Rundschreiben 3/2014 - Landesbeirat für Vertriebenen
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Rundschreiben 3/2014 - Landesbeirat für Vertriebenen
Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Rundschreiben 03 / 2014 www.landesbeirat.nrw.de Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Rundschreiben 03 / 2014 Liebe Leserinnen und Leser! Ende August kam der Film „Wolfskinder“ ins Kino. Darin geht es um das Schicksal von Kindern aus Ostpreußen, die Ende des Zweiten Weltkrieges von ihren Eltern getrennt werden und versuchen, sich in Litauen, unter anderem bei dortigen Bauern, irgendwie durchzuschlagen. Schon der kurze Trailer zu dem Film lässt einem den Atem stocken. Aber dieses Werk ist seit langer Zeit endlich wieder ein ge lungener Versuch, sich filmisch mit Flucht, Vertreibung und Menschenwürde bzw. deren permanente Verletzung aus einanderzusetzen. Möglicherweise kann er auch im Schul unterricht heutigen Kindern zeigen, was für eine Hölle die Vertreibung nach 1945 war. Eine Hölle von Flucht, Vertreibung und Verletzung der Men schenwürde gibt es aber leider nicht nur fiktional. Bis heute stecken hinter der Nennung von Regionen und Staaten wie Irak, Syrien und Ost-Ukraine jedes Mal Tausende von Ein zelschicksalen. Und jeder einzelne Betroffene wird – wie bei der Vertreibung der Deutschen - gezwungen, Dinge zu erleben und zu erleiden, die für den normalen Menschen verstand unvorstellbar sind. Für mich ist es unglaublich, im Jahr 2014 – 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten, fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und gut 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – immer noch eine derartige Ansammlung von Verblendung, unbändigem Hass und unmenschlicher Rohheit zu sehen. Nicht wenige Deutsche haben bisweilen die Neigung, ange sichts des uns nachgesagten Wohlfühlbedürfnisses einfach die Fernbedienung zu nutzen, um die Berichterstattung über die aktuellen Konflikte im wahrsten Wortsinne auszu blenden. Doch das hilft nicht wirklich. Denn wenn wir uns dem syrischen Flüchtling, der einer Kommune in NordrheinWestfalen zugewiesen wurde, annähern, ihn gar aufnehmen wollen in unsere Gemeinschaften vor Ort, dann werden wir natürlich erfahren, wie es ihm ergangen ist. Und dass plötz lich Hunderte von Jesiden aus dem Irak ausgerechnet in Herford oder Kleve demonstrieren und die Schlagzeilen von Lokalzeitungen beherrschen, zeigt, wie nah Flucht und Vertreibung wirklich sind. Eine wichtige Frage wird sein, ob – wenn es denn endlich zu politischen Lösungen kommt – Versöhnung möglich ist. Ich glaube, unsere Spätaussiedler und Vertriebenen im Land können hierzu einen Beitrag leisten. Der frühere Bundespräsident Johannes Rau hat ja genau diese Eigen schaft gewürdigt: Dass die Vertriebenen ihren Kindern, Eltern und Urenkeln eben nicht Hass eingeflößt haben, sondern den Geist der Versöhnung. In diesem Sinne freue ich mich auf eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit. Herzlichst, Ihr Thorsten Klute Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und Vorsitzender des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Inhaltsverzeichnis 1 Kurz notiert 2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme 22 3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote 26 6 4Mitteilungen von Verbänden und Vereinen 34 5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit 56 6 Veröffentlichungen 62 7 Anlagen 68 1 Kurz notiert 1 Kurz notiert Aussiedlerzahlen in Nordrhein-Westfalen „Die Patenschaft besteht und wird weiterbestehen“ In der Zeit vom 1. Januar bis 31. August 2014 sind in Nord rhein-Westfalen insgesamt 753 Aussiedler (einschließlich Familienangehörige) aufgenommen worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 255 Personen. Hier die Aufnahmezahlen nach Herkunftsländern: Ehemalige UdSSR 747 Republik Polen 5 Rumänien 1 Sonstige 0 Gesamt 753 (Kompetenzzentrum für Integration -KfI-) NRW-Integrationsstaatssekretär Thorsten Klute trifft Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius Zu einem Kennenlern- und Arbeitsgespräch hat der Staats sekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAIS NRW), Thorsten Klute, den Bundesvorsitzenden des Verbandes der Sieben bürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, MdB, nach Düsseldorf eingeladen. Das Gespräch fand am 11. Juli in einer äußerst freundschaftlichen Atmosphäre statt und bereitet einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Ver band und Land NRW ein gutes Fundament. Aufnahmezahlen bundesweit In der Bundesrepublik sind in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Juli 2014 insgesamt 2.918 Aussiedler (einschließlich Familienangehörige) aufgenommen worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 1.884 Personen. Ehemalige UdSSR Republik Polen Rumänien Sonstige Gesamt 2.902 9 7 0 2.918 (Bundesverwaltungsamt) 6 Dr. Bernd Fabritius und Thorsten Klute (rechts). Foto: Roland Zillmann Rundschreiben Nr. 3 Der Integrationsstaatssekretär in Nordrhein-Westfalen stell te sich schnell als ein mit Ost- und Mitteleuropa vertrauter Politiker heraus. Bereits vor seinem Aufbaustudiengang zur Osterweiterung der Europäischen Union in Dresden hatte der gebürtige Ostwestfale in Krakau ein Semester lang Polnisch gelernt und ist bis heute viel in osteuropäi schen Ländern unterwegs. Gleich zu Beginn des Gesprächs, das zum Schwerpunkt die Patenschaft des Landes NRW über den Verband der Siebenbürger Sachsen haben sollte, bekräftigte Staatssekretär Klute den Fortbestand der Patenschaft und gab – auf Einladung des Bundesvorsitzen den Dr. Fabritius – sogleich seine Zusage zur Teilnahme am Heimattag 2015 in Dinkelsbühl. Im Laufe des Gesprächs bot Dr. Fabritius an, NRW könne seine Rolle als Patenland des Verbandes der Siebenbürger Sachsen jederzeit durch verstärkte Präsenz mit mehr Leben füllen. Vertreter Nordrhein-Westfalens würden immer „eine Überholspur in Dinkelsbühl“ haben, um als Redner ihre Verbundenheit mit dem Patenkind zu zeigen. Der Bundes vorsitzende zeigte in dem Gespräch einige Möglichkeiten auf, wie die Patenschaft besser ausgefüllt werden könnte. Seine Vorschläge beschränkten sich dabei nicht nur auf die Präsenz politischer Vertreter NRWs in Dinkelsbühl, son dern umfassten beispielsweise auch die Überlegung, ob die alle zwei Jahre stattfindenden Kulturtage des Verban des demnächst wieder in Nordrhein-Westfalen stattfinden sollten. Ebenfalls könne überlegt werden, ob das Land zur Feier der 60-jährigen Patenschaft Mitausrichter des Heimattags 2017 sein möchte. Die Ehrenamtsoffensive des Landes NRW böte einen zusätzlichen politischen Hin tergrund, um sowohl das Ehrenamt an sich als auch die Patenschaft zu stärken. Staatssekretär Thorsten Klute betonte, dass die Armuts bekämpfung in den Herkunftsländern der sogenannten Armutsflüchtlinge ein Hauptanliegen der nordrhein-west fälischen Landesregierung sei. Er schilderte die teilweise nicht mehr hinnehmbaren Zustände in einzelnen Stadttei len nordrhein-westfälischer Großstädte, die mit den jüngst zugewanderten Menschen aus Südosteuropa sowohl finan ziell, als auch sozial-integrativ am Rande der Überforde rung stünden. Vor allem in Bulgarien und Rumänien sehe er die Notwendigkeit, durch politische Interventionen Anreize zu generieren, um die Ursachen für die Migration zum Teil ganzer Dorfbevölkerungen nach Westeuropa zu beheben. Der Schlüssel dafür liege eindeutig in den Her kunftsländern, dort müsse die Armut der Roma bekämpft werden. September 2014 die Zusammenarbeit zwischen Verband und Land NRW – durchaus auch in Bereichen wie Armutsbekämpfung in Rumänien; ein Thema, welches Staatssekretär Klute für Nordrhein-Westfalen als aktuell und vordringlich bezeich nete. In diesem Zusammenhang bot Fabritius im Namen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen an, das Paten land Nordrhein-Westfalen bei der Projektarbeit vor Ort in Rumänien zu unterstützen. Sein Verweis auf die guten Beziehungen des Verbandes zur rumänischen Politik sowie auf die gute Vernetzung mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) wertete Staats sekretär Thorsten Klute als gewichtige Argumente für eine Zusammenarbeit. Der kurze Draht zur kommunalpoliti schen Infrastruktur des DFDS ist ein großer Vorteil des Verbandes und bietet noch viel Potenzial, das in Zukunft verstärkt ausgeschöpft werden könnte. Die Vorschläge und Überlegungen des Staatssekretärs gingen von gezielter Entsendung von Fachkräften und Lehrern bis hin zu einer Neubelebung der existierenden Städtepartnerschaften, aber auch in Richtung der Gründung neuer Städtepartner schaften zwischen siebenbürgischen und nordrhein-west fälischen Kommunen. Ein wichtiges Hauptanliegen des Bundesvorsitzenden Dr. Fabritius war, im Gespräch mit Staatssekretär Klute daran zu erinnern, dass das Land NRW die Patenschaft über den gesamten Bundesverband der Siebenbürger Sachsen übernommen habe und somit ein vornehmlich auf Nordrhein-Westfalen gerichteter Fokus der Patenschaft nicht gerecht werde. Zur Konkretisierung dieses Gedan kens sprach der Bundesvorsitzende Staatssekretär Klute sowie den Leitungsebenen der mit der Patenschaft be fassten Ministerien eine Einladung aus, im nächsten Jahr die Bundesgeschäftsstelle des Verbandes in München zu besuchen. Überdies sollte das Land Nordrhein-Westfalen die kulturelle Breitenarbeit des gesamten Verbandes der Siebenbürger Sachsen verstärkt unterstützen, um so die Patenschaft wieder sichtbarer zu machen und auf allen Ebenen mit Leben zu füllen. Konkret angesprochen wurden die Probleme im Bereich der Kulturförderung, die sich aus der aktuellen Haushaltssperre für die Kreisgruppen und den Landesverband der Siebenbürger Sachsen ergeben. Die Unterstützung bei der Pflege der Kultur sowie bei der Konzeption von Projekten und Veranstaltungen dürfe dem Haushaltsdiktat nicht als erste zum Opfer fallen. Da stünde das Land NRW als Patenland der Siebenbürger Sachsen in der Pflicht. (Siebenbürgischen Zeitung vom 24.7.2014) Als sehr wichtigen Punkt stellte Dr. Fabritius die Notwendig keit heraus, dass dem Verband der Siebenbürger Sachsen wie in vielen Jahrzehnten seit Bestehen der Patenschaft wieder ein „Patenminister“ als direkter Ansprechpartner für die Belange des Verbands und seiner Mitglieder zur Verfügung stehe. Die administrative Aufteilung der Paten schaft zwischen einzelnen NRW-Ministerien erschwere 7 1 Kurz notiert Staatssekretär Klute zu Besuch im Oberschlesischen Landesmuseum „Meine Frau kam zum ersten Treffen mit dem Maluch" Für Thorsten Klute, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NordrheinWestfalen, boten sich beim Besuch im Oberschlesischen Landesmuseum am 8. Juli zahlreiche persönliche Bezugs punkte. Aus vielen privaten Besuchen in Polen und durch Annäherung aus der Krakauer Richtung kennt Kluthe die NRW-Partnerregion Schlesien. Der ausführliche Rundgang durch das Oberschlesische Landesmuseum machte deut lich, dass gelungene Integration eine stolze Bilanz, doch auch eine laufende Aufgabe der Vermittlung beinhaltet. Was macht Polen für uns so interessant? Was wissen wir über Schlesien und wie vermitteln wir generationsüber greifend dieses Wissen? Die Experten von der Landsmann schaft der Oberschlesier und vom Oberschlesischem Lan desmuseum gaben dazu Auskunft und projizierten Visionen. In der aktuellen Mobilitätsausstellung war es für den Staatssekretär ein Leichtes, über seine eigenen Erlebnis se zu sprechen. Der Fiat 126p, der kleine „Maluch“, war dafür das passende Exponat, denn mit einem solchen Gefährt kam seine heutige Frau zum ersten Treffen. Und bei einer Familienreise nach Bulgarien hatte diese als junges Mädchen auf der rückwärtigen Fensterablage liegen müssen. So etwas wird weitererzählt und gibt dem offizi ellen Besuch eine persönliche Note. Solche emotionalen Faktoren machen Bildungserlebnisse aus und können Grundlage für das professionelle Handeln werden. Kurz weilig und wegweisend war dieser Besuch des NRW-Staats sekretärs allemal, auch anregend für Zukünftiges. (Dr. Susanne Peters-Schildgen, Oberschlesisches Landesmuseum) Alle Spätausgesiedelten aus Polen kennen dieses polnische Auto. Eigene Erlebnisse bespricht Thorsten Klute mit Museumsdirektor Dr. Stephan Kaiser (l.) sowie Klaus Plaszczek und Andreas Gundrum (r.) von der Landsmannschaft der Oberschlesier. Foto: OSLM 8 Staatssekretär Klute zu Gast bei den Siebenbürger Sachsen in Herten Mittlerweile 60 Jahre ist es her, dass im Zuge der soge nannten Kohleaktion mehr als 100 Arbeitskräfte auf der Zeche Schlägel & Eisen in Herten das erste Mal „einfuhren”. Die Umstellung und die Arbeit im Bergbau fielen den frühe ren Bauern nicht leicht – doch sie bot die Möglichkeit auf eine Zukunft mit Arbeit und eigenem Haus. Im gleichen Jahr – 1953 – begann die Hibernia mit dem Bau der ver sprochenen Siebenbürger Siedlung im Hertener Norden. Aus den zunächst vier Straßen, die nach Orten in Siebenbürgen benannt werden, wurden im Laufe der Jahre 22 Straßen. Von den zahlreichen Siebenbürger Sachsen, die nach dem Kriege zunächst als Flüchtlinge in Österreich verweilten, hatten sich 510 Menschen aus 98 Familien und 24 verschiedenen Gemeinden Siebenbürgens für die Sied lung in Langenbochum als neue Heimat entschieden. 1954 wurden 296 Personalausweise nach Herten gesandt und am 21.3.1954 ausgehändigt. In einer Feierstunde erhiel ten zunächst die Nachbarväter und ihre Ehefrauen symbo lisch die Einbürgerungsurkunde. Ebenfalls 1954 begannen die Siebenbürger Sachsen, sich in ihrer neuen Umgebung zu organisieren: Nachbarschaften, aus denen die spätere Kreisgruppe hervorging, wurden gegründet. Ebenso ent standen Frauengruppen, Kapelle und Tanzgruppe, die am 21.6.2014 gemeinsam ihr 60-jähriges Jubiläum feierten. Nach 10 Jahren konnte auch das „Siebenbürger Haus der Jugend” eingeweiht werden, das somit auf mittlerweile 50 Jahre seines Bestehens zurückblicken kann. 25 Jahre be steht die Heimatstube im Siebenbürger Haus, die eine wert volle Sammlung siebenbürgischen Kulturgutes beherbergt. 1957 übernahm das Land Nordrhein-Westfalen die Paten schaft über die Siebenbürger. Daraus entstand die gute Tradition, dass regelmäßig auch Vertreter des Paten-Ministe riums zu Gast bei größeren Veranstaltungen der Sieben bürger waren. So ließ es sich auch Staatssekretär Klute Staatssekretär Klute spricht das Grußwort bei den Feierlichkeiten in Herten. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Siebenbürger Trachtenträger beim Festakt. Der Landesvorstand NRW zu Besuch bei Staatssekretär Thorsten Klute (3. von links). (v.l.) Marina Gräfin zu Dohna, Dr. Hans-Georg Franchy, Thorsten Klute, Rainer Lehni, Günter Scheipner, Karin Roth, Hanna Jung-Boldan, Heike Mai-Lehni. Foto: Rainer Wenning nicht nehmen, bei den Feierlichkeiten in Herten dabei zu sein. Herzlich wurde er in der mit blau-roten Fahnen geschmückten Siedlung von den Siebenbürgern und ihrer Vorsitzenden Karin Roth empfangen. Seine Wertschätzung brachte er durch den Besuch des gemeinsamen Gottes dienstes im Siebenbürger Haus zum Ausdruck. In der anschließenden Feierstunde sprach er ein Grußwort und drückte seine Anerkennung für die sichtbar funktionie rende Gemeinschaft aus, die in keinem Widerspruch zur gelungenen Integration steht. Das Fundament für einen interessanten Austausch ist gelegt. der Siebenbürger Sachsen hin, was sich in den zahlreichen Kulturformationen widerspiegle. Das Land NRW habe eine besondere Beziehung zu den Siebenbürger Sachsen, da Teile dieses Bundeslandes zum Herkunftsgebiet der Sieben bürger Sachsen bei ihrer Auswanderung im Mittelalter ge hörten, aber auch da 1953 in diesem Bundesland drei ge schlossene siebenbürgisch-sächsische Siedlungen gegrün det werden konnten. Diese beiden Faktoren führten 1957 dazu, dass das Land NRW die Patenschaft für die damalige Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutsch land übernahm. Der Vorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Siebenbürger Sachsen ist am 25. Juni in Düsseldorf zu einem Gespräch mit dem Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Thorsten Klute, zusammen gekommen. An dem gut zweistündigen Gespräch beteilig ten sich mehrere Mitglieder des Landesvorstandes sowie seitens des Ministeriums der zuständige Referatsleiter Rainer Wenning sowie Marina Gräfin zu Dohna, Geschäfts führerin des Landesbeirats für Vertriebenen-, Flüchtlingsund Spätaussiedlerfragen. Dieser Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen in ganz Deutschland sei sich das Land NRW weiterhin bewusst, unterstrich Staatssekretär Thorsten Klute, der seit Ende 2013 dieses Amt bekleidet. Wenige Tage vor diesem Ge spräch wohnte Klute dem 60-jährigen Bestehen der Kreis gruppe Herten bei, von der sich der Staatssekretär begeis tert zeigte. Diese erste Begegnung mit den Siebenbürger Sachsen in NRW kurz vor diesem Gespräch war ein guter Auftakt der künftigen Zusammenarbeit. Thorsten Klute informierte über den geplanten Rumänienbesuch einer Delegation aus NRW unter der Leitung des Arbeits- und Sozialministers, Guntram Schneider. Schwerpunkte der Visite mit Stationen in Bukarest und Hermannstadt sollen die Armutsbekämpfung in Rumänien und das Kennenlernen der deutschen Minderheit in Rumänien sein. Der Bundes vorsitzende Dr. Bernd Fabritius, MdB, und der Landesvor sitzende in NRW werden an dieser Reise teilnehmen. Der Stellvertretende Bundesvorsitzende und Landesvor sitzende Rainer Lehni stellte den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland als Bundesverband sowie seine Landesgruppe NRW vor. Am Tag vor dem 65. Geburtstag des Verbandes erklärte Lehni, dass der Verband zwar das „Rentenalter“ erreicht habe, jedoch noch viel zu jung sei, um in Rente zu gehen. Ein Schwerpunkt der Verbandsarbeit bildet daher die Jugendarbeit, die sehr gut funktioniere und mittelfristig die Zukunft unseres Verbandes sichere. Lehni wies auf das ausgeprägte Traditionsbewusstsein Ein weiteres Gesprächsthema war die Förderung des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien, ein Unter richt, der sowohl der deutschen Minderheit als auch der rumänischen Mehrheitsbevölkerung zugutekommt und bei dem es gilt, das Unterrichtsniveau in deutscher Sprache zu halten bzw. zu verbessern. Ein Tropfen auf den heißen Stein bildet hier die Förderung der Grundschullehrerausbil dung in Hermannstadt und Temeswar, die vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW in diesem Jahr bewilligt wurde. (Karin Roth) NRW-Landesgruppenvorstand trifft sich mit „Patenminister“ Thorsten Klute 9 1 Kurz notiert Das Land NRW fördert die Arbeit der Aussiedler und Ver triebenen im Land NRW mit Mitteln, die gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) gewährt werden. Der weitaus größte Teil dieser Mittel fließt in das GerhartHauptmann-Haus in Düsseldorf sowie das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen. Möglichkeit der Projektförde rung nach § 96 bestehen, eine institutionelle Förderung – wie bis 2005 für die zentralen Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen in Gundelsheim am Neckar – sind aufgrund der verordneten Schuldenbremse im Landes haushalt schwer durchzusetzen. Im Zuge der Patenschaft bietet das Ministerium an, einen Experten für eine Infover anstaltung der Landesgruppe zu suchen, wie diese Förder mittel sinnvoll in Anspruch genommen werden können. Fördermöglichkeiten für in NRW eingetragene Vereine bestehen auch über verschiedene Kanäle der Migranten selbstorganisation. Ein weiteres Anliegen des Staatssekretärs ist die Förderung von Städtepartnerschaften zwischen Kommunen in NRW und Rumänien. Derzeit bestehen lediglich vier solcher Part nerschaften (Arnsberg-Karlsburg, Bielefeld-Reschitza, Köln-Klausenburg, Herzogenrath-Bistritz). Staatssekretär Klute rief die Siebenbürger Sachsen dazu auf, als Brücken bauer zwischen der neuen Heimat und der alten Heimat aktiv zu werden. Die Städte Wiehl und Bistritz sind hierbei aktuell auf dem besten Wege, auch Dank des Einsatzes der in Wiehl zahlreich lebenden Siebenbürger Sachsen. Mit dem Wunsch seitens des Verbandes nach einer künftig regeren Präsenz nordrhein-westfälischer Politiker beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen endete das in konstruktiver und freundschaftlicher Atmosphäre stattgefundene Gespräch mit Staatssekretär Thorsten Klute. (Rainer Lehni) Staatssekretär Thorsten Klute besucht die Otto Benecke Stiftung e.V. Am 12. Juni 2014 besuchte Staatssekretär Thorsten Klute die Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS) in Bonn. Er wurde begleitet von der Geschäftsführerin des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen, Marina Gräfin zu Dohna. Thema waren verschiedene Inte grationsprojekte der OBS. Nach einer Begrüßung durch den Geschäftsführenden Vorsitzenden der OBS, Dr. Lothar Theodor Lemper, berich teten zunächst vier junge Frauen über ihre ehrenamtlichen Aktivitäten und ihre Erfahrungen als Teilnehmerinnen des Projekts JUMPin.NRW, das die OBS seit 2011 im Auftrag des Ministeriums durchführt. Staatssekretär Klute zeigte sich von den Ausführungen der jungen Migrantinnen sehr beeindruckt. Er lobte die Durchführung und Wirkung des Programms. 10 Anschließend wurde über das Integrationsprojekt für Ärzt innen und Ärzte in Nordrhein-Westfalen, das bundesweite Projekt „Bildungsbrücken: Aufstieg!“ und das Projekt „MIGoVITA“ sowie die damit ver-bundene Zusammenarbeit mit verschiedenen Roma-Gruppen gesprochen. Hieran schloss sich eine Diskussion über die Vorhaben der OBS an: Die Aktivitäten mit der Zielgruppe Roma sollen weiter ausgebaut werden, die Angebote des Hochschul- und Semi narprogramms könnten auch für internationale Studieren de geöffnet werden. Staatssekretär Thorsten Klute regte weitere Gespräche über gemeinsame Projekte an. Staatssekretär Thorsten Klute zu Besuch bei der Otto Benecke Stiftung e.V.. Zum zehnten Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes und dessen Umsetzung Bundesbeauftragter Koschyk informiert über die im Gesetz enthaltenen Änderungen für Spätaussiedler Mit dem Zehnten Gesetz zur Änderung des Bundesvertrie benengesetzes (10. BVFGÄndG), das am 14. September 2013 in Kraft getreten ist, konnten wir erreichen, dass zum Ersten die Zusammenführung bislang getrennter Spätaus siedlerfamilien in grundlegender Weise erleichtert wird; so konnten wir der besonderen Bedeutung des Familienzu sammenhalts bei Spätaussiedlerfamilien Rechnung tragen. Mit dem 10. BVFGÄndG haben wir zum Zweiten die Mög lichkeiten zum Sprachnachweis für deutsche Volkszuge hörige erweitert; es trägt jetzt dem Umstand Rechnung, dass der Verlust der deutschen Sprachkenntnisse zum Kriegsfolgenschicksal der Russlanddeutschen gehört, und erleichtert deren Aufnahme als Spätaussiedler. 1. Mit der Novelle wird eine nachträgliche Einbeziehung von Ehegatten und Abkömmlingen in den Aufnahme bescheid eines Spätaussiedlers ermöglicht. Verlangte das Neunte Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenenge setzes für die nachträgliche Einbeziehung noch, dass ein Härtefall vorliegt, so ist die nachträgliche Einbeziehung nunmehr unabhängig vom Vorliegen eines Härtefalls ge nerell möglich. Das Erfordernis der gemeinsamen Aussied lung entfällt generell: Die Einbeziehung kann jederzeit Rundschreiben Nr. 3 nachgeholt werden. Ungeachtet dessen müssen die allgemeinen Voraussetzungen für die Einbeziehung des nahen Angehörigen erfüllt werden. Dazu gehört grundsätzlich auch der Nachweis einfacher deutscher Sprachkenntnisse. Allerdings schafft das Änderungsgesetz auch insoweit Erleichterungen: Auf die Sprachkenntnisse wird künftig nicht nur bei Angehörigen verzichtet, die wegen einer Behinderung nicht in der Lage waren, deutsche Sprachkenntnisse zu erwerben. Dies gilt vielmehr künftig auch im Falle einer Krankheit. Hinzu kommt: Minderjährige Abkömmlinge des Spätaussiedlers sind nunmehr von der Pflicht befreit, deutsche Sprachkenntnisse nachzuweisen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass der Abkömmling auch bei seiner Aussiedlung noch minderjährig sein muss. Wenn er erst nach seinem 18. Geburtstag aussiedelt, muss er deutsche Sprachkenntnisse nachweisen. Das ist als Basis für eine Integration in den deutschen Arbeitsmarkt und die Gesellschaft allgemein unabdingbar und liegt daher im Interesse des jungen Erwachsenen. 2. Darüber hinaus haben wir mit der Novelle auch Erleichterungen für die Aufnahme von Spätaussiedlern geschaffen, die noch in den Aussiedlungsgebieten verblieben sind. So ist für die Aufnahme als Spätaussiedler nicht mehr zwingend ein durchgängiges Bekenntnis zum deutschen Volkstum erforderlich. Dies stellt eine wesentliche Erleichterung dar: Denn bislang musste der Spätaussiedler ab Eintritt der Bekenntnisfähigkeit (i.d.R. mit 16 Jahren) alle sich ihm bietenden Möglichkeiten zur Nationalitätenerklärung oder zu einer vergleichbaren Erklärung nutzten, damit sein Aufnahmeantrag Erfolg hatte. Im Ergebnis lag danach kein durchgehendes Bekenntnis zum deutschen Volkstum vor, wenn er z.B. in seiner Heiratsurkunde die deutsche Nationalität hat eintragen lassen, in den Geburtsurkunden der Kinder jedoch darauf verzichtet hatte. Nach der neuen Rechtslage gibt es folgende Bekenntnismöglichkeiten: Der Antragsteller kann sich durch eine Nationalitätenerklärung zum deutschen Volkstum bekennen oder aber auch auf andere Weise. Vor allem für diejenigen, die sich nicht mehr durch eine Nationalitätenerklärung zum deutschen Volkstum bekennen konnten, weil dieser Eintrag nicht mehr vorgesehen war, ist diese Neuregelung wichtig. Das Bekenntnis auf andere Weise kann insbesondere durch den Nachweis deutscher Sprachkenntnisse auf dem Niveau B1, durch den Nachweis familiär vermittelter Deutschkenntnisse oder aber auch durch Einträge in amtliche Urkunden wie z.B. die Heiratsurkunde erbracht werden. Da das Bekenntnis zum deutschen Volkstum durch Nationalitätenerklärung bis zum Verlassen der Aussiedlungsgebiete erfolgen kann, kann der Spätaussiedlerbewerber von seinem früheren Gegenbekenntnis durch eine Nationalitätenerklärung zugunsten des deutschen Volkstums abrücken (das Gegenbekenntnis wird „geheilt“). Wenn er aufgrund faktischer oder rechtlicher Gründe nicht mehr von seinem Gegenbekenntnis abrücken kann (z.B. wenn keine Natio- September 2014 nalitätenerklärung im Pass mehr möglich ist, wie etwa in der Russischen Föderation), ist ein Bekenntnis „auf andere Weise“ möglich. Wenn weder ein Bekenntnis zum deutschen Volkstum durch Nationalitätenerklärung noch ein Gegenbekenntnis existieren, kann der Antragsteller sein Bekenntnis ebenfalls auf „andere Weise“ nachweisen. Mit den beschriebenen Erleichterungen entsprechen wir einmal mehr unserer besonderen historisch-moralischen Verantwortung insbesondere gegenüber den Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion, deren Familien ein schweres Kriegsfolgenschicksal zu tragen hatten. Das war und ist erklärtes Ziel des Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes. www.aussiedlerbeauftragter.de/SharedDocs/ Downloads/AUSB/DE/namensbeitrag-koschykbundesvertriebenengesetz.pdf?