LoS VEgAS - Level of Service der Verkehrsinformationen für
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LoS VEgAS - Level of Service der Verkehrsinformationen für
LoS VEgAS - Level of Service der Verkehrsinformationen für EDV gestützte Logistikplanung und Abweichungsmanagement Studie Eine Studie finanziert im Rahmen der 1. Ausschreibung der Programmlinie i2v des Forschungs- und Technologieprogramms iv2splus März 2010 LoS VEgAS Impressum: Herausgeber und Programmverantwortung: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Abteilung Mobilitäts- und Verkehrstechnologien Renngasse 5 A - 1010 Wien Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Forschungs- und Prüfzentrum Ges.m.b.H. Giefinggasse 2 1210 Wien Programmmanagement IV2Splus Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH Bereich Thematische Programme Sensengasse 1 A – 1090 Wien 2 / 82 LoS VEgAS - Level of Service der Verkehrsinformationen für EDV gestützte Logistikplanung und Abweichungsmanagement Studie Eine Studie finanziert im Rahmen der 1. Ausschreibung der Programmlinie i2v des Forschungs- und Technologieprogramms iv2splus AutorInnen: DI Jürgen ZAJICEK (AIT) DI Dr. Werner TOPLAK DI Dr. Karl Ernst AMBROSCH Dipl. -Ing. Alexander CHLOUPEK (ABC Consulting) DI (FH) Kathrin MORAWETZ, MSc Auftraggeber: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Auftragnehmer: Österreichisches Forschungs- und Prüfzentrum Ges.m.b.H. 3 / 82 Kurzfassung Die Problematik in der Logistikplanung bzw. im Abweichungsmanagement liegt derzeit in dem Umstand, dass die verwendeten Tools auf bestehende historische Systeme aufgesetzt wurden, die Insellösungen der Infrastrukturbetreiber darstellen, und in Zukunft für einen multimodalen Zugang vereint werden müssen. Das Grundproblem bei der Festlegung des LoS ist die Tatsache, dass es verschiedene Definitionen eines LoS gibt und deren Benennung ebenfalls nicht einheitlich (z.B. Informatik: QoS, etc.) ist. Ziel des Projektes „LoS VEgAS“ war die Untersuchung und etwaige Abgabe von Empfehlungen zur Festlegung eines multimodalen „Level of Service“ im Transportwesen. Damit sollte eine Grundlage der Vergleichbarkeit der einzelnen Transport-/Verkehrsmodi geschaffen werden, um als Basis für ein künftiges multimodales Verkehrs- bzw. Abweichungsmanagement für nationale und internationale Supply Chains zu dienen. Im Rahmen des Projektes wurden die einzelnen Informationsketten der betrachteten Verkehrsmodi hinsichtlich möglicher Verknüpfungen untereinander untersucht. Die Analyse der möglichen Einflussfaktoren der einzelnen Verkehrsmodi und deren rechtlichen Rahmenbedingungen erfolgten mit Hilfe einer Netzwerkanalyse (NA) und KIMethoden (Künstliche Intelligenz). In die Netzwerkanalysen wurden zusätzlich die Ergebnisse eines entsprechend entwickelten Online-Fragenbogens und der durchgeführten Experteninterviews miteinbezogen. Im nächsten Schritt wurde versucht, die EN 13816 („Logistics and Services - Public Passenger Transport“) basierend auf einer modusübergreifenden Terminologie die in der Norm definierten LoS-Kategorien auf die Transportmodi des Güterverkehrs anzuwenden. Im Gegensatz zur EN 13816 wurden die einzelnen Transportmodi auch hinsichtlich ihrer Sensibilität auf Umwelteinflüsse betrachtet (z.B. Wettereinflüsse, Umweltauflagen, etc.). Mit der Berechnung des Vernetzungsgrades im Rahmen der Netzwerkanalyse wurde es möglich jene Knoten zu identifizieren, die besonders kritisch bzw. wichtig im LoS Netzwerk sind. Die erarbeiteten Erkenntnisse bilden einen Grundstock für neue Decision Support Systeme, welche eine realistischere Planung neuer bzw. Optimierung bestehender multimodaler Transportketten erlauben. Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge der Transportmodi zu einander wurde eine webbasierte, interaktive Darstellung erarbeitet die unter http://atlas.arsenal.ac.at/LoS_multimodal.html abrufbar ist. 4 / 82 Abstract The problem in logistics planning and deviation management currently is that the used tools were placed on existing historical systems, which are now department-specific isolated solutions which have to be unified for multimodal view. The basic problem in determining the LoS is the difference of LoS definitions and their varying designation (e.g. computer science: QoS, etc.). The goal of the project „LoS VEgAS“ was to develop possible recommendations for adapting the definition of „Levels of Services“ in the area of transport and to create a basis for the comparability of the transport modes. This will represent the fundament of future transport and deviation management systems for national and international intermodal supply chains. Within the project all relevant information chains of each transport mode were analysed regarding to possible conjunction among each other. The analyses of possible influence factors and the legal framework of each transport mode were accomplished with the help of network analyses (NA) and artificial intelligence methods. The network analyses also respected the results of an appropriate online-questionnaire and the expert interviews. In the next steps the project team tried to adjust the given LoS-definitions of the EN 13816 („Logistics and Services - Public Passenger Transport“) for the definition of LoS-categories that are valid for all transport modes similarly using a standardized terminology. Comparing to the EN 13816 all transport modes were also reviewed regarding to their sensibility against environmental impact (e. g. influence of weather situations, environmental conditions, etc.). By calculating the degree of cross-linking it was possible to identify the critical and important nodes after combining the single transport mode parameter networks to an aggregated network that helps to define a general level of service for transportation and shipping. The results of the study represent a fundament for future decision support systems, which will help to design new or optimize existing multimodal supply chains. For a better understanding of the coherences of the transport modes a web-based interactive diagram was implemented which is available via http://atlas.arsenal.ac.at/LoS_multimodal.html. 5 / 82 0 Inhaltsverzeichnis 0 Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................ 6 1 Einleitung ...................................................................................................................... 8 2 Logistik und Entitäten im Kernprozess des Gütertransports ..................................10 3 Bestehende verkehrstechnische Definitionen und Standards................................12 4 3.1 Quality of Service im ÖPNV – Europäische Norm EN 13816 .........................12 3.2 Der LoS Begriff im Straßenverkehr ....................................................................14 3.3 Der LoS Begriff im Schienenverkehr .................................................................16 3.4 Der LoS Begriff in der Binnenschifffahrt ............................................................19 3.5 Der LoS Begriff im Luftverkehr ...........................................................................20 3.6 Der Service Level (SL) im Supply Chain Management (SCM) .......................22 Methodik ......................................................................................................................23 4.1 Komplexe Netzwerke ..........................................................................................23 4.2 Kognitive Methoden für die Abbildung von LoS-spezifischen Wissens..........25 4.3 Einsatz der Software „Pajek“ ..............................................................................30 4.3.1 Netzwerkfusion der Transportmodi .............................................................30 4.3.2 Netzwerkeigenschaften ................................................................................34 4.4 5 Online-Fragebogen zum Thema LoS im Güterverkehr....................................35 Ergebnisse und Interpretation ...................................................................................36 5.1 Ergebnisse der Online-Befragung......................................................................36 5.2 Faktoren zur Definition des multimodalen LoS für den Gütertransport ..........39 5.2.1 Verfügbarkeit (harte Infrastruktur) ...............................................................40 5.2.2 Zugänglichkeit (weiche Infrastruktur) ..........................................................42 5.2.3 Zeit .................................................................................................................43 5.2.4 Information ....................................................................................................45 5.2.4.1 Transportmodus Straße ........................................................................46 6 / 82 5.2.4.2 Transportmodus Schiene ......................................................................50 5.2.4.3 Transportmodus Luft .............................................................................50 5.2.4.4 Transportmodus Binnenschifffahrt .......................................................53 5.2.5 Kundenservice ..............................................................................................54 5.2.6 Komfort ..........................................................................................................55 5.2.7 Sicherheit (Safety & Security) .....................................................................55 5.2.8 Umwelteinflüsse ............................................................................................56 5.2.9 Zielgruppen und Stakeholders ....................................................................59 5.2.10 Beispiele ........................................................................................................61 5.3 Gesamtübersicht der LoS-relevanten Einflussfaktoren in einer multi-modalen Netzwerkansicht .............................................................................................................61 6 Empfehlungen .............................................................................................................64 6.1 Einsatzmöglichkeiten...........................................................................................65 6.2 Ausblick ................................................................................................................67 7 Zusammenfassung .....................................................................................................69 8 Abkürzungsverzeichnis ..............................................................................................71 9 Abbildungsverzeichnis................................................................................................73 10 Tabellenverzeichnis ....................................................................................................75 11 Literaturverzeichnis ....................................................................................................76 12 Anhang Aufbau des Fragebogens ............................................................................81 Die Bezeichnungen sollen immer geschlechtsneutral verstanden werden. 7 / 82 1 Einleitung Die Problematik in der Logistikplanung bzw. im Abweichungsmanagement liegt derzeit darin, dass die verwendeten Tools auf bestehende historische Systeme aufgesetzt wurden, die nun abteilungsspezifische Insellösungen der Infrastrukturbetreiber darstellen, um den Betrieb zu erhalten bzw. effizienter zu gestalten. Diese Insellösungen basieren auf sehr individuellen LoS-Konzepten, die mitunter Mehrwerte berücksichtigen, die auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden können bzw. mit verwandten Mehrwerten (Added Values) abgeglichen werden müssen. Das Grundproblem bei der Festlegung des LoS ist die Tatsache, dass es verschiedene Definitionen eines LoS gibt und deren Benennung ebenfalls nicht einheitlich (z.B. Informatik: QoS, etc.) ist. Inkompatible Identifikationsschlüssel, Semantische Abbildungsdefekte (Name & Inhalt) und Syntaktische Abbildungsdefekte (Schreibweisen) müssen aufgezeigt und bereinigt werden, damit eine übergreifende Definition von Mehrwerten im LoS möglich wird. Es sind derzeit keinerlei übergreifende Managementfunktionen zu erkennen, die die Informationen ganzheitlich betrachten. Eine wichtige Forderung ist vor allem, dass die Strategie zur Implementierung eines Abweichungsmanagements ohne aufwendige Telematiklösungen, sondern auf Basis einer intelligenten Zusammenführung der vorhandenen Informationsströme aller betrachteten Verkehrsmodi erreicht wird. In der gegenständlichen Studie wird der Begriff LoS zuerst näher analysiert. Dazu werden Definitionen aus den verschiedensten Bereichen (Logistik, Bahn, Schiff, Flug, Internet, etc.) hinsichtlich der darin enthaltenen Kriterien erfasst. Da es sich beim LoS um einen mitunter sehr komplexen Begriff mit vielen Kriterien handeln kann, der über eine Zielfunktion dargestellt wird, ist es Aufgabe dieser Studie die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten, der einzelnen LoS Definitionen herauszuarbeiten und enthaltene Mehrwerte explizit anzuleiten. Zur Definition eines Levels of Service der für alle möglichen Transportmodi im Güterverkehr als Qualitätsmaß für die Beförderung und Abwicklung von Gütern, muss eine Vergleichbarkeit der einzelnen Transportmodi durchgeführt werden können. Ziel des vorliegenden Dokuments ist die Erstellung eines Vorschlages für die Definition eines verkehrsträgerübergreifenden Regelwerks für den Güterverkehr, welches mit Hilfe von Kennzahlen den Betriebsablauf überwacht und kontinuierlich verbessert. Für eine derartige verkehrsträgerübergreifende Definition wurden 10 Begriffsgruppen bzw. Kategorien gewählt, die auf Basis der EN 13816:2002 (Kategorien 1-8) erweitert wurden: 8 / 82 • Verfügbarkeit (Availability) • Zugänglichkeit (Access) • Information • Zeit (Time) • Kundenservice (Customer Service) • Komfort (Comfort) • Sicherheit (Safety & Security) • Umwelteinflüsse (Environment) • Stakeholder / Zielgruppen (Target Groups) • Beispiele (Examples) Dieses Regelwerk wurde mithilfe von Konzeptkarten und in weiterer Folge mit Techniken der Netzwerkanalyse abgebildet, wodurch seine Logik abgebildet werden konnte. Die methodischen Hintergründe finden sich im nachfolgenden Kapitel 4, detaillierte Ausführungen zur Netzwerkinterpretation finden sich in Kapitel 5. 9 / 82 2 Logistik und Gütertransports Entitäten im Kernprozess des Die Logistik ist die Lehre der ganzheitlichen Organisation, Steuerung, Bereitstellung und Optimierung von Prozessen der Güter-, Informations-, Energie-, Geld- und Personenströme in einem System. Sie sichert den quantitativen und qualitativen Erfolg der Prozesse und die räumliche Mobilität der betrachteten Objekte (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Logistik). Abbildung 2-1: Transportmodi Abbildung 2-2: Transportmittel Abbildung 2-3: Beispiele für Transportgüter Das in dieser Studie betrachtete multimodale System im Gütertransport besteht aus den vier Transportmodi Straße, Schiene, Wasserstraßen in der Binnenschifffahrt und Verkehrswegen in der Luft (vgl. Abbildung 2-1). Sie sind als Infrastruktur für Massenflüsse zu verstehen. Die im System fließende Masse besteht aus Transportmitteln (englisch; Means of Transport – MoT) und deren Beladung, die sich aus Transporteinheiten (englisch: Transport Units – TU) und Transportgütern (englisch: Transport Goods – TG) zusammensetzt. Abbildung 2-2 zeigt symbolisch und beispielhaft vier Transportmittel (Lastkraftwagen, Zug, Schiff und Flugzeug). In Abbildung 2-3 ist ein kleiner Auszug aus Transportgütern bzw. –einheiten dargestellt (Paket, Coil, Container und Rohstoffplatten). Das operative Zusammenspiel der Entitäten bzw. die Erfassung, Verwaltung und Bereitstellung relevanter Informationen über Transportprozesse und deren Qualität gestaltet sich mitunter schwierig (vgl. Abbildung 2-4). 