Farbenlehre - serifenlos.de

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Inhaltsverzeichnis
• Farbenlehre
Farbe
Farbe 2
Veränderung des Lichtes durch Farbe
Farbe 2
Farbwahrnehmung
Farbe 2
Farbmischung
Farbe 4
Farbordnung
Farbe 5
Farbharmonie
Farbe 6
Dynamische Farbenreihe nach Prof. Seitz
Farbe 7
Farbraum als Anmutungsqualitäten
Farbe 8
Farbkontraste
Farbe 9
Farbpsychologie
Farbe 13
Farbenlehre
Farbe
Farbe als Erscheinung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Umwelt
und teilt sich in verschiedenen Funktionen mit, wie z.B. als ästhetischer Reiz, gebunden an bestimmte materiale Eigenschaften einer
Form, schmückend und dekorativ, als Ausdruck von Traditionen, Kultur
und Gesellschaft, sowie als Vermittler konkreter Nachrichten mit spezifischen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten.
Die Wahrnehmung der Farbe erfolgt dabei physikalisch, physiologisch
und psychologisch und ist in diesem Bedeutungszusammenhang in
ihrer Komplexität vom technologischen Aspekt abzugrenzen. Bei dem
quantitativ umfangreichen Repertoire von Farbzeichen wird deren Kombination, Ausdruck, Wirkung und Beeinflußbarkeit in der ästhetischen
Anmutung zu einer zentralen Problemstellung gestalterischer Arbeit. Als
Vermittler einer spezifischen Nachricht ist das jeweilige Farbzeichen
hinsichtlich seiner Bedeutung zu identifizieren, um die Übermittlung
der gewollten Botschaft zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang
stehen historische wie auch soziologische Aspekte von Farbe.
Ursachen einer Farbempfindung ist die Lichtstrahlung (Wellen- und
Materiecharakter / Quantensprung - Photonen werden frei bei Veränderungen im Elektronengürtel), die im Auge einen Reiz auslöst und
in einem komplizierten biologischen Prozess im Gehirn zu einem bewussten Farberlebnis führt.
Veränderung des Lichtes durch Materie
Durch die Veränderung des Lichtes bei Auftreffen auf Materie aufgrund
molekularer Materiestrukturen entsteht die Vielfalt der Farben einschließlich ihrer Erscheinungsweisen als spezifische Materialeigenschaft. Beim Eintritt eines Lichtstrahles von einem dünneren Medium in
ein dichteres Medium vollzieht sich eine Brechung zum Einfallslot hin.
Tritt der Lichtstrahl aus diesem dichteren Medium wieder in das dünnere Medium wird der Lichtstrahl vom Ausfallslot fort gebrochen. Diese
Wahrnehmungsverschiebungen lassen sich an dicken Glasscheiben
(Brillengläser) beobachten. Passiert ein Lichtstrahl ein optisches Prisma, so entsteht eine doppelte Brechung im gleichen Richtungssinn mit
gleichzeitiger Fächerung (Zerlegung) des Lichtes aufgrund der verschiedenen Refraktionen der Wellenlängen des sichtbaren Lichts. Es entsteht ein Lichtspektrum (Regenbogen). Die kurzen Wellen werden stärker, die langen weniger stark abgelenkt. Das sichtbare Licht hat eine
Wellenlänge von vereinfacht gesagt 380 nm bis 780 nm. Es liegt zwischen den angrenzenden Wellenarten Ultraviolett und Infrarot. Magenta
(Purpurlücke) kann durch Dispersion des Lichtes nicht als eindeutige
Farbe mit einer Wellenlänge erzeugt werden. Magenta entsteht durch
Überstrahlen zweier Spektren als additive Lichtmischung im Bereich
Rot und Blau, als Wellenlängenmischung.
Farbwahrnehmung
Das bewusste Farberlebnis entsteht über komplizierte biologische
Prozesse, die ursächlich von den durch Lichtstrahlen im Auge ausgelösten Reizen ausgehen. Zunächst unterscheiden sich die Leuchtfarben
von den Körperfarben, wobei zu den Leuchtfarben die Glühfarben (hellklares Licht) und Spektralfarben gehören, während die Körperfarben in
Oberflächenfarben, Durchsichtsfarben bzw. durchscheinende Farben
(Lasuren) und matte oder glänzende Dingfarben gegliedert werden.
Damit das Wesen der Farben beschrieben werden kann, lassen sich
primäre Grundmerkmale nennen, die den physikalischen Charakter und
damit die messbare Qualität der Farben darstellen. Gemeint sind der
Farben sind die Taten und Leiden des
Lichts. Goethe
Wellenlänge des sichtbaren Lichts.
Refraktion (Brechung) eines Lichtstrahles
bei Eintritt in ein dichters Medium.
Dispersion (Fächerung) eines Lichtstrahles
beim Passieren eines Prismas. Es ensteht
die chromatische Auffächerung des Lichtes.
Farbe 2
Farbenlehre
Farbton, die Sättigung und die Helligkeit der Farbe. Mit Farbton bezeichnet man die Art der Buntheit, mit Sättigung hingegen den Grad
der Buntheit; beides beeinflusst die Helligkeit der Farbe, denn reine
Farben haben untereinander sehr verschiedene Helligkeiten. Die sekundären Grundmerkmale beziehen sich eher auf die subjektive Wahrnehmung und sind ästhetisch bedeutungsvoll; gemeint sind die Farbtiefe, die Klarheit und die Brillianz des Farbeindruckes.
Die Entstehung der Farbenvielfalt läßt sich zurückführen auf das Reflexions- (gerichtete Rückstrahlung), Remissions- (gestreute Rückstrahlung) und Absorptionsvermögen (Schluckung) der angeleuchteten Körper und auf die spektrale Verteilung des Lichtes, ob Sonnenlicht oder
Kunstlicht.
Die Farbwahrnehmung ist eine funktionelle Leistung des Gesichtssinns.
1. Absorption
2. Remission
Die Augen und das Gehirn ergänzen sich zu einem einheitlichen Organ,
wobei die Augen den peripheren Bereich und das Gehirn den zentralen
Bereich des Gesichtssinns darstellen. Die optischen Reize werden über
die Augenlinse auf die Netzhaut projiziert und über sich kreuzende
Sehnerven zu den Hirnregionen weitergeleitet, die den Wahrnehmungsapparat bilden. Dort wird die Informationsmenge mit den erlernten und
vorhandenen Wahrnehmungsmustern verglichen und zu Bewusstsein
gebracht. Obwohl es nur drei Farbrezeptoren in der Netzhaut gibt (Rot,
Grün und Blau), erlebt der Mensch aufgrund der Hirnfarbpaare (RotGrün, Blau-Gelb und Schwarz-Weiß) sechs Farben als Grundfarben: Zusätzlich zu Rot, Grün und Blau werden auch Gelb, Schwarz und Weiß
als Elementarfarben wahrgenommen (siehe auch NCS-System). Um ein
Verständnis für die Wahrnehmungsfunktion zu bekommen, muss man
wissen, dass die Anlage des Auges entwicklungsgeschichtlich eine
Ausbuchtung der Hirnwand darstellt; daher unterscheidet man an der
Netzhaut (Retina) eine Hirnschicht und eine Sinnesschicht. Die Sinnesschicht besteht aus Rezeptoren, den Sinnes- oder Stäbchensehzellen,
die in zweierlei Form vorkommen: als Zapfen- und Stäbchensehzellen.
Die Zapfensehzellen sind farbtonempfindlich (buntempfindlich), sie sind
1. Der Farbeindruck eines Körpers
entsteht durch unterschiedliches Verhalten
des Stoffes beim Auftreffen des Lichtes:
Die reine bunte Farbe eines Stoffes kann
entstehen, wenn das auffallende Licht in
bestimmten Anteilen absorbiert wird.
