IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der

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IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der
www.pwc.de
IT-Lösungen für das
Portfoliomanagement
in der Energiewirtschaft
Eine Entscheidungshilfe zur
Auswahl und Einführung
von Portfoliomanagementsystemen
IT-Lösungen für das
Portfoliomanagement
in der Energiewirtschaft
Eine Entscheidungshilfe zur
Auswahl und Einführung
von Portfoliomanagementsystemen
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft
Herausgegeben von PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Von Joachim Albersmann, Simon Hertle, Christiane Naber, Ingo Passenberg, Patrick Schneider,
Sathya Steinbrenner und Birger Wriedt
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen, Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung und
Verarbeitung in elektronischen Medien sind ohne Zustimmung des Verlags nicht gestattet.
Die Ergebnisse der Studie sind zur Information unserer Mandanten bestimmt. Sie entsprechen dem Kenntnisstand
der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die in
der Publikation angegebenen Quellen zurück oder wenden sich an die genannten Ansprechpartner. Alle Meinungs­
beiträge geben die Auffassung der Autoren wieder.
© Januar 2011
PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die
anderen selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der PricewaterhouseCoopers International
Limited.
Vorwort
Vorwort
Die Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte in (Kontinental-)Europa hat im letzten
Jahrzehnt das Wettbewerbsumfeld von Energieversorgern in Bewegung gebracht. In
der Folge entstanden immer mehr liquide Börsenplätze für Energieprodukte (Strom,
Gas, CO2). Ein aktives Portfoliomanagement ist für Energieversorgungsunternehmen
(EVUs) daher unerlässlich – nicht zuletzt aufgrund der volatilen Rohstoffpreise und der
Zunahme dezentraler Stromerzeugung. Um konkurrenzfähig zu bleiben, entscheiden
sich immer mehr EVUs und größere Industrieunternehmen für eine strukturierte
Energie­menge­nbeschaffung als Ergänzung zu längerfristig vereinbarten Liefer­
kontrakten mit Vollversorgungscharakter.
Um die Chancen aktiverer Beschaffungsstrategien zu nutzen und gleichzeitig die
Risiken zu minimieren, bedarf es unter anderem einer leistungsfähigen, integrierten
Prozess- und IT-Landschaft, als deren Kernbestandteil das Portfoliomanagementsystem
angesehen werden kann. Die anfängliche Herausforderung besteht dabei insbesondere
in der Auswahl eines fachlich und technisch geeigneten Systems, das sich performant in
die Softwarelandschaft und die bestehenden Prozesse integrieren lässt.
Die Dynamik, mit der sich die physischen Energiemärkte entwickeln, spiegelt sich auch
im Markt für Energiehandels- und Portfoliomanagementsysteme wider. In Deutschland
ist es aktuell die Liberalisierung der Gasbeschaffungsmärkte, die die Hersteller von
Portfoliomanagementsystemen vor neue Herausforderungen stellt.
Die von PwC in diesem Bereich betreuten Prüfungs- und Beratungsprojekte zeigen,
dass die Anwender gerade für Gasverträge vielfach noch auf „eigenprogrammierte“
MS-Excel-Lösungen zurückgreifen, um später nach der Implementierung eines neuen
Systems enttäuscht festzustellen, dass die gewohnte „MS-Excel-Flexibilität“ plötzlich
nicht mehr gegeben ist und unternehmensspezifische Anforderungen nachträglich nur
unter hohem Kosten- und Zeitaufwand oder gar nicht berücksichtigt werden können.
Als Folge der oben beschriebenen Veränderungsprozesse und Herausforderungen hat
das Interesse unserer Mandanten an einem Marktüberblick über Portfoliomanagement­
systeme für die Strom- und Gasbewirtschaftung deutlich zugenommen. Dieses
verstärkte Interesse haben wir zum Anlass genommen, eine Marktstudie zu erstellen,
die auf unseren zahlreichen Erfahrungen rund um die Auswahl und Einführung von
Portfolio­managementlösungen in der Versorgungswirtschaft aufbaut.
Die vorliegende Publikation ist als Entscheidungshilfe für all jene gedacht, die
beabsichtigen, ein Portfoliomanagementsystem in ihrem Unternehmen einzurichten.
Sie soll ihnen anhand fachlicher und IT-technischer Kriterien dabei helfen, die passende
Lösung zu finden.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und einen erfolgreichen Weg zu Ihrer
Portfoliomanagementlösung.
Frankfurt am Main, Januar 2011
Michael Kopetzki
PricewaterhouseCoopers
Jörg Netzband
PricewaterhouseCoopers
Folker Trepte
PricewaterhouseCoopers
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 5
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort........................................................................................................................... 5
Abbildungsverzeichnis.................................................................................................... 7
Tabellenverzeichnis........................................................................................................ 8
Abkürzungsverzeichnis................................................................................................... 9
Management Summary..................................................................................................10
A Einführung............................................................................................................. 12
1 Zielsetzung der Studie............................................................................................ 12
2 Fachliche Einführung............................................................................................. 12
B Systemhersteller..................................................................................................... 15
1 Berücksichtigte Anbieter......................................................................................... 15
2 Nicht berücksichtigte Anbieter................................................................................ 22
C
1
2
3
4
5
6
Allgemeine Systemeigenschaften........................................................................... 23
Lizenzen/Kosten..................................................................................................... 23
Schulungen............................................................................................................. 24
Technologie............................................................................................................ 24
Kommunikation/Formate/Schnittstellen............................................................... 24
Berechtigungs- und Rollenkonzept......................................................................... 26
Zusammenfassung der Allgemeinen Systemeigenschaften..................................... 27
D
1
2
3
4
5
6
7
Funktionsumfang der Systemlösungen................................................................... 29
Prognose................................................................................................................. 30
Transaktionserfassung............................................................................................ 31
Portfoliomanagement (Kernfunktion).................................................................... 34
Risikocontrolling.................................................................................................... 35
Fahrplanmanagement/Nominierung...................................................................... 38
Abwicklung und Abrechnung.................................................................................. 39
Berichtswesen..........................................................................................................41
E Fazit und Ausblick................................................................................................... 43
FPraxiserfahrungen: Herausforderungen bei der Systemauswahl
und -einführung..................................................................................................... 46
1Organisatorische Anforderungen aus der Auswahl/Einführung
eines Systems.......................................................................................................... 46
2 Unterstützung bei der Auswahl und Einführung..................................................... 46
Ihre Ansprechpartner................................................................................................... 48
6 PwC
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1Funktionsspektrum der am Markt existenten
Portfoliomanagementlösungen...................................................................... 13
Abb. 2
Generisches Portfoliomanagementsystem.......................................................14
Abb. 3
Mitarbeiter und Installationen der Hersteller................................................. 20
Abb. 4 Wahrnehmung der Hersteller aus Konkurrenten............................................ 21
Abb. 5Formatschnittstellen der untersuchten
Portfoliomanagementlösungen...................................................................... 25
Abb. 6
Systemschnittstellen...................................................................................... 26
Abb. 7
Typische Unternehmensverteilung Handel und Beschaffung......................... 43
Abb. 8 Ausgangspunkt und Ausdehnung der PFM-Lösungen..................................... 44
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 7
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 1
Modullandschaft der Hersteller...................................................................... 19
Tab. 2
Hauptkonkurrenten der Hersteller................................................................. 20
Tab. 3
Bestandskunden der berücksichtigten Systemanbieter.................................. 21
Tab. 4
Übersicht wichtigste Eigenschaften der untersuchten Systeme...................... 28
Tab. 5
Mögliche Commodity-Abbildung der betrachteten Systemlösungen.............. 29
Tab. 6
Ausprägung der Prognosefunktionalität........................................................ 31
Tab. 7
Ausprägung der Geschäftserfassung.............................................................. 33
Tab. 8
Ausprägung des Portfoliomanagements......................................................... 34
Tab. 9
Ausprägung des Limitmanagements.............................................................. 36
Tab. 10 Ausprägung der Risikobewertung.................................................................. 37
Tab. 11 Ausprägung des Fahrplanmanagements........................................................ 38
Tab. 12 Ausprägung des Nominierungsmanagements Gas.......................................... 39
Tab. 13 Ausprägung der Geschäftsbestätigung........................................................... 40
Tab. 14 Ausprägung der Abrechnung und Rechnungserstellung..................................41
Tab. 15 Ausprägung der Rechnungsverarbeitung........................................................41
Tab. 16 Ausprägung der Berichtserstellung................................................................ 42
8 PwC
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
BilMoG Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
EDM
Energiedatenmanagement
EPM
Energy Portfolio Management
ERP
Enterprise Resource Planning
eSM electronic Settlement Matching
ESS
ETSO Scheduling System
EVU
Energieversorgungsunternehmen
HFC
Hourly Forward Curve
HPFC
Hourly Price Forward Curve
IFRS
International Financial Reporting Standards
KNN
künstliche neuronale Netze
MtM
Mark to Market
OTC
Over the Counter
P&L
Profit & Loss
TWh
Terawattstunde
VaR
Value at Risk
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 9
Management Summary
Management Summary
Reichten den Energieversorgern zur IT-technischen Abwicklung ihres Geschäfts in
Zeiten der Vollversorgungsverträge mitunter noch fortgeschrittene Toollösungen auf
Basis von MS Excel, so sind nun professionelle Softwarelösungen zur integrierten
Abbildung der Vertriebs-, Beschaffungs- und Commodity-Risikomanagementprozesse
gefragt, um den gestiegenen Erwartungen aus dem aktiven Portfoliomanagement
Rechnung zu tragen.
Die vorliegende Studie betrachtet den Funktionsumfang der relevanten Lösungen am
deutschen Markt, die dahinterliegenden Architekturen und die Hersteller selbst. Ziel
war es, den Leserinnen und Lesern eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl infrage
kommender Portfoliomanagementsysteme an die Hand zu geben.
Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen für kleinere bis mittlere EVUs geeignete stromund gaskompatible Systemlösungen. Kennzeichnend für Versorger dieser Größen­
ordnung sind der Bedarf an IT-Unterstützung speziell für das Portfolio­management im
engeren Sinne (Gegenüberstellung von Vertriebs- und Beschaffungs­positionen) sowie
dazu vor- und nachgelagerte Bereiche wie Prognose, Bilanzkreis­management und
Abrechnung und Risikocontrolling.
Von den am Markt identifizierten Herstellern haben sich folgende aktiv an der Studie
beteiligt:
• Delta Energy Solution AG (Delta)
• IRM Integriertes Ressourcen Management GmbH (IRM)
• KISTERS AG (KISTERS)
• Navita Systems AS (Navita)
• PSI Energy Markets GmbH (PSI)
• Robotron Datenbank-Software GmbH (Robotron)
• SAP AG (SAP)
• SOPTIM AG (SOPTIM) gemeinsam mit ProCom GmbH (ProCom)
Bezüglich der technischen Eigenschaften ist festzustellen, dass die Systeme mit ihren
Client-Server-Architekturen und der Oracle-Datenbank auf einem vergleichbaren
Stand sind. Allerdings sind fast alle etablierten Hersteller im Begriff, zur ThinClient-Technologie zu wechseln und sehr viel performantere Datenbankkonzepte zu
entwerfen.
Der Technologiewandel und die steigende Nachfrage haben bei vielen System­
produzenten zu deutlichen Ressourcenengpässen und damit zu Schwierigkeiten bei der
Sicherstellung des Supports geführt. Die Hersteller sind daher gefordert, entsprechendes
Fachpersonal auszubilden. Dies ist auch für die Systemintegration wichtig, zumal nicht
alle Lösungen dem Anwender eine eigene Schnittstellenadaption ermöglichen.
Betrachtet man die Ausprägung der einzelnen Commodities, zeigen sich deutliche
Unterschiede zum Beispiel in der Strom- und Gasfunktionalität. Cross-CommodityFähigkeiten sind zum Teil noch in Planung, übergreifende Optimierungswerkzeuge
fehlen bisweilen. Auch könnten die begrenzten Portfoliostrukturierungsmöglichkeiten
einiger Lösungen bei der unternehmensspezifischen Systemausprägung hinderlich sein.
Im Bereich der Energiedatenprognose stützen sich die Anbieter auf eigene Module für
das Energiedatenmanagement (EDM) mit in der Regel einfachen Zeitreihenverfahren.
10 PwC
Management Summary
Höherwertige mathematische Verfahren werden in Zusammenarbeit mit Partnern
angeboten, sind aber in einigen Fällen auch im Modulgrundumfang enthalten.
Die Möglichkeit der Erfassung von Kontrahenten, Verträgen und Handels­geschäften
ist unterschiedlich ausgeprägt. Die Hauptunterschiede liegen in der Rahmen­vertrags­
verwaltung, im Fremdwährungseinbezug, der flexiblen Vertragsgestaltung und dem
Einbezug von Finanzderivaten.
Weitere Unterschiede liegen im Bedienkomfort bei der Portfoliobewertung, der
Ableitung von Handlungsempfehlungen, der Optimierung flexibler Gasvertrags­
konstrukte und dem Einbezug von Gasspeichern. Insgesamt empfiehlt sich bei der
System­auswahl ein genauer Blick auf die vorhandene und die zukünftige Vertrags­
landschaft.
Risikocontrolling lebt von einem funktionierenden Limitsystem. Gerade bei der
Realtime-Überwachung, der Signalisierung von Verletzungen und der anspruchsvollen
Abbildung von Stop-Loss-Limits variiert der Reifegrad erheblich. Die Risikokennzahlen­
ermittlung ist bei allen Herstellern gewährleistet, die individuelle Ausprägung jedoch
nicht. Auch fehlt bei einigen Herstellern eine Profit-at-Risk-Betrachtung, die für die
ebenfalls relevanten physischen Lieferungen von Vorteil ist. Szenarioanalysen werden
nur teilweise angeboten.
Kompakt integrierte Nominierungs- und Fahrplanmanagementfunktionen sind sehr
unterschiedlich ausgeprägt. Da die präzise Übernahme der Transaktionen wichtig für
eine reibungslose Transportabwicklung ist, ist diesem Punkt bei der Systemauswahl und
Integration aus unserer Sicht ein besonderes Augenmerk zu widmen.
