Rote Laterne No. 1
Transcription
Rote Laterne No. 1
Rote Laterne Ausgabe 1 No. 1 August 2010 70 Millionen Euro an die Wand gefahren? Bürgerinitiativen, Parteien und Einzelpersonen wehren sich gegen die geplante „Mainzelbahn“ au VBl ivee J : to Pho Es besteht kein Zweifel: DIE LINKE steht eindeutig für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Nutzung ökologisch vertretbarer Technologien gelegt. Im Zuge des technologischen Fortschritts haben sich zwischenzeitlich neue Möglichkeiten ergeben, auch mit dem wesentlich flexibleren Transportmit- tel Omnibus regenerative Antriebsquellen zu nutzen. Insofern ist der früher gegebene Vorteil der Straßenbahn gegenüber den Bussen mit fossilen Brennstoffen aus ökologischer Sicht nahezu wett gemacht. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die unzweifelhaft bestehen, ob für den Bund, die Länder und die Kommunen, wird DIE LINKE bemüht sein auch IN DIESER AUSGABE kostenlos sozial nicht neutral Weiter auf Seite 2! wirtschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Doch an die Schaffung eines funktionierenden ÖPNV, der als Daseinsvorsorge von jeder Kommune vorzuhalten ist, sind andere Maßstäbe anzusetzen als an gewinnorientierte Wirtschaftsbetriebe. Dies kann bedeuten, dass sogar defizitäre Verkehrsmittel zum Einsatz kommen, um Transporte bereitzuhalten. Mainzelbahn ................................. 1-3 Kolumne............................................... 4 Wenn schon Geld ausgeben.... 5 Ferienkarte......................................... 6 Migration......................................... 7 Kommunaler Bürgerhaushalt 8 Mainz-Rätsel...................................... 8 Seite 2 Rote Laterne August 2010 Patentlösung Mainzelbahn? Manuskript der Stadtratsrede von Dieter Hofem zum Antrag „Stopp der Planungsinvestitionen für eine neue Straßenbahntrasse“ (Fortsetzung von Seite eins) Am 05.05.2010 hatte der Mainzer Stadtrat darüber zu befinden, ob eine Risikoinvestition in Höhe von 2,5 Mio. EUR für die Vorplanung einer neuen Straßenbahntrasse vom Mainzer Hauptbahnhof bis zum Lerchenberg freigesetzt werden soll. Im Vorfeld haben die Investoren und Betreiber, Stadtwerke Mainz AG (SWM) und Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH (MVG), für das angedachte 70-Millionen-Projekt Informationsveranstaltungen durchgeführt, die auf eine breite Zustimmung sowohl in der Öffentlichkeit wie auch bei den Entscheidungsträgern abzielen sollten. Fragen müssen erlaubt sein: Wer braucht eine solche neue Straßenbahntrasse? Wer hat ein Interesse an diesen Investitionen? Warum das ganze ausgerechnet jetzt, wo doch die Kassen leer sind? Immer wieder wurde in der Vergangenheit über neue Straßenbahnanbindungen nachgedacht, „Wer braucht eine solche neue Straßenbahntrasse?“ nach Drais, nach Ebersheim, auch bis zum Lerchenberg. Die Linienpläne nach Bretzenheim schlummern seit über 12 Jahren in den Schubladen. Doch plötzlich muss alles so rasch gehen. Wie kommt es dazu? Kein Mensch vom Lerchenberg käme auf den Gedanken einen solchen Antrag angesichts der leeren Kassen zu stellen. Frau Müller und Herr Schmidt aus Marienborn wundern sich, werden sie doch heute schon mit dem vorhandenen ÖPNV ordentlich bedient. Natürlich könnten die Taktierungen und einige Linienführungen immer wieder den neuen Bedürfnissen angepasst werden. Aber das, verspricht Jochen Erlhof (FDP), Geschäftsführer der MVG, werde immer wieder nachjustiert und verbessert. Hat es möglicherweise etwas mit dem Bau des Stadions zu tun, welches im Sommer 2011 fertiggestellt sein soll? Harald Strutz, 05er-Präsident und Stadtrat für die FDP-Fraktion, weist diesen Zusammenhang weit von sich. „Das hat mit dem Stadion überhaupt nichts zu tun!“ Vielleicht sind es unsere „Grünen“, die ihr schlechtes Gewissen beruhigen müssen. Immerhin haben sie dem Stadionbau zugestimmt und damit der Versiegelung tausender Quadratmeter besten Ackerbodens und der Beeinträchtigung der Frischluftzufuhr für die Innenstadt. „Hat es möglicherweise etwas mit dem Bau des Stadions zu tun, welches im Sommer 2011 fertiggestellt sein soll?“ Bislang fehlt eine schlüssige Antwort auf die Frage, wozu wir die neue Straßenbahnstrecke wirklich brauchen. Fest steht nur, das Thema wurde urplötzlich vehement diskutiert, ausgehend von den Herren Detlev Höhne und Jochen Erlhof. Das TramDream-Team hatte sich bestens vorbereitet. Irgendwie musste das Konzept so schnell wie möglich durch die Gremien gepeitscht werden. Das Fiasko, welches man beim Kohleheizkraftwerk erlebt hatte, wollte man nicht noch einmal erleben. „Das Projekt wird nur dann gestemmt, wenn eine breite Mehrheit gefunden ist. So was wie mit dem Kohlekraftwerk werden wir nicht noch einmal durchmachen“, erklärte Höhne bei einer der ersten Vorstellungen der Pläne. Hierzu haben sich die Cleverles etwas Bsonderes einfallen lassen. Spätestens seit der Golf-Krieg-Lüge ist bekannt, was die Massen besonders bewegt: Alles, was mit Kindern zu tun hat, setzt Emotionen frei. Was lag da näher, die Trassenführung mit einem bewegenden Werbegag zu begleiten: Lerchenberg – ZDF – Mainzelmännchen – Bingo! „Wir nennen das Ding Mainzelbahn.