__ blob=publicationFile (Hartmut Koschyk MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten vom 1.8.2014) Hartmut Koschyk MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Information für Antragsteller aus der Ukraine Das Bundesverwaltungsamt beobachtet die Lage insbesondere in der Ostukraine mit Sorge. Ersichtlich ist die Durchführung des Aufnahmeverfahrens für Spätaussiedler durch die Kämpfe erschwert. Das Bundesverwaltungsamt bittet Antragsteller, sich bei konkreten Schwierigkeiten vertrauensvoll an die Mitarbeiter der Auslandsvertretung oder direkt an die zuständigen Bearbeiter im Bundesverwaltungsamt zu wenden. Bisher werden folgende Ausnahmeregelungen angewandt: Im schriftlichen Verfahren werden auf Wunsch alle Anträge von Personen mit Wohnsitz in der Ostukraine auf eine glaubhafte Schilderung der persönlichen Betroffenheit von den Kampf handlungen hin vorgezogen. Die persönliche Lebensqualität muss deutlich eingeschränkt 11 1 Kurz notiert sein. Ein Wohnsitz in der Ukraine, die Furcht vor einer Ausweitung der Kämpfe oder geringfügige Einschränkun gen in der Lebensqualität alleine reichen nicht aus. Vor zuziehende Anträge werden bis auf Weiteres jeweils vor allen anderen Anträgen bearbeitet. Es gibt aber keine Erleichterungen bei den Voraussetzungen: Abstammung, Sprache und Bekenntnis werden voll überprüft. Wer schon jetzt alle Voraussetzungen für eine Aufnahme erfüllt (Sprache und Bekenntnis) und wem nicht mehr zugemutet werden kann, den Aufnahmebescheid in der Ukraine abzuwarten, kann in der Außenstelle Friedland des Bundesverwaltungsamtes vorsprechen und dort nach Prüfung einen Härtefallaufnahmebescheid erhalten. Bitte bedenken Sie: Das Bundesverwaltungsamt darf einen Bescheid nur er teilen, wenn tatsächlich alle Voraussetzungen vorliegen. Antragsteller, die diese Voraussetzungen nicht nachweisen können, müssen damit rechnen, zunächst in das Herkunfts gebiet zurückzukehren. Die Vorsprache ist daher mit einem Risiko behaftet. Sie sollten diesen Weg nur wählen, wenn Sie sicher sein können, dass Sie alle Voraussetzungen auch wirklich erfüllen. Insbesondere ein Erwerb der nötigen Sprachkenntnisse in Deutschland ist nicht möglich! Wer wegen der Kämpfe in der Ostukraine oder der Be setzung der Krim Probleme hat, Abstammung, Sprache oder Bekenntnis z.B. aufgrund fehlender Reisemöglich keiten nachzuweisen kann sich an das Bundesverwal tungsamt wenden. Das Bundesverwaltungsamt wird hier je nach Aktenlage im Einzelfall Lösungen finden, damit sich das Verfahren nicht durch die Auseinandersetzungen verzögert. (Mitteilung des Bundesverwaltungsamtes vom Juli 2014) Bundesverwaltungsamt Barbarastraße 1, 50735 Köln Zentraler Kontakt Telefon 02 28 / 9 93 58 - 0 Telefax 02 28 / 9 93 58 - 2823 [email protected] www.bundesverwaltungsamt.de Gruppenbild von der Sitzung des Beirats für Spätaussiedlerfragen. Foto: BMI Konstituierende Sitzung des Beirates für Spätaussiedlerfragen Unter dem Vorsitz des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, fand am 3. Juli 2014 die konstituierende Sitzung des neuberufenen Beirates für Spätaussiedlerfra gen statt. Das Gremium, das sich aus 16 Vertretern der Länder, der Vertriebenenorganisationen, der Kirchen, der kommunalen Spitzenverbände, der Wohlfahrtsverbände und der Spitzen organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusam mensetzt, hat die Aufgabe, die Bundesregierung sachver ständig in Fragen der Aufnahme und Integration von Spät aussiedlern zu beraten. Der Spätaussiedlerbeirat wird gemäß Erlass des Bundesministers des Innern (BMI) vom 3. Mai 2005 jeweils für vier Jahre berufen und vom Beauf tragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten geleitet. Nach Berichten des Bundesbeauftragten Koschyk sowie von Mitarbeitern der zuständigen Unterabteilung M II des BMI über die Auswirkungen der im Herbst 2013 in Kraft getretenen Änderungen des Bundesvertriebenengesetzes, die Integrationsförderung von Spätaussiedlern und die Lage der deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion folgte eine rege Diskussion über verschiedene aktuelle Belange der in Deutschland lebenden Spätaussiedler, so über die Informationsmöglichkeiten im Internet und die vertriebenenrechtlichen Besonderheiten bei der Anerken nung von in den Herkunftsländern erworbenen Bildungs abschlüssen. Bundesbeauftragter Koschyk hob die bisher gezeigte gewaltige Integrationsleistung der Spätaussied lerinnen und Spätaussiedler hervor, die noch vor kurzem durch eine Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge eindrucksvoll bestätigt worden ist. (Pressemitteilung des BMI vom 4.7.2014) 12 Rundschreiben Nr. 3 Hartmut Koschyk gratuliert Stephan Rauhut. Foto: BMI Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien e.V. im Amt bestätigt Beauftragter Koschyk gratuliert Stephan Rauhut zur Wiederwahl Während der ordentlichen Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien am 21. Juni 2014 in Görlitz wurde der bisherige Bundesvorsitzende Stephan Rauhut in seinem Amt als Bundesvorsitzender bestätigt. Der Beauf tragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nati onale Minderheiten, Hartmut Koschyk, MdB, hat Stephan Rauhut zu seiner Wiederwahl ein Glückwunschschreiben übersandt. Das Wahlergebnis sieht Koschyk als Zeichen für eine starke und reformfähige Landsmannschaft. Koschyk und Rauhut hatten sich zuletzt im Mai dieses Jahres zu einem Gedankenaustausch zur Wahrung des kulturellen und geschichtlichen Erbes Schlesiens getroffen. Rauhut kündigte für künftige Projekte an, eng mit der deut schen Minderheit in Schlesien und Vertretern der deutschen und polnischen Politik zusammenzuarbeiten. Koschyk sieht die Landsmannschaft Schlesien und die Selbstorganisation der Deutschen in Polen als unverzichtbare Brücke für die immer enger werdende Partnerschaft zwischen Polen und Deutschland. (Pressemeldung des Beauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten vom 27.6.2014) Goldenes Jubiläum 50 Jahre sind eine lange Zeit. Zwischen Eheleuten wird darum auch die Goldene Hochzeit gefeiert. Heute ist das Goldene Patenschaftsjubiläum der Oberschlesier. Am 25. Februar 1964 übernahm das Land Nordrhein-Westfalen die Patenschaft für die Oberschlesier. Im Oberschlesischen Landesmuseum wird die Urkunde dazu ausgestellt. Das Land NRW trat als Pate für die Landsmannschaft der Ober schlesier und die in der Bundesrepublik Deutschland leben den Oberschlesier ein. Eine zentrale Aussage ist, den deutsch-polnischen Kulturraum Oberschlesiens als Brücke September 2014 zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk zu nutzen. Diese Idee mutet visionär an, nach den damals noch viel jüngeren Erfahrungen von Flucht und Vertreibung, von schwerer Ankunft und Unwägbarkeiten der Integration an Rhein und Ruhr. In einer Zeit des Kalten Krieges und der Bedrängnis von Deutschen auch in der Sowjetischen Be satzungszone, war die Völkerverständigung kein einfaches Unterfangen. Kaum jemand konnte sich die Welt von heute vorstellen. Zum Silbernen Jubiläum öffnete sich der Eiserne Vorhang. Die friedliche Begegnung der Menschen in Mittelund Osteuropa wurde ab 1989 viel leichter. Polen und Tschechien, die beide schlesische Territorien und Menschen mit schlesischer Identität in sich bergen, fanden selbst zu diesen Schätzen und Erkenntnissen. Wie andere Länder des ehemaligen Ostblocks sind sie zudem Mitglieder der NATO und der Europäischen Union geworden. Das politische Ge sicht Europas hat sich somit von 1964 über 1989 und bis 2014 grundlegend verändert. Sichtbares Zeichen dafür sind die vielen Partnerschaften, die zu den Patenschaften traten, sie entweder ablösten oder im besten Falle ergänzten. Die Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und Schlesien haben viele Oberschlesier geprägt. Mit dem Engagement der Landsmannschaft der Oberschlesier ist das Leben in der alten und der neuen Heimat gestaltet worden. Urkunde des goldenen Jubiläums. Der grenzüberschrei tende Ansatz der Patenschaftsurkunde ist nicht länger Fiktion oder Vision. Natürlich gehört immer neuer Mut und neue Initiati ve dazu, die Zusam menarbeit zu leben. Zumal dann, wenn die Regionen räumlich weit voneinander entfernt liegen. Es braucht dafür gemeinsame Interessen, denn die nationalstaatlichen Grenzen haben sich im verein ten Europa relativiert. Die Mobilität der Menschen wächst, ob beruflich oder privat. Individuell kann man innerhalb der EU seinen Lebensmittelpunkt wählen. Beim Oberschle sischen Landesmuseum arbeiten mit Schlesien verbunde ne Persönlichkeiten mit deutscher, polnischer, tschechi scher und slowakischer Staatsbürgerschaft. Patenschaft und Partnerschaft im Einklang. Europa im Kleinen und auf engstem Raum. Auch Nordrhein-Westfalen ist diesen Weg mit der Woiwodschaft Schlesien gegangen, als zum 1. September 2000 eine gleichberechtigte Partnerschaft begonnen wurde. Um diese Partnerschaft, die aus der Patenschaft erwuchs, auf eine breite Basis zu stellen, sind stets neue Angebote angebracht und bedeutsam. Seit immerhin 44 Jahren leistet die Stiftung Haus Oberschlesien dazu direkte Beiträge, durch Publikationen, durch Veran staltungen und eben mit dem Oberschlesischen Landes museum. (Oberschlesisches Landesmuseum vom 25.7.2014) 13 1 Kurz notiert JUMPin.NRW besucht Berlin Im Juni besuchte das „JUMPin“-Team Berlin. Das Pro gramm startete an einem sehr schönen Abend mit einem Gang zum hotelnahen Schloss Charlottenburg, vor dessen Kulisse ein Überblick auf Berlins jahrhundertealte Ge schichte als vielfältige Zuwanderungsmetropole gegeben wurde. Ein Schwerpunkt des Programms am folgenden Tag war das aktuelle politische Berlin mit einem Besuch im Berliner Abgeordnetenhaus und im Bundestag. Bei einer Führung im Abgeordnetenhaus, das bewusst ein für alle Bürgerinnen und Bürger offen zugängliches Haus ist, wurde anschaulich über die Aufgaben und Strukturen eines Lan desparlaments informiert. Ein Gespräch mit einem Berliner Abgeordneten bot Einblicke in den Alltag politischer Arbeit mit seinen unterschiedlichen positiven, aber auch mühsa men Aspekten. Auf dem Weg zu dem Folgetermin im Bundestag wurde die jüngere Geschichte „ergangen“: die kolonialistische Aufteilung Afrikas auf der Berliner Konferenz, Orte des Schreckens des Faschismus und der Teilung Berlins wurden so eindringlich erfahrbar gemacht. Im Bundestag bot das anschließende ausführliche Gespräch mit der Büroleiterin des Bundestagsabgeordneten Heinrich Zertik, Eleonora Heinze, die selbst Teilnehmerin an dem Vorläufer-Projekt von „JUMPin.NRW“ und ehemalige OBS-Stipendiatin war, einen sehr guten Einblick in das Thema „Wege in die Politik“. Ganz konkret wurden hier Fragen beantwortet zu mögli chen Karriereplanungen, den Anforderungen politischer Arbeit, deren unterschiedlichen Ebenen und Aufgaben. Als Fazit entschlossen sich einige Teilnehmerinnen, jetzt endlich bisherige Überlegungen in die Tat umzusetzen und sich aktiv politisch zu engagieren. Hiermit nochmals unseren herzlichen Dank an Frau Heinze! JUMPin.NRW im Berliner Abgeordnetenhaus. 14 JUMPin.NRW mit Eleonora Heinze auf der Reichstagkuppel. Der Samstag war der Geschichte Berlins in der faschisti schen Zeit mit Beispielen jüdischen Lebens und unter schiedlicher Widerstandsformen gewidmet. Insbesondere der sehr lohnenswerte Besuch der Blindenwerkstatt Otto Weidt mit der Ausstellung „Stille Helden“ bot ein anschau liches Bild der Bedrohung jüdischen Lebens. Der letzte Vormittag war mit dem Besuch der Gedenkstät te Bernauer Straße der Geschichte der geteilten Stadt und deren konkreten Auswirkungen auf die Bevölkerung gewidmet. Als Fazit kann gesagt werden: Es waren sehr sehr viele unterschiedliche Eindrücke und Informationen, es war an strengend und auch manchmal bedrückend, aber es hat sich gelohnt! (Alrun Hürter, Projektleiterin 5.8.2014) Aussiedlerbeauftragten-Konferenz Die CDU Nordrhein-Westfalen hat kürzlich erstmals eine Aussiedlerbeauftragten-Konferenz durchgeführt. „Das ist ein starkes Signal der Landespartei an die Aussiedler in Nordrhein-Westfalen“, beschrieb Heinrich Zertik MdB laut einer Pressemitteilung seine Motivation. Die Aussiedler seien ein großer Gewinn für unser Land und auch für unsere Partei. Hintergrund ist die politische Ansprache der rund Heinrich Zertik MdB Rundschreiben Nr. 3 1,2 Millionen Aussiedler in Nordrhein-Westfalen. Der Landes vorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung in der CDU NRW, Heiko Hendriks MdL, betonte, dass die neue Konferenz ein Alleinstellungsmerkmal unter den Parteien im Bundesland sei. Der Beauftragte der CDU-Landtags fraktion für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minder heiten, Werner Jostmeier MdL, merkte an, dass die Fraktion bereits einen Arbeitskreis für Aussiedler eingerichtet habe und sich alle zwei Jahre zum Tag der Heimat im Düsseldorfer Landtag zusammenfinde. Mitglieder der Konferenz sind Beauftragte für Aussiedlerfragen der CDU-Kreisverbände. Die Konferenz soll in regelmäßigen Abständen tagen. (Pressemeldung Büro Zertik MdB) 100 Tage Große Koalition – Heinrich Zertik in Lage Heinrich Zertik zu Besuch in Lage. Heinrich Zertik, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Höxter – Lippe II aus Schieder-Schwalenberg, besuchte kürzlich die Stadt Lage. Michael Biermann, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Lage, begrüßte neben den Mit gliedern der CDU zahlreiche Vertreter der Lagenser Frei kirchen. Zur Bundestagswahl 2013 kandidierte Heinrich Zertik zwar nicht als Direktkandidat für den Bundestag, konnte aber über die Landesliste in den 18. Deutschen Bun destag einziehen. Neben dem Direktkandidaten Christian Haase ist Zertik der zweite CDU-Politiker aus dem Bundes tagswahlkreis Höxter – Lippe II in Berlin. Er ist auch das erste russlanddeutsche Mitglied im Deutschen Bundestag. Zertik wurde 1957 geboren und wuchs als Angehöriger der deutschen Minderheit in Südkasachstan auf. Er gehörte damit zur ersten Einwanderer-Generation aus der Sowjet union. Zu Hause sprach seine Familie deutsch mit einem altdeutschen Dialekt. Seine Eltern stammten ursprünglich aus dem ukrainischen Dnepropetrowsk und hatten 1941 als Kinder die gewaltsame Deportation unter Stalin erlebt. In der Schule sprach Zertik wie die anderen Kinder russisch. Die christlichen Feiertage wie Ostern und Weihnachten feierte seine Familie heimlich, um den sowjetischen Funk tionären nicht aufzufallen. Zertik wanderte 1989 mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland aus. Seither ist er im Kreis Lippe zu Hause. In der CDU ist er seit fast 25 Jahren aktiv und gut vernetzt. So ist er seit vielen Jahren Aussiedlerbeauftragter der CDU-Lippe; in dieser Funktion hat er über zwei Jahre regelmäßige Sprechstunden im Lagenser CDU-Bürgerbüro angeboten. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. September 2014 In seinem Vortrag verwies Zertik auf die Arbeit der Großen Koalition in den ersten 100 Tagen. Themen wie „Renten paket“, „Mindestlohn“ und „Haushaltausgleich“ wurden dabei genauso diskutiert wie die Krim-Krise und die EUPolitik. (Pressemeldung Büro Zertik MdB) Zusammenarbeit in der Bildung zwischen Kreis Lippe und Kasachstan Gemeinsam mit Walter Gauks (Bundesvorsitzender der Jugendorganisation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland) und Günter Weigel (Leiter des Bürger- und Unternehmerservice der lippischen Kreisverwaltung) diskutierte MdB Heinrich Zertik über die Entwicklungs möglichkeiten und Modernisierung der Arbeits- und Aus bildungsmärkte in den GUS-Staaten, insbesondere in Kasachstan. Die internationale Zusammenarbeit ist für Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen heute maßgebend. Die Realisierung der Bildungsprogramme für Fachkräfte verschiedener Qualifikationen für Unternehmen aus den GUS-Staaten erfolgt u.a. in Berufsausbildungszentren des Europäischen Bildungswerks für Beruf und Gesellschaft, welche ein Praktikum in Unternehmen in Deutschland vor sehen. Unternehmer aus dem Kreis Lippe könnten als interessante Kooperationspartner in Frage kommen, meint Walter Gaucks, der als Vermittler zwischen den interes sierten kasachischen Institutionen und den deutschen Projektpartnern agiert. „Eine internationale Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung bildet eine solide Grundlage für eine konsequente Entwicklung bilateraler wirtschaftlicher Beziehungen“, so Gauks. Außerdem ist in Kasachstan sehr viel Potential für deutsche Unternehmen vorhanden. (Pressemeldung Büro Zertik MdB) Gespräch in der der lippischen Kreisverwaltung. 15 1 Kurz notiert Aufruf zur Erhaltung der russischen Gedenkstätte für die Opfer des Gulags in Perm Die Menschenrechts-Organisation „Memorial“ hat einen Aufruf zur Erhaltung der russischen Gedenkstätte für die Opfer des Gulags in Perm verfasst. Er wurde auf der Website der NGO Change.org veröffentlicht. Sehr geehrter Herr Präsident der Russischen Föderation, sehr geehrter Herr Gouverneur der Region Perm, die Geschehnisse der letzten Monate in Bezug auf die Gedenkstätte für die Opfer des Gulags und das Museum der Geschichte politischer Repressionen „Perm-36“ er füllen uns mit Besorgnis und Empörung. Für diejenigen, die während der Stalinschen Repressionen gelitten, die Verwandte, Freunde oder Kollegen verloren und die große Entbehrungen und Jahre der Rechtlosigkeit überlebt haben, war und ist „Perm-36“ ein Gedenkort für Millionen unschuldiger Opfer, die in den Lagern und Gefängnissen des Gulags ums Leben gekommen sind. Die Existenz eines solchen Museums in der Region Perm war für uns eine Bestätigung dafür, dass die föderalen und regionalen staat lichen Institutionen in Russland Lehren aus der Vergangen heit gezogen haben und bereit sind, alles dafür zu tun, damit sich eine der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts nicht wiederholt. Seit über 20 Jahren wirken tausende russische und interna tionale Aktivisten und Freiwillige an der Entstehung dieser einzigartigen historischen Gedenkstätte mit. „Perm-36“ wurde weltweit bekannt. Seine Existenz ist ein Zeugnis dafür, dass das neue Russland sich der Zukunft zuwendet und sein totalitäres Erbe aufarbeitet. Nun hat sich herausge stellt, dass der Federstrich eines Beamten genügt, um die physische und intellektuelle Arbeit hunderter engagierter Bürger und Freiwilliger zu entwerten und der Gedenkstätte ihre Zukunft zu nehmen. Mit Ihrem Wissen, Herr Gouverneur, wurde die Umwand lung des durch bürgerschaftliches Engagement entstande nen, nicht-staatlichen Museums in eine staatlich finan zierte Einrichtung für eine Intrige missbraucht: Im Januar 2014 hat die Permer Regionsregierung ohne Angabe von Gründen die Finanzierung eingestellt und im Mai wurde die Direktorin des Museums Tatjana Kursina, die zu dessen Gründern gehört, unerwartet entlassen. Derzeit ist die Ge denkstätte faktisch geschlossen: die Strom- und Wasser versorgung wurde abgestellt, Besucherführungen finden nicht statt. Alle Bildungsprojekte wurden eingestellt. Davon betroffen ist auch das jährlich Ende Juli stattfindende Internationale Bürgerfestival „Pilorama“, das in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal ausgerichtet werden sollte und an dem Tausende von Gästen teilnehmen, um über die Geschichte und Zukunft Russlands sowie dessen Be ziehungen zu seinen Nachbarländern zu diskutieren. 16 Zudem wurde die Gedenkstätte „Perm-36“ zu Filmaufnah men für eine propagandistische Fernsehsendung des Kanals NTW missbraucht, in der die Gründer der Gedenk stätte und ehemalige politische Häftlinge bösartig ver leumdet werden. Empörend daran ist insbesondere, dass die Provokateure des Fernsehsenders bei ihrer „Exkursion“ in das Museum von ehemaligen Aufsehern des Lagers „Perm-36“ sowie von Vertretern der neostalinistischen Bewegung „Sut' Vremeni“ begleitet wurden. In der ausge strahlten Sendung wird unentwegt die von Neostalinisten vorgebrachte Aussage wiederholt, dass im Lager „Perm36“ ausschließlich Bandera-Anhänger und Kollaborateure der deutschen Faschisten ihre Strafe verbüßt hätten, und der Schluss gezogen, dass die Gedenkstätte eine faschisti sche und staatsfeindliche Einrichtung sei. Im Lager „Perm-36“ gab es unterschiedliche Gruppen von Häftlingen, darunter auch Personen, die für Kriegs verbrechen während des Zweiten Weltkriegs verurteilt wurden. Diese stellten jedoch erstens eine Minderheit dar und zweitens ist das Museum nicht ihnen gewidmet. Nicht sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellungen und der Museumsführungen, sondern die Häftlinge der Permer Lager (Perm-35, Perm-36, Perm-37), die in den 1970er und 1980er Jahren aus politischen Gründen inhaftiert wurden. Darüber hinaus ist ein großer Teil der Ausstellung dem Ge denken an die Opfer von Repressionen in der historisch weiter zurückliegenden Stalinschen Periode gewidmet. Die politischen Häftlinge der 1970er und 1980er Jahre und die von den stalinistischen Repressionen Betroffenen sind als Opfer rechtswidriger politischer Verfolgungen auf der Grundlage von Gesetzen der Russischen Föderation und anderer vormals zur Sowjetunion gehöriger Staaten voll ständig rehabilitiert worden. Diese Fakten können auch die ärgsten Gegner des Museums „Perm-36“ nicht leugnen, sondern lediglich verschweigen und auf diese Weise die Öffentlichkeit in die Irre führen. Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Gouverneur, wir fordern Sie nachdrücklich dazu auf, die Gedenkstätte der Geschichte politischer Repressio nen „Perm-36“ vor der Schließung zu bewahren, die Wiederaufnahme der Museumstätigkeit auf Grund lage der vertraglich vereinbarten zivilgesellschaftlichstaatlichen Zusammenarbeit zu ermöglichen und Tatjana Kursina wieder als Direktorin des Museums ein zusetzen. (change.org) Rundschreiben Nr. 3 Innenminister übernimmt Schirmherrschaft über Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Niedersachsen September 2014 und Jugendarbeit, organisiert Nachhilfeunterricht, Betreu ungsangebote, Sportveranstaltungen, Seniorentage und bietet Vorträge zu verschiedenen Lebenslagen und Themen an. Die Landsmannschaft pflegt darüber hinaus vielfältige Kontakte zu den Landsleuten in den Herkunftsgebieten und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Völkerver ständigung. (Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport vom 23.6.2014) Siebenbürger Sachse kandidiert Würdige Besiegelung der Schirmherrschaft. Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, hat die Schirmherrschaft über die Landsmann schaft der Deutschen aus Russland e.V., Landesgruppe Niedersachsen übernommen. Pistorius sagte, die Über nahme der Schirmherrschaft sei eine Wertschätzung für alle in Niedersachsen lebenden Aussiedler und Spätaus siedler und deren erfolgreiche Integrationsleistung. „Sie engagieren sich für ein gedeihliches Miteinander, für Freiheit, für Demokratie und für die Völkerverständigung in Europa“, so der Innenminister. Pistorius überreichte der Vorsitzenden der Landesgruppe Niedersachsen, Lilli Bischoff, vor zahlreichen Gästen im Gästehaus der Landes regierung die Schirmherrschaftsurkunde. Mit der Schirm herrschaft sollen landesweit die Pflege und Weiterentwick lung des Kulturerbes der Volksgruppe gefördert werden. „Die Schirmherrschaft ist ein Zeichen, dass Sie in Nieder sachsen jederzeit willkommen sind und sich hier Zuhause fühlen können“, sagte der Innenminister. Die Gruppe der Aussiedler bildet mit 400.00 bis 500.00 Menschen die größte Zuwanderungsgruppe in Nieder sachsen. „Niedersachsen fühlt sich der Volksgruppe der Deutschen aus Russland besonders verbunden, da viele Aussiedler und Spätaussiedler über das Grenzdurchgangs lager Friedland nach Deutschland eingereist sind“, sagte der Minister. Pistorius kündigte an, die Schirmherrschaft mit zahlreichen Aktivitäten ausfüllen zu wollen. Beispiel haft nannte er die Schirmherrschaft für das Sportfest der Landsmannschaft in Friedland, das unter dem Motto „Integration durch Sport“ allen Bewohnerinnen und Be wohnern der Aufnahmeeinrichtung offen steht. Die Landsmannschaft vertritt die Interessen derjenigen Deutschen, die innerhalb der ehemaligen Sowjetunion ver trieben wurden und nach dem zweiten Weltkrieg im Ver lauf von Jahrzehnten nach Deutschland übersiedelten. So engagiert sich die Landsmannschaft beispielsweise im Kulturbereich, informiert in Schulen zur Geschichte und Gegenwart der Deutschen aus Russland, leistet Kinder- Klaus Johannis, deutschstämmiger Bürgermeister von Hermannstadt (Sibiu) und nationalliberaler Parteivorsitzen der, tritt nach einem bericht der FAZ bei den rumänischen Präsidentenwahlen im No-vember gegen den sozialdemo kratischen Ministerpräsidenten Victor Ponta an. Am Montag nominierte das oppositionelle Wahlbündnis „ChristlichLiberale Allianz“ (ACL) Johannis als seinen Kandidaten. Die ACL besteht aus der konservativen PDL und der national liberalen PNL, die bis vor wenigen Monaten noch erbitterte Gegner waren. In der vergangenen Woche hatte zudem die frühere Justizministerin und gegenwärtige EU-Abgeord nete Monica Macovei ihre Kandidatur bekanntgegeben. Dr. Bernd Fabritius neuer Präsident des BdV? Zur Präsidiumssitzung am 7. Juli 2014 erklärte BdV-Präsi dentin Erika Steinbach MdB: Wir haben nach eingehender Diskussion auf unserer heuti gen Sitzung einstimmig beschlossen, für die im November anstehenden Wahlen zum BdV-Präsidium den bisherigen Vizepräsidenten Dr. Bernd Fabritius MdB als meinen Nach folger vorzuschlagen. Vizepräsident Dr. Fabritius MdB ist Siebenbürger Sachse und führt seinen Verband und den Weltverband der Sieben bürger Sachsen seit Jahren sehr erfolgreich. Er ist in der deutschen und europäischen Politik gut vernetzt und ge hört seit dieser Legislaturperiode dem Deutschen Bundes tag an. Dort ist er Mitglied des Menschenrechtsausschus ses und des Europaausschusses. Seit Beginn diesen Jahres ist Dr. Fabritius MdB Mitglied der Parlamentarischen Ver sammlung des Europarats. Durch seine Kontakte zu den Vertretern unserer östlichen Nachbarstaaten hat er viele Anliegen zum Erfolg gebracht. Dr. Fabritius lebt in München, ist Rechtsanwalt und Mitglied der CSU. Wir sind der Überzeugung, dass Dr. Bernd Fabritius MdB die zukünftigen Herausforderungen für den BdV erfolgreich meistern wird. (Pressemeldung des BdV vom 7.7.2014) 17 1 Kurz notiert MADE IN GERMANY – erfolgreich in Deutschland Heinrich Popow – Sympathieträger des paralympischen Sports in Deutschland Der Leichtathlet Heinrich Popow ist mehrfacher Medaillen gewinner bei Paralympics und Leichtathletik-WM für Behin derte. Seit Jahren ist er das Zugpferd des paralympischen Sports, wie kein Anderer verkörpert Popow die Professiona lisierung des Behindertensports in Deutschland. Der Sym pathieträger engagiert sich vielfältig auch über den Sport hinaus. Geboren 1983 in Abai/Kasachstan, kam er im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Deutschland und wuchs in Hachenburg/Westerwald auf. Im Alter von neun Jahren wurde ihm nach einer Krebserkrankung der linke Unterschenkel abgenommen. Popow lebt in Leverkusen und trainiert in der Behinderten sportabteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen. Der Sport bestimmt seinen Tagesablauf auch im Beruf: Seit 2002 ist er EDV-Beauftragter in der Profifußball-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen. Popow vertrat Deutschland mehr fach bei Paralympics und Leichtathletik-Weltmeisterschaf ten für Behinderte in den Disziplinen Sprint (100-m-Lauf, 200-m-Lauf) und Weitsprung. Seine größten Erfolge: Paralympics-Debüt 2004 (Athen) als drei-facher BronzeGewinner, Silber bei den Paralympics in Peking 2008 im 100-m-Lauf, 2011 Gold bei der IPC-WM in Neuseeland im 100-m-Lauf und im Weitsprung, Gold im 100-m-Lauf und zweimal Bronze (über 200m und mit der Staffel) bei den Paralympics 2012 in London, Gold mit Weltrekord über 100 Meter und zweimal Bronze im Weitsprung und über 200m bei der WM in Lyon 2013. Popow folgt Einladungen von Schulen zum Sportunterricht und ist Ansprechpartner für verschiedene deutsche Kliniken, in denen junge Menschen vor der Amputation stehen. Er ist ein engagierter Förderer seiner Disziplin und bringt sich in der Talentförderung ein. Für seine Medaillen bei den Paralympics wurde Heinrich Popow mehrmals mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt, zuletzt im November 2012 für seine Erfolge in London. Mehrfach wurde er zum Be hindertensportler des Jahres nominiert, 2013 sogar zur Wahl des Weltbehindertensportlers aufgestellt. (Volk auf dem Weg (VadW) vom Juni 2014) Heinrich Popow vertrat Deutschland mehrfach bei Para lympics und Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Foto: www.heinrich-popow.de „Wolfskinder“ – das Schicksal ostpreußischer Flüchtlings-Kinder Auf der Flucht vor der Roten Armee sahen viele Kinder ihre Eltern sterben oder wurden von ihnen getrennt. Auf sich gestellt schlugen sich deshalb die meisten ins Nachbarland Litauen durch, wo es Bauern gab, die deutsche Kinder bei sich aufnahmen. Stets getrieben von Angst vor den russi schen Besatzern und ständigem Hunger wurden sie zu „Wolfskindern“. Von mehreren tausend Kindern und Jugend lichen überlebten nur einige hundert. Rick Ostermann erzählt in seinem Spielfilmdebüt „Wolfskinder“ nun diese Flüchtlings-Geschichte am Beispiel des 14-jährigen Hans, der 1946 mit seinem kleinen Bruder nach Litauen auf bricht, von diesem getrennt wird und ums nackte Über leben kämpft. Für sein Drehbuch hat Rick Ostermann u.a. Zeitzeugen, noch lebende Wolfskinder und ihre Angehörigen, getroffen, um anhand ihrer Erzählungen seine Filmfiguren so realistisch wie möglich zu entwickeln. Weitere Informationen: www.daserste.de/ information/wissen-kultur/ttt/sendung/hr/2014/ sendung_vom_03082014-104.html 18 Rundschreiben Nr. 3 Alternativer Medienpreis 2014 für „Steppenbeben“ September 2014 „ Frau Sterz, wie war es möglich, dass Sie 1949 in Marx, Augenzeugen der sowjetischen Atomwaffentests erzählen. einer der größeren Städte der Wolgare-publik, geboren wurden, obwohl man die Deutschen 1941 von dort depor tiert hatte? „Lauft ins Freie!“, riefen die Rotarmisten“. Kurz darauf bebte die Steppe, Blitze durchzuckten den Himmel. Dann Rauch, „Satansfaust“ nannten die Kasachen das Phäno men, ihre schwäbischen Nachbarn, die Stalin in die Steppe verschleppt hatte, sagten „Pfifferling”. Keiner der Dorfbe wohner wusste, was genau das war. Meine Mutter Olga war zwar Deutsche, aber mit einem Russen verheiratet. Das hat sie vor der Deportation be wahrt. Die Hochzeit fand 1939 statt. Gennadij, ihr Mann, wurde 1941 zur Armee eingezogen. Nach dem Krieg kehrte er aber nicht zu ihr zurück. Seine Eltern haben das verhin dert, sie verheirateten ihn mit einer Russin. Von 1949 bis 1989 wurden in der Steppe bei Semipalatinsk 461 Mal Atombomben getestet – und deren Wirkung auf Menschen. Viele wurden alle Jahre in ein geheimes Kranken haus beordert, Befunde wurden ihnen nicht mitgeteilt. Sie aßen weiterhin Gemüse aus ihren Gärten, Fische aus den verseuchten Seen. In Deutschland leben etwa 40.000 Augenzeugen und Leidtragende dieser Tests – Russland deutsche, Russen, Kasachen. Viele sind krank davon. Kinder und Enkel kommen behindert zur Welt. Jetzt erst werden ihnen die Zusammenhänge klar. Zum ersten Mal wagen sie es, ihre Stimme zu erheben und Forderungen zu stellen. (www.ulla-lachauer.de) „Erzählt das bloß keinem!“ Nach der Deportation der Wolgadeutschen: So lebten die, die bleiben durften Russland in den 50er und 60er Jahren. Die Wolgadeutsche Republik ist aufgelöst, ihre früheren Bewohner wurden 1941 kollektiv hinter den Ural verbannt. Aber an der Wolga gibt es nach wie vor Deutsche. Sinaida Sterz zum Beispiel, inzwischen 65 Jahre alt, wuchs nach dem Krieg in Marx auf. Dort lebt die pensionierte Kinderärztin auch heute. “ „ Und Ihre Mutter?“ Sie hat wieder geheiratet, wieder einen Russen, der dann mein Vater wurde. Eine Liebesheirat war das nicht. Er war 20 Jahre älter als sie und hat in einem Fischereibetrieb ge arbeitet, für uns gesorgt. So sind wir damals, als es mich schon gab, über die Runden gekommen. „ Hat man Sie von klein auf spüren lassen, dass Sie nicht wie die anderen Kinder sind? “ Wir wurden als „Faschisten“ beschimpft, aber nur von Leuten, die uns kaum kannten. Meine Freundinnen haben mich nie so genannt. „ Wie ist man in Ihrer Familie mit dem Thema umge gangen? “ Meine Mutter hatte ihr Leben lang Angst, irgendetwas Falsches zu sagen oder zu tun. Sie fürchtete, dass eines Tages der KGB vor der Tür steht, um sie mitzunehmen, und dass wir drei Schwestern allein zurückbleiben. Mein Vater ist ja schon 1958 gestorben. Einmal, als Kinder noch, haben wir in der Kommode eine Bibel gefunden. Meine Mutter hat uns eingeschärft: „Erzählt das bloß keinem!