10 / 82 Abbildung 2-4: Informationssysteme und ihr Wirkungsbereich im Transportbereich Kunden (Customers) und Anbieter (Suppliers) verwalten ihre Kunden und Aufträge in CRM (Customer Relationship Management) und ERP (Enterprize Ressource Planning) Systemen. Hier können Lagerbewegungen Prozessoptimierungen gesamter herangezogen werden. Produktportfolien erfasst Diese auch beinhaltet und Daten für über Kundenbestellungen, Liefertermine und eine Reihe anderer Metainformationen, wie Transportkosten, Transportversicherungen, usw. Transportgüter stehen im Fokus der Wertschöpfung für alle Beteiligten der Supply Chain (SC). Die strategische Planung vieler Unternehmen basiert heute darauf, auf zeitlich mehr oder minder kritische rollende Lager (rolling stocks) angewiesen zu sein. Eigene Lagerkapazitäten werden reduziert, um weniger Kapital zu binden. Wenn Transportgüter, z.B. nicht wie von der Beschaffungslogistik geplant, verfügbar sind, können sich in den schlechtesten Fällen Auswirkungen auf die Kernprozesse eines Produktionsunternehmens ergeben, die bis zum Produktionsstillstand gehen können. In jedem Fall kann eine Produktionsplanung und –steuerung Arbeitspläne anpassen, um unerwarteten Abweichungen vom Sollzustand zu begegnen. Terminals sind jene infrastrukturseitigen Umschlagspunkte, in denen Transportgüter den Transportmodus oder die Transporteinheit wechseln. Auch hier werden in modernen CRM bzw. ERP Systemen für die SC relevante Daten erfasst. Die Verkehrsinfrastruktur bzw. die Transportmittel werden durch intelligente Transportsysteme (ITS) erfasst. Den Transportmitteln werden wiederum Transportgüter bzw. -einheiten zugeordnet, welche häufig beim Sender bzw. Transportunternehmen verwaltet werden. 11 / 82 3 Bestehende Standards verkehrstechnische Definitionen und In diesem Kapitel wird eine Auswahl derzeit angewandter Methoden und Standards aufgeführt. Sie dienen als Grundlage für die in diesem Werk ausgearbeitete Definition eines übergeordneten Begriffs des Levels of Service (LoS) für vier Transportmodi (LoS Multimodal). 3.1 Quality of Service im ÖPNV – Europäische Norm EN 13816 Die EN 13816 ist die einzige Norm, die auf die Vergleichbarkeit von Verkehrssystemen hin erstellt wurde. Aufgrund des Fokus der Norm auf Verkehrsträger im Öffentlichen Verkehr war es nicht möglich die Norm für eine direkte Umlegung auf den Güterverkehr heranzuziehen. Das Projektteam nutzte die Vorgaben der EN 13816 jedoch als Anhaltspunkte für eine Umlegung auf den Güterverkehr. Das europäische Komitee für Standardisierung (CEN, Comité Européen de Normalisation) akzeptierte den europäischen Standard EN 13816:2002 im Sektor Transport – Logistik und Services – öffentlicher Personentransport zur Definition der Servicequalität, Zieldefinition und Messung. Für die Sicherung der Kundenzufriedenheit ist die EU-Norm [DIN EN 13816:2002] ein Standard, der für alle Gesellschaften im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ein Werkzeug für kundenorientiertes Qualitätsmanagement (QM) darstellt. Einige Teile wurden in Zusammenarbeit mit Experten des Projekt „QUATTRO - Quality Approach in Tendering Urban Public Transport Operations“ mit Unterstützung des Forth Framework Transport RTD-Programms der EU erarbeitet (vgl. [DIN EN 13816:2002]). Der Hauptzweck der Norm besteht darin, die Qualitätsphilosophie für öffentliche Verkehre zu fördern, sowie das Augenmerk auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden durch Festlegung von Verfahren zu lenken, die am wahrscheinlichsten • die Aufmerksamkeit der zuständigen Stellen auf die zu berücksichtigenden Angelegenheiten lenken und • zu angemessenen und gut fundierten Entscheidungen, insbesondere hinsichtlich der Verteilung der Zuständigkeiten, führen; • den Kunden und anderen Beteiligten die Möglichkeit geben, Qualitätszusagen unterschiedlicher Anbieter zuverlässig zu vergleichen; • zu einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung beitragen. 12 / 82 „Die Sinnhaftigkeit für öffentliche Personenverkehrsleistungen, bei denen ein einziger Betreiber die gesamte Verantwortung für alle wichtigen Qualitätskriterien trägt oder bei denen zwei oder mehr Parteien sich die Verantwortung auf der Grundlage von Vereinbarungen teilen ([DIN EN 13816:2002])“, kann direkt im Kontext des Gütertransports wieder erkannt werden. Die Qualitätskriterien laut DIN EN 13816:2002 lauten wie folgt: • Verfügbarkeit: Umfang der angebotenen Dienstleistung im Hinblick auf Raum, Zeit, Häufigkeit und Verkehrsmittel • Zugänglichkeit: Zugang zum ÖPV-System, einschließlich Schnittstellen zu anderen Verkehrsmitteln des ÖPV • Information: Systematische Bereitstellung von Informationen ÖPV-System, die Planung und Durchführung einer Reise erleichtern • Zeit: Zeitaspekte, die für die Planung und Durchführung einer Reise von Bedeutung sind • Kundenbetreuung: Serviceelemente, die eingeführt wurden, um die möglichst genaue Übereinstimmung zwischen einer Standarddienstleistung und den Anforderungen eines einzelnen Kunden zu erzielen • Komfort: Serviceelemente, die eingeführt wurden, um Fahrten im ÖPV erholsam und angenehm zu machen • Sicherheit: Der vom Kunden erfahrene Eindruck persönlicher Sicherheit, entstanden einerseits aus den tatsächlich getroffenen Sicherheitsvorkehrungen und andererseits aus den Maßnahmen, die dafür sorgen, dass die Kunden diese Sicherheitsvorkehrungen wahrnehmen • Umwelteinflüsse: Auswirkungen auf die Umwelt, die sich durch die Bereitstellung von ÖPV-Leistungen ergeben über ein Im Hinblick auf den Güterverkehr sind einige dieser Beschreibungen jedenfalls treffend, es wurde jedoch bei den Kriterien als auch bei den Beschreibungen Erweiterungs- bzw. Ergänzungsbedarf identifiziert. Das Kriterium „Komfort“ wurde im Rahmen dieser Studie etwa nicht behandelt, da sich die EN 13816:2002 im Gegensatz zur vorliegenden Studie nur auf den Passagierverkehr- und somit auch Komfort konzentriert. Erfassung von Kundenwünschen und Messung der Qualität im Rahmen der DIN EN 13816:2002 Um LoS-Zielfunktionen überhaupt definieren zu können, müssen erst die Kundenwünsche identifiziert werden. Dies gestaltet sich aufwendiger als im Personenverkehr, da der Gütertransport bzw. die Transportgüter in ihrer Art, Dringlichkeit, Verderblichkeit, etc. sehr heterogen sind. Anhang C der EN 13816:2002 beschäftigt sich mit Hinweisen zur Leistungsund Kundenzufriedenheitsmessung. Für den Transportbereich ergibt sich je nach Kunde, Zeitfenster und Transportgut eine noch wenig ausformulierte Erwartungshaltung zu Transportdienstleistungen. 13 / 82 Für Erhebungen der Kundenzufriedenheit schlägt EN 13816 drei Methoden vor: • Customer Satisfaction Surveys (CSS): Kunden werden nach erbrachter Leistung mithilfe eines Fragebogens über die Zufriedenheit befragt. • Mystery Shopping Surveys (MSS): geschultes Personal nimmt selbst die Haltung des Kunden ein und bewertet anhand festgelegter Kriterien die erbrachte Leistung • Direct Performance Measurement (DPM): Indikatoren, die direkt aus den Prozessdaten berechnet werden können. Im Projektteam entschied man sich aus Kostengründen (Wegfall einer erheblichen Anzahl an Interviews mit hohem Zeit- und Reiseaufwand) und aufgrund der Eignung für die Durchführung der Studie zur Definition eines Online-Fragebogens (Customer Satisfaction Survey), um Experten im Güterverkehr direkt und standardisiert ansprechen zu können. Die Anwendung des Direct Performance Measurement – DPM eignete sich für den Zweck der Definition des multimodalen LoS innerhalb der Studie nicht, da diese Maßzahlen bzw. Kriterien nur aus IT-Systemen erhoben werden können und die Einrichtung von Zugängen zu diesen Echtdaten (Datenschutz, Kundengeheimnis, kein Eingriff in Produktivsysteme, etc.) den Rahmen der Studie gesprengt hätte. Neben vordefinierten qualitativen Bewertungsmöglichkeiten konnten von den Experten auch gänzlich neue Faktoren definiert und bewertet werden, die in ihrer Sicht noch besonders bemerkenswert waren. Die Ergebnisse dieser stakeholder-spezifischen Online-Umfrage sind im Kapitel 5.1 dargestellt. 3.2 Der LoS Begriff im Straßenverkehr Der Begriff des Levels of Service ist in den verschiedenen Wissensbereichen unterschiedlich definiert. Der klassische Ansatz kommt aus der Straßen-Verkehrsplanung in den USA ([HCM, 1994], [Brilon et al, 1994], [HBS, 2005]). In diesem Umfeld wird der Begriff des LoS für die Servicequalität der Straßeninfrastruktur und Betriebsmittel verwendet. Der LoS bezieht sich je nach Definition auf die Verkehrsdichte, Kosten zur Aufrechterhaltung eines solchen LoS, etc. und nicht so sehr auf die reine Reisegeschwindigkeit alleine. Der straßenseitige Level of Service ist in vielen seiner Definitions- und Berechnungsfacetten eine Form des DPM. Derzeit ist die Abdeckung des Straßennetzes bzw. die Ausrüstung von Fahrzeugen mit entsprechender Sensorik bei weitem nicht vollständig, um große zusammenhängende Gebiete abzudecken. Der klassische Level of Service wird in sechs Kategorien eingeteilt. Diese gehen von A – Freie Fahrt bis F – Verkehrsstillstand bzw. wird der LoS auch für Durchfahrtszeiten bei Kreuzungen verwendet. Im Detail werden im Highway Capacity Manual (HCM, 1994) folgende Levels unterschieden: 14 / 82 Tabelle 3-1: LoS-Begriff auf Basis von Dichte und Wartezeit an geregelten und ungeregelten Kreuzungen LoS Kategorie A B C D E F Verkehrsdichte Wartezeit bei Lichtsignal (LSA) gesteuerter Kreuzung (in s) Wartezeit bei Kreuzungen ohne LSA (in s) 35-55 25-35 55-80 ≥ 80 35-50 ≥ 50 Freie Fahrt Mäßiger Verkehr Stabiler Verkehrsfluss Ansatzweise zäh fließender Verkehr Zäh fließender Verkehr Verkehrsstillstand ≤ 10 10-20 20-35 ≤ 10 10-15 15-25 Die Wartezeit an Kreuzungen kann für die Planung der Steuerung von Lichtsignalanlagen verwendet werden. [Brilon et al, 1994] beziehen den LoS in Anlehnung an das HCM auch auf die Reisegeschwindigkeit: Tabelle 3-2: LoS-Begriff auf Basis von Dichte und Geschwindigkeit auf Autobahnen LoS Kategorie A B C D E F Verkehrsdichte Freie Fahrt Mäßiger Verkehr Stabiler Verkehrsfluss Ansatzweise zäh fliesender Verkehr Zäh fließender Verkehr Verkehrsstillstand Mittlere Reisegeschwindigkeit in km/h ≥ 130 ≥ 115 ≥ 100 ≥ 80 ≥ 75. < 75 Im Fundamentaldiagramm findet sich eine LoS-Zuordnung in Form von sechs Verkehrszuständen (nach [Kim und Keller, 2001]) entsprechend wieder (vgl. Abbildung 3-1). Abbildung 3-1: Verkehrszustände (LoS) im Fundamentaldiagramm (aus [Toplak, 2004]) 15 / 82 Bei Stufe E wird die maximale Kapazität erreicht und es treten Störungen des Verkehrsablaufes auf, nur Stufe F kennzeichnet den gestauten Verkehrszustand (nach [Offermann, 2001]). Im Wesentlichen kann dieser Ansatz auch für andere Verkehrsbereiche angewandt werden. Speziell für Fußgängerdichten auf Gehwegen oder Benutzerdichten im öffentlichen Verkehr lässt sich der LoS Ansatz umlegen bzw. erweitern. Bei der Nutzungsdichte im ÖPNV kommen dann zum Faktor Verkehrsdichte noch Faktoren, wie z.B. Wartezeiten, Verkehrsmittel Frequenzdichten, Ticketkaufzeiten, Reisequalität, Barrierefreiheit und vieles mehr. Jeder dieser Faktoren erhöht die Komplexität der LoS-Beschreibung und schlägt sich in einer Zielfunktion nieder, aus der sich der LoS berechnet. In den USA führte das Transportation Research Board (TRB) of National Academies ein Projekt zur Erforschung multimodaler Level of Services im Bereich des Straßenverkehrs an Hauptverkehrstraßen (Arterials) durch und berücksichtigte u.a. Fahrradfahrer und Fußgeher (vgl. [Dowling und Reinke, 2008]). Der klassische LoS Ansatz kann auch für andere Infrastrukturbereiche angewandt werden, z.B. Wasserversorgung oder Stromnetze. Damit geht auch immer eine Aussage über die Änderung der Umstände oder Benutzbarkeit einher. 3.3 Der LoS Begriff im Schienenverkehr Im Schienenverkehr wird ein LoS vor allem im Bereich der Trassenplanung und –vergabe angewendet. Im Sinne der EN 13816 handelt es sich hier um einen DPM-Ansatz. Anders als im Straßenverkehr werden hier Verträge, so genannte Trassennutzungsverträge, abgeschlossen. Diese beziehen sich auf die drei Komponenten: • Räumlich-zeitliche Spezifikation, • Vertragsdauer, und • Nutzungsentgelt. Die räumlich-zeitliche Spezifikation umfasst die Faktoren: • Strecke, • Zeit, • Zwischenhalte und • Geschwindigkeit. Bei der Vertragsdauer gibt es eine Tendenz zu längeren Vertragszeiten. Dies hilft Verhandlungskosten einzusparen, die Auslastungssicherheit zu erhöhen und die Investitionsrisiken zu reduzieren. Das Nutzungsentgelt (IBE – Infrastruktur Benutzungs-Entgelt) setzt sich aus den Kategorien: 16 / 82 • Grundpreis, • Beeinträchtigungs- und Knappheitszuschläge und • Systembeiträge zusammen. Im Wesentlichen ist dies aber eine abgewandelte LoS Definition. Über die tatsächliche Auslastung im Sinne des LoS geben die Trassenplanungen aber nur wenig Auskunft. Hierfür müssten weitere Faktoren wie z.B. Unfälle, Überlastung auf Grund von zu vielen Fahrgästen, Anschlusssicherheit, Streik, etc. mit einfließen, um zu einer tatsächlichen Belastungsprognose bzw. Bemessung der Kapazität zu kommen. Die hier anwendbaren Methoden umfassen für IT-Systeme indikatorgetriebene Erfassungs- und Auswerteverfahren, die man analog wie beim LoS Straße unter DPM einordnen kann. Bei der Schieneninfrastruktur war es in früheren Zeiten noch Gang und Gebe, dass deren Betreiber Wartungsstandards und Geschwindigkeitslimits ohne Einmischung oder Regulierung durch Behörden festsetzten. In den 1970er Jahren wurde die Federal Railroad Administration (FRA) als Autorität damit beauftragt, Sicherheitsstandards für den Schienenverkehr zu definieren. Sechs Streckenklassen (Track Classes) wurden definiert, Klasse 1 als die niedrigste und Klasse 6 als die höchste. Spezifische Geometrien und Zustandsstandards wurden für jede Streckenklasse formuliert, womit auch eine Grundlage für die Festlegung klassenspezifischer Geschwindigkeiten vorhanden war. Bei den Geschwindigkeitslimits gibt es Unterschiede zwischen Personen- und Güterverkehr. Im europäischen Raum sind die Streckenklassen in der Norm DIN EN 15528:2009-07 geregelt, um die Qualität der Abstimmung zwischen Lastgrenzen der Fahrzeuge und der Infrastruktur sicher zu stellen. In Österreich wird auch seit 2005 der Begriff des Yield Management (vgl. [Hutter, 2005]) für die Schieneninfrastruktur (ca. 5.700 km Streckenlänge) verwendet. Das Yield Management trachtet nach einer Erlösmaximierung in einem monopolistischen System über Kapazitätssteuerung. Die Kapazität kann als ein Faktor des LoS Schiene betrachtet werden. Er setzt sich aus quantitativer und qualitativer Kapazität zusammen. Unter quantitativer Kapazität versteht man die von einem Potentialfaktorsystem in einem Zeitraum maximal realisierbare Menge von Produkten einer bestimmten Art. Unter qualitativer Kapazität versteht man die von einem Potentialfaktorsystem produzierbare Anzahl von Produktarten. Da es sich bei der Schieneninfrastruktur um ein knappes Gut handelt, immer mehr (private) EVU auf den Markt drängen und es sich um ein langlebiges Gut mit kaum vorhandenen Renditen (Finanzierung ca. 2/3 aus Bundeszuschüssen) handelt, hat eine effiziente Kapazitätsauslastung hohe Priorität. Neben der Maximierung der physischen Auslastung der Kapazität (max. der gefahrenen Zugzahl) wird auch das IBE (Infrastrukturbenutzungsentgelt) maximiert. Rechtliche Grundlagen dafür sind die EU Richtlinien EU-VO 70/2598, EU-RL 440/91 und EU-RL 14/2001. 17 / 82 Dieser Ansatz entspricht im weitesten Sinn der Steuerung der Kapazitäten und Erträge über einem genau definierten LoS, dem Yield Management. Bei der ÖBB Infrastruktur wurden folgende (Steuerungs-)Faktoren definiert: Zugfahrt: • Streckenkategorien • Marktsegmentierung nach Verkehrsarten • Trassenqualitäten (ab 2007) • Weitere Differenzierungsmöglichkeiten durch Zu- und Abschläge: • Tfz-Zu-/Abschlag basierend auf Gleisfreundlichkeit o Engpasszuschlag für überlastete Streckenabschnitte Stationshalte: • Einteilung in fünf Kategorien nach Fahrgastfrequenz (und Aufkommen) Verschub: • Unterscheidung in Verschubknotenbahnhöfe und Flächenverschub Basierend auf den Netzkategorien (siehe Abbildung 3-2) ergeben sich für die einzelnen Verkehrsarten und Marktsegmente (Güterverkehr unterteilt in Direktfracht, KLV, Wagenladungsverkehr und Fahrverschub, Personenverkehr und Dienstzüge) somit Trassenqualitäten, die in Economy, Quality und Premium unterteilet werden. Abbildung 3-2: Streckenkategorie – Basispreis je Zugkilometer (aus [Hutter, 2004]) © ÖBB Infrastruktur, Garstenauer Als Konsequenz des steigenden Wettbewerbs und der Liberalisierung sowie knapper öffentlicher Haushalte werden eine genaue Definition der gezeigten Faktoren und eine 18 / 82 weitere Differenzierung (z.B. des IBE) immer wichtiger. Faktoren, die im Sinne einer LoS Definition (bzw. des Yield Managements) noch hinzukommen können sind z.B. Lärmbelastung (lärmabhängiges IBE), eine Art Slotmanagement im Güterverkehr (unterschiedlich tarifierte Zeitfenster für Warenannahme) sowie eine stärkere Miteinbeziehung sicherheitsrelevanter Parameter im System Bahn (siehe dazu [Chloupek 2009]). 