“ Schon waren die ersten Werbeprospekte mit einer stilisierten Straßenbahn und einem Mainzelmännchengesicht gedruckt. Das bewegt die Gemüter. Die Erfolgsstory nimmt ihren Lauf. Eine Bretzenheimerin, ehemaliges Ortsbeiratsmitglied, bekennt bei der Ausschusssitzung am 22.04.2010: „Ich freue mich auf die Mainzelbahn. Dann fühle ich mich endlich mit der Stadt verbunden.“ Das könnte man billiger haben. Nennen wir die schon seit Ewigkeit nach Bretzenheim fahrende Straßenbahn doch einfach Brezelbahn. Die Hechtsheimer nennen ihre Trasse Wein- oder Hechtbahn und die Finther bekommen die Spargelbahn. Nico Klomann, Ortsvor- Lerchenberg – ZDF – Mainzelmännchen – Bingo! „Wir nennen das Ding Mainzelbahn.“ steher der Neustadt und Stadtratsmitglied der Grünen-Fraktion, fühlt endlich seinen Kindheitstraum erfüllt. – Die Werbestrategie geht auf. Mehr und mehr Menschen bekennen sich zu echten Straßenbahnliebhabern. Dieter Hofem ist Fraktionsvorsitzender im Stadtrat für die Partei DIE LINKE. Außerdem ist er Mitglied im Ältestenrat, im Haupt- und Personalausschuss und beratendes Mitglied im Ortsbeirat Mainz-Oberstadt. Das wäre geschafft. Dennoch bleibt die Frage, wie können wir den Leuten klarmachen, dass das ganze viel Geld kosten wird, ohne dass ein Schrei der Entrüstung durch die Gazetten geht und alle Pläne zerstört? Die Herrschaften greifen tief in die Trickkiste – und schon ist das Zauberwort gefunden: GVFG, Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. „Das ist ein Investitionsförderprogramm vom Bund. Der Bund und das Land übernehmen den größten Teil der Kosten. Den Rest übernehmen August 2010 Rote Laterne wir!“, erklärt Höhne als SWM-Vertreter und entkräftet damit die Bedenken aller Knauserer. „48 Millionen übernehmen Bund und Land, 22 Millionen die Stadtwerke. Das kostet die Stadt nichts. Wir müssen nur schnell entscheiden. Das Förderprogramm läuft bald aus.“ Höhne verkauft uns einen Sack Sand in der Wüste – „Greift nur zu, solange der Vorrat reicht“ – und vermittelt dabei den Eindruck, als sei es dazu noch ein Schnäppchen gewesen. Und auch dieser Trick funktioniert. Wie die Konsumjunkies auf die täglichen, immer wiederkehrenden Sonderangebote springen alle Fraktionen drauf, lassen sich von der überzeugenden, zwingenden Kausalität verzaubern und stimmen der Anfangsinvestition zu. „48 Millionen übernehmen Bund und Land, 22 Millionen die Stadtwerke. Das kostet die Stadt nichts.“ Richtig ist, dieses Gesetz gibt es schon länger, seit dem 18. März 1971, zuletzt geändert im Dezember 2008. Richtig ist auch, daß der Ausbau von Straßenbahnlinien (§ 2, Abs. 1, Ziff. 2) gefördert wird, wenn (§ 6 Abs. 1) Investitionen von mindestens 50 Millionen notwendig werden. Als seinerzeit bei einer Vorstellung der Pläne Herbert Egner für die FWG die schlichte Frage stellte, ob nur deshalb die Bahn bis zum Lerchenberg gehen soll, um das notwendige Investitionsvolumen zu erreichen, reagierte Höhne fast panisch. „Das sind die typischen Skeptiker, gleich von Anfang an alles schlecht reden“, so Höhne sinngemäß. Ganz offensichtlich wurde er an einem wunden Punkt getroffen. Seite 3 Die komplette Karikatur gibt es exklusiv auf www.die-linke-mainz.de Mindestinvestition. Würde man dem entsprechend die Busflotte modernisieren, wäre sogar eine Grundvoraussetzung dieses Gesetzes erfüllt: auf Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu achten. Und es wird auch nicht alleine bei diesem Sonderangebot bleiben. Wenige Tage vor der Stadtratssitzung traf sich unsere Bundeskanzlerin mit Industriebonzen von Daimler, VW, Siemens und anderen, um über ein Innovationsprogramm zur beschleunigten Förderung alternativer Energieträger bei Verkehrsmitteln zu beraten. Das nächste Förderprogramm steht in den Startlöchern. Weder die Höhe der Investitionen noch die Dringlichkeit sind folglich begründet. Jetzt werden erst mal 2,5 Mio. Euro Risikokapital verpulvert. Dann wird gemäß üblicher Salamitaktik die Folgeinvestition verabschiedet. Emotionen freisetzen, Nostalgiewünsche befriedigen, schnell durchwinken, nur nicht weiter nachdenken; die Strategie geht offensichtlich auf. Die merkwürdigsten Argumente werden herangezogen: „Die gegenwärtigen Straßenbahntrassen von knapp 20 km reiDenn was die Herren nicht erzählten, chen nicht aus, um unsere Werkstatt was auch kaum jemand hören will, effizient arbeiten zu lassen.