Bei hoher Transaktionsanzahl ist eine möglichst gute automatisierte Unterstützung
der Backofficeprozesse wichtig. Auch hier gibt es starke Abweichungen, die bei der
Systemauswahl einkalkuliert werden müssen. Neben den reinen Lizenzkosten fallen
vor allem die Customising-Kosten ins Gewicht. Unsere Erfahrung lehrt uns, dass der
Schlüsselfaktor ein stringentes Geschäfts­prozess- und Anforderungsmanagement ist,
verbunden mit präziser Kenntnis der zur Auswahl stehenden Systemlösungen. Nur dann
sind Kosten und Realisierungszeiträume vernünftig planbar und alle funktionellen,
nichtfunktionellen und unternehmens­strategischen Bedarfe werden hinreichend
gewürdigt. Außerdem sollten die Hersteller­­ressourcen für den Support realistisch
eingeschätzt werden und gangbare Wege zum Aufbau eigenen Know-hows aufgezeigt
werden können. Zu beachten sind darüber hinaus die am internen Markt verfügbaren
Ressourcen zur Umsetzung einer angemessenen Migration von der alten in die neue
System- und insbesondere Prozess­landschaft.
Als Fazit der Betrachtungen lässt sich einerseits festhalten, dass der Reifegrad der
betrachteten Systemlösungen mittlerweile ausreicht, um den funktionalen Grundbedürfnissen eines generischen EVUs zu entsprechen. Andererseits ist festzuhalten, dass
sich keines der System im Kosten-/Leistungsverhältnis klar von den anderen abzusetzen
vermag. Das ideale Portfoliomanagementsystem, welches für alle spezifischen
Anforderungen eines EVU gleichermaßen geeignet wäre, existiert nicht, jede Lösung
setzt eigene funktionelle Schwerpunkte und hat an anderer Stelle für den Nutzer
möglicherweise kritische Schwachpunkte. Die Auswahl wird also immer einen
Kompromiss darstellen: Das System muss so intelligent gestaltet werden, dass die
Vorteile voll zur Geltung kommen, die Nachteile verkraftbar sind und die Kosten tragbar
bleiben.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 11
Einführung
A Einführung
1 Zielsetzung der Studie
Ziel der Studie war es, durch eine aktuelle Erhebung den Leserinnen und Lesern
einen Überblick über die derzeit am Markt vertretenen Systemlösungen und jeweilige
Funktionsbreite sowie ihre Ausprägungen zu verschaffen.
Ein qualitatives Ranking ist jedoch nicht beabsichtigt; das Spektrum der Anforderungen
unterschiedlicher Energieversorger ist zu breit, um hier eine allgemeingültige
Aussage treffen zu können. Vielmehr will die Studie denjenigen, die vor der Wahl
eines Portfoliomanagementsystems stehen, die Beantwortung der folgenden Fragen
erleichtern:
• Welchen Funktionsumfang bieten die gängigen Marktlösungen in ihren aktuellen
Releaseständen?
• Welche funktionellen Schwerpunkte legen die Hersteller bei den jeweiligen
Systemen? Wie positionieren sie sich am Markt?
• Bei welchen Funktionalitäten stoßen die Systeme gemeinhin an ihre Grenzen?
• Welche Trends lassen sich bezüglich der weiteren Entwicklung des Marktes und der
Systeme identifizieren?
Für die Auswahl der in dieser Studie betrachteten Systemlösungen waren zwei Kriterien
ausschlaggebend. Ziel war es zum einen, sich auf die unseres Erachtens relevanten
Systemanbieter im deutschsprachigen Markt zu konzentrieren. Zum anderen sollte das
Hauptaugenmerk auf Systemen liegen, die für Energieversorger typischer Größe und
Ausprägung in Betracht kommen.
Diese EVUs betreiben nach unserer Einschätzung Portfoliomanagement in Strom und
Gas primär vertriebsgetrieben, das heißt, Transaktionen am Markt werden vornehmlich
vor dem Hintergrund abgeschlossen, Vertriebs- und Beschaffungspositionen in Einklang
zu bringen. Spekulative Eigenhandelsaktivitäten sind zwar gerade im Segment größerer
EVUs häufig anzutreffen, aber im Hinblick auf das Geschäftsmodell aktuell eher
zweitrangig.
Aufgrund der oben genannten Kriterien fielen nicht nur namentlich bekannte, jedoch
im deutschsprachigen Raum kaum vertretene angelsächsische Lösungen (Triplepoint’s
Commodity XL/SL oder SunGard Aligne) durch das Raster, sondern beispielsweise
auch eine Lösung wie Endur von OpenLink, die aufgrund ihrer Komplexität und ihres
Trading-Fokus für das typische EVU nicht in Betracht kommen dürfte.
Im Vorfeld der Studie haben wir einen Katalog von Funktionen erstellt, der auf den
Anforderungen eines typischen EVU beruht. Dieser in Form eines Fragebogens
standardisierte Katalog wurde an die ausgewählten Hersteller versandt, mit ihnen im
Rahmen eines Workshops besprochen und im Anschluss ausgefüllt.
2 Fachliche Einführung
Im Rahmen der Studie wurde das gesamte von den Systemen üblicherweise abgedeckte
Funktionsspektrum (siehe Abb. 1) beleuchtet. Dieses erstreckt sich von den eher
vertriebsnahen Funktionalitäten wie der Erstellung von Energiedatenprognosen entlang
der Prozess­kette über die eigentliche Positionsverwaltung (Portfoliomanagement im
12 PwC
Einführung
engeren Sinne) und die operativen Fahrplan- und Nominierungsmechanismen bis hin zu
Abrechnungs­prozessen und Risikocontrollingfunktionen.
Abb. 1
Funktionsspektrum der am Markt existenten Portfoliomanagementlösungen
Prognose
Bedarfsermittlung
Beschaffungsprozess
Reporting
Portfoliomanagement
Abwicklung/
Confirmation
Risikocontrolling
Settlement/
Billing
Fahrplanmanagement
Ein Portfoliomanagementsystem für die Energiebeschaffung muss in erster Linie
den Anforderungen an eine kompakte Lösung genügen, in der die benötigten
Funktionalitäten möglichst durchgängig integriert verfügbar sind. Im Mittelpunkt
stehen dabei die physischen Beschaffungs- und Vertriebsvorgänge, erst an zweiter Stelle
die finanziellen und derivativen Finanzinstrumente, wie sie in wesentlich stärkerem
Maß bei den Nutzern dezidierter Trading-Lösungen Verwendung finden.
Aufgrund des physischen Fokus der meisten Versorger wurden in dieser Studie
neben der eigentlichen Positionsverwaltung auch Funktionen wie die Erstellung von
Energie­datenprognosen, operative Fahrplan- und Nominierungsmechanismen sowie
Abrechnungs­prozesse betrachtet. Weiterhin wurde untersucht, inwieweit die Systeme
diese Funktionalitäten auch im Multi-Commodity-Kontext, also bei der Abbildung
verschiedener Energiearten (z. B. Strom, Gas, CO2), bereitstellen.
Ein wichtiges Element war darüber hinaus die Analyse des Risikocontrollings und
der Anbindung an das Unternehmenscontrolling, da mit zunehmender Beschaffungs­
flexibilität und Handelsaktivität neue Unternehmensrisiken beherrscht und weitere
Berichtspflichten erfüllt werden müssen.
Nicht im Detail betrachtet wurden Funktionen zur Cross-Commodity-übergreifenden
Gesamtoptimierung; dies hätte den Rahmen der Studie gesprengt. Dieses Thema wird
jedoch in Zukunft nicht zuletzt unter dem Aspekt des sich wandelnden Energiemix
und kommender Smart-Grid-Technologien an Bedeutung gewinnen und könnte ein
Schwerpunkt im Falle einer Neuauflage dieser Studie sein.
Ausgehend von den oben beschriebenen funktionalen Teilaspekten lässt sich Abb. 2
eines generischen Portfoliomanagementsystems und seiner Einbettung in die ITLandschaft zeichnen.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 13
Einführung
Abb. 2
Generisches Portfoliomanagementsystem
Prognosemanagement
Marktdaten
Dienste
Schnittstelle
Börsen und
Broker
Schnittstelle
Vertrieb PFM
Portfoliomanagement
Schnittstelle
Speicher/
Optimierung
Schnittstelle
Confirmation
Integriertes
Portfoliomanagementsystem
Bilanzkreismanagement
Risikocontrolling
Rechnungs­
stellung
Zentrale
Systemfunktionen
14 PwC
Schnittstelle
BKN
Hauptbuch
Systemhersteller
B Systemhersteller
1 Berücksichtigte Anbieter
Im Folgenden werden die Hersteller, die an der Studie teilgenommen haben, mit ihren
Produkten aufgeführt. Die Angaben sind ihren Webseiten entnommen.
Übersicht der Studienteilnehmer
Delta Energy Solution AG
ET3000 ist das Standardprodukt der Delta. Es hilft in der täglichen Arbeit am
Handelsdesk, im Vertrieb und im Netz, die immer komplexeren Geschäfts­prozesse
effizient zu bewältigen. ET3000 ist ein umfassendes System für die Unterstützung
der Handelsfähigkeit mit verschiedenen Commodities. ET3000 ist spezialisiert auf
das Fahrplan- und Bilanzmanagement, das Portfolio­management, den Handel, das
Kapazitätsmanagement und das Zähler­management von EVUs. Ergänzend dazu bietet
Delta mit dem Risiko­management­modul ET3000 Risk Management die Möglichkeit,
unterschiedliche Risiken in einem Portfolio zu bewerten.
Quelle: Delta Energy Solution AG
Delta entwickelt, vertreibt und implementiert Standardsoftware für den Energiemarkt.
ET3000 (EnergyTrading3000) unterstützt die User vor allem in den Bereichen
Scheduling/Nomination, Kapazitätsanmeldung und Balancing ET3000RM (ET3000 Risk
Management) deckt Handelsrisiken mithilfe von Standardmethoden (z. B. VaR, Profit at
Risk) auf und bewertet sie.
Klaus Kiske, Sales & Marketing Manager bei Delta Energy Solution AG
IRM Integriertes Ressourcen Management GmbH
Die IRM Integriertes Ressourcen Management GmbH ist eine 100%ige Tochter
der OpenLink Financial, Inc. Die Systemlösung iOPT suite bietet als integriertes
System die Unterstützung in allen Bereichen – vom Zeitreihen­management, über
strukturierten Beschaffungsmanagement/-optimerung bis hin zum Energiehandel
mit Portfolio-/Risikomanagement sowie Fahrplan-/Bilanzkreismanagement. Hierfür
stehen im Wesentlichen drei Module zur Verfügung: iOPT TRADE als Handelsund Vertriebssystem für Abgabe- und Beschaffungsmanagement, iOPT PRO als
Prognosemodul sowie iOPT OPT als Modul für die integrierte Optimierung von Handel
und Erzeugung.
Der Fokus im Rahmen der Studie lag auf dem Modul iOPT TRADE.
Quelle: IRM Integriertes Ressourcen Management GmbH
Die iOPT-Lösungen decken die Value Chain Ihrer Kunden ausgehend von Zeitreihen­
management, Vertrieb, Trading-/Risk-Management über Logistik und Prognosen bis
hin zur Optimierung komplexer Energiesysteme ab. Dabei werden sowohl vielfältige
Commodities wie Strom, Gas, Rohstoffe, Zertifikate als auch Derivate und Währungs­
geschäfte unterstützt. Bereits mehr als 50 Kunden auf drei Kontinenten profitieren vom
Know-how […].
Dr. Markus Seiser, Managing Director bei IRM Integriertes Ressourcen Management
GmbH
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 15
Systemhersteller
KISTERS AG
Das KISTERS Lösungsmodell für die Rollenvielfalt im Energiemarkt heißt
Komponentensoftware, die Produktfamilie BelVis: ein Portfolio rund um den Nukleus
EDM, bestehend aus Modulen, die einfach je nach rollenspezifischem Einsatzszenario
zusammengefügt und zu einer Kundenlösung konfiguriert werden.
Die Produktmodule decken den kompletten Aufgabenumfang in den Bereichen Energie
und Leittechnik ab, vom technischen Prozess bis zu den ERP-Systemen. Analyse-,
Prognose sowie Optimierungs- und Risiko­management­f unktionen helfen bei der
geschäftsrelevanten Analyse und Bereitstellung der Daten.
Im Rahmen der Studie stand insbesondere das Modul BelVis PFM im Fokus.
Quelle: KISTERS AG
Mehr als 400 EVUs in Deutschland setzen heute auf das Energiemarktsystem von
KISTERS. Die Produktfamilie BelVis bedient zuverlässig alle Akteure am Energiemarkt.
Vertrieb, Beschaffung und Handel von Energie profitieren besonders von BelVis PFM.
Erweiterungsmodule wie Prognose und Optimierung bieten diverse Ausbaukapazitäten.
Thilo Lombardo, Produktmanager bei KISTERS AG
Navita Systems AS
POMAX ist die Unternehmenssoftware der Navita Systems AS für Rohstoff­handel und
Risikomanagement. Die Schwerpunkte von POMAX, die im Rahmen dieser Studie im
Fokus standen, sind: Handel und Risikomanagement sowie Portfoliomanagement.
Weiterhin verfügt POMAX über Funktionen zu Strom- und Gaslogistik sowie EDM und
Marktdatenanalyse.
Quelle: Navita Systems AS
Wir glauben, dass 1) der Kauf eines Systems für Rohstoffhandel und Risikomanagement
der Kauf eines Produkts sein sollte, nicht der Beginn eines mehrjährigen Projekts; 2)
Geschäftsnutzen nicht nur durch die Funktionalität entsteht, sondern durch sofortige
Betriebsbereitschaft, Skalierbarkeit und Flexibilität; und dass 3) die Wertschöpfung in
einem Energiehandelsgeschäft eng mit dessen physischer Seite zusammenhängt.
Grim Steinar Gjønnes, EVP, Head of Business Development bei Navita Systems AS
ProCom GmbH
Die ProCom GmbH ist ein Beratungsunternehmen für komplexe Planungs­aufgaben in
der Energiewirtschaft. Auf Basis der IT-Plattform BoFiT entwickelt ProCom Lösungen
für Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Energieerzeugung und
Energiehandel. BoFiT bildet sowohl physikalische Anlagen als auch wirtschaftliche
Komponenten in einem anschaulichen, grafischen Optimierungsmodell ab. Dadurch
wird ein klarer Überblick über die Zusammenhänge aller vorhandenen Assets in
Handel und Erzeugung geschaffen. Entscheidungen über Flexibilitäten werden fundiert
vorbereitet.