3.4 Der LoS Begriff in der Binnenschifffahrt Wasserstraßen unterliegen einer einheitlichen, international gültigen Klassifizierung. Die Klassen werden mit römischen Zahlen von „I“ bis „VII“ gekennzeichnet. Wirtschaftliche Bedeutung für den internationalen Verkehr kommt den Wasserstraßen der Klassen IV bis VII zu. Die Klassifizierung haben UN/ECE (United Nations Economic Commission for Europe) und CEMIT (Conférence Européenne des Ministres des Transports) vorgenommen. Die maßgeblichen Kriterien der Klassifizierung richten sich nach den Grundabmessungen der einsetzbaren Schiffe. Entscheidende Größen sind Länge, Breite und Tiefgang, Tonnage der Wasserfahrzeuge sowie Brückendurchfahrtshöhen. Die Leistungsfähigkeit einer Wasserstraße hängt sehr stark von den vorhandenen Fahrwassertiefen ab, welche Auslastung der Binnenschiffe und damit ihre Wirtschaftlichkeit bestimmen. (aus [Handbuch der Donauschifffahrt, 2002]) Die europaweite Klassifikation Binnenwasserstraßennetzes. dient der Förderung eines einheitlichen 19 / 82 Tabelle 3-3: Klassifikation Binnenwasserstraßen Regionale Bedeutung Binnenwasserstraßentyp LoS Kategorie I-III IV Internationale Bedeutung Va Vb VIa VIb VIc VII Brückendurchfahrtshöhe Schiffstyp und Größe Regionale Kategorien für Binnenschiffstypen (Motorschiffe Schleppkähne). kleinere und Ab Kategorie III bzw. IV auch Schubverbände. Europawasserstraße: Europaschiffe (bis: Länge 85 m x Breite 9,50 m x Tiefgang 2,50 m) "Großes Rheinschiff" bzw. Großmotorgüterschiff (bis: Länge 110 m x Breite 11,40 m x Tiefgang 2,50 m - 4,00 m) Schubverbände mit zwei Leichtern hintereinander gekoppelt (bis: Länge 172 m - 185 m x Breite 11,40 m x Tiefgang 2,50 - 4,50 m) Schubverbände mit zwei Leichtern nebeneinander gekoppelt (bis: Länge 110 m x Breite 22,80 m x Tiefgang 2,50 m - 4,50 m) Wie Kategorie VIa, jedoch mit vier, also zwei nebeneinander + zwei davor (bis: Länge von 195 m Breite 22,80 x Tiefgang 2,50 - 4,50 m) Wie Kategorie VIb, jedoch mit sechs Leichtern, entweder 3x2, oder 2x3 Leichter. (Maximale Abmessung 280 m x 22,80 m, oder 195 m x 34,20 m) Wie Kategorie VIb, jedoch mit neun Leichtern, also drei nebeneinander und sechs davor (Länge 285 m × Breite 34,20 m × Tiefgang 2,50 - 4,50 m) tw. bis 5 m 5,25 oder 7,00 m 5,25 oder 7,00 oder 9,10 m 7,00 oder 9,10 m 7,00 oder 9,10 m 9,10 m 9,10 m Die Donau ist etwa unterhalb von Regensburg als Kategorie VI und oberhalb bis zum MainDonau-Kanal als Vb klassifiziert. 3.5 Der LoS Begriff im Luftverkehr Um über den Level of Service in der Luftfahrt sprechen zu können, muss zuerst festgehalten werden, dass im Flugverkehr-System viele Organisationen und Unternehmen beteiligt sind und zusammenarbeiten, um einen reibungslosen Transportservice erbringen zu können. Wie in der Diplomarbeit „Analyse der Instanzen des Air Traffic Managements und Vorstellung von ausgewählten Modellen zur Effizienzsteigerung und Entlastung der Umwelt“ beschrieben, bestehen in der Luftfahrt viele Organisationen, Unternehmen und Behörden, die den Flugverkehr regeln. Die nachfolgende Abbildung soll die Aufgaben, der in der Luftfahrt beteiligten Organisationen aufzeigen. 20 / 82 Abbildung 3-3: Beteiligte Organisationen in der Luftfahrt (Kathrin Morawetz, 2008) Während Air Navigation Service Provider (ANSP), wie die Austro Control, Aircraft Operators (AO) wie die Austrian Airlines (AUA) und die Central Flight Management Unit (CFMU) der Eurocontrol in Brüssel sowie die einzelnen Flughäfen (ARPT) die durchführenden Organisationen bilden, gibt es in der Luftfahrt auch Organisationen, die die rechtlichen und operativen Rahmenbedingungen in der Luftfahrt bestimmen und für die Standardisierung zuständig sind. Der Einbezug der Qualitätsmanagement Norm EN ISO 9000 bzw. 9001 hält in jedem dieser Organisationen Einzug. Daneben bestehen außerdem Dienstverträge als auch Betriebsgenehmigungen für Luftfahrtsunternehmen in denen die Qualitätsstandards wie Anforderungen an Piloten, etc. geregelt sind. Durch die bereits mehrmals erwähnte Heterogenität der Beteiligten des Flugverkehrssystems besteht außer den Anforderungen an die einzelnen Organisationen und Unternehmen, die großteils in Europäischen Normen geregelt werden (Verweis z.B. VO (EG) 1008/2008 „Vorschriften für die Durchführung von Luftverkehrsdiensten in der Gemeinschaft“ oder VO (EU) 185/2010 „Durchführung der gemeinsamen Grundstandards in der Luftsicherheit“), kein Regelwerk zur Definition eines gesamtheitlichen Level of Service. Im Hinblick auf die in der EN 13816 definierten Qualitätskriterien lassen sich dennoch folgende grundlegenden Faktoren zur Definition eines Level of Service in der Luftfahrt bestimmen: • Arbeitsleistung der Fluglosten • Lufträume und ihre Kapazitäten o Flugstraßen o Slots o Flugzonen (Trennung zivile und militärische) 21 / 82 • Bodenseitig bestehende Infrastruktur o Flughäfen o Flugsicherungsinfrastruktur 3.6 Der Service Level (SL) im Supply Chain Management (SCM) Im Supply Chain Management (SCM) konzentriert sich die Beschreibung der Qualität erbrachter Dienstleistungen vor allem auf das Lager und dessen Ab- und Zugang an Bestand selbst. Der Service Level (SL) wird auf verschiedene Weisen definiert, die bekanntesten werden bei [Stadtler und Klinger, 2008] erklärt: • Cycle- or Service Level (α Service Level): Die Gruppe jener Perioden, in denen ein Artikel stets auf Lager liegt und der Vorrat für anfallende Lieferungen reicht. • Füllrate (Fill Rate, β Service Level): Die maximale Bestellmenge eines Produkts, welche sofort aus dem Lager bedient werden kann. • Bestellrate (Order Fill Rate): Dieser Indikator zählt komplette Kundenbestellungen, die aus dem Lager bedient werden. • Zugesagte Verfügbarkeit (Availability to Promise - ATP): Nach [Sundaramoorthy, 2006] ist die ATP jene Quantität, die auf Lager liegt und mit der Kundenbestellungen bedient werden können. In der Logistikplanung ist die ATP eine kritische Größe und verbindet Planungs- und Beschaffungsprozesse mit den Bestellungsauslieferungszeitpunkten. Die ATP Logik wird von Unternehmen genutzt, um Lieferungen zu prognostizieren bzw. zuzusagen und um die Inventarplanung sowie Logistikabläufe zu regeln. Laut [Stadtler and Klinger, 2008] wandte [Schwendinger, 1979] einen ATP-Ansatz zur Erhöhung eines Customer Service Level (CSL) erstmals auf eine Hauptfertigungsplanung an. Einen umfangreichen Überblick über Ansätze mit ATP geben [Ball et al, 2004] und [Pibernik, 2005], während [Fleischmann and Meyr, 2003] die theoretischen Grundlagen zu ATP und Fulfillment betrachten und lineare sowie mixed Integer Modelle einsetzen. ATP Konzepte sind heute in der Praxis (vgl. [Dickersbach, 2004] für SAP/APO und [i2 Technologies Inc., 2000] für IBMs i2 Technologie]) umgesetzt. 22 / 82 4 Methodik Systeme gelten als komplex, wenn sie eine große Anzahl an Subsysteme bzw. Systemkomponenten und Flüsse an Information, Masse und Energie beinhalten. Somit finden sich zahlreiche Interaktionen und Abhängigkeiten, deren Abbildung auf Basis von Recherchen, Umfragen und Expertenwissen nicht trivial sind. Komplexe Vorgänge verlangen daher zu ihrem Verständnis ein Denken in Zusammenhängen, das sich an der Struktur organisierter Systeme und ihrer speziellen Dynamik orientiert [Vester, 2007]. Die Netzwerktheorie bietet hier einen Zugang, um komplexe Systeme darzustellen und Abhängigkeiten bzw. die Struktur von Beziehungen der beteiligten Entitäten zu erfassen, weiter zu analysieren und ein „Big Picture“ zu erstellen, das ganzheitlich erfassbar wird. Zunächst wird das Konzept des komplexen Netzwerkes vorgestellt (vgl. Kapitel 4.1). Bei den angewandten kognitiven Methoden handelt es sich um einen Überbegriff für Mind-Maps, kognitive Karten und semantische Netze. Diese eignen sich besonders gut, um Zusammenhänge verschiedener Entitäten über ein bestimmtes Thema sukzessive zu erfassen und darzustellen (vgl. Kapitel 4.2). Um die identifizierten Strukturen der einzelnen Transportmodi als Netzwerk abzubilden und diese zu codieren, wurde die Software Pajek verwendet (vgl. Kapitel 4.3). Strukturelle Eigenschaften des so ermittelten multi-modalen Transportsystems werden dargestellt. Zuletzt wird in diesem Kapitel die Rolle von Verbindungsgewichten diskutiert, die entweder durch manuelle Bewertungen oder automatisierte Systeme bereitgestellt werden können, um Einflüsse auf den LoS zu quantifizieren und Entscheidungen daraus abzuleiten (Decision Support) (vgl. Kapitel 6.2). 4.1 Komplexe Netzwerke Ein Netzwerk ist ein Graph, der aus Knoten (Vertices) V und Kanten (Edges) E besteht. G = (V , E ) v ∈V e ∈ E , e ∈ {vi , v j } 23 / 82 Abbildung 4-1: Approaches to deal with large networks [Batagelj and Mrvar, 2007] Wenn die Kanten gerichtet sind werden sie als Pfeile (Arcs) bezeichnet. Kanten besitzen Gewichte, die die Stärken von Beziehungen zwischen den Knoten indizieren. Komplexität im Hinblick auf Netzwerke steht in Beziehung mit der Anzahl von Knoten und die Struktur der Kanten, die die Knoten verbinden. Generell können komplexe Netzwerke als Menge von Entitäten, die auf viele verschiedene Arten in Beziehung stehen, betrachtet werden (vgl. Abbildung 4-1). Netzwerke können u. a. hinsichtlich der Knotenhierarchien, Subsysteme (reduction) und dem Kontext untersucht werden. Die Bildung von Netzwerkausschnitten (cut-outs) erleichtert dabei u. a. die Analyse hinsichtlich verschiedener Knotengruppen. In der Systemtheorie spricht man von Systemelementen, die über verschiedenste Kanäle von Verbindungsstrukturen Materie, Energie bzw. Information austauschen. Die Sender und Empfänger im multimodalen Gütertransport werden als physikalische Entitäten in den technischen Wissenschaften verstanden. Im Projektmanagement kommen verschiedene Netzwerkplanungstechniken seit den späten 1950ern zum Einsatz (z.B. PERT – Program Evaluation and Review Technique, CPM – Critical Path Method, u. a.). Konzepte der Netzwerkanalyse und Graphentheorie finden sich in vielen Gebieten, in denen spezifische Komplexitätsindikatoren entwickelt wurden, um numerische Bewertungen durchführen zu können, zu clustern und zu klassifizieren – bisher maschinell „Unfassbares“ fassbar zu machen. Zu den letzten wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der diskreten Mathematik und Graphentheorie zählen [Dehmer, 2009] und [Dehmer and Emmert-Streib, 2009]. Quantitative Graphenvergleiche werden unter anderem in der Biochemie (Analyse organischer Verbindungen) und Geologie (Analyse von Gesteinsformationen) angewandt. Charakteristisch ist hier, dass es viele Arten von durch Netzwerke repräsentierte Proben gibt, deren struktureller Aufbau untersucht werden soll. Im Rahmen des Projektes „LoS VEgAS“ wurden keine quantitativen Graphenvergleiche hinsichtlich Informationsgehalt und struktureller Integrität von Sub-Graphen durchgeführt. Dies wäre beim direkten Vergleich verschiedener Netzwerke empfehlenswert, der nicht Ziel dieser Studie war. 24 / 82 Im Rahmen der Studie wurde eine erste multimodale LoS-Definition für den Güterverkehr konzipiert und deren Entitäten in einem Netzwerkmodell abgebildet. Dieses Modell basiert sowohl auf Expertenmeinungen als auch eine Literaturauswahl. Das Ergebnis ist offen für laufende Ergänzungen von weiteren Experten, die sich mit der LoS Thematik auf Basis der EN 13816 befassen wollen. Große Teile der im Netzwerk abgebildeten Logik können in Expertensysteme übertragen werden, um z.B. Vertragsverhandlungen und den operativen Betrieb im SCM zu unterstützen (Decision Support). Quantitative Graphenanalysen können vor allem im Zuverlässigkeitsmanagement (Reliability Engineering) IT-gestützter Systeme eingesetzt werden. Die im Netz erstellte repräsentierte Wissensbasis kann vor allem zur Definition standardisierter Schnittstellen für multimodale Informationssysteme eingesetzt werden. So sollen z.B. im EU-Projekt „In-Time - ICT for adaptive urban transport management infrastructure and services“ (kofinanziert von der europäischen Kommission im Competitiveness and Innovation Programme – CIP) für sechs europäische Städte Standards mit Stakeholdern definiert werden, um hochqualitative Verkehrsinformation mit bestehenden Systemen zu erreichen. 4.2 Kognitive Methoden für die Abbildung von LoS-spezifischen Wissens Für die Sammlung, Analyse und Interpretation verschiedener Transportmodi und ihrer Beziehungen bieten sich verschiedene kognitive Methoden an. Ähnlich wie Mind-Maps (vgl. [Buzan and Buzan, 1996]) bilden Konzeptkarten (Concept Maps) (vgl. [Plotnick, 1997]) Begriffe und ihre Beziehungen in zwei Dimensionen ab, wie Straßen, die mit einem Straßennetzwerk verbunden sind, um Zusammenhänge verschiedener Entitäten über ein bestimmtes Thema zu visualisieren. Der Unterschied zu Mind-Maps besteht darin, dass Beziehungen (Kanten im dargestellten Netzwerk) benannt werden, um den Typ der Beziehung bzw. Interaktion zu spezifizieren. Semantische Netze wurden von [Quillian, 1968] vorgestellt, wobei ein aktuelleres Werk von [Sowa and Shapiro, 1992] stammt. Sie werden in der Künstlichen Intelligenz (KI) eingesetzt, um Wissen in einem formalen Modell zu repräsentieren. Häufig erfolgt die Codierung dieses Wissens in Form von generalisierten Graphen. Das Hauptaugenmerk liegt darin, elaboriertes Wissen über Entitäten und Beziehungen in eine Wissensdomäne zu überführen und zu vereinheitlichen. Für die quantitative Strukturanalyse kommen dann wiederum Ansätze aus der Graphentheorie zum Einsatz. Jeder der vier Transportmodi wurde synthetisch als Mind-Map bzw. Concept Map in Rahmen mehrerer Diskussionsrunden und auf Basis von Experteninterviews gebildet. Zur Visualisierung wurden so genannte Maps mit der Software Cayra Version 0.9.5 erzeugt. Jede dieser Karten kann jederzeit erweitert bzw. modifiziert werden, um neues Wissen in den Definitionsprozess einzubinden. Detailliertere Karten entstanden sukzessive im Zuge analytischer Reviews der bisherigen Ergebnisse, um Änderungen im nächsten synthetischen Schritt zu berücksichtigen. In Abbildung 4-2 bis Abbildung 4-5 sind nun die Konzeptkarten für jeden Transportmodus gesondert dargestellt. Sie sind die Basis für alle weiterführenden Schritte zur Bildung eines 25 / 82 vereinheitlichten Netzwerkes aus allen vier Transportmodi. Die Inhalte der Karten werden hier noch nicht erklärt, ein detaillierter Einblick wird im Kapitel 4 gegeben. Abbildung 4-2: Concept Map: LoS Straße 26 / 82 Abbildung 4-3: Concept Map: LoS Schiene 27 / 82 Abbildung 4-4: Concept Map: LoS Wasserwege 28 / 82 Abbildung 4-5: Concept Map: LoS Luftwege 29 / 82 4.3 Einsatz der Software „Pajek“ Pajek (slowenisch für Spinne) ist ein auf Windows basiertes Programm zur Analyse großer Netzwerke. Die Entwicklung begann 1996 ([Batagelj, 2001]), detaillierte Literatur zu Pajek ist verfügbar (vgl. [de Nooy et al, 2005], [Batagelj and Mrvar, 2007]). Nach [Batagelj and Mrvar, 2007] eröffnet Pajek Möglichkeiten wie: • Clusterung von Komponenten, Nachbarschaften von Knoten, etc. • Knotenextraktion: bezogen auf die Cluster • Lokale Ansichten: o Netzwerkausschnitten (cut outs) o Kontext (context) o Subsysteme (reduction) • Netzwerkoptimierung: Zusammenfassung von Knoten in Clustern • Globale Ansicht: Hierarchische Beziehungen zwischen den Clustern • Netzwerktopologie: o gerichtet o ungerichtet o gemischt o multi-relational o bipartite gewichtete Graphen disjunkten Knotenmengen) o dynamische Graphen (zeitabhängige Netzwerke) (2-modale Netzwerke, zwischen zwei 4.3.1 Netzwerkfusion der Transportmodi Mit der Software „Pajek“ wurden die Konzeptkarten der einzelnen Transportmodi weiter verarbeitet. Hierfür erfolgte in einem ersten Schritt deren Codierung in ein passendes Pajek Datenformat (*.net). Es wird nun kurz demonstriert, wie die Fusion verschiedener Netzwerke erfolgt. Das Netzwerk von LoS Straße (64Knoten) und LoS Schiene (48 Knoten) wurden in Pajek geladen und visualisiert (vgl. Abbildung 4-6 a). 