“ Die Bibel haben wir nie wiedergesehen. Drei wolgadeutsche Frauen in Marx: Sinaida Sterz (rechts) mit ihren Freundinnen Lidija (links) und Elsa (Mitte) und einem alten Foto mit der lutherischen Kirche, als sie noch ihren Glockenturm und die Kuppel besaß. Foto: Tino Künzel 19 1 Kurz notiert Die Lutherische Kirche in Marx heute. Foto: Tino Künzel „ Sie sind heute Mitglied der lutherischen Gemeinde in Marx. Die 1846 eingeweihte Kirche steht mitten im Stadt zentrum, ist aber stark von der Sowjetzeit gezeichnet. Der Kirchturm und die Kuppel wurden 1956 abgerissen. Haben Sie eine Erinnerung daran? “ Und ob! Der Bau war damals schon lange kein Gotteshaus mehr, sondern diente der Fabrik „Kommunist“ als Arbeiter klub. Aber immerhin war er äußerlich noch eine Kirche und nicht dem Erdboden gleichgemacht wie die orthodoxe und nicht zum Kino umgebaut wie die katholische Kirche. Am Tag des Abrisses hat man den Platz abgesperrt. Wir Kinder sind trotzdem hingerannt, das wollten wir ja gesehen haben. Da standen russische Frauen und haben gebetet. Mein Vater hat meine Mutter nicht aus dem Haus gelassen. Sie saß in unserer Wohnung und hat geweint. „ Was wussten Sie damals von der ehemaligen Wolgare publik, von Ihren Vorfahren und den Verwandten, die man aus ihrer Heimat verjagt hatte? “ Fall waren wir vorsichtig. Erstens haben wir die Verbindung zu den Verwandten nicht an die große Glocke gehängt. Zweitens schrieb man nur über unverfängliche Dinge. Die Post wurde ja von den Behörden gelesen. Zumindest gingen wir davon aus. „ Und dann durften die Wolgadeutschen auch wieder ihre alte Heimat besuchen. “ Ja, in den 60er Jahren war das. Da haben wir zum ersten Mal Familienmitglieder gesehen, die wir nur von Fotos kannten. Gleichzeitig wurden hier ständig Häuser in Brand gesteckt, und man hat behauptet, das wären die Deutschen gewesen. Wir hatten unsere Siebensachen immer griff bereit und haben angekleidet geschlafen. Die Männer hiel ten nachts abwechselnd Wache. Eine schlimme Zeit. Zum Glück ist sie vorbei. Heute verhält man sich gegenüber uns Deutschen hier loyal. (Moskauer Deutsche Zeitung vom 29.6.2014 von Tino Künzel) Als wir älter wurden, haben wir natürlich Fragen zu stellen begonnen. Aber meine Mutter hat nur einsilbig geantwortet. Die Deportation sei „notwendig“ gewesen, die Verwandten hätten es „dort besser“, alles in diesem Stil. Sie wollte nicht, dass wir uns verplappern, wenn wir mit anderen darüber reden. „ Haben Sie Kontakt zur Verwandtschaft gehalten?“ Wenn Festtage anstanden, haben wir allen Postkarten ge schrieben. Meine Mutter hatte ein Heft mit allen Adressen angelegt, von Karaganda bis Nowosibirsk. Aber auch in dem 20 Marx, die ehemalige deutsche Katherinenstadt an der Wolga. Foto: Tino Künzel Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Helene Fischer. Bildquelle: www.helene-fischer.de/media/fotogalerie Helene Fischer zum 30. Geburtstag Die russlanddeutsche Sängerin und Entertainerin Helene Fischer feierte am 5. August ihren 30. Geburtstag. Die mehrfach preisgekrönte Künstlerin wurde im sibirischen Krasnojarsk geboren und ist in der rheinhessischen Stadt Wöllstein in Rheinland-Pfalz aufgewachsen. Mit über fünf Millionen verkauften Tonträgern zählt sie zu den erfolg reichsten Schlagersängern Deutschlands. Bei der diesjäh rigen Verleihung des deutschen Musikpreises ECHO ge wann sie in den Kategorien „Deutschsprachiger Schlager” und „Album des Jahres” („Farbenspiel”). Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland gratu liert Helene Fischer zum 30. Geburtstag! Als Landsmännin, die sich zu ihrer russlanddeutschen Herkunft öffentlich bekennt, trägt die talentierte Sängerin und Künstlerin dazu bei, die positive Wahrnehmung von Deutschen aus Russ land zu fördern. Wir freuen uns für Helene Fischer und wünschen weiterhin viel Erfolg! (Zitiert nach: http://lmdr.de/ helene-fischer-zum-30-geburtstag) 21 2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme 2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme NRW – Schülerwettbewerb Begegnung mit Osteuropa 2015 „Europa (er)leben" „Europa (er)leben!“ lautet dieses Jahr das Motto des NRWSchülerwettbewerbs „Begegnung mit Osteuropa“. Bewusst oder unbewusst leben und erleben wir Europa im Alltag auf vielfältige Weise. Eine attraktive und begeisternde „Vision“ für ein künftiges Europa fällt nicht vom Himmel: Wer Europa erleben und leben will, der muss sich selbst auf die Reise begeben und bewegen: engagiert, kreativ und vernetzend. In den letzten 70 Jahren seit Ende des Zweiten Weltkriegs haben Menschen in Europa Grenzen bewegt und vielfach Hindernisse und Stolpersteine aus dem Weg geräumt. Dabei machen wir uns noch immer zu selten auf, Osteuropa zu begegnen. Die historische und kulturelle Vielfalt unserer östlichen Nachbarn zu erleben, die Unterschiede als reizvoll und anregend zu erkennen, das kann unser Leben berei chern und uns helfen, die Gemeinsamkeiten als Chance und Impuls zu verstehen, die „Erfolgsgeschichte Europa“ fortzuschreiben. 22 Europa (er)leben! bedeutet, sich auf den Weg zu machen. Nur so können Schätze gefunden und gehoben werden. Wollen wir unsere Zukunft in Europa miteinander gestalten, ist es wichtig, sich auch auf Spurensuche in die Vergangen heit zu begeben, um verschiedene Lebenswege und -ent würfe zu erforschen. So können wir alle zu einem besseren „Fairständnis“ der Denkweisen und Traditionen in den osteuropäischen Nachbarländern und unserer eigenen historischen Wurzeln gelangen und Vorurteile aus dem Weg räumen. Je mehr wir über Geschichte und kulturelle Besonderheiten wissen, umso mehr können wir Toleranz, Respekt und Verantwortung entwickeln und damit die Fun damente des „Europäischen Hauses“ stärken. Besonders in schwierigen Situationen, in denen, wie gegenwärtig in der Ukraine, Konflikte zu lösen sind, ist es umso wichtiger, dass wir uns weiter austauschen und voneinander lernen. Dies ist nur in einem Dialog auf Augenhöhe möglich, bei dem gemeinsam nach Antworten auf offene Fragen gesucht wird. Je mehr wir über das Leben der Menschen in anderen Ländern wissen, umso leichter können wir Vorurteile und Berührungsängste abbauen. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Broschürentitel Schülerwettbewerb Der Schülerwettbewerb „Begegnung mit Osteuropa“ bietet vielfältige Anregungen, Ideen und Wege zum Entdecken und Erforschen der Länder, die östlich von uns liegen. Dabei beschreitet er kreative und erfahrungsorientierte Wege zur Förderung der Sach-, Urteils-, Methoden- und Hand lungskompetenz. Er lädt Euch, liebe Schülerinnen und Schüler in NRW und in allen Ländern Mittel- und Osteuro pas, dazu ein, Erkundungen auf den Gebieten der Ge schichte, Geografie, Gesellschaftslehre, Kunst, Literatur und Musik zu starten, um das eigene Wissen und den eige nen Horizont zu erweitern. So könnt Ihr Brücken der Freundschaft und Verständigung aufbauen, um Europa immer mehr zu unserer gemeinsamen Heimat werden zu lassen. Ihr habt die Möglichkeit, Euer Lieblingsprojekt aus einem breit gefächerten Projektangebot selbst auszuwäh len. Neben Einzel- und Gruppenarbeiten sind vor allem Partnerarbeiten mit Schülerinnen und Schülern einer Part nerschule in Mittel-Ost-Europa erwünscht: Die gemeinsa me grenzüberschreitende Arbeit würde unserem diesjähri gen Motto Europa (er)leben! besonders gerecht. Gerade für Europaschulen bieten sich hier vielfältige Chancen der Kooperation. Die vorliegende Wettbewerbsbroschüre und die Internet seiten des Schülerwettbewerbs geben zahlreiche Tipps zur Annäherung an die jeweiligen Themen und Aufgaben. Sie klären darüber hinaus die aktuellen Lehrplanbezüge und bieten Hinweise zur Einbindung der Projektarbeit in den Unterricht der verschiedenen Fächer, aber auch zur Gestaltung fächerübergreifenden Unterrichts. Einige Pro jektvorschläge sind auch hervorragend für den Einsatz in Arbeitsgemeinschaften bzw. im Rahmen des Ganztagsbe reichs geeignet. Die Oberstufenprojekte berücksichtigen die Anforderungen des Zentralabiturs und stellen zugleich Themen für Facharbeiten dar: Indem Sie sich am Wettbe werb beteiligen, können Sie, liebe Schülerinnen und Schüler, also doppelt punkten! Weitere Informationen zum Wettbewerb: www.schuelerwettbewerb.eu Kontakt: Sonja Wissing (Wettbewerbsleiterin) Bezirksregierung Münster Projekt „Schülerwettbewerb“ Albrecht-Thaer-Straße 9 48147 Münster Deutschland Telefon 02 51 / 4 11 33 40 (aus dem Ausland: 0049-2 51 / 4 11 33 40) Telefax 02 51 / 4 11 33 42 (aus dem Ausland: 0049-2 51 / 4 11 33 42) [email protected] Bestellung von Broschüren und Einsendung von Wettbewerbsbeiträgen: Bezirksregierung Münster - Projekt Schülerwettbewerb Albrecht-Thaer-Straße 9 48147 Münster Deutschland [email protected] (www.schuelerwettbewerb.eu) „Europa (er)leben!“ – mit diesem Wettbewerbsmotto rufen wir dazu auf, Europa zum europäischen Erlebnis zu machen. Einsendefrist ist der 31. Januar 2015! 23 2 Wettbewerbe / Projektförderung / Stellenangebote / Stipendienprogramme Wettbewerb der „EKD – Lebendige Brücken“ Seit über 30 Jahren setzt sich die Aussiedlerseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die Integration von spätausgesiedelten Menschen ein. Menschen, die durch ihre Aussiedlung mehrere Heimaten in sich tragen, sind oft in besonderer Weise in der Lage, „Brückenmenschen“, „Brückenbauende“ zu sein. Sie fördern an vielen Orten und in verschiedenen Funktionen das friedliche Miteinander von Menschen verschiedener Traditio nen und Herkünfte. Der Wettbewerb „Brückenschlag“ möchte Projekte, Aktio nen auszeichnen, die unterschiedliche Menschen und Welten verbinden, z.B.: Zugewanderte und Einheimische, Herkunftskirchen und Kirchen in Deutschland, Herkunfts länder und Aufnahmeland. Mit diesem zweiten Wettbewerb verbunden ist ein herzlicher Dank für alle geleistete Integra tionsarbeit im Bereich der Evangelischen Kirchen und ihrer Diakonie. Über viele Jahre ist die Aussiedlerseelsorge der EKD und ihrer Gliedkirchen verlässlicher Gesprächspartner und vielfach mitgestaltend im Integrationsprozess. Schirmherren des Wettbewerbs: Hartmut Koschyk, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Kirchenpräsident i.R. Helge Klassohn, Beauftragter des Rates der EKD für Fragen der Aussiedler und Heimatver triebenen Weitere Informationen zum Wettbewerb (PDF): http://lmdr.de/wp-content/uploads/2014/07/ EKD-Wettbewerb_Bruecken_2014.pdf Wer kann sich bewerben? Initiativen, Gruppen, Kirchengemeinden können sich bewerben mit kirchlichen, diakonischen, missionari schen Projekten, in denen „Brücken gebaut“ werden. Wie kann man sich bewerben? Mit einer Projektbeschreibung und einem medialen Beitrag (wünschenswert in digitaler Form). 24 Wo kann man sich bewerben? Kirchenamt der EKD Aussiedlerseelsorge Herrenhäuser Straße 12 30419 Hannover [email protected] Einsendeschluss: Eingang bei der EKD am 30.9.2014 Preise: Für den 1. Platz: 1.500 €, 2. Platz: 1.000 € und für den 3. Platz: 500 €. Hinweise zum Verfahren: Eine Jury unter dem Vorsitz des Beauftragten des Rates wird die Beiträge sichten und ermittelt die Sieger. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Preisverleihung findet während des Ev. Kirchentages 2015 in Stuttgart statt. Copyright: Das Urheberrecht verbleibt bei den Einreichenden. Die EKD erhält das Recht, die eingereichten Unterlagen im Rahmen der Projektarbeiten der Aussiedlerseelsorge bei der EKD unentgeltlich zu veröffentlichen. Das Deutschlandstipendium – ein wachsendes Netzwerk Wanka: „Starkes bürgerschaftliches Engagement“ Mit dem Deutschlandstipendium hat das Bundesministe rium für Bildung und Forschung ein neues Instrument der Studienförderung geschaffen. Schon im dritten Jahr ihres Bestehens 2013 kam diese Partnerschaft zwischen dem Bund, privaten Förderern und Hochschulen 19.740 Studie renden zugute. Zur Jahresveranstaltung zum Deutsch landstipendium kamen jetzt rund 300 Vertreter der Hoch schulen, private Förderer und Stipendiaten sowie Vertre ter von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in Berlin zusammen. Ziel der Veranstaltung mit dem Titel „Fördern – Gewinnen – Begeistern“ ist der Austausch von Erfahrungen zur Um setzung des Stipendienprogramms. Im Vordergrund stehen auch die wachsenden Netzwerke zwischen Hochschulen und Förderern. Im vergangenen Jahr unterstützten bereits mehr als 6000 private Förderer begabte Studierende mit hilfe des Deutschlandstipendiums. Mehr als 21 Millionen Euro stellten die privaten Mittelgeber 2013 dafür zur Ver fügung. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Jahresveranstaltung zum Deutschlandstipendium in Berlin. Foto: Tom Maelsa „Die beeindruckende Zahl aktiver Förderer zeugt von ech tem bürgerschaftlichem Engagement“, sagte Bildungs ministerin Johanna Wanka. „Unter den Förderern sind kleine wie große Unternehmen, Privatpersonen, Stiftungen, Clubs und Vereine – sie alle sehen es als eine gesamtgesellschaft liche Aufgabe an, Bildungschancen zu optimieren, und sind bereit, diese Aufgabe materiell und ideell zu unterstützen. Und dieser Geist der Verantwortung zeigt sich auch bei den Stipendiaten, die nicht nur in ihrem Fach Spitzenleistung bringen, sondern sich ebenfalls gesellschaftlich einbringen.“ Im Jahr 2013 haben deutsche Hochschulen 19.740 Sti pendien vergeben – 42 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Private Förderer tragen bei der Spitzenförderung von 300 Euro monatlich pro Stipendium 150 Euro, die andere Hälfte wird vom Bund finanziert. Damit ist bereits mehr als jedes dritte vom Bund geförderte Stipendium für Stu dierende ein Deutschlandstipendium. Schon heute haben 90 Prozent der Studierenden in Deutschland die Chance, sich an ihrer Hochschule für die Förderung zu bewerben. Vergeben wird das Deutschlandstipendium einkommensun abhängig, neben der Studienleistung zählt für die Vergabe durch die Hochschulen auch gesellschaftliches Engage ment oder die Überwindung biografischer Hürden. Weitere Informationen: www.deutschlandstipendium.de/de/2621.php (Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Berlin vom 8.7.2014) Ausschreibung von Fördermitteln des BAMF Für die Förderperiode ab 2015 plant das Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wieder die Förderung von Projekten zur Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund mit dauerhafter Bleibeperspektive gemäß den Richtlinien zur Förderung von Maßnahmen zur gesellschaftlichen und sozialen Integration von Zuwan derinnen und Zuwanderern des Bundesministeriums des Innern (BMI) und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Gefördert werden sollen Jugendprojekte mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren und einer Fördersumme von maximal 50.000 Euro jährlich. Anträge müssen bis zum 31.10.2014 eingereicht werden. Weitere Informationen: www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/ Downloads/Infothek/Integrationsprojekte/ oeffentliche-bekanntmachung-foerderjahr2015-pdf. html;jsessionid=64A8DC7E8C362C2C7447F6AB96 EDF346.1_cid286?nn=1367522 (www.bamf.de) Förderprogramm „Dialog der Kulturen“ läuft auch 2015 Bezirksregierung Arnsberg Ab sofort können professionelle Künstler/innen sowie Initi ativen und Gruppen im Regierungsbezirk Arnsberg bei der Bezirksregierung Fördermittel aus dem Landesprogramm „Dialog der Kulturen“ beantragen. Bis zum 15.10.2014 müssen die Anträge eingehen, um bei Projekten in 2015 von den Zuschüssen zu profitieren. Weitere Informationen: www.bezreg-arnsberg.nrw.de/presse/2014/ 07/143_14/index.php (Newsletter 07/2014 des Kompetenzzentrums für Integration) 25 3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote 3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote Kompetenzzentrum für Integration Kultur-Terminkalender Das Kompetenzzentrum für Integration unterstützt mit der Pflege des Kultur-Terminkalenders das Kennenlernen anderer Kulturen. Zudem werden Theaterstücke aufge nommen, die die Diskussion zum Thema Integration und Teilhabe fördern. Ansprechpartner Dietmar Faltus Telefon 0 29 31 / 82 - 29 17 Telefax 0 29 31 / 82 - 29 44 [email protected] www.kfi.nrw.de Interkulturelle Väterarbeit in NRW Mitteilungen zu Veranstaltungen zur Veröffentlichung in dem Terminkalender sind willkommen, und zwar unter der Mailadresse: [email protected]. Terminübersicht 2014: www.lum.nrw.de/Kultur___Medien/Termine_Kulturveranstaltungen/index.php Termine zum Thema Integration in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus Bezirksregierung Arnsberg Dezernat 36 – Kompetenzzentrum für Integration Seibertzstraße 1 59821 Arnsberg 26 Tagung „Frag doch Papa!“ Am Donnerstag, 30. Oktober, findet in der VHS Essen eine Fachtagung zum Thema „Interkulturelle Väterarbeit in NRW“ statt. Die Veranstaltung wird vom Facharbeits kreis für kulturelle Väterarbeit in NRW (IVA.NRW.DE) orga nisiert und steht unter der Schirmherrschaft des Staats sekretärs für Integration beim Ministerium für Arbeit, Inte gration und Soziales, Thorsten Klute. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Begleitprogramm Öffentliche Sonntagsführungen mit wechselnden Schwerpunkten jeweils um 15 Uhr am: 31.8.2014 und 5.10.2014 (Finissage) Kosten: 6 € (Führung + Eintritt) Anmeldung erwünscht unter: Telefon 0 21 02 / 965-256 oder 965-356 [email protected] Ankündigung Fachtagung Väterkongress Museumsnacht Freitag, 26.9.2014, 18 - 24 Uhr Führungen durch die Ausstellung, Mitmachaktionen für Jung und Alt. Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen zum Programm folgen in Kürze unter: www.iva-nrw.de Oberschlesisches Landesmuseum, Ratingen (OSLM) Gelungener Familientag zur Mobilitäts-Ausstellung Einen gelungenen Familientag veranstaltete das Oberschle sische Landesmuseum am 6. Juli. Auch das Wetter spielte weitgehend mit. Insgesamt besuchten mehr als 200 Gäste die Veranstaltung im Außengelände und im Museum selbst. Viele Ehrenamtliche wirkten mit und machten den Tag mit ihren Autos, Zweirädern, Modelleisenbahn und Dampfma schine sowie ihren Pilgererfahrungen zu einem besondern Erlebnis. Ein buntes Programm für die ganze Familie rund um das Thema Mobilität wurde geboten: Oldtimer, HarleyDavidsons und zwei Motorroller konnten bestaunt und angefasst werden. Ihre Besitzer versorgten Interessierte mit spannenden Geschichten und Informationen zu ihren historischen Schätzchen. Auf dem Außengelände und im Museum gab es Sonderführungen für Jung und Alt. Eine Märklin-Modelleisenbahn im Museum erweckte bei vielen Erwachsenen Kindheitserinnerungen. Die jungen Besucher hatten sichtlich Freude beim Rangieren und Weichenstel len. Dazu gab es eine Dampfmaschinen-Vorführung. Ein Ehepaar aus Ratingen berichtete von seinen Pilgerreisen mit dem Fahrrad nach Santiago de Compostela. Selbst aktiv wurden kleine und große Besucher an zahlreichen Mitmachstationen im Museumsgelände. Was Pilger auf ihren langen Reisen unter ihren Sohlen spürten, konnte barfuß auf einem „Fußfühlweg“ nachvollzogen werden. Auf einem Hindernisparcours vergnügten sich Groß und Klein mit Roller und Bobby-Car. Beim großen Familientag „Mobil sein früher und heute“ konnten Oldtimer bestaunt und angefasst werden. Foto: OSML Nicht nur Kinderaugen leuchteten beim Anblick der Märklin-Modelleisenbahn im Museum. Foto: OSML Im Zelt hinter dem Museum wurden schlesische Köstlich keiten, Kaffee und Kuchen sowie frisch gebackene Waffeln geboten. Noch bis zum 5. Oktober 2014 präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum seine Sonderausstellung „Fahren, Gleiten, Rollen! Mobil sein im Wandel der Zeit“. 27 3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote Von der kleinen Hexe und dem Räuber Hotzenplotz Kinder bekommen sie noch immer vorgelesen, die Erzäh lungen von der kleinen Hexe, dem Wassermann und dem Räuber Hotzenplotz. Ihr Autor Otfried Preußler (1923 – 1913) fühlte sich seiner böhmischen Heimat stets verbun den. 1923 in Reichenberg geboren, war seine Jugend von den Konflikten im und um das Sudetenland geprägt. Als Abiturient wurde er 1942 zur Wehrmacht einberufen. 1949 kehrte Otfried Preußler aus der sowjetischen Kriegsgefan genschaft zurück, aber nicht in seine böhmische Heimat, da diese durch Krieg und Vertreibung verloren war. Vielmehr ließ er sich in Bayern nieder, ergriff den Lehrerberuf und arbeitete als Schriftsteller. In den weltberühmten Kinder büchern verarbeitete er die Geschichten, die ihm seine Großmutter erzählte. Sie handeln von Zaubermännern, Hexen, Gespenstern, Wassermännern und Raubschützen. Hotzenplotz heißt aber nicht nur Preußlers berüchtigter Räuber, sondern auch ein kleiner oberschlesischer Fluss. Aus dem Altvatergebirge fließt er in die Oder. Otfried Preußler und seine Helden sind in dieser Ausstel lung zu erleben. Gezeigt werden Abschnitte aus dem Leben des Kinderbuchautors. In Themenwelten erfahren die Be sucher mehr über die Geheimnisse des Waldes, die in den Büchern immer wieder eine Rolle spielen. An Hörstationen lauschen sie den spannenden Geschichten Preußlers. Inter aktiv schlüpfen sie in die Rollen der Buchfiguren, gestalten sie nach oder versuchen sich selbst als Geschichtenerzäh ler. Zu sehen sind neben Zeichnungen auch verschiedene Buchausgaben. Begleitend zur Ausstellung gibt es Ange bote für Kinder und Erwachsene. Eisenbahnwaggon aus Tschechien neben dem OSLM bei Nacht. Foto: OSLM Eröffnung: Freitag, 26. September 2014, 19 Uhr, im Rahmen der Museumsnacht Neanderland im Kreis Mettmann. Die Besucher erleben faszinierende Reisegeschichten und tauchen ein in die abenteuerlichen Erzählungen des Kin derbuchautors Otfried Preußlers. Draußen im Gelände, mit dem neuen Eisenbahnwaggon und drinnen im Museum werden „Abenteuer“ für die ganze Familie geboten. Leckeres Essen und Getränke runden den Besuch ab. Programm: Impulsführungen durch Sonder- und Dauerausstellung Filmnacht: „Mit Bahn und Auto auf den Spuren des Räuber Hotzenplotz“ Spaß und Spiel – Mitmachstationen im Museumsfoyer Ausstellungseröffnung „Von der kleinen Hexe und dem Räuber Hotzenplotz“ „Heimat Weh“ Ausstellungstrilogie der Stiftung Zentrum gegen Vertreibung Mit dieser Ausstellung führt die Stiftung Zentrum gegen Vertreibung drei Ausstellung zu einer Trilogie zusammen, die sie seit 2006 innerhalb von fünf Jahren erarbeitet und jeweils einzeln in Berlin vorgestellt wurde. Heimat und Heimatverlust durch Vertreibung unterschiedlichster Art sowie die mühsame Neuanfang in einer abwehrenden, oft gar feindseligen Umgebung sind zentrale Themen dieser Trilogie. Die Ausstellung zeigt nicht nur deutsche Schicksale, sondern in Solidarität und Anteilnahme auch die Vertrei bungsschicksale anderer europäischer Völker. Sie setzt damit das Signal, dass Vertreibung immer ein menschen rechtswidriges Verbrechen ist. 28 Rundschreiben Nr. 3 In einem großen Bogen umreißt diese Trilogie die weitge hend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen außerhalb des Deutschen Reiches mit ihrer Siedlungsge schichte („Die Gerufenen“ 2009), die Flucht und Vertrei bung im Europa des 20. Jahrhunderts („Erzwungene Wege“ 2006) sowie die Integration der deutschen Vertriebenen und Aussiedler seit 1945 („Angekommen“ 2011). Die Eröffnung am Sonntag, 9. November 2014, 11 Uhr, ist eingebunden in eine Feierstunde des OSLM zum 25. Jahrestag des Mauerfalls. Die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Angelica Schwall-Düren, spricht ein Grußwort. September 2014 Haus Schlesien, Königswinter Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde Aktuelle Sonderausstellung „Verbotene Kunst“ Bilder von Karl Schmidt-Rottluff für Helmuth James von Moltke vom 31. August 2014 bis 8. März 2015 Öffnungszeiten der Ausstellungen Di - Fr 10 - 12 und 13 - 17 Uhr, Sa, So und Feiertag 11 - 18 Uhr Wanderausstellung Auswärtige Sonderausstellungen des Oberschlesischen Landesmuseums „Schlossgeschichten. Adel in Schlesien“ bis zum 5. Oktober 2014 im Deutschen Landwirtschafts museum Schloss Blankenhain, Crimmitschau / Sachsen Zur Ausstellung gibt es jetzt auch eine Begleitschrift mit 68 Seiten und 99 Farbabbildungen. Die Publikation kann beim OSLM bestellt werden. Der Einzelpreis beträgt im Ver kauf in Ratingen 4,50 €, bei Versand werden 2 Exemplare zum Gesamtpreis von 10 € inkl. Versand angeboten. Kontakt: [email protected] Herrenlos! Schlesische Klöster zwischen Aufhebung und neuer Berufung ab dem 29. Juni 2014 Zespół Pieśni i Taśca „Ślśsk“ im. Stanisława Hadyny ul. Zamkowa 3, 42-286 Koszęcin / Küstrin Kontakt und Information Oberschlesisches Landesmuseum Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen Telefon 0 21 02 / 96 50, Telefax 0 21 02 / 96 54 00 [email protected], www.oslm.de Sie finden uns auch bei Facebook, Twitter und Flickr. Öffnungszeiten: Di - So 11 - 17 Uhr, Mo geschlossen Geschlossen: 3.10.2014 Hinweis: Beachten Sie bitte unsere Sonderöffnungszeiten. „Zukunft – Stadt – Geschichte“ Schlesische Städte gestern und heute im Kloster Leubus bis 31. Oktober 2014 Sonderausstellung „Der Kreisauer Kreis“ zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus 31. August 2014 bis 8. März 2015 Kaum ein Ort ist so sehr zum Sinnbild des deutschen Wider stands gegen den Nationalsozialismus geworden wie das schlesische Kreisau. Hier setzten Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft ein Zeichen für einen Neubeginn in den Beziehungen zwischen den Menschen und Völkern Europas. Auf dem Höhepunkt der Machtentfaltung des nationalsozi alistischen Regimes eine demokratische Zukunft in Freiheit und Frieden zu denken – das war ein risikoreiches Unter fangen, das am Ende viele der Beteiligten mit ihrem Leben bezahlten. Aber es war auch eine intellektuelle und mensch liche Leistung einer Minderheit, die nicht den Weg der an gepassten Mehrheit und auch nicht den Weg der inneren Emigration gehen wollte. Diese Gruppe von Gleichgesinnten schuf sich eine „Insel des freien Denkens“. Hier konnten sie ihre Ideen und Hoffnungen zum Ausdruck bringen und entwarfen Pläne für eine politische, wirtschaftliche und soziale Neuordnung Deutschlands und für ein friedliches Europa nach dem Ende des Nationalsozialismus. Heute treffen sich in Krzyżowa (Kreisau) junge Menschen aus ganz Europa und erfahren als geistiges Erbe des Wider stands gegen Diktaturen, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Seit 1990 gehört das Gut der deutsch-pol nischen Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung (Fundacja Krzyżowa dla Porozumienia Europejskiego). (Dr. Susanne Peters-Schildgen, Oberschlesisches Landesmuseum) 29 3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote Internationale Jugendbegegnungsstätte Kreisau. Gutsschloss in Kreisau. Foto B. Fischer Die Ausstellung basiert auf der Wanderausstellung der Stiftung und zeigt Facetten des Widerstands in der natio nalsozialistischen Diktatur am Beispiel der Überlegungen und Aktivitäten der Mitglieder des Kreisauer Kreises. Sie lädt dazu ein, sich mit diesen Menschen, ihrem Werdegang und ihrer Zeugenschaft auseinander zu setzen. In welcher Zeit sie lebten, zeigt ein Schülerprojekt, in dem auf die Politik und den Alltag im Nationalsozialismus anhand von Objekten und Zeitzeugenberichten eingegangen wird. Mittwoch, 22. Oktober 2014, 18 - 19.30 Uhr Öffentliche Führung „Widerstand im National sozialismus – Der Kreisauer Kreis“ Rahmenprogramm zur Ausstellung Donnerstag, 18. September 2014, 14 - 15:15 Uhr Öffentliche Führung „Kreisau – Symbol für Widerstand und Zivilcourage“ Die Führung ist kostenlos, Eintritt 3,- €, ermäßigt 1,50 € Donnerstag, 25. September 2014 um 18 Uhr Vortrag „Ökumene im Widerstand – Helmuth James von Moltke und Alfred Delp SJ“ Referent: Prof. Dr. Günter Brakelmann, Historiker, Univer sität Bochum. Helmuth James von Moltke und Alfred Delp bilden im Kreisauer Widerstandskreis ein hochinteressantes Duo. Der eine aus altem Adel, der andere aus einfachen Verhält nissen. Der eine ein Laienprotestant, der andere ein gelehr ter Jesuit und Kenner der katholischen Soziallehre. Sie arbeiten gemeinsam an Entwürfen für ein anderes Deutsch land nach Hitler. Beide denken von ihren konfessionellen Voraussetzungen her ökumenisch. Die letzten Monate ihres Lebens verbringen sie als Zellennachbarn in engster geistlicher Gemeinschaft. Sie schreiben sich Kassiber, die an theologischer Brisanz und persönlicher Glaubens haltung angesichts der drohenden Hinrichtung kaum zu überbieten sind. Beide wissen, dass sie letztlich zusammen als Zeugen des christlichen Glaubens und christlicher Ethik gegen den nationalsozialistischen Ungeist einer selbst bestimmten Ideologie sterben müssen. Eintritt: 3,- € (inkl. Eintritt in die Ausstellung bis 18 Uhr) 30 Anmeldungen und Informationen VHS Siebengebirge Telefon 0 22 44 / 88 93 27 oder www.vhs-koenigswinter.de Entgelt: 6,- € Sonntag, 16. November 2014 um 15 Uhr Bild-Vortrag „Kreisau (Krzyżowa) – vom Gut des Feldmarschalls zur Internationalen Begegnungsstätte“ Referentin: Dr. Inge Steinsträßer, Historikerin, Bonn Vor 25 Jahren wurde in Kreisau (Krzyżowa) der Grundstein für ein Zentrum deutsch-polnischer Verständigung und Versöhnung gelegt. In Erinnerung an das Wirken und die Menschen des Kreisauer Kreises wurden Gutshof und Schloss seit 1989 zu einer internationalen Begegnungs stätte ausgebaut. Treffpunkt für ein zukunftsweisendes Miteinander von jungen Deutschen und Polen sowie Men schen aus ganz Europa und der übrigen Welt. Dr. Inge Steinsträßer war in den Neunzigerjahren Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Kreisau. Eintritt: 3,- € (inkl. Eintritt in die Ausstellung) Donnerstag, 20. November 2014, 14.30 - 15.15 Uhr Öffentliche Führung „Vergessen und Erinnern – 25 Jahre Versöhnungsmesse“ Die Führung ist kostenlos, Eintritt 3,- €, ermäßigt 1,50 € Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Berghaus, Wohnhaus der Familie von Moltke, um 1930. Foto: Stiftung Kreisau. Freitag, 12. Dezember 2014 um 18 Uhr Vortrag „Zu Gast bei Freya von Moltke (1911 - 2010)“ Referentin: Annemarie Franke, Kulturreferentin für Schlesien, Görlitz Das Berghaus in Kreisau, Wohnhaus der Familie von Moltke seit 1928 und Treffpunkt des „Kreisauer Kreises“ in den Jahren 1942 - 43, war ein gastfreies Haus. Freya von Moltke prägte gemeinsam mit ihrem Mann Helmuth James von Moltke den Geist und die Wärme dieses Ortes. Schweren Herzens verließ sie das Berghaus mit ihren beiden Söhnen im Oktober 1945. Das „neue Kreisau“, das nach 1989 im polnischen Krzyżowa als Internationale Jugendbegeg nungsstätte wieder entstand, war die große Freude ihrer späten Lebensjahre. Annemarie Franke, 2001 - 2012 für die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung tätig, berichtet über ihre persönlichen Begegnungen mit Freya von Moltke. Eintritt: 3,- € (inkl. Eintritt in die Ausstellung bis 18 Uhr) Samstag, 17. Januar 2015, 15 - 16 Uhr Öffentliche Führung „Kreisau – Die Geschichte eines Ortes und einer deutschen Widerstandsgruppe“ Entgelt: 5,- € (inkl. Eintritt in die Ausstellung) Donnerstag, 19. Februar 2015 um 14.30 Uhr Öffentliche Führung „Kopf und Herz der Kreisauer – Helmuth James von Moltke und Peter Yorck von Wartenburg“ Die Führung ist kostenlos, Eintritt 3,- €, ermäßigt 1,50 €. Sonntag, 22. Februar 2015 um 15 Uhr Lesung „Außer dem Leben können sie Dir ja nichts nehmen ...