“ Das heißt sind die wahren Umstände um dieses nichts anderes als: Wir müssen noch Finanzierungskonzept. Es wird in diemehr Straßenbahser Form nicht weiter bestehen, aber eben in Emotionen freisetzen, Nos- nen fahren lassen, einer anderen, näm- talgiewünsche befriedigen, um mit den daraus resultierenden Follich mit verändertem eine Verteilungsschlüssel: schnell durchwinken, nur geschäden Auslastung der Die Kostenlast zwi- nicht weiter nachdenken Werkstatt zu erschen Bund und Länmöglichen. Das ist vergleichbar mit der dern soll von 80 : 20 auf 60 : 40 Kfz-Werkstatt, die insolvent wird, nur geändert werden, wobei 10 % des Länweil ein milder Winter herrschte, weder deranteils auch für den FahrradverGlatteis noch Schneefall lohnende Unfallkehr verwendet werden darf. Was schäden produzierte. Das mag betriebsebenfalls verschwiegen wird, im § 2, wirtschaftlich zutreffend sein, aber ist für Abs. 1, Ziff. 1 des GVFG ist die Fördeein sozial gerechtes Verkehrskonzept rung von Buslinien vorgesehen, der nicht von Bedeutung. Der Idealfall ist barrierefreie Umbau von Haltestellen, doch dann gegeben, wenn die Reparaturund all das ohne eine Bindung an eine anfälligkeit auf Null gesenkt ist, die Werkstatt nahezu überflüssig wird. Es muss doch auch nicht jeden Tag ein Haus brennen, um eine Feuerwehr zu rechtfertigen. Eine belgische Studie „Bahn versus Bus“ aus dem Jahr 2008 kommt zu dem Ergebnis, dass je nach örtlichen Umständen der Busbetrieb um den Faktor 1,24 bis 1,5 billiger zu betreiben ist als der Straßenbahnverkehr. Dieser rentiere sich erst ab 10 Millionen Fahrgästen. Unsere Werbestrategen sprechen schon heute von einer Pas- „Der Personenbeförderungsbedarf zum Stadion wird nicht mit dem ersten Bauabschnitt rechtzeitig zu lösen sein.“ sagierzunahme von 1,1 Millionen, eine rein hypothetische Zahl, und spekulieren, daß der Mainzer Lerchenberg durch die neue Bahntrasse zu einem begehrten Wohngebiet würde. Auch das sind alles nur Sprechblasen ohne jeglichen substantiellen Gehalt. Die Langlebigkeit einer Straßenbahn von 35 Jahren im Gegensatz zum Bus, der max. 15 Jahre betrieben werden könne, wird als Vorteil angeführt. Dieser vermeintliche Vorteil ist aber auch gleichzeitig ihr Nachteil. Denn die auszuwechselnden Busse sind regelmäßig den neuesten technologischen Entwicklungen angepasst. Da rentieren sich die Neukosten für die Busse allemal, zudem diese nur ca. 500.000 EUR pro Stück kosten, während eine einzige Tram 2,1 Mio. EUR Anschaffungspreis verschlingt. Eines ist jetzt schon klar und wird wohl von niemandem ernsthaft bestritten, der Personenbeförderungsbedarf zum Stadionneubau wird auch nicht mit dem ersten Bauabschnitt rechtzeitig zu lösen sein. Um 15.000 Fans zu befördern, werden ca. 100 Seite 4 Busse benötigt. Das Problem wird mit anderen Verkehrskonzepten gelöst werden müssen, durch Anmietungen, evtl. sogar durch Neuanschaffung von Bussen. Wer dann wirklich den ÖPNV attraktiver machen will, braucht neben den bereits erwähnten Taktierungs- und Linienführungsanpassungen den Nulltarif, zumindest aber das Sozialticket für sozial Benachteiligte. Mit dieser Maßnahme lässt sich die Akzeptanz, lassen sich die Fahrgastzahlen schnell erhöhen. Selbst die Pendler werden einem solchen Angebot nicht widerstehen können, das Bewohnerparkproblem löst sich wie von selbst. Die Stadtverwaltung kann auf Bewohnerparkzonen verzichten, Repressionspersonal einsparen und gleichzeitig ein neues Mainz-Gefühl bedienen. Unsere Stadt ist offen. Wir grenzen niemanden aus. Es muss ein gescheites Verkehrskonzept her, eines, das eben nicht allein auf die Schiene zum Lerchenberg setzt, sondern das ganze Ballungszentrum mit all seinen Bewegungen im Blickfeld hat, dabei den ökologischen, ökonomischen, technischen und im besonderen den menschlichen Transportbedürfnissen gerecht wird. Fazit: Der technologische Fortschritt hat den mutmaßlichen Vorteil einer Tram zum Lerchenberg gegenüber dem Busverkehr inzwischen ausgeglichen. Die wenigen verbliebenen Vorteile (Kapazitätshöhe, Geräuschkulisse u. ä.) stehen in keinem Verhältnis zur außerordentlichen Fle- Rote Laterne xibilität, der schienenungebundenen Einsatzfähigkeit moderner Busflotten. Die größere Wirtschaftlichkeit der Busse gegenüber der Straßenbahn wurde untersucht und festgestellt. Eine schnelle Umsetzung zur Lösung des anstehenden Transportproblems zum Stadion ist mit dem Einsatz von Bussen zwingend not- Wer glaubt, die übrigen 22 Millionen Euro kämen von der Stadtwerke AG und empfindet dies als Geschenk, sitzt dem trügerischen Modell der Mainz AG auf. wendig. Unter all diesen Erkenntnissen macht es keinen Sinn 2,5 Mio. EUR Risikokapital