30 / 82 a. zwei separierte Netzwerke b. Fusioniertes Netzwerk Abbildung 4-6: Netzwerkfusion in Pajek Um die Netzwerke zu fusionieren wurden redundante Knoten im Netzwerk ausgedünnt und die Kanten adaptiert. Es wurde eine geeignete Ontologie erstellt, anhand derer die Knoten der Netzwerke verglichen werden konnten. Die verwendeten Begriffe wurden in Englisch definiert, da • es sich bei multimodalen Supply-Chains häufig um internationale Transporte handelt, • Standards, wie die EN 13816 für eine Adaptierung und Umsetzung für den Güterverkehr viele internationale Interessenspartner betreffen und • Konzepte zu neuen internationalen Standards des Beitrags vieler internationaler Experten bedürfen. Durch die Bildung eines neuen Netzwerkobjekts mit Hilfe der Vereinheitlichung der Knoten ist ersichtlich, dass für verschiedene Transportmodi mitunter gleiche oder ähnliche Informationen aus gleichen Quellen benötigt oder an gleiche Senken abgegeben werden. Eine konsistente Terminologie ist also unerlässlich, um Synergien zu erkennen und zu nutzen. Während die beiden ursprünglichen Netzwerke LoS Straße und LoS Schiene zusammen 112 Knoten ergeben, bleiben nach der Fusion noch 85 Knoten übrig, die das gleiche Wissen in weniger kompakterer Form (vgl. Abbildung 4-6 b) repräsentieren. Die verbleibenden Netzwerke (LoS Wasserwege und LoS Luftwege) wurden in weiteren Schritten ebenfalls eingebunden. Das resultierende Netzwerk aller vier Transportmodi besteht aus 141 Knoten und 286 Kanten. nv = 141 ne = 286 31 / 82 a. zwei separierte Netzwerke b. Fusioniertes Netzwerk Abbildung 4-7: multimodales LoS Netzwerk – kraftbasierte Transformationen Kraftgerichtete Modelle (force directed models) wurden eingesetzt, um das Netzwerk so zu layouten (2D bzw. 3D), sodass alle Kanten mehr oder weniger dieselbe Länge haben und Schnittpunkte zwischen Kanten minimiert werden. Abbildung 4-7 zeigt zwei Layouts, noch ohne Knotennummern bzw. –beschriftung. Dies basiert auf dem physikalischen Analogon, dass jeder Knoten einen physikalischen Körper darstellt und Kanten Zugfedern zwischen diesen Körpern repräsentieren ([Battista et al, 1994]). Der gesamte Graph wird als physikalisches System simuliert, um einen Zustand mit minimaler Energie zu erreichen. Mit jedem Simulationsschritt werden die Knoten etwas verschoben, original ist die Schrittweite konstant. Abbildung 4-7 a zeigt das Ergebnis nach einer Transformation mit dem Kamada-KawaiAlgorithmus. Um eine organisierte Struktur in die Gesamtheit der Knoten zu bringen werden hier die Derivate der Kraftgleichungen minimiert (vgl. [Kamada and Kawai, 1989]). Pro Schritt wird der Knoten mit dem maximalen Gradienten verschoben, da die Differentialgleichungen nicht unabhängig sind. Abbildung 4-7 b wurde mit dem Fruchterman-Reingold-Algorithmus dargestellt (vgl. [Fruchterman and Reingold, 1991]). Eine globale Temperatur wird genutzt, um die Schrittweite zu regeln, sodass Knoten höhere Distanzen zurücklegen können. Während der Simulation kühlt sich die globale Temperatur herunter und die Schrittweite wird verringert. Wenn keine Bewegung mehr stattfindet (Erreichung eines lokalen Optimums) terminiert die Simulation. In Tabelle 4-1 sind die Knoten im Netzwerk mit ihrem Index angeführt. Die Validierung der Namen erfolgte in der Literatur bzw. mittels der Online-Dictionaries Beolingus (TU Chemnitz - und http://dict.tu-chemnitz.de/) und Leo (LEO Gmbh - http://dict.leo.org/). 32 / 82 Tabelle 4-1: Knotenbezeichnungen – definierte englische Ontologie No. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 Vertex Name LoS Multimodal Cargo Transport LoS Rail ETA Deviation Research Institutions Local Sensors Mobile Sensors Temporary Influences Weather Breaks Volume of Traffic Accidents Bans on Driving Traffic Controls Infrastructural Restrictions Topography Interoperability Segment Length Track Class Environmental Laws Noise Track Access Charges Stretch Allocation Terminals Infrastructure Operators Rail Operator Rail Control Stakeholder / Target Groups Politics Public Authorities Security Safety Customs Duty Stretch Management Maintenance Information Providers Rail Transport Companies Transport Associations Timetable Transport Management System Passenger Transport Cargo Transport Education System Commuters Transit Delivery Estimated Time of Arrival Reporting Interval Tracking & Tracing LoS River Frost Drift Wind Water Level Deepness of Shipping Lane Width of Shipping Lane Traffic Management River Information System Shipping Companies Watergates Ports Ecosystem e.g. DORIS LoS Street Road Operator Provider of Navigation Systems Automobile Clubs Cause Variables Calculation Restrictions Transfer Interval Bans on Passing No. 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 Vertex Name Speed Limits Fuel Price Exhaust Gases Respirable Dust Road Charge Duration Frequency Times Reliability Accuracy of Calculation Perception Thresholds Semantics Visualizations Information Channels e.g. Taxi FCD - FLEET e.g. HGV Toll Data - GO-Smart Police Individual Estimation Reporting Drivers Route Choice Transport Companies Fleet Management Radio Stations Availability ITS LoS Air Air Naviagation Service Providers Airspace Control e.g. Austrocontrol Integrators e.g. DHL Military Zones Residential Areas No-Fly Zones Flight Taxes Airports Information Systems Central Flight Management Unit Time Management Slot Allocation Aircraft Operators Flight Planning Precipitaion Rain Snow SITA ARINC Flight Controller Waterway Operator e.g. VIA Donau e.g. ASFINAG e.g. OeBB Infrastruktur Betrieb AG Water Ways Roads Railways Airways Infrastructure Phone Camera RFID GPS, GALILEO RDS-TMC Traffic News Construction Sites Customers SMS e-mail FAX www Slot Management 33 / 82 4.3.2 Netzwerkeigenschaften Die im Projekt erzeugte kognitive Karte beschreibt u.a. LoS spezifische Abhängigkeiten, die durch verschiedene Indikatoren abgebildet werden können. Das Netzwerk besitzt bereits in diesem Stadium Eigenschaften, die untersucht werden können. Ein erster Blick ordnet den in der EN 13816 spezifizierten Kategorien und den beiden zusätzlich definierten Kategorien die Anzahl an Knoten der kognitiven Karte zu (vgl. Tabelle 4-2). Alle Klassen bzw. Kategorien sind durch mindestens 9 Knoten präsent, bis auf die Kategorie „Komfort“, die sehr stark mit dem Personentransport assoziiert wurde und nicht im Fokus der Studie stand. Tabelle 4-2: erweiterte EN 13816 Kategorien und statistische Zugehörigkeiten der Knoten Class 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Total Vertex Count 11 16 16 24 18 0 13 14 20 9 141 Frequency [%] 7.80 11.35 11.35 17.02 12.77 0.00 9.22 9.93 14.18 6.38 100.00 Cumulated Cumulated Category Vertex Frequency Count [%] 11 7.80 Availability 27 19.15 Access 43 30.50 Information 67 47.52 Time 85 60.28 Customer Service 85 60.28 Comfort 98 69.50 Safety&Securtiy 112 79.43 Environment 132 93.62 Stakeholders/Target Groups 141 100.00 Examples Ein weiterer Unterschied zur EN 13816 zeigte sich in der Interpretation der Kategorie „Umwelt“. Im Management und der Errichtung öffentlicher Personenverkehrssysteme liegen die Effekte auf die Umwelt üblicherweise im Vordergrund. Im Sinne der Zuverlässigkeit von SC spielen im Güterverkehr sehr wohl auch die Effekte der Umwelt auf das Transportsystem wichtige Rollen, so z.B. das Wetter mit Effekten auf die Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Auswirkungen auf die Reisezeiten. Die Knoten der zusätzlich eingeführten Kategorien 9 „Stakeholders/Zielgruppen“ und 10 „Beispiele“ besitzen etwa 20% Anteil im Netzwerk. Der Grad eines Knotens (Vertex degree) wird durch die Anzahl an Kanten bestimmt, die er besitzt. Die Notation sei deg(v ) und je höher die Werte dieses Indikators, desto mehr Information bzw. Struktur geht verloren, wenn der zugehörige Knoten dem Netzwerk entnommen wird. In Tabelle 4-3 sind die relativen und kumulierten Häufigkeiten der Knotengrade angeführt. Nahezu 61% der Knoten im Netz haben einen Grad kleiner 4, nahezu 18% haben nur einen Grad. Der dichteste Knoten hat einen Grad von 23. Im Mittel besitzt jeder Knoten einen Grad von 3.98 und einen Modus von 3.00. 34 / 82 Tabelle 4-3: Knotengrade (Vertex degrees) Vertex Degree 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Total Vertex Count 25 35 26 15 10 11 4 3 1 3 2 1 1 0 0 1 0 2 0 0 0 0 1 141 Frequency [%] 17.73 24.82 18.44 10.64 7.09 7.80 2.84 2.13 0.71 2.13 1.42 0.71 0.71 0.00 0.00 0.71 0.00 1.42 0.00 0.00 0.00 0.00 0.71 100.00 Cumulated Cumulated Vertex Frequency Count [%] 25 17.73 60 42.55 86 60.99 101 71.63 111 78.72 122 86.52 126 89.36 129 91.49 130 92.20 133 94.33 135 95.74 136 96.45 137 97.16 137 97.16 137 97.16 138 97.87 138 97.87 140 99.29 140 99.29 140 99.29 140 99.29 140 99.29 141 100.00 4.4 Online-Fragebogen zum Thema LoS im Güterverkehr Wie bereits in Kapitel 3.1 unter dem Punkt „Erfassung von Kundenwünschen und Messung der Qualität im Rahmen der DIN EN 13816:2002„ ausführlich erläutert, entschied man sich aufgrund von unterschiedlichen Faktoren zur Definition eines Online-Fragebogens, der an 81 Unternehmen aus der Verkehrs- und Transportbranche versandt wurde. Die entwickelten Parameter (siehe auch Fragestellung im Online-Fragebogen „Faktor“ in Kapitel 12) wurden im Fragebogen auf Wichtigkeit und Relevanz geprüft. Da die unterschiedlichen Sparten in der Logistik- und Verkehrsbranche verschiedene Anforderungen aufweisen, wurde auch im Fragebogen nach Logistics Provider, Infrastrukturbetreiber, Eisenbahnverkehrsunternehmen, etc. unterschieden. Abbildung 12-1 und Abbildung 12-2 zeigen Screenshots des OnlineFragebogens. 35 / 82 5 Ergebnisse und Interpretation Im folgenden Kapitel erfolgt eine detaillierte Beschreibung der Ergebnisse der Expertenbefragungen mittels des erstellten Fragebogens, der Auswertung der Einflussfaktoren je Qualitätskategorie für einen Multimodalen Level of Service im Gütertransport sowie die Gesamtübersicht der LoS-relevanten Einflussfaktoren in einer multimodalen Netzwerkansicht. 5.1 Ergebnisse der Online-Befragung Die Rücklaufquote lag mit 16 ausgefüllten Fragebögen bei einem Fünftel. Da viele Interessenspartner im multimodalen Güterverkehr Organisationen bzw. Unternehmen angehören, die mehrere Kerngebiete abdecken, sollten die Teilnehmer der Umfrage Mehrfachangaben zu ihrer Branchenzugehörigkeit machen. Abbildung 5-1 zeigt in diesem Zusammenhang ein Kreisdiagramm mit der Anzahl zugehöriger Experten je Branche. Es finden sich 4 Expertisen zum Infrastrukturbetrieb, 2 zu EVU, 7 zu Speditionen und 2 zu Logistikern. Interessant ist in diesem Kontext, dass keiner der Experten eine Rolle als Informationsanbieter identifizierte. Oftmals sitzen Interessenspartner von multimodalen SC auf Daten bzw. Informationen, die für andere Partner innerhalb der Supply Chain von Relevanz sein können, um eigene Prozesse besser zu regeln bzw. effizienter zu gestalten. Das würde die Effektivität des Güterverkehrsflusses steigern und damit den LoS heben. Fragen zu Datenhoheit und –sicherheit müssen in Datenschutzkommissionen diskutiert und geklärt werden. Im Sektor der Infrastrukturbetreiber findet z.B. das EU-Projekt „In-Time“ statt, in dem die Datenqualität und Schnittstellen von ITS in sechs Modellstädten untersucht werden soll, um Service Provider in die Lage zu versetzen, gezielte und zuverlässige Verkehrsinformation (Reisezeiten, etc.) bereit zu stellen. Abbildung 5-1: LoS VEgAS Expertenbranchen des Güterverkehrs 36 / 82 Abbildung 5-2 zeigt die Größe der jeweiligen Organisationseinheiten, der die Experten angehören. Fünf Experten entstammen Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern, zwei gehören Unternehmen an, die zwischen 100 und 1000 Mitarbeiter beschäftigen. Unternehmen mit 10 bis 100 Mitarbeitern sind durch 5 Experten repräsentiert und weitere vier Experten entstammen Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern. Abbildung 5-2: Mitarbeiteranzahl in der Organisation des Experten In Abbildung 5-3 sind deren Bewertungen für verschiedene LoS-Faktoren dargestellt. Schnelle Transporte sind für 11 Experten wichtig bzw. sehr wichtig. Zuverlässige Transporte werden von allen 16 Experten als wichtig bis sehr wichtig angesehen. Die ständige Verfügbarkeit ist für 15 wichtig bis sehr wichtig, nur ein Experte bewertet mit unwichtig. 14 Wertungen entfallen bei Sicherheit auf wichtig bis sehr wichtig. Kostengünstige Transporte sind für 15 Experten wichtig bis sehr wichtig. Die Kundenbetreuung nimmt ebenso eine sehr hohe Wichtigkeit ein. Die Informationsgewinnung spielt für den LoS eine wichtige bzw. sehr wichtige Rolle ein (12 Wertungen). Die Umweltbeeinflussung wird vorwiegend als wichtig (7) und sehr wichtig (5) angesehen. Zwei Experten sehen eine geringe Wichtigkeit, für zwei weitere ist die Umweltbeeinflussung durch den Transportprozess unwichtig. Abbildung 5-3: Bewertungen von LoS Faktoren 37 / 82 Das Interesse an Neuentwicklungen im Bereich des Gütertransports ist mit 13 Ja- zu 3 NeinStimmen vorhanden (vgl. Abbildung 5-4). Abbildung 5-4: Interesse an Neuentwicklungen Eine Mauterhöhung wirkt sich aus Expertensicht unterschiedlich auf das eigene Unternehmen aus. Kein einziger wertet positiv, sechs werten eher positiv, vier eher negativ und einer negativ. Fünf Experten rechnen mit keinen Auswirkungen (vgl. Abbildung 5-5). Abbildung 5-5: Auswirkungen der Mauterhöhung Im Bereich der Wichtigkeit verkehrstelematischer Dienste liegen die Meinungen tendenziell in Richtung wichtig. Fünf Experten bewerten mit unwichtig, einer mit weniger wichtig, fünf mit wichtig und fünf mit sehr wichtig (Abbildung 5-6). 38 / 82 Abbildung 5-6: Wichtigkeit verkehrstelematischer Dienste Zuletzt sind in Abbildung 5-7 die Expertenmeinungen zum Nutzen von Ankunftsprognosen dargestellt. Mit 13 Ja- zu 2 Nein-Stimmen und einer Stimmenthaltung wurde dieser Punkt eindeutig bewertet. Im Flugverkehr sind derartige Services bereits Standard, wie einer der Experten aus der ANSP Branche anmerkte. Abbildung 5-7: Nutzen von Ankunftsprognosen zur Hebung des LoS Auch in den Modi „Straße“, „Schiene“ und „Flussschifffahrt“ gibt es Informationssysteme für Ankunftsprognosen, derzeit mit unterschiedlicher Abdeckung und Qualität. Aktuelle Entwicklungen und Tendenzen im Bereich intelligenter Transportsysteme werden im Punkt 5.2.4 behandelt. 5.2 Faktoren zur Definition des multimodalen LoS für den Gütertransport Im Wesentlichen muss man bei der Betrachtung eines Service Level einerseits von der sogenannten harten Infrastruktur (also Straßen, Gleisen, Signalleitungen, IKT-Infrastruktur etc.) und anderseits von der weichen Infrastruktur (Wissenstand, rechtliche Regelungen, Ausbildung etc.) sprechen. So zeigte sich z.B. im EU Projekt Intermoda - Integrated Solutions for Intermodal Transport between the EU and the Cees (5. Rahmenprogramm), dass ein sehr einfaches und kostengünstiges Mittel zur Effizienzsteigerung der 39 / 82 Infrastrukturen eine Harmonisierung der Öffnungszeiten der Containerterminals wäre. Ein Weiters Mittel zur Effizienzsteigerung stellt die Interoperabilität dar. Die Interoperabilität wird von der EU vorwiegend zum Zweck des diskriminierungsfreien Zugangs zu Infrastrukturen vorangetrieben. Liegt der Harmonisierung vorwiegend eine Angleichung der Mittel zugrunde, so verfolgt die Interoperabilität vorwiegend die Möglichkeit unterschiedliche Systeme (Infrastrukturen) nutzen zu können (also z.B. mit Hilfe von Mehrsystemloks auf unterschiedlichsten Schieneninfrastrukturen fahren zu können). Eine stärkere Herausarbeitung eines intermodal gültigen LoS geht mit der fortschreitenden Liberalisierung einher. In abgeschlossenen Systemen (z.B. dem „alten“ Bahnsystem) war eine LoS Definition nicht notwendig, es gab nationale gesetzliche Regelungen, die dieses System beschrieben und ermöglichten. Im folgenden Kapitel werden die einzelnen Faktoren, die bei der Definition eines LoS zu berücksichtigen sind, detailliert erläutert und deren Wirkung beschrieben. Dabei werden auch bereits im einsatzbefindliche Systeme in die Untersuchungen mit einbezogen. 