begann mit der Schilderung des Zusammentreffens
von Kurt Tucholsky und Mary
Gerold mitten im
Ersten Weltkrieg im
Kurland. Mary ist
für den Schriftsteller die erste Liebe
und sie bleibt die
große Liebe. Davon
zeugen die
beiderseitigen Liebesbekundungen.
Klaus Bellin hat
sie herausgefunden und in seinem Buch interpretiert;
aber auch beider Enttäuschungen. Mary
meinte: „Er gehört allen anderen, aber nicht mir.“
Tucholsky bekennt:
„Ich habe nicht aufgehört,
dich zu begehren.“ 1933 wurde
die 1924 eingegangene Ehe geschieden, vermutlich aus politischen Überlegungen heraus. Beide wollten sich nicht gefährden
und den Nationalsozialisten erge-
ben. Kurz vor seinem Tod 1935
schrieb Tucholsky diese Selbsterkenntnis: „Hat einen goldenen
Klumpen in der Hand gehabt und
sich nach Rechenpfennigen gebückt, hat nicht verstanden und
hat Dummheiten gemacht, hat
zwar nicht verraten, aber betrogen, und hat nicht verstanden.“
Es war zu erwarten, dass die kundige Zuhörerschaft viele Fragen
an Klaus Bellin richten
wollte. Mit hoher
Sachkenntnis
und tiefem Einfühlungsvermögen beantwortete er
diese. Da
ging es um
Eindrücke,
die beim Lesen der Beschreibungen
von Rheinsberg
(1912) und Schloss
Gripsholm (1931) hervorgerufen worden sind. Die Vermutungen über Tucholskys Tod
sowie das Wissen um seine innere Zerrissenheit und Depressivität ließen die Frage nach einem
Selbstmord aufkommen, der auch
Im Waffenrock
der DDR
Geschichte soll lebendig
bleiben
In der Bundesrepublik leben heute noch
mehr als drei Millionen ehemaliger
DDR-Bürger, die ehrenvoll ihren Dienst
in der Nationalen Volksarmee, der
Volkspolizei und den anderen bewaffneten Organen der Deutschen Demokratischen Republik geleistet und in den
Zeiten des Kalten Krieges zum Erhalt
des Friedens beigetragen haben. Das
wird in dieser Gesellschaft verschwiegen und diesen Menschen ihre mit persönlichen Opfern verbundene bewusste
Pflichterfüllung zum Vorwurf gemacht.
Auch in der LINKEN. Die Zeit lichtet
die Reihen der Überlebenden nationalsozialistischer Gewalt, Vernichtung und
Verfolgung, so auch die der Spanienkämpfer. Heinz Hoffmann, einstiger
Verteidigungsminister, hätte am 28. November 100. Geburtstag. Eine neue thematische Führung auf dem Friedrichsfelder Friedhof startet unter dem Motto
„Im Waffenrock der DDR“ erstmals am
9. Mai. Ehemalige aus allen neuen Bundesländern trafen sich am 24. April in
Marzahn zu einer Arbeitsberatung des
Traditionsverbandes Nationale Volksarmee. Dabei auch Vertreter von Vereinen, Initiativen und Verbänden, z.B. von
GRH und ISOR. Gemeinsam soll der
breiten Öffentlichkeit die Rolle der einzigen deutschen Armee, die niemals in
einem Kriegseinsatz war, stärker als bisher, authentisch und wahrheitsgetreu
bekannt gemacht werden. Eine aktuelle Aufgabe! Schwer selbst dann, würden alle drei Millionen „DDR-Gediente“ dem Traditionsverband beitreten.
Für den Herbst sind Festveranstaltungen anlässlich des 50. Jahrestages der
Verleihung des Ehrennamens „Volksmarine“ in Vorbereitung.
Bernd-R. Lehmann
als „Selbsttötung aus Versehen“
(Michael Hepp) gedeutet worden
ist. Hochachtung wurde Mary Tucholsky gezollt, die nach 1945 im
bayerischen Rottach-Egern ein
Tucholsky-Archiv aufgebaut und
damit das literarische Erbe Tucholskys gesichert hat. 2500 Veröffentlichungen hat sie gesammelt, seine Briefe während der
Hitlerzeit versteckt und damit
ihren Liebsten über den Tod hinaus geehrt. Klaus Bellin hat Mary,
die am 16. Oktober in Kreuth
starb, gekannt und mit ihr korrespondiert.
Dieser Sonntag war für alle
Literaturfreunde ein großes Erlebnis und gab viele Anregungen
zum Lesen des vorgestellten
Buchs. Überdies war diese Lesung ein würdiger Auftakt zur
Vorbereitung des Bibliotheksjubiläums.
Siegfried Birkner/Heinz Peter
Abb.: Die Vignette der Alternativen Bibliothek nutzt jot w.d. seit
vielen Jahren. Kurz vor dem Anschluss würdigte die DDR am 15.
Februar 1990 Kurt Tucholsky anlässlich seines 100. Geburtstages
mit ihrer letzten 5-Mark-Münze.