zu investieren, wenn ich doch heute schon weiß, daß eine sinnvollere, sparsamere Lösung möglich ist. Es gibt hundert Argumente, die einer dienlicheren Verwendung der Geldmittel das Wort reden. Ich denke da an all die schmerzlichen Kürzungen im Sozialbereich, bei karitativen Einrichtungen, den Überlebensbemühungen von Frauen- und Mädchenhaus, die an den Kapazitätsgrenzen arbeiten, den Leisetretern, dem ElsaTreff, welche kurz vor dem Aus stehen. Ich denke auch an das dringende Anliegen der Pfarrer-Landvogt-Hilfe ihr zugesagtes Areal zu sanieren, denke an die Personal- August 2010 not in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, insbesondere bei den ErzieherInnen und speziell im Sozialamt, wo sich Berge unbearbeiteter Vorgänge stapeln, während die letzten verbliebenen MitarbeiterInnen kollabieren und resignieren. Gerne wird vermittelt, die eingesetzten Gelder seien doch zweckgebunden und wenn Mainz sie nicht in Anspruch nimmt, greifen andere Kommunen zu. Da sage ich: Wer verantwortungsvolle Politik gestalten will, muss weit über den Tellerrand hinausschauen. Jede Million Bundesoder Landesmittel bleiben Steuergelder, von uns allen finanziert. Ist eine Zweckbindung falsch, muss sie eben geändert werden. Nicht das Abrufen dieser Mittel ist unsere Pflicht, sondern der sinnvolle Umgang mit diesem Volksvermögen. Und wer glaubt, die übrigen 22 Millionen Euro kämen von der Stadtwerke AG und empfindet dies als Geschenk, sitzt dem trügerischen Modell der Mainz AG auf. Die SWM ist eine 100%ige Tochter der Stadt. Ihre Gewinne gehören dem Volk, nicht den Vorständen und Aufsichtsräten. Dennoch erlauben diese sich zu entscheiden, wie das Geld einzusetzen ist. Der Stadtrat entscheidet da nur, um das Gewissen von Höhne & Co. zu beruhigen. Es gibt wichtigeres als die Finanzierung dieser Straßenbahnlinie! Kolumne: Über den Bau der Mainzelbahn Der Frust vieler Studenten in Mainz beginnt nicht im überfüllten Hörsaal oder kaum zu bewältigendem Arbeitspensum, sondern für viele schon am Hauptbahnhof. Denn einen Platz in den Bussen hoch zur Universität und FH zu bekommen, erfordert meist einige Geduld und ein paar kräftig ausgeprägte Ellenbogen. Wenn dann noch ein Kinderwagen oder gar ein Postbote mitfahren muss, dann ist das Chaos komplett. Zu Recht entnervte Busfahrer bitten, betteln und drohen, man möge doch aus dem Schließbereich der Türen treten. Das würde ich ja gern. Doch wohin soll ich denn treten? Viel Spielraum ist da nicht. Kurz gesagt: Der Weg an die Uni und die FH mit den Bussen ist mühsam und Nerven aufreibend. Kurz nachdem ich mein Studium in Mainz aufgenommen hatte, wurde die Linie 69 eingeführt, die ständig zwischen Hauptbahnhof und Universitätsgelände pendelt. Wie es vorher gewesen sein muss, vermag ich mir nicht vorzustellen. Nun soll also die Mainzelbahn kommen und diese Maßnahme ist erst einmal keine schlechte Idee. Doch bei genauerem Hin- sehen offenbaren sich die Knackpunkte. Wozu sollen mehr als 70 Millionen Euro ausgegeben werden für eine Strecke zum Lerchenberg, wenn man nur bis zur Uni fahren muss? Als über die Grenzen von Mainz blickender Mensch lasse ich das Argument nicht gelten, die Stadt würde „nur“ 20 Millionen zuzahlen müssen. Denn auch den Rest zahlt,nun nur noch indirekt, der Steuerzahler, auch der Mainzer Steuerzahler. Ob ich mir für einen neuen Computer Geld von meinem Konto abhebe oder vorher mein Bett verkaufe, spielt letztlich keine Rolle. Am Ende gebe ich dennoch mein eigenes Geld aus. Abgesehen davon, dass mir die Mainzelbahn herzlich egal ist. Denn eh der Bau abgeschlossen ist, bin ich sowieso mit meinem Studium fertig. Warum dann also nicht nach einer Alternative suchen, die günstiger, schneller und einfacher das akute Problem lösen könnte? Die Bürgerinitiative „Mainzelbahn – Nein Danke“ und die Partei DIE LINKE. Mainz schlagen umweltfreundliche Elektrobusse vor. Dann müsste man die Straßen nicht umbauen, wäre gleichsam energiefreundlich, innovativ und hätte sogar sofort einen Nutzen. Und all das zu einem Bruchteil der Kosten. Außerdem kann ich einfach nicht verstehen, warum jemand in einer Welt, in der alles flexibel und multifunktional sein muss, in der man sich mit seinem Handy auch nass rasieren kann und Tchibo Autos verkauft, ausgerechnet auf der Straße ein Gefährt möchte, das nicht einmal einem Hindernis ausweichen kann. Denn die Schienen bleiben wo sie sind. Zumal wir hier in Mainz sogar komfortable Busspuren besitzen. Zugegeben, es ist schwer in die Busse zu kommen. Aber ist man erst einmal drin, habe ich es noch nie erlebt, dass ich im Stau stehen musste. Doch noch ist es ja nicht beschlossen und so kann ich noch hoffen, dass Abgeordnete nicht von Schulden für die nächsten Generationen sprechen und andernorts sinnlos Geld auf die Straße werfen. In Mainz leben 40.000 Studenten. Hier kommen sie zu Wort. In dieser Ausgabe: Thilo S. (24), studiert an der Johannes Gutenberg-Universität Germanistik und Geschichte auf Lehramt. August 2010 Rote Laterne Seite 5 10 Dinge, die man mit 70 Millionen Euro auch bezahlen könnte Gebetsmühlenartig erklären uns die etablierten Parteien: „Das kostet die Stadt keinen Cent. Bund, Land und Stadtwerke bezahlen fast alles.