Quelle: ProCom GmbH
16 PwC
Systemhersteller
SOPTIM AG
Die SOPTIM AG ist ein Software- und Beratungsunternehmen in der Energiewirtschaft
und bietet Standardprodukte und Speziallösungen für alle Marktrollen an. Der Fokus
und die Ausprägung der Produkte und Lösungen liegt dabei auf den aktuellen Themen
und den erfolgskritischen Anforderungen der Energiewirtschaft. Das Standardprodukt
für Handel und Beschaffung ist das SOPTIM PMS (Portfoliomanagementsystem),
das für diese Studie im Fokus stand. Es stellt dem Energiehandel bzw. der Energie­
beschaffung die Funktionalitäten zur Verfügung, die zum effizienten Management des
Portfolios und des damit verbundenen Risikos sowie zur Durchführung des Bilanzkreisund Fahrplanmanagements benötigt werden.
Quelle: SOPTIM AG
Lösungen von SOPTIM und ProCom sorgen für Zuverlässigkeit in Geschäftsprozessen und
bringen Transparenz in Handlungsoptionen überall dort, wo Energie erzeugt, gehandelt
und vertrieben wird. Die Expertise unserer Berater ergänzt sich optimal. Mit Leidenschaft
zur besten Lösung! Das hat sich bewährt – in vielen erfolgreichen Projekten.
Bert Goetting, Vertriebsleiter der SOPTIM AG
Christoph Speckamp, Vice President Sales der ProCom GmbH
PSI Energy Markets GmbH
Die PSI Energy Markets GmbH ist eine Tochter der PSI AG. PSI Energy Markets hat sich
auf Software für Energiehandel und Energievertrieb sowie Planung spezialisiert. Die
Lösung PSImarket unterstützt alle Prozesse des Energiehandels, Portfoliomanagement
und Energievertriebs in einer modularen integrierten Systemlösung für Strom, Gas
und weitere Commodities. Sämtliche Funktionen für das Portfoliomanagement, das
Risiko­management, die Nominierung und das Bilanzkreismanagement sind unter einer
einheitlichen Oberfläche verfügbar. Durch den modularen Aufbau können einzelne
Funktionsbereiche auch unabhängig voneinander oder getrennt für Gas und Strom
eingesetzt werden.
Quelle: PSI Energy Markets GmbH
Auf Basis der Produkte PSImarket und GAPS unterstützt PSI den gesamten Geschäfts­
prozess von der Planung über Handel und Vertrieb, Optimierung und Abrechnung mit
einem integrierten System. Die Möglichkeit alle relevanten Produkte in einem System zu
verwalten ermöglicht in besonderer Weise die aktuelle Situation sowie das eingegangene
Risiko klar und übersichtlich darzustellen. Ausgehend von einem Standard können in fast
beliebiger Weise kundenspezifische Anpassungen und Erweiterungen durchgeführt werden.
Dr. Michael Wolf, Geschäftsführer, PSI Energy Markets GmbH
Robotron Datenbank-Software GmbH
Die Unternehmenslösung von Robotron für die Energiewirtschaft setzt sich aus den
Modulen ecount und esales zusammen. Ecount bildet Prozesse des Netzbetreibers (z.
B. Bilanzierung, Mehr-/Mindermengen, Lieferantenwechsel) ab. Im ecount-Kernel
finden sich alle Basisfunktionen für den performanten Umgang mit Zeitreihen, wie sie
vom Netzbetreiber und Lieferanten benötigt werden. esales bedient die Marktrollen
Beschaffung und Vertrieb. Hierzu gehören Funktionen wie z. B. Portfoliomanagement,
Optimierung, Risiko­management, Fahrplanmanagement.
Quelle: Robotron Datenbank-Software GmbH
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 17
Systemhersteller
Als langjähriger Datenbankspezialist und Oracle Platinum Partner bietet Robotron
ganzheitliche, hersteller- und medienunabhängige Systemlösungen für die hoch­
performante Verarbeitung und Verwaltung großer Datenmengen. Neben Deutschland ist
Robotron vor allem in der Schweiz, in Österreich und in Russland am Markt präsent.
Frank Hermel, Bereichsleiter Beratung bei Robotron Datenbank-Software GmbH
SAP AG
Die Lösung der SAP AG für die Strombeschaffung ist Energy Portfolio Management
(EPM). SAP EPM basiert auf SAP for Utilities, das als Voraussetzung benötigt wird, und
SAP Energy Data Management (EDM). Es liefert so zählpunktscharfe Verbrauchsdaten,
vermeidet doppelte Daten­haltung und verringert weitere Schnittstellen. SAP
EPM strukturiert die Energie­beschaffung und ermöglicht die Eindeckung zu
konkurrenzfähigen Preisen.
Quelle: SAP AG
[…] Das Lösungsportfolio SAP for Utilities richtet sich an Energieerzeuger, Über­t ragungsund Verteilnetzbetreiber, Mess- und Ablesebetriebe sowie Energie­händler und hilft ihnen,
jene zentralen Geschäftsprozesse zu optimieren, die heute für den Unternehmenserfolg
entscheidend sind.
Dr. Eckhart von Hahn, Leiter Utilities Competence Center der SAP AG
In der folgenden Tabelle ist die Modullandschaft der Hersteller bezogen auf die
betrachteten Funktionalitäten vergleichend dargestellt. Modulnamen alleine sind
natürlich kein Beleg für die durchgängige Prozessunterstützung. Daher sollte bei der
Systemauswahl besonders darauf geachtet werden, dass die Hersteller zum Beispiel
durch entsprechende Vorführung und Abbildung von Testfällen diese Unterstützung
nachweisen.
18 PwC
Systemhersteller
Tab. 1
Modullandschaft der Hersteller
Robotron
SAP
Soptim/
ProCom
POMAX EDM Prognose(einfache
modul
Verfahren),
Energy Optima
2000
(Energy
Opticom,
mathematische
Verfahren)
Prognose,
Bepreisung,
HFC-Builder
SAP for
Utilities/ EDM;
SAP EPM;
SAP PCU des
SAP CRM
SOPTIM VIM,
SOPTIM PMS,
ProCom BoFiT
(Forecastengine)
PFM,
Portfolioübersicht,
Shopping
List, automatische
Ausgleichsgeschäfte
SAP for
SOPTIM PMS
Utilities/ EDM;
SAP EPM
Funktionalität
Delta
IRM
KISTERS
Navita
Prognose
ET3000/
ET3000RM
PRO/VGLT
(einf. Verf)
BelVis PRO
(mathe­matische
Verfahren),
BelVis EDM
(einfache
Verfahren)
PRO/STAT
(math. Verf)
PRO/FCP
(Preis
prognose)
PSI
Geschäftserfassung
ET3000
TRADE/VM
BelVis PFM
POMAX
ECTRM
erweitertes
Portfoliomanagement­modul
Portfoliomanagement
ET3000
TRADE/PM
BelVis PFM
POMAX
ECTRM
HandelsKoma,
vertragsmodul finanzielle
Transaktionen
IS-U/EDM,
SAP EPM
SOPTIM PMS
Risikomanagement
ET3000RM
TRADE/RM
BelVis Risk/
Reporting
POMAX
ECTRM
RisikoRisikomanagement-­ management
modul
SAP for
Utilities/EDM;
SAP EPM
SOPTIM PMS
und SOPTIM
RMS
Fahrplanmanagement/
Nominierung
ET3000
TRADE/FPLM
BelVis PFM/
PFM Gas
POMAX
ECTRM
Fahrplanmanagement
erst in
späteren
Releases
SOPTIM PMS
und SOPTIM
EDI
Abwicklung
und
Abrechnung
ET3000
TRADE/SM
PFM
POMAX
ECTRM
Dokumentgenerierung
POMAX
ECTRM
Abrechnungsmodul
POMAX
ECTRM
Reportingmodul
Settlement
und Billing
Berichtswesen,
Controlling,
Bilanzierung
TRADE/SM
ET3000
TRADE/BO
PFM
Dokumentengenerator,
Koma
SAP for
SOPTIM
Utilities/ EDM; PMS
SAP EPM
Excel Reports
Benutzerreports
SAP for
Utilities/EDM;
SAP EPM
SOPTIM
PMS
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 19
Systemhersteller
Abb. 3
Mitarbeiter und Installationen der Hersteller
Delta
15
IRM
62
115
50
150
Kisters
Navita
PSI
16
110
Robotron
SAP
1
400
85
90
70
150
500
3
80
Soptim
140
Mitarbeiter Energie
1
Installationen
AP hat als einziges der betrachteten Unternehmen insgesamt signifikant mehr
S
Mitarbeiter (ca. 50.000)
Delta, IRM, Navita, PSI und SOPTIM sind ausschließlich auf die Energiebranche
ausgerichtet. Alle übrigen Anbieter sind auch in anderen Branchen aktiv. ProCom
nennt als weitere Branchen den Maschinen- und Anlagenbau. SAP bedient neben der
Energiewirtschaft nach eigener Aussage 23 weitere Branchen. Robotron beliefert außer
der Energiebranche die Industrie und die öffentliche Verwaltung. KISTERS entwickelt
auch IT-Lösungen für Wasserwirtschaft, Umwelttechnik und Umweltinformations­
systeme sowie Scantechnologie.
Interessant ist die Auswertung der Frage, wen die einzelnen Anbieter als wichtigste
Mitbewerber auf dem Markt für Portfoliomanagementlösungen sehen. Außer Navita
betrachten sich alle Anbieter gegenseitig mehr oder weniger als Konkurrenten, was für
die funktionale Vergleichbarkeit der Lösungen spricht. Die Sonderstellung der NavitaLösung rührt daher, dass diese zwar eher dem Trading-Bereich entstammt, sich aber von
Produkten der von Navita als Mitbewerber betrachteten Unternehmen (s.a. Tab. 3)
dadurch absetzt, dass sie dank eines eigenen EDM-Moduls eine vertriebsseitige
Integration ermöglicht. Diese Tatsache macht die Lösung für EVUs mit Trading-Fokus
interessant, die die klassische vertriebsorientierte Beschaffung in ihre Systemlösung
integrieren wollen.
Tab. 2
20 PwC
Hauptkonkurrenten der Hersteller
Name
Hauptkonkurrenten
KISTERS
Robotron, SOPTIM, IRM
Robotron
KISTERS, SOPTIM, IRM, SAP
Delta
SOPTIM, PSI, IRM, Dachs
SOPTIM
PSI, IRM
PSI
SOPTIM, KISTERS, OpenLink/IRM
SAP
im EPM-Umfeld PSI, KISTERS, SOPTIM, IRM, Robotron, DACHS
IRM
SOPTIM, PSI
Navita
OpenLink, Allegro, Triple Point und Sungard
Systemhersteller
Insgesamt wird deutlich, dass IRM und SOPTIM am stärksten als Konkurrenten
wahrgenommen werden, 86 % der Anbieter haben diese beiden Unternehmen als
wichtigste Mitbewerber genannt. Danach folgen PSI und KISTERS sowie Dachs und
Robotron, die von 29 % genannt wurden.
Abb. 4
Wahrnehmung der Hersteller aus Konkurrenten
43 %
Sonstige
Dachs
29 %
86 %
Soptim
Robotron
29 %
PSI
43 %
Kisters
43 %
IRM
86 %
Die Tabelle 3 unten stellt eine grobe Segmentierung der Bestandskunden der einzelnen
Anbieter dar. Energieversorger werden in drei Größenordnungen geclustert: bis 50.000
Zählpunkte (kleine EVUs), 50.000 bis 200.000 Zählpunkte (mittlere EVUs) und mehr als
200.000 Zählpunkte (große EVUs, darunter fallen auch bundesweit sowie international
tätige EVUs).
Tab. 3
Name Delta
IRM
Bestandskunden der berücksichtigten Systemanbieter
kleine EVU
mittlere EVU
große EVU
andere
Branchen
–
40 %
60 % –
vertreten
vertreten
vertreten
vertreten
KISTERS
80 %
15 %
5 %
–
Navita
10 %
20 %
60 %
10 %
PSI
Robotron
–
100 %
–
vertreten
vertreten
vertreten
vertreten
SAP
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
SOPTIM
10 %
60 %
30 %
–
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 21
Systemhersteller
2 Nicht berücksichtigte Anbieter
In den letzten Jahren hat sich das Unternehmen Dachs GmbH (Dachs) mit der Lösung
RISKpower bzw. RISKgas als weiterer Lösungsanbieter etabliert. Eine Studienteilnahme
war leider herstellerseitig nicht möglich. Deshalb können hier nur generelle Trends
wiedergegeben werden.
Die Lösung selbst hat sich aufgrund ihrer modernen Softwarearchitektur am Markt
einen guten Ruf erworben: Sie gilt als sehr schnell realisierbar und anpassbar. Auf eine
Client-Softwarekomponente wird gänzlich verzichtet, das Customizing kann je nach
Ressourcenverfügbarkeit sehr schnell vom Hersteller vorgenommen werden.
Das System deckt von der einfachen Typ-Tag-Prognose über die wesentlichen Portfoliound Risikomanagementfunktionen bis hin zum abrechnungsunterstützenden Vertrags­
management sehr kompakt die funktionellen Bedürfnisse eines kleineren bis mittleren
EVU, Händlers oder Industriekunden ab.
Ein weiterer Nischenanbieter ist die SAS Institute GmbH (SAS), die sich auf die
intelligente Auswertung von Daten und deren Integration in die entsprechenden Quell­
system­landschaften spezialisiert hat. SAS bedient vor allem Unternehmen mit sehr
großen Datenbeständen und anspruchsvollen Analyseaufgaben. Kleinere und mittlere
Unternehmen kommen als Kunden derzeit weniger infrage, da die Stärke von SAS in der
Ausgestaltung kundenspezifisch optimierter Individuallösungen liegt.
Die Firma ProCom, die sich auf komfortable Optimierungsverfahren und Prognosen
spezialisiert hat, wurde aufgrund ihrer Partnerschaft mit SOPTIM betrachtet.