Übrig bleibt die bunte Farbe von besonderer Klarheit. Wenn aber von allen Wellenlängen immer ein bestimmter Prozentsatz absorbiert wird, dann erscheint der
Körper grau.
3. Transmission
2. Bestimmte Stoffe reflektieren
das Licht, so dass bei sehr glatter Oberfläche eine Spiegelung auftritt, weil das
auffallende Licht im gleichen Winkel wieder abgestrahlt wird wie es auffällt. Als
Remission bezeichnet man die gestreute
Rückstrahlung des Lichtes von einer rauhen Oberfläche, es entsteht ein matter
Farbeindruck
3. Als Transmission bezeichnet
man die Eigenschaft einzelner Stoffe, das
Licht durchzulassen. Dabei kann man zwischen durchsichtigen Stoffen und durchscheinenden Stoffen unterscheiden.
Farbe 3
Farbenlehre
kürzer als die Stäbchenzellen und konzentrieren sich im Mittelteil der
Netzhaut. Die Stäbchensehzellen sind nur hell-dunkel-empfindlich und
nehmen auch noch schwache Lichtreize auf. Beim Dämmerungssehen
werden durch schwache Lichtverhältnisse beide Sehzellenarten angeregt, wobei allerdings das Farbensehen erheblich eingeschränkt ist. So
kann man feststellen, dass in der Dämmerung die Helligkeitsempfindung der Farben umgekehrt ist; bei Tageslicht erscheinen
uns die Farben in der Helligkeitsfolge Blau, Grün, Rot und Gelb am
hellsten, während uns bei Dämmerung Rot am dunkelsten und dann
Grün, Blau und Gelb heller erscheinen. Auf der Retina sind die farbempfindlichen Zapfensehzellen in drei Arten zu unterscheiden, die jeweils
auf einen bestimmten Wellenlängenbereich reagieren; man unterscheidet Zapfen, die auf kurze Wellenlängen (380 - 436 nm = Blau), mittlere Wellenlängen (495 - 566 nm = Grün) und lange Wellenlängen (627 780 nm = Rot) ansprechen.
Diese drei differenzierten Spektralempfindlichkeiten nennt man daher
Augenprimärfarben (Blau, Grün, Rot). Werden Augenprimärfarben
gleichzeitig angeregt, so entstehen die Augensekundärfarben. Dabei
ergeben Rot und Grün die Farbempfindung Gelb, Rot und Blau die
Farbempfindung Magenta, Grün und Blau die Farbempfindung von
Cyan. Die anderen Sekundärfarben erscheinen als Aufhellungen und
Trübungen, wenn eine oder mehrere Kombinationsfarben geringer oder
mehr aktiviert werden.
Farbmischung
Die Zapfenzellen können die drei Augenprimärfarben aufnehmen und
vermitteln das differenzierte Farberlebnis, wenn die spezialisierten Zellen unterschiedlich stark angeregt werden. Dabei kann ein Farbeindruck entstehen, indem Lichtfarben von bestimmten Wellenlängen dem
Auge zugeführt und diese Lichtfarben zur neuen Farbe "addiert" werden, oder es werden dem Auge bestimmte Wellenlängen vorenthalten,
weil durch Absorption Farbanteile subtrahiert werden.
1. Glaskörper
(Corpus vitreum)
3. Netzhaut
(Retina)
5. Zentrale Grube
(Fovea centralis)
7. Linse
2. Lederhaut
(Sclera)
4. Blinder Fleck
(Macula)
6. Regenbogenhaut
(Iris)
8. Hornhaut
(Cornea)
9. Kammerflüssigkeit 10. Aufhängeapperat der Linse
(Humor aquosus)
(Zonula ciliaris)
Schematische Darstellung des Auges mit
vereinfachtem Zäpfchenmechanismus nach
Frans Gerritsen.
Schema der sich überkreuzenden Nervenstränge zum Gehirn.
Farbe 4
Farbenlehre
Dementsprechend unterscheidet man auch die Farbmischungsarten, die
kurz zu betrachten sind.
Additive Farbmischung: Wenn verschieden farbige Lichter zusammengesetzt (addiert) werden, entsteht eine Mischfarbe, die stets heller als
die hellste Farbkomponente ist. Als Beispiel können farbige Strahler
gelten, mit denen durch Addition die verschiedenen Mischfarben erscheinen können: Rot + Grün = Gelb, Blau + Grün = Cyan, Blau + Rot
= Magenta. Addition bedeutet hier das Zufügen von Lichtenergie in
einem oder mehreren Wellenlängenbereichen des Lichtspektrums zum
vorhandenen Lichtstrom. Im Auge werden dadurch die spektralempfindlichen Rezeptoren stärker aktiviert. Die Grundfarben sind Rot (red),
Grün (green), Blau (blue) (RGB-Farbraum für die technischen Belange
Fotografie, Computer, Farbfernsehen u.a.) und dunkler als die Grundfarben des subtraktiven Farbkreises.
Subtraktive Farbmischung: Wenn durch die Absorption bestimmter Wellenlängenbereiche z.B. bei farbigen Körpern eine Lichtreduzierung erfolgt, dann wird eine Farbänderung des remittierten Lichtstromes erzielt. Hierbei ist die Mischfarbe stets dunkler als jede der Farbkomponente. Denn hier wird Lichtenergie von dem ursprünglichen Lichtstrom
abgenommen und im Auge werden weniger spektralempfindliche Rezeptoren aktiviert. Die Mischfarbe wirkt weniger hell. Folgende Mischfarben entstehen: Cyan + Gelb = Grün, Cyan + Magenta = Blau, Magenta + Gelb = Rot. Die Grundfarben Gelb (yellow), Magenta (magenta)
und Cyan (cyan) sind heller als die des additiven Farbkreises. Die Farben cyan, magenta, yellow und black bilden den CMYK-Farbraum für
den Printbereich (K steht für den letzten Buchstaben von black da B für das
RGB-System verbraucht ist).
Partitive (optische) Mischung: Wenn eine Mischfarbe dadurch entsteht,
dass die Farbfläche in sehr viele kleine Farbpunkte aufgeteilt ist, dann
entsteht der Farbeindruck, weil die spektralempfindlichen Rezeptoren
anteilmäßig aktiviert werden. Die partitive Farbmischung erzeugt eine
durchschnittliche Helligkeit aller gemischten Farben. Beispiele finden
sich beim Farbfernsehen, Vierfarbendruck oder farbigen Geweben, wobei z.B. Rot + Grün = Ocker als Mischfarbe entstehen. Der Lichtstrom
zum Auge ist hier der anteilige Durchschnitt der Remission von Farbflächen, die gemischt werden.
Farbordnung
Die Farbmischungsart hat offensichtlich Einfluss auf die primären Merkmale der Farbe, die da sind Farbton, Sättigung und Helligkeit. Nun
lässt sich ein Zusammenhang zwischen den drei primären Merkmalen
in einem dreidimensionalen Farbordungssystem darstellen. Betrachten
wir dazu die Farbtöne des Spektrums, die zu diesem Zweck in einem
Kreis angeordnet worden sind. Dabei entsteht durch die additive
Mischung der beiden entgegengesetzten Enden der hochgesättigten
Spektralfarbenreihe die erste Mischfarbe, nämlich Magenta aus Rot und
Blau.
Man nennt diesen Farbtonkreis den physikalischen Farbenkreis, der in
mindestens sechs gleiche Teile (Wellenlängenbereiche) eingeteilt ist. Je
nach der Farbenentstehung (ob Licht- oder Körperfarben) unterscheiden wir die jeweiligen Grundfarben aus additiver oder subtraktiver
Farbmischung.