“ Aber woher kommt dieses Geld, wessen Geld ist es? Antwort: Es ist unser aller Geld, das Geld der Steuerzahler! Selbst die Stadtwerke AG gehören dem Volk, weil die AG zu 100 Prozent eine Tochter der Stadt Mainz ist. Nur – die Mainzerinnen und Mainzer können nicht über die Verwendung ihres eigenen Kapitals bestimmen. Das machen der Vorstand und der Aufsichtsrat. Und diese beruhigen uns mit dem Hinweis, sie bezahlen ja alles ... mit unserem Geld natürlich. Und die Zuschüsse? Die gehören ebenso uns allen! Doch, so heißt es, dieses Geld sei zweckgebunden. DIE LINKE im Stadtrat sagt: Da stimmt was nicht mit den so genannten „Zweckbindungen“. Denn anderswo wird das Geld dringender benötigt. Was könnte man mit 70 Millionen Euro in Mainz alles anfangen? Das Fortbestehen des Vereins Meenzer Leisetreter e. V. wäre gesichert. Der Verein, der seit 25 Jahren behinderte Menschen betreut, steht vor dem Aus, weil die „Wohnbau“ die Miete um 120 Prozent erhöht hat. Die Stadt könnte 15.000 Jahre lang die benötigten knapp 4.500 EUR Zuschüsse bewilligen. Der Elsa-Treff könnte die dringend benötigten Stellen besetzen und notwendigen Betreuungsmaßnahmen finanzieren. Auch diese Einrichtung steht kurz vor dem Aus. Die Stadt könnte 1.000 Jahre lang die fehlenden 70.000 EUR bewilligen, um den sozialen Brennpunkt rund um die ElsaBrändström-Straße zu entschärfen. Die Sanierung des ehemaligen Rohrlagers in der Weisenauer Straße könnte begonnen werden, um die versprochene neue Unterkunft für die Pfarrer-Landvogt-Hilfe (PLH) zu errichten, das restliche Geld könnte in die Betreuung von Obdachlosen für Hunderte von Jahren verwendet werden und würde außerdem noch für die Komplettsanierung des Rathauses reichen. Alle Kulturstätten in Mainz wären gesichert. Nichtkommerzielle Kleinkunstbühnen, wie zum Beispiel die Kammerspiele, Musikveranstaltungen, selbst Volksfeste stehen auf der Liste des allgemeinen Privatisierungswahns und verlieren damit ihren Charakter. Die Kultur tritt zurück, nur der Profit entscheidet. 70 Millionen für Kultur – ein Traum für Mainz würde Wirklichkeit, und das für viele Jahre! Es könnten endlich die notwendigen Planstellen im Sozialamt geschaffen werden. Viel zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen immer mehr Betroffene betreuen, während diese unter oft unmenschlichen Wartezeiten leiden und viel zu lang auf die dringend benötigten Auszahlungen warten müssen. 20 neue Stellen im Amt könnten 70 Jahre lang finanziert werden. Das Sozialticket könnte eingeführt werden, Einkommensschwache könnten wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Wer jeden Cent dreimal rumdrehen muss, weiß wie entwürdigend es ist Freunden eine Absage zum Besuch öffentlicher Einrichtungen zu erklären. Für über 15.000 Menschen in Mainz wäre ein wichtiger Beitrag zur Solidarisierung unserer Gemeinschaft geleistet – 25 Jahre lang! Die seit ewiger Zeit geforderten Sporthallen in Mainz könnten gebaut werden, alle Sanierungsarbeiten erledigt werden. Das würde auch den Gemeinschaftssinn fördern und soziale Kompetenzen vermitteln. Eine dauerhafte Finanzierung der Kinderbetreuung wäre gesichert. Kostenlose KitaPlätze und qualifizierte Kräfte könnten für Jahrzehnte bezahlt werden. Es könnte auf die Erhöhung der Grundsteuer B verzichtet werden. Diese Steuer, die auf allen Immobilien-Eigentum erhoben wird, soll die Stadtschulden abtragen. Aber sie wird vor allem auf die Mieterinnen und Mieter abgewälzt, die „kleinen Leute“ sollen die Zeche bezahlen. Das Frauenzentrum könnte wieder eine halbwegs vernünftige Betreuung der Mädchen und Frauen garantieren. Nur der eindringliche Hilferuf aus der Einrichtung konnte bis auf weiteres die Stelleneinsparung verhindern. Aber die Probleme werden nicht weniger. All dies und vieles mehr könnte mit unseren – Ihren – Steuergeldern finanziert und gesichert werden, wobei die Bevölkerung nicht mal auf ihren öffentlichen Personennahverkehr verzichten müsste. Es geht um Prioritäten. Darüber entscheiden die von uns allen gewählten Politikerinnen und Politiker. Und diese müssen für die Menschen entscheiden, nicht gegen sie. (hodi/sthe) Rote Laterne Seite 6 Roter Brief an den Sozialdezernenten Lieber Onkel Kurt, vielen Dank, dass Sie mir die