“ Jovita Dermota und Jochen Striebeck lesen aus den Ab schiedsbriefen von Helmuth James und Freya von Moltke, geschrieben vor 70 Jahren. Entgelt: 6,- €, ermäßigt 3,- € (inkl. Eintritt in die Ausstellung) Montag, 23. Februar 2015, Vormittag Lesung für Schulklassen: „Ausser dem Leben können sie Dir ja nichts nehmen ...“ Jovita Dermota und Jochen Striebeck lesen aus den Ab schiedsbriefen von Helmuth James und Freya von Moltke. Dieser Termin richtet sich an Schulklassen der Jahrgänge 9 bis 12. Anmeldungen und Informationen Telefon 0 22 44 / 8 862 31 Das Angebot ist für Schulklassen kostenlos. 1935 Helmut und Freya, dahinter Granny und Willo. 31 3 Tagungen / Veranstaltungen / Ausstellungen / Bildungsangebote Verbotene Kunst Bilder von Karl Schmidt-Rottluff für Helmuth James von Moltke Eigentlich hätte es die vier großformatigen Landschafts aquarelle und zwei kleinen Pastelle nie geben dürfen. Der Maler Karl Schmidt-Rottluff (1884 - 1976), von dem die Nationalsozialisten im Zuge der „Ausmerzung von Werken entarteter Kunst“ aus den Museen im Deutschen Reich 606 Bilder entfernt hatten, hatte seit April 1941 auf Geheiß der „Reichskammer der bildenden Künste“ Malverbot. Jede berufliche Betätigung war ihm untersagt, da er „dem kulturellen Gedanken des nationalsozialistischen Staates“ fernstehe. Helmuth James von Moltke (1907 - 1945) schätzte die Kriegsentwicklung für Deutschland pessimistisch ein. Freya von Moltke (1911 - 2010) erinnerte sich: „mein Mann sah 1941 als wahrscheinlich voraus, dass Deutschland den Krieg verlieren werde und dass es dann dazu kommen könnte, dass für Deutschland Schlesien entweder an Polen oder an die Tschechei verloren gehen werde und wir Kreisau verlassen müssen.“ Für diesen Fall wollte Moltke Erinne rungsbilder von künstlerisch hoher Qualität malen lassen und lud 1942 den befreundeten Schmidt-Rottluff nach Kreisau ein. Fünf der Bilder verließen Kreisau im Oktober 1945 in einem kleinen englischen Lieferwagen. Ein weiteres wurde 1943 zu den Verwandten nach Südafrika geschickt und begleitet seit 1947 mit den anderen zusammen die Familie Moltke durch die Welt und ließ sie immer teilhaben an der schönen schlesischen Landschaft. Die Wanderausstellung des Schlesischen Museums zu Görlitz ist vom 31. August 2014 bis 8. März 2015 im Eichendorffsaal von Haus Schlesien zu sehen. Begleitprogramm Kinderprogramm Erinnerung im Bild Menschenleere Landschaften, die durch ihre flächenhafte Darstellung und Klarheit bestechen. Bei der gemeinsamen Betrachtung der Bilder werden Technik und Motivwahl be sprochen. Im Anschluss malen die Kinder selbst ein Erin nerungsbild. Geeignet für 1. bis 6. Klasse Entgelt: 25,- € pro Gruppe Öffentliches Programm in den Herbstferien Erinnerung im Bild 7. Oktober um 15 Uhr Entgelt: 4,- € pro Kind Kontakt und Information Haus Schlesien Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde Dollendorfer Straße 412 53639 Königswinter-Heisterbacherrott Telefon 0 22 44 / 88 62 31 Telefax 0 22 44 / 88 62 30 [email protected] www.hausschlesien.de Öffnungszeiten: Di - Fr: 10 - 12, 13 - 17 Uhr, Sa, So und Feiertag: 11 - 18 Uhr Eintritt:3,- ¤, Schüler und Studenten 1,50 ¤ Schlesische Landschaft von Schmidt-Rottluff. 32 Rundschreiben Nr. 3 Martin-Opitz-Bibliothek Ulla Lachauer: „Paradiesstrasse. Die Geschichte eines Bauernhofs im 20. Jahrhundert“ September 2014 Rainer Brunath: Der Geburtshelfer von Danzig 11.12.14, 19 Uhr Buchvorstellung Weitere Informationen in Kürze. 27.11.14, 19 Uhr Vielen wird der Bestseller von Ulla Lachauer „Paradies straße. Lebenserinnerungen der ostpreußischen Bäuerin Lena Grigoleit“ noch in Erinnerung sein. In ihrem Vortrag (mit Fotos) erzählt die Autorin von der Entwicklung des Grigoleitschen Hofes, der bäuerlichen Welt an der Memel und ihrem Wandel: von Kaisers Zeiten, als Lena Grigoleit ein Kind war, durch zwei Kriege hindurch, die sowjetischen Jahrzehnte, bis ins Jahr 1989 und in die Gegenwart, von Lenas Enkel, der heute den Hof seiner Vorfahren führt. Was hat das neue Europa den Grigoleits und anderen Dorfbe wohnern gebracht? Was blieb von der Geschichte? Kontakt und Information Martin-Opitz-Bibliothek Berliner Platz 5 44623 Herne Telefon 0 23 23 / 16 28 05 Telefax 0 23 23 / 16 26 09 www.martin-opitz-bibliothek.de Ulla Lachauer, geboren 1951 in Ahlen / Westfalen, heute in Stuttgart lebend. Historikerin, Buchautorin und Dokumentarfilmerin. Bekannt geworden mit ihren Büchern über Ostpreußen. eiteres unter: W www.ulla-lachauer.de Prof. Dr. Arno Herzig: Das alte Schlesien 4.12.14, 19 Uhr Die Buchvorstellung des Werkes „Das alte Schlesien“ um fasst die Entstehungsgeschichte des Buches, in dem die Regierungsbezirke Liegnitz, Breslau und Oppeln behandelt werden; Prof. Arno Herzig wird einige Ausschnitte aus dem Buch lesen und auf die Quellen und zahlreichen Abbildun gen eingehen. Der Referent wurde in Albendorf, Schlesien, geboren und lehrte Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Hamburg. Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt von Prof. Herzig ist die Schlesienforschung. Sein Buch finden Sie auch im Bestand der MOB: Einen Überblick über weitere Bücher von Arno Herzig können Sie über den Katalog gewinnen. 33 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Selbstbild der Deutschen in Russland – Was die Russlanddeutschen über sich denken Wie sind die Russlanddeutschen in Russland? Was vereint und was trennt sie? Welche Probleme und Belange beschäf tigen sie? Diese und viele andere Fragen hat man versucht, im Rahmen einer großflächigen ethno-soziologische Um frage unter den Russlanddeutschen im gesamten Raum der Russischen Föderation zu ermitteln – mit dem Ziel, den Stand und die Tendenzen der ethnokulturellen Entwick lung der Russlanddeutschen zu untersuchen. Die Umfrage (Sommer und Herbst 2009) im Auftrag des Ministeriums des Innern der Bundesrepublik und des Ministeriums der regionalen Entwicklung der RF wurde vom Internationalen Verband der Deutschen Kultur in Zusammenarbeit mit der Internationalen Assoziation der Forscher für Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen durchgeführt. Die Be kanntgabe und Diskussion der Ergebnisse der Umfrage fand während der 2. wissenschaftlich-praktischen Konfe renz „Deutsche des neuen Russlands: Probleme und Ent wicklungsperspektiven“ (Dezember 2009) sowie auf dem 8. Forum der Begegnungszentren statt. VadW fasst einige Ergebnisse und Analysen zusammen. Deutsche in Orsk. 34 Rundschreiben Nr. 3 Die Ergebnisse der Umfrage, einzigartig in ihrer Erkenntnis vielfalt, sind nach wie vor aktuell. Weil sie zahlreiche Paralle len zu den Studien über Russlanddeutsche in Deutschland aufweisen, liefern sie nicht nur aufschlussreiche Anhalts punkte zum Verständnis der Deutschen in Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion, sondern auch der Russlanddeutschen in Deutschland. Der Umfra gebogen beinhaltete insgesamt 76 Fragen. Rund 1.500 Russlanddeutsche in allen Regionen Russlands, aus ver schiedenen Herkunfts- und Altersgruppen, Berufen und sozialen Schichten wurden nach Themen wie ethnische Identität, Sprache, Geschichte und Kultur, Migrations situation, deutsche Hilfenpolitik oder Arbeit der deutschen Begegnungszentren befragt. Deutsche in Russland ein eigenständiges Volk? Sowohl in Russland als auch in Deutschland werden in den letzten Jahrzehnten vielfältige Bemühungen unternommen, die den Russlanddeutschen zu helfen, ihre nationale Iden tität zu erhalten oder wieder zu finden. So haben 38,3 Pro zent der Befragten erklärt, dass die Russlanddeutschen ein eigenständiges Volk sind. 41,2 Prozent der befragten Personen teilten diese Meinung nicht. Der Rest hatte Schwierigkeiten, sich eindeutig zu positionieren und die eigene ethnische Gruppe zu bezeichnen. „Russlanddeutsche“ oder „russische Deutsche“? Wie sollte man denn die Deutschen, die in der Russischen Föderation leben, bezeichnen? Die Antworten haben sich wie folgt verteilt: „Russlanddeutsche“ – 50,1 Prozent, „russische Deutsche“ – 18,2 Prozent, „Deutsche Russ lands“ – 16,2 Prozent, „Wolgadeutsche“ – 11,5 Prozent, „Sowjetdeutsche“ – 1,6 Prozent, andere Bezeichnungen – 2,1 Prozent, keine klare Positionierung – 0,3 Prozent. Das Ergebnis zeigt eindeutig, dass die Mehrheit der Befrag ten für die Selbstbezeichnung „Russlanddeutsche“ steht. Dieser Begriff vereint die bürgerliche und die ethnische Identität. Auf die Frage „Was steht für Sie an erster Stelle?“ verteilten sich die Antworten folgendermaßen: 49 Prozent der Befragten meinten, dass Russlanddeutsche zuerst Bürger der Russischen Föderation wären und dann Deut sche; 39 Prozent stellten die Volkszugehörigkeit als Deut sche vor die russische Staatszugehörigkeit; 12 Prozent konnten sich nicht eindeutig entscheiden. Was hält die Russlanddeutschen zusammen? Zur Frage, was die Russlanddeutschen in einer einheitlichen ethnischen Volksgruppe zusammenhält, durften die Moni toring-Teilnehmer aus mehreren Varianten drei Möglichkei ten wählen. Das „historische Schicksal“ (Schicksalsgemein schaft) gelangte dabei mit 70 Prozent an die erste Stelle; die „gemeinsame Kultur“ wählten 55 Prozent; die „deut sche Sprache“ kam bei 46 Prozent der Befragten vor. Auch aus den Gesprächen mit den Befragten ging hervor, dass die deutsche Kultur und die deutsche Muttersprache eher eine symbolhafte Bedeutung haben. Im Einzelnen stellte es sich heraus, dass sich hinter den trockenen Prozentzah September 2014 len ganz unterschiedliche Realitäten und Lebenswelten verbergen. So waren die Forscher manchmal gezwungen, das Gespräch auf Deutsch zu führen, weil die Befragten schlecht Russisch beherrschten. In anderen Situationen bezeichneten die Menschen Deutsch als ihre Mutterspra che, obwohl sie nicht mal ein ganz einfaches Gespräch führen konnten. Die Umfrage ergab, dass es keine einheit liche Meinung gibt, was die Russlanddeutschen als „Mutter sprache“ bezeichnen sollten – die jeweilige Mundart oder das Hochdeutsch. Die Bedeutung der Glaubenskonfession, der Psychologie oder des Wohnortes spielen für die Be fragten eher eine untergeordnete Rolle (17 Prozent). 15 Pro zent meinten, die entsprechenden gesellschaftlichen Orga nisationen / Einrichtungen würden den Russlanddeutschen das Gefühl der Zusammengehörigkeit vermitteln. Weniger Gemeinsamkeiten? Im Großen und Ganzen scheint es, dass es den Befragten leichter gefallen ist, die trennenden Positionen innerhalb der Volksgruppe zu benennen als die Gemeinsamkeiten. Die Erklärung könnte in der historischen Tradition und der Ansiedlungsgeschichte der Russlanddeutschen liegen. Das ermittelte Ergebnis ist allerdings, dass gerade die Aktuali sierung des historischen Bewusstseins eine der Vorausset zungen für die Erhaltung und Entwicklung der ethnischen Identität der Russlanddeutschen sein kann. (VdaW 8-9 August/September von Nina Paulsen [nach „Moskauer Deutsche Zeitung“, rusdeutsch]) Unvergessene Heimat Spenden für ein Kreuzdenkmal für die Gründer des Dorfes Blumenfeld / Krasnopolje Nachdem Georg Zerr aus Burgau den Spendenaufruf in VadW im Januar 2013 veröffentlichte, kamen von ehemali gen Blumenfeldern und ihren Nachkommen in kurzer Zeit so viel Spenden zusammen, dass ein Denkmal für die Grün der von Blumenfeld / Krasnopolje (Ukraine) aufgestellt werden konnte. Am 8. Juni 2013 versammelten sich zahl reiche Bewohner des Dorfes Krasnopolje, dem früheren Blumenfeld (Rayon Beresan), und Gäste aus Deutschland zur feierlichen Einweihungszeremonie unter der Leitung des Bürgermeisters. Aus Deutschland reisten zum denk würdigen Fest Georg Zerr, Martin Nold, Leo Nold, Rosa Riesling, Matilda Wilhelm, Maria Heer, Maria Kaiser, Valen tina Bollender, Franziska Nagel und Larisa Kamentinowa ein – alles Kinder, Enkel und Urenkel der Vorfahren aus Blumenfeld. Diesen Namen gaben dem Dorf im fernen Jahr 1862 die Umsiedler aus den Kolonien um Kutschurgan und Liebental bei Osessa. In den Jahren 1900 - 1902 wurde hier die katholische St. Georg Kirche errichtet, der Bau kostete 30.000 Rubel. Die Kirche wurde vom Bischof Anton Johan nes Zerr (1849 - 1932), Bischof von Tiraspol (1890 - 1902) eingeweiht. 35 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Nordrhein-Westfalen Zentrale Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland „250 Jahre deutscher Ansiedlung an der Wolga – ein langer Weg zurück“ Denkmal in Blumenfeld. Gerade vor dieser Kirche, die als Ruine an die Vergangen heit erinnert, wurde ein Kreuz mit der Aufschrift „Zum Gedenken an die Gründer des Ortes und die Opfer des Regimes“ aufgestellt. Anwesend waren auch viele Vertreter aus den benachbarten Dörfern, manche von ihnen halten die Erinnerung an die Deutschen und ihre Kultur aufrecht. Die Vertreter des Heimatkundemuseums überreichten aktiven Helfern und Heimatforschern Ehrenurkunden für ihr mutiges Engagement. Von deutscher Seite trat Georg Zerr mit einem Grußwort auf. Grußworte sprachen auch Luisa Riesling aus Limanskoje / Odessa und Nina Denisjuk aus Jekaterinowka, der ehema ligen Kolonie Katharinental (gegr. 1817). Viel Lob verdiente Juri Schwed, ein einheimischer Heimatforscher, Initiator und Organisator der Veranstaltung. Anschließend weihten die Geistlichen der Kirchen aus Nikolajew und Umgebung mit einem ökumenischen Gottesdienst mit Gebeten und Chorgesängen das Gedenkkreuz ein. Die Gäste aus Deutschland besuchten nachher das Ge bietsheimatkundemuseum, das Dorf Limanskoje und das Grab des Bischofs Anton Zerr. Sie besichtigten das Museum von Luisa Riesling und das Geschichtsmuseum in Jekate rinowka, initiiert und eingerichtet bei Nina Denisjuk, die außerdem ein Denkmal für die deutschen Kolonisten und Dorfbegründer stiftete und eine Haus-Museum für deut sches Brauchtum und Kultur gründete. Das übrig gebliebene Geld soll in die Renovierung der alten Kirche in Blumenfeld / Krasnopolje fließen. Allen Spendern sein an dieser Stelle herzlich gedankt. (Elvira Schiro) (Zitiert aus VadW vom Juni 2014) 2014 jährt sich zum 250. Mal die Gründung der ersten deutschen Kolonien an der Wolga. Dorthin folgten deutsche Auswanderer dem Ruf der Zarin Katharina der Großen. Mit der zentralen Gedenkfeier am 6. September 2014 mit dem Schwerpunkt „250 Jahre deutscher Ansiedlung an der Wolga – ein langer Weg zurück“ will die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einen Einblick in die wechsel volle 250-jährige Geschichte der Russlanddeutschen ver mitteln – von der Auswanderung über zahlreiche Höhen und Tiefen bis zur Rückkehr in das Land der Vorväter. Die Geschichte der Deutschen im Russischen Reich und der späteren Sowjetunion ist Teil der gesamtdeutschen Ge schichte und wert, in die breite Öffentlichkeit der deut schen Gesellschaft transportiert zu werden. Der Ansiedlung von Deutschen in den südlichen Gebieten des Russischen Reiches ging das Manifest der Zarin Katha rina II. vom 22. Juli 1763 voraus. Den Kolonisten wurden darin weitreichende Privilegien zugesichert. Der Zug an die Wolga ab 1764 erfolgte überwiegend aus Rheinhessen und der Pfalz: Mehr als 30.000 Auswanderer folgten den groß zügigen Angeboten. An die mittlere Wolga wurden etwa 27.000 Kolonisten geleitet, von denen jeder Achte unter wegs starb. Auf beiden Seiten der unteren Wolga (Berg seite / Westufer und Wiesenseite / Ostufer) gründeten die Ansiedler insgesamt 104 Kolonien, von denen zwei Drittel evangelisch waren. Die erste deutsche Kolonie, Moninger (nach dem ersten Vorsteher), wurde am 29. Juni 1764 am rechten Ufer (Berg seite) der Wolga gegründet. Die 353 Siedler (Lutheraner) kamen aus Württemberg, Darmstadt, Heidelberg und Zweibrücken. Aus Dankbarkeit für Katharina die Große bekam die Siedlung später den Namen Dobrinka (nach dem russischen „dobraja“ – „gut“). Seit 1915 heißt sie Nischnjaja Dobrinka. Die Ansiedlung ging mit erheblichen Schwierigkeiten und Abweichungen von den Versprechun gen voran. Die ersten Jahre mit Missernten und Nomaden überfällen forderten den deutschen Siedlern zahlreiche Opfer ab. Mit viel Gottvertrauen, Fleiß, Sparsamkeit und Opferbereitschaft konnten die Kolonisten diese harte Anfangszeit überwinden und ihre Siedlungen zur Blütezeit führten. „Den Ersten den Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot“, lautete ein Sprichwort. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte bewerkstelligten die deutschen Siedler an der Wolga, im Schwarzmeergebiet und im Kaukasus sowie in zahlreichen Tochterkolonien (im Ural, in Sibirien, Kasachstan und Zentralasien) einen be achtlichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. 36 Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Zentrale Gedenkfeier in Friedland. Foto: A. Kühl Sie hatten einen erheblichen Anteil an der rasanten wirt schaftlichen Entwicklung des Russischen Reiches. Land wirtschaft und Viehzucht sowie im Süden des Landes Wein bau waren die Haupterwerbszweige. Aufgrund der hervor ragenden Qualität eroberten die Erzeugnisse bald den gesamten russischen Markt. Auch trieben die Kolonisten mit Europa, vor allem mit Deutschland einen regen Handel. Sie exportierten Agrarprodukte, größtenteils Getreide. Aus Deutschland bezogen sie die neueste Landwirtschaftstech nik, neue Zuchtrassen von Rindern, Pferden und Schafen, ebenso die besten Obst- und Weinsorten. Das 20. Jahrhundert, geprägt von zwei Weltkriegen gegen Deutschland, war für die deutsche Minderheit in Russland und der Sowjetunion über Generationen hinweg eine be sonders schwere Zeit mit Verfolgungen, Vertreibungen und Diskriminierungen, die die Volksgruppe an den Rand ihrer Existenz brachte. Bis in die 1930er Jahre wurden in der Sowjetunion fast sämtliche katholischen und evangelischen Priester umgebracht bzw. verbannt, die Kirchen umfunk tioniert oder zerstört. Aufgrund ihrer nationalen Zugehörig keit gerieten die Deutschen verstärkt unter die Räder des „Roten Terrors“ der 1930er Jahre. 1938 wurden die deut schen Bezirke aufgelöst, die deutsche Sprache in den Schu len außerhalb der ASSRdWD verboten. Gemeinsam mit Polen, Letten, Finnen und Persern gehörten die Deutschen zu den am heftigsten verfolgten nationalen Minderheiten. Der deutsch-sowjetische Krieg 1941 - 1945 und der Ver treibungserlass vom 28. August 1941 hatten für die Deut schen in der Sowjetunion verheerende Folgen. Nach der beinahe vollständigen Zwangsumsiedlung der deutschen Bevölkerung aus dem europäischen Teil der UdSSR hinter den Ural erfolgte ab Ende 1941 die Mobilisierung für die NKWD-Arbeitskolonnen (NKWD = Volkskommissariat für innere Angelegenheiten). Keine andere Ethnie in der Sowjet union musste eine derart tiefgreifende physische Ausbeu tung erdulden: Von den 1,1 Mio. Russlanddeutschen, die sich während des Krieges im sowjetischen Machtbereich befanden, mussten etwa 350.000 Jugendliche, Männer und Frauen Zwangsarbeit mit Zehntausenden von Todes opfern leisten. Bis 1946 lebten ca. 970.000 Deutsche, da runter 280.000 „Repatrianten“, in den Sondersiedlungen in Sibirien, Kasachstan, Mittelasien und im hohen Norden. Durch die Auflösung aller kulturellen Institutionen in den Herkunftsgebieten, den Sondersiedlungen mit Verstreuung über das ganze Land, Studiums- und Berufsverbot wurde die Grundlage für eine eigenständige Entwicklung der Deut schen unwiederbringlich zerstört. Ein Regierungserlass von 1948 legte ihre Verbannung auf „ewige Zeiten” fest. Weitere Erlasse von 1955, 1964 und 1972 brachten den Deutschen zwar gewisse Erleichterungen, aber nicht die faktische Gleichberechtigung. In der Öffentlichkeit wurde die Volksgruppe nach wie vor totgeschwiegen. 1959 leb ten 1,6 Mio. bekennende Deutsche in der Sowjetunion – die meisten immer noch in ihren Verbannungsorten. Drei deutschsprachigen Zeitungen, deutsche Rundfunksendun gen in kompakten Ansiedlungsorten, ein deutsches Schau spieltheater oder ein deutschsprachiger Literaturalmanach waren angesichts der erdrückenden Parteizensur und poli tisch gesteuerten Russifizierung lediglich halbherzige Zuge ständnisse. Die Liberalisierung in der Gorbatschow-Zeit nach 1985 schuf zwar Voraussetzungen für die Aufarbeitung der Ge schichte der Russlanddeutschen und deren weitere Reha bilitierung, aber der Prozess wurde nie abgeschlossen. Die Russlanddeutschen sind nach wie vor die einzige ehemals repressierte Volksgruppe der Sowjetunion, die politisch nicht endgültig rehabilitiert wurde. Die kulturelle Wieder belebung in Form von Volkskunst prägte das nationale Selbstbewusstsein der Deutschen und bestärkte die Forde rungen nach Wiederherstellung der deutschen Autonomie an der Wolga. 1989 lebten in der UdSSR 2.040.000 Deut sche: 960.000 in Kasachstan, 840.000 in Russland (davon nur 35.000 an der Wolga), der Rest vor allem in Kirgisien, Usbekistan und der Ukraine. 37 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Seit über sechs Jahrzehnten kehren die Nachkommen der ersten deutschen Auswanderer in die frühere Heimat ihrer Vorfahren zurück. Etwa 2,8 russlanddeutsche Heimkehrer, Aussiedler und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjet union leben gegenwärtig in Deutschland. Heute ist das Grenzdurchgangslager (GDL) Friedland die einzige Erstauf nahmeeinrichtung Deutschlands für Spätaussiedler. Seit Ende 2006 trägt das GDL Friedland den Namenszusatz „Niedersächsisches Zentrum für Integration“. Es nimmt auch Asylbewerber und Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern auf. Für eine Vielzahl von Menschen wurde es zum Symbol der Heimkehr, der Freiheit und des Neubeginns. Unter dem Dreiklang „Abschied, Ankunft, Neubeginn“ er richtet das Land Niedersachsen unter Federführung des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport im GDL Friedland das Museum Friedland, das 2015 eröffnet wird. Darin werden Fragen wie Flucht, Vertreibung, Heimat, Eingliederung von Spätaussiedlern, Migration und Integ ration in den Fokus gerückt und die Geschichte des GDLs Friedland thematisiert. Durch die Aufzeichnung der historischen Entwicklungen sowie der Geschichte und Gegenwart der Russlanddeut schen im Rahmen der Gedenkveranstaltung am 6. Septem ber 2014, 14 Uhr soll auch für ein besseres Verständnis für die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion gewor ben werden. Die Ansprachen und kulturellen Darbietungen senden positive Botschaften und Signale an die breite Öffentlichkeit. Unter anderen wird der Ministerpräsident von Niedersachsen kommen. Traditionell besteht die Gedenk- und Kulturveranstaltung aus einer Feierstunde, der anschließenden Kranznieder legung an den Gedenkorten in Friedland sowie einem Kul turprogramm, das von russlanddeutschen Kulturgruppen gestaltet wird. (VIRA e.V.) Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler e.V. (VIRA e.V.) Landeskulturfest der Deutschen aus Russland in Neuss In einer stimmungsvollen Atmosphäre und zahlreich er schienenen Gästen boten Chöre, Solisten und Tänzer aus verschiedenen Orten Nordrhein-Westfalens eine niveau volle Unterhaltung beim landesweiten Kulturfest am 7. Juni 2014 im Rheinischen Landestheater Neuss. Zum reichhal tigen Programm gehörten außerdem Ausstellungen, ein Aktionsprogramm für die jungen Besucher und kulinarische Erlebnisse. Die Organisatoren und Gastgeber feierten in diesem Rahmen ihre Jubiläen: Die Kreisgruppe Neuss der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. ihr 20-jähriges Bestehen und der Verein „Freundeskreis e.V.“ seinen 15. Gründungstag. Gefördert wurde das Projekt durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW. Die Gäste wurden von Paul Listau, Vorsitzender der Kreis gruppe Neuss, und Ella Kühl vom „Freundeskreis e.V.“ be grüßt. Seit Jahren ziehen beide Vereine vor Ort an einem Strang, fast alle größeren Veranstaltungen der letzten Jahre wurden gemeinsam durchgeführt – auch bei Stadtfesten sind sie nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Enthusiasten sind bei der Landsmannschaft und beim „Freundeskreis“ mit viel Herz dabei. Diese Zusammenarbeit hat den Deut schen aus Russland in Neuss und Umgebung in den ver gangenen Jahren einen guten Ruf eingebracht. Auch in den Grußworten, gesprochen von Heinrich Zertik, MdB, Dr. Jörg Geerlings, Stadtverordneter und Vorsitzender der CDU-Neuss, und dem Bundesvorsitzenden Waldemar Eisenbraun wurde das „große ehrenamtliche Engagement und der unermüdliche Einsatz“ der Deutschen aus Russ land in Neuss „zugunsten des Gemeinwohls vor Ort“ ge würdigt. Angesichts des Jubiläums überreichte Waldemar Eisenbraun eine Ehrenurkunde an den Vorsitzenden Paul Listau – für beide Gastgeber ein Zeichen der Anerkennung ihrer langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit. Die Aktivitäten der Russlanddeutschen in Neuss wurden dem Publikum als Film – zusammengeschnitten aus Video aufnahmen und Fotos aus verschiedenen Jahren und Kul turveranstaltungen – präsentiert. Zeitzeugen konnten das Geschehen auf der Leinwand mit ihren Erinnerungen er gänzen. Alexander Kühl, Landesvorsitzender der Lands mannschaft in Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender des „Freundeskreises“, hatte den Film vorbereitet und stellte ihn vor. Das anschließende bunte Kulturprogramm wurde 38 Rundschreiben Nr. 3 September 2014 von Viktor Scherf, Leiter der Tanzschule „Let’s dance“ aus Altenkirchen/Rheinland-Pfalz, moderiert. Wiederholt zeigte seine Schule mit fünf ausgefallenen Tanzkreationen, die durch alle Stilrichtungen (von klassisch über modern bis folkloristisch) gingen, eine hohe tänzerische Klasse. Nicht von ungefähr waren die Schüler von Viktor Scherz bereits mehrfach Weltmeister bei zahlreichen internationalen Tanz turnieren. Mit deutschen und russischen Volksweisen und zeitgenös sischen Liedern präsentierten sich die Chöre „Russische Seele“ aus Bonn (Leitung: Irina und Alexander Müller), „Heimatklänge“ aus Köln (Leitung: Margarita Prinz und David Eurich), „Souvenir“ aus Bonn-Meckenheim (Leitung: Lilli Holzer und Wladimir Freer) sowie die „Neusser Stim men“ (Leitung: Elsa Michel und Tatjana Lasarev). Anton Becker (Akkordeon) und Jurij Haffner (Harmonika/Gesang), beide aus Moers, heizten mit ihren Solo-Auftritten die Stimmung noch mehr an. Die junge Sängerin Nina Geiger aus Neuss unterhielt das Publikum mit Gesang und inter nationalen Titeln. Ebenso viel Beifall erntete das Duo Ella Deppe und Tina Wedel, die einen Liederstrauß in mehre ren Sprachen präsentierten – auf Deutsch, Plattdeutsch, Russisch, Hebräisch und Englisch-Jiddisch. Auch das Duo „VIVA Duo“ mit Viktoria König und Valerij Georg wurden von den Zuschauern begeistert aufgenommen. Zum Programm des Tages gehörte die landsmannschaft liche Ausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ mit dem Projektleiter Josef Schleicher, die Ausstellung zur Geschichte und Integration der Russland deutschen in NRW, die Ausstellung der Malschule „Palette“ und eine Foto-Ausstellung. Auch das landesweite Projekt „Wir in NRW“, gefördert aus Mitteln des Bundesministeri ums des Innern (läuft seit 2012 bis 2015), mit dem Projekt leiter Alexander Böttcher stellte sich vor. Das Projektvor haben zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements der Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion fördert unter anderem ihre Partizipation an der lokalen Integrationsarbeit in Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen des Tagesprogramms wurde durch das Projekt „Wir in NRW“ ein Netzwerktreffen für Vertreter der Ortsgruppen und des Landesvorstandes der Landsmannschaft NRW sowie anderer Vereine organisiert, an dem sich auch der Bundes vorsitzende Waldemar Eisenbraun beteiligte. Bei dem Tref fen ging es um wichtige Themen der Arbeit in der Landes gruppe und vor Ort wie Verbesserung der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, Projektarbeit und Kontakte mit ande ren Integrationsakteuren in NRW. Für die kleinen Gäste des Kulturfestes gab es ein Aktions programm mit Schmink- und Malecke, Kreidemalerei und allerhand Spielen und Mit-Mach-Aktionen. Auch für das leib liche Wohl wurde mit herkömmlichen Spezialitäten gesorgt. Ein fröhlicher Tanzabend rundete das Kulturfest ab. (v.l.) Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Waldemar Eisenbraun, ehrt die Ortsgruppe Neuss mit ihrem Vorsitzenden Paul Listau mit einer Ehrenurkunde. Rechts der russland deutsche Bundestagsabgeordnete Heinrich Zertik. (v.l.) Bundesvorsitzender Waldemar Eisenbraun mit Alexander Böttcher, Dietmar Schulmeister und Heinrich Zertik MdB. Tanzschule vom Viktor Schärf aus Altenkirchen mit einem Folkloretanz. Josef Schleicher präsentiert die landsmannschaftliche Ausstellung „Deutsche aus Russland.“ (VadW vom Juni 2014 von Nina Paulsen) 39 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Dankris Franchise GmbH Mit Ideen und Tatkraft Richtung Zukunft Direkt gegenüber vom imposanten Gebäude der Staats kanzlei in Düsseldorf befindet sich die Hauptgeschäfts stelle der CareConsulting GmbH & Co.KG. Eine Lage, die durchaus zu dem ambitionierten Unternehmen passt. Denn die beiden Gesellschafterinnen, Frau Detje und Frau Mokstadt, haben seit der Gründung des Unternehmens im Jahre 2008 viel erreicht und planen für die Zukunft noch viel mehr. Die CareConsulting GmbH & Co.KG. hat ihren Firmensitz im Porto-Bello-Haus in Düsseldorf, hat aber in ganz NRW insgesamt 9 Pflegeunternehmen unter sich vereint. Das Führungsteam sowie den Geschäftspartnerinnen in den einzelnen Filialen bieten derzeit über 70 Mitarbeitenden sichere Arbeitsplätze in einem weitgespannten Netzwerk. Neben der Netzwerkstruktur sehen Frau Detje und Frau Mokstadt in der interkulturellen Ausrichtung des Unter nehmens, die Besonderheit: „Für unsere Kunden ist es wichtig in mehreren Sprachen betreut werden zu können. Deshalb stellen wir gerne mehrsprachiges Personal ein.“ Doch bis zur Gründung des eigenen Unternehmens war es für die beiden Geschäftspartnerinnen ein ehrgeiziger Weg. Lilia Detje kam 1996 aus Kasachstan als Aussiedlerin mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihren ursprünglichen Beruf als Lehrerin wollte sie hier nicht weiter ausüben und orien tierte sich um. So absolvierte sie nach der Aussiedlung nach Deutschland zunächst eine Ausbildung zur Kauffrau in der Wohnungswirtschaft und arbeitete die Pläne der Selbstän digkeit im Pflegebereich mit der künftigen Geschäftspart nerin Swetlana Mokstadt aus. Swetlana Mokstadt kam 1999 aus Kasachstan als Aussied lerin mit ihrer Familie nach Deutschland. Die gelernte Kran kenschwester und Pflegefachkraft brachte die fachlichen Pflegekenntnisse und Fähigkeiten mit, die das Unterneh men auszeichnen. Seitdem ist das Unternehmen weiter gewachsen und die Geschäftspartnerinnen setzen immer wieder neue Ziele und Projekte um. So entsteht ein Objekt mit 8 individuellen Wohneinheiten inkl. Gemeinschaftsraum mit der gemüt lichen Kaminecke für beatmungspflichtige Personen in Wuppertal-Rohnsdorf. Der Neubau wird im Oktober 2014 schlüsselfertig übergeben. Auch auf die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter wird viel Wert gelegt. So absolvieren zurzeit 12 Mitarbeiterinnen den Ausbildereignungskursus und acht weitere bilden sich in Kürze zum Praxisanleiter für die Pflegeausbildung weiter. Mit VIRAs Unterstützung ist für dieses Jahr auch noch eine Weiterbildung zur „kultursensiblen Pflegeberatung“ ge plant. Zusätzlich zu den Weiterbildungen bietet die Care 40 Consulting GmbH & Co.KG auch Ausbildungsplätze an. Schon im letzten Monat wurden drei Auszubildende zur Bürokauffrau eingestellt. Für das Unternehmen ist die Investition in Weiterbildung nur ein Gewinn: „Wir schaffen so unser eigenes gut ausge bildetes Personal. Das ist nicht nur gut für unser Unterneh men, sondern auch für unsere Mitarbeiter und Patienten / Kunden – die Mitarbeiter sind zufriedener und bleiben uns länger erhalten und die Patienten durch das gut geschul te Personal besser versorgt. Alle Seiten profitieren davon!“ Ca. 80 Prozent der Mitarbeiterinnen haben einen Migrati onshintergrund und sprechen verschiedene Sprachen – deutsch, russisch, französisch und polnisch. Gerade für die ambulante Versorgung der Kunden ist die Mehrsprachig keit ein immenser Vorteil – Menschen verschiedener Kul turen können so angesprochen werden und Vertrauen und Wohlfühlen schneller gewonnen werden. Den Schritt in die Selbstständigkeit bereut Lilja Detje in keinen Fall: „Das selbstständige Planen und die sichtbaren Erfolge sind die positivsten Seiten der Selbstständigkeit. Man muss eben nicht nur träumen, sondern auch handeln“, sagt Lilia Detje zum Geheimnis ihres unternehmerischen Erfolges. „Mein Beruf, meine Zukunft“ Bereits im Mai fand in Kooperation mit der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk die Veranstaltung „Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg!“ im Bürgerhaus Erfttal statt. Diese Informationskampagne ist ein gemeinsames Projekt der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.V. (ZWH), des Elternnetzwerks NRW, „Integration miteinan der e.V.“ und des Projekts „Lehrkräfte mit Zuwanderungs geschichte NRW“. Es wird gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NordrheinWestfalen und den Europäischen Sozialfonds. Eingeladen waren interessierten Jugendlichen, Ausbil dungssuchende und deren Eltern, um sich über Möglich keiten der Berufsausbildung zu informieren. Nach einem Grußwort und einer kurzen Selbstvorstellung der VIRA e.V. durch den Vereinsvorsitzenden Alexander Kühl, berichtete Herr Weissmann von der Handwerkskammer über die Mög lichkeiten, die aktuelle Lage und Chancen einer Berufsaus bildung im Handwerk. Dabei betonte er, dass die Aussich ten und Chancen einen guten Ausbildungsplatz zu erhalten auf Grund des Fachkräftemangels sehr gut sind und im Handwerk vielfältige Möglichkeiten bestehen sich fortzu bilden und einige Stufen höher auf der Karriereleiter zu kommen. Auch ein Auslandsaustausch während der Aus bildungszeit ist möglich! Rundschreiben Nr. 3 Die „lebendigen Beispiele“, die ihren persönlichen Lebens weg auf der Veranstaltung vorgestellt haben – Andrej Böhm und Irina Pelz – pflichteten Herrn Weissmanns Ausführun gen auch in der Hinsicht bei, dass jedem einzelnen sein eigener Beruf Spaß machen sollte und nicht jeder für alles geeignet ist. Die Phase, in der man herausfinden sollte, welcher Beruf zu einem passt und wo die eigenen Stärken liegen, ist besonders wichtig. Sobald jeder künftige Aus zubildende dies für sich herausgefunden hat, wird er auch in der Lage sein Betriebe von sich selbst zu überzeugen! VIRA e.V. bedankt sich ganz herzlich bei allen Anwesenden, allen Involvierten und den Kooperationspartnern für eine rundum gelungene Veranstaltung! NRW – Tag in Bielefeld Im Juni fand erneut der NRW Tag statt. Auch VIRA e.V. war mit einem eigenen Stand präsent und hat erneut viele Menschen für das Thema „Russlanddeutsche“ und inter kulturelle Öffnung sensibilisieren können. Den Standbesuchern wurden neben köstlichem schwar zem Tee russischer Art, der im Samovar zubereitet wurde, auch Kekse und Knabbereien gereicht. Auch das eigene Wissen über russlanddeutsche Geschichte konnte mit Hilfe der Wanderausstellung erweitert und getestet werden. Die eigens dafür vorbereiteten Quizzettel wurden rege ausge füllt und beim Team abgegeben. Die Preisgeschenke sind bereits auf dem Weg zu den glücklichen Gewinnern! Diejenigen, die beim Gewinnspiel leer ausgegangen sind, hatten hoffentlich neben dem Tee und dem Gebäck eine schöne Zeit an unserem Stand und konnten sich gut im Gespräch mit dem VIRA – Team austauschen! Wir bedan ken uns herzlich bei allen Anwesenden! Hätten Sie es gewusst? Testen Sie ihr Wissen! 1)Welche Zarin deutscher Herkunft lockte mit ihrem Anwerbungsmanifest 1763 tausende Deutsche Siedler nach Russland? Elisabeth I. Katharina die Große Katharina I. 2)Welche bekannte deutsche Schlagersängerin ist auch zugleich Deutschlands bekannteste Russlanddeutsche? Andrea Berg Helene Fischer Marianne Rosenberg mehr Infos finden Sie auf unserer Homepage: www.vira-ev.com September 2014 Ausstellung im Mix-Markt. Ausstellung Mix-Markt Am 28. Juni feierte das Geschäft „MIX-Markt“ (russische Spezialitäten) sein einjähriges Bestehen. Dies nahmen der Geschäftsführer des Ladens und VIRA e.V. zum Anlass, einen Tag der offene Tür zu gestalten, der für Kunden, Besucher und Passanten neue Perspektiven öffnet. Dazu wurde die VIRA-Wanderausstellung „Doppelte Heimat“ vor dem Geschäft aufgebaut. Parallel dazu organisierte der Chor „Neusser Stimmen“ der Ortsgruppe Neuss der Lands mannschaft der Deutschen aus Russland ein zweistündi ges Bühnenprogramm, welches an diesem Tag für heitere Stimmung und Unterhaltung sorgte. So wurden nicht nur viele Passanten und die Kunden aufmerksam, sondern es konnten auch zahlreiche Flyer an Interessierte verteilt werden. Viele Kunden des Geschäftes, darunter nicht nur russischsprachige, wurden an diesem Tag angesprochen und für das Thema „Russlanddeutsche“ sensibilisiert. Die VIRA e.V. dankt dem Leiter des Geschäfts für die gute Zusammenarbeit. Fachtagung „Perspektivwechsel“ am 28. Oktober in Dortmund Das XENOS-Projekt „Perspektivwechsel“ hat sich zum Ziel gesetzt, interkulturelle Potenziale für Wirtschaft und Verwaltung sichtbar zu machen und zu fördern. Mit der Abschlusstagung am Dienstag, 28. Oktober, in Dortmund möchten wir die Früchte unserer Arbeit vorstellen und einen Ausblick auf zukünftige Transfermöglichkeiten geben. Die Fachtagung soll Unternehmen und Verwaltungen sowie weiteren arbeitsmarktpolitischen Akteuren eine Plattform für einen (Fach-) Austausch bieten. Im Fokus der Tagung steht die Frage, wie die Potenziale junger Migrantinnen und Migranten für die Arbeitswelt von morgen flächendeckend erkannt, gefördert und genutzt werden können? Bereichert wird die Veranstaltung durch Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Unter anderem werden die Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz, sowie der Migra tionsforscher Professor Klaus J. Bade interessante Bei träge liefern. 41 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Weitere Informationen zu dem Xenos-Programm: Vereinigung zur Integration der russlanddeutschen Aussiedler e.V. (VIRA) Geschäftsführung: Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf [email protected], www.vira-ev.de Alexander Kühl, Diplom Pädagoge (ru) Anna Dschaak, Sozialpädagogische Mitarbeiterin Telefon 02 11 / 1 71 11 14 Ella Kühl, Diplom Pädagogin (ru) Lortzingstraße 14, 41470 Neuss Telefon 0 21 37 / 93 35 33 Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Am 30. Juli 2014 ist Jakob Wedel verstorben In der Zeit, als die Eltern nicht da waren, lernte Jakob die Barmherzigkeit des kirgisischen Volkes kennen. Wenn er und seine Geschwister vom Hunger geplagt betteln gingen, teilten die Kirgisen oft die letzte Zuckerrübe mit ihnen. In dieser Zeit lernte er auch mit einer Ziehsäge und anderen Instrumenten zu arbeiten. 1954, ein Jahr nach Stalins Tod, ging er in die Hauptstadt Frunse (Kirgisische SSR) und arbeitete 10 Jahre in einer Möbelfabrik. Anfangs als einfa cher Tischler arbeitete er sich später bis zum Kunsttischler hoch. Schon 1963 konnte er das externe Studium in der Kunstfachhochschule in Frunse Fachrichtung Bildhauerei bei Prof.W. Pusyrewskij beginnen und 1966 erfolgreich ab solvieren. Weiteres Studium für Skulptur und angewandte Kunst mit Praktika in Moskau und Leningrad folgten von 1965 bis 1970. Sein weiterer Werdegang ist nun nur mit Kunst verbunden. Erst als Künstler in der Kunstabteilung des Kultusministeriums der Kirgisischen SSR, dann Lehrer an der Kunstschule und gleichzeitige Tätigkeit im Künstler verband mit Prof. G. Ajtijev (Kirgisien) und Prof. G. Arapow (Moskau). Von 1973 bis 1988, bis zu seiner Ausreise nach Deutschland, war Jakob Wedel als leitender Künstler des Zentrallabors für Volkskunst Kirgisiens, angewandte Kunst und Skulptur (старший художник Центрального конструкторско-технологического бюро Министерства местной промышленности КиргизскойССР) tätig. Sein ganzes Kunsttalent konnte er hier nicht voll umsetzen. Seine Freiheit war eingeschränkt, die Kunstrichtungen mit Vorschriften begrenzt. „Holz muss man fühlen, nicht nur sehen“. Als er nach Deutschland kam, wurde er sofort als Stipendiat im Künstlerhaus Schwalenberg für drei Jahre eingestellt. Hier, in der Künstlerstadt des Kreises Lippe, erreichte er als freischaffender Künstler den Höhepunkt seiner schöpfe rischen Kunstarbeit und schuf hunderte Werke aus Holz und Gips. Große Anerkennung fand er in Schwalenberg und Detmold durch seine Werke im Museum für russlanddeut sche Kulturgeschichte auch in ganz Deutschland und welt weit. 2006 würdigte Wedel das Land Baden-Württemberg mit dem Kulturpreis „Deutscher Künstler aus Russland“. Jakob Wedel Jakob Wedel wurde am 24. Juli 1931 in Nikolajpol, Kirgisien als drittes Kind von Jakob und Marta Wedel geboren. Er hatte keine einfache Kindheit. Mit 11 Jahren verlor er seinen Vater, der als Zwangsarbeiter mobilisiert wurde und nie zu rückkehrte. Auch seine Mutter musste in einem Steinbruch Zwangsarbeit verrichten, so dass die fünf Geschwister auf sich allein gestellt waren. Sie konnte aber nach fünf Jahren zurückkehren zu Ihren Kindern. In der Großfamilie Wedel waren viele begabte Musiker und Künstler. 1937 – 1942 wurden einige Familienmitglieder während der stalinisti schen Säuberungen und des Krieges ermordet. Aus Sehn sucht nach Musik, baute sich der 13jährige Jakob Wedel eine Geige. 42 In der Kunstszene war Jakob Wedel seit seiner Ausstellung 1968 in Buchara, Usbekistan kein Unbekannter mehr, da nach folgten Ausstellungen in 19 Ländern, wie z.B. in Russ land, Kanada, Japan, Deutschland, Paraguay (mit der Wan derausstellung des Museums für russlanddeutsche Kultur geschichte 2009). Er bekam zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien. Rund 400 seiner Werke sind in der alten Heimat Kirgisien entstanden. Weitere 400 Kunststücke wurden in Deutsch land vom Künstler geschaffen. Mehr als 200 seiner Werke brachte Jakob Wedel nach Deutschland mit. Viele seiner Werke sind Inventar folgender Museen: Moskau, St. Peters burg, Frunse und Berlin, die größte Sammlung seiner Werke ist im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold untergebracht. Rundschreiben Nr. 3 Gips, Knete und Holz gehörten zu den bevorzugten Materia lien. Einige Werke sind in Bronze abgegossen. Seine Haupt themen waren Geschichte der Russlanddeutschen, Volks kunde und Natur Kirgisiens, Menschen, Tiere, abstrakte Themen. Die Intarsie „Manastschy Sajakbaj Karalajev (1894 – 1971)“ und die Kujrutschuk-Reihe von 21 kleinen aus Holz geschnittenen Plastiken (hergestellt 1973 und 1983 – 1988), sowie andere 18 aus Holz geschnittene Plastiken, hat Jakob Wedel den Kirgisen gewidmet. In Deutschland: „Beeindruckend sind seine Werke; genial traumhaft in der handwerklichen Ausführung. Mit spar samen Mitteln und profanen Werkstoffen: Gips, Holz, aber mit ungebrochener schöpferischer Kraft und unendlich feinfühligen Künstlerhänden, schafft er Skulpturen, Reliefs abstrakt oder realistisch; Werke die leicht in die Tradition Dürers, Riemenschneiders oder Käthe Kollwitz’s eingereiht werden könnten. Eine eigene Philosophie und Lebensan schauung, erlittenes Unrecht, Verachtung seines Könnens, nur wegen seiner Herkunft, prägen diesen Bildhauer Jakob Wedel… Ein hervorragender bildender Künstler, der es zwar niemals selbst über sich sagen würde, aber jeder Betrach ter seiner Werke spürt es sofort: Seine Kunst kommt wahr haftig vom Können!“ – so das Zitat eines Kunstjournalisten 1994. Seine Werke schmücken nicht nur die Straßen und Plätze der Hauptstadt Kirgisiens Bischkek, sondern auch Horn-Bad-Meinberg, Schwalenberg, Berlin. Im Rathaus von Schwalenberg stehen drei seiner Skulpturen. Das Denkmal „Den Russlanddeutschen, die in der Sowjetunion unter Stalins Regime gelitten haben“ im Parkfriedhof Marzahn, Berlin ist mit Jakob Wedels Plastik „Die letzte Kraft“ ein Ort des Gedenkens an die Leiden der Russlanddeutschen geworden. „Der Barmherzige Samariter“ ist am Gemeinde haus Schwalenberg, 1996 angebracht. „Die Bademagd“ steht im Kurparkeingang Rose Klinik in Bad-Meinberg, 1998, „Die Gänseliesel“ in Schwalenberg u.a. mehr. Einige seiner Werke hat er der Bürgerstiftung Schwalenberg überlassen. Den größten Schatz des Künstlers hat das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte als Schenkung von ihm bekommen. Es sind über 100 Skulpturen, Büsten, Intarsien, Bilder, Reliefs. So ausdrucksvoll die Geschichte der Russ landdeutschen darzustellen ist nur ihm gelungen. Es sind seine Werke wie „Die Troika oder die Rote Bande“ (1996), „Der Leidensweg, die Verbannung der deutschen Frauen 1942“ (1989 – 1991), „Die letzte Kraft“ (1990) „O, Gott, er barme dich“ (1998), Porträtbild „Fritz Müller. Der seelisch und physisch gebrochene“ (1968). In diesen Werken ist der ganze Schmerz der Geschichte der Russlanddeutschen in der Sowjetzeit zum Ausdruck gekommen. Die Besucher werden mit voller Wucht mit dem Schicksal der Deutschen in der Zeit 1917 – 1956 konfrontiert, wenn sie vor diesen Werken im Museum stehen. (Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte von Frau Dr. Katharina Neufeld vom 7.8.2014) September 2014 Weitere Informationen: www.russlanddeutsche.de www.jakob-wedel.de Weitere Informationen: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Dr. Katharina Neufeld, Museumsleitung Heinrich Wiens M.A., Öffentlichkeitsarbeit Georgstraße 24, 32756 Detmold Telefon: 0 52 31 / 92 16 17 bzw. 01 60 / 5 39 32 33 [email protected] www.russlanddeutsche.de Monolith e.V., Paderborn Internationale Begegnungen Jugendgruppe aus Tomsk. Vom 20. bis 27. Juli 2014 war Monolith e.V. ,Das Netzwerk für Aussiedler, zusammen mit ISKRA (Internationaler Studierendenkreis russischsprachiger Akademiker an der Universität Paderborn) Gastgeber einer Jugendgruppe aus der russischen Universitätsstadt Tomsk. Bei dem deutschrussischen Fachkräfteaustausch handelt es sich um eine deutsch-russische Multiplikatorenschulung der djo – Deut sche Jugend in Europa e.V. Gemeinsam mit deutschen Kolleginnen und Kollegen nahmen sie unter der Leitung von Horst Falkenberg an einem spannenden Bildungs- und Freizeitprogramm mit dem Schwerpunkt Erlebnispädagogik und Ökologie in der Jugendarbeit teil. Der Fachkräfteaus tausch findet in Übereinstimmung mit dem Abkommen 43 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen über jugendpolitische Zusammenarbeit zwischen der Bun desrepublik Deutschland und der Russischen Föderation statt und soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Ver ständigung beider Völker über die gemeinsame Arbeit mit den Jugendlichen voran zu treiben. In ihrer Heimat Tomsk engagieren sich die jungen Leute in verschiedenen Organisationen ehrenamtlich mit dem Ziel, das Interesse an der deutschen Sprache und Kultur bei Jugendlichen in Russland zu wecken und zu fördern. Für das nächste Jahr ist ein Gegenbesuch in Tomsk geplant. Auf der Bühne gab es den ganzen Tag abwechslungsreiche Auftritte. Die Tanzgruppen „Fuego ballando“ (Paderborn), „Sternschnuppe“ und „SimSim“ (Delbrück), Orientalische Tanzgruppe (Salzkotten), eine Kindergruppe von der Sams tagschule „Blümchen Siebenblatt“ (Bad Lippspringe) und die Sportgruppe des Vereins „Sibirische Winde“ zeigten ihr Können. Junge Gitarristen von „Wowa's Gitarrenschule“ sorgten musikalisch für gute Laune. Höhepunkte des Pro gramms waren unbestritten die Tanzauftritte von Delia Brehl und Viktoria Kippes (Teilnehmerinnen der Europa meisterschaft), Nicole Frolov (Teilnehmerin von Voice Kids 2013) und Lucas Hein mit seinem Gitarrenspiel (Gewinner des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“). Sommerfest des Vereins (Monolith von Dr. Helene Frank vom 29.7.2014) Obwohl vom Lokalradio ein verregneter und trüber Sonn tag gemeldet worden war, beschlossen die Initiatoren, das lange geplante Sommerfest im Grünen am Rande der Stadt Paderborn durchzuführen. Schon früh am Morgen kamen viele Helfer zum Aufbauen der Stände, Tische und Zelte. Schnell bekam die ganze Anlage eine gemütliche Markt atmosphäre. In den Pavillons gab es Tee, Kaffee und von Ehrenamtlichen gespendete Kuchen, Schaschlik und Würstchen, Piroggen – ja, sogar Sushi wurde angeboten! Weitere Informationen: M onolith e.V. – Netzwerk Aussiedler Carina Bauer, Jugendleiterin Büro: Ledeburstraße 30, 33102 Paderborn Telefon 0 52 51 / 8 78 57 17 [email protected] www.netzwerk-monolith.de Die Ehrenamtlichen aus dem gesamten Kreis Paderborn boten eine bunte Auswahl an Aktionen für die Gäste. Kin derschminken gehörte ebenso dazu wie Basteln, Bewe gungsspiele und Mitmach-Aktionen. Das Dekorations team ermöglichte ein Foto-Shooting in einem romantisch geschmückten Pavillon. Die Samstagsschule Paderborn schloss mit einem besonderen Festprogramm ihr russi sches Schuljahr ab. Und die Jugendabteilung führte mit Kindern auf der Wiese spannende Geschicklichkeitsspiele durch. Kinder in Aktion. 44 Rundschreiben Nr. 3 Landrat Wolfgang Spreen, Julia Weber vom Hafen der Hoffnung und Roland Verheyen, der Vereins gründer. Singgruppe „Lavanda“. Hafen der Hoffnung e.V. Vereinsjubiläum Das seit langem vorbereitete Fest zum Jubiläum des Vereins ist gut gelungen! Viele Politiker und Vertreter der Städte und Gemeinden des Kreises Kleve, der kirchlichen und sozialen Institutionen folgten der Einladung des Ver eins. Julia Weber, die Vorsitzende des Vereins eröffnete die Veranstaltung. Es folgte eine Schweigeminute für die ver storbenen Mitglieder. Dmitri Niederquell sang ein Lied in russischer Sprache «Знаешь, как хочется жить», in Deutsch „Wie gerne man leben möchte“. Der Landrat, Wolfgang Spreen, der die Schirmherrschaft über unsere Veranstaltung übernommen hat, sprach in seiner Begrüßungsrede über den wichtigen Beitrag des Vereins zur Integration der Russlanddeutschen im Kreis Kleve und überreichte Frau Weber eine Kreiskarte, wo jede der 16 Städten und Gemeinden im Kreis Kleve mit einem ihrer Markenzeichen aufgezeichnet war. Zu Beginn des Programms wurde von den Mitgliedern der Singgruppe „Lavanda“ in einem Sketch eine Szene ihrer ersten Treffen auf der Küpperstraße dargestellt. Bei Tee trinken wurden Probleme gelöst, Lieder gesungen und über die Gründung eines Vereins nachgedacht. Roland Verheyen, der Vereinsgründer erzählte über seine Idee und wie sie verwirklicht wurde. Anschließend führten Julia Bachtin und Denis Leonow die mehr als 100 Gäste durch das Programm. Sie erzählten über die Vereinsgeschichte, und die Singgrup pe trug Lieder unter musikalischer Begleitung von Johann Niederquelle vor. Anschließend wurden zum Kaffee und Tee Gebäcke aus den Herkunftsländern der Mitglieder gereicht. Unter kasachi scher, russischer, tschetschenischer und deutscher Musik wurden Baursaki von Maria Nuss (Kasachstan) Bliny und Zaubernüsse von Nadja Rubcova und Svetlana Müller (Russland) den Gästen angeboten. Krebli, ein deutsches Gebäck, das unsere Vorfahren nach Russland und wir, die Nachkommen, wieder zurück nach Deutschland gebracht haben, haben Helene Thun und Lilia Klimenkow gebacken. (v.l.) Svetlana Brak, Maria Nuss, Julia Weber, Nadja Rubcova u. Hava Magomadova. September 2014 Frau Tödter freute sich Natalie zu treffen, die sie als 10-jährige in Deutsch und in Singen mit anderen Mädchen unterrichtete. Svetlana Brak präsentierte die Krebli unter musikalischer Begleitung von Reinhold Neumann. Ein tschetschenisches Gebäck (Tschepalgasch) brachte Hava Magomadova mit, ein tatarisches (Etschpotschmak) Ilzira Woronzow. Die Frauen haben ihre Gebäcke in einer Nationalkleidung vor gestellt. Aufmerksamkeit verdienten auch die leckeren Tor ten „Anna von Kleve“, die Brigitte Angenendt mitbrachte. Ein Dank ging an die Versöhnungskirche in Kleve, denn der Verein Hafen der Hoffnung hat nebenan im Jugendheim „EFFA“ seit 1998 sein Zuhause gefunden! In ihrer Begrüßungs rede sagte die Pfarrerin Elisabeth Schell: „Heute bringen Sie, liebe Frauen, uns das Brot – und mehr als das: Gebäck der köstlichsten Sorten. Sie sagen damit: Kommt und seht, was uns geprägt hat! Kommt und hört, was uns ausmacht! Kommt und schmeckt, was uns nährt! Danke, vielen Dank!“ Ein Dankeschön ging an die Sparkasse Kleve, die den Ver ein ebenfalls unterstützte. Nachdem die Gäste die Gebäcke gekostet hatten, besich tigten sie die Ausstellung des Vereins, die vom Geschäfts führer des Vereins, Johannes Reimchen, vorbereitet wurde. Das von Viktor Mast vorbereitete Fotoalbum „20 Jahre – Hafen der Hoffnung“ und vieles mehr wurde ebenfalls mit großem Interesse angeschaut. Das Kinder- und Jugend programm wurde von Tatjana Martens, der stellvertreten den Vorsitzenden, eröffnet. Ein Dank geht an Johannes Terhoeven, der die gegrillten Würstchen gespendet hat. Der gesellige Abend, der von Klara Alechina umfasste Musik, Wein und leckere Pizza. Der Vorstand: „Machen Sie mit bei unseren Veranstaltun gen, laden Sie uns zu ihren Veranstaltungen ein! Denn ein Zueinander, ein Verständnis füreinander – ist nur im Mitein ander möglich!“ Julia Weber begrüßte besondere Gäste – Fritz Freitag und Walburga Brüker, die den Verein tatkräftig unterstützen. 45 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Singgruppe „Lavanda. (v.l.) Werner Blietz (Vorsitzender des Ortsverbandes Goch der BdV), Julia Weber (Vorsitzende Hafen der Hoffnung e.V.), Günther Franzke (Ortsverband Goch BdV). Singgruppe „Lavanda“ singt in der Ostdeutschen Heimatstube in Goch Verein „Dialog+“ e.V. Kultursommerfest im Gerhart-Hauptmann-Haus Gleich zwei Jubiläen feierte am 5. Juli der Ortsverband Goch des Bundes der Vertriebenen – 65 Jahre und 50 Jahre Ost deutsche Heimatstube. Außer Thomas Janssen mit seinen musikalischen Beiträgen am Klavier hat die Singgruppe „Lavanda“ vom Hafen der Hoffnung drei Lieder gesungen. Den Rückblick auf 65 Jahre BdV – Ortsverband Goch und 50 Jahre Ostdeutsche Heimatstube, übernahmen Vor sitzender Werner Blietz, den Wortbeitrag „Große Deutsche aus dem Osten“ hielt Günther Franzke und das Gedicht „Bei uns zuhause“ von Gertrud von den Brincken wurde von Gerlinde Köster vorgetragen, was der Feier einen histori schen Rahmen gab. Die historischen Daten und Namen wurden mit persönlichen und ergreifenden Erlebnissen untermauert. Anschließend sang man der Singgruppe das Lied „Morgen will mein Schatz verreisen“ und andere Stücke. Es folgten interessante Erzählungen und ein gemeinsames Kaffee trinken mit leckerem Kuchen. (Julia Weber) Weitere Informationen: Hafen der Hoffnung e.V. Julia Weber, Gudrun Söns, Geschäftsführerin Feldmannstege 2, 47533 Kleve Telefon / Telefax: 0 28 21 / 58 20 02 www.hafen-der-hoffnung.de [email protected] 46 Im Juli 2014 veranstaltete der Verein „Dialog+“ e.V. in Zu sammenarbeit mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus ein Kultursommerfest. Unter dem Motto „Mitgebrachtes Kulturgut bewahren, neue Wege nicht scheuen“ präsentier ten die Mitwirkenden sowohl Lieder der Deutschen aus Russland als auch europäische Lieder. Die zahlreiche Gäste, die aus verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens kamen, haben das wunderschöne und professionell gestaltete Programm genossen: 1.Chor „Echo der Heimat“, musikalische Leitung Albert Sarkisov 2. Sologesang: Isabela Verbitskaja 3. Walzer, Walzer… Waldemar Dantschenko (Akkordeon) 4.„Kinder“-Überraschung: Jana Kopylova, Gesang und Anastassia Hlystun, Klavier 5. Literarische Umrahmung: Lydia Bitsch Die Veranstaltung wurde von der Ausstellung „Deutsch stämmige Architekten in Sankt Petersburg“ umrahmt. In der Pause konnten sich Interessierte über das Leben des Architekten Franz Albert Schechtel informieren. Am 7. August 2014 jährte sich der 155. Geburtstag des be rühmten Moskauer Architekten (Franz Albert Schechtel / Fjodor Ossipowitsch Schechtel (1859, Sankt Petersburg - 1926, Moskau). Franz Albert Schechtel war ein bekannter russischer Archi tekt deutscher Abstammung, einer der Begründer des Jugendstils. Moskau schmücken über 40 Gebäude, die nach seinen Entwürfen gebaut wurden, darunter das Ge bäude des Jaroslawler Bahnhofs, die Häuser des Fabrikan ten Rjabuschinski und des Kunstmäzen Sawwa Morosow, bei dem die Moderne, die Gotik und der maurische Baustil verbunden wurden, das Gebäude des Künstlertheaters usw. Rundschreiben Nr. 3 „Echo der Heimat“ beim Auftritt im GHH. Der Vorstand des Vereins bedankt sich bei allen Beteiligten für die Mitwirkung und lädt alle ganz herzlich zu den weite ren Veranstaltungen: 19.10.2014 Fahrt zum Herbstfest ins Heimatmuseum Lütgendort mund, (Haus Dellwig). 