Hervorzuheben ist vor allem ihr grafikbasierter Ansatz, der es ermöglicht,
Optimierungs­probleme anschaulich zu erfassen und operativ lösbar zu gestalten.
Diesem Thema wird nicht zuletzt durch das zunehmende Erfordernis einer Commodityübergreifenden Optimierung unter Einbezug von Erzeugernebenbedingungen eine
höhere Bedeutung zukommen.
Das Hauptaugenmerk dieser Studie gilt zwar nicht den Trading-lastigen Systemen,
nichtsdestotrotz bieten diese in weiten Teilen ähnliche Funktionalitäten an wie die hier
untersuchten Portfoliomanagementsysteme. Sie sind in den folgenden Bereichen sogar
funktionell deutlicher ausgeprägt:
• Scope der abbildbaren Commodities
• Komfort der Dealerfassung
• Risikocontrollingfunktionalitäten
• Realtime-Positions- und Kennzahlenermittlung
Nachteile der Trading-Systeme gegenüber den Portfoliomanagementsystemen zeigen
sich bei der Vertriebsintegration.
Für EVUs, die auf die oben genannten Vorteile von Trading-Systemen Wert legen, kann
es sinnvoll sein, im Rahmen eines Best-of-Breed-Ansatzes („von jedem das Beste“) ein
Trading-System mit einer vertriebsnahen Modullösung zu kombinieren. Dem entgegen
stehen neben den technischen Herausforderungen, die ein solcher Ansatz für die
Prozessschnittstellen mit sich bringt, auch die oftmals prohibitiven Kosten, schlagen
doch alleine die gehobenen Trading-Lösungen mit siebenstelligen Beträgen zu Buche.
22 PwC
Allgemeine Systemeigenschaften
C Allgemeine Systemeigenschaften
In Abgrenzung zu den fachlich-funktionellen Beschreibungen der Systeme in Kapitel
D werden in diesem Kapitel funktionsunabhängige bzw. technische Eigenschaften der
verschiedenen Systemlösung beleuchtet und verglichen.
1 Lizenzen/Kosten
Neben dem Implementierungsaufwand sind Lizenzkosten die wesentlichen Kosten­
faktoren bei Einführung einer Portfoliomanagementlösung. Sie variieren von Anbieter
zu Anbieter. Auch das Verhältnis von fixen Grundkosten für die Lizenz zu nutzerzahl­
abhängigen variablen Kosten unterscheidet sich je nach Hersteller. Ferner ergeben
sich Unterschiede in der Gewichtung der Service- und Wartungsgebühren als Teil der
Gesamtkosten über die Systemnutzungsdauer.
Zu konkreten Aussagen bezüglich der Höhe der einzelnen Kostenkomponenten ließen
sich die Hersteller verständlicherweise in den wenigsten Fällen hinreißen, bilden diese
Größen doch neben dem Zeitaufwand für die Implementierung (gemessen in Tagen) die
Verhandlungsmasse in den Preisverhandlungen mit den Kunden.
Bei der Ausgestaltung des Lizenzmodells setzt KISTERS in erster Linie die gehandelten
Terawattstunden (TWh) sowie die Anzahl der User an. Robotron macht hierzu keine
Angaben. Delta verlangt einen einmaligen Lizenzpreis, der sich nach Anzahl der User
und eingerichteten Module richtet. SOPTIM orientiert sich an der Größe der EVUs,
ohne dies zu präzisieren. Bei PSI ist das Lizenzmodell von der Anzahl der User, von den
Mandanten und von den Installationen abhängig, bei SAP lediglich vom Endkunden­
absatz in TWh. IRM hebt neben der Grundlizenz im Wesentlichen auf die Anzahl der
User ab.
Ein in der Praxis häufig unterschätztes Thema ist die Spezifikation des Lizenzinhalts.
Das EVU sollte sich bei der Auswahl der Lösung und vor Beginn der Vertrags­
verhandlungen möglichst genau darüber im Klaren sein, welche Funktionalitäten
des Gesamtsystems es in welcher Form nutzen möchte und welche nicht. Dies ist
insbesondere deshalb wichtig, um die Kosten der Gesamtfunktionalität im Blick zu
behalten und Vergleichbarkeit mit anderen Lösungen herzustellen. So deckt zum
Beispiel IRMs Grundlizenz für iOPT TRADE die Hauptfunktionalitäten ab, eventuell
gewünschte Zusatzfunktionalitäten sind über ein modulares Lizenzsystem verfügbar.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abhängigkeit von Drittlizenzen. Als Voraussetzung
werden hier am häufigsten Oracle für die Bereitstellung der Datenbankinfrastruktur
(KISTERS, Delta, PSI, Navita) und MS Office zum Beispiel zur automatischen
Dokumenten­erstellung (PSI, Navita) genannt. SAP erfordert das hauseigene SAP for
Utilities EDM.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 23
Allgemeine Systemeigenschaften
Abschließend wurden die Hersteller gebeten, die durchschnittlichen Kosten für die
Einführung eines Portfoliomanagementsystems (Lizenzkosten plus Implementierungs­
aufwand) zu nennen. Auch hier wollten sich viele Befragte (aus vertriebstaktischen
Gründen) nicht festlegen. Als Richtwert geben wir daher die gesamte Bandbreite
an: 150.000 bis 600.000 Euro in Abhängigkeit von der unternehmensspezifischen
Umgebung des Grundsystems.
2 Schulungen
Eine wichtige Komponente bei der Einführung neuer Softwaresysteme ist die Schulung
der Mitarbeitenden. Daher wurde gefragt, welche Hersteller Systemschulungen in
einem eigenen Schulungszentrum oder auch beim Kunden vor Ort durchführen.
Erfreulich ist, dass alle Anbieter inhouse beim Kunden schulen – nicht zuletzt, weil viele
Systeme an die speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens angepasst sind.
Darüber hinaus werden Systemschulungen in speziellen Schulungszentren oder direkt
in den Niederlassungen angeboten.
3 Technologie
Zahlreiche Systeme haben bereits einen mehrjährigen (Weiter-)Entwicklungsprozess
hinter sich. Infolgedessen stehen die Hersteller vor der Aufgabe, ihre historisch
gewachsene Systemarchitektur technologisch auf den neuesten Stand zu bringen
bzw. zu halten. Viele Hersteller investieren daher viel Zeit und Geld in das Redesign
ihrer System­architekturen, um beispielsweise den Umstieg auf webfähige ThinClient-Lösungen zu schaffen und die zunehmenden Performanceanforderungen
durch umfangreiche Zeitreihenverknüpfungen der Risikosimulationen in den Griff
zu bekommen. Da dieser technologische Wandel die Ressourcen wichtiger Knowhow-Träger im Unternehmen bindet, stehen die Hersteller vor der Herausforderung,
gleichzeitig die Systeme funktionell weiterzuentwickeln und ausreichend gut geschultes
Personal für die steigende Zahl von Implementierungsprojekten vorzuhalten.
Sämtliche Hersteller arbeiten noch mit Client-Softwarekomponenten. Grundsätzlich
gibt es keine Einschränkungen, weder bei den Betriebssystemen, client- oder
serverseitig noch bei den Dienstprogrammen. Neben dem Standardbetriebssystem MS
Windows werden auch Unix und Linux unterstützt, die am häufigsten benutzte Daten­
bank ist Oracle (gilt für KISTERS, Robotron, SOPTIM, PSI, IRM, Navita).
Neben dem regulären Erwerb der Software ist bei IRM, Navita, KISTERS und Robotron
die Möglichkeit gegeben, über eine Application-Service-Providing-Lösung auf das
System zuzugreifen. Nach Aussage der Hersteller werden diese Optionen jedoch von den
wenigsten Kunden nachgefragt.
4 Kommunikation/Formate/Schnittstellen
Einer der wesentlichen Gründe, weshalb Unternehmen den Weg von ihren gewohnten
MS-Excel-Lösungen zu integrierten Standardlösungen finden, ist die bei traditionellen
Lösungen fehlende technische Integration in vor- und nachgelagerte Systeme und
Prozesse. Dieses Manko verursacht erheblichen manuellen Aufwand (und damit
Effizienz­verluste) und birgt Fehlerrisiken.
24 PwC
Allgemeine Systemeigenschaften
Je vielfältiger und komfortabler folglich die Möglichkeiten eines Portfoliomanagement­
systems sind, mit seinen Umgebungssystemen über Schnittstellen zu kommunizieren
und Daten auszutauschen, desto mehr können sich die Beschaffungsprozesse dem
viel strapazierten Ideal des Straight-through Processing annähern, also dem nahezu
system- und prozessbruchfreien Verarbeiten einer Transaktion, von der Entstehung als
Vertriebsposition bis hin zur Abbildung im Rechnungswesen. Beispielsweise kommt dem
automatischen Transaktionsimport bei der Nutzung von Handelsplattformen eine hohe
Bedeutung zu, da es den Anwendern das mühsame manuelle Erfassen jeder Einzel­
transaktion erspart. Noch höhere Bedeutung besitzt der komfortable Import und Export
von Zeitreihen und Fahrplänen.
Dabei müssen sich die Systeme nicht nur intern in das Unternehmensumfeld, sondern
auch in das externe Marktumfeld integrieren können. In der folgenden Abbildung wird
verglichen, inwieweit die untersuchten Systeme weitverbreitete Formate abdecken.
Standardformate wie csv, xls, XML und weitestgehend auch die EDIFACT-Formate
werden von allen Anbietern unterstützt, dies sowohl auf der Import- als auch auf der
Export­seite. Für den Import unbekannter Formate bieten die Systeme teilweise eigene
Konverter-Funktionalitäten an (KISTERS, Robotron, Delta, PSI, Navita, SAP, SOPTIM),
teilweise verweisen sie diesbezüglich auf Lösungen von Drittanbietern (IRM). Werden
Formate wie KISSGAS, EDIG@S oder Gas-XML benötigt, sollte genau geprüft werden,
welcher Anbieter diese Formate im Standard unterstützt und welcher nicht bzw. wer sie
nur mit entsprechendem Entwicklungsaufwand realisieren kann. Auch die Nutzung der
EFET-Standardformate ist bisher nur bei wenigen Anbietern integriert, wird allerdings
laut Aussagen der Hersteller nur sehr vereinzelt von Kunden nachgefragt.
Abb. 5
Formatschnittstellen der untersuchten Portfoliomanagementlösungen
78 %
ESS
EDIFACT-Formate:
UTILMD etc.
EFET-Standards:
eCM, ePM etc.
89 %
22 %
csv
100 %
xls
100 %
XLM
100 %
KISSGAS
45 %
EDIG@S
45 %
Gas-XML
45 %
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 25
Allgemeine Systemeigenschaften
Die nachstehende Abbildung zeigt, inwieweit die untersuchten Systeme an gängige
Umgebungssysteme angebunden werden können. Bidirektionale Schnittstellen
ermöglichen vor allem eine Anbindung an SAP-Produkte (insbesondere IS-U). Sofern
ein anderes ERP-System Verwendung findet, sollte genau geprüft werden, ob und mit
welchem Entwicklungsaufwand Schnittstellen zur Verfügung gestellt werden können.
Abb. 6
Systemschnittstellen
net Datenbank
22 %
Gas-X
22 %
78 %
IS-U (SAP AG)
SAP-BW (SAP AG)
56 %
44 %
CRM (SAP AG)
ECC-Invoice
oder andere
11 %
ENER:GY
(Wilken GmbH)
33 %
kVASy (SIV AG)
33 %
EVI (CURSOR
Software AG)
CRM (CURSOR
Software AG)
44 %
33 %
5 Berechtigungs- und Rollenkonzept
Ein möglichst flexibel ausgestaltbares Berechtigungskonzept ist nicht nur erforderlich,
um den Anforderungen des Wirtschaftsprüfers an ein ordnungsgemäßes internes
Kontrollsystem zu genügen (Stichwort Funktionstrennung), sondern auch, um zum
Beispiel Chinese Walls zwischen einzelnen Unternehmens- und Organisationsbereichen
einzuziehen (Stichwort Unbundling, Trennung Vertrieb/Beschaffung etc.).
Alle betrachteten Systeme verfügen über ein integriertes Berechtigungs- und Rollen­
konzept, das sich in unterschiedlicher Detailtiefe verwalten lässt. Im einfachsten Fall
gibt das Programm verschiedene Benutzergruppen vor bzw. koppelt Zugriffsrechte an
Rollen, die wiederum Benutzergruppen zugeordnet werden können. Teilweise lassen
sich Berechtigungen auch auf Ebene von Funktionen, Feldern oder Transaktionen
26 PwC
Allgemeine Systemeigenschaften
verwalten. Ferner ermöglichen alle Anbieter eine rollenkonforme Ausprägung des
Beschaffungs­prozesses, zum Beispiel je Kunden-, Personengruppe oder je nach
Beschaffungs­obergrenze. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die meisten
vorhandenen Berechtigungs- und Rollenkonzepte den Anforderungen der Nutzer
gerecht werden.
Allerdings stoßen die Systeme auch an ihre Grenzen, so etwa bei der Möglichkeit,
(Freigabe-)Workflows im System frei zu bestimmen, zum Beispiel individuelle Freigabe­
prozeduren in Abhängigkeit von der Geschäftsart (Over the Counter [OTC], Börse) zu
definieren oder Stammdatenänderungen oder Limitwerte erst nach Freigabe gemäß
Vieraugenprinzip im System wirksam werden zu lassen. Auch die Möglichkeit, das Recht
auf Änderung der Konfiguration einzelner sensibler Systemreports benutzergruppen­
individuell zu vergeben, ist zum Teil nichtstandardmäßig vorhanden. So sind häufig
nur alle oder keine Objekte gleicher Art durch eine Gruppe editierbar. Ein ähnliches
Problem ergibt sich im Bereich der Zeitreihen: Der Handel soll durchaus neue Zeitreihen
anlegen dürfen, auf Zeitreihen des Risikocontrollings oder des Rechnungswesens aber
möglichst nicht zugreifen können. Als Workaround bietet sich an, Systemprotokolle für
diesbezügliche kritische Änderungen aufzusetzen.