Möglichkeit gaben, mit meiner Ferienkarte die Kurmainz-Kaserne zu besichtigen. Besonders toll fand ich die Hundestaffel. Die sind auch als Suchhunde ausgebildet. Wäre es da nicht möglich, dass die das rechte Bein meines Bruders finden? Das muss noch in Afghanistan sein. Denn in seinem Sarg war es nicht, als er zurückgeschickt wurde. Vielen Dank im Voraus, Deine Anita aus Mombach Termine Immer montags 17.00 Uhr Fraktionssitzung, Zimmer 216 im Rathaus, Gäste sind herzlich willkommen, Bürgersprechstunde nach Vereinbarung. Weitere interessante Termine 12.09.10 Interkulturelles Fest auf den Domplätzen, 10 - 18.00 Uhr 16.09.10 „Kleinkunst in Mainz weggespart? Kultur am Boden“, Diskussion im Rathaus, 19 - 21.00 Uhr Impressum Die Rote Laterne erscheint jeweils zur Mitte des Quartals in einer Auflage von 3.000 Exemplaren. Leserbriefe richten Sie bitte an die Redaktion. Wo bitte geht´s zum Militär? Wie sag ich´s meinem Kinde? Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Das war ein Slogan der 70er Jahre. Nach 1945 schrieen unsere Eltern und Großeltern sogar: „Nie wieder Krieg!“ Joschka F. und Gerhard S. haben mit ihrer Friedensmission im ehemaligen Jugoslawien den Damm gebrochen. Erstmals kämpften deutsche Soldaten auf fremdem Territorium, natürlich für den Frieden. Jetzt kämpfen unsere Kameradinnen und Kameraden im AfghanistanKrieg. Ja, Krieg heißt die Mission heute sogar ganz offiziell. Inzwischen sieht man auf der Straße vermehrt Soldatinnen und Soldaten in Uniform; vor 30 Jahren nahezu unvorstellbar. Die Bundeswehr arbeitet an ihrem Image. Seit 5 Jahren kümmert sich auch die Mainzer Propaganda-Abteilung vermehrt um die zukünftigen Wählerinnen und Wähler – und potenziellen Rekruten. Sie bot den 12- bis 18-jährigen im Rahmen des städtischen Ferienprogramms (siehe Werbetext) die Besichtigung der Kurmainz-Kaserne an. Ein Antrag der Linksfraktion zur Stadtratssitzung am 30.06.2010 mit dem Ziel dieses Angebot sofort aus dem Programm zu streichen, wurde von der Verwaltung als unzulässig erklärt: „Die Schaffung der Angebote im Rahmen der Ferienkarte, ist ein Geschäft der laufenden Verwaltung. Die diesjährige Ferienkarte ist "fertig" und steht demnächst zum Erwerb bereit“, so die Begründung vom 22.06.10. „Eine Befassungskompetenz des Rates kommt bezüglich der ein- Anschrift der Redaktion: DIE LINKE. Stadtratsfraktion Jockel-Fuchs-Platz 1, 55116 Mainz Im Rathaus, Zimmer 216 Tel.: 06131-12-3914 oder -3915 Fax: 06131-12-3913 [email protected] Redaktion: Dieter Hofem (hodi), verantwortlich für den Inhalt, Gudrun Hölzl (högu), Dr. Hermann Stauffer (sthe), Alexej Amling (amal), Jonas Brandt (brjo), Alexander Schulz (scal) Layout: Alexander Schulz Gelegentliche Mitarbeiter: die Ausschussmitglieder August 2010 Mit dieser Anzeige warb die Stadt Mainz für den Besuch in der Kurmainz-Kaserne zelnen Angebote – deren Annahme den Eltern/Jugendlichen ja frei steht – nur in Ausnahmefällen, nämlich bei einer besonderen Bedeutung für die Stadt Mainz, in Betracht. Eine solche Bedeutung kann man sich bei Angeboten vorstellen, die, für sich gesehen, die Aufgaben der Stadt betreffen und deren Wahrnehmung eine Auswirkung, z. B. auf das Image der Stadt, hat. Ein allgemeinpolitisches Ziel ohne einen spezifischen Bezug gehört nicht dazu“, heißt es abschließend. Ob das die Hinterbliebenen der inzwischen 43 Gefallenen auch so sehen? Es scheint dem Ansehen der Stadt nicht zu schaden, dass unsere Kinder und Jugendlichen sich militärische Einrichtungen anschauen, an einer Vorführung der Hundestaffel teilhaben dürfen. Wäre es denn schlimm 43 Särge vorzuführen? Das passt sicher nicht in das Konzept der PROffiziere. DIE LINKE. Stadtratsfraktion nahm die Angelegenheit nicht stillschweigend hin. Am 3. August führte sie eine Flugblatt-Aktion vor der Kaserne durch, um die Besucherinnen und Besucher, insbesondere die verantwortlichen Erwachsenen zu sensibilisieren. Offensichtlich hatte die Demo-Ankündigung in der örtlichen Presse gewirkt. Von ursprünglich 14 angemeldeten Kindern erschienen nur 7 zur Kasernenbesichtigung. Es stünde unserer Stadt sicher gut zu Gesicht sich nicht an der Manipulation werdender Erwachsener, der Schönfärberei eines tödlichen Jobs, zu beteiligen. Stell' Dir vor, es ist Besichtigungstermin und keiner geht hin. Das wäre doch ein tolles Image für Mainz. (hodi) August 2010 Rote Laterne Seite 7 Ich halte das für einen Skandal! Im Gespräch mit Ferenc Szinte RL: Ferenc, Du bist seit einigen Monaten offizieller Vertreter der LINKEN Stadtratsfraktion im Beirat für Migration und Integration. Welche Erfahrungen hast Du inzwischen gesammelt? FS: Durchweg positive Erfahrungen. Die Gesprächsbereitschaft kommt von allen Seiten. Vorurteile gegenüber den