Für den Farbton ist jetzt eine zweidimensionale Darstellung möglich.
Zur exakten Bestimmung der Farben sind Sättigung und Helligkeit in
einem System darzustellen. In der Konstruktion eines Farbraumes lassen sich alle drei Farbdimensionen, das sind Farbvalenzen, metrisch
Subtraktive Farbmischung durch Absorbtion eines Wellenbereichs.
Additive Farbmischung durch Hinzufügen
von Lichtenergie.
Partitive Farbmischung aufgrund von
Durchschnittsmengen der Lichtenergien.
Technisch orientierter Farbkreis durch
gleichmäßiges Aufteilen des chromatischen Spektrums.
Farbe 5
Farbenlehre
benannt unterbringen. In dem Farbkreis läßt sich die Sättigung als
Grad der Buntheit unterbringen, indem vom Mittelpunkt des Kreises
ausgehend die Sättigung zum Rand hin zunehmend aufgebracht wird;
das ist die zweite Farbvalenz.
Auf der senkrecht durch den Kreismittelpunkt verlaufende Helligkeitsachse wird nach oben hin die Helligkeit bis zum Weiß gesteigert und
nach unten hin bis zum Schwarz gemindert. In beiden Richtungen nimmt die Sättigung des Farbtones kontinuierlich ab, d.h. dass vom Farbkreis aus ein kegelförmiger Raum entsteht bis jeweils nach oben und
nach unten zur Kegelspitze Weiß bzw. Schwarz auf der Helligkeitsachse.
Der vereinfachte Farbraum muß allerdings berücksichtigen, dass die
reinen Farben auf dem Rand des Farbkreises neben der maximalen
Sättigung ganz unterschiedliche Helligkeiten aufweisen. Wenn der Farbkreis zur Helligkeitsachse so gekippt wird, daß die hellen reinen Farben nach oben und die dunkleren Farben nach unten, bezogen zu der
Grauachse, rutschen, entsteht ein verzerrter Doppelkegel. Die Grautonreihe liegt dabei auf der Mittelachse von der Kegelspitze Weiß bis zur
Kegelspitze Schwarz. Der Farbtonkreis bildet den weitesten Umfang
des Doppelkegels. Der obere Kegelmantel trägt alle Abkömmlinge des
Farbtonkreises zwischen den Vollfarben mit maximaler Sättigung bis
zum Weiss mit den hellklaren Farben, den Pastellfarben. Der untere
Kegelmantel trägt alle Abkömmlinge zwischen den Vollfarben bis zum
Schwarz, das sind die dunkelklaren Farben, die sogenannten Stammfarben oder Erdfarben. Im Inneren des Farbenraumes liegen alle trüben, grauverhüllten Farben einschließlich der Graufarben.
Die Farbanordnung und der Farbenraum sind als Modell zu verstehen,
um das subjektive Farberlebnis quantitativ und qualitativ zu erfassen.
Farbempfindung ist nämlich wie das Schmecken und Riechen eine sehr
subjektive Sinneswahrnehmung, ist von den Umwelteinflüssen abhängig und kann eine erhebliche Varianz des Erlebens bei verschiedenen
Personen zeigen.
Farbharmonie
Farben treten selten als Einzelfarben oder Farbpaare in Erscheinung,
sondern in Gruppen, so dass zur Gestaltung eines Druckerzeugnisses
eine Farbreihe erarbeitet und ausgewählt werden muss. Hierzu sind die
aus einem Farbordnungssystem ausgewählten Farbkartensysteme (z.B
HKS-System, Pantone-System, Ral-System u.a.) zur Beurteilung der
Ausdrucksqualität von Farbenreihen nötig, mit deren Hilfe die metrische Bestimmung der Farbvalenzen in einem Kommunikationsprozess
zwischen Entwurf und Realisation möglich wird. Die Farbkartensysteme
sind auf unterschiedlichen Bedruckstoffen (HKS-System: K = Kunstdruckpapier, N = Naturpapier, E = Endlospapier, Z = Zeitungspapier)
realisiert, damit wird eine eindeutige Beurteilung durch direkten Vergleich möglich. Bei der Gestaltung mit Computerlayoutprogrammen lassen sich mit diesen Farbsystemen zweifelsfreie Farbentscheidungen
treffen, da die Bildschirmfarben als Lichtfarben, trotz Farbkorrektur
durch Farbmanagementsysteme, einen anderen Farbeindruck übermitteln als Körperfarben auf einem Bedruckstoff.
Das Auswählen von Farbreihen dient im Design der eindeutigen
Imagebildung eines Produktes (Produktdesign), eines Firmenauftritts
(CI-Design), usw.. Daher sollten Farbenreihen nur einen Komplementärkontrast beinhalten, da sonst die Eindeutigkeit der Reihe verlorengeht
und sie somit in konkurrierende Unterreihen zerfällt. Man strebt eine
Harmonie der Farbenreihe an, im Sinne von Ausgewogenheit der betei-
Farbraumstruktur nach den drei Farbvalenzen Farbton, Sättigung und Helligkeit.
Pragmatischer Farbraum für die Farborientierung in der gestalterischen Praxis.
Farbordung nach DIN für technische Anforderungen.
Farbe 6
Farbenlehre
ligten Elemente. Man unterscheidet statische (spannungslose) Kombinationen, bei denen nachbarliche Farbtöne im Farbraum vereinigt sind
(z.B. Ton in Ton) und dynamische (spannungsvolle) Farbkombinationen, bei denen große Kontraste wirken. Farbdynamik ist allgemein eine
charakteristische Farbwirkung einer Reihe mit dem Erlebnis einer ansteigenden oder abschwingenden inneren Bewegtheit. Die Farben wirken auf das Gefühl und das Bewusstsein gleichermaßen, im Sinne von
Physiodynamik und Psychodynamik. Physiodynamik wird verstanden
als vom Bewusstsein unabhängige Farbwirkung (z.B. Grün = beruhigend, Blau = passiv, Gelb = belebend), sie findet ihre ausgewiesene
Anwendung bei der Raumgestaltung, aufgrund ihrer großen Flächenwirkung.
Bei der Psychodynamik der Farben vollzieht sich ein bewusstes und
halbbewusstes Reagieren auf Farbwirkungen (z.B. Gelb = heiter, hell,
leicht usw.) wie sie bei gedruckten Mitteilungen (Werbung) angewendet wird. Die soziale und kulturelle Auslegung von Farbbedeutungen
findet sich umfangreich in der Farbsymbolik. Einige psychologische
Theorien über Farben teilen sie in "aktive" oder helle Farben ein (d.h.
psychologisch hell, ungeachtet ihres Helligkeitswertes) und in "passive" oder psychologisch dunkle Farben ein. Die ersteren (besonders Rot
und Gelb) richten sich auf den Betrachter, sie drängen sich ihm auf,
sie provozieren Reaktionen, irritieren sogar. Die letzteren (speziell Blau
und Grün) sind statischer und neigen dazu, in der Ferne zu verschwimmen. Man kann sagen, daß eine aktive Farbe hilft, die wirksamen und
aggressiven Eigenschaften eines Produktes aufzuwerten im Gegensatz
zu passiven Farbwerten.