29.11.2014 Kinderfest mit Onkel Frost und Snegurotschka im GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Konferenzraum. Anmeldung (siehe unten) bis zum 20.11.2014 erforderlich. Weitere Informationen: Verein „Dialog+“ e.V. Lydia Bitsch, Vorsitzende Telefon 02 11 / 7 49 61 32 (Lydia Bitsch) oder Telefon 02 11 / 1 70 96 83 (Lydia Münch) [email protected] Villa von Morozov, Spiridinovka Straße, Moskau. September 2014 Junges Talent: Anastasia Hlystun. Deutsch-Russische Gesellschaft Paderborn e.V. Rose Steinmark schreibt über die verdienstvolle Arbeit von Edmund Mater „Deutsche Autoren Russlands“ – Enzyklopädie, ein Werk, an dem der Verfasser Edmund Mater schon viele Jahre arbeitet und das anscheinend niemals fertig wird, eine un endlich schwere, aber dennoch dankbare Arbeit. Begonnen hat alles viel früher, damals als der junge Ver fasser der Enzyklopädie zum ersten Mal feststellen musste, wie wenig er doch über die Geschichte seiner Volksgruppe weiß. Die Stagnationsperiode der ehemaligen Sowjetunion trug herzlich wenig zur Enthüllung dieser Geschichte bei. Man konnte zwar Einiges über Schriftsteller, Schauspieler und Helden der „sozialistischen Arbeit“ finden, aber das genügte dem jungen Forscher nicht. Körnerweise begann er Namen und Biografien aufzulesen und sie in seinem Archiv aufzubewahren. Aber wie groß dieses Archiv in Wirklichkeit wird, konnte er selbst nicht einschätzen. Eines Tages waren es 3100 Persönlichkeiten deutscher Herkunft: Doktoren, Professoren, Schriftsteller, Dichter, Ärzte, Physi ker, Chemiker, Geodäten – die ihr Leben Russland opferten und unvergessliche Spuren in der Weltgeschichte hinter ließen. Es waren gebildete, intelligente und selbstbewusste Menschen, die zielstrebig in den wirtschaftlichen, wissen schaftlichen und allgemeinen Fortschritt Russlands ihr Wis sen und Können investierten. So entschloss sich Edmund Mater zu einem vierbändigen Naschlagewerk „Autorenlexi kon der Russlanddeutschen“, denn entscheidend für dieses Werk war, dass jeder dieser Autoren die bedeutendsten Augenblicke seines Lebens und seiner Forschungen schrift lich festgehalten hat, dass ihre wissenschaftlichen, philo sophischen und literarischen Forschungsarbeiten auch veröffentlicht, gelesen und mehrere davon sogar mehrmals verlegt wurden… 47 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Aber dieses Nachschlagwerk war erst der Anfang: Nach nicht allzu langer Zeit häuften sich schon über fünf tausend Namen an! Unfassbar! Das Lexikon wurde erweitert, ver vollständigt und in „Enzyklopädie“ umgetauft. Die elektro nische Internetversion besteht heute aus acht Bänden mit Namen, Biografien und Bibliografien! Aber Edmund Mater weiß, dass dies bei Weitem noch nicht alles ist – auf seinem Tisch landen täglich mehrere Briefe, in denen über die oder jene Person, die unbedingt in der Enzyklopädie erwähnt werden muss, ausführlich berichtet wird. Doktor Wendelin Mangold – Pädagoge, Autor und Über setzer, schreibt im Vorwort zur Enzyklopädie: „Zum ersten Mal sind darunter auch ganz junge Namen, wie z.B. Anna Schmidt, die 1968 in Sibirien geboren ist… Edmund Mater verwendet eine besonders produktive Arbeitsmethode, setzt keine künstlichen Schranken. Wie immens dabei die Spannungsweite sein kann (bis tausend Jahre) veranschau lichen zwei Namen: Bruno von Querfurt (974) und Andre Geim (1958)“. Brun (Bruno von Querfurt) war einer der ersten deutschen Schriftsteller, der sich im Dezember 1007 nach Kiew begab um dort das Christentum zu predigen. Und er war es, der als erster die Kiewer Rus beschrieben hat. Andre Geim (Andreas Heim) – Physikprofessor und Direktor für Mesophysik und Nanotechnologie an der Bri tischen University of Manchester, wurde 2010 zum Nobel preisträger für Physik nominiert… Insgesamt umfasst dieses Werk die Geschichte eines Jahrtausends. 2013 feierte man 250 Jahre russlanddeutscher Geschichte, der offiziellen Geschichte, mit der heutzutage alle vertraut sind. Aber der Inhalt der Enzyklopädie von Mater bezieht sich nicht allein auf diesen kurzen Abschnitt, denn die gesamte Geschichte der Deutschen in Russland nahm deutlich früher ihren Anfang. Es waren deutsche Geistliche, Kaufleute, Lehrer, Ärzte, Wissenschaftler u.a., die über Jahr hunderte hinweg den Weg nach Russland fanden und nicht nur im westlichen, sondern auch im östlichen Teil Russ lands (Sachalin, Alaska) in vielen Bereichen des wirtschaft lichen, wissenschaftlichen und öffentlichen Lebens erfolg reich tätig waren. Viele Momente dieser Geschichte sind in der Enzyklopädie von Edmund Mater festgehalten. In Namen, Titeln und Biografien. Jeder, der sich für diese Geschichte interessiert, kann sie heute unter www.edarmer.de Enzyklopädie ab rufen und sich über die Menschen, die diese Geschichte machten, informieren. Robert Burau verlegt Literatur der Russland-Deutschen Es ist bekannt, wie schwierig es für die russlanddeutschen Autoren ist, auf den deutschen Büchermarkt an Verlage zu kommen. Deshalb hat sich einer aufgemacht, einen Verlag zu gründen, der überwiegend Werke deutscher Autoren aus Russland herausbringt, den „BMV Verlag Robert Burau“. Robert Burau wurde 1944 in Annaberg, Oberschweiz, ge boren, wohin es seine Eltern aus der Ukraine verschlagen hatte. Nach Kriegsende wurde die Familie mit vielen ande ren Russland-deutschen von den Sowjets in den Nord-Ural gebracht, wo Robert heranwuchs und zur Schule ging. Er war 14, als seine Eltern, nach der Abschaffung der Komman dantur, 1958 beschlossen, aus der Kälte in die warme Ge gend nach Südkasachstan in die Nähe von Alma-Aty umzu ziehen, wo er den Schulabschluss machte und anschließend in Alma-Aty studierte. Seit seiner Kindheit hat Robert Burau viel und gerne gelesen, von Abenteuerbüchern bis zur Klassik. In seiner Jugend gab es in Verbannungsorten der ehemaligen Sowjetunion wie Sibirien und Kasachstan so viel wie keine Bücher in deutscher Sprache. Erst in den 60iger Jahren konnte man in der damals einzigen deutschsprachigen Zeitung „Neues Leben“ Werke russ-landdeutscher Schriftsteller und Dichter lesen. Während seines Studiums lernte er einige bekannte russlanddeutsche Autoren wie Johan Warkentin, Dominik Hollmann, Ewald Katzenstein und andere kennen, die ihn stark beeindruckten und nachhaltig beeinflussten. In Deutschland, wo Robert Burau seit 1998 lebt, erfüllte er seinen Traum und gründete einen Verlag, um etwas zur russlanddeutschen Kultur beizutragen. Davor sammelte er Informationen über den Büchermarkt, Autoren, Drucke reien. Man konnte ihn oft auf Seminaren der Landsmann schaft sehen, wo er notwendige Kontakte zu Autoren und Künstlern knüpfte. Fünf russlanddeutsche Autoren, deren Werke im „BMV Ver lag Robert Burau“ veröffentlicht wurden, sind mit dem russ landdeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Bis dato sind mehr als 90 Titel von rund 35 Autoren erschienen, weitere sind in Arbeit. (Rose Steinmark, Münster) Rose Steinmark 48 Lomtev, Denis Geistliche Musikkultur der Deutschen in Russland, Historie Rundschreiben Nr. 3 Robert Burau Burau Verlag BMV Verlag Robert Burau www.bmv-burau.de Bestellungen: Telefon 0 52 02 / 27 70 Telefax 0 52 02 / 27 71 [email protected] und im Buchhandel Weitere Informationen: Deutsch-Russische Gesellschaft Paderborn e.V. (Präsident: Stefan Schwan) Grube 4, 33098 Paderborn Telefon 0 52 51 / 5 08 99 25 [email protected] JSDR – Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russland Jugend aktiv in Europa Werbeschilder mit Politikern und Parteien hingen an den Straßen und man hörte Diskussionen. Das war die Zeit der Europawahlen. Es war nicht die interessanteste Zeitspanne, aber doch hat man sich die Fragen gestellt: Was sind über haupt diese Europawahlen? Wie wird das Interesse der Bürger dazu geweckt? September 2014 Teilnehmende am Workshop „Jugend aktiv in Europa“ in Senden. Einer der wichtigsten Tagespunkte war eine Diskussion mit lokalen Politikern aus den Fraktionen SPD (Gerd Buchholz), CDU (Alfons Hues) und Dr. Christian Vogt. Diese fand in einer freundschaftlichen Atmosphäre statt, in der die Gäste ihre Erfahrungen teilen, auf Fragen der Teilnehmenden ant worten und auch an einem politischen Quizspiel teilnehmen konnten. Als Ergebnis des Workshops wurde Flyer entworfen. Die Teilnehmenden hatten zum Schluss auch die Möglichkeit, sich über ihre erworbenen Kenntnisse auszutauschen. Für die Zukunft hoffen alle auf eine Teilnahme an neuen span nenden Projekten. Der Vorstand des FSKV Prestige e.V. bedankt sich herzlich bei der für die Organisation zuständigen Gruppe und bei allen Teilnehmenden für die angenehme Zusammenarbeit. Besonderer Dank gilt der Bundeszentrale für politische Bildung, sowie dem Bürgermeister, dem Kulturamt und den Ortsvorständen der Fraktionen von SPD und CDU der Gemeinde Senden, dem Vorstand des JSDR-NRW e.V., Kreisgruppe Münster der LMDR e.V. und dem Leiter des Projektes „Wir in NRW“. (Viktoria Wolzenin) Weitere Informationen: www.facebook.com/fskv.prestige Diese nicht so leichte Aufgabe hat der Familien-, Sportund Kulturverein Prestige e.V. am 18. Mai 2014 übernom men. Im Rahmen des Projektes „Meine Stimme – deine Wahl“ der Bundeszentrale für politische Bildung wurde zu diesem Zweck ein Workshop „Jugend aktiv in Europa“ mit Unterstützung des JSDR-NRW e.V. erfolgreich durchge führt. Das Projekt war vor allem an Jugendliche gerichtet, die ehrenamtlich aktiv und politisch interessiert sind. Es sollte außerdem das Interesse bei politisch passiven Jugendlichen wecken, indem wir an das Thema EU, EU-Län der und die EU-Wahlen spielerisch herangingen. 49 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen Ein erfolgreiches Schulungswochenende im Münsterland An einem Wochenende im Juli fand in Münsterland eine Schulung des JSDR NRW statt. Die Schulung befasste sich mit Methoden der Jugendarbeit in Migrantenselbstorgani sationen. In den MSO entwickelt sich die Jugendarbeit in den letzten Jahren sehr schnell, aber leider fehlen die rich tigen Arbeitsweisen. Dank solcher Seminare kann an Feh lern gearbeitet werden und neue Arbeitsweisen erprobt werden. Als Vorbereitung auf das Sommercamp des JSDR im August dieses Jahres waren aus dem Kreis der rund 25 Teilnehmer, vor allem die Betreuer der Kinder- und Jugendgruppen inte ressiert an den Inhalten, die von Ekaterina Dubatovka und Julia Iwakin vermittelt wurden. Zudem konnten sich die Ver anstalter über jüngere Interessenten im Alter von 13 bis 17 Jahren freuen, das zeigt, dass für Nachwuchs in der Jugend arbeit gesorgt ist. Am diesem Wochenende waren sogar Familien mit Kindern dabei, da während des Seminars auch für Kinderbetreuung gesorgt wurde und die Eltern somit ungestört und ohne Sorge der Schulung folgen konnten. Die Pausen hat man für gemeinsame Sportaktivitäten, wie Volleyball genutzt. In der Abschlussrunde am Sonntag gab es durchweg posi tives Feedback und den Wunsch nach mehr solcher infor mativen Veranstaltungen. Alles in allem, war es eine sehr informative, familienfreund liche Schulung, in der viele Faktoren zusammenkamen und es den Veranstaltern gelang, diese gut zu verbinden. An den neu erarbeiteten Projekten zeigt sich auch die Nachhaltig keit solcher Schulungen. Bei Interesse können alle Veranstaltungen des JSDR NRW e.V. im Internet auf jsdr-nrw.de einge sehen werden. (Julia Iwakin, Oerlinghausen) In den Jugendgruppen des JSDR finden viele Veranstal tungen von und mit Jugendlichen statt. Das heißt, es gibt schon Erfahrung. In dieser Schulung galt es, Kenntnisse zu erweitern und neue Multiplikatoren zu gewinnen. Durch dynamische Gruppenaktivitäten wurden Grundlagen der Gruppendynamik am eigenen Leib erprobt. Außerdem wur den die verschiedenen Strukturen der Jugendarbeit vor gestellt und erarbeitet. Am Ende wurde sogar ein Konzept für die Sommeraktivität erstellt, die im August bei Münster stattfinden wird. Arbeit in den Gruppen beim Seminar in Nottuln. Kreative Methoden der Jugendarbeit. 50 Jahrmarkt, Festtage und Klettern an einem Wochenende Ein ereignisvolles Wochenende fand beim JSDR Landesver band NRW vor dem Pfingstfest statt. An drei verschiedenen Veranstaltungen in drei verschiedenen Ecken Deutschlands haben die Mitglieder des Verbandes teilgenommen. Am 7. und 8. Juni haben Julia Iwakin und Waldemar Weiz die Organisation JSDR bei dem Jahrmarkt der Landsleute in Bad Salzuflen bei Bielefeld vorgestellt. An zwei Tagen haben die Vertreter des JSDR zahlreiche Gespräche mit vielen Besuchern des Jahrmarktes durchgeführt. Am Info stand des JSDR und seines Partners UVDR (Unternehmer verband der Deutschen aus Russland) wurden Projekte und Veranstaltungen der beiden Organisationen vorgestellt. Unter den Besuchern des Infostandes war auch die stell vertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der Deutschen Kultur aus Russland Olga Martens. Trotz des heißen Wetters war der Jahrmarkt gut besucht. Neben den Präsentationen von verschiedenen Unternehmen und Orga nisationen war auch ein interessantes Kulturprogramm vorbereitet. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Die Vorsitzende des Internationalen Verbandes der Deutschen Kultur aus Russland Olga Martens (m.) neben Waldemar Weiz und Julia Iwakin besuchte den Infostand. Viel Spaß hatten die Jugendlichen vom JSDR im Kletterwald bei Aachen. Julia Iwakin am Infostand des JSDR in Bad Salzuflen. Jugendliche aus Aachen, Düsseldorf und Köln konnten ihre Kräfte messen. Siegfried Dinges, Vorsitzender des JSDR NRW zusammen mit anderen Vertretern des JSDR aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg am Infostand in Berlin. Vom 6. bis 8. Juni hat der Vorsitzende des JSDR NRW Siegfried Dinges zusammen mit anderen Vertretern des JSDR aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die Organisation bei den Deutsch-Russischen Festtagen in Berlin vertreten. Auch ein Infostand über Projekte des JSDR wurde organisiert, an den es zahlreiche Gespräche mit Besuchern gab. Gemeinsame Präsentationen mit den Part nern vom Internationalen Verband der deutschen Kultur standen auch auf der Liste. Die drei Tage waren anstren gend, aber sind gut auch schnell vergangen. Am 08. Juni, in einer anderen Ecke Deutschlands, nahe der belgischen Grenze, haben sich mehr als 60 Jugendliche und junge Erwachsene in Aachen getroffen, um gemeinsam einen Ausflug in den Kletterwald zu unternehmen. Junge Leute aus Aachen, Düsseldorf, Köln und anderen nahelie genden Kreisen hatten dort die Möglichkeit, ihre Kräfte in der der Höhe auszuprobieren. Zur Verfügung standen zwölf Parcours mit verschiedenen Gerüsten auf einer Höhe von einem bis zu 22 Metern. Ganz mutige Akrobaten versuch ten sogar, ein wackliges Brücklein in zehn Metern Höhe mit dem Fahrrad zu überwinden. Nach dem Klettern haben sich die Vertreter der Gruppen beim gemeinsamen Grillen über ihre Aktivitäten unterhalten und über weitere Pläne diskutiert. Der Sommer ist gewöhnlich eine Zeit der Ruhe. Aber die Mitglieder des JSDR erwarten auch weiterhin in diesem Sommer spannungsvolle Tage: Workshops, Sommercamp, erlebnispädagogische Aktivitäten, auch internationale Jugendbegegnungen. Das heißt – immer weiter mit dem Motto des JSDR „Wir sind da!“ (JSDR NRW) 51 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen JSDR Sommercamp 2014 in Nottuln. „In 8 Tagen um die Welt“ – zu Gast bei Freunden in Nottuln 61 Kinder, 16 Betreuer, 8 Tage und 6 Länder… So sieht die Statistik des JSDR – Sommercamps 2014 in Nottuln aus. Und das alles mit viel Spaß, Tanz, Musik und Bewegung. Der Jugend- und Studentenring der Deutschen aus Russ land, Landesverband NRW e.V., veranstaltet seit zwei Jahren in der Ferienzeit ein Freizeitcamp für Kinder und Jugend liche. Das Sommercamp hat jedes Jahr einen anderen Ko operationsverein vor Ort und wandert durch NRW. Dieses Jahr hat es uns ins Münsterland verschlagen. Hier haben wir als Gastgeber und Partner den Sendener Familien-, Sport- und Kulturverein „Prestige“ unter der Leitung von Andreas und Julia Wolzenin, die die Idee des Sommercamps ins Leben gerufen hatten und seit drei Jahren das Camp leiten. Dieses Jahr sind wir ganz besonderes stolz, denn das Som mercamp ist bundesweit ausgeschrieben. Wir haben sogar Teilnehmer und Betreuer aus Russland und Kasachstan. Und das ist etwas Besonderes, wenn man sieht, wie viel Unruhe in der Welt in der letzten Zeit herrscht. Aber Freund schaft und gute Partnerschaft überwinden alles. Das Programm des Camps ist ganz bunt, musikalisch und kreativ. Die Kinder und Jugendlichen unternehmen eine „Weltreise“ durch 6 Länder: Brasilien, Spanien, Afrika, Indien, Russland und kommen zurück nach Deutschland. Die Ent decker können während dieser Reise die Traditionen, die Musik und Tänze der Länder aus einer neuen Perspektive sehen und sich für die neuen Kulturen begeistern. In krea tiven Gruppen, wie in der Tanz-AG, Basteln, Singen, der Reporter-AG und dem Filmstudio entfalten sich die Talente und die Ideen der Kinder. Ein besonderes Highlight des Camps war die Gruppe aus Kasachstan, die mit erstaunlicher Begeisterung, Freude und Hilfsbereitschaft die Geschehnisse und Aktionen im Camp bereicherte und unterstützte. Ein großer Dank geht an die Jugendherberge Nottuln, die die wunderbaren räumlichen Möglichkeiten für ein solches Unternehmen, wie das Freizeitcamp für die Kinder bot. Sicherheit, gutes Essen und freundliche Begleitung des Personals werden hier groß geschrieben. Weitere Informationen: www.jsdr-nrw.de www.facebook.com/fskv.prestige Alexander Böttcher LmDR e.V. KG Heinsberg www.lmdr.de/heinsberg JSDR NRW www.jsdr-nrw.de Telefon 01 78 / 8 68 45 09 52 Rundschreiben Nr. 3 Gruppenfoto in Xanten: djo-Deutsche Jugend in Europa – hier gehört man dazu. djo-Deutsche Jugend in Europa Landesverband NRW e.V. „Das große Spektakulum“ – 180 Teilnehmer beim 5. Kulturprojekt der djoNRW Vom 29. Mai bis zum 1. Juni fand in Xanten das 5. Kultur projekt des Landesverbandes NRW der djo-Deutsche Jugend in Europa statt. Unter dem Motto „Das große Spek takulum – Wir erleben das Mittelalter“ trafen sich rund 180 djo’ler in der Jugendherberge Xanten. Alles was zu einem gelungenen Wochenende gehört, wurde geboten: nette Menschen und ein spannendes Programm. Die großen und kleinen Gäste erwartete beim 4-tägigen djoNRW Kulturprojekt viel Abwechslung. Manche Teilneh mer hatten sich – passend zu dem Motto der Veranstal tung – in mittelalterliche Gewänder gekleidet. In der Jugendherberge Xanten begrüßte der Landesvor sitzende, Christian Gradt, die zahlreich angereisten djo’ler. Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer der Vorstel lung des Programms der folgenden Tage. „Besucht Veran staltungen, knüpft Kontakte, macht etwas gemeinsam. Bewegt etwas. Probiert euch aus“, lautete der Appell des Landesvorsitzenden. Ein Aufruf, der nicht nur für das Kul turprojekt in Xanten gilt, denn die djoNRW und ihre zahl reichen Gruppen bieten seit über 60 Jahren abwechslungs reiche Veranstaltungen, die dem jeweiligen Zeitgeist ent sprechen. Alle zwei Jahre treffen sich ältere und jüngere djo’ler an wechselnden Orten in NRW, um beim Kulturprojekt gemein sam Spaß zu haben und um etwas zu erleben. Herbert Schnalle, hauptverantwortlicher Organisator des 5. Kultur projekts der, brachte es in seiner Einführungsrede auf den Punkt: „Das Kulturprojekt ist eine Begegnung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren“. Und so boten auch die generationsübergreifenden Workshops, die an den ersten beiden Tagen des Kulturprojekts stattfanden, für alle etwas. Wer sich handwerklich betätigen wollte, war bei den Workshops Spinnen und Filzen genau richtig. Oder September 2014 Gruppenfoto am Bootshafen: Am Xantener Hafen wurde es bunt! Mit Musik, Tanz und Gesang zeigten die djo-Gruppen ihr Können. darf es musikalisch sein? Dann lockten die Workshops zu Tanz, Singen und Musik. Und die ganz Mutigen konnten sich im Feuerspucken versuchen – da durfte es auch schon mal heißer werden. Der erste Abend diente dem Kennenlernen oder bei den langjährigen Mitgliedern der djo dem Wiedersehen „alter“ Freunde. Es wurde ein stimmungsvoller Begegnungsabend mit Mitmachaktionen der Gruppen zum Thema des Kultur projektes. Freitags erwartete die Teilnehmer des Kulturprojektes ein zusätzliches Angebot außerhalb der Jugendherberge: ein externer Workshop im Xantener Siegfriedmuseum. Hier gab es ein Museum zum Anfassen und Mitmachen. ‚Wie schwer ist ein Helm und wie trägt er sich‘? Diese Frage durfte durch Ausprobieren selbst beantwortet werden. Ein anschließendes „Kreativangebot“ gab gute Einblicke in den Alltag im Mittelalter. Nicht nur rund um die Jugendherberge oder wo auch immer djo’ler sich versammelten, stand das Mittelalter im Vordergrund. Ganz Xanten war an diesem Wochenende zu einer mittelalterlichen Stadt geworden. Zeitgleich mit dem Kulturprojekt fand entlang der Xantener Stadtmauern das 12. Siegfriedspektakel mit einem mittelalterlichen Markt, Musikanten, Handwerker- und Krämerständen, Rittertur nieren und vielen anderen Attraktionen statt. Workshop: Beim Feuerspucken wurde es heiß. 53 4 Mitteilungen von Verbänden und Vereinen (v.l.) Merfin Demir und Kamuran Sezer: Einer der ersten Gratulanten, der Institutsleiter von futureorg, Kamuran Sezer. Foto: Dr. Christian Kahl Auftritte am Bootshafen: Tanz und gute Laune. djo zeigt, wie bunt sie ist Für viele Teilnehmer war der Samstag der Höhepunkt des 5. Kulturprojektes. Im Xantener Bootshafen zeigten einige djo-Gruppen ihr Können. Darunter waren auch die Klingende Windrose, das Kinder-Musik-Theater „Der Spaß!“, der Folklorekreis Eurode, die Danzdeel Salzkotten, die Kinderspielschar djo Rheinland und der djo Familien-Volks tanzkreis Düsseldorf-Rath. Hier zeigte sich, wie bunt die djoNRW ist. Vielen Zuschauern war die djo-Deutsche Jugend in Europa bis dahin noch unbekannt gewesen. Doch die traditionellen Tänze und Trachten aus Ostpreußen, Schlesien, Siebenbür gen, Pommern und dem Rheinland, wie sie etwa die Klingen de Windrose zeigte, ließen das Publikum staunen. Daneben sorgten moderne Tänze und Lieder von „Der Spaß!“ für reichlich Abwechslung. Bei allen Auftritten bewies der Applaus, dass hier Interesse geweckt wurde und der Mix aus Folklore und Moderne stimmte. Damit hinterließ die djo NRW in Xanten eindrucksvoll ihre Visitenkarte. Merfin Demir erhält Auszeichnung „Erfolgsgeschichte“ Am 25. Juni 2014 erhielt Merfin Demir, Vorsitzender von TernoDrom, einer Gruppe des Landesverbandes NRW der djo-Deutsche Jugend in Europa, den Preis für die „Erfolgs geschichte des Monats Juni 2014“. Die Auszeichnung er folgte durch „Synko Synergie Köln e.V.“ und fand im Rah men des Projektes „TransVer-Offensive“ in Dortmund statt. Mit dem Preis „Erfolgsgeschichte“ werden Persönlichkeiten mit Migrationshintergrund ausgezeichnet, die einen vor bildlichen persönlichen sowie beruflichen Erfolg geleistet haben und mit ihrer Arbeit, ihrem Engagement und Wirken auf unterschiedliche Weise zum Wohl dieses Landes beitra gen. Das Projekt „TransVer-Offensive“ wird von der Euro päischen Union und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen des XENOS II-Programms gefördert. Merfin Demir wurde 1980 als Sohn muslimischer Roma in Skopje/Mazedonien geboren und kam 1988 nach Deutsch land. Seit vielen Jahren engagiert er sich im sozialen Bereich. 54 Ein Schwerpunkt ist dabei die Integration junger Roma im Großraum Düsseldorf. Als Geschäftsführer der Interkul turellen Jugendorganisation von Roma und Nichtroma in Nordrhein-Westfalen, TernoDrom e.V., einer Gruppe des Landesverbands NRW der djo-Deutsche Jugend in Europa hat er hier viele Möglichkeiten. So entstand in Kooperation mit der Städtischen Jugendfreizeiteinrichtung V24 der Landeshauptstadt Düsseldorf 2011 das Gewaltpräventions projekt „beyoung&roma“. Das Projekt wird vom Bundes amt für Migration und Flüchtlinge sowie der Aktion Mensch gefördert. „beyoung&roma“ unterstützt junge Roma aus Düsseldorf und Umgebung bei ihrer individuellen gesell schaftlichen Integration. Angebote zur Gewaltprävention sind dabei ebenso Teil des Projektes, wie Bildungsveran staltungen und Kulturangebote. Ein großes Anliegen ist es Merfin Demir, dass hier eine community entsteht, die selbst nach Lösungsvorschlägen sucht. „Wir müssen aus dem Schatten treten und selbst aktiv werden. Wir müssen uns stets fragen: Mit welchen Konzeptionen kann die commu nity zur erfolgreichen Integration von Roma beitragen?“ Seit Januar 2012 verleiht „Synko Synergie Köln e.V.“ im Rah men des Projektes „TransVer-Offensive“ in unregelmäßigen Abständen die Auszeichnung für die „Erfolgsgeschichte“. Die bisherigen Preisträger gehen den unterschiedlichsten Berufen und Tätigkeiten nach und haben alle ihre ganz eige ne Biografie. So gehören etwa der SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug, die CDU-Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf, der Unternehmer Mustafa Eyice, die Islam- und Religionswissenschaftlerin Frau Dr. Soumaya Louhichi- Güzel, der Künstler Mehmet Güler oder die Polizeikommis sarin Emine Tayfur zu den bisherigen Preisträgern. Merfin Demir selbst war von der Auszeichnung „Erfolgsge schichte des Monats Juni 2014“ sehr überrascht und empfand es als eine große Ehre. „Es ist ein Ansporn für mich, aber auch für das ganze Team von TernoDrom. Ich nehme die Auszeichnung nicht nur für mich persönlich, sondern für alle Mitarbeiter, Unterstützer und Freunde von TernoDrom dankbar an. Wir werden dort weitermachen, wo wir jetzt stehen“, versprach der Preisträger. (djo-Deutsche Jugend in Europa von Dr. Christian Kahl) Rundschreiben Nr. 3 September 2014 djo – Deutsche Jugend in Europa Landesverband NRW e.V. Dr. Christian Kahl Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.djonrw.de www.facebook.com/djo.lv.nrw www.facebook.com/djo.Himmighausen Landesverband NRW e.V. Fritz-Gressard-Platz 4 - 9, 40721 Hilden Telefon 0 21 03 / 6 94 84 Telefax 0 21 03 / 2 29 65 [email protected], www.djonrw.de Konstituierende Sitzung des neuen Landesvorstands der Sudetendeutschen Landsmannschaft NRW im NRW-Landtag (v.l.): Rüdiger Goldmann, Günter Reichert, Karin Fuhrmann, Werner Jostmeier MdL, Brigitta Gottmann, Irmgard Abelsmann, Franz Zinecker, Dietmar Hein und Peter Hucker. Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Landesvorstand tagt im Landtag Zu seiner konstituierenden Sitzung ist der neu gewählte Landesvorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Sudetendeutschen Landsmannschaft Mitte Juni in Düsseldorf zusammengetroffen. Dabei wurden die Zuständigkeiten der einzelnen Vorstands mitglieder zum Teil neu geregelt. Der Landesobmann, Günter Reichert (KG Bonn), trägt die Verantwortung für die Heimatpolitik und die Pressearbeit. Von den Stellver tretenden Landesobmännern sind Rüdiger Goldmann (KG Düsseldorf) für die Verbindungen zum NRW-Landesverband des Bundes der Vertriebenen sowie zur Stiftung GerhartHauptmann-Haus und Franz Zinecker (KG Bochum) für die Kulturarbeit sowie den Kontakt zur Arbeitsgemeinschaft „Sudetendeutsche Mittlere Generation“ zuständig. Als weitere Stellvertretende Landesobfrau steht Karin Fuhr mann (KG Düsseldorf) bereit. Als Schriftführerin fungiert weiterhin Irmgard Abelsmann (Wesel). Roland Janik (KG Bonn) hat neu die Vermögensverwaltung übernommen und betreut weiterhin den Internet-Auftritt der SL NRW. Von den Beisitzern kümmern sich Rüdiger Eichhorn (Minden) als Regionalbeauftragter um Ostwestfalen und Gottfried König (KG Krefeld) als Organisationsreferent um die Kon takte zu den Kreisgruppen und den Einzelmitgliedern. Brigitta Gottmann (KG Lüdenscheid) hat weiterhin das Amt der Landesfrauenreferentin inne. Für die Geschäfts führung steht auch in Zukunft Erika Hoppe (KG Krefeld) zur Verfügung. Als Ständige Gäste werden Oskar Böse (Düsseldorf), Dietmar Hein (KG Mülheim an der Ruhr), Peter Hucker (KG Bielefeld) und Walter Zinecker (KG Bochum) zu den Sitzungen des Landesvorstands einge laden. Als weitere Regionalbeauftragte wurden berufen: Franz Zinecker für das Münsterland, Gottfried König für den Niederrhein, Karin Fuhrmann für Düsseldorf und das Bergische Land, Günter Reichert für das Rheinland, Dietmar Hein für das Ruhrgebiet und Brigitta Gottmann für das Sauerland. Die Sitzung des Landesvorstands fand auf Einladung des Beauftragten der CDU-Fraktion für Heimatvertriebene, Spätaussiedler und Flüchtlinge, Werner Jostmeier MdL, im nordrhein-westfälischen Landtag statt. Jostmeier, dessen Frau sudetendeutsche Vorfahren aus Teplitz hat, schilderte insbesondere seine Bemühungen um die Wiedereinrichtung eines Lehrstuhls für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, um die Vereinfachung der Richtlinien des Lan des Nordrhein-Westfalen zur Förderung von Maßnahmen gemäß § 96 BVFG sowie um die Einführung eines bundes weiten Gedenktags an die Opfer von Vertreibungen. (Dr. Günter Reichert) Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Landesgeschäftsstelle Preußenring 17 47798 Krefeld Telefon 0 21 51 / 77 35 81 [email protected] Landesvorsitzender ist: Dr. Günter Reichert Krummölser Straße 6 53604 Bad Honnef Telefon 0 22 24 / 8 08 64 [email protected] 55 5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit 5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit Seelsorgstelle für katholische Deutsche aus Russland und den anderen GUS-Staaten Die Seelsorgstelle in Bonn hat neue Räume bezogen Wir sind umgezogen! Diesen Satz musste ich in den letzten Wochen und Monaten häufig verwenden. Geduld war angesagt, denn es dauerte, bis alles wieder einwandfrei funktionierte, die Technik, die Abläufe. Nun darf wieder Normalität einkehren. Wo es möglich war, haben wir die neue Adresse und die Verbindungsdaten per E-Mail zuge schickt. Doch haben wir sicher nicht alle erreichen können, deshalb ist die Adresse noch mal hier unten angefügt. Unsere neue Anschrift. Umzüge sind zeitaufwändig und kosten viel Geld. Obwohl das Haus der Deutschen Bischofskonferenz uns in dieser Zeit großzügig unterstützt hat, blieben doch einige Un kosten, die die Seelsorgstelle selbst zu stemmen hatte, übrig. Zu Buche schlagen vor allem die zu entrichtenden Mietkosten. Das hat natürlich Konsequenzen für unser Programm im zweiten Halbjahr. So mussten wir die Sternwallfahrt nach Kevelaer kurzfristig absagen, weil es zeitlich und finanziell nicht mehr zu meistern war. Diese Wallfahrt soll aber nächstes Jahr, am Samstag, 26.9.2015, nachgeholt werden. Ich bitte hierfür um Verständnis, gerade jene Menschen, die sich schon seit längerer Zeit darauf gefreut haben. 56 Rückblick auf ein segenreiches Leben – Priesterjubiläum von Pater Eugen Reinhard Pater Eugen Reinhard, von 1990 bis 2004 Visitator für die deutschen Katholiken aus Russland, feierte am 28. Juni auf den Philippinen sein 50-jähriges Priesterjubiläum. In einem Brief, den wir hier veröffentlichen, erzählt er über sein Leben, seine Berufung, den abenteuerlichen Anfang auf den Philippinen und verrät dabei Details, die er in seiner bescheidenen Art meist für sich behielt. Ein Brief, spannend zu lesen, ein Leben großer Ideen und Aktionen. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 57 5 58 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit Rundschreiben Nr. 3 Pater Eugen Reinhard Wir gratulieren Pater Eugen Reinhard zu seinem Jubiläum und wünschen ihm noch viele schöne und erfüllte Jahre auf den Philippinen. Zugleich danken wir ihm für seinen leiden schaftlichen Einsatz für unsere Landsleute in den stürmi schen Jahren der großen Einreise nach Deutschland. Viele Menschen verbinden mit seinem Namen Güte und Trost in den ersten Stunden der Ankunft, Hilfsbereitschaft, Entschlossenheit sowie Humor. Ad multos annos, lieber Pater Eugen, von all denen, die Dich kennen und schätzen gelernt haben! 7. Sternwallfahrt Heimat bei Gott Ganz im Zeichen um die Seligsprechung für den Priester Ladislaus Bukowinski stand am Samstag, 12. Juli die 7. Sternwallfahrt der katholisch Deutschen aus Russland und anderer GUS-Staaten, zu der die Seelsorgestelle Bonn mit Visitator Msgr. Dr. Alexander Hoffmann auch heuer wieder nach Altötting eingeladen hatte. September 2014 Visitator Msgr. Dr. Alexander Hoffmann. Foto: LmDR 2014 von Papst Franziskus als ordentliches Mitglied in die Kongregation für die orientalischen Kirchen berufen). In seiner Predigt gab er seine Freude zum Ausdruck, gemein sam mit seinen Landsleuten Gott zu loben und zu preisen, aber auch auf die gefährliche Situation in Russland und der Ukraine verweisend: „Vergesst uns nicht!“, mit dem Aufruf zum Gebet „Gott möge allen beistehen, dass der Friede bewahrt bleibt“. In der Kirche Christi verehrten wir verschiedene Kategorien von Heiligen: die hl. Märtyrer, die in christlichem Glauben ihr Blut vergossen hätten oder die christlichen „Bekenner“, die ihres Glaubens wegen auf grausamste Art und Weise verfolgt wurden. Bischof Werth zitierte aus dem Matthäus-Evangelium: „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen!“ Aus ganz Bayern – mit Gruppen aus München, Nürnberg, Ingolstadt, Augsburg, Ulm, Regensburg und Straubing – begrüßte der Visitator die Wallfahrtsteilnehmer, nach dem festlichen Einzug mit Fahnenabordnungen zum Pilgergot tesdienst in der St. Anna-Basilika. Voran wurde das Bild ihres vielverehrten Priesters Ladislaus Bukowinski getragen und vor dem Volksaltar aufgestellt. Im Auftrag des Passauer Bischofs Stefan Oster begrüßte Msgr. Klaus Hoheisel, Ver triebenenseelsorger der Diözese Passau, die Russland deutschen Pilger mit dem Ausruf Jesu vom Evangelium der Samstag-Liturgie: „Fürchtet Euch nicht…!“ Die Worte Jesu gäben den Heimatvertriebenen Kraft, Trost und Hoffnung in gläubigem Vertrauen, immer „Heimat bei Gott“ zu finden, egal, wo wir auf der Welt wohnten, Glaubensgemeinschaft zu erfahren, gemeinsam mit Maria, der Gottesmutter, ge rade hier in Altötting. Den weitesten Weg ins Herz Bayerns zurückgelegt hatte der Hauptzelebrant und Festprediger, Bischof Joseph Werth aus Nowosibirsk / Kasachstan (2005 - 2011 Vorsitzender der Russischen Bischofskonferenz und seit 19. Februar Hauptzelebrant und Festprediger auf der Sternwallfahrt Bischof Joseph Werth aus Nowosibirsk / Kasachstan. 59 5 Nachrichten aus der evangelischen und katholischen Aussiedlerarbeit Nachrichten aus der evangelischen Kirche Martin Luther, Thomas Müntzer und die Bauernkriege Studienreise nach Mitteldeutschland im September Zusammen mit dem Aussiedlerbeauftragten der evangeli schen Kirche von Westfalen, Pfarrer Edgar L. Born, begeben wir uns auf eine Zeitreise und begegnen verschiedenen Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Sternwallfahrt der katholisch Deutschen aus Russland nach Altötting. Als vorbildhaften „Bekenner“ christlichen Glaubens sei Priester Ladislaus Bukowinski hervorzuheben: „1904 in Berdyczów geboren, siedelte seine Familie 1920 nach Polen um. Nach Jura- und Theologiestudium in Krakau wurde er 1931 zum Priester geweiht. Trotz Kriegswirren setzte er ab 1939 mutig sein seelsorgliches Wirken in den Ostpolni schen Gebieten fort und wurde 1941 vom NKWD (Volks kommissariat für innere Angelegenheiten der damaligen UdSSR) inhaftiert. Nach der Entlassung aus dem Gefäng nis half er Flüchtlingen und Gefangenen. Von 1945 - 1954 war er Gefangener in sowjetischen Ge fängnissen und Arbeitslagern. Dort besuchte er nach er schöpfender, mehrstündiger Arbeit Kranke im Gefängnis krankenhaus, ermutigte Mithäftlinge im Glauben und in der Hoffnung, spendete Sakramente und führte Exerzitien in verschiedenen Sprachen durch. Man habe ihm auch an geboten, ihn nach Polen auszuweisen, doch P. Bukowinski habe abgelehnt. 1954 nach Karaganda verbannt, leistete er geheime, seelsorgerische Arbeit und unternahm Missions reisen u.a. nach Alma-Ata, Tadschikistan und Aktiubinsk. Nach dreijähriger Haftstrafe in Karaganda setzte er seine seelsorgerische Arbeit fort und starb am 3. Dezember 1974. Sein Seligsprechungsprozess begann am 19. Juni 2006 in Krakau. Auch Papst Johannes Paul II. sei ein großer Ver ehrer P. Bukowinskis gewesen und habe gesagt: „Ich danke dem lieben Gott, dass ich ihn kennenlernen und mich an seinem Zeugnis erbauen konnte!“– denn P. Bukowinski sah darin eine große Freude, und Seligkeit, „den verlorenen Seelen“ nachzugehen, aufzusuchen und geistig beizuste hen mit der Bemerkung: „Dieses Glück hätte ich mit keinen Ehren und Reichtümern der Welt ausgetauscht!“ Seelsorgstelle für die Gläubigen aus der GUS Msgr. Dr. Alexander Hoffmann, Visitator DaR Am Hofgarten 12 53113 Bonn Telefon 02 28 / 40 97 38 20 Telefax 02 28 / 24 37 67 52 [email protected] www.kath-deutsche-aus-russland.de 60 Der eine – Martin Luther – gerät in Konflikt mit der „Obrig keit“ aus theologischen Gründen: Martin Luther kritisierte mit biblischen Argumenten das Geschäft mit der Religion und wird dafür vom Papst gebannt und vom Kaiser in Reichsacht genommen. Er kämpft gegen übermächtig er scheinende Gegner mit Worten und Tinte. Die Grenze des Widerstandes ergibt sich für ihn aus Römer 13, die er so übersetzt: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat… Wer sich nun der Obrigkeit wider setzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes…“. Der andere – Thomas Müntzer – einst Vertrauter und Freund Luthers, will sich damit nicht begnügen. Er folgt dem gesellschaftskritischen Ansatz aus Offenbarung 13 und geht darüber hinaus in den aktiven politischen Kampf gegen das, was er als Unrecht erkannt hat. Er wird zu einem Führer der Bauernkriege und lässt darin sein Leben. Mit dem dritten – Dietrich Bonhoeffer – fragen wir 70 Jahre nach dem Attentat auf Hitler (20.7.1944), ob es nicht auch Zeiten geben kann, wo man als Christ „dem Rade in die Speichen greifen“ muss. An geschichtsträchtigem Gebiet stellen sich Russland deutsche und Deutschlanddeutsche der Frage, in welcher Weise Christen sich heute politisch betätigen sollen und können. In Erfurt diskutieren sie mit Politiktreibenden im Landtag über ihre Einstellungen zum Spannungsfeld „Christentum und Politik“. Auf dem Heimweg besuchen wir das Grenz durchgangslager Friedland und informieren uns über die aktuelle Situation von Asyl suchenden und zuwandernden Menschen. Leitung: Edgar L. Born, Evangelische Akademie Villigst Sekretariat (Anmeldung und Informationen): Rosemarie Fäckeler Iserlohner Straße 25, 58239 Schwerte Telefon 0 23 04 / 7 55 - 3 46, Telefax 0 23 04 / 7 55 - 3 18 [email protected] www.akademie-villigst.de Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Kosten: Gemeinsame An- und Abreise, Unterkunft, Vollpension, Exkursionen 440,- € (55,- € für Menschen mit der Bescheinigung nach §15 BVFG). Anmeldung: Bitte melden Sie sich frühzeitig an. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung, Beschreibung der Abfahrtsorte und die Kontonummer, auf die Sie den Eigenbeitrag überweisen können. Der Aussiedlerbeauftragte Pfarrer Edgar L. Born ist per E-Mail zu erreichen unter: [email protected] Ansprechpartner: Evangelische Kirche von Westfalen Pfr. Edgar L. Born Telefon 0 23 04 / 75 53 44 [email protected] Seit kurzem hat der Kirchturm wieder ein Dach. Foto: Julia Michalskaja Asche zu Kirche Deutscher beschenkt sein Heimatdorf Karl Loor, Bauunternehmer aus Belgorod, lässt in der ehe maligen deutschen Wolgakolonie Zürich die 1992 ausge brannte Kirche seiner Vorfahren wiederaufbauen. Von wegen Provinz: In Zürich, einer der nördlichsten deutschen Siedlungen im Wolgagebiet, wurde 1877 eine majestätische lutherische Kirche errichtet. Der Back steinbau hatte 111 Fenster, sein Turm war 38 Meter hoch. Das Projekt stammte vom deutschen Architekten Johann Eduard Jacobsthal, der in Berlin damals gerade zum Lan desbaumeister berufen worden war und unter anderem die Bahnhöfe Alexanderplatz und Bellevue entwarf. Für Zürich war das Beste gerade gut genug. Doch jetzt erhält das Wahrzeichen von Zürich eine zweite Chance. Seit 2013 wird es orginalgetreu wiederaufgebaut – dank Karl Loor. Der 58-jährige Russlanddeutsche leitet eine Baufirma in Belgorod. Die Kirche ist sein persönlichstes Bauprojekt: Er wurde in Sibirien geboren, doch seine Fami lie lebte bis zur Deportation in Zürich. Der Wiederaufbau wird nach Schätzungen mehr als 50 Mil lionen Rubel kosten, umgerechnet über eine Million Euro. Eingeweiht werden soll die Kirche 2016. Ein Jahr später feiert Sorkino den 250. Jahrestag seiner Ortsgründung durch deutsche Siedler. (Moskauer Deutsche Zeitung vom 29.6.2014) In der Sowjetzeit verlor der Ort dann nicht nur seinen Namen und heißt seit 1942 Sorkino, auch die Kirche wurde als Dorfklub zweckentfremdet. Als in den 90er Jahren ihre Restaurierung begann, ließ ein Feuer nur Ruinen übrig. 61 6 Veröffentlichungen 6 Veröffentlichungen Neue Potenziale Zur Lage der Integration in Deutschland Von Franziska Woellert und Reiner Klingholz „Neue Potenziale – Zur Lage der Integration in Deutsch land“, so heißt die eben erschienene neue Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Wie be reits die viel diskutierte Vorgängerstudie „Ungenutzte Potenziale“ (2009) untersucht auch der neue Beitrag des Berlin-Instituts, unterstützt vom GfK Verein (eine NonProfit-Organisation zur Förderung der Marktforschung), die Fortschritte und Stolpersteine der Integration in Deutschland. Die Untersuchungen des Forscherteams um die Autoren Franziska Woellert und Reiner Klingholz stellen fest, dass sich über die fünf Jahre nur wenige Fortschritte ergeben haben. Doch die Folgen verpasster Integrations angebote in den letzten 40 Jahren sind weiterhin klar zu erkennen. Der Aussiedlergruppe, vor allem aus den Nach folgestaaten der Sowjetunion, gilt in dieser Studie eine besondere Aufmerksamkeit… Link zum Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: www.berlin-institut.org/publikationen/studien/ neue-potenziale.html Link zur Studie (pdf): www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/ Neue_Potenziale/Neue_Potenziale_online.pdf (www.lmdr.de) 62 Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Vielfältiges Deutschland. Bausteine für eine zukunftsfähige Gesellschaft Eine zukunftsfähige Gesellschaft, die einen anderen Umgang mit dem Thema „Migration“ kultivieren möchte als bisher, muss ihr Selbstverständnis verändern. Im 21. Jahrhundert tragen Konzepte nicht mehr, die ein natio nales „Wir“ von einem fremden „Die anderen“ unter scheiden. Was aber trägt statt-dessen? Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/ SID-55D7D91F-1CE593B8/bst/hs.xsl/ publikationen_120100.htm Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Vielfältiges Deutschland Bausteine für eine zukunftsfähige Gesellschaft 1. Auflage 2014, 550 Seiten, Broschüre ISBN 978-3-86793-506-7 28,- €, zzgl. Versandkosten Spätaussiedler Buch über die Auswanderer-Geschichte – Autor zog nach Hagen Er ist vor 21 Jahren als Spätaussiedler aus Russland nach Hagen-Helfe gekommen. Jetzt hat Erwin Hoffmann die Geschichte seiner Familie und die anderer Auswanderer in einem Buch beleuchtet. Der Titel: „Wanderer – Auf der Suche nach dem gelobten Land.“ Es gibt die Geschichte, von der der Unterricht in den Schu len handelt. Es geht um Schlachten, um Eroberungen, um Bündnisse, um Verträge und um Macht. Es gibt aber auch die andere Seite der Geschichte. Es ist die Geschichte der jenigen, die immer wieder ausbaden müssen, was Kaiser und Könige, was Zaren und Kanzler so aushandelten. Von dieser Geschichte handelt ein Buch, das Erwin Hoffmann aus Hagen-Helfe geschrieben hat. „Wanderer. Auf der Suche nach dem gelobten Land“ heißt es. Es ist ein Stück Familiengeschichte, die Erwin Hoffmann auf 260 Seiten zusammengetragen hat. Die seiner eigenen Familie und die von vielen anderen Familien, die ein ganz ähnliches Schicksal erfahren und erleiden mussten. Es ist ein Buch über das einfache Leben, über Armut und immer wieder über den Verlust von einem Stück Heimat. Das Buch über eine deutsche Familie, die im 19. Jahrhundert aus dem geteilten Polen gen Osten in das ukrainische Wolhynien auf gebrochen ist und Generati-onen später den Weg zurück nach Deutschland fand. Erwin Hoffmann kam vor 21 Jahren nach Hagen. Über die Geschichte der Auswanderer hat er ein Buch geschrieben. Foto: Jens Stubbe/Westfalenpost Hagen Erwin Hoffmanns Werk ist ein Geschichtsbuch voller Ge schichte und voller Geschichten geworden. „Es hätte wohl noch wesentlich umfangreicher sein können“, sagt er, „aber als ich fertig war, habe ich ein bisschen etwas gekürzt.“ Es sind Aufzeichnungen wie jene, die sich im Ledereinband mit der römischen Ziffer sechs befinden, die die Basis für Erwin Hoffmanns arbeiten bilden. „Es sind Aufzeichnungen meines Vaters, die er in den 70er und 80er Jahren des ver gangenen Jahrhunderts aufgeschrieben hat“, sagt Erwin Hoffmann. „Ich wusste, dass es sie gibt. Aber als ich noch jünger war, habe ich dem nie eine große Bedeutung beige messen.“ Erst als Hoffmann, der einstmals in Smolensk eine Molkerei leitete und nach seiner Auswanderung in Hagen zuletzt für das Sozialamt gearbeitet hat, pensioniert wurde, widmete er sich den Niederschriften seines Vaters. Heraus kommt eine Zusammenfassung für die Familie.„Als ich dann von meinem Bruder ein weiteres Buch meines Vaters erhalten habe, in dem es um Details des Lebens unserer Groß- und Urgroßeltern ging, habe ich begonnen, an dem Buch zu arbeiten“, sagt Hoffmann. Es erzählt von der Auswanderung nach Wolhynien, von der Vertreibung der dort lebenden Deutschen, der vorüber gehenden Rückkehr, vom stalinistischen Terror mit grau samen Morden, der Vertreibung der Familie nach Sibirien und der Rekrutierung des Vaters in die Arbeiterarmee und seinem Überlebenskampf in einer Kohlenmine. „Zwischen 1942 und 47 hat meine Mutter uns fünf Kinder alleine groß gezogen“, sagt Erwin Hoffmann. 63 6 Veröffentlichungen „Das war eine sehr schwere Zeit für viele deutschstämmige Familien. Unsere Mutter hat uns oft aus der Bibel vorge lesen. Am Ende hat sie es geschafft.“ Ausgemergelt und mit einem Magengeschwür kehrt der Vater fünf Jahre später zurück. „Erst da habe ich ihn kennengelernt“, so Erwin Hoffmann, „als er fortziehen musste, war ich ja erst ein Jahr alt.“ Erwin Hoffmann hat Glück. Er kann eine Schule besuchen, schafft sein Abitur und kann studieren. Bei der staatlichen Molkerei Smolensk findet er Ende der 70er Jahre eine An stellung als Ingenieur, wird schließlich Direktor. Trotzdem zieht es ihn weg aus der Hagener Partnerstadt. „Mir ist es dabei nie ums Geld gegangen“, sagt er, „ich wollte, dass die Familie deutsch bleibt, dass wir unsere Wurzeln nicht verlieren.“ Nach der Privatisierung der Molkerei bringt es sein Nachfolger zu Millionen. Neue Heimat in Hagen gefunden Erwin Hoffmann aber findet etwas anderes. Eine Heimat für sich und seine Familie. Er ist auch ein Wanderer, auf der Suche nach dem gelobten Land. Ob er es hier gefunden hat? „Wir hatten 21 Jahre in Deutschland, die nicht immer ungetrübt waren“, schreibt Erwin Hoffmann, der Wert da rauf legt, dass auch seine Enkel Russisch lernen, „aber wir sind mit unserem Leben zufrieden.“ „Wanderer – Auf der Suche nach dem gelobten Land“ Erwin Hoffmann Novum-Pro-Verlag ISBN 978399038425-1 23,20 € (Der Westen vom 29.7.2014 von Jens Stubbe / Westfalenpost Hagen) Artur Abich: Sibirische Meilen Eiskalte Winterzeiten, meterhohe Schneeverwehungen, brüllend heiße Sommer, endlose dichte Wälder, eine fast unberührte Natur. Weite Landschaften und bescheidene, an die Natur angepasste Menschen – Sibirien. Dieser Erlebnisbericht erzählt vom schmerzhaften Weg in die ferne Verbannung durch die Willkür des Machthabers und die damit verbundene unfreiwillige Ansiedlung in kleine, abgeschiedene Dörfer, die weit zerstreut in der Taiga liegen. Von dem nachfolgenden Wandlungsprozess in dieser rauen, fremden Welt, während auf der Tagesordnung nur eines fett geschrieben stand: Die quälenden Sorgen um das Über leben bei extremen Bedingungen. 64 Aber trotz dieser armseligen Eintönigkeit des Daseins entwickelte sich mit der Zeit doch die Leidenschaft für die bezaubernde, unübertreffliche Schönheit dieser unge störten Natur. Auch die von alters her bewahrten Bräuche und Sitten der Bewohner des Waldgebietes schildert diese Erzählung. Von selbst erlebten lustigen und traurigen Jägerund Fischergeschichten und die der alte Jäger neben dem flammenden Lagerfeuer im Freien erzählt hatte. Es sind hautnahe, wahre Geschichten von Menschenschick salen nicht nur aus einer schwierigen Zeit voller Entbehrun gen, sondern auch manche amüsante Erlebnisse. Artur Abich: Sibirische Meilen Verlag Winterwork, Auflage 1 Taschenbuch (Mai 2014), 490 Seiten, ISBN: 978-3-86468-704-4 Kulturvermittler über die Grenzen – Waldemar Weber zum 70. Geburtstag Mit seiner beachtlichen Leistung gehört Waldemar Weber (wohnhaft in Augsburg) zu den bedeutendsten Kulturver mittlern der Russlanddeutschen. Es gibt keinen großen deutschen Lyriker, der Waldemar Weber nicht seine Be kanntheit in Russland zu verdanken hätte: In mehreren Anthologien hat er so gut wie die gesamte Klassik des deutschen Gedichtes des 20. Jahrhunderts in russischer Sprache zugänglich gemacht. Gleichermaßen zu Hause in der deutschen und der russi schen Kultur, geschult an Gottfried Benn, Hans Magnus Enzensberger, Ingeborg Bachmann und vielen anderen, die Waldemar Weber in den 80er Jahren als Herausgeber von Anthologien mit eigenen und kollektiven Übersetzungen dem russischen Leser erschloss, kämpfte er gegen Abkap selung der russlanddeutschen Autoren an und forderte Orientierung an der deutschsprachigen Literatur des Westens im 20. Jahrhundert. Sprache und Literatur sind für Weber Mittel der Aufklärung und Umgestaltung. „Mit literarischem Anspruch und intel-lektueller Kompetenz, die den Sarkasmus einschließt, reich an emotionaler Ener gie, an Stoffen und Motiven und sicher im Gebrauch rheto rischer Mittel, lässt Weber die meisten russlanddeutschen Autoren weit hinter sich“, beschreibt die Literaturwissen schaftlerin Annelore Engel-Braunschmidt. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Waldemar Weber Gedichtband „Tränen sind Linsen“. Weber wurde am 24. September 1944 in Sarbala/Kemerowo in einer russlanddeutschen Familie geboren. Er studierte Germanistik und Slawistik in Moskau, war Mitarbeiter bei der Zentralzeitung der Russlanddeutschen „Neues Leben“ und bei der russlanddeutschen Redaktion von Radio Moskau. Seit 1969 arbeitet er als freischaffender Kultur journalist, Übersetzer, Herausgeber und machte sich einen Namen als Übersetzer westeuropäischer Lyrik und Prosa ins Russische, die in mehr als 50 Büchern und Anthologien in Moskau und St. Petersburg erschienen. Er verfasste kritische Beiträge über die russlanddeutsche und bundes deutsche Literatur, hielt Vorträge in Deutschland und Österreich und publiziert in russischen, österreichischen und deutschsprachigen Presse des Auslandes. Sein deutschsprachiger Eigenband „Tränen sind Linsen“ (1992, Moskau) fasst 104 Gedichte und elf Essays zusammen. Von 1990 bis 1992 war Weber Dozent am Gorki-Literatur institut in Moskau, wo er das Seminar für Poetik und Litera rische Übersetzung leitete. Von 1992 bis 1994 unterrichtete er als Gastprofessor an der Karl-Franzens-Universität Graz und an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck sowie 1995 / 1996 an den Universitäten von Wien und Innsbruck. Seit 2000 führt Weber zwei eigene Verlage – „WaldemarWeber-Verlag“ und „Verlag an der Wertach“, die unter ande rem Werke über die russlanddeutsche Geschichte heraus geben (www.waldemar-weber-verlag.de). Eines der bedeu tenden die Veröffentlichung „Die Zone der totalen Ruhe“ von Gerhard Wolter in deutscher und russischer Sprache. Diese Dokumentation über die organisierte Tötung der russlanddeutschen Volksgruppe im Zweiten Weltkrieg und danach, eine Art Archipel GULAG der Russlanddeutschen, ist ein Beitrag gegen das Relativieren oder Verharmlosen der Tragödie der Russlanddeutschen auf, die ein besseres Verständnis zwischen den Aussiedlern und Einheimischen fördert. Waldemar Weber ist Mitglied des PEN-Clubs von Liechten stein und des Verbandes der russischen Schriftsteller. Für sein vielfältiges Engagement wurde er 1993 mit dem Lite raturpreis des Großherzogtums Luxemburg, 2002 mit dem PEN-Preis für deutsche Lyrik Liechtenstein und 2002 mit dem Ersten Allrussischen und Internationalen MackowskiPreis für russische Prosa und Lyrik ausgezeichnet. Seit 2014 ist er wiederholt Juryvorsitzender des Russland deutschen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg, der in diesem Jahr wieder verliehen wird. Im Namen der Landsmannschaft wünscht die VadW- Redaktion Waldemar Weber weiterhin viel Schaffenskraft. (VdaW vom August - September 2014) Der Jubilar Waldemar Weber. 65 6 Veröffentlichungen Robert Korn: Der Lohn der Treue Mehr als zwölf Millionen Deutsche hatten durch Flucht und Vertreibung seit 1944 / 45 ihre Heimat verlassen müssen, über zwei Millionen hatten dabei den Tod gefunden. Die mehr als anderthalb Millionen Deutschen in der Sowjet union waren zu dieser Zeit schon längst deportiert, in Sibirien und Kasachstan interniert oder ins Ausland ver schleppt worden. Bücher aus dem Waldemar-Weber-Verlag und dem Verlag an der Wertach: Die Bestellungen sind an Waldemar Weber Verlag, Nordendorfer Weg 20, 86154 Augsburg zu richten. Telefon 08 21 / 4 19 04 31 und 08 21 / 4 19 04 33 Telefax 08 21 / 4 19 04 31 [email protected] Per Mausklick in versunkene Welten Als 1950 die Charta der deutschen Heimatvertriebenen unterzeichnet wurde, befanden sich die Wolgadeutschen und die anderen deutschen Gruppen in der UdSSR noch in polizeilichem Gewahrsam. Ihre Familien wurden gewalt sam getrennt, Männer ab 15 bis 60 und die Frauen ab 16 bis 50 Jahren mussten allein wegen ihrer deutschen Volks zugehörigkeit in den Urwäldern Sibiriens und Kohlengruben des hohen Nordens unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Hunderttausende fanden dabei einen qualvollen Tod. Das Kriegsende brachte den Verstoßenen nur eine unwe sentliche Erleichterung: Sie standen unter Kommandantur aufsicht und durften bis 1971 in ihre angestammten Sied lungsgebiete nicht zurückkehren. All das wurde keinem Volk und keiner Volksgruppe in der Sowjetunion angetan. Doch obwohl der Kreml in den 1980er Jahren das Genozid an den Deutschen in Russland formal anerkannt hat, mehren sich in letzter Zeit erneut Stimmen von einigen Pseudowissen schaftlern, die den erwiesenen Völkermord leugnen, um ihn allmählich zu zerreden. Das vorliegende Buch „Der Lohn für die Treue“ von Robert Korn ist gegen diese Tendenz gerichtet. Der Verfasser stellt den historischen Weg der Wolgadeutschen dar, die sich zu ihrer neuen Heimat immer loyal verhielten. Moskau aber belohnte sie dafür stets mit Raub, Enteignung, Mord und Vertreibung. Nach 250-jähriger Geschichte in Russland scheinen die Wolgadeutschen nun ihren Weg abgeschlos sen zu haben. Ihre Gemeinschaft befindet sich zur Zeit in vollständiger Auflösung. Deshalb ist der Beitrag des Verfas sers zur Erforschung unserer Geschichte nicht zu unter schätzen: Er hat für die Nachkommen der Wolgadeutschen und alle interessierten Leser ein vielseitiges Bild seiner Landsleute und ihrer geraubten Heimat festgehalten. (Prof. Dr. Eduard Frank) Robert Korn: Der Lohn der Treue Königsberg; Waldemar Weber Verlag, Augsburg 2012; 450 S., ISBN 978-3-939951-35-3 66 Osteuropa-Datenbank Wer ein modernes, solides Nachschlagewerk zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa sucht, ist beim neuen Oldenburger Online-Lexikon an der richtigen Adresse: Verlässlich, aktuell, umfassend, überall zugänglich, wissenschaftlich abgesichert und zitierfähig sind die Infor mationen, die unter http://ome-lexikon.uni-oldenburg.de im Internet zu finden sind. Das Projekt wird in Zusammenarbeit des Germanistischen Instituts der Carl von Ossietzky Universität mit dem Bun desinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg und mit Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) schrittweise aufgebaut. Ein Fünftel der mehr als 600 geplanten Stichworte der Online-Enzyklopädie steht bereits im Netz. Die Stichworte des Lexikons sind vier Kategorien zugeord net: Man findet Orte und Städte wie „Czernowitz / Cernivci“, „Gumbinnen / Gusev“ und „Königshütte / Chorzów“, Regio nen wie „Karpato-Ukraine“ und „Pomerellen / Westpreußen“, Länder (sowohl heutige Staaten als auch historische Länder) wie „Litauen“ und „Serbien“ sowie Begriffe und Kon zepte wie „Charta der Deutschen Heimatvertriebenen“ und „Flüchtlingssiedlungen“ oder „Erinnerungskultur“ und „Sprachpolitik“. In dieser Rubrik „Begriffe und Konzepte“ werden Gruppenbezeichnungen, territoriale Lemmata, wis senschaftliche Begriffe und ideologische Konzepte, Institu tionen und religiöse Gemeinschaften zusammengefasst. Das Lexikon beschäftigt sich mit historischen Regionen wie Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen, aber auch mit den Böhmischen Ländern sowie den deutschen Siedlungsgebieten im Baltikum, in Südosteuropa (z.B. Siebenbürgen, Dobrudscha, Banat oder Bessarabien), in Russland und anderen GUS-Nachfolgestaaten. Ein solches umfassendes und aktuelles enzyklopädisches Werk über die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa gab es bisher weder in gedruckter noch in elektro nischer Form. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Redaktion und Kontakt: Miriam Runge (Institut für Germanistik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) Per Mausklick in versunkene Welten. Das „Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deut schen im östlichen Europa“ ist zeitlich und räumlich über greifend angelegt und berücksichtigt die unterschiedlichen historischen und kulturwissenschaftlichen Disziplinen und Aspekte. Den zeitlichen Rahmen bilden – jeweils unter Berücksichtigung der weiter greifenden Kontexte – das 12. und 13. Jahrhundert mit dem mittelalterlichen Landes ausbau im östlichen Europa und das Jahr 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sowie Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung bzw. spätere Aussiedlungen. Die fortdauernde Geschichte deutscher Minderheiten, die meist unter neuen politischen Vorzeichen stand, wird ein bezogen. Um jede Engführung der Thematik auszuschlie ßen, ist das Lexikon einem multiperspektivischen Ansatz verpflichtet: Stets werden die Vielschichtigkeit der Vergan genheit und des kulturellen Erbes der Regionen im östli chen Europa, das durch Zusammenwirkung verschiedener Sprachen, Kulturen und Konfessionen entstanden ist, sowie Wechselwirkungen, Überlagerungen und Austausch mit der Kultur und Geschichte anderer ethnischer Gruppen im Blick behalten. In der Öffentlichkeit wie in der Wissenschaft ist der Bedarf an fundierten Informationen über die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das Oldenburger Online-Lexikon soll eine Antwort auf diese Nachfrage sein, verlässliche Daten bieten, traditionelle Konzepte der Geschichtsschreibung und ihre nationale oder ideologische Bedingtheit kritisch hinterfragen und auf die gegenwärtigen wissenschaftlichen Forschungen und einzelnen Fach-diskurse verweisen. Die Lexikon-Artikel werden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland verfasst. Zahl reiche Partnereinrichtungen wie etwa das Deutsche Kultur forum östliches Europa in Potsdam und das Herder-Institut Marburg sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft ler aus dem In- und Ausland unterstützen den Aufbau des Online-Lexikons, das auch in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung präsentiert wird. Wissenschaftliche Leitung: P rof. Dr. Sabine Doering (Institut für Germanistik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Matthias Weber (Direktor des BKGE, Oldenburg) (Kulturpolitische Korrespondenz vom 25. Juli 2014) Geteiltes Erbe könnte doppeltes Erbe werden Anna Manko-Matysiak, Eef Overgaauw, Tobias Weger (Hg.): Das deutsche Kulturerbe in Schlesien. Wege und Perspektiven der Forschung (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 51). 2014. 303 Seiten, zahlreiche Abb., ISBN 978-3-486-75425-4, 39,95 € In Polen hat sich bereits seit längerer Zeit eine Sichtweise etabliert, die das deutsche Kulturerbe in den bis 1945 zu Deutschland gehörenden preußischen Ostprovinzen als Teil der eigenen Geschichte auffasst. Dieses Erbe wird als Teil nicht nur der deutschen, sondern auch der polnischen Geschichte verstanden. Darüber hinaus hat es im größeren Kontext der deutsch-polnischen Beziehungen und der euro päischen Kulturgeschichte einen festen Platz erhalten. An den polnischen Universitäten und Forschungsinstituten hat dieser Prozess zu einer Aufwertung des deutschen Kul turerbes als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchun gen geführt. Die Beiträge des Sammelbandes, der die Ergebnisse einer Tagung in Berlin (Frühjahr 2012) zusammenfasst, unter suchen diese Entwicklung am Beispiel Schlesiens; sie stel len Fragen und zeigen Per-spektiven der Forschung in den Bereichen der Geschichtswissenschaften, der Philologie(n) und der Volkskunde auf. Weitere Informationen: http://kulturportal-west-ost.eu/korrespondenzen/ buecher-medien-veranstaltungen-56 (Kulturpolitische Korrespondenz vom 25. Juli 2014) http://kulturportal-west-ost.eu/korrespondenzen/ per-mausklick-in-versunkene-welten [email protected]. 