Linken gibt es zum Glück keine. Im Gegenteil: Unsere ausländischen MitbürgerInnen wissen ganz genau, wer sich uneingeschränkt für ihre Rechte einsetzt. RL: Welche Themen stehen im Mittelpunkt? FS: Zunächst einmal als wichtigstes Thema: das kommunale Wahlrecht für Einwohnerinnen und Einwohner ohne EU-Staatsangehörigkeit. Unsere Position ist hier klar und eindeutig: Wer in Mainz lebt, arbeitet und seine Steuern ordentlich bezahlt, der soll auch das uneingeschränkte Wahlrecht haben. Die Stadtratsfraktion hat sich hierzu eindeutig in den Ratssitzungen erklärt. RL: Weitere Themen? FS: Ein vordringliches Thema in Mainz ist die akute Raumnot für MigrantenOrganisationen und -Vereine. Die Linke-Stadtratsfraktion hat zur Lösung der Probleme im vergangenen Oktober einen entsprechenden Antrag eingebracht. Dieser wurde von den anderen Fraktionen abgelehnt. Ich halte das nach wie vor für einen Skandal! RL: Du selbst hast ja auch „ausländische“ Wurzeln? FS: Ja – und ich kenne seit meiner Kindheit die Verachtung, die Ausländern und anderen Minderheiten oft entgegenschlägt. Das ist überall so, auch in meinem Geburtsland Rumänien. Obwohl ich seit meiner Jugend in Deutschland lebe, spüre ich immer noch die Vorurteile und Ängste vieler Menschen gegenüber dem, was sie für „fremd“ halten. DIE LINKE. wird sich weiter vehement für ein friedliches Miteinander und Nebeneinander einsetzen – für uns steht der Mensch im Mittelpunkt! RL: Ferenc, Du bist ja ein überzeugter Vertreter der „linken“ Politik, die vielen Menschen noch unbekannt ist. Was bedeutet das für Dich und Deine Arbeit? FS: Zunächst einmal: Die Linke ist eine sehr junge Partei, uns gibt es gerade mal drei Jahre. Allerdings haben wir viel ältere Wurzeln, in der Arbeiterbewegung, in Bürger- und Menschenrechtsvereinigungen – und in der Öko- und Friedensbewegung. Wir füllen jetzt die Lücken aus, die der Rechtsruck aller anderen Parteien seit der rotgrünen Regierung ausgelöst hat. Zentrum unserer Politik ist die soziale Gerechtigkeit für alle, ohne Wenn und Aber! Für mich bedeutet das im Endeffekt nur eins: Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern unser Konzept näherbringen und zeigen, dass wir im Gegensatz zu anderen Parteien auch ehrlich meinen, was wir sagen. RL: Siehst Du schon Erfolge? FS: Wie eben bereits gesagt: Die Menschen haben ein sehr gutes Gespür dafür, wer in der Politik für oder gegen sie arbeitet. Die Zahlen sprechen für uns. Seit letztem Jahr haben wir bundesweit fast 30.000 neue Mitglieder gewonnen, darunter ein sehr hoher Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Wir sind in Deutschland aus dem Stand heraus in fast allen Parlamenten vertreten, so auch in Mainz. Wir sind eine – nein: wir sind DIE starke soziale Kraft in Deutschland, und das wird auch so bleiben. Mit uns wird es keine Diskriminierung von Minderheiten oder Ausländerfeindlichkeit mehr geben, da können SPDCDUFDPGrüne noch so sehr ihre scheinheilige Politik vertreten. Die Wahrheit kommt immer ans Tageslicht, dafür steht DIE LINKE. RL: Vielen Dank für Deine deutlichen Worte! Das Gespräch führte Dr. Hermann Stauffer. Ferenc Szinte 32 Jahre alt und seit Juni zweifacher Vater, vertritt DIE LINKE. Stadtratsfraktion im Beirat für Migration und Integration Mainz Kommunales Wahlrecht in Mainz Die Angst vor dem Nachbarn Im April dieses Jahres hat sich der Beirat für Migration und Integration (BeiMI) einstimmig für die Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Drittstaatenangehörige ausgesprochen. Was heißt das für die Mainzerinnen und Mainzer mit ausländischen Wurzeln? „Ein kommunales Wahlrecht für Drittstaatenangehörige gibt es bereits in 16 EU-Staaten und die Einführung eines solchen Wahlrechts in Deutschland ist längst überfällig“, erklärt dazu der migrationspolitische Sprecher der Stadtratsfraktion DIE LINKE, Ferenc Szinte. „Es ist doch offensichtlich, dass man keine erfolgreiche Integrationspolitik betreiben kann, solange man Migrantinnen und Migranten die Möglichkeit demokratischer Teilhabe verwehrt.“ Szinte verweist in diesem Zusammenhang auf das Pogramm zur Kommunalwahl 2009, in dem DIE LINKE diese Forderung aufgreift: „In Mainz leben rund 30.000 Menschen ohne deutschen Pass. Für uns ist es ganz selbstverständlich, dass Migrantinnen und Migranten, die seit Jahren und Jahrzehnten hier leben, das volle Wahlrecht erhalten.“ Zwar habe man hier in Mainz keinen direkten Einfluss auf die Einführung eines solchen Wahlrechts, aber auch bundespolitisch verfolge DIE LINKE dieses Ziel. So heißt es in den programmatischen Eckpunkten der Partei: „Allen in Deutschland und der Europäischen Union lebenden und arbeitenden Menschen stehen gleiche Rechte einschließlich des Wahlrechts zu.