5.2.1 Verfügbarkeit (harte Infrastruktur) Die Verfügbarkeit der einzelnen Verkehrsmodi betrifft in erster Linie die infrastrukturellen Gegebenheiten. Dabei müssen einerseits die Infrastruktur und andererseits die begrenzte Anzahl an Transportmittel selbst beachtet werden. Der letzte entscheidende Faktor bei der Verfügbarkeit der Infrastruktur betrifft die Terminals (als Synonym für Containerterminals, Güterverteilzentren und Logistik-Hubs), die ebenfalls nur in limitierter Anzahl vorhanden sind. • • • Infrastruktur o Schifffahrt: Wasserstraßen nur begrenzt vorhanden o Luftfahrt: Flugplätze, größere Städte (danach Zubringer), Luftstraßen o Eisenbahn: Anbindung Terminal an Schienennetz o LKW: Straßeninfrastruktur weit reichend Transportmittel: o Flugzeuge, LKW, Züge, Schiffe o Container Terminals Bei der Planung eines Transports von einem Punkt A (Sender bzw. Produzent) zu einem Punkt B (Empfänger bzw. Kunde) ist es von Interesse, welche Transportinfrastruktur (Straßen, Schienen, Wasserwege, Luftwege), Transportmittel und Terminals physikalisch verfügbar sind. Abhängig von einer spezifizierten und auf das Transportgut (Transport Good – TG) zugeschnittenen Transporteinheit (Transport Unit – TU) ergeben sich mitunter 40 / 82 Restriktionen bei der erlaubten Geschwindigkeit bzw. der erlaubten Gesamtmasse. Dies kann durch die Topographie der Wege bzw. spezieller Streckenklassen (Track Classes), aber auch durch Sicherheitsmaßnahmen bedingt sein. Baustellen (Construction Sites) und weitere generelle Wartungsaktivitäten haben ebenso einen Einfluss auf die Verfügbarkeit. Ein entsprechender Netzwerkausschnitt hinsichtlich der Kategorie „Zugänglichkeit“ ist in Abbildung 5-8 dargestellt. Abbildung 5-8: Netzwerkausschnitt der Kategorie Verfügbarkeit Die Verfügbarkeit betrifft im Verkehrsmanagement aber auch stark den zeitlichen Horizont. Die zwei am stärksten betroffenen Verkehrsträger, innerhalb welcher der Güterverkehr am meisten eingeschränkt ist, sind die Eisenbahn und das Flugzeug. In der Luftfahrt ergibt sich durch die Vergabe der Zeitfenster zum Starten und Landen an stark ausgelasteten Flughäfen (Slots) ein striktes Zeitmanagement. Bei der Eisenbahn erfolgt das Zeitmanagement durch die Erstellung eines Fahrplanes. Für Güterzüge, die etwa in der Früh nach Wien fahren wollen, besteht aufgrund des erhöhten Personenverkehrs zu dieser Uhrzeit kaum eine Möglichkeit eine Trasse zu erhalten. Die Zuverlässigkeit muss als ein Teil der Verfügbarkeit ebenfalls in diesem Zusammenhang beachtet werden. Je nach Transportmodus gibt es für den Kunden ein konkretes Risiko, das die Einhaltung der Lieferzeit beschreibt. Dieses wird etwa in der Schifffahrt geringer ausfallen als auf der Straße [Morawetz 2008]. Zusammenfassung Die Verkehrsinfrastruktur von Straße, Schiene, Luft und Wasser soll zuverlässig und verfügbar sein. Für die Planung und Berechnung von intermodalen Transportrouten spielen Streckenklassen, Wegtopographien und Weglängen eine wichtige Rolle. Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten (z.B. Baustellen) wirken sich auf die Verfügbarkeit mitunter längerfristig aus. 41 / 82 5.2.2 Zugänglichkeit (weiche Infrastruktur) Die Zugänglichkeit im Güterverkehr bezieht sich vor allem auf die Öffnungszeiten von Terminals, Bahnhöfen, Logistikzentren und Häfen. Die infrastrukturellen Gegebenheiten sind aber hier wie auch bei der Verfügbarkeit ein wichtiges Thema. Bei der Zugänglichkeit beschränkt sich dieser Ansatz jedoch auf den Zugang und somit die Anbindung zu den einzelnen Verkehrsträgern. Für die Zugänglichkeit ergeben sich deshalb die zwei folgenden Teilaspekte: Abbildung 5-9: Teilaspekte der Zugänglichkeit (eigene Darstellung) Ein wesentliches Thema im Sinne der Zugänglichkeit ist die Liberalisierung der Öffnungszeiten von Terminals, Häfen und weiterer Infrastruktur. Wenn ein Transportmodus für einen spezifischen Transport prinzipiell zugänglich ist, sind es oftmals physikalische Grenzen (max. Lademengen, max. Geschwindigkeiten bzw. minimale Reisezeiten) oder monetäre Gesichtspunkte, die entscheiden, ob der Transportmodus genutzt wird. Letztere werden u.a. durch die Faktoren Treibstoffkosten (Fuel Price), Straßenmaut (Road Charges), Flugtaxen (Flight Taxes), Infrastrukturbenutzungsentgelt (IBE – engl. Track Access Charges) und Zölle (Customs Duties) beeinflusst. Diese Indikatoren haben einen maßgeblichen Einfluss auf Substitutionseffekte zwischen den Transportmodi. Infrastrukturseitige Einschränkungen bestimmen ebenso zu einem gewissen Grad, ob ein Transportmodus zugänglich ist oder nicht. Die Streckenkapazitäten (Track Capacities) werden sowohl für den Güterverkehr (Cargo Transportation) als auch für den Personenverkehr (Passenger Transportation) genutzt, was im schlechtesten Fall dazu führt, dass der Zugang zu gewissen Zeiten an gewissen Orten limitiert ist. Terminals, Flughäfen, Schleusen und Häfen können ebenfalls (temporär) nicht zugänglich sein, da Kapazitäten ausgeschöpft sind. In der Binnenschifffahrt beeinträchtigen auch die Tiefe und Breite des Wasserweges (Shipping Lane) die Zugänglichkeit. Ein detaillierter Überblick über identifizierte Knoten (Vertices) bzw. Entitäten im mulitmodalen LoS Netzwerk wird in Abbildung 5-10 gegeben. 42 / 82 Abbildung 5-10: Netzwerkausschnitt - Kategorie Zugänglichkeit Zusammenfassung Schnittstellen zwischen den Transportinfrastrukturen ergeben sich an Terminals, Flughäfen und Häfen. Der Begriff Interoperabilität bezeichnet die Zusammenarbeit verschiedener Systeme und Organisationen auf Basis von definierten Standards zum Austausch von Informationen. Zum Einen ergeben sich Zugangsbeschränkungen aufgrund von Infrastrukturellen Kapazitätsgrenzen, aber auch durch die Preisgestaltung für die Benutzung der jeweiligen Infrastruktur. 5.2.3 Zeit Die Kategorie „Zeit“ ist, neben ihrer monetären Bedeutung, die wichtigste Kategorie im Zusammenhang mit verfügbarer Information über die Transportinfrastruktur und über Transportmittel innerhalb des Systems (vgl. Abbildung 5-11). Routen werden durch viele Arten von spezifischen Ereignissen beeinflusst, die im Hinblick auf Dauer und Häufigkeit untersucht und modelliert werden können. Ein populäres Beispiel, wo Einflüsse geplant und optimiert werden, adressiert die Regelung von Verkehrslichtsignalanlagen (VLSA) an Kreuzungen. Ungeplante Ereignisse können analysiert und Ursachen identifiziert werden, um in Risikorechnungen berücksichtigt zu werden. Parallel zu dieser Studie erfolgte eine Identifikation vorhersehbarer und unvorhersehbarer Ereignisse für den Transportmodus „Straße“ in einer Studie der ETH Zürich am Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme unter der Leitung von Prof. Weidmann. Bei einem Arbeitstreffen in Zürich im Sommer 2009 wurden Synergien und zukünftige Kooperationspotenziale bei der Bestimmung und Berechnung des LoS erkannt. 43 / 82 Die gemessenen Verkehrsstärken, Geschwindigkeiten, Verkehrsmeldungen, Wetterereignisse, etc. haben zeitliche und örtliche Eigenschaften. Messungen können u.a. mittels GPS (laut Plan soll das europäische GALILEO System in den nächsten Jahren einsatzbereit sein), Radio Frequency Identification (RFID) und Kameras durchgeführt werden. Gewöhnliche Tracking&Tracing (T&T) Anwendungen für Transportgüter beruhen darauf, dass zeitliche und örtliche Informationen bei Ein- und Ausgang in ein Zwischenlager, Umladung, etc. bereitgestellt werden. Ein Kunde kann zwar feststellen, dass eine Sendung mit spez. Nummer ein Verteilzentrum verlassen hat, jedoch gibt es keinerlei Information über den Restweg bzw. die Restzeit (ETA) bis zur Lieferung. Fahrpläne spielen eine wichtige Rolle in der Transportplanung, da Häufigkeiten und Dauer periodischer Touren analytisch erhoben werden können (Soll-Ist-Vergleiche). Die Messung und Vorhersage von Auswirkungen durch temporäre Einflüsse im Transportsystem sind ebenfalls zeitlich und örtlich referenziert. Die Routenwahl wird mitunter durch zeitbezogene Umstände, wie Verkehrskontrollen umweltbedingte Gesetze (Ozon, Emissionen), etc. beeinflusst. In der Flugplanung werden Zeitfenster (Time Slots) gemanaged und zugeteilt, in der schienenbezogenen Planung werden Trassen definiert und zugeteilt. Das Verkehrsmanagement im Modus „Straße“ ermöglicht die Kontrolle von Verkehrsflüssen und legt mittels Flottenmanagementsystemen Ziele und Routen für die Abwicklung von Transportaufträgen fest, die via Telematikeinheiten bzw. Telefon den Fahrern kommunizieren werden können. Analoge Konzepte finden sich auch in den Transportmodi Schiene, Luft und Wasserwege. Die Transportmodi unterscheiden sich u.a. durch ihre Reisezeiten. Es gibt schnelle (Flug) und langsame (Schiff) Transportmodi. Schiene und Straße treten je nach Wegstrecke konkurrierend in Erscheinung. Multimodale Supply Chains bestehen aus einer Mischung verschiedener Transportmodi, wobei die Summierung der Einzelreisezeiten für entsprechende Segmente, sowie die summierten Zwischenlagerungs- und Umladezeiten eine Gesamtreisezeit für einen Transport entlang einer SC bilden. Preislich ergeben sich Unterschiede zwischen den Verkehrsträgern (Schiff = billig, Flug = teuer) in Abhängigkeit des Wertes des Transportgutes. Je länger der zeitliche Horizont bis zum tatsächlich durchgeführten Transport, desto planbarer und verhandelbarer sind Zeitfenster und zu verrechnende Kosten. Sollte man schon z.B. schon einige Monate von einem Transport wissen, bestehen die größeren Wahlmöglichkeiten. Die Einhaltung der vereinbarten bzw. prognostizierten Ankunftszeit (ETA – Estimated Time of Arrival) ist dabei ein sehr wichtiges Kriterium für den Abnehmer / Kunden, d.h. dass Abweichungen der Ankunftszeit (DETA – Deviation of Estimated Time of Arrival) innerhalb vertraglich gesicherter Grenzen bleiben sollten, um einen hohen LoS der SC zu gewährleisten. Die Bereitstellung eines LoS bzw. die Berechnung von ETA und DETA besitzt natürlich, wie andere identifizierten Entitäten, eine mehrdeutige kategorische Zugehörigkeit im Sinne der EN 13816. Konkret werden LoS, ETA und DETA als Größen des Kundenservice betrachtet, sie müssen auf Daten verschiedener Interessenspartnern aufsetzen, um als relevante Informationen für die Beteiligten einer SC bereitgestellt werden zu können. 44 / 82 Abbildung 5-11: Netzwerkausschnitt für die Kategorie Zeit 5.2.4 Information In der Logistik ist die ETA für ein effizientes Management von Produktionsprozessen und der Lagerinfrastruktur von besonderem Interesse. Serviceverträge werden unter Berücksichtigung von Verspätungen, Transportkosten, Versicherungen und Pönale verhandelt. Abweichungen der ETA, egal in welchem Glied einer Supply Chain, können tolerierbare oder nicht mehr akzeptable Ausmaße erreichen. Es liegt im Sinne aller Vertragspartner, dass ein Transport sein Ziel zeitgerecht erreicht und das Risiko für ein Nicht-Erreichen auf ein Mindestmaß reduziert wird. In der Vorplanung fließen Erkenntnisse aus der Analyse historischer Supply-Chains ein, wobei auch Routenplaner, die historische Reisezeiten bzw. Geschwindigkeiten im Infrastrukturnetzwerk berücksichtigen, zur Abschätzung von Lieferzeiten bzw. –zeitfenstern verwendet. Um im operativen Prozess Abweichungen managen, können verschiedene Services genutzt werden, die entsprechende Gegenmaßnahmen identifizieren und einleiten, falls sich der LoS eines Transportes verschlechtert. In Abbildung 5-12 ist ein Netzwerkausschnitt für die Informationskategorie dargestellt. Informationssysteme sind Quellen, um LoS wahrzunehmen und darzustellen. Dies passiert in der Regel auf Basis historischer Daten je Transportmodus. Daten über Verkehrsflüsse und Geschwindigkeiten werden von lokalen oder mobilen Sensoren geliefert. Je nach Zweck des Informationssystems kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, um Verkehrszustände bzw. Prognosen zu berechnen und die Nutzer über Abweichungen zu informieren. Um z.B. Verkehrszustände darzustellen, können Grenzwerte definiert werden, die die menschliche Semantik der Verkehrsdynamik widerspiegeln. Je nach verfügbaren Datenquellen bestehen Restriktionen in der Berechnung 45 / 82 (Datenqualität, Datenmengen, zufällige Ereignisse wie Unfälle, etc.), die sich auf die Genauigkeit und Echtzeitfähigkeit von Informationssystemen auswirken. Intelligente Transportsysteme (Intelligent Transportation Systems – ITS) gibt es für jeden Transportmodus, werden jedoch oft nur mit dem straßenseitigen Transport assoziiert. Abbildung 5-12: Netzwerkausschnitt für die Kategorie Information In den folgenden Kapiteln werden die unterschiedlichen Informationsflüsse im Rahmen der einzelnen Verkehrsträger Straße, Schiene, Luft und Schifffahrt detailliert betrachtet. 5.2.4.1 Transportmodus Straße Nach umfangreichen Literaturrecherchen wurde das System „FLEET„ zur exemplarischen Beschreibung von Informationsflüssen im Straßenverkehr herangezogen. FLEET basiert auf Taxi-FCD (Floating Car Data) im Wiener Stadtgebiet ([Linauer, 2004], [Laborczi et al, 2006], [Linauer and Nowotny, 2006]). Hier wird ein Straßennetz von mehreren Zehntausend Kanten abgedeckt. Reisezeiten bzw. Geschwindigkeiten werden unter Berücksichtigung des Wochentages und des Zeitintervalls berechnet. Zudem werden Ferienzeiten gesondert betrachtet. Auf Basis dreier Taxiflotten von insgesamt etwa 3.500 Fahrzeugen wird eine Echtzeit-Verkehrslage des gesamten Netzes berechnet und in einem Webviewer dargestellt (link). Abbildung 5-13 zeigt einen Screenshot von FLEET während der Stoßzeit. Die angezeigten LoS betreffen freien (grün), zähflüssigen (gelb) und gestauten (rot) Verkehrsfluss. Derzeit nutzen die Städte Budapest (Ungarn) ([Laborczi et al, 2004]) und Düsseldorf (Deutschland) ([Reinthaler et al, 2007]) die lizenzierte FLEET Technologie. Aktuelle Forschungen betreffen Kurz- und Mittelfristprognosen, u.a. zum Zweck des 46 / 82 dynamischen Routings und der Graphenadaption auf Basis von FCD. Weitere Forschungen befassten sich mit der Nutzung von FCD in einem Expertensystem (XPS), um Gefahrguttransporte innerhalb eines Straßennetzes zu überwachen ([Zajicek, 2006], [Reinthaler and Zajicek, 2007]). Mit der Bereitstellung relevanter Daten können nicht nur die Beteiligten der entsprechenden SC über den Status des Transportes informiert werden. Auch Einsatzkräfte können durch Kenntnis der involvierten Gefahrengüter effizienter agieren, sollte der Transport in einen Unfall verwickelt sein. Abbildung 5-13: Verkehrslage von FLEET ITS, die auf lokalen Sensoren beruhen, sind signifikant teurer als jene, die auf mobilen Sensoren basieren. Hier kommen u.a. Induktionsschleifen, aktive RFID, Radar und intelligente Kameras zum Einsatz, um Fahrzeuge zu zählen und Geschwindigkeiten zu berechnen. Während mobile Sensorik (GPS-basiert) mit drahtlosen Kommunikationsformen wie General Packet Radio Service (GPRS) immer billiger werden, stellen lokale Sensoren höhere Kosten pro Messeinheit dar. Die Datenübertragung ist bei bestehenden Einrichtungen häufig nicht drahtlos und die Wartungskosten liegen beim Infrastrukturbetreiber. Das System „GO-Smart“ (vgl. Abbildung 5-14) setzt auf das österreichische Mautsystem des hochrangigen Straßennetzes auf und deckt mehr als 2.000 km in einem Netz aus über 950 Kanten ab ([Schneider et al, 2009], [Linauer et al, 2006], [Linauer and Nowotny, 2006]). Alle LKW (engl. HGV – Heavy Goods Vehicles) müssen mit einer Telematikeinheit (OBU – On-Board Unit) ausgestattet sein, einem aktiven RFID-Tag. Bisher wurden mehr als 600.000 Stück verkauft. Das System „GO-Smart“ nutzt anonymisierte Transaktionszeitstempel, um Geschwindigkeiten für das gesamte hochrangige Straßennetz Österreichs zu berechnen. Eine Echtzeit-Verkehrslage wird analog zum System „FLEET“ bereitgestellt und u.a. von einem Radiosender genutzt, um über den Verkehrszustand zu informieren. Mit Hilfe der Informationen werden Verkehrsmeldungen automatisiert generiert (RDS-TMC – Radio Data 47 / 82 Signal-Traffic Message Channel), die von einem Experten bewertet werden, bevor sie veröffentlicht werden. Diese Art der Verkehrsmeldung eignet sich für Autoradios neuerer Generationen bzw. Navigationsgeräten im Fahrzeug. Der Infrastrukturbetreiber nutzt GOSmart ebenfalls, neben anderen Informationsquellen wie Kameras, Sensoren, etc. Abbildung 5-14: GO-SMART Webviewer Die beiden vorgestellten Prototypen sind Gegenstand laufender Weiterentwicklungen, u.a. im Bereich von Kurz- und Mittelfristprognosen. GO-Smart verfügt z.B. über ein Prognosemodul, bestehend aus über 950 Neuronalen Netzwerken, die die Reisezeit bzw. Geschwindigkeit je Link für die nächsten 2 