67 7 Anlagen 7 Anlagen Anlage 1 2014: Wichtige Daten russlanddeutscher Geschichte Mit dieser Rubrik erinnert die Landsmannschaft an schick salsträchtige Daten aus 250 Jahren russlanddeutscher Geschichte. Historische Ereignisse, die die Geschichte der Volksgruppe maßgebend geprägt haben, werden in Wort und Bild durchleuchtet und Hinweise zur weiterführenden Literatur gegeben. 29.6.2014: 250 Jahre Gründung der ersten deutschen Kolonie an der Wolga – Moninger / Nischnjaja Dobrinka Die Ansiedlung der Deutschen im Wolgagebiet erfolgte auf grund des Manifestes der Zarin Katharina II. vom 22. Juli 1763. Zwischen 1764 und 1773 wanderten nach Russland etwa 30.600 Deutsche größtenteils aus Hessen, kleinere Gruppen aus Pfalz und anderen deutschsprachigen Gebie ten aus. Im Sommer 1764 begann die Gründung der deut schen Kolonien zwischen den Städten Saratow und Zarizyn (heute Wolgograd) an der Wolga. In den nachfolgenden Jahren entstanden hier auf der Berg- und Wiesenseite 104 Siedlungen. Die Siedler ließen sich nach dem konfessionel len Prinzip nieder (bei der Gründung waren 66 Kolonien evangelisch und 38 katholisch). 68 Unter dem Namen Moninger (nach dem ersten Vorsteher) wurde am 29. Juni 1764 auf der Bergseite der unteren Wolga die erste deutsche Kolonie gegründet. Die ersten 94 Fami lien (insgesamt 353 Siedler lutherischen Glaubens), die aus Württemberg, Darmstadt, Heidelberg und Zweibrücken stammten, kamen mit Pferdewagen aus der damaligen Hauptstadt Sankt-Petersburg und ließen sich direkt an der Mündung des Flusses Dobrinka in die Wolga, 32 km nörd licher der heutigen Rayonstadt Kamyschin nieder. Admi nistrativ gehörte die Kolonie Moninger zuerst zum Gouver nement Astrachan und seit 1797 zu Saratow. Jede Familie, unabhängig von der Zahl der Familienmitglie der, bekam dreißig Desjatinen (eine Desjatine 1,09 Hektar) Land in dauerhaften und erblichen Besitz (es wurde an den jüngsten Sohn vererbt), sie durften ihr Land weder verkau fen noch aufteilen. Die gesamte Landfläche von Moninger betrug 12.036 Desjatinen (13.238 Hektar), davon 4.368 Desjatinen Ackerland und 5.636 Desjatinen Weideland. 1768 wurde die Kolonie in Dobrinka umbenannt. Dadurch wollten die Erstsiedler der russischen Kaiserin Katharina II. ihren Dank für die Einladung der Deutschen ins Russische Reich zollen. Der Name ist auf das russische Wort „dobraja“ („gutherzig“) gegenüber den Kolonisten zurückzuführen. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Die ersten deutschen Kolonie an der Wolga – Moninger / Nischnjaja Dobrinka. In den ersten Jahren wurden die deutschen Kolonien oft von Nomadenvölkern und Räuberbanden überfallen. Sie raubten nicht nur Vieh und Gerätschaften, sondern setzten die Häuser in Brand, verschleppten die Siedler in die Skla verei und töteten die Widerspenstigen. Bis 1773 waren von den 94 Gründerfamilien infolge der zerstörerischen Über fälle und Raubzüge der Nomadenvölker nur noch 83 Fami lien geblieben. Um die deutschen Kolonien einigermaßen vor Überfällen jeglicher Art zu schützen, verordnete die russische Regierung die Errichtung von Gräben, Erdwällen und Bollwerken. 1859 hatte der Ort 159 Höfe mit 2.866 Dorfbewohnern, eine Kirche und eine Kirchenschule. Die ev.-lutherische Kirche, die 1845 aus Stein errichtet und feierlich eingeweiht wurde, entwickelte sich später zum Zentrum der Baptisten im Wolgagebiet. Heute erinnert eine Kirchenruine an die Ver gangenheit. Die Kolonisten legten viel Wert auf die Leseund Schriftkundigkeit ihrer Kinder. Zusätzlich zur Kirchen schule wurde in Dobrinka 1886 auch eine Landschule er öffnet. Die Kolonie hatte ein überdachtes Marktgebäude, was damals relativ selten für ein Dorf war. Die Siedlung ver fügte über einen Hafen an der Wolga sowie mehrere Ge treide- und Ölmühlen. Zur Verarbeitung der auf der Wolga herbeigeflößten Holzstämme hatte Dobrinka früher auch eine Sägemühle. Nach 1877 baute die Firma Borell&Söhne hier auch eine fünfstöckige Dampfmühle. Als 1875 die Aus wanderung nach Übersee begann, verließen etwa 30 Fami lien die Kolonie. Zum Vergleich: Aus der westlichsten Kolo nie Frank (ungefähr auch so groß wie Dobrinka) wanderten bis zu 250 Familien nach den USA und Kanada aus. In den Jahren des I. Weltkrieges (1914 - 1918) bekamen die deutschen Kolonien russische Ortsnamen. 1915 wurde die Siedlung Dreispitz in Werchnjaja Dobrinka und Dobrinka in Nischnjaja Dobrinka umbenannt, so heißt sie bis heute. Seit 1921 gehörte die Kolonie zum Kanton Nischne-Ilowlinskij, der seit 1924 Kamenka und ab 1935 Dobrinka hieß mit Nischnjaja Dobrinka als Kantonzentrum. Nach der Deporta tion der Wolgadeutschen wurde der Kanton Dobrinka auf gelöst und im Herbst 1941 an das Gebiet Stalingrad (heute Wolgograd), Kreis Kamyschin, angeschlossen. Zum 225-jährigen Jubiläum der Kolonie Nischnjaja Dobrinka im Jahre 1989 kamen Tausende Russlanddeutsche aus vielen Regionen der UdSSR zusammen. Es gab ein großes Fest nicht nur für Gäste, auch viele Einwohner waren als Zuschauer da. Auf einer Bühne am Ufer der Wolga präsen tierten russlanddeutsche Kulturgruppen ihr Können: Es wurden deutsche Volkslieder gesungen, Volkstänze getanzt, Gedichte und Schwänke in der Mundart vorgetragen. Das Deutsche Schauspieltheater Alma-Ata zeigte eine Vorfüh rung der Hochzeit der Wolgadeutsche auf dem Land. Nach her bildeten alle Gäste, die zum Fest gekommen waren, zusammen mit den Bühnenkünstlern einen Zug und zogen mit Liedern und Musik durch das Dorf. Auch für alle Dorf bewohner war das Fest ein freudiges Ereignis. Dazu ein Buchtipp: Christine Manthey & Fred Manthey „Wolga, Weimar, Weizenfeld. Deutsche in und aus Russland – Mosaik steine zu ihrer Geschichte und Gegenwart“ (Alexander Kelbler, Zell am Main / VadW) Juni 1979: 35 Jahre versuchter deutscher Autonomie in Kasachstan – der Spuk von Jermentau Die Erlasse von 1964 und 1972 erleichterten unter anderem die Bewegungsfreiheit der Deutschen in der Sowjetunion. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung war zu der Zeit durch Deportationen, Sondersiedlung und freiwilliges Umsiedeln zwecks Familienzusammenführung in Kasach stan konzentriert. Trotz gewisser Erleichterungen blieb die Rechtslage der Deutschen dennoch äußerst unbefrie digend. Ungeachtet der eher halbherzigen Bemühungen der Sowjetführung um die „nationalen kulturellen Belange“ der deutschen Minderheit hatten sich die Ausreisestim mungen in den 1970er Jahren deutlich verstärkt. Vor allem mit der Unterzeichnung des KSZE-Abkommens 1975 in Helsinki erreichten die Ausreisegenehmigungen mit 9.652 Personen (1976) erstmals einen Höhepunkt. Das Ausmaß der Emigrationsbewegung und der damit eingehende außenpolitische Schaden veranlasste die Moskauer Regie rung offenbar, über eine geeignete Lösung der „deutschen Frage“ nachzudenken. 69 7 Anlagen 1913: Rekruten aus der deutschen Kolonie Alexandersdorf / Kaukasus – eine Jahr vor dem Ersten Weltkrieg. Foto: Archiv Rita Laubhan, Ludwigsburg So kam man auf die Idee, eine territoriale Autonomie zu gründen, um die „ungesunden Emigrations- und nationa listischen Stimmungen zu bekämpfen.“ Zentralkasachstan galt als politischer und kultureller Kristallisationsschwer punkt. Entsprechend fiel auch die Begründung aus: Beinahe die Hälfte der Deutschen sei auf dem Territorium Kasach stans „fest verwurzelt“, dort befände sich eine große Anzahl der nationalen Nomenklatur-Kader, es gebe in der Unionsrepublik mehr als 230 dörfliche Ortschaften, in denen die Deutschen die Bevölkerungsmehrheit stellten. Daher schlug Moskau vor, eine Deutsche Autonomie aus fünf Rayons der angrenzenden Gebiete Karaganda, Kokt schetaw, Pawlodar und Zelinograd mit einer Fläche von 46.000 qkm und Jermentau (120 Kilometer nordöstlich von Zelinograd) als Zentrum zu bilden. Dort lebten bereits 202.000 Menschen, davon ca. 30.000 Deutsche. Auf Befehl aus Moskau wurde die kasachische Regierung in Alma-Ata beauftragt, das Problem zu lösen. Für den Juni 1979 war geplant, im Gebiet Zelinograd einen „Deutschen Rayon“ mit dem Zentrum in der Kreisstadt Jermentau zu schaffen. Eine „deutsche Regierung“ mit dem späteren ersten Parteisekretär des Gebietes Zelino grad, Andrej Braun, an der Spitze wurde angekündigt. In den größeren Betrieben führte man am 14. Juni Versamm lungen durch, auf denen den Werktätigen die Schaffung eines deutschen autonomen Bezirkes erklärt wurde. Die Maßnahme wurde vor allem damit gerechtfertigt, dass sich die Deutschen schon seit mehreren Generationen in diesem Gebiet befanden, gut arbeiteten und deshalb einen eigenen autonomen Bezirk verdient hätten. 70 Daraufhin regte sich heftiger und offenbar organisierter Widerstand unter der kasachischen Bevölkerung. Zwei Tage später, am 16. Juni 1979, gingen über 5.000 kasachische Studenten und Lehrer auf die Straßen von Zelinograd mit Transparenten wie „Kasachstan den Kasachen“, „Kasach stan ist unteilbar“, „Alle Deutsche nach Sibirien“ etc. Auch in den nachfolgenden Tagen kam es zu Demonstrationen und Schlägereien, die von randalierenden kasachischen Studenten angestiftet wurden. Die Leidtragenden der Kra walle waren Russen und Deutsche, die sich ja aus asiati scher Sicht äußerlich nicht unterscheiden. Während die Staatsmacht sonst auf Unmutsäußerungen jeglicher Art außerordentlich heftig reagierte, blieben diesmal die poli tischen und personellen Konsequenzen aus. Das zeigt ein mal mehr, dass sich Moskau nie ernsthaft um eine wirkliche Gleichstellung der Deutschen bemühte. Kurz darauf wurde den Bewohnern um Jermentau auf Be triebsversammlungen mitgeteilt, dass die Frage der deut schen Autonomie schlecht vorbereitet worden sei und auch noch nicht reif genug sei. Es müsse deshalb alles so wie bisher bleiben. Der Spuk von Jermentau hatte etwas mehr als eine Woche gedauert. Aufgrund dieser Proteste wurde der Versuch, in Kasachstan ein autonomes deutsches Ge biet zu schaffen, abgebrochen. Als Folge des erwachenden kasachischen Nationalismus kam es zu einer Forcierung des Ausreisewillens unter den Angehörigen der deutschen Minderheit. (Nina Paulsen [nach „Lindenblätter“ sowie Zeitzeugenberichten in deutsch- und russischsprachigen Publikationen]). Rundschreiben Nr. 3 1939 - 1945: Der II. Weltkrieg und seine verheerenden Folgen für die Deutschen in der Sowjetunion Bereits die „Urkatastrophe“ des 20. Jh. – der I. Weltkrieg – warf einen ersten schweren Schatten auf die deutschen Kolonisten im Russischen Reich. Aber erst der II. Weltkrieg, der im September 1939 ausbrach und mit dem deutschsowjetischen Krieg ab Juni 1941 ihren unumkehrbaren Lauf nahm, markierte für die deutsche Minderheit in der Sowjet union eine besonders folgenschwere Zeit mit Verfolgungen, Vertreibungen und Diskriminierungen, die die Volksgruppe an den Rand ihrer Existenz brachte. Bereits vor dem Krieg galten die Deutschen im Klima der Klassenfeind-, Sabotage-, Schädlings- und Spionagehysterie und -bekämpfung auf grund ihrer sprachlichen Verwandtschaft mit dem „kapita listischen“ und später auch „faschistischen” Deutschland zunehmend als verdächtig. Mit 14,7 Prozent (!) Opfer bei einem Bevölkerungsanteil von nur 1,4 Prozent waren sie die am meisten verfolgte nationale Gruppe. Der deutsch-sowjetische Krieg hatte für die Deutschen in der Sowjetunion besonders verheerende Folgen. Im August 1941, bereits vor dem Deportationserlass vom 28.8.1941, wurden Deutsche von der Krim und aus dem Kaukasus, den Teilen des Schwarzmeergebietes sowie aus Leningrad und Umgebung nach Sibirien und Mittelasien deportiert. Ihnen folgten nach dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“ vom 28. August die Wolga deutschen und die Deutschen aus den restlichen europäi schen Gebieten. Nach der massenhaften Zwangsumsiedlung erfolgte ab Ende 1941 die Mobilisierung für die NKWD-Arbeitskolonnen. Keine andere Ethnie in der Sowjetunion hatte eine derart tiefgreifende physische Ausbeutung erfahren müssen. Von den 1,1 Mio. Russlanddeutschen, die sich während des Krieges im sowjetischen Machtbereich befanden, mussten etwa 350.000 Jugendliche, Männer und Frauen Zwangs arbeit leisten. Eine verlässliche Zahl der Opfer lässt sich bislang nicht angeben; die Sterblichkeitsrate soll Hoch rechnungen einzelner Lager zufolge nicht weniger als 20 Prozent betragen haben. September 2014 29. August 1964: 50 Jahre teilweise Rehabilitierung Dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 13.12.1955 „Über die Aufhebung der Einschrän kungen in der Rechtsstellung der Deutschen und der Mit glieder ihrer Familien, die sich in der Sondersiedlungen befinden“ (war nicht zur Veröffentlichung in der Presse bestimmt) folgte fast neun Jahre später ein weiterer Er lass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 29.8.1964 über Änderungen des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den WolgaRayons leben“. Ursprünglich war auch dieser Erlass nicht zur Veröffent lichung bestimmt. In der Unterlage ist diese Stelle jedoch durchgestrichen und durch „Zur Veröffentlichung im An zeiger“ (Mitteilungsblatt des Obersten Sowjets der UdSSR) ersetzt, wo er dann auch erst am 5. Januar 1965 veröffent licht wurde. Weder das Organ der Regierung „Iswestija“ noch die Parteizeitung „Prawda“ hatten den Erlass erwähnt. Die Russlanddeutschen erfuhren von ihrer teilweisen Re habilitierung aus der Zeitung „Neues Deutschland“ (OstBerlin). Auch die westdeutsche Zeitung BILD am SONNTAG berichtete am 21. Februar 1965 im Beitrag „Sing wieder deutsch, Towarisch!“ über das Leben der Deutschen in Kasachstan in Zusammenhang mit dem Erlass von 1964. Zwar nahm er den schmachvollen Fleck des Vaterlandsver rates von den Russlanddeutschen, indem der Erlass vom 28.8.1941 „in dem Teil aufgehoben wurde, der pauschal er hobene Anschuldigungen gegen die deutsche Bevölkerung, die in den Wolga-Rayons lebte, enthält.“ Aber die Rehabili tierung von 1964 blieb eine rein formelle Angelegenheit. „Das Leben hat erwiesen, dass diese pauschal erhobenen Anschuldigungen haltlos und Ausdruck der angesichts des Personenkults um Stalin herrschenden Willkür waren. In Wirklichkeit hat die überwiegende Mehrheit der deut schen Bevölkerung in den Jahren des Großen Vaterländi schen Krieges gemeinsam mit dem ganzen Sowjetvolk durch ihre Arbeit zum Sieg der Sowjetunion über das faschistische Deutschland beigetragen, und in den Nach kriegsjahren beteiligt sie sich aktiv am kommunistischen Aufbau“, soweit der Wortlaut. Bis 1946 lebten ca. 970.000 Deutsche (nach anderen Quel len 949.8265), darunter 280.000 Repatrianten, in der Sondersiedlung und Verbannung in Sibirien, Kasachstan, Mittelasien und im hohen Norden. Durch die Auflösung aller kulturellen Institutionen in den Herkunftsgebieten, Zerstreuung und Sondersiedlung unter der Kommandan turaufsicht, Studiums- und Berufsverbot wurde die Grund lage für eine eigenständige Entwicklung der Deutschen in der Sowjetunion unwiederbringlich zerstört. 71 7 Anlagen Der Erlass besiegelte das weitere Verbleiben der Deutschen in den Verbannungsgebieten und zeigte auf eine aufschluss reiche Art, mit welchem Zynismus die Russlanddeutschen per Gesetz zum „Arbeitsvieh“ stilisiert wurden: „In Anbe tracht der Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung in ihren neuen Wohngebieten auf dem Territorium einer Reihe von Republiken, Regionen und Gebieten des Landes fest integriert ist und die Rayons ihres früheren Wohnsitzes besiedelt sind, werden die Ministerräte der Unionsrepub liken zwecks einer weiteren Entwicklung der Rayons mit deutscher Bevölkerung beauftragt, der auf dem Territorium dieser Gebiete lebenden deutschen Bevölkerung auch weiterhin Hilfe und Unterstützung beim wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau unter Berücksichtigung ihrer nati onalen Eigenart und ihrer Interessen zu gewähren.“ Das Wenige, das im Erlass von 1964 versprochen wurde, erfüllte sich vor Ort entweder mit Verzögerungen, war unvollständig oder wurde überhaupt nicht umgesetzt. Die Forderung der Deutschen nach einer Wiederherstellung ihrer autonomen Republik wurde als Nationalismus inter pretiert. Die Delegationen im Jahre 1965, die die Wieder herstellung der deutschen Autonomie im Kreml forderten, blieben geschichtlich ergebnislos. 1989: 25 Jahre Gründung der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ Die Gründung der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ im März 1989 war einer der Höhepunkte der Autonomiebewegung in der Sowjetunion der Nach kriegszeit. Die Grundlage dafür wurde bereits Jahrzehnte zuvor, durch die zwei Delegationen 1965, gelegt. Nach aufwendiger Vorbereitungsarbeit kamen im April 1988 ca. 14 Vertreter verschiedener örtlicher Initiativgruppen der Autonomiebewegung nach Moskau und bildeten hier eine dritte Delegation der Sowjetdeutschen, um mit den Staats- und Parteibehörden des Landes Verhandlungen über die Lösung der Probleme der UdSSR-Deutschen zu führen. In kurzen Abständen folgten dann zahlreichere vierte (56 Personen) und fünfte (103 Personen) Delegatio nen, zu denen Aktive der Autonomiebewegung aus ver schiedenen Regionen der Sowjetunion gehörten. 72 Der Zeitraum zwischen der 5. Delegation (Oktober 1988) und der Gründungskonferenz der „Wiedergeburt“ (März 1989) war nicht nur an organisatorischer Arbeit der Auto nomieaktiven reich, aber auch an neuen Veröffentlichun gen und Diskussionen in der Zentral- und Lokalpresse um die Probleme der Deutschen in der UdSSR. Die wichtigsten Veröffentlichungen über die Deutschen in der UdSSR, die einer breiten Leserschicht bekannt geworden sind, er schienen in den zentralen Zeitungen und Zeitschriften im November 1988. Gegen Ende des Jahres kam auch der Durchbruch in der russischsprachigen Presse. Es gab da mals kaum eine regionale bzw. lokale Zeitung, wo die Deutschen kompakt lebten, die nicht über die Geschichte und Problematik der Volksgruppe schrieb. An der Wolga (Pallassowka) wurde ein NL (Neues Leben)Leserklub und in Slawgorod / Altai ein RF (Rote Fahne)Leserklub gegründet. Zum ersten Mal seit 50 Jahren ver sammelten sich die Deutschen, um ihre Probleme offen zu diskutieren. Auch in anderen Regionen fanden Versamm lungen statt, auf denen die Probleme der Deutschen und ihrer Zukunft diskutiert sowie Aufträge und Vorschläge für die Gründungskonferenz der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen erarbeitet wurden. Am 29. - 31. März 1989 fand in Moskau im Konferenz-Saal des Polytechnischen Museums die Gründungskonferenz der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ statt. Sie wurde vom Vorsitzenden des Koordinationszen trums, Heinrich Groth, eröffnet. Mit einer Grußansprache wandte sich an die Delegierten Johann Kronewald, der Ehrenvorsitzende des Koordinationszentrums. Die 146 Konferenzteilnehmer kamen aus dem Wolgagebiet, aus Kasachstan, Moldawien, Kirgisien, der Ukraine, aus den Gebieten Omsk, Kemerowo, Nowosibirsk, aus der Altai region und anderen Orten unseres Landes. Sie vertraten alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Zum Schluss verabschiedete die Konferenz eine Resolution und erarbeitete Briefe an das ZK der KPdSU, den Obersten Sowjet der UdSSR sowie die Bevölkerung des Wolgagebiets. Bei der Pressekonferenz der Mitglieder des Koordinations zentrums waren Vertreter von über 30 Massenmedien aus der Sowjetunion und dem Ausland anwesend. Die Teilnehmer der Gründungskonferenz nutzten nach der Rückkehr aus Moskau jede Möglichkeit, um die Lands leute vor Ort über den Verlauf der Konferenz und ihre Er gebnisse zu informieren. In den nachfolgenden Monaten wurden in mehreren Regionen Zweigstellen der Wieder geburt gegründet. Rundschreiben Nr. 3 September 2014 Viktor Hurr „Im Arbeitslager“. Wichtigstes Anliegen der „Wiedergeburt“ war die Wieder herstellung der Autonomie an der Wolga. Die Frage der Autonomie wurde als der entscheidende Faktor angesehen, um die Deutschen zum Verbleiben in der damaligen Sowjet union zu bewegen. Wie die Autonomie zu bewerkstelligen sei, wurde zum entscheidenden Brennpunkt. Der Flügel um den stellvertretenden Vorsitzenden Hugo Wormsbecher wollte sich zunächst mit der Autonomie ohne eigenes Terri torium zufrieden geben. Anders dagegen der Flügel um den „Wiedergeburt“-Vorsitzenden Heinrich Groth, der die Wolgarepublik möglichst sofort und in den alten Grenzen wiederhergestellt wissen wollte. Mit der Forderung „Auto nomie oder Ausreise“ sollte Druck auf die entsprechenden politischen Stellen ausgeübt werden. Mehr zum Thema lesen Sie im eben erschienenen Heimatbuch 2014 im Beitrag von Josef Schleicher „An der Wiege der „Wiedergeburt“. Gründung der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen vor 25 Jahren: Wahrnehmungen eines Teilnehmers und Journalisten. (VadW vom Juli 2014 Zusammenfassung von Nina Paulsen) Schließlich kam es innerhalb der Organisation zum Bruch. Im Juni 1991 organisierte sich die Gruppierung um Hugo Wormsbecher im „Verband der Deutschen der UdSSR“ neu. Heute leben die meisten „Wiedergeburt“-Aktiven in Deutschland. 73 7 Anlagen Betz betreut namhafte Künstler bei ihren Meisterkursen. Anlage 2 Artur Betz – Geigenbauer mit Talent im Blut Artur Betz ist gelernter Musiklehrer (Klavier) und Geiger bauer von Beruf. In Bad Honnef betreibt er das Musikhaus Betz – eine Adresse für hochwertige Musikinstrumente. Bereits seit 20 Jahren beinhaltet das Musikhaus sowohl Klavierstimmungen, als auch Geigenbau und bietet seiner Kundschaft ein weites Angebot an hochwertigen Violinen, Gitarren und anderen Musikinstrumenten, darunter hoch wertige Marken wie Steinway oder Schimmel. Zusätzlich zur Reparatur und Wartung werden Musikinstrumente (Geigen, Violinen) nach individuellen klanglichen und Desig nervorstellungen angefertigt, wie z.B. barocke Violinen mit Löwenkopf. Besonders gern restauriert und erneuert Artur Betz alte Instrumente – Lauten und Geigen, etwa eine Matthias Klotz-Bratsche aus dem Jahr 1780, eine ThierGeige aus dem Jahr 1804 oder ein Cello Salomon Paris aus dem Jahr 1730. Schon in der alten Heimat legten die Eltern Karl und Emilie Betz viel wert darauf, ihren Kindern musikalische Ausbil dung angedeihen zu lassen. Alle fünf Kinder Betz, drei Töchter und zwei Söhne, sind ausgebildete Musiker. In die Fußstapfen ihrer Eltern ist inzwischen auch die junge Gene ration getreten – die Enkel von Karl und Emilie Betz. 1967 zog die Familie nach Frunse / Kirgisien, wo Artur gleichzeitig mit der Schulausbildung auch die Musikschule absolvierte. Und er schaute seinem Vater stets über die Schulter in der Werkstatt der Musikschule. 1975 begann er sein Musikstudium an der Musikhochschule in Frunse (heute Bischkek), 1977 wanderte die Familie nach Deutsch land aus. Die Liebe zum Instrumentenbau und Musik ist eine jahr hundertelange Tradition und liegt ihm im Blut. Artur Betz wurde 1959 in Kasachstan / UdSSR geboren. Schon sein Vater Karl Betz, am 19. Juli 90 geworden, arbeitete als Instrumentenbauer und Klavierstimmer. An der Musikhochschule Essen setzte Artur 1978 sein Studium fort und arbeitete anschließend als Lehrer an der Musikschule der Hauptstadt Bonn 1985. Auch hier bleib der Vater Karl ein großes Vorbild für seine Kinder – Jahre lang war er Musikinstrumente-Meister an der Musikhoch schule Köln und später der Musikschule Bonn. Ab 1989 gründete Artur Betz ein Musikstudio in Köln und betrieb gleichzeitig ein Instrumentenbau-Geschäft (Geigenbau Artur Betz) in Bad Honnef. Auch die Mutter Emilie Betz ist Klavierstimmerin von Beruf. Die Familientradition reicht bis in die ferne Vergangenheit zurück – der Vorfahr Johann Betz, ein Geigenbauer aus Reinberg (Schweiz), brach vor 250 Jahren nach Russland auf und siedelte sich an der Wolga nieder. Er brachte eine selbstgebaute Geige mit – das musische und handwerk liche Talent hat sich über Generationen gehalten. Die Fami lientradition setzt Artur Betz mit Talent im Blut und Leiden schaft fort. Mit namhaften Künstlern veranstaltet Betz seit fast 18 Jahren das Musikfestival Menzenberg in Bad Honnef. Seit 1998 betreute er viele namhafte Künstler bei ihren Meister kursen im Kurhaus und anderen Projekten wie Konzerte mit Musikinstrumenten und Instrumentenbetreuung. Zu diesen Künstlern gehörten beispielsweise Zakhar Bron, Maria Kliegel, Vassily Lobanov, Viktor Tretjakov und Ruggiero Ricci (Salzburg). Artur Betz arbeitet zusammen und fördert die jungen Geiger Roman Kim und Daniel Austrich. 74 Rundschreiben Nr. 3 September 2014 In den vergangenen Jahren hat er sich mehrfach mit Er folg an Festivals und Musikinstrumenten-Ausstellungen beteiligt: in Deutschland (Dortmund, Bonn, Menzenberg Bad Honnef, Bad Godesberg) und in Italien, zuletzt an der Internationalen Instrumentenausstellung im Maximilian Museum Augsburg „Wunderwelt – Der Pommerische Kunstschrank“ am 9.-11. Mai 2014 mit Instrumenten und kleiner Skulpturenauswahl (Mozart- und Beethoven- Büsten). Am 7.-11. Juli hat Betz mit seiner Familie (Frau und Sohn Friedrich) am Wiener Meisterkurs bei Paul BaduraSkoda (Pianist und Legende) teilgenommen und dem Musiker eine Mozart-Büste aus der Ausstellung in Augsburg überreicht. (VdaW vom August - September 2014 von Nina Paulsen) www.geigenbau-betz.de www.artur-betz.de Artur Betz – Geigenbauer mit Talent im Blut. 75 7 Anlagen Mit Satellitenschüssel und Klimaanlage: deutsches Haus in Orlowskoje. Foto: Tino Künzel Anlage 3 Gepriesen sei das deutsche Haus Ein russischer Besitzer erzählt Von den Wohnhäusern der Wolgadeutschen sind viele nach wie vor in Gebrauch. Annähernd quadratisch im Grundriss, mit charakteristischem Dach und massivem Fundament, genießen sie bei den Einheimischen einen guten Ruf. Auch bei einem russischen Eigentümer im Dorf Orlowskoje. „Ich heiße Wladimir Muchin. Von Beruf bin ich Bauarbeiter, stehe kurz vor der Rente. Fast mein gesamtes Leben habe ich in Orlowskoje verbracht, wo ich auch geboren wurde. Mein Haus gehört zu den deutschen bei uns im Dorf, es ist Baujahr 1896, stellen Sie sich das mal vor! Zu Sowjetzeiten wohnte hier der Vorsitzende der Kolchose. Ich habe es in den 80er Jahren gekauft. Man kann die Deutschen nur loben. Sie haben für die Ewig keit gebaut. Echte Qualität. Bei mir zu Hause ist es warm und trocken. Im Winter heize ich drei, vier Stunden, das genügt. Früher gab es hier zwei Öfen. Dann habe ich mich entschie den, eine Heizung zu verlegen. Aber das war alles andere als einfach. Obwohl die Wände aus Holz sind, leisten sie größten Widerstand, wenn man eine Öffnung braucht. Ich habe mich erkundigt: Das ist Lärchenholz. Man hat es seinerzeit von weither auf der Wolga kommen lassen, weil bei uns ja überhaupt keine Lärchen wachsen, und so lange behandelt, bis es fest wurde wie Beton. Ich kann nicht mal einen Nagel in die Wand schlagen. 76 Orlowskoje war ein deutsches Dorf. 1941, nachdem man die Deutschen weggeschafft hatte, wurden hier Menschen aus den Frontgebieten im Westen der Sowjetunion ange siedelt. Darunter war auch mein Großvater aus der Gegend von Lugansk in der Ostukraine. Die Menschen haben sogar ihre Viehherden von dort an die Wolga getrieben, aber in Saratow mussten sie die Tiere zurücklassen. Man hat ihnen gesagt: „Wo ihr hinkommt, braucht ihr sie nicht. Dort ist alles da.“ Und so war es auch. In Orlowskoje liefen die Kühe und Schweine umher, auf den Grundstücken waren noch die Hunde eingesperrt. Das alles zeugte davon, dass die früheren Bewohner damit gerechnet hatten, bald zurück zukehren. Von den deutschen Häusern sind heute in unserem Dorf kaum noch zehn übrig. Viele wurden schon im Krieg, als es an Brennmaterial mangelte, von den Umsiedlern klein gehackt und verfeuert. Auch Deutsche leben hier so gut wie keine mehr. Wer schlau war, der ist in den 90er Jahren nach Deutschland ausge wandert. Damals gab es Diskussionen, ob man die deut sche Wolgaautonomie wiederherstellt. Die Kommunisten sind rumgestiefelt und haben Unterschriften dagegen gesammelt. Ich habe auch unterschrieben, so wie alle. Und bereue das sehr. Wir waren Idioten. Gäbe es heute die Wolgarepublik, dann ginge es uns so was von gut …“. (Moskauer Deutsche Zeitung vom 19.6.2014 von Tino Künzel) Rundschreiben Nr. 3 September 2014 77 Herausgeber Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Fürstenwall 25 40219 Düsseldorf Telefon 0211 855-3612 www.mais.nrw.de www.landesbeirat.nrw.de Druck: Hausdruck Gestaltung: liniezwei GbR, Düsseldorf Die Publikation kann bestellt werden: per E-Mail: [email protected] telefonisch: 0211 855-3612 Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsge setz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Düsseldorf, September 2014 Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen heraus gegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahl werbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen sowie auch für die Wahl der Mitglieder des Europäischen Parlaments. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben partei politischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Eine Verwendung dieser Druckschrift durch Parteien oder sie unterstützende Organisationen ausschließlich zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder bleibt hiervon unberührt. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin oder dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugun sten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlingsund Spätaussiedlerfragen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Fürstenwall 25 40219 Düsseldorf Telefon 0211 855-3612 www.landesbeirat.nrw.de www.mais.nrw.de