6Zusammenfassung der allgemeinen Systemeigenschaften
In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Eigenschaften der untersuchten Systeme
zusammengefasst.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 27
Allgemeine Systemeigenschaften
Tab. 4
Übersicht wichtigste Eigenschaften der untersuchten Systeme
Delta
IRM
KISTERS
Navita
PSI
Robotron
SAP
Soptim/
ProCom
2 pro Jahr
2–3 pro Jahr
2 pro Jahr
2–3 pro Jahr
1 pro Jahr
1 pro Jahr
2 pro Jahr
1–2 pro Jahr
lizenzUser und
bestimmende Module
Größen
User, Module
k. A.
User, Module,
Installationen
User,
k. A. Installationen,
Mandanten
Endkundenabsatz TWh
EVU-Größe
Softwaremiete,
Leasing
ja
ja
ja
ja
nein
k. A.
nein
ja
ServerBetriebssystem
alle Oraclekompatiblen
MS Windows MS Windows
Server 2003,
2008; Berechnungen mit
MS Windows
32 bit oder
64 bit
Application
Server: MS
Windows
Server
Database
Server: alle
Oraclekompatiblen
MS Windows
Server, Unix,
Linux
alle Oraclekompatiblen
alle gängigen
MS Windows,
Unix
ClientBetriebssystem
MS Windows
XP/Vista/7
MS Windows
MS Windows
MS Windows
7, Vista, XP
und 2003
MS Windows,
Linux (nicht
bei MSOfficeNutzung)
alle Oraclekompatiblen
k. A.
MS Windows,
Unix
Datenbank
Oracle
Oracle
Oracle
Oracle
Oracle
Oracle
alle gängigen
Oracle
Client-Server- SQL-Net
Kommunikation
TCP/IP
Citrix
Oracle Net
Client über
TCP/IP
TCP/IP
k. A.
k. A.
Oracle Net
Client über
TCP/IP.
Programmier- PL/SQL und
sprache
Java
Java/Forms,
PL/SQL
C++,
Powerbuilder
(BelVis 4 in
Java)
Microsoft .NET, Java und PL/
C#, VB6 (ab
SQL
2011 .NET),
C++
SQL,
PL/SQL,
Java, PHP
ABAP
PL/SQL,
Delphi, Java
ESS-Unter
stützung
ja
ja
ja
ja
ja
ja
Entwicklungs- ja
aufwand
EDIFACT
(Nominierung)
ja
ja
ja
ja
ja
ja
ja
Edig@s
teilweise1
ja
ja
ja
ja
ja
Entwicklungs- ja
aufwand
Anbindung
nicht
unterstützter
Formate
Konverter
(ENOM,
Gemini,
ArcMind),
teilweise
Entwicklungsaufwand
konfigurierbarer Im- und
Exportmanager
sowie
Konverter
konfigurierbare Importer
Generic
Parser,
i. d. R. kein
Entwicklungsaufwand
konfigurie­r­barer Imund Exportmanager
universeller
Importkonfigurator
anpassbares
XMLFramework
Importkonfigurator
für Energieund Preiszeitreihen.
Anstoß durch
Kunden,
XML-Export
ja
Konfi­gurationsaufwand
ja
projektspezifisch
ja
Historisierung
für Portfoliokennzahlen,
Archivierung ja
Rollen, User,
User­gruppen,
Markt,
Finanzinstrument,
Buch
Nutzer,
Nutzer­gruppen
funktionsbezogen
alle Ebenen
bis auf
Feldebene
Transaktionen, Rollen,
Personen,
Funktionen
Objekte
ja
teilweise1
Entwicklungs- ja
aufwand
Releases
automatische Logging aller
Historisierung, Aktionen
Archivierung
Berechtigungskonzept
personen-,
Benutzer­
gruppen- und gruppen
modulbezogen
Personen/
Mandanten/
Rechte
definierbare
Freigabeworkflows
ja
Entwicklungs- ja2
aufwand
1
2
ja
keine weiteren Angaben
verfügbar für alle Transaktionen mit Auswirkung auf P&L, Zahlungsverkehr, Rechnungen
28 PwC
Funktionsumfang der Systemlösungen
D Funktionsumfang der Systemlösungen
In diesem Kapitel werden die funktionalen Möglichkeiten der einzelnen Systeme
dargestellt. Die Gliederung orientiert sich an der Chronologie der einzelnen
Funktionalitäten im Prozessablauf.
Sofern die Systeme die jeweilige Funktionalität zwar nicht im Kernsystem, jedoch unter
Zuhilfenahme eines Zusatzmoduls darstellen können, ist dies im Folgenden kenntlich
gemacht.
Alle Systemhersteller bieten eine Funktionalität für die Stromportfolioführung an.
Dies gilt weitgehend auch für Gas, allerdings befindet sich SAP hier noch in der
Entwicklungs­phase.
Mit den nicht leitungsgebundenen Commodities betreten die Systeme das Feld der
Kraft­werksbrennstoffe wie Steinkohle oder Öl. Der Einbezug dieser Commodities
ist wesentliche Grundlage für die darauf aufsetzende intelligente Optimierung und
Steuerung eines Kraftwerksportfolios. Bezüglich Öl und Kohle beschränken sich die
Systeme hierbei auf die Möglichkeit, finanzielle Geschäfte (Swaps) abzubilden, zum
Beispiel zur Sicherung ölinduzierter Gasverträge. Physische Öl- und Kohlegeschäfte
inklusive deren Transportlogistik bilden die betrachteten Systemlösungen noch nicht ab.
Die Lösungen gestatten im Prinzip zwar alle die Abbildung beliebiger Commodities
(siehe Tabelle), entscheidend ist jedoch die Möglichkeit, die spezifischen Produkt­
ausprägungen der jeweiligen Commodities zu modellieren bzw. vorbereitet mit dem
System ausgeliefert zu bekommen.
Tab. 5
Mögliche Commodity-Abbildung der betrachteten Systemlösungen
Strom
Gas
CO2
Öl
Kohle
FX
physisch
finanziell
physisch
finanziell
physisch
finanziell
physisch
finanziell
physisch
finanziell
finanziell
Delta
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
2
IRM
1
1
1
1
1
1
3
1
1
1
1
Kisters
1
1
1
1
k. A.
1
3
1
3
1
k. A.
Navita
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
PSI
1
1
1
1
1
2
1
1
1
1
1
robotron
1
1
1
1
2
1
2
1
2
1
1
SAP
1
1
3
3
1
1
3
3
3
3
3
Soptim
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
3
Produktiv implementiert
Im System im aktuellen Release darstellbar, aber beim Kunden noch nicht realisiert
Derzeit noch nicht abbildbar oder nur durch Zusatzentwicklung realisierbar
Die folgenden Abschnitte orientieren sich am üblichen Prozessablauf: von der Prognose
als Grundlage der Bedarfsermittlung über die Geschäftserfassung als Eingangsschnitt­
stelle bis hin zum Portfoliomanagement. Letzterem gilt zusammen mit dem parallel
laufenden Risikocontrolling das Hauptaugenmerk. Anschließend werden die Abschluss­
prozesse und das Reporting betrachtet.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 29
Funktionsumfang der Systemlösungen
Diese Darstellungen ersetzen nicht die einschlägigen aktuellen Hersteller­
dokumentationen, aber sie geben einen Überblick über die Ausprägung der Produkte,
über die Produktphilosophie der Hersteller und – im Zusammenhang gelesen – die
Herkunft und Entwicklungstendenzen der Produktbereiche. Die Angaben zu den
funktionellen Ausprägungen in diesem Kapitel entstammen, wie auch die Informationen
in Kapitel C, den Antworten der Hersteller in den eingangs erwähnten Fragebögen.
Zu Beginn der nachfolgenden Betrachtung der Funktionsumfänge werden auch die
jeweils beteiligten Module aufgeführt. Sie sind ein Indiz für die jeweilige Produkt­
segmentierung und ihre Berücksichtigung in der Darstellung soll helfen, im Rahmen
von Auswahlverfahren die Durchgängigkeit der Prozessunterstützung zu bewerten.
1 Prognose
Prognosefunktionen werden grundsätzlich für zwei unterschiedliche Zwecke benötigt:
1. Vorhersage des Energiemengenbedarfs einzelner Kunden, von Kundensegmenten und
gesamter Energielieferantenportfolios
2. Vorhersage der Entwicklung von Energiepreisen für die Energiebeschaffung
Grundlage hierfür sind die entsprechenden Werte aus der Vergangenheit. Während die
Energiebeschaffungspreis-Prognose eine typische Handels- bzw. Beschaffungsaufgabe
ist, erfolgt die Energiemengenprognose zumeist auf der Lieferantenseite, häufig aber
auch in einem der Energiebeschaffung zugeordneten eigenen Prognosebereich.
Die Mengenprognosen sind die Grundlage für Preisanfragen, Angebote und für die
Anmeldung von Fahrplänen bzw. Nominierungen.
Zu den Mengenprognoseverfahren gehören Vergleichstages- und Zeitreihenfort­
schreibungsverfahren, die eine pragmatische und häufig völlig hinreichende Prognose­
güte besitzen. Zur Prognostizierung von wetter- und sonstigen parameterabhängigen
Verläufen werden mathematische Verfahren eingesetzt. Hierzu gehören autoregressive
Verfahren, künstliche neuronale Netze (KNN) und Kalman-Filter-Verfahren.
Bei komplexeren Fragestellungen kann eine „Best-off-Prognosemöglichkeit“ nützlich
sein. Das bedeutet, dass verschiedene höherwertige Verfahren, wie zum Beispiel KNN
und Autoregressionsverfahren, zusätzlich zu den einfachen Verfahren angewendet und
miteinander verglichen werden können.
Die Preisprognosen dienen dazu, diese Fragen zu beantworten und die entsprechenden
Risikopositionen zu ermitteln. Deshalb wird im Folgenden zwischen Prognose­
funktionen zur Ermittlung von Mengenverläufen einerseits und der Erstellung von
Preiskurven (Hourly Price Forward Curve [HPFC]) für die Erstellung von Angeboten
und die Bewertung von Lastgängen andererseits unterschieden.
Die folgende Tabelle enthält einen Überblick über die Ausprägung der Prognose­
funktionalität bei den Herstellern.
30 PwC
Funktionsumfang der Systemlösungen
Tab. 6
Ausprägung der Prognosefunktionalität
Delta
einfache Zeitreihenverfahren
1
IRM
2
KISTERS
Navita
3
PSI
Robotron
4
SAP
1
5
mathe­matische Verfahren
voll erfüllt
teilweise erfüllt
9
10
13
Preis­prognose HPFC
Bepreisung, Kalkulation
Soptim/
ProCom
11
Ramp-up/in Entwicklung
6
7
8
nicht erfüllt
Vergleichstageverfahren
2
ARIMAX-Verfahren
3
Best-off-Prognose aus verschiedenen Verfahren möglich
4
mit POMAX EDM
5
mit Partner Energy Optima 2000 (Navita-Partner Energy Opticom)
6
frei konfigurierbare Risikozuschläge, Bindefristzuschlag, Prognosegütezuschlag, weitere Zuschläge
7
im Modul PCU (Pricing and Costing for Utilities) des SAP CRM (Customer-Relationship-Management)
8
Zusammenspiel Module VIM/PMS, optional mit Zuschlagsermittlung
9
mit SOPTIM VIM
10
Anbindbarkeit mathematischer Verfahren; in ProCom BoFiT: künstliche, neuronale Netze, multivariate Regression
11
Margenaufrechnung auf HPFC im Vertriebsmodul
12
keine mathematische Prognose möglich, stattdessen Im- (Prognose) und Export (historische Daten) von Prognosedaten
13
SOPTIM RMS oder über KNN oder polynomiale Regressionsmodelle (via BoFiT Formeleditor)
1
2 Transaktionserfassung
Wenn im Folgenden von der „Geschäftserfassung“ die Rede ist, bezieht sich dies auf die
Erfassung einzelner Transaktionen. Die Möglichkeit zur Erfassung eines Vertriebs- und
Beschaffungsgeschäfts ist gewissermaßen die Grundlage eines jeden Portfolio­
management­systems. Unterschiede bestehen bei den Spielräumen, die der Nutzer bei
der Definition der Geschäftsarten, der inhaltlichen Gruppierung von Geschäften in
Portfolios und Büchern oder auch der Gestaltung der entsprechenden Erfassungsmasken
erhält.
Das System sollte nicht nur die Abbildung der üblichen Commodities Strom, Gas,
CO2 -Zertifikate, Öl und Kohle erlauben, sondern zum Beispiel auch die Mengen­prognose
der Vertriebslast darstellen können.
Je größer die Zahl der zu erfassenden Geschäfte, desto wichtiger ist eine komfortable
und damit schnelle Dealerfassung. Eine weitgehende Automatisierung diesbezüglicher
Funktionalitäten (Vertragsimport, automatische Vertragsanlage bei Optionsausübung
oder Settlement von Futures) kann den Nutzer dabei substanziell entlasten.
Unter Risikomanagement- und Nachvollziehbarkeitsaspekten wichtig ist die Ausprägung
der unternehmensindividuellen Freigabeprozesse im Zusammenhang mit dem Status
der einzelnen Deals bzw. Dealtypen. So können zum Beispiel Geschäfte eines
Simulations­­portfolios vom Regelprozess ausgenommen sein oder Börsengeschäfte einer
weniger restriktiven Kontrolle unterliegen als OTC-Transaktionen.
Die portfolioübergreifende Spiegelung von Geschäften ist zum Beispiel für Energie­
versorger interessant, die für mehrere Kunden häufig gleichartige Beschaffungs­
maßnahmen durchführen müssen, Verträge back-to-back durchreichen oder Positionen
intern zwischen verschiedenen Portfolios transferieren wollen.
Eine sehr heterogene Geschäftsstruktur mit vielen Sondertransaktionen kann zum
Zwecke eines effizienten Monitorings die Möglichkeit erfordern, individuelle Preis­
komponenten für einzelne Geschäftsarten zu definieren und diese in Vorbereitung des
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 31
Funktionsumfang der Systemlösungen
Abrechnungsprozesses mit vom Hauptvertrag abweichender Valuta zu versehen (z. B.
Brokergebühren, Optionsprämien, Abschlagszahlungen).