Stunden berechnen (t+15min, t+30min, t+60min and t+120min). Je komplexer das modellierte System bzw. je größer das Straßennetz, desto umfangreicher ist das zugrunde liegende Rohdatenmaterial aus laufenden Messungen. Die Anzahl möglicher Modelle (Statistik bzw. Künstliche Intelligenz (KI)) ist sehr groß, wobei der Kalibrierungsaufwand eines jeden Ansatzes abhängig vom Umfang der Kalibrationsdaten, die entsprechende Ausstattung mit IT voraussetzt und die Kosten des Systems bestimmt. Die Anschaffungskosten für Hardware bzw. die Energiekosten von aufwändigen Rechenzentren sind in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen. Im Zuge der GO-Smart Entwicklung wurde ein Verfahren zur Reduktion von Rohdaten entwickelt, um gerade diesen Problemen in der Modellierung zu begegnen. Das so genannte ALEV Verfahren (Aspects of Lyapunov, Entropy and Variance) ist ein zum Patent angemeldetes Verfahren [Toplak et al, 2008], [Toplak, 2008b] zur Generierung charakteristischer Kalibrationsdatensätze für variable Prognosemodule. Die weltweite Entwicklung und der Bau von ITS schreitet in vielen Städten voran, entweder durch die Infrastrukturbetreiber selbst (Verkehrsmanagementsysteme, Mautsysteme) oder durch die Hersteller von Navigationsgeräten in Kooperation mit Herstellern digitaler Karten (z.B. TELEATLAS, NAVTEQ, u.a.). Die letzten Entwicklungen tendieren dazu, Metainformationen von Transportrelevanz zu hinterlegen (z.B. Brückenhöhen, 48 / 82 Massenrestriktionen, usf.). Während teilweise für europäische und nordamerikanische Städte erste Onlineansätze verfügbar sind (vgl. http://www.navteq.com/ und http://www.teleatlas.com), die jedoch noch eine sehr geringe Abdeckung aufweisen. Andere wichtige Gebiete, wie Osteuropa und Asien, vor allem auch Industriegebiete und Landstraßen sind derzeit aufgrund geringer Sensordichte nicht abgedeckt und Straßennetze unvollständig digital erfasst. Abbildung 5-15: Screenshot des Open Streetmap Graphen – Wien Neben kommerziellen Kartenanbietern gibt es eine aufstrebende Open Source Lösung für digitale Karten. OpenStreetMap (OSM) (http://www.openstreetmap.org/) ist eine freie, editier bare Karte der gesamten Welt, die von einer interessierten Community sukzessive auf Basis von GPS-Positionsdaten erweitert wird. OSM ermöglicht es geographische Daten gemeinschaftlich von überall auf der Welt zu sichten und zu bearbeiten. Neben dem Preis ist auch die Lieferdauer ein entscheidender Faktor im Transportwesen. Mitunter kann sie nur in Tagen bis Wochen angegeben werden, moderne Paketdienste bieten allerdings auch Tracking&Tracing (T&T) Webservices an. Hier kann mithilfe der Sendungsnummer erkannt werden, in welchem Verteilzentrum das Gut angekommen und umgeladen wurde. Die meisten anderen Branchen verfügen über keine derartig automatisierten Dienste und stellen erst auf telefonische Anfragen des Kunden mündliche Informationen bereit. Schon bei der Routenplanung und Ankunftszeitberechnung sind Disponenten mit einer Vielzahl von Einflussgrößen (vorhersehbare und unvorhersehbare Störungen, Kapazitätsrestriktionen, Kostendruck, etc.) konfrontiert, die sich in Zeitverzögerungen manifestieren und damit kostentreibend wirken. In verschiedenen Disziplinen und Sparten der Wissenschaft und Technik sind Informationssysteme entstanden, die bereits heute zum Großteil noch separiert verschiedene Nutzergruppen in ihren Entscheidungen und Planungen unterstützen. Man denke z.B. an meteorologische Dienste, die über verschiedene Informationskanäle (TV, www, SMS, RDS-TMC, etc.) der Öffentlichkeit bereitgestellt werden. Infrastrukturbetreiber verwalten ihre Baustellenplanungen längst mithilfe der IT und schon so mancher zeitkritischer Transport 49 / 82 konnte durch Umleitungen bei unpassierbaren Stellen, extremer Wettersituationen und damit verbundenen Kapazitätsengpässen im Verkehrsnetz nicht rechtzeitig durchgeführt werden. 5.2.4.2 Transportmodus Schiene Im Schienenbereich ist vor allem das derzeit im Aufbau befindliche europäische Verkehrsmanagementsystem „Europtirails“ zu nennen (vgl. http://www.railneteurope.at/cont/europtirails.aspx). Hier wird ein flächendeckendes Informations- und Managementsystem der Personen- und Güterflüsse auf der Schiene umgesetzt. Zum ersten Mal werden Echtzeitinformationen über den europäischen Schienenverkehr möglich. Ursprünglich für die Korridore Rotterdam-Milan konzipiert, werden sukzessive weitere Teile des Schienennetzes eingepflegt. Vor allem für die Verfolgung internationaler Züge ist dies ein Durchbruch. Im nationalen Kontext existiert eine breite Landschaft aus IT-Systemen zur Planung, Erfassung und Überwachung des Zugverkehrs (vgl. [Schneider et al, 2009]). 5.2.4.3 Transportmodus Luft Für den Transportmodus Luft existieren hoch ausgereifte Systeme, die auf SITA (Société Internationale de Télécommunication Aéronautique) und ARNIC (Aeronautical Radio Incorporated) Standards beruhen (vgl. [Morawetz, 2008]). Das Aeronautical Fixed Telecommunications Network (AFTN) ist ein ground-to-ground Netzwerk, welches die Kommunikation zwischen allen wichtigen Knotenpunkten am Boden (Flughäfen, Fluglotsen, Wetterdienste, etc.) ermöglicht um die Luftfahrzeuge in all ihren Flugphasen betreuen und navigieren zu können. Die Nachrichten werden zu den Knotenpunkten weitergeleitet, die eine entscheidende Rolle bei der Sicherung des Fluges spielen. Als Datenquellen für die Luftverkehrskontrolle (Air Traffic Control, ATC) sind neben AFTN, auch der Fluginformationsdienst (Flight Information Service, FIS) und der Flugberatungsdienst (Aeronautical Information Service, AIS) zu nennen. Neben den Telekommunikationssystemen zur Übermittelung von Informationen zwischen den einzelnen Einheiten, ist die Flugplanerstellung und -aufgabe ein weiterer wesentlicher Faktor im Flugverkehrsmanagement. Dabei kommt es zu einem Zusammenspiel von mehreren unterschiedlichen Systemen (siehe Abbildung 5-16). 50 / 82 Abbildung 5-16: Zusammenspiel der Informationssysteme am Flughafen Wien-Schwechat (Quelle: Morawetz) Die Flugplanerstellung, -verarbeitung und -übermittlung verläuft für den Flughafen WienSchwechat wie folgt: Zu Beginn muss der Flugplan im Dispatcher Büro bzw. im Air Traffic Services Reporting Office (ARO) der Fluglinie nach den Richtlinien der ICAO (International Civil Aviation Organization) erstellt werden (siehe Punkt 0 im Bereich AO in Abbildung 5-16). Danach wird der noch nicht offiziell genehmigte Flugplan in das Briefingsystem der Austro Control, dem Aeronautical Information and Datahandling System Austria (AIDA), eingespielt – laut Punkt 1 im Bereich ANSP in Abbildung 5-16. Im AIDA werden die Flugplandaten gesammelt, bearbeitet und verteilt. Um einen Slot zu erhalten und den Flugplan genehmigen zu lassen wird dieser über die AFTN Leitung an die CFMU (Central Flight Management Unit) in Brüssel versandt (siehe Punkt 2 im Bereich ANSP in Abbildung 5-16). Diese teilt dem Flugplan einen passenden Slot zu und schickt ihn im dritten Schritt an das Vienna Air Traffic Control System (VAS) des Flughafens zurück. VAS ist ein Datenverarbeitungssystem, dessen Hauptaufgabe die interne Bearbeitung und Anzeige von Flugplandaten, als auch die Bereitstellung von wichtigen Wetterdaten ist. Sollte der Flugplan nicht den vorgegebenen Richtlinien entsprechen, wird er an das AIDA System retourniert. Im VAS werden die Flugplandaten nun gesammelt, verarbeitet und über das Digital Flight Strip System (DIFLIS) dargestellt (siehe Abbildung 5-17). Bei einem Ausfall 51 / 82 des DIFLIS, gibt es durch den am VAS angehängten Streifendrucker immer noch die Möglichkeit, die Flight Strips auf Papier zu drucken. Mit diesem Schritt wird die Bearbeitung der Flugpläne abgeschlossen. Abbildung 5-17: Digitaler Flight Strip (Quelle: DIFLIS) Nachdem der Flugplan im VAS verarbeitet wurde, wird er im Airport Surface-Movement, Tracking, Observation and Control System (ASTOS) für die Abbildung der derzeitigen Verkehrssituation entsprechend Punkt 4 im Bereich ANSP in Abbildung 5-16 verwendet. Die Flugplandaten werden dann mit den Daten, die durch das Radarsystem gewonnen werden verglichen. Im DIFLIS werden dann die Flight Strips (mit den Informationen der Flugpläne) in digitaler Form angezeigt (siehe Punkt 5 im Bereich ANSP in Abbildung 5-16). Abschließend erfolgt ein Informationsaustausch zwischen dem ASTOS der Flugsicherung und dem Multi Airport Control & Handling System (MACH) des Wiener Flughafens – siehe Punkt 6 im Bereich ANSP in Abbildung 5-16. MACH ist ein firmeneigenes browserbasiertes Organisationstool des Flughafens Wien-Schwechat, das die Kernprozesse des Flughafens verwaltet. Abbildung 5-18: Abbild aus dem MACH (Quelle: MACH) Der Passagier sieht im Terminal ebenfalls eine Anzeige, welche die Informationen vom MACH bezieht. Allerdings sind hier nur die für den Passagier relevanten Informationen zu finden (Flug und Flugnummer, An- und Abkunftszeit, Gate, Boardingzeit und eventuelle Verspätungen). Anschauliche Demonstrationen über Flugrouten finden sich z.B. für das GIS-System GoogleEarth (www.barnabu.co.uk/flight-plans). Abbildung 5-19 zeigt einen Screenshot animierter 52 / 82 Flüge (USA, UK & Irland, Australien und Neuseeland), Internationale Flugpfade mit den Quellen San Francisco, Los Angeles, New York, Chicago und Miami sind in Abbildung 5-20 als Screenshot der Animation ersichtlich. Abbildung 5-19: Flugrouten (barnabu.co.uk) Abbildung 5-20: Flugpfade (barnabu.co.uk) 5.2.4.4 Transportmodus Binnenschifffahrt In der Europäischen Union gibt es etwa 30.000 km an Flüssen und Kanälen, die wirtschaftliche Territorien und Industriestädte verbinden. River Information Systems (RIS) werden eingesetzt, um die Schiffe und die Schleusen eines Wasserweges zu organisieren bzw. zu optimieren. Als Mehrwert profitieren Terminals von derart bereit gestellten Informationen (ETA eines erwarteten Schiffs, Verladeplanung, Breiten und Tiefen von Wasserstraßen für optimale Beladung). In Österreich wird das Donau River Information System (DORIS) von der Via Donau betrieben (vgl. http://www.doris.bmvit.gv.at/system_doris/). In Abbildung 5-21 sind die Basisstationen zur Erfassung auf der Donau reisender Schiffe dargestellt, Abbildung 5-22 zeigt ein taktisches Lagebild des DORIS Systems. Abbildung 5-21: Basisstationen DORIS (Quelle: Via Donau) Abbildung 5-22: Taktisches Lagebild des Systems DORIS (Quelle: Via Donau) 53 / 82 Zusammenfassung Je Transportmodus existieren in Österreich bereits heute unterschiedliche Informationssysteme, um die Flüsse im System abzubilden und bereitzustellen. Gerade im Hinblick auf die Bestimmung aktueller und zur Analyse historischer LoS ist die Informationskomponente essentiell für Planung, Überwachung und Risikobewertung verschiedenster Routen. Es finden sich Unterschiede im Entwicklungsstand derartiger Systeme je Transportmodus. Führend erscheint der Modus Luft mit hoher internationaler Vernetzung. Im Schienenbereich wird derzeit an einer europäischen Vernetzung gearbeitet. Für die Modi Wasser und Straße sind keine aktuellen Umsetzungstendenzen zur Verknüpfung bestehender Informationssysteme bekannt. 5.2.5 Kundenservice Gute Kundenbetreuung ist wichtig für die Kundenbindung und deshalb auch für den Umsatz des Anbieters von Transporten (Transporteurs). Hierzu zählen u.a. Value Added Services (VAS). Kundendienste, die in Relation zu einem LoS Monitoring stehen sind im Grunde für jeden Transportmodus mehr oder minder verfügbar bzw. können von der konzeptuellen Seite mit wenig Aufwand formuliert werden. Ein Netzwerkausschnitt identifizierter Begriffe findet sich in Abbildung 5-23. Bei der Planung multimodaler Transportketten setzt sich der LoS Multimodal aus den spezifischen LoS Straße (Street), LoS Schiene (Rail), LoS Wasserwege (River) und LoS Luftwege (Air) zusammen. Gezielte Servicemeldungen sollten nur jene Player einer SC erreichen, die sich wirklich benötigen. Dazu können verschiedensten Kommunikationskanäle, wie Fax, Telefon, SMS und das www eingesetzt werden. Die Abweichung der ETA ist neben anderen Indikatoren von speziellem Interesse, um über den LoS eines Transports zu informieren. Die Art und der Umfang, wie die Information für welchen Stakeholder dargestellt und übermittelt werden, muss im Hinblick auf die Semantik (Bedeutungslehre) und Visualisierungsmöglichkeiten abgestimmt werden. Jede Information wird von Individuen bewertet und es sollten keine Fehlinterpretationen der gelieferten Information entstehen. Als Decision Support Ansatz im Monitoring und der Qualitätserhebung von Transporten sollten operative Mitarbeiter unterstützt erkennen, wann und auf welche Art sie in den Transportprozess eingreifen müssen, um Störungen bzw. kritische Abweichungen abzufedern und den LoS wieder zu heben. 54 / 82 Abbildung 5-23: Netzwerkausschnitt der Kategorie Kundenservice (Customer Service) Zusammenfassung Es bietet sich eine Reihe von Informationskanälen an, um Kunden zielgerichtet mit notwendigen Informationen über LoS, Abweichungen, usw. zu informieren und so das Kundenservice entsprechend zu verbessern. 5.2.6 Komfort Die Kategorie „Komfort“ ist insbesondere im Personentransport von hohem Stellenwert (vgl. [EN 13816]). Im Zuge dieser Studie im Bereich des Cargo Transports, in dem vorwiegend „Nicht-lebend-Transporte“ betrachtet wurden, wird die Kategorie „Komfort“ nicht detaillierter betrachtet. Es sei jedoch an dieser Stelle erwähnt, dass auch für Tiertransporte oder verderbliche Güter der Begriff des Komforts angewendet werden kann. Ein neues EU-Dekret für Tiertransporte ist seit Jänner 2009 in Kraft. Viehtransporter (Reisezeit laut Plan länger als 8 Stunden) müssen mit GPS/GPRS und zusätzlicher Sensortechnologie ausgestattet werden, um die Transportqualität nachweisen zu können. 5.2.7 Sicherheit (Safety & Security) Der deutsche Begriff der Sicherheit findet im Englischen zwei unterschiedliche Bedeutungen (vgl. Abbildung 5-24): • Safety wird mit Betriebssicherheit assoziiert, hier im weitesten Sinne auf alle Subsysteme des beschriebenen Transportsystems übertragen. • Security wird im Kontext zu Angriffen von außen verstanden (Diebstähle, Piraterie, etc.) 55 / 82 Abbildung 5-24: Netzwerkausschnitt der Kategorie Safety & Security Sowohl safety- als auch security-relevante Bereiche finden sich für jeden Transportmodus und werden von Behörden (public authorities) festgelegt, in der Regel im politischen Diskurs. Die Polizei, Fluglotsen und andere operative Einheiten (OE) sind damit betreut • Geschwindigkeitslimits (speed limits) • Fahrverbote (bans on driving), • Durchzugsverbote (bans on passing), • gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten (statutory breaks), • Flugverbotszonen (no-fly zones), uvm. zu überwachen und durchzusetzen. Unfälle sollen reduziert und die Anliegen der Bevölkerung berücksichtigt werden (z.B. keine Einflugschneisen über Wohngebieten). Die Sicherheit von Transportgütern und Transportmitteln gegenüber kriminellen Akten ist ebenfalls von hoher Wichtigkeit. Für das System Bahn wurde eine umfangreiche Studie sicherheitsrelevanter Parameter und deren Abhängigkeiten untereinander in der Studie SUParBahn - Sicherheitsrelevante Überwachungs-Parameter im System Bahn (fahrwegseitige vs. -zeugseitige) im Rahmen der ISB Studie Nr. 9 dargestellt (siehe dazu [Chloupek 2009]). 5.2.8 Umwelteinflüsse Der Einfluss von öffentlichen Transportsystemen auf die Umwelt wird in der EN 13816 behandelt. Für den LoS im Güterverkehr ist das Wetter eine (temporäre) zentrale Ursache für Abweichungen und wurde in die kognitive Karte integriert (vgl. Abbildung 5-25). Die Transportmodi reagieren jedoch unterschiedlich auf Niederschlagsmengen wie Schnee (snow), Schneeregen und Regen (rain), Windgeschwindigkeit (wind speed) oder Frost (frost). 