Dynamische Farbenreihe nach Prof. Seitz
Aus dem Farbenraum werden Farben ausgewählt mit eindeutigem Richtungsverlauf und Fortsetzungsglätte, wobei höchstens ein Komplementärkontrast beinhaltet sein darf. Fortsetzungsglätte ist die Anpassung
der Farben in ihren Ausdruckqualitäten von einer zur anderen. Die eindeutige Charakteristik (Bewegung) der Farbenreihe wird durch Progression aller drei Valenzen erreicht, das ist die Progression von Farbton
zu Farbton (nicht Ton in Ton), die Progression im Verlauf von HellDunkel und der progressive Verlauf der Sättigung. Die so gefundenen
Farben werden zu einer dynamischen Farbenreihe geordnet, so dass
die Reihe einen eindeutigen Farbtonschwerpunkt besitzt, der eine entsprechende psychodynamische Farbwirkung ermöglicht und dadurch
eine Produktverkettung (ein Image) festschreibt.
Die Farben, die nach Farbton, Sättigung oder Helligkeit einander am
ähnlichsten sind, werden Nachbarn (Fortsetzungsglätte). Die so geordneten Farben werden in Reihenfolge gebracht. Dadurch entsteht die
ansteigende oder abschwingende Dynamik. Durch progessives Ändern
der Farbflächenanteile kann die Dynamik entweder gebremst oder bis
zur extremen Richtungstendenz in der Gestaltung gesteigert werden.
Beurteilung von dynamischen Farbenreihen:
1. "Ton in Ton" ist schwächlich und von geringer Dynamik.
2. Dynamik ausschließlich zwischen den aufgehellten Farben eines
Farbtones ist fad und unbefriedigend.
3. Bloße Dynamik zwischen reinen Farbtönen ("Vollfarben") ist billig,
infantil und verbraucht sich rasch.
4. Dynamik über mehr als eine Hälfte der Farbengesamtheit im Kreis
oder in einer Raumhälfte des Farbkörpers verliert die einseitige
Charakteristik, die gute Prägnanz der Merkmale.
Pragmatisches Vorgehen bei der Gestaltung einer dynamischen Farbreihe nach
Prof. Seitz:
1. Festlegung des Farbreihenschwerpunktes zwecks Eindeutigkeit der
Farbwirkung (Image).
2. Progressive Aufteilung einer Farbtonreihe mit einem Komplementärkontrast.
Pragmatisches Vorgehen bei der Gestaltung einer dynamischen Farbreihe nach
Prof. Seitz:
3. Kippen der gefundenen progressiven
Farbreihe um die Helligkeitsachse.
4. Aufhellen und Abdunkeln der Farbwerte. Dadurch entsteht neben der
Progression der Farbtöne eine Progression der Helligkeit und damit der
Sättigung.
5. Glätten der so entstandenen dynamischen Farbenreihe.
Farbe 7
Farbenlehre
Farbraum als Anmutungsqualitäten.
Hier wurde auf eine korrekte farbige Anordung in Bezug zur Helligkeit verzichtet,
um eine einfache Mischübung zu ermöglichen (Gleichteilige Hell- und Dunkelreihen).
1. 24-teiliger Farbkreis
2. bunttongleiches Dreieck
3. bunttongleiches Dreieck
4. bunttongleiches Dreieck
5. bunttongleiches Dreieck
6. bunttongleiches Dreieck
7. bunttongleiches Dreieck
Cyan
Blau
Magenta
Rot
Gelb
Grün
hergestellt von Conni Koester
Farbe 8
Farbenlehre
Neue FarbtonvieIfalt durch HKS 3000 plus
aus Siegfried Kübler (BASF Drucksysteme GmbH, Stuttgart) in Deutscher Ducker Nr. 50, 2002
Unter HKS ist ein umfassendes Farbkommunikationssystem zu verstehen, das für Farbtonidentität sorgt. Anders ausgedrückt, die einmal gewählte Hausfarbe wird möglichst identisch wiedergegeben, sei es nun
auf dem Briefbogen, der Visitenkarte, aber auch auf Arbeitskleidung
oder dem Firmenfahrzeug. Bekanntermaßen ist es nicht immer ganz
einfach, Farbidentität zu erreichen, unterschiedliche Substrate bewirken
ein unterschiedliches Erscheinungsbild. Um aus dem Einsatz unterschiedlicher Papiersorten resultierende Farbabweichungen möglichst zu
vermeiden, wurden die Farbtöne an die verschiedenen Bedruckstoffe
angepasst. Dementsprechend stehen Farbfächer in verschiedenen Papierklassen zur Verfügung: HKS K als Basisfarbton, HKS N auf Naturpapier,
HKS E auf Endlospapier natur und HKS Z auf Zeitungspapier.
Wird ein Firmenlogo oder eine Hausfarbe zum Beispiel in einer Hochglanzbroschüre und in einer Zeitungsanzeige wiedergegeben, so soll
die Farbe ja identisch sein. Das bedeutet, für den Druck der Broschüre
muss HKS K verwendet werden, für den Zeitungsdruck der gleiche Farbton in HKS Z. Daneben müssen beim Druck die Standardvorgaben beachtet werden. Wird mit anderen Schichtdicken gearbeitet oder mit
anders beschaffenen Papieren, so kann es zu Farbabweichungen kommen. Das wird durch die Einhaltung der Standards vermieden. Viele
Standardpapiere werden schon durch die verschiedenen HKS-Varianten
abgedeckt.
Die Farbfächer werden grundsätzlich mit praxisgerechten Schichtdicken
gedruckt. Das führt zu einer hohen Übereinstimmung der Farben im
Fächer mit dem standardisierten Druck. Der mit einer Schichtdicke von
1,5 g/m2 gedruckte HKS-K-Fächer enthält neben den Volltonfarben Rasterstufen in 10 %-Schritten. Naturpapier-, Endlospapier- und Zeitungspapierfächer wurden mit der bestmöglichen Farbtonanpassung gedruckt.
Das heisst, durch eine Anpassung des Farbrezeptes wurde der gleiche
Farbton auf unterschiedlichen Bedruckstoffen erreicht. So wird zum Beispiel bei einem graueren Papier das in der Farbe enthaltene Schwarz
reduziert, um zum gleichen Farbton zu kommen.
Jetzt wurden die konventionellen K- und N-Fächer durch die neuen
Fächer HKS K 3000 plus und HKS N 3000 plus ergänzt. Anstatt bisher
88 Farbtönen stehen nun 3 520 Farbtöne (!) zur Auswahl. Für die umfangreiche neue Farbpalette wurden die 88 Grundfarben in 10%-Schritten
von 10-100 % unter Zusatz von prozentualem Schwarz ( 10 %, 30 %
oder 50 %) als Volltonmischungen ausgearbeitet. Da die Naturpapiere
immer dünner und satinierter werden, wurde die Farbrezeptur angepasst. Die Farbe ist jetzt konzentrierter, also höher pigmentiert. Deshalb
konnte auch die Schichtdicke beim N-Fächer auf 2,0 g/m2 heruntergesetzt werden, und das unter Beibehaltung bisheriger Farbnuancen.
Die Echtheiten der Grundfarben sind auf dem Fächer angegeben. Dadurch wird auf einen Blick erkennbar, für welche Anwendungen und
Weiterverarbeitungsschritte die Farbe geeignet ist. Licht-, Sprit-, Lösemittel- und Alkaliechtheit sind ebenso definiert wie die Deckfähigkeit
der Farbe und ihr Verhalten bei der Heißkalandrierung. Diese Angaben
sind für den Drucker sehr nützlich, da so böse Uberraschungen bei der
Weiterverarbeitung vermieden werden können.
Zum einen können die HKS-Farben direkt als fertig gemischte Sonderfarben bestellt werden. Zweitens kann der Farbton auch in 4c (CMYK)
umgesetzt werden, wobei der HKS-Farbton über die 4c-Umsetzung
simuliert wird. Und zum dritten kann auch ganz normal die Prozessfarbe
Schwarz als vierte Farbe gedruckt werden und danach die Sonderfarbe
als fünfte Zusatzfarbe auf die entsprechenden Seitenelemente.