Ähnlich wie das Hinzufügen zusätzlicher Preiskomponenten und die flexible Definition
von Freigabeworkflows ermöglichen die freie Definition von Pflichtfeldern und die
Konfigurierbarkeit von Erfassungsmasken durch den Anwender, das generische, im
System abgebildete Geschäftsmodell an die Eigenheiten und Spezifika des eigenen
Unternehmens anzupassen.
Die Spezifika des Gasmarktes müssen auch in den Portfoliomanagementsystemen
abgebildet werden, idealerweise im selben Modul, um einfacher Cross-CommodityAktivitäten darstellen zu können. Hierzu gehört unter anderem die Abbildung von
Transportverträgen und Speichern. Die Flexibilitäten (Take or Pay, Wintermengen usw.)
vieler Gasbezugs- und absatzverträge machen es notwendig, deren Ausnutzung zu
verfolgen. Dies setzt voraus, dass die entsprechenden Freiheitsgrade in den Systemen
hinreichend abgebildet sind und dem Anwender zum Beispiel bei der Entscheidungs­
findung und Rechnungsprüfung komfortabel und aktuell zur Verfügung gestellt
werden. In der folgenden Tabelle ist die herstellerspezifischen Ausgestaltungen der
Geschäfts­erfassung vergleichend aufgeführt.
32 PwC
Funktionsumfang der Systemlösungen
Tab. 7
Ausprägung der Geschäftserfassung
Delta
IRM
KISTERS
Anbindung an Handelsplattformen
3
automatischer Dealimport
3
9
PSI
Robotron
12
SAP
Soptim/
ProCom
15
17
4
Abbildung von Rahmenverträgen
flexible Freitextfelder
Navita
1
automatische Dealanlage bei
Optionsausübung
5
10
16
5
automatisches physisches Future
Settlement
17
13
k. A.
flexible Dealstatus- und
Workflowverwaltung
17
17
17
17
6
zusätzliche Preiskomponenten mit
eigener Valuta
7
14
18
festes Verknüpfen von Geschäften
über filterbares Datenfeld
automatisches, portfolioübergreifendes Spiegeln von
Geschäften
2
konfigurierbare Erfassungsmasken,
definierbare Pflichtfelder
11
14
Abbildung von Gasspeichern und
Transportverträgen
17
Tracking der Ausnutzung von
Gasflexibilitäten
voll erfüllt
2
3
4
5
6
7
8
9
1
12
13
14
15
16
17
20
10
11
teilweise erfüllt
18
8
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
anstelle beliebiger Anzahl Freitextfelder Abbildung über ein nicht limitiertes Freitextfeld
für (Ketten-)Master-Slave-Geschäfte automatische Bereitstellung in einer bestimmten Zeit
Trayport-Schnittstelle
Hinterlegung möglich (Dokument), Auswertung über Kennzahlen möglich
projektspezifische Entwicklung
Status vordefinierbar, EFET-Box unterstützt
keine Berechnung nach Arbeitspreis möglich; Vordefinition notwendig
über Modul BelVis Gas Opt, Optimierung von Bezugsverträgen – gemäß Hersteller Alleinstellungsmerkmal
Anbindung an Trayport GlobalVision
ab 2011 beliebige Anzahl Freitextfelder
ab 2011 deutlich weiterentwickelte Funktionalität verfügbar
Anbindung Trayport in Planung
manuelle Durchführung notwendig
Wertstellung erfolgt für alle Preiskomponenten über Termindefinitionen des Abrechnungssystems.
Intraday-S, andere bei Bedarf möglich
zusätzlich freie Formatdefinition der Freitextfelder
keine weiteren Angaben über Einschränkungen
Pflichtfelder können zum Teil parametriert werden.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 33
Funktionsumfang der Systemlösungen
3 Portfoliomanagement (Kernfunktion)
Geschäftserfassung und Portfoliomanagement im engeren Sinne stehen in einem
iterativen Zusammenhang, denn die Geschäftserfassung bildet die Basis für die
Ermittlung der Portfoliopositionen, deren Management wiederum stellt den
auslösenden Faktor für Geschäftsabschluss und erfassung dar. Das Portfolio­
management ist also als zusammenfassende Behandlung der Einzelpositionen zu
verstehen.
Die offene Position als Ergebnis der Gegenüberstellung von Vertriebs- und
Beschaffungs­position ist die primäre Steuerungsgröße im Portfoliomanagement, ist ihre
Höhe doch ein Ausdruck der Risikoposition des Portfolios und die offene Position damit
Kern­bestand­teil der Limitsysteme des Risikocontrollings der Energieversorger.
Ein wichtiger Punkt bei der Organisation der Geschäftsabbildung im System (z. B. im
Hinblick auf die Rechnungslegung bzw. das Reporting) sind die Freiheitsgrade, die ein
System bei der Gestaltung der Portfolio- bzw. Buchstruktur bietet. Konzeptionell steht
diese Gestaltung am Anfang der Einrichtung des Systems und bildet damit die Grund­
lage für eine transparente Darstellung von inhaltlich zusammengehörigen Geschäften
sowie die Basis für die eindeutige Zuordnung von resultierenden Gewinnen und
Verlusten (z. B. im Sinne einer Deckungsbeitragsrechnung für ein spezielles Vertriebs­
segment).
Die schnelle und flexible Darstellung der Portfoliopositionen in allen Varianten lässt
sich als Kernfunktionalität eines jeden Portfoliomanagementsystems bezeichnen.
Daher überrascht es nicht, dass die untersuchten Systeme sich diesbezüglich kaum eine
Blöße geben. Egal ob in tabellarischer oder grafischer Form, hier unterscheiden sich die
Systeme mehr in Komfort, Gestaltung und Details als in grundlegenden funktionalen
Elementen. Ähnliches gilt für die Zerlegung des Lastgangs einer ermittelten offenen
Position in an der Börse beschaffbare Standardprodukte. Auch die Generierung
derartiger Beschaffungsprogramme gehört zum Standard im Portfoliomanagement.
Die Festlegung, welche Handelsgeschäfte wie durchzuführen sind, basiert letztlich auf
der jeweiligen Gesamtportfoliosituation und bietet Optimierungsmöglichkeiten auf der
Beschaffungsseite. Neben der Commodity-spezifischen Betrachtung sind gegebenenfalls
auch eine Commodity-übergreifende Betrachtung und der Einbezug von Handelsplatt­
formen zu berücksichtigen.
Tab. 8
Ausprägung des Portfoliomanagements
Delta
IRM
KISTERS
Navita
flexible Portfoliostruktur
PSI
Robotron
SAP
6
1
3
4
Soptim/
ProCom
Zerlegung in Standardprodukte
flexible Verknüpfung Erzeugung,
Absatz, Handel
voll erfüllt
teilweise erfüllt
k. A.
Ramp-up/in Entwicklung
2
5
nicht erfüllt
hierarchisch über verschiedene sog. Konten bzw. Geschäftspartner
2
kann mit Positionsreporting bereitgestellt werden
3
über die Saldierung im Portfoliomanagement
4
über interne Geschäfte
5
über manuelle oder systemunterstützte Energieflüsse (interne Geschäfte) zwischen den Büchern, die den Organisationseinheiten zugeordnet
sind
6
bis zu fünf Hierarchiestufen; darüber hinaus durch beliebige Kombination von Vertragsattributen erweiterbar
1
34 PwC
Funktionsumfang der Systemlösungen
4 Risikocontrolling
Dem Risikocontrolling wird im Prozessablauf die Funktion zuteil, die Erfüllung von
(Risiko-)Rahmenvorgaben zu überwachen. Gemeinhin beziehen sich diese Vorgaben auf
die Einhaltung bestimmter Limitparameter, zum Beispiel die Höhe der offenen Position
eines Portfolios für Marktpreis- und Adressenausfallrisiken aus den Beschaffungs- und
Vertriebsgeschäften. Je höher der spekulative Anteil in den Beschaffungs- und Handels­
strategien eines Unternehmens ist, desto wichtiger werden Systemfunktionalitäten, die
dem Risikocontrolling eine zeitnahe Limitauswertung ermöglichen.
Die möglichst weitreichende Flexibilität bei der Definition von Risikokennzahlen und
Limits ist ein wichtiger Faktor, um die operativen Handels- und Risikomanagement­
strategien eins zu eins im System abbilden zu können. Die meisten Systeme sind
mittlerweile in der Lage, die wesentlichen Risikokennziffern wie MtM oder Value at Risk
(VaR) abzubilden. In der Praxis ergeben sich Unterscheidungsmerkmale dadurch, dass
die eher handelsnahen Systeme wie Navita und Delta im Regelfall mehr Freiheiten bei
der Ausgestaltung anbieten (z. B. Limits pro Portfolio, Händler, Kalenderjahr).
Auch die Methodenvielfalt bei der Ermittlung der Risikokennzahlen sollte als Auswahl­
kriterium betrachtet werden. So bieten sich zum Beispiel je nach Portfolioausprägung
unterschiedliche Verfahren zur Berechnung eines VaR an (wie Varianz-/Kovarianz­
verfahren, historische Simulation oder Monte-Carlo-Simulation).
Eine besondere Herausforderung stellt derzeit noch die methodische Integration von
Cross- bzw. Multi-Commodity-Positionen dar. Ein aus wirtschaftlicher Perspektive
sinnvoller Cross-Commodity VaR, der die preislichen Korrelationen zwischen den
verschiedenen Commodities berücksichtigt, kann als Königsdisziplin in dieser Kategorie
angesehen werden.
Bei der Überwachung der Auslastung der Limits ist zu unterscheiden, ob das System in
der Lage ist, Ad-hoc-Abfragen im Sinne einer Realtime-Überwachung durchzuführen,
oder Limitauslastungen lediglich im Rahmen der Tagesendverarbeitung ermittelt
werden können. Die Aussagen der meisten Anbieter, dass Limitberechnungen jederzeit
durchgeführt werden können, gilt es zu hinterfragen, können solche Berechnungen in
der Praxis doch je nach Systemarchitektur und Transaktionsanzahl mehrere Stunden
dauern und währenddessen negativ auf die Systemperformance durchschlagen. Dies
ist insbesondere der Fall, wenn nicht reine Mengenlimits ermittelt werden, sondern
beispielsweise Marktwert- oder VaR-Berechnungen erforderlich sind. Unternehmen
mit großem Transaktionsvolumen, die aus strategischen Gründen bewusst im größeren
Maßstab offene Positionen fahren, sollten daher genau prüfen, ob ihre diesbezüglichen
Anforderungen eher mit einem Portfoliomanagementsystem oder einem mehr Tradingorientierten System erfüllt werden.
Neben der manuell gesteuerten Auswertung von Limits gewinnen automatisch erzeugte
Alarme bei erkannten Über- oder Unterschreitungen von Limits an Bedeutung. So
verfügen zum Beispiel verschiedene der betrachteten Systeme über die Funktionalität,
bei erkannten Limitüberschreitungen automatisch E-Mails an die entsprechenden
Stellen zu versenden.
Szenarioanalysen bieten dem Risikocontrolling die Möglichkeit, die Auswirkungen von
Marktpreisverschiebungen auf die Portfoliokennziffern zu simulieren. Sie bilden eine
Grundlage des Risikoreportings an das Management. Die Funktionalität des flexiblen
und komfortablen Erstellens von Szenarioanalysen ist bei den betrachteten System­
lösungen oftmals noch im Aufbau begriffen. Zwar sind viele imstande, derartige
Analysen zu erstellen, zum Teil erfordert dies jedoch aufwendige und für den Nutzer
wenig komfortable manuelle Einstellungen an Preis- oder Mengenzeitreihen.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 35
Funktionsumfang der Systemlösungen
Um das Adressenausfallrisiko Commodity-übergreifend korrekt darstellen zu können,
benötigt das System die Funktionalität, pro Vertrag unterscheiden zu können, ob dessen
Marktwert in ein Netting mit einbezogen werden soll.
Eine funktionelle Komponente, die bei den meisten Systemen derzeit noch nicht
hinreichend (bzw. hinreichend komfortabel) ausgereift ist, ist die Risikobetrachtung
von Flexibilitäten in Gasverträgen. Hier besteht folglich Nachholbedarf, zumal nicht
erkennbar ist, dass die Bedeutung von Flexibilitäten in der Gasbeschaffung wesentlich
abnehmen wird.
Tab. 9
Ausprägung des Limitmanagements
Delta
IRM
KISTERS
Limitüberschreitungen als TriggerEvents
1
flexible Definition der Limitgrößen
1
zeitbandbezogene Limitdefinition
1
preisbezogene Stop-Loss-Limits
2
voll erfüllt
2
3
4
teilweise erfüllt
Ramp-up/in Entwicklung
über Reporting
keine Prozentauswahl
E-Mails, und wenn konfiguriert automatische Ausgleichsgeschäfte
Customizing erforderlich
36 PwC
PSI
Robotron
SAP
1
Realtime-Überwachung
1
Navita
nicht erfüllt
3
4
3
3
Soptim/
ProCom
Funktionsumfang der Systemlösungen
Tab. 10 Ausprägung der Risikobewertung
Delta
IRM
KISTERS
Navita
k. A.
k. A.
PSI
Robotron
SAP
Soptim/
ProCom
Varianz/Kovarianz
16
historische Simulation
Monte-Carlo-Simulation
weitere Bewertungsmodelle
k. A.
k. A.
M2M
Spot,
Forward,
Options,
Swings,
Structured
Products,
Phys.
Assets, etc
Cashflow
at Risk,
Earning at
Risk,
Black-76,
Black &
Scholes,
Turnbull &
Wakeman
BlackScholes,
TurnbullWakeman,
BjerksundStensland,
Pearson,
Black76 ,
Schwartz
k. A.
k. A.
15
Black &
Scholes in
Vor­
bereitung
freie Definition VaR-Haltedauer,
Konfidenzniveau
flexible Definition VaR
9
k. A.
2
Profit at Risk
Vorleistungs- und
Wiederbeschaffungsrisiko
1
1
8
vertragsscharfes Netting
k. A.
3
Quantifizierung Gasflexibilitätenrisiko
k. A.
4
Cross-Commodity-Risiken
k. A.
Integration Forderungsmanagement
flexible Definition Szenarioanalysen
voll erfüllt
teilweise erfüllt
k. A.