56 / 82 In der Binnenschifffahrt hat der Niederschlag einen direkten Einfluss auf die Strömung (drift), aber auch auf die Tiefe und Breite der Fahrtrinne (width and deepness of shipping lanes), aufgrund derer wiederum die maximal zulässige Masse der Schiffe (Tiefgang) beschränkt wird. Das System reagiert hier eher träge und auf größere Niederschlagsmengen in großen geografischen Gebieten, die sich im Fluss akkumulieren. Abbildung 5-25: Netzwerkausschnitt der Kategorie Umwelt Der Einfluss des Wetters auf straßenseitige Verkehrsflüsse wurde in verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten untersucht. [Zhang et al, 2004] identifizierten Schlüsselparameter und ihre Impacts auf den Verkehr mithilfe einer Simulation. [Maze et al, 2005] untersuchten die Einflüsse auf die Verkehrsnachfrage, Verkehrssicherheit und auf den Verkehrsfluss. Die Effekte des Wetters auf die Straßenkapazität wurde von [Chung et al, 2006] behandelt. Der Effekt des Wetters auf die Verkehrssicherheit wurde in einem Unfallvorhersagemodell von [Abdel-Aty and Pemmanaboina, 2006] simuliert. Der Gebrauch von straßenseitiger Wetterinformation wurde von [Neuherz and Obert, 2006] vorgestellt, um Fahrerinformationsdienste zu bereichern. [Schneider et al, 2007] untersuchten den Einfluss von Wetterbedingungen und Events auf den Verkehrsfluss. Dazu wurde ein KI-basiertes Prototypsystem für die Vorhersage einer Staugefährdung für ausgewählte Strecken vorgestellt [Schneider and Toplak, 2008]). Bisher unpublizierte Arbeiten (AIT) aus dem Projekt Wetter und Verkehr (gefördert unter I2VSplus) adressieren die Bestimmung freier Geschwindigkeiten, Kapazitäten und die lokale Änderung der aggregierten Verkehrsstärken und Geschwindigkeiten zur Kalibrierung wetterabhängiger Verkehrssimulationsmodelle. Die Wetterabhängigkeit der Verkehrsträger hat je nach Wettersituation Einfluss auf den Level of Service. Zwischen dem Verkehrsträger und der Umwelt besteht eine wechselseitige Beziehung (siehe Abbildung 5-26). Äußere Einflüsse wie die Witterung (Straßenverkehr), Windverhältnisse (Luftfahrt) oder Frost (Schifffahrt) beeinflussen stark die Zuverlässigkeit der Verkehrsträger. Gleichzeitig hat der Betrieb der Verkehrsträger durch den Ausstoß von Schadstoffen wie CO2, NOx, Feinstaub, etc. aber auch Auswirkungen und negative Folgen für die Umwelt. 57 / 82 Abbildung 5-26: Beziehungen Umwelteinflüsse und –auswirkungen Wetterbedingte Einflüsse auf die Verkehrsträger sind je nach Verkehrsträger in Tabelle 5-1 aufgelistet. Tabelle 5-1: Wetterbedingte Einflüsse auf die Verkehrsträger Stark wetterabhängig, reagiert mitunter schnell • Geschwindigkeitsreduktion, • Kapazitätsreduktion, • Sperre von Gebirgsstraßen und Pässen, • Erhöhung der Unfallgefahr, • etc. Großteils unabhängig, außer bei Extrembedingungen (Stürme, Muren, Hochwasser, große Schneemengen) Wasserstand und Frost sind Wetterbedingungen für die Schifffahrt, reagiert langsam (lang anhaltende Niederschläge und Frostzeiten, lange Zeiten ohne Niederschlag) Wind und andere Wetterverhältnisse sind sehr wichtig bei Start und Landung, Extremwetterbedingungen führen zu Verzögerungen bzw. geringerer Betriebssicherheit (Windböen, Gewitter, große Regen- und Schneemengen) Die Auswirkungen des Wetters auf die unterschiedlichen Verkehrsträger müssen unterschiedlich gewichtet werden. So stehen einerseits punktuelle kurze Beeinträchtigungen (z.B. Starkregen auf der Autobahn) flächigen Langzeitauswirkungen (z.B. Eis auf der Donau) gegenüber. Diese Verfügbarkeit ist in zweiter Linie auch von der Netzausprägung der Infrastruktur abhängig. Hier stehen Infrastrukturen mit vielen Kanten und Knoten (z.B. Straße oder Schiene) jenen mit weniger ausgeprägten Netzen (z.B. Wasserstraße) gegenüber. 58 / 82 Somit kann auch die gleiche Ursache sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Infrastrukturen haben. Die Auswirkungen extremer Umweltereignisse können fatal sein, bzw. zum Erliegen ganzer Transportmodi führen. Ein Beispiel hierfür ist der Vulkanausbruch in Island mit beachtlichen Ascheeruptionen, der weite Gebiete des Flugverkehrs temporär zum Erliegen gebracht hat. Flugzeug und LKW liegen beim spezifischen Ausstoß von z.B. CO2 vor Bahn und Schiff, die hier eher geringere Auswirkungen aufweisen. Die Schifffahrt beeinflusst hingehen das Ökosystem Fluss, deshalb gibt es hier Auflagen, die die maximal zulässige Anzahl von Schiffen begrenzen. 5.2.9 Zielgruppen und Stakeholders Als Zielgruppe für den übergreifenden, multimodalen Level of Service im Güterverkehr können sowohl Transportunternehmen (Transport Companies) im weitesten Sinne, als auch ihre Kunden genannt werden, die eine Fracht bzw. Sendung erwarten und finanzielle bzw. zeitliche Anforderungen haben. Kundenanforderungen an den Transport von Gütern können mitunter sehr unterschiedlich sein. Abbildung 5-27: Zielgruppen und Stakeholder Die Zielgruppen, die von LoS-Konzepten profitieren können u.a. in Infrastrukturbetreiber (Infrastructure Operators) und Transportunternehmen (Transport Companies) unterteilt werden. Infrastrukturbetreiber: • Schienenbetreiber (z.B. ÖBB, GKB, etc.), • Straßenbetreiber (z.B. ASFINAG), • Luftraumkontrolle (z.B. Flughafenbetreiber) und • Wasserstraßenbetreiber (z.B. Via Donau) 59 / 82 Transportunternehmen: • Schiene EVU (z.B. RCA, WLB, GYSEV, etc.), • Straße (z.B. Speditionen, 3rd Party-Logistiker, etc.), • Luft (z.B. AUA Cargo, ) und • Wasser (z.B. DDSG Cargo, etc.) • Intermodal (RCA, Kühne&Nagel, DHL, etc.) Es gibt auch Vereinigungen (Transport Associations) derselben (z.B. Gütertransport Vereinigungen, EVU Vereinigungen, Automobilvereinigungen [z.B. in Österreich ÖAMTC] Wirtschaftskammern aber auch Gewerkschaften etc.; siehe dazu http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Transport_associations). Diese Vereinigungen haben des Öfteren Statuten oder Richtlinien, denen sich die einzelnen Mitglieder unterwerfen. Somit kann eine LoS Definition von diesen Vereinigungen maßgeblich beeinflusst werden (z.B. die schon angesprochene Harmonisierung der Öffnungszeiten von Terminals hängt maßgeblich von der Stellung der Gewerkschaften ab). Das Bildungssystem (Education System) verursacht mitunter beträchtliches, saisonales Verkehrsaufkommen. Pendler (Commuters) tragen ebenfalls dazu bei, dass zu gewissen Tageszeiten im Jahr die Kapazitäten der Infrastruktur höher ausgelastet werden. Generell teilen sich der Güterverkehr (Cargo Transportation) und der Personenverkehr (Passenger Transportation) die Kapazitäten der Infrastruktur. Informationsprovider (Information Providers) finden sich sowohl bei den Infrastrukturbetreibern (entweder direkt oder durch Institutionen wie Central Flight Management Unit (CFMU), Air Navigation Service Providers (ANSP) als auch bei den Transportunternehmen. Technologiehersteller für Navigationssysteme (Provider of Navigation Systems) entwickeln seit einigen Jahren ebenfalls Dienste und Anwendungen, die kostenpflichtig nutzbar sind. Automobilclubs (Automobile Clubs) wie der ÖAMTC sind ebenso kompetente Informationsbereitsteller. Die Politik (Politics) und durch sie die Behörden (Public Authorities) tragen sowohl durch legislative und exekutive Maßnahmen, als auch durch die Bereitstellung von Informationen (z.B. Ö3 Verkehrsredaktion (Radio Stations)), zum Ablauf des Güterverkehrs (Cargo Transportation) bei. Eine Transportleistung bzw. die Umstände, unter denen ein Transport durchgeführt wurde, erfolgt generell auf Veranlassung der Kunden (Customers). Die Transportunternehmer verrechnen Kosten für die erbrachten Dienstleistungen und haben wiederum Abgaben an die Infrastrukturbetreiber zu leisten. Dabei sind Infrastrukturbetreiber heute nicht mehr nur für die Bereitstellung von Infrastruktur verantwortlich, sondern haben sich außerdem dazu verpflichtet, sie so effizient wie möglich einzusetzen. Informationen über den Infrastrukturzustand sind dabei Mehrwertservices, die in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden. 60 / 82 5.2.10 Beispiele Die Kategorie „Beispiele“ kann im Zuge der Spezifikation konkreter LoS Ziele für SC individuell angepasst werden. Die bisherigen Ausführungen in den Punkten 5.2.1 bis 5.2.9 wurden anhand von Beispielen des aktuellen State of the Art näher erläutert. Darunter finden sich Prototypen der ITS FLEET, GO-Smart und DORIS. Als Stakeholder im Bereich Infrastrukturbetreiber wurden für Österreich die ÖBB Infrastruktur Betrieb AG, die ASFINAG, die Austro Control und die VIA Donau identifiziert. Als Integrator im Flugverkehr wurde der Logistikdienstleister DHL exemplarisch angeführt. Abbildung 5-28: Netzwerkausschnitt für die Kategorie Beispiele Im Fall einer mulitmodalen SC-Planung oder –Optimierung können für viele identifizierte Entitäten konkrete und problemspezifische Beispiele gefunden werden. 5.3 Gesamtübersicht der LoS-relevanten Einflussfaktoren in einer multi-modalen Netzwerkansicht Die Expertenmeinungen wurden als Netzwerk, unter Berücksichtigung der Branche, LoS Kategorien und Erwartungshaltung codiert und dargestellt (Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.). Eine Darstellung des entsprechenden *.svg-Files ist im Internet unter http://atlas.arsenal.ac.at/losvegas_expertennetz.html abrufbar. Jeder Experte wurde als Layer per Checkbox ein- bzw. ausschaltbar angelegt. Auf diese Weise können interaktiv die Einzelmeinungen zueinander verglichen werden. Dieses Netzwerk kann, ebenso wie das mulitmodale LoS Netzwerk, ohne Qualitätseinbußen gezoomt werden. In Abbildung 5-29 ist das Netzwerk aller Expertenmeinungen dargestellt, Abbildung 5-30 zeigt eine entsprechende Detaildarstellung der Expertenmeinungen 1 und 2. 61 / 82 Abbildung 5-29: gesamte Expertenmeinungen zu spezifischen Themen, Branchenzugehörigkeit und Erwartungshaltungen 62 / 82 Abbildung 5-30: Detailsicht auf die Experten 1 und 2 63 / 82 6 Empfehlungen Im Folgenden sollen Empfehlungen abgegeben werden, wie mit den Erkenntnissen und dem erstellten Tool gearbeitet werden kann. Dazu werden vorerst Anwendungsgebiete und die möglichen Anwendungsbereiche dargestellt. • Politik: Das entwickelte Tool kann dazu herangezogen werden, um einerseits Subsysteme kennen zu lernen, Netzwerke der Player abzubilden, zielgerichtete Diskussionen zu initiieren und andererseits politische Strategien zu entwickeln. • Ökologie: Im Projekt ILOS (gefördert unter I2VSplus) wurde ein Emissionsmodell auf Basis von FCD und dem neuen HBEFA 3.1 (Handbuch für Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs) entwickelt. Emissionen anderer Verkehrsmodi können im Grunde über ähnliche Schätzungen abgebildet werden, um in ein Informationssystem zu speisen. • Qualitätsmanagement: Die Entwicklung eines multimodalen Qualitätsmanagement-Systems kann durch das Tool unterstützt werden. • Das Tool kann eine Grundlage für Risikoanalysen bilden, indem mögliche Einflüsse pro Transportmodi identifiziert werden. Das Ziel, erstmals einen multimodalen Level of Service für den Güterverkehr wurde mit der Netzwerkdarstellung des Gesamtsystems (multimodaler Güterverkehr) in seinen Kategorien erreicht und ist die erste derartige kompakte Darstellung seiner Art. Akteure, Subsysteme und deren Interaktionen sind repräsentiert. Die Empfehlungen betreffen alle identifizierte 20 Stakeholder bzw. Zielgruppen (vgl. 5.9), aber auch die Fortbildung von Verkehrstelematikern (z.B. Technikum Wien), um zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden und umfassendes Wissen über alle Transportmodi zu vermitteln. Vor allem aber Anbieter von Services und politische Entscheidungsträger können durch die Anwendung der Studie einen Mehrwert generieren und neue Services oder Richtlinien bzw. Verordnungen aufbauend auf den Erkenntnissen in den Vorkapiteln entwickeln. Welche Schritte sind zur Umsetzung des multimodalen LoS im Güterverkehr noch notwendig? • Der multimodale Güterverkehr ist vorwiegend international ausgerichtet, deshalb ist es erforderlich internationale Lösungen anzustreben (Anstoß von Diskussionen internationaler Experten). • Es gibt eine Reihe von nationalen Informationssystemen (Schiene, Straße, Wasser) verschiedener Länder, die verknüpft werden müssen, um internationale Transportketten abdecken zu können. Kunden wollen verschiedene Alternativen für Transporte bewerten, um sich für optimale multimodale Transportrouten zu entscheiden. Dabei kommen folgende Aspekte zum Tragen: 64 / 82 Monetär (Personal, Zeit, Weg, …) Ökologisch (z.B. CO2-Emissionen – werden in Zukunft zwangsläufig monetär bewertet) Zuverlässigkeit (Risikoabschätzung) Sicherheit (Transportversicherung) Fundierte Aussagen sind jedoch für verschiedene Transportmodi aber nur unvollständig ableitbar: • Vor allem auf der Straße gibt es nur sehr wenige Informationen über Reisezeiten! • Infrastrukturbetreiber besitzen zwar Infos über Reisezeiten, Analysen über historische LoS sind den Kunden jedoch nicht zugänglich! • Transportunternehmen sitzen auf einem Datenpool, der anonymisiert herangezogen werden könnte, um die Informationslage wesentlich zu verbessern. Kunden werden jene Transportunternehmer qualitativ höher bewerten, die zuverlässiger sind als andere und noch dazu Kundenservices bieten, die andere nicht haben. Ebenso müssen sich Infrastrukturbetreiber vor Augen führen, dass neben der Preisgestaltung auch weitere Kriterien ausschlaggebend sind, ob ein Transportmodus bevorzugt wird oder nicht (Zuverlässigkeit, etc.) 6.1 Einsatzmöglichkeiten Die vorliegenden Ausführungen zum Thema LoS können in weiterer Folge für nachstehende Zwecke herangezogen werden, bzw. können diese verfeinern und unterstützen: • Planungsleitfaden für Infrastrukturerrichter • Decision-Support-Tool für Management Entscheidungen in den Bereichen o Differenziertere Preisgestaltung für Errichtung Infrastrukturen (z.B. Preisbildung für IBE) o Risikomanagement und Risikoabschätzung o Unterstützung der Vergleichbarkeit von Infrastrukturen o Unterstützung für Abweichungsmanagement und Betrieb • Intermodales Daten- und Verkehrsdatenmanagement [Kummer et al, 2008] • Unterstützung der Kooperation von Stellen (Infrastrukturbetreiber) sowie Gebietskörperschaften öffentlichen von Rechts 65 / 82 Als Beispiele für derzeit bereits in Anwendung befindliche Ansätze sollen im Folgenden Enhanced Tactical Flow Management System (ETFMS), Collaborative Decision Making (CDM) und IT-Tools im Dispositionsmanagement kurz dargestellt werden. Collaborative Decision Making (CDM) ist eine Systemlösung, welche es erlaubt, durch eine vertiefte und optimierte Kooperation zwischen den beteiligten Instanzen einen ablauforientierten Betrieb zu führen. So werden durch den gemeinsamen Zugriff auf Informationen die Kapazitäten des Air Traffic Managements (ATM) besser ausgenützt und besser verteilt. CDM versucht die dezentrale Informationsplanung durch einen gemeinschaftlichen Prozess zu ersetzen. Informationen, die nur einzelne Bereiche (Tower, Approach und Area Control Center, Fluggesellschaften) besitzen, sollen nun auch von den anderen Bereichen, die damit ihre Planung effizienter und einfacher gestalten können, genutzt werden können. Dies setzt einen Informationsfluss voraus. Collaborative Decision Making kann die Abläufe innerhalb des Flughafens verbessern und eine optimale Kooperation zwischen den Instanzen aufbauen, jedoch bildet diese Methode bzw. dieses Projekt keine vollständige Lösung um das steigende Verkehrsaufkommen bewältigen zu können. Zusammen mit anderen Modellen stellt es aber einen guten Ansatz zur Verbesserung des Luftfahrtsystems (vgl. [Morawetz, 2008]). Enhanced Tactical Flow Management System (ETFMS) ist ein System zur Optimierung des Verkehrsflusses und auf dem ehemaligen TACT System aufbaut. Hauptzweck von TACT war es, das auftretende Verkehrsaufkommen mit der vorhandenen Kapazität zu vergleichen und bei Überschreiten Informationen an die zuständigen Fluglotsen weiter zu geben, die dann entscheiden mussten ob eine Regulierung in Kraft treten solle, die durch die Vergabe von Ankunftsslots Verspätungen zur Folge hat. Zusätzlich erhält ETFMS im Vergleich zu TACT Überwachungsdaten (z.B.: Radar-Daten) von den Flugsicherungsorganisationen, Positionsdaten von den Flugzeugbetreibern und meteorologische Daten. ETFMS verwendet diese Daten zum Aktualisieren der vorhandenen Daten aus Flugpläne und der Flusskontrolle. Der Empfang dieser präzisen Echtzeit-Daten ermöglicht ETFMS die derzeitige Position neu zu berechnen und künftige Entwicklung der Flüge vorzusagen. ETFMS bringt sowohl Vorteile im Management von Standardsituation als außergewöhnlichen Bedingungen (vgl. www.eurocontrol.int) unter State-of-the-Art IT-Tools im Dispositionsmanagement berücksichtigen straßenseitig bereits Durchfahrtshöhen, zulässige Gesamtgewichte, Geschwindigkeitslimits und Baustellen. Dies jedoch nur für beschränkte bzw. unvollständig erfasste Gebiete. Die Schließung derartiger Lücken lässt höhere Kosten auf die Anbieter von digitalem Kartenmaterial zukommen, da vielerorts eigene Messfahrzeuge eingesetzt werden, um Straßen digital per GPS zu verorten. Mit der Einbindung von Navigationsgeräteherstellern wird für den Straßenverkehr die Kartengenerierung sukzessive durch die Nutzer selbst unterstützt, indem Positionsdaten entweder Online (Kommunikationskosten!) oder offline am PC zu Hause per Internet übertragen werden können, um große Rohdatenbanken zur Kartenerstellung zu speisen. 