Farbraumdarstellung der HKS-K-Farben.
Jedes Fächerblatt (HKS 3000 plus) informiert
über Echtheiten, Umsekung von positiver...
... und negativer Schrift in Vollton und Raster,
Wirkung des Volltons und Kontrastwirkung.
Farbe 8b
Farbenlehre
Farbkontraste
Als Kontraste bezeichnet man in der Farbenkombinatorik alle visuellen
Differenzierungen, Unterschiede, Gegensätzlichkeiten und psycho-physische Polaritäten, wenn mehrere Farben gleichzeitig oder unmittelbar
nacheinander gesehen werden.
An der Kontrastbildung können die wahrgenommenen objektiven
Farbeigenschaften - wie Farbton oder Helligkeit -, aber auch subjektive
Wirkungen der Farben - wie warm oder schwer - beteiligt sein.
Organisch bedingte Kontraste
• Sukzessivkontrast
• Simultankontrast
Sie ergeben sich aus der Funktion des Sehprozesses.
Objektive = primäre Kontraste
• Helligkeitskontrast
• Farbtonkontrast
• Sättigungskontrast
Sie resultieren aus der objektiven räumlichen Zuordnung der Farbe und ihrer metrischen Struktur.
Subjektive = sekundäre Kontraste
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Warm-Kalt-Kontrast
Aktiv-Passiv-Kontrast
Leicht-Schwer-Kontrast
Nah-Fern-Kontrast
Sie sind Polaritäten, die durch psychische
Bewertung des Farbeindrucks gebildet werden.
Quantitätskontrast
• Viel-Wenig-Kontrast
Er bezieht sich auf die notwendigerweise
unterschiedliche Flächengröße der Einzelfarben bei allen Kombinationen.
Simultankontrast
Georges Seurat, Sitzender Knabe mit
Strohhut (Ausschnitt), 1883/84
Der Simultankontrast
ist nicht der Unterschied, sondern der wechselseitige Einfluss gleichzeitiger Farbempfindungen. Zu einem gegebenen Farbton erzeugt unser
Auge immer gleichzeitig, also simultan, dessen Gegenfarbe, wenn diese
objektiv fehlt. Das heißt, die simultan erzeugte Gegenfarbe entsteht als
Farbempfindung erst im Auge des Betrachters.
Der Sukzessivkontrast
ist auf eine ähnliche Erscheinung zurückzuführen wie beim Simultankontrast. Jeder Reiz prägt sich eine Zeit lang ein und schlägt dann bei
Ermüdungserscheinungen des Auges ins Gegenteil um. Bei diesen
Nachbildern tritt ein Wechsel der Farben in die Gegenfarben (physiologische Gegenfarben) ein.
Wobei die Nachbildfarbe stets aufgelichteter - einer Aquarellfarbe vergleichbar - als das Vorbild erscheint. Auf diese Weise sind immer zwei
Farben gegensätzlichen Charakters miteinander verknüpft.
Nachbildfarben, also Farben, die im sogenannten Sukzessivkontrast
auftreten, werden exakter nicht als Gegenfarben, sondern als Kontrastfarben bezeichnet.
Fixiert man die obere Abbildung, so entsteht das farbige untere Nachbild.
Farbe 9
Farbenlehre
Simultan- und Sukzessiv-Kontrast sind fast überall wirksam. Nicht nur
bei den reinen Farben, sondern ebenso bei den mehr oder weniger
stark gebrochenen Farben. Jede Farbe erzeugt simultan die Gegenfarbe,
und so beeinflussen sich die Farben gegenseitig. Durch entsprechende
Maßnahmen kann die Wirkung des Simultankontrastes voll zur Wirkung
kommen oder aber abgeschwächt werden.
Gegenfarben
Hier handelt es sich immer um Farben gegensätzlichen Charakters. Der
Begriff der Gegenfarben kann unter verschiedenen Gesichtspunkten
auftreten, so dass zur Klärung jeweils eine Erläuterung notwendig ist.
Psychologische Gegenfarben
Farben, die sich am unähnlichsten sind und im Farbtonkreis genau
gegenüberliegen. Zu jeder Farbe gibt es also immer eine andere, die
ausgesprochen gegensätzlich ist. Wegen dieser psychologischen
Definition werden diese Farben auch psychologische Gegenfarben
genannt
Kontrastfarben (physiologische Gegenfarben)
Farben, die als Nachbildfarben auftreten. Die Kontrastfarben sind nach
den Erkenntnissen Goethes physiologischen Ursprungs. Sie treten im
sogenannten Simultan- und Sukzessivkontrast auf. Psychologische und
physiologische Gegenfarben sind sich sehr ähnlich, aber nicht immer
miteinander identisch.
Kompensationsfarben (farbmetrische Gegenfarben)
Hierunter verstehen wir Farben gegensätzlichen Charakters, Spektralfarben oder Körperfarben, die sich in einem bestimmten Verhältnis
additiv zu Unbunt mischen lassen (partitive Farbmischung).
Komplementärfarben, Ergänzungsfarben (physikalische Gegenfarben)
Innerhalb des Spektrums nennen wir die Lichtarten komplementär
(ergänzend), die sich gegenseitig zum Weiß des vollen Spektrums ergänzen, zum Beispiel Gelb und Blau, denn sie ergeben bei der additiven Mischung Weiß, also ein Unbunt. Da sich zwei Komplementärfarben bei additiver Mischung zu Unbunt vereinigen, sind sie gleichzeitig Kompensationsfarben besonderer Art, d. h. eindeutig physikalisch
bestimmt.
Helligkeitskontrast
Der Helligkeitskontrast ist wohl der umfassendste und für die ästhetische Gestaltung wichtigste Kontrast. Er wirkt im Bereich der chromatischen und achromatischen Farben. Der Helligkeitsunterschied muß
auch bei der Kombination satter Farbtöne beachtet werden. Eine RotGrün-Kombination (Flimmerkontrast) ist nur dann ansprechend, wenn
ein gewisses Helligkeitsgefälle zwischen beiden Farbtönen vorhanden
ist oder wenn beide in der Helligkeit gleiche Farben durch eine Kontur
getrennt werden.
Weiß und Schwarz sind die beiden Pole, zwischen denen sich das HellDunkel-Spiel der Farben - nicht nur der mit Weiß, Schwarz oder Grau
gebrochenen, sondern auch der reinbunten - abspielt. Im Farbtonkreis
ist Gelb der hellste und Blau der dunkelste Farbton. Zwischen diesen
beiden Farbtönen liegt der stärkste Hell-Dunkel-Kontrast. Der HellDunkel-Kontrast kommt da zur vollen Wirkung, wo die Helligkeit in
geringer Menge von großer Dunkelheit umgeben ist. Sie leuchtet dann
wie Licht aus der Finsternis. Die aktive Helligkeit verlangt zum harmonischen Ausgleich wesentlich mehr an passiver Dunkelheit. Weiß und
helle Farben dehnen sich scheinbar über die Maße ihrer Grenzen hinaus aus. Sie erscheinen größer als gleich große dunkle Teile.
Simultane Farbtonveränderung
Der Farbton des Kreises wird nach Rotviolett verändert, auf Violett wird er nach
Orange (Rot) gedrängt und auf Blau entsteht keine Farbtonveränderung aber eine
Farbtonverstärkung.
Farbe
Farbe
Helligkeitskontrast
Eine weiße Fläche auf schwarzem Grund
erscheint größer als eine schwarze Fläche
auf weißem Grund, Eine weiße Schrift auf
schwarzem Grund erscheint deshalb auch
größer.