Sandmann und
seine Freunde
zu Gast
Noch bis 22. Mai sind „Sandmännchen und seine Freunde“ im
Eastgate am S-Bahnhof Marzahn
zu Gast. Eine wunderschöne
Erlebnisaktion für die ganze Familie, bei der tolle Erinnerungen
an nette Fernsehabende hervorgerufen werden, Kinder sich ihr eigenes Sandmännchen basteln
oder sich mit einem übergroßen
Sandmann fotografieren lassen
können. Mit dabei sind Pittiplatsch und Schnatterinchen,
Herrn Fuchs und Frau Elster, Frau
Puppendoktor Pille oder Pünktchen. Ein wechselndes Bühnenprogramm sorgt für viel Spaß und
Freude bei Groß und Klein.
jot w.d. 5/2010
Lustfällungen im Winter
und Triebe im Mai
Die „Windvögel“ kommen
Japanische Drachenketten, indonesische
Kampfdrachen, chinesische Seidenvögel
und vietnamesische Fabeldrachen tanzen
am Himmel, wenn die „Gärten der Welt“
auf der Erweiterungsfläche in der Nähe
des Chinesischen Gartens am 16. Mai von
11-17 Uhr zum zweiten Mal das Asiatische Drachenfest feiern. Sie zaubern bei
gutem Wetter bunte Farbtupfer an den
Himmel. Mehrmals können die Besucher
den spektakulären 40 Meter langen asiatischen Drachentanz der „Sportschule
Lee“ bewundern. Außerdem erwartet die
Gäste im Steinboot des „Chinesischen
Gartens“ eine asiatische Drachenausstellung mit filigranen, handgearbeiteten
Drachenexponaten.
Alle Besucher sind eingeladen, eigene
Drachen mitzubringen, ihre Kunst oder ihr
Glück bei einem kleinen „Wettfliegen“ zu
zeigen. Die Familie, die ihren Drachen am
längsten in der Luft halten kann, gewinnt
jeweils zwei Ehrenjahreskarten für Erwachsene und Kinder.
Wächst hier ein Berg?
Nun sind sie wieder undurchsichtig dichtgrün belaubt, die Bäume, blühen was das
Zeug hält und wachsen, typisch für den
Wonnemonat Mai, in den Himmel. Allerdings nur, wenn sie zuvor nicht Opfer von
exzessiven Lustfällungen wurden. Aber
die, so wurde uns glaubhaft von zuständiger Stelle versichert, gibt es in MarzahnHellersdorf nicht, auch nicht in Berlin. Für
solch triebhaftes Treiben fehlt einfach der
Raum, sind doch dank Berliner liberalster
Baumfäll-Gesetzgebung derart dumpfen
Triebtätern jegliche Räume und Bäume
entzogen. Hier herrscht laut höchst offizieller Verlautbarung also nicht die subjektive Lust am Absägen vor Ort. An ihre
Stelle trat die systematische Planung der
brutalen Sägeattacken am Schreibtisch,
der punktgenaue Vollzug derselben durch
Kommandos mit moderner und effektiver
Spitzentechnik und die nachfolgende Aufarbeitung der Taten für die Statistik. Damit Altbaum XYZ am Standort Biesdorf
oder Mahlsdorf durch Neupflanzung ABC
korrekt am neuen Standort 0815 ersetzt
werden kann, sollten die exakt geplanten
Finanzbedarfe dafür angesichts der Bankenkrise noch ausreichen.
Hier herrscht also, wir vernehmen es mit
dem Gefühle tiefster Genugtuung, nicht
das Chaos, sondern die geliebte preußische Ordnung, dank derer… Aber lassen
wir das. Jegliche böse historische oder
hysterische Vergleiche verbitten sich von
selber, wir wissen es aus eigener bitterer
Ganz schön clever, die Biesdorfer. Mit Rasenschnitt und Gartenabfällen stützen sie
nicht nur „ihre“ Lärmschutzwand am Blumberger Damm, mit den Ablagerungen erhöhen sie auch deren Wirkungsgrad ganz enorm. Eines jedoch sollten die Anwohner dort
bedenken: Irgendwann ist kein Platz mehr. Dann müssen sie ihre Grün-Abfälle wieder
„klassisch“ entsorgen, also entweder selbst kompostieren oder – natürlich für Geld –
bei staatlichen oder privaten Abfallsammlern abgeben.
Cora
Der Aprilmorgen war kühl, zum Glück aber trokken, dichte graue Schleierwolken ließen freilich
der Sonne keine Chance. Ich fahre in Mahlsdorf
die Hönower Straße lang und sehe sie da auf
dem Gehweg flanieren. Männeraugen entgeht so
ein hüftschwingender Gang nicht, nicht bei diesen Beinen, bei dieser Figur. Perfekte Bewegungen einer hochmodisch gekleideten Dame, von
den high heels beginnend. Doch was lässt mich
stutzig werden? Richtig. Ein großer Regenschirm
verhindert Blicke auf Gesicht und Haarpracht. Die
Straße trocken, kein Regen in Sicht, auch keine
Sonne, die dem zarten Teint der Dame Schaden
zufügen könnte, so dass ein Schirm Abhilfe schaffen müsste. Ja, gestern hatte es geregnet, aber
Gärtnerisches jot w.d.-Preisrätsel
N B
M Ä
A T
F F
Es sind Gartenbegriffe mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden:
1. aus ihr wird Duftöl gewonnen, 2.
