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Ein Magazin des Österreichischen Jugendrotkreuzes | E 4,50
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How to be good
(M)eine bessere Welt
Wird die Welt besser oder schlechter?
Zivilcourage: Wann muss ich eingreifen?
Gewalt in der Schule: Peers als Lösung
Fair einkaufen: Bringt das wirklich etwas?
Test: Wie gut bist du?
Downloa d -pac k ag e fü r U n t er r i ch t, R efer at & Pro j ek ta r beit
Schule
Aus der
in die
W
Nie mehr Schule, denken viele nach ihrem Abschluss.
Sanja Biwald ging wieder in die Schule: als Lehrerin.
von simone kremsberger
Fotos: Nadja Meister
Engagierte Lehrer
auf der Leinwand.
Die Klasse
F 2008. Regie:
Laurent Cantet
School of Rock
USA 2003. Regie:
Richard Linklater
Rushmore
USA 1998. Regie:
Wes Anderson
Dangerous Minds
USA 1995. Regie:
John N. Smith
Der Club der toten
Dichter. USA 1989.
Regie: Peter Weir
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enn die Schulglocke läutet, reagieren
die Kinder nicht. Sanja Biwald, die
junge Lehrerin, findet das gut. Sie
hat mit den Schülern ein eigenes
Pausenzeichen vereinbart. Pause ist, wenn die
Arbeit getan ist und die Konzentration nachlässt. Die Pause ist aus, wenn Sanja eine bestimmte Musik spielt.
Doch in letzter Zeit reagieren die Kinder
nicht auf das Pausenzeichen. Über die Ferien
haben sie vergessen, dass sie an ihre Plätze
gehen sollen, wenn die Musik einsetzt, dass
man Zweierreihen bildet, wenn Feueralarm ist
und vieles mehr. Das findet Sanja nicht gut.
„So geht’s nicht. Jetzt gibt’s einen Riesenschimpfer! Die Rituale und Klassenregeln
müssen funktionieren, sonst können wir auch
die lustigen Sachen nicht machen.“ Gern schimpft sie nicht:
„Dann bin ich die keppelnde Lehrerin, das mag ich selber nicht.“
In der Pause halten die Kinder ein Klassentreffen ab. „Ich
komm zurück in die Klasse, und
sie stehen in einer Reihe und sagen im Chor: Es tut uns leid“, erinnert sich Sanja mit einem Lächeln.
„Ich habe gesagt, ich finde es nett, dass ihr
euch entschuldigt – aber am liebsten hätt ich
sie alle umarmt und gesagt: Ihr seid so süß!“
Zu Hause geht’s weiter
Sanja ist gerne Lehrerin – das ist ganz offensichtlich. Die 26-Jährige steht seit drei
Jahren im Beruf, seit zwei Jahren ist sie Klassenlehrerin in einer Volksschule in Wien, ihre
Kids sind in der vierten Klasse. „Es macht mir
Spaß, mit den Kindern zu arbeiten und auf
Lehrausgänge zu gehen.“ Sanja nimmt ihren
Beruf ernst und wendet viel Zeit für die Unterrichtsplanung auf.
„Weniger Spaß macht, dass ich den Beruf
mit nach Hause nehme“, meint Sanja. Wenn
sie aus der Schule kommt, setzt sie sich ins
Arbeitszimmer. „Es gibt immer etwas vorzubereiten.“
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Als sie nach
Österreich kam,
konnte Sanja nur
Ja und Nein auf
Deutsch sagen.
Manch­mal sitzt sie dabei bis Mitternacht.
Motivation hat sie trotzdem. Die holt sie sich
von ihrer „tollen Klasse“, von guter Zusammenarbeit mit den Eltern und positiven Rückmeldungen.
Gute Lehrer sind wichtig
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Die Laufbahn zu
Lehrer für Grundschulen, Haupt-, Sonderund Polytechnische Schulen werden an
Pädagogischen Hochschulen ausgebildet.