Farbe 10
Farbenlehre
Stellen wir zwei gleich große Flächen, die eine in weißer, die andere in
schwarzer Farbe, je auf gegenfarbigen Untergrund, so erscheint die
weiße Fläche größer als die schwarze. Das gleiche trifft zu bei heller
gegen dunkle Farbe. Soll optische Gleichheit erzielt werden, müssen
weiße und helle Farbflächen etwas kleiner gehalten werden.
Eine weiße Schrift auf schwarzem Grund erscheint deshalb auch größer
als die gleich große Schrift schwarz auf weißem Grund.
Farbtonkontrast
Bei den unbunten Farben wirkt nur der Helligkeitskontrast. Bei allen
anderen Gruppierungen, bei denen chromatische Farben mitwirken,
entstehen gleichzeitig mehrere Kontraste.
Bei allen Farbtonkontrasten gelten folgende Regeln:
• Die Gegenfarben zeigen den größten, die Nachbarfarben den geringsten Farbtonkontrast.
• Jeder Farbtonkontrast wird gleichzeitig überlagert durch einen subjektiven Kontrast. Dabei bewirkt der objektive Kontrast das ästhetische
Zusammenwirken, der subjektive Kontrast die psychische Wirkung.
• Bei jedem Farbtonkontrast sind gleichzeitig Helligkeits- und Sättigungsgefälle und die Flächengrößen zu berücksichtigen.
Im Farbtonkreis werden gewisse Farbtöne zu Gruppen zusammengefasst, die als Farbtonarten bezeichnet werden. Es sind Bereiche, die
sich über mehrere Farbtöne erstrecken; aber ihre Ausdehnung ist recht
unterschiedlich. Innerhalb einer Farbtonart finden wir die Farbtöne
"nachbarlich" oder "verwandt". Beim Übergang von einer Farbtonart
zu anderen werden bei gleichem Farbtonschritt die Farbtöne weniger
"nachbarlich" oder "verwandt" angesehen.
Wenn zwei verschiedene Farbtöne nicht harmonieren, so liegt es am
falschen Helligkeits- oder Sättigungskontrast.
Sättigungskontrast
Der Helligkeitskontrast hat stets eine harmoniefördernde Wirkung; dagegen kann der Sättigungskontrast im elementar-ästhetischen Bereich
störend wirken. Farbtonreine, hochgesättigte Farben lassen sich leicht
von weniger reinen, die aufgehellt, verdunkelt oder getrübt sind, unterscheiden.
Seine stärkste Wirkung erreicht der Sättigungskontrast, wenn zwischen
breit ausgedehnten trüben Farbtönen plötzlich und unerwartet eine
reine Farbe auftritt. Die vereinzelte Farbe hat dadurch Seltenheitswert,
ein wichtiges Element im Farbenspiel, bekommen. Selten auftretende
Kontraste werden auch als Kontrapunkte oder Gegenakzente bezeichnet. Eine Farbgestaltung, die vorwiegend mit trüben Farben gestaltet
wurde, erhält durch Hinzufügen von wenigen reinen Farben eine
Steigerung.
Im komplex-ästhetischen Bereich kann der Sättigungskontrast eine harmoniefördernde Wirkung erhalten durch geeignete Verteilung der
Farben verschiedener Sättigung auf die Gegenstände unserer Umwelt.
In dieser dinglichen und dreidimensionalen Wirklichkeit (im komplexästhetischen Bereich) sind die Sättigungsstufen der Farben entsprechend der Bedeutung oder Funktion oder nach der Rangordnung der
Dinge vorzunehmen:
Die ungesättigten Farben werden den größeren Flächen oder dem
Hintergrund zugeordnet, die gesättigten Farben den kleinen Flächen
und den attraktiven Gegenständen, dem "eyecatcher".
Benachbarte Farben steigern sich stes in
Richtung auf ihre Gegenfarbe. Sie steigern
sich um so mehr, je gegensätzlicher, stärker und leuchtender sie sind.
Werden zur Farbgestaltung Gegenfarben
in gleicher Helligkeit angewandt, so entsteht ein Flimmerkontrast.
Sättigungskontrast
Der gelbe Farbton kommt zwischen den
getrübten Farbtönen zur vollen strahlenden Wirkung.
Farbe 11
Farbenlehre
Psychologisch bedingte Polaritäten
Dass die nachfolgend erläuterten, psychologisch bedingten Polaritäten
wahrgenommen werden, hat eine bestimmte Ursache. Mit der Erregung
des Gesichtssinns durch bestimmte Farben werden gleichzeitig die
Nervenzentren anderer Sinnesorgane mit erregt (Synästhesie).
Warm-Kalt-Kontrast
Im Farbtonkreis bezeichnet man einen Bereich als “warm", den anderen als “kalt". Die Farbtöne der rechten Seite des Farbtonkreises (von
Gelbgrün bis Rot) werden als warm empfunden und die der linken
Seite (von Blau bis Grün) werden als kalt empfunden.
Die Warm-Kalt-Bewertung kann von mancherlei Nebenfaktoren beeinflusst werden, z. B. von der Sättigung der Farbe, vom Glanz, überhaupt von Oberflächenstrukturen oder Materialeindruck.
Aktiv-Passiv-Kontrast
Dieser Polaritätskontrast ist bezogen auf die Farbenanordnung im
Farbtonkreis etwa deckungsgleich mit dem Warm-Kalt-Kontrast. Die
aktiven Farben erregen mehr als die passiven. Aber auch diese Bewertung ist relativ.
Schon eine Veränderung der Sättigungswerte bestimmter Farbtöne
kann zu einer Umkehrung der Aktivwerte führen:
Rot ist im Normalfall aktiver als Gelbgrün; aber auf einem verschwärzlichten Rot kann auch ein helles Gelbgrün aktiver wirken.
Diese Polarität wirkt sich auch hinsichtlich der unbunten Farben aus.
Grundsätzlich wirkt Weiß aktiver als Grau.
Warm-Kalt-Kontrast
Je nach seiner Kontrastierung mit wärmeren oder kälteren Farbtönen wirkt der
gleiche Farbton unterschiedlich.
Nah-Fern-Kontrast
Durch die Wirkung der Farben entsteht
die scheinräumliche Luftperspektive.
Leicht-Schwer-Kontrast
Diese Polarität kann sowohl bei Farbtonunterschieden als auch bei
Helligkeitsdifferenzen wirken.
Im Farbenraum liegt der Pol oder der Bereich der leichtesten (hellklaren) Farben im hellen Blau, der Schwerepol (dunkelklare Farben) im
dunklen Rot.
Verweißlichte Farben wirken leichter als verschwärzlichte. Blauhaltige
Farben wirken leichter als nach Rot tendierende.
Nah-Fern-Kontrast
In der bildenden Kunst werden Ferne und Bildtiefe in der Landschaftsdarstellung durch Farbgebung erzielt.
Grundsätzlich wirken die aktiven Farben nah, die passiven fern, auch
wirken die gesättigten Farben näher als die ungesättigten.
Quantitätskontrast
Ausdrucksfähigkeit und Stimmungswert einer Farbenkombination werden nicht nur von der gewählten Farbengruppe, sondern auch vom
Flächenverhältnis der Farben zueinander bestimmt.
Grundsätzlich sollen die passiven Farben größere Flächen, die aktiven
Farben kleinere Flächen einnehmen.
Goethe hat in seiner bekannten Farbenlehre für die Lichtwerte der
Farben folgende Zahlenwerte aufgestellt: Gelb (3), Orange (8), Rot (6),
Grün (6), Blau (4), Violett (3). Danach hat das reine Gelb im Künstlerfarbraum eine dreimal so starke Leuchtkraft als das reine Violett.
Soll nun bei einer farbigen Gestaltung ein harmonischer Ausgleich der
Farben erreicht werden, dann sind die Farbwerte der Farbflächen in
umgekehrter Reihenfolge anzuwenden.