2
Gerät zum Wiesenschnitt, 3. wird auf
3
Gänge im Garten gelegt, 4. selbst angebaut schmecken sie besonders gut, 5.
4
daran kann man sich erfreuen und auch
„Geschenke“ ernten, 6. damit sticht man
5
L U
Löcher in die Erde, 7. darin sitzen die
Jungen der „Kirschendiebe“, 8. Man6
L A
cher zählt es zu den Unkräutern, 9. sie
wächst an schlanken hohen Bäumen, 10.
7
R E
dorthin führen die Gänge vom „Haufen“ auf der Wiese.
8
E I
Die Buchstaben in den markierten
E L
9
Feldern ergeben – neu sortiert – ein
„Gartenteil“, über das „Geschichten“
M S
10
erzählt werden.
Schicken Sie Ihre Lösung bis 27. Mai (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623
Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. eine CD unserer Musikschüler.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 4/2010: 1. Erdkröten, 2. Sommerzeit, 3.
Karfreitag, 4. Passahfest, 5. Pflanzholz, 6. Kreuzigung, 7. Evangelist, 8. Kohlmeisen, 9. Frühblüher, 10. Gartenbeet. Das Lösungswort lautete: Osterinsel.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Rätselhaft: Dame mit Schirm
heute? Weshalb also der Schirm? Zu spät für eine
direkte unverschämte Frage von Autofahrer zu
Fußgängerin, vorbei ist vorbei. Ohnehin wäre es
mehr als unangebracht gewesen, eine derart anmutig dahin schreitende Dame aus dem Autofenster heraus zu belästigen.
Die Phantasie beginnt zu arbeiten. Sicherlich
hatte die Dame der gestrige Regen überrascht,
und dann ein zu kleines Zuhause, kein Platz um
den großen Schirm zum Trocknen auszubreiten. Nein, kann nicht sein. Eine solch mondäne
Garderobe nach dem letzten Schrei, wie sollte
Erfahrung und
zahllosen Gerichtsprozessen:
Vergleiche dieser
Art hinken mindestens an beiden
Füßen zugleich.
Deshalb beenden
wir den schmutzigen und zur Jahreszeit ohnehin
nicht passenden Ausfluss von Gift und
Galle mit dem Hinweis auf die Erbauung
durch die wieder erwachten Naturschönheiten! Derer es - trotz zutiefst menschlicher gegenläufiger Bestrebungen - doch
noch so zahlreiche und von noch
vielgestaltigerer Art gibt, als wir es uns
überhaupt vorstellen können. Ja, auch das
Totholz gehört dazu! Zur Kenntnis der
zuständigen Beamten: Totholz wird hier
nicht im Sinne von mausetoten Tischplatten, Sägespänen oder Dachbalken ins
Spiel gebracht. Es handelt sich, im Gegenteil, um sehr lebendiges Holz, da es
am Boden liegend nur scheintot ist, tatsächlich aber viele liebe kleine Insekten,
Würmer und Vögel am Leben hält, und
schlussendlich über den umständlichen
Umweg der Artenvielfalt uns alle.
Verdammt, was wollte ich eigentlich damit sagen? Ach ja: Er ist schön, der Mai,
sehr schön. Ihr werdet es sicher schon
selbst auch ohne meine Hinweise bemerkt
haben.
Euer Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
1
5
Letzte Seite
die mit einer klitzekleinen Wohnung zusammen
gehen? Wieso eigentlich ihre eigene Wohnung?
Durch den Regen ist die gestylte Dame gestern
schnurstracks zum Verehrer geeilt, vom Regen
durchnässt tritt sie ein, kaum hat sie das männliche Wesen erblickt, fallen sie übereinander her,
der nasse Schirm wird für den Abend zur unwichtigsten Nebensache und steht bis zum Morgen vergessen in der Ecke. Deshalb muss er
jetzt auf dem Weg zur Arbeit trocknen. Ja, so
wird es gewesen sein. Oder vielleicht doch der
Frisör? Gestern Abend hatte sie ihren Termin in
einem gerade neu eröffneten Geschäft oder etwas Neues beim bisherigen Frisör ausprobier t.
Totaler Reinfall, die Haare versaut. Nein, in diesem verkorksten Look möchte sie auf keinen Fall
in der Öffentlichkeit gesehen werden. Deshalb eilt
sie nun, verborgen unter dem Schirm, zu einem
weiteren Frisör, um den ach so peinlichen Makel
abzustellen.
Wie auch immer, ich werde es wohl nicht in Erfahrung bringen. Die Frauen, wie man weiß,
sind doch ohnehin immer von irgendwelchen
Geheimnissen umgeben, die sie flüsternd und
kichernd ausschließlich der besten Freundin
anver trauen. Oder? Bitte nur ernstgemeinte
Zuschriften an die Redaktion!
U.Clauder