Voraussetzung ist die Reifeprüfung an einer
höheren Schule, die Berufsreifeprüfung
oder die Studienberechtigungsprüfung und
der Nachweis körperlicher Eignung. Die
Ausbildung dauert mindestens sechs Semester und schließt mit einer Bachelorarbeit
und dem akademischen Grad „Bachelor of
Education“ ab. Die Ausbildung von Lehrern
für allgemein­bildende höhere Schulen erfolgt an Universitäten. Das Lehramtsstudium dauert mindestens neun
Semester und wird mit dem Master abgeschlossen.
gefeiert, kirchlich mit der Großfamilie in Bosnien. Über 300 Gäste aus beiden Ländern waren bei der traditionellen serbischen Hochzeitszeremonie dabei. „Die Sprache war keine
Barriere, die Leute sind aufeinander zugegangen, haben gefeiert und Kolo getanzt.“ Auch
Sanjas Ehemann interessiert sich für ihre Kultur und lernt ihre Sprache.
An ihrer Volksschule gibt Sanja auch
Stunden für Kinder, die Bosnisch/Kroatisch/
Serbisch als Muttersprache haben. Sie weiß,
dass Förderung der Muttersprache wichtig ist,
dass Kinder, die eine neue Sprache lernen, Geduld, Zeit und Erfolgserlebnisse brauchen. „Ich
musste als Kind Ansagen mitschreiben und
habe sie komplett rot zurückbekommen. Das
würde ich einem Kind nicht antun.“
„Es kommt viel zurück“
Für Sanja bedeutet ihr Beruf „den täglichen Versuch, allen Kindern gerecht zu werden, sie nach ihren Bedürfnissen und Fähig- Lehrer und Schüler
liefern Zündstoff für
keiten zu fördern und zu fordern, ohne sie zu die Literatur.
über- oder unterfordern“. Das heißt: persönliJuli Zeh:
ches Feedback, individuelle Schulübungen, in- Spieltrieb. btb 2006
dividuelle Hausübungen – und viel Arbeit.
Benjamin Lebert:
„Der Beruf nimmt mehr Zeit in Anspruch, Crazy. Kiepenheuer
als auf den ersten Blick sichtbar ist“, meint die & Witsch 2001
Junglehrerin. „Wer Lehrer werden Friedrich Torberg:
Der Schüler Gerber.
will, sollte offen sein, gerne mit dtv 2009 (1930)
Kindern arbeiten, Verantwor- Hermann Hesse:
tung übernehmen und selbst- Unterm Rad. Suhrständig sein. Doch es kommt kamp 2009 (1906)
viel von den Kindern zurück“, Robert Musil: Die
Verwirrungen des
lächelt Sanja. Sie hat noch nie Zöglings Törleß.
bereut, sich nach der Schule Rowohlt 2008
wieder für die Schule ent- (1906)
schieden zu haben. „Ich habe noch immer viel zu
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lernen!“
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Wie wichtig gute Lehrer sind, weiß Sanja
wie alle ehemaligen Schüler aus eigener Erfahrung. Ihre Volksschulzeit war eine Herausforderung. Sie kam mit acht Jahren von Bosnien nach Österreich, musste die zweite
Klasse Volksschule noch einmal beginnen und
konnte nicht mehr Deutsch als „Ja“, „Nein“
und „Hallo“. Weder Lehrer noch andere Schüler verstanden ihre Sprache. „Ich war in meiner niederösterreichischen Schule als Kind mit
Migrationshintergrund eine Ausnahme.“ Die
erste Zeit war schwer. Langsam lernte sie zu
verstehen, konnte sich aber nicht verständigen. „Ich schämte mich für meine Muttersprache.“
Sanja hat es hingekriegt: Sie hat perfekt
Deutsch gelernt und hat auch heute ein gutes
Verhältnis zu ihrer Muttersprache und Kultur.
Für die dreisprachige Kinderzeitschrift „Trio“
arbeitet sie als Redakteurin. Ihre Hochzeit im
Sommer hat sie am Standesamt in Wien
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Wechsel
m Lehrer.
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