Farbquantität
Bei einem ausgewogenen Verhältnis der
Farben als Anmutungsqualität nimmt Violett eine dreimal so große Fläche ein wie
Gelb, Blau eine doppelte wie Orange und
Grün und Rot haben etwa gleiche
Flächenanteile.
Farbe 12
Farbenlehre
Farbpsychologie
Auszug: Erich Küthe, Axel Venn, Marketing mit Farben, Köln 1996
Farbe und Archetyp
Die Archetypdiskussion ist momentan in vollem Gange. Volker Fischer
hat 1988 den Begriff „Archetypdesign“ lanciert - für eine Gestaltungart,
die nicht nur von Philippe Starck und Ettore Sottsass als Formalfaktor
benutzt wird. Bei diesem Design geht es darum, die im sogenannten
kollektiv Unbewussten (also der Vorerfahrung) abgespeicherten Urmuster abzufragen und in aktuelle Gestaltungsüberlegungen einzubeziehen.
Die Begriffe des „kollektiv Unbewussten“ und des „Archetyps“ gehen
auf C. G. Jung zurück. Jung hatte starkes Interesse an mythischen und
metaphysischen Fragen. Er glaubte, dass mythische Symbole (z. B.
Drache, Schlange, strahlender Held, gute Fee usw.) der ganzen
Menschheit gemeinsam seien (im kollektiv Unbewussten verankert).
Solche generell gültigen Symbole sind auch die Archetypen, über die
heute so viel nachgedacht wird. Man hat versucht, diesen Ansatz auf
das Produktmarketing zu übertragen. Nach Gladbach sind Produktarchetypen durch folgende Überlegungen gekennzeichnet: - Archetypen
von Produkten sind kollektive, ganzheitliche, bildhafte Vorstellungen,
die sich fest im Gedächtnis der Menschen eines Kulturkreises verankert
haben. Ihre Entstehung ist primär kulturbedingt und setzt sehr früh
ein. Die unbewusste Entstehung und Speicherung solcher vielen
Menschen gemeinsamen archetypischen Produktvorstellungen legt die
Vermutung einer Wert- und Anmutungsneutralität und der damit verbundenen breiten Akzeptanzbasis archetypisch gestalteter Produkte
nahe. Archetypen verkörpern die typische Form bzw. Urform eines Produktes und entsprechen damit der Norm. Produktarchetypen besitzen
als Urbilder einen historischen Bezug.
Positionierungsmodell nach Kramer-Matschoss
Für Farben sind folgende archetypischen
Kriterien belegt: Für die sechs Elementarfarben lässt sich nach Gerritsen folgende
tiefenpsychologische Bedeutung (sog. Urmacht) feststellen:
ROT: die lodernde Macht des Feuers,
Zeichen für Krieg, Blut und Gewalt, Symbolfarbe für das Ich;
GRÜN: die Urkraft der Fruchtbarkeit, die
den ausgestreuten Samen keimen lässt,
Zeichen für Frieden und Wohlergehen,
Symbolfarbe für die Ruhe;
Blau: die Farbe für die Macht des Unendlichen, des Himmels und des ganzen Firmaments, der Gedanken und Meditation;
Symbolfarbe für Raum und Ewigkeit;
GELB: die Macht der Gesetzlichkeit von
Zeit, Sonne, Mond und Sternen; Zeichen
der Macht Gottes, Symbolfarbe für „strahlend“ für Zeit und Vergänglichkeit der
Zeit;
SCHWARZ: die bedrückende Macht der
Finsternis, Zeichen für Tod und Vergänglichkeit, Symbol für die Trauer;
Farbe 13
Farbenlehre
WEISS: das blendende Licht des Geistes, über den Tod triumphierend;
die weiße Asche nach dem Erlöschen des Feuers; die Stille des
Schnees, der das schwarze Winterholz bedeckt hat; Symbol für die
Reinheit, für das Unberührte.
Nach Frieling haben die vier Grundfarben folgende Archetypik:
ROT: Das archetypisch Väterliche; Ursprung, makrokosmische Herkunft,
höheres Schicksal, geistig belebendes Prinzip, also Blut (mehr Rot)
und Feuer (mehr Rotorange).
GRÜN: Das archetypisch Weibliche im Sinn des Beharrens, Begrenzens,
der Gebärmutter, die in ihrem Tragen allein aktiv wird. Symbol des tragenden Wasserelementes, das sich - nach Bewegung - wieder in sich
selbst findet (oder zum Tropfen abkugelt). Während im Rot autonome
Bewegungskraft liegt, herrscht im Grün statisches Gleichgewicht des
Bewegten (Gelb und Blau).
GELB: Archetypisch das kommunikative, verbindliche, periphere Prinzip.
Insofern auch Luft, die ja alle Lebewesen verbindet. Gelb deutet auf
Expansion und Umfassen, im Gelborange speziell männlich-zeugend, im
Zitron und Oliv ohne Geschlechtscharakter und nur als Helligkeit bzw.
als Beschattung der Helligkeit (Aktivität - Lüscher) wirkend.
BLAU: Archetypisch weiblich, im Sinn des Empfangens ein Vorgang, damit zugleich männlich im Sinn des Empfangens des Geistigen (Pneuma,
Logos). Immer also Bindung, daher Erde im geistigen Sinn. (Die Luftsymbolik ist sekundär und entstammt der Symbolik der himmlischen
Vernunft und Gesetzlichkeit.) Prinzip des In-sich-aufnehmens,
Vollendens.
Bedeutung der Farben
Wir wollen im Überblick für die bunten sowie die unbunten Grundfarben auflisten, welche Eindrücke, Empfindungen und Anmutungen zu
beachten sind. Es soll eine Gesamtschau sein. Die Farbcharaktere sollen ganzheitlich vorgestellt werden (nach Lutz, Küppers, Heller).
Rot als Charakterbild
Rot ordnet sich keiner Farbe unter. Rot ist so vorherrschend, dass es
sofort die Führung unter allen Farben übernimmt. Rot übt den größten
Reiz auf das Auge aus, so dass es beim Zusammenstehen mit anderen
Farben optisch so aussieht, als ob das Rot unserem Auge viel näher
sei als die anderen Farben, z. B. Grün oder gar Blau. Rot ist Ausdruck
für Lebenskraft, für Lebensenergie. Rot ist das Symbol für die Liebe, in
der sich warm und freudig ein Leben dem anderen schenkt. Rot spricht
- dividiert - noch in der größten Skala die Gefühle der Menschen an.
Das schwere Dunkelrot stellt Würde und feurigen Ernst dar. Hochrot ist
die Farbe des Umsturzes. Je heller das Rot wird, desto mehr tritt das
Erregende zugunsten einer Wärme und Freude zurück. Besonders ist
Rot in den hellen Tönen (Rosa) heiter, freudig und jung.
Blau als Charakterbild
Blau ist die Farbe des Himmels. Je tiefer das Blau, desto metaphysischer wird es, d. h. Blauschwarz bekommt schon den Klang einer
großen kosmischen Trauer. Blau ist und wird für uns immer eine rätselvolle Farbe bleiben. Es ist eine kalte Farbe, die stets fern erscheint,
die wohl beruhigt, aber in ihrer Ausstrahlung ernst, kalt, sehnsüchtig
bleibt, mit einem Unterton von Traurigkeit. Blau macht ein Loch im
Bild - sagt der Maler -, das bedeutet, dass Blau immer zurückzuwei-
chen scheint. Ultramarinblau ist auch
kühl, wirkt aber wohltuend, beruhigend
und besänftigend, bestimmt zur Ruhe,
weil es sich passiv verhält. Blaugrün - die
Mischung aus Blau und Grün - verschmilzt
in sich das Zurückhaltende und Sehnsuchtsvolle des Blaus mit der Ruhe und
der Frische des Grüns. Blaugrün macht
sehnsuchtsvoll, beruhigt aber zugleich.