12
Ramp-up/in Entwicklung
k. A.
k. A.
13
5
6
7
10
11
10
14
nicht erfüllt
2
3
4
5
6
7
8
9
Entwicklung erforderlich
mit nächster Version
Kreditmanagement/Reporting im System enthalten
auf Basis Monte-Carlo-Simulation
Muss projektspezifisch realisiert werden
durch Einbettung in SAP ERP 6.0 Anschluss an das ERP-Forderungsmanagement möglich
über SOPTIM VIM
durch Delta-Lastgang
pro Portfolio
10
Entwicklung in aktuellem Projekt
11
Wird entwickelt, ist voraussichtlich im ersten Halbjahr 2011 verfügbar.
12
Absolut und prozentual
13
Über eigenständiges Produkt GAPS (Optimierung und Szenariorechnungen)
14
Optimierungsmodelle können in BoFiT über einen grafischen Topologieeditor angelegt werden. (Baukastensystem mit mehrstufigen
Modellhierarchien). Cross Commodity-Unterstützung (Kraftwerke, Turbinen, Handelskomponenten etc.) und Berücksichtigung von Energie-,
Geld-, CO2 -Flüssen und andere Stoffströme
15
MC Engine im System verfügbar, customizing notwendig
16
ab Release 6.1
1
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 37
Funktionsumfang der Systemlösungen
5 Fahrplanmanagement/Nominierung
Mit dem Fahrplanmanagement bzw. Nominierungsmanagement werden die physisch
zu erfüllenden Geschäfte dem jeweiligen Bilanzkoordinator/Bilanzkreisnetzbetreiber
gemeldet. Die akkurate Abbildung bezogen auf die Vertriebsportfolios und Handels­
geschäfte ist die zwingende Voraussetzung für eine reibungslose Energielogistik in den
Regelzonen bzw. Marktgebieten.
Eine automatisierte Abwicklung ist sinnvoll, wenn die Anzahl der Transaktionen
entsprechend hoch ist. Da hiermit jedoch grundsätzlich das Ausgleichsenergierisiko
verbunden ist, sind Kontrollmechanismen beim Versand und zum Empfang der Antwort­
nachrichten auf jeden Fall ratsam.
Um Geschäfte kurzfristig auszugleichen, ist die Möglichkeit der Abbildung von Intradayund Day-after-Geschäften, die sich direkt in den Fahrplänen niederschlagen müssen,
von Vorteil.
Tab. 11 Ausprägung des Fahrplanmanagements
Delta
IRM
KISTERS
Navita
PSI
Robotron6
2
automatische Fahrplanerstellung
Fahrplansuche
Soptim/
ProCom
k. A.
k. A.
k. A.
1
Intraday- und Dayafter-Fahrpläne
Gruppierung von Fahrplänen
k. A.
automatisierte ESS-Verarbeitung
Fehlerkontrolle Fahrplanversand
SAP
k. A.
k. A.
3
k. A.
4
4
k. A.
5
k. A.
Trennung fahrplanrelevante/
-irrelevante Geschäfte bei Erfassung
voll erfüllt
teilweise erfüllt
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
freie Wählbarkeit der Tage
2
Konfigurationsaufwand
3
Grundfunktionalität vorhanden
4
im Strombereich implementiert, im Gasbereich noch in Entwicklung
5
keine Kontrolle, da ESS- und Marktregeln automatisch eingehalten werden, keine Kontrollnotwendigkeit
6
Unterstützt wird das Stromfahrplanmanagement gemäß ETSO Scheduling System (ESS) und die Gasnominierung auf Basis der EDIFACTFormate NOMINT/NOMRES.
1
38 PwC
Funktionsumfang der Systemlösungen
Nominierungsmanagement Gas
Im Gasgeschäft sind beim Nominierungsmanagement Speicher sowie spezifische
Kapazitätsrestriktionen zu beachten. Daraus ergeben sich die Notwendigkeit,
Nominierungen vertragsübergreifend zu optimieren, und gegebenenfalls die
Anforderung, schnellstmöglich Renominierungen durchführen zu können.
Tab. 12 Ausprägung des Nominierungsmanagements Gas
Delta
Einbindung von Speichern
IRM
1
Nominierungsaufteilung zwischen
Lieferanten
KISTERS
Navita
k. A.
PSI
3
Robotron
5
7
SAP9
Soptim/
ProCom
10
2
Berücksichtigung von Prognosen
k. A.
6
Kapazitätsrestriktionen
Berücksichtigung von
Begrenzungen in Bezugsverträgen
6
4
vertragsübergreifende Optimierung
beliebiger Nominierungszeitraum
6
k. A.
8
k. A.
jederzeitige Renominierung
Nominierungsprüfung vor Versand
voll erfüllt
teilweise erfüllt
11
k. A.
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
Bezug oder Abgabe, geführt als Konto, Hinterlegung von Temperatur und Druck
2
Restriktionen werden über Transportvertrag abgebildet
3
Anbindung über Webservices, Application Program Interfaces APIs, direkt über EDIG@S oder sonstige Formate
4
Findet während der Ermittlung der Nominierungen statt. Änderungen durch neue Positionen müssen jedoch zunächst durch das
Optimierungstool bewertet und in POMAX aktualisiert werden
5
über Bezugs- und Absatzverträge; erweiterte Einbindung über GAPS
6
vorgelagerte Funktionalität in Modul GAPS
7
Speicherzeitreihe muss vorliegen oder wird flexibel berechnet
8
Optimierungskern des Partners ECG wird eingebunden
9
Gasportfoliomanagement in Ramp-up-Phase
10
Speicher werden als Objekt (analog z. B. zu Bilanzkreisen) im Portfoliomanagementsystem abgebildet. Die Speicherbewirtschaftung kann
dementsprechend per Fahrplan kommuniziert werden; ProCom BoFiT: neben Bezugsverträgen auch Speicher und Börsenhandelsoptionen;
Ermittlung der optimalen Bedarfsdeckung (Nutzung Vertragsvarianten, Speicher, mögliche Börsentransaktionen) zu minimalen Kosten bzw.
mit maximalem Gewinn
11
Konfigurationsaufwand
1
6 Abwicklung und Abrechnung
Die typischerweise im Backoffice durchgeführten Arbeiten zur Abwicklung und
Abrechnung nehmen die im Front Office bzw. Portfoliomanagement getätigten
Geschäfte auf, stimmen sie mit den Handelspartnern bzw. Börsen ab und bereiten die
finanzielle Abrechnung durch das Rechnungswesen vor.
Geschäftsbestätigung
Mit der Geschäftsbestätigung werden die inhaltlichen Parameter eines abgeschlossenen
Geschäfts mit dem jeweiligen Handelspartner abgeglichen. Andernfalls besteht die
Gefahr, dass die im System abgebildeten Geschäftsparameter nicht der vertraglichen
Realität entsprechen, woraus bei großem Geschäftsvolumen ein erhebliches finanzielles
Risiko entsteht. Die Möglichkeit der flexiblen, automatischen Erzeugung und
elektronischen Versendung einer Geschäftsbestätigung ist einer der maßgeblichen
Effizienz­gewinne aus der Einführung einer professionellen Portfoliomanagement­
software im Backoffice. Viele Systeme bieten mittlerweile sogar an, die Bestätigungen
ereignisgesteuert auszulösen, beispielsweise gekoppelt an den Status des Geschäfts im
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 39
Funktionsumfang der Systemlösungen
Freigabeworkflow. Je höher die Anzahl der Transaktionen ist, desto wichtiger werden
solche Automatismen, da sie das Backoffice von zeitraubenden manuellen Tätigkeiten
entlasten und senkende Fehleranfälligkeiten durch Automatisierung der Ressourcen für
wertschaffende Kontrollhandlungen generieren.
Tab. 13 Ausprägung der Geschäftsbestätigung
Delta
IRM
KISTERS
Navita
PSI
Robotron
SAP
Soptim/
ProCom
frei definierbare Templates
2
automatischer E-Mail-Versand
1
eventbezogener Versand
Anbindung an automatische
Matching-Verfahren
voll erfüllt
3
4
1
2
teilweise erfüllt
2
3
4
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
zeitliche Überprüfung, keine Eventsteuerung
im aktuellen Systemrelease keine automatischen E-Mail-Bestätigungen, Third-Party-Tool erforderlich
Customizing- bzw. Entwicklungsaufwand
ECMS Adapter verfügbar
Abrechnung und Rechnungserstellung
Über Funktionalitäten zur Unterstützung bei der kaufmännischen Abwicklung der
getätigten Geschäfte verfügen noch nicht viele der betrachteten Lösungen. Häufig
stellen die Portfoliomanagementsysteme über Reporte lediglich aufbereitete Mengen
und Preise für das ERP-Umfeld des Anwenders bereit, bei IRM, Delta, PSI und Navita
hingegen bestehen im aktuellen Release Funktionalitäten zur Rechnungserzeugung
und Übergabe an das Hauptbuch. Unseres Erachtens sind diese jedoch teilweise
noch als rudimentär zu bezeichnen; inwieweit sie also eine hinreichend komfortable
Möglichkeit darstellen und flexibel genug sind, derartige Prozesse über das Portfolio­
managementsystem abzubilden, hängt stark von den Nutzeranforderungen ab.
Interessanterweise geben die Hersteller, befragt nach den Weiterentwicklungsstrategien
in diesen Bereichen, sehr unterschiedliche Antworten. Bei SOPTIM und KISTERS etwa
gehören derartige Funktionalitäten vorläufig nicht zum angestrebten Funktionsumfang
ihrer Lösungen, die beiden Unternehmen verweisen diesbezüglich auf Drittanbieter.
SAP und Navita arbeiten für zukünftige Releases an der Umsetzung, während IRM
und Delta beispielsweise bereits bestehende Funktionalitäten sukzessive auszubauen
gedenken.
Im Folgenden wird differenziert nach der generellen Abrechnungsunterstützung
und den dahinterliegenden Produkten, den unterstützten Rechnungstypen und der
eigentlichen Rechnungsverarbeitung.
40 PwC
Funktionsumfang der Systemlösungen
Tab. 14 Ausprägung der Abrechnung und Rechnungserstellung
Delta1
IRM
5
unterstützte Produkte
KISTERS2
Navita
5
PSI
5
inhaltliche Prüfung
Robotron
SAP3
5
4
6
4
4
syntaktische Prüfung
voll erfüllt
teilweise erfüllt
Soptim/
ProCom
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
Unterstützung des Rechnungslaufs, Aufbereitung der abrechnungsrelevanten Daten und Weitergabe an das Abrechnungssystem, Ausdrucken
der Rechnung, Beleg als „interne Zwecke/kein Nebenbuch“ (keine Debitoren/Kreditoren)
2
Rechnungsvorbereitung über Reporting, frei definierbare Templates; es wird kein System für Billing angeboten
3
Settlement und Billing sind erst für weitere Releases geplant
4
ERP- oder Billingsysteme von Partnern anbietbar
5
Alle im System unterstützten Produkte können auch abgerechnet werden
6
über Prüfdialoge
1
Tab. 15 Ausprägung der Rechnungsverarbeitung
Delta
IRM
KISTERS
Navita
PSI
Robotron
SAP
Soptim/
ProCom
wiederkehrende Rechnung nach
selektierten/ summierten Trades
Rechnungsstorno
Mehrsprachfähigkeit, mehrere
Mehrwertsteuersätze
1
2
Abrechnung Verzugszinsen
unterschiedliche
Zahlungsbedingungen
Gruppierungsmöglichkeiten nach
Unternehmensstruktur
voll erfüllt
teilweise erfüllt
k. A.
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
Italienisch, Französisch, Deutsch, Englisch
2
pro Land und Counterparty
1
7 Berichtswesen
Die Möglichkeit, flexibel und komfortabel eigene Berichte aus dem System zu
generieren, ist gemeinhin eine Kernanforderung aller Organisationseinheiten, sei es
im Front Office zur Positionsbestimmung, im Risikocontrolling zur Risikoüberwachung
oder im Rechnungswesen zur Abrechnungsunterstützung. Zwar bieten die Systeme im
Regelfall eine Fülle von Standardberichten, diese genügen erfahrungsgemäß in den
seltensten Fällen den spezifischen Bedürfnissen der Unternehmen hinsichtlich Inhalt
und Layout. Je nach System erfordert die Anpassung bzw. Neuerstellung von Berichten
Einarbeitungsaufwand aufseiten des Nutzers. Viele Anbieter planen (sofern sie diese
Möglichkeit nicht ohnehin schon berücksichtigen), über eigene Datenbankabfragen oder
die Einbindung von Drittlösungen wie Crystal Reports dem Nutzer hier weitestgehende
Flexibilität zu bieten, dies gegebenenfalls um den Preis einer damit verbundenen
intensiven Einarbeitung.
Eine häufige Frage im Zusammenhang mit dem Berichtswesen lautet, ob die Systeme
eine eigene Berichtsumgebung bereitstellen oder auf Reportingstandardlösungen
zurückgreifen.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 41
Funktionsumfang der Systemlösungen
Die weitere Betrachtung beleuchtet die Kennzahlenbildung, die Aggregations­
möglichkeiten und die gezielte Bereitstellung von Berichten für darauf aufsetzende
Prozesse sowie die anwenderseitige Gestaltbarkeit.
Tab. 16 Ausprägung der Berichtserstellung
Delta
IRM
KISTERS
Navita
PSI
Robotron
Kennzahlen nach Mengen, Leistung,
Anzahl, Wertigkeit, Partner
Auswertung über DealGrundgesamtheit, Zeitscheiben und
Aggregation
1
statistische Kenngrößen
konfigurierbare Zeitreihenberichte
Berichtextrakte und Datenexport
Deckungsbeiträge über Lieferkette
Definierbarkeit durch Anwender
ohne Programmierkenntnisse
2
3
mathematische Funktionen
Reporterzeugung und ‑versand
über Scheduler
Verfügbarkeit von Standardreporten
voll erfüllt
teilweise erfüllt
Ramp-up/in Entwicklung
nicht erfüllt
15-Minuten-Werte sind für 2011 geplant
2
Ist limitiert, Inhalte sind über Filter definierbar, eine Gruppierung ist möglich (sog. iOPT Customer Views)
3
Abhängig vom gewählten Reporting-Typ
1
42 PwC
SAP
Soptim/
ProCom
Fazit und Ausblick
E Fazit und Ausblick
Die identifizierten Systemunterschiede zeigen, dass es für keinen Anwender die eine
Lösung gibt, die alle Anforderungen erfüllt, denn diese hängen sehr stark von der
Beschaffungsstrategie des Unternehmens ab. Die folgende Abbildung verdeutlicht,
welche Beschaffungsstrategien für die einzelnen Unternehmensarten typisch sind.