66 / 82 Zudem sind überschlägige Berechnungen über den CO2-Ausstoß für eine LKW-Sendung inkludiert, jedoch nur mit Daten von Prüfzyklen unter Laborbedingungen. Mit GPS-Sendern ausgestattete LKW sind im Straßennetz lokalisierbar, der Disponent kann ihn bei Unkenntnis des Zielgebietes bequem per Telefon an seinen Bestimmungsort navigieren. Eine echtzeitfähige Abbildung internationaler Geschwindigkeits- und Verkehrsstärkewerte für transportrelevante Routen sollte mittelfristig angestrebt werden. Als mögliches Problem bei der Anwendung könnten sich die vielen verschiedenen Beteiligten mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Kerngebieten herausstellen, die alle dasselbe Ziel verfolgen: Güterverkehr kostengünstig, verlässlich, ökologisch anzubieten. In der Literatur fehlte gänzlich eine umfassende Sicht des Gesamtsystems, die mit dieser Studie versucht wurde im weitesten Ausmaß auszuarbeiten. Die Erkenntnisse können für Bildungszwecke sowohl von Studenten als auch von Beschäftigten in der Transportlogistik bzw. im Verkehrsmanagement verwendet werden. Dazu wurde wie bereits in Kapitel 5.3 angeführt, eine Webseite zur Darstellung der Faktoren und deren Zusammenhänge im multimodalen Gütertransport erstellt. 6.2 Ausblick Die Indikatorspezifikation für Semantische Netzwerke kann als Wissensbasis für intelligenten Decision Support weiterverwendet werden. Die Werte der Kanten wurden bei diesem Entwicklungsschritt mit 1 initiiert, da keinerlei laufende IT-Systeme, die z.B. Wetterdaten, Verkehrsdaten und Daten weiterer Stakeholder zur zentralen LoS-Klassifikation einsetzen, eingebunden werden konnten. Indikatorwerte als Kantengewichte können geändert werden, je nach Zweck des Analyseschritts. In dieser Studie wurden einige LoS Kategorien von Experten qualitativ bewertet und zur Visualisierung quantitativ codiert. Viele der Knoten, die den Kategorien Zeit und Information angehören, können als Quellen für einen intelligenten Decision Support dienen. Dies trifft aber auch auf Knoten anderer Kategorien zu. Individuelle Prioritäten könnten manuell gesetzt werden und eine Reihe von Knoten könnten als Boole’sche Operatoren in LoS Berechnungen und damit verbundene ETA-Bewertungen einfließen. Dies könnte zur LoS Bewertung einzelner Transporte herangezogen werden, um Risiken bzw. systematische Abweichungen des LoS in der SC-Planung zu berücksichtigen und neue Formen des Tracking&Tracing (T&T) zu entwickeln. Bei der Entwicklung und Einbindung einer derartigen kognitiven Karte zur Berechnung eines LoS auf Basis verfügbarer Attribute können Kantengewichte numerische Werte beinhalten, die aus mathematischen bzw. statistischen Modellen oder auch Neuronalen Netzwerken stammen. Qualitative Attribute können numerisch codiert und ebenso berücksichtigt werden. Das in Pajek modellierte multimodale LoS Netzwerk wurde als skalierbare Vektorgrafik (*.svg) exportiert. Der Vorteil dieses Datenformats ist, dass die Darstellung mit zunehmendem Zoom-Faktor keine Auflösungs- bzw. Schärfeverluste aufweist und in einem Web-Browser dargestellt werden kann. Abbildung 6-1 zeigt einen Screenshot des finalen Netzes. Die Größe der Knoten wird durch die Anzahl der zugehörigen Verbindungen (Vertex degree) bestimmt. Die Farbgebung erfolgte je nach LoS Kategorie nach EN 13816 bzw. Erweiterung. 67 / 82 Am oberen rechten Rand sind die Kategorien als Checkboxen angeführt und können zu- und weggeschaltet werden, wodurch Zusammenhänge einfacher identifiziert und hinterfragt werden können. Die Netzwerkdarstellungen dieser Studie sind dem interessierten Leser unter http://atlas.arsenal.ac.at/LoS_multimodal.html zugänglich. Abbildung 6-1: Multimodales LoS Netzwerk 68 / 82 7 Zusammenfassung In dieser Studie wurde ein multimodaler LoS im Güterverkehr mithilfe der Netzwerkanalyse konzipiert und dargestellt. Im Zuge des Erstellungsprozesses wurden Experten sowohl mittels eines Online-Fragenbogens, als auch durch direkte Experteninterviews eingebunden und für diese Thematik sensibilisiert. Die einzelnen Transportmodi wurden zuerst separiert erfasst und ausgearbeitet, wobei die entstandenen Mind-Maps als direkte Diskussionsgrundlage sowohl im Projektteam als auch im direkten Dialog mit Experten dienten. Basierend auf der EN 13816, „Logistics and Services - Public Passenger Transport“, wurden die Transportmodi des Güterverkehrs abgebildet. Ein wesentlicher Schritt war dabei die Definition einer einheitlichen, modusübergreifenden Terminologie und die Zuordnung zu den in der Norm definierten LoS-Kategorien. Diese Terminologie wurde angesichts der internationalen Ausrichtung multimodaler Transportketten in englischer Sprache gehalten, um für diese Thematik den internationalen Dialog anzustreben. Die mit der Software „Pajek“ abgebildeten Netzwerke einzelner Transportmodi wurden in weiterer Folge fusioniert, um eine Gesamtdarstellung des multi-modalen LoS im Güterverkehr zu erreichen. Die Knoten des Netzwerkes wurden entsprechend der LoS Kategorie zusammengefasst und visualisiert. Für jede Kategorie wurde ein Netzwerkausschnitt dargestellt und entsprechend dem Stand der Technik diskutiert. Zusätzlich wurden relevante Stakeholder von multimodalen Transportketten eingepflegt. Im Gegensatz zur EN 13816, die vorwiegend den Einfluss eines öffentlichen Verkehrssystems zum Personentransport auf die Umwelt berücksichtigt, wurden die einzelnen Transportmodi auch hinsichtlich ihrer Sensibilität auf Umwelteinflüsse betrachtet (z.B. Wettereinflüsse, Umweltauflagen). Mit der Berechnung des Vernetzungsgrades wurde es möglich jene Knoten zu identifizieren, die besonders kritisch bzw. wichtig im LoS Netzwerk sind. Decision Support Systeme erlauben eine realistischere Planung neuer bzw. Optimierung bestehender Transportketten. Der weiteren Entwicklung bzw. Vernetzung von bestehenden Informationssystemen wird in diesem Zusammenhang ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Hinsichtlich unterschiedlicher Transportmodi gibt es derzeit unterschiedliche Entwicklungsstufen transportspezifischer bei Informationssystemen Information. Wichtig ist bzw. bei des der Verfügbarkeitsgrades Analyse bestehender Transportprozesse vor allem die Verfügbarkeit von Daten zu Transportmittel und zugeordnetem Transportgut. Eine frühere Studie unter Prof. Kummer an der WU-Wien [Kummer et al, 2008] zeigte für die Bereiche Industrie, Handel und Transportunternehmen im Straßenverkehr noch erhebliches Entwicklungspotenzial bei der Datenverwaltung und Informationsbereitstellung. 69 / 82 Historische Informationen können dazu betragen einen streckenspezifischen LoS zu bestimmen, was für die Versorgungsplanung und Verhandlung von zugehörigen Verträgen zwischen Anbietern und Kunden (Risikoabschätzung für Abweichungen) eine realistischere Sichtweise als aktuelle, statische Planungsgrößen eröffnet. Im Echtzeitbetrieb können derartige Informationssysteme zu erweiterten T&T-Services führen, die es ermöglichen Abweichungen zum Plan automatisiert zu erkennen und zielgerichtet die Beteiligten einer Transportkette zu informieren, um zeitgerechte Maßnahmen zu setzen. Das Interesse an neuen Entwicklungen wurde in diesen Bereichen nahezu von allen befragten Experten bekundet. 70 / 82 8 Abkürzungsverzeichnis AFTN Aeronautical Fixed Telecommunications Network AIDA Aeronautical Information and Data Handling System Austria AIS Aeronautical Information Service ANSP Air Navigation Service Providers APO Advanced Planner and Analyzer ARNIC Aeronautical Radio Incorporated ARO Air Traffic Services Reporting Office ASTOS Airport Surface-Movement, Tracking, Observation and Control System ATC Air Traffic Control ATM Air Traffic Management ATP Availability to Promise CDM Collaborative Decision Making CFMU Central Flight Management Unit CIP Competitiveness and Innovation Programme CPM Critical Path Method CRM Customer Relationship Management CSL Customer Service Level CSS Customer Satisfaction Surveys DETA Deviation of Estimated Time of Arrival DIFLIS Digital Flight Strip System DORIS Danube River Information System DPM Direct Performance Measurement ERP Enterprise Resource Planning ETA Estimated Time of Arrival ETFMS Enhanced Tactical Flow Management System EVU Eisenbahnverkehrsunternehmen FCD Floating Car Data FIS Flight Information Service FLEET Fleet Logistics Service Enhancement with Egnos and Galileo Satellite GIS Geographic Information System GPRS General Packet Radio Service GPS Global Positioning System HBS Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen HCM Highway Capacity Manual HGV Heavy Goods Vehicle 71 / 82 IBE Infrastruktur Benutzungs-Entgelt ICAO International Civil Aviation Organization IT Information Technology ITS Intelligent Transportation Systems LKW Lastkraftwagen LoS Level of Service MACH Multi Airport Control & Handling System MoT Means of Transport MSS Mystery Shopping Surveys OBU On-Board Unit OE Operative Einheit ÖPNV öffentlicher Personennahverkehr ÖPV öffentlicher Personenverkehr OSM OpenStreetMap PERT Program Evaluation and Review Technique QM Qualitätsmanagement QoS Quality of Service RDS-TMC Radio Data System – Traffic Message Channel RIS River Information System SC Supply Chain SCM Supply Chain Management SITA Société Internationale de Télécommunication Aéronautique SL Service Level SMS Short Message Service SVG Scalable Vector Graphics T&T Tracking & Tracing TG Transport Good TRB Transportation Research Board TU Transport Unit USA United States of America VAS Value Added Services VAS Vienna Air Traffic Control System VLSA Verkehrslichtsignalanlage 72 / 82 9 Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Transportmodi ..........................................................................................10 Abbildung 2-2: Transportmittel .........................................................................................10 Abbildung 2-3: Beispiele für Transportgüter ...................................................................10 Abbildung 2-4: Informationssysteme und ihr Wirkungsbereich im Transportbereich..11 Abbildung 3-1: Verkehrszustände (LoS) im Fundamentaldiagramm (aus [Toplak, 2004]) ..................................................................................................................................15 Abbildung 3-2: Streckenkategorie – Basispreis je Zugkilometer (aus [Hutter, 2004]) © ÖBB Infrastruktur, Garstenauer........................................................................................18 Abbildung 3-3: Beteiligte Organisationen in der Luftfahrt (Kathrin Morawetz, 2008) ..21 Abbildung 4-1: Approaches to deal with large networks [Batagelj and Mrvar, 2007]..24 Abbildung 4-2: Concept Map: LoS Straße ......................................................................26 Abbildung 4-3: Concept Map: LoS Schiene ....................................................................27 Abbildung 4-4: Concept Map: LoS Wasserwege ............................................................28 Abbildung 4-5: Concept Map: LoS Luftwege ..................................................................29 Abbildung 4-6: Netzwerkfusion in Pajek ..........................................................................31 Abbildung 4-7: multimodales LoS Netzwerk – kraftbasierte Transformationen...........32 Abbildung 5-1: LoS VEgAS Expertenbranchen des Güterverkehrs .............................36 Abbildung 5-2: Mitarbeiteranzahl in der Organisation des Experten ............................37 Abbildung 5-3: Bewertungen von LoS Faktoren .............................................................37 Abbildung 5-4: Interesse an Neuentwicklungen .............................................................38 Abbildung 5-5: Auswirkungen der Mauterhöhung ..........................................................38 Abbildung 5-6: Wichtigkeit verkehrstelematischer Dienste............................................39 Abbildung 5-7: Nutzen von Ankunftsprognosen zur Hebung des LoS .........................39 Abbildung 5-8: Netzwerkausschnitt der Kategorie Verfügbarkeit..................................41 Abbildung 5-9: Teilaspekte der Zugänglichkeit (eigene Darstellung) ...........................42 73 / 82 Abbildung 5-10: Netzwerkausschnitt - Kategorie Zugänglichkeit ..................................43 Abbildung 5-11: Netzwerkausschnitt für die Kategorie Zeit ...........................................45 Abbildung 5-12: Netzwerkausschnitt für die Kategorie Information ..............................46 Abbildung 5-13: Verkehrslage von FLEET ......................................................................47 Abbildung 5-14: GO-SMART Webviewer ........................................................................48 Abbildung 5-15: Screenshot des Open Streetmap Graphen – Wien ............................49 Abbildung 5-16: Zusammenspiel der Informationssysteme am Flughafen WienSchwechat (Quelle: Morawetz) ........................................................................................51 Abbildung 5-17: Digitaler Flight Strip (Quelle: DIFLIS) ..................................................52 Abbildung 5-18: Abbild aus dem MACH (Quelle: MACH) ..............................................52 Abbildung 5-19: Flugrouten (barnabu.co.uk) ..................................................................53 Abbildung 5-20: Flugpfade (barnabu.co.uk) ....................................................................53 Abbildung 5-21: Basisstationen DORIS (Quelle: Via Donau) ........................................53 Abbildung 5-22: Taktisches Lagebild des Systems DORIS (Quelle: Via Donau)........53 Abbildung 5-23: Netzwerkausschnitt der Kategorie Kundenservice (Customer Service) ...............................................................................................................................55 Abbildung 5-24: Netzwerkausschnitt der Kategorie Safety & Security .........................56 Abbildung 5-25: Netzwerkausschnitt der Kategorie Umwelt .........................................57 Abbildung 5-26: Beziehungen Umwelteinflüsse und –auswirkungen ...........................58 Abbildung 5-27: Zielgruppen und Stakeholder ...............................................................59 Abbildung 5-28: Netzwerkausschnitt für die Kategorie Beispiele..................................61 Abbildung 5-29: gesamte Expertenmeinungen zu spezifischen Themen, Branchenzugehörigkeit und Erwartungshaltungen.........................................................62 Abbildung 5-30: Detailsicht auf die Experten 1 und 2 ....................................................63 Abbildung 6-1: Multimodales LoS Netzwerk ...................................................................68 Abbildung 12-1: Screenshot des Online-Fragebogens – Teil 1 ....................................81 Abbildung 12-2: Screenshot des Online-Fragebogens – Teil 3 ....................................82 74 / 82 10 Tabellenverzeichnis Tabelle 3-1: LoS-Begriff auf Basis von Dichte und Wartezeit an geregelten und ungeregelten Kreuzungen 15 Tabelle 3-2: LoS-Begriff auf Basis von Dichte und Geschwindigkeit auf Autobahnen 15 Tabelle 3-3: Klassifikation Binnenwasserstraßen 20 Tabelle 4-1: Knotenbezeichnungen – definierte englische Ontologie 33 Tabelle 4-2: erweiterte EN 13816 Kategorien und statistische Zugehörigkeiten der Knoten 34 Tabelle 4-3: Knotengrade (Vertex degrees) 35 Tabelle 5-1: Wetterbedingte Einflüsse auf die Verkehrsträger 58 75 / 82 11 Literaturverzeichnis [Abdel-Aty and Pemmanaboina, 2006] Abdel-Aty M., Pemmanaboina R., CALIBRATIONG A REAL-TIME TRAFFIC CRASH-PREDICTION MODEL USING ARCHIVED WEATHER AND ITS TRAFFIC DATA, IEEE Transactions on Intelligent Transportation Systems, Vol. 7, No. 2 June 2006. 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