Grün als Charakterbild
Grün, besonders das frische als „junges“
angesprochene Grün, ist der Ausdruck für
Frühling und Jugend. Das dunklere Grün
verliert von dieser Symbolhaftigkeit. Grün
ist auch die Farbe des gesunden, vollen
Lebens. Jedoch, während Orange der Ausdruck des höheren geistigen Lebens ist,
ist Grün der Ausdruck des vegetativen,
körperlich vollen Lebens. Grün ist die
ruhigste aller Farben und kann deshalb
Gegensätze ausgleichen. Grün zieht das
Auge an, sättigt und kräftigt es. Wird das
Grün mit Gelb gemischt, dann wird es
jugendlicher, lebendiger, aktiver. Mit
Braun gemischt bekommt das Grün einen
anderen Klang: es wird ernster und
schwerer.
Violett als Charakterbild
Violett ist die merkwürdigste aller Farben.
Sie ist nicht kalt und auch nicht warm. Es
haftet ihr aber etwas Mystisches, für manche Menschen auch Bedrückendes an,
das ein physisches Unbehagen auslöst.
Von Violett werden tief veranlagte, zur
Mystik neigende, manchmal schon etwas
absonderliche Menschen angesprochen.
Ein bestimmter Violettton kann die Menschen tief ergreifen, ja rühren. Auf sehr
sinnenfrohe Personen wirkt Violett geradezu betäubend. Sie gehen dem Violett
gern aus dem Wege. Ein Violett, in dem
das Blau vorherrscht, ist in seiner Wirkung zum Ätherischen, zum Nach-obenstrebenden noch verstärkt (Ultramarin).
Rotviolett, in dem das Rot nur sanft anklingt, wird zarter, je mehr man es aufhellt. Es gibt dann eine feine, zarte, weibliche Strahlung ab. Das dunkle Violettrot
jedoch ist würdevoller, es wird zum
Bischhofspurpur. Die Farbe Hellviolett
(Lila) in Verbindung mit Weiß und Zitronengelb kann sehr intensiv und weiblich
wirken.
Farbe 14
Farbenlehre
Gelb als Charakterbild
Gelb hat eine stark anregende Wirkung, ohne dabei aufzuregen, wie es
die Farbe Rot tut. Das reine Gelb ist die hellste Farbe im Farbkreis und
das Symbol für Fruchtbarkeit, Segen, Überfluss und - wenn es sich
zum Gold steigert - Ausdruck von Macht, Glorie und Majestät. Je heller
das Gelb ist, desto stärker tritt es in den Vordergrund. Gelb hat eine
dominierende Wirkung. Dividiert man das Gelb, so nimmt es an Kraft
zu, wenn es dunkler wird, verliert aber dafür die Heiterkeit und die
Majestät. Je mehr das Gelb andererseits aufgehellt wird, desto mehr
verfeinert es sich, wird leichter, zarter, edler und tritt dann optisch
mehr zurück.
Magenta als Charakterbild
Magenta ist die Farbe des Unnatürlichen und damit auch des Übersinnlichen, des Transzendenten. Man sieht nicht nur das Vordergründige,
sondern man sieht den großen Rahmen. Man ist bestrebt, zu erfahren,
was hinter den Dingen ist, und versucht, Zusammenhänge zu verstehen. Dabei geht es um Ordnung und Gerechtigkeit, also ums Prinzipielle. Magenta kann auf das Abnorme, aber auch auf das Bewusstsein
des Besonderen oder sogar auf überzogene Machtansprüche hinweisen.
Braun als Charakterbild
Braun ist die erdhafteste, verdichtetste und realste aller Farben. Braun
kann man nicht mit edel und fein ansprechen, dafür ist es aber kräftig:
Braun ist der Ausdruck für das Gesunde und Behäbige, Erdhafte. Gemischt mit anderen Farben wird diese sehr typische Eigenschaft verändert. Braun mit Rot oder Violett gemischt lässt den Eindruck sonnenbeschienener Erde entstehen. Dieses Violett-Braun hat dann eine sehr
anziehende, ins Magisch-Mystische gehende Kraft.
Schwarz als Charakterbild
Schwarz ist mit dem absoluten Dunkel gleichzusetzen. Schwarz ist die
materialverkörperte Finsternis. Schwarz hat für uns die Bedeutung des
Ernsten, Negativen, Finsteren und der Trauer. Schwarz ist verschlossen
und erhaben. Gegen Weiß gesetzt, entsteht der absolute Kontrast.
Weiß als Charakterbild
Das Weiß ist jenseits von Gut und Böse. Weiß ist auch keine Farbe im
Sinne einer Farbigkeit. Es ist der stärkste Gegenpol zu Schwarz. Dieser
Kontrast ist in seiner Unbedingtheit jedem sofort vorstellbar. Während
Schwarz Trauer ausdrückt, haftet dem Weiß Heiterkeit an. Weiß ist für
uns das Symbol für Unschuld und Reinheit. Soll etwas Einfacheres,
doch Kraftvolles und Bedeutendes dargestellt werden, so drückt dies
der Schwarz-Weiß-Kontrast am besten aus.
Grau als Charakterbild
Grau ist das Trübe an sich. Grau könnte man als Symbol für das Unentschiedene nehmen. Grau ist indifferent, klanglos, wärmt weder noch
wirkt es kühlend. Grau ist Hintergrund oder Nebenfarbe. Grau kann
ausgleichen und neutralisieren und ist deshalb wichtig, um allzu große
Farbkontraste zu mildern oder Farbkontraste harmonisch zusammenzubringen. Grau ist wie die Pause in der Musik.
Gold als Charakterbild
An und für sich ist Gold klangarm und
dadurch seelenlos, aber es ist festlich
und majestätisch durch seine Dichtigkeit
und seine großartige Strahlung. Gold ist
analog der Sonne Ausdruck für die höchste Lebenskraft, geistig gesehen. Zugleich
Ausdruck der Macht und Würde; je reicher und machtvoller die Zeiten waren,
desto mehr Gold wurde auch in den
Raumausstattungen verwendet (Krönungskirchen, Thronsäle, Residenzräume).
Silber als Charakterbild
Silber ist wie Gold klangarm und dadurch
seelenlos. Silber hat eine durchaus andere Strahlung als Gold. Es ordnet sich wie
Grau den farbigen Gegenständen bei, mildert aber ihre Freudigkeit. Silber ist nicht
so lockend wie Gold, es blendet das
Auge nicht, sondern zieht es mild an.
Silber ist, so sagt man, „das Licht unter
den Metallen“ und erscheint deshalb
einem großen Kreis von Menschen edler
als das Gold. Während Gold eine warme
Strahlung hat, wirkt Silber immer kühl.
Synästhesie
ist die Miterregung eines Sinnesorganes
durch einen Reiz. So täuscht ein warm
gestrichener Raum eine subjektive Temperaturerhöhung um etwa 2-3°C vor.
Nachfolgende kleine Übersicht vermittelt
auf der Grundlage von Testergebnissen
einige Korrelationen.
Geschmack:
süß:
Rot, Rosa, Lilarosa
bitter: Violett, Braun
sauer: Gelb, Gelbgrün
salzig: Grünblau, Grau
Geruch:
frisch:
blumig:
schwül:
modrig:
Grün
Hellrot, Rosa
Rotviolett, Violett
Braun
Gehör:
laut:
leise:
hoch:
tief:
Rot
aufgehellte Farben
Gelb
Violett
Farbe 15