“ Leider sehen die Taten oft anders aus als Worte. In der Stadtratssitzung am 5. Mai trennte sich die Spreu vom Weizen. Die CDU stimmte gemeinsam mit den Republikanern gegen ein kommunales Wahlrecht für MigrantInnen. „Unglaublich, dass eine so weltfremde Einstellung dann auch noch öffentlich in den Reden der CDU-Stadträte diskutiert wird!“, empört sich Linken-Stadträtin Gudrun Hölzl. „Wenn man schon selbst die Verantwortung nicht übernehmen muss, dann sollte doch wenigstens ein deutliches Signal für eine weltoffene und gerechte Gesellschaft auch aus dieser Ecke kommen. Von den Populisten noch weiter rechts erwartet ja niemand was anderes, aber die demokratischen Parteien sollten hier mit einer Stimme sprechen“, meint Hölzl. (sthe) Seite 8 Rote Laterne August 2010 TooHot Kreuzworträtsel Generator Mainz-Rätsel Kommunaler Bürgerhaushalt in Mainz Alles nur Wahlkampf? Liest man die Kommunalprogramme der demokratischen Parteien im Stadtrat, so klingt das ja recht zuversichtlich. Von größeren Mitspracherechten und besseren Mitgestaltungsmöglichkeiten ist hier die Rede, von der Öffnung der Entscheidungsprozesse in der kommunalen Demokratie, von der Einbeziehung der Ideen der Bürgerinnen und Bürger und von der Möglichkeit der Einflussnahme auf die Verteilung der städtischen Gelder. Lediglich die CDU und die FDP schweigen sich in ihren Programmen zum Thema „Beteiligung/ mehr Demokratie“ aus. Doch wie sieht die Realität aus? Da gab es mal eine Bürgerversammlung, die aber auf einen unglücklichen Termin in der Vorweihnachtszeit gelegt und zudem nur recht kurzfristig publik gemacht wurde. Da gab es auch einmal einen „bürgerfreundlich“ aufgearbeiteten Haushalt, der im Rathaus ausgelegt und den Fraktionsvorsitzenden ausgehändigt wurde. Ja, es gab sogar im Jahr 2006 schon mal einen Antrag, ein „Konzept für eine weitergehende Bürgerbeteiligung zu entwickeln“, das im Jahr 2009 zur Umsetzung kommen sollte. Was ist aus diesen Ansätzen geworden? Bürgerversammlungen finden kaum noch statt. Ein gut lesbarer und nachvollziehbarer Haushalt blieb eine einmalige Aktion. Der Antrag wurde in den Finanzausschuss verwiesen und dort „kontrovers diskutiert“, zu einem Ergebnis, bzw. einem Stadtratsbeschluss kam es nicht. Nun gab es Anfang diesen Jahres wiederum einen Prüfantrag zur Einführung eines Kommunalen Bürgerhaushaltes. Auch dieser wurde in den Finanzausschuss verwiesen, bislang ist er jedoch noch nicht mal auf der Tagesordnung erschienen. Und wurde auch nicht nachgefragt. Also doch nur Wahlkampfthema? Die Fraktion DIE LINKE macht sich für einen Bürgerhaushalt stark, der den Einwohnerinnen und Einwohnern echte Entscheidungsmöglichkeiten einräumt. Jede Mainzerin und jeder Mainzer muss in alle Belange unserer Stadt endlich ernsthaft mit einbezogen werden. Deshalb wollen wir das BerlinLichtenberger Modell in Mainz realisieren. Wir bleiben dran. Und wir fordern alle Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Mainz auf, den kommenden Landeswahlkampf zu nutzen, die Politiker an ihre Versprechen zu erinnern und ihr Recht auf Demokratie und Teilhabe einzufordern! (högu) 1 2 3 4 5 6 11 10 9 7 8 12 1 13 14 17 18 15 16 2 20 19 21 25 24 22 26 27 23 28 29 3 30 31 32 33 35 34 4 5 36 37 38 40 39 41 6 42 43 44 45 7 46 47 48 49 53 50 51 52 55 54 56 57 8 58 60 59 61 9 63 62 10 Das Lösungswort lautet: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Autor: , Copyright: 1 Mainzer Getränk; Skandalgesellschaft Engl.: auf Gedanke Weibl. Vorname Römischer Tempel in Mainz Auswärtiges Amt, Abk. Mainzer Kleinkunsttheater Tortenstück MZer Regierungsform/ Schlappschwanz (meenzerisch) 10. Neue Verwaltungsabteilung 11. Neues Fortbewegungsmittel 12. Siegerteam 13. Ausruf 14. Energie-Unternehmen 15. Ausruf des Esels 16. persönliches Fürwort 17. Abkürzung Normal Null 18. Schadstoffausstoß 19. persönliches Fürwort 20. Lateinische Abkürzung „beachte“ 21. Monat 22. Chem. Zeichen für Stickstoff 23. Wiese 24. Englisch: essen 25. Männliches Hormon 26. Vorsilbe: Untergrund 27. Befruchtbar 28. Nordwesteuropäer 29. Absonderung 30. Podest 31. Abkürzung: Meisterschaft 32. Vers 2 3 4 5 6 7 8 9 10 33. Universelle Programmiersprache 34. Koalitionsgespräche 35. Straße, Weg 36. Autobahnhotel 37. Arabisch: Sohn 38. Lat.: Die Fromme 39. Abk.: id est 40. Fluß durch Florenz 41. Männl. Vorname 42. Süßspeise 43. Kahl 44. Abk. Amerikan. Versicherungsnr. 45. TV-Sender 46. Bergmulde 47. Kunst 48. unbekleidet 49. Weibl. Vorname 50. Abk.: Behörde 51. Musiknote 52. Hepatitis-Virus 53. Sozialhilfe/ engl.: sein 54. Filmempfindlichkeit 55. Baskische Untergrundorganisation 56. Nicht glatt 57. Flächenmaß 58. Industrienorm 59. amerikan.: Zeug 60. Abk.: Führerschein 61. Auerochse 62. Kernig 63. Edelspeise