Abb. 7
Typische Unternehmensverteilung Handel und Beschaffung
Market Maker
Banken
Sicherstellung Markt
• Verkaufs- und
Gebotspflicht
• Zusatzmargen
große
EVUs
Risikointermediär
Energiedienstleister
Spekulation
• Entkopplung Handel
• Trading Floor
mittlere
EVUs
Großindustrie
Hedger
physischer
Versorger
kleine
EVUs
Industriekunden
Preisabsicherung
• Finanzkontrakte
• Absatzbezug
strukturierte physische
Beschaffung
• Spotmarkt
• Terminmarkt
Vollversorgung
physische Beschaffung
• Vorlieferant
Bei der Spiegelung seiner Anforderungen an den Realitäten wird das Unternehmen
neben vielen Pluspunkten immer wieder funktionelle Lücken entdecken, die die
gesamte Systemlösung infrage stellen können bzw. den Nutzer zwingen, Kompromisse
einzugehen.
Die jeweiligen Stärken-Schwächen-Profile der Systeme resultieren zu einem guten Teil
aus der Entwicklungshistorie, die sie bis zu ihrem heutigen Stand durchlaufen haben.
Während SAP im Wesentlichen mit einer sehr hohen Integration in die Backoffice­
prozesse aufwarten kann, zeichnen sich die eher aus dem EDM-Umfeld stammenden
Hersteller wie KISTERS und Robotron durch eine vergleichsweise flexible Zeitreihen­
verarbeitung aus.
Die als klassische Portfoliomanagementlösungen entstandenen Systeme SOPTIM
PMF und IRM iOPT haben traditionell eine starke Integration von Beschaffungs- und
Vertriebsaufgaben im Fokus. Delta gibt den Tätigkeiten für den grenzüberschreitenden
Handel und der Ausgestaltung des Fahrplanmanagements den Vorrang.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 43
Fazit und Ausblick
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei PSI, einem Anbieter, der sehr frühzeitig RealtimePricing-Fragestellungen auf dem deutschen Energiemarkt platziert hat. Navita ist
ein eventuell ein Vorbote weiterer Hersteller aus dem eher finanzmarktorientierten
Bereich, die in das physische Portfoliomanagement vorstoßen wollen und sich durchaus
zutrauen, mit ihren Lösungen auch kleinere und mittlere Unternehmen zu bedienen.
Abb. 8
Ausgangspunkt und Ausdehnung der PFM-Lösungen
Market Maker
Delta
Navita
Risiko
-Intermediär
IRM
PSI
physischer
Versorger
Kisters
SAP
Spekulation
• Entkopplung Handel
• Trading Floor
Hedger
Soptim/ProCom
Robotron
Sicherstellung Markt
• Verkaufs- und
Gebotspflicht
• Zusatzmargen
Vollversorgung
Preisabsicherung
• Finanzkontrakte
• Absatzbezug
Strukturierte physische
Beschaffung
• Spotmarkt
• Terminmarkt
physische Beschaffung
• Vorlieferant
physischer und finanzieller Handel
Vertrieb, Erzeugung und Optimierung
Netzbetreiber EDM
Eine zweite Ursache für die funktionellen Lücken ist in der Verknüpfung eines schnellen
Marktwandels, notwendiger Systemarchitekturumstellungen und daraus resultierender
Ressourcenengpässe zu sehen. Dieses Phänomen tritt bei allen Herstellern auf, zumal
in der Regel nur wenige Know-how-Träger über kompetente Ansprechpartner für
kundenindividuelle Fragestellungen verfügen.
Diese Effekte beeinflussen auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Systeme.
Hier sehen sich die Anbieter vor folgende Herausforderungen gestellt:
• Erweiterung der abbildbaren Commodities von Multi-Commodity- zu CrossCommodity-Funktionalitäten
• Realtime-Positionsermittlung und -bewertung
• Verfeinerung der bisher oftmals noch nicht voll ausgereiften Gasfunktionalitäten
(Flexibilitätenabbildung und -management)
• Auf- und Ausbau der Optimierungsfunktionalitäten (Gasflexibilitäten/ speicher und
Steuerung der Eigenerzeugung)
• Integration in vor- und nachgelagerte Systeme und Prozesse (Vertrieb/EDM auf der
vorgelagerten und Rechnungslegung auf der nachgelagerten Seite)
• Unterstützung bei der Abbildung von Bewertungseinheiten (BilMoG) und Hedge
Accounting (IFRS)
• bessere Skalierbarkeit der Lösungen (modular etc.)
44 PwC
Fazit und Ausblick
Welche externen Treiber und Einflussfaktoren lassen sich für die zukünftige
Entwicklung des Portfoliomanagementsystem-Marktes identifizieren?
• Entwicklung Energiemärkte: weiterer Abbau von Barrieren durch Liberalisierung;
• erweiterter Nutzerkreis: Wettbewerbssituation macht auch für kleinere EVUs die
Professionalisierung der Beschaffungsaktivitäten notwendig;
• Dezentralisierung der Erzeugung: Rolle der Optimierung plus liquide Märkte;
• Trend zu Cross-Commodity: abgeleitet aus Eigenerzeugung, Abbildung von Strom,
(Kraftwerks-)Gas, Kohle, Öl, CO2;
• Volatilität: Realtime-Funktionalitäten erforderlich (Rolle der erneuerbaren Energien).
Die Rolle der Portfoliomanagementsysteme wird sich weiterentwickeln, getrieben von
Änderungen gesetzlicher und regulatorischer Vorgaben und den Annäherungen der
physischen und finanziellen Energiemärkte. Dieser Trend ist für die Systemhersteller
insofern erfreulich, als er einen wachsenden potenziellen Kundenkreis verspricht.
Allerdings werden sie sich auch auf den Markteintritt neuer Mitbewerber einstellen
müssen.
Auffällig ist die bisher geringe Präsenz angelsächsischer Systemanbieter auf dem
deutschsprachigen Markt, sieht man einmal von den High-End-Trading-Lösungen wie
Endur in den Großunternehmen der Branche ab. Den Erfahrungsvorsprung aus den
schon länger liberalisierten angelsächsischen Energiemärkten konnten die dortigen
Anbieter also noch nicht in hiesige Marktanteile ummünzen.
Mit einem verstärkten Handelsvolumen (speziell im Gasgeschäft) auch bei physisch
orientierten EVUs mittlerer Größe werden die Front-Office- und Risiko­controlling­
funktionalitäten stärkeres Gewicht als Auswahlkriterien für eine Systemlösung
bekommen. Dies sollte den etablierten angelsächsischen Playern mit ihren tendenziell
eher Trading-orientierten Lösungen entgegenkommen. In der Tat lässt sich seit einiger
Zeit feststellen, dass sie in hiesigen Long Lists verstärkt präsent sind.
Bei dem Versuch, auf dem deutschsprachigen Markt Fuß zu fassen, haben diese
Hersteller es jedoch nicht leicht: Die potenziellen Kunden erwarten lokalen Support und
Referenzen über produktive Installationen zum Nachweis der technischen Abbildbarkeit
lokaler Marktbegebenheiten und Formate.
Ein weiterer in diesem Zusammenhang relevanter Gesichtspunkt ist die zu erwartende
Konsolidierung der Systeme bzw. der Systemanbieter. Im Vergleich zu etablierten
Märkten wie ERP- oder Treasury-Management-Systemen ist der Markt für Portfolio­
managementlösungen, insbesondere im internationalen Kontext, noch als fragmentiert
zu bezeichnen. Diese Fragmentierung und die daraus resultierende Vielzahl der
Anbieter lassen sich zum einen auf die unterschiedlichen Marktkonventionen und
-regularien in den einzelnen nationalen Märkten zurückführen. Zum anderen
begünstigte die Notwendigkeit, auf regionale Entwicklungen schnell reagieren zu
können, in der Vergangenheit kleinere, flexiblere Anbieter mit starker lokaler Präsenz.
Mit dem Zusammenwachsen der internationalen Energiemärkte werden die inhaltlichen
und technischen Eintrittsbarrieren abnehmen. Einen möglichen Weg, das System­
portfolio abzurunden, hat OpenLink durch die Übernahme von IRM aufgezeigt.
Inwieweit dies der Auftakt zu einem Konsolidierungsprozess unter den System­
herstellern war, bleibt abzuwarten.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 45
Praxiserfahrungen: Herausforderungen bei der Systemauswahl und -einführung
FPraxiserfahrungen: Herausforderungen bei
der Systemauswahl und -einführung
1Organisatorische Anforderungen aus der Auswahl und
Einführung eines Systems
Bei der Auswahl eines geeigneten Systems ist insbesondere zu beachten, dass in
dem Unternehmen bereits mit bestimmten IT-Systemen gearbeitet wird. Auf diese
Systeme muss aufgebaut werden, da der automatische Datenabgleich unverzichtbarer
Bestandteil des Tagesgeschäfts ist. Die Einführung eines Portfoliomanagementsystems
kann nicht als isoliertes IT-Projekt, sondern sollte immer im Kontext der ihm zugrunde
liegenden Geschäftsprozesse gesehen werden. Ein solches Projekt zieht umfassende
und nachhaltige Veränderungen im Portfoliomanagement und angrenzenden Bereichen
nach sich, da gültige Organisations-, Prozess- und Datenverarbeitungsstrukturen sowie
Verfahrensabläufe verändert werden.
Eine der am häufigsten unterschätzten Notwendigkeiten bei Einführung einer neuen
Systemlösung ist die Anpassung der bestehenden Geschäftsprozesse an die neuen
Begebenheiten. Dies betrifft insbesondere die prozessualen Schnittstellen zwischen
System und vor- und nachgelagerten manuellen Prozessschritten.
Zwar sollten sich bereits in der Phase der Systemauswahl die Systemanforderungen aus
den definierten Sollprozessen ergeben und letztendlich zu hoher Anpassungsfähigkeit
der Software an die Sollprozesse führen. Auch generell sollte die Maxime immer lauten,
die Systemfunktionalität den Prozessen anzupassen. Nichtsdestotrotz wird sich immer
ein Delta ergeben, das im Rahmen einer Systemeinführung die Anpassung von Prozess­
abläufen an unabänderliche Systemspezifika notwendig macht.
Unterbleibt die frühzeitige Identifizierung dieser Sachverhalte, treten nach der
Produktiv­setzung Probleme im operativen Doing auf, die nicht aus der fehlerhaften
Ausgestaltung der Systemfunktionalität resultieren.
2Unterstützung bei der Auswahl und Einführung
Ein sorgfältiger Auswahlprozess ist die Grundlage einer erfolgreichen System­
einführung. Durch einen dezidierten Abgleich der Nutzeranforderungen mit den
System­f unktionalitäten wird sichergestellt, dass das System im Produktivbetrieb in der
Lage sein wird, die operativen Ansprüche zu erfüllen.
Im Folgenden sind die einzelnen Meilensteine eines generischen Auswahlprozesses
dargestellt:
• Definition des zukünftigen Geschäftsmodells
• Ableitung der Sollprozesse aus dem Geschäftsmodell
• Ableitung der Systemanforderungen aus den Sollprozessen (Lastenheft)
• Identifizierung potenziell geeigneter Anbieter (Long List)
• Versendung des Lastenhefts an potenzielle Anbieter (Request for Proposal)
• Auswertung der Herstellerantworten und Selektion einer Short List
• Vorbereitung und Durchführung von System-Workshops mit den Herstellern der Short
List
• Auswertung der Workshops
• Auswahlentscheidung
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Praxiserfahrungen: Herausforderungen bei der Systemauswahl und -einführung
Die Ursachen dafür, dass trotz solch eines theoretisch recht stringenten Prozesses
Auswahl­entscheidungen am Ende des Tages häufig per Bauchgefühl getroffen werden
oder einer Zielwertsuche ähneln, sind vielfältig. Neben Verfahrensfehlern (fehlende
Einbeziehung aller Stakeholder bei der Definition der Anforderungen, mangelhaftes
Hinter­f ragen und Prüfen der Herstellerangaben in den Systemdemos) sind es häufig
zeitliche und personelle Restriktionen, die eine sorgfältige Durchführung des oben
skizzierten Prozesses verhindern. Auch das Versäumnis, den Auswahlprozess mithilfe
eines Scoring-Modells zu objektivieren, kann dazu führen, dass subjektives Empfinden
oder politische Beweggründe die Auswahlentscheidung beeinflussen.
Als mit Abstand größtes Prüfungs- und Beratungshaus für Energieversorger in
Deutschland hat PwC das inhaltliche und methodische Know-how, um seine Mandanten
in allen Themen der Energiebewirtschaftung zu unterstützen, und zwar von der
Konzeption der IT-Unterstützung über die Prozessintegration von Vertrieb und
Beschaffung und die Definition von Risikomanagement bis hin zur rechungslegungs­
orientierten Konzeption von Buchstrukturen und Sicherungsstrategien. In den
vergangenen Jahren hat PwC diese Expertise genutzt, um seine Mandanten bei einer
Vielzahl von Projekten rund um die Auswahl und Einführung von Systemen in der
Energie­bewirtschaftung zu unterstützen. PwC bietet seinen Mandanten Zugang zu
Referenz­kunden und hilft ihnen bei der frühzeitigen Identifizierung von „Stolper­
steinen“.
IT-Lösungen für das Portfoliomanagement in der Energiewirtschaft 47
Ihre Ansprechpartner
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PricewaterhouseCoopers AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Friedrich-Ebert-Anlagen 35–37
60327 Frankfurt am Main
Joachim Albersmann
Tel.: +49 69 9585–3055
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Über uns
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland
mit 8.700 Mitarbeitern und einer Gesamtleistung von rund 1,33 Milliarden Euro eine
der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten
arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienst­
leistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie Beratung in den Bereichen Deals
und Consulting (Advisory).
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